E_1929_Zeitung_Nr.084
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Ausgabe: Deutsche Schweiz.<br />
RCDM n: Ä „.*«„ 1 nirfotiAr <strong>1929</strong><br />
Nummer 20 Cts.<br />
25. Jahrgang. — N° H<br />
ERSTE SCHWEIZERISCHE AUTOMOBIL-ZEITUNG<br />
Zentralblatt für die schweizerischen Automobil- und Verkehrsinteressen<br />
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Das kommende Automobilgesetz<br />
IL«)<br />
In 16 Artikeln des verworfenen Gesetzes<br />
wurden die<br />
Verkehrsvorschriften<br />
näher präzisiert<br />
Artikel 15 schrieb vor, dass das Automobil<br />
nur in betriebssicherem Zustand verkehren<br />
und dass die Sicherheit des Verkehrs<br />
nicht durch Uebermüdung des Automobilführers<br />
gefährdet werden dürfe. Die Frage<br />
wdrd vom Departement aufgestellt, ob die<br />
Vorschrift noch straffer gefasst, die Sanktion<br />
noch verschärft werden solle.<br />
Artikel 16 schreibt jedem Automobil das<br />
Lichterführen vom Beginn der Dämmerung<br />
an vor. Auch das Departement ist einverstanden,<br />
dass entweder in diesem oder in<br />
einem anderen Artikel die grundsätzliche<br />
Beleuchtungspflicht für die anderen Fuhrwerke<br />
ausgesprochen werden müsse. Die<br />
Detailvorschriften sollen der Verordnung<br />
überlassen werden. Es empfiehlt sich dies'<br />
auch mit Rücksicht auf die internationale<br />
Ordnung, die ja von Jahr zu Jahr wichtiger<br />
wird. Die Forderung, dass auch andere<br />
Fuhrwerke Lichter zu führen hätten, ist ein<br />
altes Postulat der Automobilisten, dessen<br />
Realisierung.dringend notwendig ist. Bei der<br />
Behandlung dieses Artikels wird im fernem<br />
auch die wichtige Ab-blendungsfrage, wenn<br />
Immer möglich, zu einer Abklärung gelangen<br />
müssen.<br />
Artikel 14 verlangte, dass jedes Automobil<br />
mit einer Schallvorrichtung versehen. sei, die<br />
namentlich bei beschränkter Sicht als Warnsignal<br />
zu dienen hat. Das Departement<br />
glaubt, dass der Artikel etwas zu knapp<br />
geraten sei. Er sollte zwei Grundsätze<br />
enthalten: das Obligatorium einer<br />
Schallvorrichtung, sodann die Warnpflicht,<br />
wo die Sicherheit des Verkehrs es verlangt.<br />
Artikel 17 stellt hierfür keine Wegleitung<br />
auf, sondern nennt nur das Beispiel der beschränkten<br />
Sicht. Die Frage erhebt sich, ob<br />
das Warnsignal nicht auch dann nötig sei,<br />
wenn zwar der Fahrer die Gefahr sieht, der<br />
Gefährdete aber nicht. Detailregeln werden<br />
jedenfalls in die Verordnung aufgenommen<br />
werden müssen, damit bei richtiger oder unrichtiger<br />
Beachtung der Automobilist nicht<br />
der Willkür des Richters ausgeliefert wird.<br />
Eine Menge kleiner Detailmomente, wie Distanz,<br />
Ausweichsmöglichkeiten, Hörbarkeit,<br />
physische Konstitution spielen dabei eine<br />
grosse Rolle.<br />
•) Siehe Auto-Revue" No. 83<br />
F E U I L L E T O N<br />
Patent No. 2002.<br />
Kriminalroman von Ludwig Peter.<br />
(7. Fortsetzung)<br />
Artikel 18 verbot das Fahren mit offenem<br />
Auspuff. Das Geräusch soll auf das Unvermeidliche<br />
beschränkt bleiben. Hier erhebt<br />
sich die Frage, ob der offene Auspuff überhaupt<br />
verboten oder durch konstruktive<br />
Vorschriften verunmöglicht werden soll, ob<br />
eine obligatorische Vorschrift »einer Schalldämpfervorrichtung<br />
genüge oder ob sie<br />
durch Betriebsvorschriften ergänzt werden<br />
muss. Unserer Auffassung nach genügte im<br />
Gesetz Alinea 1, die Frage des offenen Auspuffs<br />
könnte in der Verordnung erledigt<br />
werden.<br />
Im Artikel 19 blieb es dem Bundesrate<br />
vorbehalten, den Zeitpunkt zum Verbot der<br />
Vollgummibereifung für gewisse Arten von<br />
Motorwagen zu bestimmen. Das Departement<br />
nimmt in dieser Frage keine entschiedene<br />
Stellung ein. Es betont nur, dass die<br />
internationale Konvention jede Gummibereifung<br />
zulasse und dass das Ausschliessen der<br />
Vollgummibereifung noch zu überlegen sei.<br />
Der Weg der Entwicklung geht wohl dahin,<br />
dass von einem Zulassen der Vollgummibereifung<br />
wird Abstand genommen werden<br />
müssen und dass diese Art der Bereifung<br />
nur noch bei ausserordentlichen Verhältnissen<br />
(im kleinen' Rayon-Verkehr und bei<br />
Traktoren) wird geduldet werden können.<br />
Dagegen scheint uns die Forderung ganz<br />
klar zu sein, dass Pneureifen und halbelastische<br />
Reifen in den Bestimmungen gleichge'<br />
stellt werden müssen.<br />
'"<br />
Artikel 20 bestimmte zehn Tonnen als maximales<br />
Gesamtgewicht eines geladenen<br />
Motorlastwagens. Da Departement stellt zu<br />
diesem Artikel verschiedene Fragen. Soll<br />
eine absolute Vorschrift über das Maximalgewicht<br />
aufgestellt werden oder kann bei<br />
Pneu- oder elastischer Bereifung eine höhere<br />
Grenze zugelassen werden? Wie ist es<br />
mit den dreiachsigen Motorlastwagen? Wie<br />
mit dem Lastenzug? Sind temporäre Herabsetzungen<br />
des Maximalgewichtes bei aufgeweichten<br />
Strassen zuzulassen? Der Schweizerische<br />
Motorlastwagenverband wird jedenfalls<br />
um die Beantwortung dieser Fragen<br />
nicht verlegen sein. Grundsätzlich wird man<br />
sich auf die 10-Tonnen-Last einigen können.<br />
Dagegen wird man nach den guten Erfahrungen<br />
in Zürich den Kippwagen eine Ausnahme<br />
zugestehen und sie nach Ladung und<br />
nicht nach Gewicht bewerten müssen.<br />
Artikel 21, der sich über die Geschwindigkeiten<br />
im allgemeinen aussprach, legte fest,<br />
dass der Führer eines Motorfahrzeuges die<br />
Geschwindigkeit seines Fahrzeuges beständig<br />
beherrschen und dass jeder Motorwagen,<br />
dessen Konstruktion eine Geschwindigkeit<br />
von über 15 km in der Stunde zulasse, mit<br />
einem Geschwindigkeitsanzeiger versehen<br />
sein müsse. Dieser dem französischen Code<br />
de la Route entnommene Grundsatz, ist von;<br />
automobilistischer Seite als vollständig genügender<br />
Ersatz für alle Gesohwindigkeitsbestiminungen<br />
betrachtet worden. Immerhin<br />
darf nicht unbeachtet gelassen sein, dass<br />
damit der Fahrer leicht dem willkürlichen<br />
Urteil des Richters ausgeliefert werden<br />
kann.. Dass die Bestimmungen des Konkordates<br />
vollständig veraltet sind, braucht jedenfalls,<br />
nicht noch einlässlicher betont zu<br />
werden.<br />
Der Artikel steht übrigens im Zusammenhang<br />
mit dem folgenden, welche sich über<br />
normale und reduzierte Höchstgeschwindigkeiten<br />
näher auslassen. Die diesbezüglichen<br />
Bestimmungen sind abhängig von der Kardinalfrage,<br />
ob bestimmte Kilometerzahlen als<br />
obere Grenze der Geschwindigkeit aufzustellen<br />
und Abstufungen vorzunehmen sind,<br />
die dann nach den verschiedenen Gefahrsituationen<br />
gruppiert werden müssten, oder<br />
ob man es beim Grundsatz des Artikels 21<br />
bewenden lassen will, indem man, wie seinerseits<br />
im bundesrätlichen Gesetzesentwurf,<br />
beifügte, dass der Führer den Lauf zu verlangsamen<br />
oder nötigenfalls anzuhalten<br />
habe, wenn das Fahrzeug Anlass zu einem<br />
Verkehrshemmnis oder Unfall bieten könnte.<br />
Das Departement gibt zn, dass eine zu<br />
^niedrig gegriffen© Hpchstgesphwindfekett<br />
die wirtschaftliche Ausnützung des Automobils<br />
beeinträchtigt und dass in städtischen<br />
Verkehrsverhältnissen gefährliche Verkehrsstockungen<br />
nur durch rascheres Fahren<br />
vermieden werden können. Erwiese sich<br />
aus verschiedenen Gründen die Ansetzung<br />
von Geschwindigkeiten als notwendig, so<br />
könnte, nach Departementsauffassung, nur<br />
eine recht hoch anzusetzende absolute<br />
Höchstgeschwindigkeit in Frage kommen.<br />
Wir glauben, dass nach den gemachten Erfahrungen<br />
die Lösung der Frage nicht mehr<br />
zu schwer sein sollte. Infolge der technischen<br />
Fortschritte, ganz besonders seit der Einführung<br />
der Vierradbremse, kann die Geschwindigkeit<br />
ausserörts unbedingt freigegeben<br />
werden. Es ist dies eine Forderung, welche,<br />
wie wir hoffen, die zuständigen Verbände<br />
mit aller Energie vertreten werden. Auch<br />
innerorts genügte eine Geschwindigkeitslimitierung<br />
nur an gefährlichen Stellen. Wir wissen,<br />
dass bei der eidgen. Post ein Entwurf<br />
ausgearbeitet ist, welcher für den<br />
Ueberlandverkehr der Autocars keine Geschwindigkeitsgrenzen<br />
und für den Innerortsverkehr<br />
eine solche von 30 km vorsieht.<br />
Was den Post-Autocars zugestanden, wird<br />
jedenfalls den Personenwagen nicht versagt<br />
bleiben dürfen. Das System der rein individuellen<br />
Verantwortlichkeit, wie dies nun;<br />
auch in Deutschland zur Anwendung gelangt,<br />
dürfte übrigens zur Sicherheit des Verkehrs<br />
das seine beitragen und eventuelle «Geschwindigkeitskoller»<br />
besser heilen als tolerierte<br />
Höchstgeschwindigkeiten, die gewisse<br />
Naturen zum Ueberschreiten nur zu<br />
gerne reizen.<br />
Die kantonal-bernische<br />
Strassenverkehrsllga an der<br />
Arbeit.<br />
Welch dringendem Bedürfnis der Zusammenschluss<br />
der am Verkehr interessierten<br />
Verbände entsprochen hat, zeigt sich immer<br />
deutlicher! Der Vorstand der kantonal-bernischen<br />
Strassenverkehrsliga hielt am letzten<br />
Freitag, den 27. September, abend 20 Uhr,<br />
im «Kornhausstüblb in Bern erneut eine Vorstandssitzunjj<br />
ab, an welcher der vom Vizepräsidenten,<br />
Herrn Dr. von Stürler, in vorbildlicher<br />
Kürze abgefasste Statutenentwurf<br />
bereinigt und genehmigt wurde. Die Statuten<br />
sollen gedruckt ; und allen Mitgliedersektionen<br />
baldmöglich zugestellt werden.<br />
An den Bernischen Regierungsrat ist, zuhanden<br />
der Mitglieder des Grossen Rates,<br />
das nachfolgende, von 18 Verbänden und<br />
wetteren Vereinigungen unterzeichnet©<br />
Schreiben gerichtet worden: ,<br />
« Sehr geehrte Herren Regierungsräte! Die Unterzeichneten<br />
gestatten sich, Sie von der Gründung<br />
einer bernischen Strassenverkehrsliga gebührend in<br />
Kenntnis zu setzen, welcher sich die nachgenanntea<br />
Verbände der am Strassenverkehr direkt beteiligten<br />
Interessenten angeschlossen haben. Sie haben<br />
von der demnächst bevorstehenden Realisierung<br />
des Grossratbeschlusses für Schaffung eines kantonal-bernischen<br />
Strassenverkehrsamtes und dem<br />
Vollzug der Wahl des Vorstehers desselben Kenntnis<br />
genommen. Bei dem fortgesetzten Anwachsen<br />
des Strassenverkehrs und seiner zunehmenden<br />
Bedeutung für alle Bevölkerungsschichten ist es<br />
der Liga mehr daran gelegen, gleich von Anbeginn<br />
mit diesem Amte einen festen Kontakt zu finden,<br />
der beiden Teilen gestattet, ständig alle auftretenden<br />
Verkehrsfragen durch gemeinsame Behandlung<br />
in zweckdienlichster Weise zu lösen und eine gangbare<br />
Regelung anzustreben.<br />
Auch gegenwärtig liegt wieder eine grössere<br />
Anzahl von Postulaten vor, welche der Abklärung<br />
bedürfen und entweder eine Abänderung oder eine<br />
Ergänzung und Erweiterung bestehender Vorschriften<br />
erfordern. Andere Postulate hinwiederum<br />
verlangen der prinzipiellen Stellungnahme. Es<br />
dürfte daher bei der Vielseitigkeit derselben und<br />
der Rücksichtnahme auf spezielle Erfordernisse<br />
eine gegenseitige gründliche Aussprache der gegebene<br />
Weg sein, der am ehesten eine allseitig befrie-<br />
Kraft hatte seine Unterhaltung mit dem Beamten<br />
abgebrochen. Jetzt hörte man, wieseien telephonisch vom Unfall unterrichtet<br />
berichtete das Mädchen, die Herrschaften<br />
Max Keller schlief unruhig. So sehr ihn der Motor plötzlich auf Touren kam, erster, worden und bereits mit einem Taxi zur Unglücksstelle<br />
gefahren.<br />
Die Vorstellung von Paganini war vor-daüber. Mizzi Dorn hatte herrlich gesungen. freut hatte, so war es für ihn doch eine pressor heulte, rasch vergrösserte sich der «Bitte Herr Kraft, nehmen Sie Platz im<br />
Zusammentreffen mit Alfred Fleissig ge-<br />
zweiter, dritter Gang, die Direkte, der Kom-<br />
Max Keller und seine Schwester erhoben grosse Aufregung gewesen. Dazu kam, dass Punkt. Mit atemloser Aufmerksamkeit sah alles<br />
gegen Westen; rasend stieg die Ge-<br />
Schluchzend entfernte sie sich und Hess<br />
Arbeitszimmer von Herrn Max.»<br />
sich von ihren Plätzen, nahmen ihre Garderobe<br />
und gingen durch die Bastei-Anlagen zu der Erfindung bei grosser Geschwindigkeit.<br />
sein grosser Tag bevorstand: Die Prüfung<br />
Fuss nach Hause. Sie sprachen von Alfred, Am Morgen traf ihn die Kunde vom Hinschied<br />
der Freunde. Tief erschüttert begab<br />
und Hedy gestand ihrem Bruder, dass sie<br />
den Verlobten mehrmals wiedergesehen habe: er sich zu Kraft, der ihn zum Mittagessen<br />
«Unsere Liebe ist trotz aller Enttäuschungen<br />
so gross wie vor vielen Jahren und wir und nahmen schweigend ihre Mahlzeit ein.<br />
geladen hatte. Die Freunde begrüssten sich<br />
sind bereit, unsern Weg mit Opfern zu er-Nachher wollten sie gemeinsam hinausfah-<br />
kaufen. Alfred sucht sich eine Stelle und<br />
wir freuen uns auf das gemeinsame Leben,<br />
wenn es sich auch noch so bescheiden gestalten<br />
wird.»<br />
Plötzlich stand Alfred Fleissig vor ihnen.<br />
Es brauchte keine lange Aussprache zwischen<br />
den Freunden, der Boden war geebnet,<br />
und bald floss die Unterhaltung, als ob<br />
bloss Wochen zwischen Abschied und Wiedersehen<br />
gelegen hätten. Man sprach über<br />
die Zukunft des Paares. Fleissig konnte mit<br />
Hilfe von Max als Ingenieur eine Stelle finden.<br />
Bald war man zu Hause angelangt.<br />
Hedy ging zu Bett, denn der Bruder hatte<br />
Alfred noch eine vertrauliche Mitteilung zu<br />
machen, die seine Existenz betraf. Beglückt<br />
trennten sich die wiedergefundenen Freunde,<br />
nichts ahnend von den furchtbaren Ereignissen<br />
dieses Abends.<br />
ren in den Hardwald. Die Behörden waren<br />
verständigt worden. Der diensthabende<br />
Polizeioffizier sollte den Versuchen beiwohnen.<br />
Nach dem Essen gingen Kraft und Keller<br />
in die Garage. Der Bankier hestieg seine<br />
Limousine mit der Begründung, er fühle sich<br />
nicht wohl genug.'im offenen Wagen zufahren.<br />
Er folgte dem Rennwagen in kleinem<br />
Abstand. Bald waren sie auf der langen,<br />
geraden Strasse der Hard angelangt. Eine<br />
grössere Anzahl Leute hatte sich dort eingefunden.<br />
Di© beiden begrüssten den von der<br />
Polizeidirektion abgeordneten Beamten. Dann<br />
setzte sich der Ingenieur ans Steuer und fuhr<br />
einen Kilometer zurück an den Start. Die<br />
Spannung der Schaulustigen war gestiegen.<br />
schwindigkeit, näher kam das Gebrüll, näher<br />
das fliegende Ungetüm. Krachend, donnernd<br />
tobte es vorbei. Da — ein kratzendes Geräusch,<br />
ein Stöhnen und Aechzen im stählernen<br />
Körper. Im Bruchteil einer Sekunde<br />
drehte sich der Wagen wie ein Kreisel nach<br />
rechts, prallte mit voller Wucht gegen die<br />
Böschung, überschlug sich und begrub den<br />
Fahrer unter sich. Weithin flog der Pneu des<br />
rechten Vorderrades. Alles sprang hinzu.<br />
Als Erster war Kraft zur Stelle. Er zwängte<br />
sich unter das zertrümmerte Automobil, und<br />
während es einige Männer zu heben versuchten,<br />
zog er den Ingenieur hervor.<br />
Max Keller war tot. Ein friedliches Lächeln<br />
lag auf seinem bleichen Gesicht. Voller<br />
Zuversicht hatte er in die Zukunft geschaut<br />
und das Letzte aus dem Motor herausgeholt<br />
Man bettete Keller ins Gras.<br />
Fritz Kraft anerbot sich, die Trauernachricht<br />
Frau Keller und ihrer Tochter zu überbringen.<br />
Er fuhr mit der Limousine in die<br />
Stadt. Als er am Keller'schen Hause läutete,<br />
den Bankier allein.<br />
Nach einer Stunde kamen Frau Keller und<br />
ihre Tochter im Leichen-Automobil mit dem<br />
Toten vor dem Hause an. Der Polizeihauptmann<br />
und der Gerichtsarzt halfen ihnen aussteigen<br />
und befahlen den beiden im Führerraum<br />
sitzenden Polizisten, die Leiche ins<br />
Haus zu tragen und den Damen behilflich zu<br />
sein. Sie selber wurden zu Kraft ins Arbeitszimmer<br />
geführt und erklärten ihm, das Unglück<br />
sei durch Abspringen des rechten vorderen<br />
Pneus veranlasst worden; man sehe<br />
die Spur des Rades deutlich; jedenfalls sei<br />
die Bereifung dieser Schnelligkeit nicht gewachsen<br />
gewesen. Als die Damen eintraten,<br />
verabschiedeten sich die Amtspersonen und*<br />
Kraft sprach den so schwer heimgesuchten<br />
Frauen seih Beileid aus und trüg ihnen seine<br />
Hilfe an. Dann verHess er sie.<br />
(Fortsetzung folgt.)
