E_1929_Zeitung_Nr.057
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Ausgabe: Deutsche Schwel».<br />
BERN, Dienstag 2. Juli <strong>1929</strong><br />
Nummer 20 Cts.<br />
25. Jahrgang. - N° 57<br />
ERSTE SCHWEIZERISCHE AUTOMOBIL-ZEITUNG<br />
Zentralblatt für das schweizerische Automobilwesen<br />
ABONNEMENTS-PREISE: Erscheint Jeden Dienstag und Freitag Monatlich „Gelba LtoU"<br />
Halbjährlich Fr. 5.—, jährlich Fr. 10.—. Im Ausland unter Portozusehlag,<br />
ADMINISTRATION: Breitenrainstrasse 97, Bem<br />
sofern nicht postamtlich bestellt Zuschlag für postamtliche Bestellung 30<br />
Rappen. Postcheck-Rechnuns HI/414<br />
Telephon Bollwerk 39.84'<br />
Telegramm-Adresse: Autorevue, Bem<br />
Ein automobilistisches Programm<br />
Der 12. Mai bildet einen Markstein in der<br />
Geschichte des schweizerischen Automobilwesens.<br />
Er hat gezeigt, dass hinter den<br />
100,000 Motorfahrzeugbesitzern bereits eine<br />
Masse von Schweizerbürgern steht, die die<br />
Forderungen der neuen Verkehrsentwicklung<br />
in ihrer ganzen Tragweite begriffen hat. Die<br />
250,000 Ja-Sager vom 12. Mai bilden eine<br />
Macht, mit der unsere Behörden zu rechnen<br />
haben. Wir sind die letzten, welche rein automobilistische<br />
Interessen über das Wohl der<br />
Gesamtheit unseres Volkes stellen möchten.<br />
Was der schweizerische Automobilismus verlangt,<br />
ist jedoch klipp und klar : Ein schweizerisches<br />
Verkehrsgesetz, ein erhöhter Benzinzollanteil<br />
an die Kantone, ein gut aasgebautes<br />
schweizerisches Strassennetz.<br />
Die Beratungen über das schweizerisclw<br />
Verkehrsgesetz werden in Bälde wieder aufgenommen<br />
werden. Herr Bundespräsident<br />
Haab hat in der letzten Session die Erklärung<br />
abgegeben, dass er mit seinem ersten Mitarbeiter,<br />
Herrn Dr. Rothmund, sofort an die<br />
Ausarbeitung einer neuen Vorlage herantreten<br />
werde. An uns ist es nun, den Behörden<br />
in ihrer Aufgabe Unterstützung zu verleihen,<br />
indem wir ihnen zugleich unsere Ansichten<br />
und Auffassungen, die nur im allgemeinen<br />
Interesse des Verkehrs und damit im Interesse<br />
unserer Wirtschaft und unseres Landes<br />
liegen, kundgeben.<br />
Die Kantone haben bereits eingesehen, dass<br />
der 12. Mai <strong>1929</strong> für sie ein Tag verpasster<br />
Gelegenheiten bedeutet. Heute schon macht<br />
sich überall das Bedürfnis erhöhter Subventionsanfragen<br />
für das Strassenwesen fühlbar.<br />
Die Benzinzollverteilung genügt bereits<br />
nicht mehr. Entsprechend dem Postulate<br />
Amstälden muss sie revidiert werden. Es<br />
wird dies altes nicht ohne Kampf abgehen.<br />
Ivan Kampf braucht es einer Waffe. Diese<br />
Waffe ist für jeden Automobilisten ohne<br />
Ausnahme die « Automobil-Revue». Sie ist,<br />
kurz und bündig gesagt, die <strong>Zeitung</strong> des<br />
Automobilisten. Unerschrocken, mit völliger<br />
Zielklarheit, Wirt sie seit 25 Jahren den<br />
Kampf für alle Automobilisten, ohne Ausnahme.<br />
Sie hat die Genugtuung, manchen<br />
Erfolg verzeichnen zu können und viel Anerkennung<br />
erfahren zu haben. Sie begehrt jedoch<br />
weder Lob noch Ruhm. Sie verlangt<br />
nur Treue. Je mehr sie ihren Aktionsradius<br />
ausdehnen kann, je mehr sich die Au-<br />
^^^^^^f^^^^^^^^^fl<br />
Der Fall Cranmore<br />
Kriminal-Roman von V. Williams.<br />
Copyright 1925 by Georg Muller Verlag A.-G.,<br />
München.<br />
(19. Fortsetzung)<br />
Im Klub installierte March seinen Gast<br />
in einem bequemen Lederfauteuil am Fenster,<br />
bestellte zwei Wermuts und begab sich ans<br />
Telephon. Boulot liebte sonst die weltberühmte<br />
Aussicht über den Fluss, aber heute<br />
sah er nicht einmal aus dem Fenster. Vor<br />
seine Augen stand nur beständig ein Name:<br />
Ramon.<br />
Er fuhr auf, als March plötzlich wieder<br />
neben ihm auftauchte.<br />
«Nichts Neues!» sagte er trübselig. «Und ich<br />
soll mindestens zwei Spalten bringen. Wenn<br />
ich nichts erfahre, muss ich mir's einfach<br />
aus den Fingern saugen. Ihre Gesundheit,<br />
Monsieur!»<br />
Schweigend leerten sie ihren Wermut.<br />
Dann fragte Boulot den Reporter, was die<br />
Leute über den Mord redeten.<br />
«Jeder hält diesen Maler für den Schuldigen.<br />
Es ist nur schwer einzusehen, welches<br />
Motiv er haben konnte .. . .»<br />
«Das ist es ja,» rief der Franzose lebhaft.<br />
«Manderton kann Ihnen das Motiv so wenig<br />
sagen als ich selbst. Er hat seine Theorie,<br />
ich habe die meine, und Sie haben zweifellos<br />
auch eine. Aber von einem beweiskräftigen<br />
Motiv... !<br />
tomobilisten um sie scharen, desto grosser<br />
der Erfolg und desto nachhaltiger die Macht<br />
ihrer Stimme.<br />
Redaktion und Administration<br />
der « Automobil-Revue ».<br />
Er unterbrach sich, als wäre ihm ein<br />
plötzlicher Einfall gekommen.<br />
«Sie lesen doch <strong>Zeitung</strong>en, mein Lieber?><br />
«Ob ich . . .?! Nur fünfzehn bis zwandg<br />
täglich ...»<br />
«Auch den Abend-Kurier?><br />
«Selbstverständlich.»<br />
Der Franzose zog eine zusammengefaltete<br />
<strong>Zeitung</strong> aus seiner Tasche.<br />
«Das ist die Spezialausgabe vom Abend-<br />
Kurier.» «Nun tun Sie mir den Gefallen und<br />
lesen Sie sie von Anfang bis zu Ende durch<br />
und teilen Sie mir mit, ob Sie auch nur irgendeine<br />
Andeutung darin finden, die Madame<br />
Cranmore hätte veranlassen können, diese<br />
elende Gegend aufzusuchen, wo sie erstochen<br />
wurde . . .»<br />
«Soll das ein Trick sein? Machen Sie sich<br />
über mich lustig?»<br />
«Aber wieso denn? Es ist nur ein kleines<br />
Experiment, um Ihre Fähigkeit als Verbrecherspezialist<br />
zu prüfen.»<br />
March zündete sich eine Zigarette an und<br />
blickte lächelnd auf den Franzosen.<br />
«Wenn Sie schon gesucht haben, Monsieur,<br />
ohne etwas zu finden, wie können Sie<br />
dann von mir erwarten . . . Aber meinetwegen<br />
!»<br />
Er begann methodisch die <strong>Zeitung</strong> zu studieren.<br />
Endlich legte er sie weg und nahm<br />
die Zigarette aus dem Mund.<br />
«Soviel ich sehen kann,» erklärte er, «steht<br />
nichts drin, was man irgendwie mit Mrs.<br />
Cranmore oder einem der Beteiligten in Verbindung<br />
bringen könnte. Höchstens mag es<br />
t<br />
Die « Automobil-Revue » ist aber nicht nur<br />
Vorkämpferin automobilpoütischer Interessen.<br />
Ihr Tätigkeitsgebiet ist mannigfaltig. Tourismus,<br />
Sport, automobiltechnische Wissenschaften,<br />
Jurisprudenz, nicht zuletzt Unterhaltung<br />
und Belehrung v allgemeiner Natur<br />
erfahren sorgfältige und gründliche Behandlung.<br />
Die «Automobil-Revue» rechnet es<br />
sich zur hohen Ehre an,, auch auf dem Gebiete<br />
der Technik dem Automobilisten stets<br />
ein guter Führer und Berater zu sein. Unser<br />
juristischer Sprechsaal wird je länger je mehr<br />
beansprucht. Ganz begreiflich; denn der Automobilist<br />
ist keine Stunde sicher, wann er<br />
mit unserer Rechtssprechung, die der rapiden<br />
Entwicklung des Automobils nicht zu folgen<br />
wusste, in Berührung kommt. Die automobilistischen<br />
Sportveranstaltungen des In- und<br />
Auslandes erfahren in der «Automobil-Revue»<br />
rasche und umfassende Berichterstattung.<br />
Als moderne und frisch geschriebene Unterhaltungsbeilage<br />
füllt der Autler-Feier' bis zum Abend zu einem<br />
abend » geradezu eine Lücke aus. Wort und<br />
Bild über Literatur, Kunst, Sport, Reisen,<br />
Mode- und Gesettschaftsfragen vereinigen<br />
sich zum beliebten Blatt der Autler-Familie.<br />
So schreckt die « Automobil-Revue» vor-\<br />
keiner grossen Aufgabe zurück. Die Bestrebungen<br />
der Redaktion gehen dahin, dem<br />
Automobilisten nicht nur ein wertvolles<br />
Fachblatt, sondern darüber hinaus, eine <strong>Zeitung</strong><br />
zu sichern, die die Tagesfragen auf allen<br />
Gebieten unseres Lebens unvoreingenommen<br />
zu würdigen weiss.<br />
Trotz dem ständigen Ausbau der «Automobil-Revue<br />
» haben wir den sicherlich bescheidenen<br />
Abonnementspreis von Fr. 5 pro<br />
Halbjahr beibehalten. In den nächsten Tagen<br />
werden unsere Abonnenten die Einladung erhalten,<br />
diesen Betrag auch für das zweite Semester<br />
<strong>1929</strong> einzulösen. Wir glauben, dass<br />
diese Bitte nicht unerhört bleiben wird, denn<br />
wir wissen, dass auch Sie unsere Arbeit zu<br />
schätzen wissen und durch Ihr Abonnement<br />
beitragen wollen, die Ihnen liebgewordene<br />
<strong>Zeitung</strong> in ihrer wichtigen Aufgabe zu unterstützen.<br />
INSERTIONS-PREIS: Die achtgespaltene 2mm hohe Grundzeile oder<br />
deren Baum 45 Cts. für die Schweiz; für Anzeigen aus dem Ausland 60 Cts<br />
Grössere Inserate nach SeitentarU»<br />
Inseratenschluss i Tafle voi Erscheinen der Nnmmern<br />
Der Guritigel <strong>1929</strong><br />
Stuber auf Bugatti holt im Pia tzregen den Rekord in neuer<br />
absoluter Bestzeit in die Rennwagen-Kategorie zurück. — Dr.<br />
Karrer (Bugatti) drückt Delmars Sportwagen-Rekord unter die<br />
Neunminutenmarke. — Waeny auf Chrysler unterbietet bei den<br />
Tourenwagen seinen eigenen Rekord von 1927.<br />
Alle Rekorde gefallen! Das ist das Ergebnis<br />
des Gurnigels <strong>1929</strong>. Und dies bedeutet<br />
einen restlosen Erfolg. Organisation und<br />
Sport sind darin eingeschlossen. Dass die<br />
Rekorde unter denkbar schweren Umständen<br />
gebrochen worden sind, erhöht nur den Wert<br />
des herrlichen Resultates.<br />
Man sollte in Vorberichten Petrus nicht der<br />
Heimtückigkeit zeihen... Bis Freitagnacht<br />
war das' Wetter sommerlich schön und die<br />
Kühle der sternenklaren Nächte Hess auf<br />
eine längere Dauer hoffen. Noch am Freitagund<br />
Samstagtraining, die ohne nennenswerte<br />
Zwischenfälle verliefen, tiefblauer<br />
Himmel. Aber am Samstagnachmittag<br />
stach den Wettergott der Haber, Wölklein<br />
zogen auf, dann Wolken, um sich<br />
verwünscht<br />
dichten Klumpen zu ballen. Abends regnete<br />
es und mit dem Regen fiel das Hoffnungsbarometer<br />
auf Null. Regen, Regen die ganze<br />
vielleicht Mrs. Cranmore als Amerikanerin<br />
interessieren, dass gestern morgen die «Gigantic»<br />
angekommen ist.»<br />
Boulot, der eben hatte trinken wollen,<br />
stellte das Glas unbrührt wieder auf den<br />
Tisch.<br />
«Grosser Gott!» rief er aus und sprang auf<br />
die Füsse. «Wo ist das Bureau der Schifffahrtsgesellschaft?»<br />
Seine Haltung hatte sich mit einem Schlage<br />
völlig verändert. Da stand wieder das alte<br />
Kampfross, als witterte es die Stunde des<br />
Angriffs.<br />
«Schon geschlossen!» bemerkte March verwundert.<br />
«Unsinn! Sie werden doch eine Passagierliste<br />
auf der Redaktion haben?! Telephonieren<br />
Sie sofort hin, sie soll sogleich hierher geschickt-<br />
werden. Und ich muss ein Kabeltelegramm<br />
absenden. Einen Jungen, der es<br />
auf die Post trägt! Schnell! Was stehen Sie<br />
denn noch herum — Sie haben doch<br />
gehört, was ich brauche . . . !»<br />
Wie ein Wasserfall kamen die Worte aus<br />
seinem Mund. Der Reporter wurde von seiner<br />
Aufregung angesteckt, führte ihn zu einem<br />
Schreibtisch und verschwand eilig.<br />
Als March nach einigen Minuten mit der<br />
Versicherung zurückkehrte, die Liste würde<br />
sogleich kommen, sass Boulot wieder auf seinem<br />
alten Platz und rauchte vor sich hin.<br />
Vergeblich versuchte der Journalist, ein Wort<br />
aus ihm herauszubekommen. Dann erschien<br />
ein Kellner und reichte ihm ein Tablett, auf<br />
dem ein langer blauer Umschlag lag.<br />
Nacht Noch um. 4 Uhr goss es ohne Ende.<br />
,llm 5 Uhr trug uns der Wagen aus der<br />
Stadt' der Gurnigelhöhe zu. Die Pneus warfen<br />
das Wasser aus den Lachen in die Wiesen<br />
hinaus. Wie wird die Rennstrecke aussehen?<br />
Die Nebel am Horizonte hingen tief und<br />
wirr in die Wälder. Klärt es sich auf? Ueber<br />
uns spalteten sich die Wolken. In Dürrbach,<br />
wo die Startfahne über der Strecke flatterte,<br />
stauten sich die Wagen zu einer langen<br />
Schlange. Gruppen von Motorrad- und Velofabrern<br />
und ein Strom von Fussgängern passierten,<br />
ihren Obolus zahlend, die Kontrollen.<br />
Und dann erkletterte unser braver Wagen<br />
schon die Rennrampe. An allen Kehren hatten<br />
sich die Zuschauer eingekuscht. Um die Tribüne<br />
in dem kitzligen « Wood-Corner» unter<br />
dem Hotel frühstückten sie in hellen Haufen.<br />
Die Strecke war wohl nass von dem<br />
nächtlichen Regenguss, aber bei der wannen<br />
Witterung konnte damit gerechnet werden,<br />
dass sie bis zum Rennbeginn noch etwas eintrocknen<br />
würde. Die Gefahrpunkte waren<br />
markiert und von der Polizei stramm bewacht.<br />
Ueberhaupt klappte das Organisatorische,<br />
wohin man sah, dass es eine helle<br />
Freude war. Hinter dem Hotel, beim Eintritt<br />
in den Wald, nahm die Strecke schwierigen<br />
Charakter an. Der Wagen tanzte nur so auf<br />
der welligen Oberfläche. Wenn da wieder<br />
Regen niederschlägt... ! Doch die Sorgen<br />
werden von dem frischen Morgenwind zerstreut,<br />
der die Wolken hinter die Hügel fegt.<br />
Die Zeiger stehen auf 7 Uhr und die<br />
Strecke wird gesperrt. Von Dürrbach bis<br />
hinauf zur Stierenhütte säumen gegen<br />
4000 Zuschauer<br />
die Piste. Das Finanzkomitee meldet ca. 500<br />
Wagen und über 300 Motorräder.<br />
Der Funkerdienst arbeitet. Pfadfinder<br />
schwirren als fliegende Ordonnanzen von<br />
Posten zu Posten. Eine warme Morgensonne<br />
liegt über den goldgrünen Hügelrundungen<br />
und dem dunkeln Horst des Gurnigelgebietes.<br />
In aller Augen ist die Freude der Erwartung<br />
und die Freude an dem schönen Morgen. Das<br />
Land ist nach dem nächtlichen Regen voll<br />
sprühender Farbigkeit. Für die Motoren<br />
sind die atmosphärischen Verhältnisse wie<br />
man sie kaum besser wünschen könnte.<br />
Das Grand Hotel hat auf dem Dache die<br />
gelbe ShelT-Fahne aufgezogen. Jeden Augenblick<br />
treffe ioh auf 'bekannte Kopie: Zentral.-<br />
vorstandsmitglieder des A.C.S., Sportkommissäre,<br />
Präsidenten der Clubs, Ehrengäste. Am<br />
Samstagabend fand der traditionelle Gurnigelball<br />
statt, der für einige Stunden eine<br />
illustre Gesellschaft in den vornehmen Räumen<br />
des Hotels vereinigte.<br />
«Wo ist er»?<br />
Die Startzeit ist herangerückt. Man sitzt<br />
automobilistisch bestallt, d. h. auf ausgehobelien<br />
Autopolstern, in den Matten und wartet.<br />
Das akademische Viertel verstreicht und einiges<br />
darüber hinaus. Und man erfährt bei<br />
einem Funkerposten, dass Stuber noch nicht<br />
am Start ist. Grund : Es heisst, eine Pneupanne<br />
zwischen Bern und Dürrbach. Nicht<br />
mit denn Bugatti natürlich (der wartet im<br />
geschlossenen Park auf seinen Herrn), son-<br />
Boulot riss ihn auf, zog die Liste heraus<br />
und fuhr mit seinem plumpen Finger von<br />
Zeile zu Zeile.<br />
«Der Name, den Sie suchen, ist nicht drin?»'<br />
«Nein!»<br />
«Sie wissen doch, dass die Liste nicht alle<br />
Namen der Reisenden enthalten muss . . .»<br />
«Wieso?»<br />
«Es kommt vor, dass ein Passagier zu spät'<br />
dran ist und nicht mehr ins Verzeichnis aufgenommen<br />
werden kann oder dass er speziell<br />
den Wunsch ausspricht, nicht hineinzukommen.<br />
Wie heisst der Mann, den Sie suchen?»'<br />
Es war die erste, direkte Frage, die der<br />
Reporter an Boulot stellte. Bisher hatte er<br />
sich mit der äussersten Diskretion benommen,<br />
und der Franzose empfand, dass auch<br />
diese Frage seinem Wunsch entsprang, ihm<br />
behilflich zu sein.<br />
«Ich möchte wissen, ob ein Südamerikaner,<br />
ein Monsieur Ramon, als Passagier auf<br />
der «Gigantic» war?»<br />
«Wie war der Name?»<br />
«Ramon.»<br />
«Ramon — Ramon . . .?» «Mir ist's, als<br />
ob ich den Namen erst kürzlich gehört hätte.<br />
Heute oder gestern . . . Entschuldigen Sia<br />
mich einen Augenblick . . .»<br />
Er schoss auf einen Herrn zu und zog ihn<br />
an den Tisch zu Boulot.<br />
«Mr. Thornbury, unser Lokalreporter,<br />
wenn der nichts von Ramon weiss »<br />
Fortsetzung siehe Autler-Fciorabend.
H AUTOMOBIL-REVUE <strong>1929</strong> -<br />
N°5<br />
dem mit dem Privatwagen. Was schadet s?<br />
Auf Stuber will niemand verzichten, denn<br />
jeder weiss von der sensationellen Folge seiner<br />
drei Siege : Eigenthal, Marchairuz, Walzerihausen.<br />
Unterdessen trocknet auch noch<br />
die Strecke an und das ist nach dem nächtlichen<br />
Segen bitter nötig.<br />
Endlich flattert<br />
die erwartete rote Fahne<br />
vorbei. Der St. Galler Widler auf Amilcar eröffnet<br />
hei den Tourenwagen in schnittiger Fahrt den Tanz.<br />
Er erzielt eine neue Bestzeit der 1100-ccm-Klasse<br />
vor Ernens auf Renault, der als Zweiter der beiden<br />
Amateure einkommt. Keller auf Alfa-Romeo, der<br />
einzige Amateur der 1500er 'Klasse, schafft es ebenfalls<br />
in neuer Bestzeit und löst mit seiner prachtigen<br />
Vorbeifahrt,, die ihn selbst zum Sieger über<br />
•die Experten der gleichen Klasse machen" sollte,<br />
die erste Welle der Begeisterung aus. Die Experten<br />
Zemp auf 'Bianchi (T.C.S:), der bekannte Ceirano-Fahrer<br />
Galley und E. Lanz auf Renault klassieren<br />
sich, in der Reihenfolge ihres Startes. Wieder<br />
rennt in der nächsthöheren 2000-cem-Klasse<br />
ein einziger Amateur: Frl. Haussener auf Mathis,<br />
die ein schönes Tempo vorlegt. Der Experte Marti<br />
auf Talbot, der beste Kurvenarbeit zeigt, überholt<br />
seine Klassenkonkurrentin knapp vor dem Ziel. Er<br />
belegt den ersten Platz vor Hirt auf Mathis, der<br />
seinerseits eine beachtenswerte Zeit fährt. Nun<br />
ändert sich das Bild: Drei Amateure liefern sich<br />
•2.C.<br />
Stuber vor dem Start, '<br />
dessen vierter Sieg im Juni, die grosse Sensation<br />
war. Er gab mit seinem blauen Bugatti dem, Gurnigel<br />
einen neuen absoluten Rekord.<br />
in der 3000er-Klasse gegenüber nur einem Experten<br />
ein forsches Treffen. Moser auf Bugatti zischt<br />
mit feuerspeiendem Auspuff in die Kurven und<br />
landet eine neue Bestzeit. Studer auf Essex belegt<br />
sich einen sichern zweiten Platz, und Frau Moser<br />
auf Bugatti, die als KT. 41 nachträglich der Nennliste<br />
beigefügt worden ist, zieht tapfer 103. Der<br />
Experte Marti auf Whippet beendet, seine Fahrt,<br />
wie gesagt, im Alleingang. Itficht -weniger als drei<br />
Amateure und sechs Experten unifasst die 5000-'<br />
ccm-Klasse. Wegelin überholt als Zweitgestarteter<br />
der Amateure Weber auf Nash, der nach, Moser<br />
auf Martini, in dessen Limousine sie Kopf an Kopf<br />
sitzen. Dritter wird. Mit Spannung hat man dem<br />
Starte Waenys auf Chrysler entgegengesehen, der<br />
den Tourenwagenrekord des Gurnigels hielt und —<br />
nun weiterhalten soll. Denn der Berner schlägt<br />
kurzerhand seinen eigenen Rekord. Damit ist er<br />
nicht nur Erster seiner Klasse, sondern der beste<br />
Mann im Feld der Tourenwagenfahrer. Zweiter<br />
wird Giger auf Martini. Die kühle Witterung hat<br />
dem sympathischen Fahrer unserer nationalen<br />
Marke einen Streich gespielt: Mit dem auf warmes<br />
Wetter eingestellten Motor erreichte er beim Training<br />
10' 39". Aber auch so ist seine erzielte Zeit<br />
eindrucksvoll.<br />
Während auf der Strecke das Rennen in vollem<br />
Gange ist, hat sich über unseren Köpfen in heimtückischer<br />
Stille eine Wolkenwand zusammengebogen.<br />
Plötzlich, bei der Durchfahrt Gigers,<br />
fallen dicke Tropfen.<br />
Vorerst ist es nur ein Guss, aber der Guss ist ein<br />
Vorbote.<br />
Stocker auf Lorraine fällt durch die schönen<br />
Reprisen seines schnellen Wagens auf. Mit der<br />
Uebung des gewiegten Rennfahrers jagt Probst seinen<br />
Mathis über -die Strecke. Hinter ihm folgt der<br />
Luzerner Willy auf seinem rassigen Ford. Der<br />
silberhaarige Martini-Fahrer Monard bildet den Beschluss<br />
dieser Klasse, deren Zeiten am besten verraten,<br />
vrie erbitten hier der Kampf war. Als' letzter<br />
Tourenwagen startet im Alleingang der holländische<br />
Student Schölten (Amateur) auf Studebaker<br />
und bringt seinen schnellen Wagen erstaunlich<br />
leicht über die Strecke. (Es ist das erste Mal, dass<br />
die 8000-ccm-Klasse startet.)<br />
Mit männlicher Kraft<br />
und Geschicklichkeit bezwingt Fiau Betty Fankbauser<br />
auf Amilcar die Tücken des Berges. Sie<br />
geht mit verblüffender TJnerschrockenheit in die.<br />
Kurven und fähTt die beste Damenzeit des Tages.<br />
Ihr Start bildet den Auftakt zum Rennen der Sportwagen.<br />
In der gleichen Klasse (1100 cem) liegt der<br />
Experte Freymand Georg auf Rally, der trotz dem<br />
vorgelegten forschen Tempo von Kirchhof er auf seinem<br />
flinken Salmson auf den zweiten Platz verwiesen<br />
wird. Die Bestzeit der Klasse, die Kirchhofer<br />
1927 aufgestellt hat, bleibt unberührt. (Der<br />
Franzose Lepicard auf Donnet startete nicht.) Nyffeler<br />
auf Amilcar-Kompressor fährt in der 1500-<br />
ccm-Klasse im Sologang bei den Amateuren. Er<br />
ist durch eine Carambolage am Training gehandicapt,<br />
was ihn nicht hindert, frisch-fröhlich durchzuhalten<br />
und unter den obwaltenden Umständen<br />
eine schöne Zeit zu buchen. Mit seiner Verve und<br />
Sicherheit donnert Experte Scbeibler auf Fiat mit<br />
einem waghalsig turnenden Passagier vorbei. Die<br />
von Schneider auf Bugatti 1927 aufgestellte Klassen-Bestzeit<br />
wird jedoch nicht unterboten. (Der<br />
Gurnigel Habitues Schneider war am Training von<br />
argem Pech verfolgt. Für die Rennwagen-Kategorie<br />
in der 1500-ccm-Klasse eingeschrieben, fuhr<br />
er in einer Kurve in die Sandsäcke, wodurch sein<br />
Start am Rennen leider verunmöglicht worden ist.)<br />
Immer dunklere Töne braut die Wolkenküche.<br />
Schon Scheibler erwischte wieder einen kräftigen<br />
Guss. Fast scheint es jedoch, al3 ob Petrus Gnade<br />
über Ungnade ergehen lassen will. Während des<br />
Auftrages der 2000-ccm-Klasse — es sind zwei<br />
Amateure und ein Experte, alle drei auf Bugatti —<br />
fallen nur spärliche Tropfen. Wie nicht anders zu<br />
erwarten, schafft es Strittmatter; er kömmt wie<br />
aus dem Rohr geschossen, in neuer Klassen-Bestzeit.<br />
Lohner auf Bugatti absolviert, wie seine Zeit<br />
verrät, ein ehrenvolles Rennen. Bildstein startet<br />
nicht. Als Sologänger beendet Favre auf Alfa-<br />
Romeo (Amateur) sein Pensum. Mit höchster Spannung<br />
wartet man auf die Fahrt der beiden Experten<br />
Kessler auf Alfa-Romeo-Kompressor und Dr.<br />
Karrer auf Bugatti. Man weiss, da sind zwei Grosse<br />
am Werke. Kesslers Durchfahrt ist imposant.<br />
Kaum verhallt sein Motor, klingt aus den untern<br />
Kurven das hohe Sirren des Kompressors Karrers.<br />
Wie ein Teufel tanzt der leichte Wagen über die<br />
Strecke. Eine Erregung geht durch die Zuschauer:<br />
Der absolute Rekord des Gurnigels von Delmar auf<br />
Steyr mit 9' 15,6" ist gefallen. Zum ersten Mal<br />
wurde auf der Gumürelstrecke<br />
Klasse Rang Konkurrent Fahrer ^oVe/Club °' S *<br />
Stuber die Fahrt auf dem glitschigen Terrain<br />
wagen? Durch den klatschenden Regen? Minuten<br />
verstreichen. Einmal ist es, als trage<br />
der Wind einen Ton herauf. Die Skeptiker<br />
lächeln. Da — mit einem Mal — klingt das<br />
Surren ganz deutlich, schon ganz nahe. Zweifellos<br />
der Bugatti. Man springt in den Regen<br />
hinaus, um besser sehen zu können. Eine<br />
wilde Musik orgelt aus dem Walde herauf.<br />
Ein Brausen erfüllt die Ohren. Mit ungeheurer<br />
Wucht kommt der Minoia-Buigatti aus der<br />
Kurve.<br />
Der Regen prasselt auf seinen Kühler.<br />
Steine und Schmutz fliegen in die Felder hinein.<br />
Stubers Gesicht ist wie in Erz gegossen.<br />
Man ahnt, dass er gerade die Qänge wechselt<br />
— man sieht es nicht, es geht zu schnell.<br />
Jetzt hört man nur noch den Ton des Kompressors.<br />
Es ist wie ein Triumph. Und die<br />
Menge unter dem endlos fallenden Nass jubelt<br />
vor Begeisterung. Jeder weiss, dass<br />
Stuber sein viertes Rennen, das vierte dieses<br />
Monats gewonnen hat!<br />
Er fuhr die glitschige Strecke im heftigen<br />
Regen innerhalb 8' 25". Also lautet der neue<br />
Qurnigelrekord und die beste Tageszeit.<br />
•Es war ein restloser Erfolg. Die Sanität<br />
hat nur ein einziges Mal eingreifen müssen:<br />
beim Flicken des Zeitmesserschlauches am<br />
Ziel mit einer Rolle Leukoplast.<br />
Herrn Oberkursinspektor Oftinger, dem Zentralpräsidenten<br />
des A. C.S., Herrn Dufour, dem Präsidenten<br />
der Nationalen Sportkommission, Herrn<br />
Decrauzat, den Herren Kommissären Chantre, Dr.<br />
Schmid und Brieger, den Herren Präsidenten und<br />
Vertretern der A. G. S.-Sektionen, Imhoff, Molinari,<br />
Müller-Brunner, Breguet und Bartholomäi, den<br />
zahlreichen Vertretern der Presse, sowie der ganzen<br />
anwesenden Gurnigelgemeinde.<br />
Speziellen Dank erstattete er den Fahrerinnen<br />
und Fahrern, die keine leichte Aufgabe zu bewältigen<br />
hatten, besonders im obern Teile der Strecke,<br />
die unter der Härte des Winters stark mitgenommen<br />
war; er dankte aber auch den eidgenössischen und<br />
kantonalen Behörden, die bereitwilligst die Strecke<br />
zu diesem Sportanlass freigegeben hatten. Ein spezielles<br />
Dankeswort widmete er der Organisation,<br />
welche durch sorgfältige Arbeit das gute Gelingen<br />
sicherte, den Polizeiorganen, die mit Pflichttreue<br />
und Takt ihrer schweren Aufgabe nachkamen, den<br />
Funkern, die tadellose Arbeit verrichteten, und den<br />
vielen Gabenspendern, die für einen prächtigen<br />
Gabentisch Sorge trugen.<br />
In aller Kürze streifte er die heutigen Berner<br />
Zustände, indem er den Wunsch ausdrückte, dass<br />
noch bestehende sinnlose und veraltete Paragraphen<br />
raschestens beseitigt werden sollten.<br />
Die Ansprache des verdienten Präsidenten erntete<br />
mit Recht starken Beifall.<br />
Im Namen des Zentralkomitees des A. G. S.<br />
richtet Herr Dufour einige markante, temperamentvolle<br />
Worte an die Festversammlung. Sie hat<br />
eingeschlagen, diese offene und ungeschminkte<br />
Meinungsäusserung des Leiters des schweizerischen<br />
Automobilclubs. Der mächtige Beifall bezeugte,<br />
dass Herr Dufour allen anwesenden Automobilisten<br />
aus dem Herzen gesprochen hat.<br />
Der Sprechende entbot den Gruss des Zentral-<br />
die Nemuninutenmarke unterboten!<br />
Infolge des Regens und der bereits stärk ausgeschlagenen<br />
Strasse wird der Mercedes-Kotepies^<br />
der .Sportwagen-Kategorie..<br />
(Photo Carl Jost, Bern.)<br />
Dy. Karrer auf Bugatti-Kompressor brach als Er ster Dellmens Rekord von 1927. Er ist Rekordhalter<br />
sot BillwillerB nach glänzend verlaufener Fahrt fiä<br />
oberen Viertel der Strecke, von der Bahn leicht ab*<br />
•Vorstandes, bezeichnete das Rennen als erstklassig,<br />
getrieben und kann sich erst nach langen Anstrengungen<br />
aus dem nassen Gras herausarbeiten. Gute Reden, schöne Preise rühmte die treffliche Organisation und wand ein<br />
spezielles Kränzchen Herrn Thommen als deren<br />
Ein erneuter Regenschauer versucht,' die Begeisterung<br />
der Massen zu dämpfen. Doch schon steigt . einer in allen Beziehungen klappenden Organisahenden<br />
Worten kam auch er auf die gegenwärtigen<br />
Dank des flotten Verlaufs des Rennens und Präsidenten. In launigen, aber nicht misszuverste-<br />
wieder ein Kompressorgesang aus der Tiefe. Es ist tion konnte das Bankett um eine halbe Stunde Berner Verhältnisse zu sprechen, die nicht nur<br />
Rampinelli auf Amilcar, der Erste der Rennwagen früher beginnen. Unter den schmissigen Klängen eine Angelegenheit der Berner, sondern ganz allgemein<br />
der Schweizer Automobilisten sind, da im<br />
(1100 ccm). Gespenstergleich zieht der weisse Fahler<br />
in dem rasendpfeilenden dunklen Renner vor-<br />
Es ging wie am Rennen selbst. Tempobedienung Verkehr von West nach Ost niemand eigentlich<br />
des Hotelorchesters nahm es den besten Verlauf.<br />
über. Kaum erkennt man die Startnummer. Das eines vorzüglichen Menüs und wenige, aber desto den Kanton Bern umfahren kann. Das vor 10 Jahren<br />
betreffend Verbesserung und Instandsetzung der<br />
Resultat: Der 1927 ebenfalls von einem Amilcar erreichte<br />
Rekord ist um 1% Minuten gedrückt! Ende gut, alles gut, mit diesem Eindruck zerstreute Strassen abgegebene Versprechen ist in anzuer-<br />
träfere Ansprachen. So konnte es nicht fehlen.<br />
kennender Weise eingelöst worden. Der Kanton<br />
Nun aber kommt es massiv. Vorerst einmal<br />
vom Himmel herunter. Ein rauschender in alle Windrosen.<br />
sich die grosse Autlergemeinde kurz vor 16 Uhr<br />
Bern verfügt heute über ein vorbildliches Strassennetz.<br />
Was aber den Automobilisten heute noch<br />
Platzregen segnet die Sportbegeisterung. Im Namen der Sektion des A. C. S. Bern begrüsste<br />
Herr Dr. Mende die zahlreich anwesenden<br />
nicht befriedigen kann, das sind die schwarz-grünen<br />
Kontrollen, die immer noch in versteckter<br />
Aber niemand weicht. Unter Bäumen eng Gäste in einer kurzen, prägnanten und würzigen<br />
gekauert, notdürftig Schutz suchend, stehen<br />
Weise ausgeübt werden. Was in anderen Kantonen<br />
Ansprache. Er entbot den Gruss der Vertretung der<br />
möglich, sollte auch auf Bernerbiet mit Erfolg<br />
wir und warten.<br />
kantonalen Baudirektion, den Herren Kantonsoberingenieur<br />
Trechsel, Kreisingenieur Goldschmid und<br />
durchzuführen sein. Der Automobilist will sich keineswegs<br />
einer Kontrolle entziehen, verlangt jedoch<br />
WJrd er fahren?<br />
Direktionssekretär Dr. Schorer, der Vertretung der<br />
wie jeder andere Strassenbenützer eine den heutigen<br />
Auffassungen entsprechende Behandlung.<br />
kantonalen Polizeidirektion, den Herren Direktionssekretär<br />
Raaflaub und Hauptmann Bohren, dem<br />
Das Wetter ist trostlos, die Piste von klei-<br />
Mit der rigorosen Bestrafung von Fahrern, die<br />
nen Wasserbachen überschwemmt. Wird Vertreter der eidgenössischen Oberpostdirektion,<br />
Die Resultate des Gurnigel (30. Juni <strong>1929</strong>)<br />
Marke<br />
j |<br />
Vit.<br />
Bohrnn 5 Hub Z JJ||Jf Zelten Bemerkungen<br />
Tonrenwagen: ~~"""""~"~ ——————— — i -^—.— _-——^——^——^——____^____<br />
750—1100 ccm 1. J. Widler J. Widler A St. Gall.-App. Amilcar 4 58 95 1100 14.50,4 Rekord geschlagen.<br />
2. P. Ernens P. Ernens A Genf Renault 4 58 90 951 19.07,6<br />
1100—1500 ccm Solo A. Keller A. Keller A Zürich Alfa Romeo 6 62 82 1487 10.52,2 Beste Tourenwagenzeit der Amateure und Rekord<br />
1. F. Zemp F. Zemp E T. C. S. Bianchi 4 64 100 1285 16.14,2 geschlagen.<br />
2. J. Galley J. Galley E Seeland Ceirano 4 65 100 1460 18.11,8<br />
3. E. Lanz E. Lanz E — Renault 6 58 93 1476 19.21,4<br />
1500—2000 ccm Solo Haussener Frl. Haussener A Bern Mathis 6 65 100 1998 16.50,4<br />
1. A. Marti A. Marti E Bern Talbot 4 69,5 110 1650 12.36,0<br />
2. E. Hirt E. Hirt E Waadt Mathis 6 65 100 1990 13.38,4<br />
2000—3000 ccm 1. H. Moser H. Moser A Bern Bugatti 8 69 100 2990 10.50,8 Rekord geschlagen.<br />
2. C. Schlotterbeck J. Studer A Bern Essex 6 69,85 114,3 2637 12.51,8<br />
3. Frau Moser A Bern Bugatti 8 69 100 2990 16.50,0<br />
Solo A. Marti A. Marti E Bern Whippet 4 79 111 2175 13.19,0<br />
3000—5000 cem 1.. P. Wegelin P. Wegelin A Zürich Chrysler 6 6 82,5 127 4100 11.27,2 Neue Bestzeit dieser Klasse.<br />
2. G. Moser G. Moser A Freiburg Martini 6 88 120 4380 13.17,0<br />
3. R. Weber R. Weber A Bern Nash 6 79,37 101,6 3014 16.25,0<br />
1. W.Lüps J. Waeny E Bern Chrysler 6 6 79 120 3600 10.50,0 Beste Zeit-der Tourenwagen und Rekord geschlawen.<br />
2. O. Giger O. Giger E Zürich Martini 6 88 120 4380 11.01,6<br />
3. W. Stocker W. Stocker E • Zürich Lorräine 6 75 130 3430 11.13.8<br />
4. E. Probst E. Probst E Bern Mathis 6 86 117 4010 11.21,4<br />
5. Th. Willy Th. Willy E Luzern Ford 4 98 107 3120 11.42,6<br />
6. W. Steiger L. Monard E Neuchätel Martini 6 88 120 4380 11.58,6<br />
5000—8000 ccm Solo E. A.H. Schölten E.A.H.Schölten A Kgl. Ned. A.C. Studebaker 8 88 111 5503 11.14,0 Rekord etabliert<br />
Sportwagen:<br />
750—1100 ccm Solo E. Fankhauser Frau Betty A Bern Amilcar 4 60 95 1100 13.13,0<br />
1. A. Kirchhofer A. Kirchhofer E Seeland Salmson 4 62 90 1100 10.53,0<br />
2. — Freymond E — Rally 12.22,4<br />
1100—1500 ccm Solo E. Nyffeler E. Nyffeler A Genf Amilcar cp. 6 56 74 1100 11.20,0 Neue Bestzeit dieser Klasse.<br />
. Solo A. Scheibler A. Scheibler E Bern Fiat 4 65 110 1460 11.06,0<br />
1500—2000 ccm 1. J. Strittinatter J. Strittmatter E Zug Bugatti & 60 88 1992 9.40,6 Rekord geschlagen.<br />
2. M. Lohner M. Lohner E Zürich Bugatti 8 60 88 1992 9.53,4<br />
2000—3000 ccm Solo M. Favre M. Favre A Mt. NeuohÄt. Alfa Romeo 6 76 110 2995 10.52,0 Beste Sportwg.-Z. d. Amateure u. Bestzeit etabliert.<br />
1. W. Escher Dr. Karrer E Zürich Bugatti cp. 8 60 S8 1992 8.48,6 Beste Zeit der Sportwagen und Rekord geschlagen.<br />
2. J. Kessler J. Kessler E Zürich. Alfa Romeo 6 65 88 1750 9.30,8<br />
Rennwagen:<br />
750—1100 ccm Solo E. Rampinelli E. Rampinelli Schaffhausen Amilcar cp, 6 56 74 1100 9.44,4 Rekord geschlafen.<br />
1500—2000 ccm 1. H. Stuber H. Stuber Bern • Bugatti cp. 8 60 88 1992 8.25,0 Beste Zeit der Rennwagen, beste Zeit des Tages und<br />
neuer absoluter Streckenrekord.
