Gut für den Acker, gut für die Henne - Bioland
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Tierhaltung Geflügel<br />
<strong>Gut</strong> <strong>für</strong> <strong>den</strong> <strong>Acker</strong>, <strong>gut</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Henne</strong><br />
Gemenge von Getreide und Leguminosen wer<strong>den</strong> als Gründüngung oft eingeackert.<br />
Schade darum: Gekeimt sind solche Gemenge ein eiweißreiches Futter <strong>für</strong> Legehennen.<br />
Ein geeignetes Gemenge: Zottelwicke mit Roggen als Stützfrucht H. Strassner<br />
Wie lässt sich <strong>die</strong> 100prozentige<br />
BioFütterung bei Legehennen<br />
sinnvoll gestalten? Diese Frage<br />
stand am Anfang eines Projektes, das seit<br />
Ende 2009 in Kremsmünster in Oberösterreich<br />
läuft. Im Zentrum des Projektes<br />
steht der Einsatz von gekeimtem Getreide<br />
als Eiweißkomponente. Nun gibt es erste<br />
Ergebnisse aus einem Versuchsstall, <strong>den</strong><br />
der Landwirt Manfred Söllradl seit zwei<br />
Jahren betreibt: „100 Prozent BioFütterung<br />
–mit gekeimtem Getreide funktioniert<br />
es.“<br />
Dazu lässt er etwa <strong>die</strong> Hälfte des verwendeten<br />
Futters <strong>für</strong> <strong>die</strong> Legehennen vier<br />
Tage in einer von ihm entwickelten Anlage<br />
vorkeimen –dem Keimrad. Zu Beginn der<br />
Versuche kamen vor allem Weizen und<br />
Mais zum Einsatz. Während der Keimung<br />
wer<strong>den</strong> in <strong>den</strong> Samen Reservestoffe mobilisiert,<br />
Enzyme wandeln Stärke in Zucker<br />
um, zerlegen Proteine zu Aminosäuren,<br />
Fette zu Fettsäuren. Außerdem steigt der<br />
Gehalt vieler Vitamine stark an.<br />
Dieses Fütterungssystem hat sich bei Legehennen<br />
ebenso bewährt wie bei Masthühnern<br />
oder in der Aufzucht von Junghennen.<br />
Mit Hilfe der Vorkeimung kommt<br />
man ohne künstlich hergestellte Aminosäuren<br />
und Enzyme aus. In Praxisställen<br />
wird <strong>die</strong>ses Keimgetreide seit eineinhalb<br />
Jahren verwendet. Das Problem <strong>für</strong> viele<br />
BioBetriebe ist: Sie liegen oft nicht in <strong>den</strong><br />
Gunstlagen, können kaum Mais anbauen,<br />
Weizen nur eingeschränkt. Doch gerade<br />
<strong>für</strong> <strong>die</strong>se Betriebe kann es sinnvoll sein,<br />
Getreide und andere Samen zu keimen.<br />
Zum Beispiel Mischungen aus Gerste,<br />
Roggen oder Hafer und Leguminosen wie<br />
Wicken und Erbsen. Dass solche Gemenge<br />
<strong>gut</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> Stickstoffversorgung des Bo<strong>den</strong>s<br />
sind ist schon lange bekannt. Doch<br />
als Futter?<br />
<strong>Gut</strong> <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Henne</strong>:<br />
Leguminosen im Gemenge<br />
In der Literatur schnei<strong>den</strong> Wicken als Eiweißträger<br />
nicht schlecht ab –<strong>die</strong> Saat<br />
wicke oder Sommerwicke (Vicia sativa)<br />
hat zum Beispiel einen Aminosäuregehalt<br />
von 1,66 Prozent Lysin und 0,44 Prozent<br />
Methionin. Probleme bereiten <strong>die</strong> in vielen<br />
Leguminosen enthaltenen sogenann<br />
bioland 06/2012 30
ten antinutritiven Inhaltsstoffe. Diese können<br />
<strong>die</strong> Verdauung behindern oder sind<br />
im schlimmsten Fall auch giftig. Die Beimischung<br />
von zehn Gewichtsprozent unbehandelter<br />
Futterwicke in Geflügelfutter<br />
sehen <strong>die</strong> meisten Autoren als unproblematisch<br />
an, bei 20 Prozent wird es diskussionswürdig,<br />
höhere Anteile sollten im<br />
Hinblick auf das Tierwohl nicht eingesetzt<br />
wer<strong>den</strong>.<br />
