Chronisch kranke Schüler im Schulalltag - netzwerk-ads-leipzig.de
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<strong>Chronisch</strong> <strong>kranke</strong> <strong>Schüler</strong><br />
<strong>im</strong> <strong>Schulalltag</strong><br />
Empfehlungen zur Unterstützung und För<strong>de</strong>rung
Inhalt<br />
2 Einleitung<br />
4 Zielstellung <strong>de</strong>r Handreichung<br />
5 Wer gilt als chronisch krank?<br />
6 Krankheitsbild: Angeborener Herzfehler<br />
7 Krankheitsbild:<br />
Aufmerksamkeits<strong>de</strong>fizit- und<br />
Hyperaktivitätsstörung AD(H)S<br />
8 Krankheitsbild: Schulphobie<br />
9 Krankheitsbild: Schulschwänzen<br />
9 Krankheitsbild: Schulangst (Angststörung)<br />
10 Krankheitsbild:<br />
Anorexie / Anorexia nervosa / Magersucht<br />
(Appetitsverlust o<strong>de</strong>r -vermin<strong>de</strong>rung)<br />
11 Krankheitsbild: Autismus<br />
12 Krankheitsbild: Bor<strong>de</strong>rline-Störung<br />
13 Krankheitsbild: Asthma bronchiale/<br />
Bronchialasthma<br />
14 Krankheitsbild: Bul<strong>im</strong>ie / Bul<strong>im</strong>ia<br />
nervosa / Ess-Brech-Sucht (»Ochsenhunger«)<br />
15 Krankheitsbild:<br />
<strong>Chronisch</strong>es Nierenversagen –<br />
<strong>Schüler</strong> als Dialysepatienten<br />
16 Krankheitsbild:<br />
Diabetes mellitus (»Honigsüßer Durchfluss«)<br />
17 Krankheitsbild: Drogensucht<br />
18 Krankheitsbild:<br />
<strong>Chronisch</strong>-entzündliche Darmerkrankungen<br />
19 Krankheitsbild: Epilepsie/Fallsucht<br />
20 Krankheitsbild:<br />
Leukämie – ALL (akute lymphatische<br />
Leukämie) / T-Zell-Leukämie<br />
22 Krankheitsbild: Mukoviszidose /<br />
Cystische Fibrose (»zäher Schle<strong>im</strong>«)<br />
23 Krankheitsbild:<br />
Neuro<strong>de</strong>rmitis atopica/<br />
atopische Dermatitis/endogenes Ekzem<br />
24 Krankheitsbild: Psychose<br />
25 Krankheitsbild: Rheuma<br />
26 Krankheitsbild:<br />
1. Störung <strong>de</strong>s Sozialverhaltens /<br />
2. Störung <strong>de</strong>s Sozialverhaltens mit<br />
<strong>de</strong>pressiver Störung<br />
27 Abschlussbericht <strong>de</strong>r sächsischen Klinikschulen<br />
zum Projekt »Interklinikschule«<br />
32 Beispielhafe Falldarstellung – Vortrag zum<br />
Krankheitsbild Bor<strong>de</strong>rline-Störung<br />
36 Quellen und Mitarbeit
Einleitung<br />
Der Titel <strong>de</strong>r vorliegen<strong>de</strong>n Broschüre drückt ihr<br />
Anliegen klar aus: Unterstützung und För<strong>de</strong>rung<br />
chronisch <strong>kranke</strong>r <strong>Schüler</strong>innen und <strong>Schüler</strong>.<br />
Bildung und Erziehung sind für <strong>kranke</strong> Kin<strong>de</strong>r<br />
und Jugendliche von beson<strong>de</strong>rer Be<strong>de</strong>utung. Der<br />
Unterricht bietet <strong>de</strong>n <strong>Schüler</strong>innen und <strong>Schüler</strong>n<br />
die Möglichkeit, trotz ihrer Krankheit mit Erfolg<br />
zu lernen. Befürchtungen, in <strong>de</strong>n schulischen<br />
Leistungen in Rückstand zu geraten, wer<strong>de</strong>n vermin<strong>de</strong>rt.<br />
Unterricht kann auch die physische und<br />
psychische Situation <strong>de</strong>r <strong>kranke</strong>n Kin<strong>de</strong>r erleichtern.<br />
Sie können lernen, mit <strong>de</strong>r Krankheit besser<br />
umzugehen. Für Kin<strong>de</strong>r, die lange krank sind, ist<br />
Unterricht eine wichtige Voraussetzung und<br />
Möglichkeit für die Teilnahme am Leben in <strong>de</strong>r<br />
Gemeinschaft.<br />
Die Broschüre soll Handlungs- und Arbeitsgrundlage<br />
sein, insbeson<strong>de</strong>re für die an allgemeinbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />
Schulen tätigen Lehrerinnen und Lehrer,<br />
die chronisch <strong>kranke</strong> Kin<strong>de</strong>r bil<strong>de</strong>n und erziehen.<br />
Ihnen soll geholfen wer<strong>de</strong>n, mit <strong>de</strong>n einzelnen<br />
<strong>Schüler</strong>n in sensibler Weise umzugehen, ihnen<br />
mit <strong>de</strong>m erfor<strong>de</strong>rlichen Verständnis und <strong>de</strong>r angemessenen<br />
Nähe zu begegnen. Und sie erhalten<br />
Hinweise, wie eine chronische Erkrankung ggf.<br />
bereits <strong>im</strong> Vorfeld erkannt wer<strong>de</strong>n kann und<br />
welche pädagogischen und för<strong>de</strong>rpädagogischen<br />
Maßnahmen sinnvoll sein können. Erfolgreich<br />
wird die Schule in ihrem Bemühen aber nur sein,<br />
wenn sie dabei mit <strong>de</strong>n Eltern und <strong>de</strong>r Klinik-<br />
und Krankenhausschule zusammenarbeiten<br />
kann. Auch für ein solches kooperatives Zusammenwirken<br />
bietet die Broschüre Hinweise.<br />
Nach <strong>de</strong>r Klinikentlassung steht vor allen Beteiligten<br />
die verantwortungsvolle Aufgabe <strong>de</strong>r konkreten<br />
schulischen und sozialen Reintegration<br />
<strong>de</strong>s chronisch <strong>kranke</strong>n Kin<strong>de</strong>s. Reintegration<br />
be<strong>de</strong>utet mehr als nur Rückkehr in die Stammschule.<br />
Die meisten Kin<strong>de</strong>r und Jugendlichen benötigen<br />
nach <strong>de</strong>r Entlassung beson<strong>de</strong>re pädagogische<br />
Aufmerksamkeit. Je nach Krankheitsbild<br />
sind langfristige und intensive Bemühungen<br />
notwendig. Interdisziplinäre Zusammenarbeit,<br />
Beratung <strong>de</strong>r Eltern und <strong>de</strong>r Stammschulen<br />
durch die Klinik- und Krankenhausschulen sowie<br />
die Koordination von Hilfesystemen (z. B. Jugendhilfe<br />
und rehabilitative Einrichtungen) sind dafür<br />
unerlässlich.
Für Lehrer <strong>de</strong>r allgemeinbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Schulen, in<br />
die chronisch <strong>kranke</strong> Kin<strong>de</strong>r nach einem Krankenhausaufenthalt<br />
zurückkehren, ist es wichtig<br />
zu wissen, dass schulpädagogische Begleitung<br />
diesen Kin<strong>de</strong>rn und Jugendlichen helfen kann.<br />
So gilt es als unbestritten, dass »… Schule … als<br />
Raum <strong>de</strong>r sozialen Integration eine unvergleichbare<br />
Chance für Kin<strong>de</strong>r und Jugendliche mit<br />
einer chronischen Erkrankung (bietet), in einer<br />
Gemeinschaft leben zu lernen. Erfolgserlebnisse,<br />
nicht nur in Leistungsbereichen, qualifizierte<br />
Schulabschlüsse, Erleben sozialer Kompetenz,<br />
Erfahren von Akzeptanz bei einfühlsamer Begleitung<br />
durch Lehrkräfte und Mitschüler eröffnen<br />
<strong>de</strong>m betreffen<strong>de</strong>n <strong>Schüler</strong> Chancen zur Bewältigung<br />
seiner Lebenssituation.« 1<br />
Je<strong>de</strong>r Schule in Sachsen steht die Broschüre<br />
»Empfehlungen zur Unterstützung und För<strong>de</strong>rung<br />
chronisch <strong>kranke</strong>r <strong>Schüler</strong>innen und <strong>Schüler</strong>«<br />
als Handlungs- und Arbeitsgrundlage zur<br />
Verfügung. Sie soll dazu beitragen, Pädagogen<br />
aller Schularten sowie die Mitarbeiter <strong>de</strong>r<br />
Schulaufsicht für die Belange chronisch <strong>kranke</strong>r<br />
<strong>Schüler</strong> aufzuschließen.<br />
Die Autoren verbin<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>r Veröffentlichung<br />
<strong>de</strong>r Empfehlungen die Hoffnung, dass sie als<br />
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Arbeitshilfe angenommen wer<strong>de</strong>n,<br />
die Verantwortung und Kompetenz aller allgemeinbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />
Schulen in <strong>de</strong>r Bildung<br />
und Erziehung chronisch <strong>kranke</strong>r Kin<strong>de</strong>r und<br />
Jugendlicher stärken,<br />
Anregung und praktische Unterstützung<br />
bieten und<br />
zur Opt<strong>im</strong>ierung <strong>de</strong>r son<strong>de</strong>rpädagogischen<br />
För<strong>de</strong>rung in Sachsen beitragen.<br />
Allen, die am Zustan<strong>de</strong>kommen <strong>de</strong>r Empfehlungen<br />
beteiligt waren, insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>m Projektleiter,<br />
Herrn Prof. Ertle, gilt herzlicher Dank<br />
für die geleistete Arbeit.<br />
1 aus G. Schmitt, Kindheit und Jugend mit chronischer<br />
Erkrankung, Göttingen 1996
Zielstellung <strong>de</strong>r Handreichung<br />
Am Projekt »<strong>Chronisch</strong> <strong>kranke</strong> <strong>Schüler</strong>innen und<br />
<strong>Schüler</strong> an <strong>de</strong>n allgemeinbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Schulen«,<br />
kurz Interklinikschule genannt (siehe Abschlussbericht),<br />
haben insgesamt sieben Schulen an<br />
Kliniken mitgearbeitet (Dres<strong>de</strong>n, Freiburg i. Br.,<br />
Freital/Sachsen, Gelsenkirchen, Her<strong>de</strong>cke/Ruhr,<br />
Leipzig und Tübingen). Die Tätigkeit erstreckte<br />
sich über drei Jahre und wur<strong>de</strong> von <strong>de</strong>r Robert<br />
Bosch Stiftung GmbH als Drittmittelgeber unterstützt.<br />
Die Leitung <strong>de</strong>s Projektes übernahm Herr<br />
Prof. Ertle. Als Schirmherrin für die Klinik- und<br />
Krankenhausschulen Sachsens engagierte sich<br />
Frau Dombois.<br />
Herr Prof. Ertle formulierte folgen<strong>de</strong> Ziele und<br />
Hoffnungen zur Projektarbeit:<br />
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><br />
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><br />
Aus <strong>de</strong>m Projekt »Interklinikschule« sollen<br />
Impulse für die Bewältigung <strong>de</strong>s <strong>Schulalltag</strong>es<br />
chronisch <strong>kranke</strong>r Kin<strong>de</strong>r erwachsen.<br />
Vorschläge, Erwägungen und Empfehlungen<br />
sollten auch als Vorsorge verstan<strong>de</strong>n und<br />
weiterentwickelt wer<strong>de</strong>n.<br />
Das Thema Krankheit und stabilisieren<strong>de</strong><br />
pädagogische Angebote sollte zu einem<br />
selbstverständlichen Anliegen aller Schularten<br />
gemacht wer<strong>de</strong>n.<br />
12 % bis 15 % unserer <strong>Schüler</strong> sind chronisch<br />
krank. Diese Tatsache sollte endlich zu einem<br />
Nach<strong>de</strong>nken in <strong>de</strong>r Lehrerausbildung und in<br />
<strong>de</strong>r Lehrerfortbildung führen.<br />
Daran anknüpfend ergeben sich folgen<strong>de</strong> Gedanken<br />
und Schlussfolgerungen für die Arbeit <strong>de</strong>r<br />
Klinik- und Krankenhausschulen:<br />
Die Arbeit als Lehrer an einer Klinik- und Krankenhausschule<br />
erfor<strong>de</strong>rt neben soli<strong>de</strong>r Unterrichtsarbeit<br />
genaue Kenntnis über das Krankheitsbild <strong>de</strong>r<br />
<strong>Schüler</strong>. Sicherheit <strong>im</strong> Umgang mit <strong>de</strong>n Kranken<br />
sowie die Suche nach schulischen För<strong>de</strong>rmöglichkeiten<br />
sind Herausfor<strong>de</strong>rungen, <strong>de</strong>nen sich je<strong>de</strong>r<br />
Kollege stellen muss. Bewährt hat sich die Zusammenarbeit<br />
mit <strong>de</strong>n He<strong>im</strong>atschulen, in<strong>de</strong>m wir<br />
von diesen Zuarbeit zu Lehrplaninhalten, Informationen<br />
zum Leistungs- und Arbeitsverhalten<br />
<strong>de</strong>r <strong>Schüler</strong> abfor<strong>de</strong>rn. Wir geben bei Entlassung<br />
neben erteilten Stoffgebieten und Zensuren auch<br />
Empfehlungen zum Umgang mit <strong>de</strong>m <strong>Schüler</strong>.<br />
Die Klinik- und Krankenhausschulen Sachsens<br />
können auf eine langjährige gute Zusammenarbeit<br />
von Medizinern und Pädagogen zurückblicken.<br />
Dadurch schulte sich unser Blick für die<br />
Krankheitssymptome, die für die pädagogische<br />
Arbeit in <strong>de</strong>r Schule relevant sind. Das Erstellen<br />
von schnell überschaubaren Übersichten zu häufigen<br />
Krankheitsbil<strong>de</strong>rn erachten viele Kollegen<br />
als beson<strong>de</strong>rs hilfreich. Damit möchten wir die<br />
Lehrer an <strong>de</strong>n He<strong>im</strong>atschulen sensibilisieren,<br />
best<strong>im</strong>mte Details <strong>im</strong> Verhalten ihrer <strong>Schüler</strong><br />
aufzunehmen und sich untereinan<strong>de</strong>r auszutauschen.<br />
Diese Zusammenstellungen erheben<br />
keinen Anspruch auf Vollständigkeit; es wur<strong>de</strong><br />
versucht, nur Wesentliches festzuhalten. Alle Beobachtungen,<br />
die eventuell auf eine Erkrankung<br />
hin<strong>de</strong>uten könnten, sowie das Ergreifen för<strong>de</strong>rpädagogischer<br />
Maßnahmen sollten selbstverständlich<br />
mit Eltern, <strong>Schüler</strong>n, Fachlehrern und<br />
Schulleitern besprochen wer<strong>de</strong>n. Das Hinzuziehen<br />
von Schulärzten, Schulpsychologen, Diagnostiklehrern<br />
und Schulreferenten wäre ebenso notwendig,<br />
um schnelles Han<strong>de</strong>ln zu ermöglichen.<br />
Umfangreiche Informationen zu Krankheitsbil<strong>de</strong>rn<br />
fin<strong>de</strong>t man <strong>im</strong> Internet; Selbsthilfegruppen<br />
sind ebenfalls abrufbar. Bei<strong>de</strong>s sind Möglichkeiten<br />
zur individuellen Fort- und Weiterbildung<br />
und können auch für <strong>Schüler</strong>vorträge, Projektarbeit<br />
sowie für fachübergreifen<strong>de</strong>n und fächerverbin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />
Unterricht genutzt wer<strong>de</strong>n.<br />
Wir freuen uns, <strong>de</strong>n Lehrerinnen und Lehrern<br />
Anregungen und Empfehlungen geben zu<br />
können.