tfc 57 — <strong>1929</strong><br />
'AUTOMOBIL-REVUE<br />
Strittmatter auf Bugatti, einer der Besten im Rennen der Sportwagen.<br />
Die Organisation hat wiederum vorzüglich geklappt.<br />
Sie liegt auch von allem Anfang her fast<br />
durchwegs in den nämlichen Händen. Freilich hat<br />
die Sicherheit, mit der die Kommission, dank ihrer<br />
reichen Erfahrung, die Sache jeweilen an die Hand<br />
nehmen kann und die fast mathematische Gewissneit<br />
des Erfolges zum Teil eine etwas einseitig*?<br />
Einstellung ergeben, die sich vereinzelt gegenüber<br />
der Presse äusserte. Die Veranstaltung wickelt sich<br />
auch deshalb mit einem erfreulich frischen Zug ab,<br />
weil durch die offizielle Beteiligung der MUitärpiloten<br />
ein soldatischer Schneid in die Sache hineingetragen<br />
wird, der von den im allgemeinen nicht<br />
minder dienstgewohnten Automobilisten sofort übernommen<br />
wird.<br />
Zur Preisverteilung im «Gotthard» Tersammelta<br />
sich eine fröhliche Gesellschaft, in der die Damenwelt<br />
und das grün« Tuch der Uniform in erfreulicher<br />
Proportion vertreten war. Herr Kantonsrat<br />
Gassmann, der bei jeder Gelegenheit mit der nämlichen<br />
Sicherheit das gesellschaftliche Szepter zu<br />
übernehmen weiss, begrüsste die Gäste und dankte<br />
vor allem den Mitgliedern der Avia für ihre Teilnahme.<br />
Er beneidet sie um den kontrollfreien<br />
Raum im Aether, nach dem wir erd- und konkordatgebundenen<br />
Automobilisten uns vergebens sehnen.<br />
Herr Major Rihner nimmt alsdann die Preisverteilung<br />
vor, die von regem Beifall und muntern<br />
Zwischenrufen begleitet wird. Das glänzende Einvernehmen<br />
zwischen Fliegern und Automobilführern<br />
findet seinen äusseren Ausdruck durch den von<br />
Herrn Major Rihner «kommandierten» «Ganzen»,<br />
den die Mitglieder der Avia ihren Kollegen vom<br />
A.G.S. darbringen, der unter der Leitung von Herrn<br />
Töndury von diesen prompt und herzlich erwidert<br />
wird.<br />
An die Preisverteilung anknüpfend, an welcher<br />
die ersten zehn Equipen mit Gaben bedacht wurden,<br />
möchten wir die Anregung machen, dass bei<br />
kommenden Veranstaltungen vielleicht auch für weitere<br />
Mannschaften, welche die Aufgabe innert einer<br />
gewissen Zeit noeji zu lösen im Stande sind, zur<br />
Aufmunterung und speziell auch zur Anerkennung<br />
für die Leistungen der jüngeren Garde unter den<br />
Piloten und Beobachtern, irgend ein Memento verabreicht<br />
wird. — Bei frohem Tanz und kameradschaftlicher<br />
Unterhaltung nahm die dritte Autavia<br />
ihren noch ausgiebig gefeierten Schluss. In Würnicht<br />
ans Steur gehören, ist jeder anständige Automobilist<br />
einverstanden.<br />
Ausserordentlich begrüssenswert ist die Schaffung<br />
eines Verkehrsamtes, nur sollte diese wichtige<br />
Institution nicht nur von Theoretikern, sondern vor<br />
allem von Praktikern besetzt werden. Im Namen<br />
aller Aceiston, überhaupt aller Schweizer Automobilisten,<br />
wünscht Herr Dufour, dass im Kanton<br />
Bern baldmöglichst Verhältnisse eintreten mögen,<br />
die dem Verkehr und der Industrie zum Gedeihen<br />
gereichen. Herr Dufour erhebt sein Glas auf das<br />
Wohl der Sektion Bern, der für alle ihre Anstrengungen<br />
wohlverdienter Dank gebührt.<br />
Die Preisverteilung unter der Leitung und nach<br />
kurzer Ansprache des Herrn Thommen nahm ebenfalls<br />
Tempo-Verlauf. Mit Dank und Freude nahmen<br />
dio Gekrönten des Tages die prächtigen Gaben<br />
aus anmutiger Damenhand entgegen.<br />
Bereits liegt das Gurnigelrennen hinter<br />
uns.. Es gehört der Vergangenheit an. Aber<br />
es bleibt in bestem Andenken'. Ohne Unglücksfall<br />
hat es sich abgewickelt. Mit dem<br />
Erfolg dürfen die Veranstalter, darf wohl auch<br />
der Herr Finanzminister Huber zufrieden<br />
sein. Seine restlose Hingabe, seine grosse<br />
Arbeit haben sich bezahlt gemacht. Viel<br />
Volk brachte trotz des zweifelhaften Wetters<br />
der sportlichen Veranstaltung grosses Interesse<br />
entgegen. Auch es ist auf seine Rechnung<br />
gekommen. Das Gurnigelrennen hat<br />
sich eingebürgert. Es darf auf wachsende<br />
Sympathie zählen. Die Strecke ist eine der<br />
längsten, kompliziertesten und interessantesten<br />
der Schweiz. Spannende Momente fehlen<br />
nicht. Und wenn die Organisation so tadellos<br />
funktioniert, wie dieses Jahr — Herrn<br />
Thommen sei bei dieser Gelegenheit für seine<br />
umsichtige, militärisch präzise Leitung ein<br />
spezielles Kränzchen gewunden — wer wollte<br />
da nicht auf dem Gurnigel sein, wenn die Motoren<br />
ihr Kraftlied singen und die Fahrer in<br />
grösster Selbstbeherrschung, technischer Gewandtheit<br />
nnd kalten Blutes den Berg bezwingen<br />
?<br />
Zum Schlüsse noch ein Dankeswort der<br />
Presse, die seit Wochen diesem sportlichen<br />
Anlass alles Interesse entgegenbrachte und<br />
ihren Teil am guten Gelingen beigesteuert<br />
hat.<br />
Ein schöner, spannender Tag, ein sportliches<br />
Ereignis erster Klasse liegt hinter uns,<br />
mit Stolz wird der A. C. S. Bern diesen Tag<br />
in seinen Annalen buchen. Und nun lebe das<br />
Gurnigelrennen 1931 ! K.<br />
Hier Funkstation Gurnigel<br />
Zieht man in Erwägung, dass zwischen Start<br />
und Ziel volle 9 km Strecke und 770 m Höhendifferenz<br />
liegen und dass die Gurnigelstrecke zur<br />
Hauptsache im Wald oder doch waldigem Terrain<br />
zur Höhe der Wasserscheide am Gantrist führt, so<br />
erkennt man. dass auch eine besondere Organisation<br />
für den raschen Meldedienst notwendig ist.<br />
Vor zwei Jahren benutzte man dazu das Telephon<br />
und den Gefechtsdraht. Das Legen des Gefechtsdrahtes<br />
erforderte ausser einer sorgfältigen und<br />
zeitraubenden Befestigung keinerlei besondere Mühe,<br />
dagegen ist zur Vorbereitung viel Zeit notwendig.<br />
Mag die Arbeit noch so minutiös ausgeführt sein,<br />
so wird erfahrungsgemäss die Leitung doch irgendwo<br />
herunterhängen und damit Anlass zu Störungen<br />
geben. Wenn man schliesslich noch alle übrigen<br />
Schwierigkeiten und Unvollkommenheiten mitein-<br />
(Phot. Karl Jost, Bern.)<br />
rechnet, so ist der Wunsch der Rennleitung nach<br />
einer vollkommeneren Meldeleitung begreiflich. Tatsächlich<br />
hat sich nun in der Verwendung von<br />
Funkstationen der Funkenpioniere eine neue Möglichkeit<br />
geboten. Es eei vorweggenommen: der<br />
Funkerdienst hat ausgezeichnet gearbeitet und ist<br />
für den Meldedienst bei einem Rennen die gegebene<br />
Meldeanlage, die rasch, sicher und zuverlässig arbeitet.<br />
Beim Telephon sind die Störungsmöglichkeiten<br />
viel grösser, weil eben eine 9 km lange Anlage<br />
nicht unter ständiger Kontrolle stehen kann, wie<br />
dies bei den Funkerstationen mit ihren Antennen<br />
und Apparaten der Fall ist.<br />
Die „Funkeranlage am Gurnigel besfland, wie<br />
wir in Nr. 54 angekündigt haben, aus vier Stationen,<br />
je eine am Start und am Ziel, eine bei der<br />
Waldkurvo und noch eine beim Hotel Gurnigel.<br />
Jede Station war zum Empfang und zum Senden<br />
eingerichtet und besass eine Hochantenne, einen<br />
Empfangs- und einen Sendeapparat, kurz, eine<br />
Radioanlage für kurze Strecken, wie sie im Buche<br />
steht.<br />
Telephonleitungen waren trotzdem notwendig,<br />
denn die Antennen werden, um einen guten Empfang<br />
zu sichern, an exponierten Stellen gebaut.<br />
Von diesen Stellen aus zu den eigentlichen Meldesammelpunkten<br />
oder Aufgabestellen baute man<br />
ganz kurze Leitungen, die aber doppeldrähtig und<br />
mit solidem Feldkabel erstellt werden konnten. Zudem<br />
war eine Linienkontrolle bei Störungen eine<br />
Angelegenheit von wenigen Minuten, denn beim<br />
Start wie beim Ziel hatten diese Telephonleitungen<br />
nicht einmal hundert Meter Länge, ein Moment,<br />
das für Störungsbehebungen sehr in Betracht fällt.<br />
Die Apparate wurden von Funkerpionieren der<br />
Sektion Bern des Eidg. Militärfunkerverbandes bedient,<br />
die unter dem Kommando von Herrn .Hauptmann<br />
Hagen standen. Obschon telephonische und<br />
telegra.phische Sendung möglich war, wurde nur<br />
die telegraphische Sendung benützt, da einerseits<br />
diese punkto Schnelligkeit den Bedürfnissen der<br />
Rennleitung in jeder Beziehung entsprechen<br />
konnte, da ja die Bedienungsmannschaft aus Berufstelegraphisten<br />
bestand, und da anderseits der<br />
Empfang der Morsezeichen deutlicher ist als der<br />
Empfang der gesprochenen Worte. Die telegraphischo<br />
Sendung erfordert auch keine Wiederholung<br />
der Meldung zur Bestätigung des richtigen<br />
Empfangs.<br />
Die Benützung der Funierverbindung erstreckte<br />
sich auf die Verteilung von Meldungen allgemein<br />
organisatorischer Natur an die verschiedenen Stationen,<br />
dann auf die Start- (auf Welle a) und<br />
Durchfahrtsmeldungen (auf Welle b), ferner für<br />
den Polizeidienst und endlich Meldungen für den<br />
Sanitätsdienst (beide auf Welle b).<br />
Der Empfang und das Senden wickelten sich<br />
ungefähr im ruhigen Schreibtempo für Kurrentschrift<br />
ab, ein flottes Tempo, wenn man bedenkt,<br />
dass ein Buchstabe aus 1—6 Morsezeichen bestehen<br />
kann.<br />
Die Funkeranlage besitzt ausser den technischen<br />
Vorteilen noch einen ganz allgemeinen Vorteil:<br />
Oefters wird bei Veranstaltungen das Telephon<br />
als Spucknapf der Schwatzhaftigkeit behandelt,<br />
was stets von Nachteil ist. Entweder ist das<br />
Rennen bis ins Detail vorbereitet, dann wird die<br />
Sache so ablaufen, wie wir es am Gurnigel sehen<br />
konnten, oder dann ist es ungenügend vorbereitet,<br />
dann wird auch ein Erguss organisatorischer<br />
«Nachläufer» und cBlindgänger» die Situation<br />
nicht mehr verbessern. Interessant ist nun, zu<br />
beobachten, dass die Radioanlage bedeutend mehr<br />
Zurückhaltung auferlegt, was wohl einerseits darin<br />
liegt, dass sie komplizierter ist als eine Telephonanlago,<br />
die jedermann zu verstehen glaubt, und<br />
dass anderseits die Uebertragung durch Radio mehr<br />
als die Telephonübertragung dazu zwingt, die Meldungen<br />
in knapper militärischer Form abzugeben,<br />
eine Sache, die offenbar nicht jedermann passt<br />
und nicht jedermann kann.<br />
Der Funkerdienst am Gurnigel hat eich, nach<br />
allgemeinen Gesichtspunkten betrachtet, durchaus<br />
Am vergangenen Samstag vereinigten sich Militärpiloten<br />
und Automobilisten erneut zu dem kombinierten<br />
Luft- und Landturnier, das seit seiner<br />
Einführung sich stets des nämlichen grossen Interesses<br />
erfreute. Die gemeinsam von der Sektion<br />
Zürich des A.C.S. und der Ortsgruppe Zürich der<br />
Avia organisierte Veranstaltung ist dio dritte ihres<br />
Zeichens und kam bei selten schönem Sommerwetter<br />
zum Austrag.<br />
Nachdem die letztjährige Aufgabe zufolge ihres<br />
allzu weit gezogenen Rayons nur von einer kleinen<br />
Equipenzahl gelöst zu werden vermochte, entschlossen<br />
sich die Organisatoren, den Kreis der Operationsbasis<br />
etwas enger zu ziehen. Es war von den<br />
Flugzeugen ein Raum von rund 30 auf 40 km, der<br />
südlich durch das rechte Ufer der Zürichsees, westlich<br />
durch die Linie Zürich—Rümlang-Tössmundunjj<br />
in den Rhein, den Fluss hinauf bis zur Einmündung<br />
der Thur, dann im Norden durch den<br />
Thurlauf bis Frauenfeld und endlich östlich durch<br />
die Linie Frauenfeld—Wil—Wattwil—Uznach begrenzt<br />
ist, abzusuchen. In diesem Rayon war<br />
irgendwo auf grüner Halde das weisse Kreuz des<br />
Kommandopostens ausgebreitet, das vom Piloten gemeinsam<br />
mit seinem Beobachter auf ihrem Erkundigungsflug<br />
zu erspähen war und wohin der jede<br />
Equipe vervollständigende Verbindungsmann mit<br />
Hilfe des zugeteilten Automobilisten die Meldung<br />
zu bringen hatte.<br />
Zwanzig, Equipen — das vorgesehene Maximum<br />
— hatten sich zu diesem interessanten Wettbewerb<br />
mit militärischem Einschlag angemeldet. Zu ihnen<br />
gesellte sich noch eine Mannschaft vom Flugsportclub<br />
Zürich, bestehend aus den Herren Fidler als<br />
Pilot und Tschudy als Beobachter, die hors concours<br />
beteiligt •waren und die Aufgabe übrigens<br />
ebenfalls lösten. Von den regulär gemeldeten Mannschaften<br />
erreichten 18 bis abends halb 6 Uhr, in<br />
•welchem Zeitpunkte der Kommandoposten aufgehoben<br />
wurde, das Ziel. Bei der Autavia spielen<br />
mancherlei Faktoren, wie Tüchtigkeit eines jeden<br />
in seinem ihm zugeteilten Ressort, sorgfältige Vorbereitung<br />
der Landungsplätze unter Berücksichtigung<br />
der Zufahrten für das Automobil, glückliche<br />
Kombination der Abmachungen zwischen Flugzeug<br />
und Autofahrer betreffend Treffpunkten. Landungen,<br />
Meldungsabwurf etc., mit, aber ob allem steht<br />
doch die Laune der neckischen Fortuna, welche die<br />
schönsten Voraussetzungen und Vorberatungen mit<br />
einem Zug über den Haufen wirft. Wie sehr bei<br />
diesem Glücksspiel die Treffer durcheinandergewürfelt<br />
werden, geht schon daraus hervor, dass bis<br />
jetzt noch nie eine Auto- oder Flugequipe den in<br />
einem Vorjahre erreichten ersten Rang beizubehalten<br />
vermochte und Sieger und Nichtplacierte in<br />
tollem Kunterbunt jedes Jahr wechseln. Das Erfreuliche<br />
aber ist, dass sich keiner dieses wechselvolle<br />
Schicksal verdriessen lässt und alle mit hoher<br />
Befriedigung und dem bestimmten Wunsche, das<br />
nächste Mal wieder dabei zu sein, die Veranstaltung<br />
quittieren.<br />
Darob seien aber keineswegs die flotten Leistungen<br />
zn Luft und Land vergessen, welche auch dieses<br />
Jahr der Autavia ihren besonderen Reiz verliehen.<br />
Kaum dass die auf 2 Uhr mittags angesagte<br />
•Befehlsausgäbc in Dübendorf beendet und der<br />
Start freigegeben worden war, vernahm man am<br />
Kommandoposten, der sich an einer Halde, Büchel<br />
genannt, bei Punkt 755. nordwestlich der Strasse<br />
Burg—Goldingen, eingenistet hatte, schon das her-<br />
Rampinelli auf Amilcar-Kompressor, ein Habitue unserer Bergrennen, fuhr eine prächtige Zeit.<br />
(Phot. Karl Jost, Bern.)<br />
bewährt. Die Funkerpioniere haben bewiesen, annahende Summen munterer Fiugzeugmotore.<br />
dass eine Funkeranlage für eine Veranstaltung vom Kurz nach halb 3 Uhr kreiste schon der erste Pilot<br />
Ausmass des Gurnigelrennens die gegebene Meldeanlage<br />
ist. Ohne Zweifel haben die Funker mehr und seinem Autofahrer Meldung zu machen. Iu<br />
über dem weissen Kreuz, um flugs abzuschwirren<br />
Interesse an dieser praktischen Uebung gezeigt als<br />
an irgend einer fiktiven Uebung mit erfundenen<br />
Meldungen.<br />
La.<br />
Autavia Zürich <strong>1929</strong>.<br />
der erstaunlich kurzen Zeit von 1 Stunde 8 Minuten,<br />
nachdem der Start freigegeben worden war,<br />
überbrachte schon der Verbindungsmann der Equipe<br />
Nr. 11 die Meldung. In Abständen, die nur nach<br />
Sekunden und knappen Minuten zählen, folgten sich<br />
alsdann gleich etwa vier oder fünf Automobilisten.<br />
An Zwischenfällen aller Art, welche die Resultate<br />
zu beeinflussen vermochten, hat es natürlich auch<br />
nicht gefehlt. Der eine Verbindungsmann liess ia<br />
der Hitze des Gefechts die Meldung im Auto liegen<br />
und musste auf dem halben Weg zum Kommandoposten<br />
wieder zurücklaufen. Andere wurden durch<br />
weitausladende Heufuder an der raschen Durchfahrt<br />
gehindert, wieder andere Verbindungsleute<br />
hatten den Vorzug, von der nördlichen Seite her<br />
auf den Posten zu bergwärts laufen zu können,<br />
währenddem die übrigen, die sich von der Südseite<br />
heranpirschten, sich fast.Lunge und Herz auspumpen<br />
müssten, um den verhältnismässig steilen Hang<br />
emporzuklettern, wobei kostbare Minuten verloren<br />
gingen. Start und Landung haben sich bei allen<br />
Flugzeugen flott' und störungsfrei vollzogen. Auch<br />
bei den konkurrierenden Automobilisten verlief alles<br />
glücklich. Einzig auf dem Kommandoposten erlitt<br />
leider Herr F Frey, der Präsident der automobilistischen<br />
Sportkommission, einen Knöchelbruch,<br />
der ihn an der Teilnahme an der Preisverteilung<br />
binderte.
