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Mein Rotes Kreuz 1/2018

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Österreichische Post AG MZ 02Z031122M; Österreichisches <strong>Rotes</strong> <strong>Kreuz</strong>, Wiedner Hauptstr. 32, 1040 Wien | Retouren an Postfach 555, 1008 Wien<br />

mein<br />

<strong>Rotes</strong><br />

MAGAZIN<br />

<strong>Kreuz</strong><br />

Vorarlberg Nr. 1g A März <strong>2018</strong><br />

Perfekte<br />

Begleiter?<br />

Wie Technik<br />

das Helfen verändert<br />

FÜR HILFE UND MENSCHLICHKEIT<br />

Coverfoto: ÖRK/Gianmaria Gava<br />

Sensible Pfoten<br />

Therapie mit Hunden<br />

Kampf dem Mist<br />

Ein Labor für Latrinen<br />

Nachbarsanitäter<br />

Schnell zur Stelle


ZU 99%<br />

IST DER<br />

HERD AUS.<br />

Ein Erste-Hilfe-Kurs<br />

lohnt sich zu 100%.<br />

Mit Unterstützung von:


3<br />

14<br />

EDITORIAL<br />

6<br />

iStockphoto.com, picturedesk.com/Victoria Bonn-Meuser<br />

INHALT<br />

01<br />

<strong>2018</strong><br />

4 Meldungen<br />

12<br />

6 Schwerpunkt:<br />

Neue Technik bietet Helfern neue Chancen.<br />

Der Mensch wird dadurch noch lange nicht überflüssig.<br />

8 Drei Innovationen, die das Helfen verändern<br />

9 Interview: ICAN-Direktorin Beatrice Fihn<br />

10 Engagement: Neue Ausbildung für Therapiehunde<br />

Drei Fragen an: Lebensretter Abdul Fakhouri<br />

11 <strong>Mein</strong>e Rettung: Sein Sohn rettete Martin Fink das Leben.<br />

12 Thema: Die Nachbarsanitäter des Roten <strong>Kreuz</strong>es leisten<br />

rasche Hilfe.<br />

13 Auszeichnung für couragierten Einsatz<br />

14 Gesundheit: Wer seine Muskulatur stärkt, kann aktiv zu<br />

einem gesunden Rücken beitragen.<br />

15 Betreutes Reisen <strong>2018</strong><br />

16 Im Einsatz: Ein Labor für den Mist<br />

17 <strong>Mein</strong>e Spende: Blut zum Leben<br />

E-Mail aus: Bangladesch<br />

18 Partner: Warum Firmen Gutes tun<br />

19 Sudoku | Kontakt<br />

Liebe Leserinnen, liebe Leser!<br />

Sie haben es sicher schon bemerkt:<br />

Die Rotkreuz-Zeitung sieht<br />

diesmal anders aus. Sie halten eine<br />

neu gestaltete Publikation in Händen,<br />

die sich zum Magazin gewandelt hat.<br />

Noch mehr Service, Tipps und<br />

spannende Geschichten waren unser<br />

Ziel: Ich hoffe, dass Sie damit Freude<br />

haben. Der neue Name – <strong>Mein</strong> <strong>Rotes</strong><br />

<strong>Kreuz</strong> – unterstreicht unseren<br />

Anspruch als Hilfsorgani sation, immer<br />

da zu sein, wenn Sie uns brauchen.<br />

Das Rote <strong>Kreuz</strong> muss mit der Zeit<br />

gehen – wie auch am Inhalt der<br />

ersten Ausgabe dieses Jahres<br />

erkennbar ist. Technik verbessert das<br />

Helfen. Aber bis uns einmal Roboter<br />

pflegen können, wird noch viel Zeit<br />

vergehen. Ich persönlich würde einen<br />

Therapiehund jedenfalls einem<br />

Kuschelroboter vorziehen.<br />

Der Auftrag des Roten <strong>Kreuz</strong>es<br />

erscheint mir auch im Zusammenhang<br />

mit Innovationen aktueller denn<br />

je, ja zeitlos zu sein: nämlich den<br />

Menschen immer in den Mittelpunkt<br />

zu stellen. In Zeiten des Wandels<br />

stehen wir dafür ein, an jene zu<br />

denken, die er am Ende betrifft.<br />

Ohne Ihre Unterstützung wäre das<br />

nicht möglich. Ich danke Ihnen dafür.<br />

Ihr<br />

UNIV.-PROF. DDR. Gerald Schöpfer<br />

Präsident des Österreichischen Roten <strong>Kreuz</strong>es<br />

IMPRESSUM<br />

Herausgeber, Medieninhaber und Verleger: Österreichisches <strong>Rotes</strong> <strong>Kreuz</strong> (ÖRK Einkauf und Service GmbH), Wiedner Hauptstraße 32, 1041 Wien.<br />

ZVR-Zahl: 432857691. Verlagsort: Wien. Mitglieder der Geschäftsleitung: Dr. Werner Kerschbaum, Mag. Michael Opriesnig. Vereinszweck: Das<br />

Österreichische Rote <strong>Kreuz</strong> bezweckt in seiner nationalen und internationalen Tätigkeit, menschliches Leid überall und jederzeit zu verhüten und zu lindern. Es ist bestrebt, Leben und<br />

Gesundheit zu schützen und der Würde des Menschen Achtung zu verschaffen. Es fördert gegenseitiges Verständnis, Freundschaft, Zusammenarbeit und einen dauerhaften Frieden<br />

unter allen Völkern gemäß den Grundsätzen der Internationalen Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung.<br />

Gesamtleitung: Mag. Thomas Marecek. Chefredaktion: Dr. Stefan Müller. Telefon: 01/589 00-352, E-Mail: redaktion@<br />

roteskreuz.at. CvD: Mag. Ursula Fraisl. Schlussredaktion: Mag. Michael Achleitner. Fotos: Österreichisches <strong>Rotes</strong> <strong>Kreuz</strong>,<br />

ÖRK/LV Vorarlberg. Für die Landesverbände: Tobias Mindler (B), Mag. Melanie Reiter (K), Mag. Sonja Kellner,<br />

Andreas Zenker, MSc, MBA (NÖ), Christian Hartl (OÖ), August Bäck, MBA, Lucas Kundigraber, BA (Stmk.), Ulrike Breuß,<br />

Mag. Ulrike Sperrer (V), Christian Listopad (W). Produktion: Info-Media GmbH, 1010 Wien, Tel.: 01/523 69 49. Grafische<br />

Gestaltung: Mag. Andrea Chadt. Lektorat: Wolfgang Dorninger, Mag. Sabine Wawerda. Druck/Herstellung: Oberndorfer<br />

Druckerei GmbH, Mittergöming 12, 5110 Oberndorf. Gedruckt auf um welt freund lichem Papier. Genderhinweis: Auf die<br />

gleich zeitige Ver wen dung männ li cher und weib li cher Per so nen be griffe wird verzichtet. Gemeint sind im Zweifelsfall beide<br />

Ge schlech ter. Erhalten Sie „MEIN ROTES KREUZ“ mehrfach? Rufen Sie einfach unsere Service-Nummer: 05522/77 000<br />

