E_1929_Zeitung_Nr.008
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Ausgabe: Deutsche Schweiz,<br />
BERN. Dienstag 29. Januar <strong>1929</strong>.<br />
Nummer 20 Cts.<br />
25. Jahrgang. — N° 8<br />
ERSTE SCHWEIZERISCHE AUTOMOBIL-ZEITUNG<br />
Zentralbiait für die schweizerischen Automobil- und Verkehrs-Interessen<br />
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Zur Frage der Aufomobühaffpflitiif.<br />
Aus dem Referert gehalten anlässlich der<br />
Generalversammlung der Automobil-Sektion<br />
Basel des Touring-Club der Schweiz am 22.<br />
Januar <strong>1929</strong>, im Hotel Metropol. Basel, von<br />
Herrn Polizeileutnant Sommer. Chef der<br />
kantonalen Automobilkontrollo.<br />
Die Erfahrung lehrt uns, dass sehr oft die<br />
Besitzer von Motorfahrzeugen irrtümliche<br />
Auffassungen über ihre Versicherungspflicht<br />
haben, sie vermengen gewisse Begriffe und<br />
nicht zuletzt können ihnen aus einer ungenügenden<br />
Orientierung Nachteile erwachsen.<br />
Die Haftpflichtige ist gegenwärtig besonders<br />
aktuell. In den Fachzeitschriften lesen<br />
wir heute von Bundesgerichtentscheiden, die<br />
die Schadenregelung in bestimmten Haftpflichtfällen<br />
auf Jahre hinaus präjudizieren.<br />
Ich erinnere ferner an die Abstimmungskampagne<br />
über das verworfene eidgenössische<br />
Automobilgesetz, wobei bekanntlich die<br />
Wogen besonders hinsichtlich der Haftpflichtbestimmugen<br />
sehr hoch gingen. Weiter<br />
sei erwähnt, dass im Gebiet des Kantons<br />
Basel-Stadt die Verordnungen des Regierungsrates<br />
vom 4. und 22. Dezember 1928<br />
den Versicherungsschutz wesentlich erwei<br />
tert haben. Die Aktualität unseres Vortrags<br />
Stoffes wäre ferner zu suchen bei allen Vorkehrungen<br />
der beteiligten Automobil- und<br />
Motorradbesitzer, die in jüngster Zeit durch<br />
eine Interpellation im Grossen Rat, durch<br />
Eingaben der Verkehrsliga und durch Protestresolutionen<br />
gegen das Zuviel, das man<br />
ihnen vermeintlich zugemutet hat, Stellung<br />
genommen haben.<br />
Was wir unter dem Begriff Haftpflicht zu<br />
verstehen haben, ist in Artikel 41 des<br />
Schweiz. Obligationenrechtes festgelegt. Der<br />
Artikel lautet: «Wer einem andern widerrechtlich<br />
Schaden zufügt, sei es mit Absicht,<br />
sei es aus Fahrlässigkeit, wird ihm zum Ersatz<br />
verpflichtet. Ebenso ist zum Ersätze zu<br />
verpflichten, wer einem andern in einer gegen<br />
die guten Sitten verstossenden Weise<br />
T O N<br />
Rekordfieber.<br />
Ein Sportroman von Alfred Nauck.<br />
(12 Fortsetzung)<br />
In dem niedrigen, nicht allzu grossen Raum<br />
sassen um einen zünden Tisch eine Gesellschaft<br />
von Damen und Herren beisammen<br />
und verfolgten mit brennenden Augen den<br />
Lauf der kleinen Roulettekugel. Es wurde<br />
hoch gespielt; viele Spieler hatten ganz ansehnliche<br />
Beträge vor sich liegen, von denen<br />
sie beträchtliche Summen zur Bank gaben.<br />
An den Wänden waren verschlossene<br />
Kojen vorhanden, in denen sich die Besucher<br />
dem Rauschgift ergaben. Und in einem kleinen,<br />
durch eine Portiere abgeteilten Nebenraum,<br />
wurden Tanzvorführungen, dem Geschmack<br />
der Lebewelt angepasst, veranstaltet.<br />
Bob Sagreve hatte nach einiger Zeit am<br />
Spieltisch Platz gefunden und begann mit<br />
dem Einsatz. Plötzlich fühlte er zwei Augen<br />
auf sich gerichtet. Er wendete langsam<br />
den Kopf und vermochte im Halbdunkel den<br />
ihn musternden Herrn nicht zu erkennen. Das<br />
Spiel nahm ihn auch bald so in Anspruch,<br />
dass er wenig auf seine Umgebung achten<br />
konnte.<br />
Das Glück war ihm heute günstiger als je<br />
und bald häuften sich an seinem Platz die<br />
Banknoten.<br />
Bei einer Spielpause, die durch den Aufbruch<br />
einer Spielergruppe entstand, hatte<br />
Bob Gelegenheit, seine Mitspieler näher anzusehen.<br />
Aber vergebens suchte er nach dem<br />
Herrn, von dem er sich bei Beginn seines<br />
absichtlich Schaden zufügt.» Dieser Haftpflicht<br />
begegnen wir in allen Gebieten des<br />
täglichen Lebens. Was hinsichtlich des Automobil-<br />
und Motorradverkehrs besonders<br />
hervorzuheben ist, ist die Vorschrift des Artikel<br />
11 des Interkantonalen Automobilkonkordates,<br />
wonach der Besitzer für die Folgen<br />
eines Unfalles, verursacht durch das<br />
Motorfahrzeug, d. h. für die Schäden, die<br />
dabei zum Nachteil, eines Dritten entstehen,<br />
versichert sein muss. Wir haben also eine<br />
Versicherungspflicht vor uns. Der Gesetzgeber<br />
ist beim Erlass dieser Versicherungspflicht<br />
bestimmt von der Erwägung ausgegangen,<br />
dass das Motorfahrzeug, dem Kraft<br />
und Schnelligkeit innewohnen, in starkem<br />
Masse Anlass zu Häftpflichtfällen bieten<br />
kann. Rechnen wir noch dazu» dass das<br />
Motorfahrzeug den mehr oder weniger geschickten<br />
Händen und dem mehr oder weniger<br />
ausgeprägten Willen zur Rücksicht eines<br />
Fahrers anvertraut ist, so muss uns einleuchten,<br />
dass Haftpflichtschäden im Strassenverkehr<br />
kaum zu vermeiden sind. Wir<br />
müssen uns vergegenwärtigen, dass nicht jeder<br />
Ersatzpflichtige finanziell so gut gestellt<br />
ist, d. h. über genügend eigene Mittel<br />
verfügt, um die verursachten Schäden aus<br />
dem ebenen Geldbeute! wieder gutzumachen.<br />
Die Versicherungspflicht schafft hier einen<br />
wohltuenden Ausgleich und wir erkennen<br />
mehr und mehr, das.s unsere Gesetzgeber,<br />
die den Grundsatz der Versicherungspflicht<br />
im Verkehr mit Motorfahrzeugen hochhalten,<br />
auf dem rechten Wege sind. Das Beispiel,<br />
das uns das .Ausland da und dort bietet, das<br />
in vielen Ländern die Versicherungspflicht<br />
nicht kennt, .kann uns nicht irreführen, denn<br />
wir kennen die vielen sozialen Schäden, die<br />
im Ausland aus diesem Mangel entstehen,<br />
nicht. Die Versicherungspflicht bedeutet, dass<br />
die Wiedergutmachung eines Schadens unabhängig<br />
von der* ökonomischen Lage des<br />
Ersatzpflichtigen gesichert sein muss. So<br />
betrachtet, hat die Versicherungspflicht einen<br />
starken, sozialen Einschlag, sie ist ein Fortschritt.<br />
Nun einige Worte über die Haftungsarten.<br />
Der im Obligationenrecht umschriebene Begriff<br />
der Haftpflicht kommt der sogenannten<br />
Verschuldenshaftung gleich. Dem Geschädigten<br />
liegt dabei die Beweislast ob. Er mus;,<br />
dem Verursacher nachweisen, dass dieser<br />
das Unfallereignis absichtlich oder fahrlässig<br />
herbeigeführt hat. Im Gegensatz hierzu<br />
kennen wir den Begriff der Kausal-Haftung,<br />
wie sie beispielsweise der Entwurf zu einem<br />
eidg. Automobilgesetz umschrieben hat und<br />
Spieles beobachtet sah. Zwar hatte er ihn<br />
nur sehr undeutlich erblickt, doch waren ihm<br />
die tief dunkelglühenden Augen und das weit<br />
in die Stirn fallende, schwarze, lockige Haar<br />
wahrnehmbar gewesen.<br />
So musste er annehmen, dass der Betreffende<br />
inmitten der Spielergruppe den Salon<br />
verlassen hatte.<br />
Das Spiel begann von neuem. In seiner ausgeprägten<br />
Spielleidenschaft steigerte Bob die<br />
Einsätze, bis er endlich am Ende seiner Barmittel<br />
war.<br />
Ernüchtert und mit einem Gefühl der Beschämung<br />
stand er auf und verliess den<br />
Salon. Eine Aufforderung, zu bleiben, schlug<br />
er barsch ab.<br />
Ein feiner Regen rieselte in den grauen<br />
Morgen heinein.<br />
Bob schlug den Mantelkragen hoch und<br />
schritt die Oxfordstreet hinunter zum Autostand.<br />
Plötzlich trat ein hochgewachsener Mann<br />
aus einer Toreinfahrt und zog mit einer leichten<br />
Bewegung den Hut:<br />
«Gestatten Sie, Bob Sagreve, einige kurze<br />
Worte!»<br />
Der Angeredete blieb überrascht stehen und<br />
blickte dem Mann ins Gesicht.<br />
Betroffen fuhr er zurück.<br />
«Sie sind...»<br />
«Ganz recht, mein Herr, ich bin Anatol<br />
Etienne und habe mit Ihnen dringend zu reden<br />
! Wollen Sie mich anhören?»<br />
Mechanisch nickte Bob und winkte einer<br />
Droschke. Dem Chauffeur gab er Strasse und<br />
Nummer seines Hauses bekannt und lud mit<br />
einer Armbewegung Etienne ein, Platz zu<br />
nehmen.<br />
wie sie in zahlreichen Bundesgerichtsurteilen<br />
schon mehr oder weniger zum Grundsatz<br />
erhoben worden ist. Wir erkennen hieraus,<br />
dass die Entwicklung der Gesetzgebung<br />
im Sinne der Einführung der Kausalhaftung<br />
fortschreiten wird. Diese Entwicklung erscheint<br />
begründet und man darf bei objektiver<br />
Betrachtung der Kausalhaftung zustimmen.<br />
Versetzen wir uns in die Lage eines<br />
Verletzten! Dieser wird vielleicht bewusstlos<br />
von der Unfallstelle weggetragen, bleibt monatelang<br />
im Spital liegen, sein ganzes Fühlen<br />
und Denken ist auf seine Wiederherstellung<br />
und Genesung gerichtet, soweit er überhaupt<br />
noch fühlen und denken kann, denn ein<br />
Unfall kann früher oder später tödliche Folgen<br />
haben. Diesem Verletzten stehen keine<br />
Zeugen zur Verfügung und er selbst hat bei<br />
der Schnelligkeit, mit der sich das UnMlereignis<br />
abgespielt hat, die Möglichkeit nicht<br />
gehabt, sich die Tatbestandmerkmale einzuprägen,<br />
um sie dem Untersuchungsorgan<br />
wiederzugeben, abgesehen davon, dass sehr<br />
häufig das Erinnerungsvermögen dem Verletzten<br />
vollkommen verloren geht. Dem Verletzten<br />
gegenüber steht der Lenker des Motorfahrzeuges,<br />
der bei dem Unfallereignis<br />
möglicherweise gesund und heil davongekommen<br />
ist. Er kann sich ohne Schwierigkeiten<br />
Rechenschaft über den ganzen Vorfall<br />
geben, kann Zeugen anrufen, die unter Umständen<br />
zu seinen Gunsten aussagen, kurz,<br />
er hat es in der Hand, seine Lage vor den<br />
Untersuchungsbeamten in denkbar günstigem<br />
Lichte darzustellen. Ist es in einem solchen<br />
Falle gerecht, dem Verletzten die Beweislast<br />
aufzubürden? Oder kommen wir nicht<br />
auf Grund des angeführten Beispieles zur<br />
Ueberzeugung, dass es richtiger wäre, dem<br />
Verursacher den Beweis seiner Unschuld zuzumuten?<br />
Nicht nur menschliche Erwägungen,<br />
sondern auch Gründe tatsächlicher Natur<br />
sprechen entschieden hiefür. Die Lage<br />
eines Verletzten ist in der Regel nicht beneidenswert.<br />
Wir müssen deshalb Sinn für<br />
die Entwicklungen der Rechtsprechung und<br />
der Gesetzgebung aufbringen. Wenn damit<br />
ein behördlicher Zwang an den Verursacher<br />
herantritt, so müssen wir uns erinnern, dass<br />
nicht jeder Verursacher sich von menschlichen<br />
Rücksichten leiten lässt Das mag begreiflich<br />
erscheinen, denn die Wiedergutmachung<br />
eines grossen Schadens hat trotz der<br />
«Sie werden verwundert sein, Mr. Sagreve,<br />
dass Sie mich sehen und hier, in England<br />
sehen! Nun, mich führten wichtige Geschäfte<br />
her. Nach deren Erledigung gehe ich wieder<br />
nach den Staaten.»<br />
«Sie besitzen Mut, mein Herr», versetzte<br />
Bob und überlegte angestrengt, was das alles<br />
zu bedeuten habe. «Sie besitzen Mut, denn es<br />
wird Ihnen nicht unbekannt sein, wessen man<br />
Sie hier beschuldigt! Der Staatsanwalt interessiert<br />
sich für Ihre Person!»<br />
Etienne winkte ab.<br />
«Das alles ist mir bekannt, und ich muss<br />
Ihnen hierbei gleich sagen, dass der Verdacht<br />
gegen meine Person falsch, grundfalsch ist!<br />
Ich habe nie, Bob Sagreve, etwas gegen Ihre<br />
Person unternommen, gegen Sie nichts! Auch<br />
ich bin nur Objekt in dem Konkurrenzkampf<br />
der Henderson-Company gegen die World-<br />
Com pany gewesen.<br />
Der wahre Schuldige ist William Henderson,<br />
der in seinem Hass gegen die World-<br />
Werke und besonders gegen Clifferton selbst<br />
vor den unsaubersten Mitteln nicht zurückgeschreckt<br />
ist.<br />
Der Anschlag auf Ihren Wagen ging von<br />
ihm aus; er bediente sich meiner lediglich als<br />
Mittelsperson. Allerdings habe ich ihm Gefolgschaft<br />
geleistet, weil ich selbst aus ganz<br />
persönlichen Gründen gegen Clifferton eingestellt<br />
war!»<br />
Sagreve hatte mit wachsendem Erstaunen<br />
zugehört. Manches klang ihm nicht wahrscheinlich,<br />
doch spürte er, dass Etienne im<br />
grossen ganzen die Wahrheit sprach. War er<br />
doch längst davon überzeugt, dass letzten Endes<br />
der unselige Konkurrenzkampf zwischen<br />
Versicherungspflicht ihreweittragenden Nachwirkungen<br />
für den Ersatzpflichtigen. Möglicherweise<br />
langen die Deckungssummen eben<br />
nicht aus.<br />
Die Versicherungspflicht berührt vier Gruppen<br />
von Beteiligten:<br />
1. Die Versicherungsnehmer.<br />
2. Die Versicherer.<br />
3. Die Anspruchsberechtigten.<br />
4. Die Behörden.<br />
Die Einstellung jeder einzelnen Gruppe der<br />
Versicherungspflicht gegenüber ist ganz verschieden<br />
und es mag infolgedessen erklärlich<br />
erscheinen, dass die verschiedenartige Einstellung<br />
da und dort zu Auseinandersetzungen<br />
zwischen den Gruppen führen kann. Der<br />
Versicherungspflichtige wird die ' obligatorische<br />
Versicherung als einen Zwang empfinden,<br />
für den Versicherer ist sie ein Geschäft<br />
und ich erwähne bloss nebenbei, dass ein<br />
Versicherungsagent mir gelegentlich auf einen<br />
Vorhalt hin in vorwurfsvollem Tone gesagt<br />
hat: «Wir sind kein Wohltätigkeitsinstitut,<br />
sondern ein Geschäft.» Der Geschädigt©<br />
hat überall da, wo die Ersatzpflicht des Verursachers<br />
nachgewiesen ist, Anspruch auf<br />
vollen Ersatz der ihm zugefügten Schäden.<br />
Die Behörden, bei denen wir zu unterscheiden<br />
haben zwischen der eigentlichen Aufsichtsinstanz,<br />
das ist das eidg. Versicherungsamt<br />
und den kantonalen Zulassungsfoehörden,<br />
sorgen einerseits für die genaue Einhaltung<br />
der gesetzlichen Bestimmungen beim<br />
Abschluss der Verträge sowie dafür, dass<br />
der Versicherungspflichtige seiner Pflicht<br />
nachkommt. Gesetzlich ist die Vertragsfreiheit<br />
gewährleistet. In diese Vertragsfreiheit<br />
kann der Staat durch eine ganze Reihe von<br />
Bedingungen dispositiver Natur eingreifen.<br />
Er bestimmt zum Beispiel die minimale Höhe<br />
der Deckungssummen, setzt eine Selbsthaftung<br />
fest und bedingt den Einschluss der beauftragten<br />
Lenker eines Motorfahrzeuges.<br />
Ferner kann der Umfang, den ein Versicherungsvertrag<br />
anzunehmen hat, umschrieben<br />
werden; ich nenne dabei die Ausdehnung des<br />
Versicherungsschutzes über das Konkordat<br />
hinaus auf Kollektiv-Unfälle und Sachschaden.<br />
Verwei'en wir einen Augenblick bei der<br />
Frage der Selbsthaftung oder des Selbstbehaltes.<br />
Die Ansichten hierüber gehen auseinander.<br />
Die einen sagen, es wohne der<br />
Selbsthaftung ein erzieherischer Wert inne,<br />
den beiden grossen Finnen der Hintergrund<br />
der Geschehnisse gewesen war.<br />
Sie waren vor dem Hause angelangt. Mit<br />
einem Ruck hielt der Wagen. Bob lohnte den<br />
Chauffeur ab und sagte zu Etienne:<br />
«Ich bin der Ansicht, dass wir uns noch<br />
viel zu sagen haben, mein Herr, und ich bitte<br />
Sie, mich in mein Haus zu begleiten.»<br />
Etienne nickte zustimmend und Hess Boib<br />
vorausgehen.<br />
«Ich bitte Sie, in Ihrer Erzählung fortzufahren»,<br />
begann Bob, nachdem sie Platz genommen<br />
und die Zigaretten entzündet hatten.<br />
«Ich bin dem Zufall dankbar, dass ich Sie<br />
in Hestortown getroffen; das erleichterte mir<br />
den Zweck meiner Reise, Sie aufzusuchen<br />
und zu sprechen. Ich sagte schon, dass ich<br />
dem Anschlag auf Ihre Person fernstehe! Sie<br />
dürfen mir diese Versicherung glauben; denn<br />
ich bin gewöhnt, mit fairen Waffen zu kämpfen!»<br />
«Jules Gambon, der jetzt sein Verbrechen<br />
im Zuchthaus büsst, hat nachdrücklich darauf<br />
hingewiesen, dass Sie ihn zu seiner verbrecherischen<br />
Tat angehalten hätten», warf Bob<br />
ein und fühlte wieder sein Misstrauen bei der<br />
Erinnerung an jene Zeit aufkeimen.<br />
Etienne war erregt aufgesprungen und hob<br />
beteuernd den Arm empor :<br />
«Diese Behauptung ist falsch, mein Herr;<br />
ich bin nicht frei von Schuld; denn...» er<br />
zögerte und konnte eine Verlegenheit nicht<br />
verbergen, «ich bin nicht frei von Schuld, das<br />
muss ich gestehen. Denn Sie werden wissen,<br />
dass wir die Pläne Ihres Motors in unseren<br />
Besitz gebracht haben durch Mlle Claudine<br />
Bartheel; Sie erinnern sich des Stars des<br />
«Palace-Theaters», nicht wahr?»
eine Annahme, die durch die Erfahrung nicht J<br />
unbedingt bestätigt wird. Wäre dies der<br />
Fall, so dürften sich unsere Unfallziffern<br />
nicht jn aufsteigender Linie bewegen. Die<br />
volle Deckung entspricht meines Erachtens<br />
den heutigen Verhältnissen besser. Das Motorfahrzeug<br />
ist längst kein Luxusgegenstand<br />
mehr, es ist in die breiten Massen gedrungen<br />
und wir sehen es heute mehr und mehr<br />
in der Hand des Berufsmannes, dem es ein<br />
wichtiges Hilfsmittel im wirtschaftlichen<br />
Kampf© geworden ist. Bei Schäden mit<br />
grosser finanzieller Tragweite kann der<br />
Selbstbehalt ziemlich hohe Summen ausmachen,<br />
und es liegt auf der Hand, dass ein Geschäftsmann,<br />
dessen Mittel im Betriebe festgelegt<br />
sind, mitunter nur mit Mühe seinen<br />
Pflichten, die ihm aus der Selbsthaftung entstehen,<br />
nachkommen kann.<br />
(Schluss folgt.)<br />
Ende gut, alles gut!<br />
Zur Lösung des Basler Versicherungskonfliktes.<br />
Die Verhandlungen des Basler Aktionskomitees<br />
mit dem Konzern der Versicherungsgesellschaften<br />
haben mit einem vollen Erfolg<br />
für die Automobil- und Motorradfahrer geendet.<br />
In kurzen Worten lässt sich das Ergebnis<br />
folgendermassen zusammenfassen :<br />
Nachdem das Polizeidepartement laut Publikation<br />
im Kantonsblatt vom 23. Januar das<br />
Zirkular der Automobilkontrolle vom Dezember<br />
1928 widerrufen hat, gestalten sich die<br />
Verhältnisse hinsichtlich der Haftpflichtversicherung<br />
wie folgt:<br />
1. Sind in der bestehenden Police die erhöhten<br />
Garantiesummen (Automobile 100 000,<br />
30 000, 5000 Fr., Motorräder 50 000, 30 000,<br />
5000 Fr.) schon enthalten, so wird:<br />
a) der ganze Prämienmehrbetrag zurückerstattet,<br />
falls die höhere Prämie schon<br />
bezahlt ist;<br />
b) der allfällig unterschriebene Abänderungsantrag<br />
nichtig, falls die höhere<br />
Prämie noch nicht bezahlt ist.<br />
2. Für Policen, in denen die höheren<br />
Garantiesummen noch nicht enthalten sind,<br />
wurden folgende Bestimmungen getroffen :<br />
Soweit durch eine Erhöhung der Garantiesummen<br />
eine Aenderung der Verträge erforderlich<br />
wird, ist auf Versicherungen, deren<br />
Prämien zu niedrigeren Sätzen als denjenigen<br />
des Tarifes 1928 berechnet sind, ein Zuschlag<br />
für 50 Prozent der Differenz zwischen der<br />
frühern und derjenigen Prämie zu erheben,<br />
die nach Tarif 1928 für die erhöhten Summen<br />
in Betracht käme (die 50 Prozent entsprechen<br />
durchschnittlich der Mehrprämie für die<br />
erhöhten Garantiesummen).<br />
Praktisch ergibt sich für die verschiedenen<br />
Versicherungsnehmer daher folgende Situation:<br />
a) Wenn die höhere Prämie schon bezahlt<br />
ist, wird die Hälfte der Differenz zwischen<br />
alter und neuer Prämie zurückerstattet.<br />
b) Wenn die Prämie noch nicht bezahlt ist<br />
erhält der Versicherte von seiner Versicherungsgesellschaft<br />
eine Aufstellung<br />
über die zu bezahlende Prämie.<br />
c) Wer auf allfällige Zustellnngen seiner<br />
Versicherungsgesellschaft noch nicht<br />
reagiert hat, erhält von dieser ebenfalls<br />
ohne weiteres eine Aufforderung zur<br />
Prämienzahlung.<br />
Es tritt somit für diejenigen, die Bereits<br />
für die erhöhten Summen versichert sind,<br />
keine Aenderung ein.<br />
Das Aktionskomitee, dem dieser Erfolg zu<br />
verdanken ist, wird auch fernerhin die Ereig<br />
nisse auf diesem Gebiete verfolgen. Es be<br />
steht aus den Herren Oberst /. Rapp, Dr.<br />
Gustav Grüninger und Dr. Walter Wellauer.<br />
Ihnen darf für ihre Arbeit auch an diese<br />
Stelle der Dank aller baslerischen Automobil<br />
und Motorradfahrer ausgesprochen werden<br />
0<br />
Bussenbeträge sind bei Dorfpolizisten öfters<br />
die Hauptsache, die Ordnung des Verkehrs<br />
selbst aber nebensächlich. Diese Erkenntnis<br />
bestätigte sich durch einen Straffall des Zürcher<br />
Oberigerichts erneut.<br />
Es war am 3. März des vergangenen Jahres,<br />
nachts gegen 11 Uhr, als der 27jährige<br />
Maurer B. mit seinem Auto Zürich in der<br />
Richtung Schwamendingen verliess. In seinem<br />
vierplätzigen Wagen befanden sich ausser<br />
ihm fünf Personen, mit denen der Autolenker<br />
vorher eine Anzahl Wirtschaften besucht<br />
hatte und ausser der Stadt die «Pintenkehr»<br />
fortsetzen wollte. Der Wagen war<br />
so überladen, dass zwei Insassen auf den<br />
Knien der andern Wageninsassen sitzen<br />
mussten. B. lenkte seinen Wagen mit einem<br />
Tempo von mindestens 50 Kilometern just<br />
durch die Winterthurerstrasse, als ihm ein<br />
Kleinwagen, mit vier Personen besetzt, aus<br />
der Richtung Winterthur entgegen kam.<br />
Derselbe fuhr mit 25 km vorsehriftsgemäss<br />
auf der rechten Strassenseite. Wenige Meter<br />
vor der Einmündung der Friesenberigstrasse<br />
blendete B. seine Scheinwerfer ab,<br />
unterliess aber, die Geschwindigkeit seines<br />
Wagens zu vermindern. Er verlor die Orientierung,<br />
gelangte mit seinem Wagen auf<br />
die linke Strassenseite und fuhr direkt in den<br />
entgegenkommenden Kleinwagen hinein.<br />
Der Insasse A. seines Wagens, der auf den<br />
Knien eines Mitfahrers sass, wurde durch<br />
die Wucht des Zusammenstosses hinausgeschleudert<br />
und getötet. Im Kleinwagen erlitt<br />
ein Insasse durch die Windschutzscheiben<br />
verschiedene Schnittwunden. Alle übrigen<br />
Insassen kamen trotz beträchtlichen Beschädigungen<br />
an beiden Fahrzeugen ohne nennenswerte<br />
Verletzungn davon.<br />
Gegen B. wurde nun beim Obengericht<br />
Zürich Klage wegen fahrlässiger Tötung erhoben,<br />
mit der Begründung, er sei in übersetztem<br />
Tempo gefahren und habe unterlassen,<br />
mit dem Abblenden gleichzeitig die Geschwindigkeit<br />
zu massigen. Die Sicht des beklagten<br />
Lenkers B. auf die Fahrbahn erlitt<br />
durch diese Unterlassung eine wesentliche<br />
Beeinträchtigung 1 . Die Strafkammer des<br />
Zur Reduktion der Gütertarife<br />
der S. B. B.<br />
Am 24. Januar tagte unter dem Vorsitz der<br />
Generaldirektion der Schweizerischen Bundesbahnen<br />
die kommerzielle Konferenz der<br />
schweizerischen Transportunternehmungen<br />
und der Verkehrsinteressenten. Sie kam ;|it;<br />
folgendem Beschluss:<br />
Auf 1. August <strong>1929</strong> soll vorbehaltlich der<br />
Genehmigung des Verwaltungsrates der<br />
Bundesbahnen der schweizerische Gütertarif<br />
so reformiert werden, dass für Frachtstückgut<br />
die SESA die Ermächtigung erhält,<br />
bei nachgewiesener Konkurrenz des<br />
Automobils für Sendungen von wenigstens<br />
1000 Kilo eine angemessene Herabsetzung<br />
der Taxen zu bewilligen. Die Wagenladungs-,<br />
taxen des Normaltarifs erfahren Ermässigungen,<br />
und zwar die allgemeinen Wagenladungstaxen<br />
15 bis 40%, Spezialtarii I: 4<br />
bis 24%, Spezialtarif II: 4 bis 18%, Speziaitarif<br />
III: 1 bis 1%. Die Ermässigung ist bei den<br />
einzelnen Tarifen am stärksten auf Entfernungen<br />
bis 100 km und fällt dann bei Entfernungen<br />
von 400 km auf die angegebenen<br />
niedrigsten Prozentzahlen.<br />
Die Ausnahmetarife werden nur Insoweit<br />
geändert, als sie vom Abbau des allgemeinen<br />
Tarifs betroffen werden. Eine besondere Ermässigung<br />
erfährt der Ausnahmetarif Nummer<br />
7 für Wein und Obstwein, bei dem mit<br />
Rücksicht auf die Lastwagenkonkurrenz besondere<br />
Frachtsätze für 3000 kg eingeführt<br />
werden. Im Ausnahmetarif Nummer 18 für<br />
Holz werden besondere Sätze für Ladungen<br />
von fünf Tonnen geschaffen.<br />
Die offizielle Meldung spricht von einem<br />
jährlichen Einnahmenausfall der Bundesbahnen<br />
von 12 bis 15 Millionen Franken, sofern<br />
AUTOMOBIL-REVUE <strong>1929</strong> — N° 8<br />
Bussen oder unschädlich machen?<br />
Zürcher Obergerichtes verurteilte ihn zu<br />
drei Monaten Gefängnis, lehnte aber den bedingten<br />
Strafaufschub ab.<br />
In der Urteilsbegründung wurde angenommen,<br />
dass B. nicht angetrunken, aber doch<br />
durch den Alkohol in einem Masse benommen<br />
war, dass er sein Fahrzeug nicht mehr<br />
vollauf beherrschen konnte. Es wurde ferner<br />
berücksichtigt, dass die Fahrt nach<br />
Schwamendingen kernen Sinn hatte. Als<br />
sträfliche Fahrlässigeit zog das Gericht die<br />
Unberladung des Wagens in den Vordergrund.<br />
B. hatte schon früher verschiedene<br />
Vorstrafen wegen Automobildelikten über<br />
sich ergehen lassen müssen. Vor allem zu<br />
erwähnen ist eine Busse wegen zu schnellen<br />
Fahrens in angetrunkenem Zustande. Die Polizei<br />
drohte ihm damals mit dem Entzug der<br />
Fahrbewilligung. Der Gemeindepolizist des<br />
Wohnortes des Beklagten äusserte sich, B.<br />
sei wegen scharfen Fahrens bekannt gewesen.<br />
Der Automobilist, der weiss, welchen<br />
Schaden angetrunkene Fahrer der Entwicklung<br />
des Automobilismus zufügen, wird<br />
bei dieser Bemerkung des Polizisten stutzig.<br />
Kann ein solcher gemeingefährlicher<br />
Scharffahrer nicht rechtzeitig genug bei den<br />
Ohren genommen werden, ohne dass ein<br />
bussenfälliges und messbares Delikt besteht?<br />
Muss immer eine Uebertretung, für die im<br />
Gesetz ausdrücklich eine Busse ausgesetzt<br />
ist, vorliegen, um solche Leute zu packen?<br />
Die Praxis der Dorfpolizisten, deren Denkungsart<br />
mit modernen Verkehrsprinzipien<br />
noch wenig Berührungspunkte hat, geht dahin,<br />
eine Busse zu ergattern, denn die Busse<br />
ist für sie ausschliessliches Mittel zur Verkehrsregelung.<br />
Die Ordnung im Verkehr hingegen<br />
scheint ihnen solange Nebensache zu<br />
sein, als sich keine Gelegenheit zur Eintreibung<br />
einer Busse bietet.<br />
In welchem Masse diese Auffassung beim<br />
Fall B. mitgewirkt haben mag, muss den<br />
Ortskundigen überlassen werden. Immerhin<br />
spricht der Schein für eine derartige<br />
Praxis.<br />
lt.<br />
die Transportmengen unter diesen herabgesetzten<br />
Taxen nicht zunehmen würden. Wie<br />
aus dem Satze hervorgeht, scheinen die<br />
S. B. B.-Organe noch nicht davon überzeugt<br />