Während in den eidgenössischen Räten die<br />
Herren Amstalden und Meuli eine Erhöhung<br />
der Benzinzollverteilung postulieren, hat sich<br />
nun der schwyzerische Kantonsrat als erste<br />
Behörde direkt an den Bundesrat gewandt,<br />
um ihm folgendes Gesuch zu unterbreiten:<br />
a) Es sei der Anteil der Kantone am Benzinzollerträgnis<br />
zu erhöhen.<br />
b) Es sei der Verteilungsmodus für das Benzinzolltreffnis<br />
der Kantone in angemessener<br />
Weise abzuändern.<br />
c) Es sei dem Kanton Schwyz ein grösserer<br />
Betrag aus dem Ausgleichsfond zu verabfolgen.<br />
Die drei Begehren werden in der Eingabe<br />
ausführlich begründet. Wir nehmen daraus<br />
einige Rosinchen: «Der Bund wird durch den<br />
Automobilverkehr nicht belastet. Es rechtfertigt<br />
sich daher, dass von dem auf dem Betriebsstoff<br />
des Automobils erhobenen Zoll soviel<br />
an die Kosten des Unterhalts und der<br />
Verbesserung der Automobilstrassen abgegeben<br />
wird, als der Finanzhaushalt des Bundes<br />
gestattet. Wir glauben, dass der heute erfreuliche<br />
gefestigte Finanz-Zustand des Bundes<br />
so tragfähig geworden ist, dass er eine<br />
Erhöhung des Benzinzollanteils der Kantone<br />
erlauben würde... Der bestehende Verteilungsmodus<br />
ist um so ungerechter, als die<br />
durch ihn am meisten begünstigten kleinen<br />
Städtekantone Baselstadt und Genf im Verhältnis<br />
zur Ausdehnung ihres Strassennetzes<br />
ganz ungewöhnlich grosse Einnahmen an Motorfahrzeugtaxen<br />
haben. Das bestehende System<br />
huldig dem Motto: «Beati possidentes!»<br />
Es schöpft den reichen Kantonen im Ueberfluss<br />
zu, während es den bedürftigen die unerlässlich<br />
notwendigen Mittel zum Strassen-<br />
digende Lösung gewährleistet. Andererseits dürfte<br />
es sowohl für die Regierung als den Vorsteher des<br />
neuen Verkehrsamtes statt einer getrennten Anhörung<br />
jedes einzelnen Verbandes angenehmer und<br />
bequemer sein, gewisse Angelegenheiten des Verkehrs<br />
mit den Delegierten der zusammengefassten<br />
Verbände, wie sie sich nunmehr in der kantonalbernischen<br />
Liga vereinigt finden, zu behandeln und<br />
damit gleichzeitig auch die Instanz zu kennen, an<br />
welche sie sich bei neu auftretenden Fragen zu<br />
wenden haben.<br />
Die unterzeichneten Ligaverbände möchten daher<br />
dem Grossen Rat die Anregung unterbreiten, zu<br />
beschliessen, es sei dem kantonalen Strassenverkehrsamte<br />
eine ausserparlamentarische Kommission<br />
mit konsultativem Charakter mit entsprechender<br />
Einbeziehung der an die Liga angeschlossenen Verbände<br />
der verschiedenen Verkehrskategorien beizugeben,<br />
welcher alle Verkehrsfragen, die einer weiteren<br />
Abklärung bedürfen, zur jeweiligen Mitäusserung<br />
unterbreitet werden, wobei nicht nur Neuregelungen,<br />
sondern auch die zweckmässigste Handhabung<br />
bestehender Vorschriften mit einzubeziehen<br />
wären. Unseres Erachtens würde dadurch ein nicht<br />
zu unterschätzendes Mittel geschaffen, jeweils auf<br />
einfachstem Wege zu einer raschen Verständigung<br />
eu gelangen und damit allen Mitinteressierten in<br />
angängigster Form zu dienen.<br />
Wir ersuchen den verehrlichen Regierungsrat<br />
um baldige Unterbreitung unseres Ansuchens an<br />
den Grossen Rat und um Ihre wohlwollende Intervention,<br />
um in kürzester Zeit eine Entschliessung<br />
herbeizuführen.<br />
Mit der Versicherung unserer vorzüglichen<br />
Hochachtung,<br />
Für die kantonal-bernische Strassenverkehrsliga:<br />
(folgen die Unterschriften der Vertreter der diversen<br />
Verbände.) »<br />
Es wird für die inskünftig© Verkehrsregelung<br />
und namentlich auch für die Lösung<br />
der vielen Verkehrsfragen von grösster<br />
Wichtigkeit sein, dass sich auch die löblichen<br />
Behörden zur Schaffung dieses gewünschten<br />
ständigen, festen Kontaktes mit der Verkehrsliga<br />
geneigt zeigen. Nur so lässt sich<br />
eine erspriessliche Arbeit im Interesse aller<br />
durchführen! —<br />
Viel Zeit in Anspruch nahm an dieser zweiten<br />
Vorstandssitzung die Besprechung verschiedener<br />
kantonaler und stadtbernischer<br />
Verkehrsangelegenheiten und es zeigte sich, ausbau vorenthält.<br />
dass es nicht an wichtigen Aufgaben fehlt,<br />
die zum Teil sogar der dringenden Lösung<br />
bedürfen. Vorläufig soll an den Regierungsrat,<br />
zuhanden der zuständigen Departemente,<br />
eine Eingabe gerichtet werden, in<br />
welcher nach dem Verbleib der Verkehrsordnung<br />
für die Bundesstadt gefragt wird<br />
und Vorschläge für die Signalisierung und<br />
die Erstellung von Radfahrerstreifen und den<br />
sorgfältigeren Ausbau der Trottoirs, damit<br />
diese für die Fussgänger auch benutzbar<br />
sind — gemacht werden.<br />
Aber auch sonst kamen über ziwej Dutzend<br />
"verschiedene andere mit dem. Verkehr<br />
im Zusammenhang stehende Fragen zur<br />
zwanglosen »Besprechung, und die Art des<br />
Vorgehens soll von Fall zu Fall vom Bureau,<br />
das alle diese Eingaben der verschiedenen<br />
Verbände schriftlich entgegennimmt und<br />
prüft, bestimmt werden.<br />
An Aufgaben fehlt es also nicht, auch nicht<br />
am guten Willen der Verkehrsverbände,<br />
diese befriedigend lösen zu helfen! Hoffentlich<br />
findet man eine gleiche Einstellung nicht<br />
nur bei der kantonalen Baudirektion, die ihren<br />
guten Willen erfreulicherweise schon<br />
verschiedentlich bewiesen hat, sondern auch<br />
bei der kantonalen Polizeidirektion und allen<br />
anderen in Frage kommenden Instanzen,<br />
vor allem aber auch beim Vorsteher des kantonalen<br />
Strassenverkehrsamtes, dann wird<br />
es in der Verkehrsregelung bald erfreulichere<br />
Zustände geben und manche Verkehrsfrage<br />
wird enne befriedigende und nützliche Lösung<br />
finden! R.<br />
Autostrasse Bern—Thun.<br />
Opposition aus der Gemeinde MurL<br />
Im «Bund» wendet sich neuerdings ein<br />
Einsender gegen die geplante Automobilstrasse<br />
Bern-Thun. Hauptsächlich wird die<br />
Führung der Strasse durch das Gebiet der<br />
Gemeinde Muri beanstandet und den Initianten<br />
der schärfste Kampf in Aussicht gestellt.<br />
Es wird auf die Versammlung vom<br />
1. März dieses Jahres in Muri hingewiesen,<br />
wo Herr M. Nyffeler «die Stichhaltigkeit der<br />
in Wahrung vitaler Lokalinteressen erhobenen<br />
Einwände» anerkannt und eine Rücksprache<br />
mit den Gemeindebehörden in Aussicht<br />
gestellt habe. Diese Rücksprache<br />
scheint unterblieben zu sein. «Die einzige<br />
Antwort, die wir erhielten, waren die roten<br />
Markierungspfähle, die trotz allem beiMuri-<br />
Bad beginnen.»<br />
Die Bewohner von Muri betrachten, nach<br />
dem betreffenden Einsender, das Vorgehen<br />
der Gemeinde gegenüber als eine Herausforderung.<br />
Man wird sich bei der Anlage<br />
der projektierten Strasse allerdings nicht so<br />
ohne weiteres über die Einsprachen einer<br />
durch die Strasse stark in Mitleidenschaft<br />
gezogenen Gemeinde hinwegsetzen können.<br />
Wir nehmen an, dass dies auch gar nicht beabsichtigt<br />
war, sondern dass die bis jetzt<br />
vorgenommenen Absteckungen als Vorbereitungsstudien<br />
anzusehen sind, die noch keinen<br />
abschliessenden Charakter haben. Zuerst<br />
müssen die verschiedenen möglichen<br />
Lösungen studiert werden, bevor man eine<br />
nützliche Rücksprache mit den Behörden<br />
haben kann. Sicher verschliessen sich auch<br />
Der Durchgangsverkehr<br />
ist in hervorragender Weise daran interessiert,<br />
dass es dem Kanton möglich wird, seine<br />
Durchgangsstrassen in absehbarer Zeit den<br />
Anforderungen des sehr intensiven Automobilverkehrs<br />
auszubauen... Wir möchten beiläufig<br />
noch darauf hinweisen, dass während<br />
die Initianten der Autostrasse Bern-Thun<br />
nicht den berechtigten Einwendungen. Dass<br />
die Strasse im Interesse der Entlastung des<br />
städtischen Verkehrs besser nicht über die<br />
Kirchenfeldbrücke geleitet wird, ist wohl<br />
auch den Initianten klar. Ob aber eine Führung<br />
über die Aare — beim Belpmoos "—<br />
und durch den Sandrain im Bereiche der fr--!<br />
nanziellen Möglichkeit liegt, werden efst<br />
eingehende Studien erweisen. Jedenfalls ist<br />
die angebliche Aufregung in der Gemeinde<br />
Muri nicht begründet, solange die Vorstudien<br />
für die Strassenführung nicht zu einem<br />
definitiven Projekt gediehen sind. Von einem<br />
solchen hat man aber seit der Versammlung<br />
im März nichts gehört. mg..<br />
Die Sektion Genf der Autocarbesitzer hatte<br />
letzthin eine Versammlung, an welcher eine<br />
Resolution bezüglich des Autocar-Konfliktes<br />
gefasst wurde. Die Sitzung wurde präsidiert<br />
von Herrn Dr. Paul Randon und man beschloss,<br />
nach Anhörung von Referaten der<br />
Herren Kündig, Albaret, Trabold, Pelichet,<br />
Dupuis, Perroud, Tinguely und Schneider,<br />
einstimmig folgende Mitteilung an die Presse:<br />
Ueberzeugt von der wirtschaftlichen Notwendigkeit<br />
des ungehinderten Grenzverkehrs<br />
mit Autocars beschloss die Versammlung der.<br />
Genfer Sektion der A. S. P. A. folgende Resolution<br />
:<br />
1. Der Vorstand wird beauftragt, unverzüglich<br />
bei den Bundesbehörden und den kantonalen Behörden<br />
vorstellig zu werden, dass eine definitive<br />
Lösung des Grenzverkehrs mit Autocars erfolge.<br />
2. Die Lösung muss im Einklang mit den<br />
französischen Interessen auf dem Grundsatz absoluter<br />
Freiheit beruhen.<br />
3. Die Frage der französischen Verkehrstaxen<br />
ist unabhängig von der Frage der Autocamions zu<br />
lösen und hat mit der Konzession B nichts zu<br />
tun.<br />
4. Die gesetzliche Ordnung bezüglich Einfahrt<br />
der Autocamion muss auf dem Grundsatze der<br />
freien Grenzüberschreitung mittels Triptyks oder<br />
Versicherungskaution basieren.<br />
5. In den demnächst beginnenden Zonenverhandlungen<br />
soll der freie Verkehr der eenferischen<br />
Autocamions in der sardinischen Zone verlangt<br />
werden.<br />
Wie man sich erinnert, hat der Bundesrat<br />
im Interesse der Genfer AutocargeselP<br />
Schäften eine provisorische Lösung mit<br />
Frankreich angebahnt. Es wurde ausdrücklich<br />
festgelegt, dass dieses Abkommen provisorischer<br />
Natur sei und mit dem 31. Dezem-<br />
AUTOMOBIL-REVUE <strong>1929</strong> — N° 84<br />
Zur Benzinzoll-Verteilung<br />
Eine Eingabe des schwyzerischen Kantonsrates an den Bundesrat.<br />
Neues zum Autocarkonfllkt.<br />
der letzten Jahre die Hilfe für die Gebirgskantone<br />
in der Bundesversammlung immer und<br />
immer wieder als eine der dringendsten Staatsaufgaben<br />
hervorgehoben wurde. Die bereits<br />
beanstandete Art der ersten Verteilung des<br />
Benzinzollanteiles unter die Kantone erscheint<br />
als bittere Ironie zu diesem schönen<br />
Staatsgedanken. Wenn die wenigen Vergünstigungen,<br />
die den Bergkantonen bereits gewährt<br />
worden sind, dadurch wieder aufgehoben<br />
werden, dass man ihnen an den Ausbau<br />
und den Unterhalt ihrer Durchgangsstrassen<br />
dreissig und mehrmal weniger aus dem Benzinzolltreffnis<br />
der Kantone verabfolgt als andern,<br />
wohl situierten Ständen, so müsste dies<br />
das Vertrauen in die ganze Aktion schwer<br />
beeinträchtigen. Wir sind überzeugt, dass<br />
der beanstandete Verteilungsmodus des Benzinzollanteiles<br />
der Kantone gar nicht beschlossen<br />
worden wäre, wenn man zum voraus<br />
dessen ungerechte Auswirkung zahlenmässig<br />
bestimmt vor Augen gehabt hätte.<br />
Wir unsererseits brauchen obige Sätze<br />
nicht weiter zu kommentieren. Es freut uns,<br />
dass man endlich in einer kantonalen Kanzlei<br />
eine offene und ungeschminkte Sprache<br />
gefunden hat. Leider, wir müssen dies beifügen,<br />
ein wenig zu spät. Die Redaktion der<br />
«Automobi!-Revue> hat seit Jahren den erhöhten<br />
Benzmzoll postuliert, hat auf den ungerechten<br />
Verteilungsmodus aufmerksam gemacht<br />
und speziell damit im Zusammenhang<br />
auf die Hilfe an die Gebirgskantone hingewiesen.<br />
Lange Zeit schien es, als ob sie wirklich<br />
tauben Ohren predigen würde. Nun<br />
scheinen aber doch die Geister zu erwachen.<br />
Vielleicht findet das Beispiel des Kantons<br />
Schwyz Nachahmung. Weitere kantonale<br />
Eingaben an den schweizerischen Bundesrat<br />
müssten ganz speziell Herrn Bundesrat Musy<br />
darauf aufmerksam machen, dass es an der<br />
Zeit ist, von den 30-MiIHonen-BenzinzolIsäckeln<br />
herunterzusteigen und die Hälfte<br />
wenigstens freundeidgenössisch den Kantonen<br />
abzutreten. K.<br />
ber <strong>1929</strong> ablaufe. Im übrigen behielt sich<br />
der Bundesrat vor, in der Frage des Grenzverkehrs<br />
und der Konzession B in den kommenden<br />
Verhandlungen mit Frankreich bezüglich<br />
der französischen Verkehrstaxe freie<br />
Hand zu wahren. Niemand fand diese Haltung<br />
unrichtig, zum wenigsten die Genfer.<br />
Es war ein Entgegenkommen Frankreichs<br />
zu erwarten. Anderseits erklärte sich die<br />
Schweiz bereit, völlig auf die Zuschlagtaxen<br />
für ausländische Autocars gemäss Konzession<br />
B zu verzichten, wenn Frankreich seinerseits<br />
sein© Verkehrstaxen gegenüber<br />
schweizerischen Automobilen aufhebe.<br />
Umsomehr erstaunt es nun, dass die Sektion<br />
Genf der A. S. P. A. erklärt, die Frage<br />
des Grenzverkehrs für Autocamions habe<br />
mit der Konzession B nichts zu tun und<br />
[ müsse unabhängig davon gelöst werdendDieses"<br />
Vorgehen ist zum mindesten sehr undiplomatisch.<br />
Das Verlangen der A. S. P. A.<br />
ist ein Schuss in den Rücken des Bundesrates.<br />
Man erschwert diesem seine Aufgabe<br />
und es besteht die Gefahr, dass die bisherigen<br />
Verhandlungen, die in mühevoller Weise<br />
die automobilistischen Interessen der Schweiz<br />
zu wahren suchten, nutzlos werden.<br />
Das Vorgehen der Sektion Genf ist auch<br />
keineswegs im allgemeinen automobilistischen<br />
Interesse. Es wäre besser gewesen,<br />
die Genfer Vereinigung der Autocamionneure<br />
hätte sich zuvor mit den andern Interessenten<br />
in Verbindung gesetzt. Unsere Behörden<br />
dürfen verlangen, dass in dieser wichtigen<br />
Frage alle Interessenten einig hinter ihnen<br />
stehen; nur dann besteht die Aussicht, dass<br />
die kommenden Verhandlungen erfolgreich<br />
zum Ziele geführt werden.<br />
Gr.<br />
Einheitliche Strassensignale<br />
wirklich ein Ding der Unmöglichkeit?<br />
Die Förderung nach einheitlichen Strassensignalen<br />
scheint etwas so Selbstverständliches,<br />
dass man sie nicht noch extra zu postulieren<br />
braucht. Und doch haben wir es in<br />
unserem kleinen Land nicht fertig gebracht,<br />
uns auf die gleichen Signale in Kantonen und<br />
Städten zu einigen.<br />
Es stehen sich gegenüber einerseits die<br />
Vorschläge des Städteverbandes (die auch<br />
mit den vom Völkerbund vorgeschlagenen<br />
internationalen Strassensignalen übereinstimmen,<br />
anderseits die von der kantonalen Baudirektorenkonferenz<br />
am 6. Mai dieses Jahres<br />
angenommene Signalordnung, die in einigen<br />
wichtigen Signalen von den Vorschlägen des<br />
Städteverbandes abweicht. Insbesondere betrifft<br />
dies die Einführung rechteckiger Signale,<br />
die vom Städteverband abgelehnt wurden,<br />
als zu Verwechslungen mit Reklametafeln<br />
Anlass bietend.<br />
Nun ist soeben eine Verordnung über Strassensignale<br />
des st. gallischen Regierungsrates<br />
erschienen (Amtsblatt vom 27. September<br />
<strong>1929</strong>), die sich auf die Verschlage der kantonalen<br />
Baudirektorenkonferenz stützt Damit<br />
ist der Anfang zum Chaos in der schweizerischen<br />
Strässensignalgebung gemacht.<br />
Man muss sich wirklich fragen: war es<br />
nicht möglich, dass sich.Städteverband und<br />
kantonale Baudirektoren auf einen einheitlichen<br />
Vorschlag einigen konnten? Um so<br />
mehr, als ein Vorschlag da war, der durch<br />
die Verkehrskommission des Völkerbundes<br />
auch internationale Anerkennung gefunden<br />
hat.<br />
Die Vorschläge des Städteverbandes und<br />
des «Comite permanent de la circulation routiere»<br />
gingen nur bezüglich dreier geringfügiger<br />
Variationen auseinander, während die<br />
Signale des Städteverbandes und der kantonalen<br />
Baudirektorenkonferenz wichtige Unterschiede<br />
aufweisen (so z. B. die von der Baudirektorenkonferenz<br />
geplante Einführung<br />
rechteckiger Singaltafeln).<br />
Die Verordnung des st. gallischen Regier<br />
rungsrates wird nicht mehr rückgängig zu<br />
machen sein. Es ist aber zu hoffen, dass die<br />
andern Kantone dieses Vorgehen nicht nachahmen,<br />
sonst wäre viele Arbeit umsonst getan<br />
und die so dringend wünschbare Einheit-*<br />
lichkeit der Strassensignale für Jahre hinaus<br />
in Frage gestellt<br />
gr.<br />
* * •<br />
Italiens<br />
grosszügiges Sportprogramm.<br />
Man muss es dem Automobil-Club von<br />
Italien und mit ihm dem Präsidenten seiner<br />
Sportkommission, Herrn Cav. Vincenzo<br />
Florio, lassen, dass sie sich mit prächtiger<br />
Initiative und seltenem Elan des Automobilsportes<br />
annehmen und mit allen Mitteln darnach<br />
zu traohten suchen, der sich in den<br />
letzten drei Jahren allerorts geltend gemachten<br />
Rennmüdigkeit zu begegnen. Und es ist<br />
auch zu sagen, dass die diesjährigen italienischen<br />
Automobilsportveranstaltungen, angefangen<br />
bei der Targa Florio in Sizilien bis<br />
zum Grossen Preis von Monza stets eine<br />
sehr schöne Beschickung erhalten und prächtige<br />
sportliche und propagandistische Erfolge<br />
davongetragen haben. Es sei hier ausser<br />
den beiden genannten Veranstaltungen<br />
nur an das 1000-Meilen-Rennen, den Grossen<br />
Königspreis von Rom, die Rundstrekkenrennen<br />
von Alessandria, Cremona, Livorno<br />
etc. erinnert.<br />
Wenn diese bemerkenswerten Resultate<br />
auf automobilsportlichem Gebiet in Italien<br />
erzielt werden konnten, so waren hierbei<br />
zwei Faktoren ausschlaggebend. Einmal die<br />
rechtzeitig erfolgte Konzentration der offenen<br />
Automobilveranstaltungen auf eine kleinere<br />
Anzahl von Rennen und dann die Dotierung<br />
der einzelnen Konkurrenzen mit Geldpreisen<br />
von stattlicher Höhe. Schon die<br />
Sportkalender Italiens der letzten zwei Jahre<br />
wiesen nur noch eine beschränkte Zahl offener<br />
Automobilveranstaltungen auf, was<br />
selbstverständlich die zahlreichen Unterclubs<br />
des italienischen Automobil-Clubs nicht hinderte,,<br />
ausserdem noch kleinere geschlossene<br />
Veranstaltungen durchzuführen, denen aber<br />
rein lokale Bedeutung zukam. Durch diesen<br />
Abbau der Zahl der offenen Veranstaltungen<br />
wurde bewirkt, dass die Fahrer nicht zu<br />
sehr mit solchen Konkurrenzen überlastet und<br />
übermüdet wurden, und anderseits wurde<br />
durch den vorgenommenen organisatorischen<br />
Ausbau der grossen Rennen deren Bedeutung<br />
erheblich erhöht.<br />
So weist denn auch der italienische Automobilsportkalender<br />
pro 1930 nur 16 offene<br />
Veranstaltungen auf, worunter nur ein Bergrennen<br />
figuriert. Die meisten anderen Konkurrenzen<br />
betreffen Rundstreckenrennen, die<br />
sich in Itaien grosser Beliebtheit erfreuen,<br />
zumalen sie auch mit Geldpreisen reich dotiert<br />
sind.<br />
Eine 2^4-Millionen-PreIssumme.<br />
Die vorgenannten 16 offenen italienischen<br />
Rennen repräsentieren nämlich eine Preissumme<br />
von nicht weniger als 2,500,00 Lire*<br />
wobei es sich nur um Geldpreise handelt<br />
Für jedes Rennen hat die Sportkommission<br />
des R. A. C. I. die Höhe der Geldpreise zum<br />
vorneherein festgestellt und so den einzelnen<br />
Rennen eine grosse Anziehungskraft gesichert.<br />
Auch das italienische Bergrennen<br />
— es handelt sich hierbei nicht um das klassische<br />
Susa-Mont Cenis-Rennen, sondern<br />
um das Bergrennen Cuneo-Colle della Maddalena<br />
— ist mit 100,000 Lire Barpreisen<br />
bedacht worden und dürfte daher auf die<br />
Fahrer eine besondere Anziehungskraft ausüben.<br />
Ueber die genaue Rennstrecke dieses<br />
Bergrennens ist Definitives noch nichts bekanntgegeben<br />
worden, doch soll dasselbe<br />
derart ausgestaltet werden, dass es in die<br />
erste Reihe der schweren europäischen Bergrennen<br />
gesteh werden muss. Als Startort ist<br />
Vinadio auf einer Höhe von 910 m in Aussicht<br />
genommen, derweilen sich das Ziel auf<br />
dem Maddalena-Pass, 1996 m ü. M., befinden<br />
würde. Die Totaldistanz würde ca.<br />
32 km betragen. Die Steigung wäre somit<br />
keine sehr starke (durchschnittlich 3,5 Prozent)<br />
und dürfte daher der Parcours sehr<br />
hohe Geschwindigkeiten gestatten. Ob die<br />
Italiener beabsichtigen, dieses Rennen später<br />
zum Grossen Bergpreis Italiens zu ernennen,<br />
steht heute noch nicht fest. Angesichts<br />
der geringen Steigungsverhältnisse<br />
wird man sich vielleicht noch überlegen müssen,<br />
ob nicht Susa-Mont Cenis oder der<br />
Grosse St. Bernhard oder die Westseite des<br />
Stilfserjoches für ein schweres Bergrennen<br />
nioht besser geeignete Prüfungsstrecken abgeben<br />
würden.
