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Liebe hält gesund 01/18

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14 THEMA<br />

Endometriose: Was betroffene Frauen<br />

darüber wissen sollten<br />

Die gynäkologische Erkrankung ist bei Frauen im gebärfähigen Alter häufig –<br />

doch oft wird sie erst spät erkannt<br />

Die Zahl der Betroffenen ist<br />

hoch: Fast 15 Prozent der<br />

Frauen im gebärfähigen Alter<br />

leiden an Endometriose, einer chronischen<br />

Erkrankung, bei der sich Zellen<br />

der Gebärmutterschleimhaut auch<br />

außerhalb der Gebärmutter ansiedeln.<br />

Ebenso wie das Wachstum der Gebärmutterschleimhaut<br />

selbst, ist auch ihr<br />

Wachstum zyklusabhängig. Typische<br />

Symptome sind schmerz hafte Regelblutungen<br />

sowie Schmerzen beim Wasserlassen<br />

oder beim Stuhlgang.<br />

Ein weiteres häufiges Symptom ist die<br />

sogenannte „Dyspareunie“, der schmerzhafte<br />

Geschlechtsverkehr. Das Risiko,<br />

diese sexuelle Funktionsstörung zu entwickeln,<br />

ist bei Frauen mit Endometriose<br />

um das Neunfache erhöht. Studien zeigen,<br />

dass fast 50 Prozent von ihnen darunter<br />

leiden – wodurch ihre psychologische<br />

und psychosoziale Gesundheit stark<br />

gefährdet ist. Frauen mit Endometriose<br />

erleben Einschränkungen bei der Lust<br />

auf Sex, bei der Erregung und beim Orgasmus.<br />

Sie haben dadurch ein vermindertes<br />

Selbstwertgefühl als Frau, die Zufriedenheit<br />

mit der eigenen Sexualität<br />

sinkt und damit auch die Lebensqualität.<br />

Aus Angst vor Schmerzen meiden Betroffene<br />

den Geschlechtsverkehr oder brechen<br />

ihn ab. Zu den sexuellen Einschränkungen<br />

kommt die Sorge, dass der Partner<br />

leidet und die Beziehung in Gefahr<br />

gerät. Dennoch empfinden viele Frauen<br />

Scheu, mit ihrem Arzt darüber zu sprechen.<br />

Dabei ist in vielen Fällen Hilfe<br />

möglich.<br />

Dass die Endometriose zu Schmerzen<br />

beim Geschlechtsakt führt, liegt – zumindest<br />

anfangs – an organischen Veränderungen:<br />

Endometrioseherde, die sich im<br />

kleinen Becken, im Bereich der Scheidenwand<br />

oder am Halteapparat der Gebärmutter<br />

ansiedeln, führen zu einer lokalen<br />

Entzündungsreaktion und zu Vernarbungen.<br />

Vor allem bei der tiefen Penetration<br />

treten dadurch Schmerzen auf,<br />

die bei manchen Frauen noch Stunden<br />

bis Tage danach anhalten können. Oft<br />

wird die Ursache dieser Beschwerden zu<br />

spät erkannt: In Deutschland vergehen<br />

Frau Dr. med. Roxana<br />

Schwab (links) ist Oberärztin<br />

an der Klinik und Poliklinik<br />

für Geburtshilfe und<br />

Frauen<strong>gesund</strong>heit,<br />

Universitätsmedizin Mainz,<br />

mit einem Schwerpunkt für<br />

Gynäkologische Endokrinologie.<br />

Frau Prof. Dr. Annette<br />

Hasenburg (rechts) ist<br />

Direktorin der Klinik und<br />

Poliklinik für Geburtshilfe<br />

und Frauen<strong>gesund</strong>heit,<br />

Universitätsmedizin Mainz<br />

im Mittel bis zu sieben Jahre von den<br />

ersten Symptomen bis zur Diagnose. Diese<br />

langfristigen Beschwerden münden oft<br />

in einem Teufelskreis: Die Schmerzen<br />

werden chronisch und sind dadurch viel<br />

schwieriger zu behandeln.<br />

Ist die Endometriose als Ursache der<br />

Dyspareunie erkannt, ist häufig eine Abmilderung<br />

der Symptome möglich. Eine<br />

operative Entfernung der Endometrioseherde<br />

führt oft schon kurzfristig zu einer<br />

deutlichen Abnahme der Schmerzen.<br />

Dies spiegelt sich in einer verbesserten<br />

Sexualität und Lebensqualität wider. Leider<br />

ist die Endometriose eine chronische<br />

Erkrankung, so dass eine langfristige Therapie<br />

notwendig ist. Dazu gehört unter anderem<br />

eine hormonelle Therapie, die das<br />

Wiederauftreten zwar nicht verhindert,<br />

zumindest aber hinauszögern kann.<br />

Oft gehen Fragen zur sexuellen Gesundheit<br />

und Zufriedenheit im Praxisalltag unter.<br />

Dies ist zum einen dem Zeitdruck geschuldet,<br />

zum anderen der Befürchtung,<br />

die Patientin mit intimen Fragen zu belasten.<br />

Als behandelnde Ärzte sind wir gefordert,<br />

genau hinzuhören und feinfühlig<br />

nachzufragen. Denn die Betroffenen wissen<br />

oft nicht, an wen sie sich wenden<br />

können und ob Fragen zur Sexualität willkommen<br />

sind. Es gilt, diese Frauen rechtzeitig<br />

aufzufangen, zu therapieren und<br />

das Bewusstsein für dieses Krankheitsbild<br />

und seine negativen Auswirkungen zu<br />

erhöhen. Erste Hilfestellung und Beratung<br />

erhalten Sie bei den Experten des<br />

Informationszentrums für Sexualität und<br />

Gesundheit.

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