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Offener Brief

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<strong>Offener</strong> <strong>Brief</strong> des Club Nr. 12<br />

- der unabhängigen und überregionalen Vereinigung aktiver Bayern-Fans -<br />

an die Botschaft des Staates Katar in Berlin<br />

Botschaft des Staates Katar in Deutschland<br />

H.E. Scheich Saoud bin Abdulrahman Al Thani<br />

Hagenstr. 56<br />

14193 Berlin<br />

München, den 11.12.2017<br />

Sehr geehrter Herr Botschafter,<br />

folgendes Anliegen mag Ihnen zunächst befremdlich vorkommen, wir dürfen Ihnen aber versichern,<br />

dass wir es durchaus ernst meinen: Der Club Nr. 12 ist die unabhängige und überregionale Vereinigung<br />

aktiver FC Bayern-Fans und bittet Sie hiermit um die Zustimmung für ein geplantes Spruchband,<br />

das wir während des Spiels des FC Bayern gegen Borussia Dortmund am 20.12.2017 in der Südkurve<br />

der Münchner Fußballarena präsentieren wollen.<br />

Wir erlauben uns, Ihnen so kurz wie möglich den Hintergrund unserer Anfrage zu erläutern:<br />

Der Vorstand der Club Nr.12 e.V. ist der festen Überzeugung, dass funktionierende Financial Fairplay-<br />

Regeln ein wichtiger Baustein sind, um nachhaltiges Wirtschaften im europäischen Fußball<br />

sicherzustellen. Mit der Vereinsführung des FC Bayern stimmen wir deshalb überein, dass das von der<br />

UEFA angewandte Regelwerk dringend reformiert werden muss. Aus unserer Sicht ist es z.B. nicht<br />

zielführend, die Vereine, die gegen das Financial Fairplay verstoßen, mit Geldstrafen zu belegen.<br />

Für das Champions-League-Spiel des FC Bayern gegen Paris St. Germain vor wenigen Tagen<br />

hat der Club Nr. 12 ein Spruchband vorbereitet mit der Aufschrift:<br />

"@UEFA: FÜR WIEVIEL MIO. KANN MAN SICH VOM FINANCIAL FAIRPLAY FREIKAUFEN?"<br />

Das Spruchband wurde bei der Vereinsführung des FC Bayern angemeldet, die uns daraufhin die<br />

Erlaubnis für die Präsentation während des Spiels erteilte. Dabei hat die Vereinsführung durchaus<br />

das Risiko berücksichtigt, dass die traditionell überempfindliche UEFA-Administration<br />

das Spruchband als Kritik verstehen und mit einer Strafe für den FC Bayern sanktionieren könnte.<br />

Am Vorabend des Spiels wurde der UEFA-Delegation das Spruchband durch den FC Bayern<br />

angekündigt. Der UEFA-Delegierte kündigte daraufhin an, er werde das Spruchband in seinen<br />

Spielberichtsbogen aufnehmen. Dies kann man als Signal werten, dass eine Strafe durch die<br />

UEFA ausgesprochen wird. Die Vereinsführung hat uns am selben Abend noch einmal bestätigt, dass<br />

man dieses Risiko eingehen wird und das Spruchband ausdrücklich erlaubt ist.<br />

Im Laufe des Spieltags kam es jedoch zu einem Stimmungsumschwung beim FC Bayern und wenige<br />

Stunden vor dem Spiel wurde der Club Nr. 12 gebeten, auf die Präsentation des Spruchbands zu<br />

verzichten. Dieser Bitte wollten wir nicht entsprechen. Daraufhin wurde das Spruchband von der<br />

Vereinsführung des FC Bayern verboten und der Einlass ins Stadion mit dem Spruchband verwehrt.<br />

Als Begründung wurde uns mitgeteilt, dass man mit dem Spruchband die Verantwortlichen von Paris<br />

St. Germain verärgern könnte und dies zu vermeiden sei, da man an guten Beziehungen zu Paris St.<br />

Germain interessiert ist.