|p 84 — <strong>1929</strong> AUTOMOBIL-REVUE _J><br />
Die ausgesetzte Barpreissumme von an- Das Meeting VOI1 CremOlia. Zürdier Notizen zehn Jahren zählte man bereits 3588Pferdeaähemd<br />
2% Millionen Lire wird zweifellos Neue ^eItreko rda - - — — — - — — - Dmschke- h, zehn^ Jahrer> hat:»£ a£o<br />
auf die In- und Ausbndsfahrer eine beson- dem Beteiligung der erössten Abnahme der Verkehrsunfälle in Zürich. JSfadrt* Verkehrsfahrzeuge<br />
der© Anziehungskraft ausüben. Man hat ja it_ Iien { Schen Rennfahrer ausgefahrenen 10- Nach der Unfallstatistik des statistischen UJ '* UIV *" U<br />
nun auch im Automobilsport den Weg be- g S ^ S v m CrernoS, eine Amtes der Stadt Zürich ist für das erste Um die Jahrhundertwende zähtte die deutgehen<br />
müssen, den andere Sportarten, und | « « J ««^ CamSri schonletztes Jahr Vierteljahr <strong>1929</strong> eine erhebliche Abnahme f he Hauptstadt mit ihren zwei Millionen<br />
zwar auch in der Kategorie Amateure der- J^ndeLSel vo7u*ef 215 km herauf- der Strassenverkehrsunfälle zu verzeichnen. Einwohnern rund 8000 Droschken. Dazu kaselben,<br />
schon längst bestritten haben: Die Jeholt ta^danTes^rScdS mit ei- Diese sind von 592 im ersten Vierteljahr des men *«> seit den Sechzigenahren von vier<br />
Aussetzung namhafter Barpreise, die auch ^m jtoserati S DurchSSesSwin- Jahres 1928 auf 470 zurückgegangen. Die Gese ischaften eingeführten Omnibushmen.<br />
von Herrenfahrern akzeptiert werden dür- JXttoTäökm zu STDteMTIS- Zahl der verletzten Personen beträgt 170 f. p*n mit 300 Ommbussen wurden befen,<br />
ohne dass dieselben durch deren An- ^nTbZtltläZ neuen Weltrekord über gegenüber 216 im selben Zeitraum des Vor- * nebe 2; * fun J ^f ml koonte<br />
f.<br />
n t<br />
nähme ihrer Amateureigenschaft verlustig *JKmSer Wrzi der Auto-S Motor- Jahres. der Potsdamerbrücke bis zum Bahnhof<br />
gehen. Auch in der Schweiz ist man beim %**£%?.£a'iÄÄal Als Ursachen dieses erfreulichen Rück- ^fSST^ «^sÄE<br />
Klausenrennen und in der Folge bei der literklf sse auf Alfa Romeo ebenfalls die neue<br />
ganges der Zahl der Verkehrsunfälle sind ^ h n r e *? u^ ig« eröffnete ach KilonSer<br />
^ " Ä J Ä ^ S ? wtrd aS vln Rekordgeschwindigkeit von 223 km. eine bessere Verkehrsdiszipiin der Strassen- Z^LSVn'lZl^ S£i5£S5<br />
SSÄS^^^^ktei^; Ein Schweizer rerletzt. SncheT St^KÄS" Leo": war «"• erste deutSche Pferdebahn öb€r "<br />
feher noch weiter ausbauen müssen. Im Training zum 20pntw iWii nr<br />
A. C. Brescia für Sportwagen. Preissumme Die Resultate. Vorjahr ein erheblicher Rückgang zu ver-<br />
S ^ gn uemscae * eicn '<br />
L. 250,000. Wir geben nachstehend die Resultate der zeichnen. Die Zahl der an den Unfällen be- Dj e jüngste Entwicklang des AutomobH-<br />
20. April: Rundstreckenrennen von Ales* beiden Renntage Cremonas von Samstag teiligten privaten Personenautos ist von 322 j, a u e s in K ana d a Vom Dominon Bureau ot<br />
sandria des A. C. Alessandria für Renn- und Sonntag. Die angeführten Stundenmit- auf 245, diejenige der Motorräder von 48 auf statistics in Ottawa ist dieser Tage der offiwagen.<br />
Preissumme L. 150,000. tel zeigen sowohl im Schnelligkeitsrennen 31 und diejenige der Fahrräder von 183 auf zieij e Bericht über die Entwicklung der ka-<br />
27. April: Rennen rund durch Sizilien des als auch im 200-Meilen-Rennen ganz her- 97 zurückgegangen. Die Zahl der an Unfäl- nadischen Automobilindustrie im verflosse-<br />
A. C. Sizilien für Sportwagen. Preissumme vorragende Leistungen. Das 200-Meilen-<br />
L 15 ?;°?°V » • *• i- «• r, ? e o n ? ^W-! m ! PrUli P /fL auf A 113^0" 160 len beteiligten Lastautomobile ist mit 207 nen j a ]j re veröffentlicht worden welchem<br />
«??. n Ü ber 204 im Y or }^T<br />
5 iemlich konstant wir die nachstehenden, interessanten Einzel-<br />
4. Mai: Targa Flono in Sizilien für Renn- in Rekordzeit, knapp gefolgt von Varzi, eben- geblieben, was jedenfalls der notwendigen heiten entnehmen<br />
wagen (Preissumme L. 250,000), veranstaltet falls auf Alfa Romeo, der die schnellste Verwendung der Lastautomobile zuzuschrei- rj; e Gesamterzeugung der kanadischen Auvom<br />
A. C. Sizilien. Runde fuhr. ben ist, während die Personenautomobile tomobilindustrie, welche nach derjenigen der<br />
18. Mai: Rundstreckenrennen des A. C. Schnefligkeifcrennen ßbw 10 km: i. BorzaccMni. eben infolge der Kälte weniger stark im Vereinigten Staaten die zweitgrösste der<br />
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' ., chenden Woche des Vorjahres (unter Abön<br />
schwarzes Rennen. Am Schwaben- ÄflFNT 5 ! fifiNfiRAUX« rechnung einiger Postkurse, die 1928 imBulberg-Rennen,<br />
das letzten Sonntag über 5,1<br />
U W H - A A U A . letin noch nicht verzeichnet waren) +3052.<br />
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Kilometer ausgefahren wurde, ereigneten —. 2 - Ä — ^ ^ . ^ M . . ^ » . _ Auf den nachgenannten Postlinien wurden<br />
sich zwei schwere Unfälle. Am Samstag AIITfl DIE.OI.C © Jt P L U L I I L die Kurse im Verlaufe der Woche eingestellt:<br />
stürzte im Training Graf Esterhazy auf Bu- IIU I U-T IC.IjC.O ml.M.. 1IC.I1EIIIC. Martigny-Champex (15. IX.), St. Moritzgatti<br />
und wurde schwer verletzt. Am Ren- " • w • •••WBMW ^#BH«J V^ •••«••••• Suvretta (18. IX.), Umbrail 20. IX.). Die<br />
w<br />
nen selbst fuhr Szenasi auf Bugatti in das ß D lf ~ J„ l a Rnon/iAi'i*» Tei^nlion*» 4S 400 grössten Mehrfrequenzen entfallen auf die<br />
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Hunderte von Autos hielten auf Strassen und<br />
Plätzen an, um € Graf Zeppelin» b«i seinem Beeuche<br />
der Bundesstadt zu begrüssen. An den Aussichtspunkten<br />
der Stadt, auf dem Schänzli, beim<br />
Rosengarten usw., hatten sich ganze Autoparks gebildet.<br />
Van weither waren die Automobilisten gekommen,<br />
um den Riesen der Lüfte zu sehen. Offiziell<br />
wurde der « Graf » begrüsst durch Radio Bern,<br />
das die Worte von Stadtpräsident Lindt und Oberst<br />
Messmer, des Präsidenten des Schweizer. Aeroclubs,<br />
vermittelte.<br />
Per erste serienmässig gebaute<br />
Wagen mit Vorderradantrieb.<br />
•wurde vor wenigen Tagen einer beträchtlichen Zahl<br />
von Fachleuten und Interessenten in Zürich durch<br />
Herrn Gaewyller, den Vertreter der Auburnwerke,<br />
Torgeführt. Auburn hat nämlich in dieser sicher<br />
ebenso interessanten wie aussichtsreichen Konstruktion<br />
die Führung übernommen und nach mehrjähriger<br />
intensiver Arbeit im Stillen der Automobilwelt<br />
unerwartet die Ueberraschung des Vorderradantriebwagens<br />
bereitet, die um so bedeutungsvoller<br />
ist, als der Typ nicht nur in einzelnen Exemplaren,<br />
sondern serienmässig hergestellt wird.<br />
Schon rein äusserlich hat sich der Wagen, und<br />
zwar nur zu seinem Vorteil, verändert, indem die<br />
niedere Chassislage und die überraschende Flüssigkeit<br />
der Linie der Form eine kaum zu überbietende<br />
Eleganz verleiht, die durch die neuartige<br />
Kühlerfront, die sich- nach unten .verjüngt--und den<br />
Spilzkühler andeutet, sowie durch die wuchtigen<br />
Kotflügel nur bestärkt wird.<br />
Die gesamte Anlage : Krafterzeugung, -Übertragung<br />
und Antrieb, ist auf den vorderen Teil des<br />
Wagens konzentriert, kommt also vor das Spritzbrett<br />
zu liegen, wobei die übliche Anordnung der<br />
einzelnen Aggregate beibehalten worden ist. Der<br />
Motor, die bekannte Lycoming-Type, ist als Achtzylinder<br />
in Linie disponiert, nur mit dem Unterschied,<br />
dass sich das Schwungrad beispielsweise<br />
unmittelbar hinter dem Kühler befindet. Diesem<br />
vorgelagert finden sich Kupplung, Getriebe und das<br />
Differential, vorbildlich in einen Block zusammengefasst.<br />
Ein Universalgelenk überträgt die Bewegung<br />
vom Differential auf die Achshälften, welche<br />
echwenkbar angeordnet sind. Der vordere Rahmen<br />
ist umfassend durch starke, doppelte Viertelelliptikfedern<br />
gegen Erschütterungen geschützt, wobei<br />
die eine Feder oberhalb, die zweite unterhalb des<br />
Rahmens verankert ist. Auf diese Weise wird das<br />
ungefederte Gewicht auf ein zu vernachlässigendes<br />
Minimum reduziert, was sich bei den Fahreigenechaften<br />
des Wagens angenehm auswirkt. Die Vorderfedern<br />
sind übrigens keineswegs überlastet, indem<br />
die Gewichtsverteilung eine interessante Lösung<br />
gefunden hat, wonach höchstens ca. 10 Kilogramm<br />
mehr Belastung auf die Vorderräder entfallen.<br />
Der Rahmen bedurfte keiner Kröpfung und<br />
verfügt deshalb über eine ausserordentlich grosse<br />
'Festigkeit und Widerstandskraft und ermöglicht es<br />
andererseits dem Karossier der modernen Linie uneingeschränkt<br />
Rechnung zu tragen.<br />
Das Dreiganggetriebe, welches normal an den<br />
Zylinderblock angeschlossen ist, weist seitliche Anordnung<br />
der Wellen auf. Die Vor?elegewelle, welche<br />
in Kugellagern läuft, liegt auf einer Seite der<br />
Hauptwelle, das Gestänge auf der andern Seite.<br />
Das Anwerfen des Motors erfolgt genau gleich wie<br />
bei dem üblichen Chassistyp und kann ebenfalls<br />
eine Handkurbel angesetzt werden. Die Antriebswellen<br />
weisen an ihren äusseren Enden besondere<br />
ielenkkonstruktionen auf, die ans zwei um 180<br />
Grad verschobenen Gelenken bestehen. Die Verwendung<br />
von zwei Gelenken gestattet eine einwandfreie<br />
Uebertragung der Bewegun? in jeder Stellung<br />
und mit genau gleichen Winkelteschwlndijkeiten.<br />
Die Gelenke sind übrigens noch durch<br />
Kugelelemente verbunden, was jegliche ungewollte<br />
Bewegung ausschliesst. Die Konstruktion hat einen<br />
überraschend kleinen Wendradius zur Fol?e. •• Der<br />
maximale Rädereinschlag feht fast bis zu 45 Grad.<br />
was einen Wendekreis von weniger als 12 Meter<br />
Durchmesser ergibt.<br />
Die Lenkung ist äusserst leicht in der Handhabung.<br />
Um die günstigste Stellung' für die Drehung<br />
des Rades auszunützen, wurden besondere<br />
Räder mit ausgebauchten Naben verwendet Die<br />
Bremstrommeln der Vorderräder ichliessen unmittelbar<br />
an das Differentialgehäuse an. Auf alle vier<br />
Räder wirken Oeldruckbremsen. Durch grössere<br />
Dimensionierun? der vorderen Trommeln ergibt sich<br />
eine bessere Verteilung der Bremskräfte zugunsten<br />
der Vorderräder. Eine weitere Bremse wird ferner<br />
von Hand betätigt und geht über eine eigene dreimal<br />
gelagerte Welle auf die Hinterräder.<br />
Ein weiteres Novum ist die Schaltanlage, indem<br />
der traditionelle Schalthebel in Wegfall kam und<br />
durch einen eigentlichen Schaltknopf ersetzt ist, der<br />
in der Mitte des Spritzbrettes sitzt. Ein Gestänge<br />
führt von dort aus über den Motor hinweg zum<br />
Getriebe. Oberhalb und vor diesem ist an einer<br />
vertikalen Verbindungsstange ein Kugelgelenk angeschlossen,<br />
welcher seinerseits wieder die Verbindung<br />
mit einem Hebel herstellt, der nun in seiner<br />
Funktion den normalen Schalthebel ersetzt. Vom<br />
Fahrer aus betrachtet sind die Schaltstellungen<br />
des Getriebes verkehrt, so dass man z. B. den kleinen<br />
Gang einschaltet, wenn man den Schaltknopf<br />
nach links dreht und nach vorne stösst, oder-den<br />
direkten Gang kommandiert mittels Drehung nach<br />
rechts vorne,<br />
Da die gesamte Motoranlage vor dem Führer<br />
liegt, ist das Wageninnere von störenden Geräuschen<br />
vollkommen verschont, und auch die selbst<br />
bei sorgfältigster Abfederung vielfach nicht ganz zu<br />
beseitigenden Erschütterungen, welche durch die:<br />
Aggregate des Hinterradantriebes verursacht werden,<br />
fallen nun gänzlich weg. Die groasartige<br />
Strassenhaltung und Wendigkeit, die Eliminierung<br />
der Schleudergefahr sind die anerkannten Auswirkungen<br />
des Vorderradantriebes, welche schon in<br />
der physikalischen Tatsache des Wagenzuges, an<br />
Stelle des Schubes, begründet sind. Der Antrieb<br />
wurde nach den Patenten von Harry Miller konstruiert<br />
und zu Ehren des jetzigen Präsidenten des<br />
Auburn-Düsenberg-Konzerns, Mr. Cord, als Cord<br />
front drive bezeichnet Der Wagen fällt in der<br />
Schweiz in die Kategorie der 50 Steuerpferde, leistet<br />
aber an der Bremse 125 PS. Er ist sofort lieferbar,<br />
indem bereits eine erste grössere Schiffsladung<br />
in Europa gelandet wurde nnd eine Anzahl<br />
dieser eleganten Achtzylinder schon vor dem Pariser<br />
Salon an die Schweizer Vertreter abgegeben<br />
werden konnte. Herr Gäwyller, der seinerzeit ja<br />
die Marke Auburn mit Erfolg in der Schweiz einführte,<br />
wird sicher auch mit der Neukonstruktion<br />
einem grossen Interesse begegnen. Z.<br />
Fort mit den hässlichen Strassenreklamen!<br />
In der Herbst-Delegiertenversammlung des<br />
Bündner Hoteliervereins wurde auch Stellung<br />
genommen gegen eine sich immer mehr<br />
breit machende unschöne Strassenreklame.<br />
Der B. H. V. ersucht seine Mitglieder, dafür<br />
Songe tragen zu wollen, dass die verunstaltenden<br />
Strassenreklamen wieder verschwinden<br />
und dass auch die Garagen im Kanton<br />
angehalten werden, diesem Wunsche nachzukommen.<br />
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dass am 13. Oktober bzw. 20. Oktober<br />
<strong>1929</strong> ein Sauserbummel stattfindet, an dem auch<br />
unser Orchester teilnimmt und welcher einige genussreiche,<br />
gemütliche Stunden verspricht. Der<br />
Bummel führt über Oerlikon, Oberglatt. Zweidien,<br />
Kaiserstuhl, Eglisau, Bülach, Zürich. Wir hoffen<br />
auf eine recht zahlreiche Beteiligung. An der<br />
kömmenden Versammlung liegen Anmeldebogen für<br />
obigen Anlass auf.<br />
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Technische Rundschau<br />
Kupplung erleichtert Schalten<br />
Seit einiger Zeit beschäftigen sich bekanntlich<br />
die Konstrukteure wieder stark mit dem<br />
Problem der Anwendung eines Freilaufes im<br />
Automobilantrieb. Verschiedene diesbezügliche<br />
Lösungen haben bereits das Versuchsstadium<br />
hinter sich und werden auf Wunsch<br />
von englischen Fabriken in normale Serienwagen<br />
eingebaut. Es hat sich dabei gezeigt,<br />
dass diese Freilaufvorrichtungen nicht nur<br />
eine bedeutende Benzinersparnis ergeben und<br />
dem Wagen gewisse neue fahrtechnische<br />
Reize verleihen, dass sie vielmehr nebenbei<br />
noch das Schalten ausserordentlich erleichtern.<br />
Kuppelt man nämlich bei einem solchen<br />
Wagen aus, um zu schalten, so sinkt nicht<br />
nur die Tourenzahl der Kupplungswelle und<br />
der Getriebe-Nebenwelle, wie es beim üblichen<br />
Antrieb der Fall ist, sondern gleichzeitig<br />
auch die der Getriebe-Hauptwelle, die nun<br />
ja, wegen des dazwischengeschalteten Freilaufes,<br />
nicht mehr von der Kardanwelle mitgenommen<br />
wird. Die ebenfalls nur mehr langsam<br />
oder gar nicht mehr rotierenden Zahnräder<br />
der beiden Wellen lassen sich dann<br />
sehr leicht ineinanderschieben, das bisher so<br />
gefürchtete Ratschen der Zahnräder ist vollkommen<br />
ausgeschlossen.<br />
Wenn trotzdem erst noch wenig Fabrikanten<br />
sich zum Einbau des Freilaufes entschlossen<br />
haben, so liegt der Grund darin, dass sie<br />
von seiner Dauerhaftigkeit noch nicht genügend<br />
überzeugt sind. Die angewandten Freilaufkonstruktionen<br />
beruhen fast alle auf dem<br />
Prinzip von nur in einer Drehrichtung wirksamen<br />
Kupplungen, wobei die selbsttätige<br />
Sperrung in dieser Drehrichtung durch Kugeln<br />
oder Walzen zustandekommt, die sich<br />
zwischen den beiden Wellen verkeilen. Und<br />
es ist dabei leicht denkbar, dass unter der<br />