mein <strong>Rotes</strong> <strong>Kreuz</strong> | März <strong>2018</strong>


4<br />

MELDUNGEN<br />

Seifenblasen<br />

lässt Christopher Friedrich in<br />

einer Pause in Bangladesch<br />

fliegen: Das freut die Kinder<br />

im größten Flüchtlingscamp<br />

der Welt. Dort leben mehr<br />

als eine Million Menschen,<br />

die vor Gewalt aus Myanmar<br />

geflohen sind.<br />

Das Rote <strong>Kreuz</strong> bereitet<br />

Wasser auf und leistet Hilfe.<br />

SWE RC/AUT RC<br />

1,54<br />

Millionen Menschen sind in<br />

Österreich von Armut oder sozialer<br />

Ausgrenzung betroffen: 18 Prozent der Bevölkerung.<br />

Besonders gefährdet sind Alleinerziehende, kinderreiche<br />

Familien, Langzeitarbeitslose, Nicht-Österreicher und<br />

gering Qualifizierte. Sozialreformen sollten nicht auf<br />

Kosten der Ärmsten gemacht werden.<br />

(Quelle: Statistik Austria, EU-SILC 2016)<br />

ANGRIFFE SIND EINZELFÄLLE<br />

Respekt für Rettungskräfte. Zu<br />

Jahresbeginn haben Medien über<br />

Angriffe auf Rettungskräfte<br />

berichtet. Fakt ist, dass es sich dabei<br />

um Einzelfälle handelt und österreichweit<br />

der Respekt gegenüber<br />

den Rettungskräften groß ist. Das<br />

Rote <strong>Kreuz</strong> ist ein international<br />

anerkanntes Schutzzeichen. Es steht<br />

für neutrale und unabhängige Hilfe.<br />

NEUES MITGLIED<br />

Weltweit aktiv. Wir vom Roten<br />

<strong>Kreuz</strong> sind viele – und in fast allen<br />

Ländern der Welt vertreten.<br />

Mittlerweile gibt es beeindruckende<br />

191 (!) Rotkreuzund<br />

Rothalbmondgesellschaften:<br />

Neu dabei sind die<br />

Marshallinseln. Die<br />

Amtssprache dort ist<br />

Marshallesisch.<br />

WHATSAPP-BERATUNG<br />

Digitale Hilfe. Stress in der Schule,<br />

Probleme mit den Eltern oder in der<br />

Liebe? Die Telefon- und Onlineberatung<br />

„time4friends“ des Jugendrotkreuzes<br />

unter 0800 700 144 gibt es<br />

schon lange. Ab sofort können sich<br />

Jugendliche aber auch über die Applikation<br />

WhatsApp beraten lassen.<br />

Einfach eine Nachricht an<br />

0664/10 70 144 schreiben.<br />

Die Beraterinnen und Berater –<br />

zwischen 18 und 22 Uhr erreichbar –<br />

sind selbst Jugendliche und verweisen<br />

die Ratsuchenden bei Bedarf auch<br />

an andere Beratungsstellen. „So<br />

wollen wir noch mehr Jugendliche<br />

auf Augenhöhe erreichen“, sagt<br />

Jugendrotkreuz-Generalsekretärin<br />

Renate Hauser.<br />

iStockphoto.com<br />

mein <strong>Rotes</strong> <strong>Kreuz</strong> | März <strong>2018</strong>


5<br />

Neues Fahrzeugdesign<br />

Seit Anfang Oktober sind die ersten Rotkreuz-Fahr zeuge<br />

mit neuer Beklebung im Einsatz. Die wesentlichen Merkmale:<br />

bessere Sichtbarkeit durch die gelbe, Tag und Nacht reflektierende<br />

Folie, leichte Wiedererkennbarkeit durch das große<br />

Rotkreuz-Zeichen und der große AMBULANCE-Schriftzug.<br />

20 FORTBILDUNGEN<br />

FÜR FÜHRUNGSKRÄFTE<br />

Führung ist beim Roten <strong>Kreuz</strong> nicht<br />

nur im Einsatz bei der raschen Versorgung<br />

von Patienten und Betroffenen<br />

gefragt. Eine Organisation<br />

mit über 2000 ehrenamtlichen und<br />

beruflichen Mitarbeitern benötigt<br />

eine Struktur, die an den wesentlichen<br />

Punkten mit Führungspersonen<br />

besetzt ist, die planen,<br />

Entscheidungen treffen und ihre<br />

Mitarbeiter motivieren.<br />

PRO JAHR werden rund 20 KURSE<br />

FÜR FÜHRUNGSKRÄFTE angeboten,<br />

ein Teil davon ist verpflichtend<br />

zu absolvieren.<br />

DAS KERNTEAM des Bildungs -<br />

centers bilden 9 MITARBEITER.<br />

Dazu kommen 50 AUSBILDNER<br />

UND TRAINER im Bereich der<br />

internen Fachausbildung sowie<br />

100 LEHRKRÄFTE für Erste Hilfe.<br />

24 STUNDEN BEREITSCHAFT<br />

Die Rotkreuz-Jugendgruppe der<br />

Ab teilung Bludenz-St. Gallenkirch-<br />

Sonn tag organisierte gemeinsam mit<br />

den Wasserrettungen Bludenz und<br />

Bregenz den beliebten 24-Stunden-<br />

Tag. Simuliert wurden verschiedenste<br />

Szenarien: eine Personensuche im<br />

Fluss, ein Großunfall und ein<br />

nächtlicher Bootsbrand. Dabei<br />

konnten die Kinder und Jugendlichen<br />

unter Aufsicht und Anleitung<br />

von Gruppen leitern ihr Können<br />

unter Beweis stellen.<br />

ROTKREUZ-<br />

MITGLIEDSCHAFT <strong>2018</strong><br />

Das Rote <strong>Kreuz</strong> Vorarlberg bietet<br />

der Bevölkerung 365 Tage im Jahr<br />

rund um die Uhr Sicherheit und<br />

Hilfe.<br />

Als größte Hilfsorganisation des<br />

Landes ist der Verein auf Spenden<br />

angewiesen. Diese werden beispielsweise<br />

für die umfassende Ausbildung<br />

der engagierten ehrenamtlichen<br />

Mitarbeiter verwendet.<br />

Ab einem jährlichen Beitrag von<br />

24 Euro zählt man zu den Rotkreuz-<br />

Mitgliedern. Dafür gibt es Nachlass<br />

auf den Kindernotfallkurs, den<br />

Basiskurs „Pflege und Betreuung in<br />

der Familie“, auf die Installationskosten<br />

eines Rufhilfegerätes sowie<br />

bei Wunsch- oder Verlegungstransporten.<br />

Rotkreuz-Mitgliedschaften sind<br />

sowohl für Einzelpersonen als auch<br />

für Familien möglich.<br />

MEIN KONTAKT<br />

Interesse an einer Mitgliedschaft?<br />

Die Mitarbeiter im Landesverband<br />

beraten Sie gerne!<br />

05522/77000<br />

marketing@v.roteskreuz.at<br />

www.roteskreuz.at/vorarlberg<br />

MEDIArt/Andreas Uher<br />

mein <strong>Rotes</strong> <strong>Kreuz</strong> | März <strong>2018</strong>


6<br />

SCHWERPUNKT<br />

Fotos: ÖRK/Gianmaria Gava, picturedesk.com/Victoria Bonn-Meuser<br />

Hilfe, aber<br />

kein Ersatz<br />

Neue Technik bietet Helfern neue Chancen.<br />

Der Mensch wird dadurch noch lange nicht überflüssig.<br />

Roboter machen das Bett,<br />

helfen bei der Pflege, bringen<br />

den Müll hinaus und<br />

passen auf, dass uns nichts<br />

passiert. Noch ist das ein Zukunftsszenario,<br />

aber die Zukunft kommt<br />

schneller, als man denkt. Digitalisierung<br />

und Technik verändern die Art<br />

und Weise, wie Menschen leben und<br />

miteinander umgehen. Hilfsorganisationen<br />

müssen sich darauf einstellen<br />

und neue Chancen nutzen. Was bedeutet<br />

das konkret, und in welchen<br />

Bereichen zeichnet sich bereits ein<br />

Wandel ab?<br />

Noch haben Pflegeroboter nicht<br />

Einzug gehalten in Österreich, obwohl<br />

es schon vielversprechende Projekte<br />

gab. Im Wiener Haus der Barmherzigkeit,<br />

einem Pflegeheim, kamen<br />

seit 2013 die Assistenz-Roboter<br />

„Henry“ und „Hobbit“ zum Einsatz.<br />

Sie begleiteten Menschen durch die<br />

Gänge, spielten und sprachen mit<br />

ihnen und schlugen Alarm, wenn jemand<br />

stürzte.<br />

Keine Berührungsängste<br />

„Die Leute waren vor allem begeistert,<br />

dass Roboter etwas vom Boden aufheben<br />

konnten“, sagt Markus Vincze,<br />

Professor am Institut für Automatisierungs-<br />

und Regelungstechnik der<br />

TU Wien. Die Bedienung über Sprache<br />

und Touchscreen sei kein Problem<br />

gewesen. „Ich denke, Assistenz-<br />

Systeme werden in absehbarer Zeit<br />

mein <strong>Rotes</strong> <strong>Kreuz</strong> | März <strong>2018</strong>


7<br />

Die Roboter-Robbe „Paro“ wird bei der Therapie von Demenzkranken<br />

eingesetzt<br />

ganz normal sein. Roboter werden<br />

uns zu Hause unterstützen, zusammenräumen,<br />

uns helfen, fit zu bleiben,<br />

und im Notfall Alarm schlagen. Aber<br />

Menschen pflegen werden sie noch<br />

lange nicht können.“ Vor allem die<br />

Entwicklung dazu tauglicher Arme<br />

macht in der Forschung Probleme.<br />

Berührungsängste mit „Henry“<br />

und „Hobbit“ habe es keine gegeben,<br />

bestätigt Christoph Gisinger,<br />

Altersforscher an der Donau-Universität<br />

Krems und Institutsdirektor der<br />

„Haus der Barmherzigkeit“-Gruppe.<br />

Für mehr Akzeptanz wurden die<br />

Maschinen mit Augen, einem Kopf<br />

und einem Körper versehen – aber<br />

nicht um Pfleger zu imitieren. „Aus<br />

» Roboter werden uns zu<br />

Hause unterstützen. Aber<br />

Menschen pflegen werden<br />

sie noch lange nicht können.<br />

PROF. MARKUS VINCZE, TU WIEN<br />

Studien wissen wir, dass Menschen<br />

Roboter ablehnen, die einem Menschen<br />

täuschend gleichen.“ Alleine<br />

aus Nutzersicht dürften Pflegekräfte<br />

aus Fleisch und Blut also unerlässlich<br />

bleiben. Auch Liebe und Mitgefühl<br />

werden einer Maschine schwer beizubringen<br />

sein. Umgekehrt können<br />

Roboter aber sehr wohl Gefühle auslösen,<br />

wie die Roboter-Robbe „Paro“:<br />

Sie gibt Laute von sich, um Demenzpatienten<br />

bei Laune zu halten. Das<br />

Rote <strong>Kreuz</strong> nutzt andere technische<br />

Mittel, um bereits die Entstehung<br />

von Demenz zu bremsen.<br />

Spielerisch gegen Demenz<br />

In einem neuen Projekt nehmen geschulte<br />

Freiwillige bei ihren Hausbesuchen<br />

ein Tablet mit, um mit den<br />

Menschen interaktive Übungen zu<br />

machen, ihre Sinne zu stimulieren<br />

und sie geistig fit zu halten. Amicasa<br />

heißt die Software, die Joanneum<br />

Research in Kooperation mit<br />

der Firma Famel und dem Sozialverein<br />

Deutschlandsberg entwickelt<br />

hat. Das Projekt wird mit<br />

60 Personen in Kärnten,<br />

Niederösterreich und der<br />

Steiermark getestet. Das<br />

Geld dafür stammt aus<br />

der neuen „Aus Liebe<br />

zum Menschen Stiftung“<br />

zur Förderung innovativer<br />

Projekte.<br />

„Der Einsatz von Technik<br />

kann die Lebensqualität<br />

älterer und pflegebedürftiger<br />

Menschen verbessern“,<br />

sagt Monika Wild, Leiterin des Bereichs<br />

Einsatz und Gesundheit beim<br />

Roten <strong>Kreuz</strong>. „Wichtig ist nur, dass<br />

sie ihre Ängste und Anliegen äußern<br />

können und die Selbstbestimmung<br />

gewahrt bleibt.“<br />

Lesen Sie weiter auf Seite 8<br />

Schnellere Rettung<br />

Wie Apps dabei helfen, das Netz<br />

der Hilfe dichter zu machen.<br />

Österreich hat einen zuverlässigen<br />

Rettungsdienst. Das Netz an<br />

Rotkreuz-Dienstposten ist durch<br />

39.559 Freiwillige so dicht, dass jeder<br />

Patient durchschnittlich in circa acht<br />

bis 15 Minuten mit der Rettung und in<br />

12 bis 20 Minuten mit einem Notarzteinsatzfahrzeug<br />

erreichbar ist.<br />

Zusätzlich werden in Notfällen<br />

sogenannte First Responder alarmiert<br />

– ausgebildete Sanitäter und Rettungskräfte,<br />

die sich zufällig in der Nachbarschaft<br />

befinden und noch schneller am<br />

Notfallort sein können, um Erste Hilfe<br />

zu leisten.<br />

Sanitäter werden per Mobiltelefon<br />

über Einsätze informiert<br />

Immer öfter passiert das über Apps –<br />

diese kleinen Programme auf unseren<br />

Smartphones. In der Steiermark oder<br />

in Vorarlberg etwa schickt die<br />

Leitstelle bei der Alarmierung der<br />

Rettung zugleich eine Nachricht an die<br />

App aller Sanitäter, die sich zufällig in<br />

der Nähe befinden. Das geschieht<br />

automatisch. Wer per Knopfdruck<br />

bestätigt, dass er Soforthilfe leisten<br />

kann, eilt zum Unfallort. Ein System,<br />

das ausbaufähig ist.<br />

mein <strong>Rotes</strong> <strong>Kreuz</strong> | März <strong>2018</strong>


8<br />

SCHWERPUNKT<br />

Fortsetzung von Seite 7<br />

Neue technische Möglichkeiten geben<br />

Helfern die Chance, noch rascher<br />

und effizienter vorzugehen. Am deutlichsten<br />

wird das im Rettungs- und<br />

Katastrophenhilfsdienst. Land Rover<br />

hat für das Rote <strong>Kreuz</strong> ein Fahrzeug<br />

gebaut, das mit einer Drohne ausgestattet<br />

ist. Auf Knopfdruck schwirrt<br />

sie los, um die Retter auf dem Boden<br />

mit Live-Bildern aus der Luft zu versorgen.<br />

Das kann bei Akuthilfe nach<br />

Katastrophen oder der Suche nach<br />

Vermissten nützlich sein, um sich ein<br />

besseres Bild der Lage zu verschaffen.<br />

Dieser Tage rollt das umgebaute<br />

Auto für die ersten Tests nach Österreich.<br />

Nicht alles nur positiv<br />

Auch in anderen Gebieten eröffnen<br />

sich Chancen – beispielsweise in<br />

der internationalen Zusammenarbeit.<br />

In Nepal hat das Rote <strong>Kreuz</strong><br />

Satellitendaten auswerten lassen,<br />

um Häuser zu lokalisieren und den<br />

Standort von Brunnen besser planen<br />

zu können.<br />

Doch es gibt auch Bereiche, die<br />

Hilfsorganisationen unter Zugzwang<br />

Testeinsatz am Erzberg: Land Rover hat für das Rote <strong>Kreuz</strong> ein Auto mit Drohne entwickelt<br />