zu sein, mit dem Tarifabbau wiederum einen<br />
Verkehr an sich ziehen zu können, der<br />
vom Automobil ebensogut bewältigt werden<br />
kann. Jedenfalls flechten sie diese<br />
Begründung ein, um damit einer Herabsetzung<br />
der Stückguttaxen begegnen zu können.<br />
Die Beschlüsse, wie sie nun von der<br />
kommerziellen Konferenz vorliegen, sind insofern<br />
als eigenartig zu nennen, als sie in ihrer<br />
Begründung nicht darauf ausgehen, der<br />
schweizerischen Volkswirtschaft Erleichterungen<br />
zuzuführen, sondern einzig und allein<br />
die leidige Automobilkonkurrenz aus dem<br />
Felde zu schlagen. Oui vivra, verrat K.<br />
Wichtige Entschlüsse<br />
zur Wahrung automobillstischer Interessen.<br />
Die kantonalbenüsch© Vereinigung der<br />
•A. C. S.-Sektionen, die, wie man weiss, die<br />
Sektionen Bern, Seeland-Jura, Emmental und<br />
Les Rangiers umfasst, hielt letzten Donnerstag,<br />
den 24. dies, im Bahnhofbäffet Biei eine<br />
Sitzung ab. Protokoll, Präsidialbericht und<br />
Rechnungen wurden genehmigt. Wie im letzten<br />
Jahre sind auch für dieses Jahr kerne<br />
Spezialbeiträge vorgesehen. Es bleibt den<br />
Sektionen überlassen, die Höhe ihrer Beiträge<br />
selbst zu bestimmen. Der Vorstand<br />
wurde wie folgt zusammengesetzt: Präsiden<br />
Dr. E. Mende, Vizepräsident M. Beck, Se<br />
kretär-Kassier R. von Stürler, Beisitzer die<br />
Herren Spichiger und Peter.<br />
Das Komitee nahm mit wachsender Empörung<br />
Kenntnis von der Antwort der bernr<br />
sehen Polizeidirektion auf ihre Oktober-<br />
Eingabe, die versteckten Kontrollen betreffend.<br />
Die Antwort kann in keiner Art und<br />
Weise befriedigen, da sie in grobschlächtiger<br />
Weise das gegenwärtige System glorifiziert.<br />
Das Komitee hat den Entschluss gefasst, eine<br />
neue Eingabe dem bernischen Gesamt - Regierungsrat<br />
einzureichen. Nach der Antwort<br />
der Polizeidirektion sieht sich das<br />
Komitee überdies ausserstande, bei den<br />
ausserkantonalen Sektionen Schritte einzu.<br />
leiten, um den Boykott über den Kanton<br />
Bern zu verhindern.<br />
Das Komitee hat im fernem beschlossen,<br />
chritte dahingehend einzuleiten, dass alle<br />
automobilistischen Bussen, wie auch die<br />
Velosteuern ausschliesslich der Verbesserung<br />
des Strassenwesens zufliessen sollen.<br />
Schlussendlich protestiert das Komitee gegen<br />
die Wirkungslosigkeit der sogenannten<br />
Katzenaugen an Fahrrädern, weil diese gewöhnlich<br />
schlecht plaziert, im Grunde genommen<br />
keinen praktischen Wert haben. Es<br />
ist unbedingt nötig, dass die Polizei sich dieder<br />
wichtigen Sache zunehme.<br />
Die Sitzung wurde nach dreistündigen<br />
um 8.15 Uhr ge-<br />
intensiven Beratungen<br />
schlossen.<br />
Bahn- oder Autobetrieb?<br />
Die Haupündustrie des Appenzellerlando3 — die<br />
Stickerei — liegt bekanntlich immer noch dirrniuder<br />
und es ist eine logische Folge dieser Verhältnisse,<br />
dass auch die Bahnen des Ländchens wirtschaftlich<br />
schlecht stehen. Die Rorschach—Heidon-<br />
Bergbahn will aus diesem Grunde die Elektrifikation<br />
durchführen und die Appenzeller-Bahn soll demnächst<br />
versuchen, ihre Situation durch die Einführung<br />
von Motorwagen zu verbessern.<br />
Die Appenzeller-Strassenbahn, die eich von dex<br />
Säntiü-Bahn und der Appenzeller-Bahn gelöst hat,<br />
studiert die Frage, ob durch die Einführung eines<br />
Autobetriebes an Stelle des Bahnbetriebes bessere<br />
Resultate erz.elt werden könnten.<br />
Die Direktion der Appenzeller-Strassenbahn hatte<br />
zu diesem Zwecke Herrn Ingenieur Hohl in Kilchberg<br />
beauftragt, ein Gutachten über dio Frage der<br />
Ersetzung des Dampfbetriebes durch einen Autobusbetrieb<br />
auszuarbeiten. Dieses gründliche und recht<br />
umfangreiche Gutachten spricht sich deutlich für<br />
den Autobusbetrieb aus. Obschon der Wagenpark,<br />
um dem Verkehr eirugermassen gerecht zu werden,<br />
aus 11 Omnibussen, 5 Lastwagen, 12 Anhängern<br />
und einem Tourenwagen bestehen müsste. und die<br />
Anschaffung all dieser Wagen eine Summe von über<br />
800,000 Franken verlangt, dazu für die gesamte<br />
Umstellung des Betriebes noch ein neu erforderliches<br />
Aktienkapital von über 1 Million Franken<br />
käme, ergäbe die vom Experten errechnete Betriebsrechnung<br />
einen Ueberschuss der Betriebseinnahmen<br />
von 186,200 Fr. Hierzu kämen noch in der Gewinn-<br />
und Verlustrechnung zirka 17,000 Fr. Zinsen<br />
von Wertschriften und Bankguthaben pro Jahr,<br />
so dass sich die Einnahmen auf 203,000 Fr. belaufen<br />
würden. Die Abschreibungen (89,700 Fr.) und<br />
Verzinsungen de3 Obligationenkapitals (60,000 Fr.)<br />
wurden mit 149,700 Fr. eingesetzt, so dass ein Reingewinn<br />
von 53,500 Fr. verbleiben würdo.<br />
Diese Summe könnte für die Ausschüttung einer<br />
Dividende von zirka 5% auf das Prioritätsaktienkapital<br />
von 1,1 Millionen Franken, das neu voll einzuzahlen<br />
wäre, voll genügen.<br />
Der am Verkehr interessierten Bevölkerung der<br />
zu bedienenden Gegend würde die neue Betriebsart<br />
nicht nur keine Nachteile, sondern wesentliche<br />
Vorteile bieten, die beim Personentransportdienst in<br />
der besseren Anpassungsmöglichkeit des Betriebes<br />
an die Verkehrsbedürfnisso, beim Güterverkehr aber<br />
in erster Linie in der Möglichkeit der restlosen Domizilbedienung<br />
liegen würden. Ea wird nun den<br />
Instanzen der Appenzeller-Bahn überlassen bleiben,<br />
müssen, diese Schlussfolgerungen aus der an sich<br />
zur Reorganisation ermunterden Empfehlung zu<br />
ziehen. R.<br />
Zur Frage<br />
der Bergtaxen-Zuschläge.<br />
Wie wir schon zu berichten Gelegenheit<br />
hatten, ist durch die Neuordnung der Verteilung<br />
des Benzinzoll-Anteils an die Kantone<br />
die Frage der Alpenstrassentaxen in der<br />
Weise geregelt worden, dass Art. 4 die ausdrückliche<br />
Bestimmung einer Nichtigkeitserklärung<br />
der Durchgangsgebühren und<br />
Strassentaxen enthält. Die bis dahin erhobenen<br />
Einreise- und Alpenstrassentaxen fallen<br />
somit dahin. Die Kantone Unterwaiden, Tessin<br />
und Graubünden haben bereits die seinerzeit<br />
erhobenen Taxen auf 1. Januar in<br />
Wegfall gebracht. Für die Kantone Glarus<br />
Bob Sagreve konnte bei dieser Frage ein<br />
kleines Lächeln nicht unterdrücken, trotz der<br />
eigenartigen Situation, in der sich beide Männer<br />
befanden.<br />
«Wir haben in den amerikanischen Henderson-Werken<br />
Ihre Maschine gebaut und voll<br />
bestätigt gefunden, dass die Konstruktion<br />
phänomenal ist; mein Kompliment, Mr. Sagreve!»<br />
«Mein Motor hat den Weltrekord errungen,<br />
von dem die Journale voll sind, nicht wahr?»<br />
«Das ist vollkommen richtig,» bestätigte<br />
Anatole Etienne, «der Weltrekord ist von einem<br />
Henderson-Wagen mit einem Sagreve-<br />
Motor errungen worden, das-sei zugegeben.<br />
Doch auf einen kleinen, nicht unwesentlichen<br />
Umstand gestatte ich mir aufmerksam zu<br />
machen:<br />
Der Sagreve-Motor gehörte rechtlich der<br />
Henderson-Company — das müssen Sie zugeben!<br />
Die Verträge waren zwischen Ihnen und<br />
einem Bankkonsortium, hinter dem die Hendersons<br />
standen, notariell geschlossen worden!<br />
Letzten Endes haben sich die Hendersons<br />
— wenn auch auf nicht realem Wege —<br />
das zurückgeholt, was ihnen gehörte. Ich habe<br />
mich überzeugen lassen, dass diese Darstellung<br />
stimmt!»<br />
Bob Sagreve überlegte lange, ehe er die<br />
folgenden Worte erwiderte:<br />
«Selbst zugegeben, dass Sie, mein Herr,<br />
den Tatsachen gemäss unterrichtet sind,<br />
muss ich Sie aber darauf aufmerksam machen,<br />
dass man mit dem Besitz meiner Motorkonstruktion<br />
ernstlich niemals beabsichtigt<br />
hat, den Motor auch zu bauen und seine Prinzipien<br />
bei den Serienwagen der Gesellschaft<br />
zu verwerten! Ich habe deshalb eigenmächtig<br />
und weil auf anderem Wege eine Aufhebung<br />
des Vertrages nicht zu erzielen war, die<br />
Pläne wieder an mich gebracht, und bin<br />
schliesslich mit der World-Company in Fühlung<br />
getreten.<br />
Aber sagen Sie mir, Etienne, wie der Weltrekord<br />
mit dem grandiosen Ergebnis von 333<br />
Kilometern zustande gekommen ist. Wer ist<br />
der Colonel Miller, der als Fahrer des Rekordwagens<br />
genannt wurde, unter so eigenartigen<br />
Umständen aufgetaucht und unter ebensolchen<br />
wieder verschwunden ist?»<br />
Anatole Etienne war vor innerer Erregung<br />
wieder aufgestanden und ging nervös auf und<br />
ab. Lange zögerte er mit der Antwort, und<br />
plötzlich schrie es förmlich aus ihm heraus:<br />
«Ich, ich war der Fahrer, ich Etienne, den<br />
man betrogen hat, dem man alle möglichen<br />
Versprechungen gemacht hat, um sie hinterher<br />
nicht zu halten. Daran hat man auch<br />
wohl nie gedacht; William Henderson ist ein<br />
Schuft, ein ganz grosser Schuft!»<br />
Dieser Gefühlsausbruch schien echt zu sein,<br />
das sagte sich auch Bob Sagreve, der jetzt<br />
so etwas wie Mitleid mit dem Rivalen empfand.<br />
Schliesslich musste er bei seinem<br />
starken sportlichen Empfinden die hervorragende<br />
Leistung, die Etienne bei dem gelungenen<br />
Rekord gezeigt hatte, anerkennen. Und<br />
so strekte er dem früheren Gegner die Hand<br />
hin, in die Anatole Etienne mit einem befreienden<br />
Aufatmen einschlug.<br />
«Gehen wir zusammen, Etienne, gehen wir<br />
zusammen gegen die Hendersons und entreissen<br />
wir ihnen den Rekord, den sie unberechtigt<br />
an ihren Namen geknüpft haben!»<br />
«Topp, es gilt, Bob Sagreve, ich stehe zu<br />
Ihnen!»<br />
Und in dem erwachenden Morgen stand in<br />
einer gegenüberliegenden Toreinfahrt Jonathan<br />
Stups, stand dort, nachdem er Anatole<br />
Etienne getreulich bis zu seinem Zusammentreffen<br />
mit Bob Sagreve verfolgt hatte. Mit<br />
grösster Unruhe hatte der erfahrene Kriminalist<br />
dieses mehr als eigenartige Zusammentreffen<br />
beobachtet und schliesslich auch gesehen,<br />
dass sich der Franzose in das Haus<br />
Sagreves begab.<br />
Endlich kam Etienne heraus. Auf seinem<br />
Gesicht war unverkennbar der Ausdruck<br />
grösster Befriedigung zu lesen.<br />
Jonathan Stups fühlte instinktiv, dass sich<br />
hier eine neue Teufelei vorbereitete. Und er<br />
gab sich das Versprechen, die Augen offen<br />
zu halten und ein ähnliches Unheil wie das<br />
erste zu verhindern.<br />
(Fortsetzung folgt.).
N° 8 — <strong>1929</strong> AUTOMOBIL-REVUt<br />
und Uri sind einzig noch zwei Formalitäten Auch Segrave rüstet sich! Am 22. Januar war<br />
der neue Rennwagen von Kapitän Segrave zum<br />
zu erfüllen. Qlarus hat den Landsgemeindebeschluss,<br />
Tessin den Grossratsbeschluss abdener<br />
Pfeil >. Ein grosser Andrang zeigte sich<br />
ersten Malo ausgestellt. Der Wagen heisst «Golzuwarten.<br />
Der Kanton Tessin stellt die Beseitigung<br />
der für ihn einzig in Betracht -falpräsident<br />
Baldwin bewunderte das Rennungetüm,<br />
schon zu Beginn der Ausstellung. Auch Ministerlenden<br />
Taxe für die Gotthard- und Lukmanierstrasse<br />
auf Beginn der kommenden Fahr-<br />
im März in Daytona Beach in Florida stattfinden.<br />
mit dem Segrave den Rekord auf 240 Stundenmcilon<br />
hinaufzutreiben erhofft. Der Versuch soll bereits<br />
saison in Aussicht. Für den Kanton Olarus<br />
lt.<br />
fällt einzig die Klausenstrasse in Betracht.<br />
Da jedoch mit der Oeffnung dieser Strasse T. C. S.<br />
erst auf Mitte Mai zu rechnen ist, dürfte der<br />
noch ausstehende Beschluss der Aufhebung<br />
AUTO-SEKTION ST. GALLEN-APPENZELL<br />
von Seiten der Landsgemeinde praktisch<br />
keine Unannehmlichkeiten nach sich ziehen.<br />
Dies um so mehr, als die Regierung der Ansicht<br />
ist, dass bei früherer Oeffnung der<br />
Klausenstrasse die Strassentaxe unter Vorbehalt<br />
der nachträglichen Genehmigung<br />
durch die Landsgememde nicht mehr zu erheben<br />
sei. Auch der Kanton Bern hat dem lich eingeladen. Eine flotte Tanzmusik nebst humorgehören,<br />
auf diesem Wege ebenfalls kameradschaft-<br />
Bundesrat zu wissen getan, dass auch er die vollen und interessanten Einlagen werden den<br />
Taxen für die Grimselstrasse mit Beginn der Abend zu einem genussreichen gestalten.<br />
Reservieren Sie den 2. Februar für den T. C. S.-<br />
Fahrsaison fallen lassen werde. Ebenso hat Abend. K.<br />
sich der Kanton Wallis von seiner ersten<br />
Idee, die Aufhebung seiner Autostrassentaxen<br />
mit der temporären Auszahlung seines Anteils<br />
zu verquicken, fallen gelassen und sich<br />
dem Bundesbeschluss vom 21. September<br />
1928 gefügt, so dass auch die Walliser Taxen<br />
als aufgehoben erklärt werden können.<br />
Demnach steht denn auf der ganzen Linie<br />
der Auszahlung von Seite des Bundes nichts<br />
mehr im Wege.<br />
-t.<br />
s •» o<br />
I C H E S<br />
Die Sternfahrer von Monte Carlo am Ziel<br />
Vergangenen Mittwoch, morgens 10 Uhr, traf<br />
der erste Sternfahrer unter lautem Beifall in<br />
Monte Carlo ein. Gegen Mittag häuften sich<br />
die ankommenden Wagen. Zwanzig Sekunden<br />
vor drei Uhr traf in dichtem Nebel der<br />
24. Wagen ein, der noch in die Wertung kam.<br />
Eine Anzahl Fahrer vermochte das Ziel nicht<br />
in der vorgeschriebenen Zeit zu erreichen.<br />
Nachstehend geben wir die Liste und die<br />
Nummern der Fahrer, die klassiert wurden:<br />
10. Otün (Delage), Lyon. 57. Visser (Lancia),<br />
Holsingborg. 53. Meilheura (ßallot), Berlin. 42.<br />
Laurent Louis (Voisin), Charleville. 51. Van Tuyll<br />
(Lancia), Amsterdam. 81. Smit (Ford), Amsterdam.<br />
222. Cezcna (Sunbeam), John 0. Groats. 3. Pommier<br />
(Talbot), Berlin. 4L Szmick (Weiss Manfred),<br />
Bukarest. 43. Van Rijck (Graham Paige), Stockholm.<br />
22. Cezens (Sunbeam). John O'Groata. 75.<br />
Mme Schell (Talbot), Berlin. 14. Baronin Van Lawick<br />
(Horch), Amsterdam. 17. Dickson (Steyi),<br />
John O'Groats. 5. Pass (Sunbeam), John O'Groats.<br />
40. Morillon (Peugeot), Gibraltar. 9. Prinz Schaumburg-Lippe<br />
(Horch), Wien. 28. H. V. N. Vredenburch<br />
(Chrysler), Neapel. 27. Samuelson (M.G.),<br />
John O'Groats. 66. Baron Vay (Buick), Helsingborg.<br />
93. Baron Vay (Buick), Helsingborg. 93. A.<br />
Berlesco (Citroen), Bukarest. 72. Blin d'Orimont<br />
(Lancia), Berlin. 7. F. C. Magnier (Voisin), Bou-<br />
Iogne. 38. Petit (Licorne), Warschau.<br />
Ein lebhaftes Treiben und eifriges Diskutieren<br />
bei der Ankunft zeugte von den ausserordentlichen<br />
Schwierigkeiten, die von den<br />
Sternfahrern unterwegs zu bestehen waren.<br />
Das Bergrennen am Mont des Muhles (drei<br />
Kilometer mit stehendem Start) schloss am<br />
Samstag das internationale Meeting in Monte<br />
Carlo ab. Die Sternfahrer führten am Freitag<br />
ihre Wagen in einem Schönheitswettbewerb<br />
vor, der eine prächtige Augenweide war. Als<br />
Preisträger figurierte in der Klasse der geschlossenen<br />
Wagen Ottin (erster Preis),<br />
während Van Vredenburgh in der Klasse der<br />
offenen Wagen den ersten Platz belegte.<br />
Das Bergrennen am Mont des Muhles gestaltete<br />
sich zu einer interessanten Konkurrenz,<br />
an der auch Fahrer, die in der Sternfahrt<br />
nicht mehr zur Beurteilung zugelassen<br />
.wurden, teilnehmen konnten. Wir notieren<br />
die nachstehenden Ergebnisse:<br />
Offizielle Konkurrenz, Kategorie 750—1100 cem:<br />
1. Henri Petit (La Licorne), 5 :05,6 (Stundenmittel-<br />
35,240 km). Kategorie 1500—2000 cem: 1. Meilhaurat<br />
(Bailot), 4:26,8 (40,479 km); 2. Frau Schell<br />
(Talbot), 4:43,2. Kategorie 2000—S000 cem: 1.<br />
Visser (Lancia). 3 : 47,6, beste Tageszeit (47,451 km).<br />
Kategorio 5000—8000 cem: 1. Van Vredenburgh<br />
(Chrysler), 4:11,4 (42,959 km).<br />
Inoffizielle Konkurrenz, Kategorie 500—750 cem:<br />
1. Macher (D.K.W.). Kategorie 750—1100 cem: 1.<br />
Healey (Triumph). Kategorie 1100—1500 cem: 1.<br />
Capriel (Renault). Kategorie 2000—3000 cem: 1.<br />
Frau Lotte Bahr (Steyr). Kategorie 3000—5000 cem:<br />
1. Butculesco (Buick).<br />
Das offizielle Generalklassement der 24<br />
Fahrer, die innert reglementarischer Frist<br />
in Monte Carlo eintrafen, ist folgendes:<br />
1- Dr. Sprenger Van Eijek (Graham Paige), Start<br />
in Stockholm, Stundenmittel 39,887 km. 308 Punkte<br />
2963 km in 74 Std. 17 Min. 2. Ingenieur Szmick<br />
(Weiss Manfred). Start in Bukarest, Stundenmittel<br />
40,696 km, 304 Punkte, 2939 km in 72 Std. 13 Min<br />
3. Visser (Lancia), Start in Hälsingborg, Stundenmittel<br />
40,568 km, 302 Punkte, 2355 km in 58 Std<br />
03 Min. ]t "<br />
Grosser Preis von Amerika. Die Vereinigten<br />
Staaten von Amerika gedenken den alljährlichen<br />
Grossen Preis von Indianapolis, das klassische<br />
amerikanische Rennen, als Grossen Preis von Amerika<br />
zu organisieren. Das bestehende Reglement<br />
des Rennens wird in einigen Punkten abgeändert,<br />
ohno jedoch — was sonderbar anmutet — ganz die<br />
Bestimmungen das internationalen Automobil-Clubs<br />
zu berücksichtigen.<br />
lt.<br />
Der Wclirekordversuch von Campbell soll in<br />
der Nähe der Oase Verneuk Pan. mitten in der<br />
südafrikanischen Wüste, stattfinden. Die Besucher<br />
sollen durch Extrazügo an die nächste Eisenbahnstation<br />
geführt werden. Für dio letzten 145 Kilometer,<br />
d. h. die Entfernung der Oase von dor<br />
Eisenbahnstation, wird eine Autobuslinie geschaffen.<br />
H.<br />
DER T. C. S. Die Ortsgruppe Wil und Umgebung<br />
wird den diesjährigen Touring-Glub-Abend mit<br />
Maskenball, am 2. Februar, im flott dekorierten<br />
Saale des Hotel Schwanen in Wil durchführen.<br />
Alle Mitglieder der Ortsgruppe werden schriftlich<br />
zu diesem Anlasse eingeladen, dagegen sind<br />
T. C. S.-Mitglieder, welche unserer Gruppe nicht an-<br />
AUTOMOBIL-SEKTION GLARUS DES T.C.S.<br />
Der Vorstand hat in seiner letzten Sitzung die diesjährige<br />
Generalversammlung auf kommenden Sonntag,<br />
den 3. Februar <strong>1929</strong>, auf 14 Uhr, im Clublokal,<br />
Hotel Schweizerhof in Glarus, festgesetzt.<br />
Unsere Sektion hat sich im verflossenen Jahr<br />
erfreulich entwickelt und zählt schon bereits 120<br />
Mitglieder. Alle Veranstaltungen, speziell die<br />
schöne Engadinerfahrt, dann unser Unterhaltungsabend<br />
und nicht zuletzt dio schöne Wohltätigkeitsfahrt<br />
mit den Krankenschwestern des Kantonsspitals,<br />
hat die Teilnehmenden aufs beste befriedigt.<br />
Hoffen wir, dass auch im kommenden Jahr sich<br />
unser Club zu unserer und anderer Freude weiter<br />
entwickeln möge. Darum auf zur Generalversammlung<br />
! Eine reiche Traktandenliste harrt ihrer Erledigung.<br />
Auf Wiedersehen am 3. Februar im Clublokal.<br />
A. S.<br />
Traktanden:<br />
1. Verlesen des Protokolls der letzten Hauptversammlung<br />
vom 12. Februar 1928.<br />
2. Jahresbericht des Präsidenten.<br />
3. Abnahme der Jahresreehnung 1928. Bericht der<br />
Rechnungsrevisoren.<br />
4. Bestimmung des Sektionsbeitrages pro 1930.<br />
Antrag des Vorstandes, den Sektionsbeitrag von<br />
Fr. 8.— wie bisher zu erheben.<br />
5. Wahl des Vorstandes und 2 Rechnungsrevisoren.<br />
6. Behandlung der Anträge des Vorstandes:<br />
a) Erneuerung des Kollektivabonnements mit<br />
der t Auto-Revue » pro <strong>1929</strong> zu Fr. 7.— und<br />
Abgabe der <strong>Zeitung</strong> an die Mitglieder wie<br />
bis anhin zu Fr. 5.— pro Jahr.<br />
b) Finanzielle Unterstützung des neugeschaffenen<br />
Verkehrsbureaus Glarnerland und Warllensee.<br />
Die Höhe des Beitrages wird von der<br />
Versammlung bestimmt.<br />
7. Arbeltsprogramm pro <strong>1929</strong>. Antrag des Vorstandes:<br />
a) Eine Frühjahrs-Tagestonr.<br />
b) Eine Zweitagestour im Somtzwr.<br />
c) Wintervortrag.<br />
TOUJOURS PLUS PARFAIT<br />
TOUJOURS PLUS BEAUÜ<br />
Seul Chrysler pouvait battre Chrysler<br />
dans le domaine de l'e*le*gance et du<br />
gdnie mdcanique —<br />
La mode nouvelle<br />
d) Clubabend.<br />
e) Eventuelle Wohltätigkeitsfahrt <strong>1929</strong>.<br />
8. Verschiedenes:<br />
a) Vortrag von Herrn Sekretär Vogel, von der<br />
Motorfahrzeugkontrolle, aus seiner Arbeit.<br />
Die Entwicklung der Motorfahrzeuge im<br />
Kanton Glarus in den letzten 20 Jahren, mit<br />
den sehr interessanten gesetzlichen Erlassen<br />
und Vorschriften während dieser Zeitperiode.<br />
b) Lichtbilder aus den Touren von 1928.<br />
Im Anschluss an die Versammlung, gemütliches<br />
Beisammensein der Clubmitglieder. Für Unterhaltung<br />
ist gesorgt.<br />
Wir geben der angenehmen Hoffnung Ausdruck,<br />
unseto Mitglieder an dieser Hauptversammlung<br />
recht vollzählig begrüssen zu können.<br />
Der Vorstrad.<br />
AUTOMOBIL-SEKTION AARGAU DES T.C.S.<br />
Unsern verehrten Clubmitgliedern diene hiermit<br />
zur gefl. Kenntnisnahme, dass die diesjährige<br />
Generalversammlung Samstag, den 2. März <strong>1929</strong>,<br />
20 Uhr, im Clublokal, Hotel Löwen in Aarau, stattfinden<br />
wird. Wir möchten Sie heute schon ertuchen,<br />
diesen Abend für den T. C. S. zu reservieren.<br />
Gleichzeitig können wir Ihnen mitteilen, dass<br />
der Vorstand beschlossen hat, um den Wünschen<br />
zahlreicher Clubmitglieder nachzukammen, Samstag,<br />
den 9. Februar <strong>1929</strong> einen Maskenball durchzuführen.<br />
Der Ort dieser Veranstaltung, wozu wir<br />
unsere werten Mitglieder mit ihren Angehörigen<br />
und Freunden heute schon herzlich einladen, wird<br />
Ihnen noch bekannt gegeben. Wir hoffen, dass auch<br />
Sie am guten Gelingen dieses ersten Maskenballes<br />
durch Ihr Erscheinen mit Ihren Angehörigen in<br />
humorvoller Stimmung mithelfen werden.<br />
Der Vorstand.<br />
Internationaler Automobilsalon<br />
in Genf.<br />
(Mitg.) Da der Orgamsationsausschuss des<br />
Internationalen Automobilsalons zu Genf Anmeldungen<br />
in an Zahl und Bedeutung weit das<br />
Mass der Vorjahre übersteigendem Grade erhalten<br />
hat, sah er sich veranlasst, seine Ausstellung in<br />
zwei Serien zu teilen: die erste bleibt auf die Zeit<br />
vom 15. bis 24. März <strong>1929</strong> festgesetzt und enthält<br />
nur Automobile, Autokarosserien und sämtliche<br />
Autobestandteile, Ersatzstücke, Brennstoffe, Oele,<br />
Autoreifen usw.<br />
Die zweite Serie, welche für die Frist vom 27.<br />
April bis 5. Mai angesetzt ist, um jedo Gleichzeitigkeit<br />
mit der Basler Mustermesse zu vermeiden,<br />
wird die Schwergewichte gruppieren: Lastwagen,<br />
Autocars, Industriewagen und dio Karosserien dieser<br />
Serie, Velos, Motorräder, Motoren, Maschinen<br />
und deren Werkzeuge, verschiedene Bedarfsartikel,<br />
Sportausrüstungen usw.<br />
Wir erinnern an die Serienteilung, welche die<br />
Salons von Paris und London bereits seit langem<br />
Vorgenommen haben und die auch Brüssel im<br />
Jahre 1928 eingeführt hat<br />
Endlich wird die internationale Ausstellung von<br />
Sport- und Verkehrs-Flugzeugen, welche nöchst<br />
sehenswert «ein wird, an die zweite Serie angeschlossen.<br />
si plaisante<br />
lancee pour <strong>1929</strong> par<br />
n'est pas un hasard de la creation,<br />
eile est bas&e sur les regles<br />
de i'art classique ancien<br />
TYPES - 55 - 65 - 75 - 80<br />
Agents Regionaux:<br />
de 7 700 fr. a 40000 fr.<br />
Catalogues franco<br />
W. Zweigart, Lausanne; J.Roth, Yverdon; Locatelli et fils, Le<br />
Pont; Garage Moderne, Territet; H. Vulliens, Vevey; ViscarJi et Ci2,<br />
Bex; H. Robert, Neuchätel; A. Kirchhofer, Bienne; Jss, Porrentruy<br />
AGENCE GENERALE:<br />
Eisenbahn und Motorlastwagen J<br />
II. Kapitel.<br />
Automobil, Handelsbilanz u. Volkswirtschaft.<br />
Ein weiteres Argument, das von den Bahnen<br />
immer wieder angeführt wird, lautet dahin,<br />
dass der Bezug ausländischer Automobile<br />
und ausländischen Betriebsstoffes unsere<br />
Handelsbilanz verschlechtern.<br />
Gegen diese Behauptung ist folgendes in<br />
Erwägung zu ziehen: Die Schweiz ist an und<br />
für sich ein rohstoffarmes Land. Sozusagen<br />
unsere gesamte Industrie ist auj, die Einfuhr<br />
der nötigen Rohprodukte angewiesen und sogar<br />
unsere Bahnen müssen für den Bau und<br />
für den Betrieb ihrer Unternehmungen diese<br />
Rohprodukte aus dem Ausland beziehen. Wir<br />
haben nur eine einheimische Triebkraft: Die<br />
Elektrizität. Diese wird nun in immer grösserem<br />
Masse produziert, wobei es auffallend<br />
ist, dass der billigere Strom ins Ausland wandert,<br />
während wir mit dem teurem vorlieb<br />
zu nehmen haben. Aber nicht nur Rohprodukte,<br />
sondern auch Halbfertigprodukte<br />
in.<br />
Staatseinnahme geworden sind, die der eidgenössische<br />
Fiskus heute gar nicht mehr entbehren<br />
könnte, wogegen Kohle und andere<br />
bei den Bahnen verwendete eingeführte Produkte<br />
dieser Zollbelastung nicht unterliegen.<br />
Im übrigen handelt es sich für uns in der<br />
Hauptsache wohl nicht darum, über das<br />
« Was » und « Wie viel» eingeführter Produkte<br />
zu streiten. Hauptsache für uns ist,<br />
dass wir mit diesen Produkten wirtschaften<br />
und leben können, und dass unsere Einfuhr<br />
dazu angetan ist, unser Gewerbe, unsern<br />
Handel und unsere Industrie neu zu beleben<br />
und lebenskräftig zu erhalten.<br />
Von diesem Gesichtspunkte aus betrachtet<br />
darf füglich und mit aller Prägnanz die Behauptung<br />
aufgestellt werden, dass unsere<br />
Volkswirtschaft ohne Automobil überhaupt<br />
nicht mehr auskommen könnte und dass sich<br />
deshalb die durch den Bezug von Automobilen<br />
und von Benzin dem Ausland abgelieferten<br />
Summen ohne weiteres rechtfertigen las-<br />
werden in grosser Menge aus dem Aus-senland bezogen. Das gilt sowohl für die Bah-<br />
wie sich der Verband der Transportgesell-<br />
Es ist uns heute noch unverständlich,<br />
nen als für die Automobile. Schienen, Schwellen,<br />
Rohmaterial für die Lokomotiven, Wadirektoren-Konferenz<br />
zur Behauptung verschaften<br />
in seiner Eingabe an die Polizeigen,<br />
Leitungen, die Kohle, alles dies stammt steigen konnte, dass das Automobil in allen<br />
aus dem Ausland.<br />
seinen Arten für uns und unser Wirtschaftsleben<br />
überflüssig sei. Diese Behauptung<br />
Mit unendlicher Energie arbeitet unsere steht übrigens im grellsten Gegensatz zur<br />
Automobilindustrie daran, den Automobilaussenhandel<br />
zu unseren Gunsten zu verbessern. kennt, dass ohne das Motorfahrzeug auch die<br />
Ansicht der Postverwaltung, die offen aner-<br />
Beliefen sich beispielsweise die Einfuhrziffern primitivsten Verkehrsbedürfnisse nicht mehr<br />