Wirkung der grossen dabei auftretenden<br />
Kräfte und mit der Zeit diese Verklemmungen<br />
zur Abnützung der betreffenden Teile<br />
führen, so dass dann die Wirkungsweise nicht<br />
mehr sicher gewährleistet ist. Vom Moment<br />
an, wo sich eine Freilaufkonstruktion als<br />
dauerhaft und störungsfrei erwiesen haben<br />
wird,' wird dann die allgemeine Anwendung<br />
des Freilaufes nicht mehr lange auf sich warten<br />
lassen.<br />
Unterdessen macht man interessante Versuche,<br />
um einige der spezifischen Vorzüge<br />
des Freilaufes auf anderem Wege zu "erzielen.<br />
Man baut hinter dem Getriebe anstatt des<br />
Freilaufes eine Reibungskupplung ein, von<br />
gleicher oder ähnlicher Form wie sie zwischen<br />
dem Motor und dem Getriebe zur Anwendung<br />
kommt. Verbindet man diese Hilfskupplung<br />
mit der normalen Kupplung oder<br />
ihrem Pedal, so lassen sich beim Schaltvorgang<br />
die gleichen Verhältnisse herbeiführen<br />
wie beim Vorhandensein eines Freilaufes. Sobald<br />
ausgekuppelt wird, ist das Getriebe sowohl<br />
vorn wie hinten vollständig von jedem<br />
Antrieb isoliert, und seine Wellen werden<br />
nach kurzer Zeit stillstehen. Dann können<br />
wiederum in aller Ruhe und Geräuschlosigkeit<br />
die gewünschten Zahnräder miteinander<br />
Fig. 1. Hilfskupplung mit Endeingriff durch Verzahnung.<br />
K) Kardanwelle; G) Anschluss am Getriebe.<br />
zum Eingriff gebracht werden, gleichgültig,<br />
ob die Schaltung nach «oben» oder «unten»<br />
erfolgt und unbeachtet der Tourenzahl des<br />
Motors und der Fahrgeschwindigkeit des<br />
Wagens. Nach dem Schaltmanöver lässt man<br />
einfach das Kupplungspedal wieder los wie<br />
gewöhnlich und die beiden Kupplungen rükken<br />
sieh wieder ein.<br />
Die ganze Anordnung scheint so einfach I<br />
und doch wirksam, dass man sich unwillkürlich<br />
fragt, weshalb man nicht schon früher<br />
darauf gekommen ist. Aber die Hilfskupplung<br />
hat tatsächlich schon vor etwa 20 Jahren bestanden.<br />
Und schon damals schlug man sie<br />
zu genau demselben Zweck vor: zur Erleichterung<br />
des Schaltens. Wenn trotzdem damals<br />
und seither nichts mehr in dieser Sache geschah,<br />
so liegt das daran, dass die Konstruktion<br />
der Hilfskupplung nicht so einfach ist<br />
wie sie aussieht<br />
Fig. 2. Eine reine Beilmnjrs-<br />
Hilfskupplung. H) Hilfskupplung;<br />
G) vom Getriebe; K) Kardanwelle;<br />
B) Kupplungsbremse;<br />
P) Verbindung zum Bremspedal.<br />
Die Hilfskupplung unterliegt nämlich ganz<br />
andern Beanspruchungen als die Hauptkupplung.<br />
Ihre Anordnung hinter dem Wechselgetriebe<br />
bewirkt, dass sie den Einfluss der<br />
Getriebegänge zu spüren bekommt. Fährt<br />
man beispielsweise im ersten Gang, so wird<br />
die Motortourenzahl im Getriebe auf etwa<br />
einen Viertel reduziert. In gleichem Massstab<br />
nimmt aber die von der Hilfskupplung zu<br />
übertragende «Drehkraft», technisch Drehmoment<br />
genannt, zu. Die Hilfskupplung muss<br />
also imstande sein, viermal höhere Kräfte zu<br />
übertragen als die Hauptkupplung. Andererseits<br />
darf sie aber auch nicht zu hart arbeiten,<br />
wenn nur die einfache Kraft zu übertragen<br />
ist, z. B. beim Fahren im direkten Gang.<br />
„Diese Schwierigkeiten Hessen sich nun früher<br />
anscheinend nicht überwinden. Entweder<br />
neigte die Hilfskupplung zum Gleiten oder<br />
ihre Wirkung war zu scharf. Dazu kam noch,<br />
dass sich die damaligen Kupplungsbeläge zu<br />
rasch abnützten. Die Hilfskupplung musste<br />
deshalb sehr oft nachgestellt werden, wenn<br />
man ihre v.i.kung mit der der Hauptkupp-<br />
Itinsr in Ueber^'nstimmung halten wollte.<br />
Mit den heutigen, ausserordentlich verbesserten<br />
Belägen ist nun schon eine grosse Störungsquelle<br />
ausgeschaltet. Bei einigen Versuchskonstruktionen<br />
wurde zudem ein©<br />
Ueberlastung der Hilfskupplung dadurch vermieden,<br />
dass man dieser womöglich alle Gleitarbeit<br />
abnahm : Man lässt die Milfskupplunz<br />
nur entweder ganz einkuppeln oder ganz auskuppeln,<br />
schliesst aber Zwischenstellungen,<br />
bei denen ein längeres Gleiten möglich wfir«,<br />
aus. Die progressive Gleitarbeit, die zum Anfahren<br />
notwendig ist, wird ausschliesslich der<br />
Hauptkupplung Überbunden. Um ein unter<br />
allen Umständen sicheres Packen der Hilfskupplung<br />
auch bei der Uebertragung der<br />
grössten Kräfte zu gewährleisten, wenden<br />
einige Konstrukteure Klauen oder Verzahnungen<br />
an, die in der einen Endstellung der<br />
Hilfskupplung miteinander zum Eingriff kommen.<br />
Selbstverständlich muss bei dieser Ausführungsart<br />
dafür gesorgt werden, dass ein«<br />
Synchronisierung der beiden zu verkuppelnden<br />
Wellen schon vor dem Eingreifen der<br />
Klauen oder Verzahnungen eintritt. Meist dienen<br />
dazu Reibflächen, die die Getriebe-<br />
Sekundärwelle kurz vor der definitiven Verkupplung<br />
auf die Tourenzahl der Kardanwelle<br />
heraufbeschleunigen.<br />
Während die Hilfskupplung nach Abb. 1<br />
einfach mit der Hauptkupplung verbunden ist<br />
und zusammen mit dieser vom Fahrer betätigt<br />
wird, beschreitet ein englischer Konstruk-<br />
Eine Sensation<br />
in der amerikanischen Automobil-Industrie bedeutet der neue<br />
mit Vorderrad - Antrieb<br />
Er ist das Resultat eingehender Studien und langjähriger Versuche und Erfahrungen der grössten<br />
amerikanischen Konstrukteure: Cord, AubuMlj DliesenbePg und Miller.<br />
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Garage Mühlebach — Mühlebach-Holbeinstrasse — Telephon Hottingen 78.75
8 AUTOMÜblL-KKVUE <strong>1929</strong> — N° 84<br />
tetir einen anderen, höchst interessanten<br />
Weg: Er steuert die Hilfskupplung durch<br />
Unterdruck, den er am Ansaugrohr des Motors<br />
abnimmt. Dieser Unterdruck ist bekanntlich<br />
am grössten bei fast ganz geschlossener<br />
Drosselklappe. Die Abstimmung zwischen der<br />
Qrösse des Servozylinders, der mittels des<br />
Unterdrucks die Hilfskupplung betätigt, und<br />
der Einrückfeder dieser Kupplung wurde nun<br />
so getroffen, dass ein Ausrücken der Hilfskupplung<br />
automatisch beim Schliessen der<br />
Drosselklappe, d. h. also beim Loslassen des<br />
Qaspedals, stattfindet. Will der Fahrer schalten,<br />
so braucht er nur das Gaspedal loszulassen<br />
und das Kupplungspedal niederzudrücken,<br />
worauf beide Getriebewellen stillstehen.<br />
Diese Bauart hat einmal den Vorzug,<br />
dass der Fahrer keine zusätzliche Kraft aufzuwenden<br />
braucht, um auch noch die Feder<br />
einer Hilfskupplung zusammenzudrücken.<br />
Weiter wirkt so die Hilfskupplung gleichzeitig<br />
automatisch als Freilauf, indem sie ja bei<br />
jedem Loslassen des Gaspedals die Verbindung<br />
zwischen Kardanwelle und Getriebe<br />
unterbricht.<br />
Es ist zu erwarten, dass bei den grossen<br />
Anstrengungen, die gegenwärtig auf diesem<br />
Gebiet des Automobilbaues gemacht werden,<br />
über kurz oder lang Verbesserungen sich herauskristallisieren<br />
werden, die geeignet sind,<br />
den Wert des Automobils als Gebrauchsfahrzeug<br />
noch bedeutend zu steigern. m.<br />
Tcsdn<br />
SB><br />
Frage 7384. Sieuerketten nützen sich rasch ab.<br />
Bei meinem Wagen, älteren Modella, nützen sich eingerissen. Am Rade selbst ist dann der Pneu<br />
jeweils die Steuerketten, die den Antrieb der Nok-ständikenwelle und der Dynamo besorgen, unangenehm<br />
zu kontrollieren, sowohl auf richtigen<br />
rasch ab. Nach 15,000 km Fahrt sind die Ketten<br />
jeweils schon so schlaff, dass Rückschläge und<br />
Fehlzündungen auftreten. Ein Nachspannen der<br />
Ketten ist bei der betreffenden Konstruktion nicht<br />
möglich. Wäre es nun nicht rentabler, den sonst<br />
noch gut erhaltenen Motor auf Zahnrad-Steuerantrieb<br />
umzubauen, anstatt immer neue, teure Ketten<br />
zu kaufen und die halb« Zeit mit schlecht<br />
funktionierendem Motor zu fahren? E. N. in T.<br />
ten. < Occasionen > sind oft ungebraucht, aber nicht<br />
frisch. Die Montage des Pneus ist sorgfältig vorzunehmen,<br />
der Schlauch darf nicht eingeklemmt<br />
sein, die Felgenkante rund und nicht scharf oder<br />
Druck als auf äusse"re Verletzungen. Diese lassen<br />
sich oft vermeiden • Man fahre nie zu nahe an den<br />
Randstein, nie in den Schienen der Trams (hauptsächlich<br />
in Kurven oder bei Weichen).<br />
Die Gefahr ist grösser beim Platzen eines Vorderradpneus.<br />
Man halte daher das Lenkrad nie zu<br />
nachlässig eine selbsthemmende Lenkung schützt<br />
einigermassen vor dem Herumreissen derselben.<br />
Steht der Wagen längere Zeit unbenutzt, so ist<br />
den Pneu« jene Sorge anjedeihen zu lassen, die<br />
sie vor dem Brüchigwerden schützt. Darüber wurde<br />
in der «A.-R.» mehrmals gesprochen. Oel und Fett<br />
oder Petroleum sind vom Pneu fernzuhalten, auch<br />
parkiere man den Wagen nicht an der Sonne Man<br />
kann dann sicher sein, dass es zu keiner Platzung<br />
kommen wird. Es sei noch erwähnt, dass, wenn<br />
dieser Fall wirklich eintritt, der «straightside »-<br />
Pneu (Drahtseilreifen) weniger Gefahr bietet, weil<br />
er sich nicht von der Felge löst. C. H.<br />
I. Antwort 7375. Korper- und Fussbekleidung<br />
zum Wagenwaschen. Das Wagenwaschen ist eine<br />
jener Arbeiten, bei denen man nicht eanz trocken<br />
bleiben kann. Man schützt sich und 6eine Kleider<br />
Antwort: Befragen Sie in erster Linie die<br />
Regenmantel (Overall) anzieht, resp. überzieht, der<br />
Fabrik, was sie über den Mangel denkt. Sehr wahrscheinlich<br />
hat die Fabrik bei ihren späteren Mo-<br />
natürlich imprägniert sein muss. Es soll keine Kleidung<br />
gewählt werden, die den Körper von jeder Luftzufuhr<br />
abschneidet, da sonst ein starke« Schwitzen<br />
dellen den Antrieb verbessert und kann Ihnen deshalb<br />
am besten mit Ratschlägen dienen.<br />
eintritt. Für die Füsse empfiehlt sich ein Paar hoher<br />
Gummiüberschuhe, wie aie Fischer tragen.<br />
Im übrigen wäre es wahrscheinlich einfacher, Diese sind in den grossen Gummiwarengeschäften<br />
anstatt eines ganz neuen Antriebes eine Verbesserung<br />
des gegenwärtigen Antriebes zu schatten. Viel-<br />
Holzpantoffeln oder t Holländer». Da bei dieser<br />
erbältlich. Im Sommer genügen auch gewöhnliche<br />
leicht lassen sich Kettenspanner einbauen, wie einer<br />
in der beistehenden Skizze dargestellt ist.<br />
Fussbekleidung die Füsse doch naes werden,<br />
Ein guter Fahrer braucht die Bremsen so<br />
empfiehlt es sich, keine Strümpfe anzuziehen. Holzpantoffeln<br />
sind überall, eventuell in den Holzwa-<br />
Diese Kettenspanner wirken ganz automatisch und<br />
wenig als möglich. Er reguliert die Geschwindigkeit<br />
mit dem Gaspedal und erkennt durch erhöhen, da sie deren Peitsch- und Flatterbewe-<br />
sind geeignet, die Lebensdauer der Ketten stark zu renfabriken direkt zu beziehen. H. in Z.<br />
angestrengte Aufmerksamkeit die Gefahrengungen verhindern.<br />
at.<br />
Frage 7385. Bedeutuno und Arbeltswelse eines<br />
immer zur rechten Zeit.<br />
I. Antwort 7374. Schutzvorrichtungen gegen die Zentrlfugalölrelnigers. Es würde mich fernerhin<br />
Gefahren beim Platzen eines Pneus gibt es nicht, interessieren Ihre Aneicht über die Bedeutung und<br />
Das Schneiden von Kurven im belebten wenn man von den mehr oder weniger undurchführbaren<br />
< Erfindungen > absieht. Aber bis zu nenzulernen. E. S. in T.<br />
die Arbeiteweise eines Zentrifugalölreinigers ken-<br />
Verkehr gehört zu jenen Dingen, die ein beherrschter<br />
Fahrer schon aus ästhetischenzen eines Pneus sichern. Beim Einkauf der Pneus Bedeutung der sorgfältigen Reinigung der zur<br />
einem hohen Grade kann man sich gegen das Plat-<br />
Antwort: Jedem Automobilisten ist die hohe<br />
Gründen nie macht.<br />
ist auf gute Qualität und frisches Produkt zu ach-<br />
Schmierung der Fahrzeugmotoren bestimmenten<br />
am<br />
besten, indem man einen sogenannten alten<br />
Oele bekannt. Ein Zentrifugalölreiniiser verdient<br />
daher allgemeine Beachtung, da derselbe ohne jede<br />
Wartung oder Ueberwachung laufend die Reinigung<br />
der Schmieröle bewirkt. Die Arbeitsweise des<br />
neuen Apparates beruht auf dem Zentrifugalprinzip,<br />
das an sich ja schon seit langem für derartige<br />
Zwecke Anwendung findet. Besonders zeichnet<br />
eich eine solche Vorrichtung dadurch aus, dasä<br />
sie keinen mechanischen Antrieb erfordert; die<br />
Ausscheidung der Verunreinigungen erfolgt dadurch,<br />
dass das Drucköl, das ja heute in jedem<br />
Motor zur Verfügung steht und selbst gereinigt<br />
werden soll, durch eine Düse einem kleinen turbinenartigen<br />
Schaufelkramz zugeleitet wird, der<br />
konzentrisch in einer Schleudertrommel liegt, die<br />
auf diese Weise durch das Drucköl unmittelbar<br />
angetrieben wird. Infolge ihres erheblich höheren<br />
«spezifischen Gewichtes gegenüber dem Schmiermittel<br />
werden die Verunreinigungen durch das Schleudern<br />
in der Trommel zurückgehalten, während das<br />
gereinigte Oel unten am Gehäuse des Apparates<br />
herausfliegst, von wo es dem Motor wieder zago*<br />
leitet wird.<br />
Was die Anwendbarkeit des kleinen Apparates<br />
betrifft, go kann er in jedem Wagen zur Verwendung<br />
kommen, der eine Druckschmierung mit 2<br />
bis 8 Atmosphären Oeldruck aufweist, wobei nur<br />
die Neuanlage der Druckölleitung und der Leitung<br />
zum Motorgehäuse erforderlich ist.<br />
Die Reinigungswirkung eines Zentrifugalölreinigers<br />
ist als günstig zu bezeichnen, da jegliche<br />
Verunreinigung, wie Sandkörnchen. Metallsplitter<br />
etc., wie auch Oelkohlepartikelchen bis zu Vsoo mm<br />
Grosse, ausgeschieden werden. Die Verunreinigungen<br />
setzen sich in Form einer schwarzen Paste in,<br />
der Schleudertrommel ab, die nach Abnahme des<br />
Deckels durch Auspinseln mit Benzin in grösseren<br />
Zeitabständen gereinigt werden muss. Ein besonderer<br />
Vorteil bei dem Zentrifugalölreiniger besteht<br />
darin, dass ein Verstopfen, wie es bei Filter*<br />
geweben vorkommt und oft zu einer Verschlechterung<br />
der Filterwirkung und zum Unbrauchbarwerden<br />
des Filters führt, nicht möglich ist, so dasj<br />
also der Apparat jahrelang fehlerfrei laufen kann<br />
und so das Oel länger als sonst echmutzfrei bltt<<br />
Habt ein Nachsehen mit alten Leuten und<br />
nehmt es ihnen nicht Übel, wenn sie sich den<br />
heutigen Verkehrsverhältnissen ungerne an"<br />
passen wollen. Gegen fixe Ideen ist kein<br />
Kraut gewachsen.<br />
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Markt gebracht wurden,dem<br />
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Die Automobilisten verlangten<br />
nach einem 6-Zylinder—hier<br />
haben sie ihn I<br />
Sie verlangten nach dei<br />
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\. C. S.<br />
A.C.S., SEKTION ZUG. Nachdem unser A.C.<br />
ß. den ganzen Sommer über der individuellen Betätigung<br />
der Clubkollegen freie Zügel liess und auf<br />
gemeinsame Ausfahrten und Touren verzichtet<br />
hatte, gelangte unser Vorstand schliesslich mit der<br />
Bitte an die A C. S.-Gemeinde, sich recht zahlreich<br />
für die Waisenkinderfahrt am 18. September anzumelden.<br />
Die schöne Zahl von 30 Wagen stand hierauf<br />
zur Verfügung und gestattete, die fröhliche<br />
Kinderschar aus den Waisenhäusern Oberägeri,<br />
Unterägeri und Walterswü bequem unterzubringen.<br />
In Oberägeri schloss sich die muntere Kolonne zusammen<br />
und begann singend und jauchzend die<br />