bringen. Die Vernetzung von Personen<br />

über ihre Computer könnte<br />

– wie vergangenes Jahr nach einem<br />

schweren Erdbeben in Mexiko –<br />

dazu führen, dass sie sich öfter über<br />

Online-Plattformen direkt darüber<br />

verständigen, welche Hilfsgüter wo<br />

gebraucht werden und wer sie bereitstellt.<br />

Das würde unter Ausschluss<br />

der bewährten Hilfsorganisationen<br />

passieren, die ihre Rolle mitunter<br />

überdenken werden müssen.<br />

Noch ist das zwar kein großes Thema,<br />

und der technische und digitale<br />

Wandel wirft erst seine Schatten<br />

voraus. Aber die Zukunft nimmt bereits<br />

Formen an.<br />

STEFAN MÜLLER B<br />

Land Rover<br />

Drei Innovationen, die das Helfen verändern<br />

1 DROHNEN<br />

Hilfe aus der Luft. Nicht nur<br />

das Rote <strong>Kreuz</strong> testet Drohnen:<br />

An der Atlantikküste in Frankreich<br />

nutzt sie die Wasserrettung, um<br />

Schwimmhilfen über Ertrinkenden<br />

abzuwerfen. In Ruanda bringen sie<br />

Blutkonserven und Medikamente<br />

in schwer zugängliche Gebiete. In<br />

Schweden haben Forscher sogar Defibrillatoren<br />

in Drohnen gepackt, die<br />

bei einem Herzstillstand anschwirren,<br />

wenn der Notarzt zu lang<br />

brauchen würde. Eine Studie hatte<br />

gezeigt, dass das etwa in einem<br />

Badeort bei Stockholm sinnvoll ist,<br />

wo jedes Jahr Tausende Schweden<br />

Urlaub machen.<br />

Mittels Telemedizin werden etwa<br />

Blutdruckwerte online direkt an den<br />

behandelnden Arzt übermittelt<br />

2 GEOINFORMATIONSSYSTEME<br />

Unterstützung durch Daten. Geografische Informationssysteme<br />

(GIS) sind rechnergestützte Anwendungen,<br />

die raumbezogene Daten verarbeiten. Ihr Potenzial<br />

zeigt ein vor Kurzem abgeschlossenes Forschungsprojekt<br />

des Roten <strong>Kreuz</strong>es mit der Universität Salzburg. Dabei<br />

iStockphoto.com<br />

wurden Radar- und Satellitenbilder<br />

teilweise automatisch ausgewertet,<br />

um den richtigen Standort für<br />

Brunnen in Nepal zu ermitteln. Mit<br />

der Technik kann man Häuser zählen,<br />

auf die Größe der Bevölkerung<br />

hochrechnen oder Camps vermessen.<br />

3D-Modellierung dient dazu,<br />

mehr über die Beschaffenheit von<br />

städtischen Gebieten zu erfahren.<br />

Das Rote <strong>Kreuz</strong> will den Einsatz von<br />

GIS-Systemen bei Projektentwicklungen<br />

stärker berücksichtigen.<br />

3 TELEMEDIZIN<br />

Betreuung in Echtzeit. Ein<br />

weiterer Zukunftstrend ist Telemedizin<br />

– die Online-Übermittlung<br />

von Patientendaten an behandelnde<br />

Ärzte. In der Steiermark hat das Rote <strong>Kreuz</strong> in der<br />

mobilen Pflege und Betreuung das Pilotprojekt „Simone“<br />

abgeschlossen. Mit Erfolg. Dabei übermittelten Diabetes-<br />

Patienten etwa Blutdruck- und Zuckerwerte an ihre<br />

behandelnden Ärzte. Das spart Arztbesuche und entlastet<br />

die Mediziner.<br />

mein <strong>Rotes</strong> <strong>Kreuz</strong> | März <strong>2018</strong>


INTERVIEW<br />

9<br />

ICAN<br />

Zum Verrücktwerden<br />

Beatrice Fihn hat mit dem NGO-Bündnis ICAN den Friedensnobelpreis erhalten.<br />

