E_1930_Zeitung_Nr.087
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Ausgäbet Deutsch« Schweiz<br />
BERN, Dienstag, 14. Oktober <strong>1930</strong><br />
Nummer 20 Cts.<br />
26. Jährgang. - N° 87<br />
ERSTE SCHWEIZERISCHE AUTOMOBIL-ZEITUNG<br />
Zentralblatt für die schweizerischen Automobil- und Verkehrsinteressen<br />
ABONNEMENTS-PREISE: Erscheint Jeden Dienstag und Freitag Monatlich „Gelbe Liste«<br />
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Ein Weg sia besserer Existenz<br />
Wir haben vor einiger Zeit in einem Artikel<br />
(es war anlässlich der Besprechung der<br />
. bündnerischen Hotelierstagung) geschrieben,<br />
dass man im Motorfahrzeug eines jener Mittel<br />
erblicken müsse, die sich die Menschheit<br />
in langem und zähem Ringen zur Sicherung<br />
einer vollkommeneren und würdigeren Existenz<br />
geschaffen habe. Damit wollten wir<br />
sagen, dass das Auto mit zu den technischen<br />
Errungenschaften gehöre, die eine allgemeine<br />
Besserung der Verhältnisse für die Menschheit<br />
gebracht haben. Unsere Auffassung der<br />
Dinge hat aber nicht allerorts Beifall gefunden:<br />
einige Tagesblätter haben hinter unsern<br />
Ausspruch ein grosses Fragezeichen gesetzt.<br />
Nicht etwa deshalb, weil sie die Sache so aufgefasst<br />
hätten, dass der Besitz eines Autos<br />
Vorbedingung einer würdigen und vollkommenen<br />
Existenz bilde. Der Sinn unseres Ausspruches<br />
war mit einigem gutem Willen nicht<br />
misszuverstehen und ist (soviel wir wissen)<br />
auch nirgends missverstanden worden. Sie<br />
bezweifelten vielmehr die Richtigkeit der von<br />
uns vertretenen Ansicht, dass der Fortschritt<br />
der Technik geeignet sei, die Menschheit besseren<br />
Zeiten entgegenzuführen.<br />
Da die Entgegnungen, die unser Artikel<br />
ausgelöst hat, nicht die ersten Angriffe gegen<br />
die Technik gewesen sind und wahrscheinlich<br />
auch nicht die letzten bleiben werden, sondern<br />
sich immer mal wieder Leute finden, die dank<br />
eines von einem irgendwo im Hause befindlichen<br />
zentralen Ofen mit Wärme gespeisten<br />
Heizkörper wohlig temperiert, beim ruhigen<br />
Scheine einer elektrischen Glühlampe neuester<br />
Konstruktion lange Abhandlungen über<br />
die unseligen Einflüsse der Technik schreiben,<br />
die sie dann mit dem nächsten Eilzug an<br />
eine dankbare Redaktion schicken, um sie mit<br />
Hilfe der neuesten und vollkommensten Modelle<br />
von Rotationspressen vertausendfachen<br />
zu lassen, glauben wir es nicht unangebracht,<br />
die Verdienste der Technik und speziell der<br />
Verkehrstechnik, etwas in Erinnerung zu rufen.<br />
An sich ist die Technik weder «gut noch<br />
böse», denn Technik bedeutet nichts anderes<br />
als das kunstgerechte Verfahren. Technik<br />
heisst die Kunst, innerhalb eines Bereiches<br />
menschlicher Tätigkeit so vollendet wie möglich<br />
zu handeln. Die menschliche Tätigkeit<br />
FEI)<br />
Die blaue Wand<br />
Von Richard Washburn Child.<br />
Autorisierte Uebersetzung aus dem Amerikanischen<br />
v«n läse Landau. (Engelhorns Romanbibliothek.)<br />
(42. Fortsetzung)<br />
Es war das letztemal, dass er den Gegenstand<br />
berührt hatte, bis zu der Zeit, da Mr.<br />
Estabrook zu uns ins Haus kam. Vom ersten<br />
Augenblick an merkte ich, wie die Dinge<br />
standen. Als ich den Ausdruck auf dem Gesicht<br />
unseres Kindes bemerkte, mit dem sie<br />
den ersten Mann betrachtete, für den sie eine<br />
Neigung empfand, und als ich ihn sah — bitte<br />
zu entschuldigen — wie er sie anstarrte, als<br />
wäre sie nicht wirklich, da wusste ich, dass<br />
der Tag nicht mehr fern war, an dem er sie<br />
uns fortnehmen würde. Und mir war recht<br />
weh dabei zu Mute.<br />
Es war mir wie ein Schreck in die Glieder<br />
gefahren, ich konnte es nicht allein ertragen<br />
und wollte meine Beobachtungen dem Richter<br />
mitteilen. Ich winkte mit Blick und Miene, ihn<br />
aufmerksam zu machen auf das, was vorging,<br />
denn wenn auch eine Mutter Falkenaugen<br />
hat, so ist doch ein Vater oft blind, und ich<br />
dachte: Nun ist er fortgegangen, ohne dass<br />
ich ihm ein Wort hab' sagen können. Ich<br />
ging erst in die Küche hinunter und dann in<br />
die dunkle Waschküche, damit mich die Köchin<br />
nicht sehen sollte. Ich zog mir die<br />
Schürze über den Kopf und weinte aus Angst<br />
wie eine alte Närrin. Da hörte ich plötzlich<br />
die Gartentür gehen.<br />
Es bestehen heute bereits soviele internationale<br />
Instanzen, die sich als Spitzenorganisationen<br />
mit den internationalen Verkehrsfragen<br />
beschäftigen, dass man eigentlich etwas<br />
mehr positive Resultate, d. h. Verbesserungen<br />
im internationalen Automobilreiseverkehr<br />
erzielen sollte. Es scheint nun, dass<br />
sich in letzter Zeit die Permanente Kommission<br />
für Verkehrs- und Transitfragen des<br />
Völkerbundes etwas intensiver all dieser<br />
Probleme annehmen will. Es ist an dieser<br />
Stelle kürzlich bereits über deren Demarchen<br />
berichtet worden, die sie für die Einführung<br />
der allgemeinen Steuerfreiheit für ausländische<br />
Motorfahrzeugbesitzer für vorübergehende<br />
Aufenthalte in fremden Staaten unternimmt.<br />
Die genannte Kommission hat nun<br />
neuerdings einen Anlauf unternommen, indem<br />
sie an ihrer letzten Session beschlossen hat,<br />
den Völkerbundsrat zu veranlassen, die Einberufung<br />
einer europäischen Konferenz für<br />
die Besprechung verschiedener dringender<br />
Strassenverkehrsfragen zu veranlassen. Es<br />
soll sich hiebei um die Behandlung der nachstehenden<br />
Probleme handeln:<br />
«Die Frau ist wieder da!» sagte ich zu mir.<br />
«Die fremde Frau! Sie fühlt auch, dass hier<br />
was nicht gut geht. Sie kommt wieder!»<br />
Ich fühlte, wie mir das Herz klopfte, während<br />
ich ins Dunkel hinausstarrte und mir die<br />
Tränen aus den Augen trocknete. Ein paar<br />
Minuten vergingen, ehe ich erkannte, dass es<br />
der Richter war, der näher kam. Er war zurückgekommen,<br />
um zu hören, was ich ihm zu<br />
sagen hätte, und ich glaube fast, er regte sich<br />
über das, was er zu hören bekam, ebenso auf<br />
wie ich selbst. Ich erinnere mich noch sehr<br />
gut, wie seine Stimme zitterte, als er mir erzählte,<br />
dass er die Geschichte von Juliannas<br />
Geheimnis niedergeschrieben hätte. Nur dass<br />
ich darum wusste, hatte er verschwiegen.<br />
Sie sollte es nach seinem Tode lesen. Und<br />
ich erinnere mich auch, wie ich mir vornahm,<br />
es mit Gottes Hilfe zu verhindern, dass das<br />
Dokumente dem Kinde je in die Hände käme,<br />
Bis auf den heutigen Tag weiss ich nicht,<br />
wie weit meine Liebe zu ihr ging. Aber dass<br />
mein Vorsatz mir dennoch misslang, das wissen<br />
Sie ja. Ebenso wie Sie ja die Geschichte<br />
ihrer Ehe kennen und wissen, wie glücklich<br />
sie war, ehe dieses Neue und Furchtbare, was<br />
es auch immer sein mag, in unser Leben trat.<br />
Freilich, Mr. Estabrook, Sie sehen nur, wie<br />
Ihre Frau sich verändert hat. Sie fragen sich<br />
nur, was mit ihr geschehen sein mag, und<br />
weshalb man Sie aus Ihrem eigenen Heim<br />
vertrieben hat. Aber bedenken Sie, ich habe<br />
sie als Kind in meinen Armen gehalten. Ich<br />
sah, wie sie sich zur Frau entwickelte, so frei<br />
von Schuld und Fehl wie nur irgend jemand<br />
auf der Welt. Ihnen mag das alles als Geheimnis<br />
scheinen, Herr, aber ich sage Ihnen,<br />
kann sich aber in Gebieten bewegen, die iür<br />
das allgemeine Wohl von keinerlei Bedeutung<br />
sind, kann asozial sein oder direkt gegen<br />
die Allgemeinheit gerichtet, antisozial sein.<br />
Wenn wir von den technischen Errungenschaften<br />
sprachen, die den Menschen zu<br />
einer besseren Existenz verhelfen sollen,<br />
so dachten wir selbstverständlich nur an<br />
die Technik, die um der Wirtschaft willen gepflegt<br />
wird, die dazu dient, die Beschaffung,<br />
Aufbewahrung und Verteilung der Güter zu<br />
erleichtern. Die andern Zwecken dienende<br />
Technik oder den Missbrauch der technischen<br />
Internationale Motorfahrzeug-Verkehrsfragen<br />
1. Vereinheitlichung der Signalordnungen der<br />
verschiedenen Länder.<br />
2. Besteuerung ausländischer Motorfahrzeuge.<br />
3. Beseitigung der Niveauübergänge und deren<br />
Sicherung.<br />
4. Behandlung der nichtgelöschten oder verlorengegangenen<br />
Zolldokumente (Trirjtyks,<br />
Grenzpassierscheinhefte, Acquits ä<br />
' caution).<br />
5. Internationale Regelung des Kraftwagen-<br />
Gütertransportes.<br />
6. Unterstellung von Motorfahrzeugen unter<br />
den Völkerbund.<br />
Ueber die Vereinheitlichung der Strassenverkehrssignale<br />
hat die obgenannte Kommission<br />
des Völkerbundes bereits vor ca. 2 Jahren<br />
eine Instruktion herausgegeben. Differenzen,<br />
die in letzter Zeit mit den Signalordnungen<br />
einzelner Länder eingetreten sind, die<br />
etwas andere Signale vorsehen (siehe<br />
Schweiz), haben nun dazu geführt, diese Frage<br />
vor einem erweiterten, internationalen Plenum<br />
nochmals zur Sprache zu bringen.<br />
Die Anstrengungen der Kommission betreffend<br />
die Besteuerung ausländischer Motorfahrzeuge<br />
gehen dahin, dass alle Staaten ausländischen<br />
Automobilisten einen steuerfreien<br />
Aufenthalt für eine gewisse, einheitliche Zeitperiode<br />
gewähren.<br />
Die Frage der Niveauübergänge soll in der<br />
Weise behandelt werden, dass in allen Ländern<br />
weitgehende Anstrengungen unternommen<br />
werden, die gefährlicheren Niveauübergänge<br />
möglichst rasch zu beseitigen. Ausserdem<br />
sollen für die ausreichende Bezeichnung<br />
Jjer Niveauübergänge einheitliche Signale<br />
aufgestellt werden.<br />
Die internationale Regelung des Kraftwagensystems<br />
ist besonders von amerikanischer<br />
Seite gewünscht worden, wo man besonders<br />
der Vereinheitlichung der Ausmasse<br />
der Containers seit langem das Wort spricht.<br />
Ein bezüglicher, durchgeführter Wettbewerb<br />
dürfte hier interessante Resultate ergeben<br />
haben.<br />
Von besonderem Interesse wird die Unterstellung<br />
von Motorfahrzeugen unter den<br />
Völkerbund sein. Die Strassenverkehrskommission<br />
des letzteren hat in Aussicht genommen,<br />
dass bei allfälligen Konflikten zwischen<br />
Völkerbundsstaaten, es dem Völkerbund erlaubt<br />
sein solle, zu dessen Beilegung beliebig<br />
Autos zu requirieren, um Truppentransporte<br />
etc. vornehmen zu können. Es handelt sich somit<br />
hiebei um eine mehr politisch-rechtliche<br />
Angelegenheit, die weniger ausgesprochene<br />
Strassenverkehrsprobleme betrifft. s.<br />
mir ist es ein zehnmal grösseres Geheimnis,<br />
und ich weiss nicht mehr wie Sie, trotzdem<br />
ich in diesen fürchterlichen Tagen in dem<br />
verlassenen Haus ganz allein mit ihr gewesen<br />
bin. Keiner von den anderen Dienstboten<br />
war da und über allem lag eine Grabesstille.<br />
Hat es etwas mit Monty Cranchs tollem<br />
Blut zu tun? hab' ich mich gefragt und mit<br />
dieser Frage kamen hundert andere.<br />
Die Frage hab' ich mir schon vorgelegt,<br />
als sie sich den Arm verletzt hatte und dann,<br />
als ihr Befinden besser wurde und sie doch<br />
wie im Traum herumging mit den stillen Gedanken<br />
und dem verängstigten Gesicht.<br />
Stundenlang pflegte sie damals bei Nacht am<br />
Fenster zu sitzen und in den Park hinauszusehen,<br />
wie Sie wohl noch wissen. Und bei<br />
Tage, wenn Sie fort waren, hab' ich sie manch<br />
liebes Mal auf ihrem Bett liegend gefunden,<br />
ganz in Schmerz und Tränen aufgelöst.<br />
Und ich legte mir wieder die Frage vor,<br />
als' sie eines Nachts — es war vor vier Wochen<br />
— sacht in mein Schlafzimmer kam,<br />
mit nackten Füssen. Wie ein Geist.<br />
«Margaret!» sagte sie flüsternd, «ich kann<br />
meinen Mann nicht wecken. Ich habe nicht<br />
den Mut. Komm du doch mit mir nach vorn<br />
ans Fenster.»<br />
«Sofort!» sagte ich. «Was gibt's denn?»<br />
«Ach, ich weiss nicht genau!» rief sie.<br />
«Komm, komm rasch. Er ist wieder da!»<br />
Ich war dann vorsichtig mit ihr durch die<br />
kalte Diele geschlichen und beide knieten wir<br />
hinter dem Fenstersims nieder. Die Strasse<br />
war vom Mond beleuchtet. Die Schatten der<br />
Bäume bewegten sich langsam hin und her.<br />
«Da! Jetzt! Hinter dem Laternenpfahl<br />
INSERTIONS-PREIS: Die achtgespaltene 2 mm hohe Grundzeile oder<br />
deren Raum 45 Cts. (ür die Schweiz; für Anzeigen aus dem Ausland 60 Cts.<br />
Grössere Inserate nach Seitentarif,<br />
fnseratensehluss 4 Tage vor Erscheinen der Nummern<br />
Mittel einbeziehen, hiesse den Rahmen der<br />
Diskussion überschreiten. Wir können aber<br />
schon hier vorwegnehmen, was sich weiter<br />
unten, ganz nebenbei aus unsern Ausführungen<br />
erweisen wird, dass nämlich selbst bei Berücksichtigung<br />
der zu gesellschaftsfeindlichen<br />
Zwecken geschaffenen oder missbrauchten<br />
Technik, die Gesamtbilanz doch noch zu ihren<br />
Gunsten ausfällt.<br />
Sobald wir die Technik in diesem engern<br />
Sinne auffassen, so scheint es eine Binsenwahrheit,-<br />
dass ihre Fortschritte zu grösserem<br />
Wohlstand führen; es liegt ja dann geradezu<br />
in ihrem Begriff, dass sie die für die Existenz<br />
der Menschen nötigen materiellen Mittel besser<br />
und sicherer beschafft, dass sie die<br />
menschliche Arbeit produktiver gestaltet, dass<br />
durch sie die Wirtschaftsmittel grösser werden,<br />
die Konsumtion reichlicher wird. Und<br />
dennoch ist dies, so paradox es erscheinen<br />
muss, immer wieder bestritten worden und<br />
wird auch heute noch bestritten.<br />
Die Einwände stützen sich hauptsächlich<br />
auf die Ueberlegung und die Feststellung,<br />
dass die neuere Maschinenentwicklung Arbeitern<br />
ihre hergebrachte Arbeitsgelegenheit<br />
und ihren Verdienst nimmt, und die Löhne<br />
zu drücken pflegt. So zum Beispiel hatte während<br />
der Periode der grössten technischen<br />
Entwicklung im letzten Jahrhundert der<br />
Durchschnittslohn eine sinkende Tendenz.<br />
Das kam aber nicht daher, wie man vielfach<br />
annahm und noch annimmt, dass die Maschine<br />
1ie Arbeiter freisetzte, sondern war eine Fol-<br />
$e der damals einsetzenden massenhaften<br />
Zuwanderung landgeborener Proletarier in<br />
die Städte, die ihrerseits wiederum ihren<br />
Grund nicht etwa in der Einführung der<br />
landwirtschaftlichen Maschinen hatte (denn es<br />
ist erwiesen, dass die Landwirtschaft mehr<br />
Arbeiter braucht, je intensiver sie betrieben<br />
wird) und ebensowenig wie naive Moralisten<br />
heute noch glauben, in den Lockungen der<br />
Stadt, sondern in ganz andern Momenten, auf<br />
die wir hier nicht eingehen können. Die Einführung<br />
von Maschinen kann vielleicht in enger<br />
zeitlicher und örtlicher Beschränkung<br />
eine gewisse Arbeitslosigkeit mit sich führen,<br />
auf die Dauer wird ganz im Gegenteil die<br />
durch die Fortschritte der Technik gewachsene<br />
Industrie fähig sein, einen grossen Teil<br />
der Zuwanderer vom Lande aufzunehmen. In<br />
den Jahren 1882—1895 nahm die Zahl der von<br />
der Industrie beschäftigten Arbeiter in<br />
drüben!» sagte sie und packte meinen Arm.<br />
«Siehst du ihn?»<br />
«Wen denn?» stiess ich hervor. «Was ist<br />
denn? Ich sehe nichts.»<br />
«Er hat die Hände ausgestreckt!» rief sie.<br />
«Es ist nichts Lebendiges! Siehst du denn<br />
nichts?»<br />
«Gar nichts,» entgegnete ich.<br />
«Das hab' ich gefürchtet!» rief sie und lief<br />
davon und schloss mir die Tür ihres Zimmers<br />
vor der Nase. Und weiter war kein Wort von<br />
ihr herauszubekommen über jene Nacht.<br />
Etwa um dieselbe Zeit entdeckte ich, dass<br />
sie, wenngleich sie fast nie das Haus verliess,<br />
nach Messenger Boys telephonierte, sobald<br />
sie glaubte, dass ich ausser Hörweite war.<br />
Das hat meine Neugier nicht wenig beschäftigt,<br />
kann ich Ihnen sagen. Ich begann aufzupassen.<br />
Und da entdeckte ich, dass sie kleine<br />
Briefumschläge fortschickte und wieder welche<br />
zurückerhielt. Mir fiel wieder alles ein,<br />
was ich bei Mrs. Welstoke gelernt hatte, und<br />
ich nahm mir vor schlau zu sein wie ein Wiesel.<br />
Endlich bot sich die gewünschte Gelegenheit.<br />
Ich war ausgegangen, um Einkäufe zu<br />
machen und kam durch den Park zurück. Als<br />
ich in der Nähe des Hauses war, sah ich, wie<br />
ein Messenger Boy unsere Stufen herunterkam.<br />
Ich lief so rasch mich meine Beine<br />
tragen wollten, bis ich ihn eingeholt hatte.<br />
«Heda, Junge!» rief ich.<br />
Er drehte sich um und sah mich halb erschrocken,<br />
halb unverschämt an.<br />
«Da liegt ein Irrtum vor,» begann ich. «An<br />
wen sollst du den Brief da abgeben, hat die<br />
Dame befohlen?»
