E_1928_Zeitung_Nr.074
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Ausgabe: Deutsche Schweiz.<br />
BERN, DiensiasJ. septem&er <strong>1928</strong>.<br />
Nummer 20 Qs.<br />
24. Jahrgang. — N° 74<br />
ERSTE<br />
SCHWEIZERISCHE AUTOMOBIL-ZEITUNG<br />
Zentralblatt für die schweizerischen Automobil- und Verkehrs-Interessen<br />
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Inseratonsehhiss 4 Tage vor Erseheinen der betreffenden Nummer<br />
BMe Flotonsieriin«! der Armeen<br />
Im Uhrensaal des französischen Aussenministeriums.<br />
An historischer Stätte, denn<br />
hier fanden alle Beratungen statt, die das<br />
neugeschaffene Europa politisch umgrenzen<br />
sollten. Am 10. Januar 1920, 4.15 Uhr nachmittags,<br />
wurde durch die Bevollmächtigten<br />
Deutschlands und der Alliierten das Protokoll<br />
ratifiziert, das dem Abschluss des Friedensvertrages<br />
vom 28. Juni 1919 bindende<br />
Kraft gab.<br />
27. August <strong>1928</strong>. Vor dem grossen Kamin<br />
ist die Tafel in Hufeisenform aufgestellt. Delegierte<br />
von 15 Nationen haben Platz genommen.<br />
In der Mitte Briand. Vor der grossen<br />
Tafel im Mittelpunkt des Saales steht ein<br />
einfacher, kleiner Tisch, der mit einer Glasplatte<br />
belegt ist; auf ihm liegt der Kellogg-<br />
Pakt zur Unterzeichnung bereit. Die andere<br />
Hälfte des Saales belegt «das Publikum»:<br />
die Mitglieder der französischen Regierung<br />
und der Parlamente, die in Paris akkreditierten<br />
Diplomaten und ihre Damen. Der<br />
Reihe nach setzen sich die Delegierten der<br />
Völker an den Tisch und unterzeichnen mit<br />
der goldenen Feder, welche die Stadt Le<br />
Hävre dem Staatssekretär Kellogg verehrte,<br />
den berühmt gewordenen Pakt. Photographisch©<br />
Apparate und Kurbelmaschinen arbeiten.<br />
Auf einer kleinen Erhöhung halten<br />
die internationalen Pressevertreter mit dem<br />
Stifte den historischen Augenblick fest. Der<br />
neueste Kriegsächtungspakt ist geschlossen.<br />
Er hat in der internationalen, Presse natürlich<br />
die verschiedensten Kommentare gerufen.<br />
Einen neuen Gedanken enthält er eigentlich<br />
nicht. Es ist die Bestätigung der Idee,<br />
die bereits im Völkerbundspakt und in Locarno<br />
niedergelegt wurde. Auf dem Papier<br />
soll der Krieg «als Mittel der Politik> für<br />
ewige Zeiten verworfen sein.<br />
Abrüstung in Gedanken —• Rüstung in<br />
Wirklichkeit? Wie es in der Wirklichkeit<br />
steht, zeigt vielleicht am besten die Tatsache<br />
def zunehmenden Motorisierung der<br />
Militärstaaten Europas und der Vereinigten<br />
Staaten von Nordamerika. In bezug auf<br />
Kampfwagen und Strassenpanzerkraftwagen<br />
ist leider von einer Abrüstung noch nichts<br />
festzustellen. An der Spitze steht hinsichtlich<br />
der Zahl Frankreich, das heute über ca.<br />
3000 solcher Wagen verfügt, währenddem<br />
die schweren Wagen sich auf eine geringere<br />
Zahl beschränken dürften. Aber auch andere<br />
Staaten stehen ganz besonders punkto Qualität<br />
nicht nach. Nach den Angaben in Heigels<br />
Taschenbuch der Tanks, das 1927 in<br />
München erschienen ist, verlassen sich die<br />
Engländer besonders auf den Morris-Martel-<br />
Tank, der auf den Strassen eine Höchstgeschwindigkeit<br />
von 25 Stundenkilometern<br />
und im Gelände eine solche von 20 Stundenkilometern<br />
erreichen soll und dessen Besatzung<br />
aus einem Mann mit einem Maschinen-<br />
Sir Michaels Abenteuer.<br />
Roman Ton K. O. R. Brown*.<br />
Copyright <strong>1928</strong> by Georg Müller, Verlag. München.<br />
(31. Fortsetzung)<br />
Sein Sekretär drückte sich — eine Beute<br />
heftigen Schreckens — an die Wand. Es ist<br />
ja leicht zu sagen, dass dies der Moment war,<br />
wo er die Kassette Mr. Bytheway mit einem<br />
leichten Lachen und der Bemerkung hätte<br />
überreichen sollen, er habe sie in der Bibliothek<br />
gefunden; das hätte er auch zweifellos<br />
getan, wenn er Zeit zur Ueberlegung gehabt<br />
hätte, aber die war ihm nicht gegönnt. Und<br />
im ersten Augenblick schien es ihm nur, dass,<br />
wenn er diesem liebenswürdigen Schwachkopf<br />
die Kassette gebe, er sich in weitläufige<br />
Erklärungen verstricken und die letzte Hoffnung<br />
auf eine private Unterredung mit Anne<br />
verlieren würde. Also drückte er sich noch<br />
fester an die Wand und betete um Erleuchtimg.<br />
Sie ward ihm. Sein Rückzug wurde plötzlich<br />
durch etwas Grosses und Kaltes aufge-<br />
gewehr besteht, dem «gepanzerten Reiter<br />
des 20. Jahrhunderts». Eine weitere interessante<br />
Konstruktion ist der Räder-Raupentank,<br />
System Cordan Lloyd, der, je nach<br />
dem Boden, auf Rädern mit 50 Kilometerstunden<br />
Geschwindigkeit oder auf Raupen<br />
mit 35 Stundenkilometer Geschwindigkeit<br />
fortbewegt werden kann. Der moderne,<br />
schwere Tank der Engländer ist der Vickers-<br />
Tank, der etwa 40 Tonnen wiegt, eine Stundengeschwindigkeit<br />
von 25 Kilometer erreicht<br />
und mit einer Besatzung von zehn<br />
Mann, einer Bewaffnung von zwei leichten<br />
Kanonen und vier leichten Maschinengewehren,<br />
als eigentlicher Schlachtkämpfer angesprochen<br />
werden darf. Dieser «Saurier» soll<br />
80 cm starke Bäume umzurennen vermögen.<br />
Die Vereinigten Staaten sind im Begriff,<br />
ihren bisherigen schweren Tank durch einen<br />
mittelschweren Schnelltank zu ersetzen. Besonders<br />
erwähnenswert ist der sogenannte<br />
«Christin-Amphibium-Tank», der • von der<br />
U. S. Mobile Ordonriance Company in Hobokom<br />
hergestellt und von der Marine gegenwärtig<br />
erprobt wird. Auf den Strassen<br />
läuft er auf Rädern mit einer Geschwindigkeit<br />
von 6—48 Kilometerstunden, auf dem<br />
Gelände auf Ketten mit 4,8 bis 12,8 Kilometerstunden.<br />
Im Wasser wird er durch<br />
Schrauben fortbewegt. Soin Vierzylindermotor<br />
verfügt über 90 Pferdekräfte. Er ist<br />
mit einer 75-mm-Kanone ausgerüstet und mit<br />
vier Leuten bemannt. Als eigentliches Landungsfahrzeug<br />
ist er mit hochgezogenen<br />
halten, etwas, das seine tastenden Finger augenblicklich<br />
als den Schirmständer erkannten.<br />
Dieser war ein hoher Ständer aus Porzellan,<br />
grell rot bemalt und mit dicken gelben<br />
Putten in den unwahrscheinlichsten Stellungen<br />
verziert. Natürlich war Mrs. Bytheway<br />
sehr stolz auf diese Erwerbung, die ihr ein<br />
Antiquitätenhändler, der eine berechtigte<br />
Vorliebe für diese Art Kunden hegte, zv<br />
einem unverschämten Preis angehängt hatte.<br />
Bisher hatte Mike das üble Ding mit Widerwillen<br />
betrachtet; aber jetzt hätte er es<br />
umarmen mögen. Sehr sorgsam Hess er die<br />
Schmuckkassette aus seiner Hand in die<br />
dunklen Untiefen des Schirmständers gleiten;<br />
dann schöpfte er tief Atem, richtete sich auf<br />
und wandte einen offenen männlichen Blick<br />
auf seinen Herrn.<br />
«Die Abzugsrohre?», fragte er, nun ganz<br />
Sekretär. «Ja, natürlich, die Abzugsrohre!<br />
Nun, leider liegt Mrs. Gizzard mit Mumps<br />
oder so etwas zu Bett, aber sie rief mir, als<br />
ich eben wegging, durch das Fenster zu, es<br />
sei chronisch. Damals dachte ich, sie meine<br />
die Abzugsrohre, aber dann ist mir eingefallen,<br />
dass sie es doch vielleicht auf ihr Leiden<br />
Radio-Automobil der amerikanischen Armee<br />
Bordwänden und. einem verschliessbaren<br />
Dach versehen.<br />
Währenddem sich die Kampfwagen in fortdauernder.<br />
Entwicklung befinden, ist von den<br />
Strassenpanzerwagen nicht ganz das gleiche<br />
zu sagen. Da sie an die Strasse gebunden<br />
sind, besitzen sie natürlicherweise nur beschränkte<br />
Verwendungsmöglichkeit und sind<br />
auch für Aufklärungszwecke nur in beschränktem<br />
Masse brauchbar. Es ist deshalb<br />
auch begreiflich, dass alle Versuche dahingehen,<br />
diese Wagen durch Verwendung<br />
mit Kettentrieb von der Strasse zu lösen<br />
und sie auch für das Gelände brauchbar zu<br />
machen. Bereits hat man es in der Konstruktion<br />
modernster Kettenfahrzeuge so<br />
weit gebracht, dass sie selbst als Kampfwagen<br />
das schwierigste und für Menschen<br />
ungangbare Terrain zu überfahren vermögen.<br />
In Frankreich, England, den Vereinigten<br />
Staaten, in Italien, Polen und der<br />
Tschechoslowakei werden riesige Summen<br />
zur Konstruktion solcher geländegängiger<br />
Panzerwagen verwendet. Sie dienen zu<br />
Erkundigungs-, Führungs- und Mannschafts-<br />
Transportzwecken.<br />
Mit dem Bau dieser eigentlichen Panzerkraftwagen<br />
ist jedoch die Motorisierung der<br />
Armeen noch keineswegs vollständig. Eine<br />
starke Bewegung geht bekanntlich dahin,<br />
sowohl bei der Artillerie als auch bei der<br />
Infanterie das Pferd so weit als möglich<br />
bezog. Jedoch —» Im eifrigen Gespräch steuerte<br />
er rasch der Bibliothek zu, die Tür<br />
schloss sich hinter den beiden.<br />
Und Anne Kent, die eben aus dem Kinderzimmer<br />
kam, um die vormittägige Milch zu<br />
holen, mit der Violet May ihren Hunger beschwichtigte,<br />
traf gerade rechtzeitig an der<br />
Biegung der Treppe ein, um das bemerkenswerte<br />
Taschenspieler-Kunststück des Sekretärs<br />
zu sehen. Worauf sie mit einem bekümmerten<br />
Stirnrunzeln und einem ängstlich<br />
wehen Zug um den Mund weiterschritt.<br />
Zwölftes Kapitel.<br />
Sehr langsam kam Anne die Treppe herunter.<br />
Sehr langsam ging sie durch die Halle,<br />
an der Bibliothekstür — durch die man Stimmen<br />
über das Abzugsrohr-Problem hörte —<br />
vorüber, bis dorthin, wo der Schirmständer<br />
in seiner grellen Scheusslichkeit stand. Hier<br />
zögerte sie einen Augenblick u. biss sich auf<br />
die Lippen, dann fuhr sie mit einer Hand in<br />
seine dunklen Tiefen und — zog die<br />
Schmuckkassette hervor. Einen Augenblick<br />
lang starrte sie sie verständnislos an, dann,<br />
auszuschalten. Artillerie-Verstärkung rasch<br />
an entscheidenden Punkten einsetzen zu<br />
^Können und daneben die Notwendigkeit,
Zur Frage des<br />
Benzinzollvierfels<br />
Im Hotel «Zum Weissen Kreuz» in Interlaken<br />
hat unter dem Vorsitz von Nationalrat<br />
Joss aus Bern die nationalrätliche Benzinzollviertelsverteilungskommission,<br />
wir wollen<br />
sie einmal mit diesem schönen Namen belegen,<br />
getagt, um die Differenzen mit dem<br />
Ständerat zu erledigen. Unsere Leser werden<br />
sich daran erinnern, dass sich die beiden<br />
Räte über die Art und Weise, die den Anteil<br />
der Kantone an Benzinzoll verteilen sollten,<br />
bis jetzt nicht einigen konnten. Der Ständerat<br />
hielt an seinem Beschlüsse fest «den<br />
Subventionsanteil des einzelnen Kantons festzusetzen<br />
auf Grund des Verhältnisses seiner<br />
jeweils in den letzten drei Jahren gemachten<br />
Aufwendungen für das dem Automobilverkehr<br />
dienende Strassennetz zu den entsprechenden<br />
Ausgaben sämtlicher Kantone». Der Nationalrat<br />
dagegen versteifte sich auf seinen<br />
Entscheid, wonach die Verteilung einerseits<br />
nach den von den Kantonen für Bau und Unterhalt<br />
von Automobilstrassen gemachten<br />
Aufwendungen, anderseits aber unter Berücksichtigung<br />
der Strassenlängen erfolgen soll.<br />
Zwei Drittel dieses Benzinzollviertels sind<br />
nach Auffassung des Nationalrates nach den<br />
Gesamtatifwendungen, ein Drittel nach den<br />
Strassenlängen zu verteilen. Die nationalrätliche<br />
Kommission hat an diesem Beschlüsse<br />
mit allen gegen eine Stimme festgehalten.<br />
Der anwesende Herr Bundesrat<br />
Chuard hat sich dem Beschlüsse der nationalrätlicheii<br />
Kommission ebenfalls angeschlossen.<br />
Im fernem hielt die nationalrätliche<br />
Kommission ebenfalls am Beschlüsse ihres<br />
Rates fest, wonach in den Ausgleichungsfonds<br />
jährlich ein fester Betrag von 250,000 Fr.<br />
eingelegt werden soll, währenddem der<br />
Ständerat 5% der in den eidgenössischen<br />
Kassen liegenden Summe zur speziellen Entshädigung<br />
der Gebirgskantone vorwegnehmen<br />
wollte.<br />
Einzig in einer Hinsicht hat die nationalrätliche<br />
Kommission dem Ständerat eine Konzession<br />
eingeräumt. Man weiss, dass die<br />
nationalrätliche Kommission diesen Sommer<br />
dem Ständerat vorgeschlagen hatte, die verfallenen<br />
Summen der Jahre 1925 bis 1927<br />
sofort auf Grundlage des Ständeratbeschlusses<br />
auszuteilen, währenddem vom Jahre <strong>1928</strong><br />
an die Verteilung nach dem nationalrätlichen<br />
Beschlüsse zu erfolgen hätte. Die Kommission<br />
hat nun eine kleine Verbeugung gegegenüber<br />
den Ständeherren gemacht und<br />
das Jahr <strong>1928</strong> in den ständerätlichen Verteilungsmodus<br />
miteinbezogen.<br />
Die ständerätliche Kommission wird sich<br />
kurz vor Eröffnung der September-Session<br />
versammeln. Es ist nun Benzinweihrauch<br />
genug gestiegen und es wäre wünschenswert,<br />
wenn im Interesse des Ganzen die<br />
ständerätliche Kommission sich der nationalrätlichen<br />
anschliessen könnte. K.<br />
Zur Frage der<br />
Niveauübergänge<br />
Wie bekannt, faa& das Eisenbahndepartement<br />
einen Entwurf der 'bundesrätlicben<br />
«Verordnung über den Äbsohluss und die<br />
Signalisierung der Niveaukreuzungen der<br />
Eisenbahnen und öffentlichen, dem Automoibilverkehr<br />
dienenden S;trassen» seinerzeit<br />
den interessierten Kreisen bekannt gegeben.<br />
Der Verband schweizerischer Transportanstalten<br />
hat dazu bereits Stellung bezogen.<br />
In einer Zuschrift an das Eisenbahndepartement<br />
begrüsst der Verband die<br />
vorbildliche einheitliche Regelung. Er<br />
möchfe dieselbe sogar auf die Bahnpolizeivorschriften<br />
ausgedehnt wissen.<br />
Im übrigen ist die Zuschrift recht interessant<br />
und beweist mit aller Deutlichkeit,<br />
wie die Bahnen heute noch im Wahn leben,<br />
als hätten sie ihre Vorzugsstellung von<br />
«Gottesgnaden» erhalten und hätte sich der<br />
ganze moderne Verkehr einzig und allein<br />
nach ihrem Willen und hie und da auch<br />
nach ihren Schrullen zu richten. So verlangt<br />
der Verband, dass die Verkehrsgeschwindigkeit<br />
der Strassenbenützer in genügender<br />
Distanz vor Ankunft an der<br />
Kreuzungsstelle auf ein ungefährliches<br />
Mass verlangsamt werde. Zugleich müsse<br />
unzweideutig zum Ausdruck gebracht werden,<br />
dass der Strassenbenützer dem Eisenbahnzug<br />
den Vorrang lassen müsse und<br />
dass eine Zuwiderhandlung strafbar sei.<br />
Im Interesse der allgemeinen Sicherheit<br />
(lies besser: im Interesse der Bahnen) verlangt<br />
der Verband des weitern eine verschärfte<br />
Anwendung der Bahnpolizeivorschriften<br />
mit entsprechender gerichtlicher<br />
Ahndung, wobei den Zeugenaussagen der<br />
vereidigten Bahnpolizeiorgane, dem Eid<br />
und der Stellung derselben, das gebührende<br />
Gewicht zuerkannt werden müsse. Mit andern<br />
Worten also: Ich Eisenbahner, bin<br />
ein Mensch ganz besonderer Güte, du Automobilist,<br />
beispielsweise, bist ein Mensch<br />
Die Zürcher Sommersaison hat mit dem<br />
am vergangenen Samstag und Sonntag bei<br />
grösster Beteiligung durchgeführten Blumenfest<br />
ein effektvolles Finale gefunden. Mit viel<br />
Geschick wurde eine überreiche Fülle an<br />
Blumen aller Art zur Verkörperung origineller<br />
Sujets, zur Dekoration von Wagen aller<br />
Art, zur freundlichen Belebung farbenbunter<br />
Gruppen verwendet. Pferdegespanne<br />
wechselten in bunter Reihenfolge mit Autos<br />
jeder Grosse, von denen vielfach höchstens<br />
noch die Räder ab und zu unter der Blumenpracht<br />
sichtbar waren. Bei diesem Wettbewerb<br />
an Blumendekorum, bei einer derartigen<br />
Blumensymphonie muss es der Jury<br />
schwer gefallen sein, ein endgültiges Urteil<br />
zu fällen. Der Korso bot dem Auge ständig<br />
neue Bilder, die immer wieder das gefasste<br />
Urteil über den ansprechendsten Wagen<br />
oder die schönste Gruppe über den Haufen<br />
warfen. Von den Kindergruppen erwarb sich<br />
diejenige des Zürcher T. C. S. mit seinen<br />
reich geschmückten Kinderautos, von unserer<br />
Autlerjugend gelenkt, einen wohlverdienten<br />
ersten Preis. Den effektvollen Privatwagen<br />
vermag ein knapper Bericht kaum gerecht zu<br />
werden. Eine Reihe reizender Bilder zogen<br />
nur allzu rasch vorüber: die beiden kühnen<br />
Jockeys, die fliessend das hohe Hindernis<br />
nahmen, die bunte Gärtnerei, in der sich<br />
rings um ein Treibhaus und eine einladende<br />
Laube das Blumenreich des Gärtners ausbreitete,<br />
die mit wundervollen Chrysantemen<br />
ausgestattete Pagode, in welcher zwei reizende<br />
Japanerinnen mit verführerischem Lächeln<br />
nicht geizten, der einladende Gartenpavillon,<br />
dessen Ruheplätzchen bunte Rosen<br />
dritter oder vierter Klasse; deine Zeugenaussagen<br />
fallen nur zu einem Viertel ins<br />
Gewicht.<br />
Bezeichnend ist auch die Stellungsnahme<br />
des Verbandes zur Frage der Niveauübergänge.<br />
Der Verband stellt sich ganz einfach<br />
auf den Standpunkt: Wir Bäumen wären<br />
zuerst da, wir haben das Gefahrmoment<br />
nicht gesteigert, wir*sind überhaupt<br />
unfehlbar, also verschone man uns mit<br />
neuen Lasten; punkto Niveauübergängen<br />
bleibt alles ibeim alten. Mögen sich noch so<br />
viele Automobilisten den Schädel einrennen,<br />
mögen noch so viele Menschen durch<br />
unbewachte und gefährliche Uebergänge<br />
um ihr Leben bangen müssen, was schert<br />
uns dies, wir bleibens die Alten und haben<br />
auf niemanden Rücksicht zu nehmen. Im<br />
Gegenteil: Mit Rücksicht auf das Vorhandensein<br />
der Fahrdrahtleitungen bei den<br />
Niveauübergängen soll die Maximalhöhe<br />
der Lastautomobile und der Ladung festgelegt<br />
werden.<br />
Die betreffende Zuschrift des Verbandes<br />
schweizerischer Transportanstalten ist in<br />
bezug auf Kurzsichtigkeit und Knorzigkeit<br />
direkt «herrlich» zu nennen. Sie zeigt mit<br />
aller Deutlichkeit, und dies ist das Erfreuliche,<br />
was wir Automobilisten von den Eisenbahnen<br />
zu erwarten haben, wie sie<br />
nichts zu unterlassen gewillt sind, um das<br />
Aufkommen des Automobilverkehrs mit allen<br />
Schikanen zu verhindern. Im Bundeshause<br />
jedoch wird die angemachte Suppe<br />
wohl nicht so heiss gegessen werden; wir<br />
erwarten mit aller Bestimmtheit ein Zurückschrauben<br />
der im Hinblick auf den<br />
wachsenden Automobilismus und seine<br />
volkswirtschaftliche Bedeutung fast nicht<br />
ernst zu nehmende Forderungen. -n-<br />
Die Aufgaben im Strassenwesen<br />
Graubündens<br />
Nachdem mit dem Bau der ersten Schmalspurbahn<br />
im Kanton Graubünden bereits 1888<br />
begonnen wurde und derselbe rasche Fortschritte<br />
machte (heute weist die Rätische<br />
Bahn 277 km mit einem Kostenaufwand von<br />
114 Millionen Franken auf, die Misoxerbahn<br />
31 km, 6 Millionen; die Chur-Arosabahn 26<br />
ÄUTOMOBIL-REVUE <strong>1928</strong> — n<br />
Vom Ziivchei Blumenfesf, 1.Und 2.SeptemDeP<br />
(Von Regierungsrat Huonder in Chur)<br />
Kindergruppe, gestellt vom T. C. S. Zürich.<br />
diskret verhüllten, die Zürcher Schachtel, die<br />
als willkommene Ueberraschung zwei sehr<br />
nette Zürcher « Chrabeli» enthielt, etc.<br />
Erfreulicherweise wurde auch bei den Reklamegruppen<br />
künstlerische Effekte erreicht.<br />
Zwar gelang es nicht allen, ihre Empfehlung<br />
wirklich «durch die Blume» bekanntzumachen<br />
und in wenigen Fällen trat der Blumenschmuck<br />
allzu stark hinter dem eigentlichen<br />
Reklameobjekt zurück. Weithin leuchtete die<br />
Turmacschachtel, die, gefüllt, wohl ein ansehnliches<br />
Quantum aromatisches Kraut enthalten<br />
hätte. Leicht beschwingt und beweglich<br />
wie der Quell war der weisse Hirsch<br />
der Eglisana. Mit seinem wuchtigen Holländerschuh<br />
erinnerte das Popelampendekorum<br />
an seine niederländische Herkunft. In frischen<br />
Blumen prangte Citroens typisches<br />
Markenzeichen auf einer reichgezierten Limousine,<br />
während das grosse, lebhaft leuchtende<br />
Herz davon Kunde tat, dass es seine<br />
robuste Gesundheit und blühende Farbe dem<br />
Hagkaffee verdanke. Das pfeilgeschwinde<br />
Schiff mit geschwellten Segeln bot einen<br />
effektvollen Hintergrund für den Wagen<br />
Flying Cloud, dessen Tempo trefflich versinnbildlicht<br />
wurde. Den reizenden Grüssen<br />
und Händewinken der zarten Reisegesellschaft<br />
im Kuoniwagen hätte wohl niemand<br />
widerstehen können!<br />
So hat der Korso noch ein letztes Mal<br />
in eindringlicher Weise an die Blumenpracht<br />
des scheidenden Sommers erinnert, dem sich<br />
eine unermüdliche Schar Kinder und Erwachsene,<br />
Gefährte und Autos dienstbar machte,<br />
zur Freu4e der Zürcher und der unzähligen<br />
Gäste- von nah und fern. Z.<br />
sein, die verkehrstechnische Aufgabe in<br />
Graubünden sei nach einer Aufwendung von<br />
25 Millionen vollendet.<br />
Als dann das Motorfahrzeug im Jahre 1925<br />
den Einzug in Graubünden hielt und die<br />
Strasse wieder plötzlich an Bedeutung gewann,<br />
war man r sich wohl rasch bewusst,<br />
dass das bündnerische Strassenwesen vor<br />
neuen Aufgabe stehe, welche in ihren finanziellen<br />
Auswirkungen vielleicht noch grösser<br />
werden, als die erstmalige Erstellung des<br />
ganzen Strassennetzes in der Länge von<br />
1200 Kilometer.<br />
Das auf Grund des neuen Strassengesetzes<br />
aufgestellte Budget- für den Unterhalt und<br />
für die Fahrbahnverbesserung der bündnerischen<br />
Strassen beziffert sich auf eine Mil-<br />
Hon 520,000 Franken.<br />
Diese Summe genügt aber nicht um die<br />
bündn. Durchgangsstrassen innert der<br />
wünschbaren Zeit und in einem, dem heutigen<br />
Automobilverkehr angepassten Zustand<br />
zu verbessern und zu korrigieren.<br />
Bisher haben, nebst der Stadt Chur, einige<br />
Fremdenzentren, wie St. Moritz, Samaden,<br />
Schuls, Davos, Arosa und Klosters neue moderne<br />
Fahrbahnbeläge erstellt.<br />
Nun gedenkt der Kanton, genau wie vor<br />
150 Jahren zuerst die Strassenstrecke Tardisbrücke-Chur,<br />
zu verbessern und zu korrigieren<br />
und mit einem modernen Strassenbelag<br />
zu versehen. Die Finanzierung ist in<br />
der Hauptsache durchgeführt.<br />
Das Departement ist nun daran, in Verbindung<br />
mit seinen technischen Organen ein<br />
Strassenumpau- und Unterhaltsprogramm<br />
für eine grössere Periode aufzustellen, wobei<br />
in erster Linie die am meisten benützten<br />
Durchgangsstrassen in Frage kommen.<br />
Die Durchführung eines solchen Programms<br />
wird aber eine gewaltige, finanzielle<br />
Belastung für den armen Kanton Graubünden<br />
bedeuten und ist es zu untersuchen, ob es<br />
im verkehrspolitischen und volkswirtschaftlichen<br />
Interesse liegt, die Ausführung desselben<br />
auf Grund des vorhandenen Biitots oder<br />
m<br />
eines Millionen-Darlehens langsam durchzuführen,<br />
resp. zu beschleunigen.<br />
Möge der Geist, welcher im Laufe des<br />
XVIII. und XIX. Jahrhunderts die bündn.<br />
Kommerzial- und Verbindungsstrassen entstehen<br />
Hess, auch die heutige Generation,<br />
Behörden und Volk beseelen, damit das, was<br />
heute im Interesse des veränderten Strassenverkehrs<br />
innerhalb der wünschbaren Zeit<br />
und nach den richtigen technischen Grundsätzen<br />
geschaffen werden kann, ausgeführt<br />
werben.<br />
Denn der Verkehr dient der Allgemeinheit,<br />
er ist die Voraussetzung für eine gedeihliche<br />
Entwicklung von Industrie, Handel Tihd Gewerbe.<br />
Straffe Organisation der engl.<br />
Autobusgesellschaften.<br />
London, Ende August <strong>1928</strong>.<br />
Die Vereinigung der englischen Autotransportunternehmen<br />
hält auf gute Ordnung<br />
und feste Organisation in ihrem Verband.<br />
Sie will dadurch die Leistungsfähigkeit ihrer<br />
Mitglieder und die zuverlässige Bedienung<br />
des Publikums fördern, damit dieser neuere<br />
Zweig des Transportwesens ständig an Ansehen<br />
und Beliebtheit gewinne und erfolgreich<br />
den Eisenbahnen gegenüber Stand<br />
halten könne.<br />
So wird seit Anfang dieses Jahres allmonatlich<br />
ein Fahrplan herausgegeben, der<br />
sämtliche regelmässig betriebenen Ueberlandfahrten<br />
per Omnibus registriert und;<br />
deren Fahrzeiten, Fahrpreise und gegenseitigen<br />
Anschlüsse übersichtlich zusammenfasst.<br />
Schon bei der Zusammenstellung der<br />
Fahrpläne wird alle Sorgfalt angewendet<br />
und nur die Verkehrstätigkeit jener Unternehmen<br />
publiziert, die dem Verband jede<br />
Garantie für reelles und -sorgfältiges Geschäftsgebaren<br />
bieten. So werden beispielsweise<br />
nur diejenigen Ueberlandtransporte<br />
im Fahrplan berücksichtigt, die vom<br />
betreffenden Unternehmer schon mindestens<br />
ein Monat vor der Anmeldung regelmässig<br />
und zur allgemeinen Zufriedeheit besorgt<br />
worden sind. Als Ueberlandfahrten, sogenannte<br />
long distance Services werden ausschliesslich<br />
solche qualifiziert, die sich über<br />
eine Distanz von wenigstens 45 km zwischen<br />
den beiden Endstationen erstrecken. Ferner<br />
muss der Dienst auf alle Fälle Während 4<br />
aufeinanderfolgenden Monaten im Jahr und<br />
mindestens drei bestimmte Tage in der<br />
Woche" aufrecht erhalten wenden.<br />
Während der diesjährigen Feriensaison<br />
wurden trotz allen Bemühungen des Verbandes<br />
einzelne Klagen über Verspätungen!<br />
oder unregelmässige Fahrpreise laut. Alsbald<br />
wurde eine Untersuchungskommission<br />
ernannt, die sämtliche bekannt gewordenen<br />
km, 10 Millionen; die Berninabahn 61 km, Fälle sorgfältig prüfen wird. Sofern es sich<br />
18 Millionen; und die Furka-Oberalpbahn 97um Mitglieder des Verbandes handelt, wer-<br />
km, 6 Millionen, ohne die französischen Millionen),<br />
ging der Verkehr auf den Strassen<br />
wirklich ständig zurück und die Strassen<br />
verloren je länger je mehr an Bedeutung.<br />
Man konnte also wohl 1902 der Auffassung<br />
den diese unnachsichtlich zur Rechenschaft<br />
gezogen und wenn sie nicht jede Gewähr<br />
für Beseitigung der Mängel leisten, sollen<br />
sie im Fahrplan nicht mehr berücksichtigt<br />
und vom Verband ausgeschlossen werden.<br />
Um das reisende Publikum darüber zu orientieren,<br />
welche Gesellschaften der Vereinigung<br />
angehören und sich den bestehenden<br />
Verpflichtungen bedingungslos unterziehen,<br />
werden die Wagen, die Angestellten und die<br />
veröffentlichten Reiseprospekte und Kataloge<br />
etc. durch ein besonderes Abzeichen gekennzeichnet.<br />
Auf diese Weise weiss jedermann<br />
auf den ersten Blick, dass die mit dem<br />
Abzeichen versehenen Wagen genau fährplanmässig<br />
verkehren und sollten sich<br />
irgendwelche Anstände ergeben, so ist dem<br />
reisenden Publikum die Möglichkeit gegeben,<br />
durch das Verbandssekretariat die Uebelstände<br />
beheben zu lassen. Diese straffe Disziplinierung,<br />
für deren Durchführung das<br />
Untersuchungskomitee sorgt, ist von umso<br />
grösserer Bedeutung, als der Verband bereits<br />
die grosse Mehrzahl der Transportgesellschaften<br />
umfasst, die zusammen mehr<br />
als 80% aller Ueberlandfahrten ausführen.<br />
Erhöhte Fahrgeschwindigkeit<br />
für Lastwagen In England.<br />
London, Ende August <strong>1928</strong>.<br />
Die bisherige englische Verkehrsverord^<br />
nung sah für Lastwagen und Personenomnibusse,<br />
welche beladen mehr als 2 Tonnen Gewicht<br />
aufweisen, eine Maximalgeschwindigkeit<br />
von 12 Meilen (rund 19 km) per Stunde<br />
vor. Die Polizei war aber selbst der Auffassung,<br />
dass bei der heutigen fortgeschritten<br />
Konstruktion der Wagen mit wirkungsvoller<br />
Abfederung, zuverlässig und prompt<br />
funktionierenden Bremsen die bisherige<br />
Maximalgeschwindigkeit als ein veralteter<br />
Zopf betrachtet werden musste. Es wurden<br />
deshalb stillschweigend Tempi bis zu 25 km<br />
pro Stunde toleriert, auf wichtigen Ueberiandstrassen<br />
Hess man die Führer auch mit 30 km<br />
gewähren, da die Verkehrspolizei erkannt<br />
Ijatte, dass bei der herrschenden Verkehrsdicljtigkeit<br />
eine Fahrgeschwindigkeit von<br />
19. km für grosse Omnibusse s ete. hur zu be-<br />
bi.
