31.01.2018 Aufrufe

Moldawien, Land ohne Eltern

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Stiftung<br />

PRO ADELPHOS<br />

Christliches Hilfswerk für Osteuropa<br />

REPORTAGE 02 | 2018<br />

<strong>Moldawien</strong>: <strong>Land</strong> <strong>ohne</strong> <strong>Eltern</strong><br />

– mit Kindern <strong>ohne</strong> Zukunft?


Mit Kopf, Hand und Herz<br />

bei der Arbeit<br />

Die Wirtschaft in <strong>Moldawien</strong> ist am Zerfallen und die Korruption im <strong>Land</strong> ist riesig. Als Folge<br />

finden viele Menschen keine Arbeit und versuchen aus lauter Verzweiflung ein temporäres<br />

Einkommen im Westen zu finden, während sie ihre Kinder Verwandten oder einer staatlichen<br />

Institution überlassen. Seit zwei Jahren bin ich für das Hilfswerk Pro Adelphos in Osteuropa<br />

tätig, zuerst in meinem eigenen Heimatland Rumänien und seit einigen Monaten als Internationaler<br />

Programm-Direktor für Osteuropa.<br />

Tagtäglich erlebe ich mit, wie Menschen das <strong>Land</strong> auf der Suche nach Arbeit verlassen und<br />

ihre Kinder alleine zurückbleiben. Für uns mag es unverständlich klingen, dass jemand sein<br />

eigenes Kind zurücklässt, <strong>ohne</strong> zu wissen, was aus ihm wird. Die Menschen hier sehen, wie<br />

das Leben im Westen aussieht und möchten ihren Kindern dasselbe ermöglichen. Sie verlassen<br />

also ihre Familie in der Hoffnung, innert kurzer Zeit genug Geld zu verdienen, um ihr eine<br />

Zukunft zu ermöglichen, wie sie die Familien im Westen auch haben. Aus Monaten werden<br />

Jahre, in denen viele Kinder sich selbst überlassen keinerlei Liebe oder Orientierung erfahren.<br />

Sie werden es leid, auf ihre <strong>Eltern</strong> zu warten und fällen Entscheidungen, von denen sie nicht<br />

wissen, dass sie keine Zukunft haben.<br />

Die vielen Geschichten der Kinder, die dank unserem Einsatz Liebe und Fürsorge erfahren<br />

und aus der Armut ausbrechen, machen mich glücklich. Das ist der Grund, warum ich für<br />

Pro Adelphos in Osteuropa tätig bin. Es geht nicht nur um eine kurzfristige materielle Hilfe,<br />

es geht darum, einer ganzen Generation ihre Würde zurückzugeben und den Glauben daran,<br />

dass sie mit Gottes Hilfe etwas erreichen kann. Wir möchten den Menschen die Hoffnung,<br />

welche das kommunistische Regime ihnen genommen hat, wieder zurückgeben.<br />

Ich grüsse Sie herzlich!<br />

Viorel Radu, Internationaler Programm-Direktor


Unser Koordinator Sergiu Lapaci bestätigt: «Das Gemeinschaftszentrum ist zu einem Zufluchtsort für viele verletzliche Kinder<br />

geworden. Es ist mir eine grosse Freude, die positiven Auswirkungen auf diese Generation als Ganzes zu sehen.»<br />

Ein Ort zum Wohlfühlen<br />

Dreieinhalb Flugstunden oder 1‘500 Kilometer Luftlinie liegt die moldawische Hauptstadt<br />

Chisinau von uns entfernt. Doch das Leben in dem ehemals kommunistischen <strong>Land</strong> ist mit<br />

unserem nicht zu vergleichen. Ein durchschnittlicher Lohn beträgt umgerechnet CHF 190<br />

im Monat, die Teuerung lag allein im letzten Jahr bei sieben Prozent. Fast ein Fünftel der<br />

