E_1928_Zeitung_Nr.090
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Ausgabe: Deutsche Schweiz.<br />
FFF N, Freiteo, 26. Okiober <strong>1928</strong>,<br />
Nummer 20 Cts.<br />
24. Jahrgang. — N° 90<br />
ERSTE SCHWEIZERISCHE AUTOMOBIL-ZEITUNG<br />
Zentralblatt für die schweizerischen Automobil- und Verkehrs-Interessen<br />
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tnseratensehtnss 4 Taoe vor Erseheinen der betreffenden Nummer<br />
• f<br />
Gebt uns<br />
Die schweizerischen Radfahrer erheben die<br />
Forderung für die Schaffung von Fahrwegen.<br />
Vielleicht wird sich ein Leser fragen, wieso<br />
diese Angelegenheit in einem Automobilfachblatt<br />
überhaupt zur Sprache kommt.<br />
Nun, es besteht in vielen Dingen eine Interessengemeinschaft<br />
von Automobil- und<br />
Radfahrern, wobei zunächst einmal bloss an<br />
die Kampagne zur Verwerfung des eidgenössischen<br />
Verkehrsgesetzes erinnert werden<br />
darf. Im vorliegenden Falle ist die Schaffung<br />
von Fahrradwegen für den Automobilisten<br />
aber genau so wichtig wie für den Radfahrer.<br />
Gewiss hat der Radfahrer durch die Befreiung<br />
von der Staubplage aus der Entwicklung<br />
des Automobilwesens Nutzen gezogen;<br />
andererseits aber kann das Radfahren auf<br />
verkehrsreichen Strassen kaum mehr als ein<br />
Vergnügen bezeichnet werden, und in erster<br />
Linie kämpft der Radfahrer für sich, wenn<br />
er einen Sonderstreifen verlangt (wozu ihn<br />
übrigens die Fahrradsteuer auch materiell<br />
berechtigt). Aber auch der Automobilist empfindet<br />
den Radfahrer im grossen Verkehr als<br />
einen Fremdkörper, weil das Tempo der<br />
beiden Fortbewegungsmittel allzusehr verschieden<br />
ist. Mit der Entfernung des Radfahrers<br />
von der Strasse wird die Unfallwahrscheinlichkeit<br />
enorm reduziert, was vielleicht<br />
nur der in vollem Umfange versteht, der eininal<br />
jn Belgien, dem Lande des «accote-<br />
•rnent cycliste» par excellence, schon gefahren<br />
ist.<br />
Es wird auch kein Zufall sein, dass in der<br />
deutschen «Studiengesellschaft für Automobilstrassen»<br />
ein besonderer Ausschuss für<br />
Verkehrsregelung besteht und dass dieser<br />
Ausschuss vor einiger Zeit zu Händen der<br />
Behörden «Richtlinien über die Anlage von<br />
Radfahrerwegen» aufgestellt hat. Der Ausschuss<br />
begründet dies mit der Tatsache, dass<br />
etwa ein Sechstel der Bevölkerung Deutschlands<br />
das Fahrrad benützt. Noch wichtiger<br />
•ist die Frage für die Schweiz, wo heute auf<br />
jeden vierten Einwohner ein Fahrrad entfällt.<br />
Für Stadtstrassen stellen jene Richtlinien<br />
folgende Forderungen auf: Bei vorhandenen<br />
Strassen durch Bordsteine abgegrenzte, erhöhte<br />
Streifen von 1 Meter nutzbarer Breite<br />
im Einbahnverkehr und 1,5 Meter im Beidrichtungsverkehr.<br />
Wo das nicht möglich ist,<br />
F'.ahiw.aclwe^e I<br />
nicht erhöhte Radfahrerstreifen zu beiden<br />
Seiten für Radfahrer. Bei neu anzulegenden<br />
Strassen erhöhte Radfahrerwege zu beiden<br />
Seiten.<br />
Für Landstrassen : Neben dem Fahrdamm<br />
ein Radfahrerstreifen von mindestens 1,5<br />
Meter Breite zu beiden Seiten. Der Fussgängerverkehr,<br />
der auf eine Entfernung von<br />
der Stadt schon von wenigen Kilometern<br />
nahezu bedeutungslos ist, erhält nötigenfalls<br />
das Mitbenützungsrecht. Soweit die Landstrassen<br />
in ihrer nutzbaren Breite zwischen<br />
den Baumreihen für die gleichzeitige gefahrlose<br />
Aufnahme des Automobil- und Fahrr.adverkehrs<br />
nicht ausreichen, sind besondere<br />
Radfahrerwege ausserhalb der Baumreihen<br />
anzulegen. Ueberhaupt ist anzustreben, den<br />
Radfahrerverkehr von verkehrsreichen Strassen<br />
fernzuhalten und ihm besondere Wege<br />
zu weisen.<br />
Soweit die Richtlinien der deutschen Studiengesellschaft<br />
für Automobilstrassenbau.<br />
Wie sich der Verkehr praktisch gestaltet,<br />
wenn dem Radfahrer ein besonderer Weg<br />
zugewiesen ist, das kann man leider in der<br />
Schweiz nicht beobachten, da es unseres<br />
Wissens bei uns überhaupt keine Fahrradwege<br />
gibt.<br />
Anders im Ausland. Vor einem Vierteljahrhundert<br />
verlangten die Lübecker 'Radfahrer,<br />
die Fahrradsteuer, die für die Anlegung von<br />
Radfahrerwegen angelegt worden war, möge<br />
aufgehoben werden, das das Fahrradwegnetz<br />
• vollständig ausgebaut sei. Wer von Freiburg<br />
i. Br. dem Höllental zufährt um ein naheliegendes<br />
Beispiel zu nennen, weiss jene Radfahrerwege<br />
besonders an Sonntagen zu<br />
schätzen. Oesterreich hat seit Jahrzehnten<br />
das «Bankett», Italien die «banchina»,<br />
Frankreich sein «trottoir cyclable », Holland<br />
seinen « rijwielpad», Belgien sein « äccotement<br />
reserve aux cyclistes et pietons», flämisch<br />
«Zijweg alleen vor Wielrijders en<br />
Voetgangers» (wobei dem Radfahrer die<br />
Priorität vor dem Fussgänger zukommt).<br />
Selbst in den belgischen Ortschaften sind die<br />
Fahrradwege weitergeführt und die Bordsteine<br />
bei Kreuzungen besonders abgeschrägt,<br />
damit der Radfahrer nicht in Versuchung<br />
kommt, den grossen Fahrdamm zu<br />
benützen. Am konsequentesten ist das Prinzip<br />
des Fahrradweges in Holland und Belgien<br />
durchgeführt, weshalb sich der Automobilverkehr<br />
dort auch so reibungslos vollzieht.<br />
Seit mehr als einem Vierteljahrhundert<br />
verlangen die schweizerischen Radfahrer in<br />
ihrer Fächpresse Fahrradwege. Ohne Erfolg.<br />
Diesen Sommer hat der Zentralpräsident des<br />
Schweiz. Radfahrer-Bundes, Herr W. Wichmann,<br />
als Mitglied der Verkehrskommission<br />
des Schweiz. Städteverbandes « zur Weiterleitung<br />
an die massgebenden Behörden» die<br />
Anregung gemacht, es sollten bei Neuanlagen<br />
und Korrekturen von Strassen Fahrradwege<br />
geschaffen werden, die einzig vom Radfahrer<br />
benützt werden dürfen und durch welche die<br />
Kollision mit andern Strassenbenützern vermieden<br />
würde. Die Kommission des Schweiz..<br />
Städteverbandes hat sich bereit erklärt, diese<br />
Vorschläge an die massgebenden Stellen<br />
weiterzuleiten.<br />
Das war ein erster Erfolg, der sich freilich<br />
bis heute kaum praktisch ausgewirkt haben<br />
dürfte. Nun steht bekanntlich das Eidgenössische<br />
Justiz- und Polizeidepartement in Verhandlung<br />
mit der Schweizerischen St.rassenverkehrsliga<br />
für die Ausarbeitung einer<br />
neuen Vorlage zu einem schweizerischen Verkehrsgesetz.<br />
Die schweizerischen Radfahrerverbände<br />
als Mitglieder der Liga haben gemeinsam<br />
ihre Postulate eingereicht, u. a.<br />
Bundesgesetz für sämtliche Strassenbenützer,<br />
Obligatorium des « Katzenauges» (reflektierende<br />
rote Linse) für alle Radfahrer usw.,<br />
dabei auch die Schaffung von speziellen, Radfahrerwegen<br />
mit der Begründung : « Bei der<br />
enormen Verkehrsdichtigkeit, die unser Land<br />
aufweist, wäre die Schaffung besonderer<br />
Radfahrerwege eine enorme Entlastung für<br />
die grossen Verkehrsstrassen ».<br />
Um nun weitere Kreise für die Frage zu<br />
interessieren und vor allem zu zeigen, was<br />
auf dem Gebiete der Fahrradwege in andern<br />
Ländern schon geleistet und erreicht wurde,<br />
veranstaltet der Schweizerische Radfahrerbund<br />
zwei Vortragsabende. Es ist ihm gelungen,<br />
hiefür den gegenwärtigen Leiter der<br />
«Deutschen Zentralstelle für Radfahrerwege»<br />
zu gewinnen. Die beiden Vorträge werden<br />
stattfinden : Dienstag den 30. Oktober, bei<br />
der « Schmiedstube» in Zürich und Donnerstag<br />
den 1. November, im « National» in Bern.<br />
Zu diesen Lichtbildervorträgen sollen u. a.<br />
die kantonalen und städtischen Behörden, die<br />
Leitungen der Verkehrsverbände, die Presse<br />
und Delegationen der lokalen, am Strassenverkehr<br />
interessierten Vereinigungen eingeladen<br />
werden. Es wäre wünschenswert, dass sich<br />
auch die Automobilisten zahlreich zu diesen<br />
Vorträgen einfinden, um zu dokumentieren,<br />
dass es sich nicht um eine Radfahrerangele-i<br />
genheit handelt, sondern um eine Frage von<br />
allerhöchster Bedeutung für den gesamten<br />
Strassenverkehr. Wenn jemals, so sind hier<br />
die Interessen von Automobilisten und Rad-f<br />
fahrern dieselben. 0<br />
Zum 27.28. Oktober <strong>1928</strong>.<br />
Dringende Notwendigkeiten, Selbsthilfe der<br />
Schweiz. Automobilisten.<br />
Man schreibt uns:<br />
Gewiss werden Sie, verehrte Herren Automobil-<br />
und Motorradfahrer, mit mir einig gehen,<br />
dass es höchste Zeit wird, wenn dem<br />
Verkehrswesen auf der Strasse im allgemeinen<br />
und dem Motorfahrzeug im besonderen<br />
endlich gebührende Achtung geschenkt wird<br />
von Seiten des Staates. Die kantonale' Souveränität<br />
muss erbarmungslos beiseite gestellt<br />
werden. Genug des lokalen Bureaukratismus!<br />
Wir rufen mit Tausenden nach einem<br />
sofortigen eidgenössischen Strassengesetz.<br />
Aber wie mit Erfolg? fragt sich mancher.<br />
Unsere Macht dringt nicht durch. Warum<br />
nicht? Ganz einfach, weil wir untereinander<br />
nicht einig sind. Wtf packen die Sache nicht<br />
am richtigen Ende an. Wir unterstützen die<br />
uns sympathisch gesinnten Vertreter in den<br />
Kantonsräten und ganz besonders im Parlamente<br />
nicht genügend. Die schweizerische<br />
Verkehrsregelung ist in Anbetracht der täglich<br />
vorkommenden Todesfälle dringendes<br />
Gebot der Stunde. Behörden wie auch das<br />
eidgenössische Parlament haben es unterlassen,<br />
einheitliche Sicherungsmassnahmen und<br />
Verkehrsvorschriften für das ganze Gebiet<br />
der Eidgenossenschaft aufzustellen. Sind diö<br />
Verluste an teuren Menschenleben zu unwichtig,<br />
oder zu wenig zahlreich, als 1 dass sich<br />
ernsthafte Politiker ihretwillen damit befassen<br />
mögen? Ist es nicht sonderbar, dass die<br />
Polizei gewisser Kantone und geldgieriger;<br />
Gemeinden wie Blutegel an den Automobilund<br />
Motorradfahrern klebt? Täten sie nicht<br />
viel besser, wenn sie endlich dem grössten<br />
Unfug und liederlichsten Leichtsinn unseres<br />
F E U • jLIL<br />
T O N<br />
Sir Michaels Abenteuer.<br />
Roman Ton K. O. R. Browne<br />
Copyright 1028 irr Georg Malier. Verlag. München.<br />
(45. Fortsetzung)<br />
nicht die Wahrheit erfahren würde. Auch<br />
Die kleine Dame legte den Kopf auf diehatte ihr seine Stellungnahme betreffs der gefälschten<br />
Banknote keinen besonderen Ein-<br />
Seite und betrachtete ihn eine ganze Weile.<br />
Es war, als wäge sie ihn und fände ihn zu druck gemacht. Deshalb bestand sie nicht<br />
leicht. Als sie sprach, klang es recht matt. darauf, dass er mit ihr zurückkehrte; sie<br />
« Gut. Wenn du versprichst, heute nachmittag<br />
zu kommen, will ich jetzt nicht war-<br />
klar zu werden. Der Junge, den sie einst ge-<br />
wollte allein sein, um sich über ihre Eindrücke<br />
ten. Ich kann tatsächlich nicht warten, weil kannt, schien sich zu einem weniger anziehenden<br />
Mann entwickelt zu haben und der<br />
um halb zwei eine Sitzung des Kirchenaufbau-<br />
Fonds ist. Aber,» fügte sie warnend hinzu, Gedanke war peinlich. Sie seufzte und<br />
« wenn du zum Tee nicht in Kings Fortune wandte ihre Aufmerksamkeit Mr. Hicks zu.<br />
bist — du wirst wohl in deinem Auto kommen?<br />
—, dann komme ich hierher und hole von sich. Sein kleiner Hut sass am linken<br />
Der gute Mann gab Zeichen der Ungeduld<br />
dich. Es ist Zeit, dass du dir deiner Verantwortlichkeit<br />
bewusst wirst, junger Mann.» Lenkrad, und das Tempo, in dem er Tabak<br />
Ohr, seine harten Finger trommelten auf dem<br />
«Oh, da bin ich schon!» versicherte sie kaute, war furioso. Als Lady Fairlie erschien,<br />
erschrak er, setzte den Hut solider<br />
Mr. Cherry, glücklich, dass sein Vorschlag<br />
angenommen wurde. «Wirklich, Tante. Ich auf und versuchte den Tabak zu verschlucken.<br />
treffe dort pünktlich ein.»<br />
« Ach, lassen Sie doch, > sagte Lady Fairlie<br />
«Nenn mich nicht Tante,» sagte Lady freundlich, « es macht mir gar nichts.» Sie<br />
Fairlie und ging zur Tür. « Bitte, entschuldige<br />
mich bei Mrs. Bytheway, Michael. Ich<br />
komme ohnehin schon zu spät.»<br />
« Gewiss, gewiss. Verzeih — bitte — wenn<br />
ich dich nicht begleite,» sagte Mr. Cherry,<br />
der nicht wünschte, von Mr. Hicks bemerkt<br />
zu werden. «Wenn ich heute nachmittag<br />
weg soll, muss ich gleich dazu schauen. Also,<br />
auf Wiedersehen.»<br />
Sie trennten sich in der Halle und Lady<br />
Fairlie ging gedankenvoll und mit einem unzufriedenen<br />
Gefühl hinaus zu ihrem Wagen.<br />
Irgend etwas an diesem neuen Michael gefiel<br />
ihr nicht, etwas Geheimnisvolles, um nicht zu<br />
sagen Ausweichendes. Aus diesem Grunde<br />
hatte sie auch den Ursachen seines merkwürdigen<br />
Benehmens nicht weiter nachgeforscht;<br />
etwas hatte sie gewarnt, dass sie<br />
setzte sich ans Rad und kurbelte an.<br />
Mr. Hicks schluckte krampfhaft und konnte<br />
endlich reden.<br />
« Hören Sie — das heisst — bitt' um Entschuldigung,<br />
Milady — »<br />
«Es ist alles in Ordnung, Mr. Hicks,»<br />
sagte Lady Fairlie rasch, während das Auto<br />
abfuhr. « Sir Michael war ausser sich, da er<br />
natürlich nicht die leiseste Ahnung hatte, dass<br />
die Banknote falsch sei. Leider hatte er nicht<br />
gerade fünf Pfund bei sich, also bat er mich,<br />
ihn bei Ihnen zu entschuldigen und die Sache<br />
zu ordnen. Sobald wir nach Kings Fortune<br />
kommen, will ich das tun, denn ich habe mein<br />
Täschchen zu Hause gelassen.»<br />
Mr. Hicks empfing diese Mitteilung schweigend.<br />
Sein verwittertes Antlitz trug durchaus<br />
nicht den erfreuten Ausdruck eines Menschen,<br />
der eben gehört hat, dass er fünf Pfund<br />
einheimsen wird.<br />
Tatsächlich war er gar nicht zufrieden mit<br />
der Entwicklung der Ereignisse. Nicht einen<br />
Augenblick glaubte er, dass Sir Michael die<br />
Banknote für echt gehalten hatte; so eine ungeschickte<br />
Fälschung hätte ein Kind nicht<br />
täuschen können, und er war auch nur vorübergehend<br />
und unter mildernden Umständen<br />
darauf hereingefallen. Er war fest überzeugt<br />
davon, dass Sir Michael ihn entweder betrügen<br />
oder einen schlechten Scherz mit ihm<br />
machen wollte, und je mehr er darüber nachdachte,<br />
desto grösser wurde seine Entrüstung.<br />
Der Verlust des Geldes ärgerte ihn weit weniger,<br />
als dass so ein flotter Stutzer in<br />