N» 74 - <strong>1928</strong><br />
denkliehen Verkehrsstörungen und Unterbrechungen<br />
führen würde. Wenn nun auf 1. Oktober<br />
hin die bisherigen Bestimmungen abgeändert<br />
werden, so wird damit nur einer<br />
seit längerer Zeit geübten Fahrweise die gesetzliche<br />
Sanktion erteilt.<br />
Das Verkehrsministerium,, das für die neue<br />
Verordnung verantwortlich ist, hat gleich<br />
einen grossen Schritt nach vorwärts gemacht<br />
und für Pneumatik bereifte Wagen die<br />
Höchstgeschwindigkeit auf 20 Meilen oder<br />
rund 32 km pro Stunde hinaufgesetzt. Für<br />
Lastwagenzüge, bei welchen Motorwagen und<br />
Anhänger mit luftgefüllten Reifen ausgerüstet<br />
sind, wird die Geschwindigkeitsgrenze von 5<br />
auf 12 Meilen heraufgesetzt. Für schwere<br />
Wagen irgendwelcher Art mit Vollgummipneus<br />
gelten nach wie vor die alten Tempoansätze.<br />
Die im Gesetz vorgeschriebene<br />
Maximalgeschwindigkeit für Motorfahrzeuge<br />
überhaupt ist auf zwanzig Meilen angesetzt<br />
und war das Ministerium berechtigt, innerhalb<br />
dieser Grenzen für einzelne Fahrzeugkategorien<br />
bestimmte Sondervorschriften<br />
zu erlassen. Nachdem nun auch für<br />
schwere Fahrzeuge die gesetzlich festgelegte<br />
Höchstgrenze erreicht ist, hat das Departement<br />
seine Kompetenz voll ausgenützt. Eine<br />
weitere Erhöhung der Fahrgeschwindigkeiten<br />
müsste neu durch einen Parlamentbeschluss,<br />
der Gesetzeskraft hätte, beschlossen werden.<br />
Auf alle Fälle wird durch dieses behördliche<br />
Entgegenkommen der Waren- und Personentransport<br />
per Automobil einen weiteren<br />
Aufschwung nehmen, da nun auch das Gesetz<br />
eine promptere Erledigung von Transporten<br />
vorsieht und damit vor allem für den<br />
Warenumschlag die Spesen wesentlich herabgesetzt<br />
werden können. England kann sich<br />
das mit seinen erstklassigen Strassen wohl<br />
leisten, da die Hauptstrassenzüge alle ausnahmlos<br />
derart solid fundiert und ausgebaut<br />
sind, dass die nunmehr zu erwartende Mehrbeanspruchung<br />
deren vorzüglichen Zustand<br />
kaum beeinträchtigt. Aber ... der Staat verwendet<br />
eben mehr als ein Viertel seiner Einnahmen<br />
aus dem Motorfahrzeugverkehr für<br />
das Strassenwesen und zahlt das Geld auch<br />
aus, anstatt sich in parlamentarischen Diskussionen<br />
zu verlieren, mit denen die Strassen<br />
leider noch nicht gepflastert<br />
können.<br />
Brennstoff-Verbrauchs-<br />
Prüffahrt.<br />
werden<br />
bi.<br />
Automobilsektion Seeland des T. C. S.<br />
Seit Jahren führt die Automobilsektion Seeland<br />
in bewährter Tradition eine Benzin-Verbraüchökonkurrenz<br />
durch. Wenn als Hauptzweck der Veranstaltung<br />
verstanden wird, dass jedem Sektionsmitglied<br />
Gelegenheit geboten werden soll, in einem<br />
einfachen Wettbewerb die Wirtschaftlichkeit seines<br />
Wagens und seine benzinsparende Fahrtechnik<br />
zu demonstrieren, so hat die Konkurrenz vom<br />
Sonntag wirklich alle Erwartungen erfüllet. Betonen<br />
wir ausdrücklich den hohen wirtschaftlichen<br />
Wert. Eine Verbrauchskonkurrenz bietet ja, wie<br />
kaum eine andere Veranstaltung die Möglichkeit,<br />
Fahrtechnik in Hinsicht auf die Sparsamkeit des<br />
Betriebes einer Revision zu unterziehen. Nur der<br />
Vergleich unter gleichwertigen oder ähnlichen Bedingungen<br />
darf als Vademekum der Fahrkunst angesehen<br />
werden. Die Seeländer haben auf diesem<br />
Gebiet schon anerkennenswerte Erfahrungen gesammelt.<br />
Vom Start in Lyss strebten 28 Wagen durch die<br />
vorherbstliche Landschaft Worb au. Die Route<br />
Lyss, Meikirch, Bern, Schwarzenburg, Riggisberg,<br />
Seftigen, Kiesen, Konofingen, Biglen, Worb misst<br />
ziemlich genau 100 km und musste in einer Miniinalzeit<br />
von 3 Stunden und einer Maximalzeit von<br />
4 Stunden durchfahren werden. Fünf Kontrollen,<br />
bei denen jeder Fahrer sein Visum holen musste,<br />
sorgten für die Einhaltung der Strecke. In Worb<br />
wurde dann in minutiöser Weise der Benzinverbrauch<br />
aufgetankt.<br />
• Fie Fahrer, die Lyss ab 6 h. 30 in Abständen<br />
von 5 Minuten verliessen, nützten im allgemeinen<br />
die maximale Fahrzeit aus, um möglichst viel<br />
Strecken bei abgestelltem Motor fahren zu können.<br />
Die Wagen wiesen fast durchwegs die volle Belegung<br />
der Sitzplätze auf. Die Formel der Seeländer Sektion<br />
berechnet nämlich den reduzierten Brennstoffverbrauch<br />
auf 1000 kg Wagengewicht und<br />
100 km Strecke. Da die Routenlänge genau auf<br />
100 km festgesetzt wurde, prägt sich für die Berechnung<br />
eine ganz einfache Formel heraus: Reduzierter<br />
Brennstoffverbrauch gleich wirklicher Brennstoffverbrauch<br />
mal 1000 durch Gewicht in kg. Das<br />
Interesse des Konkurrenten auf allen Sitzplätzen<br />
möglichst viel Lebendgewicht mitzuführen — was<br />
auch im geselligen Interesse der Sektion liegt —<br />
ergibt sich aus der Berechnungsart.<br />
So besammelte sich um die Mittagszeit herum<br />
eine recht stattliche Gemeinde der Seeländer — es<br />
waren an die 150 Personen — im «Bären» zu einem<br />
frugalen Mahl im geräumigen Theatersaale. Eine<br />
Ländlermusik sorgte für gute Verdauung, gemütliche<br />
Unterhaltung und walzerfreudige Tänze.<br />
Schade nur, dass die Bieler ihren Humoristen unter<br />
den Scheffel gesteckt haben.<br />
Während im Theatersaal die Gemeinde der Konkurrenten<br />
in gehobener Stimmung den Nachmittag<br />
vorüberhuschen liess, rechneten der Vorstand und<br />
die Sportkenner in Tastloser Tätigkeit die Resultate<br />
aus. Bis auf eine Ausnahme waren keinerlei<br />
Schwierigkeiten zu bewältigen. Das Reglement<br />
sohliesst Benzinsparer und Zusatz-Ventile aus. Ist<br />
nun eine Luftzuleitung vom Oelreservoir in den Vergaser<br />
ein Benzimsparei ? Je mehr Luft der Vergaser<br />
zur Verfügung hat, umso mehr kann Benzin gespart<br />
werden. Diese Luftzuleitung war wohl kaum<br />
als Benzinsparer gedacht; sie hat aber diese<br />
Wirkung.<br />
Der Präsident der Sektion, Hr. Direktor Strehler,<br />
ctöffnete um halb fünf Uhr in bündiger Rede die<br />
Preisverteilung, worin er auch dem Präsidenten der<br />
Sektion Bern des T. C. S-, Herrn Fürsprech Baumgartner,<br />
seine Anwesenheit verdankte. Die Disziplin<br />
der Fahrer und eine reibungslose Organisation<br />
haben der Veranstaltung einen würdigen Erfolg<br />
gesichert.<br />
Von 28 Startenden ist ein einziger Fahrer auf<br />
der Strecke verblieben. Zwei andere Konkurrenten<br />
traten freiwillig vom eigentlichen Wettbewerb zurück,<br />
um wegen Differenzen mit dem Reglement nur hors<br />
concours zu starten. Den 25 Teilnehmern winkten<br />
in Anerkennung ihrer Leistungen zwei Gabentische,<br />
reich besetzt mit praktischen Gaben aller Art (Vergaser,<br />
Oelflaschen, Touringbücher usw.). Die Resultate<br />
der Brennstoff-Versuchsfahrt lauten :<br />
1. Ernst Marti: Reduzierter Benzinverbrauch:<br />
4,815 Liter; 2. Fritz Leiser 4.904; Hch. Richener<br />
5,032; 4. Otto Maurer 5,075; 5. Otto Hadorn 5,392;<br />
6. El. Weber 5,694; 7. L. Willimann 5,802; 8. J.<br />
Stucki 5,822; 9. E. Wolf 5,841; 10. 0. Röthlisberger<br />
6,019; 11. H. Utz 6,052; 12. E. Joss 6,137; 13. Dr.<br />
Ludwig 6,147; 14. L. Arni 6,164; 15. A. Leiser 6,197;<br />
16. J. Nikiaus 6,232; 17. Rob. Gerber 6,353; 18. L.<br />
Bärtschi 6,377; 19. 0. Burri 6,449; 20. A. Schmutz<br />
6,451 usw.<br />
Hors concours: F. Dätwyler 4,881 und P. Hänni<br />
6,010.<br />
Schon eine halbe Stunde nach der Preisverteilung<br />
löste sich die Gemeinde beschleunigt auf — mag<br />
wohl die Saffa daran schuld sein? — Alles strebte<br />
gegen Bern zu — befriedigt und erfreut über die<br />
wohlgelungene Konkurrenz.<br />
La.<br />
Das dritte Les Rangiers-Rennen.<br />
Am letzten Sonntag hat bei gutem Wetter<br />
das dritte Rennen Develier-Les Rangiers<br />
stattgefunden, das durch die A. C. Sektion<br />
Les Rangiers organisiert war.<br />
Das Rennen hat einen glänzenden Verlauf<br />
genommen, dank vor allem der vorbildlichen<br />
Organisationsarbeit der Herren M. Peter,<br />
Präsident der Sektion Les Rangiers, J. Levy,<br />
Präsident der Sportskommission, und M.<br />
Rottet, Sekretär des A. C. S. Les Rangiers.<br />
Die Sektion darf einen Erfolg verzeichnen,<br />
der sie gewiss ermutigen wird, auch in<br />
kommenden Jahren diesen schönen sportlichen<br />
und touristischen Anlass durchzuführen.<br />
Samstag, zwischen 14 und 16 Uhr, war die<br />
Strecke für die Probefahrten reserviert.<br />
Schon hier wurden prächtige Schnelligkeiten<br />
gefahren, die auf schöne Fahrzeiten am<br />
Sonntag hoffen Hessen. Sonntag mittags<br />
war Abnahme der Wagen auf dem Bahnhofplatz<br />
in Delemont. Um 13 Uhr fuhr die ca.<br />
40 Wagen zählende Kolonne gegen Develiers,<br />
wo punkt 14 Uhr der Start begann.<br />
Dank der vorbildlichen Arbeit der Herren<br />
Howald und Frjcker starteten die Wagen in<br />
Intervallen von vier Minuten mit minutiöser<br />
Pünktlichkeit. Als Chronometreur hatte in<br />
verdankenswerter Weise Herr M. Poulin<br />
seine Mitwirkung zugesagt.<br />
Die Rennstrecke Develiers-Les Rangiers<br />
ist für Automobilrennen direkt als ideal an-<br />
AUTOMOBIL-REVUE<br />
zusprechen. Sie stellt an Führer und Wagen<br />
hohe Anforderungen. Der Zustand der<br />
Strasse war ausgezeichnet. Gegen 4000 bis<br />
5000 Personen folgten mit grossem Interesse<br />
den sportlichen Leistungen. Verschiedentliche<br />
neue Rekordzeiten konnten gefahren werden.<br />
So gelang es Herrn Petignat in Klasse Gfür<br />
Tourenwagen, auf Salmson, einen neuen Rekord<br />
von 7 Minuten 35,4 Sekunden aufzustellen.<br />
Ebenso wurde in Klasse E von Moser<br />
auf Ansaldo ein neuer Rekord mit 8 Minuten<br />
06,2 Sekunden geschlagen. In Klasse D<br />
(3 Liter) stellte Gautier auf Lancia einen<br />
neuen Rekord mit 6 Minuten 36,6 Sekunden<br />
auf. In Klasse C (5 Liter) gelang es Buttikofer<br />
auf Martini mit 6 Minuten 14,2 Sekunden<br />
nicht nur die alte Rekordzahl zu überflügeln,<br />
sondern zugleich auch die beste Zeit<br />
der Tourenwagen zu fahren. Auch in Klasse<br />
B konnte durch Stammbach auf Mercedes<br />
mit 6 Minuten 25,8 Sekunden ein neuer Rekord<br />
aufgestellt werden.<br />
In der Kategorie G (Sportwagen )gelang<br />
es Kirchhofer auf Salmson mit 6 Minuten 9,6<br />
Sekunden den neuesten Rekord zu erklettern,<br />
währenddem in der Kategorie der Rennwagen<br />
Probst auf Bugatti die 7,5 km lange<br />
Strecke in der fabelhaften Zeit von 4 Minuten<br />
56,8 Sekunden, d. h. mit einer durchschnittlichen<br />
Stundengeschwindigkeit von<br />
91,2 km und teilweisen Geschwindigkeit bis<br />
zu 150 km in der Stunde durchfuhr, damit den<br />
alten Rekord von 5 Minuten 03 Sekunden<br />
weit hinter sich, lassend und sich die Siegespalme<br />
des Tages sichernd.<br />
Am Abend vereinigte ein Bankett alle Teilnehmer<br />
und Mitglieder der Sektion im Hotel<br />
du Soleil in Delemont, wobei Tischreden der<br />
Herren Peter, Zentralpräsident Dufour und<br />
Regierungsstatthalter Joray das Ereignis des<br />
Tages feierten. Herr J. Levy, Präsident der<br />
Sportskommission leitete die Preisverteilung,<br />
wobei ein prächtiger Gabentisch die Sieger<br />
in hohem Masse zu entzücken verstand. Erwähnen<br />
möchten wir noch, dass der Zentralpräsident<br />
Dufour in seiner Rede den Wunsch<br />
aussprach, das Les Rangiers-Rennen möge<br />
in Zukunft zu einem offenen nationalen Renpen<br />
ausgestaltet werden.<br />
-ei-<br />
Rangliste:<br />
Kategorie Tourenwagen. Klasse G (750 bis 1100<br />
cem): 1. Fleury Jos., Porrentruy (Salmson), 7' 35,4';<br />
2. Eduard Georges, Delemont (Rally), 7' 38,8";<br />
3. Girard Charles! Courgenay (Salmson)), 7' 39";<br />
4. Theurillat Auguste, Gourtemaiche (Salmson), 7'<br />
44,2"; 5. Sutter Fritz, Laufon (Mathis), 10' 16'2".<br />
Klasse F (1100 bis 1500 cem): 1. Hubler Maurice,<br />
Alle (Salmson), 8' 21'4"; 2. Dr. Houlmann, Porrentruy<br />
(Citroen), 9' 27,8"; 3. Catte Georges, Epau-<br />
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villers (Fiat), 9' 54,6"; 4. Frau Dr. Carnat, Delemont<br />
(Bianchi), 10' 54",<br />
Klasse D (2000 bi.« 3000 cem): 1. Gautier Edgar,<br />
Cortebert (Lancia), 6' 36,6"; 2. Baume Marc.<br />
Saignelegier (Lancia), 6' 42"; 3. Sandoz Charles,<br />
Tavannes (Lancia), 6' 5(7,2; 4. Fräulein Bussy,<br />
Le N'oirmont (Voisin), 7' 01.4"; 4. Schindelholz<br />
Theodore, Delemont (Whippet), 9' 47,6"; 6. Noir-j<br />
jean Rene, Soubey (Peugeot), 10' 09".<br />
Klasse E: 1 Moser, Nidau (Ansaldo), 8' 06,2";<br />
2. Bouvier, 9' 35,4".<br />
Klasse G (3000 bis 500 cem)- 1. Buttikofer Jean,<br />
Chaux-de-Fonds (Martini), 6' 14,2"; 2. Dr. Houlmann,<br />
Porrentruy (Chrysler), 6' 30,4"; 3. Peter A.,<br />
Delemont (Peugeot), 6' 51"; 4. Paskowsky Ed.,<br />
Delemont (Ford), 6, 53,8"; 5. Peter M., Chaux-de-<br />
Fonds (Nash), 7' C8"; 6. Mergay Charles, Delemont<br />
(Buick), 8' 06,2'.<br />
Klasse A (5000 cem und mehr): 1. Stammbach,<br />
Zofingen (Mercedes), 6' 25,8".<br />
Kategorie Sportwagen Klasse G (750 bis 1100<br />
cem): 1. Kirchhofer A., Biel (Salmson), 6' 09,6";<br />
2. Guttmann und Gacon, Charux-de-Fonds (Amilcar),<br />
6' 45.4"; 3. Glanzmann Jos., Porrentruy (Salmson)<br />
7' 23,6".<br />
Klasse C (3000 bis 5000 cem): 1. Martini S. A.,<br />
St-Blaise (Martini), 6' 10,4".<br />
Kategorie Sportwagen: 1. Probst Eduard, Bern<br />
(Bugatti), 4' 56,8"; 2. Wüthrich Henri, Alle (Salmson),<br />
6' 30,2".<br />
Autayia Bern <strong>1928</strong>.<br />
Den siegenden Equipen stehen nachfolgende<br />
Preise zur Verfügung :<br />
1. Equipe 4 vergoldete grosse Becher,<br />
2 vergoldete Likörbecher.<br />
2. > 4 vergoldete grosse Becher,<br />
2 Plaketten.<br />
3. » 4 vergoldete grosse Becher,<br />
2 Plaketten.<br />
4. » 4 vergoldete mittlere Becher,<br />
2 Plaketten.<br />
5. » 4 vergoldete mittlere Becher,<br />
2 Plaketten.<br />
6. » 4 vergoldete mittlere Becher,<br />
2 Plaketten.<br />
7. » 4 silberne mittlere Becher,<br />
2 Plaketten.<br />
8. > 4 silberne mittlere Becher,<br />
2 Plaketten.<br />
9. > 4 silberne Likör-Becher,<br />
2 Plaketten.<br />
10. » 4 silberne Likör-Becher,<br />
2 Plaketten.<br />
Daneben gelangen 72 Plaketten zur "W'teilungi<br />
Die Solitude-Rennstrecke wird renoviert,<br />
Deutschen Meldungen zufolge ist die Solitude-Rennstrecke<br />
in den vergangenen Wochen<br />
einer gründlichen Renovation unterzogen<br />
worden, wobei vor allem eine gründliche<br />
Oberflächenbehandlung durchgeführt<br />
wurde. Die Arbeiten wurden zu einem grossen<br />
Teil von der Stadtverwaltung Stuttgart<br />
finanziert. Die- grossen Zuschauertribünen,<br />
die beim Start an der Schiller-Höhe aufgestellt<br />
sind, haben ebenfalls wesentliche Ausbesserungen<br />
erfahren. Der 22 km lange Circuit<br />
wird um 6 km gekürzt, indem die von'<br />
der Gemeinde Leonberg gut ausgebaute Madentalstrasse<br />
in die Rennstrasse einbezogen<br />
wird und das Zwischenstück Glemseck-<br />
Frauenkreuz-Schatten in Wegfall kommt. Um<br />
eine zukünftige Kräftezersplitterung zu verhindern,<br />
soll sich die Pflege und Förderung<br />
von Rennpisten nur noch auf drei Strecken<br />
konzentrieren, nämlich: die Solitudestrecke,<br />
den Nürburgring und eine noch zu bestimmende<br />
Strecke in Schlesien oder Westfalen,<br />
Z.<br />
Das Bergkilometerrennen in Grand-Saconnex<br />
obligatorisch für die schweizerische Meisterschaft.<br />
Da das Gempenrennen ausfällt<br />
und die Bergprüfungsfahrt Rheineck-Walzenhausen<br />
als geschlossene Sektionskonkurrenz<br />
durchgeführt wird, fasste die nationale<br />
Sportkommission des A. C. S. den Beschlüsse<br />
das nationale- Bergkilometerrennen in Grand-<br />
Saconnex (Genf) als obligatorisch für die<br />
schweizerisch© Automobilmeisterschaft zu<br />
erklären.<br />
lt.<br />
Der Alpenpostverkehr vom 20.—26. August<br />
steht, im Vergleich zu den Vorwochen, im<br />
Zeichen einer anhaltenden Zunahme. Aber<br />
auch gegenüber dem Transportergebnis der<br />
entsprechenden Woche des Vorjahres ist<br />
eine Zunahme von 36 Prozent oder 6445 Reisenden<br />
zu verzeichnen. Befördert wurden<br />
insgesamt 24,262 Personen gegenüber 17,700<br />
in der Vergleichswoche des Vorjahres. Die<br />
stärksten Zunahmen verzeichnen nachfolgende<br />
Bergstrassen: Grimsel +1872, trotz<br />
anderthalbtägiger Sperrung der Strasse<br />
durch Schneefall, Maloja +1055, Furka +860,<br />
Nesslau-Buchs + 588. Interessant ist die<br />
Tatsache, dass sich die grossen Mehrfrequenzen<br />
auf einige wenige Linien verteilen.<br />
Die Mehrzahl der Linien weist Mehrfrequenzen<br />
zwischen 100 und 200 auf. Minderfrequenzen<br />
von Bedeutung verzeichnen einzig<br />
Linien Chur-Tschiertschen — 122 und Martigny-Champex<br />
— 184. Die tageweise recht<br />
herbstliche aber dennoch schöne Witterung<br />
bewirkte einen saisonverlängernden Einfluss.<br />
it.<br />
Die Muotathaler-Kirchenbrücke scheint seh*<br />
baufällig zu sein, denn als sie letzter Tage von<br />
einem Gar alpin befahren wurde, fing es in den<br />
Balken tüchtig zu krachen an und nachher stellte<br />
sich heraus, dass ein Tragbalken gebrochen war,<br />
ein anderer die Muotta hinabschwamm und ein<br />
Verstärkungseisen ganz gebogen worden war. Hoffentlich<br />
braucht es nicht noch mehr, um sofort die<br />
dringend notwendigen Renovationsarbeiten durchzuführen,<br />
-ey.
