E_1930_Zeitung_Nr.066
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Ausgabe: Deutsche SetnretX<br />
BERN, Dienstag. 5. August <strong>1930</strong><br />
Nummer 20 Cts.<br />
26. Jährgang. — N° 66<br />
ERSTE SCHWEIZERISCHE AUTOMOBIL-ZEITUNG<br />
Zentralblatt für die schweizerischen Automobil- und Verkehrsinteressen<br />
ABONNEMENTS-PBEISE: Erscheint Jeden Dienstag und Freitag Monatlieh „Gelbe IJste"<br />
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die Verbindung jedes Ortes mit den Stätten der Industrie und des Handels, mit<br />
den unendlichen Kleinodien schweizerischer Landschaftsschönheit, finden Sie kartographisch<br />
und textlich übersichtlich zusammengestellt im 0. R. Wagners Führer für<br />
Automobilfahrer<br />
CH Touring<br />
offizielle Ausgabe des T. C. S. Verlangen Sie beim Buchhändler oder Clubsekretariat<br />
dieses Kartenbuch oder lassen Sie es direkt kommen vom Verlag Hallwag Bern.<br />
Verkehrsgesetz in naher Sicht!<br />
Wie wir bereits in Nr. 65. der A. R. mitteilen<br />
konnten, hat das eigenössische Justizund<br />
Polizeidepartement seinen Vorentwurf<br />
zum Automobilgesetz aufgestellt und beschäftigt<br />
sich nun mit der Ausarbeitung der<br />
Motive. Der Departementsentwurf soll mit<br />
den Motiven mit einer auf den Monat Oktober<br />
einzuberufenden Expertenkommission beraten<br />
werden. Wir werden anlässlich der<br />
Veröffentlichung in der ersten Hälfte September<br />
Gelegenheit haben, den Entwurf eingehend<br />
zu besprechen.<br />
Wie erinnerlich, hatte das eidgen. Justizund<br />
Polizeidepartement am 21. September<br />
1929 den sich interessierenden Verkehrsverbänden<br />
einige Bemerkungen zum Entwurf<br />
für ein neues schweizerisches Automobilgesetz<br />
mit daran sich anschliessendem Fragebogen<br />
zugestellt. Zu den gestellten Fragen<br />
hatte das Departement zur bessern Beleuchtung<br />
der sich stellenden Probleme noch<br />
erklärende Bemerkungen beigefügt. In eingehender<br />
Weise nahmen die grossen schweizerischen<br />
Verkehrs- und Automobilverbände<br />
zum Fragebogen Stellung. Das eidgenössische<br />
Justiz- und Polizeidepartement bekam<br />
damit ausgezeichnete Grundlagen zum Ausbau<br />
seines Vorentwurfes. Zugleich wurde es<br />
mit aller Deutlichkeit über die Wünsche der<br />
verschiedenen Verbände aufs Laufende gesetzt.<br />
Es ist erfreulich, dass das besagte Departement<br />
unter vorzüglicher Leitung von<br />
Die blaue Wand<br />
Von Richard Washbwn Child.<br />
Autorisierte Uebersetzung 1 ans dem Amerikanischen<br />
von läse Landau. (Engelhorna Romaabibliothek.)<br />
(23. Fortsetzung)<br />
5.<br />
In der Dämmerung.<br />
Eine halbe Stunde fast, in der die Minuten<br />
wie Ewigkeiten schienen, mochte vergangen<br />
sein. Ich wartete auf der oberen Diele am<br />
Fenster, durch das die Lichter von der<br />
Strasse weisse Flecke auf die Decke warfen,<br />
als ich endlich die Hundepfoten unten auf<br />
dem Hausflur tapsen und Juliannas leises<br />
Atemschöpfen auf der Treppe vernahm.<br />
Ich ging ihr entgegen. Einen Augenblick<br />
lang barg sie den Kopf an meiner Schulter.<br />
«Ich liebe dich mehr als je,» sagte sie leise.<br />
«Ich bitte dich, bleib da! — Ruf Margaret<br />
und besorge das Notwendige. Ich komme<br />
nachher zu dir.»<br />
Bei diesen Worten presste sie mit dem<br />
kräftigen Druck ihrer Hand meinen Arm,<br />
dann ging sie in ihr Zimmer und verschloss<br />
die Tür.<br />
Als ich mechanisch ihrem Gebot folgte,<br />
da gewahrte ich, das Margaret, mit jenem<br />
Instinkt alter Dienstboten, der manchmal so<br />
scharf ist wie der eines Tieres, schon geahnt<br />
haben musste, dass irgendeine Katastrophe<br />
eingetreten war und dann in ihrer,<br />
unhörbaren Art herumgeschnüffelt hatte, bis<br />
Bundesrat Häberlin die Arbeit im beschleunigten<br />
Tempo aufgenommen hat und bereits<br />
innerhalb kurzer Zeit imstande ist, seine<br />
Arbeit der Oeffentlichkeit bekanntzugeben.<br />
Wenn das Departement und die zuständigen<br />
Organe unter Leitung von Dr. Rotmund speditife<br />
Arbeit geleistet haben, so ist das das beste<br />
Zeichen dafür, dass der Erlass eines Automobilgesetzes<br />
auch vom Departement als<br />
äusserst dringlich betrachtet wird. Auch die<br />
kompetente Polizeidirektoren-Konferenz hat<br />
in ihrer Sitzung vom 3. September 1929 den<br />
heutigen Zustand als unerträglich bezeichnet»<br />
dem mit den bisherigen Mitteln nicht mehr'<br />
beizukommen sei«<br />
" Die quantitative und qualitative' Entwicklung<br />
des Automobil- und Fahrradverkehrs<br />
seit Ausarbeitung des ersten Entwurfes<br />
vom April 1922 hat dem Gesetzgeber<br />
gezeigt, dass das ganze Verkehrsproblem<br />
auf eine modernere und den heutigen Bedürfnissen<br />
angepasste Basis zu stellen ist.<br />
Die Popularisierung des Automobils hat jedenfalls<br />
den Erfolg heute schon gezeitigt,<br />
dass man einander mehr gegenseitiges Verständnis<br />
und auch grössere Hilfsbereitschaft<br />
entgegenbringt. Wir hoffen, dass das Departement<br />
sich im Entwürfe noch mehr als<br />
sie die Wahrheit entdeckte. Nun lag sie am<br />
Fusse der Treppe, das Gesicht in den Händen<br />
vergraben, indes sich ihr breiter Rücken<br />
in lautlosem Schluchzen hob und senkte.<br />
Bedeutete doch Julianna und deren Vater<br />
den Inhalt ihres alten Lebens! Und nun war<br />
die eine Hälfte dahin!<br />
«Stehen Sie auf, Margaret,» sagte ich leise.<br />
«Ja, Herr,» antwortete sie nach einigen<br />
Augenblicken, strich im Aufstehen ihre Haube<br />
zurecht, sich zu ihrer Pflichterfüllung aufraffend,<br />
wie ein schlapp gewordener Soldat.<br />
Sie half mir in den nächsten Stunden telephonieren,<br />
anordnen, bestellen was erforderlich<br />
war. Trotzdem sie vollauf beschäftigt<br />
war, hielt sie sich immer, ein beständiges,<br />
leises Wimmern in der Kehle, dicht in meiner<br />
Nähe. Ihre Brillengläser waren beschlagen<br />
von dem Nass ihrer alten blauen Augen,<br />
deren Farbe wie bei altem chinesischem<br />
Porzellan vom Nass- und Wiedertrockenwerden<br />
in jahrzehntelangem Familiengebrauch,<br />
verblasst war; aber sie überliess<br />
sich nicht wieder ihrem Kummer.<br />
Als wir dann in der Halle standen und einander<br />
ansahen — es war einer jener Augenblicke,<br />
in denen man nach Erledigung einer<br />
grossen Arbeit sozusagen ein geistiges Inventar<br />
aufnimmt, um sich zu vergewissern,<br />
dass auch nichts vergessen sei — da bemerkte<br />
ich mit um so grösserem Erstaunen,<br />
wie der Ausdruck ihres Gesichtes sich plötzlich<br />
1 veränderte. Ich hörte sie einen Schreckensruf<br />
ausstossen und sah, wie sie in<br />
grotesker Hast auf die Tür des Bibliothekzimmers<br />
zuwatschelte.<br />
Als ich ihr folgte, fand ich sie vor dem<br />
früher auf Wegleitungen grundsätzlicher<br />
Art konzentriert und dass alles Technische<br />
in der entsprechenden Verordnung Aufnahme<br />
gefunden hat.<br />
Es ist jedenfalls nur im Nutzen der Gesamtheit,<br />
wenn der Entwurf derart gestaltet<br />
ist, dass eine flüssige und kurze parlamentarische<br />
Beratung möglich wird. Die Verordnung<br />
dürfte auch in konzentrischer Form<br />
noch Reibungsflächen genug aufweisen. Es<br />
ist zu erwarten, dass in der parlamentarischen<br />
Beratung die Anhänger der sogenannten<br />
Eisenbahn-Interessen mit Vehemenz<br />
dahin tendieren werden, das Automobil in<br />
die gleichen eisernen Fesseln zu schlagen, in<br />
denen sich heute bereits schon die. Bundesbahnen<br />
befinden. Es ist aber auch zu erwarten,<br />
dass im Rate weitsichtige Männer genug<br />
vorhanden sein werden, damit die freie Entwicklung<br />
des Automobils nicht eingeengt und<br />
eine verheissungsvolle Bewegung, die für<br />
die Schweiz von grösster Bedeutung werden<br />
wird, nicht abgeschnürt werde. Die Tendenzen<br />
sind bekannt. Man will neben vielem<br />
anderem die Wagenbesitzer verpflichten, das<br />
Chauffeur-Personal zu den gleichen Konditionen<br />
bezüglich Löhnung, Pensionierung,<br />
Arbeitszeit, Ferien usw. wie das Personal<br />
der S.B.B, zu halten. Diese Forderung wird<br />
im Rate erhoben werden. Dagegen jedoch<br />
gilt es mit aller Entschiedenheit<br />
Stellung zu nehmen. Wohlverstanden, das<br />
Chauffeur-Personal soll seiner hohen Verantwortung<br />
entsprechend richtig bezahlt und<br />
gut gehalten sein. Allein die Gleichstellung<br />
mit dem Personal der S. B. B., diese furchtbare<br />
Schematisierung, wäre gleichbedeutend<br />
mit der Erdrosselung des freien Wettbewerbs<br />
INSERTTONS-PREIS: Die achtgespaltene 2 mm hohe Grundzeile ödes<br />
deren Raum 45 Cts. für die Schweiz; für Anzeigen aus dem Ausland 60 Cts.<br />
Grössere Inserate nach Seltentarif.<br />
Instratenschluss 4 Tage vor Erscheinen der Nummern<br />
und würde die Wagenbesitzer zu unrationek<br />
ler unproduktiver Arbeit verdammen.<br />
Die Wirtschaftlichkeit der Staatsbetriebe!<br />
steht auf schwankenden Füssen. Es wäre»<br />
allerdings der Geistesverfassung gewisser;<br />
Parlamentarier entsprechend, wenn die freie<br />
Wirtschaft auf Kosten marxistischer Ideolon<br />
gie weiter zugrunde ginge. Allein, wir glatt-*<br />
ben doch, dass die grosse Mehrheit des<br />
Schweizervolkes vom Monopoljoch genug?<br />
hat, und dass es über ein derartiges Aus-*<br />
mass wirtschaftlicher Reife verfüge, um ver-*<br />
schieierte marxistische Tendenzen rechtzei-*<br />
tig abzudrehen. Wir wollen heute nicht weiter<br />
gehen. An der Tatsache ist nichts zu ändern,<br />
dass die Strasse dem Schienenstrang<br />
die Monopolstellung abgelaufen hat und ehei<br />
sich die Bahnverwaltungen ihre Augen aus*<br />
gerieben hatten, der Gummiwagen dem Eisen-*<br />
bahnwagen um einige Kilometer vor wac<br />
Deswegen sollen jedoch die Autobesitzer,<br />
nicht durch eine schwere Gesetzesmachineriö<br />
erdrosselt werden.<br />
Die eidgenössischen Räte werden jeden-*<br />
falls gut beraten sein, wenn sie im Gesetze»,<br />
alles ausschalten, was bei einer allfälligen;<br />
Volksabstimmung der Vorlage gefährlich!<br />
werden könnte. Die Motorfahrzeugbesitzer<br />
der Schweiz bilden heute eine gewaltige"<br />
Macht; die Annahme und Verwerfung des<br />
neuen Gesetzes liegt in ihrer Hand. Man<br />
baue vor und überspanne den Bogen nicht,<br />
denn allzu straff gespannt, zerspringt er! ö<br />
Dritte Luzerner Schönheitskonkurrenz<br />
Glänzende Manifestation für das schöne Automobil. - Ein organisatorischer'<br />
Erfolg. - Vornehmer gesellschaftlicher Rahmen.<br />
Luzern, den 2. August <strong>1930</strong>. Attribute sind vorhanden: elegante Wa*<br />
TJeber Luzern blaut tiefster Sommerhimmel.<br />
Viele Fremde, vor allem Deut-<br />
kelnd im weissen Licht, Kieswege führen<br />
gen von unsagbarer Schmissigkeit, fun*<br />
sche, beleben das Stadtbild. Der Pilatus durch samten grünes Gras, in den Bäumen<br />
flüstert der Seewind, schlankei<br />
hebt sich wundervoll plastisch in der reinen<br />
Bläue ab; weiter hinten, da wo der Frauen schlendern am Ufer entlang und.<br />
See abbiegt, steigen die Berge des Urnerlandes<br />
in strahlendem Weiss empor. Der Die Jury ist bereits am Vormittag affi<br />
sehen dich an...<br />
1. August ist verklungen, als leiser Nachton<br />
erinnern die unzähligen Flaggen an Publikum nimmt sie die technische Prü-<br />
der Arbeit. Vor zahlreich anwesendem<br />
das verrauschte Fest.<br />
fung der Wagen vor. Das Hauptinteresse<br />
Vormittagssonne umspielt die Wagen, gilt dem Wageninnern und seinem Komdie<br />
auf dem Spittelerquai aufgestellt sind. ) fort. Man schlendert dem Quai entlang,<br />
Schönheitskonkurrenz — mir scheint, alle vorbei an den wundervollen Wagen, die<br />
Schreibtisch, dessen Schubladen sie mit ihren<br />
dicken Fingern eine nach der andern aufzog<br />
um die Papiere darin durchzukramen.<br />
«Hier hat es gelegen, Mr. Estabrook! O<br />
mein Gott! Mr. Estabrook, ich hab' gesehen,<br />
dass er's hier hineingelegt hat!»<br />
«Was?» fragte ich, und es dämmerte in<br />
mir auf.<br />
«Das Paket mit den Papieren! Sie sind<br />
für Julianna bestimmt gewesen; aber Gott<br />
verhüt', dass sie ihr in die Hände fallen! Lieber<br />
wollt' ich mich in Stücke reissen lassen!<br />
Und ich weiss doch, dass er sie hier hereingetan<br />
hat!»<br />
«Er hat sie wieder herausgenommen», rief<br />
ich, unwillkürlich von ihrer Angst angesteckt.<br />
«Als er starb, lagen sie auf dem Boden neben<br />
ihm. Ich weiss, was Sie meinen. Das blaue<br />
Siegel!»<br />
«Jawohl, das blaue Siegel», stimmte sie<br />
erregt zu, torkelte durch das Zimmer und fiel<br />
auf die Knie nieder, um unter dem Lehnstuhl<br />
und dem Schreibtisch nachzusuchen. Sie tastete<br />
den Teppich mit den Fingern ab, hob<br />
dessen Kanten hoch, das Gesicht tief auf den<br />
Boden geneigt, als übe sie die Gebräuche irgendeiner<br />
frommen Sekte aus, wobei sie andauernd<br />
vor sich hinmurmelte.<br />
«Sie darf es nie zu Gesicht bekommen», so<br />
klang es eintönig. «Armes Kind! Sie darf es<br />
nie zu Gesicht bekommen! Es wäre schlimmer<br />
als der Tod — tausendmal schlimmer!<br />
Oh, was hat er nur angestellt mit dem entsetzlichen<br />
Paket!»<br />
Plötzlich richtete sie den Oberkörper auf,<br />
so dass er ganz senkrecht stand und stiess,<br />
während sie mir zwischen dem Daumen und<br />
Zeigefinger einen kleinen Gegenstand vor die<br />
erstaunten Augen hielt, einen Schrei voll Wut<br />
und Verzweiflung aus. Sie hatte ein Stück von<br />
dem Siegelwachs gefunden, mit dem das Paket,<br />
das ich vor einigen Stunden zum erstenmal<br />
gesehen hatte, verschlossen gewesen<br />
war.<br />
«Es ist zu spät!» stiess sie leise jammernd<br />
hervor. «Sehen Sie das da? Nun hat sie's gelesen!<br />
Sie wollt' mich nicht in ihr Zimmer las-<<br />
sen. Jetzt ist's zu spät!»<br />
Ich vermochte die Frage nicht länger zuw<br />
rückzuhalten: «Was war darin? Was stand<br />
in den Papieren geschrieben?»<br />
Ich sah, wie die alten, welken Lippen sich<br />
schlössen, als wolle sie mir zeigen, dass ich<br />
von ihr keinen Aufschluss zu erhoiffen habe,<br />
«Das weiss ich nicht, Mr. Estabrook», ant«<br />
wortete sie kurz.<br />
In ihren Augen, die vielleicht durch dtä<br />
scharfen Brillengläser entstellt waren, las<br />
ich eine störrische Herausforderung. Ich fühl-,<br />
te. dass mich ein unsinniges Verlangen<br />
packte, dieses quälende Geheimnis zu er«<br />
gründen, in das ich mit verstrickt war, und<br />
das ich das Schweigen dieser Frau unbedingi<br />
brechen musste. Sie hatte sich wieder erho^<br />
ben. Und da habe ich, wie ich glaube, sie bej<br />
den Schultern gepackt, meine gekrallten<br />
Hände fest in ihr weiches, volles Fleisch ge-i<br />
graben und sie heftig hin- und hergeschüttelt«<br />
Ich war wohl sinnlos vor Aufregung. Und da<br />
sah sie auf zu mir; Ueberraschung und Furcht<br />
standen deutlich auf ihrem Gesicht geschrieben.<br />
Fortsetzung siehe Autler-Feierafcenet
alle der Beurteilung harren. Es flimmert<br />
und glänzt, still liegen die edlen Renner<br />
der Landstrasse da — (ob sie von einer<br />
langen, weissen Strasse mit hohen Bäumen<br />
und blauem Himmel träumen?) —<br />
ihre Besitzer plaudern leise mit Bekannten<br />
und warten voll geheimer Spannung.<br />
Neben mir steht ein grosser schlanker<br />
Mann, sympathischer Sportstyp, voll bezwingender<br />
Höflichkeit; es ist Hans<br />
Stuck, der Grosse! Und weiter hinten, in<br />
einem fabelhaften Mercedes, das Gesicht<br />
Caracciolas, ruhig, gelöst, unbeteiligt. Die<br />
Wagen werden der Jury arge Pein bereiten.<br />
Fast überall — mit wenigen Ausnahmen<br />
— ein Höchstmass von Geschmack<br />
und erlesener Eleganz, diskrete Tönungen,<br />
prachtvoll abgestimmt und in vollendeter<br />
Harmonie.<br />
Den ganzen Vormittag hindurch rollen<br />
die Wagen durch die wundervollen Quaianlagen.<br />
Das Publikum nimmt immer<br />
mehr zu. Schon schwingen die Photographen<br />
ihre Apparate über unsern Häuptern,<br />
eifrig wird diskutiert über die einzelnen<br />
Wagen. Seltsam, plötzlich ist jeder<br />
Fachmann geworden, jeder weiss Auskunft<br />
über die Karosserie, über den Motor,<br />
Namen aller Automobilfirmen schwirren<br />
durch die Luft, während die Herren<br />
des Preisgerichtes Wagen für Wagen<br />
ihrem kritischen Urteil unterziehen und<br />
sodann ein paar geheimnisvolle Zeichen<br />
in ein Büchlein malen. Der Besitzer aber<br />
gleitet mit seinem Wagen langsam weiter,<br />
er betrachtet es als persönliche Frage,<br />
wie man seinen Wagen findet, er identifiziert<br />
sich mit ihm. Bis nach 12 Uhr stehen<br />
auf dem Spittelerquai die Automobile bereit,<br />
eifrig wird beraten und notiert.<br />
Man ist immer wieder hingerissen von<br />
der Eleganz des Luzerner Fremdenlebens.<br />
Unser Wagen pfeilt durch lange Gassen<br />
von vornehmen Limousinen, würdige<br />
Chauffeure sitzen darin und blicken starr<br />
geradeaus, elegante Toiletten streuen<br />
Glanz in die Hotelstrassen. Ueber den<br />
Mittag sieht man viele der teilnehmenden<br />
Wagen vor den Hotels aufgestellt. Der<br />
Luzerner hat Erfahrung und weiss, was<br />
geschmackvoll ist — ganze Scharen von<br />
Neugierigen umstehen voll Ehrfurcht diese<br />
Produkte unserer höchsten Kultur.<br />
Auf dem Nationalquai pulst reges Leben.<br />
Als es gegen drei Uhr geht, sind alle<br />
Zugänge besetzt, die Rasen der Anlagen<br />
dienen für das Publikum, das gespannt<br />
wartet. Der Kursaal belebt sich, aus den<br />
Fenstern lehnen schöne Damen, energische<br />
Männergesichter sind zu sehen. Die<br />
Jury hat sich in den Schatten verzogen,<br />
bleistiftgezückt daneben die Herren der<br />
Presse.<br />
Was ein wenig auffällt, das ist die Zusammensetzung<br />
des Publikums. Letztes<br />
Jahr dominierten mehr als diesmal die<br />
Fremden. Die Saison in Luzern scheint<br />
dieses Jahr nicht ganz befriedigen zu<br />
wollen. Erfreulich bleibt, dass auch der<br />
Luzerner so viel Interesse an der Sache<br />
zeigt.<br />
Kurz vor drei Uhr klingen die Töne<br />
der Musik über das gewählte Publikum<br />
hinweg, das überall Platz genommen hat,<br />
wo es etwas zu sehen gibt. Vor der grossen<br />
Freitreppe des Kursaals halten die<br />
Wagen an. Plötzlich sind sie da, wie hergeweht.<br />
Alle haben etwas bezaubernd Elegantes<br />
an sich. Die ganze Atmosphäre<br />
schwingt in dieser seltsam gehobenen<br />
Stimmung. Eine Symphonie der Schönheit!<br />
Lange Wagen mit hinreissend sehikken<br />
Formen. Alles sehr gewählt und geschmackvoll.<br />
Seltsame Blumen im Fond<br />
•— und Frauen — man muss sie sich einfach<br />
schlank und schmal denken, wiegend<br />
in den Hüften — blicken uns an. Der rote<br />
Mund — so sagen es die Romanschriftsteller<br />
immer wieder — blutet wie eine<br />
Wunde auf... Aber die blasse Jungfer<br />
von dazumal ist verschwunden. Wir sind<br />
nicht umsonst in der Nähe der Berge, und<br />
einige Meter hinter uns plätschert der<br />
See. Braune Gesichter neigen sich lä-<br />
illl,<br />
chelnd aus dem Wagen, die behandschuhte<br />
Rechte liegt lässig da.<br />
Die einen sind kühn und kommen keck<br />
drauflos gefahren, mit einem vielversprechenden<br />
Ruck halten sie den Wagen an.<br />
Den Preisrichter lassen diese Damen kalt.<br />
Die Augen sind voll kühlen Glanzes,, es<br />
geht sie alles gar nichts an. Wenigstens<br />
scheinbar. Die andern kommen nervös angefahren,<br />
stoppen ab, fragen, ob die Jury<br />
so etwas sehen kann, rücken rasch im<br />
Wagen zurecht, bevor der junge Mann die<br />
Türe öffnet. Das Publikum steht hingerissen.<br />
Wie eine Welle geht der Duft gewählten<br />
Lebens über die Menge hinweg.<br />
Ein junger Bursche — ich vermute in ihm<br />
einen bescheidenen Angestellten — behält<br />
vor Staunen den Mund offen. Soll ihm<br />
mal einer was vormachen, wenn so etwas<br />
nicht totschick ist. Seine Augen haben<br />
fremdes Licht. Er wird heute Nacht von<br />
dieser Frau mit dem herrlichen Mund<br />
träumen, die so — sitzen kann man da gar<br />
nicht sagen — die so berauschend, so hingeflossen<br />
im Fond des Wagens ist...<br />
Aber — habt ihr es gesehen? — man hat<br />
auch Korruption getrieben. Viele der Damen<br />
mit ihren erschütternd vornehmen<br />
Toiletten suchten die Jury mit heissen<br />
Blicken heim, zweifellos ein gefährlicher<br />
Bestechungsversuch! (Und in der Eile,<br />
mit der die Parade sich abwickelte, verwechselten<br />
einige der jungen Damen die<br />
skribierenden Mannen und sie bedachten<br />
an Stelle der Jury irrtümlich die Presse<br />
mit glühenden Blicken, so dass links und<br />
rechts neben mir plötzlich krampfhaftes<br />
Zupfen an der Krawatte und Räuspern<br />
war, was ich als pflichtbewusster Berichterstatter<br />
meinen Lesern nicht" zu unterschlagen<br />
wage.)<br />
Man kann nun noch einmal die erlesenen<br />
Kompositionen der Wagen studieren.<br />
Auch der Toilette wendet man sein Augenmerk<br />
zu. Auffallend wirkt bei den<br />
Wagen die Tendenz zu den diskreten Farben<br />
braun oder grau. In den meisten Fällen<br />
wirkt dies ungemein vornehm. Einige<br />
bizarre Extravaganzen bringen lebhafte<br />
Diskussionen in die Menge. Stuck und<br />
Caracciola werden mit lautem Beifall begrüsst.<br />
Ueberall merkt man den Drang<br />
nach individueller Gestaltung. Man sieht<br />
selten eine Verirrung. Die Klasse ist<br />
durchwegs fast über jede Kritik erhaben.<br />
Zwei Stunden lang währt das glänzende<br />
Defilee, von der Sonne liebevoll bedacht.<br />
Erst als der letzte Wagen passiert ist,<br />
kommt einige Unruhe in das Publikum,<br />
das nicht recht orientiert zu sein scheintüber<br />
die Ehrenrunde, die noch folgt. Wie-<br />
der freut man sich umsonst auf Enthüllungen<br />
... Die Toiletten bleiben im Wagen.<br />
Vergebens spähe ich umher, ich finde<br />
keine Mode mehr...<br />
•<br />
Die folgende Wertung der Wagen kann<br />
keineswegs einen erschöpfenden Ueberblick<br />
über das ganze zweistündige Defilee<br />
vermitteln. Wir können uns selbstverständlich<br />
nur darauf beschränken, andeutungsweise<br />
den Korso mit einigen Bemerkungen<br />
über die Wagen zu beleuchten.<br />
Die Meinungen über die einzelnen<br />
Fahrzeuge sind natürlich bei jedem wieder<br />
anders, denn über den Geschmack<br />
lässt sich bekanntlich nun einmal nicht<br />
streiten. Mit dem Urteil der Jury werden<br />
aus diesem Grunde nicht alle Teilnehmer<br />
einverstanden sein. Jeder der vorgeführten<br />
Wagen bleibt jedoch in seiner spe-*<br />
ziellen Gattung eine Musterleistung.<br />
Das Defilee der Konkurrenten.<br />
Um drei Uhr hält als Erster der Tourenwagen<br />
vor der Jury, ein geschmackvolles braunes Lincoln-Torpedo;<br />
lauter Beifall begleitet die Ankunft<br />
des ungemein schnittigen Alfa-Romeos mit der<br />
vorzüglichen Karosserie von Ruckstuhl. Ludern;<br />
die Linienführung des' Wagens entspricht ausgezeichnet<br />
dem italienischen Stil. Sehr anart wirkt<br />
auch der nun folgende Chrysler, ein Roadster von<br />
sehr eleganter Form, welcher Eindruck noch durch<br />
den folgenden Chrysler der Amag Zürich bestärkt<br />
wird. Die Linien des Nash, in der folgenden<br />
Gruppe der Kombinationswagen, gefallen besonders<br />
durch ihre Ruhe und Vornehmheit. Plötzlich<br />
steht vor der Jury das lange weisse Austro-Daimler-Cabriolet<br />
von Hans Stuck, der sich lächelnd<br />
zu uns hinüberbeugt, im Dunkel des Wagens verschwindet<br />
das Gesicht seiner Begleiterin, der<br />
Journalistin von Roznteez (die als v. R. Korrespondentia<br />
unseren Lesern keine Unbekannte mehr<br />
ist); der ungemein rassige Wagen hat denn auch<br />
Stuck zu einem ersten Preise verholten. Ein Aubuxn<br />
Cord interessiert durch die glückliche Lösung<br />
der Karossierung des Wagens mit Vorderradantrieb,<br />
die eine neue Note in den Wagenbau<br />
bringt, auch hier erteilte die Jury einen ersten<br />
Preis. Ein in wassergrün gehaltener La Salle ist<br />
als Cabriolet äusserst geschmackvoll, zweckmä&sig<br />
von der Firma Höheners Erben in St. Gallen karossiert;<br />
er wirkt sehr individuell, nicht zuletzt<br />
auch in der Farbenzusammenstellung. Hochvornehm<br />
der nun aufrückende Buick in blendendem<br />
Weiss gehalten, dessen Genre bezaubert, im Wagen<br />
zwei entsprechende Toiletten. Ein Muster von eleganter<br />
Karosserie, die von neuem für die Qualitätsarbeit<br />
der schweizerischen Wagenbauer zeugt,<br />
der Alfa Romeo, aus den Werkstätten der Karosserie<br />
Ruckstuhl, Luzern. Mit einem hocharistokratischen<br />
Wagen rückt Max Reutter, Zürich, auf, ein<br />
schwarzbrauner Mercedes von bestechender Eleganz,<br />
wobei die Komposition des Wagens und die<br />
Toilette der Insassin prächtig aufeinander abgestimmt<br />
sind; die Jury bedachte den Wagen mit<br />
Der Satz «Stillstand ist Rückschritt» gilt<br />
wohl auf keinem Gebiet so sehr wie gerade<br />
bei der Verkehrsregelung. In glücklicher<br />
Erkenntnis dieser Tatsache, ist die stadtzürcherische<br />
Polizeibehörde immer auf der<br />
Suche nach interessanten verkehrstechni-<br />
einen ersten Preis. In dem schnittigen Nash, von<br />
Direktor Schmitz, Luzern, drei schicke Damen mit<br />
gutangepafssten Toiletten zu der vornehmen Farbtönung<br />
des Wagens. Dann erscheint der bekannte<br />
Rennfahrer Caracciola, lebhaft applaudiert, mit<br />
einem wundervollen Mercedes-Cabriolet, der Wagen,<br />
ein Muster, sowohl in der vornehmen Linienführung<br />
wie in der Farbgebung, in der braun und<br />
Gelb sich harmonisch ergänzen. Die Anerkennung<br />
für diese Glanzleistung war denn auch die Erteilung<br />
des absoluten ersten Preises an Caracciola.<br />
Ein hervorragendes Produkt einheimischer Wagenbaukunst<br />
stellt die Karosserie von Graber, Wichtrach<br />
dar. Dieser Delage, in Schwarz und Gelb<br />
gehalten, mit einer Innenausstattung auf die nämlichen<br />
Nuancen abgetönt, die sehr hell und freundlich<br />
stimmen, erregt besonders das Entzücken der<br />
Damenwelt. Ihm folgt als Aristokrat der Landstrasse<br />
ein Auburn-Cord, mit der prachtvollen<br />
Karosserie von Gangloff, Genf, die Linien wundervoll<br />
konsequent eingehalten, sehr TJastisch. wirkend.<br />
Neuerdings zeugt ein Martini für die Leistungsfähigkeit<br />
unserer Schweizermarke. Im Wagen<br />
fletscht eine prächtige Dogge siegesbewnsst und<br />
zur Freude des ganzen Publikums ihre Zähne...<br />
(Fortsetzung siehe Seite 5)<br />
Orientierungstafeln klären Passanten und<br />
Fahrzeugführer über die neue Verkehrsregelung<br />
