TheaterCourier März 2018
TheaterCourier März 2018 | Die Kunst- und Kulturzeitung für Sachsen | Humorzone - Lesung Christine Westermann - Staatsoperette - Frau Luna - Diskussionstheater - Boulevardtheater - Interview Torsten Pahl - Comödie - Musical Über Sieben Brücken - Kulturraumgesetz - Theaterkalender - Haus Leipzig - Carl Lohse - Sonderausstellung Meissener Porzellan - Highfield - The Death Of Stalin - Thomas Böttcher uvm.
TheaterCourier März 2018 | Die Kunst- und Kulturzeitung für Sachsen | Humorzone - Lesung Christine Westermann - Staatsoperette - Frau Luna - Diskussionstheater - Boulevardtheater - Interview Torsten Pahl - Comödie - Musical Über Sieben Brücken - Kulturraumgesetz - Theaterkalender - Haus Leipzig - Carl Lohse - Sonderausstellung Meissener Porzellan - Highfield - The Death Of Stalin - Thomas Böttcher uvm.
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<strong>März</strong> <strong>2018</strong><br />
www.theatercourier.de<br />
Staatsoperette<br />
taucht wieder<br />
auf<br />
Seite 3<br />
La Dolce Vita<br />
im Boulevardtheater<br />
Seite 4<br />
Interview mit<br />
einem Magier<br />
Seite 4<br />
Travestiespaß<br />
an der<br />
Comödie<br />
Seite 5<br />
Sächsisches<br />
Kulturraumgesetz<br />
Seite 6<br />
Modernes<br />
Kulturhaus in<br />
Leipzig<br />
Seite 12<br />
grafik & druck I verteilung I plakatierung<br />
DAS ORIGINAL<br />
- GRATIS -<br />
KUNST- UND KULTURZEITUNG<br />
- für Sachsen -<br />
Faszination<br />
Zwiebelmuster<br />
Seite 14<br />
Polit-Satire:<br />
THE DEATH OF<br />
STALIN<br />
Seite 15<br />
„MAN DARF AUCH MAL LACHEN MÜSSEN!“ I DIE 4. HUMORZONE<br />
HumorZone-Erfinder Olaf Schubert, Johnny Armstrong und<br />
Michael Krebs freuen sich auf über 100 Künstler. Seite 2<br />
© Amac Garbe
Seite 2 | <strong>März</strong> <strong>2018</strong><br />
www.theatercourier.de<br />
TITELSTORY<br />
HUMORZONE DRESDEN<br />
Hier darf – nein muss! – gelacht werden: HumorZone <strong>2018</strong><br />
Da hatte der Herr mit<br />
dem unvorteilhaften<br />
Pullunder vor vier<br />
Jahren aber eine richtig<br />
gute Idee...<br />
Es ist nicht das früher Westover genannte<br />
Kleidungsstück mit Argyle-Rautenmuster<br />
von Kabarettist Olaf Schubert<br />
gemeint, sondern die Idee, dass jemand<br />
hier was machen müsste, damit die<br />
Dresdner endlich mal wieder so richtig<br />
Spaß haben. „Nicht Trauer oder Frühlingspollen,<br />
sondern ein Lachen möge<br />
den Menschen diesen <strong>März</strong> nun Tränen<br />
in die Augen treiben.“ meint er in seinem<br />
Vorwort zum Dresdner Lachfestival.<br />
Johann König | 11.03. | Alter Schlachthof<br />
Veranstaltungen <strong>2018</strong><br />
<strong>März</strong> | April<br />
Sa | 3. <strong>März</strong> | 19 Uhr<br />
© Boris Breuer<br />
SchlossTango – Konzert und Show<br />
Mitreißendes Konzert des Cuarteto<br />
Rotterdam und Tanzshow mit Paula<br />
Àlvarez Hriba und Rodrigo Arze<br />
So | 18. <strong>März</strong> | 15 Uhr<br />
Streichquartett der<br />
Elbland Philharmonie Sachsen<br />
Konzert mit Werken von Telemann,<br />
Glasunow und Mozart mit Soloklarinettist<br />
Roland Vetters<br />
Tan Caglar | 08.03. | Scheune © Angela Wulf Suchtpotenzial | 10.03. | Alter Schlachthof © PR<br />
Kamen zur Premiere im Jahr 2015 rund<br />
3.500 Lachwillige, waren es ein Jahr später<br />
schon 8.000 und so steigerte sich das<br />
weiter. Inzwischen hat der Herr mit dem<br />
Schirm (gleich Schirmherr) die Hoffnung,<br />
dass irgendwann alle Einwohner<br />
kommen und sich ihre Portion Humor<br />
abholen... frei nach dem Motto „Man darf<br />
auch mal lachen müssen!“<br />
Vom 7. bis 11. <strong>März</strong> startet deshalb Nummer<br />
Vier. Das heißt, über 100 Künstler<br />
tummeln sich auf 13 Bühnen an diesen<br />
fünf Tagen und bieten die ganze Bandbreite<br />
der Spaßkunst, von Comedy bis Kabarett,<br />
von Clown-Theater bis A-Capella.<br />
Mit dabei sind Newcomer und Stars aus<br />
allen Ecken von Deutschland. Bei Einzelauftritten<br />
und in Mixshows wollen sie<br />
den Besuchern zeigen, wie, warum und<br />
wo der Hammer hängt.<br />
Zu den Vortragenden gehören zum Beispiel<br />
der Wahlberliner Ingmar Stadelmann<br />
(8. <strong>März</strong>, Alter Schlachthof), der<br />
sich auch Jan-Böhmermann-mäßig betätigt.<br />
Die Puppen (Schneiderpuppen)<br />
lässt Gardi Hutter tanzen. Dabei sitzt sie<br />
als Clown auf ihrem Schneidertisch und<br />
schnippelt zwischen ihrem Erzählstoff<br />
in Ballen so manche Pointe zurecht (7.<br />
<strong>März</strong>, Boulevardtheater). Auch Der Tod<br />
(8./11. <strong>März</strong>, Alter Schlachthof) ist eingeladen<br />
– der als Sensenmann Ausflugstipps<br />
fürs Jenseits gibt. Als Europa- konkret<br />
Brüsselversteher entpuppt sich das<br />
Duo ONKel fISCH (7. <strong>März</strong>, Boulevardtheater).<br />
Den Schriftsteller Wladimir<br />
Kaminer beschäftigt die Frage, warum<br />
uns nicht schwindlig wird, wenn sich<br />
die Erde um sich selbst und dann sogar<br />
noch um die Sonne dreht (11. <strong>März</strong>,<br />
Schauburg).<br />
Und wer wirklich Karten kaufen will, sollte<br />
noch wissen, dass bei der Veranstaltung<br />
am 8. <strong>März</strong> (ja, Männer, das ist der Tag, an<br />
dem ihr so einiges bei euren Frauen ausbügeln<br />
könnt!) im OstPol ausnahmsweise<br />
auch die Herren der Schöpfung zugelassen<br />
sind und alles was weiblich ist (oder<br />
so aussieht) von Rotkäppchen einen Sekt<br />
spendiert bekommt.<br />
Am gleichen Ort, nur einen Tag später<br />
ist Sarah Bosetti sehr uneigennützig und<br />
äußert sich zu ihrer Einstellung „Ich will<br />
doch nur mein Bestes“.<br />
Ach ja, und gesungen wird auch: Fünf<br />
Männer, 150 Songs und 16 Jahre Bandgeschichte,<br />
kurz die A-Cappella-Stars<br />
basta sind mit viel Humor und ihrem<br />
Programm Freizeichen zurück (10. <strong>März</strong>,<br />
Boulevardtheater). Als Chliff Polpott und<br />
sein Knecht Matti treten Herr Schubert<br />
(!) und Herr Weichelt in der Mixshow am<br />
9. <strong>März</strong> in der Schauburg auf.<br />
Apropos Schauburg: Obwohl der Baufortschritt<br />
sicher ein Satirethema wäre,<br />
ist Dresdens ältester Kinobau (mehr als<br />
90 Lenze) mit elf HumorZone-Veranstaltungen<br />
die am häufigsten vertretene<br />
Location. Na ja, wenn es schon noch<br />
nicht richtig flimmert, soll wenigstens<br />
genügend gelacht werden. Wie sagte<br />
schon Joachim Ringelnatz: „Humor ist<br />
der Knopf, der verhindert, dass uns der<br />
Kragen platzt.“<br />
Weitere Lachorte sind: Herkuleskeule<br />
im neuen Kulturpalast, Alter Schlachthof,<br />
OstPol, Boulevardtheater, Kabarett<br />
Breschke & Schuch, Bärenzwinger, Projekttheater,<br />
Scheune und Blue Note.<br />
Und wenn dann alle genügend gelacht<br />
haben, kommt das Beste zum Schluss:<br />
die Gala <strong>2018</strong> (11. <strong>März</strong>, Alter Schlachthof).<br />
Dort wird es nicht nur einen geballten<br />
Angriff auf die hoffentlich schon gut<br />
trainierten Lachmuskeln von den bestens<br />
ausgebildeten Fachkräften geben,<br />
nein, der Meister selbst moderiert (den<br />
Pullunder peppt ein Anzug auf) und wird<br />
zusätzlich den jährlich zu vergebenden<br />
„Güldenen August“ für den besten Nachwuchs-Humoristen,<br />
zusammen mit einem<br />
Preisgeld von 1.000 Euro, vergeben.<br />
Zum Schluss noch was zu lachen – von<br />
dem argentinischen Zeichner und Humoristen<br />
Guillermo Mordillo: „Nachdem<br />
Gott die Welt erschaffen hatte, schuf er<br />
Mann und Frau. Um das Ganze vor dem<br />
Untergang zu bewahren, erfand er den<br />
Humor...“<br />
Regine Eberlein<br />
4. HumorZone Dresden<br />
07. - 11.03.18<br />
www.humorzone.de<br />
24. <strong>März</strong> – 17. Juni <strong>2018</strong><br />
Friedrich Nietzsche.<br />
Also sprach Zarathustra.<br />
Radierungen aus einem Grafikbuchprojekt<br />
von Hanif Lehmann<br />
So | 8. April | 15 Uhr<br />
Wagner für Kinder<br />
Der Fliegende Holländer<br />
Kinderoper zum Zuhören und<br />
