E_1930_Zeitung_Nr.058
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Ausgabe: Deutsche Schweiz<br />
BERN, Dienstag 8. Juli <strong>1930</strong><br />
Nummer 20 Cts.<br />
26. Jährgang. — N° 58<br />
ERSTE SCHWEIZERISCHE AUTOMOBIL-ZEITUNG<br />
Zentralblatt für die schweizerischen Automobil- und Verkehrsinteressen<br />
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Werke gesagt ist; treten Sie keine Reise an, ohne eines dieser vorbildlichen, mit<br />
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Statistik und Statistik<br />
In Nr. 57 der «A.-R.» wurde, gestützt auf<br />
die Veröffentlichung des Eidgenössischen Statistischen<br />
Amtes, in ausführlicher Weise über<br />
die schweizerische Automobilstatistik geschrieben.<br />
Wir brauchen deshalb nicht mehr<br />
ausführlicher darauf zurückzukommen, möchten<br />
aber nicht verfehlen, auf die sprunghafte<br />
Entwicklung der Motorisierung der schweizerischen<br />
Strassen nochmals mit aller Ausdrücklichkeit<br />
hinzuweisen. Die 113,360 Motorfahrzeuge<br />
beweisen jedenfalls mehr, als<br />
dies Worte vermöchten, die ungeheure Bedeutung,<br />
welche heute das Motorfahrzeug in<br />
der Schweiz besitzt. Die Zunahme von 11,617<br />
Einheiten innerhalb einem Jahr, mit andern<br />
Worten, die tägliche Zunahme von drei bis<br />
vier Automobilen in unserem kleinen Lande,<br />
zeit in drastischer Weise, wie hoch das Motorfahrzeug<br />
heute als volkswirtschaftliches Vehikel<br />
zu werten ist.<br />
Es erscheint beinahe als selbstverständlich,<br />
dass mit der Zunahme der Motorfahrzeuge<br />
auch die Zahl der Unfälle ins Ungeheuerliche<br />
sich steigern sollte. In Anbetracht unserer,<br />
zum grössten Teil nicht auf das Automobil<br />
eingestellten, zu engen und zu gekrümmten<br />
Strassen, in Anbetracht, dass heute noch in<br />
der Schweiz Radfahrerwege fehlen, die nötigen<br />
Trottoirs nicht überall vorhanden sind,<br />
die Strassendisziplin nicht nur der Fahrer,<br />
sondern vor allem der Fussgänger, noch sehr<br />
viel zu wünschen übrig lässt, darf wohl mit<br />
Fug und Recht behauptet werden, dass im<br />
Vergleich zur ständigen Zunahme der Motorfahrzeuge<br />
die Unfallstatistik noch Techt<br />
erträglich ist. Jeder Unfall, jedes Todesopfer<br />
ist zu bedauern und alles muss darangesetzt<br />
werden und auch die Automobilisten<br />
müssen das ihre dazu beitragen, um das<br />
Die blaue Wand<br />
O N<br />
Gefahrenmoment, das ja nie ganz beseitigt<br />
werden kann, auf ein Minimum zu beschränken.<br />
Es äst denn auch ein Verdienst unserer<br />
führenden Autornobilverbände, sowohl des<br />
A. C. S. wie des T. C. S., immer und immer<br />
wieder unsere Automobilisten auf grösste<br />
Disziplin aufmerksam und den Strassen-<br />
Rowdy, soviel als in ihren Kräften liegt, unschädlich<br />
zu machen.'""<br />
Es ist begreiflich; dass jede neue grosse Bewegung<br />
— und als solche ist der Automobilismus<br />
unbedingt zu werten -r- Opfer * verlangt.<br />
Wenn man bedenkt, wie durch die ständige<br />
Zunahme der Motorfahrzeuge vielfach<br />
Elemente ans Volant gelangen, die weder<br />
über genügende technische Fähigkeiten noch<br />
über genügendes Verantwortungsgefühl verfügen,<br />
wenn man auch bedenkt, wie lax unsere<br />
Gerichtspraxis heute noch in Sachen<br />
Strolchenfahrten ist, so dürfen uns die jüngst<br />
vom Eidgenössischen Statistischen Amt für<br />
das vergangene Jahr 1929 registrierten Strassenunfälle<br />
nicht zu falschen Schlüssen führen.<br />
Wohl verzeichnet das Statistische Amt<br />
13,110 Strassenverkehrsunfälle. An und für<br />
sicn ist dies gewiss eine grosse Zahl. Allein<br />
dabei ist hervorzuheben, dass nur in 9943<br />
Fällen Motorfahrzeuge beteiligt waren. Insgesamt<br />
wurden 7431 Personen verletzt,<br />
worunter 2069 Fussgänger. 367 Personen fanden<br />
dabei den Tod, worunter wieder 50 Kinder<br />
zu verzeichnen sind. Unter den verletzten<br />
Fussgängern befanden sich 581 Kinder,<br />
eine ziemlich hohe Zahl. Ein Vergleich mit der<br />
Unfallstatistik für 1928 zeigt uns aber,<br />
dass in diesem Jahre bei einem Bestand von<br />
101,743 Motorfahrzeugen 384 tödliche Unfälle<br />
passierten, dass also bei einer Zunahme von<br />
Von Richard Washburn Chüd.<br />
Autorisierte Uebersetzuns: aus dem Amerikanischen<br />
Ton Idse Landau. (Engelhorns Romanbibliothek.)<br />
(15. Fortsetzung)<br />
Da ich sie liebte und nur sie und keine andere<br />
auf der weiten Erde zur Frau begehrte,<br />
so war diese Ungewissheit eine Qual für<br />
mich, die ich einfach auf die Dauer nicht<br />
ertragen konnte. Ich erinnerte mich, dass<br />
Julianna mir erzählt hatte, ihr Vater mache<br />
jeden Abend nach dem Essen einen Spaziergang.<br />
Und ich schäme mich fast des Geständnisses,<br />
dass ich am nächsten Abend bei<br />
Eintritt der Dunkelheit an ihrer Strassenecke<br />
abwartete — wie der Liebste einer Köchin<br />
— bis die gebeugte Gestalt des Richters die<br />
Stufen vor dem Hause herabkam, hinter ihm<br />
die schlanke, graue Laddie, und bis das Aufschlagen<br />
seines Rebstockes auf dem Pflaster<br />
allmählich verhallte.<br />
Margaret Murchie öffnete mir. Wäre ich<br />
ein Wolf gewesen, sie hätte mich nicht anders<br />
anstarren können. Es war unverkennbar,<br />
dass ihre scharfen alten Augen — welch<br />
heimliches Wissen sich auch hinter ihnen<br />
bergen mochte — mich als einen Räuber, als<br />
eine Gefahr, als einen betrachteten, der gekommen<br />
war, um einen kostbaren Gegenstand<br />
aus ihrem Hause zu entwenden.<br />
Als ich dann wieder im Arbeitszimmer des<br />
Hausherrn und in seinem bequemen Lehnstuhl<br />
sass mit dem recht quälenden Gefühl,<br />
dass ich mit meiner Nervenkraft am Ende<br />
sei, wie damals als junger Bürsch, da ich das<br />
Wettrudern mitgemacht und angespannt auf<br />
das Schlusssignal gelauscht hatte, da wurde<br />
ich die Empfindung nicht los, dass die Alte,<br />
nachdem sie mich angemeldet, irgendwo hinter<br />
den Vorhängen versteckt stand und mich<br />
beobachtete.<br />
Julianna Hess mich nicht lange warten.<br />
Als sie durch die Tür in das helle Zimmer<br />
trat, fiel mir die Anmut und Sicherheit ihrer<br />
Haltung auf, die zugleich das Ergebnis ererbter<br />
Kultur, sowie geistiger und körperlicher<br />
Gesundheit ist, und die durch schauspielerische<br />
Pose oder eine gute Portion<br />
Selbstbewusstsein nicht ersetzt werden kann.<br />
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«00-<br />
»300-<br />
200-<br />
100-<br />
Motorfahrzeuge<br />
^Nombr« de vehieules a-motet»'<br />
11,617 Einheiten die Todesfälle sich 1929<br />
sogar um 17 reduzierten. Es entfallen demnach<br />
auf 1000 Motorfahrzeuge drei tödlich<br />
verunfallte Personen, während im Jahre 1928<br />
auf die gleiche Zahl 3,8 tödlich verletzte Personen<br />
entfielen. Die Unfallziffer hat sich also<br />
im Verhältnis, trotz vermehrter Verkehrsdichtigkeit,<br />
ganz bedeutend vermindert.<br />
Bei einer Unfallstatistik spielen jedoch nicht<br />
nur Zahlen eine Rolle, sondern, was unbedingt<br />
zur Statistik gehört, das ist die nähere<br />
Beschreibung der Unfälle. Aus der Statistik<br />
muss klar und deutlich der Grund des Unfalles<br />
hervorgehen. Es dürfte sich dabei erweisen,<br />
dass eine Grosszahl der Unfälle nicht<br />
dem Automobilisten, sondern dem Fussgänger<br />
oder einer andern Drittperson zuzuschreiben<br />
ist. Es dürfte daraus auch ersichtlich sein,<br />
dass vielfach der Zustand der Strasse und<br />
andere tragische Umstände nicht immer abzuwendende<br />
Verkettungen mit eine Rolle spielen.<br />
Wir wollen nicht da beschönigen, wo es<br />
«Es tut mir leid, dass Sie nicht ein wenig<br />
früher gekommen sind,» so begrüsste sie<br />
mich. «Dann hätten Sie meinen Vater noch<br />
angetroffen. Nun sind wir beide »<br />
Sie nahm ihren Platz auf dem alten Mahagonisofa<br />
ein.<br />
«Ist's Ihnen unangenehm?» fragte ich.<br />
«O nein, ich freu' mich!» antwortete sie<br />
und dabei dehnte sie sich behaglich wie ein<br />
Kind; aber das geschah so natürlich, dass<br />
niemand sie darum hätte tadeln dürfen.<br />
«Mögen Sie mich eigentlich?» fragte ich<br />
nach einer kleinen Pause.<br />
Sie riss die Augen auf und sah mich gross<br />
an, halb belustigt und halb erschreckt.<br />
Schliesslich nickte sie, so ganz selbstverständlich.<br />
Und nur daran, dass sie ihre<br />
Hände gegen die Sofalehne presste, bis sie<br />
ganz blutleer erschienen und die blauen<br />
Adern dick hervortraten, merkte ich, dass<br />
sie fähig war, es mit einem Inder an Selbstbeherrschung<br />
aufzunehmen, und dass ihr<br />
Nicken nicht ganz so natürlich war.<br />
Wie ich Ihnen schon sagte, bin ich von<br />
Natur durchaus nicht romantisch veranlagt.<br />
Ich war mir ganz klar darüber, dass ich mich<br />
wenig dazu eignete, einem jungen Mädchen<br />
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Die Unfallstatistik im Bild. Man beachte vor allem, dass die relative Unfallzahl (Unfälle pro Motorfahrzeug)<br />
trotz der zunehmenden Verkehrsdichte fallende Tendenz<br />
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nichts zu beschönigen gibt. Wir verurteilen<br />
mit aller Schärfe den betrunkenen Automobilisten,<br />
wir verurteilen mit aller Bestimmtheit<br />
alles unvorsichtige Gebahren seitens des<br />
Fahrers. Auf der andern Seite aber ist eben-,<br />
falls mit aller Ausdrücklichkeit hervorzuheben,<br />
dass immer noch und nur zu oft das Unglück<br />
durch Nichtbeachtung der Verkehrsregeln<br />
oder durch Gedankenlosigkeiten<br />
seitens der Fussgänger heraufbeschworen<br />
wird. Ein Vergleich mit der Zunahme<br />
der Motorfahrzeuge in der Schweiz<br />
und der Unfallstatistik beweist zur Genüge,<br />
dass die Bemühungen der Fachpresse, der<br />
Verbände, des Weissen Sterns nicht fruchtlos<br />
geblieben sind und dass auch auf der andern<br />
Seite die Belehrungen der Schulen, die Tätigkeit<br />
der Verkehrspolizei, der Verkehrswochen<br />
etc. sich deutlich abzuheben beginnen.<br />
Hoffen wir, dass es gelingen wird, die<br />
Unfallstatistik in der Schweiz auf ein möglichst<br />
reduziertes Minimum herabzudrücken.<br />
den Hof zu machen, einem Mädchen, das<br />
selbst noch unerfahren in Liebessachen war;<br />
aber die Vorstellung, dass sie sich bemühte,<br />
ihr wahres Empfinden für mich zu unterdrücken,<br />
lief mir wie ein berauschender<br />
Trunk durch die Adern.<br />
Ich würde sie an mich gerissen, mein Gesicht<br />
in ihr volles Haar gepresst, ihre weisse<br />
Stirn geküsst haben, wenn mir nicht plötzlich<br />
eingefallen wäre, dass ich ihr noch mit<br />
keinem Wort von meinen Gefühlen gesprochen<br />
hatte.<br />
«Freilich mag ich Sie,» sagte sie da. Und<br />
ich erinnere mich noch deutlich, wie kühl<br />
das klang.<br />
Ich erinnere mich tatsächlich noch jedes<br />
Wortes, das an diesem Abend gesprochen<br />
wurde, jeder Einzelheit in dem Zimmer, jeder<br />
Miene ihres Gesichtes, und ich muss von<br />
all dem sprechen. Bedeutete es doch damals<br />
so viel für mich! —<br />
Und nun-sagte ich ihr alles!<br />
«Julianna» — fing ich an — «so habe ich<br />
Sie noch nie genannt! Ich kenne Sie noch<br />
nicht lange. Aber diese Tatsache ist für mich<br />
ganz nebensächlich. Für manche Menschen<br />
mag so etwas von Wichtigkeit sein. Nicht<br />
D
2 AUTOMOBIL-REVUE <strong>1930</strong> — N° -58<br />
Strasssnverkehr-Signalordnung stillgelegt<br />
Nachdem das eidgenössische Justiz- und<br />
Polizeidepartement am 24. März dieses<br />
Jahres den Kantonen eine «Signalordnung<br />
für den Strassenverkehr in der Schweiz» zugestellt<br />
und zur Einführung empfohlen hat,<br />
welche das Departement auf Ersuchen der<br />
Baudirektorenkonferenz und des Schweizerischen<br />
Städteverbandes ausgearbeitet<br />
hatte, teilte im Mai der Staatsrat des Kanton<br />
Genf mit, dass er sich nach reiflicher<br />
Prüfung des Sachverhaltes nicht dazu entschliessen<br />
könne, die vorgeschlagene Signalordnung<br />
einzuführen. In gleicher Weise beschlossen<br />
der Kanton Basel-Stadt und die<br />
Stadt Zürich, an der von ihnen kürzlich<br />
eingeführten Signalisation nach der Musterverordnung<br />
des Städteverbandes vorderhand<br />
nichts ändern zu wollen. Solange keine<br />
rechtliche Grundlage für die Einheitlichkeit<br />
der Signalisierung in der ganzen Schweiz<br />
fehle, bestehe doch keine Garantie dafür,<br />
dass nicht bald wieder neue Abänderungen<br />
am Vorschlag des Departementes getroffen<br />
würden.<br />
Das eidgenössische Justiz- und Polizeidepartement<br />
hat nun dieser Tage, wie bereits<br />
in letzter Nummer angekündigt wurde, in<br />
einem neuen Kreisschreiben die Regierungen<br />
der Kantone ersucht, mit dem Erlass von<br />
Signalordnungen vorläufig zuzuwarten. Das<br />
Departement begründet diesen Schritt mit<br />
folgenden Ausführungen: «Wie Ihnen bekannt<br />
ist, stützt sich unsere Signal-Ordnung<br />
auf die «Empfehlungen» des Völkerbundes<br />
für eine einheitliche Strassensignalisation<br />
vom Februar 1929. Nun hat der ständige<br />
Ausschuss des Völkerbundes für den Strassenverkehr<br />
Ende Mai im Haag getagt und<br />
festgestellt, dass die von ihm ausgearbeiteten<br />
«Empfehlungen» keine genügende Handhabung<br />
für eine einheitliche Durchführung<br />
der Strassensignalisation auf internationalem<br />
Boden bieten. Er hat demzufolge beschlossen,<br />
eine diplomatische Konferenz anzuregen,<br />
die vom Völkerbund schon auf Februar oder<br />
März 1931 einberufen werden soll, um eine<br />
einheitliche internationale Regelung der<br />
Strassensignalisation in einer Konvention zu<br />
verankern.»<br />
«Wie wir stets hervorgehoben haben,» so<br />
fährt das Departement in seinem Kreisschreiben<br />
fort, «ist das wesentlichste Erfordernis<br />
für die Zweckmässigkeit der Strassensignalisation<br />
deren Vereinheitlichung und Ausdehnung<br />
auf ein möglichst grosses Gebiet.<br />
Dieses Erfordernis muss selbst der überall<br />
anerkannten Notwendigkeit vorangehen, das<br />
schweizerische Strassennetz so rasch wie<br />
möglich mit den notwendigsten Signalen zu<br />
versehen. Wir können deshalb die heutige<br />
Initiative des Völkerbundes nur begrüssen<br />
und sind entschlossen, einer internationalen<br />
Konvention beizutreten, sofern diese die Zustimmung<br />
der für uns wichtigsten Staaten<br />
findet. Wie wir erfahren haben, hat sich-<br />
Oesterreich grundsätzlich den Empfehlungen<br />
des Völkerbundes von 1929 angeschlossen,<br />
und Spanien hat diese tel quel übernommen.<br />
Auch Frankreich hat sie zum Teil bereits<br />
eingeführt. Neuestem Vernehmen nach soll<br />
Deutschland bereit sein, sein heutiges System<br />
ebenfalls abzuändern und zu demjenigen des<br />
Völkerbundes überzugehen, sobald die Gewissheit<br />
besteht, dass dieses eine grössere<br />
Verbreitung findet. Wir dürfen also mit<br />
Bestimmtheit erwarten, dass alle für uns<br />
wichtigen Länder einer Konvention beitreten<br />
werden, welche die Einführung bestimmter<br />
Signale obligatorisch macht. Mit Inkrafttreten<br />
einer solchen Konvention, welche durch<br />
die Ratifikation Gesetzeskraft erlangt, wird<br />
auch die rechtliche Grundlage für die einheitliche<br />
Durchführung der Strassensignalisation<br />
in der ganzen Schweiz gegeben sein.»<br />
Das eidgenössische Justiz- und Polizeidepartement<br />
ist also wohl mit Recht der Ansicht,<br />
dass man unbedingt die Hand dazu<br />
bieten müsse, um eine Vereinheitlichung der<br />
Signale im Strassenverkehr nicht nur auf<br />
interkantonalem, sondern vielmehr auf internationalem<br />
Boden zustande zu bringen.. Da<br />
eine derartige Regelung mit ziemlicher Bestimmtheit<br />
schon für das Jahr 1931 erwartet<br />
werden kann, auf Grund welcher dann durch<br />
den Erlass eines Gesetzes die Kantone zur<br />
Durchführung gezwungen werden könnten, so<br />
rechtfertigt sich wohl der Schritt des Depar-<br />
für mich. Ich habe Sie von der ersten<br />
Stunde an geliebt!»<br />
Sie. schrie leise auf, aber ob das froh oder<br />
verwundert klang, das kann ich nicht sagen.<br />
Ich weiss nur das eine: als ich mich zu ihr<br />
beugte und ihre Hand in die meine nahm,<br />
da überHess sie mir diese Hand, als ob sie<br />
mir von Rechts wegen gehörte; und meine<br />
Finger, die ihr zartes Gelenk umschlossen,<br />
fühlten deutlich den raschen Pulsschlag ihres<br />
Herzens.<br />
«Ich liebe Sie!» flüsterte ich leidenschaftlich.<br />
«Ich begehre Sie! Ich will, dass Sie<br />
mich lieben! Ich will, dass Sie die Meine<br />
werden!»<br />
(Fortsetzung folgt.)<br />
tementes, die erlassene Signalordnung vorläufig<br />
stillzulegen, speziell auch im Hinblick<br />
auf die Tatsache, dass Zürich, Basel und<br />
Genf die neue Ordnung ohnehin nicht durchgeführt<br />
hätten; und schliesslich ist doch die<br />
einheitliche Signalisierung nirgends so sehr<br />
geboten wie in den Städten. Sollte die Konvention<br />
des Völkerbundes scheitern, was indessen<br />
in Anbetracht der Erklärungen von<br />
Oesterreich, Deutschland und Frankreich<br />
kaum zu erwarten ist, so steht dem Bund<br />
immer noch der Weg offen, durch Aufnahme<br />
von Bestimmungen im neuen Verkehrsgesetz,<br />
welches auch etwa auf kommendes Jahr zu<br />
erwarten sein wird, eine für die Schweiz<br />
obligatorische Regelung der Strassensignalisation<br />
einzuführen.<br />
Das Departement ist immerhin der Ansicht,<br />
dass einer sofortigen Einführung der im<br />
März vorgeschlagenen Signalordnung durch<br />
die Kantone keine Hindernisse entgegenstehen<br />
dürften, da zu erwarten sei, das eine<br />
Reihe von Zeichen aus dieser Signalordnung<br />
in die künftige Konvention des Völkerbundes<br />
aufgenommen werden*. Die sogenannten Gefahrsignale<br />
in Dreieckform mit der Warnung<br />
vor Querrinne (Nr. 1), Kurve (Nr. 2), Kreuzung<br />
(Nr. 3), bewachtem (Nr. 4) und unbewachtem<br />
(Nr. 5) Bahnübergang sind in der<br />
für die Schweiz geltenden internationalen<br />
Konvention über den Automobilverkehr enthalten<br />
und somit bereits verbindlich. Auch<br />
das neue Signal: «andere Gefahren» (Nr.6,<br />
schwarzes Ausrufezeichen auf rotgerandeter<br />
Dreiecktafel), das vor Baustellen oder anderen<br />
Hindernissen auf der Strasse im<br />
Ueberlandverkehr warnen soll, wird voraussichtlich<br />
vom Völkerbund übernommen werden.<br />
Als sicher festgelegt betrachtet das<br />
Departement ferner, wie es den Kantonen<br />
mitteilt, die neuen Signale «allgemeines<br />
Fahrverbot» (Nr. 7, rote Scheibe in Verbindung<br />
mit. weisser Rechtecktafel mit Pfeil,<br />
sofern eine Verkehrsumleitung angezeigt<br />
werden soll), dann «Fahrverbot für Radfahrer»<br />
(Nr.9, weisser Radfahrer auf roter<br />
Scheibe), dann «Einbahnstrasse» (weisser<br />
Querstreifen in roter Scheibe), sodann «Fahrrichtung<br />
in der Einbahnstrasse oder Verkehrsumleitung»<br />
(Nr. 14, weisser Pfeil auf<br />
blauer Scheibe, dazu blaue Tafel unter der<br />
Scheibe mit Aufschrift, sofern es sich um<br />
Verkehrsumleitung handelt), ferner die heute<br />
schon weitverbreiteten Tafeln «Parkplatz»<br />
(Nr. 16, weisses P auf blauer Scheibe) und<br />
«Stationierungsverbot» (Nr. 17, blaue Scheibe<br />
mit rotem Rand). Da der Völkerbund jp-:<br />
dessen, wie man weiss, an der bildlichen<br />
Darstellung des «teilweisen Fahrverbotes»<br />
(Nr. 8) festhält, so fällt voraussichtlich die<br />
im März vorgeschlagene weisse Scheibe mit<br />
rotem Rand für diese Art der Signalisierung<br />
weg. Fraglich ist ebenfalls, welche Lösung<br />
der Völkerbund für die Ortsbezeichnung (Nr.<br />
19) und die Höchstgeschwindigkeit Nr. 20<br />
einführen will, so dass es das Departement<br />
für ratsam hält, mit der Abänderung bestehender<br />
und der Aufstellung neuer Ortstafeln<br />
zuzuwarten. Hingegen steht zu erwarten,<br />
dass die neue Konvention die blaue<br />
Scheibe als «allgemeines Signal für Empfehlungen<br />
und Weisungen», zulassen wird.<br />
Gegenwärtig wird auf dem eidgenössischen<br />
Justiz- und Polizeidepartement zudem die<br />
Frage geprüft — und das Departement bittet<br />
auch die Kantone, dasselbe zu- tun — ob<br />
nicht jetzt schon die rechtliche Grundlage<br />
geschaffen werden könnte, um die Signale<br />
hinsichtlich Farbe und Form vor Verwechslungen<br />
mit Reklamen einerseits und<br />
gegen die Störung der Strassensignalisation<br />
durch Reklamen anderseits zu schützen.<br />
Ebenso sollte die Verbindung von Signalen<br />
mit Reklame verboten werden können, was<br />
im Interesse der Sicherheit des Strassenverkehrs<br />
steht. N.<br />
Eine interessante Motion im<br />
Züricher Kantonsrat *<br />
Im Namen der demokratischen .Fraktion<br />
ist dem Kantonsrat von Herrn Stadtrat<br />
Büchi, Winterthur, eine Motion zugegangen,<br />
welche den Regiexungsrat einlädt «die Frage<br />
zu prüfen, ob nicht aus den Einnahmen<br />
für die Verkehrsbewilligungen, der Motorfahrzeuge<br />
und dem Anteil aus dem Benzinzoll<br />
ein Teil zu verwenden sei für die Erstellung<br />
von Fusswegen, welche Städte und<br />
Ortschaften auf unabhängigem, staub- und<br />
gefahrlosem Wege miteinander verbinden».<br />
Die dem Kanton 1 bis dato zugegangenen<br />
Einnahmen aus den die Motorfahrzeugbesitzer<br />
belastenden Steuern, sind, obwohl sie<br />
eine sehr ansehnliche Summe ausmachen, je-<br />
Weileri restlos für :den Ausbau und die Instandhaltung<br />
des bestehenden Strassennetzes<br />
aufgebraucht worden. Es hat also dem Kantonsfiskus,<br />
bis jetzt noch kein Kopfzerbrechen<br />
gemacht, wie dies© Einnahmen verwendet<br />
werden könnten. Dagegen erreicht das zürcherische<br />
Strassennetz mit der Zeit einen<br />
Aushau, der es wohl möglich erscheinen<br />
lässt, dass gelegentlich! einige Mittel frei<br />
werden, welche in dem angeregten Sinne<br />
nutzbar gemacht werden können. Es sollte<br />
dies mit "den Jahren umso eher möglich sein,<br />
als die Einnahmen aus dem Benzinzoll für<br />
den Kanton Zürich, der ja aus aufgehobenen<br />
Bergstrassenzöllen keinen Einnahmeausfall<br />
erlitt, eine unerwartete — aber dennoch<br />
wohlverdiente — Mehreinnahme darstellen.<br />
Die Verkehrsinteressenten werden est nur<br />
begrüssen, wenn Mittel und Wege (letzteres<br />
im engsten Sinne des Wortes!) gefunden<br />
werden, um die grossen Durchgangsstrassen<br />
vollständig vom Fussgängerverkehr zu befreien.<br />
Es muss aber gleichzeitig davor gewarnt<br />
werden, allzufrüh die dem Kanton für<br />
den Strassenbau zur Verfügung stehenden<br />
Mittel zu zersplittern. Es wird Aufgabe des<br />
Strassenwesens sein müssen, vorerst für den<br />
durchgehenden Ausbau des vorhandenen<br />
Netzes zu sorgen, da wo es möglich ist,<br />
separate Streifen für Fussgänger und Radfahrer<br />
anzufügen nnd nach Erledigung dieses<br />
Programms, weitere Aufgaben in Angriff<br />
zu nehmen. Gerade die Erstellung von Trottoirs<br />
entlang den Hauptrouten dürfte für die<br />
Fussgänger doch schon eine sehr beträchtliche<br />
Erleichterung und Sicherung bringen.<br />
Bei dem staubfreiem Zustande der Strassen<br />
kann ja von einer eigentlichen Belästigung<br />
der Passanten nicht mehr gesprochen werden,<br />
sobald sie auf eigenen Gehstreifen wandern<br />
können. Immerhin verdient die Motion<br />
eine sorgfältige Prüfung und dürfen wir auf<br />
deren Empfang im Ratssaale gespannt sein.<br />
z.<br />
VIII. Internationales<br />
Klausenrennen.<br />
Das Interesse der Fahrer für das am9./10.<br />
August <strong>1930</strong> stattfindende Klausenrennen, dem<br />
Grossen Bergpreis der Schweiz, macht sich<br />
in immer stärkerem Masse geltend. Man wird<br />
auch dieses Jahr eine hervorragende Elite<br />
bester Automobil- und Motorradfahrer des<br />
Kontinents am Klausen versammelt sehen.<br />
Die Verschiebung von sportlichen Veranstaltungen<br />
ist gewöhnlich nie von Gutem und<br />
bringt erfahrungsgemäss immer eine Reihe<br />
Unzulänglichkeiten mit sich. Die Zürcher<br />
Autavia, welche heuer zum vierten Male gemeinsam<br />
von der Avia und der Sektion Zürich<br />
des A. C. S. durchgeführt wurde, ist<br />
.glücklicherweise als-glänzende Ausnahme zur<br />
Bestätigung der Regel geworden. Sämtliche<br />
gemeldeten 21 Equipen, zu deren Formierung<br />
42 Automobile, 84 Fahrer und Kommissäre<br />
srj.wiV.2l "Piloten und ebensoviele Beobachter<br />
notwendig waren, haben sich eingestellt, obwohl<br />
.seit dem ersten in Aussicht genommenen<br />
Datum, ganze neun Wochen ins Land gegangen<br />
waren. Diese Tatsache illustriert<br />
wohl am besten, welcher Popularität sich<br />
diese interessante kombinierte Sportveranstaltung<br />
erfreut und stellt anderseits den<br />
Automobilisten und den beteiligten Offizieren<br />
der Fliegertruppe ein flottes Zeugnis für,.deren<br />
« sporty spirit» aus.<br />
Die Organisatoren; haben die Aufgabe dieses<br />
Jahr etwas' anders" gestellt, indem vom<br />
Pilot zwei Kommandoposten zu rekognoszieren<br />
waren, so dass jeder der beiden Automobilisten<br />
einer gemeinsamen Equipe eine eigene<br />
Aufgabe zu lösen hatte. Bei der Wahl<br />
der 1 Kommandoposten war die Absicht massgebend',<br />
die Oertlichkeit sb zu wählen, dass<br />
es der Flugzeugbesatzung gut möglich sein<br />
sollte, innerhalb nützlicher Frist beide Posten<br />
zu finden, die Automobilisten dagegen auf<br />
eine etwas härtere Probe gestellt würden, da<br />
sich ja je zwei in die Lösung teilen konnten.<br />
Das Flugfeld Dübendorf zeigte am Samstag<br />
nachmittag, bei idealstem -Flugwetter aber<br />
troperiähnlicher Hitze, das für eine Autavia<br />
übliche, vielgestaltige Bild. Einen imposanten<br />
Anblick bot das in einer Flucht aufgestellte<br />
. Geschwader von 21 Maschinen. Ihnen<br />
abgekehrt, Front Strässe, die in Reih und<br />
Glied gruppierten Autos. Herr Hauptmann<br />
Meier übernahm neuerdings die Orientierung<br />
und Befehlsausgabe und konnte unter den<br />
Anwesenden auch Oberstkorpskommandant<br />
Roost begrüssen, welcher dem Wettbewerb<br />
grosses Interesse entgegenbrachte.<br />
Der Rayon, in welchem die beiden Kreuze<br />
ausgelegt waren, mass etwas mehT als 150<br />
Quadratkilometer und war wie folgt begrenzt:<br />
Rhein', Glattmündimg». StadeJ, Dielsdorf, Regensdoff,<br />
Dietikon, Birmensdorf, Boristetten,<br />
AffolteTh, Mettm.enste.tten, Zugersee^Zug, Unter<br />
- Aegeri, Einsiedeln, Pfäffikön - Zürichsee,<br />
Rapperswil, Rüti, Hinwil, Bauma, Fischingen,<br />
Aadorf, Elsau. Winterthur und zurück zur<br />
