Biologische Ziegen- und Schafhaltung - Bioland
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<strong>Biologische</strong> <strong>Ziegen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Schafhaltung</strong><br />
Fleißige Landschaftspfleger<br />
<strong>Bioland</strong>bau <strong>und</strong> Naturschutz gehen Hand in Hand. Deutlich wird dies am Beispiel der<br />
<strong>Ziegen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Schafhaltung</strong>. Die Produktion von Fleisch- <strong>und</strong> Milchspezialitäten oder Wolle<br />
kann mit Naturschutzmaßnahmen verknüpft werden: So schützen Bioziegen <strong>und</strong> Bioschafe<br />
wertvolle Landschaften wie Trockenrasen, Heide- oder Moorflächen vor Verbuschung <strong>und</strong><br />
erhalten Orchideen <strong>und</strong> andere schützenswerte Pflanzen. Möglich ist dies durch die bei den<br />
<strong>Ziegen</strong> besonders ausgeprägte Fähigkeit, steile Hänge zu erklimmen, auf den Hinterbeinen<br />
zu stehen <strong>und</strong> höher gelegene Äste zu erreichen. Bevorzugt fressen die kleinen Wiederkäuer<br />
neben Gras <strong>und</strong> Klee Kräuter, Blüten <strong>und</strong> Samen <strong>und</strong> wandeln dieses für die menschliche<br />
Ernährung nicht verdauliche Material in hochwertige eiweißreiche Lebensmittel - sprich Milch<br />
<strong>und</strong> Fleisch - um. Selbst verholzte Pflanzenteile wie Blätter, Baumrinden oder Zweige<br />
werden von ihnen nicht verschmäht. Im Unterschied zur Kuh kommen <strong>Ziegen</strong> <strong>und</strong> Schafe<br />
daher nicht nur auf satten Wiesen, sondern auch auf kargen Flächen zurecht - die wichtigste<br />
Voraussetzung, um als „Landschaftspfleger“ erfolgreich zu sein. Nicht zuletzt bildet ihr Mist<br />
einen hervorragenden Dünger für Wiesen, Weiden <strong>und</strong> gartenbaulich genutzte Flächen.<br />
Komfort <strong>und</strong> Naturmaterialien im Stall<br />
Biobetriebe halten <strong>Ziegen</strong> <strong>und</strong> Schafe ausnahmslos in Laufställen: üppig mit Stroh<br />
eingestreute Liegeflächen, ein eigener Fressplatz für jedes Tier <strong>und</strong> ausreichender Platz<br />
verstehen sich von selbst. So sind für ausgewachsene Tiere mindestens 1,5 m 2 <strong>und</strong> für jedes<br />
Kitz bzw. Lamm mindestens 0,35 m 2 Stallfläche vorgeschrieben.<br />
Anspruch auf Auslauf<br />
Bioziegen <strong>und</strong> Bioschafe haben Anspruch auf reichlich Bewegung in frischer Luft. Mit dem<br />
Beginn der Vegetationszeit im April erhalten sie täglich Weidegang. Da <strong>Ziegen</strong> <strong>und</strong> frisch<br />
geschorene Schafe eine große Abneigung gegen Regen, Wind <strong>und</strong> feuchtes Wetter haben,<br />
werden den Tieren auf der Weide Unterstände zum Schutz angeboten.<br />
Fehlen die Weiden, so haben <strong>Ziegen</strong> <strong>und</strong> Schafe stattdessen Zugang zu einem Laufhof. Dort<br />
können sie ebenfalls nach Belieben laufen <strong>und</strong> toben. Diese befestigten Ausläufe ersetzen<br />
fehlende oder zu weit entfernte Grünflächen <strong>und</strong> sind für Betriebe obligatorisch, die nicht<br />
durchgehend Sommerweidegang anbieten können. Die <strong>Ziegen</strong> <strong>und</strong> Schafe können die<br />
Auslauffläche ständig nutzen. Die Laufhöfe sind befestigt, eingezäunt, befinden sich unter<br />
freiem Himmel <strong>und</strong> sind vielfach mit Steinen, Felsen, Baumstämmen <strong>und</strong> Balken zum<br />
Klettern <strong>und</strong> Springen ausgestattet.<br />
Biofutter<br />
Auf Biobetrieben werden <strong>Ziegen</strong> <strong>und</strong> Schafe zu mindestens 95 Prozent mit Biofuttermitteln<br />