im Jahre 1927 noch auf rund 79 Millionen befriedigt werden könnten.<br />
Franken, so sanken sie im Jahre 1928 auf 75,9<br />
Millionen Franken herunter, was eine Einfuhrabnahme<br />
von 3,8 Millionen Franken aus-<br />
Es ist wohl überflüssig, an dieser Stelle<br />
noch weiter den Beweis erbringen zu wollen,<br />
macht. Im Gegensatz dazu gelang es unserer<br />
Industrie, die Ausfuhr um 13,5 Millionen<br />
zu erhöhen und den Wert von 5,2 Millionen<br />
Franken im Jahre 1927 auf 18,7 Millionen zu<br />
steigern. Die Verbesserung der Bilanz im<br />
Jahre 1928 belief sich deshalb auf 17,3 Millionen<br />
Franken, eine Zahl, die gewiss gewertet<br />
sein will. Man darf im übrigen wohl als<br />
sicher annehmen, dass die für die Bahnen<br />
eingeführten Produkte eine wesentlich höhere<br />
Summe ausmachen, als die Einfuhrprodukte<br />
der Automobilwirtschaft. Der wesentliche<br />
Unterschied wird wohl nur darin bestehen,<br />
dass die Automobile und der Betriebsstoff<br />
einer sehr hohen Zollbelastung unterworfen<br />
und damit die Ursache einer beträchtlichen<br />
•) biehe Auto-Revue No. 5 und 6.<br />
dass Handel und Industrie das Automobil<br />
nicht mehr entbehren können. Dagegen<br />
möchten wir betonen, dass auch für das Gewerbe<br />
und die Landwirtschaft je länger je<br />
mehr das Motorfahrzeug zum unentbehrlichen<br />
Hilfsmittel werden wird. Sowohl für<br />
den Landwirt als auch für den Gewerbler<br />
hat das alte englische Sprichwort seine Berechtigung:<br />
«Time is money». Der Gewerb!er<br />
im schweren Konkurrenzkampf mit den<br />
Warenhäusern, mit der Grossschlächterei<br />
oder Grossmetzgerei oder mit irgend einem<br />
Grosslieferanten, ist direkt auf das Motorfahrzeug<br />
angewiesen. Nicht nur die vielerwähnte<br />
Rationalisierung des Betriebes, sondern<br />
die schnelle und gute Bedienung der<br />
Klientschaft, die rasche Erledigung der Aufträge<br />
und die Sicherung eines grössern<br />
AUTOMOKn-REVUE <strong>1929</strong> — N n 8<br />
Aktionsradius, wofür ihm das Motorfahrzug<br />
ausgezeichnete Dienste leistet, kann ihn konkurrenzfähig<br />
erhalten.<br />
Das gleiche gilt für unsere Landwirtschaft.<br />
Hilfsmassnahmen bleiben Hilfsmassnahmen<br />
und sind vorübergehender Natur. Ein angemessener<br />
Zollschutz und vorübergehendes<br />
Schliessen der Grenzen werden dem Bauern<br />
eine Plattform erspriesslicher Arbeit geben<br />
können. Daneben aber kommt das von den<br />
Bauern immer und immer wieder betonte<br />
«aus eigener Kraft». Diese eigene Kraft liegt<br />
unter anderm in der bessern Organisation<br />
des Absatzes und in der Wiedereroberung<br />
des inländischen Marktes. Dazu kann auch<br />
der Bauer das Automobil nicht mehr entbehren.<br />
So wie die landwirtschaftlichen Genossenschaften<br />
beispielsweise dazu gekommen<br />
sind, eigene Zuchtstiere zu halten, so<br />
liegt es in ihrem vitalsten Interesse, mit<br />
eigenen Automobilen ihre Produkte so rasch<br />
als möglich frisch und in gefälliger Form<br />
auf den Markt zu bringen. Es führte im Rahmen<br />
dieser Arbeit zu weit, näher auf das<br />
Problem «Automobil und Landwirtschaft»<br />
einzugehen. Für jeden weitsichtigen Volkswirtschafter<br />
steht wohl fest, dass ohne Automobil<br />
als Hilfsmittel der Aufstieg der Landwirtschaft<br />
nur schwer wird erfolgen können.<br />
Referendum zur Va'lziehungsverordnung<br />
zum Automobilkonkordat Im Kanton Schvvyz.<br />
Das Aktionskomitee zum Referendum hatte<br />
auf Sonntag, den 20 Januar <strong>1929</strong> nach Einsiedeln<br />
eine öffentliche Versammlung einberufen,<br />
um dort über die erfolgten Schritte bei<br />
der Regierung auf Abänderung derVerordtiung<br />
und die erzielten Resultate Aufschluss zu erteilen.<br />
Diese Versamm'ng hat dann nach<br />
langer Diskussion die Schritte des Komitees<br />
und der Verbandsvorstände gutgeheissen<br />
und einstimmig bei einigen Enthaltungen beschlossen,<br />
gestützt auf die erhaltenen Zusicherungen<br />
die Vorlage nicht weiter zu bekämpfen.<br />
Die Regierung hat schriftlich erklärt,<br />
im nächsten Kantonsrate die Abänderung<br />
der neuen Verordnung in folgenden<br />
Punkten mit Nachdruck zu beantragen:<br />
1. Hohlvoügummibereifung wird der Pneubereifung<br />
gleichgestellt.<br />
2. Der G&bührenzuschlag von 20 Prozent<br />
bei Vollgummibereifung wird gestrichen. Dafür<br />
wird eine Bestimmung aufgenommen,<br />
dass Hartvollgummibereifung nur noch bis<br />
zum 31. Dezember 1932 gestattet ist.<br />
3. Die Taxe für Anhänge- und Seitenwagen<br />
bei Motorrädern wird von Fr. 40.— auf<br />
Fr. 20.— reduziert, wobei der Soziussitz<br />
mitbezahlt ist.<br />
4. Die Gebühren für Anhängewagen an<br />
Traktoren werden von Fr. 100.— für den<br />
zweiten Einachser auf Fr. 75.— und von 200<br />
Franken für den zweiten Zweiachser auf 150<br />
Franken reduziert.<br />
5. Anhängewagen an Personenautos, die in<br />
der Vorlage gänzlich verboten waren, sind<br />
nur für Personentransport verboten.<br />
6. Wettfahrten ' können vom Regierungsrate<br />
gegen eine Gebühr bis zu Fr. 500.— gestattet<br />
werden. Damit soll auch den Radfahrern,<br />
entgegen der bisherigen Praxis, geholfen<br />
werden.<br />
7. Das zulässige Gewicht des Lasteazuges<br />
wird von 12 Tonnen auf 15 Tonnen<br />
erhöht.<br />
8. Die maximale Breite des Motorfahrzeuges<br />
mit Last wird von 2,2 m auf 23 m<br />
erweitert.<br />
Da auch die Fraktionsvorstände des Kantonsrates<br />
zugesichert haben, im nächsten<br />
Kantonsrat für diese mit der Regierung vereinbarten<br />
Abänderunigen einzutreten, darf erwartet<br />
werden, dass diese Abänderungen im<br />
Kantonsrate angenommen werden.<br />
Dank dem Verständigungswillen der Regierung<br />
und den Initianten der Referendumsbewegung<br />
wird also im Kanton Schwyz nun<br />
kein Kampf stattfinden. Es ist das namentlich<br />
auch deswegen zu begrüssen, weil damit<br />
nun auch der Boden geebnet ist für den<br />
in Aussicht gestellten Strassenausbau.<br />
Die Hoffnung, dass es in dieser Hinsicht<br />
nun auch vorwärts gehe, ist umsomehr berechtigt,<br />
als von massgebender Seite mitgeteilt<br />
worden ist, dass die konservative Partei,<br />
entgegen der ursprünglichen Pressemeldung,<br />
auch für einen Ausbau im Rahmen der<br />
Mittel (Autogebühren und Benzinzoll) eintrete.<br />
H.<br />
Neue Verkehrsverordnung iür Winterthur.<br />
Vor wenigen Tagen ist nun auch in Winterthur<br />
die vom Grossen Gemeinderat besch'ossene<br />
revidierte Verkehrsordnung in Kraft getreten.<br />
Sie stützt sich bezüglich der Verkehrszeichen<br />
und -tafeln auf die vom Schweizerischen<br />
Städteverband aufgestellten Normalien.<br />
Damit wären wir der Vereinheitlichung<br />
der Verkehrszeichen in der Schweiz<br />
wiederum einen Schritt näher gerückt. Durch<br />
die Neuordnung werden einzelne besonders<br />
schmale oder steile Gässchen in Winterthur<br />
für den Motorfahrzeugverkehr gesperrt und<br />
gleichzeitig einzelne Strassenzöge als Einbahnstrassen<br />
erklärt z.<br />
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N» 8 — <strong>1929</strong> ÄUTOMOBTL-REVUE<br />
x.c<br />
Die Generalversammlung der Sektion Basel<br />
des A. C. S.<br />
• Die 30. Generalversammlung der Sektion Basel,<br />
Bio am letzten Samstag in Liestal abgehalten wurde,<br />
iwar von zirka 150 Mitgliedern besucht und bot<br />
durch ihren Verlauf die Gewähr, dass sich die Ent-<br />
•mcilung der Sektion auch künftig in sichern Bahnen<br />
bewegen wird. Präsident Imhoff erstattete den<br />
Jahresbericht, wonach dio Sektion in Jahresfrist<br />
von 777 auf 801 Mitglieder angewachsen ist (1920:<br />
259 Mitglieder). lin Anschluss daran referierte Dr.<br />
Grüningen über das Vorgehen der Sektion Basel in<br />
der Versicherungsangelegenheit, dio seit einigen<br />
Wochen dio Gomüter der Basler Automobilisten so<br />
etark erregte, und stellte fest, dass die ersten<br />
Schritte zur Lösung des Konflikts von der Sektion<br />
Basel des A. G. S. ausgegangen sind.<br />
Einen grossen Teil der Verhandlungen nahm daa<br />
Traktandum «Schaffung einea eigenen Sekretariats><br />
in Anspruch. Die Anträge des Vorstandes wurden<br />
genehmigt, und vom 1. April <strong>1929</strong> an wird sich das<br />
eigene Sekretariat auf dein Zentralbahnplatz 13 befinden,<br />
gleichzeitig auch die Triptykausgabestelle.<br />
Ein entsprechender Betrag ist im Budget für <strong>1929</strong><br />
vorgesehen. Dass sich die Sektion zu dieser Massnahmo<br />
entschloss. rechtfertigt schon der Umstand,<br />
dass die Sektion Basel im Jahre 1928 allein 2200<br />
Triptyks ausgestellt hat.<br />
Bei don Wahlen wurde die gesamte Kommission,<br />
mit Präsident Imhoff an der Spitze, diskussionslos in<br />
offener Abstimmung bestätigt. Ausserhalb des Budgets<br />
•wurde der Vorstand ermächtigt, an die Kosten für die<br />
Kampagne zu Gunsten der Verkehrsinitiative einen<br />
Beitrag in der Höho von 1000—2000 Franken zu<br />
bewilligen, in der Meinung, dass auch dio übrigen<br />
Sektionen durch ähnliche Verfügungen sich für den<br />
Erfolg der Initiative einsetzen werden.<br />
Im Jahresprogramm <strong>1929</strong> wurden folgende Veranstaltungen<br />
vorgesehen: fünftägige Tourenfahrt<br />
Rboin-Mosel-Eifel (Nürburgring), BaUonverfolgungsjagd,<br />
Autavia, Zuverlässigkeitsfahrt für Sektionsmitglieder,<br />
Familienabend, zwei Vortragsabende,<br />
Clubball im November, St. Nikolausessen mit Lichtbildervortrag.<br />
Ein gediegener, gemütlicher Teil folgte den Verhandlungen.<br />
Nach ernsten und weittragenden Traktanden<br />
ist es stets schwierig, die eifrigsinnenden<br />
Gedanken abzulenken und eine gemüUichbeschwingte<br />
Stimmung auszulösen. Mit einem aparten Programm<br />
haben sich die Leiter des Geseihgen durchgesetzt.<br />
Herr Jakob Meyer aus Liestal, der diesen<br />
Abend als Chef des Geselligen betreute, sicherte sich<br />
dio Mitwirkung der Liestaler und hatte Glück damit.<br />
Ohne die einzelnen Produktionen nach ihren<br />
Werten zu vergleichen, muss gesagt sein, dass die<br />
Lautenkünstlerin Agnes Delsarto durch eine Fülle<br />
dezenter und schmissiger Li«der die Aufmerksamkeit<br />
souverän fesselte. Mit einer prächtigen Modulationsfähigkeit<br />
der Stimme, einer lebhaften und ausdrucksvollen<br />
Vortragsweise ihrer Lautenkunst gewann<br />
sie im Nu Blick und Ohr aller. Als zufälliger<br />
Partner im Liedersingen, dem man erfreut volle<br />
Bewunderung aussprechen darf, gesellte sich Herr<br />
Carl Affolter, der über ein Repertoire und eine<br />
Stimme 'verfügt, dio sonst nur Künstler von Beruf<br />
ihr eigen nennen können.<br />
Ein «Krambolägschli», von Moritz Ruckhäberle,<br />
Episoden beim Verkehrspolizist. Ein Lautsprecher<br />
vor einer spanischen Wand, dahinter der Verfasser<br />
mit seiner Frau und einem Mitspieler, die zusammen<br />
sechs Rollen spielten. Ein dramatisches Stück,<br />
das keine szenischen Sorgen bereitete und keinen<br />
Aufwand an Kräften erforderte und doch die Unterhaltung<br />
in seiner Art bereichert hat.<br />
Von den Produktionen der Liestalox nennen wir<br />
zuerst den Walzer und die Tanzhumoreske. von<br />
zwei jungen Damen vorgeführt. Die rhythmische<br />
Darstellungskunst der beiden Damen zeugte von<br />
einem sichern Können. Der herzliche Beifall war<br />
redlich verdient.<br />
Ganz originell, so wie es eben nur Basler mit<br />
ihrem ausgesprochenen Sinn für ein munteres Fastnaohtstreiben<br />
zustande bringen können, war der<br />
Reigen der zwölf Clowns. In Gruppen von je vier<br />
besonders gekleideten Clowns haben die zwölf Liestalex<br />
Turner in flotter Manier einen Reigen ausgeführt,<br />
der uns den männlichen Frohsinn und die<br />
bezwingende Lebhaftigkeit des Basier Fastnachtstreibens<br />
eindringlich vor Augen führte. Nach dieser<br />
Produktion lichteten sich die Reihen der getreuen<br />
Teilnehmer bald, um durch die winterliche Nacht<br />
der Stadt Basel zuzustreben Der Abend hat einen<br />
nachhaltigen Eindruck hinterlassen. La.<br />
A.C.S. SEKTION ZÜRICH. Die zahlreich eingegangenen<br />
Anmeldungen liessen wohl zum voraus<br />
sehen, dass dem Clubball der Sektion Zürich des<br />
A, C. S. vom 26. Januar <strong>1929</strong> ein sehr schöner Erfolg<br />
beschieden sein werde. Es waren wohl gegen<br />
450 Personen in den festlich geschmückten Räumen<br />
des Grand Hotel Dolder beisammen, als Herr J-<br />
Guallini, der Präsident des Vergnügungskomitees,<br />
den Willkomm des Vorstandes entbot und mit der<br />
Abwicklung des reichhaltigen Programms begann.<br />
Droben im grossen Saal standen drei Vehikel,<br />
lies Kleinautos, bereit, mit denen die Konkurrenten<br />
und Konkurrentinnen in forscher Fahrt eine kleine<br />
Geschicklichkeitsprüfung mit etlichen Schikanen<br />
und einem eingelegten Kilometer-Lancö zu absolvieren<br />
hatten. Die bekannten Zürcher Renngrössen<br />
hatten denn auch reichlich Gelegenheit, hier ihre<br />
besondern Fahreigenschaften brillieren zu lassen.<br />
Und wirklich holte sich denn auch Herr Schlotterbeck<br />
jun. den ersten Preis des stattlichen Gabentisches,<br />
derweilen sich Frau Schnyder als beste Damenfahrerin<br />
auswies.<br />
Derweilen hatte in der grossen Halle ein flotter<br />
Baubetrieb eingesetzt, wo das Orchester Ammonini<br />
aufspielte, während in der Bar das Orchester Cattaneo<br />
einen frohen Bar- und Tanzbetrieb entfaltete.<br />
Man amüsierte sich allerorts trefflich, beteiligte sich<br />
am eingefügten Ballontanz und belustigte sich aktiv<br />
oder passiv an der fidelen Konkurrenz «Das trokkene<br />
Amerika».<br />
Noch vor Mitternacht starteten verschiedene<br />
Künstler des Zürcher Stadttheaters in einer unter<br />
der Conference von Berti Tomming stehenden Bunten<br />
Bühne, wo die Damen Trude Hörn und Paula<br />
Brosig sowie Herr Melzer mit humoristischen Rezitationen<br />
und stimmungsvollen Liedervorträgen<br />
aufwarteten, derweilen die Damen Ingeborg und<br />
Carola, vom Ballett des Stadttheaters. zwei schöne<br />
Tanzdarbietungen vorführten.<br />
Köstliche Augenblicke bereitete das traditionelle<br />
mittelalterliche Turnierspiel, wo die mit Kissen bewaffneten<br />
Konkurrenten auf hohem Holzbock zum<br />
Ergötzen der Zuschauer um die ausgesetzten Preise •<br />
fochten.<br />
Die vorzügliche, belebto Stimmung, die den ganzen<br />
Abend beseelte, hatte zur Tolge. dass man erst<br />
sehr spät an ein Auseinandergehen dachte. Noch<br />
5 Uhr morgens harrte ein sehr stattliches Kontingent<br />
des über 150 Wagen zählenden Autoparkes<br />
schneebedeckt ihrer Insassen. Wenn der Clubball<br />
<strong>1929</strong> einen solch fröhlichen und allseits befriedigenden<br />
Verlauf genommen hat. so ist dies besonders<br />
dem unermüdlichen Maitre de plaisir, Herrn Guallini,<br />
und, last but not least, der vorzüglichen Aufnahme<br />
durch Herrn Direktor Krähenbühl vom<br />
Grand Hotel Dolder zu verdanken, der u. a. ein exquisites<br />
kaltes Büfett bereitgestellt hatte.<br />
Und nun Glückauf zum Clubball 1930: Man<br />
munkelt schon, dass der Vorstand beschlossen habe,<br />
diesen Aalasa nächstes Jahr als Maskenball in<br />
Form eines besonders amüsanten Sujets durchzuführen.<br />
Bis dahin stehen aber noch verschiedene<br />
andere Veranstaltungen vor der Tür. worunter als<br />
besonderes Ereignis die im Monat Mai <strong>1929</strong> stattfindende<br />
25. Jahresfeier, in Verbindung mit der<br />
Sommer-Delegiertenversammlung des A. C. S., zu erwähnen<br />
ist.<br />
D» ordentliche Generalversammlung <strong>1929</strong> des<br />
A. C.S. findet Donnerstag den 21 März <strong>1929</strong>, im<br />
Hotel St Gotthard in Zürich statt. Ausser den<br />
ordentlichen Traktanden, Jahresbericht, Jahresrechnung,<br />
Wahl des Vorstandes, der Rechnungsrevisoren<br />
und der Delegierten für die Delegiertenversammlungen<br />
des A. C. S., wird sich die Versammlung<br />
speziell auch mit der Revision der Sektionsstatuten,<br />
resp. der Anpassung derselben an die<br />
neuen Zentralstatuten. zu befassen haben. Wie gewohnt,<br />
wird sich an die Versammlung ein geselliger<br />
zweiter Teil anschliessen. s.<br />
A. C. S. SEKTION BERN. Auto in Stadt and<br />
Land der Sowjet-Union. Anlässlich der Mitglieder-<br />
Zusammenkunft, Montag, den 4. Febrnar, 20 Uhr,<br />
im Clubheim, wird Herr Hermann Schneider, Zürich,<br />
über seine Erlebnisse während einer letzten<br />
Herbst und Winter ausgeführten Reise in Sowjet-<br />
Russland einen Vortrag mit Lichtbildern halten.<br />
Der Vortragende, der ein guter Russland-Kenner<br />
ist und als Automobilist das Land bereist und<br />
Vor allem alles, was den Automobilismus betrifft,<br />
eingehend studiert hat, bietet Gewähr für interessante<br />
Ausführungen. Es ist ja ausserordentlich<br />
schwierig, heutzutage wirklich zuverlässige Nachrichten<br />
aus Sowjet-Russland zu bekommen und besonders,<br />
was den Automohilismus in der Sowjet-<br />
Union anbetrifft, sind die Vorstellungen, die wir<br />
darüber haben, unklar. Umso erfreulicher ist es.<br />
von so berufener Seite etwas Authentisches erfahren<br />
zu können. Es sei nur nebenbei verraten, dass<br />
der Referent einen grossen Teil Europas, Nordamerikas<br />
und des Kaukasus schon mit dem Automobil<br />
bereist hat.<br />
, Es wird mysteriös.<br />
« Aeh, bon soir, Herr M. Au no e chlv i dr<br />
Stadt ?»<br />
* Guete Abe, Herr Dr. Wie geits ?»<br />
c Gang, gäng — es muess. I ha grad no es paar<br />
B'sorgige. I verreise in-e-re Wuche. ><br />
«Dir sägid. Aber nid öppe nach Paris?><br />
« Aeh usgfechnet. I muess gleitig zum Schröder. »<br />
* Dr erlanbid. i ha de glich Gang.»<br />
«Aeh äh, dr weit doch nid öppe au noch Paris »?<br />
« paieb wou 1»<br />
«Hähähä — dl heits wic-n-ich l Dr weit is<br />
Casino nach Paris — hähähä 1»<br />
« Akurat a Maskeball 1 Im Vertraue: dr heit doch<br />
öppe nid «'gliche Kostüm ? I bi-n-a russische Landschaftsmaler,<br />
Futurist, Spezialist uf em Eifelturm!»<br />
« Hähähä — dr müesst kei Angst ha um Konkurrenz:<br />
i chume als Gipsbildhauer für Kühlerfigure!<br />
Ja frili — Auto hät's damals au scho ka I<br />
Dr wüsset doch, dass dr Adam mit e-mene Ford...»<br />
Der Maskenball der A. C. S. Sektion Bern findet<br />
in geschlossenem Kreise statt. Jedes Mitglied darf<br />
für sich persönlich eine Freikarte beziehen, sowie<br />
Angehörige und seine Freunde mitnehmen, die er<br />
auf seinen weiten Touren kennen und schätzen<br />
lernte. Gaste aus andern Sektionen, durch Mitglieder<br />
eingeladen, sind willkommen. Angehörige und<br />
Gästo von Mitgliedern haben das Recht, Karten zu<br />
Fr. 6.— im Vorverkauf zu beziehen. Der Vorverkauf<br />
der Karten findet vom 4. bis zum 8. Februar<br />
kn Touristikbureau der Berner Handelsbank statt.<br />
Karten an dor Abendkasse kosten Fr. 10.—. Legitimationskarten<br />
sind zum Kartenbezug mitzubringen.<br />
^ ,V,<br />
A.C.S. SEKTION AARGAU. Die Generalyersanrmlung<br />
vom 26. Januar <strong>1929</strong> war trotz der wichtigen<br />
Verhandlungsgegenstände, nur von 31 Mitgliedern<br />
besucht. Der Voranschlag für das Jahr 1029<br />
wurde mit unwesentlichen Aenderungen angenommen<br />
und 'der Bezug eines Jahresbeitrages von<br />
Fr. 40.—, wovon Fr. 20.— der Zentralkasse abzuliefern<br />
sind, beschlossen. Der Einzug wird sofort<br />
erfolgen und wir bitten die Mitglieder um Einlösung<br />
der Mandate. Protokoll, Jahresbericht und<br />
Rechnung passierten ohne Bemerkung. An die Versammlung<br />
schloss sich das übliche Jahresessen und<br />
ein instruktives Referat des Herrn Ing. Guanter<br />
aus Zürich über «Das Abblendproblem». L.<br />
A.C.S. SEKTION LIECHTENSTEIN. Die Sektion<br />
veranstaltet ihren diesjährigen Clubball am<br />
Freitag, deD 1. Februai a. c, abends 8 Uhr. im<br />
Hotel « Adler » in Vaduz, wozu alle Mitglieder dos<br />
A. C. S. herzlich eingeladen sind. Eintrittsgeld:<br />
Damen Fr. 2.—, Herren Fr. 3.—.<br />
Anmeldungen zwecks Tischreservierung nimmt<br />
entgegen: Sekretariat Sektion Liechtenstein A.C.S.,<br />
Hotel « Adler », Vaduz, Tel. Nr. 69. Für Bewachung<br />
der Parkplätze ist gesorgt.<br />
t-st.<br />
Unbeleuchtete Fahrzeuge bilden für den Verkehr<br />
eine grosse Gefahr!<br />
Wir haben des öftern an dieser Stelle verlangt,<br />
dass man im Interesse einer vermehrten Verkehrssicherheit<br />
nicht nur für Motorfahrzeuge, sondern<br />
auch für Fuhrwerke eine gute Beleuchtung vorschreiben<br />
sollte. Dem Umstände, dass das bis heute<br />
noch nicht vorgeschrieben wurde, ist es in der<br />
Hauptsache zuzuschreiben, dass sich kürzlich auf<br />
der Staatsstrasse in der Nähe von Thun ein tödlicher<br />
Unglücksfall ereignete, indem ein Velofahrer<br />
In ein auf der linken, also falschen, Strassenseite<br />
fahrendes Holzfuhrwerk hineinfuhf und auf der<br />
Stelle getötet wurde.<br />
Weder der Radfahrer noch das Fuhrwerk hatten,<br />
trotz des dichten Nebels und der beginnenden<br />
Dunkelheit, ein Lichtl Es wäre Pflicht der Behörden,<br />
auch gegen solche grosse Verkehrsgefahren<br />
Vorschriften zu erlassen, die eine bessere Sicherheit,<br />
namentlich auch für Motorfahrzeuge, bieten<br />
könnten.<br />
-ey.<br />
23,000 I&xxis<br />
a travers rAfrique: c'est ce qu*a<br />
rtSalise* la celebre<br />
10<br />
CV<br />
Cette formidable randonnde aecomplie<br />
en 103 jours est une v&itable<br />
d&nonstration d'endurance et de re*-<br />
gularitd Une fois de plus la F.N. a<br />
prouve* d'une faejon eklatante la<br />
smxMorite' de sa construction.<br />
CONFORT — ELEGANCE — ROBUSTESSE ET LONGEVITE
AUTOMOBIL-REVUE <strong>1929</strong> -<br />
N»8<br />
Auto<br />
O€€aslonl<br />
Die Wagen sind ge»<br />
prüft und In meine*<br />
Spezlalwerkstall ii»<br />
slandgestellL<br />
Die Hudson Esiexfabrik hat während der testen fünf Mahre mehr<br />
$eduzylinder*Automobile gehaart ah irgend eine andere Fabrik<br />
der Weit<br />
Ueber 1,350,000 ledtszyllnderwagen dieser Fabrik befahren die<br />
Itrassen aller Kontinente.<br />
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Lausanne: M. Sdiweizer<br />
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N°8<br />
II. Blatt<br />
BERN, 29 |anuar 1920<br />
II. Blatt<br />
BERN. 29. Januar <strong>1929</strong><br />
Technische Rundschau<br />
Der SdiMomnibus für 26 Personen<br />
Als vor ungefähr hundert Jahren die Ei-Seitesenbahnen aufkamen, glaubte man, nunmehr ren und unteren Deck insgesamt 13 Kabinen<br />
des mittleren Ganges liegen im obe-<br />
bald im Transportwesen den Höhepunkt er-füreicht zu haben. Die gewaltige Umwälzung auf halber Höhe zwischen den beiden Decks die unteren Enden, die normalerweise auf<br />
je zwei Personen. Der Gang befindet sich<br />
in unseren Verkehrsgepflogenheiten folgte und ist durch eine kurze Treppe mit den dem Sitzkissen ruhen, berühren. In diesem<br />
aber erst seit der Erfindung des Explosionsmotors,<br />
durch den das Automobil und derteile des oberen Decks zu gelangen, muss rade, fortlaufende Fläche. Sie werden nun<br />
einzelnen Kabinen verbunden. Um in die Ab-<br />
Augenblick bilden die Rückenlehnen eine ge-<br />
Omnibus möglich wurde.<br />
man demnach einige Stufen aufwärts und um mittels zweier Eisenstäbe starr miteinander<br />
Bisher hat man immer noch für lange Reisen<br />
von über 100 Kilometern die Eisenbahn<br />
sich in die unteren Kabinen zu begeben ei- verbunden und das obere Bett ist fertig.<br />
3<br />
dem Omnibus vorgezogen. Nun scheint der<br />
Omnibus aber auch für diese langen Strekken<br />
mit der Eisenbahn in Konkurrenz treten<br />
zu wollen. Seit einiger Zeit bereits gibt es,<br />
vornehmlich in den Vereinigten Staaten, mehrere<br />
Omnibuslinien, die regelmässig nach<br />
einem festen Fahrplan Strecken von einigen<br />
hundert Kilometern befahren. Eines konnte<br />
selbst der moderne Omnibus noch nicht bieten<br />
und gerade aus diesem Grunde blieb<br />
sein Betätigungsfeld stark begrenzt: es<br />
fehlte bisher die Schlafgelegenheit, so wie<br />
wir sie bei der Eisenbahn kennen. Auch diese<br />
Lücke ist nunmehr endgültig ausgefüllt. In<br />
Amerika und England sind vor einigen Wochen<br />
fast zu gleicher Zeit, wenn auch voneinander<br />
vollständig unabhängig, die ersten<br />
Schlafwagen-Omnibusse in den Verkehr gekommen.<br />
Es ist sehr interessant, die zu diesem<br />
Zweck dienenden Fahrzeuge einmal näher in<br />
Augenschein zu nehmen. Zweckmässig eingerichtet<br />
ist vor allem der amerikanische<br />
Schlafomnibus. Wir wollen ihn deshalb einmal<br />
in aller Kürze hier beschreiben. Auf der<br />
Abbildung sehen wir den amerikanischen<br />
Wagen in Schnittansicht. Man wird geradezu<br />
erstaunt sein, wenn man hört, dass in diesem<br />
gedrungenen Fahrzeug von nur 10 Meter<br />
Länge, 3 Meter Höhe und 2,5 Meter Breite 26<br />
Personen Sitz- und Schlafgelegenheit finden<br />
können. Der Eingang ist vorn, gleich hinter<br />
dem Motor. Man gelangt hier zunächst auf<br />
eine kurze Flur und von da auf einen mittleren<br />
Gang, der sich über die ganze Länge des<br />
Fahrzeugs erstreckt. Der Wagen ist als<br />
Doppeldeck-Omnibus ausgeführt. Zu beiden<br />
nige Stufen abwärts steigen. Durch diese<br />
zweckmässige und sinnreiche Anordnung ist<br />
für die beiden Decks nur ein Gang erforderlich.<br />
Die Gesamthöhe des Fahrzeuges lässt<br />
sich dadurch so niedrig halten, dass der Wagen<br />
kaum höher ist als ein Eindeck-Omnibus.<br />
Der Kopfraum über dem Gang ist dabei jedoch<br />
2,15 Meter hoch, wodurch selbst die<br />
grösste Person bequem aufrecht stehen kann.<br />
Jede Kabine lässt sich nach dem Gang hin<br />
durch einen schweren Vorhang verschliessen.<br />
Zieht man diese Gardine zurück, so steht<br />
uoruges<br />
mecan/dens<br />
man vor zwei tiefgepolsterten, bequemen<br />
Sesseln, die, wie bei der Eisenbahn, gegenüberliegend<br />
angebracht sind.<br />
Abends werden diese beiden Sitze in zwei<br />
Schlafstätten umgewandelt. Dieser Vorgang<br />
ist recht einfach und doch interessant. Die<br />
Rückenlehne der Sessel lässt sich unten am<br />
eigentlichen Sitz loslösen. Oben ist sie durch<br />
zwei starke Scharniere an der Kabinenwand<br />
befestigt. Die beiden Rückenlehnen werden<br />
nun von unten herauf hochgeklappt, bis sich<br />
Auch das untere Bett wird auf einfache<br />
Weise hergestellt. Die beiden Sitze dienen<br />
dabei als Kopf- und Fussende. Der dazwischen<br />
