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Arbeit, mehr Spaß, mehr Geld - Bioland

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Tierhaltung Milchvieh<br />

Mehr <strong>Arbeit</strong>, <strong>mehr</strong> <strong>Spaß</strong>, <strong>mehr</strong> <strong>Geld</strong><br />

Mit zwei Betriebsporträts aus dem Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern<br />

setzen wir unsere Reihe über erfolgreiche Bio-Milchviehbetriebe fort.<br />

Mit Bio-Milch <strong>Geld</strong> verdienen“<br />

ist bei den aktuell niedrigen<br />

Auszahlungspreisen für die<br />

Bio-Milch kein leichtes Unterfangen. Eine<br />

kostendeckende Produktion ist vielfach<br />

nicht <strong>mehr</strong> möglich.<br />

<strong>Bioland</strong>-Betriebe sind sehr unterschiedliche<br />

Wege gegangen, um dennoch wirtschaftlich<br />

erfolgreich zu sein. Je nach<br />

betrieblichen Voraussetzungen, zu denen<br />

die Flächen- und Kapitalausstattung,<br />

Marktnähe und Absatzmöglichkeiten gehören,<br />

je nach abnehmender Meierei,<br />

aber auch je nach Neigung und Persönlichkeit<br />

der Betriebsleiter, stehen verschiedene<br />

Strategien für die betriebliche<br />

Entwicklung offen. Überzeugung und Liebe<br />

zum Beruf gehören genauso zum Erfolg<br />

wie betriebswirtschaftliches Verständnis<br />

und produktionstechnisches Knowhow.<br />

Zwei Betriebe, die ihren Weg gewählt<br />

haben, sollen im Folgenden vorgestellt<br />

werden.<br />

Hof Lütte Lohe<br />

Silke und Sönke Meier bewirtschaften<br />

seit 1994 einen Milchviehbetrieb im Norden<br />

von Hamburg. Seit 1997 wird der Betrieb<br />

nach den <strong>Bioland</strong>-Richtlinien bewirtschaftet.<br />

Die natürlichen Standortvoraussetzungen<br />

– sandige bis anmoorige<br />

Böden, extensives Grünland – waren<br />

ein wichtiger Grund für die Umstellung<br />

zum ökologischen Landbau. Neben der<br />

Bewirtschaftung von 58 ha Ackerfläche<br />

und 94 ha Dauergrünland werden 180<br />

schwarz- und rotbunte HF-Tiere gemolken.<br />

Bei einer Milchleistung von 7.300 l<br />

pro Jahr im Herdendurchschnitt ist ein<br />

eher intensives Fütterungsregime notwendig.<br />

So umfasst die Ration im Sommer<br />

neben dem Weidegang auch 6 kg<br />

Getreide oder Gemenge sowie 9 kg Maissilage<br />

(TS). Im Winter werden neben<br />

Grassilage 7 kg Getreide und 7 kg Maissilage<br />

verfüttert. „Konsequent die Betriebswirtschaft<br />

nach vorn stellen“ sei<br />

sein Erfolgsrezept, sagt Sönke Meier.<br />

Man müsse sich 100-prozentig um jede<br />

Kuh kümmern, um bei guter Tiergesundheit<br />

relativ hohe Leistungen zu erzielen.<br />

Kuhkomfort ist deshalb ein wichtiger Begriff<br />

im Betrieb.<br />

Im Jahr 2004 ergab sich für Familie<br />

Meier die Möglichkeit, einen benachbarten<br />

Milchviehbetrieb, der bis dahin noch<br />

konventionell wirtschaftete, zu übernehmen<br />

und umzustellen. Das Ziel ist, die<br />

beiden zur Zeit getrennt geführten Herden<br />

nach der Umstellung zusammenzuführen.<br />

Hierfür ist der Neubau eines Kuhstalles<br />

mit einem Melkzentrum für 200<br />

Kühe geplant. Die voraussichtliche Fertigstellung<br />

wird 2007 erfolgen. Besondere<br />

Motivation erfährt Betriebsleiter Sönke<br />

Meier durch die Freude an der täglichen<br />

<strong>Arbeit</strong> im Betrieb und durch den direkten<br />

