E_1929_Zeitung_Nr.030
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Ausgabe: Deutsche Schweiz.<br />
BERN, Dienstag 2. April <strong>1929</strong><br />
Nummer 20 Cts*<br />
25. Jahrgang. — N° 30<br />
ERSTE SCHWEIZERISCHE AUTOMOBIL -ZEITUNG<br />
Zentralblatt für die schweizerischen Automobil- und Verkehrs-Interessen<br />
ABONNEMENTS-PREISE:<br />
Halbjährlich FT. 8.—, Jährlich Fr. 10.—. Im Ausland unter Portozuschlag,<br />
totem nicht postamtlich bestellt Zuschlag für postamtliche Bestellung Im<br />
In- und Ausland 30 Rappen. Postcheck-Rechnnng 111/414<br />
Automobil-Haftpflicht<br />
Die Haftpflicht gehört nicht gerade zu den<br />
schönen Seiten des Automobilsportes. Man<br />
beschäftigt sich daher nicht gern mit ihr. Sie<br />
wird als etwas Ungemütliches, Unheimliches<br />
empfunden, ein Damoklesschwert, das über<br />
einem jeden Automobilisten schwebt, das<br />
plötzlich, ehe man sich's versieht, anlässlich<br />
einer Kollision, eines Unfalls etc., auf sein<br />
Opfer niedersaust. Es ist deshalb wohl angezeigt,<br />
wenn jeder Automobilist in grossen<br />
Zügen darüber im klaren ist, was unter Haftpflicht<br />
zu verstehen ist und wann und wie sie<br />
sich gegebenenfalls auswirkt.<br />
Die Grundlage für die Automobilhaftpflicht<br />
bilden die Artikel 41 und ff. des Schweiz. Obligationenrechtes.<br />
Wer einem andern widerrechtlich<br />
Schaden zufügt, sei es mit Absicht,<br />
sei es aus Fahrlässigkeit, wird ihm zum Ersätze<br />
verpflichtet; mit andern Worten die<br />
Haftpflicht entsteht durch die Zufügung eines<br />
Schadens, sei es absichtlich, sei es fahrlässig.<br />
Absichtlich wird wähl kaum ein Automobilist<br />
irgend jemandem mit seinem Fahrzeuge<br />
Schaden zufügen. Es handelt sich vielmehr<br />
bei der überwiegenden Mehrzahl von Automobilhaftpflicht-Fällen<br />
um fahrlässig verursachte<br />
Schäden, d. h. um Schäden, die man<br />
nicht gewollt hat, die man aber bei Anwendung<br />
höchster Sorgfalt hätte vermeiden können<br />
und vermeiden sollen. Für die EntScriädigungspflicht<br />
eines Automobilisten sind zwei<br />
Voraussetzungen nötig: 1 Einmal muss das<br />
Fährzeug die mechanische Ursache zur Tötung<br />
oder Verletzung einer Person oder zum<br />
Sachschaden eines Dritten geworden sein.<br />
Zweitens muss der Automobilist selbst oder<br />
eine Person, für die er als Geschäftsherr verantwortlich<br />
ist, sein Chauffeur, schuldhaft,<br />
d. h. absichtlich oder fahrlässig, diese mechanische<br />
Ursache herbeigeführt haben.<br />
Bei jedem Unfall, der die Tötung oder Verletzung<br />
einer Person oder die Beschädigung<br />
von Sachen zur Folge hatte, ist daher stets<br />
festzustellen, ob der Fahrer fahrlässig gehandelt<br />
hat, ob er es an der erforderlichen Sorgfalt<br />
hat fehlen lassen. In erster Linie wird<br />
hier untersucht werden müssen, ob der Fahrer<br />
gegen irgendwelche gesetzlichen Vorschriften<br />
verstossen hat, deren Nichteinhaltung mit<br />
Strafe bedroht ist. Hierunter fallen vor allem<br />
die Automobilfahrvorschriften, wie sie im<br />
Konkordat vom Jahre 1914 und in den verschiedenen<br />
den Automobilverkehr betreffenden<br />
Gesetzen, Gesetzchen, Dekreten, Verordnungen<br />
usw. enthalten sind. Sodann auch in<br />
U I 1. H.<br />
Der Regenbogenvogel.<br />
von Dr. R. v. Stürler, Advokat, in Bern.<br />
Erscheint Jeden Dienstag und Frrfsft , Monatlich „Gelke. Liste»<br />
ADMINISTRATION: Breitenrainstrasse 97, Dero<br />
Telephon Bollwerk 39.84<br />
Ttlesjramm-Adresse: Autorevue, Bern<br />
schwereren Fällen das Strafgesetzbuch selbst,<br />
sowie es sich z. B. um fahrlässige Körperverletzung<br />
oder fahrlässige Tötung handelt.<br />
Liegt ein Verstoss gegen irgendwelche gesetzliche<br />
Bestimmungen, deren Nichtbefolgung<br />
mit Strafe bedroht ist, vor, findet in der<br />
Regel, sofern wenigstens der Tatbestand polizeilich<br />
festgestellt und aufgenommen worden<br />
ist, Strafanzeige und Ueberweisung an den<br />
Richter statt. In Fällen, die nur mit Busse<br />
oder mit Busse wahlweise neben Gefängnis<br />
bedroht sind, und die nicht mit schwereren<br />
Vergehen, wie z. B. fahrlässige Körperverletzung<br />
oder fahrlässige Tötung zusammentreffen,<br />
findet heute nun wohl fast ausnahmslos<br />
überall das Strafmandatsverfahren Anwendung,<br />
d. h. es wird dem Angeschuldigten, gestützt<br />
auf einen Polizeirapport oder eine Anzeige,<br />
ein Bussenurteil eröffnet, das er entweder<br />
annehmen, oder aber innerhalb einer<br />
Frist von wenigen Tagen bestreiten und die<br />
Durchführung des Gerichtsverfahrens verlangen<br />
kann. Im letztern Falle hat nun der<br />
Richter zu prüfen, ob ein Verschulden nachweisbar<br />
und seiner Ueberzeugung nach vorliegt.<br />
Ist dies der Fall, erfolgt die Verurteilung,<br />
andernfalls Freisprechung. Unterlässt<br />
ein Angeschuldigter, gegen das:Strafmandat<br />
Einsprache zu erheben, d. h. unterzieht er<br />
sieh der darin ausgesprochenen Strafe, wird<br />
dies als- Zugeständnis seines Verschuldens<br />
ausgelegt.<br />
Das Vorhandensein eines Verschuldens begründet<br />
nunmehr die Haftpflicht, d. h. die<br />
Verpflichtung des Verurteilten, den verursachten<br />
Schaden zu ersetzen.<br />
Der Artikel 53 des Schweiz. Obligationenrechtes<br />
bestimmt nun allerdings, dass bei der<br />
Beurteilung der Schuld oder Nichtschuld der<br />
Zivilrichter, sofern die Frage des Ersatzes<br />
des Schadens nicht schon durch den Strafrichter<br />
im Strafverfahren entschieden worden<br />
ist, an eine Verurteilung oder Freisprechung<br />
durch den Strafrichter nicht gebunden ist, mit<br />
andern Worten, es kann z.B. einerseits eine<br />
Verurteilung zu einer Strafe erfolgen, ohne<br />
dass deswegen unbedingt eine Verurteilung zu<br />
Schadenersatz erfolgen muss oder aber anderseits<br />
kann namentlich trotz erfolgtem Freispruch<br />
durch den Strafrichter zivilrechtliche<br />
Verurteilung zu Schadenersatz erfolgen.<br />
Es mag dies vielleicht auf den ersten Blick<br />
etwas eigenartig erscheinen, praktisch macht<br />
sich dies jedoch bedeutend einfacher, indem<br />
in der Regel, gestützt auf die strafrechtliche<br />
Von J. Kosmiez.<br />
— Man brachte die Schachtel während deiner<br />
Abwesenheit.<br />
— Prima Aprilis! Ich weiss es. Ich wette,<br />
dass der Scherz nicht gerade witzig sein<br />
wird.<br />
— Du hast stets Vorurteile und das ist das<br />
Schlimmste. Wer kann es wissen, was die<br />
verschlossene Schachtel enthält.<br />
— Aber ich weiss das eine, dass die Leute<br />
lieber boshaft als witzig sind.<br />
— Weil nicht jeder witzig sein kann. Dafür<br />
vermag aber jeder boshaft zu sein. •<br />
Die gelöste Schnur drehte sich auf der<br />
Tischplatte und der Deckel der Schachtel<br />
machte eine Halbkreiswendung.<br />
Rrrr<br />
Ein regenbogenfarbener Vogel flog empor.<br />
Er war genau so erschreckt wie sein Besitzer..<br />
Er warf sich verzweifelt von Wand<br />
zu Wand, während sein Herr nur einmal in*<br />
die Zimmerecke sprang und dort, mit erhobenen<br />
Händen, seinen Kollegen anschrie:<br />
— Wirf ihn hinaus — öffne, das Fenster —<br />
hörst du — wirf ihn hinaus!<br />
, Der Kollege konnte das Fenster nicht öffnen,<br />
weil er einen Lachkrampf hatte. Und<br />
der Vogel setzte sich auf den Rand des<br />
Schrankes.<br />
— Ich ertrage keine Vögel! Wirf ihn doch<br />
endlich hinaus.<br />
— Aber Menschenskind, schau doch wie<br />
bunt er ist!<br />
— Ich ertrage keine bunten Vögel, überhaupt<br />
keine Vögel! Das ist ein schlechter<br />
Scherz, eine raffinierte Bosheit, denn sie<br />
wusste, dass ich einen Widerwillen gegen<br />
Vögel habe.<br />
— Sie selbst hat ihn angemalt, jede Feder<br />
hat eine andere Farbe.<br />
Der Vogel schlug mit den bunten Flügeln<br />
gegen die Scheibe.<br />
— Wirf ihn hinaus!<br />
Die Passanten auf der Strasse hatten einen<br />
ungewöhnlichen Anblick: Im ersten Stock<br />
öffnete sich ein Fenster geräuschvoll und aus<br />
dem Raum flog ein vielfarbiger Vogel. Die<br />
Federn blitzten in den Sonnenstrahlen wie<br />
ein Regenbogen. Nach einer Weile verschwand<br />
er in der silbernen Luft.<br />
Die Leute richteten noch immer ihre Köpfe<br />
nach oben. Sie wunderten sich, oder sie lachten.<br />
Einige Passanten hatten dem Vogel gar<br />
keine Aufmerksamkeit geschenkt und fragten,<br />
was geschehen wäre.<br />
Ein Polizist runzelte die Stirn und betrat<br />
das Haus.<br />
Verurteilung, auch die zivilrechtliche Schadenersatzpflicht<br />
grundsätzlich festgestellt<br />
wird, so dass die Beurteilung des Zivilrichters<br />
sich höchstens nur noch auf die Höhe des<br />
Schadenersatzes, auf das Mehr oder Weniger<br />
beschränkt.<br />
Liegt ein Verschulden des Automobilisten vor,,<br />
sei es, dass' ein solches gestützt auf erfolgte<br />
Anzeige hin durch den Straf richter festgestellt<br />
worden ist, sei es, dass es ohne Durchführung<br />
eines Strafverfahrens auf dem Wege eines<br />
zivilen' Schadenersatzprozesses als erwiesen<br />
angenommen worden ist, tritt die Haftpflicht,<br />
d. h. die Verpflichtung zum Ersätze des Schadens<br />
in Kraft. Es ist also keineswegs etwa<br />
zur Begründung der Haftpflicht unumgänglich<br />
notwendig, dass ein Strafverfahren durchgeführt<br />
werden.muss, sondern es kann der Geschädigte,<br />
dem ja an der Bestrafung des<br />
Schuldigen weniger gelegen ist als am Ersätze<br />
seines Schadens, bloss auf dem Wege<br />
eines Zivilprozesses die Verschuldensfrage<br />
und damit die Frage des Schadenersatzes<br />
entscheiden lassen. In der Regel wird praktisch<br />
das Strafverfahren immer da platzgreifen,<br />
wo eine polizeiliche Tatbestandsaufnahme<br />
erfolgt ist, -während in allen denjenigen Fällen,<br />
in welchen eine behördliche Einmischung<br />
nicht stattgefunden hat, meistens bloss nur<br />
das zivilrechtliche Verfahren stattfindet, vorausgesetzt,<br />
dass überhaupt eine gerichtliche<br />
Entscheidung der Schadenersatzfrage durchgeführt<br />
werden inuss. Es ist dies natürlich<br />
nur dann der Fall, wenn sich die Beteiligten<br />
über die grundsätzliche Frage der Haftungspflicht<br />
sowie über die Höhe des Schadenersatzes<br />
nicht gütlich verständigen können.<br />
Ein Herr notierte auf seinem Notizblock<br />
die Hausnummer.<br />
Ein an die Mauer gelehnter Strassenjunge<br />
warf seine Mütze in die Luft und begann ein<br />
Lied zu pfeifen.<br />
Noch einer stand wie angewachsen da, aber<br />
da man neben ihm stehen blieb und fieberhaft<br />
fragte: «Wo ist er, wo ist er?», ging er<br />
in Gedanken verloren weiter und dachte über<br />
etwas angestrengt nach.<br />
Von Zeit zu Zeit lachte er.<br />
Es war ein Schriftsteller.<br />
Der regenbogenfarbene Vogel setzte sich<br />
auf einen Ast. Im gleichen Augenblick flüchteten<br />
alle Vögel. Einige kehrten zurück und<br />
setzten sich auf die unteren Aeste und hoben<br />
unruhig die Köpfchen.<br />
Der regenbogenfarbene Vogel hatte vor<br />
Erstaunen das Piepsen vergessen. Es wurde<br />
ihm ganz dumm zumute. Es ist sehr unangenehm,<br />
wenn man zu den Seinen heimkehrt<br />
und fühlt, dass man unnütz ist. «Was ist<br />
denn geschehen?» Das arme Vögelchen<br />
wusste nicht, dass es sich verändert hatte.<br />
Plötzlich erblickte er auf einem nahen Baume<br />
seine geliebte Uit-Uit. Er verfärbte sich in<br />
der Luft und setzte sich auf einen Zweig<br />
ganz nahe neben das geliebte Weibchen. Ihr<br />
kleines Herz schlug angstvoll, aber sie blieb<br />
INSERTIONS-PREIS: Die aehtgespaltene 2 mm hohe Grundzeile ode»<br />
deren Raum 45 Cts. für dl» Schweiz; für Anzeigen ans dem Ausland 60 CU.<br />
Grösaero Inserate nach SeitentarU.<br />
tnseratensehhus 4 Tage vor Erscheinen «er befreunden Snmraer<br />
Der Automobilist kann sich nun gegen die<br />
Folgen der Haftpflicht d. h. gegen die Folgen<br />
des von ihm .verschuldeten Schadens schützen,<br />
indem er sich versichert, und zwar liegt<br />
dies nicht in seinem freien Ermessen, sondern<br />
er ist vielmehr, gestützt auf Art. 11 des Konkordates<br />
vom 31. März 1914, dazu verpflichtet,<br />
sofern es sich um Personenschaden, d. h.<br />
die Tötung oder Verletzung von Drittpersonen<br />
handelt. Fakultativ, d. h. in sein Ermessen<br />
gestellt, bleibt die Versicherung für verursachten<br />
Sachschaden. Diese Versicherungspflicht<br />
für Personenschaden und Versichermtgsmöglichkeit<br />
für Sachschaden sind nun<br />
aber keineswegs etwa in erster Linie dafür<br />
da, dem Automobilisten die Wiedergutmachung<br />
des verursachten Schadens zu erleichtern.<br />
Durch die obligatorische Versicherung<br />
für Personenschaden und die Möglichkeit,<br />
sich auch für Sachschaden zu versichern,<br />
soll vor allem der Geschädigte geschützt und<br />
Ersatz des ihm erwachsenen Schadens sichergestellt<br />
werden. Würde eine solche Versicherungspflicht<br />
nicht bestehen, müsste der Geschädigte<br />
unter Umständen Gefahr laufen, im<br />
Falle eines Unfalles nicht oder nicht genügend<br />
entschädigt zu werden, wenn z. B. dem Schadensverursacher<br />
die erforderlichen finanziellen<br />
Mittel hierfür fehlen würden.<br />
(Schluss folgt in der nächsten Kummer)<br />
Die Zusammenarbeit<br />
von Eisenbahn und Auto.<br />
Im «Confedere» lesen wir unter dem Titel<br />
«L'Uniou du Rail et du Pneu» folgende sehr<br />
richtigen Ausführungen:<br />
65 Linien und zwei Millionen Reisende,<br />
Wie man weiss, besteht zwischen der<br />
Eisenbahn und der Post eine enge Zusammenarbeit.<br />
Ebenso besteht aber auch eine<br />
Zusammenarbeit zwischen der Eisenbahn<br />
und den 65 konzessionierten Automobillmien<br />
in der Schweiz. Im letzten Jahre haben die<br />
Automobillinien zu oder von den Eisenbahnstationen<br />
über zwei Millionen Reisende befördert.<br />
Ausserdem wurde ein umfangreicher<br />
Warentransport getätigt, welcher für<br />
einzelne Linien, wie z. B. die Strecke Frutigen-Adelboden,<br />
von grösster Wichtigkeit ist.<br />
Eisenbahnlinien und Autolinien.<br />
Mehrere private Eisenbahnlinien verwenden.<br />
Autocamions; so die Montreux-Oberland-<br />
Bahn, welche einen Autopark von über 20<br />
Fahrzeugen hält und im Aktionsgebiet .der<br />
Bahn, mehrere Automobilkurse organisiert<br />
hat. Ihre Automobile fahren sogar oft bis<br />
Martigny und ins Greyerzerland, ja bis nach.<br />
Lausanne.<br />
Die Greyerzerbahnen verfügen ebenfalls<br />
über einen Park von Motorfahrzeugen. Sie<br />
betreiben etwa ein Dutzend konzessionierte<br />
Linien; man hat manchmal Gelegenheit,<br />
ihre Autobusse sogar auf dem Bahnhofplatz<br />
in Bern zu sehen. Ausserdem unterhalten<br />
sie einen starken Warenverkehr in die abgelegenen<br />
Täler des Kantons Freiburg.<br />
Die Linie Martigny-Orsiere wird mit zwei<br />
Autocamions betrieben, welche als Car Alpin<br />
für den Transport von Reisenden auf den<br />
Grossen St. Bernhard geeignet sind.<br />
Ebenso betreiben die Bahnen Solothurn-<br />
Bern, Liestal-Waldenburg und Frauenfeld-<br />
Wil Automobillinien. Auch die Strassenbahnen<br />
sind Verbindungen eingegangen mit dem<br />
Automobil. Sowohl in Zürich wie in Bern,<br />
wo im ganzen 13 Autobusse verkehren, hat<br />
diese Verbindung von Tram und Auto grosse<br />
Erfolge zu verzeichnen.<br />
In unsern grossen Güterbahnhöfen vorf<br />
Zürich und Basel ist die Zusammenarbeit<br />
würdevoll auf ihrem Platze. Nur die Krallen<br />
drückte sie kräftiger um den Zweig.<br />
— Was soll das heissen, erkennst auch<br />
du mich nicht? Du meine geliebte Uit-Uit.<br />
— Frechheit! Ich kenne Sie nicht, mein<br />
Herr, und bitte, mich nicht zu belästigen.<br />
Er wollte noch etwas piepsen, aber sie flog<br />
bereits davon und verschwand im Dickicht<br />
des nahen Parks. Er wurde traurig, aber er<br />
war mit den augenscheinlichen Beweisen der<br />
Anständigkeit seiner Uit-Uit sehr zufrieden.<br />
Der regenbogenfarbene Vogel erstaunte ob<br />
seines seltsamen Schicksals und erinnerte<br />
sich an die heutigen Ereignisse:<br />
«Ich bin zu dem Balkon einer entzückenden<br />
jungen Dame geflogen. So war es. Und dann<br />
packte mich beim Frühstück plötzlich eine<br />
weisse Hand und trug mich ins Zimmer Die<br />
junge Dajne hielt mich lange fest (und das<br />
war sehr unangenehm), sie streichelte meine<br />
Flügel mit einem haarfeinen Ding und dann<br />
(ach welch furchtbare Erinnerung!) setzte sie<br />
mich in ein dunkles Gefängnis. Der Boden<br />
wankte unter meinen Füssen, alles begann<br />
sich zu drehen, ich fühlte, dass ich fliege, und<br />
dabei bewegte ich meine Flügel nicht, und<br />
dann? Ja, man Hess mich heraus, jemand<br />
schrie furchtbar laut und ich fand endlich die<br />
Oeffnung der dunklen Welt. Und jetzt?»<br />
Ein Vogel setzte sich im Vorbeiflug neben<br />
ihn.