Glatt-Rheinmündung. Kaum war die Parole<br />
ausgegeben, eilte alles zu den Maschinen, die<br />
Flugzeuge stachen in den Aether, die erdgebundenen<br />
Automobilisten stoben in alle Windrichtungen<br />
auseinander, dem ersten Rendezvous-Platz<br />
mit «ihrem » Flugzeug entgegen.<br />
Die, Equipen. hatten. ; dje Wahl zwischen zwei<br />
prinzipiellen Lösungen: indem die beiden<br />
Die Europäische Bergmeisterschaft, für die<br />
bekanntlich das Klausenrennen als einzige<br />
schweizerische Konkurrenz in Fällen von exaeguo-Bewertung<br />
den Alisschlag gibt, führt<br />
dem Klausen manchen prominenten Fahrer<br />
zu. Unter den gemeldeten Interessenten finden<br />
sich "zahlreiche Namen, die dieses Jahr<br />
die Nennliste der « grossen Rennen » auf dem<br />
Gebiete des Äutösportes zieren. An neu eingegangenen<br />
definitiven Meldungen sind zu<br />
nennen diejenigen von Ollendorf, München,<br />
auf Bugattj, und von Oestreicher, Dresden,<br />
auf D; K. W. Ferner wird man den bekannten<br />
italienischen Fahrer de Sterlich auf Maserati-<br />
Rennwagen, den französischen Champion<br />
Marret auf Salmson, den Deutschen Klein auf<br />
Bugatti-Sport und von Morgen auf Bugatti-<br />
Rennwagen im heissen Kampf um den «Grossen<br />
Bergpreis der Schweiz <strong>1930</strong>» bewundern<br />
können. Das. Klausenrennen <strong>1930</strong> verspricht<br />
heute schon die internationalste und zahlreichste<br />
Beschickung aller europäischen Bergrennen,<br />
wie solche an keinem andern Bergrennen<br />
dieses Jahres angetroffen werden<br />
dürfte.<br />
Kein Wunder, wenn daher beim Organisationskomitee<br />
die Bestellungen für Zuschauerplätze<br />
bereits in grosser Zahl eingehen. Es<br />
ist empfehlenswert, sich die Vorteile des Vorverkaufs<br />
beim Sekretariat der Sektion Zürich<br />
des A. C. S., Waisenhausstrasse 2, Zürich,<br />
zu sichern.<br />
Die Teilnehmer in der Tourenwagenkategorie<br />
seien noch speziell darauf aufmerksam<br />
gemacht, dass für die beste Zeit der Tourenwagen<br />
ebenfalls ein Barpreis, und zwar in<br />
der Höhe von 1000 Schweizerfranken, ausgesetzt<br />
ist, wozu sich noch ein wertvoller<br />
Ehrenpreis gesellt. Die Attraktion einer totalen<br />
Preissumme von 45,000 Schweizerfranken<br />
für ein einziges Bergrennen kann von keinem<br />
andern Bergrennen in Aussicht gestellt<br />
werden.<br />
- •-<br />
Autavia Zürich<br />
Autos entweder beieinander blieben und gemeinsam<br />
die Meldung ihres Piloten abwarteten,<br />
oder das abgegrenzte Gebiet in zwei Sek*<br />
toren einteilten, wobei jeder Wagen einen<br />
zentralen Punkt mit nahegelegenem Landungsplatz<br />
in seinem Abschnitt aufsuchte, urn<br />
dort die weiteren Instruktionen der Flieger<br />
entgegennehmen zu können. Letztere Variante<br />
fand allgemein den Vorzug]*' Wer die Zusammenarbeit<br />
in den einzelnen-Gruppen verfolgen-<br />
konnte, stellte- mit Vergnügen fest, dass<br />
man sich überall die Erfahrungen der früheren<br />
Konkurrenzen dienen Hess und die Aufgabe<br />
mit Geschick und System anpackte, entgegen<br />
der..ersten Veranstaltung, wo vielfach<br />
noch planlos kreuz und quer gefahren und<br />
geflogen wurde. Auch waren alle mit den geeignetsten<br />
Landungsplätzen wohl vertraut, f an?<br />
den sich doch auf den bestsituierten Oertlicri^<br />
keiten, wie Speck b. Päffikon, Jona b. Rapperswil,<br />
Aadorf, Spreitenbach etc. in kürzester<br />
Zeit ganze Gruppen von beteiligten Autos<br />
ein, um dort den Himmel nach ihrem Mitarbeiter<br />
in der Luft abzusuchen, der die ersehnte<br />
Meldung und das wichtige Croquis<br />
vom Kommandoposten bringen sollte.<br />
Wie wir anderseits von den Offiziellen<br />
auf den beiden Posten, von denen der eine<br />
auf der sogenannten Klosterwiese oberhalb<br />
Huggenberg, unterhalb Hütstall, der andere<br />
in unmittelbarer Nähe des. Hotels auf Goitschalkenberg<br />
gelegen war, erfuhren, Hessen<br />
die Flieger auch nicht .lange auf sich warten.<br />
Schon beträchtlich vor drei. Uhr nachmittags,<br />
also wenige! Minuten nach dem Start, wurden<br />
an beiden Steilen die .ersten Maschinen gesichtet,<br />
diß aber meistens in sehr beträchtlicher<br />
Höhe'.dahinflogen. Aber auch hier,<br />
wie bei den Automobilisten, lagen die Erfolge<br />
und Resultate der fieberhaften Suche<br />
weit auseinander- Ein Pilot soll in der ;fast<br />
unmöglich scheinenden- Zeit von zehn Minuten<br />
bereits beide Kreuze gesichtet haben,<br />
während ändere wieder eine Stunde und<br />
,rnehr dazu benötigten oder überhaupt nur<br />
einen Posten ausfindig machen konnten. Ein<br />
Flugzeug war sogar so vom Pech verfolgt,<br />
dass ihm im Verlaufe des ganzen Nachmittags<br />
überhaupt kein Kreuz (wenigstens keines<br />
der. Autavia) ins Gesichtsfeld kam.<br />
',, Einzelne der Piloten haften ihre Aufgäbe<br />
so- rasen gelöst, dass sie schon vor ihrer<br />
ersten Landung bereits beide « bekreuzten »<br />
Oeftlichkeiten" 'kannten. Manche dagegen<br />
entschlossen sich wiederum, nach der Sichtung<br />
des einen Postens niederzugehen, um<br />
wenigstens.., den ersten Automobilisten auf<br />
den Weg schicken zu können. Sie starteten<br />
nach Uebergabe .ihrer Meldung an den Verbindungsmann<br />
neuerdings, um mit oder ohne<br />
Erfolg die zweite Kommandostelle aufzuspüren.<br />
Zu den letztern zählte leider auch<br />
unser Flieger, der uns schon um 3 Uhr mittags<br />
nach glänzender Landung bei Speck die<br />
Instruktion, nach Huggenberg zu fahren,<br />
übergab, den zweiten Automobilisten aber,
N° 58 - <strong>1930</strong> AUTOMOBIL-REVUE<br />
1. Equipe Lt. Ausderau<br />
H. C. Täuber<br />
2. „ Hptm. Burkhard<br />
J. Merz<br />
3. „ Cdt. Frey<br />
H. Hobi<br />
4. „ Oblt. Blendinger<br />
C. R. Schmidt<br />
6. „ Oblt. Baumann<br />
L. Wohlgroth<br />
6. „ Oblt. Piet<br />
H. Heberlein<br />
7. „ Oblt. Bleuler<br />
E. Maag<br />
8. „ Hptm. Karnbach<br />
A. Brumann<br />
9. „ Lt. Ott<br />
Hub. Weisbrod<br />
10. „ Lt. Ettinger<br />
H. Furrer<br />
11. „ Oblt. Stuoky<br />
R. Haug<br />
12. „ Oblt. Berger<br />
E. De Trey<br />
zufolge vergeblicher weiterer Rekognoszierung<br />
nicht mehr ins Feld schicken konnte,<br />
sodass dieser zur absoluten Untätigkeit verdammt<br />
war. Wir hatten dann den freilich<br />
etwas mageren Trost, dass es weiteren acht<br />
Equipen genau gleich ergangen war.<br />
So hauste bei uns Automobilisten der Zufall<br />
auch an allen Ecken und Enden. Den<br />
einen war er günstig gesinnt, den andern<br />
wieder abhold. Nachdem wir die wichtige<br />
Meldung in Empfang genommen hatten, ging<br />
es im Eiltempo dem bezeichneten Punkt entgegen.<br />
Die Bevölkerung, durch die zahlreichen<br />
in der Luft kreuzenden Flugzeuge auf<br />
die Veranstaltung aufmerksam gemacht, verfolgte<br />
mit regem Interesse den Verlauf der<br />
Dinge, wenn auch die Bewohner der einzelnen<br />
Ortschaften natürlich nur je einen kleinen<br />
Ausschnitt aus dem ganzen Film erhaschen<br />
konnten. Mit freundlichen Zurufen aller<br />
Art ermunterten sie die Automobilisten und<br />
mancherorts wurde im Vorbeifahren die anteilnehmend©<br />
Frage laut: « händ-er-en ? »<br />
Dass das Kreuz mit viel List und Ueberlegung<br />
ausgelegt worden war, mussten wir<br />
in der Folg© nur allzusehr erfahren. Oberhalb<br />
des Bichelsees gingen bald die fahrbaren<br />
Strassen und Strässchen aus und nun<br />
galt es zu Fuss querfeldein, hügelauf- und<br />
abwärts zu suchen, bis wir endlich nach aufregender<br />
Jagd in einer Wiesenmulde, im<br />
Schatten einer dichten Waldhalde, das ersehnte<br />
Signal aufspürten. Ein letzter Spurt<br />
des Läufers und atemlos, aber erfolgbegeistert<br />
übergab man dem Postenchef die Meldung<br />
! Dann natürlich die schicksalsschwere<br />
Frage : Di© wievielten sind wir, wie lange<br />
haben wir gebraucht ? Zwischen zwei Glas<br />
kühlender Labung, welch© die Offiziellen<br />
verständnisvoll bereitgestellt hatten, erfuhren<br />
wir alles Gewünschte. 3 Uhr 23 war<br />
der erst© Automobilist von Hittnau her eingetroffen.<br />
Ihm folgte von einer andern<br />
Equipe ein zweiter etwa 24 Minuten später,<br />
der gleich uns in Speck gestartet war und<br />
nur um Minutenbruchteil© vor uns angelangt<br />
war. Mittlerweile belebte sich der Himmel<br />
wieder und gegen 4 Uhr kreisten nicht weniger<br />
als 5 Flugzeug© über dem Punkt, um<br />
nach genauer Kenntnisnahme von der Oertlichkeit<br />
wieder umzukehren, ihre Automobilisten<br />
zu verständigen. In kurzen Intervallen<br />
von Minuten oder Viertelstunden folgten sich<br />
nun di© Automobilisten, bis punkt halb 6 Uhr<br />
das Kreuz eingezogen wurde, und man sich<br />
gespannt auf den Heimweg begab, um die<br />
Fährnisse des Co-equipiers zu erfahren.<br />
Zeit Zeit T . ,<br />
Kdo. Post. Kdo. Post. i?.fj<br />
:<br />
Huggenberg Gottschalkenbg.<br />
. Lt. Wildi<br />
- V. Mettler 1.48.29 1.29.07 3.17.36<br />
• Oblt. Messmer<br />
. J. Duvoisin 1.57.17 1.56.52 3.54.09<br />
. Lt. Wertli<br />
- A. Steinlin 2.21.39 1.35.50 3.57.29<br />
- Lt. Guggenbühl<br />
- H. Sanft 1.03.42 2.55.25 3.59.07<br />
. Oblt. Hügli<br />
. O. Küderli 2.42.26 1.32.40 4.15.06<br />
• Lt. Ullmann<br />
. F. Steinfels 2.07.25 2.13.13 4.20.38<br />
. Oblt. Gugolz<br />
. F. Seidenfuss 2.31.57 1.53.25 4.25.22<br />
- Oblt. Rieser<br />
. H. Spoerri 2.13.02 2.28.20 4.41.22<br />
- Oblt. Erb<br />
. F. Stehli 2.02.17 2.40.01 4.42.18<br />
- Lt. Bänzinger<br />
- A. Gredig -254.56 1.52.09 4.47.05<br />
- Lt. Loretan<br />
. W. Degoli 1.51.30 3.02.49 4.54.19<br />
- Oblt. Castan<br />
- A. Weber 2.59.22 2.13.13 5.12.35<br />
n der Equipenteilnehmer bedeuten in der vorgehenden Reihenfolge<br />
Für manche kam erst dann die schwierigste<br />
Situation des Tages: sich mit der unabänderlichen<br />
Tatsache abzufinden, dass die zweite<br />
Mannschaft aus dem einen oder andern Grunde<br />
ihr Ziel nicht erreicht hatte. Wenn der Gemütsumschwung<br />
auch nicht vom «himmelhoch<br />
jauchzend», zum «zu Tode betrübt» gewesen<br />
sein mag, so durchlief er doch etliche<br />
Skalen dieses Barometers. Aber man lässt<br />
sich nicht unterkriegen und fasst einfach<br />
den festen Entschluss, es nächstes Jahr wieder<br />
zu versuchen und hoffentlich besser zu<br />
machen!<br />
Am Abend versammelte sich eine festliche<br />
Runde im Gotthard zur Preisverteilung. Das<br />
bunte Tuch der Uniformen und die sommerlichen<br />
Abendtoiletten der zahlreich erschienenen<br />
Damen gaben der Gesellschaft ein<br />
besonders festliches Gepräge. Der Gabentisch,<br />
wie üblich reich dotiert, fand natürlich<br />
besondere Aufmerksamkeit, bis Herr Kantonsrat<br />
Gassmann im Auftrage des A. C. S.<br />
in einer liebenswürdigen Begrüssung zum<br />
offiziellen Akt überleitete, den Herr Major<br />
v. Nabholz, als hervorragender Vertreter der<br />
Piloten, mit der Preisverteilung zu Ende<br />
führte. Frohe Geselligkeit, Tanz und prächtige<br />
Kameradschaft zwischen Fliegern und<br />
Automobilisten hielten die Gäste noch<br />
manche Stunde beieinander.<br />
Nachfolgend die Resultate der 12 siegreichen<br />
Equipen. Von weiteren acht Gruppen<br />
erreichte je nur ein Auto einen Kommandoposten,<br />
so dass diese ausscheiden, wenngleich<br />
die eine oder andere ;der gefahrenen<br />
Zeiten einen Erfolg der ganzen Mannschaft<br />
wohl verdient hätte. Es darf zu Ehren der<br />
bestplazierten Equipe wohl noch besonders<br />
erwähnt werden, dass die meisten unter ihren<br />
Teilnehmern zum erstenmal an einer Autavia<br />
beteiligt gewesen waren. Es mag dies im<br />
kommenden Jahre weitere Neumitglieder<br />
beiderseits aufmuntern, auch gegen erfahrenere<br />
Konkurrenten an der Autavia 1931 teilzunehmen,<br />
b.<br />
24-Stunden-Rennen um den<br />
Grossen Preis von Belgien.<br />
Mannoni-Ghersi auf Alfa-Romeo Sieger mit<br />
neuem Streckenrekord.<br />
Auf der grossen Rundstrecke von Spa, die<br />
schon in den nächsten zwei Wochen das Rennen<br />
um den Grossen Preis von Europa sieht,<br />
stellten sich letzten Samstagnachmittag dem<br />
Starter, Baron Nothomb, 36 Fahrer um den<br />
« Grand Prix de Belgique ».<br />
Die erste Runde brachte noch keine besondern<br />
Sensationen. Chiron führte vor Marinoni,<br />
Iwanowsky und Zehender auf Alfa-<br />
Romeo, die scharf hinter dem Bugattifahrer<br />
lagen. Das Tempo wuchs mit der Zahl der<br />
Runden immer mehr an, schon nach kurzer<br />
Zeit jagte Chiron in atemraubender Geschwindigkeit<br />
davon. Der alte Rundenrekord<br />
wurde mit der neuen Geschwindigkeit von<br />
120 km glatt erledigt. Die Alfa-Romeo-<br />
Equipe Hess nicht locker und setzte dem un-<br />
Zu Beginn des Jahres haben wir ein automobilistisches<br />
Programm vorgelegt, das die<br />
wichtigsten Bedürfnisse der schweizerischen<br />
Verkehrsinteressenten skizzierte. Seither ist<br />
wiederum ein halbes Jahr ins Land gegangen<br />
und wir haben uns scheinbar nur wenig unserem<br />
Ziel genähert. Und doch sind viele<br />
Kräfte am Werk und grosse Dinge im Wurf.<br />
So das kommende eidg. Verkehrsgesetz, dessen<br />
Vorarbeiten eifrig gefördert und zu dem<br />
sich die interessierten Verbände in sorgfältig<br />
beratenen Eingaben geäussert haben. Sie<br />
alle erwarten mit uns, dass der Entwurf zu<br />
einem wirklichen Verkehrsgesetz und nicht<br />
zu einem ausschliesslichen Verkehrsgesetz<br />
mit einseitig verteilten Pflichten und Rechten<br />
werde.<br />
Unglöst ist auch das Problem der Niveauübergänge,<br />
die jährlich bedauerlich viele<br />
Opfer fordern. Wenn deren Beseitigung auch<br />
nicht so rasch wie erwünscht fortschreiten<br />
kann, so sollten wenigstens die notwendigen<br />
technischen Einrichtungen überall beschaffen<br />
werden, um das Gefahrenmoment auf ein Minimum<br />
zu reduzieren. Die Idee, für die Beschaffung<br />
der finanziellen Mittel den Benzinzoll<br />
heranzuziehen, ist einer weiteren Prüfung<br />
wohl wert.<br />
Die Erleichterung der Einreiseformalitäten,<br />
die Vereinfachung der Ausweispapiere, muss<br />
ebenfalls fortwährend im Auge behalten werden.<br />
Sache der Behörden ist es, durch Staatsverträge<br />
auch uns Schweizern die nämlichen<br />
Rechte und Annehmlichkeiten im internationalen<br />
Autoverkehr sicherzustellen, wie wir<br />
sie den fremden Gästen zu bieten gewillt sind.<br />
Die Kantone sind eben daran oder haben<br />
bereits für die kommenden Jahre ein Bauprogramm<br />
für ihre Strassen festgelegt. Am<br />
guten Willen fehlt es meistens nicht, wohl<br />
aber an den Mitteln. Die Forderung nach<br />
zweckmässiger Verwendung des Benzinzolles<br />
hat nach langjährigem Kampf und Debatten<br />
endlich den Erfolg gezeitigt, dass der Bund<br />
wenigstens VA seiner beträchtlichen Einnah-<br />
ternehmungslustigen Franzosen hart zu. Die<br />
Zeitunterschiede verminderten sich rapid.<br />
Nach zwei Stunden war Chiron indessen immer<br />
nicht überholt. Unterdessen hatten sich<br />
die Gruppen stark aufgelockert.<br />
Für Chiron nahte nun das Unheil. Beim<br />
350. Kilometer hatte er bereits vor seinen<br />
Verfolgern drei Minuten Vorsprung, als ein<br />
Ein Ichlagei'<br />
in Qualität, Schönheit und niedrigem Preis<br />
ist der neue, kleinere Horch Achtzylinder,<br />
Modell 4LOO. Die stilvolle Karosserie, das<br />
Tiefrahmenchassis sind leicht im Gewicht<br />
und machen den Wagen kurvensicher und<br />
vortrefflich im Bergsteigen. Beste zeitgemässe<br />
Ausrüstung: L«ovejoy-Stossdämpfer,<br />
Bijnr - Zentralschmierung, Xienkungsstossdämpfer,<br />
Bendix - Servo - Bremsen durch<br />
Kabel betätigt, Kühlerjalousien mit Thermostat<br />
etc. Gediegene, äusserst bequeme<br />
Karosserien mit allem modernen Komfort.<br />
Modell 4OO, Cabriolet 5 pl., Sedan 5 pl.<br />
C. Schlotterbeck, Basel, Zürich, Bern<br />
Unser Programm<br />
men aus dieser Quelle den Kantonen abgibt.<br />
Deren Abrechnungen für das letzte Jahr haben<br />
aber gezeigt, dass diese Subsidien hauptsächlich<br />
bei Gebirgs- und strassenreichen<br />
Kantonen nirgends hinreichen. Wir haben<br />
deshalb mit als Erste die Forderung nach einem<br />
gerechteren Verteiler und einer grösseren<br />
Quote, zu der die Hälfte der Benzinzolleinnahmen<br />
herbeigezogen werden sollen, propagiert.<br />
Für solche und zahlreiche ähnliche Forderungen<br />
und Wünsche fanden die Automobilisten<br />
nicht überall das notwendige Verständnis<br />
und offene Ohren. Die «Automobil-Revue»,<br />
als ältestes und weitverbreitetstes Organ der<br />
Automobilisten, hat sich zur ersten Pflicht<br />
gemacht, deren Wunschzettel immer wieder<br />
der Oeffentlichkeit in Erinnerung zu rufen<br />
und dessen Berechtigung darzulegen. Wir<br />
wollen daneben auch die Plattform für eine<br />
sachliche Diskussion für alle für Automobilisten<br />
lebenswichtigen Fragen sein, von wo<br />
aus die Debatte ihren Widerhall in allen unseren<br />
Gauen findet. Redaktion und Administration<br />
rüsten für das zweite Semester. Neben<br />
der besonderen Berücksichtigung der<br />
verkehrspolitischen Fragen im Rahmen der<br />
schweizerischen Volkswirtschaft sollen Technik,<br />
Sport, Touristik und Unterhaltung immer<br />
sorgfältig gepflegt werden. Zu diesem<br />
Zwecke stellt die Redaktion u. a. den Sprechsaal<br />
für technische, juristische und touristische<br />
Fragen jedermann gerne und kostenlos<br />
zur Verfügung.<br />
Wir sind auch dankbar für jede Anregung<br />
und Mitarbeit aus den Kreisen unserer langjährigen<br />
und treuen Leserschaft. Derart gerüstet<br />
sehen wir vertrauensvoll dem zweiten<br />
Semester entgegen und hoffen, dass uns nicht<br />
nur unsere bisherigen Freunde und Abonnenten<br />
ihre Gefolgschaft bewahren, sondern sich<br />
auch die jüngere Generation unter den Automobilisten<br />
recht zahlreich zu ihnen gesellt.<br />
Redaktion und Verlag der<br />
«Automobil-Revue »»<br />
Magnetdefekt ihn zum Anhalten zwang. Zwölf<br />
kostbare Minuten vergingen, der Bugattiwagen<br />
stand noch immer, längst waren Marinoni,<br />
Iwanowsky und Zehender voraus. Der<br />
nun wieder einsetzende Chiron Hess sich nicht<br />
verblüffen, er arbeitete sich ständig vorwärts<br />
und gewann wieder an Zeit. Die schnellen<br />
Wagen der Alfa Romeo-Equipe wieder einzuholen,<br />
war jedoch wohl unmöglich. Nach<br />
sechs Stunden lag in der Klasse der über<br />
Dreiliterwagen Blin d'Orimont auf Bugatti<br />
an der Spitze, die Kategorie von 2000 bis 3000<br />
ccm wurde angeführt von Chiron, die von<br />
1500 bis 2000 ccm von Marinoni-Ghersi auf<br />
Alfa Romeo.<br />
Die hereingebrochene Nacht steigerte die<br />
Spannung des Rennens noch, das immerhin<br />
ziemlich ausgeglichen war und keine Sensationen<br />
mehr versprach. Die einzige Frage<br />
war: Holt Chiron auf? Und es schien lange<br />
Zeit, als ob der Franzose alles auf eine Karte<br />
setzen wollte, um wieder die verlorene Führung<br />
zu bekommen. Seine Bestrebungen, die<br />
Alfa Romeo-Equipe wieder zu erreichen, die<br />
ein blendendes Rennen fuhr, wurden jäh<br />
durch einen Defekt in der Beleuchtung unterbrochen.<br />
Das Reglement sah für diesen Fall<br />
das Ausscheiden des Fahrers vor, und so<br />
musste Chiron mit seinem Bugattiwagen auf<br />
die Fortsetzung verzichten. Leider büsste<br />
nun so das Rennen an Interesse ein. Vielleicht<br />
diente Chiron sein Pech zur Lehre. Er<br />
trat nicht übermässig vorbereitet das Rennen<br />
an und hatte sich eigentlich nur gemeldet, um<br />
die Strecke auf den kommenden Kampf um<br />
den Grossen Preis von Europa zu prüfen. Er<br />
schlug deshalb wohlgemeinte Warnungen in<br />
den Wind und Hess sich selbst durch Ettore<br />
Bugatti nicht abhalten.<br />
Um morgens vier Uhr am Sonntag führte<br />
in der Klasse der über Dreiliterwagen immer<br />
noch Blin d'Orimont auf Bugatti, bei den<br />
Dreilitermaschinen Dreyfus-Schumann auf<br />
Bugatti, 2000 bis 3000 ccm Marinoni-Ghersi<br />
auf Alfa Romeo, 1500 ccm Ecrard-Trasenster<br />
auf Bugatti, 1100 ccm Dore auf B. N. C. Von<br />
den 36 Wagen fielen nun nacheinander mehrere<br />
Konkurrenten aus. Mit dem Morgengrauen<br />
sah man von den Teilnehmern an dem<br />
Rennen noch 24 Wagen, die dann noch bis<br />
mittags vier Uhr durchhielten, ohne die Lage<br />
des Rennens noch irgendwie entscheidend zu<br />
beeinflussen. Die Alfa Romeo-Equipe war<br />
demnach nach einem glanzvoll gefahrenen<br />
Rennen wieder Sieger geworden. Viel bedauert<br />
wurde Ghersi, der mit Marinoni führte,<br />
und der am Morgen nicht mehr weiter konnte,<br />
da die Verletzungen von der englischen Tourist<br />
Trophy her noch nicht ganz verheilt sind.<br />
Das Endklassement:<br />
Kat. über 3 Liter: 1. Stoffel-de Gostier (Chrysler)<br />
2249,9 km. 2. Jacques-Ogez (Belage) 2219,3 km.<br />
— Kat. 3 Liter: 1. Dreyfus-Schumann (Bugatti)<br />
2328,4 kn.. — Pat. 2 Liter: 1. Marinoni-Ghersi (Alfa-<br />
Romeo) 2611,4 km (neuer Rekord und beste Leistung<br />
aller Kategorien). 2. Ivanowsky-Cortese (Alfa-<br />
Romeo) 2596,5 km. — Kat. 1500 ccm: 1. Evrard-<br />
Trasenster (Busatti), 2022,7 km.<br />
mk
AUTOMOBIL-REVUE <strong>1930</strong><br />
Treibkraff L<br />
Woher so plöfzlidi? Sobald ich Mixfrol zum Brennstoff<br />
goss: Ein augenblickliches Anspringen trofz Kälte. Kein Verrussen<br />
und Verkohlen mehr. Weniger Zündkerzen. Kein<br />
Ueberhitzen bergan. Mein Brennstoff reicht jetzt für viel<br />
grössere Strecken. Ich habe weniger Reparaturen. — Mixtrol<br />
verbrennt halt nicht bei der Explosion, reinigt und schmier»<br />
automatisch. Nur wer Mixtrol braucht, kennt das wonnig<br />
geschmeidige Fahren. — 1 ji Liter Probekanne für 100 Liter<br />
Brennstoff Fr. 3.80 gegen Nachnahme mit Rückgaberecht.<br />
Immer neue<br />
Verbesserungen<br />
ECatrosserief<br />
aftfier-, Spengler-Arbeiten<br />
Kristall slas-Seitenteile<br />
Neu der "Wagen, neu die Linienführung,<br />
neu der Lastwagen, und<br />
jetzt Reparaturen zu vorgeschriebenen<br />
Preisen und neue Garantie.<br />
Keine Neuerung, so kühn sie auch sein mag, unterlässt Ford, wenn es sich darum<br />
handelt, die Ausgaben seiner Käufer noch weiter zu vermindern. Er legt tatsächlich<br />
Wert darauf, dass der Fordwagen nicht nur im Preise vorteilhaft ist,<br />
sondern auch im Unterhalt; deshalb hat er die vorgeschriebenen Preise für<br />
Reparaturen eingeführt.<br />
In Zukunft kann jeder Ford-Besitzer int voraus, bis auf 3en Rappen genau,<br />
den Preis für Arbeitslohn bei allen Reparaturen ausrechnen. Keine Oeberraschungen<br />
mehr, keine Unwissenheit, keine Diskussionen. Vorbei die allen<br />
Automobilisten so bekannte Sorge mit der Rechnung! Welche Erleichterung,<br />
welch unschätzbarer Vorteil und welche Ersparnis, denn die Preise konnten<br />
— dank der absoluten Unveränderlichkeit der einzelnen Teile — auf ein<br />
Niveau gebracht werden, das nirgends seinesgleichen hat.<br />
Denken Sie ferner auch an die einzigartige Garantie bei Ford, laut welcher<br />
jeder Teil, der als beschädigt befunden wird, von jedem Ford-Händler-unentgeltlich<br />
ersetzt und montiert wird; wiederum etwas*, wodurch AüjfgtJSJjfcivermieden<br />
werden. Der Ford ist wirklich ein wirtschaftlicher Wagen,""in'"jeder<br />
Beziehung.<br />
Verdecke, Ueberzüqe, Seitenteile diverser Systeme, Gummi- und<br />
Velours-Teppiche, Tuch- und Leder-Polsterung, Pneuhüllen, Staubdeckerij<br />
Kühlerdecken, sowie alle einschlägigen Arbeiten bei<br />
n<br />
FORDSON<br />
LINCOLN<br />
HÄNDLER IN ALLEN GRÖSSEREN ORTEN DER SCHWEIZ<br />
e u: Cis! oavert m®<br />
„flrbenz Sunsaloon"<br />
BELLE OGCAStON<br />
OttO Kusterer, Karosserie, Zürich 8<br />
Reinhardstrasse »*
N° 58 — <strong>1930</strong> AUTOMOBIL-REVUE<br />
Tedan« Rundschau<br />
t Bessere Raumausnützung —<br />
Stromlinienprinzip.<br />
Ein Hinweis von Oberingenieur P. Jaray.<br />
Der trefflich abgefasste, von vorurteilsfreier<br />
Auffassung zeugende Artikel «Bessere<br />
Raumausnutzung» in der «Automobil-Revue»,<br />
Nr. 47, soll hier an den wesentlichsten Punkten<br />
unterstrichen, in einigen etwas eingeschränkt<br />
und im Rest erweitert werden.<br />
Es ist im Automobilbau in der Tat die<br />
Karosserie, die der Ingenieur bisher am stiefmütterlichsten<br />
behandelt hat. Der Automobilkonstrukteur<br />
konnte nur in ganz vereinzelten<br />
Fällen Chassis und Karosserie zu<br />
einem einheitlichen Ganzen durchbilden, und<br />
von diesen Typen gibt es kaum eine einzige,<br />
die sich der überlieferten, getrennten Bauweise<br />
gegenüber zu behaupten in der Lage<br />
war. Das hat seine guten Gründe, deren<br />
wichtigster die unselige Spezialisierung ist<br />
— leider eine Vorbedingung für die Schaffung<br />
von Höchstleistungen.<br />
Die Weiterentwicklung kann nicht länger<br />
mehr auf getrennten Wegen erfolgen. So<br />
entstehen nur Variationen, Spielarten, nichts<br />
grundlegend Besseres. So wie die relativ im<br />
Ruhezustand sich befindenden Bauteile des<br />
Wagens des Statikers bedürfen, so, ja noch<br />
viel mehr, muss der «Dynamiker» für die<br />
korrekte Berechnung und Ausbildung aller<br />
bewegten Teile Sorge tragen. Dabei genügt<br />
es aber keineswegs, nur der Dynamik der<br />
icsten Körper zu gedenken — allenfalls noch<br />
der der flüssigen und gasförmigen im Bereich<br />
des Motors —. Die Dynamik der Luft,<br />
die Aerodynamik, mit ihren teilweise schon<br />
jahrzehntelangen Erfahrungen und ihren<br />
hauptsächlich empirisch entwickelten Gesetzen<br />
gehört zu dem Wichtigsten, was<br />
bereits den Entwurf des Automobils, zumal<br />
für die Form massgebend, zu beeinflussen<br />
hat<br />
Man komme nicht immer mit dem abge-<br />
Üroschenen Einwand: «Die im Verhältnis zu<br />
Flugzeugen oder Luftschiffen geringe Fahrtgeschwindigkeit<br />
macht es nicht notwendig,<br />
die Gesetze der Aerodynamik beim Automobil<br />
zu beachten.» Ebensogut könnte ich<br />
sagen: « Die im Verhältnis zur Pferdekutsche<br />
riesig grosse Fahrtgeschwindigkeit des Automobils<br />
zwingt zur aerodynamischen Formgebung.<br />
» Alles ist relativ. Gewiss, Bauart<br />
und Zustand der Landstrassen in Europa sind<br />
im allgemeinen heute noch nicht so, dass höhere<br />
Mittelgeschwindigkeiten als etwa 50 bis<br />
60 Kilometer-Stunden möglich wären. Aber<br />
zo solchen Durchschnittsgeschwindigkeiten<br />
gehören grosse Strecken mit hohen Geschwindigkeiten<br />
von 80, 100 Kilometer-Stunden<br />
und mehr. Der Einfluss aerodynamisch<br />
richtiger Formgebung ist dabei schon sehr<br />
bedeutend. Er äussert sich je nach den Betriebsverhältnissen,<br />