Über ihren Kampf gegen Atomwaffen und die Angst vor einer Katastrophe.<br />

Haben Sie schon immer für die<br />

Abschaffung von Atomwaffen<br />

gekämpft?<br />

Das geschah mehr durch Zufall. Ich<br />

hatte mich für internationale Beziehungen,<br />

die Menschenrechte und den<br />

Klimawandel interessiert. Dann schickte<br />

mich die Internationale Frauenliga<br />

für Frieden und Freiheit nach Genf,<br />

um über UNO-Verhandlungen zu<br />

Nuklearwaffen zu berichten. Es hat<br />

mich fasziniert, wie Bürokraten über<br />

diese ungeheuren Waffen sprachen,<br />

die uns alle töten können. Das Paradox<br />

war so bizarr.<br />

ICAN hat einen Vertrag zur<br />

Abschaffung von Atomwaffen initiiert,<br />

aber die Atommächte unterschreiben<br />

nicht. Sind Sie eine Gruppe von<br />

Träumern?<br />

Nein, wir sind die Realisten. Es<br />

stimmt, diese Staaten werden nicht<br />

abrüsten, bis es in ihrem Interesse<br />

liegt, das zu tun. Deshalb müssen<br />

wir Druck auf sie ausüben, und ich<br />

glaube, der Rest der Welt hat eine<br />

Menge Kraft dazu – um diese Waffen<br />

öffentlich zu diskreditieren.<br />

Hilft der Friedensnobelpreis dabei?<br />

Ja, weil wir jetzt ein viel größeres<br />

Publikum erreichen. Die Leute interessieren<br />

sich seit langer Zeit wieder<br />

für das Thema. Sie müssen verstehen,<br />

dass die Risiken stark wachsen und<br />

es Zeit ist, zu handeln.<br />

Warum scheinen Atomwaffen wieder<br />

wichtiger in der Politik zu werden?<br />

Sie waren immer schon ein Symbol<br />

der Macht. Manche Führer glauben<br />

sie zu brauchen, um Stärke zu zeigen.<br />

Das ist erbärmlich – man könnte<br />

es auch als Zeichen von Schwäche<br />

sehen. Andere Nationen halten sich<br />

an etwas fest, von dem sie glauben,<br />

dass es Sicherheit bringt, während<br />

Atomwaffen in Wirklichkeit mehr<br />

Unsicherheit bedeuten.<br />

Manche sagen, sie brächten<br />

Abschreckung und Stabilität.<br />

Atomwaffen verletzen das Völkerrecht,<br />

weil sie gebaut wurden, um<br />

Hunderttausende Zivilisten abzuschlachten.<br />

Es ist fast unmöglich, sie<br />

einzusetzen. Wenn man daran denkt,<br />

nehmen Diskussionen über ihre<br />

Funktion meist eine andere Richtung.<br />

Das Rote <strong>Kreuz</strong> unterstützt diese Sicht.<br />

Nach einer Nuklearexplosion Hilfe<br />

zu leisten wäre wie ein Einsatz nach<br />

einer schrecklichen Naturkatastrophe,<br />

die man nicht kontrollieren kann. Aber<br />

wir können Atomwaffen kontrollieren.<br />

Wir haben die Macht, zu entscheiden,<br />

ob sie da sein sollten oder nicht.<br />

Haben Sie Angst?<br />

Natürlich habe ich Angst. Die meisten<br />

der heutigen Atomwaffen sind<br />

viel größer als jene von Hiroshima<br />

oder Nagasaki. Wir sorgen uns um<br />

Nordkorea oder den Iran. Aber in<br />

diesem Moment fahren zehn US-U-<br />

Boote durch die Meere – jedes von<br />

ihnen hat Atomwaffen mit der Explosivkraft<br />

von sieben Zweiten Weltkriegen<br />

an Bord. Im Zweiten Weltkrieg<br />

starben 60 Millionen Menschen.<br />

Ich nehme an, Russland, China und<br />

Großbritannien haben ähnliche Kapazitäten.<br />

Das sollte die Leute verrückt<br />

machen! Wenn wir Atomwaffen<br />

behalten, werden sie eines Tages<br />

explodieren.<br />

B<br />

ZUR PERSON<br />

Beatrice Fihn (35),<br />

Direktorin von ICAN<br />

2017 nahm sie für die Kampagne zur<br />

Abschaffung von Atomwaffen (ICAN)<br />

den Friedensnobelpreis entgegen.<br />

Zuvor war sie für NGOs tätig. Die<br />

Juristin stammt aus Schweden.<br />

mein <strong>Rotes</strong> <strong>Kreuz</strong> | März <strong>2018</strong>


ENGAGEMENT<br />

10<br />

3<br />

FRAGEN<br />

AN<br />

Therapiehunde können Brücken zu<br />

Menschen bauen. Beim Roten <strong>Kreuz</strong><br />

gibt es jetzt einen Kurs für sie.<br />

Abdul Fakhouri<br />

Schüler und Lebensretter<br />

Geboren 1999 in Damaskus, floh er 2015<br />

nach Österreich. Abdul ist Schüler im<br />

BORG Neulengbach, Sanitäter beim<br />

Roten <strong>Kreuz</strong> und Rettungsschwimmer.<br />

Wie sind Sie Freiwilliger geworden?<br />

Schwimmen und Lernen sind<br />

wichtig für mich, ich bin Wasserballer.<br />

Da im Schwimmverein<br />

St. Pölten kein Platz war, wurde ich<br />

zur Wasserrettung geschickt. Eine<br />

tolle Erfahrung! Ich treffe nette<br />

Leute, lerne die Sprache und Kultur<br />

und kann etwas zurückgeben. Erste<br />

Hilfe interessiert mich. In meiner<br />

ersten Praktikumswoche im Sommer<br />

2016 habe ich einen ebenfalls<br />

Geflüchteten aus dem Ratzersdorfer<br />

See vor dem Ertrinken gerettet.<br />

Denkt man da auch an die<br />

Toten im Mittelmeer?<br />

Man macht sich schon Gedanken.<br />

Jemand flüchtet vor dem Krieg,<br />

überlebt viele Gefahren und verliert<br />

an einem schönen See in Österreich<br />

fast sein Leben. Das ist Wahnsinn,<br />

aber so ist das Leben. Man weiß<br />

nicht, was kommt.<br />

Verstehen Sie, dass viele Menschen<br />

negativ über Flüchtlinge denken?<br />

Ja. Es gibt in jedem Land gute und<br />

schlechte Menschen. Viele freuen<br />

sich auch, wenn sie merken, dass<br />

der Rettungs-Sani Ausländer ist.<br />

Eines habe ich gelernt: Generalisieren<br />

ist etwas Schreckliches. Und<br />

Menschlichkeit erlernt man im<br />

Dienst, bei Einsätzen. Das wird mir<br />

auch in Zukunft helfen – wenn ich<br />

hoffentlich Medizin studieren kann.<br />

Ein Hecheln<br />

für ein Lächeln<br />

Monika redet nicht viel, sie ist<br />

geistig beeinträchtigt. Ihre<br />

Tage sind meist wenig abwechslungsreich.<br />

Morgens steht sie<br />

auf, setzt sich zu den anderen im<br />

Wohnheim oder arbeitet mit Holz.<br />

Doch heute ist sie aufgeregt. Eleonora<br />

Stidl hat sie abgeholt, um mit ihr<br />

zum Such- und Therapiebegleithundezentrum<br />

des Roten <strong>Kreuz</strong>es Schwechat<br />

nach Mannswörth zu fahren.<br />

Am Ende eines Feldweges neben der<br />

Autobahn wartet ein besonderes Wesen<br />

auf sie. Der Hund, der sie dazu<br />

brachte, sich zu öffnen und besondere<br />

Momente zu erleben: Luna. Der<br />

Border Collie schleckt ihr über die<br />

Hand. Monika strahlt.<br />

Neuen Kurs entwickelt<br />

„Es ist schön, die beiden so zu sehen“,<br />

sagt Stidl, Lunas Besitzerin, die das<br />

Trainingsareal mit anderen Freiwilligen<br />

in unzähligen Arbeitsstunden<br />

errichtet hat. „Therapiehunde werden<br />

immer mehr nachgefragt. Jetzt<br />

haben wir endlich die perfekten Voraussetzungen,<br />

um sie auszubilden.“<br />

Dafür hat sie mit Kollegen einen eigenen<br />

Kurs entwickelt, der mit einer<br />

Prüfung an der Veterinärmedizinischen<br />

Universität Wien abschließt.<br />

» Therapiehunde<br />

werden immer mehr<br />

nachgefragt.<br />

ELEONORA STIDL<br />

Wie ein Abenteuerspielplatz liegt das<br />

drei Hektar große Areal in der Sonne.<br />

Es gibt Trümmerhaufen, Rohrsysteme<br />

und Hausattrappen zum Training<br />

der Suchhunde. Auf die Bretter, Rampen<br />

und Reifen im Geschicklichkeits-<br />

Parcours müssen auch die Therapiehunde<br />

hinauf.<br />

Körper, Statur und Fitness sind bei<br />

ihnen nicht so wichtig, sagt Stidl.<br />

„Dafür müssen sie sozial kompetent<br />

sein und dürfen keine Probleme<br />

mit der Umwelt haben.“ Soll heißen:<br />

Der Hund darf nicht ängstlich<br />

sein. Vor allem dann nicht, wenn<br />

bei einem Hausbesuch eine Krücke<br />

umfällt, ein Mensch im Rollstuhl<br />

mein <strong>Rotes</strong> <strong>Kreuz</strong> | März <strong>2018</strong>


Monika mit der Herder-Labrador-Hündin<br />

Boo auf dem Trainingsplatz in Mannswörth<br />

um die Ecke biegt oder ein Klient<br />

eine überraschen de Handbewegung<br />

macht. Menschen mit Beeinträchtigung<br />

haben oft eigene Bewegungsmuster,<br />

daran muss sich der Hund<br />

erst gewöhnen.<br />

Fotos: ÖRK/Gianmaria Gava<br />

Ein halbes Jahr dauert die neue,<br />

staatlich anerkannte Ausbildung. Es<br />

ist die erste dieser Art beim Roten<br />

<strong>Kreuz</strong>. In fünf Modulen lernen die<br />

Hundeführer, wie sie ihre Vierbeiner<br />

trainieren. Auch tiergestützte Therapie<br />

und rechtliche Themen stehen<br />

auf dem Lehrplan. Der erste Kurs ist<br />

mit zehn Teilnehmern ausgebucht.<br />

„Der Andrang ist enorm“, sagt Stidl.<br />

„Wir besuchen ältere Menschen oder<br />

Menschen mit besonderen Bedürfnissen,<br />

auch Kindergruppen sind immer<br />

wieder dabei.“<br />

Zeitaufwendige Ausbildung<br />

An der Veterinärmedizinischen Universität<br />

sind 690 geprüfte Therapiebegleithundeteams<br />

in der Datenbank<br />

– Tendenz steigend. Wer staatlich geprüft<br />

ist, muss allerdings jedes Jahr<br />

die Zulassung erneuern, mindestens<br />

zwölf Einsätze vorweisen und sich<br />

weiterbilden. Dazu muss man nicht<br />

nur ein Hundenarr sein, sondern<br />

auch viel Zeit investieren.<br />

Die Wissenschaft hat viele<br />

Erklärun gen dafür, was Hunde bei<br />

Menschen auslösen. Wer einen Hund<br />

streichelt, schüttet das Wohlfühlund<br />

Bindungs hormon Oxytocin aus.<br />

Hunde haben ein feines Gespür für<br />

Stimmungen, können Menschen motivieren<br />

