E_1930_Zeitung_Nr.048
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Ausgabe: Deutsche Schweiz<br />
BERN, Dienstag. 3. Juni <strong>1930</strong><br />
mit Autler-Pf ingsten<br />
Nummer 20 Cts.<br />
26. Jährgang. - N° 48<br />
ERSTE SCHWEIZERISCHE AUTOMOBIL-ZEITUNG<br />
Zentralblatt für die schweizerischen Automobil- und Verkehrsinteressen<br />
ABONNEMENTS-PREISE: Erscheint Jeden Dienstag und Freitag Monatlich „Gelbe Liste"<br />
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Was die Kantone für ihre Strassen auslegen<br />
Benzinzollanteile und Strassenauhvendungen.<br />
Die Aufwendungen der Kantone für das<br />
Strassenwesen im Jalire 1928 sind durch das<br />
Sekretariat der Vereinigung schweizer. Strassenfachmänner<br />
in der « Schweiz. Zeitschrift<br />
für Strassenwesen» zusammengestellt worden.<br />
Wer Zahlen zu lesen versteht, wird<br />
sich daraus ein Bild über den gegenwärtigen<br />
Stand des Strassenunterhaltes und der Strassenverbesserungen<br />
machen können. Er wird<br />
sich aber auch sofort darüber klar werden,<br />
dass die Einnahmen der Kantone aus dem<br />
Benzinzoll einfach noch zu niedrig sind und<br />
dass sie in keinem Verhältnis zu den gewaltigen<br />
Ausgaben stehen, welche heute die Kantone<br />
für ihr Strassennetz aufzubringen haben.<br />
Die Einnahmen aus dem Benzinzoll für die<br />
Jahre 1925—1928, ohne die Anteile aus der<br />
Ausgleichssumme, betrugen für die Kantone<br />
genau 19,757,407 Fr. 95 Rp. Dem gegenüber<br />
steht eine Gesamtaufwendung für den Strassenunterhalt<br />
und für Strassenneubauten von<br />
51,960,283 Fr. 15 Rp.<br />
Zürich macht die grössten Gesamtaufwendungen.<br />
Bei der Beurteilung der verschiedenen Leistungen<br />
sind natürlich die sehr verschieden<br />
.gearteten Verhältnisse in den Kantonen mit<br />
in Berücksichtigung zu ziehen. Immerhin mögen<br />
einige Zahlen interessieren. Was die Ausgaben<br />
für den Unterhalt und für Strassen-<br />
Neubauten anbelangt, steht Zürich mit einem<br />
Staatsstrassennetz von 2442 km mit einer<br />
Gesamtaufwendung von 7,95 Millionen Fr.<br />
an der Spitze, wobei sich 817,897 Fr. 10 Rp.<br />
für Strassenneubauten und Beiträge an solche<br />
befinden.<br />
Bern steht an zweiter Stelle.<br />
An zweiter Stelle steht der Kanton Bern<br />
mit einer Staatsstrassenlänge von 2208 km<br />
und einer Gesamtaufwendung von 6,98 Millionen<br />
Franken. Der Kanton Bern leistete<br />
für den Unterhalt seiner Strassen 3,7 Millionen<br />
Franken und steht diesbezüglich von allen<br />
Kantonen an der Spitze, währenddem er<br />
für eigentliche Verbesserungen vom Kanton<br />
Zürich um rund zwei Millionen Franken überflügelt<br />
wird und für Strassenneubauten nur<br />
103,214 Fr. verausgabte gegenüber 817,000<br />
Franken des Kantons Zürich, 285,000 Franken<br />
des Kantons Solothurn, 263,000 Fr. des Kantons<br />
Baselstadt, 177,000 Fr. des Kantons Baselland,<br />
202,000 Fr. des Kantons Graubünden<br />
und 236,000 Fr. des Kantons Wallis.<br />
Waadt folgt nach.<br />
An dritter Stelle in den Gesamtaufwendungen<br />
steht der Kanton Waadt mit einem Strassennetz<br />
von 2114 km und mit einem Total<br />
der Ausgaben von 5,445,955 Fr. 80 Rp. Der<br />
Kanton leistete für den Strassenunterhalt<br />
2,79 Millionen Fr., für Verbesserungen 2,39;<br />
Millionen Fr. Ueber zwei Millionen Franken 1<br />
für ihr Strassenwesen haben ausgegeben die<br />
Kantone St. Gallen, Graubünden, Aargau,<br />
Solothurn, Baselstadt, Tessin und Genf, welches<br />
beispielsweise für den Unterhalt der<br />
Strassen 1,13 Millionen Fr. und für Verbesserungen<br />
827,883 Fr. aufwendete.<br />
Weitere erkleckliche Bausummen.<br />
Ueber eine Million Franken verausgabten<br />
die Kantone Luzern und Zug, letzterer mit<br />
142 km und 857,161 Fr. einzig für Unterhaltungsarbeiten<br />
des Staates, im fernem Baselland<br />
mit einem Strassennetz von 373 km,<br />
wobei ein beträchtlicher Posten für Strassenneubauten<br />
in der Rechnung steht, ähnlich wie<br />
bei den Kantonen Baselstadt und Solothurn,<br />
die ebenfalls für Strassenneubauten Erkleckliches<br />
geleistet haben. In den Ausgäben überschreiten<br />
ebenfalls die Kantone Wallis und<br />
Neuenburg die Million, indem ersterer Kanton<br />
beinahe zwei Millionen Fr. erreicht und<br />
für Strassenneubauten 236,000 Fr. verausgabte.<br />
Die übrigen Kantone stehen in ihren<br />
•Ausgäben unter einer Million Fr., wobei jedoch<br />
Glarus mit 987,000 Fr., Nidwalden mit<br />
654,000 Fr., Schwyz mit 681,000 Fr. und<br />
Schaffhausen mit 757,000 Fr. noch besonders<br />
erwähnt werden dürften. Auch Appenzell<br />
A.-Rh. hat mit einem Posten von 610,000 Fr.<br />
ein schönes Quorum erreicht.<br />
Die genannten Zahlen beweisen, und es sei<br />
•dies an dieser Stelle vollauf anerkannt, dass<br />
eigentlich sämtliche Kantone im Verhältnis<br />
ihrer Kräfte und ihrer zur Verfügung stehenden<br />
Summen für ihr Strassennetz das geleistet<br />
haben, was sie zu leisten imstande<br />
waren. Da aber dem eingeschossenen Eisenbahnpolitiker<br />
diese Zahlen etwelchermassen<br />
in die Nase stechen könnten, sei mit aller<br />
Deutlichkeit hervorgehoben, dass die Ausgaben<br />
der Kantone ungefähr den Einnahmen,<br />
welche sie für das Strassenwesen und aus<br />
den Verkehrsabgaben erzielen, gleichkommen.<br />
So stehen im Kanton Zürich den 7,9 Millionen<br />
Fr. Gesamtausgaben 6,7 Millionen Fr.<br />
Gesamteinnahmen gegenüber, wobei einzig<br />
3,5 Millionen Fr. aus Verkehrsausgaben<br />
stammen. Im Kanton Bern stehen den 6,9<br />
Millionen Fr. Gesamtaufwendungen 6 Millionen<br />
Fr. Einnahmen gegenüber mit einer<br />
Netto-Einnahme aus den Verkehrsabgaben<br />
von 2,7 Millionen Fr. Das gleiche trifft ungefähr<br />
bei den übrigen Kantonen zu. Den 5,4<br />
Milionen Fr. Ausgaben des Kantons Waadt<br />
stehen rund 4 Millionen Fr. Einnahmen gegenüber.<br />
Kantone, die ein Geschäft machen.<br />
Andere Kantone machen mit den Einnahmen<br />
der Automobilisten direkt ein Geschäft.<br />
So zum Beispiel der Kanton Genf, der im gesamten<br />
3 Millionen Fr. eingenommen und<br />
Der Beginn der autotouristischen Saison<br />
lässt sich für gewöhnlich durch die Ostertage<br />
fixieren. Dies ist der Zeitpunkt, um<br />
erstmalig den Wagen zu grösseren Touren<br />
aus der Garage zu holen. Freilich, dies<br />
Jahr sind die Osterfahrten wohl den meisten<br />
gründlich verregnet worden. Der eine oder<br />
andere mag sogar in milden Klimagebieten<br />
gefroren haben. Viele allerdings haben die<br />
geplanten Touren gar nicht unternommen<br />
•und haben sie auf bessere Zeiten verschoben.<br />
Und die Zeit kommt nun mit den Pfingstferien.<br />
Zwei, drei Tage stehen wohl fast<br />
jedem zur Verfügung, und es ist nur zu hoffen,<br />
dass diesmal der Himmel sowohl südlich<br />
wie nördlich der Alpen ein freundlicheres<br />
Gesicht mache als zu Ostern. Lange genug<br />
hat's ja jetzt geregnet, und von som-i<br />
merlicher Wärme hat man bis jetzt auch:<br />
nicht viel gespürt, so dass doch die Hoffnung<br />
besteht, dass wenigstens die Pfingstferien<br />
Tage strahlenden Sonnenscheins werden.<br />
Aber: Wohin die Fahrt? das ist die Frage<br />
so manchen Autlers, der bei der grossen<br />
Auswahl der Ausflugspunkte kaum weiss,<br />
was er unternehmen soll. Einige Winke<br />
und Ratschläge für die Festtage mögen hier<br />
folgen:<br />
Zuerst das, was man nicht unternehmen<br />
kann! Für grosse Alpentouren ist der Moment<br />
noch nicht gekommen. Von allen den<br />
vielen Passstrassen, die kreuz und quer unsere<br />
Alpen durchziehen und im Sommer das<br />
beliebteste Ausflugsziel unserer Automobilisten<br />
sind, sind nur ganz wenige dem Verkehr<br />
geöffnet. Im Bündnerland ist es die<br />
uralte, römische Heerstrasse über den Julier,<br />
die dies Jahr dank tatkräftigen Unternehmungsgeistes<br />
recht frühzeitig schon dem<br />
Automobilverkehr geöffnet wurde, somit die<br />
INSERTIONS-PREIS: Die achtgespaltene 2 mm hohe Grundzeile oder<br />
deren Raum 45 Cts. für die Schweiz; tür Anzeigen aus dem Ausland 60 Ct».<br />
Grössero Inserate nach Seitentarif.<br />
Insetatensehluss 4 Tane vor Erscheinen der Nummern<br />
2 Millionen Fr. vrausgabt hat. Es ist derjenige<br />
Kanton, der mit dem heute zu Recht bestehenden<br />
Benzinzoll-Verteilungsschlüssel am<br />
besten wegkommt.<br />
Auf weitere Details einzutreten, wäre belanglos.<br />
Das Studium der Tabelle weist jedenfalls<br />
wiederum auf die Tatsache hin, dass<br />
die bestehende Benzinzollregelung auf die<br />
Länge unhaltbar ist und dass die Kantone<br />
und die Interessenten dazu gelangen werden<br />
müssen, dem Bunde mindestens die Hälfte<br />
des Benzinzolles abzuverlangen, um all' ihren<br />
Ansprüchen gerecht werden zu können.<br />
•<br />
Wohin an Pfingsten?<br />
erste Verbindung darstellend zwischen dem<br />
Norden und Süden; denn die Fortsetzung<br />
des Juliers liegt im Malojapass, der ganzjährig<br />
fahrbar ist und aus dem Engadin<br />
hinunter ins Bergeil und weiter nach Chiavenna<br />
und den Comersee führt. So ist also<br />
das Engadin dies Jahr schon zu Pfingsten<br />
mit der übrigen Schweiz in direkter Verbindung.<br />
Aus dem Unterengadin ist es der<br />
Ofenpass, der, von Zernez ins Münstertal,<br />
auch schon seit Wochen für den Verkehr<br />
geöffnet ist. Vom Engadin westwärts aber<br />
sind die übrigen Pässe noch alle tief im<br />
Schnee begraben und kaum zu Pfingsten<br />
fahrbar. Im der Zentralschweiz ist es einzig<br />
der Brünig, der als Voralpenpass begreiflicherweise<br />
schon früh fahrbar ist.<br />
Seine weitere Fortsetzung über die Grimsel<br />
kommt als Verbindung jetzt noch nicht in<br />
Frage. Dafür ist sein voralpiner Kollege,<br />
der Jaunpass, auch schon länger für den<br />
Verkehr geöffnet, sowie auch Gol des<br />
Mosses und Col de Pillon, die vom Berner<br />
Oberland aus die Verbindung mit dem untern<br />
Rhonetal herstellen. Der wichtigste<br />
Uebergang aus dem Wallis, die napoleonische<br />
Heerstrasse, der Simplon, ist alter Tradition<br />
gemäss an Pfingsten offen, wobei er<br />
besonders für die Westschweiz die direkte<br />
Verbindung mit den beliebten Kurorten des<br />
Tessins via Centovalli herstellt, Auch der<br />
Col de la Forclaz und Pas de Morgins, die<br />
beiden Pässe, die ins Savoyische führen,<br />
sind fürs Rad geöffnet. Diese Angaben zeigen,<br />
wie wenig reichhaltig also noch die<br />
Möglichkeiten für Passfahrten in der<br />
Schweiz zu Pfingsten sind.<br />
Doch deswegen braucht sich kein Automobilist<br />
Sorgen zu machen, denn an schönen<br />
Ausflugszielen, auch alpiner Art, fehlt<br />
es ihm sicherlich nicht. Beginnen wir wie-<br />
Die blaue Wand<br />
Von Richard Washburn Child.<br />
Antorisierte Uebersetztmg anvs dem Amerikanischen<br />
von läse Landau. (Engelhorns Romanbibliothek.)<br />
(5. Fortsetzung)<br />
Bisheriger Inhalt: Der Arzt der Mayburys<br />
•wird an das Krankenlager der kleinen, zarten<br />
Virgina geTufen, die an einer Hirnhautentzündung<br />
schwer krank darniederliegt. Nach<br />
der Kleinen und ihrem Verhalten zu urteilen,<br />
muss hinter der Wand des Krankenzimmers<br />
ein Geheimnis ruhen. Jenseits dieser Wand<br />
wohnt das harmlose junge Ehepaar der Estabrooks.<br />
Der Arzt sieht im Garten des Hauses<br />
eine unheimliche Gestalt huschen und läutet<br />
an der Hausglocke, um über die rätselhafte<br />
Erscheinung Klarheit zu bekommen.<br />
Dieser kurze Bescheid schien unsre Unterredung<br />
zu beenden. Ich war im Begriff<br />
kehrt zu machen und davonzugehen, als sie<br />
noch einmal begann, indes' in Hhreri Augen<br />
wieder der sonderbare Ausdruck von Angst<br />
und Unruhe trat. Sie kam ein wenig näher<br />
auf mich zu und fragte mit zaghaftem,Ton:<br />
«Wollen Sie irgendeinen Bescheid zurücklassen?<br />
Wollen Sie wiederkommen? Wollen<br />
Sie vielleicht »<br />
Die Stimme versagte ihr. Da sagte ich<br />
rasch und schroff, indem ich sie scharf ansah<br />
:<br />
«Jawohl, ich will etwas! Im zweiten Stock<br />
des Marburyschen Hauses ist ein Zimmer,<br />
dessen eine Mauerwand an dieses Haus<br />
stösst. Ich kam hierher, um Mrs. Estabrook<br />
zu fragen, was sich auf ihrer Seite dieser<br />
Mauerwand befindet.»<br />
Meine Worte wirkten wie eine Dynamitbombe.<br />
Es war, als hätten sie irgendein<br />
Lebensorgan der alten Dienerin in Stücke<br />
gerissen. Jede Spur von Farbe wich aus<br />
ihrem Gesicht.<br />
«Das ist furchtbar!» stiess sie hervor. «Oh,<br />
wie entsetzlich! Wer sind Sie? Wer können<br />
Sie nur sein? Jemand hat sie hergeschickt!»<br />
Sie fasste die Tür und drängte mich hinaus.<br />
«Ich weiss schon, wer Sie sind!» rief sie<br />
dabei. «Sie sind einer, den er hergeschickt<br />
hat!»<br />
Mit einem letzten Ruck schloss sie den<br />
offen gebliebenen Türspalt; die Riegel wurden<br />
wieder vorgeschoben, das Licht im Vestibül<br />
erlosch, und ich stand allein auf der<br />
Haustreppe.<br />
Das war der Erfolg meines Versuches,<br />
eine Antwort auf MaoMechems Frage zu finden<br />
— das Rätsel der blauen Wand zu lösen.<br />
Aber ich empfand mit Gewissheit, während<br />
ich dastand und zu dem grauen Nachthimmel<br />
emporblickte, an dem der Wind die Wolken<br />
jagte, dass die Existenz irgendeiner absonderlichen<br />
Wesenheit in diesem Hause,<br />
mochte sie nun Gutes oder Schlimmes bedeuten,<br />
nicht länger in Zweifel zu ziehen war.<br />
Die kleine Virginia hatte mit all der sensitiven<br />
Empfänglichkeit des Kindes und der<br />
Kranken durchaus richtig empfunden ! Mac<br />
Mechem, der als wahrer Arzt das Unbekannte<br />
nicht einfach als unmöglich verwerfen<br />
wollte, war gerechtfertigt; und es sah<br />
wieder einmal so aus, als gäbe es Dinge, die<br />
unsere mangelhafte Lebenskenntnis tief beschämen.<br />
Dies alles sind nur reine Tatsachen. Ich<br />
mache nicht den Versuch, irgend etwas beweisen<br />
zu wollen.<br />
Als ich die Stufen des Estabrookschen<br />
Hauses hinabging und die Richtung nach<br />
dem Park einschlug, der wohl ein wenig in<br />
jedem Menschen schlummernde Instinkt des<br />
Detektivs erwachte in mir. Infolgedessen<br />
mochte es geschehen, dass ich mich umwandte,<br />
nachdem ich zwischen dem Tuten<br />
und Aufleuchten zweier Autos die Strasse<br />
überschritten hatte.<br />
Das Haus, das ich eben verlassen hatte,<br />
lag still und wie verödet da. Mein beobachtender<br />
Blick wanderte bis zum Dach hinauf<br />
und wieder hinunter zum Boden, und da<br />
erst gewahrte ich, jetzt zum zweitenmal, die<br />
halb verborgene Gestalt eines Mannes.<br />
«Er hat mich von Anfang an beobachtet,»<br />
sagte ich zu mir. «Offenbar hat er auch<br />
meine kleine Kriegslist vorhin bemerkt.»<br />
Meine erste Regung war, sofort über den<br />
Damm zurückzukehren, ihn zu stellen und zu<br />
fragen, was er hier zu suchen habe. Dana<br />
aber .schien mir das unklug, und ich zog es<br />
vor, im Schatten der raschelnden Bäume<br />
meinen Weg fortzusetzen.<br />
Es ist ein peinliches Gefühl, sich verfolgt<br />
zu glauben. Ich empfand es, ohne dass ich<br />
jemanden sah oder einen Laut vernahm —<br />
aber ich wusste, dass mir jemand im Dunkeln<br />
nachschlich. Ich merkte an dem gelegentlichen<br />
stärkeren Aufrascheln der Blätter,<br />
am Knacken eines Zweiges, dass jemand<br />
hinter mir her war.<br />
Ich gestehe ganz offen, ich hielt es für<br />
durchaus möglich, dass mein Verfolger mich<br />
berauben, vieleicht sogar ermorden wollte.<br />
Das war eine böse Situation! Der Park lag<br />
ganz verödet da. Um Hilfe zu rufen, ehe<br />
man sich von einer bestimmten Gefahr überzeugt<br />
hat, ist immer eine missliche Sache.<br />
Daher entschloss ich mich, zu laufen, so rasch<br />
es meine nicht mehr ganz behenden Glieder<br />
erlaubten.<br />
Der andere hinter mir schien sofort zu<br />
bemerken, dass ich vor ihm davonlief. Ich<br />
hörte das hastige Aufschlagen seiner Stiefel,<br />
und zwanzig Schritte weiterhin vernahm ich<br />
auch seine Stimme. Sie klang nicht laut,<br />
sondern eher verhalten; aber sie schien mir<br />
unheimlich wild.<br />
«Halt!» rief sie. ^«Gleich hab' ich Sie!<br />
Stehen bleiben!»<br />
(Fortsetzung folgt.)
der im Osten unseres Landes, so mag nur<br />
darauf hingewiesen werden, dass sich im<br />
Bündnerland auch jetzt recht hübsche<br />
Rundfahrten .zusammenstellen lassen, sei es,<br />
dass man durch die Herrschaft ins Prättigau<br />
und aufwärts nach Davos fährt und<br />
von dort durch die Zügenstrasse wieder<br />
hinunter nach Tiefencastel, Thusis und<br />
Ghur, oder dass man die eingangs erwähnte<br />
Julierroute zu einem Besuch ins Engadin<br />
benützt.<br />
Auch das freundliche Appenzellerland, mit<br />
seinen blitzblanken, heimeligen Bauernhäusern<br />
und seiner Menge Ferienorte, ladet<br />
zum Besuche ein, gleich wie das Toggenburg<br />
und das St. Galler Rheintal und Oberland.<br />
Mancher wird «einen Wagen auch hinein<br />
ms Glarnerland lenken, oder er wird diese<br />
Tour mit einer Fahrt über den Kerenzerberg<br />
verbinden.<br />
Auch die Kantone Schwyz, Uri und das<br />
ganze Vierwaldstätterseegebiet überhaupt<br />
verdienen einen regen automobilistischen<br />
Besuch, bleiben einem doch ein paar sonnige<br />
Tage am Vierwaldstättersee unvergesslich,<br />
wenn an seinen Ufern alles grünt und<br />
blüht und von oben herab sich noch die verschneiten<br />
Berggipfel in den Fluten spiegeln.<br />
Die Möglichkeiten, seinen Pfingstausflug<br />
abwechslungsreich zu gestalten, sind so<br />
gross, dass man neben dem Vierwaldstätterseegebiet<br />
via Brünig auch dem Berneroberland<br />
mit seinen beiden Seen einen Besuch<br />
abstatten kann. Hier Namen aufzuführen<br />
ist überflüssig. Man mag eine Strasse wählen,<br />
wie man will, man wird selten nur<br />
5 km weit fahren können,, ohne nicht an<br />
einen hübschen Aufenthaltsort zu gelangen.<br />
Unerschöpflich sind die Kombinationsmöglichkeiten,<br />
wenn wir unsere Touren<br />
noch ausdehnen, hinüber in die Westschweiz,<br />
sei es ins Gebiet der Freiburgeralpen,<br />
an den Genfersee, oder ins sonnige<br />
Wallis. Und wer sich zum Beispiel für keines<br />
der zuletzt genannten Hauptgebiete wie<br />
Vierwaldstättersee, Berneroberland, Genfersee<br />
allein entschiessen kann, der besuche<br />
eben gleich alle drei zusammen, in dem er<br />
sie von Ost nach West oder West nach Ost<br />
durchfährt.<br />
Noch auf ein Gebiet sei nicht vergessen<br />
hinzuweisen, dass leider noch zu wenig bekannt<br />
und geschätzt wird, das ist der Jura,<br />
in seiner ganzen grossen Ausdehnung von<br />
Südwesten nach Nordosten. Was sich da<br />
für schöne Touren machen lassen, weiss<br />
nur der, der es einmal unternommen hat und<br />
dann sicherlich genussreiche Tage in jenen<br />
Bergen verleben durfte.<br />
Alpen und Jura haben wir genannt und<br />
dürfen in diesem Falle auch ihres Verbindungsgebietes<br />
nicht vergessen, des Mittellandes,<br />
das mit seiner Menge bezaubernder<br />
Seen jetzt zu bald beginnender Badesaison<br />
sicher viel besucht wird, besonders, da es<br />
immer und auf alle Fälle durchfahren werden<br />
muss, fahre man in die Alpen oder<br />
nach dem Jura.<br />
Für Pfingstfahrten also etwas mehr Wetterglück<br />
als an Ostern, so dass nur strahlender<br />
Sonnenschein alle Automobilisten<br />
begleite auf ihren Fahrten in alle Ecken des<br />
Schweizerlandes. L.<br />
Bergrennen Develier-Les Rangiers<br />
Stuber auf Bugatti stellt am 1. Meisterschaftsrennen der Saison einen neuen<br />
Streckenrekord auf — Dr. Karrer auf Bugatti fährt bei den Sportwagen<br />
eine neue Bestzeit — Zwimpfer auf Chrysler unterbietet den alten<br />
Tourenwagenrekord.<br />
Ein grosser Sportsonntag ist zu Ende. Das<br />
Rennen von Les Rangiers hat die Serie der<br />
Meisterschaftsrennen glänzend eröffnet. Nicht<br />
weniger als 17,000 Zuschauer säumten die<br />
Rennstrecke, und sie kamen nicht zu kurz.<br />
Man bekam einige grossartige Leistungen zu<br />
sehen. Bewundert wurde vor allem die<br />
Fahrt Stubers auf Bugatti, welcher den Rekord<br />
von Les Rangiers um volle 22 Sekunden<br />
schlagen konnte. (Ebenso wurden in der<br />
Sport- und Tourenwageriklasse prachtvolle<br />
Leistungen erzielt. Dr. Karrer auf Bugatti<br />
(Sport) und Zwimpfer auf Chrysler (Tourenwagen)<br />
stellten beide neue Rekorde auf.<br />
Am Morgen fragte man sich, ob das Rennen<br />
nicht unter Regenwetter zu leiden haben<br />
werde. Platzregen um Platzregen ging hernieder,<br />
was aber das Publikum nicht hinderte,<br />
in mächtigen Scharen anzurücken.<br />
Auch die sorgfältig vorbereitete Strasse, die<br />
mit Bisulfit getränkt worden war, widerstand<br />
den Einflüssen der Witterung vollkommen.<br />
Gegen Nachmittag wurde das Wetter übrigens<br />
besser, wenn auch die Schleusen des<br />
Himmels von Zeit zu Zeit geöffnet wurden.<br />
Der Start.<br />
Am Start präsentierten sich 27 Teilnehmer.<br />
Wittwer, welcher bei dem Versuchsrennen<br />
am Vortage einen Defekt an seiner<br />
Maschine erlitten hatte, schied aus. ebenso!<br />
Caspar bei den Tourenwagen und Fröhlich<br />
bei den Sportwagen. Punkt 14 Uhr wurde<br />
das erste Startzeichen gegeben und nun<br />
folgten sich die Abfahrten in regelmässigen<br />
Abständen. Dank des Feldtelephons, welches<br />
von Hauptmann Borer installiert worden<br />
war, konnten die Starter die Fahrt der Wagen<br />
genau verfolgen und mit dem Startzeichen<br />
für den nachfolgenden Wagen-zuwarten,<br />
bis der vorhergehende Fahrer bereits<br />
alle gefährlichen Kurven hinter sich hatte.<br />
Die Rennstrecke wurde durch 28 Polizisten<br />
von den Zuschauermassen freigehalten, die<br />
übrigens recht undiszipliniert waren. Die 7,5<br />
Kilometer lange Strecke war durch kleine<br />
Schilder in Kilometer eingeteilt. Wie zu erwarten<br />
war, sammelten sich die Zuschauer<br />
bei den interessantesten Punkten, besonders<br />
bei der Kreuzung von Montavon, beim sogenannten<br />
Hufeisen, und von da weg bis zum<br />
Ziel. Man glaubte zuerst, dass die nasse<br />
Strasse es nicht erlauben würde, neue Rekorde<br />
aufzustellen, musste aber bald einsehen,<br />
dass auch diese Nachteile die Fahrer nicht<br />
verhinderten, Höchstleistungen aus ihren Maschinen<br />
herauszuholen. Besonders bei den<br />
Kurven war die Geschicklichkeit der Fahrer<br />
auf die schärfste Probe gestellt und es muss<br />
als eine glänzende Tatsache gebucht werden,<br />
dass kein einziger Unfall dieses Rennen<br />
trübte.<br />
AUTOM OBTL-Rf? VUE <strong>1930</strong> — N° 48<br />
Die - !<br />
Tourenwagen<br />
kamen wie gewöhnlich zuerst an die Reihe.<br />
Es startete zuerst die wohlbekannte kleine<br />
Rosengart von Markiewicz, welcher mit<br />
9' 6,6" den Rekord seiner Klasse aufstellte,<br />
ein Rekord, welcher nun als erster nationaler<br />
Rekord gilt. Die Klasse 1100 ccm wurde von<br />
einem einzigen Fahrer, Spälty auf Amilcar,<br />
gebildet, welcher die Rennstrecke in 7'43"<br />
hinter sich brachte, ohne aber den im Jahre<br />
1928 aufgestellten Rekord Kirchhofers zu erreichen.<br />
Allerdings war der letztere ein Berufsfahrer.<br />
Man sieht nicht oft bei einem Rennen einen<br />
Organisator, welcher selbst am Rennen<br />
teilnimmt. Bei Les Rangiers war das der<br />
Fall. Der sportliche Dr. Houlmann brachte<br />
das fertig. Am Morgen leitete er die Wagenabnahme<br />
und am Nachmittag stellte er die<br />
beste Zeit der Amateure in der Klasse der<br />
1500 ccm auf,, indem er mit seinem Citroen<br />
die Strecke in 10'6,2" bewältigte. Die Berufsfahrer<br />
der gleichen Klasse unterboten<br />
alle drei den bestehenden Rekord zum Teil<br />
ganz beträchtlich. Keller stellte mit seinem<br />
Alfa Romeo mit 6' 14,6" den neuen Rekord<br />
auf. (Der alte Rekord betrug 8'21"). Die<br />
gleiche Marke fuhr Kessler, welcher etwas<br />
über sechs Sekunden mehr brauchte. In der<br />
Klasse 2000—3000 ccm startete dieses Jahr<br />
kein Berufsfahrer. Um so besser war die<br />
Klasse der 3000—5000 ccm besetzt Im Jahre<br />
1928 wurde der erste Platz der Amateure<br />
mit einem Martini-Wagen belegt. Gestern<br />
erschienen nicht weniger als drei Fahrer auf<br />
unserer einheimischen Marke und errangen<br />
die drei ersten Plätze der Klassierungen !<br />
Als einziger Berufsfahrer dieser Klasse startete<br />
Zwimpfer auf Chrysler, welcher in glänzender<br />
Fahrt mit 5'46,8" den bestehenden<br />
Rekord der Tourenwagen um volle 27 Sekunden<br />
unterbot.<br />
Sportwagen<br />
erwartete man natürlich noch höhere Leistungen.<br />
Schon der erste Konkurrent, Gloggner<br />
auf Bugatti, 1100 ccm, stellte mit 6' 6,2" einen<br />