Deutschland, während die Zahl der Gesamtbevölkerung<br />
bloss um 14% wuchs, um beinahe<br />
43 % zu. Die städtische Industrie hat<br />
also nicht nur für den gesamten natürlichen<br />
Zuwachs der städtischen Bevölkerung und für<br />
die durch die Maschinen freigesetzten Arbeiter<br />
ausreichend neue Arbeitsmöglichkeit geboten,<br />
sondern noch einen grossen Teil der<br />
zugewanderten Landproletarier aufgesogen.<br />
Eine zweite ebenfalls noch nicht überwundene<br />
Anschauung ist die, dass die erzielten<br />
Resu'tate nicht dem grössern Aufwand an<br />
Energie und Arbeit entsprechen, die die<br />
Technik bedingt. Alle Fortschritte der Technik<br />
bedeuten natürlich Umwege, grössere<br />
Vorbereitungen, Zins und Minuten kostendes<br />
Mittelglied zwischen Absicht und Erfolg, bedeuten<br />
Vermehrung des äussern wirtschaftlichen<br />
Apparates, der Kapitalaufwendungen<br />
usw. Es wurde vielfach befürchtet, dass die<br />
kompliziertere Methode zu viel Reibung verursache,<br />
ein zu schwieriges hemmendes Zusammenwirken<br />
vieler Personen zu selber<br />
Zeit, oder nacheinander erfordert (der Erste,<br />
der die Behauptung aufstellte, dass nach Einführung<br />
einer Maschine das Bruttoprodukt<br />
geringer ist als vorher, war der englische<br />
Frühsozialist Ricardo). Wenn aber die Mechanisierung<br />
eines einzelnen Vorganges zu<br />
viel Kapital und Personen erfordert, so ist<br />
es eben keine technische Errungenschaft,<br />
kein kunstgerechtes Verfahren mehr, sondern<br />
bloss ein verfehlter Versuch dazu. Es wäre<br />
nun allerdings möglich, dass die wahren<br />
Fortschritte, die wahren Errungenschaften<br />
der Technik, nur nach so viel Fehlversuchen<br />
zustande kommen könnten, dass die Gesamtbilanz<br />
eine negative wäre. Dies widerspricht<br />
aber ganz einfach den Tatsachen. Es kann<br />
wohl kaum ernstlich bestritten werden, dass<br />
Wohlstand und Lebenshaltung überall ausserordentlich<br />
gestiegen sind. Es gab eine Zeit,<br />
wo der Besitz eines leinenen Hemdes, von<br />
seidenen gar nicht zu sprechen, Zeichen überragenden<br />
Luxuses war. Noch vor 50 Jahren<br />
hatte das kaiserliche Palais in Berlin kein<br />
Badezimmer. Und zwar sind es nicht nur die<br />
obern Schichten, die über mehr Güter des<br />
täglichen Verbrauches, des Behagens und<br />
des Luxus verfügen. Was vor Tausend Jahren<br />
Gegenstand des höchsten Luxus war, ist<br />
heute allgemeines Gebrauchsgut, jedenfalls<br />
Gebrauchsgut jedes bessergestellten Arbeiters<br />
geworden. Früher folgte jeder lokalen<br />
Missernte eine Hungersnot, wie sie heute<br />
nur noch in abgelegeneren Gebieten vorkommt.<br />
Wir brauchen aber gar nicht bei einzelnen<br />
Beispielen zu bleiben. Ein Blick in die Welt<br />
genügt, um festzustellen, dass die Kooperation,<br />
das gemeinsame Vorgehen in der Beschaffung<br />
und Verwaltung von Wertdingen,<br />
grösser ist denn je und es ist ein elementarer<br />
Satz der Volkswirtschaftslehre, dass die<br />
einzelne Beschaffungsleistung umso grösser<br />
wird, je mehr die Kooperation an Umfang<br />
«Na, dem Manne mit den goldenen Zähnen,»<br />
antwortete er.<br />
«Na, ja, das stimmt eben nicht,» erklärte<br />
ich. «Gib mal den Brief her.»<br />
Er sah mich argwöhnisch an.<br />
«Fällt mir ja gar nicht ein,» sagte er. «Sie<br />
wollen mich wohl in die Patsche bringen?<br />
Der wird nicht aufgemacht.»<br />
«Aber es ist doch Geld drin,» sagte ich.<br />
«I, keine Spur,» entgegnete er, den Umschlag<br />
betastend. Das würd' ich doch fühlen.<br />
»<br />
«Na, dann halt's doch mal gegen 's Licht,»<br />
meinte ich, denn die Sonne schien ganz hell.<br />
«Da werden wir ja sehen, wer recht hat.»<br />
Er tat es und die Handschrift war so deutlich,<br />
als ob es auf der Aussenseite geschrieben<br />
gewesen wäre. Es war auch von ihrer<br />
Hand, wenn's auch nicht unterschrieben war.<br />
«Sie muss mehr davon haben,» konnte ich<br />
lesen.<br />
«Wo wohnt denn der Mann mit den goldenen<br />
Zähnen?» fragte ich, und dabei gab ich<br />
mir Mühe zu lächeln und gleichgültig auszusehen.<br />
«Das sag' ich nich,» meinte der Junge.<br />
«Hier is was nich richtig, lassen Sie mich<br />
los!»<br />
gewinnt. Je grösser die einzelne Leistung<br />
ist, umso grösser wird natürlich wiederum<br />
die Gesamtleistung, und je grösser die Gesamtleistung,<br />
umso bedeutender ist der<br />
Reichtum der Wirtschaftsgesellschaft.<br />
Es bedarf nun keiner grossen Ueberlegung<br />
und keiner komplizierten Ableitung<br />
mehr, um zu zeigen, dass gerade die Fortschritte<br />
der Verkehrstechnik die weitaus<br />
grösste Wirkung gehabt haben. Die Menschen,<br />
die Güter, die Nachrichten bewegen<br />
sich heute so leicht auf tausend und zehntausend<br />
Kilometer, wie ehedem auf zehn und<br />
hundert. Die Versorgung mit Nahrungsmitteln<br />
und Gütern aller Art, die Beeinflussung<br />
und Verknüpfung in geistiger und wirtschaftlicher<br />
Beziehung, ist unendlich gestiegen.<br />
Die geographische Arbeitsteilung, der Welthandel,<br />
die grossen Märkte, das alles sind<br />
Folgen der Ueberwindung der Distanzen<br />
durch die Technik. Wenn man noch bedenkt,<br />
dass sich der Kreisinhalt verhundertfacht,<br />
wenn der Radius sich verzehnfacht,<br />
d. h. dass man ein hundertmal so grosses<br />
Gebiet beliefern kann, wenn man mit demselben<br />
Aufwand eine bloss zehnmal grössere<br />
Strecke zurückzulegen vermag als früher, so<br />
wird man ohne grosse Mühe ermessen, was<br />
In der Sitzung vom letzten Donnerstag<br />
begann die Expertenkommission die Behandlung<br />
des Kapitels über die Haftpflicht.<br />
Bundesrat Häberlin erklärte<br />
gleich zu Beginn der Verhandlungen, dass<br />
die Kausalhaltung des Automobilbesitzers<br />
prinzipiell nicht in Frage gezogen werden<br />
könne. Es handle sich bloss um die nähere<br />
Ausgestaltung des übernommenen Haftprinzips.<br />
Zur grossen Ueberraschung aller<br />
äusserte sich der erste Delegierte, der das<br />
Wort ergriff, Bundesrichter Dr. Bolla, dahin,<br />
dass er das neue Haftprinzip für<br />
rechtswidrig halte. Er verwies auch auf<br />
die Schwierigkeiten, die eine Unterscheidung<br />
zwischen schwerem und leichtem<br />
Verschulden bereiten würde. Er kam zum<br />
Schluss, dass die Haftung des Automobilbesitzers<br />
nicht das Mass überschreiten<br />
dürfe,- dem auch die Eisenbahnen unterworfen<br />
sind. Sein Standpunkt fand lebhaften<br />
Beifall bei Herrn Bratschi, Vertreter<br />
der Eisenbahnen, der auf die Unzweekmässigkeit<br />
einer speziellen Haftung<br />
hinwies, in der wir noch keinerlei Erfahrung<br />
und Praxis besitzen, während bei<br />
der Haftpflicht der Eisenbahnen durch<br />
ausgebaute Kommentare und langjährige<br />
Praxis alle Zweifel aufgeklärt worden<br />
seien, so dass dem Richter ihre Anwendung<br />
viel leichter falle. Man erinnert sich<br />
vielleicht, dass die Delegierten der Strassenliga<br />
in ihrem. Gegenentwurf eine, entsprechend<br />
der im Obligationenrecht aufgestellten<br />
Haftung des Tierhalters, durch<br />
Zulassung eines Entlastungsbeweises abgeschwächte<br />
Haftpflicht für den Automobilisten<br />
vorgeschlagen, hatten. Da ihre<br />
Vertreter in der Expertenkommission, die<br />
Herren Rob. von Stürler und Andre Guinand,<br />
aber sahen, dass durch gemeinsames<br />
Vorgehen eine Mehrheit für die Abänderung<br />
des Departementsentwurfes/ zu-:<br />
gewinnen sei, stimmten sie dem Vorschlag<br />
Bolla-Bratschi zu. Eine der Haftpflicht<br />
der Eisenbahnen entsprechende Regelung<br />
fand dann bei der Abstimmung in der Tat<br />
auch die Zustimmung einer grossen Mehrheit<br />
der Delegierten. Der Automobilist<br />
soll also nach dem Vorschlage der Expertenkommission<br />
bei Sachschaden nicht<br />
nach dem Verursachungsprinzip, sondern<br />
bloss wie bisher für Verschulden haften;<br />
ferner soll er sich ganz allgemein bei Mitverschulden<br />
des Geschädigten, und nicht<br />
nur beim Vorliegen eines schweren Verschuldens,<br />
wie es der Departements-Vorentwurf<br />
vorsah, von seiner Haftpflicht<br />
befreien können. Endlich wurde bestimmt,<br />
dass nicht der Besitzer, sondern, wie es<br />
schon der Gesetzesentwurf von 1926 vorsah,<br />
der Halter des Motorfahrzeuges Haftpflichtträger<br />
sein soll (der Departementsentwurf<br />
lässt nämlich in Art. 31 den Besitzer<br />
haften, was uns bei der Besprechung<br />
der Haftpflicht in Nr. 84 der A.-R.<br />
in der Hitze des Gefechts entgangen war).<br />
Die Frage des Gerichtsstandes wurde entsprechend<br />
der Bestimmung des Departementsentwurfes<br />
geregelt: Wohnort des<br />
Er riss sich los und lief davon, noch einmal<br />
zurückschauend, um zu sehen, ob ich ihm<br />
folgte.<br />
Ich ging nach Hause, und ich war eben in<br />
mein Zimmer gekommen, als das Telephon<br />
klingelte und ich gleich darauf Mrs. Estabrooks<br />
sanfte Stimme hörte, die sehr leise<br />
sprach. Ich schlich mich hinaus und beugte<br />
mich über das Treppengeländer, um zu horchen.<br />
Es war ohne weiteres zu hören, dass<br />
die Aermste in Angst war.<br />
«Wer war es?» fragte sie. «Hat der Junge<br />
irgend was erzählt? Wie lange ist's her?»<br />
Eine Pause entstand.<br />
«Begreifen Sie denn nicht, wie schrecklich<br />
es wäre, wenn irgend jemand davon erführe?»<br />
begann sie von neuem. «Glauben Sie, dass<br />
sie beobachtet wird? Ja? Von Detektivs! Ich<br />
muss jetz aufhören — adieu!»<br />
Das war alles, was ich gehört habe. Eine<br />
Woche lang ging sie danach ruhelos umher,<br />
von Zimmer zu Zimmer, wie ein gefangenes<br />
Tier, lauschte auf jeden Ton und hielt sich<br />
den Kopf mit beiden Händen, als fürchte sie,<br />
dass er zerspringt. Sie sass wohl eine Weile<br />
in irgend 'nem Stuhl, sprang dann aber plötzlich<br />
auf, als ob der Platz, den sie sich zum<br />
Ausruhen gewählt hatte, glühendheiss sei.<br />
So lange ihr Mann zu Hause war, nahm sie<br />
