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Chronisch kranke Schüler im Schulalltag - netzwerk-ads-leipzig.de

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<strong>Chronisch</strong> <strong>kranke</strong> <strong>Schüler</strong><br />

<strong>im</strong> <strong>Schulalltag</strong><br />

Empfehlungen zur Unterstützung und För<strong>de</strong>rung


Inhalt<br />

2 Einleitung<br />

4 Zielstellung <strong>de</strong>r Handreichung<br />

5 Wer gilt als chronisch krank?<br />

6 Krankheitsbild: Angeborener Herzfehler<br />

7 Krankheitsbild:<br />

Aufmerksamkeits<strong>de</strong>fizit- und<br />

Hyperaktivitätsstörung AD(H)S<br />

8 Krankheitsbild: Schulphobie<br />

9 Krankheitsbild: Schulschwänzen<br />

9 Krankheitsbild: Schulangst (Angststörung)<br />

10 Krankheitsbild:<br />

Anorexie / Anorexia nervosa / Magersucht<br />

(Appetitsverlust o<strong>de</strong>r -vermin<strong>de</strong>rung)<br />

11 Krankheitsbild: Autismus<br />

12 Krankheitsbild: Bor<strong>de</strong>rline-Störung<br />

13 Krankheitsbild: Asthma bronchiale/<br />

Bronchialasthma<br />

14 Krankheitsbild: Bul<strong>im</strong>ie / Bul<strong>im</strong>ia<br />

nervosa / Ess-Brech-Sucht (»Ochsenhunger«)<br />

15 Krankheitsbild:<br />

<strong>Chronisch</strong>es Nierenversagen –<br />

<strong>Schüler</strong> als Dialysepatienten<br />

16 Krankheitsbild:<br />

Diabetes mellitus (»Honigsüßer Durchfluss«)<br />

17 Krankheitsbild: Drogensucht<br />

18 Krankheitsbild:<br />

<strong>Chronisch</strong>-entzündliche Darmerkrankungen<br />

19 Krankheitsbild: Epilepsie/Fallsucht<br />

20 Krankheitsbild:<br />

Leukämie – ALL (akute lymphatische<br />

Leukämie) / T-Zell-Leukämie<br />

22 Krankheitsbild: Mukoviszidose /<br />

Cystische Fibrose (»zäher Schle<strong>im</strong>«)<br />

23 Krankheitsbild:<br />

Neuro<strong>de</strong>rmitis atopica/<br />

atopische Dermatitis/endogenes Ekzem<br />

24 Krankheitsbild: Psychose<br />

25 Krankheitsbild: Rheuma<br />

26 Krankheitsbild:<br />

1. Störung <strong>de</strong>s Sozialverhaltens /<br />

2. Störung <strong>de</strong>s Sozialverhaltens mit<br />

<strong>de</strong>pressiver Störung<br />

27 Abschlussbericht <strong>de</strong>r sächsischen Klinikschulen<br />

zum Projekt »Interklinikschule«<br />

32 Beispielhafe Falldarstellung – Vortrag zum<br />

Krankheitsbild Bor<strong>de</strong>rline-Störung<br />

36 Quellen und Mitarbeit


Einleitung<br />

Der Titel <strong>de</strong>r vorliegen<strong>de</strong>n Broschüre drückt ihr<br />

Anliegen klar aus: Unterstützung und För<strong>de</strong>rung<br />

chronisch <strong>kranke</strong>r <strong>Schüler</strong>innen und <strong>Schüler</strong>.<br />

Bildung und Erziehung sind für <strong>kranke</strong> Kin<strong>de</strong>r<br />

und Jugendliche von beson<strong>de</strong>rer Be<strong>de</strong>utung. Der<br />

Unterricht bietet <strong>de</strong>n <strong>Schüler</strong>innen und <strong>Schüler</strong>n<br />

die Möglichkeit, trotz ihrer Krankheit mit Erfolg<br />

zu lernen. Befürchtungen, in <strong>de</strong>n schulischen<br />

Leistungen in Rückstand zu geraten, wer<strong>de</strong>n vermin<strong>de</strong>rt.<br />

Unterricht kann auch die physische und<br />

psychische Situation <strong>de</strong>r <strong>kranke</strong>n Kin<strong>de</strong>r erleichtern.<br />

Sie können lernen, mit <strong>de</strong>r Krankheit besser<br />

umzugehen. Für Kin<strong>de</strong>r, die lange krank sind, ist<br />

Unterricht eine wichtige Voraussetzung und<br />

Möglichkeit für die Teilnahme am Leben in <strong>de</strong>r<br />

Gemeinschaft.<br />

Die Broschüre soll Handlungs- und Arbeitsgrundlage<br />

sein, insbeson<strong>de</strong>re für die an allgemeinbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />

Schulen tätigen Lehrerinnen und Lehrer,<br />

die chronisch <strong>kranke</strong> Kin<strong>de</strong>r bil<strong>de</strong>n und erziehen.<br />

Ihnen soll geholfen wer<strong>de</strong>n, mit <strong>de</strong>n einzelnen<br />

<strong>Schüler</strong>n in sensibler Weise umzugehen, ihnen<br />

mit <strong>de</strong>m erfor<strong>de</strong>rlichen Verständnis und <strong>de</strong>r angemessenen<br />

Nähe zu begegnen. Und sie erhalten<br />

Hinweise, wie eine chronische Erkrankung ggf.<br />

bereits <strong>im</strong> Vorfeld erkannt wer<strong>de</strong>n kann und<br />

welche pädagogischen und för<strong>de</strong>rpädagogischen<br />

Maßnahmen sinnvoll sein können. Erfolgreich<br />

wird die Schule in ihrem Bemühen aber nur sein,<br />

wenn sie dabei mit <strong>de</strong>n Eltern und <strong>de</strong>r Klinik-<br />

und Krankenhausschule zusammenarbeiten<br />

kann. Auch für ein solches kooperatives Zusammenwirken<br />

bietet die Broschüre Hinweise.<br />

Nach <strong>de</strong>r Klinikentlassung steht vor allen Beteiligten<br />

die verantwortungsvolle Aufgabe <strong>de</strong>r konkreten<br />

schulischen und sozialen Reintegration<br />

<strong>de</strong>s chronisch <strong>kranke</strong>n Kin<strong>de</strong>s. Reintegration<br />

be<strong>de</strong>utet mehr als nur Rückkehr in die Stammschule.<br />

Die meisten Kin<strong>de</strong>r und Jugendlichen benötigen<br />

nach <strong>de</strong>r Entlassung beson<strong>de</strong>re pädagogische<br />

Aufmerksamkeit. Je nach Krankheitsbild<br />

sind langfristige und intensive Bemühungen<br />

notwendig. Interdisziplinäre Zusammenarbeit,<br />

Beratung <strong>de</strong>r Eltern und <strong>de</strong>r Stammschulen<br />

durch die Klinik- und Krankenhausschulen sowie<br />

die Koordination von Hilfesystemen (z. B. Jugendhilfe<br />

und rehabilitative Einrichtungen) sind dafür<br />

unerlässlich.


Für Lehrer <strong>de</strong>r allgemeinbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Schulen, in<br />

die chronisch <strong>kranke</strong> Kin<strong>de</strong>r nach einem Krankenhausaufenthalt<br />

zurückkehren, ist es wichtig<br />

zu wissen, dass schulpädagogische Begleitung<br />

diesen Kin<strong>de</strong>rn und Jugendlichen helfen kann.<br />

So gilt es als unbestritten, dass »… Schule … als<br />

Raum <strong>de</strong>r sozialen Integration eine unvergleichbare<br />

Chance für Kin<strong>de</strong>r und Jugendliche mit<br />

einer chronischen Erkrankung (bietet), in einer<br />

Gemeinschaft leben zu lernen. Erfolgserlebnisse,<br />

nicht nur in Leistungsbereichen, qualifizierte<br />

Schulabschlüsse, Erleben sozialer Kompetenz,<br />

Erfahren von Akzeptanz bei einfühlsamer Begleitung<br />

durch Lehrkräfte und Mitschüler eröffnen<br />

<strong>de</strong>m betreffen<strong>de</strong>n <strong>Schüler</strong> Chancen zur Bewältigung<br />

seiner Lebenssituation.« 1<br />

Je<strong>de</strong>r Schule in Sachsen steht die Broschüre<br />

»Empfehlungen zur Unterstützung und För<strong>de</strong>rung<br />

chronisch <strong>kranke</strong>r <strong>Schüler</strong>innen und <strong>Schüler</strong>«<br />

als Handlungs- und Arbeitsgrundlage zur<br />

Verfügung. Sie soll dazu beitragen, Pädagogen<br />

aller Schularten sowie die Mitarbeiter <strong>de</strong>r<br />

Schulaufsicht für die Belange chronisch <strong>kranke</strong>r<br />

<strong>Schüler</strong> aufzuschließen.<br />

Die Autoren verbin<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>r Veröffentlichung<br />

<strong>de</strong>r Empfehlungen die Hoffnung, dass sie als<br />

><br />

><br />

><br />

><br />

Arbeitshilfe angenommen wer<strong>de</strong>n,<br />

die Verantwortung und Kompetenz aller allgemeinbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />

Schulen in <strong>de</strong>r Bildung<br />

und Erziehung chronisch <strong>kranke</strong>r Kin<strong>de</strong>r und<br />

Jugendlicher stärken,<br />

Anregung und praktische Unterstützung<br />

bieten und<br />

zur Opt<strong>im</strong>ierung <strong>de</strong>r son<strong>de</strong>rpädagogischen<br />

För<strong>de</strong>rung in Sachsen beitragen.<br />

Allen, die am Zustan<strong>de</strong>kommen <strong>de</strong>r Empfehlungen<br />

beteiligt waren, insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>m Projektleiter,<br />

Herrn Prof. Ertle, gilt herzlicher Dank<br />

für die geleistete Arbeit.<br />

1 aus G. Schmitt, Kindheit und Jugend mit chronischer<br />

Erkrankung, Göttingen 1996


Zielstellung <strong>de</strong>r Handreichung<br />

Am Projekt »<strong>Chronisch</strong> <strong>kranke</strong> <strong>Schüler</strong>innen und<br />

<strong>Schüler</strong> an <strong>de</strong>n allgemeinbil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Schulen«,<br />

kurz Interklinikschule genannt (siehe Abschlussbericht),<br />

haben insgesamt sieben Schulen an<br />

Kliniken mitgearbeitet (Dres<strong>de</strong>n, Freiburg i. Br.,<br />

Freital/Sachsen, Gelsenkirchen, Her<strong>de</strong>cke/Ruhr,<br />

Leipzig und Tübingen). Die Tätigkeit erstreckte<br />

sich über drei Jahre und wur<strong>de</strong> von <strong>de</strong>r Robert<br />

Bosch Stiftung GmbH als Drittmittelgeber unterstützt.<br />

Die Leitung <strong>de</strong>s Projektes übernahm Herr<br />

Prof. Ertle. Als Schirmherrin für die Klinik- und<br />

Krankenhausschulen Sachsens engagierte sich<br />

Frau Dombois.<br />

Herr Prof. Ertle formulierte folgen<strong>de</strong> Ziele und<br />

Hoffnungen zur Projektarbeit:<br />

><br />

><br />

><br />

><br />

Aus <strong>de</strong>m Projekt »Interklinikschule« sollen<br />

Impulse für die Bewältigung <strong>de</strong>s <strong>Schulalltag</strong>es<br />

chronisch <strong>kranke</strong>r Kin<strong>de</strong>r erwachsen.<br />

Vorschläge, Erwägungen und Empfehlungen<br />

sollten auch als Vorsorge verstan<strong>de</strong>n und<br />

weiterentwickelt wer<strong>de</strong>n.<br />

Das Thema Krankheit und stabilisieren<strong>de</strong><br />

pädagogische Angebote sollte zu einem<br />

selbstverständlichen Anliegen aller Schularten<br />

gemacht wer<strong>de</strong>n.<br />

12 % bis 15 % unserer <strong>Schüler</strong> sind chronisch<br />

krank. Diese Tatsache sollte endlich zu einem<br />

Nach<strong>de</strong>nken in <strong>de</strong>r Lehrerausbildung und in<br />

<strong>de</strong>r Lehrerfortbildung führen.<br />

Daran anknüpfend ergeben sich folgen<strong>de</strong> Gedanken<br />

und Schlussfolgerungen für die Arbeit <strong>de</strong>r<br />

Klinik- und Krankenhausschulen:<br />

Die Arbeit als Lehrer an einer Klinik- und Krankenhausschule<br />

erfor<strong>de</strong>rt neben soli<strong>de</strong>r Unterrichtsarbeit<br />

genaue Kenntnis über das Krankheitsbild <strong>de</strong>r<br />

<strong>Schüler</strong>. Sicherheit <strong>im</strong> Umgang mit <strong>de</strong>n Kranken<br />

sowie die Suche nach schulischen För<strong>de</strong>rmöglichkeiten<br />

sind Herausfor<strong>de</strong>rungen, <strong>de</strong>nen sich je<strong>de</strong>r<br />

Kollege stellen muss. Bewährt hat sich die Zusammenarbeit<br />

mit <strong>de</strong>n He<strong>im</strong>atschulen, in<strong>de</strong>m wir<br />

von diesen Zuarbeit zu Lehrplaninhalten, Informationen<br />

zum Leistungs- und Arbeitsverhalten<br />

<strong>de</strong>r <strong>Schüler</strong> abfor<strong>de</strong>rn. Wir geben bei Entlassung<br />

neben erteilten Stoffgebieten und Zensuren auch<br />

Empfehlungen zum Umgang mit <strong>de</strong>m <strong>Schüler</strong>.<br />

Die Klinik- und Krankenhausschulen Sachsens<br />

können auf eine langjährige gute Zusammenarbeit<br />

von Medizinern und Pädagogen zurückblicken.<br />

Dadurch schulte sich unser Blick für die<br />

Krankheitssymptome, die für die pädagogische<br />

Arbeit in <strong>de</strong>r Schule relevant sind. Das Erstellen<br />

von schnell überschaubaren Übersichten zu häufigen<br />

Krankheitsbil<strong>de</strong>rn erachten viele Kollegen<br />

als beson<strong>de</strong>rs hilfreich. Damit möchten wir die<br />

Lehrer an <strong>de</strong>n He<strong>im</strong>atschulen sensibilisieren,<br />

best<strong>im</strong>mte Details <strong>im</strong> Verhalten ihrer <strong>Schüler</strong><br />

aufzunehmen und sich untereinan<strong>de</strong>r auszutauschen.<br />

Diese Zusammenstellungen erheben<br />

keinen Anspruch auf Vollständigkeit; es wur<strong>de</strong><br />

versucht, nur Wesentliches festzuhalten. Alle Beobachtungen,<br />

die eventuell auf eine Erkrankung<br />

hin<strong>de</strong>uten könnten, sowie das Ergreifen för<strong>de</strong>rpädagogischer<br />

Maßnahmen sollten selbstverständlich<br />

mit Eltern, <strong>Schüler</strong>n, Fachlehrern und<br />

Schulleitern besprochen wer<strong>de</strong>n. Das Hinzuziehen<br />

von Schulärzten, Schulpsychologen, Diagnostiklehrern<br />

und Schulreferenten wäre ebenso notwendig,<br />

um schnelles Han<strong>de</strong>ln zu ermöglichen.<br />

Umfangreiche Informationen zu Krankheitsbil<strong>de</strong>rn<br />

fin<strong>de</strong>t man <strong>im</strong> Internet; Selbsthilfegruppen<br />

sind ebenfalls abrufbar. Bei<strong>de</strong>s sind Möglichkeiten<br />

zur individuellen Fort- und Weiterbildung<br />

und können auch für <strong>Schüler</strong>vorträge, Projektarbeit<br />

sowie für fachübergreifen<strong>de</strong>n und fächerverbin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />

Unterricht genutzt wer<strong>de</strong>n.<br />

Wir freuen uns, <strong>de</strong>n Lehrerinnen und Lehrern<br />

Anregungen und Empfehlungen geben zu<br />

können.


Wer gilt als chronisch krank?<br />

»Als schwerwiegend chronisch krank gilt, wer<br />

sich in ärztlicher Dauerbehandlung befin<strong>de</strong>t<br />

(nachgewiesen durch einen Arztbesuch wegen<br />

<strong>de</strong>rselben Kankheit pro Quartal) und außer<strong>de</strong>m<br />

eines <strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong>n Kriterien erfüllt:<br />

><br />

><br />

><br />

Es liegt eine Pflegebedürftigkeit <strong>de</strong>r Pflegestufe<br />

2 o<strong>de</strong>r 3 nach <strong>de</strong>m zweiten Kapitel SGB<br />

XI vor.<br />

Es liegt ein Grad <strong>de</strong>r Behin<strong>de</strong>rung (GdB) von<br />

minestens 60 % nach § 30 BVG o<strong>de</strong>r eine<br />

Min<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Erwerbsfähigkeit (MdE) von<br />

min<strong>de</strong>stens 60 % nach § 56 Abs. 2 SGB VII vor.<br />

Es ist eine kontinuierliche medizinische Versorgung<br />

(ärztliche o<strong>de</strong>r psychotherapeutische<br />

Behandlung, Arzne<strong>im</strong>itteltherapie,<br />

Versorgung mit Heil- und Hilfsmitteln) erfor<strong>de</strong>rlich,<br />

ohne die nach ärztlicher Einschätzung<br />

eine lebensbedrohliche Verschl<strong>im</strong>merung<br />

<strong>de</strong>r Erkrankung, eine Vermin<strong>de</strong>rung<br />

<strong>de</strong>r Lebenserwartung o<strong>de</strong>r eine dauerhafte<br />

Beeinträchtigung <strong>de</strong>r Lebensqualität durch<br />

die aufgrund <strong>de</strong>r Krankheit nach Satz 1 verursachten<br />

Gesundheitsstörungen zu erwarten<br />

ist.« 1<br />

Häufige chronische Erkrankungen<br />

><br />

><br />

><br />

><br />

><br />

><br />

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><br />

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><br />

><br />

><br />

Arthritis<br />

Asthma bronchiale<br />

Diabetes mellitus<br />

Epilepsie<br />

Fehlen<strong>de</strong> Gliedmaßen<br />

Kardiale Erkrankungen<br />

Körperbehin<strong>de</strong>rungen<br />

Krebserkrankungen<br />

Mukoviszidose<br />

Orthopädische Erkrankungen<br />

Psychische Störungsbil<strong>de</strong>r (z. B. ADHS, Essstörungen,<br />

Angststörungen, Störungen <strong>de</strong>s<br />

Sozialverhaltens, Zwangsstörungen,<br />

drogeninduzierte Psychosen)<br />

Sichelzellenanämie<br />

Sinnesbehin<strong>de</strong>rungen<br />

10 bis 12 % <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r und<br />

15 bis 20 % <strong>de</strong>r Jugendlichen sind chronisch krank<br />

1 Richtlinie zur Defintion »schwerwiegen<strong>de</strong>r chronischer<br />

Krankheiten« <strong>de</strong>s gemeinsamen Bun<strong>de</strong>sausschusses vom<br />

13. Januar 2004


Krankheitsbild: Angeborener Herzfehler<br />

<strong>Chronisch</strong>e Funktionsstörung<br />

Krankheitssymptome Auffälligkeiten in <strong>de</strong>r Schule Pädagogische und för<strong>de</strong>rpädagogische<br />