Mitmachen für Kinder ab 6 Jahren<br />
Richard-Wagner-Stätten Graupa<br />
Tschaikowskiplatz 7 • 01796 Pirna<br />
Tel. 03501 4619650<br />
www.wagnerstaetten.de<br />
RaDeschnig |10.03. | Schauburg<br />
© Peter Sihorsch<br />
Felix Lobrecht | 08.03. | Boulevardtheater © Tino Bomelino
www.theatercourier.de<br />
<strong>März</strong> <strong>2018</strong> | Seite 3<br />
KULTURHIGHLIGHTS<br />
WeinLese mit Christine Westermann<br />
Operette taucht mit Frau Luna wieder auf<br />
„Manchmal ist es<br />
federleicht“<br />
… und manchmal fällt es schwer. Am 16.<br />
<strong>März</strong> stellt die bekannte Radio- und Fernsehjournalistin<br />
Christine Westermann<br />
sich und ihrem Publikum auf Schloss<br />
Wackerbarth die Frage „Kann man Abschiednehmen<br />
lernen?“.<br />
Mit unnachahmlichem Charme und Witz<br />
Luftaufnahme des in Radebeul gelegenen Schloss Wackerbarth<br />
Diskussionstheater in der Frauenkirche<br />
Wo keiner auf der<br />
Bühne dem Zuschauer<br />
etwas vorspielt,<br />
sondern die Besucher<br />
Demokratie erlernen<br />
Am 7. <strong>März</strong> veranstaltet die Stiftung Frauenkirche<br />
unter Mitwirkung von Prof. Dr.<br />
Georg Lind zum vierten Mal das Diskussionstheater<br />
„Reden und Zuhören“ in der<br />
Frauenkirche. „Diese Theaterform ,verführt‘<br />
zum Gespräch mit Gegnern und die<br />
Teilnehmer überzeugen sich selbst davon,<br />
dass sie dazu fähig sind“, so der Ansatz des<br />
Konstanzer Psychologie-Professors Lind.<br />
„Kunst und Kultur wurden schon immer<br />
genutzt, um heikle Dinge in den öffentlichen<br />
Diskurs zu schleusen. Diskussionstheater<br />
ist konsequent demokratisch. Der<br />
Erfolg der drei Aufführungen voriges Jahr<br />
hat uns sehr ermutigt.“ Wichtig für eine<br />
erfolgreiche demokratische Diskussion<br />
ist, dass beide Meinungslager mit nicht<br />
mehr als 50 Teilnehmern etwa gleich groß<br />
sind.<br />
Warum brauchen wir eine neue Theaterform?<br />
Es gibt gutes Theater – allerdings<br />
mit einem Makel: Es ist Theater<br />
von oben, Theater von der Bühne, es<br />
macht den Zuschauer passiv und zwingt<br />
ihn in die Zuschauerrolle.<br />
Was ist Diskussionstheater? Jede Demokratie<br />
leidet und stirbt am Ende, wenn<br />
die Bürger nicht fähig sind, miteinander<br />
über wichtige Dinge zu reden (Amartya<br />
Sen). Es bietet keine Lösungen an, sondern<br />
fördert die Fähigkeit, gemeinsam<br />
mit Anderen selbst Lösungen zu finden.<br />
„Viele Besucher sagten mir, dass sie zum<br />
betrachtet sie in ihrem neuen Buch ein<br />
Thema, das uns ein Leben lang begleitet.<br />
„Manchmal ist es federleicht – Von<br />
kleinen und großen Abschieden“<br />
Schloss Wackerbarth | Radebeul<br />
Lesung | 16.03.18<br />
www.schloss-wackerbarth.de<br />
Diskussionstheater „Reden & Zuhören”<br />
© Schloss Wackerbarth<br />
© artgenossen.tv<br />
ersten Mal erlebt haben, über Konflikte<br />
sachlich miteinander zu diskutieren,<br />
keiner wurde sofort persönlich oder ging<br />
Andersdenkenden an die Gurgel.“<br />
Diskussionstheater soll unterhalten (aber<br />
nicht nur), muss wie ein Drama Gefühle<br />
auslösen (im richtigen Maß), soll den Zuschauer<br />
mitreißen, Denkanstöße geben<br />
(aber dem Denken auch Raum geben),<br />
darf kein Rollenspiel sein (muss Engagement<br />
für eigene Meinung verlangen) und<br />
schließlich die Gewissheit vermitteln,<br />
dass eine freie produktive Diskussion<br />
selbst bei größten Meinungsdifferenzen<br />
nötig und möglich ist.<br />
„Reden und Zuhören“-Inszenierungen<br />
sind auch für Polen, Italien, USA und<br />
Mexiko geplant.<br />
Regine Eberlein<br />
Diskussionstheater Reden & Zuhören<br />
„Friedfertigkeit lernen“<br />
Frauenkirche Dresden<br />
07.03.18<br />
www.frauenkirche-dresden.de<br />
(Anmeldung per Online-Formular)<br />
Nach dem Wasserschaden<br />
soll ab April<br />
(fast) alles wieder<br />
planmäßig laufen<br />
Nach der Eröffnung im Dezember 2016<br />
waren das Musiktheaterteam und die<br />
Zuschauer vom neuen Operettenbau im<br />
Kraftwerk Mitte begeistert, die Auslastung<br />
war phänomenal und oft hieß es:<br />
ausverkauft! Doch am 18. Oktober 2017<br />
stoppte ein Wasserschaden erst einmal<br />
alle Aktivitäten. Durch den Fehler einer<br />
Wartungsfirma ergossen sich über die<br />
Sprinkleranlage 16.000 Liter Löschwasser<br />
auf das Herzstück, die Bühne. Die<br />
neue, hochmodern ausgestattete Bühne<br />
und sämtliche Technik waren unbrauchbar.<br />
Vorstellungen mussten abgesagt,<br />
der Spielplan völlig neu überdacht, Kunden<br />
benachrichtigt und Karten erstattet<br />
werden – nebenbei der Schaden begutachtet<br />
und die Handwerkerfirmen erneut<br />
koordiniert werden. Im November<br />
und Dezember konnte gar nicht gespielt<br />
werden, dann gab es wenigstens auf der<br />
Vorbühne Vorstellungen.<br />
„Die Havarie kostet rund 3,5 Millionen<br />
Euro, Folgeschäden sind da noch nicht<br />
mit eingerechnet“, überschlägt Intendant<br />
Wolfgang Schaller.<br />
27 Vorstellungen mussten ausfallen, die<br />
Vorbühnen-Veranstaltungen waren rabattiert<br />
und der Vorverkauf kam auch<br />
ins Stocken – knapp eine halbe Million<br />
Euro Verlust mussten verbucht werden.<br />
Doch die Stadt Dresden, Operettenverein<br />
und viele andere halfen unkompliziert<br />
Operette „Frau Luna“<br />
© Stephan Floss<br />
und ohne große Bürokratie. So kamen<br />
die Reparaturarbeiten schneller voran<br />
und ein viel kostenintensiverer Ersatzspielort<br />
konnte vermieden werden.<br />
Obwohl auch jetzt noch nicht alle Schäden<br />
beseitigt sind, konnte die Operette mit<br />
„Frau Luna“ Anfang Februar wieder in den<br />
Spielbetrieb starten – mit nur einer Woche<br />
Verspätung zum offiziellen Spielplan!<br />
Doch auch im <strong>März</strong> gibt es noch Veränderungen,<br />
so finden die Uraufführung von<br />
„Zzaun! – Das Nachbarschaftsmusical“ am<br />
3. <strong>März</strong> und die Wiederaufnahme-Premiere<br />
von „Candice“ am 17. <strong>März</strong> statt.<br />
Ab April soll dann (fast) alles wieder<br />
nach Spielplan laufen, lediglich die Vorstellungen<br />
von „Wonderful Town“ am<br />
12. und 13. April fallen aufgrund dringend<br />
notwendiger Proben ersatzlos aus.<br />
Regine Eberlein<br />
Staatsoperette Dresden<br />
www.staatsoperette-dresden.de<br />
Tickethotline: 0351 - 32042 222
Seite 4 | <strong>März</strong> <strong>2018</strong><br />
www.theatercourier.de<br />
THEATER<br />
Boulevardtheater Dresden: Des Widerspenstigen Zähmung<br />
Azzurro – die neue<br />
Musikkomödie mit den<br />
größten Hits von<br />
Adriano bis Zuchherro<br />
Nach den erfolgreichen Theatershows „Die<br />
Fete endet nie“ und „Die Tortenkiller“ setzt<br />
Dresdens beliebtes Boulevardtheater –<br />
der kultige Geheimtipp in der wohl italienischsten<br />
Stadt Deutschlands – seine Tradition<br />
musikalischer Komödien fort und<br />
lädt nun ein in die grün-weiß-rot gestreifte<br />
Heimat von Pizza und Pasta. Mit<br />
Azzurro und Felicita, mit Ramazzotti und<br />
Pavarotti und vielen anderen himmelblauen<br />
Superhits. Buongiorno in Italien!<br />
„Attenzione“ heißt es ab sofort für Adriano,<br />
einen gut aussehenden Winzer<br />
und notorischen Eigenbrötler. Ein nörgelnder<br />
Sturkopf mit ungehobelten Manieren,<br />
ein eingefleischter Junggeselle,<br />
der jedes weibliche Wesen in die Flucht<br />
schlägt. Als eines Tages die bildhübsche<br />
Ornella im Dorf auftaucht, ändert sich<br />
das Leben des ewigen Miesepeters von<br />
Grund auf, denn die temperamentvolle<br />
Italienerin lässt nichts unversucht, den<br />
Widerspenstigen zu zähmen. Doch während<br />
sie nicht mit ihren weiblichen Reizen<br />
geizt, geht er Holz hacken. Streift sie<br />
sich lasziv das Kleid von den Schultern,<br />
zieht er seine Socken aus – jedoch nur,<br />
um mit nackten Füßen Weintrauben zu<br />
pressen. Der Weg bis zum Happy End wird<br />
somit kein leichter, doch in dieser launigen<br />
Musikkomödie ist er gepflastert<br />
mit den größten Italo-Hits von Al Bano<br />