AUTOMOBIL-REVUE <strong>1930</strong> — N° 87<br />
die modernen Verkehrsmittel für die Kooperation<br />
der Völker und damit für die Bereicherung<br />
der Menschheit geleistet haben.<br />
Es war also keine leere Phrase, wenn wir<br />
sagten, dass das Auto eine jener technischen<br />
Errungenschaften sei, die die Menschheit zu<br />
Wohlstand und Kultur führt, die aus dem<br />
armen, den Mächten der Natur unterworfenen<br />
Menschen eine Art Beherrscher der<br />
Welt macht. W.<br />
Zum kommenden Bundesverkehrsgesetz<br />
Abschluss der Expertenberatungen<br />
Beklagten oder, im Falle er Ausländer<br />
ist, der Ort, wo sich das Unglück ereignete.<br />
Im Artikel 41 des Departementsentwurfes<br />
heisst es: «Für Sachschaden kann ein<br />
Betrag bis zu 100 Fr. von der Versicherungsdeckung<br />
ausgenommen werden.»<br />
Dieser Text wurde dahin abgeändert, dass<br />
es dem Versicherungsnehmer offenstehen<br />
wird, entweder einen Betrag bis zu 100<br />
Franken oder dann 10 % des Schadens<br />
von der Versicherungsdeckung auszunehmen.<br />
Im Verlaufe der Verhandlungen wurde<br />
mehr als einmal die Frage gestellt, welche<br />
Erhöhung der Prämien die neuen Bestimmungen<br />
zur Folge haben werden. Es<br />
konnte jedoch darauf noch keine bestimmte<br />
und endgültige Antwort erteilt<br />
werden. Man weiss aber, dass die «Winterthur»<br />
zum Beispiel aus den Haftpflichtversicherungen,<br />
die sie in ihrem<br />
Portefeuille hat, ein Defizit von 1,5 Millionen<br />
Franken erlitten hat und dass sie,<br />
bloss um dieses Defizit auszugleichen, an<br />
eine Erhöhung der Prämien bis zu 40 %<br />
denkt. Wohl verstanden, in dieser Berechnung<br />
ist die vorgesehene Verschärfung<br />
der Haftpflicht nicht inbegriffen. Pessimisten<br />
sehen eine totale Erhöhung der<br />
Prämien bis zu 80 % voraus.<br />
Die Versicherungsgesellschaften hätten<br />
gerne das direkte Klagerecht des Geschädigten<br />
gegen den Versicherungsgeber aus<br />
dem Entwürfe ausscheiden sehen. Eine<br />
ganz entschiedene Mehrheit der Kommission<br />
erklärte sich aber für diese Bestimmung.<br />
Es erhob sich sodann die Frage,<br />
welches in diesem Falle der Gerichtsstand<br />
sei, ob der Wohnsitz des Versicherten<br />
oder der Sitz des Versicherers. Die Sache<br />
wurde nicht vollständig aufgeklärt.<br />
v Rechtsanwalt Guinand, der leider schon<br />
am Donnerstag nach Paris zu einer Sitzung<br />
der A. I. A. hatte verreisen müssen,<br />
hatte den Vorschlag hinterlegt, den Artikel<br />
45, die Bestimmung über die Versicherungspflicht<br />
des Ausländers, zu strei<br />
chen. Der grössere Teil der Delegierten<br />
erklärte sich jedoch gegen diesen Vorschlag.<br />
Bundesrat Häberlin führte zu dieser<br />
Frage aus, dass die Automobilisten<br />
jener Länder, die für die Einfahrt unse-<br />
rer Wagen keinerlei Abgabe verlangen,<br />
wie z. B. Italien, Belgien und, bis zu 14<br />
Tagen, auch Deutschland, unter denselben<br />
Bedingungen frei in die Schweiz werden<br />
einfahren können. Wo aber von den<br />
Schweizern beim Eintritt Abgaben erhoben<br />
werden, muss es sich auch die<br />
Schweiz vorbehalten, eine bestimmte<br />
Summe zu fordern, die zur Sicherung der<br />
Haftpflichtansprüche verwendet wird.<br />
Der Abschnitt über die Strafbestimmungen<br />
gab zu keinerlei grundlegender<br />
Diskussion Anlass. Es wurden insoweit<br />
Aenderungen vorgeschlagen, als eine besondere<br />
Sanktion für das Fahren im betrunkenen<br />
Zustande postuliert wurde. Für<br />
Führer bespannter Fuhrwerke wird die<br />
sich mächtig zusammen, als fürchte sie, er<br />
könnte aus ihren Augen irgend etwas Furchtbares<br />
lesen. Dann erhielt sie mit einemmal<br />
irgend eine Botschaft von draussen her. Danach<br />
pflegte sie ganz ruhig zu werden und<br />
erleichtert ihre schönen Hände zu falten.<br />
Sie können sich wohl denken, dass ich auf<br />
etwas Absonderliches vorbereitet war. Als es<br />
dann aber wirklich kam, da war es so verblüffend,<br />
dass ich nur immer glaubte, ich erlebte<br />
das alles im Traume. Es war an einem<br />
späten Nachmittag, als ich aus meinem Zimmer<br />
herunterkam und sah, wie Mrs. Estabrook<br />
unten an der Wohnungstür stand und<br />
durch einen Spalt mit jemanden draussen im<br />
Hausflur redete. Ich konnte das Flüstern von<br />
Stimmen vernehmen, und mir schien, die andere<br />
Person war ein Mann.<br />
Ich kann sehr schlau sein, wenn's darauf<br />
ankommt, und so ging ich nicht näher, sondern<br />
schlich zurück und durch den oberen<br />
Hausflur an ein Vorderfenster. Nach ein paar<br />
Augenblicken hörte ich unten die Tür schliessen<br />
und jemanden die Stufen hinuntergehen.<br />
Ich hatte das Gazefenster ein wenig in die<br />
Höhe geschoben, so dass ich mich hinauslehnen<br />
konnte, um zu sehen, wer es war, der<br />
da fortging.<br />
Ich weiss nicht, warum ich mir einbildete,<br />
gleiche Strafe verlangt wie für betrunkene<br />
Radfahrer, Die erhöhte Busse bis zu<br />
100 Franken soll beim Nichtmitführen<br />
eines Ausweises gegenüber dem Führer<br />
eines Motorfahrzeuges nur bei wiederholtem<br />
Rückfall ausgesprochen werden können.<br />
Zu den Anwendungsbestimmungen wurden<br />
ebenfalls einige Wünsche ausgesprochen,<br />
z. B., dass der Bundesrat im Gesetz<br />
verpflichtet werden soll, auch für Anhängewagen<br />
die Nutzbereifung vorzubringen.<br />
Ferner regte die Kommission an, die<br />
Regelung der Bundesbeiträge für den<br />
Strassenbau, wie das im frühern Entwurf<br />
der Fall war, grundsätzlich auch in<br />
den neuen Entwurf aufzunehmen. Eine<br />
erregte Debatte wurde über die Bestimmung<br />
des Artikels 63 geführt, der die<br />
Regelung aller im Gesetz nicht bestimmten<br />
Punkte der bundesrätlichen Vollziehungsverordnung<br />
überlässt. Es wurden<br />
zwar gegen die in Abschnitt 2 des Artikels<br />
aufgezählten Punkte, selbst gegen die<br />
vielumstrittene Vorschrift eines Geschwindigkeitsmessers,<br />
keinerlei Einwände<br />
erhoben.<br />
Herr Monteil (A.S.P.A.) kritisierte aber,<br />
dass das Begehren der Strassenverkehrsliga,<br />
der Bundesrat möchte eine ständige<br />
Fachkommission bestellen, die bei allen<br />
Fragen des Verkehrswesens beizuziehen<br />
sei, nicht aufgenommen worden sei. Der<br />
Geschäftsführer der A.S.P.A. erinnerte<br />
daran, dass bei der Besprechung des verworfenen<br />
Gesetzes von der Mitarbeit einer<br />
solchen Kommission gesprochen wurde.<br />
Als dann das Gesetz von den Rednern<br />
angenommen worden war und die Liga<br />
an die damals gegebenen Versprechungen<br />
erinnerte, hiess es, dass eine solche Mitarbeit<br />
im Gesetz ja nicht vorgesehen sei.<br />
Durch diese Erfahrung gewitzigt, sei es<br />
also jetzt der Moment, durch eine dahingehende<br />
Bemerkung im Text des neuen<br />
Gesetzes die Existenz einer solchen Kommission<br />
zu sichern.<br />
Bundesrat Häberlin widersetzt sich<br />
energisch diesen Vorschlägen. Wir wünschen<br />
keine Nebenregierung, erklärt er<br />
kategorisch. Diese entschlossene Opposition<br />
lässt den Vorschlag der Verkehrsliga<br />
nicht durchdringen. Wären die Herren<br />
Primault, Guinand und noch einige andere<br />
nicht gezwungen gewesen, den Verhandlungen<br />
fern zu bleiben, so wäre die<br />
Abstimmung vielleicht anders ausgefallen.<br />
Immerhin darf dieser Entscheid zu<br />
keinerlei Missstimmung Anlass geben.<br />
Wenn nämlich Bundesrat Häberlin keine<br />
solche Kommission will, so ist es nicht<br />
nur aus dem erwähnten Grunde, sondern<br />
zum grossen Teil auch im Interesse der<br />
Strassenbenützer selbst, weil eine solche<br />
permanente Kommission gezwungenermassen<br />
schliesslich im Departement selbst<br />
aufgehen müsste. Er bleibt aber bei seiner<br />
schon früher geäusserten Ansicht, dass<br />
zur Prüfung der bundesrätlichen Vollziehungsverordnung<br />
eine grosse Expertenkommission<br />
einberufen werden muss, und<br />
dass der Bundesrat jedesmal, wenn eine<br />
Revision dieser Verordnung notwendig<br />
geworden sein wird, die Ansicht der Experten<br />
einholen soll.<br />
Die Sitzung der Expertenkommission<br />
wurde in derselben TJeberzeugung gegenseitigen<br />
Vertrauens, die bei der Eröffnung<br />
herrschte und die während des ganzen<br />
Verlaufs der Verhandlungen nicht<br />
erschüttert wurde, geschlossen, und es<br />
unterliegt keinem Zweifel, dass die Fühlungnahme<br />
zwischen den Behörden und<br />
den Vertretern der an der Regelung der<br />
Verkehrsverhältnisse interessierten Kreise<br />
die glücklichsten und fruchtbarsten Erfolge<br />
erzielt hat. W.<br />
ich müsste den Betreffenden kennen. Ich<br />
hatte das peinliche Gefühl, es müsse jemand<br />
sein, den ich schon früher irgendwo gesehen<br />
hatte. Der Name Monty Cranchs kam mir<br />
unwillkürlich auf die Lippen, trotz meiner<br />
alten Enbildung, dass ich ihn damals, wenigstens<br />
auf dieser Welt, zum letztenmal gesehen<br />
hätte. Daher war es beinahe Ueberraschung<br />
für mich, als ich erkannte, dass der<br />
Mann so verschieden von ihrem Vater war<br />
wie Butter von Gerste. Er war lang und hager,<br />
hatte eine blasse, ungesunde Gesichtsfarbe<br />
und eine sonderbare. Art, sich unruhig<br />
nach rechts und links umzuschauen, wobei er<br />
sich mit beiden Händen das Kinn hielt. Seine<br />
Züge freilich konnte ich nicht ordentlich erkennen.<br />
Aber einmal wandte er den Kopf,<br />
vielleicht um sich das Haus anzusehen. Er<br />
hatte goldene Zähne — eine ganze volle<br />
Reihe goldner Zähne! Am Ende also war er<br />
der Mann, den der Messengerboy gemeint<br />
hatte — derjenige, an den Mrs. Estabrook<br />
heimliche Botschaften schickte! Sicher war,<br />
dass ich ihn nie zuvor gesehen hatte, und<br />
sicher war auch, er hatte irgend was in seinem<br />
scheuen Blick und in der unteren Hälfte<br />
seines Gesichts, was kein Verlangen in mir<br />
weckte, ihn wiederzusehen.<br />
(Fortsetzuni; im .)