Strassenart, Steigungswinkeln,<br />
Motorleistung, Wagengewicht etc. in<br />
einer Leistungsersparnis (und entsprechender<br />
Betriebsstoffersparnis) von 20 bis 60 Prozent.<br />
Damit komme man auch nicht: Das bisschen<br />
Benzin spielt bei den übrigen grossen Kosten<br />
rungen herausgebracht, z. B. das Rollverdeck<br />
die elegante, hinten abfallende Linie, neuerdings<br />
die überbauten, kotflügellosen Hinterräder,<br />
und viele Kleinigkeiten; da kann man<br />
doch von Kutschenform kaum mehr reden. »<br />
Ich gebe -zu, es ist scheinbar besser geworden.<br />
Besonders die hinten abfallende Linie<br />
und, wie erwähnt, die eingebauten Hinterräder<br />
sind ein kleiner Schritt vorwärts. Aber<br />
auch nur scheinbar. Diese Merkmale sind<br />
der korrekten Stromlinienform, die ja seit<br />
vielen Jahren bekannt ist, abgeguckt — irgendeinen<br />
aerodynamischen Vorteil bieten sie<br />
jedoch allein nicht. « Vergebens », sagt Lessing,<br />
« der. Hals war zu steif, und mit aller<br />
Bemühung brachte sie es nicht weiter, als<br />
dass sie-eine lächerliche Gans ward, ohne<br />
ein Schwan zu werden.» Genau so lächerlich<br />
sind nun « Annäherungsversuche » an die<br />
von der Natur der Sache bedingte einzig<br />
mögliche Form. Es gibt im wesentlichen<br />
nur eine Fischform, eine Vogelform — daher<br />
prinzipiell nur eine Luftschiff-, eine Flugzeugform.<br />
Auch das Automobil muss zwangsläufig<br />
zu einer Form gelangen, die einem über<br />
den Boden oder über die Wasseroberfläche<br />
rasch dahingleitenden Tier ähnelt. Der bekannte<br />
deutsche Automobilexperte Conrad<br />
sagte in seiner Zeitschrift «Der Motorwagen»:<br />
«Der Konstrukteur des Stromlinienwagens<br />
hat — nur vom Zweckmässigen, vom<br />
Rechnerischen und von der Empirie über den<br />
Luftwiderstand bzw. den Stromlinienfluss<br />
ausgehend — eine Form gefunden, oder besser<br />
gesagt, intuitiv nachgeschaffen, wie sie<br />
sonst die Natur bei ihrer Konstruktion organischer<br />
Gebilde verwendet oder verwenden<br />
Fahrtwindströmung bei einem offenen Tourenwagen<br />
und bei einer Stromlinien-Limousine, Bauart Jaray<br />
würde, wenn ein mit dem vorliegenden identischer<br />
Zweck erreicht werden sollte. Hierin<br />
liegt vor allem der zwingende Grund dafür,<br />
dass jeder früher oder später sich an die<br />
Stromlinienform nicht nur gewöhnt, sondern<br />
sie bald als richtiger oder ansprechender<br />
sieht, als die normale, unorganische, zerklüftete<br />
Form. Denn das menschliche Auge ist<br />
Millionen Jahre lang vom organischen Vorbild<br />
und nur einige Tausend Jahre lang daneben<br />
auch vom Vorbild der Kunstformen entwickelt<br />
worden. Der Grund dafür, dass<br />
schliesslich keiner sich der Wirkung einer<br />
voll entwickelten Zweckform entziehen<br />
kann.»<br />
Unschön kann ein Ding nicht sein, das<br />
durch und durch zweckmässig ist es<br />
kommt ausschliesslich darauf an, ob man die<br />
Zweckmässigkeit erkennt. Solange man ein<br />
Ding für zweckmässig hält, wird es als schön<br />
angesprochen. In dem Moment aber, da man<br />
Fehler entdeckt, öder gar ein anderes Ding,<br />
andern Orts schon unzählige Male bewiesen<br />
und auch in dem oben zitierten Artikel der<br />
Auto-Revue so klug gesagt worden, dass es<br />
im Maschinenbau keine andere Aesthetik<br />
gibt, als die der Zweckmässigkeit. Das<br />
Publikum muss zur Erkennung des Zweckmässigen<br />
erzogen werden; dann wird es<br />
morgen bewundern, was es heute noch belächelt<br />
— so wie es heute belacht, was gestern<br />
schon war.<br />
Die Innenausstattung, die Farbe — das<br />
kann wie bisher dem Geschmack und den<br />
Wünschen des Publikums überlassen bleiben.<br />
Das hat den Ingenieur wirklich nicht mehr<br />
zu interessieren; das ist Sache des Karosseurs,<br />
Sattlers, Malers usw. Interessant Ist,<br />
dass alle diese Erkenntnisse längst klargestellt,<br />
von berufener Seite immer wieder<br />
publiziert, erst jetzt Allgemeingut geworden<br />
sind2 Heute weiss man, dass in der Entwicklung<br />
des Automobils etwas in der angedeuteten<br />
Richtung geschehen muss; was zu<br />
tun ist, wo die beste Lösung liegt, ist aber<br />
vielen nicht vollends klar.<br />
Lassen wir die Fragen: Motor vorne oder<br />
hinten* Antrieb vorne oder hinten, starre oder<br />
schwingende Achsen usw. hier beiseite, weil<br />
deren Vor- oder Nachteile bei jeder Karosserieart<br />
ziemlich gleichartig in Erscheinung<br />
treten. Dann wird die Prüfung nötig, welche<br />
Karosserieform und Bauart die beste Erfüllung<br />
der oben genannten Zweckbedingungen<br />
ermöglicht.<br />
Der in dem zitierten Artikel «Bessere<br />
Raumausnutzung » skizzierte Typ kommt ihr<br />
schon näher als der traditionelle. Er stellt<br />
eine Kreuzung der korrekten Stromlinien-<br />
Karosserie mit den etwa zur gleichen Zeit<br />
propagierten Boots-Typen dar (1921). Die<br />
Raumausnutzung ist zwar besser als beim<br />
jetzigen Wagen, doch lange nicht so gut wie<br />
beim Stromlinientyp, weil bei diesem alle<br />
vier Räder bis auf die Breite der traditionellen<br />
--r ganz überflüssigen — Trittbretter<br />
überbaut sind, wodurch eine um rund X der<br />
jetzigen vergrösserte Grundfläche entsteht.<br />
In- der Erhöhung der Oekonomie ist durch<br />
die stromlinige Ausbildung der Oberkurve<br />
ein kleiner Gewinn zu erzielen. Der Luftwiderstand<br />
des Entwurfes dürfte, durch Interpolation<br />
aus den Friedrichshafener Messwerten<br />
(veröffentlicht ZFM 1922, S. 201 ff.)<br />
errechnet, 72 Prozent des jetzigen Kastentyps<br />
betragen. Der korrekte Stromlinientyp<br />
nach Fig. 1 dieses Artikels (ein Entwurf aus<br />
dem Jahr 1922) die^ heutigen Stromlinienwagen<br />
sind noch viel niedriger, vergl. Fig.<br />
2, hat'aber nur 34 Prozent des-Luftwider-<br />
Haumverteilung und Sitaanordnung in der Jaray-<br />
Stromlinien-Limousine.<br />
Standes der jetzigen Kastentyps. Der Hauptgrund<br />
in diesem riesigen Unterschied liegt<br />
in dem bedeutenden Radwiderstand, der beim<br />
Bootstyp 45 Prozent vom ganzen Wagen<br />
ausmacht. Das korrekte Stromlinienprinzip<br />
vereinigt eben durch seine alles umschliessende<br />
Schale relativ kleinster Oberfläche<br />
bei geringstem Luftwiderstand und dabei<br />
grösstem Rauminhalt spezifisch die beste<br />
Raumausnutzung mit grösster Fahrtökonomie.<br />
So wie das Dreieck die einzige Figur<br />
ist, die den grössten Umfang bei kleinster<br />
Fläche hat; der Kreis die einzige Linie mit<br />
grösster Fläche bei kleinstem Umfang; die<br />
Kugel der einzige Körper mit grösstem<br />
Rauminhalt bei kleinster Oberfläche ist, so<br />
ergibt das Stromlinienprinzip nur eine einzige<br />
Form, die bei gegebenen Höchstmessungen<br />
das grösste Volumen bei kleinstem<br />
Widerstand aufweist. Diese Form ergibt zudem<br />
gleichzeitig infolge der geregelten Luftführung<br />
die denkbar günstigste (regulierbare<br />
oder automatische!) Lüftung, sowohl für<br />
Kühler bzw. Motor, als auch für die Insassen.<br />
Und dies ohne jeden Zugwind, selbst bei geöffneten<br />
Seitenfenstern und bei beliebiger<br />
Windrichtung. Diese Form ist ferner die<br />
einzige, welche die vor dem Wagen vom<br />
Boden abgehobene Luft annähernd wirbelfrei<br />
hinter dem Wagen wieder zu Boden<br />
leitet und damit den von den Rädern vom<br />
Boden weggezogenen Staub selbst abwärts<br />
drückt.<br />
Was die Aussicht, Sonnen-, Staub-, Windund<br />
Regenschutz betrifft, so kann nur ein<br />
Typ, dessen Form im Aufbau so getroffen<br />
ist, dass er vorne parabelförmig oder elliptisch<br />
abgerundet ist, ein relativ schmales<br />
Dach und ringsum gehende schräge Fenster<br />
hat, die durch Roll- oder Zugvorhänge teil-<br />
Die Erkenntnis der Wichtigkeit der Schmierung des oberen Teils<br />
der Zylinderwände, Ventilstössel usw. ist schon alt. Ihr Berater<br />
empfahl Ihnen von jeher dem Brennstoff für Ihren neuen oder<br />
frisch überholten Wagen für die ersten tausend Kilometer etwas<br />
Motorenöl beizumischen. Die Erfahrungen aber haben gelehrt,<br />
dass diese sogen. Oberschmierung dem Motor auch in der Folge<br />
nicht nur zuträglich, sondern geradezu eine unerlässliche Bedingung<br />
für die Erhaltung der Leistung desselben durch Herabminderung<br />
der Abnützung seiner Bestandteile auf ein Minimum<br />
bedeutet.<br />
Oberschmierung bedeutet Motorpflege!<br />
Warum sollen Sie die respektablen Werte, die Sie in Ihrem<br />
Auto angelegt haben, nicht ebenso pflegen wie irgendein anderes<br />
Ihrer Besitztümer?<br />
Die Auslagen hiefür sind die geringsten, wenn Sie<br />
n\X£t<br />
et<br />
der altbewährten Marke<br />
Trade Mark<br />
Uta Wagen mit Jaray-Stromlinienkarosserie. wie sie vor einigen, Jahren auf den Markt gebracht wurde.<br />
des Automobilbetriebs keine Rolle. Das ist<br />
ein Nonsens. Denn niemand wird so unvernünftig<br />
sein, 200 bis 600 Liter Benzin jedes<br />
Jahr auf die Strasse zu giessen — und soviel<br />
kann die Ersparnis durch korrekte Formgebung<br />
bei mittlerem Gebrauch eines Wagens<br />
ausmachen! Das sind keine Phantasiezahlen,<br />
sondern aus unzähligen Messungen im<br />
grossen Zeppelin-Windkanal gewonnene und<br />
durch die Praxis bestätigte Werte. Hier hat<br />
es keinen Sinn, zu zweifeln; die Werte sind<br />
ebenso zuverlässig wie Ergebnisse von Geschwindigkeitsmessungen<br />
nach Kilometerstein<br />
und Stoppuhr.<br />
Ist es da nicht verwunderlich, dass die<br />
[Automobilfirmen — mit einigen wenigen<br />
rühmlichen Ausnahmen — immer noch an der<br />
traditionellen Kutschenform hängen bleiben,<br />
indem der Automobilingenieur nach wie vor<br />
dem Karosseur völlig freie Hand lässt?<br />
«Das Publikum will den Wagen nicht so;<br />
es findet Stromlinienformen extravagant,<br />
unschön.» Das ist die Aeusserung, die man<br />
wiederholt hört. Und: «Wir Karosseure haben<br />
m den letzten Jahren so viele Verbessedas<br />
dem gleichen Zweck besser entspricht,<br />
wird das neue als schöner empfunden. Es<br />
gibt schon viele fortschrittliche Köpfe, sogar<br />
Künstler von Ruf, die den korrekten Stromlinienwagen<br />
für weit schöner halten, als den<br />
«eleganten», traditionellen Kutschwagen<br />
mit seinen unendlich vielen Ecken, Winkeln,<br />
Flächen und Kanten.<br />
Was ist denn eigentlich der Zweck des<br />
Automobils? Natürlich ökonomischste, bestmögliche<br />
Beförderung von Waren oder Personen.<br />
Im letzten Fall ist unter « bestmöglich<br />
» grösste Bequemlichkeit, beste Aussicht,<br />
Schutz vor lästiger Sonne, vor Windzug,<br />
Regen etc. und gute Lüftung verstanden.<br />
(Zur Beachtung: Ich beantrage eine Konkurrenz<br />
für die beste Lösung der Lüftung<br />
im geschlossenen Automobil; denn ich vertrete<br />
mit andern Forschern den Standpunkt,<br />
dass die gute Lüftung für das Wohlbefinden<br />
der Fahrer auf langen Fahrten ausschlaggebend<br />
ist!) Diese Zweckbedingungen sind<br />
es, die auch vom Publikum verlangt werden.<br />
Der Wagen, der sie am besten erfüllt, wird<br />
als der schönste anzusprechen sein. Es ist<br />
1868<br />
verwenden. — Diese Marke gibt Ihnen Gewähr für richtige<br />
Qualität und einwandfreie Preise.<br />
Kosten per 100 Liter Brennstoff nur Fr. 1.25. — Preis der<br />
2-Liter-Kanne Fr. 10.—.<br />
VALVOLINE OEL A.-G.<br />
SONNENQUAI 3<br />
ZÜRICH
ti AUTOMOBIL-REVUE <strong>1930</strong> - N»58<br />
weise nach aussen lichtdämpfend abgeschirmt<br />
werden können, die letzten der oben<br />
genannten Bedinungen erfüllen. Ebenso kann,<br />
was schliesslich die Unterbringung von Reserveteilen,<br />
-Rädern, Gepäck usw. anbelangt,<br />
auch hier nur die alles umschliessende<br />
Schale — so dass alle diese Teile gleichfalls<br />
vor Sonne, Staub oder Regen gut geschützt<br />
innerhalb der Karosserie untergebracht sind<br />
— als voll zweckentsprechend, die beste<br />
Raumausnutzung darstellend, angesehen werden.<br />
T«sdhi<br />
«aSdnnmmdkntt<br />
In dem Masse wie das Oel sich verbraucht, nimmt sein Niveau<br />
im Gehäuse ab, was für die gute Verteilung des Schmiermaterials<br />
schädlich ist; deshalb empfehlen alle Konstrukteure, das Niveau<br />
während der Fahrt durch kleine Ergänzungen des Oeles aufrecht<br />
zu erhalten; wenig aber oft.<br />
Das ermöglicht mit grösster Leichtigkeit die neue rücknehmbare<br />
Mobiloil-Kanne von 2 Kilo. Flach, dicht, praktisch, lässt sie sich<br />
leicht unterbringen; sie ist versiegelt, wodurch ihr Inhalt garantiert<br />
ist, und sie ist wohlverstanden gratis, denn der erste Beitrag<br />
von Fr. 0,50 wird gegen Rückgabe der leeren Kanne zurückvergütet<br />
oder gegen eine neue volle Kanne vbn allen Mobiloil Verkäufern<br />
der Schweiz zum Preise des Oeles allein umgetauscht.<br />
Halten Sie sich stets auf Ihrem Wagen die Mobiloil 2 Kilo Kanne,<br />
die zurückvergütet wird — das beste Oel in der besten Packung.<br />
Verlangen sie es überall, wo Sie das Mobiloil-Schild mit dem roten<br />
Gargoyle sehen.<br />
Sie verschaffen sich damit Schutz und erzielen<br />
Ersparnisse mit der rücknehmbaren 2 Kilo-Kanne.<br />
Frage 7655. Zündkerze, die nicht verölt. Kann<br />
mir ein Abonnent der «Automobil-Revue» eine Spezialkerze<br />
oder Vorrichtung angeben, die- das Verölen<br />
der Kerzen, bergabwärts, bestimmt oder zum<br />
Teil verhindert? Es sind bei einem Sechszylindermotor<br />
zwei Kolben, die stark durchlassen.<br />
E. H.inK.<br />
Frage 7656. Hotchkiss-Antrieb. Bei Typenbeschreibungen<br />
von Automobilen in Katalogen usw.<br />
trifft man hie und da auf den Hinweis, der oder<br />
jener Wagen besitze «Hotchkiss»-Antrieb. Offenbar<br />
bezieht sich diese Bezeichnung auch auf eine<br />
besondere Abfederungsart des Wagens. Was versteht<br />
man unter dieser Hotchkiss-Bauart?<br />
G. K. in A.<br />
Antwort: Das beistehende Bild gibt Ihnen<br />
den Unterschied im Antrieb und der Aufhängung<br />
der Hinterachse, Bauart Hotchkiss, mit einem andern,<br />
viel angewandten Hinterachseinbau deutlich<br />
zu erkennen. Beim Hotchkiss-Einbau (oben) wird<br />
die Hinterachse am Chassis einzig durch die Federn<br />
geführt. Die Federn sind» dafür an ihrem<br />
vorderen Ende mit dem Chassis nur durch Gelenke<br />
verbunden, nicht aber etwa durch Laschen. Sie<br />
sind deshalb imstande, sowohl den wagrechten<br />
Schub und Zug der Achse auf das Chassis zu übertragen,<br />
wie auch die auf eine Verdrehung der Hinterachse<br />
gerichtete Antriebsreaktion. Die Kardanwelle<br />
liegt offen und hat nur Torsion zu übertragen.<br />
Laschen, die den Federn die beim Durchfedern<br />
entstehende Längenveränderung gestatten,<br />
befinden sich nur am hintern Federende.<br />
Bei der Nicbi-Hotchkiss-Bauart dagegen (eine<br />
spezielle Bezeichnung fehlt hier), dienen die Federn<br />
nur zum Tragen des Wagengewichtes und zur Aufnahme<br />
des Antriebs-Reaktions-Drehmomentes. Der<br />
wagrechte Schub und Zug der Hinterachse werden<br />
dagegen von einem Stützrohr aufgenommen, das<br />
für die Kardanwelle gleichzeitig als Verschalung<br />
dient, mit der Hinterachse starr verbunden, am Getriebe<br />
oder einer Rahmentraversc iedoch in einem<br />
Kugelgelenk gelagert ist. Die Federn sind mit<br />
dem Chassis ieidseitig in Laschen verbunden.<br />
Frage 7657. Säuredichie eines Akkumulators. Die<br />
Batterie meines Fiatwagens habe ich dieses Jahr<br />
schon drei Mal mit destilliertem Wasser nachgefüllt.<br />
Eine halbe Stunde nach Einfüllung prüfte ich<br />
die Säure. Diese betrug 25—27° Be. Wenn ich aber<br />
die Säure in zwei Wochen wieder prüfe, so hat<br />
sie 35—iO° Be. Woher kommt das, dass die Säure<br />
immer an Dichte zunimmt ? Kann es der Batterie<br />
schaden? H. K. in R.<br />
Antwort: Die Säure Ihrer Batterie ist zweifellos<br />
viel zu konzentriert und schadet den Platten.<br />
Eine Dichte von 28° Be darf auf keinen Fall überschritten<br />
werden.<br />
Die abnormale Dichte ist -wahrscheinlich dadurch<br />
entstanden, dass einmal bei entladener Batterie<br />
Säure nachgefüllt wurde. Bei entladener Batterie<br />
soll die Säure nur eine Dichte von 18° Be<br />
aufweisen, nicht aber etwa von 28°. Denn wenn bei<br />
entladener Batterie bis auf 28° Be nachgefüllt wird,<br />
so entsteht dann durch das Laden der Batterie<br />
eine Zunahme der Säuredichte bis auf 2S° Be.<br />
Ein Nachfüllen von Säure darf deshalb nur immer<br />
bei geladener Batterie stattfinden.<br />
Dass Sie so oft Wasser nachfüllen mussten, beruht<br />
wahrscheinlich darauf, dass sich infolge der<br />
übermässigen Säuredichte die Batterie stark erhitzte<br />
und deshalb viel Wasser verdunstete. at.<br />
Frage 7658. Heisslaufen des Motors bei warmem<br />
Wetter. Ich fahre einen Amerikaner-Wagen,<br />
Modell 1927, 27 PS, 7-Plätzer, 2000 kg Gewicht,<br />
mit welchem ich bereits 100.000 km zurückgelegt<br />
habe. Der Motor hat neue Original-Gusskolben und<br />
neue Ventile. Ventile einschleifen und russen tue<br />
ich alle 15.000 km, wobei zugleich die Wasser-Kühlanlage<br />
mit den verschiedenen angepriesenen Mitteln<br />
gereinigt wird. Das Oel wechsle ich alle 2000<br />
km. Mit den ersten Kolben war der Oelverbrauch<br />
minim, seither beträgt er in der Stadt K Liter auf<br />
100 km und V\ Liter auf der Strecke. Ich will noch<br />
bemerken, dass der Motor von neu weg immer diese<br />
Tendenz zum Heisslaufen und Kochen im Sommer<br />
zeigte und dass ich die Pneus von 33X6" auswechselte<br />
durch 33X6,75", was zwar kaum einen Einfluss<br />
haben kann. Ferner diene zur Kenntnis, dass<br />
ich verschiedene Retourfahrten über Pässe, wie z.<br />
B. Grossen St. Bernhard, machte, ohne dass dabei,<br />
es war Regenwetter, der Motor kochte. Das Ventilspiel,<br />
die Zündung und deren Einstellung, die Wasserpumpe<br />
und die Wasserzirkulation, sowie der<br />
Ventilator sind in Ordnung, der Auspufftopf ist neu.<br />
Ich möchte nun anfragen, ob in Anbetracht der<br />
täglichen technischen Fortschritte und Erfahrungen<br />
unter dem Leserkreis nicht jemand wirklich erfolgreiche<br />
Mittel kennt, um diesen Unannehmlichkeiten<br />
entgegenzuwirken, ohne dass grosse Unkosten, wie<br />
Kühlerauswechseln usw., entstehen und ob das<br />
Kühlerreinigungsmittel cPrimus» und Mischen von<br />
Kampfer ins Benzin tatsächlich den Motor ohne<br />
Schaden reinigt Wer gibt Garantie?<br />
Ich habe wenig Hoffnung und glaube eher, es<br />
liege an der Konstruktion des Wagens, der sich<br />
nicht eignet für heisses Klima und Bergfahrten.<br />
E. H. in Madrid.<br />
Frage 7659. Vorzündung in Millimetern uns<br />
Winkelgraden. Wie können die Winkel?rade der<br />
Vorzündung bequem so umgerechnet werden, das»<br />
man sie als Millimeter auf dem Schwungrad eines<br />
Automobilmotors abmessen kann?<br />
Antwort: Aus dem beistehenden Nomogramm<br />
können die einander entsprechenden Werte direkt<br />
abgelesen werden. Beträgt beispielsweise die Vorzündung<br />
25 Winkelgrad, so macht das, wenn das<br />
Schwungrad einen Durchmesser von 400 mm hat,<br />
auf dem Schwungradumfang eine Strecke von<br />
88 mm aus. Wie Sie sehen, braucht man durch die<br />
beiden bekannten Werte nur eine Linie zu legen,<br />
um beim Schnittpunkt dieser Linie mit dem dritten<br />
Massstab den gewünschten neuen Wert zu erhalten.<br />
8.<br />
Frage 7660. Mischen verschiedener Oele. IcH<br />
habe ein Quantum y-Oel gekauft. Kann ich dieses<br />
mit x-Oel mischen? B.B. in R.<br />
Antwort: Das Oelmischen ist, wie das Weinpantschen,<br />
scheinbar eine recht einfache Sache,<br />
doch gehört dazu, wie beim Weinpantschen, die<br />
absolute Kenntnis darüber, welche Sorten Oel sich<br />
miteinander vermischen lassen. Ein kleines Beispiel<br />
wird Ihnen das zeigen. Sie haben ein Oel<br />
von einer Viskosität von + und einem Flammpunkt<br />
von X und wollen
N» 58 — J980 AUTOMOBIL-REVUE<br />
mmmmmmmsm<br />
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N°58<br />
II. Blatt<br />
BERN, 8. Juli <strong>1930</strong><br />
N°58<br />
II. Blatt<br />
BERN, 8. Juli <strong>1930</strong><br />
Die Frage der Einführung des Omnibusverkehrs<br />
auf der Strecke Bern-Zollikofen könnte<br />
einem auf den ersten Blick als eine lokale<br />
Angelegenheit anmuten, deTen Behandlung<br />
den Ehrenplatz in der «A-R.» nicht verdiente.<br />
Allein, der Versuch zeitigte < derart<br />
interessante und positive Resultate, dass ein<br />
ausdrücklicher Hinweis vollauf gerechtfertigt<br />
ist. Der Probeversuch Bern-Zollikofen dürfte<br />
als Schulbeispiel dienen und für die Zukunft<br />
wegweisend werden. Hoffen wir es wenigstens.<br />
Nach Aeusserungen der Direktion der<br />
Bern-Zollikofen-Solothurn-Bahn hat sich der<br />
Probebetrieb mit Omnibussen der Stadt Bern<br />
zwischen Zollikofen S. B. B. und Bern-Bahnhofplatz<br />
an den Tagen vom 16.^—18. Juni<br />
reibungslos und zur vollen Zufriedenheit ab. r<br />
gewickelt. Es sei damit der praktische Beweis<br />
geliefert worden für die Möglichkeit, die<br />
Strassenbahn durch das Dorf Zollikofen durch<br />
einen Autobusbetrieb zu ersetzen, was im Interesse<br />
der Sanierung der Strassenverhältnisse<br />
in dieser Ortschaft mehr als wünschenswert<br />
wäre.<br />
Ein längerer Kommentar erübrigt sich. Es<br />
bleibt nur zu wünschen übrig, dass die Gemeinde<br />
Zollikofen, von deren Entscheid das<br />
Einführen der Omnibusse abhängt, -sich durch<br />
einen fortschrittlichen Geist auszeichnet., Er<br />
diente nicht nur der Gemeinde und dem gewaltigen<br />
Strassenverkehr auf genannter<br />
Strecke, sondern er käme auch der Gemeinde<br />
Bern zugute, deren überfüllter Bahnhofplatz<br />
damit ebenfalls entlastet würde. Der erste<br />
Schritt zur Sanierung der unhaltbaren Zustände<br />
wäre damit getan.<br />
Neue Wege<br />
Aber auch ganz abgesehen von der rein<br />
verkehrstechnischen Seite dieser einen Ortsverbindung,<br />
hat dieser Versuch eine prinzipielle<br />
Bedeutung. Wie oft haben wir es in<br />
den letzten Jahren nun schon erlebt, dass die<br />
nämliche Frage: «Strassenbahn oder Omnibus»,<br />
welche manch einer Gemeindeverwaltung<br />
vorgelegt worden ist, auf ganz andere<br />
Art und Weise zur Erledigung kam. Es wurden<br />
Expertenberichte von links und rechts<br />
eingefordert, theoretische Berechnungen für<br />
die voraussichtliche Rentabilität der verschiedenen<br />
Verkehrsmittel angestellt und in<br />
ausführlichen Rapporten die Zweckmässigkeit<br />
derselben nach allen Regeln der stilistischen<br />
Kunst beleuchtet und gegeneinander<br />
abgewogen. Bemerkenswert dabei war für<br />
den stillen Beobachter die Tatsache, dass bei<br />
diesen theoretischen Erörterungen der Omnibus<br />
gewöhnlich ungünstiger abschnitt. Wir<br />
erinnern nur an das jüngste Beispiel in Winterthur,<br />
wo die Berechnungen einen ganz beträchtlichen<br />
Einnahmeausfall beim Omnibus,<br />
dagegen ein zufriedenstellendes Benefice beim<br />
Strassenbahnbetrieb ergaben. Glücklicherweise<br />
hat ja dann die stimmberechtigte Bevölkerung<br />
anlässlich der Abstimmung über<br />
diese städtische Vorlage gezeigt, was sie<br />
von rein theoretischen Erwägungen hält. Dazu<br />
ist noch zu bemerken, dass die Expertenberichte<br />
vielfach von Strassenbahnfachleuten<br />
stammten, welche mit dieser Institution alt<br />
geworden sind und ihr natürlich auch ihre<br />
Treue bewahren werden.<br />
Nun hat die Verwaltung der Bahn Bern-<br />
Zollikofen mit diesem alten, schwerfälligen<br />
System gründlich aufgeräumt und die Praxis<br />
an Stelle der ängstlichen Erörterungen am<br />
grünen Tisch auf den Schild erhoben. Man<br />
will hier die Probe aufs Exempel und will<br />
sich .nicht Scheulappen in Form von Expertenberichten<br />
umbinden lassen. Diese Methode<br />
loben wir. Ihr gehört die Zukunft. Wie leicht<br />
ist es, für einige Tage eine .Anzahl Omnibusse<br />
in den Dienst irgendeiner Verkehrsunternehmung<br />
zu stellen, um das moderne Transportmittel<br />
nach allen massgebenden Gesichts- :<br />
punkten auszuprobieren. Hält'es den Anforderungen<br />
nicht stand, kann man mit um so<br />
Schlechte Fahrsfrasse Kirchberg-Utzenstorf. Die<br />
Staatsstrasse Kirchberg-Utzenstorf, als wichtige<br />
Verbindung nach Solothurn, ist in den letzten Jahren<br />
anscheinend vollständig vernachlässigt worden.<br />
Grosse Löcher in der Fahrbahn, in denen sich bei<br />
Regenwetter das Wasser staut, und viele unübersichtliche<br />
Kurven gefährden die Sicherheit des Automobilisten.<br />
Man begreift wohl,, dass es der Rer<br />
Verlotterte Strassen<br />
gierung nicht möglich ist, alle diese verlotterten<br />
Strassen auf einmal zu reparieren, aber gerade dieser<br />
Fall darf als einer der dringendsten angesehen<br />
werden. Die Verbindung Kirchberg-Utzenstorf kommt<br />
auch für den Durchgangsverkehr Bern-Solothurn in<br />
Frage. Die andere Strecke über Fraubrunnen-Bätterfcinuen<br />
ist wohl stellenweise instand gestellt, aber<br />
als Hauptverkehrsader doch noch ganz unmöglich.<br />
Wenn noch nicht die ganze Fahrbahn von Grund<br />
auf erneuert werden kann, so sollte doch wenigstens<br />
mehr für den Unterhalt gesorgt werden. V.<br />
ruhigerem Gewissen die grossen Anlageköstenfür<br />
einen Bahnbetrieb wagen. Spricht<br />
aber die Erfahrung für das Auto — was wohl<br />
in der Mehrzahl der Fälle zutreffen wird —<br />
dann wird auch keine Expertise mehr vom<br />
Gegenteil überzeugen * können. ' -<br />
Wenn wir nun Umscfiäu halten in der Runde,<br />
so finden wir manche Neben- oderStrassenbahnunternehmung,<br />
die unbedingt einen<br />
ähnlichen Versuch wagen sollte, um ihr wieder<br />
ein genaues Programm für die kommenden<br />
Jahre in die Hand zu geben. Denken wir<br />
nur, um ganz in der Nähe zu bleiben, an die<br />
rechtsufrige Thunersee-Bahn. Ganz gewiss<br />
wird sie in allernächster Zeit eine umfangreichere<br />
Materialerneuerung ins Auge fassen<br />
müssen, wenn sie auf der Höhe ihrer Leistungsfähigkeit<br />
bleiben will. Dies wäre doch<br />
gewiss eine glänzende Gelegenheit, die Arbeitsweise<br />
des Automobils zu erproben. Gerade<br />
jetzt, wo die Hochsaison am Thunersee<br />
einsetzt, kann der Omnibus der schärfsten<br />
Prüfung unterworfen werden. Die Ergebnisse<br />
Fortschritte in der Pneu-Industrie:<br />
1893 Vollgummi<br />
1898 Hochdruck<br />
1921 Balloon<br />
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werden zeigen, ob die Erneuerung des Materials<br />
gerechtfertigt ist oder ob die dafür bereitzustellenden<br />
Mittel nicht besser für eine<br />
Bestellung für Omnibusse verwendet werden.<br />