Wer gilt als chronisch krank?<br />
»Als schwerwiegend chronisch krank gilt, wer<br />
sich in ärztlicher Dauerbehandlung befin<strong>de</strong>t<br />
(nachgewiesen durch einen Arztbesuch wegen<br />
<strong>de</strong>rselben Kankheit pro Quartal) und außer<strong>de</strong>m<br />
eines <strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong>n Kriterien erfüllt:<br />
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><br />
Es liegt eine Pflegebedürftigkeit <strong>de</strong>r Pflegestufe<br />
2 o<strong>de</strong>r 3 nach <strong>de</strong>m zweiten Kapitel SGB<br />
XI vor.<br />
Es liegt ein Grad <strong>de</strong>r Behin<strong>de</strong>rung (GdB) von<br />
minestens 60 % nach § 30 BVG o<strong>de</strong>r eine<br />
Min<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Erwerbsfähigkeit (MdE) von<br />
min<strong>de</strong>stens 60 % nach § 56 Abs. 2 SGB VII vor.<br />
Es ist eine kontinuierliche medizinische Versorgung<br />
(ärztliche o<strong>de</strong>r psychotherapeutische<br />
Behandlung, Arzne<strong>im</strong>itteltherapie,<br />
Versorgung mit Heil- und Hilfsmitteln) erfor<strong>de</strong>rlich,<br />
ohne die nach ärztlicher Einschätzung<br />
eine lebensbedrohliche Verschl<strong>im</strong>merung<br />
<strong>de</strong>r Erkrankung, eine Vermin<strong>de</strong>rung<br />
<strong>de</strong>r Lebenserwartung o<strong>de</strong>r eine dauerhafte<br />
Beeinträchtigung <strong>de</strong>r Lebensqualität durch<br />
die aufgrund <strong>de</strong>r Krankheit nach Satz 1 verursachten<br />
Gesundheitsstörungen zu erwarten<br />
ist.« 1<br />
Häufige chronische Erkrankungen<br />
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Arthritis<br />
Asthma bronchiale<br />
Diabetes mellitus<br />
Epilepsie<br />
Fehlen<strong>de</strong> Gliedmaßen<br />
Kardiale Erkrankungen<br />
Körperbehin<strong>de</strong>rungen<br />
Krebserkrankungen<br />
Mukoviszidose<br />
Orthopädische Erkrankungen<br />
Psychische Störungsbil<strong>de</strong>r (z. B. ADHS, Essstörungen,<br />
Angststörungen, Störungen <strong>de</strong>s<br />
Sozialverhaltens, Zwangsstörungen,<br />
drogeninduzierte Psychosen)<br />
Sichelzellenanämie<br />
Sinnesbehin<strong>de</strong>rungen<br />
10 bis 12 % <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r und<br />
15 bis 20 % <strong>de</strong>r Jugendlichen sind chronisch krank<br />
1 Richtlinie zur Defintion »schwerwiegen<strong>de</strong>r chronischer<br />
Krankheiten« <strong>de</strong>s gemeinsamen Bun<strong>de</strong>sausschusses vom<br />
13. Januar 2004
Krankheitsbild: Angeborener Herzfehler<br />
<strong>Chronisch</strong>e Funktionsstörung<br />
Krankheitssymptome Auffälligkeiten in <strong>de</strong>r Schule Pädagogische und för<strong>de</strong>rpädagogische<br />
Maßnahmen<br />
> 1 % Neugeborene mit Herzfehlern<br />
> Bis zu 80 000 Kin<strong>de</strong>r und Jugendliche<br />
haben akute Herzprobleme<br />
> Häufige Herzfehler:<br />
– Unvollständige Trennung <strong>de</strong>r linken<br />
und rechten Herzhälfte sowie <strong>de</strong>s Lungen-<br />
und Körperkreislaufes<br />
– Herzklappenfehler<br />
– Verlagerungen und Verengungen <strong>de</strong>r<br />
herznahen Blutgefäße<br />
> Bei Vorschädigungen am Herzen besteht<br />
Gefahr <strong>de</strong>r bakteriellen Entzündung <strong>de</strong>r<br />
Herzinnenhaut<br />
> Einschnürungen <strong>de</strong>r Hauptschlaga<strong>de</strong>r<br />
> Vorhof- und Kammerschei<strong>de</strong>wand<strong>de</strong>fekte<br />
> Durch Sinken <strong>de</strong>s Sauerstoffgehaltes <strong>im</strong><br />
Blut kommt es zur Blaufärbung von Lippen<br />
und Nägeln<br />
> Beeinträchtigung <strong>de</strong>r Konzentrationsfähigkeit<br />
> Einschränkungen <strong>de</strong>r körperlichen Leistungsfähigkeit,<br />
die individuell sehr unterschiedlich<br />
sind, <strong>Schüler</strong> können sehr<br />
verlangsamt sein<br />
> Bei Einnahme von Entwässerungstabletten<br />
häufige Toilettenbesuche<br />
> Bei größerer körperlicher Beeinträchtigung<br />
häufiges Zuspätkommen zum Unterricht<br />
> Bluthochdruck in Kopf und Armen kann<br />
zu Schmerzen und Übelkeit führen<br />
> Bei Einnahme von Gerinnungshemmern<br />
bluten Wun<strong>de</strong>n sehr lange, Betroffener<br />
kann viele blaue Flecken haben<br />
> Teilnahme am Unterricht und an<br />
außerschulische Aktivitäten unter<br />
Mitnahme <strong>de</strong>s Herzpasses, Eltern kontaktieren,<br />
Info an alle unterrichten<strong>de</strong>n<br />
Lehrer und auch an Mitschüler<br />
> Sichern von Normalität <strong>im</strong> Schulablauf;<br />
dosierte Teilnahme am Sportunterricht,<br />
<strong>Schüler</strong> <strong>im</strong> Sport als Helfer einsetzen<br />
> Auf Konzentrationsprobleme ausgleichend<br />
einwirken, z. B. durch<br />
Gewähren von Auszeiten<br />
> Toilettenbesuche während <strong>de</strong>s<br />
Unterrichts tolerieren<br />
> Bei Fachraumwechsel mehr Zeit gewähren<br />
(Raumplanung beachten)<br />
> Ausführliches Beschreiben und Erläutern<br />
<strong>de</strong>r Handlungen in Notfallsituationen<br />
(Telefonnummern <strong>de</strong>r Eltern und<br />
<strong>de</strong>s Notarztes bereithalten), z. B. bei Verhaltensauffälligkeiten<br />
und bläulich verfärbten<br />
Lippen:<br />
– <strong>Schüler</strong> ansprechen<br />
– Eltern und evtl. Arzt informieren<br />
– Gelernte Atemtechnik anwen<strong>de</strong>n<br />
> An Medikamenteneinnahme und an<br />
Mundhygiene nach Einnahme von Speisen<br />
erinnern<br />
> Biologieunterricht für Aufklärungsarbeit<br />
nutzen<br />
> Hilfsangebote von Lehrern und Mitschülern<br />
organisieren<br />
> Ruhephasen einplanen<br />
> <strong>Schüler</strong> aus Pausengetümmel<br />
herausnehmen<br />
> Bei Verletzungen Notarzt rufen, wenn<br />
erkrankter <strong>Schüler</strong> gerinnungshemmen<strong>de</strong><br />
Medikamente einn<strong>im</strong>mt
Krankheitsbild: Aufmerksamkeits<strong>de</strong>fizit- und<br />
Hyperaktivitätsstörung AD(H)S<br />
Defizite in <strong>de</strong>r Selbststeuerung, Reizwahrnehmung und Reizverarbeitung<br />
Kernsymptome<br />
Krankheitssymptome Auffälligkeiten in <strong>de</strong>r Schule Pädagogische und för<strong>de</strong>rpädagogische<br />
Maßnahmen<br />
Aufmerksamkeitsschwäche:<br />
> Fähigkeit zum Bearbeiten<br />
längerfristiger Aufgaben fehlt<br />
> Gute Konzentration bei<br />
Interesse möglich<br />
> Häufige Vergesslichkeit<br />
Hyperaktivität:<br />
> <strong>Schüler</strong> mit (ADHS) und ohne<br />
Hyperaktivität (ADS)<br />
> Große motorische Aktivität<br />
Impulsivität:<br />
> Mangeln<strong>de</strong> Impulskontrolle<br />
Bei alle Symptomen können die <strong>Schüler</strong><br />
Probleme bei <strong>de</strong>r<br />
> Schlaf-Wach-Regulierung<br />
> Thermoregulierung<br />
> Schmerzregulierung<br />
> Nähe-Distanz-Regulierung und<br />
> Lernstörungen<br />
haben<br />
> Betroffene wer<strong>de</strong>n vor allem durch<br />
akustische und visuelle Reize abgelenkt<br />
> Aufgaben wer<strong>de</strong>n vorzeitig abgebrochen<br />
(Interessenverlust)<br />
> Arbeiten oberflächlich, machen viele<br />
Flüchtigkeitsfehler<br />
> Hausaufgaben fehlen häufig<br />
> Spezifische Lern- und Leistungs<strong>de</strong>fizite<br />
meist <strong>im</strong> feinmotorischen Bereich<br />
> Ausgeprägte Redseligkeit und Lärmen<br />
> Ruhelosigkeit, Herumlaufen, Sich-<br />
Drehen-und-Win<strong>de</strong>n, Zappeln<br />
> Han<strong>de</strong>ln wie getrieben<br />
> Unangenehme Geräusche, sind <strong>im</strong>mer<br />
auf <strong>de</strong>m Sprung<br />
> Stellen extreme Anfor<strong>de</strong>rungen an die<br />
Aufmerksamkeit <strong>de</strong>s Lehrers<br />
> Ablehnung durch Mitschüler<br />
> Vorschnelle <strong>im</strong>pulsive Handlungen in<br />
Schul- und Leistungssituationen<br />
> Impulsiver Arbeitsstil – <strong>Schüler</strong> können<br />
nicht abwarten, unterbrechen<br />
Mitschüler<br />
> Schreien Antworten heraus<br />
> Begeben sich leichtfertig in Gefahrensituationen<br />
> Sind bei erfolglosen Bemühungen leicht<br />
frustriert<br />
> For<strong>de</strong>rungen muss sofort<br />
entsprochen wer<strong>de</strong>n<br />
> Bedürfnisse können nicht zurückgehalten<br />
wer<strong>de</strong>n<br />
> Können Wutausbrüche und unvorhersehbares<br />
Verhalten zeigen<br />
> Starke St<strong>im</strong>mungsschwankungen<br />
> <strong>Schüler</strong> wirken aufgedreht<br />
> Tragen oft keine witterungsgerechte<br />
Kleidung<br />
> Prügeln sich, ohne Schmerz zu<br />
empfin<strong>de</strong>n<br />
> <strong>Schüler</strong> verhalten sich distanzlos<br />
> Schulleistungen liegen unter <strong>de</strong>n intellektuellen<br />
Fähigkeiten <strong>de</strong>r Betroffenen,<br />
oft Abbruch <strong>de</strong>r Schule<br />
> ADHS akzeptieren!<br />
> Wir schaffen es gemeinsam!<br />
> Nicht: »Du musst dich än<strong>de</strong>rn«<br />
> Positive Eigenschaften <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s<br />
erkennen, benennen und stärken<br />
> Freu<strong>de</strong> am Lernen wecken<br />
> Beson<strong>de</strong>rs interessante Unterrichtsgestaltung<br />
> Orientierung an <strong>de</strong>r Individual-,<br />
nicht an <strong>de</strong>r Altersnorm<br />
> Kurze Konzentrationsspannen berücksichtigen<br />
> Kaugummikauen und Kritzeln auf<br />
Heftern tolerieren<br />
> Einfache und klare Strukturvorgaben<br />
> Anfor<strong>de</strong>rungen schrittweise steigern<br />
> Wenige Regeln und Ziele klar, positiv,<br />
erreichbar, <strong>de</strong>m Alter entsprechend und<br />
überschaubar auswählen<br />
> Maßnahmen bei Nichteinhalten mit<br />
<strong>Schüler</strong>n besprechen<br />
> Kleine Erfolge uneingeschränkt loben,<br />
auch je<strong>de</strong> Anstrengung, selbst wenn das<br />
Ergebnis zu wünschen übrig lässt<br />
> Motorische Unruhe übersehen, Ruhephasen<br />
einbauen, Bewegungsdrang<br />
kanalisieren<br />
> Wutanfälle ignorieren<br />
> Möglichkeiten zum Abreagieren schaffen,<br />
aber strukturiert mit vorgegebenem<br />
Anfang und En<strong>de</strong><br />
> Ruhe und Gelassenheit bewahren, sie<br />
senken die Erregung <strong>de</strong>s <strong>Schüler</strong>s und<br />
dienen als positives Vorbild!<br />
> Ausgewogenes Verhältnis von Rücksicht<br />
und For<strong>de</strong>rung<br />
> Aussprachen, wenn Erregungszustand<br />
abgeklungen<br />
> Kraftausdrücke vor <strong>de</strong>m Unterricht<br />
zahlenmäßig begrenzen<br />
> Hand auf die Schulter legen, ruhiges<br />
Zure<strong>de</strong>n<br />
> Das Kind nicht bloßstellen<br />
> Regelmäßiger Kontakt zu allen, die mit<br />
<strong>de</strong>m Kind zu tun haben<br />
> Einheitlicher Erziehungsstil, gleiche<br />
Regeln in <strong>de</strong>r Schule und zu Hause<br />
> Kleine Ämter in <strong>de</strong>r Gruppe heben das<br />
Selbstwertgefühl und dienen zur<br />
Kontrolle <strong>de</strong>r Bewegungsunruhe<br />
> Sich nicht provozieren lassen
Krankheitsbild: Schulphobie<br />
Angststörung<br />
Krankheitssymptome Auffälligkeiten in <strong>de</strong>r Schule Pädagogische und för<strong>de</strong>rpädagogische<br />
Maßnahmen<br />
Trennungsangst von Bezugspersonen<br />
> auf Schule projiziert<br />
> ist Kin<strong>de</strong>rn oft nicht bewusst<br />
> Traumata<br />
Somatische Beschwer<strong>de</strong>n:<br />
> Übelkeit, Kopf- und Leibschmerzen,<br />
Erbrechen<br />
> Appetitstörungen<br />
> Fernbleiben vom Unterricht<br />
> Teilnahmslosigkeit<br />
> Verhaltensauffälligkeit, wie Autoaggression,<br />
Fremdaggression<br />
> Sind Grün<strong>de</strong>, nicht in Schule zu gehen<br />
> Voraussetzung für erfolgreiche Arbeit<br />
ist enge Zusammenarbeit mit Eltern<br />
und Ärzten<br />
> Information über zugrun<strong>de</strong> liegen<strong>de</strong><br />
Störung einholen<br />
> Schulbesuch so bald wie möglich durchsetzen<br />
> Soziale Kompetenz för<strong>de</strong>rn, z. B. durch<br />
Partnerlernen, För<strong>de</strong>rung von Freundschaften,<br />
Organisation von Gruppenarbeit<br />
> Zusammenarbeit zwischen behan<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>m<br />
Arzt und Schularzt<br />
> Frühzeitige Intervention wichtig, rechtzeitige<br />
Erkennung von Symptomen<br />
> Alle Ausweichmanöver <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s<br />
(somatische Beschwer<strong>de</strong>n) strikt unterbin<strong>de</strong>n<br />
> Begleitung in Schule und eventuell in<br />
Unterricht<br />
> Aufklärung <strong>de</strong>r Mitschüler zur Krankheit<br />
nach Einwilligung <strong>de</strong>s <strong>Schüler</strong>s und<br />
seiner Eltern<br />
> Gespräche mit Eltern zur Abklärung<br />
möglicher Ursachen<br />
> Organisation von Aufklärungsgesprächen<br />
zu dieser Erkrankung vor <strong>de</strong>r<br />
Wie<strong>de</strong>reinglie<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s <strong>Schüler</strong>s, evtl.<br />
auch gemeinsame Gesprächsrun<strong>de</strong> mit<br />
<strong>de</strong>m behan<strong>de</strong>l<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Arzt
Krankheitsbild: Schulschwänzen<br />
Folgen von Schulphobie, Schulangst und an<strong>de</strong>ren Ursachen<br />
Krankheitssymptome Auffälligkeiten in <strong>de</strong>r Schule Pädagogische und för<strong>de</strong>rpädagogische<br />
Maßnahmen<br />
> Vermeidung von unlustbesetzten An-<br />
for<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Schule zugunsten von<br />
lustbetonten Verhaltensweisen, wie<br />
Bummeln, Herumstreunen<br />
> Aufenthalt in Spielhallen o<strong>de</strong>r<br />
Kaufhäusern<br />
> Bejahung <strong>de</strong>r Schulverweigerung<br />
> Furcht vor Strafe<br />
> Verwahrlosung<br />
Krankheitsbild: Schulangst<br />
Angststörung<br />
> Kontaktaufnahme zu Sorgeberechtigten<br />
und Jugendamt<br />
Krankheitssymptome Auffälligkeiten in <strong>de</strong>r Schule Pädagogische und för<strong>de</strong>rpädagogische<br />
Maßnahmen<br />
> Angst vor Leistungsversagen<br />
> Emotional bedingte Lernstörungen bzw.<br />
-hemmungen<br />
> Körperliche Gebrechen, um <strong>de</strong>r Schule<br />
fernzubleiben<br />
> Lernschwächen<br />
> Begabungsmängel<br />
> Teilleistungsstörungen<br />
> Mobbing durch Mitschüler<br />
> Bindungsmangel<br />
> Feststellung von Leistungs- und Bega-<br />
bungsmängeln und Teilleistungsstörungen<br />
unter Hinzuziehung eines<br />
Schulpsychologen<br />
> Evtl. Umschulung in weiterführen<strong>de</strong><br />
Einrichtungen<br />
> Schullaufbahn planen<br />
> Empfehlung zur Diagnostik<br />
> Eltern Empfehlungen für soziales<br />
Kompetenztraining geben<br />
> Zusammenarbeit mit Sozialarbeitern<br />
und Vertrauenslehrern bzw. Streitschlichtern<br />
> Nutzung von Weiterbildungen durch<br />
Eltern und Pädagogen
0<br />
Krankheitsbild: Anorexie / Anorexia nervosa /<br />
Magersucht (Appetitsverlust o<strong>de</strong>r -vermin<strong>de</strong>rung)<br />
Essstörung<br />
Krankheitssymptome Auffälligkeiten in <strong>de</strong>r Schule Pädagogische und för<strong>de</strong>rpädagogische<br />
Maßnahmen<br />
> Körpermasse min<strong>de</strong>stens 15 % unter<br />
Norm<br />
> 15 % <strong>de</strong>r Erkrankten sterben<br />
Selbst verursachter Gewichtsverlust:<br />
> Restriktive Form<br />
– Fasten<br />
– Vermei<strong>de</strong>n hochkalorischer Speisen<br />
> Purgative Form<br />
– Erbrechen<br />
– Appetitszügler<br />
– Abführmittel<br />
Krankheitsbild: Wesensverän<strong>de</strong>rung Angeborene<br />
><br />
Herzfehler<br />
<strong>Chronisch</strong>e Funktionsstörung<br />
> <strong>Schüler</strong> wirken abgemagert, tragen<br />
weite Kleidung, um zu kaschieren<br />
> Häufiges Frieren, Konzentrationsprobleme,<br />
<strong>Schüler</strong> sind bei starker Untergewichtigkeit<br />
nur »anwesend« <strong>im</strong><br />
Unterricht, später Leistungsabfall<br />
> <strong>Schüler</strong> fangen an zu rauchen, trinken<br />
viel Wasser und kauen Kaugummi, um<br />
Hunger zu übergehen<br />
> Werfen das Frühstück in <strong>de</strong>n Papierkorb,<br />
beschäftigen sich ständig mit <strong>de</strong>m Essen<br />
(Kalorienzählen)<br />
> Nach Nahrungsaufnahme Aufsuchen<br />
<strong>de</strong>r Toilette<br />
> Herumtragen <strong>de</strong>s gesamten Schulmaterials<br />
> Übermäßiges Bewegen o<strong>de</strong>r Stehen,<br />
intensives Lernen, sehr hoher Leistungsanspruch<br />
bis ungesun<strong>de</strong>r Ehrgeiz<br />
> Sehr dünne Kleidung an kühlen Tagen<br />
> Störung <strong>de</strong>r pubertären Entwicklung > <strong>Schüler</strong>innen wirken kindlich,<br />
und <strong>de</strong>s Wachstums<br />
Ausbleiben <strong>de</strong>r Regelblutung<br />
> Für warme Unterrichtsräume sorgen<br />
> Zum Frühstücken auffor<strong>de</strong>rn<br />
> Kaugummikauen und Rauchen<br />