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— <strong>1928</strong> AUTOMOBIL-REVUE<br />
Der Kampf Im Ausland gegen<br />
den Bahnübergang.<br />
Gleich wie bei uns führen die fremden<br />
automobilistischen Verbände und die Fachpresse<br />
einen unermüdlichen Kampf gegen<br />
den Niveauübergang überhaupt und vor allem<br />
gegen den unbewachten Bahnübergng. Ebenso<br />
langsam wie im Inland greift auch im Aus-<br />
zungen. Wenngleich dieser Betrag, gemessen<br />
lande die Ueberzeugung Platz, dass es un-abedingt Sache der Eisenbahnverwaltung oder<br />
den Summen, die dem englischen Stras-<br />
auf alle Fälle der Behörden sein muss, für die<br />
systematische Eliminierung der gefährlichen<br />
Passagen einzustehen.<br />
Kürzlich fand in den Räumen des Automobil-Clubs<br />
von Deutschland eine Konferenz<br />
statt, an welcher sämtliche Spitzenverbände<br />
des Motorfahrzeugwesen vertreten waren. Es<br />
galt die bevorstehenden Aenderungen der<br />
Verordnung, die eine Erleichterung des Strassenverkehrs<br />
bringen würden, zu unterbreiten.<br />
Nach dortigen Meldungen war die Besprechung<br />
der trostlosen Sicherheitsverhältnisse<br />
an Bahnübergängen eine besonders<br />
eingehende, da von den 70,000 Bahnübergängen<br />
heute noch gegen 40,000 unbewacht oder<br />
gar ohne Schranken sind. Es wurde ausdrücklich<br />
festgestellt, dass die Reichsbahnverwaltung<br />
ihre bisherigen Sicherungsmassnahmen<br />
keineswegs dem so rasch zunehmenden<br />
Strassenverkehr angepasst habe, sich<br />
vielmehr darauf bescchränke, die öffentliche<br />
Meinung zu beeinflussen, um glaubhaft zu<br />
machen, dass sie an der Sachlage nichts ändern<br />
könne und auch nicht dazu verpflichtet<br />
sei. Es soll deshalb das Reichsverkehrsministerium<br />
dringend ersucht werden, unter<br />
Zuziehung von Vertretern der Motorfahrzeugverbände<br />
mit den Bahnen in Unterhandlung<br />
zu treten, um gemeinsam irgend eine Lösung<br />
für die dringliche Sache zu finden.<br />
Die Zunahme der tödlich verlaufenden Unfälle<br />
an Niveauübergängen hat auch die Aufmerksamkeit<br />
des englischen Publikums<br />
neuerdings erweckt und einer der letzten Zusammenstösse<br />
veranlasste sogar das Verkehrsministerium<br />
eine gründliche Untersuchung<br />
anzuordnen. Die englischen Verbände,<br />
vorab die A. A. vertritt nach wie vor<br />
die Forderung, dass die Niveaukreuzungen<br />
mit Hauptrouten systematisch durch Bahnüber<br />
oder -Unterführungen ersetzt werden<br />
müssen. Es kann erfreulicherweise festgestellt<br />
werden, dass nicht nur der Staat, sondern<br />
auch die privaten Eisenbahngesellschaften<br />
sich der Notwendigkeit einer zunehmenden<br />
Sicherung der Bahnkreuzungen bewusst<br />
sind, und deshalb schon zahlreiche Niveaupassagen<br />
überbrückt wurden. Das Strassenbaudepartement<br />
verfügt für das laufende Jahr<br />
aus dem Strassenfonds, in welchen sämtliche<br />
Einnahmen aus dem Motorfahrzeugverkehr<br />
fliessen, über einen Kredit von 6% Millionen<br />
Fr. zur Konstruktion von Brücken und<br />
Unterführungen als Ersatz für Niveaukreu-<br />
senfond zugehen, verhältnismässig bescheiden<br />
ist, so ist doch ein guter Anfang gemacht<br />
worden. Eine ähnliche Verwendung einiger<br />
Benzinmillionen würde die Sache auch bei<br />
uns wesentlich fördern, allein die Aussichten<br />
auf Verwirklichung eines solchen sicherlich<br />
sehr berechtigten Projektes sind nicht gerade<br />
glänzend wenn man feststellen muss,<br />
wie sehr sich der Bund gegen die Auszahlung<br />
des von den Kantonen so dringend benötigten<br />
Benzinviertesl wehrte. Aber auch die Bemühungen<br />
zur Beseitigung der Bahnkreuzungen<br />
werden einmal doch zum Erfolg führen müssen<br />
und die Verbände sowohl, als auch die<br />
Presse wird in ihren Anstrengungen keineswegs<br />
erlahmen, sondern durch das ausländische<br />
Beispiel aufgemuntert werden. Z.<br />
Eine Automobilstrasse zwischen Paris und<br />
Deauville. Auch die Franzosen wollen im<br />
Bau von Automobilstrassen andern Ländern<br />
nicht hintan stehen. So ist der Bau einer<br />
Automobilstrasse von Paris nach Deauville<br />
geplant, wobei zwei Abzweigungen von<br />
Rouen nach Le Hävre und nach Dieppe vorgesehen<br />
sind, Das Projekt sieht eine Strassenbreite<br />
von 25 Metern vor, wobei die<br />
Fahrbahn für die Hin- und Rückfahrt getrennt<br />
werden soll. Auch bei diesem Plan<br />
spiel begreiflicherweise die Qebührenfrage<br />
eine wichtige Rolle. Es ist auch da vorgesehen,<br />
dass die Kosten durch Abgaben der<br />
Benutzer gedeckt werden. Man hofft, dass<br />
etwa jährlich 2000 Wagen die Strecke befahren<br />
werden und dass bei einem Kilometergeld<br />
von 20 Rp. mit einer jährlichen Einnahmesumme<br />
von 30 Millionen Franken gerechnet<br />
werden dar. Die ganze Strasse<br />
wird eine Länge von rund 100 Kilometern<br />
aufweisen; die Herstellungskosten sind auf<br />
200 Millionen Franken devisiert. -t.<br />
Eine neue italienische Autostrasse. In Rom<br />
beabsichtigt man den Bau einer Aütostrasse<br />
vom Forum Romanum über die Thermen<br />
des Caracaila und durch die Campagna nach<br />
Frascati und Tusculum. Die Strasse soll zwischen<br />
den beiden Badeorten Nettuno und<br />
Anzio das Meer erreichen. -ei.-<br />
Der Automobilismus in Russland. Der<br />
Arbeits- und Verteidigungsrat in Moskau hat<br />
einen Ausschuss gebildet, der Verhandlungen<br />
mit ausländischen Firmen über deren<br />
Interessierung am Bau einer grossen russischen<br />
Automobilfabrik einleiten soll. Die<br />
Verhandlungen sollen sowohl mit europäischen<br />
als auch amerikanischen Firmen<br />
gepflogen werden. Jedenfalls ist Russland<br />
für das Automobil das Land noch offenstehender<br />
Möglichkelten. -ei.-<br />
Das Automobil in Schweden. Am 1. Januar<br />
<strong>1928</strong> wurden in Schweden 145,363 Motorfahrzeuge<br />
gezählt. Davon waren 110,135<br />
Personen- und Lastautomobile und 35,228<br />
Motorräder. Noch im Jahre 1918 registrierte<br />
man in Schweden nur 8000 Motorfahrzeuge.<br />
Der Aufschwung darf als rapid bezeichnet<br />
werden. Bis 1924 hat die Zahl der Motorfahrzeuge<br />
im Durchschnitt um rund 15,000<br />
zugenommen; in den folgenden Jahren um<br />
durchschnittlich 18,000 und im letzten Jahre<br />
sogar um 24,501.<br />
-ei.<br />
Das Vordringen des Autos in<br />
Afrika.<br />
ernden Verbot noch nicht vollkommen aufgenom-<br />
wurde, aber trotzdem schon heute zeigte, dass<br />
Die Goldküste Afrikas, um nur eines von denmen<br />
vielen Beispielen herauzugreifen. verdankt ihre in dio getroffene Lösung nur eine halbe sei. Verkehrsstörend<br />
wirkto namentlich der Umstand, dass die<br />
den letzten Jahren beobachtete xascho kommer-<br />
Melle Entwicklung zum grössten Teil der Einführung<br />
des Motortransportes.<br />
in Massen durch die Türöffnungen selbst gehen.<br />
Passanten, statt durch die Fussgängerdurchstiche<br />
Automobilstrassen verbinden nun die wichtigsten<br />
Küstenstartionen mit den entferntesten Punk-<br />
diesem UebelstErnd gewiss leicht abhelfen!<br />
Ein kleiner Wink der öffentlichen Organe könnte<br />
ten des nördlichen innern Territoriums. Der Ausbau<br />
des Bahnnetzes geht in dieser entwicklungs-<br />
befindet sich am Zollrain, wo Autos und Motor-<br />
Ein miserables Strassenstück der Stadt Aarahi<br />
fähigen Kolonie nur langsam vor sich und ist zudem<br />
sehr kostbillig. Die- Anlage von modernen sonders bedauernswert hätten es hier aber<br />
räder unglaublich stark erschüttert werden. Be-<br />
die<br />
Strassen, sei es als unabhängige Verkehrswege<br />
oder Verbindungslinien zu den bestehenden Eisenbahnen<br />
hat sich demnach zum Transport der Rohmaterialien,<br />
namentlich des Kakao, als notwendig<br />
erwiesen.<br />
Noch vor 40 Jahren geschah die Beförderung<br />
von Lasten fast ausschliesslich durch Eingeborne<br />
auf schmalen unwirtlichen Wegen. Anftmgs 1900<br />
befand sich noch kein einziges Motorfahrzeug in<br />
dieser Gegend. Heute zählt man indessen schon 5<br />
bis 6000 Automobile und die Länge der erstklassigen<br />
Strassen, die 1919 1300 Meilen erreichte, ist<br />
im Jahre 1Ö27 auf 5000 Meilen angewachsen.<br />
Nicht nur als Personen-, besonders als Lastwagen,<br />
hat eich das Auto vorteilhaft eingeführt.<br />
Die Städte Acca, Sekondi und Kumarsi haben sogar<br />
ihren eigenen Motorbusdienst geschaffen.<br />
Dem Vordringen des Motorfahrzeuges sind indessen<br />
auch in dieser Gegend, wenigstens noch vorderhand,<br />
von der Natur selbst Hindernisse in den<br />
Weg gelegt, da in den Regenperioden die Strassen<br />
geradezu unbenutzbar sind. Immerhin werden die<br />
Fortschritte im Strassenbau auch in dieser Beziehung<br />
Besserung bringen. Die Regierung hat in<br />
voller Würdigung der Vorteile des Motortransportes<br />
die Verbesserung der Strassen an die Hand<br />
genommen.<br />
Zurückzuführen auf den Unterbaru der Strassen<br />
ist die Vorschrift der Regierung, wonach die Verwendung<br />
von vier oder fünf Tonnen-Lastwagen<br />
verboten ist. Diesem Umstand sucht man in dem<br />
Sinne Rechnung zu tragen, dass die Lastwagen<br />
Anhänger mitführen.<br />
Parallel mit der Einfuhr von Automobil hart die<br />
Nachfrage nach Motorvelos eingesetzt, von denen<br />
im Jahre 1927 139 Stück von der Gold-Küste aufgenommen<br />
wurden J. K.<br />
Von der Aarauer-Verkehrsordnung.<br />
Dio verschiedenen Neuerungen, welche die Verkehrsordnung<br />
für Aarau gebracht hat, leben sich,<br />
wie man berichtet, nur langsam ein. Auch wird<br />
an manchem Kritik geübt.<br />
So erweist sich die bereits neu umgebaute<br />
Kasinostrasse als P-Strasse als zu wenig breit,<br />
so dass, wenn einige Fahrzeuoo dort parkiert sind,<br />
der übrigbleibende Strassenrest zu knapp ist, um<br />
Fuhrwerke oder Autos dort kreuzen zu lassen. Das<br />
wird meistens noch dadurch erschwert, dass auch<br />
dio Zahl der Fussgänger, die auf dieser Strasse<br />
verkehren, sehr gross ist. Aber auch über die derzeitigen<br />
Zustände in der Allee der Grabenstrasse<br />
wird Klage geführt. Dieselbe ist durch die Verkehrsordnung<br />
nicht als Parkplatz bestimmt, aber<br />
trotzdem soll es undisziplinierte Fahrer geben,<br />
die ihre Wagen längere Zeit in leider noch ungeordneter<br />
Weise dort hinstellen.<br />
Ebenso wird der einseitige Verkehr durch die<br />
Tore kritisiert, der zwar nach dem lange andau-<br />
Velofahrer, die einzig auf diesen Nordausgang angewiesen<br />
sind. Infolge des schlechten Strassenzustandes<br />
benützen viele dio Trottoirs. und Bäckerund<br />
Metzgerjungen sollen bereits mit einer gewissen<br />
Gewandtheit an Fussgängern und spielenden.<br />
Kinder vorbeifahren. Wenn aber einmal, wafs<br />
kaum ausbleiben wird, ein Unfall passiert, dann<br />
ist die Ursache für denselben hauptsächlich in<br />
dem skandalösen Zustand der Strasse zu suchen.<br />
Obschon die Steigung der Strasse deren Umbsru<br />
nicht leicht macht, so ist die Strassentechnik von<br />
heutzutage denn doch so weit, dass sie auch hier<br />
eine befriedigende Lösung finden könnte. R.<br />
Ein äusserst reger Motorfahrzeugverkehr herrscht<br />
auf der Hauptstrasse von Fislisbach. Am letzten<br />
Sonntag passierten da, von abends 6 bis 1% Uhr,<br />
128 Automobile, 86 Motorräder und 115 Fahrräder,<br />
was pro Minute 4,5 Fahrzeuge ausmacht. Auch die<br />
übrigen Stunden weisen einen grosseu Verkehr auf,<br />
der noch vermehrt wurde, seit die Brücke von Hellingen<br />
fertiggestellt worden ist.<br />
Nun beklagen sich die Dorfbewohner über die<br />
grosse Staubplage, aber sie werfen die Schuld nicht<br />
etwa auf die daran nicht direkt schuldigen Automobilisten,<br />
sondern sie fordern energisch von den<br />
Behörden die rasche Teerung oder Pflasterung der<br />
Strasse.<br />
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6 AUTOMOBIL-REVUE <strong>1928</strong> —No 74<br />
Wagenverkehr auf Berg-Poststrassen.<br />
Das eidgenössische Fostdepartement erlässt<br />
folgende Bekanntmachung:<br />
1. In den Kurven vieler Gebirgsstrassen<br />
können grössere Automobile in der Regel<br />
nicht oder nicht gefahrlos kreuzen. Wenn<br />
sich zwei Wagen in solchen unübersichtlichen<br />
Strassenbiegungen plötzlich begegnen,<br />
ist es das Sicherste, wenn sie sofort stoppen<br />
und die Kreuzung aus der Kurve heraus<br />
verlegen.<br />
Der Bundesratsbeschluss über den Wagenverkehr<br />
auf Berg-Poststrassen schreibt deshalb<br />
ausdrücklich vor:<br />
«In unübersichtlichen Strassenbiegungen ist<br />
so behutsam einzufahren, dass das Fahrzeug<br />
auch bei Tatfahrt auf einen Bremsweg von<br />
höchstens 6 m gestoppt werden kann. Dabei<br />
sind starke Lautzeichen zu geben und<br />
zu wiederholen, bis der Fahrer das dahinterliegende<br />
Strassenstück wieder überblickt.»<br />
2. Wenn der private Wagenlenker die<br />
Bergseite rechter Hand hat, so nimmt er erfahrungsgemäss<br />
die Kurve meist auf der innern<br />
Strassenseite, wodurch ihm aber die<br />
Sicht verkürzt wird. Um den von der andern<br />
Seite nahenden Wagen früher erblicken<br />
zu können und auch von ihm früher gesehen<br />
zu werden, sind die Postfahrer angewiesen,<br />
beim Einbiegen in unübersichtliche Kurven,<br />
in denen das Kreuzen unmöglich oder gefährlich<br />
ist, nicht die Bergseite, sondern die<br />
Strassenmitte zu halten und sofort zu stoppen,<br />
wenn in der Kurve plötzlich ein anderer<br />
Wagen vor ihnen auftaucht. Ebenso hat der<br />
andere Wagen sofort anzuhalten.<br />
Der Postautoführer wird hierauf den Umständen<br />
entsprechend anordnen, wo und wie<br />
das Kreuzungsmanöver zu vollziehen ist.<br />
3. Es wird neuerdings daran erinnert, dass<br />
die Bergseitsausweich-Vorschrift der Post<br />
nur auf folgenden Strecken gilt:<br />
Gletsch-Grimselhospiz, Gletsch-Realp, Olivone-Disentis,<br />
Orsieres-Champex, Sion-Les<br />
Hauderes, Sierre-Ayer, Chiasso-Muggio, Maroggia-Arogno,<br />
Magliaso-Astano, Tesserete-<br />
Bidogno, Tesserete-Bogno, Magadino-Indemini,<br />
Cavigliano-Spruga, Russo-Gresso, Peccia-Fusio,<br />
Gordola-Sonogno, Giubiasco-Carena,<br />
Lavorgo-Sobrio, Kerns-Melchthal, Ilanz-<br />
Vals, Araschger Rank-Tschiertschen, Küblis-<br />
St. Antönien, In den Kehren-Avers, Weinberg-Samnaun.<br />
Diese Strassen sind durch eine Rechecktafel<br />
mit entsprechender Inschrift, die unter<br />
der Dreiecktafel «Bergpoststrasse» angebracht<br />
ist, besonders gekennzeichnet.<br />
Auf allen andern Bergpoststrassen, wie<br />
z. B. Klausen, Simplon, weichen die Postautomobile<br />
bei Begegnungen nach Konkordat<br />
aus.<br />
Die Einstellung das Strassenbahnverkehrs<br />
in Wiesbaden. Wie der «Frankfurter <strong>Zeitung</strong>»<br />
gemeldet wird, hat der Magistrat der<br />
Stadt Wiesbaden die Offerte der Süddeutschen<br />
Eisenbahngesellschaft wegen Uebernahme<br />
der von ihr bis anhin betriebenen<br />
Strassenbahn in städtische Regie, endgültig<br />
abgelehnt. Somit ist die Einstellung des<br />
Strassenbahnverkehrs auf 1. April 1929 beschlossene<br />
Sache. Von zwei bereits von der<br />
Stadt betriebenen kleinen Strassenbahnlinien<br />
abgesehen, wird der gesamte Verkehr von<br />
Omnibussen übernommen werden. Die Stadtverwaltung<br />
hat bereits die Anordnungen getroffen,<br />
dass schon am 2. April des kommenden<br />
Jahres der Omnibusbetrieb mit fünf Minuten<br />
Wagenfolge einsetzen kann. Eine<br />
grosse Remise, für die Kraftwagen ist bereits<br />
im Bau und die Bestellung von 60 Autoomnibussen<br />
wurde vom Stadtrat ebenfalls genehmigt.<br />
Man ist in Deutschland allgemein<br />
gespannt, wie das Experiment eines strassenbahnlosen<br />
Stadtverkehrs ausfallen wird.<br />
Sicherlich nicht zu gunsten des Tramways !<br />
Z.<br />
Für die Verkehrssicherheit. Dazu wird uns geschrieben:<br />
Man kann heute kaum mehr eine <strong>Zeitung</strong><br />
zur Hand nehmen, in der nicht von Verkehrs-Vorschriften,<br />
Verkehrs-Erleichterungen und in noch<br />
grösserm Masse von Verkehrs-Unfällen die Rede ist.<br />
Letztere durch die erstem auf ein Minimum zu<br />
reduzieren ist das löbliche Bestreben von Polizeiund<br />
andern einschlägigen Behörden. Die Beobachtunng<br />
jedoch, die der Schreiber dies auf seiner<br />
letzten Fahrt nach Zürich machte, liess in ihm die<br />
Frage offen, ob den städtischen und kantonalen<br />
Bauorganen nicht ein Mann des Verkehrs beigegeben<br />
werden könnte, damit auch hier die richtige<br />
Richtung eingehalten wird.<br />
Die Automobil- und städtischen Ausfallstrassen<br />
die einem möglichst stossfreien Verkehr dienen sollen,<br />
scheinen heute dazu da zu sein, dass die Architekten<br />
und Bauherren ihre Projekte möglichst<br />
nahe an diese heranlegen; ein typisches Beispiel dafür<br />
bietet sich heute an der Ueberlandstrasse im<br />
Schwamendinger Ried, wo schon in den nächsten<br />
Wochen die weite Uebersicht in der grossen Kurve<br />
gegen die Aubrücke durch ein neues Haus versperrt<br />
sein wird. Viel krasser tritt dies noch auf dem<br />
Milchbuck in Erscheinung, wenn der geplante Eckbau<br />
Scha-ffhauserstrasse-lrchelstrasse zur Tatsache<br />
werden soll. Meine Erkundigungen haben leider ergeben,<br />
dass der hier von einem zürcherischen Architekten<br />
projektierte Bau bereits genehmigt worden<br />
sei. Kann dies im fortschrittlich gesinnten Zürich<br />
tatsächlich möglich sein? Es wäre dies geradezu<br />
ein Hohn auf alle im Interesse der Verkehrserleichterung<br />
getroffenen Massnahmen. In andern<br />
Städten werden Häuser — manchmal fast neue —<br />
«Was machen Sie in folgendem Gefahrfalle: Sie<br />
fahren einen steilen Berg hinunter, Hand- und<br />
Fussbremse funktionieren nicht und an einer Seitengasse<br />
begegnen Ihnen in rasendem Tempo von<br />
links und rechts zwei Autos?»<br />
«Ich gebe meinen Wagen in Reparatur,» antwortete<br />
Paul seelenruhig.<br />
abgerissen, um eine bessere Verkehrsübersicht zu<br />
erhalten. Auf dem Milchbuck, wo jetzt ein Neubau<br />
nach dem andern aus dem Boden wächst und der<br />
heute schon einen wichtigen Verkehrsknotenpunkt<br />
darstellt, scheint man nicht im mindesten an die<br />
Zukunft zu denken. Nachdem die Neue Beckenhofstrasse<br />
als Hauptausfallstrasse gegen Wintcrthur<br />
und Schaff hausen sich jetzt in so tadelloser<br />
Weise präsentiert, sollte auch ihre Fortsetzung in<br />
entsprechend grosszügiger Weise gehandhabt werden.<br />
Der aus der Stadt heraufkommende Fahrer,<br />
der auf dem Milchbuck mit Aufpassen auf Tram<br />
und andere Fahrzeuge genug zu tun hat, soll sich<br />
hier zudem vergewissern können, ob die Irchelstrasse<br />
frei ist und ob ihm nicht von dieser Seite<br />
her Unheil droht, auch wenn er geradeaus in Richtung<br />
Oerlikon fährt. Bald wird er jenes nicht mehr<br />
können. Die Unfallchronik wird einst die Richtigkeit<br />
dieser Darlegung erhärten. Für den aus der<br />
Ircheistrasse nach der Stadt einlenkenden Fahrer<br />
wird es noch schlimmer werden, indem ihm auch<br />
die Uebersicht auf die wichtige Tramkreuzung und<br />
-Haltestelle genommen wird, was keineswegs zur<br />
Erleichterung des dortigen Verkehrs beiträgt.<br />
Noch ist es Zeit, Abhilfe zu schaffen, denn mit<br />
den Bauarbeiten ist noch nicht begonnen worden.<br />
Der Ersteller wird dem Schreiber dies erwidern,<br />
dass in erster Linie das architektonische Gesamtbild<br />
jener Häusergruppe gewahrt werden, d. h. dass<br />
dort unbedingt ein Eckhaus hingestellt werden müsse-<br />
Von seinem Standpunkt aus ist dies nicht zu<br />
bestreiten; mit etwas gutem Willen Hesse sich aber<br />
wohl noch eine andere Lösung finden, trotzdem sie<br />
kaum mehr so ideal ausfallen wird, als wenn man<br />
von Anfang an bei der Projektierung der angrenzenden<br />
Bauten auf diesen Verkehrsknotenpunkt gebührend<br />
Rücksicht genommen hätte. E.D.<br />
Höflichkeit bei Automobilfahrprüfungen. Eine<br />
Dame schreibt uns: Selbst, wenn es nicht just «Saffa-<br />
Zeit», die Zeit der Frauen wäre, würde ich Sie bitten,<br />
diesen Zeilen in Ihrem Blatte Raum zu gewähren.<br />
Es handelt sich nämlich um die Art und Weise,<br />
wie die Automobil-Fahrprüfungen von einem bestimmten<br />
Experten, in Bern, gehandhabt werden^<br />
Schon oft, leider sehr oft, wurde darüber gesprochen<br />
und geklagt darüber. Speziell den zukünftigen<br />
«Ghauffeusen» gegenüber, verhält sich dieser Herr<br />
äusserst ablehnend, das ist bescheiden ausgedrückt,<br />
denn man versicherte mir, dass man seine Art füglich<br />
als grob und unhöflich bezeichnen könne.<br />
Ist das notwendig, oder überhaupt nur a.ngängig?<br />
frage ich Sie. Waltet dieser Herr schliesslich nicht<br />
nur seines Amtes? Besorgt er nicht nur eine Arbeit,<br />
wie es jeder andere tut, und dazu eine, die reichlich<br />
bezahlt ist? Wenn ich bezahle, wünsche ich, mit Zuvorkommenheit,<br />
zum mindesten aber mit Höflichkeit,<br />
behandelt zu werden, ja, ich bestehe darauf! Wie<br />
aber, wenn nun ein solcher vom Staate, an diese<br />
Stelle gesetzter Mann, den Prüfling (Mann oder<br />
Frau!) anranzt und anknurrt? Er wallte seines Am-i<br />
tes, wie ihm vorgeschrieben, und braucht dabei die<br />
Höflichkeit keineswegs ausser acht zu lassen! So<br />
gut, wie ich von einem Eisenbahnschaffner, Tramangestellten<br />
etc., etc., das Recht habe, Höflichkeit zu<br />
fordern, gilt es auch „für hier noch in erhöhtem<br />
Masse! — Und es sollte mir nicht passieren, wie es<br />
bei vielen schon geschah, dass sie vor lauter angeknurrt<br />
und angeschnautzt werden, direkt eingeschüchtert<br />
wurden und überhaupt nichts mehr konnten!<br />
Weit eher würde ich den Herrn auffordern,<br />
etwas artiger zu sein!! Ich bin überzeugt, dass viele<br />
so denken, wie ich, und es wundert mich bloss, dass<br />
man das- bis jetzt so hingehen liess. — Warum.<br />
doch? Schweizerische Gutmütigkeit? All zu grosser<br />
Respekt vor dem heiligen Bureaukratus, der bekanntlich<br />
in der Bundeshauptstadt noch besser als anderswo<br />
gedeiht! Haben wir ja gar nicht nötig! Ich<br />
glaube, in Amerika wäre dieser Herr keine 8 Tage<br />
alt geworden auf seinem Posten! Machen wir uns<br />
den amerikanischen Spruch zu eigen «keep-smiling».<br />
Wenn ich dann die Fahrprüfung mache, hat's der<br />
«Gestrenge» vielleicht auch schon gelernt, und anstatt<br />
finster zu grollen bei jedem schüchternen<br />
Kratzen des Schalthebels — lächelt er freundlich!<br />
Vielleicht aber habe ich das Glück und komme zu seinem<br />
Kollegen, der, wie man mir versicherte — es<br />
schon können soll! —<br />
Fallenbefrieb in Zizers. In Zizers ist man wieder<br />