dignnj* der vielen vielfach von einem Zufall abhängenden<br />
Unistände, welche den Erfolg der Equipen<br />
bedingen, führen wir nachstehend die Liste aller<br />
Bang<br />
1.<br />
2.<br />
3.<br />
4.<br />
5.<br />
6.<br />
7.<br />
8.<br />
9.<br />
10.<br />
11.<br />
12.<br />
13.<br />
14.<br />
15.<br />
16.<br />
17.<br />
18.<br />
Zeit<br />
1. 8,0<br />
1. 9,0<br />
1.11,0<br />
1.11,30<br />
1.12,30<br />
1.17,30<br />
1.23,0<br />
1.25,0<br />
1.26,0<br />
1.27,0<br />
1.37,0<br />
1.38,0<br />
2.0,0<br />
2.02,0<br />
2.08,0<br />
2.11,0<br />
2.21,30<br />
3.03,00<br />
Autavia Zürich.<br />
Pilot<br />
Hptm. Burkhard<br />
Hptm. Högger<br />
Lt. Troller<br />
Oblt. Comte<br />
Lt. Piet<br />
Oblt. Berger<br />
Lt. Frey<br />
Hptm. Bartsch<br />
Hptm. Furrer<br />
Oblt. Messmer<br />
Lt. Ott<br />
Oblt. Bernus<br />
Lt. Wegmann<br />
Lt. Meyer<br />
Oblt. Fretz<br />
Lt. Borioz<br />
Oblt. Bleuler<br />
Lt. Frensch<br />
Zweiminuten-Interview mit<br />
Stuber.<br />
— Wie sind Sie mit Ihrem Gurnigel zufrieden?<br />
— Unter den obwaltenden Umständen —<br />
sehr.<br />
— Was für Maximalgeschwindigkeiten haben<br />
Sie erreicht?<br />
-— Der Regen und der glitschige Zustand<br />
der Strecke waren natürlich ein böses Handicap.<br />
So habe ich zeitweise maximal 120 bis<br />
130 km erreicht. Nicht mehr. (Der Berichterstatter<br />
muss eine Atempause machen.)<br />
— Was halten Sie von der Strecke ?<br />
— Im untern Teil ganz gut, im obern Teil<br />
Ansicht der konkurrierenden Flugzeuge und Wagen.<br />
Beobachter<br />
Lt. Gressly<br />
Oblt. Gerber<br />
Lt. Bächli<br />
Lt. Echser<br />
Lt. Ulmann<br />
Oblt. Castan<br />
Oblt. Murbach<br />
Oblt. Bitterlin<br />
Lt. Bandli<br />
Lt. Engelhard<br />
Lt. Erb<br />
Lt. CoUet<br />
Lt. Ettinger<br />
Oblt. Jenny<br />
Lt. Debrit<br />
Lt. Isele<br />
Oblt. Bodmer<br />
Oblt. Biedermann<br />
Teilnehmer auf, welche innert vorgesehener Frist<br />
noch die Meldung am Kommandoposten abzugeben<br />
vermochten:<br />
Antoftthrer<br />
V. Meyer<br />
A. Töndury<br />
H. Fromm<br />
A. Veladini<br />
W. Stoffel<br />
E. de Trey<br />
G. Ruoff<br />
J. F. Bodmer<br />
R. Fretz<br />
J. Merz<br />
H. Weisbrod<br />
F. Reiber<br />
Dr. A. Büchi<br />
R. Brunschwig<br />
F. Steinfels<br />
J. Frey jun.<br />
E. Maag<br />
W. Jenny<br />
Verbindungsmann Wagen<br />
J. Duvoisin Talbot<br />
E. Primault Lancia<br />
E. Hurter Lancia<br />
C. Wipfli Packard<br />
A. Wiegner La Salle<br />
R. Doge Hisp.-Suiza<br />
Bruno er Chrysler<br />
H. Bodmer Hupmobile<br />
Dr. O. Hug Packard<br />
A. Gross Mercedes<br />
R. Bühler Willy? Kn.<br />
R. Schmid Jewctt<br />
J. Barbatti Essex<br />
M. Adler Oakland<br />
W. Mahler Chrysler<br />
H. Biieler<br />
A. Kramer<br />
J. Textor<br />
AUTOMOBIL-REVUE<br />
Auburn<br />
Chrysler<br />
Lancia<br />
(nach dem Hotel) sehr, sehr schwierig, klebrig<br />
und wellig.<br />
— Sind Sie mit dem Wagen zufrieden?<br />
— Der Gurnigel ist mein viertes Rennen<br />
mit dem neuen Bugatti. Ich habe ihn drei<br />
Tage vor dem Eigental von der Fabrik bezogen.<br />
Alle vier Rennen fuhr ich trotz der ungeheuren<br />
Zerreissprobe — allein im heutigen<br />
Rennen habe ich 60—70mal schalten müssen<br />
! — mit den gleichen Getrieben. Ich renne<br />
aus Sportbegeisterung und nicht für die Fabrik.<br />
Der Berichterstatter entfernt sich ehrfürchtig<br />
von dem über und über mit Kot bespritzten<br />
Helden des Tages.<br />
Das Oberloch-Rennen (Allgau) findet am<br />
8. September statt.<br />
Das Brünn-Sobieschitz-Rennen wurde dieses<br />
Jahr wieder vom Prager Bugattifahrer<br />
Bondy gewonnen. Er stellte auf der. 3,5 km<br />
langen Strecke einen neuen Rekord mit<br />
2'20,7" auf.<br />
Das Gabelbachrennen wird, nachdem dessen<br />
Abhaltung durch die in letzter Zeit in<br />
Deutschland gegen Strassenrennen erlassene<br />
Verfügung fraglich war, nunmehr am 11.<br />
August ausgefahren. Die Strecke soll besonders<br />
gut bewacht werden.<br />
Das KHometerrennen von Ostende gewann<br />
Charlier auf Bugatti mit dem Rekord-Stundenmittel<br />
von 187,5 km. Zweiter wurde Rouleau<br />
auf Amilcar mit einem Sturtdenmittel<br />
von 153,845 km. Zu erwähnen ist die Fahrt<br />
Delzaerts auf Bugatti mit 153,188 km. Bei<br />
den Sportwagen siegte Andre auf Bugatti mit<br />
160,714 km. Bei den Innenlenkern schoss<br />
Duwelz, ebenfalls auf Bugatti, mit 121,211<br />
km den Vogel ab.<br />
Grosser Preis der Nationen. Nach dem dritten<br />
Nennungsschluss für den vom Automobilclub<br />
von Deutschland am 14. Juli auf dem<br />
bekannten Nürburgring zum Austraig zu<br />
bringenden Grossen Preis der Nationen liegen<br />
44 Nennungen von insgesamt acht<br />
Nationen vor. Das Rennen, an dem 18<br />
deutsche, 8 italienische, 6 französische, 6<br />
tschechoslowakische, 2 belgische, 2 englische,<br />
1 estländischer und 1 schweizerischer Fahrer<br />
starten, wird also mit Recht seinen Namen<br />
«Grosser Preis der Nationen> tragen. Die<br />
vertretenen Marken sind: Alfa Romeo, Amilcar,<br />
B.N.C., Bugatti, D.K.W., Fiat, Hanomag,<br />
Imperia, Lombard, Maserati, Mercedes-Benz,<br />
Salmson, Talbot und «Z»-Wagen.<br />
Grand Prix de France. Letzten Sonntag<br />
wurde auf dem Circuit von La Sarthe der<br />
grosse Preis von Frankreich ausgefahren.<br />
Elf Konkurrenten nahmen den Start. Das<br />
Rennen gestaltete sich zu einem hitzigen<br />
Duell zwischen Williams und Boillot. In der<br />
ersten Runde nimmt der Peugeot von Boillot<br />
die Führung, hart gefolgt vom Bugatti des<br />
Engländers Williams. Die beiden Wagen<br />
distanzieren sich immer mehr vom übrigen<br />
Feld. Bourriat bleibt irgendwo auf der Strecke<br />
des 105,320 km messenden Circuit. Rovin<br />
muss mehrere Male nacheinander bei den<br />
Ständen halten. In der sechsten Runde liegt<br />
Williams an der Spitze, aber schon in der<br />
nächsten Runde entreisst ihm Boillot wieder<br />
die Führung. Aber Williams gibt nicht lokker<br />
: In der achten Runde arbeitet er sich<br />
wieder nach vorn, um sich bis zum Schlüsse<br />
nicht mehr um den ersten Platz bringen zu<br />
lassen. Der Endspurt des Rennens war äusserst<br />
spannend.<br />
Conelli auf Bugatti kam in gefährliche<br />
Nähe von Boillot Doch blieb die Situation»<br />
wie die Rangliste zeigt, unverändert. (Bourriat,<br />
der über 1 Stunde mit Reparaturen ver-i<br />
loren hatte, war beim Abbruch des Rennens<br />
wieder auf der Piste.) Nachstehend die Resultate<br />
:<br />
1. Williams auf Bugatti, 4 h 33" l 1 /* 1 * (Stunden-*<br />
mittel 133,29 km); 2. Boillot auf Peugeot, 4 h 34*<br />
20"; 3. Conelli auf Bugatti, 4 h 34' 28"; 4. Diva*<br />
auf Bugatti. 4 h 41' 27 s / 5 ".<br />
A. C. S.<br />
<strong>1929</strong> — N°57<br />
Die Nationale SportkommJssion ist für<br />
Mittwoch den 3. Juli zu einer Sitzung in den<br />
Lokalen des A.C.S. Bern einberufen<br />
A. C. S. SEKTION LIECHTENSTEIN. Her*<br />
Rupert Ritter, Vaduz, welcher seit Januar ds. X.<br />
das Amt des Sekretärs der Sektion versehen hat,<br />
hat dem Sektionsvorstand «einen Rücktritt als Sek-*<br />
retär und Vorstandsmitglied erklärt. Der Sektions-*<br />
vorstamd hat diese Erklärung zur Kenntnis genom-*<br />
men und für die laufende Amtsperiode <strong>1929</strong>—31'<br />
unter dem üblichen statutarischen Vorbehalt des<br />
Genehmigung durch die nächste GeneralversammJ<br />
lung Herrn Paul Schatz, In Vaduz, zum Vorstandsmitgliede<br />
kooptiert, unter gleichzeitiger Ernennung<br />
zum Sekretär der Sektion.<br />
Das Bureau des Sektionssekretariates befindet<br />
sich ab 1. Juli a. c in den Räumen der Bank ir»<br />
Liechtenstein A.-G., Vaduz, im Regierungsgebäuda*<br />
Parterre. Telephon Vaduz 27.<br />
A.C. S. SEKTION ZÜRICH. Dio letztjähriga<br />
Pickniokfahrt nach dem Nussbaumerseelein hatta<br />
bei den Mitg-liedern eine solch gute Aufnahme gefunden,<br />
dass die Sektion Zürich auch dieses Jähe<br />
einen solchen Anlass auf ihr Sommerprogramnü<br />
setzte, und zwar geht es diesmal an den Zürcher?<br />
Obersee, hinauf zum malerisch gelegenen Uferstrandl<br />
von Nuolen bei Lachen, wo sich kommenden Sonn-»<br />
tag, den 7. Juli, von 12 Uhr mittags an ein belebtes<br />
«Camping» abspielen wird. Der Sammelpunkt<br />
Nuolen kann von Lachen aus nach kurzer Fahrt<br />
erreicht werden, unter anfänglicher Benützung der<br />
Strasse Lachen—Uznach, von der dann eine Neben-»<br />
strasse nach Naolen links abzweigt.<br />
Das Vergnügungskomitee hat für eine Reihe interessanter<br />
und abwechslungsreicher Konkurrenzen;<br />
gesorgt, an denen sich die Clubmitglieder mit ihren;<br />
Angehörigen beteiligen können. So sind diverse<br />
Schiess-, Schwimm- und Ruderwettbewerbe vorge-*<br />
sehen, und auch ein Freiluft-Dancing soll angeblich}<br />
nicht fehlen. Zudem ist auch für diejenigen Teil-»<br />
nehmer, die sich nicht für das Picknick verproviantiert<br />
haben, für Speis und Trank gesorgt Treff-»<br />
punkt ist mittags 12 Uhr in Nuolen. Bei schlechte!!<br />
Witterung wird der Anlass auf Sonntag, den 14*<br />
Juli a. c. verschoben. (Auskunft Telephonzentral«<br />
Zürich Nr. 11.)<br />
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JJO 57 — <strong>1929</strong><br />
Triptykabgabe des A.C.S. an Mitglieder der<br />
U. M. S. Durch eine mit der U. M. S. getroffene<br />
Vereinbarung hat sich der A.C. S.. d. h. diejenigen<br />
Sektionen, die sich mit diesem Vorschlag einverstanden<br />
erklärt haben, dazu bereit verstanden,<br />
inskünftig an Mitglieder der U. M. S. resp. der dieser<br />
angeschlossenen Clubs, für Motorräder und<br />
Sidecars Triptyks abzugeben gegen Bezahlung einer<br />
Äusstellungsgebühr von Fr. 1.— zuzüglich die Versicherungsprämie<br />
von l,2°/„„ des sicherzustellenden<br />
Zollbetrages. Die Gesuche um Ausstellung des<br />
Triptyks müssen dem betreffenden Touristikbureau<br />
des A. G.S. wenigstens 24 Stunden vorher eingereicht<br />
yerden, ansonst eine besondere Express-<br />
Entschädigung von Fr. 4.— zu bezahlen ist. Die<br />
Abgabe von Grenzpassierscheinheften an die U. M.<br />
S.-Mitglieder ist nicht möglich, da solche nur für<br />
Automobile abgegeben werden dürfen.<br />
Zur Abgabe der Triptyks an U. M. S.-Mitgliedei<br />
unter den vorgenannten Bedingungen haben eich<br />
nachstehende Touristikbureaus der Sektionen des<br />
AjG. S. bereit erklärt: Aarau, Basel, Burgdorf,<br />
Genf, Neuenburg, DelsbeTg, St. Gallen. Innerthal,<br />
Biel, Solothurn, Lugano. Sitten, Lausanne und Zürich,<br />
s.<br />
¥. C. S.<br />
AUTO-SEKTION BERN DES T.C.S. Weitere<br />
Veranstaltungen für den Sommer <strong>1929</strong>:<br />
Im Juli (Datum wird später bestimmt) Besuch<br />
der Scintilla-Fabrik in Solothurn; Programm folgt<br />
später.<br />
Im August: Der auf ersten August auf dem<br />
Bundesplatz und auf der Bundesgasse vorgesehene<br />
Lampioncorso, dessen sich dann auch der Verkehrsverein<br />
und der A. G. S. angenommen haben,<br />
wird in Frage gestellt. Der A. C. S. hat sich wieder<br />
zurückgezogen und mit ihm auch der Verkehrsverein.<br />
Inzwischen ist kostbare Zeit verloren gegangen,<br />
und ob unser Club noch genügend Zeit zur<br />
Verfügung hat zur Durchführung des Corsos, ist<br />
eweifelhaft. Wer an dem Corso ein Interesse hat<br />
und wünscht, dass er für unsern Club nachträglich<br />
doch durchgeführt werde, ist gebeten, unverzüglich<br />
sich auf dem Clubsekretariat in Bern, Tel.<br />
Bw. 44.54 zu melden, damit der Vorstand so rasch<br />
wie möglich sich Rechenschaft geben kann, ob der<br />
Corso zustandekommt oder nicht.<br />
25. August: Touring-Club-Chilbi auf Lüdernalp<br />
(ist nicht zu verwechseln mit der LüdernalpchilM<br />
14 Tage vorher) bei Wasen im Emmental. Der<br />
ausgewählte Chilbiplatz beim Hotel Lüdernalp ist<br />
ideal, gleich wie letztes Jahr der Platz beim Grimmialphotel.<br />
Die Chilbi wird in gleicher Weise<br />
durchgeführt wie letztes Jahr, nur gibt es diesmal<br />
auch noch ausreichende Gelegenheit zum Tanzen<br />
auf den im Freien aufgeschlagenen Tanzbühnen<br />
auf der Alp. Zur Fahrsicherheit ist Einbahnsystem<br />
angeordnet. Abfahrende Autos nehmen<br />
Richtung Langnau und die am Morgen herauffahrenden<br />
Autos kommen von der Seite von Wasen<br />
her; Kreuzungen sind ausgeschlossen.<br />
Auf Lüdernalp ist nach freier Wahl Picknick<br />
oder Mittagessen im Hotel vorgesehen; die Picknickgelegenheiten<br />
sind ideal.<br />
1. September: Asylfahrt mit den Insassen des<br />
Greisenasyls Wabern und der Roschystiftung.<br />
September-Oktober: Fahrt in den Jura, voraussichtliche<br />
Route: Neuenburg, Vue des Alpes, les<br />
Brenets, Saut du Doubs.<br />
Aenderungen muss sich der Vorstand je nach<br />
den Umständen vorbehalten.<br />
Strassenhilfsbereitschaffsdienst: Zur allgemeinen<br />
Orientierung diene hier die Mitteilung, dass<br />
der Agent Nr. 2 des T. C. S. zwischen Lausanne<br />
und Murten zirkuliert. Sobald die Strecke Murten<br />
—Bern auch einigermassen fahrbar ist (hauptsächlich<br />
das Stück zwischen Büchsien und Gümmenen)<br />
wird die Zirkulation von Lausanne bis Bern ausgedehnt.<br />
Agent Nr. 3 zirkuliert von Bern bis Ölten<br />
und und steht unter der Kontrolle der Sektion<br />
Bern. Er zirkuliert von morgens 8 Uhr bis abends<br />
7 Uhr mit einer Stunde Unterbruch zur Mittagszeit.<br />
Unser<br />
Schlosserei und mechanischen Werkstätte Lack an<br />
der Postgasshalde 21, Bern..<br />
Bei verschiedenen Autopannen hat Herr Lack in<br />
den wenigen Ta?en schon wertvolle Hilfe bringpn<br />
können, und am Samstag, den 22. Juni, hat er bei<br />
einem schweren Autounfall bei Koppigen-Höchstetten<br />
die erste Hilfe gebracht. Er war drei Minuten<br />
nach dem Unfall zur Stelle, wo er zwei Schwerverletzte<br />
und einen Leichtverletzten antraf, besorgte<br />
dio vorläufigen Verbanne und holte den Arzt und<br />
den Polizisten, letzteren zur Tatbestandsaufnahme;<br />
er übernahm das Abschleppen des Wagens in eine<br />
Garage nach Kirchberg und schliesslich nahm er<br />
den Leichtverletzten mit sich nach Bern zu seinen<br />
Angehörigen. Im Einvernehmen mit der Polizei besorgte<br />
er bei strengen Verkehrszeiten auch Verkehrsdienst.<br />
Schon manchem Automobilisten hat er<br />
Auskunft gegeben, ist mit Benzin beigesprungen,<br />
hat junge, unerfahrene Fahrer auf schwere Fehler<br />
heim Fahren aufmerksam gemacht usw. Er scheint<br />
seiner Aufgabe vollauf gewachsen zu sein. Die Sektion<br />
wird sich auf ihn verlassen dürfen.<br />
Aus dem Bundesrat. Die der Schweiz<br />
zufallende Vertretung mit drei Delegierten<br />
im « Ständigen Internationalen Verbände der<br />
Strassenkongresse» wird wegen Hinschiedes<br />
zweier Mitglieder nunmehr wie folgt bestellt<br />
: H. A. von Steiger, eidg. Oberbauinspektor<br />
in Bern; H. A. Mean, Kantonsingenieur<br />
in Neuenburg und H. F. Steiner, Zivilingenieur<br />
in Bern.<br />
Das Automobil im Dienste der Fremdenlndustrie.<br />
In löblicher Weise führt die Gemeindeverwaltung<br />
von St. Moritz eine Statistik<br />
über die in den St. Moritzer Hotels mit Privatautos<br />
ankommenden Gäste. Im Jahre 1928<br />
sind nach dieser Statistik 7505 Gäste in 2334<br />
Privatautos angekommen und haben 38,400<br />
Logiernächte in St. Moritz zugebracht<br />
Im Kampf gegen den Schnee. Das sehr rührige<br />
Kursinspektorat der Oberpostdirektion<br />
hat einen Film erstellen lassen, der in prächtigen<br />
Bildern unsere Alpenposten im Winter<br />
vorführt Reizende Winterlandschaften,<br />
schmissige- Sportbilder tmd daneben Ansichten<br />
unserer (bequemen Automobil-Postwagen,<br />
glänzende- Aufnahmen über Schneeräumungsmaschinen<br />
vereinigen sich zu einem Film,<br />
der in einer Viertelstunde, besser als alle<br />
Worte es vermöchten, für unsere Schweizer-<br />
Automoibilpost zu werben vermag. Der Film,<br />
der fürs Ausland bestimmt ist, dürfte zu einem<br />
zügigen Propagandamittel werden. Den<br />
Bahnen rufen wir bei dieser Gelegenheit zu:<br />
Macht's der Post nach, dies ist viel besser<br />
und einträglicher als die ewigen, lächerlich<br />
werdenden Jeremiaden über die Automobilkonkurrenz,<br />
-t<br />
Gesellschaffswagen" Im Urherläridcherf. Der Urner<br />
Landrat hat beschlossen, dass Gesellschaftswagen,<br />
die über 23 Plätze, inkl. Führersitz aufweisen, das<br />
Urnerländchen nicht mehr bereisen dürfen. Mit<br />
Recht wird nun verschiedenenorts in der Presse<br />
darüber geklagt, dass man Wagen, die grösser sind,<br />
ruhig in den Kanton einfahren lasse, um sio dann<br />
mitten im Teilenland aufzuhalten und Bussen zu<br />
verhängen.<br />
Es wäre sicher nobler, wenn man schon in<br />
Sisikon, also am Eingang des Kantons, Warnungstafeln<br />
anbringen liesse, welche auf diesen Erlass<br />
hinweisen. Noch richtiger aber wäre es, man würde<br />
sich auch im Kanton Uri an den Bundesratsboschluss<br />
vom März <strong>1929</strong> halten, wonach bekanntlich<br />
der Verkehr von Wagen mit über 27 Plätzen auf<br />
Bergstrassen verboten wird. Das sollte, so meinen<br />
wir. auch für den Kanton Uri genügen 1 R,<br />
Ato« den Verbänden<br />
CHAUFFEUR-VEREIN<br />
ZÜRICH.<br />
Monatsversammlung. Mittwoch,<br />
den 3. Juli <strong>1929</strong>. abends 8Vt<br />
Uhr, im Vereinslokal «Weisses<br />
Kreuz», Stadelhofen. Haupttrakta-ndum:<br />
Schweizerischer Chauffeur-Club<br />
contra Chauffeur-Verein<br />
Zürich. Zur Besprechung<br />
dieser Angelegenheit ist das Erscheinen sämtlicher<br />
Kollegen unbedingt notwendig. Nach Schiusa der<br />
Versammlung gemütliche Unterhaltung durch unser<br />
neu gegründetes 7 Mann starkes Vereinsorcheeter.<br />
Pünktliches und zahlreiches Erscheinen erwartet<br />
Der Vorstand.<br />
Neue Mitglieder herzlich willkommen.<br />
LETZTE MELDUNGEN<br />
am 1. Juni 35,356 Motorräder gegenüber<br />
32,613 am 1. Mai. Das bedeutet eine Gesamtzunahme<br />
von 2743 Motorrädern. — Die Lastkraftwagen<br />
weisen nur eine verhältnismässig<br />
geringe Steigerung von 387 gegenüber 325 im<br />
Vormonat und 297 im Vorjahr auf. Es sind<br />
am 1. Juni in Berlin 15,657 Lastkraftwagen<br />
in Betrieb gewesen.<br />
Bei den Personenwagen ist die Zunahme<br />
im Verhältnis zum Vorjahre nur minimal. Es<br />
sind im Laufe des Mai 1225 neue Personenkraftfahrzeugbesitzer<br />
zu verzeichnen gewe-<br />
Agent heisst Hans Lack, von der<br />
sen gegenüber 1176 im Mai des Vorjahres,<br />
sowie 1209 (der Höchstzahl des Vorjahres)<br />
im April. Insgesamt beläuft sich der Bestand<br />
an Personenkraftwagen in der Reichshauptstadt<br />
am 1. Juni auf 42,469 Wa/gen, Hierbei<br />
sind die 875 Omnibusse und die 9082 Droschken<br />
mitgezählt.<br />
Eine unzuverlässige Einmannkontrolle<br />
scheint wieder in Frick (Aargau) ihr Unwesen<br />
zu treiben, wie wir einer Zuschrift aus<br />
dem Leserkreise entnehmen müssen. Der<br />
betreffende Polizist fühlt sich kompetent,<br />
ohne Stoppuhr Geschwindigkeiten zu ermitteln<br />
und seine, nach einem uns unbekannten<br />
Verfahren gemachten Feststellungen an die<br />
Strafbehörde weiterzuleiten. So zeigte er<br />
kürzlich wieder einen Automobilisten an, der<br />
besonders langsam fuhr, weil ihm ein Automobilkollege<br />
kurz vor der Ortschaft die Kontrolle<br />
gemeldet hatte, und dennoch protokollierte<br />
der Polizeiigewaltige 40—50 km !<br />
Nach all den bisherigen Beobachtungen, die<br />
in- und ausländische Instanzen betr. die Unzulänglichkeit<br />
von Einmannkontrollen und von<br />
blossen Geschwindigkeitsschätzungen gemacht<br />
haben, ist es direkt unbegreiflich, wie<br />
ein Bezirksamt heute noch auf derartige Polizeirapporte<br />
reagieren kann. Es fehlt hier<br />
ganz entschieden an dem guten Willen, auch<br />
den Automobilisten zu seinem Rechte kommen<br />
zu lassen, und es zeugt von einer merkwürdigen<br />
Einstellung, wenn man derartig unsorgfältige<br />
Erhebungen eines Polizisten als<br />
bare Münze und zum' vorneherein als bewiesen<br />
akzeptiert. In manchen Kantonen ist heute<br />
die Einmannkontrolle auch von den Gerichten<br />
als unzulässig erkannt worden und es<br />
ist zu erwarten, dass in dieser Beziehung der<br />
Kanton Aargau nicht hintennachhinkt und sich<br />
auf einen Standpunkt stellt, den Nachbargebiete<br />
schon längst abgefertigt haben, z.<br />
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ist von 89,130 am 1. Mai auf 93,482 am 1. Juni<br />
gestiegen. Das bedeutet eine Zunahme von<br />
4352 oder fast fünf Prozent Im April betrug<br />
die Zunahme nur 2536 Fahrzeuge. (Die<br />
grösste monatliche Zunahme, die bisher in<br />
der Reichshauptstadt zu verzeichnen war,<br />
betrug im Mai vorigen Jahres 3523 Fahrzeuge.)<br />
Das Motorrad weist auf den Mai eine<br />
Zunahme von mehr als 60 Prozent gegenüber<br />
dem April auf. An Grosskrafträdern wurden<br />
am 1. Mai 21,023, am 1. Juni 22,645 gezählt,<br />
also ein Monatsplus von 16221 An Kleinkrafträdern<br />
wurden. 11,590 und 12,711 gezählt, also.<br />
1121 mehr. Insgesamt betrug der Bestand<br />
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Kesselbergrennen. Das internationale Kesselbergrennen,<br />
das ursprünglich anfangs<br />
Juni hätte stattfinden sollen, gelangt nun<br />
am 21. Juli zum Austrag.<br />
Erster Nennungsschiuss Donnerstag, den<br />
11. Juli, 18 Uhr. Nachnennungsschluss (mit<br />
doppeltem Nenngeld) Samstag, 13. Juli, 18<br />
Uhr, bei der Sportabteilung des Bayerischen<br />
Automobil-Clubs (A. v. D.), München.<br />
Schauinslandrennen (4. August). Am diesjährigen<br />
Freiburger Bergrekord, der bekanntlich<br />
vom A. D. A. C. als internationale Bergprüfung<br />
abgehalten wird, wird dieses Jahr<br />
zum erste Male der «Deutsche Bergmeister<br />
für Wagen» ausgefahren. Neben den alljährlichen<br />
Preisen ist für den Deutschen Bergmeister<br />
für Wagen ein besonderer Preis von<br />
5000 Mark ausgesetzt worden.<br />
Gleichzeitig findet in diesem Jahre eine<br />
Sternfahrt mit Spitzenwertung und eine<br />
Sternfahrt ohne Spitzenwertung statt.<br />
Neue deutsche Autorennstrassen. In Frankfurt<br />
a. M. ist die Gründung einer Gesellschaft<br />
geplant, die eine Auto-Prüfungsbahn, ähnlich<br />
der Avus oder des Nürburgringes, errichten<br />
soll. Die Strasse wird bei einer Länge von<br />
7500 m auch für sportliche Veranstaltungen<br />
geeignet sein. Ein anderes, ähnliches Projekt<br />
wird zurzeit in Hessen von den Staatsbehörden<br />
ausgearbeitet. Angesichts des sich<br />
ständig entwickelnden und durch seine alljährlichen<br />
Rennen eine immer grössere Bedeutung<br />
erlangenden Motorsports im Vogelsberg,<br />
hat die hessische Regierung die Schaffung<br />
einer eigenen Auto- beziehungsweise<br />
Rennstrasse in Aussicht gestellt.<br />
Grosser Preis von Belgien. Am 6. und 7.<br />
Juli gelangt auf dem Circuit von Spa der traditionelle<br />
24-Stunden-Preis des belgischen<br />
Automobil-Clubs zum Austrag. Vierzehn<br />
Marken haben sich gemeldet, worunter zehn<br />
Equipen, nämlich Minerva, Bentley, Chrysler,<br />
Lancia, Bugatti, Alfa Romeo, Scap, Amilcar,<br />
B. N. C. und Rally. Als Sologänger starten<br />
Chenard, Lieorne, Auburn und Geonges-Irat.<br />
Nach den Siegen Alfa Romeos im 24-Stunden-Rennen<br />
von Brooklands und Bentley's<br />
im 24-Stunden-Rennen von Le Mans ist man<br />
auf den Ausgang der belgischen Dauerprüfung<br />
allgemein sehr gespannt. Die Alfa Ronieo-Equipe<br />
hat übrigens sensationelle Nennungen<br />
abgegeben: der erste Wagen ist mit<br />
Benoit-Marinoni besetzt, der zweite Wagen<br />
mit Minoia-Canavesi und der dritte Wagen<br />
mit Rigal-Zehender.<br />
Kann der<br />
Autoschnelligkeitsrekord<br />
noch erhöht werden?<br />
Englands Schnelligkeitsrekordmann Henry<br />
Segrave gab anlässlich seines Berliner<br />
Starts mit den beiden Rennbooten «Miss<br />
England» und «Miss Alarity», laut deutschen<br />
<strong>Zeitung</strong>en in interessanter Weise Auskunft<br />
darüber, weshalb er sich vom Automobilismus<br />
dem Motorbootsport zugewandt hat.<br />
Für den Rennwagen bietet sich nach Segraves<br />
Üeberzeugung nach Erreichung der<br />
riesigen Geschwindigkeiten von über 300<br />
Std.-km keine weitere technische Entwicklungsmöglichkeit<br />
ausser einer Steigerung<br />
der Motorstärke. Eine Verfeinerung der Maschinen,<br />
von der allein die Automobilfabrikation<br />
profitieren könnte, ist kaum mehr<br />
möglich, wie auch eine weitere Steigerung<br />
der Rekordgeschwindigkeiten lediglich auf<br />
das Fliegen herauskommt.<br />
Ein Weiterfahren auf dem Erdboden ist<br />
bei grösserer Geschwindigkeitssteigerung unmöglich,<br />
da der Auftrieb des Wagens zu<br />
gross wird. Trotz einer Schrägstellung sonst<br />
wagrechter Flächen bis zu 8 Grad leiden die<br />
Wagen noch unter starkem Auftrieb, und<br />
das Problem des Unterdirucks ist bei diesen<br />
hohen Geschwindigkeiten einfach nicht mehr<br />
zu lösen, womit eine sichere Steuerung der<br />
Autos zur Unmöglichkeit wird.<br />
Segrave ist deshalb zum Motorbootsport<br />
übergegangen, wo sich noch allerhand Möglichkeiten<br />
bieten. Ausserdem ist die Erreichung<br />
von Rekordzeiten auf dem Wasser<br />
von 150 Kilometer nicht mit so grosser Gefahr<br />
verbunden wie auf dem Lande.<br />
Bugatti erstellt einen neuen<br />
Rennwagentyp.<br />
Mehr als einmal wurden in der letzten Saison<br />
und in der laufenden dem Konstrukteur<br />
von Molsheim, Ettore Bugatti, die Siege bei<br />
bedeutenden Rennen schwer gemacht. Als<br />
Bugatti am Grossen Preis von Deutschland<br />
1928 nicht den ersten Platz zu belegen vermochte,<br />
verliess er die Piste mit den Worten:<br />
«A la prochaine!» Dass diese Worte in<br />
bitterem Ernst ausgestossen waren, bezweifelt<br />
wohl niemand. Was geschah nun seither?<br />
Ettore Bugatti nahm seinen besten Motor<br />
nnd überlegte, was er damit machen könne.<br />
Es war der Zweiliter, 60 mm Bohrung und<br />
88 mm Hub, den verkürzte er im Hub um<br />
4 mm, auf 84 mm, stellte zwei Motoren in<br />
der Längsrichtung nebeneinander und im<br />
Entwurf war der neue Motor fertig. Neu ist<br />
diese Idee, zwei Motoren miteinander zu<br />
kuppeln, ja nicht. Bugatti selbst hatte im<br />
Krieg bei Breguet einen sechzehnzylindrigen<br />
Flugmotor zusammen mit dem Amerikaner<br />
Duesenberg gebaut; Frank Lockharts «Black-<br />
Hawk-Speciah, der Rekordwagen, mit dem<br />
er in Daytona-Beach verunglückte; der Fiat-<br />
Rennwagen von 1927 — alle diese Motoren<br />
waren Doppel-Motoren gewesen. Neu aber<br />
sind eine Reihe konstruktiver Lösungen, die<br />
Bugatti an diesem Motor versucht hat.<br />
Zwei Achtzylinder liegen nebeneinander,<br />
zwei komplette Motoren, ihre Kurbelwellen<br />
sind am Schwungradende durch Stirnräder<br />
miteinander verbunden. Jeder Motor hat<br />
zwei Zylinderblöcke hintereinander, der Zylinderkopf<br />
ist aber für jeden Block gemeinsam.<br />
Drei Ventile pro Zylinder — je zwei<br />
für Einlass und eines für den Auspuff — werden<br />
von obenliegenden Nockenwellen über<br />
Schwinghebel gesteuert. Bis hieher sind keine<br />
bedeutenden Differenzen gegenüber den<br />
früheren Rennmodelten zu verzeichnen.<br />
Die Aufgabe für den Konstrukteur lag<br />
darin, den Motor, der immerhin 3,7 Liter Hubvolumen<br />