Maßnahmen<br />

> 1 % Neugeborene mit Herzfehlern<br />

> Bis zu 80 000 Kin<strong>de</strong>r und Jugendliche<br />

haben akute Herzprobleme<br />

> Häufige Herzfehler:<br />

– Unvollständige Trennung <strong>de</strong>r linken<br />

und rechten Herzhälfte sowie <strong>de</strong>s Lungen-<br />

und Körperkreislaufes<br />

– Herzklappenfehler<br />

– Verlagerungen und Verengungen <strong>de</strong>r<br />

herznahen Blutgefäße<br />

> Bei Vorschädigungen am Herzen besteht<br />

Gefahr <strong>de</strong>r bakteriellen Entzündung <strong>de</strong>r<br />

Herzinnenhaut<br />

> Einschnürungen <strong>de</strong>r Hauptschlaga<strong>de</strong>r<br />

> Vorhof- und Kammerschei<strong>de</strong>wand<strong>de</strong>fekte<br />

> Durch Sinken <strong>de</strong>s Sauerstoffgehaltes <strong>im</strong><br />

Blut kommt es zur Blaufärbung von Lippen<br />

und Nägeln<br />

> Beeinträchtigung <strong>de</strong>r Konzentrationsfähigkeit<br />

> Einschränkungen <strong>de</strong>r körperlichen Leistungsfähigkeit,<br />

die individuell sehr unterschiedlich<br />

sind, <strong>Schüler</strong> können sehr<br />

verlangsamt sein<br />

> Bei Einnahme von Entwässerungstabletten<br />

häufige Toilettenbesuche<br />

> Bei größerer körperlicher Beeinträchtigung<br />

häufiges Zuspätkommen zum Unterricht<br />

> Bluthochdruck in Kopf und Armen kann<br />

zu Schmerzen und Übelkeit führen<br />

> Bei Einnahme von Gerinnungshemmern<br />

bluten Wun<strong>de</strong>n sehr lange, Betroffener<br />

kann viele blaue Flecken haben<br />

> Teilnahme am Unterricht und an<br />

außerschulische Aktivitäten unter<br />

Mitnahme <strong>de</strong>s Herzpasses, Eltern kontaktieren,<br />

Info an alle unterrichten<strong>de</strong>n<br />

Lehrer und auch an Mitschüler<br />

> Sichern von Normalität <strong>im</strong> Schulablauf;<br />

dosierte Teilnahme am Sportunterricht,<br />

<strong>Schüler</strong> <strong>im</strong> Sport als Helfer einsetzen<br />

> Auf Konzentrationsprobleme ausgleichend<br />

einwirken, z. B. durch<br />

Gewähren von Auszeiten<br />

> Toilettenbesuche während <strong>de</strong>s<br />

Unterrichts tolerieren<br />

> Bei Fachraumwechsel mehr Zeit gewähren<br />

(Raumplanung beachten)<br />

> Ausführliches Beschreiben und Erläutern<br />

<strong>de</strong>r Handlungen in Notfallsituationen<br />

(Telefonnummern <strong>de</strong>r Eltern und<br />

<strong>de</strong>s Notarztes bereithalten), z. B. bei Verhaltensauffälligkeiten<br />

und bläulich verfärbten<br />

Lippen:<br />

– <strong>Schüler</strong> ansprechen<br />

– Eltern und evtl. Arzt informieren<br />

– Gelernte Atemtechnik anwen<strong>de</strong>n<br />

> An Medikamenteneinnahme und an<br />

Mundhygiene nach Einnahme von Speisen<br />

erinnern<br />

> Biologieunterricht für Aufklärungsarbeit<br />

nutzen<br />

> Hilfsangebote von Lehrern und Mitschülern<br />

organisieren<br />

> Ruhephasen einplanen<br />

> <strong>Schüler</strong> aus Pausengetümmel<br />

herausnehmen<br />

> Bei Verletzungen Notarzt rufen, wenn<br />

erkrankter <strong>Schüler</strong> gerinnungshemmen<strong>de</strong><br />

Medikamente einn<strong>im</strong>mt


Krankheitsbild: Aufmerksamkeits<strong>de</strong>fizit- und<br />

Hyperaktivitätsstörung AD(H)S<br />

Defizite in <strong>de</strong>r Selbststeuerung, Reizwahrnehmung und Reizverarbeitung<br />

Kernsymptome<br />

Krankheitssymptome Auffälligkeiten in <strong>de</strong>r Schule Pädagogische und för<strong>de</strong>rpädagogische<br />

Maßnahmen<br />

Aufmerksamkeitsschwäche:<br />

> Fähigkeit zum Bearbeiten<br />

längerfristiger Aufgaben fehlt<br />

> Gute Konzentration bei<br />

Interesse möglich<br />

> Häufige Vergesslichkeit<br />

Hyperaktivität:<br />

> <strong>Schüler</strong> mit (ADHS) und ohne<br />

Hyperaktivität (ADS)<br />

> Große motorische Aktivität<br />

Impulsivität:<br />

> Mangeln<strong>de</strong> Impulskontrolle<br />

Bei alle Symptomen können die <strong>Schüler</strong><br />

Probleme bei <strong>de</strong>r<br />

> Schlaf-Wach-Regulierung<br />

> Thermoregulierung<br />

> Schmerzregulierung<br />

> Nähe-Distanz-Regulierung und<br />

> Lernstörungen<br />

haben<br />

> Betroffene wer<strong>de</strong>n vor allem durch<br />

akustische und visuelle Reize abgelenkt<br />

> Aufgaben wer<strong>de</strong>n vorzeitig abgebrochen<br />

(Interessenverlust)<br />

> Arbeiten oberflächlich, machen viele<br />

Flüchtigkeitsfehler<br />

> Hausaufgaben fehlen häufig<br />

> Spezifische Lern- und Leistungs<strong>de</strong>fizite<br />

meist <strong>im</strong> feinmotorischen Bereich<br />

> Ausgeprägte Redseligkeit und Lärmen<br />

> Ruhelosigkeit, Herumlaufen, Sich-<br />

Drehen-und-Win<strong>de</strong>n, Zappeln<br />

> Han<strong>de</strong>ln wie getrieben<br />

> Unangenehme Geräusche, sind <strong>im</strong>mer<br />

auf <strong>de</strong>m Sprung<br />

> Stellen extreme Anfor<strong>de</strong>rungen an die<br />

Aufmerksamkeit <strong>de</strong>s Lehrers<br />

> Ablehnung durch Mitschüler<br />

> Vorschnelle <strong>im</strong>pulsive Handlungen in<br />

Schul- und Leistungssituationen<br />

> Impulsiver Arbeitsstil – <strong>Schüler</strong> können<br />

nicht abwarten, unterbrechen<br />

Mitschüler<br />

> Schreien Antworten heraus<br />

> Begeben sich leichtfertig in Gefahrensituationen<br />

> Sind bei erfolglosen Bemühungen leicht<br />

frustriert<br />

> For<strong>de</strong>rungen muss sofort<br />

entsprochen wer<strong>de</strong>n<br />

> Bedürfnisse können nicht zurückgehalten<br />

wer<strong>de</strong>n<br />

> Können Wutausbrüche und unvorhersehbares<br />

Verhalten zeigen<br />

> Starke St<strong>im</strong>mungsschwankungen<br />

> <strong>Schüler</strong> wirken aufgedreht<br />

> Tragen oft keine witterungsgerechte<br />

Kleidung<br />

> Prügeln sich, ohne Schmerz zu<br />

empfin<strong>de</strong>n<br />

> <strong>Schüler</strong> verhalten sich distanzlos<br />

> Schulleistungen liegen unter <strong>de</strong>n intellektuellen<br />

Fähigkeiten <strong>de</strong>r Betroffenen,<br />

oft Abbruch <strong>de</strong>r Schule<br />

> ADHS akzeptieren!<br />

> Wir schaffen es gemeinsam!<br />

> Nicht: »Du musst dich än<strong>de</strong>rn«<br />

> Positive Eigenschaften <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s<br />

erkennen, benennen und stärken<br />

> Freu<strong>de</strong> am Lernen wecken<br />

> Beson<strong>de</strong>rs interessante Unterrichtsgestaltung<br />

> Orientierung an <strong>de</strong>r Individual-,<br />

nicht an <strong>de</strong>r Altersnorm<br />

> Kurze Konzentrationsspannen berücksichtigen<br />

> Kaugummikauen und Kritzeln auf<br />

Heftern tolerieren<br />

> Einfache und klare Strukturvorgaben<br />

> Anfor<strong>de</strong>rungen schrittweise steigern<br />

> Wenige Regeln und Ziele klar, positiv,<br />

erreichbar, <strong>de</strong>m Alter entsprechend und<br />

überschaubar auswählen<br />

> Maßnahmen bei Nichteinhalten mit<br />

<strong>Schüler</strong>n besprechen<br />

> Kleine Erfolge uneingeschränkt loben,<br />

auch je<strong>de</strong> Anstrengung, selbst wenn das<br />

Ergebnis zu wünschen übrig lässt<br />

> Motorische Unruhe übersehen, Ruhephasen<br />

einbauen, Bewegungsdrang<br />

kanalisieren<br />

> Wutanfälle ignorieren<br />

> Möglichkeiten zum Abreagieren schaffen,<br />

aber strukturiert mit vorgegebenem<br />

Anfang und En<strong>de</strong><br />

> Ruhe und Gelassenheit bewahren, sie<br />

senken die Erregung <strong>de</strong>s <strong>Schüler</strong>s und<br />

dienen als positives Vorbild!<br />

> Ausgewogenes Verhältnis von Rücksicht<br />

und For<strong>de</strong>rung<br />

> Aussprachen, wenn Erregungszustand<br />

abgeklungen<br />

> Kraftausdrücke vor <strong>de</strong>m Unterricht<br />

zahlenmäßig begrenzen<br />

> Hand auf die Schulter legen, ruhiges<br />

Zure<strong>de</strong>n<br />

> Das Kind nicht bloßstellen<br />

> Regelmäßiger Kontakt zu allen, die mit<br />

<strong>de</strong>m Kind zu tun haben<br />

> Einheitlicher Erziehungsstil, gleiche<br />

Regeln in <strong>de</strong>r Schule und zu Hause<br />

> Kleine Ämter in <strong>de</strong>r Gruppe heben das<br />

Selbstwertgefühl und dienen zur<br />

Kontrolle <strong>de</strong>r Bewegungsunruhe<br />

> Sich nicht provozieren lassen


Krankheitsbild: Schulphobie<br />

Angststörung<br />

Krankheitssymptome Auffälligkeiten in <strong>de</strong>r Schule Pädagogische und för<strong>de</strong>rpädagogische<br />

Maßnahmen<br />

Trennungsangst von Bezugspersonen<br />

> auf Schule projiziert<br />

> ist Kin<strong>de</strong>rn oft nicht bewusst<br />

> Traumata<br />

Somatische Beschwer<strong>de</strong>n:<br />

> Übelkeit, Kopf- und Leibschmerzen,<br />

Erbrechen<br />

> Appetitstörungen<br />

> Fernbleiben vom Unterricht<br />

> Teilnahmslosigkeit<br />

> Verhaltensauffälligkeit, wie Autoaggression,<br />

Fremdaggression<br />

> Sind Grün<strong>de</strong>, nicht in Schule zu gehen<br />

> Voraussetzung für erfolgreiche Arbeit<br />

ist enge Zusammenarbeit mit Eltern<br />

und Ärzten<br />

> Information über zugrun<strong>de</strong> liegen<strong>de</strong><br />

Störung einholen<br />

> Schulbesuch so bald wie möglich durchsetzen<br />

> Soziale Kompetenz för<strong>de</strong>rn, z. B. durch<br />

Partnerlernen, För<strong>de</strong>rung von Freundschaften,<br />

Organisation von Gruppenarbeit<br />

> Zusammenarbeit zwischen behan<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>m<br />

Arzt und Schularzt<br />

> Frühzeitige Intervention wichtig, rechtzeitige<br />

Erkennung von Symptomen<br />

> Alle Ausweichmanöver <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s<br />

(somatische Beschwer<strong>de</strong>n) strikt unterbin<strong>de</strong>n<br />

> Begleitung in Schule und eventuell in<br />

Unterricht<br />

> Aufklärung <strong>de</strong>r Mitschüler zur Krankheit<br />

nach Einwilligung <strong>de</strong>s <strong>Schüler</strong>s und<br />

seiner Eltern<br />

> Gespräche mit Eltern zur Abklärung<br />

möglicher Ursachen<br />

> Organisation von Aufklärungsgesprächen<br />

zu dieser Erkrankung vor <strong>de</strong>r<br />

Wie<strong>de</strong>reinglie<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s <strong>Schüler</strong>s, evtl.<br />

auch gemeinsame Gesprächsrun<strong>de</strong> mit<br />

<strong>de</strong>m behan<strong>de</strong>l<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Arzt


Krankheitsbild: Schulschwänzen<br />

Folgen von Schulphobie, Schulangst und an<strong>de</strong>ren Ursachen<br />

Krankheitssymptome Auffälligkeiten in <strong>de</strong>r Schule Pädagogische und för<strong>de</strong>rpädagogische<br />

Maßnahmen<br />

> Vermeidung von unlustbesetzten An-<br />

for<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Schule zugunsten von<br />

lustbetonten Verhaltensweisen, wie<br />

Bummeln, Herumstreunen<br />

> Aufenthalt in Spielhallen o<strong>de</strong>r<br />

Kaufhäusern<br />

> Bejahung <strong>de</strong>r Schulverweigerung<br />

> Furcht vor Strafe<br />

> Verwahrlosung<br />

Krankheitsbild: Schulangst<br />

Angststörung<br />

> Kontaktaufnahme zu Sorgeberechtigten<br />

und Jugendamt<br />

Krankheitssymptome Auffälligkeiten in <strong>de</strong>r Schule Pädagogische und för<strong>de</strong>rpädagogische<br />

Maßnahmen<br />

> Angst vor Leistungsversagen<br />

> Emotional bedingte Lernstörungen bzw.<br />

-hemmungen<br />

> Körperliche Gebrechen, um <strong>de</strong>r Schule<br />

fernzubleiben<br />

> Lernschwächen<br />

> Begabungsmängel<br />

> Teilleistungsstörungen<br />

> Mobbing durch Mitschüler<br />

> Bindungsmangel<br />

> Feststellung von Leistungs- und Bega-<br />

bungsmängeln und Teilleistungsstörungen<br />

unter Hinzuziehung eines<br />

Schulpsychologen<br />

> Evtl. Umschulung in weiterführen<strong>de</strong><br />

Einrichtungen<br />

> Schullaufbahn planen<br />

> Empfehlung zur Diagnostik<br />

> Eltern Empfehlungen für soziales<br />

Kompetenztraining geben<br />

> Zusammenarbeit mit Sozialarbeitern<br />

und Vertrauenslehrern bzw. Streitschlichtern<br />

> Nutzung von Weiterbildungen durch<br />

Eltern und Pädagogen


0<br />

Krankheitsbild: Anorexie / Anorexia nervosa /<br />

Magersucht (Appetitsverlust o<strong>de</strong>r -vermin<strong>de</strong>rung)<br />

Essstörung<br />

Krankheitssymptome Auffälligkeiten in <strong>de</strong>r Schule Pädagogische und för<strong>de</strong>rpädagogische<br />

Maßnahmen<br />

> Körpermasse min<strong>de</strong>stens 15 % unter<br />

Norm<br />

> 15 % <strong>de</strong>r Erkrankten sterben<br />

Selbst verursachter Gewichtsverlust:<br />

> Restriktive Form<br />

– Fasten<br />

– Vermei<strong>de</strong>n hochkalorischer Speisen<br />

> Purgative Form<br />

– Erbrechen<br />

– Appetitszügler<br />

– Abführmittel<br />

Krankheitsbild: Wesensverän<strong>de</strong>rung Angeborene<br />

><br />

Herzfehler<br />

<strong>Chronisch</strong>e Funktionsstörung<br />

> <strong>Schüler</strong> wirken abgemagert, tragen<br />

weite Kleidung, um zu kaschieren<br />

> Häufiges Frieren, Konzentrationsprobleme,<br />

<strong>Schüler</strong> sind bei starker Untergewichtigkeit<br />

nur »anwesend« <strong>im</strong><br />

Unterricht, später Leistungsabfall<br />

> <strong>Schüler</strong> fangen an zu rauchen, trinken<br />

viel Wasser und kauen Kaugummi, um<br />

Hunger zu übergehen<br />

> Werfen das Frühstück in <strong>de</strong>n Papierkorb,<br />

beschäftigen sich ständig mit <strong>de</strong>m Essen<br />

(Kalorienzählen)<br />

> Nach Nahrungsaufnahme Aufsuchen<br />

<strong>de</strong>r Toilette<br />

> Herumtragen <strong>de</strong>s gesamten Schulmaterials<br />

> Übermäßiges Bewegen o<strong>de</strong>r Stehen,<br />

intensives Lernen, sehr hoher Leistungsanspruch<br />

bis ungesun<strong>de</strong>r Ehrgeiz<br />

> Sehr dünne Kleidung an kühlen Tagen<br />

> Störung <strong>de</strong>r pubertären Entwicklung > <strong>Schüler</strong>innen wirken kindlich,<br />

und <strong>de</strong>s Wachstums<br />

Ausbleiben <strong>de</strong>r Regelblutung<br />

> Für warme Unterrichtsräume sorgen<br />

> Zum Frühstücken auffor<strong>de</strong>rn<br />

> Kaugummikauen und Rauchen<br />

verbieten<br />

> Keine Diskussion über Kalorienmengen<br />

zulassen<br />

> Keine Toilettenbesuche während <strong>de</strong>r<br />

Stun<strong>de</strong> zulassen<br />

> Exzessiven Sport einschränken<br />

> Übermäßigen Ehrgeiz bremsen<br />

> Achten auf unverkrampftes Sitzen<br />

> Auf warme Kleidung aufmerksam<br />

machen<br />

> Kontrolle von Blumentöpfen und<br />

Mülle<strong>im</strong>ern auf Erbrochenes<br />

> Körperschemastörung<br />

> <strong>Schüler</strong>innen fühlen sich viel zu dick > Realitätsbezug geben<br />

(vor allem an Oberschenkel, Bauch, > Elterngespräche sollten Einweisung in<br />

Gesäß), 2- bis 3-fache Überschätzung <strong>de</strong>r<br />

Körperbreite<br />

eine Klinik bewirken<br />

> Hormonstörungen<br />

> Zunahme <strong>de</strong>r Körperbehaarung (Lanugobehaarung)<br />

, Ausfall <strong>de</strong>s Kopfhaares,<br />

schuppige Haut<br />

> Siehe auch Störung <strong>de</strong>r pubertären<br />

Entwicklung<br />

> Sozialer Rückzug, Aufgeben von Freundschaften,<br />

Ich-Bezogenheit<br />

> Depressive Symptome<br />

> Keine Krankheitseinsicht<br />

> Selbstverletzung meistens durch Ritzen<br />

an <strong>de</strong>n Unterarmen<br />

> Fehlen<strong>de</strong> Ehrlichkeit, Reizbarkeit,<br />

> Verhältnis <strong>de</strong>r Erkrankungen<br />

Mädchen : Jungen = 10 : 1<br />

Auftreten von Zwangshandlungen<br />

> Behandlung von Essstörungen <strong>im</strong><br />

Unterricht<br />

> Erziehung zur Toleranz und För<strong>de</strong>rung<br />

<strong>de</strong>r sozialen Kompetenz, z. B. durch<br />

Partnerlernen, Einsatz als Lernhelfer


Krankheitsbild: Autismus<br />

Tiefgreifen<strong>de</strong> Entwicklungsstörung<br />

(Rückzug in die eigene Gedanken- und Erlebniswelt)<br />

Krankheitssymptome Auffälligkeiten in <strong>de</strong>r Schule Pädagogische und för<strong>de</strong>rpädagogische<br />