Zusätzlich erreichten uns allerdings Gerüchte und vage Andeutungen, dass der Inhalt des Spruchbands<br />

von der UEFA an Paris St. Germain weitergegeben wurde. Von dort wurde diese Information angeblich<br />

erneut weitergereicht, so dass daraufhin die katarische Botschaft tätig wurde.<br />

Diese setzte sich, so das Gerücht, mit der Vereinsführung des FC Bayern in Verbindung und soll -<br />

angeblich - damit gedroht haben, dass die Präsentation des Spruchbands durch die Bayern-Fans zu<br />

einer spürbaren Verschlechterung der Beziehungen zwischen Katar und dem FC Bayern führen könnte.<br />

Aus wirtschaftlicher Sicht wäre dies natürlich ein viel größeres Risiko für die FC Bayern München AG als<br />

die Möglichkeit einer vier- oder fünfstelligen UEFA-Strafe. Vermutlich gibt es nicht so viele andere<br />

Flughäfen auf der Welt, die es sich - wie der Hamad International Airport - leisten möchten, mehrere<br />

Millionen Euro pro Jahr für Imagewerbung auf Trikotärmeln einer Fußballmannschaft auszugeben.<br />

Sollten Sie nun verwundert den Kopf schütteln, da niemand in der Botschaft jemals von dem geplanten<br />

Spruchband gehört hat, möchten wir uns für die entstandenen Umstände entschuldigen und wären<br />

Ihnen für eine kurze Antwort sehr dankbar, damit wir uns dafür einsetzen können, dass dieses<br />

– in diesem Fall haltlose - Gerücht nicht weiterverbreitet wird.<br />

Sollten Sie oder einer Ihrer Mitarbeiter allerdings tatsächlich beim FC Bayern interveniert haben,<br />

würden uns die Hintergründe sehr interessieren, da sich uns nicht erschließt, inwieweit der katarische<br />

Staat durch unser Spruchband betroffen ist.<br />

Meinungsfreiheit zählt aus Sicht des Vorstands des Club Nr.12 absolut zum Wertekanon im<br />

europäischen Fußball. Unseren Standpunkt planen wir erneut mit einem Spruchband bei einem<br />

Heimspiel des FC Bayern zu unterstreichen. Für das Pokalspiel des FC Bayern gegen Borussia<br />

Dortmund beabsichtigen wir deshalb ein großes Transparent mit der Aufschrift: "FÜR<br />

MEINUNGSFREIHEIT! IN DER SÜDKURVE, IN NYON, IN DOHA, ÜBERALL!".<br />

Wenn die oben beschriebenen Gerüchte zutreffen und der katarische Staat entscheidenden Einfluss auf<br />

die Genehmigung von Spruchbändern beim FC Bayern nimmt, möchten wir den Entscheidungsprozess<br />

hiermit abkürzen. Sie haben sicher Verständnis dafür, dass es unseren Mitgliedern nicht zumutbar ist,<br />

erneut viele Stunden Freizeit in die Herstellung eines großen Transparents zu stecken, das dann gar<br />

nicht verwendet werden darf.<br />

Wir haben uns deshalb entschieden, auf direktem Weg die Frage an Sie zu richten, ob der katarische<br />

Staat ein Problem mit dem Präsentieren der oben genannten Botschaften hat?<br />

Sollten Sie der Auffassung sein, dass das geplante Spruchband den guten Beziehungen zwischen dem<br />

Staat Katar und dem FC Bayern im Wege steht, wären wir für eine Rückmeldung bis Ende dieser<br />

Woche dankbar. Wir planen mit der Herstellung des Banners am kommenden Wochenende zu<br />

beginnen.<br />

Mit sportlichen Grüßen<br />

Club Nr.12 e.V.<br />

Der Vorstand<br />

Reitknechtstr. 10<br />

80639 München<br />

www.clubnr12.org<br />

vorstand@clubnr12.de

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