verbieten<br />
> Keine Diskussion über Kalorienmengen<br />
zulassen<br />
> Keine Toilettenbesuche während <strong>de</strong>r<br />
Stun<strong>de</strong> zulassen<br />
> Exzessiven Sport einschränken<br />
> Übermäßigen Ehrgeiz bremsen<br />
> Achten auf unverkrampftes Sitzen<br />
> Auf warme Kleidung aufmerksam<br />
machen<br />
> Kontrolle von Blumentöpfen und<br />
Mülle<strong>im</strong>ern auf Erbrochenes<br />
> Körperschemastörung<br />
> <strong>Schüler</strong>innen fühlen sich viel zu dick > Realitätsbezug geben<br />
(vor allem an Oberschenkel, Bauch, > Elterngespräche sollten Einweisung in<br />
Gesäß), 2- bis 3-fache Überschätzung <strong>de</strong>r<br />
Körperbreite<br />
eine Klinik bewirken<br />
> Hormonstörungen<br />
> Zunahme <strong>de</strong>r Körperbehaarung (Lanugobehaarung)<br />
, Ausfall <strong>de</strong>s Kopfhaares,<br />
schuppige Haut<br />
> Siehe auch Störung <strong>de</strong>r pubertären<br />
Entwicklung<br />
> Sozialer Rückzug, Aufgeben von Freundschaften,<br />
Ich-Bezogenheit<br />
> Depressive Symptome<br />
> Keine Krankheitseinsicht<br />
> Selbstverletzung meistens durch Ritzen<br />
an <strong>de</strong>n Unterarmen<br />
> Fehlen<strong>de</strong> Ehrlichkeit, Reizbarkeit,<br />
> Verhältnis <strong>de</strong>r Erkrankungen<br />
Mädchen : Jungen = 10 : 1<br />
Auftreten von Zwangshandlungen<br />
> Behandlung von Essstörungen <strong>im</strong><br />
Unterricht<br />
> Erziehung zur Toleranz und För<strong>de</strong>rung<br />
<strong>de</strong>r sozialen Kompetenz, z. B. durch<br />
Partnerlernen, Einsatz als Lernhelfer
Krankheitsbild: Autismus<br />
Tiefgreifen<strong>de</strong> Entwicklungsstörung<br />
(Rückzug in die eigene Gedanken- und Erlebniswelt)<br />
Krankheitssymptome Auffälligkeiten in <strong>de</strong>r Schule Pädagogische und för<strong>de</strong>rpädagogische<br />
Maßnahmen<br />
Zwei Formen von autistischen Störungsbil<strong>de</strong>rn:<br />
1. Frühkindlicher Autismus<br />
(Kanner-Syndrom) und<br />
2. Asperger-Syndrom<br />
Gemeinsame Symptome <strong>de</strong>s Kannerund<br />
Asperger-Syndroms:<br />
> Beeinträchtigung <strong>im</strong> Sozialverhalten,<br />
z. B. Schwierigkeiten, mit an<strong>de</strong>ren zu<br />
kommunizieren<br />
> Kaum Einsatz von M<strong>im</strong>ik und Gestik<br />
> Blickkontakte sind selten und flüchtig<br />
> Unterschie<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Verarbeitung von<br />
Sinneseindrücken<br />
> Unterschie<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Art <strong>de</strong>r Wahrnehmung<br />
und Intelligenz<br />
> Schwierigkeiten in <strong>de</strong>r Interpretation<br />
von Gesagtem<br />
> Scheu vor <strong>de</strong>m Ausdrücken von<br />
Emotionen<br />
Frühkindlicher Autismus<br />
> Häufige Wortwie<strong>de</strong>rholungen<br />
> Verzögerte o<strong>de</strong>r Ausbleiben <strong>de</strong>r<br />
Sprachentwicklung<br />
> Normale Intelligenz bis teilweise<br />
geistige Behin<strong>de</strong>rung<br />
> Freu<strong>de</strong> und Erfolg können nicht mit<br />
an<strong>de</strong>ren geteilt wer<strong>de</strong>n<br />
> Stereotype Verhaltensmuster<br />
> Asperger-Syndrom<br />
> Ich-Bezogenheit<br />
> Hochstilisierte Sprache<br />
> Probleme be<strong>im</strong> Erfassen von Metaphern<br />
> Normale bis hohe Intelligenz,<br />
Hochbegabung<br />
> Koordinationsstörungen<br />
Es können auftreten:<br />
> Unfähigkeit be<strong>im</strong> Aufbau von Freundschaften<br />
zu Gleichaltrigen, häufig<br />
Einzelgänger<br />
> Evtl. Panikreaktionen bei jeglicher Verän<strong>de</strong>rung<br />
> Großes Fixieren auf best<strong>im</strong>mte Objekte,<br />
wie z. B. Schreibutensilien, Türklinken,<br />
Schlüssel<br />
> Aufmerksamkeit auf schulische Dinge<br />
kann dann völlig verlorengehen<br />
> Objekte wer<strong>de</strong>n zweckentfrem<strong>de</strong>t<br />
benutzt<br />
> Eintönigkeit in <strong>de</strong>r St<strong>im</strong>me<br />
> Wutausbrüche, blutige Finger durch<br />
Kratzen, Nägelkauen, Kopfschlagen<br />
> Betasten von Oberflächen<br />
> Freu<strong>de</strong> nur bei Negativerlebnissen<br />
an<strong>de</strong>rer<br />
> Erscheinen pedantisch, überheblich<br />
> Menschen sind nur Objekte<br />
> Verstehen keinen Spaß<br />
> Haben beson<strong>de</strong>re Begabungen und<br />
Interessen, z. B. Auswendiglernen von<br />
Telefonnummern<br />
> Sind meist unsportlich, haben wenig<br />
Geschick, z. B. be<strong>im</strong> Basteln<br />
Für bei<strong>de</strong> Störungsbil<strong>de</strong>r gelten:<br />
> Kontaktför<strong>de</strong>rung sehr vorsichtig und<br />
behutsam vornehmen<br />
> Möglichst wenige Verän<strong>de</strong>rungen <strong>im</strong><br />
Stun<strong>de</strong>nablauf, in <strong>de</strong>r Einrichtung <strong>de</strong>s<br />
Klassenz<strong>im</strong>mers<br />
> Hospitationen auf ein Min<strong>im</strong>um<br />
beschränken<br />
> Toleranz, Ruhe bewahren, vorsichtiges<br />
Rückführen auf schulische Dinge<br />
> Schaffen einer reizarmen Umgebung<br />
> Erwünschtes Verhalten belohnen<br />
> Fehlhandlungen mit <strong>de</strong>m <strong>Schüler</strong><br />
analysieren<br />
> Angemessene Schullaufbahn anstreben<br />
> Keine Berührung, da Überempfindlichkeit<br />
<strong>de</strong>s Tastsinns<br />
> Aufbau von Vertrauen<br />
> Einüben von Handlungen zur Bewältigung<br />
<strong>de</strong>s Alltags<br />
> För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Verständnisses zur<br />
Einhaltung sozialer Regeln
Krankheitsbild: Bor<strong>de</strong>rline-Störung<br />
Emotional instabile Persönlichkeitsstörung<br />
Krankheitssymptome Auffälligkeiten in <strong>de</strong>r Schule Pädagogische und för<strong>de</strong>rpädagogische<br />
Maßnahmen<br />
> Starke St<strong>im</strong>mungsschwankungen<br />
> Probleme be<strong>im</strong> Aufbau bzw. Erhalten<br />
von Beziehungen<br />
Impulsivität und Unberechenbarkeit<br />
auch in selbstschädigen<strong>de</strong>n Bereichen<br />
> Müdigkeit, Labilität, geringe Belastbarkeit,<br />
Antriebsschwäche<br />
> Apathie bei <strong>de</strong>r Arbeit wechselt mit<br />
Gewissenhaftigkeit<br />
> Unausgeglichenheit in <strong>de</strong>r Impulskontrolle<br />
> Schwankungen von normaler St<strong>im</strong>mung<br />
zu <strong>de</strong>pressiven Reaktionen<br />
> Launenhaftigkeit<br />
> Ängstlichkeit<br />
> Ausweichhandlungen, schnelles<br />
Aufgeben<br />
> Angst vor Verlust von Beziehungen bei<br />
gleichzeitiger Grenzaustestung<br />
> > Einerseits schwärmen sie für Drogen,<br />
an<strong>de</strong>rerseits wollen Betroffene von <strong>de</strong>n<br />
Drogen loskommen<br />
> Selbstverletzungen, die oft <strong>de</strong>monstrativ<br />
gezeigt wer<strong>de</strong>n<br />
> Instabile und unangemessen intensive > Zu starke Hingabe an an<strong>de</strong>re o<strong>de</strong>r Angst<br />
zwischenmenschliche Beziehungen<br />
vor Int<strong>im</strong>ität<br />
> I<strong>de</strong>alisierung o<strong>de</strong>r Abwertung,<br />
Manipulierung<br />
> Selbstsucht o<strong>de</strong>r Sorge um an<strong>de</strong>re<br />
> Übertriebene Schuldgefühle o<strong>de</strong>r<br />
Schuldzuweisung an an<strong>de</strong>re<br />
> Häufige und unangemessene Zornaus- > Gereiztheit bei geringen Problemen<br />
brüche, unzureichen<strong>de</strong> Kontrolle<br />
> Weglaufen vor Schwierigkeiten<br />
darüber<br />
> Besch<strong>im</strong>pfungen, Uneinsichtigkeit bei<br />
Kritik<br />
> Arbeitsverweigerung<br />
> Fehlen eines klaren I<strong>de</strong>ntitätsgefühls > Unfähigkeit, sich langfristige und<br />
und Schwierigkeiten <strong>im</strong> Selbstbild<br />
realistische Ziele zu stellen<br />
> I<strong>de</strong>alisieren o<strong>de</strong>r Verdammen von<br />
Personen<br />
> Fehlen aufrichtiger Loyalität<br />
> Nach <strong>de</strong>r Entlassung mit sehr wenig<br />
Unterricht beginnen<br />
> Langsam steigen<strong>de</strong> Belastung<br />
> Häufige Rücksprache mit Eltern und<br />
Therapeuten<br />
> Zuwendung bei realen Ängsten<br />
> Mitgefühl nicht mit Mitleid verwechseln<br />
> Die Aussage: »Ich weiß genau, wie<br />
schlecht du dich fühlst«, führt zur Verstärkung<br />
<strong>de</strong>s Konfliktes<br />
> Persönliche Stellungnahme, die Sorge<br />
ausdrückt, z. B. »Ich mache mir wirklich<br />
Gedanken.«<br />
> Betonung liegt auf <strong>de</strong>n Gefühlen <strong>de</strong>s<br />
Sprechers<br />
> Persönliches Bekenntnis, helfen zu<br />
wollen<br />
> Zu große Vereinnahmung abblocken<br />
> Auf Provokationen nicht eingehen<br />
> Intrigen nicht dul<strong>de</strong>n<br />
> Schuldzuweisungen ignorieren<br />
> Nicht nachgeben bei For<strong>de</strong>rungen<br />
> Viel loben bei guter Arbeit<br />
> Konsequente Strukturierung (versäumter<br />
Stoff muss nachgeholt wer<strong>de</strong>n)<br />
> Keine Schuldzuweisungen o<strong>de</strong>r Strafandrohungen<br />
> Stärkung <strong>de</strong>s Selbstvertrauens<br />
> Aufbau realistischer Ziele<br />
> Stärkung von Willen und Ausdauer<br />
> Anerkennen eines Problems<br />
> Fin<strong>de</strong>n einer Lösung<br />
> Sachliche und neutrale Reaktionen:<br />
»Das ist geschehen … So sehen die Folgen<br />
aus … Das kann ich dazu beitragen …<br />
Was ge<strong>de</strong>nkst du zu unternehmen?«<br />
> Häufig Gefühle von Leere o<strong>de</strong>r<br />
> Nie<strong>de</strong>rgeschlagenheit bei Alleinsein > Zum Tätigsein motivieren<br />
Langeweile<br />
> Tätigsein <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren <strong>Schüler</strong> wirkt als<br />
St<strong>im</strong>ulus
Krankheitsbild: Asthma bronchiale/Bronchialasthma<br />
Eine Form <strong>de</strong>s Asthmas<br />
><br />
><br />
Häufigste chronische Erkrankung <strong>im</strong> Kin<strong>de</strong>salter,<br />
8 bis 10 % <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r und Jugendlichen er<strong>kranke</strong>n<br />
Asthma – griech. = erschwertes Atmen<br />
Krankheitssymptome Auffälligkeiten in <strong>de</strong>r Schule Pädagogische und för<strong>de</strong>rpädagogische<br />
Maßnahmen<br />
> Atemwegseinengung <strong>de</strong>r Luftwege und<br />
Bronchien<br />
> Anfallartige Wie<strong>de</strong>rkehr von Luft- o<strong>de</strong>r<br />
Atemnot<br />
> Krämpfe <strong>de</strong>r Muskulatur in <strong>de</strong>n<br />
Bronchien<br />
> Schwellung <strong>de</strong>r Schle<strong>im</strong>haut<br />
> Bildung von zähem Schle<strong>im</strong><br />
> Auftreten <strong>de</strong>r Anfälle je<strong>de</strong>rzeit möglich<br />
> Erkrankte husten, haben pfeifen<strong>de</strong>s<br />
Atemgeräusch<br />
Ursachen:<br />
Genetische, hormonelle und auch<br />
umweltbedingte Auslöser, wie<br />
> Stress<br />
> Allergene, wie Hausstaub, Tierhaare,<br />
Tabakrauch, Stickoxi<strong>de</strong>, Pollen<br />
> Husten<br />
> Atemnot<br />
> Ängstlichkeit<br />
> Unsicherheit<br />
> Müdigkeit wegen nächtlicher<br />
Asthmaanfälle<br />
> Konzentrationsmangel<br />
> Geringere Leistungsfähigkeit<br />
> Unlust bei sportlicher Betätigung<br />
> Einnahme von Medikamenten auch <strong>im</strong><br />
Unterricht<br />
> Beeinträchtigung, auch wenn keine<br />
Krankheitssymptome auftreten<br />
> Häufige, teilweise auch längere<br />
Fehlzeiten<br />
> Toleranz bei Müdigkeit und Unkonzentriertheit<br />
> Anwendung <strong>de</strong>s Nachteilsaus-<br />
gleiches, z. B.<br />
– Zeitzugaben bei Klassenarbeiten,<br />
– längere Pausen ermöglichen<br />
> Kontrolle <strong>de</strong>r täglich mitzubringen<strong>de</strong>n<br />
Medikamente (Asthmaspray)<br />
> Bei Krankenhausaufenthalten ist die<br />
Organisation von fachlichen Hilfen und<br />
sozialen Kontakten zu sichern<br />
> Be<strong>im</strong> Nachschreiben von versäumten<br />
Klassenarbeiten übermäßigen Stress<br />
vermei<strong>de</strong>n<br />
> Notfallrufnummern bereithalten<br />
> Rauchen in <strong>de</strong>r Nähe <strong>de</strong>s <strong>Schüler</strong>s nicht<br />
zulassen<br />
Handlungen bei Asthmaanfall:<br />
> Ruhe bewahren<br />
> Lippenbremse be<strong>im</strong> Erkrankten<br />
einsetzen lassen<br />
> Entlasten<strong>de</strong> Körperhaltung<br />
> Einnahme von Notfallmedikamenten<br />
> <strong>Schüler</strong> weiter beaufsichtigen<br />
> Eltern informieren<br />
> Falls keine Besserung eintritt, Notarzt<br />
hinzuziehen
Krankheitsbild: Bul<strong>im</strong>ie / Bul<strong>im</strong>ia nervosa /<br />
Ess-Brech-Sucht (»Ochsenhunger«)<br />
Essstörung<br />
Krankheitssymptome Auffälligkeiten in <strong>de</strong>r Schule Pädagogische und för<strong>de</strong>rpädagogische<br />
Maßnahmen<br />
> Heißhungeranfälle mit großer und<br />
schneller Nahrungsaufnahme, nicht<br />
mehr kontrollierbar, ohne Genuss bis<br />
3 500 kcal und mehr<br />
> Schlechtes Gewissen führt zum Selbstauslösen<br />
von Erbrechen, Gefahr von<br />
Aspirationspneumonien<br />
> Essanfälle einmal aller 14 Tage, dann<br />
mehrmaliges Erbrechen<br />
> Dauer <strong>de</strong>r Nahrungsaufnahme bis<br />
1,5 Stun<strong>de</strong>n<br />
> Übersteigerte Angst, extreme Maßnahmen<br />
gegen das Dickwer<strong>de</strong>n<br />
> Einnahme von Abführmitteln und<br />
harntreiben<strong>de</strong>n Substanzen<br />
> Stark gezügeltes Essen zwischen <strong>de</strong>n<br />
Essanfällen<br />
> Mangelernährung führt zu Störungen<br />
<strong>im</strong> Hormon- und Stoffwechselsystem<br />
> Auftreten von Depressionen o<strong>de</strong>r<br />
Angststörungen<br />
> Gesellschaftliche Isolierung, andauern<strong>de</strong><br />
Beschäftigung nur mit <strong>de</strong>r Figur,<br />
ständige Schuld- und Schamgefühle<br />
> Übermäßiges Sporttreiben<br />
> Anorexie und Bul<strong>im</strong>ie gehen manchmal<br />
ineinan<strong>de</strong>r über, oft vorher Anorexie<br />
> Es gibt viele übereinst<strong>im</strong>men<strong>de</strong> Merkmale<br />
(Mischformen), siehe auch<br />
Anorexie!<br />
> Betroffene sind meist normalgewichtig<br />
> 5 % <strong>de</strong>r Jugendlichen er<strong>kranke</strong>n, davon<br />
sind ca. 1 % Jungen betroffen<br />
> Häufige Toilettenbesuche nach <strong>de</strong>m<br />
Essen bzw. aufgrund <strong>de</strong>s Medikamentenmissbrauchs<br />
> Selbstinduziertes Erbrechen führt zu<br />
Verletzungen <strong>de</strong>r Mundhöhle, Magenwandschädigungen,Speiseröhreneinrisse,<br />
Schmerzen bei <strong>de</strong>r Nahrungsaufnahme,<br />
Schwellungen <strong>de</strong>r Ohrspeicheldrüsen,<br />
marmoriertes Gesicht, Zahnschmelz<strong>de</strong>fekte<br />
> 20 % stehlen Nahrungsmittel, d. h.<br />
Bestehlen von Mitschülern und<br />
Erwachsenen, Betroffene wühlen in<br />
Essensresten<br />
> Erhöhte Belastungen und Stress för<strong>de</strong>rn<br />
die Essanfälle, Problembewältigung<br />
geschieht oft über das Essen<br />
> Geringes Selbstwertgefühl, mangeln<strong>de</strong><br />
Selbständigkeit<br />
> Ausbleiben <strong>de</strong>r Regelblutung, Herzmuskelstörungen<br />
und Nierenversagen<br />
möglich<br />
> Exakte Kenntnis über Energiegehalte<br />
verschie<strong>de</strong>nster Nahrungsmittel<br />
> Aufgeben von Freundschaften<br />
> Betroffene verhe<strong>im</strong>lichen ihre Probleme,<br />
schämen sich<br />
> Leben ich-bezogen<br />
> Gute bis sehr gute Sportler<br />
> Gespräch mit <strong>kranke</strong>m <strong>Schüler</strong> und<br />
Eltern suchen<br />
> Krankheitsbild <strong>im</strong> Unterricht behan<strong>de</strong>ln,<br />
Sensibilisierung <strong>de</strong>r Mitschüler<br />
> Zur Erhöhung <strong>de</strong>s Selbstwertgefühls<br />
beitragen, z. B. durch Loben, Anspornen<br />
> För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r sozialen Kompetenz<br />
> Kaloriendiskussionen unterbin<strong>de</strong>n<br />
> Toilettenbesuche während <strong>de</strong>r Stun<strong>de</strong><br />
nicht zulassen<br />
> Kontrolle von Mülle<strong>im</strong>ern und<br />
Blumentöpfen nach Erbrochenem<br />
> Exzessiven Sport einschränken<br />
> Wenn kein Erfolg, dann Empfehlung zur<br />
Überweisung zum Psychologen
Krankheitsbild: <strong>Chronisch</strong>es Nierenversagen –<br />
<strong>Schüler</strong> als Dialysepatienten<br />
Plötzlicher, teilweiser o<strong>de</strong>r vollständiger Ausfall <strong>de</strong>r Nierenfunktion<br />
Krankheitssymptome Auffälligkeiten in <strong>de</strong>r Schule Pädagogische und för<strong>de</strong>rpädagogische<br />
Maßnahmen<br />
> Harn- und Stuhlinkontinenz<br />
> Orthopädische Erkrankungen,<br />
Osteopathie<br />
> Min<strong>de</strong>rwuchs, verzögerte Pubertät,<br />
Ge<strong>de</strong>ihstörungen<br />
> Adipositas (Fettsucht)<br />
> Anämie (Vermin<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s roten<br />
Blutfarbstoffs)<br />
> Hypertonie, Herzerkrankungen<br />