hat, so klein als möglich zu bauen,<br />
um ihn in ein Chassis zu hängen, dessen Abmessungen<br />
nicht grosser sind als die des<br />
bisherigen 2,3-Liter-Wagens. Man lagerte<br />
deshalb die Kurbelwellen nicht wie üblich im<br />
Kurbelgehäuse, sondern in geschmiedeten<br />
Stahlträgern, die durch Bolzen mit den Zylinderblöcken<br />
verbunden sind. Auf diese Art<br />
wurde die Breite des Motors auf etwa 42 cm<br />
beschränkt und man kann die Motorhaube in<br />
ihren bisherigen Abmessungen belassen. Das<br />
bedeutet praktisch, dass eine Vergrösserung<br />
des Luftwiderstandes durch den grösseren<br />
Motor nicht eintritt. Auch die Länge des<br />
Motors konnte durch diese (geistreiche Lösung<br />
erheblich verringert werden.<br />
Die Kurbelwelle ist neunfach gelagert. Das<br />
Mittellager ist wie die Pleuellager ein Gleitlager,<br />
die übrigen sind Rollenlager. Die<br />
Schmierung erfolgt über ein besonderes System<br />
mit drei Oelpumpen: eine Hocbdruckpumpe<br />
versorgt die Kurbelwellen- u. Pleuellager,<br />
eine Niederdruckpumpe führt der Nokkenwelle<br />
und den Nebenantrieben Oel zu,<br />
eine dritte Pumpe saugt aus dem Kurbelgehäuse<br />
die überschüssige Oelmenge ab.<br />
Der Motor hat zwei Kompressoren. Am<br />
Ende jedes Zylinderblocks ist ein Roots-Gebläse<br />
durch Zahnräder von der Kurbelwell©<br />
aus angetrieben. Zwischen den Zylinderblöcken<br />
beider Motoren liegen die Einlass-<br />
Gasleitungen, die Auspuffleitungen liegen an<br />
den \ussenseiten. Zwei Zenithvergaser, je<br />
einer au jedem Kompressor, arbeiten als<br />
reine Saugvergaser.<br />
Bei den Probeläufen hat, wie die «Münchener<br />
Telegrammzeitung» ausführt, der erste<br />
Motor auf dem Bremsstand 250 PS bei<br />
5000 bis 5200 Umdrehungen in der Minute<br />
geleistet. Da der vollständige Wagen nur<br />
1200 Kilogramm wiegt, und die äusseren Abmessungen<br />
kleinerer Typs erhalten werden<br />
konnten, rechnet man mit einer Höchstgeschwindigkeit<br />
von ungefähr 250 bis 260 Kilometern<br />
in der Stunde. In Le Mans und am<br />
Nürburg-Ring, wo dieser Typ voraussichtlich<br />
zum erstenmal starten wird, wird man ja<br />
diese Schnelligkeit nicht aussnützen können.<br />
Aber die gewaltige Kraftreserve des Motors<br />
und das ausserordentlich günstige Verhältnis<br />
zwischen Gewicht und Leistung werden<br />
diesen Wagen, vom richtigen Mann gefahren,<br />
zu einem unerbittlichen Gegner machen, lt.<br />
AKTUELLES<br />
Der Aufbau des Berliner Forschungsinstituts<br />
für den Fremdenverkehr. Der Aufbau<br />
des neuen, der Berliner Handelshochschule<br />
angegliederten Forschungsinstituts für den<br />
Fremdenverkehr ist jetzt soweit fortgeschritten,<br />
dass das Institut hofft, anfangs Juli den<br />
Studierenden der Berliner Hochschulen das<br />
errichtete Archiv und die Bibliothek zur Verfügung<br />
zu stellen, zu der die Stadt Düsseldorf<br />
die Fremdenverkehrsliteratur der Bibliothek<br />
ihrer ehemaligen Hochschule für Hotel-<br />
und Verkehrswesen beigesteuert hat. Im<br />
Wintersemester wird das Institut auch die<br />
Lehrtätigkeit aufnehmen. Für die Studierenden<br />
der Handels-Hochschule sind drei Vorlesungen<br />
von Professor Glücksmann, dem<br />
Leiter des Instituts, geplant; er wird 1. über<br />
den Fremdenverkehr, 2. die Sozialökonotnik<br />
der Gaststätte, und 3. über die Gaststättenbetriebslehre<br />
lesen. In den künftigen Semestern<br />
ist dann eine Spezialisierung dieser<br />
Themen sowie die Ergänzung durch Uebungen<br />
und Seminare (geplant.<br />
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Die neue baslerische Verkehrsordnunq ist von<br />
der Expertenkommission in 27 Sitzungen fertiggestellt<br />
worden. Der vom Polizeidepartement ausgearbeitete<br />
Entwurf einer Verordnung über den<br />
Strassenverkehr ist durchboraten worden und geht<br />
nun an den Regierungsrat.<br />
—ey.<br />
Für eine Reorganisation des Strassenunterhaltungsdfenstes<br />
richtet der Regterungsrat des Kantons<br />
Aargau an den Grossen Rat einen längsren<br />
Bericht, in welchem u. a. hervorgehoben wird, dass<br />
für den Unterhalt der Strassen mit neuzeitlichen<br />
Belägen technisch ausgebildete, ständige Aufseher<br />
anzustellen seien. Die Strassenwärter für Schotterstrassen<br />
sollen nebenamtlich angestellt werden und<br />
ihre Arbeitszeit soll hauptsächlich in den Herbst<br />
und Frühling fallen. Die neuzeitlichen Strassenbeläge<br />
hätten unter anderem den Vorteil, dass mit<br />
der Zeit auch das Strassenwärterpersonal reduziert<br />
werden kann.<br />
ry.<br />
An Gebühren für Fahrbewilligungen der Automobile,<br />
Motorräder und Fahrräder hat der Kanton<br />
Solothurn im Jahr 1928 Fr. 822,632 eingenommen.<br />
Für Automobile und Motorräder sind 971 neue<br />
Verkehrsbewilligungen und 2742 Erneuerungen erteilt<br />
worden. 13 Fahrern wurde, wegen Zuwiderhandlung<br />
gegen die Konkordatsbestimmungen, die<br />
Fahrbewilligung temporär oder dauernd entzogen.<br />
r.<br />
Ist es möglich ? Der Berner Stadtprasident<br />
Lindt hat sich in einem Vortrag dahin geäussert,<br />
dass man mit der Fertigstellung des<br />
neuen Bahnhofes in Bern auf das Jahr 1934,<br />
d. h, auf den Zeitpunkt der Eröffnung der internationalen<br />
Volkskunstausstellung, rechnen<br />
könne. Allerdings musste er gleichzeitig bekanntgeben,<br />
dass über das Trace für die Einführung<br />
der Linien in den Bahnhof noch kein<br />
Entscheid getroffen sei. Nach dem bisherigen<br />
Tempo der Berner Bahnhof-Angelegenheit<br />
darf man diese Versicherung füglich noch mit<br />
einem Fragezeichen versehen. mg.<br />
Baselland. Im Landrat von Baselland referierte<br />
Menz (Birsfelden) über den Bericht<br />
der Kommission, die eine Verordnung über<br />
den Motorfahrzeug- und Fahrradverkehr<br />
vorzubereiten hat. Durch die Entwicklung<br />
der Verkehrstechnik seien immer neue Ausführungsbestimmungen<br />
notwendig. Polizeidirektor<br />
Mosimann verspricht sich aus der<br />
Mitarbeit der Interessentenverbände nicht<br />
viel. (Dieser Polizeidirektor scheint die Vorgänge<br />
in Zürich und Bern nicht verfolgt zu<br />
haben, sonst wüsste er, dass gerade in diesen<br />
Städten, wo der Verkehr eine ganz andere<br />
Rolle spielt als in Baselland, die Polizei<br />
sich über die Mitarbeit der Interessentenverbände<br />
sehr befriedigend geäussert hat.) In<br />
der weitern Diskussion wurde auch der<br />
Schutz der übrigen Strassenbenützer verlangt,<br />
was speziell durch die Erstellung von<br />
Fussgänger- und Fahrradwegen erreicht werden<br />
könne.<br />
gr.<br />
Eine kleine Parallele. (Einges.) In Bern wird<br />
zurzeit der Prozess gegen die Gurtenbauern<br />
verhandelt, die einen Sekretär der englischen<br />
Gesandtschaft misshandelt haben. Die sonst<br />
langsame bernische Justiz hat in diesem Fall<br />
mit löblichem Eifer und verhältnismässig<br />
rasch gehandelt.<br />
Vor 214 Jahren passierte im Rickentunnel<br />
das bekannte grosse Unglück, bei dem eine<br />
Reihe von Eisenbahnern erstickten. Der<br />
Prozess schlummert heute noch, und es bedurfte<br />
eines erheblichen « Stupfes » im Nationalrat,<br />
um die Antwort zu erhalten, dass<br />
jetzt dann « etwas > gehen werde. Warum<br />
ist dieser Prozess, bei dem es sich um erstickte<br />
Schweizerbürger handelte, wohl weniger<br />
rasch zur Verhandlung gekommen als<br />
der wegen des Sekretärs der englischen Gesandtschaft<br />
?<br />
Und noch eine Frage: Wenn am Ricken<br />
ein Autounglück in diesem Umfange passiert<br />
wäre, würde der Prozess wohl auch heute<br />
noch schlummern ?<br />
Dunkel und verworren sind die Wege der<br />
Frau Justitia<br />
Bluff?<br />
AUTOMOBIL-REVUE<br />
Vor wenigen Tagen konnte man in allen<br />
<strong>Zeitung</strong>en der Schweiz von einem raffinierten<br />
Ueberfall lesen, den kürzlich zwei Automobilisten<br />
in Basel einer Frau gegenüber<br />
vollbracht hätten. Die ganze Korrespondenz<br />
entbehrte des Abenteuerlichen und Schauermärchenhaften<br />
nicht. Bis heute ist es nun<br />
still geblieben; man hat weder den Namen<br />
der zwei Gauner, noch denjenigen der Frau,<br />
noch etwas von der Autonummer erfahren<br />
können, so dass die ganze Geschichte stark<br />
nach Bluff zu riechen kommt, der einzig<br />
darauf hinausgeht, den Automofoilistnus zu<br />
misskreditieren.<br />
Wir erinnern uns an einen ähnlichen<br />
Artikel, der vor zwei Jahren in der «Neuen<br />
Glarner <strong>Zeitung</strong>» erschien und über einen<br />
Unfall schrieb, der sich im Kanton Solothurn<br />
zugetragen haben sollte. Nähere Erkundigungen<br />
führten zu nichts; nirgends wollte man<br />
von einem solchen Ereignis etwas wissen.<br />
Dürften wir im Interesse einer guten Sache<br />
unsere Kollegen an den Tageszeitungen bitten,<br />
mit solchen Schauermärehen-Nachriehten<br />
recht vorsichtig umzugehen, ihr© Her«<br />
kunft und ihren Zweck vielleicht näher zu<br />
prüfen. Bewahrheiten sich solche Nachrichten,<br />
so sollten sich die verantwortlichen Redaktoren<br />
zur Pflicht machen, derartige «Räuber»<br />
mit Namen der Oeffentlichkeit vorzustellen,<br />
um allen übrigen anständigen Automobilisten<br />
und Menschen gerecht zu werden,<br />
t.<br />
Hilft die Bahn nicht...dann<br />
hilft das Auto!<br />
Die schlechten Verkehrsverbindungen zwischen<br />
Biel und Neuenburg sind bekannt, und<br />
es sind namentlich die Bewohner der Ortschaffen<br />
am linken Bielerseeufer — Tüscherz-Alfermee,<br />
Twann, Ligerz und Neuenstadt<br />
— sowie des Tessenberges, welche seit<br />
langem alle Anstrengungen machen, um bessere<br />
Verkehrsmöglichkeiten zu erhalten. Alle<br />
in diesem Sinne an die S. B. B. gerichteten<br />
Gesuche hatten aber bisher keinen Erfolg,<br />
und da die Leute am See keine Gelegenheit<br />
haben, manchmal innert 2 bis 3 Stunden weder<br />
Richtung Biel noch Neuenburg zu fahren,<br />
und auch für Konzertbesucher keine Möglichkeit<br />
zur Heimreise besteht, haben die Seebutzen<br />
gefunden, dass man da am besten mit<br />
dem Automobilverkehr Remediir schaffen<br />
könnte.<br />
Und der rührige Verkehrsverein von<br />
Twann hat bereits diesbezüglich Schritte unternommen<br />
und auch der Verwaltungsrat der<br />
Drahtseilbahn Ligerz-Tessenberg hat die Betriebskommission<br />
beauftragt, mit Biel und<br />
den andern interessierten Gemeinden in Verbindung<br />
zu treten, um einen den Bedürfnissen<br />
entsprechenden Automobilverkehr einzurichten.<br />
Auch hier zeigt es sich erneut, dass, wo die<br />
Bundesbahnen die Bedürfnisse der Zeit nicht<br />
richtig zu deuten verstehen, eben das Automobil<br />
aushelfen muss! R.<br />
Frederic de Rabours t-<br />
In der Nacht vom 27./28. Juni ist Herr Nationalrat<br />
Frederic de Rabours von Todeshand<br />
erreicht worden. Eine Kämpfernatur hat damit<br />
ausgekämpft. Im Jahre 1879 geboren, trat<br />
er mit 37 Jahren 1917 in den Nationalrat ein.<br />
Hier finden wir ihn als eifrigen und entschlossenen<br />
Verfechter des schweizerischen<br />
Automobilismus. Mit zäher Energie bekämpfte<br />
er die damalige automobilfeindliche Einstellung<br />
des.Nationalrates. Er unterlag im Rate,<br />
aber, am 15. Mai 1927 gab ihm das Volk dennoch<br />
recht, indem es das damalig©- Automobilgesetz<br />
bachab schickte. Im Jahre 1928,<br />
vom Genfer Volke nicht mehr gewählt, war<br />
es ihm beschieden, anlässlich des Todes des<br />
Herrn Nationalrat Micheli neuerdings in den<br />
Nationalrat einzuziehen. Leider nur für kurze<br />
Zeit. Im Augenblick, da das schweizerische<br />
Parlament sich aufs neue mit dem Automobilgesetz<br />
zu befassen hat, werden ganz besonders<br />
die Automobilfahrer die Stimme des<br />
Herrn de Rabours schwer vermissen.<br />
Auch in der Frage der Benzinzollverteilung<br />
hätte er noch ein gewichtiges Wort mitzusprechen<br />
gehabt.<br />
Der A. C. S. verliert in Herrn de Rabours<br />
ein pflichteifriges Mitglied, das sich besonders<br />
auf dem Gebiete des Versicherungswesens<br />
grosse Verdienste erwarb. Wir entbieten<br />
der Trauerfami'lie unser herzliches<br />
Beileid.<br />
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Pressefest in Interlaken. Satastagabend, 6. Juli<br />
im Kursaal. Neben froher gesellschaftlicher Unterhaltung<br />
bietet das Fest mit dem einleitenden Konzert<br />
auch hohen künstlerischen Genuss. Helene<br />
Stooss, Sopran, Lausanne, singt Lieder von G,<br />
Faure und Debussy; Jean Ernest, Bariton, Bern,<br />
bringt die Ballade Arohibald Douglas CCecd Löwe),<br />
und «Die beiden Grenadiere» (Schumann) zum Vortrag,<br />
am Flügel begleitet von Redakteur Kurt Joss,<br />
Bern. Der bestbekaante Jodlerclub Interlaken und<br />
das Kursaalorchester ergänzen das Programm. In<br />
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Räumen des Kursaals wird man sich an einem<br />
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II. Blatt<br />
II. Blatt<br />
BERN, 2. Juli <strong>1929</strong><br />
Technische Rundschau<br />
Ueber Motorenbrennstoffe<br />
Nicht jeder flüssige Brennstoff, der mit<br />
Luft gemischt explodieren kann, ist an sich<br />
•für jeden Motor als Betriebsstoff verwendbar.<br />
Der Motor muss jeweilen dem Betriebsstoff<br />
in seiner konstruktiven Ausgestaltung<br />
angepasst werden. Nebstdem kommen aber<br />
auch zahlreiche andere Gesichtspunkte in<br />
Betracht, vor allem der Kaloriengehalt des<br />
Brennstoffes und das Verhalten der entstehenden<br />
Verbrennungsprodukte gegenüber<br />
dem Motor und dem Menschen. So wäre es<br />
undenkbar, Motoren mit dem leicht zugänglichen<br />
Schwefelkohlenstoff zu speisen, da das<br />
entstehende Verbrennungsprodukt, das<br />
Schwefeldioxyd, die Motorteile ernstlich beschädigen<br />
würde und zudem der menschlichen<br />
Gesundheit sehr schädlich ist.<br />
Für den Bau der Explosionsmotoren spielt<br />
besonders die Kompression eine sehr wichtige<br />
Rolle. Während Benzinluft höchstens<br />
einen Kompressionsdruck von 5 Atmosphären<br />
auszuhalten vermag, bis sie explodiert, steigt<br />
dieser bei Benzol, Naphtalin, Leuchtgas und<br />
anderen bis 13 Atmosphären. Teeröle setzen<br />
der Verbrennung grösseren Widerstand entgegen,<br />
weshalb sie meist durch leichter<br />
brennbar© Oele eingeleitet werden muss,<br />
was wiederum besondere konstruktive Anordnungen<br />
in den Motoren erheischt.<br />
blieb auf dem Papier, denn der gewöhnliche<br />
Spiritus mischt sich nicht mit dem Benzin;<br />
die homogene Beschaffenheit ist aber ein<br />
Haupterfordernis der Betriebsstoffe. Der<br />
Handelsspiritus enthält immer 5—10 Prozent<br />
Wasser und kann sich deshalb nicht homogen<br />
mit Benzin mischen. Ganz reiner, 100-<br />
prozentiger Spiritus würde sich allerdings<br />
eignen, seine Herstellung kommt aber zu<br />
teuer zu stehen. Der Spiritus wird durch<br />
seinen Wassergehalt ganz enorm im Brennwert<br />
herabgemindert, denn seine Verbrennungswärme<br />
hat nicht nur die Explosionsenergie<br />
zu liefern, sondern auch das Wasser<br />
zu verdampfen. Um 1 Pferdekraftstunde zu<br />
erzeugen, braucht man daher beinahe die<br />
doppelte Menge an 90prozentigem Spiritus<br />
wie an Benzin. Der Spiritus ist daher nicht<br />
ökonomisch. Es fehlt in der Patentliteratur<br />
nicht an Vorschlägen, den Spiritus durch<br />
Benzinzusatz und dergleichen zu verstärken,<br />
doch sind diese Vorschläge mehr oder weniger<br />
wertlos. Interessant ist immerhin ein<br />
Patent von Gerlach, der Spiritus mit Benzin<br />
mischbar macht durch einen Zusatz von<br />
zirka 8 Prozent Naphtensäuren. Die Naphtensäuren<br />
sind billige Abfallprodukte der Petroleumraffinerien.<br />
Eine Reihe an sich gut wirkender flüssiger<br />
Brennstoffe für Motoren, zum Beispiel Petroleum<br />
und ein mit Petroleum versetztes Handelsbenzin<br />
leiden, wie schon gesagt, unter<br />
Es haben sich noch eine Reihe anderer<br />
Substanzen als geeignet erwiesen, die aber<br />
zum Teil zu teuer zu stehen kommen dürften,<br />
so die hydrierten Phenole. Dieselben<br />
sollen bei der Verbrennung von Motorenbrennstoffen,<br />
wie Auto- oder Handelsbenzin,<br />
als chemische Bremsen wirken und das<br />
Klopfen der Motoren verhindern. Die hydreierten<br />
Phenole sind als recht gut wirksame<br />
motorische Brennstoffe anzusehen. Da aber<br />
10—30 Prozent hydrierte Phenole den<br />
Brennstoffen zuzusetzen sind, so dürften sie<br />
einstweilen noch zu teuer zu stehen kommen.<br />
Interessant ist eine der neuesten Errungenschaften,<br />
die Verwendung der sogenannten<br />
Karfeonyle zur Verbesserung der Brennstoffe,<br />
das sind Verbindungen von Metallen<br />
mit dem bekannten, sehr giftigen Kohlenoxydgas.<br />
Diese Körper sind zum Teil flüssig<br />
und lassen sich verhältnismässig leicht<br />
vergasen. Sie können, mit Luft gemischt,<br />
ebenfalls zur Explosion gebracht werden.<br />
Das Nickelkarbonyl spielt in der Technik bereits<br />
eine wichtige Rolle zur Herstellung<br />
reinen Nickels aus Nickelerzen. Es werden<br />
Eisenkohlenoxydveribindungen und solche<br />
andere Metalle vorgeschlagen; diese sollen<br />
dn Bruchteilen eines Prozentes den Motoribrennstoffen<br />
zugesetzt werden, deren Eigenschaften<br />
wesentlich verbessern und die<br />
Wirtschaftlichkeit erhöhen. Es ist allerdings<br />
zu bemerken, dass die Karbonyle feste Verbrennungsprodukte,<br />
Metalloxyde abscheiden,<br />
und es ist nicht ausgeschlossen, dass dieselben<br />
die Leitungen verstopfen. Man darf<br />
darauf gespannt sein, wie sich diese Verfahren<br />
in der Praxis auswirken werden.<br />
Verfahren wohl schon deshalb nicht in Betracht,<br />
weil der flüssige Wasserstoff etwa ein<br />
lOmal grösseres Volumen einnimmt als das<br />
Benzin und zudem in grossen, schweren<br />
Stahlflaschen verpackt werden muss. ,<br />
J.B.M. !<br />
Batteriepflege im Sommer. Ganz unvermerkt<br />
— die Redensart ist hier einmal sicher<br />
am Platz — sind wir in den Hochsommer<br />
hineingerutscht. Für den Fall, dass wir die-<br />
Wärme doch noch einmal zu spüren bekommen,<br />
sei hier auf einige, die Batterie betreffende<br />
Vorsichrsmassnahmen hingewiesen.<br />
Auch die Batterie wird durch die Wärm©<br />
durstiger. Sie verlangt, dass man ihren<br />
Säurespiegel mindestens einmal wöchentlich<br />
kontrolliert und eventuell ergänzt. Auf der<br />
richtigen Höhe steht die Säure, wenn sie<br />
die Platten um zirka einen Zentimeter überdeckt.<br />
Solange ein Minus an Säure nicht auf<br />
ein Herausrinnen oder Ueberkochen der<br />
Zelle zurückzuführen ist, sondern lediglich<br />
von der Verdunstung herrührt, ist jeweils<br />
nur destilliertes Wasser nachzufüllen. Aber<br />
destilliert muss es auch wirklich sein, noch<br />
so edles, kropfunschädliches Brunnenwasser<br />
genügt nicht! Sonst rächt sich die Batterie<br />
bestimmt durch Sulfation und alle die andern<br />
heimtückischen Krankheiten, die unweigerlich<br />
zu einem frühen Batterietod führen.<br />
Richtiggehendes destilliertes Wasser erhält<br />
man übrigens ganz billig in jeder Drogerie.<br />
Hat die Batterie eine Zeitlang « gekocht »,<br />
was im Sommer, wo wegen des geringeren<br />
Lichtgebrauches Ueberladungen häufiger<br />
sind als Ueberentladungen, hie und da eintritt,<br />
dann geht auch meist Säure durch<br />
Mit den Bemühungen der Konstrukteure,<br />
Motoren zu bauen, die möglichst viele<br />
Brennstoffe zur Verwendung zulassen, konkurrieren<br />
anderseits die Chemiker, die dienicht vertragen können. Bei ihrer Verwen-<br />
An einer Maschinenbauschule hat mansem Falle Schwefelsäure nachzufüllen, und<br />
dem Missstand, dass sie hohe Verdichtung<br />
Ueberfliessen verloren. Es ist dann in die-<br />
Brennstoffe durch geringe Zusätze so in dung im Motor ergeben sich Frühzündungen, kürzlich sehr interessante Versuche angestellt,<br />
billige Schweröle als Motorbrennstoffe angibt. Normalerweise beträgt die vorge-<br />
zwar von der Dichtigkeit, die der Fabrikant<br />
ihren Eigenschaften zu verändern suchen, die sich durch das sogenannte Klopfen des<br />
dass sie für die heutigen Motoren gut verwendbar<br />
werden. Das Ziel der Erfinder ist diesem Missstand zu begegnen, verschiedene einem Gemisch von Wasserstoff und Sauer-<br />
entsprechende spezifische Gewicht 1,24. Die<br />
Motors bemerkbar machen. Man hat, umzu verwenden, indem- man sie mit Knallgas, schriebene Dichte 28 Grad Baume und das<br />
hier vor allem, billigere Explosivstoffe für Mittel versucht. Von Amerika aus wurde toff, zur Entzündung brachte. Es sollen aus-Säuredichtserordentliche Kostenersparnisse und Lei-des Aerometers. Da die Säuredichte je nach<br />
in der Zelle prüft man mittelst<br />
den Antomobilbetrieb zu beschaffen. Die zuerst das Tetraäthylblei vorgeschlagen,<br />
Lösung dieser Probleme ist von grösster aber es musste wegen seiner grossen Giftigkeit<br />
aufgegeben werden. Auch zeigte sich, wäre dies Verfahren besonders für solche ist, jedoch nur bei .vollgeladener Batterie zustungssteigerungen<br />
erzielt worden sein, und dem Ladezustand der Batterie verschieden<br />
volkswirtschaftlicher Tragweite und ist auch<br />
schon auf rein gesetzgeberische Weise mit dass das bei der Verbrennung entstehende Länder interessant, die grosse Elektrizitätsquellen<br />
zur Verfügung haben. Der Nacht-<br />
die Batterie vor der Prüfung zum Kochen.<br />
verlässig bestimmt werden kann, bringe man<br />
Gewalt zu lösen versucht worden. So bat Bleioxyd korrosiv auf den Motor wirkte,<br />
die italienische Regierung im Jahre 1925 eine welcher Uebelstand durch Zusatz chlorhaltiger<br />
Substanzen zu verhindern., gesucht<br />
strom, für den immer noch nicht genügend<br />
Verordnung erlassen, nach der sämtlichem<br />
Damit die Batterie auf langen Tagesfahrten<br />
nicht dauernd- überladen wird, was auch<br />
Konsum vorhanden ist, könnte dann zur Herstellung<br />
des Knallgases verwendet werden.<br />
für Automobile verwendeten Benzin 15 Prozent<br />
Spiritus; beizufügen sei. Die Verordnung nicht aufgehoben.<br />
wurde. Die Giftigkeit wird aber dadurch<br />
ihrer Lebensdauer Abbruch tut, schalte man<br />
Für-Flugzeuge und Automobile kommt das von Zeit zu Zeit einen Stromverbraucher,<br />
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zum Beispiel die Scheinwerfer ein. Besonders<br />
wichtig ist diese Vorsichtsmassregel bei<br />
Wagen mit einer Dynamo vom sogenannten<br />
Dreibürstentyp, der die Batterie besonders<br />
leicht überladet. Noch besser aber ist es, die<br />
Ladestromstärke der Dynamo für die Sommermonate<br />
vermindern zu lassen. Der Fachmann<br />
macht das mit wenigen Handgriffen.<br />
m.<br />
Neues Einspritzverfahren bei kompressorlosen<br />
Dieselmotoren. Beim kompressorlosen<br />
Dieselmotor, der in der letzten Zeit für<br />
Schwerautomobile zu grosser Wichtigkeit<br />
gelangt ist, wird der Brennstoff bekanntlich<br />
durch hohen Druck in die vorher hoch komprimierte<br />
Luftladung des Zylinders hineingespritzt.<br />
Damit er sich beim Einspritzen<br />
durch die Düse genügend fein verteilt, ist ein<br />
hoher Pumpendruck — angewendet werden<br />
bis 600 Atmosphären — notwendig. Das kann<br />
bewirken, dass die Pumpe nicht mit der gewünschten<br />
Geräuschlosigkeit arbeitet. Andererseits<br />
bietet dieses Verfahren insofern<br />
einen gewissen Uebelstand, als bei niedriger<br />
Motortourenzahl auch der Einspritzdruck geringer<br />
und deshalb die Brennstoffverteilung<br />
schlechter wird.<br />
Ingenieur Archaonloff hat nun ein Verfahren<br />
angegeben, durch welches der Pumpenantrieb<br />
weitgehend entlastet und der Einspritzdruck<br />
auch bei verschiedenen Motortourenzahlen<br />
nahezu unveränderlich gemacht<br />
werden kann. Er baut zu diesem Zwecke zwischen<br />
Pumpe und Düse einen Druckverstärker<br />
ein, der aus einem zweistufigen Kolben<br />
besteht. Die Kolbenflächen dieses Doppelkolbens<br />
können sich z. B. wie 1 : 12 verhalten.<br />
Ein abgeschlossener Raum über der<br />
grossen Kolbenfläche steht mit dem Motorzylinder,<br />
ein anderer abgeschlossener Raum<br />
über der kleinen Fläche mit der Brennstoffpumpe<br />
in Verbindung.<br />
Vor Anfang des Kompressionstaktes im<br />
Motorzylinder wird durch die Pumpe Brennstoff<br />
in den Raum über der kleineren Kolbenfläche<br />
gepumpt, worauf sich an der Pumpe<br />
ein Rückschlagventil schliesst. Bei eintretender<br />
Kompression im Motorzylinder überträgt<br />
sich diese auf den grossflächigen Druckverstärker-Kolben,<br />
der dadurch aufwärts gepresst<br />
wird und durch seine gegenseitige<br />
kleine Kolbenfläche den Brennstoff mit 12<br />
mal höherem Druck in die Einspritzleitung<br />
schiebt. Eine federbelastete Nadel in der<br />
Düse lässt dabei den Druck auf beispielsweise<br />
25 Atmosphären ansteigen, bevor sie<br />
den Brennstoff durch die Düse treten lässt.<br />
Je nach der gewünschten Einspritzzeit kann<br />
aber durch andere Einstellung der Nadelfeder<br />
der Minimal-Einspritzdruck auch auf<br />
150 Atmosphären oder mehr gesteigert werden.<br />
Der Hauptvorteil der neuen Anordnung besteht<br />
darin, dass mit dem Einsetzen der Zündung<br />
im Zylinder der Einspritzdruck plötzlich<br />
sehr rasch ansteigt, gleichgültig, ob der<br />
Motor mit hoher oder niederer Tourenzahl<br />
läuft. m.<br />
Improvisierte Rohrschlüssel. Wenn man<br />
ein Rohr oder ein Rundeisen von grösserem<br />
Durchmesser drehen muss, ohne eine spezielle<br />
Rohrzange zu besitzen, kann man sich mit<br />
einem passenden Gabelschlüssel und einer<br />
Flachfeile behelfen. Die Maulweite des<br />
Schlüssels muss etwas grösser sein als der<br />
Durchmesser des Rohrs, so dass die Feile<br />
zwischen dem einen Kiefer des Schlüssels<br />
und dem Rohr noch eingeschoben werden<br />
kann. Wenn der Schlüssel zum Drehen des<br />
Rohres aufwärts bewegt werden muss, muss<br />
die Feile dabei auf dem unteren Kiefer liegen.<br />
Man erkennt dann bald selbst, wie man es<br />
einzurichten hat, dass sich der Schlüssel beim<br />
Anziehen von selbst mit dem Rohr verklemmt.<br />
Eine andere Variante dieses Verfahrens<br />
besteht darin, dass man einen Streifen<br />
Schmirgeltuch mit der Schmirgelseite<br />
nach innen um das Rohr wickelt und dann<br />
den Schlüssel ohne die Feile ansetzt. Schliesslich<br />
kann man ein Stück Lederriemen an einem<br />
Hartholzhebel festschrauben und das<br />
freie Ende des Riemens um das Rohr wikkeln<br />
und zuletzt unter das Ende des Hebels<br />
legen. Beim Anziehen des Hebels klemmt<br />
sich dann der Riemen von selbst fest.<br />
Versagen des Anlassers. Die überwiegende<br />
Mehrzahl der amerikanischen Wagen weist<br />
heute am Anlasser den Bendix-Antrieb auf,<br />
bei dem sich das Ritzel auf einem Gewinde<br />
verschiebt, bis es mit dem Schwungrad-<br />
Zahnkranz zum Eingriff kommt So zuverlässig<br />
dieser einfache Mechanismus im allgemeinen<br />
ist, kann er doch hie und da Anlass<br />
zu Störungen geben. Bekannt ist z. B:, da'ss,<br />
sich das Ritzel auf dem Zahnkranz verteilen<br />
kann. Um es wieder frei zu machen und den<br />
Motor überhaupt bewegen zu können, muss<br />
man dann den Wagen bei eingerücktem grossem<br />
Gang hin und her schieben. Schlimmstenfalls<br />