Diei ganze Automobilgemeinde und wohl auch<br />
die an der Strasse interessierten Ortschaften<br />
wüssten dieser Strassenbahn - Verwaltung<br />
Dank, wenn das- bedenkliehe Verkehrshindernis,<br />
das dieses Tram mit seinem unregelmässig<br />
wechselnden Trasse in der schmalen Seestrasse<br />
darstellt, endgültig beseitigt würde.<br />
Aber nicht nur ihr, auch anderen Bahnverwaltungen<br />
gilt die Aufmunterung, es der<br />
Bern - ZoMikofen - Bahn nachzumachen. Die<br />
praktischen Ergebnisse bilden den besten<br />
Gradmesser für die Leistungsmöglichkeiten<br />
des Autos und den zuverlässigsten Wegweiser<br />
für die einzuschlagende Politik der einzelnen<br />
Bah'ndirektionen. Die Versuche zeigen<br />
ohne weiteres, ob eine leichte Anpassungsfähigkeit<br />
an die besonderen lokalen Verhältnisse<br />
besteht, so dass davon abgesehen werden<br />
kann, fernliegende Vergleiche mit fremden<br />
Betrieben anzustellen, die doch keinen<br />
absolut zutreffenden Rückschluss erlauben.<br />
Weg vom grünen Tisch, in die Praxis: «denn<br />
grau ist alle Theorie!»<br />
Spitzbergenfahrt des<br />
Automobil-Club der Schweiz.<br />
Morgen Dienstag, den 8. Juli, nachmittags,<br />
wird das Luftschiff « Graf Zeppelin > in Friedrichshafen<br />
bereitgestellt, um die 20 Teilnehmer<br />
der Clubfahrt des A. C. S., die nach<br />
Spitzbergen führen soll, aufzunehmen. Herr<br />
Dr. Eckener wird persönlich die Fahrtleitung<br />
übernehmen. Es ist zum erstenmal, dass das<br />
Luftschiff «Graf Zeppelin» zu einer Nordlandfahrt<br />
aufbricht. Die Fahrt darf quasi als Studienfahrt<br />
für die pro 1931 geplante Nordpolfahrt<br />
gelten.<br />
Der Automobil-Club der Schweiz hat mit<br />
der Durchführung dieser Spitzbergenfahrt<br />
eine grosse touristische Tat gewagt. Diese<br />
Spitzbergenfahrt wird den Teilnehmern eine<br />
grossartige Fülle herrlicher Reiseeindrücke<br />
vermitteln. Unter den 20 Teilnehmern, alles<br />
A. C. S.-Mitglieder, befinden sich Clubkollegen<br />
aus allen Landesgegenden. Die Berichterstattung<br />
über die Fahrt ist vom Automobil-<br />
Club der Schweiz Herrn Dr. Martin Hürlimann,<br />
dem bekannten Redaktor der «Atlantis»,<br />
und Herrn Mittelholzer, unserm noch<br />
bekannteren Flieger, übertragen worden. Für<br />
Filmaufnahmen und photographische Bilder<br />
wird vorgesorgt.<br />
Wir veröffentlichen heute die drei Plakate,<br />
welche der T. C.S- vom-1: Juli bis 15. August<br />
in der ganzen Schweiz verbreitet, um alle<br />
Strassenbenützer, seien es nun Automobilisten,<br />
Motorradfahrer, Velofahrer oder Fussgänger,<br />
an die erst© Regel des modernen<br />
Verkehrs, «Safety first», zu mahnen. Die<br />
gleichen Zeichnungen sind übrigens auch als<br />
Reklamemarken zum Aufkleben auf Briefe<br />
usw. erhältlich.<br />
Auf einem roten Fragezeichen mit schwarzem<br />
Grund hebt sich die eindringliche Frage<br />
ab, die nun jeder selbst beantworten muss.<br />
Das Plakat lehnt sich in seiner Ausführung<br />
Das Fahrttrasse ist vor zwei Tagen mit der<br />
Leitung der Zeppelin-Luftschiffbau A.-G.,<br />
Friedrichshafen, resp. mit Herrn Dr. Eckener,<br />
wie folgt festgelegt worden: Hinfahrt über<br />
Deutschland, Dänemark, Westküste von Norwegen,<br />
Nordkap, Bäreninsel. Rückfahrt via<br />
Nordkap, Schweden, Finnland, Ostsee, Polen<br />
Tschechoslowakei, Deutschland. In Spitzbergen<br />
findet eine Landung nicht statt, da die<br />
nötigen Verankerungseinrichtungen fehlen.<br />
Dagegen wird eine Rundfahrt über Spitzbergen<br />
Gelegenheit geben, in die landschaftlichen<br />
Schönheiten dieser nördlichsten Insel Einblick<br />
zu nehmen.<br />
Dienstag den 8. Juli werden sich die 20<br />
reiselustigen und wagemutigen Fahrtteilnehmer<br />
in Friedrichshafen Rendez-vous geben,<br />
um dann in der Zeppelinwerft die Reise anzutreten.<br />
Während der Dauer der Fahrt wer-j<br />
den die Autos in der Luftschiffhalle parkiert.<br />
Für Verpflegung ist gut vorgesorgt. Zehn Kabinen<br />
ä je zwei Betten stehen für das Aiisrtthen<br />
zur Verfügung. Die Mitternachtssonne<br />
AUTOMOBIL-REVUE <strong>1930</strong> —<br />
Sicherheitskampagne des T. C. S.<br />
denjenigen der grossen englischen «Safety<br />
First Association» an, welche das wirkungsvolle<br />
rote Fragezeichen mit grossem Erfolg<br />
in ihren Feldzügen verwendet hat.<br />
•. Man muss den T. C. S. zu seiner Initiative<br />
nur beglückwünschen. Jeden Tag kann man<br />
ja sehen, wie nötig eine Erziehung des Publikums<br />
ist (auch desjenigen, das nicht mehr<br />
in die Schule geht) und wie wenig mit halben<br />
Lösungen da erreicht wird. Nur eine Kampagne<br />
1 , die einheitlich die ganze Schweiz<br />
erfasst, kann da eine Wendung zum Bessern<br />
bringen;<br />
Ml.<br />
•- .-<br />
* * •<br />
STOÄS S ENBENÖ 12E# t «JT•£>Ä «C e M ö p KlT| T-7 CD I STRASSENBENÜTZER!<br />
TUUR NG'CLUB'DEBSCHWEIZ<br />
TOURING-CtUB DER SCHWEIZ<br />
wird dafür sorgen, dass der Schlaf einem<br />
nicht zu sehr in die Augen fällt. Die Fahrtdauer<br />
ist auf dreieinhalb Tage, eventuell vier<br />
Tage, angesetzt, die totale Reisestrecke auf<br />
ca. 8000 km. s.<br />
Stiasien<br />
Enttäuschung auf dem Kerenzerberg. Mit<br />
anerkennenswertem Weitblick haben die<br />
glarnische Regierung und deren Instanzen<br />
sich an die Ausführung des Projektes einer<br />
Autostrasse über den Kerenzerberg herangemacht.<br />
Ohne Gefährdung des Landschaftbildes<br />
wird sich die Strasse mit ihrem neuzeitlichen<br />
Ausbau trefflich in die Gegend des<br />
Kerenzerberges einpassen.. Die Frage der<br />
Wallehseestrasse darf den Bau der Kerenzerbergstrasse<br />
nicht beeinflussen, denn die<br />
Schwierigkeiten für die Erstellung der Strasse<br />
dem See entlang sind gross.<br />
Trotzdem machte die glarnerische landrätliche<br />
Strassenkommissiqn auf dem Berge<br />
selbst am-Projekte, einige fühlbare Abstriche,<br />
No 58<br />
die von "der Bevölkerung jenes Gebietes mit<br />
geteilter Freude aufgenommen wurden und<br />
ein wenig verschnupften. Bereits haben denn<br />
auch schon die Klagen den Weg in die<br />
glarnerische Presse gefunden. Es handelt<br />
sich Um Wegfall der Brücke beim Hüslibacb<br />
und Wegfall der Korrektion des Traces<br />
zwischen Filzbach und Rütegg. Man frage<br />
sich vor allem, warum diese Kommission, in<br />
der doch aktive Automobilisten sitzen, eine<br />
die Verkehrssicherheit weniger gewährleistende<br />
Vorlage unterstütze. Es könne durchaus<br />
kein ausschlaggebender Grund angeführt<br />
werden, um diese halbe Lösung zu<br />
verteidigen, denn auf jeden Fall sei der<br />
Hinweis auf die kommende Wallenseestrasse<br />
ein dubioser Wechsel auf lange Sicht... Ob<br />
nun gerade der Kerenzerberg des zweifelhaften<br />
Vergnügens teilhaftig werde, als Sparobjekt<br />
auserkoren zu werden? Das Verhalten<br />
der glarnerischen Behörden wird zeigen, ob<br />
sie auch in dieser Frage ihre erfreuliche<br />
Grosszügigkeit, die sie mit der Verteidigung<br />
des Gesamt-Projektes zeigte, beibehalten<br />
wird, oder ob das Ganze eine schöne Geste<br />
war.<br />
mb.<br />
Touristik-Bulletin des A.C.S.<br />
vom 4. Juli <strong>1930</strong>.<br />
Verschiffung von Automobilen über den LangensM<br />
(Lago Maggiore).<br />
Die Societä Subalpina di Imprese Ferroviarie<br />
hat zwischen Intra und Laveno versuchsweise einen<br />
Autofähredienst errichtet. Es besteht folgender<br />
Fahrplan:<br />
•An Werktagen:<br />
Intra ab: 7.30 9.15 14.15 16.30 18.15<br />
Laveno ab: 8.00 10.00 15.00 17.15 19.00<br />
An Sonn- und Feiertagen:<br />
Intra ab: 7.30 9.15 10.30 14.13 16.30<br />
18.15 19.30<br />
Laveno ab: 8.00 10.00 11.15 15.00 17.15<br />
19.00 20.00<br />
Bestimmungen und Tarife.<br />
Zum Transport gelangen Tourenwa^en jede?<br />
Gattung, deren Gesamtlänge 5,5 na nicht übersteigt.<br />
Preis für eine einfache Fahrt L. 25.—: hin und<br />
zurück L. 40.—. Das Rückfahrtsbillet ist nicht übertragbar<br />
und ist gültig bis zum letzten Kurs des der<br />
Ausgabe folgenden Tages; falls das Retourbillet<br />
vor einem oder mehreren Festtagen gelöst wird, ist<br />
die Gültigkeit bis zum nächstfolgenden Werktag<br />
ausgedehnt. Das Billet berechtigt zum Gratistransport<br />
des Wagenführers; die übrigen Insassen bezahlen<br />
den gewöhnlichen IL Klass-Tarif Intra-<br />
Laveno.<br />
Alpenstrassen.<br />
Mit der durchgehenden Oeffnung des Grossen<br />
St. Bernhard sind nunmehr alle schweizerischen<br />
Alpenstrassen dem Automobilverkehr geöffnet.<br />
In Frankreich ist noch unpassierbar der Col de<br />
la Cayolle, alle übrigen Alpenstrassen sind offen<br />
und beispielsweise die Grande Rout« des Alpes in<br />
ihrer ganzen Länge befahrbar.<br />
. Von allen Pneumarken, die von Ihnen berücksichtigt<br />
-werden möchten, ist nur EI NE schweizerischer Fabrikation.<br />
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mit Esso und vergleichen Sie dann die<br />
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Wenn Sie einen Goodrich Reifen<br />
bei Ihrem Lieferanten bestellt, haben,<br />
können Sie ruhig sein, in seinem<br />
ganzen Umfange ist der Reifen durchaus<br />
kräftig und fehlerfrei gebaut.<br />
In der obenstehenden ' Zeichnung<br />
Ist der Querschnitt eines Goodrich<br />
Reifen dargestellt. Beachten Sie den<br />
bezonders zähen und festen Laufband-Gummi,<br />
welcher von einem Reifenwulst<br />
zum andere geht. Derselbe<br />
Gummi, welcher von der Strasse beansprucht<br />
wird, schützt auch die<br />
Seitenflächen des Reifens vor Abnüt-<br />
II. Internationale<br />
St. Moritzer Automob ilwoche.<br />
(18.—24. August.)<br />
Wenn nicht alle Anzeichen trügen, wird<br />
auch der zweiten Internationalen St. Moritzer<br />
Automobilwoche (18.-24. August) wieder<br />
eine ausgezeichnete Beschickung beschieden<br />
sein. War das Interesse für diese grösste<br />
Veranstaltung im schweizerischen Automobilsport<br />
schon vor dem Erscheinen des Regleraentes<br />
überall sehr rege, so ist es noch gewachsen,<br />
seitdem die Ausschreibung ihren<br />
Weg in alle Richtungen der Windrose genommen<br />
hat. Heute schon darf mit ziemlicher<br />
Sicherheit mit dem Start des Franzosen<br />
Chiron gerechnet werden. Auch der Italiener<br />
de Sterlich wird wieder mit von der Partie<br />
sein. Deutschland wird u. a. durch Steinweg<br />
vertreten, doch steht nach der heutigen Lage<br />
der Dinge zu erwarten, dass sich ihm noch<br />
eine Reihe weiterer prominenter deutscher<br />
Fahrer zugesellen werden. Mit Alfa Romeo<br />
hat das Organisationskomitee bereits Unterhandlungen<br />
angeknüpft und es besteht begründete<br />
Aussicht, dass die Mailänder Firma<br />
eine Equipe nach St. Moritz entsendet. Daneben<br />
dürfte auch Fiat mit in den Kampf eingreifen.<br />
Ein Laufbänd, welches das<br />
ganze Reifenprofil<br />
schützt<br />
Dies ist das berühmte Laufbandprofil des Goodrich<br />
Reifen. Der zähe und widerstandsfähige Gummi<br />
mit einer kräftigen Mittelrippe hält härtester Fahrbeanspruchung<br />
stand. Beachten Sie die biegsamen Profilvorsprünge,<br />
welche die reifenzerstörende Wirkung<br />
zung. Wenn Sie desharo einen sicheres<br />
Reifen wählen wollen, nehmen Si«<br />
einen Goodrich Reifen, dessen Lau!«<br />
bandgummi von einem Felgenrand<br />
zum andern geht. #<br />
Jeder erfahrene Chauffeur weist *$<br />
Wer Gelegenheit hatte eine grosst<br />
Zahl vollständig abgenützter Reifen zu<br />
sehen, konnte feststellen wie oft<br />
Reifen mit kräftigem Laufband gefähr»<br />
lieh sind, wenn Sie zu schwache Sei«<br />
tenwände aufweisen. Jeder Praktikef<br />
wird es Ihnen bestätigen : ein Laufband,<br />
das um die ganze Aussennäch«<br />
des Profils geht, bürgt am besten für<br />
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Das Reglement der zweiten Internationalen<br />
Automobilwoche in St. Moritz ist soeben erschienen.<br />
Wir entnehmen ihm auszugsweise<br />
die wichtigsten Angaben:<br />
Veranstaltungen und Nenngelder.<br />
1. Sternfahrt vom 18. August: Fr. 25.— (für<br />
sämtliche Wagenkategorien).<br />
2. Kilometerrennen vom 20. August: Fr. 50.—<br />
(sämtliche Wagenkategorien).<br />
3. Geschicklichkeitsprüfung vom 21. August:<br />
Fr. 25.— (sämtliche Wagenkategorien).<br />
4. Schönheitskonkurrenz vom 23. Aug.: Fr. 25.—<br />
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Di© Staatsrechnung des Kantons Zürich<br />
pro 1929, welche soeben als dickleibige Broschüre<br />
erschienen ist, enthält einige die Motorfahrzeugbesitzer<br />
interessierende Zahlen.<br />
So ist der Abrechnung zu entnehmen, dass<br />
der Kantonsfiskus letztes Jahr allein aus den<br />
Steuern für Verkehrsbewilligungen 4,76<br />
Millionen Fr. eingenommen hat. Die Gesamteinnahmen,<br />
inklusive Gebühren aller Art, bezifferten<br />
sich auf 5 Mill. 732,000 Fr., denen<br />
für Besoldung des gesamten Personals der<br />
Motorfahrzeugkontrolle sowie übrigen Bureaukosten,<br />
Auslagen im Betrage von total<br />
410,000 Fr. gegenüberstehen. Bemerkenswert<br />
ist, dass allein die Schreibgebühren<br />
rund 264,000 Fr. eintrugen, währenddem beispielsweise<br />
sämtliche Saläre und Bureauauslagen<br />
nur 174,000 Fr. erreichen. Und dabei<br />
spricht man immer noch von einer Gebühr,<br />
welche nach juristischer Auffassung,<br />
nur gerade den Gegenwert der geleisteten<br />
Arbeit aufwiegen soll !<br />
Diese Einnahmen werden einem im Jahre<br />
1917 ins Leben gerufenen Fonds für Verbesserung<br />
und Unterhalt der Hauptverkehrsstrassen<br />
des Kantons überwiesen, der auf<br />
Ende des Jahres unter Berücksichtigung des<br />
Benzinzollanteils, welcher für Zürich für die<br />
Jahre 1925—1928 2,72 Mill. Fr. ergab,<br />
einen Gesamtvermögensbestand von 10 Mill.<br />
798,000 Fr. auswies. Aus dem Fonds wurden<br />
der Baudirektion im Laufe des Jahres 4,1<br />
Mill. Fr. ausbezahlt, wovon 834,400 Fr. an<br />
die Stadt Zürich und 388,500 Fr. an die Stadt<br />
Winterthur für deren Bestreitung des Strassenaufwandes<br />
abgeführt wurden.<br />
Der Kontoauszug für das Baudepartement<br />
ergibt nun, dass für Besoldungen der Verwaltungsabteilung<br />
Tiefbauten und an Mitteln<br />
für Neubauten, Unterhalt von Strassen,<br />
sowie die vorerwähnten Subsidien an die<br />
Städte Zürich und Winterthur insgesamt 5,55<br />
Mill. Fr. ausgegeben worden sind. Es ergibt<br />
sich aus diesen Zahlen nun das sehr bedeutsame<br />
Ergebnis, dass bei ausschliesslicher Inrechnungstellung<br />
der Steuern für Verkehrsibewilligungen<br />
(also ohne Berücksichtigung<br />
der Einnahmen aus Gebühren und aus dem<br />
Fahrradverkehr) die Motorfahrzeugbesitzer<br />
so viel an den Staat abgeführt haben, dass<br />
er für das gesamte Strassenwesen nur noch<br />
% Mill. Fr. aus eigenen Mitteln aufwenden<br />
tnusste. Wer da noch von einseitiger Belastung<br />
des Staates für das vom heutigen Motorfahrzeugverkehr<br />
bedingte moderne Str.assenwesen<br />
reden kann, tut dies wider alles<br />
besseres Wissen. Wir legen auf dieses Rechnungsergebnis<br />
ganz besonderes Gewicht,<br />
weil das vorerwähnte irreführende Argument,<br />
das zwar durch die Zahlen hinfällig<br />
geworden ist, immer und immer wieder in<br />
der Diskussion über Verkehrsfragen auftaucht<br />
und sogar nicht einmal aus den Beratungen<br />
im kantonalen Parlament ausgemerzt<br />
werden kann. z.<br />
A.C. S.<br />
A. C.S. SEKTION BERN. Dem Berner Oberland<br />
galt dieses Jahr der Sommerausflug der Sektion<br />
Bern des A. C. S., enger gefasst, den Frutigem, die<br />
in mehrfacher Beziehung einen Besuch verdient<br />
hatten. Die Gruppe dieses Ortes macht sich in der<br />
Sektion Bern immer wieder durch ihre erfreuliche<br />
Aktivität bemerkbar, und der Besuch von Bern aus<br />
bedeutete somit etwas wie einen persönlichen Dank<br />
an die Mitglieder des schönen Ortes im Kandertal.<br />
Gleichzeitig konnten auch durch den Besuch der<br />
«Oga>, wie die unvermeidliche Abkürzung mystisch<br />
den Begiiff «Oberländische Gewerbe-Ausstellung»<br />
verhüllt, weiter den Frutigem die Sympathien ausgesprochen<br />
werden.<br />
Letzten Sonntag morgen fuhr denn eine stattliche<br />
Zahl von Wagen dem Oberlande zu, unter einem<br />
tiefblauen Himmel hin, der jede Befürchtung<br />
wegen Querplänen Petrus' vernichtete... Die Fahrt<br />
wurde spannender gemacht durch eine «Rätselfahrt>,<br />
die zwischen Spiezwiler und Frutigen stattfand.<br />
Jeder Wagen konnte in beliebigem Tempo —<br />
zwischen 25 und 37 Stundenkilometern immerhin —<br />
die Strecke erledigen.<br />
Ein grosses Raten hub an. Der eine kroch mit<br />
dem Tempo des langsamen Berners, der in Wirklichkeit<br />
sonst nur in den Witzen existiert, den Windungen<br />
entlang, der andere schoss bald vehement<br />
davon, bremste bald wieder nach Noten ah. Das<br />
«Rätsel» lösen hiess eben Fortuna hold sein; der<br />
älteste Ford hatte mindestens so viele Chancen wie<br />
der neueste Achtzylinder.<br />
In zwanglosen Gruppen besuchte man nach der<br />
Rätselfahrt, die VOT dem Frutiger Bahnhof endete,<br />
die naheliegende Ausstellung. Interessiert betrat<br />
man die Hallen, mit steigender Aufmerksamkeit beachtete<br />
man während des Durchganges die Leistungen<br />
unserer Bergler und Oberländer, und voll Hochachtung<br />
vor diesem Schlag,, der mit der armen<br />
Scholle ringt. Schwer und fast scheu schritten diese<br />
Bergler durch die Hallen, in einfachen Kleidern,<br />
aber man sah den Stolz, der aus ihren Augen brach,<br />
denn das waren doch sie, die hier im Spiegelbild<br />
ihrer Arbeit zutage traten. Schmuck angelegt, sauber<br />
und gut ausgestattet, bietet die Schau einen<br />
lebendigen Einblick in das Schaffen der oberländischen<br />
Bevölkerung.<br />
Die Festhütte sah etwa 125 Mitglieder, die sich<br />
zum Bankett einfanden. Aus Interlaken war die<br />
Stadtmusik herbeigekommen, um als Tafelmusik zu<br />
wirken; die Darbietungen wurden denn auch lebhaft<br />
applaudiert. Dazwischen hinein gab es eine<br />
Weine feine Spezialnummer: Kinder in hübschen<br />
farbigen Gewändern huschten auf die Bühne und<br />
tanzten zu einer lieben, schönen Melodie einen wundersam<br />
zarten Reigen. Ein in herrlichen Naturblumen<br />
von einem Fxutiger Gärtner hergestelltes<br />
grosses Blumenbukett — das Abzeichen des A. C. S.<br />
• fand begeisterte Aufnahme.<br />
Tellenburgchilbi! Das klingt nach Schweizer<br />
Aelplerleben, nach Ländlerkapellen und Gletscherwinden!<br />
Hoch oben, da wo die Tellenburg bei Frutigen,<br />
stolz noch als Ruine, ins grandiose Tal hinausgrüsst,<br />
fand man sich nun zusammen. Was gab<br />
es da für Attraktionen: Scheiben-Schiessen,<br />
«Chacheligschirrgalge», Gordon-Benett-Wettfliegen,<br />
Glücksrad, Tanz auf improvisierter Bretterbühne,<br />
und das alles im Rahmen der ragenden Gebirgswelt.<br />
Und kaum hatte man sich zusammengefunden,<br />
da kroch es heran, über die Berge des Kandertales,<br />
schwarz und dann leise ins Gelbe, spielend,<br />
es kam mit Winden und Dunkel des Himmels,<br />
der erste Donner rollte schwer über die Berge, —<br />
im Sturmschritt wurden die Wagen requiriert, und<br />
schon sprühte der Regen von den Scheiben des Wagens,<br />
nach fünf Minuten hagelte es, grollend fuhr<br />
das Gewitter durch das Tal...<br />
Im Hotel «Simplon» in Frutigen fand sich die<br />
Gesellschaft wieder voll ein, und was sich dann an<br />
Unterhaltung und Betrieb ergab, konnte gewiss mit<br />
dem mutmasslichen guten Resultat der geplanten<br />
Ghilbi konkurrieren. Die Frutiger Jodler streuten<br />
Heimatlieder in die Folge der Darbietungen, stark<br />
applaudiert und bejubelt. Die von Herrn Sportpräsident<br />
Huber verlesenen Ergebnisse der Rätselfahrt<br />
ergaben, dass eine ganze Reibe der Fahrer wenig<br />
daneben getroffen hatten. Die Durchschnittsgeschwindigkeit<br />
war 31,3 km auf der 14,5 km langen<br />
Strecke, was einer Zeit von 27 Min. und 48 Sek.<br />
entspricht. Die ersten 6 Sieger sind: 1. Hr. Schmid,<br />
Bern (Differenz: 2 Sekunden zu wenig); 2. Frau<br />
Huber (5 Sekunden zu viel); 3. Hr. v. Gunten, Bern<br />
(17 zu viel); 4. Frau Eberhard, Worb (18 zu wenig);<br />
5. Hr. Schär, Thun (21 zu wenig); 6 a. Hr. Scheibler,<br />
Laupen (22 zu wenig); 6 b. Hr. Bernasconi,<br />
Bern.<br />
Als 1. Preis stiftete die Frutiger Gruppe einen<br />
prachtvoll geschnitzten Adler; auch die übrigen schönen<br />
Preise waren alles Oberländer Schnitzarbeit,<br />
wie übrigens die als Preise für Schiessen usw. ausgerichteten<br />
A. C S.-Teller ebenso im Berner Oberland<br />
hergestellt wurden.<br />
In den sinkenden Abend hinein zog die lange<br />
Wagengruppe heimwärts, nach einem letzten Halt<br />
in Reichenbach, wo man die frohen Erinnerungen<br />
des Tages nochmals austauschte, während der Regen<br />
eintönig an die Scheiben trommelte. mb.<br />
T. C. S.<br />
Autosektion St. Gallen-Appenzell.<br />
Im Interesse einer weiter*. Entwicklung und Erstarkung<br />
unserer Sektion führen wir in der Zeit<br />
vom 1. Juli bis 30. September <strong>1930</strong><br />
einen Mitglieder-Anwerbungs-Wettbewerb<br />
durch. Für diesen Wettbewerb sind als Preise vorgesehen<br />
für unserer Sektion während obigem Zeitraum<br />
zugeführte: 1—10 Neumitglieder ein Preis im<br />
Werte von Fr. 2.— pro Mitglied; 11—15 Neuraitglieder<br />
ein goldenes Clubabzeichen; 16—20 Neumitglieder<br />
eine Ehrenkanne; über 20 Neumitglieder<br />
ein Preis nach Wunsch im Werte von Fr. 2.— per<br />
Mitglied.<br />
Die Anwerheprämie kann auch in bar ausbezahlt<br />
werden, wenn dies ausdrücklich gevriinscht wird.<br />
T.C.S.-Einzelmitglieder, die zum Eintritt in die Sektion<br />
bewegt werden können, zählen heim Wettbewerb<br />
ebenfalls mit.<br />
Als spezielle Vorteile, welche die Mitglieder unserer<br />
Sektion geniessen, erwähnen wir: Teilnahme<br />
an den Sektionsveranstaltungen geselliger und<br />
sportlicher Natur, Benützung unserer unentgeltlichen<br />
Rechtsauskunftsstellen im Sektionsgebiet und<br />
Gratisabonnement der wöchentlich zweimal erscheinenden<br />
«Automobil-Revue» JBern. Hierzu kommen<br />
noch die Vorteile, die der T.C.S. im allgemeinen<br />
seinen Mitgliedern bietet, wie z. B. reduzierte Prämien<br />
bei Versicherungsabschlüssen, Triptykausgabe<br />
zu massigen Gebühren, kostenlose Reisepläne etc.<br />
• Wir- appellieren an unsere sämtlichen Sektionsmitglieder<br />
und laden sie ein, durch tatkräftig» Mitwirkung<br />
beim Wettbewerb am Aufstieg unserer<br />
Sektion mitzuhelfen.<br />
Anmeldeformulare und Werbezirkulare können<br />
auf dem T.C.S.-Office, Bankgesellschaft St. Gallen,<br />
oder beim Sektionssekretariat, Waisenhausstr. 15,<br />
St. Gallen, an welche beide Stellen die ausgefüllten<br />
Anmeldescheine eingesandt werden können, bezogen<br />
werden.<br />
Es ist selbstverständlich, dass Anmeldungen von<br />
Personen, welche dem T.C.S. noch nicht als Einzelmitglied<br />
angehören, beim Wettbewerb des T.C.S. der<br />
Schweiz ebenfalls mitgerechnet werden, so dass also<br />
die eifrigen Werber vom Generalsekretariat in Genf<br />
und von der Sektion Preise erhalten können.<br />
Mit Cluhgruss<br />
Der Präsident:<br />
Emil Lutz.<br />
Der Sekretär:<br />
Otto Fierz,<br />
S. D. A. C.<br />
SCHWEIZ. DAMEN-AUTOMOBIL-CLUB, Sektion<br />
Zürich. Wir möchten unsere Mitglieder darauf<br />
aufmerksam machen, dass Dienstag den 8. Juli,<br />
20 Uhr 15, die letzte Zusammenkunft vor den Ferien<br />
im Clublokal des A. G. S. stattfindet. Wir bitten<br />
die Damen, möglichst vollzählig erscheinen zu<br />
wollen, da einige wichtige Fragen zur Behandlung<br />
vorliegen wie: Damen-Spezialpreis für das Klausenrennen.<br />
Während den Monaten Juli und August<br />
finden keine Veranstaltungen statt. Wir hoffen,<br />
dass unsere Mitglieder auch nach den Ferien wieder<br />
zahlreich an unseren Zusammenkünften erscheinen<br />
werden.<br />
SCHWEIZ. DAMEN-AUTOMOBIL-CLUB, Sektion<br />
Basel. Die nächste Donnerstag-Zusammenkunft<br />
findet ausnahmsweise im Parkrestaurant «Sommerkasino»<br />
statt, zur gewohnten Zeit. 20 Uhr 30<br />
(bei schlechtem Wetter Treffpunkt wie sonst im<br />
Hotel Metropol.)<br />
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Bern, Dienstag 8. Juli <strong>1930</strong> III. Blatt der „Automobil-Revue" No. 58<br />
Ein Berliner besucht die Schweiz<br />
Uns ist die Schweiz vertraut und lieb.<br />
Ich will mal äussern, inwiefern:<br />
Ein Hirtenvölkchen... mit Betrieb.<br />
Naturiewöhnt... und doch modern.<br />
Die Diplomaten, andrerseits,<br />
Die sollten sich was schämen:<br />
Drei Sprachen wohnen in der Schweiz<br />
In scheensten Einvernehmen;<br />
Sie wirken in bewusster<br />
Vorbildlichkeit als Muster.<br />
Was meiner Ollen sehr jefiel,<br />
War Zürich, Bern und Rapperschwil.<br />
Vom Rütli flooch ein stiller<br />
Postkartengruss an Schiller.<br />
Sein Ruhm strahlt unverjesslich hell;<br />
Nu fehlten ihm die Reisespesen —<br />
Er schrieb das Schauspiel Wilhelm Teil,<br />
Und ist doch niemals dort jewesen.<br />
(Na, sind die Farben echt jemischt,<br />
Denn schad't das nischt.)<br />
(Alfred Kerr im «B. T.>).<br />
Das Geburtstagsgeschenk<br />
Herr Denis (sitzt am Schreibtisch und<br />
schaut auf den Kalender): Heut ist der 15.<br />
März... Ich bin neugierig, was mir Frau Denis<br />
gekauft hat... (Träumerisch.) Ja, ja,was<br />
waren das doch für Zeiten! (Lächelnd.) Ich<br />
wusste stets im voraus, dass mein Geburtstag<br />
naht.; Schon im Januar, manchmal sogar<br />
schon im November... wurden die Mahlzeiten<br />
weniger reichhaltig, häufig fehlte der<br />
Nachtisch, zum. Frühstück die Sahne... Vor<br />
dreissig Jahren bekam ich diesen «sterbenden<br />
Gladiator> aus Bronze... Sie sagte, ich<br />
wäre ihm sehr ähnlich... Hm, hm. Vor zwanzig<br />
Jahren diesen silbernen Kalender. Dann<br />
diese Lampe, jene kleine Bibliothek... (Er<br />
wird traurig.) Seit einiger Zeit stimmt etwas<br />
nicht... Vielleicht ist es Gedächtnisschwäche.<br />
Vor zwei Jahren bekam ich diesen Brieföffner.<br />
Vor einem Jahre jenen Aschenbecher für<br />
einen Franken... Was werde ich wohl dieses<br />
•<br />
FEUILLETON<br />
Autler-Fahrten.<br />
In der Schweiz.<br />
Die Monate sommerlicher Höhezeiten bringen<br />
naturgemäss die meisten autotouristischen<br />
Pläne zur Verwirklichung; was im<br />
Winter und Frühjahr ausgeheckt und geschmiedet<br />
wird, soll jetzt seine Erfüllung<br />
finden. So vielschichtig die Welt der Fahrer<br />
und Fahrerinnen ist, so mannigfach sind auch<br />
die einzelnen Reiseprogramme; viele begnügen<br />