am Werke, Einnahmen aus den Automobilbussen<br />
zu schöpfen. Es ist ja allgemein bekannt,<br />
dass man in Zizers mit grösster Vorsicht fahren<br />
muss, aber es kommt dennoch vor, dass Automobilisten<br />
bei allem guten Willen und bei aller Vorsicht<br />
straffällig werden, weil der Kontrollposten<br />
seines Amtes im allerbesten Sinne für die Gemeinde<br />
waltet. Eine Strecke von 100 Meter dient dem<br />
Manne zur Kontrollierung der Geschwindigkeiten.<br />
Es ist heute sattsam bekannt, dass eine so kleine<br />
Strecke für die Einmannkontrolle ganz unzulänglich<br />
ist und wenn, wie das in letzter Zeit passiert<br />
ist, Geschwindigkeiten von 25 km herausgerechnet<br />
und bestraft wurden, so grenzt das an spitzfindige,<br />
bösartige Schikane. Man hüte sich vor Zizers. -r.<br />
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BERN, 4. September <strong>1928</strong><br />
Jeder Automobilist weiss, dass er zum Anhalten<br />
seines Wagens eine gewisse Strecke, dem günstigsten Fall, dem Minimalbremsweg,<br />
Fahrgeschwindigkeit höchst riskiert sind. Mit<br />
die sogenannte Bremsstrecke, benötigt. Je darf von vornherein nicht gerechnet werden;<br />
nach der Fahrgeschwindigkeit, dem Zustand denn in einem Unglücksfall werden wohl<br />
der Strasse, dem Grad der gegenseitigen<br />
Ausbalanciertheit der Bremsen und ihrer 10 20 30 40 50 km/h<br />
gleichmässigen Wirkungsweise, je nach der<br />
Strassenhaltung des Wagens und der Griffigkeit<br />
der Pneus ist dieser Bremsweg dabei<br />
verschieden. Nimmt man für jeden der genannten<br />
Faktoren, ausser der Fahrgeschwindigkeit,<br />
den günstigsten Wert an und betrachtet<br />
diese Faktoren als eine Konstante,<br />
45<br />
so erhält man für jede Geschwindigkeit den<br />
Minimalbremsweg, d. h. den mindestens notwendigen<br />
Bremsweg. Wir haben verschiedentlich<br />
Tabellen über diese Minimalbrems-<br />
35<br />
wege veröffentlicht. Wohlverstanden handelte<br />
es sich dabei um Minimalbremswege,<br />
also eine Art Bremsrekorde. Es ist demnach 25<br />
nicht zu erwarten, dass jeder beliebige Fahrer<br />
sie mit einem beliebigen Fahrzeug auf 20<br />
einer beliebigen Strasse wiederholen kann.<br />
Heute interessiert uns nun die Frage, ob es<br />
auch möglich ist, umgekehrt aus dem Bremsweg<br />
die Fahrgeschwindigkeit einigermassen<br />
genau auszurechnen. Die Frage kann deshalb<br />
als aktuell gelten, weil sie in der letzten Zeit<br />
anlässlich von gerichtlichen Untersuchungen<br />
nach Unfällen vom geladenen Experten verschiedentlich<br />
bejaht wurde. Man erinnert sich<br />
z. B. an einen in Bern stattgehabten Fall, in<br />
dem auf Grund einer derartigen Expertise<br />
der Fahrer schuldig gesprochen wurde. Die<br />
Aussagen des Angeklagten und der Zeugen<br />
standen hier, was die Geschwindigkeit anbetrifft,<br />
in starkem Gegensatz zu den Berechnungen<br />
des Experten, die auf Grund der gemessenen<br />
Bremsspuren aufgestellt worden<br />
waren. Während die Zeugenaussagen auf<br />
25 km/St, lauteten, ergab die Berechnung des<br />
Experten 36 km/St.<br />
Ohne näher auf diesen Fall einzugehen,<br />
sind wir ganz allgemein der Ansicht, dass<br />
•Rückschlüsse aus dem Bremsweg auf die<br />
Fahrpraxis und Technik<br />
Bremsweg und Fahrgeschwindigkeit<br />
2 4 6 6 10 12 m/sek<br />
Unsre Abbildung zeigt die Bremswege von Personenwagen<br />
mit iVierradbremsen (S1) und mit<br />
Zweiradbremsen (S 2). Die gestrichelte Kurve gibt<br />
den Bremsweg auf nasser Strasse wieder. Eine •<br />
solche graphische Tabelle hat nur orientierenden"<br />
niemals aber beweisenden Charakter. Für gerichtliche<br />
Untersuchungen sollte für jeden einzelnen<br />
Fall spezielle graphische Darstellungen gemach^<br />
werden, die auf den Zustand des. Autos, der Stras-'<br />
se und auf die Fahrqualitäten des Automobilisten<br />
Rücksicht nimmt.<br />
kaum die obengenannten Faktoren alle mit.<br />
ihrem günstigsten Wert auftreten. Bei nässer<br />
Asphaltstrasse muss zwangsläufig der für<br />
eine gewisse Geschwindigkeit notwendige<br />
Bremsweg grösser werden als bei trockener •><br />
Strasse, bei Pneus mit abgelaufenem Profil<br />
desgleichen, bei nicht ganz gleichmässig<br />
wirkenden Bremsen ebenfalls usw. Misst man<br />
anderseits einfach den Bremsweg und hält<br />
sich an die Minimalbremswegtabelle, so<br />
kommt man zu viel zu hohen Geschwindigkeiten.<br />
Alle Faktoren rechnerisch in Betracht zu<br />
ziehen, ist wiederum praktisch unmöglich.<br />
Schon allein eine genaue Messung der<br />
wirklichen Bremsstrecke dürfte höchst<br />
schwierig sein. Es ist nicht angängig, sich<br />
einfach an eine sogenannte Stopspur zu halten,<br />
d. h.' die Rutschspur, die ein blockiertes<br />
Rad hinterlässt. Denn bekanntlich bremst<br />
ein Wagen nicht dann am stärksten, wenn<br />
seine Räder blockiert sind, sondern dann,<br />
wenn sie gerade noch nicht blockiert sind.<br />
(Ein Gesetz der Mechanik sagt aus, dass gleitende<br />
Reibung immer kleiner ist als haftende<br />
Reibung.) Gleitet ein Wagen, so ist der<br />
Bremsweg immer grösser, als wenn er mit<br />
stark gebremsten, aber noch rollenden Rädern<br />
fährt. Die Rutschspuren ergeben also<br />
nach der Tabelle berechnet eine höhere Fahrgeschwindigkeit<br />
als sie tatsächlich vorhanden<br />
war.<br />
Wenn schon in diesen Umständen eine<br />
grosse Berechnungsunsicherheit enthalten ist,<br />
so nehmen die Komplikationen in der Praxis<br />
noch ganz bedeutend zu. Wie soll man die<br />
Berechnung beispielsweise vornehmen, wenn<br />
infolge kleiner Verschiedenheiten in der Ausbalancierung<br />
der Bremsen, verschieden griffiger<br />
Pneus oder verschieden griffiger Strassenoberfläche<br />
das eine Vorderrad noch rollt,<br />
das andere blockiert ist und die Hinterräder<br />
vielleicht seitlich herumgeschleudert werden?<br />
Je nach dem Verhalten des Wagens können<br />
sich da im Bereich der untern Geschwindigkeiten<br />
Bremswegdifferenzen von Metern ergeben.<br />
Ungleichheiten in der Ausbalancierung der<br />
Bremsen fallen dabei nicht unbedingt zu Lasten<br />
des Fahrers. Infolge der verschieden<br />
starken Schwerpunktsverschiebung bei mehr<br />
odej- weniger starkem Bremsen ist es technisch<br />
nicht möglich, eine absolut gleichmässige<br />
Bremswirkung aller vier Räder auf verschiedenartigen<br />
Strassenbelägen zu erzielen.<br />
Unseres Erachtens stellt der praktische<br />
Versuch an Ort und Stelle das einzige eini-<br />
germassen brauchbare Mittel dar, um aus<br />
einem gegebenen Bremsweg eine Fahrge-*<br />
schwindigkeit zu rekonstruieren. Da es aber<br />
nie möglich ist, den Versuch unter den ganz<br />
gleichen Umständen durchzuführen, dürfte<br />
das Resultat auch nur als Hinweis, nicht aber<br />
als Beweis gewertet werden.<br />
nu<br />
Ein neuer Dreiachsmagen mit<br />
Sechsradantrieb<br />
Das Automobil hat als Pionier längst<br />
Wüste und die Steppe als Schauplatz seiner<br />
Tätigkeit auserkoren. Selbst mit einfachen<br />
Konstruktionen — allerdings unter grossen<br />
Mühsalen — gelang die Durchquerimg<br />
von unwegsamem Gelände, wie Wüsten»<br />
Steppen, Sumpfland. Die Autotechnik versucht,<br />
durch diese schwer errungenen Erfolge<br />
ermuntert, neue, solidere und vor allem<br />
raschere Geländeautomobile zu schaffen.<br />
Die rapide Entwicklung der trans^ontinentalen<br />
Flüge hat ein weiteres bewirkt, um<br />
die Autokonstrukteure in Spannung zu erhalten.<br />
«Drei Karawanentage in einer Flugstunde,»<br />
hies es kürzlich. «Drei Karawanentage<br />
in sechs Fahrstunden» wäre die Leistung,<br />
die man von einem Wüstenauto bald!<br />
fordern darf.<br />
Die Konstruktionen der Autos für unwegsames<br />
Gelände sind recht verschieden, je<br />
nach dem Verwendungszweck. Das Raupen*<br />
bandauto steht als meistverwendete Konstruktion<br />
im Vordergrund. Nach und nach<br />
sind die Sechsradautomöbjile zur Geltung]<br />
gekommen, die in den verschiedenen Konstruktionen<br />
sich bewährt haben. Entweder<br />
werden dabei die Mittel- und Hinterachse<br />
als Antriebsachse verwendet oder dann nur<br />
die Hinterachse, an der aber zwei Laufräder<br />
hintereinander aufgehängt sind.<br />
Eine Neuheit ist nach eingehenden Versuchen<br />
auf dem deutschen Markte erschienen:<br />
Ein Dreiachser mit Antrieb für alle<br />
drei Achsen. Das Selve-Geländeautomobil<br />
ist mit einem Voran-Vorderradantrieb ausgerüstet.<br />
Alle drei Achsen werden mit<br />
Schnecken (Uebersetzung 1 :6,25) angetrieben.<br />
Ein Vorgelegegetriebe ermöglicht wähl- 1<br />
weise das Ausschalten des Vorderachs-*<br />
antriebes oder der beiden Hinterachsantriebe..<br />
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Der Wagenführer muss im ganzen<br />
acht Vorwärts- und zwei Rückwärtsgänge<br />
bedienen.<br />
Als Motor dient eine Dreiliter-Sechszylindermaschine<br />
von 12 Steuer- und 50 Bremspferden.<br />
Bei einer maximalen Tourenzahl<br />
von 2800 sind in den verschiedenen Gängen<br />
Geschwindigkeiten von 5 bis 65 km möglich.<br />
Eine trockene Einscheibenkupplung unterbricht<br />
Wechselgetriebe und Motorwelle.<br />
Das betriebsfertig© Chassis wiegt 1800 kg,<br />
mit der sechssitzigen Karosserie, die eine<br />
Beladung von anderthalb Tonnen erlaubt,<br />
2685 kg. 1050 kg ruhen auf der Vorderachse<br />
und 1365 kg auf den beiden Hinterachsen.<br />
Der Selve-Dreiachswagen ist vorn durch<br />
vier Viertelquerfedern und hinten durch<br />
Längshalbfedern abgefedert. Die Handbremse<br />
wirkt auf die beiden Vorderräder und auf die<br />
beiden Mittelräder, während die Fussbremse<br />
nur auf die Räder der Hinterachse wirkt.<br />
Der Selve-Dreiachswagen weist durch originelle<br />
Konstruktion als Pionier in die Zukunft.<br />
wlt.<br />
Spvedisaa I<br />
Höfliche Bitte an Fragesteller!<br />
Tagtäglich erhalten wir Dutzende von Anfragen,<br />
was halten Sie vom Automobil X, was vom Motorrad<br />
Y, empfehlen Sie den Vergaser A oder gefällt<br />
Ihnen das Fabrikat B besser? Vorliegende Zeilen<br />
sind ein nsuer dringender Notschrei der Redaktion,<br />
sie mit derartigen Anfragen zu verschonen. Wir können<br />
beim besten Willen solche Auskünfte nicht erteilen.<br />
Gewisa sind wir über die einzelnen Fabrikate<br />
genau orientiert, allein unsere Objektivität würde<br />
angezweifelt, wenn die Redaktion von sich au« die<br />
Beurteilung einzelner Fabrikate übernehmen würde.<br />
Wir gebsn auch dann keine Auskunft, wenn<br />
uns Diskretion auf Ehrenwort zugesichert wird oder<br />
wenn uns für derlei Auskünfte Geldbeträge angeboten<br />
werden.<br />
Der «Sprechsaal» unseres Blattes soll vor allem<br />
dem freien Meinungs- und Erfahrungsaustausch unserer<br />
Leser dienen. Die Redaktion gibt darin nnr<br />
über Fragen allgemeiner Natur Auskunft. Antworten<br />
geschäftlichen oder reklamehaften Charakters<br />
und solche, die sich anderweitig nicht zur Veröffentlichung<br />
eignen, pflegen wir, ohne dabei unsere<br />
Stellungnahme irgendwie zu präiudizieren,<br />
kommentarlos an den Fragesteller weiterzubefördern.<br />
Damit glauben wir allen billigen Interessen<br />
unseres grossen Leserkreises gerecht zu werden;<br />
ihr Urteil über die Fabrikate müssen sich unsere<br />
Leser schon selbst bilden. Wird dem umfassenden<br />
und vielseitigen Inserateil das nötige Interesse gewidmet,<br />
so kann sich jeder Leser übet den gesamten<br />
Handel und die Produktion ein ziemlich klares<br />
Bild machen.<br />
Die Red.<br />
Frage 6885. Gestörte Benzinzufuhr, Ich besitze<br />
einen, älteren Wagen, der mir noch gute Dienste<br />
leistet. Letzten Sommer ist es dann öfters vorgo-<br />
kommen, dass mitten in der Fahrt der Motor aussetzte<br />
und erst nach einiger JJeit wieder in Gang zu<br />
bringen war, mein Automechaniker riet mir neue<br />
Kolben einzubauen, da durch die Hitze das Motorgehäuse<br />
sich ausdehne und infolge ausgelaufener<br />
Wandungen die Kompression verloren sehe. Tatsächlich<br />
war dann in diesem Moment der Motor<br />
auffallend leicht zu kurbeln. Ich entschloss mich,<br />
dann zu genannter Reparatur, welche von einer bewährten<br />
Werkstäitte ausgeführt wurde und nun<br />
tritt die gleiche Erscheinung wieder zu Tage. Der<br />
Mechaniker weiss nicht mehr zu helfen. Der Magnet<br />
wurde revidiert, die Zündung funktioniert, die Benzinzufuhr<br />
ebenfalls, dio Luftzufuhr kann geöffnet<br />
oder gedrosselt werden, es braucht aber eine geraume<br />
Zeit, bis der Wagen wieder in Gang zu<br />
bringen ist.<br />
Könnten Sie mir noch einen Rat geben?<br />
E. W. in G.<br />
Antwort: Es ist schwer, aus Ihren Angaben,<br />
ohne den Wagen gesehen zu haben, eine Prognose<br />
zu stellen. Wir können nur vermuten, dass die<br />
Benzinzufuhr gestört ist. Vermutlich leert sich der<br />
Vergaser und verursacht dann Störungen im Motorgang.<br />
Als einziges Mittel können wir Ihnen eine<br />
gründliche Revision, vor allem eine Untersuchung,<br />
der Benzinleitungen anraten. wlt.<br />
Frage 6886. Blockierter Anlasser. An meinem<br />
Wagen, den ich im Oktober 1922 gekauft habe,<br />
blieb im August 1927 zum ersten Mal der Anlasser<br />
stecken, als ich beim Drücken auf den Anlasserknopf<br />
den Motor in Gang bringen wollte. Das Andrehen<br />
mit der Kurbel war absolut unmöglich. In<br />
der Garago wurde durch das Hinausnehmen und<br />
Neumontieren des Anlassers das Uebel behoben.<br />
Seither hat sich dieses Steckenbleiben mehrmals<br />
wiederholt in kürzeren oder längeren Zwischenräumen.<br />
Man gibt mir den Rat, den Uebelstand jeweils<br />
dadurch zu beheben, dass ich den direkten<br />
Gang einschalte und durch eine andere Person<br />
den Wagen etwas hin- und herbewegen lasse. Jedes<br />
Mal hat sich bis dato durch dieses Manöver dio<br />
Verzahnung lösen lassen, wohl auch vermöge der<br />
Umstände, dass der Wagen auf ebenem Terrain sich<br />
befand. Wie aber wenn das Hindernis an ansteigender<br />
Strasse auftreten sollte und das Hin- und Herbewegen<br />
unmöglich ist?<br />
Ich möchte Sie nun fragen, ob die Störung davon<br />
herrührt, dass die Verzahnung am Antriebsritzel<br />
oder Schwungrad oder an beiden nicht mehr<br />
intakt ist oder ob eventuell das Kugellager, in welchem<br />
das Antriebsritzel nach vorn gestossen wird,<br />
ausgelaufen, ist? N. in G.<br />
Antwort: Aus Ihren Angaben: können wir<br />
eine zu starke Abnützung des Bendix-Anlassers und<br />
einen schlechten Parallelismus der Wellen feststel-<br />
len. Diese Verstellungen rühren von einer ungenügenden<br />
Einstellung des Anlassers araf den Motor<br />
her<br />
Wir können Ihnen nur den Ratschlag erteilen,<br />
das Bendixgetriebe einem tüchtigen Elektromechaniker<br />
zu übergeben.<br />
wlt.<br />
Frage 6887. «Puppern» des Auspuffs. Kürzlich<br />
kaufte ich einen fabrikneuen 8 Zylinder<br />
amerikanischer Provenienz. Mit dessen Leistungen<br />
bin ich in jeder Beziehung zufrieden bis auf den<br />
Auspuff. Derselbe «puppert» ziemlich vernehmbar,<br />
und der Wagen* erweckt dadurch den Eindruck,<br />
als ob er nicht in Ordnung wäre. Ein Achtzylinder<br />
sollte doch eigentlich im Leergang wio im<br />
Langsamgang sozusagen geräuschlos sein. Dar<br />
Generalvertreter äußsert sich auf Befragen, dass<br />
durch diesen freien Auspuff der Motor weniger<br />
heiss werde und mehr Rasse habe. Ich finde jedoch,<br />
diese Antwort wenig stichhaltig und möchte<br />
deshalb anfragen, auf welche Weise dem Uebel<br />
abzuhelfen wäre. Kann der Auspuff durch Veränderung<br />
des Topfes mehr gedämpft oder nujss<br />
ein spezieller Topf eingebaut werden? Der Benzinverbrauch<br />
ist normal. A. M. in L.<br />
Antwort: Wir empfehlen Ihnen dem Motor<br />
mehr Vorzündung zu geben und den Vergaser neu<br />
einstellen zu lassen. Aus Ihren Angaben schliessen<br />
wir, dass die Mischung zu reich ist und daher die<br />
Gase unverbrannt das Auslasisventil passieren.<br />
Eine Abänderung des Auspufftopfes ist in diesem<br />
Falle gar nicht notwendig, da derselbe ja nicht<br />
defekt ist.<br />
wlt.<br />
Anfrage: 692. Rückgängigmachung eines Kaufes.<br />
Ein Bekannter von mir Hess sich von einer auswärtigen<br />
Automobilfirma einen Wagen vorführen.<br />
Der Verkäufer erklärte, der Wagen komme mit<br />
seinen 8 PS in die niedrigste Steuerkategorie, zudem<br />
seien Steuer und Versicherung für das laufende<br />
Jahr gelöst. Der Preis wurde auf Frs. 2200.— gesetzt.<br />
Der Handel sollte durch die Automobilbank<br />
finanziert werden unter Stellung eines Bürgen. Nun<br />
erhielt mein Bekannter von der Bank Bericht, nachdem<br />
bereits Frs. 500.— anbezahlt wurden, C3 sei<br />
noch der Betrag für die Vorsicherung einzusenden.<br />
Ferner stellte sich heraus, dass der Wagen 12 PS<br />
leiste und nicht 8 wie vom Verkäufer angegeben.<br />
Mit allem was nun noch drum und dran in Versicherung,<br />
Steuern, etc. kommt der Wagen einige<br />
hundert Frs. tourer als urspünglieh festgesetzt, und<br />
da der Käufer in seinem Betriebe mit jedem Franken<br />
rechnen muse, kommt ihn der Wagen<br />
nun zu teuer zu stehen, zudem hat sich der Bürge<br />
unter den oben angeführten Umständen zurückgezogen,<br />
da er die Summe für einen alten Wagen<br />
als zu hoch findet, nachdem dio angeblich zum<br />
„Wagen gehörenden Versicherungen und Steuern erst<br />
noch bezahlt werden müssen.<br />
Aus diesem Grunde sieht sich mein Bekannter<br />
gezwungen vom Kaufe eines Wagens vorläufig Umgang<br />
zu nehmen. Ich ersuche Sie nun um Ihre<br />
Meinungsäusserung, ob obengenannten das Recht<br />
Recht zusteht den Handel rückgängig zu machen<br />
nachdem sich herausgestellt hat, dass der Wagen<br />
erstens 4 Steuer-PS mehr hat als beim Kaufsabschluss<br />
erwähnt, ferner weder Versicherung noch<br />
: Steuer bezahlt seil Ist der Verkäufer, gezwungen,<br />
die Frs. 500.— zurück zu erstatten? Der Wagen<br />
wurde (nebenbei erwähnt) noch nicht ausgehändigt 1<br />
E. H. in Th.<br />
Antwort: Am besten lässt sich der Fall fol-><br />
gendermassen konstruieren: Es müsste dem Lieferanten<br />
selbstverständlich bekannt sein, wieviel PS<br />
der Wagen aufweist und dass die Versicherung:<br />
noch nicht bezahlt ist. Nach Geschäftsübung, nach<br />
Treu und Glauben darf angenommen werden, dass<br />
der Verkäufer über solch essentielle Fragen genau<br />
Bescheid weiss. Und Sie haben den Kauf ja deshalb<br />
abgeschlossen, weil Ihnen die zugesicherten Eigen-»<br />
Schäften des Wagens — dio sich nachträglich als<br />
nicht wahr erwiesen — für Ihre Bedürfnisse die<br />
rechten schienen, und gestützt auf sie kauften Sie<br />
das Auto.<br />
Art. 28 des O. R. bestimmt: «Ist ein Vertrags-!<br />
schüessender durch absichtliche Täuschung seitens<br />
des andern zu dem Vertragsabschluss verleitet worden,<br />
so ist der Vertrag für ihn unverbindlich». Es<br />
dürfte nicht allzu schwierig sein, dem Lieferanten!<br />
eine absichtliche Täuschung nachzuweisen. Sollt«<br />
dies wider Erwarten nicht möglich sein, so können<br />
Sie sich immer noch auf den Irrtum berufen, d. h«<br />
den Vertrag wegen wesentlichem Irrtum unverbind«<br />
lieh erklären. Der wesentliche Irrtum besteht darin*<br />
das Sie im Irrtum waren über bestimmte Eigenschaften<br />
der Kaufsache, ohne welche Sie dieselbe<br />
nicht erstanden hätten. Da der Irrtum aber ab-:<br />
sichtlich durch den Verkäufer hervorgerufen wurde,<br />
handelt es sich eben um Täuschung.<br />
Nach Art. 31 hat der nicht gebundene Teil innert<br />
Jahresfrist seit der Entdeckung der Täuschung oder<br />
des Irrtums dem Vertragßgegner zu erklären, dass<br />
er den Vertrag nicht halte, und eine schon erfolgte<br />
Leistung zurückfordere; sonst gilt der Vertrag als<br />
genehmigt.<br />
Wir empfehlen Dinen, vorerst dem Verkäufer<br />
mitzuteilen, dass Sie erstens den Vertrag nicht<br />
halten wollen, gestützt auf absichtliche Täuschung,<br />
eventuell Ix*rtum; und zweitens, dass Sie die geleisteten<br />
Fra. 500.— zurückfordern, ferner eventuellen<br />
Schadenersatz verlangen für Spesen, Koston bei der<br />
Bank etc. *<br />
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In der letzten Zeit bewegte die Gemüter<br />
der Leser der Automobil-Revue unter verschiedenen<br />
Malen die Frage, ob das Rauchen<br />
während des Abfüllens von Benzin von der<br />
Zapfstelle in den Benzintank eines Autos gestattet<br />
sei oder nicht.<br />
So einfach im Grunde genommen die Beantwortung<br />
dieser Frage ist, so verwunderlich<br />
ist es, dass heute eine Grosszahl der Inhaber<br />
von Benzinzapfstellen ihren Klienten<br />
das Benzin mit brennender Zigarre oder, was<br />
noch schlimmer ist, mit brennender Zigarette<br />
im Munde, in ihre Autos einfüllen.<br />
Durch dieses Vorgehen schwebt der Automobilist<br />
beständig in der Gefahr, nicht nur<br />
eines schönen Tages seinen Wagen in Flammen<br />
aufgehen zu sehen, sondern auch durch<br />
-eine, durch den brennenden Tabak hervorgerufene<br />
Explosion sich und seine Mitfahrer<br />
ernstlich zu gefährden.<br />
JEs erscheint deshalb geboten, die Herren<br />
AutomobÜfahrer einmal aufzuklären, wie sie<br />
sich einem solchen Benehmen der Benzinverkäufer<br />
gegenüber zu verhalten haben und wie<br />
sich die Gesetzgebung zu dieser Frage stellt.<br />
Schon vor über 100 Jahren war man sich<br />
der Gefahren, die der Handel und die Aufbewahrung<br />
leicht explodierbarer Stoffe mit sich<br />
brachte, bewusst. Bereits die Feuerordnung<br />
vom Jahre 1819 hat darüber strenge Vorschriften<br />
aufgestellt. In der neuern Zeit (es<br />
werden gegenwärtig in der Schweiz im Jahre<br />
über 120 Millionen Liter Benzin gehandelt)<br />
ist eine gesetzliche Neuordnung dringend<br />
notwendig geworden.<br />
Die heute geltenden gesetzlichen Vorschriften<br />
sind für den Kanton Bern in der Feuerordnung<br />
vom 1. Februar 1897 und in den<br />
Verordnungen vom 29. Juli und 23. Oktober<br />
1907 betr. die Aufbewahrung und den Verkehr<br />
mit leicht entzündbaren und explosionsfähigen<br />
Stoffen niedergelegt.<br />
Schon die erste allgemeine Bestimmung<br />
der Feuerordnung, die verlangt, dass «jedermann<br />
die Pflicht hat, mit Feuer und Licht<br />
sorgfältig umzugehen», verbietet dem Verkäufer<br />
die brennende Zigarre.<br />
In Anbetracht der besondern Gefährlichkeit<br />
von Benzin etc. wurde der Art. 28 in die<br />
Feuerordnung aufgenommen, der bestimmt :<br />
«Das Füllen der Flüssigkeitsbehälter bei<br />
Benzin-, Neolin-, Ligrom- und Petrolgasmotoren,<br />
ferner der Petrolherde, Petrollampen<br />
und dergleichen darf nur am Tageslicht- geschehen.<br />
Es ist untersagt, diese Verrichtung<br />
in der Nähe von Licht oder Feuer, sowie mit<br />