genügt es meist, wenn man den Anlasser<br />
auf seiner Auflage ein wenig lockert.<br />
Einem neuen Auftreten der Störung beugt<br />
man durch genaueren Einbau des Anlassers<br />
oder nötigenfalls bessere Schmierung oder<br />
Korrektur der Schraubenspindel vor.<br />
Manchmal verkeilt sich aber das Ritzel<br />
auch in seiner Ruhestellung am anderen Ende<br />
der Schraubenspindel. Der unter Strom gesetzte<br />
Anlasser läuft dann leer um und gibt<br />
ein surrendes Geräusch von sich. Als Ursachen<br />
für diese Verkeilung kommen eine Verbiegung<br />
der Schraubenspindel, Gratbildung<br />
auf derselben oder mangelhafte Schmierung<br />
und Reinigung der Schraubenspindel in Betracht.<br />
Die Abhilfe liegt auf der Hand und<br />
besteht in der Beseitigung dieser Mängel, at.<br />
Den Staubfilter periodisch entleeren!<br />
Staubfilter, wie sie jetzt an vielen modernen<br />
Wagen anzutreffen sind, bringen nicht nur<br />
technische Vorteile, sondern auch Pflichten<br />
für den Fahrer mit sich. Bei gewissen Filtertypen<br />
sammelt sich nämlich der ausgeschiedene<br />
Staub mit der Zeit an und wirkt<br />
verstopfend. Die Folge davon ist, dass der<br />
Motor immer weniger Luft erhält und seinen<br />
Unmut dadurch äussert, dass er plötzlich zum<br />
Benzinfresser wird.<br />
Staubfilter sind deshalb periodisch, und<br />
zwar nicht zu selten, zu entleeren. Das gilt<br />
besonders für den Sommer, wo sich auf einer<br />
einzigen Fahrt über staubige Landstrassen<br />
der Staub oft kubikzentimeterweise ablagert.<br />
at.<br />
Gelbes Schefnwerferlicht durchdringt Nebel<br />
besser und wird auch, abgesehen davon,<br />
von manchen Automobilisten als angenehmer<br />
empfunden. Um gelbes Licht zu erhalten,<br />
versieht man am besten die Innenseite der<br />
Scheinwerfergläser mit einem entsprechenden<br />
Anstrich. Ein brauchbarer gelb-rötlicher<br />
Lack entsteht, wenn man etwas Sudanrot in<br />
Amylacetat auflöst und so als Farbstoff wasserklarem<br />
Japanlack beimischt. Eine Färbung<br />
der Scheinwerfergläser erweist sich als<br />
viel dauerhafter als die Färbung der Lampen,<br />
weil auf den Lampen infolge der Hitze<br />
der Lack bald abspringt. at.<br />
Sichere Bremsen und vorschriftsmässige<br />
Beleuchtung sind Garantien für sicheres<br />
Fahren.<br />
C.Scäaefer<br />
Frage 7267. Karosse, ie mit Kunstlederbezug.<br />
Ich stehe vor dem Kauf eines geschlossenen Wagens<br />
und lege hauptsächlich Wert auf eine Karosserie,<br />
die schön, aber nicht empfindlich ist; ich<br />
finde, die gewöhnliche Lackierung sehe schön aus,<br />
aber man hat bei ihr sehr bald kleine Kratzer<br />
und ein Mattwerden zu befürchten. Es wurde mir<br />
nun ein Wagen mit Kunsüederüberzug angeraten.?<br />
Ist das zu empfehlen? Bewährt sich diese Karosserie<br />
besser, in oben erwähntem Sinn? Wie wird<br />
ein solcher Wagen gereinigt und unterhalten, wie<br />
wird ein eventueller Schaden hier repariert?<br />
F. R. in N.<br />
Antwort: Die Kunstlederkarosserie zeichnet<br />
8ich tatsächlich durch grosse Unempfindlichkeit<br />
aus. Sie kann auch, wie man Ihnen gesagt hat,<br />
einfach mit einem Schwamm abgewaschen werden,<br />
ohne dass Beschädigungen befürchtet werden müssen.<br />
Da das Kunstleder von Anfang an mehr oder<br />
weniger matt ist, behält es dieses Aussehen langa<br />
Zeit bei. Neben der gewöhnlichen Reinigung mit<br />
Wasser sollte aber von Zeit zu Zeit eine Reinigung<br />
mit den besonderen, dafür im Handel befindlichen<br />
Waschpräparaten vorgenommen werden,<br />
damit sich der Schmutz und Staub in den<br />
Poren und Rillen des Ueberzuges nicht festsetzt.<br />
Bei Defekten, z. B. Schürfungen oder Rissen, können<br />
die betreffenden Partien einfach ersetzt werden.<br />
Die Kosten sind dabei unter Umständen noch<br />
niedriger als die einer Lack-Ausbesserung bei einem<br />
beschädigten lackierten Wagen.<br />
Der einzige Grund, weshalb die Karosserie mit<br />
Kunstlederbezug nicht noch mehr Verbreitung gefunden<br />
hat, ist der, dass ihr matter Glanz dem<br />
Wagen eben von Anfang an. ein woniger «neues»<br />
Aussehen verleiht. Und die meisten Menschen sind,<br />
wenn sie etwas Neues kaufen, wie die Elstern, sie<br />
wollen etwas Funkelndes, Glänzendes haben.<br />
In der letzten Zeit macht zwar der Kunstlederkarosseric,<br />
was Unempfindlichkeit anbelangt, die<br />
mit Nitrocelluloselack behandelte Stahlkarosserie<br />
starke Konkurrenz. Auch hier braucht man Kratzer<br />
nicht zu befürchten. Nitrozelluloseanstriche sind<br />
jedoch vorläufig nur bei amerikanischen Wagen<br />
überwiegend.<br />
at.<br />
Frage 7268. Reparierte Kupplung funktioniert<br />
schlecht. Ich hatte an meinem Wagen einen Defekt<br />
an der Kupplung; sie wurde behoben, aber<br />
jetzt kann ich vom direkten in den 2. Gang nicht<br />
mehr schalten und muss ich jedesmal anhalten. Früher<br />
konnte ich lautlos schalten in jedem Gang.<br />
Könnten Sie mir vielleicht sagen, wo es fehlt? Man<br />
hat mir das Tric-Schalten gezeigt, und so geht's<br />
lautlos, aber ich möchte dennoch wissen, ob nicht<br />
ein Fehler bei der Kupplungs-Reparatur begangen<br />
worden ist. S. in St. G.<br />
Antwort: Da Sie nicht angeben, was an der<br />
Kupplung repariert worden ist, können wir Ihnen<br />
auch keine genauen Aufschlüsse über die Ursache<br />
der beschriebenen Sohaltschiwierigkeiten geben. Wir<br />
nehmen jedoch an, dass die Kupplung jetzt entweder<br />
mehr auskuppelt als früher oder dann umgekehrt<br />
zu wenig. Im ersten Fall müssten Sie sich<br />
einfach wieder an die neuen Verhältnisse gewöhnen,<br />
oder Sie könnten das, was Sie jetzt als Fehler<br />
betrachten, einfach durch weniger tiefes Durchtreten<br />
des Kupplungspedals korrigieren.<br />
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Kuppelt dagegen die Kupplung zu wenig aus,<br />
was z. B. im Anschluss an eine Erneuerung der<br />
Beläge häufig eine Zeitlang der Fall ist, so müssen<br />
Sie beim Herunterschalten in einen niedrigeren<br />
Gang den Motor auf diejenige Tourenzahl beschleunigen,<br />
die er nachher beim Fahren in diesem Gang<br />
annimmt. Das Schaltmanöver geht dann folgendermassen<br />
vor sich: Auskuppeln — Gang hinaus —<br />
etwas einkuppeln — den Motor auf höhere Tourenzahl<br />
beschleunigen — auskuppeln — neuen Gang<br />
zum Eingriff bringen — einkuppeln. Das Ganze<br />
muss natürlich ziemlich rasch gehen. Mit der Zeit<br />
erlernen Sie aber diese Art des Schaltens ohne<br />
weiteres. Sie wird Ihnen auch nachher noch zugute<br />
kommen, wenn die Kupplung schon lange wieder<br />
leichter läuft.<br />
Frage 7269. Verminderung des Raddurchmessers.<br />
Im Besitze eines altern, jedoch gut erhaltenen<br />
Wagens 8/20 möchte ich Sie anfragen, was Sie davon<br />
halten, wenn die bestehenden Räder von<br />
815X105 mm auf eine etwas kleinere Dimension,<br />
x. B. 29X500 oder 30X500 Ballondrahtreifen, abgeändert<br />
würden, um weniger schnell schalten zu<br />
müssen, einerseits, und um eine bessere Abfederung<br />
zu erhalten, anderseits. Der Motor wurde vor<br />
ca. 2 Jahren mit Leichtmetallkolben versehen und<br />
neu gelagert. Anfänglich waren, den Felgen nach<br />
zu schliessen, 810X90 mm-Reifen berechnet, und<br />
schliesse ich daraus, dass sich eine erhöhte Tourenzahl<br />
ohne Bedenken ertragen liesse. Ferner bitte<br />
um Auskunft, welche von obigen Reifengrössen vorteilhafter<br />
ist und ob Ballonreifen leichter oder<br />
schwerer laufen als Hochdruckreifen. Nach meiner<br />
Berechnung würde sich eine Verbesserung in zweifacher<br />
Hinsicht äussern, einmal der verkleinerte<br />
Radumfang und einmal in der erhöhten Tourenzahl.<br />
G. W. in H.<br />
Antwort: Durch die Verminderung des Raddurchmessers<br />
lassen sich tatsächlich das Beschleunigungsvermögen<br />
des Wagens und die Steigfähigkeit<br />
am Berg bedeutend verbessern. Da Ihr Motor<br />
nachträglich Leichtmetallkolben erhalten hat und<br />
deshalb auch mehr Touren machen wird als früher,<br />
braucht eine Verminderung des Raddurchmessers<br />
nicht unbedingt eine Verminderung der Maximalgeschwindigkeit<br />
zu bedeuten.<br />
Der Unterschied zwischen dem bisherigen 815-<br />
mm-Reifen und den vorgesehenen 29 Zoll- (725 mm)<br />
Reifen wird in der Wirkung ungefähr dem Unterschied<br />
der Motortourenzahl vor und nach dem Einbau<br />
der Leichtmetallkolben entsprechen. Bei gleicher<br />
Fahrgeschwindigkeit wird die Tourenzahl des<br />
Motors um rund 10 Prozent erhöht, was durchaus<br />
anlässig ist.<br />
Der Laufwiderstand von Ballonreifen ist nicht<br />
wesentlich grösser als der von Hochdruckreifen; bei<br />
schlechten Strassen kann er sogar geringer sein.<br />
Bedeutend besser ist natürlich unter allen Umständen<br />
die Abfederung. m.<br />
Frage 7270. Schwarzer Auspuffrauch. Vor 14<br />
Tagen machte ich mit meinem 6.75-PS-Citroen eine<br />
Tour, wobei eine Steigung von 10—12%, etwa 3%<br />
km lang, zu überwinden war. Dio Steigung nahm<br />
ich im zweiten Gang und hatte es nicht eilig. Der<br />
Wagen konnte nachher erkalten. Ich machte nachher<br />
noch eine kurze Steigung von etwa 10%, wobei<br />
der Motor zu pusten anfing, mit unregelmässigem<br />
Gang und schwarzem Auspuffrauch, und dies ist<br />
ihm bis heute geblieben. Die Kerzen wurden gereinigt,<br />
die Ventile eingeschliffen und neue Federn<br />
eingesetzt, das Oel abgelassen und mit frischem Oel<br />
auf den normalen Stand nachgefüllt. Wenn ich die<br />
Kerzen herausschraube und auf den Motor lege und<br />
die Kurbelwelle einige Zeit drehen lasse, so zünden<br />
die Kerzen ganz genau und ohne aussetzen, und<br />
doch behauptet mein Vertrauens-Fachmann, es seien<br />
Magnetstörungen. Zuerst meinte er. der Fehler sei<br />
an den Ventilen zu suchen. Ich machte auch einen<br />
Versuch mit einer kleineren Düse, aber ohne dass<br />
das Uebel verschwand. R. B. in B.<br />
Antwort: Wenn die Zündung sehr oft aussetzt,<br />
ist es allerdings möglich, dass sich am Auspuff<br />
schwarzer Rauch zeigt, denn auch hier findet<br />
eine Gasbereicherung statt, veruTsaoht durch das<br />
Zusammenkommen mehrerer unverbrannter Gasladungen.<br />
Handelt es eich aber wirklich um Zündungs-Aussetzer,<br />
so vermissen wir unter den von<br />
Ihnen beobachteten Erscheinungen die charakteristischen,<br />
zeitweise auftretenden Explosionen im<br />
Auspufftopf.<br />
Wir neigen deshalb eher zu der Ansicht, dass<br />
etwas mit dem Vergaser nicht stimmt. Möglicherweise<br />
verklemmt sich beim Bergauffahren, wenn der<br />
Wagen schräg steht, die .Schwimmernadel, so dass<br />
dann das Benzin an der Düse dauernd überläuft.<br />
Das würde auch erklären, weshalb der Ersa,tz der<br />
Düse durch eine solche von kleinerer Weite keine<br />
Wirkung hatte. Lassen Sie einmal den Vergaser<br />
nach dieser Richtung hin kontrollieren, insbesondere<br />
auch das Verhalten des Schwimmers bei verschiedenen<br />
Schräglagen des Wagens.<br />
at.<br />
Frage 7271. Benzinstand und Vergaser. Uebt<br />
das einen Einfluss auf die Vergasung aus, wenn<br />
der Vergaser ga
12 AUTOMOBIL-REVUE<br />
Sivassen<br />
Die neue Dorfsirasse in Thusis, an welcher kürzlich<br />
Korrektionsarbeiten vorgenommen wurden, befindet<br />
sich jetzt erfreulicherweise in sauberem Zustande:<br />
die Staubplage im Dorf ist verschwunden,<br />
und Automobile und Fuhrwerke fahren fast geräuschlos<br />
vorüber.<br />
—ey.<br />
Der Durchgang durch den Brückenkopf der Kettenbrücke<br />
in Aarau ist kürzlich neu gepflastert<br />
worden. Der Fährverkehr war während dieser Arbeiten<br />
gesperrt, jetzt ist die Brücke wieder fahrbar.<br />
Hingegen wird die Zufahrt über den Graben,<br />
Ziegolrain und die Flösserstrasse geleitet, da der<br />
Zollrain wegen Pflästerungsarbeiten gesperrt bleiben<br />
muss.<br />
ry.<br />
Der Bau der neuen Befonsirasse Langwiusen-<br />
Wagenhausen ist in erstem Teil bis zur Station<br />
Schlaft fertiggestellt worden und diese Strecke ist<br />
dem Verkehr geöffnet worden. Die zweite Etappe,<br />
die bei der Klosterlinde Diessenhofen beginnt und<br />
zur Station Sehlatt führt, dürfte eine Arbeitszeit<br />
von 8 Wochen beanspruchen. Dann wird die letzte<br />
Strecke, Diessenhofen-Wa^onhausen, in Angriff genommen<br />
werden, wobei die gefährliche Kurve in<br />
Rheinklingen durch südliche Umgehung in der<br />
Ortschaft wegfallen wird.<br />
Sehr korrektionsbediirftige Strasseri sind diejenigen<br />
von Basel über Benken und Ettingen-Bättwil-<br />
Flüh-Metzerlen-Kahlhöhe-bernisches Laufental sowie<br />
Basel-Ettingen-Hofstetten-Metzerlen, dann<br />
Liestal-Büren-Seewen-Grellingen und Dornach-Gem-<br />
Iicn-Hochwald-Seewen. Alle diese Strassen sind im<br />
wahrsten Sinne des Wortes Durchgangsstrassen,<br />
weil sie ausserordentlich stark benutzt werden, namentlich<br />
von der Grenzstadt Basel her.<br />
Wie hier mitgeteilt, wurde am 16. April dieses<br />
Jahres aus dem Bezirk Dorneck der solothurnischen<br />
Staatskanzlei ein Initiativbegehren auf Abänderung<br />
dos am 27. Dezember 1927 gefassten Beschlusses<br />
des Kantonsrates, betreffend den Ausbau der Durchjeangsstrassen,<br />
eingereicht, mit dem Verlangen, vom<br />
Kredit für die neue Passwangstrasse 4—5000 Fr.<br />
für die Korrektion der korrektionsbedürftigen<br />
Strassen im Bezirk Dorneck zur Verfügung zu stellen.<br />
Vom solothurnischen Kantonsrat ist dieses<br />
Begehren leider verworfen worden, und zwar, weil<br />
die vorgeschriebene Unterschriftenzahl von 2000<br />
nicht erreicht worden war und weil den Initianten<br />
auch andere formelle Verstösse unterlaufen waren.<br />
Diese Eingabe war aber materiell vollständig berechtigt,<br />
denn wir wissen aus eigener Erfahrung,<br />
dass der Zustand der meisten Strassen im Leimental<br />
und « auf dem Berg > ein recht mangelhafter ist.<br />
Die solothurnischen Strassen befinden sich, im Vergleiche<br />
zu denjenigen des benachbarten Baselbietes,<br />
in einem wirklich höchst unbefriedigenden Zustand!<br />
Wenn nun aber im solothurnischen Kantonsrat<br />
ein neugewähltes Mitglied sich über dieses vollauf<br />
berechtigte Volksbegehren lustig machte und den<br />
Initianten parteipolitische Spekulation unterschob,<br />
RO zeugt das von grösster Kurzsichtigkeit, und da<br />
ist es erfreulich zu vernehmen, dass sich der solothumische<br />
Regierungsrat auch weiterhin mit dieser<br />
Frage der korrektionsbedürftigen Strassen befassen<br />
wird.<br />
ry.<br />
Am Ausbau der Passwangstrasse wird festgehalten,<br />
und das von uns seinerzeit eingehend besprochene<br />
Projekt soll zur Ausführung gelangen, sobald<br />
die derzeit etwas verfahrene Situation sich abgeklärt<br />
haben wird. — R.<br />
Eine gefährliche Strassenkreuzung befindet eich<br />
in Cortaillod, wo sich am letzten Sonntagnachmittag<br />
ein Unfall ereignete, welcher leicht einen<br />
schlimmeren Ausgang hätte nehmen können. Ein<br />
Automobilist wurde in seinem Kleinauto von einsm<br />
Tramwagen in der Gegend, die man «Bas-de-<br />
Sachet» nennt, angefahren und beiseite gestossen.<br />
Die Tramwayschienen kreuzen hier, 40 Meter vor<br />
dem Bahnhof, die Strasse, welche von Klein-Cortaillod<br />
und der «Fabrik» nach Areuse führt. Ein<br />
Haus und eine Hecke nehmen vollständig die Uebersicht<br />
bis auf einen Meter vor den Schienen.<br />
Es gibt keine Barriere noch Merksignale und nur<br />
ein schlecht placierter und schwer leserlicher Anschlag,<br />
oder der Pfiff der Strassenbahn machen auf<br />
die gefährliche Stelle aufmerksam, wo alle 20 Minuten<br />
ein Tramway passiert.<br />
Was schon verschiedentlich vorkam, ereignete<br />
sich nun auch am Sonntag. Das Automobil wurde<br />
von einem viel zu schnell fahrenden, dazu noch von<br />
einem Fahraspiranten geführten Tramway gerammt.<br />
Glücklicherweise überschlug sich der Wagen nicht,<br />
wodurch der Fahrer gerettet wurde, immerhin beläuft<br />
sich der Materialschaden auf 1000 Franken.<br />
Die Strassenbahn scheint Pfiff-Signale gegeben zu<br />
haben, aber begreiflicherweise werden diese in einem<br />
geschlossenen Wagen, dessen Motor läuft, nicht gehört,<br />
und so ist es nicht verwunderlich, wenn sie<br />
auch vom betreffenden Automobilisten nicht gehört<br />
wurden. Derjenige Fahrer, welcher uns von diessm<br />
Unfall unterrichtet und die Verhältnisse genau<br />
kennt, hat selbst schon unter zwei Malen am nämlichen<br />
Ort mit seinem Motorrad sein Leben gefährdet.<br />
Die Gemeindebehörden von Cortaillod sind deswegen<br />
verschiedentlich bei der Tramway-Gesellschaft<br />
vorstellig geworden, aber die Vorstellungen<br />
haben bisher nichts ganützt und jedenfalls will<br />
man warten, bis sich ein noch viel schwererer Unglücksfall<br />
ereignet!<br />
Es wird nun angeregt, entweder den Bahnhof<br />
auf die andere Strassenseite, etwa 50 Meter weiter,<br />
zu versetzen, oder aber Barrieren zu errichten, welche<br />
allerdings auf dieser ausgezeichneten und stark<br />
frequentierten Asphaltstrasse hindernd sein müssten,<br />
während jedenfalls ein elektrischer Meldeapparat<br />
mit starken Glocken und Lichtsignalen in befriedigender<br />
Weise das Herannahen eines Tramways<br />
avisieren könnte.<br />
fry.<br />
(Eins.) Strassenbau im Kanton Tessin.<br />
Die Instandstellung unserer Hauptverkehrsadern<br />
ist gegenwärtig an der Tagesordnung.<br />
Ueberall sind gewaltige Arbeiten im Gange,<br />
denn heute ist die Tendenz, die Strassen von<br />
Grund auf zu verbessern, d. h. sowohl Tragwie<br />
Abnützungsschicht den heutigen Verkehrsanforderungen<br />
anzupassen. Noch vor wenigen<br />
Jahren begnügte man sich mit der gewöhnlichen<br />
Teerung der alten unebenen<br />
Schotterdecke, um wenigstens dem giftigen<br />
Staub, der Hauptplage der Strassenanwohner<br />
und -Benutzer, zu begegnen.<br />
In letzter Zeit aber hat der Automobilverkehr<br />
solche Dimensionen angenommen, dass<br />
durchgreifende Verbesserungen notwendig<br />
wurden. Fast in keinem Kanton hat man die<br />
Kosten der sogenannten permanenten Beläge<br />
gescheut, denn zum voraus war man sich<br />
bewusst — gestützt auf amerikanische, englische<br />
und eigene Erfahrungen — dass die<br />
Befestigung der Hauptverkehrsstrassen mit<br />
einem Mexphaltbelag effektiv doch die wirtschaftlichste<br />
Lösung sei. Man hat sich wirklich<br />
nicht getäuscht, denn die ältesten Beläge<br />
sind heute noch in einem tadellosen Zustand<br />
und geben nicht den Anschein, dass dieser<br />
sich so schnell ändern wird.<br />
Die Bitumendecke hat in kürzester Zeit eine<br />
Entwicklung durchgemacht, die keinem andern<br />
Belagstyp nachgerühmt werden kann.<br />
Dieses stetige Wachsen dauert fort, und eben<br />
gerade darin liegt der deutlichste Beweis,<br />
dass sich diese Befestigungsart auf der<br />
ganzen Erde, bei jedem Klima, bei jedeT Belastung<br />
voll und ganz bewährt.<br />
In unserem eigenen Lande, wo wir grosse<br />
Bodenschätze, d. h. sämtliche Steinmaterialien,<br />
die für diesen Belag nötig sind, besitzen,<br />
wird die von sämtlichen Kantonen<br />
eingeschlagene Richtung wohl nicht bald eine<br />
Wendung zu einem andern Typ nehmen.<br />
Wie wir uns sagen Hessen, besteht genannter<br />
Belag aus 90 % einheimischem Material<br />
und bloss aus 10 % Bitumen (Mexphalt),<br />
welches aus Mexiko kommt. Nebenbei sei<br />
noch erwähnt, dass sämtliche zur Zubereitung<br />
und zum Einbau des Materials erforderlichen<br />
Maschinen schweizerische Erzeugnisse<br />
sind.<br />
Ein weiterer Kanton, der bis jetzt für seine<br />
Strassen nur wenig Geld zur Verfügung hatte,<br />
hat sich, nachdem der Kredit für das Strassenbauprogramm<br />
durch den Kantonsrat bewilligt<br />
wurde, zur Bitumenstrassen gewendet;<br />
wir meinen damit unsern schönen, sonnigen<br />
Tessin. Dort sind gegenwärtig grosse Strassenbauarbeiten<br />
im Gange, die sicher jedem<br />
Automobilisten aufgefallen sind.<br />
Dank der Energie und Kraft des Herrn<br />
Regierungsrates Canevascini, Chef des kantonalen<br />
Baudepartements, der unermüdlichen<br />
Mitarbeit des Herrn Kantonsingenieurs Zoppi<br />
und dessen Adjunkten, Herrn Ingenieur Antonietti,<br />
ist es gelungen, die ersten wichtigen<br />
Arbeiten des gewaltigen Strassenbauprogramms<br />
bereits in Angriff zu nehmen. Mit<br />
der Ausführung dieser Strasseninstandstellungsarbeiten,<br />
die 24 000 Quadratmeter Strassenfläche<br />
umfassen, wurde die Strassenbaufirma<br />
Walo Bertschinger in Zürich betraut.<br />
Der Belag ist ein zweischichtiger Walzasphalt,<br />
ein sog. Bitusheetbelag, bei uns infolge<br />
Verwendung von Mexphaltbitumen allgemein<br />
Mexphaltbelag genannt.<br />
Eine andere wichtige Verkehrsstrasse soll<br />
nächster Tage vergeben werden, nämlich die<br />
Kantonsstrasse Lugano-Melide. Wer kennt<br />
sie nicht, diese Strasse, welche sich längs<br />
der buntgeschmückten Ufer des tiefblauen<br />
Luganersees hinzieht und sich bergwärts an.<br />
die tiefgrünen Wälder und teils an dunkelgraue<br />
und rötliche Felswände anschmiegt?<br />
Jeder, der Lugano gesehen, erinnert sich,<br />
sicher der dorthin unternommenen Spaziergänge<br />
und wird sich freuen, dass die früheren<br />
Uebel der Strasse, die den vollen Genuss<br />
der Naturschönheiten beeinträchtigten, nun<br />
endgültig beseitigt werden. Der Belagstyp<br />
verspricht es selbst, denn er besitzt alle Eigenschaften,<br />
die heute der moderne, anspruchsvolle<br />
Mensch von einer Strasse erfordert.<br />
Wir dürfen dem Baudepartement für das<br />
grosse, begonnene Werk gratulieren. Es liegt<br />
ja auf der Hand, dass, sobald das Bauprogramm<br />
durchgeführt sein wird, der Kanton<br />
nur an Bedeutung zunehmen muss, denn wo<br />
gute Strassen sind, da ist stets Verkehr.<br />
V^-I^lur*<br />
<strong>1929</strong> — N° 57<br />
Der regelmässige Postautokurs Beatenberg-Interlaken<br />
wird am 1. Juli aufgenommen werden. Die<br />
Betriebsleitung liegt in den Händen der Drahtseilbahn<br />
Thunersee-Beatenberg. r.<br />
Die Aufoyerkehrs-A.-G. Gunten-Sigriswil hielt<br />
letzter Tage im «Bären» in Sigriswil, unter dem<br />
Vorsitz von Grossrat Schiffmann, ihre Generalversammlung<br />
ab. Das Unternehmen entwickelt sich<br />
stetig. So wurden im letzten Jahr 13,108 Personen<br />
befördert, 1413 mehr als im Vorjahre. — Neu in<br />
den Verwaltungsrat gewählt wurden die Herren<br />
Schmid jun., in Sigriswil und Amstutz, in Merlinen.<br />
Dem Verwaltungsrat wurde die Kompetenz<br />
erteilt, um die Konzession eines Automobilkurses<br />
Hilterfingen-Oberhofen-Aeschlen, Krinde-Sigriswil<br />
nachzusuchen. T*<br />
Die Automobilverbindung Arbon-Neukirch-Ainriswil<br />
hat vom eidgenössischen Eisenbahndepartement<br />
die Konzession erhalten. Da der Lokalverkehr<br />
der Bundesbahnen zwischen Arbon und Romanshörn<br />
einerseits und zwischen Amriswil und Romanshorn<br />
andererseits sehr zu wünschen übriglässt,<br />
wäre es vielleicht recht vorteilhaft, dieses<br />
Automobilunternehmen zu einem Dreiecksverkehr<br />
Arbon-Romanshorn-Amriswil-Arbon auszubauen^<br />
Es ist klar, dass ein solches Begehren am Anfang<br />
auf Schwierigkeiten stossen müsste, aber ein solches<br />
Problem sollte von den betreffenden Behörden,<br />
welche für gute Verkehrsverhältnisse zu eorgen<br />
die Pflicht haben, doch gründlieh geprüft werden.<br />
—ey.<br />
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N° 27 — <strong>1929</strong><br />
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Die Reichsbahndirektion Stuttgart wird voraussichtlich<br />
am 1. Juli ein neues Fährschiff<br />
in den Verkehr zwischen Friedrichshafen<br />
und Romanshorn einstellen. Es handelt sich<br />
um das Motorschiff «Schüssen», das zurzeit<br />
seine Probefahrten macht. Das Schiff ist 54,4<br />
Meter lang und zehn Meter breit. Es wird<br />
ivon zwei Dieselmotoren von zusammen<br />
»480 PS getrieben. Der Trajektverkehr Fried-<br />
Tichshafen-Romanshorn, der bisher durch<br />
Personendampfer mit erledigt werden musste,<br />
«nährt durch das neue Schiff eine wesentliche<br />
Erleichterung. Es wird neben den Eisenbahnwagen<br />
auch Privatautomobile und eine<br />
geringe Anzahl Fahrgäste befördern, rdv.<br />
Eine Stimme für die «Untergrundbahn» in<br />
Basel. In der «Nationalzeitung» beklagt sich<br />
ein Einsender über die ausgestellten Projekte<br />
(für die Neugestaltung des Barfüsserplatzes,<br />
(welche zum Teil ganze Häuserfronten niederlegen<br />
wollen. Nach seiner Ansicht ist die vom<br />
Tunnelprojekt vorgesehene Lösung, besonders<br />
auch vom Standpunkt der Kleingewerbe-<br />
4reibenden und der tnittlern Ladeninhaber<br />
aus, die bei einer solchen gewaltsamen Umstellung<br />
und Niederlegung von Geschäftshäusern<br />
in die übelste Lage kommen würden,<br />
die einzig richtige. Als erste Folge der Vertreibung<br />
dieser Geschäftsinhaber ergäbe sich<br />
ein Emporschnellen der Ladenzinse und infolgedessen<br />
auch eine Verteuerung der Verkaufspreise<br />
vieler Detailgeschäfte.<br />
Der Einsender ist der Meinung, dass es<br />
durchaus nicht sicher sei, dass das neue<br />
Stadtbild, wie es in den modernen Läden<br />
vorgesehen ist, der Stadt zum Vorteil gereiche.<br />
Im Namen vieler Geschäftsinhaber<br />
Schliesst er mit dem Wunsche: Möge das Tunnelprojekt<br />
sich jeden Tag neue Freunde eriwerben<br />
und von einem starken Volkswillen<br />
getragen in absehbarer Zeit in Erscheinung<br />
treten.<br />
srr.<br />
Luzerner Verkehrsprobleme.<br />
Man hat sich in Luzein in letzter Zeit ziemlich<br />
äntensiv mit Ver&ehrsfragen befasst. Im Vordergrund<br />
steht die Neusestaltunff des Stadtbauplanes.<br />
In den «Luzerner Neuesten Nachrichten> macht<br />
nun Herr lag. A. B. einen Vorschlag zur Neugestaltung<br />
des Verkehrs auf dem Bahnhofplatz, ohne<br />
dass bauliche Umänderungen notwendig würden.<br />
Eine Verkehrsordnung, die automatisch Kollisionen<br />
der verkehrenden Fahrzeuge verhindert, ist die<br />
beste.<br />
Eine solche Regelung fehlt in Luzern am Bahnliofplatz<br />
völlig. Wenn man am Engpass Pilatus-<br />
Btrasse-ZentraLstrasse-Bahnhofplatz den Verkehr<br />
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geschieht,<br />
•unr luij<br />
«in<br />
zur Mittags- oder Abendzeit betrachtet, so erhält<br />
man den Eindruck, dass hier eine völlige Verkehrsanarchie<br />
herrscht. Der brave Verkehrspolizist, der<br />
sich in diesem Gedränge wie ein Kreisel herumdreht,<br />
mit den Armen winkt, abstoppt, signalisiert,<br />
ist sicher froh, wenn ihn die Ablösung von diesem<br />
Posten wegholt. Der Hauptverkehr an dieser<br />
Strasse geht stets von oder nach der Seebrücke,<br />
während ein kleiner Teil Richtung Bahnhof-Haupteingang<br />
oder Richtung Zentralstrasse sich bewegt.<br />
Der Verfasser macht nun den Vorschlag, diesen<br />
Verkehr rechtsgängig zu gestalten, wodurch mit<br />
einem Schlage dem jetzigen Durcheinander abgeholfen<br />
wäre.<br />
Jedes Fahrzeug, das von der Pilatusstrasse oder<br />
Zentralstrasse herkommt, müssle direkt auf der<br />
Tramlinie bleiben und am Bahnhof entlang über<br />
den vordem Teil des Bahnhofplatzes gegen die<br />
Seebrücke fahren (so, wie es in der nebenstehenden<br />
Skizze eingezeichnet ist). Ein Fahrer, der von der<br />