auf: die Fussgänger sollen nur<br />
den Streifen benützen, die Fahrer müssen<br />
hinter dieser Zone anhalten, sofern die<br />
Weiterfahrt nicht frei ist. Die Aufnahme<br />
Die Fussgängerstreifen und Trottoirabgrenzungen, wie sie versuchsweise in Zürich eingeführt worden<br />
sind.<br />
(Photo W. Pleyer, Zürich.)<br />
sehen Neuerungen, die sich andernorts bereits<br />
bewährt haben.<br />
Wie erinnerlich, ist bereits letzten Sommer<br />
an der stark frequentierten Kreuzung<br />
Bahnhofstrasse - Uaniastrasse ein Versuch<br />
mit zeitweiser Go and Stopregelung durchgeführt<br />
worden, wobei es allerdings beim<br />
Versuch blieb. Wenn wir uns,recht erinjiern,<br />
hatte das Experiment deshalb keine<br />
weiteren Konsequenzen, weil man zum<br />
Schluss kam, der Verkehr sei in den zürcherischen<br />
Strassen für eine Go and Stopregelung<br />
noch nicht dicht genug. Zahlreiche<br />
Verkehrsinteressenten waren damals<br />
allerdings,mehr der Auffassung, dass der<br />
ganze Versuch deshalb nicht von grösserem<br />
Erfolg begleitet war, weil sich einmal<br />
die Strassenbahnen dieser Regelung nicht<br />
anpassten, und damit die Massnahme<br />
großenteils illusorisch wurde, andererseits<br />
aber auch die Praxis bei den Verkehrspolizisten<br />
fehlte, um ständig Herr der Situation<br />
zu bleiben.<br />
Es ist erfreulich, dass die Polizeibehörden<br />
die besondere Verkehrsregelung an dieser<br />
Kreuzung neuerdings wieder studieren,<br />
zeigt doch die tägliche Praxis während den<br />
Stosszeiten, dass es nicht damit getan sein<br />
kann, wenn ein vielgeplagter Polizist mit<br />
seiner Zeichengebung versucht, etwas Ordnung<br />
in das jeweilige Chaos zu bringen.<br />
Eines der Hauptprinzipien jeder Strassenverkehrsordnung<br />
ist die Regelung des Fussgängerverkehrs,<br />
wobei dieser zwangsläufig<br />
in bestimmte Bahnen gelenkt wird. In ausländischen<br />
Städten, vorab in München, ist<br />
man deshalb vor mehreren Jahren schon<br />
dazu übergegangen, die Trottoirenden,<br />
welche auf das Strassenkreuz einmünden,<br />
mit Geländern abzugrenzen. Auf diese<br />
Weise wird automatisch verhindert, dass<br />
der Passant nach eigenem Ermessen und<br />
planlos in die Fahrbahn hineinläuft. Das<br />
Ueberqueren der Strasse soll eben nicht an<br />
jedem beliebigen Punkt und jeder Richtung<br />
der Windrose, sondern ganz systematisch,<br />
nur auf beschränktem Raum und in vorgezeichneter<br />
Bahn erfolgen. Deshalb werden<br />
als Ergänzung zu diesen Geländern<br />
Fussgängerstreifen auf der Fahrbahn eingezeichnet,<br />
die für die Passanten ein eigentliches<br />
Reservat darstellen sollen. Der Verkehr<br />
von einer Strassenseite auf die andere<br />
zerstreut sich damit nicht über den ganzen<br />
zur Verfügung stehenden Raum, sondern<br />
wird an zwei Stellen kanalisiert. Das verbessert<br />
einerseits ganz wesentlich die Uebersicht<br />
über die Kreuzung oder den Platz,<br />
verpflichtet aber anderseits speziell die<br />
Fahrzeugfübrer, diesen Streifen ihre ganz<br />
besondere Aufmerksamkeit zu schenken.<br />
Eine gleiche Regelung ist nun versuchsweise<br />
an vorgenannter Kreuzung in Zürich<br />
seit wenigen Tagen im Gange. Auf dem<br />
Bild sind die Trottoirgeländer und vorab<br />
der Fussgängerstreifen links im Vordergrund<br />
sehr gut ersichtlich .Vorläufige<br />
m:m mu 66<br />
Neuartige Verkehrsregelung in Zürich<br />
ist auch recht instruktiv, zeigt sie doch, wie<br />
schwer sich gerade die Fussgänger an solche<br />
Neuerungen gewöhnen. Trotz Streifen<br />
und Tafeln konnten sich eine beträchtliche<br />
Zahl von Passanten nicht entschliessen,<br />
ihre freie Willensäusserung zu Gunsten der<br />
Kollektivität einzuschränken, und den vorgezeichneten<br />
Fussgängerweg zu benützen!<br />
Hier sollte nun aber auch die Polizei einsetzen.<br />
Während den Stosszeiten müssen<br />
— wenigstens anfänglich — bei den Streifen<br />
Polizeibeamte aufgestellt werden, welche<br />
die Passanten nun auf ihre Aufgabe<br />
aufmerksam machen und Fehlbare verweisen.<br />
Das Publikum wird sich nie an<br />
diese Neuerung gewöhnen, wenn nicht in<br />
der Einführungszeit eine Aufsicht und ein<br />
gelinder Zwang ausgeübt wird. Nur auf<br />
diese Weise wird es auch möglich sein, sich<br />
über den Versuch ein abschliessendes Urteil<br />
zu bilden, wa ja umso wichtiger ist, als<br />
eine nämliche Regelung an anderen Strassenkreuzungen<br />
folgen soll, wenn sich die<br />
Einrichtung an der Bahnhofstrasse bewährt,<br />
z.<br />
Die Gandriastrasse wird gebaut!<br />
Ueberraschend schnell hat der Präfekt der<br />
Provinz Como dem Projekt für das italienische<br />
Teilstück der Gandriastrasse seine Genehmigung<br />
erteilt. Nun wird es noch von<br />
dem Qenio Civile in technischer Hinsicht<br />
geprüft, um dann dem zuständigen Ministerium<br />
zur Unterzeichnung vorgelegt zu werden.<br />
Alle Anzeichen deuten darauf hin, dass<br />
der italienische Teil der Strasse vor der<br />
Schweizerstrecke fertig sein wird.<br />
Obwohl das italienische Teilstück nur 1,4<br />
Kilometer lang wird, müssen doch 5 Brücken<br />
von 4—7 Meter Länge und zwei Felsgalerien<br />
von 34 und 55,4 Meter Länge gebaut werden.<br />
Deshalb sind auch die Kosten nicht unbeträchtlich,<br />
sie sind auf 1,540,000 Lire veranschlagt.<br />
Die Bauzeit wird ungefähr ein Jahr<br />
betragen. Es darf also damit gerechnet werden,<br />
dass die Strasse schon vor Mitte 1932<br />
vollendet sein wird. Da sehweizerischerseits<br />
eine Bauzeit von mindestens zwei Jahren in<br />
Aussicht genommen ist, kann aber mit einer<br />
Eröffnung des durchgehenden Verkehrs erst<br />
Ende 1932 oder noch später gerechnet werden.<br />
Italienische Blätter machen bei der Gelegenheit<br />
darauf aufmerksam, dass die Verwaltung<br />
der Provinz Como schon 1912 ein<br />
fertiges Projekt einer Strasse bis zur Schweizergrenze<br />
ausgearbeitet hatten, dessen Ausführung<br />
aber daran scheiterte, dass die<br />
Schweiz ihrerseits die Strasse nicht bis<br />
Gandria verlängern wollte.<br />
Das neue Projekt ist von dem alten etwas<br />
verschieden. Die Strasse liegt höher. Der<br />
Minimalradius der Kurven ist 100 Meter, die<br />
Breite der Fahrbahn 6 Meter. Im Zusammenhang<br />
mit diesem Strassenbau werden<br />
auch die Zufahrtsstrassen von Porlezza an<br />
verbessert und verbreitert.<br />
Mi
N»66<br />
— <strong>1930</strong> -AUTOMOBIL-REVUE 3<br />
4 Tage vor dem Klausen<br />
Das interessanteste motorsportliche Ereignis,<br />
das Internationale Klausenrennen,<br />
steht vor der Türe. Alle Augen richten sich<br />
auf die Grosssporttage, die sich am 9. und<br />
10. August droben am herrlichen Klausenpass<br />
abspielen werden.<br />
Alle Zuschauer, und besonders die Fahrzeugbesitzer<br />
seien darauf aufmerksam gemacht,<br />
dass die Absperrung der Rennstrecke<br />
an beiden Renntagen pünktlich zu<br />
den angegebenen Zeiten erfolgt, und dass<br />
speziell für den 10. August dringend zu<br />
raten ist, sich möglichst frühzeitig auf dem<br />
reservierten Parkplatz einzufinden.<br />
Die Schweiz. Bundesbahnen führen am 9.<br />
und 10. August von Zürich aus Extrazüge<br />
nach Linthal, die Zürich am 9. August um<br />
23.30 und 23.45 Uhr via linkes Zürichseeufer<br />
und am 10. August um 4.25 morgens<br />
via rechtes Ufer verlassen. Die Ankunft in<br />
Linthal erfolgt um 1.50, resp. 7.05 Uhr.<br />
hat Herrn Pereire, Paris, abgeordnet, der<br />
Allgemeine Deutsche Automobil-Club den<br />
Präsidenten des Freiburger Automobil-Club,<br />
Herrn Dir. Hauser, Freiburg i. B. Der mit<br />
Auch von St. Gallen aus wird am 10. Au-degust ein Extrazug mit Abfahrt 4.30 Uhr Verhältnis stehende Badische Automobil-<br />
A. C. S. in besonders freundschaftlichem<br />
morgens, Ankunft in Linthhal 7.05 Uhr, Club hat als seine Vertreter die Herren Kölblein,<br />
Präsident, und Hauss, Sportwart der<br />
geführt.<br />
Als Sportkommissäre amten für das Motorradrennen<br />
die Herren Bianchi, Neuen-<br />
Besondere Bedeutung misst der Italie-<br />
Sektion Baden-Baden bestimmt.<br />
burg, R. Haag, Zürich und Heinr. Hürlimann,<br />
Zürich; für das Automobilrennen <strong>1930</strong> bei, hat er doch im Auftrag von Herrn<br />
nische Automobil-Club dem Klausenrennen<br />
die Herren J. Decrauzat, Geneve und Cav-Vincenzo Florio den Direktor des Monzaer<br />
Autodroms, Herrn Cav. Castagnetto, an<br />
A. Töhdury, Zürich. — Für den Sanitätsdienst<br />
haben sich die Rotkreuzkolonnen von den Klausen abgeordnet, der dort Umschau<br />
Zürich und Horgen, sowie der Samariterverein<br />
Altdorf zur Verfügung gestellt.<br />
nach Konkurrenten für den Qrossen Preis<br />
Die<br />
Rennstrecke wird am Start, auf dem Urnerboden<br />
und am Ziel, durch Verwendung<br />
von Chlormagnesium, das die Firma W.<br />
Moesch & Co., zur Verfügung stellt, staubfrei<br />
gemacht.<br />
Für die Zuschauer ist bestens vorgesorgt,<br />
indem im Abschnitt Klus bis Passhöhe diverse<br />
Büffets errichtet sind, wo Lebensmittel<br />
und Getränke in grosser Auswahl und<br />
bester Qualität erhältlich sind.<br />
Um sich über die Wetterlage am Klausen<br />
an den Renntagen orientieren zu können, ist<br />
ein spezieller Wetterdienst in der Weise geschaffen<br />
worden, dass am 10. August von<br />
3Vfc Uhr morgens an bei den Telephonzentralen<br />
Zürich und St. Gallen Auskunft eingeholt<br />
werden kann.<br />
Bereits 149 Anmeldungen, alles Fahrer<br />
von Ruf und Klasse am Start, so lautet das<br />
hocherfreuliche, sensationelle Resultat des<br />
ersten Nennungsschlusses des am 9. und<br />
10. August stattfindenden Internationalen<br />
Klausenrennens. Dank einer unermüdlichen<br />
und zielbewussten Propaganda ist<br />
es möglich geworden, dem Grossen Bergpreis<br />
der Schweiz eine Nennliste zu verschaffen,<br />
die im In- und Ausland grösstes<br />
Aufsehen erwecken wird, denn der grossen<br />
Zahl der Fahrer entspricht auch eine hervorragende<br />
Qualität derselben, indem alle<br />
berühmten Champions am Klausen anwesend<br />
sein werden.<br />
Die 149 Anmeldungen verteilen sich wie<br />
folgt auf die 5 Fahrzeugkategorien: Motorräder<br />
61, Sidecars 11, Tourenwagen 23,<br />
Sportwagen 32 und Rennwagen 22. Eine<br />
solch starke Rennwagenbeschickung wie<br />
dieses Jahr, vermochte das Klausenrennen<br />
noch nie aufzuweisen. Von den 72 Motorrad-<br />
und Sidecarfahrern sind 18 Auslandsfahrer.<br />
Die Internationalität der Beschikkung<br />
des Klausenrennens <strong>1930</strong> ist somit<br />
eine vorzügliche, sind doch Fahrer aus<br />
8 verschiedenen Ländern, nämlich Deutschland,<br />
Frankreich, Italien, Oesterreich, Ungarn,<br />
Belgien, England und der Schweiz<br />
vertreten.<br />
Ausser den bisher gemeldeten Fahrern<br />
können für das Automobilrennen an neuen<br />
Konkurrenten gemeldet werden: die deutschen<br />
Fahrer Hohlheimer auf N. S. U.,<br />
Caracciola, der Sieger des Grossen Preises<br />
von Irland, auf Mercedes, Rosenstein auf<br />
Mercedes, Fräulein Schulz auf Bugatti,<br />
Niess auf Röhr, Meyer auf B. M. W., Dr.<br />
Fuchs auf Bugatti, Weichelt und Schuhmacher<br />
auf B. M. W., Bernstein auf<br />
Bugatti. Von italienischer Seite haben<br />
ihre definitiven Anmeldungen abgegeben<br />
Gobetti auf Bugatti und die beiden bekannten<br />
Alfa Romeo-Fahrer Cortese und<br />
Canavesi. Ferner ist eingetroffen die definitive<br />
Anmeldung des französischen Meisterfahrers<br />
Chiron, der dieses Jahr auf<br />
einem 16 Zylinder Bugatti - Rennwagen<br />
starten wird Auch der Sieger des diesjährigen<br />
Bugatti-Grand Prix, der Pariser Zanelli,<br />
hat seine definitive Anmeldung für<br />
einen Bugatti-Rennwagen abgegeben. Aus<br />
Oesterreich ist die Anmeldung des bekannten<br />
Fahrers Graf Arco-Zinneberg auf Amilcarrennwagen<br />
eingetroffen. Ausserdem haben<br />
die nachstehenden bekanntenSchweizerfahrer<br />
ihre Nennung eingesandt: der Berner<br />
Meisterfahrer Stuber auf Bugatti, Tobler<br />
auf Amilcar, Uboldi auf Lombard,<br />
Escher auf Bugatti, Keller auf Alfa Romeo,<br />
Dr. Karrer auf Bugatti, Spälty auf Amilcar,<br />
Martinet auf Imperia, Freuler auf<br />
Steyr, J. Kessler auf Alfa Romeo, P. Kessler<br />
auf Alfa Romeo, Buchwald auf B.M.W.,<br />
Häne auf Ford und Müller auf Ford.<br />
Klausenrennen und Gesellschaft.<br />
Es ist ja nicht anders zu erwarten, dass ein<br />
sportliches Ereignis vom Ausmass des diesjährigen<br />
Klausenrennens auch eine stattliche<br />
Zahl ausländischer Gäste anziehen wird, sind<br />
doch diesmal Fahrer aus nicht weniger als<br />
acht Ländern vertreten. Der Automobil-Club<br />
von Deutschland hat bereits seinen Vizepräsidenten,<br />
Herrn Major Czermak, München,<br />
delegiert, der als Präsident des Bayerischen<br />
Automobil-Club gleichzeitig auch diesen<br />
Club vertritt. Der Automobile-Club de France<br />
von Italien vom 7. September halten will.<br />
Die qualitativ und quantitativ grossartige<br />
Beschickung des diesjährigen Klausenrennens<br />
hat aber auch zur Folge, dass sich das<br />
Interesse der Automobilkonstrukteure in vermehrtem<br />
Masse dem Grossen Bergpreis der<br />
Schweiz zuwendet. So wird der Verwaltungsratsdelegierte<br />
der S.A. Alfa Romeo,<br />
Milano, Herr Cav. Gianferrari, am diesjährigen<br />
Klausenrennen als Ehrengast erscheinen<br />
und wird hier mit dem grossen Molsheimer<br />
Konstrukteur, Ettore Bugatti, zusammentreffen,<br />
der sein Erscheinen ebenfalls angekündigt<br />
hat. Alfa Romeo und Bugatti, die<br />
beiden Automobilfabriken, die heute fast allein<br />
noch offiziell automobilsportliche Veranstaltungen<br />
beschicken, werden somit durch<br />
ihre eigentlichen Chefs am Klausen vertreten<br />
sein.<br />
Was die schweizerischen Ehrengäste anbetrifft,<br />
so sind in erster Linie die Vertreter<br />
des A. C. S., Hr. Zentralpräsident Dr. Mende,<br />
Bern, Herr Vizepräsident Prof. Steinmann,<br />
Genf, und Herr Generalsekretär Primault,<br />
Genf, sowie der U. M.S., Herr Zentralpräsident<br />
J. Neher, Genf, zu nennen. Dann die<br />
Delegierten der Regierungen von Zürich (Hr.<br />
Regierungsrat Pfister), Glarus (Herren Regierungsräte<br />
Hefti und Dr. Gallati), und<br />
Uri (Herren Regierungsräte Gerig und Lusser),<br />
die Vertreter der Gemeinden Glarus,<br />
Linthal und Altdorf, die Kantonsingenieure<br />
von Glarus und Altdorf, die glarnerischen<br />
und urnerischen Verkehrsvereine, die Zürcher<br />
und Glarner Sektionen des T. C. S.,<br />
Ständerat Dr. Mercier, Glarus, die städtischen<br />
und kantonalen Polizeikommandanten<br />
von Zürich, Delegierte der S.B.B, und<br />
der Oberpostdirektion, der Generalstabsabteilüng<br />
und des Roten Kreuzes, des Flieger-'<br />
»Waffenplatzes Dübendorf, der Schweiz. Verkehrszentrale<br />
etc. Nur die Korporation Uri<br />
hat von der Bezeichnung eines Ehrengastes<br />
abgesehen.<br />
Als prominente Automobilschriftsteller des<br />
Auslandes sind ferner die Herren Charles<br />
Faroux, Paris vom «L'Auto», S. Doerschlag,<br />
Berlin, G. Canestrini, Milano, von der Gazzetta<br />
dello Sport und M. Gobin, Paris, vom<br />
Echo des Sports, als Ehrengäste eingeladen<br />
worden.<br />
Es wird somit auch an prominenten Persönlichkeiten<br />
des In- und Auslandes am<br />
diesjährigen Klausenrennen nicht fehlen und<br />
wird so der Grosse Bergpreis der Schweiz<br />
auch zu einem grossen gesellschaftlichen<br />
Ereignis unseres Landes werden. S.<br />
Zum Klausenrennen via Vierwaldstätterseefähre.<br />
Die Autofähre Beckenried-Gersau<br />
verkehrt während der Zeit des Klausenrennens,<br />
d.h. vom 9.—11. August nach Bedarf<br />
ununterbrochen, um den erhöhten Anforderungen<br />
genügen zu können. Die Fahrt der<br />
Fähre dauert 25 Minuten.<br />
It.<br />
Klausenrennen und Naturschutz<br />
Bei den frühem Klausenrennen haben wir konstatieren<br />
müssen, dass, entgegen den bestehenden<br />
Pflanzenschutzbestimmungen, auf Urnerboden und<br />
längs der Klausenroute Alpenblumen massenhaft<br />
gesammelt oder verkauft werden, besonders Edelweiss.<br />
Wir machen deshalb alle Besucher des diesjährigen<br />
Klausenrennens auf das bestehende Verbot<br />
des PflOckens und des Verkaufes von Edelweiss,<br />
Männertreu und Zyklamen aufmerksam und bitten,<br />
keine angebotenen Alpenpflanzen zu kaufen. Beobachtete<br />
Uebertrctungen wolle man den Polizeiorganen<br />
oder uns direkt bekanntgeben.<br />
In der ersten Reihe der Wagen der grossen<br />
europäischen Qualitätsklasse steht Horch S.<br />
Seine Konstruktion ist so fortschrittlich,<br />
dass Horch S noch nach «Jahren zn den<br />
modernsten Wagen Europas gehören wird<br />
— seine Karosserien werden noch schon<br />
sein, wenn die Hodeschopfnngen dieser nnd<br />
der nächsten (Saison längst vergessen sind<br />
C. Schlotterbeck, Basel, Zürich, Bern<br />
Telephone: Safran 48.60, Hottingen 69.64, Bollwerk 17.55<br />
Wir bitten auch alle Besucher, den Alpen und<br />
Weiden weltestgehende Schonung entgegenzubringen<br />
und Biwakplätze nicht mit zerschlagenen Flaschen,<br />
leeren Büchsen und Papierfetzen zu zeichnen, sondern<br />
alle Ueberreste in Erdlöchern oder Felsgrubm<br />
zu versorgen.<br />
Die Naturschutzkommission des Kantons Uri.<br />
Praktische Winke<br />
für die Klausenbesucher.<br />
1. Für jede sportliche Veranstaltung, d.<br />
h. für deren Besuch, bedarf es der Ausweise.<br />
Und zwar gleich deren zwei, sowohl<br />
für das Fahrzeug wie für alle Insassen.<br />
Die runde Parkkarte für die Autos wird<br />
an der Innenseite der Windschutzscheibe<br />
aufgeklebt, die quadratische Parkkarte<br />
für Motorräder, Sidecars und Velos an<br />
der Lenkstange, die viereckige Zuschauerkarte<br />
am Knopfloch befestigt. Ohne diese<br />
Ausweise kann niemand die Kassenkontrollen<br />
in Linthal und Unterschächen passieren.<br />
2.Man beachte die Farbe des Dreiecks<br />
auf der Autoparkkarte! Rot bedeutet Urnerboden,<br />
grün Jägerbalm, weiss Klus,<br />
schwarz Vorfrutt, blau Sauboden, gelb<br />
Unterbalm (unterhalb des Hotels Klausenpasshöhe).<br />
Der Wagen darf nur an dem<br />
Parkplatz eingestellt werden, für den die<br />
Parkkarte bestimmt ist. Die Parkplätze<br />
sind durch Rolztafeln, die das betreffende<br />
farbige Dreieck aufweisen, kenntlich gemacht.<br />
3. Motorräder, Sidecars und Velos sind<br />
an keinen bestimmten Parkplatz gebunden,<br />
d. h. können an allen Parkplätzen<br />
eingestellt werden.<br />
4. Wer den Vorverkauf nicht benutzt<br />
hat, kann sich seine Zutrittskarten an den<br />
Tageskassen am 9. und 10. August in Linthal<br />
und Unterschächen beschaffen. Es<br />
ist vorgesorgt, dass alle Zuschauer fahrzeuge<br />
gut parkiert werden können. Wer<br />
von der Altdorf erseite herkommt, wird<br />
Wohl den nächstgelegenen Parkplatz Unterbalm<br />
(unterhalb des Hotels Klausenpasshöhe)<br />
benutzen, wer von Glarus<br />
herkommt, den Parkplatz Urnerboden.<br />
Besitzer von Gesellschaftswagen, Autocars,<br />
Lastwagen seien darauf aufmerksam<br />
gemacht, dass für diese Fahrzeugarten<br />
nur der Parkplatz Urnerboden bestimmt<br />
ist und dass anderswo solche Fahrzeuge<br />
nicht aufgestellt werden können.<br />
5. Man beziehe möglichst frühzeitig seU<br />
nen Parkplatz! Letztes Jahr sind ungefähr<br />
3000 Motorfahrzeuge am Klausenrennen<br />
anwesend gewesen. Der Aufmarsch<br />
all dieser Wagen und Motorräder erfordert<br />
Stunden und Stunden. Andererseits<br />
wird die Rennsirecke in Linthal und auf<br />
der Passhöhe ab 13.00 Uhr am 9. August<br />
und 8.30 Uhr am 10. August unweigerlich<br />
gesperrt. Wer daher zu dieser Zeit<br />
die beiden Orte nicht passiert hat — und<br />
zwar auch wenn er durch Verkehrsstokkungen<br />
daran verhindert worden ist —<br />
wird daher nicht mehr zur Rennstrecke<br />
zugelassen und kann daher trotz Zutrittskarte<br />
nicht mehr zu seinem Parkplatz<br />
fahren. Speziell am Sonntag ist das Passieren<br />
von Linthal vor 7 Uhr morgens<br />
sehr anzuempfehlen.<br />
6. % Man braucht dieses Jahr seinen Proviant<br />
nicht selbst mitzunehmen! Speziell<br />
in den Abschnitten vom Urnerboden bis<br />
Ziel befinden sich überall Verpflegungsstätten,<br />
kalte Büffets, wo man alles Wünschenswerte<br />
erhalten kann, auch warme<br />
Suppe und Würste etc.<br />
7. Auch das offizielle Programm, das<br />
die genaue Nennliste enthält, kann überall<br />
längs der Rennstrecke bezogen werden.<br />
Es kann zudem auch in Glarus und<br />
Altdorf bereits gekauft werden,<br />
8. Für den Fall unbeständiger Witterung<br />
rüste man sich mit gutem Schuhzeug und<br />
Mänteln aus, man lebt eben auf ca. 1500<br />
bis 2000 Meter Höhe über Meer.<br />
9. Ueber die Resultate wird man am<br />
Start, auf Urnerboden, Vorfrutt und am<br />
Ziel durch gut sichtbare Zeittafeln fortlaufend<br />
orientiert, ebenso auf Vorfrutt<br />
und am Ziel durch Lautsprecher. S.<br />
Sp<br />
Circuito Montenero. Das Rennen auf der<br />
Rundstrecke von Montenero bei Livorno,<br />
das am letzten Sonntag stattfand, ergab verschiedene<br />
überraschende Ergebnisse, die den<br />
Fahrern mit grossem Namen immerhin wenig<br />
Erfolg brachten. Varzi und Nuvolari<br />
mussten beide aufgeben; Nuvolari vermochte<br />
immerhin noch mit 92,11 km Stundentempo<br />
die schnellste Runde des Tages fahren. Auch<br />
diesmal siegte wieder der vorzügliche Maseratifahrer<br />
Fagioli, der bekanntlich auch<br />
nächsten Sonntag am Klausen mitmacht. Die<br />
Resultate:<br />
1. Fagioli (Malserati), 225 km in 2:33:59 (Stundenmittel:<br />
87,666 km); 2. Campari (Alfa Romeo),<br />
2:36:20; 3. Maggi (Bugatti), 2:36:31; 4. Borzacchini<br />
(Alfa Romeo), 2:37:33; 5. Fontana (0. M.), 2:53:52.<br />
6. Cazzabini (Alfa Romeo), 2:56:02; 7. Moraaei<br />
(Salmson), Erster der 1100-ccm-Klasse. 3-06-16;<br />
8. Matrullo (Salmson) 3:10:07,
Unsere Diskussion:<br />
Um" die Verantwortlichkeit<br />
(Siehe «A.-R.» Nr. 63 und Nr. 65).<br />
Die Auffassung des Juristen.<br />
In Nr. 63 der «A.-R.» wird unter diesem<br />
Titel ein Urteil des Obergerichtes des Kantons<br />
Zürich kritisiert, laut welchem bei einem<br />
Unfall anlässilich des Fahrunterrichts der<br />
Lehrer und der Schüler wegen fahrlässiger<br />
Körperverletzung verurteilt worden sind. Abgesehen<br />
von der Kritik des Einzelfalles,<br />
kommt der Artikel zum Schluss, dass das<br />
Verantwortungsgefühl des Fahrlehrers besonders<br />
geschärft werden müsse, und er es<br />
vielfach an der dringend notwendigen Sorgfalt<br />
und Aufmerksamkeit fehlen lassen werde,<br />
wenn ihm zum voraus bekannt sei, dass<br />
er bei einem Unfall einen Teil der Schuld auf<br />
den Schüler abwälzen könne. Der Verfasser<br />
jenes Artikels wünscht die Ansicht eines Juristen<br />
zu hören, weshalb hier allgemein und<br />
für den kritisierten Einzelfall auf diese allerdings<br />
wichtige Frage eingetreten werden soll.<br />
Eine strafrechtliche Verfolgung einer Handlung<br />
tritt nur dann ein, wenn sie schuldhaft<br />
begangen worden ist, sei es vorsätzlich, sei<br />
es fahrlässig. Ist aber eine Schuld vorhanden,<br />
so können nur die im Gesetz erwähnten<br />
Gründe, z. B. Notwehr und Notstand die<br />
Strafe ausschliessen. Dass die Weisung eines<br />
Lehrers die Schuld ausschliesse, it im<br />
Strafrecht meines Wissens nirgends bestimmt,<br />
jedenfalls im geltenden Recht nicht.<br />
Im Zürcher Strafgesetzbuch, § 60, findet<br />
sich als Strafmilderungsgrund der «Befehl<br />
oder die Drohung solcher Personen, von denen<br />
der Täter abhängig ist», also der Eltern,<br />
Vormündern, Dienstherrn etc. Bezeichnend<br />
ist, dass nirgends auf das Verhältnis von Lehrer<br />
und Schüler hingewiesen ist, obwohl doch<br />
gegenüber Jüngern Schülern eine starke Ab-*-<br />
hängigkeit vorhanden sein kann. Beim Fahrschüler<br />
dagegen, der oft im eigenen Auto<br />
lernt, kann wohl nie von einer derartigen Abhängigkeit<br />
die Rede sein, dass daraus allein<br />
ein Strafmilderungsgrund konstruiert werden<br />
kann. Grundsätzlich ist eben immer zu prüfen,<br />
bei wem eine eigene Schuld vorliegt;<br />
trifft dies zu, so ist auch die Haftung des Tä*<br />
ters, ob Schüler oder Lehrer, gegeben, und<br />
.die. .Folgerungen des besprochenen Artikels<br />
sind in der Hauptsache darauf zurückzufüh-<br />
~,ren» ,dass sie diesen. Grundsatz -rieht, beach-<br />
;&«'.:. .wj, „,- : . ' " ... .,. U.,:;.. ., '<br />
des Fahrlehrers<br />
Da vorsätzliche Begehung praktisch nicht<br />
in Frage kommt, obwohl der Automobilist ja<br />
beinahe als geborener Verbrecher gilt, braucht<br />
nur auf den Begriff der Fahrlässigkeit eingetreten<br />
zu werden. Nach Art. 16 des Entwurfs<br />
zum Schweiz. Strafgesetzbuch handelt fahrlässig,<br />
wer «die Folge seines Verhaltens aus<br />
pflichtwidriger Unvorsichtigkeit nicht bedacht<br />
oder nicht berücksichtigt hat, und pflichtwidrig<br />
ist die Unvorsichtigkeit, wenn der Täter<br />
die Vorsicht nicht beobachtet, zu der er<br />
nach den Umständen und nach seinen persönlichen<br />
Verhältnissen verpflichtet ist».<br />
Danach bleibt für den Richter ein weiter<br />
Spielraum, um die Lage des Schülers gegenüber<br />
Anweisungen des Lehrers — von Befehlen<br />
wollen wir nicht sprechen — nach seinen<br />
Fähigkeiten im allgemeinen und im Autolenken<br />
im besondern zu berücksichtigen und<br />
unter Umständen dann eben Pflichtwidrigkeitund<br />
damit Schuld zu verneinen. Einen Autolenker<br />
aber schon deshalb, weil er Schüler<br />
ist, von der strafrechtlichen Verantwortung<br />
freizusprechen und nur den LehreT zu fassen,<br />
ist nach dem geltenden Recht unzulässig und<br />
erscheint mir auch nicht wünschenswert. Im<br />
Gegenteil, es soll schon beim Fahrunterricht<br />
das Verantwortungsgefühl des Schülers aufs<br />
äusserste angespannt werden, da dies eine<br />
grundlegende Eigenschaft des Autolenkers<br />
sein muss. Der Richter kann die Unsicherheit<br />
des Schülers in Betracht ziehen, aber dieselbe<br />
schliesst nicht aus, dass die Schuld<br />
doch bejaht wird. Im vorliegenden Falle hat<br />
der Schüler die gegenseitigen Geschwindigkeiten<br />
nicht richtig abgeschätzt. Das Obergericht<br />
kam zum Schlüsse, dass der Schüler<br />
doch schon die nötigen Kenntnisse gehabt<br />
habe, um für diesen Fehler verantwortlich erklärt<br />
zu werden. Weshalb es dazu gekommen<br />
ist, kann aus dem Artikel nicht geschlossen<br />
werden. Jedenfalls ist diese Art der Prüfung<br />
der Schuldfrage durchaus richtig, obwohl sie<br />