Maßnahmen<br />

Zwei Formen von autistischen Störungsbil<strong>de</strong>rn:<br />

1. Frühkindlicher Autismus<br />

(Kanner-Syndrom) und<br />

2. Asperger-Syndrom<br />

Gemeinsame Symptome <strong>de</strong>s Kannerund<br />

Asperger-Syndroms:<br />

> Beeinträchtigung <strong>im</strong> Sozialverhalten,<br />

z. B. Schwierigkeiten, mit an<strong>de</strong>ren zu<br />

kommunizieren<br />

> Kaum Einsatz von M<strong>im</strong>ik und Gestik<br />

> Blickkontakte sind selten und flüchtig<br />

> Unterschie<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Verarbeitung von<br />

Sinneseindrücken<br />

> Unterschie<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Art <strong>de</strong>r Wahrnehmung<br />

und Intelligenz<br />

> Schwierigkeiten in <strong>de</strong>r Interpretation<br />

von Gesagtem<br />

> Scheu vor <strong>de</strong>m Ausdrücken von<br />

Emotionen<br />

Frühkindlicher Autismus<br />

> Häufige Wortwie<strong>de</strong>rholungen<br />

> Verzögerte o<strong>de</strong>r Ausbleiben <strong>de</strong>r<br />

Sprachentwicklung<br />

> Normale Intelligenz bis teilweise<br />

geistige Behin<strong>de</strong>rung<br />

> Freu<strong>de</strong> und Erfolg können nicht mit<br />

an<strong>de</strong>ren geteilt wer<strong>de</strong>n<br />

> Stereotype Verhaltensmuster<br />

> Asperger-Syndrom<br />

> Ich-Bezogenheit<br />

> Hochstilisierte Sprache<br />

> Probleme be<strong>im</strong> Erfassen von Metaphern<br />

> Normale bis hohe Intelligenz,<br />

Hochbegabung<br />

> Koordinationsstörungen<br />

Es können auftreten:<br />

> Unfähigkeit be<strong>im</strong> Aufbau von Freundschaften<br />

zu Gleichaltrigen, häufig<br />

Einzelgänger<br />

> Evtl. Panikreaktionen bei jeglicher Verän<strong>de</strong>rung<br />

> Großes Fixieren auf best<strong>im</strong>mte Objekte,<br />

wie z. B. Schreibutensilien, Türklinken,<br />

Schlüssel<br />

> Aufmerksamkeit auf schulische Dinge<br />

kann dann völlig verlorengehen<br />

> Objekte wer<strong>de</strong>n zweckentfrem<strong>de</strong>t<br />

benutzt<br />

> Eintönigkeit in <strong>de</strong>r St<strong>im</strong>me<br />

> Wutausbrüche, blutige Finger durch<br />

Kratzen, Nägelkauen, Kopfschlagen<br />

> Betasten von Oberflächen<br />

> Freu<strong>de</strong> nur bei Negativerlebnissen<br />

an<strong>de</strong>rer<br />

> Erscheinen pedantisch, überheblich<br />

> Menschen sind nur Objekte<br />

> Verstehen keinen Spaß<br />

> Haben beson<strong>de</strong>re Begabungen und<br />

Interessen, z. B. Auswendiglernen von<br />

Telefonnummern<br />

> Sind meist unsportlich, haben wenig<br />

Geschick, z. B. be<strong>im</strong> Basteln<br />

Für bei<strong>de</strong> Störungsbil<strong>de</strong>r gelten:<br />

> Kontaktför<strong>de</strong>rung sehr vorsichtig und<br />

behutsam vornehmen<br />

> Möglichst wenige Verän<strong>de</strong>rungen <strong>im</strong><br />

Stun<strong>de</strong>nablauf, in <strong>de</strong>r Einrichtung <strong>de</strong>s<br />

Klassenz<strong>im</strong>mers<br />

> Hospitationen auf ein Min<strong>im</strong>um<br />

beschränken<br />

> Toleranz, Ruhe bewahren, vorsichtiges<br />

Rückführen auf schulische Dinge<br />

> Schaffen einer reizarmen Umgebung<br />

> Erwünschtes Verhalten belohnen<br />

> Fehlhandlungen mit <strong>de</strong>m <strong>Schüler</strong><br />

analysieren<br />

> Angemessene Schullaufbahn anstreben<br />

> Keine Berührung, da Überempfindlichkeit<br />

<strong>de</strong>s Tastsinns<br />

> Aufbau von Vertrauen<br />

> Einüben von Handlungen zur Bewältigung<br />

<strong>de</strong>s Alltags<br />

> För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s Verständnisses zur<br />

Einhaltung sozialer Regeln


Krankheitsbild: Bor<strong>de</strong>rline-Störung<br />

Emotional instabile Persönlichkeitsstörung<br />

Krankheitssymptome Auffälligkeiten in <strong>de</strong>r Schule Pädagogische und för<strong>de</strong>rpädagogische<br />

Maßnahmen<br />

> Starke St<strong>im</strong>mungsschwankungen<br />

> Probleme be<strong>im</strong> Aufbau bzw. Erhalten<br />

von Beziehungen<br />

Impulsivität und Unberechenbarkeit<br />

auch in selbstschädigen<strong>de</strong>n Bereichen<br />

> Müdigkeit, Labilität, geringe Belastbarkeit,<br />

Antriebsschwäche<br />

> Apathie bei <strong>de</strong>r Arbeit wechselt mit<br />

Gewissenhaftigkeit<br />

> Unausgeglichenheit in <strong>de</strong>r Impulskontrolle<br />

> Schwankungen von normaler St<strong>im</strong>mung<br />

zu <strong>de</strong>pressiven Reaktionen<br />

> Launenhaftigkeit<br />

> Ängstlichkeit<br />

> Ausweichhandlungen, schnelles<br />

Aufgeben<br />

> Angst vor Verlust von Beziehungen bei<br />

gleichzeitiger Grenzaustestung<br />

> > Einerseits schwärmen sie für Drogen,<br />

an<strong>de</strong>rerseits wollen Betroffene von <strong>de</strong>n<br />

Drogen loskommen<br />

> Selbstverletzungen, die oft <strong>de</strong>monstrativ<br />

gezeigt wer<strong>de</strong>n<br />

> Instabile und unangemessen intensive > Zu starke Hingabe an an<strong>de</strong>re o<strong>de</strong>r Angst<br />

zwischenmenschliche Beziehungen<br />

vor Int<strong>im</strong>ität<br />

> I<strong>de</strong>alisierung o<strong>de</strong>r Abwertung,<br />

Manipulierung<br />

> Selbstsucht o<strong>de</strong>r Sorge um an<strong>de</strong>re<br />

> Übertriebene Schuldgefühle o<strong>de</strong>r<br />

Schuldzuweisung an an<strong>de</strong>re<br />

> Häufige und unangemessene Zornaus- > Gereiztheit bei geringen Problemen<br />

brüche, unzureichen<strong>de</strong> Kontrolle<br />

> Weglaufen vor Schwierigkeiten<br />

darüber<br />

> Besch<strong>im</strong>pfungen, Uneinsichtigkeit bei<br />

Kritik<br />

> Arbeitsverweigerung<br />

> Fehlen eines klaren I<strong>de</strong>ntitätsgefühls > Unfähigkeit, sich langfristige und<br />

und Schwierigkeiten <strong>im</strong> Selbstbild<br />

realistische Ziele zu stellen<br />

> I<strong>de</strong>alisieren o<strong>de</strong>r Verdammen von<br />

Personen<br />

> Fehlen aufrichtiger Loyalität<br />

> Nach <strong>de</strong>r Entlassung mit sehr wenig<br />

Unterricht beginnen<br />

> Langsam steigen<strong>de</strong> Belastung<br />

> Häufige Rücksprache mit Eltern und<br />

Therapeuten<br />

> Zuwendung bei realen Ängsten<br />

> Mitgefühl nicht mit Mitleid verwechseln<br />

> Die Aussage: »Ich weiß genau, wie<br />

schlecht du dich fühlst«, führt zur Verstärkung<br />

<strong>de</strong>s Konfliktes<br />

> Persönliche Stellungnahme, die Sorge<br />

ausdrückt, z. B. »Ich mache mir wirklich<br />

Gedanken.«<br />

> Betonung liegt auf <strong>de</strong>n Gefühlen <strong>de</strong>s<br />

Sprechers<br />

> Persönliches Bekenntnis, helfen zu<br />

wollen<br />

> Zu große Vereinnahmung abblocken<br />

> Auf Provokationen nicht eingehen<br />

> Intrigen nicht dul<strong>de</strong>n<br />

> Schuldzuweisungen ignorieren<br />

> Nicht nachgeben bei For<strong>de</strong>rungen<br />

> Viel loben bei guter Arbeit<br />

> Konsequente Strukturierung (versäumter<br />

Stoff muss nachgeholt wer<strong>de</strong>n)<br />

> Keine Schuldzuweisungen o<strong>de</strong>r Strafandrohungen<br />

> Stärkung <strong>de</strong>s Selbstvertrauens<br />

> Aufbau realistischer Ziele<br />

> Stärkung von Willen und Ausdauer<br />

> Anerkennen eines Problems<br />

> Fin<strong>de</strong>n einer Lösung<br />

> Sachliche und neutrale Reaktionen:<br />

»Das ist geschehen … So sehen die Folgen<br />

aus … Das kann ich dazu beitragen …<br />

Was ge<strong>de</strong>nkst du zu unternehmen?«<br />

> Häufig Gefühle von Leere o<strong>de</strong>r<br />

> Nie<strong>de</strong>rgeschlagenheit bei Alleinsein > Zum Tätigsein motivieren<br />

Langeweile<br />

> Tätigsein <strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren <strong>Schüler</strong> wirkt als<br />

St<strong>im</strong>ulus


Krankheitsbild: Asthma bronchiale/Bronchialasthma<br />

Eine Form <strong>de</strong>s Asthmas<br />

><br />

><br />

Häufigste chronische Erkrankung <strong>im</strong> Kin<strong>de</strong>salter,<br />

8 bis 10 % <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r und Jugendlichen er<strong>kranke</strong>n<br />

Asthma – griech. = erschwertes Atmen<br />

Krankheitssymptome Auffälligkeiten in <strong>de</strong>r Schule Pädagogische und för<strong>de</strong>rpädagogische<br />

Maßnahmen<br />

> Atemwegseinengung <strong>de</strong>r Luftwege und<br />

Bronchien<br />

> Anfallartige Wie<strong>de</strong>rkehr von Luft- o<strong>de</strong>r<br />

Atemnot<br />

> Krämpfe <strong>de</strong>r Muskulatur in <strong>de</strong>n<br />

Bronchien<br />

> Schwellung <strong>de</strong>r Schle<strong>im</strong>haut<br />

> Bildung von zähem Schle<strong>im</strong><br />

> Auftreten <strong>de</strong>r Anfälle je<strong>de</strong>rzeit möglich<br />

> Erkrankte husten, haben pfeifen<strong>de</strong>s<br />

Atemgeräusch<br />

Ursachen:<br />

Genetische, hormonelle und auch<br />

umweltbedingte Auslöser, wie<br />

> Stress<br />

> Allergene, wie Hausstaub, Tierhaare,<br />

Tabakrauch, Stickoxi<strong>de</strong>, Pollen<br />

> Husten<br />

> Atemnot<br />

> Ängstlichkeit<br />

> Unsicherheit<br />

> Müdigkeit wegen nächtlicher<br />

Asthmaanfälle<br />

> Konzentrationsmangel<br />

> Geringere Leistungsfähigkeit<br />

> Unlust bei sportlicher Betätigung<br />

> Einnahme von Medikamenten auch <strong>im</strong><br />

Unterricht<br />

> Beeinträchtigung, auch wenn keine<br />

Krankheitssymptome auftreten<br />

> Häufige, teilweise auch längere<br />

Fehlzeiten<br />

> Toleranz bei Müdigkeit und Unkonzentriertheit<br />

> Anwendung <strong>de</strong>s Nachteilsaus-<br />

gleiches, z. B.<br />

– Zeitzugaben bei Klassenarbeiten,<br />

– längere Pausen ermöglichen<br />

> Kontrolle <strong>de</strong>r täglich mitzubringen<strong>de</strong>n<br />

Medikamente (Asthmaspray)<br />

> Bei Krankenhausaufenthalten ist die<br />

Organisation von fachlichen Hilfen und<br />

sozialen Kontakten zu sichern<br />

> Be<strong>im</strong> Nachschreiben von versäumten<br />

Klassenarbeiten übermäßigen Stress<br />

vermei<strong>de</strong>n<br />

> Notfallrufnummern bereithalten<br />

> Rauchen in <strong>de</strong>r Nähe <strong>de</strong>s <strong>Schüler</strong>s nicht<br />

zulassen<br />

Handlungen bei Asthmaanfall:<br />

> Ruhe bewahren<br />

> Lippenbremse be<strong>im</strong> Erkrankten<br />

einsetzen lassen<br />

> Entlasten<strong>de</strong> Körperhaltung<br />

> Einnahme von Notfallmedikamenten<br />

> <strong>Schüler</strong> weiter beaufsichtigen<br />

> Eltern informieren<br />

> Falls keine Besserung eintritt, Notarzt<br />

hinzuziehen


Krankheitsbild: Bul<strong>im</strong>ie / Bul<strong>im</strong>ia nervosa /<br />

Ess-Brech-Sucht (»Ochsenhunger«)<br />

Essstörung<br />

Krankheitssymptome Auffälligkeiten in <strong>de</strong>r Schule Pädagogische und för<strong>de</strong>rpädagogische<br />

Maßnahmen<br />

> Heißhungeranfälle mit großer und<br />

schneller Nahrungsaufnahme, nicht<br />

mehr kontrollierbar, ohne Genuss bis<br />

3 500 kcal und mehr<br />

> Schlechtes Gewissen führt zum Selbstauslösen<br />

von Erbrechen, Gefahr von<br />

Aspirationspneumonien<br />

> Essanfälle einmal aller 14 Tage, dann<br />

mehrmaliges Erbrechen<br />

> Dauer <strong>de</strong>r Nahrungsaufnahme bis<br />

1,5 Stun<strong>de</strong>n<br />

> Übersteigerte Angst, extreme Maßnahmen<br />

gegen das Dickwer<strong>de</strong>n<br />

> Einnahme von Abführmitteln und<br />

harntreiben<strong>de</strong>n Substanzen<br />

> Stark gezügeltes Essen zwischen <strong>de</strong>n<br />

Essanfällen<br />

> Mangelernährung führt zu Störungen<br />

<strong>im</strong> Hormon- und Stoffwechselsystem<br />

> Auftreten von Depressionen o<strong>de</strong>r<br />

Angststörungen<br />

> Gesellschaftliche Isolierung, andauern<strong>de</strong><br />

Beschäftigung nur mit <strong>de</strong>r Figur,<br />

ständige Schuld- und Schamgefühle<br />

> Übermäßiges Sporttreiben<br />

> Anorexie und Bul<strong>im</strong>ie gehen manchmal<br />

ineinan<strong>de</strong>r über, oft vorher Anorexie<br />

> Es gibt viele übereinst<strong>im</strong>men<strong>de</strong> Merkmale<br />

(Mischformen), siehe auch<br />

Anorexie!<br />

> Betroffene sind meist normalgewichtig<br />

> 5 % <strong>de</strong>r Jugendlichen er<strong>kranke</strong>n, davon<br />

sind ca. 1 % Jungen betroffen<br />

> Häufige Toilettenbesuche nach <strong>de</strong>m<br />

Essen bzw. aufgrund <strong>de</strong>s Medikamentenmissbrauchs<br />

> Selbstinduziertes Erbrechen führt zu<br />

Verletzungen <strong>de</strong>r Mundhöhle, Magenwandschädigungen,Speiseröhreneinrisse,<br />

Schmerzen bei <strong>de</strong>r Nahrungsaufnahme,<br />

Schwellungen <strong>de</strong>r Ohrspeicheldrüsen,<br />

marmoriertes Gesicht, Zahnschmelz<strong>de</strong>fekte<br />

> 20 % stehlen Nahrungsmittel, d. h.<br />

Bestehlen von Mitschülern und<br />

Erwachsenen, Betroffene wühlen in<br />

Essensresten<br />

> Erhöhte Belastungen und Stress för<strong>de</strong>rn<br />

die Essanfälle, Problembewältigung<br />

geschieht oft über das Essen<br />

> Geringes Selbstwertgefühl, mangeln<strong>de</strong><br />

Selbständigkeit<br />

> Ausbleiben <strong>de</strong>r Regelblutung, Herzmuskelstörungen<br />

und Nierenversagen<br />

möglich<br />

> Exakte Kenntnis über Energiegehalte<br />

verschie<strong>de</strong>nster Nahrungsmittel<br />

> Aufgeben von Freundschaften<br />

> Betroffene verhe<strong>im</strong>lichen ihre Probleme,<br />

schämen sich<br />

> Leben ich-bezogen<br />

> Gute bis sehr gute Sportler<br />

> Gespräch mit <strong>kranke</strong>m <strong>Schüler</strong> und<br />

Eltern suchen<br />

> Krankheitsbild <strong>im</strong> Unterricht behan<strong>de</strong>ln,<br />

Sensibilisierung <strong>de</strong>r Mitschüler<br />

> Zur Erhöhung <strong>de</strong>s Selbstwertgefühls<br />

beitragen, z. B. durch Loben, Anspornen<br />

> För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r sozialen Kompetenz<br />

> Kaloriendiskussionen unterbin<strong>de</strong>n<br />

> Toilettenbesuche während <strong>de</strong>r Stun<strong>de</strong><br />

nicht zulassen<br />

> Kontrolle von Mülle<strong>im</strong>ern und<br />

Blumentöpfen nach Erbrochenem<br />

> Exzessiven Sport einschränken<br />

> Wenn kein Erfolg, dann Empfehlung zur<br />

Überweisung zum Psychologen


Krankheitsbild: <strong>Chronisch</strong>es Nierenversagen –<br />

<strong>Schüler</strong> als Dialysepatienten<br />

Plötzlicher, teilweiser o<strong>de</strong>r vollständiger Ausfall <strong>de</strong>r Nierenfunktion<br />

Krankheitssymptome Auffälligkeiten in <strong>de</strong>r Schule Pädagogische und för<strong>de</strong>rpädagogische<br />

Maßnahmen<br />

> Harn- und Stuhlinkontinenz<br />

> Orthopädische Erkrankungen,<br />

Osteopathie<br />

> Min<strong>de</strong>rwuchs, verzögerte Pubertät,<br />

Ge<strong>de</strong>ihstörungen<br />

> Adipositas (Fettsucht)<br />

> Anämie (Vermin<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>s roten<br />