Seebrücke her kommt, hat den Platz zwischen der<br />
Verkehrsinsel der Tramhaltestelle und der Post<br />
zu durchfahren und dann in die Pilatusstrasse<br />
einzubiegen oder wenn er nach der Zentralstrasse<br />
fahren will, gerade aus zu fahren. Fahrzeuge, die<br />
von der Seebrücke oder von der Bahnhofstraase<br />
nach dem Bahnhof fahren wollen, müssen ebenfalls<br />
zwischen der Post und der Verkehrsinsel durchfahren<br />
und dann links an das Trottoir des Bahnhsdss<br />
heranfahren, so dass sie in dieselbe Fahrrichtung<br />
kommen, wie die von der Pilatusstrasse<br />
und der Zentralstrasse herkommenden Fahrzeuge.<br />
Durch diese Anordnung würde der ganze Verkehr<br />
automatisch geregelt und die vielen Kreuzungen,<br />
die heute bestehen, auf eine reduziert. Der Verkehrspolizist<br />
an der Ecke zwischen Bahnhof und Hotel<br />
Gotthard hat nur noch darauf zu achten, dass ein<br />
von der Seebrücke kommendes Fahrzeug, das nach<br />
der Zentralstrasse will, freien Durchgang hat und<br />
hat zu diesem Zwecke die von der Pilatusstrasse<br />
kommenden Fahrzeuge abzustoppen. Er braucht<br />
also nur noch eine Richtung zu beaufsichtigen.<br />
An Stelle der heute bestehenden fünf Kreuzungen<br />
ist durch diesen Vorschlag eine einzige getreten<br />
und der Durchgangsverkehr von der Pilatusstrasse<br />
nach der Seebrücke ist damit vollständig kollisionsfrei<br />
gestaltet.<br />
Auch für die Trampassagiere ergibt sich der<br />
Vorteil, dass jemand, der von der Schutzinsel zum<br />
Bahnhof oder zur Post gelangen will, nur noch<br />
nach einer Richtung seine Aufmerksamkeit zu<br />
lenken hat.<br />
Durch eine bessere Aufstellung der Taxameter<br />
und der Hotel-Omnibusse kann der Verkehr ebenfalls<br />
vereinfacht werden. Wenn in Zukunft, wie<br />
es auf dem Plan eingezeichnet ist, die Taxameter<br />
mehr auf der Innenseite des Bahnhofplatzes und<br />
die Hotel-Omnibusse auf der Ost-Seite des Haupteinganges<br />
aufgestellt werden,, da wo das Gepäck<br />
aufgegeben wird, so wird der ganze vordere Bahnhofplatz<br />
frei für den Verkehr. Die Uabersichtlichkeit<br />
nimmt bedeutend zu und die Anfahrt zum<br />
Bahnhofportal wird vollständig entlastet.<br />
Es scheint uns. dass diese Vorschläge klar und<br />
deutlich sind. Sie garantieren ohne kostspielige<br />
bauliche Veränderungen einen reibungslosen Verkehr,<br />
der auf alle Fälle gegenüber dem jetzigen<br />
Zustand eine Verbesserung bedeutet. Hoffentlich<br />
werden die zuständigen luzernischen Behörden diese<br />
Vorschläge nicht übersehen und wenigstens durch<br />
einen Versuch ihre Brauchbarkeit prüfen. Gr.<br />
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Zur Nachahmung empfohlen werden darf das<br />
verständnisvolle Vorgehen der Stadtpolizei in Ölten,<br />
die bei einer Widerhandlung gegen die Verkehrsvorschriften<br />
nicht einfach rücksichtslos Bussen verhängt,<br />
sondern mittels Zirkular den Fehlbaren auf<br />
sein Vergehen aufmerksam macht und von einer<br />
Strafanzeige für das erste Mal Umgang nimmt.<br />
Mit einem solchen höflichen Vorgehen erzielt man<br />
mehr als mit der leider vielerorts geübten Strafanzeigerei!<br />
iy-<br />
Unbewachte Bahnübergänge fordern immer wieder<br />
ihre Opfer! So geriet kürzlich beim unbewachten<br />
Bahnübergang unterhall) Samen ein Fuhrwerk<br />
unter den von Lungern herkommenden Personenzug,<br />
wobei das Pferd erfasst und sofort getötet<br />
wurde, während sich der junge Fuhrmann durch<br />
einen geschickten Sprung im letzten Augenblick<br />
retten konnte.<br />
Solche Unfälle, wie der obige, beweisen immer<br />
wieder eindringlich, wie wirklich nötig wirksame<br />
Massnahmen bei solchen -nicht nur den Motorfahrzeug-,<br />
sondern den allgemeinen Verkehr stark gefährdenden<br />
unbewachten Uebergängen sind! r.<br />
Ein verständnisvolles Polizeiami ist dasjenige<br />
von Winterthur, welches unter den Publikationen<br />
der Stadtverwaltung folgendes in der Presse bekanntgab:<br />
«Ein junger Velofahrer, mit einer Leiter<br />
auf der Achsel, das Velo mit allerlei Werkgeschirr<br />
behangen und dadurch unbehilflich gemacht,<br />
kam gestern Nachmittag auf der Spitalbrücke<br />
in eine recht gefährliche Situation. Die zu-<br />
Einwohnern 28 Prozent des Gesamtbestanfälligen<br />
Passanten erlebten einen Moment atemloser<br />
Beklemmung. Der junge Mann verdankt die<br />
Rettung seines Lebens einzig der Geistesgegenwart<br />
eines routinierten Lastwagenführers ...»<br />
Es ist begrüssenswert, wenn eine Polizeibehörde<br />
öffentlich gegen ein derartiges, den heutigen Strassenverkehr<br />
arg gefährdendes Velofahren Stellung<br />
nimmt und darauf hinweist, dass das nach den<br />
erlassenen Vorschriften strenge verboten ist.<br />
•—ie—.<br />
Gegen die lästige Staubplage kämpft löblicherweise,<br />
neben verschiedenen anderen Gemeinden im<br />
Berner Oberland, auch die Gemeinde Wilderswil,<br />
indem sie die Strassenanwohner durch Bespritzen<br />
der Strassen mit Sulfitlauge gegen den Staub<br />
schützt. Leider werden nicht alle Bewohner dieses<br />
Dorfes dieser Wohltat teilhaftig, und so wird von<br />
Bewohnern der Allmend darüber in der Presse geklagt,<br />
weil sie unter dem von den Fahrzeugen aufgewirbelten<br />
Staub, der in die Wohnungen eindringe,<br />
leiden. Ironisch meinen die Einsender, man dürfe<br />
nicht nur das Bespritzen dieses Stückes der Staatsstrasse<br />
vergessen, sondern füglich auch das Zustellen<br />
der Steuerzettel, und ähnlich wie im Teil<br />
wird geklagt und gefragt: «Die Steuern nehmet ihr<br />
— Den Staub, den schlucken wir, — Wann wird<br />
der Retter kommen diesem Lande?»<br />
Wäre die Strassenverkehrsinitiative angenommen<br />
worden, so hätte der Bund den Kantonen vermehrte<br />
Geldmittel zum Strassenbau und -unterhalt<br />
zur Verfügung stellen müssen, und so wäre auch<br />
jenes beanstandete Stück der Staatsstrasse leichter<br />
asphaltiert worden, womit der Staubplage am radikalsten<br />
begegnet worden wäre.<br />
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Clairenore Stinnes, die Tochter des berühmten<br />
Industriellen, befindet sich seit Mai 1927<br />
auf einer Weltreise im Automobil. Sie hat<br />
mit ihrem Begleiter, dem Schweden Carl<br />
Söderström, rund 46,000 Kilometer zurückgelegt.<br />
Die Fahrt ging .über Russland, Sibirien,<br />
Mongolei und China, von hier mit dem<br />
Schiff nach Kobe (Japan) und von Tokio nach<br />
Honolulu. Der schwerste Teil der Fahrt war<br />
die Ueberquerung der Anden. Die Strecke<br />
von La Pace bis Buenos Aires wurde in vierzehn<br />
Tagen zurückgelegt. In Nordamerika<br />
wurden 38 grössere Städte besucht. Nach<br />
dem Empfang beim Präsidenten Hoover in<br />
Washington schiffte sich Clairenore nach<br />
Europa ein. Von Le Hävre ging die Fahrt<br />
über Paris, Kaiserslautern nach Köln. mg.<br />
Automobilia aus U. S. A. Wie die I. N. S.<br />
mitteilt, ist man in Amerika nun glücklich so<br />
weit, dass jede Familie durchschnittlich ein<br />
Auto besitzt. Nach der Statistik kommt nämlich<br />
auf je fünf Amerikaner ein Automobil.<br />
Nur elf Prozent des gesamten Personenwagenbestandes<br />
befinden sich in Städten mit<br />
über 500,000 Einwohnern, während der Automobilbestand<br />
in Ortschaften mit unter 1000<br />
des ausmacht.<br />
Interessant ist auch, dass trotz der erhöhten<br />
Kaufkraft des Dollars nach der neuesten<br />
Statistik der nationalen Automobilhandelskammer<br />
im letzten Jahre rund 60 Prozent<br />
der Automobile auf Abzahlung gekauft wurden.<br />
Die amerikanische Automobilindustrie hat<br />
während des letzten Jahres 4,358,748 Wagen<br />
gebaut. Die Zahl der in der Autoindustrie<br />
beschäftigten Personen beträgt 4,341,000, d. h.<br />
noch nicht einmal einen Mann pro Wagen.<br />
Die Zahl der Unfälle ist im Verhältnis zur<br />
Zahl der Automobile seit 1917 ständig zurückgegangen.<br />
Während sich im Jahre 1928<br />
auf 100,000 Automobile 102 tödliche Unfälle<br />
ereigneten, waren es 1917 auf die gleiche<br />
Zahl Automobile noch 178 Todesfälle, mg.<br />
Utnbrail offen. Auf 1. Juli wurde der<br />
Postautomobilverkehr auch auf der Umbrailroute<br />
(Sta. Maria—Stilfserjoch) aufgenommen,<br />
womit nun der Postbetrieb auf allen Alpenpoststrassen<br />
eröffnet ist.<br />
Gefunden. In Spiez, am 23. Juni <strong>1929</strong>, vormittags,<br />
eine imprägnierte, innen blau gefütterte Automobilverdeckhülle,<br />
welche auf dem Landjägerposten<br />
Spiez gegen Ausweis erhoben werden kann.<br />
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16 AUTOMOBIL-REVUE <strong>1929</strong> — No 57<br />
Das Reisen wird zum Vergnügen<br />
wenn der erfahrene Automobil-Tourist den praktischsten<br />
und zuverlässigsten aller Führer bei sich hat, denn<br />
durch die Gefilde unseres Landes zu den klassischen Städten<br />
seiner Geschichte, in die weltberühmten Regionen seiner Hochtäler<br />
und Älpenpässe steigert ein solcher Reisebegleiter alles<br />
Geschaute und Empfundene zu Erlebnissen, die auch in der<br />
Erinnerung über das, was man an Fremdem sah, was man an<br />
Unbekanntem wissen wollte, noch nachwirken.<br />
Der Freuden schönste aber ist die Vorfreude, die Erwartung<br />
der kommenden Reisegenüsse, die beim Entwerfen des Reise-<br />
Programms entsteht* Ohne ein bestimmtes Programm tritt wohl<br />
niemand eine grössere Äutomobilreise an, man will sich jederzeit<br />
orientieren können, was links und rechts am Wege ist.<br />
Schon seit 25 Jahren besteht in der Schweiz in O. R. Wagners<br />
Führer für Äutomobilfahrer ein klassisches Reisehandbuch für<br />
Äutomobilfahrten, das in seinen Strecken- und Ortsbeschreibungen<br />
sowohl Anregung als Unterlage für die Fahrtzusammenstellung<br />
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Strassen- und Kilometerangabe, mit Panoramen, Stadtplänen<br />
und Nebenkarten zudem jede Orientierungsmöglichkeit<br />
während der Fahrt bietet.<br />
Ueber 74,000 Exemplare dieses Baedekers für Äutomobilfahrer<br />
wurden seit seinem Bestehen, seit mehr als einem Vierteljahrhundert<br />
im In- und Ausland abgesetzt. Die Jubiläumsausgabe,<br />
die unter dem Titel CH Touring erschien und deren Gültigkeit<br />
bis zur Fahrsaison 1930 festgesetzt war, wurde in rascher Folge<br />
ausverkauft, so dass wir vor kurzem einen Neudruck vornehmen<br />
mussten, dem alle druck- und verlagstechnischen Erfahrungen<br />
zugute kamen. Nach dem kalten Winter hat die<br />
Tourensaison etwas später als gewohnt, aber<br />
mit Wucht eingesetzt. Darum ist die<br />
Nachfrage nach CH Tourings plötzlich<br />
gross. Man beeile sich<br />
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Die kleinen Geschichten 20<br />
Bunte Chronik 21<br />
Kreuzworträtsel 21<br />
Tourismus 22<br />
-Sprechsaal 23<br />
Humor 24<br />
Der Eisschrank<br />
Von Gerbard Schake.<br />
Die Frau zum Manne :<br />
Also einen Eisschrank müssen wir unbedingt<br />
haben. Im Sommer ist es hier nicht<br />
mehr auszuhalten mit den Fliegen. Die kommen<br />
an die Wurst und an den Käse, du<br />
ekelst dich so leicht vor schlecht gewordenen<br />
Speisen und für mich ist es' auch kein<br />
Vergnügen, zu sehen, wie die Hitze und die<br />
Fliegen alles verderben. Auch der Staub ist<br />
nicht zu vergessen, dieser entsetzliche Staub<br />
hier draussen. Wir müssen den Eisschrank<br />
unbedingt haben. Er spart in einem Jahr das<br />
ein, was durch Hitze und Fliegen verdorben<br />
wird. Es ist dir ja auch nicht angenehm,<br />
zerflossene Butter und ausgelaufenen Käse<br />
zu essen. Oder gar saure Milch. Ein Eisschrank<br />
hat soviel Vorzüge. Ich brauche sie<br />
dir nicht auseinanderzusetzen.<br />
Der Mann liegt auf dem Sofa und liest die<br />
<strong>Zeitung</strong>: Nein.<br />
Die Frau: «Und dann ist ein Eisschrank<br />
auch nicht so teuer. Für 90 oder 100 Franken<br />
— hörst du auch zu?<br />
Der Mann liest die <strong>Zeitung</strong>: «Freilich.»<br />
Die Frau: «Neunzig oder hundert; man<br />
kann auch Teilzahlungen vereinbaren, das<br />
machen die Geschäfte heute alle. Und das<br />
Eis, das man wöchentlich braucht, ist nicht<br />
so schlimm. Im Winter macht nian's selber<br />
und im Sommer kauft man's von den Wagen,<br />
die herumfahren. Das sind alles Kleinigkeiten.<br />
Du bist also einverstanden?»<br />
Der Mann liest die <strong>Zeitung</strong>: «Ja.><br />
«Du gibst mir also das Geld?» ,<br />
«Geld? Wozu?»<br />
«Für den Eisschrank!><br />
«Eisschrank? Was für ein Eisschrank?><br />
«Aber jetzt sei so gut! Ich rede eine halbe<br />
Stunde lang von dem Eisschrank. Hast du<br />
denn nicht verstanden?»<br />
«Ja doch. Aber was hat das mit dem Eisschrank<br />
zu tun?»<br />
r E U I<br />
1, E<br />
Der Fall Cranmore<br />
Fortsetzung aus dem Hauptblatt.<br />
•«Den Namen kenne ich schon,» sagte<br />
Thornbury, aber ob's der ist, den Sie meinen<br />
. . .In einem der Abendblätter stand,<br />
dass ein Mr. Ramon de la Bandera, ein Passagier<br />
aiuf der «Gigantic», auf seinem Weg<br />
nach London einen Autounfall hatte . . .»<br />
«Wurde er verletzt?»<br />
«Nein, es war eine ganz geringfügige<br />
Sache . . .><br />
«Und wo stand das?»<br />
«Im Abend-Kurier. In der Spezialausgabe.»<br />
Boulot reichte ihm die <strong>Zeitung</strong> hin.<br />
«Da müssen Sie sich irren. Hier ist kein<br />
Wort. . .»<br />
Thornbury überflog das Blatt und schüttelte<br />
den Kopf.<br />
«Merkwürdig! Da steht's nicht, ich bin aber<br />
völlig sicher, dass ich's in der Spezialausgabe<br />
gelesen habe. Halten Sie einen Moment, da ist<br />
Hopkins vom Kurier ... ich werd' ihn fragen<br />
...»<br />
Strandbad „Lido"<br />
wurde am 29. Juni eröffnet<br />
Ihre Fahrt war ein Irrtum!<br />
Sobald Hühnerei galt als Mann von Erfolg. Er<br />
war nicht gerade geschätzt bei seinen Mitmenschen.<br />
Dafür aber hatte er einen Stein im Brett beim lieben<br />
Gott. Jedenfalls waren die Wege Hühnereis<br />
mit Gold gepflastert.<br />
Eines Abends fühlfe er sich stark behelligt durch<br />
die Angstschreie radikaler <strong>Zeitung</strong>sblätter, die von<br />
der geheimen Vorbereitung eines amerikanischen<br />
Gasüberfalls auf die Vereinigten Staaten von Europa<br />
hiobten. (Europa war bereits seit 1939 Einheitsstaat<br />
geworden. Nicht umsonst hatte Poincare<br />
dem sterbenden Hindenburg in die Hand versprechen<br />
müssen, sämtliche europäischen Grenzpfähle<br />
auszureissen.)<br />
Die politische Situation zwischen beiden Erdteilen<br />
war trotzdem gespannt. Der riesenhafte Alkoholschmuggel<br />
nach Amerika, an dem sich selbst die<br />
europäische Regierung in unverblümter Form beteiligte,<br />
bildete die Ursache dos Zwistes.<br />
Die Behüter der amerikanischen Volksseele beschlossen<br />
daher, Uebel und Uebeltätor auszurotten.<br />
Am ersten Mai 1948 wurde im Weissen Haus zu<br />
Washington ein schwarzer Plan ausgebrütet. Elftausend<br />
Elektro-Grossf lugzeuge mit elf tausend Tonnen<br />
X-Gas befrachtet, sollten startbereit gemacht<br />
werden, die Strafe über Europa zu bringen.<br />
Ehe wir nun zu Sebald Hühnerei zurückkehren,<br />
könnten zur allgemeinen Orientierung einige köstliche<br />
Eigenschafton des X-Gases erklärt werden.<br />
Es war von Mr. Wonderful erfunden worden, der<br />
sein Doktorat als Pädagoge und Chemiker in Hollywood<br />
erworben hatte. X-Gas wurde flüssig abgelassen,<br />
fiel irgendwo nieder und bildete dichte<br />
Dämpfe, gegen die der Londoner Nebel von der<br />
Durchsichtigkeit eines deutschen Diplomaten war.<br />
In diesem Gasnebel war es z. B. unmöglich, eine<br />
seit zwanzi? Jahren angetraute Frau auf die Entfernung<br />
von einem halben Zentimeter, wieder zu<br />
erkennen. Eine mit X-Gas beschickte Gegend war<br />
auf Wochen hinaus tödlich verpestet. Das Einatmen<br />
des Gases, gegen das weder ein Kraut noch eine<br />
Gasmaske gewachsen war, verursachte einen unstillbaren<br />
Durst, der so unbändig war, dass sici<br />
die Opfer entweder zu Tode tranken oder lautlöTs<br />
verdursteten wie Feuersalamander, die auf einem<br />
hoisson Balkon ausgesetzt worden.<br />
Im Hinblick auf die Alkoholversorgung Amerikas<br />
durch Europa entbehrte diese fein ausgesonnene<br />
Tötungsart nicht eines gewissen Humors. Es war<br />
unbestritten Mr. Wonderfuls Verdienst, der Menschheit<br />
die erste Todesstrafe mit humoristischem Beigeschmack<br />
beschert zu haben. Man machte ihm<br />
zwar den Vorwurf, dass die seit Ewigkeit bekannten<br />
Phosphorjaso ähnliche Wirkungen auf den<br />
menschlichen Organismus auszuüben vermöchten,'<br />
doch —•man kennt ja die Einwände der Erfinder<br />
von Todesstrafen.<br />
Nun aber zurück zu Sebald Hühnerei. Er war<br />
in furchtbarer Aufregung. Wie eine alte Jungfer,<br />
der ein Köter hinter den Rosenstock geraten ist.<br />
Seine gesamte Denkkraft war nur dem einen Problem<br />
verfallen: Sicherheit! Während er fortgesetzt<br />
auf die Amerikaner fluchte, die den von ihnen ausgepowerten<br />
Bienenstock Europa wie echte Spitzbuben<br />
nun auch noch anzuzünden beabsichtigten,<br />
konstruierte Sebald Hühnerei seine Luft-Arche, in<br />
welcher er die Sintflut der amerikanischen Prohibitions-Götter<br />
glücklich zu überstehen hoffte.<br />
Wie diese Luftarche aussah? Einfach. Höchst<br />
einfach. Eine stich- und feuersichere Ballonhülle<br />
von nur 333 ecm Fassungsvermögen wurde vollgepumpt<br />
mit einem Stoff, der 700mal leichter war als<br />
Er winkte einem jungen Mann heran und erklärte<br />
ihm die Sache in wenigen Worten.<br />
«Es muss drinstehen,» sagte Hopkins, aber<br />
dann schien ihm etwas einzufallen. «Ich erinnere<br />
mich jetzt: die Nachricht kam gerade,<br />
wie wir die Hälfte der Ausgabe schon draussen<br />
hatten. So erschien sie nur im Rest . . .<br />
Uebrigens brauchen Sie sich wegen Ihres<br />
Freundes nicht zu beunruhigen. Wir fragten<br />
gestern Abend in seinem Hotel an ...»<br />
«Wo wohnt er?»<br />
«Im Ninivehotel ...»<br />
Der Franzose sprang schnell auf. March<br />
begleitete ihn zur Tür.<br />
«Wenn's was Neues in der Cranmoresache<br />
gibt,» bat er, «wollen Sie mich's dann wissen<br />
lassen? Schliesslich bin ich doch ein Reporter,<br />
Sie verstehen?»<br />
Boulot lächelte freundlich.<br />
«Für einen Journalisten sind Sie ein Muster<br />
von Diskretion, sagte er. «Heut müssen<br />
Sie noch mit mir. Geduld haben, aber ich<br />
werde Sie nicht vergessen. Morgen oder<br />
übermorgen sollen Sie von mir hören. Bis dahin<br />
. . . .Verschwiegenheit!»<br />
Die Nacht war heiss und drückend, und ein<br />
Gewitter lag in der Luft. Boulot war noch<br />
Skizze von Hans Spindel.<br />
unser Leuchtgas.<br />
Dieser Stoff,. Facilid genannt,<br />
wurde ebenfalls auf lächerlich simple Art hergestellt.<br />
Nämlich mit dem kleinen Apparat Crique-<br />
Craque, vom hundertjährigen Edison erfunden. Ein<br />
Kind konnte diesen Apparat bedienen. Er zertrümmerte<br />
Atome und verwandelte deren Energien in<br />
neue Elemente. Aus dem Flügel eines Kohlweisslings<br />
konnte man rund eine Million elektrischer<br />
Kilowattstunden erzeugen. Stärke, Zucker, Fett,<br />
Gold, Wasser, Kohle, Eiweiss, Vitamine A, B, C, —<br />
alles konnte man mit diesem Teufelsapparat herstellen.<br />
Ebensoleicht auch Giftgas, Benzin, Weihrauch<br />
und Dynamit. Eine Art Kochbuch vermittelte<br />
die notwendigen Kombinationen der Urelemente.<br />
Nicht genug, dass Crique-Craque alle diese aufgezählten<br />
Wundertaten vollbrachte, er war auch als<br />
Antriebsrakete verwendbar, stiess den Ballon mit<br />
grosser Vehemenz in die Höhe, auf die Seite, hinunter.<br />
In hohen Luftbezirken lieferte er den Lungen<br />
allerbesten Sauerstoff und dem ermüdenden<br />
Gehirn jenes sublime Etwas, das wir im gewöhnlichen-<br />
Leben mit Godankenkraft bezeichnen.<br />
Wie man sieht, die Leistungsfähigkeit des Crique-<br />
Craque war schier unbegrenzt. Doshalb kostete er<br />
auch ein ansehnliches Vermögen.<br />
Sebald Hühnerei war dies jedoch schnuppe. Er<br />
kaufte den Apparat. Dazu alle erdenklichen Ausrüstungsgegenstände<br />
für eine zweijährige Luftexpedition.<br />
Denn er hatte sich fest entschlossen, der<br />
Welt auf lange Zeit den Rücken zu kehren.<br />
Am 5. Mai 1948, in nächtlicher Stille, füllte der<br />
wackere Aeronaute innert weniger Minuten seinen<br />
Ballon mit Facilid und entflog in Fernen, die weder<br />
ein hohenzollern'scher Adler noch eine Biene<br />
Maja jemals zu durchstreifen berufen war. Hühnerei<br />
befand sich ganz nahe beim Monde. Dem<br />
seltsamen Einsiedler ging die Sonne nie unter. Die<br />
Tage zählte ein automatischer Kalender.<br />
Es würde zu weit führen, das fürchterlich langweilige<br />
Leben Sebald Hühnereis in der Himmelswüste<br />
zu schildern. Es ist auch gar nicht so wichtig<br />
für uns, die wir auf dieser Erde leben müssen.<br />
Weitaus bedeutsamer waren jedoch die Ereignisse,<br />
die sich inzwischen unter den Erdenvölkern selbst<br />
abspielten.<br />
Es kam nicht zum Kriege zwischen den beiden<br />
Erdteilen. Europa hatte sich angesichts der furchtbaren<br />
amerikanischen Gasdrohung gekuscht. Aber<br />
auch dieses hochpolitische Ereignis war unter dem<br />
Gesichtswinkel des Begriffs vom goldenen Zeitalter<br />
nur nebensächlich zu nennen.<br />
Etwas .viel Weltbewegenderes hatte sich zugetragen.<br />
• *> Aus Korea- war ein Mann gekommen mit einer<br />
neuen Hoilslehre, von der solch unheimliche Ucberzeugungskraft<br />
ausging, dass sich ihr alle Menschen<br />
mit dem grössten Vergnügen unterwarfen. Dank<br />
des Radios und Tebkinos konnte jodermann den<br />
neuen Welterlöser mit eigenen Augen sehen und<br />
eigenen Ohren hören, und so war in wenigen Monaten<br />
die Welt erfüllt vom Geiste eines Mannes,<br />
der da predigte: Nähret euch von Hanf und Honig,<br />
seid fleissisf wie die Ameisen, stumm wie die Fische<br />
und sanft wie die Lämmer.<br />
Die Lehre wirkte Wunder. Die Erde war in ein<br />
Paradies der Zuversicht verwandelt. Jeder Einzelne<br />
suchte seine Mitmenschen zu übertreffen in den<br />
Leistungen der Liebe und des Verzichtes. Vermögen<br />
wurden verschenkt, manche verschenkten sogar ihre<br />
Talente. Das war natürlich zu viel. Aber Auswüchse<br />
gibt es ja auf allen Gebieten.<br />
nicht zwei Minuten auf der Strasse, als er<br />
schon March und seine Kollegen, Manderton,<br />
Quayre und Dolores und alle die mit dem<br />
Mord in Beziehung Stehenden vergessen<br />
hatte. Seine Gedanken liefen immer wieder<br />
um die Ermordete. Wie hatte das Servierfräulein<br />
vom Damenklub gesagt?<br />
«Sie starrte nur immer auf die <strong>Zeitung</strong>» —<br />
die <strong>Zeitung</strong>, aus der sie erfuhr, dass «Ramon»<br />
sich in London befand.<br />
XIX.<br />
Der Schatten vertieft sich.<br />
Gegen Abend kehrte Boulot zum Sloane<br />
Crescent zurück. Als er die Tür zum Wohnzimmer<br />
öffnete und Dolores in zusammengesunkener<br />
Haltung auf dem gelben Diwan sitzend<br />
erblickte, steckte er schnell eine <strong>Zeitung</strong><br />
in die Tasche, die er in der Hand gehalten<br />
hatte.<br />
Aber schon hatte sie die Bewegung gesehen,<br />
sprang auf und kam mit entsetzten Augen<br />
auf ihn zu.<br />
«Was steht drin?» fragte sie zitternd.<br />
«Nur von einer Verhaftung .. .» antwortete<br />
der Franzose ausweichend. «Es wird kein<br />
Er hatte sich fest<br />
entschlossen der<br />
Welt für lange Zeit<br />
den Bücken zu<br />
kehren.<br />
Als nun Sebald Hühnerei in seiner olympischen<br />
Einöde zu der Meinung gekommen war, jetzt, nach<br />
zwei Jahren wüsten Schlachtens und Vergiftens<br />
müsse sich der kriegerische Geist unter den Menschen<br />
gelegt haben, richtete er den Auspuff seiner<br />
Rakete Crique-Craque mondwärts und sauste auf<br />
seine Heimatstadt zu. Auf der Hinunterreise malte<br />
er sich in niederträchtiger Weise aus, wieviel Quadratmeilen<br />
schönen Landbesitzes nun in seine Hände<br />
fallen müssten, denn die früheren Eigentümer waren<br />
doch zweifellos alle miteinander umgekommen.<br />
Aber es wuchert nun einmal die weitverbreitete<br />
Gewohnheit unter den Menschen, die Rechnung mei-<br />
O Wält!<br />
Von Zyböri.<br />
Was dänkiseh au am Morgefrüeh,<br />
Wenn'd chuum es bitzfi wachber bisch?<br />
Wenn d'Sunne stygt ob Grööt trait Hüe<br />
Und alles um dt ruehig 1 iself. *' -<br />
0 Wält, so gross I<br />
Was dä'rtkisch au am Ympilstand,<br />
Wo d'Beili ihri Spycher hend?<br />
War no so mängs det binenand<br />
Die Tierli doch enand verstönd.<br />
O Wält, we chly.'<br />
Was dänkisch au am Guutschlibett,<br />
Wenn's Ghindii schlooft, so lieb und guet?,<br />
Im ScMoof no d'Händli g'faltet hed<br />
Und lys im Traum no bätte tued?<br />
O Wält so chly — und doch so gross!<br />
Name genannt,» setzte er beschwichtigend<br />
hinzu.<br />
«Aber Sie wissen ihn?»<br />
«Ja!»<br />
Das junge Mädchen hob die Hand und fuhr<br />
sich mit einer verzweiflungsvollen Gebärde<br />
über die Stirn.<br />
«Niemals hat Julian dieses schauerliche<br />
Verbrechen begangen,» sagte sie. «Und wenn<br />
ich daran denke, dass auf meine erzwungen©<br />
Aussage hin seine Schuld . . .»<br />
Boulot schüttelte den Kopf.<br />
«Seine Verhaftung erfolgte einzig und allein<br />
auf Indizienbeweise hin. Ihre Aussage<br />
hat damit nicht das geringste zu tun. Aber<br />
besser haben Sie die Sache dadurch allerdings<br />
nicht gemacht, dass Sie die Polizei<br />
irrezuführen versuchten.»<br />
«Ich log doch nur, weil ich wusste, dass er<br />
schuldlos ist. Nichts auf der Welt wird mich<br />
zu dem Glauben bringen, dass der arme<br />
Junge mit dem Tod meiner Schwester irgendwie<br />
verknüpft ist. Ich dachte, wenn ich<br />
verschwieg, dass ich im Atelier war, würde<br />
es ihm leichter werden, zu erklären, was<br />
dort vorgegangen ist und ...»<br />
(Fortsetzung folgt.)<br />
INTERNAT. CONCOURS HIPPIQUE 6.-14. JULI<br />
Das neue grossartige HHIM MMH MfHflH H H H<br />
de am 29. Juni eröffnet ^MMBHI ^MJMI^HF ^§fl^gfflB||<br />
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GROSSES SEENACHTFEST 6. JULI
18 AUTOMOBIL-REVUE<br />
An, der Julisonne...<br />
Solche Bilder wollen wir haben! Liebe Leserinnen,<br />
sendet uns Eure Aufnahmen von Autotouren und<br />
Badestrand.<br />
stens ohne den Wirt zu machen. So auch bei Sebald<br />
Hühnerei. Er langte an auf unserer lieben<br />
Erdenmutter und war kaum seiner Arche entstiegen,<br />
als diese schon in hellen Flammen stand. Hei--<br />
mann Hesse (mein lieber Freund) stand verbindlichst<br />
lächelnd mit der Petroleumkanne in der Linken<br />
neben dem Aschenhaufen der Arche Hühnereis<br />
und hielt au den zu Tode Bestürzten folgende Ansprache:<br />
«Teurer Bruder Hühnerei. Ihre Fahrt war ein<br />
Irrtum. Aber seien Sie ohne Trauer. Manches hat<br />
-sich seither auf dieser Welt zum Guten gewendet.<br />
Es existieren keine Verkehrsmaschinen mehr. Zu<br />
meiner grössten Genugtuung und zum Wohle des<br />
Friedens und der Gesundheit aller Erdenbürger.<br />
Da keine Ausnahmen zugelassen werden, musste<br />
auch Ihr überschlaues Vehikel da den entgegengesetzten<br />
Weg des Werdens gehen. Was Menschenhände<br />
bauten, können Dichterarme stürzen. Zum<br />
Ueberfluss stelle ich mich Ihnen hiermit vor als<br />