Power bis Gianna Nannini – von Andrea<br />
Bocelli bis Umberto Tozzi. Freuen Sie<br />
sich auf pralle italienische Lebenslust,<br />
auf La Dolce Vita und Amore, auf Italo-<br />
Pop und Leidenschaft! In „Azzurro – Wie<br />
zähme ich einen Italiener?“ weht es musikalische<br />
Frühlingsfrische ins Theater,<br />
bis es garantiert niemanden mehr auf<br />
den Sitzen hält…<br />
Adriano (Andreas Köhler) und Ornella (Dorothee Krüger)… Schafft sie es den Italiener zu zähmen?<br />
© Robert Jentzsch<br />
„Azzurro – Wie zähme ich einen<br />
Italiener?“<br />
Boulevardtheater Dresden<br />
23. - 27.03. | 06. & 08.04. | 22. - 28.04.<br />
25.05. - 03.06. | 21. - 30.08.18<br />
www.boulevardtheater.de/azzurro<br />
Tickethotline: 0351 - 26 35 35 26<br />
Ganz verzaubert... von Magier und Entertainer Torsten Pahl<br />
Wenn ich nur ganz<br />
aufmerksam bin,<br />
muss ich doch sehen,<br />
wie er das macht.<br />
Das hatte ich mir ganz fest vor dem Interview<br />
vorgenommen, und als er dann<br />
praktisch vor meiner Nase – zum Glück<br />
aus seinem Portmonee – Geld verschwinden<br />
und wiederkommen ließ, war ich genau<br />
so schlau wie vorher. <strong>TheaterCourier</strong><br />
fragte den Dresdner Zauberkünstler und<br />
Entertainer Torsten Pahl (42).<br />
Ab wann ging die Zauberei bei Ihnen los?<br />
Ich bekam mit fünf meinen ersten Zauberkasten<br />
und hatte schnell die zehn<br />
Tricks drauf. Ab da war ich nicht mehr<br />
zu bremsen. Mit elf Jahren wusste ich,<br />
das wird’s!<br />
Wurde in Ihrem Elternhaus gezaubert?<br />
Nein, aber meine Eltern waren sehr<br />
offen und haben mich einfach machen<br />
lassen. Ich habe jahrelang im Dresdner<br />
Kreuzchor gesungen, im ehemaligen Pionierpalast<br />
AGs besucht und auf mein<br />
Ziel hin gearbeitet.<br />
Und trotzdem Jura studiert?<br />
Ja, bis zum Examen – mit der Zauberei<br />
habe ich mir übrigens das Studium fi-<br />
nanziert – dann musste ich mich für<br />
Beruf oder Hobby entscheiden. Beides<br />
ging nicht. Es war nicht leicht, aber ich<br />
habe mich für das entschieden, was mir<br />
am Herzen lag – und bisher keinen Tag<br />
bereut.<br />
...also umsonst studiert?<br />
Nein, da doppelt sich vieles, was mir<br />
vom Charakter her liegt: Beides erfordert<br />
ein wissenschaftliches Herangehen<br />
sowie ein analytisches und strukturiertes<br />
Arbeiten, sonst kann man nicht erfolgreich<br />
sein und davon leben. Ich bin<br />
mein eigener Buchhalter, PR-Manager,<br />
Projektentwickler und so weiter.<br />
Ihre Close Up Show mit André Kursch<br />
und Matthieu Anatrella ist seit 2004 ein<br />
Renner, Sie sind im deutschsprachigen<br />
Raum unterwegs und spielen jetzt auch<br />
noch Kabarett in Chemnitz mit Ellen<br />
Schaller – gibt es ein Erfolgsrezept?<br />
Ganz einfach: Es macht Spaß! Und<br />
wenn wir jedes Mal die gleichen Tricks<br />
vorführen würden, wäre zum Beispiel<br />
die Close Up Night nicht so erfolgreich,<br />
wir kommen da auf 80 Veranstaltungen<br />
pro Spielzeit, zudem gibt es ein beachtliches<br />
Stammpublikum. Man muss die<br />
Zuschauer beobachten, ständig in Kontakt<br />
bleiben und so inszenieren, dass je-<br />
der – auch der in der letzten Reihe – sich<br />
mitgenommen fühlt. Egal, ob das 20 oder<br />
2.000 Zuschauer sind.<br />
Kennen Sie die Tricks Ihrer Kollegen und<br />
könnten Sie sie auch?<br />
Erstens ja und zweitens ginge das zur<br />
Not auch, obwohl eigentlich tägliches<br />
Üben dazugehört.<br />
Ich beobachte während unseres Gespräches<br />
Ihre Hände, Sie bewegen sie sehr<br />
elegant.<br />
Irgendwann geht das in Fleisch und<br />
Blut über, zum Zaubern gehört ja auch<br />
viel Ästhetik. Bei abrupten Bewegungen<br />
folgt mir der Zuschauer nicht und denkt,<br />
hier hat er etwas vor mir verborgen.<br />
Haben Sie ein Vorbild?<br />
Nein, kein direktes. Natürlich habe ich<br />
mir die Shows der ganz Großen in der<br />
Branche wie David Copperfield, Hans<br />
Klok und andere angeschaut. Ich entwickele<br />
lieber für mich passende Dinge<br />
und muss keine „Jungfrauen“ zersägen.<br />
Ganz kurz: Gibt es eine Zauberszene?<br />
Ja, und sie ist traditionell groß, im Magischen<br />
Zirkel Deutschland sind etwa 2.500<br />
Künstler, in Dresden etwa 30, aber nur<br />
acht bis zehn können davon auch leben.<br />
Zauberkünstler und Entertainer Torsten Pahl<br />
Was kann Sie verzaubern?<br />
Das, was in keinem meiner über 1.500<br />
Zauberbücher steht: Wenn mich mein<br />
fünfjähriger Sohn anlächelt, mit mir<br />
spielen will und mir seine neuesten<br />
„Zaubertricks“ vorführt...<br />
P.S.: Bevor ich aufbreche, kann ich mir<br />
einen Blick auf meine Uhr und den Griff<br />
in die Jackentasche zum Autoschlüssel<br />
nicht verkneifen... alles noch da, nichts<br />
weggezaubert! Oder vielleicht alles wieder<br />
da?<br />
Regine Eberlein<br />
„Heute Hü und morgen Hott“<br />
Das Chemnitzer Kabarett<br />
Premiere am 05.04.18<br />
www.torstenpahl.de<br />
Tickethotline: 0371 - 67 50 90<br />
© PR
www.theatercourier.de<br />
<strong>März</strong> <strong>2018</strong> | Seite 5<br />
THEATER<br />
„Rubbeldiekatz“ an der Comödie: Hochaktuell – Grabschereien in der Filmbranche<br />
Was man (Mann) alles<br />
für eine Rolle in einem<br />
Hollywoodfilm macht...<br />
Was haben „Tootsie“, „Charleys Tante“,<br />
„Mrs. Doubtfire“ oder „Rubbeldiekatz“<br />
gemeinsam? Alles sind verrückt-romantische<br />
Travestiekomödien, in denen sich<br />
das Publikum ob der Situationskomik,<br />
wie sich Kerle in Kleidern und Pumps benehmen,<br />
köstlich amüsiert. „Rubbeldiekatz“<br />
basiert auf dem gleichnamigen Film<br />
von Detlev Buck, der 2011 mit Matthias<br />
Schweighöfer in der Hauptrolle schon in<br />
der ersten Woche die Kinocharts stürmte.<br />
Nach Gastspielen in Karlsruhe, Essen und<br />
deutschlandweiter Tournee kommt jetzt<br />
die Travestie-Komödie „Rubbeldiekatz“,<br />
die mit Christian Kühn als sächselndem<br />
Hitler für viele Zuschauer zu den Lieblingsproduktionen<br />
gehört, auf die Bühne<br />
der Comödie Dresden im WTC zurück.<br />
Und ist noch dazu hochaktuell: Denn der<br />
Regisseur (im Stück!) grabscht...<br />
Doch zurück zur Story: Um endlich mal<br />
einen Job zu ergattern, verwandelt sich<br />
der nur mäßig erfolgreiche Schauspieler<br />
Alexander Honk bei einem Casting einfach<br />
in Alexandra und bekommt so eine<br />
Hauptrolle als nordisch-blonde BDM-<br />
Chefin in einem Hollywoodfilm über das<br />
Dritte Reich. Gewisse Erfahrungen in der<br />
Branche hat er schon, denn bisher trat er<br />
am örtlichen Theater als Hauptdarsteller<br />
im Travestiestück „Charleys Tante“<br />
auf. Auf die Idee mit der Verkleidung<br />
beim Casting kam Alexanders Bruder<br />
und Manager. Doch ausbaden muss es<br />
nur „Alexandra“. Und das ist gar nicht so<br />
leicht, denn schnell erfolgen eindeutige<br />
Grabschversuche des Regisseurs! Alex<br />
zweifelt, ob er unter diesen Umständen<br />
auf Dauer in Pumps und mit ausgestopftem<br />
BH seine Rolle spielen kann. Zu allem<br />
Überfluss verliebt er sich auch noch<br />
unsterblich in seine Filmpartnerin Sarah<br />
Voss, die er eigentlich schon durch einen<br />
One-Night-Stand als Alexander kennengelernt<br />
hat. Es ist verzwickt, denn Sarah<br />
ist glücklich, in ihm eine neue beste<br />
Freundin gefunden zu haben... Doch ist<br />
Alex Frau genug, seinen Mann zu stehen?<br />
Und was ist ihm wichtiger, endlich<br />
den großen beruflichen Erfolg zu haben<br />
Dorothea Kriegl, Jan van Weyde und Christian Kühn in der Verkleidungskomödie „Rubbeldiekatz“<br />
© Chris Gonz<br />
Szene aus „Rubbeldiekatz“<br />
oder seinem Herzen zu folgen? Alexander<br />
oder Alexandra zu sein?<br />
Schauspieler und Comedian Max Giermann<br />
führte Regie – er ist vor allem<br />
durch seine Rollen in der ProSieben-<br />
Show „Switch reloaded“ und seine zahlreichen<br />
Parodien wie Stefan Raab, Dieter<br />
Bohlen und Karl Lagerfeld bekannt. Sein<br />
Improvisationstalent beweist er in Sendungen<br />