H AUTOMOBIL-REVUE <strong>1929</strong> -<br />
Die Stellungnahme<br />
der Hauseigentümer.<br />
der Eisenbahn mit Automobilen schon lange<br />
zur Tatsache geworden.<br />
Im Surbtal.<br />
Im Surbtal hat das Automobil sogar die<br />
Eisenbahn völlig ersetzt. Um die grossen<br />
Kosten der Errichtung einer Eisenbahnlinie<br />
zu sparen, hat man an Stelle der Eisenbahn<br />
einen regelmässigen Autobusverkehr organisiert.<br />
Die Post befördert mit zehn Automobilen<br />
die Reisenden auf Rechnung der S. B. B.<br />
Entwicklung<br />
des Omnibusverkehrs.<br />
Zehn neue Wagen für eine neue Lorraine-<br />
Linle. — Bau einer grossen Garage.<br />
Ein neues Beispiel für die Ersetzung des<br />
Trambahnverkehrs durch den Omnibusverkehr<br />
ist der Beschluss des bernischen Gemeinderates,<br />
für die zukünftige Verkehrslinie<br />
vom Bahnhof über die neue Lorrainebrücke<br />
nach der Lorraine zehn Autobusse<br />
einzustellen. Die Stadt Bern hat mit ihren<br />
bereits bestehenden Omnibusverkehrslinien<br />
die besten Erfahrungen genracht, und dieser<br />
Verkehr hat sich in jeder Beziehung,,<br />
sowohl was den pünktlichen Betrieb als<br />
auch die finanziellen Einsparungen anbelangt,<br />
bestens bewährt. Vor allem im Vorortverkehr<br />
und wo es sich um Linien ohne<br />
ausgesprochen starken Spitzenverkehr<br />
handelt, ist der Autobus unbedingt dem<br />
Tram vorzuziehen.<br />
Schon in der Kreditvorlage für die Lorrainebrücke<br />
wurde der Omnibusbetrieb in<br />
Aussicht gestellt. Man muss sich nun entschliessen.<br />
ob man die eventuell ebenfalls<br />
in Betracht gezogene neue Tramlinie zugunsten<br />
des Omnibusbetriebes aufgeben<br />
will oder nicht Nach den Erfahrungen,<br />
die man bisher in allen Städten, besonders<br />
auch, wie wir kürzlich auszuführen Gelegenheit<br />
hatten (in Nr. 28 der «Automobil-<br />
Revue»), in deutschen Grossstädten gemacht<br />
hat, wird es sich je länger je mehr<br />
darum handeln, die Strassenbahnen zugunsten<br />
der Motorfahrzeuge aus den verkehrsreichen<br />
Strassen der Städte zu verbannen.<br />
Wir sind der festen Ueberzeugung,<br />
dass die ursprünglich als eventuelle<br />
Lösung in Betracht gezogene neue Strassenbahnlinie<br />
über die Lorrainebrücke nicht<br />
zur Ausführung kommt.<br />
Die Linienführung für die neue Omnibuslinie<br />
ist erst stadtseitig ganz abgeklärt.<br />
Der Ausgangspunkt der Linie soll auf dem<br />
Bahnhofplatz sein. Infolge der starken Belastung<br />
des Bahnhofplatzes und des Bollwerks<br />
können die Wagen nur bei der Einmündung<br />
der Neuengasse aufgestellt werden.<br />
Da diese Strasse nach dem Inkrafttreten<br />
der neuen Verkehrsordnung als Einitahnstrasse<br />
Richtung Waisenhausplatz<br />
vorgesehen ist, bildet das Stationieren der<br />
Wagen auf der linken Strassenseite am<br />
Trottoir vor der «Genevoise» kein Verkehrshindernis.<br />
Die Hinfahrt zur Lorrainebrücke<br />
erfolgt durch die Genfergasse und<br />
die obere Aarbergergasse; die Herfahrt von<br />
der Lorraine soll durch das Bollwerk bis<br />
zum Stationierungsplatz bei der «Genevoise»<br />
stattfinden. Als Einzugsgebiet jenseits<br />
der Aare kommt die westlich des<br />
Bahndammes gelegene Lorraine und der<br />
westlich der Wylerstrasse gelegene Teil des<br />
Breitenrains, der mit dem Dammweg mit<br />
einer Unterführung verbunden ist, in Betracht.<br />
Man glaubt, dieses Gebiet, das rund<br />
7500 Einwohner zählt, am besten zu bedienen<br />
durch wechselweises Befahren der Lorrainebrücke<br />
und des Dammweges. Vorgesehen<br />
ist auf der Strecke Bahnhofplatz-<br />
Lorrainestrasse-Dammweg ein 5 Minuten-<br />
Verkehr bei ununterbrochenem Betrieb von<br />
6 bis 20% Uhr. '<br />
Eine Taxverbindung mit der Strassenbahn<br />
ist vorläufig nicht vorgesehen. Die<br />
und ein privater Transportunternehmer besorgt<br />
den Warentransport. Die Zahl der<br />
Reisenden ist sehr beträchtlich und überschreitet<br />
manchmal im Tage die Zahl 600.<br />
Damit ist der Beweis erbracht, dass unter<br />
besondern Bedingungen das Motorfahrzeug<br />
wirtschaftlicher arbeitet als die Eisenbahn<br />
und dass es im Interesse der Bahnen<br />
liegt, mit dem Motorfahrzeug zusammenzuarbeiten.<br />
G.<br />
Bern und sein Verkehr.<br />
— Wie wunderlich! piepste er und flog<br />
weiter.<br />
Der regenbogenfarbene Vogel ärgerte sich.<br />
Seine Lage war sehr tragisch, tragischer als<br />
es Menschen erscheinen könnte. Zumal er<br />
nichts von der Wandlung seiner Kleidang<br />
und überhaupt nicht wusste, dass das Kleid<br />
den Vogel macht.<br />
Gegen Abend setzte er sich auf einen kleinen<br />
mit Blumen geschmückten Balkon. Er<br />
wollte zu den Vögeln nicht zurückkehren.<br />
Sie sprachen kein Wort mehr miteinander.<br />
Sie packte ihre Sachen und er dachte daran,<br />
dass sie ihn mit dem Augenblick ihres Wegganges<br />
für immer verlässt, denn sie wird<br />
auf die Brücke gehen und sich in den angeschwollenen<br />
Fluss stürzen. Und niemand<br />
würde sie retten können, EV sass mit der<br />
<strong>Zeitung</strong> in der Hand und verbarg sein Gesicht,<br />
damit sie sein Leiden nicht erkenne,<br />
das an den Muskeln seines Gesichtes zerrte.<br />
Aber sie verbargen das alles vor einander<br />
Taxe soll vom Bahnhof aus nach jeder beliebigen<br />
Haltestelle 20 Rappen betragen.<br />
Vorgesehen sind auch Inhaberabonnemente<br />
und Zeitkarten. Der Voranschlag sieht vor:<br />
Betriebseinnahmen Fr. 387 640.—<br />
Betriebsausgaben Fr. 207 250.—<br />
Betriebsüberschuss Fr. 180390.— '<br />
Für die Durchführung des 5 Minuten-<br />
Betriebes sind drei Wagen erforderlich.<br />
Um aber auch dem Spitzenverkehr zu genügen,<br />
der auf 400 bis 500 Personen in der<br />
Minute berechnet wird, werden im ganzen<br />
acht bis neun Wagen nötig sein. Einschliesslich<br />
eines Reservewagens steigt somit<br />
der Bedarf der Wagen auf den Zeitpunkt<br />
der Eröffnung der Linie auf zehn<br />
Stück. Die Anschaffungskosten eines Wagens<br />
betragen 56 000 Franken. Diese Wagen<br />
sind mit Rohölmotoren versehen, woüei<br />
sich infolge des billigen Preises gegenüber<br />
dem Benzin eine Brennstoffersparnis von<br />
mindestens zwei Dritteln ergibt. Der um<br />
4000 Franken höhere Anschaffungspreis<br />
der Wagen würde durch eine Ersparnis im<br />
Betrieb reichlich aufgewogen.<br />
Das Kreditbegehren des Gemeinderates<br />
für die Ausführung der projektierten neuen<br />
Verkehrslinie beläuft sich auf 1167 000<br />
Franken zu Lasten des Anlagekapitals des<br />
Stadtomnibusses. In diesem Kredit sind inbegriffen<br />
600000 Franken für die zehn<br />
Autos, 381 000 Franken für die Erstellung<br />
einer Grossgarage, ferner verschiedene<br />
Posten für Heizung, Krananlage, Vulkanisieranlage<br />
usw.<br />
Die geplante Garage soll Raum bieten<br />
für vierzig Wagen und a.uf das den Strassenbahnen<br />
gehörende Terrain am Philosophenweg<br />
zu stehen kommen. —n—<br />
Eine neue Verkehrsregelung<br />
In der Bundesstaat ist seit dem letzten<br />
Donnerstag atn untern Ausgang ider Amthausgasse<br />
eine neue Verkehrsregelung in<br />
Kraft. Der Fluss des Verkehrs soll hier einmal<br />
mit (grossstädtischen Mitteln in die richtigen<br />
Bahnen geleitet werden. Oder wenigstens<br />
will man den Versuch dazu machen. Das Publikum<br />
allerdings stand vorerst einem Bilderrätsel<br />
gegenüber. Was die blau-weissen, auf<br />
den Asphalt aufgemalten Pfeile für eine Bedeutung<br />
hatten, verstand man wohl. Aber<br />
was sollte das Gittergemälde quer über die<br />
Amthausgasse bedeuten, was der Pfeil, der<br />
vom Trottoir aus auf dieses Gitter hinweist?<br />
Was wollen die zwei neu hinzugekommenen<br />
Verkehrspolizisten, der auf dem Gitter und<br />
der weiter oben auf dem Querstrich, den<br />
Fahrzeuglenkern zu verstehen geben, indem<br />
sie ihnen dolce bis furioso zuwinken? Weshalb<br />
wurde jetzt dieser Radfahrer aufgehalten<br />
und notiert? Warum hält nun der Posten<br />
auf dem Gitter die ganze Kolonne Wagen<br />
auf, während sie doch der Dritte an der<br />
Juckerecke heranwinkt?<br />
Der vierte Polizeimann gibt gerne Auskunft,<br />
wenn man ihn fragt: Man will vermeiden,<br />
dass das Publikum planlos den Theaterplatz<br />
überschreitet. Man gibt ihm dazu<br />
eine Schutzzone, eben jenes Gitter, auf dem<br />
es sich auf dem kürzesten Weg von der Zeitglockenlaube<br />
zur Juckerlaube und umgekehrt<br />
herüberbewegen kann. Fahrzeuge dürfen die<br />
und wollten sich nicht verzeihen. Durch die<br />
offene Balkontür schauten die Blumen.<br />
Der regenbogenfarbene Vogel sass auf dem<br />
Geländer. Er piepste. Sie blickte hin and<br />
rief" freudig aus:<br />
— Wie hübsch er ist!<br />
Der Mann blickte sie höchst erstaunt an«<br />
Sie selbst erschrak vor ihrem eigenen Aufschrei,<br />
der diesem Augenblick so gar nicht<br />
entsprach. Aber der entzückende Vogel, dieser<br />
bunte Vogel, drehte das Köpfchen und<br />
piepste von neuem. Sie ging auf den Balkon<br />
und blickte den Vogel schmerzlich lächelnd<br />
an.<br />
Der Mann blickte auf: sie stand im Widerschein<br />
der untergehenden Sonne, inmitten<br />
der Blumen, schön wie der Frühling.<br />
— Und er flieht nicht!<br />
Der regenbogenfarbene Vogel flog ins<br />
Zimmer und setzte sich auf den Rand des<br />
Bettes.<br />
— Wir haben einen Vogelkäfig... flüsterte<br />
Schutzzone nur mit stark herabgesetztem<br />
Tempo passieren und jeweils nur ganz rechts<br />
dem Strassenrand entlang; als Signal zur<br />
Tempoverminderung dient jener blauweisse<br />
Querstrich 15 Meter weiter vorn.<br />
Das Publikum hört zu und lächelt. Immerhin<br />
wird zugegeben, dass das «ganz recht»<br />
und «nicht ohne» sei. Einige gehen darauf<br />
auch via Schutzzone weiter. Aber die meisten<br />
erinnern sich plötzlich der kalt werdenden<br />
Suppe, steuern in Luftlinie die Jukkerecke<br />
an und durchschneiden arglos den<br />
Platz- wie seit jeher.<br />
Rom ist nicht an einem Tag erbaut worden.<br />
Um so weniger kann man erwarten, dass<br />
sich der Berner, der König der Individualisten,<br />
in einem Taig Verkehrsregeln lässt. Aber<br />
«nüt nahiah gwinnt». Und wir können schon<br />
heute verraten, dass die rührige Berner Polizeidirektion<br />
diesem ersten grösseren Versuch<br />
bald weitere wird folgen lassen. Hoffentlich<br />
erkennen dann die Fussgänger deutlicher,<br />
dass die Befolgung der polizeilichen<br />
Massnahmen in ihrem eigenen Interesse<br />
liegt.<br />
Im Zusammenhang mit diesem Thema sei hier<br />
noch eine Zuschrift veröffentlicht. Man schreibt<br />
uns:<br />
«Die stadtbernische Polizeidirektion bemüht sich<br />
mit giossem Eifer, den Anforderungen der besonders<br />
in der Bundesstaat schwierigen Verkehrsverhältnisse<br />
weitgehend zu entsprechen. An vielen<br />
ihrer Anordnungen können sich andere Schweizerstädte<br />
ein Vorbild nehmen. Auch das Verhalten<br />
der Verkehrspolizisten ist einigermassen korrekten<br />
Fahrern gegenüber durchaus taktvoll und loyal.»<br />
«Trotzdem beklagen sich auswärtige Automobilisten<br />
immer wieder darüber, dass man Bern fast<br />
nicht passieren könne, ohne irgendwie gegen eine<br />
Verkehrsverordnung zu verstossen. Wenn es dabei<br />
auch meist ohne Busse abgeht, so sind doch solche<br />
Reibungen an und für sich schon unangenehm. Ein<br />
Auswärtiger wird z. B. fast eicher auf der Kornhausbrücke<br />
dem Tram vorfahren, weil die entsprechende<br />
Verbottafel mit ihrer kleinen Schrift<br />
nachts oder bei geschlossenem Wagen fast unleserlich<br />
ist. Diese und gewisse andere Spezialvorschriften<br />
mögen nicht zu vermeiden eein. andere aber<br />
gewiss. Wäre es z. B. nicht möglich, eine einheitliche<br />
Verkehrsregelung bei den Tramhaltestellen<br />
mit Verkehrsinseln zu schaffen? Heute fährt man<br />
auf der Nordseite des «Tramhauptbahnhofes» in<br />
beiden Fahrrichtungen nur auf der einen Seite der<br />
Verkehrsinsel und soll die Tramgeleise vermeiden.<br />
Beim «Du Theätre» dagegen ist es verboten, dasselbe<br />
System anzuwenden, hier heisst es auf dem<br />
Tramgeleise zu fahren und hinter dem Tram anhalten.<br />
Beim Bärenplate könnte man rings um die<br />
Verkehrsinsel etwa vier verschiedene Wege einschlagen,<br />
von denen nur einer (aber für den Auswärtigen<br />
welcher?) der richtige ist. Bei der Verkehrsinsel<br />
an der Effingeistrasse ist wieder etwas<br />
anderes Brauch.»<br />
«Beim schrägen oder senkrechten PaiMeren am<br />
Strassenrand schreibt das Schema auf der Parkierungstafel<br />
vor, dass man den Wagen entgegen<br />
der internationalen Gepflogenheit rückwärtsfahrend<br />
einreiht, und die Polizeiorgane wachen eifrig darüber,<br />
dass diese Vorschrift eingehalten wird. Ich<br />
lasse mich gerne aufklären, wenn es einen Grund<br />
gibt, der dieses Rückwärtseinfahren praktischer<br />
erscheinen lässt Bis jetzt kenne ich aber keinen.<br />
Beim Rückwärtseinfahren muss man vorher den<br />
Wagen durch Manöverieren in die erforderliche<br />
Richtung stellen und versperrt damit oft anderen<br />
Fahrzeugen die Strasse. Das Vorwärtseinfahren erfordert<br />
zwar auch ein Manöverieren, aber erst beim<br />
Wegfahren, und da kann man einen günstigen Moment<br />
abwarten. Ganz abgesehen davon ist aber das<br />
Einreihen in eine schmale Lücke bei Rückwärtsfahrt<br />
schon an und für sich bedeutend schwieriger<br />
und riskierter als bei Vorwärtsfahrt.<br />
Von Tag zu Tag<br />
1928 <strong>1929</strong><br />
8.000 5.400 8.000 5.400 303<br />
13.500 12.000 21.500 17.400 2.281<br />
22.000 22.000 43.500 39.400 4.535<br />
7.000 7.500 50.500 46.900 2.057<br />
13.000 11.000 63.500 67.900 984<br />
8.500 7.500 72.000 65.400 1.173<br />
17.900 14.000 89.000 79.400 1.646<br />
9.000 7.500 98.000 86.900 1.045<br />
16.988 13.000 115.321* 99.900 2.294<br />
21.863 16.500 137.184* 116.400 5.130<br />
war die genaue Zahl der Eintritte nur für die zwei<br />
sie, aber ihre Stimme brach. Sie verbesserte<br />
sich: Du hast einen Vogelkäfig noch von dem<br />
Kanarienvogel, vielleicht kann man ihn fangen...<br />
er ist so ungewöhnlich.<br />
— Gut, sagte er. Es war sein erstes Wort<br />
seit Stunden.<br />
Sie näherte sich dem Vogel und deckte<br />
ihn mit der Hand. Nach einer Weile sass er<br />
im verschlossenen Bauer. Sie brachte ihm<br />
Wasser und streute ihm Körner. Sie sah auf<br />
den buntgefärbten Vogel, entzückt wie ein<br />
Kind.<br />
Bis sie sich plötzlich an alles erinnerte. Die<br />
offenen Koffer blickten sie feindselig an. Er<br />
stand drüben am Fenster. Da ging er zu ihr<br />
und umarmte sie.<br />
Den Käfig hingen sie auf den Balkon. Sie<br />
schlössen die Glastür und zogen den Vorhang<br />
vor. Der regenbogenfarbene Vogel war noch<br />
trauriger als am Tage. Man kann nicht heiter<br />
sein, wenn man allein ist. Er wollte fliegen,<br />
fort, hinaus zu den Seinen. Er breitete die<br />
Der Verband der Haus- und Grundeigentümer<br />
hat sich in einer Einsendung an die<br />
Presse gegen Artikel 126 und 132 der geplanten<br />
Verkehrsordnung für die Stadt<br />
Bern gewendet.<br />
Art 126 lautet: « Für die Benützung des Bodens<br />
in den Lauben werden folgende Bestimmungen aufgestellt:<br />
a) Der Laubendurchgang und die Bogenöffnungen<br />
der Lauben nach der Strasse sind freizuhalten und<br />
dürfen nicht mit Verkaufsständen, Warengestellen<br />
oder dergleichen belegt werden. Ausgenommen hiervon<br />
sind die von der Baudirektion II bewilligten<br />
Kellerkasten, Ausstellkasten und Abschlussgeländer<br />
sowie die von der städtischen Polizeidirektion zu<br />
Marktzwecken (Dienstag und Samstag) bezeichneten<br />
Teile einzelner Lauben.<br />
b) Der Durchpass darf nicht gehemmt werden.<br />
Warentransporte, die ein längeres Auf- oder Abladen<br />
erfordern, sind während der frühen Vormittagsstunden<br />
vorzunehmen. Auslagen in Schaufenstern<br />
dürfen nicht so beschaffen sein, dass Verkehrsstockungen<br />
durch Ansammlung von Personen entstehen.<br />
c) Bei baulichen Veränderungen ist für Laubenabsperrungen,<br />
unter Beobachtung von Art 9 der<br />
Verkehrsordnung, die Bewilligung der städtischen<br />
Baudirektion II einzuholen. Abschrankungen sind<br />
wieder zu entfernen, sobald sie für die Verkehrssicherheit<br />
entbehrlich werden. »<br />
Der Verband der Haus- und Grundeigentümer<br />
bemerkt zu diesem Artikel: Die<br />
Warenverkaufsstände in den Laubenbogen<br />
sind eine Einrichtung, die seit jeher besteht.<br />
Es werden dafür bedeutende Mietzinse<br />
bezahlt, und bei Liegenschaftsverkäufen<br />
sind bei der Wertbemessung die Einnahmen<br />
aus den Ständen stets in Rechnung<br />
gesetzt worden. Bei gutgelegenen Ständen<br />
werden mehrere tausend Franken Mietzins<br />
gelöst. Die Verkaufsstände werden von der<br />
Polizei beanstandet, da sie angeblich den<br />
Verkehr hindern. Von einem Verkehrshindernis<br />
kann absolut nicht die Rede sein<br />
usw.<br />
Es ist nun keine Frage, dass diese Stände<br />
ein Verkehrshindernis bedeuten. Bei der<br />
sehr starken Vermehrung, welche sie in<br />
den letzten Jahren genommen haben, ist es<br />
bald so weit, dass das freie Austreten aus<br />
den Lauben auf die Strasse und umgekehrt<br />
völlig behindert ist.<br />
Ausserdem spricht auch der vom ästhetischen<br />
Standpunkt aus nicht gerade wohltuende<br />
Anblick der Stände für eine Beseitigung<br />
derselben. So gut wie die Hausbesitzer<br />
in früheren Jahren auf diese Einnahme<br />
verzichten konnten, könnten sie es auch<br />
heute noch, wobei noch zu sagen ist, dass<br />
durch das Anbringen von Schaukasten<br />
(welches ebenfalls in den letzten Jahren<br />
sehr zugenommen hat) den Hausbesitzern<br />
die erwünschte Ausnützung des Raumes ermöglicht<br />
wird. — Man macht sonst im allgemeinen<br />
dem Automobil den Vorwurf,<br />
dass es durch die erforderlichen Garageund<br />
Werkstättenbauten an früher idyllischen<br />
Plätzen den Geist der neuen (materiell<br />
gerichteten!) Zeit verkörpere.<br />
Nun, hier sind es einmal andere Leute,<br />
die nicht weniger materiell gesinnt sind<br />
und die in einer krämerhaften Kleinlichkeit<br />
die Beseitigung dieser verkehrshindernden 1<br />
und unschönen Marktstände als unmöglich<br />
Total nach<br />
jedem Tag<br />
1928 <strong>1929</strong><br />
erklären. Sie mögen einmal einen wohlwollenden<br />
Fremden fragen, was er zu die-<br />
Der Besuch des Genfer Salon <strong>1929</strong> verdienen mit dem Salon 1928<br />
Tag<br />
Freitag<br />
Samstag<br />
Sonntag<br />
Montag<br />
Dienstag<br />
Mittwoch<br />
Donnerstag . . . .<br />
Freitag<br />
Samstag*<br />
Sonntag*<br />
* Für 1928<br />
Eintrittskarten<br />
Von der 8. B. B. gestempelte Billette<br />
Von Tag zu Tag<br />
1928 <strong>1929</strong><br />
203<br />
1.961<br />
3.852<br />
1.393<br />
1.147<br />
1.042<br />
1.3S3<br />
L207<br />
1.490<br />
2.700<br />
Total nach<br />
jedem Tag<br />
1928 <strong>1929</strong><br />
303<br />
2.684<br />
7.119<br />
9.176<br />
10.160<br />
11.333<br />
12.979<br />
14.024<br />
16.318<br />
21.448<br />
letzten Tage bekannt.<br />
No 30<br />
2.164<br />
6.016<br />
7.414<br />
8.561<br />
9.603<br />
10.986<br />
12.193<br />
13.683<br />
16.383<br />
Flügel aus und schlug schmerzhaft an die<br />
Gitterstäbchen.<br />
— Wir haben den armen Vogel draussen<br />
gelassen und es regnet. Ich muss aufstehen<br />
und ihn ins Zimmer nehmen.<br />
— Ja, sagte er. Schauer überliefen sie bei<br />
dem Gedanken an den kalten Regen, der an<br />
die Scheiben schlug.<br />
— Schau dir nur meinen Vogel an. Das ist<br />
doch ein gewöhnlicher Spatz. Er war bemalt.<br />
Der Regen hat die Farben abgewaschen!<br />
Und an der Mauer entlang tropfte eine<br />
schmale blasse Spur.<br />
— Siehst du, Liebste, das Glück ist oft nur<br />
so ein gewöhnlicher Spatz, dessen Federn<br />
man regenbogenfarben bemalen kann. Er hat<br />
uns das Glück zurückgebracht. Wir werden<br />
ihn mit der Freiheit beglücken.<br />
Sie öffnete den kleinen Käfig.<br />
Und er flog so heiter und rasch, wie nur<br />
das Glück fliegen kann.