– aber auch beruhigen. Entscheidend<br />

ist aber wohl, dass Hunde<br />

Aufmerksam keit mit Zuneigung und<br />

Begeisterung belohnen: egal von<br />

wem sie kommt. Dabei agieren sie<br />

völlig wertfrei.<br />

Hunde schaffen Vertrauen<br />

Stidl, die im Hauptberuf als Bürokraft<br />

arbeitet, macht seit zwölf Jahren<br />

Assistenz- und Therapiebesuche.<br />

„Ich erinnere mich an eine sehr selbst -<br />

ständige Patientin, die nach einem<br />

Schlaganfall plötzlich eingeschränkt<br />

war, sich zurückzog und begann, die<br />

Pfleger zu beschimpfen. Über Luna<br />

schafften wir es, wieder eine Verbindung<br />

aufzubauen.“ Auch Monka<br />

habe sich vor zwölf Jahren, als Stidl<br />

sie zum ersten Mal besuchte, besser<br />

öffnen können.<br />

Luna ist mittlerweile in Pension<br />

und nicht mehr ganz so flink auf den<br />

Beinen. Zufrieden hechelnd beobachtet<br />

sie, wie Monika mit Boo, einem<br />

jüngeren Hund, ein paar Runden<br />

über den Agility-Platz dreht. Probleme<br />

oder Einschränkungen scheinen<br />

weit weg zu sein. „Ja“, sagt Moni.<br />

Einfach nur ja, es gefalle ihr. Man<br />

kann nur erahnen, was es ihr bedeutet,<br />

Zeit mit den geduldigen Vierbeinern<br />

zu verbringen. Als die Sonne tief<br />

steht, ist es Zeit, wieder zu fahren.<br />

STEFAN MÜLLER B<br />

11<br />

Vor dem Tag, als es passierte, hatte<br />

ich Nachtdienst bei der Rettung.<br />

Da haben wir jemanden mit Hirnblutung<br />

ins Krankenhaus gebracht. Ich<br />

meinte noch zum Fahrer: So etwas<br />

möchte ich nie haben. Am nächsten<br />

Tag hat er meinen Namen auf dem<br />

Pager gelesen.<br />

Ein zu dünnes Gefäß im Kopf<br />

war geplatzt, und mein 11-jähriger<br />

Sohn, der unruhig wurde, weil ich<br />

nicht zum Mittagessen bei der Oma<br />

erschienen war, fand mich auf dem<br />

Boden liegend. Erst kurz davor hatte<br />

er einen Erste-Hilfe-Kurs beim Jugendrotkreuz<br />

absolviert. Er alarmierte<br />

meine Frau und rief die Rettung.<br />

Dank ihm bin ich ohne Folgeschäden<br />

davongekommen. An die ersten drei<br />

Wochen in der Intensivstation in<br />

Feldkirch kann ich mich aber nicht<br />

erinnern.<br />

Als es mir besser gegangen ist, bin<br />

ich noch einmal ins Krankenhaus<br />

gefahren, um mit dem Personal zu<br />

MEINE RETTUNG<br />

Martin Fink,<br />

48, Fachpfleger im LKH Bregenz.<br />

Sein Sohn rettete ihm nach<br />

einer Hirnblutung das Leben.<br />

Vorarlberger Nachrichten<br />

reden und zu schauen, ob mir etwas<br />

bekannt vorkommt. Ein Gesicht, eine<br />

Stimme. Aber da war nichts. Einerseits<br />

fragt man sich: Warum hat es<br />

mich getroffen? Andererseits schafft<br />

es die Hälfte der Patienten, die so etwas<br />

haben wie ich, nicht mehr lebend<br />

ins Krankenhaus.<br />

In meinem Job arbeite ich derzeit<br />

nur 75 Prozent. Mehr wäre mir psychisch<br />

noch zu viel. Ich lebe bewusster<br />

und habe gelernt, auch einmal<br />

Nein zu sagen.<br />

<strong>Mein</strong> Sohn ist mir seit dem Tag im<br />

Sommer 2016 noch stärker ans Herz<br />

gewachsen. Er spielt Eishockey, die<br />

Tochter Fußball. Ich versuche mehr<br />

Zeit mit meiner Frau und den Kindern<br />

zu verbringen. Es ist wirklich<br />

ein Riesenglück, dass ich heute da<br />

bin – und wieder fast alles machen<br />

kann.<br />

Sie möchten uns Ihre Geschichte<br />

erzählen? Dann schreiben Sie an<br />

redaktion@roteskreuz.at.<br />

mein <strong>Rotes</strong> <strong>Kreuz</strong> | März <strong>2018</strong>


12<br />

THEMA<br />

KOMMENTAR<br />

Zukunft Rettungsdienst<br />

Die in Vorarlberg von mehreren<br />

Institutionen beschlossene<br />

Notfallversorgung von Patienten<br />

stammt aus den 1980er-Jahren und<br />

basiert auf dem Sanitätergesetz aus<br />

dem Jahr 2002. Aufgrund von<br />

ge setzlichen Rahmenbedingungen<br />

sind Änderungen absehbar. Durch<br />

die fachliche Weiterentwicklung auf<br />

dem Gebiet der Notfallrettung sind<br />

unsere Mitarbeiter in der Lage, den<br />

internationalen Vorgaben entsprechende<br />

Versorgungen selbstständig<br />

durchzuführen. Damit können wir die<br />

gewachsene Struktur neu ausrichten<br />

und einen guten Beitrag zum<br />

effi zien ten Einsatz von Notfallmedizinern<br />

leisten.<br />

Das bedeutet auch eine Umstrukturierung<br />

für uns, und wir nehmen<br />

diese Herausforderung gerne an! Für<br />

mich steht fest: Wir möchten das<br />

Rote <strong>Kreuz</strong> weiterhin langfristig und<br />

möglichst breit als Freiwilligenorganisation<br />

wirken sehen und stärken!<br />

Ich habe größte Hochachtung vor all<br />

unseren Sanitätern, die so viel Zeit<br />

aus Liebe zum Menschen für die<br />

Bevölkerung investieren. Nach etwa<br />

zwei Jahren als Rettungssanitäter<br />

können sie den zeitintensiven<br />

Ausbildungsweg zum Notfallsanitäter<br />

wählen und eine weiterführende<br />

Ausbildung mit Krankenhaus-Praktikum<br />

in der Anästhesie mit einer von<br />

einer Ärztekommission abgenommenen<br />

Abschlussprüfung machen.<br />

Neben dem vorrangigen Ziel, eine<br />

optimale Patientenversorgung im<br />

ganzen Bundesland sicherzustellen,<br />

verfolgen wir auch das Ziel, möglichst<br />

viele unserer Freiwilligen für diese<br />

erweiterte Ausbildung zu gewinnen.<br />

Ihr<br />

Dr. Ludwig Summer<br />

Präsident des Roten <strong>Kreuz</strong>es Vorarlberg<br />

Schnell zur Stelle<br />

Die Nachbarsanitäter des Roten <strong>Kreuz</strong>es leisten rasche<br />

und gute Hilfe, noch bevor die Rettung kommt.<br />

Matthias Übelher, freiwilliger<br />

Notfallsanitäter der Rotkreuz-Abteilung<br />

Feldkirch,<br />

befindet sich in seiner Wohnung,<br />

als sein Handy ihm einen Notfall in<br />

nächster Nähe anzeigt. Er zieht sich<br />

die Rotkreuz-Jacke über, schnappt<br />

seine Einsatztasche und läuft los.<br />

Etwa 700 Meter entfernt ist ein Moped<br />

frontal mit einem Auto zusammengestoßen.<br />

Der junge Mann aus<br />

Mäder ist noch schneller als der Rettungswagen<br />

an der Unfallstelle, versorgt<br />

die Verletzten und übergibt sie<br />

schließlich den Einsatzkräften.<br />

Qualität als oberste Prämisse<br />

Genau das macht den sogenannten<br />

Nachbarsanitäter des Roten <strong>Kreuz</strong>es<br />

aus: rasche Hilfe in guter Qualität<br />

durch ausgebildete Rettungs- und<br />

Notfallsanitäter – für Patienten, bei<br />

denen jede Sekunde zählt, etwa bei<br />

Reanimationen, akuter Atemnot oder<br />

einer starken Blutung.<br />

Mit im Gepäck haben die Nachbarsanitäter<br />

lebenswichtige Materialien<br />

wie Larynxtubus, Beatmungsbeutel<br />

und diverse Utensilien zur Blutstillung.<br />

Sie sind vor allem im städtischen<br />

und dicht besiedelten Gebiet<br />

im Einsatz, wo zwar mehr Fahrzeuge<br />

im Dienst sind, doch auch das<br />

Fahrtenaufkommen deutlich höher<br />

ist. Wenn sie sich in der Nähe des<br />

Einsatzortes befinden, werden sie<br />

zusätzlich zur normalen Rettung<br />

von der Rettungs- und Feuerwehrleitstelle<br />

Vorarlberg alarmiert.<br />

Ein System mit Berechtigung<br />

Die Idee zum Projekt hatte Landesrettungskommandant<br />

Werner Meisin -<br />

ger, als bei einem seiner Einsätze<br />

ein Rotkreuz-Kollege in Zivil aus<br />

der Nachbarwohnung des Patienten<br />

kam. „Er wäre binnen einer Minute<br />

vor Ort gewesen und hätte wertvolle<br />

Zeit überbrücken können“, sagt<br />

Meisinger. Gemeinsam mit der Landeswarnzentrale<br />

und finanziert vom<br />

Land Vorarlberg wurde danach das<br />

Projekt Nachbarsanitäter entwickelt<br />

und ausgearbeitet.<br />

Der Startschuss fiel im September<br />

2017. Mittlerweile sind rund<br />

350 Nachbarsanitäter gemeldet, die<br />

neben ihrer ehrenamtlichen oder<br />

hauptberuflichen Tätigkeit beim Roten<br />

<strong>Kreuz</strong> zusätzlich Verantwortung<br />

mein <strong>Rotes</strong> <strong>Kreuz</strong> | März <strong>2018</strong>


Rasche Hilfe durch Rettungs- und Notfallsanitäter,<br />

die in der Nachbarschaft leben;<br />

Matthias Übelher (Bild unten)<br />

13<br />

Richtig gehandelt!<br />

Für ihren couragierten<br />

Einsatz als Ersthelferin<br />

erhielt Tanja Keckeis-<br />

Bischof den „DECUS“-Preis.<br />

übernehmen. Alles Sanitäter, die<br />

regelmäßig Dienst tun und laufend<br />

Kurse im Rotkreuz-Bildungscenter<br />

absolvieren.<br />

Matthias Übelher zögerte keine<br />

Sekunde, als er sich als Nachbarsanitäter<br />

meldete. „Ich bin durch meine<br />

Tätigkeit bei der Rotkreuz-Sondereinsatzgruppe<br />

ohnehin oft in Alarmbereitschaft.<br />

Aber der Nachbarsanitäter<br />

ist ein sinnvolles zusätzliches<br />

Projekt“, findet der 24-Jährige.<br />

Die Technik dahinter<br />

Und so funktioniert es: Ein Nachbarsanitäter<br />

kann sich – während<br />

der Arbeit oder in der Freizeit – über<br />

eine Handy-App aktiv zum Einsatz<br />

bereit melden. Befindet er sich in der<br />

Nähe eines Einsatzortes, wird er von<br />

der Rettungs- und Feuerwehrleitstelle<br />

alarmiert. Das System erkennt,<br />

welcher Nachbarsanitäter sich in<br />

der Nähe eines Notfallortes befindet.<br />

Im Fall des Falles alarmiert die<br />