Bezug zwischen Erzeugung und dem Kunden.<br />

„Der ökologische Landbau ist die<br />

Wirtschaftsweise, die ich mit meinem Gewissen<br />

vereinbaren kann“, meint Sönke<br />

Meier.<br />

Gut Strellin<br />

Anne Schritt und Wilhelm Höper haben<br />

nach ihrer Ausbildung den Weg „in den<br />

Osten“ angetreten. Sie haben dort 1991<br />

als Neueinrichter einen landwirtschaftlichen<br />

Betrieb in Ostvorpommern gepach-<br />

Gemeinsam mit<br />

seiner Frau Silke<br />

hält Sönke Meier<br />

180 Bio-Kühe auf<br />

Hof Lütte Lohe in<br />

der Nähe von<br />

Hamburg.<br />

Foto: S. Meier<br />

tet, nachdem sich keine Möglichkeit eröffnet<br />

hatte, in den alten Bundesländern<br />

einen zukunftsfähigen Pachtbetrieb zu<br />

finden.<br />

Auf der dazugehörigen Ackerfläche (260<br />

ha) werden in neunfeldriger Fruchtfolge<br />

neben zweijährigem Kleegras unter anderem<br />

auch Winterraps, Winterweizen,<br />

Mais, Kartoffeln und Dinkel angebaut.<br />

Das Dauergrünland umfasst rund 70 ha.<br />

Da die Gebäude des alten Kirchengutes<br />

aus dem vorletzten Jahrhundert unter<br />

Denkmalschutz stehen, wurde die alte<br />

Gutsscheune zum Kuhstall mit Einflächenbucht<br />

und Tiefstreu umgebaut. Die<br />

Fütterung findet außen in Fressgittern<br />

unter einem Vordach statt, so dass nach<br />

dem Umbau für das Füttern, Einstreuen<br />

und Entmisten praktisch keine Handarbeit<br />

notwendig ist. Anne Schritt und Wilhelm<br />

Höper melken 125 Angler Kühe der<br />

alten Zuchtrichtung. Die „alten Angler“<br />

erweisen sich nach Aussage von Wilhelm<br />

Höper als unkompliziert, gesund und<br />

fruchtbar, die Wahl fiel ursprünglich aus<br />

Leidenschaft auf diese Rasse.<br />

Gezüchtet wird mit hochgradigen Angler-<br />

Linien des Rinderzuchtverbandes aus den<br />

80er bis 90er Jahren, die noch weitgehend<br />

frei von Red Holstein und Schwedisch<br />

Rotvieh sind. Bei einem Lebendge-<br />

bioland 09/2005 20


wicht von 500 kg leisten sie im Herdendurchschnitt<br />

5.600 l bei 4,7 Prozent Fett<br />

und 3,5 Prozent Eiweiß, entsprechend 450<br />

F + E-kg. Als Kraftfutter erhalten die Kühe<br />

eine Mischung aus 70 Prozent Hafer<br />

und 30 Prozent Ackerbohne und Lupine.<br />

Verfüttert werden 10 dt pro Kuh und Jahr<br />

in Form einer TMR. Dass die Tiere vollständig<br />

aus dem eigenen Betriebskreislauf<br />

ernährt werden, sieht Wilhelm Höper<br />

neben der Rasse als eine Ursache für<br />

den guten Gesundheitsstatus der Herde<br />

an. Bereits seit anderthalb Jahren ist<br />

kein Einsatz von Antibiotika und antibiotischen<br />

Trockenstellern erfolgt. Seit diesem<br />

Jahr wird diese Tatsache auch honoriert,<br />

denn der Betrieb kann Milch liefern,<br />

die gemäß dem NOP-Standard (National<br />

Organic Program = US-amerikanischer<br />

Öko-Standard) erzeugt wird. Die abnehmende<br />

Gläserne Meierei Rostock hat sich<br />

dafür einen Markt erschlossen. Voraussetzung<br />

hierfür ist zum einen, dass alle<br />

Betriebsflächen (Flächen für die Futtererzeugung)<br />

seit mindestens drei Jahren<br />

umgestellt sind. Zum anderen dürfen in<br />

der gesamten Herde keine Antibiotika und<br />

antibiotischen Trockensteller eingesetzt<br />

werden. Auch eine Teilung der Herde in<br />

„NOP-fähige“ und „nicht NOP-fähige“<br />

Kühe ist nur bedingt möglich, da eine<br />

Kuh, die vor 12 Monaten zuletzt mit Antibiotika<br />