N°3 — <strong>1929</strong><br />
ser Verschandelung unserer charakteristischen<br />
Lauben sagt, und mögen dann überlegen,<br />
ob ihre Einstellung nicht auch sich<br />
wirtschaftlich für die Stadt Bern ungünstig<br />
auswirken könnte.<br />
Oster verkehr<br />
und Verkehrsunfälle.<br />
Die Tageszeitungen veröffentlichen unter<br />
besonderen Titeln wie « Bilanz der Verkehrsunfälle<br />
über Ostern » etc. eigentliche Rubriken<br />
über die Verkehrsunfälle während den Osterfeiertagen.<br />
Die Art und Weise der Gruppierung<br />
muss dem Leser ein schwarzes, vielleicht<br />
all zu schwarzes Bild der tatsächlichen<br />
Ereignisse geben. In der Tat darf nicht vergessen<br />
werden, dass der Verkehr während<br />
den Feiertagen namentlich auf den Strassen<br />
ausserordentlich intensiv war. Für viele Automobilisten,<br />
die ihre Wagen in der Garage<br />
überwintern, ist Ostern der eigentliche Auftakt<br />
zur Fahrsaison. Das schöne Wetter und<br />
der Umstand, dass die meisten Banken und<br />
viele grosse Geschäftshäuser vier Freitage<br />
einräumten, ermöglichten grossangelegte<br />
Automobiltouren. So sah man neben den kantonalen<br />
Wappen sehr viele ausländische Nummernschilder,<br />
namentlich deutsche. Bei der<br />
Beurteilung der Verkehrsunfälle wird man<br />
deshalb der enormen Verkehrsintensität in<br />
weitestem Masse Rechnung tragen müssen.<br />
Ein sehr bedauernswerter Unfall ereignete<br />
sich in der Nacht zum Sonntag zwischen Altstätten<br />
und Schlieren, wo ein Fussgänger von<br />
einem Auto derart schwer verletzt wurde,<br />
dass er noch in der gleichen Nacht starb. Dieser<br />
Unfall wird von uns aus dem Grunde aus<br />
der Reihe der übrigen herausgegriffen, weil<br />
das Verhalten der Wageninsassen den Gepflogenheiten<br />
eines verantwortungsvollen Automobilisten<br />
Hohn spricht. Wie gemeldet wird,<br />
flüchteten die Wageninsassen nach dem Unfall<br />
und Hessen das Automobil auf der Strasse<br />
stehen. Wenn auch daraus geschlossen<br />
werden muss, dass es sich nur um Strolchenfahrer<br />
handeln kann, so dürfen im allgemeinen<br />
Interesse weder Mittel noch Wege gescheut<br />
werden, die Schuldigen ausfindig zu<br />
machen und für ihr verbrecherisches Verhalten<br />
zur Rechenschaft zu ziehen. :-:<br />
Zürdier Notizen<br />
Der Omnibusbetrieb<br />
der städtischen Strassenbahn<br />
wurde in der letzten Sitzung des Grossen<br />
Stadtrates wieder einmal näher unter die<br />
Lupe genommen. Anlass dazu gab der von<br />
Fabrikinspektor Sigg im Namen der Kommission<br />
begründete Antrag, den Kraftwagenbetrieb<br />
der Staat auf den Zeitpunkt der Eröffnung<br />
der Strassenbahnlinie nach Oerlikon<br />
bis nach Wollishofen auszudehnen und auf<br />
den gleichen Zeitpunkt die Taxgemeinschaft<br />
zwischen Omnibus und Tram einzuführen.<br />
Dieser Antrag einer zur Beratung der stadträtlichen<br />
Weisung betreffend den Kraftwagenbetrieb<br />
vom 19. Januar <strong>1929</strong> formierten<br />
Kommission steht bekanntlich im Gegensatz<br />
zum Antrag des Stadtrates, von einer<br />
Taxgemeinschaft abzusehen und auch auf<br />
einen weiteren Ausbau der Kraftwagenlinie<br />
vorläufig zu verzichten.<br />
Der Kommissionsreferent unterzieht die<br />
stadtfätliche Weisung und die darin aufgestellten<br />
Berechnungen einer kritischen Betrachtung<br />
und kommt zum Schluss, dass der<br />
Omnibusbetrieb doch in einem allzu pessimistischen<br />
und ungünstigen Licht betrachtet<br />
worden sei. Die zitierten Zahlen stimmen insofern<br />
nicht, als zur Zeit der Ausarbeitung<br />
der Weisung die Betriebsergebnisse erst für<br />
elf Monate bekannt waren und somit auf einem<br />
Jahresrückschlag von 11,49 Rp. pro<br />
AUTOMOBTL-REVUE<br />
Wagenkilometer basiert wurde, während bei<br />
Berücksichtigung, des gesamten Jahresresultates<br />
dieser Rückschlag doch auf 8,96 Rp.<br />
pro Kilometer zurückgeht. Entgegen der in<br />
der Presse und anderswo geäusserten kritischen<br />
Stimmen glaubt der Referent aber,<br />
dass sonst die Berechnungen des Stadtrates,<br />
die eine wesentlich teurere Betriebsweise<br />
des Omnibusses ergeben, den wirklichen Verhältnissen<br />
entsprechen. Er findet diesen finanziellen<br />
Rückschlag aber nicht derart, dass<br />
davon die Ausdehnung des Omnibusbetriebes<br />
abhängig gemacht werden könnte. Es ist<br />
vor allem einmal zu berücksichtigen, dass<br />
durch die Führung einer Ringlinie ein beträchtlicher<br />
Verkehr vom Stadtzentrum und<br />
vor allem vom bereits stark überlasteten<br />
Bahnhofquartier ferngehalten wird und bereits<br />
diese Ableitung den etwas teureren Betrieb<br />
rechtfertigen würde. Ferner lehnt der<br />
Stadtrat die Taxgemeinschaft zwischen beiden<br />
Verkehrsmitteln u. a. mit der sonderbaren<br />
Begründung ab, die Kraftwagenlinie<br />
würde in diesem Falle eine Menge Passagiere<br />
auf kurze Strecken bis zum nächsten<br />
Strassenbahnanschluss befördern, wo auf das<br />
Tram umgestiegen werde. Da nun diese Passagiere<br />
das Tram auf alle Fälle benützen,<br />
laufe die gleichzeitige Mitbeanspruchung des<br />
Omnibusses auf eine Gratisfahrt im Kraftwagen<br />
hinaus. Die Kommission hält nun dafür,<br />
dass diese Begründung nicht genügend<br />
stichhaltig ist. Man muss den Omnibus vielmehr<br />
als verkehrsfördernd betrachten, indem<br />
er, dank seines Zubringerdienstes, dem<br />
Tram nicht zu unterschätzende Dienste leisten<br />
kann. Der Ausfall auf dem einzelnen<br />
Billett wird mehr als kompensiert durch eine<br />
voraussichtliche Zunahme an Passagieren.<br />
Obwohl Stadtrat Kluck erklärt, dass der<br />
Stadtrat nicht mehr an seinen früheren Vorschlägen<br />
festhalte und der Auffassung sei,<br />
dass, wenn eine Taxgemeinschaft vom Rate<br />
beschlossen werde, die Vorschläge der Kommission<br />
eine geeignete Basis für deren Einführung<br />
darstellen, äussern sich dennoch verschiedene<br />
Votanten zum Thema. Aus freisinnigen<br />
Kreisen machen zwei Referenten darauf<br />
aufmerksam, wie stiefmütterlich bisher<br />
die Frage des Omnibusverkehrs überhaupt<br />
behandelt worden ist und wie diesem Verkehrszweig<br />
noch nie ein© richtige Entfaltungsmöglichkeit<br />
in Zürich geboten wurde.<br />
Die zweifellos ablehnende Haltung des betr.<br />
Departementsvorstehers dem Omnibus gegenüber<br />
ist teilweise zwar erklärlich, indem<br />
der Trambetrieb nun nach mühevoller Arbeit<br />
endlich gut klappt und das Geschäft blüht und<br />
man sich nun ruhig und ungeschoren dieses<br />
Erfolges freuen möchte, anstatt sich wieder<br />
mit neuen Betriebsumstellungen befassen zu<br />
müssen. Der Omnibus ist aber in Gebieten<br />
mit unregelmässigetn Verkehr sicher das<br />
zweckmässigste Beförderungsmittel und kann<br />
als Zubringer oder als Entlastungsmittel der<br />
Strassenbahn dieser so wertvolle Dienste<br />
leisten, dass der Stadtrat die Pflicht hat, die<br />
Omnibusfrage durch eine etwas weniger<br />
srassenbahnfreundliche Brille anzusehen.<br />
Herr Dr. Haeberlki kritisiert darüber hinaus<br />
mit Recht, dass der Ausbau des Omnübusbetriebes<br />
mit der Eröffnung einer Strassenbahnlinie<br />
zusammengekoppelt wird, obwohl<br />
zwischen diesen beiden Angelegenheiten absolut<br />
kein innerer Zusammenhang besteht<br />
Die Tatsache, dass für den Strassenbahnbetrieb<br />
nach Oerlikon noch ein Teil der Konzessionen<br />
fehlt, lässt vermuten, dass es<br />
noch lange dauern wird, bis diese Angelegenheit<br />
endgültig geregelt ist und hat es<br />
deshalb fast den Anschein, als wolle man damit<br />
auch die Betriebsänderungen beim Omnibus<br />
möglichst weit hinausschieben. Die<br />
stadträtliche Weisung begründet ihren abschlägigen<br />
Bescheid in der Frage der Taxgemeinschaft<br />
u. a. damit, dass unter den veränderten<br />
Betriebsbedingungen das Einmannsystem<br />
beim Omnibus nicht mehr aufrecht<br />
erhalten werden könne. Wird ein zweiter<br />
Mann aHein für den Billettdienst benötigt, so<br />
ist doch dies ein indirektes Zugeständnis,<br />
dass mit einer Mehrfrequenz gerechnet wird<br />
und ist es doch sonderbar, wenn man dem<br />
Omnibus, gerade weil mit einer Verkehrszunahme<br />
gerechnet werden kann, die weitere<br />
Entwicklungsmöglichkeit nehmen will.<br />
Was die Berechnungen anbetrifft, so ist dagegen<br />
einzuwenden, dass sie sich in vielen<br />
Teilen hauptsächlich auf Schätzungen und<br />
Architekt Pfleghard beanstandet die zwischen<br />
Strassenbahn und Omnibusbetrieb angestellten<br />
Vergleich©. Es geht doch nicht<br />
an, den Strassenbahnbetrieb mit 15 Millionen<br />
Betriebskilometern pro Jahr dem Omnibusverkehr<br />
mit etwas über 300,000 gefahrenen<br />
Kilometern gegenüberzustellen. Wenn der<br />
Omniibusverkehr nicht auf eine ungünstige<br />
Ringünie beschränkt bliebe, dann wären auch<br />
die Betriebsergebnisse ganz andere. Zudem<br />
ist mit grösster Berechtigung in einem<br />
Presseartikel darauf hingewiesen worden,<br />
dass sich die Berechnungen bei der Strassenbahn<br />
auf die Vorkriegspreise des Wagenmaterials<br />
stützen, währenddem für das Rollmaterial<br />
für den Omnibusbetrieb die bedeutend<br />
höheren Nachkriegsansätze in Rechnung<br />
gestellt wurden. Würde für die Strassenbahnen<br />
ebenfalls mit den Preisen gerechnet, die<br />
heute für Erneuerung der Schienen, der<br />
Oberleitung und des teilweise veralteten<br />
Wagenmaterials angesetzt werden müssen,<br />
dann ergäben sich Verteuerungen bis zu 300<br />
Prozent!<br />
Da noch verschiedene Redner eingeschrieben<br />
sind, mag die Debatte, die an der kommenden<br />
Sitzung fortgeführt werden wird,<br />
noch manchen interessanten Beitrag zu dieser<br />
Frage zeitigen.<br />
Wenn wir uns auch nicht der anderswo<br />
geäusserten Auffassung, es handle sich bei den<br />
Berechnungen des Strassenbahnvorstehers<br />
um wissentlich unwahre Darstellungen, anschliessen<br />
wollen, so teilen wir doch die obenerwähnten<br />
Auffassungen, man habe sich in<br />
Zürcher v , Strassenbahnkreisen bisher nur<br />
widerwillig mit der Omnibusfrage beschäftigt<br />
Es ist erfreulich, dass im Rate auf die einseitige<br />
Einstellung der Betriebsleitung hingewiesen<br />
wird. Diese Aversion ist um so unverständlicher<br />
und kurzsichtiger, als es sich ja<br />
in Zürich gar nicht darum handelt, die Strassenbahn<br />
zu ersetzen, sondern nur in den Fällen,<br />
wo der Omnibus dem Tram unbedingt<br />
überlegen ist, diese Vorteile zugunsten des<br />
Strassenbahnbetriebes ausgenützt werden sollen.<br />
Im übrigen ist auch gar kein Grund vorhanden,<br />
warum man sich auf ewig dem Tram<br />
verschreiben soll, haben doch bereits andere<br />
schweizerische Städte mit bestem Erfolg einzelne<br />
StrassenbahnÜnien durch Omnibusse<br />
ersetzt, oder doch das städtische Verkehrsnetz<br />
durch den Anschluss von Kraftwagenlinien<br />
vorteilhaft und im Sinne der gesamten<br />
städtischen Interessen ergänzt. Bevor ein<br />
weiterer kostspieliger und vielfach den übrigen<br />
Strassenverkehr hindernder Ausbau des<br />
Trambahnnetzes vorgenommen wird, sollt©<br />
doch der Omnibusbetrieb gründlicher auf seine<br />
Eignung für zürcherische Verhältnisse geprüft<br />
werden. Dass dies bei dem heute so<br />
beschränkten und zudem denkbar ungünstigen<br />
Betriebsnetz nicht möglich ist, wird auch der<br />
eingefleischteste Anhänger der Strassenbahn<br />
nicht behaupten wollen. b.<br />
SPORTLICHES<br />
Den Instanzenweg muss die Gedenkmedaille<br />
genommen haben, die der Regierungsrat<br />
des Kantons Tessin erst in diesen<br />
Tagen dem Fahrer Divo überreichen 'i-ess,<br />
der am 18. April 1928 — also vor hübscr, einem<br />
Jähret — auf der Strecke Giubiasco-<br />
Cadenazzo mit seinem Delage einen neuen<br />
Schweizerrekord mit 231,511 km aufstellte.<br />
Brilli Perl hat di© Talbot-Rennwagen aus<br />
theoretische Erwägungen stützen. Die Praxis<br />
wird die pessimistische Rechnung wohl Louis Chiron, dessen Beteiligung am Gros-<br />
dem Nachlasse Emilio Materassis gekauft.<br />
kaum bestätigen. Uebrigens hat die Strassenbahnleitung<br />
neue Linien vorgesehen, de-<br />
ist, hat sich dieser Tage nach Amerika einsen<br />
Preis von Indianapolis gemeldet werden<br />
ren Betrieb vorläufig ebenfalls mit einem geschifft. Er wird am 30. Mai einen 1500-<br />
Defizit abschliessen wird. Bevor man aber ccm-Delage starten.<br />
neue Defizitlinien der Strassenbahn erstellt,<br />
darf füglich der Omnibusverkehr ausgebaut<br />
Madame Stewart hat in Linas-MontlhSry<br />
weden.<br />
mit einem 1100-ccm-Derby drei neue internationale<br />
Rekorde geschaffen: einen über<br />
1000 Meilen mit 104 km Stundenmittel, einen<br />
über 200 km und einen über 24 Stunden mit<br />
103 km Stundenmittel.<br />
Der Grand Prix des A. C. F. (30. Juli, Circuit<br />
du Mans) hat 16 Nennungen erhalten,<br />
worunter zwei Peugeot, drei Bugatti, zwei<br />
Aries, ein de Rovin, ein B.N.C. etc. Der Austrag<br />
des Rennens kann damit als gesichert<br />
betrachtet werden.<br />
Ein Schweizer Sieger in Antibes<br />
Eine glänzende Leistung Leporis auf Bugatti.<br />
Der grosse Preis von Antibes über 75 Runden<br />
(305,205 km) wurde von unserem Landsmann<br />
Lepori auf Bugatti in 4 Std., 09 Min.,<br />
38 Sek. gewonnen, was einem Stundenmittel<br />
von 73,400 km entspricht. Der Sieg unserer<br />
Landesfarben-ist um so beachtenswerter, als<br />
zu diesem internationalen Rennen ein starkes<br />
Fahrerkontingent angetreten war. Dies beweist<br />
schon die Tatsache, dass sich die Rennkanone<br />
Rigal auf Alfa Romeo mit 4 Std.,<br />
22 Min., 55 Sek. auf dem zweiten Platze befindet.<br />
Dritter wurde Dauvergne auf Bugatti<br />
in 4 Std., 2A Min., 28 Sek. Vierter Caron auf<br />
Amilcar in 4 Std., 32 Min., 32 Sek.<br />
Neben dem internationalen Preise gelangte<br />
am Sonntag ein Motorsportmeeting mit folgenden<br />
Resultaten zum Austrag:<br />
Generalratspreis für Automobile (101,750<br />
km). 1. Etaneelm auf Bugatti 2000 ccm. in<br />
1:28:53 (Stundenmittel 73,650 km). 2. Zanelli<br />
(Bugatti 2000 ccm.) 1:27:41. 3. Signorei<br />
(Salmson 1100 ccm.) 1:28:18. 4. Jourdan<br />
(Salmson) 1100 ccm.<br />
Autorisierte und<br />
nichtautorisierte Ausstellungen<br />
Die schweizerische Syndikalkammer der Automobil-<br />
und Fahrradindustrie teilt mit:<br />
Autorisierte Ausstellungen für <strong>1929</strong>.<br />
Lettland: Automobilsalon von Riga, 14. 24J<br />
April; Internationale Messe von Riga, 15. Juli bis<br />
Ende August.<br />
Estland : HandelsaussteLIung von Reval, Augusi-<br />
September.<br />
Schweden: Messe von Götheborg, 15. Mai bis<br />
2. Juni.<br />
Norwegen : Automobilausstellung von Oslo.<br />
Nicht autorisierte Ausstellungen:<br />
Schweiz: Occasionswagen-Ausstellung von Frauenfeld,<br />
Mai <strong>1929</strong>.<br />
Frankreich: Trouville, Salon der Luxusindustrie,<br />
15. Juli bis 31. August.<br />
Wichtige Bekanntmachung!<br />
Trotz wiederholter Avisierung sucht das Ko-><br />
miteo, das in Frauenfeld eine Occasionswagen-Ausßtellung<br />
organisiert, die Aufmerksamkeit der<br />
Konstrukteure und Markenvertreter auf sich zu.<br />
lenken und eie zur Beteiligung zu animieren.<br />
Das Komitee der Syndikal-Kammer setzt Interessenten<br />
in Kenntnis, dass jede inländische oder<br />
ausländische Firma, die eich in der Schweiz an<br />
einer niehtautorisierten Ausstellung beteiligt, Gefahr<br />
läuft, vom internationalen Bureau der Konstrukteure<br />
empfindlich gebüsst zu werden. Das internationale<br />
Bureau ist in der Lage. Firmen, die dieses<br />
Verbat missachten, von den autorisierten Sarlons<br />
auszuschliessen.<br />
NERVEUSE<br />
CONFORTABLE<br />
ELEGANTE<br />
SOCIETE ANONYME POUR LA VENTE DES AUTOMOBILES<br />
PEUGEOT EN SUISSE RUE DE LA TRUITE
T. C.<br />
AUTOSEKTION AARGAU DES T. C. S. General-<br />
Versammlung. Der Einladung zur Generalversammlung<br />
auf Dienstag den 12. März, ins Cafe Bank,<br />
Aarau, leisteten ca. 50 Mitglieder Folge. Der Präsident,<br />
Herr Fürsprech Lehner, Lenzburg, eröffnete<br />
dio Versammlung mit dem üblichen Willkommgruss<br />
an die Erschienenen. Als eingeladene Gäste waren<br />
rschienen der Kommandant des aarg. Polizeikorps<br />
und der Präsident des aarg. Motorradfahrervereins.<br />
Da die Wahlen des Vorstandes bereits in einer<br />
ausscrordentlichen Generalversammlung vorgenommen<br />
worden waren, beschränkten sich die ordentlichen<br />
Geschäfte auf die Abnahme des Jahresberichtes,<br />
der Jahresrechnung und des Berichtes<br />
der.. »Sportkommission.<br />
Dem vom Präsidenten erstatteten Jahresbericht<br />
über das verflossene Jahr konnte mit Genugtuung<br />
entnommen werden, dass die Zahl der Mitglieder<br />
bereits 306 beträgt. Dieser erfreuliche Zuwachs<br />
beweist die Existenzberechtigung und Lebensfähigkeit<br />
unserer Sektion^ die erst vor zwei Jahren gesründot<br />
wurde. Der Vorstand hat sich während<br />
dos Jahres in sieben Sitzungen mit allen öffentlichen<br />
Fragen befasst.die mit dem Automobilismus<br />
in Zusammenhang stehen. Das Office stellte 210<br />
Triptyks aus. Die Sportkommission veranstaltete<br />
zwei wohlgelungene Clubfahrten an den Titisee und<br />
nach Engelb,erg. — Jahresbericht und Protokoll<br />
dor letzten Generalversammlung werden verdankt<br />
und ohne Diskussion genehmigt, desgleichen die<br />
Jahresrechnung, die bei Fr. 2669.90 Einnahmen<br />
und Fr. 2462.15 Ausgaben mit einem Aktivsaldo<br />
von Fr. 207.75 abschliesst.<br />
Auch das Arbeitsprogramm pro <strong>1929</strong> wurde nach<br />
Antrag des Vorstandes gutgeheissen. Es sollen zur<br />
Ausführung gelangen: Eine eintägige Bluestfahrt<br />
ins Emmental, eine lJ^tägige Clubfahrt ins Appenzellerland,<br />
eine 1 ^itägige Clubfahrt in die Freiberge<br />
und eine tägige Herbstfahrt ins Zugerland.<br />
Da:das Traktandum «allgemeine Umfrage» nicht<br />
benützt wurde, konnte der Präsident um 9 Uhr<br />
das Wort dem Tagesreferenten, Herrn Dr. Guanter,<br />
zu seinem Film Vortrag «Abblendungsproblem bei<br />
der Automobilbeleuchtung» erteilen. Der Referent<br />
verstand es, in übersichtlicher und klarer Weise<br />
uns von der. grossen Wichtigkeit des richtigen Abblendens<br />
zu überzeugen. Durch die Initiative der<br />
Polizeidirektionen verschiedener Kantone, so führte<br />
er aus, ist die Frage der .Abblendung der Automobilscheinwerfer<br />
auch in unserem Lande nunmehr<br />
in den Vordergrund getreten und es ist anzuerkennen,<br />
dass sowohl Verbände als auch die Fachpresse<br />
sich damit befassen. Heute existiert bereits eine<br />
internationale Beleuchtungskommission; darin ist<br />
auch dio Schweiz vertreten. Besonders scharfe Vorschriften<br />
über die Beleuchtung haben Deutschland<br />
und die Niederlande. In der Schweiz enthalten die<br />
Koukordatsvorschriften leider noch keine einheitlichen<br />
Bestimmungen über die Stärke der Abblendung.<br />
Einen ziemlichen Fortschritt auf diesem<br />
Gebieto bringen die Vorschriften des Kantons<br />
Bern.<br />
Infolge der Schwingungen des Wagens tanzt<br />
der Lichtfleck eines Scheinwerfers auf der Stras.se<br />
herum, liegt bald ganz in der Ferne, bald nahe<br />
am Wagen. Das Äuge des Fahrers ermüdet dabei<br />
rasch, weil es sich auf die verschiedenen Lichtstärken<br />
einstellen muss. Zudem Hegen die Ränder<br />
der Fahrstrasse in der Nähe des Wagens im Dunkel,<br />
wodurch vor allem ein sicheres Durchfahren<br />
von Kurven ausgeschlossen ist. Eine Verbesserung<br />
ist deshalb schwierig, weil man einerseits an die<br />
gesetzlichen Bestimmungen und anderseits an die<br />
Konstruktionsbedingungen des Automobils gebunden<br />
ist. Eine Verbesserung dieses Zustandes sucht<br />
man aber einmal zu erreichen durch eine planmässige<br />
Ausbildung der Glasscheiben, die das<br />
Scheinwerfergehäuse vorn abschliessen. Eine solche<br />
Scheibe ist mit Prismen ausgestattet, so dass eine<br />
gleichmässigo Fahrstrassenbeleuchtung mit ausreichender<br />
Aufhellung der Strassenränder entsteht.<br />
Damit würde aber der entgegenkommende<br />
Landstrassenbenützor immer noch geblendet. Ebenso<br />
wichtig wie die ausreichende Beleuchtung für die<br />
Fahrsicherheit ist deshalb die Abblendung. Der<br />
Geblendete verliert jedes Richtuhgsgefühl, woraus<br />
sich beim Fahrer ein Zustand höchster Gefährdung<br />
ergibt. Durch das Abblenden werden alle vom<br />
Faden austretenden Strahlen schräg nach unten<br />
geworfen. Damit ist die Möglichkeit unterbunden,<br />
dass die starken reflektierenden Strahlen das Auge<br />
des entgegenkommenden Fahrers treffen und ihn<br />
blenden. Die Blendwirkung sucht man zu beseitigen:<br />
1. Durch Verkleinerung des Spiegeldurchmessers<br />
und Herabsetzung der Lichtstärke.. In diese<br />
Kategorie gebort die ümschaltung der grossen<br />
Scheinwerfer bei Voll-Licht auf kleinere, unterhalb<br />
der grossen Scheinwerfer angeordnete Reflektoren.<br />
Diese Art der Abblendung hat sich nicht bewährt,<br />
weil von einer Fahrbabnbeleuchtung in abgeblendetem<br />
Zustande nicht mehr die Rede sein kann.<br />
2. In die grossen Automobilscheinwerfer werden<br />
ausserhalb des Brennpunktes schwächere Hilfslampen<br />
eingebaut. 3. Durch Schwächung der Glühlampenstärke,<br />
i. Durch Umwandlung des blendend<br />
weissen Lichtes in Farblicht (Gelblicht-Abblendung).<br />
5. Andere Abblendvorrichtungen vereinen zwei<br />
oder mehrere der angeführten Lösungen.<br />
In der an den Vortrag anschliessenden Diskussion<br />
teilt uns Herr Oberst Zunibrunn mit, dass<br />
im neuen Verkehrsreglement, das er in den letzten<br />
Tagen ausgearbeitet habe, der Beleuchtungsfrage<br />
die nötige Aufmerksamkeit geschenkt worden sei.<br />
Darin seien insbesondere auch Vorschriften aufgenommen,<br />
wie sich der Radfahrer auf der Strasse<br />
zu verhalten habe. Er hält dafür, dass nicht nur<br />
Geschwindigkeitskontrollen, sondern viel mehr Kontrollen<br />
des richtigen Fahrens und über den Stand<br />
der Fahrzeuge ausgeführt werden sollen. Der gute<br />
Fahrer ist bei grösserer Geschwindigkeit weniger<br />
gefährdet und gefährdet weniger als der schlechte<br />
Fahrer bei viel geringerer Geschwindigkeit. Der<br />
gespendete Applaus bestätigte, dass der Kommandant<br />
des aarg. Polizeikorps den Mitgliedern des<br />
Clubs aus dem Herzen gesprochen hat.<br />
In kurzem Schlusswort verdankt der Vorsitzende<br />
die lehrreichen Ausführungen des Referenten. An<br />
die Mitglieder richtet er den Appell, auch im kommenden<br />
Jahre sich möglichst vollzählig an den Veranstaltungen<br />
zu beteiligen. . r<br />
AUTOSEKTION ZÜRICH DES T. C. S. Osterfahrt.<br />
Bei prachtvollstem Wetter wurde die diesjährige<br />
Osterfahrt, an welcher ca. 30 Wagen und<br />
rund ISO Personen teilnahmen, durchgeführt. Am<br />
Karfreitag ging die Fahrt bis Vevey, wo bis Montag<br />
das Standquartier aufgeschlagen wurde. Am Samstag<br />
erfolgte dio projektierte Fahrt rund um den<br />
Genfersee, wobei in Genf vorerst ein kurzer Aufenthalt<br />
benutzt wurde, um dem Zentralsitz des<br />
T. C. S. einen kurzen Besuch abzustatten und dort<br />
AUtOMOBlL-rJrTVUE <strong>1929</strong> - N° 30<br />
zur Weiteren-Stärkung einen Aperitif entgegenzunehmen.<br />
Nach gelungener Rundreise versammelte sich<br />
am Samstag abend die ganze Gesellschaft zu einem<br />
Galadiner und anschliessendem Ball. Der Sonntag<br />
wurde zu kleineren Ausflügen nach der Umgegend<br />
und besonders auch nach Martigny benützt. Die<br />
Heimfahrt, die am Ostermontag angetreten wurde,<br />
erfolgte in kleinen, zwanglosen Gruppen.' Ein Bericht<br />
eines Teilnehmers steht für die nächste Nummer<br />
in Aussicht.<br />
A. C. S.<br />
A.C.S., SEKTION BERN. Der rührige Präsident<br />
der Sektion, Herr Dr. Mende, konnte letzten<br />
Mittwochabend eine grosse Versammlung im<br />
Uebungssaal des Kasino willkommen heissen, die<br />
mit Interesse den drei Filmvorführungen des Herrn<br />
Ingenieur Lawrence folgten. Der Text der Filme<br />
war von der deutschen Redaktion der «Automobil-<br />
Revue» in zuvorkommender Weise ins Deutsche<br />
übersetzt worden, so dass also zum Verständnis der<br />
trefflichen Bilder nichts mehr fehlte. Die Films selber<br />
sind Meisterstücke ihrer Art. Ganz besonders<br />
fesselte der technische Film, der ähnlich demjenigen<br />
der « Automobil - Revue » über Konstruktion und<br />
Technik des Automofoilba/ues in klarer verständlicher<br />
Weise Aufschluss gab. Ebenso interessant waren<br />
der Verkehrsfilm aus den Vereinigten Staaten<br />
und derjenige, der die wirtschaftliche Rolle des Automobils<br />
in den U. S. A. in seiner ganzen Bedeutung<br />
hervorhob. Wie sehr sich auch die Regierung um<br />
verkehrstechnische Fragen zu interessieren beginnt,<br />
zeigte die Anwesenheit der Herren Regierungsräte<br />
Dr. Guggisjberg und Stauffer. sowie diejenige der<br />
Vertreter des bernischen Baudepartements, der Herren<br />
Sekretäre Moser und Schorrer. Auch Prof. Delaquis<br />
beehrte die Versammlung durch seine Anwesenheit.<br />
Wohl jedermann ist mit dem Eindruck<br />
nach Hause gegangen, dass es nicht nur etwas Wunderbares<br />
um die Motorentechnik ist. sondern dass<br />
auch etwas Wunderbares in der Verkehrsregelung<br />
liegen kann, sofern man sie in so grosszügiger und<br />
weitsichtiger Weise zu lösen vermag, wie es die<br />
Amerikaner in den letzten Jahren getan haben.<br />
A.C. S., SEKTION ST. GALLEN-APPENZELL.<br />
Am 25. März referierte Herr Dipl. Ing. J. Guanier,<br />
von der Osram A.-G., Zürich, auf Veranlassung der<br />
Sektion St. Gallen-Appenzell des A. C. S., über das<br />
Abblendprobfem bei der Auiomobilbeleuchtung. An<br />
Hand auserlesener Lichtbilder und praktischer<br />
Vorführungen der verschiedensten Abblendsysteme<br />
verstand es der Referent, in fachtechnischen, klaren<br />
Ausführungen . die Wirkungsweise der bekanntesten<br />
Scheinwerfersysteme dem allgemeinen Verständnis<br />
näherzubringen. Die Verschiedenartigkeit<br />
der Verordnungen in den Kantonen, wie auch in<br />
den angrenzenden Ländern, weisen mit aller Deutlichkeit<br />
auf die Wünschbarkeit einer einheitlichen<br />
Regelung hin, welche namentlich für die technische<br />
Beschaffenheit der Abblendvorrichtungen eine<br />
Norm aufzustellen hätte. Finnland, Norwegen,<br />
Schweden, Italien, Luxemburg und die Schweiz<br />
schreiben nur Abblendung vornüber die Stärke des<br />
abgeblendeten Lichtes werden keine Angaben gemacht.<br />
Die schweizerischen Konkordatsbestimmuncn<br />
enthalten in Artikel 30 folgende Vorschrift :<br />
Die" Strasse soll nach vorne auf-eine-genügende<br />
Strecke .hin • beleuchtet werden. Immerhin ist dor<br />
Gebrauch von stark blendenden Lichtern in Ortschaften<br />
untersagt. » Nähere Angaben über die zu<br />
beleuchtende Strecke fehlen. Ebenso mangeln Bestimmungen<br />
über die Art der Abblendung und über<br />
die zulässigen Lichtstärken bei Fern- und Nahlicht.<br />
Die zu beleuchtende Strecke bei Fernlicht ist bei<br />
einigen andern Staaten auf 100 Meter festgelegt und<br />
wird z. B. in Deutschland mit einer Lichtstärke<br />
von Vn bzw. */» mit einer bestimmten Neigung der<br />
Scheinwerfer verlangt. Lampen über 35 Watt sind<br />
nicht zulässig. Die Versammlung folgte mit Spannung<br />
den äusserst klaren Ausführungen dos Referenten,<br />
der es trefflich verstanden hat, mit praktischen<br />
Beispielen dio Vorteile der verschiedensten<br />
Abblendsysteme hervorzuheben. Für den Automobilisten<br />
ergibt sich die Forderung, mitzugehen<br />
mit den Fortschritten der Scheinwerfertechnik bei<br />
rücksichtsvoller Anwendung guter und bewährter<br />
Abblendvorrichtungen.<br />
Vom Versammlungsleiter, Herrn E. Bucher, der<br />
bei der Eröffnung des Vortrages verschiedene Vertreter<br />
unserer Behörden, wie auch die kantonalen<br />
Automobilexperten und Mitglieder des T. C. S.<br />
sowie des Lastwagenbesitzerverbandes bogrüssen<br />
konnte, wurde zum Schluss unter Hinweis auf die<br />
Gefahren, die das Nachtfahren in sich birgt, ein<br />
Appell an alle Automobilisten gerichtet Rücksichten<br />
nicht allein auf entgegenkommende Fahrzeuge*<br />
sondern insbesondere auf die übrigen Strassenbenützer<br />
bei Fahrten zur Nachtzeit zu nehmen. In der<br />
Diskussion behandelte Herr Dr. Max Ritter in einem<br />
sehr interessanten Votum das Licht im Nebel,<br />
wozu der Referent eine ebenso interessante Ergänzung<br />
gab. B-<br />
A. C. S. Sektion Basel.<br />
Das Triptyk- und Touristikbweaa der Sek'<br />
tion Basel des A. C. S. befindet sich seit dem<br />
2. April <strong>1929</strong> auf dem neuen Sekretariat der<br />
Sektion, Centralbahnplatz 13. Telephon Safran<br />
42.00.<br />
Das Opfer einer Gasvergiftung, durch das<br />
Laufenlassen des Motors in der geschlossenen<br />
Garage, wurde ein Automobilist in St. Gallen.<br />
rsm.<br />
Belastungsproben an der Seebrücke in Luzern<br />
wurden in den letzten Tagen vorgenommen. Die<br />
Dauerbelaslungsproben der verschiedenen Brückenpfeiler<br />
ergaben bisher einen äusserst günstigen<br />
Befund. r.<br />
Italien. Zufolge der durch den Automobil-<br />
Club der Schweiz bei der italienischen Zollverwaltung<br />
unternommenen Schritte haben<br />
ab 1. April <strong>1929</strong> für das Zollamt Ponte-<br />
Chiasso folgende Abfertigungszeiten Gültigkeit<br />
:<br />
Personen mit Reisepass von 7.00 bis 24.00<br />
Uhr; Personen mit Grenzpassierschein (Tessera<br />
di frontiera) von 6.00 Uhr bis 01.00 Uhr*<br />
Nach dem früheren Modus konnten Reisepassinhaber<br />
die Grenze in Ponte-Chiasso nur<br />
bis 21.30 Uhr passieren,, ';....'_, .....<br />
Agence generale pour la Suisse: ALBERT SCHMIDT S. A., GENEVE.<br />
Agents: A. MONTANT, GENfcVE. H. GAEWYLER, ZÜRICH.