brennender Zigarre oder Pfeife vorzunehmen,<br />
»<br />
Klarer kann ein Gesetz eine bestimmte!<br />
Handlung wohl kaum verbieten.<br />
Durch die rasche Zunahme der Motorfahrzeuge<br />
und des dadurch bedingten Benzinhandels<br />
wurden die Verordnungen vom Jahre<br />
AUTOMOBIL-REVUL <strong>1928</strong> —<br />
Rauchen beim Benzinabfüllen. Kontrollierte Strassen Gesperrte Strassen<br />
Kanton • »trecüe<br />
Bemerkungen<br />
Appenzell A, Eh. Herisau Innerorts<br />
Appenzell A.Kb. Stein Versteckte Kontrolle.<br />
Aargau Wettingen, in» Neuenhof IConcrou« mit Stope<br />
atic.<br />
Bern BUtzberg b. Langeuüiai Kontrolle mit Stoppuhr.<br />
Bern ßoggwii Innerorts.<br />
Bern Lotzwil Kontrolle.<br />
Born Bubtuen; Innerorts; Auf 200 Meter«<br />
Bern Cornol Kontrolle<br />
freiDurg Jim* Versteckte Stoppuhr-<br />
Kontrolle.<br />
Glanu •» An Sonn« und Feiertagen<br />
itets strenge<br />
Kontrolle in. Stoppuhren<br />
auf 200 und<br />
500 m.<br />
Glarns Glarus, v; Bot,«i Bahn- Strenge Innerortskonhof<br />
(Kurve) bis tarn<br />
Kandelaber bei der<br />
Xiatbbrttcke nach Knnenda<br />
trolle mit Stoppuhr;<br />
Olanw<br />
Schwanden<br />
Graubünden Zwischen Xrimmii u.ZIrasrs Versteckte Kontrolle<br />
Graubfindfr. Silvaplana Kontrolle.<br />
Llohtemteln Vaduz, Ortsausgang gestsn<br />
Triesen, sowie innerhalb<br />
Nendeln vom Oasthaus<br />
z. „Enge!" in Richtung<br />
nach Schaan. üeitwelse<br />
auch Kontrollen in<br />
Schaanwald.<br />
Luzern Esctieiiü&cb Innerorts auf 200 m<br />
StoppaUrkontrolle<br />
uizero . Schotz Aasssrorts eur 800 M.<br />
Luzern Wohlbaran Kontrolle<br />
Neuenburg La Br - Lanerz Versteckte Stoppuhr-<br />
Kontrolle.<br />
Schwyz<br />
Rothenturm-Biberegg<br />
Schwyz Seewen-Schwyz Versteckte Kontrolle<br />
•~'-' riV1 ' ->c>iiu-ii- Kontr. mit ••-toppuör<br />
Schw-^7 TTa'prU'ifrsi Kontrolle au%.«erorte.<br />
Solothurn Trimbach Stoppuhr-Kontrolle<br />
St. Ualieo «*•• >--^i i lanerorw<br />
scharfe Kontrolle.<br />
.St. Gallen Oberbüren Auf 800 M. an den<br />
Dorfausgängen<br />
St. Gallen AU Kontr. mit Stoppuhr<br />
Thurgau ßichelsee Scharfe Kontrolle,<br />
l'borgaa Matzingen fnnerorts Stoppuhr.<br />
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inurgau Gandetnrfl bei Crauen- Kontrolle mit Stoprjeld<br />
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orte<br />
Wallis SidenuGampel Strenge Kontrolle.<br />
Wallis Turtmann Strenge Kontrolle.<br />
Zug Zwischen Zug and Baai Strenge Kontrolle,<br />
üurieb Kempttha. vavn*MKh- ivon^o'if<br />
Ztiricii Obenneilen-DoiUkoi; Versteckte Kontrolle<br />
auf 300 M. mit<br />
8toppuhr.<br />
Zürich Zwischen Kempten und Geheime Stoppuhr-<br />
Wetzikon<br />
Kontrolle.<br />
Zürich Bülach Innerorts versteckte<br />
Kontrolle.<br />
Zürich Baltenswil Kontrolle<br />
Zürich BrÜttisPÜW Tvnnrr-""<br />
Aargau<br />
Aargau<br />
Aargau<br />
Aargau<br />
Bern<br />
Schatfhausen<br />
'Iburgau<br />
Zürich<br />
Zürich<br />
Zürich<br />
Zürich<br />
Zürich<br />
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Zürich<br />
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weiteres<br />
Ab 9. August bis auf<br />
weiteres.<br />
Bis ca. 10. September.<br />
Bis ca. Mitte September;<br />
Wegen Äeaoau ueji i.iiromat-<br />
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sirkn Ende November.<br />
Bis Ende September.<br />
Kit ca. Ende September.<br />
Bis Ende September.<br />
Bis Anfangs September.<br />
Bis ca. 10. September.<br />
B 5 Ende September.<br />
Von Mitte bis Ende September.<br />
Bis ca. Ende Oktober.<br />
Bis ca. Mitte September.<br />
1907 notwendig. Der Handel mit diesen gefährlichen<br />
Stoffen musste unter Aufsicht gestellt<br />
werden. Es mussten ferner, um die<br />
Explosionsgefahr einzudämmen, spezielle<br />
Einrichtungen verlangt werden für die Lagerung<br />
grösserer Quantitäten Benzin, Benzol,<br />
etc.<br />
Die Verordnungen schreiben deshalb, sowohl<br />
für den Handel mit diesen Stoffen wie<br />
für den Automobilisten, der in seiner Garage<br />
Benzinvorräte aufbewahrt, eine polizeiliche<br />
Bewilligung vor. Diese Bewilligung ist ihrerseits<br />
wieder abhängig davon, ob die in den<br />
Verordnungen vorgeschriebenen konstruktiven<br />
Massnahmen zur Herabsetzung, der Explosionsgefahr<br />
und deren Folgen getroffen<br />
worden sind oder nicht. Weiter enthalten die<br />
Verordnungen, was für uns besonders wichtig<br />
ist, spezielle Verhaltungsmassregela, Sie<br />
schreiben unter anderm vor, dass das Umgiessen<br />
von einem Gefäss in ein anderes nur<br />
bei Tageslicht geschehen dürfe. Obschon das<br />
elektrische Licht zurzeit der Abfassung der<br />
Verordnung schon bekannt war, es wird in<br />
der Verordnung auch besonders erwähnt, ist<br />
anzunehmen 1 , dass heute das Abfüllen von<br />
Benzin in die Behälter der Automobile auch<br />
des Nachts vorgenommen werden darf, unter<br />
der Voraussetzung, dass kein offenes, sondern<br />
elektrisches Licht verwendet wird. Eine<br />
weitere Vorschrift ist, dass die Lagerräume<br />
und die Garagen, die Benzin aufbewahren,<br />
nicht mit offenem Licht oder brennendem Tabak<br />
betreten werden dürfen. Wenn nun aber<br />
nicht einmal ein Lokal, in welchem Benzin<br />
feuersicher aufbewahrt wird, mit brennendem<br />
Tabak, wie dies die Verordnung.. • so schön<br />
sagt, betreten werden darf, so ist die brennende<br />
Zigarre noch viel weniger gestattet<br />
beim Abfüllen von Benzin, wo dasselbe offen<br />
herumfliesst und sich durch die sich, besonders<br />
im Sommer, entwickelnden Verdunstungen<br />
rasch entzünden kann.<br />
Das Gesetz verbietet dem Benzinhändler<br />
ausdrücklich die Benutzung von offenem<br />
Licht und das Rauchen, währenddem er sich<br />
in den Räumen aufhält, in denen Benzin gelagert<br />
wird und während dem Umgiessen von<br />
Benzin von einem Behälter in einen andern,<br />
also auch in die Tanks der Automobile.<br />
Wie streng es der Gesetzgeber mit diesen<br />
Vorschriften meint, geht daraus hervor, dass<br />
er die Widerhandlung gegen die genannten<br />
Vorschriften mit Gefängnis bedroht, ohne<br />
einer Bestrafung wegen fahrlässiger Brandverursachung<br />
im Falle eines Brandes vorzugreifen.<br />
Das blosse Rauchen, auch wenn kein<br />
Brand, noch eine Explosion entsteht, ist eine<br />
Widerhandlung gegen die gesetzlichen Vorschriften<br />
und ist mit Gefängnis strafbar.<br />
Es ist also ein Recht des Automobilfahrers,<br />
dem Garagisten und dem Benzinverkäufer zu<br />
verbieten, während des Abfüllens der genannten<br />
Stoffe zu rauchen. Nicht nur ein Recht<br />
ist es, sondern eine Pflicht, denn wenn der<br />
Käufer unterlässt, gegen dieses pflichtwidrige<br />
Verhalten des Verkäufers vorzugehen, so<br />
macht er sich einer Fahrlässigkeit schuldig,<br />
die er im Unglücksfalle sicher zu vertreten<br />
hätte. Es darf sich also kein Käufer das Rauchen<br />
des Verkäufers während des Umschüttens<br />
von Benzin gefallen lassen.<br />
Solche und ähnliche Vorschriften haben die<br />
meisten Kantone aufgestellt, und dort, wo<br />
keine speziellen Vorschriften bestehen, kann<br />
das Verbot aus den allgemeinen Rechtsregeln<br />
abgeleitet werden. , Dr. H. J.<br />
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A.C.S., SEKTION ZÜRICH. Das Herbstprogramm<br />
der Sektion Zürich, des A. G. S. verzeichnet<br />
folgende Veranstaltungen:<br />
21.—23. September Tourenfahrt in die Vogesen.<br />
Anfangs Oktober Orientierungsfahrt mit Gymkhana.<br />
Zweite Hälfte Oktober ins Weinland.<br />
Für die dreitägige Vogesenfahrt sind die Vorbereitungen<br />
im besten Gange. Der Automobile-Club<br />
d'Alsace hat in zuvorkommender Weise seine tatkräftige<br />
Unterstützung zugesagt und wird auch für<br />
die Führungen der offiziellen Besichtigungen in Golmar,<br />
Haut Koenigsbourg, St-Odile, Strasbourg etc.<br />
besorgt sein. In Strasbourg ist ein Besuch der<br />
Foire-Exposition geplant, sowie am 2. Tag abends<br />
ein Promenadenkonzert zu Ehren der Zürcher Gäste.<br />
Auf dem Programm steht ferner ein Empfang durch<br />
den Bürgermeister von Strasbourg, den Deputierten<br />
Peirotes.<br />
Die Fahrtroute ist so vorgesehen, dass einerseits<br />
einige schöne, aussichtsreiche Höhenstrassen<br />
befahren werden und anderseits den alten typischen<br />
Elsass- und Vogesenstädtchen wie Ribeauville,<br />
Kaysersberg, Riquewihr, etc. ein Besuch abgestattet<br />
werden soll. Ausserdem führt die Fahrt durch die<br />
Rebgegenden des Mittelelsass und zu den besondern<br />
Sehenswürdigkeiten einer Haut Koenigsbourg<br />
und Kloster St-Odile. So sieht das Programm folgende<br />
Einteilung vor:<br />
21. September- Fahrt Zürich, Bözberg, Rheinfelden,<br />
Basel, Mülhausen, Thann (Mittagessen),<br />
Wesserling, Route des Gretes, Markstein, Gol de<br />
la Schlucht, Münster, Golmar 221 km.<br />
22. September: Fahrt Golmar, Kaysersberg, Ribeauville,<br />
Selestat. Hohwald (Mittagessen), St-Odile,<br />
Obernai, Molsheim. Strasbourg, 134 km.<br />
23. September: Fahrt Strasbourg, Kehl, Oppenau,<br />
Wolf ach, Hausach, Hornberg, Triberg (Mittagessen),<br />
Hammereisenbach, Donaueschingen, Schaffhausen,<br />
Zürich, 224 km.<br />
Für den Zollübertritt hat der Automobile-Club<br />
d'Alsace die nötigen Vorkehren für eine möglichst<br />
reibungslose Abwicklung der Formalitäten bereits<br />
getroffen, wie er auch für alle drei Tage einige<br />
Herren als Fahrtbfcgleiter stellt. Die Fahrtleitung<br />
hat Herr Heinrich Hürlimann, Zürich, inne.<br />
Die mit anfangs dieses Jahres in Kraft getretenen<br />
Zentralstatuten des A. C. S. brachten die<br />
Notwendigkeit einer Revision der Sektionsstatuten<br />
mit sich. Für die Vorbereitung des neuen Statutenentwurfes<br />
wurde eine Kommission, bestehend aus<br />
den Herren Dr. E. Stadler, Uster, Heinrich Hürlimann,<br />
Zürich, E. Hoerni, Winterthur und W. Badertscher,<br />
Zürich, eingesetzt, die die Arbeiten so<br />
fördern wird dass die neuen Statuten wohl der<br />
nächsten Generalversammlung zur Genehmigung<br />
vorgelegt werden können. Beim neuen Statutenentwurf<br />
soll auch die Frage der Schaffung von Ortsgruppen<br />
auf der Landschaft geprüft werden, wobei<br />
aber dieselben keine selbständige Organisation bilden,<br />
sondern nur als Bestandteile der letztern anzusehen<br />
sind. Ihre Schaffung ist speziell für einen<br />
engern Zusammenschluss der Mitglieder durch Abhaltung<br />
besonderer Veranstaltungen geplant.<br />
Die für anfangs Oktober <strong>1928</strong> geplante Orientie-<br />
AUTOMOBIL-REVUE<br />
rungsfahrt und Geschicklichkeitsprüfung, welch<br />
letztere ausserhalb Zürich abgehalten werden, soll,<br />
dürften wohl eine sehr zahlreiche Beteiligung finden.<br />
Von einer öffentlichen Veranstaltung wird hiebei<br />
abgesehen und dieselbe in geschlossenem Rahmen<br />
durchgeführt, damit auch Mitglieder daran<br />
teilnehmen können, die sonst nicht gern an solchen<br />
Anlässen, mit allgemeinem Zutritt des Publikums<br />
partizipieren. s.<br />
SEKTION BERN DES T. C. S. Pro memoria:<br />
Für die Asylfahrt vom nächsten Samstag haben sich<br />
bis jetzt nur einige Wagen angemeldet, wer beabsichtigt,<br />
sich an der Fahrt zu beteiligen, wird gebeten,<br />
unverzüglich sich a;uf unserem Office, Ritztours<br />
A.-G., Hauptbahnhof Bern, Telephon Bollwerk<br />
47.85, zu melden, damit die Kommission sobald<br />
wie möglich weiss, ob sie noch Wagen aufbieten<br />
muss oder nicht. Immerhin ist zu hoffen,<br />
dass sich genügend Wagen melden.<br />
Der Leitung des Lampions-Corso wird nachträglich<br />
vom Autogewerbeschutzverband zum Vorwurf<br />
gemacht, dass die 15 Preisgewinner nicht vollständig<br />
publiziert worden sind; es heisst sogar, der<br />
Präsident des T. G. S. habe diesbezüglichee Weisungen<br />
gegeben. Zur Aufklärung sei hier mitgeteilt,<br />
dass im Preisgericht, in dem die Vertreter anwesend<br />
waren, die Eigentümer der Wagen offiziell nicht bekannt<br />
waren; die bezügliche Liste liegt noch jetzt<br />
in Händen des Vertreters der «Zytglogge»-Gesellschaft.<br />
Infolge des geradezu menschenunwürdigen<br />
Gedränges auf dem Schänzli verliessen die Vertreter<br />
der Tagespresse schon vor der Preisverkündigung<br />
die Lokalitäten und hatten deshalb von den Namen<br />
der Preisgewinner keine Kenntnis, mit Ausnahme<br />
einiger weniger, von denen sie inoffiziell Kenntnis<br />
928<br />
genommen haben. Irgend welche Weisungen, die<br />
Namen der Wagenbesitzer nicht bekannt zu geben*<br />
sind nicht erfolgt; dagegen wurde den Presseleuten<br />
aus begreiflichen Gründen nahe gelegt, die<br />
Namen der Preisrichter zu ignorieren. Bei allem<br />
ist nicht zu vergessen, dass durch den Regen auch,<br />
das Programm auf dem Schänzli gestört worden.<br />
ist; für das Komitee war nirgends reserviert, entgegen<br />
gemachter Versprechungen; deshalb war kein<br />
Zusammenhang und keine" Fühlung, was sehr zu<br />
bedauern ist.<br />
Steine werfen gegen Autos. Aus verschiedenen<br />
Gegenden — es handelt sich allerdings<br />
um vereinzelte Fälle — sind uns in<br />
letzter Zeit Berichte zugegangen, dass Automobilisten<br />
von halbwüchsigen Jungen mit<br />
Steinen beworfen wurden. Der Fahrer tut<br />
gut, sich gegen derartige Vorkommnisse zur<br />
Wehr zu setzen; das Beste ist, in möglichst<br />
ruhiger, korrekter Weise den Namen des<br />
Missetäters festzustellen, in vielen Fällen<br />
treten ja durch das Steinewerfen Beschädigungen<br />
an der Karosserie, wenn nicht<br />
Schlimmeres, ein. Eltern sind für ihre Kinder,<br />
beziehungsweise Minderjährige, verantwortlich,<br />
der Automobilist hat auch meist<br />
Zeugen, so dass er schon im Interesse der<br />
Allgemeinheit der Fahrer die Schlingel zur<br />
Verantwortung ziehen sollte.<br />
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III. Blatt der „Automobil-Revue<br />
In diesen Tagen, da die Saffa ihre Tore geöffnet<br />
hat, die Frauen zum ersten Male in der<br />
schweizerischen Geschichte ihr Wirken und<br />
Schaffen im öffentlichen Leben, aber auch im<br />
stillen, verborgenen staatserhaltenden Walten<br />
am heimischen Herde offenbaren, ist es mehr<br />
denn je um die Begriffe der Emanzipation<br />
und der modernen Frau laut geworden. Das<br />
heutige freidenkende Mädchen mit seinen Ansichten<br />
über Liebe und Leben, die durch die<br />
Brille der Grossmutter betrachtet, den zulässigen<br />
Rahmen gesprengt haben, das unbedenkliche<br />
Ablehnen jeder Tradition gegen<br />
das Risiko des Selber erfahrenwollens, ist<br />
ein Problem von brennendstem Interesse.<br />
Wir haben im «Autler-Feierabend» den<br />
Versuch unternommen, Repräsentantinnen<br />
des modernen heranwachsenden Fräuentums<br />
zu vermitteln. Der Frau am Volant folgte<br />
Ruth Eider, ' die erste Frau, die einen<br />
Ozeanflug finanzierte, ihn mitmachte ' und<br />
ihre Tat als Befreiung motivierte. Heute sei<br />
versucht, auf Grund eines Werkes des bekannten<br />
englischen Dichters Michael Arien<br />
(Verlag Kurt Weller & Co.; Leipzig), der<br />
durch sein feinfühliges Erfassen des heutigen<br />
Fraaentypus bekannt geworden ist, das<br />
Leben, Lieben und Denken einer modernen<br />
ervosität<br />
neurasthenischen Zuständen,<br />
hysterischer Reizbarkeit,<br />
Schlaflosigkeit, wirkt<br />
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sehr beruhigend und nervenstärkend<br />
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Engländerin aufzurollen. Auch hier handelt<br />
es sich um keine Symbolisierung, sondern um<br />
ein Extrem — wenn wir diesen Ausdruck gebrauchen<br />
wollen — ein Extrem allerdings<br />
hervorgegangen aus den Nöten und Strömungen<br />
unseres Zeitalters und daher nicht zuletzt<br />
doch von allgemein charakterisierender Bedeutung.<br />
Der Korapromis ist stärker als der Wille«<br />
Venetia ist ein Mädchen, das ohne Mutter,<br />
von einem gleichgültigen Vater nur selir<br />
oberflächlich betreut, * heranwächst und eine<br />
Schönheit wird. Natürlich ist sie selbständig<br />
geworden, aber sie hat dadurch nicht anjinnerer<br />
Sicherheit gewonnen. Sie lebt in ihr^m<br />
grossen, einsamen-Hause'und fürchtet sich.<br />
Zwar nicht wie die'jungen Mädchen' von<br />
Anno dazumal vor den einsamen, dunklen<br />
Räumen in der Villa,faber,.was.noch schlijnmer<br />
ist, vor dem grossen Erlebnis, dem sie sich<br />
schon im voraus nicht gewachsen fühlt. $ie<br />
ist sinnlich ' und klug,- skeptisch und unerfahren<br />
zugleich, sie .verzettelt und spart<br />
sich doch-auch wieder auf, kurz, sie ist, wie<br />
sie ihr Dichter nennt, ein'Kompromiss. Kompromiss<br />
aus dem Jahrhundert des Sportes,<br />
des Flirtes und der Politik und dem der<br />
grossen Leidenschaften. Was die Politik betrifft,<br />
so begnügt sie sich übrigens mit einem<br />
ihrer männlichen Vertreter, dem Abgeordneten<br />
Serie, einem alternden Mann, der die<br />
junge Geliebte für sich' behalten' will" und<br />
mit einer von der Rednertribüne entliehenen<br />
Rhetorik verteidigt. 'Gegen wen? Gegen das<br />
Schicksal." Es naht in der Gestalt eines;<br />
jungen Dichters Savile, der von Venetias'<br />
Schönheit und ihrem intellektuellen Charme<br />
noch einmal den zulangenden Armen der<br />
Blasiertheit entrissen wird. Savile verliebt<br />
sich sterblich in das Mädchen und sie liebt<br />
ihn wieder, so sehr, dass sie sofort bereit<br />
ist, Serie zu opfern. Aber wieder ist das<br />
Kompromiss stärker als Venetias Wille. Savile<br />
kommt nicht davon los, dass Venetia<br />
Serles Geliebte war und stösst sie von sich,<br />
als Serie ihm bei einer Aussprache erklärte,<br />
es gebe Dinge, Grenzen, Frauen, über die<br />
ein Mann in seinem Leben nicht mehr hinauskomme.<br />
Er, Serie, würde keinen Gefallen<br />
mehr an anderen Frauen finden können<br />
und diese Tatsache verbittert Savile die<br />
Hingabe Venetias so sehr, dass er ihr den<br />
Abschied gibt, nur einen Tag nachdem sie<br />
in seiner Villa verliebt und glücklich waren.<br />
Und Venetia erkennt, wie recht sie hatte,<br />
sich vor dem Erlebnis zu fürchten, wie<br />
richtig der Instinkt war, der sie davor<br />
warnte, sich zu bekennen, offen auf die Seite<br />
eines Mannes zu treten und den Boden des<br />
Kompromisses zu verlassen, auf dem allein<br />
sie heimisch war.<br />
Venetia heiratet Raphael, den überspannten<br />
Sohn des <strong>Zeitung</strong>skönigs Townleigh, und<br />
Serie bleibt ihr erhalten. Ihr Kompromiss,<br />
zu dem die Ehe Savile mit einer ungeliebten<br />
Schauspielerin tritt. Prächtige Gestalten in<br />
diesem Buche sind übrigens dieser dumme<br />
Junge Raphael, der Miss Füller, die spätere<br />
Gemahlin und frühere Angebetete des alten<br />
Townleigh, mit seinen tollen Liebesanträgen<br />
bis in die Garderobe verfolgt und der, halb<br />
von Minderwertigkeitsgefühlen gepeinigt,<br />
halb bramarbasierend den Kampf auch mit<br />
dem Vater aufnimmt; ferner der Vater<br />
selbst, der Jude und Lord, trinkfroh, voll<br />
seigneuraler Einfälle und schlechter Erziehungsmethoden,<br />
der seine Kinder, eines nach<br />
dem anderen verliert und sich in späte<br />
Die Zufahrtsstrassen aus der ganzen Schweiz sind ersichtlich<br />
Führer iür Automobilfahrer, offizieHe Ausqabe des<br />
Weisheit des Alters hinüberpokuliert.<br />
schliesslich Messenger, der gute Freund und<br />
Journalist, und Vardom, der kühlhöfliche<br />
Vater Venetias.<br />
- Zu viel Skeptik in der Liebe.<br />
Michael Arien als Sittenschilderer, als der<br />
Chronist des heutigen London, schreibt ein<br />
führender Literat im «Neuen Wiener Journal»,<br />
hat vor Galsworthy vor allem die<br />
bunte Lebendigkeit seiner Darstellung vor-*<br />
aus, dann aber auch seine kleinen psychologischen<br />
Weisheiten, mit denen er die- Dialoge<br />
würzt. Seine Liebesszenen haben mit*<br />
reissenden Schwung, machmal beinahe französische<br />
Leichtigkeit. Und selbst wenn er<br />
politisiert, nimmt er das nicht so ernst wie<br />
Galsworthy es tut. Politisiert wird aber<br />
natürlich auch bei Arien. Doch wenn Venetia<br />
zum Beispiel ihre Erfahrungen über<br />
Küsse zum besten gibt, dann lodert echtes<br />
Feuer. «Der erste Kuss», sagt sie, «ist nie<br />
der richtige. Er dient nur dazu, zwischen<br />
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Copyright <strong>1928</strong> by Georg Müller, Verlag, München.<br />
(Fortsetzung vom Hauptblatt.)<br />
\ Das. hätte sie tun sollen, aber sie tat nichts<br />
dergleichen. Eine ewige Minute lang stand<br />
sie dort in der Halle und starrte auf die<br />
Schmuckkassette, als sei diese ein seltsames<br />
und abstossendes Insekt; dann wandt© sie<br />
sich und ging die Treppe wieder hinauf.<br />
Schnell und lautlos ging sie und bog in den<br />
Gang ein, der zu Mrs. Bytheways Zimmer<br />
führte. Hier warf sie noch einen Blick über<br />
die Schulter, dann öffnete sie die Tür und<br />
schlüpfte ins Zimmer. Das Geheimnis des<br />
Wandschranks war ihr wohlbekannt, denn<br />
sie hatte die «Geschichte von Lindleyhaus»<br />
von A bis Z gelesen; es gab so wenig zu lesen<br />
in dem Haus! Auch hatte Mrs. Bytheway,<br />
in deren Natur es lag, weder ein Geheimnis,<br />
noch ihre Selbstbeherrschung bewahren<br />
zu können, wenn es darauf ankam,<br />
sich bei mehr als einer Gelegenheit in ihrer<br />
Gegenwart über das Geheimfach ausgelassen.<br />
In weniger als einer Minute war die<br />
Schmuckkassette ihrem ursprünglichen Heim<br />
wiedergegeben, das Fach wieder geschlossen,<br />
das Zimmer leer und Miss Kent stieg<br />
zum zweitenmal die Treppe hinab.<br />
Als. sie die Halle erreichte, öffnete sich die<br />
Tür der Bibliothek und Mr. Bytheway trat<br />
heraus, seinen Sekretär auf den Fersen, Bei<br />
ihrem Anblick drängte sich Mike vor und kam<br />
mit hoffnungsfrohem Gesicht auf sie zu.<br />
— «Hören Sie!» sagte er drängend, «ich muss<br />
—»<br />
Anne schaute ihn an. Es gibt viele Arten,<br />
wie ein Mädchen einen Mann anschauen<br />
kann; diese hier war eine der weniger angenehmen.<br />
In diesem Blick lag etwas, das<br />
Mike innehalten Hess, als habe er einen<br />
Schlag ins Gesicht erhalten, zerschmettert<br />
stand er da und starrte sie an. Miss Kent<br />
ging gelassen weiter...<br />
«Heute nachmittag,» sagte Mr. Bytheway,<br />
der nie etwas bemerkte, was ihm nicht auf<br />
dem Präsentierteller dargereicht wurde,<br />
«möchte ich, dass Sie mir helfen die neuen<br />
Marken sortieren — das heisst natürlich,<br />
wenn meine Frau Sie nicht braucht — doch<br />
das hätte sie schon gesagt — ja, gleich nach<br />
dem Lunch.» Und damit ging er.<br />