sich schon mit ein paar schönen Ferientagen,<br />
—eine gut zusammengestellte Tour<br />
in ein schönes Ausflugsgelände — eine Fahrt<br />
über ein paar Alpenstrassen und Pässe, einige<br />
Tagesleistungen von 150—200 km bringen<br />
ersehnte Abwechslung.<br />
In diesem engeren Rahmen bewegen sich<br />
die Pläne der «kleinen Leute» oder des<br />
vielbeschäftigten Geschäftsmannes, der sein<br />
Arbeitsfeld höchstens für ein paar Tage im<br />
Stich lassen kann und lieber mehrere kurz<br />
bemessene Ferienreisen in mehrere Monate<br />
des Jahres einstreut, als 14—20 Tage hintereinander<br />
im Auto zu bummeln.<br />
Andere wieder spannen ihre Flüge weit<br />
aus, sie schauen nach ausländischen Horizonten,<br />
— möglichst rasch über die Grenze<br />
— um dann ein Dutzend schöner Ferientage<br />
in völlig unbekannten Gebieten zu verbringen.<br />
Nachbarländer sind bereits kreuz und<br />
Jahr bekommen? Vielleicht einen Spucknapf?<br />
Obwohl ich mit Vergnügen gewahrte, dass,<br />
soweit man aus der Sparsamkeit schliessen<br />
darf, die Dame des Hauses ein Geschenk für<br />
mich vorbereitet... (Es klopft.) Ha, sie ist<br />
es !,..<br />
Frau Denis (tritt heiter mit einer Handarbeit<br />
ein): Guten Tag, Dickerchen!<br />
Herr Denis (betrachtet mit Aufmerksamkeit<br />
den Korb): Guten Tag, mein Kätzchen! (Zu<br />
sich selbst.) Wenn sich das Geschenk in diesem<br />
Körbchen befindet, dann danke schön.<br />
Vielleicht ist es ein Stahlfederkästchen oder<br />
ein Stückchen Siegellack?<br />
Sie (sich setzend): Störe ich auch nicht<br />
meinen Herrn und Gebieter, wenn ich hier<br />
arbeite? (Nimmt ihre Handarbeit aus dem<br />
Körbchen und beginnt zu sticken.)<br />
Er: Keineswegs. Du weisst dach, dass ich<br />
mich nur bei dir wohTfühle! (Zu sich selbst.)<br />
Sie hat anscheinend meinen Geburtstag überhaupt<br />
ganz vergessen. Weshalb hat sie aber eigentlich<br />
gespart? (Es klopft.) Bitte!<br />
Das Zimmermädchen: Bitte schön, gnädige<br />
Frau, es ist fertig!<br />
Er: Was soll das heissen?<br />
Sie (lächelnd): Du wirst gleich sehen,<br />
Dickerchen. Reich mir die Hand und komme<br />
ins Wohnzimmer!<br />
Er (spielt den Verwunderten): Ins Wohnzimmer?<br />
Wozu? Ist da etwas Neues?<br />
Sie (lacht): Vielleicht...<br />
Er (spielt seine Rolle weiter): Aber weshalb<br />
denn?<br />
Sie: Weil heute der 15. März ist!<br />
Er: Was? Du hast den Tag nicht vergessen?<br />
Sie (empört): Ich sollte deinen Geburtstag<br />
vergessen? Was soll das wieder heissen?<br />
Er (reicht der Gattin gerührt die Hand):<br />
Ja... das ist wahr... Allerdings schien es<br />
mir in- den letzten Jahren, als würdest du anfangen,<br />
etwas weniger auf mich zu achten...<br />
Aber in diesem Jahre... ich wette... hast<br />
du märchenhafte Summen ausgegeben.<br />
Sie (errötend): Ich habe vielleicht wirklich<br />
zuviel ausgegeben. Aber du wirst mir<br />
doch hoffentlich verzeihen. Es ist ja doch zu"<br />
deinem Geburtstag.<br />
Er (küsst sie): Geliebte Frau... komm ins<br />
Wohnzimmer. Ich sterbe vor Neugier: (Er<br />
quer durchkostet, man strebt deshalb den<br />
Spitzen der Windrose zu, Schweden oder<br />
Schottland — südliche Länder oder Gebiete<br />
am Rande des Balkans locken.<br />
Die Qual der Wahl tritt auch hier vor<br />
allem, in Erscheinung. Schweizerreisen hat<br />
man je und je gemacht; man möchte nun<br />
neue Winkel aufstöbern, ein paar Strassenzüge<br />
kennenlernen, die bisher nicht befahren<br />
wurden, ein Programm aufstellen, das wenigstens<br />
einigermassen mit all dem Schönen,<br />
was man erwartet, auch den Reiz der Neuheit<br />
verbindet.<br />
Führer und Karten werden zur Hand genommen,<br />
um ein möglichst günstiges Programm<br />
zu erklügeln; da trifft es sich nun<br />
ausgezeichnet, dass gerade jetzt, wo viele<br />
Reisepläne reifen, der rote «CH-Touring» in<br />
neuer Ausgabe*) auf dem Tisch liegt, jenes<br />
Reisebuch, das seit 25 Jahren in den Wagentaschen<br />
von hunderttausend Schweizer- und<br />
ausländischen Automobilisten zum eisernen<br />
Bestand gehört. Die neue Ausgabe ist so<br />
trefflich durchdacht, seine Haupt- und Sonderkarten<br />
so sorgfältig angelegt, dass hunderterlei<br />
Kombinationen nach allen Zipfeln<br />
unseres Landes gemacht werden können, die<br />
immer und immer wieder etwas Besonderes<br />
bieten..<br />
Schon die vielfarbigen Panoramen geben<br />
grundlegende Anhaltspunkte darüber, was<br />
man gerne einmal sehen möchte; die Land-<br />
*) CH Tourlng. — Die Schweiz und ihre Grenzgebiete. —<br />
Führer für Automobilfahrer — herausgegeben vom T. C. S. —<br />
Redaktion O. R. Wagner. 16. Ausgabe <strong>1930</strong>. — Verlas Hallwas<br />
A.-G.. Bern. — Preis Fr. 12 .<br />
öffnet die Tür ins Wohnzimmer und sieht<br />
erstaunt in der Mitte einen grossen Flügel.)<br />
Er (enttäuscht): Was ist das? Was ist<br />
das?<br />
Sie: Ein Flügel, Dickerchen. Ein Konzertflügel...<br />
der fehlte uns gerade noch im Wohnzimmer<br />
und deshalb benutzte ich die Gelegenheit<br />
deines Geburtstages...<br />
Er (irritiert): Aber ich spiele doch gar<br />
nicht. Du spielst doch!<br />
Sie: Nun ja, allerdings, das stimmt ja.<br />
Aber du, mein Dickerchen, hörst mir doch zu.<br />
*Er (nach einiger Ueberlegung): Das ist<br />
wahr!<br />
Sie (freudig): Ach, wie herrlich wird das<br />
an einem Tage sein, wo wir einen Empfang<br />
veranstalten! (Vielsagend.) Natürlich, du begreifst<br />
es doch, fehlt uns noch ein eleganter<br />
Notenständer... aber mit der Zeit... werden<br />
wir es uns schon kaufen, nicht wahr?<br />
Er (kommt allmählich zu sich): Nun ja.,,<br />
sicher...<br />
*Sie: Ich hoffe, dass du zufrieden bist. (Lächelnd.)<br />
Nun bedank dich dach wenigstens,<br />
Dickerchen!<br />
schaftsgebiete um Neuenburger- und Genfersee,<br />
begrenzt vom Jura; Walliser- und<br />
Waadtländer-Alpen bergen viele unbekannte<br />
Schönheiten; das zweite Panorama umfasst<br />
Gebiete der Berner Alpen und der Zentralschweiz;<br />
auch hier ist neben manch' Neuem<br />
viel alter, oft geschauter Schönheit nachzuspüren.<br />
Panorama 3 umfasst das Gebiet von<br />
Rhein und Bodensee, von Basel zum Säntis,<br />
greift hinüber zum Wallensee und den Glarner<br />
Alpen; Dutzende von Punkten, die auch<br />
der intime Kenner unseres Landes noch nicht<br />
ausgekostet hat.<br />
Zwei weitere Panoramen sind dem Bündnerland<br />
und der Südschweiz zugedacht; wer<br />
die prächtige Gebirgswelt in dieser instruktiven<br />
Weise vor sich aufgebaut sieht, dem<br />
wird so viel Schönes, Niegesehenes erschlossen,<br />
dass er ein halbes Dutzend prächtiger<br />
Reiseprogramme im Handumdrehen zusammenstellen<br />
kann.<br />
Für die Durchführung dieser Programme<br />
ist die mustergültige Automohilkarte des CH-<br />
Touring, im Massstab 1:250,000, das denkbar<br />
beste Orientierungsmittel; das Charakteristische<br />
der Strasse und der . Landschaft tritt<br />
dem Fahrer klar vor Augen, was unser Land<br />
an Eigenart der Geschichte, der Kultur —.<br />
und Naturgütern bietet, ist in den verschiedenen<br />
Kapiteln des roten Automobil-Baedekkers<br />
so treffend und erschöpfend dargetan,<br />
dass die Fahrt anhand dieser Beschreibungen<br />
voll ausgekostet werden kann.<br />
Aber auch beim Uebertritt ins benachbarte<br />
(Es ist der 23. Mai des gleichen Jahres.)<br />
Frau Denis schaut auf den Kalender und<br />
sagt frohgelaunt): Also endlich ist der Tag<br />
da... Heute werde ich sicher den Notenständer<br />
bekommen... Es kam noch nie vor, dass<br />
mir mein Mann nichts zum Geburtstag geschenkt<br />
hätte. Und er weiss doch, was ich<br />
brauche. Er ist ja schon früh weggegangen...<br />
Er (kommt strahlend ins Zimmer): Guten<br />
Tag, mein Goldkätzchen!<br />
Sie (küsst ihn): Guten Tag, Dickerchen.<br />
Er (heiter): Weisst du, dass heute dein<br />
Geburtstag ist?<br />
Sie (spielt die Verwunderte): Was? Schon?<br />
Unmöglich! (Plötzlich.) Aha, deshalb ist mein<br />
Herr und Gebieter auch heute so früh aus<br />
dem Hause gegangen?<br />
Er: Hm... Na ja... Rate, was ich dir gekauft<br />
habe?<br />
Sie: Einen Notenständer?<br />
Er (lächelnd): Nein!<br />
Sie (klatscht in die Hände): Ich weiss<br />
schon. Ein Taburett zu unserem Flügel?<br />
Er (lacht): Nein!<br />
Sie (begeistert): Hast du etwa beides gekauft?<br />
Er (heiter und giftig): Nein, mein Kätzchen!<br />
Ich habe dir heute zum Geburtstag eine<br />
Doppelflinte gekauft!<br />
Von Xanrof.<br />
Deutsch von Dr. Leo Koszella.<br />
Die<br />
Ciga retten<br />
flORTH STATg"<br />
a Fr. 1.— per 20 Stück-Paket<br />
zeichnen sich aus durch ihr<br />
hochfeines, unaufdringliches<br />
Aroma und ihregrosse Milde.<br />
Gelände, leistet CH-Touring treffliche Dienste.<br />
Gerade die neue Ausgabe hat in dieser<br />
Beziehung den neuzeitlichen Anforderungen<br />
der Fahrer voll Rechnung getragen. Schwarzwald<br />
— Vogesen — Chamonix — Dolomiten<br />
und anderes italienisches Grenzgebiet sind<br />
mit gleich vorzüglichen Karten und Wegleitungen<br />
ausgestattet wie die heimische Landschaft.<br />
Automobilreisen in der Schweiz und in ihren<br />
Grenzgebieten können kaum treffender<br />
und sicherer dargestellt werden als durch die<br />
mustergültigen Karten und die vorzüglichen<br />
Beschreibungen all "der Schönheiten, die vom<br />
Zentrum unseres Landes aus im Umkreis von<br />
einigen hundert Kilometern erreichbar sind.<br />
* * *<br />
Im Ausland.<br />
Eine wesentlich andere Einstellung erfordern<br />
indessen grössere Auslandsfahrten; hier<br />
ist eine zuverlässige kartographische und<br />
textliche Information doppelt und dreifach<br />
notwendig und wertvoll. Wer die Bretagne<br />
besuchen will, den Niederrhein oder Holland,<br />
wer tausend Kilometer oder mehr sich vom<br />
heimischen Boden entfernt, muss in allen Teilen<br />
gut beraten sein. Noch vor wenig Jahren<br />
musste sich der Fahrer für Auslandsreisen<br />
seine Pläne aus ausländischen Karten<br />
in meist ungewohnter Sprache zusammensuchen,<br />
es gab keine einheitliche Informationsquelle,<br />
auf die man sich mit sicherm<br />
Verlass stützen konnte.<br />
(Fortsetzung Seite 2)<br />
B mj-JXTKTMS KT<br />
NEUE, GROSSE RESTÄUR/iTIONS-TERRflSSE<br />
Ilrae)<br />
GRILL — Lebende Forellen zu jeder Zeit — BAR — TEA — KONZERT — TANZ<br />
An der Axenstrasse mit modernster grosser Garage.<br />
GRAM) HOTML & rVLACE und HOTEL IIVTIII XSTI IX<br />
gleicher Besitzer. Telephon 40. Mitglied des A.C.S.
18 AUTOMOBIL-REVUE <strong>1930</strong><br />
Das Unglück,<br />
Bei Kohlraabes ist ein Unglück geschehen.<br />
Herr Kohlraab und Frau Kohlraab sassen<br />
beim Mittagessen. Es gab Ochsenlendenbraten.<br />
Der Ochsenlendenbraten war nicht zart.<br />
Im Gegenteil, er war zäh wie australisches<br />
Boxcalf.<br />
« Hör' mal», sagte Herr Kohlraab, «ich<br />
glaube, der Braten ist e'twas »<br />
Worauf Frau Kohlraab sofort energisch<br />
mit allen Mitteln überlegener Rhetorik protestierte.<br />
So energisch, dass — einerseits<br />
durch die Gewalt des Protestes, anderseits<br />
durch das unzerstörbare Bratenstück, das<br />
sich gerade in ihrem Munde befand, ihr©<br />
Kinnladen aussetzten. Herr Kohlraab legte<br />
Messer und Gabel hin und sah seine Frau an.<br />
Sie sass da, mit schiefem Mund, wortlos, die<br />
Augen verdreht. Und Herr Kohlraab erinnerte<br />
sich des Alten Testaments im allgemeinen,<br />
sowie der Geschichte von Lots Weib<br />
und der berühmten Salzsäule im besondern.<br />
Dann aber fingen die Hände Frau Kohlraabs<br />
an, sich zu bewegen. Sie deuteten aufs<br />
Telephon, und Herr Kohlraab verstand. Er<br />
ging an den Apparat, rief den Arzt an.<br />
«Herr Doktor», sagte er, « meine Frau<br />
hat sich die Kinnladen ausgerenkt. ><br />
« Sie kann nicht sprechen, nein ! Würden<br />
Sie vielleicht im Laufe der Woche mal vorbeikommen<br />
? »<br />
Gefängnis für Schulen.<br />
In Holland besteht noch die Qewohnheit,<br />
dass ein Gläubiger seinen säumigen Schuldner<br />
ins Gefängnis setzen lassen kann. Dass<br />
von dieser Einrichtung noch vielfach Gebrauch<br />
gemacht wird, mehr als man glauben<br />
sollte, enthüllt die Statistik. Der einzige<br />
Hemmschuh für allzu harte Gläubiger ist die<br />
Verpflichtung, an den Staat die Unterhaltskosten<br />
für den gefangengehaltenen Schuldner<br />
zu entrichten, jedoch sind diese Kosten<br />
wiederum nicht so hoch, dass ein bösartiger<br />
Gläubiger daran Anstoss nehmen müsste —<br />
1-75 Gulden oder rund einen Taler für den<br />
Tag. In den Jahren 1925 bis 1927 sassen in<br />
den «huizen van bewaring» (Arrest) nicht<br />
weniger als 294, 443 und 357 Männer wegen<br />
nicht bezahlter Schulden gefangen, ausserdem<br />
9, 15 und 8 Frauen. Die Zahl der Gefangenen<br />
beweist, dass es nicht gerade Millionenschulden<br />
sein können, für die die Inhaftnahme<br />
erfolgt ist, und die Statistik verrät<br />
denn auch, dass in diesen drei Jahren 25,<br />
30 und 49 Menschen ins Gefängnis mussten,<br />
weil sie Schulden von noch nicht einmal 50<br />
Gulden (106 Franken) nicht bezahlen konnten<br />
bzw. nicht bezahlen wollten! 39, 80 und<br />
52 Menschen sassen hinter Gefängnismauern,<br />
weil ihre Schulden zwischen 50 und 100<br />
Gulden betrugen; und die meisten Gefangenen,<br />
191, 285 und 210, sassen wegen Schulden<br />
im Betrage von 100 bis 1000 Gulden.<br />
Dagegen brauchen die grossen Schuldenmacher<br />
anscheinend weniger. Angst vor dem<br />
Gefängnis zu haben, denn nur in sechs, fünf<br />
und acht Fällen erfolgte Inhaftnahme wegen<br />
Schulden über 10,000 Gulden. Zu den in den<br />
«huizen van bewaring» Befindlichen traten<br />
1926 und 1927 noch sieben und neun in den<br />
Zuchthäusern (gevangenissen) Sitzende.<br />
Wenn man diese Zahlen liest, fragt man sich,<br />
wie es in unserem Zeitalter möglich sei, dass<br />
Wohl existieren von den meisten Ländern<br />
Europas Karten und Führer; sie alle tragen<br />
aber den starken Nachteil an sich, dass- sie<br />
auf die Bedürfnisse der einheimischen Benutzer<br />
abgestimmt sind; wollte man die<br />
Schlösser der Loire besuchen, so musste<br />
man sich eines dickleibigen französischen<br />
«Führers» bedienen, der wohl für Franzosen<br />
zweckmässig, für fremde Besucher aber viel<br />
zu umständlich war. Wollte man damals den<br />
Plan für eine Fahrt an die Küste der Adria<br />
unternehmen, so musste man sich auf österreichische,<br />
italienische oder serbische Quellen<br />
stützen; doppelt schwierig wurde die Information,<br />
wenn man wissen wollte, welche<br />
bestgeeigneten Strassen für den Schweizer<br />
zu wählen, wie die Grenzvorschriften, Land<br />
und Leute, Unterkunftsverhältnisse und Preise<br />
in jenen Ländern beschaffen sind. Hier<br />
kann nur ein internationales Reisehandbuch<br />
Aufschluss geben, das für den Ausländer im<br />
Ausland verfasst ist.<br />
Diese grosse Lücke der internationalen<br />
Touristik wurde erst ausgefüllt, als im Frühjahr<br />
1927 die Alliance Internationale de Tourisme<br />
in Verbindung mit dem T. C. S. den<br />
Plan von O. R.Wagners «Europa Touring»<br />
sanktionierte*) und durch Verwirklichung dieses<br />
vorbildlichen Planes ein Standard-Werk<br />
erstehen Hess, das als autotouristisches Merkmal<br />
schon bei seinem ersten Erscheinen angesprochen<br />
wurde und das seither in Dut-<br />
*) Europa Tourlns — Antomobilführer von Europa. — Herausgegeben<br />
vom T. C. S. unter dem Patronat der Alliance<br />
Internationale de Tourisme. — Redaktion 0. R. Wagner. —<br />
8. Ausgabe <strong>1930</strong>. — Vtrlas Hallwag A.-G.. Bern. — Preis:<br />
Fr 12. —.<br />
ZÜRCHER KANTONALBANK<br />
Gegen Hinterlage von<br />
Obligationen, Aktien<br />
und Schuldbriefen eröffnen wir<br />
gegen Obligo und auf unbestimmte Zeit<br />
zu massigen Zinssätzen.<br />
der Gesetzgeber diese Härte noch fortbestehen<br />
lässt. Doch offenbar befindet er sich im<br />
Einklang mit der mindestens in Handelskreisen<br />
herrschenden Auffassung. Denn vielleicht<br />
schlimmer als das Bestehen des Gesetzes ist<br />
es, dass jedem der angeführten Fälle auch<br />
ein Gläubiger gegenübersteht, der so sehr<br />
auf seinem Schein bestand, dass die Inhaftnahme<br />
erfolgen musste. Ein kürzlich bekanntgewordener<br />
Fall zeigt die Härte dieser<br />
Bestimmungen besonders klar. Weil er eine<br />
Forderung von 37.95 Gulden eines Papierhändlers<br />
nicht bezahlen konnte, sitzt, wie<br />
Ein Friedhof der Denkmäler.<br />
Die vielen Denkmäler, die in Zeiten, als<br />
man noch mehr Platz hatte, auf den Märkten<br />
und an den Strassenecken der Städte<br />
aufgestellt wurden, erweisen sich' in unsefn<br />
Tagen nicht selten als ein Verkehrshinder-'<br />
nis, und so ist man denn in Paris dazu übergegangen,<br />
sich von diesen lästigen Hindernissen<br />
zu befreien, soweit das möglich ist<br />
Es gibt in der Seinestadt ein umfangreiches<br />
Magazin, das «der Friedhof der Denkmäler »<br />
heisst und in dem Monumente, die man für<br />
überflüssig hält, im stillen beigesetzt werden.<br />
Dies Schicksal hat nun auch die Statue des<br />
Staatsmannes Jules Simon betroffen, die sich<br />
an einem sehr sichtbaren Fleck, nämlich dem<br />
zenden von Ländern benützt und dank seiner<br />
deutschen, französischen und englischen<br />
Bearbeitung beispiellosen Erfolg erreichte<br />
und die Automobilreisenden In Europas Ländern<br />
mit einem Aufklärungsdienst versah, der<br />
ebenso zuverlässig und mustergültig: in seiner<br />
Art ist, wie ihn die Bädecker-Reisenden<br />
alten Stiles hatten, bevor der Autotourismus<br />
die Länder durchflutete.<br />
«Europa-Touring » verschafft dem Fahrer<br />
die Möglichkeit, alle Reisen auf unserem Kontinent,<br />
wohin es auch sei, ohne weitere Hilfsmittel<br />
und ohne andere Informationsquelle<br />
durchzuführen. 40 Hauptkarten von Europa<br />
im Massstab 1:1,5 Millionen repräsentieren<br />
die europäische Strassen- und Landkarte;<br />
vervollständigt werden diese Grundkarten<br />
durch eine grosse Zahl von Sonderkarten im<br />
Massstab 1 : 500,000; jedes Land hat eine einheitlich<br />
angelegte Beschreibung, die knapp<br />
aber lückenlos alles sagt, was der Fahrer wissen<br />
will.<br />
Trotz des vielseitigen Stoffes liegt aber jedem<br />
Benutzer der Reiseplan offen und klar<br />
zutage; im Zeitraum einer Stunde lässt sich<br />
anhand von «Europa Touring» jede Tour,<br />
so weit sie auch gehen mag, klar festhalten;<br />
unterwegs gibt es mit «Europa Touring» keinen<br />
Versager, kein unnützes Nachfragen. Ob<br />
sich der geographiekundige Schweizer von<br />
diesem Werk beraten lässt oder ein Amerikaner,<br />
der von unserem Kontinent nur eine<br />
massige Vorstellung besitzt, der Aufschluss<br />
ist in beiden Fällen ein vollkommener.<br />
Worin liegt der Erfolg dieses einzigartigen<br />
Staatsgarantie<br />
Grundkapital und Reserven<br />
Fr. 101150 000<br />
WM KONTO-KORRENT-KREDITE WM<br />
und gewähren VORSCHÜSSE<br />
Die Direktion<br />
das cVolk> meldet, ein Vater von vier Kindern<br />
im Alter von drei bis zwölf Jahren<br />
schon seit über drei Monaten im Gefängnis,<br />
wo er Weihnachten und Neujahr feiern<br />
durfte und vielleicht noch Ostern und Pfingsten<br />
feiern wird, denn der Gläubiger zahlt<br />
pünktlich am 18. jedes Monats die 30 Tage<br />
Kostgeld für den Häftling, dessen «Schuld ><br />
dadurch entsprechend steigt. Und damit das<br />
Fünklein Ironie nicht fehle, werde mitgeteilt,<br />
dass der harte Gläubiger Sekretär einer immerhin<br />
ansehnlichen Partei ist, die sich «Freiheitsbund»<br />
nennt<br />
Die Zeitkamera.<br />
Madeleine-Platz, erhob. Man braucht dort<br />
dringend Raum für die wartenden Autos,<br />
und so ist denn endlich der steinerne Herr<br />
im Gehrock verschwunden, der schon lange<br />
durch seine massive Leiblichkeit den Ladenbesitzern<br />
des Platzes ein Dorn im Auge war.<br />
Sie hatten sich früher darüber beschwert,<br />
dass ihnen dieses Monument die Aussicht<br />
nehme, aber die Achtung vor den Verdiensten<br />
des Politikers war so gross, dass man<br />
seinem Standbild nicht zu Leibe zu gehen<br />
wagte. Nun Ist die Statue endlich gewichen,<br />
und dasselbe ist mit dem Denkmal des Dramatikers<br />
Victorten Sardou auf der andern<br />
.Seite des Platzes geschehen. Beide Denkmäler<br />
befinden sich im « Friedhof», aber zur<br />
Besänftigung der Unzufriedenen wird erklärt,<br />
dass sie zu gegebener Zeit an andern<br />
Stellen wieder erscheinen sollen, an denen<br />
sie weniger stören.<br />
Würstchenstand und Benzintankstelle.<br />
Dank dem Schönheitssinn der Gattin des<br />
Jüngern Rockefeller, also der Schwiegertochter<br />
des greisen Oelkaisers, werden die Autotouristen<br />
im Staate New York und noch in<br />
einigen andern Staaten Neu-Englands bereits<br />
diesen Sommer ihre heissen Würstchen, ihre<br />
Wiener und Frankfurter in einem ästhetisch<br />
(und hygienisch) tadellosen Milieu verzehren<br />
dürfen. Mrs. Rockefeiler jr. hat nämlich dort<br />
mit ihren Bundesgenossen, den Frauenvereinen,<br />
eine grosse Kampagne eingeleitet und<br />
gewonnen. Die Würstchenstände, sagten diese<br />
Frauen, dürften die amerikanische Natur<br />
Reisehandbuches? Sein Verfasser verfügt<br />
über 25jährige autotouristische Praxis, er<br />
wusste von vorneherein, worauf es bei Auslandfahrten<br />
ankommt, was als unnötiger Ballast<br />
auszuschalten ist und was als wertvoller<br />
Bestandteil scharf herausgearbeitet werden<br />
muss; damit allein konnte aber kein autotouristisches<br />
Meisterstück Zustandekommen; es<br />
mussten nach einheitlichem Plan Hunderte<br />
von Kennern Jeder Landesgebiete als Mitarbeiter<br />
gewonnen werden; nur auf dieser<br />
breiten Grundlage konnte etwas Rechtes Zustandekommen,<br />
das dem Schweizer, dem<br />
Deutschen, dem Franzosen, dem Engländer,<br />
dem Italiener, kurz jedem Automobilisten für<br />
jedes Land ein gleich wertvolles und sicheres<br />
Instrument für automobilistische Orientierung<br />
in die Hand gibt.<br />
Der Beweis, dass die gestellte Aufgabe restlos<br />
zur Zufriedenheit gelöst ist, liegt in der<br />
Tatsache begründet, dass Zehntausende von<br />
«Europa Touring> in den Fahrzeugen der<br />
meisten Europa-Reisenden mitgeführt werden,<br />
sie haben ihren Benutzern unendlich<br />
wertvolle Dienste geleistet.<br />
Die soeben neu erschienene achte Ausgabe,<br />
welche der Verlag Hallwag A.-G. in Bern<br />
gleich mustergültig herausarbeitete, wie es<br />
der geistvolle Plan seines Urhebers vorzeichnete,<br />
löst die volle Ueberzeugung beim Benutzer<br />
dieses Werkes aus, unterwegs über alle<br />
Fährnisse auf Europareisen, glatt hinwegzukommen.<br />
A. B.<br />
nicht verschandeln, sie mussten vielmehr zu<br />
ihrer Verschönerung beitragen. Und so werden<br />
zunächst im Staate New York sechs<br />
Würstchenkathedralen, alle an Autostrassen,<br />
gebaut werden. Entworfen wurden sie von<br />
angesehenen Architekten, den Siegern einer<br />
Konkurrenz, deren Preise von Mrs. Rockefeller<br />
jr. gestiftet worden waren. 400 Würstchen-Kirchenbauer<br />
hatten am Wettbewerb<br />
teilgenommen, und die meisten von ihnen<br />
hatten die Idee, den Würstchenstand mit der<br />
Tankstelle zu vermählen, die ja ihrerseits in<br />
Amerika schon vielfach die Rolle des romantischen<br />
Einkehrwirtshauses von einst angenommen<br />
hat. Der schönste und grösste<br />
Heissehundestall (sollte man es nicht wissen<br />
: hot dogs, heisse Hunde, nennt man in<br />
Amerika die Würstchen) hat Henry Ives<br />
Cobb jr. zum Urheber, den Sohn jenes grossen<br />
Architekten, der das Ausstellungsgebäude<br />
und die Newbery-Bibliothek in Chicago, diese<br />
berühmten Leistungen moderner Architektur,<br />
gebaut hat. Cobb jr. ging aus der<br />
Rockefeller-Konkurrenz einstimmig als der<br />
beste Würstelkirchenbauer hervor.<br />
Hans Stuck über Les Ranglers.<br />
Der österreichische Rennfahrer hat bekanntlich<br />
dem Rennen von Les Rangiers<br />
beigewohnt. In der deutschen «Motorsport»<br />
schildert er seine Eindrücke wie folgt: Noch<br />
nie in meinem Leben habe ich zugesehen,<br />
beim Autorennen nämlich! Gefahren bin ich<br />
rund 140, gewinnen konnte ich etwa 112<br />
Rennen, Rekorde besitze ich zirka 37 —<br />
bloss —, zugeschaut — hatte ich fast noch<br />
nie!<br />
Es war unerhört interessant! Am Sonntag<br />
nämlich, in Delömont, einem Ort in der Nähe<br />
von Biel in der Schweiz. Ich sass schon eine<br />
Stunde vorher da und schien so nervös, dass<br />
alle Leute mich mitleidig ansahen. Ich wechselte<br />
immerfort alle Plätze und hätte am<br />
liebsten auf beiden Seiten von der Strasse<br />
gestanden, damit ich die Wagen beim Einund<br />
Ausfahren der Kurve genauer beobachten<br />
konnte. Der Polizist schrie mich wutschnaubend<br />
an: «Herr, gehen Sie zurück, Sie behindern<br />
die Fahrer, Sie scheinen keine<br />
Ahnung vom Autosport zu haben!» Umsonst<br />
versuchten Herren vom Automobilclub ihn<br />
vom Gegenteil zu überzeugen.<br />
Als die ersten Tourenwagen und die nicht<br />
so schnellen Sportwagen vorbeisurrten, war<br />
ich noch ganz besonnen. Sah mir mit kolossaler<br />
Spannung an, welche Technik jeder<br />
einzelne in den Kurven anwendete. Als dann<br />
aber die ersten Rennwagen andonnerten,<br />
schlug mein Herz Vasend. So geklopft hat<br />
es in keinem Rennen, bei keiner Kurve, bei<br />
keinem Zielband! In meinem Rennwagen<br />
bin ich selbst die Ruhe. Aber hier? — als<br />
Zuschauer, — entsetzlich aufregend!! Ich<br />
stoppe — ich hopse von einem Bein aufs<br />
andere — wird der Chrysler oder der<br />
Bugatti? Teufel, der ist schnell — nein, es<br />
kann doch nur der Stuber... — da ist er<br />
schon! Fabelhaft — und doch mache ichs<br />
noch anders. — 3 Minuten, 10 Sekunden —<br />
wie lang ist die Strecke? Er müsste doch<br />
schon oben sein — und wenn Sie mich noch<br />
so anschrei'n, Herr Schupo — ich bin ausser<br />
mir vor Erregung — und dabei ist's heute<br />
noch gar nicht so schlimm! Wenn ich mir<br />
vorstellen soll, dass Chiron, Dreyfuss, Varzi,<br />
Carraciola und Burgaller mitfahren, — nein,<br />
ich würde einfach irrsinnig werden! Zusehen<br />
ist unsagbar aufregend — endlich verstehe<br />
ich die Hunderttausende — und nur einmal<br />
möchte ich bald wieder einer von ihnen<br />
sein...<br />
Badesaison <strong>1930</strong>.<br />
NO 58<br />
«Aber gnädiges Fräulein, warum baden Sie<br />
denn nicht ? »<br />
«Aber bitte, Sio glauben wohl, mein hübsches<br />
neues Badkostüm sei nur zum Nassmachen da?!»