N» 30 — <strong>1929</strong> AUTOMOBIL-REVUE<br />
-A.ULtoxxxoto±lxirij?"tso<br />
Neugrundungen.<br />
Ensmann & Badertscher, Luzorn. Faul Erismann<br />
und Emil Badertsoher, beide in Luzern,<br />
haben eine Kollektivgesellschaft eingegangen.<br />
Zweck der Unternehmung ist Handel und Reparatur<br />
in Automobilen und Zubehör. Geschäftslokal:<br />
Obergrunds trasse.<br />
Stalder & Stöcklin. Basel. Ernst Stalder, mit<br />
seiner Frau in Gütertrennung lebend und Ernst<br />
ßtöcklin, beide in Basel, haben unter dieser Firma<br />
eine Kollektivgesellschaft eingegangen. Zweck der<br />
Unternehmung ist Betrieb einer Autogarage und<br />
Reparaturwerkstätte, sowie Handel in Automobilen<br />
und Zubehör. Geschäftslokal: Delsbergerallee.<br />
E. Mogenet & J. Massocco. Genf. Unter dieser<br />
Firma haben Elie Mogenet und Jacques Massocco,<br />
beide in Genf, eine Kollektivgesellschaft eingegangen.<br />
Zweck der Unternehmung: Betrieb einer Autogarage<br />
unter dem N'amen Garage des Delices. Ge-<br />
Bohäftslokal: Rue de Lyon.<br />
Kapitalerhöhung.<br />
Surmoulage S. A., Grenchen. Nach Revision der<br />
Statuten verzeigt die Unternehmung als Geschäftszweck-<br />
nunmehr: Reparatur von Autopneus, Neuguminierung<br />
abgenützter Pneus, Fabrikation von<br />
neuen Velo- und Autopneus, sowie Handel mit diesen<br />
Produkten. Das Grundkapital wird durch Ausgabe<br />
von Namensaktien von Fr; 12000.— auf Fr.<br />
36 000.— erhöht. In den Verwaltungsrat wurde<br />
neu gewählt: Gottfried Schiffmann in Crolley und<br />
Rudolf Sommerhaider in Grenchen. Diese führen<br />
de<br />
Strenge Polizei in Zürich. Man schreibt uns:<br />
Vor einiger Zeit hatte ich in einer Nebenstrasse in<br />
Zürich eine kurze, höchstens fünf Minuten dauernde<br />
Kommission zu machen. Die rechte Strassenseite,<br />
die als Parkplatz markiert ist, war voll belegt.<br />
In der Folge hielt ich meinen Wagen die kurze Zeit<br />
links vor dem betreffenden Hause an, während welcher<br />
Zeit ein Passagier beim Wagen blieb. Die<br />
Durchfahrt zwischen meinem Wagen und den auf<br />
der andern Seite parkierten war frei.<br />
Andern Tags wurde ich telephonisch angefragt,<br />
ob ich dort meinen Wagen stationiert gehabt hätte,<br />
•worauf ich in obiger Weise den Sachverhalt erklärt©<br />
und die kurze Haltezeit von wenigen Minuten<br />
betonte. Zirka zwei Wochen später erhielt ich<br />
eine Bussenverfügung wie folgt:<br />
Busse Fr. 5.—<br />
Spruchgebühr » 2.—<br />
Schreibgebühr > 1.—•<br />
Zustellung » —.40<br />
Total Fr. 8.40<br />
nebst Mitteilung (dieses Verbrechens) an die Motorfahrzeugkontrolle.<br />
Nach Verlauf eines Monats erhielt ich eine weitere<br />
Verfügung, dass bei Nichteinzahhmg des Be-<br />
mit dem bisherigen Verwaltungsrat Bohren in kollektiver<br />
Zeichnung je zu zweien die rechtsverbindliche<br />
Unterschrift.<br />
Firmenauflosungen.<br />
Paul Müller. Autogarage, Rheineck. Die Firma<br />
ist infolge Aufgabe des Geschäftes erloschen.<br />
Charles Barafelli, Garage, Genf. Die Firma ist<br />
infolge Handänderung des Unternehmens erloschen.<br />
Jahresabschluss der- Motorwagenfabrik Berna<br />
A.-G., Ölten. Anlässlich der ordentlichen Generalversammlung<br />
vom 23. März, wurde nach Genehmigung<br />
der Jahresrechnung folgende Gewinnverteilung<br />
vorgenommen: 6 Prozent Dividende an die<br />
Aktionäre gegen 5 Prozent im Vorjahre. Ueberweisung<br />
von Fr. 30 000.— an den Reservefonds und<br />
Fr. 15 000.— an den Unterstützungsfonds. Der gesamte<br />
Reingewinn stellt sich bei einem Bruttoertrag<br />
von 1,58 Millionen Franken auf 225 000.— Fr.<br />
gegenüber 160000.T-* Fr. im Vorjahre. Erfreulich<br />
ist die Tatsache, dass der Umsatz gegenüber dem<br />
Vorjahre um 20 Prozent zugenommen hat und auch<br />
die Aussichten 'für die laufende Geschäftsperiode<br />
recht befriedigende sind.<br />
Halbjahresrechnung der Aktien-Gesellschaft<br />
Adolph Saurer, Arbon. Die Halbjahresrechnung<br />
per 31. Dezember 1928 schliesst nach Abschreibungen<br />
von Fr. 419 000.— und Rückstellung von Fr.<br />
180 000.— für Reorganisationsspesen mit einem<br />
Reingewinn von Fr. 851 600.— ab. Der einzuberufenden<br />
Generalversammlung wird deshalb eine Dividende<br />
von 6 Prozent beantragt werden.<br />
Ich frage mich, ob sich der Steuerzahler, der<br />
diese Herren besoldet, eine solche Behandlung gefallen<br />
lassen muss und ob nicht eine Mahnung den<br />
Zweck besser und anständiger eifüllt hätte.<br />
Ich frage mich, ob nicht der anzeigende Vwkehrspolizist<br />
mit weniger Mühe und besserem Erfolg<br />
mich oder die beim Wagen verbliebene Persott<br />
ersucht hätte, weiterzufahren. Wahrscheinlich war<br />
mein Anhalten von so kurzer Dauer, dass er dazu<br />
nicht einmal Zeit fand.<br />
Die Eisenbahn passt sich den Verhältnissen<br />
an. So lautete der Titel eines kürzlich in<br />
Ihrem Blatte mit Gr. bezeichneten Artikels.<br />
Zeit wäre es zu dieser Anpassung, aber ein<br />
Vorkommnis letzter Tage zeugt noch nicht<br />
von Anpassung.<br />
Ich zahle der Bahn monatlich ca. Fr. 1000.—<br />
und bringe allerlei Stückgut täglich zum<br />
Versand. Mit einer Reihe anderer Artikel<br />
wollte ich dieser Tage auf meiner S. B. B.-<br />
Station zwei Eisenkoribflaschen Salzsäure<br />
aufgeben, jede zu ca. 70 kg netto und 86 kg<br />
Bruttogewicht. Die andern Sachen wurden<br />
zur Spedition angenommen, diese beiden Flaschen<br />
aber nicht, weil solche nach Reglement<br />
zu schwer seien. Wenn ich auf der<br />
trages innert zehni Tagen Betreibung, event. Umwandlung<br />
in Gefängnis erfolge. Gezeichnet: DasSpedition beharre, so müsse ich die Fracht<br />
Polizeirichtergjnt.<br />
statt für 172 kg Gesamtbruttogewicht für<br />
Ich frage mich ernstlich, ob nun dieses Verbrechen<br />
derart war, dass ich meine alten Tage hinter' 2000 kg bezahlen. Der Verkaufswert der.<br />
•'Gefängnismaüem verbringen muss.<br />
beiden Flaschen franko Station des Empfängers<br />
betrug ca. Fr. 35.— und die Frachttaxe<br />
allein wäre statt auf ca. Fr. 10.— Stückgutfracht<br />
auf ca. Fr. 134.— zu stehen gekommen.<br />
Somit blieb mir nichts anders übrig, als die<br />
Flaschen wieder nach Hause zu nehmen und<br />
per Auto zu spedieren.<br />
Nach solchen Vorkommnissen haben die<br />
Bahnen kein Recht, über Abwanderung der<br />
Güter an das Auto zu klagen; denn wenn<br />
ich gezwungen werde, die Korbflaschen per<br />
Auto zu spedieren, so kann ich auch alles<br />
andere selbst mit Lieferungswagen machen.<br />
B.<br />
BÜdaertisch<br />
Vom Kalendermann. Soeben erscheint der Fretz-<br />
Wandkalender <strong>1929</strong>, traditionsgemäss den jährlichen<br />
Kalender-Reigen abschließend, mit einem —<br />
dieses Jahr besonders willkommenen — Frühlingsgruss.<br />
Wer wollte dem frischen Wehntalermeiteli,<br />
das seinen Schlüsselblumenstrauss mit kindlicher<br />
Andacht in den Händen hält, nicht gern einen<br />
guten Platz in seiner Wohnung einräumen ? Es<br />
ist das Gemälde einer Zürcher Künstlerin, O. W-<br />
Roederstein, das hier eine vorzügliche Wiedergabe<br />
erfahren hat. Die wertvollen künstlerischen<br />
Qualitäten des Bildes, nicht zuletzt in einer lebenswahren,<br />
ungeschminkten Darstellung bestehend,<br />
werden dem Beschauer nicht verborgen bleiben.<br />
Autotechnisches Wörterbuch II. Französisch-<br />
Deutsch-Englisch-Italienisch. (= Autotechnische<br />
Bibliothek, Band 22). 175 Seiten. In Ganz!. Rm.<br />
5_. Verlag Richard Carl Schmidt & Co., Berlin<br />
W.62 <strong>1929</strong>.<br />
Nachdem bereits zwei Bände dieses bequemen<br />
Spezialworterbucb.es vorliegen, ist nunmehr auch<br />
der Band, mit Französisch als Kopfsprache erechienen.<br />
Das Erscheinen dieses Bandes wird<br />
nicht allein von Autofahrern, sondern auch von<br />
Technikern und Ingenieuren, die mit Motorwagen,<br />
Flugzeugen und aller Art von Motoren zu tun haben,<br />
freudig begrüsst werden. Bei Auslandsfahrten<br />
spart der Fahrer viel Aerger, wenn er dieses Wörterbuch<br />
mitnimmt, denn alle Spezial-Ausdrücke,<br />
die der Motorfahrer in der Garage und der Reparatur-Werkstatt<br />
braucht, sind vereint.<br />
Daa Wörterbuch ist sorgfältig und ausführlich<br />
zusammengestellt und enthalt alle<br />
Fachausdrucke auf autotechnischem<br />
alle Konstrukteure und sonstige Interessenten, die<br />
die französische Fachpresse vorfolgen, -wird das<br />
Bändchen unentbehrlich sein.<br />
Auto-Diktionär. Dreisprachen-Wörterbuch des<br />
Automobilwesens. Von Benno R. Dierfeld. Bearbeitet<br />
für den Reichsverband der Automobilindustrie.<br />
1. Band: Deutsch-Französiseh-Englisch. Dr. Ernst<br />
Valentin Verlag, Berlin-Friedenau 1, Sponholzstr. 7.<br />
In Halbleinen, auf holzfr. Papier. 180 Seiten. Preis<br />
Mark 6.—.<br />
Vor uns liegt der erste Band eines Werkes des<br />
bekannten Automobilschriftsfellers Regierungsbaumeister<br />
Benno R. Dierfeld, das sich a
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II. Blatt<br />
BERN, 2. April <strong>1929</strong><br />
II. Blatt<br />
BERN, 2. April <strong>1929</strong><br />
Techn. Rundschau<br />
Ein Richtungskampf in der<br />
Chassiskonstruktion.<br />
Die wichtigste Aufgabe, die der Konstrukteur<br />
beim Entwurf des Chassis zu lösen hat,<br />
besteht darin, eine Konstruktion zu finden,<br />
die es verhindert, dass dieser wichtige Teil<br />
des Automobils, der alle lebenswichtigen Organe<br />
aufzunehmen hat und vor allem die<br />
Grundlage für den Aufbau der empfindlichen<br />
Karosserie bildet, sich unter den , Stössen<br />
der Strasse deformiert. Diese Deformationen<br />
sind nicht etwa gering zu achten, sie zählen<br />
auch auf Strassen durchschnittlicher Güte<br />
nach ganzen Zentimetern. Die Chassisträger<br />
werden, um möglichst viel Handarbeit zu<br />
Ebene entfernt,, ist es mit der horizontalen<br />
Steifheit vorbei.<br />
Es haben sich nun zwei Richtungen unter<br />
den Konstrukteuren herausgebildet. Die einen<br />
nehmen den Kampf mit den Deformationen<br />
auf, verwenden ein breites Chassis mit möglichst<br />
hohen Trägern und Traversen, wodurch<br />
sie gleichzeitig am Aufbau der Karosserie<br />
etwas ersparen (Dodge). Die extremste Konsequenz<br />
dieses Gedankens ist das Lanciachassis,<br />
das sogar dreidimensional ist und<br />
das Gerippe ,der Karosserie schon in sich<br />
enthält. Die andere Richtung geht dahin, ein<br />
Chassis zu konstruieren, das im Gegenteil<br />
niöglichst eng ist, weil so die Verbindungen<br />
Der zweidimensionale, einfache und enee Chassis- Der quergefederte Hinterteil eines dreidimensionalen<br />
rahmen eines Volkswagens.<br />
Rahmens mit ü-förmigen Trägern.<br />
ersparen, aus Stahlblechen in U-Form mit<br />
allen Biegungen, Ansätzen usw., die zur Aufnahme<br />
der verschiedenen Teile nötig sind,<br />
gepresst.<br />
Damit der Chassisunterbau möglichst steif<br />
bleibt, werden die Längsträger in letzter Zeit<br />
möglichst hoch genommen, wodurch sich die<br />
Festigkeit gegen vertikale Stösse erhöht. Um<br />
nun die Steifheit auch in der horizontalen<br />
Ebene zu vergrössern, greift man zu immer<br />
mehr Quertraversen. • In X-Foxm (Walter)<br />
oder in modernster Ausführung Rohre, besonders<br />
bei amerikanischen Konstruktionen. Theoretisch<br />
wird die Steifheit in horizontaler<br />
Ebene um so grösser, je weiter die Längsträger<br />
auseinanderliegen — jedoch nur solange,<br />
als sie in einer Ebene bleiben. Werden<br />
die Träger aber durch Stösse, denen sie nicht<br />
mehr Widerstand leisten können, aus ihrer<br />
infolge der Stösse die Träger weniger weit<br />
aus ihrer Normallage entfernen und die Festigkeit<br />
so eher gewahrt bleibt. Vom ökonomischen<br />
Standpunkt gesehen wird bei dieser<br />
Ausführung beim Chassis etwas gespart, dagegen<br />
wird der Karosserieaufbau komplizierter.<br />
Interessant ist, dass, während die meisten<br />
Konstrukteure, z. B. Fiat, von der erstgenannten<br />
Art zur zweiten übergehen, Citroen<br />
den umgekehrten Weg gegangen ist*)<br />
Das schmale Chassis hat in einigen Ausführungen<br />
seinen Höhepunkt erreicht, indem<br />
es nur noch aus zwei sehr hohen Trägern<br />
) Die Amerikaner verwenden meist eine Kompromisslösung,<br />
nämlich »ein vorno enges. Chassis,<br />
•das sich nach rückwärts verbreitert. Dies ist allerdings<br />
erst möglich, seitdem man gelernt, bat, die<br />
Federn schief zueinander zu stellen.<br />
Ein amerikanisches Chassis für Laras wagen: dreidimensional, breite Form, starke Traversen*<br />
besteht, die so nahe aneinandergereiht sind,<br />
dass sie schon eine Art von geschlossenem<br />
Kasten bilden, der eben die Kardanwelle enthält.<br />
Beispiele dafür finden wir bei den modernsten<br />
französischen Entwürfen Sizaire Freres<br />
und Cottin-Desgouttes. Von hier war es<br />
nur ein Schritt noch bis zum Ersatz des<br />
U-förmigen Chassis durch das Rohr. Der<br />
tschechische Konstrukteur Ledvinka ist der<br />
Ansicht, dass der U-Träger nicht das Vorteilhafteste<br />
sei; dieser hatte sich deshalb eingeführt,<br />
weil bei dem Profil die vielen Längsund<br />
Querstücke am leichtesten durch Nieten<br />
verbunden werden können. Wird aber ein<br />
einziges Rohr verwendet, so fallen diese<br />
Verbindungen ohnehin fort. Das Rohr ist vom<br />
theoretischen Standpunkt dann am vorteilhaftesten,<br />
wenn es Stössen in beliebigen<br />
Richtungen Widerstand leisten soll, wogegen<br />
das U-Profil nur in zwei Ebenen seinen<br />
Zweck erfüllt. Man kann ruhig annehmen,<br />
dass ein zentrales Rohr verwindungsfrei ist<br />
und deshalb die Karosserie von allen Ver*<br />
Ziehungen völlig entlastet wird.<br />
Wie viel gerade im Automobilbau entworfen,<br />
aber nicht durchgedacht und durchkon-i<br />
struiert wird, dafür sprechen eben auf dem<br />
Gebiete des Chassisbaues manche Konstruktionen,<br />
die uns aber, infolge des gesunden<br />
Konservativismus unserer Industrie, meistens<br />
nur von den Ausstellungen des Auslandes her<br />
bekannt sind. In Deutschland ist schon einigemal<br />
das aus einem einzigen Stück in Wannenform<br />
gepresste Chassis, das zugleich den<br />
Boden der Karosserie bildet, aufgetaucht, in<br />
diesem Jahr wieder bei dem «Röhr»-Wagen,<br />
der die «Sensation» der letzten Berliner Ausstellung<br />
war. Etwas ähnliches ist das aus<br />
Leichtmetall gegossene Chassis, wie es der<br />
französische Konstrukteur Sensamd de Lavaud<br />
Ein Chassis mittlerer Breite, vor drei Jahren erbaut, von vorn nach hinten gleichmässig breiter<br />
werdend.<br />
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du 27 avril au 5 mai <strong>1929</strong><br />
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verwendet, oder gar der ganz aus Aluminium<br />
gegossene Wagen der «Schwäbischen Hüttenwerke».<br />
fedin. Spsvech<br />
Frage 7128. Ersatz der Ventilfedern. Ist es nötig,<br />
dass man die Ventilfedern alljährlich ersetzt,<br />
•wie mich kürzlich ein Freund belehren wollte? Woran<br />
erkennt man, ob die Federn ausgebraucht<br />
sind? Hängen die vorkommenden Brüche mit der<br />
Gebrauchsdauer zusammen? F. Z. in G.<br />
Antwort: DU Lebensdauer der Ventilfedem<br />
Längt von ihrer Beanspruchung ab. Bei hochtourigen,<br />
obengesteuerten Motoren ist dabei diese Beanspruchung<br />
meist beträchtlich höher als bei seitlich<br />
gesteuerten Tourenmotoren. Auch leiden im<br />
ersten Fall die Federn mehr unter der Hitze. "Wenn<br />
man eine Feder, die längere Zeit im Gebrauch<br />
gestanden hat, mit einer neuen Feder bezüglich<br />
der Länge in entspanntem Zustand vergleicht, erkennt<br />
man leicht, ob sie sich schon «gesetzt» hat<br />
oder nicht Beträgt die Verkürzung mehr als etwa<br />
einen Achtel der ursprünglichen Länge, so ist ein<br />
Ersatz angezeigt.<br />
Durchschnittlich dürfte bei einem obengesteuerten<br />
Motor die Erneuerung der Ventilledern etwa<br />
alle 15 000 km angezeigt sein, bei einem seitlich<br />
gesteuerten Motor etwa alle 20000—25000 km. Ist<br />
man im Zwiefel, dann nehme man lieber den Ersatz<br />
vor, denn die dadurch verursachten Kosten<br />
sind ja gering.<br />
Von der Gebrauchsdauer hängt die Brüchgefahr<br />
der Feder nur sehr wenig ab.<br />
Uebersteht .die Feder die ersten 5.000 km, dann<br />
hält sie meist fast unbegrenzt ohne zu brechen.<br />
at.<br />
Frage 7129. Zündkerzenprüfer mit Resonanzschwingungskrels.<br />
Ich interessiere mich für den<br />
beistehend abgebildeten Zündkerzenprüfer, der nach<br />
dem Prinzip des resonanzfähigen schwingenden<br />
Stromkreises das Deberspringen von regelmässigr a<br />
Funken an der Zündkerze anzeigt. E. A. in F,<br />
Frage 7130. Vergastrdefekt Seit zwei Jahren<br />
besitze ich einen kleinen Wagen, der mich im allgemeinen<br />
fast rwüos befriedigt; nur mit dem Vergaser<br />
habe ich sehr viel Anstände. Kurz nachdem<br />
der Wagen in meinem Besitze war, musste ich die<br />
Düsen gegen kleinere vertauschen, da der Benzinverbrauch<br />
pro 100 km gegen 20 Liter betrug. Darauf<br />
sank er auf durchschnittlich 10 Liter, was nach<br />
meiner Ansicht immer noch zu viel ist. Auf einer<br />
Ausfahrt im letzten Herbst setzte der Motor plötzlich<br />
aus. Obwohl er sofort wieder ansprang, brachte<br />
der Motor den Wagen kaum zehn Meter weit. Dann<br />
setzte der Motor wieder aus, unter den gleichen<br />