gefüttert – in <strong>Bioland</strong>-Betrieben sogar zu 100 Prozent. Das Futter für <strong>Bioland</strong>-<strong>Ziegen</strong> <strong>und</strong><br />
Schafe stammt mindestens zur Hälfte vom eigenen Betrieb. Mindestens 60 Prozent des<br />
täglichen Futters muss wiederkäuergerecht aus dem Gr<strong>und</strong>futter Gras <strong>und</strong> Heu bestehen.<br />
Im Sommer überwiegt frisches Gras, im Winter Heu <strong>und</strong> Silage – also Gras, das durch<br />
Trocknung bzw. Milchsäuregärung haltbar gemacht wurde. Eine ausschließliche ganzjährige<br />
Silagefütterung ist im <strong>Bioland</strong>bau ausgeschlossen. Milchgebende <strong>Ziegen</strong> <strong>und</strong> Schafe<br />
bekommen zusätzlich bei Bedarf Biogetreideschrot.
Herausforderungen für den Bioziegen- <strong>und</strong> Bioschafhalter<br />
Neben der Vermarktung von Milchprodukten ist die Vermarktung von <strong>Ziegen</strong>- <strong>und</strong><br />
Schaffleisch ein wichtiger wirtschaftlicher Aspekt der Bioziegen- <strong>und</strong> Bioschafhalter, denn<br />
jedes zweite geborene Kitz ist männlich <strong>und</strong> somit Fleischlieferant. Das Biofleisch konkurriert<br />
jedoch mit Billigimporten, z. B. aus Neuseeland.<br />
Auch Wolle unterliegt in den letzten Jahren einem starken Preisverfall. So muss Wolle<br />
regionaler Herkunft ebenfalls mit preiswerteren Importen konkurrieren <strong>und</strong> spielt für das<br />
wirtschaftliche Überleben der Schafhalter nur noch eine untergeordnete Rolle. Mit dem Kauf<br />
von Schafwollprodukten aus regionaler Erzeugung können Verbraucher dazu beitragen,<br />
dass die <strong>Schafhaltung</strong> auch in unseren Regionen erhalten bleibt.<br />
Eine weitere Herausforderung für beide Tierarten ist der Befall der Tiere von Parasiten.<br />
Hierzu zählen unter anderem Leberegel <strong>und</strong> Würmer. Besonders stark gefährdet sind die<br />
Tiere während der Weidezeit. Parasiten schwächen die Tiere <strong>und</strong> können zusätzlich<br />
Krankheiten übertragen. Wichtig für die Zukunft ist es daher, erfolgreiche Gegenmaßnahmen<br />
auf Basis von Naturheilverfahren zu entwickeln.<br />
Konventionelle <strong>Ziegen</strong>- <strong>und</strong> <strong>Schafhaltung</strong><br />
<strong>Ziegen</strong> <strong>und</strong> Schafe werden auch hier in der Landschaftspflege eingesetzt. Neben der<br />
extensiven Haltung zu Zwecken der Landschaftspflege ist jedoch auch eine intensive<br />
Haltung von <strong>Ziegen</strong> <strong>und</strong> Schafen zur Erzeugung von Fleisch verbreitet. Insbesondere die<br />
Tiere, die gemästet werden, leben ganzjährig in Ställen <strong>und</strong> werden mit Kraftfuttergaben<br />
schnell auf ihr Schlachtgewicht gebracht. Auf diesen Betrieben sind Anbindeställe,<br />
Spaltenböden oder fehlende Auslaufmöglichkeiten teilweise noch anzutreffen. Die Halter<br />
sind nicht verpflichtet, ihre Tiere in Laufställen unterzubringen <strong>und</strong> ihnen Auslauf - auf der<br />
Weide oder in einem Laufhof – anzubieten. Ebenso ist es in der konventionellen Haltung<br />
möglich, auch in den Sommermonaten ausschließlich Silage <strong>und</strong> kein frisches Gras zu<br />
verfüttern.<br />
In der Regel werden die Kitze <strong>und</strong> Lämmer unmittelbar nach der Geburt mit konventionellen<br />
Milchaustauschern aufgezogen. Milchaustauscher sind Ersatzfuttermittel für Milch, die oft<br />
nicht aus reinem Milchpulver bestehen, sondern mit minderwertigen pflanzlichen Fetten<br />
ergänzt werden. Nicht selten ersetzt der <strong>Ziegen</strong>halter bereits nach 25 Tagen den<br />
Milchaustauscher durch Hafer <strong>und</strong> Heu.