Klassenrekord auf. Der alte, von Zbinden<br />
aufgestellte Rekord wurde damit um nicht<br />
weniger als 24 Sekunden geschlagen. Aber<br />
Zbinden •revanchierte sich glänzend, indem<br />
er, allerdings in der nächsthöhern Klasse,<br />
mit 5'38" einen neuen Rekord aufstellte.<br />
Diese Zeit war vorderhand die beste Zeit des<br />
Tages, die aber nur drei Minuten bestand.<br />
Denn nun fuhr Dr. Karrer auf Bugatti. Seine<br />
glänzende rapide Fahrt erweckte die Bewunderung<br />
aller, und die Begeisterung stieg auf<br />
den Höhepunkt, als man vernahm, dass er<br />
auf einem Sportwagen sogar den bestehenden<br />
Rennwagen-Rekord um 6 Sekunden geschlagen<br />
hatte. In der Klasse 3000 bis 5000 ccm<br />
fuhr als Amateur Pedrazzini, welcher bei der<br />
Kreuzung von Montavon in die Wiese hineinfuhr<br />
und infolgedessen in den Rückstand kam.<br />
Noch grösseres Pech hatte dann der Berufsfahrer<br />
dieser Klasse, Freuler auf Steyr, welcher<br />
Anstände mit seinen Zündkerzen hatte<br />
und infolgedessen ebenfalls eine verhältnismässig<br />
lange Zeit zum Zurücklegen der<br />
Strecke brauchte. Noch schlimmer erging es<br />
Schweingruber (Klasse 1500 ccm), welcher infolge<br />
Vergaserschwierigkeiten zum Aufgeben<br />
gezwungen wurde.<br />
Und nun sah man mit voller Erwartung dem<br />
Rennen der<br />
Rennwagen<br />
entgegen. Diese wurden in zwei Klassen eingeteilt.<br />
In der Klasse 750 bis 1100 ccm<br />
stellte Bouele auf Salmson mit 6'23,8" einen<br />
neuen Rekord auf. Nur eine Sekunde mehr<br />
brauchte Glanzmann auf einem Wagen der<br />
gleichen Marke.<br />
Und nun kam<br />
der Clou des Tages.<br />
Zwei Bugatti-Rennwagen, 1989 ccm, Achtzylinder,<br />
bis in alle Details genau gleich,<br />
stellten sich am Start. Der eine Wagen war<br />
von Hans Stuber, der andere von Walter Obi<br />
besetzt. Obi fuhr zuerst. Sein Rennen machte<br />
einen sehr guten und schnellen Eindruck, aber<br />
man wusste, dass unser Berner Champion,<br />
Hans Stuber, uns noch eine ganz andere<br />
Ueberraschung bereiten würde. Und so geschah<br />
es denn wirklich. Es war ein sportlicher<br />
Genuss, zu beobachten, was dieser<br />
Meister des Volants aus seiner Maschine herauszuholen<br />
verstand. Diese rassige und donnernde<br />
Fahrt durch die Gefilde, dieses Schauspiel<br />
einer von Menschenhand aufs feinste<br />
gezügelten und doch aufs äusserste angepeitschten<br />
unbändigen Kraft war der Höhepunkt<br />
der ganzen Veranstaltung. Als dann<br />
gleichzeitig auch noch das Donnern aus den<br />
heranstürmenden Gewitterwolken sich mit<br />
dem Grollen des Motors vermischte, da war<br />
der Eindruck ganz überwältigend. Wie ein<br />
Blitz fuhr der weiss-rote Wagen durch Kurven<br />
und über Gerade und flitzte schon nach<br />
4 Minuten und 34 Sekunden durch das ZieL<br />
Das war ein Jubel! Hunderte umzingelten<br />
den Sieger und seine Maschine vor der Auberge<br />
des Rangiers und selbst den Pressephotographen,<br />
die sich sonst auf Ellbogenarbeit<br />
verstehen, war es fast nicht möglich,<br />
mit ihren startbereiten Apparaten in Schussweite<br />
des Helden des Tages zu kommen.<br />
Schluss.<br />
Ein grosser Tag war vorüber. Die Massen<br />
der Zuschauer verliefen sich in allen<br />
Richtungen, während die Organisatoren sofort<br />
die Resultate feststellten. Der Organisation<br />
muss unumschränktes Lob zuteil werden.<br />
Das ganze Rennen klappte mit einer<br />
Präzision, die allgemein bewundern musste.<br />
Und nicht nur das Rennen selbst, auch die<br />
Nacharbeiten. Schon kurz nach 18 Uhr waren<br />
alle Interessenten, im besondern die<br />
Presse, im Besitze der maschinengeschriebenen<br />
Resultate, was auch als ein Schnelligkeitsrekord<br />
gebucht werden kann.<br />
Am Abend fand im Hotel du Soleil in Delsberg<br />
die Rangverkündung und die Preisverteilung<br />
statt Die Sektion « Les Rangiers»<br />
des A. C. S. erledigte auch diese Aufgabe zur<br />
vollen Zufriedenheit der Teilnehmer. Der<br />
Gabentisch war mit Preisen im Werte von<br />
mehr als 3000 Franken dotiert. Ein Bankett<br />
vereinigte sodann die Offiziellen des Rennens,<br />
die Teilnehmer und die Mitglieder der<br />
Sektion.<br />
Damit wäre das erste nationale Rennen dieser<br />
Saison zu Ende. Es ist trotz des drohenden<br />
Himmels zu einem glänzenden Erfolg geworden.<br />
In doppeltem Sinne: zu einem Erfolg<br />
für die Veranstalter und zu einem Erfolg<br />
für den Berner Meisterfahrer Hans Stuber,<br />
der sich wiederum von Beginn der Saison an<br />
in die vorderste Linie unserer schweizerischen<br />
Rennfahrer stellt.<br />
Resultate des 4* Develieivles Rangiers, 1. Juni <strong>1930</strong><br />
(6) Klassen- und Kategorie-Rekord geschlagen. Beste Zeit der Sportwagen.<br />
(7) Rekord aufgestellt.<br />
(8) Klassen- und Kat*gorie-Rekord geschlagen. Neuer absoluter Rekord. Beste Tageszeit.<br />
(9) Damenpreis.<br />
Bohr ng<br />
Kategorie und Klasse Fahrerklasse Bang Konkurrent Wohnort Fahrer<br />
Zylinder- Toureninhatt<br />
zahl<br />
Sektion Marke Zyl. und nah<br />
Zeit<br />
Bei den<br />
Tourenwagen<br />
Klasse H, 500-750 ccm<br />
Klasse O, 750-1100 ccm<br />
Klasse F, 1100-1500 ccm<br />
Klasse D, 2000-3000 ccm<br />
Klasse C, 3000-5000 ccm<br />
Sportwagen<br />
Klasse F, 1100-1500 ccm<br />
Klasse £,1500-2000 ccm<br />
Klasse D, 2000-3000 ccm<br />
Klasse C, 3000-5000 cem<br />
Experten Solo<br />
Amateure Solo<br />
Amateure 1.<br />
2.<br />
Experten 1.<br />
2.<br />
3.<br />
Amateure 1.<br />
2.<br />
Amateure 1.<br />
2.<br />
3.<br />
4.<br />
Experten Solo<br />
Amateure<br />
Experten<br />
Experten<br />
Amateure<br />
Experten<br />
Solo<br />
Solo<br />
Solo<br />
Solo<br />
Solo<br />
Ed. Markiewicz<br />
Spälty, Kurt<br />
Houlmann, Ed.<br />
Catte, Georges<br />
Keller, Alfred<br />
Kessler u. Jäger<br />
Agence Salmson<br />
Studer, Jean<br />
Piffaxetti, J.<br />
Leutenegger, Em.<br />
Bueche, Louis<br />
Kocher, Jean<br />
Hirt, Gottfr.<br />
Zwimpfer, Oscar<br />
Gloggner, Ed.<br />
Zbinden, Charles<br />
Escher, Will" 1111<br />
Pedrazzini, Jean<br />
Freuler, Ch.<br />
Gen&ve<br />
Glarus<br />
Porrentruy<br />
Epauvillers<br />
Zürich<br />
Zürich<br />
Neuohatel<br />
Bern<br />
Tavannes<br />
Schinznach<br />
Court<br />
Delemont<br />
Bienne<br />
Zürich<br />
Luzem<br />
Delemont<br />
Zürioh<br />
Paris<br />
Zürich<br />
Ed. Markiewicz<br />
Spälty, Kurt<br />
Houlmann, Ed.<br />
Cattö, Georges<br />
Keller, Alfred<br />
Kessler, Jos.<br />
Beuohat, Jos.<br />
Studer, Jean<br />
Piffaretti, J.<br />
Leutenegger, Em.<br />
Bueche, Louis<br />
Kocher, Jean<br />
Hirt, Gottfr.<br />
Zwimpfer, Oscar<br />
Gloggner, Ed.<br />
Zbinden, Charles<br />
Karrer, Dr. J.<br />
Pedrazzini, Jeaa<br />
Freuler, Charl.<br />
Geneve<br />
Glarus<br />
Rangiers<br />
Rangiers<br />
Zürich<br />
Zürich<br />
TCS<br />
Bern<br />
Rangiers<br />
Aargau<br />
Rangiers<br />
Rangiere<br />
Rangiers<br />
Zürich<br />
Luzern<br />
Rangiers<br />
Zürich<br />
Tessin<br />
Zürich<br />
.Rosengart<br />
Amilcar<br />
Citroen<br />
Fiat<br />
Alfa Romeo<br />
Alfa Romeo<br />
Salmson<br />
Essex<br />
Lancia<br />
Martini<br />
Martini<br />
Martini<br />
Chrysler<br />
Chrysler<br />
Bugatti<br />
Bugatti<br />
Bugatti<br />
Cord<br />
Steyr<br />
56/76<br />
68/951<br />
4 68/100<br />
4 65/110<br />
66 62/82<br />
62/82<br />
4 65/98<br />
6 70/114<br />
4 79/120<br />
6 88/120<br />
6 88/120<br />
6 88/120<br />
6 82/127<br />
6 86/127<br />
4 69/100<br />
S886 60/88<br />
60/88<br />
83/114<br />
88/134<br />
747 3200<br />
1003 3000<br />
1456 2500<br />
1460 3000<br />
1487 4500<br />
1487 4400<br />
1300 4000<br />
2620 2400<br />
2400 3500<br />
4380 3000<br />
4380 3000<br />
4380 3000<br />
4112 3000<br />
4398 3000<br />
1490 4000<br />
1989 4000<br />
1989 4500<br />
4980 4000<br />
4980 3500<br />
9' 06" 3 / 5 (1)<br />
T 43"<br />
10' 06" Vs<br />
10' 12" */s<br />
6' 14" 3 /s<br />
6' 21" 2 2)<br />
/s<br />
7' 10"<br />
7' 23"<br />
7' 29" */,<br />
6' 28" 3<br />
•/.<br />
V 07'<br />
7' 20" "<br />
8' 07" V«<br />
5' 46" */ S (3)<br />
6' 06" Vs (4)<br />
5' 38" (5)<br />
4' 50" Vs (6)<br />
6' 02" Vs<br />
6' 34"<br />
Rennwagen<br />
Klasse G, 750-1100 ccm<br />
Klasse E, 1500-2000 ccm<br />
Spezielle Damenrangliste<br />
1;<br />
2.<br />
3.<br />
1.<br />
2.<br />
1.<br />
Bouele, Ulysse<br />
Glanzmann, Jos;<br />
Wyüi, Gustave<br />
Stuber, Hans<br />
Obi, Walter<br />
Glanzmann, Yvonne<br />
St-TJrsanne<br />
Porrentruy<br />
Zürich<br />
Bern<br />
Münsingen<br />
Porrentruy<br />
(1) Rekord aufgestellt.<br />
(2) Rekord geschlagen.<br />
(3) Klassen- und Kategorie-Rekord geschlagen and beste Zeit der Tourenwagen.<br />
(4) Rekord geschlagen.<br />
(5) Rekord aufgestellt.<br />
Bpuele, Dlysse<br />
Glanzmann, Jos«<br />
Wylli, Gustave<br />
Stuber, Hans<br />
Obi, Walter<br />
Glanzmann, Yvonne<br />
Rangiers<br />
Rangiers<br />
Zürich<br />
Bern<br />
Bern<br />
Rangiers<br />
Salmson<br />
SalmsoD<br />
Rally<br />
Bugatti<br />
Bugatti<br />
Salmson<br />
4<br />
4<br />
4<br />
8<br />
8<br />
4<br />
62/90<br />
62/90<br />
62/91<br />
60/88<br />
60/88<br />
62/80<br />
1085 3200<br />
1085 3200<br />
1090 3000<br />
1989 4500<br />
1989 4500<br />
1085 3200<br />
6 f 23" Vs C0<br />
6' 24" «/s<br />
7' 35" =/.<br />
4' 34"<br />
5' 17" Vs (8)<br />
6' 50" Vs (9)
N° 48 - <strong>1930</strong> AUTOMOBIL-REVUE<br />
Stuber (Bern), auf Bugatti, eröffnete seinen Meisterschaftskampf mit einem neuen Rekord der<br />
Bergstreoke von Les Bangiers. Die Aufnahme erfolgte kurz nach seinem Siege.<br />
(Photo: «Automobil-Revue>)<br />
In vier Wochen folgt dann die zweite Nummer<br />
unserer nationalen Veranstaltungen, das<br />
Bergrennen Rheineck-Walzenhausen-Lachen,<br />
dem wir heute schon den Erfolg wünschen,<br />
Der Grosse Preis<br />
von Indianapolis.<br />
Ein junger Aussenseiter siegt.<br />
In den zwei letzten Jahren war dieses<br />
grösste aller amerikanischer Rennen jedesmal<br />
von einem Outsider gewonnen worden.<br />
Auch dieses Jahr machte keine Ausnahme.<br />
Die Geschichte des Sieges von Billy Arnold<br />
hört sich wie ein amerikanischer Sensationsfilm<br />
an. Auf der vollständigen Meldeliste,<br />
die wir in Nummer 46 veröffentlichten, war<br />
Harry Hartz eingetragen. Dieser Hess sich<br />
dann in letzter Stunde durch den 23jährigen,<br />
unbekannten Automechaniker Arnold ersetzen,<br />
der seit Jahren auf dieses Rennen Geld<br />
gespart hatte und nun über Nacht als Auto-<br />
Lindbergh berühmt geworden ist<br />
Auch in anderer Beziehung blieb das Rennen<br />
seiner Tradition treu, indem sich verschiedene<br />
schwere Unfälle ereigneten. In der<br />
zwanzigsten Runde stiessen zwei Wagen zusammen,<br />
drei weitere Maschinen konnten<br />
nicht mehr rechtzeitig anhalten und fuhren in<br />
den Knäuel hinein. Glücklicherweise stellte<br />
es sich bald heraus, dass kein Fahrer schwer<br />
verletzt war. Immerhin musste das Rennen<br />
für 20 Minuten unterbrochen werden, um die<br />
Bahn von den Trümmern zu säubern. Kurz<br />
vor Schluss kam ein neuer Wagen zu Fall.<br />
Der Lenker C. I. Marshall wurde mit einem<br />
Schädelbruch hervorgeholt, während sein<br />
Beifahrer tot war. Von den 38 gestarteten<br />
Maschinen konnten nur vier dieses schwere<br />
Rennen beendigen.<br />
Unter den Fahrern, die aufgeben mussten,<br />
befand sich auch der einzige Europäer, Borzachini<br />
auf Maserati, der in der 18. Runde<br />
Motordefekt erlitt.<br />
Dem Rennen wohnte eine gewaltige Zuschauermenge<br />
bei, die auf 165,000 Personen<br />
geschätzt wurde. Die zahlreichen Zwischenfälle<br />
und Ausscheidungen machten die Veran-<br />
den der « Klausen des Jura » am Sonntag gehabt<br />
hat.<br />
-o-<br />
(Die genauen Resultate sind aus der Tabelle<br />
Seite 2 ersichtlich.)<br />
Sportnachrichten<br />
staltung ungeheuer spannend. Interessant<br />
ist, dass der Sieger, der übrigens sehr regelmässig<br />
und sicher fuhr, einen Miller-Wagen<br />
steuerte, der mit Vorderradantrieb ausgerüstet<br />
ist. Billy Arnold fuhr die 200 Runden<br />
(500 Meilen = 804,67 km) mit einem Stundenmittel<br />
von 167,260 km. Seine Gesamtzeit<br />
betrug in der Tat nur 298 Minuten und 39 Sekunden!<br />
Die zahlreiche Beteiligung der Duesenberg<br />
vermochte dagegen nicht, diese<br />
Marke vor einer schweren Niederlage zu bewahren.<br />
Das Rennen war auch deshalb interessant,<br />
weil zum erstenmal das neue amerikanische<br />
Reglement angewendet wurde, dessen Bestimmungen<br />
zu einem grossen Teil auch in<br />
das neue Sportreglement der A. I. A. C. R.<br />
aufgenommen wurden, das mit 1931 in Kraft<br />
tritt und das unter anderm keinen Kompressor<br />
zulässt.<br />
Die Resultate:<br />
1. Billy Arnold auf Miller Hartz, legte die 500<br />
Meilen in 4 Stunden 48 Min. 52 Sek. zurück CStundenmittel<br />
100,446 Leilen = 167,26 km); 2. William<br />
S. Cantlon (Miller Spead) 4:52:34; 3. Louis F.<br />
Schneider (Daves); 4. Louis Meyer (Sampson).<br />
Der Grosse Preis Bugatti. Das von der<br />
Bugattifabrik am Sonntag veranstaltete Rennen<br />
auf der Rundstrecke in Le Mans verlief<br />
programmässig. Unfälle haben sich keine ereignet,<br />
dafür gab es um so mehr Ausscheidungen,<br />
da die Fahrt sehr schwer war. Von<br />
13 Angemeldeten konnten nur zwei das Rennen<br />
beendigen, und zwar waren es gerade<br />
die Favoriten, die auf der Strecke zurückblieben.<br />
Zanelli (Bugatti 2300 ccm) wurde mit<br />
3 Std. 47'21,8" Erster, Max de Fourmy mit<br />
3 Std. 50' 56" Zweiter. Die Fahrer hatten 32<br />
Runden, also eine Strecke von 525 km, zurückzulegen.<br />
Es waren übrigens nurBugattl-<br />
Wagen zugelassen.<br />
-o-<br />
Dle Formel des Monza-Preises. Gegenwärtig<br />
wird das Reglement für den diesjährigen<br />
Grossen Preis von Monza, der am 7. September<br />
ausgetragen werden soll, von den<br />
Organisatoren bereinigt und für den Druck<br />
vorbereitet. Es soll in Kürze erscheinen. Unterdessen<br />
sind bereits folgende Einzelheiten<br />
bekanntgegeben worden: Es handelt sich um<br />
eine offene Schnelligkeitsprüfung für Rennwagen,<br />
für welche Preise im Gesamtbetrage<br />
von 420,000 Lire zur Verfügung stehen. Das<br />
Rennen wird in zwei Teile zerfallen: zuerst<br />
ein Ausscheidungsrennen zwischen Vierergruppen<br />
gleicher Klassen und dann das eigentliche<br />
Rennen zwischen den Bestklassierten.<br />
Für das Ausscheidungsrennen muss die(bis 1500 ccm) und die vier Bestklassierten<br />
Di© zwei Bestklassierten der Klassen G und r<br />
Rundstrecke zwanzigmal durchfahren werden.<br />
(Da jede Runde 5 1 / 2 Kilometer misst, Kilometer oder mehr erreicht haben, dürfen<br />
der Klassen über 1500 ccm, soweit sie 120<br />
macht das 110 Kilometer.) Beim Endrennen daran teilnehmen, die andern sind ausgeschieden,<br />
werden 30 Runden gefordert, d. h. 165 km.<br />
-o-<br />
Festliche Tage<br />
Zika-Eröffnung.<br />
Die «Zürcher Internationale Kochkunst-<br />
Ausstellung» ist nun am Samstag in feierlicher<br />
Form eröffnet worden. Der Presse ist<br />
am Tage zuvor Gelegenheit geboten worden,<br />
einen Einblick zu erhalten in das, was die<br />
Ausstellung erstrebt und will. Man wurde<br />
unter sachkundiger Führung durch die weiten<br />
Hallen geführt, an den Ständen vorbei, die<br />
allerdings nicht, wie die Ausstellungsleitung<br />
es gerne gesehen hätte, den Eindruck erweckten,<br />
als sei die Ausstellung «fix und<br />
fertig» (ein unvorsichtigerweise nicht rechtzeitig<br />
wieder entferntes Plakat verriet, dass<br />
die Ausstellungsleitung, um diesen Eindruck<br />
zu erwecken, vollständige Arbeitsruhe während<br />
des Pressebesuches gerne gesehen<br />
hätte!). Da die Pressemannen bereits einen<br />
Tag vor der offiziellen Eröffnung erschienen,<br />
war das ja eigentlich auch gar nicht zu erwarten.<br />
Trotzdem gab es rühmenswerte<br />
Ausnahmen, Firmen, die so rechtzeitig vorgesorgt<br />
hatten, dass sie schon vor der Eröffnung<br />
wirklich fertig waren.<br />
Was zu sehen war, machte einen vertrauenerweckenden<br />
Eindruck. Man wird<br />
wohl annehmen dürfen, dass die'« Zika » ein<br />
grosser Erfolg sein wird. Das Uebel aller<br />
Ausstellungen haftet natürlich auch ihr an:<br />
es ist schwer, die Grenze zu ziehen, und wenn<br />
eine Bekleidungsfirma Livreen ausstellt, die<br />
für Gastwirtschaftsangestellte bestimmt sind,<br />
so kann man daraus ermessen, wie weit der<br />
Rahmen gespannt ist, innerhalb dessen etwas<br />
als zur Kochkunst gehörig betrachtet werden<br />
kann. Eine gewisse Aehnlichkeit mit der<br />
Gastwirtsgewerbeausstellung vor drei Jahren<br />
drängt sich auf; diese war jedoch eine rein<br />
schweizerische, und jetzt haben wir eine internationale<br />
Ausstellung; der Rahmen ist also<br />
in gewisser Beziehung enger, in anderer weiter<br />
gespannt als damals.<br />
Sieht man sich nach Dingen um, die besonders<br />
den Automobilisten interessieren, so<br />
kann man auf der einen Seite sagen: eigentlich<br />
alles, denn eine gute Kochkunst schätzt<br />
der Automobilist mindestens ebensosehr wie<br />
jeder andere Sterbliche. Man findet jedoch<br />
auch einige Einzelheiten, die gerade vom<br />
Standpunkte des Automobilfahrers aus ein<br />
über das allgemeine erhöhtes Interesse beanspruchen<br />
dürfen. Anpassungen an die Bedürfnisse<br />
auf der Reise und alles, was mit<br />
Reiseausrüstung zu tun hat, ist natürlich<br />
heute für den Automobilfahrer von besonderer<br />
Wichtigkeit.<br />
Die Hauptsache wird man aber eigentlich<br />
doch erst sehen, wenn die Ausstellung in vollem<br />
Betriebe ist, wenn die Restaurants der<br />
verschiedenen Nationen ihre Besonderheiten<br />
zur Geltung bringen, wenn die Kochkunst<br />
praktisch zur Wirkung gebracht wird. Das<br />
Interesse wird wohl allenthalben hierfür gross<br />
sein. V.<br />
Narzissenfest in Montreux.<br />
Grosser Erfolg auf der ganzen Linie, das<br />
ist das summarische Ergebnis der zwei<br />
prächtigen Tage von Montreux. Herrliches<br />
Wetter, ein harmloses Gewitter, das leichte<br />
Abkühlung und feuchte Lüfte brachte, hervorragende<br />
Darbietungen und ein gewaltiger<br />
Aufmarsch der Besucher trugen dazu bei, das<br />
17. Narzissenfest in Montreux zu einem<br />
grossen Erlebnis werden zu lassen. Das Ballett<br />
der Wiener Staatsoper, das für Montreux<br />
engagiert war, begeisterte am Samstag<br />
die Zuschauer, die dicht gedrängt auf der<br />
Tribüne den einzigartigen Darbietungen beiwohnten.<br />
Inmitten dieser schönen Umfassung<br />
von Berg und See und Frühling entfaltete<br />
das Ballett unter der Leitung Sascha<br />
Leontiews seine ausgezeichneten künstlerischen<br />
Fähigkeiten. Die einzelnen Nummern<br />
verrieten alle grossen Geschmack in der<br />
Farbenzusammenstellung und der rhythmischen<br />
Gliederung. Das Orchestre Romand<br />
hielt mit der Bühne steten sichern Kontakt,<br />
unter der Leitung von Prof. Josef Klein entstand<br />
eine prächtige Zusammenarbeit mit<br />
dem Ballett.<br />
Der Korso zeigte, was Montreux auch aus<br />
eigener Kraft leisten kann. Der lange Zug<br />
von mit Blumen übersäten Autos und Wagen<br />
stand unter verschiedenen Zeichen; die einen<br />
widmeten ihre Dekoration der Vergangenheit,<br />
beschworen irgendeine vergangene Zeitepoche<br />
zu farbigem Leben herauf, andere bekannten<br />
sich zur modernen Zeit und zeigten<br />
neue und eigenartige Themen. Kaum dass der<br />
Zug vorüber war, widerhallte an den Hängen<br />
der langersehnte Kanonenschuss, der das<br />
Zeichen zum Beginn der Konfettischlacht<br />
gab. Ein weicher Teppich von kleinen farbigen<br />
Papierblättchen bedeckte bald den<br />
Boden, es wirbelte und stob durch die Lüfte<br />
ins Gesicht... Das grosse Feuerwerk sprühte<br />
am Abend in den klaren Himmel, es funkelte<br />
über dem See, donnerte und strahlte. Montreux<br />
kannte keine Nacht vom Samstag auf<br />
den Sonntag. Man huldigte dem Tanz. Der<br />
Sonntag brachte weitere gesellschaftliche<br />
Anlässe und eine Zusammenkunft der internationalen<br />
Presse. Der Verkehr war an beiden<br />
Tagen ausserordentlich stark. mb.<br />
Kalender<br />
der Motorfahrzeugausstellungen<br />
für das Jahr <strong>1930</strong>.<br />
29. Juni bis 13. Juli: Int. Automobilausstellung<br />
in Poznan.<br />
9. bis 18. August: 7. Automobil- und Fahrrad-<br />
Ausstellung in Luxemburg.<br />
2. bis 12. Oktober: 24. Int. Automobilausstellung<br />
in Paris.<br />
2. bis 12. Okt.: 5. Automobilmesse in Paris,<br />
16. bis 25. Oktober: 24. Int. Automobilausstellung<br />
in London.<br />
6. bis 16. November: Internationale Kraft-<br />
. Wagenausstellung in Berlin.<br />
7. November: Automobile Show in Philadelphia.<br />
22. November bis 3.Dezember: 24. Int. Automobilausstellung<br />
für Fahrräder, Schifffahrt<br />
und Radio.<br />
November-Dezember: 13. Int. Automobilsalon<br />
in Buenos-Aires.<br />
November: Ausstellung für Automobilausrüstung<br />
in Chicago.<br />
November: 22. Int. Automobil- und Fahrradausstellung<br />
in Prag.<br />
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A.G.S. SEKTION BERN. Pfingsifahri in den<br />
Schwarzwald. Die Sportkommission der Sektion<br />
Bern des A. G. S. hat sich alle Mühe gegeben, um<br />
für Pfingsten ein hübsches Programm für eine<br />
Sfchwarzwaldfahrt zusammenzustellen. Es sei hier<br />
ganz besonders nochmals darauf aufmerksam gej»acht<br />
und kuaz rekapituliert:<br />
Samstag, den 7. Juni, 13.45 Uhr: Besammlung<br />
an der Pa'piermüblestrasse Bern; 14.00 Uhi: Abfahrt<br />
Zwischen 16 und 17 Uhr: Grenzübertritt. wo~<br />
b»ei ein Mitglied der Sportkommission zur Verfügung<br />
der Tahrtteilnehmer steht. Auf verschiedenen<br />
Varianten kann dann zum Feldberg gefahren<br />
werden, wo man so einzutreffen hat. dass man<br />
rechtzeitig zum Nachtessen um 20 Uhr erscheint;<br />
nachher Taaz.<br />
! Sonntag, den 8. Juni, halb- oder sanztägiga<br />
Touren nach freiem Ermessen, eventuell unter Leitung<br />
ortskundiger Clubmitglieder. Am Abend gemeinsames<br />
Nachtessen.<br />
; Montag, den 9. Juni Rückfahrt durchs Höllental<br />
öder über Notschrei nach Freiburg, daselbst oder in<br />
der N'ähe gemeinsames Mittagessen; nachher Heimfährt<br />
durch die Badischen Weingegenden.<br />
: Die Sportkommission war eicher gut beraten, als<br />
sie nicht eine durchgehende Tour arrangierte, sondern<br />
sich entschloss, den Feldbergerhof auf dem<br />
Feldberg als Standquartier zu wählen, um von hier<br />
aus den Schwaxzwald kennenzulernen. Es stehen<br />
aher auch eine Unzahl von Ausflugs-Möslichkeiten<br />
von diesem zentralen Punkt aus zur Verfügung,<br />
man denke nur an den Besuch der bekannten Orte<br />
in der Nähe wie St. Blasien, Schluchsee. Titisee.<br />
Hinterzarten und dann an die Menge weiterentlegener<br />
Orte, deren Besuch sich aber auch ausserordentlich<br />
lohnt, wie Donaueschingen, Villingen, Rottweil,<br />
Freudenstadt, Peterstal, Hausach, Wolfach. Hornberg,<br />
Triberg, Furtwangen und wie diese Orte alle<br />
heia&en mögen. Und vor allem sei auch erinnert<br />
aa die prachtvolle Höhenstrasse, die sich fast ununterbrochen<br />
über den ganzen Schwarzwald hinzieht<br />
und wundervolle landschaftliche Einblicke in<br />
das reizvolle Gebiet des Sckwarzwaldes gewährt.<br />
; Wer sich also noch nicht angemeldet, der hole<br />
dies noch raschaatens nach. Sportkommission und<br />
Sekretariat des A. C. S. stehen zu allen weiteren<br />
Auskünften gerne jederzeit zur Verfügung.<br />
A. C. S., SEKTION ZÜRICH. Sommerfahr«<br />
Schwarzwald. Die zum Versand gelangte Einladung<br />
zur Sommerfahrt in den Schwarzwald vom 14. bis<br />
17. Juni verspricht den Teilnehmern ein sehr interessantes<br />
Programm. Es soll nicht nur landschaftlich<br />
viel Sehenswertes geboten werden, sondern auch das<br />
automobilistische Moment soll durch den Besuch der<br />
Mercedes-Benz-Automobilfabriken in Untertürkheim<br />
und Sindelfingen seine besondere Note erhalten. Das<br />
Fahrtprogramm lautet:<br />
;<br />
14. Juni: Fahrt Zürich, Schaffhausen, Donauäschingen,<br />
Rottweil, Baiingen, Tübingen, Böblingen,<br />
Stuttgart. Daneben wird noch eine landschaftlich<br />
etwas schönere Route wie folgt vorgesehlagen : Zürich,<br />
Schaffhausen, Singen, Tuttlingen, SigmaTingen,<br />
frochtelfingen, Reutlingen, Tübingen, Böblingen,<br />
Stuttgart.<br />
' 15. Juni: Vormittags Besichtigung von Stuttgart<br />
im Autocar, nachmittags Fahrt nach der Solitude,<br />
ScWosa Ludwigsburg, Monrepos und zurück nach<br />
Stuttgart, wo für den Abend eine Zusammenkunft<br />
AUTOMOBIL-REVUE<br />
mit dem befreundeten Automobilclub von Württemberg<br />
vorgesehen ist.<br />