> Infektanfälligkeit<br />
> Hauterkrankungen, Juckreiz, Blutungen<br />
> Sehstörungen, Blindheit<br />
> Motorische und geistige Retardierungen<br />
> Hörstörungen, Taubheit<br />
> Psychische Fehlentwicklungen<br />
> Einschränkung in <strong>de</strong>r Mobilität<br />
> Hausaufgaben wer<strong>de</strong>n aus Zeitmangel<br />
nur teilweise o<strong>de</strong>r gar nicht erledigt<br />
> Emotionale Verän<strong>de</strong>rungen, Zunahme<br />
von Ängsten<br />
> Realitätsverlust<br />
> Schnelle Ermüdbarkeit<br />
> Verlangsamte Denk- und Arbeitsweise<br />
> Fehlzeiten, Lücken <strong>im</strong> Grundlagenwissen<br />
> Optische Wahrnehmungsstörungen<br />
> Sprachstörungen, Sprachauffälligkeiten<br />
> Desinteresse an <strong>de</strong>r Lernarbeit und <strong>de</strong>r<br />
Wissensaneignung<br />
> Aggressive Verhaltensstörungen<br />
> Soziale Konfliktstörungen<br />
> Konzentrationsstörungen<br />
> Motivationsstörungen<br />
> Störung <strong>de</strong>s Selbstwertgefühls und<br />
<strong>de</strong>s Selbstbewusstseins<br />
Gespräche mit betroffenem <strong>Schüler</strong> und<br />
Eltern und Festlegen von Unterstützungsmöglichkeiten,<br />
wie z. B.<br />
> <strong>Schüler</strong>patenschaften<br />
> Aufgaben bei bevorstehen<strong>de</strong>m Krankenhausaufenthalt<br />
mitgeben<br />
> Nutzen von För<strong>de</strong>rstun<strong>de</strong>n<br />
> Arbeitspensum individuell festlegen<br />
> Individuelles Herangehen bei Bewertungen<br />
> Häufiger Metho<strong>de</strong>nwechsel bei <strong>de</strong>r<br />
Stoffvermittlung und Einsatz von<br />
interessanten Lern- und Arbeitsmitteln<br />
> Bei Verschlechterung Schullaufbahnberatung<br />
> Wecken von Kreativität<br />
Nutzen von Unterstützungssystemen,<br />
wie:<br />
> Sozialarbeiter<br />
> Sozialpädagogen<br />
> Ärzte<br />
> Psychosoziale Teams an <strong>de</strong>n Kliniken<br />
> Selbsthilfegruppen<br />
> Elternvereine<br />
> Schwerbehin<strong>de</strong>rtenverbän<strong>de</strong>
Krankheitsbild:<br />
Diabetes mellitus (»Honigsüßer Durchfluss«)<br />
<strong>Chronisch</strong>e Stoffwechselstörung<br />
><br />
><br />
Krankheitssymptome bei Typ 1 und Typ 2<br />
Typ-1-Diabetes: absoluter Insulinmangel, tritt bei Kin<strong>de</strong>rn und Jugendlichen auf<br />
Typ-2-Diabetes: herabgesetzte Empfindlichkeit <strong>de</strong>r Zellen für Insulin; nur bei Jugendlichen mit<br />
Adipositas und Erwachsenen ab 40 Jahren<br />
Krankheitssymptome Auffälligkeiten in <strong>de</strong>r Schule Pädagogische und för<strong>de</strong>rpädagogische<br />
Maßnahmen<br />
> Starkes Durstgefühl, vermehrtes<br />
Wasserlassen,<br />
Gewichtsverlust, Müdigkeit und<br />
Kraftlosigkeit, Hungerattacken<br />
Spätfolgen:<br />
> Gefäßverän<strong>de</strong>rungen, Augenerkrankungen,Nierenerkrankungen,<br />
Herzerkrankungen,<br />
Koma, diabetisches Fußsyndrom,<br />
starker Juckreiz<br />
> Symptome bei Typ-1-Diabetikern entwickeln<br />
sich innerhalb weniger Tage bis<br />
Wochen<br />
> Symptome bei Typ-2-Diabetikern entwickeln<br />
sich in Zeiträumen bis zu<br />
10 Jahren<br />
> Auftreten auch von emotionalen Problemen,<br />
wie Depression, Aggressivität<br />
> Selten schwere psychische Störungen<br />
bis zum Suizidversuch<br />
> Eins von 1 500 Kin<strong>de</strong>rn und Jugendlichen<br />
erkrankt an <strong>de</strong>r Zuckerkrankheit<br />
Bei zu hohem Blutzucker:<br />
> Schulunlust<br />
> Vermin<strong>de</strong>rte Leistungsfähigkeit<br />
> Großes Durstgefühl<br />
> Übelkeit und Bauchschmerzen<br />
(Fehlzeiten)<br />
> <strong>Schüler</strong> atmen schwer, haben Apfelgeruch<br />
<strong>im</strong> Atem<br />
Bei zu niedrigem Blutzucker:<br />
> Unruhe, Hän<strong>de</strong>zittern, krakelige Schrift,<br />
Kopfschmerzen<br />
> Heißhunger<br />
> Konzentrationsschwäche<br />
> Blässe<br />
> Sprachstörungen<br />
> Schwitzen<br />
> Plötzliche Wesensverän<strong>de</strong>rung, wie<br />
Auftreten von Angst, Aggressivität o<strong>de</strong>r<br />
Depression<br />
> Selten Bewusstlosigkeit mit Krämpfen<br />
> Bei massiver Über- o<strong>de</strong>r Unterzuckerung<br />
sofort Arzt rufen<br />
> Griffbereite Telefonnummern <strong>de</strong>s<br />
betreuen<strong>de</strong>n Arztes und <strong>de</strong>r Eltern<br />
> Schweigepflichtentbindung <strong>de</strong>r Eltern<br />
> Bei hyperglykämischem Schock stabile<br />
Seitenlage und Arzt rufen!<br />
> Erst essen, dann messen bei Unterzuckerung<br />
> Zur Aufklärung <strong>de</strong>r <strong>Schüler</strong> Diabetes <strong>im</strong><br />
Unterricht behan<strong>de</strong>ln (auch Vorträge<br />
o<strong>de</strong>r Projekte zur För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Akzeptanz<br />
<strong>de</strong>r Mitschüler)<br />
> Teilnahme an gemeinsamen Unternehmungen<br />
ermöglichen<br />
> Vor und nach <strong>de</strong>m Sportunterricht<br />
sowie bei Auffälligkeiten in <strong>de</strong>r Schule<br />
Blutzucker messen lassen<br />
> Nahrungsaufnahme und Toilettenbesuche<br />
auch während <strong>de</strong>s Unterrichts<br />
gestatten<br />
> Möglichkeiten zur ungestörten Blutzuckermessung<br />
und Insulingabe<br />
schaffen<br />
> Notfallspritze in einem Kühlschrank<br />
(Sekretariat) bereithalten<br />
> Bei stationärer Behandlung (Neueinstellung<br />
<strong>de</strong>r Insulingaben) Unterrichtsmitschriften<br />
sichern und Verbindung<br />
mit <strong>de</strong>m <strong>Schüler</strong> halten<br />
> Gewähren <strong>de</strong>s Nachteilsausgleiches,<br />
z. B. durch Zeitzugaben wegen Unterbrechungen<br />
durch Nahrungsaufnahme
Krankheitsbild: Drogensucht<br />
Störung <strong>im</strong> Zusammenhang mit psychotropen Substanzen<br />
><br />
><br />
><br />
11 % <strong>de</strong>r 15-Jährigen kiffen regelmäßig, 23 % haben bereits Erfahrungen mit <strong>de</strong>r Droge<br />
Wirksamkeit <strong>de</strong>r Droge (Wirkstoff THC) ist fünfmal größer als zu Hippiezeiten<br />
7 % konsumieren Cannabis vor <strong>de</strong>m Unterricht<br />
Krankheitssymptome Auffälligkeiten in <strong>de</strong>r Schule Pädagogische und för<strong>de</strong>rpädagogische<br />
Maßnahmen<br />
> Entwicklung eines Abhängigkeitssyndroms<br />
> Hochgezüchtetes »Powerkraut« führt<br />
zur Steigerung <strong>de</strong>r Zahl von Schwerstabhängigen<br />
mit lebenslangen<br />
psychischen Schä<strong>de</strong>n<br />
> Zwang zur Dosissteigerung<br />
> Entzugserscheinungen bei Reduzierung<br />
o<strong>de</strong>r Absetzung <strong>de</strong>r Droge<br />
> Lebensinhalt nur auf Suchtgebrauch<br />
reduziert<br />
> Suchtstoffmissbrauch trotz körperlicher<br />
und psychischer Schä<strong>de</strong>n<br />
> Eigenkontrolle fehlt o<strong>de</strong>r ist stark herabgesetzt<br />
> Wahnvorstellungen durch Inhalieren<br />
von Haschischrauch<br />
> Wissenschaftler vermuten sogar das<br />
Auslösen von Schizophrenien<br />
> Drogenkonsum tritt meistens zwischen<br />
<strong>de</strong>m 13. bis 18. Lebensjahr auf<br />
> <strong>Schüler</strong> verlassen häufig das Schulgebäu<strong>de</strong>,<br />
um zu rauchen<br />
> Brauchen <strong>de</strong>n nächsten Joint, damit die<br />
nächste Unterrichtseinheit überstan<strong>de</strong>n<br />
wer<strong>de</strong>n kann<br />
> Kommen zu spät o<strong>de</strong>r gar nicht in die<br />
Schule<br />
> Tauschen sich während <strong>de</strong>r Schule über<br />
die Wirkung von Suchtstoffen aus<br />
> Teilnahms- und Interesselosigkeit <strong>im</strong><br />
Unterricht, »Null-Bock-St<strong>im</strong>mung«<br />
> Fehlzeiten in <strong>de</strong>r Schule<br />
> Schulabbruch<br />
> Gedächtnisverlust, beson<strong>de</strong>rs Min<strong>de</strong>rung<br />
<strong>de</strong>s Kurzzeitgedächtnisses,<br />
starker Leistungsabfall<br />
> Antriebsmin<strong>de</strong>rung, Schwächung <strong>de</strong>r<br />
Muskelleistungen, Konzentrationsschwäche,<br />
Kopfschmerzen, Übelkeit<br />
> Wesensverän<strong>de</strong>rungen, z. B. Verhaltensstörungen,<br />
Vernachlässigung gemeinsamer<br />
Unternehmungen, soziale<br />
Isolation, Wechsel <strong>de</strong>s Freun<strong>de</strong>skreises,<br />
Verlust <strong>de</strong>s Selbstwertgefühls, Lügen,<br />
Ausweichverhalten, Diebstähle<br />
> Realitätsverlust<br />
Präventive Maßnahmen bereits <strong>im</strong><br />
Kin<strong>de</strong>salter:<br />
> Erziehung zur Stärkung <strong>de</strong>r<br />
Persönlichkeit, z. B. Sport<br />
> Lernen, mit Problemen umzugehen<br />
> Entwicklung eines gesun<strong>de</strong>n<br />
Selbstwertgefühls<br />
> Schulzufrie<strong>de</strong>nheit schaffen<br />
> Auffälligkeiten <strong>de</strong>s <strong>Schüler</strong>s unter Mitarbeit<br />
aller Lehrer schriftlich festhalten<br />
> Eltern- und <strong>Schüler</strong>gespräche unter<br />
Einbeziehung <strong>de</strong>s Beratungslehrers,<br />
Sozialarbeiters und <strong>de</strong>s Schulleiters<br />
> Aufstellen von Regeln bzw. erneute<br />
Belehrungen zur Hausordnung<br />
(Verbot <strong>de</strong>s Umgangs und <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>ls<br />
mit Drogen)<br />
> Aussprechen von Verwarnungen bei<br />
Zuwi<strong>de</strong>rhandlungen<br />
> Einschalten <strong>de</strong>r Polizei und <strong>de</strong>s Jugendamtes<br />
> Eventuell Einweisung in eine Kin<strong>de</strong>rund<br />
Jugendpsychiatrie<br />
> Drogenentzugsklinik
Krankheitsbild: <strong>Chronisch</strong>-entzündliche<br />
Darmerkrankungen<br />
Krankheitssymptome Auffälligkeiten in <strong>de</strong>r Schule Pädagogische und för<strong>de</strong>rpädagogische<br />
Maßnahmen<br />
Morbus Crohn (MC):<br />
> Entzündung <strong>de</strong>s Magen-Darm-Traktes,<br />
meist am unteren En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Dünndarmes,<br />
alle Wandschichten <strong>de</strong>s Dünndarmes<br />
betroffen<br />
> 150 000 Erkrankte in Deutschland, je<strong>de</strong>r<br />
dritte ist jünger als 18 Jahre<br />
Colitis ulcerosa (CU):<br />
> Entzündung <strong>de</strong>s Dickdarms, 90 000<br />
Erkrankte in Deutschland<br />
> 60 000 Kin<strong>de</strong>r und Jugendliche lei<strong>de</strong>n<br />
an einer entzündlichen Darmerkrankung<br />
MC und CU<br />
Bei<strong>de</strong> Erkrankungen können folgen<strong>de</strong><br />
Symptome haben:<br />
> Schubweises Auftreten von heftigen<br />
Bauchschmerzen<br />
> Blutige und schle<strong>im</strong>ige Durchfälle<br />
> Übelkeit, Appetitlosigkeit, Blähungen,<br />
Völlegefühl<br />
> Gewichtsverlust durch vermin<strong>de</strong>rte<br />
Resorption <strong>de</strong>r Nährstoffe<br />
> Knochenschwund<br />
> Erkrankung ist nicht ansteckend,<br />
Ursachen sind vielfältig, sicher sind<br />
genetische Ursachen<br />
> Oft psychische Probleme wegen großer<br />
Schmerzen, Übelkeit, Durchfälle<br />
> Stress kann zur erneuten Darmentzündung<br />
führen, auch Auftreten von<br />
Hauterkrankungen möglich<br />
> <strong>Schüler</strong> haben längere Fehlzeiten, sind > <strong>Schüler</strong>hilfen organisieren<br />
häufig sehr schlank<br />
> Klasse informieren – Einverständnis <strong>de</strong>r<br />
Eltern erfor<strong>de</strong>rlich<br />
> Eventuell Hausunterricht beantragen<br />
> Gekrümmte Sitzhaltung<br />
> Erhebliche Min<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Leistungsfähigkeit,<br />
Belastbarkeit, Konzentration<br />
> <strong>Schüler</strong> sind sehr wählerisch be<strong>im</strong> Essen<br />
> Spontane Toilettenbesuche, Stuhlgang<br />
lässt sich nicht willentlich kontrollieren<br />
> Kraftlosigkeit, Müdigkeit, oft geringe<br />
Motivation<br />
> Schmerzen be<strong>im</strong> Bewegen, <strong>Schüler</strong><br />
verharmlosen gesundheitliche Probleme<br />
> <strong>Schüler</strong> ziehen sich zurück<br />
> Schämen sich<br />
> Wollen sich z. B. <strong>de</strong>m Schw<strong>im</strong>munterricht<br />
entziehen<br />
> <strong>Schüler</strong> vermei<strong>de</strong>n bei Schmerzen die<br />
Einnahme von Speisen<br />
> <strong>Schüler</strong> ansprechen, Gespräch mit <strong>de</strong>n<br />
Eltern suchen<br />
> Nachteilsausgleich vereinbaren mit<br />
allen Fachlehrern, z. B. Reduzierung von<br />
Leistungsüberprüfungen, Zeitzugaben,<br />
verkürzte Hausaufgaben<br />
> Erinnern an die Einnahme von Tabletten<br />
> Toilettenbesuche während <strong>de</strong>r Stun<strong>de</strong><br />
tolerieren<br />
> Sportlehrer kontaktieren be<strong>im</strong> Auftreten<br />
von Krankheitsschüben<br />
> Benotung je nach Gesundheitszustand<br />
vornehmen (Nachteilsausgleich),<br />
Absprache mit <strong>Schüler</strong> und Eltern<br />
> Toilettenbesuche <strong>de</strong>r Mitschüler sind<br />
unbe<strong>de</strong>nklich<br />
> Teilnahme an gemeinsamen Unternehmungen<br />
ermöglichen<br />
> Telefonnummern von Eltern und<br />
behan<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>m Arzt erbitten
Krankheitsbild: Epilepsie/Fallsucht<br />
Oberbegriff für Elementaranfall und Anfallslei<strong>de</strong>n/Funktionsstörungen <strong>de</strong>s Gehirns<br />
Krankheitssymptome Auffälligkeiten in <strong>de</strong>r Schule Pädagogische und för<strong>de</strong>rpädagogische<br />
Maßnahmen<br />
Epileptische Anfälle treten nur sporadisch<br />
auf, wer<strong>de</strong>n oft nur durch Dritte wi<strong>de</strong>rgespiegelt,<br />
dramatisiert und sind mit<br />
Angst- und Abwehrreaktionen verbun<strong>de</strong>n.<br />
> Fokale (begrenzte) o<strong>de</strong>r generalisierte<br />
(ausbreiten<strong>de</strong>) Anfälle<br />
> Absencen (Abwesenheiten)<br />
> Oft mit Bewusstseinseinschränkung,<br />
-verlust<br />
> Mit motorischen Störungen (Muskelzucken<br />
einzelner Körperteile o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s<br />
gesamten Körpers, plötzliche Stürze)<br />
> Mit Empfindungsstörungen (die Sinne<br />
betreffend, z. B. Kribbeln, verän<strong>de</strong>rter<br />
Geschmack, Kälte o<strong>de</strong>r Wärme, Halluzination,<br />
Schwin<strong>de</strong>l, Einschränkung <strong>de</strong>s<br />
Gesichtsfel<strong>de</strong>s)<br />
> Mit Störungen <strong>de</strong>r Körperfunktionen<br />
– Frösteln,<br />
– Schweißausbrüche,<br />
– Herzklopfen<br />
– Speichelfluss, Übelkeit<br />
> Mit psychischen Symptomen, z. B.<br />
Störungen <strong>de</strong>s Selbstwertgefühls und<br />
<strong>de</strong>r Motivation, emotionale Verän<strong>de</strong>rungen<br />
> Vermin<strong>de</strong>rte Aufmerksamkeit und<br />
Konzentration<br />
> Verlangsamung, Zeitvorgaben wer<strong>de</strong>n<br />
nicht eingehalten<br />
> Geringe Ausdauer<br />
> Zunehmen<strong>de</strong> Müdigkeit und Abgespanntheit<br />
> Kopfschmerz<br />
> Gleichgewichtsprobleme<br />
> Sprachstörungen<br />
> Unleserliche Schrift<br />
> Fehlen<strong>de</strong> Abschnitte in <strong>de</strong>n Aufzeichnungen,<br />
z. B. in Diktaten<br />
> Orientierungsprobleme<br />
> Auffälligkeiten durch epileptischen<br />
Anfall selbst, lange Fehlzeiten durch<br />
Krankenhausaufenthalte und Nebenwirkungen<br />
<strong>de</strong>r Medikamente<br />
> Verhaltensauffälligkeiten durch psychosoziale<br />
Belastungen und das Verhalten<br />
<strong>de</strong>r Umwelt, wie Reizbarkeit, Wutausbrüche,<br />
Introvertiertheit, unmotiviertes<br />
Lachen, Schreien, Herumlaufen<br />
> Zuwendung und Hilfe, wenn erfor<strong>de</strong>rlich<br />
und gewünscht<br />
> Nachteilsausgleich mit allen Erziehungsträgern<br />
beschließen, z. B. Zeitzugaben<br />
in Prüfungen, Schulzeitverlängerung<br />
> Keine Ausgrenzung bei schulischen und<br />
außerschulischen Veranstaltungen<br />
(Sport, Ausflüge, Fahrten und Landhe<strong>im</strong>aufenthalte)<br />
> Soziales Kompetenztraining<br />
> Info an Lehrer und Mitschüler unter<br />
Beachtung <strong>de</strong>s Datenschutzes<br />
> Hilfe bei sozialer Integration<br />
> Nach vorn setzen, öfter ansprechen<br />
> Keine Überbehütung<br />
> Vermeidung anfallsbegünstigen<strong>de</strong>r<br />
Faktoren, z. B. Stress, Lichtflackern, Lärm<br />
> Gewährung zusätzlicher Pausen<br />
> Klassenarbeiten und Prüfungen möglichst<br />
am Morgen, außer bei Aufwachepilepsien<br />
> Mehr mündliche als schriftliche Überprüfungen<br />
> Aussetzung <strong>de</strong>r Zensierung bei gesundheitlichen<br />
Problemen<br />
> Nutzen außerunterrichtlicher Hilfen<br />
wie SPZ, Beratungsstellen, Arbeitsamt,<br />
Psychologen
0<br />
Allgemeinsymptome<br />
bei<strong>de</strong>r Erkrankungen<br />
Krankheitsbild: Leukämie – ALL (akute lymphatische<br />
Leukämie) / T-Zell-Leukämie<br />
><br />
Anämie<br />
Granulozytopenie<br />
Thrombozytopenie<br />
bösartiger Tumor – Sammelbezeichnung für bösartige Entartung und<br />
Reifestörung <strong>de</strong>r weißen Blutzellen<br />