Anzeichen wie bei Benzinmangel. Als Anfänger<br />
stand ich der Sache ziemlich hilflos gegenüber. Ich<br />
brachte den VergaseT zum Ueberfliessen, ich entleerte<br />
ihn, reinigte Filter und Düsen. Es nützte<br />
alles nichts, bis ich schliesslich auf den Einfall<br />
kam, die Luftklappe vollständig zu schliessen, worauf<br />
der Motor wieder sehr gut zog. Nur konstatierte<br />
ich von da an wieder einen bedeutend grösseren<br />
Benzinverbrauch. Seither hatte ich den Wagen<br />
schon oft in der Garage, ohne dasa der Fehler<br />
hätte behoben werden können.<br />
Der eine Mechaniker gab dem Benzin schuld,<br />
der andere behauptete, der Motor sauge falsche<br />
Luft an, ein dritter meinte, die Nockenwelle sei<br />
nicht gut gelagert. Es wurden wieder grössere Düsen<br />
eingesetzt und sonst alles mögliche probiert,<br />
ohne dass es etwas geholfen hätte. P. E. in B.<br />
Antwort: Aus Ihrer Schilderung können wir<br />
nur das Eine mit Sicherheit ersehen: dass das Gemisch<br />
nicht stimmt Weshalb ? Es gibt hier so<br />
viele Möglichkeiten, dass es kaum Wert hat. sie<br />
alle aufzuzählen. Auf alle Fälle glauben wir, dass<br />
der Mechaniker, der « falsche Luft» vermutet, der<br />
wirklichen Störungsursache am nächsten kommt.<br />
Wenn das Fahren mit den kleinen Düsen einmal<br />
möglich war, dann muss solange gesucht werden,<br />
bis es auch in Zukunft wieder möglich ist.<br />
Der von Danen erwähnte Fall, wobei der Motor<br />
plötzlich stillstand und den Wagen erst wieder<br />
weiterbrachte, nachdem die Luftklappe geschlossen<br />
worden war, beweist, dass ganz plötzlich eine Gemischveränderung<br />
eingetreten sein muss.<br />
Die nächstliegende Annahme war natürlich die<br />
Ihre: dass die Gemischverändsrung einer Hemmung<br />
der Benzinzufuhr zuzuschreiben s«i. Eine Verstopfung<br />
konnte aber weder in den Düsen noch in<br />
der Benzinleitung odt,r im Filter festgestellt werden.<br />
Daneben bestand aber noch eine Möglichkeit:<br />
Haben Sie untersucht, ob das Luftloch in der Benzinbehälterverstfhraubung<br />
freiliegt ?<br />
Ein plötzlicher Eintritt von falscher Luft könnte<br />
durch eine Undichtigkeit am Vergaseranschluss,<br />
durch ein steckengebliebenes Ventil oder eventuell<br />
auch durch eine Verschiebung im Nockenwellenantrieb<br />
verursacht worden sein.<br />
s P<br />
Anfrage 74. Prämienerhöhung. Wir haben<br />
laut beiliegender Versicherungspolice Nr. 96132<br />
eine Haftpflichtversicherung laufen, die allerdings<br />
mit 31. Dezember 1926 abgelaufen ist, jedoch, da<br />
bis heute nicht gekündigt, um jeweils ein Jahr<br />
weiter läuft. Nun ist von Seite der Behörden ab<br />
1. Januar <strong>1929</strong> die obligatorische Versicherungssumme<br />
für Sachschäden auf Fr. 10000 erhöht worden.<br />
Die Police muss daher entsprechend geändert<br />
bzw. die bisherige Summe von Fr. 5000 auf diesen<br />
Betrag erhöht werden. Wir wollen nun nur die<br />
Mehrprämie für diese Fr. 5000 bezahlen und sonst<br />
die alte Police als solche in Kraft lassen bis Ende<br />
dieses Jahres. Die Versicherungsgesellschaft versucht<br />
nun, diese günstige Gelegenheit benützend,<br />
die ganze Police zu erneuern und hierfür die neuen<br />
Prämiensätze in Anrechnung zu bringen.<br />
! Wir<br />
haben dieses Ansinnen strikte abgelehnt, dies um<br />
so mehr, als wir mit der VersicherungsgesellschäftT<br />
möglichst nichts mehr zu tun haben wollen. Wir<br />
fragen nun höfl. an, ob wir auf Grund der beiliegenden<br />
Police und event. der versicherungsgesetzlichen<br />
Vorschriften gezwungen werden können,<br />
trotzdem die alte Police in Kraft ist und erst<br />
auf 31. Dezember <strong>1929</strong> gekündigt werden kann, die<br />
erhöhte Prämie für den ganzen Versicherungsbetrag<br />
von Fr. 150000, 50 000, 10000 auf Grund<br />
der neuen Prämiensätze zu bezahlen. Wir sind<br />
allerdings der Meinung, dass wir hierzu keinesfalls<br />
gezwungen werden können; wir können nur dazu<br />
verhalten werden, die Mehrprämie für die Fr. 5000<br />
zu den neuen erhöhten Prämiensätzen zu bezahlen,<br />
wogegen wir uns auch nicht sträuben. Es geht<br />
u. M. nicht an, das3 eine behördliche Vorschrift<br />
seitens der Versicherungsgesellschaften dazu benützt<br />
werden darf, bestehende Verträge einfach<br />
aufzuheben, und wir können ein solches Vorgehen<br />
nur als unreelles Geschäft bezeichnen.<br />
W. in R.<br />
Antwort: Bei der Beantwortung Ihrer Anfrage<br />
ist von folgendem auszugehen:<br />
Ihr Vertrag mit der Versicherungsgesellschaft<br />
läuft bis zum 81. Dezember <strong>1929</strong>. Eine Kündigung<br />
des Vertrages ist nur auf diesen Zeitpunkt möglich<br />
Die beiden gesetzlichen Auflösungsgründe der<br />
Art. 54 (Handänderung des Versicherungsobjektes)<br />
und Art. 42 (Teilschaden) kommen hier nicht in<br />
Frage. Der Vertrag besteht also zu Recht bis<br />
Ende <strong>1929</strong>; er könnte allerdings innert der Dauer<br />
seines Bestandes abgeändert werden, wenn beide<br />
Parteien ein Uebereinkommen treffen würden.<br />
Nun haben bekanntlich seit dem 1. Januar 1928<br />
alle Versicherungsgesellschaften die Prämien erhöht.<br />
Sie können aber nicht ohne weiteres von<br />
sich aus in einem jeden Versicherungsverhältnis<br />
einfach von einem gewissen Zeitpunkt an ein Mehr<br />
an Prämien fordern! Sie sind vielmehr an ihre<br />
Verträge gebunden und natürlich auch an die<br />
darin festgelegten Bedingungen.<br />
Nun hat die Behörde eine Vorschrift erlassen,<br />
nach welcher vom 1. Januar <strong>1929</strong> an eine Erhöhung<br />
der Versicherungssumme auf. Fr. 10000<br />
stattfinden muss. Diese Vorschrift ist zwingend,<br />
sie richtet sich an den Versicherten, der ihr nachkommen<br />
muss. Dadurch wird aber das privatrechtliche<br />
Verhältnis zwischen der Versicherungsgesellschaft<br />
und dem Versicherten nicht im geringsten<br />
berührt; d. h. der bereits bestehende Versicherungsvertrag<br />
existiert weiter unter denselben<br />
Bedingungen zu Recht; er ist weder aufgehoben<br />
noch abgeändert worden durch diese öffentlichrechtliche<br />
Vorschrift. Nun muss, wie gesagt, die<br />
Versicherungssumme erhöht werden, d. h. es muss<br />
zu der bereits bestehenden Versicherung eine Zusatzversicherung<br />
abgeschlossen werden.<br />
Es besteht also bereits ein Vertrag auf die<br />
Summe von Fr. 5000. Sie haben somit bloss<br />
für Fr. 5000 eine neue Versicherung abzuschliessen.<br />
Für diese müssen Sie allerdings die neuen<br />
Tarifansätze bezahlen. Sie sind aber frei, sich<br />
unter Umständen für diese Fr. 5000 bei einer anderen<br />
Versicherung zu versichern. Die Hauptsache<br />
ist, dass Sie sich über total Fr. 10 000 Sachschadenversicherung<br />
ausweisen können.<br />
Natürlich ist nicht zu vermeiden, dass die Vorsicherung<br />
auf den 31. Dezember <strong>1929</strong> den alten<br />
Vertrag mit den für Sie günstigeren Bedingungen<br />
kündigen wird. Da alle Versicherungsgesellschaften<br />
ihre Prämien erhöht haben und da eine Versicherung<br />
obligatorisch ist, so müssen Sie von 1930 an<br />
die erhöhten Prämien bezahlen *<br />
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AUTOMOBIL -REVUE <strong>1929</strong> — N° "0<br />
Die Notwendigkeit einer internationalen nordischen Land die Einfahrtsstrassen in der Vereinheitlichung der Zeichen und Regeln des<br />
nicht zu befahrenden Richtung mit roten Verkehrs hat<br />
Verkehrsunfall-Verhütung. Pfeilen bezeichnet werden. Es liegt auf der<br />
auch der Völkerbund<br />
Der gelegentlich der «Ruwo> (Reichs-Unfallverhütungs-Woch©<br />
in Berlin) mit so er-<br />
anerkannt; sein Ständiger Ausschuss<br />
Hand, dass ein Missverständnis naheliegt<br />
für<br />
freulicher Energie vertretene Gedanke der<br />
Verhütung von Verkehrsunfällen erheischt,<br />
wenn er in unserem Zeitalter wirksam werden<br />
soll, eine Verbreiterung auf internationaler<br />
Basis. Da die Reaktionen des Strass#nbenutzers<br />
auf Verkehrssignale bei der<br />
täglich fortgesetzten Uebung leicht zu Reflexwirkungen<br />
werden, entstehen bei Reisen<br />
in ein Land mit anderen Verkehrszeichen oft<br />
Gefahrquellen, die dem internationalen Strassenbenutzer<br />
ein Gefühl der Unsicherheit verleihen<br />
und auch Unfälle herbeiführen können.<br />
Als Beispiel sei erwähnt, dass in einem<br />
IlRELLi<br />
und dass ein Fahren in falscher Richtung in<br />
einer Einbahnstrasse nicht ohne Gefahr ist.<br />
Eine<br />
internationale Vereinheitlichung<br />
sämtlicher verbindlicher Verkehrszeichen<br />
und -regeln ist daher anzustreben.<br />
Die Vorarbeiten für diese Vereinheitlichung<br />
sind im<br />
Internationalen Verband Anerkannter<br />
Automobil-Clubs<br />
(A. I. A. C. R.) in Paris, in dem die Schweiz<br />
durch den A. C. S. vertreten ist, schon seit<br />
langem aufgenommen worden.<br />
Die Notwendigkeit einer internationalen<br />
Strassenverkehr hat in engster Zusammenarbeit<br />
mit den internationalen Vereinigungen<br />
und besonders mit der A. I. A. C. R. auf diesem<br />
Gebiete wertvolle Arbeit geleistet. So<br />
führt der Gedanke der Unfallverhütung zur<br />
Notwendigkeit internationaler Angleichung<br />
und damit zu fruchtbarer Zusammenarbeit<br />
der Völker.<br />
-ey.<br />
Zur Erörterung der Verbesserung der Allmendsirasse<br />
bis zur Gemeindegrenze von Thun fand<br />
kürzlich in Thun eine Konferenz der kant. bernischen<br />
Baudirektion mit dem (Jemeinderat von<br />
Thun statt. Allsteitig wurde die Notwendigkeit<br />
einer Neugestaltung des Strassenbelages dieser<br />
WUNDERVOLL!<br />
durch den gesteigerten Verkehr, vor allem aber<br />
durch eine intensive Benützung durch militärischa<br />
Fahrzeuge aller Art stark in Anspruch genommenen<br />
Strasse anerkannt und eine Mitbeteilijtung<br />
der Eidgenossenschaft an den entstehenden Auf-.<br />
Wendungen als begründet erachtet.<br />
Die kantonale Baudirektion will ein Projekt für<br />
die Strasseakorrektion ausarbeiten lassen, das als<br />
Grundlage für die Festsetzung der Kostenverteilung<br />
und zur Bestimmung der Art des neuen Strasseabelages<br />
dienen soll.<br />
Anschliessend an diese Konferenz, an welcher<br />
Herr Regierungsrat Bösiger sein Interesse am Ausbau<br />
der bernischen Strassen erneut bowiesen hat,<br />
besprach man auch noch die Korrektion der Hof«<br />
stettenstrasse in Thun. R,<br />
Ueber die hohen Ausgaben für den Sfrassenunterhali<br />
wird im Misox geklagt; so habe die Gemeinde<br />
Roveredo nach dem neuen Strassengeseta<br />
an das Defizit des Kantons einen Beitrag von 1157<br />
Franken zu tragen, gegenüber 400 bis 500 Fr. i»<br />
früheren Jahren. —i<br />
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Aus der kanadischen<br />
Automobilindustrie.<br />
London, 12. März <strong>1929</strong>.<br />
Nach den nunmehr vorliegenden Regierungsziffern<br />
erreichte die Automobilproduktion<br />
Kanadas im verflossenen Jahre eine neue<br />
Höchstziffer mit 242.382 Wagen mit einem<br />
Verkaufswert (fob. Fabrik) von insgesamt<br />
151826338 Dollar. Diese Produktion übertrifft<br />
diejenige des bisherigen Rekordjahres<br />
1926 der Anzahl nach um 18 Prozent und<br />
dem Werte nach um 24 Prozent. Im Jahre<br />
1926 sind insgesamt 204727 Automobile im<br />
Werte von 122 629537 Dollar hergestellt<br />
worden, gegen 178 427 Automobile im Werte<br />
von 115104228 Dollar im Jahre 1927.<br />
Ungeachtet dieser Produktionssteigerung<br />
ist ein erhebliches Anwachsen der Automobileinfuhr<br />
zu verzeichnen, und zwar von 36 630<br />
Einheiten im Jahre 1927 auf 47408 Einheiten<br />
im verflossenen Jahre, d. h. um 29 Prozent.<br />
Die kanadische Automobilausfuhr andererseits<br />
ist noch stärker gestiegen und zwar von<br />
57852 auf 79 855 Einheiten oder 38 Prozent.<br />
Aus diesen Ziffern folgt, dass vom kanadischen<br />
Markt selbst im verflossenen Jahre<br />
210035 Automobile absorbiert worden sind,<br />
im Vergleich mit 157832 Automobilen im<br />
Jahre 1926.<br />
Eine neue Höchstziffer der Monatsproduktion<br />
ist im Mai vorigen Jahres zu verzeichnen<br />
gewesen, in welchem 33942 Automobile<br />
aus den kanadischen Fabriken hervorgegangen<br />
sind. Die Einfuhr betrug im Januar 1586<br />
Einheiten, erreichte im Mai mit 8126 Einheiten<br />
den Höhepunkt und schloss im Dezember<br />
mit 1200 zum Import gelangten Automobilen.<br />
Die Ausfuhr setzte im Januar mit<br />
3526 Automobilen ein, arbeitete sich unregel-<br />
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August herauf und schloss im Dezember mit<br />
6688 Einheiten.<br />
Die gegenüber dem vorhergehenden Jahre<br />
zu konstatierende Produktionssteigerung ümfasst<br />
sämtliche Typen. Der Bau von Lastautomobilen<br />
gibt eine Zunahme von 32245 auf<br />
45 645 Stück zu erkennen. Die Anzahl der<br />
fabrizierten offenen Personenautomobile ist<br />
von 37585 auf 40673 Einheiten gestiegen, der<br />
geschlossenen Personenautomobile von 99 694<br />
auf 134M02 Einheiten und der Chassis von<br />
12 161 auf 60 795 Stück, während schliessiich<br />
44 Automobilomnibusse hergestellt worden<br />
sind, gegen 11 im Vorjahre.<br />
Unter Zugrundelegung einer schätzungsweisen<br />
Bevölkerungsziffer von 9658000 Personen<br />
im verflossenen Jahre entfällt auf je<br />
40 Bewohner ein lokal hergestelltes Automobil.<br />
Im vorhergehenden Jahre stellte sich<br />
dieses Verhältnis 1 zu 53, im Jahre 1926 auf<br />
1 zu 46 und im Jahre 1925 auf 1 zu 57. Zieht<br />
man die Ein- und Ausfuhrziffern in Betracht,<br />
so ergibt sich, dass im verflossenen Jahre<br />
je 46 Bewohnern Kanadas ein Automobil zur<br />
Verfügung .gestanden hat.<br />
Arabien als Automobilmarkt.<br />
Einem italienischen Regierungsbericht zufolge<br />
sind bislang erst bescheidene Anfänge<br />
des Automobilismus in Arabien wahrzunehmen.<br />
Derselbe spielt sich vornehmlich auf<br />
der von Mokalla nach Ash Shehr führenden<br />
Strasse ab. Mokalla ist der Haüpthafen am<br />
Arabischen Meer und das wichtigste Handels-<br />
und Verkehrszentrum des ungeheuren<br />
Landstriches von Hadhramaut im südlichen<br />
Teil der arabischen Halbinsel. Die von diesem<br />
Hafen nach Ash Shehr am Golf von<br />
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ungefähr 40 Meilen, * Eine Karawanenstrasse<br />
von ungefähr 850 Meilen Länge verbindet<br />
ferner Ash Shehr mit Riyadh", eine wichtige<br />
Stä'dt im Zentrum des Landes. Eine weitere<br />
Stadt von Bedeutung für den Automobilverkehr,<br />
welche von dieser Karawanenstrasse<br />
berührt wird, bevor sie in die Wüste einmündet,<br />
ist Terim im Hochlande Hadhramaut, in<br />
einer Entfernung von rund 150 Meilen von<br />
Ash Shehr.<br />
Seit kurzem wird an dem Ausbau des arabischen<br />
Strassennetzes gearbeitet. So schreitet<br />
vor allem der Bau einer Automobilstrasse,<br />
welche Ash Shehr auf kürzestem Wege mit<br />
Terim verbinden wird, rasch vorwärts. Die<br />
Warenbeförderung aus dieser äusserst fruchtbaren<br />
Gegend, die fast ausschliesslich alle<br />
Verbrauchsartikel liefert, welche auf den<br />
Markt von Mokalla kommen, ist in der Tat<br />
sehr umfangreich. Auch durch andere Gebiete<br />
des Hadhramaut geht ein lebhafter<br />
Güterverkehr nach Mokalla, um von dort<br />
aus nach Aden und anderen benachbarten<br />
Häfen weitergeleitet zu werden.<br />
Die Vollendung des Baues jener Automobilstrasse<br />
wird die Verkehrsmöglichkeiten,<br />
welche in jener Gegend 1 bereits verhältnismäßig<br />
ansehnlich sind, noch erheblich steigern<br />
und naturgemäss zu einer starken<br />
Nachfrage nach Personen, wie Lastkraftwagen<br />
führen. Zu Beginn des verflossenen<br />
Jahres zählte man in den einzelnen Gebietsteilen<br />
Arabiens insgesamt 1113 Kraftfahrzeuge.<br />
Den besten Markt hierfür gibt zurzeit<br />
Aden ab, wo zu Beginn des verflossenen<br />
Jahres 572 Personenautomobile, 80 Automobilomnibusse,<br />
38 Lastautomobile und 115<br />
Motorräder gezählt worden sind. Aden ist<br />
auch der bedeutendste Bestimmungshafen für<br />
di© Automobileinfuhr nach Mokalla, von welcher<br />
Stadt eine besonders grosse Aufnahmefähigkeit<br />
für Kraftfahrzeuge zu erwarten<br />
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steht. Zu Beginn des verflossenen Jahres<br />
sind daselbst 106 Automobile und 16 Omnibusse<br />
im Verkehr gewesen. Von geringerer<br />
Bedeutung als Markt für Automobile ist dagegen<br />
Yemen: eine Steigerung derselben ist<br />
nicht eher zu erwarten, als bis die dortigen-<br />
Strassen eine erhebliche Verbesserung erfahren<br />
haben werden. Im erwähnten Zeitpunkt<br />
waren daselbst erst 22 Automobile und<br />
neun Omnibusse registriert. Vielversprechend<br />
in dieser Hinsicht ist anderseits der<br />
Hedschas, wo heute bereits eine gute Nachfrage<br />
nach Automobilen wie Omnibussen,<br />
und zwar so gut wie ausschliesslich für die<br />
Beförderung von Pilgern zwischen Gedda<br />
und Mekka besteht. Eine grosse arabische<br />
Firma hat unlängst einen grosszügigeni<br />
Werbefeldzug zugunsten dieser modernen«<br />
Beförderungsmittel in die Woge geleitet.<br />
Obwohl keine zuverlässigen Ziffern über die<br />
Ausbreitung des Automobilverkehrs in jenem<br />
Gebietsteile zur Verfügung stehen, ist es<br />
doch sicher, dass derselbe heute bereits einen<br />
der wichtigsten Automobilmärkte Arabiens<br />