Knickerbockers ihn angeschmiert hatte — ihn,<br />
den Dachsel-Hicks.<br />
Wenn er es auch der Dame an seiner Seite<br />
verschwiegen hatte, war der Hauptzweck<br />
seiner Suche nach Sir Michael der, diesem<br />
irregeleiteten jungen Mann eine scharfe Lektion<br />
zu erteilen, von der Art, an die der Dachsel-Hicks<br />
einzig und allein glaubte. Er wollte<br />
ihm beweisen, dass, wenn er auch im Adelskalender<br />
stehe, dies ihn durchaus nicht vor<br />
der Vergeltung schütze, denn der Respekt,<br />
den Mr. Hicks vor dem Adel als solchen<br />
hatte, war ein geringer. Nur auf diese Art<br />
würde seine Ehre wieder hergestellt, die<br />
Wunde, die seine Selbstachtung erlitten, geheilt<br />
und dem etwas zweifelhaften Gentle-*<br />
man bewiesen, dass es ein schlechter Scherzist,<br />
Wirte beschwindeln zu wollen.<br />
Nachdem er eine Weile über all das gebrütet<br />
hatte, kam er zu einem Entschluss. Als<br />
sich das Auto den letzten Häusern von Sharrowby<br />
näherte, wandte er sich an Lady;<br />
Fairlie.<br />
«Bitte um Entschuldigung, M'lady, aber<br />
möchten Sie mich hier absetzen, es ist mir<br />
gerade eingefallen, dass, wenn ich schon<br />
hier bin, ich einen alten Freund, der gleich<br />
hier um die Ecke wohnt, aufsuchen könnte.»<br />
Lady Fairlie sah ihn erstaunt an.<br />
«Ja, aber was ist's dann mit Ihren fünf<br />
Pfund, Mr. Hicks?»<br />
«Ach, das hat keine Eile, M'lady. Ein anderes<br />
Mal. Ich möchte den alten George besuchen,<br />
wenn ich schon in der Nähe bin.»<br />
Lady Fairlie nickte und hielt an.<br />
«Schön. Aber Sie haben es dann weit nach<br />
Hause.»<br />
«Ich fahre wahrscheinlich mit der Bahn<br />
heim, M'lady.»<br />
«Und Sie kommen bald nach Kings Fortune<br />
wegen »<br />
«Danke schön, M'lady», sagte Mr. Hicks,<br />
sich damit zu nichts verpflichtend, denn wenn<br />
er seine Absicht ausführte, hatte er brieflich<br />
nur ein kühles Willkommen in Kings Fortune<br />
zu erwarten.<br />
Er kletterte heraus, hob sein Rad herunter,<br />
grüsste und stand beiseite, bis das Auto hinter<br />
einer Wegbiegung verschwunden war,<br />
dann bestieg er das Rad und fuhr gegen<br />
Lindley-Haus zurück.<br />
(Fortsetzung folgt))
2 ÄUTOMOBIL-REVUE £928 — N° 90j<br />
Zeitalters Abhilfe verschafften, die unser modernes<br />
Strassenbild offenbaren? Ich glaube<br />
aus Ihrem Herzen zu sprechen, wenn ich eine<br />
sofortige und gehörige Massregelung unserer<br />
Hüst und Hot, nachts ohne Licht und sehr oft<br />
betrunkenen Fuhrleute verlange. Fahren Sie,<br />
verehrte Herren Automobilbussendiktatoren,<br />
durchs Land, wieviele Automobile und Motorräder<br />
treffen Sie ohne Licht abends an und,<br />
im Gegensatz, wieviel Tausende von Fuhrwerken,<br />
Radfahrer, Handwagen, Kinderwagen<br />
etc. versetzen sie ständig ohne Ihr Verschulden<br />
in Lebensgefahr?<br />
Was die Autofallen anbetrifft, muss man<br />
sich wirklich ernsthaft fragen, ob denn die<br />
Landstrasse, die schon in frühesten Zeiten<br />
quasi zum Symbol eines aufstrebenden, handeltreibenden<br />
und arbeitsamen Volkes wurde,<br />
heute auf das tiefste Niveau, leider gesetzlich<br />
geduldeter, nichtsdestoweniger aber an erbärmliche<br />
Strassenräuberei grenzende Geldmacherei<br />
gesunken ist?<br />
Motorzeugfahrer, vergesset nicht den<br />
Schlag ins Gesicht, welchen Ihr mit dem<br />
bernischen Automobildekret erhalten habt.<br />
Vergesset nicht die Politiker, die Euch zu diesem<br />
Schaden geholfen haben, vergesset nicht,<br />
dass mehrere dieser Autofeinde heute auf den<br />
Listen der Nationalratswahlen figurieren.<br />
Schimpfet nicht immer, sondern handelt dementsprechend!<br />
Mit aller Deutlichkeit wurde<br />
uns ein einseitiges, nur die Bahnen bevorzugendes<br />
Dekretchen aufoktroyiert. Merket<br />
Euch die lieben Herren, die mit dem momentan<br />
noch Stärkeren, den Bahnen, liebäugeln<br />
und vergesset nicht die Tapferen, die gegen<br />
eine überwältigende Mehrheit den Mut aufbrachten,<br />
die einseitige Bevorzugung der unrentablen<br />
Dekretsbähnchen zu kritisieren.<br />
Automobilisten, wenn Ihr für uns noch<br />
schlimmere Zeiten, wenn Ihr die schikanösen<br />
Bussentreibereien, die sich gewisse, vom<br />
Volke, ja von uns selbst, an diktatorische Posten<br />
gewählte Automobilfeinde, heute zu unserem<br />
Schaden zum Sporte machen, ertragen<br />
wollt, dann dürfen wir weiter schlafen. Nein,<br />
nein! Selbsthilfe tut not, mehr denn je. Wir<br />
müssen jeden Nationalratskandidaten genau<br />
unter die Lupe nehmen. Keiner darf uns hineinschlüpfen.<br />
Die ganze Automoibilfrage ins Auge fassend,<br />
kommt man immer mehr zur Einsicht,<br />
dass wir in künftigen Wahlen unbedingt nicht<br />
tatenlos bleiben dürfen. Ich komme daher<br />
zur Schlussfolgerung, dass uns entweder die<br />
Automobil-Revue, die Automobil-Clubs oder*<br />
ein Automobilschutzverband die Herren Nationalratskandidaten<br />
bekannt geben sollten,<br />
die unserer Sache sympathisch gegenüberstehen<br />
und bereit sind, unsere Interessen im<br />
künftigen Parlamente zu verfechten, damit jeder<br />
stimmberechtigte Automobilist weiss, was<br />
er zu tun hat. Eine genaue Aufstellung der<br />
Herren, über das Panaschieren, sowie das<br />
Aufstellen der politischen Partei sollte noch<br />
deutlich erläutert werden, damit unsere Stimmen<br />
nicht ungültig werden. Ich nehme an,<br />
dass jeder Automobilist einfach seiner gewünschten<br />
Partei stimmt und die betreffenden<br />
Automobilfreunde an Stelle der Autofeinde<br />
setzt, sofern erstere im betreffenden<br />
Kreise wählbar sind.<br />
Schlussendlich ist es doch eine grosse Ungerechtigkeit,<br />
dass wir enorme Verkehrssteuern,<br />
Führersteuern, gewaltige indirekte<br />
Benzinsteuern bezahlen und obendrein noch<br />
das Opfer einseitiger Strassenbüsserei werden,<br />
so ungefähr als Milchkuh für leere Staatsund<br />
Gemeindekassen. Dieser entarteten Geldmacherei,<br />
die jedenfalls nie der Grundgedanke<br />
des Souveräns war, kann heute nur<br />
noch mit dem Stimmzettel in der Hand entgegengesteuert<br />
werden. Alle schönen Worte<br />
gewählter Eisenbahn- und Polizeidirektoren<br />
nützen uns nichts. Ein jeder überlege sich<br />
und wähle dementsprechend.<br />
Nachschrift der Redaktion: Wir haben<br />
obenstehender Einsendung Raum gegeben,<br />
um der breiten Oeffentlichkeit ein Stimmungsbild<br />
aus Automobilkreisen vor Augen<br />
zu führen. Die von Seiten der Behörden<br />
grossgezogene Verbitterung ist begreiflich<br />
und ernst. Da die «Automobil-Revue» ein<br />
politisch neutrales Blatt ist, hat sie sich enthalten,<br />
die Namen derjenigen Kandidaten bekannt<br />
zu geben, die für eine grosszügige und<br />
weitsichtige Lösung aller den Verkehr und<br />
den Automobilismus betrefferiden Fragen Gewähr<br />
leisten. Aufklärungen über die Wahltechnik<br />
des Proporzes findet man gegenwärtig<br />
bereits in jedem politischen Tagesorgan.<br />
Wir nehmen an, dass der Leitartikel in Nr. 89<br />
der Automobil-Revue das seinige zur Aufklärung<br />
wird beigetragen haben. In jedem Wahlkreis<br />
werden die unsern wichtigen Verkehrsund<br />
Automobilfragen Verständnis entgegenbringenden<br />
Kandidaten leicht herauszufinden<br />
sein. Das übrige dürfte alsdann nicht mehr<br />
schwer fallen! Im übrigen rufen wir den sich<br />
zankenden und in den Haaren liegenden Parteien<br />
zu: Strasse frei, Bahn frei dem kommenden<br />
Automobil!<br />
Roll^<br />
Dl
MO 90 — in?8<br />
SPO<br />
Skeptische Aufnahme.<br />
Zur neuen Rennwageniormel.<br />
Man hat sich in den letzten Jahren an der<br />
internationalen Beschickung der Grands Prix<br />
nie sonderlich erwärmen können. Die diesjährige<br />
Saison war ein eigentliches Debakel;<br />
ein Grosser Preis nach dem andern musste<br />
abgesagt werden. Es hänge an der Formel,<br />
hiess es. Sie sei der Keim zu der erschreckenden<br />
Rennmüdigkeit.<br />
In der Schweiz haben wir uns nie zu beklagen<br />
gehabt. Der Klausen 1927 wies eine<br />
einzigartige Rekordbeschickung auf. Unsere<br />
Rennbahn ist die Bergstrasse. Den ausschliesslich<br />
auf Bahnen ausgetragenen Grand<br />
Prix kennen wir nicht. Was uns nicht abhält,<br />
die Rennen des Auslandes mit dem Interesse<br />
zu verfolgen, das in jedem geweckt wird, den<br />
Technik und Sport begeistern. Viele der internationalen<br />
Asse sind uns vom Klausen oder<br />
Kilometer Lance" in Eaux-Mortes her bekannt.<br />
Mit Gespanntheit verfolgen wir ihre Leistungen<br />
während des Jahres. Wenige der unsern<br />
starten auf den internationalen Schauplätzen<br />
des Automobilsports. Heusser, unserer Besten<br />
einer, haben wir dieses Jahr verlieren müssen.<br />
Doch auch der Start unserer wenigen<br />
Auserlesenen bestimmt uns, am Wohl und<br />
Wehe des internationalen Rennsports regsten<br />
Anteil zu. nehmen.<br />
Mit Spannung erwarten wir die für den<br />
Sport der nächsten Jahre grundlegendste Arbeit<br />
der internationalen Sportkommission :<br />
Die Ausarbeitung der neuen Grand-Prix-<br />
Formel. Der Schuss ist, wie wir meldeten,<br />
heraus.<br />
Ist es ein Fehlschuss ? Es handelt sich um<br />
eine Verbrauchsformel. Oel und Benzin sind<br />
auf 14 kg pro 100 km eingeschränkt. Dem<br />
Gewicht des Wagens ist bei 900 kg eine<br />
untere Grenze gesetzt worden.<br />
Abgesehen von der bindenden zweijährigen<br />
Dauer sprechen die verhältnismässig geringen<br />
Brennstoffmengen, die man den Wagen<br />
zuerkennen will und die Einschränkung dieser<br />
Brennstoffe auf einen gebräuchlichen, im<br />
Handel befindlichen Typ, welche der tatsächlichen<br />
Entwicklung der Brennstoffindustrie<br />
geradezu entgegenarbeitet, gegen die Formel.<br />
Der Wert der Rennen für die Industrie liegt<br />
in der Zerreissprobe des Materials. Dies bei<br />
der neuen Formel nicht zum Ausdruck gebracht<br />
zu haben ist der grosse Fehler, der<br />
zu den pessimistischsten Folgerungen berechtigt.<br />
Die ungerechtfertigt hohe Bedeutung,<br />
die der Konsumprüfung beigemessen wird, ist<br />
unverständlich. Dafür ist' das Gewicht brutal<br />
limitiert. Gerade die Erzielung eines niedrigen<br />
Minimalgewichts könnte aber der Rennkonstruktion<br />
praktisch bedeutungsvolle Bahnen<br />
weisen! Das Prinzip, den Schwerpunkt des<br />
Wagens so niedrig zu legen, wird durch den<br />
hoch hinter dem Fahrer gelegenen Tank<br />
durchbrochen, der besonders in den Kurven<br />
die Schleudergefahr erhöht Schliesslich wird<br />
durch die gegenwärtige Formel der Vierzylinder<br />
bevorzugt, an dem die moderne Technik<br />
bereits ein beschränkteres Interesse hat.<br />
Für die Zukunft der neuen Formel und<br />
damit der Grands Prix 1929 und 1930 ist die<br />
Stimmung der Konstrukteure von entscheidender<br />
Bedeutung. Von fünfzig vom «Auto»<br />
in einer Umfrage umfassten französischen<br />
Automobilfabriken hat Summa summarum<br />
eine einzige der neuen Rennformel Interesse<br />
abgewinnen können! Es ist Salmson. Ettore<br />
Bugatti, der grosse Molsheimer Konstrukteur,<br />
lehnt die neue Formel glattweg ab. Er verlangt<br />
für die Konstruktion von Rennwagen<br />
volle Freiheit, da nur sie den Weg zu neuen<br />
technischen Errungenschaften öffnet. Bugatti<br />
kündet bei dieser Gelegenheit einen neuen<br />
16-Zylinder an, den er dazu. ausersehen habe,<br />
der schnellste Wagen der Ebene, der Bahn<br />
und am Berg zu sein. In Italien, der geistigen<br />
Heimat der unglücklichen Grand-Prix-Formel<br />
— ist doch Chevalier Florio ihr Urheber —<br />
raffte sich die italienische Automobilindustrie<br />
zu ganzen drei Meinungsäusserungen auf:<br />
Fiat lehnt ab, Alfa Romeo lehnt ab, Maserati<br />
lehnt ab. Die Antwort der andern Fabriken ist<br />
eisiges Schweigen.<br />
Aus diesen Darlegungen kann man sich unschwer<br />
ein Bild machen, wie die nächste<br />
Zukunft des internationalen Remisportes zu<br />
deuten ist — wenn nicht, und wir sind nicht<br />
die letzten, die es wünschten, Wunder zu<br />
wirken beginnen. V.<br />
Die italienische Meisterschaft. Die Goppa Leonardi,<br />
welche letzten Sonntag als letztes Rennen der<br />
italienischen Meisterschaft zum Austrag gelangte,<br />
brachte keine Aenderung in die nach dem Grossen<br />
Preis von Europa aufgestellte Klassifizierung, welche<br />
Campari auf Alfa Romeo als Titelträger vorsah.<br />
Das Championnat der Marken wird also an<br />
Alfa Romeo vergeben, das der Fahrer an Campari.<br />
Die Klassifizierung zeigt folgendes Bild:<br />
Meisterschaft der Marken: 1. Alfa Romeo, 11<br />
Punkte (Targa-Florio, Goppa Messina, Mugello,<br />
Susa Mont Cenisio, Coppa Acerbo, Coppa Montenero<br />
(Grosser Preis von Europa); 2. Maserati, 7<br />
Punkte.<br />
Meisterschaft der Fahrer: 1. Giuseppe Campari,<br />
5 Punkte; 2. (mit gleicher Punktzahl) Nuvolari,<br />
Brilli Peri, Varzi, 3 Punkte; 5. (mit gleicher Punkt-<br />
Vor den Wahlen.<br />
zahl) Materassi und Borzacchini, 2 Punkte; 7. Cucinotta,<br />
1 Punkt.<br />
Die Markenmeisterschaft der 1100 cem errang<br />
sich Fiat mit 4 Punkten; an zweiter Stelle mit 1<br />
Punkt steht San Giorgio. Die Meisterschaft der<br />
Fahrer der 1100 cem (m. gl. P.): Riccioli. Zampieri<br />
und Biondetti, 3 Punkt,; 4. (m. gl. P ) Borzacchini,<br />
Brivio, Clerici, Ciolino und Fagioli, 1 Punkt, v.<br />
AUTOMOBIL-REVUE<br />
Der Chauffeur: Meine Herren, wollen Sie Ihre politische Überzeugung nicht<br />
lieber auf dem Trottoir an den Mann bringen?<br />
Die Coppa Leonardi .brachte am letzten Sonntag<br />
am Vermicino-Rocca di Papa einen Generalrekordsturz.<br />
Die Bestzeit von De Sterlich wurde von Borzacchini<br />
auf Maserati um nicht weniger als 12 km<br />
im Stundenmittel erhöht. Maserati sicherte sich mit<br />
grossem Stil die 1500-ccm-Kla^se der Sportwagen.<br />
Nachstehend die ersten Resultate:<br />
SPORTWAGEN':<br />
Bis 1100 cem: 1. Fagioli, Luigi (Salmson), 10'<br />
9" 4/5 (Stundenmittel 85,011 km).<br />
Bis 2000 cem: 1. Maserati, Ernesto (Maserati),<br />
9' 52" 1/5 (Stundenmittel 87,538 km).<br />
Ueber 2000 cem 1. Caflisch, Frederico (Mercedes),<br />
9' 51" (Stundenmittel 86,688).<br />
RENNWAGEN:<br />
Bis 1500 cem: 1. Fagioli, Luigi (Maserati), 9'<br />
47" 2/5 (Stundenmittel 88,253 km).<br />
Bis 2000 cem: 1. Borzacchini, Baconin (Maserati),<br />
8' 52" 1/5 (Beste Tageszeit, Stundenmittel 97,407 km).<br />
Sternfahrt nach Pau. Für die Dezembertage<br />