Krankheitssymptome Auffälligkeiten in <strong>de</strong>r Schule Pädagogische und för<strong>de</strong>rpädagogische<br />
Maßnahmen<br />
> Fieber<br />
> Gewichtsabnahme<br />
> Knochenschmerzen<br />
> Abgeschlagenheit<br />
> Blässe<br />
> Müdigkeit<br />
> Appetitlosigkeit<br />
> Schlappheit, Müdigkeit<br />
> Herabgesetzte Konzentrationsfähigkeit<br />
und Aufmerksamkeitsdauer<br />
> Arbeitstempo gering<br />
> Vermin<strong>de</strong>rte Aufmerksamkeit,<br />
geringes Arbeitstempo<br />
> Ausweichverhalten<br />
> Kraftlos, schnell ermü<strong>de</strong>nd<br />
> Infektion<br />
> Anfälligkeit<br />
> Gefühl <strong>de</strong>r Isolation<br />
> Petechien, Purpura (kleine<br />
Hautunterblutungen)<br />
> Nasenbluten<br />
> Hämatome<br />
> Kleine Hautunterblutungen sind<br />
sichtbar<br />
> Blaue Flecken (Beobachtung durch<br />
Sportlehrer an <strong>de</strong>r He<strong>im</strong>atschule)<br />
> Kürzere Unterrichtsabschnitte mit<br />
Erholungsphasen, Spiele, Witze und<br />
Lie<strong>de</strong>r<br />
> Gedächtnistraining<br />
> Auf gera<strong>de</strong> Sitzhaltung achten<br />
> Ständige Motivierung<br />
> Abwechslungsreiche Unterrichtsgestaltung<br />
und optische Unterstützung<br />
durch Bildmaterialien<br />
> Kurze Unterrichtsabschnitte mit<br />
Erholungsphasen, schriftliche Arbeiten<br />
verkürzen (Kopien, Arbeitsblätter)<br />
> Schutzmaßnahmen u. a. vor Erkältungskrankheiten<br />
<strong>de</strong>r Mitschüler und Lehrer<br />
> Kontakte mit He<strong>im</strong>atschule<br />
organisieren<br />
> Telefonate, Briefe<br />
> Im Bett sitzend unterrichten, abhängig<br />
von konkreten Blutwerten<br />
> Hän<strong>de</strong> nicht fest drücken<br />
> Vermeidung von Stoßverletzungen
Organinfiltration<br />
Krankheitssymptome Auffälligkeiten in <strong>de</strong>r Schule Pädagogische und för<strong>de</strong>rpädagogische<br />
Maßnahmen<br />
> Lymphknotenschwellungen<br />
> Leber- und Milzvergrößerung<br />
> Gelenkbeschwer<strong>de</strong>n<br />
Neurologische Ausfälle<br />
> Sehstörungen<br />
> Hörstörungen<br />
> Krampfanfälle<br />
> Erbrechen, Übelkeit<br />
> Kopfschmerzen<br />
Ziel:<br />
><br />
><br />
><br />
> Versagensängste<br />
> Vergesslichkeit<br />
> Herabgesetzte Aufnahmefähigkeit<br />
Bei T-Zell-Leukämie treten außer<strong>de</strong>m<br />
folgen<strong>de</strong> Auffälligkeiten auf:<br />
> Ungeschicklichkeit be<strong>im</strong> Schreiben<br />
> Beeinträchtigung <strong>de</strong>r Motorik<br />
> Depressive St<strong>im</strong>mung<br />
> Unruhe, Ängste<br />
> Ständige Wie<strong>de</strong>rholungen<br />
> Festigungsübungen<br />
> Organisation <strong>de</strong>s schülerzentrierten<br />
Arbeitens<br />
> Verständnis für Unruhe und<br />
Aufgeregtheit<br />
> Ablenkung durch Gespräche,<br />
Literaturangebote<br />
> Vorlesen<br />
Organisation <strong>de</strong>s Nachteilsausgleichs – Absprache mit <strong>de</strong>r He<strong>im</strong>atschule/SL (mit Helferkonferenzen)<br />
Frühzeitiges Einleiten zum Verfahren zur Feststellung son<strong>de</strong>rpädagogischen För<strong>de</strong>rbedarfs/<br />
integrative Beschulung<br />
Rechtzeitiges Beantragen von Hausunterricht während <strong>de</strong>r Therapiepausen bei <strong>de</strong>r SBA und <strong>de</strong>m<br />
Schulleiter <strong>de</strong>r He<strong>im</strong>atschule
Krankheitsbild: Mukoviszidose / Cystische Fibrose<br />
(»zäher Schle<strong>im</strong>«)<br />
Autosomal rezessive Erbkrankheit – unheilbare Stoffwechselerkrankung<br />
><br />
Ursache: Mutation <strong>de</strong>s CFTR-Gens auf <strong>de</strong>m langen Arm <strong>de</strong>s Chromosoms Nr. 7<br />
Krankheitssymptome Auffälligkeiten in <strong>de</strong>r Schule Pädagogische und för<strong>de</strong>rpädagogische<br />
Maßnahmen<br />
Fehlfunktion bis Funktionsausfall sämtlicher<br />
Schle<strong>im</strong>drüsen (Speicheldrüsen,<br />
Bronchien, Bauchspeicheldrüse, Dünndarm,<br />
Drüsen <strong>de</strong>s Samenleiters)<br />
Wirkungen <strong>im</strong> Verdauungssystem:<br />
> Ge<strong>de</strong>ihstörungen <strong>im</strong> Säuglingsalter<br />
> Durchfall<br />
> Darmverschluss<br />
> Massive Fettstuhlentleerung<br />
> Untergewichtigkeit<br />
> Darmvorfall<br />
> Leberzirrhose<br />
> Leberversagen<br />
> Diabetes Typ 2<br />
> Gewichtsverringerung<br />
> Häufiges Erbrechen<br />
> <strong>Chronisch</strong>e Bauchspeicheldrüsenentzündung<br />
> Infektanfälligkeit<br />
> Bauchschmerzen<br />
> Blähungen<br />
Wirkungen <strong>im</strong> Bronchialsystem:<br />
> Große Infektanfälligkeit <strong>de</strong>r bronchialen<br />
Organe<br />
> Schweres Abhusten <strong>de</strong>s zähen Bronchialsekrets<br />
> Ansie<strong>de</strong>ln aggressiver Krankheitske<strong>im</strong>e<br />
> Häufige und schwere Lungenentzündungen,<br />
Lungenblutung<br />
> Vernarbung <strong>de</strong>s Lungengewebes<br />
> Geringe Vitalkapazität und Elastizität,<br />
Atemnot, <strong>im</strong> späten Stadium Pneumothorax,<br />
Tod<br />
> Herzschmerzen<br />
> Gestörter Gasaustausch<br />
> Leistungsmin<strong>de</strong>rung, schnelle<br />
Ermüdbarkeit<br />
> Depressionen und Magersucht sind<br />
möglich<br />
> Ein <strong>kranke</strong>s Neugeborenes auf 2 000 bis<br />
3 000 Geburten<br />
> Durchschnittsalter z. Z. 18 Jahre<br />
> Max<strong>im</strong>ale Lebenserwartung 40 Jahre<br />
> Je<strong>de</strong>r 20. ist Erbträger<br />
> <strong>Schüler</strong> sind meist klein und untergewichtig<br />
> Häufige Toilettenbesuche<br />
> Näseln<strong>de</strong> Aussprache<br />
> Hustenattacken mit zähem Auswurf<br />
sowie Bauch- und Herzschmerzen<br />
können zur Übermüdung führen<br />
> Vermin<strong>de</strong>rte Konzentrationsfähigkeit<br />
> Verdrängen die Erkrankung, nehmen<br />
ihre Tabletten nicht ein<br />
> Kaschieren häufig Fehlzeiten durch<br />
meist großen Ehrgeiz<br />
> Viele Fehlzeiten entstehen durch<br />
Krankenhausaufenthalte und Infektanfälligkeit<br />
> Verfügen über wenig Freizeit durch<br />
Physiotherapie<br />
> <strong>Schüler</strong> müssen regelmäßig hochkalorische<br />
Nahrung zu sich nehmen<br />
> Schnelle Ermüdbarkeit<br />
> Wer<strong>de</strong>n von Mitschülern abgelehnt<br />
wegen <strong>de</strong>s Hustens und <strong>de</strong>r Blähungen<br />
> Können dissoziale Verhaltensweisen<br />
zeigen<br />
> <strong>Schüler</strong> auch in <strong>de</strong>r Stun<strong>de</strong> essen und<br />
auf die Toilette gehen lassen<br />
> Wegen Infektgefahr möglichst eigene<br />
Toilette organisieren<br />
> Netzwerk zur allseitigen Unterstützung<br />
installieren, z. B. Streckungsjahr zur<br />
normalen Schulzeit<br />
> Möglichst Teilnahme an gemeinsamen<br />
Unternehmungen mit <strong>de</strong>r Klasse<br />
organisieren<br />
> Zeit zum Inhalieren geben<br />
> Toleranz bei fehlen<strong>de</strong>n Hausaufgaben<br />
> Kontakte und Hilfestellungen bei<br />
Krankenhausaufenthalten organisieren<br />
> Krankenhausbesuche von Klassenlehrer<br />
und Mitschülern<br />
> Teilnahme an Abschlussprüfungen auch<br />
<strong>im</strong> Krankenhaus möglich, Kontakte zur<br />
Klinikschule aufbauen<br />
> Nachteilsausgleich wegen schneller<br />
Ermüdbarkeit, z. B. durch Ruhezeiten<br />
während <strong>de</strong>r Abschlussprüfungen
Krankheitsbild: Neuro<strong>de</strong>rmitis atopica/<br />
atopische Dermatitis/endogenes Ekzem<br />
Allergisch-chronische Hauterkrankung<br />
Krankheitssymptome Auffälligkeiten in <strong>de</strong>r Schule Pädagogische und för<strong>de</strong>rpädagogische<br />
Maßnahmen<br />
> 5 bis 10 % <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r und Jugendlichen<br />
er<strong>kranke</strong>n, Auslöser <strong>de</strong>r Erkrankung sind<br />
nicht sicher bekannt, genetische Fak-<br />
toren sowie best<strong>im</strong>mte Umwelteinflüsse<br />
gelten als wahrscheinlich<br />
> Produktion von Hautfett eingeschränkt<br />
durch Gen<strong>de</strong>fekt<br />
> Krankheit ist nicht ansteckend, nicht<br />
heilbar, aber behan<strong>de</strong>lbar<br />
> Haut ist sehr empfindlich, trocken und<br />
anfällig gegenüber Infektionen<br />
> Reizung <strong>de</strong>r Haut durch mechanische<br />
o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Umweltfaktoren<br />
> Starker, quälen<strong>de</strong>r Juckreiz führt zu<br />
rissiger Haut, weiter zu Ekzemen, die<br />
häufig nässen und stark gerötet sind<br />
> Kratzen verschl<strong>im</strong>mert das Krankheitsbild<br />
> Typische Stellen erkrankter Haut sind<br />
Hals und Gesicht, Armbeugen, Kniekehlen<br />
> In <strong>de</strong>r Pubertät sind die Ekzeme häufig<br />
nur noch an Hän<strong>de</strong>n und Füßen vorhan<strong>de</strong>n<br />
> Neuerkrankungen bei Kleinkin<strong>de</strong>rn,<br />
Jugendlichen o<strong>de</strong>r Erwachsenen<br />
> Erkrankung tritt meist in Schüben auf,<br />
ohne erkennbaren Grund<br />
> Betroffene können auch an Heuschnupfen,<br />
Asthma bronchiale und Allergien<br />
lei<strong>de</strong>n<br />
> Müdigkeit durch nächtlichen Juckreiz,<br />
geringere Konzentration, insbeson<strong>de</strong>re<br />
bei schweren Schüben<br />
> <strong>Schüler</strong> kratzen sich, können sich selbst<br />
kaum kontrollieren, <strong>Schüler</strong> lei<strong>de</strong>n unter<br />
ihrem Aussehen, fühlen sich sozial ausgegrenzt<br />
> Bei erhöhtem Stressfaktor können<br />
Ausschlagsschübe entstehen, tritt meist<br />
vor Weihnachten auf<br />
> Erkrankte sind meist überdurchschnittlich<br />
intelligent<br />
> Bei Schweigepflichtentbindung<br />
Kollegen und Mitschüler über Erkrankung<br />
informieren<br />
> Verständnis für <strong>de</strong>n <strong>Schüler</strong> aufbringen,<br />
evtl. Anwen<strong>de</strong>n eines Nachteilsausgleiches,<br />
Verweisen auf fehlen<strong>de</strong> Infektionsgefahr<br />
> Bei Krankenhaus- und Kuraufenthalten<br />
Kontakte zu <strong>de</strong>n dortigen Lehrern<br />
suchen, auch Verbindung <strong>Schüler</strong> –<br />
Klasse nicht abreißen lassen<br />
> Hänseleien möglichst unterbin<strong>de</strong>n<br />
> Teilnahme am Sportunterricht unter<br />
best<strong>im</strong>mten Voraussetzungen, wie Zeit<br />
für Körperpflege und Ruhe<br />
> Teilnahme am Schw<strong>im</strong>munterricht nur<br />
bei wenig gechlortem Wasser zu empfehlen,<br />
danach vorsichtiges Abtrocknen
Krankheitsbild: Psychose<br />
Oberbegriff für vorübergehen<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r sich stetig<br />
verschlechtern<strong>de</strong> psychiatrische Erkrankung<br />
Krankheitssymptome Auffälligkeiten in <strong>de</strong>r Schule Pädagogische und för<strong>de</strong>rpädagogische<br />
Maßnahmen<br />
Prodomalstadium (Eingangsstadium):<br />
> Regressives Verhalten,<br />
Verst<strong>im</strong>mungszustän<strong>de</strong><br />
> Plötzliche und unbegründbare<br />
aggressive Durchbrüche<br />
> Diffuse Angst<br />
> Mutismus (Stummheit)<br />
> Konzentrationsstörungen<br />
> Psychomotorische Unruhe<br />
Allgemeines zur Erkrankung:<br />
> Labilität bis hin zur Verwirrung<br />
> Kommunikationsprobleme<br />
> Seelische und soziale Isolierung<br />
> Krankhafte Einbildung<br />
> Extreme Empfindlichkeit<br />
> Angst und Flucht vor Verantwortung<br />
> Schuldgefühle<br />
> Realitätsverlust<br />
> Denkstörung<br />
> Regressive Lebensfreu<strong>de</strong><br />
> Apathie<br />
> Antriebsverlust<br />
> Egoismus<br />
> Boshaftigkeit<br />
> Manisch-<strong>de</strong>pressive Ten<strong>de</strong>nzen<br />
> Latente Aggressivität<br />
> Suizidäre Ten<strong>de</strong>nzen<br />
> Sehr introvertiertes Verhalten, Rück-<br />
zugsverhalten, Ausweichen vor unangenehmen<br />
Situationen<br />
> Unbegrün<strong>de</strong>te verbale o<strong>de</strong>r tätliche<br />
Aggressionen<br />
> Vermei<strong>de</strong>n von Blickkontakten<br />
> Blicken auf <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>n<br />
> Sehr geringe Kommunikation (einsilbig,<br />
sehr abgehackt, ohne erkennbare Struktur<br />
o<strong>de</strong>r Sinnzusammenhänge)<br />
> Konzentrationsstörungen (max. 20 Min.)<br />
> Bewältigung von nur einfachen<br />
mechanischen Lerninhalten<br />
> Zielloses Wan<strong>de</strong>ln auf <strong>de</strong>n Gängen<br />
> In ihren Bewegungen manchmal<br />
verharrend<br />
> Verstärktes Auftreten <strong>de</strong>r Auffälligkeiten<br />
<strong>de</strong>s Prodomalstadiums<br />
> Anfor<strong>de</strong>rungsniveau sowie Belastbarkeit<br />
und Antrieb liegen weit unter <strong>de</strong>m<br />
Anfor<strong>de</strong>rungsniveau <strong>de</strong>r gegenwärtigen<br />
Klassenstufe<br />
> Störung <strong>de</strong>s logischen Denkens, <strong>de</strong>r<br />
Abstraktion, <strong>de</strong>s Erkennens von Zusammenhängen<br />
und <strong>de</strong>s Kurzzeitgedächtnisses<br />
> Gestörte Wahrnehmung von Defiziten<br />
unter Schuldzuweisungen an Lehrer<br />
und Mitschüler<br />
> Unrealistische Zielsetzungen dienen zur<br />
Verschleierung <strong>de</strong>r Defizite und zur Unterdrückung<br />
von Schuldgefühlen<br />
> Soziale Isolation<br />
> Geringe Kommunikation<br />
> Geben <strong>de</strong>n Anschein, keine Kontakte zu<br />
benötigen bzw. intrigieren<br />
> Verflachung <strong>de</strong>r Emotionen<br />
> läppische Verhaltensweisen,<br />
Manierismen<br />
> Rücksprache mit Eltern und Ärzten,<br />
<strong>Schüler</strong>beobachtungen notieren<br />
> Langsam steigen<strong>de</strong> Belastung<br />
> Keine soziale Überfor<strong>de</strong>rung<br />
> Integrative Beschulung ermöglichen<br />
> Angemessene For<strong>de</strong>rungen<br />
> Strukturieren<br />
> Gesun<strong>de</strong> Distanz wahren<br />
> Kein Eingehen auf Schuldzuweisungen<br />
> Intrigen abwehren<br />
> Verstärkter Einsatz von Lob<br />
> Stärkung <strong>de</strong>s Selbstvertrauens<br />
> Aufbau realistischer Teilziele<br />
> Später höhere Anfor<strong>de</strong>rungen<br />
> Langfristige Motivation<br />
> Stärkung von Willen und Ausdauer, z. B.<br />
Aufstellen von Verhaltensplänen<br />
> Zuwendung bei Ängsten<br />
> Mitgefühl<br />
> Sensible, wahrheitsgemäße Aussagen<br />
seitens <strong>de</strong>s Lehrers<br />
> Lehrer muss Kompromisse eingehen<br />
und diese vor <strong>de</strong>m <strong>Schüler</strong> ver<strong>de</strong>utlichen<br />
> <strong>Schüler</strong> bewusst einer Lerngruppe<br />
zuordnen, in <strong>de</strong>r aktives Lernkl<strong>im</strong>a<br />
herrscht
Krankheitsbild: Rheuma<br />
Schmerzhafte und funktionsbeeinträchtigen<strong>de</strong> Zustän<strong>de</strong><br />
<strong>de</strong>s Muskel-Skelett-Systems<br />
Krankheitssymptome Auffälligkeiten in <strong>de</strong>r Schule Pädagogische und för<strong>de</strong>rpädagogische<br />
Maßnahmen<br />
> Morgensteifigkeit und morgendliche > <strong>Schüler</strong> kommen z. T. später in die Schule > Keine falschen Anschuldigungen <strong>de</strong>s<br />
Schmerzen<br />
Schwänzens<br />
> Bewegungseinschränkungen und<br />
> Schulweg ist zu weit o<strong>de</strong>r zu<br />
Gelenkkontrakturen<br />
beschwerlich<br />
> Sport- o<strong>de</strong>r Teilsportbefreiung<br />
> Verän<strong>de</strong>rung von Haltung und<br />
Bewegungen<br />
> Starke, dauerhafte Schmerzen in<br />
> Häufige Fehlzeiten<br />
einzelnen Gelenken<br />
> Konzentrationsprobleme durch<br />
Medikamente<br />
> Schmerzen<br />
> Müdigkeit durch Schlafstörungen<br />
> Schwellungen und Überwärmung <strong>de</strong>r > Tragen von Handschienen verzögert die<br />
Gelenke<br />
Schreibgeschwindigkeit<br />
> Gelenke dürfen nicht belastet wer<strong>de</strong>n<br />
> Schmerzen und Hilfsmittel verringern<br />
die Gehgeschwindigkeit und Mobilität<br />
> Mögliche Organbeteiligung (Augen, > Fehlzeiten<br />
Darm, Lunge, Leber, Nieren, Milz, Haut) > Konzentrationsprobleme<br />
> Vermin<strong>de</strong>rte Belastbarkeit<br />
> Aufklärung von Lehrern und<br />
Mitschülern<br />
> Beantragung eines Fahrdienstes<br />
> Sportunterricht am Anfang o<strong>de</strong>r am<br />
En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Schultages; keine Benotung <strong>im</strong><br />
Sportunterricht; keine Teilnahme an <strong>de</strong>r<br />
Hofpause (vor allem bei kaltem und<br />
nassem Wetter)<br />
> Anschaffung rheumagerechter Sitzmöbel<br />
o<strong>de</strong>r Nutzung eines Keilkissens<br />
o<strong>de</strong>r schräger Arbeitsplatte<br />
> Anschluss an Klasse ermöglichen<br />
(sozial und gem. Lehrplan)<br />
> Nutzen <strong>de</strong>r Möglichkeiten von För<strong>de</strong>runterricht<br />
und Hausunterricht bei längeren<br />
Fehlzeiten<br />
> Stiftverdicker<br />
> Nachteilsausgleich durch Schreibzeitverlängerung<br />
o<strong>de</strong>r Nutzung eines PC<br />
> zweiten Schulbuchsatz zur Verfügung<br />
stellen<br />
> Nutzung eines Sitzrollers<br />