16. Juni: Fahrt nach Untertürkheim, woselbst<br />
Begrüssung durch den Vorstand der Daimler-Benz<br />
A.-G. mit anschliessender Besichtigung der Fabrik.<br />
Nach dem von der Daimler-Benz A.-G. offerierten<br />
Mittagessen Fahrt über Stuttgart, Vaihingen nach<br />
Sindelfingen, wo die dortige Karosseriefabrik der<br />
Mercedes-Benz besichtigt wird. Gegen Abend Weiterfahrt<br />
über Horb, Dornstetten nach Freudenstadt,<br />
wo im Hotel Waldeck Quartier bezogen wird.<br />
17. Juni: Vormittags, Fahrt Freudenstadt,<br />
Alpirsbach, Schramberg, St. Georgen, Triberg, Furtwangen,<br />
Titisee, woselbst Mittagessen. Nachmittags<br />
Heimfahrt Titisee, Lenzkirch, Bonndorf, Steinatal,<br />
Eglisau, Zürich.<br />
Die Fahrtleitung hat Herr Kantonsrat M. Gassmann-Hanimann,<br />
Zürich, übernommen. s.<br />
A.C.S., SEKTION ZÜRICH. Wohl manches<br />
Sektionsmitglied dürfte sich, nachdem ihm die Einladung<br />
zur Maifahrt auf den Buchserberg zugekommen<br />
ist,, gefragt haben, wo denn eigentlich dieser<br />
Aussichtspunkt liegt, da er den meisten Zürcher<br />
Fahrern bis anhin noch unbekannt war. Es hat sich<br />
dann am 24. und 25. Mai gezeigt, dass der Vorstand<br />
sehr wohl beraten war, als er die schöne Aussichtswarte<br />
des Kurhotels Buchserberg, hoch über<br />
dem st. gallischen Rheintal, als Ausflugsziel auserkoren<br />
hatte. Die Beteiligung war eine so zahlreiche,<br />
dass die Anmeldungen von gegen fünfzig Personen<br />
leider nicht mehr angenommen werden konnten.<br />
Schon am Vorabend, am 24. Mai, machten sich<br />
zirka 60 Teilnehmer auf den Weg, um über Rapperswil<br />
und den Kerenzerberg, das st. gallische<br />
Rheintal zu erreichen. Man konnte hierbei die<br />
schöne Strasse bewundern, die der Kanton St. Gallen<br />
zwischen Murg und Sargans instand gestellt<br />
hat. Vom Dorf Buchs aus fuhr man in zahllosen<br />
Kehren das Strässchen zum Kurhaus Buchserberg<br />
hinauf, wo es galt, auf einer Strecke von zirka<br />
7 km eine Höhendifferenz von nicht weniger als<br />
700 m zu bewältigen. Es war daher nicht zu verwundern,<br />
dass der eine oder andere Motor etwas<br />
warm bekam. Immerhin gelangten alle Teilnehmer<br />
wohlbehalten ans Tagesziel, dem Kurhaus Buchserberg,<br />
wo man eine sehr gastfreundliche Aufnahme<br />
fand.<br />
Beim gemeinsamen Nachtessen hiess Herr Kantonsrat<br />
M. Gassmann, Zürich, die Clubmitglieder<br />
und deren Angehörige willkommen und schuf durch<br />
seine Begrüssungsrede rasch den nötigen Kontakt<br />
zwischen den einzelnen Teilnehmern. Das bekannte<br />
Werdenberger Gesangsterzett «Rheintaler Nachtigallen»,<br />
trug mit seinen schönen Vorträgen ein<br />
Vieles zum Gelingen des Anlasses bei. Auch eine<br />
rassige Tanzmussik fehlte nicht.<br />
Am Sonntag Morgen lichteten sich die tief hängenden<br />
Wolken, so dass sich gegen Mittag hin die<br />
herrliche Aussicht über das st. gallische Rheintal<br />
und die Appenzeller- und Vorarlbergerberge in<br />
ihrer ganzen Schönheit darbot. Die Fahrtteilnehmer<br />
verwendeten den Morgen für kurze Spaziergänge<br />
in den prächtigen Waldungen.<br />
Nach 11 Uhr zogen nach und nach die erst am<br />
Sonntag gestarteten Wagen den Buchserberg hinauf<br />
und bald herrschte ein emsiger Betrieb im<br />
und um das Kurhaus herum. Jedes Plätzchen<br />
musste für das Parkieren der Wagen benutzt werden,<br />
hatten sich doch total zirka 45 Autos Rendezvous<br />
gegeben. Auch die Sektion St. Gallen-Awpenzell<br />
des A.C.S. hatte eine Delegation zu ihren Zürcher<br />
Clubkollegen entsandt. Am gemeinsamen Mittagessen<br />
konnte der Fahrtleiter, Herr Kantonsrat<br />
Gassmann, Zürich, die Anwesenheit von gegen 150<br />
Teilnehmern registrieren.<br />
Herr Kantonsrat Weyermann, Vorstandsmitglied<br />
der Sektion St. Gallen-Appenzell des A. C. S. hiess<br />
die Zürcher auf dem Gebiet seines Heimatkantons<br />
willkommen.<br />
Das Gesangsterzett «Rheintaler Nachtigallen»<br />
bot auch am Sonntag seine schönen Gesangsvorträge.<br />
Nach dem Mittagessen fand man sich noch<br />
zu einem kleinen Tanzvergnügen, oder man sass<br />
draussen im herrlichen Sonnenschein vor dem Hotel<br />
bei einem Kaffee und erfreute »sich an der schönen<br />
Aussicht.<br />
Gegen 16 Uhr lichteten sich nach und nach die<br />
Reihen der Autos. Es ging wieder hinab nach<br />
Buchs und von Garns das malerische Toggenburg<br />
hinauf und hinunter und über den Ricken nach<br />
Rapperswil und Männedorf, wo man sich im Hotel<br />
«Wilden Mann» noch ein letztes Rendez-vous gegeben<br />
hatte.<br />
Ohne jeden Unfall und äusserst befriedigt von<br />
der schönen Autotour kehrten die Teilnehmer nach<br />
Zürich zurück. Dem Sektionsvorstand aber war<br />
man dankbar dafür, dass man als Ziel der diesjährigen<br />
Maifahrt nicht einen der bekannten Ausflugspunkte<br />
gewählt hatte, sondern den Mitgliedern<br />
durch die Wahl eines prächtig gelegenen Ausflugsortes<br />
abseits der grossen Heerstrasse etwas Neues<br />
und überaus Lohnendes geboten hatte. e.<br />
S. 1K A. C.<br />
SCHWEIZERISCHER DAMEN-AUTOMOBIL-<br />
CLUB. 1. Delegiertenversammlung in Bern. Am<br />
31. Mai versammelten sich zum erstenmal die Delegierten<br />
der Sektionen Bern, Zürich und Basel und<br />
wählten einen schweizerischen Zentralvorstand. Der<br />
schweizerische Damenautomobilciub ist damit aus<br />
dem ersten Stadium der einzigen Sektion herausgetreten<br />
und besteht zu Recht als schweizerischer<br />
Verband. Dieser Vorstand setzt sich wie folgt zusammen:<br />
Frau G. Plüss, Bern, Präsidentin; Frau<br />
Dr. Suter-Schlotterbeck, Basel, Vizepräsidentin;<br />
Frau G. Tschumi, Bern, 1. Sekretärin; Frau Mäder,<br />
Zürich, 2. Sekretärin; Fräulein G. Messerli. Bern,<br />
1. Kassierin; Frau Thurneysen, Basel, 2. Kassierin;<br />
Frau Ehrismann, Zürich, Fräulein Rode, Basel und<br />
Frau Gysin, Basel, Beisitzerinnen. Im übrigen<br />
wickelte sich die Versammlung in erfreulicher Kürze<br />
ab; neben administrativen Geschäften stand im<br />
Mittelpunkt das Thema der Mitgliederwerbung.<br />
Um so «länger» gestaltete sich die Fortsetzung am<br />
Abend im Bürgerhaus, wo über 60 Personen sich<br />
eingefunden hatten — von Zürich allein waren<br />
20 gekommen — die, fröhlichste Laune, witzige Reden<br />
und Tanz gesellig verband. (Siehe Schluss.)<br />
Zwei Transparente mit den Clubabzeichen, vergnügte<br />
Verse prangten an den Wänden, auf den<br />
Tischen Fähnchen mit folgerüdem, vom Bären offerierten<br />
Menü: Allerlei Essbares aus dem Innern<br />
von Blecbkarosserien und Auspuffrohren mit Oelrückstandsauce<br />
(vulgär ausgedrückt: Hors d'oeuvre<br />
varie) — Vorfärndriges Kühlwasser mit Splinten<br />
und Unterlagsscheiben (Consomme Royal) .— Unbefugte<br />
Strassenbenützer, gebraten mit Zutaten und<br />
sauren Bremsbändern (Poulets!). — Anmutige<br />
Schwungräder mit süssem Belag (Erdbeerkuchen).<br />
Ein prächtiger Blaupunktapparat, freundlichst von<br />
Frl. Messerli zur Verfügung gestellt, sorgte für<br />
abwechslungsreiche Musik. Liebenswürdige Reden<br />
<strong>1930</strong> — N° *<br />
wurden gewechselt, kurz aber herzlich: die Präsidentin,<br />
Frau Plüss, begrüsste die Gäste und führte<br />
aus, wie bei der Gründung des Damenautomobilclubs<br />
am 15. Februar 1929 sich 9 Mitglieder zusammengefunden<br />
hatten, heute zählt er 72! Die Arbeit<br />
der ersten Zeit war schwer, wurde doch der<br />
Club als Eindringling in alte angestammte Rechte<br />
angesehen, aber nun hat sich seine Stelle gefestigt,<br />
und die Präsidentin hofft auf beste Zusammenarbeit<br />
zwischen Sektionen und Zentralvorstand. Frau Dr.<br />
Joss, Bern, Chef des Geselligen, Hess eine humoristische<br />
Begrüssungsrede vom Stapel, und im Namen<br />
der Sektionen Zürich und Basel dankten Frl.<br />
Dr. Wertheimer und Frau Dr. Suter. Dann amüsierte<br />
man sich so vortrefflich und wurde so gut<br />
freund, dass hier unmöglich (obschon es mitten in<br />
der Nacht war) , abgebrochen werden konnte, sondern<br />
man fuhr am folgenden Morgen, noch nach<br />
Münsingen zum «Aperitif» und zum Mittagessen<br />
nach Hilterfingen, von wo die auswärtigen Delegierten<br />
über den Brünig heimsausten. — Die nächste<br />
Delegiertenversammlung wird in Zürich stattfinden.<br />
We üs d'Hushaltig afaht gruse.<br />
De nähme mir der Wage-n-use.<br />
0 schöni Strass, o Bluest im Mai,<br />
Wie gärn gö mir de wieder hei!<br />
Wi mänge rümpft sy N'ase trotzig.<br />
Dass Dame fahre tüecht ne protzig;<br />
Dr Husfrou wird kes Blüemli gstreut.<br />
Oh, Iaht üs doch das Bitzli Freud I<br />
So, jitze hei mr Sitzig gha<br />
U wie dr Chopf nüm hange Iah!<br />
Oh schlafet nit bir Suppe-n-y,<br />
Jitz wei mir no chly luschtig sy!<br />
SCHWEIZ. DAMEN-AUTOMOBIL-CLUB. SEK-<br />
TION ZÜRICH. Am Dienstag, den 20. Mai, folgte<br />
die Sektion Zürich des ß. D. A. C, einer Einladung<br />
ihres Mitgliedes, Frau Schlotterbeck, zu einer technischen<br />
Stunde in der Garage Schlotterbeck. Aus<br />
dieser Stunde wurden zwei und einhalb Stunden,<br />
reichsten technischen Genusses, denn es gibt tatsächlich<br />
auf diesem sonst so trockenen Gebiete so<br />
etwas wie Genüsse. Wir bekamen zu hören,' von einem<br />
improvisierten Katheder stus, und angesichts<br />
zweier langer Tische voll von Anschauungs-Material,<br />
was man alles tun soll, und nicht tun darf,<br />
wenn die präzise und fein ausgedachte Maschinerie<br />
des Autos nicht leiden soll. Wir hörten vom<br />
feinen Gefühl des Fahrers und sahen, o Graus, abgemurkste<br />
Zahnräder, die die Folgen brüsken und<br />
gewaltsamen Anfahrens und Changierens waren.<br />
Wir hörten vom Wechseln des Oeles. vom aufmerksamen<br />
Ueberwachen des Motorgeräusches, vom<br />
Schmieren und Salben, vom Anwerfen des Motors<br />
im Winter, und von der Wartung der Batterie, von<br />
Kerzen und vom Magnet, von Zünduns, Cardan,<br />
Differenzial, und sahen immer wieder die Folgen<br />
aller Unterlassungssünden, an angefressenen Kolben,<br />
heiss gelaufener Kupplungsscheiben und Lamellen,<br />
an zerfressenen Batterie Zellen u.s.w., und<br />
wir staunten und fühlten uns für die Zukunft sehr<br />
mit Verantwortung beladen, angesichts der Verheerungen,<br />
die man an seiner Maschine anrichtet,<br />
wenn man keine technische Einsicht hat. Die ganze<br />
Fülle des Gebotenen aufzuzählen fehlt der Platz,<br />
der Gewinn dieses Anschauungsunterrichtes war<br />
für uns technisch noch schwach bewanderte<br />
Frauen ganz enorm, und wir sprechen dem Chef<br />
der Firma in Zürich unsern wärmsten Dank aus,<br />
ganz besonders auch für das liebenswürdige Arrangement<br />
des Ganzen. E.<br />
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An diesem Werk haben mitgearbeitet:<br />
Redaktion: O.R.WAGNER, Bern.<br />
Forenede Danske Motorejere, Kjöbenhavn.<br />
Ä. N. W. B. Toeristenbond voor Nederland, Amsterdam.<br />
Motormännens Riksiörbund, Göteborg.<br />
Norges Äutomobil-Förbund, Oslo.<br />
Automobile- et Touring-Club de Grece, Äthfenes.<br />
Magyar Touring-Club, Budapest<br />
Latvijas Republikas Auto Klubs, Riga.<br />
Lietuyos Hutomobiliu Klubas, Kaunas.<br />
Touring-Club de Portugal, Lisboa.<br />
Polski Touring-Club, Warszawa.<br />
Touring-Club Romana, Bucuresti.<br />
Irish Tourist Ässociation, Dublin.<br />
Jugoslaveneska Touring-Club, Beograd.<br />
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3*<br />
r-fZ<br />
^=^A
N°48<br />
II. Blatt<br />
BERN, 3. Juni <strong>1930</strong><br />
II. Blatt<br />
BERN, 3. Juni 1Q30<br />
Tc^dvn. Rundschau<br />
Spezial- und Rennbrennstoffe.<br />
Was auch immer gegen die gegenwärtigen<br />
Automobilrennen ins Feld geführt werden<br />
mag, eines ist technisch nicht zu widerlegen:<br />
dass diese Rennen bei der bisherigen Entwicklung<br />
der Motorfahrzeuge den stärksten<br />
treibenden Faktor dargestellt haben. Wohl<br />
haben auch andere Faktoren mitgewirkt, und<br />
touristischer Erfahrung ist manche Verbesserung<br />
zu verdanken. Aber nichtsdestoweniger<br />
wären wir heute ohne Rennen erst halb<br />
so weit.<br />
Jedes Rennen ist eine Zerreissprobe. Was<br />
sich hier als brauchbar erweist, kommt früher<br />
oder später auch dem Tourenfahrer zugute.<br />
Im Bestreben, die Motorleistung auf<br />
das Aeusserste zu treiben, dachte man schon<br />
sehr früh an die Verwendung von Spezialbrennstoffen.<br />
Hauptsächlich setzte man dabei<br />
grosse Hoffnungen auf Brennstoffe, deren<br />
chemisch gebundene Energie, in Kalorien gemessen,<br />
höher war als die des Benzins. Man<br />
glaubte, damit eine aussergewöhnlich grosse<br />
Explosionswirkung, eine Art Sprengwirkung<br />
zu erzielen. Tatsächlich fanden auch Versuche<br />
mit mehr oder weniger grossen Zusätzen<br />
von Aether, Pikrinsäure, Azetylen<br />
usw. statt, und die Sprengwirkungen machten<br />
sich auch bemerkbar, aber selten zugunsten<br />
der Leistungsfähigkeit eines Motors.<br />
Heute beschreitet man einen prinzipiell andern<br />
Weg. Nicht den Höchstdruck oder die<br />
Verbrennungsgeschwindigkeit der Explosion<br />
sucht man mehr zu steigern, sondern den<br />
Durchschnittsdruck und die Gleichförmigkeit.<br />
Man will die Verbrennungsvorgänge im Zylinder<br />
gewissermassen unter Kontrolle bekommen<br />
und in die günstigsten Bahnen leiten.<br />
Während beim früheren Verfahren einer<br />
Steigerung der nutzbaren Drücke die Selbstzündungsgefahr<br />
der Gasladung im Wege<br />
stand, sieht die moderne Motörenbrennstoff-<br />
Chemie ihre Hauptaufgabe in der Zubereitung<br />
von Brennstoffen, die möglichst wenig<br />
zu Selbstzündungen neigen.<br />
Einfluss des Kompressionsverhältnisses.<br />
Die Gefahr von Selbstzündungen tritt bekanntlich<br />
dann ein, wenn man die Gasladung<br />
über einen gewissen Grad hinaus komprimiert.<br />
Direkt erfolgt die Entzündung dann<br />
durch die entwickelte Kompressionswärme.<br />
So entzündet sich z. B. ein Benzin-Luftgemisch,<br />
wenn es beim Hochgehen des Kolbens<br />
im Zylinder auf weniger als einen Fünftel<br />
seines ursprünglichen Volumens zusammengedrängt<br />
wird. Das «Kompressionsverhältnis»<br />
5:1 stellt somit die Grenze der Verwendbarkeit<br />
von Benzin zum Motorenbetrieb dar.<br />
Gelingt es, ein höheres Kompressionsverhältnis<br />
anzuwenden, so besteht Aussicht auf<br />
einen höheren mittleren Arbeitsdruck und<br />
besseren thermischen Wirkungsgrad, damit<br />
also auch höhere Leistung. Nun braucht man<br />
gar nicht weit zu suchen, um einen Brennstoff<br />
zu finden, der auch ein beträchtlich höheres<br />
Kompressionsverhältnis aushält. Ein<br />
solcher Brennstoff ist z. B. das bei der Steinkohle-Verkokung<br />
entstehende Benzol.<br />
Benzol<br />
erlaubt eine Steigerung des Kompressionsverhältnisses<br />
auf 7 ; /, ohne dass die Gefähr<br />
von Selbstzündungen auftritt. Damit wird<br />
die Leistung des Motors um rund 20 % verbessert.<br />
Die damit parallel laufende Verbesserung<br />
des thermischen Wirkungsgrades ergibt<br />
eine bis 20% ige Verringerung des Verbrauchs.<br />
Diese beiden Vorteile des Benzolbetriebes<br />
heben denn auch den ihm anhaftenden<br />
Nachteil des höheren Benzolpreises zum.<br />
guten Teil auf. Kann sich ein Konstrukteur<br />
nicht ganz zur Anwendung des für Benzol<br />
höchstzulässigen Kompressionsverhältnisses<br />
entschliessen, weil dies den gelegentlichen<br />
Gebrauch von Benzin verbietet, so beschreitet<br />
er häufig einen Mittelweg: Ein Kompressionsverhältnis<br />
von 6:1 erlaubt dann noch<br />
ausnahmsweise den Benzihbetrieb, während<br />
für den Normalfall ein Benzin-Benzol-Gemisch<br />
von ungefähr gleichen Volumenteilen<br />
das Passende ist.<br />
Beim Kompressionsverhältms 7:1 hat es<br />
aber die Rennpraxis nicht bewenden lassen. 1<br />
Im reinen<br />
Alkohol<br />
(85—100%lg) und Alkohol-Benzol-Gemisch<br />
fand man zuerst das Mittel, das eine weitere<br />
Steigerung bis 8:1 mit nochmaligem Leistungsgewinn<br />
gestattete. In Frage kommt dar<br />
bei Aethyl-Alkohol, und zwar muss speziell<br />
darauf geachtet werden, dass dieser möglichst<br />
säurefrei ist.<br />
Zürn Anlassen des Motors ist noch Benzin<br />
oder Benzol notwendig. Da die Verbrennung<br />
weniger Luft erfordert, müssen die Düsen<br />
im Vergaser gegenüber Benzinbetrieb um ca.<br />
70 % grösser gewählt werden, was wieder<br />
die Verbrauchsmenge ausserordentlich steigert.<br />
Die hohen, durch das Monopol verursachten<br />
Alkoholpreise machen einen rationellen<br />
Betrieb erst recht unmöglich.<br />
Alle diese Nachteile hat das<br />
Alkohol-Benzol-Gemisch<br />
nicht, oder doch nur in vermindertem Masse.<br />
Die Mischungsverhältnisse können dabei ganz<br />
verschieden sein, im allgemeinen kommen<br />
solche zwischen 1 : 10 bis 3 :10 zur Anwendung,<br />
wobei die kleinere Zahl den Benzolanteil<br />
darstellt Ein höherer Wassergehalt des<br />
Alkohols wirkt hier im Gegensatz zum oben<br />
Gesagten bei den benzolarmen Mischungen<br />
direkt vorteilhaft. So darf beim Gemisch von<br />
1 :10 der Alkohol bis 15 % Wasser enthalten,<br />
während er aber beim Gemisch von<br />
3 : 10 wieder 100%ig sein soll. Bei den Zwischenstufen<br />
im Benzol-Alkohol-Gemisch sind<br />
dann auch die entsprechenden Zwischenstufen<br />
im Wassergehalt des Alkohols erwünscht.<br />
Mit Benzin mischt sich Alkohol nur in ganz<br />
wasserfreiem Zustand; die Mischung ist aber<br />
zu unstabil, als dass sie praktisch in Frage<br />
käme. Auch nur ein Tropfen zufällig dazukommendes<br />
Wasser führt nämlich eine Entmischung<br />
herbei. In der letzten Zeit hat man<br />
allerdings herausgefunden, dass durch eine<br />
Zugabe von 5 % Rizinusöl bei 45 % Alkohol<br />
und 50 % Benzin die Entmischung verhindert<br />
werden kann. Urteile über die Bewährung<br />
dieses Brennstoffes in der Praxis stehen<br />
aber noch aus.<br />
Von den komplizierten Alkohol-Benzol-<br />
Mischungen ist am längsten eine solche bekannt,<br />
in der als dritter Stoff Schwefeläther<br />
enthalten ist. Angewandt wurden dabei Proportionen<br />
von 65 % Alkohol, 25 % Benzol und<br />
10 % Schwefeläther. Der Schwefeläther steigert<br />
in diesem Gemisch die Verbrennungsgeschwindigkeit.<br />
Da man dabei aber leicht die<br />
Kontrolle über die Verbrennungsvorgänge aus<br />
der Hand verliert, hat dieser Brennstoff nur<br />
.beschränkte Verwendung gefunden. Durch<br />
kleinere Zugaben von Schwefeläther, normal<br />
1 %, hat man hingegen das erwünschte Mittel<br />
gefunden, das die Anlassschwierigkeiten eines<br />
Motors beim Benzol-Alkohol-Betrieb beseitigt.<br />
Die Benzol-Alkohol-Mischung mit<br />
kleinem Schwefelätherzusatz stellt somit<br />
heute eine der brauchbarsten Mischungen für<br />
den Allgemeingebrauch dar. Sie ist detonationsfest,<br />
an und für sich nicht allzu teuer,<br />
lässt den Motor leicht anspringen und hat<br />
dazu, wie alle Alkoholmischungen, die gute<br />
Eigenschaft, ohne Verrussung des Motors zu<br />
verbrennen und sogar bestehende Russansätze<br />
zu beseitigen.<br />
Ein Brennstoff, der von der Pariser Taxi-<br />
Gesellschaft lange Jahre hindurch benützt<br />
wurde, bestand aus 50 % Alkohol, 25 % Benzol<br />
und 25 % Benzin. Dieser Brennstoff hatte<br />
hier nur hauptsächlich den Zweck, das knapp<br />
gewordene Benzin zu sparen, nicht aber<br />
etwa, die Anwendung hoher Kompressionsverhältnisse<br />
zu ermöglichen. Natürlich ist er<br />
aber auch schon kompressionsfester als Benzin<br />
allein. Speziell erwähnt wiTd er hier, tun<br />
zu zeigen, dass auch Benzin den Alkohol verträgt,<br />
sobald nämlich noch Benzol beigemischt<br />
wird. Das Benzol nimmt dann den<br />
eventuellen Wassergehalt in sich auf.<br />
Die im vorletzten Jahr an Rennen benützten<br />
« nationalen » Brennstoffe der Armee und<br />
der Martini-Brennstoff bestanden ebenfalls im<br />
wesentlichen aus Benzol-Alkohol-Mischungen.<br />
Beim Martini-Brennstoff kam dabei noch eine<br />
absichtliche Beimischung von Wasser hinzu,<br />
ferner wies dieser Brennstoff noch Oel auf,<br />
sowie einen Stoff, der die Verbrennungsgeschwindigkeit<br />
steigert, der. aber nicht öffentlich<br />
bekanntgegeben wurde.<br />
Rennbrennstoffe.<br />
Von allen Rennbrennstofien ist das englische<br />
«Dtscol» am bekanntesten geworden.<br />
Auch hier handelt es sich zur Hauptsache um<br />
einen Alkoholbrennstoff. Weitere Beimischungen<br />
sind jedoch noch Aceton, Benzol und<br />
Wasser. Die Verhältniszahlen der vier Bestandteile<br />
sind: 60 : 20 : 10 : 10. Das Aceton<br />
hat hier den Zweck, die Detonationsfestigkeit<br />
nochmals zu steigern. Tatsächlich lässt<br />
«Discol> Kompressionsverhältnisse bis 10:1<br />
zu.<br />
Auch bei den höchsten Kompressionen ist<br />
dabei kein Ueberhitzen des Motors zu be-<br />
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fürchten, sobald Alkohol im Brennstoff in genügender<br />
Menge enthalten ist, denn der Al-<br />
,kohol verlangt zur Verdampfung eine sehr<br />
grosse "Wärmemenge und übt damit indirekt<br />
eine starke Kühlwirkung auf den Motor aus.<br />
Schliesslich sei auf Stoffe hingewiesen,<br />
welche die Anwendung hoher Kompressionsverhältnisse<br />
ermöglichen, ohne dass sie aber<br />
selbst als Brennstoffe an der Verbrennung<br />
teilnehmen. Ein solcher Stoff ist z. B. das<br />
vieldiskutierte Tetra-Aethyl-Blei. Schon nur<br />
Spuren dieses Stoffes (praktisch 0,05 %) üben<br />
bei ihrer Anwesenheit im Brennstoff eine<br />
deutlich * detonationsbremsende > Wirkung<br />
aus. Leider ist Tetra-Aethyl-Blei äusserst<br />
giftig und kann auch noch in den Auspuffgasen<br />
festgestellt werden, was dazu geführt<br />
hat, dass seine Verwendung in verschiedenen<br />
Staaten, so auch bei uns, verboten worden<br />
ist. Nach neueren Versuchen soll jedoch feststehen,<br />
dass Mischungen von der Konzentration,<br />
wie sie z. B. in Amerika unter der Bezeichnung<br />
«Ethyl Gas » in grossem Umfang<br />
in den Handel kommt, als unschädlich betrachtet<br />
werden können. Neben dem Tetra-<br />
Aethyl-Blei findet hauptsächlich in Deutschland<br />
ein weniger giftiger, aber auch weniger<br />
wirksamer Anti-Klopf-Stoff, das Eisenkarbonyl,<br />
vielfach Anwendung.<br />
Die zukünftige Entwicklung führt unaufhaltsam<br />
zum hochkomprimierenden, wirtschaftlicher<br />
arbeitenden Motor und damit zur<br />
Notwendigkeit der Anwendung von Spezialbrennstoffen.<br />
Welcher dieser Brennstoffe<br />
schliesslich die Oberherrschaft gewinnen<br />
wird, lässt sich jedoch heute noch nicht voraussagen,<br />
y.<br />
Pr, in die Zündleitungen eingeschaltet<br />
werden. Haben diese Stromwandler wirklich<br />
einen praktischen Wert, oder nützen sie nur ihrem<br />
Fabrikanten? G. U. in Z.<br />
Antwort: Bei der normalen Zündung fliesst<br />
dem eigentlichen Zündfunken ein Lichtbogen von<br />
geringer Spannung nach, der die Oeliohlebildung<br />
•erleichtert. Mit. der Anwendung eines Stromwandlers<br />
tritt jedoch dieser Lichtbogen, nicht mehr auf.<br />
N°48<br />
der Stromwandler unterteilt den Zündfunken in eine<br />
grosse Anzahl starker, schlagartiger Funken. Eine<br />
günstige Wirkung ist also zweifellos vorhanden.<br />
Einen merklichen Energieverbrauch haben die<br />
Stromwandler, die äusserlich die Form eines grösseren<br />
Kabelschuhes haben und auch wie diese eingeschaltet<br />
werden, nicht zur Folge. y.<br />
Frage 7610. Vorteile des Drahtreifens. Welche<br />
Vorteile bietet der sog. Drahtreifen gegenüber dem<br />
Wulstreifen? Besteht zwischen einem Drahtreifen<br />
und einem «SS»-Reifen oder «Straight-Side>-Reifen<br />
ein Unterschied? A. R. in Z.<br />
Antwort: Der Drahtreifen (auch «SS»-,<br />
«Straight-Side»-Reifen genannt) hat als früherer<br />
ausgesprochener Rennwagenreifen den Vorteil, dass<br />
er bei ungenügendem oder ganz fehlendem Luftdruck<br />
nicht von der Felge abspringen kann wie der<br />
Wulstreifen. Beim Wulstreifen dagegen hört die<br />
Hakenwirkung der Wülste sofort auf, wenn der<br />
Luftdruck unter ein gewisses Minimum gesunken<br />
ist Unter der Wirkung der Zentrifugalkraft können<br />
sich dann die Wulste bei höheren Geschwindigkeiten<br />
so stark dehnen, dass sie über die Felgenränder<br />
hinausgleiten. Aber auch schon beim sehr<br />
raschen Durchfahren, von. Kurven kann ein nicht<br />
ganz prall aufgepumpter Wulstreifen gelegentlich<br />
aus der Felge gedrückt werden.<br />
Beim Drahtreifen dagegen haben die Innenränder<br />
des Reifens eine undehnbare Drahtseileinlage.<br />
Der Drahtreifen sitzt deshalb unbedingt fest.<br />
Allerdings macht er die Anwendung besonderer Felgen<br />
notwendig, weil er sonst auch zu Reparaturen<br />
u. dgl. kaum abgenommen oder montiert werden<br />