ft° 87 — <strong>1930</strong><br />
Statistische Streiflichter<br />
zu Zürichs Motorfahrzeugwesen<br />
Das Automobiljahr 1929.<br />
Das statistische Bureau des Kantons Zürich<br />
lässt soeben einen Separatabdruck aus Heft<br />
66 seiner statistischen Mitteilung erscheinen.<br />
Derselbe befasst sich eingehend mit der «Statistik<br />
über den Verkehr mit Motorfahrzeugen<br />
im Kanton Zürich 1929».<br />
Obschon die eingehende und interessante<br />
Bearbeitung dieser Materie im Vergleich zu<br />
den allerdings mehr summarischen Ergebnissen<br />
der eidgenössischen Motorfahrzeugstatistik<br />
(im Juli veröffentlicht) ziemlich spät erscheint,<br />
möchten wir es nicht unterlassen,<br />
noch einige Streiflichter zu den aufschlussreichen<br />
Ergebnissen zu publizieren. Die Bedeutung<br />
dieser Arbeit ist ja keineswegs<br />
herabgesetzt, wenn auch durch die späte Erscheinungsweise<br />
die Aktualität in einigen<br />
Punkten leiden muss. Sorgfältige Bearbeitung-<br />
des emsig zusammengetragenen Materials<br />
verleiht dieser statistischen Enquete<br />
einen hohen praktischen Wert.<br />
Verkehrsbewilligungen 1929.<br />
Schon die eidgenössische Statistik, die von<br />
uns in Nummero 57 besprochen wurde, ergab<br />
die Tatsache einer Verlangsamung der relativen<br />
Zunahme an Motorfahrzeugen. Auch bei<br />
den zürcherischen Ergebnissen lässt sich<br />
diese Tempoverminderung klar erkennen. Im<br />
Jahre 1929 wurden 22,581 Verkehrsbewilligungen<br />
erneuert oder neu aufgestellt, während<br />
im Vorjahre die entsprechende Zahl<br />
19,898 betrug. Es ergibt sich für das Jahr<br />
1929 eine Vermehrung der Bewilligungen<br />
um 2683 oder um 13,5 Prozent. Im vorangehenden<br />
Jahr stellte das statistische Bureau<br />
des Kantons Zürich eine Vermehrung von<br />
19,7 Prozent fest. Woher mag nun diese<br />
Tempoverminderung herrühren?<br />
Wir können die Vermutung, es handle sich<br />
um eine Sättigung des Motorfahrzeugverkehrs,<br />
nicht voll unterstützen. Wir ziehen viel<br />
eher in Betracht, dass diese Veränderung in<br />
erster Linie auf vermehrten Ersatz der abgehenden<br />
Vehikel zurückzuführen ist, ein<br />
Vorgang, der in den nächsten Jahren ständig<br />
an Bedeutung gewinnen wird. Die andere<br />
Möglichkeit wäre die, einer zeitweisen aber<br />
vorübergehenden Sättigung im Zusammenhang<br />
mit den Wandlungen im Erwerbsleben,<br />
im Import, sowie in der Verkehrswirtschaft<br />
überhaupt. Die genaue wirtschaftsstatistische<br />
Untersuchung über diese Annahmen steht<br />
aber noch aus.<br />
Die Kategorien.<br />
Die absolute Zahl der Motorwagen im Kanton<br />
Zürich verteilt sich nach Massgabe der<br />
unten stehenden Tabelle auf die verschiedenen<br />
Kategorien.<br />
Zahl •/. Zunahme In»/. 1927/28<br />
In V.<br />
Personenautos 8,886 69,7 1030 13,1 19,8<br />
Lieferungswagen 1,021 8,0 173 20,4 13,7<br />
Lastwagen 2,110 16,6 304 16,8 13,2<br />
Traktoren 289 2,3 38 15,1 7,7<br />
Spezialwagen 39 0,3 9 30,0 25,0<br />
Wechselnde Wagen<br />
(Kollektivnummern) 397 3,1 60 17,8 8,7<br />
Total 12,742 100 1614 14,5 17,8<br />
Vom Totalbestand der Motorwagen, die<br />
Ende Dezember 1929 in Verkehr gestanden<br />
sind (12,742) entfallen rund 70 Prozent auf<br />
Personenautomobile. Die Lastwagen verzeichnen<br />
rund 17 Prozent Bestandesanteil.<br />
Interessanter Weise stellen sich die Spezialwagen<br />
mit 30 Prozent bei den relativen Zunahmeziffern<br />
an erste Stelle, gefolgt von den<br />
Lieferungswagen mit 20,4 Prozent und von<br />
Lastwagen mit 16,8 Prozent. Absolut genommen<br />
stehen, was leicht zu erraten ist, die Personenautomobile<br />
an der Spitze der Zunahmeziffern.<br />
Die Lastfahrzeuge haben aber ein relativ<br />
rascheres Anwachsen zu verzeichnen.<br />
Die stärkste Bestandeszunahme hat die<br />
Stadt Zürich zu verzeichnen, wenn man die<br />
relative Vermehrung in der Hauptstadt, mit<br />
derjenigen in der Stadt Winterthur und derjenigen<br />
aller Landsgemeinden vergleicht. Die<br />
Differenzen sind aber, wie uns die nachfolgende<br />
Tabelle beweist, nicht sonderlich gross:<br />
Zunahme In •/. des Bestandes von 1928<br />
Wagen Personen Lieferung- Traktor.<br />
Insgesamt wagen u. Lastwagen<br />
Stadt Zürich 15,6 14,9 17,2 14,3<br />
Stadt Winterthur 13,7 12,1 17,1 20,0<br />
Landgemeinden 13,1 10,8 19,1 15,1<br />
Kanton 14,5 13,1 18,0 15,1<br />
Die MotorfahrzeugzHfern 1929.<br />
Die Stadt Zürich, mit 8989 verkehrsberechtigten<br />
Motorfahrzeugen, marschiert<br />
selbstredend bei der Motorfahrzeugdichte<br />
mit 26 Einwohnern auf ein Motorfahrzeug<br />
an der Spitze, während der Bezirk Hinwi!<br />
mit 42 Einwohnern auf ein Motorfahrzeug am<br />
Schluss der Kolonne sich befindet. Für den<br />
ganzen Kanton Zürich, der auf Ende 1929<br />
genau 19 248 Motorfahrzeuge notierte, ergibt<br />
sich eine durchschnittliche Motorfahrzeugdichte<br />
von 1 Motorfahrzeug auf 30 Einwohner.<br />
Wie wir bereits früher feststellten, behauptet<br />
der Kanton Zürich hinter dem Kan-<br />
ton Genf (Motorfahrzeugdichte 15) den zweiten<br />
Rang unter allen Kantonen.<br />
Herkunft der Motorwagen.<br />
Interessante Aufschlüsse über die innere<br />
Struktur des Bestandes an Motorfahrzeugen<br />
im Kanton Zürich erteilt die Zusammenstellung<br />
der zürcherischen Motorwagen nach<br />
Herstellungsländern und Fabrikmarken. Einer<br />
überragenden Vorzugsstellung ei'frou+en sich<br />
die Vereinigten Staaten von Nordamerika,<br />
welche mit 64 Marken nicht weniger als 5836<br />
von 12345 Wagen (Totalbestand) geliefert<br />
haben. Das amerikanische Kontingent beträgt<br />
47,3 Prozent. In bedeutendem Abstand<br />
folgt Frankreich mit 60 verschiedenen Marken<br />
und 2155 Wagen, gleich 17,5 Prozent des<br />
Gesamtbestandes. Die nächsten Plätze sind<br />
von Italien (12,5 Prozent), der Schweiz (11,3<br />
Prozent) und Deutschland (7,8 Prozent) belegt.<br />
An die 90 Prozent sind ausländische<br />
Marken. Die Statistik verzeichnet 245 verschiedene<br />
Marken schweizerischer oder ausländischer<br />
Provenienz.<br />
Berufsklassen und Auto.<br />
Von der Gesamtzahl der im Verkehr zirkulierenden<br />
Wagen entfallen 2929 oder<br />
23 Prozent auf juristische Personen und 9813<br />
Wagen oder 77 Prozent auf Einzelpersonen.<br />
Der Bestand der Wagen juristischer Personen<br />
nahm um 16 Prozent zu, derjenige der<br />
Einzelpersonen um 14 Prozent. Die Zunahmen<br />
sind auf die Berufskategorien ,wie<br />
folgt verteilt: Industrielle und Kaufleute 6,9<br />
Prozent, Gewerbetreibende 9,4 Prozent,<br />
höheres Personal in Industrie, Handel und<br />
Verwaltung 56,8 Prozent, Angestellte und<br />
Arbeiter 43,8 Prozent, wobei die beiden letzten<br />
Verhältniszahlen sich aus verschiedenen<br />
Berufsarten zusammensetzen.<br />
Eine über die relative Zunahmezahl hinausgehende<br />
Vermehrung weisen folgende<br />
Kategorien auf: Oeffentliche Verwaltung, inklusive<br />
Anstalten, 28,7 Prozent, Aerzte und<br />
Tierärzte 17,1 Prozent, sowie Personen ohne<br />
Beruf 17,3 Prozent. Das Bild dieser Verteilungsangaben<br />
wurde allerdings durch statistische<br />
Umschichtungen teilweise verändert,<br />
so dass ein Vergleich mit früheren Ziffern<br />
AUTOMOBIL-REVUE<br />
etwas gewagt wäre- Als erfreuliche Tatsache<br />
können wir wiederum eine starke Vermehrung<br />
des Automobilbestandes der Gewerbetreibenden<br />
feststellen. Das ist uns ein<br />
Beweis mehr für die eminent wirtschaftliche<br />
Rolle des Automobils im heutigen Erwerbsleben.<br />
Wer sich die Vorteile eines Wagens<br />
zu sichern weiss, erhöht seinen Umsatz und<br />
damit auch seinen Verdienst. Ueber die weiteren<br />
Ergebnisse der zürcherischen Statistik<br />
werden wir in einer kommenden Nummer<br />
sprechen.<br />
La.<br />
Bedenkliche Gesinnung hat neuerdings ein<br />
Autoführer an den Tag gelegt, als er auf<br />
einer Fahrt von Wollishofen nach Adliswil<br />
einen Passanten umfuhr und diesen schwer<br />
verletzt liegen liess. Ausserhalb Wollishofen<br />
liess er dann seinen Wagen stehen und liess<br />
sich von einem Bekannten in dessen Wagen<br />
nach Hause bringen, wohl in der Absicht, die<br />
Beschädigungen oder Spuren des Unglücks<br />
am eigenen Wagen später beheben zu lassen.<br />
Glücklicherweise haben Passanten die<br />
Kontrollnummer des Wagens feststellen können,<br />
so dass die Kantonspolizei zur Verhaftung<br />
schreiten konnte.<br />
In den vergangenen Monaten haben sich<br />
derart feige Fluchten leider mehrere Male<br />
wiederholt, wobei es glücklicherweise in<br />
verschiedenen Fällen gelang, den Fehlbaren<br />
zu eruieren. Wir müssen im Interesse des<br />
Ansehens der Automobilisten verlangen, dass<br />
solche Leute mit aller Schärfe von den Gerichten<br />
zur Verantwortung gezogen werden<br />
und dass ihnen der Fahrausweis wenn nicht<br />
für immer, so doch auf Jahre entzogen wird,<br />
damit sie Gelegenheit haben, ihre bedenkliche<br />
Gesinnung zu ändern. Anderseits soll<br />
der Fahndungsdienst der Polizei so ausgebaut<br />
werden, dass es rasch möglich wird,<br />
die Täter ausfindig zu machen. Zu diesem<br />
Zwecke wäre eine weitere Motorisierung der<br />
Polizei nur zu begrüssen. Es ist der Strassensicherheit,<br />
den Automobilisten und dem<br />
Publikum viel mehr gedient, wenn dafür gesorgt<br />
wird, dass solche Missetaten, die erfreulicherweise<br />
noch als Einzelfälle auftreten,<br />
nicht etwa zu einer schlechten Sitte<br />
werden, als wenn ängstlich über Konkordat<br />
und Geschwindigkeit gewacht wird.<br />
Die Automobilisten, als eine Kategorie von<br />
Strassenbenützern, verabscheuen und verurteilen<br />
derartige Fluchtversuche durchwegs<br />
und es wird Sache der Verbände sein, unter<br />
ihren Mitgliedern einen freiwilligen Dienst<br />
zu organisieren, welcher der Polizei bei<br />
.ihren Erhebungen behilflich ist. oder durch<br />
am Pariser Salon Ist der 5-Liter-<br />
Motor. Zu seinen beliebten Eigenschaften<br />
— Solidität und gediegene<br />
Schönheit — bringt Horch 8 damit<br />
ein unerhört gesteigertes Beschleunigungs-<br />
und Bergsteigevermögen.<br />
sofortige prompte Aktion die Arbeit der Behörde<br />
wesentlich vereinfacht. Die Engländer<br />
bezeichnen Fahrer, die sich auf der Strasse<br />
unanständig aufführen, als road hog, Strassenschweine.<br />
Der Ausdruck ist wohl für<br />
Leute, die wissentlich einen Passanten liegen<br />
lassen, nicht zu scharf. Allerdings muss<br />
erneut davor gewarnt werden, dass die Öffentlichkeit<br />
in Fällen, wo ein Mensch auf der<br />
Strasse verletzt gefunden wird, ohne weiteres<br />
ein Automobilist als der Schuldige betrachtet<br />
und dessen Absicht, sich der Verantwortung<br />
zu entziehen, als gegeben angenommen<br />
wird. Durch Selbsthilfe und Cooperation<br />
mit den Behörden und Polizeiorganen<br />
wird es den pflichtbewussten Automobilisten<br />
vielleicht möglich sein, dieses Odium von<br />
den Automobilisten als Klasse fernzuhalten.<br />
z.<br />
Sp»<br />
«h«<br />
Michel Dore, der bekanntlich am Grossen<br />
Preis der Tschechoslowakei auf dem Masarykring<br />
schwer verunglückte, soll sich auf<br />
dem Wege der Gesundung befinden. Die<br />
letzten Nachrichten sprechen von einer zunehmenden<br />
Besserung des Allgemeinbefindens,<br />
x.<br />
Deutschland meldet das Kesselbergrennen<br />
für die Europa-Bergmeisterschaft. Da die<br />
Schweiz, wie bereits gemeldet, das Bernina-<br />
Rennen für die Europa-Bergmeisterschaft<br />
vorschlug und Deutschland (nicht den Freiburger-Bergrekord),<br />
sondern das Kesselberg-<br />
Rennen anmeldete, sind bedeutende Verschiebungen<br />
im internationalen Sport-Terminkalender<br />
zu erwarten.<br />
lt.<br />
Raid Paris-Nizza. Der bekannte Raid<br />
Paris-Nizza, der vom « Automobile Club de<br />
Nice et de la Cote d'Azur» veranstaltet<br />
wird, findet nächstes Jahr vom 14.—17. März<br />
statt. Anschliessend an die Ankunft der Teilnehmer<br />
in Nizza werden in der französischen<br />
Fremdenstadt mehrere Tage hindurch grosse<br />
antomobilistische Veranstaltungen durchgeführt<br />
: 18. März: Brems- und Beschleunfgungsversuche;<br />
19. März : Schnelligkeitsprüfung<br />
über 500 m; 22. März : Bergrennen vom<br />
Turbie ; 26. März : Schönheitskonkurrenz.<br />
Vom 16. März bis 23. März findet im Zusammenhang<br />
mit dem Raid in Nizza auch eine<br />
Aiitomobilausstellung statt. An Preisen sind<br />
200,000 Fr. in Bargeld, wertvolle Becher und<br />
Speziaipreise ausgesetzt.<br />
bo.<br />
Startet Rudoli Caracciola für Alfa Romeo?<br />
Der deutsche Mercedes-Benz-Rennfahrer hat<br />
seiner Marke in der vergangenen Saison<br />
wiederum eine erstaunliche Reihe Sporterfolge<br />
eingeheimst, die sowohl für die Fahrtüchtigkeit<br />
Caracciolas als auch für die hervorragenden<br />
Wagen der Marke Mercedes-<br />
Benz sprechen. In der Bergmeisterschaft von<br />
Europa hat sich Caracciola als Bester in der<br />
Kategorie Sportwagen klassiert.<br />
Zu unserer Verwunderung gibt nun die<br />
«B. Z. am Mittag» bekannt,, dass Caracciola<br />
gegenwärtig mit der Turiner Firma Alfa Romeo<br />
verhandle, die auch 1931 ein rennfreudiges<br />
Programm durchführen wolle. Es heisst<br />
darin ferner, dass Caracciola alle Rennen auf<br />
eigene Rechnung habe bestreiten müssen,<br />
was wohl mit dem Beschluss des Reichsverbandes<br />
der Automobilindustrie zur Nichtbeschickung<br />
der Rennen zusammenhängen<br />
kann.<br />
In der gleichen Meldung wird ferner verlautbart,<br />
Caracciola gedenke zugleich die<br />
Berliner Vertretung von Alfa Romeo zu übernehmen.<br />
Wir geben die Meldung mit allen Vorbehalten<br />
wieder. Dass der obenerwähnte Beschluss<br />
des deutschen Reichsverbandes der Automobilindustrie<br />
weitere Konsequenzen ziehen<br />