<strong>1928</strong>, vom 20. bis 23., ist eine internationale Sternfahrt<br />
nach Pau ausgeschrieben. Die Beteiligung, die unter<br />
den üblichen Bedingungen steht, ist ausschliesslich<br />
den Tourenwagen (Serienfabrikate) offen. Als Startplätze<br />
sind folgende Städte vorgesehen: Brüssel,<br />
Liege, Luxemburg, Genf, Bern, Turin, Mailand,<br />
Rom. London, Madrid, San Sebastian und Barcelona.<br />
Minimale Distanz 1500 km. Stundenminimum<br />
47,4 km. An Preisen stehen insgesamt gegen 90 000<br />
Franken zur Verfügung. Für Autocars ist eine besondere<br />
Klasse vorgesehen. v.<br />
Die provisorische Rheinbrücke zwischen<br />
Buchs und Schaan ist infolge Unterwaschung<br />
des dritten Strompfeilers auf liechtensteinischer<br />
Seite anlässlich des Steigens des Rheinspiegels<br />
vor einigen Tagen vorläufig für den<br />
Verkehr gesperrt. Ueber das mutmassliche<br />
Datum der Wiedereröffnung des Verkehrs<br />
wird an dieser Stelle berichtet. t-st.<br />
Keine Londoner Olympia-Show 1929 ? Einer<br />
offiziösen Meldung zufolge, macht sich in<br />
englischen Konstrukteurenkreisen eine Bewegung<br />
geltend, die darauf abzielt, die Londoner<br />
Olympia-Show für Automobile nur noch<br />
alle zwei Jahre durchzuführen. In diesem<br />
Falle würde bereits die -nächstjährige Ausstellung<br />
ausfallen.<br />
Packard<br />
Strasse Freiburg-Bulle-Chätel-St. Denis. Wie uns<br />
in letzter Stunde gemeldet wird, ist bei Vaulruz,<br />
zwischen Bulle und Ghätel St. Denis eine Autofalle<br />
errichtet worden. Es wird auf eine Distanz von<br />
100 Meter kontrolliert. Zwei weitere Freiburger<br />
Kontrollen funktionieren in La Tour de Treme und<br />
in Riaz. Die Sektion Genf des A. G. S. scheint sich<br />
Der Motor ist die Seele<br />
des Automobils. — Der<br />
im Jahre 1923 herausgekommene<br />
8-Cylinder-Pakkard<br />
Linienmotor diente<br />
den Automobilkonstrukteuren<br />
der ganzen Welt<br />
als Vorbild. Etwa 80 verschiedene<br />
Fabrikanten haben<br />
nun diesen Motor nachgeahmt.<br />
Der V-Motor ist<br />
nahezu verlassen, d. h. auf<br />
etwa 4 Fabrikate zurückgedrängt.<br />
Packard Standard eight,<br />
der neue kleinere 8-Cylinder,<br />
dem weltberühmten<br />
grossen Packard 8-Cylinder<br />
in Qualität und Präsentation<br />
ebenbürtig, im Preise<br />
fast gleich wie der bisherige<br />
6-Cylinder, ist die glänzendste<br />
Proposition der<br />
Gegenwart.<br />
Ask (he man who ovms one<br />
Werner Risch, Zürich<br />
Maur. Guyot, Chaux-de-Fonds<br />
Albert Schmidt S. A., Genf<br />
R. Volz, Thun<br />
IC K AR D<br />
iiftnii<br />
LETZTE MELDUNGEN<br />
Ad 5*<br />
der Angelegenheit angenommen zu haben, da einige<br />
ihrer Mitglieder* gebüsst worden sind. Die Sektion:<br />
warnt vor einem Besuche des Kantons Freiburg..<br />
Die Fortschritte der Motorisierung in<br />
Deutschland. Nach der neuen Bestandesaufnahme<br />
des statistischen Reichsamtes auf<br />
1. Juli <strong>1928</strong> hat die Zahl der Automobile in<br />
Deutschland wiederum eine starke Zunahme<br />
erfahren. Vom 1. Juli 1927 bis 1. Juli <strong>1928</strong><br />
ist eine Steigerung von rund 29 Prozent festzustellen,<br />
womit der Bestand von 723,935 auf<br />
933,312 Automobile gestiegen ist. Auffallend<br />
ist dabei die prozentual stärkste Zunahme<br />
der Traktoren. Sie beträgt rund 38,7 Prozent,<br />
Die Motorisierung der deutschen Landwirtschaft<br />
und die sonstige Ausschaltung tierischer<br />
Kraft machen unverkennbar Fortschritte.<br />
Die Personenautomobile weisen<br />
eine Zunahme von 31,2 Prozent auf. Die<br />
Zahl der Motorräder ist um 29,2 Prozent gestiegen.<br />
Bei den Lastautomobilen ist deutlich<br />
eine Bevorzugung der kleinen Wagen<br />
festzustellen. Die wachsende Verbreitung<br />
des kleinen Lieferwagens spielt dabei eine<br />
entscheidende Rolle. Ebenso bemerkenswert<br />
aber ist auch die verhältnismässig grosse Zunahme<br />
der schwersten Wagen über vier Tonnen.<br />
Der um 30 Prozent erhöhte Bestand<br />
an Kraftomnibussen (von 6632 auf 8596) beweist<br />
nicht nur die steigende Einbürgeruns<br />
dieses Wagens als Verkehrsmittel!, sondern<br />
auch den fortwährenden Ausbau der Verkehrsnetze.<br />
Die Bestandesentwicklung der<br />
Feuerlöschwagen und Strassenreinigungsmaschinen<br />
legt von der wachsenden Motorisierung<br />
der deutschen Qrossstädte am besten<br />
Zeugnis ab. Immerhin ist zu betonen*<br />
dass im Vergleich zu andern Ländern Deutschland<br />
in der Motorisierung der Strasse weit<br />
zurückgeblieben ist, entfällt doch erst auf 134<br />
Einwohner ein Automobil, währenddem es in<br />
Frankreich bereits auf 43 und in der Schweiz<br />
auf 74 Einwohner ein Automobil trifft.<br />
Interessant sind die Automobilbestände der<br />
deutschen Qrossstädte. In Frankfurt trifft es<br />
ein Automobil auf 43 Einwohner, in Stuttgart<br />
auf 34, in München auf 35, in Chemnitz auf<br />
38, in Dresden auf 40, in Nürnberg auf 42, in<br />
Berlin auf 54 Einwohner.<br />
Am Gesamtbestand der in Deutschland befindlichen<br />
Automobile haben die ausländischen<br />
Marken mit 20 Prozent teil an den Personenautomobilen,<br />
mit 18,4 Prozent an den<br />
Lastautomobilen und mit 23,7 Prozent an den<br />
Traktoren. Die Weiterentwicklung der Motorisierung<br />
wird, wie in al'.en Ländern, von<br />
drei wesentlichen Punkten abhängen: Von<br />
der Aufnahmekraft der Käuferschichten, von<br />
der Verbesserung der Strassen und natürlich;<br />
nicht zuletzt von den Preisen. -t.<br />
Eine französische Strassenmiliz. Nach dem<br />
Vorbild Italiens geht nun auch Frankreich<br />
dazu über, eine Strassenmiliz zur Ueberwachung<br />
des Verkehrs zu schaffen. Die Union<br />
Nationale des Associations de Tourisme de<br />
France hatte von der Regierung die Bildung<br />
einer eigentlichen Strassenpolizei verlangt.<br />
Da dem Staat hiezu jedoch die nötigen Mittel<br />
fehlten, hat ihm die genannte Union eine Subvention<br />
von Fr. 200,000 gemacht, welche di©<br />
Anschaffung von sechs ersten Wagen für<br />
diese Strassenpolizei ermöglichen. Seit dem<br />
14. Juli <strong>1928</strong> befahren nun diese Wagen mit<br />
polizeilicher Besatzung die Strassen Paris-<br />
Dinard, Paris-Deauville, Paris-Vichy und Paris-La<br />
Baule, alles Strassen, die die Pariser<br />
Automobilisten im Sommer und Herbst sehr<br />
oft frequentieren.<br />
Diese neue Verkehrspolizei hat verschiedene<br />
Angelegenheiten zu überwachen: die<br />
Teerung der Strassen, Die Verkehrsumleitungen<br />
bei abgesperrten Strassenstrecken, die<br />
Höhen der lebenden Grünhecken, die Beseitigung<br />
vorspringender Hecken, Gebüsche und<br />
Mauern bei unübersichtlichen Stellen, sowie?<br />
die Erziehung der Fussgänger und Fahrzeuglenker<br />
zu einer bessern Verkehrsdisziplin.<br />
Auf der Strasse Paris-Etampes sind versuchsweise<br />
zudem sog. Hilfsposten installiert*<br />
die bei Unfällen herbeigerufen werden ' önneh<br />
und mit allem wichtigen Sanitätsmaterial<br />
ausgerüstet sind. Denselben sind auch<br />
Chirurgen und Aerzte mit dem notwendigen<br />
Sanitätspersonal zugeteilt. Die Posten sind<br />
durch eine blaue Fahne mit rotem Kreuz;<br />
kenntlich gemacht.<br />
Die Union Nationale des Association du 1<br />
Tourisme de France zählt heute über 800,000<br />
Mitglieder. Da sie- sich bei ihrer neuen Aktion<br />
auch die Assistenz des französischen<br />
Automobil- und Touring-Clubs sowie anderer<br />
interessierter Verbände gesichert hat, hofft<br />
sie, ihren Plan in wenigen Jahren in möglichst<br />
grossem Rahmen zur Durchführung<br />
bringen zu können. Sie erwartet, mit diesem<br />
Strassenpolizei- und Hilfsdienst ein Vieles<br />
zur reibungslosem Abwicklung des Strassenverkehrs<br />
und speziell auch zur dringend<br />
notwendigen Förderung der Unfallverhütung<br />
beitragen zu können und will so eine Institution<br />
schaffen wie sie England in den Agenten<br />
des Royal Automobil-Club undderAutomobile-Association<br />
bereits besitzt. s
AUTOMOBIL-REVUE<br />
92«<br />
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- <strong>1928</strong> ATJTOMO/ßK-REVUE<br />
A.C.S. SEKTION ST. GALLEN—APPENZELL.<br />
Herbst- und Sauserfahrt. Eine Herbst- und Sauserfahrt,<br />
gleichsam als Abschluss einer Serie von<br />
genussreichen Ueberlandfahrten, ruft Melancholie<br />
herauf im Anblick der scheidenden Natur, des<br />
letzten schönen Leuchten herbstlicher Farben, und<br />
lässt uns das ewige Lied vom Werden und Vergehen<br />
in aller Deutlichkeit vernehmen. Auch dass<br />
die Vergänglichkeitsphilosophie uns so recht beschäftige,<br />
Hess der Himmel einen unablässigen<br />
Regen herunterträufeln. Doch, wie zum Trotz fuhren<br />
die Wagen dennoch über Land, und mehr als<br />
150 Personen versammelten sich zu löblichem Tun<br />
im Gasthaus zum Bahnhof in Buchs. Um die Lebensgeister<br />
nicht beeinträchtigen zu lassen durch<br />
die herbstliche Feuchtigkeit, floss vom süssesten<br />
Saft der Reben mancher Kelch voll. Hat dies etwa<br />
gegen die zehn Gebote des Automobilisten verstossen<br />
? Kann der Fahrer nicht genau ermessen<br />
was ihm wohlbekommt ? « Sauserfahrt». was ist<br />
damit gemeint ? Schon in diesem Wort liegt ein<br />
uraltes und frohes Bekenntnis zum Dionysoskult,<br />
einst Träger des Unsterblichkeitsgedankens des<br />
goldenen Zeitalters der hellenischen Kultur.<br />
Warum denn sang der königliche Psalmist: «Der<br />
Wein erfreut des Menschen Herz ? » Möchten wir<br />
doch für alle Zeiten vor einer weinlosen Traurigkeit<br />
verschont bleiben! Jahr um Jahr, wenn die<br />
Mutter Natur sich mit festlichem Grün schmückt,<br />
möge das Weinlaub frisch erstehen, auf dass die<br />
Welt nie in einen Sumpf von Nüchternheit untergehe.<br />
Liegt etwa in den Worten, die der selige<br />
Horaz den alten Römern zurief : « Auf Nüchterne<br />
hat, siehe der Gott jeglichen -Gram gehäuft»,<br />
nicht zum mindesten ein Körnchen Wahrheit?<br />
Nun, da am letzten Sonntag Kantonschilbi war<br />
und süsser Abdruck der bekannten Sorten, wie<br />
Bernecker, Buchberger, Balgacher, Forstwein,<br />
Werdenberger, Wartauer, Vaduzer, Gutenberger<br />
und Sarganser ausgeschenkt wurde, schien natürlich<br />
Horaz veraltet. Die Trauben sind prächtig<br />
reif geworden. Der vorzeitige Schnee der vergangenen<br />
Woche hatte wohl da und dort Kummer,<br />
dagegen wohl kaum nennenswerten Schaden verursacht.<br />
Die harte Arbeit der Winzer brachte dieses<br />
Jahr den erhofften Segen. Die Weinbauern<br />
können mit guter Nachfrage rechnen, da es einen<br />
vortrefflichen Tropfen geben soll, wenn der Stern<br />
einmal auf dem Kristall spielt. Allerdings ist noch<br />
ein Stück Arbeit zu leisten bis der Wein in dieser<br />
vollendeten Form kredenzt werden kann. Die<br />
tanzlustige und sauserfröhliche Clubgemeinschaft<br />
im Gasthaus zum Bahnhof in Buchs zeigte grosse<br />
Ausdauer. Das weitbekannte Sängerinnenquartett<br />
«Werdenberger Nachtigallen» trug jedenfalls viel<br />
bei zur abwechslungsreichen Unterhaltung. Die<br />
diesjährige Sauserfahrt hat wieder einmal recht<br />
deutlich den Beweis für die Beliebtheit solcher Veranstaltungen<br />
gebracht. E. B.<br />
A. C. S. SEKTION LUZERN. Im I. Stock des<br />
«Restaurant Huguenin » werden zukünftig die<br />
Tanzabende wieder alle vierzehn Tage je Dienstags,<br />
von 20.30 Uhr an, abgehalten. Ein kleines Jazzband-Orchester<br />
sorgt für eine rassige Tanzmusik.<br />
Der Vorstand bittet Sie, für den Rest des Jahres<br />
<strong>1928</strong> vorläufig folgende Daten zu notieren • Dienstag<br />
23. Oktober <strong>1928</strong>, Dienstag 6. November <strong>1928</strong>,<br />
Dienstag 20. November <strong>1928</strong>, Dienstag 4. Dezember<br />
<strong>1928</strong>, Dienstag 18. Dezember <strong>1928</strong>.<br />
Regen Besuch der heimeligen Abenden wird erwartet.<br />
SEKTION ST. GALLEN—APPENZELL DES<br />
T. C. S. Es sind nun bald zwei Jahre her, seitdem<br />
sich der S.A.M.V. dem T.G.S. angeschlossen<br />
hart. In diesem Zeitraum haben wir uns als Glied<br />
des Zentralvereins gewissen Besonderheiten des<br />
T.G.S. anzupassen versuchen müssen. Wir könnten<br />
nicht behaupten, dass dies allen unsern Sektionsmitgliedern<br />
gelungen wäre. Der T.CS. rekrutierte<br />
sich früher eben vorwiegend aus westschweizerischen<br />
Sektionen und Mitgliedern. Heute ist dies<br />
allerdings anders geworden, aber die innere Organisation<br />
trägt diesem Umstand noch nicht genügend<br />
Rechnung. Viele Mitglieder des T.G.S. des'<br />
deutschschweizerischen Sprachgebietes empfinden<br />
es als eine gewisse Geringschätzung, dass die<br />
Revue des T.C.S. in überwiegendem Masse in<br />
französischer Sprache herausgegeben wird. Wir<br />
hoffen jedoch, unzufriedene Gemüter durch eine<br />
umso regere Sektionstätigkeit beruhigen zu können.<br />
Die Vorteile des T.C.S. erhalten die Automobilisten<br />
Im Winter...<br />
vor allem durch die Mitgliedschaft bei der Sektion;<br />
wir erinnern in diesem Zusammenhange z. B. an<br />
das GratisErbonnement der « Automobil-Revue » Ä die<br />
für unsere Mitglieder geradezu unentbehrlich ist.<br />
Da vom Jahresbeitrag von Fr. 20.— ein bedeutender<br />
Prozentsatz dem Zentralverein zufällt, ist die<br />
Sektion in ihren Mitteln allerdings beschränkt.<br />
Wir warten mit Sehnsucht auf die Liquidation des<br />
S.A.M.V., die leider ungebührlich lange auf sich<br />
warten lässt. Wir wissen nicht, wo es fehlt. Etwas<br />
rnuss da nicht in Ordnung sein (Korr.)<br />
In der Ostschweiz gibt es viele Strassen, die<br />
auf beiden Seiten von hohen und ungepflegten Lebhägen<br />
eingeschlossen sind. Sie mögen für das hinterliegende<br />
Terrain gegen den Strassenstaub etwelchen<br />
Schutz bieten, sind aber anderseits eine bedeutende<br />
Gefahr für den heutigen Strassenverkehr. verdecken<br />
sie doch die notwendige Uebersicht der Fahrbahn,<br />
ganz besonders bei kurvenreichen und<br />
schmalen Strassen. Die Strassenverwaltungen haben<br />
in letzter Zeit erfreulicherweise angefangen, gefährliche<br />
Kurven da und dort zu verbessern. Die<br />
Beseitigung oder regelmässige Zurückschneidung<br />
verkehrsstörender Lebhäge kostet nicht viel Geld<br />
und sollte daher durchwegs unverzüglich angeordnet<br />
und durchgeführt werden. Beim heutigen<br />
Strassenverkehr schaden solche Lebhäge mehr, ala<br />