(auch bei Exkursionen be<strong>de</strong>nken)<br />
> Klassenraum <strong>im</strong> Erdgeschoss; möglichst<br />
wenig Treppen steigen; Möglichkeit zum<br />
Kühlen schaffen<br />
> Nachteilsausgleich (s. o.) entsprechend<br />
<strong>de</strong>r konkreten Situation
1. Störung <strong>de</strong>s Sozialverhaltens<br />
2. Störung <strong>de</strong>s Sozialverhaltens<br />
mit <strong>de</strong>pressiver Störung<br />
Krankheitsbild: 1. Störung <strong>de</strong>s Sozialverhaltens /<br />
2. Störung <strong>de</strong>s Sozialverhaltens mit <strong>de</strong>pressiver Störung<br />
Dissoziale Persönlichkeitsstörung<br />
Krankheitssymptome Auffälligkeiten in <strong>de</strong>r Schule Pädagogische und för<strong>de</strong>rpädagogische<br />
Maßnahmen<br />
> Sich wie<strong>de</strong>rholen<strong>de</strong>s und andauern<strong>de</strong>s<br />
Muster dissozialen<br />
und aufsässigen Verhaltens<br />
> Über-Ich-Problematik<br />
> Patient n<strong>im</strong>mt an sich selbst<br />
keine Normverletzung wahr<br />
> Einsichtsfähigkeit sehr begrenzt<br />
> Geringe Frustrationstoleranz<br />
> Beziehungsstörungen<br />
> Aggressives Verhalten und<br />
gröbste Verletzungen alters-<br />
entsprechen<strong>de</strong>r sozialer Erwartungen<br />
bis hin zu kr<strong>im</strong>inellen<br />
Handlungen<br />
> Anfälligkeit für hierarchisch<br />
organisierte, potentiell gewalttätige<br />
Organisationen (Verweis<br />
auf schwache Ich-Entwicklung)<br />
Anhaltend ein<strong>de</strong>utige<br />
<strong>de</strong>pressive Symptome, wie:<br />
> Ausgeprägte Traurigkeit<br />
> Interessenverlust<br />
> Freudlosigkeit bei üblichen<br />
Aktivitäten<br />
> Schuldgefühle und Hoffnungslosigkeit<br />
> Schlafstörungen<br />
> Appetitverlust<br />
> Häufige und schwere Wutausbrüche<br />
> Häufiges Streiten mit Erwachsenen und<br />
Mitschülern<br />
> Ablehnung von Vorschriften<br />
Erwachsener<br />
> Ärgern von an<strong>de</strong>ren<br />
> Verantwortlichmachen an<strong>de</strong>rer für<br />
eigene Fehler<br />
> Häufige Empfindlichkeit<br />
> Häufiger Ärger o<strong>de</strong>r Groll<br />
> Häufige Gehässigkeit o<strong>de</strong>r Rachsucht<br />
> Lügen o<strong>de</strong>r Brechen von Versprechen<br />
> Weglaufen, Flucht in die Sucht<br />
> Häufiges Schuleschwänzen, beginnend<br />
vor <strong>de</strong>m 13. Lebensjahr<br />
> Häufiges Beginnen von körperlichen<br />
Auseinan<strong>de</strong>rsetzungen<br />
> Gebrauch von Waffen<br />
> Körperliche Grausamkeit gegenüber<br />
an<strong>de</strong>ren Menschen<br />
> Tierquälerei<br />
> Absichtliches Feuerlegen<br />
> Stehlen, Einbruch<br />
> Zwingen einer an<strong>de</strong>ren Person zu<br />
sexuellen Aktivitäten<br />
> Häufiges Tyrannisieren an<strong>de</strong>rer<br />
> Verbale Berichte über Traurigkeit<br />
> Vermin<strong>de</strong>rtes Selbstvertrauen<br />
> Apathie, Angst, Konzentrationsmangel<br />
> Psychosomatische Störungen<br />
> Vermeintlich faul, träge, lustlos und<br />
antriebsgestört<br />
> Selbstverletzen<strong>de</strong>s Verhalten<br />
> Entspannungstraining<br />
> Stärkung <strong>de</strong>s Selbstvertrauens in das<br />
eigene Leistungsvermögen<br />
> Einüben angemessener Selbst<br />
behauptung in Diskussionsrun<strong>de</strong>n<br />
> Erlernen kooperativer und unterstützen<strong>de</strong>r<br />
Verhaltensweisen z. B. in<br />
Gruppen- o<strong>de</strong>r Partnerarbeit<br />
> Motivation durch Lob<br />
> Frühzeitige Intervention<br />
> Konsequente Grenzsetzung<br />
(Arbeit mit Verträgen möglich, Schulskalen),<br />
Verbesserung <strong>de</strong>r Selbstkontrolle<br />
> Aggressivitätsabbau durch Gewähren<br />
einer Auszeit<br />
> Abbau von Anspannung und körperlicher<br />
Unruhe <strong>im</strong> Sportunterricht<br />
> För<strong>de</strong>rung differenzierter Selbst- und<br />
Fremdwahrnehmung durch Konfrontation<br />
mit <strong>de</strong>m Geschädigten<br />
> Aufbau positiven Einfühlungsvermögens<br />
> Diffamieren<strong>de</strong> Äußerungen und Kritik<br />
sollten unterbleiben<br />
> Bestrafungen, herabziehen<strong>de</strong> Ermutigungen<br />
o<strong>de</strong>r Tröstungen vermei<strong>de</strong>n<br />
> Krankheitswert <strong>de</strong>s Verhaltens beachten<br />
> Eventueller Einsatz von Psychopharmaka<br />
notwendig<br />
> Unterstützung durch Ärzte <strong>im</strong> Elterngespräch<br />
anregen
Abschlussbericht <strong>de</strong>r sächsischen Klinikschulen<br />
zum Projekt »Interklinikschule«<br />
1. Mitarbeiter<br />
Klinikschule Freital<br />
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Frau Mücke<br />
Klinikschule »Dr. Georg Sacke« Leipzig<br />
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Frau Richter<br />
Frau Chayeb<br />
Klinikschule Dres<strong>de</strong>n<br />
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Frau Schönekerl<br />
Frau Stettnisch<br />
Frau Metag<br />
Frau Rie<strong>de</strong>l<br />
Beraten<strong>de</strong>s Mitglied Frau Bär<br />
An<strong>de</strong>re teilnehmen<strong>de</strong> Schulen<br />
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><br />
Klinikschule Freiburg i. Br.<br />
Schule für Kranke Gelsenkirchen<br />
Ita Wegmann Schule Her<strong>de</strong>cke<br />
Klinikschule Tübingen<br />
Schirmherrin <strong>de</strong>s Projekts: Frau Dombois<br />
(Vizepräsi<strong>de</strong>ntin <strong>de</strong>s Sächsischen Landtages)<br />
Projektleiter: Herr Prof. Ertle<br />
Drittmittelgeber: Robert Bosch Stiftung GmbH<br />
2. Projektinhalte<br />
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><br />
><br />
Erfassung <strong>de</strong>r Probleme chronisch Kranker<br />
<strong>im</strong> <strong>Schulalltag</strong><br />
Beratung <strong>de</strong>r Lehrerinnen und Lehrer<br />
Erarbeitung von Empfehlungen zum<br />
Umgang mit chronisch Kranken<br />
Hauptziel:<br />
Verbesserung und Erleichterung <strong>de</strong>s <strong>Schulalltag</strong>s<br />
von chronisch <strong>kranke</strong>n <strong>Schüler</strong>innen und<br />
<strong>Schüler</strong>n<br />
Fernziel:<br />
Implementierung in die Lehrerausbildung<br />
3. Folgen<strong>de</strong> chronische Erkrankungen wur<strong>de</strong>n<br />
untersucht:<br />
Somatische Erkrankungen:<br />
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Onkologische Erkrankungen, Mukoviszidose,<br />
Asthma bronchiale, Diabetes mellitus,<br />
Epilepsie, rheumatische Erkrankungen,<br />
Neuro<strong>de</strong>rmitis, <strong>Chronisch</strong>e Nierenerkrankungen,<br />
Skoliose<br />
Psychiatrische Erkrankungen:<br />
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Essstörungen, Psychosen, Bor<strong>de</strong>rline-<br />
Störung, Elektiver Mutismus, ADHS
4. Metho<strong>de</strong>n unserer Arbeit<br />
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Selbststudium zu chronischen Erkrankungen<br />
und Informationsaustausch mit unseren<br />
Therapeuten<br />
<strong>Schüler</strong>-, Eltern- und Lehrerbefragungen<br />
Schulbesuche unter Einbeziehung <strong>de</strong>r Eltern,<br />
Mitschüler und Lehrer<br />
Beratungsgespräche mit <strong>Schüler</strong>n, Eltern,<br />
Therapeuten und Lehrern<br />
Hospitationen an He<strong>im</strong>atschulen<br />
Telefonische Beratung, Hinweise auf<br />
Fachliteratur<br />
Regionale Fortbildungen zu Krankheitsbil<strong>de</strong>rn<br />
(Krankheitssymptome und <strong>de</strong>ren<br />
Ursachen, Auffälligkeiten in <strong>de</strong>r Schule,<br />
för<strong>de</strong>rpädagogische Maßnahmen)<br />
5. Projektzeitraum<br />
September 2003 bis Herbst 2005,<br />
Abschlusstagung in Reutlingen <strong>im</strong> Juni 2006<br />
6. Ergebnisse und Schlussfolgerungen aus <strong>de</strong>r<br />
Projektarbeit<br />
(Zuarbeit <strong>de</strong>r Klinikschulen Leipzig, Freital<br />
und Dres<strong>de</strong>n )<br />
Position <strong>de</strong>s <strong>Schüler</strong>s:<br />
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Unzureichen<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r keine Information an<br />
Lehrer und Mitschüler durch <strong>de</strong>n <strong>Schüler</strong><br />
(Ursachen: fehlen<strong>de</strong>s Vertrauen, Imageverlust,<br />
Vermei<strong>de</strong>n von Außenseiterposition;<br />
<strong>Schüler</strong> wollen we<strong>de</strong>r Mitleid noch Spott)<br />
Bei psychischen Störungsbil<strong>de</strong>rn oft keine<br />
Information vom <strong>Schüler</strong>, da geringe<br />
Toleranz erwartet wird<br />
Fehlen<strong>de</strong> Kenntnis über die Zusammenhänge<br />
<strong>de</strong>s Krankheitsgeschehens<br />
Geringes Selbstwertgefühl und Beeinträchtigung<br />
<strong>de</strong>r Lebensqualität<br />
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Verstärkung <strong>de</strong>s Lei<strong>de</strong>nsdrucks durch Gleichgültigkeit<br />
und Desinteresse von Mitschülern<br />
und Lehrern<br />
<strong>Schüler</strong> wollen normal behan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n,<br />
wünschen sich, dass sie offen auf ihre Erkrankung<br />
hin angesprochen wer<strong>de</strong>n, äußern<br />
Bedürfnis nach Sicherheit und Geborgenheit<br />
Starke Demütigungen bei äußerlichen<br />
Verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s chronisch Kranken<br />
<strong>Chronisch</strong>e Erkrankungen geraten <strong>im</strong> <strong>Schulalltag</strong><br />
leicht in Vergessenheit; <strong>Schüler</strong>n ist<br />
das Erinnern an ihre Erkrankung unangenehm<br />
Stärkere Einschränkungen <strong>im</strong> Freizeitbereich<br />
(Isolation, Ausgrenzung, geringe Sozialkompetenz)<br />
Nachlassen <strong>de</strong>r Konzentrationsfähigkeit<br />
Versäumen von Unterrichtsstoff aufgrund<br />
<strong>de</strong>r Erkrankung und gleichzeitige Überfor<strong>de</strong>rung<br />
bzw. auch Verschlechterung <strong>de</strong>s<br />
Gesundheitszustan<strong>de</strong>s (psychische Befindlichkeit)<br />
Verbot <strong>de</strong>r Teilnahme am Sportunterricht,<br />
obwohl Übungen ohne Leistungsbewertung<br />
möglich wären<br />
Regelmäßiges Essen und Trinken beson<strong>de</strong>rs<br />
bei <strong>Schüler</strong>n mit Mukoviszidose und Diabetes<br />
wird eingeschränkt, da Toilettenverbot<br />
während <strong>de</strong>r Stun<strong>de</strong><br />
Mangeln<strong>de</strong> Hygiene <strong>im</strong> Sanitärbereich<br />
Verbot <strong>de</strong>r Teilnahme an Klassenfahrten<br />
<strong>Chronisch</strong> Kranke wer<strong>de</strong>n voll akzeptiert in<br />
ihrer Klasse, sie fühlen sich wohl, Mitschüler<br />
und Lehrer sind ausreichend informiert,<br />
chronisch Kranke haben unter diesen Bedingungen<br />
oft kein Krankheitsempfin<strong>de</strong>n<br />
Position <strong>de</strong>r Eltern:<br />
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><br />
Eltern fällt es oft schwer, die Krankheit <strong>de</strong>s<br />
Kin<strong>de</strong>s zu akzeptieren, und sie lei<strong>de</strong>n manchmal<br />
mehr als ihr Kind; sie wollen Normalität<br />
und verschweigen <strong>de</strong>shalb die Erkrankung<br />
Sie fühlen sich unverstan<strong>de</strong>n, erwarten<br />
mehr Empathie und Kompetenz seitens <strong>de</strong>r<br />
Schule
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><br />
><br />
Eltern geben <strong>de</strong>r Schule die Schuld am<br />
Leistungsversagen ihres Kin<strong>de</strong>s<br />
Sie haben keine Kenntnis über § 26 a<br />
(Schulgesundheitspflege) und von <strong>de</strong>n Möglichkeiten<br />
<strong>de</strong>s Nachteilsausgleichs<br />
Eltern dürfen auf Wunsch <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s keine<br />
Informationen über das Krankheitsbild<br />
weitergeben<br />
Eltern entwickeln geringes Vertrauen gegenüber<br />
Lehrern, an<strong>de</strong>ren Eltern sowie Mitschülern<br />
ihres Kin<strong>de</strong>s (Organisation von Hilfen<br />
bei Schulfehlzeiten unzureichend)<br />
Sie haben Sorge, dass ihr Kind überlastet<br />
wird (zu viele Stun<strong>de</strong>n, zu kurze Pausen)<br />
Eltern neigen zur Überbehütung ihres Kin<strong>de</strong>s,<br />
sie haben Angst vor ungewisser Zukunft,<br />
sehen keine Möglichkeit <strong>de</strong>s Lösens vom<br />
Elternhaus (Selbstständigkeit ihres Kin<strong>de</strong>s<br />
kann kaum entwickelt wer<strong>de</strong>n)<br />
Eltern sind mit <strong>de</strong>r Schule zufrie<strong>de</strong>n, sehen<br />
ihr Kind gut untergebracht<br />
Position <strong>de</strong>r Lehrer:<br />
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><br />
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Lehrer wissen oftmals nicht, welche <strong>de</strong>r<br />
Krankheiten zu <strong>de</strong>n chronischen Erkrankungen<br />
gehören (beson<strong>de</strong>re Unsicherheiten<br />
bei <strong>de</strong>n psychischen Störungsbil<strong>de</strong>rn)<br />
Lehrer benötigen sowohl medizinisches<br />
Wissen über die Krankheit als auch Informationen<br />
über Möglichkeiten <strong>de</strong>r för<strong>de</strong>rpädagogischen<br />
Einflussnahme<br />
Lehrer wünschen sich in <strong>de</strong>r Ausbildung Informationen<br />
über Krankenhauspädagogik<br />
Klassenlehrer haben verständlicherweise oft<br />
Angst, chronisch <strong>kranke</strong> Kin<strong>de</strong>r auf Klassenfahrten<br />
o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Unternehmungen<br />
mitzunehmen und möchten nicht allein die<br />
Verantwortung für einen längeren Zeitraum<br />
übernehmen (Unsicherheit be<strong>im</strong> Han<strong>de</strong>ln in<br />
Notfallsituationen)<br />
Lehrer wissen wenig über die Einnahme von<br />
Medikamenten und <strong>de</strong>ren Nebenwirkungen<br />
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><br />
Lehrer stoßen manchmal auf Wi<strong>de</strong>rstand bei<br />
<strong>de</strong>n Eltern, wenn sie <strong>de</strong>n Verdacht auf eine<br />
mögliche Erkrankung <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s äußern<br />
und bei <strong>de</strong>r Bewältigung <strong>de</strong>s Problems helfen<br />
wollen (hauptsächlich bei psychischen<br />
Störungsbil<strong>de</strong>rn)<br />
Sie sind oft unsicher bei <strong>de</strong>r Auslegung <strong>de</strong>s<br />
Nachteilsausgleichs und bei Empfehlungen<br />
von außerunterrichtlichen Unterstützungssystemen<br />
Lehrer fühlen sich allein gelassen, sie benötigen<br />
das Vertrauen <strong>de</strong>r Eltern und <strong>de</strong>s Betroffenen<br />
sowie kompetente Unterstützung<br />
durch Beratungslehrer und Schulärzte sowie<br />
moralischen Zuspruch<br />
Lehrer haben <strong>de</strong>n Wunsch, keine Abstriche<br />
an <strong>de</strong>r Unterrichtsqualität zum Erreichen<br />
<strong>de</strong>r Bildungsstandards vorzunehmen, und<br />
beklagen sich <strong>de</strong>shalb <strong>im</strong>mer wie<strong>de</strong>r, dass sie<br />
keine Zeit haben, sich individuell mit <strong>de</strong>n<br />
chronisch <strong>kranke</strong>n <strong>Schüler</strong>n zu beschäftigen<br />
Lehrer befin<strong>de</strong>n sich oft in einem Balanceakt<br />
zwischen <strong>de</strong>m Gewähren einer Son<strong>de</strong>rrolle<br />
für <strong>de</strong>n <strong>Schüler</strong> und <strong>de</strong>r Normalität, die er<br />
bekommen sollte<br />
Es fehlt an Kenntnis über die Nutzung <strong>de</strong>s<br />
Ergänzungsbereiches für För<strong>de</strong>r- bzw. Integrationsstun<strong>de</strong>n<br />
sowie für die Ab<strong>de</strong>ckung<br />
<strong>de</strong>s Hausunterrichts<br />
Sportlehrer benötigen mitunter konkretere<br />
Arztatteste für die Teilnahme am Sportunterricht<br />
Lehrer sehen eine uneingeschränkte Schweigepflichtentbindung<br />
für alle Fachlehrer als<br />
notwendig<br />
Die Mehrzahl <strong>de</strong>r Lehrer empfin<strong>de</strong>t die vertrauensvolle<br />
Zusammenarbeit aller Erziehungsträger<br />
als unentbehrlich für die<br />
Persönlichkeitsentwicklung <strong>de</strong>s chronisch<br />
<strong>kranke</strong>n <strong>Schüler</strong>s<br />
An vielen Schulen bestehen unseres Erachtens<br />
günstige Bedingungen zur pädagogischen<br />
Arbeit mit chronisch <strong>kranke</strong>n<br />
<strong>Schüler</strong>n
0<br />
Schlussfolgerungen:<br />
1.<br />
2.<br />
3.<br />
4.<br />
5.<br />
Der Umgang mit chronisch Kranken muss<br />
von Mitschülern als auch von Lehrern<br />
gelernt wer<strong>de</strong>n. Hierfür sind individuelle<br />
Fortbildungen und best<strong>im</strong>mte<br />
Sequenzen in <strong>de</strong>r Lehrerausbildung<br />
notwendig.<br />
Positive Erfahrungen gibt es <strong>im</strong> somatischen<br />
Bereich, großen Nachholbedarf<br />
haben die Lehrer bei psychischen Störungsbil<strong>de</strong>rn<br />
und Hinweisen zum Umgang<br />
mit psychisch Kranken.<br />