darstellt. Der Pilgerverkehf ist dort<br />
ganz gewaltig: annähernd 300,000 Pilger<br />
ziehen alljährlich in den sechs Monaten der<br />
Pilgersaison nach Mekka. Nicht unerwähnt<br />
darf schliessiich Asir bleiben, welche Stadt<br />
ebenfalls als Absatzgebiet für Kraftfahrzeuge<br />
in dem Masse an Bedeutung zu gewinnen<br />
verspricht, wie der dortigen Bevölkerung<br />
nomischen Wert derselben zu überzeugen.<br />
Gelegenheit geboten wird, sich von dem öko-<br />
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einen faustgrossen Stein durch die Scheibe eino3<br />
von Zug nach Baar fahrenden Autos geworfen<br />
und die Frau des Automobilisten dadurch am Arm<br />
und am Gesicht verletzt hatte: neben zwei Monaten<br />
Gefängnis hat er auch den enstandenen Schaden<br />
zu vergüten und die Kosten zu tragen. y<br />
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Im heutigen<br />
« Autler-Feierabend »:<br />
Wenn der Frühling auf die Borge steigt . -.<br />
John Peppermints schnellstes Rennen .<br />
Der duftende Tod . . . . . . . .<br />
Sie rauchen zu viel! » . .<br />
Zuverlässigkeit über Schnelligkeit . . . .<br />
Die Seite der Frau:<br />
Ein blondes Mädel . . .<br />
Es ist modern . . . . . .<br />
Ja oder nein:<br />
Sollen Damen emeru Club angehören? . . .<br />
Bunte Chronik aus aller Welt<br />
Dialog . ,<br />
Humor . .<br />
13<br />
13<br />
14<br />
14<br />
Wenn der Frühling<br />
auf die Berge steigt<br />
Ganz am Ufer des Sees stand die gigantische<br />
Fabrik von Mac O'Dwan und wandte<br />
ihre Front den bläulichen Abhängen der<br />
Berge zu. Riesige Glasterrassen führten auf<br />
der rechten Seite weithin in blühende Plantagen,<br />
während sich auf der Wasserseite<br />
groisse zementierte Höfe befanden, auf denen<br />
hundert Autos inmitten schwüler Benzinausdünstungen<br />
und ungeheurer Stahlfässer<br />
mit duftenden Oelen summten.<br />
Die Autos fuhren keuchend und eilig die<br />
Fässer in alle vier Weltrichtungen, und die<br />
ganze Erdkugel war mit dem zauberhaften<br />
Parfümduft, des «Letzten Traums» umgeben,<br />
dessen Erfindung Dwan zum Milliardär gemacht<br />
hatte und ihm gestattete, im plötzlichen<br />
Paroxismus des Reichtums durch die<br />
lö<br />
16<br />
16<br />
17<br />
18<br />
Was weisst du, Mensch des Südens, Sohn<br />
der Alpen oder ihres Vorlandes, von der<br />
Sehnsucht? Du lebst — begnadet — im Schatten<br />
der ewigen Berge. Du hebst den Blick und<br />
trinkst die ganze Fülle unvergänglicher<br />
Schönheit in dich hinein. Im ungünstigsten Fall<br />
pilgerst du in freien Tagen zum Bahnhof, und<br />
zwei Stunden später knirscht dein Bergschuh<br />
schon auf dem Anstieg. Allzeit hast du<br />
deine — unsere Berge. Im Sommer liebkosen<br />
deine Hände den Fels, wenn deine Finger<br />
üiach Griffen tasten, und im Winter ziehen<br />
deine Bretter bläuliche Spur durch die Hänge.<br />
Aber weitab vom Glanz des Gebirges, in<br />
grauen Städten, über denen der russige<br />
'Qualm hängt wie eine trübe, verschmutzte<br />
Glasglocke, leben auch Menschen, deren ganzes<br />
Glück auf deinen Gipfeln liegt. Die Tag<br />
um Tag Heimweh tragen nach der Heimat<br />
ihrer Wahl. Die mit hungerndem Auge immer<br />
wieder ihre Alpenkalender, Photomappen und<br />
Zeitschriften durchblättern. Und von denen<br />
die Glücklicheren einmal im Jahre auf kurze<br />
Wochen dem Gefängnis entrinnen und die<br />
Wunder erleben dürfen, die dir der^Alltag bietet<br />
Du solltest darüber nicht lachen» Bergfreund.<br />
— Von meinem Feaste-r sehe ich in<br />
einen Schacht hinunter. Hof sagt man gewöhnlich.<br />
Vier Stockwerke tiefer der Steinfussboden.<br />
Da hinunter ist noch nie ein Sonnenstrahl<br />
gedrungen. Immer weht ein feuchter<br />
Dunst herauf, der erschauern macht. In der<br />
Ecke stehen vier Kehrichtkästen. Von Zeit zu<br />
Zeit hört man den Deckel mit hässlichem<br />
Klappern zufallen. Die Kinder, die an diesen<br />
Kehrichtkästen spielen, denen das da unten<br />
die Welt ist, in der sie aufwachsen, haben<br />
schon müde Augen in graufahlen Gesichtern.<br />
Und ich denke an rotbackige Buben, die über<br />
grüne. Almwiesen tollen. — Inmitten des Hofes<br />
vollzieht sich alljährlich im Frühjahr das<br />
Wunder, dass ein kleiner, kümmerlicher Kastanienbaum<br />
ein paar grüne Blätter treibt.<br />
Er reckt die dürftigen Zweige wie magere<br />
Kinderarme empor nach dem viereckigen<br />
Stück Himmel hoch über dem Hof. Vergeblich.<br />
Er kümmert in nie gestilltem Lichthunger<br />
dahin wie alles in seinem Umkreis. Ich<br />
in meinem vierten Stock habe es schon besser.<br />
Es ist heller, und man ist dem Himmel ein<br />
^J^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^J<br />
T O N<br />
Der duftende Tod.<br />
«Well», sagte Mister Wonderboom. Dabei<br />
sah er sich nach dem Kellner um. Seine<br />
Onkel Sam-Habichtsnase &tiess wie ein rotglühender<br />
Keil gegen das gefüllte Glas vor,<br />
Zweimal tanzte der Adamsapfel seines von<br />
einer grauen Bartfräse umwitterten Halses<br />
auf und ab. Dann war das Glas leer.<br />
«Well, trinken wir noch eine Flasche.»<br />
Mister Wonderboom beehrte Europa mit<br />
einem kurzen Besuch. Im allgemeinen<br />
fühlte er sich zwischen Verkehrspolizisten,<br />
Geschwindigkeitsbeschränkungen und langweiligen<br />
Backsteinfronten nicht wohl. Samuel<br />
Wpndei'bgom liebte die Freiheit. Besonders,<br />
wenn sie sich ihm in ihrer Ursprünglichsten<br />
Gestalt bot. So mit den Attributen:<br />
Savagebüchse, Motorrad — mindestens<br />
20 PS. — Buschneger, Lagerfeuer<br />
und Löwengebrüll.<br />
Nun sass er — verdammt nochmal! —<br />
in Switzerland und probierte Weinsorten.<br />
Well!<br />
Also Samuel Wonderboom strich seine<br />
Bartfräse glatt und goss die Gläser wieder<br />
voll. Der kleine Rechtsanwalt ihm gegenüber,<br />
der mit einem guten Freund und<br />
einer guten Tourenmaschine ebenfalls zum<br />
Wein probieren in das kleine Dörfchen gekommen<br />
war, verriet alle Anzeichen seelischer<br />
Erschütterung. Das war immerhin<br />
verständlich, denn Samuel spann seit drei<br />
Stunden ein «Garn», so dick wie ein fünffach<br />
zusammengedrehtes Manilatau.<br />
Die Schilderung fortgesetzt aufregender<br />
Abenteuer, zugleich mit viel Wein genossen,<br />
verlangt entschieden Nerven. In dieser<br />
Beziehung war Wonderboom seinen Tischgenossen<br />
und zufälligen Bekannten erheblich<br />
über. Wenn Samuel erzählte, wurden I<br />
Welt, die kolorierte und die schimmernde,<br />
in einer schönen Limusine zu rasen — und<br />
fürsorglich alles zu vermeiden, was ausserhalb<br />
von Reichtum und Schönheit lag.<br />
Von fern sah die Fabrik mächtig- und<br />
phantastisch aus. Glashallen, in denen gemordete<br />
Blumen komplizierte Fette mit<br />
ihrem letzten Duft tränkten, sahen in der<br />
Abcndbeleuchtung wie grosso, grell erleuchtete,<br />
quadratische Likörflaschen aus oder<br />
wie phantastische Wohnstatten von Wahrsagerinnen<br />
aus Kindermärchen. Und das<br />
sich vom hellen Himmel tiefschwarz abhebende<br />
und im See widerspiegelnde Schloss<br />
selbst! So oft auch Vincenta ihr© kleine<br />
Yacht über den See steuerte, jedesmal leuchteten<br />
ihre Augen stolzerfüllt auf, wenn sie<br />
von fern auf die Fabrik blickte — diesen<br />
neuzeitigen Hof des mächtigen O'Dwan.<br />
Der Fabrikant wiederum war stolzer auf<br />
die Fabrik als auf den Sohn, obwohl Neil<br />
bei Gott und in Wahrheit der schönste<br />
Junge war, der aus einer gar nicht wahlverwandten<br />
Verbindung zwischen einem<br />
Irländer und einer Spanierin hervorgehen<br />
konnte. Schlank und flink wie ein Mädchen,<br />
stählern und elastich, voll Phantasie,<br />
Jugend und Beweglichkeit — eine prächtige<br />
Verneinung der betäubenden und einschläfernden<br />
Flakons und der gefährlich duftenden<br />
Quelle der Reichtümer O'Dwans. Er<br />
litt keinen Haschisch. Lebenstrotzend, mied<br />
er die Fabrik von weitem und schüttelte<br />
jede Schattierung eines Widerwillens gleich<br />
einem jungen Hund nach einem unliebsamen<br />
Bade ab. Im Klappenknopfloch des<br />
Sacko trug er einen kleinen Emaille-Tennisschläger<br />
mit einem roten Ball — niemals<br />
Blumen. Sobald er seidene; raschelnde und<br />
duftende Frauen-kennen lernte, verschnaufte<br />
!<br />
Stück nälier. Die Luit ist auch besser als ganz<br />
drunten im Schacht. Es ist schon Höhenluft<br />
sozusagen. Zwar habe ich noch ein Stockwerk<br />
und das Dachgeschoss über mir, aber jetzt im<br />
April, wo die Sonne bereits höher steigt,<br />
schaut sie um die -Mittagsstunde schon über<br />
den hohen Dachfirst herüber und schüttet ihre<br />
goldene Fülle in die graue Stube, über die<br />
langen Bücherreihen und all das verstaubte<br />
Geräte. An der Wand aber, wo die Dinge<br />
hängen, die ich auch hier nicht missen kann,<br />
die ich immer vor Augen haben muss als Zeugen<br />
schönster und erhabenster Augenblicke<br />
meines Lebens: Pickel und Seil, das treue,<br />
schon ein wenig morsche Seil, die Eisen und<br />
der vielgeprüfte Berghut, auf dem verschiedene<br />
alpine Dreckkrusten schon eine geologische<br />
interessante Struktur geschaffen haben,<br />
da scheint die Sonne am liebsten zu verweilen.<br />
Da ist es wie liebkosendes Umfangen» 5<br />
wie herzliches Wiedersehen alter Freunde.<br />
Und manchmal wie ein Trost : Warte, ,der<br />
Sommer kommt wieder. Und vielleicht darfst<br />
du dann doch wieder oben auf gleissender'<br />
Firnscheide stehen, trunken von meinem<br />
Licht! — Täglich steigt die Sonne höher.<br />
Und täglich schaut sie länger herein — wenn<br />
sie scheint. Manchmal segeln schon goldgesäumte<br />
Wolken über das viereckige Stück<br />
Himmel; Und die Sehnsucht wächst Tag um<br />
Tag. Die Bücher mit ihrer staubigen, aufgeblasenen<br />
Weisheit erwecken täglich grösseren<br />
Eckel. Der ganze geschäftige Kulturbetrieb<br />
versinkt in Lächerlichkeit und Sinnlosigkeit.<br />
Erdgeruch packt mich wie ein Rausch. Ein<br />
Hass gegen diese Mauern und Schornsteine,<br />
gegen den zivilisatorischen Unrat, in dem wir<br />
ersticken. Ein leidenschaftliches Verlangen<br />
nach groben, genagelten Schuhen, die in so<br />
herrlicher Unbekümmertheit durch prachtvollen,<br />
zähbraunen Dreck stapfen. Und ich beneide<br />
jeden Sennenbuben, jeden Knecht beim<br />
Bergbauern, jeden Mulitreiber um sein göttliches<br />
Dasein. Das ist bei mir immer das<br />
sicherste Zeichen, dass es nun wirklich bald<br />
Frühling wird. Dann leckt draussen die Sonne<br />
den Schnee von den Hängen, die Krokusse<br />
kommen, die Schmelzwasser brausen, und<br />
oben ist die schönste Zeit für den Skiläufer<br />
— na ja, hier haben wir schliesslich<br />
auch etwas vom Frühling: an dem kleinen<br />
Kastanienbaum vollzieht sich wieder das alljährliche<br />
Wunder, die Kehrichtkästen stinken<br />
eindringlicher herauf, und die blinde Frau<br />
an der Strassenecke verkauft Veilchensträusse.<br />
Hans Wedelt<br />
9<br />
John Peppermints schnellstes Rennen<br />
Von G. Ä. Mulach.<br />
die stärksten Männer blass. Gegen Wonderbooms<br />
Erfahrungen hatten die Schicksale<br />
eines geschichtlich beglaubigten Störtebeckers<br />
den Wert eines Seminarzeugnisses<br />
einer Kindergärtnerin.<br />
Woraus erhellt, dass Samuel «nicht<br />
bange» war.,,Der dritte Mann der Tafelrunde;<br />
der Mediziner,-versuchte daher einen<br />
Vorstoss gegen Samuels Wahrheitsliebe.<br />
«Gut, Mister Wonderboom. Sie sagen,<br />
Ihre Maschine hat im Wüstensande eine<br />
Geschwindigkeit von 150 Meilen in der<br />
Stunde- entwickelt. Das sind beiläufig gesagt<br />
rund 240 Stundenkilometer. Ist das<br />
nicht ein bisschen viel?»<br />
Samuel Wonderboom goss sich ungerührt<br />
abermals das Glas voll..<br />
«Das ist noch gar nichts, meine Herren.<br />
Wenn Sie den grossen John Peppermint<br />
gekannt hätten, würden Sie über meine<br />
Leistung einfach lächeln.<br />
Der Mann war durch und durch Problem.<br />
Immerhin, er war auch ein Charakter.<br />
Vollblutamerikaner natürlich. Aus einem<br />
kleinen Nest am Great Northern Railway<br />
gebürtig. Sechzehn Jahre nach seinem Eintritt<br />
in diese Welt sass er im Süden, irgendwo<br />
am Trapajoz oder Xingu, und half<br />
Gummi ernten.<br />
Damals kamen die ersten Bonzinvehikel<br />
in den Urwald. John Peppermint bekam<br />
als junger Mensch einen solchen Wagen in<br />
er sich und entfloh, liebte aber die Dunstmassen<br />
auf den Wassern und den scharfen<br />
Geschmack des Bergwindes, den stark in die<br />
Nase dringenden Schweissgeruch von Pferden,<br />
wenn er auf halsbrecherische Art in<br />
die Berge raste, und den Rauch in der Nacht<br />
beim Waldesrauschen angezündeten Feuere,<br />
an dem er bei kokettem Sternentanz allein<br />
lag und vor Freude barst, gesund und kräftig,<br />
mit unter der glatten Haut pulsierendem<br />
Blute.<br />
O'Dwan wünschte sein Vermögen mit<br />
einem ähnlichen, wenn nicht noch grösseren<br />
zu vereinen und wollte Neil die Heirat<br />
mit der schönen Gloria aufzwingen, einer<br />
Sportlerin, die den Präsidentenpokal für<br />
Diskuswerfen errungen hatte. Aber wie<br />
zum Trotz war Neil schon seit Tagen in<br />
die kleine, zarte und spröde Vincenta sterblich<br />
verliebt. Er trug sie im Herzen wie<br />
eine verzehrende Flamme, wie ein heiligstes<br />
Gebet und war imstande, vor Entzücken<br />
und Ekstase zu weinen, wenn ihre kleinen<br />
und kraftlosen Hände auf den Palast des<br />
« Letzten Traums» zusteuerten. Vincenta<br />
war arm; das bedeutet, dass sie nur den<br />
zehnten Teil dessen was Dwan besass.<br />
Dennoch bezauberte sie ihn gleichsam durch<br />
ihren Blick, und er widersetzte sich dem<br />
Sohne nicht, er stellte für ihre Heirat nur<br />
geld in der Hosentasche und direkt in den<br />
Urwald hinein.<br />
Jonny tippelte zu Fuss von den Stromschnellen<br />
des Xingu nach den Fleischtöpfen<br />
Chicagos Vermutlich wird er auf dieser<br />
Wanderung zum Nachdenken gekommen<br />
sein.<br />
Als John dreissig Jahre alt war, schmetterte<br />
er das Schlagwort heraus: Die Welt<br />
ist erst dann vollkommen, wenn jede Entfernung<br />
in längstens zehn Minuten erledigt<br />
werden kann.<br />
Sehen Sie, das war John Peppermint.<br />
Ein genialer Kopf, sage ich Ihnen. Er war<br />
unvergleichlich<br />
Aber bleiben wir bei der Sache.<br />
Johns erster Erfolg war eine Latexbuttermaschine.<br />
So eine Art kleine, handbetriebene<br />
Zentrifuge, mit der John aus<br />
dem Milchsaft der Gummibäume den Kautschuk<br />
wie Fett aus der Kuhmilch herausholte.<br />
Einfach, was?<br />
Well. Leider hatte die Erfindung einen<br />
kleinen Haken, nicht eben gross, aber John<br />
war für hakende Sachen nicht zu haben.»<br />
Samuel Wonderboom brach einer neuen<br />
Flasche den schlanken Hals.<br />
«Ja, meine Herren, John Peppermint<br />
war ein sehr vorausschauender Mensch. Er<br />
ahnte Bedürfnisse und sah Möglichkeiten,<br />
wo andere schon die Vollendung sahen.<br />
Eines Tages hatte er seine grosse Idee:<br />
Den Motor der Motoren.<br />
Ohne Umschweife. John erfand den<br />
Triple-Dum-Dum-Motor mit durcheinandergesteuerten<br />
Ventilen. John tat den<br />
Sprung von der Brennstoff- zur Sprengstoffmaschine.<br />
Er konstruierte ein Motorrad,<br />
das es im wahrsten Sinne des Wortes<br />
in sich hatte. Später erfand er das glatte<br />
Schiebungsgetriebe mit nervöser Kraftübertragung<br />
hinzu.»<br />
:<br />
, Samuel Wonderboom lehnte sich zurück<br />
und steckte sein penetrantestes Grinsen auf.<br />
Der Rechtsanwalt hatte ein Schwächege-<br />
•<br />
j<br />
Ein<br />
Auto-Koffier<br />
die Hand gedrückt. Als Wagenführer.<br />
Nach vierzehn Tagen schlug er aus Aerger<br />
über einen festgefressenon Kolben die alte<br />
Kaffeemühle seines Brotherrn mit der Beilpicke<br />
zusammen.<br />
Worauf Jonny flog. Mit einigem Kloinhilft<br />
mit, eine Reise in Ihrem Wagen<br />
angenehm zu gestalten.<br />
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ST.GAL1EN<br />
SPEISERGASSE 1t<br />
- /"ii i» II II II ii II II II II II ir u II ii ii ii ii ii ii ii u u ii ipipipit ir u »?i<br />
die eine Bedingung, dass Neil sesshaft werden<br />
und die Fabrik übernehmen sollte.<br />
Die Tage waren schwül, heiss, voll der<br />
Süsse und pulsierten in Glut und Erwartung.<br />
Die Nächte, schmerzhaft und geduldig, zitterten<br />
im Lachen der Sterne, flammten im<br />
Dufthauch der riesigen, im Dunkel glühenden<br />
Fabrikhallen, der gläsernen Blumen*<br />
särge.<br />
*<br />
Als Neil Vincenta des Vaters Wunsch mit.<br />
teilte — verdüsterte sich ihr Antlitz.<br />
— Ich dachte, wir fahren sofort ab ... —•<br />
sagte sie.<br />
— Vinci! Ich muss ihm gehorchen! Sei<br />
gut, nur ein Jahr — dann bin ich reich,<br />
reicher als er. — Ich werde einen, neuen<br />
Duft erfinden — den einen einzigen — deinen<br />
Duft — den Duft deiner Haare, deiner<br />
Arme, deiner Lippen ...<br />
Neil war sterblich verliebt, Vincenta aber<br />
war hartnäckig. Sie fürchtete, es würde<br />
dasselbe werden wie mit Dwan. Neil würde<br />
die Arbeit verschlingen und sein Herz eine<br />
von exotischen ' Düften einbalsamierte,<br />
tote Wiege ihres Glücks werden. Sie will<br />
nicht! Sie will fortfahren. Sie erträgt das<br />
Parfüm'nicht — es widert sie an — sie<br />
fürchtet sich!