vollziehender Beamter des. Wavemi (Wellantivertehrsministerium),<br />
Abteilung Alpenland.<br />
Hühnerei vernahm nur schwach diese sein altes<br />
Ich vernichtende Ansprache. Er war wie ausgelöscht.<br />
Und so gewahrte er auch nicht, wie man ihn<br />
seiner sämtlichen Kleider beraubte, die in den letzten<br />
Gluten der Himmelsarche verschwanden. Man<br />
begoss ihn mit einer Schale Ganges-Wasser, Rabindranath<br />
Tagore segnete ihn und ein altes Weiblein<br />
aus Bombay zog ihm ein härenes Gewand über,<br />
das in den Spinnstuben Mahatma Gandhis verfertigt<br />
-worden war.<br />
Also verwandelt wurde Sebald Hühnerei einer<br />
Gruppe junger Frauen überantwortet, die ihn nach<br />
einer Süppenküche schleppten.<br />
Man hat nie mehr etwas von Sebald Hühnerei<br />
gehört. Er war ein zu unbedeutendes Glied in der<br />
Gesellschaft der Neo-Menschheit.<br />
Es gibt viele .Sebald Hühnereier.<br />
Der Mann, der nicht will,, dass seine Frau<br />
sich den Launen der Mode unterwirft, überwirft<br />
sich mif seiner Frau. '"•:: i<br />
( Wunderbar im Aroma. Belebend u. I<br />
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Der Mann der Schrump hiess<br />
Er hiess Sohxump. Da ist weiter nichts dabei<br />
und «chliesslich konnte er nichts dafür. Aber er<br />
war Künstler. Und das ist etwas anderes. Ein<br />
Schreibung oder Kaminfeger darf schon Schrump<br />
heissen. Wenn man dagegen Künstler sein will,<br />
Maler ...! Und dann : Schrump war jung, blutjung.<br />
Schrump war ein «Mensch ohne Lebenserfahrung»,<br />
wie der Herr Schulvorsteher beim<br />
dritten Bier zu sagen pflegt. Der Name, nun der<br />
Name hätte sich noch ändern lassen (obwohl<br />
Schrump so eigensinnig war zu sagen, man müsse<br />
ihn schon so nehmen wie er sei, es könne einer ein<br />
Künstler sein und wenn er Mistkäfer Messe) —<br />
der Name ja, — aber die Jugend! In Schrumps<br />
eigenen Augen war es ganz in der Ordnung, eine<br />
Idee zu haben und sich für diese Idee einzusetzen.<br />
In anderer Leute Augen aber war das eine Frechheit.<br />
So was durfte nicht sein.<br />
Denn : Schrump lebte in einer Stadt mit engen<br />
Winkeln. An den Fenstern klatschten die Weiber<br />
•und die Strassenbahn zog zwanzig Kurven um die<br />
Brunnen. Es war eine schöne Stadt, oh gewiss, besonders<br />
aus der Vogelschau. Denn da lag sie im<br />
Arm eines Flusses, war von guter alter Rasse hingebettet,<br />
wU'Sste es auch und benahm sich danach.<br />
War man aber mitten drin, waren die Häuser<br />
ebenso malerisch wie argwöhnisch und die Menschen<br />
so ränkisch wie die Strassonbahn. Metzger<br />
Gmünder wusste vom Beamten Pfnüsel. dass der<br />
Bannwart Scheidegger dem Hausierer Bünzli bei<br />
einem Prozesschen etwas ganz Dickes über den<br />
Uhrenflicker Deppelbacher unterbracht hatte und<br />
dass der Bünzli darauf das Prozesschen gewonnen<br />
hätte, wenn nicht der Notar Querkopf... usw.<br />
Und alle wiederum wussten voneinander, dass<br />
ihnen der Biertisch mehr war, als der Stubentisch<br />
mit der keifenden Frau und den vielen Gofen.<br />
Das war nun mal so. Aber es war eine schöne<br />
Stadt.<br />
Die Männer trugen Hosen und die Frauen<br />
usw...., man maulte und krümmte den Buckel,<br />
gewann oder verlor seinen Zuger, lief in die Kinos<br />
und fluchte über die Gasrechnung. Aber in einem<br />
Hessen sie sich nicht lumpen : in der Kunst. Die<br />
Stadt hatte eine schöne Sammlung, kein Mensch<br />
ging hinein; aber man hatte sie. Gott sei Dank!<br />
Eine Halle für Ausstellungen, Museen, historische<br />
und alpine, mit erbeuteten Fahnen und Kristallsammlungen,<br />
wie es sich für eine Kulturstadt gehört,<br />
einen Saal für Musik, wohin man manchmal<br />
lief oder es dann doch wenigstens in der <strong>Zeitung</strong><br />
las. Denn <strong>Zeitung</strong>en hatte man auch, oh ja — das<br />
auch. Sie druckten fleissig die Agenturmeldungen<br />
aus aller Welt und waren sonst sehr zurückhaltend,<br />
ja werteten das Leben mit einer gewissen<br />
Ueberlegenheit, d. h. mit Ausnahme der Wahlen.<br />
Sie machten sich sogar um die schöne Literatur<br />
verdient und labten das junge Schrifttum der Rusr<br />
sen und Südseeinsulaner. Denn sie waien sehr universell,<br />
diese Blätter. Darum las man sie auch und<br />
glaubte ihnen.<br />
In dieser Stadt, in dieser schönen und bedeutenden<br />
Stadt lebte der blasse Schrump mit seinen<br />
Ideen und seinen schmalen Händen: der Maler<br />
Schrump. In der Stadt waren noch, andere Maler,<br />
und sie alle waren Schrumps, auch wenn sie<br />
Meier, Müller und Huber hiessen.<br />
Neben dem dunklen Geschlecht der Schrumps<br />
leuchtete ein lichtes Dreigestirn und das waren die<br />
Grossen, denn sie hatten Lebenserfahrung und<br />
Denkmäler aufgestellt und Ratssäle garniert. Jedermann<br />
kannte sie. Sie schleppten silberwallende<br />
Barte durch die Gassen und waren umflüstert und<br />
umgrüsst. Die waren es. Einer war der berühmte<br />
Zuber, der andere mit dem ehrwürdigen Schlapphut<br />
der Bildhauer Kellermann, — Grüss Gott, —<br />
das war jetzt der Dritte. Und deshalb — neben<br />
den drei Grossen! — war es eine masslose Ueberhebung,<br />
Maler Schrump zu sein, Künstler 6ein zu<br />
wollen — Künstler mit zwanzig Jahren! Genügten<br />
nicht die bewährten drei! Was brauchte mart neue<br />
Schrumpenl<br />
Es geschah, dass Schrump wieder etwas vollbracht<br />
hatte und damit an die Oeffentlichkeit getreten<br />
war, mit einigen andern. Das Ding war gut,<br />
war ein Erfolg, aber es war ein Schrump. Was<br />
hiess, dass in den Redaktionsstuben die Stirnen<br />
kraus wurden. Schrump? Ein gewisser Schrump?<br />
Sonderbarer Name, Schrump? Kennen wir nicht.<br />
Wie? Kann man von uns verlangen, altes junge Gemüse<br />
in die <strong>Zeitung</strong> zu pflanzen?<br />
wir gleich zur Fabrik, um den Wagen aus-<br />
zu lassen. In den seltensten Fällen<br />
Und sie schwiegen ihn tot. Schrump war ge-besserschlagen.<br />
Armer Schrump. Er hatte viele Glückwünsche<br />
zu seiner Arbeit erhalten (es gab auch<br />
Menschen, die weder seinen Namen noch seine<br />
Jugend sahen, sondern sein Werk!) und er war<br />
auf die Kritik gespannt gewesen. Nichts.<br />
Schrump lief zur Redaktion.<br />
— Halt, anmelden, echrie jemand. Wie heissen<br />
Sie?<br />
— Schrump.<br />
— Schrump? Kennen wir nicht.<br />
— Ich komme wegen der Kritik. Sie haben<br />
mich in der letzten Ausstellung totgeschwiegen.<br />
— Ach so, ja. Sie sind wohl der gewisse Sehr...,<br />
Wie sagten Sie?<br />
— Schrump.<br />
— Schrump, ja. Was, totgeschwiegen? Das war<br />
«ine Ehre, dass Sie überhaupt ausstellen durften,<br />
junger Mann. Nur nicht gleich mit dem Kopf durch<br />
die Wand! Nehmen Sie sich nicht wichtiger als<br />
Sie sind. Aeh — was sind Sie? Sie sind noch gar<br />
nicht Sie! Die heutige Jugend ist masslos, wissen<br />
Sie, Herr — — Herr Schrumpf! Sehen Sie «ich<br />
Kellermann an, oder Zuber. Die können zurückblicken<br />
— die haben erlebt. Sie fangen erst an.<br />
Sind Sie überhaupt zwanzig? Also — kommen Sie<br />
mal wieder, Herr — und es hat uns gefreut.<br />
Schon gut, junger Mann — verdammt, halb elf!<br />
Das Bankett des Stieizüchtervereins! (ein<br />
^Telephon schrillt). Hallo — Redaktion, ja — wieviel<br />
Vereine? Dreissig! Kolossal — ah — ja, ja,<br />
— Bürgermeister Jops — die Festrede — aha, aha<br />
— oh!<br />
Es gibt drei Schlüsse * für diese Geschichte.<br />
1. Schrump hat den Redakteur erschlagen.<br />
2. Schrump hat sich aufgehängt.<br />
3. Schrump hat sich einen Bart wachsen lassen.<br />
Aber: Schrump darf auf keinen Fall Schrump<br />
bleiben, sonst verhungert er.<br />
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ich im Jahre 1899. Sie bezog sich auf ein<br />
Dampfautomobil, das in Milwaukee hergestellt<br />
wurde. Die Broschüre, die ich über<br />
diesen Wagen schrieb, war betitelt: «Der<br />
Sport der Könige». Das Modell, das ich besass,<br />
war das erste Auto in Racine. Der erste<br />
Tag kostete mich 300 Dollars, weil ich<br />
Droschkengäule zum Scheuen gebracht und<br />
anderes Unheil angestiftet hatte.<br />
Ich war wohl Chauffeur wie Mechaniker.<br />
Es dauerte 30 Minuten, bis man den Wagen<br />
in Gang gebracht hatte. Das musste ich berücksichtigen,<br />
wenn ich einen Zug erreichen<br />
wollte. Aber noch schlimmer! Den Wagen<br />
in Gang bringen war eine Kleinigkeit im Vergleich<br />
zu der Kunst, ihn in Gang zu halten.<br />
Wenn wir 15 Kilometer ohne einen Zwischenfall<br />
gefahren waren, bildeten wir uns etwas<br />
auf diese Leistung ein. Wenn es uns gelang<br />
bis nach Milwaukee zu kommen — ein©<br />
Strecke von etwa 40 Kilometern — fuhren<br />
kehrten wir am gleichen Tage zurück.»<br />
So beschreibt Hopkins, der erfolgreiche amerikanische<br />
Propagandamann in seinem Buch<br />
«Propaganda, meine Lebensarbeit» (Verlag<br />
für Wirtschaft und Verkehr Stuttgart) seine<br />
ersten Gehversuche auf dem Gebiete der<br />
Automobilpropaganda. Dass er die Sache<br />
gleich von der praktischen Seite anfasste<br />
und sich selbst in einen Wagen setzte, bevor<br />
er ihn anderen empfehlen wollte, zeigt wiederum<br />
den praktischen Amerikaner.<br />
Die amerikanische Propaganda ist viel<br />
mehr als die europäisch© auf «Massenwirkung»<br />
eingestellt. Sie rechnet mit dem Mann<br />
der Strasse, eigentlich mit einem sehr niedrig<br />
gehaltenen Durchschnitt, und wenn man Hopkins<br />
glauben darf, so hat Aesthetik, künstlerisches<br />
Empfinden, Geschmack und Feingefühl<br />
mit Propaganda verwünscht wenig<br />
zu tun. Seine, übrigens recht aufschlussreichen<br />
Plaudereien, beweisen dies am besten.<br />
Aber der Erfolg scheint ihm recht zu geben,<br />
denn wer kennt nicht auch in Europa Palmolive,<br />
Puffed-Rice und Quaker-Oats ? Nun<br />
ja, die hat alle Herr Hopkins bei uns untergebracht.<br />
Mit seinen, verhältnismässig primitiven<br />
Methoden. Wodurch bewiesen wird,<br />
dass der Mensch auch in Europa von unten<br />
herauf immer noch leichter zu nehmen ist als<br />
von oben herab.<br />
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Die kleinen Geschichten<br />
Das Ende eines berühmten Clowns.<br />
In letzter Zeit erlebte Paris mehrere gewaltige<br />
Beerdigungen. Den Marschällen<br />
Foch und Sarrail wurde unter grosser Prunkentfaltung<br />
das letzte Geleite gegeben und<br />
dann erwies man dem amerikanischen Botschafter<br />
Myron Herrick, der sich beim Leichenbegängnis<br />
Fochs ein© Lungenentzündung<br />
geholt hatte, die dem schon seit längerer Zeit<br />
kränkelnden Diplomaten den Tod brachte,<br />
die letzte Ehre mit grossem Trauengepränge.<br />
So übersah man das Begräbnis eines Mannes,<br />
der einst zu den Lieblingen des Pariser<br />
Publikums gehört hatte, des Zirkusclowns<br />
Desire Bijou, den tout Paris kannte.<br />
Bijou hatte glanzvolle Tage gesehen und<br />
sich bis zum Eigentümer eines Zirkusunternehmens<br />
emporgearbeitet. Dann aber verliess<br />
ihn sein Glück, er (geriet in Not und<br />
seine letzten Lebenstage verbrachte er in einem<br />
alten, verfallenen Wohnwagen, dem<br />
einzigen Ueberrest aus seiner ruhmreichen<br />
Zirkuszeit. Der kalte Winter, den er in dem<br />
Wohnwagen überstehen musste, wurde ihm<br />
zum Verhängnis. Er erkrankte ernstlich und<br />
vor kurzem verschied er. Zu dem Leichenbegängnis<br />
erschienen alle Pariser Clowns,<br />
mit den bekannten Fratellini an der Spitze.<br />
Sie geleiteten Büou zu seiner letzten Ruhestätte<br />
auf dem Friedhof in Pantin. Am Grabe<br />
wurden warme Nachrufe gehalten und der<br />
älteste der Brüder Fratellini, der sich väterlich<br />
des bitter weinenden Töchterchens des<br />
Verstorbenen annahm, sagte in seinem gebrochenen<br />
Italienisch-Französisch, dass er<br />
eine grosse Vorstellung veranstalten werde,<br />
deren Reinertrag der Tochter ßijous überwiesen<br />
werden solle. Auch andere Artisten<br />
machten ähnliche edelmütige Versprechungen.<br />
Das Bett des Borgia.<br />
Im Laden eines italienischen Antiquitätenhändlers<br />
stand ein Bett, das schwere Portieren<br />
und einen Baldachin hatte. Es sollte<br />
das Bett des Cäsare Borgia sein. Ein reicher<br />
Engländer entdeckte und kaufte es, und Hess<br />
es im Fremdenzimmer seiner Villa in Florenz<br />
aufstellen.<br />
Als erster zog ein befreundeter Sommergast<br />
ein, aber am nächsten Tage fand<br />
ihn der Diener, der das Frühstück bringen<br />
wollte, tot auf. Da nichts fehlte, nahm<br />
man Herzschlag als Todesursache an.<br />
Kurz darauf erkrankte die Frau des Villenbesitzers.<br />
Die Pflegerin, die der Dame des<br />
Hauses stets erreichbar sein sollte, wurde im<br />
Fremdenzimmer einquartiert. Aber auch das<br />
junge Mädchen war am anderen Morgen tot.<br />
Der Engländer entschloss sich nun, Detektive<br />
zu beauftragen. Einer der beiden Beamten<br />
wollte die Nacht in dem mysteriösen<br />
Zimmer zubringen. Am andern Morgen lag<br />
er tot im Bette.<br />
Nun wurde das Zimmer abgeschlossen, und<br />
man verdächtigte allmählich den Diener des<br />
Hauses. Der aber wollte sich rehabilitieren,<br />
legte sich in das Bett und starb ebenfalls.<br />
Endlich Hess nun der Besitzer das Prunkbett<br />
von einem Arzt untersuchen. Und es<br />
stellte sich heraus, dass die Portieren und die<br />
Polster von einer giftigen Substanz durchtränkt<br />
waren, die sich durch die Körperwärm©<br />
auflöste und sich in Dämpfe verwandelte.<br />
Es war tatsächlich das Bett Cäsare<br />
Borgias, mit dem er seine Feinde unschädlich<br />
machte, nachdem er sie fürstlich bewirtet<br />
hatte... Das Bett soll viele Jahre in kalten<br />
Lagerräumen gestanden haben. Es ist kein<br />
Geheimnis, dass man in der Renaissancezeit<br />
Gifte von derartiger Wirkung zu mischen gewusst<br />
hatte.<br />
Vorsicht beim Aulstehen!<br />
Unser Zeitalter der psycho-, physio-, biound<br />
technologischen Erkenntnisse lässt nicht<br />
mehr viel Gutes an den Gebräuchen der<br />
Menschen, wie sie von alters her geübt wurden.<br />
Aber auch moderne Sitten kommen dabei<br />
nicht immer gut weg. Das beweist die<br />
Theorie eines Amerikaners, Dr. Williams,<br />
seines Zeichens Sportlehrer an der Columbia-Universität.<br />
Dr. Williams wettert laut gegen den Unfug<br />
der Art und Weise, wie man heute aufsteht.<br />
«Die beste Methode, einen Tag falsch<br />
zu beginnen, besteht darin, dass man sich<br />
durch den Wecker aus dem Schlaf hauen<br />
lässt, dann unter die kalte Dusche rennt und<br />
schliesslich eine Serie unnützer, wenn nicht<br />
gar schädlicher Kapriolen schlägt, «Freiübungen»<br />
genannt! Allein durch dieses unsinnige<br />
Aufstehen machen sich die modernen<br />
Völker zu einer Rasse nervöser Wracks.<br />
Während des Schlafes sind sämtliche Körperfunktionen,<br />
so der Herzschlag und die<br />
Atmung, auf ein Minimum reduziert. Sich<br />
durch eine Alarmglocke wecken lassen, heisst<br />
den Organen einen wahren Peitschenhieb<br />
versetzen. Der Wecker haut uns buchstäblich<br />
zum Bett hinaus. Kalte Bäder bedeuten<br />
nicht weniger brutale Peitschenhieb© für andere<br />
Organe. Alle die angeblich anregenden<br />
und der Gesundheit zuträglichen Freiübungen,<br />
die zudem noch unangenehm empfunden<br />
werden, sind dumm, überflüssig und künstlich<br />
und ihr© Wirkung steht in direktem Gegensatz<br />
zu den Anforderungen der Zweck«<br />
mässigkeit und Wissenschaft.»<br />
«Der Grund, weshalb man einen Wecker<br />
notwendig hat, ist der, dass man zu spät<br />
schlafen geht. Wir leben überhaupt in einem<br />
Zeitalter, in dem man sich um so fortschrittlicher<br />
glaubt, 3© mehr man nutzlos herumrennt.<br />
Natürlich ist das Unsinn. Höchstens<br />
«Illiteraten der Körperpflege>, di© ihre Muskeln<br />
sonst gar nie gebrauchen würden, können<br />
von Freiübungen etwas profitieren. Aber<br />
auch dann noch wäre es viel gesünder,<br />
zweckmässiger und wirksamer, einfach zu<br />
Fuss ins Bureau zu gehen.»<br />
45,000 Kilometer im ältesten Auto.<br />
Kürzlich beendeten zwei Italiener einen<br />
Raid von 45,000 Kilometer, den sie mit einem<br />
32jährigen Auto bewältigt haben. In einem<br />
Interwiev erklärten di» sonderbaren Rekordhalter<br />
kurz vor ihrem Ziel einem österreichischen<br />
Journalisten:<br />
«Unser vierräderiger Freund wurde im<br />
Jahre 1897 geboren, steht also in dem für<br />
ein Auto sicherlich bemerkenswerten Alter<br />
von zweiunddreissig Jahren. Und doch wird<br />
dieses Auto in wenigen Tagen einen ungewöhnlichen<br />
Rekord geschlagen haben. Wenn<br />
wir Rom erreicht haben werden, sind es gerade<br />
45,000 Kilometer, die wir mit ihm zurückgelegt<br />
haben. 45,000 Kilometer, allerdings<br />
in fast zwei Jahren. Aber betrachten' Sie unser<br />
braves Auto einmal näher und sagen Sie<br />
dann, ob das nicht eine Leistung ist.»<br />
Ich unterziehe das Wunderauto also einer<br />
Besichtigung und muss schliesslich beistimmen.<br />
Mit diesem Auto wäre ich nicht einen<br />
einzigen Kilometer weit gekommen. Dann<br />
lasse ich die beiden merkwürdigen Weltreisenden<br />
— denn es sind zwei, neben Gaudenzio<br />
Uccelli noch sein Begleiter Elio Jorietti<br />
— erzählen. Wie ihr Plan zu einer<br />
Weltreis© entstand? Es war im September.<br />
1927, da (bestach sie die Idee, gerade mit diesem<br />
Auto einen neuen Rekord aufzustellen«<br />
Und am Lago Maggiore begannen sie kurz<br />
darauf ihren Trip durch drei Kontinente. Den<br />
ersten Defekt gab es sofort, wenige Meter<br />
von der Garage entfernt. Aber es war nicht<br />
viel los. Der Wind wehte nur etwas stärker<br />
und der Motor hatte nicht die Kraft, den<br />
Wagen vorwärts zu treiben. Also fuhr er<br />
rückwärts und das war doch nicht beabsichtigt.<br />
So begann die Reise entgegen dem Sprichwort,<br />
dass der erste Kilometer rasch erledigt<br />
wird, der Weg sich aber dann ziehe. Denn<br />
später ging es ganz flott, zuerst Italien, dann<br />
Spanien. Unbedeutende Zwischenfälle: einmal<br />
fiel das Auto in einen Fluss und musste<br />
von dort mit Müh© wieder auf die Strasse<br />
gebracht werden. Interessant wurde die<br />
Reise in Marokko, wo das Gefährt durch Gebiete<br />
schaukelte, in denen noch gekämpft<br />
wurde und wo man auch seinen Unterhalt<br />
nicht mehr durch den Verkauf von Ansichtskarten<br />
verdienen konnte. Denn was fragen<br />
kämpfende Soldaten nach Ansichtskarten und<br />
Autorekorden? So ging es der Küste des<br />
Mittelländischen Meeres entlang durch Afrika,<br />
dann wurde nach Asien übergesetzt. Hier<br />
kam der grosse Eklat: In Anatonen, nachdem<br />
die Reisenden vorher die heiligen Orte<br />
von Jerusalem besichtigt hatten, stahlen<br />
Räuber ihnen bei Nacht nicht bloss Gepäck<br />
und das karge Reisegeld, sondern auch noch<br />
alle beweglichen Teile des kostbaren Autos.<br />
Aber die Ansichtskarten halfen weiter. Sie<br />
kamen nach Europa, Sofia, Budapest, nach<br />
Wien. Und setzten die Reise nach Deutschland<br />
fort, immer nach der Devise, dass ein<br />
Wegkilometer gerade zwei Lire für Benzin<br />
und Verpflegung der Reisenden kosten dürfe.<br />
Dann kam England an die Reihe, Frankreich.<br />
In London gab es ein Reneontre mit einer<br />
Strassenbahn, die das greise Auto nicht achten<br />
wollte und einen Zusammenstoss provozierte.<br />
In Calais aber wurde das älteste<br />
Auto der Welt geehrt: Ein Herr, der das<br />
Zweitälteste besass, begleitete in diesem die<br />
Reisenden bis zum Kanal.<br />
Ueber die Schweiz ging es dann nach Italien<br />
zurück.<br />
Saxophone auf dem laufenden Band.<br />
Alle 40 Sekunden wird in den Vereinigten<br />
Staaten ein neues Saxophon fertiggestellt. Im<br />
vergangenen Jahr betrug die Produktion<br />
788,400 Stück, und man erwartet, dass man<br />
sie in allernächster Zeit zumindest verdreifachen,<br />
wenn nicht vervierfachen kann. Gott<br />
behüte uns!
N* 57 - <strong>1929</strong><br />
Bunte Chronik aus aller Welt<br />
Der Pianist in der Badewanne.<br />
Mr. Mark Hambourg wurde zu seinem<br />
Pianokonzert in einem der bekanntesten Konzertsäle<br />
New Yorks im Badestuhl an das Instrument<br />
gerollt, von wo aus er das ganze<br />
Programm vortrug. Wegen eines Knöchelbruchs<br />
war sein Konzert zunächst abgesagt<br />
worden, und sein Erscheinen hatte beim Publikum<br />
ausser der Beifallszollung für die<br />
künstlerische Leistung auch einen stürmischen<br />
Heiterkeitserfolg ausgelöst.<br />
Schreibmaschinen in den Schulen.<br />
Zurzeit werden in zwanzig New Yorker<br />
Schulen Versuche mit dem Unterricht im<br />
Maschinenschreiben an Schülern und Schülerinnen<br />
der untersten Klasse, also an Kindern,<br />
die noch gar nicht schreiben können,<br />
vorgenommen. Sollten sich diese Versuche<br />
als erfolgreich erweisen, so plant man, die<br />
Schulkinder erst in der Fertigkeit des Maschinenschreibens<br />
auszubilden, bevor man sie<br />
im Schreiben mit der Hand unterrichtet.<br />
Wenn «s die Hausfrau lernt...<br />
Ein Autofahrlehrer, der in einem Pariser<br />
Blatt von seinen Erfahrungen erzählt, wartet<br />
mit einer Anekdote auf, die zeigt, dass es<br />
auch in Paris gute Hausfrauen gibt. Eine<br />
würdige Dame erschien, um ihre erste Stunde<br />
im Autofahren zu nehmen. Der Lehrer setzte<br />
ihr die Grundbegriffe auseinander und erklärte<br />
ihr auch den Gebrauch der Pedale.<br />
Da ging ein Lächeln über ihre Züge; ihre<br />
Augen leuchteten, und sie sagte: «Ich glaube,<br />
ich werde das sehr schnell lernen. Ich habe<br />
schon viel Maschine genäht!»<br />
Durch das Telephon getötet.<br />
Mit einem interessanten Prozess hat sich<br />
das Gericht in New York zu beschäftigen.<br />
Die Erben des durch Herzschlag verstorbenen<br />
M. Johnsons machen die amerikanische<br />
Postbehördö für den Tod ihres Ernährers<br />
haftbar. Der Sachverhalt ist der, dass eines<br />
Abends Johnson, als er schlafend im Bette<br />
lajf, vom Telephon geweckt wurde, aber einen<br />
Fehlanruf erhielt. Kaum war er wieder<br />
eingeschlafen, als ihn ein neuerlicher Anruf<br />
weckte. Schlaftrunken taumelte er über die<br />
Telephonschnur, fiel um und erlag einem<br />
Herzschlag. „<br />
Dfe «erleuchteten» Polizisten.<br />
Der Stadtrat von Paris will nunmehr die<br />
Pariser Polizisten in der Nacht mit leuchtenden<br />
Mänteln ausstatten, damit sie in der Dunkelheit<br />
deutlich zu erkennen sind. Di« Polizisten<br />
haben sich jedoch einmütig auf den<br />
Standpunkt gestellt, dass sie diese leuchtenden<br />
Mäntel nicht anlegen wollen; sie behaupten,<br />
dass die Gegenden, wo sie nachts zu<br />
tun hätten, genügend erleuchtet seien. Der<br />
Protest wird ihnen jedoch wenig nützen,<br />
denn man weiss, dass der Pariser Polizeipräfekt<br />
Chiappe seine Pläne durchzusetzen<br />
versteht.<br />
Lösungen können der B*daktion des<br />
„Autler-Feierabend" eingesandt<br />
werden.<br />
Ford bestellt eine Lokomotive.<br />
Henry Ford hat bei den Stephenson-Werken<br />
in Darlington ein genaues Originalmodell<br />
der ersten Lokomotive, die Stephenson konstruiert<br />
hat, für sein mechanisches Museum<br />
in Detroit bestellt.<br />
Da von dieser Maschine weder Pläne noch<br />
Skizzen vorhanden sind, stösst die Anfertigung<br />
dieses Modells auf beträchtliche<br />
Schwierigkeiten. Man hofft jedoch, die Lokomotive<br />
in Material wie Aussehen genau<br />
dem Vorbild entsprechend bauen zu können<br />
und wird gleichzeitig erreichen, dass sie unter<br />
eigenem Dampf läuft.<br />
Aman Ullahs Blinddarm.<br />
Bei dem Schweizer Bundesgericht ging<br />
kürzlich ein Antrag ein, wonach Aman Ullah<br />
sobald er schweizerischen Boden betreten<br />
sollte, für 1000 Pfund Sterling gepfändet werden<br />
könne.<br />
Auf seiner Europareise hatte sich Aman<br />
Ulläh nämlich in der Schweiz von zwei<br />
Blinddarm - Spezialisten operieren lassen.<br />
Die ihm gesandte Rechnung über tausend<br />
Pfund Sterling honorierte er nur mit 1000<br />
Franken, wobei er bemerkte, dass dieses seiner<br />
Ansicht nach genug sei. 1000 Pfund =<br />
25,000 Franken, das ist allerdings auch für<br />
einen königlichen Blinddarm keine schüchterne<br />
Rechnung!<br />
Amerika ohne Wetterprophet.<br />
In Hackensack, New Jersey, ist der Wetterprophet<br />
Andersson, der Jahrzehnte lang<br />
den Amerikanern die Erdbeben und Orkane<br />
vorausgesagt hat, gestorben. Die amerikanischen<br />
<strong>Zeitung</strong>en, die noch vor Jahren seine<br />
Prophezeiungen auf der ersten Seite veröffentlichten,<br />
erinnern daran, dass mit zunehmendem<br />
Alter die Prophezeiungen immer<br />
weniger eingetroffen sind und dass zuletzt<br />
anlässlich der letzten Sonnenfinsternis der<br />
Prophet von Hackensack erst einen gewaltigen<br />
Zyklon mit Springfluten vorausgesagt<br />
hatte, der, wie schon so oft, im letzten Augenblick<br />
noch auf einen anderen Planeten abgelenkt<br />
worden zu sein scheint.<br />
Schnellesser leben billiger.<br />
Um Punkt 12 Uhr wird in Paris zu Mittag<br />
gegessen. Die Maschinen stehen still, dje<br />
Midinetten verlassen die Ateliers, der ganze<br />
Verkehr ruht. Die Welt könnte untergehen,<br />
der Pariser ist nicht von seiner Gewohnheit<br />
abzubringen.<br />
Da hat jedoch in einem Geschäftsviertel ein<br />
Wirt eine kleine Revolution hervorgerufen,<br />
indem er allen denen, die ihre Mahlzeit um<br />
12 Uhr beendet haben, eine Ermässigung von<br />
25 Centimes verspricht.<br />
Der Erfolg hat diese Initiative gekrönt:<br />
Um diese sonderbare Prämie zu gewinnen,<br />
schlingen täglich in diesem Restaurant Hunderte<br />
von Menschen, die Augen starr aufs<br />
Zifferblatt gerichtet, ihr Essen hinunter.<br />
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gute Zufahrtsstrassen. F. BOCHELER.<br />
An die Gestade des<br />
Vierwaldstättersees<br />
Es gibt Routen, die wollen erst nach wie-<br />
Wer möchte es vermuten, dass rechts droben im<br />
Weiler Acclotta ein weltberühmtes Madonnenbild<br />
ein prächtiges Kirchlein schmückt? Wer, dass links<br />
drüben in der alten, einsamen Agathakirche an den.<br />
fünfhundertjährigen Mauern wunderbar zarte go-<br />
Malereien zum Sinnen und Staunen zwinderholtem<br />
Befahren «gefunden» und ge-tischschätzt<br />
werden. Je öfter man sie einschlägt,<br />
desto grösser ist die Fülle landschaftlicher<br />
Reize, welche ihrer Gegend abgewonnen<br />
werden. Zu ihnen zählt auch die Fahrt an<br />
die herrlichen Gestade des Vierwaldstättersees.<br />
, ,<br />
Von Zürich als Ausgangspunkt durch das<br />
Sihltal nach Baar und Zug führt die meistbegangene<br />
Automobilstrasse. Schon nach<br />
einer guten Stunde schwelgen Herz und<br />
Sinne an den unvergleichlich schönen Ufern<br />
des Zugersees. Im Nu ist die kleine Steigung<br />
über das Höhenplateau von Arth-Goldau<br />
überwunden und hinab geht's dem stillen<br />
Lowerzer Seelein entlang nach Schwyz und<br />
Brunnen. Hier ruht der Blick auf den gegenüberliegenden<br />
blumigen Hängen, der eigentlichen<br />
Wiege der Eidgenossenschaft. Im Hintergrunde<br />
ragt der Urirotstock als gewaltiger<br />
Fels- und Eiskegel über die andern Höhenzüge<br />
hinaus.<br />
Die Fahrt dem rechten Ufer des Vierwaldstättersees<br />