Fahrt über den Roten in der milden Schönheit eines<br />
heitern Herbsttages. Die Fahrt ging über Biberbrücke<br />
nach dem bekannten Wallfahrtsort Einsiedeln,<br />
wo es für die empfänglichen Kinderaugen<br />
eine Menge von Herrlichkeiten zu sehen gab. Hier<br />
spendete die Clubkasse den •* Kindern ein reichliches<br />
Zobig und frisch restauriert setzte die lebhrfte<br />
Reisegesellschaft die Fahrt fort über Biberbrücke,<br />
Rotenthurm, Sattel nach dem denkwürdigen<br />
Morgarten am Aegerisee. Im Angesicht der<br />
Eistorischen Stätte richtete Herr Siegenthaler,<br />
Präsident der Sektion Zug A. C. S. treffliche Worte<br />
an die Kinder und ihre grossen Freunde, während<br />
der Direktor der Erziehungsanstalt Walterswil<br />
herzliche Worte des Dankes an die Adresse der<br />
kinderfreundlichen Clubkollegen fsmd. Wie bis hierher<br />
die Fahrt in jeder Beziehung aufs beste verlaufen<br />
war, so nahm auch die Heimfahrt den<br />
besten Verlauf. Die hübsche Nachmittajrsveranstaltung<br />
wird den Kindern eine glückliche Jugenderinnerung<br />
bleäben, unsern freundlichen Kollegen<br />
eine wohltuende Freude und Genugtuung. Die gut<br />
gelungene Organisation war das Verdienst unseres<br />
rührigen Sekretärs, Herr Josef Iten. Zug. Eine<br />
liebenswürdige Einlädung des Herrn Direktors der<br />
Anstalt Walterswil vereinigte noch eine gemütliche<br />
Runde unserer Kollegen in Walterswil. während<br />
dem Rendez-vous, das man sich auf den Abend<br />
beim Clubkollegen, Herrn Baumgartner. im Hotel<br />
Bären, Cham, gegeben hatte, nur einige Mitglieder<br />
des Vorstandes Folge leisteten.<br />
T. C. S.<br />
AUTOSEKTION ZÜRICH DES T.C.S. Ballonfuchsjagd<br />
mit Automobilverfolgung. Infolge der<br />
Umbauten im Gaswerk Schlieren war es nicht möglich,<br />
am letzten Sonntag die Ballonfuchsjagd durchzuführen.<br />
Sie findet nun also definitiv acht Tage<br />
später, am 6., event 13. Oktober, statt. Inzwischen<br />
sind die Ballons rerjuiriert worden; die grössten<br />
werden an den Start gehen.<br />
Bunt« Chronik<br />
Budapest kämpft gegen den Lärm. Der Budapester<br />
Magistrat hat soeben ein umfassendes<br />
Gesetz gegen den Lärm ausgearbeitet,<br />
das zu Beginn des nächsten Jahres in Kraft<br />
treten soll. In diesem Gesetz wird den Ursachen<br />
aller Arten von Lärm entgegengetreten.<br />
Das beständige Gebimmel der Strassenbahnen,<br />
das Pfeifen der Untergrundbahn<br />
und das unnütze Hupen der Automobile soll<br />
verboten werden. Besonders scharf werden<br />
die Motorradfahrer aufs Korn genommen.<br />
Das Fahren mit offenem Auspuff und das unnötige<br />
Laufenlassen der Motoren bei stillstehendem<br />
Rad wird strenge bestraft; wer sich<br />
das 'zweite Mal ertappen lässt, wird mit Entziehung<br />
der Fahrerlaubnis gebüsst. In der<br />
Nähe von Krankenhäusern und Schulen wird<br />
der ganze Strassenverkehr zu langsamerem<br />
Tempo gezwungen. Auch die Pferdefahrzeuge,<br />
bzw. die Kutscher von solchen, sollen<br />
keinen Lärm verursachen durch Knallen mit<br />
der Peitsche. Ferner werden Teppichklopfer,<br />
Leierkastenmänner, Grammophone und Lautsprecher<br />
ganz besonderer<br />
teilhaftig.<br />
Ueberwachung<br />
Eine Autostrasse quer durch Afrika. Die<br />
planmässige Erschliessung des schwarzen<br />
Erdteils wird in hohem Masse von der Entwicklung<br />
des Verkehrs abhängen. Das neueste<br />
Projekt zur Förderung des Verkehrs befasst<br />
sich mit einer Automobilstrasse von<br />
Kapstadt bis Kairo. Kenner der Verhältnisse<br />
versichern, dass der Güterverkehr in Afrika<br />
besser durch Lastautokarawanen bewältigt<br />
werden könne als durch die Eisenbahn. Verschiedene<br />
Expeditionen, worunter zuletzt<br />
diejenige des Prinzen Liechtenstein mit<br />
Steyrwagen im Juni dieses Jahres, haben die<br />
Möglichkeit eines Automobilverkehrs bewiesen.<br />
Eine Autostrasse Nord-Süd würde einen<br />
sehr starken Automobilverkehr bedingen.<br />
Die Strasse müsste nach den neuesten<br />
Methoden gebaut werden und es müssten für<br />
Fussgänger und Viehherden Parallelwege angelegt<br />
werden. Ein grosser Vorteil der Autostrasse<br />
bestände darin, dass ihre Anlage wesentlich<br />
billiger wäre als der Bau einer Eisenbahnlinie.<br />
Vor allem die Minenbesitzer<br />
Südafrikas sind eifrige Befürworter dieses<br />
Planes, so dass man wohl in nicht allzu ferner<br />
Zeit mit einer Verwirklichung rechnen<br />
kann. mg.<br />
Konkurseröffnunoen:<br />
0. Galhker. Gelfingen, früher Autotransporte.<br />
Konkurseröffnung: 24. August infolge Insolvenzerklärung<br />
des Schuldners. Gläubiserversammlung:<br />
17. September, 3 Uhr, in Hochdorf. Eingabefrist<br />
bis 8. Oktober.<br />
Oder matt & Cie„ Autotransporte. Hergiswfl.<br />
Summarisches Verfahren. Eingabefrist bis 28. September.<br />
Die schöne Form<br />
der Zeiss-Scheinwerfer — bestimmt<br />
durch den Parabol-Kristallglas-Spiegel<br />
— fügt sich so harmonisch in<br />
die Linienführung moderner Karosserien<br />
ein, dass der elegante Gesamt*<br />
eindruck des Wagens durch sie<br />
wesentlich erhöht wird. Wo Autofabrik<br />
und Karosseriebauer vollendete<br />
Formgebung und ausgesuchte<br />
Qualitätsarbeit bis ins Detail durchzuführen<br />
bemüht sind, gehören<br />
ZEISS-Scheinwerfer mit zur Ausstattung.<br />
Daher das Bemühen anderer<br />
Fabriken, ihre Scheinwerfer<br />
wenigstens in der Form dem Zeiss-<br />
Fabnkat.anzugleichen. Für Sie indes<br />
gelte die Losung<br />
ZEISS<br />
j Scheinwerfer*<br />
mit dem vorzüglichen Licht<br />
und der schnittigen Form<br />
Ihrem Wagen zur Zier!<br />
Wenn Ihr neuer Wagan nicht ichon MrienmiMig<br />
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Bern, Dienstag 1. Okt. <strong>1929</strong> III. Blatt der „Aatomobil-Reoae" No. 84<br />
Im heutigen<br />
„Aatler-Feierabend":<br />
Seite<br />
Spanische Romanze 13<br />
Bunte Chronik 14<br />
Seite der Frau<br />
Die Hochzeitsreise 15<br />
Der Mann, der hasste 16<br />
Tourismus 16<br />
Touren-Sprechsaal 17<br />
Kreuzworträtsel 18<br />
Verjünge dich selbst!<br />
Sechs Monate Hawai.<br />
In einem soeben herausgekommenen Buch<br />
«Growing Joung and Staying Young; or<br />
Longer and Better Living» («Jung werden<br />
und jung bleiben; oder längeres und besseres<br />
Leben») kündet Park Q. Hammer, ein zurückgezogener<br />
Fabrikant aus St. Louis, an,<br />
den Jungbrunnen gefunden zu haben. Mr.<br />
Hammer ist zwar weder Arzt noch sonstwie<br />
Wissenschafter, er hat seine Verjüngungsmethode<br />
auch weder an andern Menschen<br />
noch an sich versucht — aber er hat zwanzig<br />
Jahre lang am Problem der Verjüngung herumstudiert<br />
und nun muss er sich offenbar<br />
darauf verstehen.<br />
Die Hammer'sche Verjüngungskur dauert<br />
192 Tage. Kurort: Hawai oder sonst eine<br />
Küste in tropischen Gebieten. Die Mitglieder<br />
der Verjüngungskolonie müssen:<br />
1. Mit nach unten gewendetem Gesicht auf<br />
einem Holzklotz schlafen.<br />
2. In derselben Stellung essen.<br />
3. Anfangs täglich 70 Minuten, dann bis<br />
zum Ende der Kur täglich 12 Stunden in der<br />
Brandung schwimmen.<br />
4. Sich von frischer Kokosnuss»und gewis-,<br />
sen "ausgewählten Früchten nähren, zuletzt<br />
nur mehr von Kokosnuss allein.<br />
5. Immer nur kurze Zeit hintereinander<br />
schlafen. Anfänglich nie länger als zwei<br />
Stunden hintereinander, dann immer weniger<br />
bis zum Schluss der Kur, da zwölf Einzelnickerchen<br />
ä 30 Minuten Dauer pro Tag genügen<br />
sollen.<br />
6. Alle Gedanken an das Geschäft oder andere<br />
Aeusserlichkeiten aufgeben. Keine Kleider<br />
tragen. Keine Besuche empfangen, tagaus,<br />
tagein, Sonntags und Werktags darf<br />
der Patient an nichts anderes denken als an<br />
die Kur.<br />
«Ich gebe zu,» schreibt der Jungbrunnen-<br />
Entdecker, «dass meine Ratschläge auf den<br />
ersten Blick etwas ungewohnt erscheinen.<br />
Wären sie aber weniger ungewohnt, so<br />
könnte es sich nur um die schon bekannten<br />
Kurprinzipien handeln (sehr logisch — nicht<br />
wahr?) und die haben noch niemals eines<br />
Menschen Leben verlängert. Mein Programm<br />
erneuert durch seine körperlichen Uebungen,<br />
seine Ruhe, die verlangten ungewöhnlichen<br />
Stellungen, die Atmungsvorschriften und die<br />
gewählte Nahrung den Körper von Grund<br />
auf. Ich bin fest überzeugt, dass Menschen,<br />
die ineine 192tägige Kur absolvieren, 'mit<br />
ausgesprochen verjüngten Körpern zurückkommen<br />
werden, mit Rümpfen und Gliedern,<br />
deren Zellstruktur regeneriert ist, mit kräftigen,<br />
neuen Lungen, reinem Blut, neubelebten<br />
Muskeln und wunderbar funktionierenden<br />
Verdauungsorganen.»<br />
Wer wagt's? Wer probiert's? Vielleicht<br />
teilt er dann seine Erfahrungen den Lesern<br />
des «Autler Feierabends» mit? Gute Reise<br />
und Erholung!<br />
at.<br />
SPANISCHE<br />
ROMANZE<br />
VOM ASPHALT<br />
Noch nie hat Spanien einen solch grossen Zuzug<br />
fremder Automobilfahrer erlebt als in diesem<br />
Jahre. Viele tausend Automobile und Motorräder<br />
fremder Herkunft befahren die Strassen<br />
der iberischen Halbinsel; Spanien macht grosse<br />
Anstrengungen, seine Strassen instand zu setzen,<br />
«eine Verkehrsverhältniese zu entwickeln und<br />
sich vor allem auf die Automobil-Touristik einzurichten.<br />
Die vom Verlag der «Automobil-Revue» anfangs<br />
dieses Jahres herausgegebene Automobilkarte<br />
mit Führer von Spanien, konnte bereits in<br />
2. Auflage erscheinen und wird von Automobilisten<br />
aller Länder als beste Orientierung für<br />
Touristenfahrten in Spanien geschätzt.<br />
Der deutsche Automobilfahrer Friedrich Koch-<br />
Wawra hat die nachstehenden Stimmungsbilder<br />
von einer Spanienfafcrt in der Vossischen <strong>Zeitung</strong><br />
veröffentlicht; sie illustrieren jene eigenartigen<br />
Verhältnisse der iberischen Halbinsel,<br />
wie sie nur ein Land hervorbringen kann, das<br />
jahrhundertelang seine eigenartige Entwicklung<br />
genommen und auch heute noch im Zeitalter des<br />
Automobilismus voll ursprünglicher Reize und<br />
Bräuche geblieben ist. Der Verfasser erzählt:<br />
Wenn von Spanien die Rede ist, so denken<br />
wir an goldenen. Pomp und feierlichen<br />
Stolz, an streife Hüte und Gitarrenmusik in<br />
dunklen Gassen, an konserviertes Mittelalter<br />
— doch wir vergessen die Statistik der Motorfahrzeuge,<br />
die im motorisierten Europa<br />
Spanien die zehnte, Deutschland die elfte<br />
Stelle anweist.<br />
Als ich bei La Junquera über die Grenze<br />
kam, telephonierte ich von der. Zollstation<br />
an meinen Freund, den Bischof von Fjgueras.<br />
Ich lernte ihn vor 7 Jahren in Argentinien<br />
kennen, als er noch Missionar war. Damals<br />
lebten wir am oberen Parana und besprachen<br />
in langen Nächten das Wesen der<br />
Dinge. Seitdem haben wir uns nicht wiedergesehen.<br />
Doch unsere Freundschaft wuchs<br />
durch zahlreiche Briefe und mancherlei<br />
Glückwünsche zu persönlichen Erfolgen. So<br />
ist es verständlich, dass ich die Stimme des<br />
Freundes am elektrischen Draht mit Freude<br />
hörte. «Willkommen auf spanischem Boden,<br />
Federico! Ich schicke dir sogleich einen Abgesandten<br />
entgegen. Bitte bleibe dort! Der<br />
Prälat Tancredo wird sofort abfahren.»<br />
Noch ehe ich etwas sagen konnte, war die<br />
Verbindung abgebrochen. Ich rauchte Zigaretten<br />
mit den Zöllnern und spielte mit dem<br />
Sargento eine Partie Schach, draussen an<br />
einem Tischchen im Freien.<br />
Nach einer guten Stunde kam ein Motorradfahrer<br />
auf das Zollhaus zu. Ein Mensch<br />
in ölbeflecktem Wams. Der Mann im grauen<br />
Verzeihung, Sennor, Prälat Tancredo bin ich selbst!<br />
Overall bremste, sprang von seiner Maschine<br />
und fragte nach mir.<br />
«Gewiss, ich bin Herr Koch-Wawra aus<br />
Berlin. Der Herr Prälat kann wohl sicher<br />
nicht kommen?»<br />
«Verzeihung, Sennor, Prälat Tancredo bin<br />
ich selbst», sagte der Mann und schob seine<br />
Maschine auf den Kippständer. «Willkommen<br />
auf spanischem Boden! Der Herr Bischof<br />
erwartet Sie.»<br />
* * *<br />
iVon der Grenze bis nach Figueras zieht<br />
sich ein spiegelglattes Strassenband durch<br />
die katalonischen Berge. Eine schmale AsphaJtstrasse<br />
mit erhöhten Kurven und sandbestreuten<br />
Gefällen, eine vorbildliche Verkehrslinie<br />
des XX. Jahrhunderts.<br />
Vor uns pufft der Prälat einher. Bauern,<br />
die des Weges kommen und in dem Motorradfahrer<br />
den geistlichen Herrn erkennen,<br />
schlagen ein Kreuzzeichen. Mag der Domherr<br />
auch noch so schief in der Kurve liegen<br />
— seine Rechte spendet doch den geistlichen<br />
Segen.<br />
An einer Benzinpumpe machen wir halt.<br />
Ein zahnloser Alter schwingt den Pumphebel;<br />
ein Junge hält den Schlauch und rechnet<br />
umständlich ab.<br />
«Ihr seid noch 25 Pesetas schuldig»,<br />
Spricht der Prälat. «Wollt Ihr sie nicht bald<br />
Schicken? Es ist nicht gut, der Kirche schuldig<br />
zu bleiben.»<br />
" ( «Gewiss, Väter, gewiss! Aber seht, wir<br />
haben Unglück gehabt. Unsere Kuh ist vorige<br />
Woche gestorben. Sie war unser einziger<br />
Besitz. Nun ist sie dahin, und wir müssen<br />
um Geduld bitten. Es ist schwer für kleine<br />
Leute, sich durchzuschlagen. Wenn wir wenigstens<br />
die Oelstation bekommen hätten,<br />
die Ihr 1 uns versprochen habt! Nun hat sie<br />
:'der"-Agusto Silva unten im Dorf gekriegt!<br />
Am Benzin ist doch nichts zu verdienen!<br />
Warum ist es nicht geschehen, wie Ihr's<br />
versprochen habt, Vater?»<br />
«Ich bin eins mit Euch im Schmerz über<br />
diesen Vorfall. Doch sendet das Geld, sobald<br />
Ihr's habt!»<br />
Ich befrage den Prälaten.<br />
«Wieso kriegen Sie Geld von dem Benzinwirt?<br />
Bei uns in Berlin ist es meistens<br />
umgekehrt.»<br />
«Ach, wissen Sie, die Pumpe ist noch<br />
nicht alt. Sie besteht erst seit kurzem. Vorigen<br />
Monate habe ich sie eingesegnet. Der<br />
Mann hat nur die Hälfte bezahlt. Er ist ein<br />
Vivo, wissen Sie! Man muss seinen Klagen<br />
kein Gehör schenken.»<br />
* * *<br />
Im offenen Portal steht mein Freund, der<br />
Bischof. Wir steigen aus, Kläre und ich.<br />
Ich habe mit Kläre ausgemacht, dass sie<br />
der spanischen Sitte folgen und unserem<br />
Gastgeber die Hand küssen solL Erst hatte<br />
sie zugesagt, aber nun tut sie's doch nicht.<br />
«Sie ist noch ein Kind, deine Gefährtin!»<br />
sagt der Gute, legt väterlich seine Linke<br />
auf ihre Schulter und begrüsst sie mit einem<br />
warmen, lateinischen Händedruck. Da beugt<br />
sie sich nieder, die stolze, feine Kläre mit<br />
dem Abitur und der Tennismeisterschaft,<br />
und tut, wie ihr geheissen.<br />
Wir speisen zusammen und trinken blauroten<br />
Wein aus dem Jahre 1890. Der Bischof,<br />
der Prälat, wir beide, und noch ein<br />
fünfter Gast, ein Ingenieur vom benachbarten<br />
Kraftwerk. Don Jaime Sala hat in Charlottenburg<br />
studiert und spricht das Deutsche<br />
mit dem Wohlwollen des Spaniers, dem es<br />
gut ging in der Gegend am Kurfürstendamm.<br />
Wir hören Radiomusik aus Berlin und erfahren<br />
von einem Brand in Moabit. Das<br />
Deutschlandlied klingt vorüber, die letzten<br />
Töne ersterben in den Bücherreihen der alten<br />
Bibliothek. Kläre wird zu Bett geschickt.<br />
Eine Schwester holt sie ab. Der Ingenieur<br />
Sala lächelt in sein Weinglas...<br />
* * *<br />
Es kommen viele beurlaubte Engel ins<br />
Palais. Frauen von katalonischer Schönheit,<br />