könnte. Während in Amerika hauptsächlich die geteilte<br />
oder teilbare Felge benützt wird, ziehen die<br />
meisten europäischen Konstrukteure die Drahtreifen<br />
auf sog. Tiefbettfelgen auf, über die wir schon eingehend<br />
berichtet haben.<br />
Die beistehende Skizze zeigt Danen den Unterschied<br />
im Verhalten eines Drahtreifens und eines<br />
Wulstreifens, die beide ungenügend aufgepumpt<br />
seien, beim Durchfahren einer Kurve.<br />
Frage 7611, Vorteile der Verchromunfl. Welche<br />
Vorteile bietet die Verchromungr gegenüber der Vernicklung?<br />
"Warum werden bei den neueren Wagen<br />
die glänzenden Teile fast immer verchromt?<br />
G. I. in Z.<br />
Antwort: Die Verchromung besitzt eine mechanisch<br />
und chemisch viel grössere Widerstandskraft<br />
als die Vernicklung. Infolge ihrer Härte bleiben<br />
hier die feinen Kratzer, welche mit der Zeit<br />
ein Mattwerden vernickelter Teile verursachen, auch<br />
bei unsachgemässer Behandlung vollkommen aus.<br />
Der verchromte Gegenstand «läuft auch nicht an»,<br />
da infolge der erwähnten hohen chemischen Widerstandsfähigkeit<br />
die Oxydation durch die Atmosphäre<br />
ausbleibt. (Fortsetzung Seite 12.)<br />
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12 AUTOMOBIL-RCVUE <strong>1930</strong> - N°<br />
Schliesslich wäre noch der erhöhte, durch die<br />
Verchromung gewährleistete Rostschutz hervorzuheben,<br />
der indirekt dadurch zustandekommt, dass<br />
der Chrom-Niederschlag nur auf sorgfältig präparierten,<br />
meist zuerst verkupferten und vernickelten<br />
Unterlagen hält, die ihrerseits schon nahezu rostsicher<br />
sind. y.<br />
Frage 7612. Auto mit Zweitaktmotor. Was ist<br />
prinzipiell von den Kleinautomobilen mit Zweitaktmotor<br />
zu halten, wie sie in den letzten Jahren auf<br />
den Markt gebracht worden sind? Kann ein solches<br />
Kleinauto abgesehen vom Preis die Konkurrenz mit<br />
einem Viertakter aushalten? Ist der Zweitaktmotor<br />
beim Automobil überhaupt lebensfähig? K. H. in L.<br />
Antwort: Der beste Beweis der Lebensfähigkeit<br />
des Zweitaktmotors bei Automobilen ist dadurch<br />
geliefert, dass immer mehr Fabriken solche<br />
Wagen mit Erfolg bauen und vertreiben. Mehrere<br />
tausend Zweitaktautos sind schon längere Zeit anstandslos<br />
im Betriebe. Selbst ohne Kompressor, im<br />
einfachen Dreikanalsystem arbeitend, bei theoretisch<br />
unvollkommener Zylinderladung, hat der Zweitaktmotor<br />
den Viertaktern gleichen Inhalts gegenüber<br />
den Vorteil eines grösseren Anzugsmomentes, eine<br />
sehr wertvolle und vielgesuchte Eigenschaft. Praktisch<br />
genommen, ist al30 die Zylinderladung hinreichend.<br />
Es ist wahr, dass der Motor bei Leerlauf<br />
etwas unregelmässig; nicht aber hart läuft —<br />
aber welcher praktische Wagenbesitzer lest dieser<br />
Eigenschaft Wert bei, wenn er hierfür durch die<br />
ureinfache Konstruktion und Bedienung der Maschine<br />
sowie auch deren relativ geringen Brennstoffverbrauch<br />
und das unverhältnisrnässijr höhere<br />
Anzugsmoment reichlich entschädigt ist? Im Bereiche<br />
der kleinen Wagen bis zu 1000 com Inhalt<br />
kann der Zweitaktmotor ohne Kompressor ruhig<br />
mit dem Viertakter in Konkurrenz treten; praktisch<br />
genommen, ist er ihm unter manchen Umständen<br />
sogar übejlegen.<br />
at.<br />
Frage 7613. Feuchte Garage. Ich erstellte vor<br />
einigen Jahren einen Garageneubau, vollständig in<br />
Peton, und zwar an einem Abhang. Als Dach dient<br />
eine flache Decke aus armiertem Beton, mit einem<br />
aussern. Verputz aus einer undurchlässigen Mischung.<br />
Bei kaltem Wetter setzt sich nun an der Decke<br />
im Innern sogenannter Duft oder Reif an, welcher<br />
dann bei warmem Wetter in Form von Wassertropfen<br />
auf den Wagen hinuntertropft, auch jetzt<br />
bei dem milden, aber feuchten Wetter. Diese Tropfen<br />
sind dann am Wa-gen fast nicht mehr wegzubringen.<br />
Ich muss noch beifügen, dase die Garage<br />
im Innern nur, einen Zementverputz hat.<br />
Wie könnte ich dieses Tropfen von der Decke<br />
wegbringen ? D. H. in S.<br />
Antwort: Die Feuchtigkeit der Decke rührt<br />
von Sickerwassßr her, das aus dem Boden des Abhanges<br />
kommt, sioh an der bergseitigen Wand der<br />
Garage staut, in dieser Wand hochsteigt und<br />
schliesslich in die Decke gelangt. Um die Decke<br />
trockenzulegen, wird am besten die bergseitige<br />
Wand der Gara-ge gegen Wasseraufnahme isoliert.<br />
Hinter der Wand muss dazu ein Schlitz gegraben<br />
und dann die Wand selbst mit Dachpappe oder einem<br />
ähnlichen wasserdichten Material belegt werden.<br />
Die Decke selbst erfordert wahrscheinlich<br />
keine besondere Isolation nach oben, wenn sie nicht<br />
sehr tief •mit Erde bedeckt ist. Das Sickerwasser<br />
hält sich nämlich meist nur in tieferen Erdschichten<br />
auf und durchdringt Beton in der hier in<br />
Frage kommenden Stärke nur dann, wenn es unter<br />
einem gewissen Druck steht, wie er hier durch die<br />
Stan-wirkung der Garagen-Bergwand entsteht.<br />
Eine andere Lösung bestände daiin. die Decke<br />
auf der Innenseite zu isolieren. Wenn der Erfolg<br />
ebensogut sein soll, wie beim oben angegebenen<br />
Verfahren, entstehen, jedoch hierbei wahrscheinlich<br />
bedeutend grössere Kosten.<br />
Kolben Im Kraftfahrzeugbau. <strong>1930</strong>. Von DipL-<br />
Ing. Ernst Mahle, Stuttgart. Verlag Deutsche Motor-Zeitschrift,<br />
Dresden-A 19. Preis M. 1.60 (Voreinsendung)<br />
bezw. M. 1.50 (Nachnahme). — Diese<br />
soeben erschienene Schrift über Kolben, im Kraftfahrzeugbau<br />
bietet allen Interessenten eine gute<br />
Gelegenheit, eich kurz und klar über den augenblicklichen<br />
Stand der Kolbenmaterie zu unterrichten.<br />
Der Aufsatz ist geteilt in die Forderungen an<br />
einen Kolbenwerkstoff, und zwar: geringes Gewicht,<br />
gute Laufeigenschaft, gute Wärmeleitfähigkeit,<br />
ruhiger Ganig, und in eine Beschreibung der<br />
augenblicklich verwendeten Kolbenarten, nämlich:<br />
Grauguss-, Elektron- und Aluminumkolhen, Ferner<br />
werden ausführlich die drei Wege beschrieben,<br />
die zur Beseitigung des Kolbenklaipperns beachritten<br />
wurden, und zwar: hochprozentige Aluminium-<br />
Silicium-Legierungen, Konstruktion der sog. Sßhlitzmantelkolben<br />
und Entwicklung der Leichtmetallkolben<br />
mit Invaxstreifen. Dann wird noch kurz<br />
auf einige Sonderkonstruktionen hingewiesen, ferner<br />
auf die Zusammenhänge eines Ruten Kolbenlaufs<br />
mit den andern Motorteilen, wobei auch auf<br />
die Bedeutung der eogenannlten Oberschmierung<br />
hingewiesen wird.<br />
Die Reparaturwerkstatt. Von In«, Alfred Nauck.<br />
Preis 6.60 Rm. Dr. Max Jänecke Verlagsbuchhandlung,<br />
Leipzig <strong>1930</strong>.<br />
Die Motorisierung des Verkehrs einerseits und<br />
die Mechanisierung der Landwirtschaft anderseits<br />
haben zu der wachsenden Bedeutung der Reparaturwerkstätten<br />
geführt. Die Entwicklung dieser<br />
Betriebe geht dahin, sie mehr und mehr zu selbständigen,<br />
der Art und dem Wesen der Reparaturen<br />
angepassten Unternehmungen einzurichten und<br />
zu betreiben.<br />
Diesen Aufgaben sucht das vorliegende Werk<br />
gerecht zu werden. Es behandelt runächst die<br />
Betriebstechnik und die Betriebswirtschaft einer<br />
Reparaturwerkstatt, umschreibt die Richtlinien, die<br />
im Verkehr mit der Kundschaft anzuwenden sind<br />
und gibt fachliche Ratschläge für die beste Ausgestaltung<br />
einer Werkstatt. Hier finden wir die Kapitel<br />
: Aufgaben der Reparaturwerkstätten. — Die<br />
Reparaturwerkstatt. — Gang einer Reparatur<br />
durch die Werkstatt, — Reparaturkosten. — Die<br />
Leitung einer Reparaturwerkstatt. — Reparaturwerkstatt<br />
und Kundschaft. —cDienst am Kunden».<br />
— Amortisation der Reparaturwerkstatt. — Elektrizität<br />
in der Reparaturwerkstatt. — Heizung, Beleuchtung<br />
und Lüftung der Werkstatt. — Berechnung<br />
von Riementrieben. — Werkzeug und Arbeitsmaschinen.<br />
— Zeitgemässe Messwerkzeuge. —<br />
Aggregate zur Prüfung von Verbrenntmüsmotoren.<br />
— Technische Tabellen für die Werkstau.<br />
Der zweite Teil stellt die für jede Reparaturwerkstatt<br />
hochwichtigen, autogenen und elektrischen<br />
Schweissverfahren dar. Im letzten Abschnitt<br />
werden beaner(ken®weTte Ausführungen über das<br />
weite Gebiet der Werkstattpraxis gemacht. Hier<br />
findet der Fachmann wertvolle Arbeitsverfahren,<br />
Werkstattwinke und dergleichen mehr, nach den<br />
Gesichtepunkten der praktischen Nutzanwendung<br />
ausgewählt und zusammengestellt.<br />
Touristik-Bulletin des A. C. S.<br />
vom 30. Mai <strong>1930</strong>.<br />
Strassen.<br />
Schweiz. In der Schweiz offene Alpenstrassen :<br />
Brünig, Etroits, Finstermünz, Forclaz. Jaun, Julier,<br />
Lenzerheide, Maloja, Marchairuz. Molendruz,<br />
Montets, Morgins, Mosses, Ofen. Pillon. Saanenmöser,<br />
St. Gergue, Schelten, Sohyn, Simplon, Vue<br />
des Alpes, Weissenstein, Wolfgang.<br />
In der Befahrbarkeit der übrigen schweizerischen<br />
Alpenstrassen ist gegenüber der Vorwoche<br />
keine nennenswerte Aenderung zu verzeichnen. Am<br />
Simplon mussten die Schneeräumungsarbeiten wegen<br />
grosser Lawinengefahr in der Kaltwasserzone<br />
unterbrochen werden. Heute und morgen werden<br />
die Durchschlagsarbeiten mit verstärkten Mannschaften<br />
wieder aufgenommen und dürfte die<br />
durchgehende Oeffnung Sonntag, den 1. Juni, bestimmt<br />
erwartet werden.<br />
Im Gantrisch ist die Strasse Gurnigelbad-<br />
Schwefelbergbad schneefrei geworden, der Wagenverkehr<br />
jedoch auf der Zufahrtsstrecke Zollhaue-<br />
Schwefelbergbad wegen Rutschungen bis zirka<br />
15 Juni gesperrt.<br />
Frankreich. Offene Alpenstrassen: Axavis,<br />
Bayard, Bleyne, Braus, Cabre, Croix-Haute, Cucheron,<br />
Frene, Gets, Lautaret, Madeleine, Maure,<br />
Megeve, Mont-Cenis, Mont-Genevre. Ornon, Plainpalais,<br />
Porte, Rousset, St-Jean. Toutes Aures.<br />
Oesterreich. Sämtliche, dem Automobilverkehr<br />
offene, Hoohstrassen. sind schneefrei.<br />
Italien. Im Dolomitengebiet offene Strapsen:<br />
Andalo bei MoJveno, Aprica, Brennero (wegen<br />
SprengungsaTbeiten auf Italienerseitö sehr vorsichtig<br />
zu befahren), GimaJbanohe bei Schluderbach,<br />
Pian delle Fugme, Karer, Mauria. Mendola,<br />
Monte Croce di Comelico, Resia, Tonale.<br />
Verkehrsvorschriften. — Oesterreich.<br />
Zu den jüngst erfolgten Mitteilungen über d;e<br />
neue Besteuerung ausländischer Kraftwagen in Tirol<br />
ist ergänzend nachzutragen, dass die Art der<br />
Airolo ab: 6.16 7.54*8.45 9.23*11.46 13.50*<br />
Göschenen an- 6.31 8.22 9.00 9.51 12.01 14.19<br />
14.58 15.10* 16.56* 19.27 20.40<br />
15.13 15.38 17.25 19.42 20.56<br />
S. Transport als Frachtgut:<br />
Göschenen ab: 8.37* 15.1a*<br />
Airolo an: 9.08 15.45<br />
Adrolo ab : 7.54* 15.10*<br />
Göschenen an : 8.22 15.38*<br />
Die Genossenschaft «Autoverkehr Signau-Egglwil-<br />
Besteuerung der längeren Aufenthalte zu 5, 15, 30<br />
Röthenbach» hielt Sonntag den 4. Mai in Röthenbach<br />
ihre 11. Generalversammlung ab. Nach der<br />
und 60 Tagen keine Aenderung erfahren hat. Bei<br />
vorgelegten Jahresrechnung pro 1929 wurden auf<br />
kürzeren Aufenthalten, im sogenannten Ausflugsverkehr,<br />
löst man jetzt die neu eingeführte Tages-<br />
tind 23 700 Personen befördert. Die Gesamt-Betriebs-<br />
der konzessionierten Strecke 31490 km gefahren<br />
steuer zu S. 5 für Automobile oder .S. 3 für Motorräder<br />
mit und ohne Beiwagen.<br />
wagenbetrieb betrugen Fr. 58 531.30. Nach Abzug<br />
einnahmen, Personenverkehr, Lustfahrten und Last-<br />
Transport von Automobilen durch den St. Gotthard- der Ausgaben und üblichen Abschreibungen verbleibt<br />
laut Gewinn- und Verlustrechnung noch ein<br />
Tunnel.<br />
Ab 15. Mai <strong>1930</strong> hahen folgende An- und Abfahrtzeiten<br />
Gültigkeit:<br />
1. Tramsport als Eilgut:<br />
Göschenen ab: 8.37*9.14 14.351 15.15*17 42 20.09<br />
Airolo an: 9.08 9.29 14.51 15.45 17.58 20.25<br />
Airolo ab : 6.16 7.54* 8.45 9.23* 13.50* 14.58<br />
Aktivsaldo von Fr. 6408.15. Es wurden daraus<br />
Fr. 2000.— dem Alters- und Invalidenfonds zugewiesen,<br />
Fr. 2125.— zu 5%iger Verzinsung des Genossenschaftskapitals<br />
verwendet, und der Rest wird<br />
auf neue Rechnung vorgetragen. Am 15. Mai wurde<br />
der Betrieb -dahin erweitert, dass die Strecke<br />
Göschenen an: 6.31 8.22 9.00 9.51 14.19 15.13Schüpbach-Langnau auf eigene Rechnung, durch<br />
15.10* 16.56*20.40<br />
drei tägliche Kurse, geführt wird. Ferner wird zwischen<br />
Signau und Eggiwii ein Vormittagskurs ein-<br />
15.38 17.251 20.56<br />
2. Transport als Gepäckgut:<br />
gereiht. Die Genossenschaft besitzt heute drei Omnibusse<br />
und einen Lastwagen mit Anhänger. Göschenen ab: 7,18 8.37*9.14 10.56 14.36 15.15*<br />
Anfang<br />
Airolo an: 7.34 9.08 9.29 11.12 14.51 15.45<br />
A 17.42 . 20.09<br />
' 17.58 20.25<br />
• nur an Werktagen.<br />
Aus<br />
«Ben Veibänden<br />
CHAUFFEUR-VEREIN ZU-<br />
RICH. Monatsversammiung:Mittwoch,<br />
den 4. Juni <strong>1930</strong>. abends<br />
8 Uhr, im Vereinslokal. Restaurant<br />
du Pont (1. Stock). In Erwartung<br />
eines vollzähligen Besuches<br />
grüsst Sie Der Vorstand.<br />
Die Probebilder der Schwarzwaldfahrt<br />
liegen zur Einsicht<br />
Auf und können bei unserem Aktivmitglied Gantenbein<br />
Joseph, Otelfingen, bestellt werden. (Die Bilder<br />
sind sehr gut ausgefallen, wir gratulieren.)<br />
Wir erinnern unsere verehrten Mitglieder auch<br />
noch an unser Gartenfest am 15. bzw. 22. Juni <strong>1930</strong><br />
in der schön gelegenen Alhambra, Albisrieden. und<br />
rechnen heute schon auf einen Massenbesuch unserer<br />
Aktiv- und Passivmitglieder sowie der werten<br />
Angehörigen, Freunde und Gönner.<br />
Ortsgruppe Schaffhausen. Wir laden alle unsere<br />
Mitglieder zu unserer ordentlichen Monatsversammlung<br />
am 5. Juni a. c, abends 8% Uhr. im Hotel<br />
«Löwen», Schaffhausen, ein. Unser neuer Obmann<br />
Albert Landert wird den Vorsitz führen.<br />
Einige Haupttraktanden erfordern ein recht zahlreiches<br />
u. pünktl. Erscheinen. Im -weitem soll sich ein<br />
jedes Mitglied zur Pflicht machen, seine Arbeitskollegen<br />
über die Vorteile der Mitgliedschaft des<br />
Chauffeurvereins Zürich, Ortsgruppe Schaffhausen,<br />
aufzuklären und an der Monatsversammlung einzuführen.<br />
»tisdiafift dies<br />
Juni wird ein ganz neuer, komfortabler, mit den<br />
letzten Neuerungen versehener 26-Plätzer Car Alpin<br />
eingestellt.<br />
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3 Juin Herisau mardi 10 Juin<br />
Grangea » 3 Glaris mercredi 11 »<br />
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Bern«<br />
Friberarg<br />
vendredi<br />
eamedi<br />
6<br />
7<br />
Lausanne<br />
Sion<br />
lundi<br />
mardi<br />
16<br />
17<br />
Weinfelden lundi 8 Genöve mercredi<br />
IQ<br />
ßt-Gall mardi 10<br />
se<br />
1 solche Unze<br />
auf 10 Liter<br />
Benzin.<br />
J'ai le plaisir de vous informer que pour ce qui concerne ma voiture, une Willys-<br />
Knight 6 cyl. sans soupapes, les resultats obtenus sont vraiment etonnants. Voulant xne<br />
rendre compte le l'effet de cette huile apres un parcours da 15 000 kilometres en six<br />
mois, j'ai demonte mon moteur et constate avec plaisir ce qui suit:<br />
Toutcs les pieces intactes et aueun jeu quelconque; partio superieure de3 chemises<br />
et des pistons absolument bien lubrifiees, ce qui n'est pas le cas en employant de la<br />
benzine sans « Miracle Oil» ou en y ajoutant seulement de l'huile ordinaire. Ce dernier<br />
procede que le representant des Willys-Knight a Geneve m'avait recommandö a du reste<br />
donne de mauvais resultats, ayant pu constater qu'il provoquait un encrassement anormal<br />
du moteur.<br />
Avec l'emploi de votre huile j'ai en outre constatS que mon moteur ne chauffe pas<br />
du tout, meme en escaladant les cols Suisses les plus difficiles et qa'il en resulte une<br />
economie appreciable d'essence.<br />
Das Original kann eingesehen werden.<br />
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Zeppelinfahrt des A. C. S.<br />
Für die vom Automobil-Club der Schweiz<br />
geplante Zeppelinfahrt nach Spitzbergen sind<br />
schon verschiedene Anmeldungen eingegangen,<br />
und es macht sich nach und nach immer<br />
grösseres Interesse für die Fahrt geltend.<br />
Das Luftschiff ist nun definitiv gechartert<br />
worden und ist die Abfahrt auf den 8. Juli<br />
angesetzt. Die Fahrt wird vier Tage dauern<br />
und über Deutschland, Dänemark, Norwegen<br />
und die Bäreninsel nach Spitzbergen führen<br />
und auf der Rückfahrt über Schweden,<br />
land und Deutschland gehen. Der Fahrpreis<br />
ist auf 3000 Mark angesetzt, wobei die Unfallversicherung,<br />
Verpflegung etc. mit inbegriffen<br />
ist. An Gepäck können 15 kg pro Person<br />
mitgenommen werden. Die maximale<br />
Passagierzahl ist auf 20 angesetzt.<br />
Es ist dies das erste Mal, dass das Luftschiff<br />
« Qraf Zeppelin » diese nordischen Gebiete<br />
aufsucht, und bildet die Fahrt wohl für<br />
alle Teilnehmer ein einzigartiges Erlebnis an<br />
herrlichen Reiseeindrücken.<br />
Das Touristikbureau der Sektion Zürich<br />
des A. C. S. ist bereit, allen Interessenten<br />
erschöpfende Auskunft über die Fährt und die<br />
gesamte Organisation zu geben und werden<br />
dortselbst die' Anmeldungen entgegengenommen.<br />
Im Grossen Rat von Graubünden ist eine<br />
Motion eingereicht worden, wonach der<br />
Kleine Rat eingeladen wird, die Frage zu<br />
prüfen und darüber Bericht und Antrag einzubringen,<br />
wonach das kantonale Strassengesetz<br />
in dem Sinne abzuändern sei, dass der<br />
Verkehr mit Lastautomobilen auf sämtlichen<br />
Strassen des Kantons gestattet wird. bi.<br />
Ausbau der Kantonsstrassen in Arosa und<br />
Davos. Die Gemeinden Arosa und Davos<br />
projektieren den Ausbau ihrer wichtigen<br />
Strassenzüge. Arosa plant die Korrektion<br />
der Dorfstrasse. Sie soll verbreitert und mit<br />
modernen, staubfreien und schalldämpfenden<br />
Belägen versehen werden. Der Grosse Rat<br />
bewilligte an den Kostenvoranschlag von 1,3<br />
Millionen Franken einen Extrakredit von<br />
390,000 Fr. Davos will die Kantonsstrasse<br />
vom Krankenhaus Davos bis zum Bahnhofplatz<br />
Davos-Dorf umbauen lassen. Die Kosten<br />
für diesen Umbau, der ebenfalls neue<br />
Beläge vorsieht, betragen 1,759,000 Fr. Der<br />
Grosse Rat bewilligte hier einen Kredit von<br />
maximal 355,400 Fr.<br />
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Bern, Dienstag 3. Juni <strong>1930</strong> III. Blatt der „Automobil-Revue"No. 48<br />
Weise Sonnenuhr*)<br />
Das Dorf liegt wie hingewürfelt zwischen<br />
Tannendunkel und Wiesengrün. Hingewürfelt<br />
wie von einem Riesenkind. Die Kirche<br />
hockt wie eine alte, graue Gluckhenne am<br />
Dorfrand, wo ein glitzernder Bach aufgeregt<br />
dahineilt, und wo der Schäfer, im langen<br />
Mantel und Wolkenhut, gleich einer Sagengestalt,<br />
mit seiner Herde daran vorüberzieht.<br />
Sein Hund huscht wie ein flitzender Schatten<br />
um die Schafe.<br />
Und diese Kirche hat wahrhaftig nichts<br />
von kältet Heiligkeit. Sie ist eher eine Brautkammer<br />
des Herzens. Alles an ihr hat einen<br />
leise lustigen Zug. Die Wetterfahne zeigt<br />
den Heiland, wie er auf einem Esel reitet.<br />
Mit froher Handwerkerandacht hingezaubert.<br />
In den offenen, kleinen Turm fliegen Tauben<br />
und Sperlinge. Die Glocke sitzt drinnen wie<br />
ein altes, graues Greisenweiblein, das vor<br />
sich hinträumt und Geschichten ersinnt und<br />
gespannt auf die Abendschatten wartet, um<br />
dann freudig erschrocken ihre Träume und<br />
Geschichten über Dorf und Felder hinzujubeln.<br />
Und dann ist da noch, an der Sonnenseite,<br />
eine Uhr, eine richtige Sonnenuhr.<br />
Der Zeiger ist verrostet. Das Zifferblatt etwas<br />
verlöscht. Eine Uhr, die nur hieher<br />
passt, weil sie eben unmittelbar mit den ewigen<br />
Gesetzen in Verbindung steht. Man hat<br />
die Empfindung: diese Sonnenuhr zeigt nicht<br />
nur für die Bauern die Stunden an. Nein,<br />
auch für die Tiere, für den Bach und für die<br />
Bäume misst sie die Zeit. Sie ist ja so naturverbunden.<br />
Nun hat aber der Maler, der vor zwanzig<br />
Jahren wieder einmal der Kirche einen sauberen,<br />
weissen Kittel machte, eine wunderbare<br />
Idee gehabt. Als er zur Sonnenuhr kam,<br />
tauchte er seinen Pinsel tief in einen blauen<br />
Farbentopf und malte, gleichlaufend mit dem<br />
Zifferblatt, in leuchtendem Blau einen Satz<br />
hin, der nur so klingt voll lustiger Weisheit.<br />
Und der Satz gibt der Sonnenuhr eine kichernde,<br />
philosophische Würde: « Die glücklichsten<br />
Stünden zeige ich nicht an!» Wie<br />
aus der Liedertruhe von Paul Gerhard geholt,<br />
so mutet dieser Satz an. Sie hat ja tausendmal<br />
recht, die Sonnenuhr im Dorf. Die glücklichsten<br />
Stunden haben mit der Zeit nichts<br />
zu tun. Auch nichts mit einer Zeit, die die<br />
Sonnenuhr anzeigt. Die glücklichsten Stunden<br />
fallen von den Sternen und vertropfen<br />
wie funkelnde Perlen in die grüngoldene<br />
Schale der Ewigkeit.<br />
*) Aus dem „N. W, J,"<br />
Fünfzehn Minuten Trambahnfahrt vom<br />
Zentrum der Stadt aus — und «das: Land»<br />
nimmt einem auf! Nicht das Land des<br />
Sportsman oder des Ausflüglers, sondern,<br />
der Acker, die Scholle, die Erde. Vor einem<br />
wankt das Mistfass, das lächerliche und unentbehrliche<br />
ur uralte Möbel, ein Gaul zieht es,<br />
und ein Gaul zieht auch die Egge neben mir<br />
auf dem schon staubigen Feldweg, ein Bauer<br />
hält die Zügel und geht langsam hinterher,<br />
Ebene gegangen, so setzt man sich — endlich<br />
einmal wieder — in einen Feldgraben.<br />
Noch ist die Erde kalt, aber man vergisst<br />
die leichte Nässe des Bodens; • denn was<br />
kommt der Seligkeit gleich, nach Monaten<br />
wieder über die erwachende Fruchtbarkeit<br />
des Landes zu schauen? Drüben im Dunst<br />
liegen die Gaskessel der grossen Stadt, blau<br />
und voll von zartem Rhythmus liegen die<br />
Schornsteine, die niedrigen Dächer der Ziein<br />
dem merkwürdigen ehrwürdigen Schritt<br />
des Bauern von anno dazumal. Man 1 kommt<br />
sich im Stadtmantel lächerlich und recht<br />
erbärmlich vor in dieser Begleitung und erwidert<br />
beschämt den Gruss, dessen man sich<br />
nicht würdig fühlt. Und ist froh und erlö&t,<br />
wenn beide Fahrzeuge sich von einem entfernen<br />
und in dem riesigen Gelände kleiner<br />
werden. So ist man denn allein mit der<br />
Weite. Und der Acker nimmt einem buchstäblich<br />
auf. Die Sonne wärmt, wenn auch<br />
der Wind noch etwas weh tut. Vollkommen<br />
blau und voller Schwermut spannt sich<br />
der Himmel. Ein Vogel singt irgendwo<br />
ohne Pause — und man weiss als verkommener<br />
Städter seinen Namen nicht! Und<br />
ist man eine Stunde lang über die Unendlichkeit<br />
der aufgeworfenen, fast baumlosen<br />
Über Äcker<br />
Spaziergang<br />
geleien. Links gegen den Horizont steht .die<br />
erschütterndste Silhouette der Welt: der<br />
Bauer, der den Pflug führt, die beiden<br />
Gäule, die schwer nach vorn im Geschirr<br />
liegen und ziehen — hin und her und hin<br />
.und her. 0 Tut-ench-Amon und Hans<br />
Thoma und wir, wir assen und essen alle<br />
das gleiche,- mühsam heraufbeschworene<br />
Brot. Erst, wenn der letzte Ackergaul durch<br />
den Dampfpflug ersetzt sein wird, dann<br />
erst beginnt in Wahrheit 8ie «neue Zeit».<br />
Glückselig wir. die wir immer noch zur<br />
«Antike» gehören.<br />
Trotzdem kann man nicht ewig im feuchten<br />
Lehm sitzen. Man sucht am Horizont<br />
nach einem Dorf, nach einem Wirtshaus.<br />
Und findet eine Kirchturmspitze und wandert<br />
darauf zu. Alle zunächst liegenden<br />
Pfingsten<br />
Ein heiliger Sonntag, ein altes Fest<br />
Tief ist die Deutung und schwer:<br />
Geist kam vom Himmel her,<br />
Und auf alle lässt<br />
Er sich nieder: Erneurer<br />
Des Lebens durch Kraft und Feuer.<br />
Wir feiern das Fest...<br />
Und beugen uns einem heiligen Geist<br />
Der allein noch aufwärts weist. Ko.<br />
Dörfer haben die Eigentümlichkeit, dass sie<br />
aussehen wie zwanzig Minuten entfernt,<br />
und dann braucht man einein viertel Stunde,<br />
um hinzukommen. Mittlerweile bilden sich<br />
merkwürdige Schollen an den zarten Schuhsohlen,<br />
die nicht nur schwer, sondern auch<br />
schwermütig machen, und man überlegt<br />
sich, was man essen will, wenn man erst<br />
«dort» ist. Es wird wohl bis dahin drei Uhr<br />
werden, und der Bauer hat schon um zwölf<br />
Uhr Mittag, der Schmorbraten wird dann<br />
schon alle sein, oder wird aus Prinzip nic'ht<br />