sie nützen. Die Beseitigung aller Verkehrsgefahren<br />
muss heute erstes Gebot sein. Die Sektion St. Gallen-Appenzell<br />
des T.C.S. hat sich vor .einiger Zeit<br />
in diesem Sinne zunächst an die kantonale Strassenverwaltung<br />
gewendet. Die Sektion St. Gallen-<br />
Appenzell des T. G. S. ist bestrebt, allen aktuellen<br />
Verkehrsfragen grosse Aufmerksamkeit zu schenken.<br />
Davon profitieren alle Automobilisten und wir<br />
empfinden es daher als unbillig, wenn noch viele<br />
Automobilisten bloss Einzelmitglieder des T. G. &<br />
bleiben wollen, währenddem sie doch die Nutzniesser<br />
unserer Bestrebungen sind. Die Wahrung<br />
ihrer Interessen haben sie doch in Hauptsachen von<br />
der Sektion zu erwarten. (Korr.)<br />
AUTOSEKTION BASEL DES T.C.S. Verstehen<br />
Sie Japanisch ? fragt uns die ä la chinesische<br />
Schreibtafel mit den krausen Zeichen des Ostens<br />
erscheinende Einladung der Unterhaltungskommission<br />
für die am 3. November im Musiksaal des<br />
Stadtkasinos stattfindende Jahresfeier.<br />
Der Ball, zu dem der Basler Musikverein aufspielt,<br />
findet «im Reiche der aufgehenden Sonne »<br />
statt. Wie es dem T. C. S. gelingen wird, von abends<br />
9 Uhr bis 5 Uhr morgens die Sonne aufgehen zu<br />
lassen, ist mir noch nicht recht klar. Aber das<br />
ist auch nicht meine, sondern dem T.C.S. seine<br />
Sache. Und er — der Basler T. C. S. — wird es<br />
schon fertig bringen l :-:<br />
Der Mailänder Automobilsalon 1929 findet,<br />
wie üblich, im Rahmen der Mailändermesse,<br />
vom 12. bis 21. April statt.<br />
Neben dem Mailänder Salon ist laut Programm<br />
der U. I. F. A. die «II. Italienische<br />
Automobilausstellung» in Rom, und zwar für<br />
den Monat Januar 1929 geplant. Deren Durchführung<br />
ist bis zur Stunde weder ausgeschrieben,<br />
noch weiss man, dass die Organisatoren<br />
ein passendes Gebäude gefunden haben.<br />
:—•<br />
können Sie durch den Gebrauch<br />
des Wärmeapparates<br />
AUTOSEKTION ST. GALLEN-APPENZELL DES<br />
T. C. S., Untergruppe App. Vorderland und Rheintal.<br />
Zur Sauserfahrt nach Triesenberg (Liechtenstein)<br />
starteten letzten Sonntag, den 21. Oktober,<br />
beim Hotel « Drei Könige» in Altstätten acht Wagen.<br />
Das Wetter war zwar nicht weniger als einladend,<br />
doch wurde man einig, die Fahrt programmmässig<br />
auszuführen.<br />
Ueber Eichberg, Oberriet, Sennwald, Haag, Bendern<br />
ging's durch das vor Jahresfrist durch die*<br />
Hochwasserkatastrophe überschwemmte Schaanerriet<br />
nach Vaduz, wo man zirka um 3 Uhr eintraf.<br />
Dort Besichtigung des bekannten Schlosses des Für/<br />
sten Johann II. von und zu Liechtenstein, mit einer<br />
bereits unübertroffenen Waffensammlung und einzelnen<br />
Gemälden, deren historischer Wert auf viele<br />
Millionen Franken geschätzt wird. — Gegen 4 Uhr<br />
erst erreichten wir unser Endziel, Triesenberg. Im<br />
reservierten Saale des Hotels «Kuhn» nahm die<br />
Gesellschaft Platz zu einem Vesper mit Sauserprobe,<br />
Willkommgruss durch Präsident Otto Horsch und<br />
Tanzbeinschwingen für die jüngere Garde.<br />
Der zeitweise aufsteigenden Nebelschwaden wegen<br />
wurde der stark « zickzackige » Rückweg noch vor<br />
Einbruch der Dunkelheit angetreten, dafür aber nur<br />
bis Schaan, wo sich die Gesellschaft abermals zu<br />
einem gemütlichen Hock in deor* Linde » vereinigte.<br />
Unter dem wohltuenden Einfluss des vorzüglichen<br />
Vaduzer Sausers wuide es immer gemütlicher, doch<br />
nach einer schwachen Stunde wurde wieder aufgebrochen<br />
und ohne Aufenthalt bis Altstätten zurückgefahren,<br />
wo im Besamrnlungslokal der letzte und<br />
gemütlichste Teil seinen Abschluss fand. Man konnte<br />
allen Teilnehmern vom Gesichte lesen, dass die erste<br />
Sauserfahrt unserer Ortsgruppe sehr befriedigt<br />
hatte. L.<br />
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AUTOMOBIL-REVUE 192S - C
N°90<br />
II. Blatt<br />
BERN, 26. Oktober <strong>1928</strong><br />
Die Londoner Olympia -Schau<br />
Wie für den Pariser Salon die charakterisierende<br />
Bezeichnung «Salon des geschlossenen<br />
Wagens» geprägt worden ist, dürfte<br />
für die englische Olympia-Schau die Zusammenfassung<br />
«Ausstellung der Gegensätze »<br />
am Platze sein. Diese Charakterisierung gilt<br />
vor allem für die englische Produktion, die<br />
uns ja hier am meisten interessiert. Zwischen<br />
2500 und 75.000 Franken liegen auf der diesjährigen<br />
Olympia-Schau die Preise für einen<br />
•Frontansicht des neuen Morris.<br />
vierzylindrigen Wagen. Extreme, wie Austin<br />
Seven und Daimler 12 Zylinder, sind an der<br />
Tagesordnung. England ist zugleich das<br />
Land der billigsten und kleinsten, wie der<br />
teuersten Wagen. Und beide Typen führen<br />
ein recht lebenskräftiges Dasein.<br />
Gegensätze.<br />
Diese Tatsache liegt in der Psyche des englischen<br />
Volkes begründet. Die Wanderbst<br />
des Engländers bringt mit sich, dass, wer<br />
immer es nur kann, sich einen Wagen anschafft,<br />
so klein und unscheinbar er auch sein<br />
mag. Weder besondere Rasse, noch hervorragende<br />
Eleganz, noch andere vorwiegend<br />
sportlich gerichtete Eigenschaften werden<br />
Teclmik<br />
hier verlangt. Der Wagen muss nur zuverlässig<br />
laufen, angemessenen Komfort bieten<br />
und billig zu unterhalten sein. Erfüllt eine<br />
Fabrik dieses Programm, so ist ihr Erfolg<br />
in England sichergestellt. Erleichtert wird<br />
ihr dabei allerdings die Aufgabe dadurch,<br />
dass England ein ganz vorzüglich unterhaltenes<br />
und angelegtes Strassennetz aufweist,<br />
das an und für sich keine zu grossen Anforderungen<br />
an das Chassis stellt. Dies mag<br />
auch einer der Gründe dafür sein, dass fast<br />
keine der ausgesprochenen Baby-cars sich<br />
auf dem Kontinent eingebürgert haben. Die<br />
ganz Kleinen, die sich heute in England wachsender<br />
Beliebtheit erfreuen, wären auf den<br />
Nachkriegsstrassen Frankreichs und Deutschlands<br />
mehrere Jahre unmöglich gewesen.<br />
Heute nun hat England im Bau des Babycars<br />
einen weiten Vorsprung. Noch ein Grund<br />
für den grossen Absatz gerade dieser Wagentype<br />
verdient Erwähnung : In England ist<br />
das Motorrad mehr verbreitet als in irgendeinem<br />
andern Land der Welt. Ein grosser<br />
Prozentsatz von Motorradfahrern geht aber<br />
Aufhängung des Rhode-Motors auf Blattfedern und<br />
Gummibüchsen.<br />
erfahrungsgemäss mit der Zeit zum Auto<br />
über, und wiederum ist es dann der Kleinwagen,<br />
der bevorzugt wird.<br />
Was die ausgesprochenen Luxuswagen anbetrifft,<br />
besteht hier in der englischen Aristokratie,<br />
der reichsten der Welt, ein grosses<br />
und wertvolles Absatzgebiet. Dabei kommt<br />
der Industrie wiederum eine gute Eigenschaft<br />
des Briten, sein Nationalgefühl, zugute, das<br />
bewirkt, dass in erster Linie ein einheimisches<br />
Produkt unterstützt wird, wenn das<br />
fremde auch ebenbürtig wäre. In andern Län-<br />
AIvis-Hinterachsaufhängtmg durch Viertelsfeder<br />
und Gelenkstange.<br />
dem gilt oft gerade das Gegenteil : Der<br />
Wagen ist um so nobler, ]e « ausländischer »<br />
er ist.<br />
England konsumiert gegenwärtig seine Automobilproduktion<br />
bis auf 15 % selbst, und<br />
auch von diesem Rest wandert fast alles in<br />
die Kolonien.<br />
Wir haben bis jetzt die beiden Extreme<br />
der englischen Produktion nur als Charakteristikum<br />
erwähnt. Das soll aber nicht die<br />
Meinung erwecken, der mittlere Wagen führe<br />
in England ein kümmerliches Dasein. Er stellt<br />
auch hier zahlenmässig noch das Hauptkontingent<br />
dar. Teilt man die Ausstellungsobjekte<br />
der Olympia in vier Klassen ein, und<br />
zwar I. : Wagen bis 10 (engl.) PS: II. : Vier-<br />
150OO.AJ<br />
Die Befestigung der Vorderfeder und des Kabels<br />
zur Vorderradbremse am Chassis des Bugatti-<br />
•" Wagens. *<br />
N° 90<br />
II. Blatt<br />
BERN, 26. Oktober 192S<br />
zylindrige Mittelgewichtswagen; III. : Mehr«<br />
zylindrige Mittelgewichtswagen; und IV. $<br />
Grosse Wagen mit mehr als 21 (engl.) PS,<br />
so ergibt sich folgende Statistik : \<br />
Die Klasse I zählt 18 Wagen, die Klasse II<br />
31 Wagen, die Klasse III 61 Wagen und die<br />
Klasse IV 42 Wagen. ;j<br />
Der mehr als vierzylindrige Mittelgewichts-*<br />
wagen stellt also auch hier die Hauptmacht<br />
dar. Diese Tatsache ist für England, das in<br />
den letzten Jahren im Bau von Sechs- und,<br />
Achtzylindern merklich zurückgeblieben war,]<br />
neu. Wenn daran die mitgezählten ausländi-*<br />
Der in die Uebertragung<br />
einbaubare<br />
Freilauf teilweise<br />
zerlegt. Die Mitnahme<br />
erfolgt durch<br />
Keile. Der Freilauf<br />
ist an der Olympia-<br />
Scbau an verschiedenen<br />
Fahrzeugen<br />
eingebaut.<br />
sehen Aussteller auch mit mehr als def<br />
Hälfte beteiligt sind, kommt trotzdem noch<br />
eine unerwartet hohe Ziffer auf das Konto<br />
der Briten.<br />
Diese Klasse zählt nicht weniger als 25<br />
Achtzylinder, darunter 12 vollständig neue<br />
Modelle und gegenüber dem letzten Jahr 20<br />
neue Sechszylinder. Der Prozentsatz aller<br />
gegenwärtig auf dem englischen Markt befindlichen<br />
Sechszylinderwagen beträgt 49,b%.<br />
Der Vierzylinder macht 34,6 % des Marktes<br />
aus, der Achtzylinder 14,6 % und der Zweizylinder,<br />
wie auch der Zwölfzylinder, 0,6 %,<br />
Der Sechszylindermotor ist also auch in<br />
England ganz kräftig überlegen, und der<br />
Vierzylinder wird sich in absehbarer Z-eit<br />
vom Achtzylinder überflügeln lassen müssen.<br />
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8 AUTOMOBIL-REVUE <strong>1928</strong> — N p 90<br />
Die Ventilanordnung<br />
mit Vorderradantrieb und Federachsen, der<br />
ist bei den englischen Motoren fast einheitlich als Hauptvorteil eine sehr tiefe Schwerpunktlage<br />
ergibt. Eine englische Spezialität, der<br />
hängend, und auch auf sämtliche Ausstellungsobjekte<br />
bezogen, hat das im Zylinderkopf<br />
hängende Ventil gegenüber dem seitlich Marken beschränkt geblieben, wird aber auf<br />
Freilauf in der Uebertragung, ist auf wenige<br />
angeordneten noch ein Uebergewicht von Wunsch für 25—40 Pfund eingebaut.<br />
rund 10 % (48 % hängende gegen 38 % stehende<br />
Ventile).<br />
Die Kraftübertragung<br />
arbeitet mehrheitlich mit Lamellenkupplungen<br />
(71 %), viergängigem Getriebe (59 %),<br />
Zentralschaltung (66 %) und eingeschlossener<br />
Kardanwelle. Der Schalthebel ist aber<br />
gerade bei den englischen Wagen noch häufig<br />
seitlich vom Führersitz angeordnet, eine<br />
Bauweise, die aus dem internationalen Programm<br />
herausfällt.<br />
Federung.<br />
Die halbelliptische Feder hat mit 72 % die<br />
einst so beliebte Cantileverfeder, die nur<br />
noch zu 11% anzutreffen ist, wieder ganz in<br />
viertelelliptische Feder. Da gerade die halbelliptische<br />
Feder das grösste unabgefederte<br />
Gewicht ergibt, bleibt auf diesem Gebiet<br />
noch ein grosser Spielraum für Verbesserungen<br />
und Forschungen offen.<br />
Als Bereifung wird überall der Ballonpneu<br />
[verwendet.<br />
Die englische Konstruktion<br />
im ganzen hat sich im letzten Jahr stark den<br />
•kontinentalen und europäischen Richtlinien<br />
angepasst. Gewisse spezielle Bauarten, wie<br />
Schwenkachsen, Vorderradantrieb, automatische<br />
Getriebe, Vakuumbremsen u. a. sind<br />
von englischen Konstrukteuren übernommen<br />
worden. So zeigt z. B. Alvis einen Wagen<br />
Typisch englische Sedan-Karosserie von Barker<br />
auf Rolls-Royce-Chassis.<br />
ErMiLar.«!<br />
Ein Innenlenker von Voisin mit abnehmbarem Dach.<br />
lität mindestens ebenbürtig und an Komfort<br />
meist weit überlegen. Das ultraniedrige Dach<br />
der modernen französischen Conduites ißterieures<br />
ist in England überhaupt nicht anzutreffen.<br />
Das ganze Streben der englischen<br />
Karosseriekünstler geht nach vermehrtem<br />
Komfort. Aus diesem Gedanken heraus sind<br />
die zahlreichen Bauarten von «Sunshine-<br />
Saloons» entstanden, geschlossene Karosserien,<br />
deren Dach geöffnet werden kann. Auffällig<br />
und nachahmenswert ist ferner an den<br />
geschlossenen Karosserien das grosse rückwärtige<br />
Fenster, das auch beim Rückwärtsfahren<br />
eine gute Uebersicht gewährt. Was<br />
die Ausarbeitung der Karosserien, besonders<br />
derjenigen der teuren Preislagen anbetrifft,<br />
dürfte wohl in der ganzen Welt nichts besseres<br />
zu finden sein.<br />
Der offene Wagen<br />
ist in England noch lange nicht auf dem<br />
Aussterbeetat. Da fast alle Strassen geteert,<br />
betoniert oder asphaltiert sind, ist die Staub-<br />
Eine genaue Theorie über die gegenseitigen<br />
Wechselwirkungen der drei Werte besteht<br />
heute noch nicht. Amerikanische Reifen-<br />
die allerdings die Sache hauptsächplage<br />
dort fast unbekannt, und das Be-fabrikendürfnis<br />
nach der geschlossenen Karosserie lich von ihrem Standpunkt aus betrachtet haben<br />
werden, wollen jedoch herausgefunden<br />
deshalb viel weniger gross als bei uns.<br />
Zum Schluss sei eine Statistik angeführt, haben, dass für jeden Zweck ein Sturz von<br />
die zeigt, dass sich eine Qualitätsproduktion<br />
3 A°, ein Einzug von 1,6 mm und ein Nachlauf<br />
von 1—2° genügt. Die entsprechenden<br />
im eigenen Land trotz billigerer ausländischer<br />
Konkurrenz halten kann : Von den in Werte betrugen bisher im Durchschnitt ungefähr<br />
W2—S 0 (Sturz), Einzug 10—20 mm<br />
England vertretenen Marken sind 43,6 % einheimischen<br />
Ursprungs, 25,3 % stammen aus<br />
Frankreich, 16,5 % aus Amerika, 5,7 % aus<br />
Italien, 2,5% aus Belgien, 2,5% aus Deutschland,<br />
1,4 % aus Kanada, 1,4 % aus Australien<br />
und 1,4% aus andern Ländern. m.<br />
A VTOTECH/XiS CM JE<br />
Zunehmende Verwendung von Gummi als<br />
Werkstoff. Wie weit heute die Verwendung<br />
von Gummi im Automobilbau bereits fortgeschritten<br />
ist, kann am amerikanischen Mack-<br />
Autobus konstatiert werden, der Gummi an<br />
nicht weniger als 25 Stellen aufweist.<br />
Der Chassisrahmen ist mit 8 Gummipolstern<br />
auf die Federn gebettet. Der Kühler,<br />
der Motor, das Getriebe, der Benzinbehälter<br />
und die Lenksäule ruhen auf Gummipuffern.<br />
Zwischen Motor und Getriebe findet Gummi<br />
in der Form von Hardy-Scheiben Anwendung,<br />
zwischen Motorblock und Kühler stellen<br />
Gummischläuche die Verbindung für die<br />
