10.01.2018 Aufrufe

Texte AR September 2017

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

ERFINDER<br />

Erfinderisches Österreich<br />

Teil fünf unserer Serie über Erfindungen aus Österreich:<br />

Ein besonderes Dorf voller Nonsens-Erfi nder und der Waffenpionier Ferdinand von Mannlicher<br />

stehen diesmal im Mittelpunkt. Text: Judith Schich<br />

Das Dorf der Nonsens-Erfinder<br />

Ferdinand von Mannlicher<br />

FOTOS © NONSEUM / GEMEINDE HERRNBAUMG<strong>AR</strong>TEN WWW.NONSEUM.AT, BEIGESTELLT<br />

Knapp eine Autostunde von Wien entfernt, liegt<br />

im nördlichen Weinviertel Herrnbaumgarten.<br />

Hier zeigen österreichische Erfinder, dass Nonsens<br />

auch sinnvoll sein kann und locken damit jährlich rund<br />

10.000 Besucher an – mit Hutlüftern für den kühlen<br />

Kopf oder einer Zahnspange für die dritten Zähne.<br />

33 Jahre ist es her, dass der Nonsens in Herrnbaumgarten<br />

Einzug gehalten hat. Gemeinsam veranstalteten<br />

fünf junge Erfinder die Erste Österreichische Nonsens-Erfindermesse.<br />

Erwartet wurden 37 Gäste – 5.000<br />

kamen.<br />

Das Nonseum – ganz ohne Vernunft<br />

Zehn Jahre später feierten sie die Eröffnung des Nonseums<br />

- ein weltweit einzigartiges Museum auf mittlerweile<br />

700 Quadratmetern, mit 483,27 epochal unbrauchbaren<br />

Erfindungen. Der ausrollbare Zebrastreifen oder<br />

der halbautomatische Nasenbohrer konkurrieren etwa<br />

mit Sensationsfunden wie der historischen Knopflochsammlung,<br />

freundlich besonnt vom Schirm für Sonnenanbeter.<br />

„Wir üben uns in der hohen Kunst des Augenzwinkerns,<br />

delektieren uns an der wunderbaren Weisheit von Unsinnigem<br />

und helfen mit unseren selbst erdachten Prototypen,<br />

die nutzlosen Erfindungen, die es auf dieser Welt<br />

gibt, zu vermehren – nur absichtlich halt“ , erklären der<br />

Obmann des Vereins zur Verwertung von Gedankenüberschüssen,<br />

Friedl Umschaid, und Nonseumsdirektor Fritz<br />

Gall ihre hintersinnige Vereinsphilosophie.<br />

„Facebook“, „Teller mit<br />

Abfl uss“ oder der „Kinnhaken“<br />

– alles zu sehen im Nonseum<br />

Anregung zum Querdenken<br />

In einer Zeit in der Nützlichkeitsdenken den Alltag bestimmt,<br />

sollen die skurrilen Neuerungen zum Querdenken<br />

anregen. Nach dem Besuch des Nonseums bietet sich<br />

beispielsweise der Ehret-den-Sock‘-Rundwanderweg oder<br />

eine lehrreich-lehmige Kellergassenführung an.<br />

Geöffnet ist das Nonseum von Palmsonntag bis Allerheiligen<br />

– jeweils wochenends und feiertags von 10 bis 18 Uhr<br />

und donnerstags und freitags von 13 bis 18 Uhr. Für Gruppen<br />

ab zehn Personen gibt´s eigene Aufsperrzeiten. Gegen<br />

Aufpreis werden Extraführungen durch die Ausstellung<br />

angeboten.<br />

www.nonseum.at<br />

Es gab in Österreich immer wieder<br />

Erfinder und Konstrukteure von<br />

Waffen. Einer der bedeutendsten ist<br />

Ferdinand von Mannlicher (1848 –<br />

1904), der nach einem technischen Studium<br />

1876 bei der Weltausstellung in<br />

Philadelphia den großen Fortschritt bei<br />

der Waffenherstellung kennenlernte. In<br />

der k. u. k. Armee sollten Repetiergewehre<br />

eingeführt werden und Mannlicher<br />

konstruierte mehrere Modelle mit<br />

verschiedenen Magazinen und Verschlüssen.<br />

Er setzte dabei besonders auf<br />

den Geradezugverschluss, der seinen<br />

Konkurrenten bei der Feuergeschwindigkeit<br />

überlegen war. So entstand das<br />

Gewehr M.95, das ein großer Erfolg<br />

war. Hauptabnehmer war die Armee,<br />

welche die Waffe 1896 einführte.<br />

Gewehr für Weltkriege<br />

Damit zogen die Truppen des Kaisers,<br />

die als einzige Großmacht mit einem<br />

Geradezug-Repetierer ausgerüstet waren,<br />

in den 1. Weltkrieg. Sie konnten<br />

damit, im Verhältnis zu den Gegnern,<br />

schneller schießen. Die Waffe war<br />

lange in Gebrauch und spielte auch<br />

in der Zwischenkriegszeit und im 2.<br />

Text: Helmut Neuhold<br />

Weltkrieg eine Rolle. Mit seinem Verschluss<br />

beeinflusste Mannlicher die<br />

Entwicklung von halb- und vollautomatischen<br />

Waffen bis heute. Durch<br />

die „Paketladung“ war sie außerdem<br />

die feuerstärkste Waffe ihrer Zeit und<br />

später bei „Befreiungsbewegungen“<br />

verschiedener Art sehr beliebt, ehe sie<br />

von der Kalaschnikow abgelöst wurde.<br />

Mannlicher war stets am Puls der Zeit<br />

und begann früh mit der Entwicklung<br />

automatischer Waffen. Auf Basis dieser<br />

Konstruktionen entstanden die erfolgreichen<br />

Steyr-Pistolen. Mannlicher<br />

wurde geadelt, erhielt viele Auszeichnungen<br />

und hatte großen geschäftlichen<br />

Erfolg. Er konnte mit Hilfe des<br />

begabten Otto Schönauer auch sehr<br />

erfolgreich Jagdgewehre produzieren.<br />

Kurz vor seinem 56. Geburtstag starb<br />

er überraschend. Abgesehen von der<br />

Faszination an Mannlichers Erfindergeist<br />

ist der Gedanke erschreckend, wie<br />

viele Menschen durch seine Waffen,<br />

vor allem in Kriegen, getötet wurden.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!