entlang darf nie im Eiltempo genommen<br />
werden. Die Fülle landschaftlicher<br />
Reize ist zu gross, als dass sie vom Auge nur<br />
so im Fluge bewältigt werden könnte. Der<br />
Ruf der Fremdenplätze Gersau, Vitznau und<br />
Lützelau am Fusse der imposanten Rigi-<br />
Flühe, welche nach Brunnen passiert werden,<br />
geht weit über die Grenzen unserer<br />
Gaue hinaus. Die Landzunge von Hertenstein<br />
wird zwischen Weggis und Greppen<br />
durchschnitten und schon nähert sich der<br />
Wagen Küssnacht. Von hier geht es in geruhsamem<br />
Tempo den .buntbelebten Quais<br />
von Luzern entgegen.<br />
Zur Rückfahrt wird am vorteilhaftesten die<br />
bedeutend kürzere und abwechslungsreiche<br />
Strecke über Bbikon nach Rothkreuz gewählt.<br />
Wem das Glück beschieden ist, Cham<br />
und Zug an einem klaren Sommerabend zu<br />
durchfahren, wird gebannt vom Reiz der Beleuchtung,<br />
der sich mit der vorschreitenden<br />
Stunde erhöht. In Zug verlässt man den<br />
See mit noch einmal zurückgewandtem Blick<br />
und steuert mit einer FüHe von frischen Eindrücken<br />
wieder dem Sihltal und Zürich zu,<br />
während die Dämmerung immer tiefere<br />
Schattentöne annimmt.<br />
Wer empfänglich ist für reiche Abwechslung<br />
des Landschaftsbildes und Sinn hat für<br />
neue Stimmungen, wird die Route zur Wiege<br />
der Eidgenossenschaft immer wieder mit<br />
neuer Begeisterung einschlagen. -ry.<br />
Isabella Kaiser, die heimgegangene Dichtcnn,<br />
hat zweimal einige Sommerwochen, an herzlicher<br />
Gastfreundschaft sich erholend, in Disentis zugebracht.<br />
Nur die dunklen, glänzenden Augen, nicht<br />
dio müden WandeTfüsse, konnte sie zu den Bergen<br />
erheben. Vom Hügel, wo ein Kirchlein steht, vom<br />
Feldpfad, auf dem die Wandererin immer wieder<br />
neue Landschaftsbilder schaute und anstaunte,<br />
lernte sie das Land am jungen Rhein kennen und<br />
lieben.<br />
Bücher und Büchlein, Zeitschriften und <strong>Zeitung</strong>en<br />
in Menge haben dio Landschaft am jungen<br />
Rhein nach allen Richtungen hin behandelt.<br />
Ein schmuckes Heftchen vom verstorbenen P.<br />
Dr. Karl Hager mll ein «Führer für Disentis und<br />
Umgebung> sein; Dr. Hardegger und P. Notker<br />
Curti geben Aufschluss über die cKunstschätzc<br />
von Disentis»; der geniale Disentiser Conventuale<br />
Placidus a Spescha hat vor einem Jahrhundert die<br />
Gebixgswelt, Land und Leute, Geschichte und Sprache<br />
erforscht und in seinen vielen Schriften geschildert.<br />
Doch -wozu diese wenigen Namen, wenn man<br />
hundert andere anführen sollte und wollte?<br />
Wo vor nicht so vielen Jahren Isabella Kaiser<br />
bald sass. bald dahin, dorthin einige Schritte tat,<br />
um sich das ihr eo liebgewordene «obere Graubiindner<br />
Oberland» anzuschauen, dort will ich alle<br />
Namen vergessen, nur das Land mir besehen.<br />
Zwar kenn' ich es seit einem halben Jahrhundert,<br />
aber es ist immer schön!<br />
Schön ist's im Mai, hellgrün auf Wiesen und<br />
Weiden, dunkelgrün durch die rauschenden Bündnertannen.<br />
Anfangs Juni wird's noch schöner! Diese Hochlandsblumen,<br />
fast auf jedem Steine eine, o wie<br />
farbenkräftig, dass des Niederländers Rubens'<br />
Farben vor ihnen verblassen!<br />
Ich sitze also im Tannenpark und blicke gegen<br />
Abend. Hinauf bis zum majestätischen, dunkelmajestätischen<br />
Badus — das rätoromanische Volk<br />
nennt ihn Six-Madun. Dort hat der Rhein seine<br />
feLsenharte WKege, zu der so viele, viele ohne<br />
Mühe hinaufsteigen.<br />
Dort drüben fliessen der Vorderrhein und Mittelrhein<br />
zusammen, wir haben schon hier ein Coblenz<br />
oder wie der Rötoromane den von Felsen und<br />
Tannen umrahmten und mit einem Seelein geschmückten<br />
Ort nennt: Cuflons! Dort führt eine<br />
Bergstrasse südwärts, durch die Lukmanierschlucht.<br />
Noch wird der Römerweg gezeigt; noch sind der<br />
Kaiserstrasse Spuren sichtbar, wo Otto der Grosse<br />
und Barbarossa zogen; noch wird ein Stein gezeigt,<br />
wo der hl. Cardinal von Mailand, Carl Borromeus,<br />
als Pilger rastete.<br />
Welche Geheimnisse so ein Alpental beigen<br />
kann! Geheimniese der Natur, aber auch der Menschengeschichte!<br />
N'ach Westen! Die Oberalp-Furka-Bergbahn windet<br />
sich doithin, an Weilern vorbei, von wo, wie<br />
weisse Tauben, die schmucken Kirchlem zutal<br />
schauen.<br />
gen?<br />
Doch wozu in dio Ferne schweifen? Der Dichterin<br />
Lsabolla Augen ruhten am liebsten auf dem<br />
Dorfe Disentis, wenn sie im tannenumrauschtcni<br />
Park des Disentiserhofes, wo sio jeweilen wohnte,<br />
ruhte und dies und jenes aus der alten Geschichte<br />
erfahren wollte. Da ist freilich vieles zu erzählen.<br />
Schon dio majestätischen Mauern der Abtei, dia<br />
über dem Dorfe und über mehr als dreizehn Jahrhunderten<br />
thront, haben viel zu berichten. Der<br />
erste, wirklich gute Fremde, der fernher nach dieser<br />
Gegend pilgerte, der irische oder schottische<br />
Mönch Sigisbert oder Sitgbert, ums Jahr 614, muss<br />
dio Landschaft auch «schön und lieb» gefunden<br />
haben. Er gründet, kurz entschlossen, Kloster und<br />
Dorf! Diese grosse Tat hat der edlo französische<br />
Graf Montalembert mit den Worten verewigt:<br />
«So ward an seiner Quelle erobert und gesegnet<br />
jener Rhoinstrom, dessen Wasser nach und nach<br />
die Mauern so vieler berühmter Heiligtümer bespülten»<br />
Aber die Fremden kommen nach Disentis, nicht<br />
um im vergitterten Archiv oder im Halbdunkel der<br />
Klosterbüchcroi sich in die Klostergeschichte zu<br />
stürzen. Nein, sie wollen Luft und Landschaft<br />
gemessen! Oder vielleicht doch in ein Museum hineinzuschauen?<br />
Wenn ja. dann finden sie ein solches,<br />
für alle zugänglich, in der Abtei.<br />
Die nun in ihrer Vollendung dastehende Abteikirche!<br />
Sie gilt als eine der schönsten Kirchen des<br />
ganzen Schweizerlandes. Von der Grundsteinlegung<br />
durch Abt Adalbert II, de Medell i. J. 1683 bis<br />
zum geringsten Pinselstrich des Kunstmalers Fritz<br />
Kunz in unseren Tagen haben Gotik. Frührenaissance,<br />
Barock, Klassizismus einen Tempel geschaffen,<br />
an dem besonders Wanderer aus deutschem<br />
Gauen sich erfreuen müssen. Am Gewölbe kann<br />
jeder an den herrlichen Fresken die Geschichte des<br />
Klosters ablesen, die auch nicht zum geringsten;<br />
Teil die Geschichte des Landes ist. Dann kann es<br />
in der neuen Wallfahrtskirche, die wie eine Mutter<br />
altehrwürdige Erbstücke aus alter Zeit schützt,<br />
seine Hand an die Mauern dreier uralten Absiden,<br />
legen und die, wie ein herrliches Zelt, durch Meister<br />
Hardegger erbaute Wallfahrtskirche bewundern.<br />
Die Benediktiner sorgen überall, dass der Gottesdienst<br />
Tag für Tag durch die Choralmelodien:<br />
das Menschenherz erfreut. Und erst wenn die<br />
Schar der Scholaren mitsingt! Etwa am Hauptfest,<br />
am 11. Juli, wo eino gewaltige Volksmenge<br />
den grossen Tempel füllt und wo dann der weit»<br />
Weg für den feierlichen Flurgang fast zu kurz ist.<br />
Viele behaupten, es gebe weit und breit kein so<br />
eigenartiges, kein so buntes, kein so frohes undl<br />
doch so feierliches Volksfest. Bei diesem Festzug<br />
wird rätoromanisch gebetet.<br />
Zu Ehren der beiden Sogensbringrer Plazidu»<br />
und Sigisbert hat die raetoromanischo Muse, in unserem<br />
Falle eine wirklich liederreiche Enkelin<br />
Gottes, ein Loblied von «nur» 60 Stroplica gesungen.<br />
Die ersten Strophen lauten:<br />
Igl ei in liug da vcgl enneu<br />
Enten la Ligia sura,<br />
Muster u Disentis numnau.<br />
Che stat aunc questa ura.<br />
To legra pia, o Disentis,<br />
Per in ton niebel seazi:<br />
H quäl tei moina sin Parvis,<br />
Soing Sigisbert, soing Placi.<br />
Seit alten Zeilen steht ein Ort<br />
Im oborn Bund der Grauen,<br />
Heisst Disentis, ist immerfort<br />
In Blüte noch zu schauen.<br />
Drum freue dich, o Discnlis,<br />
Ein Kleinod ist dein eigen;<br />
Dir wird den Weg zum Paradies<br />
Sigbort und Placi zeigen.<br />
Aber nun rasten wir unter den schattigen Tannen<br />
im Park um den «Disentiserhof» und trinken<br />
vom Radiumwasser. Droben im Tal sogn Placi wird<br />
dio Quelle gefasst und horabgeloitet. Die Disentiser<br />
Radiumqnello ist die weitaus stärkste im Schweizergebiet<br />
und nimmt unter allen weltbekannten<br />
Quellen dieser seltenen Art den vierten Rang eitu<br />
Hier stand einst das Schloss der von Gastelberg,<br />
auf einem herrlichen Punkt; ostwärts schweifen<br />
die Augen durchs Rheintal abwärts bis zu<br />
den Bergen, die in zartem Dunst im Rücken der<br />
alten Römerstadt Curia 'Raetorum und der jetzigen<br />
Landeshaupt- und Bischofsstadt stehen. Von Ilanz<br />
herauf zog zur Zeit der Glaubenskämpfe ein Castelberg<br />
und baute 1571 das Schloss, das aber,<br />
durch Alter, Brand und eine neue Zeit bewogen,<br />
dem Disentiserhof Platz gemacht hat.<br />
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Tag gemacht werden; wir empfehlen folgende<br />
Route: Zürich, Schaffhausen, Donaueschingen, Villingen,<br />
St. Georgen, Triberg, Hausach, Wolfach,<br />
Schapbach, Freudenstadt, Raumünzach, Badenerhöhe,<br />
Baden-Baden, Herrenalb, Neuenbürg, Pforzheim,<br />
Bauschiott, Maulbronn. Die genannten Stras-<br />
Touren-Antworten<br />
sen sind großenteils gut und führen durch die<br />
T. A. 308. Geneve-Varsovie. Die drei von Ihnen prächtigsten Landschaftsgebiete des Schwarzwaldes.<br />
genannten Städte im Osten lassen sich gut aufMaulbronn eignet eich als Uebernachte-Startion, die<br />
einer Automobiltour ohne Zuhilfenahme der Eisenbahn<br />
besuchen. Wir raten Ihnen, möglichst lange den in Anspruch. Von Maulbronn: führt eine schöne<br />
Besichtigung des Klosters nimmt etwa 1—2 Stun-<br />
die deutschen Strassen zu benützen, die sich in ordentlichem<br />
Zustand befinden, und schlauen Ihnen Für die Rückreise empfehlenswert:<br />
Strasse über Vaihingen a. E. nach Stuttgart.<br />
Tübingen,<br />
folgende Strecken vor: Genf, Bern, Lenzburg,<br />
Baden, Zürich, Winterthur, Schaffhausen (333 km),<br />
Donauesohingen, Rottweil, Baiingen, Tübingen,<br />
Stuttgart (168 km), Hall, Anstach, Nürnberg, Bayreuth,<br />
Hauen (390 km), Chemnitz. Dresden, Görlitz,<br />
Liegnitz (339 km), Lüben, Guhrau. Lezno, Koszian,<br />
Poznan (177 km), Stupca, Konin, Koto,<br />
Kutno, Lowicz, Sochaczew, Warszawa (291 km):<br />
total 1698 km. Von Warszarwa führt eine Strasse<br />
südlich über Grojce, Radom, Kielce nach Krakow<br />
(300 km). Von da wendet man sich am besten<br />
wieder westwärts über Chrzanöw, Katowice, Oppeln,<br />
Ohlau nach Breslau (270 km), dann südwestlich<br />
über Schweidnitz, Landeshut. Trutnov, Ml.<br />
Boleslav nach Praha (283 km), weiter über Plzen,<br />
Furth, Straubing, Landshut nach München (357<br />
km), Landsberg, Memmingen, Leutkirch. dann arber<br />
(unter Vermeidung des österreichischen Gebiets<br />
Bregenz) über Wolfegg, Weingarten, Ravensburg,<br />
Markderf nach Meersburg, mit der neuen Bodenseofähre<br />
nach Staad, Konstanz (225 km), Frauenfeld,<br />
Winterthur, Zürich (62 km) und via! Baden,<br />
Bern, Lausanne zurück nach Geneve (276 km); von<br />
Warszawa total 1773 km, die ganze Reise 3471 km.<br />
In allen bedeutenderen Städten, auch im Osten,<br />
finden Sie Benzin-, Oel- und Pneu-Depots der grossen<br />
Firmen. Ueber dio sonstigen Verhältnisse der<br />
einzelnen Länder finden Sie Angaben im Automohilführer<br />
«Europa Touring», 3. Auflage <strong>1929</strong>. Wenn<br />
Sie ein spezielleres Itinerar mit Kilometrierung etc.<br />
wünschen, dessen Anfertigung mehr Zeitaufwand<br />
erfordert, bitten wir um Bestellung.<br />
T. A. 309. Interlaken-Schwarzwald. Für eine<br />
dreitägige Fahrt in den Schwarzwald schlagen wir<br />
Ihnen folgende Route vor: Am ersten Tag von Interlaken<br />
über Baden nach Kaiserstuhl und über<br />
Waldshut oder Brugg, Stillibrücke, Koblenz Fähre,<br />
Waldshut nach Albbruck. Von dort das Albtal<br />
hinauf nach St. Blasien. Beim Schluchsee vorbei<br />
an den Titisee (ehemaliges Gletscherbecken). Ueber<br />
Hammer-Eisenbach und Furtwangen nach Triberg<br />
(grösste Wasserfälle Deutschlands). Am zweiten<br />
Tag das Tal der Gutach hinunter ins Kinzigtal,<br />
hier rechts nach "Wolfsrch, Sohapbach, Rippoldsau,<br />
Kniebis und nach Freudenstadt (10,000 Einwohner,<br />
viel Fremdenverkehr). Weiter nördlich im Murgtal<br />
nach Raumünzach und links hinauf an den Schwatrzenbach-Staiusee.<br />
Nun über Herrenwies-Sand und<br />
nordwärts über Oberplättig und Bühlerhöho nach<br />
Baden-Baden (Weltkurort, 30,000 Einwohner). Von<br />
hier östlich nach Gernsbach und über Kurhaus<br />
Kaltenbronn (857 m) nach Wildbad ("romantisch<br />
gelegene'kleine-iStaöt mit Thermalbad). Sie können<br />
auch zuerst nach Wildbad fahren und asbends in<br />
Baden-Baden übernachten. Am dritten Tag kehren<br />
Sie am besten nach Freudenstadt zurück, von Wildbad<br />
über Enztal, von Baden-Baden am bebten über<br />
Forbach. Von Freudenstadt stehen Ihnen zwei<br />
schöne Routen zur Verfügung: Entweder wenden<br />
Sio sich südlich und fahren über Alpirsbach,<br />
Schrambergr, St. Georgen nach Donaueschingen<br />
und Schaffhausen, oder aber von Sohiltach nach<br />
Hausach und übrr dio Preehtslerhöhe nach Elzach<br />
und Freiburg i. B. (prächtiges Münster). Von Freiburg<br />
wenden Sie sich ostwärts durch das Höllental<br />
•wieder an den Titisee und von da über den Feldberg<br />
nach Todtnau und durchs Wiesental zurück<br />
nach Basel. Dio Tour lässt sich mit zahlreichen<br />
grösseren und kleineren Varianten ausführen, die<br />
aus der neuen Schwarzwaüdkarte von 0. R. Wagner<br />
gut ersichtlich sind. W. S.<br />
T. A. 310. Langnau i. E.—Schwarzwald—München.<br />
Wir verweisen auf die oben (T. A. 309) erscheinende<br />
Antwort, dio auch für Sie in Betracht<br />
kommen dürfte. Wenn Sie auf der Rückfahrt<br />
über München fahren wollen, so empfehlen<br />
wir Ihnen, im Anschluss an die Schwarzwaldfahrt,<br />
von Fj-eudenstadt über das Bergstädtchen Horb,<br />
Ergenzingen, Rottenburg a. Neckar (Bischofssitz)<br />
nach Tübingen (Universitätsstadt) zu fahren. Von<br />
hier über die bedeutende Industriestadt Reutlingen,<br />
das Echaztal hinauf (schöner Blick auf das kühn<br />
ragende Schlösschen Lichtenstein) auf dio Hochfläche<br />
der Schwäbischen Alb, bei Gross-Engstingen<br />
links ab über Münsingen (mit grossem Truppenübungsplatz),<br />
Schelklingen, Blarabeuren (Bla-utopf,<br />
Klostor, Klosterkirche, Stadtkirche!) und im Blautal<br />
abwärts nach Ulm (prächtiges Münster). Freudenstadt-Ulm<br />
145 km. Hier über die Donau, Günzburg,<br />
das sehenswerte Augsburg und das hochgelegene<br />
Da'chau nach München, 139 km. Von München'<br />
zurück den üblichen Weg über Landsberg,<br />
Memmingen, Lindau, Bregenz, Rorschach. St. Gallen,<br />
Zürich, Luzern, 362 km, oder schöner, aber<br />
weiter, über Starnberg, Weilheim. Garmisch, Oberarnmergau,<br />
Steingaden, Füssen (Königsschlösser),<br />
Reutte, Weissenbsrch, Sonthofen, Immenstadt, Bregenz<br />
etc.<br />
nicht der billigste,<br />
aber der einfachste<br />
und zuverlässigste.<br />
Stück Fr. 12.60.<br />
T.Bender.<br />
Bsmiimi wmuEOGi inciUBB<br />
Obetdorfstraese 9, ZÜB.I0H<br />
T. A. 311. Kloster. Maulbronn. Matulbronn ist<br />
tatsächlich eines der besterhaltenen Zisterzienser-<br />
Klöster. Es zeigt die ganze Entwicklung vom frühromanischen<br />
bis spätgotischen Stil; besonders<br />
prächtig das 6pätromanische Paradies, die Abteikirche,<br />
Kieuagang mit Brunneniapelle, die Refektorien,<br />
Kapitelsaal, Herrenhaus und im Klostergarten<br />
der Faustturm. Im Kloster jetzt Lehrerseminar.<br />
Trefflicher Weinbau (Eilfinger).<br />
Die Reise von Zürich dorthin kann in einem<br />
Hechingen, Gammertingen, Sigmaringen (Donautal),<br />
Beuron, Messkirch, Ueberlingen, Meeisburg<br />
(Fähre), Konstanz, Zürich. Die Route können Sie<br />
mit 0. R. Wagner's SchwaTZwaldkarte am. besten<br />
selbst einteilen. Hin- und Rückweg beguem in einer<br />
Tagestour, so dass Ihnen für die Besichtigung<br />
der Hauptorte noch etwas Zeit übrig bleibt.<br />
H. L. in R.<br />
T. A. 311. Geneve-Nice. Die Route des Alpes<br />
d'Ete, welche den zweithöchsten fahrbaren Pass<br />
Europas und noch drei andere Zweitausender-Pässe<br />
überquert, geht von Thonon aus (33 km von Geneve)<br />
und führt südlich durch das Chablais über<br />
Montriond und Taninges nach Cluses (58 km von<br />
Thonon), das aber von Geneve aus auch direkt über<br />
Annemasse, Bonneville und Marnaz erreicht werden<br />
kann (42 km von Geneve). Weiter im Arvetal<br />
aufwärts über SaJlanches, Flumet. Albertville (59<br />
km), Pont Royal (21 km), Aiguebelle, St. Jeande-Maurienne<br />
(44 km), St. Michel-de-Maurienne<br />
(14 km), Col de Galibier (265:8 m), le Monetierles-Bains-Briancon<br />
(67 km), Col d'Izoard (2358 m),<br />
GuiJlestre (52 km), Col du Vars (2115 m), St. Paulsur-Ubaye,<br />
Barcelonnette (48 km), Col de la Gayolle<br />
(2352 m), Entraunes, Guillaumes, Pont de Gueydan<br />
(85 km), Puget-Theniers, Pont de la Mescla (40<br />
km), St. Marrtin-du-Var, Nice (37 km): total Geneve-Nice<br />
510 bzw. über Thonon 558 km.<br />
Rückweg der Cote d'Azur entlang über Cagnes,<br />
Antibes, Cannes (34 km), la Napoule. le Trayas,<br />
St. Raphael, Frejus (47 km), Ste-Maxime, la Foux<br />
(31 km), Cavalaire, le Lavandon, Hyeres (55 km),<br />
Toulon (18 km), Ollioules, le Beausset. Aubagne,<br />
Marseille (65 km), Aix-en-Provence (29 km), Lambesc,<br />
Organ, Avignon (75 km), Orange, Montelimar,<br />
Valence (96 km), Bourg, St. Marcellin (43 km),<br />
Tullin, Moirans, Voreppe, Grenoble (51 km), Le<br />
Touvet oder interessanter über die Chartreuse nach<br />
Chambery, Aix-le-Bains, Annecy, Geneve (145 km).<br />
Ganzer Rückweg Nice-Geneve 689 km.<br />
, Touren -Fragen<br />
T. F. 313. Martigny-Zürich. Ich beabsichtige<br />
Ende Juni von Martigny nach Zürich zu fahren<br />
und bitte um Angabe der kürzesten und besten<br />
Route. H. S. in M.<br />
T. F. 314. Vevey, Dauphing. Piemonf, torino,<br />
Gr. St. Bernhard. Ich möchte Mitte Juli eine Tour<br />
ins Piemont unternehmen und bitte um Angabe der;<br />
Routen von Ghamonix aus über Grenoble, .Turins<br />
Rückfahrt über den St. Bernhard.<br />
In wie vielen Etappen ist diese Tour von Veyey<br />
aus zurückzulegen und wieviel beträgt die Total-<br />
Kilometerzahl? G. M. in P.<br />
T. F. 315. Basel, Wien, Budapest und zurück.<br />
Im Sommer beabsichtige ich eine Autofahrt nach<br />
Wien zu unternehmen und dabei die unter T. Ä.<br />
294, in Nr. 51 der «Automobil-Revue», angegebene<br />
Route zu benützen, möchte aber noch bis Budapest<br />
fahren und nicht mehr die gleiche Strecke zurückfahren.<br />
Für Angabe der Strecken wäre ich Ihnen<br />
sehr dankbar. Würden Sie zur besseren Orientierung<br />
den Automobil - Führer c Europa 1 Touring ><br />
empfehlen? L. R., in B.<br />
T. F. 316. Lausanne-Sf. Nazaire. Ich möchte<br />
von Lausanne nach St. Nazsire fahren, ohne Paris<br />
zu berühren und bitte Sie mir die dfrekteste und<br />
beste Route angeben zu wollen. S. C, in L.<br />
Kleine Ifl<br />
Zwei moderne Badeanlagen der Zentralschweiz.<br />
Die Stadt Luzem bekundet ihren Willen zur Aufrechterhaltung<br />
des Prestiges als gTÖsster Sommerkuiort<br />
der Schweiz aufs neue durch eine grosszügige<br />
Tat: am flachen, dem Pilatus und der<br />
Turmsilhouette der Stadt zugewandten Ufer der<br />
Seebucht ist ein grpsses, hervorragend ausgestattetes<br />
Strandbad angelegt worden. Die Eröffnung<br />
steht bevor und wird das Programm der festlichen<br />
Anlässe um wassersportliche Veranstaltungen bereichern.<br />
Auch droben in den Bergen ist mit dem<br />
Bau eines Schwimmbades begonnen worden. In<br />
einer sonnigen Mulde vor den Fronten der Engelberjjer<br />
Hotels wird das Bassin ausgehoben. Heizanlagen<br />
für Wasserzufluss und Kabinen tragen der<br />
alpinen Lage Rechnung. Für die schönen Sommertage<br />
aber wird ein aus Rasen und Sand gemischter<br />
Strand angelegt und ein Teehaus erstellt, so<br />
dass sich diese Anlage zu einem Mittelpunkt des<br />
Gesellschaftslebens des Kurortes entwickeln wird.<br />
Die Eröffnung kann voraussichtlich Mitte Juli erfolgen.<br />
Sommerskirennen am Jungfraujoch, 13. und 14.<br />
Juli <strong>1929</strong>. J. D. Am 13. und 14. Juli findet auf<br />
dein Jungfraujoch das traditionelle 12. ßommerskirennen<br />
statt. Da die diesjährigen Firnverhältnisse<br />
besonders gute sind, und der Gletscher noch tief<br />
verschneit liegt, verspricht das Fest einen ganz ber<br />
sonders gediegenen Charakter zu erhalten. Es werden<br />
bereits Vorbereitungen getroffen zum Schanzenbau<br />
und zur Anlegung der Läufe. Das Sommerskifest<br />
im Herzen der Berneroberländer-Viertausender,<br />
das bereits einen internationalen Ruf hat,<br />
umfasst wie üblich Sprunglauf, Abfahrtsrennen,<br />
Slalom, Seilfahren und Damenabfahrtsrennen. Nicht<br />
nur den Scharen von Touristen. Automobilisten<br />
und Fremden, die an dem Tage des Festes zu den<br />
erhabenen Höhen der ewigen Eis- und Firnwelt<br />
hinaufkommen, bieten die Rennen eine willkommene<br />
Attraktion, sondern auch der weiten Skigemeinde<br />
unseres Schweizerlandes bedeutet der Anlass<br />
das beliebte Sommerskimeeting an dem die<br />
Erinnerungen des Winters aufgefrischt werden und<br />
ihre neuen Dokumente erhalten.<br />
Es sei noch erinnert, dass die Berner Überlandbahnen,<br />
die Wengernalp- und Junefrarubahn in entgegenkommender<br />
Weise Spezialbillets zu stark reduzierten<br />
Preisen für Skifahrer, die • an einem der<br />
Rennen teilnehmen, herausgeben.<br />
bei den Eisriesen im ßemer-Oberland<br />
Die Zufahrtsstrassen aus aer ganzen Schweiz sind ersichtlich in O. R. Wagners<br />
Führer für Automobilfahrer, offizielle Ausgabe des T. C. S.<br />
Beliebtes Ausflugsziel<br />
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bei
AUSLAND<br />
Autofahrten nach Frankreich. Der Internationale<br />
Verband anerkannter Automobil-<br />
Clubs gibt bekannt, dass die Autotouristen,<br />
welche sich in Frankreich aufhalten wollen,<br />
mehrere Jahre nacheinander die Vergünstigung<br />
des Triptyks ohne Begrenzung der Aufenthaltsdauer<br />
in Frankreich in Gebrauch<br />
nehmen können, wenn ihr Aufenthalt jeweils<br />
durch viermonatliche Abwesenheiten unterbrochen<br />
wird. In Frankreich ansässige Aufenthalter,<br />
die dort Wohnung besitzen oder mieten,<br />
können nur dann die Vorteile des Triptyks<br />
gemessen, wenn ihr Aufenthalt an diesem<br />
Orte nicht mehr als acht Monate pro<br />
Jahr beträgt. Selbstverständlich haben die<br />
Autotouristen die übliche Automobilsteuer zu<br />
entrichten, da Frankreich bekanntlich keinen<br />
steuerfreien Aufenthalt kennt.<br />
Die vorgenannten Vergünstigungen haben<br />
keine Gültigkeit für diejenigen Automobilisten,<br />
welche in Frankreich berufliche, industrielle<br />
oder kaufmännische Interessen besitzen<br />
und denen daher kein Triptyk ausgestellt<br />
'werden darf. s.<br />
Internationale Automobil-Zeichen.<br />
Mit Beginn, des Höhepunktes der diesjährige»<br />
Fahrsaison werden unsere Leser gerne wieder einmal<br />
von den internationalen Erkennungszeichen der<br />
Automobile aller Länder Kenntnis nehmen. Die<br />
nachfolgende Liste ist auf den neuesten Stand nachgetragen.<br />
A = Oestcrrcißh IN = Niederl.-Indien.<br />
B = Belgien L = Luxemburg<br />
BG = Bulgarien LR = Lettland<br />
BR = Brasilien LT = Litauen<br />
C =Cuba MA = Marokko<br />
CD = Diplomat. Korps MG = Monaco<br />
CH = Schweiz MEH = Mexiko<br />
CG = Columbia N = Norwegen<br />
GS = Tschechoslowakei NL 1 = Niederlande<br />
D = Deutschland P = Portugal<br />
DA 1 = Danzig PA = Panama<br />
DK == Dänemark i PE = Peru<br />
E = Spanion PL = Polen<br />
ET =Aegypten PR = Persien<br />
EW = Estland RC = China<br />
F = Frankreich RM == Rumänien<br />
FL = Liechtenstein S = Schweden<br />
G = Guatemala Saar = Saargebiet<br />
OB = Grossbritannien SE =. Irland<br />
GBA = Insel Aurigny SF = Finnland<br />
GB J = Jersey<br />
SHS = Jugoslawien<br />
GBY = Malta SM = Siam<br />
GBZ = Gibraltar SU =Russland<br />
GR = Griechenland TR = Türkei<br />
H = Ungarn US = Vor. Staaten von<br />
T =• Italien . Nordamerika<br />
Als. Fahrvorschrift in europäischen Ländern gilt:<br />
Rechts fahren, rechts ausweichen, links überholen<br />
in:<br />
Belgien<br />
Litauen<br />
Bulgarien<br />
Luxemburg<br />
Dänemark<br />
Monaco<br />
Deutschland<br />
Niederlande<br />
Estland<br />
Norwegen<br />
Frankreich<br />
Polen<br />
Griechenland<br />
Bussland<br />
Italien<br />
Schweiz<br />
Lettland<br />
Spanien<br />
Liechtenstein<br />
Vorarlberg (Oesterr.)<br />
Links fahren, links ausweichen, rechts überholen<br />
in:<br />
England und Irland Schweden<br />
Oesterreich (ohne Vor- Tschechoslowakei<br />
arlberg)<br />
Ungarn<br />
Portugal<br />
HUMOR.<br />
Amerikanischer Humor.<br />
Erster Kannibale: «Der Häuptling hat Heufieber.»<br />
Zweiter Kannibale: «Geschieht ihm ganz<br />
recht. Ich habe ihm gleich gesaigt, er soll<br />
nicht, die Strohwitwe fressen.»<br />
(The Pathfinder.)<br />
Ein Bettler klopfte an die Hintertür :<br />
«Bitte, liebe Frau, ich 'bin ein kranker<br />
Mann. Der Doktor hat mir die Medizin hier<br />
gegeben, aber ich brauch' etwas, womit ich<br />
sie nehme.»<br />
Die Dame war bereit zu helfen:<br />
«Armer Mann! Wollen Sie einen Löffel<br />
und ein Glas Wasser?»<br />
«Ach nein, gnädige Frau, ich möchte Sie<br />
nicht behelligen. Aber die Medizin soll vor<br />
dem Essen genommen werden. Haben Sie<br />
vielleicht nicht eine Mahlzeit zur Hand?»<br />
(Herald of Gospel Liberty.)<br />
AUTOMOBIL-REVUE <strong>1929</strong> - N°<br />
; Willst Du wohl,meinen- Fuss gehen lassen, oder<br />
ich hau Dir eine mit dem Pickelstil runter!»<br />
(Geinütl. Sachse, Leipzig).<br />
«B—b—bitte, wie w—w—weit ist esb—-bis<br />
B—b—rboston?» fragte der Herr einen Mitreisenden.<br />
Der Mann stand schweigend auf<br />
und ging auf den Gang, hinaus. Ein anderer<br />
Passagier beantwortete die Frage, dann ging<br />
er zu dem Unfreundlichen:<br />
«Warum haben Sie denn dem Mann auf<br />
die höfliche Frage nicht geantwortet?»<br />
«M—m—meinen Sie, ich h—h—habe Lust,<br />
mich v—v—verhauen zu- lassen?»<br />
(Boston Transcript.)<br />
Amerikanischer Humor. Die Klagen mehren<br />
sich, dass die Kreuzworträtsel viel zu<br />
schwer sind. Wie soll beispielsweise ein junges,<br />
modernes Mädchen darauf kommen,<br />
dass mit dem « Ding, das man an den Finsec<br />
steckt », ein Fingerhut gemeint ist ?<br />
Schlau. «Meint es dein neuer Freund ernst?»<br />
• Ich weiss es nicht. Zur Vorsicht behalte ich<br />
noch meinen alten! ><br />
«Zum Glück hab ich wenigstens den Garantieschein<br />
für den Fallschirm bei mir, der mich berechtigt,<br />
das Geld zurückzuverlangen, wenn sich die<br />
Hülle nicht öffnen, sollte!»<br />
Strassenbanditen im<br />
wilden Westen und<br />
im zivilisierten<br />
Europa.<br />
(Französischer Humor)<br />
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offen. Höü. empfiehlt sich H. Studer.<br />
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