wie „Frei Schnauze“ (RTL) und<br />
„Durchgedreht!“ (ZDF).<br />
Die Hauptrolle des Alex/Alexandra übernimmt<br />
erneut Schauspieler Jan van<br />
Weyde, der vielen als der leicht chaotische<br />
Hotelpage Xaver aus der ARD-Erfolgs-Telenovela<br />
„Sturm der Liebe“ noch<br />
bekannt sein dürfte. Zwischen 2005 und<br />
2013 spielte er in der inzwischen erfolgreichsten<br />
Serie Europas, die in über 25<br />
Länder verkauft wurde. Jetzt kommt der<br />
gut beschäftigte Schauspieler, Autor, Comedian<br />
und Synchronsprecher für fünf<br />
Aufführungen aus Köln nach Dresden.<br />
Und schon zum Auftakt bleibt kein Auge<br />
trocken, als er von seinen beiden derbherzensguten<br />
Brüdern auf Frau mit allen<br />
intimen Eigenheiten getrimmt wird<br />
– und das zur Musik von „Sex Bomb“ in<br />
der Interpretation von Max Raabe! Besser<br />
geht‘s nicht.<br />
Ansonsten sind neben Jan van Weyde wieder<br />
Oliver Geilhardt und Christian Kühn,<br />
© Robert Jentzsch<br />
der Intendant der Comödie, zu sehen. Beide<br />
teilen sich die restlichen acht Rollen<br />
und spielen jede Figur mit ihren Macken<br />
und Marotten in einem anderen Tonfall,<br />
so dass für den Zuschauer der Eindruck<br />
eines großen Ensembles entsteht.<br />
Den weiblichen Part der Besetzung übernimmt<br />
Dorothea Kriegl als Superstar<br />
Sarah, in die Alex verliebt ist. In der Comödie<br />
Dresden ist sie durch verschiedene<br />
Rollen (aktuell in „Dinner for one“ – ab<br />
27. <strong>März</strong> wieder zu sehen) schon bestens<br />
bekannt. Sie spielte, tanzte und schauspielerte<br />
sich quer durch Deutschland<br />
und freut sich jedes Mal auf die Comödie<br />
Dresden, in der sie seit 2011 („Des Kaisers<br />
neue Kleider“, Rock‘n‘Roll High School“,<br />
„Tussipark“ u.a.) immer wieder gern zu<br />
Gast ist. Durchschaut sie ihre „Freundin<br />
Alexandra“, outet sich Alexander oder<br />
wie geht das mit den beiden weiter? Einfach<br />
„Rubbeldiekatz“ anschauen.<br />
Regine Eberlein<br />
„Rubbeldiekatz“<br />
Comödie Dresden<br />
13. - 17.03.18<br />
www.comoedie-dresden.de<br />
Tickethotline: 0351 - 866 410<br />
UNSER FOCUS SIND IHRE AUGEN<br />
An unserer Klinik arbeiten wir mit Technologie in Bestform. Der neue Excimer-Laser für<br />
die Therapie von Fehlsichtigkeiten gilt als höchster Standard unter den Augenlasern.<br />
SmartSurfACE ist die innovative Oberflächenbehandlung, die ohne Berührung des Auges<br />
erfolgt. Ohne Klinge, ohne Flap – sanft und berührungslos wird die Fehlsichtigkeit durch<br />
die oberste Hornhautschicht hindurch abgetragen. Der Excimer Laser SCHWIND AMARIS<br />
führt die Sehkorrektur in einem einzigen Schritt durch. Die Laserkorrektur ist nicht nur<br />
deutlich schneller, präziser und sicherer als bisher – sie ist auch wesentlich angenehmer.<br />
In Kombination mit unserem neuesten Femtosekundenlaser ist sogar die Therapie von<br />
höherer Kurzsichtigkeit möglich. Mit Ziemer FEMTO LDV Z8 Laser wird in unserer Klinik<br />
auch Grauer Star operiert. Wieder scharf sehen ohne Brille durch LASERKORREKTUR.<br />
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Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde Fetscherstraße 74, 01307 Dresden<br />
augenlaserzentrum@uniklinik-dresden.de Telefon 0351 458 19133 | Telefax 0351 458 5320
Seite 6 | <strong>März</strong> <strong>2018</strong><br />
www.theatercourier.de<br />
THEATER<br />
Über Sieben Brücken<br />
Mehr Geld für Kultur in Sachsen<br />
Das Musical (Vom<br />
Schlager zum Ostrock)<br />
präsentiert die<br />
schönsten Songs<br />
aus dem Osten<br />
Ensemble des Musicals<br />
Die Atmosphäre der Wendezeit wird in<br />
dieser Musicalshow optisch und musikalisch<br />
umgesetzt. Alles live gesungen!<br />
Das Ostrock-Musical nach dem Buch<br />
von Wolfgang Liebisch (er erhielt dafür<br />
den Kulturpreis der Stadt Stendal)<br />
beamt das Publikum zurück in das Jahr<br />
1989. Noch macht der Fluchthelfer Micha<br />
aus Westberlin (Hardy Lang), das<br />
„große Geld“, nach dem Motto: „Die<br />
Deutsche-Mark in ihrem Lauf hält weder<br />
Ochs noch Esel auf“. Davon tief beseelt<br />
war sicher auch Nicole (Judith<br />
Zürcher), die weibliche Hauptrolle in<br />
„Über Sieben Brücken“, und der Musiker<br />
Tommy (Thomas B. Franz), ihr Freund.<br />
Geldgierig zocken Micha, der regelmäßig<br />
seine Tante Erna (Julia Lehmann) in<br />
Warnemünde besucht, und der Fluchthelfer<br />
Peter aus Sachsen (Torsten Ladwig)<br />
die beiden ab und riskieren einen<br />
tiefen Blick in die Abgründe einiger Ost-<br />
West-Probleme. Heißer Sommer, überfüllte<br />
Ostseestrände, „Ossis“ flüchteten<br />
in Massen über Ungarn in den Westen.<br />
Die Mauer fällt... Und plötzlich war alles<br />
erlaubt, Tabus purzelten reihenweise<br />
ins Nirvana – alles schien grenzenlos<br />
machbar zu sein.<br />
„Über sieben Brücken“ – Eine Liebesgeschichte<br />
aus dem Jahr 1989, die wohl<br />
einige an den ersten Tanz, den ersten<br />
Kuss, die erste Liebe erinnert...<br />
„Über Sieben Brücken“<br />
Kraftwerk Mitte | Dresden<br />
29.03.18<br />
www.ueber-sieben-bruecken.de<br />
1 . S Ä C H S I S C H E S M U N D A R T - T H E A T E R<br />
© PR/TALAS GmbH<br />
Sächsisches Kulturraumgesetz<br />
hilft Kleinen<br />
und Großen, in der<br />
Stadt und auf dem Land<br />
Schandfleck im ländlichen Raum<br />
© Eberlein<br />
Fakt ist: Kein Bundesland gibt so viel<br />
Pro-Kopf für Kultur aus wie Sachsen. Im<br />
Vorjahr waren das rund 213 Millionen<br />
Euro, über die das Staatsministerium für<br />
Wissenschaft und Kunst verfügen konnte.<br />
Für <strong>2018</strong> stehen 216,2 Millionen Euro<br />
zur Verfügung – und damit so viel wie<br />
noch nie. Doch reicht das?<br />
Damit werden vorwiegend die großen<br />
Kulturstaatsbetriebe (Staatliche Kunstsammlungen<br />
Dresden, Staatsbetrieb<br />
Säch sische Staatstheater mit Staatsoper/<br />
Staatsschauspiel Dresden, Staatliches<br />
Museum für Archäologie Chemnitz, Landesamt<br />
für Archäologie Sachsen u.a.) und<br />
diverse Einrichtungen und Stiftungen bedacht.<br />
Für die kulturellen „Leuchttürme“<br />
in Sachsen gibt es Tarife und regelmäßig<br />
Gelder für Investitionen.<br />
„Es werden immer nur die Großen bedacht,<br />
aber was ist mit den vielen kleinen<br />
kulturellen Einrichtungen und Projekten,<br />
die doch erst die kulturelle Vielfalt<br />
ausmachen?“ Genau das wird heftig diskutiert,<br />
denn so manchem, von den uneigennützig<br />
arbeitenden Machern mit<br />
größtem privaten, auch finanziellen Einsatz<br />
am Leben gehaltenem Projekt droht<br />
das Aus.<br />
Aufgrund der Kulturhoheit der Länder<br />
liegt die Zuständigkeit für Kunst und<br />
Kultur beim jeweiligen Bundesland. Als<br />
einziges hat Sachsen mit dem seit 1994<br />
bestehenden Kulturraumgesetz ein Instrument<br />
an der Hand, solidarisch regionale<br />
Kultureinrichtungen zu finanzieren.<br />
Dafür stehen dieses Jahr 94,7<br />
Millionen Euro zur Verfügung, das sind<br />
sechs Millionen mehr, als in einer Koalitionsvereinbarung<br />
vorgeschrieben.<br />
Sachsen wird in acht Kulturräume unterteilt:<br />
Die drei kreisfreien Städte Chemnitz,<br />
Dresden und Leipzig bilden jeweils<br />
einen urbanen Kulturraum. Dazu kommen<br />
fünf ländliche Kulturräume, gebildet<br />
jeweils aus zwei Landkreisen. Über<br />
die Förderung von Kultur einrichtungen<br />
und Projekten wird dort eigenverantwortlich<br />
entschieden. Sachsens Kunstministerin<br />
Eva-Maria Stange will damit<br />
vor allem ländliche Regionen stärken,<br />
sich um Musikschulen kümmern, den<br />
Instrumentenankauf fördern, die Landeskulturverbände<br />
stärken, Kulturbusse<br />
erhalten und sich um jenseits von Gut<br />
und Böse liegende Haustarife an Einrichtungen,<br />
Theatern und Orchestern kümmern.<br />
Viel Geld, genau drei Millionen<br />
Euro, davon wird erneut in den Betrieb<br />
der Landesbühnen GmbH fließen. Denn<br />
Deutschlands zweitgrößtes Reise theater<br />
verbucht mit seinen über 600 Veranstaltungen<br />