behandelt wurde, nicht automatisch<br />

wieder in die andere Herde wechseln<br />

darf. Die Erfüllung der Öko-Richtlinien<br />

in Bezug auf Haltung und Fütterung<br />

konnte schnell umgesetzt werden. Der<br />

Weg dahin, „keine Antibiotika <strong>mehr</strong> zu<br />

benötigen“, erforderte dagegen viel <strong>mehr</strong><br />

Beobachtung der Rinder und Veränderungen<br />

in Haltung und Fütterung. Anne<br />

Schritt und Wilhelm Höper verzichten auf<br />

Spitzenleistung und haben dafür widerstandsfähige<br />

und regenerationsfähige<br />

Kühe, die in den täglichen <strong>Arbeit</strong>sabläufen<br />

extrem wenig Aufwendungen erfordern.<br />

Motiviert durch die Freude an der<br />

Züchtung der alten Angler sehen Anne<br />

Schritt und Wilhelm Höper der Zukunft<br />

zuversichtlich entgegen.<br />

Björn Ortmanns<br />

<strong>Bioland</strong> Schleswig-Holstein, Hamburg,<br />

Mecklenburg-Vorpommern<br />

Milchvieh<br />

Tierhaltung<br />

Sönke und Silke Meier, Wir Anne Schritt und<br />

43 und 37 J., drei Kinder, meinen ... Wilhelm Höper<br />

Hof Lütte Lohe beide 42 J., drei Kinder<br />

Gut Strellin<br />

... ein bisschen <strong>mehr</strong> <strong>Arbeit</strong>, Mit Bio-Milch ... Schwerstarbeit.<br />

<strong>Spaß</strong> und <strong>Geld</strong>. <strong>Geld</strong> verdienen, ist ...<br />

... Verantwortung für Bauer sein bedeutet ... Lebensfreude.<br />

Familie, Tiere, für mich ...<br />

Mitarbeiter.<br />

... Verantwortung für Öko-Landbau ist ... selbstverständlich.<br />

die Umwelt. für mich ...<br />

... der Zusammenhalt, Der <strong>Bioland</strong>-Verband ... nicht <strong>mehr</strong> ganz<br />

Außendarstellung, ist für uns ... so wichtig.<br />

Lobbyarbeit.<br />

... spannend. Die Umstellung war ... im Ackerbau leicht,<br />

für uns ... im Kuhstall schwer.<br />

... eine solide Finanzpolitik. Von einer möglicher- ... nichts marktweise<br />

neuen Bundes- relevantes.<br />

regierung erwarten wir ...<br />

... einen Schritt zurück befürchten wir ... ... nichts marktin<br />

der Umweltpolitik. relevantes<br />

Renate Künast Welcher Agrarpolitiker F. W. Graefe zu<br />

imponiert euch? Baringdorf<br />

Subventionen abbauen! Was würdet ihr sofort Mehr in Richtung<br />

ändern, wenn ihr agrar- Markt gehen, auch<br />

politischen Einfluss wenn es schmerzt.<br />

hättet?<br />

Es herrschen zuviel Büro- Was ihr schon immer -<br />

kratie und Ängstlichkeit mal loswerden<br />

in Deutschland! wolltet?<br />

Neuerscheinung im <strong>Bioland</strong>-Verlag<br />

Milchviehhaltung: Weniger Antibiotika<br />

mit ganzheitlichem Ansatz<br />

Da bei der Entstehung von Euterentzündungen<br />

immer <strong>mehr</strong>ere Faktoren beteiligt sind,<br />

verspricht ein Vorgehen mit breiterem Konzept<br />

<strong>mehr</strong> Erfolg als der vielfach übliche<br />

Antibiotikaeinsatz. Ein neues Merkblatt der<br />

<strong>Bioland</strong>-Beratung in Zusammenarbeit mit<br />

KÖN und FiBL zeigt die wichtigsten Maßnahmen<br />

anschaulich und praxisnah auf.<br />

Eutergesundheit im Milchviehbetrieb – ein<br />

Managementleitfaden, 12 Seiten, 4,- Euro/<br />

6,- SFR, ISBN 3-934239-21-8.<br />

Zu beziehen beim <strong>Bioland</strong>-Verlag,<br />

Tel.: 0 61 31/1 40 86-95, Fax: -97,<br />

E-Mail: abo@bioland.de.<br />

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