Rettungs- und Feuerwehrleitstelle<br />

einen Rettungswagen – und zusätzlich<br />

bekommen alle in der Nähe<br />

des Einsatzortes befindlichen Nachbarsanitäter<br />

die einsatzrelevanten<br />

Daten aufs Handy geschickt. Jener<br />

Sanitäter, der als Erster darauf reagiert,<br />

nimmt den Einsatz an. Das<br />

macht die Rettungskette noch dichter<br />

und sicherer. B<br />

Die Röthnerin ist an einem<br />

Herbstabend mit dem Auto<br />

in ihrer Heimatgemeinde unterwegs,<br />

als es plötzlich knallt und<br />

Rauch aufsteigt. Autos vor ihr drehen<br />

um, doch die 33-Jährige zögert<br />

keinen Moment. Sie springt aus dem<br />

Auto, nimmt den Erste-Hilfe-Koffer<br />

und begibt sich zum Verkehrsunfall<br />

mit zwei beteiligten Fahrzeugen. Als<br />

Erstes sieht sie einen jungen Mann,<br />

der in der Wiese liegt, über Schmerzen<br />

im Bauchbereich klagt, aber ansprechbar<br />

und stabil ist.<br />

Während ihres Checks sagen Passanten,<br />

dass sie bereits einen Notruf<br />

abgesetzt hätten. Als Nächstes läuft<br />

Tanja Keckeis-Bischof zu einem im<br />

Auto eingeklemmten Mann. Auch er<br />

ist ansprechbar, sie möchte ihm eine<br />

Halsstütze anlegen, das übernimmt<br />

dann jemand anderer, der zu Hilfe<br />

eilt.<br />

Verzweifelte Schreie<br />

Beim zweiten Auto steht ein kleiner<br />

Junge schreiend vor der Fahrertür,<br />

hinter der verletzt seine Mutter sitzt.<br />

„Er hat mich richtig angefleht, ihr zu<br />

helfen“, erinnert sich die Ersthelferin.<br />

Nach gutem Zureden und dem<br />

Versprechen, dass seiner Mutter<br />

geholfen wird, wartet der Bub mit<br />

Passanten in einiger Entfernung. Die<br />

Frau ist schwer verletzt, aber ansprechbar.<br />

„Ich sah keine Möglichkeit,<br />

ihr zu helfen, also wartete ich bei ihr<br />

im Auto und sagte immer wieder,<br />

dass es ihrem Kind gut geht“, erzählt<br />

Keckeis-Bischof.<br />

Dann ist schon das Blaulicht der<br />

Einsatzkräfte zu sehen, und sie gibt<br />

alle Informationen weiter.<br />

„Die verzweifelten Schreie der Mutter<br />

und ihres Kindes habe ich noch<br />

lange gehört. Auch die Bilder gingen<br />

mir nicht so schnell aus dem Kopf“,<br />

Tanja Keckeis-Bischof freut sich,<br />

dass sie anderen helfen konnte<br />

sagt die Röthnerin. Zudem stellte sie<br />

sich immer wieder die Frage: Habe<br />

ich alles richtig gemacht? Nach mehreren<br />

Gesprächen mit ihrem Mann,<br />

einem Notfallsanitäter, und ihrer<br />

Mutter, die zum Kriseninterventionsteam<br />

Vorarlberg gehört, konnte<br />

sie das Erlebte rasch verarbeiten. Das<br />

einzig Falsche, wenn man zu einem<br />

Unfall kommt, ist, nichts zu tun!<br />

Ehrung für Ersthelfer<br />

Für ihren couragierten Einsatz wurde<br />

Tanja Keckeis-Bischof mit dem<br />

„DECUS“ (Dank für Engagement,<br />

Courage und Selbstlosigkeit) ausgezeichnet.<br />

Die Ehrung für Ersthelfer<br />

wird im Ländle jedes Jahr von Rotem<br />

<strong>Kreuz</strong>, ORF und der Raiffeisen Bankengruppe<br />

vergeben. B<br />

„DECUS“-AUFRUF<br />

Kennen Sie ähnliche Geschichten<br />

von Unfällen im Straßenverkehr, in<br />

der Freizeit oder im Haushalt, bei<br />

denen jemand couragiert gehandelt<br />

hat? Melden Sie sich doch bei<br />

uns im Landesverband und<br />

erzählen Sie uns Ihre Geschichte!<br />

05522/77000-9016<br />

decus@v.roteskreuz.at<br />

mein <strong>Rotes</strong> <strong>Kreuz</strong> | März <strong>2018</strong>


14<br />

GESUNDHEIT<br />

TIPPS<br />

VOM CHEFARZT<br />

Dr. Wolfgang Schreiber<br />

Es ist ein Thema, das uns als Hilfsorganisation<br />

ständig begleitet, und<br />

es bleibt – leider – immer aktuell:<br />

Viele Österreicherinnen und Österreicher<br />

fürchten sich davor, Erste<br />

Hilfe zu leisten. 65 Prozent gaben<br />

bei einer Befragung an, sie hätten<br />

Angst, etwas falsch zu machen. Man<br />

kann aber nichts falsch machen.<br />

Was wichtig ist und Sicherheit gibt:<br />

Ruhig bleiben und Notruf absetzen<br />

Viele Menschen vergessen in Notfällen,<br />

rasch 144 zu wählen oder eine<br />

dritte Person dazu aufzufordern.<br />

Das ist das Wichtigste: Denn die<br />

Mitarbeiter sagen einem bereits am<br />

Telefon, was weiter zu tun ist.<br />

Auf Atmung konzentrieren<br />

Versuchen Sie nicht, den Puls zu<br />

tasten, wenn eine Person bewusstlos<br />

ist. Das ist schwierig. Besser<br />

auf die Atmung konzentrieren –<br />

durch Hören, Sehen, Fühlen. Bei<br />

einem Atem-Kreislauf-Stillstand<br />

Herzdruckmassage leisten, bis die<br />

Rettung eintrifft (30 Mal mit beiden<br />

Händen schnell und kräftig auf<br />

den Brustkorb drücken, zwei Mal<br />

beatmen).<br />

Hausverstand einschalten<br />

Wenn Sie einmal nicht weiterwissen,<br />

tun Sie, was Sie für richtig<br />

halten. In Österreich gibt es keinen<br />

einzigen gerichtlichen Fall wegen<br />

„falscher“ Erster Hilfe, aber zahlreiche<br />

Klagen wegen unterlassener<br />

Hilfeleistung. Bei der Ersten Hilfe<br />

können Sie nichts falsch machen.<br />

Bleiben Sie gesund! Und helfen Sie<br />

anderen.<br />

Den Rücken<br />

stärken<br />

Rückenschmerzen sind in Österreich zur Volkskrankheit<br />

geworden. Wer seine Muskulatur stärkt, kann jedoch<br />

aktiv zu einem gesunden Rücken beitragen.<br />

Ob Hexenschuss, Bandscheibenprobleme<br />

oder irritierte<br />

Nerven: Fast jeder von uns<br />

kennt es – das <strong>Kreuz</strong> mit dem <strong>Kreuz</strong>.<br />

Laut einer kürzlich im Auftrag des<br />

Gesundheitsministeriums durchgeführten<br />

Befragung ist schon jeder<br />

dritte 60- bis 74-Jährige von chronischen<br />

Rückenschmerzen betroffen.<br />

Doch auch jungen Menschen macht<br />

die Volkskrankheit zu schaffen: So<br />

gab jeder zehnte Jugendliche an, an<br />

Rückenschmerzen zu leiden.<br />

Bewegung kommt zu kurz<br />

Neben krankhaften Veränderungen,<br />

genetisch beding ten Erkrankungen<br />

oder Alterungsprozessen<br />

mitverantwortlich:<br />

Bewegungsmangel, Übergewicht<br />

und Fehlbela stungen,<br />

sagt Katharina Pils, Chef ärztin<br />

des Roten <strong>Kreuz</strong>es und Vorstand<br />

des Instituts für<br />

Physikalische<br />

Medizin am<br />

Rudolfspital in Wien. „Unsere Lebens-<br />

und Berufswelt hat sich drastisch<br />

verändert. In der Arbeit üben<br />

wir viele Tätigkeiten im Sitzen aus,<br />

und auch in der Freizeit kommt Bewegung<br />

oft zu kurz. Die Folge: Wir<br />

nutzen die autochthone Rückenmuskulatur<br />

immer weniger.“ Diese tieferliegenden<br />

Rückenmuskeln sind<br />

für die Stabi lität unseres Körpers<br />

verantwortlich.<br />

Verkümmern<br />

sie, belastet dies<br />

die Wirbelsäule und<br />

führt zu Schmerzen.<br />

EINBEINSTAND. Hüftbreit<br />

hinstellen, die Arme waagrecht<br />

halten. Ein Bein anwinkeln,<br />

am besten im 45-Grad-Winkel<br />

zum Oberkörper. Eine Zeit lang<br />

halten, dann das Bein wechseln.<br />

Fotos: iStockphoto.com (1), Markus Hechenberger (4)<br />

mein <strong>Rotes</strong> <strong>Kreuz</strong> | März <strong>2018</strong>


Illustrationen: iStockphoto.com<br />

Betreutes<br />

Reisen<br />

<strong>2018</strong><br />

SIND SIE SICHER?<br />

Was in die<br />

Hausapotheke<br />

gehört<br />

Sicher reisen mit Begleitung.<br />

VERBANDSMATERIAL<br />

D<br />

Mittel zur Wunddesinfektion,<br />

as neue Reiseprogramm ist da.<br />

sterile Kompressen und Mullbinden,<br />

Das Rote <strong>Kreuz</strong> bringt Sie in die<br />

Pflaster, eine Schere, Notfall-Rufnummern<br />

und Erste-Hilfe-Anlei-<br />

schönsten Gegenden Österreichs und<br />

Südtirols oder in das sonnige Griechenland.<br />

Während des Aufenthaltes<br />

aber immer 144 rufen!<br />

tung. In bedrohlichen Situationen<br />

stehen Ihnen unsere Reisebegleiter<br />

REISEZIELE <strong>2018</strong><br />

rund um die Uhr zur Verfügung<br />

und stellen Ihre Bedürfnisse in den NATZ BEI BRIXEN, Südtirol R 22.–29. April<br />

Mittelpunkt. Sie müssen sich nur für<br />

WICHTIG!<br />

eines unserer Reiseziele entscheiden – ACHENSEE, Tirol R 13.–19. Mai<br />

B Das Ablaufdatum der Produkte<br />

den Rest erledigen wir für Sie!<br />

ARZNEIMITTEL B WEISSENSEE, Kärnten kontrollieren, R da die 3.–10. Keimfreiheit Juni nur<br />

für gewisse Zeit gewährleistet ist.<br />

MEIN Am besten KONTAKT mit dem Hausarzt<br />

WAGRAIN, Salzburg<br />

abklären, was wichtig ist:<br />

B In der Küche R oder 23.–30. im Badezimmer Juni<br />

Österreichisches <strong>Rotes</strong> <strong>Kreuz</strong><br />

SONSTIGES<br />

haben Arzneimittel nichts zu suchen.<br />

Schmerz- und Desinfektionsmittel,<br />

Wundsalben, Mittel<br />

starken Temperaturschwankungen<br />

NENZINGER HIMMEL, Vorarlberg R 17. Juli<br />

Landesverband Vorarlberg<br />

Hilfreich, aber nicht unbedingt<br />

Aufgrund der Feuchtigkeit und der<br />

Beim gegen Gräble Erkältung 10, 6800 und Feldkirch Tabletten nötig: KLOPEINER Pinzette, SEE, Fieberthermometer,<br />

Kärnten R 8.–15. September<br />

können die Medikamente Schaden<br />

Doris gegen Schütz diverse Beschwerden. Kühlkompressen, Zeckenzange,<br />

KOS, Griechenland, ab Innsbruck nehmen und ihre 10.–17. Wirkung September verlieren.<br />