Blutfarbstoffs)<br />

> Hypertonie, Herzerkrankungen<br />

> Infektanfälligkeit<br />

> Hauterkrankungen, Juckreiz, Blutungen<br />

> Sehstörungen, Blindheit<br />

> Motorische und geistige Retardierungen<br />

> Hörstörungen, Taubheit<br />

> Psychische Fehlentwicklungen<br />

> Einschränkung in <strong>de</strong>r Mobilität<br />

> Hausaufgaben wer<strong>de</strong>n aus Zeitmangel<br />

nur teilweise o<strong>de</strong>r gar nicht erledigt<br />

> Emotionale Verän<strong>de</strong>rungen, Zunahme<br />

von Ängsten<br />

> Realitätsverlust<br />

> Schnelle Ermüdbarkeit<br />

> Verlangsamte Denk- und Arbeitsweise<br />

> Fehlzeiten, Lücken <strong>im</strong> Grundlagenwissen<br />

> Optische Wahrnehmungsstörungen<br />

> Sprachstörungen, Sprachauffälligkeiten<br />

> Desinteresse an <strong>de</strong>r Lernarbeit und <strong>de</strong>r<br />

Wissensaneignung<br />

> Aggressive Verhaltensstörungen<br />

> Soziale Konfliktstörungen<br />

> Konzentrationsstörungen<br />

> Motivationsstörungen<br />

> Störung <strong>de</strong>s Selbstwertgefühls und<br />

<strong>de</strong>s Selbstbewusstseins<br />

Gespräche mit betroffenem <strong>Schüler</strong> und<br />

Eltern und Festlegen von Unterstützungsmöglichkeiten,<br />

wie z. B.<br />

> <strong>Schüler</strong>patenschaften<br />

> Aufgaben bei bevorstehen<strong>de</strong>m Krankenhausaufenthalt<br />

mitgeben<br />

> Nutzen von För<strong>de</strong>rstun<strong>de</strong>n<br />

> Arbeitspensum individuell festlegen<br />

> Individuelles Herangehen bei Bewertungen<br />

> Häufiger Metho<strong>de</strong>nwechsel bei <strong>de</strong>r<br />

Stoffvermittlung und Einsatz von<br />

interessanten Lern- und Arbeitsmitteln<br />

> Bei Verschlechterung Schullaufbahnberatung<br />

> Wecken von Kreativität<br />

Nutzen von Unterstützungssystemen,<br />

wie:<br />

> Sozialarbeiter<br />

> Sozialpädagogen<br />

> Ärzte<br />

> Psychosoziale Teams an <strong>de</strong>n Kliniken<br />

> Selbsthilfegruppen<br />

> Elternvereine<br />

> Schwerbehin<strong>de</strong>rtenverbän<strong>de</strong>


Krankheitsbild:<br />

Diabetes mellitus (»Honigsüßer Durchfluss«)<br />

<strong>Chronisch</strong>e Stoffwechselstörung<br />

><br />

><br />

Krankheitssymptome bei Typ 1 und Typ 2<br />

Typ-1-Diabetes: absoluter Insulinmangel, tritt bei Kin<strong>de</strong>rn und Jugendlichen auf<br />

Typ-2-Diabetes: herabgesetzte Empfindlichkeit <strong>de</strong>r Zellen für Insulin; nur bei Jugendlichen mit<br />

Adipositas und Erwachsenen ab 40 Jahren<br />

Krankheitssymptome Auffälligkeiten in <strong>de</strong>r Schule Pädagogische und för<strong>de</strong>rpädagogische<br />

Maßnahmen<br />

> Starkes Durstgefühl, vermehrtes<br />

Wasserlassen,<br />

Gewichtsverlust, Müdigkeit und<br />

Kraftlosigkeit, Hungerattacken<br />

Spätfolgen:<br />

> Gefäßverän<strong>de</strong>rungen, Augenerkrankungen,Nierenerkrankungen,<br />

Herzerkrankungen,<br />

Koma, diabetisches Fußsyndrom,<br />

starker Juckreiz<br />

> Symptome bei Typ-1-Diabetikern entwickeln<br />

sich innerhalb weniger Tage bis<br />

Wochen<br />

> Symptome bei Typ-2-Diabetikern entwickeln<br />

sich in Zeiträumen bis zu<br />

10 Jahren<br />

> Auftreten auch von emotionalen Problemen,<br />

wie Depression, Aggressivität<br />

> Selten schwere psychische Störungen<br />

bis zum Suizidversuch<br />

> Eins von 1 500 Kin<strong>de</strong>rn und Jugendlichen<br />

erkrankt an <strong>de</strong>r Zuckerkrankheit<br />

Bei zu hohem Blutzucker:<br />

> Schulunlust<br />

> Vermin<strong>de</strong>rte Leistungsfähigkeit<br />

> Großes Durstgefühl<br />

> Übelkeit und Bauchschmerzen<br />

(Fehlzeiten)<br />

> <strong>Schüler</strong> atmen schwer, haben Apfelgeruch<br />

<strong>im</strong> Atem<br />

Bei zu niedrigem Blutzucker:<br />

> Unruhe, Hän<strong>de</strong>zittern, krakelige Schrift,<br />

Kopfschmerzen<br />

> Heißhunger<br />

> Konzentrationsschwäche<br />

> Blässe<br />

> Sprachstörungen<br />

> Schwitzen<br />

> Plötzliche Wesensverän<strong>de</strong>rung, wie<br />

Auftreten von Angst, Aggressivität o<strong>de</strong>r<br />

Depression<br />

> Selten Bewusstlosigkeit mit Krämpfen<br />

> Bei massiver Über- o<strong>de</strong>r Unterzuckerung<br />

sofort Arzt rufen<br />

> Griffbereite Telefonnummern <strong>de</strong>s<br />

betreuen<strong>de</strong>n Arztes und <strong>de</strong>r Eltern<br />

> Schweigepflichtentbindung <strong>de</strong>r Eltern<br />

> Bei hyperglykämischem Schock stabile<br />

Seitenlage und Arzt rufen!<br />

> Erst essen, dann messen bei Unterzuckerung<br />

> Zur Aufklärung <strong>de</strong>r <strong>Schüler</strong> Diabetes <strong>im</strong><br />

Unterricht behan<strong>de</strong>ln (auch Vorträge<br />

o<strong>de</strong>r Projekte zur För<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Akzeptanz<br />

<strong>de</strong>r Mitschüler)<br />

> Teilnahme an gemeinsamen Unternehmungen<br />

ermöglichen<br />

> Vor und nach <strong>de</strong>m Sportunterricht<br />

sowie bei Auffälligkeiten in <strong>de</strong>r Schule<br />

Blutzucker messen lassen<br />

> Nahrungsaufnahme und Toilettenbesuche<br />

auch während <strong>de</strong>s Unterrichts<br />

gestatten<br />

> Möglichkeiten zur ungestörten Blutzuckermessung<br />

und Insulingabe<br />

schaffen<br />

> Notfallspritze in einem Kühlschrank<br />

(Sekretariat) bereithalten<br />

> Bei stationärer Behandlung (Neueinstellung<br />

<strong>de</strong>r Insulingaben) Unterrichtsmitschriften<br />

sichern und Verbindung<br />

mit <strong>de</strong>m <strong>Schüler</strong> halten<br />

> Gewähren <strong>de</strong>s Nachteilsausgleiches,<br />

z. B. durch Zeitzugaben wegen Unterbrechungen<br />

durch Nahrungsaufnahme


Krankheitsbild: Drogensucht<br />

Störung <strong>im</strong> Zusammenhang mit psychotropen Substanzen<br />

><br />

><br />

><br />

11 % <strong>de</strong>r 15-Jährigen kiffen regelmäßig, 23 % haben bereits Erfahrungen mit <strong>de</strong>r Droge<br />

Wirksamkeit <strong>de</strong>r Droge (Wirkstoff THC) ist fünfmal größer als zu Hippiezeiten<br />

7 % konsumieren Cannabis vor <strong>de</strong>m Unterricht<br />

Krankheitssymptome Auffälligkeiten in <strong>de</strong>r Schule Pädagogische und för<strong>de</strong>rpädagogische<br />

Maßnahmen<br />

> Entwicklung eines Abhängigkeitssyndroms<br />

> Hochgezüchtetes »Powerkraut« führt<br />

zur Steigerung <strong>de</strong>r Zahl von Schwerstabhängigen<br />

mit lebenslangen<br />

psychischen Schä<strong>de</strong>n<br />

> Zwang zur Dosissteigerung<br />

> Entzugserscheinungen bei Reduzierung<br />

o<strong>de</strong>r Absetzung <strong>de</strong>r Droge<br />

> Lebensinhalt nur auf Suchtgebrauch<br />

reduziert<br />

> Suchtstoffmissbrauch trotz körperlicher<br />

und psychischer Schä<strong>de</strong>n<br />

> Eigenkontrolle fehlt o<strong>de</strong>r ist stark herabgesetzt<br />

> Wahnvorstellungen durch Inhalieren<br />

von Haschischrauch<br />

> Wissenschaftler vermuten sogar das<br />

Auslösen von Schizophrenien<br />

> Drogenkonsum tritt meistens zwischen<br />

<strong>de</strong>m 13. bis 18. Lebensjahr auf<br />

> <strong>Schüler</strong> verlassen häufig das Schulgebäu<strong>de</strong>,<br />

um zu rauchen<br />

> Brauchen <strong>de</strong>n nächsten Joint, damit die<br />

nächste Unterrichtseinheit überstan<strong>de</strong>n<br />

wer<strong>de</strong>n kann<br />

> Kommen zu spät o<strong>de</strong>r gar nicht in die<br />

Schule<br />

> Tauschen sich während <strong>de</strong>r Schule über<br />

die Wirkung von Suchtstoffen aus<br />

> Teilnahms- und Interesselosigkeit <strong>im</strong><br />

Unterricht, »Null-Bock-St<strong>im</strong>mung«<br />

> Fehlzeiten in <strong>de</strong>r Schule<br />

> Schulabbruch<br />

> Gedächtnisverlust, beson<strong>de</strong>rs Min<strong>de</strong>rung<br />

<strong>de</strong>s Kurzzeitgedächtnisses,<br />

starker Leistungsabfall<br />

> Antriebsmin<strong>de</strong>rung, Schwächung <strong>de</strong>r<br />

Muskelleistungen, Konzentrationsschwäche,<br />

Kopfschmerzen, Übelkeit<br />

> Wesensverän<strong>de</strong>rungen, z. B. Verhaltensstörungen,<br />

Vernachlässigung gemeinsamer<br />

Unternehmungen, soziale<br />

Isolation, Wechsel <strong>de</strong>s Freun<strong>de</strong>skreises,<br />

Verlust <strong>de</strong>s Selbstwertgefühls, Lügen,<br />

Ausweichverhalten, Diebstähle<br />

> Realitätsverlust<br />

Präventive Maßnahmen bereits <strong>im</strong><br />

Kin<strong>de</strong>salter:<br />

> Erziehung zur Stärkung <strong>de</strong>r<br />

Persönlichkeit, z. B. Sport<br />

> Lernen, mit Problemen umzugehen<br />

> Entwicklung eines gesun<strong>de</strong>n<br />

Selbstwertgefühls<br />

> Schulzufrie<strong>de</strong>nheit schaffen<br />

> Auffälligkeiten <strong>de</strong>s <strong>Schüler</strong>s unter Mitarbeit<br />

aller Lehrer schriftlich festhalten<br />

> Eltern- und <strong>Schüler</strong>gespräche unter<br />

Einbeziehung <strong>de</strong>s Beratungslehrers,<br />

Sozialarbeiters und <strong>de</strong>s Schulleiters<br />

> Aufstellen von Regeln bzw. erneute<br />

Belehrungen zur Hausordnung<br />

(Verbot <strong>de</strong>s Umgangs und <strong>de</strong>s Han<strong>de</strong>ls<br />

mit Drogen)<br />

> Aussprechen von Verwarnungen bei<br />

Zuwi<strong>de</strong>rhandlungen<br />

> Einschalten <strong>de</strong>r Polizei und <strong>de</strong>s Jugendamtes<br />

> Eventuell Einweisung in eine Kin<strong>de</strong>rund<br />

Jugendpsychiatrie<br />

> Drogenentzugsklinik


Krankheitsbild: <strong>Chronisch</strong>-entzündliche<br />

Darmerkrankungen<br />

Krankheitssymptome Auffälligkeiten in <strong>de</strong>r Schule Pädagogische und för<strong>de</strong>rpädagogische<br />

Maßnahmen<br />

Morbus Crohn (MC):<br />

> Entzündung <strong>de</strong>s Magen-Darm-Traktes,<br />

meist am unteren En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Dünndarmes,<br />

alle Wandschichten <strong>de</strong>s Dünndarmes<br />

betroffen<br />

> 150 000 Erkrankte in Deutschland, je<strong>de</strong>r<br />

dritte ist jünger als 18 Jahre<br />

Colitis ulcerosa (CU):<br />

> Entzündung <strong>de</strong>s Dickdarms, 90 000<br />

Erkrankte in Deutschland<br />

> 60 000 Kin<strong>de</strong>r und Jugendliche lei<strong>de</strong>n<br />

an einer entzündlichen Darmerkrankung<br />

MC und CU<br />

Bei<strong>de</strong> Erkrankungen können folgen<strong>de</strong><br />

Symptome haben:<br />

> Schubweises Auftreten von heftigen<br />

Bauchschmerzen<br />

> Blutige und schle<strong>im</strong>ige Durchfälle<br />

> Übelkeit, Appetitlosigkeit, Blähungen,<br />

Völlegefühl<br />

> Gewichtsverlust durch vermin<strong>de</strong>rte<br />

Resorption <strong>de</strong>r Nährstoffe<br />

> Knochenschwund<br />

> Erkrankung ist nicht ansteckend,<br />

Ursachen sind vielfältig, sicher sind<br />

genetische Ursachen<br />

> Oft psychische Probleme wegen großer<br />

Schmerzen, Übelkeit, Durchfälle<br />

> Stress kann zur erneuten Darmentzündung<br />

führen, auch Auftreten von<br />

Hauterkrankungen möglich<br />

> <strong>Schüler</strong> haben längere Fehlzeiten, sind > <strong>Schüler</strong>hilfen organisieren<br />

häufig sehr schlank<br />

> Klasse informieren – Einverständnis <strong>de</strong>r<br />

Eltern erfor<strong>de</strong>rlich<br />

> Eventuell Hausunterricht beantragen<br />

> Gekrümmte Sitzhaltung<br />

> Erhebliche Min<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Leistungsfähigkeit,<br />

Belastbarkeit, Konzentration<br />

> <strong>Schüler</strong> sind sehr wählerisch be<strong>im</strong> Essen<br />

> Spontane Toilettenbesuche, Stuhlgang<br />

lässt sich nicht willentlich kontrollieren<br />

> Kraftlosigkeit, Müdigkeit, oft geringe<br />

Motivation<br />

> Schmerzen be<strong>im</strong> Bewegen, <strong>Schüler</strong><br />

verharmlosen gesundheitliche Probleme<br />

> <strong>Schüler</strong> ziehen sich zurück<br />

> Schämen sich<br />

> Wollen sich z. B. <strong>de</strong>m Schw<strong>im</strong>munterricht<br />

entziehen<br />

> <strong>Schüler</strong> vermei<strong>de</strong>n bei Schmerzen die<br />

Einnahme von Speisen<br />

> <strong>Schüler</strong> ansprechen, Gespräch mit <strong>de</strong>n<br />

Eltern suchen<br />

> Nachteilsausgleich vereinbaren mit<br />

allen Fachlehrern, z. B. Reduzierung von<br />

Leistungsüberprüfungen, Zeitzugaben,<br />

verkürzte Hausaufgaben<br />

> Erinnern an die Einnahme von Tabletten<br />

> Toilettenbesuche während <strong>de</strong>r Stun<strong>de</strong><br />

tolerieren<br />

> Sportlehrer kontaktieren be<strong>im</strong> Auftreten<br />

von Krankheitsschüben<br />

> Benotung je nach Gesundheitszustand<br />

vornehmen (Nachteilsausgleich),<br />

Absprache mit <strong>Schüler</strong> und Eltern<br />

> Toilettenbesuche <strong>de</strong>r Mitschüler sind<br />

unbe<strong>de</strong>nklich<br />

> Teilnahme an gemeinsamen Unternehmungen<br />

ermöglichen<br />

> Telefonnummern von Eltern und<br />

behan<strong>de</strong>ln<strong>de</strong>m Arzt erbitten


Krankheitsbild: Epilepsie/Fallsucht<br />

Oberbegriff für Elementaranfall und Anfallslei<strong>de</strong>n/Funktionsstörungen <strong>de</strong>s Gehirns<br />

Krankheitssymptome Auffälligkeiten in <strong>de</strong>r Schule Pädagogische und för<strong>de</strong>rpädagogische<br />

Maßnahmen<br />

Epileptische Anfälle treten nur sporadisch<br />

auf, wer<strong>de</strong>n oft nur durch Dritte wi<strong>de</strong>rgespiegelt,<br />

dramatisiert und sind mit<br />

Angst- und Abwehrreaktionen verbun<strong>de</strong>n.<br />

> Fokale (begrenzte) o<strong>de</strong>r generalisierte<br />

(ausbreiten<strong>de</strong>) Anfälle<br />

> Absencen (Abwesenheiten)<br />

> Oft mit Bewusstseinseinschränkung,<br />

-verlust<br />

> Mit motorischen Störungen (Muskelzucken<br />

einzelner Körperteile o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s<br />

gesamten Körpers, plötzliche Stürze)<br />

> Mit Empfindungsstörungen (die Sinne<br />

betreffend, z. B. Kribbeln, verän<strong>de</strong>rter<br />

Geschmack, Kälte o<strong>de</strong>r Wärme, Halluzination,<br />

Schwin<strong>de</strong>l, Einschränkung <strong>de</strong>s<br />

Gesichtsfel<strong>de</strong>s)<br />

> Mit Störungen <strong>de</strong>r Körperfunktionen<br />

– Frösteln,<br />

– Schweißausbrüche,<br />

– Herzklopfen<br />

– Speichelfluss, Übelkeit<br />

> Mit psychischen Symptomen, z. B.<br />

Störungen <strong>de</strong>s Selbstwertgefühls und<br />

<strong>de</strong>r Motivation, emotionale Verän<strong>de</strong>rungen<br />

> Vermin<strong>de</strong>rte Aufmerksamkeit und<br />

Konzentration<br />

> Verlangsamung, Zeitvorgaben wer<strong>de</strong>n<br />

nicht eingehalten<br />

> Geringe Ausdauer<br />

> Zunehmen<strong>de</strong> Müdigkeit und Abgespanntheit<br />

> Kopfschmerz<br />

> Gleichgewichtsprobleme<br />

> Sprachstörungen<br />

> Unleserliche Schrift<br />

> Fehlen<strong>de</strong> Abschnitte in <strong>de</strong>n Aufzeichnungen,<br />

z. B. in Diktaten<br />

> Orientierungsprobleme<br />

> Auffälligkeiten durch epileptischen<br />

Anfall selbst, lange Fehlzeiten durch<br />

Krankenhausaufenthalte und Nebenwirkungen<br />

<strong>de</strong>r Medikamente<br />

> Verhaltensauffälligkeiten durch psychosoziale<br />

Belastungen und das Verhalten<br />

<strong>de</strong>r Umwelt, wie Reizbarkeit, Wutausbrüche,<br />

Introvertiertheit, unmotiviertes<br />

Lachen, Schreien, Herumlaufen<br />

> Zuwendung und Hilfe, wenn erfor<strong>de</strong>rlich<br />

und gewünscht<br />

> Nachteilsausgleich mit allen Erziehungsträgern<br />

beschließen, z. B. Zeitzugaben<br />

in Prüfungen, Schulzeitverlängerung<br />

> Keine Ausgrenzung bei schulischen und<br />

außerschulischen Veranstaltungen<br />

(Sport, Ausflüge, Fahrten und Landhe<strong>im</strong>aufenthalte)<br />

> Soziales Kompetenztraining<br />

> Info an Lehrer und Mitschüler unter<br />

Beachtung <strong>de</strong>s Datenschutzes<br />

> Hilfe bei sozialer Integration<br />

> Nach vorn setzen, öfter ansprechen<br />

> Keine Überbehütung<br />

> Vermeidung anfallsbegünstigen<strong>de</strong>r<br />

Faktoren, z. B. Stress, Lichtflackern, Lärm<br />

> Gewährung zusätzlicher Pausen<br />

> Klassenarbeiten und Prüfungen möglichst<br />

am Morgen, außer bei Aufwachepilepsien<br />

> Mehr mündliche als schriftliche Überprüfungen<br />

> Aussetzung <strong>de</strong>r Zensierung bei gesundheitlichen<br />

Problemen<br />

> Nutzen außerunterrichtlicher Hilfen<br />

wie SPZ, Beratungsstellen, Arbeitsamt,<br />

Psychologen


0<br />

Allgemeinsymptome<br />

bei<strong>de</strong>r Erkrankungen<br />

Krankheitsbild: Leukämie – ALL (akute lymphatische<br />

Leukämie) / T-Zell-Leukämie<br />

><br />

Anämie<br />

Granulozytopenie<br />

Thrombozytopenie<br />

bösartiger Tumor – Sammelbezeichnung für bösartige Entartung und<br />

Reifestörung <strong>de</strong>r weißen Blutzellen<br />

Krankheitssymptome Auffälligkeiten in <strong>de</strong>r Schule Pädagogische und för<strong>de</strong>rpädagogische<br />