N°58 - <strong>1930</strong> AUTOMOBIL-REVUE<br />
19<br />
Aber auf Reisen, Madame. .*<br />
Haben Sie schon einmal nachgedacht,<br />
gnädige Frau, was Reisen eigentlich bedeutet?<br />
Welch kühnen Schritt Sie unternehmen,<br />
wenn Sie sich für eine Zeitlang ganz von<br />
Ihrem Zuhause lösen wollen? Haben Sie sich<br />
überlegt, dass Sie in eine Welt fahren, wo<br />
niemand Sie kennt, niemand weiss, wer Ihr<br />
Gatte ist, welcher Familie Sie entstammen und<br />
welche gesellschaftliche Stellung Sie in Ihrer<br />
Heimatstadt einnehmen? Auf Reisen, gnädige<br />
Frau, sind Sie losgelöst von der Umgebung,<br />
die Ihnen sonst Schutz und Rahmen gibt.<br />
Sie müssen sich selbst zu schützen wissen,<br />
Sie müssen sich schnell und sicher jedem<br />
veränderten Milieu anpassen können, Sie<br />
müssen den neuen Menschen, die Ihnen begegnen,<br />
den selbstverständlichen Eindruck<br />
machen, der Sie im Kreise Ihrer Freunde<br />
und Bekannten so liebenswert erscheinen<br />
lässt. Sie fragen, wie? Dass dies nicht<br />
schwer ist, zeigt Ihnen Mia Passini im<br />
«N. W. J.»<br />
In der Stadt, in der Sie leben, kennt man<br />
Sie gut, gnädige Frau. Selbst der und jener<br />
Ihrer Fehler — dass Sie sich zum Beispiel<br />
beim Spiel so leicht aufregen —, wird durch<br />
die Gastfreundschaft Ihres Hauses und andere<br />
Vorzüge aufgewogen. In der Fremde<br />
weiss man nichts von Ihren Fehlern und<br />
Vorzügen, man beurteilt Sie nur nach der<br />
äusseren Erscheinung und Ihrem Auftreten.<br />
Schon der Träger an der Bahn, der<br />
Kellner im Speisewagen, der Schlafwagenkondukteur<br />
prüft mit aufmerksamen Blicken<br />
die Fremde. Ihre äussere Erscheinung genau<br />
abschätzend, weist Ihnen der maitre d'hötel<br />
das Zimmer in Ihrem Hotel an. In den Augen<br />
des Boys, an der Tiefe seiner Verbeugung,<br />
wenn er die Tür zum Lift öffnet, können Sie<br />
die Achtung ermessen, die man Ihnen entgegenbringt.<br />
Ihre zweckmässige und entzückende<br />
Kleidung, Ihr schöner Schrankkoffer<br />
und das kleine zierliche Suitcase, alle<br />
diese Utensilien der Reise müssen Ihren Geschmack<br />
bezeugen und das Urteil der fremden<br />
Menschen bestimmen.<br />
fAlkÖholfrefei'<br />
Nicht verwechseln mit<br />
Mineralwasser-Limonadel<br />
Defizit. Colbert sperrte den italienischen<br />
Spitzen die Grenze. Er Hess italienische Arbeiter<br />
nach Frankreich kommen und grünwird<br />
Ihnen bestätigen,<br />
daß «MATTA»,<br />
dasalkoholfreleTafelgetränk<br />
aus der<br />
brasilianischen Mate<br />
- Teepflanze , als<br />
Erfrischungs- und<br />
Tischgetränk sehr<br />
empfehlenswert ist.<br />
Sind Sie im Zuge schon einmal einem<br />
Herrn begegnet, der einen alten Frack oder<br />
einen nicht mehr salonfähigen Smoking für<br />
die Reise auftrug? Nein, so einen absonderlichen<br />
Kauz haben Sie gewiss noch nicht<br />
gesehen, gnädige Frau! Aber es gibt noch<br />
Damen, die das ein wenig unmodern gewordene<br />
seidene Teekleidchen, den schwarzseidenen<br />
Nachmittagmantel des Vorjahres<br />
oder den alten Rock mit dem Jumper, der<br />
eigentlich für den Wintersport gedacht war,<br />
zur Reise anziehen und denken, auf diese<br />
Weise die neuen Kleider für den Sommeraufenthalt<br />
zu sparen.<br />
Wenn Sie, gnädige Frau, die Leidenschaft<br />
haben, sich ein wenig auffallend zu kleiden,<br />
so bedenken Sie die vielen neugierigen<br />
Blicke, die Sie in der Fremde verfolgen<br />
werden. Im Zuge können Sie Zudringlichen<br />
nicht so schnell entfliehen wie auf den Strassen<br />
einer grossen Stadt. Im Gang des<br />
Waggons, im Speisewagen, immer wieder<br />
sehen Sie den Herrn, der Sie schon auf dem<br />
Bahnsteig so lange und nachdrücklich betrachtet<br />
hat.<br />
Darum soll Ihr Reisekostüm in Material<br />
und Schnitt die Zugehörigkeit zur Klasse<br />
der bei jeder Gelegenheit gut angezogenen<br />
Damen verraten, manches auch von Ihrem<br />
Geschmack, aber niemals etwas von Ihren<br />
bizarren Launen, denen Sie nur bei der Wahl<br />
des grossen Gesellschaftskleides die Zügel<br />
schiessen lassen dürfen, aber niemals beim<br />
Reisekostüm.<br />
Ehe Sie auf Reisen gehen, gnädige Frau,<br />
denken Sie ganz besonders über das Material<br />
und die Farbe des Reisekostüms nach, das<br />
Sie tragen werden. Abgesehen von allem,<br />
das ich Sie vorhin zu überlegen bat, müssen<br />
Sie gegen Russ und Staub in der Bahn geschützt<br />
sein. Darum wählen Sie Braun oder<br />
dunkles Grau als Farbe Ihres Komplets. Auf<br />
Schwarz und Dunkelblau entdeckt man zu<br />
schnell jedes Stäubchen und helle Farben<br />
sind auch im Sommer nicht zu empfehlen.<br />
Feste englische Wollstoffe und Tweed sind<br />
Seiden- und Trikotstoffen unbedingt vorzuziehen.<br />
Mit einem Pelzkragen versehen,<br />
schützt der dicke Mantel auch nach einer<br />
Fahrt durch einen glutheissen Reisetag vor<br />
der gefährlichen Kühle des ersten Abends<br />
am Meer und im Gebirge. Das knappe<br />
Kostüm, Mantel und Bluse müssen so schick<br />
und hübsch wirken, dass Sie für den ersten<br />
Bummel durch eine fremde Stadt, für einen,<br />
kurzen Aufenthalt, da Sie Ihre Koffer nicht<br />
auspacken wollen, zu allen Gelegenheiten<br />
passend angezogen sind.<br />
Bedenken Sie immer, gnädige Frau, wieviel<br />
hübscher und amüsanter eine Reise sein<br />
wird, wenn Sie sich in Ihrem neuen Reisekomplet<br />
ganz entzückend aussehend und<br />
sicher fühlen. Niemals hat man diese angenehme<br />
Sicherheit nötiger, als wenn man auf<br />
Reisen sich in das Kreuzfeuer fremder Blicke<br />
begibt.<br />
Sommer<br />
Der Handschuh spielt augenblicklich eine<br />
so wichtige Rolle, dass mit grosser Wahrscheinlichkeit<br />
Schiller wieder in Mode kommen<br />
wird.<br />
Es gibt fabelhafte Gebilde für alle Tagesund<br />
Nachtzeiten. Morgens ä la Verkehrspolizist<br />
oder Fechthandschuhe mit kühnen Stulpen.<br />
Nachmittags weiches Leder, das künstlerisch<br />
zerknautscht den halben Arm bedeckt.<br />
Aber abends kommt erst die wahre Pracht.<br />
Da gibt es fleischfarbene und pastellblaue<br />
Handschuhe, die so empfindlich und keusch<br />
sind, dass sie vom blossen Ansehen beschmutzt<br />
werden. An Berühren ist gar nicht<br />
zu denken. Oder tiefschwarze, die geradezu<br />
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Note <strong>1930</strong> erhalten sie dadurch, dass sie auch<br />
noch üppig mit Strass bestickt sind.<br />
So wirken Arme reich.<br />
In Paris fängt man an, das viele Schwarz<br />
im sommertichen Strassenbild ärgerlich zu<br />
finden. Die Modekritiker murren gegen diese<br />
Verdüsterung der Stadt. Sie stellen fest, dass<br />
die Frauen in hellen, duftigen Kleidern um<br />
zehn Jahre jünger und sehr viel erfreulicher<br />
aussehen.<br />
Einer fragt: Warum gönnen die Frauen dem<br />
unbekannten Spaziergänger nicht die Freude<br />
eines schönen Anblicks? Warum wollen sie<br />
alle so schrecklich vornehm sein? Schwarz<br />
gilt bekanntlich als fein, weil es nicht auffällt,<br />
aber der Pariser Kritiker findet, dass<br />
es Pflicht der — hübschen — Frauen ist, aufzufallen;<br />
Er geht sogar weiter und behauptet;<br />
Ilass es der Qipfel von Arroganz ist, die<br />
herzerfreuenden hellen Kleider nur im engsten<br />
Freundeskreise zu tragen und der misera<br />
Plebs nur Schwarz vorzusetzen.<br />
Das Neueste aber an der diesjährigen Mode:<br />
alles ist modern. Auch das Unmodernste.<br />
Jede Disziplin hat aufgehört. Man kann tragen,<br />
was einem Spass macht. Die Röcke der<br />
Grossmutter, die Sporthosen des Mannes,<br />
Krägelchen und Söckchen der Kinder. Jede<br />
Frau braut sich ihre eigene Mischung. Sie<br />
kann sich für Tag- oder Abendtyp entscheiden,<br />
d. h. ihrer Persönlichkeit (respektive<br />
Person) den Stempel des Sportlichen oder<br />
des Festlichen aufdrücken.<br />
Wenn eine Frau heutzutage unvorteilhaft<br />
aussieht, ist es ihre eigene Schuld. Die<br />
Mode fordert keine Opfer mehr.<br />
Motto: Zieht euch an, zieht euch aus —<br />
aber immer anziehend!<br />
Romantik der Spitzen.<br />
Grosse und kleine Blumen, Sterne, Blätterranken,<br />
hingestreut auf spinnwebfeinem<br />
Grund. Seltsame Wunder der Phantasie<br />
durch lange seidige Fäden verbunden. Knospen<br />
und Blüten wachsen auf hauchzartem<br />
"Tüll:" Auf Netzen aus glänzendem Garn tanzen<br />
Kobolde, Putten und Edeldamen. Schwere<br />
sinnberückende Blumen einer Tropennacht,<br />
Tierfratzen und. geometrische Formen der<br />
Kristalle. Das alles sind Spitzen.<br />
Spitzen, diese Wunder der Phantasie, sind<br />
der s^ostbarste und graziöseste Schmuck,<br />
den-tue Menschen sich erdachten. Könige,<br />
Priester j-- Tänzerinnen und Gelehrte haben<br />
sich mit ihnen geschmückt, um ihre Gewänder<br />
feierlicher, edler und prunkvoller erscheinen<br />
zu lassen. Wie oft sehen wir in den Galerien<br />
Europas, auf einem der Gemälde der<br />
grossen Meister, wie eine köstliche Spitze<br />
auf eine Männerhand fällt, die den Degen<br />
hält.<br />
Unter unsäglicher Mühsal sind diese duftigen<br />
Gebilde entstanden; fleissige Frauenhände<br />
haben oft jahrelang an ihnen gearbeitet,<br />
wenn auch die Augen schmerzten; arme<br />
Frauen mussten in feuchten dunklen Kellern<br />
sich mühen, damit der allzu dünne Faden<br />
nicht reisse. Mit den entzückenden Mustern<br />
der Point de Rose und der Point de Venise<br />
noch immer nicht zufrieden, wurde über sie<br />
noch ein Meer winzig kleiner Sternchen gebreitet.<br />
Schweres Kopfzerbrechen hat der Spitzenluxus<br />
einmal grossen Staatsmännern und Königen<br />
bereitet Mehr als tausend Meter für<br />
12 Taghemden und sechshundert Meter für<br />
8 Nachthemden bestellte sich Karl I. Die<br />
Staatskassen wurden belastet, denn die Einfuhr<br />
der Spitzen verursachte ein grosses<br />
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Am Strand.<br />
dete die erste französische Spitzenschule in<br />
Alencon, um so dem ungeheuren Luxus, den<br />
man in Frankreich mit italienischen Spitzen<br />
trieb, zu steuern. Königin Viktoria von England<br />
wieder versuchte vergeblich die « Ho»<br />
niton lace» zur englischen Spitze zu machen;<br />
immer wieder siegten Brüssel und<br />
Venedig.<br />
Spitzen haben sich in der wandelnden<br />
Mode von Jahrhunderten behauptet. Man<br />
hat sie niemals ganz vergessen. Und wenn<br />
auch heute die Männer in ihrer schmucklos<br />
sen Tracht auf sie verzichten müssen, so<br />
umgeben sie noch immer als traumhafte<br />
Hülle zarte Frauengestalten, liegen mit rätselhaften<br />
Mustern auf weissen Schultern,<br />
heben sich klar und kühl von schweren<br />
dunklen Samten ab.<br />
Gleichmässiger und engmaschiger sind<br />
heute die Muster geworden. Neben vereinzelten<br />
Hausindustrien hat die Maschinenspitze<br />
die Welt erobert. Aus den Stilen aller<br />
Jahrhunderte holen wir uns die verschlungendsten<br />
und üppigsten Vorbilder, vergröbern<br />
oder verfeinern sie, verwenden schwere<br />
Kunstseiden oder Metallfäden, färben die<br />
Spitzen rot, blau oder grün.<br />
Für Kleider hat sich unsere Zeit eine ganz<br />
neue Art der Spitze erfunden. Für die schlanken,<br />
grossen Frauen mit den biegsamen Körpern<br />
sind die meterbreiten Spitzenstoffe entstanden,<br />
damit man sie ganz in das kostbare<br />
Gewebe einwickeln kann. Und als letzte Konsequenz<br />
unserer Zeit ist für uns, die wir so<br />
sehr die sachliche, gerade Form lieben, der<br />
grobmaschige, geometrische Tüll entstanden,<br />
eine Spitze ohne romantische Blumen, ohne<br />
verwirrende Zeichnung — ein© Spitze unserer<br />
Tage.<br />
Mode-Merkmale <strong>1930</strong>.<br />
Fraulich, Traulich.<br />
Berauschend berüscht.<br />
Flott flatternd.<br />
Zierlich gipfelnd.<br />
Weich wippend.<br />
Kindlich komisch.<br />
Schlank schleppend.<br />
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20 AUTOMOBIL-REVUE <strong>1930</strong> - N» 56<br />
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Die Badehose,<br />
Eine Humoreske aus heissen Sommertagen.<br />
Sind Sie auch sportbegeistert? Natürlich, wie<br />
sollte es auch anders sein. Der ganzen Menschheit<br />
hat dieser unselige Sport den Kopf verdreht. Nichts<br />
anderes haben die Menschen im Kopf. Nicht mal<br />
die tiefsten Probleme können sie erschüttern. Wer<br />
interessiert sich heutzutage noch für Wissenschaft<br />
und Moral ? Höchstens einige Professoren. Und<br />
auch die kann man an den Fingern zählen. Schrecklich,<br />
diese Badeseuche, nicht? Das ist einfach skandalös<br />
! Ist Ihnen noch nie ein Unglück im Strandbad<br />
passiert? Hören Sie mal auf, was in der «Vossischen»<br />
erzählt wird:<br />
Keine <strong>Zeitung</strong> kann man lesen, in keinem Autobus<br />
fahren, ohne dass von allerhand Rekorden und<br />
Punkten die Rede ist. Einfach krank kann man<br />
davon werden.<br />
Sogar Säuglinge und Grossmütter turnen neuerdings<br />
um die Wette. Am meisten aber hat diese<br />
unselige Leidenschaft die Damenwelt ergriffen. Ich<br />
frage Sie: Kann man sich heutzutage noch mit<br />
einem süssen Persönchen über irgendwelche tiefgeistigen<br />
oder hochpoetischen Probleme unterhalten?<br />
Versuchen Sie es. Schneiden Sie ein beliebiges<br />
Problem an, über Meteorologie zum Beispiel, sofort<br />
beginnt sie Ihnen vom letzten Boxkampf zu berichten,<br />
von Kinnbacken und dergleichen unsympathischen<br />
Dingen. Zum Verzweifeln ist das !<br />
Ich selbst verachte den Sport. Wozu, sage ich,<br />
soll ich mir sämtliche Arme und Beine brechen.<br />
Nur so, aus lauter sportlicher Begeisterung. Diesen<br />
Luxus, sage ich, kann ich mir nicht leisten. Noch<br />
nie habe ich mich für solch unsichere Angelegenheiten<br />
erwärmen können. Im besonderen für den<br />
Wassersport. Seit frühester Jugend war mir das<br />
Wasser sozusagen ein fremdes Element.<br />
Nur ein einziges Mal hatte ich mich für den<br />
Wassersport begeistert. Einen Vormittag lang. Aus<br />
poetischen Gründen.<br />
regen Sie sich denn auf 1 Was wissen Sie TOB»<br />
Stand der heutigen Hygiene und des Wassersports?<br />
Weshalb ereifern Sie sich?»<br />
Diese Küchenschabe von einer Wirtin aber kann<br />
sich nicht beruhigen. «Soll ich», keift sie, «Ihnen<br />
den Portier auf den Hals schicken, oder die Feuerwehr<br />
alarmieren?»<br />
Was blieb mir da anderes übrig, als mein«<br />
Schwiinnstudien in der Badewanne aufzugeben.<br />
So begab ich mich denn in die Schwimmanstalt.<br />
Nun, der Schwimmlehrer schleppt mich auf einen<br />
Steg, macht mich an einem Seil fest, lässt mich ins<br />
Wasser herunter, wie einen Fisch an der Angel.<br />
Rund herum aber steht das Publikum. lauter<br />
vollschlanke Nixen im Badetrikot. Sehen zu, wie<br />
ich im Wasser verzweifelt mit Händen und Fassen<br />
um mich schlage, kichern, unterhalten sich könijlich.<br />
Was ist das Schwimmen hier für eine niederträchtige<br />
Angelegenheit, denke ich. Wie anders war<br />
es in der Badewanne. Geradezu ge"nütlich war es.<br />
Keinen klaren Gedanken kann man hier fassen, will<br />
man aber ein Wort sagen, sofort hat man den Mund<br />
voll Wasser.<br />
«Herr Schwimmlehrer», schreie ich. «so halten<br />
Sie mich doch! Sehen Sie nicht, dass ich auf bestem<br />
Wege bin, mich in eine Wasserleiche zu verwandeln?»<br />
Der Elende aber grinst nur, last mich verzweifelt<br />
an der Leine zappeln und Wasser schlucken.<br />
Dauernd aber schwimmt eine vollschlanke Nixe<br />
um mich herum, gerät mir im~ner in die Quere, dass<br />
ich nicht weiter kann.<br />
Die Wut packt mich da: «Meine Dame», sag«<br />
ich, «so geben Sie doch den Weg frei! Sie sehen,<br />
dass ich nicht zum Vergnügen hier an der Leine<br />
zappele!»<br />
Will ich mir aber eine Ruhepause gönnen, sofort<br />
jagt mich der Schwimmlehrer weiter, von einem<br />
Ende zum anderen.<br />
Mit einem Male fühle ich, als ob etwas mit meiner<br />
Toilette nicht in Ordnung wäre, als hindere<br />
*<br />
Folgendermassen ereignete es sich: Lerne an<br />
einem Sonntag auf einem Vergnügen eine junge<br />
Dame kennen. Eine äusserst sympathische Erschei-<br />
mich etwas am Schwimmen. Taste mit der Hand<br />
nung. Und auch ich schien ihr nicht unangenehm. nach der Badehose — wahrhaftig, das Gummiband<br />
Hängt sich diese selbige Hochblondine wie einist geplatzt! Auch das hat noch gefehlt. Was ist<br />
das für eine peinliche Situation. Das kommt von<br />
diesen extravaganten Verrenkungen!<br />
Versuche, mich langsam zu bewegen. Bei der<br />
kleinsten Bewegung jedoch ratscht die Hose. Bleibe<br />
also im Wasser an der Leine hängen, wage mich<br />
Bügeleisen in meinen Arm, verschlingt mich mit<br />
den Augen, zwitschert vor sich hin. Endlich, denke<br />
ich. ist es mir gelungen, eine geistig hochstehende<br />
Persönlichkeit kennenzulernen, keinen gedankenlosen<br />
Falter.<br />
Nun, schlendern am See entlang, unterhalten<br />
ans über dies und jenes. Bin gerade im Begriff,<br />
ein hochpoetisches Thema anzuschneiden: «Hol mich<br />
der Teufel», sage ich, «ist das eine verfluchte Hitze,<br />
das Hemd klebt einem am Leibe !»<br />
Ergreift da die Hochblondine meinen kleinen<br />
Finger; «ach», sagt sie, «sollten wir nicht schwimmen<br />
gehen? Sicherlich sind Sie ein passionierter<br />
Wassersportler. Das», sagt sie, «habe ich schon<br />
auf den ersten Blick gesehen.»<br />
«Sie irren sich», stammle ich, «keineswegs.»<br />
«Unbedingt», lächelt sie, «müssen Sie mir den<br />
Kopfsprung beibringen.» —' «Um Gottes willen»,<br />
sage ich, «was haben Sie für gottverlassene Ideen !<br />
Wollen Sie bei der Hitze einem Herzschlag erliegen?<br />
Ein Wahnsinn ist es. Verlangen Sie nicht<br />
Uebermenschliches von mir.»<br />
Da beginnt meine Hochblondine zu heulen.<br />
Schiebt ihre Unterlippchen vor und heult. Stampft<br />
mit dem französischen Absatz. Lässt sich auf keine<br />
Art und Weise trösten.<br />
«Ach», heult sie, «was habe ich von all Ihren<br />
grossen Worten und schönen Phrasen, wenn Sie<br />
mir nicht mal das winzigste Vergnügen bereiten<br />
wollen. Was sind Sie für ein Gentleman und Kavalier<br />
!» Reisst sich, aus meinem Arm los und rennt<br />
fort. Verschwindet hinter den Bäumen.<br />
Schleppe mich verzweifelt nach Hause. Werfe<br />
mich auf mein elendes Bett, grüble über meine<br />
trostlose Lage nach.<br />
Die ganze Nacht träume ich vom Wassersport:<br />
wie ich mich von einem Kirchturm kopfüber ins<br />
Meer stürzte, meine Hochblondine aber mit dem<br />
Volk unten zuschaut, die Augen verdreht, vor lauter<br />
Begeisterung.<br />
Wache am nächsten Morgen in bester Laune auf,<br />
pfeife irgendeinen bekannten Schlager vor mich hin,<br />
schlüpfe in die Kleider, stürze auf die Strasse. Erstehe<br />
mir auf einem Bücherwagen einen Selbstlehrer<br />
für Schwimmer. Schliesse mich in meinem<br />
Zimmer ein. Werfe mich auf den Fussboden. Halte<br />
in einer Hand den Selbstlehrer, führe die vorgeschriebenen<br />
Verrenkungen aus. Wundere mich<br />
selbst über meine rasche Auffassungsgabe. Ach,<br />