um ihre Wagen segnen zu lassen.<br />
V.T.<br />
Sie steht hinter Gitterstäben . . .<br />
Die Segnung geht so: Mein .Gefährte vom<br />
Rio Monday reicht der Dame wie auch dem<br />
Chauffeur die Hand zum Kuss. Ein Prälat<br />
hebt die Motorhaube. Dann besprengt mein<br />
Freund den Motor mit geweihtem Wasser<br />
und erfleht den Segen Gottes für den Wagen<br />
BIS773, Motornummer 88329."'Er legt<br />
dem Kühler die Hand auf und spricht: cDer<br />
Herr sei mit diesem Wagen auf allen seinen<br />
Wegen!» Schliesslich wird eine kupferne<br />
Plakette mit dem heiligen Christoph, dem<br />
Schutzpatron des Kraftwagens, unter der<br />
Haube befestigt, und fortan fährt die Dam©<br />
selbst...<br />
Mit einem Empfehlungsschreiben an den<br />
Prior des Klosters Monte Calvario versehen,<br />
fahren wir ab...<br />
Ein glitzerndes Band aus spiegelglattem<br />
Asphalt führt hinunter nach Asturien. An<br />
einer Wegkreuzung steht ein altes Vehikel,<br />
eine wurmstichige Tarantel aus den Kindertagen<br />
der Fordfabriken.<br />
Am Volant sitzt ein junger Mann mit einem<br />
steifen, schwarzen Hut auf dem klassischen<br />
Kopf. Er hält die Hand hoch erhoben.<br />
«Wohin des Weges, Freunde?»<br />
«Zum Monte Calvario.»<br />
«Seht an, zum Monte Calvario! Es sind<br />
noch 67 Kilometer bis dorthin. Sagt, hättet<br />
ihr vielleicht einen Schraubenschlüssel 14-<br />
16? Mein Federbolzen ist locker.»<br />
Der Herr stellt sich vor. Felipe Silva,<br />
Leutnant aus Guadalajara.<br />
Ich ziehe meinen Rock aus, werfe ihn dem<br />
steinernen Heiligen über den Arm und löse<br />
des Leutnants Federbolzen. Unterweil<br />
pürscht er sich an Kläre heran. Das gefällt<br />
mir nicht.<br />
Ich schmeisse den Schlüssel auf den Asphalt.<br />
Vielleicht probieren Sie selbst einmal, Heber<br />
Leutnant?»<br />
«Ich bin traurig, Freund aus Deutschland,<br />
Was haben Sie gegen mich, Lieber? Bitte,<br />
Ci garet ten<br />
Virginier
helfen Sie mir weiter! Warten Sie, icft<br />
werde Sie unterhalten. Wir spielen ein Lied,<br />
das Ihnen Freude machen wird. Ich bin nämlich<br />
betrübt, mein Herr. Schmerzen, von denen<br />
man nicht spricht. Meine Seele weint...»<br />
Der Leutnant stellt ein Grammophon aufs<br />
Trittbrett, legt eine Platte auf und schraubt<br />
die Nadel fest. Und er spielt, was meiner<br />
Seele wohltut (so wahr mir Gott helf): Einen<br />
uralten deutschen Schlager. «Ist denn kein<br />
Stuhl da für meine Hulda?» mit Orchesterbegleitung<br />
und Lacheinlage, wobei ich herzlich<br />
mitlachen muss. Ich rutsche von der Stossstange.<br />
eDr Schraubenschlüssel fällt klirrend<br />
zu Boden.<br />
Da merkt der Leutnant, dass er irgend<br />
was falsch gemacht hat und stellt die Musik<br />
ab...<br />
* * *<br />
Die Strasse von Ribas nach Badajoz ist<br />
das Seltsamste, was man sich denken kann.<br />
Abseits aller Verkehrswege liegt das blanke<br />
Asphaltband mitten in der Provinz Extremadura,<br />
die — wie schon ihr Name besagt —<br />
«die äusserste Härte» der Geographie bedeutet.<br />
Ein normaler Verkehrsweg verläuft<br />
in Windungen, weil er Berge und Täler bewältigen<br />
und sich dem Gelände anpassen<br />
muss. Nicht so die «Interkommunale Carretera<br />
Nr. 15 der Provinz Extremadura». Sie<br />
führt beim Bauern Alparez vorüber, beim<br />
Fürsten de Riveras, nimmt auch den Weinbauern<br />
Gomez noch mit, der dort oben mit<br />
Blausäure den Rebläusen nachstellt; sie<br />
geht weiter zum Herrn Pfarrer, zum Metzger<br />
Totosaus, zum Küster Quintana und<br />
klettert auch noch zum Viehhändler Albanesi<br />
hinauf, ehe sie weiter schleicht von Hof<br />
zu Hof, von Dorf zu Dorf.<br />
«Wie weit ist es noch bis Badajoz?»<br />
«Noch sieben Meilen.»<br />
Wir puffen vorsichtig weiter im Leerlauf,<br />
wenn's bergab geht; denn wir sind auf diese<br />
Gevatternstrassen nicht vorbereitet gewesen<br />
und müssen haushalten mit unserem<br />
Rest Benzin.<br />
Wir fragen einen Vikar, der des Weges<br />
kommt.<br />
«Wie weit ist es noch bis Badajoz?»<br />
«Noch acht Meilen.»<br />
Es wird immer mehr statt weniger.<br />
Es naht der Augeblick, da wir ernstlich zu<br />
Rate gehen. Sollen wir weitergehen oder<br />
beim nächsten Dorfschulzen parken und um<br />
Benzin telephonieren? Es ist gefährlich, es<br />
auf den letzten Schoppen Shell ankommen<br />
zu lassen.<br />
Wir sitzen verzweifelt unter einem steinernen<br />
Aloysius, vor uns der verstaubte<br />
Wagen, über uns der blaue Himmel mit der<br />
sengenden Sonne von Extremadura. Da naht<br />
vom Berge her ein Wagen. Ein offenes Kabriolett.<br />
Am Steuer sitzt ein barhäuptiger<br />
Mann mit dunkler Hornbrille und weissem<br />
lacht, dass sein© Hängewangen zuoken. «Na,<br />
dann trinken wir vielleicht mal 'n Töppchen?»<br />
Während Herr Grüner in seinem Koffer<br />
nach geistigen Getränken sucht, wartet ein<br />
Eselgespann auf Durchfahrt. Doch der Herr<br />
aus Leipzig nimmt sich so über alle Massen<br />
viel Zeit, seine Effekten zu durchsuchen und<br />
wieder zu glätten, dass der Bauer zaghaft<br />
andeutet: Ob der Herr vielleicht sein Fahrzeug<br />
ein bisschen — ?<br />
«Hombre! Que barbaridad! Madre mia,<br />
paciencia! Paciencia!»<br />
Herr Grüner weist entrüstet ab. In der<br />
Linken eine Flasche Chartreuse, die Rechte<br />
hoch erhoben. — Unser Landsmann schimpft<br />
auf Gallego und gebraucht bäuerliche Termen,<br />
die in keinem Wörterbuche stehen.<br />
«Da seht mir doch einer an! So ein Bruchbauer!<br />
So ein Paket von Ungeduld und breitem<br />
Mundwerk! So ein Loch! So ein hohler<br />
Sack, den der ärmste Niemand noch aufblasen<br />
kann! So eine Null von Jammer und;<br />
Eseldreck! Willst du wohl warten lernen,<br />
du Niemand?»<br />
Diesem Menschen aus Leipzig gehört<br />
Extremadura. Herr Pablo Grüner hat die<br />
Provinzen Salamanca, Galicia und Extremadura<br />
als Alleinvertreter und bereist sein<br />
Reich mit Musterkoffern. Er kennt die Präfekten<br />
und die Pfarrer, die Alkalden und die<br />
Aerzte, und jeder Zoll Boden gehört irgend<br />
einem Freund von ihm. Herr Grüner kennt<br />
den König und den Diktator und schätzt die<br />
Politik, die seinem Auftragsblock nützt. Er<br />
liebt die Ordnung und den Gewinn aus<br />
schuldlosem Handel und kann schimpfen, auf<br />
wen er will.<br />
Wir fahren unseren Wagen zum Alkalden<br />
von Ortiz hinein; Kläre bleibt bei ihm zu<br />
Gast.<br />
«Ihre Dame kann bleiben, solange sie will,<br />
ohne jedes Obligo Ihrerseits, versteht sich.<br />
Der Mann ist ein Freund von mir.»<br />
Es wird so geordnet, dass ich mit Herrn<br />
Grüner nach Badajoz hinunter fahre und<br />
noch heute abend mit zehn Litern Benzin<br />
zurückkehre, und zwar zu Pferde. Herr Grüner<br />
wird in Badajoz für das Ross bürgen,<br />
und der Eigentümer mag es sich morgen aus<br />
Ortiz zurückholen...<br />
Doch es kommt nicht dazu, dass ich noch<br />
Benzin kaufe in Badajoz. Ich muss mit Herrn<br />
Grüner vor ein fürnehmes Haus gehen und<br />
seine Vielgeliebte kennen lernen.<br />
Don Pablo Grüner nimmt den Rosenstrauss<br />
vom Kühler, bläst den Staub von<br />
Blättern und Blüten und hüllt ihn in ein<br />
Stück Seidenpapier, das er plötzlich zur<br />
Hand hat. Wir schreiten fürbass durch eine<br />
finstere Gartenstrasse.<br />
«Es ist ein Mädchen aus bester Familie,<br />
müssen Sie wissen. Also keine Anzüglichkeiten,<br />
versteht sich. Ihr Vater ist Polizeikom-<br />
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Noch ehe wir das D erkennen können, man sich denken kann. Sie steht hinter Gitterstäben<br />
und erwidert betörende Beteue-<br />
hat der Mann bereits gestoppt, angesichts<br />
unserer verstaubten Nummer IA5317 rungen. Don Pablo spricht die Sprache der<br />
«Deutsche?» — «Ja, Deutsche.» Stunde, so wie ein Meister auf einer kostbaren,<br />
alten Geige spielt. Er singt in hellen Tö-<br />
«Deutscher! Grüner ist mein Name.»<br />
Wir stellen uns vor.<br />
nen auf der A-Seite der Liebe, um mit einem<br />
Herr Grüner freut sich, männlich und laut, langen Läufer hinunter zu fiedeln auf satte<br />
schallend-aufrichtig; er nimmt phonetisch Akkorde. Er preist den Selbstwert der<br />
von der Provinz Extremadura Besitz und Schönheit und schildert die Grössenanordnung<br />
der Weltstadt Berlin, die doch nur ein<br />
jämmerliches • Bisschen sei für Paquita, die<br />
Schönste von Iberien... Er beschreibt die<br />
Mühseligkeit der Geschäfte und trillert wieder<br />
hinauf zu diesem einzig schönen Vibrato:<br />
Nur die Freude auf das Wiedersehen mit ihr,<br />
Paquita, liesse das Leben wertvoll erscheinen<br />
... Und ob sie denn schon mit ihrem Onkel<br />
gesprochen habe.<br />
Gewiss, Paquita hatte mit ihm gesprochen.<br />
Und der Onkel wird morgen gerne bereit<br />
sein, Herrn Grüner zu empfangen und seine<br />
Muster anzusehen. Da wird es allmählich<br />
Zeit, sich zu verabschieden. Don Pablo will<br />
morgen abend wieder an die Pforte kommen.<br />
«Wissen Sie was? Sie können heute doch<br />
nicht mehr zurück nach Ortiz. Gehen Sie<br />
mit mir zur Polizeikaserne! Dort werden Sie<br />
sofort telephonische Verbindung mit Ortiz<br />
bekommen, gratis, versteht sich, Freunde<br />
von mir! Sie sagen Ihrer Gattin Bescheid,<br />
dass Sie morgen erst kommen! Uebrigens,<br />
Sie können dort auch zur Nacht bleiben. Ich<br />
schlafe ja auch dort. Ich schlafe immer bei<br />
der Polizei. Auch das Pferd können Sie von<br />
der Guardi Civil kriegen. Das werden wir<br />
morgen schon regem.»<br />
Die Polizei von Badajoz ruft in der Tat<br />
den Alkalden von Ortiz an und meldet meine<br />
Ankunft für morgen mittag. Die Dame möge<br />
sich nur zur Ruhe begeben.<br />
Die Polizei von Badajoz lässt auch eine<br />
Zelle für mich zurechtmachen. Es wird eine<br />
Matratze frisch überzogen. Don Pablo führt<br />
seinen Wagen III17 822 auf den Hof der Kaserne<br />
und begibt sich zur Ruhe in Zelle 3.<br />
Ich lege mich nieder in das Feldbett der<br />
Zelle 4. So schlafe ich friedsam und zu treuen<br />
Händen ein, völlig gratis, versteht sich,<br />
ohne jedes Obligo..- F. Koch-Wawra.<br />
Der liebe Gatte.<br />
Len Harvey, der famose englische Faustkämpfer,<br />
hatte jüngst seinen Gegner Frank<br />
Moody überlegen abgefertigt. Kaum war<br />
Harvey zum Sieger erklärt, als seine bessere<br />
Hälfte in den Ring stieg, um ihm mit einem<br />
herzlichen Kuss zu gratulieren. Als sie wieder<br />
zurück wollte, stand sie plötzlich vor<br />
Moody, dem Besiegten.<br />
«Es tut mir wirklich leid, Mr. Moody.»<br />
Frank hatte zwar ein blaues Auge, eine<br />
blutige Nase und sonst noch andere momentane<br />
Schönheitsfehler und meinte, bitter lächelnd:<br />
«Unzweifelhaft, Mrs. Harvey, Sie haben<br />
einen unangenehmen Gatten.»<br />
«Das ist nicht möglich,» meinte Mrs. Harvey,<br />
«wenn Sie wüssten, wie lieb er mit<br />
mir ist...»<br />
Die hypnotische Grammophonplatte.<br />
Dass uns ein Grammophon in Stimmung<br />
— oder auch in Wut — versetzen kann, wird<br />
wohl niemand bezweifeln. Dass es sogar<br />
ausgesprochene hypnotische Fähigkeiten hat,<br />
klingt hingegen übertrieben. Und doch ist es<br />
so. Beweis :<br />
In Berlin hat kürzlich ein Dr. Tomas sieben<br />
Personen, drei Frauen und vier Männer,<br />
richtiggehend seekrank gemacht, indem er<br />
sie durch ein Stereoskop gucken Hess und<br />
ihnen dabei gleichzeitig eine Grammophonplatte<br />
vorspielte. Der Text der Platte war<br />
allerdings nicht ganz alltäglich. Er lautete:<br />
«Sie sind auf dem Meer, das Wetter ist stürmisch.<br />
Das Schiff rollt und schlingert, rollt<br />
Die Zufahrtsstrassen aus der ganzen Schwell sind ersichtlich in O. R. Wagners<br />
Führer für Automobilfahrer, offizielle Ausgabe des T. C. S.<br />
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Gesellw. Hoffmann.<br />
AUTOMOBIL-REVUE <strong>1929</strong> — N" 84<br />
Post<br />
— Telephon Nr. 42 —<br />
Bunte Chronik<br />
aus der Nitlelschveiz<br />
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und schlingert, rollt und schlingert. Sie spüren,<br />
Sie werden seekrank. Seekrank! Seekrank!<br />
Sie können nicht mehr essen. Es wird<br />
Ihnen übel! Immer mehr! Immer mehr! Es<br />
ist furchtbar! Wird das Meer sich nie beruhigen?<br />
O-o-o-h, nun sind Sie so seekrank !>:<br />
Wie gesagt, die Versuchspersonen wurden<br />
seekrank, unzweifelhaft seekrank. Dr<<br />
Tomas wohnte dem Versuch nicht bei, absichtlich<br />
nicht, um jede persönliche Einflussmöglichkeit<br />
auszuschliessen. Der Beweis, dass<br />
die Grammophonplatte hypnotisieren kann,<br />
ist damit geleistet. Dr. Tomas knüpft an<br />
diese seine Entdeckung grosse Hoffnungen.<br />
Er will die Kombination Grammophon-Stereoskop<br />
weiter ausbauen und dieses «Hypnotiphon»,<br />
wie er es nennt, systematisch zur<br />
Behandlung von Nervenleiden heranziehen.<br />
Nach seinem Bericht wirkt die Hypnose<br />
durch die Platte fast unfehlbar auch bei Personen,<br />
die einer persönlichen Hypnose nicht<br />
zugänglich sind.<br />
Zum ersten Mal wurde Dr. Tomas auf den<br />
merkwürdigen Einfluss von Schall- und<br />
Lichtkombinationen aufmerksam, als er bei einer<br />
Arbeit an der Wiener Akademie der<br />
Wissenschaften einen Studenten unbewusst<br />
aber mit grösster Genauigkeit auf den Text<br />
einer Platte reagieren sah. Mit dem gleichen<br />
Studenten nahm er dann weitere Versuche<br />
vor, die jedesmal alle Erwartungen erfüllten«<br />
m.<br />
Tankstellen und Natur.<br />
Eine englische Zeitschrift veranstaltet ein<br />
Preisausschreiben für den besten Vorschlag<br />
einer Tankstelle, die nicht, wie bisher, nur<br />
prosaisch und zweckentsprechend gebaut<br />
sein soll, sondern deren Ausführung sich dem<br />
Rahmen der Landschaft anpasst. Es wird in<br />
England seit längerem Klage darüber geführt,<br />
dass die unzähligen Tankstellen auf Chausseen<br />
und Strassen in dem schönen englischen<br />
Landschaftsbild unorganisch wirken und die<br />
Natur verschandeln. Da das englische Publikum<br />
an der Frage sehr regen Anteil<br />
nimmt, sind bei der Redaktion der <strong>Zeitung</strong><br />
schon viele Vorschläge eingegangen.<br />
Anpassung.<br />
Der Bürgermeister, dessen Amtsperiode<br />
endet, verabschiedet sich von seinen Beamten<br />
und trifft den einen im tiefsten Schlaf.<br />
Das Stadthaupt weckt seinen Untergebenen<br />
und fragt jovial, wie lange der Schläfer<br />
bereits im Amte sei.<br />
«Zwei Wochen, Herr Bürgermeister.»<br />
«Na, da haben Sie sich ja schnell bei uns<br />
eingelebt.»<br />
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NO 84— <strong>1929</strong> AUTOMOBIL-REVUE 15<br />
Er hiess Karl, sie hiess Anna. Sie heirateten,<br />
als sie kaum zwanzig Jahre gewesen<br />
waren. Er war arm und sie war<br />
mittellos, mit einem Wort: beide hatten<br />
kein Geld. Sie hatten auch keine Wohnung<br />
und keine Möbel. Wozu braucht man auch<br />
Möbel, wenn man keine Wohnung hat?<br />
Sie sagten einander: auf die Hochzeitsreise<br />
verzichten wir, die können wir nächstes<br />
Jahr nachholen- Wir wollen lieber<br />
für eine Wohnung und für die Möbel sparen.<br />
Da sie einander sehr lieb hatten,<br />
brauchten sie auch keine Hochzeitsreise.<br />
Em Jahr war vergangen. Da sagte Anna,<br />
die Frau: Lieber, wir müssen sparen. Wir<br />
werden bald ein Kind haben. Die Hochzeitsreise<br />
können wir nächstes Jahr machen,<br />
da haben wir ein kleines süsses Balg<br />
mit, das wird noch einmal so schön. Sie<br />