Maßnahmen<br />

> Fieber<br />

> Gewichtsabnahme<br />

> Knochenschmerzen<br />

> Abgeschlagenheit<br />

> Blässe<br />

> Müdigkeit<br />

> Appetitlosigkeit<br />

> Schlappheit, Müdigkeit<br />

> Herabgesetzte Konzentrationsfähigkeit<br />

und Aufmerksamkeitsdauer<br />

> Arbeitstempo gering<br />

> Vermin<strong>de</strong>rte Aufmerksamkeit,<br />

geringes Arbeitstempo<br />

> Ausweichverhalten<br />

> Kraftlos, schnell ermü<strong>de</strong>nd<br />

> Infektion<br />

> Anfälligkeit<br />

> Gefühl <strong>de</strong>r Isolation<br />

> Petechien, Purpura (kleine<br />

Hautunterblutungen)<br />

> Nasenbluten<br />

> Hämatome<br />

> Kleine Hautunterblutungen sind<br />

sichtbar<br />

> Blaue Flecken (Beobachtung durch<br />

Sportlehrer an <strong>de</strong>r He<strong>im</strong>atschule)<br />

> Kürzere Unterrichtsabschnitte mit<br />

Erholungsphasen, Spiele, Witze und<br />

Lie<strong>de</strong>r<br />

> Gedächtnistraining<br />

> Auf gera<strong>de</strong> Sitzhaltung achten<br />

> Ständige Motivierung<br />

> Abwechslungsreiche Unterrichtsgestaltung<br />

und optische Unterstützung<br />

durch Bildmaterialien<br />

> Kurze Unterrichtsabschnitte mit<br />

Erholungsphasen, schriftliche Arbeiten<br />

verkürzen (Kopien, Arbeitsblätter)<br />

> Schutzmaßnahmen u. a. vor Erkältungskrankheiten<br />

<strong>de</strong>r Mitschüler und Lehrer<br />

> Kontakte mit He<strong>im</strong>atschule<br />

organisieren<br />

> Telefonate, Briefe<br />

> Im Bett sitzend unterrichten, abhängig<br />

von konkreten Blutwerten<br />

> Hän<strong>de</strong> nicht fest drücken<br />

> Vermeidung von Stoßverletzungen


Organinfiltration<br />

Krankheitssymptome Auffälligkeiten in <strong>de</strong>r Schule Pädagogische und för<strong>de</strong>rpädagogische<br />

Maßnahmen<br />

> Lymphknotenschwellungen<br />

> Leber- und Milzvergrößerung<br />

> Gelenkbeschwer<strong>de</strong>n<br />

Neurologische Ausfälle<br />

> Sehstörungen<br />

> Hörstörungen<br />

> Krampfanfälle<br />

> Erbrechen, Übelkeit<br />

> Kopfschmerzen<br />

Ziel:<br />

><br />

><br />

><br />

> Versagensängste<br />

> Vergesslichkeit<br />

> Herabgesetzte Aufnahmefähigkeit<br />

Bei T-Zell-Leukämie treten außer<strong>de</strong>m<br />

folgen<strong>de</strong> Auffälligkeiten auf:<br />

> Ungeschicklichkeit be<strong>im</strong> Schreiben<br />

> Beeinträchtigung <strong>de</strong>r Motorik<br />

> Depressive St<strong>im</strong>mung<br />

> Unruhe, Ängste<br />

> Ständige Wie<strong>de</strong>rholungen<br />

> Festigungsübungen<br />

> Organisation <strong>de</strong>s schülerzentrierten<br />

Arbeitens<br />

> Verständnis für Unruhe und<br />

Aufgeregtheit<br />

> Ablenkung durch Gespräche,<br />

Literaturangebote<br />

> Vorlesen<br />

Organisation <strong>de</strong>s Nachteilsausgleichs – Absprache mit <strong>de</strong>r He<strong>im</strong>atschule/SL (mit Helferkonferenzen)<br />

Frühzeitiges Einleiten zum Verfahren zur Feststellung son<strong>de</strong>rpädagogischen För<strong>de</strong>rbedarfs/<br />

integrative Beschulung<br />

Rechtzeitiges Beantragen von Hausunterricht während <strong>de</strong>r Therapiepausen bei <strong>de</strong>r SBA und <strong>de</strong>m<br />

Schulleiter <strong>de</strong>r He<strong>im</strong>atschule


Krankheitsbild: Mukoviszidose / Cystische Fibrose<br />

(»zäher Schle<strong>im</strong>«)<br />

Autosomal rezessive Erbkrankheit – unheilbare Stoffwechselerkrankung<br />

><br />

Ursache: Mutation <strong>de</strong>s CFTR-Gens auf <strong>de</strong>m langen Arm <strong>de</strong>s Chromosoms Nr. 7<br />

Krankheitssymptome Auffälligkeiten in <strong>de</strong>r Schule Pädagogische und för<strong>de</strong>rpädagogische<br />

Maßnahmen<br />

Fehlfunktion bis Funktionsausfall sämtlicher<br />

Schle<strong>im</strong>drüsen (Speicheldrüsen,<br />

Bronchien, Bauchspeicheldrüse, Dünndarm,<br />

Drüsen <strong>de</strong>s Samenleiters)<br />

Wirkungen <strong>im</strong> Verdauungssystem:<br />

> Ge<strong>de</strong>ihstörungen <strong>im</strong> Säuglingsalter<br />

> Durchfall<br />

> Darmverschluss<br />

> Massive Fettstuhlentleerung<br />

> Untergewichtigkeit<br />

> Darmvorfall<br />

> Leberzirrhose<br />

> Leberversagen<br />

> Diabetes Typ 2<br />

> Gewichtsverringerung<br />

> Häufiges Erbrechen<br />

> <strong>Chronisch</strong>e Bauchspeicheldrüsenentzündung<br />

> Infektanfälligkeit<br />

> Bauchschmerzen<br />

> Blähungen<br />

Wirkungen <strong>im</strong> Bronchialsystem:<br />

> Große Infektanfälligkeit <strong>de</strong>r bronchialen<br />

Organe<br />

> Schweres Abhusten <strong>de</strong>s zähen Bronchialsekrets<br />

> Ansie<strong>de</strong>ln aggressiver Krankheitske<strong>im</strong>e<br />

> Häufige und schwere Lungenentzündungen,<br />

Lungenblutung<br />

> Vernarbung <strong>de</strong>s Lungengewebes<br />

> Geringe Vitalkapazität und Elastizität,<br />

Atemnot, <strong>im</strong> späten Stadium Pneumothorax,<br />

Tod<br />

> Herzschmerzen<br />

> Gestörter Gasaustausch<br />

> Leistungsmin<strong>de</strong>rung, schnelle<br />

Ermüdbarkeit<br />

> Depressionen und Magersucht sind<br />

möglich<br />

> Ein <strong>kranke</strong>s Neugeborenes auf 2 000 bis<br />

3 000 Geburten<br />

> Durchschnittsalter z. Z. 18 Jahre<br />

> Max<strong>im</strong>ale Lebenserwartung 40 Jahre<br />

> Je<strong>de</strong>r 20. ist Erbträger<br />

> <strong>Schüler</strong> sind meist klein und untergewichtig<br />

> Häufige Toilettenbesuche<br />

> Näseln<strong>de</strong> Aussprache<br />

> Hustenattacken mit zähem Auswurf<br />

sowie Bauch- und Herzschmerzen<br />

können zur Übermüdung führen<br />

> Vermin<strong>de</strong>rte Konzentrationsfähigkeit<br />

> Verdrängen die Erkrankung, nehmen<br />

ihre Tabletten nicht ein<br />

> Kaschieren häufig Fehlzeiten durch<br />

meist großen Ehrgeiz<br />

> Viele Fehlzeiten entstehen durch<br />

Krankenhausaufenthalte und Infektanfälligkeit<br />

> Verfügen über wenig Freizeit durch<br />

Physiotherapie<br />

> <strong>Schüler</strong> müssen regelmäßig hochkalorische<br />

Nahrung zu sich nehmen<br />

> Schnelle Ermüdbarkeit<br />

> Wer<strong>de</strong>n von Mitschülern abgelehnt<br />

wegen <strong>de</strong>s Hustens und <strong>de</strong>r Blähungen<br />

> Können dissoziale Verhaltensweisen<br />

zeigen<br />

> <strong>Schüler</strong> auch in <strong>de</strong>r Stun<strong>de</strong> essen und<br />

auf die Toilette gehen lassen<br />

> Wegen Infektgefahr möglichst eigene<br />

Toilette organisieren<br />

> Netzwerk zur allseitigen Unterstützung<br />

installieren, z. B. Streckungsjahr zur<br />

normalen Schulzeit<br />

> Möglichst Teilnahme an gemeinsamen<br />

Unternehmungen mit <strong>de</strong>r Klasse<br />

organisieren<br />

> Zeit zum Inhalieren geben<br />

> Toleranz bei fehlen<strong>de</strong>n Hausaufgaben<br />

> Kontakte und Hilfestellungen bei<br />

Krankenhausaufenthalten organisieren<br />

> Krankenhausbesuche von Klassenlehrer<br />

und Mitschülern<br />

> Teilnahme an Abschlussprüfungen auch<br />

<strong>im</strong> Krankenhaus möglich, Kontakte zur<br />

Klinikschule aufbauen<br />

> Nachteilsausgleich wegen schneller<br />

Ermüdbarkeit, z. B. durch Ruhezeiten<br />

während <strong>de</strong>r Abschlussprüfungen


Krankheitsbild: Neuro<strong>de</strong>rmitis atopica/<br />

atopische Dermatitis/endogenes Ekzem<br />

Allergisch-chronische Hauterkrankung<br />

Krankheitssymptome Auffälligkeiten in <strong>de</strong>r Schule Pädagogische und för<strong>de</strong>rpädagogische<br />

Maßnahmen<br />

> 5 bis 10 % <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r und Jugendlichen<br />

er<strong>kranke</strong>n, Auslöser <strong>de</strong>r Erkrankung sind<br />

nicht sicher bekannt, genetische Fak-<br />

toren sowie best<strong>im</strong>mte Umwelteinflüsse<br />

gelten als wahrscheinlich<br />

> Produktion von Hautfett eingeschränkt<br />

durch Gen<strong>de</strong>fekt<br />

> Krankheit ist nicht ansteckend, nicht<br />

heilbar, aber behan<strong>de</strong>lbar<br />

> Haut ist sehr empfindlich, trocken und<br />

anfällig gegenüber Infektionen<br />

> Reizung <strong>de</strong>r Haut durch mechanische<br />

o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Umweltfaktoren<br />

> Starker, quälen<strong>de</strong>r Juckreiz führt zu<br />

rissiger Haut, weiter zu Ekzemen, die<br />

häufig nässen und stark gerötet sind<br />

> Kratzen verschl<strong>im</strong>mert das Krankheitsbild<br />

> Typische Stellen erkrankter Haut sind<br />

Hals und Gesicht, Armbeugen, Kniekehlen<br />

> In <strong>de</strong>r Pubertät sind die Ekzeme häufig<br />

nur noch an Hän<strong>de</strong>n und Füßen vorhan<strong>de</strong>n<br />

> Neuerkrankungen bei Kleinkin<strong>de</strong>rn,<br />

Jugendlichen o<strong>de</strong>r Erwachsenen<br />

> Erkrankung tritt meist in Schüben auf,<br />

ohne erkennbaren Grund<br />

> Betroffene können auch an Heuschnupfen,<br />

Asthma bronchiale und Allergien<br />

lei<strong>de</strong>n<br />

> Müdigkeit durch nächtlichen Juckreiz,<br />

geringere Konzentration, insbeson<strong>de</strong>re<br />

bei schweren Schüben<br />

> <strong>Schüler</strong> kratzen sich, können sich selbst<br />

kaum kontrollieren, <strong>Schüler</strong> lei<strong>de</strong>n unter<br />

ihrem Aussehen, fühlen sich sozial ausgegrenzt<br />

> Bei erhöhtem Stressfaktor können<br />

Ausschlagsschübe entstehen, tritt meist<br />

vor Weihnachten auf<br />

> Erkrankte sind meist überdurchschnittlich<br />

intelligent<br />

> Bei Schweigepflichtentbindung<br />

Kollegen und Mitschüler über Erkrankung<br />

informieren<br />

> Verständnis für <strong>de</strong>n <strong>Schüler</strong> aufbringen,<br />

evtl. Anwen<strong>de</strong>n eines Nachteilsausgleiches,<br />

Verweisen auf fehlen<strong>de</strong> Infektionsgefahr<br />

> Bei Krankenhaus- und Kuraufenthalten<br />

Kontakte zu <strong>de</strong>n dortigen Lehrern<br />

suchen, auch Verbindung <strong>Schüler</strong> –<br />

Klasse nicht abreißen lassen<br />

> Hänseleien möglichst unterbin<strong>de</strong>n<br />

> Teilnahme am Sportunterricht unter<br />

best<strong>im</strong>mten Voraussetzungen, wie Zeit<br />

für Körperpflege und Ruhe<br />

> Teilnahme am Schw<strong>im</strong>munterricht nur<br />

bei wenig gechlortem Wasser zu empfehlen,<br />

danach vorsichtiges Abtrocknen


Krankheitsbild: Psychose<br />

Oberbegriff für vorübergehen<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r sich stetig<br />

verschlechtern<strong>de</strong> psychiatrische Erkrankung<br />

Krankheitssymptome Auffälligkeiten in <strong>de</strong>r Schule Pädagogische und för<strong>de</strong>rpädagogische<br />

Maßnahmen<br />

Prodomalstadium (Eingangsstadium):<br />

> Regressives Verhalten,<br />

Verst<strong>im</strong>mungszustän<strong>de</strong><br />

> Plötzliche und unbegründbare<br />

aggressive Durchbrüche<br />

> Diffuse Angst<br />

> Mutismus (Stummheit)<br />

> Konzentrationsstörungen<br />

> Psychomotorische Unruhe<br />

Allgemeines zur Erkrankung:<br />

> Labilität bis hin zur Verwirrung<br />

> Kommunikationsprobleme<br />

> Seelische und soziale Isolierung<br />

> Krankhafte Einbildung<br />

> Extreme Empfindlichkeit<br />

> Angst und Flucht vor Verantwortung<br />

> Schuldgefühle<br />

> Realitätsverlust<br />

> Denkstörung<br />

> Regressive Lebensfreu<strong>de</strong><br />

> Apathie<br />

> Antriebsverlust<br />

> Egoismus<br />

> Boshaftigkeit<br />

> Manisch-<strong>de</strong>pressive Ten<strong>de</strong>nzen<br />

> Latente Aggressivität<br />

> Suizidäre Ten<strong>de</strong>nzen<br />

> Sehr introvertiertes Verhalten, Rück-<br />

zugsverhalten, Ausweichen vor unangenehmen<br />

Situationen<br />

> Unbegrün<strong>de</strong>te verbale o<strong>de</strong>r tätliche<br />

Aggressionen<br />

> Vermei<strong>de</strong>n von Blickkontakten<br />

> Blicken auf <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>n<br />

> Sehr geringe Kommunikation (einsilbig,<br />

sehr abgehackt, ohne erkennbare Struktur<br />

o<strong>de</strong>r Sinnzusammenhänge)<br />

> Konzentrationsstörungen (max. 20 Min.)<br />

> Bewältigung von nur einfachen<br />

mechanischen Lerninhalten<br />

> Zielloses Wan<strong>de</strong>ln auf <strong>de</strong>n Gängen<br />

> In ihren Bewegungen manchmal<br />

verharrend<br />

> Verstärktes Auftreten <strong>de</strong>r Auffälligkeiten<br />

<strong>de</strong>s Prodomalstadiums<br />

> Anfor<strong>de</strong>rungsniveau sowie Belastbarkeit<br />

und Antrieb liegen weit unter <strong>de</strong>m<br />

Anfor<strong>de</strong>rungsniveau <strong>de</strong>r gegenwärtigen<br />

Klassenstufe<br />

> Störung <strong>de</strong>s logischen Denkens, <strong>de</strong>r<br />

Abstraktion, <strong>de</strong>s Erkennens von Zusammenhängen<br />

und <strong>de</strong>s Kurzzeitgedächtnisses<br />

> Gestörte Wahrnehmung von Defiziten<br />

unter Schuldzuweisungen an Lehrer<br />

und Mitschüler<br />

> Unrealistische Zielsetzungen dienen zur<br />

Verschleierung <strong>de</strong>r Defizite und zur Unterdrückung<br />

von Schuldgefühlen<br />

> Soziale Isolation<br />

> Geringe Kommunikation<br />

> Geben <strong>de</strong>n Anschein, keine Kontakte zu<br />

benötigen bzw. intrigieren<br />

> Verflachung <strong>de</strong>r Emotionen<br />

> läppische Verhaltensweisen,<br />

Manierismen<br />

> Rücksprache mit Eltern und Ärzten,<br />

<strong>Schüler</strong>beobachtungen notieren<br />

> Langsam steigen<strong>de</strong> Belastung<br />

> Keine soziale Überfor<strong>de</strong>rung<br />

> Integrative Beschulung ermöglichen<br />

> Angemessene For<strong>de</strong>rungen<br />

> Strukturieren<br />

> Gesun<strong>de</strong> Distanz wahren<br />

> Kein Eingehen auf Schuldzuweisungen<br />

> Intrigen abwehren<br />

> Verstärkter Einsatz von Lob<br />

> Stärkung <strong>de</strong>s Selbstvertrauens<br />

> Aufbau realistischer Teilziele<br />

> Später höhere Anfor<strong>de</strong>rungen<br />

> Langfristige Motivation<br />

> Stärkung von Willen und Ausdauer, z. B.<br />

Aufstellen von Verhaltensplänen<br />

> Zuwendung bei Ängsten<br />

> Mitgefühl<br />

> Sensible, wahrheitsgemäße Aussagen<br />

seitens <strong>de</strong>s Lehrers<br />

> Lehrer muss Kompromisse eingehen<br />

und diese vor <strong>de</strong>m <strong>Schüler</strong> ver<strong>de</strong>utlichen<br />

> <strong>Schüler</strong> bewusst einer Lerngruppe<br />

zuordnen, in <strong>de</strong>r aktives Lernkl<strong>im</strong>a<br />

herrscht


Krankheitsbild: Rheuma<br />

Schmerzhafte und funktionsbeeinträchtigen<strong>de</strong> Zustän<strong>de</strong><br />

<strong>de</strong>s Muskel-Skelett-Systems<br />

Krankheitssymptome Auffälligkeiten in <strong>de</strong>r Schule Pädagogische und för<strong>de</strong>rpädagogische<br />

Maßnahmen<br />

> Morgensteifigkeit und morgendliche > <strong>Schüler</strong> kommen z. T. später in die Schule > Keine falschen Anschuldigungen <strong>de</strong>s<br />

Schmerzen<br />

Schwänzens<br />

> Bewegungseinschränkungen und<br />

> Schulweg ist zu weit o<strong>de</strong>r zu<br />

Gelenkkontrakturen<br />

beschwerlich<br />

> Sport- o<strong>de</strong>r Teilsportbefreiung<br />

> Verän<strong>de</strong>rung von Haltung und<br />

Bewegungen<br />

> Starke, dauerhafte Schmerzen in<br />

> Häufige Fehlzeiten<br />

einzelnen Gelenken<br />

> Konzentrationsprobleme durch<br />

Medikamente<br />

> Schmerzen<br />

> Müdigkeit durch Schlafstörungen<br />

> Schwellungen und Überwärmung <strong>de</strong>r > Tragen von Handschienen verzögert die<br />