mehr gewärmt werden. Das kennt man!<br />
Bleibt Kaffee — süsser, langgestreckter<br />
Hebammenkaffee, mit viel Zucker, ein Leberwurstbrot<br />
hineingetaucht — nun, kommt<br />
Zeit, kommt Rat. Und schliesslieh und<br />
endlich latscht man durch einen holprigen,<br />
ihalb dörflichen Weg, schnickt Konservendosen<br />
mit der Fussspitze in den Strassengraben.<br />
(Konservendosen sind übrigens immer<br />
die Verkünder der Nähe menschlicher<br />
Siedlungen.) Das Glöckchen vom Kirchturm<br />
bimmelt; bimmelt es, weil Samstagnachmittag<br />
ist, oder wird einer begraben?<br />
Glückliche und anständige Menschen, die<br />
noch Zeit und Geduld haben, zu läuten,<br />
wenn einer gestorben ist! Bei uns in der<br />
Stadt kommt ein dunkler Autobus — ritsch^<br />
ratsch — Türen zu —• bitte, der Nächst©!<br />
Und unter dem Läuten begegnen-einem<br />
die ersten Häuser und die ersten Sanastagsbesen.<br />
Es liegt, etwas unendlich Feierliches<br />
und auch etwas Beschämendes in der Art,<br />
wie Bauern Samstags ihre Strassen kehren.<br />
Gross, sinnvoll und unaufhaltsam ist diese<br />
Bewegung der gebückten Bücken; schrittweises<br />
Hin und Her und Hin und Her —<br />
genau die gleiche Bewegung wie das<br />
schwere, sich ewig wiederholende Trotten<br />
der pflügenden Ackerpferde. Auf allen<br />
Gassen trifft einem das mundoffene Staunen<br />
der Bauernkinder über den zwecklos wan-<br />
Heimkehr<br />
Eine Pfingst-Novelle.<br />
Sem Wagen rast durch die Landschaft. Er<br />
durchjagt Dörfer und Städte. Das Grün der<br />
hohen reifen Wiesen verschwimmt zu einem<br />
zusammenhängenden Farbenstreifen. Blütenblätter<br />
taumeln von Bäumen und streifen<br />
dem Wagen entlang zu Boden. Die Strasse<br />
dehnt sich weiss bis an den Horizont. Sein<br />
schmales Auto trägt ihn mühelos über Höhen,<br />
die Blick in die Tiefen des Landes gewähren.<br />
Dan Gras wiegt sich im Winde, wie Wellen<br />
flutet es. Blumen stehen am Strassenrand.<br />
Das ist Pfingsten — denkt er. Sonne und<br />
Stille im Herzen, lächelnde, braune Gesichter<br />
der Bauern. Manchmal macht er Halt, sitzt<br />
in eine kleine Wirtschaft, die ihm Kühle entgegenträgt,<br />
und trinkt, mit vertrocknetem<br />
Hals, während die Wirtin sich vertraulich<br />
über den Tisch neigt. Dann fährt er weiter,<br />
der Heimat zu. Zwei Tage will er wieder<br />
nach Hause, er versucht es, zu seinen Eltern,<br />
müde zu seinen Leuten. Kaum kann er sich<br />
noch erinnern. Jahrelang blieb er fern.<br />
Schwer lastet die Erinnerung an die Jugend.<br />
Nicht schwach werden!<br />
Gegen Abend fährt das Automobil, überstaubt,<br />
in die engen Gassen des kleinen<br />
Städtchens ein. Die Sonne wirft rote Streifen<br />
an den alten Häusern entlang. Leute stehen<br />
und sehen sich erstaunt um. Der Brunnen<br />
mit dem Heiligen plätschert, sprüht feinen<br />
Wasserdunst in die klare Luft. Ueber die<br />
gepflasterten Strassen fährt der Wagen dahin.<br />
Häuser drängen sich bei Kurven hervor,<br />
mit überhängenden Gabeln, mit Blumen<br />
vor den Fenstern. Gesichter überall. Schnörkel<br />
an die Hauswände gemalt. Der alte Turm<br />
des Städtchens mit der Sonnenuhr. Die Zahlen<br />
sind nur undeutlich zu erkennen. Und die<br />
zwei Eichen in der Anlage stehen immer<br />
noch da, mit den grün gestrichenen Bänken.<br />
Und im Bahnhof läuft ein Zug ein. Und die<br />
Gassen duften von Kaffee, von den Läden<br />
der Bäcker, der Metzger, der Tuchhändler.<br />
Er hat seinen Wagen auf langsame Fahrt<br />
abgebremst. Wie gut das tut. Reine Luft,<br />
Ruhe, Stille! Ein lachendes Gesicht nickt<br />
ihm zu. Und dann steht er vor dem Haus<br />
seiner Eltern. Er ist daheim.<br />
Noch immer ist das Gartentor nicht in Ordnung.<br />
Da muss man doch einmal nachsehen...<br />
Und die Treppe ist einladend, er<br />
ersteigt sie. Mit der bestaubten Hand drückt<br />
er die Klingel, die das Haus durchschrillt.<br />
Die Mutter gibt ihm die Hand:<br />
« Gut, dass du wieder da bist...»<br />
Der Vater sitzt vor ihm und schweigt,<br />
sieht ihn an. Die Stube ist voll vom Lichte<br />
der untergehenden Sonne. Die Fenster sind<br />
offen. Grüne Bäume stehen im Garten. Der<br />
Kaffee dampft. Das Brot knistert. Die Uhr<br />
tickt leise. Er steht auf, geht umher. Wirft<br />
sich in einen Sessel, atmet und schweigt<br />
lange.<br />
Geht durch alle Zimmer, streicht über die<br />
Wände, bleibt in den Räumen seiner Jugend<br />
lange versunken, tritt an den Bücherschrank.<br />
'Seine Märchenbücher sind da. Sauber in<br />
einer Reihe. Und an der Wand die Erinnerung<br />
an die Studienzeit. Die Mütze. Das<br />
Band. Die verdorrten Zweige und die Blumen.<br />
Die Tapeten sind blumig. Draussen<br />
hört man die Kinder lachen. Er sitzt am<br />
Fenster und sie lassen ihn allein.<br />
Später kommt seine Mutter wieder. Sie<br />
bleibt im Zimmer stehen und sieht zu Boden.<br />
Er tritt auf sie zu und schüttelt den Kopf.<br />
« Warum kommst du nie nach Hause? »<br />
«Ich weiss es nicht.»<br />
« Fürchtest du dich? »<br />
« Ja, Mutter.»<br />
« Sie ist unten.»<br />
«Vielleicht muss ich heute schon wieder<br />
gehen.»<br />
Seine Jugendfreundin steht im Garten, sie<br />
spielt mit dem Hund. Er tritt zu ihr und<br />
grüsst sie. Sie errötet. Verzweifelt reisst er<br />
an dem grünen Laub des jungen Baumes.<br />
Dann gehen sie durch den Garten, bleiben<br />
lange stehen. Sie spricht wenig und ist verlegen.<br />
Ihr Gesicht ist schmal und krankhaft<br />
blass.<br />
Es wird kühl. Man muss ins Haus. Die<br />
ersten Lichter erglühen. Ihre Augen weiten<br />
sich, die Lippen werden weiss, der Körper<br />
bäumt sich auf, macht eine halbe Drehung<br />
und dann weint sie lautlos in das Taschentuch.<br />
Er geht ins Haus, reicht der Mutter die<br />
Hand. Der Wagen donnert auf, die weissen<br />
Lichtkegel stürmen in die einbrechende<br />
Nacht hinaus. Fahren, rasen, vergessen...<br />
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18 AUTOMOBIL-REVUE <strong>1930</strong> - N» 48<br />
dernden Städter. Man steuert nach der<br />
Kirche, denn nahe bei der Kirche pflegt das<br />
Wirtshaus zu sein. Wenn man dann die<br />
Klinke niederdrückt an der Tür «Zum Adler»<br />
oder «Zum Taunusblick» und über einem<br />
eine missratene Schelle scheppert, dann ist<br />
man daheim und wieder einmal geborgen.<br />
Was die Kulturhistoriker auch sagen mögen<br />
— alle Landwirtshäuser sind einander<br />
ähnlich. Gegenüber der Tür hängt lächerlich<br />
hoch der längliche Spiegel, von Mücken<br />
besudelt. Knöchern und hellbraun sind die<br />
Tische, knöchern und hellbraun die nach<br />
hinten ausgebuchteten Stuhllehnen der<br />
Stühle, auf denen man schlecht, aber dauerhaft<br />
sitzt. Bleiben immer noch am behaglichsten<br />
die schmalen Bänke der Wand entlang.<br />
Ueberall grüsst das Grammophon,<br />
Ich möchte mal in einem Packard sitzen...<br />
Zu gleicher Zeit in einem Strassengraben<br />
stehn...<br />
Und dann gelangweilt an mir selbst vorüberflitzen.<br />
Und mich recht lässig grüssen. Das war<br />
schön.<br />
Das kleinste Baby lernt schon 'Autofahren.<br />
(Der liebe Gott fährt sicher nur Rolls-Royce)<br />
Ich fange nun auch sachte an zu sparen<br />
Und hab' in vierzehn Jahren sicher schon<br />
die Pneus.<br />
Es gilt den Zeitgeist durch das Ziel zu jagen,<br />
Der Führerschein wird langsam zum<br />
Komplex...'!<br />
Die Stadt ertrinkt in blanklackierten Wagen —<<br />
Ein Pferd wirkt lediglich als ungraziöser<br />
Klecks.<br />
Der 'Asphalt dampft. Man frisst sich durch<br />
die Gasse.<br />
Das Auto hält die Menschheit auf dem Trab —<br />
Nun sei betankt, mein lieber Ford! Ich haue<br />
Gemütlich mit 'ner halben Ponystärke ab.<br />
C*Ulk»).<br />
Als der Kellner sich vom Tisch, an dem Wilm<br />
und Ralph in einer Ecke des kleinen Restaurants<br />
Platz genommen haben, entfernt hat, lehnt sich<br />
Wilm zurück und sagt: «Ich suche eine Frau für<br />
den Sommer, will von Juni bis September verreisen,<br />
habe wahnsinnig gearbeitet, jetzt lass ich den Kram<br />
mal liegen. Sie soll mit.»<br />
Ralph macht eine Grimasse: cVier Monate lang<br />
ein und dieselbe Frau? Du hast Mut — lass nur<br />
nichts Lebenslängliches draus werdenl»<br />
Wilm lächelt unmerklich.<br />
«Und wie ist die Wahl ausgefallen?» fragt<br />
Ralph.<br />
«Ich war im Golfklub, sie fiel mir. auf, weil sie<br />
ganz bescheiden von ihrem «bisschen» Sport sprach.<br />
Such das mal bei einer modernen Frau!»<br />
cWie sah sie- aus?»<br />
«Blond. Stimmt — blond. Und lacht sehr<br />
'hübsch ... heisst Barbara.»<br />
Er schaut auf das Glas vor sich, er hält seine<br />
ruhigen, grossen, gutgeformten Hände vor sich auf<br />
dem Tisch und schiebt sie langsam ineinander. «Sie<br />
muss damit rechnen, dass wir Launen haben, was<br />
übrigens riesig bequem ist... Selbstverständlich<br />
muss sie sich gut anziehen, sehr gut, ;aber sie darf<br />
.nicht davon reden. Und praktisch. Vernünftiges<br />
Schuhwerk. Oelzeug. Fliegen will ich auch. Seekrank<br />
darf sie nicht werden.> Und er denkt wieder<br />
— mit einer schmerzhaften Intensität denkt es<br />
plötzlich in ihm: Aber vor allem soll sie still sein<br />
und einfach. Muss sich schon mit Männern auskennen.<br />
Anschmiegsam, aber kein Efeu!<br />
Nun, so still, wie er sich das wünscht, ist diese<br />
Barbara gar nicht. Er trifft sie im Theater — wie<br />
sie im Foyer auf ihn zukommt, hat er Lampenfieber,<br />
richtiges albernes Lampenfieber. Er geht<br />
neben ihr auf und ab, sie plaudert, er schweigt. Sie<br />
hat eine so helle, unbeschwerte Energie, eine mühelose<br />
Zielsicherheit — er sieht, dass sie gut gewachsen<br />
ist, zu den lichtblonden Haaren aber hat sie<br />
eine gebräunte Haut, ganz südlich.<br />
Nach zwei Wochen bittet sie ihn zum Tee. Das<br />
wird eine finstere Stunde,'eine ganz unerwünschte.<br />
Sie will «das Geschäftliche» besprechen. Sie will<br />
nicht sein Gast sein. Das Auto will sie gern benutzen,<br />
aber im Hotel, auf der Bahn zahlt sie selber.<br />
Er sagt «verdammtes Zartgefühl» — wie es heraus<br />
ist, tut' ihm leid, aber er denkt: nur nicht merken<br />
lassen, dass so was imponiert. Recht hat sie; damit<br />
sie mir fortlaufen kann, wenn es ihr nicht mehr<br />
passt. Eigentlich recht vernünftig und nicht kurzsichtig.<br />
Eine Woche später erfährt er, dass sie bereits<br />
zwei Jahre verheiratet gewesen und seit einem<br />
Jahr geschieden ist. Sie lächelt etwas nachsichtig,<br />
als sie das erzählt.<br />
Wie alt ist sie eigentlich? denkt Wilm.<br />
Abreise. Sie fahren zuerst nach Sils Maria,<br />
das Bierplakat, der merkwürdige silberne<br />
Alkoholspender auf dem hohen Schanktisch.<br />
Stumm und monumental lehnt die<br />
angejahrte Wirtin als Büste über dem<br />
sem Wort los; als ob ein Unglück darin verborgen<br />
durchlöcherten Blech der Theke: «Warmes<br />
sei. Es ist wie ein Schatten auf dem Tag. Später...<br />
Essen sei nicht mehr da.» Ich war darauf<br />
Eines Nachts geht ein Wolkenbruch nieder und<br />
gefasst. «Aber Speck'mit Eier?» «Ja, und<br />
reisst eine Ecke des Hauses glatt weg. Am nächsten<br />
Tag werden Leute aus dem Dorf beordert, die<br />
Kaffee!» Stille Seligkeit des Müdseins,<br />
Stieren auf den Aschenbecher, der unter<br />
aus roh behauenen Feldsteinen mit grossem Geschick<br />
die Lücke wieder auffüllen. Wilm arbeitet<br />
Glas einem das beste Waschmittel ins Gehirn<br />
hämmert. 0 wohlbekannter Senftopf, lich fühlt sich Wilm ganz allein; manchmal sieht sen an die Baustelle, sie lachen wie Kinder, die<br />
wechseln bald nach Maloja. Merkwürdig: eigent-<br />
mit, es macht ihm Spass; Braa bringt ihm das Es-<br />
leicht schmutziger und spruchgeschmückter er mit Erstaunen diese Frau an seiner Seite. Nun, Maurer spielen. Und nun geschieht doch ein kleines<br />
da der Plan sich erfüllt, läuft alles ganz anders. Unglück: Braa schleppt mit Steine — alle sind ja<br />
Bieruntersatz, Salzfass ans gepresstem Glas Wenn sie allein mit ihm zusammen ist, hat sie mit solchem Eifer dabei —, und sie lässt einen<br />
mit hartgewordenem Salz. Nebenan höre manchmal ihre Schweigetage. Wilm findet sich da Stein auf Wilms Fuss fallen. Einige Tage liegt er<br />
ich die Wirtin die Eier aufschlagen, ein zuerst nicht zurecht. Spart sie sich für eine Zeit fest. Sie ist ganz verstört, sie ist viel tiefer erschrocken<br />
als er — er begreift nicht, wie sie sich<br />
Hahn kräht in das mittäglich ausgestorbene auf, die noch kommt? Aber es tut ihm wohl, wenn<br />
sie so Vor sich hinschweigt; es steckt ihn behaglich-an.<br />
- -.; ;._.. ._. J .„..„„. . = •-•-.,*!.»„«wollte dir »nicht weh turn,» sagt sie, and es klingt,<br />
den kleinen Unfall so zu Herzen nehmen kann. «Ich<br />
Dorf, von dem ich — hallelujah — nicht den<br />
Namen weiss. Ein Ausrufer schellt durch Nach vierzehn Tagen brechen sie in die Kar- ä ,als wolle sie sich für etwas ganz anderes entschuldigen.<br />
Sie ist von einer so schmerzlichen Zärtlich-<br />
die Gassen, ruft monoton Dinge a/us, die pathen auf, nachdem der Wagen _gröindlich überholt<br />
ist.<br />
keit zu ihm, dass er sie manchmal zurückhält und<br />
wohl jeder Eier weiss und die mich nichts<br />
angehen. Leer und totenstill liegt die Wirtsstube.<br />
Eine Fliege surrt um das Gebäck, hinein in die 'kläffenden Täler, er ist wie vom Dann kommt der letzte Tag im Gebirge;' die<br />
Berge — Berge! Wilm dringt immer höher hinauf<br />
siu den mächtigen Bergrücken, immer tiefer er eigentlich sagen möchte.<br />
fragen will; aber es ist ihm nicht recht klar, was<br />
das auf handtuchbedeckten Brettern rund Rausch erfasst; das Gewaltsame seiner Natur, dieser<br />
Kontrast von Beherrschtheit und Heftigkeit Esel satteln. Der Tag ist warm und hell wie jeder<br />
Koffern sind schon gepackt, bald wird man die<br />
um den Ofen liegt und aufgehen soll, weil<br />
morgen Sonntag ist. Müd streckt man die scheint sich zu lösen.<br />
andere vor ihm gewesen, und wird zurücksinken in<br />
Beine auf den gestrichenen Holzboden; die Auf einer freien sonnigen Höhe steht ein kleines die Nacht wie jeder andere nach ihm. Wilm hat<br />
Hotel, da ruhen die beiden für einige Tage. Sie sich vorgenommen — nein, es ist nicht nötig, etwas<br />
Schuhe hängen an den Füssen. fremd und haben Zeit zum Denken, zum Nichtdenken. Sie zu' sagen ; Braa gehÖTt ihm so ganz, es wäre- Anmassung,<br />
Mangel an Zartgefühl. Er lässt die Stun-<br />
schwer von feuchter Erde.<br />
gehen über eine Halde. Ueber ihnen hängt eine<br />
Felswand, rissig, feucht, bereit niederzustürzen. Die den entgleiten, da er noch einsam mit ihr ist.<br />
- (*Frkf. Ztg.») Sonne blendet so stark, dass sie die Lider gesenkt Sie reiten nach Spalato und schiffen sich direkt<br />
halten müssen; sie schreiten hintereinander und sehen<br />
nur den braunen Boden zu ihren Füssen. Aber Berlin an der Arbeit sein.<br />
nach Venedig ein. In zwei Tagen wird er wieder in<br />
sie fühlen die duftende Stille und die Wärme ringsum.<br />
Wilm sieht die Schritte der Frau vor sich, die Die letzten Stunden ihrer Reise verbringen sie<br />
Beine, den Rücken — er macht -plötzlich ein paar in einem gleichgültigen Hotelzimmer. Sie schwei-<br />
Die Polizei dichtet.<br />
Die Polizeiverwaltung des Städtchens<br />
Lauenburg a. d. Elbe liefert einen bemerkenswerten<br />
Beitrag zur Frage der Verkehrsformen<br />
zwischen Polizei und Publikum. Sie<br />
wendet sich in einer Bekanntmachung, unter<br />
gänzlicher Vernachlässigung des sonst üblichen<br />
Befehlstons, mit folgenden freundlichen<br />
Versen an die Bevölkerung :<br />
Willst du liebe Nachbarn nicht verdriessen,<br />
Vergiss jetzt nicht, die Hühner einzuschliessen!<br />
Sie scharren, picken in der grünen Saat,<br />
Und hinterher folgt gleich das Strafmandat!<br />
Der Amtsschimmel ist tot. Es lebe der Pegasus<br />
!<br />
Automeditation<br />
Barbara reist in den<br />
rasche Schritte, ist bei ihr und legt seine Hände<br />
um ihre Hüften. Es ist das erste Mal, dass er sie<br />
so anrührt.<br />
Noch immer, wenn er später daran zurückdenkt,<br />
spürt er die Erschütterung, die dieser Augenbick<br />
ihm gab: sie wehrt sich nicht, sie schmiegt sich mit<br />
einer reifen gelassenen Zärtlichkeit an ihn, als<br />
warte sie schon lang auf ihn und sei bereit.<br />
Und in diesen ersten Tagen der Beglückung erfindet<br />
Wilm einen neuen Namen für sie, Barbara<br />
ist ihm zu umständlich, zu feierlich, er nennt sie<br />
Braa — das ist ihm wie braune Sonne, wie warmes<br />
tiefes Atmen; aber man kann, es auch hell und<br />
scharf sagen wie Vogelruf. Dann reisen sie weiter,<br />
einige Strecken auch mit der Bahn; kurzer Aufenthalt<br />
in Wien. Zu Schiff geht es von Triest über<br />
Fiume nach Spalato. Die Seefahrt gibt ihnen Ruhe<br />
ins Blut, sie machen kleine Bekanntschaften mit<br />
allerlei Merkwürdigkeiten an Bord, mit Menschen,<br />
Tieren, Maschinen — alles in solch einem schwimmenden<br />
Staat hat seine Bedeutung und Wichtigkeit.<br />
Von Spalato aus geht es mit Eselskräften ins<br />
Land hinauf, das Meer versinkt allmählich, die<br />
Berge tun sich wieder auf.<br />
Plötzlich kommandiert Braa: «Stop, hier bleiben<br />
wir, vier Wochen lang; wir sind genug herumgereist.»<br />
Wilm widerspricht zuerst, er findet nichts<br />
Besonderes an dem Flecken. Aber dann muss er<br />
zugeben: Sie hat recht, gerade dies haben sie gesucht.<br />
Sie wohnen in einem abgelegnen Häuschen,<br />
aus allen Fenstern sieht man weithin in die Berge<br />
hinein. Ringsum schweigt die Stille des Sommers,<br />
und gegen Abend riecht man sogar die Meeresluft.<br />
Braa ist lebhaft wie nie auf der Reise, Sie kauft<br />
handgefertigte Geräte im Dorf für den «Haushalt»;<br />
manchmal kocht sje sogar selber, und er sieht zu,<br />
empfindet fast Andacht dabei.<br />
Am meisten imponiert ihm, dass sie Orientierungssinn<br />
hat, Wege — die in dieser Einsamkeit<br />
eigentlich gär keine sind — wiedererkennt, rechts<br />
und links nicht verwechselt; darin waren ihm sonst<br />
Frauen absolut unzuverlässig erschienen.<br />
Er fragt sie: «Findest du es nicht schade, dass<br />
wir nicht Golf spielen können?» (Er findet es nämlich<br />
gerade angenehm, dass er nicht zu spielen<br />
braucht, er mag die Wichtigtuerei mit dem Sport<br />
nicht.) Sie lacht ihn aus: «Das bisschen Sport kann<br />
man später nachholen.»<br />
Später — später, er kann plötzlich nicht von die-<br />
Bei der Arbeit,<br />
im Geschäftsleben, die ganze Woche hindurch<br />
sei Ihre Kleidung praktisch und 'solid!<br />
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Sommer...<br />
Basel, Bern, Biel, Davos-Platz, Geneve, Lausanne, Lugano,<br />
Luzern, Neuchätel, St.Gallen, Winterthur, Zürich 1 und Zürich 4<br />
«UJ<br />
gen; vier Sommermonate haben sie zusammen genossen.<br />
Er steht endlich auf, tritt dicht vor die Frau<br />
hin und greift sie an den Handgelenken: «Braa<br />
— wir werden uns nicht trennen, bleib' bei mir in<br />
Berlin.»<br />
Aber im Augenblick, wo er dies sagt, hat er schon<br />
das lähmende Gefühl, dass sie sich ihm entziehen<br />
wird ; er hat es geahnt, die ganze Zeit, seit ihrem<br />
Wort: «... Später...» —• aber er hat es sich,<br />
nicht eingestehen wollen.<br />
«Nein», sagte sie, «wir wollen heute ein Ende<br />
machen. Der Sommer ist vorbei. Du hast doch nur<br />
eine Frau für den Sommer gesucht. Dazu war ich<br />
bereit.» So sagt sie mit ihrer hellen festumrissenen<br />
Stimme. Sie hält den Kopf zurückgelehnt und<br />
schaut ihn ruhig an. Ihre Hände ruhen in den seinen<br />
; sie spricht weiter: «Wir haben es bisher gut<br />
gemacht, wir wollen nicht alles haben müssen —<br />
vielleicht kennst du das Leben nicht so gut wie ich:<br />
wir haben alles gehabt. Besseres kann nicht kommen.»<br />
Plötzlich überfällt es ihn, er kann nicht begreifen,<br />
er will kein Ende, er will diese Frau, gerade<br />
diese soll mit ihm — er reisst sie hoch, er verletzt<br />
sie fast, so hart packt er zu. Sie schreit leise auf ;<br />
sie bäumt sich zurück — ganz bleich ist ihr Gesicht,<br />
wie zeitlos. Er sieht es vor sich, dicht vor<br />
sich und doch wie weit entfernt: Die Bogen der<br />
Augenbrauen, die flachen Wangen, den Mund —•<br />
da lässt er sie los.<br />
Sein Gefühl ist wie taub, er spürt sich selbst<br />
nicht. Er bringt sie zum Zug, er hebt selbst ihren<br />
kleinen Koffer ins Gepäcknetz, er reicht ihr die<br />
Hand. Nur eines tut ein ganz wenig wohl: dass<br />
sie selber das Ende dieses Sommers bestimmt hat.<br />
Mitten in der Arbeit der nächsten Zeit überkommt<br />
ihn manchmal ein Bild, eine Farbe, ein<br />
Duft aus diesem Sommer; und dann glaubt er allmählich<br />
begreifen zu lernen, weshalb sie sich trennen<br />
mussten: Diese vier Monate waren vollendet<br />
in sich, ein Geschenk von Braa an ihn, schön und<br />
gesund von Anfang bis Ende, und voll tiefer Ruhe.<br />
Ihr kluger Verzicht bewahrte sie beide davor, dies<br />
Glück in den Alltas binüberzunehmen,,, («B. Z.»)<br />
Verkehrsunfall...<br />
<strong>Zeitung</strong>snotiz: Beim Uebcrholen unier, die<br />
Räder gekommen. Ecke ... ßtrasse und ...<br />
Strasse ereignete sich heute vormittac ein Unfall.<br />
Ein Motorradfahrer kam bei dem Versuch,<br />
einen Pferdelastwagen zu überholen, zu Fall und<br />
geriet unteT die Räder. Er erlitt an beiden Beinen<br />
schwere Verletzungen und musste ins Krankenhaiua<br />
verbracht werden.<br />
Montag, morgens 11 Uhr, Ecke und ...-<br />
— Ein zweispänniger Lastwagen fährt besonnen<br />
und vernünftig seines Weges, er hält<br />
sich, wie die Polizei es will, auf der rechten<br />
Strassenseite und rückt, als das bellende Signal<br />
eines Motorrades ertönt, ganz nah an<br />
dasTrottoir. Ruhige, verkehrsgewohnte Pferde,<br />
solider, nüchterner Kutscher. An der<br />
Strassenkreuzung will das Motorrad kühn<br />
und wendig den Zweispänner überholen und<br />
anscheinend aus der „.~ in die .....strasse ein-<br />
.. biegen. Aber jetzt kommt von links ein Personenwagen,<br />
und das Motorrad gerät in Ge-><br />
fahr, überrannt zu werden. Der Fahrer "reisst<br />
mit einem Ruck die Lenkstange herum, aber<br />
der Wagen streift trotzdem sein Hinterrad,<br />
er gerät ins Schleudern, die Maschine wankt<br />
und stürzt, der Fahrer schlägt lang auf die<br />
Strasse, die Maschine liegt unbemannt und<br />
unbeschädigt in der schmalen Lücke zwischen<br />
Fuhrwerk und Auto, der Kutscher<br />
reisst überrumpelt den Kopf herum, die Pferde<br />
springen erschreckt vor, und dann klettern<br />
die Räder des Fuhrwerks mit einem<br />
Hopser über die Beine des Gestürzten. Es<br />
knirscht stumpf und mahlend. Und ein Mensch<br />
schreit, brüllt, stöhnt und wimmert. Armer<br />
junger Mann von etwa 28 Jahren mit dem<br />
klugen, sympathischen und kühnen Gesicht<br />
— was ist jetzt mit deinem schlanken Körper,<br />
den der Sport stählte ? Verblutendes<br />
Tier im Dschungel schreit so seine Pein, sein<br />
Leid hinaus wie du jetzt... Die Beine hängen<br />
an dem Körper, als ob sie nicht dazugehörten.<br />
Kutscher nnd Chauffeur halten an, spring<br />
gen ab, bemühen sich um den Verunglückten.<br />
Leute stürzen aus den Häusern, Passanten<br />
halten inne, die eben noch ruhige Strassenecke<br />
wird von Menschen überflutet, Mutmassnngen<br />
schwirren, Urteile, Berichte, «...und<br />
da kam der also um die Ecke...», «... sag<br />
ich ja immer, sollen sie doch vernünftig fahren<br />
...»,»... das ging verdammt schnell... ><br />
Ein Polizist erscheint, drängt sich durch den<br />
Menschenwall. Protokollaufnahme, Personalienfeststellung.<br />
Sie tragen den Verunglückten<br />
in ein benachbartes Geschäft Die nicht<br />
mithineindürfen, stauen sich vor der Tür,<br />
warten geduldig, der Klatsch grassiert, bei<br />
den Frauen feiert das Mitleid Orgien. Drinnen<br />
wird telephoniert, und ein paar Minuten<br />
später erscheint das Krankenauto des städtischen<br />
Rettungsdienstes, per Motorrad trifft<br />
der Polizeispezialdienst für Verkehrsunfälle<br />
ein. Alles wickelt sich bewunderungswürdig<br />
schnell ab. Die Geschäitstür wird aufgeschlossen,<br />
die Sanitäter gehen mit einer<br />
Tragbahre hinein, es dauert zwei Minuten<br />
und sie tragen den Verletzten hinaus, schieben<br />
ihn behutsam in den Wagen. Sein Gesicht<br />
ist vor Schmerz verzerrt und fahlgrün,<br />
aber ist stumm, er schreit nicht, und er wimmert<br />
nicht. Er ist ein Mann... Die Wagentür<br />
rällt ins Schloss, der Motor zieht an und gleitet<br />
leise um die Ecke... Einsam steht das Unglücksmotorrad<br />
am Strassenbord, die Menschen<br />
erregen sich noch eine kurze Weile<br />
und verlaufen sich... Ein Spuk um Mittag<br />
ist zerronnen.