(u.a. im Stammhaus Radebeul,<br />
Felsenbühne Rathen, Dresdner Zwinger)<br />
jährlich über 200.000 Besucher.<br />
Sachsen hat 32 Musikschulen mit rund<br />
70.000 Schülern – Tendenz und Interesse<br />
steigend. „Das Land unterstützt mit<br />
rund sechs Millionen Euro sowohl große<br />
als auch kleinere ländliche Einrichtungen<br />
und beachtet dabei vor allem qualitative<br />
Faktoren“, so Stange. Wahrlich<br />
explodiert ist die Aktion „Jedem Kind ein<br />
Instrument“, kurz JeKi genannt. 2009 als<br />
Modellprojekt begonnen, ist es seit 2015<br />
ein dauerhafter Baustein für die kulturelle<br />
Bildung. Dafür wird eine Million<br />
Euro ausgegeben, die allerdings wegen<br />
der steigenden Schülerzahlen und der<br />
großen Nachfrage nicht mehr reicht.<br />
Fazit: Mehr Geld ist gut und schön, aber<br />
auch die Bedürfnisse steigen – leider<br />
nicht proportional zur Finanzspritze.<br />
Regine Eberlein<br />
Jetzt Tickets<br />
erhältlich!<br />
präsentiert das neue Bühnenstück:<br />
MALZAU BRAUT SICH<br />
Garantiert naturtrüb!<br />
Infos & Tickets:<br />
(03528) 48 70 70<br />
www.biertheater.de<br />
„Leuchtturm“ Semperoper Dresden<br />
© Eberlein
www.theatercourier.de<br />
<strong>März</strong> <strong>2018</strong> | Seite 11<br />
PREMIEREN<br />
THEATER<br />
THEATER PLAUEN-ZWICKAU<br />
DRESDNER KABARETT BRESCHKE & SCHUCH<br />
German History<br />
Ein Deutschland-Abend mit Texten von<br />
PREMIERE: 08.03.<strong>2018</strong><br />
Couching für Fortgeschrittene<br />
Mit Yvonne Dominik und Carsten Linke<br />
PREMIERE: 23.03.<strong>2018</strong><br />
Heiner Müller<br />
Jahre nach dem Krieg: Ein Aufstand gegen<br />
die Macht einer neuen Diktatur, die<br />
Platz machen wird für Utopielosigkeit<br />
und Überdruss am Konsum – Deutschland<br />
<strong>2018</strong>. Was ist deutsch? Da sind noch<br />
andere, andere Kulturen. Wer sind „die<br />
Anderen“? Und wer sind wir?<br />
Heiner Müller 1995: „Für mich hat Brecht<br />
den wichtigsten Satz 1920 geschrieben:<br />
Die Welt ist nicht schlecht, sondern voll.<br />
„Keiner oder alle“ – dieses Programm der<br />
Kommune geht nicht mehr. Jetzt heißt der<br />
Satz: Für alle reicht es nicht.“ Mit Texten<br />
aus „Die Schlacht“, „Die Hamletmaschine“,<br />
„Die Kanakenrepublik“ und „Krieg der Viren“<br />
von Heiner Müller spürt dieser Abend<br />
© Theaterfotograf Peter Awtukowitsch<br />
einem Jahrhundert deutscher Geschichte<br />
nach. Im Zeitstrahl von 1933 bis heute<br />
werden Kontinuitätslinien deutscher<br />
Denk- und Handlungsweisen erspürt und<br />
in Bezug zur heutigen Gegenwart gesetzt.<br />
Fläzen, lümmeln, rekeln hilft gegen<br />
unbequeme Zeiten. Alle wollen Rückgrat<br />
zeigen, jammern aber über Kreuzschmerzen.<br />
Jeder hat einen Standpunkt,<br />
probt sogar den Aufstand für die Rechte,<br />
für das Recht auf Freiheit, das Recht auf<br />
Wetter, steht für rechts vor links … Dagegen<br />
hilft nur: Setzen lassen, den Kaffee<br />
trinken, und dann kämpfen für die Waagerechte.<br />
Erleben Sie Yvonne Dominik<br />
als Powerfrau für das Entspannungsprogramm<br />
und Carsten Linke als drahtigen<br />
Trainer für motiviertes Versagen.<br />
Yvonne Dominik steht dabei erstmals für<br />
eine Produktion des Kabaretts auf der<br />
Bühne. Carsten Linke feierte bereits in<br />
„Striezelmarktwirtschaft 2017“ sein De-<br />
© Elisabeth Schuch-Wiens<br />
büt. Unter der Regie von Thomas Schuch<br />
versammelt das Programm Texte von<br />
Conny Molle, Philipp Schaller, Jörg Lehmann,<br />
Werner Koczwara und Thomas<br />
Schuch.<br />
SCHAUSPIELHAUS CHEMNITZ<br />
MITTELSÄCHSISCHES THEATER | DÖBELN<br />
Beautyland<br />
Eine Groteske von Bianca Hein<br />
PREMIERE: 16.03.<strong>2018</strong><br />
Jekyll & Hyde<br />
Musical von Frank Wildhorn und<br />
PREMIERE: 30.03.<strong>2018</strong><br />
Spieglein, Spieglein an der Wand, wer<br />
ist die Schönste im ganzen Land? Ihr,<br />
meine Königin, seid die Schönste im<br />
ganzen Land. Doch Schneewittchen<br />
hinter den sieben Bergen bei den sieben<br />
Zwergen ist tausendmal schöner als Ihr!<br />
Und genau da liegt das Problem! Es gibt<br />
immer eine, die schöner ist, die fitter<br />
ist, die dünner ist, die gerader und größer<br />
gewachsen ist, aber bitte auch nicht<br />
zu groß, sonst gibt’s Probleme bei der<br />
idealen Partnerwahl. All das ist leider<br />
kein Märchen, sondern Realität. Aber<br />
wer bestimmt eigentlich das Schönheitsideal<br />
unserer Tage und was schön<br />
und demnach gut ist? Und gelten da für<br />
Frauen andere Gesetze als für Männer?<br />
© Dieter Wuschanski<br />
In einer performativen Erkundungsreise<br />
durch das „Beautyland“ lenkt Autorin<br />
und Regisseurin Bianca Hein den<br />
Blick auf verschiedene Perspektiven von<br />
Schönheit.<br />
Leslie Bricusse<br />
Der Wissenschaftler Dr. Henry Jekyll ist<br />
fest davon überzeugt, ein Mittel erfunden<br />
zu haben, das es ermöglicht, das Böse vom<br />
Guten im Menschen zu trennen. Doch<br />
seine Arbeit findet keine Unterstützung,<br />
für zu riskant halten die Geldgeber Jekylls<br />
Ansatz. Nur seine Verlobte Lisa und sein<br />
Freund und Anwalt John halten fest zu<br />
ihm. Schließlich entscheidet sich Jekyll<br />
für einen Selbstversuch – er verwandelt<br />
sich in die dunkle Gestalt Edward Hyde,<br />
welcher fortan mordend durch die Straßen<br />
Londons zieht. Jekyll versucht den<br />
Wahnsinn aufzuhalten, doch Hyde, der<br />
seine gefährlichen Spielchen mit der Prostituierten<br />
Lucy treibt, wehrt sich. Lisa ist<br />
© Wieland Josch<br />
besorgt um ihren Verlobten und versucht<br />
ihn zur Besinnung zu bringen, während<br />
dieser für die verträumte Lucy immer<br />
mehr zum Verhängnis wird. Ein Wettlauf<br />
um Leben und Tod beginnt.<br />
WINTERSTEIN-THEATER ANNABERG<br />
STAATSSCHAUSPIEL DRESDEN<br />
Blossom Time<br />
Operette in drei Akten<br />
PREMIERE: 18.03.<strong>2018</strong><br />
Wo ein Vogel am schönsten singt<br />
Nach dem Roman von<br />
PREMIERE: 31.03.<strong>2018</strong><br />
Wien im Vormärz, alte Höfe, Biedermeiersalons<br />
und Hietzinger Gärten, der Herr<br />
Hofglasermeister Tschöll mit seinen drei<br />
Töchtern, die eifersüchtige Demoiselle<br />
Grisi vom Hoftheater und ihr Galan, der<br />
dänische Gesandte, Metternichs böhmakelnder<br />
Spitzel Nowotny, vier gutgelaunte<br />
Freunde und endlich Schubert selbst:<br />
tollpatschig, wienerisch, herzlich und<br />
gar nicht unähnlich dem Bild, das Zeitgenossen<br />
von ihm geben.<br />
Die „Dreimäderlhaus“-Partitur von Alfred<br />
Maria Willner und Heinz Reichert<br />
und der Musik von Heinrich Berté ist<br />
eine der erfolgreichsten Operetten und<br />
zeichnet sich vor anderen Bearbeitungen<br />
durch ihre absolute Unberührtheit aus.<br />
© Erzgebirgische Theater- und Orchester GmbH<br />
Die Geschichte von Franz Schubert und<br />
seinen Malerfreunden und deren glücklichen<br />
und unglücklichen Lieben zu den<br />
drei Schwestern hat Millionen von Menschen<br />
ergriffen.<br />
Alejandro Jodorowsky<br />
„Ob schön oder hässlich, bestimmen Sie,<br />
nicht das Nest. Die Wahrheit ist, dass<br />
dieses Häuschen zuäußerst auf einem<br />
schwachen Ast sitzt. Ein Gramm mehr<br />
und der Ast bricht. Doch wenn er das Nest<br />
auf einem dicken, sicheren Ast errichtet,<br />
kommen die Katzen. Das lehrt mich, dass<br />
es manchmal nicht gut ist, Sicherheit zu<br />
suchen, denn sie führt zum Tod. Dass es<br />
also besser ist, im Ungewissen zu leben.“<br />
Mit überbordender Fantasie erzählt der<br />
chilenische Autor, Schauspieler und Regisseur<br />
Alejandro Jodorowsky eine russisch-jüdische<br />
Einwanderungsgeschichte,<br />
die in der Geburt seiner selbst mündet.<br />
Die eigene Familie wird verlassen, wieder-<br />
© Sebastian Hoppe<br />
gefunden, vereint und gefeiert. Jede neue<br />
Generation versucht sich von der vorherigen<br />
zu lösen, um am Ende doch erkennen<br />
zu müssen, dass ein Vogel „am schönsten<br />
auf seinem Stammbaum“ singt.