denke ich, ein Kinderspiel ist es. Nur müsste ich<br />
es unbedingt im Wasser versuchen.<br />
Begebe mich also ins Badezimmer. Lasse die<br />
Badewanne vollaufen. Lege den Selbstlehrer auf den<br />
Stuhl daneben. Werfe mich in die Fluten, schlage<br />
mit den Händen um mich, strampele mit den Füssen.<br />
Alles, wie es sich gehört.<br />
Wie ich jedoch im besten Zuge bin, beginnt die<br />
elende Kröte von einer Wirtin an die Tür zu hämmern.<br />
«Was», kreischt sie, «sind das für neue<br />
Extravaganzen! Oder glauben Sie etwa, dass ich<br />
es gestatte, in meinem Badezimmer Wasserorgien<br />
zu feiern? Zahle ich dem Hauswirt jeden Monat<br />
Unsummen fürs Wasser, auf dass Sie damit rücksichtslosen<br />
Luxus treiben ! Bis jetzt», keift sie. «genügte<br />
Ihnen alle zwei Tage ein Kännchen Wasser.<br />
Was sind das für neue Moden !»<br />
«Madame», rufe ich aus dem Wasser, «weshalb<br />
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nicht zu rühren. Halte mit einer Hand die Hose<br />
fest. Das Wasser aber steigt mir bis an die Kehle.<br />
Rund herum auf den Stegen lehnen die vollschlanken<br />
Nixen übers Geländer, betrachten mich.<br />
«Los, weiter», schreit der elende Kerl von einem<br />
Schwimmlehrer, «eins, zwei — aus, eins, zwei —<br />
aus», und gibt mir solch einen Ruck aiit der Leine,<br />
dass ich einen Eimer voll Wasser schlucke.<br />
«So gedulden Sie sich doch einen Augenblick»,<br />
rufe ich mit Tränen in den Augen.<br />
«Haben Sie etwa schon genug?» erkundigt sich<br />
•der Schwimmlehrer und beginnt, mich an der Leine<br />
hochzuziehen.<br />
«Um Gottes willen!» rufe ich verzweifelt, «lassen<br />
Sie gefälligst diese üblen Spässe! Lieber ertrinke<br />
ich, als dass ich auch nur einen Zentimeter höher<br />
aus dem Wasser komme.»<br />
«Also los, weiter!» ruft er.<br />
«Nichts von weiter», schreie ich und fühle, wie<br />
die Hose sich schon um die Füsse verwickelt.<br />
«Was ist denn los, Herr?» brüllt der Schwimmlehrer.<br />
«Ach», flüstere ich errötend, «es hat sich'in meiner<br />
Toilette ein peinlicher Zwischenfall ereignet»<br />
Der Schwimmlehrer aber versteht noch immer<br />
nicht, was ich meine. «Meine Hose», flüstere ich,<br />
«ich weiss nicht mehr, wo sie sich zur Zeit befindet.»<br />
Endlich hatte er mich verstanden.<br />
«Was ist das», sagt er, «für ein unerhörter Luxus,<br />
in der ersten Stunde seine.Hose zu verlieren.<br />
So was», sagt er, «ist bei mir noch nie vorgekommen.<br />
Wo soll ich jetzt eine suchen!»<br />
Da zog er mich an der Leine bis vor die Treppe.<br />
«Halten Sie sich», sagt er, «an der untersten<br />
Stufe, bis ich eine Hose hole, sonst ersaufen Sif<br />
noch.»<br />
Also gut, klammere mich mit beiden Händen an<br />
der Treppe fest, sehe traurig meine Hose an mir<br />
vorüberschwimmen.<br />
•<br />
Nun, die Sonne brennt mir auf den Kopf, zittere<br />
aber vor Kälte und Aufregung. Schlucke ab<br />
und zu Wasser. Es vergeht eine Weile. Vom<br />
Schwimmlehrer aber keine Spur. Wie lange wird<br />
es_ noch dauern? denke ich. Dieser Hundesohn hat<br />
mich wohl ganz vergessen. Ich kann doch nicht<br />
bis in die Nacht hinein hier an der Treppe hängen.<br />
Die Hände erlahmen vor Müdigkeit. Schlage Trommelwirbel<br />
mit den Zähnen, friere wie ein Schneider.<br />
Die Damenwelt lehnt sich übers Geländer, betrachtet<br />
mich, kichert.<br />
Plötzlich höre ich hinter mir ein girrendes<br />
Lachen. Das Blut erstarrt in meinen Adern.<br />
Drehe mich um, sehe, wahrhaftig niemand anders<br />
ist es als mein süsser Herzensva"npyr in einem<br />
Trikot und roter Badekappe. Fast wäre ich vor<br />
Schreck in Ohnmacht gefallen.<br />
Denselben Augenblick erkennt sie mich. Tritt<br />
auf mich zu. Schiebt ihr TJnterlippchen vor.<br />
«Solch ein falscher Mensch sind Sie», sagte sie,<br />
«ach und ach, bitte keine Widerrede! Mit anderen'<br />
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Damen geben Sie sich Rendezvous im Wasser,>,ich<br />
aber bin Ihnen nicht gut genug.» Dreht sich um<br />
und will fortgehen. '% ,, ... ,_... !,,.i;<br />
«Um Gottes willen!» rufe ich in meiner Verzweiflung,<br />
«lassen Sie mich nicht im Stich oder<br />
holen Sie •wenigstens den'"Schwimmlehrer!»*<br />
«Den Schwimmlehrer?» lacht mein Herzens-<br />
-Vi/äipyff, «weshalb stellen Sie sicE an! Können Sie<br />
etwa-nicW ohne Schwimmlehrer aus dem Wasser<br />
steigen?»<br />
... ;•<br />
«Wenn Sie wttssten», erwidere ich*.im welch<br />
teostloser Lage ich mich befinden-so: würden .Sie<br />
Ächinicht über mich lustig machen. 'Ihretwegen»,<br />
sage ich, «habe ich mich in ein gefährliches Aben-<br />
"teuer gestürzt.»'<br />
Inidiesem Augenblick schwimmt die vollschlanke<br />
Nixe an die Treppe heran. «Bitte», sagt sie, «lassen<br />
-Sie den Weg frei.»<br />
• -•-<br />
«Sofort», erwidere ich, «-würden»-Sie jedoch so<br />
!fut" sein und sich, einen winzigen. Augenblick und<br />
ein« Sekunde lang gedulden?» -• • . • .-<br />
«Was heisst das?» erwidert die Dame, «steigen<br />
Sie gefälligst auf die Treppe toder tauchen Sie<br />
meinetwegen-unter. Sie versperren, mir ja den Weg!»<br />
Packt.mich da;die Wut. Bebe am ganzen Körpers<br />
Brülle auf: «Und ich 1 Glauben- Sie etwa, dass<br />
ich hier zu-BieineTi Vergnügen eine Viertelstunde<br />
lang im Wasser zappele wie ein Fisch an der-Angel?<br />
Versetzen Sie sich in meine trostlöse-Lage!» - <<br />
Nu»; das Publikum drängt sich am Steg zusammen,<br />
hört interessiert unserer lebhaften .Konversation<br />
zu. Auch mein HerzensväWipyr tritt heran.<br />
,, „, «So lassen Sie mich endlich durch»^ drängt die<br />
Vollschlanke Nixe und will mich beiseite stossen..<br />
...... Ä: «Leider bin ich dazu jiicht .in der Lage», rufe<br />
ich verzweifelt, «aber wie soll.ich Ihnen das erklären<br />
I» . .•' !<br />
«Waij heisst das», kreischt sie, «ich dachte. Sie<br />
seien ein Sportsmann und Kavalier.»<br />
,._. «Ach», sage ich, «Kavalier hier, Kavalier dort,<br />
was soll ich Ihnen immer dasselbe wiederholen !<br />
Gedulden Sie sich noch eine Sekunde. Ich kann<br />
aus einem' gewissen Grunde mich nicht rühren<br />
Und zwar aus Rücksicht gegen den Anstand der<br />
gesamten anwesenden Damenwelt.»<br />
Da ertönt das vor Zorn bebende Stimmchen meines<br />
Herzensvampyrs. «Schämen sollten Sie sich»,<br />
ruft sie, «ich befehle Ihnen, der Dame den Weg<br />
freizugeben !»<br />
Da riss meine letzte Geduld, «al3o gut», rufe<br />
ich, «wenn Sie unbedingt meinen Tod auf Ihrem<br />
Gewissen haben wollen \-<br />
,Lasse die Treppe los und plumpse ins Wasser.<br />
Wie aber das Wasser mir in Ohren und N'ase<br />
dringt und ich keinen Boden unter den Füssen<br />
fühle, beginne ich in Todesangst aus Leibeskräften<br />
zu brüllen. Schlage wie ein Wilder um mich, ergreife<br />
noch im letzten Augenblick das Füsschen<br />
der,; vollschlanken Nixe.<br />
"In diesem Augenblick erscheint der Schwimmlehrer<br />
auf dem Steg. Mit einer Hose in der Hand.<br />
Springt ins Wasser. Fischt mich heraus. Hüllt<br />
mich in ein Badetuch,<br />
Umarme aieinen Lebensretter, weine an seiner<br />
Brüst. Höre hinter mir verächtliches Lachen. Drehe<br />
mich, um, sehe, meine Hochblondine schüttelt sich<br />
yqr. Lachen,, zeigt auf mich mit dem Finger. Und<br />
auch die anderen Damen können sich vor Lachen<br />
kaum halten.<br />
_ «Schämen sollten Sie sich», rufe ich, «was gibt<br />
es' da zu lachen? Pfui über Sie alle und über Ihren<br />
elenden Wassersport, tausendmal pfui!»<br />
. Drehte ihnen den Rücken und begab mich in<br />
die Kabine. Zog mich bebend vor Zorn und Kälte<br />
an und schleppte mich nach Hause.<br />
Unsere humoristische Ecke<br />
«Maind, 6ieh, dieser Wagen ist ja für diesen Mann viel zu klein; nicht einmal sein Arm hat<br />
Platz darin !»<br />
•Siet «Was hast du denn dem Betreibunjisbeam-<br />
(en uesagt? Der läuft ja. zu Tode erschrocken davon?»<br />
Er: «Ich habe ihn nur zu einem Glas Wein<br />
Das brave Kind. «Dass du nichts über<br />
Onkels rote Nase sagst! », wurde Mäxchen<br />
vor dem Besuche des würdigen Mannes 1 eingeschärft.<br />
Als man bei Tische sass, starrte<br />
Mäxchen wie fasziniert auf das. knollige, rötlich<br />
leuchtende Exemplar von einer Nase.<br />
Die ergrimmte Mama machte ihm-«Zeichen<br />
und stiess ihn unter dem Tische mit dem<br />
Fusse. «Aber Mama», protestierte Mäxchen,<br />
«jch habe ja kein Wort über seine<br />
Nase gesagt. Ich habe sie jä.bioss angeschaut!»<br />
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finden Erwähnung,<br />
es wird auf ihre geschichtlichen<br />
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kurz hingewiesen,<br />
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Bern, Dienstag 8. Juli <strong>1930</strong> IV. Blatt der „Automobil-Revue " No. 58<br />
Handarbeit bei Ford!<br />
Ein Arbeiter berichtet.<br />
Ein französischer Metallarbeiter hat lange Zeit<br />
in amerikanischen Betrieben gearbeitet und genauen<br />
Einblick in die Verhältnisse der Industrie bekommen.<br />
H. Dubreuil berichtet in seinem Artikel, dter<br />
in deutscher üebertragung im «Berliner Tageblatt»<br />
erschienen ist, über seine Eindrücke aus eigener Erfahrung,<br />
und was er zu sagen hat,» weicht in den<br />
•wesentlichen Punkten stark von den Vorstellungen.<br />
ab, die man sich gemeinhin über die amerikanischen<br />
Betriebe — z. B. bei Ford — macht.<br />
Eine falsche Fiktion.<br />
In einem <strong>Zeitung</strong>sartikel habe ich folgenden bezeichnenden<br />
Satz gelesen • «Es gibt heute in der<br />
amerikanischen Industrie beinahe nur noch ungelernte<br />
Arbeiter, oder wenigstens wird es in absehbarer<br />
Zeit nur noch solche geben». Seltsame Täuschung.<br />
Selbst bei Ford herrscht ein solcher Mangel<br />
an qualifizierten Arbeitskräften, dass er gezwungen..<br />
ist, auf seine Kosten eine bedeutende Ausbildungsschule<br />
zu unterhalten, während man doch meinen<br />
könnte, dass sein Unternehmen das «mechanisierteste»<br />
der Welt ist. Aber da es offenbar ist, d'ass<br />
solche Ansichten von Leuten, denen wirklich Jede<br />
tiefere Einsicht in den Fabrikbetrieb fehlt, auf die<br />
Weise in die öffentliche Meinung eindringen können,<br />
so will ich noch weitergehen und zu zeigen versuchen,<br />
dass das Gegenteil der Fall ist. Je mehr eine<br />
Industrie mechanisiert wird, desto komplizierter und<br />
kunstvoller werden die «Werkzeuge» und desto mehr<br />
intelligente, gebildete und qualifizierte Arbeiter<br />
braucht man, ohne dass man etwa hinzufügen müsste,<br />
dass diese Arbeiter weniger manuelle Geschicklichkeit<br />
nötig haben.<br />
Es steht fest, dass die Entwicklung einer Reihe<br />
von Herstellungsverfahren dahin zielt, sie mehr und<br />
mehr auf Stanz- und Formarbeit zu reduzieren. Und<br />
diese Operationen sind für den Augenschein etwas<br />
sehr Einfaches und Primitives, und zwar in ihrem<br />
letzten Stadium, das eben dem Publikum am ehesten<br />
in die Augen fällt.<br />
Die Handarbeit von damals.<br />
Aber wie kommt es, dass man nicht gleichzeitig<br />
die Entwicklung des Werkzeuges beachtet? Im primitiven<br />
Handwerk gab es die elementaren Werkzeuge:<br />
den Hammer, das Beil, den Stichel usw Mit'<br />
der Hand geführt, formten sie langsam einen Gegenstand.<br />
Der Kupferschmied konnte früher lange<br />
Stunden darauf verwenden, Kupferblätter auszuhämaiern,<br />
aus denen er dann die Kasserollen<br />
machte, die der Antiquitätenliebhaber heute sammelt.<br />
Sein Werkzeug? Ein auf gewisse Weise geformter<br />
Hammer, um zu klopfen, ein Metallamboss<br />
in. irgendeiner anderen bestimmten Form, auf den<br />
er sein Kupferblatt in verschiedenen Stellungen<br />
legen konnte, um Ihm mit den Hammer die er*<br />
wünschten Rundungen zu geben. 1 '"•••"• . • "t ,' '"'*-'nnprrm>n*> snrirW «>nt-<br />
Vollkommenheit zu erreichen. m i Geschicklichkeit erfordert. Es .stellt sich also la "p mit Kennermiene, Sprichst ent-<br />
Und nun erlebe ich eines der erstaunlichsten heraus, dass die manuelle Geschicklichkeit, die sich sc i"OSsen von Kage und h.ampiesiUSt, als<br />
Dinge, die mir auf meinem Wege durch die ameri- früher auf die Gegenstände selbst richtete, heute würdest du stante pede hingehen und vierzig<br />
konischen Fabriken begegnet sind.<br />
einfach auf die Werkzeuge abgelenkt ist. die diese Räuber niederschiessen. Das alles gehört SO-<br />
Wenn alle Hilfsmittel, die die empfindlichsten- 'G.egenstände in grossen Mengen*^erstellen. Zugleich 7„cnrrp n 71ir ^aHip<br />
MessinstTumente bieten, erschöpft sind, legt man die rrijiss ich noch bemerken, dass heute viel mehr<br />
iusasc " • 6U1 Ja^u^-<br />
Instrumente beiseite, sie sind für eine noch ge- Arbeiter für die Herstellung dieser Werkzeuge Ver- Wenn du dann mit dem Revolver in der<br />
nauere Prüfung, für den letzten Vollko^menheits- wendet werden.als früher nötig waren, um eine ge- Tasche den Laden verlässt, bist du ein neuer<br />
grad des herzustellenden Werkzeuges nichts mehr wisse Menge gleich einfacher Werkzeuge herzustel- Mensch geworden, ein bewaffneter nämlich.<br />
len, die damals allein gebrauchlich waren. p o ,-„t Air. ni.„. „- ,,„,„i_ •- ,J„~„I„ „1 J„<br />
ist dlr etwa so zumute wie<br />
Der Arbeiter bleibt aHein mit seinen Händen Mit andern Worten: die einfache Wahrheit ist, ^<br />
damals, als du<br />
und den feinsten Feilen vor dem zu vollendenden dass es Entwicklungen und Verschiebungen in eini- die ersten langen Hosen bekommen hast. Bis<br />
Stück, an das jetzt — hier kann man es wohl gen Arbeitszweigen gegeben hat. wie es in der Wis- vor Wenigen Minuten warst du ein wehrloses<br />
sagen — die letzte Hand angelegt wird. senschaft eine Entwicklung gibt, nur dass dadurch Geschöpf jetzt aber bist du ein Mann der<br />
Der Arbeiter streichelt mit seiner ganz offenen, sich bloss der äussere Aspekt gewandelt hat. Aber sicu "fwL t „„flet VWI entvh os*W vW<br />
rechten Hand, mit ausgestreckten Fingern lange die lässt sich behaupten, dass der Chemiker von heute Sl< £ f elbSt genügt. Viel entschlossener, Viel<br />
Wölbungen, die durch die Massformen bestimmt weniger Geschick und Intelligenz braucht, weil er SelbstoeWUSSter gehst du Über den grOSSen<br />
werden... und erst seinem Fingerspitzengefühl über vollkommenere Apparate verfügt als früher? Platz. Wenn du es vermöchtest, du Würdest<br />
werden-bei diesem letzten Abtasten die «Buckel» Ist es mir damit wohl gelungen, zu zeigen, mit wj e eine geladene Kanone klirren. Mit Adlerbemerkbar,<br />
die die gsnauesten Messinstrumente welcher Vorsicht man an die Probleme der Arbeit wi-i, nWstpW rln Am Plnt 7 lntrst 5>n« nh<br />
nicht bemerkbar machen konnten !.Und überall, wo herangehen muss und wie zurückhaltend man in °. , K , uDersienst ^U. Üe "f;' atZ \.] UgS '; ^US ' I 5 ) .<br />
* er eine Ünregelmässigkeit in der Reinheit der Wöl- der Fällung abschliessender Urteile sein soll, die mcilt l T S en dWer deine Hilfe nötig habe. Die<br />
bung ertastet, fährt er mit seiner zartesten Feile man einem wissbegierigen Publikum hinwirft? Vorübergehenden musterst du mit halbge-<br />
U " d<br />
^<br />
Die Leuchtenstadt<br />
Luzern — Vierwaldstättersee, zwei untrennbare<br />
Begriffe, eines ohne das andere<br />
flieht zu denken.<br />
Luzern : Brennpunkt des schweizerischen<br />
Fremdenverkehrs. Einladende Sauberkeit,<br />
Dutzende von Hotels in allen Grossen, denen<br />
man ihren vollendeten Komfort schon von<br />
aussen ansieht, breite blanke Asphaltstrassen,<br />
auf dem weiten Platz zwischen Bahnhof<br />
und Seequai ein wogender Fremdenstrom,<br />
am Lido mondäner Badebetrieb. Das ist, das<br />
eine Luzern, das Luzern der Fremden. Daneben<br />
gibt es aber noch ein anderes, uns<br />
Schweizern ebenso wertvolles Gesicht der<br />
Stadt: Mittelalterliche Mauern und Türme,<br />
geheimnis- und sagenumwobene, gebräunte,<br />
verwitterte Holzbrücken und — ein Stück<br />
Urwelt *— der Gletschergarten. Auch das ist<br />
Luzern. Selten weist wohl ein Ort in gleichem<br />
Masse nebeneinander alle Merkmale<br />
eines alten, heimeligen Schweizerstädtchens<br />
und" zugleich eines hochmodernen Fremdenplatzes<br />
auf.<br />
Vierwaldstätterse© : Gibt es .wohl etwas<br />
Herrlicheres, als den Blick von der Quaipromenade,<br />
wenn leise der Abend naht ? Dunkel<br />
smaragden schimmert der See. Da plötzlich,<br />
von der scheidenden Sonne noch einma.<br />
berührt, leuchtet er auf, blinkend und blendend<br />
— ein Meer von Gold — gepflügt von<br />
heimkehrenden, schlanken Seglern und<br />
schaukelnden Booten. Doch das Gold verschwindet,<br />
versinkt und zauberhaft färbt<br />
sich nun das Wasser, yon flammender Röte<br />
PILATUS<br />
höchste und interessanteste Aussichtswarte am<br />
Vierwaldstättersee.<br />
PILATUS-KULM wird von Alpnachstad an<br />
der Brünigstrasse mit der kühnsten und steilsten<br />
Zahnradbahn der Welt in 70 Minuten bequem<br />
erreicht. Galragen in Alpnachstad.<br />
Stop! Sie fahren immerzu schnell!<br />
Sie können ja so all die schönen Sehenswürdigkeiten gar nicht<br />
. geniessen! Oder dann nehmen Sie auf Ihren Touretvwenigstens<br />
einen guten<br />
Photo-Apparat<br />
besonders eine Lt ICA-Camera mit, oder noch besser einen<br />
Schmalfilm-Kino<br />
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übergössen. — Die Sonne ist versunken, es<br />
dunkelt und da und dort blinkt ein Licht auf<br />
in der «Leuchtenstadt». Bald liegt sie im<br />
vollen Lichterglanz, indes der Mond.ein© silberne<br />
Brücke über den See baut.<br />
Das ist aber nur ein kleiner Teil des Sees,<br />
den wir von Luzern aus überblicken können.<br />
Das Ganze ist es, das wir kennen müssen !<br />
Dieser See, der bald wie ein reizendes kleines<br />
Kinderlied, bald wie eine mächtige, lautlose<br />
Symphonie von Farbe und Licht, von ewigen<br />
Wassern und himmelanstrebenden Bergen<br />
auf uns wirkt. Diesen See kann man nur<br />
vom Dampfer aus kennen lernen. Wohl führen<br />
Autostrassen seinen Gestaden entlang<br />
und wohl kann man jetzt dort, wo die linksufrige<br />
Strasse aufhört, den Wagen mit gewaltigem<br />
Fährschiff auf die andere Seite<br />
übersetzen, doch erst auf einer Seefahrt wird<br />
uns die Gewalt dieses Naturschauspiels so<br />
ganz bewusst.<br />
Kraftvoll peitschen die Schaufelräder die<br />
Fluten. Langsam entschwindet Luzern den<br />
Blicken. Ein letzter Oruss zurück, dann nehmen<br />
uns neue Bilder gefangen. Rechts und<br />
links Bergtäler, in die der See mit langen<br />
Armen hineingreift, an den Ufern die ersten<br />
"Kurorte und Oertchen, wie von spielerischer<br />
Kinderhand hingesetzt, mit kokett winkenden<br />
Kirchtürmen. Das Bürgenstock-Massiv<br />
tritt hervor. Dann wird die Enge zwischen<br />
Bürgenstock und Vitznauerstock passiert und<br />
nun tut sich der, gewaltigste Blick auf. Mythen,<br />
Fronalpstock, Bauen, Buochserhorn ragen<br />
hoch über den See, fast senkrecht stürzen<br />
die Felswände nieder. Bei jedem Schlag<br />
der Schaufelräder tun sich neu© Blicke auf,<br />
neue Dörfer, neue Berge, neue Täler zeigen<br />
sich — ganze Bücher könnte man da schrei-<br />
Begriffe sind.<br />
eh.