Kühlwasserzirkulation her.<br />
Die Anwe dungsmöglichkeiten von Gummi<br />
lassen sich heute noch gar nicht absehen. Bereits<br />
wurde im allgemeinen Maschinenbau<br />
zum Teil erfolgreich versucht, den Gummi als<br />
Lagermaterial heranzuziehen, wobei dann an<br />
Stelle von Oel das billige Wasser als<br />
Schmiermittel verwendet -werden kann. m.<br />
Sturz, Einzug, Nachlauf, Der Automobümechaniker<br />
bezeichnet mit Sturz das Schiefstehen<br />
der Vorderräder, wenn man den Wagen<br />
von vorn betrachtet, mit Einzug das<br />
«Schielen» der Vorderräder, wenn man den<br />
Wagen von oben herunter betrachtet und mit<br />
Nachlauf die Schiefstellung des Lenkzapfens,<br />
wenn man in der Richtung der Vorderachse<br />
blickt. Von den für Sturz, Einzug und Nachlauf<br />
gewählten Werten sind die Fahr- und<br />
Lenkungseigenschaften in starkem Masse abhängig,<br />
gleichzeitig wird auch die Reifenabnützung<br />
bedeutend von ihnen beeinflusst.<br />
und Nachlauf 2—5°.<br />
Auffällig gering ist unseres Erachtens der<br />
für den Einzug als genügend befundene Wert.<br />
H<br />
m m<br />
v* Bndustpi«<br />
ys.<br />
Ein neuer, aufsehenerregender Rekord Wade Mortons.<br />
(Ein regulärer Serienwagen schafft neue Re-i<br />
kordzeit für Bergfahrten.) Der berühmte internationale<br />
Rennfahrer Wade Morton hat einen neuen Rekord<br />
aufgestellt. In einem Serien-Auburn-Speedster<br />
bezwang er den « Pike's Peak » in den Vereinigtem<br />
Staaten, einen Berg, der dem Autofahrer ungeheure<br />
Schwierigkeiten bietet. Die Entfernung vom Startpunkte<br />
bis zum Gipfel des Berges beträgt 19.918 km<br />
und wurde von Wade Morton in 21 Minuten und<br />
45% Sekunden zurückgelegt. Der frühere Rekord!<br />
für diese Strecke wurde im Jahre 1927 aufgestellt^<br />
Wade Morton hat ihn um 14 % Sekunden unterboten^<br />
Aufs Geratewohl hatte man einen Standard-<br />
Speedster vom Montageband der Auburn-Werke genommen.<br />
Wade Morton fuhr diesen Wagen voni<br />
Auburn zum « Pike's Peak », der mehr als 2000 km<br />
von Auburn entfernt liegt. Der Wagen wurde von,<br />
der American Automobile Association sorgfältig abgenommen<br />
und der Rekord von einem besonders<br />
Ausschuss dieses Clubs überwacht. Das Gesamtgewicht<br />
des Wagens betrug mehr als 1860 kg. Zweihundert<br />
ausserordentlich scharfe Kurven und Kehren<br />
waren zu überwinden. Der Höhemuntersohied<br />
beträgt 1,609 km auf eine Entfernunng von 19,312<br />
km. Den direkten Gang kann man auf der ganzen<br />
Strecke nur zweimal benutzen. Im übrigen ist man<br />
gezwungen, im zweiten Gang zu fahren. Wade Moiv<br />
ton erreichte eine Stundengeschwindigkeit von über<br />
65 km im zweiten Gang. Die letzten 5 km gingen;<br />
durch Schnee und Eis bei einer Temperatur von 1<br />
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anzutreffende konservative Geist ist aber<br />
immer noch nicht ganz verschwunden. Er hat<br />
den Hintergrund gedrängt, ebenso wie dieallerdings auch seine guten Seiten. Der englische<br />
Automobilkonstrukteur feilt lieber eine<br />
Fusspresse der Sunbeam-Zentralchassis-Druckschmierung.<br />
Vollkommenheit aus, als dass er jedes Jahr<br />
gegebene Konstruktion bis zur möglichen<br />
aus Reklamegründen eine prinzipiell neue<br />
Bauart herausbringt. Das hat z. B. für den<br />
englischen Fahrer insofern den Vorteil, dass<br />
er gut durchdachte Anordnungen von Werkzeugkisten<br />
(vielfach unter der Motorhaube),<br />
von Benzin - Einfüllöfnungen u. a. m. vorfindet.<br />
Die englische Karosserie<br />
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N° «0 - 1'28 AUTOMOBIL-REVUE 9<br />
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Frage 2940. Erschütterungen des Motors. Ich<br />
habe einen bereits neuen Wagen einer bekannten<br />
Marke, mit dem eist 1600 km gefahren worden<br />
sind. Bis zu 35 km Geschwindigkeit läuft er fast<br />
geräuschlos, dagegen zwischen 35 und 40 km wird<br />
ein unangenehmes Geräusch hörbar, das wieder verschwindet,<br />
sobald schneller gefahren wird. Allerdings<br />
bei 80 bis 85 km zeigt der Motor die gleiche<br />
Eigentümlichkeit. Ich befragte den Verkäufer, und<br />
dieser glaubt, dass mit der Zeit die Fehler verschwinden<br />
werden — bin aber solchen Vertröstungen<br />
skeptisch gesinnt.<br />
Woran mag der Fehler liegen, und wie ist ihm<br />
abzuhelfen ? Gehört dieser Fall auch zur Garantie,<br />
und ist der Verkäufer verpflichtet, die Sache kostenlos<br />
in Ordnung zu bringen ? H. L. in B.<br />
Antwort: Es ist uns natürlich vollkommen<br />
unmöglich, von hier aus zu beurteilen, ob es sich<br />
um normale Vibrationen oder um solche als Folge<br />
eines Defektes oder Konstruktionsfehlers handelt.<br />
Jeder Vierzylindermotor, der nicht mit besonderen<br />
Vorrichtungen versehen ist, läuft mit Erschütterungen,<br />
wenn diese meist praktisch auch nicht in Betracht<br />
fallen. Die Erschütterungen zeigen sich dabei<br />
im Bereich gewisser Tourenzahlen stärker. Die normalen<br />
Erschütterungen hangen nur von der Bauart<br />
des Motors ab; die Gebrauchsdauer des Motors hat<br />
auf sie wenig Einfluss.<br />
Vielleicht verwechseln Sie aber diese Erschütterungen<br />
mit einem sonstigen etwas « harten » Arbeiten<br />
des Motors, das allerdings auf seine Neuheit<br />
zurückzuführen wäre und mit der Zeit verschwindet,<br />
wlt.<br />
Frage 2941. Bremsausgleich. Ich möchte meinen<br />
alten Wagen, der mir nun mehr als vier Jahre gute<br />
Dienste geleistet hat (er stammte aus zweiter Hand),<br />
gegen einen bereits neuen Wagen vertauschen. Ich<br />
lege grossen W T ert auf die Verkehrssicherheit des<br />
Wagens, vor allem auf wirksame Bremsen, die ein<br />
Blockieren sozusagen ausschliessen. Bevor ich diesen<br />
Wagen mit mechanischen Vierradbremseri und<br />
einer Hinterradbreinse mir erwerben möchte, bitte<br />
ich Sie. mir einige Aufschlüsse -über den Bremsausgleich<br />
zu erteilen. H. M.in B.<br />
Ein nachstellbares Brewisgestänge für zwei Hmterraeibremsen.<br />
Nachstellbarer Bremsausgleicli und Bremsausgleich<br />
durch Kette und Kettenrad.<br />
Antwort: Es bestehen mannigfaltige Anordnungen<br />
der Bremsen für Personenwagen. Die Betätigungsweise<br />
lässt sich in sieben verschiedene<br />
Kombinationen zusammenfassen: 1. Vorderrad- und<br />
Hinterradbremse wirken unabhängig voneinander;<br />
2. beide Bremsen wirken gleichzeitig, ausserdem<br />
kann die Hinterradbremse gesondert betätigt werden;<br />
3. beide wirken gleichzeitig, ausserdem Getriebebremse;<br />
4. beide wirken gleichzeitig, ausserdem<br />
Hinterradbremse; 5. Hinterrad- und Getriebebremse<br />
wirken unabhängig voneinander; 6. doppelte<br />
Hinterradbremse, event. dazu eine Getriebebremse;<br />
7. Vorderrad- und Hinterradbremse wirken gleichzeitig,<br />
ausserdem eine besondere Getriebebremse.<br />
Vorderrad- und Hinterradbremse, bzw. Vorderrad-<br />
und Getriebebremse können so gekuppelt werden,<br />
dass die eine der Bremsen eine Voreilung besitzt.<br />
In den Bremsanordnungen 2, 3, 7, bei denen<br />
zwei Bremsen gleichzeitig wirken, sollte die Vierradbremse<br />
immer durch Fusspedal betätigt werden, da<br />
damit die bessere Wirkung erzielt wird als mit<br />
Handbetätigung. Der Handhebel hat in der Regel<br />
zur Betätigung der Hinterrad- oder der Getriebebremse<br />
zu dienen.<br />
Zur paarweisen Bedienung von Bremsen erweist<br />
sich der Einbau aines Bremsausgleiches als sehr<br />
zweckmässig, weil auf diese Weise ein ungleiches<br />
Anpacken der verschiedenen Bremsen, vor allem<br />
auch das Blockieren ausgeschlossen wird. Der Ausgleich<br />
sollte aber nicht nur die Bremsen derselben<br />
Bremsachse, sondern auch Hinterrad- und Vorderradbremse<br />
betreffen. Mit dem Bremsausgleich kann<br />
auch eine richtige Verteilung der Fusskräfte auf<br />
das Gestänge ermöglicht werden. Auf einer von den<br />
Abbildungen sehen Sie das Schema eines Bremsausgleiches,<br />
das sich noch an älteren Wagen vorfindet.<br />
Der Bremsausgleich besteht gewöhnlich aus<br />
einem System von Hollen, Seilführungen und Wagebalken.<br />
Er sollte nachstellbar sein, damit Unregelmässigkeiten,<br />
die aus ungleicher Abnützung der<br />
Bremsbacken hervorgehen, durch Nachstellen beseitigt<br />
werden können.<br />
Auch mechanische Vierradbremsen sind imstande,<br />
einen Wagen mittlerer Leistungsklasse erfolgreich<br />
abzubremsen, wean die Bremsen so konstruiert<br />
sind, dass die Fusskräfte" verstärkt werden können.<br />
Der erwähnte Wagen mit einer mechanischen<br />
Vierradbremse wird Ihnen sichere Dienste leisten.<br />
Prüfen Sie aber vor Ankauf die Nachstellbarkeit<br />
und den allgemeinen Zustand der Bremsen, wlt.<br />
Frage 2942. Anlaufen der Scheiben. Während<br />
Regemfaüil oder bei Nebel laufen die Windschutzscheiben<br />
und die Scheiben des Verdeckes ständig<br />
an und verursachen damit Umanne-hnaMchkedtea für<br />
den Wagemleinter. DeT Scheibenwischer vermag<br />
wohl eine bestimmte Fläche der Wiindsobutzscheibe<br />
freizuhalten, daneben bleibt aiber die Scheibe beinahe<br />
undurchsichtig. Gibt es ein einfaches Mittel,<br />
um dem Anlaiuien der Scheiben entgegenzuwirken?<br />
M. L. in R.<br />
Antwort: Alle Mittel, die witr empfehlen<br />
können, leisten natürlich mir eine beschränkte Zeit<br />
ihre Dienste und müssen dann wieder erneuert<br />
•werden. Auf jeden VaR verbessern Sie die Sichtbarkeit.<br />
Das eine Mittel besteht darin, dass Sie<br />
eine Zigarette öffnen und mit dem Tabak derselben<br />
die Scheibe wischen. Als zweites Mittel, das ebenso<br />
einfach ist, können wir die Verwendung eines halbierten<br />
Apfels empfehlen, mit dem Sie die Scheöie<br />
au bestreichen haben. Seife und Glyzerin leisten<br />
ebenfalls gute Dienste. Alle Mittel sind von beschränikter<br />
Wörkxragisd'aiuer, aiber dennoch nützlicih<br />
genug.<br />
f Ua*BSE#<br />
Sr»*^cH*£s«a!<br />
Anfrage 703. Nichtausführung einer Reparatur.<br />
Am 11. Juli a. c. hatte ich den Kilometerzähler<br />
meines Autos zur Reparatur eingesandt. Mitte<br />
August reklamierte ich seine Rücksendung und acht<br />
Tage später nochmals mit Ghargebrief. Darauf erhielt<br />
ich das erste Mal eine schriftliche Antwort,<br />
worin mir die Firma mitteilte, dass in der Reparatur<br />
des Zählers eine Verzögerung eingetreten sei,<br />
da er zuerst die Ankunft von Bestandteilen aus<br />
Amerika abwarten «musste. Nebenbei bemerkt war<br />
detr eingesandte Zähler französisches Fabrikat.<br />
Immerhin versicherte mir die Finma. dass ich in<br />
einigen Tagen im Besitze des Zählers sein werde.<br />
Ich wartete und wartete bis zum Ende September<br />
a. c. Darauf erklärte ich der Firma mit Ghargebrief,<br />
dass ich mir einen neuen Zähler anschaffen<br />
uaid sie fÜT die Kosten bedangen werde, sofern ich<br />
bis am 5. dies nicht im Besitze meines alten Zählers<br />
sei.<br />
Bis heute ist jedoch weder Zahler noch eine<br />
Antwort eingetroffen.<br />
Ich möchte Sie 'hiermit anfragen, wie kann ich<br />
die Firma zur Rücksendung des Zählers zwingen.<br />
Von einer Reparatur möchte ich lieber Umgang<br />
nehmen.<br />
Welche Wege anuss ich beschreiten. um diese<br />
Firma für die MehTauslagen zu belangen, die mir<br />
erwachsen, wenn ich einen neuen ZäMer kaufe?<br />
H. in B.<br />
Antwort: Es handelt sich vorliegend um<br />
eine zwischen Ihnen und der betr. Firma abgeschlossenen<br />
Werkvertrag, gestützt auf welchen sich<br />
'die letztere verpflichtet hat, Ihren Kilometerzähler<br />
zu reparieren. Wenn nun seitens der betr. Firma<br />
die AbHeferumig nicht erfolgt, so müssen Sie derselben<br />
eine \Frist zur Erfüllung ansetzen. Wird bis<br />
dahin nicht geliefert, können Sie. wenn Sie es unverzüglich<br />
erklären, vom Vertrage zurücktreten. Die<br />
Neuanschaffung eines Zählers auf Kosten der säumigen<br />
Firma ist nicht angängig. Sie können höchstens<br />
Schadenersatz verlangen, sofern Ihnen ein<br />
ziiffernrmässig nachweisbarer Schaden tatsächlich,<br />
entstanden sein sollte. Es wird Ihnen dies aber wohl<br />
kaum möglich sein. Es bleibt nichts anderes übrig,<br />
als den Apparat unter Fristansetzung kategorisch:<br />
zurückzuverlangen. Kommt die Firma dieser Aufforderung<br />
nicht nach, müssen Sie .dieselbe auf Herausgabe<br />
eimklagm. Bei Rückgabe ist zu prüfen, ob<br />
die Reparatur nicht ausgeführt worden ist, ansonst<br />
Sie selbstverständlich entsprechende Abzüge<br />
an der Rechnung machen müssen. Ebenso sind Ihre<br />
durch die Verzögerung der Lieferant entstandenen<br />
Spesen etc., soweit nachweisbar, von der Rechnung<br />
in Abzug zu bringen.<br />
Hsand^l<br />
lndu9E#B*B4&<br />
Mechanische Höheneinstellung der Drehstähle<br />
ohne Schnittwinkelveränderung. Selbst bei modernen<br />
Drehbänken findet man vielfach eine mangels<br />
hafte Höheneinstellung des Drehstahls vor. Es ist<br />
eine Tatsache, dass das runde Stichelhaus, das<br />
häufig verwendet wird, wohl eine Höhenveretellung<br />
der Stahlschneide durch Veränderung der Segmentunterlage<br />
gestattet, dabei aber den Schnittwinkel,<br />
der doch öfters vorgeschrieben wird, mit verändert,<br />
da der Stahl nicht in seiner wagrechten Lage senkrecht<br />
hochgehoben wird. Es ist gerade bei teurem<br />
Stahl, der in der Regel auf einer modernen Stahlschleifmaschine<br />
fertig vorgeschliffen wird, unbedingt<br />
notwendig, dass der Schnittwinkel der Stahlschneide<br />
innegehalten wird.<br />
Das Klauenstichelhaus deutscher oder englischer 1<br />
Konstruktion gestattet weder eine Höhenverstellung<br />
noch die Verwendung von störenden Keilstücken als<br />
Unterlage. Die Verwendung von Blechunterlagen ist<br />
aber zeitraubend und unzweckmässig und passt ab«<br />
solut nicht mehr zu einer modernen Drehbank.<br />
Die Höheneinstellung des Drehstahls kann aber<br />
durch die neue Keilkette «Antimurx» mit ihrer<br />
Beilage in origineller Weise mechanisiert werden.<br />
Die Kette besteht aus konischen Gliedern mit Drehgelenken.<br />
Wird sie auf den flachen Tisch gelegt,<br />
hat sie die Form eines Keils. Als Beilage wird ein<br />
fester Keil verwendet, der zur Kette passt. Bauart<br />
und Handhabung sind außerordentlich einfach.<br />
Kette und Beilage werden unter den Drehstahl gelegt<br />
und heben denselben auf diese Weise wagrecht<br />
in die Höhe. Verschiebt man die Kette, deren<br />