Die Integration chronisch Kranker ist ein<br />
Prozess, <strong>de</strong>r von gesellschaftlichen und<br />
von individuellen Faktoren (Berührungsängste,<br />
Unwissenheit) abhängig ist, das<br />
heißt:<br />
a) Vertrauensvolle Zusammenarbeit<br />
zwischen Eltern, <strong>Schüler</strong>n und Lehrern<br />
b) Gute soziale Einbindung <strong>de</strong>s chronisch<br />
Kranken<br />
c) För<strong>de</strong>rliches Lernkl<strong>im</strong>a als eine wichtige<br />
Stützstrategie be<strong>im</strong> Lernen lernen<br />
d) Schaffen von »nahtlosen« Übergängen<br />
zwischen Kin<strong>de</strong>rgarten und Schule,<br />
zwischen 4. und 5. Klasse und bei<br />
Schulwechsel<br />
e) Aufbau eines Netzwerkes als systemische<br />
Herangehensweise (chronisch<br />
Kranker,<br />
Eltern, Arzt, Lehrer <strong>de</strong>r Klinikschule,<br />
Lehrer <strong>de</strong>r He<strong>im</strong>atschule, Mitschüler,<br />
SBA, Selbsthilfegruppen …)<br />
Die Pädagogen müssen sich Kenntnisse<br />
über die rechtlichen Rahmenbedingungen<br />
ihrer Tätigkeit aneignen.<br />
Nutzen <strong>de</strong>s Nachteilsausgleichs, <strong>de</strong>r Lehrern,<br />
<strong>Schüler</strong>n und Eltern bekannt sein<br />
müsste<br />
6. Begleitung <strong>de</strong>s <strong>Schüler</strong>s durch Kliniklehrer<br />
und Ärzte; Hinweise zum Umgang mit<br />
chronisch Kranken müssen individuell<br />
ausgerichtet sein. Es bestehen seit einem<br />
Jahr Angebote <strong>de</strong>r Klinikschule, Krankheitsbil<strong>de</strong>r<br />
zu somatischen und psychischen<br />
Krankheiten vorzustellen.<br />
7. Unterstützung <strong>de</strong>r Eltern und <strong>Schüler</strong> bei<br />
<strong>de</strong>r Schullaufbahnberatung sowie bei<br />
<strong>de</strong>r Inanspruchnahme gesetzlich fixierter<br />
Unterstützungssysteme, zum Beispiel<br />
Einzelfallhelfer, Besuch von Tagesgruppen,<br />
Sozialarbeiter, Schulpsychologen, Jugendamt<br />
8. Der Erfahrungsschatz von best<strong>im</strong>mten<br />
Schulen, die schon eine größere Anzahl<br />
von chronisch Kranken erfolgreich unterrichtet<br />
haben (vor allem psychisch Kranke)<br />
muss genutzt wer<strong>de</strong>n, in<strong>de</strong>m ein zentral<br />
vorgegebenes Stützpunktsystem als<br />
Ansprechpartner mit Beteiligung <strong>de</strong>r Klinikschulen<br />
geschaffen wird.<br />
9. Die Begleitung psychisch Kranker ist oft<br />
ein langwieriger Prozess mit vielen Rückfällen,<br />
<strong>de</strong>r oft die gesamte opt<strong>im</strong>istische<br />
Grundhaltung <strong>de</strong>s Lehrers erfor<strong>de</strong>rt<br />
(Schuldgefühle behin<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>n pädagogischen<br />
Prozess). Da ein großes Informationsbedürfnis<br />
seitens <strong>de</strong>r He<strong>im</strong>atschullehrer<br />
und Eltern nach Aufklärung über<br />
psychische Störungsbil<strong>de</strong>r besteht, schlagen<br />
wir <strong>de</strong>m Leiter <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r- und<br />
Jugendpsychiatrie <strong>de</strong>s Universitätsklinikums<br />
Dres<strong>de</strong>n, Herrn Professor Scholz, vor,<br />
einen Tag <strong>de</strong>r offenen Tür, an <strong>de</strong>m beispielsweise<br />
Einblicke in die Klinik gewonnen<br />
wer<strong>de</strong>n, zu organisieren.<br />
10.<br />
Für eine schnelle Integration zugunsten<br />
<strong>de</strong>s <strong>Schüler</strong>s ist eine unbürokratischere<br />
und kürzere Bearbeitung <strong>de</strong>s Verfahrens<br />
zur Feststellung <strong>de</strong>s son<strong>de</strong>rpädagogischen<br />
För<strong>de</strong>rbedarfs erfor<strong>de</strong>rlich.
Dieser umfassen<strong>de</strong> Einblick in die vielen Probleme<br />
bei <strong>de</strong>r Arbeit mit chronisch Kranken führt<br />
zu folgen<strong>de</strong>n<br />
Schlussbemerkungen<br />
Die Arbeit am Projekt war anstrengend. Sie hat<br />
aber auch Freu<strong>de</strong> bereitet, beson<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>shalb,<br />
weil wir bei <strong>de</strong>n Lehrern an <strong>de</strong>n He<strong>im</strong>atschulen<br />
viel Resonanz, Engagement und Empathie vorgefun<strong>de</strong>n<br />
haben. Für uns Teilnehmer brachte die<br />
Arbeit am Projekt auch eine kritischere Sicht auf<br />
unsere Tätigkeit an <strong>de</strong>r Klinikschule und dies<br />
beinhaltet mehr Öffnung nach außen und konkrete,<br />
konstruktive Empfehlungen für die Lehrer<br />
<strong>de</strong>r He<strong>im</strong>atschulen.<br />
Im Rahmen <strong>de</strong>r Projektarbeit entstan<strong>de</strong>n ein Kin<strong>de</strong>rbuch<br />
zum Diabetes mellitus sowie Vorträge<br />
und Hinweise zum Umgang mit chronisch<br />
Kranken, die an Epilepsie, Asthma bronchiale,<br />
Bor<strong>de</strong>rline-Störung, Anorexie und chronischen<br />
Nierenerkrankungen lei<strong>de</strong>n. In diesem Zusammenhang<br />
bedanken wir uns ganz herzlich bei<br />
<strong>de</strong>r Bosch Stiftung als Drittmittelgeber sowie<br />
bei <strong>de</strong>r Dresdner Kin<strong>de</strong>rhilfe e. V., die <strong>de</strong>n Druck<br />
von 300 Diabetikerfibeln finanzierte. Die Robert-<br />
Bosch Stiftung übernahm das Bestücken <strong>de</strong>r<br />
Bücher mit CD-ROMs. Frau Dombois, Vizepräsi<strong>de</strong>ntin<br />
<strong>de</strong>s Sächsischen Landtages und Schirmherrin<br />
<strong>de</strong>s Projektes für die sächsischen Schulen,<br />
organisierte u. a. durch Sponsoren Computertechnik<br />
und Lernsoftware für chronisch Kranke.<br />
Ein Dankeschön geht auch an Herrn Prof. Ertle,<br />
an Herrn Schwägerl, ehemals Referatsleiter <strong>im</strong><br />
SMK Sachsen, sowie an die För<strong>de</strong>rschulreferentin<br />
<strong>de</strong>r SBA, Regionalstelle Dres<strong>de</strong>n, Frau Mehnert,<br />
die uns vor allem in unserer Arbeit unterstützten<br />
und mit Rat und Tat zur Seite stan<strong>de</strong>n.<br />
Wir wünschen <strong>de</strong>r Abschlusstagung einen guten<br />
Verlauf und für uns alle viele Anregungen für<br />
unsere Arbeit.<br />
Bettina Schönekerl<br />
Fachberaterin in Klinik- und Krankenhausschulen<br />
Sachsen
Beispielhafte Falldarstellung – Vortrag zum<br />
Krankheitsbild Bor<strong>de</strong>rline-Störung<br />
»Aber er ist ein Mensch, und es passiert ihm gera<strong>de</strong><br />
etwas Schreckliches. Also gebührt ihm Achtung.<br />
Er darf nicht ins Grab fallen, wie ein alter<br />
Hund. Achtung! Achtung schul<strong>de</strong>n wir einem solchen<br />
Menschen.«<br />
Ich möchte in meinem Vortrag eine Problematik<br />
aufgreifen, die in <strong>de</strong>n letzten Jahren an Be<strong>de</strong>utung<br />
zugenommen hat: Es geht um das Dilemma<br />
<strong>de</strong>r Bor<strong>de</strong>rlinepersönlichkeit, in <strong>de</strong>m sich vor<br />
allem Mädchen befin<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>ren ganzes Leben –<br />
und damit die Schule o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Bildungseinrichtungen<br />
– zu einem irgendwie tragischen, quälen<strong>de</strong>n<br />
Ereignis wird. Ich spreche »Bor<strong>de</strong>rline« in<br />
Anführungszeichen, weil man von Bor<strong>de</strong>rline erst<br />
mit <strong>de</strong>m vollen<strong>de</strong>ten 18. Lebensjahr spricht und<br />
die »Schubla<strong>de</strong>« Bor<strong>de</strong>rline <strong>de</strong>n Betroffenen für<br />
sein Leben abstempelt; dies sollte man unbedingt<br />
vermei<strong>de</strong>n. Oft haben die Bor<strong>de</strong>rliner einen langen<br />
Lei<strong>de</strong>nsweg verschie<strong>de</strong>ner Diagnosen ihrer<br />
Erkrankung hinter sich, bis ihnen <strong>de</strong>r Stempel<br />
Bor<strong>de</strong>rline aufgedrückt wird. Wir müssen uns vorstellen,<br />
dass bei <strong>de</strong>n Bor<strong>de</strong>rlinern alles so verläuft,<br />
als hätte eine boshafte Fee ihnen diese eine Philosophie<br />
eingeschärft, die sie voller ungestillter<br />
Hoffnungen und Schuldgefühle wan<strong>de</strong>ln lassen,<br />
Wan<strong>de</strong>ln zwischen Schwarz und Weiß; eine Gratwan<strong>de</strong>rung,<br />
die für viele tragisch en<strong>de</strong>t. Der Bor<strong>de</strong>rline-Typus,<br />
so liest man in Remschmidts Buch<br />
über die Kin<strong>de</strong>r- und Jugendpsychiatrie, zeichnet<br />
sich durch ein tiefgreifen<strong>de</strong>s Muster <strong>de</strong>r Instabilität<br />
aus, das sich <strong>im</strong> Bereich von St<strong>im</strong>mung, zwischenmenschlicher<br />
Beziehungsgestaltung und<br />
I<strong>de</strong>ntitätskrisen nie<strong>de</strong>rschlägt. Neben kurzwelligen<br />
St<strong>im</strong>mungsauslenkungen sind an typischen<br />
Verhaltensmerkmalen aggressive Durchbrüche<br />
unter emotionaler Belastung sowie insbeson<strong>de</strong>re<br />
autoaggressive Regungen bis hin zu drastischen<br />
Selbstbeschädigungs- und parasuizidalen Handlungen<br />
zu nennen.<br />
Die meisten Bor<strong>de</strong>rline-Patientinnen, die unsere<br />
Schule besuchten, wur<strong>de</strong>n mit 15 bzw. 16 Jahren<br />
das erste Mal aufgenommen, nach längerem<br />
Aufenthalt, <strong>de</strong>r oft sechs Monate dauerte, wur<strong>de</strong>n<br />
sie entlassen und kehrten nach einem Jahr<br />
o<strong>de</strong>r nur nach wenigen Monaten wie<strong>de</strong>r zu uns<br />
zurück, <strong>de</strong>r bisher kürzeste Zeitraum war eine<br />
Woche. Sie absolvierten eine erneute Therapie,<br />
die Monate anhielt, manchmal weilen sie auch<br />
inzwischen ein drittes Mal bei uns usw. Die meisten<br />
<strong>Schüler</strong>innen haben trotz unserer Bemühungen<br />
die Schule entwe<strong>de</strong>r vor En<strong>de</strong> ihrer regulären<br />
Schulzeit o<strong>de</strong>r während <strong>de</strong>r Berufsausbildung<br />
verlassen, manche gehen keiner geregelten<br />
Arbeit nach, halten sich mit Gelegenheitsjobs<br />
über Wasser, weilen in heilpädagogischen Einrichtungen<br />
meistens außerhalb Sachsens, einige<br />
sind mittlerweile Patienten <strong>de</strong>r Erwachsenenpsychiatrie<br />
gewor<strong>de</strong>n, an<strong>de</strong>re nehmen ein Ruhen<br />
<strong>de</strong>r Schulpflicht in Anspruch, um sich vielleicht<br />
doch zu stabilisieren. Manche begehen weiterhin<br />
parasuizidale Versuche in Form von Paracetamol,<br />
Schlaftabletten o.ä.: Grenzen zwischen berechnen<strong>de</strong>r<br />
Erpressung aller Erziehungsträger und<br />
realen, schl<strong>im</strong>men Ängsten, die durch Entfliehen<br />
nicht kleiner wer<strong>de</strong>n, scheinen dabei oft fließend.<br />
Einige wür<strong>de</strong>n am liebsten jahrelang auf Station<br />
bleiben, unsere Klinikschule besuchen und noch<br />
dazu einen Schulabschluss absolvieren. Die sogenannte<br />
»Nische«, die sie <strong>im</strong> Rahmen <strong>de</strong>s Sächsischen<br />
Schulgesetzes bräuchten, damit sie ihre<br />
oftmals guten kognitiven Fähigkeiten opt<strong>im</strong>al<br />
nutzen und ihre emotionale und soziale Kompetenz<br />
erfolgreich trainieren können, existiert nur<br />
in Ansätzen.<br />
Die Patientin, über die ich auszugsweise berichte,<br />
ist Gymnasiastin <strong>de</strong>r 11. Klasse, 16 Jahre alt und<br />
war bei ihrem letzten, dritten Aufenthalt ein<br />
dreiviertel Jahr in stationärer Behandlung <strong>de</strong>r<br />
Kin<strong>de</strong>r- und Jugendpsychiatrie. Das erste Mal<br />
weilte sie bei uns <strong>im</strong> Alter von neun Jahren we-
gen einer Angststörung mit Panikattacken; sie<br />
hatte Angst vor großen Menschenansammlungen,<br />
Angst vor Erbrechen, Angst vor Räumen. Drei<br />
Jahre später war die erneute Aufnahmeursache<br />
eine zur Panikattacke und Angststörung hinzukommen<strong>de</strong><br />
Essstörung. Angststörung und Panikattacken<br />
bil<strong>de</strong>ten auch <strong>de</strong>n dritten Aufnahmeanlass.<br />
X könnte aufgrund ihrer kognitiven Fähigkeiten,<br />
sie besitzt einen IQ von 128, die Sekundarstufe II<br />
einschließlich Abitur mit guten und sehr guten<br />
Ergebnissen absolvieren.<br />
Sie schwänzte viel in <strong>de</strong>r Vergangenheit, verweigerte<br />
Unterrichtsstun<strong>de</strong>n und litt in <strong>de</strong>n ersten<br />
Wochen ihres Klinikaufenthalts bereits nach <strong>de</strong>m<br />
morgendlichen Aufstehen an Panikattacken, die<br />
eine Verstärkung durch die Tatsache erfuhren,<br />
dass X jegliche Medikation verweigerte. Sie wur<strong>de</strong><br />
daraufhin nach kurzem Aufenthalt in unserer<br />
Klinikschule bald in ihr Gymnasium geschickt, wo<br />
sie die volle Unterrichtsstun<strong>de</strong>nzahl absolvieren<br />
musste, um selber die Erkenntnis zu gewinnen,<br />
dass sie Medikamente benötigt. Die St<strong>im</strong>mungsschwankungen<br />
verstärkten sich in dieser Zeit, die<br />
Skala reichte von ruhig, zurückhaltend, ängstlich<br />
bis zu nervös, aufgewühlt, neben sich stehend. Da<br />
sie Angst hatte, mit <strong>de</strong>r Bahn zu fahren, lief sie bis<br />
Juni die gesamte Strecke (etwa 45 Min.) zu Fuß.<br />
Unsere Verbindung zur He<strong>im</strong>atschule bestand in<br />
täglichen telefonischen Kontakten und Gesprächen<br />
mit <strong>de</strong>r Klassenleiterin, die X schon lange<br />
kannte und sehr engagiert wirkte, und Fachlehrern<br />
<strong>im</strong> Gymnasium. Nichts<strong>de</strong>stotrotz häuften<br />
sich die Fehltage in <strong>de</strong>r Schule, mitunter blieb X<br />
sogar mehrere zusammenhängen<strong>de</strong> Tage <strong>de</strong>m<br />
Unterricht fern, wobei insbeson<strong>de</strong>re vor Leistungskontrollen<br />
ihre Versagensängste mittels<br />
Fernbleiben von <strong>de</strong>r Schule kompensiert wur<strong>de</strong>n.<br />
Der enorme Druck, unter <strong>de</strong>m X stand, manifestierte<br />
sich auf Station in einer Essstörung, in Verzweiflung,<br />
Lustlosigkeit, Antriebsarmut, To<strong>de</strong>ssehnsucht<br />
und selbstverletzen<strong>de</strong>n Handlungen<br />
einerseits und provokativem Verhalten an<strong>de</strong>rerseits.<br />
Alle beteiligten Seiten hörten <strong>im</strong> Sommer 2004<br />
<strong>im</strong>mer wie<strong>de</strong>r die folgen<strong>de</strong>n Worte, die typisch<br />
für diese Problematik, die Gratwan<strong>de</strong>rung zwischen<br />
ohnmächtiger, realer Verzweiflung und Berechnung<br />
sind: »Ich will nicht. Es hat alles keinen<br />
Sinn. Mit ein bisschen Schauspielerei schaffe ich<br />
alles. Über eine Wie<strong>de</strong>rholung <strong>de</strong>r 10. Klasse mache<br />
ich mir keine Gedanken, wer weiß, ob ich<br />
dann noch lebe. Es gibt wenige Menschen, für die<br />
ich mich interessiere, aber diese interessieren<br />
sich nicht für mich. Mir geht es scheiße.« Nur in<br />
<strong>de</strong>r Ergotherapie schien sie ein an<strong>de</strong>rer, fröhlicher,<br />
aufgeschlossener Mensch zu sein.<br />
In <strong>de</strong>n Sommerferien erfuhr X eine Stabilisierung<br />
ihres Verhaltens, welche sich in verbesserter Motivation<br />
für schulische Belange und <strong>de</strong>r Bereitschaft,<br />
sich einer Strukturierung zu fügen, wi<strong>de</strong>rspiegelte,<br />
bevor En<strong>de</strong> August, mit bevorstehen<strong>de</strong>r<br />
neuer Rückführung in die He<strong>im</strong>atschule, eine<br />
Verschlechterung ihrer Symptomatik eintrat, die<br />
schließlich mit starker Verletzung ihrer Unterarme<br />
und damit verbun<strong>de</strong>nem Schockzustand<br />
eskalierte. Nach<strong>de</strong>m X die Akutstation nach<br />
einigen Tagen verlassen konnte, bestand ihr Therapeut<br />
auf baldigster Einberufung einer Helferkonferenz,<br />
an <strong>de</strong>r X, ihr Therapeut, die Oberstufenberaterin<br />
<strong>de</strong>s Gymnasiums, ihre neue Tutorin,<br />
die ehemalige Klassenleiterin und die verantwortliche<br />
Klinikschullehrerin teilnahmen, stattfand.<br />
Wir müssen sagen, dass die Kollegen <strong>de</strong>s<br />
Gymnasiums sich von Anfang an trotz mangeln<strong>de</strong>m<br />
Zeitfaktor sehr zugewandt, interessiert,<br />
kompetent – dank guter Information seitens <strong>de</strong>s<br />
Therapeuten bzw. unserer Kollegen – und engagiert<br />
zeigten und für X alles ermöglichten. Sie<br />
scheuten nicht davor, ihre Erkrankung als gegeben<br />
zu akzeptieren und ihr die nötige Struktur<br />
und engmaschige Kontrolle zu verleihen, die für<br />
eine Sek. II, wo ein hohes Maß an Eigenverantwortung,<br />
Selbständigkeit und persönlicher Reife<br />
die Voraussetzung bil<strong>de</strong>t, normalerweise unüblich<br />
sind. X sollte die Chance erhalten, wie ein unbeschriebenes<br />
Blatt anzufangen. Großes Interesse<br />
hegten die Kollegen natürlich für die Frage,<br />
worauf man bei ihr achten sollte.