im Einzelfall unrichtig ausfallen kanm Darum<br />
handelt es sich aber nicht, sondern nur, um<br />
die grundsätzliche Frage der Haftung des<br />
Schülers, der eben genau gleich zu behandeln<br />
ist wie jeder andere Täter.<br />
Nun zur Bedeutung der Eigenschaft., als<br />
Fahrlehrer bei einem Verkehrsunfall. .Diese<br />
Eigenschaft bringt in erster Linie mit sich;<br />
AUTOMOBIL-REVUE <strong>1930</strong> — N°<br />
dass eine Reihe von Momenten als Schuld<br />
angerechnet werden können, die sonst ausser<br />
Betracht fallen würden. So ist es Sache<br />
des Fahrlehrers, zu prüfen, ob der Schüler<br />
für die Befahrung verkehrsreicher Strassen<br />
und Plätze oder die Ausführung gewisser<br />
Uebungen schon die nötigen Fähigkeiten hat.<br />
Kommt es wegen schuldhafter Verletzung<br />
dieser Pflicht zu einem Unfall, so haftet der<br />
Lehrer, auch wenn er z. B. beim Unfall selbst<br />
durchaus richtig gehandelt hat, also die richtigen<br />
Weisungen sofort gab, die Handbremse<br />
anzog und das Lenkrad ergriff. Ob der Schüler<br />
wegen eigener Schuld trotzdem haftet,<br />
ist eine Sache für sich, jedenfalls kann nie<br />
von einer Abwälzung der Schuld auf den<br />
Schüler oder auch umgekehrt die Rede sein.<br />
Ist auf der einen Seite eine Schuld vorhanden,<br />
so kann sie nicht abgewälzt werden,<br />
sondern es kann nur wegen des Verhaltens<br />
des andern Beteiligten Milderung eintreten.<br />
Zur Verneinung der Schuld des Schülers<br />
wird man z. B. kommen können, wenn der<br />
Lehrer eine unrichtige Weisung gegeben hat,<br />
deren Tragweite der Schüler mangels genügender<br />
Kenntnisse noch nicht übersehen<br />
konnte, dagegen nur zur Milderung bei einer<br />
Weisung zu einem noch etwas gewagten Manöver.<br />
Wenn der Lehrer keine besondere<br />
Weisung gegeben hat — sich die kritische<br />
Situation also auf der Fahrt ohne besondere<br />
Uebung ereignet, so kommt für den Lehrer<br />
die Frage der genügenden Kontrolle des sofortigen<br />
Einschreitens, d'er sofortigen Weisung<br />
in Betracht. Befolgt der Schüler die<br />
Weisung nicht und wäre andernfalls der Unfall<br />
unterblieben, so wird die Schuld des Lehrers<br />
unter Umständen zu verneinen, jedenfalls<br />
zu mildern sein. Immerhin scheintnach<br />
obigen Ausführungen die Lage des Fahrlehrers<br />
nach dem geltenden Strafrecht keineswegs<br />
eine zu günstige. Er haftet für jede<br />
Fahrlässigkeit und hat in seiner Eigenschaft<br />
als Lehrer dabei Umstände zu vertreten, die<br />
seine Haftung gegenüber einem gewöhnlichen<br />
Fahrer erheblich und genügend verschärfen,<br />
wie Abschätzung der Fähigkeiten des Schülers,<br />
Berücksichtigung der unerwarteten Hindernisse<br />
auf die Eigenschaften des Schülers.<br />
Meiner Ansicht nach ist deshalb die Verantwortlichkeit<br />
des Fahrlehrers durch das Gesetz<br />
und die Praxis genügend betont und eine<br />
Verschärfung im Interesse des Verkehrs oder<br />
der Schüler nicht erforderlich. Möglich ist<br />
freilich, dass sich einzelne Lehrer ihrer Verantwortung<br />
nicht immer genügend bewusst<br />
sind.<br />
Was die zivilrechtliche Haftung von Lehrer<br />
und Schüler anbetrifft, so kommt es auch<br />
hier grundsätzlich einfach auf das Verschulden<br />
an, das beim Schüler aus den gleichen<br />
Gründen geringer sein kann, wie im Strafrecht,<br />
beim Lehrer entsprechend grösser.<br />
Das Gesetz kennt jedoch keine Bestimmung,<br />
wonach der Lehrer für die Handlungen seiner<br />
Schüler haftet, etwa analog dem Geschäftsherrn<br />
für seine Angestellten bei Ausübung;<br />
einer geschäftlichen Tätigkeit gemäss O. R.,<br />
Art. 55. Die Verschiedenheit des Verschuldens<br />
kann dazu führen, dass der Geschädigte<br />
vom Schüler nur X A seines Schadens, vom<br />
Lehrer dagegen % erhalten wird oder auch<br />
umgekehrt. Mit Bezug auf die Versicherung<br />
ist zum mindesten nach § 3 des Zürcher Auto-<br />
Gesetzes zu sagen, dass die Versicherung für<br />
den Wagen abgeschlossen ist, also auch bei<br />
Lehrfahrten in Kraft ist, ohne Rücksicht, ob<br />
der Lehrer oder der Schüler oder ein Dritter<br />
Eigentümer des Wagens ist, oder den einen<br />
oder andern das ausschliessliche Verschulden<br />
trifft oder beide schuldig sind. Offen<br />
bleibt die Frage des Regresses des Schülers<br />
auf den Lehrer z. B. bei unrichtigen Weisungen<br />
des Lehrers, oder umgekehrt, bei auffallender<br />
Nichtbeachtung von Weisungen des<br />
Lehrers. Es sei hier noch darauf verwiesen,<br />
dass das Bundesgericht in verschiedenen Entscheiden<br />
betont hat, dass den mitfahrenden Eigentümer<br />
des Wagens eine gewisse Aufsichtspflicht<br />
über den Lenker trifft, sei dieser<br />
nun sein Angestellter oder nicht, und bei Verletzung<br />
dieser Pflicht direkt belangt werden<br />
kann. Um so mehr besteht eine Haftung des<br />
Lehrers für Handlungen des Schülers, hervorgehend<br />
aus seinen besondern Aufsichtspflichten,<br />
Voraussetzung bleibt aber stets ein<br />
eigenes Verschulden.<br />
Wer als berufsmässiger Lehrer oder bei<br />
Gelegenheit einer Person ohne Fahrbewilligung<br />
die Lenkung eines Autos überlässt,<br />
übernimmt damit gewiss eine grosse Verantwortung,<br />
die er aber nach dem geltenden<br />
Recht auch nicht auf den Schüler abwälzen<br />
kann, sondern voll und ganz für sein Verschulden<br />
einstehen muss. Dass auch der<br />
Schüler für seine Schuld haftet, ist durchaus<br />
gerechtfertigt und wird auch dazu beitragen,<br />
dass solche « Probefahrten » im Interesse des<br />
Verkehrs unterbleiben, namentlich durch Jugendliche<br />
in Zeiten des stärksten Verkehrs,<br />
wie leider über die Mittagszeit bei Fahrten<br />
vom und ins Geschäft häufig zu beobachten<br />
ist. Dr. H. M. W.<br />
Wenn Ihnen auf steiler Strasse<br />
• • ein gleichwertiger Wagen, ein<br />
gleichqualifizierter Fahrer vorfährt,<br />
dann müssen Sie annehmen : Der<br />
Wagen fährt mit Esso.<br />
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No 66 — <strong>1930</strong><br />
Wagen<br />
Karosserie<br />
Klasse 2: bis 4 Sitze Industrie-Fahrzeuge, Serien-Karosserie.<br />
Guido Sabatini, Lugano Ansaldo Ansaldo<br />
Gruppe Ab: Tourenwagen<br />
Klasse 2: 3 bis 4 Sitze, Industrie-Fahrzeuge, Serienkarosserie.<br />
8. Ford Motor Co., Hoboken, Anvers Lincoln Ldncohi<br />
Gruppe Ao: Roadster<br />
Klasse 1: bis 2 Sitze, Privat-Fahrzeuge, Spezial-Karosserie.<br />
4. Frau Lilly Steiger, Zürich Alfa Romeo Buckstuhl, Luzern<br />
Privat-Fahrzeuge, Serien-Karosserie.<br />
3. A. Hefti, Hetzingen<br />
Georges Genhart, Luzern<br />
Bugatti<br />
Chrysler<br />
Bugatti<br />
Chrysler<br />
Industrie-Fahrzeuge, Spezial-Karosserie.<br />
1. Delage & Cie., Paris Delage Van den Pias, Paris<br />
Industrie-Fahrzenge, Serien-Karosserie.<br />
6. Amag, Auto A.-G., Zürich Chrysler ' Chrysler<br />
Klasse 2: 3 bis 4 Sitze, Privat-Fahrzeuge, Serien-Karosserie.<br />
3. Dr. med. A. Dimtza, Zürich Fiat Fiat<br />
1.<br />
3.<br />
I.<br />
1.<br />
2.<br />
2.<br />
3.<br />
3.<br />
1.<br />
S.<br />
1.<br />
2.<br />
2.<br />
3.<br />
3.<br />
4.<br />
4.<br />
6.<br />
I.<br />
2.<br />
3.<br />
Rangordnung der Schönheitskonkurrenz.<br />
Klasse 1: bis 2 Sitze, Privat-Fahrzeuge, Spezial-Karosserie.<br />
Josef friner, r, Schwyz Mercedes Benz Caracciola, Berlin<br />
Privat-Fahrzeuge, Serien-Karosserie.<br />
Hans Stuck von Villiez, Wien<br />
Austro-Daimler<br />
Max Meier, Luzern<br />
Nash<br />
Nash<br />
Industrie-Fahrzeuge, Serien-Carosserie.<br />
Garage Mühlebach A. G., Zürich Auburn-Cord f Auburn<br />
Max Reutter, Zürich<br />
William Escher, Vevey<br />
Frau Thildy Ruckstubl, Kastanienbaum<br />
Frau E. von Erlach-Zeerleder, Bern<br />
Ernst Schürpf, St. Gallen<br />
Dr. Vogel, Völklingen-Saar<br />
Alexander Curti, Luzern<br />
Alfred Rütscbi, Meggen<br />
Kud. Carraciola, Berlin<br />
Frau Dr. Else Elfes, Interlaken<br />
Emanuel Traxler, Zürich<br />
Dir. Schmitz, Luzern<br />
Melanie Herzog, Basel<br />
Frau C. Laub-Frieden, Oberwil<br />
Hermann Schaich, Baden<br />
Hermann Graber, Wichtrach<br />
Garage Mühlebach A. G., Zürich<br />
C. Duttlinger, Zürich<br />
Emil Heer, Basel<br />
A. G. Steyr-Werke & Austro-Daimler<br />
Zürich<br />
C. Duttlinger, Zürich<br />
Röhr Auto A. G., Ober Darmstadt<br />
Walter Herbst, Luzern<br />
Hans Weber, Basel<br />
Heinrich Wagner, Zürich<br />
Klasse 2: 3 bis 4 Sitze, Privat-Fahrzeuge, Spezial-Karosserie:<br />
Mercedes Benz<br />
Bugatti<br />
Alfa Romeo<br />
Alfa Romeo<br />
La Salle<br />
Buiok<br />
Willys-Knight<br />
Martini<br />
Privat-Fahrzeuge, Serien-Carosserie.<br />
Aubunj-Cord<br />
Industrie-Fahrzeuge, Serien-Carosserie.<br />
Röhr<br />
Steyr<br />
Steyr<br />
Röhr<br />
Röhr<br />
Martini<br />
Martini<br />
Martini<br />
(Fortsetzung von Seite 2)<br />
Die Gruppe der geschlossenen Wagen wird von<br />
einem Talbot eröffnet (Karosserie Million-Guiet)<br />
wobei das tiefschwarze Coupe sehr eigenwillie gehalten<br />
ist: höchst bizarre Konstruktion, Angelegenheit<br />
für Extravaganzen. Fesselnd in der Komposition<br />
und Farbenzusammenstellung ist der folgende<br />
Martini mit schweizerischem Oberbau. In der<br />
Gruppe der geschlossenen Wagen, mit festem Verdeck,<br />
erregt ein stilechter Mathis die Aufmerksam<br />
keit. Der blauschwarz getönte Wagen verrät in<br />
seiner ganzen Iinienführunjf Kultur und Geschmack.<br />
Bei dem nächsten Delage gibt die hochfeudale Ausstattung<br />
xa Ahs und Ohs Anlass. Im Fonds entdecken<br />
wir hübsche Gesichtchen von Pariser Künstlerinnen,<br />
die besonders für den Tag nach Luzern<br />
aufgeboten waren. Es folgt in der gleichen Klasse<br />
der Fünf- und Sechssitzer ein aristokratischer Pakkard<br />
in der für diese Marke seit Jahren typischen<br />
sorgfältigen Liniengestaltung. Distinguiert und bestechend<br />
in der Form erscheint auch der weitere<br />
Mercedes-Benz von Ernst Schild (Solothurn). welchem<br />
denn der erste Pieis der im Inland Befahrenen<br />
Wagen zuerkannt wurde. Durch die glückliche<br />
Raumaufteilung und Flächengestaltung der Karosserie<br />
imponiert der Packard von Frau Direktor<br />
Steiger (Zürich), bei dem eine weitgehende Sichtfreiheit<br />
die Eleganz der Linie keineswegs beeinträchtigt.<br />
Gleich darnach stellt unser Schweizer<br />
Meisterschütze Lienhard aus Kriens einen schnitttigen<br />
schwarzen Tfash vor, und wieder gefällt die<br />
Limousine durch ihren künstlerisch empfundenen<br />
ond plastisch wirkenden Aufbau.<br />
Die Gruppe der geschlossenen Wagen mit beweglichem<br />
Verdeck wird von einem dunkelblauen<br />
[Ansaldo mit Ciel ouvert angeführt. Auch hier<br />
epricht die Karosserie für die Gut" schweizerischer<br />
[Arbeit. Der heigraue Martini, von Egll (Basel)<br />
fcarossiert, bekennt sich zu sehr geschmackvollen<br />
einfachen Linien, die jeder Extravaganz abhold<br />
sind und gerade atuch deshalb den Beifall des<br />
[Publikums sowohl wie der Jury finden, die diese<br />
Leistung mit einem ersten Preis belohnt. Auch der<br />
hron Kuckstuhl (Luzern) karossierto Delage gehört<br />
mit zu den vielbeachteten Höchstleistungen einheimiechen<br />
Schaffens. Charakteristisch wirkt die schräg<br />
eingebaute Windschutzscheibe, welche der Formgebung<br />
ihren besonderen Stempel aufdrückt. In<br />
einem behaglichen Fiat sitzen stolz vier «Pfader»<br />
«md bekennen sich so zum neuen Verkehrsmittel.<br />
Nun rückt Hess aus Solothurn mit einem sehr Beifälligen<br />
Martini an, der in den eigenen Werken<br />
Jcarossiert wurde. Das elektro-automatische Rollverdeck,<br />
das der Führer des Wagens spielen lässt,<br />
(findet grösste Beachtung. Die lange Reihe schöner<br />
Fahrzeuge wird durch einen mit Ciel ouvert versehenen<br />
Packard geschlossen.<br />
Nach der Vorführung Tollen die Wagen durch<br />
Äle Strassen der Stadt Luzern; der ganze Korso<br />
iwird aber infolge des losbrechenden Sturmes zu<br />
•dner wilden Jagd nach der nächstbesten Unterkunft.<br />
Der Ball.<br />
Mercedes Benz<br />
N. A. G. Protos<br />
Minerva<br />
Nash<br />
Mercedes Benz<br />
Steyr<br />
Fiat<br />
Industrie-Fahrzeuge, Spezial-Karosserie.<br />
Delage<br />
Mercedes Benz<br />
Gangloff, Colmar<br />
Ruckstuhl, Luzern<br />
Gangloff, Genf<br />
Höheners Erben St.<br />
Hubert, Metz<br />
Gangloff, Genf<br />
Reuter<br />
Mercedes Benz<br />
N. A. G. Protos<br />
Van den Pias?<br />
Nash<br />
Mercedes Benz<br />
Gläser, Dresden<br />
Fiat<br />
Graber, Wichtrach<br />
Gangloff, Genf<br />
Autenrieth<br />
Gläser, Dresden<br />
Gläser, Dresden<br />
Autenrieth<br />
Autenrieth<br />
Martini<br />
Reinbolt & Christe<br />
Klasse 3: 5 bis 6 Sitze, Privat-Fahrzeuge, Spezial-Karosserie.<br />
Cesar Schild-Krebs, Grenchen Voisin Kellner, Paris<br />
Theodor Garbade, Luzern Isotta Fraschini Castagna, Mailand<br />
Josef Eigensatz, Luzern<br />
Studebaker<br />
Gangloff, Genf<br />
Wilhelm Schweizer, Basel<br />
Rolls-Royce<br />
Heimburger<br />
Das Defilee der Konkurrenten.<br />
Botel Söhweizerhof, Luzern.<br />
Er bleibt immer der Höhepunkt des<br />
ganzen Anlasses. Das gleissende Licht der<br />
Iieuchter fliesst über die strengen schwargen<br />
Reihen der Smokings und die nackten<br />
[Arme der Damen. Man spricht zugleich<br />
tu allen europäischen Sprachen, von de-<br />
Gruppe Aa: Sportwagen<br />
Gruppe B: Kombinationswagen<br />
AUTOMOBIL-REVUE<br />
Gallen<br />
Best beurteilter Wagen mit ausländischer Polizeinnmmer.<br />
Start Nr. 26, Kud. Carraciola, Berlin Mercedes Benz . Mercedes Benz<br />
Best beurteilter Wagen mit schweizerischer Polizeinummer, exkl. Luzern.<br />
Start Nr. 62, Ernst Schild-Petri, Solothurn Mercedes Benz Meroedes Benz<br />
Best beurteilter Wagen eines Mitgliedes der Sektion Luzern.<br />
Start Nr. 43, Alfred Bartolomäi, Luzern Lancia di Lambda Dux, Mailand<br />
Best beurteilter Wagen, von einer Dame gefahren.<br />
Start Nr. 24, Frau Dr. Else Elfes, Interlaken N. A. G. Protos N. A. G. Protos<br />
Best beurteilter Wagen sämtlicher Gruppen:<br />
Start Nr. 26, Rud. Carraciola, Berlin Mercedes Benz Mercedes Benz<br />
Best beurteilter Wagen mit schweizerischer Karosserie.<br />
Start Nr. 70, Eugen Berli, Basel Martini Beinbold & Chririe*, BaatI<br />
nen man wenigstens das Ja und das Nein<br />
kennt, schwelgt in Verbeugungen und Zeremonien,<br />
stolze Diener schwimmen an<br />
einem vorbei — fast möchte man sich vor<br />
diesen Hoheiten verbeugen —• ; schlanke<br />
,J)amen spielen* mit funkelnden Ketten<br />
Die Erkenntnis der Wichtigkeit der Schmierung des oberen Teils<br />
der Zylinderwände, Ventilstössel usw. ist schön alt. Ihr Berater<br />
empfahl Ihnen von jeher, dem Brennstoff für Ihren neuen oder<br />
frisch überholten Wagen für die ersten tausend Kilometer etwas<br />
Motorenöl beizumischen. Die Erfahrungen aber haben gelehrt,<br />
dass diese sogen. Oberschmierung dem Motor auch in der Folge<br />
nicht nur zuträglich, sondern geradezu eine unerlässliche Bedingung<br />
für die Erhaltung der Leistung desselben durch Herabminderung<br />
der Abnützung seiner Bestandteile auf ein Minimum<br />
bedeutet.<br />
Warum sollen Sie die respektablen Werte, die Sie in Ihrem<br />
Auto angelegt haben, nicht ebenso pflegen wie irgendein anderes<br />
Ihrer Besitztümer?<br />
Die Auslagen hiefür sind die geringsten, wenn Sie<br />
der altbewährten Marke<br />
Trade Mark<br />
Klasse 2: 3 bis<br />
Alfred Bartholomäi, Luzern<br />
Carlo Ferrario, Mailand<br />
Alfred L. Droz, Geneve<br />
Ch. Felix Keller, Paris<br />
Adolf Zähringer jun., Lugano<br />
Henry Staedelin, Zug<br />
1868<br />
verwenden. — Diese Marke gibt Ihnen Gewähr für richtige<br />
Qualität und einwandfreie Preise.<br />
Kosten per 100 Liter Brennstoff nur Fr. 1.25. — Preis der<br />
2-Liter-Kanne Fr; 10.—.<br />
Gruppe D: Geschlossene Wagen<br />
a) mit festem Verdeck.<br />
4 Sitze,'Privat-Fahrzenge, Spezial-Karosserie.<br />
Lancia di Lambda<br />
Lancia di Lambda<br />
Delage<br />
Talbot<br />
Lancia di Lambda<br />
Duz, Mailand<br />
Castagna, Mailand<br />
Barbier, Geneve<br />
Million-Guiet<br />
Farina, Torino<br />
Gangloff, Geneve<br />
Hispano-Suiza i<br />
Privat-Fahrzeuge, Serien-Carosserie.<br />
Pierre Munck, Kriens-Luzern<br />
Nash Spez. Sis Nash<br />
Frau Dr. med. M. Kaelin-Sulzer, Schwyz Buick<br />
Fisher<br />
Jakob Ottiger, Hochdorf<br />
Packard<br />
Packard<br />
Alfred Rosenstiel, Zürich<br />
Willys-Knight<br />
Willys-Knight<br />
Industrie-Fahrzeuge, Spezial-Karosserie.<br />
2. Dr. Fritz Schöni, Zollikon-Zürich<br />
IJ^MMMTI<br />
Ettin?er, DieMenhofen<br />
Industrie-Fahrzeuge, Serien-Karouerie.<br />
Albert Goy, Geneve<br />
Delage<br />
Delage ><br />
Lorenz Popp, Zürich<br />
Stoewer<br />
Stoewer<br />
Walter Herbst, Luzern<br />
Martini<br />
Martini<br />
Martini Auto A. G., Zürich<br />
Martini<br />
Martini<br />
Ed. Koch, Luzern<br />
Fiat<br />
Fiat<br />
Nicolas Egger, Gen.-Vertr. Mathis, Kerns Mathis<br />
Mathis<br />
Klasse 3: & bis 6 Sitze, Privat-Fahrzeuge, Serien-Karosserie,<br />
Ernst Schild-Petri, Solothurn Mercedes Benz Mercedes Benz<br />
Frau Robert Steiger, Zürich<br />
Packard<br />
Packard<br />
Alfred Sidler, Luzern , Packard<br />
Packard<br />
Giovanni Ferrari, Tesserete (Tessin) Ansaldo<br />
Ansaldo<br />
Paul Ebstein, Paria<br />
Talbot<br />
Talbot<br />
Industrie-Fahrzeuge, Serien-Karosserie.<br />
Walter Lienhard, Kriens<br />
Nash<br />
Nash<br />
Walter Lienhard, Kriens<br />
Nash<br />
Naih<br />
b. mit beweglichem Verdeck.<br />
3 bis 4 Sitze, Privat-Fahrzeuge, Sptzial-Karosserie.<br />
Eugen Berli, Basel<br />
Gebr. Etter, Zug<br />
Dir. Jul. Haab<br />
Ruckstuhl A., Luzern<br />
Koch Söhne, Luzern<br />
Dr. R. Simon-Sarasin, St-Blaise<br />
Klasse 3: 5<br />
Albert Goy, Geneve<br />
A. & E. Hess, Solothurn<br />
Oberschmierung bedeutet Motorpflege!<br />
IMCetg-xxot<br />
Franz Koch, Luzern<br />
VALVOLINE OEL A.-G.<br />
SONNENQUAI 3<br />
ZÜRICH<br />
Martini<br />
Ansaldo<br />
Industrie-Fahrzeuge, Spezial-Karosserie.<br />
Martini<br />
Reinbold & Christa<br />
Chiattone, Lugano<br />
Egli, Basel<br />
Delage<br />
Ä. Ruckstuhl, Luzern<br />
Industrie-Fahrzeuge, Serien-Karosserie.<br />
Fiat<br />
Fiat<br />
Martini<br />
K. Baur, Stuttgart<br />
bis 6 Sitze, Industrie-Fahrzeuge, Spezial-Karosserie.<br />
Delage<br />
Broux, Paris<br />
Martini<br />
Hess, Solothurn<br />
Industrie-Fahrzeuge, Serien-Karosserie.<br />
Packard<br />
Packard<br />
Spezlal-Preise:<br />
und Steinen, da und dort markante Gesichter,<br />
die sich tief einprägen. Nach der<br />
durch Herrn Präsident Bucher vorgenommenen<br />
Verlesung der Preisverteilung, die<br />
mit Applaus aufgenommen wird, rhythmisiert<br />
der Jazz die elegante Ballgesellschaft;<br />
man tanzt durch alle Schlager<br />
und Melodien von heute, parliert voll ungeheurer<br />
Sachkenntnis von Automobilen,<br />
repetiert alles von der verflossenen<br />
Schönheitskonkurrenz, und es ist sehr<br />
spät, bis sich der Saal lichtet und müde<br />
Füsse langsam über die Hotelgänge<br />
streifen.<br />
Die Organisation.<br />
Die steigende Zahl von Anmeldungen<br />
hat bewiesen, dass die Luzerner Schönheitskonkurrenzen<br />
Anklang gefunden haben.<br />
Die diesjährige Organisation bewältigte<br />
wieder vorzüglich die grossen Vorarbeiten.<br />
Zu dem Erfolg der gritten<br />
Schönheitskonkurrenz darf dem Komitee<br />
gratuliert werden, insbesondere dem Präsidenten,<br />
Herrn 0. J. Bucher. Mit. der<br />
Luzerner Schönheitsschau wird vor den<br />
Fremden bewiesen, dass auch unser Land<br />
grosses Interesse an ; automobilistischen<br />
Dingen hat, und nicht zuletzt wird immer<br />
wieder aufs neue die Qualitätsarbeit unserer<br />
Karosseriefabrikanten einer grossen<br />
Oeffentlichkeit vorgeführt. Der Presse<br />
gegenüber war man sehr behilflich, und<br />
die ausserordentliche Zuverlässigkeit, der<br />
man hier begegnet, muss lobend erwähnt<br />
werden. Nachstehend die Herren, die alle<br />
sich voll für den Anlass einsetzten:<br />
Organisationskomitee:<br />
Präsident: Herr G. J. Bucher. Mitglieder: Herr<br />
Otto Dreyer, Herr Dr. 0. Hübscher, Herr Dr. Alb.<br />
Riedweg, Herr Alois Zwyer.<br />
Preisgericht:<br />
Die Herren: Traugott Walser, Präsident der<br />
Sektion St. Gallen-Appenzell des A.C.S.. Herisau;<br />
Otto Kofmehl, Präsident der Sektion Solothurn des<br />
A.C.S., Solothurn; Direktor H. Wächter. Winterthur;<br />
Fr. Christen, Ingenieur, Zürich; Otto Dreyer,<br />
dipl. Architekt, Luzern; Dr. Max Schmid, Basel;<br />
Bernhard Becker, Wattwil,<br />
mb.<br />
Klagen wegen Autoraserei in Graubunden.<br />
Im Bündner Grossen Rat und auch in der<br />
Presse wurde geklagt wegen Autoraserei im<br />
Kanton, welche die Bauern oft schwer gefährden<br />
würden. Im Grossen Rat wünschte<br />
man eine strengere Kontrolle der Autos. Den<br />
Klagen wurde entgegengehalten, dass man<br />
polizeilich innerhalb der Gemeinden mit allen<br />
Mitteln für anständiges Fahren sorge.<br />
Ausserhalb des Gemeindebannes sei di« Aufstellung<br />
von besondern Vorschriften nicht<br />
ohne weiteres zu vollziehen. Tatsächlich<br />
würden sich im Kanton Graubünden verhält-<br />
•nistnässig -wenig Autounfälle ereignen, was<br />
zu Gunsten der Automobilisten spreche. Die<br />
Strasse gehöre heute nun einmal in erster<br />
Linie dem Auto, und mit dem Spiel- und<br />
Vergnügungsplatz sei es vorbei. -oU-
Kanton Schwyz<br />
und Klausenrennen.<br />
Der in verschiedenen Gemeinden des<br />
Kantons Schwyz mit besonderer Hartnäckigkeit<br />
durchgeführte Fallenbetrieb<br />
hatte letztes Jahr das Organisationskomitee<br />
bewogen, offiziell die Umfahrung dieses<br />
Gebietes zu proklamieren. Den massgebenden<br />
Persönlichkeiten ist dieser Entschluss<br />
nicht leicht : gefallen, waren sie<br />
sich doch bewusst, dass er für eine Anzahl<br />
Hoteliers und Gewerbetreibende eine<br />
unverschuldete Härte bedeute. Da es aber<br />
trotz aller vorheriger Verständigungsver-<br />
ihm, dass die Schwyzer diese Geste ent-<br />
bewerten. Es darf füglich ersuche<br />
nicht möglich gewesen war, diesprechend<br />
Gemeindebehörden umzustimmen und wartet werden, dass die Tätigkeit der<br />
ihren Polizeiorganen etwas autofreundlichere<br />
Weisungen zu geben, blieb als auf eine eigentliche Verkehrsregelung<br />
schwyzerischen Gemeindepolizisten sich<br />
letztes Mittel und berechtigte Konsequenz ohne Kontrollen beschränkt und die erhöhte<br />
Strassenfrequenz vor und nach dem<br />
nur der Boykott des Kantons während<br />
der Klausentage. Wie Schwyzer Hoteliers Rennen nicht nur als willkommene Möglichkeit<br />
zu einer Einnahmesteigerung be-<br />
späterhin bestätigt haben, ergab sich daraus<br />
für sie ein überaus empfindlicher trachtet wird. Die Stimmung unter den<br />
Einnahmeausfall.<br />
durch die diesjährigen Kontrollen betroffenen<br />
Automobilisten, wie auch bei ihren<br />
Die leidige Angelegenheit der schwyzerischen<br />
Autokontrollen war auch in späteren<br />
Tagen weiterhin Gegenstand zahlreilegenheit<br />
durchaus solidarisch empfinden,<br />
übrigen Kollegen, welche in dieser Angecher<br />
Besprechungen von Verkehrsinteressenten,<br />
Automobilverbänden mit Behör-<br />
Unzufriedenheit erreicht, der eine kom-<br />
hat schon zur Zeit wieder einen Grad der<br />
den und Berufsdelegationen aus .dem mende Diskussion über zu ergreifende<br />
Kanton. Unseres Wissens hat sich vor Gegenmassnahmen erwarten lässt. Es ist<br />
allem auch die. Sektion Zürich des A.C.S. mit Bestimmtheit anzunehmen, dass,<br />
und hier wiederum ihr Rechtskonsulent, wenn ' von Automobilverbänden dieses<br />
Herr Badertscher, der Angelegenheit angenommen<br />
und versucht, auf freund-<br />
würden, dieselben auch zur Ausführung<br />
Jahr diesbezügliche Dispositionen gefasst<br />
schaftlicher Basis eine Gesinnes- und und einer strikten Beobachtung durch<br />
Systemsänderung in besagtem Kanton das Gros der Automobilisten gelangen.<br />
herbeizuführen. Es fehlt derorts in aufgeklärten<br />
Kreisen sicher nicht an gutem<br />
Willen, aber leider sind immer noch mancherlei<br />
Kräfte am Werk, die entweder aus<br />
finanziellen oder irgendwie autojanfrqundlichen<br />
Erwägungen heraus dem alten<br />
System immer wieder Geltung verschaffen.<br />
Trotz freundschaftlichen Zusicherungen<br />
aus einflussreichen Schwyzer Kreisen<br />
scheint gerade in den letzten Wochen die<br />
Tätigkeit einer Autokontrolle zwischen<br />
Seewen und Schwyz in ganz unerfreulichem<br />
Masse zugenommen zu haben. Die<br />
Zahl der bei uns eingehenden Einsendungen,<br />
die sich ob des geradezu gewerbsmässig<br />
betriebenen Fallenwesens entrüsten,<br />
mehrt sich in bedenklicher Weise.<br />
Vor allem wird die Art der Kontrolle kritisiert,<br />
und ist verschiedenen Darstellungen,<br />
die über jeden Zweifel erhaben sind,<br />
tatsächlich xn entnehmen, dass es hier<br />
nicht mit rechten Dingen zugeht. Wir<br />
möchten in diesem Zusammenhang weiter<br />
nicht auf die einzelnen Klagen eingehen,<br />
können aber unsere Bedenken nicht unterdrücken,<br />
dass ausgerechnet in den Tagen<br />
vor dem Klausenrennen die sattsam<br />
bekannten Schwyzer Fallen ihre Tätigkeit<br />
mit erneuter Intensität aufnehmen. Das<br />
Rennkomitee sieht auf Grund der in früheren<br />
Unterredungen von schwyzerischer<br />
Seite gegebenen Versprechen von der<br />
Ausgabe einer besonderen Parole für die<br />
Klausenbesuoher ab. Wir hoffen aber mit<br />
Die Tage des Klausenrennens sind unseres<br />
Erachtens für die kommende Haltung der<br />
Motorfahrzeugführer ausschlaggebend.<br />
Eine erhöhte Kontrolltätigkeit, die wegen<br />
ihrer dilettantenhaften und willkürlichen<br />
Ausübung mit Recht verpönt wird, miisste<br />
mit Sicherheit eine allgemeine Bewegung<br />
unter Automobilisten auslösen, welche<br />
sich' in ihren Konsequenzen- im Kanton<br />
Schwyz mancherorts fühlbar machen<br />
würde. Wir geben deshalb der bestimmten<br />
Erwartung Ausdruck, dass die schwyzerischen<br />
Behörden nicht nur für die<br />
AUTOMOBIL-REVUE <strong>1930</strong> - N» 66<br />
Streiflichter des internationalen<br />
Automobilhandels.<br />
Vom Fachreferat der Automobilabteilung<br />
des amerikanischen Handelsamtes ist soeben<br />
ein eingehender Bericht über die jüngsten<br />
Strömungen und Entwicklungstendenzen im<br />
internationalen Automobilhandel veröffentlicht<br />
worden, welchem wir die nachstehenden,<br />
ebenso interessanten wie aufschlussreichen<br />
Ausführungen entnehmen.<br />
Das Problem der Versorgung von solchen<br />
Ländern mit Automobilen, die selbst über<br />