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fühl in den Beinen. Zur Aufmunterung würde. «Was Sie da sagen», erwiderte Dumas.<br />
«Mein Vater ist sechzig Jahre alt und<br />
trank er schnell zwei Gläser Wein leer.<br />
Worauf es ihm war, als ob er mit dreihundert<br />
Kilometer Stundengeschwindigkeit im das soll ein Argument sein?» fuhr ihn Augu-<br />
raucht noch immer den ganzen Tag.» — «So,<br />
Kreise herumgedreht würde.<br />
stine an. «Wenn er nicht so viel geraucht<br />
«Nicht zu denken, dass John Peppermint hätte, würde er jetzt noch viel älter sein.»<br />
jemals geflunkert hätte. Peppermint war<br />
die Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit selber.<br />
Er wäre sonst nicht mein bester Freund<br />
gewesen, denn Lügner — verdammt nochmal<br />
f — kann ich auf den Tod nicht aus-<br />
Sir Adam Fergusson schildert einen Mor-<br />
Walter Scott bei derA rbeit<br />
stehen.<br />
' genbesuch, den er Walter Scott in Abbotsford<br />
John Peppermint hatte Ehrgeiz. Man machte: Es war zur Zeit, in der Walter Scott<br />
könnte beinahe sagen, der Rekordfimmel sich gerade seinen schönen Landsitz an dem<br />
hatte ihn so ein bisschen in den Krallen. reizenden Ufer des Tweed ausbauen Hess. Abbotsford<br />
war noch unvollendet und wimmelte<br />
War ja eigentlich selbstverständlich bei<br />
seinem Motor, den er sich natürlich auch von Zimmerleuten, Malern und Maurern.<br />
in seine Privatmaschine hatte bauen lassen.<br />
Ich 6age Ihnen, das Biest ging los wie Besucher sass, befand sich noch in rohem Zu-<br />
Selbst das Zimmer, worin Scott mit seinem<br />
der Teufel. Hundert Meilen? Lächerliche stand. Das neue, erst halbfertige Kamin<br />
Sache. John gab Zündung und futsch rauchte unerträglich und draussen vor der<br />
war er.<br />
Tür war der ganze Raum ein Chaos von Ziegelsteinen,<br />
Schieferplatten, Mörtel und Ge-<br />
Damals telegraphierte er mir, ich möchte<br />
doch mal zu einem Trip nach Oran, das rüstbalken. Ein schwerer Nebel hüllte das<br />
liegt da oben irgendwo in der afrikanischen liebliche Tweedtal ein und tröpfelte bald als<br />
Wüste, heraufkommen. Ich sass nämlich kalter, feiner Regen herab. Maida, der Lieblingshund<br />
des Dichters, schlüpfte beständig<br />
gerade in Kapstadt und langweilte mich.<br />
In Oran treffe ich John. Er war gerade zur Türe herein und heraus. Walter Scott<br />
dabei, neue Reifen aufzuziehen. Wir sagen sass am Schreibtisch und rief alle fünf Minuten:<br />
Ei, Adam, das arme Tier möchte gern<br />
uns nett guten Tag, reden dies und das,<br />
und mit einmal kommt es heraus: hinaus! oder: Ach, Adain, das arme Geschöpf<br />
John Peppermint wollte seinen eigenen möchte gern herein! Der Besucher öffnete<br />
Rekord brechen.» '<br />
dann jedesmal die Tür, um den durchnässten<br />
«Well. Wir knobelten also eine feine Hund herein- oder hinauszulassen, wobei jedesmal<br />
die nasskalte Luft ins Zimmer strich.<br />
Rennstrecke aus. Peppermint setzte sich<br />
auf seine Maschine. Ausgemacht war eine Der Dichter sass dabei mit geschwollenem Gesicht,<br />
denn er hatte Zahnweh und hielt die<br />
Rundfahrt durch die Sahara. Ich hatte<br />
die Stoppuhr in der einen und den Revolver<br />
in der anderen Hand. Gleichzeitig rend er mit der rechten die unnachahmlich<br />
linke Hand gegen die Wange gepresst, wäh-<br />
drückte ich beide ab.<br />
humoristischen Anfangskapitel seines «Antiquars»<br />
schrieb. Blatt für Blatt füllte sich in<br />
Startschuss und erste Explosion des<br />
Dum-Dum-Motors waren ein Krach. Old<br />
rascher Folge und von Zeit zu Zeit schob er<br />
John ging ab, dass mir vor Schreck die<br />
die beschriebenen Blätter seinem Freunde zu<br />
Luft wegblieb. Die Maschine musste mindestens<br />
einen Zehnmeilensprung gemacht<br />
mit den Worten: « Nun, Adam, wie gefällt's<br />
dir, ist es gut so? »<br />
haben. John war futsch, ausradiert, weggewischt<br />
widrigsten Umständen arbeitende Dichter!<br />
Ein merkwürdiges Bild, dieser unter den<br />
Na, denke ich, lange kann es ja nicht Bauleute, Kaminraucli, Zahnschmerzen, der<br />
dauern. Brauchst dich gar nicht erst hinzusetzen,<br />
Samuel. Aber wie Peppermint luft, Besuch — und er arbeitet, arbeitet, g. s.<br />
unruhig auf und ab laufende Hund, kalte Zug-<br />
nach fünf Minuten noch nicht wieder zurück<br />
ist, werde ich unruhig.<br />
Ich will es kurz machen, meine Herren.<br />
Ausserdem möchte ich jede überflüssige<br />
Rührung vermeiden. Ich fand von Old<br />
John nur noch die Reifen. Die waren abgesprungen.<br />
John selber muss einen Riesensatz<br />
in die Stratosphäre gemacht haben.<br />
Anders kann ich mir die Geschichte nicht<br />
erklären. Ich habe meinen lieben, alten<br />
Freund Peppermint nie wiedergesehen.»<br />
Und Samuel Wonderboom wischte sich<br />
mit dem Handrücken eine herabgekullerte<br />
Träne aus der Bartfräse.<br />
„Sie rauchen zu viel! tt<br />
Mark Twain hatte soeben seine schöne<br />
neue Villa bezogen und spazierte morgens<br />
stillvergnügt vor dem Haus auf und ab, behaglich<br />
eine Zigarre rauchend. Da trat ein<br />
schwarz gekleideter Herr auf ihn zu, hielt<br />
ihm mit feierlicher Gebärde ein Schriftstück<br />
vor die Nase, auf dem zu lesen stand : « Weg<br />
mit allen Giften, welche die Volksgesundheit<br />
bedrohen!» und begann den berühmten Autor<br />
einer Art Prüfung zu unterziehen. Nach einer<br />
Weile hatte der Agitator gegen die Volksgifte<br />
die niederschmetternde Feststellung gemacht,<br />
dass Mark Twain in seinem langen<br />
Leben mindestens 50 000 Zigarren im Rauch<br />
hatte aufgehen lassen oder, wenn man die<br />
Jugendjahre abrechnete, 1000 Stück jährlich.<br />
«Tausend Zigarren jährlich,» erklärte der<br />
Mann, und das ein halbes Jahrhundert lang!<br />
Das ist entsetzlich! Stellen Sie sich einmal<br />
vor, mein Herr, was das bedeutet. Welch<br />
eine Schädigung Ihrer Gesundheit und daneben<br />
auch welch eine Geldverschwendung!<br />
Wenn Sie das viele Geld, das Sie für die<br />
Zigarren ausgegeben haben, sparsam aufbewahrt<br />
hätten, wenn Sie es auf Zinsen angelegt<br />
und von Zinsen wieder Zinsen bezogen<br />
hätten, wissen Sie, mein Herr, was Sie dann<br />
heute besitzen würden?» — «Nein, das weiss<br />
ich nicht, sagen Sie es mir», erwiderte Mark<br />
Twain. «Sie hätten», begann der andere mit<br />
viel Pathos, «Sie hätten... Sie hätten... nun<br />
zum Beispiel nicht mehr und nicht weniger<br />
können sein als der Eigentümer der prächtigen<br />
Villa, vor der wir gerade stehen.» Worauf<br />
Mark Twain, die personifizierte Liebenswürdigkeit,<br />
antwortete: «Es tut mir sehr leid,<br />
mein Herr, dass ich Ihnen eine arge Enttäuschung<br />
bereiten muss, aber als ehrlicher<br />
Mensch darf ich Ihnen nicht verschweigen,<br />
dass ich trotz der fünfzigtausend Zigarren<br />
doch der Eigentümer des von Ihnen so gepriesenen<br />
Hauses geworden bin.<br />
Eine lustige Anekdote ähnlichen Inhalts erzählt<br />
man sich von einer der berühmten<br />
Schwestern Brohan. Einmal ging Auguste<br />
Brohan in Begleitung des jüngeren Dumas ins<br />
Theater. Der Dichter rauchte eine Zigarre, die<br />
nicht mehr sehr angenehm roch. «Sie rauchen<br />
zu viel», bemerkte Augustine, in der Hoffnung,<br />
dass ihr Freund den Wink verstehen<br />
Zuverlässigkeit<br />
über Schnelligkeit<br />
Zwei entgegengesetzte Ereignisse im Auromobilwesen<br />
haben sich in den letzten Tagen<br />
mit paradoxer Gleichzeitigkeit vollzogen: Segrave<br />
fuhr 400 Kilometer in der Stunde mit<br />
seinem Auto, während am gleichen Tage der<br />
Reichsverband der deutschen Automobil - Industrie<br />
den Beschluss fasste, sich künftig<br />
nicht mehr an Automobil-Rennen zu beteiligen.<br />
Ganz richtig hebt das « Berliner Tageblatt<br />
» aus diesem Anlass hervor, dass dieser<br />
Beschluss die Zukunftswege des Automobilismus<br />
andeutet. Nicht mehr um Erzielung immer<br />
höherer Schnelligkeit handelt es sich,<br />
sondern um immer höhere Zuverlässigkeit.<br />
Nicht der schnellste, sondern der zuverlässigste<br />
Wagen wird nunmehr das Ziel sein.<br />
Was nützen 400 km Stundengeschwindigkeit,<br />
da doch auf keiner Landstrasse der Welt ein<br />
solches Tempo gefahren werden kann? Der<br />
Gebrauchswagen braucht selbst in Ländern<br />
mit idealen Strassenverhältnissen kein höheres<br />
Tempo als 90 bis 100 Kilometer, und auch<br />
dies wird nur ein Ausnahmstempo sein. Der<br />
Retinsport im Automobilwesen wird künftig<br />
zu einer Privatleidenschaft eines Kreises von<br />
Sportleuten werden, ohne seine bisherige Bedeutung<br />
für die praktische Vervollkommnung<br />
des Motorfahrzeugs aufrechtzuerhalten. An<br />
seine Stelle werden in dieser Hinsicht immer<br />
mehr die Zuverlässigkeitswettbewerbe treten<br />
— die auch den durchschnittlichen Autokäufer<br />
gewiss mehr interessieren werden als sensationelle<br />
Geschwindigkeiten.<br />
Geteilter Schmerz. Karlchen (zu einem Kameraden):<br />
«Gestern habe ich dem Onkel<br />
Stecknadeln in seinen Lehnsessel gesteckt<br />
und —»<br />
Paulchen (lachend): Könnt' er darauf sitzen?»<br />
Karlchen (seufzend): «Nein, aber ich kann<br />
jetzt auch nicht sitzen.»<br />
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Ein blondes Mädel,<br />
Von Frank Smetana.<br />
Die Dame, nicht mehr Backfisch und nicht<br />
mehr junges Mädel, sondern ein junges und<br />
scharmantes Fräulein, raucht Zigaretten,<br />
knabbert Keks und Pralinen und lässt sich im<br />
Zuge von den jungen Herren, die viel Verstand<br />
und Bildung beweisen, aufs interessanteste<br />
unterhalten.<br />
Die Herren haben erfahren, dass die Dane<br />
Ingrid mit Vornamen heisst, sie wissen, dass<br />
sie in der Hauptstadt wohnt. Beide sind entzückt<br />
von diesem Blondhaar, von diesem entzückenden<br />
Mund, der so kluge, weise und erfahrene<br />
Worte zu sagen weiss, und sie bewundern<br />
das blonde Mädel, das ihnen schön,<br />
klug und gut erscheint.<br />
Sie bitten um ein Wiedersehen, sie versichern,<br />
dass ihnen allein die Unterhaltung mit<br />
einer so entzückenden, lebenslustigen und lebensmutigen<br />
Frau ein Genuss sei. An der<br />
Aufrichtigkeit dieser Beteuerungen ist nicht<br />
zu zweifeln. Die Herren sind gebildet und<br />
taktvoll genug, nicht weiter in sie zu dringen,<br />
als sie die letzte inständige Bitte ablehnt:<br />
« Ich muss Sie enttäuschen, meine Herren, ich<br />
werde am Bahnhof abgeholt.»<br />
Sie beschränken sich für den Rest der Fahrt<br />
darauf, das Loblied der modernen Frau zu<br />
singen. Die Fahrt wird durch die gegenseitige<br />
lebhafte und vergnügliche Unterhaltung ein<br />
Genuss.<br />
Der Zug fährt in der Bahnhofhalle ein.<br />
Die Herren haben sich der zwei kleinen<br />
Koffer der blonden Dame bemächtigt und helfen<br />
ihr beim Aussteigen.<br />
Da stürzt ein hübscher junger Mann auf die<br />
Dame zu, er ist kaum über zwanzig Jahre alt<br />
und hat noch die köstliche Frische der Jugend<br />
im Gesicht, küsst ihr die Hand und begrüsst<br />
sie lebhaft: «Gott sei Dank, Mama, ich befürchtete<br />
schon, ich würde dich verpassen.»<br />
Zärtliche Ehegatten.<br />
Vor Jahren starb in London ein Mr. Dickenson.<br />
Er hinterliess seiner Frau ein Vermögen<br />
von 600,000 Pfund, aber er verdarb ihr die<br />
Freude über diese Erbschaft durch folgende<br />
Bedingung: « Wenn ich daran denke, dass die<br />
einzige glückliche Zeit in meiner Ehe die war,<br />
wenn meine Frau schmollte, so muss ich gestehen,<br />
dass ich ziemlich glücklich war, denn<br />
sie schmollte fast immer. Darum will ich auch<br />
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den Widerwillen überwinden, den mir der Anblick<br />
ihres Gesichtes stets verursachte, und<br />
ihr mein Vermögen unter der Bedingung hinterlassen,<br />
dass sie tagaus, tagein zwei Stunden<br />
an meinem Grabe zubringt. Mit diesen<br />
Besuchen soll sie zehn Jahre lang fortfahren,<br />
und zwar in Begleitung meiner Schwester, die<br />
sie noch weniger leiden konnte als mich. »<br />
Ein ähnliches Testament hinterliess William<br />
Darley in Ash, nur mit dem Unterschiede,<br />
dass es sich um ein ziemlich kleines Vermögen<br />
handelte. Er hinterliess seiner Gattin<br />
einen Schilling mit dem Bemerken: er täte<br />
das nur aus Anerkennung für die Gewandtheit,<br />
womit sie sich all die kleinen Summen<br />
aus seinen Taschen angeeignet hatte, deren<br />
sie habhaft werden konnte.<br />
Im nördlichen England teilte ein Grossgrundbesitzer<br />
sein bedeutendes Eigentum an<br />
Bodenwerten zwischen seiner Frau und seiner<br />
Schwester, die sich so schlecht miteinander<br />
vertrugen, dass sie jahrelang kein einziges<br />
Wort miteinander gesprochen hatten. Aber<br />
er velangte, dass sie in jedem Jahre einen<br />
Monat zusammenleben und sich ausserdem<br />
jährlich sechs Besuche gegenseitig abstatten<br />
sollten; ausserdem mussten sie sich bei dieser<br />
Gelegenheit dreimal umarmen und küssen.<br />
Ein anderer Herr, ein leidenschaftlicher<br />
Raucher, dessen Fau allen Tabak hasste und<br />
ihm ob seiner Leidenschaft häufige Szenen<br />
machte, hinterliess ihr die Hälfte seines beträchtlichen<br />
Vermögens unter der Bedingung,<br />
dass sie jeden Tag sechs Zigarren rauche, gs.<br />
Die Strumpfmode.<br />
In der letzten Saison kamen neue Strumpffarben<br />
auf. Man schien der hellen Beine<br />
'überdrüssig. Kanonenmetall war die besonders<br />
lancierte Farbe. Und man nahm sie an,<br />
wenigstens zum Nachmittagskleid. Damen<br />
mit etwas modellierteren Beinen sehen darin<br />
vorteilhafter aus. Die Pariserin hat diese<br />
Farbe angelehnt. Sie trägt den dunkler getönten<br />
rosenholzfarbenen Strumpf weiter zum<br />
schwarzen Kleid, sonst, je nach der Nuance<br />
des Kleides etwas heller, mehr ins Rosa oder<br />
Gelb schattierend. Dunkle Strümpfe tragen<br />
nur alte Damen, jedenfalls solche, die sich<br />
endgültig zum Alter bekennen, öder Trauernde,<br />
denen er pikanter erscheint als der<br />
tief schwarze Strumpf. Das sei festgestellt,<br />
aber nicht unbedingt nachgeahmt.<br />
Es ist modern.<br />
Es ist modern, tiefsinnige Vergleiche oder<br />
Betrachtungen aufzustellen zwischen Autos<br />
und Frauen, wenn man gerade nichts Besseres<br />
anzustellen weiss. Beide beliebten Sorten<br />
von Zeitgenossen sind ganz nach Bedarf nervös,<br />
temperamentvoll oder ohnmachtsnahe.<br />
Beide verzuckern sie uns Männern das Leben,<br />
erleichtern sie uns das Dasein, die Autos sogar<br />
das Da- und Dortsein.<br />
Es ist modern, mit schönen, gutgewachsenen<br />
Autos, die der Korso bietet, zu kokettieren,<br />
sie anzuhimmeln, mit den Augen zu streicheln,<br />
ganz so, als wären es Frauen. Ja selbst<br />
die auf Blasiertheit punzierte Riviera steht<br />
zuweilen Kopf, wenn ein neuer Rolls im Gewände<br />
von Saoutchic (Irrtum vorbehalten,<br />
dieser Pariser Autotailleur hat seine Privatorthographie)<br />
seine undefinierbar-undechiffrierbaren<br />
Farben und Formen entlang der<br />
Avenue für Snobbismus, der Promenade des<br />
Anglais in Nizza, spazierenführt Freilich, es<br />
muss schon eine ästhetische Gourmandise<br />
sein, ein Anders-als-die-anderen-Wagen, ansonsten<br />
wundert sich der Rivieraloge prinzipiell<br />
nicht<br />
Es ist modern, diese Wagen entzückend<br />
einzurichten mit allem Boudoir-Komfort: Parfümzerstäuber<br />
in den Ecken, Bonbonnieren,<br />
die sich automatisch auffüllen, Berge von Kissen.<br />
Und eine Beleuchtung darin, die beinahe<br />
keine mehr ist. Auch Seidenvorhänge, in<br />
Westindisch-Bananisch gehalten, sind de rigueur.<br />
Es ist modern, im Scheinkabriolett zu fahren<br />
als Autophilosoph des «als ob>. Ueber<br />
das wirkliche Kabriolett lacht man hierorts.<br />
Es hat seinen letzten Sinn verloren in dem<br />
Augenblick, da landschaftliche Schönheit, reizvolle<br />
Gegend, Bergspitzen, die den Himmel<br />
kitzeln, aufhörten, Bedarfsartikel zu sein für<br />
uns Luxusexpressler der Landstrasse.<br />
Es ist modern, die Taille seines Wagens zu<br />
betonen* sei es durch eine markante Farbengrenze,<br />
sei es durch einen schmalen Gürtel in<br />
zartestem Jaune, Lila, Beige, Havane. Man<br />
sieht, hier weicht die Frauenmode sanft ab<br />
von der Automode unserer Zeit<br />
Es ist modern, die Puppen, Putztiere, Fetische<br />
auf Dauerurlaub zu schicken. Nur ganz<br />
Autokulturlose lassen sie auch weiterhin vor<br />
ihrem Rückenfenster baumeln, das klar und<br />
rein zu sein hat. Gute Aussicht mithin für<br />
Karosseriefenstergticker, wie sie auf einsamen<br />
Wegen hinter zweisamen Wagen daherfahren.<br />
sind änssorst unangenehm. Dieselb. verschwinden<br />
aber nach kurzer Zeit beim Gebrauch von<br />
Es ist ein unschädliches, sicher wirkendes<br />
Mittel gegen Verdauungsstörungen jeder Art<br />
gegen Appetitlosigkeit, Magenschmerzen, Magenkrampf,<br />
üebelkeit, Erbrechen, Magendrücken,<br />
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Ja oder nein<br />
Sollen Damen einem Club angehören?<br />
Eine Frage, über die man sich streiten kann.<br />
Wir erhielten am 28. März eine Einsendung,<br />
die sich zur Existenzberechtigung von Damen-<br />
Automobil-Clubs kritisch äussert. Ohne mit<br />
den Ausführungen unserer sehr geschätzten<br />
Leserin in allen Teilen einig zu gehen, erfüllen<br />
wir gerne ihren Wunsch nach Veröffentlicluing,<br />
handelt es sich doch um eine Frage<br />
prinzipieller Natur, die sicher das volle Interesse<br />
unserer Leserinnen und Leser finden<br />
wird. Wir stellen unsere Spalten gei'ne einer<br />
Diskussion zur Verfügung. Die Redaktion.<br />
Sehr geehrte Redaktion der Automobil-Revue!<br />
Man wird im Leben hie und da stutzig, nicht<br />
wahr? Besonders in unserem modernen Zeitalter,<br />
wo sich die Ereignisse nur so überstürzen und man<br />
kaum mehr zur Besinnung kommt. Das Ich verflüchtigt<br />
sich im Kino, im Sport, im Tanzsaal, im<br />
Teekränzchen, in der Organisation, im Club, in der<br />
Gesellschaft und dergleicehn mehr. Gerade das Wort<br />
Organisation ist zum allmächtigen Diktator unseres<br />
zung sein können. Wir besitzen in unserem Lande<br />
glücklicherweise zwei Organisationen, die das Interesse<br />
des Automobilisten mit grossor Zielsicherheit<br />
und Tatkraft verfechten. Es sind dies der Schweizerische<br />
Automobil-Club und der Schweizerische<br />
Touring-Club. Weitere Organisationen auf diesem<br />
Gebiete sind meiner Ansicht nach vollständig überflüssig.<br />
Die Interessen der Automobilistinnen sind<br />
die Interessen der Automobilisten im allgemeinen.<br />
Und was die gesellschaftliche und sportliche Tätigkeit<br />
anbelangt, so bin ich der Ansicht, dass eine Zersplitterung<br />
nur dem Ganzen schaden muss. Die<br />
Frau sondere sich nicht ab; viel besser wäre es, in<br />
den bestehenden Organisationen ihren Einfluss geltend<br />
zu machen und Schulter an Schulter mit dem<br />
Manne für die Interessen und für die Ausdehnung<br />
eines vernünftigen Automobilwesens zu arbeiten. Ich<br />
sehe die grosse Gefahr für uns Frauen kommen, sie<br />
liegt in der Zersplitterung, in der Bildung verschiedenster<br />
Interessengemeinschaften und in der Entfraulichung<br />
unserer Frauen.<br />
Was uns aber nottut, das sind nicht Frauenrechtlerinnen<br />
ä outrance, nicht Automobilistinnen<br />
pure sant, sondern Frauen, die entgegen dem<br />
Manne, das Ganze im Auge zu behalten vermögen.<br />
So wenig wir eine « Frauen-Automobil-Revue »<br />
benötigen, ebenso wenig brauchen wir vermehrte<br />
Frauen-Clubs. Man möge mir diese offenen Worte<br />
verzeihen, gerne lasse ich mich belehren. Ich weiss,<br />
dass die Redaktion der « Automobil-Revue * jederzeit<br />
bereit ist, dieses Thema in ihren Spalten erschöpfend<br />
behandeln zu lassen. Ich nehme an, dass<br />
sicli dazu nicht nur Frauen, sondern auch Männer<br />
Lebens geworden. Unauflässlich hämmert es auf<br />
uns ein. Dabei ist die Seele heimatlos geworden.<br />
Dieser Gedanke hat mich in letzter Zeit stark<br />
verfolgt und zwingt mich, heute an Sie zu gelangen.<br />
Mit grossem Interesse verfolge ich Ihre <strong>Zeitung</strong> und<br />
zähle ich wohl unter ihre eifrigsten Leserinnen.<br />
Und da hat mich in den letzten Tagen wieder etwas<br />
stutzig gemacht. Las ich da jüngst in Ihrem geschätzten<br />
und mir lieb gewordenen Blatte von der<br />
zum Worte melden werden.<br />
Gründung eines Damen-Automobil-Clubs, von den<br />
Statuten, dem Zwecke und den Zielen dieser Organisation.<br />
Da hätten wir also glücklich wieder eine<br />
dieser Organisationen, und zwar eine Damen-Organisation<br />
! Eine Organisation von Autlerinnen, die<br />
(»drängte, sieh zu einem eigenen Club zusammenzSicJjliesson.<br />
Darf ich Ihnen meinen Eindruck<br />
und meine Ansicht anvertrauen? Ich weiss wohl,<br />
dass ich damit, sollten Sie diese Zeilen veröffentlichen,<br />
auf Widerstand und Opposition stossen<br />
werde. Aber man spricht heutzutage so viel von<br />
uns « tapfern » Frauen. Und da meine ich, dass<br />
man auch den Mut haben sollte, an der Oeffentlichkeit<br />
eine Sache zu verurteilen, die meiner Ansicht<br />
nach wirklich zu verurteilen ist. Es ist dies viel<br />
besser, als wenn man nur in kleinen Kränzchen<br />
über die lieben Mitschwestern aburteilt. Dabei<br />
will ich die guten Absichten aller derjenigen Damen,<br />
die- sich bereits zu einem solchen Automobil-<br />
Club zusammengeschlossen haben oder im Begriffe<br />
M'n-d, « tätige » und « fördernde » Mitglieder zu werden,<br />
anerkennen. Aber einmal müssen wir Frauen<br />
uns doch Rechenschaft ablegen, ob wir mit diesen<br />
Organisationen, die wir unsern lieben Männern abgucken<br />
und nachahmen, auf dem richtigen Wege<br />
sind.<br />
Meine Zweifel darüber werden immer grösser.<br />
Die Frau kämpft heute um ihr Hecht. Sie will dem<br />
Manno auf allen Gebieten des Lebens gleichgestellt<br />
fin. Sie zeigt dies auch durch ihr äussercs Auf-<br />
Meten, durch ihro Vermännlichung. Dienen wir<br />
< ! imit unserem Gcschlechte und unserem Volke?<br />