:<br />
schlossenen Augen, als zielest du. Und gern<br />
möchtest du herausbekommen, wer, gleich<br />
dir, ein Arsenal in der Tasche trägt.<br />
In Gesellschaft geschieht es unwillkürlich,<br />
dass du die Waffe in eine andere Tasche<br />
gibst. «Was haben Sie da?» schreien die<br />
Leute. «Nichts», erwiderst du obenhin und<br />
steckst das stählerne Ding wieder in die erste<br />
Tasche zurück. «Nur einen Revolver». —<br />
«Zeigen Sie», rufen die Leute. Du tust das<br />
ungern, willst ihn nicht aus der Hand geben.<br />
Doch in jedem der anwesenden Mannen erwacht<br />
augenblicklich der Trieb des Achilles.<br />
Sie strecken die Hand nach der Waffe aus,<br />
es tut ihnen wohl, sie in ihren Fingern zu<br />
halten, damit zielen zu können. «Eine schöne<br />
Sache», sagen sie mit Kennermiene. «Ein guter<br />
Revolver», erwiderst du darauf sachlich,<br />
als hättest du schon zwölf Indianer damit<br />
niedergeknallt. Die Frauen aber stossen, treu<br />
den Traditionen der Töchter Lykomedeos',<br />
Angstschreie aus und wollen die entsetzliche<br />
Waffe nicht um alles in der Welt berühren;<br />
was dich mit ritterlicher Befriedigung erfüllt.<br />
Ein vernünftiger und ernster Mann nimmt<br />
natürlich, auch wenn es sich um eine längst<br />
verbürgt ungeladene Pistole handelt, niemals<br />
seinen Nächsten aufs Korn, ruft auch nicht:<br />
«Dass ich dich nicht niederschiesse!», denn<br />
in diesem Augenblick geht, wie bekannt, auch<br />
eine verbürgt ungeladene Pistole los. Beinahe<br />
jeder Mensch ist versucht, einen Revolver<br />
an die Schläfe zu legen. Es scheint<br />
darin eine wollüstige selbstmordartige Vorstellung<br />
zu schlummern. Jedenfalls aber<br />
wird eine Waffe zu einer aufreizenden Sensation.<br />
Wehe uns, wir werden niemals Pazifisten<br />
sein.<br />
Der Effekt auf die Umwelt ist also befriedigend.<br />
Tiefer jedoch ist der Effekt, den dein<br />
Revolver auf dich selbst ausübt. Vor allem<br />
kannst du Grossmut in dir feststellen. Du<br />
• könntest ohne weiteres den Motorführer niederschiessen,<br />
aber du tust es nicht. Sein Leben<br />
ist in deiner Hand — du schonst es. Du ,<br />
verschonst auch den Bekannten, der dort über<br />
- die Strasse geht und mit den Händen gesti- :<br />
kuliert. Du bist aber auch tapfer und ritterlich.<br />
Es gibt Situationen, in denen man<br />
schreien kann: «Halt, oder ich schiesse!»<br />
Das Leben kann so dramatisch sein. Mit geschlossenen<br />
Augen würdest du herbeieilen,<br />
-rufen: «Hände hoch, Schurke!» Aber es ist<br />
wie verhext: keine maskierte Räuberbande<br />
stürzt hervor, kein Fussgeher bedroht auf der<br />
Strasse das Leben des andern, aus keinem<br />
vorbeisausenden Auto ruft eine Mädchenstimme<br />
um Hilfe. Auch gut, denkst du ; wenn<br />
ich aber doTt um jene dunkle Ecke biege,<br />
wird ein Kerl wie ein Haus auf mich zukommen.<br />
«Keinen Schritt weiter, blutiger Peter!»<br />
wirst du zu ihm sagen. Den Revolver fest<br />
umklammert, schreitest du mutig durch die<br />
> Nacht. Dort kommt einer. Achtung! Ein Kerl<br />
wie ein Haus. Soll ich auf seine Füsse zie-<br />
. len oder in die Luft? Du zückst den Revolver<br />
— da ist der Kerl wie ein Haus schon an<br />
dir vorübergehuscht, mit eingezogenem Kopf.<br />
Etwas enttäuscht gehst du weiter. Die Welt<br />
hat sich trotz der heroischen Möglichkeiten,<br />
die du in der Tasche trägst, nicht verändert.<br />
Sie wird nicht zum schwarzen Wald, in dem<br />
Raubtiere und Banditen lauern, sie ist ebenso<br />
friedlich und alltäglich wie sie es war, da<br />
deine Tasche noch keine Waffe barg.<br />
Und zu Hause bemerkst du dann erst, dass<br />
du vergessen hast, dir Patronen zu kaufen.<br />
(Aus dem Tschechischen übersetzt.)<br />
Die Sensation der<br />
Kleinbahn<br />
Der Schnellzug donnert in den Bahnhof.<br />
Noch bevor der Schnaubende hält, werfe ich<br />
einen Blick durch die grossen, blanken Scheiben.<br />
Richtig: drüben steht schon das Zügle,<br />
das einige der Herangesausten behaglich in<br />
-stilles Land tragen wird. Es steht fern der<br />
• Bahnhofsmitte, in der die blauen und bordeauxroten<br />
Blitzzüge eine Minute halten, am<br />
äussersten Rande, auf dem letzten Geleise.<br />
.Wir lieben das Zügle. Es ist uns ein alter<br />
.Freund. Gelassen steht es da und wartet.<br />
Eigentlich sollte es schon gemächlich anriehen,<br />
aber es will nicht nur Reisende aus<br />
dem soeben angekommenen Schnellzug mitnehmen,<br />
sondern auch welche, die mit einem<br />
Zug von der anderen Seite kommen, und der<br />
hat wieder einmal Verspätung. Wenn er aber<br />
auch eine ganze Stunde Verspätung haben<br />
sollte, das Züglein wartet auf den feudalen<br />
Bruder, der so wichtig tut. Neben ihm ist es<br />
nur ein geringer Mann. Der Glänzende saust<br />
an einem Tag wohl tausend Kilometer weit,<br />
der Geringe klopft vom Morgen bis zum<br />
Abend kaum dreissig ab, viermal hin, viermal<br />
zurück. Die Lokomotive der Kleinbahn, ehrwürdig,<br />
uralt, Modell voriges Jahrhundert,<br />
ist wie ein treuer Hund, der für kleinen Dienst<br />
das Gnadenbrot frisst. Warte nur, balde,<br />
, balde... Die vier, fünf Wagen sind schlachtreife<br />
Klapperkasten mit harten Bänken und<br />
verkratzten Fenstern, unwohnlich und keineswegs<br />
auf der Höhe der modernen Hygiene.<br />
Was tut's? Man richtet sich eben ein und<br />
nimmt vorlieb. Die Reise dauert ja nicht<br />
lang, höchstens anderthalb Stunden von der<br />
Schnellzugstation bis zum letzten Dort vor<br />
den Bergen. Wir kennen den Zugführer, der<br />
seit vielen Jahren die Strecke auf- und abgondelt,<br />
wir kennen den alten Schaffner, der<br />
unter lauter Bekannten einen leichten Beruf<br />
hat, wir kennen auch viele Fahrgäste. Wir<br />
kennen die elf Stationen der dreissig Kilometer<br />
und wissen genau: Jetzt kommt die<br />
mit dem bunten Gärtchen am Stationshaus<br />
und der Papierfabrik, jetzt die, hinter der ein<br />
Eisenwerk liegt, jetzt das Städtchen, in dem<br />
ein Realgymnasium ist, das die buntkappigen<br />
Mädels und Jungen entlässt, die mit dem<br />
Zügle heimfahren. Da sind sie schon, lärmend<br />
und lustig, die Mappen und Bücher unterm<br />
Arm, und springen auf und mischen sich unter<br />
die breitschichtigen Frauen mit den<br />
Marktkörben, unter die Arbeiter, die von der<br />
Fabrik ihrem Dorf zufahren, die Blechkanne<br />
auf dem Schenkel, rauchend, schwatzend,<br />
zeitunglesend. In solch einem engen Tal^äiM '<br />
wir Jahr um Jahr besuchen, gibt es. viel vertraute*<br />
Gesichter. «Mal wieder hiesig?» geht<br />
die Frage und sie freuen sich, dass wir dem<br />
Tale treubleiben. Man ist wie daheim in<br />
einer Familie. An einem' Statiönchen steigt<br />
der Tierarzt ein, schnaufend und wichtig,
N° 58 - <strong>1930</strong> AUTOMOBIL-REVUE 25<br />
Begegnung<br />
•Tagelang denkt er darüber nach, wie er es<br />
beginnen müsse, dieser trauernden Frau eine<br />
Blume zu geben. Vielleicht wird sie böse darüber<br />
sein, vielleicht wird er stottern, wenn<br />
er sprechen soll. Wie unglücklich wird er<br />
dann sein. Sie ist so wunderbar schön, sie<br />
geht so leicht, so schwebend. Immer hält sie<br />
die Lider über die Augen halb gesenkt, sie<br />
sind gewiss gross und strahlend, immer hält<br />
sie den Kopf leicht geneigt. Ob sie seiner<br />
überhaupt schon gewahr wurde ? Hell erklingt<br />
die Glocke seines Fahrrades.<br />
Sie wendet ein wenig den Kopf. « Da ist er<br />
wieder, dieser schöne, hochgewachsene Knabe,<br />
mit dem leuchtenden gelben Haar.» .Mit<br />
einem Blick kann man sich sein Bild einprägen.<br />
Stirne und Nase in edler Linie, die Augen<br />
tiefblau, die Gestalt schlank, kraftvoll<br />
und doch weich und elastisch in Haltung und<br />
Bewegung. « Wenn er mein Bruder wäre, da<br />
wäre ich weniger einsam.»<br />
Er lässt das Rad frei laufen und saust an<br />
ihr vorüber, hocherhobenen Hauptes, ohne<br />
ihr einen Blick zu geben. Nur einen Finger<br />
hat er ganz leicht an die Lenkstange gelegt,<br />
'wie um ihr zu zeigen, dass er um ihr Dasein<br />
weiss. Man muss nicht mit dem ganzen Auge<br />
schauen, um zu sehen, wie wunderschön sie<br />
ist. —<br />
Ihr erscheint es ein wenig verächtlich, dieses<br />
leichte Hintasten seines kleinen Fingers<br />
nach der Lenkstange. « Aber ich bin ihm ja<br />
fremd, wie sollte er anders ! »<br />
Da sie nach kurzem Verweilen'vom Friedhof<br />
wieder kommt, steht er da, an eine Planke<br />
gelehnt, neben sich sein Fahrrad. In der<br />
linken Hand hält er eine weisse Rose. Ellbogen<br />
und Arm sind eng. angeschlossen an<br />
dem schmalen Knabenkleid, als müsste er die<br />
Blume stützen, und die Finger liegen so sonderbar<br />
an dem Stengel, als hielten sie nicht<br />
eine Rose umschlossen, sondern das Beste<br />
seines Daseins, seine Jugend, seine Seele.<br />
In ihren Augen bekommt diese Blume/einen<br />
unirdischen Wert. Sie will es sich gar nicht<br />
vorstellen, dass er die Rose vielleicht für sie<br />
selbst bereit hält und muss es dennoch wünschen.<br />
Die Füsse tragen sie langsam vorwärts;<br />
nun steht sie vor ihm. Da hebt sie ein<br />
wenig die Hände und sagt mit einer Stimme,<br />
die ihr fremd klingt: «Oh bitte, wollen Sie<br />
mir die weisse Rose geben ? »<br />
Tagelang hat er darüber nachgedacht, wie<br />
er es beginnen müsse, ihr eine Blume zu geben,<br />
und nun ist alles so traumhaft leicht, so ,<br />
unwirklich schön geworden. Er bewegt die<br />
Lippen in stummem Flüstern,' und Während er^<br />
ihr die Rose entgegenhält, scheint er sich zu<br />
verneigen: aber es ist kein Neigen des Körpers,<br />
nur an seinem demütipen Ausdruck ist<br />
zu erkennen, dass er sich vor der Fremden<br />
verbeugt.<br />
Sie nimmt die Blume mit .beiden Händen<br />
und streift dabei an seine kraftvollen langen<br />
Knabenfinger. Und sie blicken einander mit<br />
feuchten leuchtenden Augen ernst an.<br />
Humor<br />
Die Dame am Steuer. Er : Zum Teufel,<br />
Jetzt ist mir eine Zündkerze durchgebrannt.<br />
Sie : Um Gottes Willen, aber ohne Licht<br />
können wir doch gar nicht mehr nach Hause<br />
kommen.<br />
Er : Ich hin mit meinem Auto gar nicht<br />
zufrieden.<br />
Sie : Siehst du — hättest du das mit dem<br />
entzückenden Zigarettenanzünder und der<br />
herrlichen Kühlerfigur genommen !<br />
« Sie» hält an und giesst aus einer Kanne<br />
Benzin in den Kühler. Ein Zuschauer fragt,<br />
ob bei diesem Auto der Benzinbehälter in<br />
dieser eigenartigen Weise angebracht sei.<br />
Darauf antwortet sie : « Ach, es ist das erste<br />
Mal, dass ich allein fahre. Es wird aber<br />
schon in Ordnung sein. Hier giesst mein.<br />
Mann oft etwas hinein.»<br />
* * *<br />
Die Magenuhr.<br />
Der kleine Fritz : Mutti, ist nicht bald Mittagszeit<br />
?<br />
Mutter : Noch lange nicht!<br />
Fritz: Ja, 'dann muss mein Magen aber<br />
sehr vorgehen!<br />
* * •<br />
Der Ahnungslose. « Ist das ein Verlobungsring<br />
? » fragt die Freundin neugierig. « Ia »,<br />
erwidert Stella stolz. « Aber du darfst es<br />
niemandem weitersagen. Der, der ihn mir<br />
gegeben hat, weiss es nämlich selbst noch<br />
nicht.»<br />
Was er wünscht. « Wenn ich Ihnen meine<br />
ehrliche und aufrichtige Meinung sagen<br />
soll,.. > meinte der Rechtsanwalt. Aber der<br />
Klient unterbrach ihn : « Nein, nein. Ich will<br />
Ihren juristischen Rat.»<br />
* * •<br />
«Kannst du deinen Schneider als gut empfehlen?»<br />
«O ja — zum Beispiel dieser Anzug hier<br />
hat bis zur letzten Ratenzahlung gehalten.»<br />
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dere ab, sei es mm an den Gestaden des Zugeroder<br />
Aegerisees, sei es in einem Voralpentälchen<br />
oder sonstwo. Das mittelalterliche Städtchen* Zug,<br />
wohl eines der schönsten Landstädtchen der<br />
Schweiz, mit seinen trutzigen Wachttürmen und<br />
Gasthaus<br />
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landw. Betrieb. Forellen. Güggeli.<br />
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Prospekte durch: ßebr. Schär.<br />
Eines ist sicher: einen schlechten Geschmack beweisen<br />
sie damit nicht, die wissen, wo's schön ist<br />
Drum, wer dies Gebiet noch nicht kennt, der lenke<br />
seinen Wagen das nächste Mal ins Zugerländchen.<br />
— wenn es das erste Mal ist, so wird es bestimmt<br />
nicht das letzte Mal sein. E. B.<br />
Kandersteg. Der talwärts schäumenden Kander<br />
entgegen führt ein Autosträsschen nach Kandersteg.<br />
Fröhlich zieht es, bald rechts, bald links des Baches,<br />
durchs Tal hinauf, teilweise schwesterlich begleitet<br />
von den Geleisen der Lötschbergbahn. Wir erreichen<br />
Zugerländchen. Hart am weltberühmten Gebiet<br />
des Vierwaldstättersees liegt ein prachtvolles Stück<br />
Schweizererde, vom grossen Fremdenstrom fast unberührt,<br />
das Zugerländchen. Wohl führt die grosse<br />
Verkehrsader von Zürich nach dem Gotthard und<br />
Luzern mitten durch sein Gebiet, doch durchfährt<br />
der Automobilist meist achtlos die Strecke, vielleicht<br />
hier und dort im Vorbeifahren ein hübsches Bild<br />
aufnehmend. Und wahrlich, das Zugerland ver-<br />
Frutigen. Die Strasse teilt sich, ein. Strassenarm<br />
seinen prächtigen Alleen, Orte wie Baar, mit den führt der Engstligen entlang nach Adelboden; wir<br />
nahegelegenen, berühmten Höllgrotten, Menzingen,<br />
der Weiler Edlibach, Ober- und Unter-Aegeri, dann<br />
" folgen dem andern, der weiter durchs Kandertal<br />
Cham, Rothkreuz, Walchwil, alle laden uns zum<br />
, führt. An der mächtigen Ruine Tellenburg und<br />
Bleiben ein und überall fühlt man sich sofort heimisch.<br />
Und wenn wir so das Ländchen durchstrei-<br />
später am idyllischen Blausee vorbei führt unser<br />
diente doch viel mehr Beachtung! Wer einmal<br />
sich zu einem Aufenthalt entschliesst und<br />
das Ländchen mit offenen Augen durchstreift, fen, dann merken wir noch etwas, nämlich dass<br />
wird immer von neuem erstaunt und be-eiglückt sein von den intimen Reizen, die sich schen Erdenflecks schon lange «entdeckt» haben<br />
paar ganz Schlaue die Vorzüge dieses idylli-<br />
ihm bieten. Ein hübsches Bild löst das an-und Jahr für Jahr ihre Ferien'hier zubringen'.<br />
e Zufahrtsstrassen aus der ganzen Schweiz sind ersichtlich in O.R.Wagners<br />
CH Touring, Führer für Automobilfahrer, offizielle Ausgabe des T. C. S.<br />
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O. Kflni kehrt sind, werden wir die leuchtende Erinnerung<br />
an herrliche Tage mit in den Alltag nehmen, -r.<br />
Langenthai. Selten ist ein Ort für Autoausflüge<br />
so günstig gelegen, wie das bei Langenthai der Fall<br />
ist. Hart an der grossen Durchgangsstrasse Bern-<br />
' Zürich und Basel liegend, wird es doch von derselben,<br />
nicht berührt, und ist so vom Lärm der<br />
durchfahrenden Fahrzeuge verschont. Der Ort hat<br />
sich in den letzten Jahrzehnten prächtig entwikkelt;<br />
seine betriebsame Industrie, sein Handel und<br />
sein Gewerbe haben ihn zum Zentrum des ganzen.<br />
Oberaargaus gemacht. Fast wagt man nicht mehr<br />
von einem «Dorf» zu reden; aber der Landwirt<br />
spricht auch heute noch in Langenthai sein Wort<br />
• mit. Vor allem aber ist Langenthai auch ein einladender,<br />
gastfreundlicher Ausflugsort, und Sonn-<br />
! tags, wenn der pulsierende Arbeitsstrom ausgesetzt<br />
i hat, ist es gar ruhig und heimelig hier. Die Auto-<br />
: mobilisten sollten Langenthai noch mehr als bisher<br />
zum Ausflugsziel wählen, und wer etwa noch riia<br />
dort war, der verfehle ja nicht, am nächsten<br />
Weekend doch mal auf Langenthai zuzusteuern,<br />
B.<br />
Wingreis bei Twanri. Am Fusse steil abfalleo-<br />
' der Felsen, mitten in den Rebbergen, vor alle«<br />
Winden geschützt, liegt eine malerische Gruppe von<br />
Häusern am linken Bielerseeufer. Rauschend wirft<br />
der See in gleichmässigen Abständen seine Wellen<br />
ans Ufer, und die Sonne verwandelt das Wasser<br />
in flüssiges Silber. In blauer Ferne zeichnen siGh<br />
die Gipfel der Voralpen ab. Das ist die Lage voB<br />
Wingreis, und diese herrliche Lage macht es zum<br />
idealen Ausflugsort für den Automobilisten. Der<br />
Bielersee ist ja von überall her mit Leichtigkeit zu<br />
erreichen, und niemand wird es bereuen, den Sonn*<br />
tag oder die Ferien an diesem herrlichen Plätzchen<br />
verbracht zu haben.<br />
bchr.<br />
Evolena, ein Walliserdorf. Händelsüchtig veranlagte<br />
Leute fahren sich bestimmt in die Haare*<br />
wenn sie die Vorzüge der Walliser Seitentäler vergleichend<br />
abwägen. Friedfertige Menschen werden<br />
vielleicht für die eine oder andere Ecke der Walliser<br />
Landschaft eine Schwäche haben, im allgemeinen<br />
aber der Meinung sein, dass das Wallis vom<br />
Tal der Rhone bis hinauf zum Monte Rosa und<br />
vom Galenstock bis hinunter zur Dent du Midi ein<br />
gottgesegnetes Stück Schweizerland ist. Und wenn<br />
man Lorbeeren verteilen und Loblieder singen will,<br />
so soll man kurzerhand an alle Berge Kränze hängen<br />
und auf den ganzen Kanton ein grosses Lied<br />
der Bewunderung und des Dankes anstimmen.<br />
Einen der vielen Kränze würde ich an die Berge<br />
von Evolena hängen und eine Strophe des Lobliedes<br />
dem schmucken Hauptort des Val d'Herens, wieder<br />
Evolena, widmen, — sofern ich Dichter wäre. Evolena<br />
wird als das originellste Walliserdorf bezeichnet.<br />
Es hat sehr wahrscheinlich Anrecht auf diesen<br />
Titel. Das grosse Dorf weit hinten im Val d'Herens<br />
— es sind 27 km von Sitten — hat eine Bevölkerung,<br />
die trotz dem raschen Lauf der Zeit am<br />
Alten festhält. Die Frauen und Kinder im Eringertal<br />
tragen auch heute noch ihre schmucke Tracht<br />
mit dem kecken Walliserhütchen, und man schämt<br />
sich gar nicht, auf dem Eselsrücken bis zur Stadt<br />
hinunter zu reiten, wo Autos kommen und Fremde<br />
mit grossen Augen das Reiten der Frauen ansehen.<br />
Diese Tradition ist das schöne Wahrzeichen des<br />
Tales von Evolena, und wenn man noch das<br />
schmucke Dorf, den grünen, lachenden Talboden und<br />
die versonnte, bergige Landschaft zu schätzen weiss,<br />
dann begreift man von Herzen, dass das Dorf im<br />
Eringertal zu einem grossen Titel gekommen ist<br />
Schm—<br />
Teilspiele In AHdorf. (Mitg.) Nachdem am 22.<br />
Juni das Tellspiel vor 800 Mitgliedern des Schweizer<br />
Metzgermeister-Verbandes aufgeführt und von<br />
denselben begeistert applaudiert wurde, fand Sonntag<br />
den 29. Juni sbhin die erste Aufführung für die<br />
Schuljugend statt, an der über 1000 Kinder, Studenten<br />
und .Töchter aus der Urschweiz beiwohnten.<br />
Jugendliche Begeisterung zollte dem Spiel reichen<br />
Beifall. Mit dem nächsten Sonntag, den 13. Juli, beginnen<br />
nunmehr unter der neuen Regie des Hrn.<br />
Kunstmaler August Schmid die programmässigen<br />
Aufführungen alle Sonntage. Der Besuch der ersten<br />
Aufführungen im Juli wird speziell empfohlen, da<br />
der Andrang im August erfahrungsgemäss jeweilen<br />
sehr gross ist.
26 AUTOMÖBlL-REVUfe <strong>1930</strong> — N" 58<br />
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N» 58 - 19S0 AUTOMOBIL-REVUE<br />
Heilbäder des Toggenburgs.<br />
keit seiner frischen Gesundung, die er in toggenburgischen<br />
Bädern wieder gefunden hat.<br />
Es ist zweifellos ein© Merkwürdigkeit des<br />
Toggenburgs, dass m seinen Bergen die Heilquellen<br />
so mannigfaltig sprudeln. Di© mine-<br />
« medizinische' Strafanstalten », sondern Fe-<br />
Diese toggenburgischen Bäder sind nicht<br />
ralischen Wasser sind aus der Tiefe aufgestiegen,<br />
wahrscheinlich infolge von Querren<br />
Angelegenheiten ja schön und unauffälrienaufenthaltsorte,<br />
wobei man seine intimebrüchen,<br />
die die Gebirge in Schollen zerlegten.<br />
Dadurch sind Quellen erschlossen worsächlich<br />
die radioaktive Schwefelquelle in<br />
lig verbinden kann. Wir nennen hier hauptden,<br />
die einen Gesundbrunnen für die Menschen<br />
bedeuten. Das Toggenburg besitzt Sennrüti, das eisenhaltige Bad in Hemberg,<br />
Rietbad, die vorzüglichen Badanlagen in<br />
Schwefelquellen, Eisenquellen usw. und mancher<br />
Wanderer gedenkt heute in Dankbar- das Rheumabad « Moos » bei Magdenau und<br />
das Mineralbad « Spitzbad» in Mogeisberg,<br />
das Schwefelbad Grabserberg. Diese Bäder<br />
weisen immer eine gute Frequenz auf. fb.<br />
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1. Tag. Bern, Zollikofen, Münchenbuchsee, Lyss,<br />
Biel, Pieterlen, Grenchen, Selzach, Solothurn, Wiedlishach,<br />
Balsthal, Langenbruck, Waldenburg, Holstein,<br />
Liestal, Schweizerhalle, Basel, Reinach, Grellingeh,,<br />
Laufen, Soyhieres, Delsberg, Develier, Los<br />
Rangiers, Caquerelle, Bassecourt, Undervelier, Bellelay,<br />
Tavannes, Sonceboz, Gourtelary, St-Imier, Renan,<br />
La Chaux-de-Fonds, Hauts-Geneveys, Valangin,<br />
Neuchätel, 261 km.<br />
2. Tag. Boudry, St. Aubin, Corcelles, Grandson,<br />
•Yvefdon, Essertines, Echallens, Lausanne, Morges,<br />
Allaman, Rolle, Nyon, Coppet, Versoix, Genf, Versoix,<br />
Nyon, Rolle, Morges, Lausanne, Lutry, Cully,<br />
St. Saphorin, Vevey, Montreux, 218 km.<br />
3. Tag, In: Montreux. Abstecher nach Glion-<br />
Caux, Les Avants oder Schloss Chillon.<br />
4. Tag. Ghillon, Villeneuve, Röche, Aigle, Ormont-dessöus,<br />
Ormont-dessus, Gol de Pillon, Gsteig,<br />
Gstaad, Saanen, Saanenmöser, Zweisimmen, Boltigen,'<br />
'Erlenbach,' Wimmis; Spiez, Gwatt, Thun, zurück<br />
nach Spiez, Faulensee, Leissigen, Därligen,<br />
Interlaken, 153 km.<br />
5." Tag. Ruhetag in Interlaken, erent. Ausflug<br />
auf den Beatenberg oder nach Grindelwald oder<br />
Lauterbrunnen.<br />
6. Tag. Ringgenberg, Oberried, Brienz, Brünig,<br />
Lungern, Giswil, Sachsein, Sarnen, Alpnach, Stansstad,<br />
Horw, Luzern, Kiissnacht, Weggis, Vitznau,<br />
Gersau, Brunnen, Schwyz, Lowerz, Arth, Walchwil,<br />
Zug, Baar, Sihlbrugg, Sihlwald, Adliswil, Zürich,<br />
Zollikon, Küsnacht, Meilen, Stäfa, Rapperswil,<br />
Eschenbach, Ricken, Wattwil, 223 km.<br />
7. Tag. Ebnat-Kappel, Nesslau, Alt-St. Johann,<br />
Wildhaus, Garns, Eugstisriet, Oberriet, Altstätten,<br />
Rebstein, Au, Rheineck, Rorschach, St. Gallen, Bruggen,<br />
Gossau, Bisohofszell, Sulgen, Weinfelden, Märstetten,<br />
Eschikofen. Frauenfeld, Herdern, Stein am<br />
Rhein, Diessenhofen, Schaffhausen, Rheinfäll, Benken,<br />
Andelfingen, Winterthur, Kemptthal, Briittisellen,<br />
Zürich, 239 km.<br />
8. Tag. Zürich, Besichtigung der Stadt.<br />
9. Tag. Dietikon, Baden, Mellingen, Lenzburg,<br />
Seon, Boniswil, Beinwil, Gelfingen, Hochdorf,<br />
Eschenbach, Emmen, Luzern, Emmenbrücke, Neuen«<br />
kirch, Sempachersee, Sursee, Mauensee, Ettiswil,<br />
Zeil, Huttwil, Dürrenroth, Sumiswald, Zollbrück,<br />
Langnau, Signa«, Grosshöchstetten, Worb, Bern,<br />
190 km.<br />
Sie werden gut tun, sich die Automobilkarte der<br />
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gemessen einen Rabatt von 20%. L. W. in B.<br />
Touren -Fragen<br />
T.F. 501, Le Locle-Reims. Welches ist, bei Berücksichtigung<br />
der besten Strassen, die direkteste<br />
Route von Le Locle nach Reims und wieviel Gesamtkilometer<br />
beträgt diese? In welche Etappen<br />
soll ich die Reise einteilen? R. P. in L.<br />
T. F. 502, Baden-Baden-Basel. Welche Route ist<br />
— bei nicht allzu grossen Umwegen — die interessanteste,<br />
wenn ich von Baden-Baden durch den<br />
Schwarzwald nach Basel gelangen will? Wieviel<br />
Kilometer? c. B. in M.<br />
Grosses Gepäck.<br />
Eine Darstellerin an einem Revuetheater<br />
trug ein ganz kleines Handtäschchen bei sich.<br />
« Genügt denn das für Ihre Zwecke ? » fragte<br />
ein Bekannter.<br />
.«Vollkommen. Die Tasche enthält mein<br />
Kostüm, meine Rolle und meine Gage.»<br />
«Jetzt muss ich aber gehen. Ich habe mich<br />
um fünf Uhr mit meinem Mann verabredet.<br />
— Wie spät ist es denn eigentlich?»<br />
«Gleich sechs.»<br />
• . •.<br />
«Na, dann kann ich noch eine Viertelstunde<br />
bleiben.<br />
Die Strandbadnixes<br />
Verlobung.<br />
Und wieder:; zog 1 ; der Frühling ins Land.<br />
Und wieder reisten, Mutter und Tochter an<br />
die Riviera. Wie jedes Jahr zuvor. Der<br />
März' verging. Schon nahte der April seinem<br />
Ende.<br />
«Ich weiss -nicht, was. dieses Jahr ist»,<br />
jammerte die Mutter, «sonst warst du um<br />
diese Zeit immer schon verlobt. »<br />
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28 AUTOMOBIL-REVUE <strong>1930</strong> — w» 58<br />
Dieser Tage ist die sechzehnte Ausgabe des Führers für Automobilfahrer<br />
«CH Touring» von O. R. Wagner erschienen. Wohl keinem Schweiz.<br />
Automobilisten ist der CH Touring-Führer in rotem Einband unbekannt.<br />
Sind doch seit seinem fünfundzwanzigjährigen Erscheinen annähernd 100,000<br />
Exemplare im Gebrauch bei schweizerischen und ausländischen Automobilfahrern.<br />
Die neue Ausgabe hat ihren alten Vorzügen wieder einige wertvolle<br />
Neuerungen beigesellt. Sie befestigt damit ihren Ruf als ältester und bester<br />
Automobilführer der Schweiz aufs neue.<br />
Als besondere Vorzüge nennen wir vor allem: 24 HAUPT KARTEN der.<br />
Schweiz im Maßstab 1:250,000. Diese Karten sind für automobilistische<br />
Zwecke gezeichnet, die Strassenzüge sind ihrer Bedeutung nach scharf hervorgehoben,<br />
die Ortschaften nach automobilistischen Gesichtspunkten ausgewählt,<br />
unter Hervorhebung des Wichtigen und Beseitigung alles Ueberflüssigen.<br />
Die buchförmige Anlage der Karten ermöglicht ein leichtes Benützen<br />
während der'Fahrt. Die Uebersicht und das Ineinandergreifen der einzelnen<br />
Blätter ist durch starkes Uebergreifen des Randes wirksam unterstützt.<br />
Keine andere Autokarte weist gleich zweckmässige Anordnung auf.<br />
72 SONDERKARTEN verschiedenen Maßstabes dienen speziell den Bedürfnissen<br />
zahlreicher Gebietsteile; auch diese Kärtchen sind nach rein automobilistischen<br />
Grundsätzen ausgearbeitet. Sie geben Aufschluss über alle<br />
kartographischen und autotouristischen Fragen, welche sich der Fahrer zu<br />
Hause und unterwegs stellt.<br />
33 Stadtpläne, in fünffarbiger, übersichtlicher Anordnung, zeichnen die<br />
für die Durchfahrt durch alle schweizerischen Hauptorte bestgeeigneten<br />
Strassen; diese Karten zeigen Im weiteren die genaue Lage aller Sehenswürdigkeiten<br />
der betreffenden Orte.<br />
123 Routenbeschreibungen geben erschöpfende Auskunft über das<br />
gesamte Schweiz. Strassennetz, soweit es für den Automobilfahrer von Interesse<br />
ist. An der Spitze Jeder Route steht eine knappe Charakteristik der betreffenden<br />
Strasse, dazu eine Kilometrierung und alles Wissenswerte, was<br />
unterwegs an der betreffenden Route links oder rechts vom Wege zu sehen<br />
ist; die Gebirgsstrassen sind ihrer besonderen Bedeutung nach einlässlich<br />
behandelt. Für jeden Gebietsteil unseres Landes ist eine Zusammenstellung<br />
der schönsten Ausflüge in den betreffenden Gebieten ausgearbeitet.<br />
DAS ORTSREGISTER Ist eine erschöpfende, zweckmässige Zusammenstellung<br />
der geographischen, historischen und kulturellen Eigenart jeder<br />
wichtigen Ortschaft. Beigefügt sind alle für den Automobilverkehr in Betracht<br />
fallenden nützlichen Adressen nach dem neuesten Stand. Allen Pässen,<br />
wichtigeren Höhen und Ausflugsgebieten ist ebenfalls eine kurze automobilistische<br />
Beschreibung gewidmet.<br />
DIE GRENZGEBIETE DER SCHWEIZ sind in der neuen Ausgabe<br />
eingehend "behandelt. Der ganze Schwarzwald bis hinunter nach Heidelberg<br />
ist in fünffarbigen Hauptkarten im Maßstab 1: 250,000 in gleich vorteilhafter<br />
Weise behandelt wie die Schweiz. Vorzügliche Karten greifen hinüber,in<br />
das benachbarte Frankreich und nach Savoyen. Im Osten ist das bayerische<br />
und italienische Grenzland bis zu den Dolomiten kartographisch behandelt,<br />
Gebiete, welche der schweizerische Automobilist je länger je mehr als Ausflugsziele<br />
wählt.<br />
So gibt CH Touring Aufschluss über alle autotouristischen Fragen des<br />
Fahrers; alles was auf Touren im heimischen Gebiet, sowie im benachbarten<br />
Ausland zu wissen ist, wird in vorbildlicher kartographischer und textlicher<br />
Anlage behandelt. Die fünfundzwanzigjährige autotouristische und kartographische<br />
Erfahrung des Verfassers ist der neuen Ausgabe wieder in besonderer<br />
Weise zustatten gekommen. Der Preis dieses trefflichen Reisehandbuches<br />
beträgt nur Fr. 12.—; in Anbetracht der Güte und Fülle des Gebotenen<br />
äusserst wenig.<br />
AUTO-FAHRTEN<br />
Dieser Tage ist die achte Ausgabe des «Automobilführers von Europa»,<br />
unter dem Titel «EUROPA TOURING», erschienen. Dieses Werk ist<br />
bekanntlich erstmals im Frühjahr 1928 im Auftrag und unter Patronat der<br />
«Alliance Internationale de Tourisme» und offizieller Mitwirkung des T.C. S.<br />
erschienen. Verfasser ist O. R.Wagner, Chefredakteur der Automobil-Revue,<br />
ein Praktiker des Automobils, der sich seit 25 Jahren durch zahlreiche<br />
autotouristische Veröffentlichungen einen Namen gemacht hat.<br />
«Europa Touring» hat einen beispiellosen Erfolg in zahlreichen Ländern<br />
Europas erreicht; er gelangt in deutscher, französischer und englischer<br />
Sprache zur Ausgabe. Die grössten Touring- und Automobil-Clubs der<br />
Welt, z. B. die englische und amerikanische «Automobil Association», der<br />
italienische und französische Touring-Club, der Allgemeine Deutsche Automobil-Club<br />
und andere Clubs vieler Länder liefern dieses europäische Standardwerk<br />
des Autotourismus an ihre Mitglieder, welche Europa im Automobil<br />
bereisen.<br />
Die neue Ausgabe hat eine gründliche Revision und Erweiterung erfahren;<br />
Hunderte von Kennern vieler Landesgegenden haben mit ihren Erfahrungen<br />
an der Vervollkommnung dieses einzigartigen Führers mitgeholfen, so dass<br />
ein Werk entstanden ist, das nicht nur einzigartig, sondern in jeder Hinsicht<br />
mustergültig ist. Als Grundlage dienen 40 fünffarbige, für die autotouristische<br />
Benützung gezeichnete Hauptkarten im Maßstab 1 : 1,5 Millionen; sie<br />
umfassen alle dem Tourenwagen erschlossenen Gebiete Europas. Diese Karten<br />
geben klaren Ueberblick und lassen die wichtigen Strassen jedes Landes deutlich<br />
erkennen. Von den bevorzugten Touristikgebieten, z. B. von den Alpen,<br />
Pyrenäen, Vogesen, vom Schwarzwald, vom autotouristischen Ausflugsgelände<br />
in Deutschland, Frankreich, Italien usw. sind zahlreiche Sonderkarten<br />
im Maßstab 1 : 500,000 eingeschaltet, die eine touristische Auswertung jener<br />
schönen Gegenden ermöglichen. Jedes Land ist nach einem praktischen Plan<br />
für den von auswärts kommenden Touristen ausgearbeitet; ein Griffregister<br />
mit den automobilistischen Kennzeichen CH - D - F - J - usw. ermöglicht<br />
das augenblickliche Auffinden. Kurze Beschreibungen zeigen, wie die Ausflugsgebiete<br />
am zweckmässigsten besucht werden; jeder bemerkenswerte<br />
Ort ist geographisch, historisch und kulturell knapp geschildert, jedem Gebirgsübergang<br />
sind ein paar Zeilen automobilistischer Kennzeichnung zugemessen-<br />
Zum Besuch und Aufenthalt in Städten dienen dem Fahrer 90 übersichtliche<br />
Stadtpläne. Hotels und Garagen sowie autotouristische Auskunftsstellen<br />
sind nach dem neuesten Stand nachgetragen. Alles was der Automobilist<br />
vor und nach der Fahrt wissen muss, ist kurz und bündig gesagt und<br />
kartographiert. Es braucht für Auslandreisen kein weiteres Informieren,<br />
keine Fragen, keine Erkundigungen, keine anderen Karten oder Führer;<br />
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Wer früher ein fremdes Land mit der Bahn bereiste, tat dies nicht ohne<br />
den roten «Baedecker»; wer heute irgendein Land Europas im Automobil<br />
bereisen will, wird die Fahrt nur dann mit vollem Genuss machen, wenn er<br />
den roten «Europa Touring» im Wagen hat.<br />
Durch die grosse Verbreitung, welche dieses autotouristische /Verk innert<br />
drei Jahren erreichte, konnte der beispiellos billige Preis von Fr. 12.—<br />
auch für die neue Ausgabe beibehalten werden. Lassen Sie sich, bevor<br />
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kommen; wir zahlen anstandslos den Betrag zurück, wenn Ihnen das Buch<br />
aus irgendeinem Grunde nicht gefällt. Alle Bestellungen werden nach Massgabe<br />
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