Bio-<strong>Ziegen</strong>- <strong>und</strong> Bio-<br />
Konventionelle <strong>Ziegen</strong>- Darum handelt der Biobauer<br />
<strong>Schafhaltung</strong><br />
<strong>und</strong> <strong>Schafhaltung</strong> so:<br />
Futter: bei <strong>Bioland</strong> mind. 50 % Futter: keine Vorgaben zur Ziel ist ein hofeigener<br />
vom eigenen Betrieb <strong>und</strong> nur Herkunft.<br />
Rohstoffkreislauf - vom<br />
Biofutter zulässig.<br />
Futteranbau bis zur<br />
Wanderschäfer dürfen ihre<br />
Tiere jedoch zu 5 % auf<br />
konventionellen Flächen<br />
grasen lassen.<br />
Mistverwertung.<br />
Aufzucht: <strong>Ziegen</strong>kitze/Lämmer Aufzucht: Lämmer/Kitze von Die Aufzucht mit milchfremden<br />
werden an der Mutter<br />
Milchschafen/-ziegen Stoffen ist unnatürlich <strong>und</strong> führt<br />
großgezogen, Lämmer/Kitze von werden mit konventionellen oft zu Durchfällen oder<br />
Milchschafen/-ziegen werden Milchaustauschern getränkt, Erkrankungen der Atemwege.<br />
mind. 45 Tage mit Biomilchpulver bereits nach 25 Tagen<br />
oder Biokuhmilch getränkt. Futterumstellung auf Heu<br />
<strong>und</strong> Hafer.<br />
Fütterung: ganzjährig nur mit Fütterung: ganzjährig nur Grünfutter ist die natürlichste<br />
Grassilage unzulässig, im mit Grassilage zulässig, Futterform, enthält mehr Vitamine<br />
Sommer frisches Gras/<br />
Grünfutter ist nicht<br />
<strong>und</strong> Mineralstoffe. Grassilage<br />
Weidegang, im Winter Heu oder vorgeschrieben, jedoch wird energieaufwändig erzeugt.<br />
Silage.<br />
meist üblich.<br />
Tierbesatz: 13,3 Mutterschafe/- Tierbesatz: keine direkte Mist ist ein wertvoller Dünger,<br />
ziegen je Hektar<br />
Begrenzung, die<br />
solange das Aufkommen im<br />
landwirtschaftlicher Nutzfläche ausgebrachte<br />
ausgewogenen Verhältnis zu den<br />
<strong>und</strong> Jahr.<br />
Gülle/Mistmenge pro Hektar<br />
landwirtschaftlicher<br />
Nutzfläche.wird durch die<br />
Düngeverordnung begrenzt<br />
<strong>und</strong> damit indirekt die<br />
Tieranzahl.<br />
Anbaupflanzen steht.<br />
Hormonanwendung in<br />
Hormonanwendung zur Hormone wirken in minimalen<br />
Problemfällen zur<br />
Fruchtbarkeitssteuerung Mengen.<br />
Fruchtbarkeitssteuerung zulässig. zulässig.<br />
Enthornung: ausschließlich mit Enthornung: mit Brennstab Nach Brennstab-Enthornung<br />
Brennstab.<br />
oder Ätzstift erlaubt. verheilt die W<strong>und</strong>e schneller<br />
(nach einem Tag).