Seite 12 | <strong>März</strong> <strong>2018</strong><br />
www.theatercourier.de<br />
THEATER<br />
Wenn Steine Geschichten erzählen könnten<br />
Reithalle, Keglerheim,<br />
Hotel, Jugendklub... und<br />
heute multifunktionales<br />
HAUS LEIPZIG<br />
Heute befindet sich in der Leipziger Weststadt<br />
auf der Elsterstraße 22-24 eine Veranstaltungslocation<br />
in Form eines multifunktionalen<br />
Kulturhauses mit moderner<br />
Küchen- und Schanktechnik, Ton- und<br />
Lichttechnik sowie variabler Raumkapazität<br />
für verschiedene Events – und was<br />
ganz wichtig ist – das Ganze heißt auch<br />
wieder „Haus Leipzig“.<br />
Eine Location zum Mieten: Haus Leipzig<br />
Ob es eine Weihnachtsfeier mit 150 Personen<br />
für ein mittelständisches Unternehmen<br />
oder ein Großevent wie Kongresse,<br />
Jugendweihfeiern, eine Gala, das<br />
Wave-Gotik-Treffen oder das traditionelle<br />
Neujahrssingen der Leipziger Gastronomen<br />
ist, im großen Saal von 730<br />
Quadratmeter können bei einem Stehempfang<br />
bis zu 1.500 Personen zu Gast<br />
sein. Wer das Haus allerdings bestuhlt<br />
mieten möchte, kann nur 800 Gäste einladen,<br />
zusätzlich stehen das untere Foyer<br />
mit 200 und das obere mit 300 Quadratmeter<br />
zur Verfügung. Die Bühne ist 12<br />
© Rechtnitz<br />
mal 6 Meter groß – alle anderen Fragen<br />
beantwortet Jennifer Nakoinz von Exclusiv<br />
Events Leipzig, die für die Vermarktung<br />
zuständig ist.<br />
Doch zurück zur Historie: Bereits 1888<br />
wurde auf dem Grundstück eine Reithalle,<br />
der Leipziger Tattersall, gebaut. 1927<br />
hatte die Unterbringungsstätte für Pferde<br />
ausgedient und das heute noch bestehende<br />
Gebäude auf einer Grundfläche<br />
von 1.500 Quadratmetern errichtet. Dort<br />
wurde das damals größte neuzeitliche<br />
Keglerheim Deutschlands eröffnet.<br />
Leider blieb das Haus von den Luftangriffen<br />
nicht verschont. Nachdem die<br />
Kriegsschäden beseitigt und das Gebäude<br />
instandgesetzt war, übernahm die sowjetische<br />
Intourist GmbH das Haus und<br />
baute es zu dem „Hotel Antifa“ um. Die<br />
ehemalige Keglerhalle wurde zum Tanzsaal<br />
für 600 Personen umfunktioniert.<br />
1953 in Staatseigentum übergegangen,<br />
hieß es jetzt „Haus Leipzig“. Von 1961 bis<br />
1989 beherbergte es den Zentralen Klub<br />
der Jugend und Sportler „Artur Becker“,<br />
getanzt wurde nach wie vor.<br />
Seit dem 1. Januar 1990 trägt das Gebäude<br />
erneut den Namen „Haus Leipzig“.<br />
Es wurde von der Stadt Leipzig bewirtschaftet,<br />
die es an den Sportverein Post<br />
Leipzig e.V. vermietete. Während dieser<br />
Zeit wurde der Tanzsaal renoviert und<br />
im Keller eine neue Kegelanlage eingebaut<br />
– die es ja in den Anfangsjahren<br />
schon mal gab. Unterschiedliche Verwaltungen<br />
folgten, 2014 wurde kräftig<br />
investiert und von da an vermarktete es<br />
die Exclusiv Events Leipzig. Betriebsleiterin<br />
Karla Wachsmuth freut sich, dass<br />
das Geschäftsmodell erfolgreich ist:<br />
„Tourgeschäfte werden von beiden Seiten<br />
weit im Voraus geplant. Wir haben<br />
jetzt schon Veranstaltungen für 2020<br />
und weiter gebucht.“<br />
Und so erlebt das alte, neue Haus Leipzig<br />
einen Reigen verschiedener Events,<br />
angefangen bei der Schallplatten- und<br />
CD-Börse (4. <strong>März</strong>), der Donavan-Show<br />
(11. <strong>März</strong>), dem Auftritt der Radeberger<br />
Bierhähne (13. April), dem Zwingertrio<br />
mit seiner Komikerparade (8. Mai), Staubkind<br />
(25. Mai), Gregor Meyle (8. Dezember)<br />
bis hin zum Vietnamesischen Neujahrsempfang,<br />
den Firebirds mit der Burlesque<br />
Show oder einer Duftausstellung...<br />
Regine Eberlein<br />
Haus Leipzig<br />
www.hausleipzig.com<br />
Tickethotline: 0341 - 52 90 30 52<br />
9. – 11. APRIL<br />
www.boulevardtheater.de<br />
BEST OF!<br />
Teil 1 – 6 im<br />
Schnellwaschgang<br />
KARTEN 0351 – 26 35 35 26 · MATERNISTRASSE 17 · 01067 DRESDEN
www.theatercourier.de<br />
<strong>März</strong> <strong>2018</strong> | Seite 13<br />
AUSSTELLUNG<br />
Voller Farben: Fulminantes Frühwerk des Expressionisten Carl Lohse im Albertinum<br />
Er fand schon früh seinen<br />
Stil und erlebte einen<br />
Schaffensrausch im sächsischen<br />
Bischofswerda<br />
Wer in diesen trüben Tagen zwischen<br />
„nicht richtig Winter“ und „Frühling noch<br />
nicht in Sicht“ ein Bedürfnis nach Farbe<br />
hat, sollte den Weg ins Albertinum finden.<br />
Dort ist jetzt – nach 2017 in Hamburg – die<br />
Ausstellung „Carl Lohse. Expressionist“<br />
im Klingersaal zu sehen. Hereinkommen<br />
– und man ertrinkt in Farben.<br />
Da ist sein „Blauer Junge“, der auch den<br />
Prospekt zur gemeinsamen Ausstellung<br />
der Staatlichen Kunstsammlungen<br />
Dresden und des Ernst Barlach Hauses<br />
Hamburg ziert: rot-orange Augenbrauen,<br />
eine hochgezogene orange Oberlippe,<br />
viel Weiß im Gesicht, umrahmt von<br />
Ocker, auf dem Kopf mischt sich noch<br />
blau hinzu, ebenso wie im Oberteil –<br />
und dazu der durchdringende Blick der<br />
eng stehenden Augen. Für das Porträt<br />
seines Maler-Freundes Erhard Hippold<br />
verwendete er fast nur knalliges, aggressives<br />
Rot. Staunend bleibt man vor<br />
seinen Porträtreihen (Männerkopf in<br />
Rot, Kahlkopf mit Brille, Sie und Porträt<br />
auf Gelb) stehen. Grüne Augenkleckse,<br />
ein knallrotes Gesicht, rosa Schattenflächen,<br />
oranger Hintergrund – so malte<br />
er den Schriftsteller Ludwig Renn,<br />
unrealistisch, aber erkennbar.<br />
Und dann sind da die zarten, fast pastelligen<br />
Bilder wie der „Erntewagen“,<br />
die „Fliegenden Felder“ oder die „Handschuhe“.<br />
Derselbe Maler? Ja, und noch<br />
dazu ist das Frühwerk des in Hamburg<br />
geborenen Carl Lohse (1895-1965) in<br />
den Jahren 1919 bis 1921 im sächsischen<br />
Bischofswerda entstanden. Nach dem<br />
ersten Weltkrieg fand er dort Hilfe<br />
und Unterstützung durch den kunstsinnigen<br />
Armaturenfabrikanten Karl<br />
Hebenstreit. Er malt wie der Teufel in<br />
kürzester Zeit rund 130 Bilder, erlebt<br />
einen wahren Schaffensrausch. Und<br />
entwickelt – gegen jede akademische<br />
Lehre verstoßend – Farbkombinationen,<br />
indem er Schatten nicht dunkler,<br />
sondern farbig macht und so schon<br />
sehr früh seine ganz eigene expressionistische<br />
Malweise fand. So entstanden<br />
auch Ansichten von Bischofswerda, z.B.<br />
„Kleine Stadt“, Bilder von Arbeitern wie<br />
die blau/grünen abstrakten Arbeitsabläufe<br />
in einer „Metalldreherei“ oder das<br />
„Fabrikgebäude“, auf einem heute noch<br />
vorhandenen Gelände am Ortseingang.<br />
Nach Ausstellungen 1920 in der Galerie<br />
Ernst Arnold in Dresden und 1921<br />
Carl Lohse „Kleine Stadt“ | 1920 © VG Bild-Kunst Besucher betrachten den „Blauen Jungen“ © David Pinzer<br />
bei Emil Richter kehrte er für Jahre in<br />
seine Heimatstadt Hamburg zurück.<br />
Erst 1929 zog er nach Bischofswerda<br />
und begann wieder zu malen, setzte<br />
von 1939 bis 1945 aus, ehe seine dritte<br />
Schaffensperiode begann. Wirtschaftlich<br />
wenig erfolgreich, musste er sich immer<br />
wieder damit auseinandersetzen, nicht<br />
gesellschaftskritisch genug zu malen.<br />
Bilder aus dieser Zeit sind realistischer<br />
und weicher gemalt, erreichen aber<br />
nicht das Dynamische, Schwungvolle,<br />
Reduzierte aus seinem Frühwerk. Carl<br />
Lohse lebte bis zu seinem Tod 1965 in<br />
Bischofswerda und wurde dort auf dem<br />
Alten Friedhof beerdigt.<br />
Mit der Ausstellung 2017 in Hamburg und<br />
derzeit in Dresden entdeckte die Kunstszene<br />
praktisch den Expressionisten Carl<br />
Lohse. Gezeigt werden Zeichnungen und<br />
Aquarelle aus dem Kupferstich-Kabinett<br />
Dresden und aus Privatbesitz – erstmals<br />
in diesem Umfang aus öffentlichen<br />
und privaten Sammlungen aus Ost- und<br />
Westdeutschland.<br />
Regine Eberlein<br />
Carl Lohse. Expressionist<br />
Albertinum | Dresden<br />
noch bis 15.04.18<br />
www.skd.museum.de<br />
Sonderausstellung: Falsche Früchte auf echtem Meissener Porzellan ®<br />
Was fasziniert uns<br />
seit Jahrzehnten am<br />
blau-weißen Dekor<br />
des Zwiebelmusters?<br />
In jedem gepflegten Haushalt fand sich<br />