werde, stand uns zum vornherein fest. Wir<br />
haben indessen bis jetzt nur feststellen können,<br />
das die Organisation deutscher Rennen<br />
mehr Mühe verursachte, weil sich eben nur<br />
Einzelfahrer meldeten. Die obige Nachricht<br />
kommt uns doch sehr überraschend. Wir erwarten<br />
daher mit Interesse die Aufklärung<br />
dieser Angelegenheit.<br />
lt.<br />
Aus den B«~B««»cl<br />
Die Bildung einer parlamentarischen Töuristikgruppe<br />
findet Beifall. Die diesjährige<br />
Generalversammlung des Vereins zur Förderung<br />
der Interessen von Montreux und<br />
Umgebung hat eine Resolution angenommen,<br />
in der sie die Bildung einer Touristikgruppe<br />
in den eidgenössischen Räten lebhaft begrüsst<br />
und dem Wunsche Ausdruck gibt,<br />
dass die an das Schweizerische Touristikbureau<br />
erteilte Bundessubvention eine starke<br />
Erhöhung erfahre. -1.<br />
Neue Uferstrasse In AbbazJa. Von dei<br />
Hauptstrasse Cantrida-Preluca bis nach Volosca<br />
ist eine neue Strasse dem Meer entlang<br />
gebaut worden, die durch landschaftlich<br />
prachtvolle Gegenden führt. Sie is'<br />
schattig angelegt, zeigt reizende Ausblicke<br />
aufs Meer und dürfte von Automobilsten<br />
besonders gerne befahren werden. Lr<br />
B
FOR<br />
KÜNDET<br />
eine bedeutende<br />
S.REDUKTION AN<br />
Anlässlich seiner Europa^Reise hatte Dies bestätigt wiederum, dass die<br />
Herr Henry Ford persönlich Gele* Ford * Politik darin besteht, das<br />
genheit, sich von der fortwährenden Publikum von jeder Verminde*<br />
Entwicklung der ForcUOrganisation rung der Selbstkosten, die auf Er*<br />
in Europa zu überzeugen u.beschloss, höhung der Produktion und auf<br />
im Einverständnis mit seinen Admi* ständige Verbesserung der Fa*<br />
nistratoren, eine Preisermässigung brikationsmethoden zurückzufüh*<br />
bis zu Fr. 420.— eintreten zu lassen, ren ist, profitieren zu lassen.<br />
Nachstehend finden Sie die neuen Preise der gebräuchlichsten Modelle:<br />
Torpedo 5plätzig<br />
Torpedo 2plätzig<br />
Innenlenker 2plätzig<br />
Sport^Coupe<br />
Innenlenker 2türig<br />
Innenlenker 4türig, 3 Fenster . . . »<br />
Luxusssinnenlenker, 4türig *<br />
Cabriolet<br />
Lieferungswagen*Chassis<br />
Geschlossener Lieferungswagen<br />
StandardssLastwagenüChassis<br />
Langes Lastwagen^Chassis<br />
Lastwagen mit Kastenaufbau<br />
Standard ^Lastwagen mit geschlossenem Führersitz<br />
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N" 87 - <strong>1930</strong> AUTOMOBIL-REVUE<br />
Notizen<br />
Wissenswertes von Zünd- und<br />
Lichtanlage.<br />
Bilden sich an den Elektroden der Zürich,<br />
leerzen P=>r)r>n oder brennen die Elektroden<br />
rasch ab. sc kann man darin den Beweis<br />
erblicken das? die Zündkerze für den betreffenden<br />
Motor zu wenig hitzeunempfindlich<br />
ist Eine solche Zündkerze wird immer<br />
auch leicht Selbstzündungen verursachen.<br />
Eine zu hohe Kompression braucht nicht<br />
immer altem die Ursache am Abbrennen<br />
der Elektroden zu sein. Auch ein benzinarmes<br />
Gemisch bringt manchmal diese<br />
Wirkung mit sich.<br />
Ein feuchter russiger Belag an den Elektroden<br />
deutet auf ein zu benzinreiches Gemisch.<br />
Die beiden Kontraktschrauben eines Magneten,<br />
die heute fast ebenso oft aus Wolfram-Metall<br />
wie aus Platin bestehen, müssen<br />
einander, wenn der Unterbrecher geschlossen<br />
ist. auf ihrer ganzen Fläche berühren.<br />
Berühren sie sich nur mit den<br />
Kanten oder sind die Kontaktflächen verbrannt<br />
oder uneben, dann ist der Motor<br />
meist nur schwer in Gang zu bringen und<br />
zeigt Aussetzer bei höheren Tourenzahlen.<br />
Ein unrichtiger AKstand der Unterbrecherschrauben<br />
beeinflusst auch den Zündmoment<br />
in ungünstisrem ''inn. Bei zu grossem<br />
Abstand tritt die Zündung verspätet<br />
ein, bei zu kleinem Abstand zu früh. Der<br />
richtige Abstand beträgt meist<br />
4 / 10 mm,<br />
d. h. Postkartenstärke.<br />
Die von einem Magneten abgegebene<br />
Zündspannung kann 6000—8000 Volt betragen.<br />
In der Primärwicklung fliessen<br />
Ströme von maximal etwa 6 Ampere.<br />
Fast immer sind bei den Magneten die<br />
Kugellager des Ankers isoliert im Gehäuse<br />
eingebaut. Durch diese Isolation wird vermieden,<br />
dass Nebeuströme auch die Kugellager<br />
passieren und dabei durch elektrolytische<br />
Wirkung das Schmierfett zersetzen.<br />
Der Säurestand in den Akkumulatorenzellen<br />
sollte mindestens einmal alle" 14 Tage<br />
geprüft werden. Ist der Säurespiegel soweit<br />
gesunken, dass die Oberkanten der Platten<br />
blossliegen, so muss mit destilliertem Wasser<br />
nachgefüllt werden. Eine Nachfüllung<br />
mit Säurelösung ist nur dann am Platz,<br />
wenn die Säure aus den Zellen entweder<br />
durch finen Riss oder infolge Ueberkochens<br />
beim Laden ausgeronnen ist. Das normale<br />
Manko an Säure aber hängt nur mit der<br />
Verdunstung des Wassergehaltes zusammen.<br />
Bei Wolfram-Kontaktschrauben tritt mit<br />
der Zeit eine schwache Oxydation ein, die<br />
die Zündung verschlechtert. Mit ganz feinem<br />
Schmirgelleinen und etwas Oel kann<br />
aber die störende Schicht leicht wieder entfernt<br />
werden. Nach dem Abschleifen sind<br />
die Kontakte peinlich von allen Schmirgelund<br />
Oelresten zu reinigen.<br />
Ist für die Abdichtung des Scheinwerfer-<br />
Schutzglases ein Gummiring vorgesehen,<br />
der aber nicht vollkommen dicht schliesst,<br />
so kann man einen absolut sicheren Abschluss<br />
erzielen indem man den besagten<br />
Gummiring abnimmt, und beidseitig mit<br />
einer Schicht Gummilösung bestreicht. Zur<br />
Schmierung von Dynamo- oder Magnet-<br />
Kugellagern darf nur Fett mit besonders<br />
hohem Schmelzpunkt verwendet werden.<br />
Die Verbindung der Batterieplatten unter<br />
sich erfolgt durch Bleistreifen, die in<br />
den Bleirahmen der Platten eingeschmolzen<br />
sind. Irgendwelche Lötungen mit Zinnlot<br />
im Innern der Zellen oder in deren Nähe<br />
sind nicht zulässig, da das Zinnlot von der<br />
Säure zerfressen wird.<br />
Starke Funkenbildung an den Kontakten<br />
des Relais deutet auf eine verkehrt angeschlossene<br />
Batterie, eine vollkommen entladene<br />
Batterie, einen Kurzschluss zwischen<br />
den Batteriekabeln, einen Massenschluss<br />
oder eine wacklige Verbindung im<br />
Anschluss des Relais.<br />
Die Sekundärwicklung eines Magneten<br />
besteht aus 8000 bis 10 000 Windungen.<br />
Die Oberfläche des Vergusses der Akkumulatorenzellen<br />
muss trocken gehalten werden.<br />
Ein Niederschlag von Säure brächte<br />
eine dauernde Entladung der Zelle mit sich.<br />
Ein Magnetbügel darf nie vom Magnetapparat<br />
abgenommen werden, ohne dass<br />
man zuerst ein Eisenstiick an seine Schenkel<br />
legt. Wird der magnetische Fluss auch<br />
nur kurze Zeit unterbrochen, dann verliert<br />
der Magnetbügel einen merklichen Betrag<br />
seines Magnetismus.<br />
Wenn bei einer ß-Volt-Anlage die Batterie<br />
versagt, kann man bei gewissen Systemen<br />
auch ohne sie fahren. Bei andern<br />
ist die Weiterfahrt wenigstens dann möglich,<br />
wenn man an Stelle der 6-Volt-Lampen<br />
solche für 12 Volt einsetzt und indem man<br />
gleichzeitig die Batterieanschlüsse löst. Der<br />
Motor darf dann aber nicht auf zu hohe<br />
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t<br />
i<br />
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E<br />
1<br />
1<br />
1<br />
15,000 km<br />
Perte de rendemcnt<br />
Reprises moins rapides<br />
Cötes penibles h, monter<br />
Mise en marche difficile<br />
Ces faits se prodnisentsivotrevoitnre a pareouru 15,000<br />
km avec les meines bougiea.<br />
II est ßtabli, qne de nombreux ennnis de motenr proviennent<br />
d'un •llnmagt faible on lrr£guller. D est facile<br />
de les eviter.<br />
Apres 15,000 km parcourus dang une Saison, la melllenr»<br />
bongie doit etre remplaeüe. Chaqne bougie a fonrni<br />
2,000,000 d'etinceücs, soit an total 120,000,000 d'etincelles<br />
ponr nn motenr 6 eylindres.<br />
Des Hectrodes eorrodees, an isolant Impregnfi de earbone<br />
diffnsent le eonrant ä la raasse et affaiblissent<br />
l'intensite de l'etincelle des bougies.<br />
De nouvelles bougies<br />
Touren getrieben werden, sonst brennen<br />
auch diese Lampen durch.<br />
Wenn bei einem Wagen mit Batteriezündung<br />
die Batterie vollkommen erschöpft<br />
ist, so kann man meist trotzdem noch einen<br />
genügenden Zündstrom erhalten, indem<br />
Techn.<br />
Antwort 7657. Bezugsquelle für «Mirax»-Uhren.<br />
Zuschrift weitergeleitet. Red.<br />
Antwort 7652. Obenschmieröl «FIrezone». Erste<br />
Zuschrift weitergeleitet. Red.<br />
man die Batterie abschaltet und an ihre<br />
Stelle eine gewöhnliche Taschenlampen-<br />
Trockenbatterie setzt. m.<br />
II. Antwort 7661. Oeldampfentwicklung. Oeldünste<br />
lassen sich in keinem Wagen ganz vermeiden,<br />
sie können aber in der bereits angegebenen<br />
Weise einigermassen abgeleitet werden. Das Qualmen<br />
kann daher kommen, dass infolge von Undichtigkeiten<br />
in den Zylindern Gase ins Kurbelgehäuse<br />
in erheblichen Mengen durchtreten und<br />
dort das Oel zum Verdampfen bringen. Im Oelqualm.<br />
der möglicherweise nicht giftig bzw unschädlich<br />
ist, sind also stets Gase zu vermuten,<br />
die mit Sicherheit giftig sind. Ich bin im März<br />
d. J an einem Schlechtwettervormittag im vollständig<br />
geschlossenen Cabriolet durch solchen<br />
Oelquahn nach zwei Stunden Fahrt bewusstlos gemacht<br />
worden. — Die Reparaturrechnung im Betrag<br />
von über Fr. 3000.— kann ich auf Wunsch<br />
zur Einsicht überlassen.<br />
Der Qualm, wie er in der Frage beschrieben<br />
ist, ist sehr gefährlich, vor allem in geschlossenen<br />
Wagen. Es gibt gegen ihn nur ein sicheres Mittel:<br />
Motorrevision, d. h. Abdichten der Zylinder.<br />
H. D in G.<br />
Frage 7664. Dünnflüssiges nichtamerikanisches<br />
Oel. Kann mir ein geschätzter Leser dieses Blattes<br />
ein ganz vorzügliches, kältebeständiges, dünnflüssiges<br />
Automobümotorenöl nichtamerikanischer Herkunft<br />
nennen? F K. in R.<br />
Frage 7665. Morgan-Dreirad. Ich beabsichtige,<br />
ein Morgan-Dreirad zu kaufen, und zwar das<br />
Mod. Spezial mit Wasserkühlung. Kann mir einer<br />
der Leser der A.-R. über dieses Fahrzeug Auskunft<br />
geben? Wie bewährt sich der Motor, wie<br />
sind die Fahreigenschaften, der Verbrauch, die Reparaturen,<br />
wie verhalten sich die zwei Gänge im<br />
Gebirge und im Verkehr? Da man nur sehr selten<br />
solchen Fahrzeugen begegnet und in der Zentralund<br />
Ostschweiz keine Vertretungen bestehen, wäre<br />
ich dankbar, wenn mir ein Besitzer eines Morgan<br />
in der Nähe von Zürich oder Bern durch die A.-R.<br />
seine Adresse zukommen lassen würde und mir<br />
erlaubt, den Morgan bei ihm anzusehen.<br />
F F. in B.<br />
Frage 7666. Mittel gegen schmutzige Hände.<br />
Mein Beruf zwingt mich, stets saubere Hände zu<br />
haben. Im «Nebenberuf» pröble ich aber sehr<br />
gerne an meinem Wagen herum, es macht mir z. B.<br />
das grösste Vergnügen, die Ventile selbst einzuecbleifen<br />
und andere Instandhaltungsarbeiten vorzunehmen.<br />
Schade ist nur. dass sich nachher trotz<br />
ZUR LE MARCHlt<br />
COMME Eli MONTAGNE<br />
aller Mühe der Schmutz und Russ taeelang nicht<br />
von den Händen wegbringen lässt. Gibt es da tatsächlich<br />
kein Gegenmittel? F L. in Z.<br />
Antwort: Schmieren Sie die Hände vor Inangriffnahme<br />
der Arbeiten mit einer Toilettecreme,<br />
Vaselin oder Fett ein und sorgen Sie vor allem dafür,<br />
dass diese Fette auch gut unter die Fingernägel<br />
gelangen. Die Hände erhalten so einen gewissen<br />
Schutz, der verhindert, dass sich Russ<br />
und Schmutz in- den Poren und Ritzen festsetzen.<br />
Nach beendigter Arbeit dürfen die Hände nicht<br />
sofort mit Seife gewaschen werden, da Seife Mineralöl<br />
nicht auflöst. Noch unzweckmässieer ist es,<br />
Benzin zu Hilfe zu nehmen, das zwar die nötigo<br />
Lösungskraft besässe, gleichzeitig aber den Schmutz<br />
auch verdünnt, so dass er sich erst Techt fest in<br />
die Poren setzen kann. Richtig ist es. die Hände<br />
zuerst mit sauberem Motorenöl (Mineralöl) einzureiben<br />
und abzutrocknen und diese Prozedur solange<br />
fortzusetzen, bis der gröbste Schmutz verschwunden<br />
ist. Nun reibt man die Hände mit<br />
einem vegetabilischen Fett. z. B. Vaselin oder<br />
Olivenöl ein. um das Mineralöl verseifbar zu machen,<br />
trocknet wieder ab und beginnt erst jetzt mit<br />
der Waschung mit Seife. Wenn Sie auch diese<br />
Prozedur einigemal wiederholen, werden die Hände<br />
schliesslich so blütenrein sein, dass Ihnen kein<br />
Mensch mehr einen « Nebenberuf » anmerkt. m.<br />
jHaawclel M-Jj"*^"^<br />
Waaonfabrik Schlieren. Im Berichte über das<br />
abgelaufene Geschäftsjahr 1929/30, das sich mit befriedigendem<br />
Ergebnis abwickelte und die Ausschüttung<br />
einer Dividende von 7 Prozent ermöglichte,<br />
sind folgende Stellen enthalten, welche die<br />
erfolgreiche Tätigkeit der genannten Firma kennzeichnen.<br />
üeber die Ueberland-Bahnen sowie<br />
Tramways und deren Stellung zum Autobus-Verkehr<br />
heisst es dort:<br />
«Als eine neue Erscheinung müssen wir erwähnen,<br />
dass Ueberland-Bahnen, die in das Studium<br />
der Wiedererneuerung ihres Rollmaterials<br />
getreten sind, dasselbe vielfach durch Autobusse,<br />
sei es mit elektrischen oder mit Kraftmotoren-Antrieb,<br />
ersetzen. England schreitet auf<br />
diesem Gebiete voran, und viele andere Staaten<br />
werden ihm folgen. Auch die Tramverwaltungen<br />
unserer grösseren Schweizer Städte sind im Begriffe,<br />
auf geeigneten Strecken den Versuch mit<br />
Autobussen zu machen. Wir freuen uns, diesem<br />
Verkehrsmittel frühzeitig unsere Aufmerksamkeit<br />