keine oder für die Bedürfnisse des einheimischen<br />
Marktes unzureichende Eigenproduktion<br />
verfügen, gewinnt für die grossen miteinander<br />
konkurrierenden Erzeugerländer<br />
immer mehr an Bedeutung.<br />
Das verflossene Jahr hat eine Gesamtautomobilausfuhr<br />
aller Exportländer der Welt<br />
von 765,779 gebrauchsfertigen Motorwagen<br />
mit sich gebracht, welches Quantum 12,1<br />
Prozent ihrer Gesamtproduktion entspricht,<br />
im Vergleich mit einem Gesamtexport von<br />
708,349 gebrauchsfertigen Automobilen, d.h.<br />
13,6 Prozent der Gesamterzeugung, im vorausgegangenen<br />
Jahre. Von der Gesamtausfuhr<br />
1929 sind nicht weniger als 638,922 Ein-<br />
'heiten auf Rechnung der nordamerikanischen<br />
Industrie (Vereinigte Staaten und Kanada)<br />
zu setzen, welches Quantum 11,4 Prozent<br />
der Gesamtfabrikation dieser beiden Länder<br />
entspricht. Die britische Automobilindustrie<br />
hat im vergangenen Jahre 17,1 Prozent ihrer<br />
Gesamterzeugung (gegen 15,5 Prozent im<br />
Vorjahre) auf ausländischen Märkten abgesetzt,<br />
die französische Industrie 18,8 Prozent<br />
(gegen 21 Prozent), die deutsche 11 Prozent<br />
(gegen 8,9 Prozent) und die italienische 43,7<br />
Prozent (gegen 51,4 Prozent).<br />
Den meisten Automobilexportländern ist es<br />
im verflossenen Jahre gelungen, ihren alten<br />
Kundenkreis zu behalten, doch haben hinsichtlich<br />
der Reihenfolge der Absatzgebiete<br />
verschiedene Verschiebungen stattgefunden,<br />
als deren bemerkenswerteste die nachstehenden<br />
erwähnt zu werden verdienen. Australien<br />
ist der beste Markt für die Automobilfirmen<br />
der Vereinigten Staaten und Grossbritanniens<br />
geblieben und hat gleichzeitig<br />
Britisch-Indien als vornehmstes Bestim-<br />
für die kanadische Automobilaus-<br />
Klausentage einen Burgfrieden mit denmungsland<br />
Automobilisten abschliessen, sondern darnach<br />
trachten, eine dauernde Verständifuhr<br />
abgelöst. Den wichtigsten Auslandsmarkt<br />
der französischen Automobilfabriken<br />
gung zu erreichen, zu der die Motorfahrzeugbesitzer<br />
nur allzugerne die Hand rei-<br />
Deutschland auch im verflossenen Jahre wie-<br />
stellt nach wie vor Algerien dar, während<br />
chen würden, sofern die gerechten Voraussetzungen<br />
dafür gegeben sind. schen als auch der<br />
der den besten Kunden sowohl der italieni-<br />
tschechoslowakischen<br />
Kraftwagenindustrie abgegeben hat. Als<br />
grösster Käufer deutscher Automobile ist<br />
Holland im vergangenen Jahre durch Oesterreich<br />
abgelöst worden, während Holland anderseits<br />
die Stelle Grossbritanniens als bedeutendster<br />
Auslandsmarkt für die Erzeugnisse<br />
der belgischen Automobilindustrie eingenommen<br />
hat.<br />
Abgesehen von dem Zustrom von Automobilen<br />
nach Ländern ohne eigene Industrie,<br />
findet ein bedeutender Austausch von Motorwagen<br />
aller Art zwischen den einzelnen Produktionsländern<br />
statt, welcher in den typischen<br />
Eigenschaften gewisser Marken der verschiedenen<br />
Automobilproduktionsländer seinen<br />
Grund hat. So ist vor allem die Feststellung<br />
zu machen, dass die Fabrikate der<br />
amerikanischen Automobilindustrie faktisch<br />
von sämtlichen übrigen Produktionsländern<br />
der Welt in mehr oder weniger erheblichen<br />
Mengen absorbiert werden; die französischen<br />
Marken nehmen ihren Weg u. a. nach Grossbritannien,<br />
Deutschland und Italien.<br />
Sehr bemerkenswert ist ferner, dass die<br />
beständige Steigerung der internationalen<br />
Nachfrage nach geschlossenen Wagen sich<br />
am deutlichsten in der zunehmenden Erzeugung<br />
von Automobilen dieser Kategorie in<br />
den Vereinigten Staaten und Kanada widerspiegelt.<br />
Von der Gesamtproduktion 1929<br />
dieser beiden Länder entfallen bereits 89,4<br />
Prozent auf die geschlossenen Wagen, im<br />
Vergleich mit 88,5 Proz, in 1928, 84,9 Proz.<br />
in 1927 und nur 30 Proz. in 1922. Nach dem<br />
Chassistyp betrachtet, setzt sich die amerikanische<br />
Produktion von Personenwagen zur<br />
Zeit ungefährt wie folgt zusammen : zweitürige<br />
Sedans 28 Proz.; Coupes 20 Proz.; alle<br />
übrigen geschlossenen Modelle 39,1 Proz.;<br />
Tourings 3,7 Proz.; Roadsters 6,7 Proz. und<br />
Chassis 1,8 Proz. In diesem Zusammenhang<br />
dürfte noch erwähnenswert sein, dass sich<br />
die nordamerikanische Produktion 1929 von<br />
Lastautomobilen nach den Ermittlungen der<br />
Amerikanischen Automobil-Handelskammer<br />
nach der Tragfähigkeit wie folgt gestaltet<br />
hat, indem wir zu Vergleichszwecken in<br />
Klammern die Ziffern für 1923 aufführen : mit<br />
einer Tragfähigkeit von iy 2 und weniger als<br />
2 tons : 63,4 (5,6) Proz.; % ton oder weniger<br />
: 17,1 (16,5) Proz.; 1 ton und weniger als<br />
ty 2 ton : 9,5 (67,7) Proz.; 2 tons und weniger<br />
als 2 l / 2 tons : 3,4 (3,5) Proz.; 3V& tons und<br />
weniger als 5 tons: 1,0 (1,6) Prozent;<br />
5 tons : 0,3 (1,1) Proz.; über 5 tons und Spezialtypen<br />
: 1,2 (1,0) Proz. Dr. E. P.<br />
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N°66 — <strong>1930</strong> ÄTJTÖMOBTL-REVUE<br />
KLEINE CHRONIK<br />
Wettbewerb für Fachleute des Städtebaus<br />
in St. Gallen. Der Stadtrat von St. Gallen<br />
häusern die Anbringung von Sehul-Schildern<br />
will demnächst einen Wettbewerb zur Erlangung<br />
von Entwürfen für die neue Tracie-<br />
allein nicht genügt. Man müsse vor zu hohen<br />
Anforderungen warnen, die an Verkehrspolizisten<br />
in der Nähe von Schulen gestellt<br />
rung von Durchgangs- und Umleitungsstrassen<br />
der Stadt St. Gallen ausschreiben.<br />
würden Vielleicht erprobt sich auch hier<br />
Ein Kredit von 45,000 Fr. soll ausgesetzt<br />
das Mittel besser, ältere Schüler gegenüber<br />
werden. Zu diesem Ideenwettbewerb sind<br />
den Jüngern in der Ueberwachung auf der<br />
alle diejenigen Fachleute zugelassen, die seit<br />
Strasse auszubilden. Vor der Eingliederung<br />
mindestens einem Jahr im Kanton St. Gallen Kontrollierte Strassen<br />
niedergelassen sind. Der Stadtrat erhofft<br />
von diesem Wettbewerb umfassendes Material<br />
zur Lösung der Verkehrsfrage und<br />
Kanton<br />
Strecke Bemerkungen<br />
zur<br />
Umgestaltung des Durchgangsverkehrs. Gerade<br />
in St. Gallen ist das Verkehrsproblem<br />
sehr schwierig, da das Tal der Steinach sehr<br />
schmal und bereits sehr überbaut ist. Am<br />
schwierigsten gestalten sich die Verhältnisse<br />
naturgemäss in der Altstadt, wo es regelrechte<br />
Engpässe gibt. Etwelche Abhilfe kann<br />
da allein die konsequent© Umleitung des<br />
Durchgangsverkehrs schaffen, für den bereits<br />
ein umfangreiches Planmaterial mit den in<br />
Frage kommenden Varianten vorliegt, das<br />
nun durch den in Aussicht genommenen<br />
Wettbewerb wertvolle Ergänzungen und<br />
Ideen erhalten soll.<br />
Mf.<br />
Erfahrungen zur Verkehrsregelung in<br />
Grossstädten. Anlässlich der bereits erwähnten<br />
Tagung der Verkehrsrefereriten im Berliner<br />
Polizei-Institut wurde auch über die<br />
Erfahrungen berichtet, die sich bei der Regelung<br />
des Verkehrs in Grossstädten ergeben<br />
haben. Wenn man z. B. die Zahlen der Unfälle<br />
in London im Lauf© der letzten Jahrzehnte<br />
verfolgt, so findet man ohne weiteres<br />
einen starken Einfluss des motorisierten Verkehrs.<br />
In England besteht übrigens eine Vorschrift,<br />
auf deren Grund Strassenbauarbeiten,<br />
welche vielfach zu Unfällen führen, sechs<br />
Monate vorher dem zuständigen Ministerium<br />
angemeldet werden müssen; falls innert 12<br />
Monaten ein zweiter Umbau nötig wird,<br />
muss 24-Stundenzeit eingeschaltet werden.<br />
Bezüglich der Bestrafung wegen Verkehrsübertretungen<br />
ist in England ein Versuch mit<br />
Ermahnungsschreiben gemacht worden, allerdings<br />
hat man über den Erfolg noch kein<br />
Urteil. Was die Einrichtung der Verkehrspolizei<br />
in Amerika anbetrifft, so haben sich<br />
dort Erfahrungszahlen von drei Verkehrspolizisten<br />
auf 10,000 Einwohner und 17—31<br />
Polizisten auf 10,000 Automobil© herausgebildet<br />
In Berlin rechnet man auf 10,000 Automobile<br />
40 Verkehrspolizisten. Es wurde<br />
sodann auch konstatiert, dass bei den Schul-<br />
Aargan<br />
Aargaa<br />
Aargan<br />
Aargan<br />
Augan<br />
Aargan<br />
Basel land<br />
Baselland<br />
Bern<br />
Glanis<br />
Uranbflnden<br />
Graubünden<br />
Luzers<br />
Neaenborg<br />
Mdwalden<br />
Obwalden<br />
St QaUto<br />
St. Gallen<br />
8t. Gauen<br />
Schwyj<br />
Schwyj<br />
Sehwy*<br />
Lhnjgaa<br />
Waadt<br />
Wallis<br />
£üricb<br />
Zürich<br />
Zürich<br />
UeotBcnea Grenzgebiet<br />
Dtatiches Grenzgebiet<br />
Deutsch.Grenzgebiet<br />
(Schwariwald*<br />
Lenztmrg: Onaemgan* strenge Kontrolle<br />
fiichtung Aaran<br />
Meningen: Dorfansgang Strenge Kontrolle<br />
Richtung Bades<br />
Wildegg<br />
VenUckt« Kontrolle<br />
Snhr: Hünzemebwilerstr. Versteckte Kontrolle<br />
Möhlin: von der Strassenkorve<br />
gegen Dorfaaslizisten<br />
In Zivil.<br />
Kontrolle durch Pogang,<br />
Riehtang Rheinleiden.<br />
Bussen bis 100 Kr.<br />
Wobien<br />
Kontrolle<br />
Haüwilersee, benndentn Strenge Kontrolle,<br />
Siederbattiril<br />
hohe Bussen.<br />
Rothrist<br />
Versteckte Stoppuhrkontrollen<br />
auf 300<br />
m in- and aasserhalb<br />
des Dorfes.<br />
Siglistorf<br />
Kontrolle innerorts<br />
Siuaeh Versteckte K.ouuoi>t<br />
LAiiseo<br />
Kontrolle<br />
Holstein<br />
Versteckte Kontrolle<br />
läsen<br />
Strenge Kontrolle<br />
durch zwei Beamte<br />
Kontrolle<br />
Kontrolle innerorts.<br />
Kantrolle<br />
üimdldier<br />
Netstal<br />
Landquart, beim Gasthaus<br />
«am Falknis<br />
Ems •<br />
Horw-JUchtung Lucera<br />
Couvet<br />
Herzlsnril<br />
Giswil: von S.B.B.-Station<br />
bis Coiffeurgeschäft<br />
Boräcüaci*. wiutitaucrdti.<br />
vom Bodan mm Bahnhof<br />
a. an dei 8t. Qaierstrasse.<br />
Ansserhaib 8tMd* Rieb»<br />
tang Rtaeineck.<br />
Eäfls-BaRreran<br />
Strecke Seveien-Bneha<br />
Seewen: vom Bahnhof bis<br />
Bahnübergang<br />
Ibach-Brunnen<br />
Lowerz<br />
Mettendort<br />
Zwischen Mies and Coppet<br />
(SUasse Otnl-Lanunne)<br />
La Boche<br />
im ganzen Kanton<br />
Kemptthal<br />
Aathal-Hinwü. Innerorts<br />
Kurve Oberaaths! 300<br />
m abwärta<br />
Rafz<br />
ISrzingen (Baden) an der<br />
Durcbgangsstrasse<br />
Schaiihaaeeo-Waidehut<br />
Ober-8acldnzen (Baden)<br />
Brennet (zwischen Schopfheim<br />
and Säclängen)<br />
Versteckte Kontrolle<br />
KoDtroae<br />
Am Westerogang tlee<br />
Dorfes versteckte<br />
Kontrolle durch 2<br />
Polinsten<br />
Verrtecfctf Kontrolle<br />
Strenge Kontrolle<br />
Kontrolle durch zwei<br />
StadtpollzlBten In<br />
Zivil<br />
Kontrolle<br />
Geheime Kontrolle<br />
mitten im Dörfchen<br />
Strenge Kontrolle<br />
Kontrolle aasser Ort<br />
Kontrolle aasser Ort<br />
Versteckte Kontrolle<br />
innerorte.<br />
Kontrolle<br />
Kontrolle<br />
Sehr strenge Kontrolle<br />
Versteckte lnnerorts-<br />
Koatrolle<br />
Stoppuhrkontrolle.<br />
Versteckte Kontrolle<br />
Verenge Kontroue<br />
durch zwei Polizisten<br />
in Zivil.<br />
Kontrolle mit zwei<br />
Stoppuhren am<br />
Ende des Dortae.<br />
Strenge Kontroll*.<br />
der Verkehrspolizei rn die allgemeine Polizei<br />
wurde gewarnt, da die wertvollen Erfahrungen,<br />
die ein Beamter an der gewissen<br />
Strassenstelle mit der Zeit sammle, für die<br />
Verkehrsregelung notwendig wären, mb.<br />
TOURISTIK<br />
Touristik-Bulletin des A. C. S.<br />
vom 1. August <strong>1930</strong>.<br />
Autofähren. Während des Klausenrennens, d. h.<br />
in den Tagen vom 9.—11. August <strong>1930</strong>, verkehrt die<br />
Autofähre Beckenried-Gersau bei Bedarf ununterbrochen<br />
(Fahrtdauer 25 Minuten).<br />
Verkehrsvorschriften. Zollausschlussgebiet Jestetten-Lottstetten.<br />
Wie das badische Bezirksamt in<br />
Waldshut mitteilt, ist nunmehr der Internationale<br />
Fahrausweis für die Durchfahrt durch das deutsche<br />
chen.<br />
Zollausschlussgebiet Jestetten-Lottstetten an der Einen schmerzlosen Tod erlitt die nach den Freibergen<br />
geplante Ausfahrt, welche infolge des an-<br />
Strasse Zürich-Eglisau-Rafz-Schaffhausen nicht<br />
mehr notwendig, sofern der betreffende Motorfahrzeuglenker<br />
im Besitze eines in deutscher Sprache fähig erwies und in aller Stille bestattet wurde.<br />
dauernd schlechten Wetters sich als nicht lebens-<br />
ausgestellten nationalen Fahrausweises ist. Für diejenigen<br />
Motorfahrzeuglenker, die einen Fahraus-<br />
. Dr. R. Z.<br />
weis in einer andern Sprache ausgestellt besitzen, Autosektion St. Gallen-Appenzell.<br />
ist jedoch der Internationale Fahrausweis nach wie<br />
vor notwendig.<br />
T. C. S.<br />
Autosektion Aargau.<br />
Ausfahrt nach Heidelberg-Stuttgart. Sie Automobilsektian<br />
Aargau des T.G.S. führt am 16., 17.<br />
und 18. August <strong>1930</strong> eine dreitägige Ausfahrt über<br />
Baden-Baden nach Heidelberg, HeilbTonn und<br />
Stuttgart aus. Die Programme mit Anmeldekarten<br />
sind den Mitgliedern bereits zugestellt worden. Es<br />
sollen den Reiseteilnehmern somit drei frohe Tage<br />
beschieden werden, welche sie von den Sorgen des<br />
Alltags fernhalten<br />
Geselligkeit wollen wir hinausziehen, um fremde<br />
Städte und fremdes Land zu schauen.<br />
Wir laden deshalb alle unsere Mitglieder freundlich<br />
ein, sich diesen vielversprechenden Genuss<br />
nicht entgehen zu lassen. Wollen Sie sich darum,<br />
unter Benützung der Ihnen zugestellten Karte, bei<br />
unserem Präsidenten der Sportkommission sofort<br />
anmelden. Z. K.<br />
CHAUFFEUR-VEREIN ZÜ-<br />
RICH. Klausenrennen <strong>1930</strong>. Es<br />
sind noch einige Plätze frei, und<br />
möchten wir deshalb Interessenten<br />
einladen, sich rechtzeitig, bei<br />
unserm Kollegen Müller, Münchhaldenstrasse<br />
8, Zürich 8, anzumelden.<br />
Der Fahrpreis inkl. Parkierung<br />
und Passgebühr beträgt<br />
Fr. 18.—. Die Fahrt wird bei jedem Wetter aus-<br />
Ein fröhlicher und in seinem Verlaufe gar nicht<br />
vorauszusehender Abend war die Stammtischausfahrt<br />
nach Küssnacht a. R. zu unserm Mitglied<br />
H. Bucher zum «Buurehof». Das regnerische Wetter<br />
war zu einer abendlichen Ausfahrt recht wenig<br />
geeignet und hätte man einen lauen Sommerabend<br />
vorgezogen, um die landschaftlichen Reize der unvergleichlichen<br />
Gegend besser auf sich einwirken NB. Unser Präses wird den Gesellschaftswagen;<br />
geführt.<br />
lassen zu können. ,<br />
selbst steuern. Augustversammlung fällt aus.<br />
Immerhin entwickelte sich im geräumigen Saal<br />
des cBuurehof» bald ein sehr animierter Betrieb,<br />
wobei man je nach Lust und Laune sich der gemütlichen<br />
Unterhaltung, dem Genuss von Speis und Autogen-Schweisskurs. Der nächste Kurs der<br />
Trank oder den Freuden der Jugend hingab. Ist es Autogen Endress A.-G. Horgen für ihre Kunden<br />
doch ein erhebender Anblick, wenn das gereifte Alter<br />
hierin der unerfahrenen Jugend mit gutem Beigust<br />
a. c. statt. Vorführung verschiedener Appa-<br />
und weitern Interessenten findet vom 25.—27. Auspiele<br />
vorangeht.<br />
rate. Dissous. Elektrische Lichtbogenschweissung.<br />
Um die zwölfte Stunde dislozierte man in das<br />
Gebiet, wo unser Vorstandsmitglied Hans Bucher<br />
Dorfkönig ist. Die kühle Nachtluft hatte allgemein<br />
einen kräftigen Appetit wachgerufen, und dem Beispiele<br />
eines in kulinarischen Fragen wohlbewanderten<br />
Arztes aus der Innerschweiz folgend, wanderten<br />
Scharen von gebratenen Hühnern auf die langen,<br />
dichtbesetzten Wirtstische. Hatte es in Eggiwil auf<br />
je drei Personen ein Huhn getroffen, so war es hier<br />
Ehrensache von jedermann, sein eigenes Güggeli vor<br />
sich zu haben. Händeringend stand drei Uhr morgens<br />
die Frau Wirtin unter der Haustüre und<br />
starrte trostlos in den ausgestorbenen Hühnerhof,<br />
liehreich getröstet von unserm treuherzigen Präsidenten.<br />
Dass dabei der Flaschenwein nicht fehlte,<br />
dafür sorgte unser Renommee als Touring-Club-<br />
Familie, zumal unser Kassier als Weinhändler über<br />
ausgezeichnete Fachkenntnisse verfügte. Mit dem<br />
grauenden Morgen zog die fröhliche Schar nach der<br />
Leuchtenstadt zurück, um Weib und Kind und an-,<br />
dere Familienangehörige noch rechtzeitig zu errei-<br />
Die Ortsgruppe Appenzell I.-Rh. der T. C. S.-<br />
Sektion St. Gallen-Appen-zell teilt den verehrten<br />
Club->Mitgliedern mit, dass sie im Laufe des Monats<br />
August eine Picknickfahrt in den Alpstein ver-*<br />
anstaltet, wozu eine höfl. Einladung an alle ergeht.<br />
Es diene zur Kenntnis, dass der Anlass in bescheidener,<br />
aber heimeliger Weise durchgeführt wird.<br />
Näheres folgt. ' E.<br />
AUTO-SEKTION BERN DES T. C. S. Nächste<br />
Anlässe: 24. event. 31. August <strong>1930</strong>. Chilbi auf der<br />
St. Petersinsel, unter Beteiligung benachbarter und<br />
befreundeter Sektionen des T. C. S. Spezialprogramm<br />
folgt später.<br />
Im September: Ausfahrt mit den Zöglingen des<br />
städtischen Waisenhauses Bern über Freiburg-Mur^<br />
mögen. Mit frohem Mut undten. Der Tag wird später bestimmt.<br />
Autosektion Waldstätte<br />
Bade-Rendez-vous bei den Planes d'Avenchcs am<br />
Murtensee: Alle schönen Sonntage.<br />
Aus den Verbänden<br />
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8 ÄUTOMOBIt-REVUB <strong>1930</strong> - N» «6<br />
Betrachtungen<br />
eines Automobilisten.<br />
(Schluss *)<br />
Ueber das Thema des unnötigen Strossenlärms<br />
durch die Automobile ist von berufener<br />
Seite schon so viel Tinte verbraucht worden.<br />
Eins möchte ich aber vor allem hier erwähnen<br />
und das ist das Problem des Signalgebens<br />
zur Nachtzeit. Ich selbst habe mich<br />
seit Jahren bemüht, zur Nachtzeit nach Möglichkeit<br />
jegliches akustisches Signal zu vermeiden<br />
und nur optische Warnungssignale zu<br />
geben. Was aber, wenn nun irgend ein Fussgänger,<br />
Fuhrwerk, oder ein anderer Automobilist<br />
diese Warnung durch das kurze Aufleuchten<br />
des Scheinwerfers missachtet, oder<br />
es einem Hüter des Gesetzes einfällt, mich<br />
wegen der kurzen Benützung des Scheinwerfers<br />
in Städten oder Ortschaften als den<br />
Konkordatsvorschriften widerhandelnd, zu<br />
bestrafen ? Oder auch, wer schützt mich,<br />
wenn ich nachts kein akustisches, sondern lediglich<br />
optisches Signal gebe und trotzdem<br />
ein Unglück passiert ? Wollen alle jene Besserwissenden<br />
(die sich einbilden, vom Automobilfahren<br />
etwas zu verstehen), welche seit<br />
längerer Zeit in den Tageszeitungen wegen<br />
gestörter Nachtruhe durch unnötigen Lärm<br />
der Automobile ein Klagelied angestimmt<br />
haben, für mich die Haftung übernehmen ?<br />
In bezug auf den Vortritt bei Strassenkreuzungen<br />
und die erlaubten Geschwindigkeiten<br />
sind die Vorschriften jedes Kantons ja oft<br />
jeder Gemeinde so verschieden, dass der Automobilist<br />
unmöglich in jedem einzelnen Falle<br />
wissen kann, wie er sich zu verhalten hat.<br />
Man schaffe deshalb endlich einmal diesbezügl.<br />
gleiche Vorschriften für die ganze<br />
Schweiz, damit der Automobilist nicht an<br />
einem andern Ort für ein Verhalten gestraft<br />
werden kann, das an einem andern gerichtlich<br />
geschützt würde.<br />
Nachdruck darauf hinzuarbeiten, dass Automobilunglücke<br />
ehestens nur noch durch<br />
Richter abgeurteilt werden, die selbst im<br />
Besitze des Führerscheines sind, damit<br />
nicht wegen Unkenntnis der Richter Autofahrer<br />
ungerechtfertigterweise entweder bestraft<br />
oder freigesprochen werden. Warum<br />
hat man Spezial-, wie z. B. Handelsgerichte?<br />
Eben deshalb, weil zur Beurteilung von Handelsprozessen<br />
auch Fachleute und nicht lediglich<br />
Richter nötig sind. Unglücke verursacht<br />
durch Trunkenheit sollen mit aller<br />
Strenge des Gesetzes bestraft werden; sind<br />
•) siehe No. 5, 10, 29.<br />
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die Gesetze unvollkommen, so ergänze man<br />
sie- Blutentnahmen und Untersuchungen nach<br />
Rezept Dr. Rosenbaum werden trotzdem<br />
nicht nötig sein !<br />
Auch das Thema der unbewachten Bahnübergänge<br />
ist anderoTts schon viel eingehender<br />
behandelt worden, als es im Rahmen dieser<br />
Ausführungen möglich ist. Lediglich gegen<br />
unvernünftige Ansinnen, wie vor einiger<br />
Zeit in einer Tageszeitung von einem Schreiber,<br />
der vom Automobilfahren etwas zu verstehen<br />
glaubt, gestellt, möchte ich hier Stel-<br />
nehmen. Ebensogut wie jener Auch ist mitlung Schreiber,<br />
der keine Ahnung vom Automobilfahren<br />
hat, vom Autofahrer verlangte, vor jedem<br />
unbewachten Bahnübergang vor dem Passieren<br />
seinen Wagen anzuhalten (warum nicht<br />
gleich aussteigen), könnten die Autofahrer<br />
von den Bahnverwaltungen verlangen, die<br />
Züge müssten vor jedem unbewachten Strassenübergang<br />
halten und dürften erst weiterfahren,<br />
wenn weit und breit kein Automobil<br />
zu sehen ist. Aus dem Umstand, dass die<br />
Bahnen vor dem Automobil bestanden, kann<br />
keine Bahn für sich ein besonderes Recht auf<br />
die Strasse ableiten, abgesehen davon, dass<br />
sie zum Bau und Unterhalt der Strassen<br />
nichts beiträgt, wohl aber der Automobilist.<br />
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Nach dem Sprichwort: « Gebt dem Kaiser,<br />
was des Kaisers ist» haben wir Automobilisten<br />
das Recht, zu verlangen, dass man uns<br />
auch Rechte und nicht nur Pflichten gibt. ,<br />
Der Automobilist zahlt dem Staat, bezw.<br />
Kanton jährlich an übersetztem Auto-Einfuhrzoll,<br />
gesetzwidrig ebenfalls stark übersetztem<br />
Benzin-Einfuhrzoll, Fahr- und Verkehrsbewilligungen<br />
und Gebühren enorme Beträge,<br />
die, wenn sie lediglich ihrem Zwecke entsprechend,<br />
für den Bau und Unterhalt der<br />
Strassen benützt, jährlich wohl einen ansehnlichen<br />
Ueberschuss ergeben würden. Dabei<br />
hat er die kleinsten Rechte auf der Strasse<br />
und anderswo. Muss dem immer so sein ?<br />
Wenn die Automobilisten es nicht selbst wollen.<br />
Nein und tausendmal Nein ! Automobilisten<br />
wählt in Zukunft in die massgebenden<br />
Behörden nur noch Automobilisten, oder wenigstens<br />
dem Auto nicht feindlich gesinnte<br />
Vertreter und ihr werdet zu euern Rechten<br />
kommen und nicht mehr als Freiwild betrachtet<br />
werden ! E- O., Z.<br />
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Der Buchstabe des Gesetzes. Bei einem<br />
Platzregen, der alle Leute unter Dach treibt,<br />
fährt ein Luzerner Automobilist durch die<br />
menschenleeren Strassen von Adliswil (Zürich).<br />
Es kann ihm auch nicht die geringste<br />
Gefährdung von Mensch oder Tier zur<br />
Last gelegt werden. Aber das Auge des Gesetzes<br />
wacht über ihn, bewaffnet mit einer<br />
Stoppuhr (!) und findet, dass er mit einer<br />
Geschwindigkeit von 40 km durch die Ortschaft<br />
gefahren sei. Dass kein Mensch weit<br />
und breit zu sehen war, wird nicht als mildernder<br />
Umstand betrachtet, der Buchstab©<br />
des Gesetzes sieht nun einmal in jedem Ueberschreiten<br />
der 18 km-Grenze a priori eine<br />
Gefährdung der Mitmenschen — auch wenn<br />
diese sich vor dem Regen unter Dach und<br />
Fach flüchteten. f.<br />
Die « Automobil-Revue » vom nächsten<br />
Freitag wird als erste<br />
Klausen-Sondernummer<br />
erscheinen. Sie enthält als solche unter<br />
anderm einen entwicklungsgeschichtlichen<br />
Rückblick über die bisherigen Klausen-<br />
Rennen, orientiert über die bisherigen Resultate,<br />
zeigt anhand grosser ReHefbilder<br />
und Tabellen alles, was man als Besucher<br />
von .der Strecke wissen muss und wird auch<br />
manches von dem zu erwartenden Rennen<br />
— dem grössten des Kontinentes — zu verraten<br />
wissen.<br />
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No 66 — <strong>1930</strong><br />
AUTOMOBIL-REVUE »<br />
Ein Beispiel echter Hilfsbereitschaft Begegnete<br />
da ein in St. Louis (Elsass) bei Basel wohnender<br />
Schweizer, mit seinem besetzten Personenauto von<br />
Interlaken herkommend, in der N'ähe von Luzern,<br />
bei Rothenburg, einem havarierten Auto. Das havarierte<br />
Auto stammte aus Mülhausen (Elsass). Da<br />
keine Möglichkeit bestand, den Defekt an Ort und<br />
Stelle zu beheben, anerbot sich der Besitzer des<br />
Autos aus St. Louis, den beschädigten Wa^eji ins<br />
Schlepptau zu nehmen. Er hat dann den Wagen<br />
samt Insassen sage und schreibe bis St. Louis im<br />
Schlepptau nachgezogen. Wenn man bedenkt, dass<br />
beide Autos gut besetzt waren, bedeutete das für<br />
den Zugwagen, ganz abgesehen vom stärkeren Benzinverbrauch,<br />
gewiss eine ganz respektable Beanspruchung.<br />
Dieses glänzende Beispiel echter Kameradschaft<br />
verdient deshalb an dieser Stelle erwähnt<br />
zu werden, da es bei der Bescheidenheit des<br />
hilfsbereiten Fahrers doch unbekannt geblieben<br />
wäre.<br />
ef.<br />
Uiuweckmässiger Unterhalt der Strasse zum<br />
Güterbahnhof in Baden. Man schreibt uns: Es berührt<br />
sonderbar, dass die Strasse zum Güterbahnhof<br />
Baden auch von denjenigen befahren werden<br />
darf, die nichts mit dem Bahnhof zu tun haben.<br />
Diese Strasse ist in einem sehr schlechten Zustande,<br />
trotzdem dieselbe sozusagen mitten im Zentrum<br />
der Stadt liegt. Jedenfalls haben die S.B.B,<br />
die Strasse den Autos zu liebe mit mehr arls faustgrossem<br />
Schlagkies belegt, eo dass den Autobesitzern<br />
schwerer Schaden an den Pneus entsteht.<br />
Wohl ist nun die Strasse einigermassen eingefahren,<br />
dafür ist bei trockenem Wetter eine dicke<br />
Staubdecke vorhanden, oder bei Regenwetter ein<br />
Schmutz, dass man darin fast ertrinkt.<br />
Um hier Abhilfe zu schaffen, wäre es notwendig,<br />
dass die S.B.B, und die Stadt Baden die<br />
Slrasse miteinander zum mindestens staubfrei machen<br />
würden, oder dann ist die Strasse nur für<br />
die Zufuhr zum Güterbahnhof offen und dann sollen<br />
die S.B.B, die Strasse allein instand stellen.<br />
Der Zustand wie er jetzt ist. darf nicht bestehen<br />
bleiben. An alle Automobilisten möchte ich inzwischen<br />
die Bitte richten, durch diese Strasse etwas<br />
rücksichtsvoller zu fahren als es bis jetzt geschehen<br />
ist, und wer nicht zur Bahn muss. dem stehen<br />
wirklich staubfreie Strassen zur Verfügung.<br />
J. B. in B.<br />
Werden In Emmenbiiicke Zivilisten zu Polizeikontrolldiensten<br />