Gelenke<br />

Schreibgeschwindigkeit<br />

> Gelenke dürfen nicht belastet wer<strong>de</strong>n<br />

> Schmerzen und Hilfsmittel verringern<br />

die Gehgeschwindigkeit und Mobilität<br />

> Mögliche Organbeteiligung (Augen, > Fehlzeiten<br />

Darm, Lunge, Leber, Nieren, Milz, Haut) > Konzentrationsprobleme<br />

> Vermin<strong>de</strong>rte Belastbarkeit<br />

> Aufklärung von Lehrern und<br />

Mitschülern<br />

> Beantragung eines Fahrdienstes<br />

> Sportunterricht am Anfang o<strong>de</strong>r am<br />

En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Schultages; keine Benotung <strong>im</strong><br />

Sportunterricht; keine Teilnahme an <strong>de</strong>r<br />

Hofpause (vor allem bei kaltem und<br />

nassem Wetter)<br />

> Anschaffung rheumagerechter Sitzmöbel<br />

o<strong>de</strong>r Nutzung eines Keilkissens<br />

o<strong>de</strong>r schräger Arbeitsplatte<br />

> Anschluss an Klasse ermöglichen<br />

(sozial und gem. Lehrplan)<br />

> Nutzen <strong>de</strong>r Möglichkeiten von För<strong>de</strong>runterricht<br />

und Hausunterricht bei längeren<br />

Fehlzeiten<br />

> Stiftverdicker<br />

> Nachteilsausgleich durch Schreibzeitverlängerung<br />

o<strong>de</strong>r Nutzung eines PC<br />

> zweiten Schulbuchsatz zur Verfügung<br />

stellen<br />

> Nutzung eines Sitzrollers<br />

(auch bei Exkursionen be<strong>de</strong>nken)<br />

> Klassenraum <strong>im</strong> Erdgeschoss; möglichst<br />

wenig Treppen steigen; Möglichkeit zum<br />

Kühlen schaffen<br />

> Nachteilsausgleich (s. o.) entsprechend<br />

<strong>de</strong>r konkreten Situation


1. Störung <strong>de</strong>s Sozialverhaltens<br />

2. Störung <strong>de</strong>s Sozialverhaltens<br />

mit <strong>de</strong>pressiver Störung<br />

Krankheitsbild: 1. Störung <strong>de</strong>s Sozialverhaltens /<br />

2. Störung <strong>de</strong>s Sozialverhaltens mit <strong>de</strong>pressiver Störung<br />

Dissoziale Persönlichkeitsstörung<br />

Krankheitssymptome Auffälligkeiten in <strong>de</strong>r Schule Pädagogische und för<strong>de</strong>rpädagogische<br />

Maßnahmen<br />

> Sich wie<strong>de</strong>rholen<strong>de</strong>s und andauern<strong>de</strong>s<br />

Muster dissozialen<br />

und aufsässigen Verhaltens<br />

> Über-Ich-Problematik<br />

> Patient n<strong>im</strong>mt an sich selbst<br />

keine Normverletzung wahr<br />

> Einsichtsfähigkeit sehr begrenzt<br />

> Geringe Frustrationstoleranz<br />

> Beziehungsstörungen<br />

> Aggressives Verhalten und<br />

gröbste Verletzungen alters-<br />

entsprechen<strong>de</strong>r sozialer Erwartungen<br />

bis hin zu kr<strong>im</strong>inellen<br />

Handlungen<br />

> Anfälligkeit für hierarchisch<br />

organisierte, potentiell gewalttätige<br />

Organisationen (Verweis<br />

auf schwache Ich-Entwicklung)<br />

Anhaltend ein<strong>de</strong>utige<br />

<strong>de</strong>pressive Symptome, wie:<br />

> Ausgeprägte Traurigkeit<br />

> Interessenverlust<br />

> Freudlosigkeit bei üblichen<br />

Aktivitäten<br />

> Schuldgefühle und Hoffnungslosigkeit<br />

> Schlafstörungen<br />

> Appetitverlust<br />

> Häufige und schwere Wutausbrüche<br />

> Häufiges Streiten mit Erwachsenen und<br />

Mitschülern<br />

> Ablehnung von Vorschriften<br />

Erwachsener<br />

> Ärgern von an<strong>de</strong>ren<br />

> Verantwortlichmachen an<strong>de</strong>rer für<br />

eigene Fehler<br />

> Häufige Empfindlichkeit<br />

> Häufiger Ärger o<strong>de</strong>r Groll<br />

> Häufige Gehässigkeit o<strong>de</strong>r Rachsucht<br />

> Lügen o<strong>de</strong>r Brechen von Versprechen<br />

> Weglaufen, Flucht in die Sucht<br />

> Häufiges Schuleschwänzen, beginnend<br />

vor <strong>de</strong>m 13. Lebensjahr<br />

> Häufiges Beginnen von körperlichen<br />

Auseinan<strong>de</strong>rsetzungen<br />

> Gebrauch von Waffen<br />

> Körperliche Grausamkeit gegenüber<br />

an<strong>de</strong>ren Menschen<br />

> Tierquälerei<br />

> Absichtliches Feuerlegen<br />

> Stehlen, Einbruch<br />

> Zwingen einer an<strong>de</strong>ren Person zu<br />

sexuellen Aktivitäten<br />

> Häufiges Tyrannisieren an<strong>de</strong>rer<br />

> Verbale Berichte über Traurigkeit<br />

> Vermin<strong>de</strong>rtes Selbstvertrauen<br />

> Apathie, Angst, Konzentrationsmangel<br />

> Psychosomatische Störungen<br />

> Vermeintlich faul, träge, lustlos und<br />

antriebsgestört<br />

> Selbstverletzen<strong>de</strong>s Verhalten<br />

> Entspannungstraining<br />

> Stärkung <strong>de</strong>s Selbstvertrauens in das<br />

eigene Leistungsvermögen<br />

> Einüben angemessener Selbst<br />

behauptung in Diskussionsrun<strong>de</strong>n<br />

> Erlernen kooperativer und unterstützen<strong>de</strong>r<br />

Verhaltensweisen z. B. in<br />

Gruppen- o<strong>de</strong>r Partnerarbeit<br />

> Motivation durch Lob<br />

> Frühzeitige Intervention<br />

> Konsequente Grenzsetzung<br />

(Arbeit mit Verträgen möglich, Schulskalen),<br />

Verbesserung <strong>de</strong>r Selbstkontrolle<br />

> Aggressivitätsabbau durch Gewähren<br />

einer Auszeit<br />

> Abbau von Anspannung und körperlicher<br />

Unruhe <strong>im</strong> Sportunterricht<br />

> För<strong>de</strong>rung differenzierter Selbst- und<br />

Fremdwahrnehmung durch Konfrontation<br />

mit <strong>de</strong>m Geschädigten<br />

> Aufbau positiven Einfühlungsvermögens<br />

> Diffamieren<strong>de</strong> Äußerungen und Kritik<br />

sollten unterbleiben<br />

> Bestrafungen, herabziehen<strong>de</strong> Ermutigungen<br />

o<strong>de</strong>r Tröstungen vermei<strong>de</strong>n<br />

> Krankheitswert <strong>de</strong>s Verhaltens beachten<br />

> Eventueller Einsatz von Psychopharmaka<br />

notwendig<br />

> Unterstützung durch Ärzte <strong>im</strong> Elterngespräch<br />

anregen


Abschlussbericht <strong>de</strong>r sächsischen Klinikschulen<br />

zum Projekt »Interklinikschule«<br />

1. Mitarbeiter<br />

Klinikschule Freital<br />

><br />

Frau Mücke<br />

Klinikschule »Dr. Georg Sacke« Leipzig<br />

><br />

><br />

Frau Richter<br />

Frau Chayeb<br />

Klinikschule Dres<strong>de</strong>n<br />

><br />

><br />

><br />

><br />

><br />

Frau Schönekerl<br />

Frau Stettnisch<br />

Frau Metag<br />

Frau Rie<strong>de</strong>l<br />

Beraten<strong>de</strong>s Mitglied Frau Bär<br />

An<strong>de</strong>re teilnehmen<strong>de</strong> Schulen<br />

><br />

><br />

><br />

><br />

Klinikschule Freiburg i. Br.<br />

Schule für Kranke Gelsenkirchen<br />

Ita Wegmann Schule Her<strong>de</strong>cke<br />

Klinikschule Tübingen<br />

Schirmherrin <strong>de</strong>s Projekts: Frau Dombois<br />

(Vizepräsi<strong>de</strong>ntin <strong>de</strong>s Sächsischen Landtages)<br />

Projektleiter: Herr Prof. Ertle<br />

Drittmittelgeber: Robert Bosch Stiftung GmbH<br />

2. Projektinhalte<br />

><br />

><br />

><br />

Erfassung <strong>de</strong>r Probleme chronisch Kranker<br />

<strong>im</strong> <strong>Schulalltag</strong><br />

Beratung <strong>de</strong>r Lehrerinnen und Lehrer<br />

Erarbeitung von Empfehlungen zum<br />

Umgang mit chronisch Kranken<br />

Hauptziel:<br />

Verbesserung und Erleichterung <strong>de</strong>s <strong>Schulalltag</strong>s<br />

von chronisch <strong>kranke</strong>n <strong>Schüler</strong>innen und<br />

<strong>Schüler</strong>n<br />

Fernziel:<br />

Implementierung in die Lehrerausbildung<br />

3. Folgen<strong>de</strong> chronische Erkrankungen wur<strong>de</strong>n<br />

untersucht:<br />

Somatische Erkrankungen:<br />

><br />

><br />

><br />

Onkologische Erkrankungen, Mukoviszidose,<br />

Asthma bronchiale, Diabetes mellitus,<br />

Epilepsie, rheumatische Erkrankungen,<br />

Neuro<strong>de</strong>rmitis, <strong>Chronisch</strong>e Nierenerkrankungen,<br />

Skoliose<br />

Psychiatrische Erkrankungen:<br />

><br />

Essstörungen, Psychosen, Bor<strong>de</strong>rline-<br />

Störung, Elektiver Mutismus, ADHS


4. Metho<strong>de</strong>n unserer Arbeit<br />

><br />

><br />

><br />

><br />

><br />

><br />

><br />

Selbststudium zu chronischen Erkrankungen<br />

und Informationsaustausch mit unseren<br />

Therapeuten<br />

<strong>Schüler</strong>-, Eltern- und Lehrerbefragungen<br />

Schulbesuche unter Einbeziehung <strong>de</strong>r Eltern,<br />

Mitschüler und Lehrer<br />

Beratungsgespräche mit <strong>Schüler</strong>n, Eltern,<br />

Therapeuten und Lehrern<br />

Hospitationen an He<strong>im</strong>atschulen<br />

Telefonische Beratung, Hinweise auf<br />

Fachliteratur<br />

Regionale Fortbildungen zu Krankheitsbil<strong>de</strong>rn<br />

(Krankheitssymptome und <strong>de</strong>ren<br />

Ursachen, Auffälligkeiten in <strong>de</strong>r Schule,<br />

för<strong>de</strong>rpädagogische Maßnahmen)<br />

5. Projektzeitraum<br />

September 2003 bis Herbst 2005,<br />

Abschlusstagung in Reutlingen <strong>im</strong> Juni 2006<br />

6. Ergebnisse und Schlussfolgerungen aus <strong>de</strong>r<br />

Projektarbeit<br />

(Zuarbeit <strong>de</strong>r Klinikschulen Leipzig, Freital<br />

und Dres<strong>de</strong>n )<br />

Position <strong>de</strong>s <strong>Schüler</strong>s:<br />

><br />

><br />

><br />

><br />

Unzureichen<strong>de</strong> o<strong>de</strong>r keine Information an<br />

Lehrer und Mitschüler durch <strong>de</strong>n <strong>Schüler</strong><br />

(Ursachen: fehlen<strong>de</strong>s Vertrauen, Imageverlust,<br />

Vermei<strong>de</strong>n von Außenseiterposition;<br />

<strong>Schüler</strong> wollen we<strong>de</strong>r Mitleid noch Spott)<br />

Bei psychischen Störungsbil<strong>de</strong>rn oft keine<br />

Information vom <strong>Schüler</strong>, da geringe<br />

Toleranz erwartet wird<br />

Fehlen<strong>de</strong> Kenntnis über die Zusammenhänge<br />

<strong>de</strong>s Krankheitsgeschehens<br />

Geringes Selbstwertgefühl und Beeinträchtigung<br />

<strong>de</strong>r Lebensqualität<br />

><br />

><br />

><br />

><br />

><br />

><br />

><br />

><br />

><br />

><br />

><br />

><br />

Verstärkung <strong>de</strong>s Lei<strong>de</strong>nsdrucks durch Gleichgültigkeit<br />

und Desinteresse von Mitschülern<br />

und Lehrern<br />

<strong>Schüler</strong> wollen normal behan<strong>de</strong>lt wer<strong>de</strong>n,<br />

wünschen sich, dass sie offen auf ihre Erkrankung<br />

hin angesprochen wer<strong>de</strong>n, äußern<br />

Bedürfnis nach Sicherheit und Geborgenheit<br />

Starke Demütigungen bei äußerlichen<br />

Verän<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s chronisch Kranken<br />

<strong>Chronisch</strong>e Erkrankungen geraten <strong>im</strong> <strong>Schulalltag</strong><br />

leicht in Vergessenheit; <strong>Schüler</strong>n ist<br />

das Erinnern an ihre Erkrankung unangenehm<br />

Stärkere Einschränkungen <strong>im</strong> Freizeitbereich<br />

(Isolation, Ausgrenzung, geringe Sozialkompetenz)<br />

Nachlassen <strong>de</strong>r Konzentrationsfähigkeit<br />

Versäumen von Unterrichtsstoff aufgrund<br />

<strong>de</strong>r Erkrankung und gleichzeitige Überfor<strong>de</strong>rung<br />

bzw. auch Verschlechterung <strong>de</strong>s<br />

Gesundheitszustan<strong>de</strong>s (psychische Befindlichkeit)<br />

Verbot <strong>de</strong>r Teilnahme am Sportunterricht,<br />

obwohl Übungen ohne Leistungsbewertung<br />

möglich wären<br />

Regelmäßiges Essen und Trinken beson<strong>de</strong>rs<br />

bei <strong>Schüler</strong>n mit Mukoviszidose und Diabetes<br />

wird eingeschränkt, da Toilettenverbot<br />

während <strong>de</strong>r Stun<strong>de</strong><br />

Mangeln<strong>de</strong> Hygiene <strong>im</strong> Sanitärbereich<br />

Verbot <strong>de</strong>r Teilnahme an Klassenfahrten<br />

<strong>Chronisch</strong> Kranke wer<strong>de</strong>n voll akzeptiert in<br />

ihrer Klasse, sie fühlen sich wohl, Mitschüler<br />

und Lehrer sind ausreichend informiert,<br />

chronisch Kranke haben unter diesen Bedingungen<br />

oft kein Krankheitsempfin<strong>de</strong>n<br />

Position <strong>de</strong>r Eltern:<br />

><br />

><br />

Eltern fällt es oft schwer, die Krankheit <strong>de</strong>s<br />

Kin<strong>de</strong>s zu akzeptieren, und sie lei<strong>de</strong>n manchmal<br />

mehr als ihr Kind; sie wollen Normalität<br />

und verschweigen <strong>de</strong>shalb die Erkrankung<br />

Sie fühlen sich unverstan<strong>de</strong>n, erwarten<br />

mehr Empathie und Kompetenz seitens <strong>de</strong>r<br />

Schule


><br />

><br />

><br />

><br />

><br />

><br />

Eltern geben <strong>de</strong>r Schule die Schuld am<br />

Leistungsversagen ihres Kin<strong>de</strong>s<br />

Sie haben keine Kenntnis über § 26 a<br />

(Schulgesundheitspflege) und von <strong>de</strong>n Möglichkeiten<br />

<strong>de</strong>s Nachteilsausgleichs<br />

Eltern dürfen auf Wunsch <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s keine<br />

Informationen über das Krankheitsbild<br />

weitergeben<br />

Eltern entwickeln geringes Vertrauen gegenüber<br />

Lehrern, an<strong>de</strong>ren Eltern sowie Mitschülern<br />

ihres Kin<strong>de</strong>s (Organisation von Hilfen<br />

bei Schulfehlzeiten unzureichend)<br />

Sie haben Sorge, dass ihr Kind überlastet<br />

wird (zu viele Stun<strong>de</strong>n, zu kurze Pausen)<br />

Eltern neigen zur Überbehütung ihres Kin<strong>de</strong>s,<br />

sie haben Angst vor ungewisser Zukunft,<br />

sehen keine Möglichkeit <strong>de</strong>s Lösens vom<br />

Elternhaus (Selbstständigkeit ihres Kin<strong>de</strong>s<br />

kann kaum entwickelt wer<strong>de</strong>n)<br />

Eltern sind mit <strong>de</strong>r Schule zufrie<strong>de</strong>n, sehen<br />

ihr Kind gut untergebracht<br />

Position <strong>de</strong>r Lehrer:<br />

><br />

><br />

><br />

><br />

><br />

Lehrer wissen oftmals nicht, welche <strong>de</strong>r<br />

Krankheiten zu <strong>de</strong>n chronischen Erkrankungen<br />

gehören (beson<strong>de</strong>re Unsicherheiten<br />

bei <strong>de</strong>n psychischen Störungsbil<strong>de</strong>rn)<br />

Lehrer benötigen sowohl medizinisches<br />

Wissen über die Krankheit als auch Informationen<br />

über Möglichkeiten <strong>de</strong>r för<strong>de</strong>rpädagogischen<br />

Einflussnahme<br />

Lehrer wünschen sich in <strong>de</strong>r Ausbildung Informationen<br />

über Krankenhauspädagogik<br />

Klassenlehrer haben verständlicherweise oft<br />

Angst, chronisch <strong>kranke</strong> Kin<strong>de</strong>r auf Klassenfahrten<br />

o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>ren Unternehmungen<br />

mitzunehmen und möchten nicht allein die<br />

Verantwortung für einen längeren Zeitraum<br />

übernehmen (Unsicherheit be<strong>im</strong> Han<strong>de</strong>ln in<br />

Notfallsituationen)<br />

Lehrer wissen wenig über die Einnahme von<br />

Medikamenten und <strong>de</strong>ren Nebenwirkungen<br />

><br />

><br />

><br />

><br />

><br />

><br />

><br />

><br />

><br />

><br />

Lehrer stoßen manchmal auf Wi<strong>de</strong>rstand bei<br />

<strong>de</strong>n Eltern, wenn sie <strong>de</strong>n Verdacht auf eine<br />

mögliche Erkrankung <strong>de</strong>s Kin<strong>de</strong>s äußern<br />

und bei <strong>de</strong>r Bewältigung <strong>de</strong>s Problems helfen<br />

wollen (hauptsächlich bei psychischen<br />

Störungsbil<strong>de</strong>rn)<br />

Sie sind oft unsicher bei <strong>de</strong>r Auslegung <strong>de</strong>s<br />

Nachteilsausgleichs und bei Empfehlungen<br />

von außerunterrichtlichen Unterstützungssystemen<br />

Lehrer fühlen sich allein gelassen, sie benötigen<br />

das Vertrauen <strong>de</strong>r Eltern und <strong>de</strong>s Betroffenen<br />

sowie kompetente Unterstützung<br />

durch Beratungslehrer und Schulärzte sowie<br />

moralischen Zuspruch<br />

Lehrer haben <strong>de</strong>n Wunsch, keine Abstriche<br />

an <strong>de</strong>r Unterrichtsqualität zum Erreichen<br />

<strong>de</strong>r Bildungsstandards vorzunehmen, und<br />

beklagen sich <strong>de</strong>shalb <strong>im</strong>mer wie<strong>de</strong>r, dass sie<br />

keine Zeit haben, sich individuell mit <strong>de</strong>n<br />

chronisch <strong>kranke</strong>n <strong>Schüler</strong>n zu beschäftigen<br />