"geschenkt zu haben und heute in der Lage<br />
zu sein, erstklassige Stahlkarosserien auf den<br />
Markt zu bringen.»<br />
Ueber den Karosseriebau, bekanntlich<br />
eine sehr leistungsfähige, mit Umsicht geführte<br />
Abteilung von Schlieren, sagt der Bericht:<br />
«Diese Abteilung hat fortlaufend interessante<br />
Anfragen zu erledigen und bemüht sich, den<br />
gestellten Anforderungen gerecht zu werden.<br />
Bemerkenswerte Aufträge wurden ausgeführt für<br />
die Städtische Strassenbahn Zürich, die Schweizerische<br />
Postverwaltung und den Kurverein<br />
Davos. Der Bestellungseingang ist befriedigend.<br />
Die Vorteile einer Gegend, dem Verkehr angeschlossen<br />
zu seinr drängen sich immer mehr<br />
auf. und von überall ertönt der Ruf nach besseren<br />
Verkehrsverbindungen.»<br />
rajennissent votro motenr, parce qu'elles sont ineomparables<br />
gräeeälenr tameux isolant en sillimanite naturelle,<br />
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AUTOMOBIL-REVUE <strong>1930</strong> - N°87<br />
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II. Blatt<br />
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BERN, 14. Oktober <strong>1930</strong><br />
BERN, 14. Oktober <strong>1930</strong><br />
Ixrter<br />
ntes<br />
vo<br />
Pariser<br />
Salon<br />
Sport- und Rennmotor 1931 in. Reinkultur. Der neue Bugatti-4,9-Liter-Achtzylindermotor mit zwei<br />
obenliegenden Nockenwellen und schräghängenden Ventilen. (Photo<br />
Prachtexemp' iplar eines modernen Luxuswaeens. ens. . His] Hispano-Suiza! Hispano-Si<br />
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Karosse: s-Stände. Keim*<br />
•TroTii* fiind rk\a Pnffflroto'nrTÄ'n *•« j^a* TXT.<br />
zeichnend für denmodernen Grossstadtverkehr sind die Pufferstangen an der "Wagenseite und<br />
ausserordentlich massive Vorderpuffer.<br />
(Photo Meurisse.)<br />
Ansicht des Hotchkiss-Sechszylindermotors, aus dsT die Gemischvorwärmung durch einen sogenannten<br />
« heissen Punkt», d. h. eine eng begrenzte auspuffgeheizte Zone des Ansaugrohres ersichtlich ist.<br />
Teilweise aufgeschnittener MotoT-Getriebe-Block<br />
a-chte den dreiteiligen Zylinderkopf<br />
des Brennabor-Sechszylmdertyps c Juwel<br />
nnd die rohrförmigen Pleuelstangen.<br />
>. Main be«<br />
Tabrik,<br />
»AUTER BACflMANNftC'i<br />
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8 AUTOMOBIL-REVUE 1950 - N° 87<br />
ZE*a,3?±s©r Salon<br />
«Alles Geniale ist einfache 40-PS-Achtzylinder-Minerva-Motor.<br />
Studebaker bringt am Salon den einzigen<br />
Wagen mit Freilauf. Wir haben diese Neuerung<br />
der geschätzten amerikanischen Marke<br />
schon vor einigen Wochen angekündigt,<br />
möchten hier aber doch nochmals darauf zurückkommen,<br />
besonders da Interessenten<br />
jetzt in Paris Gelegenheit hatten, den Freilauf<br />
auf einer Probefahrt selbst kennen zu lernen.<br />
Der Freilauf von Studebaker ist in das Getriebe<br />
selbst eingebaut. Das Getriebe besitzt<br />
drei Vorwärtgänge, von denen zwei geräuschlos<br />
sind und mit schrägverzahnten, dauernd<br />
im Eingriff befindlichen Zahnrädern arbeiten.<br />
Die Klauenmuffe, mit der nun diese Zahnräder<br />
auf der Welle blockiert werden können,<br />
ist gleichzeitig als Freilauf-Kupplung durchgebildet.<br />
Rückt man sie in die Klauen der<br />
Zahnräder nur bis zu einem gewissen Grad<br />
ein, dann wird das Drehmoment nur in der<br />
einen Richtung übertragen und in der andern<br />
tritt Freilauf auf. Sobad aber die Muffe in<br />
eine ihrer Endstellungen gebracht wird, erfolgt<br />
eine vollständige Verkupplung der<br />
Zahnräder mit der Welle, der Freilauf Ist<br />
dann aufgehoben und das Getriebe arbeitet<br />
so, wie wir es bisher gewohnt waren. Man<br />
kann also den Motor auf Wunsch ebensogut<br />
weiter zur Hilfsbremsung heranziehen wie<br />
bei irgend einem anderen Wagen, was unter<br />
Umständen gerade in unserem Gelände mit<br />
oft langen, starken Gefällen wichtig ist.<br />
Die Handhabung des Getriebes ist äusserst<br />
einfach. Der Rückwärtsgang und der erste<br />
Gang arbeiten in jedem Fall «normal». Will<br />
man im zweiten oder direkten Gang und mit<br />
Freilauf fahren, so vollzieht man einfach die<br />
(Photo Meurisse.)<br />
Gütertrennung:<br />
Paul Haas, Automobile, Garage, Basel. Der Inhaber<br />
Paul Ernst Haas, von und in Bern, hat mit<br />
9mx3^mm&mzmmsgm§^m§mmm$mmmsM£mm8m38mmm^&mmz®>3!mä<br />
Der stärkste und teuerste Serienwagen der Welt: Ein Achtzylinder-264-PS-Duesenberg, der am Eröffnungstag<br />
des Pariser Salons an die Königin von Rumänien verkauft wurde. Der Wagen kostet rund<br />
100.000 Schweizerfranken. (Photo Meurisse.)<br />
entsprechenden Schaltbewegungen, wie bei I<br />
einem gewöhnlichen Dreigangetriebe auch,<br />
ohne dabei aber auskuppeln zu müssen. Das<br />
Kupplungspedal wird zur Schaltung der beiden<br />
Freilaufstufen eigentlich vollkommen<br />
überflüssig. Trotzdem ist es unmöglich,<br />
«schlecht» zu schallfen. Ohne die geringsten<br />
Schwierigkeiten kann man sowohl vom 60 km-<br />
Tempo aufwärts- wie abwärtsschalten.<br />
Ausser Aktion gebracht werden die Freiläufe,<br />
indem man auf einen Knopf oben am<br />
SchaJthebel drückt und nun den Schalthebel<br />
noch etwas mehr in die betreffende Schaltstellung<br />
«hinein» schiebt.<br />
A. C. S. SEKTION THURGAU. Dampferfahrt.<br />
Wenn auch verspätet, so kommen diese Zeilen doch<br />
nicht zu spät und sind aJs frohe Erinnerung aufzufassen<br />
für den herrlichen Genuss, den die zahlreichen<br />
Teilnehmer erleben durften auf dem schwäbischen<br />
Meer. Der prächtige Dampfer «St. Gallen»<br />
mit seinen bunten Wimpeln glich einem wahren<br />
Schmuckkasten. Gleich von Anfang an entwickelte<br />
eich eine herzliche Fröhlichkeit. Es war keine<br />
Gesellschaft mehr, sondern eine grosse Familie.<br />
Die Lautsprecher der «Philipps A.-G.» sorften für<br />
Abwechslung durch Musik- und Tanzstücke. Einzicartig<br />
ist auf dem Wasser die Einnahme einer gemeinsamen<br />
Mahlzeit. Unser Mitglied, Herr Fidel<br />
Eintragungen ins Handelsregister: Baggenstoss vom Bahnhofbuffet in Romanshorn,<br />
Oscar Kormann, Autogarage, Moudon. Inhaber: servierte uns ein kaltes Büffet, das seinesgleichen<br />
Oscar Kormann, Sohn des Jean Kormann, von sucht, und die Anerkennung konnte sofort eingeheimst<br />
werden, weil vom Dargebotenen auch gar<br />
Bern.<br />
Paul Käsermann-Müller, mechanische Werkstätte,<br />
Autoreparaturen, Dürrenast bei Thun. In-<br />
Friedrichshafen, dann dem deutschen Ufer ent-<br />
nichts mehr übrig blieb. Die Fahrt ging nach<br />
haber: Paul Käsermann, von Blätterkinden, in lang, bei Manzell. Langenargen, Hagnau, Meersburg<br />
vorbei nach Ueberlingen. Daselbst trennte<br />
Dürrenast.<br />
Fritz Buri, Autogarage mit Reparaturwerkstätte, sich die A. C. S.-Gemeinde in die beiden Strandbäder,<br />
oder zu einem kurzen Rundgang durch das<br />
Thun. Inhaber: Fritz Buri. von Wählern in Thun.<br />
«schmucke Städtchen, um wieder abends 5 Uhr,<br />
Nachlassstundung:<br />
•wohlgestärkt nach allen Richtungen, die Heimfahrt<br />
anzutreten über Bodmann, Konstanz und<br />
Blättler Ad., Autogarage, Ostermundiqen. Verlängerung<br />
der Nachlassstundung durch Verfügung<br />
des Gerichtspräsidenten II von Bern bis am Hotel «Bodan> war noch gemütliches Beisammen-<br />
dem Schweizerufer entlang nach Romanshorn. Im<br />
11. Dezember <strong>1930</strong>. Gläubigerversammlun^: 19. November,<br />
vormittags 10 Uhr, im Cafe Sternenhof in gemut und mit den besten Eindrücken nach Hause<br />
sein, um dann nach einem kurzen Tänzchen froh-<br />
Bern. Akten können 10 Tage vor der Versammlung zurückzukehren. Leider bekam noch eine grössere<br />
im Bureau des Sachwalters eingesehen werden. Anzahl der Heimkehrenden in Weinfelden eine<br />
seiner Ehefrau Victorine Simonne, geb. Granzeuer,<br />
Gütertrennung vereinbart.<br />
Konkurs:<br />
Kirchhofer Adolf, Autogarage, Biel<br />
A. C. S.<br />
kalte, aber saftige Douche, indem sie dem Schicksal<br />
einer hinterlistigen Autofalle zum Opfer fielen,<br />
ein Vorgehen, von dem jedenfalls das letzte Wort<br />
noch nicht gesprochen ist Zum Protest und auf<br />
Drängen der Gebüssten hat der Vorstand beschlossen,<br />
die Quartalsversammlung vom 18. Okt. <strong>1930</strong><br />
nach Emmishofen zu verlegen (Gasthaus zum<br />
«Rebstock», Mitglied Hermann Ruf). Aus der bereits<br />
erhaltenen Einladung ersehen Sie, dass unser<br />
Rechtsberater, Herr Dr. G. Eder, ein Referat haJten<br />
wird über «den Vorentwurf des Eidg. Justizund<br />
Polizeidepartementes zum Bundesgesetz üher<br />
den Motorfahrzeug- und Fahrradverkehr», und wir<br />
möchten an dieser Stelle auch noch alle Mitglieder<br />
dringend bitten, sich diesen Abend zu reservieren.<br />
Der Referent bietet Gewähr, dass alle Anwesenden<br />
sachliche Aufklärung erhalten über dieses neue,<br />
wichtige Gesetz.<br />
Kühlerabzeichen. Die Zentralverwaltung Übermacht<br />
jedem Mitglied als Geschenk ein neues<br />
Kühlerabzeichen. Die nötigen Exemplare sind nun<br />
eingetroffen und können auf dem Sekretariate abgeholt<br />
werden. Diejenigen Mitglieder, welche das<br />
Abzeichen per Post zugestellt wünschen, mögen<br />
dies schriftlich melden, worauf der Versand unverzüglich<br />
erfolgt. S. K.<br />
A. C. S. SEKTION ZÜRICH. Gymkhana in Bülach.<br />
Nun hat Freund Petrus es der Sektion Zürich<br />
des A. C. S. doch noch ermöglicht, ihre diesjährige<br />
Geschicklichkeitsprüfung am 12. Oktober in der<br />
Kaserne Biilach mit bestem Erfolg unter Dach zu<br />
bringen. Die Beteiligung von Seiten der Mitglieder<br />
war eine sehT rege; nicht -weniger als 43 Konkurrenten<br />
und Konkurrentinnen stellten sich dem<br />
Starter, um in mehr oder weniger «rassiger» Fahrt<br />
die sieben gestellten Aufgaben zu bewältigen. Die<br />
Sportkommission hatte dieselben vornehmlich aus<br />
dem täglichen StrassenveTkehr geschöpft, wobei<br />
allerdings auch die praktische Arbeit am Auto zu<br />
ihrem Recht kam.<br />
So stellte sich bei ziemlich grosser Zuschauermenge<br />
und bester Stimmung rasch ein reger Sportbetrieb<br />
ein, und wo sonst militärische Kommandos<br />
ertönten, sangen die Motoren ihr sonores Lied.<br />
Die erzielten Resultate waren zum Teil »ehr<br />
gute, so dass den betreffenden Fahrern das Zeugnis<br />
bester Fahrkunst nicht versagt werden darf.<br />
Anderseits setzte es hin und wieder eine anschauliche<br />
Dosis von Strafpunkten ab.<br />
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10 AUTOMOBIL-REVUE <strong>1930</strong> — N» 87<br />
(Fortsetzung von Seit« 8)<br />
Die Preisverteilung mit Nachteseen, und Tanzvergnügen<br />
fand abends in der Kantine der Kaserne<br />
statt. Herr Vizepräsident Gassmann dankte Teilnehmern<br />
und Organisatoren für ihre gute Arbeit,<br />
um dann das Wort Herrn F. Frey, Präsident der<br />
Sportkommission, zur Bekanntgabe der Resultate zu<br />
erteilen. Nachstehend die Rangliste (ein ausführlicherer<br />
Bericht über die Veranstaltung folgt in der<br />
Freitag-Nummer):<br />
1. H. Büchler, Zürich, 271 Punkte; 2. H. Gübelin,<br />
Zürich, 294 P.; 3. H. Fromm, Winterthur. 304 P.;<br />
4. A. Bosshardt, Zürich, 315 P.; 5. C. Schlotterbeck,<br />
Zürich, 316 P.; 6. H. Strub, Wallisellen,<br />
324 P.; 7. W. Schwarz, Zürich, 342 P.; 8. ex-aequo<br />
C. Bodmer, Zürich. 375 P.; P. Curti, Zürich, 375 P.;<br />
9. ex-aequo P. Gamper, Bülach, 380 P.; H. Graf,<br />
Bülach, 380 P.; 10. M. Weingartner, Horgen, 405 P.<br />
T. C. S.<br />
Autosektion St. Gallen-Appenzell<br />
Gruppe Hinterland. Am 19. Oktober <strong>1930</strong> findet,<br />
wie Ihnen bereits bekannt sein dürfte, unsere<br />
Klöntalerfahrt statt.<br />
Abfahrt pTäzis 9 Uhr beim «Löwen», Säge, oder<br />
wer den Weg für sich allein machen will, erster<br />
Treffpunkt im Gasthaus Klöntal-Plätz, 11 Uhr.<br />
Die Teilnehmer fahren also nach freier Wahl,<br />
ebenso haben sie für die Verpflegung selbst zu<br />
sorgen.<br />
Zirka 4 Uhr wird die Rückfahrt über Glarus<br />
angetreten, daselbst event. einen kurzen Halt —<br />
alles kann dann noch abgemacht werden — nach<br />
Wattwil, wo im Gasthaus zur Sonne der Abendimbiss<br />
eingenommen, würde; auch wird da ein jeder<br />
nach seinen Wünschen sich verpflegen lassen.<br />
Die Route ist leicht zu bewältigen, zirka total<br />
135 km. Das Klöntal bietet Ihnen des Schönen genug,<br />
um einen herrlichen Tag zu verleben.<br />
Wenn ein schöner Teil Sportkameraden mitkommt<br />
und ein jeder ein bisschen Humor und das<br />
«Liebste» mitbringt, so wäre ein guter Abschluss<br />
unseres <strong>1930</strong>ger Sportprogramms gesichert, was ja<br />
der innerste Wunsch Ihrer Kommission wäre.<br />
So bitten wir Sie, liebe SpoTtkameraden, tragen<br />
Sie noch das Ihrige dazu und der Wurf wäre<br />
gelungen.<br />
Wir heissen Sie «Jle heute schon willkommen.<br />
Ein Wiederseh'n am 19. Oktober im Klöntal-Plätz.<br />
— Freunde und Gönner sind freundlich eingeladen.<br />
Ueber Abhaltung oder Nichtabhaltung gibt Ihnen<br />
am 19. Oktober ab morgens 7 Uhr 30 die Telephon-<br />
Zentrale Herisau Auskunft.<br />
Die Gruppe Hinterland:<br />
der Sport-Präsident.<br />
AUTOSEKTION BASEL DES T.C.S. Feier des<br />
zehnjährigen Jubiläums.<br />
Werte ClubkameTaden, geehrte Clubkameradinnen<br />
I Die Kommission der Automobilsektion Basel<br />
des T.C. S. gestattet sich hierdurch, Sie, Ihre Angehörigen<br />
und die Freunde und Gönner des Clubs<br />
zum Jubiläum des 10jährigen Bestehens, welches<br />
am 18. Oktober <strong>1930</strong> stattfindet, geziemend einzuladen.<br />
16 Uhr: Empfang der Fahrer mit ihren Angehörigen<br />
in der Markthalle. Begrüssungstrunk, offeriert<br />
vom Club<br />
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Die modernisierte Pferdebahn. In Alkmar, der berühmten Käsestadt Hollands, weiden die alten<br />