Enden herabhängen, ohne zu stören, so kann man<br />
damit die erforderliche Höhenlage dss Drehstahls<br />
mühelos und genau einstellen. Die Kette, die von<br />
Ferrier und Güdel in Luzern in den Handel gebracht<br />
wird, bedeutet ein Markstein in der Rationalisierung<br />
moderner Drehbänke. wlt.<br />
Höflichkeit kostet wenig oder nichts. Ob<br />
du nun einem andern Fahrer der sich gegen<br />
die Verkehrsregeln verstossen hat, deine<br />
Sympathie oder deine Anthipathie bezeugen<br />
willst, die Höflichkeit wird dich in jedem<br />
Falle am besten aus der Angelegenheit<br />
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sich ein st. gallischer Autofahrer, der<br />
•seinerzeit die Strecke Stocken-Kräzern in<br />
Bruggen bei St. Gallen am Tage einer mit<br />
Recht in Automobilistenkreisen so berüchtigten<br />
Autokontrolle befuhr und dabei nach den<br />
Feststellungen der Polizei eine Stundengeschwindigkeit<br />
von 46,8 km entwickelt haben<br />
soll. Nun will der Chauffeur des Beklagten<br />
während des Befahrens der Kontrollstrecke<br />
den Geschwindigkeitsmesser im Auge<br />
behalten und dabei bemerkt haben, dass 30<br />
Stundenkilometer, d. i. die administrativ tolerierte<br />
Innerortsgeschwindigkeit, nicht überschritten<br />
wurden. Wie nun das st. gallische<br />
Bezirksgericht an seinem der Verurteilung<br />
des Beklagten wegen Schnelligkeitsüberschreitung<br />
(Konkordatsübertretung) zu Fr. 60<br />
Geldstrafe vorausgehenden Augenschein feststellte,<br />
mangelte es bei dieser polizeilichen<br />
Kontrolle nicht unwesentlich an Genauigkeit;<br />
die «ambulante» Kontrolle mit nur einer<br />
Stoppuhr müsste bei der noch unter 1 km liegenden<br />
Prüfungsstrecke mit einer Fehlergrenze<br />
von 50—80 m rechnen.<br />
Da aber selbst nach der Berücksichtigung<br />
noch eine Ueberschreitung der tolerierten<br />
30 km vorläge (und dem Zeugnis des mitfahrenden<br />
Chauffeurs, der auf den Geschwindigkeitsinesser<br />
geschaut haben will, nicht die<br />
Beweiskraft der polizeilichen Kontrolle beikommt),<br />
kam das Bezirksgericht zu seinem<br />
oben erwähnten Urteil, worauf nun der ganze<br />
Fall im Appelationsverfahren ans Kantonsgericht<br />
St. Gallen berufen wurde.<br />
Dieses nun bestätigte — die Urteilsmotivierung<br />
ist uns leider zur Stunde noch nicht<br />
bekannt — das erstinstanzliche Urteil, wobei<br />
sich bei den Plaidoyers, sowohl des Staatsanwaltes<br />
als auch des Verteidigers, wiederum<br />
mit Deutlichkeit zeigte, in welche Schwierigkeiten<br />
das im Jahre 1914 geschaffene und<br />
nun gründlich veraltete Konkordat Richter<br />
und Administrative führen kann. Fk.<br />
Gerichtssaal-Blüten.<br />
Mit nervösen Zeuginnen haben die englischen<br />
Richter — das wird nicht bloss in England der<br />
Fall sein — viel Mühe. Als ein Richter dieser Tage<br />
in Willesden einer Zeugin sagte, er habe noch<br />
etwas anderes zu tun, als ihr Geplapper anzuhören,<br />
rief diese entrüstet aus: «Ich auch, niemand<br />
kann mich zwingen zu sprechen aufzuhören».<br />
Eine andere Zeugin der man vorhielt, sie solle<br />
nicht so aufgeregt sein, erwiderte: «Ja gewiss, ich<br />
bin so nervös, wenn ich als Zeugin aussagen soll,<br />
aber das kommt daher, weil ich die Wahrheit<br />
sage.» Ein Mann der angezeigt worden war,<br />
abends ohne Licht auf dem Rad gefahren zu sein,<br />
rief pathetisch aus: «Ich hoffe, hochgeehrter Herr<br />
Richter, dass Sie milde sein werden, da ich eine<br />
grosse Familie habe!», während ein anderer Angeklagter<br />
verächtlich bemerkte, er habe mit dem<br />
Erscheinen vor Gericht viel Zeit verloren. «Sie<br />
werden auch viel Geld verlieren», fügte der Richter<br />
trecken hinzu. Ein Bauer, der wegen zu<br />
raschen Fahrens bestraft wurde, teilte mit, er habe<br />
nicht gsnug Geld bei sich, um die Strafe /ii erlegen,<br />
bot aber dem Richter an Stelle des Geldes<br />
einen Korb mit Pflaumen an. «Ich bin im Warenhaus<br />
gewesen, um eine Kleinigkeit zu kaufen und<br />
hatte keine Ahnung, dass* die Zeit so rasch verging»,<br />
entschuldigte sich ein reizendes Mädchen,<br />
das sein. Automobil vier Stunden lang unbeaufsichtigt<br />
auf der Strasse hatte stehen lassen.<br />
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BERN, 26. Oktober <strong>1928</strong><br />
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III. Blatt<br />
BERN, 26. Oktober <strong>1928</strong><br />
Das Automobilwesen in Hauen.<br />
Rom, Mitte Oktober <strong>1928</strong>.<br />
(tt). Italien steht hinsichtlich der Eisenbahn<br />
hinter der Mehrzahl der europäischen<br />
Staaten etwas zurück. Zwar Betrieb und Betriebsmaterial<br />
sind heute auf der gesamteuropäischen<br />
Höhe angelangt; aber das Bahnnetz<br />
ist viel weniger entwickelt. Dies liegt<br />
zum kleinern Teil an der weniger ausgebildeten<br />
Wirtschaft, zum weitaus grössern Teil<br />
aber an der Bodenbeschaffenheit dieses Bergund<br />
Hügellandes. Man braucht nur einmal<br />
von Bologna nach Florenz mit der Bahn gereist<br />
zu sein, oder durch die zahllosen Tunnels<br />
der Linie Genua—Rom, um mit einem<br />
Schlag die immensen Schwierigkeiten zu erfassen,<br />
mit denen der Ausbau des italienischen<br />
Bahnnetzes zu kämpfen hat. Aber hier tritt<br />
dann eben gerade das Automobil ein und<br />
schafft überall bequem die Verbindungen, die<br />
per Bahn nur mit ungeheuren Kosten und nie<br />
rentabel hergestellt werden könnten. So ist<br />
es denn in der Ordnung, dass das italienische<br />
Automobilwesen zu den bestentwickelten Europas<br />
gehört. Vom Stilfser-Joch, von den<br />
höchsten Alpenpässen über die Pässe des<br />
Apennin weg bis nach Sizilien rattert überall<br />
der Motor und der Automobilverkehr auf<br />
sämtlichen stabilen Linien des Landes erreicht<br />
zwei Drittel des Personenverkehrs der<br />
Eisenbahnen, wie auch die Länge der Autolinien<br />
ungefähr zwei Drittel des Bahnnetzes<br />
erreicht.<br />
Dabei ist die Entwicklung in amerikanischem<br />
Tempo vor sich gegangen. Im Jahre<br />
1905 hatte Italien ein Netz stabiler Autolinien<br />
von nur 1.1,759 Kilometer Länge. Heute<br />
beträgt die, Gesamtlänge 61,867 Kilometer,<br />
wozu noch 15,000 Kilometer Touristenlinien<br />
zu rechnen sind, die nicht das ganze Jahr in<br />
Betrieb sind. Sämtliche fixen Autolinien befördern<br />
jährlich ungefähr anderthalb Milliarden<br />
Individuen.<br />
Aber der Autobetrieb wirkt nicht, wie man<br />
annehmen könnte, als Konkurrent des Bahnbetriebs,<br />
oder nur in Ausnahmefällen. Vielmehr<br />
ist er wegen der erwähnten Bodenbeschaffenheit<br />
ein wirksamer Gehülfe für die<br />
Bahnen. Speziell besorgt er Jetzt überall<br />
auch die Beförderung der Personen -von den<br />
Bahnhöfen in die Städte; bekanntlich liegen<br />
die italienischen Bahnhöfe, namentlich im Süden,<br />
oft weit entfernt von den Wohnorten,<br />
die da droben auf Bergen und Hügeln stehen.<br />
Hier wird der Autoverkehr als wahre Wohltat<br />
empfunden, auch von den fremden Turisten,<br />
die heute vom Autoverkehr, wie übrigens<br />
auch vom Bahnverkehr der Halbinsel<br />
nur gute Erinnerungen nach Hause tragen,<br />
was bekanntlich noch vor wenigen Jahren<br />
sehr anders war. Angenehm ist auch, dass<br />
man per Auto sehr oft schneller von einer<br />
Stadt zur andern gelangen kann, als per<br />
Bahn, auch wenn beide Städte durch eine<br />
Bahnlinie verbunden sind, aber in den charakteristischen<br />
langen Kurven, die dem fremdem<br />
Touristen so auffallen und die wieder<br />
durch die Bodenbeschaffenheit bedingt sind.<br />
So kann man beispielsweise von Rom nach<br />
Ascoli Piceno per Auto um fünf bis acht<br />
Stunden schneller reisen als per Bahn. Matt<br />
rechnet, dass von den 2200 in Betrieb befindlichen<br />
Autolinien nur wenige hunderte als<br />
eigentliche Konkurrenten des Bahnbetriebes<br />
wirken.<br />
Jetzt will das grosse nationale Syndicat,<br />
welches alle nichtstaatlichen Trarisportsysteme<br />
umfasst, aiso überhaupt allen Transport<br />
ausser dem durch Bahn und Meerschiffe<br />
die enorme Macht, die diesen Syndicaten<br />
durch die faszistischen Gesetze über das<br />
Syndicatswesen verliehen ist, benutzen, um<br />
alle Autolinien, sowie auch die Linien der<br />
Binnenschiffahrt zu einem organischen Ganzen<br />
zu verschmelzen, so dass alle Gruppen<br />
sich gegenseitig helfen, statt sich Konkurrenz<br />
zu machen, und alle Fahrpläne ausgeglichen<br />
werden können. !<br />
Zusammenschluss und Koorporation ist<br />
auch die Parole, die unter den Fabrikanten<br />
der Kraftwagen ausgegeben wird; Hier hat<br />
vor allem die amerikanische Gefahr die<br />
Angen geöffnet, speziell die Propaganda<br />
Fords, der amerikanisch durchgreifend einf.ach<br />
seine neuen Produkte durch die ganze<br />
Halbinsel spazieren, führen Hess, • wobei an<br />
den wichtigern Orten, namentlich des Südens,<br />
Gratisexperimente speziell zu Nutz und .<br />
ten unternommen wurden, mit Pflügen etc<br />
Den im Norden als Parole hingeworfenen<br />
Gedanken, dass man der amerikanischen<br />
Konkurrenz nur durch einen kontinentalen<br />
Trust der europäischen Fabrikanten richtig<br />
begegnen könne, lässt man hier als Theorie<br />
gelten, meint aber, dass man sich vor allem<br />
national einigen müsse, auch um eineLi solchen,<br />
eventuellen Trust kraftvoll und mit<br />
Nutzen beitreten zu können. Aber hier ist vorläufig<br />
noch ziemliche Anarchie, und der Staat<br />
kann bei den Fabrikanten nicht zwingen, die<br />
er im Syndicat sonst zwingen kann. Eine gewisse<br />
Rationalisierung hat auf andern Gebieten<br />
des industriellen Lebens Platz gegriffen;<br />
hingegen auf dem Gebiet des Automobilwesens<br />
ist sie bis jetzt bloss Postulat und<br />
Parole. Beispielsweise machen sich unter den<br />
zehn wichtigsten Fabriken von Autowagen<br />
noch sechs Konkurrenz mit Fabrikation gleicher<br />
Typen, während verschiedene andere<br />
Typen, die in andern Ländern gäng und gebe<br />
sind, vom Ausland eingeführt werden müssen,<br />
weil sie im Inland überhaupt nicht produziert<br />
werden. Ferner produziert jede Fabrik mehrere<br />
Typen, was natürlich Standardisierung<br />
.und Verbilligung erschwert.<br />
Eine grosse, ja grandiose Förderung erhält<br />
das Automobilwesen durch die Autostrassen,<br />
für die man hierzulande geradezu begeistert<br />
ist. Erst jüngst wurde eine prachtvolle Autostrasse<br />
Rom—Ostia ans Meer eröffnet. Aber<br />
das ist eine kleine Strecke von dreissig Kilometern.<br />
Eine andere, grössere wird demnächst<br />
Neapel und Salerno verbinden. Aber<br />
in Oberitalien bestehen längst die prachtvollen<br />
Autostrassen Mailand—oberitalinische<br />
Seen und Mailand—Bergamo. Eine andere<br />
Prachtstrasse ist in Arbeit: Florenz—Meer,<br />
die Florenz über Pistoia und Lucca mit Viareggio<br />
und Livorno verbinden wird. Projektiert<br />
ist ferner eine Ausdehnung des<br />
Netzes über die ganze Toscana. Ganz grossartig<br />
ist ein Projekt, dessen Ausführung nur<br />
eine Frage der Zeit ist; die grosse Autostrasse<br />
Turin — Mailand — Venedig —Triest—Fiume,<br />
von der die obgenannten Strassen um<br />
Mailand herum Teilstücke wären. Wenn<br />
man bedenkt, dass, wie oben bemerkt, in<br />
Italien zwei Drittel des Personenverkehrs<br />
durch die Autolinien erledigt wird, so kann<br />
Frommen der landwirtschaftlichen Interessen- \:4inan sich einen Begriff machen von der Tragweite<br />
solcher Projekte und ebenso leuchtet<br />
dann die Zweckmässigkeit und mithin auch<br />
Rentabilität ein. Es handelt sich keineswegs<br />
um einen dummen Luxus, sondern um eine<br />
nationale Notwendigkeit oder mindestens<br />
Wünschbarkeit ersten Ranges. Natürlich<br />
rechnet man dabei auch darauf, dass die<br />
ausländischen Touristen in noch grössern<br />
Mengen herbeiströmen werden. Und in der<br />
Tat ist es herrlich, durch diese italienische<br />
Landschaft mit dem Auto zu fahren, statt an<br />
ihr mit der Bahn gewissennassen vorbeizu-'<br />
fahren. So kann es denn nicht Wunder nehmen,<br />
wenn auch schon von einer Autostrasse<br />
Mailand—Florenz—Rom—Neapel—Calabrien<br />
die Rede ist, was freilich noch auf weiten<br />
Aesten hängt.<br />
Neben der Autostrasse soll dem Automobilverkehr<br />
zugute kommen, eine Verbesserung<br />
der gewöhnlichen Strassen im grossen Stil,<br />
wofür die Regierung die runde Summe von<br />
einer Milliarde und zweihunderttausend Liren<br />
vorgesehen hat. Es sollen die Hauptstrassen<br />
über das ganze Land hinweg ausgebessert<br />
werden, sodann speziell die wichtigern Strassen<br />
um die grossen Städte herum in einem<br />
Umkreis von fünf Kilometern; endlich sollen<br />
auch neue Verkehrswege angelegt werden,<br />
was namentlich im Süden überaus nötig ist.<br />
Beispielsweise wurden um Mailand herum in<br />
den Jahren 1925—1927 dreihundert Kilometer<br />
Strassen modernisiert und unter einheitliche-<br />
Verwaltung gestellt. Unter dieser Modernisierung<br />
ist auch im Umkreis der Städte<br />
die Asphaltierung gemeint, wenigstens<br />
für die wichtigeren Strassen. Diese Verbesserung<br />
hat das italienische Strassennetz<br />
freilich nötig, denn es steht nicht von<br />
ferne auf der Höhe etwa der französischen<br />
Strassen. Und dann kommt für den Autoverkehr<br />
in Betracht, dass die italienische<br />
Landstrasse immer begangen ist, da trotz<br />
der Steigerung des Automobilwesens der<br />
Güterverkehr, so weit er nicht von der Bahn<br />
besorgt wird, doch noch überwiegend, durch<br />
die alten Mittel des Zugviehverkehrs bewältigt<br />
wird. Das schliesst aus, dass man auf<br />
der italienischen Landstrasse mit 130 Kilometer<br />
Schnelligkeit fahren dürfte. Nicht nur<br />
Hühner und Hunde würden da dran glauben<br />
müssen.<br />
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Es wurde hauptsächlich gegen die überhandnehmende<br />
Reklame an Strassen und in Fluren<br />
Stellung genommen, sowie die vielfach<br />
geschmacklose Plazierung von Benzinsäulen<br />
gerügt. Neben verschiedenen Resolutionen<br />
und Empfehlungen an Behörden und Private<br />
bezüglich der wirksamen Bekämpfung der<br />
weitgehenden Entstellung der Naturschönheiten<br />
wurde auch den beiden englischen<br />
Automobilverfbäinden ein Vorschlag unterbreitet.<br />
Darnach sollen diese ihre Mitglieder anhalten,<br />