48 - <strong>1930</strong> AUTOMOBIL-REVUE 19<br />
Mein Garten<br />
Von Rene Schickele.<br />
Rene Schicke!^ der bekannte clsässische Dichter,<br />
muss zu den Führern der Gegenwartsliteratur<br />
gezählt -werden. Sein Romanzyklus «Das Erbe<br />
am Rhein» ist eines der bedeutendsten Werke,<br />
das aus der elsässisehen Gegend den "Weg zu einer<br />
internationalen Leserschaft fand. Schickele<br />
ist, bedingt durch seine Geburt schon, ein Kämpfer<br />
um Annäherung und Verständigung zwischen<br />
Frankreich und Deutschland. In der «Frankfurter<br />
<strong>Zeitung</strong>» veröffentlicht Schicket die folgende<br />
Skizze «Mein Garten».<br />
Ich bitte um Entschuldigung, wenn ich eine<br />
private Geschichte erzähle. Seht, ich ziehe<br />
den Hut, verneige mich in die künde und<br />
bitte um Entschuldigung. Besonders tief verneige<br />
ich mich vor den öffentlichen Eselchen,<br />
auf denen, frei nach Hegel, derWeltgeist reitet.<br />
Sie sind grau und hartnäckig und schlagen<br />
aus, dass im Feuilleton die Funken stieben.<br />
Nicht eine Spur vom Sturm der Zeit<br />
werdet ihr in den folgenden Zeilen verspüren,<br />
oder, wenn doch, dann nicht mehr, als das<br />
Winken eines Haselnusskätzchens an der<br />
Spitze des Zweiges, den ein Spaziergänger<br />
streift.<br />
Vor vielen Monaten kam ein Fräulein in<br />
wilden Haaren und fragte, ob es hier oben<br />
zeichnen dürfe. Benno Reifenberg, der einmal<br />
durch meinen Garten gegangen war,<br />
hatte sie geschickt, ich fühlte mich geschmeichelt.<br />
(Wer mir schmeicheln will, braucht<br />
nur meinen Garten zu loben.) Es war eine<br />
husche junge Dame, aber so scheu, als befände<br />
sie sich dauernd auf panischer Flucht<br />
durch Wälder und Wiesen, und nur unter besonders<br />
günstigen Umständen zu zähmen, etwa<br />
wie eine Meise, die dem Menschen notgedrungen<br />
traut, wenn hoher Schnee liegt<br />
oder klarer Frost die Erde mit ihren Schätzen<br />
verschliesst. Ich führte sie durch den Garten<br />
und Hess sie allein. Sie zeichnete von morgens<br />
bis abends. Das war in der Zeit strotzender<br />
Gartenfülle, wenn ringsum auf dem<br />
Land schon der kahle Glanz der Tag- und<br />
Nachtgleiche liegt.*<br />
Inzwischen war Winter — ein Winter wie<br />
ein einziger April. Das Knospen im Garten<br />
hörte nicht auf. Der Riesenmohn zeigte im<br />
Dezember frisches Laub, im Januar prahlte<br />
er mit dicken Knospen. Dann verbrannte ihn<br />
der Schnee. Den Schnee trank die Erde,<br />
gleich schlug die Pflanze unter den schwarzen<br />
Blättern wieder aus. In den Polstern von<br />
Sedum, Steinbrech, Sempervivum kam und<br />
ging ein farbiges Gewimmel, die Blätter einer<br />
Art von Donnerwurz behielten ihren perlmutternen<br />
Schimmer selbst unter dem Schnee.<br />
Wenn die Sonne schien, lagen sie im Steingarten<br />
wie irisierende Leuchtbojen für Käfer<br />
und Würmer.<br />
Heute zeigt mir der erste Blick aus dem<br />
Fenster ein Meer von weissen Maulwurfshügeln.<br />
Das sind aber keine Maulwurfshügel,<br />
sondern die umgelegten Aecker, und daran<br />
erkenne ich,, dass es taut, bevor noch die<br />
Sonne da ist.<br />
Jetzt scheint sie auf den Hof. Dem angeketteten<br />
Wolfshund zergeht der Schnee unter<br />
den ungeduldigen Pfoten, die Sonne<br />
wärmt, auf der Waldstrasse fahren Wagen<br />
mit Langholz vorbei, die Enden der geschälten<br />
Stämme, die hinten über die Räder hinausragen,<br />
schwingen und versenden flache<br />
Blitze, und auch die Mähne der Pferde leuchtet<br />
zwischen den beschneiten Bäumen. Die<br />
Vögel jubeln, weil tiefer unten die Maulwurfshügel<br />
auf den Wiesen schon die braune,<br />
nasse Erde zeigen, richtige Maulwurfshügel,<br />
eine reichbesetzte Tafel von Plumpuddings,<br />
mit Regenwürmern gespickt, statt mit Rosinen.<br />
Die Amseln zumal schmettern vor Appetit.<br />
Und der Hund kann nicht vom Fleck,<br />
niemand lässt ihn von der Kette, er zürnt<br />
und fleht. Und dann saust er davon, um an<br />
alledem teilzunehmen, was in der veränderten<br />
Welt geschieht.<br />
Am Nachmittag kommen die ersten Wanderburschen.<br />
Während der Schneezeit waren<br />
sie wie begraben. Nicht ein einziges Mal ging<br />
die Gartentür auf, um eine dieser entschlossenen,<br />
frischen Gestalten durchzulassen, wie<br />
sie jetzt wieder mit Knüppel und forschendem<br />
Blick auf das Haus losgehen.<br />
«Wo waren Sie denn während des<br />
Vorsommer<br />
Schnees?» frage ich den ersten. Es ist ein<br />
zwanzigjähriger Bursche mit leuchtend blauen<br />
Augen.<br />
«Ha, da habe mir halt bei die Bauern Holz<br />
gehackt», antwortet er.<br />
Glänzend! Auch bei mir gibt es Holz zu<br />
hacken, Lehmringe an die Obstbäume zu<br />
legen und sonst noch allerhand Arbeit. Aber<br />
der Junge verzieht das Gesicht, sein Blick<br />
schweift in die Weite, durch die blaue Weite,<br />
bis zu den Vogesen. Die Sonne wärmt, die<br />
Vögel singen Sieg — sie haben die Zeit überlebt<br />
wo das Futter unerreichbar unter dem<br />
Schnee lag und die Maden sich vor der Kälte<br />
verkrochen. Auf den Strassen knallen die<br />
Peitschen, am Gartenzaun steht der Hund<br />
auf den Hinterpfoten und bellt ein Eichhörnchen<br />
an.<br />
«Nee,» sagt er, «nee, lieber Herr. Jetzt ist<br />
die Zeit zum Reisen. Ich bin nur ein Durchreisender,<br />
verstehn Se?»<br />
Und nun folgt ein Durchreisender dem andern.<br />
Tag um Tag, und wenn der Hund frei<br />
und unbeaufsichtigt herumläuft, bleiben sie<br />
am Gartenzaun stehen und warten, bis sich<br />
jemand von uns im Hof zeigt! Sie wandern!<br />
Sie wandern! Als ich endlich einen erwische,<br />
der arbeiten will, ist es ein armer alter Mann<br />
— er kommt mit den Jungen nicht mit, sie<br />
betteln ihm alles vor der Nase weg, sie betteln<br />
die Welt leer und lachen dazu.<br />
Da fasse ich einen Beschluss. Die Jungen<br />
bekommen zu essen und, wenn sie wollen, ein<br />
Buch. Geld gibt es nur für die Alten.<br />
Irre ich mich? Haben die Bleistiftzeichen<br />
auf der Aussenseite des Gartentors, diesem<br />
amtlichen und geheimen Verkündigungsorgan<br />
der Tippler, sich verändert? Die Zahl der<br />
Durchreisenden nimmt zu, doch dies ist es<br />
nicht, was mich veranlasst, an den Zeichen<br />
draussen am Tor herumzuraten. Sobald man<br />
ihnen entgegentritt, fragen nämlich die Barschen<br />
seit einiger Zeit nach einem Buch. Sie<br />
wollen kein Geld, sie wollen einen Teller<br />
Suppe und ein Buch. Es kommt sogar vor,<br />
dass sie nach der Suppe, wenn sie ein wenig<br />
im Buch geblättert haben, plötzlich fragen,<br />
ob es vielleicht nicht auch zu arbeiten gäbe<br />
hier/oben. Die Lage, die Aussicht gefällt ihnen,<br />
sie erzählen dies und das.<br />
Die meisten machen sich nichts aus der<br />
Politik. Sie haben genug davon, erklären sie.<br />
Es schaut nichts dabei heraus, sagen sie. Und<br />
dann gibt es noch die Alten, die suchen einfach<br />
«ein Bett und eine gute Frau»; dafür<br />
also laufen sie die Länder ab.<br />
Bevor sie weitergehen, stellen sie sich einen<br />
Schritt vor dem Hund auf und sprechen<br />
freundlich mit ihm. Manche halten das Buch<br />
in der Hand. Es ist aber auch ganz etwas<br />
Neues, mit so einem Buch in die Dörfer einzumarschieren!<br />
Der Pfarrer, der Lehrer<br />
steckt den Kopf durch die Tür oder sonst<br />
einer, der in einem geräumigen Haus wohnt,<br />
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AUTOMOBIL-REVUE <strong>1930</strong> — N°48<br />
und da steht wahrhaftigen Gottes ein Handwerksbursche<br />
— mit einem Buch in der<br />
Hand! «Mit dem Buch in der Hand kommst<br />
u durch das ganze Land.» Eine grossartige<br />
'ntdeckung.<br />
Und dann kann man ja das Buch in den<br />
Rucksack stecken und durch die Wälder laufen.<br />
Holz zum Feuer gibt es genug und an<br />
jeder Ecke eine Schutzhütte, die wochenlang<br />
leer steht und die ein junger, kräftiger Bursche<br />
leicht bezwingt.<br />
Auf den Bauerngärten hatte der Krieg keine<br />
einzige Blume verdrängt. Im Gegenteil, damals<br />
erfuhren die Blumen auf dem Land erhöhte<br />
Liebe. Man sammelte ihren Samen und<br />
'ermehrte sie. Statt viel Worte über das<br />
Heldentum der Gefallenen und das ökonomische<br />
Gebot der Stunde zu verlieren, pflanzten<br />
die Frauen Blumen auf die Gräber, die<br />
ärmsten wenigstens eine für jede Jahreszeit:<br />
eine Primel, eine Lilie, eine Aster, eine<br />
•hristrose.<br />
Wie aber verrieten die Schrebergärten der<br />
Städte das Elend der Zeit! Jahrelang nach<br />
dem Krieg wiesen die meisten Parzelle^ nicht<br />
eine einzige Blume auf, in zehn von hundert<br />
stand eine Sonnenblume, die sich selbsi ausgesät<br />
hatte, ganz selten eine Dahlie, ein©<br />
hohe Staudenaster.<br />
Plötzlich, vom Frühling 1925 an, sät» es<br />
in den Schrebergärten ein grosses Auferstehen.<br />
Damals fuhr ich quer durch Deutschland;<br />
am Eingang aller Städte grüssten die<br />
kleinen Qärten mit Akelei und fliegendem<br />
Herz und Lupinen, Rittersporn und Eisenhat,<br />
Mohn und Margueriten, und das letzte, was<br />
man von dem noch immer krätzigen und<br />
abbröckelnden Häuserwirrwarr sah, war wiederum<br />
die Farbenparade der neuen Zuversicht,<br />
womit die Aermsten ihre Städte umgaben.<br />
Seitdem schaue ich mit einer Freude,
N°48 - <strong>1930</strong> AUTOMOBIL-REVUE<br />
Märchen<br />
Der feinsinnige Dichter und Schilderer der Natur<br />
zeigt eich in diesem «Märchen», das wir der<br />
«Köln. Ztg.» entnehmen, wieder in ergreifender<br />
Schlichtheit. Reinheit der Sprache und Tiefe des<br />
Gefühls machen Hesses Werke allein schon wertvoll.<br />
Wir glauben, unseren Lesern hier eine ruhevolle<br />
Pfingstlektüre bieten zu können.<br />
«Hier,» sagte mein Vater und übergab mir eine<br />
kleine beinerne Flöte, «nimm das und vergiss deinen<br />
alten Vater nicht, wenn du in fernen Ländern<br />
die Leute mit deinem Spiel erfreust. Es ist jetzt<br />
hohe Zeit, dass du die Welt siehst und etwas lernst.<br />
Ich habe dir diese Flöte machen lassen, weil du<br />
doch keine andere Arbeit tun und immer nur singen<br />
magst. Nur denke auch daran, dass du immer<br />
hübsche und liebenswürdige Lieder vorträgst, sonst<br />
wäre es schade um die Gabe, die Gott dir verliehen<br />
hat.»<br />
Mein lieber Vater verstand wenig von der Musik,<br />
er war ein Gelehrter; er dachte, ich brauchte nur in<br />
daa hübsche Flötchen zu blasen, so werde es schon<br />
gut sein. Ich wollte ihm seinen Glauben nicht nehmen,<br />
darum bedankte ich mich, steckte die Flöte<br />
ein und nahm Abschied.<br />
Unser Tal war mir bis zur grossen Hofmühla<br />
bekannt; dahinter fing dann also die Welt an, und<br />
sie gefiel mir sehr wohl. Eine müdegeflogene Biene<br />
hatte sich auf meinen Aermel gesetzt, die trug ich<br />
mit mir fort, damit ich später bei meiner ersten<br />
Rast gleich einen Boten hätte, um Grüsse in die<br />
Heimat zurückzusenden.<br />
Wälder und Wiesen begleiteten meinen Weg, und<br />
der Fluss lief rüstig mit; ich sah, die Welt war von<br />
der Heimat wenig verschieden. Die Bäume und<br />
Blumen, die Kornähren und Haselbüsche sprachen<br />
mich an, ich sang ihre Lieder mit, und sie verstanden<br />
mich, gerade wie daheim; darüber wachte<br />
auch meine Biene wieder auf, sie kroch langsam<br />
bis auf meine Schulter, flog ab und umkreiste mich<br />
zweimal mit ihrem tiefen süssen Gebrumme, dann<br />
steuerte sie geradeaus rückwärts der Heimat zu.<br />
Da kam aus dem Walde hervor ein junges Mädchen<br />
gegangen, das trug einen Korb am Arm und<br />
einen breiten, schattigen Strohhut auf dem blon'den<br />
Kopf. „..:<br />
«Grüss Gott,» sagte ich zu ihr, «wo willst denn<br />
du hin?»<br />
«Ich musa den Schnittern das Essen bringen,»<br />
sagte sie und ging neben mir. «Und wo willst du<br />
heut* noch hinaus?»<br />
«Ich gehe in die Welt, mein Vater hat mich<br />
geschickt. Er meint, ich solle den Leuten auf der<br />
Flöte vorblasen, aber das kann ich noch nicht richtig,<br />
ich musa es erst lernen.»<br />
«So, so. Ja, und was kannst du denn eigentlich?<br />
Etwas muss man doch können.»<br />
«Nichts Besonderes. Ich kann Lieder singen.»<br />
«Was für Lieder denn?»<br />
«Allerhand Lieder, weisst du, für den Morgen<br />
und für den Abend und für alle Bäume und Tiere<br />
und Blumen. Jetzt könnte ich zum Beispiel ein<br />
hübsches Lied eingen von einem jungen Mädchen,<br />
das kommt aus dem Wald heraus und bringt den<br />
Schnittern ihr Essen.»<br />
«Kannst du das? Dann sing's einmal!»<br />
«Ja, aber wie heisst du eigentlich?».<br />
(«Brigitte.*<br />
Da blieb 1 sie stehen und sah mir nach, still, wie<br />
ein Bild.<br />
Da sang ich daa Lied von der hübschen Brigitte<br />
mit dem Strohhut, und was sie im Korbe hat, und<br />
wie die Blumen ihr nachschauen, und die blaue<br />
Winde vom Gartenzaun langt nach ihr, und alles,<br />
was dazu gehörte. Sie passte ernstlich auf und<br />
sagte, es wäre gut. Und als ich ihr erzählte, dass<br />
ich hungrig sei, da tat sie den Deckel von ihrem<br />
Korb und holte mir ein Stück Brot heraus. Als ich<br />
da hineinbiss und tüchtig dazu weitermarschierte,<br />
sagte sie aber: «Man muss nicht im Laufen essen.<br />
Eins nach dem andern.» Und wir setzten uns ins<br />
Gras, und ich ass mein Brot, und sie schlang die<br />
braunen Hände um ihre Knie und sah mir zu.<br />
«Willst du mir noch etwas singen?» fragte sie<br />
dann, als ich fertig war.<br />
«Ich will echon. Was soll es sein?»<br />
«Von einem Mädchen, dem ist sein Schatz davongelaufen,<br />
und es ist traurig.»<br />
«Nein, das kann ich nicht. Ich weiss ja nicht,<br />
wie das ist, und man soll auch nicht eo traurig sein.<br />
Ich soll immer nur artige und liebenswürdige Lieder<br />
vortragen, hat mein Vater gesagt. Ich singe dir<br />
vom Kuckucksvogel oder vom Schmetterling.»<br />
«Und von der Liebe weisst du gar nichts?»<br />
fragte sie dann.<br />
«Von der Liebe? Oh doch, das ist ja das Aller-<br />
•chönste.»<br />
Alsbald fing "ich an und sang von dem Sonnenstrahl,<br />
der die roten Mohnblumen lieb hat, und wie<br />
er mit ihnen spielt und voller Freude ist. Und vom<br />
Finkenweibchen, wenn es auf den. Finken wartet,<br />
und wenn er kommt, dann fliegt es weg und tut<br />
erschrocken. Und sang weiter von dem Mädchen<br />
mit den braunen Augen und von dem Jüngling, der<br />
daher kommt und singt und ein Brot dafür geschenkt<br />
bekommt; aber nun will er kein Brot mehr<br />
haben, er will einen Kuss von der Jungfer und will<br />
in ihre braunen Augen sehen, und er singt so lange<br />
Von Hermann Hesse,<br />
fort und hört nicht auf, bis sie anfängt zu lächeln<br />
und bis sie ihm den Mund mit ihren Lippen<br />
echliesst.<br />
Da neigte Brigitte sich herüber und schloss mir<br />
den Mund mit ihren Lippen und tat die Augen zu<br />
und tat sie wieder auf, und ich sah in die nahen<br />
braungoldenen Sterne, darin war ich selber gespiegelt<br />
und ein paar weisse Wiesenblumen.<br />
«Die Welt ist sehr schön,» sa?te ich, «mein Vater<br />
hat recht gehabt. Jetzt will ich dir aber tragen<br />
helfen, dass wir zu deinen Leuten kommen.»<br />
Ich nahm ihren Korb, und wir gingen weiter,<br />
ihr Schritt klang mit meinem Schritt und ihre Fröhlichkeit<br />
mit meiner gut zusammen, und der Wald<br />
sprach fein und kühl vom Berg herunter; ich waT<br />
noch nie so vergnügt gewandert. Eine ganze Weile<br />
sang ich munter zu, bis ich aufhören musste, vor<br />
lauter Fülle; es war allzu vieles, was vom Tal und<br />
vom Berg und aus Gras und Laub und Fluss und<br />
Gebüschen zusammenrauschte und erzählte.<br />
Da musste ich denken: wenn ich alle diese tausend<br />
Lieder der Welt zugleich verstehen und singen<br />
könnte, von Gräsern und Blumen und Menschen und<br />
Wolken und allem, vom Laubwald und vom Föhren-<br />
Der Mann, am Steuer eang vom; Tode...<br />
wald und auch von allen Tieren, und dazu noch<br />
alle Lieder der fernen Meere und Gebirge, und die<br />
der Sterne und Monde, und wenn das alles zugleich<br />
in mir innen tönen und singen könnte, dann wäre<br />
ich der liebe Gott, und jedes neue Lied musste als<br />
ein Stern am Himmel stehen.<br />
Aber wie ich eben so dachte und davon ganz<br />
still und wunderlich wurde, weil mir das früher<br />
noch nie in den Sinn gekommen war, da blieb<br />
Brigitte stehen und hielt mich an dem Korbhenkel<br />
fest.<br />
«Jetzt muss ich da hinauf,» sagte sie, «da droben<br />
sind unsere Leute im Feld. Und du, wo gehst<br />
du hin? Kommst du mit?»<br />
«Nein, mitkommen kann ich nicht. Ich muss in<br />
die Welt. Schönen Dank für das Brot, Brigitte, und<br />
für den Kuss; ich will an dich denken.»<br />
Sie nahm ihren Esskorb, und über dem Korb<br />
neigten sich ihre Augen im braunen Schatten noch<br />
einmal zu mir, und ihre Lippen hingen an meinen<br />
und ihr Kuss war so r gut und lieb, dass mir vor<br />
lauter Wohlsein beinah traurig werden wollte. Da<br />
rief ich schnell Lebewohl und marschierte eilig die<br />
Strasse hinunter.<br />
Das Mädchen stieg langsam den Berg hinan,<br />
und unter dem herabhängenden Buchenlaub am<br />
Waldrand blieb sie stehen und sah herab und mir<br />
nach, und als ich ihr winkte und den Hut überm<br />
Kopf schwang, da nickte sie noch einmal und verschwand<br />
still wie ein Bild in den Buchenschatten<br />
hinein.<br />
Ich aber ging ruhig meine Strasse und war in<br />
Gedanken, bis der Weg um eine Ecke bog.<br />
Da stand eine Mühle, und bei der Mühle lag ein<br />
Schiff auf dem Wasser, darin sass ein Mann allein<br />
und schien nur auf mich zu warten, denn als ich<br />
den Hut zog und zu ihm in das Schiff hinüberstieg,<br />
da fing das Schiff sogleich zu fahren an und lief<br />
den Fluss hinunter. Ich sass in der Mitte des<br />
Schiffs, und der Mann sass hinten am Steuer, und<br />
als ich ihn fragte, wohin wir führen, da blickte er<br />
auf und sah mich aus verschleierten grauen Augen<br />
an.<br />
«Wohin du magst,» sagte er mit einer gedämpften<br />
Stimme. «Den Fluss hinunter und ins Meer,<br />
oder zu den grossen Städten, du hast die WahL<br />
Es gehört alles mir.»<br />
«Es gehört alles dir? Dann bist du der König?»<br />
«Vielleicht,» sagte er. «Und du bist ein Dichter,<br />
wie mir scheint? Dann singe mir ein Lied zum<br />
Fahren!»<br />
Ich nahm mich zusammen, es war mir bange<br />
vor dem ernsten .grauen Mann, und unser Schiff<br />
schwamm so schnell und lautlos den Fluss hinab.<br />
Ich sang vom Fluss, der die Schiffe trägt und die<br />
Sonne spiegelt und am Felsenufer stärker aufrauscht<br />
und freudig seine Wanderung vollendet.<br />
Des Mannes Gesicht blieb unbeweglich, und als<br />
ich aufhörte, nickte er still wie ein Träumender.<br />
Und alsdann begann er zu meinem Erstaunen selber<br />
zu singen, und auch er sang vom Fluss und von<br />
de3 Flusses Reise durch die Täler, und sein Lied<br />
war schöner und mächtiger als meines, aber es<br />
klang alles ganz anders.<br />
Der Fluss, wie er ihn sang, kam als ein taumelnder<br />
Zerstörer von den Bergen herab, finster<br />
und wild; knirschend fühlte er sich von den Mühlen<br />
gebändigt, von den Brücken überspannt, er<br />
hasste jedes Schiff, das er tragen musste, und in<br />
seinen Wellen und langen grünen Wasserpflanzen<br />
wiegte er lächelnd die weissen Leiber der Ertrunkenen.<br />
Das alles gefiel mir nicht und war doch so schön<br />
und geheimnisvoll von Klang, dass ich ganz irre<br />
wurde und beklommen schwieg. Wenn das richtig<br />
war, was dieser alte, feine und kluge Sänger mit<br />
seiner gedämpften Stimme sang, dann waren alle<br />
meine Lieder nur Torheit und schlechte Khabenspiele<br />
gewesen. Dann war die Welt auf ihrem Grund<br />
nicht gut und licht wie Gottes Herz, sondern dunkel<br />
und leidend, böse und finster, und wenn die<br />
Knotenpunkt der schönsten Alpenstrassen<br />
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NO 48 - <strong>1930</strong><br />
"Wälder ramschten, so war «s nicht aas Last, sondern<br />
aus Qual.<br />
Wir fuhren dahin, und die Schatten wurden<br />
lang, und jedesmal, wenn ich zu eingen anfing,<br />
tönte es weniger hell, und meine Stimme wurde leiser,<br />
und jedesmal erwiderte der fremde Sänger mir<br />
ein Lied, das die Welt noch rätselhafter und<br />
schmerzlicher machte und mich noch befangener<br />
und trauriger.<br />
Mir tat die Seele weh, und ich bedauerte, dasa<br />
ich nicht am Lande und bei den Blumen geblieben<br />
war oder bei der schönen Brigitte, und um mich<br />
in der -wachsenden Dämmerung zu trösten, fing ich<br />
mit lauter Stimme wieder an und sang durch, den<br />
roten Abendschein das Lied von Brigitte und ihren<br />
Küssen.<br />
Da begann die Dämmerung, und ich verstummte,<br />
und der Mann am Steuer sang, und auch er sang<br />
von der Liebe und Liebeslust, von braunen und von<br />
blauen Augen, von roten feuchten Lippen, und es<br />
war schön und ergreifend, was er leidvoll über<br />
dem dunkelnden Fluss sang, aber in seinem Lied<br />
war auch die Liebe finster und bang und ein tödliches<br />
Geheimnis geworden, an dem die Menschen<br />
irr und wund in ihrer Not und Sehnsucht tasteten,<br />
und mit dem sie einander quälten und töteten.<br />
Ich hörte zu und wurde so müde und betrübt,<br />
als sei ich schon Jahre unterwegs und sei durch<br />
lauter Jammer und Elend gereist. Von dem Fremden<br />
her fühlte ich immerzu einen leisen, kühlen<br />
Strom von Trauer und Seelenangst zu mir herüber<br />
und in mein Herz schleichen.<br />
«Also ist denn nicht das Leben das Höchste und<br />
Schönste,» rief ich endlich bitter, «sondern der Tod.<br />
Dann bitte ich dich, du trauriger König, singe mir<br />
ein Lied vom Tode!»<br />
Der Mann am Steuer sang nun vom Tode, und<br />
er san? schöner, als ich je hatte singen hören. Aber<br />
auch der Tod war nicht das Schönste und Höchste,<br />
es war auch bei ihm kein Trost. Der Tod war Leben,<br />
und das Leben war Tod, und sie waren ineinander<br />
verschlungen in einem ewigen Tasenden Liebeskampf,<br />
und dies war das Letzte und der Sinn<br />
der Welt, und von dorther kam ein Schein, .der<br />
alles Elend noch zu preisen vermochte, und von<br />
dorther kam ein Schatten, der alle Lust und alle<br />
Schönheit trübte und mit Finsternis umgab. Aber<br />
aus der Finsternis brannte die Lust inniger und<br />
schöner, und die Liebe glühte tiefer in dieser Nacht.<br />
Ich hörte zu und war ganz still geworden, ich<br />
hatte keinen Willen mehr in mir als den des fremden<br />
Mannes. Sein Blick ruhte auf mir, still und<br />
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Marguerite schenkt<br />
mir eine Landschaft<br />
Von Peter Scher.<br />
Zwischen Feldern und Schloten<br />
ging ich händeringend umher:<br />
Was soll man hier als: sich töten —<br />
lebt hier irgendwer ?<br />
Schweflige Atmosphäre,<br />
Nebel, Erde, Stein;<br />
wenn ich noch töter, als icht tot bin, wäre —*<br />
nicht hier begraben sein 1<br />
Heut ging ich auf dem alten<br />
Weg durch das tödliche Gebiet,<br />
von deinen Händen gehalten,<br />
Marguerite —<br />
Und die Landschaft blühte<br />
vom Ton deiner Stimme, und<br />
alle Dinge waren von deiner Güte<br />
hell, hoch, rund.<br />
Der Bauer und die Pferde,<br />
Wind, Himmel, Roggenstrich,<br />
wurden durch deine Gebärde<br />
ein Geschenk an mich.<br />
Ein sturmzerrauftes kleines<br />
Bäumchen streichelte deine Hand,<br />
als wär's dein Kind und meines — —<br />
du bezauberst das Land. («Voss. Ztg.»)<br />
mit einer gewissen traurigen Güte, und seine grauen<br />
Augen waren voll vom Weh und von der Schönheit<br />
der Welt. Er lächelte mich an, und da fasste ich<br />
mir ein Herz und bat in. meiner Not: «Ach, lass<br />
uns umkehren, du! Mir ist angst hier in der Nacht,<br />
und ich möchte zurück und dahin gehen, wo ich<br />
Brigitte finden kann, oder heim zu meinem Vater.»,<br />
Der Mann etand auf und deutete in die Nacht,<br />
und "seine Laterne schien, hell auf sein mageres und<br />
festes Gesicht. «Zurück geht kein Weg,» sagte er<br />
ernst und freundlich, «man muss immer vorwärts-<br />
Die Hochsaison beginnt! Sie werden mit<br />
Ihrem Wagen wieder die Schönheiten des<br />
Sommers erleben, durch grüne Täler, in die<br />
Regionen des ewigen Eises oder weit weg<br />
von Ihrer Heimat fahren, und überall werden<br />
Sie frische Eindrücke sammeln und neue Bilder<br />
werden sich täglich vor Ihren Augen auftun.<br />
Die Berge, das Strandbad, die Weekendplätze,<br />
das Meer, die Täler und Höhen,<br />
sie alle werden nun wieder in der Hochsaison<br />
bevölkert. Alle die Erlebnisse, die in den<br />
Ferien oder bei einer schönen Tour auf Sie<br />
einstürmen, wären dazu verurteilt, wieder der<br />
Vergessenheit anheim zu fallen, führten Sie<br />
nicht einen treuen Begleiter mit sich, der<br />
alle die vielen Bilder, die sich Ihnen eröffnen,<br />
für stille Stunden aufbewahrt. Dann kehren<br />
Sie heim, ein wenig müde und sehr glücklich<br />
von der grossen Reise, von den herrlichen<br />
Ferien, und nehmen die Bilder wieder hervor,<br />
die Ihre Kamera aufgenommen hat. Die<br />
schönen Sommertage werden in der Erinnerung<br />
nochmals in all ihrem Glänze aufleben.<br />
Unser Photowettbewerb vom letzten Jahre,<br />
zu welchem über 500 Aufnahmen eingingen,<br />
hat gezeigt, dass die Leser der mAutomobiU<br />
Revue » ein gutes Auge besitzen. Die grosse<br />
Zahl von Einsendungen konnte als sprechender<br />
Beweis für das Interesse an unserer Konkurrenz<br />
gewertet werden. Wir möchten<br />
auch dieses Jahr wieder einen ähnlichen photographischen<br />
Wettstreit veranstalten, um<br />
die Kunst des richtigen Sammeins von Erinnerungen<br />
weiter zu fördern und zu heben.<br />
Den Siegern winken wiederum eine Reihe<br />
hübscher und praktischer Preise. Für das<br />
Thema und die 'Ausführung der Aufnahmen<br />
legen wir keine Grenzen. Die angesetzten<br />
Speziaipreise weisen indessen schon in bestimmte<br />
Gebiete: Es sind Speziaipreise für<br />
die besten Sport-, Touren- und Strandbad-<br />
gehen, wenn man die Welt ergründen will. Undbilder ausgeschrieben.<br />
von dem Mädchen mit den braunen Augen hast du<br />
das Beste und Schönste schon gehabt, und je weiter<br />
du von ihr bist, desto besser und schöner wird die photographisch-technische Ausgestaltung<br />
Bei der Beurteilung wird nicht nur Wert auf<br />
es werden. Aber fahre du immerbin, wohin <br />
Chauffeur gondelt los, hält vor einem Poliizisten:<br />
«Bitte, einzusteigen.»<br />
Rast mit dem erstauntem Trio zur nächsten<br />
Polizeiwache.<br />
Dort werden die Pakete ausgepackt. Photographische<br />
Apparate, soeben gestohlen. Die<br />
beiden Fahrgäste werden gleich dabehalten<br />
— haben wenigstens einen Gewinn, brauchen<br />
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Das Land der Dichter und Denker, der Tatkraft und Energie,<br />
das Land der breiten Ströme und der rauchenden Schlot«,<br />
der Industrie und des Handels, der Wissenschaft und Kunst, —<br />
wer empfand es nicht schon als eine Notwendigkeit, es za besuchen<br />
und seine Kultur zu studieren? Grosse Städte mit modernen<br />
Einrichtungen, gewaltige Anlagen des Geistes und des<br />
Willens sind in diesem Lande überall anzutreffen. Dabei ist in<br />
der Landschaft die Weichheit des Südens mit der Strenge des<br />