Pferdebahnen durch gewöhnliche Automobile gezogen. Das Innere des Zugautos wird zum Ueberbringen<br />
von Gepäck benutzt. Der Verkehr soll tadellos funktionnieren.<br />
17 Uhr: Start zum grossen Korso.<br />
20 Uhr: Grosser Festabend mit Unterhaltungsprogramm,<br />
Ball, Kabaret und Messe in sämtlichen<br />
Sälen des Stadtkasinos.<br />
Vorverkauf ab 9. Oktober im Sekretariat, Tel.<br />
Safran 45.77. Damen Fr. 4.40, Herren Fr. 5.50.<br />
Abendkasse Fr. 5.50 für Damen und Herren.<br />
Programm:<br />
1. Einzug der Gladiatoren (Polizisten).<br />
2. Ein «Däm-liches> Lächeln aus Wien.<br />
3. Prologus Basiliensis.<br />
4. Lieder in der Gant.<br />
5. Ge-ftede des Präsidenten.<br />
6. Der rote Strich (auch für Jugendliche).<br />
7. Lach- und Tränen-Gas.<br />
8. D'Ruess-Clicrue us der Staine.<br />
(Anmerkung des Setzerlehrlings: Manuskript in<br />
Sanskrit, daher unleserlich. In letzter Stunde nach<br />
telephonischer Rücksprache mit Herrn Bisch-oft<br />
eigenhändig von mir aufgestellt.)<br />
Ab 11 Uhr 30: Die Messe, die Wunderbar, das<br />
Kabaret, das Dancing, der Grossstadtbetrieb in den<br />
oberen Sälen. Conference: Dir. Pfushnv vom<br />
«Schlauen Vogel».<br />
Grosse Vorbereitungen, fabelhafte Dekorationen,<br />
ein erstklassiges Programm, die Polizeimusik, das<br />
Kasino-Orchester. Alle diese Punkte versprechen<br />
einen Abend, der zum gesellschaftlichen Ereigni«<br />
des Jahres werden wird. Da mit einer grossen Beteiligung<br />
zu rechnen ist, bitten wir Sie, sich pünktlich<br />
einfinden zu wollen.<br />
Die Kommission rechnet auf Sie und freut sich.<br />
Sie und Ihre werten Angehörigen am 18. Oktober<br />
begrüssen zu dürfen.<br />
Mit Clubgruss<br />
Die Kommission.<br />
S«<br />
Autosektion Wald statte<br />
Fahrt an das Jubiläum der Basler Sektion. Das<br />
regnerisch kalte Wetter der letzten Tage, der Neuschnee<br />
auf den Felsspitzen der umgebenden Berge,<br />
nicht zuletzt die Erinnerung an viele schöne Fahrten<br />
in der Heimat und in der Fremde lassen erkennen,<br />
dass es aus ist mit der diesjährigen Reisesaison,<br />
und dass grössere Touren besser auf das<br />
nächste Jahr verschoben werden. Als würdigen<br />
Abschluss des Sommerprogramms <strong>1930</strong> hat sich<br />
nun unerwartet noch etwas ganz Schönes gezeigt.<br />
Nächsten Samstag/Sonntag, den 18./19 Oktober, begeht<br />
die Sektion Basel des T. C. S. ihr zehnjähriges<br />
Jubiläum und hat sie die Sektion Waldstätte eingeladen,<br />
zahlreich daran teilzunehmen.<br />
Der Vorstand der Sektion Waldstätte hat nnn<br />
beschlossen, dieser freundlichen Einladung Folge zu<br />
leisten. Nicht nur verbinden seit der Gründung unserer<br />
Sektion die besten Beziehungen die beiden<br />
Orte und ist es daher für uns Ehrenpflicht, zahlreich<br />
nach Basel zu fahren, sondern wer die Basler<br />
kennt, weiss auch, dass sie nur Bestes leisten; das<br />
Wort «Basel» gibt hinreichende Garantie für einen<br />
genussreichen Abend mit einem erstklassigen Programm.<br />
Also auf zum Jubiläum der Sektion Basel.<br />
Das offizielle Festprogramm kann an anderer<br />
Stelle nachgelesen werden. Für uns haben wir folgende<br />
Ergänzungen hierzu:<br />
Abfahrt der Luzerner Wagen 1 Uhr beim Clublokal<br />
Hotel Engel. Nachtessen am Samstag, Uebernachten,<br />
Frühstück und Mittagessen am Sonntag<br />
belaufen sich auf ca. 15 Fr. pro Person; den Angemeldeten<br />
wird Ort und Zeit bekanntgegeben.<br />
Anmeldungen sind womöglich schriftlich bis<br />
spätestens Donnerstag abends an den Aktuar zu<br />
richten. Dr. R. Z.<br />
AUTO-SEKTION BERN DES T. C. S. Die Sektion<br />
Basel lädt auch uns Berner zur Teilnahm« an<br />
ihre am 18. Oktober <strong>1930</strong> im Stadt-Kasino in B&iel<br />
stattfindende Feier für das zehnjährige Bestehen<br />
ihrer Sektion ein. Es ist also jedes Mitglied der<br />
Sektion Bern des T. C.S. in Basel freundlich eingeladen.<br />
Dem Vorstande wäre es angenehm, wenn<br />
sich die Interessenten für den Anlass in Basel bei<br />
unserem Office Ritz^Tours A.-G., Bern, Hauptbahnhof,<br />
Tel. Bw. 47.85, melden würden, um nach Möglichkeit<br />
gemeinsam in Basel einzurücken und die<br />
Basler zu begrüssen. Auf all« Fälle wird eine<br />
Delegation des Vorstandes den Interessenten zur<br />
Verfügung stehen.<br />
Das Programm, das auf allerlei Unterhaltungen<br />
eingestellt ist, sieht u. a. vor:<br />
16 Uhr: Empfang der Fahrer und ihrer Angehörigen<br />
in der Markthalle. Begrüssungstrunk, olferiert<br />
vom Club.<br />
17 Uhr: Start zum grossen Korso.<br />
20 Uhr: Grosser Festabend mit Unterhanungnr»»w<br />
gramm, Ball, Kabarett und Messe in sämtlichen<br />
Sälen des Stadt-Kasinos.<br />
Vorverkauf ab 9. Oktober im Sekretariat, Tel.<br />
Safran 45,77; Damen Fr. 4.40, Herren Fr. 5.50.<br />
Abendkasse: Fr. 5.50 für Damen und Herren.<br />
Sonntag, den 19. Oktober, 15-r-19 Uhr 30: Teedansant<br />
in den Sälen des Sommer-Kasinos Basel.<br />
\u, «I«<br />
Bussenpraxis in Speicher. Ein St. Galler Automobilist<br />
meldet uns die nachstehende Kontrolle:<br />
Während im Appenzellerland dem Automobilverkehr<br />
vielfach Sympathien entgegengebracht werden und<br />
infolge des wohlausgebauten Strassennetzes und der<br />
dadurch beseitigten Staubplage der Strassenverkehr<br />
recht geordnet erscheint, gibt es doch noch Gemeinden,<br />
die glauben, für den Fiskus spezielle<br />
Einträge verschaffen zu müssen. Im Gemeindebezirk<br />
Brugg-Speicher ist eine Strecke, die über<br />
eine Einsattelung führt und beträchtliche Steigungen<br />
aufweist, für geeignet erachtet worden, die<br />
Uebertretung der 18 km-Geschwindigkeit zu kontrollieren.<br />
Zahlreiche Büssungen sind die Folge<br />
dieser Kontrolle geworden, wobei auch nicht die<br />
geringste Toleranz, sondern die Versteifung atif<br />
die 18 km praktiziert wurde. Der Uebereifer eines<br />
jungen Polizisten hat auch bereits eine Schädigung<br />
des Verkehrs nach Speicher verursacht, und es ist<br />
eine Warnung an die Automobilisten vor dem Orte<br />
Speicher ziemlich weit durchgedrungen. Es bleibt<br />
natürlich Sache der örtlichen Behörden, ungebührliche<br />
Schikanen zu bekämpfen.<br />
—r.<br />
Spritbrennstoff auch in Oesterreich. Nachdem<br />
in Deutschland die Sprit-Beimischung<br />
zum Fahrzeug-Brennstoff zwangsweise eingeführt<br />
worden ist, wird nun auch in Oesterreich<br />
eine ähnliche Massnahme vorbereitet.<br />
Die österreichische Landwirtschaft hat seit<br />
langem die Einführung des Motoralkoholzusatzes<br />
gefordert und auf das Beispiel Frankreichs,<br />
Ungarns, Italiens, der Tschechoslowakei<br />
und neuerdings auch Deutschlands<br />
hingewiesen. Dem Wiener Nationalrat soll<br />
nun in nächster Zeit ein entsprechender Gesetzesentwurf<br />
vorgelegt werden. at.<br />
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N°87 - <strong>1930</strong> AUTOMOBIL-REVUE II<br />
«•»<br />
Runde fuhr d'Ippolito auf Alfa Romeo mit<br />
dem Stundendurchschnitt'von 64 km 470, eine<br />
Zeit, die über, das Wetter und die Schwierigkeiten<br />
der Strecke ein klares Öild gibt. '<br />
Die Resultate :<br />
1. Luigi Arcangeli (Alfa ,Äom£o), 6.49'46"%,<br />
Arcangeli siegt in der Coppa della Sila. Der<br />
Herbst mit den Unbilden der Witterung machte<br />
sich auch bei dem Rundstreckenrennen der<br />
X. Coppa della Sila unangenehm bemerkbar.<br />
Man bekam immerhin bei dem Rennen über<br />
die 433 km schöne Leistungen zu sehen. Es<br />
konnten a'le bestehenden Rekorde unterbo-<br />
Stundenmittel: 63,432 (neuer Rekord); 2. D'Ippolito<br />
Guido (Alfa Romeo), 6.56'26"%. St'undenmittol:<br />
62,416; 3. Rosa Archimede (O. MO. 7.05'2O", Stundenmittel:<br />
61,510; 4. Biondetti Clemente (Bugatti),<br />
ten werden. Arcangeli kämpfte mit dem7.20*05"; 5. Strazza Gildo (Lancia Lambda), 7.23'14".<br />
Calabreser d'Ippolito ein hochinteressantes<br />
Duell aus, das der Klassensieger von Monza<br />
• • • .<br />
Wer seinen Wagen in einer Kurve parkiert,<br />
gegen den Schluss des Rennens hin für sich beweist damit, dass er kein Verkehrs-Taktgefühl<br />
hat. zu entscheiden vermochte. Die schnellste<br />
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Aussfellun^en<br />
Die zweite Serie des Pariser Salon beginnt<br />
am 23, Oktober und dauert bis 2. November<br />
<strong>1930</strong>. Der zweite Teil der Ausstellung<br />
findet ebenfalls im Grand Palais statt<br />
und umfasst Fahrräder, Motorräder und<br />
Jagdwaffen.<br />
Aus zahlreichen Anfragen entnehmen wir,<br />
dass vielfach die Meinung herrschte, es habe<br />
gleichzeitig mit der Ausstellung der Personenwagen<br />
eine Schau für Lastwagen und<br />
Nutzfahrzeuge stattgefunden. Dies war nicht<br />
der Fall, da das Schwergewicht unter den<br />
Fahrzeugen am diesjährigen Salon vollständig<br />
unberücksichtigt geblieben ist. ,<br />
T. C. S.<br />
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Ballonfuchsjagd. Ein Bericht über<br />
die Ballonverfolgung können wir erst in nächster<br />
Nummer veröffentlichen, da der Bericht unseres<br />
Berichterstatters zu spät eintraf.<br />
Wenn da im Ungewissen bist, ob heruntergeschaltet<br />
werden muss, so schalte ruhig<br />
herunter. Du schonst dann den Motor.<br />
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Bern, Dienstag 14. Oktober <strong>1930</strong> III. Blatt der „Automobil-Revue" No. 87<br />
Interview mit Henry Ford<br />
Mit den jugendlich federnden Schritten des<br />
erfolgreichen amerikaAischen Geschäftsmannes,<br />
unterstützt von den noch immer leuchtenden<br />
Augen des genialen Erfinders, schritt<br />
Henry Ford durch eine der Hauptstrassen<br />
des Oktoberfestes in München. Und hinter<br />
ihm schlich ein Reporter der «Münchener<br />
T. Z.», der Ford zu einem Interview wünschte.<br />
Die eben erwähnten Augen streiften nur<br />
flüchtig die Bierhallen, von denen er wenig<br />
hielt, denn der erfolgreiche amerikanische<br />
Geschäftsmann in ihm hatte klar erkannt,<br />
dass jede Mark, die für Alkohol — mit jenem<br />
chemischen Wort bezeichnet man drüben<br />
das Bier — verausgabt wird, zur Anschaffung<br />
eines Autos unbrauchbar geworden ist,<br />
und somit jeder Masskrug ein Hindernis für<br />
die Ausbreitung der amerikanischen Autotnobilindustrie,<br />
was gleichbedeutend mit Fortschritt<br />
der Menschheit ist, bedeutet.<br />
Mit oben genannten federnden Schritten<br />
wandte sich Henry Ford einem Luftkarussel<br />
zu, Hess niemanden seine Jahre merken und<br />
schwang sich in den hinteren Sitz. Sein Sekretär,<br />
der mit Recht vermutete, dass Herr<br />
Ford jetzt etwas Wichtiges zu diktieren halien<br />
würde, wollte den vorderen Platz besetzen.<br />
Ich — so der Reporter — schob ihn beiseite<br />
und so gelang es mir, an seiner Stelle<br />
den Platz Ford gegenüber einzunehmen. Für<br />
kühne Entschlossenheit haben alle Automotrilkönige<br />
stets Verständnis gezeigt, haben ja<br />
alle mal klein angefangen, <strong>Zeitung</strong>en ausgerufen<br />
oder Teller gewaschen. Also ruhte auch<br />
"wohlgefällig des grossen Mannes Auge auf<br />
mir und er sagte vorschriftsmässig: «Was<br />
kann ich für Sie tun?»<br />
Ich bin in der Führung amerikanischer Gespräche<br />
durch die Lektüre von Karl Mays<br />
Winnetou einigermassen erfahren und sagte<br />
'deshalb : «Hailoh, old boy!» was auf deutsch<br />
heisst: «Juchhe, alter'Knabe!» Henry Ford<br />
hatte mich sofort verstanden und erklärte :<br />
« München ist die schönste Stadt der Welt.<br />
Es hat mir hier ausnehmend gut gefallen und<br />
ich bedaure, dass ich hier nicht immer wohnen<br />
kann. Kurz und gut, schreiben Sie dasselbe,<br />
was Charly Chaplin, Douglas Fairbanks,<br />
Greta Garbo und die anderen Grossen<br />
der Menschheit jedesmal von jeder Stadt behaupten,<br />
das freut die Leute immer.»<br />
« Allright», sagte ich gewandt. Wir flogen<br />
gerade waagrecht. Henry Ford, der Automobilkönig,<br />
war so recht in seinem Element, und<br />
Freund Clochinet<br />
Frau und Herr Parlavin machten eine<br />
Reise rund um Frankreich im Automobil,<br />
Sie beeilten sich aber gar nicht. Beide<br />
waren über die Vierzig bereits hinaus,<br />
ziemlich beleibt, ziemlich asthmatisch und<br />
ziemlich träge. Sie waren auch bereits<br />
zufrieden, wenn sie täglich ungefähr<br />
30 Kilometer zurücklegten. Sie fuhren<br />
vorsichtig und andächtig, ohne in der<br />
Landschaft weiter Umschau zu halten.<br />
Sobald sie sich an einem schönen Orte einfanden,<br />
sogte Frau Parlavin lakonisch:<br />
«Hier ist es gar nicht hässlich...»<br />
«Hm... nein, gar nicht, gar nicht...»<br />
entgegnete Herr Parlavin. «Wir werden<br />
uns eine Ansichtskarte mit diesem Anblick<br />
suchen müssen.»<br />
In jedem Städtchen kauften sie sich<br />
Ansichtskarten. Das ersparte ihnen die<br />
Umschau während der Fahrt. Beide waren<br />
sehr auf eine gute Küche bedacht.<br />
Darüber hinaus war aber ihre wichtigste<br />
tägliche Sorge, ein bequemes Nachtlager<br />
und ein gutes und nicht teures Mittagessen<br />
zu finden.<br />
Wenn sie in die Stadt hineinfuhren,<br />
betrachtete Herr Parlavin eingehend alle<br />
mit der Bescheidenheit des wahrhaft bedeutenden<br />
Menschen sagte er leichthin : «Ich<br />
habe zu Hause auch so ein Fahrgeschäft. ><br />
« Oh, oh », sagte ich erschüttert ob solcher<br />
Zurückhaltung.<br />
«Sie haben recht», meinte da der bestbekannte<br />
Mann Amerikas, «wir sollten mehr<br />
Obst essen. Das laufende Band...»<br />
Jetzt würde etwas sehr Aufschlussreiches<br />
aus seinem Munde gekommen sein, aber da<br />
war die Fahrt und das Interview zu Ende.<br />
Federnden Schrittes und klaren Kopfes<br />
verschwand Henry Ford im Trubel der<br />
Menge.<br />