freiliegende Raum wird durch zwei<br />
Matratzen ausgefüllt, die am Tage unter den<br />
Sitzen aufbewahrt werden. Auf diese Art lassen<br />
sich in wenigen Minuten in jeder Kabine<br />
die beiden Sitze in zwei bequeme Betten umwandeln.<br />
In dem unteren, vorderen Abteil<br />
auf der Skizze ist diese Umwandlung bereits<br />
vollzogen. In dem dahinter liegenden Abteil<br />
dagegen sehen wir die Sitze in Tagesstellung.<br />
Werden abends die Sitze in Betten umgewandelt,<br />
so begeben sich die Passagiere in<br />
das Vorder- und Hinterabteil des Omnibus,<br />
wo weitere Sitzgelegenheit vorgesehen ist.<br />
Mit Einschluss der Klappstühle in den Waschräumen<br />
finden wir im amerikanischen<br />
Schlafomnibus insgesamt 44 Sitze, obschon<br />
nur 26 Personen als Höchstzahl zugelassen<br />
werden.<br />
Das Fahrpersonal besteht aus, einem Wär-<br />
SchniHansicht eines modernen amerikanischen<br />
Schlafomnibusses: 1) Waschraum und Abort; 2) Steward;<br />
3) Ventüatoröffnungen; 4) Eine obere Kabine,<br />
Sitze in Tagesstellung; 5) Waschbassin und<br />
Warmwasserbehälter, in jeder Kabine; 6) Ankleidesitz;<br />
7) Koch; 8) Wagenführer; 9) Beobachtersitz;<br />
10) Ersetzbarer Motor; 11) Haupteingang;<br />
12) Die offene Eingangstüre schliesst die Küche ab;<br />
13) Küche; 14) Kabine in Schlafraum umgewandelt;<br />
15) Ventilatoröffnung; 16) Gemeinsamer Gang<br />
für alle Kabinen; 17) Rückwärtiger Ausgang.<br />
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ter, einem Koch und dem Führer. Aus Gründen<br />
besserer Raumausnutzung sitzt der Führer<br />
vorn über dem Motor. Eine eigentliche<br />
Motorhaube wie bei anderen Fahrzeugen ist<br />
also hier nicht vorhanden. Auch kann der<br />
Führer so die Strasse besser übersehen als<br />
bei einem normalen Omnibus. Sollten am<br />
Motor Störungen vorkommen, die längere<br />
Reparaturen erfordern oder den Omnibus<br />
vielleicht auf Wochen ausser Betrieb stellen<br />
würden, so kann der Motor nach Loslösung<br />
von vier Schrauben und den sonstigen Zuleitungen<br />
auf der Stelle aus dem Wagen entfernt<br />
und durch einen neuen ersetzt werden.<br />
Reservemotoren befinden sich deshalb auf<br />
allen Endstationen auf Lager.<br />
Vorn gleich links am Eingang finden wir<br />
eine kleine, elektrisch betriebene Küche, in<br />
der für die Gäste vollständige Mahlzeiten zubereitet<br />
werden können. Allein die Organisation<br />
dieser modernen Küche auf so kleinem<br />
Raum verdient volle Beachtung. Im Hinterteil<br />
des Wagens sind die Waschräume und<br />
der Abort untergebracht.<br />
Das grosse Fahrzeug wiegt nur 6500 kg.<br />
Ein junger Ingenieur hat die Pläne zur Konstruktion<br />
dieses eigenartigen Omnibus anfangs<br />
1928 entworfen. Ende Mai wurde mit<br />
der Fabrikation begonnen und Anfang August<br />
konnte das Fahrzeug bereits dem Verkehr<br />
übergeben werden. Die Herstellungskosten<br />
beliefen sich auf rund 30,000 Dollar,<br />
jedoch sollen die nächsten Fahrzeuge dieser<br />
Type nur mehr auf 22,000 Dollar zu stehen<br />
kommen, da man nun die Pläne und die entsprechenden<br />
Werkzeuge hat. Seit Oktober<br />
verkehren die Nachtomnibusse regelmässig<br />
zwischen San Franzisko, San Diego und Los<br />
Angeles, auf einer Strecke von rund 750 km.<br />
Auch in Europa ist man in dieser Beziehung<br />
nicht müssig geblieben. Vor wenigen<br />
Wochen ist in England zwischen London und<br />
Liverpool auf einer Entfernung von 300 km<br />
der erste Nachtomnibusverkehr in unserem<br />
Weltteil eröffnet worden. Der englische<br />
Schlafomnibus ist nicht so imposant wie der<br />
amerikanische, aber auch sehr praktisch eingerichtet.<br />
Er verkehrt nur nachts. Die Betten<br />
sind somit fest angebracht und lassen sich<br />
nicht in Sitze umwandeln. Auch hier finden<br />
wir wieder einen zentralen, mittleren Gang<br />
sowie Decks. Der Eingang ist jedoch hinten.<br />
Der englische Schlafomnibus ist nur für<br />
zwölf Personen vorgesehen und hat demnach<br />
nur sechs Kabinen. Die inner© Läng© des<br />
Wagens beträgt 8,50 Meter, die Breite 2,10<br />
Meter und die Höhe 2,45 Meter.<br />
r<br />
Die von den Engländern und Amerikanern<br />
verwirklichte Neuerung entspricht einem Bedürfnis.<br />
Es ist vorauszusehen, dass der<br />
Schlafomnibus sich recht bald einbürgern<br />
wird, auch in anderen Ländern. Die ersten<br />
praktischen Erfahrungen sind in dieser Beziehung<br />
durchaus befriedigend ausgefallen.<br />
Das Durchbiegen der Feder beim Ueberfahren<br />
von Unebenheiten bewirkt, dass sich<br />
der Zylinder auf dem Kolben verschiebt, wobei<br />
das Oel dieser Bewegung einen umso<br />
grösseren Widerstand entgegensetzt, je kleiner<br />
der oben erwähnte Durchströmkanal ist.<br />
Je nach der gewählten Durchströmkanalweite<br />
kann deshalb eine grössere oder kleinere<br />
Dämpfung erzielt werden.<br />
Der ganze Stossdämpfer besteht aus nur<br />
Dichtungsring und einer Dichtungsmutter.<br />
Kolben und Zylinder nützen sich nur äusserst<br />
wenig ab, da sie ja beständig unter Oel stehen.<br />
Andere der Abnützung unterworfene<br />
Stellen bestehen nicht. Hierin ist einer der<br />
grössten Vorteile zu suchen, die die neue Federaufhängung<br />
vor der bisher üblichen voraus<br />
hat.<br />
beim Saughub Luft an. Das Lufteinlassrohr<br />
hat eine Verengung, den Lufttrichter, durch<br />
neun Teilen, und zwar dem Gehäuse mit Zylinder<br />
und Flüssigkeitsreservoir, dem amsaust. Gerade an dieser Stelle befindet sich,<br />
den die Luft mit Orkangeschwindigkeit durch-<br />
Rahmen angenieteten Kolben, einem eingeschraubten<br />
Ventilsitz, dem Scheibenventil mit chende Luft reisst (mit Unterdruckeffekt)<br />
wie wir wissen, die Düse. Die vorbeistrei-<br />
grösserem oder kleinerem Durchströmkanal, das Benzin von der Düsenmündung weg und<br />
einer Federkammer, dem Einfüll- und Ent-zerfetzt es zu feinem Nebel, der an der Dros-<br />
leer-Stutzen des Flüssigkeitsreservoirs, einem<br />
Grösste Motorleistung bei Vollgas oder<br />
Halbgas? Man sollte ohne weiteres annehmen,<br />
dass der Motor seine höchste Leistung<br />
entwickelt, wenn man ihm Vollgas gibt. Die<br />
Praxis scheint aber diese Theorie häufig<br />
Lügen zu strafen. Man fährt z. B. mit Vollgas<br />
an eine Steigung heran. Die Steigung wird<br />
nach und nach steiler. Umschalten? Nein!<br />
Noch hundert Meter, dann liegt die Steigung<br />
hinter uns. So weit hält der Motor noch<br />
brennungskammer des Zylinders gelangt, wo<br />
der Benzinnebel erst wirklich vergast und<br />
zur Explosion kommt. Nun ist klar, dass die<br />
Gasgeschwindigkeit, dass heisst das Tempo,<br />
in dem das Benzin-Luftgemisch durch das<br />
Einlassrohr streicht, von der Tourenzahl abhängt.<br />
Je höher die Tourenzahl, das heisst, je<br />
höher die Kolbengeschwindigkeit, desto<br />
schneller wird das Gas in den Zylinder gerissen.<br />
Bei ganz offener Drossel bekommt<br />
der Motor reichlich viel Gas. Wenn aber dio<br />
Tourenzahl sinkt, wie es bei einer Ueberlastung<br />
des Motors, also beim Bergfahren mit<br />
der Vierten im Eingriff der Fall ist, so sinkt<br />
auch die Schnelligkeit der durch das Einlassrohr<br />
angesaugten Luft, die nun nicht mehr<br />
die Kraft hat, genügend Benzin von der Düse<br />
zu reissen, so dass also Benzinmangel eintritt.<br />
Man begegnet diesem Uebel, indem man<br />
den Luftstrom beschleunigt. Wie macht man<br />
das aber? Sehr einfach, indem man den Querschnitt<br />
des Ansaugrohres verengt. Und wie<br />
erzielt man diesen Effekt? Indem man die<br />
Drossel auf Halbgas stellt. In diesem Augenblick<br />
pfeift die Luft durch den nunmehr verengten<br />
Durchlass mit erhöhter Schnelligkeit,<br />
die Düse sprüht wieder genügend Benzin und<br />
der Motor erhält neuerdings Zugkraft, er<br />
kommt wieder zu Atem und bringt uns, vielleicht<br />
ohne dass wir umzuschalten brauchen,<br />
auf die Höhe/<br />
Wir werden mit solchem Fachwissen natürlich<br />
weit besser verstehen, die Drossel auf<br />
der Steigung zu betätigen, als wenn wir nur<br />
so ungefähr nach einer vagen Empirie vorgehen.<br />
Wir werden nun ganz genau wissen,<br />
wann wir auf Steigungen Gas wegnehmen<br />
müssen, um noch ohne Umschalten weiterzukommen,<br />
a.<br />
Caduiiuni als Rostscüutz. Bei den Motorfahrzeugen<br />
wird in der Regel die Nickelplattierung<br />
als Schutz gegen Rostansatz verwendet.<br />
In der amerikanischen Autofachpresse<br />
wird gegenwärtig viel von der Cad-<br />
Um das merkwürdige Verhalten des Mo-mium-Plattieruntors zu erfassen, müssen wir zuerst einmal da dieselbe als Deckschicht gegenüber der<br />
als Rostschutz gesprochen,<br />
die Vergasung etwas unter die Lupe nehmen. Vernickelung bedeutende Vorteile aufweisen<br />
Der im Zylinder niedergehende Kolben saugt solle. Bei einem neuen Automodell wird zunächst<br />
auf das Metall eine dünne Cadmiumschicht<br />
aufgetragen und hierauf eine Nickelplattierung<br />
darüber gelegt. Dieser Rostschutz,<br />
der ausgiebig erprobt wurde, erweist<br />
sich vor allem für die Bremsen von hohem<br />
Nutzen.<br />
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Neu ist nun eine amerikanische Konstruktion,<br />
die eine Kombination des Stossdämpfers mit<br />
der Federlasche darstellt. Der Stossdämpfer<br />
selbst arbeitet hydraulisch, indem durch<br />
gegenseitige Bewegung eines Kolbens und<br />
Zylinders Oel durch einen engen Kanal gedrückt<br />
wird. Der Kolben ist direkt am Rahmen<br />
angebaut und dient als einzige Führuag<br />
für den Zylinder, der auf ihm wagrecht kinund<br />
hergleiten kann. Am Zylindergehäuse<br />
ist sodann das eine Federcnde gelenkig befestigt.<br />
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N° 8 - <strong>1929</strong> AUTOMOBIL-REVUE<br />
Ted«<br />
s«.<br />
Frage 7041. Dr. Frysches Nitrierungsverfahren.<br />
Kann mir ein Leser des Blattes Aufschluss über<br />
das Nitrierungsverfahron von Dr. Frysch erteilen<br />
und mir mitteilen, ob dasselbe in der Schweiz<br />
schon zur Anwendung gelangt ist ? A. B. in B.<br />
Frage 7042. Schmierung der Federbolzen. Bei<br />
einem der Federbolzen meines Wagens zeigt sich<br />
in der letzten Zeit ein lästiges Pfeifen. Ich vermute,<br />
dass es mit der Schmierung des Bolzens zusammenhängt.<br />
Durch den Tckalemit-Nippcl kann nämlich<br />
immer nur ganz wenig Fett hineingedriiekt werden<br />
nnd ein grosser Teil davon quillt nachher wieder<br />
am Nippel heraus. Wahrscheinlich ist der Kanal<br />
irgendwo verstopft. Ich weiss nun nicht, wio der<br />
Bolzen «innen» aussieht, und ob ich die Verstopfung<br />
selbst beheben könnte und wäre Ihnen für Aufklärung<br />
darüber sehr dankbar. F. T. in J.<br />
Schmierung der Federbolzen.<br />
Fodcraufhängung, teilweise aufgeschnitten. Z =<br />
Foderbolzen. N = Nut. K = Schmierung. B =<br />
Büchse. N = Nippel. P = Fettpresse. V = Kugelventil.<br />
Antwort: In der beistehenden Skizze<br />
die Feder, die Büchse und der in der Büchse<br />
steckendo Bolzen teilweise aufgeschnitten. Sie sehen<br />
auch, dass der Schmierkanal in eiuer Nut<br />
mündet, die das Fett über die ganze Oberfläche des<br />
lampen «Naphtalin»-Zusatz gebrauchten, um bessere<br />
Leuchtwirkung zu erzielen. Sollte hier ein<br />
Zusammenhang der von Ihnen verfochtonen Angabo<br />
sein? (Absorbierung des Kohlenstoffes?) Da<br />
die von mir gestellte Frage für mich von Wichtigkeit<br />
ist, wäre ich Ihnen sehr dankbar für gründliche<br />
Aufklärung eines alten Abonnenten.<br />
A. S. in N.<br />
Antwort: Wie Ihr Drogist ganz richtig sagt,<br />
wird sehr häufig auch Naphtalin als «Kampfer»<br />
bezeichnet. Dieser «künstliche Kampfer» kommt<br />
aber für das Entrussen eines Motors nicht in Betracht,<br />
sondern nur der aus Pflanzen gewonnene.<br />
Welchen haben Sie nun erhalten? Bei der Anwendung<br />
des richtigen natürlichen Kampfers könnten<br />
wir uns sein Versagen als Entrussungsinittol<br />
nur dadurch erklären, dass die Anwendung zu<br />
kurz war.<br />
th.<br />
Frage 7044. Lösungs- und Klebemittel für Zelluloid.<br />
Wie schlieset und öffnet man Zelluloidbatterien?<br />
Ais Abonnent der «Auto-Revue» hatte ich<br />
gelesen, wio man solche Batterien öffnet und<br />
schliesst. Habe mir diesen Abschnitt ausgeschnitten<br />
und so versorgt, dass es mit heute unmöglich<br />
ist, ihn wiederzufinden.<br />
Ich habe heute eine solche Batterie und sollte<br />
diese auf einer Seite schliesson können<br />
Ẇ. B. in M.<br />
Antwort: Als Lösungs- und Klebemittel für<br />
Zelluloid wird Amylazetat verwendet. Um überlappte<br />
Verbindungen zu lösen, kommt man meist<br />
aber rascher ans Ziel, wenn man mit einem Messer<br />
die Fuge vorsichtig auseinanderzusprengen sucht.<br />
Amylazetat wird dann nur auf die Stellen aufgebracht,<br />
die man mit dem Messer nicht voneinandertrennen<br />
kann.<br />
Um eine Ueberlappungsverbindung zu kleben,<br />
werden dio Flächen, die aufeinander zu liegen kommen,<br />
mit Amylazelat angefeuchtet. Die Flüssigkeit<br />
löst das Zelluloid oberflächlich auf und bildet deshalb<br />
mit ihm nach einigen Minuten einen klebrigen<br />
Belag. Die beiden Flächen werden dann einfach<br />
aufeinandergedrückt und durch Klammern bis zum<br />
Eintrocknen der Flüssigkeit aufeinandergehalten.<br />
Wenn Risse verstopft oder Flächen stumpf aneinandergesetzt<br />
werden sollen, ist ein Amylazetatkitt<br />
zu verwenden, den man dann auf die betreffende<br />
Bolzens verteilen soll. Wahrscheinlich ist nun das<br />
Stolle aufstreicht. Einen mehr oder weniger dickflüssigen<br />
Amylazetatkitt erhält man, indem man<br />
Fett im Kanal oder in der Nut eingetrocknet und<br />
bildet ein Hindernis. Um die Verstopfung zu be-Zelluloidsnänheben, muss der Bolzen herausgenommen werden, Menge Amylazetat auflast.<br />
in einer mehr oder weniger grossen<br />
was keine grossen Schwierigkeiten verursacht. Da die Behandlung einer Batteriezelle aus Zellu-<br />
ziemlich grosse Erfahrung verlangt, lassen Sie<br />
Bocken Sie den Wagen am Chassis auf, bis derloid<br />
Bolzen entlastet ist. Entfernen Sie dann den Splint dio Arbeit wohl besser von einem Spezialisten ausführen,<br />
th-<br />
mnd dio Mutter am einen Ende dos Bolzens und<br />
schlagen Sie ihn mit einem Durchschlag' hinaus. Frage 7045. Abnützung der Vorderradreifen.<br />
W. M «In letz'er Zeit konstatiere ich an don Vorderrädern<br />
meiner Limousine eine auffallende Ab-<br />
Frage 7043. Kampfer zur Enlrussung. In einer<br />
früheren Nummer empfahlen Sie zur Entrussung nützung der Pneus. Ich bin mit dem Wagen 15,000<br />
von Ifotoren «Kampfer», und zwar 150 gr pro Kilometer gefahren. Die Pneus der Hinterräder<br />
20 Liter Benzin. Ein von mir angewandter Versuch<br />
zeigte nun ein negatives Ergebnis.<br />
fast «glatt» Beim vorderen rechten Rad nützt sich<br />
sind noch sehr gut erhalten, die vorderen dagegen<br />
Daraufhin nahm ich Rücksprache mit dem Drosisten<br />
und fragte ihn an, ob eventl* noch anderer leichter; am linken Rad regelmässig, doch gleich<br />
der Gummi schräg ah, d. h. aussen stärker, innen<br />
Kampfer existiere, da Sie ausdrücklich von natürlichem<br />
sprachen. Nun gibt es nach seinen An-<br />
Bemerken möchte ich noch, dass mein Wagen<br />
stark. —<br />
gaben nur einen Kampfer, daa Publikum verlangt kürzlich mit abgestelltem Motor bejm Rückwärtsherausnehmen<br />
aus einer Garage mit leichtem Ge-<br />
jedoch bei ihm sehr oft «Naphtalin» unter dem<br />
fälschlichen Namen Kampfer. Nun ist mir von fälle mit dem Pneu des rechten Vorderrades an<br />
frühorn Zeiten her bokannt, dass wir für Petrol-<br />
einen Baum ßtiess. Hat dieser Vorfall ev. Einfluss<br />
Richtungszeiger<br />
auf die jetzige starke -Pneu-Abnützung, oder ist dieselbe<br />
anderen Ursachen zuzuschreiben?»<br />
P. D. in B.<br />
Antwort: Der Umstand, dass sich dio Vorderradreifen<br />
stärker abnützen als die Hinterräder,<br />
deutet mit Bestimmtheit auf eine Anomalie. Sehr<br />
•wahrscheinlich wurdo bei dem von Ihnen beschriebenen<br />
Anstossen an einen Baum die Spurstange der<br />
Räder vorbogen, so dass dio Räder jetzt nicht mehr<br />
parallel stehen. Aus der Art der Abnützung kann<br />
geschlossen werden, dass sie nach vorn, konvergieren.<br />
Lassen Sie die Stellung der Räder von<br />
einem gewissenhaften Mechaniker genau kontrollieren<br />
und bei Bedarf korrigieren. Damit die Räder<br />
während der Fahrt parallel zueinander sind, ist<br />
erforderlich,, dass sie bei stillstehendem Wagen und<br />
aufgebockter Vorderachse etwas «Einzug» aufweisen,<br />
d. h. der zwischen den Felgenrändern auf<br />
Achsenhöhe gemessene Abstand der beiden Räder<br />
muss vor der Achse 3—6 mm grösser sein als hinter<br />
der Achse. Wenn daa Instruktionsbuch Ihres<br />
Wagens kein genaues Mass angibt, wenden Sie am<br />
besten den Mittelwert 4,5 mm als Mass für den<br />
Einzug an.<br />
Wenn die Ursache der übermässigen Reifenabnützung<br />
nicht im schlechten €Spuren» der Räder<br />
läge, könnte sie in ausgelotterten Gelenken der Lenkung<br />
oder in sogenannten Shimmy-Bewegungen der<br />
Räder zu finden sein. Wir raten Ihnen jedoch, sich<br />
zuerst mit der wahrscheinlichsten Ursache zu befassen.<br />
Trifft dann unsere Vermutung nicht zu, so<br />
werden wir Ihnen gerne weiter behilflich sein. at.<br />
Frage 7046. Auspufftöpfe. Auf dem Automobilmarkte<br />
erscheinen neuerdings Spezialauspufftöpfe<br />
nach untenstehender Skizze. Könnte mir vielleicht<br />
ein Leser Auskunft geben, wer Lieferant solcher<br />
Auspufftöpfe ist. G. Seh. in W.<br />
Frage 7047. Roots-Kompressor. Kann mir ein<br />
Leser der «Auto-Revue » mitteilen, wo der Roots-<br />
Kompressor bezogen werden kann und wo eventuell<br />
Literatur erhältlich ist, die über jedes Detaü<br />
des Kompressors Aufschluss erteilt ? E. L. in Z.<br />
Frage 7048. Garagebuchhaltung. Welche Buchhaltung<br />
eignet sich am besten für einen grösseren<br />
Garage-Betrieb mit Auto-Handel, Reparaturwerkstatt,<br />
Ersatzteilversand etc. Bei möglichst einfacher<br />
Führung soll doch nicht nur das Endresultat, sondern,<br />
auch das Ergebnis aus Handel, Werkstatt,<br />
Ersatzteile, Benzin, Oel etc. separat leicht ersichtlich<br />
sein. H. R.<br />
Gleichmässiges, helles<br />
Frage 7049. Schwarzwerden des Oels. An meinem<br />
Wagen konstatiere ich, dass das Oel immer<br />
schon, nach einer Tagesfahrt von 200 km schwarz<br />
und verbrannt aussieht, trotzdem der Motor nie<br />
warm wird, d. h. über normale Temperatur steigt.<br />
Anfangs vermutete ich, dass dieser Umstand verschwinde,<br />
wenn der Wagen vollständig eingefahren<br />
sei. Er ist nun aber 20,000 Kilometer gefahren und<br />
immer noch hält dieser Üebelstand an. Die Kolbenringe<br />
sind intakt, die Kompression ist gut und die<br />
Leistung des Motors überaus befriedigend, abgesehen<br />
von dem etwas rauhen Gang. Wo dürfte di»<br />
Ursache für das Schwarzwerden des Oeles nach so<br />
kurzer Zeit zu suchen sein? R. W. in Z.<br />
Antwort. Dio Schwarzfärbimg des Oels deutet<br />
nicht unbedingt auf cino Verringerung der<br />
Schmierfähigkeit oder Vermehrung der Verunreinigungen.<br />
Gewisse- Oelmarken nehmen schon nur<br />
durch dio Erwärmung nach kurzer Zeit eine dunklo<br />
Färbung an, während wiederum andern auch in<br />
verunreinigtem Zustand immer noch dio gründliche<br />
Fäibung zeigen. Es ist immerhin möglich,<br />
dass dio verwendete Oelqualität nicht zu Ihrem Motor<br />
passt. Wir raten Ihnen deshalb, eine klein©<br />
Probo gebrauchten Ools an die Hauptvertretung der<br />
Marko zur Untersuchung einzusenden. m.<br />
Si><br />
Anfrage 727. Alter für Fahrbewüligung. Einer<br />
meiner Freunde, Deutsch-Amerikaner, der seit Jahren<br />
hier in Lugano niedergelassen ist und hier seine<br />
Steuern zahlt, ist 65 Jahre alt, aber kerngesund und<br />
noch sehr rüstig, so dass er gerne noch autofarhren<br />
und die Fahrprüfung erhalten möchte. Nun hörte<br />
er, dass im Tessin eine Altersbeschränkung herrscho<br />
für die Zulassung zur Prüfung (ich kann darüber<br />
nichts sicheres erfahren). Besteht im Kanton Tessin<br />
tatsächlich eine solche Beschränkung, und wenn ja,<br />
bei welcher Altersgrenze? Zweitens, in welchen Kantonen<br />
besteht sie, und bei welchem Alter, und in<br />
welchen Kantonen nicht? Kann der Herr (ich<br />
nehme an, dass dies geht) nicht dann die Prüfung<br />
m einem besehränkungsfreien Kanton ablegen und<br />
mit der dadurch erhaltenen Fahrerlaubnis, dann<br />
auch im Kanton Tessin fahren, und sich hier in<br />
Lugano einen Wagen kaufen? F. K., in L.<br />
Antwort: Das Konkordat vom Jahre 191-4,<br />
welchem auch der Kanton Tessin angeschlossen ist,<br />
enthält keinerlei maximale Begrenzung dos Alters<br />
bezüglich Erteilung der Fahrbewilligung. Es enthält<br />
vielmehr nur die untere Altersgrenze von 18 Jahren.<br />
Wer über 18 Jahre alt ist, kann sich für dio Fahrbewilligung<br />
bewerben. Sie ist ihm zu erteilen, wenn<br />
er die im Konkordat hiefür vorgesehenen Bedingungen<br />
und Voraussetzungen erfüllt. Grundsätzlich sind<br />
wir der Auffassung, dass der einzelno Kanton nun<br />
nicht berechtigt ist, durch Verordnungen das Konkordat<br />
zu verschärfen. Leider teilt aber das Bnndesgericht<br />
dieso Auffassung nicht und wir glauben daher,<br />
dass ein staatsrechtlicher Rekurs gegen eine<br />
Verordnung des Kantons Tessin. durch welche eins<br />
obere Altersgrenze angeselst würde, nach den gemachten<br />
Erfahrungen vom Bundesgericht nicht ge j<br />
schützt werden würde. Wi9 gesagt, unserer Ansicht<br />
nach zu Unrecht. Daa Konkordat ist bereits von<br />
vielen Kantonen, namentlich von Bern, in höchst<br />
bedauerlicher Weise durchlöchert worden, ohne<br />
dass das Bundesgericht dias als unzulässig erklärt<br />
hätte. Es ist uns von dem Bestehen solcher Verordnungen<br />
bezüglich Festsatzung von Altersgrenzen<br />
nichts bekannt. Wenn aber tatsächlich solche in einzelnen<br />
Kantonen bestehen sollten, so wäre dagegen,<br />
wie soeben ausgeführt, niehts zu machen. Sie erkundigen<br />
sich daher am bjsten beim kant. Automobilbureau<br />
des Tessin, ob Vorschriften Jn dieser Beziehung<br />
bestehen. Wenn ja, kann "die Fahrprüfung<br />
sehr wohl in einem andern Kanton gemacht<br />
werden. Es müssen zu die*em Zwecke in dem betr.<br />
Kanton vorübergehend die Schriften deponiert werden.<br />
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10 ÄUTOMOBIL-REVliC <strong>1929</strong> -<br />
Die Versammlung beauftragte die Verbandsorgane<br />
mit einer Eingabe an die Re-<br />
Es ist dringende Pflicht der Direktion der B L. jede Konsumation etc. in diesem Kanton. Die<br />
für alle Zeit und es wäre dem stark zunehmenden in dieses Gebiet eingefahren bin. Busse : Fr. 20.—-i<br />
Der Umbau der Obertorerbrücke<br />
Auto- und Motorradverkehr Rechnung getragen. Seither meide ich natürlich jede Arbeitsvergebung,<br />
in Chur<br />
gierung zuhanden der Kommission des S.-Bahn, die Angelegenheit eingehend zu prüfen zweite Busse heimste ich in Schwyz anlässihh<br />
hat schon seit langem die dortigen Behörden beschäftigt.<br />
Endlich aber haben dieselben für deneine für alle Teile befriedigende Lösung vor-<br />
Sache gegenüber ablehnend verhalten, so kann sie nachfolgenden Wagen auf 29 km getrieben wurde.<br />
Grossen Rates. Zweck dieser Eingabe ist, und für Abhilfe zu sorgen. Sollte sich letzere der meiner Klausenfahrt ein. wo ich in Kolonne von<br />
Umbau ein Projekt ausgearbeitet. Dasselbe sieht<br />
damit rechnen, dass sich die Verkehrsorganisationen<br />
ins Mittel legen werden. Insbesondere wäre Nach diesen Erfahrungen meide ich auch dieses<br />
zuschlagen, g.<br />
Die darauffolgende Busse lautete auf Fr. 25.—•;<br />
ciue_ bessere Zufahrt von der Grabenstrasse her vor,<br />
sowie eine Verbreiterung der Brücke auf dem Nordufer<br />
und zwar derart, dass die Grabenstrasse in Akus den Lexcsvl«<br />
ein Unglück passieren sollte, das; Menschenleben und meinen vorgängigen Einsendern empfehlen,<br />
es auch bedauerlich, wenn durch diesen Zustand Gebiet in allen Teilen und möchte jedem Kollegen<br />
leicht gebogener Linie auf die Brücke führt.<br />
fordern würde. Das Ansehen der B. L. S. würde gegen diese unsinnigen Schikanen energisch vorzugehen<br />
Zum Steuerzahlcn dagegen sind wir dann<br />
dadurch bedeutend geschädigt; schon aus diesem<br />
Nach dem Projekt ergibt sich auf der Südseite Ein gefährlicher Bahnübergang! Von einem geschätzten<br />
Leser unseres Blatte« wird uns geschrie-<br />
Beleuchtung nicht scheuen!»<br />
Grunde sollte die B. L. S. die Kosten einer richtigen<br />
der Brücke gegenüber dem jetzigen Zustand eine<br />
gut genug. B. in A.<br />
ordentliche Verbreiterung und zwar flussabwärts. ben: «In letzter Zeit ereigneten sich beim Bahnübergang<br />
bei der Bettwarenfabrik Waldbof in Kehr-<br />
Das Projekt befriedigt die Anforderungen des Verkehrs<br />
in glücklicher Weise. Die Kosten sollen auf satz verschiedene zum Teil schwere Unglücksfälle.<br />
lul •nob<br />
Fr. 75,000 zu stehen kommen und der Kanton ist<br />
Eine interessante Feststellung. Man schreibt uns:<br />
Dieselben passieren vorwiegend des Nachts und<br />
bereit, diesen Umbau zu übernehmen. Er verlangt<br />
Bei dem plötzlichen Witterungsumschlag vom 21.<br />
.aber von der Stadt einen Beitrag von ca. Fr. 38,000.<br />
sind in der Hauptsache darauf zurückzuführen,<br />
Dagegen hat er sich auch bereit erklärt, für den Unterlialt<br />
der Brücke zn sorgen.<br />
Da bisher die Stadt Chur für den Brückenunterhalt<br />
aufkam und dafür vom Kanton jährlich mit<br />
Fr. 1500 entschädigt wurde, würde inskünftig dieser<br />
Betrag in Wegfall kommen Der Kanton würde<br />
der Stadt für den Verzicht auf die mit diesem Beitrag<br />
verbundenen finanziellen Vorteile einen Betrag<br />
von Fr. 24.000 verrechnen und sich mit einer effektive^<br />
Beitragsquote von Fr. 10,000 begnügen.<br />
Da die Obertorerbrücke auch wegen der Chur-<br />
Arosabahn etwas breiter angelegt werden muss, erklärte<br />
sich dieselbe ebenfalls bereit, der Stadt einen<br />
Betrag ven Fr 5250 zu vergüten, so dass die Stadt<br />
Ohnr aus eigenen Mi Kein für diesen wichtigen<br />
Brückenumbau bloss noch Fr. 4750 zu zahlen hätte.<br />
Mit dem vorliegenden Projekt, das im letzten<br />
OhiiTer-Stadtrat zur Behandhing kam und dem auch<br />
einstimmig zugestimmt wurde, kommt die Stadt<br />
recht günstig weg. R.<br />
Die Motorlastwagenbesitzer In Luzern<br />