Lehrer befin<strong>de</strong>n sich oft in einem Balanceakt<br />

zwischen <strong>de</strong>m Gewähren einer Son<strong>de</strong>rrolle<br />

für <strong>de</strong>n <strong>Schüler</strong> und <strong>de</strong>r Normalität, die er<br />

bekommen sollte<br />

Es fehlt an Kenntnis über die Nutzung <strong>de</strong>s<br />

Ergänzungsbereiches für För<strong>de</strong>r- bzw. Integrationsstun<strong>de</strong>n<br />

sowie für die Ab<strong>de</strong>ckung<br />

<strong>de</strong>s Hausunterrichts<br />

Sportlehrer benötigen mitunter konkretere<br />

Arztatteste für die Teilnahme am Sportunterricht<br />

Lehrer sehen eine uneingeschränkte Schweigepflichtentbindung<br />

für alle Fachlehrer als<br />

notwendig<br />

Die Mehrzahl <strong>de</strong>r Lehrer empfin<strong>de</strong>t die vertrauensvolle<br />

Zusammenarbeit aller Erziehungsträger<br />

als unentbehrlich für die<br />

Persönlichkeitsentwicklung <strong>de</strong>s chronisch<br />

<strong>kranke</strong>n <strong>Schüler</strong>s<br />

An vielen Schulen bestehen unseres Erachtens<br />

günstige Bedingungen zur pädagogischen<br />

Arbeit mit chronisch <strong>kranke</strong>n<br />

<strong>Schüler</strong>n


0<br />

Schlussfolgerungen:<br />

1.<br />

2.<br />

3.<br />

4.<br />

5.<br />

Der Umgang mit chronisch Kranken muss<br />

von Mitschülern als auch von Lehrern<br />

gelernt wer<strong>de</strong>n. Hierfür sind individuelle<br />

Fortbildungen und best<strong>im</strong>mte<br />

Sequenzen in <strong>de</strong>r Lehrerausbildung<br />

notwendig.<br />

Positive Erfahrungen gibt es <strong>im</strong> somatischen<br />

Bereich, großen Nachholbedarf<br />

haben die Lehrer bei psychischen Störungsbil<strong>de</strong>rn<br />

und Hinweisen zum Umgang<br />

mit psychisch Kranken.<br />

Die Integration chronisch Kranker ist ein<br />

Prozess, <strong>de</strong>r von gesellschaftlichen und<br />

von individuellen Faktoren (Berührungsängste,<br />

Unwissenheit) abhängig ist, das<br />

heißt:<br />

a) Vertrauensvolle Zusammenarbeit<br />

zwischen Eltern, <strong>Schüler</strong>n und Lehrern<br />

b) Gute soziale Einbindung <strong>de</strong>s chronisch<br />

Kranken<br />

c) För<strong>de</strong>rliches Lernkl<strong>im</strong>a als eine wichtige<br />

Stützstrategie be<strong>im</strong> Lernen lernen<br />

d) Schaffen von »nahtlosen« Übergängen<br />

zwischen Kin<strong>de</strong>rgarten und Schule,<br />

zwischen 4. und 5. Klasse und bei<br />

Schulwechsel<br />

e) Aufbau eines Netzwerkes als systemische<br />

Herangehensweise (chronisch<br />

Kranker,<br />

Eltern, Arzt, Lehrer <strong>de</strong>r Klinikschule,<br />

Lehrer <strong>de</strong>r He<strong>im</strong>atschule, Mitschüler,<br />

SBA, Selbsthilfegruppen …)<br />

Die Pädagogen müssen sich Kenntnisse<br />

über die rechtlichen Rahmenbedingungen<br />

ihrer Tätigkeit aneignen.<br />

Nutzen <strong>de</strong>s Nachteilsausgleichs, <strong>de</strong>r Lehrern,<br />

<strong>Schüler</strong>n und Eltern bekannt sein<br />

müsste<br />

6. Begleitung <strong>de</strong>s <strong>Schüler</strong>s durch Kliniklehrer<br />

und Ärzte; Hinweise zum Umgang mit<br />

chronisch Kranken müssen individuell<br />

ausgerichtet sein. Es bestehen seit einem<br />

Jahr Angebote <strong>de</strong>r Klinikschule, Krankheitsbil<strong>de</strong>r<br />

zu somatischen und psychischen<br />

Krankheiten vorzustellen.<br />

7. Unterstützung <strong>de</strong>r Eltern und <strong>Schüler</strong> bei<br />

<strong>de</strong>r Schullaufbahnberatung sowie bei<br />

<strong>de</strong>r Inanspruchnahme gesetzlich fixierter<br />

Unterstützungssysteme, zum Beispiel<br />

Einzelfallhelfer, Besuch von Tagesgruppen,<br />

Sozialarbeiter, Schulpsychologen, Jugendamt<br />

8. Der Erfahrungsschatz von best<strong>im</strong>mten<br />

Schulen, die schon eine größere Anzahl<br />

von chronisch Kranken erfolgreich unterrichtet<br />

haben (vor allem psychisch Kranke)<br />

muss genutzt wer<strong>de</strong>n, in<strong>de</strong>m ein zentral<br />

vorgegebenes Stützpunktsystem als<br />

Ansprechpartner mit Beteiligung <strong>de</strong>r Klinikschulen<br />

geschaffen wird.<br />

9. Die Begleitung psychisch Kranker ist oft<br />

ein langwieriger Prozess mit vielen Rückfällen,<br />

<strong>de</strong>r oft die gesamte opt<strong>im</strong>istische<br />

Grundhaltung <strong>de</strong>s Lehrers erfor<strong>de</strong>rt<br />

(Schuldgefühle behin<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>n pädagogischen<br />

Prozess). Da ein großes Informationsbedürfnis<br />

seitens <strong>de</strong>r He<strong>im</strong>atschullehrer<br />

und Eltern nach Aufklärung über<br />

psychische Störungsbil<strong>de</strong>r besteht, schlagen<br />

wir <strong>de</strong>m Leiter <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r- und<br />

Jugendpsychiatrie <strong>de</strong>s Universitätsklinikums<br />

Dres<strong>de</strong>n, Herrn Professor Scholz, vor,<br />

einen Tag <strong>de</strong>r offenen Tür, an <strong>de</strong>m beispielsweise<br />

Einblicke in die Klinik gewonnen<br />

wer<strong>de</strong>n, zu organisieren.<br />

10.<br />

Für eine schnelle Integration zugunsten<br />

<strong>de</strong>s <strong>Schüler</strong>s ist eine unbürokratischere<br />

und kürzere Bearbeitung <strong>de</strong>s Verfahrens<br />

zur Feststellung <strong>de</strong>s son<strong>de</strong>rpädagogischen<br />

För<strong>de</strong>rbedarfs erfor<strong>de</strong>rlich.


Dieser umfassen<strong>de</strong> Einblick in die vielen Probleme<br />

bei <strong>de</strong>r Arbeit mit chronisch Kranken führt<br />

zu folgen<strong>de</strong>n<br />

Schlussbemerkungen<br />

Die Arbeit am Projekt war anstrengend. Sie hat<br />

aber auch Freu<strong>de</strong> bereitet, beson<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>shalb,<br />

weil wir bei <strong>de</strong>n Lehrern an <strong>de</strong>n He<strong>im</strong>atschulen<br />

viel Resonanz, Engagement und Empathie vorgefun<strong>de</strong>n<br />

haben. Für uns Teilnehmer brachte die<br />

Arbeit am Projekt auch eine kritischere Sicht auf<br />

unsere Tätigkeit an <strong>de</strong>r Klinikschule und dies<br />

beinhaltet mehr Öffnung nach außen und konkrete,<br />

konstruktive Empfehlungen für die Lehrer<br />

<strong>de</strong>r He<strong>im</strong>atschulen.<br />

Im Rahmen <strong>de</strong>r Projektarbeit entstan<strong>de</strong>n ein Kin<strong>de</strong>rbuch<br />

zum Diabetes mellitus sowie Vorträge<br />

und Hinweise zum Umgang mit chronisch<br />

Kranken, die an Epilepsie, Asthma bronchiale,<br />

Bor<strong>de</strong>rline-Störung, Anorexie und chronischen<br />

Nierenerkrankungen lei<strong>de</strong>n. In diesem Zusammenhang<br />

bedanken wir uns ganz herzlich bei<br />

<strong>de</strong>r Bosch Stiftung als Drittmittelgeber sowie<br />

bei <strong>de</strong>r Dresdner Kin<strong>de</strong>rhilfe e. V., die <strong>de</strong>n Druck<br />

von 300 Diabetikerfibeln finanzierte. Die Robert-<br />

Bosch Stiftung übernahm das Bestücken <strong>de</strong>r<br />

Bücher mit CD-ROMs. Frau Dombois, Vizepräsi<strong>de</strong>ntin<br />

<strong>de</strong>s Sächsischen Landtages und Schirmherrin<br />

<strong>de</strong>s Projektes für die sächsischen Schulen,<br />

organisierte u. a. durch Sponsoren Computertechnik<br />

und Lernsoftware für chronisch Kranke.<br />

Ein Dankeschön geht auch an Herrn Prof. Ertle,<br />

an Herrn Schwägerl, ehemals Referatsleiter <strong>im</strong><br />

SMK Sachsen, sowie an die För<strong>de</strong>rschulreferentin<br />

<strong>de</strong>r SBA, Regionalstelle Dres<strong>de</strong>n, Frau Mehnert,<br />

die uns vor allem in unserer Arbeit unterstützten<br />

und mit Rat und Tat zur Seite stan<strong>de</strong>n.<br />

Wir wünschen <strong>de</strong>r Abschlusstagung einen guten<br />

Verlauf und für uns alle viele Anregungen für<br />

unsere Arbeit.<br />

Bettina Schönekerl<br />

Fachberaterin in Klinik- und Krankenhausschulen<br />

Sachsen


Beispielhafte Falldarstellung – Vortrag zum<br />

Krankheitsbild Bor<strong>de</strong>rline-Störung<br />

»Aber er ist ein Mensch, und es passiert ihm gera<strong>de</strong><br />

etwas Schreckliches. Also gebührt ihm Achtung.<br />

Er darf nicht ins Grab fallen, wie ein alter<br />

Hund. Achtung! Achtung schul<strong>de</strong>n wir einem solchen<br />

Menschen.«<br />

Ich möchte in meinem Vortrag eine Problematik<br />

aufgreifen, die in <strong>de</strong>n letzten Jahren an Be<strong>de</strong>utung<br />

zugenommen hat: Es geht um das Dilemma<br />

<strong>de</strong>r Bor<strong>de</strong>rlinepersönlichkeit, in <strong>de</strong>m sich vor<br />

allem Mädchen befin<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>ren ganzes Leben –<br />

und damit die Schule o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re Bildungseinrichtungen<br />

– zu einem irgendwie tragischen, quälen<strong>de</strong>n<br />

Ereignis wird. Ich spreche »Bor<strong>de</strong>rline« in<br />

Anführungszeichen, weil man von Bor<strong>de</strong>rline erst<br />

mit <strong>de</strong>m vollen<strong>de</strong>ten 18. Lebensjahr spricht und<br />

die »Schubla<strong>de</strong>« Bor<strong>de</strong>rline <strong>de</strong>n Betroffenen für<br />

sein Leben abstempelt; dies sollte man unbedingt<br />

vermei<strong>de</strong>n. Oft haben die Bor<strong>de</strong>rliner einen langen<br />

Lei<strong>de</strong>nsweg verschie<strong>de</strong>ner Diagnosen ihrer<br />

Erkrankung hinter sich, bis ihnen <strong>de</strong>r Stempel<br />

Bor<strong>de</strong>rline aufgedrückt wird. Wir müssen uns vorstellen,<br />

dass bei <strong>de</strong>n Bor<strong>de</strong>rlinern alles so verläuft,<br />

als hätte eine boshafte Fee ihnen diese eine Philosophie<br />

eingeschärft, die sie voller ungestillter<br />

Hoffnungen und Schuldgefühle wan<strong>de</strong>ln lassen,<br />

Wan<strong>de</strong>ln zwischen Schwarz und Weiß; eine Gratwan<strong>de</strong>rung,<br />

die für viele tragisch en<strong>de</strong>t. Der Bor<strong>de</strong>rline-Typus,<br />

so liest man in Remschmidts Buch<br />

über die Kin<strong>de</strong>r- und Jugendpsychiatrie, zeichnet<br />

sich durch ein tiefgreifen<strong>de</strong>s Muster <strong>de</strong>r Instabilität<br />

aus, das sich <strong>im</strong> Bereich von St<strong>im</strong>mung, zwischenmenschlicher<br />

Beziehungsgestaltung und<br />

I<strong>de</strong>ntitätskrisen nie<strong>de</strong>rschlägt. Neben kurzwelligen<br />

St<strong>im</strong>mungsauslenkungen sind an typischen<br />

Verhaltensmerkmalen aggressive Durchbrüche<br />

unter emotionaler Belastung sowie insbeson<strong>de</strong>re<br />

autoaggressive Regungen bis hin zu drastischen<br />

Selbstbeschädigungs- und parasuizidalen Handlungen<br />

zu nennen.<br />

Die meisten Bor<strong>de</strong>rline-Patientinnen, die unsere<br />

Schule besuchten, wur<strong>de</strong>n mit 15 bzw. 16 Jahren<br />

das erste Mal aufgenommen, nach längerem<br />

Aufenthalt, <strong>de</strong>r oft sechs Monate dauerte, wur<strong>de</strong>n<br />

sie entlassen und kehrten nach einem Jahr<br />

o<strong>de</strong>r nur nach wenigen Monaten wie<strong>de</strong>r zu uns<br />

zurück, <strong>de</strong>r bisher kürzeste Zeitraum war eine<br />

Woche. Sie absolvierten eine erneute Therapie,<br />

die Monate anhielt, manchmal weilen sie auch<br />

inzwischen ein drittes Mal bei uns usw. Die meisten<br />

<strong>Schüler</strong>innen haben trotz unserer Bemühungen<br />

die Schule entwe<strong>de</strong>r vor En<strong>de</strong> ihrer regulären<br />

Schulzeit o<strong>de</strong>r während <strong>de</strong>r Berufsausbildung<br />

verlassen, manche gehen keiner geregelten<br />

Arbeit nach, halten sich mit Gelegenheitsjobs<br />

über Wasser, weilen in heilpädagogischen Einrichtungen<br />

meistens außerhalb Sachsens, einige<br />

sind mittlerweile Patienten <strong>de</strong>r Erwachsenenpsychiatrie<br />

gewor<strong>de</strong>n, an<strong>de</strong>re nehmen ein Ruhen<br />

<strong>de</strong>r Schulpflicht in Anspruch, um sich vielleicht<br />

doch zu stabilisieren. Manche begehen weiterhin<br />

parasuizidale Versuche in Form von Paracetamol,<br />

Schlaftabletten o.ä.: Grenzen zwischen berechnen<strong>de</strong>r<br />

Erpressung aller Erziehungsträger und<br />

realen, schl<strong>im</strong>men Ängsten, die durch Entfliehen<br />

nicht kleiner wer<strong>de</strong>n, scheinen dabei oft fließend.<br />

Einige wür<strong>de</strong>n am liebsten jahrelang auf Station<br />

bleiben, unsere Klinikschule besuchen und noch<br />

dazu einen Schulabschluss absolvieren. Die sogenannte<br />

»Nische«, die sie <strong>im</strong> Rahmen <strong>de</strong>s Sächsischen<br />

Schulgesetzes bräuchten, damit sie ihre<br />

oftmals guten kognitiven Fähigkeiten opt<strong>im</strong>al<br />

nutzen und ihre emotionale und soziale Kompetenz<br />

erfolgreich trainieren können, existiert nur<br />

in Ansätzen.<br />

Die Patientin, über die ich auszugsweise berichte,<br />

ist Gymnasiastin <strong>de</strong>r 11. Klasse, 16 Jahre alt und<br />

war bei ihrem letzten, dritten Aufenthalt ein<br />

dreiviertel Jahr in stationärer Behandlung <strong>de</strong>r<br />

Kin<strong>de</strong>r- und Jugendpsychiatrie. Das erste Mal<br />

weilte sie bei uns <strong>im</strong> Alter von neun Jahren we-


gen einer Angststörung mit Panikattacken; sie<br />

hatte Angst vor großen Menschenansammlungen,<br />

Angst vor Erbrechen, Angst vor Räumen. Drei<br />

Jahre später war die erneute Aufnahmeursache<br />

eine zur Panikattacke und Angststörung hinzukommen<strong>de</strong><br />

Essstörung. Angststörung und Panikattacken<br />

bil<strong>de</strong>ten auch <strong>de</strong>n dritten Aufnahmeanlass.<br />

X könnte aufgrund ihrer kognitiven Fähigkeiten,<br />

sie besitzt einen IQ von 128, die Sekundarstufe II<br />

einschließlich Abitur mit guten und sehr guten<br />

Ergebnissen absolvieren.<br />

Sie schwänzte viel in <strong>de</strong>r Vergangenheit, verweigerte<br />

Unterrichtsstun<strong>de</strong>n und litt in <strong>de</strong>n ersten<br />

Wochen ihres Klinikaufenthalts bereits nach <strong>de</strong>m<br />

morgendlichen Aufstehen an Panikattacken, die<br />

eine Verstärkung durch die Tatsache erfuhren,<br />

dass X jegliche Medikation verweigerte. Sie wur<strong>de</strong><br />

daraufhin nach kurzem Aufenthalt in unserer<br />

Klinikschule bald in ihr Gymnasium geschickt, wo<br />

sie die volle Unterrichtsstun<strong>de</strong>nzahl absolvieren<br />

musste, um selber die Erkenntnis zu gewinnen,<br />

dass sie Medikamente benötigt. Die St<strong>im</strong>mungsschwankungen<br />

verstärkten sich in dieser Zeit, die<br />

Skala reichte von ruhig, zurückhaltend, ängstlich<br />

bis zu nervös, aufgewühlt, neben sich stehend. Da<br />

sie Angst hatte, mit <strong>de</strong>r Bahn zu fahren, lief sie bis<br />

Juni die gesamte Strecke (etwa 45 Min.) zu Fuß.<br />

Unsere Verbindung zur He<strong>im</strong>atschule bestand in<br />

täglichen telefonischen Kontakten und Gesprächen<br />

mit <strong>de</strong>r Klassenleiterin, die X schon lange<br />

kannte und sehr engagiert wirkte, und Fachlehrern<br />

<strong>im</strong> Gymnasium. Nichts<strong>de</strong>stotrotz häuften<br />

sich die Fehltage in <strong>de</strong>r Schule, mitunter blieb X<br />

sogar mehrere zusammenhängen<strong>de</strong> Tage <strong>de</strong>m<br />

Unterricht fern, wobei insbeson<strong>de</strong>re vor Leistungskontrollen<br />

ihre Versagensängste mittels<br />

Fernbleiben von <strong>de</strong>r Schule kompensiert wur<strong>de</strong>n.<br />