Nach reiflicher Ueberlegung muss ich diese Frago<br />
vorneinen. Um falschen Annahmen vorzubeugen,<br />
möchte ich zugleich betonen, dass ich nicht in einem<br />
irldabgelegenen Dorfe wohne. Allein meiner Ansicht<br />
nach übertreibt die Frau auf der ganzen<br />
Linie. Mohr frauenhafte Zurückhaltung wäre besser<br />
und würde unserem Geschlechte besser dienen.<br />
Doch darauf möchte ich vorläufig nicht näher eingehen.<br />
Einen Damon-Automohil-Club jedoch empfinde<br />
ich als total überflüssig. Ich weiss wohl, dass i<br />
wir Frauen das Volant erobert haben. Ich selbst<br />
bin leidenschaftliche Fahrerin und geniesse die Bequemlichkeiten<br />
des Autos und das Gefühl, den starken<br />
Motor selbst meistern zu können, in vollen<br />
Zügen. Tausende von Frauen teilen heute bereits<br />
schon mit mir dieses Gefühl. Allein überlassen wir<br />
dem Manne, was dem Manne wohl ansteht, und<br />
beschränken wir uns auf diejenigen Aufgaben, wo<br />
wir dem Manne eino wertvolle Stütze und Ergän-<br />
Hochachtend<br />
Z., den 28. März <strong>1929</strong>.<br />
Frau J B.-S.<br />
Automobilisten und Papiergeld.<br />
Der revolutionäre Einfluss des Autos erstreckt<br />
sich auch auf Dinge, deren Zusammenhang<br />
mit ihm nicht gerade augenfällig<br />
ist. So berichtet die «Modern Mechanics»,<br />
dass früher das amerikanische Papiergeld<br />
durchschnittlich ein Jahr in Zirkulation blieb.<br />
Heute muss es schon nach einem halben<br />
Jahre durch neues ersetzt werden. Dafür ist<br />
das Auto zum grössten Teil verantwortlich.<br />
Der Autofahrer gebraucht für seine Ausgaben<br />
für Benzin, Oel, Reparaturen usw. mehr und<br />
mehr Papiergeld. Dieses geht durch beschmierte,<br />
oft ölige Hände und wird in<br />
schmutzigen Taschen aufbewahrt. (Der Amerikaner<br />
steckt meistens sein Papiergeld zusammengerollt<br />
in die Tasche.) Fett und Oel<br />
aber sind die Hauptfeinde von Papiergeld.<br />
mmer kürzer wurde dessen Umlaufzeiti<br />
Während der letzten Jahre mussten die Vereinigten<br />
Staaten jährlich nicht weniger als<br />
1200 Tonnen verbrauchtes Papiergeld durch<br />
neues ersetzen. Da gingen Papierfachleute<br />
und Chemiker an die Arbeit. Als Resultat<br />
produzierten sie Papiergeld, das gegen die<br />
inflüsse von Oel und Fett grosse Widerstandskraft<br />
hat. Dieses neue Papiergeld wird<br />
noch im Laufe des Jahres in Zirkulation gesetzt<br />
werden.<br />
Der Einbrecher. Einbrecher (in der Nacht<br />
überrascht vom heimkehrenden Ehepaar):<br />
«Diese späte Polizeistunde ist der Ruin der<br />
menschlichen Gesellschaft!»<br />
(London Opinion».)<br />
Viel Vergnügen mit den Elsässern!<br />
General Gouraud, der einarmige Gouverneur<br />
von Paris, der am Ende des Krieges<br />
als Erster mit seinen Truppen in<br />
Strassburg einzog, ist einer der populärsten<br />
Generale. Er pflegt, wie ein Pariser<br />
Wochenblatt berichtet, gern folgende Episode<br />
aus dieser historischen Zeit zu erlartinanj<br />
Viel eleganter,<br />
praktischer und billiger<br />
Bunte Chronik aus aller Welt»<br />
Amerikanische Reklame.<br />
Eine New-Yorker Schuhfirma hat eine neue<br />
Methode im Kampfe gegen überalterte Schuhe<br />
ausgebildet. Sie überschreibt nämlich ihre<br />
Inserate mit dem Satze: «Schicken Sie uns<br />
einen Ihrer alten Schuhe, und wir werden<br />
Ihnen sagen, wer Sie sind.»<br />
Pariser Strassensänger verboten.<br />
Der Moloch des Verkehrs hat abermals<br />
eine pittoreske Erscheinung im Pariser Strassenteben<br />
verschlungen. Die Strassensänger,<br />
die während der Mittagsstunden den kleinen<br />
Midinetten die modernsten Schlager beibrachten<br />
und immer einen ungeheuren Zulauf zu<br />
verzeichnen hatten, sind verboten worden.<br />
Immerhin will man ihnen gestatten, sich<br />
künftig in den Anlagen dem Unterricht ihrer<br />
Kundschaft hinzugeben.<br />
Mussolinis Polier.<br />
In einer Zuschrift aus dem Leserkreise erzählt<br />
das «Allgäuer Tageblatt», dass Mussolini<br />
in seiner Maurerzeit auch in Kempten<br />
tätig war, und zwar vor rund 25 Jahren. In<br />
der Salzstrasse wurde damals eine Schmiede<br />
gebaut, wobei 130 italienische Arbeiter beschäftigt<br />
waren, darunter Mussolini. Der noch<br />
lebende italienische Polier der Firma kann<br />
sich seines früheren Kollegen heute noch gut<br />
erinnern.<br />
Das umstrittene Herz.<br />
In Nantes wird sich demnächst ein sehr<br />
interessanter Prozess abspielen, dessen Streitobjekt<br />
das Herz der vor 400 Jahren verstorbenen<br />
Königin Anna von Bretagne, der Gemahlin<br />
Ludwigs XII., ist. Auf dem Sterbebette<br />
verfügte sie, dass ihr Herz dem Körper<br />
entnommen und nach der Bretagne entführt<br />
werde. Jahrhundertelang hat es im Museum<br />
des Departements Bas-Loire geruht. Nun hat<br />
die Stadt Nantes selbst ein Museum gebaut<br />
und will, da das Departements-Museum die<br />
Herausgabe des Herzens verweigert, vor Gericht<br />
ihren Anspruch geltend machen.<br />
Ein gesunder Präsident<br />
Mit Herbert Hoover zieht in das Weisse<br />
Haus wieder einmal ein Präsident mit gutem<br />
Appetit, wie man ihn seit Taft nichteriebt<br />
hat. Hier ist das Menü eines typischen<br />
Frühstücks: eine ganze Grape-Fruit, gehacktes<br />
Lammfleisch, gebackene Eier mit Schinken,<br />
drei Paar Würstchen, Toast, Kaffee mit<br />
Sahne. Der Chronist versäumt nicht, hinzuzusetzen,<br />
dass dieses Menü nicht nur verzehrt<br />
auch in recht beträchtlichen Portionen auf<br />
wird, sondern dass die einzelnen Gerichte<br />
den Tisch kommen.<br />
Der Gipfel der Sparsamkeit<br />
Amerika, noch immer das ölreichste Land<br />
der Welt, hat äusserste Sparsamkeit im Verbrauch<br />
seiner Oelvorräte eingeführt. Die<br />
Verwaltung der Great Western Railway hat<br />
eine Verordnung für ihre Angestellten erlassen,<br />
nach der das Maschinenpersonal wöchentlich<br />
die Arbeitskleidung an besonders<br />
eingerichtete Reinigungsanstalten abliefern<br />
muss, in denen die Kleider nach eigenem<br />
Verfahren entölt werden. Das daraus gewonnene<br />
Oel kann sodann im Betrieb wieder<br />
benutzt werden.<br />
alswandregulateure<br />
sind meine<br />
Der verbotene Pyjama.<br />
Die vor einigen Tagen vom Kremser Gericht<br />
von der Anklage des Mordes freigesprochene<br />
Hildegard Lenhart war in einer<br />
Sonderzelle in der Männerabteilung während<br />
der Untersuchungshaft untergebracht Eines<br />
Tages überraschte sie der Gefängniswachtmeister,<br />
als sie mit einem Pyjama bekleidet<br />
auf dem Bette sass und eine Zigarette<br />
rauchte. Unbeschreiblich gross war das Erstaunen<br />
des Gefängnisbeamten, dem diese<br />
Art «Sträflingskleidung» noch nicht bekannt<br />
war. Er erklärte sie für unzulässig, denn das<br />
Pyjama würde die Sittlichkeit der übrigen<br />
Häftlinge gefährden. Dagegen protestierte<br />
nun Frau Lenhart aufs heftigste und drang<br />
auch mit ihrem Protest durch, da eine im<br />
Augenblick einberufene Konferenz mit dem<br />
Sieg der Pyjama-Anhänger endigte.<br />
Haben Sie eine Stadt zu verkaufen?<br />
«Eine Million Pfund Sterling und aufwärts<br />
sind zur Anlage frei. Wir wünschen eine<br />
Stadt irgendwo in England zu kaufen.» Das<br />
ist der Text einer Anzeige, die in grossen<br />
Londoner Blättern fast tagtäglich zu lesen<br />
ist. Man glaubte zuerst an irgend eine Mystifikation,<br />
jedoch stellten Detektive von<br />
Scotland Yard fest, dass das Kapital tatsächlich<br />
bereit liegt und der Besitzer der zu kaufenden<br />
Stadt seinen Namen beilegen will.<br />
Eine Coue-Börse.<br />
In England hat sich vor einiger Zeit eine<br />
Aktiengesellschaft gebildet, die die Lehre<br />
Coues durch Bücher, Grammophonplatten,<br />
<strong>Zeitung</strong>sanzeigen und Radio verbreitet. Die<br />
Aktien sind nunmehr an der Londoner Börse<br />
zugelassen worden. Hoffentlich geht die<br />
Selbstheilungsmethode nach dem Grundsatz:<br />
«Unsere Aktien steigen von Tag zu Tag»<br />
auch in Erfüllung.<br />
Weg mit dem Smoking!<br />
In London scheint auf dem Gebiete der<br />
Abendkleidung für Mariner eine Revolution<br />
ausgebrochen zu sein. Man ist nämlich<br />
auf dem besten Wege, den Smoking<br />
einfach abzuschaffen. In den Theatern, in<br />
Kinos und in jener Art von Tanzlokalen,<br />
in die man bloss geht, um von der Galerie<br />
aus andere tanzen zu sehen, sowie an allen<br />
anderen Vergnügungsstätten, an denen ein<br />
Gentleman, der sich selbst respektiert, früher<br />
nie anders als im Smoking erschien,<br />
sieht man nun die vornehmsten Engländer<br />
in einem gewöhnlichen dunkelblauen<br />
Sakkoanzug. Sogar die Söhne des Königs<br />
und der Bruder des Königs von Spanien<br />
wurden kürzlich um 10 Uhr abends in einem<br />
der elegantesten Tanzlokale mit Galerie<br />
in einem Sakkoanzug wahrgenommen. Die<br />
ganze auf die Mode eingestellte oder für<br />
die Mode massgebende Männerwelt ist revolutioniert.<br />
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30 — <strong>1929</strong> AUTOMOBIL-REVUE 17<br />
zählen: Am Abend vor dem Tag, an dem<br />
er von der elsässischen Hauptstadt Besitz<br />
ergriff, schickte er eine seiner Ordonnanzen<br />
zur deutschen Kommandatur. Der<br />
abgesandte französische Offizier trat einem<br />
preussischen Obersten entgegen, der wunderbar<br />
französisch sprach. Die Unterhaltung<br />
war ebenso höflich wie kurz, und der<br />
Abzug der deutschen Truppen ging in<br />
schnellem Tempo vor sich. Auch der Oberst<br />
machte sich zur Abreise bereit. Als er von<br />
dem französischen Offizier Abschied nahm,<br />
grüsste er diesen ironisch mit folgenden<br />
Worten: «Viel Vergnügen mit den Elsässern,<br />
meine Herren Franzosen!»<br />
Krösusse unter Schriftstellern.<br />
Eine englische <strong>Zeitung</strong> veröffentlichte kürzlich<br />
eine Liste der englischen Schriftsteller,<br />
die mit ihren Büchern das meiste Qeld verdienen.<br />
An der Spitze der Tabelle steht Hall<br />
Caine; er bezieht jedes Jahr an Autorentantiemen<br />
eine Summe, die in österreichischem<br />
Geld ungefähr zweieinhalb Millionen Schilling<br />
ausmacht. Nach ihm kommt Sir James<br />
Barrie, der sich mit der Hälfte dieses Betrages,<br />
also eineinviertel Millionen Schilling,<br />
begnügen muss. Den dritten Platz nimmt<br />
Bernard Shaw ein. Er befindet sich in noch<br />
grösserem Abstand von Hall Caine, denn er<br />
erhält durchschnittlich jährlich «bloss» etwa<br />
600000 Schilling. Man braucht ihn darum<br />
nicht zu bedauern, hat er doch ein Vermögen<br />
von fast 17 Millionen Schilling gesammelt,<br />
•das zum grössten. Teil in Häusern und Ländereien<br />
angelegt ist. An vierter Stelle ist<br />
Wells zu nennen, dessen Autorentantiemen<br />
im Jahr ungefähr 500 000 Schilling ausmachen.<br />
Besser als die Romanschriftsteller sind<br />
mehrere Bühnendichter daran, die jährlich<br />
fast 3 Millionen Schilling an Tantiemen bekommen.<br />
Ein Denkmal der Geduld.<br />
Die berühmte Skulptur des russischen Bildhauers<br />
Wrubel wurde, wie gemeldet, von<br />
einem Besucher des russischen Museums in<br />
Moskau, wo sie aufgestellt war, mit einem<br />
Hammer zerschlagen. Die meisten Sachverständigen<br />
waren der Ansicht, dass das Kunstwerk<br />
durch diese vandalische Tat, die es in<br />
einen Trümmerhaufen verwandelt hatte, so<br />
zerstört sei, dass es nicht mehr restauriert<br />
werden könne. Trotzdem gab die Regierung<br />
den Auftrag, den Versuch zu unternehmen,<br />
die Skulptur wieder herzustellen. Die Arbeit<br />
wurde dem Restaurator von Plastiken L. W.<br />
Krestkowsky zugewiesen. Sie erforderte begreiflicherweise<br />
reine schier unerschöpfliche<br />
Geduld und die brachte Krestkowsky tatsächlich<br />
auf. Das Kunstwerk, das den Kopf<br />
eines «Dämons» darstellte, war in mehr als<br />
vierhundert Stücke zerfallen, von denen viele<br />
sehr klein waren, Krestkowsky sammelte alle<br />
Bruchstücke und fügte sie zu einem einheitlichen<br />
Stück wieder zusammen. Demnächst<br />
wird der «Dämon» von einer Kommission<br />
besichtigt werden, worauf man ihn auf seinen<br />
früheren Platz im Museum zurückstellen<br />
wird. Wrubels Skulptur wird nun ein Denkmal<br />
der Geduld sein.<br />
Dialog<br />
(In einem unmöglichen Dialekt.)<br />
Nusch hat sich ein Auto gekauft und spricht<br />
darüber mit Grimsch.<br />
Grimsch meint: «Wenns nu mah nich<br />
fährd?»<br />
« Wie meensdn das ? »<br />
« Wenns gabudd iss! »<br />
« Warum solldn das gabudd sinn? »<br />
«Warum solldesdn nich gabudd gehn, ä<br />
chehds Auhdo gehd doch emah gabudd! ><br />
« Mains gehd nich gabudd. *<br />
« Das weessde doch chedsd noch nich.»<br />
« Na glahr, e neies, fungelnachelneies Auhdo<br />
— das gehd nich so leichds gabudd! »<br />
« Na chah, ahwr kesedsd dähn Fall, dassdes<br />
mah gabudd gehd, -newahr, also ich meene,<br />
wenns mah nich mähr weihdrfährd, wenns<br />
reenewegg nich vondr Schdälle ze griehchn<br />
iss —»<br />
« Nu, da gibbds immer a Middl! »<br />
« Na chah, das meen ich doch, ahwr wass<br />
issn das for e Middl? »<br />
« Das weess'ch dir doch chedsd noch nich,<br />
da mussch erschd sahn, was iehwrhaubd los<br />
iss —»<br />
«So meen ich das gahr nich! Nusch, bass<br />
doch emah off, nu schdell dir bloss emah<br />
vohr, eenes Mohrchns, wennste grahde gefriehschdiggd<br />
hassd un gommsd inde Karahsche<br />
un willsd losfahrn midn Waahchn —<br />
unn da gehdr nich! ><br />
«Mensch, was dengsdn du dir vonne Auhdo?<br />
Dass iss doch nich wie bein Fährde, dasses<br />
grangg werdd —»<br />
« Nuneh doch,, währ rehd'n vonne Fährde —<br />
ich meene bloss, wenn dei Auhdo off eemah<br />
nich gehd, wennste nich anleiern gannst, wenn<br />
nicht seifist fahren* .Wagen* und.-..-Personal unter<br />
dem nämlichen Dach unterbringen können.<br />
Für die Zimmer mit Garage wird ein<br />
Einheitspreis vorgesehen. An die Garage angeschlossen<br />
ist eine Reparaturwerkstätte<br />
und Servicestation, wo die eingestellten Wagen<br />
wieder zur Weiterreise bereitgestellt,<br />
wenn nötig auch repariert werden können.<br />
Für die in einem der drei Bau-Blöcke untergebrachte<br />
und vollkommen in sich abgeschlossene<br />
Garage sind die modernsten Sicherheitsmassnahmen,<br />
um Feuer- und Explosionsgefahr<br />
ausZ'Uschliessen, vorgesehen. Die<br />
Ein- und Ausfahrt der Wagen würde durch<br />
eine acht Meter breite und 15 Meter lange<br />
Vorfahrt erfolgen, die selbst überbaut ist. Im<br />
ersten Stock wären Reisebureaux, Gesellschaftssäle<br />
etc. vorgesehen, damit die Schlafzimmer<br />
ja gegen jeglichen Lärm aus der Garage<br />
isoliert sind. Sofern die zurzeit schwebenden<br />
Verhandlungen betr. der Finanzierung<br />
zum Abschluss kommen, wird noch dieses<br />
Jahr mit dem Bau begonnen.<br />
Der duftende Tod<br />
(Sohluss)<br />
Sie schreiten einen Borgpfad hinan iSieil<br />
wundert sich: ein so zartes, blasses Mädel,<br />
mit grossen Augen und kraftlosen Händen,<br />
hatte sein flammendes, kraftvolles,<br />
sieghaftes Herz vollkommen ausgefüllt!<br />
Der von den Bergen herabkommende<br />
Italiener Arigo geht an ihnen grüssend<br />
vorüber und sein böser Blick bohrt sieh<br />
wie ein Stilett in ihre in der Umarmung<br />
verschlungenen Hände. Vincenta hält still<br />
und presst die Hand aufs Herz. Sie ist bereits<br />
ermüdet. Und Neil, der diese in der<br />
Welt einzige Zartheit liebt, trägt die kleine,<br />
so plötzlich traurig gewordene Braut auf<br />
seinen Armen hinab.<br />
Zwei Tage später findet ihre Hochzeit<br />
statt. O'Dwan gedachte, etwas Prachtvolles<br />
zu arrangieren und in den <strong>Zeitung</strong>en<br />
bekannt zu geben, zusammen mit einer diskreten<br />
Reklame. Obwohl dies überflüssig<br />
ist. Denn der «Letzte Traum» duftet auch<br />
so in der ganzen Welt. Aber die jungen<br />
Leute wünschen es nicht. Sie lachen leise<br />
und wollen mit allen einen Schabernack<br />
spielen, die auf Gepränge und lauten Widerhall<br />
warten.<br />
Darüber hinaus lässt sich Vincenta von<br />
sichs nich vondr Schdell© riehrd — waseiner gewissen Delikatesse leiten; wozu soll<br />
machsdn da? »<br />
man die verspotten, die sie so sehr und so<br />
«Ganz eefach — da dähd'ch nich fahrn! » hoffnungslos geliebt hatten? Hatte nicht<br />
Balthasar. Arigo dort oben im Walde zu ihren Füssen<br />
geweint? Hatto er nicht Rache dafür<br />
geschworen, dass sie ihn angelächelt und<br />
Das Auto-Hotel. Zu den interessantesten doch nur getäuscht hatte, und dann fortging,<br />
um für einen anderen zu blühen?<br />
Neubauprojekten, die gegenwärtig in Berlin<br />
diskutiert werden, gehört der Vorschlag eines<br />
sogenannten Auto-Hotels, das als Monu-<br />
O'Dwan, der die Herzen der Frauen be-<br />
Das ganze Land bewunderte und hasste<br />
mentalbau in einem Vorort des Westens erstellt<br />
werden soll. Das Hotel würde im Parren<br />
und schwülen Duft seiner Parfüme entrauschte<br />
und ihre Sinne mit dem schweterre<br />
praktische und bequeme Garageräumlichkeiten<br />
für 150 Wagen bieten, so dass den<br />
flammte.<br />
Autotouristen Gelegenheit geboten ist, ihren ^- Man darf nicht in Versuchung führen,<br />
man darf nicht... — flüsterte Vin-<br />
Wagen im gleichen Hotel wo sie selbst<br />
Quartier nehmen, unterzubringen. * Daneben centa und küsste unmerklich das kleine<br />
sind ein© Reihe- der Zimmer als Chauffeurzimmer<br />
gedacht, damit auch jene Gäste, die<br />
am goldenen Kettchen am Halse hängende<br />
Kreuz.<br />
* . *<br />
Im See liegt eine Insel. Im kleinen. Pavillon<br />
sitzen Neil und Vincenta. Sie sind<br />
z.<br />
Bei Familie Schröder meldet sich eine<br />
Dame zum Besuch, deren Kommen nie grosse<br />
Begeisterung erweckt. «Sind alle zu Hause?»<br />
fragt sie das Mädchen.<br />
«Nein, gnädige Frau — sind alle aus!».<br />
«Oh, das tut mir aber leid, ich hätte wenigstens<br />
gern Fräulein Anni gesprochen.»<br />
«Bedaure, gnädige Frau, aber Fräulein<br />
Anni ist erst recht nicht zu Hause.»<br />
Vincentas Wangen glühen: in einer<br />
Stunde sinkt die Dämmerung herab.<br />
Am nächsten Tage ist ein Feiertag. Ein<br />
Gewitter zieht herauf, ein gewaltiger<br />
Sturmwind bläst und trägt ganze Vorhänge<br />
blitzender, kleiner Tropfen zum Pavillon.<br />
Er bläst vom Pestland zur Insel —<br />
wie gewöhnlich. Neil und Yincenta werden<br />
heute nicht heimkehren können. Das<br />
schadet nichts. Sie würden auch so bleiben.<br />
Wenn es O'Dwan erfährt — wird<br />
ihm keine Empörung und keine Wut helfen!<br />
Aber O'Dwan ist in diesem Äugend<br />
blick fern ujid berechnet in dem steifen Kabinett<br />
den Umsatz der ganzen Woche.<br />
Auf dem Hofe wiederum ist nur noch<br />
ein Mensch. Im schwarzen Gummimantel,<br />
denn bald werden Regenmassen herabströmen;<br />
er stemmt sich mit aller Kraft<br />
gegen den zerrenden Wind. In unbeugsamer<br />
Düsterheit hält er vor den riesigen<br />
Stahlfässern Wacht, in denen träge, das<br />
dicke, goldene Oel des «Letzten Traumes»<br />
schläft. Und als die Nacht herabsinkt und<br />
seine Augen in höllischem Schmerz aufschreien,<br />
nichts sehen, kein Licht in keinem<br />
Fenster des Pavillons auf der Insel,.<br />
— da zieht er aus der Tasche einen untrüglichen<br />
Bohrer. Er durchlöchert ein.<br />
Fass nach dem anderen und blickt mit gehässigem<br />
Zähneknirschen auf die in das<br />
Wasser hinabrinnende träge, goldene Flüssigkeit.<br />
Arigo! Er wollte Vincenta nicht töten —<br />
nein! Er wollte sich nur rächen, seinen<br />
Schmerz irgendwie betäuben und solches<br />
Unrecht tun, wie man es ihm angetan<br />
hatte. Er vergeudete nur ihren Reichtum<br />
— ihren Tod wollte er nicht, Madonna, c<br />
nein! Aber der Wind blies und es ereignete<br />
sich das Fürchterliche und Unfass<<br />
bare.<br />
Der Pavillon war wie ein kleiner Käfig<br />
auf dem Wasser die ganze Nacht hindurch<br />
vom Sturm umhüllt. Zwölf Stunden lang<br />
blies der Wind und trug mitleidlos, gram<br />
sam und unerbittlich die Woge ersticken«<br />
den Duftes zu dem Fenster des Zimmers,<br />
Der vom Glück geblendete und bewusst*<br />
aus der Kirche zurückgekehrt und nunlose Neil wusste nicht, was geschah und<br />
schon Mann und Frau. Neil sitzt am dächte, er schlafe vor Ermüdung ein. Vin-<<br />
Schreibtisch und Vincenta auf der Lehne cente aber fühlte, wie ihre Gedanken erloschen,<br />
wie die gemordeten Lungen nicht<br />
seines Sessels. Sie lachen Tränen vor Erregung<br />
und Glück und schreiben auf kleine<br />
Pergamentkärtchen an hundert fremde giftiger Düfte einzuatmen — und begann!<br />
mehr fähig waren, die furchtbare Wogo<br />
Personen und an die ganze Welt: heut um wie ein Kind zu weinen; sie streckte did<br />
fünf Uhr Nachmittag fand in der kleinen kraftlosen Hände aus und wollte mit ihnen<br />
Kapelle der Madonna della Sedia... Nur von sich und von dem schlafenden Neil das<br />
sie wissen es, der Geistliche, Zufallszeugen grausame und bezaubernde Verderben des<br />
und Arigo, der zufällig in der Kapelle war. «Letzten Traumes» verscheuchen.<br />
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Lizzie lenkt, Marjorie ist Fahrgast. Beide<br />
sind Anfängerinnen und aufgeregt.<br />
Plötzlich schreit Marjorie wild: «Lizzie,<br />
pass auf, gib um Gotteswillen Gas, hinter uns<br />
kommt ein Radfahrer!» (Tits-Bits.)<br />
Kind: «Baby möchte neue Schuhe haben.»<br />
Mutter: «So, möchte Baby das? Na, dann<br />
soll Baby nur ein paar süsse Sachen sagen,<br />
die man an die <strong>Zeitung</strong> verkaufen kann :<br />
sonst wird Baby barfuss gehen müssen.»<br />
(College Humor.)<br />
Verwandtschaft<br />
bei den Tonren<br />
(The Humorist)<br />
Der wahre Interessent.<br />
«Geh, tu doch nicht so, als ob du dir diese<br />
Luxuslimousine kaufen wolltest, du machst<br />
dich ja nur lächerlich.»<br />
«Aber ich bitte dich. Der Wagen interessiert<br />
mich tätsächlich.»<br />
«Ausgeschlossen, mein Lieber. Wenn du<br />
wirkliche Kauf albsichten haben würdest, 4ann<br />
fragst du doch- nach der Anzahl und Höhe<br />
der Raten, aber nicht nach der Zahl der<br />
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