früher etwas mit Zwiebelmuster – und<br />
wenn es nur eine Platte für die großen<br />
Familienfeiern, Pfeffer- und Salznäpfchen<br />
oder auch Plastedosen mit dem frischen<br />
blau-weißen Muster waren... Das<br />
Dekor war schon immer beliebt und fand,<br />
egal ob mit oder ohne Schwerter auf der<br />
Unterseite, seine Liebhaber. Doch wie<br />
entstand das „Zwiebelmuster“? Tränten<br />
etwa die Augen, wenn man echtes Meissener<br />
bezahlten musste?<br />
Eine Sonderausstellung in der Porzellan-<br />
Manufaktur Meissen geht auf die Geschichte<br />
ein und gibt Antwort auf viele<br />
Fragen. Kunsthistorisch kontrovers diskutiert<br />
ist das Zwiebelmuster bis heute<br />
ein Verkaufsschlager und fast so alt wie<br />
die Manufaktur selbst.<br />
Das erfolgreichste Blaudekor der Porzellangeschichte<br />
ist ein kobaltblaues Unterglasurdekor<br />
und wurde etwa ab 1730 nach<br />
fernöstlichen Vorbildern aus der frühen<br />
Ming-Zeit (1420) entwickelt. Unter anderem<br />
als „ordinair blau“ bezeichnet, wurde<br />
es um 1740 von mehreren Fayencefabriken<br />
übernommen. Doch erst ab 1768 interessierten<br />
sich auch andere Porzellanmanufakturen,<br />
wie zum Beispiel die KPM<br />
Berlin, dafür. Seltsamerweise war es im<br />
18. Jahrhundert kaum gefragt und wurde<br />
deshalb selten produziert. Auf sogenannten<br />
Aussteuerlisten wurden sieben Dutzend<br />
Tassen mit Tellern empfohlen.<br />
Ab 1850 bekam es seinen heutigen Namen<br />
und bald gehörte es auch auch in den<br />
wohlhabenden Bürgerhaushalten zum<br />
guten Ton, so ein Service zu besitzen,<br />
natürlich mit den gekreuzten Schwertern<br />
auf der Unterseite.<br />
Witzig ist, dass der Name eigentlich irreführend<br />
ist, denn Zwiebeln waren darauf<br />
ursprünglich nicht abgebildet. Vielmehr<br />
sind es Granatäpfel und Pfirsiche, die als<br />
Symbole der Fruchtbarkeit und Langlebigkeit<br />
dienten. Die Meißner Porzellanmaler<br />
nahmen eine andere chinesische<br />
Variante zum Vorbild: die drei gesegneten<br />
Früchte, Pfirsich, Zitrone und Granatapfel,<br />
aus dem dann die Zwiebel wurde.<br />
Und so stimmten dann endlich auch<br />
Optik und Name überein!<br />
Im Museum der Meissen Porzellan-Stiftung<br />
vereinen sich die frühesten Meissener<br />
Zwiebelmusterporzellane, geschaffen<br />
zwischen 1730 und 1739, deren anfängliche<br />
Fayencen und das chinesische Zwiebelmuster.<br />
Diese inspirierten nicht nur<br />
die Meissener Künstler. Nachahmungen<br />
Teller, unterglasurblaue Malerei, Meissen 1733-1735, © Meissen Porzellan-Stiftung<br />
und faszinierende Verfälschungen aus<br />
drei Jahrhunderten ergänzen die Sonderausstellung<br />
als kostbarer Teil dieser langen<br />
Geschichte.<br />
Erstmals zeigt eine Ausstellung hochkarätige<br />
Leihgaben aus privaten Sammlungen<br />
– diese Zusammenstellung eigener<br />
Stücke und ausgewählter Objekte<br />
aus öffentlichen Museen ist einmalig.<br />
Das Meissener Zwiebelmuster ist bis<br />
heute ein begehrtes Produkt und wird<br />
für Kunden aus aller Welt immer wieder<br />
neu interpretiert. Echtes Meissener<br />
Zwiebelmusterporzellan ist ganz einfach<br />
erkennbar. Seit 1888 darf nur die 1710 auf<br />
der Albrechtsburg Meißen per Dekret<br />
von August dem Starken gegründete<br />
Manufaktur die gemalte Schwertermar-<br />
© Foto: Herbert Boswank<br />
ke auf dem Zwiebelmuster im Fuß der<br />
Bambusstaude zusätzlich anbringen. Die<br />
gekreuzten Kurschwerter werden seit<br />
1731 verwendet, damals mussten alle in<br />
Meißen produzierten Porzellane mit einer<br />
Marke gekennzeichnet werden – sie<br />
lösten die AR-Marke (Augustus Rex) und<br />
den Merkurstab ab.<br />
Regine Eberlein<br />
„Falsche Früchte auf echtem Meissener.<br />
Zur Geschichte des Zwiebelmusters“<br />
Staatliche Porzellan-Manufaktur<br />
Meissen<br />
noch bis 31.12.18<br />
www.porzellan-stiftung.de<br />
Tickethotline: 03521 - 4 76 03 31
Seite 14 | <strong>März</strong> <strong>2018</strong><br />
www.theatercourier.de<br />
MUSIK<br />
Neuer Saal im Kulturpalast: ist eine Mischung aus „Schuhkarton“ und „Weinberg“<br />
<strong>TheaterCourier</strong> begab<br />
sich auf Führung<br />
„Durch die Foyers und<br />
den neuen Konzertsaal“<br />
„Machen Sie die Führung?“ wurde ich<br />
von einer älteren Dresdnerin am Treffpunkt<br />
schnell gefragt. Natürlich nicht,<br />
denn das kann keiner besser als Albrecht<br />
Hoch von Hochtouren Dresden.<br />
Für viele Termine, buchbar über www.<br />
dresdnerphilharmonie.de prangt schon<br />
ein „ausverkauft“. „Ja, der neue Kulturpalast<br />
ist bei Touristen und natürlich<br />
den Dresdnern sehr gefragt. Wir<br />
machen seit der Eröffnung im August<br />
2017 Führungen“, so der Dresdner Historiker<br />
und Gästeführer. Unsere Gruppe<br />
Konzertsaal im Kulturpalast Dresden<br />
ist komplett, einige Teilnehmer unterhalten<br />
sich auf Englisch, ein Ehepaar<br />
spricht Russisch. Los geht’s!<br />
Wir erfahren, dass unser „Kulti“ eine der<br />
wichtigsten Kulturbauten Deutschlands<br />
ist. Eigentlich wollte Walter Ulbricht<br />
Ende der 50er Jahre als Zeichen der sozialistischen<br />
Kultur der Arbeiterklasse einen<br />
Bau á la Lomonossow-Universität mit<br />
Turm bauen lassen – diesbezügliche Entwürfe<br />
wurden den Genossen in Moskau<br />
vorgelegt. Doch dann war der Wohnungsbau<br />
wichtiger. Jahre später einigte man<br />
sich auf einen abgeänderten Entwurf von<br />
Prof. Dr. Leopold Wiel. Der 102-Jährige<br />
Architekt lebt heute noch in Dresden. Die<br />
Ausführungsplanung und den Bau übernahm<br />
Architekt Wolfgang Hänsch.<br />
© Jörg Simanowski<br />
Zum 20. Geburtstag der DDR, am 7. Oktober<br />
1969, wurde der Bau mit der gefalteten<br />
Kupferhaube planmäßig, finanziell<br />
fast im Rahmen, festlich eröffnet und<br />
erfreute bis zur Schließung 2012 über<br />
30 Millionen Besucher. Eine Besonderheit<br />
war der multifunktionale Festsaal<br />
mit bis zu 2.435 Plätzen, der durch das<br />
„Kippparkett“ in einen Bankettsaal verwandelt<br />
werden konnte.<br />
„Bei der Rekonstruktion wurde entkernt,<br />
ansonsten aber vieles nur aufgearbeitet,<br />
denn der Bau steht unter Denkmalschutz“,<br />
so Albrecht Hoch. „Früher<br />
war der Teppich hier ,parteitagsrot‘,<br />
dann blau und heute korallenrot, ebenso<br />
das Gestühl im neuen Saal.“ Nach<br />
originalem Muster wurden die 6.000<br />
Deckenplatten neu gegossen, das Geländer<br />
durch Glasplatten auf den heutigen<br />
Stand der Baugesetze gebracht, die fünf<br />
Bronzetüren von Gerd Jaeger wieder in<br />
der gleichen (geschichtlich falschen)<br />
Reihenfolge eingebaut und auch das<br />
45 Meter lange Holzwandbild „Unser<br />
sozialistisches Leben“ von Heinz Drache<br />
und Walter Rehn ziert das Obergeschoss.<br />
Draußen darf man das jahrelang<br />
verhangene Wandbild „Weg der roten<br />
Fahne“ von Prof. Bondzin bestaunen.<br />
Dann geht es in das Herzstück, den Saal<br />
der Dresdner Philharmonie mit seinen<br />
1.760 Plätzen. „Es gibt zwei Grundformen<br />
für Konzertsäle – den kastenförmigen<br />
Schuhkarton – und den terrassenförmig<br />
angelegten Weinberg. Dieser Saal mit<br />
seiner Eule-Orgel hier ist eine Mischung<br />
davon.“, begeistert sich Hoch und geht<br />
ins Detail. Seinen idealen Platz („das<br />
dürfte ich eigentlich gar nicht verraten“)<br />
hat er sich im Anrecht gesichert:<br />
Ganz oben, letzte Reihe. „Hören Sie die<br />
Stille?“ – ja, es ist faszinierend.<br />
Um den Saal „winden“ sich die Räume<br />
der Zentralbibliothek und im Keller fand<br />
das Kabarett Die Herkuleskeule eine<br />
neue Heimat mit 300 Plätzen. „Oh, je,<br />
wieder überzogen“, meint Hoch nach 75<br />
Minuten. Irgendwie gehen hier die Uhren<br />
schneller...<br />
Kleiner Tipp: Nicht nur die Führung<br />
war ein „Hoch“-Genuss, sondern hinterher<br />
auch das Schälchen Heeßen und die<br />
runde Palastschecke in der „Palastecke“<br />
(Gaststätte vor der Zentralbibliothek).<br />
Regine Eberlein<br />
Kulturpalast Dresden<br />
www.kulturpalast-dresden.de<br />
Tickethotline: 0351 - 4 866 866<br />
GROSSE KUNST AUF<br />
KLEINER BÜHNE<br />
www.boulevardtheater.de<br />
Kati Grasse und Robert Jentzsch<br />
Der kleine Saal im<br />
Boulevardtheater Dresden<br />