angestellt? Man schreibt uns aus<br />
Basel. «Ich erlaube mir, Ihnen folgenden Fall zur<br />
Kenntnis zu bringen, der mir sehr wenig geeignet<br />
scheint, Fremde in die Schweiz anzulocken.<br />
Ich fuhr gestern Abend von Luzern mit deutschen<br />
Freunden in ihrem Auto nach Basel zurück.<br />
Auf der Steigung, kurz hinter Emmenbrücke, wurde<br />
der Wagen von einem Schutzmann angehalten und<br />
die Papiere einer Prüfung unterzogen. Kurz darauf<br />
erschien ein Mann in Zivilkleidung ohne Kragen<br />
und verlangte 20 Franken, da der Wagen zu<br />
schnell gefahren sein sollte. Um den Wagen auf<br />
der langen geraden Steigung auf Touren halten zu<br />
können, ist es ohne weiteres möglich gewesen, dass<br />
•wir eine zu hohe Geschwindigkeit gefahren sind.<br />
Ich schreibe diese Zeilen auch nicht, um mich über<br />
das Vergehen selbst auszulassen, sondern um die<br />
Art und Weise des Vorgehens einer äusserlich nicht<br />
als Polizist kenntlichen Person zu kritisieren,<br />
Autos abzustoppen, ihnen dann eine sofortige<br />
Busse von 20 Franken abzuverlangen, widrigenfalls<br />
sie den Wagen zurückhalten würden; und als<br />
Quittung für diesen Betrag einen kleinen Fetzen<br />
Papier zu geben ohne irgend welchen Stempel oder<br />
Aufdruck einer Behörde. Dieses formlose Vorgehen<br />
musste meinen deutschen Freunden doch<br />
sehr erstaunen und es ist gar nicht zu verstehen,<br />
wie eine Kontrolle über derartige willkürlich verlangte<br />
Strafen überhaupt möglich ist.» S. B. F.<br />
Nachsatz der Redaktion: Uns erscheint unter<br />
diesen Vorwürfen eine Nachprüfung der Kontrolltätigkeit<br />
in Emmenbrücken durch die kantonalen<br />
Polizeiinstanzen als dringlich.<br />
Immer wieder der Niveauübergang. Ein Leser<br />
aus Aarau schreibt uns: Als Mitglied des A. C. S.<br />
und Abonnent der Automobil-Revue erlaube ich<br />
mir, Ihnen den Fall, wie er in der beiliegenden<br />
Briefkopie vom 12. Juli <strong>1930</strong> illustriert ist und wie<br />
er durch die S.B.B, in ihrem Schreiben vom<br />
23. Juli <strong>1930</strong> abgetan wird, als Kuriosum zu unterbreiten.<br />
Ich ermächtige Sie, ihn ohne Namenangaben<br />
zu verwenden. Denn nach meiner Ansicht<br />
hilft hier kein anderer Weg als die Flucht in die<br />
Oeffentlichkeit, da ich befürchte, die Oberinstanz<br />
würde die Unterinstanz schützen und dem automobilfahrenden<br />
Publikum wäre nicht geholfen.<br />
Tausende von Automobilisten kennen jene Passafge<br />
an der Hauptverkehrsstrasse Bern—Zürich<br />
zwischen Lenzburg und Othmarsingen. Für Automobilisten,<br />
die aus der Richtung Lenzburg kommen,<br />
ist es rein unmöglich, den Zug zu sehen oder<br />
irgendwie wahrzunehmen, bevor ej auf die Strasse<br />
hinaustritt. Er tritt hinter einer gemauerten Bö-<br />
Kleinigkeit beschleunigtes Tempo gehabt, so -wäre<br />
ein Zusammenstoss unvermeidlich gewesen. Ich<br />
hörte allerdings aus dem geschlossenen Wagen undeutlich<br />
ein Pfeifensignal, schenkte diesem jedoch<br />
keine Beachtung als ich sah. dass die Barriere<br />
nicht heruntergelassen war. Die Vermutung<br />
lag ja nahe, dass es sich um einen Zue auf dem<br />
obern-Geleise handelte, der das Pfeifensignal gab.<br />
Im Wagen befanden sich ausser einem unverheirateten<br />
Mann drei verheiratete Männer mit Familienangehörigen.<br />
Der Vorfall hat uns so beschäftigt<br />
und die Situation war wirklich so kritisch,<br />
dass nur ein reiner Glücksfall uns vor der Garambolage<br />
rettete.<br />
Ich bringe diesen Fall im Interesse meiner<br />
Fahrgäste und meiner autofahrenden Kollegen zum<br />
Rapport und hoffe, dass die Sache gründlich untersucht<br />
werde. — Als Fahrgäste hatte ich bei<br />
mir: (folgen drei Namen).<br />
Die Antwort der Bundesbahnen.<br />
Aarau, den 23. Juli <strong>1930</strong>.<br />
Ihre Beschwerde vom 12. crt. betr. Gefährdung<br />
infolge unbewachtem Bahnübergang an der Kantonsstrasse<br />
Lenzburg—Othmsrsingen am 11. Juli<br />
a. c, ist uns zur Behandlung überwiesen worden.<br />
Wir haben die Angelegenheit untersuchen lassen<br />
und stellt sich der Fall wie folgt:<br />
Am 11. Juli verkehrte von Hendschiken bis<br />
Brugg die ausserordentliche Lokomotivfahrt Nr. 291,<br />
mit Abgang 10 Uhr 18 ab Hendschiken. Der<br />
diensttuende Stationsbeamte in Hendschiken verständigte<br />
den Lok.-Führer, dass der Barrierewärterposten<br />
an fraglichem Uebergang zufolge Dienstpause<br />
der Wärterin nicht bedient sei, damit er vorsichtig<br />
die Stelle passiere, oder, wenn nötig, daselbst<br />
anhalte, indem zufolge der Unübersichtlichkeit des<br />
Ueberganges grösste Aufmerksamkeit des Führers<br />
bekannt und Ihre Befürchtung und Beschwerde somit<br />
begreiflich. Wie Sie aber aus obigen Ausführungen<br />
ersehen, war die Gefahr des Ueberfahrenwerdens<br />
bei gegenseitiger Vorsicht doch nicht<br />
so gross, wie Sie in Unkenntnis der Sachlage anzunehmen<br />
berechtigt waren.<br />
Wir schätzen Sie in dieser Angelegenheit nun<br />
hinreichend orientiert und beruhigt.<br />
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Von Dr. ing. L. Betz. Lexikon, 8°, VII. 5A9 Seiten<br />
mit 590 Abbildungen im Text. In blauem Ganzleinen<br />
gebunden RM 30.—, Berlin <strong>1930</strong>. Richard Carl<br />
Schmidt & Co., Verlag, Berlin W. 62, Lutherstr. 14.<br />
In diesen Tagen erschien der lange erwartete<br />
Band 2 des Werkes Speziallastautomobile, «Kraft-<br />
Lenzburg und Othmarsingen, unmittelbar vor der omnibusse», dessen 1. Band eine gute Verbreitung<br />
Bahnkreuzung Hendschiken—Othmarsingen, als gefunden hat. Der Verfasser, der sich in wenigen<br />
einige Sekunden, bevor ich die Kreuzung traversierte,<br />
ein Zug Richtung Hendschiken—Othmar-<br />
über Nutz- und Lastwagenbau erworben hat, fand<br />
Jahren einen guten Namen als Fachschriftsteller<br />
singen bei offener Barriere traversierte. Glücklicherweise<br />
fuhr ich, weil die Strasse etwas nass und ausländischen Automobilfabriken von Rang. So<br />
die weitgehendste Unterstützung aller deutschen<br />
war, sehr vorsichtig. Hätte ich nur ein um eine stellt der neue Band bei einem Umfang von rund<br />
Briefkästen am Autobus. In London sind neuerdings<br />
zahlreiche Autobusse mit Briefkästen versehen<br />
worden, deren Inhalt jeweils an der Endstation<br />
von Postbeamten entleert wird. Diese Neue-<br />
schung hervor, wie wenn er aus einem Tunnel<br />
käme. Wenn also beide Vehikel nur mit einem<br />
Tempo von 5 km daher kommen, eo kann es zugeboten war.<br />
einer Kollision führen. Aus diesem Grunde kann Der in Frage stehende Lokomotivführer seinerseits<br />
bestätigt vorstehenden Sachverhalt und be-<br />
auch hier dankbar begrüsst werden.<br />
rung hat grossen Anklang gefunden und dürfte<br />
ich mich mit der Art der Erledigung des Falles<br />
durch die S.B.B niemals als befriedigt erklären. merkt dazu, dass er nach Abgabe eines kräftigen<br />
Ich habe den «Fall» auch meinen Fahrgästen unterbreitet<br />
Sie waren erstaunt ob der Erledigung. schwindigkeit befahren habe, die einen sofortigen<br />
Pfeifensignals die fragliche Stelle mit einer Ge-<br />
Auch Bekannten aus der Gegend, die die Verhältnisse<br />
genau kennen, ist die Art der Erledigung ganz Es war Ihnen natürlich dieser Sachverhalt<br />
Halt ermöglicht hätte.<br />
nicht<br />
unverständlich. Man erachtet die von der S.B.B<br />
bei Durchlassen einer Manöverlokomotive getroffenen<br />
Vorsichtsmassnahmen als vollkommen ungenügend,<br />
ja sogar als gemeingefährlich und rät mir,<br />
die Sache nicht ruhen zu laes-en. Es stehen sich<br />
hier wirklich zwei Auffassungen über die Gewährung<br />
der Verkehrssicherheit gegenüber, die dringend<br />
einer Abklärung bedürfen. Auf keinen Fall<br />
ist es angängig, den Fall in ein so harmloses Mäntelchen<br />
kleiden zu wollen, wie es die S.B.B, versucht.<br />
Der Sachverhalt.<br />
An den Betriebschef des Kreises II<br />
der S. B. B.. Zürich<br />
Ich bringe anmit folgenden Vorfall zum Rapport:<br />
Am 11. Juli, vormittags 10 Uhr 25, fuhr ich<br />
per Auto mit noch weitern drei Personen Richtung<br />
Zürich und befand mich auf der Strecke zwischen<br />
550 Seiten und 600 Abbildungen eine Zusammenfassung<br />
des Omnibusbaus dar, wie sie kein anderes<br />
Land in ähnlicher umfassender Darstellung aufzuweisen<br />
hat. Alles, was irgendwie mit den Konstruktionen<br />
der Motoromnibusse sowie mit dem Bau<br />
von Karosserien im Zusammenhang steht,<br />
alle bedeutenden Fabriken der in- und ausländischen<br />
Automobilindustrie haben Berücksichtigung<br />
gefunden. Ob vom benzinelektrischen<br />
Betrieb, dem Diesel (Rohöl)-Betrieb, dem Gasogenbetrieb,<br />
dem Dampfbetrieb, dem Trolleybus-Betrieb,<br />
dem Eisenbahn-Motorwagen, den Fahrgestellen,<br />
den Aufbauten, dem Omnibüsbetrieb im Winter,<br />
dem Omnibusverkehr, die Rede ist, nichts hat de?<br />
Verfasser unberücksichtigt gelassen. Hinzu kommt<br />
die Fülle von neuem, meist unbekanntem Bildmaterial,<br />
so dass die Anschaffung dieses an sich<br />
durchaus preiswerten Bandes allen Interessenten<br />
angelegentlichst empfohlen werden katan.<br />
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«SUSIS.»<br />
Gekafix. Zu-<br />
Red.<br />
Antwort 7671. Autoputzmittel<br />
schrift weitergeleitet.<br />
Frafle 7689. Solex-Vergaser. Ich besitze einen<br />
Fiat 501, Jahrgang 1925, noch sehr gut erhalten.<br />
Nun machte ich die Erfahrung, dass, der Vergaser<br />
oft schlecht funktioniert, so dass der Motor an<br />
Rasse verliert. Wo liegt da der Fehler? Ich beabsichtige<br />
nun einen Solex-Vergaser einzubauen,<br />
sofern der Motor nicht etwa durch die Ersparnis<br />
an Brennstoff auch die Rasse einbüsst.<br />
Könnte mir ein Leser richtige und vertrauensvolle<br />
Auskunft geben? G. B. in T.<br />
Frage 7690. Akustisches Problem. Gestatten Sie<br />
mir, Ihre Leser mit einigen Zeilen auf einen Vorgang<br />
aufmerksam zu machen, den gewiss mancher<br />
unter ihnen bemerkte, aber, wie ich, unerklärlich<br />
gefunden hat. Begegnet man einem Motorrad, so<br />
hat man die Empfindung, der Ton des Auspuffes<br />
sei bedeutend höher, wenn das Motorrad auf einen<br />
zukommt, als wenn es sich entfernt. Beruht diese<br />
Empfindung auf Irrtum oder gibt es dafür eine<br />
wissenschaftliche Erklärung? F. R. in A.<br />
Antwort: Die Physik hat für den in Frage<br />
stehenden Vorgang folgende Erklärung : Jeder Ton<br />
sendet in der Zeiteinheit eine gewisse ihm entsprechende<br />
Anzahl Schallwellen aus. Diese Schallwellen<br />
erzeugen in den Gehörorganen eines Menschen<br />
wieder eine gleich grosse Anzahl Schwingungen<br />
und übermitteln ihm so die Empfindung einer<br />
bestimmten Tonhöhe. Nähert sich indessen der<br />
Mensch der Tonqnelle, so wird er durch diese Bewegung<br />
in der Zeiteinheit eine grössere Anzahl<br />
Luftschwingungen begegnen und empfindet das als<br />
eine höhere Tonlage. Desgleichen bleibt die Empfindung<br />
dieselbe, wenn der Tonerzeuger sich gegen<br />
ihn zu bewegt.<br />
Bewegt er sich hingegen vom Tonerzeuger weg,<br />
so schwimmt er sozusagen mit den Wellen; er<br />
trifft in der Zeiteinheit weniger Luftschwingungen<br />
an, was ihm die Empfindung geringerer Tonhöhe<br />
verursacht. Dasselbe tritt ein, wenn sich der Tonerzeuger<br />
sich gegen ihn zu bewegt. :—:<br />
Frage 7691. Zu nachgiebiges Bremsen. An meinem<br />
Wagen sind die Bremsen schlecht. Man kann<br />
drücken und drücken wie man will, sie geben wie<br />
ein Gummiband nach und zu guter letzt blockieren<br />
dann die Hinterräder, was den Pneus bekanntlich<br />
nicht gut tut. Ein Bekannter vertrat nun die Meinung,<br />
dass der .'Grund in den Vordertrommeln liege,<br />
die elastisch nachgäben und oval würden. Dies<br />
leuchtet mir ein, besonders da ich beobachtet habe,<br />
dass die Vordertrommeln an guten Wagen innen<br />
einen aufgekrempelten Ring besitzen, während<br />
meine Txommeln nur ein nichtssagendes Rändchen<br />
besitzen und zudem wirklich dünn sind. Er schlug<br />
mir vor, auf die Vordertrommeln dicke Eisenreifen<br />
in heissem Zustand auflegen zu. lassen und so die<br />
Trommeln zu verstärken.<br />
Darf ich Sie vielleicht um Ehre werte Ansicht<br />
in dieser Sache bitten. Mein Bekannter will mit<br />
dieser Methode schon sehr gute Erfahrungen gemacht<br />
haben. A. B. in W.<br />
Antwort: Die Nachgiebigkeit der Trommeln<br />
kann tatsächlich an einem zu grossen Pedalweg<br />
schuld sein. Mitschuldig sind aber in den meisten<br />
Fällen, in denen das Bxemssystem überhaupt etwas<br />
schwach bemessen, ist, auch die Gestänge und Hebel<br />
und vor allem die Quellen, die unter der<br />
Torisonsbeanspruchung unter Umständen sehr<br />
stark elastisch nachgeben.<br />
In Ihrem Fall wird es sich empfehlen, zuerst<br />
zu untersuchen, welches die Organe sind, die die<br />
grösste Nachgiebigkeit verursachen. Je nachdem<br />
wäre dann am einen oder andern Ort mit der Korrektur<br />
zu beginnen.<br />
Bei den in Frage stehenden, zur Versteifung<br />
auf die Bremstrommeln aufzuziehenden Reifen,<br />
muss die Differenz zwischen dem Innen- und dem<br />
Aussendurchmesser mindestens 2 cm betragen,<br />
wenn eine merkbare Wirkung erzielt werden soll.<br />
Es kommt also nicht darauf an, dass der Reifen<br />
sehr breit ist (die Breite spielt für die Versteifung<br />
nur eine untergeordnete Rolle), sondern dass er<br />
einen «hohen» Querschnitt aufweist. m.<br />
Frage 7692. Sonnenhitze und Pneu. Wie verhält<br />
es sich eigentlich mit der angeblichen Gefahr,<br />
dass Pneus platzen könnten, wenn man sie im<br />
Sommer etwas stark aufpumpe und dann der<br />
Sonne aussetze? Oder dass Pneus überhaupt nur<br />
schon platzen könnten, wenn man mit anfänglich<br />
normalem Luftdruck längere Strecken in der heissen<br />
Sonne zurücklege. T. M. in B.<br />
^Antwort: Die Sonnenbestrahlunsr vergrössert<br />
zweifellos die Lebensdauer eines Pneus nicht.<br />
Besonders die ultravioletten Strahlen des Sonnenlichtes<br />
rufen ein rasches Altern des Gummis hervor,<br />
das sich darin zeigt, dass die Elastizität abnimmt<br />
und die Vexletzbarkeit entsprechend grösser<br />
wird.<br />
Das Platzen eines Pneus, lediglich als Folge<br />
eines unzulässig angestiegenen Luftdruckes, ist jedoch<br />
höchst unwahrscheinlich. W^hl dehnt sich die<br />
Luft im Pneu-Innern aus, wenn sie erwärmt wird.<br />
Bei den praktisch vorkommenden Temneratursteigerungen<br />
ist aber die Drucksteigerung nur so klein,<br />
dass sie kaum in Betracht fällt. Jedenfalls braucht<br />
man nicht anzunehmen, daes ein anfänglich normal<br />
aufgepumpter Reifen unter gefährlich hohen<br />
Druck kommt, wenn man auch stundenlang den<br />
Wagen an der Sonne stehen liesse. at.<br />
Frage 7693. Zündkerze mit hohem und niedrigem<br />
Wärmewert. Wodurch unterscheidet sich eine<br />
Zündkerze mit sogenannten hohem Wärmewert von<br />
einer solchen mit niedrigem Wärmewert? Welche<br />
der beiden Zündkerzen ist bei einem hochtourigen<br />
Motor zu verwenden? G. U. in N.<br />
Antwort: Als Zündkerzen mit hohem Wärmewert<br />
werden solche bezeichnet, bei denen für besonders<br />
gute Wärmeableitung gesorgt wurde. Kennzeichen<br />
für Zündkerzen dieses Typs sind verhältrusmässig<br />
massive Elektroden. Die mittlere Elektrode<br />
oder der Körper der Zündkerze tragen häufig<br />
ausserhalb des Zylinders zudem noch Kühlrippen.<br />
Als Isolator wird von englischen Fabriken<br />
vorzugsweise anstatt der keramischen Stoffe Glimmer<br />
angewandt, der fast vollständig hitzunempfindlich,<br />
andererseits aber auch etwas weniger gut<br />
vom Russ zu reinigen ist. Einige der angeführten<br />
Eigenheiten der Kerze mit hohem Wärmewert<br />
sind aus der obigen Skizze, die links eine solche<br />
Zündkerze neben einer Zündkerze mit niedrigem<br />
Wärmewert zeigt, deutlich ersichtlich.<br />
Ein hochtouriger Motor verlangt meist eine<br />
Zündkerze mit höherem Wärniewert, da er sich in<br />
der Regel stärker erhitzt als ein seitlich gesteuerter.<br />
' m.<br />
Frage 7694. Eisen-Nickel-Batterie. Mit Interesse<br />
habe ich die Antwort auf Frage Nr. 5061 gelesen.<br />
Ich möchte anschliessend fragen, ob es wirklich<br />
wahr ist, dass die Eisen-Nickel-Akkumulatoren<br />
ungleiche Spannung aufweisen, d. h. das eine Mal<br />
ein weisses, dann wieder ein rotes Licht. Ich habe<br />
auch gehört, dass die Nife-Batterie nur 5,2 Volt<br />
habe. Gibt es dazu 5,2-Volt-Birnen oder wie geht es<br />
mit den jetzt im Handel befindlichen 6—7-Volt-<br />
Birnen? Speziell frage ich mich, wie die Spannung<br />
sein wird, wenn während der Nachtfahrt die Dynamo<br />
(Alpa) mit 2 Ampere ladet, aber die Birne<br />
mit 24 Watt, also 4 Ampere, entlädt. Kann unter<br />
diesen Umständen mit einer gleichen Spannung gerechnet<br />
werden vom vollen Akkumulator bis hinunter<br />
zu einer Kapazität von noch 2 Amperestnnden?<br />
Kann eine solche Batterie, einer Alpa-Dynamo<br />
nicht schaden? Ich lade die Batterie mit Gleichrichter<br />
nach, darum kann ich eine grössere Birne<br />
verwenden. j. E. in T.<br />
s»<br />
Anfrage 916. Reparaturen an einem Occasianswagen.<br />
Im November letzten Jahres habe ich in<br />
einer Autogarage ein Auto gekauft (Occasion). Dieses<br />
Auto wurde mir als in sehr gutem Zustand<br />
geschildert Nachdem ich nun mit diesem Wagen<br />
ca. 2500 km zurückgelegt habe, habe ich am Morgen<br />
des 22. Januar a. c. folgende Bemerkung gemacht:<br />
Der Motor war nicht mehr in Gang zu bringen,<br />
und durch Suchen des Fehlers habe ich festgestellt,<br />
dass in den Zylindern sich Wasser angesammelt<br />
hatte. Der Wagen wurd© darauf durch<br />
die Arbeiter der Garage abgeschleppt, und der Motor<br />
auseinandergenommen. Da der Fehler nicht gefunden<br />
werden konnte, hat man mir mitgeteilt, daas<br />
der Zylinder nach Z. zur Kontrolle gesandt werden<br />
müsse, und es von Vorteil sei, wenn ich zur gleichen<br />
Zeit neue Kolben einsetzen lasse, da die alten<br />
doch in absehbarer Zeit erneuert werden müssen.<br />
Die Kosten für Demontage und Montage würden<br />
dabei nicht zweimal in Berechnung kommen.<br />
Ich war damit einverstanden, und der Zylinder<br />
wurde einer Spezialwerkstätte gesandt, und dieselbe<br />
beauftragt, den Zylinder zu prüfen und auszuschleifen,<br />
und neue Kolben einzusetzen. Nachdem<br />
der Zylinderblock wieder zurückkam, wurde<br />
derselbe in den Wagen montiert, und der Motor<br />
in Gang gesetzt, und einige Zeit ruhig laufen gelassen.<br />
Bei der Probefahrt durch den Garagechef<br />
stellte es sich heraus, dass wieder etwas nicht in<br />
Ordnung sei; der Zylinderkopf wurde deshalb abgenommen<br />
und dabei festgestellt, dass sich sehr viel<br />
Oel in den Zylindern angesammelt hatte. Bei näherer<br />
Kontrolle wurde festgestellt, dass der vierte<br />
Zylinder ein kleines Loch hau«, das zur Oelleitung<br />
reichte, und dabei das Oel in den Zvlinder gedrückt<br />
wurde. Der Motor wurde hierauf wieder<br />
nach Zürich gesandt, um in den betr. Zylinder eine<br />
Büchse zu machen. Es sind nun seit dieser ganzen<br />
Zeit 2 Monate verflossen; da) ich aber das Auto<br />
nicht zu meinen Vergnügen gekauft habe, sondern<br />
zu geschäftlichen Zwecken, ist mir dadurch grösserer<br />
Verlust entstanden.<br />
Deshalb bitte ich Sie um Beantwortung folgender<br />
Fragen :<br />
1. Kann mir die Garage*die Reparatur zum vollen<br />
Preis berechnen, nachdem ich den Wagen zwei<br />
Monate gefahren bin, und denselben sorgfältig behandelt<br />
habe? — ich fahre mit Auto bereits 6 Jahre.<br />
2. Bin ich verpflichtet, die Kosten für Einsetzen<br />
der Zylinderbüchse und der vorangehenden Demontage<br />
des Motors und darauffolgender Montage zu<br />
bezahlen ?<br />
3. Habe ich Anspruch auf Entschädigung für<br />
Geschäftsverluste, da ich das Auto nicht zur Verfügung<br />
hatte, und mir bei Uebernahme des Autos<br />
zur Reparatur gesagt wurde, dass ich dasselbe am<br />
10. Februar a. c. wieder erhalten könne ? K. in N.<br />
Antwort: 1. Frage : Die Garage kann Ihnen<br />
die Reparatur zum üblichen Preise berechnen;<br />
denn Sie haben einen Occasionswagen gekauft, der<br />
infolge seines Gebrauches gewisse Abnützungen<br />
aufweisen wird; deshalb ist ein Occasionswagen<br />
auch niedriger im Preise, als fabrikneue Maschinen;<br />
anderseits nehm Sie bei einem solchen Kaufe<br />
auch das Risiko gewisser, allfällig bald notwendig<br />
werdender Reparaturen auf sich. Deswegen würde<br />
sich aber ein Speziaipreis für Reparaturen auch bei<br />
der Garage, welche Ihnen den Wagen verkauft hat,<br />
nicht rechtfertigen.<br />
2. Frage. Bestand das Loch nach Ansicht der<br />
Fachleute bereits als Sie den Motor in Revision<br />
gaben, so müssen Sie für das Einsetzen der Zylinderbüchse<br />
aufkommen ; sollte es aber während der<br />
Reparatur durch nicht fachmännische Ausführung<br />
der Arbeiten entstanden sein, so inüsste die, die<br />
Revision ausführende Firma und deren Angestellte<br />
dafür aufkommen.<br />
War der die Revision besorgenden Firma nach<br />
Ansicht von Fachleuten zuzumuten, dass Sie das<br />
Loch im Zylinder bei sorgfältiger Arbeit hätte erkennen<br />
sollen, so muss sie für die Kosten der 2.<br />
Demontage und der Transportspesen sowie der 2.<br />
Montage aufkommen.<br />
Sind hingegen die Fachleute der Ansicht, dass<br />
die revidierende Firma dies am nicht eingebauten<br />
Motor nicht wahrnehmen konnte, so müssen Sie<br />
diese Kosten tragen. Sie werden deshalb gut tun,<br />
von Fachleuten, eventl. dem kant. Autoexperten,<br />
Ihren Fall auf Ihre Kosten begutachten zu lassen;<br />
denn davon wird Ihr Vorgehen abhängig sein.<br />
3. Frage : Wenn Ihnen die Garage bei Uebernahme<br />
der Reparatur eine Frist für die Ausführung<br />
der Arbeiten nannte, so können Sie nicht ohne<br />
weiteres, wenn der Termin überschritten wird,<br />
Schadenersatz wegen verspäteter Lieferung verlangen,<br />
sondern Sie müssen dem Vertragspartner eine<br />
angemessene Frist, für die nachträgliche Erfüllung<br />
seiner Verpflichtungen ansetzen (am besten durch<br />
eingeschriebenen Brief). Erst nach Ablauf dieser<br />
angesetzten Frist können Sie Erfüllung d. h. die<br />
Reparatur, nebst Schadenersatz wegen Verspätung<br />
verlangen.<br />
•
N° 66 - <strong>1930</strong> AUTOMOBIL-REVUE 11<br />
Z ü i* i
12 AUTOMOBIL-REVUE<br />
<strong>1930</strong> - N°66<br />
Eine Automobilfahrt<br />
über den Klausenpass<br />
der schönsten und interessantesten<br />
Fahrbahn der Welt inmitten des Kernstückes<br />
schweizerischen Yolkstums,<br />
zählt zu den schönsten autotouristischen<br />
Erlebnissen jedes Fahrers.<br />
R.67. Altdorf-Col da Klausen-Glaris-<br />
(-Ziegelbruck) (77<br />
C. 10, 11<br />
Qiniratltes: La route, large de 4,8 m. a «16<br />
construite de 1893 a 1899. Sa pente maximum<br />
est de 12%. Les paysages les plus remarquables<br />
se reneontrenten montant de Spfringen.<br />
Au Fruttberg vue dans la vallee de Ja Untb.<br />
La route Linthal—sommet du Col est la piste<br />
de cote classique en Suisse pour les eourses.<br />
0 77 454<br />
2<br />
2 75 560<br />
7<br />
9 68 926<br />
3.5<br />
13.5 84.6 L002<br />
3.5<br />
16 61 1280<br />
9<br />
25 52 1952<br />
9<br />
34 43 1388<br />
4.5<br />
3S.5 38. S 1313<br />
3<br />
U.S 35.51032<br />
- 70 -<br />
ALTDORF 4163 h.<br />
A la bifurcatlon des routet,<br />
l'arsenal, rester a gauche et<br />
tinuer ä l'E.<br />
vers<br />
con-<br />
Burglen 1929 b.<br />
Double rirage dans Ie village, ensuite<br />
route sinueuse jusqu'ä Burglen-Loretto.<br />
PresdeBrugg (651m)<br />
traverser te Scbächenbach. Trudellngen<br />
(698 m). De grands lacets.<br />
Splrlngen 100 h.<br />
Sejour d'ete; Monter (3 km) Juscju'ä<br />
Ried (1051 m), puls elargissement<br />
de la vallee.<br />
Unterschieben 536 h.<br />
A l'entree du Brunnita),<br />
lacets montant au hameau<br />
urlgen<br />
Par le tunnel du Seelibach (115 m<br />
de.long) ä i'Oberbalmalp (1767 m);<br />
passer pres de l'hötel du col du<br />
Klausen (183S m) jusqu'au<br />
Col da Klausen<br />
avec refuge. CrSte etrolte au pied<br />
du Märcherstöckll (2382 m). Descente<br />
en dgzags par Vorfrutt<br />
(1812 m) et en trkversant la partie<br />
la plus sauvage,<br />
Urnerboden<br />
Haute vallee arrosee par Ie Fätschbach<br />
et longue de 1 % h. (danger<br />
d'avalanches). A g. les Märenberge.<br />
Frontlere cantonale<br />
aur le pont du Scheidbach.<br />
Fruttberg<br />
Kurhaus au pied S. du RiedstSckli.<br />
Descendre en grands lacets: vers<br />
Ältdori- Klausen- Glarus<br />
km)<br />
(-Ziegelbrücke)<br />
G. 10, 11.<br />
Allgemeines: 4,8m bretteStrasse, 1893-1899<br />
erbaut. Maximalsteigung 12 V». Landschaftlich<br />
am schönsten von Spiringen aufwärts. Auch<br />
am Fruttberg prächtige Aussicht ins Linthtal<br />
Dnd auf die Glarner Berge. Die Strasse Linthal—Passhöhe<br />
ist die klassische Bergrennstrecke<br />
der Schweiz.<br />
ALTDORF<br />
I Zuerst 1 km auf der. Gottbardstraße<br />
weiter, dann am Zeughaus links u. östl.<br />
nach<br />
Bürglen<br />
Durch d. Ort und in Windungen aufwärts<br />
über Bürglen-Lor^tto. Brügg<br />
(651 m); durch das leicht verwitternde<br />
Tonschiefergelände über Trudelingen<br />
(698 m); grosse Kehren.<br />
Spiringen<br />
Sommerfrische. Steigung bis (3 km)<br />
Ried (1051 m) dann Talweitung.<br />
Unterschäth an<br />
Grands [ Einmündung des Brunnitals. R. der<br />
Gr. Rüchen (3136 m). Gr. Kehre.<br />
Urlgen<br />
115 m I. Seelibachtunnel. Oberbalmalp<br />
(1767 m); am vielbesuchten Hotel<br />
Klausenpaßhöhe (1838 m); vorbei<br />
hinauf (noch 1,2 km) zum<br />
Fruttberg<br />
I Kurhaus am Südfuß d. Riedstöckli.<br />
In gr. Kehren abwärts; beim Bergli-<br />
Klausenpaß<br />
mit Schutzhütte; schmaler Kamm,<br />
am Märcherstöckli (2382 m). Abwärts<br />
in Kehren über Vorfrutt (1312 m) u.<br />
durch den wildesten Teil, den Felskessel<br />
der Klus uKlause")<br />
Urnerbodon<br />
| Weiler mit Post u. Kirche im 1 & Std.<br />
langen, durch d. Fätsctibach bewässer-<br />
| ten Wiesenhochtal (lawinengefährl.).<br />
Urner Grenzstein<br />
lam ScheidbachbrUckli.<br />
Teil einer Streckenbeschreibung des CH Touring<br />
Das Buch enthält 123 derartige Itinerare, ausserdem<br />
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vor sich sehen, muss ein Fahrtprogramm<br />
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Verlag, Administration, Druck und Clicherie: HALLWAG A.-G. Hallersche Buchdruckerei und Wagnersche Verlagsanstalt, Bern.