Nordens vereint, so dass in diesem Land die weiten stillen Wälder,<br />
die grünen Höhen und silbernen Flüsse, das Meer den Besucher<br />
fesseln und entzücken.<br />
Die Automobilkarte von Deutschland mit Führer ist der<br />
treueste Helfer und Auskunftgeber für jeden Fahrer, der das<br />
• Land mit dem Auto bereisen will. "Ein handlicher Führer enthält<br />
alles Wissenswerte und Notwendige für eine Reise in ein<br />
fremdes Land; er orientiert über die Strassenverhältnisse, über<br />
die Ein- und Durchreise, er enthält kurze Besprechungen über<br />
die vielen Städte, den Bewohnern ist ein Abschnitt gewidmet,<br />
dabei kann sich der Automobilist auch beraten lassen, welche<br />
landschaftlich oder historisch interessanten Gegenden oder welche<br />
Städte er besuchen soll. Die Karte ist im Massstabe<br />
1:1.500.000 hergestellt, ihr sind noch einige Stadtpläne beigefügt.<br />
Das ganze deutsche Strassennetz ist in sorgfältiger Weise<br />
für den Automobilisten aufgezeichnet. Die Zusammenstellung<br />
von Karte und Führer stellt dem Verlag das beste Zeugnis aus.<br />
Der Automobilist bereite sich beizeiten auf seine Reise vor und<br />
verlange: Autokarte von Deutschland mit Führer.<br />
Diese Karte erübrigt das Mitnehmen einer andern Karte oder<br />
eines andern Führers, denn sie reicht bis weit in die Nachbarländer<br />
hinein.<br />
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Bern, Dienstag 3. Juni <strong>1930</strong> IV. Blatt der „Automobil-Revue" No. 48<br />
Sommer<br />
Ich wollt', es war immer Sommerszeit.<br />
O überglückliche Seligkeit!<br />
Wo die Menschen hell dahergehn,<br />
Wo die Lüfte frisch weiher wehn...<br />
Uni wenn den Hut man nimmt von der<br />
heissen Stirn<br />
Das sprengt die eisernen Ringe ums Hirn!<br />
Wenn die Frauen die Mäntel ausziehen,<br />
Das löst die edelsten Energien...<br />
Und wenn der Regen rauscht und träumt,<br />
Dann bin ich erst recht aufgeräumt<br />
Und sitze am Fenster und starre weithin<br />
Und hob' einen guten und freien Sinn!<br />
Der Herr vis-ä-vis<br />
Dämon der Eisenbahn.<br />
Plötzlich sitzt er da, breit und dampfend,<br />
mit Gepäck und Gelärm. Er macht sich zurecht,<br />
beginnt mit seinen Hantierungen, die<br />
für den Unbeteiligten, der das zweifelhafte<br />
Glück hat, neben diesem Menschen zu sitzen,<br />
etwas Dämonisches an sich haben. Dämon<br />
der Eisenbahn — das Gespenst der Selbstverständlichkeit,<br />
dies ist das Thema, das Anton<br />
Kuh in der « Vossischen » mit unerhörter<br />
Schärfe des Ausdruckes behandelt:<br />
— Seine Augen sind feucht, seine Wimpern<br />
glänzen vom Morgentau der Schläfrigkeit,<br />
sein Atem faucht odolig, sein Körper gibt in<br />
Gähndämpfen die letzten Reste der Bettwärme<br />
ab. Das ist er! — Achtung! Wir<br />
fahren ein Stück der Lebensstrecke mit ihm,<br />
sechs oder acht oder vierzehn Stunden lang,<br />
und er wird sich die ganze Zeit über nicht<br />
Dämon der Eisenbahn<br />
aus unserem Auge lassen, so wie er es ja sofort<br />
verstand, uns an sein kompaktes, reisebereites,<br />
in allen nötigen Bestandteilen vorhandenes<br />
Ich zu fesseln. Er hat nichts daheim<br />
vergessen: nicht die Nase, noch den Zigarrenabschneider,<br />
noch die Goldplombe<br />
rechts oben, den Fahrplan für Mitteleuropa,<br />
die harten Eier, den Papiermundbecher und<br />
das linke Ohrläppchen. Er ist mit solcher<br />
Uebersichtlichkeit am Leben, dass seine unentwegte<br />
Beflissenheit, sich von der Gegenwart<br />
jedes Einzelgliedes, bald des Ellbogens,<br />
bald der Zigarettentasche, bald des rechten<br />
Knies oder der Handtasche im Gepäcknetz<br />
durch Nachschau oder Abtastung zu überzeugen,<br />
wundernimmt.<br />
Noch ist er nicht zerlegt! Aber Geduld —<br />
es coram publico zu tun, das ist seine Reisefunktion.<br />
Alles, was er mit sich führt, hat's gut und<br />
schön warm: der Kneifer ruht in der Kneifertasche,<br />
der Koffer in der Leinwandhülle,<br />
der Schirm im Ueberzug; Schutz gegen Erkältung<br />
scheint ihnen vor Gebrauchtheit zu<br />
gehen; sie sollen da sein, ohne sich abzunützen.<br />
Das ist auch sein Standpunkt sich selber<br />
gegenüber. Er reist, der Koffer seiner selbst,<br />
eingepackt in persönliche Gerüche, warm<br />
umhüllt von Kommoditäten, und geht niemals<br />
aus sich heraus, nicht einmal, wenn er herausgeht.<br />
Seine Beschäftigung besteht vielmehr<br />
darin, die mitgebrachten Gegenstände<br />
der Reihe nach zum Gebrauch heranzuziehen.<br />
Zunächst wird der Hut abgelegt, die Handtasche<br />
geöffnet, eine Kappe daraus entnommen,<br />
die Kappe kreisrund übers Hinterhaupt<br />
gestülpt. Das Gesicht erhält einen Zug von<br />
kurzstirniger Stupidität, die Brauen schnuppern<br />
neugierig nach Zustimmung.<br />
Ein hernach umständlich herausgeschältes,<br />
vierfach belegtes Brot reizt die Zuschauer<br />
nicht so sehr als Zeichen des Besitzes, denn<br />
der kulinarischen Voraussicht. Er verspeist<br />
es, wiewohl durch die gegnerischen Blicke<br />
auf ein Podium gehoben, ohne jedes Lampenfieber<br />
— er tritt in dieser Rolle seit Jähren<br />
erfolgreich auf.<br />
Sodann wird zur Abwechslung die Zigarre<br />
dem Etui, Seitentasche links, hierauf der Abschneider<br />
der Enveloppe, Westentasche<br />
rechts, entnommen; die Spitze, die ihrer beider<br />
Begegnung zum Opfer fällt, fliegt nicht<br />
ins Unbegrenzte, sie gibt vielmehr Arilass,<br />
eine Luftklappe oberhalb des Kupeefensters<br />
zu öffnen und wieder zu schliessen.<br />
Die Erledigung einer Apfelsine nimmt folgenden<br />
Weg: Schlüssel aus der Hosentasche,<br />
Koffer abgehoben, Schloss auf, Hemdeinlage<br />
heraus, ein Papiersack gesichtet, der Papiersack<br />
heraus, die Apfelsine heraus, das Taschenmesser<br />
aus dem Etui, die Apfelsine zerteilt,<br />
geschält, gegessen, die Kerne gesammelt,<br />
Luftklappe auf, Kerne hinaus, Luftklappe<br />
zu, Serviette aus dem Koffer, Finger<br />
getrocknet, Serviette zurück, Messer ins Etui,<br />
Etui in die Tasche, Papiersack zurück, Hemd-<br />
einlage hinein, Koffer zu,<br />
Tasche.<br />
Der Blick der Brillenschlange kann das<br />
Kaninchen nicht so festbannen wie die<br />
exakte, unumstössliche Reihenfolge dieser<br />
Tätigkeiten unser Auge. Er aber, • der Unhold,<br />
dessen absolut logisches, in seiner Eingeteiltheit<br />
mustergültiges Gebaren keiner<br />
Minute Raum für Unvorgesehenheiten gönnt<br />
— er sitzt nun voll blödäugiger Zufriedenheit,<br />
einem neuen Werk entgegensinnend...<br />
Wehe — schon haben's ihm die Reisepantoffel<br />
angetan, dann ein Pickel am Kinn<br />
(Spiegel, Pinzette, Reisenecessaire!), dann<br />
die Morgenzeitung!<br />
ist ein geplagter Mann. Oeine täglichen Kundenbesuche<br />
lassen inm "wenig Zeit übrig. Kann er Zeitverluste und<br />
Verteilen angesagter Besticke vermeiden, so bedeutet das<br />
für ihn grossen Ge-winn. Dazu benötigt er aber einen<br />
praktischen und zuverlässigen Zeitmesser.<br />
Aus diesem Grunde tauft er nur<br />
DIE HARWOOD<br />
ARMBANDUHR<br />
die sich von selbst aufzieht, ganz staubdicht ist und deshalb<br />
fast teiner Reparaturen bedarf. Ihr "Wert gehört<br />
zu den Höchstleistungen der «ch-weiz. Uhrmacherkunst<br />
und bürgt für Genauigkeit. Zudem tostet sie nicht mehr<br />
-wie jede andere Armbanduhr gleicher Güte.<br />
Harwood-Uhren sind bei allen guten Uhrmachern Lautlich.<br />
die sich<br />
vonselbsf «fufziefir<br />
Begegnung auf der PRngstfahrt<br />
Schlüssel m die<br />
OrmhanTruh n<br />
Muss ich hinzufügen, dass er über einen<br />
Patentbleistift verfügt? Dass er damit soeben<br />
eine Eintragung vornimmt, die an Bedeutsamkeit<br />
gewiss dem letzten Satz Pasquals<br />
nicht nachsteht?<br />
Ein Blick aufs Zifferblatt seiner Uhr belehrt<br />
mich, dass es radioaktiv aufleuchtet.<br />
Kaum darauf verwiesen, bekommt unsere<br />
Aufmerksamkeit einen Ruck nach der Reiseapotheke,<br />
die ihn jetzt zur Stärkung mit Kolalecithin<br />
versorgt.<br />
Wenn wenigstens lustige Varietemusik zu<br />
dieser Nummer erklänge! Aber dies Schweigen,<br />
diese stumme Rastlosigkeit in der An-r<br />
einanderreihung von Handlungen, die keinen<br />
anderen Zweck verfolgen, als sich zu bewei-<br />
-sem dass sie nicht-vergessen wurden — es<br />
ist unerträglich. ; L , M<br />
Ich möchte wissen r was dir Novalis bedeutet,<br />
Schurke!<br />
Hast du keinen ^Aberglauben, am Ende<br />
doch etwas vergessen zu haben, wenn nicht<br />
die Nagelfeile, so vielleicht den Lebenssinn?<br />
Wehe, wehe, wenn dir's jetzt nach einem<br />
Reisegespräch gelüstet! Wir warten, fünf<br />
Mann hoch, nur auf diesen Augenblick: wir<br />
wollen so einsilbig sein, dass du dich sofort<br />
verlegen auf eine neue Apfelsine oder den<br />
Reiseplaid im Netz stürzest; wir wollen nicht<br />
zusehen, wie du mit dem Wortschlüssel einen<br />
Gesinnungskoff'er aufknackst, Laute aus dem<br />
Munde wickelst, das Etui deiner goldplombierten<br />
Zähne öffnest, um ihm Einstellungen<br />
und Mentalitäten zu entnehmen.<br />
Im übrigen soll es passieren, dass der Lokomotivführer<br />
das «Halt.'»-Signal überfährt...<br />
Schienen werden manchmal bei Hochwasser<br />
locker... ich meine, hast du wirklich keine<br />
Angst, so vollständig und für alles vorgesehen<br />
uns vis-ä-vis zu sitzen, uns dein Gesicht<br />
aufzudrängen ohne menschlich-romantischen<br />
Gegenwert — du — du Glanzpunkt<br />
einer künftigen Verlustliste?!<br />
Frühlingsnacht<br />
Spuk um Mitternacht.<br />
Spät, abends .komme ich nach Hause, mit<br />
schwerem Kopfe und müden Gliedern. Stosse<br />
die Fensterladen auf und lasse die laue Nächtluft<br />
herein. Dunkel ist das Zimmer. Ruhig.<br />
Weit lehne ich mich hinaus und sehne mich<br />
nach dem Mond, der sentimental dort oben<br />
am nachtblauen Himmel klebt...<br />
Es funkelt von Sternen, die über das ganze<br />
Himmelsgewölbe hin ausgestreut sind. Wenn<br />
man lange zu ihnen emporblickt, verliert man<br />
das Gefühl der Erdenschwere, man glaubt,<br />
empörzugleiten. Hinan, hinan ! Herrlicher<br />
Gedanke, in das Dunkel und die Süsse dieser<br />
einsamen Nacht zu sinken. Weich muss sie<br />
sein wie Sammt. Und glitzernd und sprühend<br />
ausgebreitet liegen darauf die Edelsteine.<br />
Das Blut wird unruhig und pulst erregt.<br />
Der Geist lehnt sich auf. Nützt alles nichts.<br />
Warum ist die Nacht so schön ? Und die<br />
Sterne so weit ? Und die Welt so fern ? Der<br />
Kopf schmerzt.<br />
Das sind Kulissen, hingestellt von einer<br />
böswilligen Hand, diese Häuser mit den<br />
Schnörkeln, weiss angestrahlt von den Strassenlampen.<br />
Was dahinterliegt ist nicht zu<br />
sehen. E gibt nur eine Nähe. Die Ferne muss<br />
erträumt werden. Ihr gilt der Gedanke. Jener<br />
Dunkelheit, der blauen Nacht, die spinnt
hinter dem Kitsch der beleuchteten Häuser.<br />
Oben, sich verlierend in die Himmel.<br />
Da weht der Wind eine weiche Welle Fliederduft<br />
herüber. Aus dem Park unten. Wenn<br />
der weisse Flieder wieder blüht. Sentimentaler<br />
Kater ! Und ich werde schwach. Ziehe<br />
leise fluchend den Duft ein, ertrinke in ihm,<br />
grinse und weine...<br />
Zirkus — dieses Wort hat immer fiöph romantischen<br />
Klang. Ein (redaktioneller Mitarbeiter<br />
und unser Zeichner haben, dem bekannten Schweizer<br />
Zirkus Knie einen Besuch abgestattet. Wir veröffentlichen<br />
nun hier ihre Eindrücke:<br />
Die eifrig arbeitende Dampfmaschine stösst<br />
weissen, dicken Rauch in den grauen Abendhimmel.<br />
Manchmal fährt ein Windstoss darein<br />
und schleift weisse Fahnen über den Eingang<br />
hin. Dann verschwinden die Pferde<br />
und der Römer, die über der Pforte aufgemalt<br />
sind, und die wilden Landschaften und<br />
drohenden Tiere sind, nicht mehr da. Farbige<br />
Zäune sind aus dem nassen Boden emporgewachsen.<br />
Männer in Livreen stehen feierlich<br />
herum und drehen würdevoll den Kopf. Sie<br />
knipsen mit Bedächtigkeit die Billets, heben<br />
die Hand und sagen ein Wort, das die ehrfurchtsvoll<br />
eintretenden Leute zum Eingang<br />
weist. Man geht auf Sägespänen, der Fuss<br />
versinkt in angenehmer Weichheit. Sammt<br />
und Vorhänge überall, Schnörkel und Zierat.<br />
Es ist noch nicht Zirkus !<br />
Aber plötzlich bricht die Erinnerung auf,<br />
wenn man das grosse Zelt betritt, das sich in<br />
gewaltigem Bogen hoch über einem schliesst.<br />
Die Lampen brennen gelb und müde, lange<br />
Reihen Köpfe wogen langsam hin und her,<br />
die Arena dehnt sich sauber geputzt, die<br />
Bühne ist von Tüchern überhängt. Man lebt<br />
plötzlich wieder in dieser Welt des Glanzes,<br />
des Rausches, und man hat wieder jene herrliche<br />
Naivität, ohne die es nun einmal nicht<br />
geht!.<br />
Gefährlich ist der Kitsch dieser Nächte, er<br />
macht klein und dumm. Fern blüht die Nacht,<br />
duften die Blüten, rauschen die Flüsse, hupen<br />
die Autos, trommelt der Jazz. Und man<br />
hängt sich aus dem Fenster und saugt die<br />
' Süsse ein, verwirrt und betäubt und glücklich.<br />
Das Licht verjagt den Spuk...<br />
mb.<br />
fühl im Herzen. Die Bajazzos lachten wild,<br />
herrliche Mädchen in Kleidern aus Gold und<br />
Silber jagten auf schlanken Pferden umher<br />
und machten das Herz klopfen... Die Orgel<br />
dudelte, weinte, schluchzte, jubelte, und der<br />
Mozart vorne dran taktierte eifrig hinten<br />
nach. Nacht war es, sommerlich schwüle<br />
Nacht, und man ging nach Hause, mit Tränen,<br />
die über das Bubengesicht rannen, während<br />
in der Ferne der letzte Ton verhallte<br />
und nur noch Ruhe war...<br />
Der Zirkus hat eine Eigenschaft, die ich<br />
vor allem an ihm liebe. Und das ist sein<br />
Duft, der entgegenschlägt, wenn man das<br />
grosse Zelt betritt. Er hat etwas Wildauf-<br />
Wann war es doch? Einmal stand man als<br />
Kind vor den Wundern des Wanderzirkus,<br />
der im Scheine der Dorflampen seine Künste<br />
produzierte, hinter jenen Fetzen mit verschnörkelten<br />
Initialen, die das Glück bargen.<br />
Und da stand man davor und hatte Eltern, die<br />
den Eintritt verboten, mit einem wehen Gereizendes<br />
und ; Erregendes,das unruhfgt stimmt.<br />
Das ist das Gemisch aus Sägemehl, von ge-i.»<br />
trockneter, Zeltbahn, von. Pferden, Pfeffers<br />
minzen und andern Dingen, die man nicht."<br />
erklären kann, die aber einfach durch, ihren-<br />
Duft da sind. Das Orchester hat bereits ein-;;<br />
gesetzt, es. hat Mühe, sich in dem grossen<br />
Raum zu behaupten.'Der Dirigent wirft seine<br />
Hände wild umher, bald schmeicheln sich die<br />
Töne sanft unter seinen Händen hervor,<br />
dann wieder hackt er die Fortissimos aus,,<br />
seinem Orchester. Es sieht wie eine Arena<br />
aus mit den grossen Bogen der Bänke, die<br />
sich rund um die Arena schlingen und das ;<br />
Publikum aufnehmen, das bescheiden sich in"<br />
die engen Gassen klemmt. Die vorn© haben<br />
es besser, sie setzen sich in die rotausgeschlagenen<br />
Logen und lassen die Welt schön»<br />
sein. Kellner mit weissen Röcken und Damen<br />
mit intensiven Blicken und roten Wangen<br />
gleiten umher und rufen von Zeit zu Zeit<br />
ein. Wort. Langsam füllt sich der Raum. Es<br />
wird hell. Die Musik setzt ein. Räuspern,<br />
Husten, Scharren der Füsse — Zeichen des<br />
Beginnes. Und wirklich, da sind sie schon...<br />
AUTOMOBIL-REVUE 1980 - N« 48<br />
Lachend, mit etwas verzerrten Gesichtern<br />
eilen sie auf die Bühne. Drei Herren, das<br />
heisst, zwei, einer ist noch ein Junge. Guten<br />
Abend ! Warum habe ich so Angst für sie ?<br />
Sie müssen die Ersten sein, und das ist<br />
schwer. Sie haben die schwierigste Nummer<br />
des Abends, auch wenn sie nur dastehen<br />
müssen. Wir sind weit vorn und sehen<br />
ihre Gesichter. Mit Schrecken nehme ich<br />
wahr — sie beben. Der Mund zittert schwach,<br />
man kann es unter dem Weiss der Schmink©<br />
nicht gut sehen. Aber es ist da, in seiner Tragik.<br />
Jetzt arbeiten sie, sie überschlagen sich,<br />
flüstern. Im Drehen und Wirbeln ihrer<br />
schlanken und trainierten Körper sprechen<br />
sie leise, abgerissen. Dann verneigen sie sich<br />
vor dem Publikum, das zögernd zu klatschen<br />
beginnt, lächeln vor Verzweiflung und wissen<br />
nicht, wo die Hände hinstecken. Und so<br />
rasen sie über die Bühne, hasten nach dem<br />
Beifall, suchen sich zu erwärmen, das Publikum<br />
zu begeistern, das noch faul und tot in<br />
den Bänken sitzt und noch zu viel vom Tag©<br />
in sich aufgenommen hat. Die Blick© schweifen<br />
umher. Niemand will beginnen. Niemand<br />
will bravo rufen. Die Nummer ist gut. Aber<br />
die Distanz ist weit. Kunst des Anfangs...<br />
Der Beifall zerrinnt im Dröhnen des Orchesters.<br />
Und so sitzt man da, lässt alles über sich<br />
ergehen. Flitter und Glanz — Worte jener alten<br />
Journalistenschule bekommen wieder<br />
Wahrheit. Es flimmert und gleisst über di©<br />
Bühne, schwingt und turnt und tanzt, lächelt<br />
und verneigt sich, weht wie der Wind über<br />
reif© Kornfelder, donnert schwer und gewaltig<br />
daher, ist Kampf um den Beifall, ist Fieber<br />
und Taumel, ist.Rausch und Vergessen.<br />
Hoch und hell brennen di© Lampen, glühen<br />
die Lichter; steil steigen die Wogen der<br />
Freude, der Hingegebenheit. Die Scheinwerfer<br />
streuen blaue, rote, grün© Lichter über<br />
uns hinweg, nackte Beine von Girls schwingen<br />
in ihnen, funkelnde Mädchenblicke gleis-<br />
sen uns entgegen, Tieraugen sehen uns an,<br />
Pferdegeruch steigt auf, die Peitschen knallen,<br />
und der Zylinder sitzt untadelig, di©<br />
Schuh© spiegeln vor Glanz, die Clowns lassen<br />
riesige Hosenbeine schlottern, die Musik<br />
singt Walzer, Foxtrott, Tango... Duft und<br />
Geschrei, Beifall und Jubeln, und wir haben<br />
jene schöne Naivität wieder, die man für den<br />
Zirkus braucht...<br />
Man führt die Tiere herein, di© an den<br />
Zauber der M&nege gewöhnt sind. Die einen<br />
brüllen, die andern sind resigniert und gehorchen<br />
den liebevollen Winken der langen<br />
Peitsche. Ihr© Blick© sind nicht abgrundtief,<br />
wie man gern© sagt, sie sind stumpf und<br />
leer. Die Tiere drehen sich im Kreise, heben<br />
sich auf di© Hinterbeine, tragen den Meister,<br />
trotten im weichen, stäubenden Holzmehl, mit<br />
einem kleinen geringschätzigen Blick nach<br />
der beweglichen schwarzen Masse ausserhalb<br />
des Ringes, der für das Tier die Welt<br />
bedeutet. Di© Elefanten schwingen ihre<br />
Rüssel in gefährliche Nähen, grunzen und<br />
trompeten voll Sehnsucht nach einem Stück<br />
Zucker, lassen sich geduldig umherführen,<br />
horchen auf das Wort des Herrn, treten<br />
über ihn hinweg, machen das Männchen,<br />
stemmen die gewaltige, ungefügige Last ihres<br />
Körpers auf einem Bein und sind ganz<br />
©ingegangen in di© Atmosphäre und das Milieu<br />
des Zirkus und haben nichts von jener<br />
stürmenden Gewaltigkeit, jener Urwüchsigkeit,<br />
die wir ihnen gerne andichten möchten.<br />
Der Urwald wich, Scheinwerfer belecken di©<br />
Haut der Riesen, sie sind kultivierter, entwurzelt,<br />
resigniert wie russische Adelige als<br />
Tellerspüler. Und darum erledigen<br />
sie ohne zu murren<br />
ihre Pflicht, schliesslich verdienen<br />
sie sich auf ehrliche<br />
Weise ihr Brot. Und hinten,<br />
stelle ich mir vor, rinnt jener<br />
jungen Dame mit dem<br />
interessanten blonden Bubikopf<br />
ein unartiger Schauer<br />
über den Rücken, weil sie<br />
erschüttert ist von der Gewalt<br />
der Natur...<br />
In engen Trikots, in farbiger Beleuchtung,<br />
kommen die Helden der Lüfte gesprungen,<br />
getanzt, gehüpft. Graziös. Elegante Gest©!<br />
Und das klettert und eilt über Seile und<br />
Netz©, fliegt über Tiefen, schwingt sich höher,<br />
hält sich leicht an eisernen Stangen, und<br />
wenn man hinaufsieht, hängen oben im Raum<br />
ein paar Menschen, in roten Kleidern, mit<br />
verzerrten Gesichtern lächelnd. Von schwingenden<br />
Stäben werfen sich ihr© Körper los,<br />
durchschwirren eine Sekunde den gefährlich<br />
drohenden leeren Raum, dann packen sich<br />
Hände, umkrampfen sich innig — nie freuen<br />
sich Menschen mehr über Hände, .die sich<br />
fassen ! — pendeln in schwerem Rhythmus<br />
hoch oben weiter. Ein leichter Schrei löst<br />
sich und während die Musik erstirbt, ihr der<br />
Atem ausgeht, wagt ein Mensch eine grosse<br />
Leistung, die das Publikum rasend applaudiert,<br />
weil es sich seiner Angst enledigen<br />
muss. Und dann turnt es herunter, gleitet es<br />
an Seilen hinab, uns entgegen, stapft es durch<br />
Netze und federt sich leicht auf den Boden —<br />
und rote Figuren mit prall anliegenden Trikots<br />
neigen sich. Der Mund ist überglänzt<br />
von einem süssen Lächeln, das zwei Schritte<br />
hinter dem Vorhang erstirbt...<br />
Ein kleiner Junge kommt, auf einem Pferde.<br />
Gravitätisch sitzt er oben und hält di© Zügel<br />
des Tieres, das leicht dahintanzt. Aber wir<br />
sehen, wie sich das feine Gesicht langsam<br />
(Sehlnss Seite 28)<br />
SOlgen fcincö ClusfriieiöcnS fiuetr) flen üotseitig crfolgcnöcn 3tod formen<br />
Zum 'Seil flurd| eine ßekntföttfaftcaing aufeefiobm tottöau<br />
ßutcf) Sircftion und' Ücrtrctcc
No 48 — <strong>1930</strong><br />
Eine interessante Rundfrage ist an Männer<br />
verschiedener Berufe ergangen, ob und<br />
in welchem Masse ihre Frauen ihnen eine<br />
Hilfe oder eine Behinderung sind. Die Antworten<br />
geben ein ganz gutes Bild von der<br />
allgemeinen Lage.<br />
Ein berühmter Schauspieler: « Meine Frau<br />
hilft mir sehr, da sie meine Fähigkeiten klug<br />
zu kritisieren versteht. Ihre Anwesenheit im<br />
Theater ist für mich eine Anregung, mein Bestes<br />
zu geben, denn ich weiss, dass sie immer<br />
irgend einen Fehler entdeckt, und wenn ich<br />
mich noch so bemühe. Und immer hat sie<br />
recht! In hundert kleinen technischen Dingen<br />
der Sprache, der Bewegung, des Ausdrucks<br />
macht meine Frau mich auf Mängel<br />
aufmerksam und verbessert mich. Sie weiss<br />
immer das Wesentliche herauszuholen; auf<br />
diese Weise hat sie ganz erheblich zu meinem<br />
Erfolg beigetragen.»<br />
vernünftig genug, sich nicht in die Arbeit im<br />
Atelier einzumischen.»<br />
Ein berühmter Flieger: «Viele verheiratete<br />
Männer werden mir zustimmen, wenn ich<br />
sage, dass eine Frau dem Leben den letzten<br />
Reiz gibt, den es für so viele Junggesellen<br />
nicht hat. Kameradschaft ist alles in dieser<br />
Welt und ohne sie ist das Leben sehr arm.<br />
Ich erkläre, dass meine Frau, da sie der beste<br />
aller Kameraden ist, mir körperlich und geistig<br />
sehr geholfen hat.»<br />
Ein Geschäftsmann: «Es ist nicht vollkommen<br />
klar ersichtlich, dass fast jede Frau<br />
ihrem Manne hilft, zunächst indem sie ihm<br />
eine Frau ist, dann, indem sie eine Mutter<br />
ist, und drittens, indem sie eine ungewöhnliche<br />
Mischung von Haushälterin, Kinderpflegerin<br />
und Privatsekretärin darstellt? Ich bin<br />
meiner Frau für alle diese Dinge wirklich<br />
dankbar, und hundert andere Männer sind es<br />
mit mir! Sie hat zum Beispiel eine Tugend:<br />
sie spricht nie vom «Geschäft», wenn ich<br />
nicht davon sprechen möchte! Für einen<br />
arbeitsamen Mann ist es schwierig, den aufregenden<br />
Dingen des Tages zu entrinnen,<br />
und es wäre verhängnisvoll, sie mit nach<br />
Hause zu tragen. Wenn ich über geschäftliche<br />
Angelegenheiten sprechen möchte, ist<br />
meine Frau interessiert Wenn ich es nicht<br />
tun möchte, scheint sie, durch irgend ein<br />
Wunder der Weiblichkeit, alles über das Geschäft<br />
vergessen zu haben.»<br />
Der Filmstar Douglas Fairbanks: «Im allgemeinen<br />
ist die Frau in jeder Weise nützlich,<br />
im besonderen ist sie es als vollendete<br />
Gastgeberin und als eine ständige Quelle der<br />
Inspiration. Mein Wunsch, Hollywood in kulturellen<br />
Kreisen einen Namen zu geben, ist<br />
Ein Filmmagnat: «Meine Frau hat mir<br />
wesentlich geholfen, weil ich mit ihr meine<br />
durch Mary (Pickford) erfüllt worden, die<br />
der ganzen Nachbarschaft ein gutes Beispiel<br />
Pläne für künftige Filme besprechen kann,<br />
gegeben hat. Und die Inspiration? Die kommt<br />
und sie mir von ihrem weiblichen Standpunkt<br />
auf tausenderlei Weise.»<br />
aus sagt, welche Aussichten ein Bild haben<br />
wird. Es gibt wenig, was sie nicht von mir Ein Romanschriftsteller: «Frauen helfen<br />
weiss, und umgekehrt. Aber obgleich wir uns berufstätigen Männern nur, wenn sie im Hin-<br />
gegenseitig vollkommen verstehen, ist sie<br />
lassen will. So sagt sie lächelnd und freut<br />
tergrunde bleiben. So schwach ist diesich heimlich, dass vor allem für Haushalt<br />
menschliche Natur. Man frage einmal einen und Kinder etwas dabei herauskommt.<br />
Dorfgeistlichen, der Junggeselle ist, wie es Oder man fragt eine Dame, was das Chauffieren<br />
bei dem schönen Wetter jetzt macht.<br />
mit seiner Arbeit im Kirchspiel aussehen<br />
würde, wenn er sich verheiratet oder verlobte.<br />
Das Interesse aller alten Jungfern, mir solchen Spass, dass ich viele unserer Be-<br />
«Bitte, ich fahre auch bei Regen. Es macht<br />
die ihm so eifrig bei seiner Arbeit helfen, kannten täglich zum Bureau fahre und nachmittags<br />
wieder abhole!» Das ist achtens-<br />
würde vergehen wie das Blatt im tötenden<br />
Frost. Oder der Arzt, der Junggeselle ist! wert und klärt einen sehn'-" auf. My com-<br />
Oder der Schauspieler, den weibliche Jugend<br />
und Nichtjugend anbetet! Nein, nein — solange<br />
er allein bleibt, ist noch Hoffnung! »<br />
Ein Politiker: «Wenn ich ausführlich erzählen<br />
sollte, in welcher Weise meine Frau<br />
mir geholfen hat, würde ich die ganze <strong>Zeitung</strong><br />
für mich brauchen!»<br />
BASLER-<br />
OEL<br />
AUTOMOBIL-REVUE 27<br />
HDB06 SEHTE Capricen Neue Sommermode <strong>1930</strong><br />
EFILR/O&IU<br />
ÜDEIP<br />
Männer, die ihre Frauen loben<br />
UJaiiui<br />
Die Frau von heute... Was tut sie, wenn<br />
die Zeiten schwer werden, wenn die Familie<br />
in Bedrängnis gerät? In der heutigen Zeit<br />
gibt es Konkurse, • Bankkrache, Abbau,<br />
schlechter Geschäftsgang, Schwindelkompagnons<br />
und dergleichen. Wie sich die Frau<br />
hier kleine Nebenerwerbe verschafft, entsprechend<br />
ihrer Kultur und Bildung, die finanziell<br />
helfend sich auswirken, weiss Louise<br />
Diel im « Berliner Tageblatt» anzugeben.<br />
Man sieht immer so viele Familien, die gut<br />
leben und scheinbar doch kein Einkommen<br />
haben. Das sieht man sich ein Weilchen an.<br />
und fragt dann: aber wie machen es denn<br />
all diese Männer und ihre Familien, wovon<br />
leben sie nur? Denn — das ist nämlich das<br />
Allererstaunlichste — weder die Preise sinken<br />
noch verschwinden diese Leidtragenden<br />
aus dem geselligen Gesichtskreis. Vielleicht<br />
sieht man sie eine kurze Zeit nicht, aber dann<br />
tauchen sie wieder auf, und es scheint alles<br />
beim alten.<br />
Bei näherem Beobachten findet man auch<br />
bald des Rätsels Lösung. Vielleicht ergibt<br />
sie sich auch aus einem Gespräch — « Spielen<br />
Sie Bridge?» «Ich lerne es jetzt, Frau<br />
Y. gibt mir Unterricht, sie hält mehrere Kurse<br />
ä zehn Stunden.» — Wie geschickt, zeitgemäss,<br />
und so naheliegend, dass nicht jeder<br />
darauf kommt! Gnädige Frau verdienen so<br />
ein bisschen nebenbei? Ein kleines Taschengeld<br />