nehmen Stellung zum neuen Gesetz. Am 22.<br />
Januar fand in Luzern eine Versammlung der<br />
Motorlstwagenbesitz-er aus dem ganzen<br />
Kanton Luzern statt. Die Versammlung war<br />
einberufen von der A.S.P.A., dem Verband<br />
Schweiz. Motorlastwagenbesitzer. Der Vorsitzende,<br />
Oberstleutnant Wyss aus Hochdorf,<br />
orientierte einleitend über die bisherigen<br />
Massnahmen des Verbandes in der Frage<br />
des neuen Gesetzes über den Verkehr mit<br />
Motorfahrzeugen. Herr Monteil, Zentralsekretär<br />
aus Bern, gab einen Ueberbück über<br />
den gegenwärtigen Stand der luzernischen<br />
Gesetzesvorlage nach der ersten Beratung<br />
im Grossen Rat. Er verglich die Bestimmungen<br />
des luzernischen Gesetzes mit denjenigen<br />
anderer Kantone. In der Diskussion<br />
wurden diejenigen Punkte des Gesetzes erörtert,<br />
welche noch nicht befriedigen und der<br />
Abänderung bedürfen. (Wir erinnern an unseren<br />
Bericht über die Verhandlungen im luzernischen<br />
Grossen Rat, Nr. 2 der «A.-R.).<br />
dass die geschlossenen Barrieren, in Anbetracht der<br />
ungenügenden Beleuchtung, nicht gesehen wurden.<br />
Es ist mehr als verwunderlich, dass es dabei<br />
noch kerne Menschenleben gekostet hat! Speziell<br />
sei hier noch erwähnt, dass sich dieser krasse<br />
Uebelstand bei schlechtem Wetter (Schnee, Regen<br />
und Nebel) noch um ein Bedeutendes verschlimmert,<br />
so dass es eben dem eolidesten Auto- und<br />
Motorradfahrer passieren kann, mit der Barriere<br />
in Kollision zu kommen. Wird dieselbe dabei irgendwie<br />
beschädigt und gelingt es der Verwaltung<br />
der B. L. S.-Bahn, den betreffenden Fahrer ausfindig<br />
zu machen, so wird ihm prompt die Rechnung<br />
präsentiert. Protestiert letzterer dabei, so hat<br />
er ohne weiteres noch wegen Bahngefährdung eine<br />
Busse zu gewärtigen. Dazu kommt noch eventl.<br />
sein eigener Personen- und Sachschaden!<br />
Ein solches Verhalten von selten der Bahn —<br />
unbekümmert der Verantwortung für den schlechten<br />
Beleuchtungsgrad — wirkt geradezu empörend!<br />
Durch die zunehmenden Kollisionen bei diesem<br />
üebergang hört man öfters, warum der Gemeinderat<br />
von Kehrsatz, als Aufsichtsbehörde des lokalen<br />
Verkehrswesens, eine solche Beleuchtung dulde.<br />
Es sei hier gleich erwähnt, dass von dieser Seite<br />
schon zu verschiedenen Malen mit der Direktion<br />
der B. L. S. diesbezüglich verhandelt wurde. Durch<br />
einen Beitrag der Gemeinde wurde auch versucht,<br />
ein besseres Beleuchtungsverhältnis zu schaffen.<br />
So wie der Zustand heute noch ist. muss derselbe<br />
absolut als unrichtig und gefahrvoll angesprochen<br />
werden. Es ist in keinem Falle Pflicht der Gemeinde,<br />
sondern Pflicht der B. L. S.-Bahn, eine<br />
richtige Beleuchtung zu erstellen.<br />
Schreiber dies will hier nicht nur kritisieren,<br />
sondern erlaubt sich, auch einige Anregungen zu<br />
machen. Damit die geschlossenen Barrieren vom<br />
Fahrzeuglenker auch rechtzeitig gesehen werden<br />
können, ist es notwendig, dass auf jeder Uebergangsseito<br />
eine Strassenlampe montiert wird, damit<br />
die Außenseiten der Barrieren richtig beleuchtet<br />
werden und nicht das Geleise, wie es jetzt<br />
hauptsächlich der Fall ist. Noch zweckdienlicher<br />
wäre es meines Erachtens, wenn auf jeder Stange<br />
in der Mitte eine rote Signallampe angebracht<br />
wäre, die eventl. von der Station aus kontrolliert<br />
werden könnte. Aehnlich wie z. B. der Bahnübergang<br />
der S. B. B. in Schönbühl. Ein Glockerisigriasl<br />
erachte ich aus verschiedenen Gründen als ungenügend!<br />
Nur eine in diesem Sinne angebrachte<br />
Uebergangsbeleuchtung beseitigt diesen Uebelstand<br />
Ventil-Einschleifapparat<br />
Januar konnte ich mit andern Automobilisten, welche<br />
die Strecke zwischen Liestal und Basel befuhren,<br />
eine interessante Feststellung machen: Etwas<br />
nach 6 Uhr abends setzte Regenwetter ein. und im<br />
Nu wurde die Strasse zu einem äusserst schlipfrigen<br />
Eisfeld. Es war tatsächlich nicht mehr möglich,<br />
den Wagen in der Gewalt zu behalten und ein Tempo<br />
von 10—15 km zu überschreiten Die geringste Gaszugabe<br />
drehte infolge der geringen Adhäsion den<br />
Wagen pchief Das Abbremsen hätte für jedes Vehikel<br />
sofort hilfloses Abrutschen zur Folge gehabt.<br />
Nun war es interessant, zu konstatieren, wie ungfeich<br />
sich die verschiedenen Strassenbelage je nach<br />
ihrer ursprünglichen Rauheit verhielten Nach dem<br />
Üebergang über die Eisenbahnlinie Pratteln-Basel<br />
(Richtung Basel) folgt durch den Wald auf kurze<br />
Strecke eine Betonstrasse. Eigentümlicherweise<br />
fanden gerade auf dieser Strecke die Räder den<br />
besten Halt, und es konnte hier unvermittelt mit<br />
grösserer Geschwindigkeit gefahren werden.<br />
Es wäre von Interesse, zu erfahren, ob die gleiche<br />
Wahrnehmung auch ven andern Automobilisten<br />
gemacht worden ist, als ein willkommener Beitrag<br />
zur Beurteilung des Verhaltens von Betonstrassen<br />
gegenüber den mit Asphalt oder andern Materialien<br />
belegten Strecken<br />
Es sei beigefügt, dass die erwähnte Feststellung<br />
sowohl auf dem Hinweg wie eine Stund» später auf<br />
der Rückfahrt gemacht werden konnte, und zwar<br />
unter Vergleichsverhältnissen, welche für alle Strassenstücke<br />
genau dieselben waren. Dr. E. St.<br />
Zum Artikel « Ein Brief an die Städtische Polizeidirektion<br />
in Bern» wird uns noch abschrieben:<br />
Auf dieses Eingesandt muss ich unterstützungnhalber<br />
antworten. Es hat ja bald, wie es schein'.<br />
keinen Sinn mehr, über dieses Thema zu berichten.<br />
denn es ist doch fast alles umsonst, bis einmal<br />
den Behörden in Bern die Augen aufgehen oder<br />
aufgemacht werden, dass der Automobilist «eine<br />
Berechtigung auf der Welt hat wie jeder Bürger.<br />
Dass diese Einsicht noch nicht durchgedrungen<br />
ist, muss als bedauerlich betrachtet werden. Richtig<br />
ist, dass wir viele rüdige Schafe unter unserer<br />
Herde haben, aber deswegen sollten die Behörden<br />
nicht alles in einen Sack schieben. Es ist geradezu<br />
skandalös, wie man oft in unserem Fachblatte direkt<br />
unsinnige, schikanöse Urteile lesen mus«. Einmal<br />
muss es anders kommen. Ich fahre seit 1912<br />
und habe mir während dieser Zeit zwei Russen<br />
geholt. Erstmals wurde ich im Kanton Thurgau<br />
gebüsst, weil ich 4 Uhr 55, also 5 Minuten zu früh,<br />
Neugründung:<br />
Rob. Weber & Co M Autotransporte. Zürich. R.<br />
Weber und Dr. E. Winzeler haben eine Kommanditgesellschaft<br />
eingegangen. Unbeschränkt haftender<br />
Kommanditär ist Weber, während Dr. Winzeler<br />
Kommanditär mit einem Betrage von Fr<<br />
10.000— ist. Letzterem wurde Prokura erteilt.<br />
Zweck der Unternehmung ist Uebernahme und<br />
Durchführung von Expressgütertransporten mit<br />
Lastwagen.<br />
Kapitalreduktion:<br />
Sccieui des Auto-Transports de la Beroche, St.<br />
Aubin. Das Aktienkapital wird um 17,000 Franken<br />
auf 68,000 Franken reduziert durch Kürzung des<br />
Nominalwertes der Aktien von Fr. 250.— auf Fr,<br />
200.—.<br />
Personelles:<br />
Socißte de Carrosserles G. Gangloff S. A., Genf.<br />
Der Verwaltungsrart hat die Einzelunterschrift an<br />
Rob. de Muralt in Bern erteilt.<br />
Firmaänderung:<br />
Hans R. Koller, techn.-chem Produkte. Winter-'<br />
thur. Die Firma ist erloschen. Sämtliche Aktiven<br />
und Passiven gehen über an die Kommanditgesellschaft<br />
H- R. Koller & Cie. Es wird an Kommanditär<br />
H. R. Koller jun. Einzelprokura erteilt.<br />
Kapitalerhöhungen:<br />
Firestone Import A.-G., Basel Die A.-G. hat ihre<br />
Statuten revidiert und dabei ihr Aktienkapital von<br />
Fr. 300.000 auf 500,000 erhöht. Das Aktienkapital<br />
ist eingeteilt in 500 Namensaktien von je Fr. 1000.<br />
Aluminiumschweisswerk A.-G., Schlieren. Die<br />
ausserordentliche Generalversammlung vom 7. November<br />
1928 hat die Erhöhung des Aktienkapitals<br />
von bisher Fr. 170,000 auf 200.000 beschlossen und<br />
durchgeführt. Das jetzige Kapital ist eingeteilt in<br />
400 Inhaberaktien, die voll einbezahlt sind.<br />
Liquidation:<br />
Frankonia, A.-G. vorm. Alb. Frank. Zweigniederlassung<br />
Zürich. Auto- und Fhigzeugzabehör in Zürich<br />
Die Gesellschaft hat sich durch Beschluss der<br />
Aktionäre aufgelöst und ist in Liquidation getreten.<br />
Als Liquidatoren wurden ernannt R. Cordes und<br />
A. Meineke, beide in Berlin. Sie führen Kollektivunterschrift<br />
namens der Frankonia A.-G. vorm Au\<br />
Frank, Zweigniederlassung Zürich in Liquidation.<br />
Konkurse:<br />
Heusser-Hitz, A.-G., Autogarage, Gossan, Konkurseröffnung:<br />
11. Januar. Frist zur Eingabe bis<br />
7. Februar <strong>1929</strong>.<br />
Hägi & Brüngger, Autogarage, Zürich. Der Kon-»<br />
kurs wird mangels Aktiven eingestellt.<br />
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WO S — 1024 AUTOMOBIL-REVUE 11<br />
Etwas über die deutsche<br />
Automobilproduktion.<br />
Deutschlands Anteil an der Gesamtautomobilprodukttou<br />
der Welt betrug im Jahre 1927<br />
mit 115,000 Automobilen nur drei Prozent.<br />
Die Rationalisierung der deutschen Produktion<br />
hat durch Normung und Typisierung<br />
grosse Fortschritte gemacht. Gegen 146 Persorienwagenmodeüe<br />
im Jahre 1924, die 86<br />
Firmen herstellten, bestanden im Jahre 1927<br />
nur 19 Firmen mit 40 Modellen. Im Jahre<br />
1927 wurden in Deutschland 91,100 Personenautomobile<br />
und 23,700 Lastwagen erzeugt.<br />
Der Anteil ausländischer Montagefirmen in<br />
Deutschland am Gesamterzeugungswert für<br />
1927 betrug etwa zehn Prozent. Die Produktion<br />
an Personen- wie an Lastwagen hat sich<br />
im Jahre 1927 gegenüber dem Jahre 1926<br />
verdoppelt. In den letzten Jahren vollzog<br />
sich für deutsche Automobile ein starker<br />
Preisabbau. Für Personenautomobile bewegten<br />
sich die Preise Anfang 1924 um etwa<br />
25 Prozent über den Vorkriegspreisen, bis<br />
August 1928 sanken sie auf 37 Prozent unter<br />
den Stand von 1923. Die Preise für Lastwagen<br />
lagen zu demselben Zeitpunkt 34 Prozent<br />
unter dem Vorkriegspreise.<br />
Die deutsche Automobilindustrie versorgte<br />
in der Hauptsache das Inland. Der Exportanteil<br />
betrug 1927 wertmässig sieben Prozent<br />
des Gesamtabsatzes. Er ist gegen 1925 gestiegen,<br />
gegenüber der Vorkriegszeit jedoch<br />
stark zurückgegangen. Die Ein- und Ausfuhr<br />
von Personen- und Lastwagen im Jahre 1927<br />
zeigt folgende Ziffern: Eingeführt wurden<br />
11,400 Personenwagen im Werte von<br />
56,900,000 RM., ausgeführt 2690 Stück im<br />
Werte von 16,500,000 RM. Die Einfuhr von<br />
Lastwagen betrug 620 Stück im Werte von<br />
U70.000 RM., die Ausfuhr 1374 Stück im<br />
Werte von 10,500,000 RM. Die im Jahre 1927<br />
eingeführten Personenwagen stammten zu<br />
47 Prozent aus den Vereinigten Staaten, zu<br />
22 Prozent aus Italien, zu 13 Prozent aus<br />
Oesterreich und zu 11 Prozent aus Frankreich.<br />
Von der Ausfuhr deutscher Personenwagen<br />
gingen 1927 13 Prozent nach Oesterreich,<br />
12 Prozent nach der Schweiz, 10 Prozent<br />
nach Ungarn, 8 Prozent nach der Tschechoslowakei<br />
und 6 Prozent nach den Niederlanden.<br />
Die Ausfuhr von Lastwaigen ist 1927<br />
gegen 1926 mengenmässig um 66 Prozent,<br />
wertmässig um 10 Prozent gestiegen. Unter<br />
den Abnehmern deutscher Lastwagen stand<br />
per sofort oder nach Obereinkunft<br />
von führender elektromech.<br />
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Russland mit 204 Fahrzeugen an erster Stelle.<br />
Es folgten mit 148 Wagen Brasilien, mit 106<br />
Wagen Holland, mit 94 Wagen Spanien und<br />
mit 83 Wagen die Schweiz.<br />
Aufschwung des Automobilismus<br />
in der Türkei.<br />
Vom Standpunkt des Importhandels in Au-<br />
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tomobilen aus gewinnt die Türkei in jüngster<br />
Zeit rasch an Bedeutung. Seit dem Jahre<br />
1924 ist eine Steigerung der Automobileinfuhr<br />
um rund 600 Prozent zu verzeichnen, die<br />
fast ganz auf Rechnung der beiden letzten<br />
Jahre zu setzen ist, welche den eigentlichen<br />
Beginn des Aufschwunges des Automobilverkehrs<br />
iii jenem Lande mit sich gebracht<br />
haben.<br />
Das Gros der türkischen Einfuhr machen<br />
Chassis für Personenautomobile aus, welche<br />
mit ungefähr 50 Prozent an dem Gesamtimport<br />
beteiligt sind. Lastkraftwagen, Motorschlepper<br />
und Omnibusse stehen an zweiter<br />
Stelle, während fahrbereite Personenautos<br />
erst an dritter Stelle folgen. Erst neuerdings<br />
beginnt sich dieses Verhältnis immer<br />
mehr zugunsten der Personenautomobile zu<br />
verschieben. In Konstantinopel allein laufen<br />
heute schätzungsweise 2000 Personen- und<br />
500 Lastkraftwagen, während ihre Anzahl<br />
sich im Jahre 1925 auf nur 548 bzw. 85 Einheiten<br />
belaufen hat.<br />
Die amerikanischen Marken herrschen zurzeit<br />
vor, und unter diesen sind Ford, Chevrolet,<br />
Buick und Studebacker am häufigsten<br />
vertreten. Die deutschen Marken behaupten<br />
sich an zweiter Stelle, während die<br />
französischen viel von üirer früheren Beliebtheit<br />
eingebüsst haben. Mit kleineren<br />
Lieferungen sind noch die Tschechoslowakei<br />
und Oestereich vertreten.<br />
Bezüglich der Frage, auf welche Wagentypen<br />
sich die türkische Nachfrage in der<br />
Hauptsache richtet, ist zwischen den beiden<br />
Hauptmärkten Konstantinopel und Anatolien<br />
ein Unterschied zu machen. Für erstereü<br />
kommen Automobile aller Art in Betracht,<br />
vorzugsweise mit Innensteuerung und rückschlagbarem<br />
Verdeck. Die anatolische Nachfrage<br />
richtet sich so gut wie ausschliesslich<br />
auf geschlossene, nicht zu schwere Wagen,<br />
die aber eine erhebliche Leistungsfähigkeit<br />
aufweisen müssen. Ein sehr grosser Bedarf<br />
herrscht daselbst an Eintonnen - Lastkraftwagen,<br />
die in Automobilomnibusse für die<br />
Personenbeförderung umgewandelt werden<br />
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gibt Konstantinopel den besseren Markt ab,<br />
und zwar vornehmlich für Postautomobile<br />
sowie für Zwecke der Müllabfuhr und verschiedene<br />
andere öffentliche Zwecke, -iw-<br />
London-Kapstadt ohne Zwischenlandung.<br />
Ein Flugzeug, dessen Aktionsradius alles bisher<br />
dagewesene weit übertreffen wird, steht<br />
gegenwärtig in England vor der Vollendung.<br />
Es soll imstande sein, 6000 Meilen (9600 Kilometer)<br />
ohne Benzinaufnahme zu durchfliegen<br />
und die Strecke London-Kapstadt in einem<br />
non-stop-Flug zurückzulegen. Der Bau<br />
erfolgte im Auftrag des englischen Luftministeriums<br />
durch die Fairey Aviation Company.<br />
Die Flügel der Maschine haben eine<br />
Spannweite von 25 Metern, sind freitragend<br />
ausgeführt und oben an dem sehr schmalen<br />
Rumpf angeschlossen. In ihrem Innern liegen<br />
die Benzintanks mit einem Gesamtfassungsvermögen<br />
von 4500 Litern. Die Führerkabine<br />
wird teilweise durch den Rumpf und teilweise<br />
durch das Flügelmittelstück gebildet.<br />
Sie bietet nur gerade genügend Raum für die<br />
beiden Piloten, die sich auf den geplanten<br />
Flügen abwechselnd am Steuer ablösen werden.<br />
Dem dienstfreien Piloten steht eine<br />
aufblasbare Gummimatratze zur Verfügung.<br />
Zum ersten Mal kommt bei diesem Flugzeug<br />
ein bisher geheimgehaltenes Navigationsinstrument<br />
zur Anwendung, das durch Signale<br />
den Führer automatisch aufmerksam<br />
macht, wenn er von der vorgesehenen Flugroute<br />
horizontal oder vertikal abweicht. Der<br />
Motor ist ein serienmässiger «Napier-Lion»<br />
von 530 PS. Von einer neuen, bisher nicht<br />
veröffentlichten Vorrichtung am Vergaser<br />
verspricht man sich eine bedeutende Ersparnis<br />
im Benzinverbrauch.<br />
Das ganze Flugzeug hat ein Gewicht von<br />
6V2 Tonnen. Man erwartet, dass es mit 80<br />
Stunden mehr als halb so lang wie die<br />
«Question Mark» in der Luft bleiben kann,<br />
ohne sich jedoch täglich neu zu verproviantieren,<br />
wie diese. Der bisher längste Flug<br />
ohne Zwischen-B-enzmaufnahme wurde von<br />
Italienern mit 5000 Meilen aufgestellt. m.<br />
Automobilist kann ohne weitere Scherereien<br />
Der «Auto-Lotse» bewährt sich. Der All-direkgemeine Deutsche Automobil-Club hat be-<br />
wegfahren.<br />
m.<br />
-o—<br />
kanntlich vor einigen Monaten die Institution D!e teure Prohibition.<br />
der Auto-Lotsen geschaffen. Diese Lotsen, In den Vereinigten Staaten wurden im<br />
Leute mit guter Ortskenntnis, sind an den vergangenen Jahr ausgegeben für Ice-creamgrösseren<br />
Einfahrtsstrassen Berlins postiert Soda 500 Millionen Dollar, für Mineralwasser<br />
und stehen allen Automobilisten für eine geringe<br />
Entschädigung als Wegweiser zur Ver- Millionen Dollar.<br />
300 Millionen Dollar, für Süssigkeiten 700<br />
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Führerbewilligung. Wer nur ortsunkundig,<br />
aber ein guter Grossstadtfahrer ist, wird sich<br />
den billigeren, führerscheinlosen Lotsen<br />
heuern, während die weniger gewandten<br />
Fahrer ihre Wagen lieber einem Führerlotsen<br />
anvertrauen.<br />
Gestützt auf ausgezeichnete Erfahrungen<br />
gedenkt der A. D. A. C. nun den Lotsendienst<br />
bedeutend zu erweitern. Vor allem soll die<br />
Zahl der Lotsen mit Führerschein vermehrt<br />
werden; offenbar ist das Fahren im Trubel<br />
der Grossstadt nicht jedermanns Liebhaberei.<br />
Neben Berlin sollen auch andere Städte ihren<br />
Lotsendienst erhalten.<br />
Fortschritte sind ebenfalls im Ausbau des<br />
A.DAC.-Strassenhilfsdienstes zu verzeich-<br />
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Panne geratenen Automobilisten mit Rat und<br />
Tat beizustehen. An gefährlichen Stellen erstehen<br />
jetzt auch die ersten Tafeln, auf denen<br />
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Automobile als Passagiergut Wie «Railway<br />
Age» berichtet, führen die Züge der<br />
«Southern-Pacifio-Eisenbahn seit längerer<br />
Zeit Wagen, auf denen Automobile als Passagiergut<br />
befördert werden. Die «Southern-<br />
Pcific» verbindet San Franzisko mit New-<br />
Orleans. Die Automobil-Transportwagen<br />
sind ihrem Verwendungszweck besonders<br />
angepasst. Grosse Türen an beiden Stirnseiten<br />
des Wagens gestatten ein direktes<br />
Einfahren von einer Stirnrampe aus. Die Anmeldung<br />
eines Automobils hat 30 Minuten<br />
vor Abfahrt des Zuges zu erfolgen.<br />
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sorgt die Bahn selbst für die Wahrung des<br />
Gesetzes, das ein Entleeren der Brennstoffbehälter<br />
vorschreibt. Bahnbeamte besorgen<br />
hier diese Arbeit, bestimmen das Quantum<br />
des abgelassenen Brennstoffs und übergeben<br />
dem Automobilbesitzer einen Gutschein für<br />
so und so viel Liter. An der'Bestimmungsstation<br />
braucht der Gutschein nur wieder<br />
vorgewiesen zu werden; die Bahn selbst<br />
füllt dann den Wagen wieder auf und der<br />
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*-* möglich dahinter kommen, was eigentlich in dem Ding ist.<br />
Noch haben wir aber in unserem Lande mehr als 10,000 Fahrer,<br />
die kaum im Stande wären, einen richtigen Aufsatz von ein paar<br />
Schreibseiten zu Papier zu bringen über Wesen und Wirkungsweise<br />
des Automobils. Dies ist eigentlich recht schade; jahraus,<br />
jahrein erleben wir mit dem Automobil doch recht viel Freude<br />
— manchmal auch ein wenig Aerger, letzteres vielfach deshalb,<br />
weil wir unserm Fahrzeug zu wenig Verständnis entgegenbringen,<br />
so dasa wir uns etwas mehr um die Sache kömmern sollten.<br />
Und dies ist im Grunde genommen herzlich einfach, vorausgesetzt,<br />
dass man einen Leitfaden kennt, der recht klar und verständnisvoll<br />
zur Eigenart des Automobils führt.<br />
Carl Hess, ein Mitarbeiter unseres Blattes, hat sich in unserm<br />
Auftrag der Aufgabe unterzogen, unter dem Titel „Das Büchlein<br />
vom Auto" einen Katechismus über Bau und Funktionen eines<br />
Motorfahrzeuges zu schreiben, und zwar so leicht verständlich<br />
nnd kurz gefasst als nur möglich. Das, was dieses Büchlein sagt,<br />
begreift und erfasst jeder, die zahlreichen leichtverständlichen<br />
Abbildungen tun das Ihrige, und so gehen dem Leser, wenn er<br />
die hundert Seitchen durchgelesen hat — vielleicht ein Kapitel<br />
etwas langsamer oder zum zweiten- nnd drittenmal — verschiedene<br />
Lichter auf.<br />
Am Schlüsse des Bändohens sind dann noch 120 Fragen und Antworten<br />
aufgeschrieben. Als Probe aufs Exempel sollen sie zeigen,<br />
ob der Leser alles begriffen hat. Dann wird er selbst wünschen,<br />
dass „Daa Büchlein vom Auto", das so viel wertvolles Wissen<br />
in leichtfasslichster Form vermittelt, bald in die Hände von<br />
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VON E. BÜTIKOFER, ING., ZÜRICH,<br />
Ich schreihe diese Zeilen im Januar. Vor<br />
mir auf dem Tisch liegen westindische Bananen<br />
und algerische Orangen. Meine Frau<br />
liat vor wenigen Minuten den norwegischen<br />
Käse hinausgetragen und bringt nun den<br />
duftenden Mate (südamerikanischer Tee)<br />
hinein. Vorn beim Fenster steht ein Riesenstrauss<br />
prächtiger Nelken, den uns eine<br />
gute Bekannte per Express aus Nizza<br />
sandte. Meine Jüngste knabbert an einem<br />
Stücklein Schokolade, von der ich nicht<br />
weiss, ob die Goldküste, Java, Kolumbien<br />
oder Ostafrika den Rohstoff geliefert hat.<br />
Wahrscheinlich stehe ich alle Tage gastronomisch<br />
mit mindestens 4 Erdteilen in Verbindung.<br />
Ohne etwas Besonderes darin zu<br />
finden. Ohne, dass unsere Haushälterin es<br />
überhaupt weiss. Die bejahrte Alte denkt<br />
sich höchstens etwas von merkwürdigen<br />
Ansprüchen der heutigen Generation und<br />
der Bescheidenheit der verflossenen.<br />
Etwas Konservierungstechnik ist ja auch<br />
dabei. Bei Gefrierfleisch handelt es sich ja<br />
Erkältet<br />
I von einer Autofahrt zurück!<br />
Dann hilft sicher ein elektr.<br />
SOLIS-Heizkissesa<br />
fast ausschliesslich um eine Konservierungsfrage.<br />
Aber in der Hauptsache ist es<br />
doch die Geschwindigkeit, welche nicht nur<br />
die leiblichen, sondern auch die geistigen<br />
Kontakte herstellt. Die Welt ist kleiner geworden<br />
durch die Geschwindigkeit und die<br />
Menschheit reicher. Noch für den Durchschnittsmenschen<br />
der verflossenen Generation<br />
war eine Auslandreise ein Ereignis<br />
und das Meer ein grosses Erleben. Kaum<br />
50 Jahre liegt dieses Zeitalter zurück.<br />
Wenn heute im Eisenbahncoupe zwei oder<br />
drei Personen, die sich nie vorher gesehen<br />
haben, ins Gespräch kommen, so können<br />
sie von London, Paris oder Berlin reden.<br />
Fast stets wird sich das ganze Duo oder<br />
Trio aus eigener Anschauung aktiv am Gespräch<br />
beteiligen können. Es gilt schon beinahe<br />
als verpönt, «nur» in einem Nachbarort<br />
praktisch tätig gewesen zu sein. Im<br />
Zeitalter der Geschwindigkeit macht man<br />
Ausland-, wenn nicht gar Ueberseepraxis^<br />
Und es gilt beinahe als selbstverständlich,<br />
dass in Mitteleuropa jeder auch nur einigermassen<br />
gebildete Mensch mindestens<br />
eine Fremdsprache spricht und sich deren<br />
Gebrauch im Ausland angeeignet hat.<br />
Nach allen Seiten hin und in unglaublich<br />
kurzer Zeit breiten sich die elektrischen<br />
Wellen aus. Was in Amerika gespeziell<br />
bei Rheumatismus, Katarrh, Ischias oder<br />
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DIE SCHWARZE<br />
CHRYSftNTHEME.<br />
Skizze von Max Karl Böttcher.<br />
Seit zehn Tagen war die grosse Industriestadt<br />
in heller Aufregung. Die raffinierten,<br />
man möchte sagen, genial durchgeführten Einbrüche<br />
bei zwei der modernst und bestgesicherten<br />
Bankhäusern bildeten den Anfang einer<br />
Kette von Verbrechen, die mit einer Tollkühnheit<br />
und Virtuosität durchgeführt wurden,<br />
wie sie die Kriminalpolizei bisher noch nicht<br />
erlebt hatte. Von den Räubern war aber auch<br />
noch nicht die Idee einer Spur entdeckt worden.<br />
Das einzige, was die Verwegenen bei jedem<br />
Einbruch am Orte ihrer Tat stets zurückliessen,<br />
war eine schwarze Chrysantheme,<br />
kunstvoll ausgeführt.<br />
Dr. Gallus, der junge Arzt, arbeitete in diesen<br />
Tagen — es war am Rosenmontag — in<br />
seinem Ordinationszimmer. Es war spät am<br />
Abend, nicht allzuweit bis Mitternacht. Auf<br />
einmal schrillte die Nachtglocke an seiner<br />
Haustüre. Die alte Aufwartefrau, die dem jungen,<br />
nahezu unbeschäftigten Arzte die Wohnung<br />
in Ordnung hielt, war beurlaubt, und so<br />
blieb dem Doktor nichts übrig, als selbst das<br />
Tor zu öffnen.<br />
Ein Mensch stand draussen, Lederjacke,<br />
Sturzkappe, Autobrille, Gamaschen, und er<br />
fragte kurz und hastig: «Hier wohnt doch ein<br />
Arzt?»<br />
«Gewiss, ich bin selbst der Doktor.><br />
«O, das trifft sich gut! Kommen Sie mit,<br />
ich bitte Sie, ein Unglücksfall!»,<br />
N<br />
sprochen wird, können wir hier praktisch<br />
gleichzeitig vernehmen. Man spricht heute<br />
ja bereits vom Fernsehen. Sehr richtig hat<br />
sich letzthin in einer angesehenen schweizerischen<br />
Zeitschrift ein Doktor der Philosophie<br />
dahin ausgedrückt, diese sich immer<br />
mehrende Anteilnahme an den Ereignissen<br />
der ganzen Welt, dank der Fernübertragung<br />
und dank den ungezählten Empfangsmöglichkeiten,<br />
machte uns immer mehr<br />
zu richtigen Weltbürgern. Wir lernen,<br />
andere Völker und Geistesverfassungen<br />
verstehen, zufolge der Raschheit, mit der<br />
uns die modernen Verkehrsmittel in fremde<br />
Gegenden führen, mit der wir den akustischen<br />
Ausdrücken ihrer Kultur unmittelbar<br />
folgen können, mit der wir durch den<br />
Film und moderne Reproduktionsverfahren<br />
mit den fernsten Teilen der Erde in Verbindung<br />
treten können. Ueberall vernehmen<br />
wir den Pulsschlag der Welt, je nach<br />
den technischen Hilfsmitteln mehr oder<br />
weniger kräftig. Aber die Wirkung ist unmittelbar<br />
und nicht um Wochen oder Monate<br />
nachhinkend, wie im Zeitalter der<br />
Langsamkeit. Deshalb ist auch die Anteilnahme<br />
unmittelbar. Wir leben mit. Man<br />
kann wohl sagen, dass nirgends etwas<br />
Wichtiges geschehen kann, ohne dass es sofort<br />
rund um die Erde gehende und überall<br />
vernehmbare Schwingungen auslöst.<br />
