Johanni-Brache für schwere Böden - Bioland
Johanni-Brache für schwere Böden - Bioland
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Pflanzenbau & Technik Ackerbau<br />
<strong>Johanni</strong>-<strong>Brache</strong> <strong>für</strong> <strong>schwere</strong> <strong>Böden</strong><br />
Altes System wiederbelebt: Auf tonreichen <strong>Böden</strong> mit viel Niederschlag wird<br />
der Kleegrasumbruch auf den Sommer verlegt. Die folgende Bearbeitung und<br />
Zwischenfrucht führen zu einem perfekten Saatbett <strong>für</strong> die Winterung.<br />
Kleegras ist ein elementarer Bestandteil<br />
von Fruchtfolgen im ökologischen<br />
Landbau. Das steht <strong>für</strong><br />
viele Standorte und Regionen außer Frage.<br />
Trefflich diskutieren lässt es sich aber<br />
darüber: „Wie legt man das Kleegras an –<br />
als Untersaat oder Blanksaat?“ Und<br />
auch: „Wie und wann bricht man es um?“<br />
Zumindest in Norddeutschland hat sich<br />
zu Wintergetreide der Umbruch aus der<br />
„heilen Narbe“ mit dem Pflug durchgesetzt;<br />
und das, so spät es der Standort<br />
zulässt – Sandböden ab November,<br />
<strong>schwere</strong>re <strong>Böden</strong> im Oktober. Ansonsten<br />
drohen nach hitziger Herbstmineralisierung<br />
Stickstoffverluste über Winter. Was<br />
Praktiker in den 80er Jahren entwickelt<br />
haben, hat die Wissenschaft inzwischen<br />
vielfach als richtig bestätigt. Für sehr<br />
leichte <strong>Böden</strong> in feuchtem Klima ist oft<br />
sogar der Frühjahrsumbruch die beste<br />
Variante.<br />
Nun gibt es allerdings Standorte, die sich<br />
bei dieser Vorgehensweise „bockig“ anstellen.<br />
Das sind die <strong>schwere</strong>n <strong>Böden</strong><br />
oberhalb 25 bis 30 Prozent Ton. Ganz heikel<br />
wird es, wenn diese <strong>Böden</strong> auch noch<br />
in feuchtem Klima oberhalb 700 mm Niederschlag<br />
liegen. Jede winternahe Bodenbearbeitung,<br />
ob im späten Herbst oder im<br />
Frühjahr, wird dann zum Abenteuer. Eine<br />
Bodenbearbeitung wird hier tunlichst in<br />
den Sommer verlegt, weil die Chance auf<br />
die gewünschte mittlere Feuchtigkeit dann<br />
am größten ist. Wie der Name es sagt,<br />
beginnt der Kleegrasumbruch nach dem<br />
Modell „<strong>Johanni</strong>-<strong>Brache</strong>“ mitten im Jahr<br />
um den 24. Juni oder gröber gesagt zwischen<br />
Ende Juni und Mitte Juli.<br />
In einem Praxisbetrieb in Schleswig-Holstein<br />
stellt sich der Ablauf folgendermaßen<br />
dar:<br />
Vorfrucht: Überjähriges Weißklee-Gras<br />
aus Untersaat<br />
Nutzung: Schafweide<br />
Umbruch: Ab Mitte Juli mit <strong>schwere</strong>r<br />
Scheibenegge<br />
<strong>Brache</strong>zeit: vier Wochen bei drei Arbeitsgängen<br />
Folgebegrünung: 10 kg Raps pro ha<br />
Nachfrucht: Winterweizen im Oktober<br />
nach flacher Pflugfurche<br />
Als Vorteil hat sich in diesem Betrieb gezeigt,<br />
dass die so vorbereitete Kleegras-<br />
Herbstfurche zu Winterweizen nach <strong>Johanni</strong>-<strong>Brache</strong> und Folgebegrünung – wenig Aufwand <strong>für</strong> die Saatbettbereitung<br />
narbe im Oktober erheblich einfacher in<br />
ein Saatbett verwandelt werden kann als<br />
aus heiler Narbe (siehe Foto). Zudem<br />
wird der mobilisierte Sommerstickstoff in<br />
ein organisches Material mit engem C/N-<br />
Verhältnis eingebaut. Das fördert die<br />
Frühjahrsaktivität des Bodens. Als Weiteres<br />
ist bei sorgfältiger Ausführung der<br />
<strong>Johanni</strong>-<strong>Brache</strong> eine recht gute Wirkung<br />
gegen Quecke und Ampfer festzustellen –<br />
gegen Disteln nicht immer. Aber auch die<br />
Schnecken werden weniger.<br />
Nun erscheint dem Sandbodenbauern<br />
dieser ganze Aufwand furchtbar hoch zu<br />
sein – ist er auch. Ein Oktoberumbruch<br />
aus heiler Narbe ist es auf <strong>schwere</strong>m Boden<br />
aber eben auch. Wenn man das Prinzip<br />
der <strong>Johanni</strong>-<strong>Brache</strong> verinnerlicht hat,<br />