Bevölkerung ist arbeitslos und wer arbeitslos ist, kann nicht auf staatliche Unterstützung<br />

zählen.<br />

Laut Statistik wandern allein in <strong>Moldawien</strong><br />

60‘000 Menschen jedes Jahr ins<br />

Ausland ab, dabei sind es jährlich über<br />

hundert Kinder, die von ihren <strong>Eltern</strong> verlassen<br />

werden, einige landen im Heim<br />

oder bei Verwandten, andere versuchen<br />

auf der Strasse zu überleben.<br />

Veronyka Matis wurde schon als Kleinkind<br />

von ihren <strong>Eltern</strong> verlassen. Veronyka<br />

lebt bei ihrer Grossmutter in Palanca,<br />

einem Dorf in Südmoldawien. Dort<br />

hat sie zwar ein Dach über dem Kopf,<br />

aber weder elektrisches Licht noch einen<br />

Tisch, um ihre Schulaufgaben zu<br />

lösen. Deshalb besucht Veronyka nun<br />

das Gemeinschaftszentrum, welches<br />

Pro Adelphos in diesem Dorf eröffnet<br />

hat. Jeden Tag nach der Schule erhält<br />

sie hier eine warme Mahlzeit, um sich<br />

danach auf ihre Schulaufgaben zu konzentrieren.<br />

„Ich habe hier sogar meinen<br />

eigenen Schreibtisch und einen<br />

Stuhl und der Lehrer hilft mir, wenn<br />

ich nicht weiterkomme. Ich bin so froh,<br />

denn meine Noten werden immer besser“,<br />

freut sich Veronyka. Zu Hause hat<br />

sie im baufälligen Lehmhaus keinerlei<br />

Platz und Privatsphäre. Lediglich zwei<br />

kleine Zimmer stehen ihr und ihrer<br />

Grossmutter zur Verfügung.<br />

Veronyka ist eines von fünfzig Kindern,<br />

welche in diesem Gemeinschaftszentrum<br />

Zuflucht finden. Neben einer<br />

warmen Mahlzeit und Hilfe bei den<br />

Schulaufgaben, erhalten sie auch Zuwendung<br />

und emotionale Unterstützung<br />

der Mitarbeitenden. So werden<br />

die jungen Menschen befähigt, in eine<br />

selbständige Zukunft zu starten, damit<br />

sie, wenn sie erwachsen sind, nicht im


Ausland nach Arbeit suchen und ihre<br />

eigenen Kinder wieder im Stich lassen<br />

müssen. In ganz <strong>Moldawien</strong> unterstützt<br />

das Hilfswerk in 23 Gemeinschaftszentren<br />

insgesamt 2‘300 Kinder, die wie<br />

Veronyka von ihren <strong>Eltern</strong> verlassen<br />

wurden.<br />

Die Grossmutter des zwölfjährigen<br />

Mädchens ist für die Hilfe durch Pro<br />

Adelphos sehr dankbar: «Ich danke<br />

Gott für dieses Zentrum! Mit meiner<br />

kleinen Rente kann ich meiner Enkelin<br />

nichts bieten.» Das Gemeinschaftszentrum<br />

bietet aber nicht nur ein Mittagessen<br />

und die Schulhilfe, sondern auch<br />

einen grossen Spiel- bzw. Sportplatz,<br />

damit sich die Kinder körperlich betätigen<br />

können. Grossen Anklang finden<br />

bei Veronyka sowie ihren Kameradinnen<br />

und Kameraden die Bibelkurse und<br />

die Handarbeitslektionen.<br />

Ohne das Gemeinschaftszentrum in<br />

Palanca würden die Kinder im Dorf<br />

einfach auf der Strasse stehen, würden<br />

sich langweilen, kämen eventuell<br />

auf dumme Ideen, würden die Schule<br />

vernachlässigen und wären draussen<br />

sowieso Wind und Wetter ausgesetzt.<br />

Damit dies nicht geschieht, setzt sich<br />

Pro Adelphos für wertvolle Institutionen<br />

in Palanca und in ganz Osteuropa<br />

ein! Das Gemeinschaftszentrum stellt<br />

dabei vielleicht das wertvollste Herzstück<br />

unserer Arbeit dar.•<br />

Wende dich mir zu, HERR,<br />

und sei mir gnädig, denn ich bin<br />

einsam und niedergeschlagen.<br />

Psalm 25,16<br />

Viele Kinder wie Veronyka haben ein Zuhause<br />

bei ihren Grosseltern oder Verwandten,<br />

weil die <strong>Eltern</strong> im Ausland arbeiten.<br />

Veronyka hat eine enge Beziehung zu ihrer Grossmutter. Sie ist für das Mädchen ein Mutterersatz.