II. Blatt<br />
BERN, 5. August <strong>1930</strong> Revue<br />
Ted*<br />
Noftazen<br />
Zahlen zum Nachdenken.<br />
Wir Automobilisten sind anspruchsvoll geworden.<br />
Von einem halbwegs modernen Motor<br />
verlangen wir, dass er mindestens 3000<br />
Touren «macht». Warum auch nicht, wenn<br />
Rennmotoren bis nahezu 8000 Touren pro<br />
Minute erreichen? 3000 Touren, das erscheint<br />
daneben so harmlos! Fast glaubt man da die<br />
einzelnen Explosionen noch zählen zu können.<br />
Und es gibt ja auch Fahrer, die behaupten,<br />
die Explosionszahl ihres Motors<br />
wenigstens im Langsamlauf zählen zu können.<br />
Antworten Sie ohne Ueberlegung : Wievielmal<br />
geht ein Kolben pro Sekunde auf und<br />
ab, wenn der Motor mit 3000 Touren dreht?<br />
Wahrscheinlich etwa so 8—12 mal, meinen<br />
Sie? Und das sei eigentlich schon viel? Rechnen<br />
wir aus! 3000 Umdrehungen pro Minute<br />
sind 3000:60 Umdrehungen pro Sekunde=50<br />
Umdrehungen. Unser Kolben geht also wirklich<br />
und wahrhaftig 50mal aufwärts und 50mal<br />
abwärts.<br />
Umgekehrt: Wievielmal geht der Kolben<br />
pro Stunde auf und ab? Das Resultat ist<br />
nicht weniger verblüffend. Die Kurbel macht<br />
dabei 3000X60 Umdehungen= 180,000 Umdrehungen.<br />
Der Kolben macht also 180,000<br />
Aufwärts- und 180,000 Abwärtsbewegungen<br />
und vollzieht<br />
360,000 Richtungsänderungen pro Stunde.<br />
Angenommen, es handle sich -um einen Motor<br />
mit 100 mm Hub, legt der Kolben dabei<br />
auf der Zylinderwand einen Gesamtweg von<br />
360,000X100 mm zurück, das sind 36 Millionen<br />
Millimeter oder 36 Kilometer! Wenn<br />
wir bei den 3000 Motortouren mit 100 km<br />
Geschwindigkeit fahren, rutscht also der Kolben<br />
mit mehr als einem Drittel dieser Geschwindigkeit<br />
im Zylinder auf und ab. Dabei<br />
handelt es sich, wohlverstanden, nur um die<br />
Durchschnittsgeschwindigkeit des Kolbens.<br />
Die sehr geringe Geschwindigkeit in der<br />
Nähe der Totpunkte ist inbegriffen. Seine Maximalgeschwindigkeit<br />
dagegen ist noch mehr<br />
als doppelt so hoch. Kann man es da dem<br />
Kolben verargen, wenn er eine ausgezeichnete<br />
Schmierung verlangender wenn er ohne<br />
diese sich festfrisst?<br />
Und wie gross ist sein zurückgelegter Weg<br />
in der Sekunde? Er beträgt die doppelte Umdrehungszahl<br />
mal den Hub, also 100 X 100<br />
Millimeter= 10,000 mm oder volle 10 Meter.<br />
Von hier bis zur Geschossgeschwindigkeit<br />
von 800 Metern ist es ja noch ein schönes<br />
Stück Weg, aber unser Kolben verrichtet dafür<br />
seine flinke .Arbeit' nicht nur sekundenlang,<br />
wie so ein kurzlebiges Geschoss, sondern<br />
jahrelang.<br />
Wir haben oben berechnet, dass der angenommenen<br />
minutlichen Tourenzahl in der<br />
Sekunde 50 Umdrehungen .entsprechen. Umgekehrt<br />
steht deshalb für eine Umdrehung<br />
eine Zeit von einer; Fünfzigstelsekunde zur<br />
Verfügung. Auf jede halbe Umdrehung, also<br />
auf jeden Arbeitstakt, enfällt sogar nur eine<br />
Hundertstelsekunde. Und in dieser äusserst<br />
kurzen Zeit muss die ganze Entzündung und<br />
Verbrennung der Gasladung vorsichgehen,<br />
muss das verbrannte Gas hinausgeschoben<br />
und die neue Gasladung angesaugt werden.<br />
Die Zündung selbst hat wieder in einem<br />
ganz bestimmten Moment innerhalb der<br />
Hundertstelsekunde des Arbeitstaktes<br />
einzutreten.<br />
Aber das alles wäre noch ziemlich harm-<br />
No 66<br />
II. Blatt<br />
BERN, 5. August <strong>1930</strong><br />
los, wenn der Mechanismus einfach leer umliefe.<br />
Man darf aber nicht vergessen, dass<br />
zu den Massenkräften, die durch die Beschleunigung<br />
und Verzögerung des Kolbens<br />
auftreten, noch die grosse stossartige Kraft<br />
der Explosion hinzukommt. Bei 80 mm Bohrung<br />
hat unser Motor eine Kolbenfläche von<br />
rund 50 Quadratzentimetern. Angenommen,<br />
der Explosionsdruck betrage rund 20 Atmosphären,<br />
so kann sich so unter Umständen ein<br />
Gesamtdruck ergeben, der mit 20>
1« AUTOMOBTL-REVUE <strong>1930</strong> — 66<br />
nen Seite des Staubfängers angebrachte, aus<br />
nicht resonierendem Material hergestellte<br />
Dämpfungsplatte.<br />
tn.<br />
Begünstigung des Elektromobils in Frankreich.<br />
In der französischen Deputiertenkam« ren des Wagens zu erschweren, wenn nicht<br />
Diebschutz. Um einem Dieb das Wegfah-<br />
mer wurde eine Motion eingereicht, in welcher<br />
für Elektromobile eine Herabsetzung des Kupplungspedals dort, wo er über das<br />
gar zu verunmöglichen, kann man den Arm<br />
der Steuern auf die Hälfte gefordert wird. Bodenbrett herauskommt, durchbohren und<br />
Eine solche Vergünstigung wurde bisher auch in die Bohrung jeweils ein kräftiges Vorlegeschloss<br />
einhängen. Ein Auskuppeln ist so un-<br />
schon bei Lastwagen mit Holzgasbetrieb gewährt.<br />
Die französische Regierung ist an möglich, so dass es auch schwer halten<br />
diesen beiden- Betriebsarten sehr interessiert, dürfte, einen Gang einzuschalten. Auf alle<br />
da sie sich immer mehr vom ausländischen Fälle werden Gelegenheitsdiefoe sich scheuen,<br />
den Versuch zu wagen, da sie dabei<br />
Benzin unabhängig machen will. th.<br />
Kühler mit eingebauter Heizvorrichtung.<br />
ziemlich sicher auffallen müssten. Ausser<br />
Ein Kühler mit Heizvorrichtung ist zwar eine<br />
Wirkung zu setzen ist die Sicherung, wenn Beispiel einer schlecht ausgerichteten Auspuff.<br />
etwas paradoxe Sache, was aber nicht hindert,<br />
dass er praktisch sehr brauchbar sein mit verhältnismässig grossem Zeitaufwand. nachgezogen werden, die unter Umständen<br />
das Schloss solid genug gewählt wird, nur<br />
Mtung.<br />
kann. In einem englischen Patent wurde<br />
m. dann ebenfalls in die Karosserie eintreten<br />
kürzlich eine solche Neuerung veröffentlicht.<br />
können, soll das Auspuffrohr hinten möglichst<br />
weit hinausgeführt sein.<br />
Zur Reinhaltung der Garage ist unbedingt<br />
Unsere Skizze zeigt, wie sich der Erfinder<br />
erforderlich, dass am normalen Standort des<br />
die Verwirklichung der Kühlerheizung denkt.<br />
Undichtigkeiten in der Auspuffleitung entstehen<br />
am leichtesten bei Flanschverbindun-<br />
Im Kühler sind seitlich zwei Rohre eingebaut,<br />
die vom Wasser umspült werden. Un-<br />
Wagens ein Tropfblech auf den Boden gelegt<br />
wird. Auch dieses Tropfblech ist dann jeweils<br />
von Zeit zu Zeit zu reinigen. Vernach-<br />
Dichtigkeit wieder herzustellen genügt es<br />
gen, wie sie die obige Skizze zeigt. Um die<br />
ten in das eine dieser Rohre wird eine Petrol-<br />
oder Benzinlampe eingesetzt, während<br />
lässigt man das und lässt man sich Oel und meist, eine neue Kupferasbestpackung einzulegen<br />
oder auch nur die Verschraubungen<br />
das andere Rohr einen elektrischen Heizkörper<br />
enthält. Je nach den gegebenen Verhält-<br />
die Gefahr, dass bei einem Rückschlag des stärker anzuziehen. Nicht selten rührt aber<br />
Benzin im Tropfblech ansammeln, so besteht<br />
nissen hat man also die Möglichkeit, das Motors oder durch einen dem Auspuff entweichenden<br />
Funken die ganze Geschichte in beiden aneinanderstossenden Rohre schlecht<br />
die Undichtigkeit auch davon her, dass die<br />
Kühlwasser mit der Flamme oder elektrisch<br />
zu erwärmen.<br />
Brand gerät. Wenn man das Tropfblech aufeinander ausgerichtet sind. Um sie zu<br />
auch nicht alle- Tag© ausputzt, so soll es richten, müssen sie auf dunkle Rotglut<br />
Um das Wasser im Winter am Einfrieren doch wenigstens mit einer Sandschicht bedeckt<br />
werden, welche die Flüssigkeit auf-<br />
Lötlampe am Wagen geschehen kann, besser<br />
erhitzt werden, was im Notfall mit einer<br />
zu hindern, dazu reicht die Heizung sicher<br />
aus. Ob sie aber auch gross genüg ist, um saugt,<br />
at. und vorsichtiger aber bei abgenommenen<br />
das Wasser beim Anlassen des Motors am<br />
Rohren geschieht.<br />
Morgen wesentlich rascher auf die Normaltemperatur<br />
zu bringen, scheint uns etwas gefährlicher als man gemeinhin annimmt<br />
Undichtigkeiten in der Auspuffleitung sind<br />
zweifelhaft. m. Befindet sich die Undichtigkeit unter der<br />
Motorhaube oder sonst irgendwo vorn am<br />
Wagen, dann besteht grosse Wahrscheinlichkeit,<br />
dass Auspuffgase in den Passaglerrikanischen<br />
Auto-Hotete,<br />
Im «Stellwerk» eines ameraum<br />
gelangen. Bei geschlossen karossierten Pie ankommenden Wagen<br />
Wagen kann dann die Luft in wenig Minuten werden auf ftollwagen gesetzt<br />
und mit diesen in<br />
so stark von Kohlenoxyd durchsetzt sein, Fahrstühle geschoben. Das<br />
dass für die Wageninsassen eine wirkliche Entladen deg Fahrstuhl«<br />
Gefahr besteht.<br />
vor einer Box eines der<br />
Verdacht auf Kohlenoxyd-Vergiftung besteht<br />
in jedem Fall, indem sich Wagenleeren<br />
der Box, wenn der<br />
Stockwerke geschieht automatisch<br />
wie auch das Entinsassen<br />
über Kopfschmerzen, Uebelkeit Wagen wieder abgeholt<br />
oder Schwindel beklagen. Es ist dann selbstverständliche<br />
Pflicht, die Auspuffleitung ge-<br />
Beamter gibt für jeden<br />
wird. Ein uniformierter<br />
nauestens auf eventuelle Undichtigkeiten ankommenden Wagen eine<br />
Art Empfangscruättung, auf<br />
abzusuchen, besonders an den Verbindungsstellen.<br />
Zur Sicherheit sorgt man auch für registriert sind.<br />
A691OI<br />
de? Stwkweirk und Box<br />
eine möglichst gute Abdichtung des Wagenbodens.<br />
Damit nicht während der Fahrt in<br />
den sich bildenden Luftwirbeln Auspuffgase<br />
Der neue heizbare Kühler.<br />
•*»«il*tÄ*cH«e><br />
Wimlc
14 Tage bis zur St. Morltzer<br />
Automobilwoche.<br />
18.—26. August <strong>1930</strong>.<br />
(Ir.) Unter den sechs Konkurrenzen, mit<br />
denen die diesjährige St. Moritzer Automobil-<br />
•woche aufwartet, konzentriert sich das sportliche<br />
Hauptinteresse auf das Bernina Berg'<br />
rennen, mit welchem das St. Moritzer Tournier<br />
am 24. August abschliesst. Die 16,5 km<br />
lange Piste, die, in Poschiavo beginnend und<br />
auf der Berninapasshöhe auslaufend, eine<br />
Höhendifferenz von 1216 m überwindet, bei<br />
einer Maximalsteigung von 8,6% gehört —<br />
was übrigens auch das Urteil prominenter<br />
Fahrer bestattet — zu den Interessantesten,<br />
aber auch zu den schwersten Bergstrecken<br />
nicht nur der Schweiz, sondern ganz Europas.<br />
Mit ihren Kurven, mit denen namentlich<br />
der zweite Abschnitt La Rosa — Ziel<br />
«gesegnet» ist, stellt sie nicht nur an das<br />
fahrtechnische Können des Lenkers, sondern<br />
auch an die Maschine gewaltige Anforderungen<br />
und es ist bezeichnend, dass unter den<br />
rund 50 Konkurrenten, welche bei der<br />
Premiere des vergangenen Jahres um den<br />
Grossen Preis der Bernina kämpften, der<br />
Bergspezialist Stuck obenausschwang.<br />
Wie der Kilometer «Lance, so wird auch das<br />
Bernina-Bergrennen nach den Bestimmungen<br />
des internationalen Reglementes ausgefahren,<br />
wenigstens was die Renn- und Sportwagen<br />
betrifft, währenddem die Tourenwagen<br />
unter dem nationalen Reglement stehen.<br />
Dementsprechend werden die Wagen in<br />
sehn Kategorien von unter 350 bis 8000 cem<br />
äingeteilt. Und dann die Preise! Dem Zuge<br />
der Zeit folgend, ist St. Moritz darauf bedacht,<br />
seinen Gabentisch vor allem mit Barpreisen<br />
auszustatten, und zwar mit solchen<br />
Beträgen, dass das St. Moritzer Meeting das<br />
bestdotierte »automobilistische Meeting der<br />
Schweiz darstellt. Gegenüber dem Vorjahr<br />
hat die Gesamtnreissumme eine weitere Erhöhung<br />
erfahren und beträgt nunmehr volle<br />
50,000 Franken. Für das Bernina-Rennen allein<br />
stehen rund 10,000 Franken an Barprei-<br />
Isen zur Verfügung. Der absolute Sieger des<br />
Tages erhält 3000 Franken in bar, die Sieger<br />
der Kategorien R«nn-, Sport- und Tourenwagen<br />
je 2000 Franken, neben wertvollen<br />
Ehrenpreisen. Und sintemalen der absolute<br />
Sieger gleichzeitig auch Kategoriensieger sein<br />
wird, steckt er das hübsche Sümmchen von<br />
5000 baren Franken ein. Nicht unerwähnt sei,<br />
dass übrigens auf je drei Fahrzeuge einer<br />
glement seinen Weg in alle Richtungen der<br />
Windrose, in alle Staaten unseres Kontinents.<br />
Ihm soll später noch ein illustrierter Fältprospekt<br />
folgen. Angesichts der grossen Dinge,<br />
die da im Tun sind — die St. Moritzer<br />
Automobilwoche stellt unstreitig das umfas-<br />
Kategorie ein Barpreis entfällt. Sollte der sendste automobilistische Meeting der Schweiz<br />
Fall eintreten, dass im Kilometer- und im dar — mag es angebracht sein, einen Rückblick<br />
auf die letzt jährige Veranstaltung zu<br />
Bernina-Bergrennen derselbe Fahrer die absolut<br />
beste Tageszeit erzielt, dann trägt er werfen.<br />
nicht weniger denn 8000 Franken in barem<br />
Geld nach Hause, ganz zu schweigen von den<br />
Zum erstenmal trat in den Tagen vom 19.<br />
bis 23. August vergangenen Jahres St. Mo-<br />
Ehrenpreisen.<br />
Zwei Worte über die Organisation dieses<br />
great event der St. Moritzer Automobilwoche.<br />
Absperr- und Hilfsdienst allein erfordern ein<br />
Aufgebot von über 120 Mann. Sechzehn auf<br />
die ganze Strecke verteilte Telephonstationen<br />
bieten Gewähr dafür, dass die Rennleitung<br />
unverzüglich und fortlaufend über alles orientiert<br />
ist, was sich auf der Strecke abspielt.<br />
Im übrigen stehen fünf Lastwagen mit Mannschaft<br />
und allem erforderlichen Material in<br />
Bereitschaft, um sofort einzuspringen, sofern<br />
etwas passieren sollte, Neun Parkplätze nehmen<br />
wiederum die Wagen der Zuschauer auf,<br />
fünf im oberen und vier im unteren, südlichen<br />
Abschnitt.<br />
Zusehends mehren sich die Anzeichen dafür,<br />
dass auch die II. Internationale St. Moritzer<br />
Automobilwoche mit einer erstklassigen<br />
Konkurrenz aufwarten wird. Der Franzose<br />
Chlron wird sicher mit von der Partie<br />
sein. Alfa Romeo wird durch Graf Lurani<br />
und Cortese vertreten, dem sich noch ein weiterer<br />
Crack der Mailänder Fabrik beigesellen<br />
wird. Unter weiteren Meldungen seien genannt<br />
der Zürcher Freuler, die» Deutschen<br />
Graf Arco Zinneberg, von Morgen, Spandel<br />
Steinweg, Burggaller, ferner die Italiener<br />
Strazza und Gigi Plate.<br />
Ein Rückblick.<br />
AUTOMOBIL REVUE<br />
(lr.) Sofern Sie es noch nicht wissen sollten:<br />
die St. Moritzer Internationale Automobilwoche,<br />
die vergangenes Jahr ihre Premiere<br />
erlebte, ersteht kommenden August in<br />
zweiter Auflage. Auf der ganzen Linie sind<br />
die Vorbereitungen im Gang und wenn diese<br />
Zeilen im Druck erscheinen, nimmt das Re-<br />
ritz, genauer gesagt, die Sektion Graubünden<br />
des A. C. S„ mit einer grossangelegten internationalen<br />
Automobilwoche auf den Plan.<br />
Das Ereignis bedeutete für den schweizerischen<br />
Automobilsport ein absolutes Novum,<br />
Grund genug, dass es nicht nur bei uns, sondern<br />
auch im Ausland lebendigem Interesse<br />
begegnete und ein starkes Echo auslöste. So<br />
ganz von ungefähr kam es nun allerdings<br />
nicht, dass gerade die Oberengadiner Metropole<br />
sich an eine derart umfassende Aufgabe<br />
heranwagte; denn St. Moritz ist, dank seiner<br />
Lage, im Brennpunkt der grossen Alpenstrassen<br />
Graubündens, der Pulsadern des Autotourismus,<br />
dank seinem Namen als internationaler<br />
Kurort und Sportzentrum par excellence<br />
sozusagen von Hause aus prädestiniert,<br />
ein automobilistisches Meeting grossen<br />
Stils in Szene zu setzen. Und der Wurf gelang<br />
— die erste Internationale St. Moritzer<br />
Automobilwoche gestaltete sich in jeder Hinsicht<br />
zu einem vollen Erfolg. Quantitativ wie<br />
Qualitativ Hess die Beteiligung an den einzelnen<br />
Konkurrenzen keinen Wunsch offen. Eine<br />
besondere Genugtuung war es für die Organisation,<br />
dass gleich ihrem ersten Ruf ein<br />
ganzes Lot der Asse des Volants folgte. An<br />
der sportlichen Ausbeute gab's nichts zu nörgeln<br />
und zu kritteln, und hätte während der<br />
ersten Hälfte der Woche die Wetterregie<br />
nicht versagt, dann dürfte mit Fug und Recht<br />
auch von einem durchschlagenden Publikumserfolg<br />
die Rede sein. Immerhin — die<br />
Schlusstage gaben sich redlich Mühe, wieder<br />
gut zu machen, was der Himmel bei. der<br />
Sternfahrt und beim Kilometer-Rennen gesündigt<br />
hatte — und siehe, zu Tausenden<br />
strömten die Zuschauer herbei.<br />
;<br />
Ueber Organisation und Durchführung wa-<br />
•reh sich Presse, Teilnehmer und Besucher des<br />
Lobes einig..<br />
Aus Sternfahrt, Kilometer-Lance auf der<br />
Shellstrasse, Geschicklichkeitsprüfung, Schönheitskonkurrenz<br />
und dem Bernina-Bergrennen<br />
setzte sich das Programm zusammen.<br />
Den ersten Akt der ganzen Veranstaltung bildete<br />
die Sternfahrt, zu der 28 Nennungen<br />
eingegangen waren. Leicht machte das Wetter<br />
den Teilnehmern ihre Aufgabe nicht; mit<br />
Nebel, Schneetreiben und Regen empfing sie<br />
das Engadin. Um so höher müssen die Leistungen<br />
der Konkurrenten eingeschätzt werden,<br />
von denen binnen der reglementarischen<br />
Zeit 16 die Ziellinie passierten. Als Sieger<br />
•klassierte sich der Berliner Zettritz, der in<br />
Pittkäjarvi (Lappland) auf Mercedes-Benz gestartet<br />
war und eine Distanz von 2826 km,<br />
in der Luftlinie gemessen, hinter sich gebracht<br />
hatte. Mit Luftdistanzen von über 1000<br />
Kilometer errangen sich ausserdem die goldene<br />
Sternfahrtsplakette: J. F. Wessels (Mercedes-Benz),<br />
gestartet in Karesuando<br />
'(Schweden), 2548 km, Hans J. Bernet (Wanderer),<br />
gestartet in Skagen (Dänemark), 1378<br />
Kilometer, und A. Wolf (Hanomag), gestartet<br />
in Danzig, 1071 km.<br />
i<br />
Ausland<br />
IS<br />
(Fortsetzung folgt.)<br />
Englisches Tourist-Trophy-Rennen. Das<br />
englische Tourist-Trophy-Rennen, das wegen<br />
des Verbotes von Autorennen auf Strassen<br />
in England und Schottland nach Irland<br />
verlegt werden musste, rückt mit einer Rekordbesetzung<br />
auf. Bis zum heutigem Zeitpunkte<br />
haben sich bereits 48 Wagen gemeldet,<br />
dabei sind 19 Wagen nicht aus England.<br />
Sie rekrutieren sich aus drei Renaults, drei<br />
Mercedes, sechs Alfa Romeo, fünf O. M., einem<br />
Sara und einem Amilcar. Die Mercedeswagen<br />
werden u. a. von Caracciola und<br />
Campbell besetzt sein. Alfa Romeo stellt alles<br />
englische Fahrer. England rückt mit<br />
Bentley, Alvis, Lea Francis, Lagonda, Talbot,<br />
Austin, Riley und Triumph auf, dabei<br />
sind diese Wagen aber nur in der Minderzahl<br />
von den Fabriken gestellt. bo.<br />
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Bern, Dienstag 5. August <strong>1930</strong> III. Blatt der „Automobil-Revue" No. 66<br />
Fliegerpech<br />
sondern auch die ganze Zeit angekreidet,<br />
die er ausserhalb des Etappenortes auf der Sommermorgen<br />
Strecke zugebracht hatte. Wurde im Ziel<br />
Kaum hat ein Goldstrahl in den Wald gezrUten,<br />
sozusagen noch ausgeschaltet. Oder Aichele.<br />
Unoffizielles vom Europa-Rundflug.<br />
Machte erst eine Notlandung bei Braunschweig.<br />
Reparierte und flog dann brav<br />
Der Rundflug ist in allen <strong>Zeitung</strong>en<br />
der sehnsuchtsvoll der Dämmerung sich entwand,<br />
schon so und so viel mal erwähnt worden.<br />
bis Posen herunter, beschädigte hier seinen<br />
Auch unser Blatt hat sich voll Interesse<br />
Rumpf, liess sich auch dadurch nicht klein<br />
da wirft der Tag aas Riesenwolkenschiffen<br />
diesem grössten europäischen Flugereignis<br />
kriegen und blieb dann noch einmal bei<br />
die ersten roten Rosen auf das Land.<br />
zugewandt. Die länderverbindende Eigenschaft<br />
des Flugzeuges — Raumbeherr-<br />
Schievelbein wegen Propellerbeschädigung<br />
Nun atmen Wies' und Feld in neuer Liebe<br />
„Vogen. Und Dinort? Er wurde einmal gerammt<br />
und rammte seinerseits einmal. Bei-<br />
und wispern Bäume tausend Zärtlichkeiten.<br />
schung — internationale Bedeutung —<br />
Nun mengen Töne aus dem Weltgetriebe<br />
Schlagworte in diesen Tagen!<br />
des unglückliche Zufälle, die ihn aber aus<br />
sich mit der Flüsse Singsangseligkeiten.<br />
dem Rennen warfen.<br />
Jetzt steigt ein leises, sässes Glockenbeten,<br />
Heute sind die Namen der mutmasslichen<br />
Sieger in aller Munde. Namen wie<br />
So wird es Zeit, dem Tag sich hinzugeben<br />
das hängt im Spiel sich an ein Windesweh'n.<br />
Ganz von der Gunst der Götter verlassen<br />
war v. Waldau. In Heston bei London<br />
Poss, Broad, Garberry, Morzik werden uns<br />
und voll Vertrauen in sein Aug' zu sehn.<br />
wollte er gerade starten, als es plötzlich in<br />
zum Morgenessen schon serviert. Aber<br />
seinem Flugzeuge einen ungewohnten und<br />
Emil Hügli.<br />
während man sich mit den Siegern freut,<br />
starken Ruck gab, und wie er sich umsieht,<br />
vergisst man völlig die armen Kerle, die<br />
sitzt in seinem Höhensteuer eine englische<br />
sich tapfer auf den Weg gemacht haben<br />
Aber ihre Leistungen, genau so schon,<br />
Lady, die mit ihrem Hunde gespielt hatte<br />
und nun eine riesengrosse Enttäuschung<br />
genau so gross wie die der anderen, sind<br />
und einfach in sein Flugzeug hineingelaufen<br />
war. Resultat — Reparatur, Straf-<br />
mit nach Hause nehmen müssen. Fehlgeschlagen<br />
— nach riesigen monatelangen<br />
punkte und ein Herumärgern mit der<br />
vergessen und werden nie belohnt.<br />
Anstrengungen, vergessen von der Menge,<br />
Sportleitung wegen Annullierung der Minuspunkte.<br />
Er, sie und ein Telephon<br />
unbelohnt mühen sie sich mit ihrer Enttäuschung<br />
ab und fliegen dennoch über<br />
Von Irena Kopankiewiczowa.<br />
Der Engländer Andrews und der Deutsche<br />
Stein schienen es mit den Gewittern Es war zwei Uhr nachts. Wilski schlief bereit*<br />
ganz Europa nach Berlin zurück. Aus<br />
Deutsch von Leo Koszella.<br />
diesem Grunde ist es zu begrüssen, dass in<br />
zu haben. Zweimal kamen sie kurz vor den Schlaf des rechtschaffen abgerackerten Menschen,<br />
als plötzlich das Telephon klingelte. Es<br />
diesem Momente die «B. Z.» daran denkt<br />
dem nächsten Landungsplatz in schwere<br />
und an jene erinnert, denen das Glück, wie<br />
klingelte mit dem leisen, ängstlichen, asthmatisch<br />
Unwetter, die sie umfliegen mussten und<br />
man so sagt, nicht hold gesinnt war...<br />
abgerissenen Klange, wie es gewöhnliche Telephone<br />
die ihnen soviel Zeit raubten, dass sie immer<br />
drei Minuten nach Kontrollschluss an-<br />
Wilski war höherer Beamter, der in seinem<br />
mit der Bitte um leises Gehör tun.<br />
Deshalb also mit Schiller: «Wenn des<br />
Liedes Töne schweigen von dem überwundenen<br />
Mann, dann will ich für Hektor zeuwertet<br />
wurden und wegen Ausbleibens auf Telephongespräche abnahm, und wachte auf der<br />
langten und nun für die ganze Nacht ge-<br />
Bureau ebenso häufig wie mechanisch die amtlichen<br />
Stelle auf. Er nahm an, dass es sich um einen<br />
gen ...» Es ist tatsächlich wahr, da sind<br />
Strecke bestraft werden mussten.<br />
Irrtum handelte und stand nicht auf. Aber es<br />
so die armen Deibels auch recht und brav<br />
Und die Darmstädter Studenten? Ist das verflossen kaum einige Sekunden, und das Telephon<br />
über die Strecke gegangen, haben manchmal<br />
vielleicht noch viel mehr auszuhalten<br />
Fluchend wie ein Pferdeknecht nahm er den<br />
kein Fliegerpech über dem Golf von Lyon läutete wieder, diesmal bereits energischer.<br />
(«Bitf schön, wo liegt denn der Golf von Hörer ab.<br />
gehabt als die gestern und vorgestern (ganz<br />
Lyon?» wörtlich so fragte die Wiener Telegraphenagentur<br />
in Berlin bei der Sport-<br />
Stimme. «Ich wollte fragen, wovon Sie träum-<br />
« Hallo, sind Sie's?... > zwitscherte eine süsse<br />
mit Recht) gefeierten Spitzenreiter, aber<br />
niemand hat so richtig ihre Taten gefeiert;<br />
leitung an), wo ihnen unvermutet ein Zylinder<br />
platzte und sie aufs Wasser her-<br />
Ohne zu überlegen, wem er die Antwort raten<br />
...»<br />
oder, wenn sie z. B. mit vorne lagen und<br />
schreiben könnte, legte Wilski den Hörer wütend<br />
dann ganz plötzlich streichen mussten, ihr<br />
unter mussten und ihre Maschine absackte, wieder auf.<br />
Missgeschick erklärt.<br />
die sie aus ihrem kargen Taschengelde erbauten<br />
und für deren Start sie ihre Win-<br />
Telephongespräch am nächsten Tage um die gleiche<br />
Wie gross war aber seine Wut, als sich das<br />
Nehmen wir z. B. ruhig auch noch einmal<br />
die Lady Bailey. Sie lag in Pau, wollte<br />
termäntel versetzen mussten. Flug aus, Stunde wiederholte. Das war nicht auszuhalten,<br />
durchaus weiter, kümmerte sich nicht um<br />
^Maschine verloren, Geld weg. Ist das nicht und er fluchte, wobei er den ganzen reichen Wortschatz<br />
seiner Heimat auf diesem Gebiete benutzte.<br />
das schlechte Wetter über den Pyrenäen, \ < r _ - - : • •.-;•< •• imehr als Pech? • -••"-•*<br />
Die Dame am. Telephon lachte und hängte den<br />
das sie bezwingen wollte. Sie flog tapfer<br />
Und der alte Hauptmann Krüger, schon Hörer ab.<br />
mit ihrer Motte drauf los. Und der Erfolg? Fallschinnabsprung ans dem brennenden Fesselballonkriegszeiten,<br />
flog so stur und zielbewusst, im Telephon zwitscherte:<br />
ein erfolgreicher Flieger in seligen Vor-<br />
Zwei Nächte schlief Wilski ruhig, bis «m dritten<br />
Tage, während der Burealizeit, dieselbe Stimme<br />
Strafpunkte für Schneid und Drang nach<br />
vorwärts. Denn als sie an die Berge kam,<br />
dass er immer die beste Zeit, herausholte « Sind Sie's?... Ich wollt© wissen, was Sie jetzt<br />
war gar keine Möglichkeit mehr, drüber rade in die letzte Etappe steigen, da landet und die meisten Punkte, und dann zwang machen...»<br />
hinweg oder zwischendurch zu fliegen, sie er auf dem Flugplatz Posen auf einer kleinen<br />
weichen, leider nicht besonders kennt-<br />
er verlor so viel bei der Reparatur, dass keine Zeit,> warf er scharf hin und hing den<br />
ein Tankschaden ihn zur Notlandung, und « Ich arbeite und habe für solche Dummheiten<br />
musste umkehren, und nun wurde ihr nicht<br />
Hörer um so rascher an, als sich am Horizonte<br />
nur der kurze Zwei-Stunden-Flug gerechnet,<br />
sondern dazu noch die ganze Nacht seinem Apparat Kopf. Propellerbruch. auf 140 km herunterrutschte und dazu noch Abteilung einer Bank) die Gestalt des Direktors<br />
lich gemachten Stelle und stellt sich mit er von dem Durchschnitt von 155 Km.-Std. des Saales (Wilski war Beamter in der Diskontound<br />
die nächsten Tage, ehe sie endlich den Noch toller ging es dem Polen Bajan. Er 15 Strafpunkte einstreichen musste. Und blicken Hess.<br />
Sprung nach Spanien hinein ausführen kommt glatt bis nach Rummelsburg. Hat er sitzt doch nur in' dem Flugzeug und Die Dame am Telephon gehörte allem Anschein<br />
konnte. Währenddessen lagen die anderen plötzlich Veitilfederbruch, musste 10 Minuten<br />
vom Ziel entfernt notlanden, eine Fliegerpech, Fliegerlos! Und Off ermann «Hallo, sind Sie's?... Ich wollte wissen,..».<br />
nicht in dem Material des Benzinbehälters. nach zu den eigensinnigen, denn sie störte noch<br />
am gleichen Tage sein Nachmittagsschläfchen,..<br />
neutralisiert und sparten kostbare Zeit.<br />
• Oder ihr Landsmann Butler. Führte den Reparatur ausführen, die ihn bis zum und sein Begleiter? Eine simple Hochspannungsleitung<br />
und doch so grauen-<br />
er los, « ob Sie nichts Besseres zu tun haben, als<br />
« Und auch ich möchte endlich erfahren, » sehr je<br />
ganzen Europaflug an, lag immer an der nächsten Tage aufhielt und bekam nicht<br />
Spitze, flog wie ein Wilder und wollte ge- nur die vorschriftsmässigen Strafpunkte, haft ...<br />
anderen Leuten den Kopf zu verdrehen. ^<br />
Sie lächelte nur.<br />
F E U I L L E T O N<br />
Die blaue Wand<br />
Von Richard Washburn Chüd.<br />
Autorisierte Uebersetenaj» ans dem Amerikanischen<br />
van JAse Landau. (Engelhorns Romanbibliothek.)<br />
(Fortsetzung aus dem Hauptblatt.)<br />
«Reden Sie», brüllte ich sie an. «Sie kennen<br />
diese schreckliche, geheimnisvolle Geschichte<br />
! Zum Teufel auch, so reden Sie<br />
"doch!»<br />
Ihr Ausdruck wechselte. Ihre Ueberraschung<br />
verwandelte sich in Verschlagenheit,<br />
Angst und Misstrauen. Und ich sah in<br />
ihren Augen jenen Hass aufglimmen, der,<br />
glaube ich, seit jenem unüberlegten Augenblick,<br />
nie mehr von ihr gewichen ist.<br />
«Lassen Sie mich lieber los, Mr. Estabrook»,<br />
sagte Sie ruhig. «Sie würden so was<br />
nicht getan haben, wenn der Herr Richter<br />
»och lebte und dabei gewesen war', oder<br />
seine Tochter!»<br />
Dieser Vorwurf genügte, das können Sie<br />
sich wohl denken!<br />
«Entschuldigen Sie», sagte ich.<br />
Die Alte blickte jedoch mit gerungenen<br />
Händen zur Zimmerdecke hinauf, als wollte<br />
sie mir andeuten, jetzt käme nichts anderes<br />
in Betracht als die Tatsache, dass Julianna im<br />
Besitz des vom Richter hinterlassenen Schriftstückes<br />
sei.<br />
«Soll sje es Ihnen sagen, wenn sie mag»,<br />
rief die alte Frau. Dann stolperte sie, das<br />
Gesicht in den dicken Händen verbergend,<br />
als graute ihr vor einem entsetzlichen Bilde,<br />
aus dem Bibliothekzimmer hinaus.<br />
Ich habe mich seitdem oft, so wie auch<br />
heute, wo jene Tatsachen wieder lebendig geworden<br />
sind, gefragt, was die alte Dienerin<br />
sich gedacht haben mochte. In jener Stunde<br />
beschäftigte mich aber nur der eine Gedanke:<br />
ich hatte volles Vertrauen zu Julianna, und<br />
meine eigenen Sorgen kamen mir nicht in<br />
den Sinn, während ich da in dem Zimmer die<br />
Nachtwache hielt. Mich quälte die Vorstellung,<br />
dass ich ihr, die versprochen hatte,<br />
meine Frau zu werden, nicht den tiefen Kum-,<br />
mer erleichtern konnte, den sie jetzt, indem<br />
Zimmer droben, so ganz allein empfinden<br />
musste. Ich glaube, es geschah zum erstenmal<br />
in meinem Leben, das bisher immer nur<br />
den Interessen des Namens Estabrook und<br />
meiner eigenen Person gewidmet war, dass<br />
mich jetzt innig danach verlangte, ein Werkzeug<br />
der guten Mächte zu sein, und diesmal j<br />
nicht um meinetwillen, sondern für andere.<br />
Meine Augen füllten sich mit Tränen, die aber<br />
weniger dem Kummer als dem tiefsten Mitempfinden<br />
entsprangen, weniger auch der<br />
Schwäche, als einem Gefühl der andachtvollen<br />
Gottvertrauens. Ich rief eine unbekannte<br />
Macht an, die ich mir nahe und die ich als<br />
meine Helferin fühlte. Der alte Hund hob,<br />
als hätte er alles verstanden, den Kopf und<br />
leckte mir die Hand. Ich bemerkte jetzt, dass<br />
der Wind nachgelassen hatte, und hinausblickend<br />
gewahrte ich, dass Balkon und Garten<br />
vom matten Licht des verblassenden<br />
Mondes erhellt waren, dass die Sterne wieder<br />
klar durch die still gewordene Luft schimmerten<br />
und dass der Duft der Blüten, die<br />
unter dem Fenster hingen, in das Arbeitszimmer<br />
des Richters drang. Die Pfeife, deren<br />
.-sehe auf dem Tisch verstreut war, lag noch<br />
da, wo er sie niedergelegt hatte.<br />
(Fortsetzung folgt.)<br />
%wnx<br />
ist mehr als hundert Jahre alt und<br />
besonders in unserer Zeit sehr stark<br />
geworden. Dazu hat der Kaffee Hag<br />
tnit seiner Coffeinfreiheit viel beigetragen.<br />
Es braucht jetzt ja niernand<br />
mehr den Kaffeegenuss we*<br />
gerr der lästigen Coffeinwirkungen<br />
einzuschränken oder gänzlich dar«<br />
auf zu verzichten. Keine Schlafstörung,<br />
keine Nerven- und Nieren?-<br />
reizung, kein Herzklopfen, wenn Sie<br />
Kaffee Hag trinken,denn dieserechte,<br />
feinste Bohnenkaffee ist coffein»<br />
frei und garantiert unschädlich.