Einmalhandschuhe.<br />

B Verschreibungspflichtige Medikamente<br />

05522/77000-9041<br />

SILLIAN, Osttirol nur für Rdie Dauer 23.–30. der Behandlung September<br />

doris.schuetz@v.roteskreuz.at<br />

Vollständige Checklist unter www.oerk.at/hausapotheke<br />

lagern. Vor allem in Nasen- und<br />

KALTERN, Südtirol<br />

Augensprays<br />

R<br />

siedeln<br />

21.–28.<br />

sich<br />

Oktober<br />

schnell<br />

Bakterien an.<br />

15<br />

Die gute Nachricht: Wer sportlich<br />

aktiv ist und durch gezielte Übungen<br />

die Muskulatur stärkt, profitiert<br />

doppelt. Einerseits ist ein starker Rücken<br />

weniger anfällig für Schmerzen,<br />

andererseits tut man etwas gegen<br />

Übergewicht – denn jedes Kilo zu<br />

viel belastet die Wirbelsäule zusätzlich.<br />

„Wichtig ist, auf ein<br />

ganzheitliches Training zu<br />

setzen, das möglichst viele<br />

Muskelgruppen einbezieht,<br />

KATZENBUCKEL: In den Vierfußstand<br />

gehen, Knie und Hände hüftbreit. Rücken<br />

nach oben krümmen, den Bauchnabel<br />

dabei nach innen ziehen.<br />

Kopf gerade und<br />

Blickrichtung Boden.<br />

und dies regelmäßig auszuführen“,<br />

sagt Pils.<br />

Neben spezieller Rückengymnastik<br />

wirken sich auch Ausdauersportarten<br />

mit gleichmäßigen Bewegungen wie<br />

Wandern oder Nordic Walking positiv<br />

auf den Rücken aus. Doch auch<br />

im Alltag lässt sich zusätzlich etwas<br />

für einen gesunden Rücken tun, wie<br />

die Ärztin erklärt: „Eine Möglichkeit,<br />

die Muskulatur im Büro<br />

zu stärken: Sitzen Sie so,<br />

dass nur ein Drittel der<br />

Oberschenkel die Sitzfläche<br />

berührt. Verschränken<br />

Sie die Arme vor der<br />

RÜCKENDEHNEN: Aufrecht<br />

stehen, Hände nach<br />

oben, Knie und Sprunggelenke<br />

hüftbreit. Langsam<br />

auf die Seite beugen und<br />

dabei gestreckt bleiben.<br />

Dann die Seite wechseln.<br />

Brust und stehen Sie dreimal hintereinander<br />

auf und setzen sich wieder.“<br />

Übungen für zwischendurch<br />

Auch Streck- und Dehnungsübungen<br />

lassen sich gut am Schreibtisch<br />

durchführen: „Stellen Sie dazu beide<br />

Füße fest auf den Boden, achten Sie<br />

darauf, dass sich die Unterschenkel<br />

im rechten Winkel zum Boden befinden,<br />

und stellen Sie sich vor, dass Sie<br />

am Kopf nach oben gezogen werden.“<br />

Übungen wie diese beugen auch einer<br />

Verkürzung der Muskulatur vor.<br />

Drei weitere nützliche Übungen sehen<br />

Sie auf den Fotos erklärt.<br />

Wer zusätzlich auf den Lift verzichtet<br />

oder eine Wegstrecke zu Fuß<br />

in Angriff nimmt, baut noch mehr Bewegung<br />

in den Alltag ein.<br />

Bei Verletzungen, starken Rückenschmerzen,<br />

Bewegungsbeeinträchtigungen,<br />

Kribbeln oder Taubheitsgefühlen<br />

in Armen oder Beinen sollte<br />

man aber sofort zum Arzt gehen.<br />

CLAUDIA SEBUNK B<br />

mein <strong>Rotes</strong> <strong>Kreuz</strong> | März <strong>2018</strong>


16<br />

IM EINSATZ<br />

Fotos: ÖRK/Markus Hechenberger<br />

Ein Labor<br />

für den Mist<br />

Spezialisten des Roten <strong>Kreuz</strong>es haben ein mobiles<br />

Labor zur Analyse von Klärschlamm entwickelt.<br />

Bald soll es in Bangladesch zum Einsatz kommen.<br />

Was haben das helle, topausgestattete<br />

Labor der Universität<br />

für Bodenkultur in<br />

Tulln und ein staubiger Landcruiser<br />

in Bangladesch gemeinsam? Beide<br />

enthalten alles, was nötig ist, um<br />

Fäkal schlamm zu untersuchen. Das<br />

ist für die sichere Entsorgung des<br />

Inhalts von Latrinen wichtig. Spezialisten<br />

des Roten <strong>Kreuz</strong>es haben es<br />

möglich gemacht, dass<br />

alle dazu nöti gen Geräte<br />

in nur wenige<br />

Kisten und damit<br />

auf die Ladefläche<br />

eines Geländewagens<br />

passen. Bisher<br />

mussten die Proben<br />

zur Analyse in weit<br />

entfernte Speziallabors<br />

gebracht werden.<br />

Die smarte Neuerung<br />

stößt bereits auf Interesse.<br />

Tüfteln am Feldlabor<br />

„Die Entsorgung von Fäkalien ist in<br />

der internationalen Hilfe immer mehr<br />

zum Problem geworden. Da wollten<br />

wir etwas unternehmen und haben<br />

die Wissenschaft mit unserer praktischen<br />

Erfahrung gebündelt“, sagt<br />

Georg Ecker, der für das Rote <strong>Kreuz</strong><br />

internationale Einsätze im Bereich<br />

Wasser und Siedlungshygiene koordiniert.<br />

Gemeinsam mit Magdalena<br />

Bäuerl, Johannes Bousek und einem<br />

Team der Universität für Bodenkultur<br />

hat er ein Jahr lang an dem Feldlabor<br />

getüftelt. Der von der EU unterstützte<br />

humanitäre Innovationsfonds<br />

finanzierte das Projekt.<br />

Neben Petrischalen, Sensoren,<br />

60 %<br />

der Weltbevölkerung<br />

haben keine ordentliche<br />

Toilette und mehr als 800 Millionen<br />

Menschen müssen im Freien<br />

defäkieren. Mangelnde Hygiene<br />

führt immer wieder zur Ausbreitung<br />

von Krankheiten.<br />

Ein einfacher Camping-Backofen<br />

dient zur Erwärmung der Proben<br />

Das smarte Labor in Kisten:<br />

So klein ist die neue Einheit<br />

Die erfolgreichen Tests in Malawi mit<br />

Unterstützung des lokalen Roten <strong>Kreuz</strong>es<br />

Chemi kalien und<br />

Messgeräten enthalten<br />

die Boxen<br />

eine kleine Solaranlage<br />

zur Energiegewinnung.<br />

Im Feld autark<br />

zu sein ist wichtig.<br />

Die Kosten mussten<br />

niedrig bleiben:<br />

Deshalb wurde<br />

etwa ein teurer Trockenschrank<br />

zum Aufbereiten der Proben durch<br />

einen Camping-Backofen ersetzt.<br />

Nach ersten Tests in Malawi wird<br />

das Labor nach Bangladesch geschickt,<br />

wo sich mehr als eine Million<br />

Menschen, die vor Gewalt in Myanmar<br />

geflohen sind, auf engstem<br />

Raum drängen. Ein Großteil der Latrinen<br />

dort ist bereits voll und muss<br />

entleert werden – für neue ist einfach<br />

kein Platz mehr. Fäkalschlamm<br />

kann aber gefährliche Keime oder<br />

Wurmeier enthalten, die erkannt und<br />

unschädlich gemacht werden müssen,<br />

damit der Schlamm sicher entsorgt<br />

oder verwertet werden kann.<br />

Wettlauf gegen die Zeit<br />

„Im gesamten Prozess ist es wichtig,<br />

Proben zu nehmen“, sagt Bousek,<br />

der mit dem Labor nach Bangladesch<br />

reisen wird, um die Ausbreitung von<br />

Krankheiten zu verhindern. Die Zeit<br />

drängt: Wenn Ende März die Regenzeit<br />

einsetzt, können volle Latrinen<br />

übergehen, und die Seuchengefahr<br />

wird steigen.<br />

URSULA FRAISL B<br />

MEINE SPENDE<br />

Das Rote <strong>Kreuz</strong> hilft Flüchtlingen in<br />

Bangladesch, bereitet Wasser auf<br />

und verbessert die Hygiene.<br />

http://spende.roteskreuz.at<br />

IBAN: AT57 2011 1400 1440 0144<br />

Spendenzweck: Myanmar:<br />

Menschen auf der Flucht<br />

mein <strong>Rotes</strong> <strong>Kreuz</strong> | März <strong>2018</strong>


Blut zum<br />

Leben<br />

Täglich spenden Menschen<br />

in Österreich Blut. Dank ihnen<br />

können Josefine und Luis<br />

normal aufwachsen.<br />

Als Baby war Luis (6) blass und<br />

nahm kaum zu. Bis die Ärzte<br />

entdeckten, dass er einen bedrohlich<br />

niedrigen Hämoglobinwert hatte:<br />

Aufgrund einer Genmutation kann<br />

der Bub keine roten Blutkörperchen<br />

bilden, die den Sauerstoff durch den<br />

Körper transportieren. Deshalb muss<br />

ihm regelmäßig fremdes Blut verabreicht<br />

werden. Die extrem seltene<br />

Krankheit heißt Diamond-Blackfan-<br />

Anämie. Auch seine Schwester Josefine<br />

(5) leidet darunter.<br />

Auswahl per Computer<br />

Gemeinsam fährt die Familie alle<br />

paar Wochen ins St. Anna Kinderspital<br />

in Wien. Ein Stich in den Finger.<br />

Liegt der Hämoglobinwert nur<br />

mehr knapp über neun, ist es Zeit<br />

MEINE SPENDE<br />

Josefine und Luis Marte: Sie will<br />

Tänzerin werden, er Musiker<br />

für eine Transfusion. Dann kommt<br />

der Mann vom Roten <strong>Kreuz</strong> mit der<br />

Kühlbox, um das Blut der Kinder zur<br />

Untersuchung in das Labor in der<br />

Fotos: Marianne Marte<br />

Wiedner Hauptstraße 32 zu bringen.<br />

Damit sich das Immunsystem nicht<br />

gegen besondere Eigenschaften des<br />

fremden Blutes – die sogenannten<br />

Antigene – wehrt, ist es wichtig, das<br />

Spenderblut genau zu kennen.<br />

Die Mitarbeiter analysieren<br />

es laufend und speisen die Ergebnisse<br />

in eine Datenbank, die<br />

25.000 „Antigen-Profile“ mit<br />

44 Merkmalen von Blutspendern<br />

umfasst. Ein Algorithmus wählt die<br />

Konserven aus, die am besten zu<br />

den Kindern passen. Am nächsten<br />

Tag beginnt die Transfusion. Sechs<br />

Stunden später können die Kinder<br />

nach Hause gehen.<br />

Spender machen es möglich<br />

Ohne das entsprechende Know-how<br />

und die Menge an Menschen, die<br />

regelmäßig beim Roten <strong>Kreuz</strong> Blut<br />

spenden, wäre das nicht möglich.<br />

2016 spendeten 224.501 Personen<br />

freiwillig und unbezahlt Blut, manche<br />

von ihnen mehrmals. Danke. B<br />

MEINE SPENDE<br />

Ihre Blutspende rettet Leben.<br />

Termine unter www.blut.at<br />

17<br />

E-MAIL AUS<br />

BANGLADESCH<br />

Kathrin Melischnig (33) aus Fresach war bis Jänner Delegierte<br />

im größten Flüchtlingscamp der Welt in Cox’s Bazar.<br />

Höhen und Tiefen, Komplikationen<br />

und Lösung durch Teamarbeit:<br />

So könnte man unseren Einsatz<br />

zusammenfassen. Seit September ist<br />

das Rote <strong>Kreuz</strong> hier mit Delegierten<br />

vertreten, die Wasser aufbereiten<br />

und die Hygiene verbessern. Mehr<br />

als eine Million Menschen, die vor<br />

Gewalt in Myanmar geflohen sind,<br />

ÖRK/Markus Hechenberger<br />

leben in dem Camp im Südosten des<br />

Landes. Ich war schon öfter im Ausland<br />

im Einsatz, aber diese Dimension<br />