Es ist schon gesagt worden, die Geschwindigkeit<br />
hätte uns gar nicht glücklicher<br />
gemacht. Alles sei relativ. Die Geschwindigkeit<br />
habe alle Elemente und<br />
Handlungen im gleichen Masse beschleunigt<br />
und das Leben hastiger gemacht. Dem<br />
Einzelnen biete die Geschwindigkeit keinen<br />
Vorteil, da alle andern das gleiche Tempo<br />
einschlagen konnten. Es stimmt/ wenn<br />
man die Gesamtmenschheit berücksichtigt.<br />
Es stimmt für die Alltagshandlungen. Aber<br />
man kann solche Behauptungen kaum<br />
mehr aufrecht halten für das Einzelleben<br />
und die besondern Lebensereignisse, wie sie<br />
jeden Augenblick an jeden Menschen herantreten<br />
können. Man kann füglich von<br />
einem Sinn und einem Unsinn der Geschwindigkeit<br />
sprechen. Der wahre Sinn<br />
der Geschwindigkeit kann nicht der sein,<br />
das ganze Menschenleben zu beschleunigen,<br />
jeder Handlung, sei sie wissenschaftlicher,<br />
industrieller, gewerblicher oder sportlicher<br />
Natur, ein rascheres Tempo zu verleihen.<br />
Die Geschwindigkeit soll vielmehr dem Menschen<br />
vermehrte Kontaktmöglichkeiten<br />
schaffeii, eine Basis für Menschen Verbrüderung<br />
sein. Ich rede absichtlich von «einer»<br />
und nicht von «der» Basis. Die Geschwindigkeit<br />
der modernen Verkehrsmittel hat<br />
ja so viele Bande zwischen den einzelnen<br />
Völkern geschlungen, dass der Wunsch<br />
nach Verständigung immer lebhafter wird<br />
und auf immer fruchtbareren Boden fällt.<br />
«Sofort! In zwei Minuten bin ich bereit, ich<br />
will nur meinen Verband- und Besteckkasten<br />
zurecht machen und mein Motorrad aus der<br />
Garage holen.»<br />
«Holen Sie nur Ihr Doktorzeug, mein Wagen<br />
wartet an der Ecke!»<br />
Und nach kurzer Zeit sass Dr. Gallus in einer<br />
molligen Limousine, die nun in tollem<br />
Tempo, aber sicher gelenkt, durch die stillen<br />
Strassen der Stadt brauste und endlich weit<br />
draussen im Westviertel der .Stadt, wo seit<br />
kurzem eine neue Villenkolonie entstanden<br />
war, vor einem stattlichen Landhause hielt.<br />
Der Chauffeur öffnete den Wagen und<br />
führte den Arzt in das Haus, das merkwürdig<br />
still und unerleuchtet war. In der finsteren<br />
Flur empfingen zwei Männer den Arzt, und<br />
nachdem sich die Tür hinter ihm geschlossen<br />
hatte, traten die beiden auf ihn zu und zu seinem<br />
Schrecken sah jetzt der Dr. Gallus, wie<br />
ihm bei dem Scheine einer aufleuchtenden<br />
Taschenlampe zwei Pistolen entgegenblitzten<br />
und ferner, dass die beiden Männer kleine,<br />
schwarzseidene Masken trugen.<br />
«Schweigen Sie und tun Sie nur Ihre<br />
Pflicht als Arzt, dann geschieht Ihnen nichts<br />
und Sie erhalten reichliches Honorar für Ihre<br />
Bemühungen!» sagte der eine der Männer mit<br />
verhaltener Stimme und fuhr fort: «Sollten<br />
Sie Lärm schlagen oder nach Ihrer Arbeit<br />
etwas von Ihrem nächtlichen Dienst verraten,<br />
sind Sie verloren! Folgen Sie uns!» Und ohne<br />
des Sträubens des Doktors zu achten, legten<br />
sie ihm eine Binde um die Augen und führten<br />
ihn fort. Und der Gewalt gehorchend, schritt<br />
Gallus dem Sprecher hintendrein, während<br />
der Chauffeur als sein Wächter folgte. Es<br />
Völker, die sich noch vor wenigen Jahren<br />
feindlich gegenüberstunden, arbeiten heute<br />
Seite an Seite, weil die einigenden Bande<br />
stärker sind als die trennenden Grenzpfähle<br />
und Geistesverfassungen, die zufolge<br />
dem ständigen Gedankenaustausch<br />
von Nation zu Nation immer mehr das<br />
Fremde verlieren. Gewiss: die Technik<br />
allein tut es nicht, das Menschenherz muss<br />
mit dabei sein. Aber die Technik führt<br />
durch das Mittel der Geschwindigkeit die<br />
Menschenher zeu zusammen. Zum Verstehen<br />
gehört dann allerdings nicht nur die<br />
Gegenwart, sondern auch der Anteil des<br />
Herzens.<br />
Es kann nicht Zweck des Flugzeuges<br />
sein, alle Menschen, die von Zürich nach<br />
München reisen müssen, in nur 2 Stunden<br />
hinzubefördern anstatt in 8 (Eisenbahn).<br />
Das Flugzeug soll für jeden Menschen nur<br />
die Möglichkeit schaffen, in 2 Stunden den<br />
erwähnten Weg zurücklegen zu können.<br />
Dass es alle Tage viele Menschen gibt, welchen<br />
diese Möglichkeit sehr erwünscht ist,<br />
darf als sehr erfreulich bezeichnet werden.<br />
Aber noch erfreulicher ist es, dass nicht das<br />
ganze reisende Publikum das 150-Kilometertempo<br />
einschlägt. Wenn man liest,<br />
dass ein Flugzeug aus Wien ein lebensrettendes<br />
Heilserum nach Zürich brachte, das<br />
mit keinem andern Transportmittel hätte<br />
rechtzeitig und in unversehrtem Zustande<br />
eintreffen können, so wird man das Vorhandensein<br />
derartiger Möglichkeiten preisen.<br />
Zweck des Automobils ist wohl auch<br />
nicht die Kilometerfresserei, sondern das<br />
unabhängige Gemessen schöner Landschaftsbilder<br />
nicht nur in beliebig schnellem,<br />
sondern mehr noch in beliebig langsamem<br />
Tempo. Die Geschwindigkeit ist Unsinn,<br />
wenn man prächtige Gegenden, wie<br />
die Rheinstrasse Bingen—Koblenz oder das<br />
Höllental im Schwarzwald — von einer<br />
Alpenstrasse gar nicht zu sprechen — mit<br />
maximalem Tempo durchrast. Geschwindigkeit<br />
hat Sinn, wenn die Kleinode der<br />
Natur im beschaulichen Betrachten genossen<br />
werden und wenn man an klassischen<br />
Kunststätten nicht nur an kulinarische<br />
Genüsse und baldiges Weiterrasen denkt.<br />
Geschwindigkeit hat Sinn — auch in herrlichen<br />
Gegenden — wenn ein Arzt rasch zu<br />
einem Kranken muss. Sie ist Unsinn", wenn<br />
sie nur als Selbstzweck ausgeübt wird. Dessen<br />
ungeachtet sind neue Rekorde stets zu<br />
begrüssen, weil sie neue und noch fortschrittlichere<br />
Transport- und Uebertragungsmöglichkeiten<br />
für die Allgemeinheit<br />
anbahnen. Geschwindigkeit ist Unsinn,<br />
wenn der Rundfunkfreund seinen Apparat<br />
im Verlauf einer Stunde wohl auf 10 verschiedene<br />
europäische Städte einstellt,<br />
«rasch» mit Wien, ebenso rasch mit Berlin<br />
und Paris in Verbindung tritt. Geschwindigkeit<br />
hat hohen Sinn, wenn man am<br />
Lautsprecher einen abgerundeten künstlerischen<br />
oder bildenden Genuss erlebt.<br />
ging durch mehrere unerleuchtete Zimmer<br />
und dann kam man in einen hellen Raum, wo<br />
man dem Doktor die Binde abnahm. Auf dem<br />
Boden lag ein schlanker junger Mensch, der<br />
am Halse aus einer Wunde blutete und daneben<br />
lag ein grosser erschossener Hund.<br />
«Sie sehen, was der Köter angerichtet hat!<br />
Untersuchen Sie unseren Kameraden und verbinden<br />
Sie ihn!» herrschte jetzt einer der<br />
Männer. Der Arzt kniete nieder, öffnete dem<br />
Bewusstlosen die Kleider und fuhr zurück.<br />
Eine Frau?!» rief er.<br />
«Das soll Sie nicht kümmern!» zischte ihn<br />
der Sprecher an.<br />
Schweigend untersuchte der Doktor nun<br />
die Wunde am Halse, fand, dass es nur ein<br />
ganz hramloser Biss, eine leichte Fleischwunde<br />
war, und dass die Frau wahrscheinlich<br />
nur vor Schreck, weniger infolge der Verletzung,<br />
ohnmächtig geworden war. Er wusch<br />
die Wunde aus, desinfizierte sie reichlich und<br />
verband sie, dann brachte er das Geschöpf<br />
durch einen leichten Schlag einer kleinen<br />
elektrischen Batterie, die er bei Unglücksfällen<br />
stets mitführte, zu sich, und als er es<br />
aufrichtete, bemerkte er, dass es ein sehr<br />
hübsches Mädchen von höchstens achtzehn<br />
Jahren war mit ganz seltenen, schwarzen,<br />
leuchtenden Augen.<br />
«Ist die Verwundung gefährlich?» fragte<br />
einer der Männer.<br />
«Durchaus nicht, in zwei Tagen ist nur<br />
noch eine kleine Narbe sichtbar.»<br />
Und da das Mädchen, das Männerkleider<br />
trug, lächelte, schien man den Aussagen des<br />
Arztes Glauben zu schenken. Man verband<br />
ihm wieder die Augen, führte ihn zurück zum<br />
Man muss wohl unterscheiden zwischen<br />
dem tiefern Sinn einer Sache und den von<br />
den Menschen vorgenommenen Entstellungen.<br />
Man muss nicht die gute Sache verantwortlich<br />
machen für die vom Menschen<br />
begangenen Entgleisungen. Man muss<br />
nicht über den Kino schimpfen, weil die<br />
15—25 Bilder, die in einer einzigen Sekunde<br />
auf der Leinwand vorbeihuschen<br />
und dadurch die tatsächliche Bewegung<br />
wiedergeben, unmögliche Hetzjagden und<br />
Schauerromane aufführen. Der wahre Sinn<br />
des Films liegt doch in seiner Fähigkeit, interessante<br />
Geschehnisse etnographischen,<br />
sportlichen, dramatischen, politischen oder<br />
geschichtlichen Charakters in möglichst<br />
vollkommener Treue festzuhalten, der<br />
Mitwelt vorzuführen und der Nachwelt zu<br />
erhalten.<br />
Zum Schluss noch ein liebliches Bild: Das<br />
Fürstentum Lichtenstein wurde im Herbst<br />
1927 durch eine Wasserkatastrophe heimgesucht.<br />
Riesige Schuttmassen waren wegzuräumen,<br />
um das überschwemmte Land<br />
wieder der Kultur zu erschliessen. Ucber<br />
hundert Freiwillige haben die Arbeit besorgt.<br />
Aus Dänemark, Schweden, Norwegen,<br />
Deutschland, England, Irland, Schottland,<br />
Indien, Südafrika, Australien und<br />
der Schweiz sind die jungen Männer herbeigeeilt,<br />
um gemeinsam als Menschen<br />
Hilfe zu bringen und ungewollt sich gegenseitig<br />
als Menschen achten zu lernen. Eine<br />
Tat, die ohne die Verkehrsgeschwindigkeiten<br />
der Neuzeil nicht möglich wäre.<br />
80 Jahre sind es her, seitdem C. F. Hartmann<br />
eir Gedicht «Eisenbahn» veröffentlichte.<br />
Die Schlusszeile mit ihrem prophetischen<br />
Gehalt möge wiedergegeben sein:<br />
«Jetzt auch ein neuer Geist Menschennatur<br />
durchkreist, der auf des Lebens Bahn Herzen<br />
lehrt Herzen nahn.» Kann dieses Prophetenwort,<br />
diese Hymne an die Geschwindigkeit,<br />
eine bessere Bestätigung finden als<br />
durch ein internationales Liebeswerk, wie<br />
das liechtensteinische?<br />
—o—<br />
Bummeln verboten.<br />
Im Krieg wurde in den Vereinigten Staaten<br />
ein Gesetz erlassen, wonach jedermann<br />
verpflichtet war, entweder eine Beschäftigung<br />
zu haben oder aber einen Entschuldigungsgrund<br />
für seinen Müssiggang vorzuweisen.<br />
Jetzt hat der Kommandeur der New<br />
Yorker Polizei, Whalen, diese Bestimmung<br />
der Vergessenheit entrissen. Seine Detektive<br />
durchstreifen die Stadt, halten elegant<br />
gekleidete Bummler auf der Strasse an, verhören<br />
sie über ihren Beruf und verhaften sie,<br />
wenn ihre Angaben nicht genügend begründet<br />
erscheinen.<br />
Der boshafte Nachbar. «Mit wem hat Ihre Frau<br />
gestern abend so furchtbar geschimpft?» — «Mi<<br />
dem Hunde!» — «Armes Vieh! Sie drohte ihm ja<br />
sogar mit Entziehung des Hausschlüssels!»<br />
Auto und schob ihn in den Wagen. Zehn Minuten<br />
später stand er wieder vor seiner Wohnung.<br />
Der Chauffeur trat zu ihm und flüsterte:<br />
«Falls Sie den Versuch machen, der Polizei<br />
oder sonst irgend jemandem das eben<br />
Erlebte zu berichten, sind Sie verloren! Es ist<br />
keine Redensart, Herr Doktor, es ist bitterster<br />
Ernst. Also — schweigen, wenn Ihnen Ihr<br />
Leben lieb ist! Keine Polizei kann Sie<br />
schützen! Unser Arm reicht weit!» —•<br />
sprach's, drückte dem verblüfft dastehenden<br />
Arzte ein langes, schmales Päckchen in die<br />
Hand, sprang in den Fahrersitz seines Wagens,<br />
drückte den Schaltknopf und schon<br />
sauste das Auto davon.<br />
Was sich Dr. Gallus während der Fahrt<br />
ausgedacht, führte er nun sofort aus. Mit ein<br />
paar Sätzen war er an seinem Autoschuppen!<br />
Tür aufschliessen, Motorrad herauszerren,<br />
antreten, drauf!! Das waren alles nur Augenblicke.<br />
Das erhaltene, längliche Päckchen<br />
warf er hinter sich in die Garage, dann raste<br />
er hinter dem Wagen her. Durch viele, viele<br />
Strassen ging es, kreuz und quer, aber an der<br />
Seestrasse, von welcher rechts und links alle<br />
50 Schritte kurze, sich wieder verzweigende<br />
Nebenstrassen abbogen, verlor er doch die<br />
Spur des geheimnisvollen Automobils.<br />
Wütend und enttäuscht fuhr er heim,<br />
brachte sein Motorrad unter, hob das Päckchen<br />
in der Garage auf und trat in sein Zimmer.<br />
Nachdem er Licht gemacht, öffnete er<br />
das Paketchen und was fand er: eine<br />
schwarze Chrysantheme und einen Briefurnschlag,<br />
darin drei neue Hundertmarkscheine<br />
und ein Zettelchen: Honorar für ärztliche Bemühungen.
u AUTOMOBIL-REVUE <strong>1929</strong> — N° 8<br />
ANDRE CITROEN, der französische Autokönig.<br />
1902 gab es in Paris einen kleinen Industriellen,<br />
der Zahnräder fabrizierte, ein noch<br />
ganz junger Mann und frisch vom Polytechnikum<br />
gekommen. Er hatte zehn Arbeiter und<br />
einen Zeichner angestellt. Weder Ingenieure,<br />
Buchhalter, Sekretäre noch irgendwelche<br />
andere Angestellte. Er dirigierte die Werkstätte,<br />
überwachte die Maschinen, kaufte das<br />
Rohmaterial, führte die Bücher und war sein<br />
eigener Reisender. Im ersten Jahre verdiente<br />
er fünfzehntausend Francs, nach vier<br />
Jahren hunderttausend.<br />
Er war kaum dreissig Jahre alt, als man<br />
ihn bat, dio Automobilgesellschaft Mors zu<br />
reorganisieren. Nach kurzer Zeit produzierte<br />
die Fabrik 1200 Wagen an Stelle von bisher<br />
125.<br />
Dies geschah in der Vorkriegszeit. Damals<br />
schliefen die grossen Zahlen noch. Dann kam<br />
der grosse Krieg. Munition fehlte überall.<br />
Was gibt es einfacheres, als welche herstellen,<br />
sagte sich der Artillerielieutenant Citroen.<br />
Als er seinen ersten Urlaub erhielt,<br />
präsentierte er sich dem Artilleriecgeneral<br />
Bacquet. Er erbot sich, eine Fabrik einzurichten,<br />
die imstande sei, täglich zwanzigtausend<br />
Granaten zu produzieren und später<br />
fünfzigtausend, wenn man wolle. Man fand<br />
das sichtlich übertrieben; besonders wenn<br />
man überdachte, dass aus sämtlichen Werkstätten<br />
Frankreichs zusammen nur fünfzehntausend<br />
hervorgingen. Ausserdem hätte Citroen<br />
erst eine Fabrik bauen müssen und<br />
dies in welcher Zeit?<br />
Als man ihm Fragen stellte, lächelte er.<br />
Er verlangte nichts weiter als eine Bestellung.<br />
Er verpflichtete sich ohne weiteres<br />
für die Lieferung; und so willigte man ein.<br />
Er erwarb sofort am Quai Javel, am Ende<br />
von Paris, grosse Terrains, auf denen man<br />
bisher Kohl und Rüben pflanzte. Von nun an<br />
sollten hier Schrapnelle wachsen. In sechs<br />
Wochen standen die Werkstätten fix und<br />
fertig da. Citroen montierte tausend Werkzeugmaschinen,<br />
die er aus Amerika kommen<br />
Hess. Dann häuften sich Tonnen amerikanischen<br />
Stahls in den ehemaligen Gemüsegärten<br />
an. Nach wenigen Monaten war die erste<br />
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dann fünfzehn-, zwanzigtausend.<br />
Von allen Seiten und alliierten Ländern<br />
kam man, um diese erstaunliche Pflanzung<br />
zu besichtigen, die wie unter dem Zauberstab<br />
eines* Magiers aus dem Boden geschossen<br />
war und immer mehr Hektare in Anspruch<br />
nahm. Dreizehntausend Arbeiter.<br />
Die von Citroen angekündigte Zahl war bald<br />
überschritten. 55,000 Granaten verliessen täglich<br />
diese Modellfabrik, die bald überall kopiert<br />
wurde.<br />
Was wird nach dem Kriege aus den Ateliers?<br />
Automobile? Man glaubte erst an einen<br />
schlechten Scherz. Das Auto ist ein Luxus,<br />
die Granate leider nicht. In dem verarmten<br />
Frankreich wird man keine Käufer<br />
finden. Was wird aus den Arbeitern? In<br />
Amerika? Schön; aber wir sind nicht in<br />
Amerika.<br />
So sprachen die erfahrenen Leute und fügten<br />
hinzu, dass Citroen zu intelligent sei, um<br />
nicht ebenso zu denken. Indessen hörte Citroen<br />
im März 1919 auf, Granaten zu fabrizieren<br />
und begann tatsächlich mit dem Automobübau.<br />
Anfangs produzierte er dreissig<br />
Wagen pro Tag. Heute ist er imstande, tausend<br />
in vierundzwanzig Stunden zu liefern.<br />
Er ist klein und hat ein rundliches Gesicht.<br />
Die grosse Hakennase der Eroberer fehlt<br />
ihm. Und das eckige Kinn, das man Willensmenschen<br />
nachsagt, wird man vergeblich bei<br />
ihm suchen. Er sieht gar nicht so aus, als<br />
ob er Citroen wäre. Er ist sozusagen Citroen<br />
inkognito. Bei näherer Betrachtung fällt sein<br />
Blick auf. Man weiss nicht, sind seine Augen<br />
blau pder braun? Aber sein Blick hat<br />
eine fatale Durchdringungskraft und strahlt<br />
eine ausserordentliche Kälte aus. Es ist der<br />
Blick eines Mannes, der alles sieht.<br />
Tatsächlich entgeht Citroen in seinen riesigen<br />
Fabriken täglich nicht die geringste<br />
Kleinigkeit. Er kennt das letzte Detail. Jeden<br />
Nachmittag durchläuft er die ganzen<br />
Räume. Von der Zeit her, als er zehn Arbeiter<br />
und einen einzigen Zeichner überwachte,<br />
behielt er die Gewohnheit der persönlichen<br />
Kontrolle. Die Aerzte empfehlen<br />
den Fussmarsch als bestes Mittel für die Erhaltung<br />
der Jugendlichkeit. Wenn sie sich<br />
nicht täuschen, wird Citroen sehr alt werden,<br />
denn er legt in seinen Fabriken täglich<br />
fünfzehn Kilometer zu Fuss zurück. So unterhält<br />
dieser Vorkämpfer des mechanischen<br />
Motors seinen eigenen menschlichen Motor.<br />
Um 9 Uhr morgens trifft er am Quai Javel<br />
ein, wo die Bureaus sind. Post, grauenhafte<br />
Post. Die Sekretäre haben sie geöffnet und<br />
präsentieren Brief um Brief. Er überläuft mit<br />
einem Blick das Resümee jedes Briefes und<br />
schreibt seine Anmerkung hinein, was zu geschehen<br />
hat. Keine Scheuerfrau wird ohne<br />
sein Wissen eingestellt und ohne seine Randbemerkung:<br />
Einverstanden. A. C<br />
Dann kommen die Besucher. Nachher begibt<br />
er sich in seine Schmieden nach Clichy<br />
oder in seine Ateliers von Saint Quen. Um<br />
2 Uhr ist er zum Frühstück zurück. Dann<br />
beginnt das Programm vom Vormittag wieder.<br />
Ausserdem sieht er nach den Fabriken<br />
von Grenelle und Gutenberg. Dann erst<br />
kommt der Privatmann Andre Citroen zu<br />
seinem Recht.<br />
Soll man ihn beneiden? Wir alle, die ihn<br />
kennen, glauben ihn glücklich, weil er ein<br />
Schöpfer ist, und sein Glück bedeutet Schaffen<br />
und Erzeugen. Wahrscheinlich möchte<br />
«Das nenne ich gut bezahlt! Aber geraubtes<br />
Geld!» rief Dr. Gallus, setzte sich an seinen<br />
Schreibtisch und überlegte. Aus seinem friedlichen<br />
Doktordasein war er plötzlich in ein<br />
Abenteuer verstrickt worden, war er in Gemeinschaft<br />
gekommen mit den gemeinsten<br />
und gerissensten Verbrechern des' letzten<br />
Jahrzehntes und man hatte ihm Schweigepflicht<br />
auferlegt.<br />
Dass er sich daran, trotz der grausigen Drohungen,<br />
nicht kehren würde, war ihm ohne<br />
weiteres klar. Er überdachte alles noch einmal<br />
und merkwürdig, das schöne Mädchen<br />
mit den dunklen, so rätselhaft leuchtenden<br />
Augen stand lockend und auch mahnend vor<br />
seinem Sinn und ihm war, als wäre eine gewisse,<br />
geheime Macht von diesen Augen auf<br />
ihn übergegangen.<br />
«Ich möchte sie noch einmal sehen!»<br />
dachte er unwillkürlich, .aber dann riss er sich<br />
zusammen, ergriff den Fernsprecher und läutete<br />
das Polizeipräsidium an. Aber so sehr<br />
und so oft er auch rief, es meldete sich niemand.<br />
Da wurde ihm offenbar, dass die Verbrecher<br />
in weiser Vorausrechnung ihm die<br />
Telephonleitung zerstört hatten.<br />
Am andern Morgen, als Dr. Gallus gegen<br />
acht Uhr in sein Ordinationszimmer trat, das<br />
nach wie vor der Patienten harrte, erschrak<br />
er nicht wenig. Eine Fensterscheibe war zertrümmert,<br />
und unter den verstreuten Glassplittern<br />
auf dem Fussboden lag ein faustgrosser<br />
Knäuel, der sich als ein Stück weisses<br />
Papier, das um einen Stein gewickelt war,<br />
erwies. Und auf dem Zettel stand in lakonischer<br />
Kürze: .«Wir warnen Sie nochmals!»<br />
keiner von seinen Arbeitern mit ihm tauschen,<br />
wenn man ihn genau informieren<br />
würde. Er aber, die Freude kostend, das<br />
erreicht zu haben, was er sich wünschte,<br />
den Stolz, die mittleren Lebensbedingungen<br />
gewechselt zu haben und ein wichtiges Rad<br />
in der sozialen Maschine zu sein, raucht<br />
nicht, trinkt nicht und isst wenig, läuft wie<br />
ein Landbriefträger. Wenn er sich glücklich<br />
fühlt, so ist er es durch den Intellekt, durch<br />
den Kopf.<br />
„LLOYDIÄDE".<br />
Es ist kaum glaublich, was aus einem kleinen<br />
unscheinbaren Kaffeehausbesitzer alles<br />
werden kann! Da hauste um 1690 herum in<br />
London, und zwar ausgerechnet in der Towerstreet,<br />
ein Herr Edward Lloyd. Herr<br />
Edward Lloyd betrieb dort eine kleine Gastwirtschaft,<br />
in der sich alles, was irgendwie<br />
mit Salzwasser zusammenhing und soweit es<br />
auf zwei Beinen zu gehen vermochte, zusammen<br />
traf. Aber nicht nur Matrosen und<br />
Steuermänner, auch Kaufleute fanden sich in<br />
dem Lokal des Herrn Lloyd ein, und sie alle<br />
tauschten ihre Erfahrungen aus, über den<br />
Lauf der Geschäfte und den Wandel der Zeiten.<br />
Herr Edward Lloyd war bestrebt, seine<br />
Kundschaft sorgsam zu befriedigen, dabei<br />
vergass er aber nicht, von den Erfahrungen<br />
anderer Nutzen zu ziehen, und zwar in einer<br />
Art und Weise, die niemanden schaden, sondern<br />
im Gegenteil nur ihm und andern zum<br />
Wohl gereichen konnte. Eines muss festgestellt<br />
werden, er hatte vermutlich ein fabelhaftes<br />
Gedächtnis. Wenn am hinteren Tisch<br />
die Matrosen der «Queen Anne» über Grosse,<br />
Alter und Bauart ihres Schiffes verhandelten,<br />
so hackten sich die wichtigsten Eigenschaften<br />
der «Queen Anne» im Gedächtnis des Herrn<br />
Edward Lloyd ein. Da hätte man noch lange<br />
nachher kommen können, um über Beschaffenheit<br />
dieses Schiffes sichere und zuverlässige<br />
Auskunft zu erhalten. Oder wenn etwa<br />
am Tische rechts einige Kaufleute über die<br />
Verschiffungsmöglichkeit ihrer Güter verhandelten,<br />
so durften sie sicher sein, in Herrn<br />
Edward Lloyd einen sachkundigen Ratgeber<br />
zu finden. Kurzum, Lloyd entwickelte sich zu<br />
einer Art Brockhaus oder Meyer für Seeleute.<br />
Wollte man etwa wissen, wann dieses oder<br />
jenes Schiff eintreffe, was für Mängel das<br />
dritte aufweise, immer waren bei Lloyd die<br />
ersten Nachrichten erhältlich. Er wusste aber<br />
auch seine Sache praktisch anzufassen und<br />
gab 1696 die Lloyds News heraus, die dann<br />
1726 unter dem Namen Lloyd List erschien<br />
und seit 1834 als Lloyds register of British<br />
and foreign shipping herauskommt. Es ist<br />
das Verzeichnis aller Schiffe mit der Angabe<br />
aller derjenigen Eigenschaften, die für den<br />
Verfrachter von Nutzen sind. Dass unter solchen<br />
Umständen die Kaffebude an der Towerstreet<br />
bald zu klein wurde, ist leicht verständlich,<br />
und Lloyd siedelte 1692 in die<br />
Lombardstreet über.<br />
Nennen sie mir ein Volk, dem das Wetten<br />
mehr im Blute liegt als dem Engländer! Das<br />
Wetten ist ein englischer Nationalsport, so<br />
gut wie das Fussballspiel. Diese englische<br />
Eigenart hat Lloyd erfasst und darin liegt<br />
eine weitere Begründung seines Aufstiegs,<br />
denn bei Lloyd wurden Wetten angenommen,<br />
die der Unverfrorenheit und Waghalsigkeit<br />
des englischen Charakters in diesem Punkt<br />
entsprachen. Da wurde auf die unglaublichsten<br />
Dinge eingetreten, ob das Wetter in<br />
einem bestimmten Zeitpunkt günstig sei, ob<br />
man auf eine in Aussicht stehende Erbschaft<br />
In diesem Augenblick warf der <strong>Zeitung</strong>sträger<br />
die Morgenzeitung durch den Briefkastenspalt<br />
der Tür. Hastig ergriff Dr. Gallus<br />
das Blatt und las in mächtigen Lettern auf<br />
der ersten Seite:<br />
'•<br />
10,000 Mark Belohnung.<br />
Mord und Raub in der Aegidistrasse.<br />
Professor Frobenius ermordet, der Wachhund<br />
erschossen, die Villa ausgeraubt. Auf<br />
dem Körper des entseelten Professors lag<br />
eine schwarze Chrysantheme. Von den Tätern<br />
fehlt wieder jede Spur. Stadt und<br />
Staatsanwaltschaft setzen 10,000 Mark<br />
Belohnung für Ergreifung der Täter aus.<br />
Dr. Gallus stürzte hinaus, zog sein Motorrad<br />
aus dem Schuppen, kurbelte an und fuhr<br />
davon, Richtung Villenviertel und Aegidistrasse.<br />
Er hoffte, dort Kriminalbeamte zu<br />
finden, denen er seine nächtlichen Erlebnisse,<br />
die ohne Frage mit dem Verbrechen zusammenhingen,<br />
berichten wollte.<br />
Aber schon nach wenigen Metern Fahrt<br />
fühlte er, dass man ihn verfolge. Ein Rennauto<br />
war ihm, wohin er auch lenkte, auf den<br />
Fersen, und in der unendlich langen, menschenleeren<br />
Wettinstrasse überholte ihn der<br />
Wagen, ein Mann in langem, offenbar falschem<br />
Barte sprang heraus, breitete weit die<br />
Arme aus und zwang so den Doktor, zu stoppen.<br />
Dann rief er ihm zu: « Sie sind im Begriff,<br />
Ihr Leben zu riskieren, Herr Doktor!<br />
Sie wollen nach der Aegidistrasse! Wir warnen<br />
Sie ein letztes Mal! Sie werden überwacht!<br />
Der geringste Versuch, uns zu verraten,<br />
kostet Sie Ihr Leben. Sie wissen, was<br />
uns ein Menschenleben bedeutet! ><br />
— Liebstor Vater, Herbert und ich lieben UBS,<br />
und wir wollen uns deine Einwilligung erbitten.<br />
Wir sind schon vier Wochen verheiratet und sind<br />
überzeugt, dass wir glücklich sein werden.<br />
rechnen könne, alles dies wurde angenommen,<br />
weil Lloyd mit grösster Kaltblütigkeit<br />
den Grundsatz verfolgte, keine Wette abzulehnen.<br />
Erst als ein scharfes Gesetz gegen<br />
das Wetten erlassen wurde, zog sich Lloyd<br />
auf sein ureigenstes Gebiet zurück, auf die<br />
Seeversicherung, und da hat er sich denn<br />
auch zu einer Weltfirma entwickelt, die schon<br />
im Jahre 1800 etwa 600 Agenturen in aller<br />
Herren Länder unterhielt, die ihm alles und<br />
jedes in bezug auf die Seeschiffahrt kund<br />
und zu wissen taten.<br />
Aus Lloyd war ein Begriff, eine Macht geworden,<br />
und es kommt nicht von ungefähr,<br />
wenn die Firma Lloyd vor kurzem in ein<br />
neues, grosses Gebäude umziehen musste, das<br />
mit seinen unzähligen Bureauräumlichkeiten<br />
in Leadenhallstreet nur wenig an das düstere<br />
Kaffeehaus von ehemals erinnert. Aber eines<br />
ist gleich geblieben, das Lloydsche Versicherungssformular<br />
zeigt immer noch den Stempel<br />
und die Zeichnung von anno dazumal, die<br />