liebten einander noch immer wie am ersten<br />
Tage und leisteten gern Verzicht auf<br />
die Reise.<br />
Wieder ein Jahr später. Ein Bub war<br />
vor einem Jahre gekommen, nun wurde ein<br />
Mädelchen erwartet. Nächstes Jahr! Nächstes<br />
Jahr! frohlockten beide, und ihre Augen<br />
glänzten. Sie vermissten die langerwartete<br />
Reise nicht. Sie fanden ein schönes<br />
Glück bei ihren Kindern.<br />
Dann kam ein böses Jahr. Der Mann<br />
war lange krank. Die Ersparnisse gingen<br />
drauf. Karl ging auf Wochen in eine<br />
Heilanstalt und kam gesund wieder. ' Von<br />
der Reise wurde in diesem Jahre nicht gesprochen.<br />
Es war schon ein so grosses<br />
Glück, dass der Mann wieder gesund geworden.<br />
Und Liebe überbrückt tausend<br />
Wünsche.<br />
Im Jahre darauf zog man in eine andere<br />
Stadt, mitten im Sommer, zur Reisezeit.<br />
r Karl war versetzt worden. Der Umzug kostete<br />
Geld und riss ein Loch in den Beutel,<br />
Geld geheiratet. Aber das gab der Mutter Nur wir werden verschont bleiben. Aber wir<br />
einen Stich' ins Herz. Sie dachte an ihre müssen uns alle zusammenschliessen und<br />
Jugendjahre — sie dachte fünfundzwanzig unter diesem Dach bleiben!»<br />
lange Jahre zurück — welch eine kurze Die Mitglieder der Sekte waren überzeugt.<br />
Spanne! und sie überredete, mit Tränen in Sie leerten ihre Wohnungen fluchtartig und<br />
den Augen, ihren Mann, auf die Reise zu brachten alles Hab und Gut in der Bäckerei<br />
verzichten, der Kinder wegen. Und wasunter. Sie Hessen sich für Tausende von<br />
tut ein Vater nicht für das Glück seiner<br />
Kinder? Die beiden Altgewordenen lächelten<br />
einander zu — die Kinder bekamen<br />
das Geld. Es reichte für einige Möbel und<br />
für eine kleine Reise.<br />
So, meine Lieben, kam die Hochzeitsreise<br />
doch noch zustande!<br />
Die Jungfrau<br />
von Frontenay<br />
Paris hat einen Vorort namens Frontenay.<br />
Dieser Vorort ist ein Vorort wie ein anderer<br />
auch, durchaus nicht mittelalterlich, eher<br />
von schlechter, fabrikmässiger Modernität<br />
angehaucht. Auf alle Fälle scheinen seine<br />
Einwohner ganz normale, vernünftige Leute<br />
zu sein. Aber gerade in der gewöhnlichsten,<br />
vernünftigsten Umgebung kommen oft sonderbare<br />
Dinge vor.<br />
Durchwandert man nämlich eine gewisse<br />
Frontenayer Strasse, so steht man plötzlich<br />
vor einer Bäckerei, die zur Festung umgewandelt<br />
wurde. Rings um das Haus ziehen<br />
sich dicke Mauern, mit Schiessscharten,<br />
Gucklöchern, Panzertüren und allem andern<br />
handgetrieben in eigenem<br />
Atelier nach alten<br />
REHFUSS-Mustern u.<br />
Original - Zeichnungen<br />
Radioapparate und -Zubehörteile, Kraftverstärker,<br />
Radio-Grammophonanlagen, Reiseempfänger<br />
Nun waren schon zehn Jahre vergangen.<br />
Von der Hochzeitsreise war nie mehr die<br />
Rede gewesen. Nur in den Träumen und<br />
Wünschen spielte sie eine unvergessene,<br />
grosse Rolle. Als der zehnte Hochzeitstag<br />
in Aussicht stand, wagte der Mann, an die<br />
Reise zu erinnern. Aber die Frau brachte<br />
mit leisem Erröten einen Einwand: Wir<br />
brauchen neue Möbel, die Kinder wachsen,<br />
wir brauchen neue Kleider, die Kinder<br />
brauchen Wäsche, und dann die Gardinen<br />
und... Der Mann verschloss ihr mit<br />
Fünfzehn Jahre waren es nun. Der Junge<br />
sass auf dem Gymnasium. Für einfache<br />
Leute bedeutet das Geld, Geld, Geld. Es<br />
wurde gespart. Die Kinder gingen zu der<br />
Tante aufs Land zur Erholung. Die Eltern<br />
blieben daheim und versanken in Erinnerungen.<br />
Sie bewiesen einander, dass man<br />
sich auch nach fünfzehn Jahren Ehe noch<br />
lieben kann wie am ersten Tage und vielleicht<br />
noch mehr.<br />
Am zwanzigsten Hochzeitstage? der Bub<br />
war kein Junge mehr, es war ein junger<br />
Herr geworden, ein fleissiger, geweckter<br />
Kerl, der die Universität besuchte. Und<br />
wenn Karl, der Mann und Vater, auch<br />
mehr verdiente als vor zwanzig Jahren und<br />
keinen Grund hatte, zu klagen und gern<br />
den letzten Rappen für seinen Jungen hergab,<br />
auf den er stolz war, so dachte er doch<br />
mit Wehmut an die Reise..«<br />
Zum fünfundzwanzigsten Jahrestage<br />
der Hochzeit war die grosse, wundervolle,<br />
schöne, über alle Massen herrliche Reise<br />
gedacht, geplant und vorgenommen worden.<br />
Diesmal gab es sicher keinen Auf-<br />
notwendigen Drum und Dran. Die Festung<br />
der Hand den Mund: er sah ein, es gab<br />
ist kein Ueberrest, nein, sie ist neu. Und in<br />
dringlichere Sachen als eine romantische<br />
ihrem Innern wartet seit einem halben Jahr<br />
Reise.<br />
die dazugehörige Besatzung, wohlversorgt<br />
Ein Glück, dass sie so glücklich und zufrieden<br />
waren! Wie sah es in anderen und Biskuits. Sie wartet auf die grosse Re-<br />
mit Bohnen, Kartoffeln, Sardinen, Konfitüre<br />
Familien aus, o weh!<br />
volution, die jede Minute ausbrechen kann. .<br />
Soviel, und dass eine Anzahl sonst ganz<br />
angesehener Bürger wahrscheinlich verrückt<br />
geworden sei, ist in Frontenay eine abgekochte<br />
Sache. Die Vorgeschichte, die zu<br />
dem Festungsbau führte und die näheren<br />
Einzelheiten sind jedoch erst in den letzten<br />
Tagen durch die Ortspolizei aufgedeckt worden.<br />
Vor ungefähr einem Jahr war dem Bäkkermeister<br />
Charles Hardy ein Buch über<br />
Ideale, sonnige Lage. Herrlicher, schattiger<br />
Garten. Lebende Bachforellen. Gut gepflegte<br />
Kttche und Keller. Tel. 5. A. Wals.<br />
Unsere Inserate<br />
räumen das Lager!<br />
Francs Nahrungsmittel kommen und kauften<br />
einige Spezereihandlungen fast aus. Und<br />
dann bauten sie den Festungswall, mit Gucklöchern,<br />
durch die sich das Herannahen der<br />
Revolution komfortable verfolgen liess.<br />
Einer der enthusiastischsten Verteidiger<br />
war der 74jährige Hutmacher Granger. Er<br />
steuerte selbstlos ein kleines Vermögen<br />
zur Beschaffung von Lebensmitteln bei Als<br />
aber die Wochen verflossen, ohne dass die<br />
Revolution ausbrach, begann er sich zu langweilen;<br />
und schliesslich bereute er; dass er<br />
so viel Geld ausgegeben hatte. Er lief zum<br />
Kadi und verklagte den Bäcker auf Betrug.<br />
Kaum geschehen, bereute er seinen Schritt.<br />
Er versuchte die Klage rückgängig zu machen,<br />
doch erfolglos. Und so geht jetzt die<br />
Untersuchung ihren Weg.<br />
Grosspapa Granger sitzt nun auf dem Pflaster,<br />
der event. doch noch eintretenden Revolution<br />
preisgegeben, während in der Festung,<br />
wohlgeborgen, die andern sein Vermögen<br />
in der Gestalt von Bohnen, Kartoffeln,<br />
Sardinen, Konfitüre und Biskuits weiterverzehren,<br />
m.<br />
Damit Baby spielen kann...<br />
Da in den enggebauten Strassen in Toiko<br />
keine Spielplätze für Kinder vorhanden sind,<br />
sind diese durch die wachsende Motorisierung<br />
Japans besonders gefährdet. So wurden<br />
im letzten Jahre mehr als 2500 Kinder in<br />
Tokio überfahren.<br />
Um diesem Uebel abzuhelfen, hat man 200<br />
Kinderstrassen geschaffen, die für jeglichen<br />
Wagenverkehr von 13—18 Uhr gesperrt<br />
sind, damit die Kinder ungefährdet spielen<br />
Spiritismus in die Hände gefallen. Hardy<br />
versammelte Frau und Tochter um sich und<br />
las laut aus dem Buch vor. Er las so eindringlich<br />
und das Buch war so spannend,<br />
dass eines Abends die 27jährige Tochter<br />
Charlotte plötzlich in Trance verfiel und<br />
seltsame, aber wundervolle Dinge zu erzählen<br />
begann. Auch Mama Hardy soll sich in<br />
Trancezuständen versucht haben, aber es<br />
war offenbar doch nicht die ganz richtige<br />
Trance.<br />
Charlotte hingegen erfreute sich eines immer<br />
grössern Auditoriums. Ihre Verkündungen<br />
waren so packend und überzeugungskräftig,<br />
dass sie von einigen Nachbarn als<br />
eine Art Heilige erkannt wurde und dass die<br />
Nachbarn sich alsobald zu einer Sekte zu-<br />
so gross, dass kein Kupferstück mehr schub, woher sollte er kommen... ? sammenschlössen. Vor einigen Monaten<br />
darin bleiben wollte. Oh, versicherten sie Doch: die Tochter war kein Mädchen verfiel die Jungfrau dann in eine überaus<br />
einander, als sie in der neuen Wohnung in mehr und kein Backfisch, sie war dreiundzwanzig<br />
und liebte einen jungen Mann, nach allen Himmelsrichtungen und dem Mund<br />
heftige Verzückung. Ihr Gesicht verzog sich<br />
der neuen Stadt beisammen sassen, zu der<br />
Hochzeitsreise kommen wir noch, das isteinen gescheiten Mann mit grosser Zukunft,<br />
der aber, wie viele kluge und ge-<br />
«Di© Revolution,» prophezeite Charlotte,<br />
entströmten keuchende Worte.<br />
gewiss! Aber einen Zeitpunkt setzten sie<br />
schon nicht mehr fest. Aber sie liebten sich scheite Leute — kein Geld hatte. Die jungen<br />
Leute wollten heiraten, denn sie lieb-<br />
Massaker, Regierungswechsel sehe ich inGrosses Abendkleid aus weissen Spitzen und dazu,<br />
«die Revolution steht vor der Tür! Feuer,<br />
noch. Und die Kinder waren gesund.<br />
ten einander, und sie hätten auch ohne<br />
als Dernior Cri, ein kurzes schwarzes Samt*<br />
Lettern aus Feuer und Blut geschrieben!<br />
Jäckchen mit passendem Hut.<br />
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Die Hochzeitsreise<br />
Von Gerhard Frank.<br />
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„Wir «erden in einiger Zeit einen neuen<br />
Kontrakt mit Ihnen absohlieuen, es hat<br />
aber vorläufig keinen Wert, zu inserieren,<br />
da wir nichts offerieren können. Wir<br />
haben unser ganzes Lager zufolge<br />
der Insertionen in der Automobil-Revue<br />
verkaufen können<br />
und bis wir . , ."<br />
schrieb uns Jüngst einer unserer Inserenten,<br />
ohne dass wir ihn dazu<br />
aufgefordert hätten.<br />
Warum sollten Sie mit Inseraten<br />
in unserem Blatte nicht denselben<br />
Erfolg haben? Es besteht mrklich<br />
kein Grund dazu.<br />
Verlangen Sie sofort Inseröonsvorschläge<br />
von der Administration<br />
der Automobil-Revue Bern u. Zürich.<br />
können.<br />
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(Ostermundigen)<br />
üuuHiunnumminininuiuniiiuuiniiinnuuniniuiiaij
In regeanasser Weite dehnten sich die Strassen,<br />
erhellt durch den Schein, der von den Laternenpfählen<br />
auf das Pflaster tropfte. Ein bissiger<br />
Herbstwind wehte, drang bis auf die Knochen.<br />
Einmal wankte gespenstisch ein Mensch auf der<br />
Säule seines dunklen Reflexes vorüber. Die wenigen<br />
Bäume knarrten hohl, ein Fensterladen schlug<br />
zu, unaufhaltsam platschte der Regen.<br />
Ich suchte mir meinen späten Heimweg durch<br />
Gassen und um Winkel, die Hände vergraben und<br />
wohlig unter dichtem Mantel. Meine Pfeife, in die<br />
längst Regen getropft, brannte nicht, aber es biss<br />
sich gut in das Holz und die Kiefer blieben in<br />
Spannung. Oft geniesse ich lange Wege des Nachts<br />
bei Regen und Wind, mit dichten Schuhen und<br />
der Pfeife im Mund. Einsame, nasso Strassen<br />
mochte ich immer gut leiden; wie Neuland liegen<br />
sie vor uns und jeder Schritt ist wie verboten.<br />
Um die Ecke in die Rue Keller, die nur von einigen<br />
pflichtbewussten Laternenfackeln erhellt ist,<br />
stand ich auf einmal vor einem Menschen.' Der kam<br />
so plötzlich in das leblose Gesichtsfeld meiner einsamen<br />
Wanderung, dass ich erschrak, stehenblieb<br />
und ihm ins Gesicht sah. Ein Riese, dachte ich.<br />
Massig standen ihm die Schultern aus dem Rock,<br />
der regennass an ihm herunterhing, und wie aus<br />
Holz standen die Hände, dickklobige Knochenbretter,<br />
aus den Aermeln. Sein Kopf war vorgebeugt,<br />
das Kinn, aufwärts, das Haar unter dem Filz hervor<br />
in der Stirne. Aus fahlem Grunde aber zündeten<br />
die Augen, deren Farbe ich nicht beschreiben<br />
konnte, ein starrer, bohrender Blick gradaus. Ich<br />
wandte den Kopf, nichts war zu sehen, einige<br />
Türen blickten dunkel und unergründlich in die<br />
Strasse. Ein betrunkener Riese, dachte ich jetzt<br />
und wollte weiterschreiten; es war mir auf einmal<br />
kühl unter dem Mantel geworden.<br />
Da war es mir, als hätte der dunkle Klotz etwas<br />
gemurmelt und ich drehte mich um und sah ihm<br />
in das verzerrte Gesicht, aus dem Wut und Hass<br />
zündeten.<br />
€ Er hat gelacht, er hat wieder gelacht, > presste<br />
er zwischen den Zähnen hervor, « aber ich werde<br />
auch lachen — einmal»<br />
< Wer hat gelacht ? » fragte ich verwundert an<br />
ihm hinauf.<br />
Erst jetzt schien er mich zu sehen, blickte aus<br />
dunklen Sehhöhlen lange auf mich hin, dann schüttelte<br />
er den Kopf : « Was wissen Sie davon ! > Reglos<br />
stand er- noch eine Weile, dann wandte er sich<br />
zum Gehen, und im selben Augenblick sah ich an<br />
seinem Rock und an der Seite die Spuren von<br />
Nässe und Strassenkot: Er musste gestürzt sein.<br />
«Kommen Sie zu einem Kaffee, > sagte ich,<br />
von irgend einer unbewussten Regung erfasst.<br />
Im «Poässon Rouge» wischte der Kellner Tische<br />
und Stühle ab und schlug sie paarweise aufeinander,<br />
hinter dem Bartisch hockte eine bläuliche<br />
Alte, deren Kopf im Rhythmus breiter Atemzüge<br />
auf die Polster ihres hohen Busens nickte.<br />
Schwer sackte mein Begleiter auf einen Stuhl,<br />
und als sein warmes Glas vor ihm stand, blickte<br />
er etwas befangen zu mir herüber, ehe er die<br />
Lippen ansetzte. Plötzlich kam er mir wie ein<br />
hilfloses Kind vor, um seine Augen und den Mund<br />
lag ein beinahe weicher Schimmer, und doch:<br />
Hätte ich jetzt eine plumpe Frage gestellt, vielleicht<br />
einen väterlichen Ton mitklingen lassen, alles wäre<br />
zerschlagen an seinem Trotz, der ihm von der<br />
Stirne sprach. So sagte ich denn ganz sachlich,<br />
ohne Interesse zu verraten: c Er hat also schon<br />
nieder gelacht ? »<br />
< Ja, er tut es immer, wenn ich Pech habe >,<br />
«igte er EU seinem Kaffeeglas, das er mit der<br />
Faust umklammerte.<br />
« Schon als Bub. Ich habe einmal seiner Mutter<br />
eine Rübe aus dem Gemüseladen gestohlen, das<br />
wusste er. Damit fing es an. Wenn ich spielte auf<br />
der Strasse, er trat dazu, dann passierte mir irgend<br />
etwas Dummes und er freute sich. Einmal habe<br />
ich das Bett genetzt, meine Mutter hängte die Tücher<br />
zum Trocknen ins Fenster, er sah es und<br />
lachte mich aus. Einmal, im Winter, warf ich aus<br />
Wut einen Stein gegen sein Fenster, er hatte mir<br />
zugesehen und gelacht. Der Stein zerschlug nebenan<br />
eine Scheibe. ><br />
Wie polternde Trümmer kamen die Worte aus<br />
seiner Kehle, die Faust mit dem Kaffeeglas fuhr<br />
zuckend über die Tischplatte, dass der kalte Rest<br />
über den Rand und seine Finger platschte.<br />
« Später hatte ich einmal ein Mädchen, wenn er<br />
uns sah, so lachte er. Wir kamen auseinander, weil<br />
ich glaubte, sie hätte ihn vorher gekannt. Als ich<br />
mir darüber einen Rausch antrank, sah er mich<br />
und machte sich lustig darüber. So ging es das<br />
ganze Leben: Immer bin ich ungeschickt gewesen<br />
und immer sah er es. — Vorhin bin ich ausgeglitten,<br />
grad wie er vorbeiging...»<br />
In diesem Augenblick zerbrach das Glas in seiner<br />
Faust. Er musste es zerdrückt haben. Hinter<br />
uns aber klirrte Gelächter und wie ich mich umdrehte,<br />
lehnte mit verzogenem Mund ein Mann am<br />
Bartisch, den keiner von uns eintreten gesehen<br />
hatte. Mein Begleiter aber war vom Stuhle gesprungen.<br />
Auch ich war aufgestanden, bereit, dazwischenzutreten,<br />
wenn sich der Riese auf den<br />