übersteigt alle bisherigen Erfahrungen.<br />

Ich frage mich immer, was<br />

ich am Ende mit nach Hause nehmen<br />

und was ich dort lassen werde.<br />

Deep production borehole with<br />

drilling rig versus deep tube well<br />

with donkey-technique. Interessant,<br />

oder? Beim Bohren eines Tiefenbrunnens<br />

in der Nähe einer Feld-Klinik<br />

müssen wir jedenfalls improvisieren,<br />

um die gewünschten Ergebnisse<br />

zu erzielen. Erwarte das Unerwartete<br />

und sei flexibel: Ohne diese Einstellung<br />

wäre es schwierig. <strong>Mein</strong>e Aufgabe<br />

ist es, das Labor zum Testen<br />

des Wassers am Laufen zu halten.<br />

Bei ersten Besuchen im Camp<br />

merkt man gut, wie das Leben dort<br />

ist. Die Menschen zeigen einen bewundernswerten<br />

Durchhaltewillen.<br />

Ständig werden Baumaterialien auf<br />

den schmalen Wegen transportiert.<br />

Man sieht kleine Geschäfte, Schmieden<br />

… Aber natürlich kann man die<br />

Augen nicht vor der Armut und der<br />

tatsächlichen Situation verschließen.<br />

Wie würden wir in so einer Situation<br />

klarkommen?<br />

Der Abschied erfolgt mit einem lachenden<br />

und einem weinenden Auge.<br />

Wir wissen unser Projekt in guten<br />

Händen, aber auch, dass noch viel<br />

Arbeit bevorsteht. Was nimmt man<br />

mit? Erinnerungen und Bewunderung<br />

für die Menschen. Demut. Bescheidenheit.<br />

Was lässt man dort?<br />

Ein Stück Hoffnung. Hilfe. Und vielleicht<br />

auch umgekehrt – ein Stück<br />

Erinnerung an uns.<br />

mein <strong>Rotes</strong> <strong>Kreuz</strong> | März <strong>2018</strong>


18<br />

PARTNER<br />

Brigitte Brunner, Geschäftsführerin von<br />

Penny Österreich, mit Rotkreuz-Generalsekretär<br />

Werner Kerschbaum<br />

REWE/Penny<br />

Warum Firmen<br />

Gutes tun<br />

Unternehmen spenden<br />

öfter als Privatpersonen.<br />

Die Motive sind ähnlich.<br />

Spenden und Zuwendungen<br />

sind wichtig für das Rote <strong>Kreuz</strong>,<br />

auch die von Unternehmen.<br />

Während rund 62 Prozent der Bevölkerung<br />

spenden – mit einer Höhe<br />

von 113 Euro pro Spender sind die<br />

Österreicher relativ spendabel –, sind<br />

es bei den Unternehmen laut einer<br />

Umfrage aus dem Jahr 2007 mehr<br />

als 80 Prozent: Sie zeigen eine relativ<br />

hohe Bereitschaft, sich zu engagieren.<br />

Aus welchen<br />

Motiven?<br />

Interessant ist,<br />

dass die humanitäre<br />

Weltanschauung<br />

ganz oben rangiert.<br />

73 Prozent der<br />

Unternehmen gaben<br />

dies bei einer Befragung des Instituts<br />

Public Opinion im Jahr 2015<br />

als wichtigsten Grund an. Danach<br />

folgen Bekanntheit der Organisation<br />

(48 Prozent) und weil es zur Unternehmensphilosophie<br />

gehöre (41<br />

Prozent). Nur 18 Prozent gaben als<br />

Grund an, das eigene Image verbessern<br />

zu wollen.<br />

„Soziales Engagement ist Teil unserer<br />

Philosophie, und wir wollen dort<br />

Hilfe leisten, wo sie am dringendsten<br />

benötigt wird“, sagt Brigitte Brunner,<br />

Geschäftsführerin von Penny<br />

Österreich. „In Armut geratenen Familien<br />

mit schulpflichtigen Kindern<br />

rasch zu helfen steht für uns klar im<br />

Vordergrund.“ Das Rote <strong>Kreuz</strong> sei<br />

bekannt und kompetent und deshalb<br />

ein guter Partner.<br />

630Millionen<br />

Euro beträgt das jährliche<br />

Spendenaufkommen in<br />

Österreich. 100 Millionen<br />

steuern Unternehmen bei.<br />

Penny-Kunden helfen<br />

Seit 2011 läuft eine Kooperation mit<br />

dem Penny Familienhilfsfonds, der<br />

aus Spenden von Kunden, die dafür<br />

Rabatt erhalten, und dem Verkauf<br />

von Rotkreuz-Sackerln gespeist wird.<br />

Da mit werden Projekte der individuellen<br />

Spontanhilfe finanziert, um<br />

Menschen in Not mit einmaligen<br />

Zu schüssen zu helfen. Bisher kamen<br />

über 1,3 Millionen Euro zusam -<br />

men, die 2394<br />

bedürfti gen Familien<br />

aus der<br />

Patsche halfen<br />

– wenn sie zum<br />

Beispiel eine<br />

Rech nung nicht<br />

zahlen konnten<br />

oder ein Unfall<br />

plötzlich Mehrkos ten verursachte.<br />

Österreichs Unternehmen spenden<br />

lieber regional als für internationale<br />

Projekte, bestätigt der Fundraising<br />

Verband Austria. Bei den Spendenbereichen<br />

dominiert die Hilfe für Kinder<br />

und sozial Bedürftige im Inland. B<br />

(Quelle: Fundraising Verband Austria)<br />

GROSSES GEWINNSPIEL<br />

Seit Anfang März läuft das neue<br />

Rotkreuz-Gewinnspiel. Es gibt<br />

mehr als 44.000 Preise im Wert<br />

von 1,1 Millionen Euro zu gewinnen:<br />

darunter Autos von VW, 10<br />

Sparbücher mit einer Einlage von je<br />

10.000 Euro, Traumreisen, Goldbarren,<br />

E-Bikes und vieles mehr. Jeder<br />

Teilnehmer erhält außerdem ein Notizbuch.<br />

Das Rote <strong>Kreuz</strong> verschickt<br />

Einladungen, die Teilnahme ist aber<br />

auch auf www.rotkreuz-gewinnspiel.<br />

at oder über die Gratis-Hotline<br />

0800 400 100 möglich. Die Gewinner<br />

werden ab 18. Juni verständigt.<br />

GIS-KUNDEN SPENDEN<br />

Seit 2010 haben Kunden der GIS,<br />

die Rundfunkgebühren einhebt,<br />

nach Zusendung einer Beilage<br />

mehr als 468.000 Euro für die<br />

Team Österreich Tafel gesammelt –<br />

ein Projekt von Rotem <strong>Kreuz</strong><br />

und Hitradio Ö3. Freiwillige holen<br />

Lebensmittel, die nach dem Wochenende<br />

nicht mehr im Handel<br />

angeboten werden, bei Partnern<br />

ab und geben sie in 109 Ausgabestellen<br />

aus. Wöchentlich werden<br />

so rund 13.000 Menschen mit<br />

mehreren Tonnen Lebensmitteln<br />

versorgt.<br />

WASSER FÜR ÄTHIOPIEN<br />

Der Mineralwasserabfüller Vöslauer<br />

verlängert seine Kooperation mit<br />

dem Roten <strong>Kreuz</strong> um weitere drei<br />

Jahre. Mit der wertvollen Unterstützung<br />

werden in der wenig entwickelten<br />

Region Shalla in Äthiopien<br />

Wasser sammel- und Speichersysteme<br />

für 8000 Menschen<br />

errichtet und saubere Latrinen in<br />

Schulen und öffentlichen Gebäuden<br />

gebaut. Schulungen für die Bevölkerung<br />

zielen darauf ab, die Hygiene<br />

in den Gemeinden zu verbessern<br />

und Gesundheitsrisiken zu<br />

minimieren.<br />

mein <strong>Rotes</strong> <strong>Kreuz</strong> | März <strong>2018</strong>


Gewinnen Sie beim<br />

großen Rotkreuz-SUDOKU!<br />

19<br />

Senden Sie die Auflösung bis<br />

2. Mai <strong>2018</strong> per Postkarte<br />

an „<strong>Mein</strong> <strong>Rotes</strong> <strong>Kreuz</strong>“, Wiedner<br />

Haupt straße 32, 1041 Wien,<br />

oder tragen Sie die Lösung<br />

einfach online unter<br />

www.roteskreuz.at/magazin ein.<br />

Hauptpreis ist ein Rotkreuz-<br />

Erste-Hilfe-Kurs in Ihrer Nähe.<br />

Weiters verlosen wir 5 Powerbanks<br />

und 15 Rotkreuz-Einkaufstaschen<br />

samt Brillenputztuch.<br />

Die Ziehung erfolgt unter Ausschluss<br />

des Rechtsweges. Über<br />

dieses Preisrätsel kann kein Schriftverkehr<br />

geführt werden. Die Preise<br />

können nicht bar abgelöst werden.<br />

6 7 2 9<br />

1 7 9 6<br />

7 1<br />

8 2 3 7<br />

4 2 5 6 8<br />

4 8 3<br />

6 9 3 1 7<br />

4 8 5<br />

Gewinner der letzten Ausgabe:<br />

Lösung: 823659417. Den ersten Preis, einen Rotkreuz-Erste-Hilfe-Kurs, gewann Christiane<br />

Koberwein, 2500 Siegenfeld. Je ein Schlüsselanhänger geht an: Walter Heimberger, 9615<br />

Hermagor; Johann Standfest, 4210 Gallneukirchen; Franziska Sobe, 9560 Feldkirchen;<br />

Ingrid Preiner, 6972 Fußbach; Maria Kainrath, 2114 Großrußbach; Helmut Neumann,<br />

2141 Föllim; Rosa Wiesinger, 4906 Eberschwang; Ingrid Brunnthaler, 4663 Laakirchen;<br />

Inge Obriot, 6850 Dornbirn; Achim Hayn, 6900 Bregenz; Edith Schifer, 2752 Wöllersdorf;<br />

Johann und Angelika Eckl, 3542 Gföhl; Hilda Gervautz, 7053 Hornstein; Ilone Pichler, 4081<br />

Hartkirchen; Gerhard Groiss, 7024 Hirm; Annemarie Keimel, 8480 Mureck; Konrad Schellnegger,<br />

8160 Weiz; Horst Bauer, 73212 Lackenbach; Roswitha Haid, 9545 Radenthein; Lea<br />

Scheriau, 9020 Klagenfurt.<br />

mein<br />

<strong>Rotes</strong> <strong>Kreuz</strong><br />

So erreichen Sie uns:<br />

Österreichisches <strong>Rotes</strong> <strong>Kreuz</strong><br />

Landesverband Vorarlberg<br />

Beim Gräble 10<br />

6800 Feldkirch<br />

05522/770 00<br />

Anmeldung zum Krankentransport:<br />

14844<br />

Telefonische Gesundheitsberatung:<br />

1450<br />

www.roteskreuz.at/vorarlberg<br />

HIGH-TECH-WINZLINGE<br />

Symbolfoto Akku-Hörgeräte<br />

Wie Hörgeräte den Alltag erleichtern<br />

und was sie technisch bereits können<br />

Unter einer Hörminderung leidet im<br />

Alltag vor allem eines: das Sprachverstehen.<br />

Umso wichtiger ist eine<br />

rechtzeitige Versorgung mit Hörgeräten.<br />

Klein, kleiner, Hörgeräte<br />

Hörgeräte sind im Laufe der Zeit<br />

zu High-Tech-Winzlingen geworden.<br />

Vom Hörohr über Transistorgeräte und<br />

Keramikmikrofone bis zu den heutigen,<br />

leistungsfähigen, digitalen Hörgeräten<br />

mit integriertem Computerchip<br />

– dank intensiver Forschung<br />

und moderner Technologie hat sich<br />

die Hörakustik vor allem in den<br />

vergangenen 20 Jahren weiterentwickelt.<br />

Drahtlose Verbindung,<br />

unbegrenzte Möglichkeiten<br />

Ein Ohr kommt selten allein – umso<br />

wichtiger ist es, im Fall einer Hörminderung<br />

beide Ohren zu versorgen.<br />

Das linke und rechte Hörgerät kommunizieren<br />

ständig miteinander. Sie<br />

tauschen drahtlos Informationen aus,<br />

um einen möglichst realistischen Eindruck<br />

von Räumlichkeit entstehen zu<br />

lassen. Das bedeutet: bestes Sprachverstehen<br />

und ein besonders natürliches<br />

Hörerlebnis.<br />

Hör-Checks & Co: Von kostenlosen<br />

Services profitieren<br />

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