«Kinder leben hier in <strong>Moldawien</strong> auf der Strasse <strong>ohne</strong> <strong>Eltern</strong>, einsam und verlassen! Wenn Sie uns<br />

unterstützen, können wir ihnen einen Zufluchtsort bieten. Danke!»<br />

Sergiu Lapaci, Koordinator bei Pro Adelphos in <strong>Moldawien</strong>.<br />

Im Gemeinschaftszentrum geniessen die alleingelassenen Kinder jeden Tag nach der Schule eine<br />

warme Mahlzeit, um sich danach auf die Schulaufgaben konzentrieren zu können.


Mit Spenderinnen und Spendern wie Ihnen schenken wir<br />

alleingelassenen Kindern in Osteuropa eine echte Zukunft<br />

in Würde! Danke für Ihre grosszügige Spende!<br />

Unterstützung für einsame Kinder im<br />

Gemeinschaftszentrum:<br />

Unterstützung für ein Zentrum CHF 900.–<br />

Mahlzeiten für 50 Besucher CHF 250.–<br />

Mahlzeiten für 30 Besucher CHF 150.–<br />

Unterstützung für ein Zentrum (Anteil) CHF 90.–<br />

Mahlzeiten für 10 Besucher CHF 50.–<br />

Jede Spende ist uns sehr willkommen!<br />

Haben Sie Fragen?<br />

Schreiben Sie oder rufen Sie uns an:<br />

info@proadelphos.ch oder 052 233 59 00<br />

Pro Adelphos ist ein christliches Hilfswerk<br />

für Osteuropa. Unsere Unterstützung<br />

gilt allen Menschen, unabhängig ihrer<br />

Religion, ihrer politischen Einstellung oder<br />

ihres ethnischen Hintergrunds.<br />

Spenden<br />

Postcheckkonto:<br />

60-12948-7 – Spenden sind in den<br />

meisten Kantonen abzugsberechtigt.<br />

SMS:<br />

Senden Sie PAM 50 an Nr. 339 und Sie<br />

unterstützen Pro Adelphos mit 50<br />

Franken. Der Betrag ist von 1 – 100 Franken<br />

frei wählbar.<br />

Impressum<br />

«Pro-Adelphos-Reportage» erscheint<br />

zwölfmal jährlich.<br />

Romania<br />

Moldova<br />

Chisinau<br />

Palanca<br />

Ukraine<br />

Herausgeber: Stiftung Pro Adelphos,<br />

Palm strasse 16, 8400 Winterthur<br />

Bildnachweis: Pro Adelphos / Mission<br />

Without Borders International<br />

Druck: Jordi Medienhaus, 3123 Belp<br />

Abdruck mit Quellenangabe erlaubt.<br />

Unser Einsatz im<br />

Krisenland <strong>Moldawien</strong><br />

Black Sea<br />

Verwendung Ihrer Spenden:<br />

Anstelle von aufwändig produzierten<br />

Broschüren publizieren wir Fotos<br />

und Texte unserer eigenen Mitarbeitenden.<br />

Durch diese bedeutende finanzielle<br />

Einsparung können wir den grösstmöglichen<br />

Spendenbetrag direkt für<br />

unsere Projekte verwenden. Nach<br />

Abzug der Kosten fliessen alle Spenden<br />

in unsere Projekte in Osteuropa.<br />

Vor dem Zerfall der UdSSR war <strong>Moldawien</strong> eine der wohlhabendsten Sowjetrepubliken.<br />

Seit seiner Unabhängigkeit befindet es sich in einer dauerhaften<br />

Krise. Die Korruption lähmt die Wirtschaft und die Industrie liegt<br />

fast komplett am Boden. 18% der Bevölkerung sind arbeitslos. 60‘000<br />

Menschen wandern jedes Jahr ins Ausland ab und lassen ihre Kinder<br />

einfach zurück. In der Region Cantemir lebt die Hälfte aller Kinder nicht bei<br />

ihren <strong>Eltern</strong>. Weitere 40% leben nur bei einem <strong>Eltern</strong>teil. Die Teuerung im<br />

ganzen <strong>Land</strong> betrug allein im letzten Jahr 7% bei stagnierenden Löhnen.<br />

Insbesondere die Bedürftigen sind von der Inflation in dramatischer Weise<br />

betroffen. Hier wird Pro Adelphos aktiv.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!