KÄFIG- ODER BODENHALTUNG?<br />
Wie dressiere ich meinen Mann – Teil 2<br />
PAMPEL<br />
MUSE<br />
05. PREMIERE – 08.04. · 28.04.<br />
Ein musikalischer<br />
Herrenabend<br />
Swing Bell’s<br />
25. <strong>März</strong> 31. <strong>März</strong> · 5. Mai<br />
KARTEN 0351 – 26 35 35 26 · MATERNISTRASSE 17 · 01067 DRESDEN<br />
Drei Tage Konzerterlebnisse<br />
Vier Headliner für das<br />
Highfield Festival <strong>2018</strong><br />
Casper auf der Main Stage 2017<br />
© Robin Schmiedebach<br />
Das Line-Up für das Highfield Festival, das<br />
vom 17. bis 19. August neben den Headlinern<br />
Billy Talent, Marteria, Broilers und<br />
Die Fantastischen Vier viele weitere Musikgrößen<br />
nach Großpösna lockt, ist nun<br />
komplett. Und damit ist es offiziell: Alle<br />
Bands, die aufgrund des Unwetters in<br />
2017 nicht auftreten konnten, werden<br />
nun doch noch auf der Highfield-Bühne<br />
stehen.<br />
Nach zwölf erfolgreichen Jahren in Thüringen,<br />
findet das größte Indie-Rock-<br />
Festival Ostdeutschlands <strong>2018</strong> nun zum<br />
neunten Mal in Sachsen statt. Das Veranstaltungsgelände<br />
auf der Magdeborner<br />
Halbinsel am Störmthaler See bietet komfortabel<br />
Platz für das Drei-Tages-Festival<br />
mit Live-Konzerten von nationalen und<br />
internationalen Acts. Ebenso ist für ausreichend<br />
Campingfläche gesorgt, um die<br />
35.000 HIGHFIELD-Fans der vergangenen<br />
Jahre und mehr zu beherbergen.<br />
Highfield Festival <strong>2018</strong><br />
Störmthaler See | Großpösna<br />
17. - 19.08.18<br />
www.highfield.de<br />
Bisher bestätigte Bands:<br />
Billy Talent | Marteria | Broilers | Die<br />
Fantastischen Vier | Parov Stelar | Alligatoah<br />
| Dropkick Murphys | Mando<br />
Diao | The Hives | Bilderbuch | Kontra<br />
K | Editors | Clueso | Flogging Molly |<br />
Madsen | Dendemann | 257ers | Gogol<br />
Bordello | Bosse | Kettcar | Prinz Pi<br />
| The Wombats | Bad Religion | Antilopen<br />
Gang | Fünf Sterne deluxe |<br />
The Subways | Maximo Park | Gloria<br />
| Bausa | ZSK | Massendefekt | Zugezogen<br />
Maskulin | Sondaschule | Fjørt<br />
| Swiss und Die Andern | Razz | Adam<br />
Angst | Radio Havanna | Itchy | Alex<br />
Mofa Gang | 8kids
Seite 16 | <strong>März</strong> <strong>2018</strong><br />
www.theatercourier.de<br />
LEUTE, LEUTE<br />
GEWINNSPIEL<br />
KOLUMNE | Das letzte Wort hat ...<br />
Schauspieler, Comedian und Moderator Thomas Böttcher<br />
Da bleibt kein Auge trocken, wenn die<br />
tapfere Schneiderin auf dem Nähkästchen<br />
sitzt und über die Endlichkeit des<br />
Seins und die Unendlichkeit des Spiels<br />
sinniert.<br />
Wir verlosen 2x2 Tickets für „Gardi<br />
Hutter – Die Schneiderin“ am 7. <strong>März</strong><br />
<strong>2018</strong> im Boulevardtheater Dresden.<br />
© Stephan Bundi<br />
MACHEN SIE MIT<br />
und senden Sie uns eine E-Mail mit<br />
dem Kennwort „HumorZone“<br />
bis zum 1. <strong>März</strong> <strong>2018</strong> an:<br />
gewinnspiel@theatercourier.de<br />
AUSFLUGS<br />
Die Welt unter<br />
der Haut<br />
Tipp<br />
Im GRASSI Museum für Völkerkunde zu<br />
Leipzig ist die Ausstellung „GRASSI invites<br />
#4: Tattoo und Piercing – Die Welt<br />
unter der Haut“ zu sehen. Im vierten Teil<br />
der Ausstellungsreihe lädt das Museum<br />
Besucher ein, mit ihrer Körperkunst Teil<br />
der Ausstellung zu werden. Per Foto oder<br />
Video werden ganz persönliche Geschichten<br />
erzählt, aber auch Fragen beantwortet.<br />
„Tattoo&Piercing: (un)covered“ verbindet<br />
diese Geschichten mit historischen<br />
und aktuellen Sichtweisen der Welt.<br />
noch bis 08.04.18<br />
www.mvl-grassimuseum.de<br />
© PR<br />
Ins Wasser springen –<br />
auch wenn es kalt ist.<br />
Ja, man hört immer davon. Von diesen<br />
Umbrüchen und diesen Neuanfängen,<br />
von diesem Berg, vor dem man steht<br />
und wo man denkt, da komme ich niemals<br />
hoch. Und wenn ich es doch schaffen<br />
sollte, will ich eigentlich wissen, was<br />
auf der anderen Seite ist?<br />
Denn die gerade gemachte Erfahrung<br />
hat ja gezeigt, dass, wenn man wieder<br />
oben angekommen ist, geht es auf der<br />
anderen Seite bestimmt auch genauso<br />
wieder runter. Ich habe genau das im<br />
letzten Jahr erlebt. Nach 25 Jahren Radiomacherei<br />
in Sachsen war plötzlich<br />
Schluss damit. Und nun?<br />
Ich bin 52 Jahre alt und jeder weiß, das<br />
ist ein blödes Alter, um noch mal Anlauf<br />
zu nehmen. Für die meisten bist du zu<br />
alt und für dich selber hast du (hoffentlich)<br />
noch so viele Jahre, in denen was<br />
passieren soll und kann. Gerade in diesem<br />
Beruf. Also los. Hinsetzen, ditschen,<br />
mit dem Finger auf andere zeigen, sich zu<br />
Hause verkriechen, gilt nicht. Was sind<br />
deine Stärken, welche Träume hattest du<br />
noch? Was hast du in 25 Jahren Radio<br />
machen vernachlässigt?<br />
Als ich diese Analyse fertig hatte, war<br />
ich die Hälfte vom Berg schon oben.<br />
Ich wollte immer auf der Theaterbühne<br />
stehen. Dieser pure Kontakt zum Publikum,<br />
diese ehrliche Bewertung deiner Leistung,<br />
dieses 1 zu 1 hat mir immer wahnsinnig<br />
viel Spaß gemacht. Ich mache das bereits<br />
seit 16 Jahren im Radeberger Biertheater<br />
in verschiedenen Rollen und Stücken.<br />
Jetzt hatte ich gehofft, dieses Engagement<br />
ausbauen zu können. Es hat geklappt. Die<br />
Kollegen dort, namentlich will ich hier<br />
Jens Richter (Geschäftsführer – die Redaktion)<br />
nennen, aber auch all die anderen,<br />
gaben mir die Möglichkeit zu spielen.<br />
Wow. Ich darf Theater spielen. Ich liebe es.<br />
Ein anderer, lang gehegter Traum von mir<br />
war, alleine ein abendfüllendes Programm<br />
zu machen. Dafür war nie Zeit. Aber über<br />
was soll ich zwei Stunden alleine auf der<br />
THOMAS BÖTTCHER (52)<br />
Schauspieler, Comedian, Moderator<br />
Geboren in Delitzsch, lebt heute in Döbeln,<br />
gelernter Elektriker, startete als<br />
Resident DJ in einem Jugendklub und<br />
arbeitete seit 1992 als Radiomoderator<br />
bei verschiedenen regionalen Sendern.<br />
Seit 2002 moderiert und spielt er im<br />
Radeberger Biertheater.<br />
Termine für sein neues Soloprogramm<br />
„Lieber radioaktiv als im Radio aktiv“:<br />
02.03. | 20 Uhr | Stadttheater Kamenz<br />
03.03. | 20 Uhr | Unterirdische Welten DD<br />
04.03. | 17 Uhr | Stadtpark Frankenberg<br />
09.03. | 20 Uhr | Stadthalle Chemnitz<br />
www.der-böttcher.de<br />
Bühne reden? Wieder ein Berg am Berg.<br />
Aber auch hier gab es dann Laufhilfe.<br />
Holger Blum vom Radeberger Bierthea<br />
ter („Die Bierhähne“ – die Redaktion)<br />
nahm mich zur Seite und sagte: Erzähle<br />
deine Geschichte! Du hast so viel erlebt.<br />
Einen Titel für das Programm hatte<br />
er auch gleich: „Lieber radioaktiv als<br />
im Radio aktiv“. Mittlerweile steht das<br />
Programm und ich toure damit durchs<br />
Land. (Wo demnächst, lesen Sie hier.)<br />
Zum Theater und zum Soloprogramm<br />
kamen viele neue Dinge hinzu. Der alte<br />
Spruch: „Geht irgendwo eine Tür zu,<br />
geht auch wieder eine neue auf“ ist so<br />
was von richtig. Ich bin bestimmt noch<br />
nicht ganz oben auf dem Berg angekommen,<br />
aber es ist egal. Der Weg dahin ist<br />
spannend und steckt voller Abenteuer.<br />
Brüche im Leben sind gut und bergen<br />
die Chance auf Neues. Und man sollte<br />
keine Angst haben, ins Wasser zu springen<br />
– so kalt ist es am Ende gar nicht.<br />
Bis gleich! Thomas Böttcher<br />
IMPRESSUM<br />
<strong>TheaterCourier</strong>, Freiberger Str. 39, 01067 Dresden<br />
Telefon: 0351 - 65 29 62 13<br />
E-Mail: redaktion@theatercourier.de<br />
anzeigen@theatercourier.de<br />
layout@theatercourier.de<br />
Internet: www.theatercourier.de<br />
Verlag:<br />
Theater Courier Verlag UG<br />
(haftungsbeschränkt)<br />
Geschäftsführer Olaf Maatz<br />
Freiberger Str. 39, 01067 Dresden<br />
Layout | Satz:<br />
Julia Meißner | Claire Schneider<br />
Anzeigenvertrieb: Format Media GmbH<br />
Freiberger Str. 39, 01067 Dresden<br />
Druck:<br />
Dresdner Druck- und Verlagshaus<br />
GmbH & Co. KG<br />
Redaktionsschluss 12.02.<strong>2018</strong><br />
Für alle in diesem Heft aufgeführten Termine übernimmt<br />
der <strong>TheaterCourier</strong> keine Gewähr.