Mike antwortete nicht, denn sein Interesse<br />
an Marken war augenblicklich nicht vorhanden.<br />
Je mehr er von Annes unbegreiflicher<br />
Feindseligkeit sah, desto weniger gefiel es<br />
ihm, und an allen Anzeichen nahm diese<br />
Feindseligkeit von Stunde zu Stunde zu. Dieser<br />
Blick ...! Mikes Gesicht nahm einen entschlossenen<br />
Ausdruck an; kein Mädchen<br />
durfte ihn so ansehen, ohne Rechenschaft darüber<br />
zu geben. Er musste Anne sofort aufsuchen<br />
und ihr eine Erklärung entreissen.<br />
Er tat einen entschlossenen Schritt vorwärts<br />
und hielt plötzlich inne, sich der Schmuekkassette<br />
erinnernd. Die konnte er nicht in ihrem<br />
gegenwärtigen Versteck lassen, wo jeder<br />
Witterungswechsel durch das Herausholen<br />
der Regenschirme zu ihrer Entdeckung<br />
führen konnte. Er seufzte und wandte sich<br />
zum Ständer zurück.<br />
Draussen auf der Terrasse sprachen Mrs.<br />
Bytheway und Mr. Cherry von Obst und dessen<br />
Pflege. Das heisst, das Sprechen besorgte<br />
Mrs. Bytheway, denn Mr. Cherry war<br />
ganz ausgefüllt von dem Wunsche, in der<br />
Bibliothek zurück zu sein. Auch drückte der<br />
Korb ausgesuchter Früchte, den ihm Mrs.<br />
Bytheway angehängt hatte, seinen Arm<br />
höchst schmerzhaft.<br />
«Natürlich,» sagte Mrs. Bytheway, indem<br />
sie dem Hause zuging, «werden Ihre Gärten<br />
viel grossartiger als diese sein, Sir Michael.»<br />
Mr. Cherry schenkte ihr einen Bruchteil<br />
seiner Aufmerksamkeit.<br />
«Gärten?» fragte er.<br />
«In Kings Fortune — so ein romantischer<br />
Name ist das, finde ich. Wissen Sie, Sir Michael,<br />
Sie haben uns gar nichts von Ihrer<br />
Ranch in Kanada erzählt. Das ist doch so<br />
interessant!»<br />
Mr. Cherry war ganz Aufmerksamkeit.<br />
«Meine Ranch?» fragte er vorsichtig.<br />
Mrs. Bytheway wurde schelmisch.<br />
«Heute früh, als ich die Gesellschafts-Wochenchronik<br />
überflog, fand ich eine Notiz<br />
über Sie. «Sir Michael Fairlie,» hiess es,<br />
«der nach dem Tode seines Onkels, Sir Richard<br />
Fairlie, dessen Erbe antritt, ist von<br />
seiner Ranch in Kanada zurückgekehrt, um<br />
seinen Wohnsitz in Kings Fortune, Hertfordshire,<br />
aufzuschlagen.» Sie müssen uns<br />
vom Wildwest erzählen, Sir Michael!».<br />
«Ja, ja,» sagte Mr. Cherry. Er begann zu<br />
bedauern, dass er nicht mehr vom Leben auf<br />
kanadischen Farmen wusste. «Diese Pfirsiche,»<br />
sagte er ablenkend, «sind wirklich<br />
prachtvoll!»<br />
«Ja, nicht wahr?» entgegnete Mrs. Bytheway,<br />
indem sie die Hallentür öffnete. «Ich<br />
finde immer, ein Pfirsich ist —»<br />
Sie hielt inne und riss die Augen auf. Mr.<br />
Cherry, der ihr über die Schulter blickte, tat<br />
desgleichen. Und mit Recht, denn in einem<br />
Winkel der Halle benahm sich der neue Sekretär<br />
entschieden merkwürdig. Beim ersten<br />
Anblick konnte man glauben, dass er irgendeinen<br />
alten Volkstanz mit dem Schirmständer<br />
als Partner üben wollte, denn er hielt dieses<br />
geschmacklose Möbel fest an seinen Busen<br />
gedrückt und schaute in seine Tiefen, als<br />
stünde dort die Lösung aller Lebensrätsel.<br />
Dann schüttelte er es wieder heftig' und<br />
schaute neuerlich, dann stürzte er es um,<br />
was keineswegs leicht war, und klopfte fest<br />
darauf. Um ihn verstreut lagen auf dem<br />
Boden fünf Regenschirme, zwei Sonnenschirme,<br />
ein© Hundspeitsche, vier Spazierstöcke<br />
und eine Reitgerte. Seiner Zuschauer<br />
unbewusst, stellt© er nun den Schirmständer<br />
näher, sank auf die Knie und begann die<br />
Schirme jeden einzelnen leidenschaftlich zu<br />
beuteln. Er war noch damit beschäftigt, als<br />
Mrs. Bytheways Stimme gänzlich unvorbereitet<br />
an sein Ohr schlug, worauf er einen<br />
grossen Satz nach rückwärts machte, was<br />
auf den Knien durchaus nicht leicht zu bewerkstelligen<br />
ist.<br />
;«Mr. James! Haben Sie etwas verloren?»<br />
(Fortsetzung iolgtl
18<br />
AUTOMOBIL-REVUE <strong>1928</strong>— N°74<br />
Nun ist sie<br />
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zwei Leuten, die früher nichts miteinander<br />
zu tun hatten, den Kontakt herzustellen. Woher<br />
ich das weiss? Taxierlebnisse, wenn<br />
ich von Gesellschaften heimfuhr. Grosse und<br />
gute Männer, starke und schweigsame<br />
ältere und liebenswürdige, befreundete und<br />
bedeutende, umgängliche und brummige,<br />
stolze und zynische Männer, kurz, Kerle<br />
aller Art. Sie konnten mich nicht ausstehen.<br />
Meine Schönheit, das muss ich zugeben, erregte<br />
oft ihr sprachloses Staunen; aber<br />
dann fanden sie, dass ich nichts für sie sei.»<br />
Oder Venctia definiert die Liebe. «Beim<br />
Manne ist die Liebe wie ein Hammer. Er<br />
klopft und klopft in -seinem Innern und plötzlich<br />
klopft er nicht mehr so- stark und dann<br />
klopft er nicht mehr so regelmässig und<br />
schliesslich klopft er überhaupt nicht<br />
mehr... Dagegen gleicht die Liebe der Frau<br />
einer Zwiebel. Schält man eine Haut nach,<br />
der anderen ab, so kommt man auf das<br />
Herz, kommt man auf irgend etwas. Ein<br />
Mann kann nicht alles auf einmal haben,<br />
aber, da die Zwiebel sich mit der Zeit häutet,<br />
bekommt er immer mehr und mehr*<br />
wird er schliesslich alles haben. Und das ist<br />
sehr traurig, denn Hammer können nicht immer<br />
klopfen.» Kein Wunder, dass eine so<br />
skeptische, so kluge Frau im. Leben nicht<br />
glücklich wurde.<br />
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Charlie Chaplin, das tragische unendlich<br />
groteske Symbol des «Kleinen Mannes»,<br />
der grösste Komiker aller Zeiten, wie ihn<br />
die Pariser nennen, ist im bürgerlichen Leben<br />
Besitzer eines phantastischen Bankbuches<br />
und denkbar unglücklich verheiratet. Seine<br />
Ehe — ich glaube es ist die zweite — ist<br />
dieser Tage geschieden worden. Ueber den<br />
schlecht launigen Filmhelden kursieren folgende<br />
amüsante Anektoten:<br />
Charlie Chaplin wurde einmal in der<br />
Strasse von einem jungen Mann angehalten.<br />
«Erkennen Sie mich noch?» sprach der<br />
junge Mann. «Ich bin John Driser, wir sind<br />
zusammen in die Schule gegangen.» — «So»,<br />
erwiderte Chaplin, «es kann schon sein.»<br />
— «Und die Lee Ponny kennen Sie sicherlich<br />
auch», sagte der junge Mann, «sie ist<br />
meine Braut — und wir werden bald heiraten».<br />
— Charlie Chaplin, der sich belästigt<br />
fühlte, meinte: «Oh, die Lee Ponny ist aber<br />
sehr schlau». — «Ja, die hat Verstand für<br />
zwei», jubelte der Bräutigam. Chaplin gab<br />
ihm die Hand zum Abschied und sagte:<br />
«Ach, deswegen wollen Sie heiraten».<br />
Als Chaplin seiner Frau eröffnecte, dass<br />
er sich von ihr scheiden lassen muss, meint<br />
sie: «Wenn ich nicht mehr da sein werde,<br />
wirst du nie mehr so eine Frau wie ich<br />
bekommen!»<br />
Chaplin erwiderte: «Das allein ist schon<br />
ein Trost!»<br />
Als Chaplin einmal mit seiner Frau zankte,<br />
rief sie: «Ein Mann, der seine Frau verlässt,<br />
ist ein Schuft!»<br />
Chaplin brummte: «Ich kann mit dir nicht<br />
mehr leben!»<br />
«Sei nur ruhig!» schrie die Frau. «Nicht<br />
ich bin dir nachgelaufen, bevor wir heirate«*<br />
ten!»<br />
Chaplin seufzte: «Das stimmt! Aber aueli<br />
die Mausefalle läuft den Mäusen nicht nach<br />
— und sie fängt sie dennoch!»<br />
Herr Automann fuhr mit dem Taxameter Aufgabe. Der Rechtsanwalt des Herrn Automann,<br />
Dr. Mecker, und der Rechtsanwalt<br />
und Herr Pommeranz mit einem 1 PS-<br />
Wagen. Bei. einer Kurve fuhren der Chauffeur<br />
des Herrn Automami und der Salat-<br />
wetteiferten in Vielrederei... Der eine be-<br />
des Herrn Pommeranz, Herr Feuermann,<br />
wagen des Herrn Pommeranz gegeneinander.<br />
Der Chauffeur verletzte das Pferd des dass das «Verhalten» seines Klienten (vielwies<br />
klar und deutlich, es läge auf der Hand,<br />
Droschkenkutschers und der Droschkenkutscher<br />
durchbohrte den Kühler des Chauf-<br />
der Notwehr des Menschen, den zwar sehr,<br />
leicht ein wenig ungestüm) diktiert war, von<br />
feurs. Verwirrung entstand. Es fielen etliche<br />
«verflucht!» und «verdammt!». Handsen<br />
trotz Hunger und Kälte bei Tag<br />
viele über die Achseln ansahen, der indes-<br />
und)<br />
greiflichkeiten» ' -drohten. ,Glücklicherw6ise<br />
intervenierte die Behörde* Man schrieb ein<br />
Protokoll.<br />
Menschliche Leidenschaften haben die<br />
Eigentümlichkeit, dass sie auf grössere Entfernung<br />
ausstrahlen.<br />
So auch in diesem Faiie. Die Herren<br />
Automann und Pommeranz waren in der<br />
ganzen Geschichte, streng genommen,<br />
eigentlich nur Zeugen der Katastrophe, die<br />
sie ungeheuer wichtig nahmen. Jeder hatte<br />
ferner von dem Ereignis eine andere Ansicht.<br />
Jeder ergriff die Partei seines Automedons.<br />
Also Automann — des Chauffeurs,<br />
Pommeranz — des Droschkenkuntschers.<br />
Auf dieser Basis entstand zwischen (bereits<br />
nach dem sie ihre Unterschrift unter das<br />
Protokoll gesetzt hatten), eine scharfe<br />
Scheidung. Es entwickelte sich zwischen<br />
ihnen ein charakteristischer Dialog.<br />
«Ich verstehe nicht, wie man einen Kerl,<br />
wie diesen Chauffeur, in Schutz nehmen<br />
kann. Er sah sich weder nach rechts noch<br />
nach links um, sondern fuhr wie ein Verrückter<br />
und verwundete das Pferd. Entschuldigen<br />
Sie, aber so einer müsste ins Gefängnis».<br />
«Der Chauffeur ist unschuldig, Herr! Der<br />
Kutscher ist schuld, da er mit seiner Deichsel<br />
in die Maschine hineinrannte».<br />
«Dann waren Sie höchstens blind. Jeder<br />
hat gesehen, dass jener Taxichauffeur in die<br />
Droschke fuhr».<br />
«Sie selbst sind blind, obwohl Sie riesige<br />
Brillengläser fragen! Schau nur einer an,<br />
der Herr Unternehmer!»<br />
«Lachen Sie nicht über meine Brillengläser,<br />
Sie Tölpel.»<br />
«Idiot!»<br />
«Sollte das mir gelten?»<br />
«Jawohl, Herr!»<br />
«Dann sage ich Ihnen, dass Sie ein Lümmel<br />
sind!»<br />
«Ach, Herr Unternehmer, sehen Sie sich<br />
vor, dass ich Ihnen nicht noch zu dem<br />
«Lümmel» etwas hinzulege!»<br />
«Was, Sie wollen mich schlagen? Sie gemeiner<br />
Kerl! Schutzman, Schutzmann!»<br />
«Aha! Zuerst «Kerl» — und dann «Schutzmann!»<br />
Ich würde ja mit Ihnen ein handgreifliches<br />
Wörtchen reden,. leider habe ich<br />
es eilig!»<br />
«Versuchen Sie es doch... Schutzmann!<br />
Schutzmann! Ueber fall! Schutzmann! —<br />
Die Rechtsanwälte beider Parteien hatten<br />
vor Gericht ein© schwierige, aber dankbare<br />
in dei» EEhe<br />
jUttofttattn kontra ?omttteratiz<br />
Nacht am Steuer sein Amt versieh^ dsr^uz,<br />
Urbanisation. und Zivilisation der Qrossstädto<br />
beiträgt, Kranke und Krüppel-befördert,<br />
an die Stätten des Unglücks mit den<br />
Repräsentanten der Behörden usw.<br />
Feuermann hob in seiner Rede hervor,<br />
.dass sein Klient einen noch grösseren Adel<br />
der Empfindungen bewiesen hatte, denn da<br />
er sich des armen, jetzt unglücklichen<br />
Droschkenkutschers annahm, als letzten<br />
Mohikaner, den das moderne Wachstum der<br />
Stadt unbarmherzig verarmen lässt — nahm<br />
er im Grunde genommen vor allem Partei!<br />
— für das Pferd! Für das unglückliche, verletzte<br />
Pferd, das heisst, für ein Tier, das<br />
durch die verschiedensten Herren Automann<br />
und Pommeranz malträtiert, aber durch<br />
die höchsten Würdenträger des Reiches mit<br />
der grössten Sorgfalt umgeben wird, usw.<br />
Das Urteil des Gerichtes ist unbekannt.<br />
Es scheint aber, dass beide Parteien Berufung<br />
einlegen werden. sk.<br />
Es wohnt nicht unbedingt in einem gesunden<br />
Körper eine gesunde Seele. Darum: mehr<br />
bewusstes geistig-seelisches Training im Zeitalter<br />
des Bizeps.<br />
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In launiger Weise plaudert der weltbekannte<br />
Kriminalschriftsteller, dessen Namen<br />
durch den mysteriösen, gefeierten und bekämpften<br />
«Hexer» auch in unserem Lande<br />
Klang erhielt, anlässlich seiner Festreise<br />
nach Berlin in der Wochenschrift «Tit-Bits»<br />
über seine<br />
Reise und in der deutschen Reichshauptstadt<br />
wittert er Dramen des Lebens und Stoff zu<br />
neuen Romanen.<br />
Da ist die schäbig gekleidete, aber hübsche<br />
Dame, die im Pullman zusammen mit dem<br />
Romandichter -nach Dover fährt. In ihrer<br />
Hand hält sie eine blaue Karte, auf die eine<br />
grosse Brosche geheftet ist. Unablässig betrachtet<br />
sie dieses Schmuckstück. Sie trocknet<br />
verstohlen ihre Tränen... In Calais<br />
sitzt die Dame, eine Zigarette rauchend, in<br />
einem Schlafwagen und liest, mit allen Zeichen<br />
der Freude, einen Brief, den sie eben<br />
geöffnet hat. In Brüssel steigt sie aus.<br />
Vergleiche vor dem Palais des Prinzen Leopold<br />
an. Er erinnert daran, dass der Prinz,<br />
den er übrigens als den Bruder des Kaisers<br />
bezeichnet, nach der Revolution die rote<br />
Fahne gehisst hat und vergleicht ihn mit<br />
Philippe Egalite und dem Grossherzog Ky-<br />
Alle drei hätten nach billiger Eindrücke. Ueberall, auf derill. Volkstümlichkeit<br />
beim «roten Mob» geäugt und<br />
alle drei hätten einen Fusstritt bekommen».<br />
Jetzt ragten die byzantinischen Türme des<br />
Schlosses in die Luft, aber ohne Leopold...<br />
Ein Besuch in der Potsdamer Garnisonskirche<br />
weckt in Wallace Erinnerungen an<br />
entschwundene kaiserliche Herrlichkeit.<br />
Potsdam selbst erscheint ihm als verlassene<br />
Stätte, dumpf hallen die Schritte in den verödeten<br />
Kasernen wieder...<br />
In der Schilderung der bekannten Episode<br />
mit Freiherrn v. Egloffstein zeigt sich Wallace<br />
als der geborene Fabulierer. «In Berlin»,<br />
so erzählt er, «gab es ein ausgezeich-<br />
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„Hundert Wege um reich zu werden",<br />
Passant: Warum betteln Sie denn?<br />
Bettler: Das ist einer der hundert Wege.<br />
Nächste Szene: In Berlin. Wallace blickt<br />
von seinem Fenster im Hotel Adlon auf die<br />
Linden hinab und sieht dieselbe Dame, jetzt<br />
in elegantester Toilette, in einem Rolls-<br />
Royce-Wagen vorbeifahren, in Gesellschaft<br />
einer Dame, die offenbar in ihren Diensten<br />
steht. Was sollte all das bedeuten — die<br />
Brosche, die Tränen, der Brief, die plötzliche<br />
Wandlung von Schäbigkeit zu Eleganz?<br />
so fragt sich der Dichter. Vielleicht wird er<br />
die Lösung des Rätsels in einem der nächsten<br />
Roman- und Bühnenwerke hinzudichten?<br />
In Berlin wird Wallace aufgefordert, sich<br />
zusammen mit einem Sipo auf offener<br />
Strasse photographieren zu lassen. Er versichert<br />
uns, dass ihm diese Reklame verhasst<br />
ist (??), «aber man muss aus Gefälligkeit<br />
ja sagen...» Er unterhält sich durch<br />
einen Dolmetscher mit dem Polizisten. Dieser<br />
zeigt dem Engländer ein tiefes Loch auf<br />
dem Arm und lässt ihn ein gleiches auf der<br />
Schulter befühlen. Von Schrapnellkugeln. Im<br />
Bein sitzen die Spuren von Maschinengewehrkugeln.<br />
Wallace versichert uns, dass in<br />
London Dutzende von Polizisten mit ähnlichen<br />
Erinnerungen an den Weltkrieg an<br />
den Ecken stehen. Auch der Schutzmann<br />
ist dem Schriftsteller, wie wir hören, ein<br />
Drama, es «steckt eine Erzählung und sogar<br />
ein Theaterstück in ihm».<br />
In Wannsee stellt der Besucher tiefsinnige<br />
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netes Lustspiel. In mein Zimmer tritt em<br />
schneidiger junger Mann mit viel Goldzähnen,<br />
unterm Arm eine Aktentasche. Selbstbewusste<br />
Miene — er war in der Tat ein<br />
Freiherr von und zu. Ich erwartete eben<br />
einen Boten vom Auswärtigen Amt, der<br />
mich zum Reichstag führen sollte. Er verneigte<br />
sich, ich auch, aber weniger hörbar.<br />
Ich trage Gummiabsätze, die sich weigern,<br />
beim Hakenzusammenschlagen zu dröhnen.<br />
Er fragt mich, ob ich schon das Kriminalmuseum<br />
gesehen hätte. Was? Ich wäre noch<br />
nicht eingeladen 'worden? Welch eine Versäumnis<br />
des Polizeipräsidenten! Wir verabredeten<br />
eine Stunde und ich fuhr mit ihm<br />
zur festgesetzten Zeit ins Polizeipräsidium.»<br />
Am Alexanderplatz war alles sehr entgegenkommend.<br />
Der Vizepräsident wird als<br />
gut aussehender dunkler Herr geschildert,<br />
der Chef der Kriminalpolizei wird sogar<br />
durch den schmeichelhaften Vergleich mit<br />
einem englischen Gardeoffizier geehrt.<br />
Im Museum interessieren Wallace besonders<br />
die Mörder aus Nachahmungstrieb. Er<br />
hat die Empfindung, dass viele dieser Verbrecher,<br />
wenn sie in günstigen Umständen<br />
aufgewachsen wären, vielleicht grosse Kritiker<br />
geworden wären, wie jener, der behauptet<br />
hatte, dass er, Wallace, keine Liebeszenen<br />
schreiben könne...<br />
Nach der Beendigung des Rundganges<br />
wartet der interessante Führer auf den<br />
Dichter. Als Bürger von Berlin, so versichert<br />
der Freiherr, ist er stolz auf das<br />
Kriminalmuseum. Wer er sei? «Oh, ich bin<br />
ein Verbrecher, ich habe eben sechs Jahre<br />
abgesessen.»<br />
Der britische Leser, der bei diesem Berliner<br />
Wallace-Roman das Gruseln bekommen<br />
soll, wird, wie die Wiener Presse<br />
kommentiert, in Unkenntnis darüber gelassen,<br />
dass der Begleiter ein einfacher Hochstapler<br />
und kein mörderischer Apache ist.<br />
Und um das Gruseln noch zu erhöhen, wird<br />
zum Schluss hinzugefügt, dass die vorsorglichen<br />
Herren vom Alexanderplatz zwei Detektive<br />
dem Auto des gefeierten Dichters<br />
nachfolgen Hessen, damit der «Verbrecher»,<br />
der ihn zum Hotel zurückbrachte, ihm nichts<br />
antun könne. Man wird also Edgar Wallace<br />
neben seinen schriftstellerischen Fähigkeiten<br />
einen propagandistischen geschäftlichen<br />
Instinkt nicht absprechen können. Den<br />
hat er übrigens schon darin bewiesen, dass<br />
er Kriminalschriftsteller wurde!<br />
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Kölnerin war am Postamt eines Städtchens am<br />
Niederrhein als Telephonistin tätig. Es erschien<br />
ein junger Bankier, der ein dringendes Gespräch<br />
mit Berlin anmeldete und darauf hinwies, dass ihm<br />
sehr viel daran liege, die Verbindung baldigst zu<br />
bekommen, da unendlich viel auf dem Spiel stehe.<br />
Mit einem sonnigen Lächeln und einem bestrickenden<br />
Augenaufschlag sagte die Beamtin: «Ich werde<br />
mir alle Mühe geben.»<br />
Der Bankier bemerkte hierauf: «Dann verspreche<br />
ich Ihnen etwas.»<br />
Gleich darauf meldete die Kölnerin, dass der<br />
Berliner Teilnehmer zur Stelle sei. Nachdem das<br />
Gespräch stattgefunden, sagte der Herr lachend:<br />
«Nun können Sie sich etwas wünschen, mein Fräulein.»<br />
Und schlagfertig antwortete die Kölnerin:<br />
«Ich wünsche mir einen guten Mann.» Hierauf bemerkte<br />
der Herr: «Dann werde ich mir erlauben,<br />
Sie heute abend am Amt abzuholen, um das<br />
Nähere zu besprechen.» Das geschah. Kurz darauf<br />
fand die Verlobung statt, und heute ist das Kölner<br />
Mädchen glückliche Gattin des Bankiers, bewohnt<br />
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(1. Fortsetzung)<br />
Äew/rseN<br />
«Ich muss zu arbeiten anfangen,» sagte<br />
Tony.<br />
Reggie starrte ihn mit ungeheucheltem Erstaunen<br />
an.<br />
« Was anfangen? » wiederholte er.<br />
«Arbeiten. Ich vermute, dass dies sehr<br />
schwer und unbehaglich ist, aber ich sehe<br />
keinen anderen Ausweg.»<br />
Ein Ausdruck, gemischt von Schreck und<br />
Bewunderung, verbreitete sich über Reggies<br />
Antlitz. ,<br />
« Was kannst du denn eigentlich? » fragte<br />
er atemlos.<br />
«Ich kann ein Auto führen,» entgegnete<br />
Tony hoffnungsvoll «Im Augenblick fällt<br />
mir nichts anderes ein.»<br />
Reggie tat einen tiefen Atemzug-<br />
« Du bist ausgezeichnet, Tony, du erinnerst<br />
mich an Roosevelt, Aber das ist natürlich<br />
Wahnsinn. Du musst dich mit irgend einem<br />
reichen Mädel verheiraten. Es gibt ja eine<br />
ganze Menge solcher, die dich mit offenen<br />
Armen nehmen würden.»<br />
Tony schauderte.<br />
«Wenn ich bedenke, eine Frau trachtet<br />
nach mir,» sagte er melancholisch, «da<br />
komme ich mir wie ein neuer Hut vor.»<br />
« Na, du bist ein schlechter Hut,» gab Reggie<br />
lachend zurück, «aber ernst gesprochen,<br />
lieber Tony, man kann dich nicht so ohne<br />
weiteres untergehen lassen, London würde<br />
nicht mehr London sein. Das wäre ebenso<br />
schlimm, wie wenn Romanos abbrennen<br />
würde. Du musst dich verheiraten, natürlich.<br />
Welche Freude hat man davon, der populärste<br />
Mann in London zu sein, wenn man sich<br />
nicht mit einer reichen Frau verheiraten<br />
könnte, wenn man es wollte.»<br />
« Nun gut, schlag' mir jemand vor-»<br />
Reggie dachte einen Augenblick nach.<br />
« Warum nicht Mrs. Rosenbaum? »<br />
Tony stäubte ein verirrtes Fädchen von<br />
seinem überaus gutsitzenden blauen 'Anzug.<br />
« Um geistreich zu sein, Reggie, braucht man<br />
durchaus nicht unangenehm zu sein.»<br />
Reggie seufzte.<br />
«Ich tue mein Bestes.» erklärte er. « Nun<br />
also Musette? Sie hat deutlich den guten<br />
Geschmack, dich zu schätzen, und sie scheint<br />
reich zu sein.»<br />
Tony lachte ein wenig gezwungen.<br />
«Vielleicht will sie mich gar nicht heiraten.<br />
»<br />
« Welche Frau überhaupt würde dich nicht<br />
heiraten, wenn du sie schön darum bätest- Du<br />
hast eine so verführerische Stimme.»<br />
Tony richtete sich plötzlich auf.<br />
« Nein, ich will mich nicht mit Musette verheiraten!<br />
» sagte er. « Das wäre eine ewige<br />
Schande.» Und dabei schritt er quer durch<br />
das Zimmer und drückte auf den Klingelknopf.<br />
Reggie sagte nichts. Den Kopf ein wenig<br />
zur Seite geneigt, rauchte er gedankenvoll<br />
seine Zigarette. Das Schweigen wurde durch<br />
Ropes Eintritt gebrochen.<br />
«Ist das Auto vor gefahren? » fragte Tony.<br />
« Das steht schon seit genau zwanzig Minuten<br />
unten, Herr,» erwiderte Ropes, ohne<br />
seine Miene zu verziehen. «Ich habe den<br />
Lunchkorb und drei Flaschen Champagner<br />
hineingestellt. Alles ist in Ordnung.»<br />
« Gut,» sagte Tony und nahm einige Goldstücke<br />
vom Toilettentisch' «Ich will nun den<br />
Mantel anziehen, Ropes.»<br />
Der Diener mit dem unbeweglichen Gesicht<br />
ging in die Diele und kam nach einem Augenblick<br />
mit einem prächtigen, astrachanbesetzten<br />
Mantel zurück, in welchen Tony schlüpfte.<br />
« Wenn jemand nach Ihnen fragen sollte,<br />
mein Herr,» spurte Ropes fragend.<br />
Tony setzte seine Mütze auf-<br />
« So sag' ihm, dass geben seliger ist denn<br />
nehmen.»<br />
«Jawohl, mein Herr,» antwortete Ropes<br />
ernst.<br />