abgesehen von Notfällen, sich nie<br />
mehr an Benzinsäulen einzudecken, welche<br />
durch ihre geschmacklose Plazierung den betreffenden<br />
Ort entstellen. Es wurde eine Liste<br />
dieser verpönten Säulen angelegt und<br />
man hofft, dass auf diese Weise die Benzingrossisten<br />
gezwungen werden, bei Neuerstellung<br />
solcher Tanksäulen mehr als bisher auf<br />
die unmittelbare Umgebung Rücksicht zu<br />
nehmen. Z.<br />
Der Ausbau des französischen<br />
Strassennetzes.<br />
Das Automobil hat in der Welt den Beweis<br />
seiner Existenzberechtigung erbracht, seitdem<br />
es Gebrauchsfahrzeug geworden ist, und<br />
das Streben nach wirtschaftlicher Verkehrsgestaltung<br />
lässt es heute in allen Ländern<br />
notwendig erscheinen, das Automobilwesen<br />
nach bester Möglichkeit zu fördern. Dabei<br />
wird unter den Problemen, die in den letzten<br />
'Jahren das öffentliche Interesse immer stärker<br />
beanspruchen, die Strassenfrage immer<br />
wichtiger. Denn das Automobilwesen kann<br />
sich nur entwickeln, wenn gute Strassen<br />
vorhanden sind.<br />
In vielen Länder Europas ist es dringend<br />
notwendig, das Strassennetz neuzeitlichen Erfordernissen<br />
anzupassen. Je schlechter die<br />
Strassen sind, um so rascher werden die<br />
Automobile verbraucht, die Reifen abgenutzt<br />
sein, und darum: je besser die Strassen sind,<br />
um so billiger wird der Automobilbetrieb werden,<br />
um so mehr wird der Motorfahrzeugverkehr<br />
sich ausdehnen und neue Kreise gewinnen<br />
können, um so mehr Automobilie, um so<br />
mehr Reifen wird man verkaufen können, um<br />
so wirtschaftlicher wird der gesamte Ver-,<br />
kehr, die Beförderung von Personen und Gütern<br />
werden. Es handelt sich hier also um<br />
eine Frage des allgemeinen Interesses.<br />
Heber die heutigen Verhältnisse in Frankreich<br />
liegt ein sehr beachtenswerter Bericht<br />
des Barons Petiet vor, den dieser dem Gonseil<br />
national eoonomique erstattet hat und in<br />
dem die französische Strassenfrage in umfassender,<br />
klarer Weise besprochen wird. Da<br />
darin wichtige Feststellungen enthalten sind,<br />
die allgemein interessant sein dürften, möchten<br />
wir im folgenden auf den wesentlichsten<br />
Inhalt näher eingehen.<br />
In Frankreich handelt es sich weniger darum,<br />
neue Strassen zu schaffen, als vielmehr<br />
um die Frage, wie Mittel und Wege beschafft<br />
und verwendet werden können, um die vorhandenen<br />
Strassen wieder herzustellen und<br />
richtig zu unterhalten. Denn Frankreich erfreut<br />
sich aus seiner Vergangenheit eines<br />
prächtigen Strassennetzes, das zu ändern an<br />
sich kaum nötig ist. Wenn man dennoch der<br />
Strassenfrage erhöhte Aufmerksamkeit auch<br />
dort schenken muss, so erklärt sich dies aus<br />
anderen Gründen. Der Automobilverkehr<br />
nimmt rasch zu, die Unterhaltskosten der<br />
Strassen wachsen, vor allem steigen auch die<br />
Materialpreise und schliesslich mahnt die<br />
finanzielle Lage- des Staates gegenwärtig<br />
noch zur Vorsicht bei den Dispositionen über<br />
die vorhandenen Mittel.<br />
In Frankreich unterscheidet man zwei Gruppen<br />
von Strassen: einmal die sog. routes<br />
nationales, deren Gesamtlänge etwa 40,000<br />
Kilometer beträgt, zum anderen die übrigen<br />
Strassen, deren Gesamtlänge auf rund 600,000<br />
Kilometer geschätzt wird. Die wichtigsten<br />
sind natürlich die routes nationales, von<br />
deren 40,000 Kilometer, wenn man einige<br />
Spezialbauten ausschaltet, ungefähr 38,000<br />
Kilometer aus Steinstrassen bestehen, die<br />
entweder gut unterhalten oder wieder instand<br />
gesetzt werden müssen. Die Länge der<br />
Strassen, die repariert werden müssen, wird ;<br />
auf 15,000 Kilometer geschätzt. Bei einem i<br />
dafür aufzustellenden Plane wären in erster<br />
Linie die grossen Reisewege zu berücksichtigen,<br />
worunter 45 Verbindungen zu verstehen<br />
sind wie z. B. die von Paris nach Calais, nach<br />
Bordeaux, nach Lyon usw. Eine Liste dieser<br />
grands itineraires ist vom Conseil general •<br />
ÄUTOMOBIt^REVUE & — No 90<br />
des Ponts et Chaussees bereits aufgestellt<br />
worden.<br />
Im Vergleich zu den routes nationales ist<br />
der Zustand der übrigen Strassen glücklicherweise<br />
bedeutend weniger kritisch. Der Verkehr<br />
auf diesen Strassen ist weniger intensiv;<br />
es sind dort nur geringere Geschwindigkeiten<br />
-möglich, weil mehr Krümmungen vorhanden<br />
sind, und schliesslich ist auch das<br />
lokale Interesse der Bevölkerung, die unmittelbar<br />
gerade an den örtlichen Verbindungswegen<br />
usw. interessiert ist, bedeutend grösser,<br />
so dass bei den Beratungen der lokalen<br />
und regionalen Behörden gerade die kleineren<br />
Strassen in erster Linie berücksichtigt<br />
werden. Doch ist mehrfach der Versuch gemacht<br />
worden, die lokalen Budgets zu entlasten<br />
durch Heranziehung staatlicher Mittel,<br />
wobei man als Grund anführte, dass seit<br />
der Entwicklung des Automobilgebrauchs<br />
auch diese Strassen nicht allein mehr von den<br />
örtlichen Anwohnern benutzt werden.<br />
Es ist eigentümlich, dass Baron Petiet, obwohl<br />
er in seinem Bericht das Schwergewicht<br />
auf die finanzielle Seite legt und gleichzeitig<br />
betont, dass Abhilfe dringend erforderlich sei,<br />
doch die Frage der Beschaffung der erforderlichen<br />
Mittel nicht unter Gesichtspunkten behandelt,<br />
die dem Wesen nach als unterschiedlich<br />
von den bisher üblichen bezeichnet werden<br />
können. Insbesondere spricht er sich gegen<br />
einen Plan aus, nach dem eine Office des<br />
routes, das finanziell selbständig wäre, etabliert<br />
werden soll, und er tritt vielmehr dafür<br />
ein, dass vom Parlament auf dem Etatwege<br />
mehr Mittel als bisher bewilligt werden<br />
sollen. Obwohl er sich des Nachteils der Unsicherheit,<br />
die sich daraus ergibt, dass der<br />
Etat in jedem Jahre neu festgestellt wird, bewusst<br />
ist, begnügt er sich dennoch damit,<br />
einen über eine Reihe von Jahren sich erstreckenden<br />
Finanzplan lediglich als sehr erstrebenswert<br />
zu charakterisieren.<br />
Man kann sich jedoch des Eindrucks nicht<br />
erwehren, so schreibt B. Meyer-Berkhout im<br />
«Bund», dass auch für die Wiederinstandsetzung<br />
des französischen Strassennetzes es<br />
nicht zu vermeiden sein wird, auch anderweitig<br />
öffentliche Mittel heranzuziehen. Dies<br />
erscheint nicht nur notwendig, sondern) auch<br />
gerechtfertigt, weil schliesslich jedermann<br />
aus der Entwickclung des Verkehrs Vorteile<br />
für sich selbst zieht. Durch das Automobil<br />
sind die Strassen im letzten Jahrzehnt sozusagen<br />
revalorisiert worden. Da sie ferner Anlagen<br />
von bleibendem Wert darstellen-, erscheint<br />
eine Belastung der Gegenwart<br />
allein in Gestalt übermässiger Steuern für<br />
diese Zwecke wirtschaftlich nicht mehr gerechtfertigt.<br />
Es wäre vielmehr zu prüfen, in<br />
welchem Umfange es möglich ist, die Strassenbauten<br />
wie auch notwendige Verbesserungen<br />
durch Aufnahme besonderer Anleihen zu<br />
finanzieren.<br />
Eine Aenderung des Code de la Route. Der<br />
französische Code de la Route hat eine wichtige<br />
Aenderung erfahren. Bisher kam die<br />
Entziehung der Fahrbewilligung in Frankreich<br />
nur sehr wenig zur Anwendung. Nur in<br />
ganz krassen Fällen schritten die Behörden<br />
zu dieser einschneidenden Massnahme. Letztere<br />
wurde z. B. angewendet bei Fällen von.<br />
Trunkenheit, bei permanenter Unfähigkeitdes<br />
Fahrers etc. Auf alle Fälle waren die zuständigen<br />
Behörden bis anhin nicht verpflichtet,<br />
zur Entziehung der Fahrbewilligung<br />
zu greifen. Ausser in Paris, wo man sie hin<br />
und wieder bei schweren Körperverletzungen<br />
anwandte, wurde in der Provinz sonst<br />
selten von dieser Massregelung Gebrauch<br />
gemacht.<br />
Nach der neuen Aenderung des Code de la 1<br />
Route macht nun dieselbe den Entzug der<br />
Fahrbewilligung in all den Fällen möglich,<br />
wo nicht nur ein tödlicher Unfall, sondern<br />
überhaupt nur (eme einfache Körperverlet- 1<br />
zung vorliegt, somit bei allen Unfällen, wo<br />
kein Sachschaden entstand. Und zwar kann<br />
die Fahrbewilligung nicht erst nach dem Gerichtsurteil<br />
entzogen werden, sondern das<br />
neue Alinea 5 von Art. 29 des (Dekretes von;<br />
1922 gibt den Präfekten auch die Möglich- 1<br />
keit, den Entzug der Fahrbewilligung auszusprechen,<br />
sobald eine polizeiliche Anzeige<br />
gegen den Fehlbaren vorliegt, die ihn eines!<br />
Vergehens gegen die Artikel 319 und 32d<br />
des Strafgesetzes anklagt. Letztere befassen!<br />
sich mit den Vergehen aus Unvorsichtigkeit<br />
und mit den ungewollten Körperverletzung<br />
gen.<br />
Irgend: e£n Obligatorium für den Präfekten;<br />
wurde durch die neue Bestimmung allerdings?<br />
nicht -geschaffen, aber der letztere kann doch,,<br />
sobald eine Klage auf Körperverletzung von 1<br />
einer gewiissen Wichtigkeit vorliegt, dem!<br />
fehlbaren Fahrer die Fahrbewillrgiung ent-i<br />
ziehen. Der Entzug kann sofort nach dem?<br />
Unfall, nach erfolgter Anzeige, erfolgen unddauert<br />
solange, bis durch Gerichtsurteil die;<br />
Unschuld des Fahrers dargetan worden isU<br />
Nach dem gefällten Gerichtsspruch kann so-,<br />
fort wieder die Aushingabe der FahrbewilliM<br />
gung vorgenommen werden. Erfolgt Unge-><br />
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gen eine Verurteilung nach Art. 319 und 320<br />
des französischen Strafgesetzbuches, so steht<br />
es dem Präfekten frei, am Entzug der Fahrbewilligung<br />
festzuhalten oder letztern zurückzuerstatten.<br />
Besteht das Delikt in der<br />
Betrunkenheit des Fahrers oder liegt ein<br />
Fluchtversuch desselben vor oder eine Nichtbeobachtung<br />
des Entzuges der Fahrbewilli-'<br />
gung, so muss der Präfekt in obligatorischer<br />
Weise die Annulation der Fahrbewilligung,<br />
und zwar temporär oder definitiv, aussprechen.<br />
Der Fahrer kann dann wieder ein Qesuch<br />
für die Zusprechung der Fahrbewilligung<br />
im geeigneten Zeitpunkt einreichen,<br />
wobei er die nötigen Sicherheiten für sein<br />
weiteres Verhalten im Strassenverkehr zu<br />
bieten hat.<br />
Nach der neuen Bestimmung können die<br />
Präfekten somit bei einfachen Verstössen<br />
gegen die Verkehrsvorschriften entweder den<br />
zeitweisen Entzug oder die Annulation der<br />
Fahrbewilligung aussprechen.<br />
Wie die französischen <strong>Zeitung</strong>en schreiben,<br />
ist die neue Massnahme speziell gegen<br />
die unkorrekten und sorglosen Fahrer gerichtet,<br />
die sich bei allen Unfällen auf den<br />
Standpunkt stellten, dass ja die Versicherung<br />
doch bezahle. Die Behörden wollen nun dieser<br />
Einstellung entgegenwirken und inskünftig<br />
durch den zeitweisen Entzug der Fahrbewilligung<br />
den Fahrer selbst treffen, s.<br />
Vom Strassenwesen im Kanton<br />
Luzern.<br />
Der vierte Jahrebericht des kantonalen<br />
Gemeindeammänner-Verbandes enthält recht<br />
interessante Angaben über das Strassenwesen<br />
im Kanton Luzern. Es wird dort eindrücklich<br />
darauf hingewiesen, dass die bestehenden<br />
Leistungen des Staates absolut<br />
ungenügende seien und dass inskünftig für<br />
das Strassenwesen vom Staat bedeutend<br />
grössere Beiträge zu leisten sind. Es wäre<br />
z. B. nicht mehr als recht und billig, wenn<br />
den Gemeinden für den Unterhalt der Strassen<br />
ein wesentlicher Teil der vom Staat eingenommenen<br />
Automobilgebühren überlassen<br />
würde.<br />
Im Eintretensbericht zum Voranschlag für<br />
<strong>1928</strong> hat der Präsident der Staatsrechnungskommission<br />
die Erklärung abgegeben, dass<br />
vom Jahre 1929 an ein Teil der Automobileinnahmen<br />
den Gemeinden zugewiesen werden<br />
soll und somit eine Neuordnung betreffend<br />
die Leistungen zwischen Staat und Gemeinden<br />
im Strassenwesen eintrete. Auch<br />
AUTOMOBIL-REVUE 15<br />
vom Chef des Baudepartements wurde seinerzeit,<br />
an einer Versammlung des Gemeindeammänner-Verbandes,<br />
eine dahin! autende<br />
Erklärung abgegeben, Aber von Seiten des<br />
Staates ist leider bisher nichts geschehen!<br />
Und doch wäre es sicher auch Sache der<br />
staatlichen Organe — namentlich aber der<br />
Baudirektion! — in dieser Frage selbst zum<br />
Rechten zu sehen, ohne dass immer von anderer<br />
Seite dazu gedrängt werden müsste.<br />
Zur Beratung der Subventionsfrage der<br />
Gemeinden in Verbindung mit einem Automobilgesetz<br />
wurde in der Maisitzung des<br />
Grossen Rates eine Kommission eingesetzt,<br />
die aber bis heute noch nie einberufen worden<br />
ist, und auch eine im September 1927<br />
dem Grossen Rat eingereichte Motion, die<br />
ebenfalls diese Frage betrifft, wurde bis zur<br />
Stunde noch nicht behandelt. Was helfen<br />
Eingaben, die liegen bleiben, was nützen gewählte<br />
Kommissionen, wenn diese nicht zu<br />
Beratungen zusammentreten, um den hilfebedürftigen<br />
Gemeinden beizustehen!<br />
Laut Staatsverwaltungsbericht sind die<br />
Ausgaben der Gemeinden für das Strassenwesen<br />
vom Jahre 1913 von 1009 021 Fr. auf<br />
2242910 Fr. im Jahre 1925 angewachsen.<br />
Entsprechend den erfolgten Beschlüssen<br />
machte der Gemeindeammänner-Verband unterm<br />
18. Juni <strong>1928</strong> dem luzernischen Regierungsrat<br />
eine weitere Eingabe, in welcher u.<br />
a. begehrt wurde: 1. Ausbau der Hauptstrassen<br />
durch den Staat, wogegen die Gemeinden<br />
an die Kanalisationen 35 Prozent und an die<br />
Korrektionen im Ortschaftskern 25 Prozent<br />
Beiträge zu leisten hätten; 2. Bau der staubfreien<br />
Dauerbeläge durch den Staat allein.<br />
Durch den Ortschaftskern sei der Kantonsstrassenbeitrag<br />
um 100 Prozent zu erhöhen;<br />
3. Förderung der Staubbekämpfung auf den<br />
Kantonsstrassen, soweit noch keine staubfreien<br />
Beläge vorhanden sind durch Ueber*<br />
nähme von 75 Prozent der Kosten,<br />
Was die Gemeindestrassen anbetrifft, soll<br />
der Staat — nach Vorschlag des Gemeindeammänner-Verbandes<br />
— von seinen Einnahmen<br />
aus dem Automobil-, Motorrad und Radfahrverkehr,<br />
nach Abzug der Verwaltungskosten,<br />
im Maximum von zehn Prozent und<br />
von dem ihm vom Bund zukommenden Ben»<br />
zinzollanteil von 1929 den Gemeinden dreissig<br />
Prozent zuweisen.<br />
Die Sache würde sich in finanzieller Hinsicht<br />