Fremden stürzen sollte. Nichts geschah, die beiden<br />
standen einander gegenüber, der eine gekrümmt in<br />
geballter Wut, der andere mit spitzem, schneidendem<br />
Lächeln. Dann tappte der Mann neben mir<br />
grusslos davon, durch schwimmenden Kot über die<br />
Strasse; drüben stiess er an den Rand des Trottoirs.<br />
Hinter mir blecherte eine hämische Stimme.<br />
Zwei Tage später ging ich wieder durch die<br />
Rue Keller. Da standen einige Menschen um ein<br />
Auto herum. Polizei war dabei, staunende Kinder<br />
und bleiche Weiber. Man zog einen Menschen unter<br />
den Rädern hervor: ein schwerer Klumpen mit<br />
toten Gliedern. Wie ich hinzutrat, schlug neben mir<br />
eine infame Lache auf. Es war das lusttrunkene<br />
Heulen eines Tieres. Empörung riss mich herum<br />
und ich sah in das Gesicht des Mannes, der tmir<br />
vor ein paar Tagen seinen Hass gestanden hatte.<br />
Da wusste ich. wer das Opfer war. G. R. S.<br />
AUTOMOBIL-REVUE 192» - N° 84<br />
Der Mann, der hasste Diebe im Hafen Tourismus<br />
Was smarte Reportage ist, hat dieser<br />
Tage ein Mitarbeiter des Pariser «JournaU<br />
gezeigt. Er wusste, dass in den Seehäfen<br />
viel gestohlen wird, und er behauptete, dass<br />
in dem grossen Seinehaien Le Hävre die<br />
«oommis de dehors», das sind jene Angestellten<br />
der Exportfirmen, die mit Verfrachtung,<br />
bzw. der Abnahme der Waren, mit<br />
der Erledigung der Formalitäten usw. zu tun<br />
haben, sich, wenn sie wollten, so ziemlich alles<br />
aneignen könnten, was dort lagere. Um<br />
das zu beweisen, machte er sich an solch<br />
einen commis de dehors namens Andre heran<br />
u. verabredete mit ihm einen gemeinsamen<br />
Diebstahl; der Reporter sollte den Verkauf<br />
der Beute übernehmen. Andre war entzückt<br />
von dem Vorschlag und stellte nach reichlichem<br />
Genuss von Aperitifs seinen neuen<br />
Kompagnon vor die Wahl, ob er eine Mähmaschine<br />
oder ein Personenauto haben<br />
wolle. Das war nun etwas viel, man werde<br />
ja an Ort und Stelle sehen. Der Zugang zum<br />
Hafen ist mit einer roten Schranke verschlossen,<br />
Wächter und Zollpolizei prüfen<br />
jeden Passanten aufs peinlichste, ob er einen<br />
Passierschein hat, und unser <strong>Zeitung</strong>smann<br />
hält es bereits für ganz unmöglich, etwas<br />
anderes aus dem Hafen zu schmuggeln<br />
als ein paar Kaffeebohnen in der Tasche.<br />
Aber Andre ist mit den Wächtern gut bekannt,<br />
erzählt ihnen den neuesten Witz,<br />
knufft sie freundschaftlich, eine Flasche geht<br />
rundum, und unter solchen Formalitäten<br />
lotst er seinen Begleiter, der keinen Passierschein<br />
hat, durch die Sperre. Im ersten<br />
Schuppen prüft Andre das Material, schneidet<br />
einen Sack an, aus dem kanadische Aepfel<br />
herauskollern, bricht dann mit einem<br />
herumliegenden Hammer eine Kiste auf, die<br />
Gummisohlen enthält — alles nicht brauchbar.<br />
Sein Begleiter entdeckt in einer Ecke<br />
eine Anzahl Schreibmaschinen und wünscht<br />
sich eine. «Ah, der Herr hat Briefe zu schreiben»,<br />
sagt Andre, nimmt die Schreibmaschine<br />
und schleppt sie zu einem Lastauto, dessen<br />
Führer folgendermassen angeredet wird:<br />
«Komm her, du Bandit, glaubst, ich will die<br />
Kiste da selbst in die Stadt schleppen? Verstau<br />
sie und troll dich; da und da kannst du<br />
sie abgeben. Die Ausfuhrerlaubnis hole ich<br />
selbst im Bureau, ich habe sowieso dort zu<br />
tun.» Und der Chauffeur, der überhaupt nicht<br />
zu Worte gekommen ist, schon weil er über<br />
Andres drollige Redeweise lachen muss,<br />
fährt ab, die Maschine zwischen Kartoffelsäcken<br />
versteckt. Unser Gewährsmann bekommt<br />
später an dem vereinbarten Treffpunkt<br />
richtig seine Schreibmaschine und unterlässt<br />
nicht, zu versichern, dass sie eine<br />
Viertelstunde später selbstverständlich wieder<br />
in ihrem Schuppen gewesen sei. Was<br />
aus dem jovialen Andre geworden ist, erfahren<br />
wir nicht. Dagegen knüpft der Mitarbeiter<br />
des « Journal » an seine Geschichte<br />
eine kleine Betrachtung.<br />
Er glaubt, es sei zuviel-Polizei dort.<br />
Herbstzeit in Graubünden.<br />
Ein jeder weiss, dass der Begriff «Cfraubünden»<br />
ein schillernder Querschnitt durch<br />
das Sommerleben der Bergwelt ist. Namen<br />
wie Davos und St. Moritz brennen auf, wie<br />
fernes Echo tönt in der Erinnerung das Motorengeheul<br />
der Sternfahrt und stiller, aber<br />
nicht minder dankbar gedenken Tausende<br />
der herrlichen Bergluft, die sie in endlos<br />
scheinender Liegekur eingesogen haben, um<br />
zu genesen. Ja, das ist Graubünden, das<br />
Land der 150 Alpentäler, ein Reich der<br />
Sonne: das Paradies.<br />
Jetzt ist es still geworden auf den Höhen.<br />
Man kann heute als einsamer Wandersmann<br />
von Pontresina am Statzersee entlang durch<br />
die Wälder wandern bis nach Sils oder Maloja<br />
hinauf, ohne jener Geschäftigkeit in die<br />
Arme zu laufen, die im Hochsommer von<br />
der nahen Metropole St. Moritz ausstrahlt.<br />
Oder man kann stundenweit in die Davoser<br />
Täter hinauslaufen, ohne auf Schritt und<br />
Tritt ins Bewusstsein zurückgerufen zu werden,<br />
dass man sich in der Bannmeile einer<br />
Weltstadt im Hochgebirge bewegt. Der Tag<br />
gehört jetzt ganz dem Rauschen der Wasserfälle<br />
und dem Geflüster des Waldes. Gerade<br />
darum wird ein Herbstaufenthalt in<br />
Graubünden zu einem Fest der Lebensfreude;<br />
ohne durch die mondäne Note der Reisezeit<br />
gebunden zu sein, kann man leicht beschuht<br />
und leichter Dinge diese Wunderwelt durchstreifen.<br />
Das Strassenentz, das den Kanton<br />
Graubünden beherrscht, bietet die willkommene<br />
Möglichkeit, alle Talschaften ohne<br />
Schwierigkeit erreichen zu können. Die Alpenstrassen<br />
bleiben bis zu den ersten winterlichen<br />
Schneefällen geöffnet, so dass auch<br />
der Autotourist noch viel von den herbstlichen<br />
Schönheiten profitieren kann. Wer<br />
keine Wanderlust mehr verspürt, setzt sich<br />
in irgend einem Bengdorfe zur Ruhe und<br />
lässt die stille Umgebung ganz auf sich einwirken.<br />
Hier wird man restlos bekehrt und<br />
wird wieder ein Kind der Natur, das an der<br />
lieben Sonne und am blauen Himmel Freude<br />
hat. In diesem Sinne kann auch der gesundeste<br />
und vitalste Mensch aus den Bündner<br />
Bergen reichen Gewinn nach Hause tragen.<br />
-pb-<br />
Herbstwanderung zu den Bündner Bürden.<br />
Ein milder und sonniger Herbst verklärt<br />
das Land der Alpentäler. Drunten im<br />
Rheintal sind die Reben reif und vollmundend<br />
geworden. In den alten Dorfschaften<br />
knarren die Trotten und schon wird einem<br />
c Neuer > aufgetischt. Droben freilich, wo<br />
ist denn<br />
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N° 84 - <strong>1929</strong> AUTOMOBIL-REVUE 17<br />
der Adler und der Kolk horsten, ist von dieser<br />
Mildheit wenig zu spüren. Die herbstlichen<br />
Wetterstürme haben schon Neuschnee<br />
in die Felswände gestreut. Dadurch hat das<br />
Landschaftsbild jene farbigen Kontraste gewonnen,<br />
die auch im Frühling den besonderen<br />
Reiz der Gegend ausmachen.<br />
Wer jetzt an einem schönen Morgen ins<br />
Domleschg hinauffährt, gerät in eine der<br />
lieblichsten Gegenden. Auf der einen Talseite<br />
trotzen die grauen Burgtürme versunkener<br />
Zeiten und gegenüber breitet der<br />
Heinzenberg seine schwellenden Höhen wie<br />
einen grünen Mantel über das Tal. Thusis<br />
nimmt den Vorzugsplatz dieses Tales ein.<br />
Dann aber engt sich die Welt zu den dunklen<br />
Schluchten der Viamala, durch die man<br />
ins; Oberhalbstein gelangt, und des Schyntobels,<br />
in dem Bahn und Strasse mit senkrechten<br />
Flühen kämpfen. Wenn man so hinauffährt<br />
nach Filisur, gewahrt man noch einen<br />
herrlichen Ausschnitt aus der alten Romantik<br />
der Graubündner Pässe. Blicke, wie<br />
sie hier geboten werden, sind nicht alltäglich.<br />
Da steht auf schwindelnder Felsenbraue ein<br />
vierkantiger Schlossturm, dort wölbt sich,<br />
kühner als alle neuen Viadukte, ein gemauerter<br />
Strassenbogen über die tosende<br />
Schlucht. Türme und Brücken waren die festen<br />
Sicherungspunkte der harschen Zeitläufe,<br />
die den Kampf um die Alpenpässe<br />
über Bünden trugen.<br />
Droben im Engadin steckt der Herbst lodernde<br />
Fackeln auf. Wenn man jetzt von<br />
Pontresina am Statzersee entlang geigen<br />
St. Moritz schlendert, durchwandert man einen<br />
märchenhaften Wald. Droben am Rosatsch<br />
kann man schon Gemsen erspähen,<br />
die früher Neuschnee in das Waldgebiet hinabtrieb.<br />
An den Engadinerseen aber wird<br />
man trotz der schon einsetzenden Stille noch<br />
manchen sonnengebräunten Fremdling antreffen,<br />
der als einer der Kundigen herausgefunden<br />
hat, dass man die schönsten Ferienwochen<br />
just zur Zeit der brennenden<br />
Lärchen im Oberengadin verbringen kann.<br />
-ph-<br />
T. A. 355. Moskau. Es liegt heute durchaus im<br />
Bereich des Möglichen, nach Moskau mit dem Auto<br />
zu reisen. Selbstverständlich muss man im Besitze<br />
eines persönlichen Passes mit Visum für die<br />
U. S. S. R. sein. Tryptik gibt es nicht. Man muss<br />
vor der Einreise eine Bewilligung dafür in Moskau<br />
bei der Narkomindel Zumt Moskau Krasuaja-Worota<br />
für die Einfuhr der Wagen einholen. Für<br />
Reisen zu touristischen Zwecken •wird allgemein<br />
freie Einfuhr bewilligt.<br />
Die Strassen sind bei Moskau gut fahrbar und<br />
man wählt am besten folgende Route: Basel, Freiburg,<br />
Karlsruhe. Frankfurt, Erfuhrt, Leipzig, Berlin,<br />
Posen, Warschau. Brzesc, Lubisczyce, Sluzsk,<br />
Bobruisk, Moskau. Total-Kilometerzahl Basel—<br />
Herbsttage am Vierwaldstättersee. Für den•Moskau: 2120. F. Z. in K.<br />
Herbat kann man sich nichts Schöneres denken,<br />
als noch einmal einzudringen in die lieblichen Seetäler<br />
der Alpen, aber denen der blaue Himmel<br />
und die unermüdliche Sonne wachen. Der Vierwald-<br />
Btättersee liegt mit allen seinen verschlungenen<br />
Buchten wie eine blaue Strasse in das Bergland<br />
eingebettet, und wenn am einen Ende die türmeleiche<br />
Stadtsilhouette von Luzern sich wiederspiegelt,<br />
so wirft das andere Ende seine leichten Wellenkämme<br />
auf den Strand von Uri. Schwyz und<br />
TJnterwalden, und damit ist gleich betont, dass «ich<br />
die herbstliche Wanderung im historischen Wiegengelände<br />
der Schweiz abspiegelt. Jetzt liegen alle<br />
die friedlichen Dörfer unberührt vom grossen Sommeiverkehr.<br />
In den freundlichen Gasthäusern und<br />
Hotels gibt es reichlich Platz, auf den Dampfern<br />
wird man nicht in die qualvolle Enge der Reisegesellschaften<br />
eingequetscht, und es braucht keinen<br />
morgendlichen Kampf, um sich einen. Fensterplatz<br />
in den Bergbahnen zu erobern. Denn wenn auch<br />
der Verkehr etwas zurückgegangen ist, so führen<br />
doch die Dampfschiffahrtsgesellschaften und die<br />
Bergbahnen ihre fahrplanmässigen Kurse nach wie<br />
vor aus, und wenn man abends in Luzern ausgeht,<br />
glaubt man noch mitten in der sommerlichen Touristenflut<br />
zu stecken, so leuchten und blitzen die<br />
Auslagen der Geschäfte und so behend durchfluten<br />
die abendlichen Kleider den See und die Strassen<br />
der Stadt. Im Kursaal und auf den Tennisplätzen,<br />
di oben auf dem Dietschyberg mit seinen wundervollen<br />
Golflinks und drunten im Lido am Strand<br />
ist noch allerhand los. Luzern hat es meisterlich<br />
verstanden, den Kalender seiner Unterhaltungsund<br />
Sportanlässe tief in den Herbst hin auszudehnen,<br />
so dsrss jeder noch so späte Gast voll und<br />
ganz auf «eine Rechnung kommt.<br />
Doch von ganz besonderer Eigenart ist ein Aufenthalt<br />
in den Uferorten Weggis oder Vitznau,<br />
Stansstad oder Buochs, denn jetzt kann man sich<br />
wirklich mit vollem Rechte einbilden, der ganze<br />
Vierwaldstättersee sei eigens dazu erschaffen worden,<br />
einem diese Herbsttage lebenswert und lieb<br />
zu machen. Herrlich wiegt sich jetzt das Boot auf<br />
dem gekräuselten Wasser des Sees, alle Buchten<br />
stehen offen und laden zu stillen Stunden der Betrachtung<br />
und Müsse. Kurz, der Herbstaufenthalt<br />
am Vierwaldstättersee ist eine Angelegenheit reinster<br />
Freude.<br />
-pb-<br />
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11. Met. 12. -Eva. 13. Harn. 15. Ri. 16. Igel. 17 Don,<br />
18. Nil.<br />
Senkrecht: 1. Lid. 3. Rabe. 4. Niobe. 5. Aare.<br />
9. Athene. 10. Rom. 11. Main. 12. Eid. 14. Ali.<br />
Das Kreuzworträtsel wurde richtig gelöst von:<br />
P. Wagner, Bern; G. Bizzozero. Bern; M. Weibel,<br />
Luzern; E. Magg, Ramlinsburg; F Hörn, Bern;<br />
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ton. 10. Teil des Auges. 12. Verschluss. 14. Mahlzeit.<br />
16. Krustentier. 17. weibliche Figur aus einer<br />
Wagneroper. 19. Stadt in der Schweiz. 22. Bücherbrett.<br />
24. Naturerscheinung. 27. arabischer Männername.<br />
28. römischer Kaiser. 29. Gutschein. 30.<br />
Bucht. 31. hebr. Sohn. 32. Stadt an der Donau,<br />
Senkrecht: 2. nord. Gott. 3. männliche bibl. Person.<br />
4. Stadt in der Schweiz. 5. Papiennass. 6.<br />
Teil des Auges. 9. babyl. Gott. 11. Stadt in Brasilien.<br />
13. Gewässer. 15. Stadt in Estland. 16.<br />
Stadt in Griechenland. 18. Sohn Noahs. 19. Adelstitel.<br />
20. deutscher Dichter. 21. Waffe. 22. Stadt in<br />
Italien. 23. Geschenk. 25. Handwerkszeug. 26. Anerkennung,<br />
(ö =oe.)<br />
Humoristische Ecke<br />
Wochenend.<br />
Sie sitzen vor der Türe ihres Häuschens.<br />
Im abendlichen Dunkel zirpen die Grillen.<br />
«Ich liebe die Grillen», flüstert die Frau.<br />
«Ja», sagt er und nickt schläfrig.<br />
Da tönt Dorfmusik — mtata, mtata —herüber.<br />
«Hör nur, Adolf!»<br />
«Und das machen sie nun mit den Hinterbeinen»,<br />
brummelt Adolf.<br />
Der Strohwitwer.<br />
Er kommt in die Sommerfrische nachgereist.<br />
«Und wie ist es dir inzwischen daheim<br />
ergangen?»<br />
«Ganz gut — die ersten acht Tage habe<br />
ich zu Hause gegessen, von da ab im Restaurant.»<br />
«Warum denn nur? Schmeckte es dir nicht<br />
mehr?»<br />
«Doch — aber das ganze Geschirr war<br />
doch schon schmutzig.»<br />
Die Mode besitzt auch einen hohen finanztechnischen<br />
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Gutgeführtes Haus mit massigen<br />
Preisen. Restauration zu jeder<br />
lageszeit. — Garage. Benzintank.<br />
B. aiittler-Stranb.<br />
vorm. Hotel Bubenberg, Bern.<br />
Brienz Hotei<br />
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Prächtige Lage * am Bären<br />
See. Grosse,<br />
schattige Kestaurations-lerrasse.<br />
Auto-Garage. — Telephon Nr. 6.<br />
Tfam. Werren, Bes.<br />
Station<br />
der L5lschbergbahn<br />
DAS Mfinnei riprRsmar.Alnon<br />
Betriebsleitung<br />
J.Gfeller-RindlisbacherA.-G.<br />
BERN BASEL ZÜRICH<br />
B&renplatz Eisengasse 9 Löwenpiatz<br />
Hotel Beaurivage<br />
In jeder Beziehung erstkl. Haus. Restaurant- Prima<br />
Verpflegung. Garage u. Boxen. Tel. 747. Weekend-<br />
Arrangements. ALB. DOEPFNER, Bes. u. Leiter.<br />
A. e. s. T. C. S.<br />
Int eriahen - Hotel Heivetia<br />
Zweisimmen<br />
HOTEL SIMMENTHAL<br />
nendez-vous der Automobilisten<br />
Bekannt gute Küche und Keller<br />
Forellen. Garten. Auto - Qarage<br />
Telephon Nr. L<br />
P. Boegli, Küchenchef.<br />
Vertat, Administration, Druck and Clicherl»: HALL WAO A.-O. Halieieche Buchdrucker*! and Waciwnche VerlaxaansUXt, B«r