18 AUTOMOBIL-REVUE <strong>1930</strong> — N° 66<br />
«Denken Sie etwa, dass mir das Vergnfigea<br />
macht ? ><br />
« Hi... hi... hl...»<br />
« Dass mich dag etwa rerwirrt ? ><br />
« Nun, vielleicht doch ein klein wenig...»<br />
« Nicht im geringsten 1»<br />
« Schade . ><br />
Die Verbindung wurde unterbrochen, und Wilski<br />
hatte zwei Tage "Ruhe. Am dritten Taje sass Wilski<br />
abends zu Hause. Er hatte kein Geld, da es<br />
kurz vor dem Ernten war, niemand hatte ihn zu<br />
einer Tasse Kaffee eingeladen, und niemand hatte<br />
sich mit ihm verabredet. Er sass in dem schlecht<br />
geheizten und" noch schlechter aufgeräumten Junggesellenzimmer<br />
und blickte aufs Telephon. Vielleicht<br />
wird noch jemand anläuten... Er erinnerte<br />
eich an jene Dame.<br />
«Beute .wird diese dumme Gans sicher nicht<br />
anrufen. Wenn ich Zeit habe, dann schweigt sie.<br />
So Jfönnte man doch wenigstens eine Viertelstunde<br />
mit diesem Telephon totschlagen.»<br />
Unwillkürlich begann er an die Unbekannte zu<br />
denken. Die Stimme war angenehm und kam ihm<br />
ein wenig bekannt vor. Die Ausdauer, mit der ihn<br />
jene Dame zu irenig freundlichen Bemerkungen<br />
herausgefordert hatte, bewies, dass sie sich für<br />
seine Person sichtlich interessierte.<br />
* leh bin ein Jdiot, » begann er zu überjegen.<br />
(Man hätte ihr doch sagen sollen, wann sie anzurufen<br />
bat. Wer weiss,- wer das ist — vielleicht<br />
ist sie hübsch, vielleicht könnte sie mich zum Tee<br />
einladen. •.»<br />
Fröstelnd, mit wilder Verbissenheit machte er<br />
•Ich an dag'Auswaschen des einzigen und ewig<br />
schmutzigen Glases (dies kam um so seltener vor,<br />
da er sich zu dem Grundsatze bekannte . «Wozu<br />
waschen, wenn es doch wieder schmutzig wird?»).<br />
Eben verbrauchte er die letzte Prise «erkrümelten<br />
Tees, als das Telephon klingelte. Er sprang wie<br />
ein flinker Hirsch oder .wie eine exzentrische Kabarettänzerin<br />
hin, warf unterwegs zwei kahlköpfige<br />
« Fauteuils > um und nahm den Hörer ab.<br />
« Hallo,» flüsterte es mit engelgleicher Stimme,<br />
« sind Sie's ? »<br />
* Aber ja, ich freue mich, dass Sie sich entschlossen<br />
haben, mich anzurufen. ><br />
Die Dame wunderte sich, dann lachte sie, und<br />
di« Unterhaltung ging seltsam flott weiter. Sie<br />
versicherte ihm, dass sie ihn «ausgezeichnet»<br />
kenne, dass sie ihn häufig sehe, dass sie ihn sehr,<br />
«her auch wirklich sehr gern habe und versprach,<br />
in den, von ihm angegebenen Stunden fernerhin<br />
anzurufen. Die Unterhaltung dauerte fast eine<br />
Stunde. Der Tee war allerdings nachher viel zu<br />
stark geworden, aber Wilski war ganz in Gedanken<br />
versunken, wer jene geheimnisvolle Unbekannte<br />
sein könnte, und wieso er sie noch gar nicht bemerkt<br />
hatto.<br />
Eine ganze Woche lang dauerten die systematischen<br />
Zwiegespräche. Wilski überzeugte sich, dass<br />
die geheimnisvolle Bekannte sein Tagesprogramm<br />
ausgezeichnet kannte und nicht minder seine Gewohnheiten,<br />
seme Bekannten und seine Familie.<br />
Er erfuhr, dass sie sogar wusste, bei welchem<br />
Bureauschalter er Dienst tat, wo er zu Mittag ass,<br />
und wa8 für Krawatte^ er trug.<br />
Als er drängte, Einzelheiten über die Unbekannte<br />
zu erfahren, begann die Partnerin dieser Unterhaltung<br />
plötzlich mit Worten zu geizen. Mil Mühe<br />
und Not verriet sie, dass sie mit Vornamen Sophie<br />
hiess, dass sie blond sei, einen reichen Papa habe,<br />
und dass sie nicht arbeite.<br />
Wilski war wie bezaubert. Er liebte Blondinen,<br />
der Name klang für ihn ebenfalls süss, und reiche<br />
Papas waren für ihn geradezu verlockend. Was<br />
half das, w#nn alle Vorschläge, das Inkognito zu<br />
lüften oder ein Stelldichein zu vereinbaren, systematisch<br />
abgeschlagen wurden?<br />
Er war nahe daran, sich zu verlieben. Sein<br />
Interesse erreichte den Grad, dasa er das unbekannte<br />
Sopherl in jeder, auf der Strasse anzutreffenden<br />
Blondine sah, die er dann mit solcher Zudringlichkeit,<br />
auch am Schalterfenster, betrachtete,<br />
dass ihn'sogar einer der Chefs auf dieses unhöfliche<br />
Verhalten aufmerksam machte.<br />
Fräulein Sophie fand dieses Spiel allem Anschein<br />
nach höchst amüsant, denn sie rief immer häufiger<br />
an. Sie erzählte immer interessantere Einzelheiten,<br />
dass sie «wie man so sagt, schön», dass<br />
sie schon zwanzig Jahre alt sei, dass sie gelbe<br />
Rosen und Adolphe Menjou liebe. Ausserdem suggerierte<br />
sie ihm gewisse Daten, an denen sie sich<br />
angeblich gesehen und gewisse Strassen, auf denen<br />
sie sich getroffen hätten.<br />
Nach dreiwöchigem telephonisohen Flirt beschloss<br />
Wilski endlich, die Maske der Entschiedonheit<br />
aufzusetzen und versicherte, dass sie sich entweder<br />
kennen lernen müssten, oder er bräche die<br />
Verbindung ab. Sie stritten sich, dann hörte man<br />
Schluchzen im Telephon, dann wurden zukünftige<br />
Abbitten in Aussicht gestellt, und schliesslich<br />
einigte man sich nach langem Hin und Her, dass<br />
man sich sehen würde, wenn Wilski drei Bitten<br />
erfüllte (in Erzählungen und Märchen verläuft es<br />
gewöhnlich auch so).<br />
Er gab seine Zustimmung. Aengstlich äusssrte<br />
sie die erste Bitte:<br />
Er möge sich seines Bartes entledigen. Sie<br />
liebe keine bärtigen Herren.<br />
Nun war aber sein Bart sein Stolz. Allerdings<br />
erinnerte er ganz leicht an eine überwucherte Wiese,<br />
die Haarbüschel ragten unförmig hervor, statt in<br />
wohliger Woge dahinzufliessen. Aber das verlieh<br />
ihm Ernst und Würde und weckte in ihm die Hoffnung<br />
auf Karriere (sein Chef liebte nämlich keine<br />
jungen Beamten).<br />
Drei Tage lang verhandelte er mit Fräulein<br />
Sophie. Aber die Dame wies in diesem Falle Ent-<br />
Damals lebten wir im Auslande. Die<br />
Schweiz begann jenseits des grossen Flusses,<br />
an dem ich als Knabe meine freien Zeiten<br />
verbrachte. Wir bauten Sandburgen, zogen<br />
Kanäle durch die weiche, feuchte Erde und<br />
sahen von Zeit zu Zeit, wie sich drüben am<br />
Schwelzerufer, das steil gegen den Fluss abfiel,<br />
Sand und Kies löste. Rauschend fuhren<br />
die kleinen Lawinen ins Wasser. Ueber der<br />
schroffen Halde stand der dunkle Wald.<br />
Manchmal hörten wir drüben den Zug rollen,<br />
irgendwo in der Feme. Das war für uns<br />
Buben die ferne Heimat.<br />
Jedesmal wenn der Bundesfeiertag herannahte,<br />
sprachen die Eltern von der Heimat.<br />
Unsere Gespräche drehten sich nur noch um<br />
die Dinge, die sich in unserer Phantasie drüben<br />
nun vollzogen. Eine merkwürdige Unruhe<br />
kam über uns. Wir wenigen Schweizerbuben<br />
fühlten uns beinahe so stolz wie unsere<br />
dem andern Lande angehörenden Kameraden,<br />
die sich nicht genug tun konnten vor Freude,<br />
wenn das Land — es war während des Krieges<br />
— wieder einen Sieg errungen hatte. Das<br />
Glockengeläute und die Fahnen, die freien<br />
Schultage und die patriotischen Lieder schienen<br />
uns wundervoll und sie begeisterten uns,<br />
doch fühlten wir uns ebenso benachteiligt<br />
und grämten uns, dass wir nichts derartiges,<br />
hatten. Ich glaube fast, wir hassten unsere<br />
Freunde vor lauter Missgunst.<br />
Unsere Bundesfeier beglückte uns tief. Die<br />
erste Freude des Tages bestand darin, dass<br />
mein liebster Freund auf einem Türmchen<br />
seines grossen Elternhauses die Schweizerfahne<br />
hisste! Atemlos vor Stolz musste ich<br />
jedesmal am Morgen gegen den Himmel starren.<br />
Mir schien dieses rote Tuch mit dem<br />
weissen Kreuz anbetungswürdig. Warum<br />
wusste ich selbst nicht. Vielleicht, weil in dem<br />
Lande dieser Fahne weisses Brot gegessen<br />
wurde und weil es da Schokolade gab, zwei<br />
himmlische Dinge, bei Gott.<br />
Der zweite Teil unserer Bundesfeier bestand<br />
darin, dass sich um halb neun Uhr<br />
abends die wenigen Schweizer Familien des<br />
Ortes versammelten und miteinander gegen<br />
den Fluss hinuntergingen, an eine Stelle, wo<br />
man in die Schweiz hinübersehen konnte. ,<br />
Wenn es dunkel wurde, dann zogen die<br />
Leute ihre Ferngläser aus der Tasche. Sie<br />
suchten eifrig den Horizont ab; wir standen*<br />
herzklopfend daneben und wagten kaum zu<br />
reden. Endlich rief einer, er hätte etwas gesehen.<br />
Alle drängten sich um diejenigen, die<br />
gerade mit dem Glas hantieren, und wir<br />
schiedenheit und Eigensinn auf. Er gab nach und<br />
Hess sich rasieren. Als er am Sonntag, also am<br />
Tage nach dieser Tat, zum Mittagessen bei den<br />
Tanten erschien (familiäre Empfindungen brachten<br />
ihn dahin, am Sonntag den «vereinigten Verband<br />
gelernter Köchinnen > zu verraten) wären die braven,<br />
alten Damen beinahe vor Bestürzung in Ohnmacht,<br />
gefallen. Fräulein, Sophie, die von dieser<br />
bedeutenden Tat erfuhr, piepste vor Freude auf<br />
und äusserte sofort die zweite Bitte: er möge seinen<br />
Tanten eine weisse Angorakatze kaufen (der<br />
alte Kater war nämlich krepiert) und einen schwarzen<br />
Pudel (von wegen der Diebe). Er verwunderte<br />
sich über ihr gutes Herz und über ihre Aufmerksamkeit<br />
gegenüber seinen Tantenbeschützerinnen,<br />
stritt sich wieder herum, diesmal allerdings ohne<br />
Hoffnung auf einen Sieg — und unterlag natürlich.<br />
Er kaufte den Pudel als « Gelegenheitskauf» laut<br />
Inserat, auf das ihn Fräulein Sopie in ihrer Herzensgüte<br />
— selbst aufmerksam gemacht hatte, und<br />
die Katze schwindelte er einer Bureaukollegin ab,<br />
der er als Gegenleistung « Ueberstunden > versprach.<br />
Nun blieb noch eine Bitte, die sich aber als die<br />
übertriebenste erwies.<br />
Fräulein Sophie forderte mit ganz niederträchtiger<br />
Ruhe, er möge sein möbliertes Zimmer ihrem<br />
«Vetter > abtreten und selbst zu seinen Tanten<br />
ziehen, weil sich deren Untermieter verflüchtigt<br />
hätte.<br />
Er wurde "wütend und machte Skandal. Er<br />
•§agte sogar, dass es unverschämt sei, solche Opfer<br />
von ihm zu fordern.<br />
Sie beleidigte sich, und mit dem Tonfall einer<br />
Königin erklärte sie, dass es ja in seinem Interesse<br />
sei, weil sie doch nicht in eine Junggesellen-<br />
Wohnung könne, während sie sich bei den Tanten<br />
treffen könnten. Denn wenn sie ihn zu ihren Eltern<br />
einladen würde, dann könnte sie ehrlich sagen ''<br />
Bundesfeiertag<br />
Eine Erinnerung<br />
Jungen kletterten in die Bäume hinauf. In<br />
der Ferne sah man ein kleines glühendes<br />
Pünktchen, es zitterte und wurde manchmal<br />
sehr unruhig. Das war ein Feuer in der<br />
Schweiz. Ueber meinen Rücken lief ein<br />
Schauer des Entzückens. Das war wie ein<br />
Gruss, wie ein Winken. Ich hätte schreien<br />
mögen. Die Leute standen nun dicht beisammen<br />
und schwiegen. Plötzlich fuhr jenseits<br />
des Flusses, nicht sehr weit vom Ufer weg,<br />
eine Flamme in die Höhe. Gleichzeitig schoss<br />
eine Rakete in den Himmel. Man konnte den<br />
Knall bis zu uns hinüber hören, als sie<br />
sprühend auseinandersprang und blaue und<br />
rote Lichtstreifen über die glatte Fläche des<br />
Nachthimmels ausschüttete. Andere folgten.<br />
Es war ein Glimmen und Zucken in die Nachtbläue<br />
hinauf, ein Knattern und Rollen, das<br />
über uns hinwegfuhr. Der Wald gab Echo.<br />
Man hörte auch die Glocken läuten. Die Töne<br />
standen über dem ruhig ziehenden Wasser.<br />
Mein Vater hielt sich abseits. Er war da<br />
drüben gewesen, bei diesen Leuten mit -diesem<br />
Feuerwerk und diesen Glocken. Was<br />
waren wir doch für arme Tröpfe! Wir hatten<br />
keine Glocken mehr, wir hatten nichts rechtes<br />
zu essen; meine Freunde weinten, weil<br />
ihnen der Vater gefallen war; eine dunkle<br />
Hand lag über uns. Und nun der Blick in<br />
dieses Land!<br />
So standen wir, bis die Feuer erloschen.<br />
Plötzlich war es sehr dunkel um uns. Man<br />
hörte schon lange nicht mehr läuten. Es<br />
war fertig; ich fror. Der Duft von sonnverbranntem<br />
Gras stieg auf. Vom Strom her<br />
wehte es kühl. Seltsam, die Alten Hessen den<br />
Kopf hängen. Die Feuer und die Glocken —<br />
sonst nichts! Ich glaube, sie kamen sich wie<br />
eingesperrt vor. Es herrschte fast lähmende<br />
Rahe.<br />
Und doch fühlte ich mich masslos stolz,<br />
beinahe wie wenn dies alles mir gehörte.<br />
Dies Land schien mit uns eine geheime Blutverbindung<br />
zu haben, auch wenn wir jenseits<br />
standen und hinüberstarrten.. Auf dem Heimweg<br />
sprachen alle von der verlorenen Heimat.<br />
Vom Westen her donnerten die Geschütze.<br />
Immer die gleiche Geschichte! Wo<br />
waren die Feuer, die Lichter, die mich so erfreuten?<br />
Es überfiel mich mit massloser Enttäuschung,<br />
alles war schon vorbei. Dieses<br />
Paradies, dem wir entstammten, da? weisses<br />
Brot und Frieden hatte, war wieder versunken.<br />
Mein Vater führte mich an der Hand<br />
nach Hause, durch das Dorf, das im tiefsten<br />
Dunkel lag.<br />
mb.<br />
(denxi sie lüge niemals !), wo sie ihn kennengelernt<br />
hatte.<br />
Alles endete mit dem bekannten Schimpfen, abgehackten<br />
Worten und dreitägiger Sprechpause.<br />
Drei Tage lang überlegte er, ob es wert sei, nachzugeben.<br />
Denn er wusste doch schon, dass ihr<br />
Papa ein Haus und ein Auto besass, dass das<br />
Töchterchen die Einzige war, und dann hatte sie<br />
ihm gesagt, dass sie ihn « tatsächlich liebe», und<br />
dass ihr eine Zigeunerin prophezeit habe, dass sie<br />
noch in diesem Jahre heiraten würde. Er erinnerte<br />
sich an alle unbezahlten Wechsel, an die abgerissenen<br />
Schuhe, die nichtbezahlte Miete und kündigte<br />
seiner Wirtin, indem er gleichzeitig den «Nachfolger<br />
» zu besorgen versprach.<br />
Der Vetter kam, blickte Wilski von der Seite an,<br />
wollte aber über die « geliebte Sophie » nichts verraten.<br />
Wilski zog zu seinen Tanten, wo man ihn<br />
mit so grosser Herzlichkeit aufnahm, dass man sich<br />
auch sofort seines Geldes annahm, indem man die<br />
Miete im voraus einzog, damit sich das «Geld<br />
nicht verflüchtige ».<br />
Wilski wartete, dass sein Sopherl anläute: einen<br />
Tag, zwei Tage, drei... es verfloss eine ganze<br />
Woche und noch eine weitere. Er fluchte wie rasend.<br />
Es verfloss auch noch eine dritte. Er dachte<br />
an grausige Rache, bis plötzlich eines Tages die<br />
ihm bekannte Stimme im Telephon zwitscherte:<br />
« Sind Sie's ? Ich will heute zu Ihren Tanten<br />
kommen...» Sie erklärte, dass sie krank und<br />
dann verreist gewesen wäre. Sie sehne sich ...<br />
Sie würde kommen, und er möchte doch die Tanten<br />
vorbereiten...<br />
Ee beschloss, sich köstlich zu rächen. Von<br />
einem ihm befreundeten Redakteur erbat er sich<br />
Theaterkarten, gab seinen Tanten gegenüber vor,<br />
krank zu sein und bat sie, unbedingt die Karten<br />
nicht verfallen zu lassen ... Er brachte gelbe Rosen<br />
... sogar drei Stück. Er kaufte auch noch<br />
ein ganzes Pfund Schokoladenkonfekt, eine Fla-<br />
"sche Wein (einheimischen) und wartete... Er war<br />
rasiert, und der Spiegel sagte ihm, dass Fräulein<br />
Sopie bezaubert sein würde.<br />
Pünktlich um acht läutete es. In den Korridor<br />
Auch eine Tragödie der Landstrasse<br />
(The HnmorM)'<br />
schwebte ängstlich eine kleine, in einen etwas au<br />
langen, pelzartigen Mantel mit hochgeschlagenem<br />
Kragen gehüllte Gestalt, deren Hut furchthar ins<br />
Gesicht gedrückt war. Ausserdem verhüllte eine<br />
Art Schleier das Gesicht. Nur das Parfüm war<br />
eindeutig. Wilski benahm das alles fast die Sinnt.<br />
Die Dame schwieg, antwortete auf seine herzliche<br />
Begrüssung und seine Fragen, wie es ihr gehe,<br />
gar nicht. Sie reichte ihm nur die Hand und ging<br />
gleich ins Wohnzimmer... Er ging hinter ihr und<br />
bat sie, den Mantel abzulegen. Sie sprang mit einer<br />
ein wenig komischen, künstlichen Bewegung fort<br />
und hielt den Mantelkragen nervös fest.<br />
Er fürchtete, dass sie fliehen könnte und zeigte<br />
die Miene eines gezähmten Löwen, setzte sich bescheiden<br />
auf einen Stuhl und bat sie, im Sessel<br />
Platz zu nehmen. Fräulein Sophie war schüchtern.<br />
Sie" antwortete ihm mit kargen Silben, hüstelte oft<br />
in seltsam pfeifendem Husten. Es begann, langweilig<br />
zu werden.<br />
Schliesslich entschlosa er sich. Unter dem Vor»<br />
wand, ihr Armband zu sehen, das auf dem Handschuh<br />
blinkte (in ihrer jungfräulichen Bescheiden^<br />
heit hatte Fräulein Sophie nicht einmal die Handschuhe<br />
abgezogen), hielt er die Hand fest und zog sie<br />
mit plötzlicher Bewegung an sich. Das dauerte<br />
einige Sekunden, und schon lag der rasch abgerissene<br />
Hut auf der Erde<br />
Wilski erstarrte ... Die Hände, die die bezaubernde<br />
Erscheinung in dem etwaa langen Pelzmantel<br />
festhielten, fielen kraftlos herab. Vor ihm<br />
lachte mit ihrem künstlichen Gebiss die jüngste<br />
seiner Tanten ... Tante Sophie ...<br />
Als er zur Besinnung kam, war sie nicht mehr<br />
im Zimmer. Vor ihm auf dem Fussboden lag der<br />
sicher von jemandem geborgte Pelz und der eine<br />
parfümierte Handschuh.<br />
Wie irr stürzte er aus dem Wohnzimmer und<br />
flüchtete in das seine. Auf dem Schreibtisch lag<br />
ein Kärtchen, auf dem kalligraphisch die Worte<br />
standen:<br />
« Du sagtest einmal, dass dich niemand anführen<br />
könnte. Erinnerst du dich ? »<br />
Ein Museum der zeitgenössischen Literatur.<br />
Wohl als erstes Museum dieser Art in der<br />
Welt wird Rom ein Museum für zeitgenössische<br />
Literatur erhalten. Das Museum wird,<br />
in dem der italienischen Gesellschaft der<br />
Autoren vom Staat gestifteten Palast Unterkunft<br />
finden. Mussolini, der sich für das Projekt<br />
sehr interessiert, hat selbst einen beträchtlichen<br />
Fonds gestiftet.<br />
Kutschpferde erben.<br />
Frau Elezabeth Gaeway, die sich als eine<br />
der wenigen in New York um das Motorzeitalter<br />
nicht kümmerte, und bis zu ihrem Tode<br />
in einer mit zwei rassigen Füchsen bespannten<br />
Eauipage zu fahren pflegte, hat nach ihrem<br />
soeben eröffneten Testament 12,000 Dollar<br />
zu treuen Händen für den Unterhalt ihrer<br />
beiden Pferde hinterlassen. Die Zinsen dieses<br />
Betrages sollen an Herrn und Frau Kense!<br />
in New Rochelle, denen die Fürsorge für<br />
die Tiere übertragen ist, gezahlt werden.<br />
Frau Galway lenkte oft in eigener Person<br />
ihre Equipage durch den Central Park.<br />
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7. September: Fussball: Beginn der Schweiz.Meisterschaften.<br />
13. September: Vcnetianische« Seenaehtlest. Prunkfeuerwerk.<br />
14. September: Kilometer lance für Automobile: Schweiz. Meisterschaft.<br />
— Leichtathletik-Wettkämpfe.<br />
20.—21. September: Internationales Land-Hockey-Turnier<br />
22.—27. September: Internationale Tanzwoche. Eleganz- und Schönheits-Konkurrenz.<br />
28. September: Motorboot- und Motorjacht-Rennen. Schweiz.<br />
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N° 66 - 1950 AUTOMOBIL-REVUE 19<br />
Frau am Volant — ein Ideal?<br />
Jede Zeit hat ihr Frauenideal und den Männertyp,<br />
den sie verdient. Vielleicht wird das<br />
Zeitalter einmal wiederkehren, da die Frau<br />
allein arbeitete und der Mann einzig seinem<br />
Vergnügen nachging... Einstweilen aber liegen<br />
die Verhältnisse noch ganz anders. Der<br />
Mann wird von der Frau nicht fürs Nichtstun<br />
bezahlt, sondern für Arbeit : Eintänzer,<br />
Reisebegleiter, Gatte. Unverkennbar aber ist<br />
auch heute schon die Tendenz : der Mann<br />
hat gar nichts gegen die berufstätige Frau.<br />
Er ärgert sich bloss darüber, dass ihm nicht<br />
Gleiches mit Gleichem vergolten wird; als<br />
die Frau nämlich noch unterdrückt war, zum<br />
Haushalt nur ihre schlechte Laune und eine<br />
versalzene Suppe beisteuerte, da wurde sie<br />
vom Manne für das süsseste Nichstun bezahlt.<br />
Heute noch soll es Männer geben, die<br />
sich eine Frau halten, weil ihr Nichtstun so<br />
viel Charme besitzt. Und der Mann ? Ist es<br />
ihm von der Natur versagt, mit Grazie, mit<br />
Genie zu faulenzen ? Diese witzigen Fragen<br />
werden im « N. W. J.» vorwurfsvoll von einem<br />
Manne gestellt.<br />
Aber, wie gesagt, so weit halten wir ja<br />
noch nicht. Einstweilen tanzt man nur nach<br />
dem schönen Lied : « Armer Gigolo... » Aber<br />
da entwickelt sich zwischen Jazz und Sport<br />
ein neuer Männertyp: Männer, die sich<br />
einstweilen noch genieren, eine Frau für sich<br />
arbeiten zu lassen. Und diese Männer haben<br />
ein Ideal: die Frau am Volant.<br />
iEs gibt zahlreiche Frauen, die ein Automobil<br />
besitzen. Es gehört entweder dem Vater,<br />
dem Gatten, guten Freunden oder zur Konkursmasse.<br />
Frauen, die selbst ein Auto besitzen,<br />
.die haben einen Chauffeur. Weil sie<br />
dann zumeist keinen Gatten ihr eigen nennen.<br />
Es ist aber nicht wichtig, ob eine Frau<br />
ein Auto hat. Wichtig ist nur, dass sie chauffieren<br />
kann. Es steigert ihre. Eheaussichten<br />
ins Ungemessene. Der junge Mann von heute,<br />
Sporttyp, feminin, faul, weiss längst, dass<br />
eine schlechte Köchin besser kocht, als die<br />
ambitionierteste Ehefrau. Er weiss aber<br />
auch, dass keine Gattin es jemals zu einer<br />
Virtuosität im Tanzen bringen kann, wie man<br />
sie von jeder Eintänzerin als selbstverständlich<br />
voraussetzt. Und was die Liebe betrifft,<br />
so verhält es sich ganz ähnlich. Im Zeitalter<br />
der Spezialisierung geht man am besten<br />
gleich, in das einschlägige Geschäft, wenn<br />
man einen Einkauf besorgen will. Wozu also<br />
Kochschule, Tanzschule, Schule der Liebe,<br />
meine Damen, da Sie ja doch von den Professionals<br />
geschlagen werden ?<br />
Gehen Sie lieber in die Autofahrschule. Es<br />
äst die moderne Schule der Ehe. Dort lernen<br />
Säe nämlich alles, was der Mann fürs Leben<br />
von Ihnen braucht.<br />
Sie lassen den Motor an, der junge Mann<br />
sitzt neben Ihnen. Er kann entweder nicht<br />
chauföeren oder aber ist er viel zu bequem<br />
dazu. Wenn Sie Gas geben, wird er Sie bereits<br />
bewundern. Er ist ja Sportmensch und<br />
weiss den Sport daher zu schätzen, besonders,<br />
wenn er ihn keine Anstrengungen kostet.<br />
Aber Scherz beiseite. Sie fahren los.<br />
Zwanzig, dreissig, fünfzig Kilometer. Der<br />
junge Mann an Ihrer Seite erfährt so, dass<br />
Sie Tempo besitzen. Lebenstempo ist heutzutage<br />
die grosso Mode. Und weil sich niemand<br />
etwas Rechtes darunter vorstellen kann,<br />
rechnet der junge Mann an Ihrer Seite Ihr<br />
Lebenstempo auf dem Tachometer nach.<br />
Uebrfeens nicht ganz mit Unrecht. Eine Frau,<br />
die einen Wagen im Hundertkilometertempo<br />
lenkt, ist sicherlich auch zu andern Tollheiten<br />
zu haben. Sagen Sie mir, wie Sie fahren,<br />
und ich sage Ihnen, wer Sie sind.<br />
Eine Kurv© kommt. Sie nehmen sie mit<br />
unnachahmlicher Eleganz. Der junge Mann<br />
an Ihrer Seite wünscht nichts sehnlicher, als<br />
eben so zärtlich und sanft gelenkt zu werden<br />
wie der Wagen. Ein Auto kommt Ihnen,<br />
selbstverständlich auf der falschen Seite, entgegen.<br />
Sie entwickeln Geistesgegewart.<br />
Und Ihr Gefährte findet Sie unvorhergesehenen<br />
Situationen blitzschnell gewachsen.<br />
Früher musste der Mann Bankrott machen<br />
oder doch wenigstens einen Ehebruch wagen,<br />
um ZU erproben, wie seine Frau auf<br />
Plötzlichkeiten reagiert, Heute erlaubt jede<br />
Strassenkreuzung die Probe auf dieses Exempel,<br />
vorausgesetzt immer, dass die Frau<br />
chauffieren kann.<br />
Nun sind Sie schon eine Stunde lang gefahren.<br />
Der Arm schmerzt Sie ein wenig;<br />
aber Sie halten aus, eine Heldin am Volant.<br />
Die Augen brennen vom Luftzug, Sie schliessen<br />
sie bis auf zwei ganz kleine Spalten.<br />
Sie sehen unerhört kühn und energisch aus.<br />
Ich wette, der moderne junge Mann an Ihrer<br />
Seite möchte Sie bereits heiraten : Sie erobern<br />
die Landstrasse für ihn und sich. Er<br />
hält die Hände im Schoss und bedient höchstens<br />
die Bremse, wenn er ein Arbeitsfanatiker<br />
ist. Wie Sie aber die Landstrasse erobern,<br />
so würden Sie die Welt für ihn erobern.<br />
Wie Sie am Volant für ihn arbeiten, voraussehen,<br />
bedacht sind, ihn vor Zusammenstössen,<br />
Pannen, Unannehmlichkeiten zu schützen,<br />
so werden Sie es wohl auch im Leben<br />
tun. Während Sie für ihn denken, handeln,<br />
hat er nicht nur den Genuss des Nichtstuns,<br />
der Landschaft, der guten Luft. Nein, damit<br />
begnügt sich ein moderner junger Mann<br />
nicht. Wie Sie den Volant in starken, kleinen<br />
Händen halten, die Augen zusammenkneifen,<br />
wie die Erregung Wolken über Ihre<br />
Stirne jagt, wie Ihre Energie mit dem Motor<br />
um die Wette dampft, das geniesst Ihr moderner<br />
Fahrgast, dem ein Kuss vielleicht zu<br />
anstrengend, zu ermüdend wäre. Der Liebhaber<br />
up to date geniesst die Liebe einer<br />
Frau wie ein anderer ein Theaterstück : er<br />
muss sehen, dass etwas für ihn geschieht.<br />
Begreifen Sie nun, schöne Frau, dass Sie<br />
chauffieren lernen müssen ? Dass eine Stunde<br />
am Volant den Mann von Ihrer Ehewürdigkeit<br />
besser, handgreiflicher überzeugen<br />
kann als ein Universitätsdiploni, das Zeugnis<br />
einer Haushaltungsschule ? Sie laden ihn zu<br />
einer Autotour. Und er wird Ihnen, haben<br />
Sie ihn ohne Zwischenfall wieder vor sein<br />
Haus gebrcht, unfehlbar seinen Antrag machen.<br />
Selbst dann, wenn er altmodisch genug<br />
sein sollte. Ihren Kameradschaftsgeist<br />
nicht materiell ausbeuten zu wollen. Denn<br />
eine Frau am Volant ist unwiderstehlich!<br />
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Auf eine Rundfrage antwortete ich unilängst,<br />
dass es meine grösste Passion ist —<br />
keine zu haben. Das hat man zwar abgedruckt,<br />
aber nicht geglaubt. Ich finde, dass<br />
die Rundfragen immer indiskreter werden<br />
und dass es immer schwerer wird, wahrheitsgemäss<br />
zu antworten. Schliesslich —<br />
Passionen... Das Wort kommt ja aus dem<br />
Französischen und bedeutet Leidenschaften.<br />
Und Leidenschaften sollen doch nun einmal<br />
Privatsache bleiben.<br />
In Amerika sagt man statt Passionen<br />
«Hobbies». Jeder Mensch, sofern er nämlich<br />
im öffentlichen Leben steht, hat irgendein<br />
hobby: Shakespeare oder Ice water mit Kirschen,<br />
Ukeleie oder Golf. Ohne hobby geht es<br />
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Oft habe ich einen Menschen, den ich eben<br />
von mir gewiesen hatte, wieder zurückgerufen,<br />
als ich allein war. In Gedanken natürlich<br />
nur. Dann konnte ich mit ihm sprechen, stundenlang<br />
mit ihm Spazierengehen, denn dann<br />
war er so, wie ich ihn wollte, und ich brauchte<br />
mich nicht zu fürchten, dass er mich durch<br />
:in Wort, eine Geste enttäuschen werde.<br />
Ich liebe also die Einsamkeit, weil ich den<br />
Alltag hasse und alltägliche Menschen.<br />
Ist das eine Passion? Ich weiss es nicht.<br />
Vielleicht ist es doch meine Passion, keine<br />
zu haben!...<br />
(Autorisierte Uebersetzung von Hugo Rappart<br />
im « N. W. J.)<br />
Zwei am Fluss<br />
Acht Uhr abends... Ich hatte meinen<br />
Arbeitstag hinter mir — oder besser — ich<br />
hatte neun langweilige Bureaustunden totgeschlagen.<br />
Es war schönes Wetter. Ich<br />
tappte mit geistig ausgetrocknetem Feierabendgefühl<br />
dem grünen Fluss entlang.<br />
Drückende Stille lastete — einer jener<br />
Abende, an denen man nie weiss, ob die<br />
dumpfe Sommertagshitze anhält oder ob<br />
in Gewitter abkühlen wird. Schwimmende<br />
glitten fast lautlos vorbei. Ein Fabrikschlot<br />
verlor zerfahrene dünne Rauchwölklein<br />
aus dem verkühlenden Ofen in den<br />
Himmel. Ich trug ein Buch unterm Arm,<br />
hatte mich schon auf verschiedene Bänke<br />
gesetzt, um zu lesen, doch meine Gedanken<br />
waren mir immer wieder davongerannt.<br />
Ein kleines Mädchen ging vor mir her,<br />