Es wur<strong>de</strong> festgelegt, dass ein Pen<strong>de</strong>lheft geführt<br />
wird, in <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r jeweilige Kollege nach je<strong>de</strong>r<br />
Doppelstun<strong>de</strong> eine kurze Einschätzung geben<br />
und unterschreiben sollte, das dann <strong>de</strong>r Klinik<br />
bzw. unserer Schule zur Einsicht vorgelegt wer<strong>de</strong>n<br />
sollte. Dabei spielten solche Aspekte wie:<br />
»War sie anwesend? Hat sie mitgearbeitet? Waren<br />
Materialien vorhan<strong>de</strong>n?« eine entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />
Rolle. X erklärte sich bereit, bei negativer St<strong>im</strong>mung<br />
geistig anwesend zu bleiben, Panikattacken<br />
anzukündigen und die nötigen Maßnahmen<br />
wie Bonbon lutschen, Süßigkeiten essen,<br />
sich kurz mit an<strong>de</strong>ren Dingen beschäftigen (z. B.<br />
Kreuzworträtsel) o<strong>de</strong>r das Klassenz<strong>im</strong>mer kurz<br />
verlassen, dagegen zu unternehmen. Es wur<strong>de</strong><br />
weiterhin vereinbart, dass bei Vorkommnissen,<br />
besorgniserregen<strong>de</strong>n Handlungen und unentschuldigtem<br />
Fehlen Telefonate zwischen <strong>de</strong>m<br />
Gymnasium und <strong>de</strong>r Klinikschule stattfin<strong>de</strong>n<br />
sollten.<br />
Nach<strong>de</strong>m 14 Tage alles positiv verlaufen war und<br />
keinerlei Vorkommnisse stattgefun<strong>de</strong>n hatten,<br />
wur<strong>de</strong>n ab Mitte September die ersten St<strong>im</strong>mungsschwankungen<br />
und Fehlstun<strong>de</strong>n beobachtet,<br />
die in <strong>de</strong>r Schule in einer alle beteiligten<br />
Lehrer erschüttern<strong>de</strong>n Panikattacke gipfelten, bei<br />
<strong>de</strong>r alle gebräuchlichen Mittel fehlschlugen und<br />
X schließlich in die stabile Seitenlage gebracht<br />
und die Klinik benachrichtigt wur<strong>de</strong>. Als dann<br />
ihre Bezugsschwester eintraf, wun<strong>de</strong>rten sich alle<br />
Anwesen<strong>de</strong>n, als das Zittern und die Zuckungen<br />
plötzlich aufhörten und X <strong>de</strong>r Schwester mit<br />
einem Lächeln entgegnete: »O.K. Wir können gehen.«<br />
In <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n Wochen, als Fehlstun<strong>de</strong>n<br />
sich in Fehltage verwan<strong>de</strong>lten und Panik- und<br />
Angstattacken mit undiszipliniertem Verhalten<br />
auf Station einhergingen, die St<strong>im</strong>mungsschwankungen<br />
u. a. wegen <strong>de</strong>s verstärkten Leistungsdrucks<br />
in <strong>de</strong>r Schule größere Ausmaße annahmen,<br />
hörte man auf Station teilweise die<br />
Bemerkung: »Bor<strong>de</strong>rline pur.« In ihrem Gymnasium,<br />
wo keine groben Disziplinverstöße registriert<br />
wur<strong>de</strong>n, sprach X über ihr schlechtes Gewissen<br />
wegen <strong>de</strong>r neuerlichen Panikattacke, die sie mit<br />
<strong>de</strong>n merkwürdigen Worten kommentierte:<br />
»Wenn ich mich auf die Schule freue, kommen<br />
garantiert die Ängste. Habe ich vorher Angst,<br />
geht alles gut.« (damit auch die gesamt Ambivalenz<br />
<strong>de</strong>r Bor<strong>de</strong>rlinepersönlichkeit wi<strong>de</strong>rspiegelnd).<br />
Ein äußerlich sichtbares Zeichen, dass<br />
Angst und Panik nur noch eine nebensächliche<br />
Angelegenheit darstellten und X Worte Lügen<br />
strafte, bil<strong>de</strong>te die Tatsache, dass X zufällig mehrere<br />
Male während ihrer regulären Unterrichtszeit<br />
bei Douglas gesehen wur<strong>de</strong>. Ihr Therapeut<br />
kommentierte diese Handlung mit <strong>de</strong>n Worten:<br />
»Wer Angst und Panik hat, begibt sich nicht an<br />
einen Ort, wo sich viele Menschen aufhalten.«<br />
Kurz vor <strong>de</strong>n Herbstferien fand eine erneute Helferkonferenz<br />
statt, auf welcher die Kollegen <strong>de</strong>s<br />
Gymnasiums ihre Hilflosigkeit angesichts <strong>de</strong>s<br />
letzten großen Panikanfalls und eine verständliche<br />
Überfor<strong>de</strong>rung äußerten und die Probleme,<br />
die sich aufgrund <strong>de</strong>r Abwesenheit bei einigen<br />
Leistungskontrollen und inzwischen auch Klausuren<br />
anbahnten, darlegten. Trotz Einladung<br />
fehlte X lei<strong>de</strong>r. Es wur<strong>de</strong> vereinbart, eine erneute<br />
Helferkonferenz, an <strong>de</strong>r die Tutorin, die Oberstufenberaterin,<br />
alle Fachlehrer, die Vertreter <strong>de</strong>r<br />
Klinikschule, <strong>de</strong>r Therapeut, X und ihre Mutter<br />
teilnehmen wür<strong>de</strong>n, Anfang November einzuberufen.<br />
Bis dahin sollte noch einmal eine eingehen<strong>de</strong><br />
Überprüfung <strong>de</strong>r Fehltage, einschließlich<br />
fehlen<strong>de</strong>r Klausuren und Leistungskontrollen<br />
vorgenommen wer<strong>de</strong>n.<br />
Auf Station entwickelte X inzwischen solche<br />
Symptome, dass <strong>im</strong>mer öfter die Frage diskutiert<br />
wur<strong>de</strong>, wo und wie sie am besten eine opt<strong>im</strong>ale<br />
Betreuung erfahren könnte und ob ein Aussetzen<br />
<strong>de</strong>r Schulpflicht und eine praktische Arbeit nicht<br />
sinnvoller wären.<br />
Während <strong>de</strong>r bisher letzten Helferkonferenz, an<br />
welcher alle eingela<strong>de</strong>nen Teilnehmer anwesend<br />
waren, erklärte die Oberstufenberaterin, dass<br />
es aufgrund <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n Klausuren und Leistungskontrollen<br />
gesetzlich keine Möglichkeit<br />
mehr gäbe, diese bis Weihnachten nachzuholen.<br />
Seit einer Woche wür<strong>de</strong> X gar nicht mehr in <strong>de</strong>r<br />
Schule erscheinen. Es wur<strong>de</strong> von allen Fachlehrern<br />
überwiegend übereinst<strong>im</strong>mend dargelegt,
dass X gute kognitive Fähigkeiten und Leistungsvoraussetzungen<br />
aufweist, vor allem in Mathematik<br />
und Englisch, die von dieser Grundlage her<br />
ein zukünftiges Abitur als realistisch erscheinen<br />
lassen.<br />
Alle Kollegen bestätigten Schwankungen in Leistungsverhalten<br />
und St<strong>im</strong>mung, wobei die Ausfälligkeiten<br />
<strong>im</strong> Verhalten, die auf Station auftraten,<br />
nie in <strong>de</strong>r Schule beobachtet wur<strong>de</strong>n. Die Kollegen,<br />
insbeson<strong>de</strong>re die Tutorin, welche <strong>de</strong>n Leistungskurs<br />
Englisch leitet, beobachteten dabei<br />
einen mitunter raschen Wechsel von fröhlichen,<br />
ausgelassenen St<strong>im</strong>mungen und sehr ruhigen,<br />
introvertierten Verhaltensweisen. Die Kollegen<br />
berichteten, dass X Aufgabenstellungen mit vorgegebener<br />
Struktur weit besser erledigt als solche,<br />
wo Kreativität gefragt ist und sie die Struktur<br />
selber festlegen muss. X arbeitete dabei<br />
entwe<strong>de</strong>r aufgeschlossen, aktiv und interessiert,<br />
mit teilweise hohem Anspruch o<strong>de</strong>r teilnahmslos,<br />
unmotiviert und sehr interessen- und themengebun<strong>de</strong>n.<br />
Nur in <strong>de</strong>n Fächern Deutsch und<br />
Geschichte zeigte X enge Kontakte zu einer Mitschülerin,<br />
zu <strong>de</strong>r sie vertrauensvollen Umgang<br />
suchte und mit <strong>de</strong>r sie laut Aussagen <strong>de</strong>r Kolleginnen<br />
ein gutes »Zweiergespann« bil<strong>de</strong>te. Ansonsten<br />
beobachteten die Kollegen eher eine Vermeidung<br />
von Kontakten und soziale Isolierung,<br />
die vor allem <strong>im</strong> Leistungskurs Mathematik, wo<br />
fast nur Jungen teilnehmen, eine Verstärkung<br />
erfuhren.<br />
X, nach ihrer Meinung befragt, erklärte ihre Zust<strong>im</strong>mung<br />
zu <strong>de</strong>n Einschätzungen ihrer Lehrer<br />
betreffs <strong>de</strong>s interessengebun<strong>de</strong>nen Lernens, <strong>de</strong>r<br />
St<strong>im</strong>mungsschwankungen und <strong>de</strong>r nur wenigen<br />
festen Bezugspersonen; sie gab unumwun<strong>de</strong>n<br />
mit Bestätigung <strong>de</strong>s Therapeuten zu, dass sie<br />
gegenwärtig Abneigung gegenüber <strong>de</strong>r Schule<br />
hege, es ihr wirklich schlecht ginge und <strong>im</strong> Moment<br />
als einzige Alternative eine vorübergehen<strong>de</strong><br />
praktische Tätigkeit in Betracht käme.<br />
X packte bei diesen Worten erleichtert, ruhig und<br />
fast liebevoll ihre Schulbücher aus und gab diese<br />
mit Worten <strong>de</strong>s Dankes für die Bemühungen<br />
aller Lehrer zurück an die Oberstufenberaterin.<br />
Als mögliche, vorübergehen<strong>de</strong> Alternative, <strong>de</strong>r<br />
auch die Mutter von X zust<strong>im</strong>mte, betrachten alle<br />
beteiligten Erziehungsträger ein Ruhen <strong>de</strong>r<br />
Schulpflicht laut Antrag <strong>de</strong>r Mutter an <strong>de</strong>n Schulleiter<br />
mit Begründung <strong>de</strong>s zuständigen Therapeuten<br />
bis zum Sommer, wo X nach Besserung<br />
ihres psychischen Zustan<strong>de</strong>s eine erneute Chance<br />
in <strong>de</strong>r 11. Klasse wahrnehmen könnte.<br />
Nach drei Monaten Stabilisierung bei einer praktischen<br />
Arbeit ohne Stress und Leistungsdruck<br />
wur<strong>de</strong> X <strong>im</strong> Februar entlassen und in ein He<strong>im</strong><br />
für Mädchen mit ihrer Problematik eingewiesen.<br />
Wir hoffen, dass sie mit <strong>de</strong>r Zeit so gesund wird,<br />
dass sie wie<strong>de</strong>r ihre Schule besuchen kann, was<br />
nach wie vor ihr Wunsch ist. Wir wünschen ihr<br />
dabei alles Gute.<br />
Irina Rie<strong>de</strong>l<br />
Klinik- und Krankenhausschule Dres<strong>de</strong>n<br />
PS: Der Vortrag entstand innerhalb <strong>de</strong>s Projektes<br />
Interklinikschule.
Quellen Mitarbeit<br />
Remschmidt, H.; Niebergall, G. und<br />
Quaschner, K. (2000): Kin<strong>de</strong>r- und Jugendpsychiatrie.<br />
Eine praktische Einführung.<br />
3. ,neu bearbeitete und erweiterte Auflage.<br />
Georg Thieme Verlag Stuttgart und New York<br />
Material von Ärzten und Therapeuten <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r-<br />
und Jugendpsychiatrie <strong>de</strong>s Universitätsklinikums<br />
»Carl Gustav Carus« Dres<strong>de</strong>n<br />
Informationen aus Supervisionen, Fallbesprechungen,<br />
Morgenrun<strong>de</strong>n, Oberarztvisiten<br />
Internetrecherchen<br />
(www.wikipedia.<strong>de</strong>, Stand 2007)<br />
BZgA-Materialien<br />
SGB V Gesetzliche Krankenversicherung<br />
Die Empfehlungen wur<strong>de</strong>n von Kolleginnen und<br />
Kollegen <strong>de</strong>r sächsischen Klinik- und Krankenhausschulen<br />
(KKS) erarbeitet:<br />
Bär, L.: Krankheitsbild Leukämie. KKS Dres<strong>de</strong>n<br />
Frohberg, P.: Krankheitsbild Epilepsie.<br />
KKS Kleinwachau<br />
Goßmann, S.: Krankheitsbild Angststörungen.<br />
KKS Dres<strong>de</strong>n<br />
Metag, S.; Rie<strong>de</strong>l, I. und Schönekerl, B.:<br />
Krankheitsbild AD(H)S. KKS Dres<strong>de</strong>n<br />
Richter, V.: Krankheitsbild <strong>Chronisch</strong>es Nierenversagen.<br />
KKS Leipzig<br />
Rie<strong>de</strong>l, I.: Krankheitsbil<strong>de</strong>r Bor<strong>de</strong>rline-Störung,<br />
Psychose. KKS Dres<strong>de</strong>n<br />
Ruser, R.: Krankheitsbild T-Zell-Leukämie.<br />
KKS Dres<strong>de</strong>n<br />
Schönekerl, B.: Krankheitsbil<strong>de</strong>r Angeborene<br />
Herzerkrankungen, Anorexie, Autismus, Bronchialasthma,<br />
Bul<strong>im</strong>ie, Diabetes mellitus, Drogensucht,<br />
Entzündliche Darmerkrankungen, Mukoviszidose,<br />
Neuro<strong>de</strong>rmitis. KKS Dres<strong>de</strong>n<br />
Seipel, I.: Krankheitsbild Störung <strong>de</strong>s Sozialverhaltens.<br />
KKS Dres<strong>de</strong>n<br />
Tscheuschner, B.: Krankheitsbild Rheuma.<br />
KKS Kreischa<br />
Beratung: L. Bär, Schulleiterin Klinik- und<br />
Krankenhausschule Dres<strong>de</strong>n<br />
Ich bedanke mich bei <strong>de</strong>n Teilnehmern <strong>de</strong>r<br />
2. Vernetzungstagung <strong>de</strong>r Klinik- und Krankenhausschulen<br />
Sachsens für die Hinweise zu <strong>de</strong>n<br />
Krankheitsbil<strong>de</strong>rn.<br />
Bettina Schönekerl
Impressum<br />
Herausgeber<br />
Sächsisches Staatsministerium für Kultus | Referat För<strong>de</strong>rschulen, Integration<br />
Carolaplatz 1 | 01097 Dres<strong>de</strong>n | Bürgertelefon: (03 51) 564 25 26<br />
E-Mail: info@smk.sachsen.<strong>de</strong> | Internet: www.sachsen-macht-schule.<strong>de</strong><br />
(Kein Zugang für elektronisch signierte sowie für verschlüsselte elektronische Dokumente)<br />
Redaktionsschluss November 2007<br />
Auflagenhöhe 3 000<br />
Gestaltung Michel Sandstein GmbH, Dres<strong>de</strong>n<br />
Titelbild www.istockphoto.com<br />
Druck Druckerei Wagner, Großschirma<br />
Kostenlose Bestellung<br />
Zentraler Broschürenversand <strong>de</strong>r Sächsischen Staatsregierung<br />
Hammerweg 30 | 01127 Dres<strong>de</strong>n | Telefon: (03 51) 2 10 36 71 o<strong>de</strong>r (03 51) 210 36 72 | Fax: (03 51) 210 36 81<br />
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arbeit herausgegeben. Sie darf we<strong>de</strong>r von Parteien noch von Wahlhelfern zum Zwecke <strong>de</strong>r Wahl-<br />
werbung verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n.