— versteht sich — seidene Strümpfe<br />
und dergleichen, wo überhaupt die Mode so<br />
kostspielig und man sich doch nicht lumpen<br />
pliment, aus der Not eine 'i ^end zu machen<br />
denn dass das nicht umsonst geschieht,<br />
braucht nicht erst gesagt zu werden, zumal<br />
wenn einem die Visitenkarte für Bedarfsfall<br />
sachlich-empfehlend beim Abschied überreicht<br />
wird.<br />
Doch ein Auto lässt auch noch andere Möglichkeiten<br />
zu. Erstklassige, langerfahrene<br />
Autlerinnen reizt es, Anfänger, die frisch von<br />
Strandensemble, bestehend aus Strandanzug,<br />
Kappe und Mantel.<br />
der Prüfung kommen, fortzubilden, und mit<br />
dem Betriebe der Grossstadt vertraut zu machen.<br />
Jeder junge Herrenfahrer begrüsst<br />
diese Hilfsaktion mit offenem Portemonnaie<br />
und grosser Dankbarkeit.<br />
Aber nicht jeder Frau ist es gegeben, motorknatternd<br />
in die Bresche zu springen. Bei<br />
vielen liegen die Talente mehr auf künstlerisch-geselligem<br />
Gebiete. Sie verstehen es,<br />
grosse Feten, Empfänge und Bälle zu arrangieren.<br />
Mit weicher Hand dirigieren sie unmerklich,<br />
immer werden sie mit ihrer Persönlichkeit,<br />
Erfolg und Stimmung magnetisch<br />
anziehen und als Mittelpunkt dominieren.<br />
Hauptsächlich gilt das für die Dame von<br />
gewissem gesellschaftlichen Format, deren<br />
Kein Autofahrer ohne dieses Hellöll Schützt vor Infektionen, heilt Erkrankungen der Atmungsorga" 8<br />
vortreffliches Einreibemittel bei Muskel-Rheumatismen, auch als Badezusatz gegen diesen zu verwenden,<br />
. IN ALLEN APOTHEKENI = = = = = = = =<br />
Hotel Jakobshof<br />
Kendez-vous der Automobilisten.<br />
Spezialität: Bachforellen. Bekannt gute<br />
Küche und Keller. — Garage. — Tel. 82.<br />
J. BOSSARD, A.C.S. und T. C. S.<br />
Früher Guegital ob Zus*.<br />
Die bestbekannten<br />
weich und schmiegsam l|<br />
ist das fein» (jswebB,
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Die Zufahrtsstrassen aus der ganzen Schweiz sind ersichtlich in O. R. Wagners<br />
CH Tourlng, Führer für Automobilfahrer, offizieile Ausgabe des T. C. S.<br />
Neue deutsche Kegelbahn (Morgenthaler)<br />
Zimmer mit fliessendem Wasser<br />
Vollständig der Neuzeit entsprechend renoviert Flletsea<br />
des Kalt- und Warmwasser in allen Zimmern. Gediegene<br />
öffentl. Räume, grosse Halle, Caf<br />
«Quatsche nicht, eine Grammophon-<br />
19S0 — N« 48<br />
erst nach Schluss der Vorstellung: dann flattert<br />
eine Weinofferte oder sonstiges Erinnerangsbriefchen<br />
in der werbenden Sprache<br />
unserer Zeit auf den Tisch. Ob Waschoder<br />
Schreibmaschine, chaeun ä sa chaeune.<br />
— Es ist auch nichts dabei, dass man absolut<br />
als Liebhaber eine Zucht von Edelhunden betreibt<br />
und die Jungen ihrem Werte entsprechend<br />
abgibt. Oder Teppiche knüpft und sich<br />
sonstwie kunstgewerblich betätigt — wer will<br />
das tadeln?<br />
Soweit waren schon die Fortschrittlichen<br />
der Vorkriegszeit. Lampenschirme, Sofakissen<br />
und Wandbehänge tauchten auf, wie die<br />
feinstichligen Decken und Taschentücher verschwanden.<br />
Auch Sprach- und Klavierunterricht<br />
gehörte schon damals zu den anerkannten<br />
Hilfsmitteln gegen Portemonnaieschwund<br />
— vom Zimmervermieten ganz zu schweigen.<br />
Davon spricht man heute überhaupt nicht, ob<br />
man's dennoch tut, ist eine andere Sache.<br />
Wer fragt nach so Naheliegendem, wo Bridge,<br />
Auto, Gymnastik Sterne und Kosmetik<br />
als verwönhnte Lieblinge ihr jugendliches<br />
Dasein gemessen. Wen schon die Not zwingt,<br />
und die Frauen ungewohnt und rasch vorbereitet<br />
einspringen, dann lasst ihnen die kleinen<br />
Capricen und das Mäntelchen, das so viei<br />
Tragisches und Erschütterndes milde verhüllt,<br />
— es bleibt ohndies genug Wermut im<br />
Becher, auch wenn sie ihn prostend lächelnd<br />
schlürfen.<br />
(Schluss von Seite 28)<br />
Neger brüllen, Afrika singt, die Inder tanzen,<br />
überschlagen sich, Haremsfrauen hüllen sich<br />
schamhaft in seidene Tücher und sehen, wieviel<br />
Publikum da ist, Artisten fliegen durch<br />
die dunstige Luft, tanzen über den Boden,<br />
Zirkusgirls machen in Sex-Appeal, Direktoren<br />
stehen gross und gewaltig da und halten<br />
die weissbehandschuhten Hände auf farbiges<br />
dem<br />
Rücken, Diener kriechen ehrfurchtsvoll eifrig<br />
umher und ordnen ohne Aufsehen, die<br />
Clowns lieben sich und schlagen einander<br />
Bengel um die Ohren, Lachen schüttert durch<br />
das gewaltige Zelt, die Musik spielt unermüdlich,<br />
das Sägemehl riecht, und die Wärme<br />
kriecht in dunstigen Wellen durch dio<br />
Massen.<br />
Farben tmd FHmmern flberal, ein bissdien<br />
Rausch, ein bisschen Vergessen, ein •wenig<br />
Kind, ein wenig jrlückBch. Heiss und müde<br />
gesessen treten wir ins Freie, ins Licht der<br />
elektrischen Lampen; Ober uns ist dtmkler,<br />
unendlicher Himmel, vor uns Oestalten, mit<br />
zwinkernden Augen, leise tuschemd, nnd<br />
dann schreiten wir in die Nacht und den<br />
Frühling, während hinter nns das Brüllen der<br />
wilden Tiere verhallt...<br />
nib.<br />
Die humoristische Ecke<br />
Der Schneider: (plötzlich seinen Kunden erkennend):<br />
«Dürfte ich mir erlauben, da ich nie das<br />
Glück habe, Sie zu treffen, Ihnen meine neuest«<br />
Musterkollektion zu zeigen?»<br />
3. Jim, der Strassenbauer, macht seine Liebeierklärung<br />
mit dem pneumatischen Bohrer.<br />
(London Opinion.)<br />
Das Ausland lacht.<br />
Im Hotel. «Was kostet bei Ihnen ein Zimmer?!<br />
«In der ersten Etage 15 Mark. Jede Etage<br />
höher 5 Mark wenigere<br />
«Gut geben Sie mir ein Zimmer im vierten<br />
Stock.><br />
*<br />
Der Märtyrer. «Gnädige Frau, der Herr<br />
liegt ohnmächtig im Wohnzimmer! Neben<br />
ihm steht eine gross© Schachtel mit einer<br />
Rechnung.»<br />
«Welch© Freude, mein neuer Hut ist ge-
N» 48 — <strong>1930</strong> AÜTOMOBIL-RCVUC 29<br />
Blausee.<br />
Seien wir ehrlich, so ganz im Innersten ist<br />
jeder noch ein ganz klein bisschen Romantiker<br />
geblieben. Alle haben wir etwas herübergerettet<br />
aus goldenen Jugendjahren, aus<br />
der Zeit, da wir unser© kleine Welt belebten<br />
mit Feen und Zwergen, die in prächtigen<br />
Schlössern wohnten, Schlössern von prächtigen<br />
Gärten und Parks umgeben, wo heimliche<br />
Wege, duftende, leuchtende Blumen und<br />
kristallklare Seen im bunten Wechsel sich<br />
folgten. Ein Paradies der Kinderphantasie.<br />
Und wenn Jahre vergangen sind, und<br />
kaum eine Erinnerung an das Kinderreich<br />
geblieben ist, und man dann urplötzlich aÜ<br />
das vor Augen erstehen sieht, was Kinderphantasie<br />
einst erträumte: ein tief, tiefblauer<br />
zauberhafter See mit silbernen Fischen<br />
und rätselhaftem Grund, lauschige<br />
Uferpartien im wechselnden Farbenspiel<br />
jungen Laubes, Felsen und kleine Schluchten,<br />
Höhlen und Aussichtspunkten, dann greift<br />
man erst an die Stirn um ganz sicher zu<br />
sein, ob das alles auch Wirklichkeit sei. Und<br />
es ist Wirklichkeit. Und sie all© können<br />
dies© märchenhafte Wirklichkeit erleben,<br />
droben am Blausee.<br />
Räumen des modern umgebauten Hotels<br />
prächtige Ferientage zu verleben. Lr.<br />
Schon die Zufahrt ist lohnend. Sei es von<br />
Interlaken oder Thun oder aus dem Simmental,<br />
hoch über dem Thunerse© am Ausgang in das allgemeine Gejammer über das schlechte<br />
Schlechtes Wetter. Wer glaubt, dass ich etwa<br />
des Kandertals treffen sich all diese Strassen,<br />
di© dann als einzige hineinführt ins Tal<br />
Wetter einstimmen, -werde, der täuscht sich diesmal<br />
sehr. Es nützt ja auch gar nichts, im Gegenteil,<br />
das Jammern zieht den Regen nur noch- mehr<br />
der Ränder, immer mit prächtigem Ausblick an. Man muss eich nur nicht verblüffen lassen,<br />
anf di« majestätisch© Kette von Balmhorn, selbst vom grimmen. Herrn Petrus nicht. Denn einmal<br />
muss ja doch die Sonne siegen, vielleicht schon<br />
Doldenhorn und Blümiisalp. Wenn nach<br />
morgen, vielleicht schon übermorgen, aber ganz<br />
Kandergrund die Strass© ansteigt und man<br />
sicher bald, und dann zieht der Wagen wieder<br />
durch schattig© Waldpartien ein Stück aufwärts<br />
gefahren ist, tritt plötzlich rechter Pläneschmieden hat man ja in der Regenzeit Müsse<br />
freudig durchs sonnenbeglänzte Schweizerland. Zum<br />
Hand der Wald zurück, eine weite Lichtung genug. Wie viele schön© Möglichkeiten liegen doch<br />
entsteht und ein neues schön gepflegtes<br />
Strassenstück scheint in den Wald hineinzuverschwinden.<br />
Hier wird der Wagen zurückgelassen.<br />
Ein grosser Parkplatz, Garage<br />
und Boxen stehen zur Verfügung.<br />
Eine Meng© verschlungener Pfade führen<br />
zum eigentlichen Wunder der Bergwelt, zum<br />
Blausee, der plötzlich, wie man um einen<br />
Felsen aus dem Waldsaum heraustritt, in<br />
seiner wunderbaren Bläue zu Füssen liegt.<br />
Tourismus<br />
Sein© Farbe ist sein Wunder und wenn<br />
man im Boot durch das kristallklare Wasser<br />
fährt so staunt man, wie sich auch an seinen<br />
tiefsten Stellen in vollendeter Klarheit jede<br />
Einzelheit am Grunde erkennen lässt. Seit<br />
Jahrhunderten, vielleicht Jahrtausenden liegen<br />
Baumstämme auf seinem Grund, die uns<br />
zeigen, wie langsam Leben zu Stein wird.<br />
Hart neben dem Boot vorbei flitzen durch<br />
das helle Wasser bunte Forellen im- wechselnden<br />
Spiel. Unter Blausee verstehen wir<br />
heute nicht mehr nur den See allein, sondern<br />
der Begriff ist zu erweitern auf seine ganze<br />
grosse Umgebung, die durch Fels und Wald<br />
ein Ferien- und Weckendparadies darstellt.<br />
Und um eine Sehenswürdigkeit noch ist<br />
Blausee in den letzten Jahren reicher geworden.<br />
Wenige Schritte nur unterhalb des<br />
Sees ist eine Anlage lauter aneinandergereihter<br />
hübscher kleiner Seen. Auch sie malerisch<br />
in die Natur eingebettet und, wo<br />
Freunde. Doch auch das soll und wird anders werden,<br />
denn in Berücksichtigung des modernen Verkehrs<br />
hat nun auch die Braunwaldbahn an ihrer<br />
künstlich erstellt, mit feinem Gefühl für das Talstation moderne Garagen eingerichtet, und auch<br />
Natürliche angegliedert. Hier werden zu Parkplätze stehen zur Verfügung. Darum, ihr Autler<br />
in der ganzen Schweiz, wenn ihr dies 1 ' Jahr<br />
tausenden und abertausenden Forellen gezüchtet,<br />
di© heut© schon zu einer Berühmtheit<br />
des Blausees geworden sind. Von der liegen. In 20 Minuten führt die Bergbahn hinauf<br />
über den Klausen fährt — und ihr tut es ja fast<br />
alle einmal — dann lässt Braunwald nicht links<br />
Forellenkinderstube, wo die kleinen, stecknadelgrossen<br />
Fischchen ihr© ersten Lebens-<br />
jeder, der hinauf kommt, denn überwältigend ist<br />
in die Visitenstube des Glarnerlandes. Erstaunt ist<br />
wochen verbringen, reiht sich Teich an der -Blick auf die Berge, die in weiter Runde ein<br />
einziges Panorama bilden. Aus den markanten Gestalten<br />
dieses Kreises seien nur die bekanntesten,<br />
Teich mit immer grösser werdenden Bewohnern,<br />
bis dann Becken kommen in denen wie Kärpfstock, Hausstock, BifeTtenstock. Tödi und<br />
die nun für di© Tafel bestimmten Portionsforellen<br />
ihres wenig romantischen Schick-<br />
Braunwalds, der steil in den Himmel aufragende<br />
Glaridenstock, erwähnt und dann das Wahrzeichen<br />
Ortstock. Das Charakteristikum Braunwalds sind<br />
sales warten. Und hier, gleich wie in der seine Ahorngruppen und seine dunklen Tannenwälder.<br />
Prächtige Spazierwege durchziehen ganzen Anlage um den Blause© ein© muster-<br />
die<br />
hafte Ordnung. Tadellos angelegte Were<br />
überall, wo eine Narbe im Boden entstand,<br />
sogleich wieder bepflanzt mit Blumen und<br />
Sträuchern. Ein Blick in das hübsche Bernerhäuschen<br />
neben der Fischzuchtanstalt<br />
zeigt ein© nach modernsten Grundsätzen eingerichtet©<br />
Küche, in der für die hunderttausende<br />
von. Forellen fachgemäss ihre Nahrung<br />
gekocht wird.<br />
Es ist wohl nicht verwunderlich, dass an<br />
einem Ort, wo die Delikatessen so in nächster<br />
Näh© sind, auch gastliche Unterkunft<br />
und Verpflegung zu haben ist. Ueber dem<br />
See mit prachtvollem Blick auf die schneeigen<br />
Berge, dem grünen Wald und dem<br />
blauen See steht das Hotel, das neurenoviert<br />
sich schmuck in di© Landschaft einfügt. Ein<br />
schöner Vorplatz, eine grosse Glasveranda<br />
laden zum Rasten, und keiner wird sich die<br />
Gelegenheit entgehen lassen, hier zu weilen,<br />
so lange als nur möglich. Denn eines ist<br />
sicher : Schwer wird es für jeden, sich aus<br />
'diesem Idyll, di© heut© ja leider so selten<br />
geworden sind, loszureissen. Denn ein© Ruh©<br />
und Schönheit liegt um den Blausee, wie<br />
man sie sich eindrücklicher nicht wünschen<br />
kann.<br />
Wir können der Blause© A.-G. nur dankbar<br />
sein, dass sie dies© Perl© des Oberlandes<br />
so fein gefasst hat, und in den Rahmen<br />
einfügte, den sie verdient. Dass eine .Unsumme<br />
von Arbeit, gepaart mit einem tiefen<br />
Verständnis für die Natur ausgeführt wurde,<br />
ist augenfällig. Und dass bei der Leitung<br />
des Wirtschafts- und Hotelbetriebes durch<br />
di© Gfeller-Rindlisbacher A.-G. auch die materielle<br />
Seite bei einem Besuch nicht vernachlässigt<br />
wird, ist begreiflich.<br />
Ob ihr ihn kennt oder nicht kennt, fahrt<br />
diesen Sommer alle einmal hinauf zum Blause©,<br />
sei es für ein paar Stunden, um dem<br />
Getriebe der Stadt zu entfliehen, oder sei es<br />
auch um für längere Zeit in den heimeligen<br />
vor uns: Wir können von Bern aus über Thun,<br />
Wimmis und Sannenmöser nach Saanen. Gstaad<br />
und Gsteig fahren, dem bekannten Dreisestira im<br />
obern Saanetal. Für eine Nachmittagsfahrt lockt<br />
das so schön gelegene Faulensee, wo wir unser<br />
Zvieri angesichts des Thunersees einnehmen können,<br />
oder wir folgen dem See bis Interlaken und<br />
lassen dann den Wagen über Mülinen und Zweilütscbinen<br />
nach Grindelwald klettern, wo wir schon<br />
recht nahe « den Gletschern by > sind. Wir können<br />
auch Zürich als Ausgangspunkt nehmen und dem<br />
See entlang über Horgen, Lachen, Näfels und Glariis<br />
nach Linthal fahren, den Wagen in den neuen<br />
Garagen der Bergbahn einstellen und mit dieser<br />
nach dem freundlichen Braunwatd gelangen. Vielleicht<br />
aber halten wir über Winterthur und Wil auf<br />
St. Gallen zu, von wo aus in kürzester Zeit das<br />
saubere Appenzellerländchen erreicht werden kann,<br />
mit seinen schmucken Dörfern und Bädern, wie<br />
Waldstatt, Wasserauen, Gais, Herisau, Speicher,<br />
Weissbad, Urnäsch, Walzenhausen, Jakobsbad. Gontenbad.<br />
Immer lohnend ist eine Fahrt dem Wallensee<br />
entlang nach dem schönen Ragaz oder dem<br />
rechten- Zürichseeufer entlang über Wattwil nach<br />
Unterwasser und über Gams nach Grabs und hinauf<br />
zum Grabserberg. Diese wenigen Andeutungen<br />
für Ausflugsziele, die aus .zwei 'verschiedenen Gegenden<br />
der Schweiz herausgegriffen sind, sind ja nur<br />
ein Bruchteil der Hunderte von Möglichkeiten, doch<br />
je grösser die Auswahl, desto grösser die Qual.<br />
Darum lassen wir es heute mit dem Plänemachen<br />
bis auf weiteres bewenden. Ich wünsche schönes<br />
Wetter und eine frohe Pfingstfahrt. br.<br />
Braunwald. Sie ist nicht mehr unbekannt unter<br />
den schweizerischen Fremdenorten, die sonnige<br />
Bergterrasse von Braunwald. Nur hatte sie bis<br />
jetzt leider in Automobilistenkreisen noch zu wenig<br />
höchste und interessanteste Aussichtswarte<br />
am Vierwaldstättersee.<br />
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inuss noch Braunwald dazukommen. —ex.<br />
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zwischen Appenzell und dem ßchönen Pfarrdorf<br />
Gonten, liegt Gontenbad, ein beliebtes Ziel für Automobilisten,<br />
sei es nun, um die Ferien dort zuzu-<br />
Solothurn. Wenn wir von Bern her dems. S., Chätillon s. S., Baigneux, Dijon, Dole. Poligny,<br />
schmucken Kantonshauptstädtchen am Fusse des<br />
Jura zuholpern (um etwas Schönes zu sehen, darf<br />
man halt einige Strapazen nicht scheuen: wer von<br />
Basel, Ölten oder Biel herkommt, hat es übrigens<br />
besser), dann taucht bei Ammannsegg, gerade da,<br />
wo die Strasse wieder besser wird, plötzlich vor uns<br />
eine freundlich grüssende Zwiebelkuppel auf. verschwindet<br />
und erscheint wieder, daneben eine<br />
zweite. Es ist der St. Ursenturm, das Wahrzeichen<br />
der alten Stadt, und der markante, modernere daneben<br />
ist der Turm der neuen reformierten Gute Zu-<br />
Kirche.<br />
bringen oder als Sonntagsausflugsziel.<br />
fahrtsstrassen rücken es auch den ^ Automobilisten<br />
des Mittellandes und der Westschweiz näher, und<br />
niemand wird den Besuch im hochgelegenen Tal bereuen,<br />
ob er nun durch die heilkräftige Eisenquelle<br />
Gesundheit suche oder ob er an einem schönen<br />
Fleckchen Erde von des Tages Müh und Arbeit ausruhen<br />
-will,<br />
—ch—<br />
Grabserberg. Nicht weit von dort, wo sich zwei<br />
grosse Auto-Durchgangsstrassen kreuzen, nämlich<br />
die Arlbergroute, die über Zürich und Basel Frankreich<br />
zustrebt, und die Strasse, die nach, der Vereinigung<br />
von Splügen- und Julierroute in Chur<br />
über Sargans und Bregenz gen München zieht, liegt<br />
über dem betriebsamen Dorf Grabs der Kurort<br />
Grabserberg. Ein Strässchen führt bis hinauf in<br />
dio Höhe, so dass mit den genannten grossen Routen<br />
die Verbindungen nach Grabserberg die denkbar<br />
besten sind. Drum sollte, wer wieder einmal gesunde<br />
Höhenluft atmen und trotzdem sein leibliches<br />
Wohl nicht zu kurz kommen lassen möchte, als<br />
aächstea Ferien- oder Ausflugsziel GrabseTberg<br />
wählen. B.<br />
Rheinau. Wenn man von Zürich nach Schaffbausen<br />
fährt, benutzt man für gewöhnlich entweder<br />
die grosse Strasse über Winterthur und Andelfingen<br />
oder dann diejenige über Bülaoh, Eglisau, Rafz,<br />
und denkt dabei gar nicht daran, dass man einen<br />
der reizvollsten Punkte jenes Gebietes immer auf<br />
der Seit© liegen lässt. Wer also Zeit hat. der soll<br />
sich die Mühe nehmen und einmal den Abstecher<br />
von einer der beiden Strassen aus nach der Rheinau<br />
machen. In einer der scharfen Biegungen des<br />
Rheins gelegen, grüsst ihre Kirche weit ins Land<br />
hinaus. Die alten Klosteranlagen erzählen aus vergangenen<br />
Tagen, und die kühlen Fluten des Rheins<br />
wecken die Erinnerung an Sagen und Lieder, die<br />
mit diesem Fluss aufs innigste verknüpft sind. In<br />
der heutigen Hast der Zeit tut es.doppelt gut. einen<br />
Ort wie die Rheinau zu finden, wo die sonntägliche<br />
Stille einen auch Werktags wohltuend umfängt, -th-<br />
Pilafus. Die Schönheit einer Autofahrt über den<br />
Brünig durfte allen Automobilisten bestens bekannt<br />
sein. Sie gehört zu den abwechslungsreichsten<br />
der Schweiz. Den Höhepunkt einer solchen<br />
genussreiohen Fahrt über den Brünig bildet aber<br />
ein Besuch des wildromantischen Pilatus mit seinen<br />
zum Himmel emporragenden Felswänden. Einzigartig<br />
ist die Fahrt mit der Pilatusbahn, der<br />
steilsten Zahnradbahn der Welt, die mit unerhörter<br />
Kühnheit die Felswände bezwingt. Die Aussicht<br />
vom Pilatus-Kuhn (2132 m über M.) bietet<br />
ein unvergleichliches Panorama und die Tiefblicke<br />
auf Luzern und den Vierwaldstättersee eind weltberühmt.<br />
Prachtvoll ist es, dem Sonnenunter- und<br />
Aufgang auf dem Pilatus beizuwohnen.<br />
Die Automobile können in Alpnachstad bequem<br />
garagiert und unter Aufsicht geparkt werden, so<br />
dass eine Pilatusfahrt allen Automobilisten bestens<br />
, empfohlen werden kann.<br />
Jetzt liegt ja auch schon das Städtchen vor uns,<br />
6onnüberglänzt, durchflössen vom breiten Silberband<br />
der Aare. Ein Bild, das der, der es einmal gesehen,<br />
nicht mehr vergessen wird. In der Stadt drin, wird<br />
der Wagen abgestellt und dann streifen wir zu,Fuss<br />
durch Gassen und Gässlein, immer Neues entdekkend.<br />
Und sollte jemand — was ja vorkommen soll<br />
— Hunger oder gar Durst haben, er wird eewiss<br />
nicht zu kurz kommen. Bevor wir das gastliche<br />
Städtchen verlassen, statten wir noch dem prächtig<br />
im Wald gelegenen Attisholz, das per Auto in<br />
einigen Minuten zu erreichen ist, einen Besuch ab.<br />
Dann kehren wir zurück und wenden den Wagen<br />
heimwärts, um eine schöne Erinnerung reicher und<br />
mit dem stillen Versprechen, noch oft wiederzukommen,<br />
ebw<br />
Touren-Antworten<br />
T. A. 476. Wien-Budapest-Prag. Für Ihre Ferienreise<br />
sei Ihnen die folgende Route empfohlen:<br />
Ölten, Aarburg, Lenzburg, Baden. Zürich, Winterthur,<br />
St. Gallen, Bregenz, Isny, Kempten, Kaufheuiren,<br />
Landeberg, Inning, München, 384 km. Haag,<br />
Mühldorf, Braunau, Ried, Wels, Linz, Amstetten,<br />
Melk, ßt. Polten, Wien, 405 km. Bratislava, Moson,<br />
Szöny, Dorog, Budapest, 249 km. Zurück über Kapolnasnyek,<br />
Szekes-Fejervar (Stuhlweissenburg),<br />
Kisber,. Györ, Moson, Brück, Schwechat. Wien, 280<br />
km. Wien, Stockerau, Guntersdorf, Znaim, Mor.<br />
Budejowice, Jihlava, Kosetice, Benesov. Prag, 286<br />
km. N. ßtraseci, Lubenec, Karlsbad, Eger, Gefrees,<br />
Bayreuth, Pegnitz, Gräfenberg, Nürnberg, 313 km.<br />
Ansbach, Feuchtwangen, Grailsheim., Hall, Backnang<br />
Stuttgart, 190 km. Tübingen, Hechingen, Balingen,<br />
Rottweil, Schwenningen, Donauesohingen,<br />
Zollhaus-Blumberg, Stühlingen, Waidshut, Säckin^<br />
gen, Rheinfelden, Liestal, Ölten, 250 km. Sie orientieren<br />
sich am besten an Hand der Auto-Karte von<br />
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benötigen für die Reise Triptik oder Carnet de paseages<br />
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Weg einzuschlagen: Basel, Müllheim. Freiburg,<br />
Herbolzheim, Offenburg, Bühl Rastatt, Karlsruhe,<br />
Bruchsal, Wiesloch, Heidelberg, Weinheim,<br />
Bensheim, Darmstadt, Langen, Frankfurt. Friedberg,<br />
Butzbach, Giessen, Marburg, Jesberg, Fritzlar,<br />
Kassel, Hofgeismar, Karlshafen, Höxter. Bodenwerder,<br />
Hameln, Springe, Hannover, Schillerslage,<br />
Celle, Bergen, Soltau, Schneverdingen, Welle,<br />
Trelde, Harburg, Hamburg, 869 km. — Rückfahrt::<br />
Hamburg, Winsen, Lüneburg, Uelzen, Breitenhees,<br />
Gr. Oesingen, Gifhorn, Braimsehweig, Immendorf,<br />
Lutter, Seesen, Northeim, Göttingen, Witzenhausen,<br />
Eschwege, Wanfried, Eisenach, Barchfeld. Meiningen,<br />
Neustadt, Poppenhausen, Werneck, Würzburg,<br />
Tauiberbischofsheim, Dörzbach, HaE, Backnang,<br />
Stuttgart, Tübingen, Hechingen, Rottweil. Donaueschingen,<br />
Stühiingen, Waldshut, Säckingen, Basel,<br />
969 km. Die Automobilkarte von Deutschland (Verlag<br />
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Fr. 4.—, beim Verlag. E. K. in S.<br />
Touren -Fragen<br />
T. F. 480. Strasburg. Ist es ratsam, von Le<br />
Noirmont (Franches-Montagnes) über 'die Gaquexelle,<br />
Pruntrut und Altkirch nach Strasburg zu<br />
fähren, oder sollte man besser für Hin- und Rückfahrt<br />
den Weg über DelemonUBasel benützen?<br />
HB.inL.<br />
T. F. 481. Mannheim. Ich möchte über Pfingeten<br />
nach Mannheim fahren um einen Besuch auszuführen,<br />
Welches ist von hier aus die geeignetste,<br />
kürzeste Route dorthin? Wieviele Kilometer sind es<br />
und wieviel Fahrzeit werde ich benötigen?<br />
E. W. in Rorschach.<br />
T. F. 482. Ostalpenfahrt. Ich beabsichtige Anfangs<br />
Juli eine Ostalpenfahrt zu unternehmen und<br />
gedenke nachfolgende Route einzuschlagen: Zürich,<br />
Wildhaus, Arlberg, Innsbruck, Lofer, Salzburg,<br />
Fr. 4, erhältlich. N.<br />
IsoKl, Gmunden, Michelsdorf, Liezen. Trieben,<br />
Scheifling, Klagenfurt, Pörtschach, Toblach. Schlu-<br />
. ,. derb ach, Misurina-See, Gortina, Pordoi-Pass. Ca-<br />
T. A, 478. Genf-Lieae-Paris-Genf. Sie schlagen aazei, Vigo, Kalter See, Bozen, Verona, Mailand,<br />
am besten die nachstehende Route ein: Genf. Nyon,: Zürich. Kann mir einer der geschätzten Leser diese<br />
Lausanne, Yverdon, Neuenburg, Biel, Moutier. Dele- ; f Fahrt empfehlen, sowohl was die Güte,der Strassen<br />
mont, Porrentruy, Delle, Beifort, St. Amarin. Re-" anbetrifft, als auch die Schönheit der durchfahrenen<br />
miremont, Epinal, Charmes, Nancy, Pont-ä-Mous-,: Gegend ?, Für VeTbesseTungsvorschläge wäre ich<br />
eon, Metz, Thionville, Luxembourg, Arlon. Bastogne.f" recht,'dankbar. Wie hoch ist die österreichische<br />
Manhay, Avwaille, Liege, 717 km. Dann Huy,* : Straäsentaxe, oder hält Oesterteieh für Schweizer<br />
Namur, CharleToi, Mons, .V*lenciennes. ...Gambrai,,,^Gegeorecht? , . ., ,.,•. • .- ^;A.» B, in B.<br />
Peronne, Roye, Estrees, St. Denk; Senlis, Paris,,;> '' , „. „,<br />
374 km. Guignes, Nangis, Romilly, Troyes, Bar'- 'r- *<br />
:<br />
Bunte Chronik<br />
Riechen Sie!<br />
Eine Erinnerung des Arztes Dr. E. Keller<br />
an Wilhelm Busch. Es war im August des<br />
Jahres 1854. Bissige Zungen hatten in <strong>Zeitung</strong>snotizen<br />
behauptet: ich würde einige<br />
meiner homöopathischen Kügelchen von der<br />
Ludwigsbrücke in München in die Isar werfen<br />
und sie einem Patienten nach Wien<br />
schicken mit den Worten: «Schöpfet Wasser<br />
aus der Donau, trinkt und Ihr werdet genesen!<br />
»<br />
Um diese Zeit besuchte mich der Student<br />
Wilhelm Busch, ein besonderer Witzbold. Er<br />
klagte über einen anhaltenden Kopfschmerz.<br />
Ich hörte aufmerksam seinen Darlegungen<br />
zu, nahm dann ein Fläschchen und hielt es<br />
dem Studio mit den Worten unter die Nase:<br />
»Riechen Sie! » Dieser roch auch tief daran.<br />
Als ich sah, dass er den Inhalt ordentlich in<br />
sich aufgenommen hatte, korkte ich das Gefäss<br />
zu und sagte : « Gut, Sie sind geheilt! »<br />
Jetzt blickte Wilhelm Busch überrascht auf<br />
und fragte mich ganz verwirrt: .«Was bin<br />
ich schuldig?*<br />
Im Glauben, einen reichen Engländer vor<br />
mir zu haben, antwortete ich zerstreut: «30<br />
Rtlr.»<br />
Und richtig, der Spassvogel zog das geforderte<br />
Geld aus der Tasche, hielt es mir<br />
unter die Nase und sagte trocken: .«Riechen<br />
Sie! — Gut. Sie sind geheilt!».<br />
Sprach's und verschwand.<br />
Ein Irrtum. »Mein grösster Fehler ist<br />
meine Eitelkeit. Ich kann Stunden vor dem<br />
Spiegel zubringen und meine Schönheit bewunderau<br />
»<br />
« Aber Lisbeth, das ist doch nicht Eitelkeit,<br />
das ist Einbildungskraft!»<br />
Gewissenhaft.<br />
Ein Beamter erhielt den Auftrag, einen<br />
Stoss Akten aus dem Jahre 1700 auf die Seite<br />
zu legen, da sie eingestampft werden sollten.<br />
Er blätterte darin und entdeckte zu seiner<br />
Entrüstung, dass viele Zahlenkolonnen nicht<br />
addiert waren. Nach sechs Wochen emsiger<br />
Tätigkeit hatte er endlich alles fein säuberlich<br />
abgeschlossen. Am nächsten Tage holte<br />
der Spediteur die Akten zur Vernichtung ab.<br />
Die Dame am Steuer. Nacht, Ein Auto<br />
hält in denv kleinen Dorfe, eine Dame, einzige<br />
Insassin des Wagens, steigt aus und öffnet<br />
die Türe des Kolonialwarenlädchens.<br />
«Ach, Verzeihung,» stottert sie, könnte ich<br />
wohl etwas rotes Oel bekommen?»<br />
« Rotes Oel ? » fragt der dicke Verkäufer.<br />
«Ach.ja, ich "brauche es, meine Schlusslampe<br />
ist ausgegangen.*<br />
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