Drei Minuten später rollte der grosse Rotts-<br />
Roycewagen mit Tony am Steuer und Reggie,<br />
behaglich im Innern ausgestreckt, lautlos<br />
von Piccadilly weg. Welche Mängel Tony<br />
auch haben mochte, eines war sicher, er verstand<br />
ein Auto zu führen. Er bahnte sich<br />
Wege durch den Verkehr mit einer Festigkeit,<br />
die beinahe an Poesie grenzte, glitt um die<br />
Ecke des Park Lane und verschwand in der<br />
Richtung auf Curzon Street, direkt vor einem<br />
dahinrasenden Autobus, ehe dessen wütender,<br />
bremsender Chauffeur ein einziges der<br />
*) Dem unterhaltsamen Julilieft von Bonnicrs<br />
Situation angepasstes Wort gefunden hatte.<br />
Vor einem kleinen, vor kurzem frisch bemalten<br />
Hause hielt er an, und wandte sich um.<br />
«Ich werde klingeln. Bemüh' dich nicht<br />
mit Aufstehen.»<br />
« Daran habe ich auch keinen Augenblick<br />
gedacht,» antwortete Reggie munter.<br />
In Wirklichkeit war die Anstrengung unnötig,<br />
denn gerade als Tony im Begriff war,<br />
auszusteigen, öffnete sich die Haustür und<br />
ein grosses Mädchen von angenehmem Aeussern<br />
und zierlich in ein blaues Cheviotkostüm<br />
gekleidet, trat heraus.<br />
Tony sprang heraus und zog die Mütze,<br />
während Reggie sich höflich erhob und seinem<br />
Beispiel folgte.<br />
Das Mädchen lächelte ernst-<br />
«Ich fürchte, Sie haben eine schlechte Nacht<br />
gehabt,» sagte sie, «Sie sind nur zwanzig<br />
Minuten verspätet.»<br />
« Das war meine Hand, die ihn aus seiner<br />
Höhle zog, Miss Gilbert,» sagte Reggie<br />
phlegmatisch. « Ohne mich wäre "er noch im<br />
Bade.»<br />
Das Mädchen sah ihn an.<br />
« Das ist sehr nett von Ihnen, Mr. Seton, *<br />
sagte sie leise. «Ich habe gehört, dass Sie<br />
selbst gewissermassen Sachverständiger sind<br />
und klar werden, wenn Sie Wasser über den<br />
Kopf bekommen.»<br />
Tony lachte.<br />
« Bravo. Musette, ins Schwarze getroiien!<br />
Wenn Sie fortfahren wollen, wie Sie angefangen<br />
haben, so sagen Sie jetzt, dass Sie<br />
drinnen im Auto sitzen wollen.»<br />
Musettes Augen funkelten.<br />
«Aber natürlich!» rief sie, «wo sollte ich<br />
sonst sitzen?»<br />
Reggie, der immer noch stand, sah sie flehentlich<br />
an.<br />
«Sie sind ja schon früher mit Tony gefahren<br />
und kennen die Gefahren. Der Tod ist<br />
viel leichter auf dem Vordersitz. Ausserdem<br />
wünsche ich, Gwendolines Hand zu halten.»<br />
«Ich finde absolut nicht, dass das passend<br />
ist», sagte Musette streng.<br />
«Es ist ja nur die linke Hand», verteidigte<br />
sich Reggie.<br />
«Ach so, das ist etwas anderes», meinte<br />
Musette und setzte sich ohne weitere Einwände<br />
neben Tony.<br />
Fünf Minuten Spiel mit dem Tode brachte<br />
das Auto nach Portmann Mansions, wo Gwendoline,<br />
eine entzückende Mischung von Dresdener<br />
Porzellan und Paquin, graziös in den<br />
Wagen schwebte.<br />
Dann ging es an Euston und King's Cross<br />
vorbei, durch Pentonville, hinaus auf die<br />
Broxbourner Chaussee.'Einmal draussen aus<br />
dem allgemeinen Verkehr, begann Tony sich<br />
zu freuen. Während der ersten, von der Polizei<br />
überwachten zehn Meilen glitt der grosse<br />
Wagen in gleichmässiger Fahrt von fünfundzwanzig<br />
Meilen dahin, doch später, wo die<br />
Gebäude spärlicher wurden und sich zu beiden<br />
Seiten der Strosse grüne Felder erstreckten,<br />
stieg der Zeiger des Geschwindigkeitsmessers<br />
in raschem Tempo.<br />
Musette, die über ausserordentlich gute<br />
Nerven zu verfügen schien, beobachtete ihn<br />
mit unverhohlenem Interesse. Sie machte<br />
keinen Versuch zu sprechen, und die Unterhaltung<br />
beschränkte sich hauptsächlich auf<br />
geistreiche Bemerkungen Tonys über das ungewöhnlich<br />
reiche Vorkommen tauber und<br />
lahmer Fussgänger.<br />
Abgesehen von einem kleinen Missverständnis<br />
mit einem Bauernkarren an der<br />
Grenze von Cambridgeshire, das Tony mit<br />
einer entwaffnenden Entschuldigung und einem<br />
Goldstück ordnete, ereignete sich nichts<br />
Hinderliches mehr während des Restes der<br />
Fahrt. Es schlug gerade halb zwei, als das<br />
Auto das Weichbild Newmarkets erreichte.<br />
Durch die breite, graue Hauptstrasse mit ihren<br />
vereinzelten Rennpferden und ihrem Gedränge<br />
gamaschentragender, glattrasierter<br />
Männer steuerte Tony besonnen und rücksichtsvoll.<br />
Die Stadt war voll Rennbahnbesucher,<br />
und beinahe jeder zweite der vorbeikam<br />
griff entweder nach der Mütze oder<br />
warf ihnen einen muntern Gruss zu.<br />
Musette lächelte.<br />
«Es hat den Anschein, als wären Sie die<br />
bekannteste Person Londons, Tony», meinte<br />
sie.<br />
«Ich glaube, ich bin es bei der Polizei», antwortete<br />
Tony.<br />
Die frühere<br />
Spannkraft<br />
(Fortsetzung<br />
und Arbeitsfreude kehren nach mehrwöchigem<br />
Gebrauch von<br />
Haemacithin-Pillen<br />
folgt.)<br />
zurück. Die Folgen beruflicher Üeber«<br />
arbeitung, also Schlaflosigkeitt Nervosität,<br />
Neurasthenie, Kopfweh, Migräne,<br />
werden verbindert durch Haemacithin-<br />
Fillen. Dieses ärztlich verordnete Nährund<br />
Kräftigungsmittel hat sich in sehr<br />
vielen Fällen bewährt. Ein Glas mit<br />
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Glas mit 400 Pillen, ausreichend für<br />
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Die verblüffende Antwort. Der kleine Peter<br />
lügt manchmal. Mama will ihm das abgewöhnen.<br />
«In deinem Alter habe ich niemals<br />
eine vLüge gesagt!» belehrte sie ihn.<br />
— «Wann hast du angefangen, Mama ?»<br />
fragte Peter.<br />
Wenn eine spätere Zeit den Menschen unserer<br />
Tage kulturell seziert, wird die Diagnose<br />
lauten: Geistige Blutarmut, — Bizeps<br />
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Die Fahrerin<br />
dem Fahrer überlegen?<br />
(Wir veröffentlichen nachstehend zwei Einsendungen<br />
über unsern Artikel in Nr. 70.)<br />
Diese Frage ist überhaupt mit keinem glatten<br />
Ja oder Nein zu beantworten.<br />
Wer führt denn heutzutage ein Auto ?<br />
Nehmen wir die Herren zuerst: 80 Prozent aller<br />
Fahrer fahren aus Notwendigkeit, d. h. weil sie<br />
beruflich dazu gezwungen sind, nicht weil besondere<br />
Lust oder besondere Fähigkeit zum Fahren sie ans<br />
Lenkrad ruft. Dass unter diesen 80 Prozent manche<br />
sein müssen, die zum Fahren nicht eben besonders<br />
geeignet sind (selbst Herren mit künstlichen<br />
Gliedern sitzen notgedrungen am Volant) ist sonnenklar,<br />
denn Geschicklichkeit und Nerven, Geistesgegenwart<br />
und rasche Entschlussfähigkeit sind nicht<br />
über alle Menschen gleichmässig verteilt.<br />
Nun die Damen: Welche Dame fährt, weil ihr<br />
keine andere Wahl bleibt? Ich glaube, wir kommen<br />
nicht auf ein einziges Prozent, gegenüber 80 Prozent<br />
bei den Herren. Also die Damen, die wir<br />
heute am Volant sehen, rekrutieren sich nahezu<br />
ausschliesslich aus denjenigen, die besondere Lust<br />
> und besondere Eignung zum Fahren in sich fühlen<br />
und grossenteils auch tatsächlich besitzen. Das<br />
Heer der übrigen Damenwelt, all die zagen, ängstlichen,<br />
hypernervösen oder sonstwie zum Fahren<br />
unfähigen, bleiben weg vom Volant, die sehen wir<br />
nicht.<br />
Diese Gegenüberstellung dürfte wohl zur Genüge<br />
beweisen, dass Vergleiche einfach nicht gezogen<br />
werden können. Um einen gerechten, einwandfreien<br />
Vergleich ziehen zu können, müsste man einmal<br />
wahllos eine gleich grosse Anzahl Damen und Herren<br />
irgendwo herausgreifen, das Fahren lehren und<br />
dann: Dann möchte ich nicht auf ein Ja zugunsten<br />
der Damen wetten.<br />
Dass die Frau dem Manne in vielen Dingen<br />
überlegen ist, dass sie köstliche Eigenschaften besitzt,<br />
die dem Manne völlig abgehen, dass sie<br />
im Ertragen von Leiden wie überhaupt auf seelischem<br />
Gebiete durchschnittlich stärker ist als der<br />
Mann, wird kein Gerechter bestreiten wollen. Aber:<br />
non omnia possumus omnes, einige Qualitäten wird<br />
die Frau dem Manne doch zugestehen müssen<br />
Ihm in allem und jedem Ding© die Ueberlegenhelt<br />
abzustreiten, mag ein bisschen modern sein, geistvoll<br />
sicher nicht.<br />
Welche hauptsächlichen Fähigkeiten iüa.6. zum<br />
Autofahren notwendig?<br />
In erster Linie Konzentration. Nun, so jemand<br />
behaupten wollte, dio Frau besitzo mehr Konzentrationsfähigkeit<br />
als der Mann, würde er sich<br />
gründlich blamieren. Viel eher könnto das Gegenteil<br />
behauptet werden.<br />
Weiter sind zum AutofaViren notwendig: rasche<br />
Entschlusskraft, Geistesgegenwart und in mancher<br />
Situation auch Mut. Durch Jahrtausende zählen<br />
diese Eigenschaften zu den männlichen Tugenden.<br />
Sollten sie heuto wirklich gänzlich dahin und zum<br />
Privileg des weiblichen Geschlechtes geworden<br />
sein?<br />
Dann kommt noch dio Geschicklichkeit in der<br />
Handhabung und Führung des Wagens: Die Wagen<br />
von heute haben eine solche Vollkommenheit erreicht,<br />
dass sie eben auch von einer Dame ohne<br />
Kraftaufwand gelenkt werden können, und punkto<br />
reiner Geschicklichkeit steht die Dame dem Herrn<br />
allerdings nicht nach.<br />
Aber dio Lastor der Herren: das Trinken, das<br />
Rauchen!<br />
i'<br />
Nicht jeder Herr trinkt und raucht und erst<br />
recht nicht jeder Herr trinkt und raucht, wenn es<br />
ans Lenkrad geht. Dagegen gibt es auch unter den<br />
Damen, auch unter den Autolenkerinnen solche,<br />
die recht gerne ins Glas schauen. Und wenn einmal<br />
durch irgendeine prominente Fahrerin das<br />
Rauchen am Volant modern geworden sein wird —<br />
und dies kann schon morgen geschehen —, dann<br />
doch ich will nicht bösartig werden und<br />
in Modesachen ist mit dem weiblichen Geschlechte<br />
nun einmal nicht zu rechten.<br />
Was die Statistik über Unfälle, durch Damen<br />
bewirkt, betrifft, so lese man die Tageszeitungen.<br />
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Thomas Mtyar-Funk,<br />
sind äusserst unangenehm. Dieselben verschwinden<br />
aber nach kurzer Zeit beim Gebrauch von<br />
Columba Magenpulver.<br />
im<br />
Mich dünkt, was da jewoilen zu levsen ist, genüge<br />
vollkommen, wenn man den Prozentsatz fahrender<br />
Damen und Herren berücksichtigt Schlimmstenfalls<br />
hat keines dem andern etwas vorzuwerfen<br />
Manchem Zusammenstoss entgeht manche Dame<br />
manchmal auch nur dadurch, dass im andern Wagen<br />
ein Herr am Volant sitzt. Aus eigener<br />
Erfahrung könnte ich manch Beispiel anführen: Die<br />
Dame am Lenkrad lacht und schwatzt mit ihrer<br />
Nachbarin und biegt so am belebtesten Platze der<br />
Stadt scharf links in die Kurve. Ein Wunder und<br />
ein brutaler Stop verhüten den Zusammenstoss. DL<br />
Dame am Lenkrad fährt schneidig und in flottem<br />
Tempo in die enge Passage, die auf der einen<br />
Seite durch Strassenumbau, auf der andern durch<br />
eine stehende Dampfwalze gebildet ist. Die Dampfwalze<br />
befindet sich auf der Fahrbahn der Dame<br />
so dass der von der andern Seite kommende Herr<br />
das Rocht gehabt hätte, die Passage zuerst zu passieren.<br />
Aber nichts davon, die Dame saust einfach<br />
los und überlässt es getrost dem Herrn, mit sämtlichen<br />
Bremsen, und halb in den Pflästerungsarbeiten<br />
ebenso abzustoppen, dass ein Zusammen^<br />
stoss im letzten Augenblicke noch vermieden wird<br />
Sie selbst drosselt keine Spur ab, sondern fährt<br />
lächelnd weiter und drauflos als überlegene Fahrerin.<br />
Was kann sie dafür, dass der Herr so unhöflich<br />
war, ihr nicht den Vortritt zu lassen! Verkehrsregeln?<br />
— Schon gut, aber zuerst kommt die<br />
schuldige Höflichkeit.<br />
Dieses, wenn schon einmal über die Titelfrago<br />
gesprochen und zu ihr Stellung genommen sein soll.<br />
Im übrigen fährt doch jeder Automobilist (von<br />
Anfängern ist hierbei nicht die Rede) individuell<br />
d. h. seiner Eigenart und seinem Temperamente<br />
angepasst. Hierbei von besserem oder schlechterem<br />
Fahren zu sprechen, wird mitunter recht schwierig<br />
sein. Die Hauptsache ist und bleibt ja auch, dass<br />
der Fahsir oder die Fahrerin das nötige Verantwortungsgefühl<br />
besitzen und so fahren, dass nie<br />
mand "and nichts dabei zu Schaden kommt.<br />
Eitelkeit tut nie gut, und mit dem Ernst und<br />
der Verantwortung des Autofahrens lässt sie sich<br />
nur schlecht in Einklang bringen. Doch ist die<br />
Frage einmal gestellt worden, und wenn man in<br />
den Wald ruft, dann hallt es wider. Nur klingt<br />
der Widerhall meist anders.<br />
W. W. " A<br />
Zu Ihrem interessanten Aufsatz «Die Frau<br />
am Volant», der inhaltlich den Tatsachen<br />
entsprechen wird, also auch die Aeusserung<br />
«böser Zungen», wonach weibliche Logik<br />
nicht an die Notwendigkeit von Fahrbestimmungen<br />
glaube und sich deshalb absolut nicht<br />
daran kehre usw., bringt mich auf den Gedanken,<br />
die Frage aufzuwerfen, was böse<br />
Zungen wohl zu beanstanden hätten, wenn<br />
ausschliesslich nur Frauen chauffieren<br />
würden?<br />
Würden dann die bestehenden Verkehrs-<br />
Verordnungen, ganz abgesehen von ihren<br />
jetzigen Mängeln, noch genügen oder wären<br />
sie gar — überflüssig?<br />
Vielleicht können darauf die Damen selbst<br />
die beste Antwort erteilen? V. M. in S.<br />
Säemann wider Willen.<br />
Dio segensreiche Tätigkeit unserer Feldgrauen.<br />
Joder Bergsteiger weiss Schweizer Schuhnägel<br />
sehr zu schätzen, sofern diese Schuhnägel richtig<br />
in seinen Schuhsohlen sitzen. Aber wenn sie «bodenständig»<br />
auf der Strasse zum Grossen St. Bernhard<br />
herumliegen, so lernt der Automobilist, im<br />
richtigen Sinne des Wortes, die Kehrseite dieser Nägel<br />
kennen. «Schuhnägel, auch wenn es Schweizer<br />
Qualitätsware ist, gehören in die Schuhsohlen, nicht<br />
in die Pneus,» so räsonnierte mancher gestrandete<br />
Automobilist am Wegrand. Nur auf den Stockzähnen<br />
lächelnd, fuhren wir an Unzähligen vorbei,<br />
die an unrichtig placierten Nägeln zogen. Wir<br />
unterdrückten die Teinste aller Freuden, die Schadenfreude,<br />
um der Tücke des Geschickes zu entgehen.<br />
Umsonst, kaum hatten wir unser Lächeln in ein teilnehmendes<br />
zurechtgerichtet, fing auch unser Fahrzeug<br />
zu wanken an, ein Ersatzrad war zur Stelle,<br />
und fort fuhren wir weiter, nach 20 Meter aber<br />
neigte sich das Auto auf die andere Seite, und nun<br />
sassen auch wir am Wegrand. Es war die « Nagelfolge».<br />
Zu allen Zeiten lächeln junge Mädchen lieblich<br />
verschämt unseren Soldaten nach, noch schmelzenderen<br />
Blicks, noch zärtlicher der ö'aragist. Denn<br />
er weiss, so und so viel Nägel gehen auf den Fernmärschen<br />
wieder verloren. Der Feldgraue säet, er<br />
erntet. Wie sollt er sie da nicht lieben?<br />
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22<br />
Durchs Bosnaland zum Adrlasfrsnd<br />
uns den Naturgenuss nicht zu schmälern. Die<br />
Ansiedlungen bestehen fast ausschliesslich<br />
Von Hugo Piffl. aus zertreut liegenden Gehöften, darunter den<br />
Es gibt wenige Länder, die eine derartige wozu er mich liebenswürdigst einlud um ihm aufgehoben wurde, so dass viele tausende<br />
an der Strasse liegenden primitiven Herber-*<br />
landschaftliche und ethnographische Mannigfaltigkeit<br />
aufweisen wie Bosnien und die be-<br />
dafür als Dolmetsch und Cicerone zu dienen. schöner Mädchen in Bosnien mehr zu bewundern<br />
sein werden als bisher, denn just die<br />
gen, die den türkischen Namen «Han» tragen.<br />
nachbarte Herzegowina 1 An einem milden Märztage, der an der Sawe<br />
Diese asiatischen Wörter verschandeln die<br />
), so dass es den vielen<br />
Oesterreichern, die in Bosnien lebten<br />
fast sommerlich anmutete, überschritten wir Islamitinnen verfügen über fast durchwegs<br />
schöne bosnisch-slawische Sprache ungemein<br />
diesen ansehnlichen Strom bei der einstigen<br />
hübsche Gesichter.<br />
und werden ebensowenig jemals augemerzt<br />
nicht verübelt werden kann, wenn sie sich<br />
Grenzfestung Gradiska auf einer Plätte um<br />
In Banjaluka gibt es selbstverständlich<br />
werden wie die lateinischen und griechischen<br />
dort heimatlich fühlten und ihre Kinder sich<br />
dann nach kurzer Fahrt durch eine sorgfältig<br />
längst schon hunderte neuzeitlicher Häuser,<br />
aus dem Deutschen. Es ist jedermann abzuraten<br />
in einem Han Unterkunft zu nehmen,<br />
nur mehr «Bosnier» nannten. Angeregt durch<br />
angebaute Ebene, die zweitgrösste Stadt des<br />
doch bleibt vorläufig als vornehmster Bau die<br />
meine Schilderungen obiger Länder, in welchen<br />
ich zwei Dutzend Jahre zufrieden zu-<br />
Bosnalandes zu erreichen. Der freundliche<br />
sogenannte Ferhad-Pascha-Moschee mit ihrem<br />
denn die Bewohnerschaft eines solchen setzt<br />
gebracht hatte, beschloss ein ebenso leidenschaftlicher<br />
Autler als Naturfreund einen kur-<br />
Leser darf nicht an einen Einzug zwischen<br />
schlanken Minaret. Sie wurde aus dem Lösegelde<br />
für einen gefangenen österreichischen<br />
sich auch aus allerlei Ungeziefer zusammen;<br />
hochmodernen Gebäudefronton denken, sondern<br />
sich ein typisch orientalisches Strassen-<br />
dafür erhält man allezeit einen guten schwarzen<br />
Kaffee, und Magenstärkungen, die gar<br />
General erbaut. Wir hatten Gelegenheit, einem<br />
zen Streifzug nach Bosnien zu unternehmen,<br />
Gottesdienste beizuwohnen und mussten zugeben,<br />
dass das Betragen der Andächtigen<br />
nicht so übel schmecken wie z. B. gedörrte<br />
bild vor Augen zu halten, belebt von beturbanten<br />
Muslimanen 2 x ) Der Name stammt vom Herzogtum, als das<br />
Pflaumen, Schafkäse und Eier, doch fehlt<br />
) und dicht vermummten<br />
ein tadelloses war. Im schattigen Vorhofe<br />
ihnen das die Esslust anregend© zivilisierte<br />
Land zu diesem, vom deutschen Kaiser Friedrich III. Damen, denn zur Zeit unserer Reise bestand<br />
hörte bereits jedes Gespräch auf und man<br />
Aussehen.<br />
im Jahre 1440 erhoben wurde.<br />
noch das Verhüllungsgesetz, das erst heuer<br />
beeilte sich, am plätschernden Brunnen die Einladender sehen die «Faf-hanas» (Kaffeeschenken)<br />
aus, die tunlichst nur an aussicht-<br />
vorgeschriebenen Waschungen vorzunehmen,<br />
: IT 1 I I I ITTTTT I I I I I I I 1,1 I I I I ,T : »•«••••(»«•«•»«•••Oft*<br />
worauf die Beschuhung vor dem Eingange gewährenden oder anheimelnden Plätzchen<br />
unter einer Vorhalle abgelegt, und der teppichbelegte<br />
Innenraum bloss in Strümpfen be-<br />
besucht werden die hier, den Tschibuk<br />
liegen und vornehmlich von alten Moslims<br />
treten wurde. Hier ordneten sich die Beter<br />
in schnurgeraden Reihen, nachdem sie vorher<br />
r ""<br />
kaufen Sie am vortei I härteste n im grössten Spezialgeschäft dieser Branche durch eine Handbewegung zu den Ohren angedeutet<br />
hatten, dass ihr Gehör nur für das<br />
| H^ Schweizer, Schwamm- u. Leder-Importhaus, Basel Wort Gottes da sei. Sämtliche rituellen Bewegungen<br />
als Niederknieen, Berühren des Bodens<br />
mit der Stirne, Kopfwendungen u. dgl.<br />
«•••••••••••4 : 11111111 I 1111 TYP<br />
•e<br />
Li.iII i-i:<br />
wurden mit einem Ruck gleichzeitig ausgeführt.<br />
Bloss männliche Personen waren anwesend,<br />
darunter nur wenige Knaben. Kinder<br />
und Frauen haben bei den Gottesdiensten<br />
nichts zu suchen. Verheiratete Türkinnen dürfen<br />
einmal im Jahre in einer kleinen Moschee<br />
einer Fastenpredigt zuhören, dann darf aber<br />
kein Mann ausser dem Hodscha (Priester) anwesend<br />
sein. Nahe bei Banjaluka befindet sich<br />
das Trappistenkloster «Maria Stern», dessen<br />
Mönche in Särgen schlafen, an ihren zukünftigen<br />
Gräbern schaufeln müssen und nur den<br />
Gruss «memento mori» gebrauchen. In Bezug<br />
auf Kulturarbeiten wirkt das Kloster se-<br />
bei den Eisriesen im Derner«OberIand<br />
gensreich. Wir machten einen Abstecher dorthin<br />
und hatten es nicht zu bereuen..<br />
Die Zufahrtsstrassen aus der ganzen Schweiz si nd ersichtlich<br />
Führer für Automobilfahrer, offizielle Ausgabe des in O. R. Wagners<br />
T. Von Banjaluka aus ging die Fahrt durch<br />
es.<br />
schmale Felsschluchten längs des rauschenden<br />
smaragdgrünen Wrbas-FJusses, dann<br />
Das Kleinod<br />
Wieder durch herlich© Wälder oder wohlangebaute<br />
Gegenden bis ins schöne Pliwa-Tal.<br />
d e r<br />
Berner Alpen<br />
Ueberrascht waren wir, als sich plötzlich ein<br />
lieblicher See zeigte und zwar in namenloser,<br />
denn die Umwohner nennen ihn einfach<br />
Wunderschönes Ausflugsziel für Aufom<br />
«Jezero» (spr. z wie in Nase) d. i. «See».<br />
Stets frische Forellen Tea-Room am bee.<br />
Bald taucht das Städtchen «Jajce» auf, dessen<br />
Burgreste einen Hügel krönen, unterhalb<br />
J. GFELLER-RINDLISBACHER A.-G.<br />
welchem der Pliwafluss, nachdem er den See<br />
BERN, Bärenplatz<br />
ZÜRICH, Löwenplatz<br />
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kaum verlassen hat, mit wasserreichem, 29 m<br />
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Die Weiterfahrt führte uns durch überaus<br />
anmutige, friedenatmende Gegenden, die uns<br />
ohne Unterlass abwechslungsreiche Landschaftsbilder<br />
darboten, deren Eigenartigkeit<br />
durch die bosnische Bauart der Hütte und<br />
Häuser, namentlich aber durch die in grünen<br />
Gehölzen halbversteckten Moscheen gehoben<br />
wird. Diese zumeist sehr schlichten Gotteshäuser<br />
liegen stets an einer Quelle oder an<br />
einem murmelnden Bächlein und machen einen<br />
durchaus anheimelnden Eindruck. Die<br />
Muslimanen bauen lieber viele bescheidene<br />
Andachtsstätten als wenige kostpielige, um<br />
den Gläubigen den Besuch derselben zu erleichtern.<br />
Die Stadt Trawnik (Wiese), die wir nun<br />
erreichten, liegt in einer tiefen Schlucht, an<br />
deren steilen Abhängen höchst malerische<br />
Wohnhäuser emporkrabbeln. Es fehlen nicht<br />
die altersgrauen Mauern eines dräuenden<br />
Bollwerks, das niemandem mehr wehe tut<br />
und sonstige orientalische Kennzeichen. Als<br />
wir die engen Stufengässchen durchwanderten<br />
da hatten wir Gelegenheit eine gar poetiche<br />
bosnische Sitte kennen zu lernen, nämlich<br />
den «Aschiklik» d. i. das hochanständigste<br />
Flirten, das es gibt. Es war Freitag und jede<br />
Jungfrau hatte das Recht beim Haustore junge<br />
Leute zu empfangen. Das Mädchen bleibt<br />
trotz ihrer festlichen Kleidung hinter dem<br />
nur eine Spanne geöffneten Torflügel und der<br />
Hofmacher flüstert durch den Spalt die süssesten<br />
Liebesschwüre in blumenreicher Sprache<br />
und wagt es nicht sich eine Keckheit zu<br />
erlauben. Hat er das Wohlgefallen der Ange-<br />