Allgemeine Informationen zur Ziege<br />
<strong>Ziegen</strong>haltung im Wandel<br />
In den vergangenen Jahrzehnten unterlag die <strong>Ziegen</strong>haltung in Deutschland einem großen<br />
Wandel - von einer überwiegenden Hobbyhaltung hin zu professionellen Haltungsformen.<br />
Inzwischen besetzen die ges<strong>und</strong>en <strong>und</strong> schmackhaften <strong>Ziegen</strong>produkte Marktnischen. So<br />
werden <strong>Ziegen</strong>produkte sowohl in der Gourmetszene als Delikatesse wie auch von<br />
Allergikern wegen ihrer diätetischen Wirkung geschätzt. K<strong>und</strong>en können innerhalb einer<br />
breiten Produktpalette auswählen. Längst überw<strong>und</strong>en ist auch - dank modernster<br />
Melktechniken - der charakteristische „bockige“ Geschmack von <strong>Ziegen</strong>milch.<br />
<strong>Ziegen</strong>produkte im Trend<br />
<strong>Ziegen</strong>produkte gelten als Lebensmittel mit hohem ges<strong>und</strong>heitlichen Wert <strong>und</strong><br />
sind auch als Spezialitäten zunehmend gefragt. Die Produktpalette ist vielfältig:<br />
• <strong>Ziegen</strong>milch<br />
• <strong>Ziegen</strong>joghurt<br />
• <strong>Ziegen</strong>käse ( u.a. Camembert, Brie, würzige Rotschmierekäse)<br />
• Kitzfleisch<br />
• <strong>Ziegen</strong>wurst<br />
• <strong>Ziegen</strong>milchlikör<br />
Haltungsformen<br />
Heute werden <strong>Ziegen</strong> überwiegend in größeren Beständen von 60 bis 200 Tieren gehalten;<br />
kleine Herden kommen nur vereinzelt - etwa in der Landschaftspflege - vor. Die<br />
Milcherzeugung steht im Vordergr<strong>und</strong>. Sie wird entweder in der hofeigenen Käserei<br />
weiterverarbeitet oder an eine Molkerei geliefert. Daneben hat die Produktion von<br />
<strong>Ziegen</strong>lammfleisch eine besondere Bedeutung.<br />
Allgemeine Informationen zum Schaf<br />
<strong>Schafhaltung</strong> im Wandel<br />
Koppel- <strong>und</strong> Wanderschafhaltung gehören zu den traditionellen Formen der <strong>Schafhaltung</strong>.<br />
Die Wanderschafhaltung ist in den letzten Jahren stark zurückgedrängt worden. Niedrige<br />
Preise für die Wolle, harte Arbeitsbedingungen <strong>und</strong> nicht zuletzt die fortschreitende<br />
Zersiedelung haben hierzu geführt. Im Gegensatz dazu hat die Koppelschafhaltung in den<br />
letzten Jahren stark zugenommen. Hierbei leben die Schafe ohne ständige Aufsicht auf einer<br />
umzäunten Fläche. Heute wird die <strong>Schafhaltung</strong> oft durch Zuschüsse aus Programmen zur<br />
Landschaftpflege <strong>und</strong> des Tourismus unterstützt.<br />
Schafprodukte<br />
• Wolle<br />
• Schafskäse<br />
• Schafsmilch<br />
• Lammfleisch<br />
• Wurst aus Schafsfleisch<br />
• Fleischspezialitäten (u.a. Heidschnucken)