so machen, dass für die Gemeinden<br />
jährlich gegen 350.000 Franken für diese<br />
Zwecke frei würden, wobei finanziell schwachen<br />
Gemeinden bereits im voraus 15 Prozent<br />
verabfolgt werden sollten. Als Beiträge<br />
an Korrektionen und für die Staubbekämpfung<br />
würden dann noch immer ca. 300.000<br />
Franken frei bleiben.<br />
Dass der Staat zum Ausbau und guten Unterhalt<br />
des Strassennetzes den Gemeinden<br />
beisteht, ist heute eine grössere Notwendigkeit<br />
als vor Jahren und es ist zu erwarten,<br />
dass auch Luzern da nicht hinter anderen<br />
Kantonen zurück bleiben wird! R.<br />
VERKEHR<br />
Die Diskussion Ober Vtrkehrsfraoen steht im<br />
B&selMet gegenwärtig a© der Taffewrdnung. Bereits<br />
ist der mattiere und untere Kantonatell mit der<br />
Stadt Basel durch, ein dichtes Verkehrsnetz verbunden,<br />
aber es werden noch weitere Anstrengungen<br />
gemacht, tun •dieses immer »och weiter austzufoauen.<br />
Um eine Aratowitotodtog mdt dem nahen Basel<br />
kämpft bekanntlich auch die Gemeinde BielnBenken,<br />
aber auch Arisdorf hatte gerne einen durchgehenden<br />
AutomoMlkurs von Äugst nach Liestal. —<br />
Die AutolwsJinie Liestaü-Au®st-/Baisel ist nun nach.<br />
Erhalt der Konzession am letzten Donnerstag eröffnet<br />
worden. Dtie neuen Dreiachseir-Autoibusse, von<br />
denen jeder 30 Personen zu lassen vermag, werden<br />
nun täglich von Liesta! über Au®st-Schweizerhaiüe<br />
nach Basel fahren. Die Strecke miset insgesamt<br />
10,5 Kilometer, und die Fataeit beträgt 34 Minuten.<br />
Seltener sind derzeit immer noch die Verkehrsadern<br />
im Oberbaseltoiet. Zwar erimd auch hier einige<br />
abgelegene Dörfer durch einen AutobusvierkethT mit<br />
irgend einer Eisenbahnstation verbunden, mit der<br />
Zeit zeigen sksh diese Verhältnisse aber als ungenügend-<br />
Sicher ist, daes die IMustriearmut in diesem<br />
Kantonsteil zu einem beträchtlichen Teil dem<br />
Mangel an Verkehrsmitteln zuzuschreiben ist. Woibl<br />
macht der Staat aie Anstrengungen, an Stelle der<br />
darniederliegenden Seidenbandweberei andere Industrien<br />
einführen zu köranen und seit Monaten werden<br />
mit auswärtigen Firmen diesbezagJächio Unterbandil'uingen<br />
gepflogen, aber ea wird schwer halten,<br />
die Sache erfolgreich zu lösen, wenn nicht auch<br />
die Verkehrafraige in einer befriedigenden Art gelöst<br />
wird. In die Ortschaften das Osberbaßelbietes<br />
würde bestimmt ein viel regeres Loben einziehen,<br />
wenn man günstigere Verik©hr«v©rhäJtnässe schaffen<br />
würde. Nachdem nuan fest übenajll mit den Autobusse»<br />
so gute Erfahrungen macht, sollte man auch<br />
da zu diesem Verkehrsmittel greifen! R.<br />
Zu einer verschärften Kontrolle der Motorfahrzeuge<br />
sah sich die Automobilkontrolle der Stadt<br />
Basel veranlasst, und zwar wegen verschiedener<br />
Unfälle, die namentlich durch Lieferungßwagen aus<br />
der Nachbarschaft mit mangelhaft funktionierenden<br />
Bremsvorrichtungen verursacht wurden. Sämtliche<br />
Personen- und Lieferungswagen älterer Modelle, die<br />
durch Basels Strossen fahren — gleichwohl, ob de<br />
von auswärts kommen oder ins Gebiet der Stadt<br />
Basel gehören — werden seit einiger Zeit von Polizisten,<br />
die eigens zu diesem Zwecke ausgebildet<br />
wurden und die auch über die technischen Fähigkeiten<br />
sich ausweise» können, einer genauen Kontrolle<br />
unterzogen,<br />
1 " Auf Weisung $m betreffenden Polizisten hat der<br />
Automobilist oder der Chauffeur unverzüglich sei-»<br />
nen Führersitz dem Kontrollbeamten abzutreten,<br />
worauf Fahr- und Bremsversuche unternommen<br />
werden. Funktionieren nun die Bremsvorrichtungen]<br />
nicht zur allgemeinen Zufriedenheit, dann wird der<br />
Eigentümer von den festgestellten Mängeln in<br />
Kenntnis gesetzt. Innerhalb weniger Tage sind diese<br />
Mängel dann zu beheben. Mit dem beanstandetem<br />
Fahrzeug darf während dieser Zeit keine Aurfahrt<br />
mehr unternommen werden. Nach Ablauf der Verkebrsfrtet<br />
findet im Beisein eines technischen Ex-,<br />
perten eine neue Probefahrt statt, worauf das Fahrzeug<br />
in den meisten Fällen wieder freigegeben werden<br />
kann. Wenn diese Kontrolle mit Geschick<br />
durchgeführt wird, dann kann sie verkebrsgefähr-,<br />
liehe und reparaturbedürftige Wagen von der<br />
Strasse verdrängen, was man nur begrüssen kann*<br />
»ey.<br />
Die Autobusverbindung Batel-Oberwil-Bifl-Benken<br />
hat nun auch den bestellten zweiten Autobus<br />
abgeliefert erhalten, mit dem letzthin im Beisein des<br />
Initativkomitees zur vollsten Zufriedenheit aller<br />
Teilnehmer grössere Probefahrten ausgeführt wurden.<br />
Der «Berna»»Wagen präsentiert sich in seinem<br />
Aeussern ausgezeichnet und der schöne blaue Anstrich<br />
gibt demselben einen gefälligen Anblick. Auch<br />
das Innere des Wagens ist aufs komfortabelste eingerichtet.<br />
Dieser Autobus nahm auf der Früfungslaihrt<br />
von Oberwil nach Les Rangier®, Saignelegieir,<br />
La Ghaux-de-iFonds, Neuenbuirg, Biel, Ölten und<br />
zurück nach Basel jede Steigung ohne Geschiwindigkeiteveraidndeirung.<br />
Vorerst wird dieser zweite Autobus vornehmlich<br />
zu Fernfahrten verwendet und später, für den Fall,<br />
dass das Konzessionegeeuch bewilligt wird, in den<br />
Dienst ab Basel gestellt werden. Natürlich wird das<br />
Komitee nichts unversucht lassen, bis es die Bewilligung<br />
bekommt und es wird bereits in Kürze,<br />
probeweise, Fahrten von Basel nach Biel-Benken<br />
ausführen.<br />
—ey.<br />
Der «innere Grabenring» in Aarau wird derzeit<br />
umgebaut: es wird ein erhöhte« Trottoir erstellt,<br />
eine Vorsichtsmassregel, welche im Zeichen des<br />
stets wachsenden Verkehrs namentlich von den<br />
Fussgängern begrüsst worden wird.<br />
Um gegen die wiederholte Verletzung der Verkehrsvorschriften<br />
vorzugehen, hat der aargauischa<br />
Regierungsrat die Polizeidirektion eingeladen: 1,<br />
vorläufig bei wiederholter Uebertretung oder schwerer<br />
Verletzung der Vorschriften betreffend den Verkehr<br />
mit Motorfahrzeugen eowio bei Eintritt der in<br />
Art. 12 des Motorfahrzeug-Konkordates genannten<br />
Verurteilungen oder Gebrechen die erteilte Fahrbewilligung<br />
administrativ zu entziehen; 2. mit Beförderung<br />
über den Erlass neuer Vorschriften fÜT<br />
den Motorfahrzeugverkehr, insbesondere über die<br />
von der Gemejndeammännerkonferenz. gestellten Anträge<br />
sowie alle weiteren, das Konkordat betreffenden<br />
Anträge und Anregungen Bericht zu erstatten<br />
und entsprechende Anträge einzubringen, -ey.<br />
Internationale Verkehrs- und Touristenkommission.<br />
Herr L. F. Ejnpeyta ist in seinem Amte aiis<br />
Vizepräsident dieser Ko-mmdisaion einstimm% bestätigt<br />
worden.<br />
Für die Gründung eines grossen Automobil-Konsortiums,<br />
dem u. a. die Firmen Aries. Delahaye,<br />
Sonnet, Rosengart, Ohenart und Walcker angehören,<br />
isind gegenwärtig, laut «Journal», Unterhandlungen<br />
im Gange. - —ey.<br />
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nserieren Sie in der Automobil-Revue
1' . ÄUTÖMÖBfL-REVÜE f928 — W& 9$<br />
Der<br />
11<br />
-A.TLtoTD-U.S<br />
Rechts: Der moderne Amerikaner zieht die Reise im Automobil der Eisenbahn vor, vorausgesetzt dass der < Bus » mit allem Komfort, ohne den der Amerikaner nun einmal nicht leben kann, ausgestattet<br />
ist. Diesen Wünschen hat die Pickwick Stages System Corporation in Kalifornien weithin Rechnung getragen, indem sie ihr Liniennetz ständig weiter ausdehnte und Wagen geschaffen hat,<br />
die vermöge ihrer inneren Ausstattung und der bequemen Bauart mit weitausladenden Aussichtfenstern in jeder Beziehung der Fahrt im Eisenbahnwagen vorzuziehen sind. Die Kabinen können für<br />
die Nacht in Schlafkabinen verwandelt werden. Links: Eine Schlafkabine in dem Pickwick Stages System Omnibus.<br />
*«K dem<br />
Le*e»l«*4eK<br />
In der Tat... ein interessanter Fall. Die Sektion<br />
St. T. J. Thundes V. P. P. D. lässt uns folgende<br />
Erklärung zukommen:<br />
Unter dieser Ueberschrift erschien in Nummer<br />
66 der «Automobil-Revue» eine Einsendung, in<br />
der der Einsender behauptet, er habe am 2. August<br />
<strong>1928</strong>, morgens um 3 Uhr, auf der Heimfahrt<br />
von Interlakcii in Gunten, just bei der Haltestelle<br />
des Tramways, mitten auf der Strasse zwei Männer<br />
liegend angetroffen. Der eine davon habe die Uniform<br />
eines Angestellten der rechtsufrigen Thunerseebahn<br />
getragen. Nur durch die Aufmerksamkeit<br />
des Einsenders sei ein Unglück vermieden worden,<br />
denn die beiden Kumpane hätten sich nicht von<br />
der Stelle bewegt und seien auch nach der Abfahrt<br />
auf der Strasse liegen geblieben.<br />
Als diese Einsendung unter dem Personal der<br />
rechtsufrigen Thunerseebahn bekannt wurde, führte<br />
es sofort eine Untersuchung durch und verlangte<br />
zugleich eine Untersuchung durch die Direktion.<br />
Die Behauptung, dass einer der beiden eine Uniform<br />
eines Angestellten der rechtsufrigen Thunorseebahn<br />
getragen habe, war geeignet, das gesamte<br />
Personal in. einen schlimmen Ruf zu bringen. Eine<br />
gründliche Abklärung war deshalb notwendig. Sowohl<br />
die vom Personal angestellten Erhebungen<br />
und, wie wir mitteilen können, auch die Untersuchung<br />
durch die Direktion haben die völlige Haltlosigkeit<br />
der Behauptung ergeben. Es ist sehr zu<br />
bedauern, dass solche Anschuldigungen in geradezu<br />
leichtfertiger Weise in einem stark verbreiteten<br />
Blatte erhoben werden. Wenn sich der Tatbestand<br />
wirklich so verhalten haben würde, wie ihn der<br />
Einsender schildert, so wäre es Pflicht des Einsenders<br />
gewesen, der Bahndirektion sofort Mitteilung<br />
zu machen und auch die Polizei zu avisieren,<br />
wenn die zwei Männer sogar nach der Abfahrt<br />
weiter liegen blieben.<br />
Man muss vermuten, dass die ganze Sache aus<br />
der Luft gegriffen ist, denn es scheint doch recht<br />
merkwürdig, dass bei dem regen Verkehr, der<br />
nach Angabe des Einsenders herrschte, nicht auch<br />
andere Automobilfahrer auf die zwei Männer gestossen<br />
sind. Auf jeden Fall erhebt das Personal<br />
der rechtsufrigen Thunerseebahn schärfsten Einspruch<br />
gegen die erhobene Anschuldigung.<br />
Die Sektion Steffisburg-Thun-Interlaken<br />
des Schweiz. Eisenbahnerverbandes.<br />
Nachschrift der Red.: Unserem Prinzip gemäss<br />
haben wir im Obliegenden, auf den 2. August<br />
zurückgehenden Fall die Vertreter des Schweiz.<br />
Eisenbahnerverbandes zu Worte kommen lassen.<br />
Den Automobilisten, der uns die diesbezügliche<br />
Einsendung zukommen Hess, kennen wir als Vertrauensmann.<br />
Die Vermutung, als sei die ganze<br />
Sache aus der Luft gegriffen, scheint uns demnach<br />
nicht ohne weiteres begründet. Es stehen sich<br />
Behauptung gegen Behauptung gegenüber. ' Dabei<br />
ist immerhin zu bemerken, dass unser Gewährs-jj<br />
mann sowie dessen Zeugen ihre damalige Beobachtung<br />
aufrechterhalten und dass der Gegenbeweis<br />
des Nichttatbestandes nicht geleistet wurde.<br />
Eine interessante Episode aus dem Kanton<br />
Schwyz. (Eing.) Fuhr ich da letzten Donnerstag,<br />
den 18. Oktober, um 13X> Uhr in Geschäften von<br />
Lauerz nach Seewen. Eingangs des Dorfes Seewen,<br />
bei der grossen Barriere der Gotthardlin-ie, hatte<br />
ich zu warten, weil gerade ein Güterzug passierte.<br />
Zirka 30 m vor dem Bahnübergang, halbrechts auf<br />
der Staatsstrasse, bemerkte ich eine wahrscheinlich<br />
frisch zugeworfene, mit Kies bestreute, total ausgeebnete<br />
und der Strasse wieder angepasste Fläche,<br />
die von Erdarbeitern instandgestellt worden sein<br />
musste. Und richtig, wie mir dort ansässige Leute<br />
sagten, handelte es sich um einen Erdaushub zwecks<br />
Reparatur einer Leitung des Gaswerks. Die Strassenstelle<br />
war von Arbeitern des Gaswerks wieder<br />
zugeschüttet worden. Zum Glück nun bin ich mit<br />
meinem Wagen nicht über besagte Stelle gefahren.<br />
Dagegen hatte ein Auto-Möbellastwagen schwyzerischer<br />
Abstammung das Pech, schwer beladen mit<br />
Möbeln aller Art, die besprochene Stelle zu passieren.<br />
Der Möbelwagen war besetzt mit Chauffeur<br />
und zwei Damen, die auf dem Führersitz Platz genommen<br />
hatten. Kurz und gut, der Wagen fährt<br />
über die ominöse Stelle weg, und was geschieht ?"<br />
Das Vorderrad geht zur Not noch darüber, hingegen<br />
das hintere Rad kommt in die Patsche. Der<br />
schwere Wagen sinkt und sinkt hinten rechts immer<br />
tiefer ein, so tief, wie es überhaupt nur möglich ist,<br />
bis an.die Hinterachse. Der Wagen ist rettungslos<br />
festgefahren. Das hohe Gefährt nimmt geradezu<br />
eine fürchterliche Stellung ein. Jeden Moment kann<br />
die ganze Fuhre umkippen; es scheint mir, dass<br />
es nur noch einen Hauch braucht, um das Unglück<br />
fertig zu machen. Der ganze Hausrat wäre dahin<br />
gewesen. Die Leute hätten sich schwer verletzen<br />
können. Zum grossen Glück aller Beteiligten, nicht<br />
zuletzt des Gaswerks von Seewen, tritt diese letzte<br />
Gefahr nicht ein. Schreckenbleiche Gesichter der<br />
beiden "Damen starren mir entgegen. Rufe werden<br />
laut. Die Seitentüren hatten sich festgeklemmt; mit<br />
Mühe konnten die Damen ins Freie gelangen. Der<br />
Chauffexrr ist vertattert und rennt um Hilfe.<br />
Ich greife mir an den Kopf und frage mich:<br />
Was sind das für Arbeiter, für Kontrollorgane, die<br />
solche Arbeit liefern ? Ein Loch wird einfach zugeschüttet,<br />
ohne Steine hineinzuwerfen, ohne die<br />
Erde festzustampfen. Und das auf einer Hauptstrasse,<br />
die täglich von hundert Fahrzeugen aller<br />
Art befahren werden muss. Es ist nicht zu glauben.<br />
Abends konnte ich wahrnehmen, dass die bezügliche<br />
Strassenstelle mit einem grossen Holzblock<br />
als gefährlich abgegrenzt war. Ob der Holzblock<br />
heute noch dort steht? Vielleicht haben sich Privatleute<br />
der Sache angenommen und das Loch nun<br />
ordentlich, wie es sich gehört, zugeschüttet. Ich<br />
wäre gespannt, was die schwyzerische Strassenbaudirektion<br />
dazu zu sagen hätte. In Zukunft wird<br />
man noch genötigt sein, im Kanton Schwyz einen<br />
Strassenlotsen zu engagieren, der die Aufgabe hat,<br />
vorauszufähren und zu kontrollieren, ob über reparierte<br />
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