drehte sich nach mir um. Sie musste schon<br />
lange so vor mir gegangen sein. Ihr Körper<br />
zeigte dieses reizvolle Sich-Entwickeln<br />
— ihr Kopf neigte verheissend zur Seite.<br />
Leichtfüssig ging sie vor mir her; sie zupfte<br />
im Vorübergehen Blätter von den herabhängenden<br />
Zweigen. Manchmal hielt sie,<br />
wie leise zögernd, ihren Schritt an.<br />
Ohne dass ich mir darüber Rechenschaft<br />
gab, sprach ich sie an. Lachend und plaudernd<br />
gingen wir nebeneinander, wie wenn<br />
wir uns schon längst gekannt hätten. Bei<br />
einer Flussbiegung setzten wir uns auf einen<br />
Stein. Das Mädchen zog Schuhe und<br />
Strümpfe aus und plätscherte mit den weissen<br />
Beinen im Wasser. Wind summte in<br />
den Bäumen. Lange Sassen wir schweigend.<br />
Das Mädchen, das erst noch so übermütig<br />
scherzte und lachte, sass still und<br />
schaute in den ruhig fliessenden Fluss.<br />
Dann glaubte ich, reden zu müssen. Ich<br />
erzählte ihr oberflächliches dummes Zeug<br />
und ärgerte mich gleichzeitig darüber. Und<br />
immer der fliessende Fluss und der Wind<br />
in den Bäumen ...<br />
Als wir auf dem gleichen Wege zurückwanderten,<br />
war es längst dunkel geworden.<br />
Das Mädchen ging ganz nahe an meiner<br />
Seite. Wir sprachen wenig. Ich sah sie<br />
neben mir gehen, verfluchte jeden Schritt,<br />
der uns näher zur Stadt brachte. Manchmal<br />
schaute sie mich an. Mich ärgerte meine<br />
Unbeholfenheit. Durch dunkle, menschenleere<br />
Strassen folgte ich ihr mechanisch.<br />
Endlich waren wir vor ihrem Hause angelangt.<br />
Lange standen wir schweigend<br />
voreinander, dann grüsste ich, sie hielt ihre<br />
Hand in der meinen. Sie drehte sich noch<br />
einmal um, bevor ich in die Querstrasse<br />
einbog.<br />
no.<br />
Nach 30 Jahren<br />
wieder sehend<br />
J. L. Fisher, ein Kaufmann in Chicago,<br />
war seit dreissig Jahren blind. Er pflegte<br />
des Abends in seinem Lehnstuhl zu sitzen und<br />
sich von seiner Frau vorlesen zu lassen. Er<br />
hatte viele gute Freunde und eine treue und<br />
aufopfernde Gattin. Fisher war trotz seiner<br />
Blindheit glücklich. Eines Tages geschah<br />
ein Wunder. Wie ein Schleier hob es sich<br />
von seinen Augen. Zuerst vermochte er die<br />
Zimmerwand zu sehen, dann seine Frau, dann<br />
allmählich alles. Und seit jenem Abend tat<br />
sich ihm die Welt auf, die ihm 30 Jahre verschlossen<br />
war. Ueber seine Eindrücke befragt,<br />
sagte er: «Als man mich auf die<br />
Strasse führte und ich die unabsehbare Zahl<br />
der Wagen und Autos vorbeirasen sah, war<br />
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ich entsetzt und traute meinen Augen nicht,<br />
denn ehe ich blind wurde, kannte ich nichts<br />
anderes als die alten Pferdekutschen. Ich getraute<br />
mich nicht über die Strasse, deren riesige<br />
Gebäude mir meine kühnsten Träume<br />
nicht vorspiegelten. Meine Frau erkannte ich<br />
freilich wieder, aber nicht mehr die lachende<br />
Blume in ihr, deren Angedenken ich seit 30<br />
Jahren in mir bewahrte... Alle meine Bekannten,<br />
die ich nicht mehr sah, sondern nur<br />
hörte, erschienen mir fremd. Ich musste die<br />
Augen schliessen, um sie wieder zu erkennen.<br />
Das grösste Glück bereitet mir der Anblick<br />
der Blumen, sie allein sind dieselben geblieben,<br />
wie ich sie in meiner Erinnerung mitnahm<br />
in die Nacht meiner Blindheit. ><br />
Fisher war seit 1899 verheiratet. Als er einmal<br />
mit seiner jungen Gattin im Park von<br />
Ohio spazierte, fiel plötzlich ein Baum auf<br />
sie nieder. Vor Schreck erlosch sein Sehvermögen.<br />
Unsummen gab er für die verschiedenartigsten<br />
Operationen aus, aber alles<br />
war umsonst. «Gott allein hat sich meiner<br />
erbarmt», erklärt Fisher immer und immer<br />
wieder.<br />
Ein « Gran Canon» in Frankreich.<br />
Frankreich besitzt einen c Gran Canon»,<br />
der sich an Grosse und Schönheit dem berühmten<br />
amerikanischen Canon im Tal des<br />
Coloradoflusses ebenbürtig an die Seite stellt.<br />
Demnächst wird der französische « Touring-<br />
Club » eine gre-sszügige Aktion in die Wege<br />
leiten, um die Aufmerksamkeit der Welt auf<br />
das bisher wenig bekannte Naturwunder zu<br />
lenken. Der Canon bildet einen Teil des Tals<br />
der Verdon, die an die 300 Kilometer durch<br />
die wilden Felstäler der Provence strömt.<br />
Die weitaus reizvollste Strecke liegt zwischen<br />
Castellane und Draguignan. < Es ist<br />
das grösste geographische Kuriosum in Europa<br />
», erklärt der Präsident der französischen<br />
Geographischen Gesellschaft, Martel.<br />
Früher war der Canon des Verdontales nur<br />
erprobten Hochtouristen zugänglich, seit dem<br />
Jahr 1927 aber hat 4er französische Touring-<br />
Club zahlreiche Strassen und Tunnels anlegen<br />
lassen, die das Tal dem Fremdenverkehr<br />
erschliessen.<br />
Napoleons Totenbett verkauft.<br />
Ein Sturm der Entrüstung ging durch die<br />
französische Presse, als bekannt wurde, dass<br />
das Bett, in welchem Napoleon auf St. Helena<br />
gestorben ist, von einem Schweizer Antiquar<br />
angekauft worden sei, und- dazu noch<br />
durch einen Franzosen. Man kann nicht verstehen,<br />
wieso dieses denkwürdige Bett von<br />
einem Ausländer angekauft worden ist, und<br />
weshalb-die verschiedenen Napoleon-Museen<br />
nicht rechtzeitig auf diesen beabsichtigten<br />
Verkauf aufmerksam gemacht wurden. Das<br />
Bett gehörte der Comtesse de Lapeyrouse,<br />
einer Enkeltochter des Grafen Montholon,<br />
Napoleons altem Kriegsgefährten und Testamentsvollstrecker.<br />
Allgemein ist in Frankreich<br />
aber das Bedauern, dass nicht rechtzeitig<br />
dafür gesorgt wurde, Napoleons Sterbelager<br />
dem Vaterlande zu erhalten.<br />
* • *<br />
< Sie haben keine Bücher gestohlen ? ><br />
« Nein, Herr Richter. ><br />
« Keine Gänse ? ><br />
«Nein.»<br />
< Keine Hühner ? ><br />
« Nein. »<br />
« Freigesprochen ! ><br />
« Danke schön, Herr Richter ! Ich habe<br />
schon die grösste Angst gehabt, Sie würden<br />
nach Enten fragen ! »<br />
• *. *<br />
Ein Zauberkünstler steckte während einer<br />
Vorstellung in einer schottischen Stadt eine<br />
Frau in eine Kiste und schloss den Deckel.<br />
Als er ihn wieder öffnete, war nur ein Paar<br />
Kaninchen drin.<br />
Nach der Vorstellung kam ein Schotte zu<br />
dem Zauberkünstler und fragte, ob er dasselbe<br />
Kunststück auch mit seiner (des Schotten)<br />
Frau machen könne.<br />
« Natürlich ! Aber haben Sie keine Angst,<br />
dass Sie Ihre Frau los werden ? »<br />
« Ach, das ist es nicht. Aber ich habe<br />
Willy zwei Kaninchen zu seinem Geburtstag<br />
versprochen.»<br />
wag«<br />
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«Wie kommt es, dass man das prächtige Echo Der p rofessori der entgegen all den Anspielungen<br />
vom letzten Jahr gar nicht mehr hört?,<br />
in Witzblättern seinea Schirm nicht vergessen hat!<br />
Verdrossener Wirt: «Den hören Sie überhaupt m,, mm .i TT* u„„,^<br />
nicht mehr, der Trottel ist zum Tonfilm gegangen!»<br />
(Hummel, Hamburg.)<br />
beiden osriesenimoenier-Oberland<br />
Die Zufahrtsstrassen aus der ganzen Schweiz sind ersichtlich In O. R. Wagners<br />
Besucher den einzigartigen<br />
Für die moderne Jugend ist das Tennisspiel vielfach<br />
zu anstrengend. Eine Umgestaltung des Schläwürde<br />
zur Bequemlichkeit und zur Popularieieruiui<br />
des Tennis vielleicht beitragen.<br />
«Wenn ich mal abends ausgehe, spricht meine<br />
Frau drei Tage kein Wort mit mir.»<br />
«Wie oft geht du denn aus?»<br />
«Alle drei Tage!»<br />
Sohn (der zum erstenmal einen Regenbogen<br />
sieht): «Du, Papa, sag' mal, was soll diese Reklame<br />
bedeuten?»<br />
(Passing Show.)<br />
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Er: «Du wirst es bei mir wie im Paradiese haben.»<br />
Sie: «Ach, ich verstehe — nie etwas anzuziehen.»<br />
«Na, Georg, wollen wir nicht<br />
doch lieber an die See fahren?»<br />
Junger Mann (voraussichtlicher Käufer des Wagens<br />
zum Händler): «So, was haben Sie jetzt angestellt!?»<br />
Verkäufer: «Das macht doch nichts, das ist unseT<br />
eigens von der Gesellschaft angestellter Fussgänger,<br />
der die Harmlosigkeit unserer Wagen beweisen<br />
soll. Sie werden sehen, er ist ganz unversehrt!»<br />
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Sie haben diesen Monat Ihre Ferien?<br />
Dann gedenken Sie gewiss eine schöne Tour<br />
mit Ihrem Wagen zu unternehmen. Nur<br />
machen Sie es um Gottes Willen nicht so,<br />
wie das so viele Automobilisten tun. Da<br />
quetschen sie nämlich eine möglichst lange<br />
Route in eine möglichst kurze Zeitspanne,<br />
durchrasen die schönsten Landschaften im<br />
50-Kilometer-Tempo und kehren erschöpft<br />
von den Anstrengungen der grossen Tagesetappen<br />
zurück. Was sie gesehen haben,<br />
das ist die Kilometer um Kilometer hastig<br />
verschlungene Strasse, die die ganze Aufmerksamkeit<br />
erforderte. Rechts und links<br />
zu blicken, dazu fehlt die Zeit — man muss<br />
doch das ferne, ferne Etappenziel erreichen.<br />
Nun, ich nehme an, Sie gehören nicht zu<br />
Tourismus<br />
der Sorte von «Ferienbummlern». Deshalb<br />
schlage ich Ihnen im Folgenden eine Tour<br />
vor, die Sie beschaulich und geniesserisch<br />
in 5 Tagen erledigen können und die ausserdem<br />
den Vorteil' hat, in landschaftlicher<br />
Hinsicht äusserst reizvoll und abwechslungsreich<br />
zu sein.<br />
Als Ausgangspunkt der eigentlichen<br />
Route wählen wir Niederurnen. Die Zufahrt<br />
dorthin und die Rückfahrt von dort'<br />
nach Beendigung der Tour sind in den 5<br />
Tagen nicht inbegriffen. Die Zufahrt unternehmen<br />
wir am besten von Zürich her,<br />
doch können wir die Route auch von Luzern,<br />
von Lugano, vom Wallis, vom Unterengadin<br />
oder vom St. Gallischen Rheintal<br />
her erreichen. Nur dass sich dann der Anfangs-<br />
und Endpunkt der Tour entspre-'<br />
chend verschiebt.<br />
Gehen wir auf die Reise!<br />
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Erster Tag. Wir sind am vorigen Tas dem See<br />
entlang und dann durch die breite Linthebene von<br />
Zürich nach Nieder-Urnen gefahren. Von hier<br />
gehts nun über Näfels und Nestal nach Glarus,<br />
dem Kantonshauptort. Es folgen Mitlödi und<br />
Schwanden, wo die Strasse ins Sernftal abzweigt.<br />
Dann folgt sich Dorf an Dorf: Nidfurn, Leuggelbath,<br />
Luchsingen, Hätzingen, Diesbach, Dornhaus, Betschwanden,<br />
Rüti und endlich Linthal. Ausgangspunkt<br />
der Klausenstrasse. Von der Höhe im Norden<br />
grüsst das freundliche BraunwaJd und eben<br />
klettert das Bähnchen keck den. Hang hinauf. In<br />
prächtigen Kehren windet sich nun die Strasse<br />
über die Fruttberge zum Urnerboden hinauf und<br />
dann zur Passhöhe. Wahrlich, diese internationale<br />
Rennstrecke bietet auch in landschaftlicher<br />
Hinsicht viel Herrliches. Durchs Schächental hinab<br />
sinkt nun die Strasse gegen Bürglen und Altdorf<br />
— wer kennt diese Namen nicht aus der Geschichte<br />
Tell's. Die Gotthardstrasse. die wir befahren<br />
wollen, biegt zwar schon vor dem Flecken<br />
Nicht verwechseln mit<br />
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66 — <strong>1930</strong> AUTOMOBIL-REVUE<br />
von der unsrigen scharf nach links ab. doch wollen<br />
irir einen Besuch von Aitdorf auf keinen Fall versäumen.<br />
Dann aber ziehen wir nordwärts, dem<br />
Gotthard entgegen. Bis Amsteg ist die Steigung<br />
nicht nennenswert, dann aber wird sie fühlbarer<br />
und wir schrauben uns über Gurtncllen. Wassen<br />
and Göschenen und hinauf durch die romantische<br />
Schöllenen nach Andermatt, unserem ersten Etappenziel.<br />
Von Niederurnen bis Andermatt haben<br />
wii 112 km zurückgelegt.<br />
Zweiter Tag: Von Andermatt steuern wir die<br />
Kehren des Oberalp-Passes an. Prachtvoll ist hier<br />
der Rückblick auf das Urserental und hinüber auf<br />
die Furka. Am Oberalpsee vorbei erreichen wir<br />
die Passhöhe und folgen den Windungen der<br />
Strasse wieder hinab über Tschamut, Rueras und<br />
Sedrun nach Disentis. Hier interessiert uns das<br />
ehrwürdige Kloster, das das älteste der Schweiz<br />
ifit. Wir verlassen nun das Tal des Vorder-Rheins<br />
und wenden den Wagen wieder südwärts, üeber<br />
den Lukmanier fahren wir hinunter nach Olivone<br />
und dann gen Biasca und Bellinzona. Von der<br />
Tesßiner Hauptstadt fahren wir wieder etwas zurück<br />
und folgen dann der kurz nach Arbedo ins<br />
Tal der Moesa führenden Strasse. Durch das<br />
schöne 3Iisox steigen, wir bis zum Hauptort des<br />
Tales, bis Mesocco. Hier wollen wir unsere Fahrt<br />
für den zweiten Tag abbrechen. Andermatt-Mesocco<br />
161 km.<br />
Drifter Tag. Von Misox aus greifen wir den<br />
Bernhardin-Pass an, um dann abwärts über Hinterrhein<br />
und Nufenen das Dorf Splügen zu er-<br />
Tekhen. Statt nun von hier über Andeer und<br />
Tfrasis nach Tiefenkastei oder Chur zu fahren, steigen<br />
wir (südwärts den Splügen hinan, erreichen<br />
jenseits der Passhöhe italienisches Gebiet und gelangen,<br />
dem San Giaeomo-Tal folgend nach Chia-<br />
Venna. Und nun hinein ins gesegnete Bergell.<br />
Bei Gastasegna erreichen wir wieder Schweizerboden<br />
und ziehen über Maloja, dem Silsersee und<br />
dem Silvaplanersee entlang unserem dritten Etappenziel,<br />
St. Moritz zu. Besonders herrlich ist der<br />
weite Blick von der Passhöhe des Maloia auf das<br />
ganze Ober-Engadin. Von Mesocco bis St. Moritz<br />
•ind wir 129 km gefahren.<br />
Vierter Tag. Von St. Moritz steuern wir tal-<br />
•iwärtg über Celerina, Samaden, Bevers nach<br />
Ponte, wo die Albulastrasse scharf nach Westen<br />
abzweigt. Die Strasse steigt hinan bis auf 2315 m<br />
Höhe, dann sinkt sie am Palpuognasee vorbei über<br />
Preda, Bergün, Filisur, Alvaneu-Bad und Surava<br />
nach Tiefenkastei. Durch die Schynschlucht führt<br />
uns die Strasse nach Thusis. Die gewaltigen Gebirgspässen<br />
bleiben nun immer mehr zurück und<br />
wir steuern über Bonaduz, Reichenau nach Chur<br />
Und dann über Landquart nach Ragaz. dem Endsiel<br />
für den vierten Tag. St. Moritz—Ragaz: 108 km.<br />
.Fünfter Tag. Wir fahren von Ragaz nochmals<br />
zurück.bis Chur, steigen dann durch das romantische<br />
Strässchen, das uns immer neue, überra*<br />
sehende Ausblicke bietet, über Ca-stiel. St. Peter<br />
und Lang wies nach Arosa hinauf, das im imposanten<br />
Bergzirkus liegt. Zurück nach Chur. dann von<br />
Landquart diesmal über Madenfeld nach Ragaz,<br />
weiter über Sargans nach Wallenstadt. dem Wal-<br />
Uneee entlang und über Näfels und Mollis zum<br />
Ausgangspunkt zurück, nach Nieder-Urnen. Ragaz-Arosa-Nieder-TJrnen:<br />
155 km. Damit ist der<br />
Kreis geschlossen und unsere Tour beendot.<br />
Es ist wahr, es ist nur eine kleine Ferienfahrt;<br />
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aber •— und das ist ja das Ausschlaggebende —<br />
es ist dennoch ein grosses, unvergessliches Erlebnis.<br />
'<br />
eb.<br />
Lugano.<br />
Ein autotouristisches Paradies.<br />
Spürbar, schon geht der Sommer zur Neige.<br />
Spatsommertage, Herbst — der ständis; wiederkehrende<br />
Rhythmus im Verlauf der Jahreszeit.<br />
Werden, Sein und Vergehen, ein ständiger<br />
Wechsel ins Endlose weitergehend, den aufzuhalten<br />
oder zu unterbrechen, bis heute noch niemand<br />
vermocht hat. Aus dem Hochsommer wird Spätsommer.<br />
Da hat e» keinen grosaen Zweck, philosophische<br />
Betrachtungen über Vergehen und Fortschreiten<br />
der Zeit anzustellen, sondern man freue<br />
sich an der Gegenwart, an dem, was man gerade<br />
haben kann. Und da wüsste ich, wenn ich Zeit<br />
hätte, was ich mit diesen Spätsommertagen anzufangen<br />
hätte. Sie kennen ihn ja die meisten, den<br />
tiefblauen Ceresio mit dem noch blaueren Himmel<br />
darüber und dazwischen nichts ala Licht, Farbe<br />
und Sonne. Und gerade in den Nachsommertagen<br />
scheint auch hier alles reif und besonders schön,<br />
und dazu kommt, dass echon der nahende Herbst<br />
sich fühlbar macht, indem die Hitze gebrochen und<br />
aueserordentlich angenehme Temperaturen einen<br />
Aufenthalt in Lugano «um Genuss werden lassen.<br />
Für den Automobilisten gibt es kaum ein dankbareres<br />
Ziel für seine Fahrt, denn es stehen ungezählte<br />
Zufahrtswege nach Lugno zur Verfügung<br />
und die Möglichkeiten, von dort aus hübsche kleine<br />
Touren zusammenzustellen, sind kaum aufzuzählen.<br />
Und für die Rückreise wieder können erneut neue<br />
Wege gewählt werden. Ganz abgesehen von den<br />
Zufahrtstrassen aus dem Süden, also von Italien<br />
her, sind es aus der Schweiz die Strassen vom<br />
Simplon und Centovalli, Gotthard. Lukmanier, San<br />
Bernardino und weiter in dem Osten mit teilweiser<br />
Fahrt durch italienisches Gebiet Splügen und Maloja,<br />
die alle nach Lugano führen. Also .wird<br />
sicherlich schon manchem die Wahl der Zufahrtsroute<br />
schwer. Doch er wähle ganz getrost irgend<br />
eine davon, er wird sicher nicht enttäuscht sein,<br />
und er nehme sich nur vor, recht häufig nach<br />
Lugano zu fahren, damit er die sämtlichen Zufahrtsmögliehkeiten<br />
einmal ausprobiere.<br />
Und die Lage' Luganos! Obs da viel Worte<br />
braucht, um sie zu beschreiben, ich glaube kaum.<br />
Die Stadt an der blauen Bucht des Ceresio, San<br />
Salvatore, Monte Generose, Monte Bre\ alles getreue<br />
Hüter des schönen Fleckchens Erde, sind zu weltbekannte<br />
Namen, als dass sie durch trockene<br />
Worte noch einer besonderen Erwähnung bedürfen.<br />
Das einzig richtige ist, hingehen und sehen.<br />
Wenn schon für den Automobilisten die Möglichkeiten<br />
für Ausflüge sehr gross sind, so soll noch<br />
eine neue prächtige Route dazu kommen, die<br />
Strasse von Gandria. Lange war das Projekt sehr<br />
umstritten und die Gemüter haben sich noch ziemlich<br />
erhitzt, über die Frage des wie und wo des<br />
Baus dieser Strasse; aber heute ist das Problem<br />
gelöst und das abgelegene und stille Tessinerdörfchen,<br />
das bis vor kurzem nur zu Fuss oder per<br />
Schiff erreichbar war, und gleichsam als Ende<br />
einer wundervollen Welt betrachtet werden konnte,<br />
denn es gab von hier aus kein Weiter mehr, wird<br />
über kurzem auf prächtiger Strasse im Auto leicht<br />
erreichbar sein. Weder die Landschaften von Lugano,<br />
Gastargnola und Gandria werden durch dieseneue<br />
Strasse irgend etwas verlieren, ganz im Gegenteil,<br />
es werden diesem einzig schönen Fleck<br />
Erde dadurch nur noch mehr Freunde gewonnen<br />
werden. Und wen es einmal gelüstet, doch noch zu<br />
Fuss zu wandern, für den ist ja immer noch fernab<br />
von allem Getriebe und vollständig erhalten in<br />
seiner alten Romantik, der Fussweg nach Gandria,<br />
der sich an heimeligen Buchten, schroffen Felsen<br />
und geheimnisvollen Sträuchern und Wäldern<br />
längs dem See hinzieht.<br />
Lr.<br />
Brennerstrasse.<br />
In Nummer 63 unseres Blattes ist im «Touren-<br />
Sprechsaal» unter T. A. 514 eine Anfrage betr. die<br />
Brennerstrasse dahin beantwortet worden, dass<br />
dieselbe in ihrem untern Teil nur schwer passierbar<br />
sei und der Umweg über Jaufenpass—Meran<br />
zu empfehlen sei. Wie wir nun aus zuverlässiger<br />
Quelle erfahren, ist die Brennerstrasse seit einiger<br />
Zeit wieder vollständig freigegeben und in sehr<br />
gutem Zustande, so dass der Automobil-Verkehr<br />
sich normal abwickelt.<br />
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Touren-Antworten<br />
T. A. 514. Innsbruck-Brenner-Bozen. Man<br />
teilt uns aus zuverlässiger Quelle mit, dass die<br />
Brennerstrasse schon seit längerer Zeit auf der<br />
ganzen Strecke wieder befahrbar sei. Wir möchten<br />
daher die Antwort in diesem Sinne berichtigen.<br />
Unsere Angaben stützten sich auf eine offizielle<br />
Mitteilung.<br />
Red.<br />
T, A. 515. Venedig—Triest. Zu dieser Frage<br />
gingen uns noch folgende Angaben eines Lesers<br />
ein:<br />
«An der Strecke Triest—Laibach, kurz vor der<br />
jugoslawischen Grenze, zirka 50 km von Triest,<br />
liegt Postumia (früher Adelsberg) mit seinen<br />
berühmten Tropfsteingrotten, die wohl einzig in<br />
der Welt sind Diese sollten Sie unbedingt besuchen.<br />
Ich bin letzten Herbst mit dem Auto dort<br />
durchgefahren und war glücklich, dass man mich<br />
auf diese grosse Sehenswürdigkeit aufmerksam gemacht<br />
hatte.<br />
Die Strassen in Jugoslawien, die Sie befahren<br />
wollen, sind im allgemeinen recht gut, jedenfalls<br />
bedeutend besser als man erwartet. Allerdings<br />
sind sie oft etwas staubig, was aber nicht stark<br />
stört, da man sehr wenig Autos antrifft.<br />
Betreffend Kilometerzahl sollten Sie sich doch<br />
die Karte von Zentraleuropa des Touringsclubs<br />
(Europa Touring) anschaffen, aus der Sie alle<br />
Einzelheiten mit Leichtigkeit ersehen können. Empfehlen<br />
kann ich Ihnen auch das Buch «Europa<br />
Touring». Dieses enthält neben allen Karten auch<br />
zahlreiche Stadtpläne, die für einen «Europaleisenden»<br />
sehr nützlich sind, sowie textliche Angaben<br />
über Sehenswürdigkeiten. Einreisevorschriften<br />
etc.<br />
Diese Tour in 8 Tagen zu machen, scheint mir<br />
etwas auf eine Hetzjagd herauszukommen. Ich<br />
habe letztes Jahr noch die Dolomitentour (Karerseo,<br />
Pordoi, Falzarego, Cortina, Misurinasee) und<br />
Wien dazugenommen und habe 14 Tage gebraucht<br />
(allerdings ohne Venedig). Im allgemeinen sollte<br />
man auf solchen Reisen im Durchschnitt nicht mehr<br />
als 200 bis 250 km pro Tag rechnen, in bergigen<br />
Gegenden sogar weniger und nur ausnahmsweise<br />
in der Ebene vielleicht einmal 300 bis 350 km.<br />
Sonst leidet der Genuss an der Reise und dieser<br />
ist schliesslich die Hauptsache und nicht die Kilometerzahl.<br />
(Die in Nr. 64 erschienene Antwort, wo<br />
die Reise auf 8 Tage verteilt ist. weist Tagesetappen<br />
von höchstens 238 km auf. Red.).<br />
Die Europakarte des Touring-Club (Preis Fr.<br />
10.—) und das Werk Europa Touring (Preis Fr.<br />
12.—•) sind beim Verlag der Automobil-Revue erhältlich.<br />
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T. A. 521. Arosa. Ich schlage Ihnen vor, die<br />
folgende Route zu benützen •<br />
Hinfahrt- Vevey, Montreux, Aigle, St. Moritz,<br />
Martigny, Riddes, Sion, Sierre. Susten,« Visp,<br />
Brig, Mörel, Fiesch, Münster, Gletsch, Furka-Pass,<br />
Realp, Hospenthal, Andermatt, Oberalp-Pass. Se-<br />
"drun, Disentis, Somvix, Truns, Tavanasa, Ilanz,<br />
Flims, Reichenau, Chur, Castiel. St. Peter, Langwies,<br />
Arosa. Total 340 km. Etappen: Gletsch, 182<br />
km,' Arosa 155 km.<br />
Rückfahrt: Arosa, Chur, Masans, Landquart,<br />
Ragaz, Sargans, Wallenstadt. Kerenzerberg,<br />
Näfels, Glarus, Schwanden, Linthal, Klausen-Pass.<br />
Ünter-Schächen, Altdorf, Sisikon. Brunnen, Gersau,<br />
Fähre nach Beckenried, Stans, Stansstad, Alpnach,<br />
Samen, Giswil, Brünig, Brienz, Niederried,<br />
Interlaken, Leissigen, Spiez, Wimmis. Erlenbach,<br />
Boltigen, Jaunpass, Charmey, Bulle. Vaulruz, Chätel-St.<br />
Denis, Vevey Total 378 km. Etappen: Brunnen<br />
184 km; Vevey, 194 km.<br />
Landschaftlich besonders interessant sind alle<br />
die überfahrenen Pässe, der Kerenzerbers, Orte wie<br />
Sion, Sierre, Brig, Münster, Gletsch, Hospenthal,<br />
Andermatt, Disentis, Truns, Ilanz, Flims etc. Sehr<br />
romantisch ist die Strasse Chur—Arosa und —<br />
auf der Rückfahrt — die Axenstrasse.<br />
F. K. in K.<br />
T. A. 522. Schwarzwald. Sie können Ihren<br />
Besuch in Tübingen mit nachstehender Schwarzwaldfahrt<br />
verbinden.<br />
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Todtnau, Hebelhof, Hint. Menzensehwand,<br />
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Stollen, Alt-Simonswald. Gütenbach,<br />
Fortwangen, Schönwald. Triberg, St.<br />
Georgen, Tennenbronn, Schramberg, Schiltach,<br />
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Klosteneichenbach. Besenfeld,<br />
Hochdorf, Altensteig, Ebhausen. Nagold,<br />
Herrenberg, Entfingen. Tübineen.<br />
3. Tag: Aufenthalt in Tübingen.<br />
4. Tag: Tübingen, Rotenburg, Eirgenzingen, Eutingen,<br />
Horb, Empfingen, Haigerloch, Hechingen,<br />
Steinhofen, Baiingen, Schömberg,<br />
Rottweil, Deisslingen, Schwenningen, Donaueschingen,<br />
Geisingen, Engen, ßingen,<br />
Gottmadingen, Thayngen, Schaffhausen,<br />
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Ich empfehle Ihnen, die hervorragende<br />
Schwarzwaldkarte, die im Verlag der Automobil-<br />
Revue erschienen ist, mit auf die Fahrt zu nehmen.<br />
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T. A. 523. Nordfrankreich. Ich empfehle Ihnen<br />
die nachstehende Route:<br />
1. Tag: Bern, Biel, Sonceboz, Münster. Delsberg,<br />
Pruntrut, Delle, Beifort, Lure. V e s o u 1,<br />
207 km.<br />
2. Tag: Vesoul, Combeaufontaine, Fayl-Billot,<br />
Langres, Ghaumont, Bar s. Aube, Vendeuvre,<br />
Troyes, 197 km.<br />
3. Tag: Troyes, Romiily, Nogent s. S., Nangis,<br />
Brie-Comte Robert, Paris. 161 km.<br />
4. Tag: Besichtigung von Paris.<br />
5. Tag: Paris, St. Germain, Mantes, Vernon, Pt. de<br />
1'Arche, Rouen, Totes, D i e p p e, 190 km.<br />
6. Tag: Dieppe, Eu, Abbeville, Doullens, Arras,<br />
Lens, Lille, 188 km.<br />
7. Tag: Lille, Douai, Cambrsi, la Croise, la Capelle,<br />
Vervins, Montcornet. Neufchätel,<br />
Reims, 203 km.<br />
8. Tag: Besichtigung von Reims, Ruhetag.<br />
9. Tag: Reims, Suippes, Ste. Menehould, Parois,<br />
V e r d u n, 117 km.<br />
10. Tag: Verdun, Mars-la-Tour, Met». Pont-a-<br />
Mousson, Nancy, Luneville. Baccarat,<br />
Rambervillers, Bruyeres. 209 km.<br />
11. Tag: Bruyeres, Gerardmer, Col de la Schlucht^<br />
Münster, Colmar, Kayserberg, Col du<br />
Bonhomme, St, Die, 132 km.<br />
12. Tag: St. Die, Raon l'Etape, Bionville, Col du<br />
Schirmeck, Schirmeck, Dorlisheim, Strassburg,<br />
99 km. (Nachmittags Besichtigung.)<br />
13. Tag: Strassburg, Benfeld, Selestat. Ste. Marieaux-Mines,<br />
Col du Bonhomme. Col du<br />
Louchpach, Abstecher zum Lac Blanc,<br />
Route des Crete, Col de la Schlucht, Hohneck,<br />
Markstein, C e r n a y, 166 km.<br />
14. Tag: Cernay, Altkirch, Basel, Bern. 162 km.<br />
E. B. in B.<br />
T. A. 524. München—Sehrobenhausen. Sie fahren<br />
am besten wie folgt: München, Pfaffenhofen,<br />
Pörnbach, Schrobenhauaen (77 km). Dann zurück<br />
über AichaCh, Augsburf, Merlne, Brück, Freiham,<br />
München (112 km). Empfehlenswert ist auch die<br />
Variante Sehrobenhausen, Pöttines. Affing, Augsburg,<br />
Ober-Roth, Dachau, München (104 km).<br />
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Touren- Fragen<br />
T. F. 525. Lausanne-Lugano-Basel. Ich möchte<br />
von Lausanne aus eine Tour über Furka und Gotthard<br />
nach Lugano und von dort zurück über den<br />
Gotthard. Furka und Grimsel, dann über den Brünig<br />
via Luzern und Zürich nach Basel unternehmen.<br />
Von Basel auf dem kürzesten Weg zurück<br />
nach Lausanne. Genügen 4 Tage ,für diese Tour?<br />
Wäre eventuell noch eine andere Route möglich,<br />
die nicht viel länger wäre Und das zweimalige<br />
Befahren des Gotthard vermeiden würde?<br />
F F in S.<br />
T. F. 526. Blarrlte. Welche Route wird mir<br />
empfohlen, um von La Chamx-de-Fonds nach Biarritz<br />
zu gelangen und auf einem andern Weg wieder<br />
zurückzukehren? Ich lege hauptsächlich Wert<br />
auf gute Strassen. Für Angabe der Etappen und<br />
Kilometer wäre ich sehr dankbar. M. G. in Ch.<br />
T. F. 527. Genf-München-Genf. Wer kann mir<br />
eine lohnende Route von Genf durch österreichisches<br />
Gebiet nach Salzburg und von dort nach München<br />
angeben, mit Rückfahrt durch den Schwarzwald?<br />
Wieviele Tage brauche ich für die Reise bei<br />
nicht zu groseen Tagesetappen und 2 Ruhetagen<br />
in München? J. Y. in G.<br />
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Nach Luzern?<br />
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Friedr. «eist..«