moderne Typographie hat da noch kein Feld<br />
für Verbesserung gefunden, und über Welt<br />
und Meer hinaus flattern die Versicherungsverträge<br />
mit dem altmodischen Wappen des<br />
Kaffeebudenbesitzers Herrn Edward Lloyd<br />
selig.<br />
—o~<br />
Marc Aureis Taxameter.<br />
•Ben Akibas Wort, dass alles schon dagewesen<br />
sei, gilt auch für den modernen Taxameter.<br />
Ein chinesisches Buch, das sich in der<br />
Pariser Nationalbibliothek befindet, enthält<br />
recht bemerkenswerte Einzelheiten über den<br />
Mechanismus eines Wagens, der vor 950 Jahren<br />
von Lu Tao Lune, einem chinesischen Gelehrten,<br />
zu dem Zwecke konstruiert worden<br />
war, eine durchlaufene Strecke zu registrieren.<br />
Die Erfindung des Taxameters geht jedoch<br />
auf viel frühere Zeiten zurück; denn<br />
schon im Besitz des Kaisers Marc Aurel, des<br />
Philosophen auf dem römischen Kaiserthron,<br />
befanden sich Wagen mit einem durch die<br />
Drehung der Räder betätigten Zählapparate, 1<br />
dessen sinnreicher Mechanismus in der Weise<br />
arbeitete, dass in regelmässigen Zeitabständen<br />
kleine Kieselsteine in einen bronzenen<br />
Kasten fielen. Jeder dieser kleinen Steine<br />
stellte eine Anzahl Wagendrehungen dar, von<br />
denen jede tausend Schritte zählte. Am Bestimmungsort<br />
angelangt, brauchte man nur<br />
die Kieslesteine zu zählen, um die zurückgelegte<br />
Entfernung zu berechnen.<br />
Sprach's, sprang in sein Rennauto und<br />
saust© rasendschnell davon, und der Doktor<br />
konnte sich nur noch die Nummer S 3456<br />
merken, die natürlich fingiert war.<br />
Zähneknirschend bestieg Dr. Gallus sein<br />
Motorrad und fuhr verzweifelt heim. Ihm<br />
war nun klar, dass er trotz der furchtbaren<br />
Drohungen der Chrysantheme - Menschen<br />
nichts unversucht lassen durfte, die Staatsanwaltschaft<br />
zu benachrichtigen. Aber wie,<br />
ohne dass seine Wächter es merkten?!<br />
Er setzte sich an den Schreibtisch und in<br />
einem langen, ausführlichen Schreiben berichtete<br />
er dem Polizeipräsidium das Erlebte, und<br />
als wenig später seine Aufwartefrau zur Morgenarbeit<br />
kam, übergab er ihr den Brief und<br />
befahl ihr, das Schreiben in den Briefkasten<br />
zu werfen. Aber schon nach wenigen Minuten<br />
kam die Frau zurück, zitterte am ganzen<br />
Leibe und stiess hervor: « Herr Doktor, der<br />
Brief ist weg! Denken Sie, als ich an die<br />
Ecke kam, rannte mir ein Mann entgegen,<br />
rempelte mich so heftig an, dass ich stürzte,<br />
und im Fallen verlor ich den Brief! Was tut<br />
der Bursche? Er stiehlt mir den Brief und<br />
rennt damit davon! »<br />
Da sprang der Doktor auf und stiess ein<br />
krankhaftes Lachen aus.<br />
Als die Frau gegangen war, lief er mit<br />
grossen Schritten im Zimmer auf und ab und<br />
hielt dabei einen Monolog: «Gut! Das Schicksal<br />
will es so! Nichts zu machen! Ich bin ein<br />
Gefangener, stehe unter Polizeiaufsicht, nur<br />
dass meine Polizei eine glänzend organisierte<br />
Verbrecherbande ist. Ich werde in der Sache
N°8 — <strong>1929</strong> AUTOMOBIL-REVUE 15<br />
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durch Wasserverlust statt, sondern es kann tatsächlich eine Eiweisszersetzung und ein Fettverlu^t konstatiert werden. Daner<br />
sind die russisch-türkischen Bäder auch ein ausgezeichnetes Mittel gegen Fettleibigkeit.<br />
Neben un«e r n übrigen SpeziallH'bädern, wie Kohlensäure-, elektrische Glühlichtbäder etc., machen wir Sie namentlich auch auf<br />
unsere elektrischen Lohtanninbäder aufmerksam, die als galvanisches Vollbad bei rheumatischen und neuralgischen Leiden vorzüglich<br />
wirken und bei schwerer Ischias, Gicht, chron. Muskel- und Gelenkrheumatismus überall ärztlich empfohlen werden.<br />
l*diirude1bix>loxx2.iexvtes, gescliultes Personal<br />
Einem berühmten amerikanischen Neurologen<br />
und Psychiater erging es ähnlich. Er besuchte<br />
eine Irrenanstalt und wurde dort vom<br />
Direktor selbst, soweit es dessen Zeit erlaubte,<br />
herumgeführt. Als der Neurologe fortgehen<br />
wollte, fragte ihn der Direktor, was er<br />
Heiter-ernste Anekdoten.<br />
Als jemand in Gegenwart Oscar Wildes<br />
eine Stelle aus einem Buche von Max Nor-über die Anstalt denke.<br />
dau zitierte, die besagte, dass alle genialen<br />
Menschen an der Grenze des Wahnsinns<br />
ständen, entgegnete Wilde:<br />
«Es kann sein, dass alle Genies Irre sind,<br />
aber was ist in diesem Falle die Menschheit,<br />
wenn andere Menschen Idioten sind? »<br />
Dieses Wildesche Paradox wird durch drei<br />
Anekdoten vortrefflich illustriert, die gerade,<br />
weil sie zu verschiedenen Zeiten bei verschiedenem<br />
Völkern und sogar in verschiedenen<br />
Erdteilen spielen, ihre Beweiskraft um<br />
so mehr steigern.<br />
Es ist alles grossartig. Aber einer Ihrer<br />
Kranken interessierte mich am meisten. Als<br />
ich einen Teil Ihrer Anstalt allein besichtigte,<br />
traf ich einen Geisteskranken, der einen<br />
aschgrauen Hut und einen grauen Anzug trug.<br />
Ich begann mit ihm eine Unterhaltung, und er<br />
legte mir einige Fragen vor, die mich geradezu<br />
verwunderten. Es ist sicherlich der tollste<br />
Fall von Irrsinn, den ich bisher im Leben getroffen<br />
habe!<br />
— Aber, verehrter Professor, sagte der Direktor,<br />
Sie irren, das ist kein Geisteskranker.<br />
Beginnen wir mit der ältesten. Als Ale-Daxander von Humboldt (1769—1859) in Paris hier weilt, um für seinen neuen Roman Stu-<br />
ist der bekannte Schriftsteller R., der<br />
weilte, äusserte er dem Arzt Blanche den dien zu treiben. Er ist vollkommen gesund!<br />
Wunsch, in Gesellschaft eines Irren zu Der Professor schüttelte den Kopf, rückte<br />
speisen.<br />
die Brille zurecht, sprach noch eine Weile,<br />
« Nichts einfacher als das,» entgegnete der verabschiedete sich und ging. Kurz darauf<br />
bekannte Irrenarzt, «dann machen Sie mir<br />
bitte das Vergnügen, speisen Sie morgen bei<br />
mir.»<br />
«Sehr gern.»<br />
Am nächsten Tage sass der berühmte Gelehrte<br />
am Tisch des Arztes und ihm gegenüber<br />
sassen zwei einander ganz unbekannte<br />
Gäste. Der eine war ganz in Schwarz und<br />
hatte eine weisse Krawatte. Sein Blick war<br />
kalt und der Kopf kahl. Er ass und trank,<br />
ohne ein Wort zu sprechen. Der andere hatte<br />
zerzaustes Haar, einen abgetragenen Anzug,<br />
ass ruckweise und erzählte zwischen je zwei<br />
Bissen die verschiedensten Geschichten aus<br />
allen Zeiten und allen Ländern. Nach dem<br />
Dessert neigte sich Humboldt zu seinem<br />
Gastgeber, zwinkerte mit dem Auge und flüsterte<br />
ihm ins Ohr :<br />
— Ich danke Ihnen, Ihr Irrer hat mir nicht<br />
wenig Spass bereitet.<br />
— Wie denn? Er hat doch gar nichts gesprochen.<br />
Der, der so viel geschwatzt hat, ist<br />
kein Irrer.<br />
— Wer ist er ?<br />
— Sie kennen ihn nicht? Honore Balzac.<br />
* * *<br />
nichts weiter unternehmen. Man hat immerhin<br />
nur ein Leben.»<br />
In diesem Augenblick sauste wieder ein<br />
Steinknäuel durch die Fensterscheibe, und als<br />
der Doktor blitzschnell an das Fenster trat,<br />
sah er noch, wie eben ein Mann mit raschen<br />
Schritten davoneilte. Der Doktor mit einem<br />
Satze zum Fenster hinaus — er wohnte ia im<br />
Erdgeschoss — und dem Flüchtenden nach,<br />
aber an der nächsten Strassenecke war der<br />
Fremde bereits unsichtbar, wie versunken im<br />
Erdboden. Enttäuscht und wütend kehrte<br />
Gallus zurück, hob die Steinpost auf und las:<br />
« Todesurteil!<br />
Da Sie unserem Befehle nicht folgen, werden<br />
Sie, wo es auch sei, getötet werden.»<br />
Und als Unterschrift der Abdruck einer<br />
schwarzen Chrysantheme.<br />
Da lachte der Doktor auf, steckte alles:<br />
die beiden Steine, beide Zettel, das Couvert<br />
mit den drei Hundertern und die in der Nacht<br />
erhaltene Chrysantheme zu sich und verliess<br />
das Haus. Ein grimmer Humor hatte ihn gepackt,<br />
dessen Grundstimmung war: entweder<br />
verdienst du dir jetzt die zehn Mille oder<br />
gehst ab.<br />
Unangefochten kam er bis zur elektrischen<br />
Strassenbahn, zwang seine Nerven, sich nicht<br />
zu kümmern, ob irgend jemand ihm folge, bestieg<br />
die Strassenbahn und fuhr bis zum<br />
Mühle<br />
Tram Sccfcld 4 und 10 (Haltestelle Kreuzstrasse) Tel<br />
Täglich für Damen und Herren 8 12, 137-1® Uhr<br />
Automobilisten sorgt für Eure Gesundheit, schützt Euch vor Krankheiten!<br />
Besitzer und leitender Arzt: Dr. nted. Adrian Eichtensfeiger<br />
Beethovenplatz, wo sich das Polizeipräsidium<br />
befand. Als er eben in die Tür des Gebäudes<br />
einbiegen wollte, kam in scharfem Schritt ihm<br />
ein Herr entgegen und drückte ihm einen Zettel<br />
in die Hand und zischte: «Lesen Sie das!»<br />
Und im Nu eilte der Fremde weiter, während<br />
Dr. Gallus unwillkürlich auf den Zettel<br />
blickte. Da stand, hastig hingeworfen, mit<br />
Bleistift geschrieben: «Wenn Sie dieses Gebäude<br />
betreten, fliegt es augenblicklich in die<br />
Luft!»<br />
Schnell schob Gallus den Wisch in die<br />
Tasche und blieb überlegend vor dem Hause<br />
stehen. In diesem Augenblick rief ihn jemand<br />
an: «He, Doktor, so tiefsinnig? Sie wollen<br />
sich wohl gar die zehn Mille verdienen und<br />
haben keinen Mut dazu?! »<br />
Erwin Wacht, der immer fidele Baumeister,<br />
war es, den Gallus von München her kannte,<br />
wo sie zusammen während der Studienjahre<br />
in einer Studentenklause, bei Mutter Klee, gewohnt<br />
hatten.<br />
« Ach, Sie sind es, Klee! Das ist fein, dass<br />
ich Sie mal treffe. Wohin wollen Sie denn? »<br />
stürzte in das Zimmer des Direktors hocherfreut<br />
der Schriftsteller R.<br />
— Herr Direktor, rief er aus, ich bin überglücklich!<br />
Endlich fand ich das, was ich<br />
suchte! Vor einer halben Stunde lernte ich<br />
einen Geisteskranken kennen, der sich glänzend<br />
zum Helden meines Romans eignet. Ein<br />
grosser, hagerer Herr, mit Brille und Zylinder!<br />
— Aber Verehrtester, sagte der Direktor,<br />
das ist ein Missverständnis! Das war kein<br />
Geisteskranker. Es war der weltbekannte<br />
Neuropathologe, der mein Institut besuchte.<br />
Wer von beiden hatte recht?<br />
* » *<br />
Hierher gehört auch ein Erlebnis, das<br />
Lloyd George hatte, als er noch Finanzminister<br />
war. Eines Abends kehrte er mit dem<br />
Auto in sein Heim in Surrey, in der Umgebung<br />
Londons zurück. Der Chauffeur hielt den<br />
Wagen an, um die Lampen anzuzünden. Lloyd<br />
George, der bekanntlich sehr pedantisch war,<br />
stieg gleichfalls aus und sah nach, ob auch<br />
die rückwärtigen Lampen gut leuchteten. Der<br />
Chauffeur, der das Aussteigen seines Fahrgastes<br />
nicht beachtet hatte, sprang in den<br />
Wagen und fuhr, ohne Zeit zu verlieren, davon,<br />
während das verzweifelte Rufen des Ministers<br />
die klassische Stimme des Rufenden<br />
in der Wüste blieb.<br />
Es blieb ihm nichts anderes übrig, als nach<br />
Philosophenart zu Fuss heimzukehren. Als er<br />
die fünf englischen Meilen, die ihn von seinem<br />
Heim trennten, auf diese Weise zurückzulegen<br />
begann, stiess er auf ein mächtiges<br />
Gebäude, das hell erleuchtet war. Hier<br />
hoffte der Minister, Unterkunft oder Fahrmöglichkeit<br />
zu finden. Am Eingang stiess er<br />
auf einen riesigen Portier, dem er sein Abenteuer<br />
erzählte.<br />
— Ich bin der königliche Finanzminister.<br />
— Gut, gut, brummte der Portier, wir haben<br />
hier schon sechs drin. Warten Sie einen<br />
Augenblick.<br />
Ein Blick in das Gesicht des Wächters,<br />
eine kurze Ueberlegung und plötzlich stand<br />
Lloyd George alles klar vor Augen. Er erinnerte<br />
sich, dass dieses Gebäude... das Pravinzialirrenhaus<br />
sein musste.<br />
Keinen Unsinn — verlassen wir die gastliche<br />
Stätte — sagte Lloyd George und machte<br />
sich so schnell als möglich aus dem Staube!<br />
«In das Maskenverleih-Institut! Heute nach des Doktors Herz und flüsterte: « Rache<br />
abend bin ich zu Ambrosius geladen, grosse der schwarzen Chrysantheme! » Doch es<br />
Sache, Maskenball! Wissen Sie was, Siewar ein Fehlstoss! Dr. Gallus Stunde war<br />
könnten eigentlich mitkommen, wen ich im noch nicht gekommen! Als der Dolch die<br />
Hause Ambrosius einführe, der ist dort stets Brust des Ahnungslosen erreichte, traf ihn ein<br />
willkommen, sind an die 200 Gäste geladen, übermütig geworfener Konfettiball so hart an<br />
da kommt es auf einen mehr oder weniger das Auge, dass er zurückwich, und der Dolch<br />
nicht an! »<br />
verfehlte sein Ziel. Mit einem leisen Aufschrei<br />
Dr. Gallus atmete auf und liess sich überreden,<br />
den Abend mit im gastlichen Hause riss sich los und entkam im Gewühl der<br />
fasste Gallus der Zigeunerin Hand, aber sie<br />
des Geheimrats zu verleben. Er suchte sich Gäste. Der Arzt folgte unmittelbar, erreichte<br />
im Maskenhause eine Ritterrüstung aus,<br />
speiste dann ausgiebig mit Klee im Ratskeller<br />
und war geradezu glücklich, unterzutauchen<br />
und auf andere Gedanken zu kommen. Gegen<br />
Abend kehrte er heim, zog sich um, legte über<br />
die Rüstung seinen grossen Wettermantel an,<br />
bestieg sein Motorrad und fuhr zu Klee, holte<br />
JUSTICIÄ ÄMERICANÄ.<br />
(Wie man in einem Chicagoer Kriminalgericht<br />
mit einem Mörder «kurzen Prozess»<br />
macht.)<br />
Personen:<br />
Honored Jobholder, Richter des Kriminalgerichts;<br />
Flfty O'Fifty, Vertreter der Anklage;<br />
Smooth Mc Gannef, Verteidiger;<br />
Marco Stiletto alias Bloody Wop, Angeklagter.<br />
Erster und einziger Akt.<br />
Fifty O'Fifty : «Angeklagter, Sie werden<br />
beschuldigt, den Bäckermeister William<br />
Smith in der Nacht vo-m 3. auf den 4. Dezember<br />
1928 ermordet und beraubt zu haben.<br />
Bekennen Sie sich des Raubmordes schuldig<br />
oder nicht ? »<br />
Bloody Wo: « No, no, nix schuldig.»<br />
Smooth Mc Gannef : « Wenn der hohe Gerichtshof<br />
gütigst gestatten wollen, möchte ich<br />
Monotonie eines langwierigen Geschworenen-'<br />
Prozesses ersparen. Er ist daher bereit, sich<br />
schuldig zu bekennen. Allerdings nicht des<br />
Raubmordes, sonders eines anderen, etwas<br />
leichteren Verbrechens.»<br />
Bloody Wop : « Si, Signor, Io buono Americano,<br />
Evviva Chicago ! »<br />
Richter Jobholder: «Welchen Verbrechens<br />
will der Angeklagte sich schuldig bekennen<br />
? »<br />
Smooth Mc Gannef : « Wie dem hohen Gerichtshof<br />
nicht unbekannt sein dürfte, hatte<br />
mein Klient das Unglück, sechs Schüsse aui<br />
den, Bäckermeister William Smith aozugeben,<br />
die sämtlich trafen. Dies geschah zur Nachtzeit.<br />
Bedenken Sie, hoher Gerichtshof, welchen<br />
Lärm das Geknatter von sechs Schüssen<br />
zur Nachtzeit macht. Mein Klient bekennt<br />
sich deshalb der nächtlichen Ruhestörung<br />
schuldig.»<br />
Richter Jo-bholder : « Ist der Vertreter der<br />
Anklage damit einverstanden ? »<br />
Fifty O'Fiity: «Selbstverständlich, wir<br />
haben noch zehn andere Fälle heute morgen,<br />
Herr Richter.»<br />
Richter Jobholder: «Angeklagter Marco<br />
Stiletto alias Bloody Wop. Stehen Sie auf!<br />
Da Sie auf einen Prozess wegen Raubmordes<br />
verzichten, bekenne ich Sie der nächtlichen<br />
Ruhestörung - schuldig und- verurteil«<br />
Sie kraft meines Amtes zu fünf Dollar Geldstrafe.<br />
Lassen Sie sich gewarnt sein! Der<br />
nächste ! » (Chic. Post).<br />
Dr. Leo Koszella.<br />
Die Dernier-cri-Schutzvorrlchtuno. Der Verkäufer:<br />
«Diese neue Einrichtung pickt den unvorsich-<br />
einige Worte sagen : Mein Klient ist ein patrioitischer<br />
Amerikaner. Amerika kommt bei tigen Fussgänger von der Strasse, vorabreicht ihm<br />
oiiLO Waschung und händigt ihm ein Pakot Zigaretten<br />
wie auch Ihre Visitenkarte aus. Darauf wird<br />
ihm zuerst. Deshalb möchte er unserem mächtig<br />
emporstrebenden Gemeinwesen die Kosten der Herr Fussgänger wieder vorsichtig auf die<br />
und dem hohen Gerichtshof die geisttötende Strasso gesetzt.»<br />
den ab und nun fuhren sie gemeinsam hinaus<br />
zur Villa Ambrosius, die weit vor der Stadt<br />
lag.<br />
Das wurde ein lustiger Abend und Gallus<br />
sprühte vor Lebensfreude.<br />
Da war eine reizende Zigeunerin mit<br />
schwarzen, feurigen Augen und einem reichen,<br />
breiten Perlenschmuck um den Hals.<br />
Diese Holde hatte es dem jungen Arzte bald<br />
angetan, und sie liess sich seine Huldigungen<br />
cnc^<br />
anscheinend auch gern gefallen. Jede Tour<br />
tanzte er mit der schlanken, ranken Pusstamaid,<br />
und war glücklich, als sie ihm auch<br />
eine Einladung in das Sektzelt nicht ablehnte.<br />
Nun sassen sie sich gegenüber. Und als Dr.<br />
Gallus seinen Kelch erhob und mit der Glutäugigen<br />
anstossen wollte, zog diese blitzschnell<br />
einen kleinen, schmalen Dolch, stiess<br />
Holt. 1O44<br />
Zürich 8<br />
ten Jahre in den hauptsächlichsten Produktionsländern<br />
Deutschland, der Tschecho-<br />
und Amerika, hergestellten Kinder-<br />
die Zigeunermaid aber nur noch mit denslowakei<br />
Blicken, als sie gerade in ihr vor der Villa puppen rechnet mit annähernd 90 Millionen.<br />
stellendes Auto stieg und davonjagte. Mit Bemerkenswert ist, dass mehr wie früher<br />
wenigen Sätzen war Dr. Gallus an seinem Kleidung und Gestalt der Puppen aus dem<br />
Motorrad, das er dicht neben der Parkpforte täglichen.Leben entlehnt sind, und für Amerika<br />
besonders interessant, dass brünette<br />
innerhalb des Gartens aufgestellt hatte, und<br />
raste dem Auto nach. Er kam der Flüchten-<br />
Puppen letztes Jahr bevorzugt worden sind.<br />
den näher und näher. Da, mit einem Mal,<br />
tauchte ein entgegenkommender Wagen aus<br />
der Kurve. Das Auto der Verbrecherin schlug<br />
die Lenkung in der wahnsinnigen Fahrt zu<br />
brüsk ein und überschlug sich. So traf Dr.<br />
Gallus seine Peiniger. Das Mädchen lag bewusstlos,<br />
aus vielen Wunden blutend, im Wagen,<br />
und der Chauffeur, einer der Verbrecher,<br />
lag tot auf der Strasse.<br />
Nun klärte sich rasch alles auf. Im Krankenhaus<br />
gestand das Mädchen alles. Die Verbrecher<br />
waren Ausländer, die in Deutschland<br />
einige grosse Züge tun wollten, was ihnen ja<br />
auch zum Teil gelang. Wenige Zeit darnach<br />
hatte man zwei der Haupttäter gefasst, die<br />
übrigen entflohen in die Tschechei.<br />
Dr. Gallus aber war der Held des Tages.<br />
Er bekam nicht nur restlos die 10 Mille Belohnung<br />
ausgezahlt, sondern hatte von jetzt ab<br />
eine gewaltige Praxis. — Wer ihn aufsucht,<br />
wird in einer geschliffenen Vase in seinem<br />
Ordinationszimmer die schwarze Chrysantheme<br />
sehen können, die für ihn bald zur Totenblume<br />
geworden wäre. —<br />
90 Millionen Puppen.<br />
Eine fachmännische Schätzung der im letz-<br />
—o~
HDa BE<br />
EDEEP<br />
WIE HMERIKÄNERINNEN<br />
LEBEN.<br />
Die Frau» die den Mann nicht sucht.<br />
Von Claude Anet.<br />
Das Leben, das die Amerikanerinnen führen,<br />
bildet den Gegenstand grössten Erstaunens<br />
für einen Franzosen. Ich spreche von<br />
dem Leben der Frauen in den Städten. Ich<br />
weiss nicht, wie es sich die Farmerinnen des<br />
Middle West einrichten, wenn mir auch einige<br />
Romane, die ernst genommen werden<br />
können, einige Aufklärung darüber brachten.<br />
Ich muss mein Thema einschränken. Eine<br />
Stenotypistin, ein Mannequin, eine Bankbeamtin<br />
oder eine Angestellte eines grossen<br />
Konfektionshauses führen fast dasselbe Leben<br />
hier in Paris wie dort. Nur haben sie<br />
drüben weniger Arbeitsstunden und werden<br />
besser bezahlt. Auch sind die hygienischen<br />
Verhältnisse in Amerika besser. Ich will aber<br />
nur von der Klasse der verheirateten Frauen<br />
sprechen, die dem Mittelstand angehören<br />
oder reich sind.<br />
Das erste, was einem in die Augen fällt,<br />
ist die Tatsache, dass die Männer und Frauen<br />
kein Vergnügen am Zusammensein zu finden<br />
scheinen. Sie fliehen einander. Der Mann<br />
hat seinen Sport: die Frau wieder ihre Beschäftigungen<br />
und Zerstreuungen. Er und<br />
sie treffen sich selten. Man gehe einmal durch<br />
die New Yorker Restaurants und man wird<br />
niemals Paare sehen. In Paris ist das anders.<br />
Aber in den Vereinigten Staaten gibt<br />
es zur Zeit des Lunch lauter Tische voller<br />
Frauen. Es ist nicht ausgeschlossen, dass<br />
auch ihre Männer im selben Restaurant speisen,<br />
jedenfa'Is sitzen sie nie mit ihren<br />
Frauen an einem Tisch.<br />
Diese Frauen könnten den ganzen Tag<br />
nichts tun und zu Hause bleiben. Aber sie<br />
denken nicht daran: sie gehen früh am Vormittag<br />
weg und kommen erst abends zurück.<br />
Was sie machen? Nichts und alles.<br />
Sie verbrauchen ungeheuer viel Energie. Zu<br />
welchem Ende?<br />
Sie haben ihre Clubs, deren es eine Legion<br />
igibt. Man trifft sich dort, frühstückt,<br />
nimmt den Tee, plaudert, aber nicht von<br />
Kleidern und Herzenssachen — diese Frivolitäten<br />
werden dem alten Europa überlassen,<br />
— sondern von Politik, Geschäften, der<br />
Wohltätigkeit, der moralischen Erhebung,<br />
von Kunst und Literatur. Und dann gibt es<br />
die grossen Kaufhäuser, die bei der Schwierigkeit,<br />
in New York weiterzukommen, sehr<br />
flLPIDQX^IU<br />
viel Zeit in Anspruch nehmen. Und dann<br />
haben sie ja noch die Börse, wo auch die<br />
Frauen spekulieren. Und die Tees! Eines<br />
Tages sagte ich zu einer.reizenden Frau, die<br />
von Tee zu Tee lief: «Sie kommen ja nirgends<br />
zu einem Vergnügen; nicht eine halbe<br />
Stunde halten Sie es in der Gesellschaft einer<br />
einzelnen Person aus! Ueberall fühlen<br />
Sie sich schlecht und langweilen Sie sich.<br />
Sie fliehen sich selbst und da Sie sich überall<br />
wiederfinden, zittern Sie vor Angst. Sie kehren<br />
nach Hause zurück, damit Sie gerade<br />
Zeit haben, sich für das Diner in der Stadt<br />
umzuziehen, gerade rechtzeitig, um Ihren<br />
Gatten mit dem nötigen Takt fühlen zu lassen,<br />
dass Sie die Autorität in der Wirtschaft<br />
haben...»<br />
Diese Frauen widmen eine Stunde ihres<br />
Tages Vorträgen. Sie wollen lernen, ihre Intelligenz<br />
zu entwickeln, «improve their<br />
mind», wie man drüben sagt. Da gehen sie<br />
also einen Vortrag über die kommenden<br />
Wahlen anhören oder über die Aufzucht der<br />
Schafe in Argenteuil, über die Leitung der<br />
Gefängnisse, die zeitgenössischen Autoren,<br />
die man kennen muss usw. Der Gegenstand<br />
des Vortrages ist nicht von Bedeutung für<br />
sie, wenn es nur den Eindruck verschafft,<br />
dass man etwas lernt. Schon morgens beginnen<br />
diese Vorträge beim Frühstück in den<br />
grossen Hotels. Aber das ist noch nicht genug.<br />
Das Neueste ist der Vortrag beim Lunch,<br />
der gewöhn'ich von irgendeinem Ehrengast<br />
in Form einer kurzen Ansprache an die zwei<br />
bis dreihundert Frauen, die anwesend sind,<br />
abgehalten wird.<br />
Etwas ist sehr lustig. In einem anderen<br />
Saal desselben Hotels hält ein anderer Ehrengast<br />
eine Ansprache an die anwesenden<br />
Männer. In welchem Saal wird nun weniger<br />
geraucht? Nun, man hat schon Männer gesehen,<br />
die so gescheit waren, das Rauchen<br />
aufzugeben; bei Frauen kommt so etwas nie<br />
vor. Ich habe so beim Lunch vielmal zu Männern<br />
und zu Frauen gesprochen und ihnen<br />
immer gesagt, wie sehr ich mich wundere,<br />
dass sie so eine Mauer zwischen einander<br />
aufgerichtet haben.<br />
Es muss nochmals hervorgehoben werden,<br />
dass die amerikanische Frau sehr gern lernen<br />
möchte. Wohl betreibt sie auch das nicht<br />
systematisch, aber sehr fleissig. Der Wunsch<br />
ist da und was an allgemeiner Kultur in diesem<br />
Lande vorhanden ist, findet man bei der<br />
Frau. Sie liest, hört Vorträge und bildet den<br />
Geschmack in Sachen des Geistes. Dafür<br />
muss man ihr dankbar sein. In dem Geschäftsfieber,<br />
von dem die Vereinigten Staaten<br />
geschüttelt werden, ist das etwas<br />
Menschliches und Uneigennütziges,<br />
DIE DETEKT1VIN.<br />
Der Warenhausdiebstahl ist ein Kapitel für<br />
sich. Kleinere Stibizzereien —• es handelt sich<br />
nie um grosse Coups — haben einen derartigen<br />
Umfang angenommen, dass sich die Warenhäuser<br />
veranlasst sahen, ein besonderes<br />
Ueberwachungspersonal einzustellen. Die<br />
Laufbahn einer solchen kleinen Detektivin,<br />
AUTOMOBTL-REVUE <strong>1929</strong> - N° 8<br />
Erna Drescher, wird in der deutschen Presse<br />
geschildert.<br />
Eines Tages steht die kleine Verkäuferin<br />
Erna Drescher vor dem gefürchteten Personalchef<br />
des grossen Warenhauses und richtet<br />
das Ersuchen an ihn, sie als Detektivin zu beschäftigen.<br />
Ein Blick des Gewaltigen über die<br />
schmächtige Figur und — Hinauswurf! Noch<br />
zweimal lässt sich Erna Drescher hinauswerfen,<br />
bis der Personalchef verzweifelt der kleinen<br />
hartnäckigen Person nachgibt.<br />
Lauerndes und vergebliches Umherirren im<br />
Labyrinth der tausend Gänge. Endlich der<br />
erste Fall. Eine Frau mit einem Kind auf<br />
dem Arm stopft plötzlich Spitzenreste zwischen<br />
Arm und Kind. Erna Drescher wird so<br />
blass, als ob sie selbst gestohlen hätte. Jedenfalls<br />
der erste Erfolg. Lehrzeiten folgen.<br />
Frisch Ertappte haben nicht das geringste<br />
von der gestohlenen Ware mehr bei sich,<br />
wenn sie glücklich in den Untersuchungsraum<br />
gebracht wurden, lachen höhnisch die kleine<br />
Detektivin aus. Neue verwirrende Situationen<br />
entstehen. Ein junges, putzsüchtiges Ding<br />
stiehlt Bänder, Reste, Schleier. Zur Rede gestellt,<br />
würgt es Bänder und Schleier hinunter.<br />
Erna Drescher greift nach dem verschwindenden<br />
oorpus delicti und — wird in den Finger<br />
gebissen.<br />
Dann die Gewerbsmässigen! Sie gehen im<br />
Gegensatz zu den «Gelegentlichen» nie allein,<br />
haben stets zwei oder drei Komplicen bei sich,<br />
die «decken». Unter ihnen gibt es wieder<br />
Spezialisten für Kunstgegenstände, auch für<br />
$&n Sie, rrnnmlLch.<br />
vorteMhjaÜ bei<br />
BPHNHOFSTR<br />
62<br />
Modernes Ständchen.<br />
Bücher. Mannigfaltig sind die «technischen<br />
Hilfsmittel ». Da gibt es raffiniert verborgene<br />
Taschen unter Kleidern und Mänteln — denn<br />
dieses Handwerk wird fast ausschliesslich<br />
von Frauen ausgeübt —, es gibt Löcher in<br />
den Taschen zum Hindurchgreifen und Handtaschen<br />
mit losem Boden, die harmlos auf die<br />
Ware gestellt werden.<br />
Dies alles und vieles mehr musste Erna<br />