Der enorme Druck, unter <strong>de</strong>m X stand, manifestierte<br />

sich auf Station in einer Essstörung, in Verzweiflung,<br />

Lustlosigkeit, Antriebsarmut, To<strong>de</strong>ssehnsucht<br />

und selbstverletzen<strong>de</strong>n Handlungen<br />

einerseits und provokativem Verhalten an<strong>de</strong>rerseits.<br />

Alle beteiligten Seiten hörten <strong>im</strong> Sommer 2004<br />

<strong>im</strong>mer wie<strong>de</strong>r die folgen<strong>de</strong>n Worte, die typisch<br />

für diese Problematik, die Gratwan<strong>de</strong>rung zwischen<br />

ohnmächtiger, realer Verzweiflung und Berechnung<br />

sind: »Ich will nicht. Es hat alles keinen<br />

Sinn. Mit ein bisschen Schauspielerei schaffe ich<br />

alles. Über eine Wie<strong>de</strong>rholung <strong>de</strong>r 10. Klasse mache<br />

ich mir keine Gedanken, wer weiß, ob ich<br />

dann noch lebe. Es gibt wenige Menschen, für die<br />

ich mich interessiere, aber diese interessieren<br />

sich nicht für mich. Mir geht es scheiße.« Nur in<br />

<strong>de</strong>r Ergotherapie schien sie ein an<strong>de</strong>rer, fröhlicher,<br />

aufgeschlossener Mensch zu sein.<br />

In <strong>de</strong>n Sommerferien erfuhr X eine Stabilisierung<br />

ihres Verhaltens, welche sich in verbesserter Motivation<br />

für schulische Belange und <strong>de</strong>r Bereitschaft,<br />

sich einer Strukturierung zu fügen, wi<strong>de</strong>rspiegelte,<br />

bevor En<strong>de</strong> August, mit bevorstehen<strong>de</strong>r<br />

neuer Rückführung in die He<strong>im</strong>atschule, eine<br />

Verschlechterung ihrer Symptomatik eintrat, die<br />

schließlich mit starker Verletzung ihrer Unterarme<br />

und damit verbun<strong>de</strong>nem Schockzustand<br />

eskalierte. Nach<strong>de</strong>m X die Akutstation nach<br />

einigen Tagen verlassen konnte, bestand ihr Therapeut<br />

auf baldigster Einberufung einer Helferkonferenz,<br />

an <strong>de</strong>r X, ihr Therapeut, die Oberstufenberaterin<br />

<strong>de</strong>s Gymnasiums, ihre neue Tutorin,<br />

die ehemalige Klassenleiterin und die verantwortliche<br />

Klinikschullehrerin teilnahmen, stattfand.<br />

Wir müssen sagen, dass die Kollegen <strong>de</strong>s<br />

Gymnasiums sich von Anfang an trotz mangeln<strong>de</strong>m<br />

Zeitfaktor sehr zugewandt, interessiert,<br />

kompetent – dank guter Information seitens <strong>de</strong>s<br />

Therapeuten bzw. unserer Kollegen – und engagiert<br />

zeigten und für X alles ermöglichten. Sie<br />

scheuten nicht davor, ihre Erkrankung als gegeben<br />

zu akzeptieren und ihr die nötige Struktur<br />

und engmaschige Kontrolle zu verleihen, die für<br />

eine Sek. II, wo ein hohes Maß an Eigenverantwortung,<br />

Selbständigkeit und persönlicher Reife<br />

die Voraussetzung bil<strong>de</strong>t, normalerweise unüblich<br />

sind. X sollte die Chance erhalten, wie ein unbeschriebenes<br />

Blatt anzufangen. Großes Interesse<br />

hegten die Kollegen natürlich für die Frage,<br />

worauf man bei ihr achten sollte.


Es wur<strong>de</strong> festgelegt, dass ein Pen<strong>de</strong>lheft geführt<br />

wird, in <strong>de</strong>m <strong>de</strong>r jeweilige Kollege nach je<strong>de</strong>r<br />

Doppelstun<strong>de</strong> eine kurze Einschätzung geben<br />

und unterschreiben sollte, das dann <strong>de</strong>r Klinik<br />

bzw. unserer Schule zur Einsicht vorgelegt wer<strong>de</strong>n<br />

sollte. Dabei spielten solche Aspekte wie:<br />

»War sie anwesend? Hat sie mitgearbeitet? Waren<br />

Materialien vorhan<strong>de</strong>n?« eine entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong><br />

Rolle. X erklärte sich bereit, bei negativer St<strong>im</strong>mung<br />

geistig anwesend zu bleiben, Panikattacken<br />

anzukündigen und die nötigen Maßnahmen<br />

wie Bonbon lutschen, Süßigkeiten essen,<br />

sich kurz mit an<strong>de</strong>ren Dingen beschäftigen (z. B.<br />

Kreuzworträtsel) o<strong>de</strong>r das Klassenz<strong>im</strong>mer kurz<br />

verlassen, dagegen zu unternehmen. Es wur<strong>de</strong><br />

weiterhin vereinbart, dass bei Vorkommnissen,<br />

besorgniserregen<strong>de</strong>n Handlungen und unentschuldigtem<br />

Fehlen Telefonate zwischen <strong>de</strong>m<br />

Gymnasium und <strong>de</strong>r Klinikschule stattfin<strong>de</strong>n<br />

sollten.<br />

Nach<strong>de</strong>m 14 Tage alles positiv verlaufen war und<br />

keinerlei Vorkommnisse stattgefun<strong>de</strong>n hatten,<br />

wur<strong>de</strong>n ab Mitte September die ersten St<strong>im</strong>mungsschwankungen<br />

und Fehlstun<strong>de</strong>n beobachtet,<br />

die in <strong>de</strong>r Schule in einer alle beteiligten<br />

Lehrer erschüttern<strong>de</strong>n Panikattacke gipfelten, bei<br />

<strong>de</strong>r alle gebräuchlichen Mittel fehlschlugen und<br />

X schließlich in die stabile Seitenlage gebracht<br />

und die Klinik benachrichtigt wur<strong>de</strong>. Als dann<br />

ihre Bezugsschwester eintraf, wun<strong>de</strong>rten sich alle<br />

Anwesen<strong>de</strong>n, als das Zittern und die Zuckungen<br />

plötzlich aufhörten und X <strong>de</strong>r Schwester mit<br />

einem Lächeln entgegnete: »O.K. Wir können gehen.«<br />

In <strong>de</strong>n folgen<strong>de</strong>n Wochen, als Fehlstun<strong>de</strong>n<br />

sich in Fehltage verwan<strong>de</strong>lten und Panik- und<br />

Angstattacken mit undiszipliniertem Verhalten<br />

auf Station einhergingen, die St<strong>im</strong>mungsschwankungen<br />

u. a. wegen <strong>de</strong>s verstärkten Leistungsdrucks<br />

in <strong>de</strong>r Schule größere Ausmaße annahmen,<br />

hörte man auf Station teilweise die<br />

Bemerkung: »Bor<strong>de</strong>rline pur.« In ihrem Gymnasium,<br />

wo keine groben Disziplinverstöße registriert<br />

wur<strong>de</strong>n, sprach X über ihr schlechtes Gewissen<br />

wegen <strong>de</strong>r neuerlichen Panikattacke, die sie mit<br />

<strong>de</strong>n merkwürdigen Worten kommentierte:<br />

»Wenn ich mich auf die Schule freue, kommen<br />

garantiert die Ängste. Habe ich vorher Angst,<br />

geht alles gut.« (damit auch die gesamt Ambivalenz<br />

<strong>de</strong>r Bor<strong>de</strong>rlinepersönlichkeit wi<strong>de</strong>rspiegelnd).<br />

Ein äußerlich sichtbares Zeichen, dass<br />

Angst und Panik nur noch eine nebensächliche<br />

Angelegenheit darstellten und X Worte Lügen<br />

strafte, bil<strong>de</strong>te die Tatsache, dass X zufällig mehrere<br />

Male während ihrer regulären Unterrichtszeit<br />

bei Douglas gesehen wur<strong>de</strong>. Ihr Therapeut<br />

kommentierte diese Handlung mit <strong>de</strong>n Worten:<br />

»Wer Angst und Panik hat, begibt sich nicht an<br />

einen Ort, wo sich viele Menschen aufhalten.«<br />

Kurz vor <strong>de</strong>n Herbstferien fand eine erneute Helferkonferenz<br />

statt, auf welcher die Kollegen <strong>de</strong>s<br />

Gymnasiums ihre Hilflosigkeit angesichts <strong>de</strong>s<br />

letzten großen Panikanfalls und eine verständliche<br />

Überfor<strong>de</strong>rung äußerten und die Probleme,<br />

die sich aufgrund <strong>de</strong>r Abwesenheit bei einigen<br />

Leistungskontrollen und inzwischen auch Klausuren<br />

anbahnten, darlegten. Trotz Einladung<br />

fehlte X lei<strong>de</strong>r. Es wur<strong>de</strong> vereinbart, eine erneute<br />

Helferkonferenz, an <strong>de</strong>r die Tutorin, die Oberstufenberaterin,<br />

alle Fachlehrer, die Vertreter <strong>de</strong>r<br />

Klinikschule, <strong>de</strong>r Therapeut, X und ihre Mutter<br />

teilnehmen wür<strong>de</strong>n, Anfang November einzuberufen.<br />

Bis dahin sollte noch einmal eine eingehen<strong>de</strong><br />

Überprüfung <strong>de</strong>r Fehltage, einschließlich<br />

fehlen<strong>de</strong>r Klausuren und Leistungskontrollen<br />

vorgenommen wer<strong>de</strong>n.<br />

Auf Station entwickelte X inzwischen solche<br />

Symptome, dass <strong>im</strong>mer öfter die Frage diskutiert<br />

wur<strong>de</strong>, wo und wie sie am besten eine opt<strong>im</strong>ale<br />

Betreuung erfahren könnte und ob ein Aussetzen<br />

<strong>de</strong>r Schulpflicht und eine praktische Arbeit nicht<br />

sinnvoller wären.<br />

Während <strong>de</strong>r bisher letzten Helferkonferenz, an<br />

welcher alle eingela<strong>de</strong>nen Teilnehmer anwesend<br />

waren, erklärte die Oberstufenberaterin, dass<br />

es aufgrund <strong>de</strong>r fehlen<strong>de</strong>n Klausuren und Leistungskontrollen<br />

gesetzlich keine Möglichkeit<br />

mehr gäbe, diese bis Weihnachten nachzuholen.<br />

Seit einer Woche wür<strong>de</strong> X gar nicht mehr in <strong>de</strong>r<br />

Schule erscheinen. Es wur<strong>de</strong> von allen Fachlehrern<br />

überwiegend übereinst<strong>im</strong>mend dargelegt,


dass X gute kognitive Fähigkeiten und Leistungsvoraussetzungen<br />

aufweist, vor allem in Mathematik<br />

und Englisch, die von dieser Grundlage her<br />

ein zukünftiges Abitur als realistisch erscheinen<br />

lassen.<br />

Alle Kollegen bestätigten Schwankungen in Leistungsverhalten<br />

und St<strong>im</strong>mung, wobei die Ausfälligkeiten<br />

<strong>im</strong> Verhalten, die auf Station auftraten,<br />

nie in <strong>de</strong>r Schule beobachtet wur<strong>de</strong>n. Die Kollegen,<br />

insbeson<strong>de</strong>re die Tutorin, welche <strong>de</strong>n Leistungskurs<br />

Englisch leitet, beobachteten dabei<br />

einen mitunter raschen Wechsel von fröhlichen,<br />

ausgelassenen St<strong>im</strong>mungen und sehr ruhigen,<br />

introvertierten Verhaltensweisen. Die Kollegen<br />

berichteten, dass X Aufgabenstellungen mit vorgegebener<br />

Struktur weit besser erledigt als solche,<br />

wo Kreativität gefragt ist und sie die Struktur<br />

selber festlegen muss. X arbeitete dabei<br />

entwe<strong>de</strong>r aufgeschlossen, aktiv und interessiert,<br />

mit teilweise hohem Anspruch o<strong>de</strong>r teilnahmslos,<br />

unmotiviert und sehr interessen- und themengebun<strong>de</strong>n.<br />

Nur in <strong>de</strong>n Fächern Deutsch und<br />

Geschichte zeigte X enge Kontakte zu einer Mitschülerin,<br />

zu <strong>de</strong>r sie vertrauensvollen Umgang<br />

suchte und mit <strong>de</strong>r sie laut Aussagen <strong>de</strong>r Kolleginnen<br />

ein gutes »Zweiergespann« bil<strong>de</strong>te. Ansonsten<br />

beobachteten die Kollegen eher eine Vermeidung<br />

von Kontakten und soziale Isolierung,<br />

die vor allem <strong>im</strong> Leistungskurs Mathematik, wo<br />

fast nur Jungen teilnehmen, eine Verstärkung<br />

erfuhren.<br />

X, nach ihrer Meinung befragt, erklärte ihre Zust<strong>im</strong>mung<br />

zu <strong>de</strong>n Einschätzungen ihrer Lehrer<br />

betreffs <strong>de</strong>s interessengebun<strong>de</strong>nen Lernens, <strong>de</strong>r<br />

St<strong>im</strong>mungsschwankungen und <strong>de</strong>r nur wenigen<br />

festen Bezugspersonen; sie gab unumwun<strong>de</strong>n<br />

mit Bestätigung <strong>de</strong>s Therapeuten zu, dass sie<br />

gegenwärtig Abneigung gegenüber <strong>de</strong>r Schule<br />

hege, es ihr wirklich schlecht ginge und <strong>im</strong> Moment<br />

als einzige Alternative eine vorübergehen<strong>de</strong><br />

praktische Tätigkeit in Betracht käme.<br />

X packte bei diesen Worten erleichtert, ruhig und<br />

fast liebevoll ihre Schulbücher aus und gab diese<br />

mit Worten <strong>de</strong>s Dankes für die Bemühungen<br />

aller Lehrer zurück an die Oberstufenberaterin.<br />

Als mögliche, vorübergehen<strong>de</strong> Alternative, <strong>de</strong>r<br />

auch die Mutter von X zust<strong>im</strong>mte, betrachten alle<br />

beteiligten Erziehungsträger ein Ruhen <strong>de</strong>r<br />

Schulpflicht laut Antrag <strong>de</strong>r Mutter an <strong>de</strong>n Schulleiter<br />

mit Begründung <strong>de</strong>s zuständigen Therapeuten<br />

bis zum Sommer, wo X nach Besserung<br />

ihres psychischen Zustan<strong>de</strong>s eine erneute Chance<br />

in <strong>de</strong>r 11. Klasse wahrnehmen könnte.<br />

Nach drei Monaten Stabilisierung bei einer praktischen<br />

Arbeit ohne Stress und Leistungsdruck<br />

wur<strong>de</strong> X <strong>im</strong> Februar entlassen und in ein He<strong>im</strong><br />

für Mädchen mit ihrer Problematik eingewiesen.<br />

Wir hoffen, dass sie mit <strong>de</strong>r Zeit so gesund wird,<br />

dass sie wie<strong>de</strong>r ihre Schule besuchen kann, was<br />

nach wie vor ihr Wunsch ist. Wir wünschen ihr<br />

dabei alles Gute.<br />

Irina Rie<strong>de</strong>l<br />

Klinik- und Krankenhausschule Dres<strong>de</strong>n<br />

PS: Der Vortrag entstand innerhalb <strong>de</strong>s Projektes<br />

Interklinikschule.


Quellen Mitarbeit<br />

Remschmidt, H.; Niebergall, G. und<br />

Quaschner, K. (2000): Kin<strong>de</strong>r- und Jugendpsychiatrie.<br />

Eine praktische Einführung.<br />

3. ,neu bearbeitete und erweiterte Auflage.<br />

Georg Thieme Verlag Stuttgart und New York<br />

Material von Ärzten und Therapeuten <strong>de</strong>r Kin<strong>de</strong>r-<br />

und Jugendpsychiatrie <strong>de</strong>s Universitätsklinikums<br />

»Carl Gustav Carus« Dres<strong>de</strong>n<br />

Informationen aus Supervisionen, Fallbesprechungen,<br />

Morgenrun<strong>de</strong>n, Oberarztvisiten<br />

Internetrecherchen<br />

(www.wikipedia.<strong>de</strong>, Stand 2007)<br />

BZgA-Materialien<br />

SGB V Gesetzliche Krankenversicherung<br />

Die Empfehlungen wur<strong>de</strong>n von Kolleginnen und<br />

Kollegen <strong>de</strong>r sächsischen Klinik- und Krankenhausschulen<br />

(KKS) erarbeitet:<br />

Bär, L.: Krankheitsbild Leukämie. KKS Dres<strong>de</strong>n<br />

Frohberg, P.: Krankheitsbild Epilepsie.<br />

KKS Kleinwachau<br />

Goßmann, S.: Krankheitsbild Angststörungen.<br />

KKS Dres<strong>de</strong>n<br />

Metag, S.; Rie<strong>de</strong>l, I. und Schönekerl, B.:<br />

Krankheitsbild AD(H)S. KKS Dres<strong>de</strong>n<br />

Richter, V.: Krankheitsbild <strong>Chronisch</strong>es Nierenversagen.<br />

KKS Leipzig<br />

Rie<strong>de</strong>l, I.: Krankheitsbil<strong>de</strong>r Bor<strong>de</strong>rline-Störung,<br />

Psychose. KKS Dres<strong>de</strong>n<br />

Ruser, R.: Krankheitsbild T-Zell-Leukämie.<br />

KKS Dres<strong>de</strong>n<br />

Schönekerl, B.: Krankheitsbil<strong>de</strong>r Angeborene<br />

Herzerkrankungen, Anorexie, Autismus, Bronchialasthma,<br />

Bul<strong>im</strong>ie, Diabetes mellitus, Drogensucht,<br />

Entzündliche Darmerkrankungen, Mukoviszidose,<br />

Neuro<strong>de</strong>rmitis. KKS Dres<strong>de</strong>n<br />

Seipel, I.: Krankheitsbild Störung <strong>de</strong>s Sozialverhaltens.<br />

KKS Dres<strong>de</strong>n<br />

Tscheuschner, B.: Krankheitsbild Rheuma.<br />

KKS Kreischa<br />

Beratung: L. Bär, Schulleiterin Klinik- und<br />

Krankenhausschule Dres<strong>de</strong>n<br />

Ich bedanke mich bei <strong>de</strong>n Teilnehmern <strong>de</strong>r<br />

2. Vernetzungstagung <strong>de</strong>r Klinik- und Krankenhausschulen<br />

Sachsens für die Hinweise zu <strong>de</strong>n<br />

Krankheitsbil<strong>de</strong>rn.<br />

Bettina Schönekerl


Impressum<br />

Herausgeber<br />

Sächsisches Staatsministerium für Kultus | Referat För<strong>de</strong>rschulen, Integration<br />

Carolaplatz 1 | 01097 Dres<strong>de</strong>n | Bürgertelefon: (03 51) 564 25 26<br />

E-Mail: info@smk.sachsen.<strong>de</strong> | Internet: www.sachsen-macht-schule.<strong>de</strong><br />

(Kein Zugang für elektronisch signierte sowie für verschlüsselte elektronische Dokumente)<br />

Redaktionsschluss November 2007<br />

Auflagenhöhe 3 000<br />

Gestaltung Michel Sandstein GmbH, Dres<strong>de</strong>n<br />

Titelbild www.istockphoto.com<br />

Druck Druckerei Wagner, Großschirma<br />

Kostenlose Bestellung<br />

Zentraler Broschürenversand <strong>de</strong>r Sächsischen Staatsregierung<br />

Hammerweg 30 | 01127 Dres<strong>de</strong>n | Telefon: (03 51) 2 10 36 71 o<strong>de</strong>r (03 51) 210 36 72 | Fax: (03 51) 210 36 81<br />

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(Kein Zugang für elektronisch signierte sowie für verschlüsselte elektronische Dokumente)<br />

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Diese Informationsschrift wird von <strong>de</strong>r Sächsischen Staatsregierung <strong>im</strong> Rahmen <strong>de</strong>r Öffentlichkeits-<br />

arbeit herausgegeben. Sie darf we<strong>de</strong>r von Parteien noch von Wahlhelfern zum Zwecke <strong>de</strong>r Wahl-<br />

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