Gut für den Acker, gut für die Henne - Bioland

ten antinutritiven Inhaltsstoffe. Diese können
die Verdauung behindern oder sind
im schlimmsten Fall auch giftig. Die Beimischung
von zehn Gewichtsprozent unbehandelter
Futterwicke in Geflügelfutter
sehen die meisten Autoren als unproblematisch
an, bei 20 Prozent wird es diskussionswürdig,
höhere Anteile sollten im
Hinblick auf das Tierwohl nicht eingesetzt
werden.
Um diese Inhaltsstoffe –vor allem wasserlösliche
Tannine –deutlich zu verringern,
sollte man die Samen vorher einweichen
und wenigstens alle zwölf Stunden das
Wasser wechseln. Durch Quellen und Keimen
über rund 96 Stunden lassen sich unerwünschte
Stoffe noch besser verringern.
Bei verschiedenen Wickenarten gilt dies
ebenso wie bei Futtererbsen oder Sojabohnen.
Im Gemenge mit Leguminosen wird gern
Roggen oder Hafer angebaut. Diese gelten
landläufig nicht gerade als das beste
Futter für Hennen: Schleimstoffe lassen
das Getreide weniger gut schmecken, der
hohe Gehalt an Phytaten behindert die Verdauung
–Spurenelemente und Proteine
werden daran gebunden und stehen so nur
schwer zur Verfügung. Durch die Keimung
werden auch bei diesen Getreidearten
Phytasen mobilisiert –das sind Enzyme,
die Phytat abbauen und die Verwertung
von Phosphor deutlich verbessern. In kei­
mendem Hafer und Weizen steigt außerdem
der Vitamingehalt an –besonders die
B­Vitamine. Und der Gehalt an Phenolen
wandelt sich: Nach der Keimung dominieren
jene Stoffe, die frisch schmecken und
kaum bitter sind.
Gut für den Acker: Der
Boden dankt es
Anzeige
Das Vorkeimverfahren bietet auch aus
ackerbaulicher Sicht einen Vorteil: Bio­
Bauer Harald Franz Strassner aus dem
Burgenland bewirtschaftet seit zehn Jahren
auch Flächen im angrenzenden Ungarn.
Die teilweise stark vernachlässigten
Böden hat er mit intensiver Gründüngung
wieder in Schwung gebracht. „Wir brauchen
die ganze Palette an Leguminosen“,
sagt er, „und wenn die sich auch in der Fütterung
verwenden lassen, umso besser.“
Dafür keimt Söllradl im Rahmen des Fütterungsversuchs
mit Legehennen in
Kremsmünster vier Tage lang ein burgenländisches
Gemenge, zum Großteil mit
Zottelwicke und Roggen. Gestartet wurde
der Versuch mit einem Anteil von zehn
Prozent in der gekeimten Mischung. Die
Hennen fressen die Keimmischung sehr
gerne und gleichmäßig, ohne zu selektieren.
Nach zwei Wochen wurde der Anteil
des Gemenges auf 20 Prozent erhöht.
In sechs von acht Versuchsgruppen stieg
danach die Legeleistung deutlich an –in
schwächeren Gruppen noch stärker, zum
Beispiel von 92 auf 97 Prozent. Die bereits
sehr guten Gruppen blieben konstant bei
97 Prozent Legeleistung. Die Ergebnisse
sind damit ebenso gut wie bei den bewährten
Bio­Mischungen mit höherem
Sojaanteil.
Franz X. Wimmer, Botaniker und Journalist
Weitere Informationen zum Keimrad unter
www.keimrad.at, per E-Mail unter office@
keimrad.at oder Tel.: 00 43/7582/813 97.
Nach vier Tagen im Keimrad: ein Gemisch
aus Zottelwicke, Roggen und Futtererbse.
Gefüttert wird diese Mischung zusammen
mit gekeimtem Weizen und Mais. F. Wimmer
31