2 ) Es ist gänzlich unrichtig, von Muselmannen,<br />
Muselmännern und Muselfrauen zu sprechen. Die<br />
Deutschen sind auch Germanen und nicht Germannen<br />
usw. Musliman ist die richtige Bezeichnung<br />
und stammt von Musli-Iman, was angeblich<br />
« der sich Gott Ergebende » bedeutet. In Bosnien<br />
wurde die Bezeichnung Musliman vor dreissig Jahren<br />
als amtliche eingeführt, weil auch « Muhammedaner<br />
» nicht die richtige sei.<br />
beteten gefunden, dann findet er am nächsten<br />
Freitag den Türspalt mehr geöffnet, im Gegenfalle<br />
aber geschlossen. Erst am Hochzeitstage<br />
darf er das Haus der Braut betreten.<br />
Durch das, zum Teile wildromantische Tal<br />
des Laschw-Flüsschens, zwischen Wäldern<br />
und Feldern, Obstkulturen und Wiesen fliegen<br />
wir mit massiger Schnelligkeit dahin um<br />
schmauchend, dem «Tscheijf», dem süssen.<br />
Nichtstun huldigen. Es berührt den Fremdling<br />
angenehm, nirgends wüste Wirtshausszenen<br />
zu sehen, die dem, den Alkohol meidenden<br />
Islamiten fern Hegen und sich daher<br />
das Betrinken zumeist auf die Herrn Kulturträger<br />
beschränkt. Der Autler findet übrigens<br />
in jedem Städtchen tadellose Hotels.<br />
Bei der netten Eisenbahnstation Laschawa —*<br />
eine Ansiedlung dieses Namens gibt es nicht<br />
— biegen wir in das schmale Bosnatal ein,<br />
das sich bald zu einer Felsschlucht verengt<br />
bald wieder zu grossartigen Talebenen unvermittelt<br />
erweitert. Solche sonnig© Stellen<br />
heisen «Polje» (Feld) und sind von meist<br />
gewaltigen Gebirgswällen umgeben, di© sich,<br />
einander überhöhend, ringförmig um die geräumigen<br />
wohlkultivierten Talkessel emportürmen.<br />
Ein solches natürliches Rundtheater,<br />
ist jenes bei dem Opanken-Städtchen «Wiso-,<br />
ko» (hoch), dessen Bewohner jährlich drei<br />
Viertel Millionen Opanken d. s. Bauerbund-,<br />
schuhe, erzeugen. \<br />
Unsere Strass© führt stets in der Nähe der<<br />
bosnischen Schmalspurbahn, mit deren Zügen,<br />
wir ein siegreiches Wettfahren veranstalten<br />
um bald in das schönst© Polje Bosniens, das<br />
Sarajewsko (Sarajewoer Feld) einzufahren.<br />
Die Bergdome, di© es umkränzen, steigen<br />
über tausend Meter ober seiner Talsohl© empor,<br />
di© selbst schon mehr als 500 m ober<br />
dem Meere liegt, ja di© «Bjelaschnitza»;<br />
(Weissblinkende) trägt ihr meteorologisches<br />
Observatorium in 2000 m Höhe. Das Polje ist<br />
dicht besät mit alten und neuzeitlichen Landhäusern,<br />
Meierhöfen und Villen, während sich<br />
das bunte Häusermeer der Hauptstadt im östlichen<br />
Hintergrunde der Talweitung an stei-t<br />
len Hängen ausbreitet, besser gesagt zusammendrängt.<br />
Als wir bei Sonnenuntergang, der<br />
sich in tausenden Fensterscheiben wie ein<br />
Flammenmeer spiegelte, unsern Einzug in<br />
das Pulverfass des Weltkrieges hielten, empfing<br />
uns der vielstimmige Gebetruf 3 ) der Mujedsine<br />
und auch melodischer Abendglockenklang;<br />
Menschen- und metallene Stimmen<br />
vereinigten sich, durchaus nicht als Misston,<br />
zum einträchtigen Lob© Gottes.<br />
Noch gibt es in Sarajevo achtzig Moscheen,<br />
aber in jenen Mahalas (Stadtvierteln), deren<br />
islamitische Einwohner, vor der, ihnen lästigen<br />
abendländischen Kultur, in die hochgelegenen<br />
Berggässchen auswandern, beginnen<br />
die kleineren Moscheen zu verwaisen und<br />
endlich zu verfallen.<br />
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s ) Allahu ekber, esch-hr-Mu enne la illahe illellah,<br />
Allahu ekber, esch-headu enne Muhammedden<br />
resül Allah.<br />
Haje allelfellah, haje allelssallah,<br />
Allahu ekber la illahe illellah.<br />
(Gott ist allmächtig, wir gauben, dass es ausser<br />
Gott keinen Gott gibt,<br />
(Gott ist almächtig, wir glauben, dass Muhamcd<br />
sein Gesandter ist.<br />
Eilet zum Gebete, eilet zum Gottesdienste,<br />
Gott ist allmächtig, ausser Gott gibt es keinen<br />
Gott.)<br />
Der Ruf erschallt von den zur Zeit des Ramasan<br />
festlich beleuchteten Minarets (arab. Minare©, d. i.<br />
Leuchtturm) zur Zeit der Saba, Ojle, Itschindi,<br />
Akscham und Jatzia, nämlich Morgendämmerung,<br />
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T. Ä. 188. Lausanne-Vichy. Sie nehmen von Lausanne<br />
aus am besten dio Strasse über Genf, St. Julien,<br />
Bellqgarde, Nantua, Pont d'Ain, Bourg, Macon,<br />
Pigoin und Lappalise nach Vichy; bis Macon zirka<br />
200 km, von da bis Vichy ca. 145 km, — eine Strekke,<br />
die in Ermanglung einer direkten Route von der<br />
Luftlinie ziemlich stark abweicht. Die Strecke ist<br />
bequem in 2 schwachen Tagen zu absolvieren, da<br />
Sie keine grossen Tagesstrecken machen wollen. Für<br />
Uebernachtung wäre Macon, eine Stadt mit 17000<br />
Einwohnern zu empfehlen. Rückweg event. über<br />
Roanno oder etwas weiter über Clermont-Ferrand<br />
nach Lyon und weiter über Pont-d'Ain und Genf nach<br />
Lausanne (etwa 450 km), ebenfalls in 2 Tagen zu<br />
machen. E. in I.<br />
T. Ä. 189. Graubünden. Als schöne Fahrt empfehlen<br />
wir Ihnen über Oberalp rheintalabwärts<br />
durch den Schyn-Pass und über den Julier nach<br />
dem Engadin. Von dort aus machen Sie Abstecher<br />
auf die Maloja- und Berninahöho. Sehr empfehlenswert<br />
ist auch dio Route durch den Nationalpark<br />
und über den Ofenpass in3 Münsterlal. Für den<br />
Rückweg nehmen Sie dann die Strecke über den<br />
Flüolapass, Davos, Prättigau; von dort aus können<br />
Sie die Route dem Wallensee entlang, durchs Glarnerland—Klausenpass<br />
nach Luzern nehmen<br />
Ihro Wagenkosten schätzen wir auf ca. 40 Cts.,<br />
alles eingerechnet pro zurückgelegten Kilometer,<br />
wenn Sie also den beiden mitfahrenden Reisegästen<br />
etwa 25 Cts. per Kilometer verlangen, so ist dies<br />
massig gerechnet. Wenn Sie natürlich Ihre Zeit<br />
als Lenker noch in Anrechnung bringen wollen, erfordert<br />
dies einen entsprechenden Zuschlag.<br />
W. L. in B.<br />
T. A. 190. Elsass. Wenn Ihnen die rechts des<br />
Doubs führende, landschaftlich nicht uninteressante<br />
Strasso La Chaux-de-Fonds, Saign61egier,Glovelier.<br />
Les Rangiers (mit dem schönen Soldatendenkmal),<br />
Pruntrut, Delle, Beifort (ca. 100 km) zu bekannt<br />
ist, so fahren Sie zur Abwechslung über Morteau,<br />
Maiche, St. Hippolyto und Montbeliard (das früher<br />
württembergische Mömpelgard) nach Beifort, ca.<br />
115 km. Von Beifort auf der Route Nationale Nr. 83<br />
über La Ghapelle und Aspach nach den alten<br />
Vogesenstädtchen Thann und Cernay (43 km), dann<br />
über Soultz nach dem interessanten Guebwiller<br />
(15 km), via Rouffach nach Colmar (26 km), der<br />
Hauptstadt des Ober-Elsass, von wo sich eine sehr<br />
lohnende Rundfahrt über den Vogesenkamm machen<br />
lässt (115 km), durch das schöne, industriereiche<br />
Münstertal hinauf über Türkheim, Münster und<br />
den Vogesenpass, Schlucht (1139 m), nach der vielbesuchten<br />
Sommerfrische Gerardmer, von da über<br />
Anould-Fraize und den Gol de Bonhomme (949 m),<br />
über La Poutroyc und Kayscrsberg Avieder nach<br />
Colmar zurück. Von Colmar besuche man Kaysersberg,<br />
Kientzheim, Ribeauville, Bergheim, Hohkönigsburg,<br />
Schlettstadt (Selestat), Epfig, Barr, Obernai,<br />
Molsheim, Strasbourg, Orte, von denen fast jeder<br />
wieder besondere intime Reize aufweist (zirka<br />
105 km). ,Die kürzeste Rückfahrt (allerdings wenig<br />
lohnend) geht über Neuf Prisach, Baisel (127 km),<br />
dann über Pruntrut nach La Chaux-de-Fonds<br />
(117 km): zusammen ca. 670 km.<br />
H. E. in B.<br />
T. A. 191. Limone. Limone ist jetzt von Süden<br />
her mit dem Automobil erreichbar; das Verbindungsstück<br />
nördlich zur prächtigen Ponalestrasse<br />
fehlt bisher noch, wird aber in absehbarer Zeit<br />
sicher noch gebaut werden. Von Sitten aus fährt<br />
man am besten über Brig und den Simplon nach<br />
Dpmodossola (115 km), dann die etwas schmale und<br />
beim Ausweichen nicht ungefährliche, landschaftlich<br />
schöne Centovalli-Strasse nach Locarno und über<br />
Bellinzona und den Monte Generi nach Lugano<br />
(102 km). Von da über Como, Erba, Lecco, Bergamo<br />
und Brescia nach Rezzato (154 km), wo man von<br />
der heissen grossen lombardischen Strasse links abzweigt<br />
und auf guter Strasse durch das Val Rezzato<br />
über Tormini das hübsch gelegene Hafenstädtchen<br />
Salö und den herrliehen Gardasee erreicht (29 km).<br />
Am Westufer, der sog. Spanda brescina, nördlich<br />
fahrend, berührt man die- vielbesuchten mit Hotelpalästen<br />
gut versehenen Fremdenkurorte Gardone,<br />
Fasano, Maderno, Toscolano, Bugliaco und Gargnano,<br />
dann in Windungen durch eine plötzlich rauhere<br />
ernstere Landschaft über Gardola und Gampione,<br />
wo dio mauerartig steil zum See abfallenden Felswände<br />
die Strasse in Windungen zur Höhe zwingt;<br />
sio umzieht die Schlucht des Torre Brasa und führt<br />
unter herrlichen Ausblicken aufs jenseitige Ufer<br />
imd den dieses hoch überragenden Monte Baldo in<br />
kühnen Windungen, über Viadukte und durch Galerien<br />
hinab nach dem durch sein mildes Klima und<br />
dio interessanten Zitronenpflanzungen berühmten<br />
Hafenörtchen Limone sul Garda, wo die Strasse<br />
endigt (Salö-Limone 48 km); die Strecke Sitten-<br />
Limone beträgt etwa 450 Kilometer. H. in B.<br />
T. A. 192. La Baule. Von Biel auf guter Strasse<br />
über Neuenburg-Les Verrieres (frz. Zoll)-Pontarlier,<br />
dann auf der Route Nationale NT. 72 nach Dole,<br />
172 km. Auf der Route' Nat. Nr. 73 über Beaune<br />
nach Autun und Route Nat. Nr. 78 über Chäteau-<br />
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dustriestadt St. Nazaire nach (40 km) dem eleganten<br />
Seebad La Baule oder Escoublac-la-Baule mit seinen<br />
grossen Hotels, Gasuio und zahlreichen Chalets,<br />
dem «Arcachon de la Bretagne». Strecke Biel-La<br />
Baule ca. 930 Kilometer H. E. in T.<br />
T. A. 194. Postumia. Postumia, das früher<br />
österreichische Adeteberg, liegt 50 Kilometer nordöstlich<br />
von Triest. Von St. Moritz fährt man am<br />
besten engadinabwärts über Samaden nach Zernez,<br />
dann über den Ofenpass nach Sta. Maria im Münstertal,<br />
über Mürsten und Glurns nach Schluderno,<br />
dann 'im Etschtal abwärts über Spondigna und<br />
durchs obere VinUschgau über den berühmten Kurort<br />
Meran nach Bozen (173 km). Weiterhin herrliche<br />
Fahrt über die grossartig schönen Dolomitenpässe:<br />
Karerpass (Passo di Costalunga, 1752 m),<br />
Pordoi-Joch (2242 m) und Falzarego-Pass (2217 m)<br />
nach Cortina, Hauptverkehrsplatz der Dolomiten;<br />
109 km. Weiter entweder über Pieve di Cadoro oder<br />
(schöner) über den Tre-Croci-Pass und Auranza<br />
nach Lorenzago-Ampezzo-Tolmezzo (105 km), dann<br />
über Udine (52 km), Palmanova, Gradis.ca und Monfalcone<br />
nach Triest (80 km), grosso lebhafte Hafenstadt<br />
am adriatischen Macr in wunderbarer Lage.<br />
Von da noch 50 Kilometer durch den wald- und<br />
wasserloscn Karst nach Postumia; ca. 570 km von<br />
St. Moritz. Postumia is^ berühmt durch seine grossartigen<br />
vom Piucafluss durchströemten Grotten, deren<br />
Besuch etwa 2 Stunden erfordert; von der<br />
22 km Weglänge der Grotte Averden nur etwa 6 km<br />
begangen. Die Grölten sind elektrisch beleuchtet.<br />
Interessant sind auch die 20 km östl. von Triest gelegenen<br />
Grotten von S. Ganzian. Beim Rückweg<br />
event. Besuch von Venedig und dein Gardasee.<br />
Touring-Fragen.<br />
H. S.in B.<br />
T. F. 195. Lausanne—Florenz. Ich gedenke, in<br />
wenigen Tagen von Lausanne nach Florenz zu fahren,<br />
bin mir aber über die zu wählenden Routen<br />
noch nicht im klaren.<br />
Können Sie mir eine interessante Route bekannt<br />
geben? Für sonstige Anregungen, Ausflügen, Sehenswertes,<br />
bin ich Ihnen sehr verbunden. M. G. in L-<br />
T. F. 196. Adria und Dolomiten. Demnächst<br />
gedenke ich, eine Ferienreise nach den Dolomiten<br />
und dem Adriatischen Meer zu unternehmen. Könnten<br />
Sie mir einige Routenvorschläge bekanntgeben,<br />
mit meinem Wohnsitz Genf als Ausgangspunkt. Ich<br />
nehme an, dass die grossen Dolomitcn-Uebergänge<br />
noch bis Mitte September dem Automobil offen<br />
stehen.<br />
Für die Bekanntgabe einiger Ausflüge in oben<br />
genanntem Gebiet wäre ich Ihnen ebenfalls sehr<br />
dankbar. N. H. in G.<br />
T. F. 197. Köln. Ich beabsichtige, demnächst<br />
mit meinem Wagen an die Pressa nach Köln zu<br />
fahren. Wer kann mir nun den direktesten Weg<br />
und dessen Distanz angeben? Für die Rückreise<br />
möchte ich gerne ein anderes Itineraire wählen;<br />
dasselbe darf aber in Belang auf Distanz nicht viel<br />
von der kürzesten abweichen. Sind die Strassen<br />
für diese Reise empfehlenswert? N. H. in G.<br />
T. F. 198. Bretagne. Welches ist diejenige<br />
Route, die durch die schönsten Gegenden führt, um<br />
von Neuenburg aus nach Brest in der Bretagne<br />
zu fahren? ,. M. G. in N.<br />
T. F. 199. Grösser St. Bernhard. In nächster<br />
Zeit habe ich Gelegenheit, ins untere Wallis zu<br />
fahren und möchte gerne einen Abstecher nach dem<br />
Grossen St. Bernhard unternehmen. Allerdings<br />
habe ich noch keine Alpenstrassen befahren, bin<br />
also in gewisser Beziehung Neuling und möchte<br />
nun gerne erfahren, ob die Strasse grosse Schwierigkeiten<br />
bietet. Ist öfteres Manövrieren bei den<br />
Kurven nötig (Fiat 509)? Soviel ich unterrichtet<br />
bin, soll die Strasse breit und gut unterhalten sein.<br />
E. H. in W.<br />
T. F. 200. Biarritz. Wer kann mir die beste und<br />
womöglich direkteste Verbindung bekannt geben,<br />
die mich von Genf nach Biarritz führt?<br />
P. M. in G.<br />
Oesterreich. Der österreichische Staat<br />
geht daran, die in den einzelnen Bundesländern<br />
bestehenden Automobilsteuern für Inlandsairtomobilisten<br />
in eine einheitliche Bundes<br />
- Automobilsteuer (umzuwandeln. Das<br />
österreichische Finanzministerium ist gegenwärtig<br />
damit beschäftigt, die Modalitäten,<br />
Unterlagen und die Höhe der Steuer festzusetzen.<br />
Es soll als Basis der Brennstoffkon*<br />
sum genommen werden, wobei sowohl Benzin<br />
wie Benzol der Steuer unterstellt werden.<br />
Mit der Einführung dieser Bundesautomobilsteuer<br />
fallen alle Automobilsteuern der einzelnen<br />
Bundesländer dahin. Die Einnahmen<br />
aus der Steuer sollen ausschliesslich für<br />
Strassenbauzwecke Verwendung finden und<br />
soll deren Höhe auf 40 (bis 50 Prozent des<br />
Einfuhrwertes des Benzins resp. des Benzols<br />
angesetzt werden. Die benzinverbrauchenden<br />
Industrien, sowie die Gummi- und Lackindustrie<br />
haben keine Steuer auf das von ihnen<br />
benötigte Benzin resp. Benzol zu entrichten,<br />
ebenso soll auch den Postautobussen steuerfreier<br />
Benzinbezug zugesichert werden. Das<br />
für Lastautomobile und Omnibusse verwendete<br />
Benzin und Benzol ist nach einem niedrigem<br />
Ansatz .zu versteuern.<br />
Diese neue österreichische Bundes-Automobilsteuer,<br />
d. h. deren jährlichen Erträgnisse,<br />
würden im Verhältnis der bisherigen<br />
Einnahmen aus den Automobilsteuern auf die<br />
verschiedenen Bundesländer repartiert. s.<br />
Die Achenseestrasse. In Oesterreich werden<br />
gegenwärtig Anstrengungen unternommen,<br />
die auf die Uebernahme- des Unterhaltes<br />
und Ausbaues der Achenseestrasse, was<br />
den österreichischen Abschnitt anbetrifft,<br />
durch die österreichische Landesregierung<br />
bezwecken. Es soll die Strasse speziell für<br />
den Automobilverkehr ausgebaut werden,<br />
wodurch eine wichtige Verbindungsstrasse<br />
zwischen Oesterreich und Deutschland geschaffen<br />
würde. s.<br />
Die st gallischen . Staatsstrassen. Statt<br />
der für Unterhalt, Verbesserungen und Bauten<br />
budgetierten 2,374,340 Franken wurden<br />
im letzten Berichtsjahre, laut amtlichen Angaben,<br />
Fr. 2,449,836.64 ausgegeben.' Die<br />
Ueberschreitung des Budgets ist zum grössten<br />
Teil auf die unerwartet hohen Schneebruchkosten<br />
(Fr. 156,922.20 statt der budgetierten<br />
115,000 Franken) zurückzuführen.<br />
Toggenburg. Eine der schönsten und abwechslungsreichsten<br />
Autotouren der Ostschweiz ist unstreitig<br />
eine Fahrt durchs tannengrüne Toggenburg.<br />
Beginne man mit der Fahrt drunten in der alten<br />
Aobtestadt Wil oder steige man aus der Rheinebeno<br />
bei Buchs das Tal der Simmi aufwärts — alle Augenblicke<br />
wechseln die hübschen Landsohaftsbilder:<br />
Ausblicke auf die entschwindende Rheinebene, die<br />
herrliche Bergiweit des Säntis und der 7 Wächter<br />
.gegen Süden, der Ghurfirsten. dann hält uns wieder<br />
der in seinen bizarren Formen stets wechselnde<br />
Vexierberg Goggeien gefangen, da schiebt sich ein<br />
grasbewachsener Hügelrücken vor und lässt uns<br />
einen Blick in ein verschwiegenes Seitentälchen<br />
tun. Frisch wie ein munteres Bergkind begleitet uns<br />
die Thur, bald tief unten im felsiger Schlucht rauschend,<br />
bald ruhig neben der Strasse schlendernd.<br />
G'Ciwiss, es ist eine frohe, reizende Fahrt durch<br />
die sommerliche, wald- und wiesenreiche Talschaft.<br />
'Müssto es aber nicht noch viel schöner sein, an einem<br />
der versonncTien Winkelchen auszusteigen und<br />
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ganz zu vergessen, in froher Gesellschaft Hügel und<br />
Wald zu durchstreifen und sich .»anz dem Zauber<br />
der Landschaft, mit ihrer Rübe 'und Beschaulichkeit<br />
iliinzugeiben. Nähere Auskunft über Ferienorte im<br />
Togigenburg erteilt (bereitwillig das Toggeniburgische<br />
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Nervosität aller Art, Reizbarieit, Angstgefühle<br />
sin Zustände, die sich besonders beim Automobilisten<br />
Avährend der Fahrt nie geltend machen dürfen,<br />
fordert doch der heutige Verkehr grosse Ruhe<br />
und Umsicht. Die moderne, hastende Geschäftigkeit<br />
wird aber auch an den Nerven des automobilfahrenden<br />
Geschäftsmannes nicht spurlos vorüber,<br />
gehen, und so gilt es, rechtzeitig gegen nervöse Erscheinungen<br />
anzukämpfen. Von berufener Seito<br />
wird das Nervocalmin als vorzügliches Mittel dafür<br />
bezeichnet. Selbst in hartnäckigen Fällen vermochte<br />
eine Kur von wenigen Wochen die Nerven<br />
wieder gänzlich zu beruhigen. Dank der Zusammensetzung<br />
des Mittels aus Pflanzensubstanzen und<br />
Promsalzen sind selbst grosso Dosen bis zu fünfzehn<br />
Tabletten, pro Tag absolut zuträglich und gänzlich<br />
unschädlich. Da das Nervoealmm keinerlei unangenehme<br />
Nebenwirkungen, wie Benommenheit<br />
und Unlustgefühle zeitigt, so beeinilusst tdie Kur<br />
den Gesundheitszustand nur in vorteilhafter Weise<br />
und verhilft zu frischem und klarem Ko ; pf !bei «der<br />
Arbeit und beim Fahren. Z. .,<br />
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Pressiert es so...? In einer Pariser Auto'<br />
Droschke fand ein Mitarbeiter des Petit Parisien<br />
folgenden Anschlag:<br />
»Fordern Sie nie den Chauffeur auf,<br />
schneller zu fahren. Er allein ist für einen<br />
Unfall verantwortlich. Eine massige Verzögerung<br />
ist billiger als ein gebrochenes Bein,<br />
eine eingerückte Nase und ein Aufenthalt im<br />
Hospital!»<br />
»Und dann > — heisst es fettgedruckt weiter—<br />
[« sind Sie wirklich ganz sicher, es sehr<br />
eilig zu halben? ><br />
Man muss Maurice Prax, dem Plauderer des<br />
Petit Parisien, recht geben, wenn er diesen<br />
Anschlag als ein kleines Meisterwerk des gesunden<br />
Menschenverstandes und tiefer Psychologie<br />
bezeichnet, und dann des längeren<br />
beweist, dass es bloss eine Gewohnheit geworden<br />
ist, es eilig zu haben, oder dass die<br />
Menschen es sich nur einbilden, Arbeits- und<br />
Tatmenschen, deren Zeit wirklich kostbar ist,<br />
haben es niemals so eilig wie die Leute, die<br />
nichts oder nichts Wichtiges zu tun haben;<br />
Seltsame Erbschaft. Sein höfliches Benehmen<br />
hat einen jungen Klubdiener in Chicago<br />
die stattliche Summe von 100.000 Dollar eingebracht.<br />
Ein reicher Chicagoer Ingenieur hat<br />
ihm diese Summe hinterlassen, weil er sich<br />
noch nach 15 Jahren seines freundlichen und<br />
zuvorkommenden Wesens erinnerte. Dieser<br />
höfliche Glückspilz ist Alfred Gronberg, ein<br />
Angestellter des Racquet-Klubs zu Chicago,<br />
in dem früher auch der Ingenieur R. Forsyth<br />
verkehrte. Gromberg war damals noch Page<br />
in dem Klub und erregte Forsyths Aufmerksamkeit<br />
durch seine guten Manieren. Der Ingenieur<br />
lobte den Jungen öfters dem Sekretär<br />
des Klubes gegenüber, der ihn denn auch<br />
bald zum Diener beförderte. Seitdem sind 15<br />
Jahre vergangen. Gronberg ist immer noch,'<br />
Diener im Klub, wegen seines netten Wesens<br />
beliebt, und,hatte längst den Herrn Forsyth<br />
vergessen. Da bekam er die Nachricht,, dass<br />
dieser ihm in seinem Testament 100.000 Dollar<br />
vermacht hatte, und zwar — wie ausdrücklich<br />
hervorgehoben wird — für «eine<br />
Anzahl von Höflichkeiten, die heutzutage nur<br />
zu selten sind».<br />
Autler: Behauptet da Sohmid. den Wagen den er von Ihnen bezogen habe, nun schon seit<br />
fünf Jahren zu fahren, ohne auch nur einen Heller für Reparaturen ausgegeben zu haben!<br />
Garagist: Das stimmt leider! Ich habe alle Reparaturen gemacht and warte immer nooh<br />
aufs Geld!<br />
(Paetdng Show)<br />
Berliner Tempo. Zwei Velofahrer rennen<br />
in Berlin aufeinander. Der Eine ist schuld.<br />
Der Andere drückt sein Rad zurecht, sitzt<br />
auf und ruft im Wegfahren: «Du Esel, hau<br />
dir selber ein paar Ohrfeigen runter; ick hab'<br />
keene Zeit für dich Idioten!»<br />
Gegen sein Prinzip. Ein Redaktor be J<br />
kommt von seinem Schneider eine Rechnung.<br />
Auf der Rückseite stehen einig© Zeilen, worin<br />
der Gläubiger um baldige Begleichung ersucht.<br />
Der Schneider bekommt die Rechnung<br />
zurück mit der Anmerkung: «Schriftstücke,<br />
die auf beiden Seiten beschrieben<br />
sind, können nicht berücksichtigt werden.><br />
Gute<br />
Aufnahmen<br />
durch<br />
gute<br />
Apparate<br />
ifcrlag, Administration! Druck und Qicuörits HALLWAQ A*-& Boüencht Buchdrucker«! und JVagnerscu« gtrlaguuuUlt, Bun*<br />
Hier lohn sich eine kleine Rast.<br />
Diese reizende Landschafts-Szenerie<br />
müssen wir im Bilde festhalten.<br />
Scharfe Bilder bedingen<br />
die Verwendung guter Photo-Apparate<br />
und guter Utensilien.<br />
Lassen Sie sich vom Fachmann<br />
beraten, kommen Sie zu mir.<br />
Ich führe nur erstklassige Photo-<br />
Apparate und -Utensilien.<br />
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Limmatquai 62 — Telephon H. 40.08