Drescher lernen, bevor sie die gefürchtete<br />
Spezialistin wurde. Heute beschäftigt sie<br />
selbst sieben Angestellte, mit denen sie eine<br />
Anzahl bekannter Warenhäuser bewacht<br />
Manchmal wird Erna Drescher von ihren Gewerbsmässigen<br />
zum Kaffee eingeladen, kleine<br />
Bestechungsversuche am untauglichen Objekt.<br />
Manchmal wird auch «geratscht». ,<br />
Nach zehnjähriger Arbeitszeit gibt es keine<br />
Ueberraschungen mehr. « Aus zwanzig Leuten,<br />
die das Warenhaus betreten, erkenne ich<br />
unfehlbar den, der sich mit Diebstahlsabsichten<br />
trägt,» versichert Erna Drescher.<br />
«Und wie bilden Sie Ihre Angestellten<br />
aus? » Sie wehrt ab. « Ausbildung? Detektiv<br />
lässt sich nicht lernen, das muss angeboren<br />
sein. »<br />
«Die künstliche Sonne!» Wir alle, ob wir<br />
nun das Land in geschäftlicher Tätigkeit,<br />
oder zur Abwechslung und Erholung mit unseren<br />
Wagen bereisen, freuen uns immer,<br />
wenn Frau Sonne uns begleitet. Im wohltuenden<br />
Sonnenlicht wird an einem geeigneten<br />
Plätzchen ausgeruht, ein Picknick verzehrt,<br />
gebadet oder gespielt und die heilsame Belebung<br />
von Körper und Geist lässt uns den<br />
Wert dieser Naturerscheinung gebührend<br />
schätzen und würdigen. Je mehr man sich<br />
aber an die Sonne und ihre günstigen Einflüsse<br />
gewöhnt, um so weniger mag mau die<br />
entbehren. Bei ungünstigen Wetterperioden,<br />
wenn die Arbeit oder gar Krankheit uns an<br />
das Haus bannt, dann wäre ein Sonnenstrahl<br />
doppelt willkommen und wertvoll. Seit langem'<br />
hat die Technik auch in diesem Gebiet<br />
nach einem Ausweg gesucht und nun ist es<br />
endlich derWissenschaft gelungen, eine regelrechte<br />
künstliche Sonne herzustellen! Der<br />
neue Vitalux - Ultrastrahlen-Heilapparat sen-<br />
| det die gleichen Strahlen aus wie die Sonne,<br />
• also Ultraviolett- und Ultrarot- und Licht-<br />
I strahlen, d. h. chemische und Wärme- und<br />
Lichtwirkung. Oder in andern Worten gesagt:<br />
die neue «künstliche Sonne» emittiert qualitativ<br />
die gleichen Strahlenarten und quanti-<br />
| tativ dieselben Strahlenintensitäten wie die<br />
j natürliche Sonne ; dadurch ist es jetzt jedermann<br />
ermöglicht; zu jeder beliebigen Zeit zu<br />
Hause die Wohltat eines wirklichen Sonnenbades<br />
zu geniessen! Was dies bedeutet, lässt<br />
sich leicht vorstellen: der neue Ultrastrahlen-<br />
. apparat ist von grösster Wichtigkeit für Ge-<br />
! sunde und Kranke, für gross und klein, denn<br />
dadurch, dass er sämtliche Wellen des Sonnenspektrums<br />
aussendet, sind seine Wir-<br />
| kungen überaus mannigfaltig ; Gesunde erzielen<br />
starke Steigerung des Wohlbefindens<br />
und der Energie, Kranke erreichen Linderung<br />
•oder Heilung bei Beschwerden zahlreicher<br />
Art, wie Rheuma, Gicht, Neuralgien, Tuberkulose,<br />
Katarrhe, Entzündungen usw.<br />
Villmergen, Gasthof z.Rössii<br />
Altbekannter Land-Gasthof mit vorzögl. Küche<br />
und Keller. Gänzl. renoviert. Zimmer mit Kaltund<br />
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Jung ist die Welt von heute I<br />
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N° 8 — <strong>1929</strong><br />
AUTOMOBIL-REVUfc<br />
BUNTE CHRONIK AUS ALLER WELT<br />
Der Hunger nach der Liebe.<br />
Zwei junge Leute in Stockton an der<br />
Themse, die beide die schöne Stenotypistin<br />
Mary Pick liebten, kamen überein, den Wettstreit<br />
nicht mit Waffen auszutragen: wer<br />
am längsten hungern könnte, sollte die Braut<br />
heimführen. Die beiden Rivalen sperrten<br />
sich zusammen in ein Zimmer ein. Nach 126<br />
Stunden und 35 Minuten gab der jüngere von<br />
ihnen auf.<br />
Der Taube schafft den Lärin ab.<br />
Die Stadtverwaltung von Havanna hatte<br />
sieh unlängst mit dem Antrag eines Stadtrats<br />
zu befassen, der die schärfsten Massnahmen<br />
gegen den Strassenlärm forderte.<br />
Den temperamentvollen Ausführungen des<br />
Antragsteilers folgt© nun die Verwaltung<br />
und führte strenge Strafbestimmungen ein.<br />
Die Lokalpresse hat jetzt festgestellt, dass<br />
der lärmfeindliche Stadtrat völlig taub ist.<br />
Zum Beweis wird seine Haushälterin angeführt,<br />
die beschwören will, dass der Stadtrat<br />
den allabendlichen traditionellen Kanonenschuss,<br />
der an der alten Festung Cabana,<br />
kaum hundert Schritte von seinem Hause<br />
entfernt, abgefeuert wird, nicht mehr hört.<br />
Romantik Ade!<br />
Der amerikanische Präsident hat dieser<br />
Tage die Gesetzesvorlage zur Errichtung eines<br />
Staudammes am Colorado unterzeichnet.<br />
Die Baukosten sind auf 165 Millionen Dollar<br />
veranschlagt und der Colorado-Damm wird<br />
die Stauwerke am Nil noch an Grosse übertreffen.<br />
Er dient der regelmässigen Bewässerung<br />
der sieben amerikanischen Prärieprovinzen<br />
am Osthang der Felsengebiree, die<br />
alljährlich zur Zeit der Trockenperiode sich<br />
in unwegsame Wüste verwandeln.<br />
Die älteste Katze.<br />
Dem Museum der Universität Chicago<br />
wurde der Abdruck eines katzenartigen Tieres<br />
eingeliefert, das nach den Feststellungen<br />
der Paläontologen ein Alter von nahezu zehn<br />
Millionen Jahren haben muss. Die Katze war<br />
zirka IV2 Meter .gross und besass ein haifischartiges<br />
Gebiss.<br />
Ergaunert© Popularität.<br />
Erbauliche Dinge weiss der Sunday Express<br />
zu erzählen über die Gewohnheiten, die<br />
am englischen Musikmarkt eingerissen sind.<br />
Einige Verleger populärer Musik waren unvorsichtig<br />
genug, bekannten Jazzkapellen<br />
und Varietesängern Sonderhonorare zu zahlen,<br />
wenn sie dazu beitrugen, ein Stück zum<br />
Schlager zu machen. Jetzt wenden sich die<br />
Verleger schon an die Presse, um Stars und<br />
'Jazzbandmanager in ihre Grenzen zurückzuweisen.<br />
Es handelt sich um recht ansehnliche<br />
Summen ;„ so soll eine Truppe von<br />
Negersängern pro Kopf und Woche 50 Pfund<br />
für die Bevorzugung eines bestimmten<br />
Schlagers bekommen.<br />
Mit fünf Jahren <strong>Zeitung</strong>sleser.<br />
Bernard Shaw hat auf eine Rundfrage- nach<br />
der ersten Kindheitscrinnerung erwidert, er<br />
sehe noch heute die fetten, schwarzen Linien<br />
auf der ersten Seite der <strong>Zeitung</strong>, auf der im<br />
Jahre 1861 der Tod des Prinzgemahls angezeigt<br />
wurde. Daraus gehe hervor, dass er<br />
schon mit fünf Jahren <strong>Zeitung</strong>sleser war,<br />
sonst hätte Ulm der Trauerrand nicht als etwas<br />
Besonderes auffallen können.<br />
Der kaufmännische Sinn der modernen Jugend.<br />
Fritz und Paul haben, wie sich das für moderne<br />
Jungens gehört, jeder eine Freundin,<br />
Bürgertöchter ihrer Umwelt sind es, ungefähr<br />
desselben Jahrganges wie sie selber.<br />
Um Gotteswillen, nur nicht etwa solche<br />
Gänschen von dreizehn und vierzehn, mit denen<br />
man kein vernünftiges Wort reden kann.<br />
Bei einer gemeinsamen Ruderpartie stellten<br />
sie ihre Damen vor, Nelly und Herta, um am<br />
nächsten Schultage, in der Pause zwischen<br />
Mathematik und Französisch» sehr offenherzige<br />
Kritik am Geschmack des anderen zu<br />
üben. Die Mädchen hatten sich darüber<br />
mokiert, dass die Kavaliere ihnen Zigaretten<br />
aus den gewöhnlichen Markenschachteln anboten.<br />
Da waren Fritz und Paul sich mit<br />
Schrecken bewusst geworden, dass ihnen zum<br />
vollendeten Gent das allernötigste Requisit<br />
fehlte.<br />
Das Manko zu beseitigen, gingen sie miteinander,<br />
versetzten Fritzens Taschenuhr<br />
und kauften ein silbernes Zigarettenetui. Das<br />
zeigte Fritz seiner Mutter und sagte: «Sieh<br />
mal, Mama, was Paul mir für ein nobles<br />
Geschenk gemacht hat. Bitte, gib mir 25<br />
Mark, damit ich mich revanchiere.» Sie kauften<br />
ein zweites Zigarettenetui von Silber.<br />
Und Paul zu seinem Vater: «Sie mal, Papa,<br />
was Fritz mir für ein nobles Geschenk gemacht<br />
hat. Bitte, gib mir 20 Mark, damit ich<br />
mich revanchiere.» Der Vater schenkt Paul<br />
das Geld, und die Freunde lösen damit Fritzens<br />
Uhr aus.<br />
Nun frage ich: braucht man um die Zukunft<br />
solcher Jungen besorgt zu sein?<br />
Lebt Houdini als Geist?<br />
Houdini, der weltbekannte Zauberer und<br />
«Mann mit dem sechsten Sinn», Houdini,<br />
das «lebende Rätsel», von dem selbst Gelehrte<br />
nicht wussten, wie sie ihn taxieren<br />
sollten, war Zeit seines Lebens ein ausgemachter<br />
Skeptiker und Materialist. So hatte<br />
er für den Spiritismus nur ein mitleidiges<br />
Lächeln übrig. An die Kraft der Medien,<br />
Tote zum Sprechen und Erscheinen zu bringen,<br />
glaubte er nicht. Rundweg erklärte er<br />
alles für Mache und Trick u. bewies tatsächlich<br />
seine Behauptung in vielen Fällen damit,<br />
dass er die Leistung berühmter Medien<br />
genau wiederholte. «Was ein Medium kann,<br />
bringe auch ich zustande, wenn man mir genügend<br />
Zeit zum Ueben gibt!»<br />
Um aber dem ^Spiritismus doch noch eine<br />
Chance zu bieten, sieh zu rechtfertigen,<br />
schrieb er kurz vor seinem Tode einen Brief,<br />
dessen Text niemand ausser ihm bekannt<br />
war. Der Brief wurde versiegelt und einer<br />
unparteiischen Kommission überliefert. Houdini<br />
versprach nun, nach seinem Tode einem<br />
Medium zu erscheinen und den Text bekanntzugeben,<br />
vorausgesetzt, dass er als Toter<br />
irgendwie die Möglichkeit dazu finde. Wenn<br />
er dann aber nicht erscheine oder das Medium<br />
eine mit dem Brieftext nicht übereinstimmende<br />
Nachricht von ihm bringe, dann<br />
müsse man als erwiesen betrachten, dass man<br />
als Verstorbener wirklich und richtiggehend<br />
tot sei.<br />
Die ganze Wette fiel nach dem Tode Houdinis<br />
der Vergessenheit anheim. Was soll<br />
man nun aber davon halten: Kürzlich hat sich<br />
ein Medium gemeldet, das vorgab, mit Houdini<br />
in Verbindung zu stehen und das tatsächlich<br />
den geheimen Brieftext genau wiederzugeben<br />
vermochte? Hat nun Houdini der<br />
Menschheit wieder einmal einen Streich gespielt,<br />
haben die Spiritisten recht oder haben<br />
die Unparteiischen den Brieftext irgendwie<br />
herausgefunden und ausgeplaudert? ys.<br />
Die Sparuhr.<br />
Eine originelle Idee hat die Darmstädter<br />
städtische Sparkasse. Sie gibt eine Sparuhr<br />
heraus, die ihre Kunden zum regelmässigen<br />
Sparen verpflichtet. Wie das Automatengas<br />
nicht ohne den Zehner brennt, so läuft auch<br />
die Uhr nicht weiter, wenn sie nicht zu bestimmten<br />
Zeiten durch Einwurf kleiner Geldmünzen<br />
zum Weitergehen ermuntert wird.<br />
Time is money!<br />
Ein gläsernes Wohnhaus.<br />
Ein Wohnhaus ganz besonderer Art hat sich<br />
ein japanischer Bakteriologe auf dem schattenlosen<br />
Grundstück des Hospitals von Yokohama<br />
errichten lassen, nämlich ein Ganzglashaus,<br />
welches er als staub-, luft- und<br />
bakteriendicht bezeichnet. Die Seitenflächen<br />
dieses Hauses werden aus zellenartigen Glasklötzen<br />
gebildet. Diese Klötze bestehen aus<br />
ca. 12 mm starken und 10 cm breiten Spiegelglasplatten,<br />
welche durch dünne Eisenrahmen<br />
zusammengehalten werden. Im ganzen<br />
Hause gibt es keine Fenster. Die Luft<br />
entweicht vielmehr durch verschiedene<br />
kleine Oeffnüngen, die um den oberen Teil<br />
des zweiten Stockwerkes laufen und so angeordnet<br />
sind, dass keine Luftzufuhr von aussen<br />
möglich ist. Der Bedarf an frischer Luft<br />
wird aus beträchtlicher Entfernung zugeleitet,<br />
und zwar wird die frische Luft durch ein<br />
Röhrensystem in das Innere hineingepumpt.<br />
Die Luft wird auf dem Zugangswege durch<br />
einen Baumwollfilter gepresst und auf diese<br />
Weise von jeder Art von Bakterien befreit.<br />
Dann streicht die Luft über mit Glyzerin bestrichene<br />
Spiegelglasplatten und wird auf<br />
diese Art und Weise unbedingt keimfrei.<br />
Sonnenlicht und Wärme dringen ungehindert<br />
von allen Seiten in das Gebäude ein, bedingt<br />
durch die Eigenart der Wände. Einzelne<br />
Glasbauklötze sind mit einer Salzlösung an-<br />
«Ich bin der Kunstmaler Pech. Ich habe gekört,<br />
dass Sie Zeichnungen kaufen —< < »<br />
«Zeichnungen?»<br />
«Ja, und ich hätte ihrer etwa fünfzig<br />
Wahro Meisterwerke .»<br />
«? — ??»<br />
«Und dünnes Papier — — —?»<br />
Kilo,<br />
gefüllt. Diese Lösung absorbiert die Sonnenhitze;<br />
dadurch sind die Zimmer viel kühler<br />
als durch dicke Jalousien geschützte Zimmer.<br />
Die Salzlösung hat ausserdem noch den<br />
Zweck, dass sie die tagsüber absorbierte<br />
Hitze abends wieder abgibt und so die Zimmer<br />
des Hauses erwärmt. Dieses eigenartige<br />
System der Temperaturregelung ist so wirk^<br />
sam, dass selbst ein paar Stunden Sonnenhitze<br />
bei kühlem Wetter genügen, um das<br />
Haus bewohnbar zu machen. Künstliche-<br />
Wärme wird nur dann benötigt, wenn mehrere<br />
sonnenlose Tage aufeinanderfolgen. In<br />
diesem Falle werden die Räume durch Einpumpen<br />
von heisser Luft erwärmt.<br />
Gräberfund.<br />
Ein antikes Gewölbe, das wahrscheinlich<br />
als Grabstätte jüdischer Könige benutzt<br />
wurde, und andere bedeutende Reliquien aus<br />
der Zeit vor Christus wurden von John<br />
Crowfoot, dem Direktor der Britischen archäologischen<br />
Schule, in Jerusalem gefunden«<br />
Hochzeit mit Absonderung.<br />
In der Londoner Westminster-Abtei vollzog<br />
sich dieser Tage die Hochzeit von Lord<br />
Hailsman mit Mrs. Clive Lawrence unter<br />
Umständen, die in der Geschichte der altehrwürdigen<br />
Kirche einzig dastehen. Das Publikum<br />
wurde an der Kirchentür durch Polizei<br />
ferngehalten, nur 60 geladene Gäste durften<br />
mit Ausweis passieren. Ausserdem war<br />
die Kapelle, in der die Trauung stattfand»<br />
durch dichte Vorhänge von der übrigen Kirche<br />
getrennt.<br />
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Der sonntägliche Korso. — Ursache der Wegsamkeit.<br />
— Taten statt Worte. — Segen der radezu verschwenderischen Strassenreichtum,<br />
der Schwarzwald der Holzabfuhr einen ge-<br />
Holzabfuhr. — Lob der Nebenstrassen. — Die wie ihn kein anderes Gebirge Europas auiM<br />
Weissenbachsattel-Strasse. — Der «Grasweg<br />
» nach Gersbach. — Dinkelbergstrassen. dass sich darin ein Dorf befindet (z. B. Mett-<br />
weist. Ganze Täler sind erschlossen, ohne<br />
— 21 Kehren in der Ebene. — Die Diagonale matal!), nur da und dort eine Sägemühle, die<br />
Kandern-Sirnitz. — « Stühle » als Nachkriegs- den Holzreichtum des Schwarzwaldes verarbeitet.<br />
Meist ist der Strassenzustand selbst<br />
'strasse. — Die Romantik der viertklassigen<br />
Höhenstrassen. — Das Albtal frei. — Dieder Nebenwege ausgezeichnet (oft viel besser<br />
durch Strassen erschlossenen Kulminations-<br />
als auf den vielbefahrenen Hauptstrassen),<br />
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— und alle führen nach Rom, indem jederzeit<br />
der Anschluss an eine nach den be-<br />
St. Blasien, Titisee, Baden-Baden, Freudenstadt,<br />
Badenweiler: wer kennt sie nicht von kannten Fremdenorten führenden Hauptstrassen<br />
möglich ist.<br />
seinen Schwarzwaldfahrten her! Fast korsomässig<br />
folgen sich die Wagen gegen die Mittagszeit<br />
auf den Strassen nach den genannten St. Blasien - Basel kennen 99 Prozent<br />
Nehmen wir ein konkretes Beispiel. Für<br />
der<br />
und andern Kurorten an Sonn- und Feiertagen.<br />
Aber ich wage die Behauptung, dass<br />
95 Prozent von diesen Fahrern den Schwarzwald<br />
nicht kennen, weil sie bloss den Spuren<br />
der andern, der grossen Masse, folgen, und<br />
. nicht ahnen, dass sie dasselbe Ziel erreichen<br />
könnten auf buchstäblich weltabgeschiedenen<br />
Wegen von vortrefflicher Beschaffenheit.<br />
Persönlich habe ich keinen Grund, diesen<br />
Status auo zu bedauern, wonach ich z. B. an<br />
einem Hochsommersonntag von Säckingen<br />
bis zur Ibacher Klus, unmittelbar vor St. Blasien,<br />
fahren kann, ohne auch nur einem einzigen<br />
Motorfahrzeug zu begegnen. Aber der<br />
Varianten sind so viele, dass ich nicht befürchten<br />
muss, es würden diese Abwege so<br />
bald überlaufen, zumal die grosse Masse der<br />
Automobilisten aus Bequemlichkeit ja doch<br />
nicht von der grossen «Heerstrasse abweicht.<br />
Für diese, denen die Landkarte ausser den<br />
doppelstrichigen Strassenzügen ohnehin<br />
nichts zu bieten vermag, sind die folgenden<br />
Zeilen nicht geschrieben. Der besinnliche und<br />
beschauliche Fahrer wird jedoch vielleicht<br />
Anregung gewinnen, gerade in der stillen<br />
Zeit des Automobiltourismus und auf seiner<br />
Karte Nachschau halten, um zu entdecken,<br />
dass manches von dem im folgenden Genannten<br />
überhaupt noch nicht eingetragen ist.<br />
Denn in einer Hinsicht bildet der Schwarzwald<br />
ein Sondergebiet. Aus andern Gegenden<br />
erhalten wir dann und wann Nachricht von<br />
wundervollen Strassenprojekten: die Sustenstrasse<br />
steht seit drei Jahrzehnten auf dem<br />
Papier, nicht viel weniger lang der chaussierte<br />
Pragelpass; am Col de l'Iseran, der vor<br />
16 Jahren projektiert wurde und seit zehn<br />
Jahren sogar auf gewissen französischen Karten<br />
fix und fertig eingetragen ist, wurde noch<br />
kein Spatenstich getan, und ähnlich verhält<br />
es sich mit der Grossglocknerstrasse. Im<br />
Schwarzwald verhält es sich gerade umgekehrt:<br />
auf einmal steht man am Beginn eines<br />
neuen Strassenzuges, und fragt man, so wird<br />
einem.gemeldet: Ja, die Strasse nach so und<br />
so ist im letzten Herbst eröffnet worden.<br />
Die Verhältnisse liegen hier aber auch ganz<br />
absonderlich. Sind doch im Buntsandsteingebiet<br />
des Nordens und Ostens 65 Prozent des<br />
Bodens mit Wald bestanden. So verdankt<br />
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Fahrer bloss die Hauptstrecke über die<br />
« Wacht» und durchs Wiesental. Lassen wir<br />
die Route bis nach Präg, dem ersten Dorf<br />
nach der Hohen Wacht, gelten. Von Präg<br />
aber führt eine erstklassige neue Strasse (ich<br />
habe sie noch im November wohl als einer<br />
der ersten befahren) mit grandiosen Ausblicken<br />
hinauf zum Weissenbachsattel (1061<br />
Meter), oberhalb des gottverlassenen Dörfleins<br />
Herrenschwand, am Fusse des Hochkopfs,<br />
senkt sich im Anblick des Alpenkammes<br />
bis zum Gasthaus «Linde» von Todtmossweg,<br />
um leicht, immer auf erstklassiger<br />
Strasse, hinaufzusteigen nach dem Antonisattel<br />
(1054 m), dem Scheitelpunkt des<br />
Ueberganges von Mambach nach Todtmoos.<br />
Und nun folgt etwas vom Grandiosesten unter<br />
allen Mittelgebirgsstrassen, eine 15 Kilometer<br />
lange, fast ebene Strecke in unzähligen<br />
Windungen, immer im Hochwald, über den<br />
Umrank und die Kalte Küche nach Gersbach<br />
(956 m). Auf der Strasse, die der Holzabfuhr<br />
ihre Entstehung verdankt, wächst Gras; aber<br />
sie befindet sich in vortrefflichem Zustand, so<br />
seltsam es klingen mag. Und von Gersbach<br />
senkt sich die Strasse, nun wieder erstklassig<br />
und auf viele Kilometer mit Alpenaussicht,<br />
über Schlechtbach, am « Auerhahn » vorbei,<br />
nach Kürnberg und Fahrnau im Wiesental,<br />
unmittelbar vor Schopfheim.<br />
Und von Schopfheim brauchen wir uns<br />
wieder nur ein paar Kilometer auf der Hauptstrasse<br />
zu halten, um hinter Gündenhausen<br />
rechts abzuschwenken nach Maulburg, Adelhausen<br />
und Ottwangen auf dem Dinkelberg.<br />
Dann zieht sich von der Kreuzeiche in 21 Kehren<br />
eine absolut ebene Waldstrasse, auf der<br />
ich noch nie ein Automobil getroffen habe, zur<br />
Fischerbuche, wenig unterhalb der Passhöhe,<br />
zwischen Lörrach und bad. Rheinfeldeii, von<br />
der man nach dem vorzüglich geführten Dinkelberggasthaus<br />
« Waidhof », nach Inzlingen<br />
und erst in Riehen bei Basel wieder auf die<br />
grosse Heerstrasse gelangt. Das nur als Beispiel<br />
für St. Blasien-Basel, abseits von der<br />
« breiten Strasse des Lasters ».<br />
Wer weiss ferner, dass man von Basel übet<br />
Kandern in der Diagonale zur Sirnitz gelangen<br />
kann? Kandern-Marzell, vor Luisenheim<br />
rechts über das Lipple (895 m). durch die<br />
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IU Ulli 1111111<br />
bfälle aller Art<br />
Stockmatt nach Wies, im Tal der Köhlgartenwiese<br />
nach Fischenberg, und nun auf der bei<br />
Kriegsende gebauten grandiosen, vorzügliche<br />
Kehren aufweisenden Bergstrasse zum Stühle<br />
(1069 m), hinab zum « Auerhahn » und auf der<br />
Klemmbachstrasse zur Sirnitz — oder vom<br />
Stühle auf drittklassiger, aber glatter Strasse<br />
direkt über den Spähnplatz zur Sirnitz<br />
(1073 m). Oder über Kühlenbronn kann man<br />
direkt wieder nach Wies, ins kleine Wiesental,<br />
hinuntersteigen, alles unbekannte Holzabfuhrwege,<br />
die nicht die mindeste Schwierigkeit<br />
bieten.<br />
Mit Vergnügen wird jeder Kenner des<br />
Schwarzwaldes gelesen haben, dass endlich<br />
das Albtal für den Automobilverkehr freigegeben<br />
worden ist (wann wird das untere<br />
Wehratal folgen??). Es ist dies eines jener für<br />
den Südabsturz des Schwarzwaldes charakteristischen<br />
Erosicnstäler der zum Rhain enteilenden<br />
Flüsse mit in die Felsen gesprengten<br />
und den Wasserwindungen folgenden Kunststrassen.<br />
Wo sich der Wald lichtet, hat sich<br />
meist ein Dorf angesiedelt, bei beschränktem<br />
Räume wenigstens eine Sägemühle. Im obersten,<br />
flacher verlaufenden Teile des Erosionstales<br />
bleibt der Wald zurück, und es beginnt<br />
das Gebiet der baumarmen oder baumlosen<br />
Wiesen- und Weidehänge auf etwa 1000 Meter<br />
Höhe, deren melancholische Schönheit in<br />
der Kunst der Bernauer Maler Hans Thoma<br />
der Welt offenbart hat. Bis auf 1146 Meter<br />
geht die höchste Dorfsiedelung im Schwarzwald<br />
(Hofsgrund), und auf 1010 Meter noch<br />
liegt das höchste Pfarrdorf Badens, Höehenschwand,<br />
mit altberühmter Alpenaussicht.<br />
Was aber den Schwarzwald einzig aus-<br />
zeichnet, das ist die Linienführung seiner Höhenstrassen.<br />
Seit einem halben Jahre ist die<br />
Strasse nach dem Blauen (1165 m) freigegeben.<br />
Der Feldbergerhof (1273 m) ist allbekannt,<br />
und wem. es auf ein paar Unebenheiten<br />
nicht ankommt, kann sogar im Wagen zum<br />
höchsten Punkte des Schwarzwaldes gelangen,<br />
zum Turmhotel auf der Kuppe des Feldbergs<br />
(1493 m). Seit Oktober 1928 ist auch<br />
das Herzogenhorn-Hotel (1335 m) dem Automobilverkehr<br />
zugänglich, genau 3 Kilometer<br />
vom «Zeiger» aus, der Passhöhe zwischen<br />
Todtnau und Titisee.<br />
Die grandioseste Bergstrasse in der Anlage<br />
ist nach meiner Schätzung nicht die nur gegen<br />
eine Gebühr befahrbare Schauinslandstrasse,<br />
sondern die Beichenstrasse, die von<br />
Schönenbuchen (548 tn) hinter Schönau in<br />
einem Zuge zum Beichenhaus auf 1353 Meter<br />
ansteigt auf eine Strecke von 11,6 km. Wir<br />
haben im schweizerischen Mittelgebirge nichts<br />
ähnliches. Es ist das Ideal einer Rennstrecke,<br />
das freilich aus dem Dornröschenschlaf<br />
noch nicht erweckt wurde. In der Sektion<br />
Basel des A. C. S. hat man auch schon<br />
wiederholt gesagt: Wenn wir diese Strecke<br />
zur Verfügung hätten!<br />
Wie grosszügig im Schwarzwald neue<br />
Strassen gebaut werden, dafür möge als Beispiel<br />
die neue Linienführung der Strecke Titisee-Feldberg<br />
auf dem Südufer des Sees dienen.<br />
Der Zweck dieser Zeilen aber ist der,<br />
nicht bloss auf die neuen Strassen hinzuweisen,<br />
sondern das Rezept zu geben: Nehmen<br />
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Sie eine beliebige Landkarte des Schwarzwaldgebietes,<br />
und wo Sie eine Nebenstrasse<br />
eingezeichnet finden, so vertrauen Sie sich<br />
und Ihren Wagen vorbehaltlos dieser Einzeichnung<br />
an. Sollten Sie enttäuscht werden,<br />
so wird es nur in angenehmem Sinne sein.<br />
Denn es gibt kein Gebiet in Europa, dessen<br />
Strassennetz im allgemeinen Sinne sich so<br />
vorbehaltlos für den Automobiltourismus eignet<br />
wie der Schwarzwald. 0<br />
TOUREN-FRAGEN<br />
T. F. 259: Südwesffrankreich. Ich beabsichtig«<br />
nächstes Frühjahr eine Tour nach Südwestfrankreich<br />
und an die Mittelmeerküste Spaniens, eventuell<br />
mit Abstecher in die Pyrenäen. Wichtiger aU<br />
der Besuch von Grossstädten und andern Kulturzentren<br />
sind mir Einblicke in das Volksleben und<br />
Genuss dei Naturschönheilen des Landes, auch auf<br />
die Gefahr bin, einmal kein erstklassiges Hotel zu<br />
finden. Wie weit dürfte sich die Reise bei einer<br />
Dauer von zirka drei Wochen erstrecken, wenn sie<br />
ohne Hast sich abwickeln soll ? Besteht der spanischen<br />
Küste entlang eine Fahßtrasse ? Ich bitte<br />
Kenner des Landes um Anregungen und nützlich«<br />
Mitteilungen. Mit bestem Dank. J. F. in Z.<br />
T. F. 260: Ungarn. Was für eine Route schlage«<br />
Sie mir vor für eine Fahrt via München—Wien—<br />
Budapest? Rückfahrt via Plattensee—Graz—Wörthersee—Dolomiten—Graubünden.<br />
Ist ein Abstecher<br />
nach der Halbinsel Tihany empfehlenswert? Welches<br />
wären ev. -weitere interessante Ausflüge in die<br />
nähere Umgebung von der Hauptroute abweichend?<br />
Wie ist der Zustand der Strassen in Niederösterreich,<br />
in Ungarn und in Karaten und Steiermark?<br />
Wie sind Unterkunft und Gasthöfe in Ungarn?<br />
Kennen Sie welche? Tagesetappen? (3 Wochen),<br />
Start: Ende August a. c.<br />
Was ist sehenswert en cours de route?<br />
K. Sp. in. G,<br />
TOUREN-ftNTWORTEN<br />
T. A. 258. St. Gauen—Wildbad im SchwaiwaM.<br />
Das Thermalbad Wildbad im württembergischen<br />
Schwarzwald, das vom Staate verwaltet wird, ist<br />
auch im Winter in beschränktem Masse im Betrieb.<br />
Von St. Gallen aus führt der nächste Weg dahin<br />
über Gossau, Wil, Fiauenfeld, Stein a. Rh., Singen,<br />
Engen, Emmingen ab Egg, Tuttimgen, Spaichingen,<br />
Rottweil, Schramberg, Schiltach, kinzigtalaufwärts<br />
über Alpirsbach, Freudenstadt, murgtaiabwärts bis<br />
Schönegründ, dann rechts hinauf über Besonfeld,<br />
und Poppeltal, dann an der Euz abwärts bis Wildbad<br />
(zirka 250 km). Den fast gleich langen Rückweg<br />
kann man nehmen über Calw, Nagoldtal und<br />
Neckartal bis Rottweil, dann über Donaueschingen,<br />
Randen, Schaffhausen, welcher Weg auch für die<br />
Hinfahrt empfohlen werden kann. Wildbad hat<br />
auch Wintersport und wird von Stuttgart und<br />
Pforzheim aus viel besucht.