kann man natürlich auch einen Schritt<br />
weiter gehen und sehen, ob die Herbstausaat<br />
nicht auch pfluglos möglich ist.<br />
Dazu darf die Folgebegrünung der Sommerbrache<br />
nicht winterhart sein – zum<br />
Beispiel Buchweizen oder Schwarzhafer.<br />
Mit der <strong>Johanni</strong>-<strong>Brache</strong> hätte man dann<br />
ein ackerbauliches Instrument zur Verfügung,<br />
das den pfluglosen Umbruch von<br />
Kleegras möglich macht.<br />
Auch die <strong>Brache</strong>arbeit im Sommer könnte<br />
bei guten Bedingungen mit noch weniger<br />
Aufwand erfolgen. Bei mittlerer Feuchte<br />
und sauberen Flächen reichen zwei Ar-<br />
bioland 06/2010 8<br />
G. Alvermann
eitsgänge bis zur anschließenden Folgebegrünung.<br />
Hier hätte zum Beispiel auch<br />
der exakt und flach schneidende Stoppelhobel<br />
plus Nacharbeit sein Einsatzgebiet.<br />
Grundsatz auf den <strong>schwere</strong>n <strong>Böden</strong> ist<br />
dabei immer: „Keine groben Kluten erzeugen!“<br />
Bei trockenen Bedingungen hat sich <strong>für</strong><br />
den Sommerumbruch im oben beschriebenen<br />
Beispielsbetrieb eine <strong>schwere</strong><br />
Scheibenegge der Firma Quivogne mit<br />
Kleeblattscheiben bewährt. Die spezielle<br />
Arbeit der Kleeblattscheibe wird hier<br />
durch einen langen Rahmen mit einer<br />
<strong>schwere</strong>n Crosskillwalze als Nachläufer<br />
unterstützt (siehe Foto). Wer glaubt,<br />
„meine Scheibenegge kann das auch“,<br />
hat meistens keinen Boden oberhalb 30<br />
Prozent Ton.<br />
In einem weiteren Praxisbetrieb in<br />
Schleswig-Holstein hat sich die <strong>Johanni</strong>-<br />
<strong>Brache</strong> auf <strong>schwere</strong>r Marsch zur Vorbereitung<br />
des Kohl-Anbaues bewährt. Hier<br />
gilt folgender Ablauf:<br />
Starke Untersaat, schwaches Unkraut<br />
Untersaaten in Mais verringern den vagabundierenden Stickstoff im Boden,<br />
senken das Erosionsrisiko und verbessern die Humusbilanz. Vielfach steht auch<br />
die Unterdrückung der Unkräuter im Mittelpunkt. An der Uni Göttingen wurden<br />
dazu Untersuchungen durchgeführt.<br />
Im ökologischen Anbau leidet Mais<br />
häufig unter einer starken Verunkrautung.<br />
Dies hängt mit dem weiten Reihenabstand<br />
und der langsamen Jugendentwicklung<br />
dieser Feldfrucht zusammen.<br />
Der Frage, inwieweit Untersaaten<br />
im Mais das Unkrautproblem mindern<br />
können, wurde in einem Versuch nachgegangen,<br />
den die Universität Göttingen<br />
2009 durchführte. Versuchsstandort war<br />
das Klostergut Wiebrechtshausen in Südniedersachsen<br />
mit einem fruchtbaren<br />
schwach tonigen Schluffboden.<br />
Vorfrucht: 2-jähriges Rotkleegras<br />
Nutzung: zwei Schnitte vor dem Sommerumbruch<br />
Umbruch: mit stabilem dreibalkigem<br />
Grubber<br />
<strong>Brache</strong>zeit: ca. vier Wochen<br />
Folgebegrünung: Landsberger Gemenge<br />
plus Phazelia<br />
Nachfrucht: Weißkohl nach Frühjahrsfurche<br />
im Mai<br />
Die Pflugfurche im Mai des Pflanzjahres<br />
funktioniert seit dem Einschieben der <strong>Johanni</strong>-<strong>Brache</strong><br />
erheblich besser – die dor-<br />
In jeweils fünf Maissorten wurden zehn<br />
Untersaatvarianten eingerichtet: Inkarnatklee,<br />
Persischer Klee, Großblättriger<br />
Weißklee, Kleinblättriger Weißklee,<br />
Winterroggen, Welsches Weidelgras,<br />
Wegwarte („Puna“) und Spitzwegerich.<br />
Als Kontrollen dienten Parzellen ohne<br />
Untersaat, in denen die Unkräuter wachsen<br />
durften oder nicht. Nach dem dritten<br />
Rollkuli-Durchgang wurden die Untersaaten<br />
am 9. Juni 2009 zwischen die Maisreihen<br />
gesät. Der Mais war zu diesem Zeitpunkt<br />
etwa im 6-Blatt-Stadium.<br />
Winterroggen in Mais, aufgenommen am 1. Juli 2009. Er hatte die schnellste<br />
Jugendentwicklung aller Untersaaten. S. Rückert<br />
Pflanzenschutz<br />
Dritter Arbeitsgang beim Sommerumbruch von Kleegras mit <strong>schwere</strong>r Scheibenegge<br />