Um <strong>die</strong>se Inhaltsstoffe –vor allem wasserlösliche<br />
Tannine –deutlich zu verringern,<br />
sollte man <strong>die</strong> Samen vorher einweichen<br />
und wenigstens alle zwölf Stun<strong>den</strong> das<br />
Wasser wechseln. Durch Quellen und Keimen<br />
über rund 96 Stun<strong>den</strong> lassen sich unerwünschte<br />
Stoffe noch besser verringern.<br />
Bei verschie<strong>den</strong>en Wickenarten gilt <strong>die</strong>s<br />
ebenso wie bei Futtererbsen oder Sojabohnen.<br />
Im Gemenge mit Leguminosen wird gern<br />
Roggen oder Hafer angebaut. Diese gelten<br />
landläufig nicht gerade als das beste<br />
Futter <strong>für</strong> <strong>Henne</strong>n: Schleimstoffe lassen<br />
das Getreide weniger <strong>gut</strong> schmecken, der<br />
hohe Gehalt an Phytaten behindert <strong>die</strong> Verdauung<br />
–Spurenelemente und Proteine<br />
wer<strong>den</strong> daran gebun<strong>den</strong> und stehen so nur<br />
schwer zur Verfügung. Durch <strong>die</strong> Keimung<br />
wer<strong>den</strong> auch bei <strong>die</strong>sen Getreidearten<br />
Phytasen mobilisiert –das sind Enzyme,<br />
<strong>die</strong> Phytat abbauen und <strong>die</strong> Verwertung<br />
von Phosphor deutlich verbessern. In kei<br />
mendem Hafer und Weizen steigt außerdem<br />
der Vitamingehalt an –besonders <strong>die</strong><br />
BVitamine. Und der Gehalt an Phenolen<br />
wandelt sich: Nach der Keimung dominieren<br />
jene Stoffe, <strong>die</strong> frisch schmecken und<br />
kaum bitter sind.<br />
<strong>Gut</strong> <strong>für</strong> <strong>den</strong> <strong>Acker</strong>: Der<br />
Bo<strong>den</strong> dankt es<br />
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Das Vorkeimverfahren bietet auch aus<br />
ackerbaulicher Sicht einen Vorteil: Bio<br />
Bauer Harald Franz Strassner aus dem<br />
Burgenland bewirtschaftet seit zehn Jahren<br />
auch Flächen im angrenzen<strong>den</strong> Ungarn.<br />
Die teilweise stark vernachlässigten<br />
Bö<strong>den</strong> hat er mit intensiver Gründüngung<br />
wieder in Schwung gebracht. „Wir brauchen<br />
<strong>die</strong> ganze Palette an Leguminosen“,<br />
sagt er, „und wenn <strong>die</strong> sich auch in der Fütterung<br />
verwen<strong>den</strong> lassen, umso besser.“<br />
Da<strong>für</strong> keimt Söllradl im Rahmen des Fütterungsversuchs<br />
mit Legehennen in<br />
Kremsmünster vier Tage lang ein burgenländisches<br />
Gemenge, zum Großteil mit<br />
Zottelwicke und Roggen. Gestartet wurde<br />
der Versuch mit einem Anteil von zehn<br />
Prozent in der gekeimten Mischung. Die<br />
<strong>Henne</strong>n fressen <strong>die</strong> Keimmischung sehr<br />
gerne und gleichmäßig, ohne zu selektieren.<br />
Nach zwei Wochen wurde der Anteil<br />
des Gemenges auf 20 Prozent erhöht.<br />
In sechs von acht Versuchsgruppen stieg<br />
danach <strong>die</strong> Legeleistung deutlich an –in<br />
schwächeren Gruppen noch stärker, zum<br />
Beispiel von 92 auf 97 Prozent. Die bereits<br />
sehr <strong>gut</strong>en Gruppen blieben konstant bei<br />
97 Prozent Legeleistung. Die Ergebnisse<br />
sind damit ebenso <strong>gut</strong> wie bei <strong>den</strong> bewährten<br />
BioMischungen mit höherem<br />
Sojaanteil.<br />
Franz X. Wimmer, Botaniker und Journalist<br />
Weitere Informationen zum Keimrad unter<br />
www.keimrad.at, per E-Mail unter office@<br />
keimrad.at oder Tel.: 00 43/7582/813 97.<br />
Nach vier Tagen im Keimrad: ein Gemisch<br />
aus Zottelwicke, Roggen und Futtererbse.<br />
Gefüttert wird <strong>die</strong>se Mischung zusammen<br />
mit gekeimtem Weizen und Mais. F. Wimmer<br />
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