Gasthöfe, an denen sie vorbeikamen. Von<br />
Zeit zu Zeit sagte er zu seiner Gattin:<br />
«Hier sieht alles zu neu aus, aussen ist<br />
alles schick und drinnen vergiften sie<br />
sicher ihre Gäste...»<br />
Oder:<br />
«Hier ist es zu schmutzig. Schau doch,<br />
wie unsauber die Vorhänge sind. Ich<br />
stelle mir vor, wie es in der Küche aussehen<br />
muss.»<br />
Aber wenn ein kleines Provinzhotel das<br />
bescheidene und solide Aussehen eines<br />
Gasthofes aus der «guten alten Zeit»<br />
hatte, wenn irgendeine «goldene Gans»<br />
oder ein «schwarzer Schwan» mit ihren<br />
Flügeln über den vom Alter geschwärzten<br />
Mauern standen, geriet Herr Parlavin<br />
geradezu in Ekstase :<br />
«Hier wird uns wohl sein! Hier treffen<br />
wir auf ein ordentliches Lokal ohne neuzeitlichen<br />
Nepp. Du wirst sehen, wie sie<br />
uns hier bewirten werden. Das Wasser<br />
läuft mir bereits im Munde zusammen!»<br />
Frau Parlavin hatte sich ihrerseits eine<br />
witzige Methode den Gasthofbesitzern gegenüber<br />
ausgedacht. Wenn sie sich irgendwo<br />
aufhielten, rief sie den Wirt sofort<br />
zu sich und erklärte ihm mit ungemein-freundlichem<br />
Lächeln:<br />
«Ihr Hotel ist uns von Ihrem guten,<br />
alten Stammgast, Herrn Clochinet, empfohlen<br />
worden. Wir nehmen an, dass Sie<br />
ihm keine Schande machen und uns wie<br />
ihn persönlich aufnehmen werden.»<br />
Der Wirt fuhr sich über die Stirn und<br />
bemühte sich — vergeblich — sich an<br />
jenen Herrn Clochinet zu erinnern. Und<br />
da keiner zugeben wollte, dass er Herrn<br />
Clochinet nicht kenne, sagte sogar häufig<br />
dieser oder jener:<br />
«Ah, Herr Clochinet... Dieser grosse,<br />
starke, brünette Herr mit dem Bart?...»<br />
Oder:<br />
«Dieser hagere, blonde Herr mit dem<br />
kleinen Schnurrbärtchen und dem Zwikker?...»<br />
Frau Parlavin unterbrach ihn sofort:<br />
«Ganz recht, ja, ja! Derselbe... Unser<br />
alter Freund... Er hat uns Ihre Küche<br />
und den Keller ungemein gelobt... Billig<br />
und gut, vortrefflich...»<br />
Dem Wirt konnte es natürlich nur äusserst<br />
angenehm sein, dass sein Ruf so<br />
weite Kreise zog. Deshalb bemühte sich<br />
auch jeder, die Freunde seines «alten<br />
Stammgastes Clochinet» sowohl hinsichtlich<br />
der Qualität des Essens wie auch der<br />
keineswegs übermässigen Preise zufriedenzustellen.<br />
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Autorisierte Uebersetzung aus dem Amerikanischen<br />
von Lise Landau. (Engelhorns Romanbibliothek.)<br />
(Fortsetzung aus dem Hauptblatt.)<br />
Sein Besuch gab mir jedenfalls zu denken?<br />
nnd als ich am Abend bei Tische bediente,<br />
an Stelle des Hausmädchens, das seinen Ausgang<br />
hatte, da stiegen zum erstenmal so etwas<br />
wie Zweifel gegen meine Herrin in mir<br />
auf. Sie war mir immer wie ein Engel vom<br />
Himmel erschienen; und als ich da hinter<br />
ihrem Stuhl stand und auf die schönen Schultern,<br />
auf die weissen Arme und auf ihr<br />
schimmerndes, volles Harr herabblickte, da<br />
wollte es mir nicht in den Sinn, dass sie irgend<br />
welche Heimlichkeiten hatte, die sie bisher<br />
mit Schlangenschlauheit vor ihrem Manne<br />
verborgen gehalten hatte. Er tat mir leid.<br />
Und in dem Augenblick, da ich zum erstenmal<br />
an ihr zweifelte, stieg ein Mitgefühl für<br />
ihn in mir auf. Ich war bereit zu vergessen<br />
— entschuldigen Sie — dass ich ihn und seine<br />
kalte Art und Weise nie gemocht hatte, bereit,<br />
ihm zu vergeben, dass er mich einst mit<br />
rauhen Händen angepackt hatte. Meine<br />
Herrin hatte es nicht für gut befunden, mir<br />
etwas anzuvertrauen und hatte sich so misstrauisch<br />
gegen mich gezeigt, als hielte sie<br />
mich für fähig, ihr was Schlechtes anzutun.<br />
Sie hatte meine Fragen überhört und mich in<br />
meine Schranken zurückgewiesen. Ich denke,<br />
es war bloss menschlich, dass sich mein Mitgefühl<br />
von ihr abwandte und sich mit dem<br />
Manne zu beschäftigen begann, der ihr am<br />
Tische gegenübersass, ohne eine Ahnung von<br />
den sonderbaren und vielleicht furchtbaren<br />
Dingen, die drohend über seinem Heim<br />
schwebten. Immer gleich freundlich und geduldig<br />
war er, und auch, das darf ich wohl<br />
sagen, — bitte zu verzeihen! auch ohne eine<br />
Spur von Schuld.<br />
Und während ich da ab und zu ging, fasste<br />
ich den Entschluss, meinem Herrn alles zu<br />
sagen,, was mir selbst bekannt war. Es schien<br />
mir der beste und sicherste Plan; ich hätte<br />
ihn ausgeführt, wenn Mr. Estabrook einen<br />
Tag länger im Hause geblieben wäre<br />
Ich begriff nicht, weshalb er ging.<br />
Mrs. Estabrook hatte mir nur gesagt, sie<br />
hätte ihn gebeten fortzugehen, und er sei gegangen.<br />
Die Wohnungstür hatte sich an jenem<br />
Morgen kaum hinter ihm geschlossen,<br />
als sie ihr Zimmer aufriegelte und mich hin-<br />
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macht sich so seine Gedanken: Wieder klebt ein<br />
neues Plakat und zwingt jedermann, daran zu denken,<br />
dass nun der Herbst mit Nebel, kaltem Wind<br />
und Wetter da ist. Sogar mich fängt es zu frieren<br />
an, der ich doch gar nicht empfindlich bin....<br />
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emnef. Nie im-Leben werde ich den Anblick<br />
ihres Gesichts vergessen, wie es in dem<br />
Augenblick aussah. Sie sass in dem grossen<br />
Lehnstuhl, der mit dem bunten Cretonne bezogen<br />
ist, und ihr Gesicht war so weiss wie<br />
eine frisch gewaschene Serviette. Es war so<br />
weiss, dass es nicht lebendig aussah, sondern<br />
eher wie das Gesicht einer Erscheinung, die<br />
auf einen Augenblick kommt, verweilt und<br />
beim kleinsten Luftzug wieder verschwindet.<br />
Ihre Hände lagen auf den Armlehnen, gerad<br />
wie die Hände der ägyptischen Könige aus<br />
Alabaster, die man in den Museen zu sehen<br />
bekommt. Sie hätte die Königin eines grossen<br />
Reiches aus dem Altertum sein können,<br />
gerad als ob sie eben von den Fenstern ihres<br />
Palastes auf das Dröhnen der Schlacht gehört<br />
und den Rückzug ihrer Truppen gesehen und<br />
sich einen kleinen feinen Dolch in die Brust<br />
gestossen hätte, damit man sie nicht lebendig<br />
gefangen nimmt. Sie sah so schön aus, dass<br />
es mir ins Herz schnitt — so schön und so<br />
furchtbar!<br />
«Margaret!» sagte sie langsam und schwer<br />
zu mir, «Margaret!»<br />
«Mein kleines Mädchen!» schrie ich auf, all<br />
die vergangenen Jahre vergessend. Und ich<br />
fiel neben ihr auf die Kniee.<br />
«Still! Still!» sagte sie, «ich brauche deine<br />
Hilfe. Es ist eine verzweifelte Sache. Aber<br />
du musst ruhig bleiben.»<br />
«Was soll ich tun?» fragte ich.<br />
«Was ich dir sagen werde,» antwortete sie,<br />
ihre Augen fest auf mich gerichtet. «Schicke<br />
all die andern aus dem Haus — aber, ehe sie<br />
gehen, sollen sie mir das Zimmer hier ausräumen<br />
— alle Möbel und Teppiche und Bilder.<br />
Die Jalousieen sollen überall heruntergelassen<br />
werden und die Türen verriegelt.<br />
Drei Wochen lang soll mir niemand über die<br />
Schwelle kommen. Die ganze Zeit über sollst<br />
du hier bleiben — in diesem Hause. Mein<br />
Mann wird während der Zeit nicht zurückkommen,<br />
und allen andern sollst du sagen,<br />
dass er fort ist und dass ich auch fort bin —<br />
oder krank — oder, was dir sonst am besten<br />
scheint. Du sollst niemals an meine verschlossene<br />
Tür kommen, wenn ich nicht nach<br />
dir rufe.»<br />
«Aber, Mrs. Estabrook! rief ich mit zitternden<br />
Lippen.<br />
«Warte,» sagte sie und in ihren Augen war<br />
ein Blick, der mir wie ein Messer durch und<br />
durch ging. «Komm jeden Morgen an meine<br />
Tür. Bringe mir ein Glas Milch. Klopf an.<br />
Wenn ich nicht antworte, lass die Tür aufbrechen!<br />
Das ist alles! Hast du verstanden?»
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HANS WEIBEL
Bern, Dienstag 14. Oktober <strong>1930</strong> III. Blatt der „Automobil-Revue" No. 87<br />
Interview mit Henry Ford<br />
Mit den jugendlich federnden Schritten des<br />
erfolgreichen amerikaAischen Geschäftsmannes,<br />
unterstützt von den noch immer leuchtenden<br />
Augen des genialen Erfinders, schritt<br />
Henry Ford durch eine der Hauptstrassen<br />
des Oktoberfestes in München. Und hinter<br />
ihm schlich ein Reporter der «Münchener<br />
T. Z.», der Ford zu einem Interview wünschte.<br />
Die eben erwähnten Augen streiften nur<br />
flüchtig die Bierhallen, von denen er wenig<br />
hielt, denn der erfolgreiche amerikanische<br />
Geschäftsmann in ihm hatte klar erkannt,<br />
dass jede Mark, die für Alkohol — mit jenem<br />
chemischen Wort bezeichnet man drüben<br />
das Bier — verausgabt wird, zur Anschaffung<br />
eines Autos unbrauchbar geworden ist,<br />
und somit jeder Masskrug ein Hindernis für<br />
die Ausbreitung der amerikanischen Autotnobilindustrie,<br />
was gleichbedeutend mit Fortschritt<br />
der Menschheit ist, bedeutet.<br />
Mit oben genannten federnden Schritten<br />
wandte sich Henry Ford einem Luftkarussel<br />
zu, Hess niemanden seine Jahre merken und<br />
schwang sich in den hinteren Sitz. Sein Sekretär,<br />
der mit Recht vermutete, dass Herr<br />
Ford jetzt etwas Wichtiges zu diktieren haben<br />
würde, wollte den vorderen Platz besetzen.<br />
Ich — so der Reporter — schob ihn beiseite<br />
und so gelang es mir, an seiner Stelle<br />
den Platz Ford gegenüber einzunehmen. Für<br />
kühne Entschlossenheit haben alle Automo-<br />
*bilkönige stets Verständnis gezeigt, haben ja<br />
alle mal klein angefangen, <strong>Zeitung</strong>en ausgerufen<br />
oder Teller gewaschen. Also ruhte auch<br />
'wohlgefällig des grossen Mannes Auge auf<br />
mir und er sagte vorschriftsmässig: «Was<br />
kann ich für Sie tun?»<br />
Ich bin in der Führung amerikanischer Gespräche<br />
durch die Lektüre von Karl Mays<br />
Winnetou einigetmassen erfahren und sagte<br />
'deshalb: «Hailoh, old boy!» was auf deutsch<br />
heisst: «Juchhe, alter'Knabe!» Henry Ford<br />
hatte mich sofort verstanden und erklärte :<br />
« München ist die schönste Stadt der Welt.<br />
Es hat mir hier ausnehmend gut gefallen und<br />
ich bedaure, dass ich hier nicht immer wohnen<br />
kann. Kurz und gut, schreiben Sie dasselbe,<br />
was Charly Chaplin, Douglas Fairbanks,<br />
Greta Garbo und die anderen Grossen<br />
der Menschheit jedesmal von jeder Stadt behaupten,<br />
das freut die Leute immer.»<br />
« Allright», sagte ich gewandt. Wir flogen<br />
gerade waagrecht. Henry Ford, der Automobilkönig,<br />
war so recht in seinem Element, und<br />
Freund Clochinet<br />
Frau und Herr Parlavin machten eine<br />
Reise rund um Frankreich im Automobil,<br />
Sie beeilten sich aber gar nicht. Beide<br />
waren über die Vierzig bereits hinaus,<br />
ziemlich beleibt, ziemlich asthmatisch und<br />
ziemlich träge. Sie waren auch bereits<br />
zufrieden, wenn sie täglich ungefähr<br />
30 Kilometer zurücklegten. Sie fuhren<br />
vorsichtig und andächtig, ohne in der<br />
Landschaft weiter "Umschau zu halten.<br />
Sobald sie sich an einem schönen Orte einfanden,<br />
sogte Frau Parlavin lakonisch:<br />
«Hier ist es gar nicht hässlich...»<br />
«Hm... nein, gar nicht, gar nicht...»<br />
entgegnete Herr Parlavin. «Wir werden<br />
uns eine Ansichtskarte mit diesem Anblick<br />
suchen müssen.»<br />
In jedem Städtchen kauften sie sich<br />
Ansichtskarten. Das ersparte ihnen die<br />
Umschau während der Fahrt. Beide waren<br />
sehr auf eine gute Küche bedacht.<br />
Darüber hinaus war aber ihre wichtigste<br />
tägliche Sorge, ein bequemes Nachtlager<br />
und ein gutes und nicht teures Mittagessen<br />
zu finden.<br />
Wenn sie in die Stadt hineinfuhren,<br />
betrachtete Herr Parlavin eingehend alle<br />
mit der Bescheidenheit des wahrhaft bedeutenden<br />
Menschen sagte er leichthin : «Ich<br />
habe zu Hause auch so ein Fahrgeschäft.»<br />
« Oh, oh », sagte ich erschüttert ob solcher<br />
Zurückhaltung.<br />
«Sie haben recht», meinte da der bestbekannte<br />
Mann Amerikas, «wir sollten mehr<br />
Obst essen. Das laufende Band...»<br />
Jetzt würde etwas sehr Aufschlussreiches<br />
aus seinem Munde gekommen sein, aber da<br />
war die Fahrt und das Interview zu Ende.<br />
Federnden Schrittes und klaren Kopfes<br />
verschwand Henry Ford im Trubel der<br />
Menge.<br />
Gasthöfe, an denen sie vorbeikamen. Von<br />
Zeit zu Zeit sagte er zu seiner Gattin:<br />
«Hier sieht alles zu neu aus, aussen ist<br />
alles schick und drinnen vergiften sie<br />
sicher ihre Gäste...»<br />
Oder:<br />
«Hier ist es zu schmutzig. Schau doch,<br />
wie unsauber die Vorhänge sind. Ich<br />
stelle mir vor, wie es in der Küche aussehen<br />
muss.»<br />
Aber wenn ein kleines Provinzhotel das<br />
bescheidene und solide Aussehen eines<br />
Gasthofes aus der «guten alten Zeit»<br />
hatte, wenn irgendeine «goldene Gans»<br />
oder ein «schwarzer Schwan» mit ihren<br />
Flügeln über den vom Alter geschwärzten<br />
Mauern standen, geriet Herr Parlavin<br />
geradezu in Ekstase :<br />
«Hier wird uns wohl sein! Hier treffen<br />
wir auf ein ordentliches Lokal ohne neuzeitlichen<br />
Nepp. Du wirst sehen, wie sie<br />
uns hier bewirten werden. Das Wasser<br />
läuft mir bereits im Munde zusammen!»<br />
Frau Parlavin hatte sich ihrerseits eine<br />
witzige Methode den Gasthofbesitzern gegenüber<br />
ausgedacht. Wenn sie sich irgendwo<br />
aufhielten, rief sie den Wirt sofort<br />
zu sich und erklärte ihm mit ungemein-freundlichem<br />
Lächeln:<br />
«Ihr Hotel ist uns von Ihrem guten,<br />
alten Stammgast, Herrn Clochinet, empfohlen<br />
worden. Wir nehmen an, dass Sie<br />
ihm keine Schande machen und uns wie<br />
ihn persönlich aufnehmen werden.»<br />
Der Wirt fuhr sich über die Stirn und<br />
bemühte sich — vergeblich — sich an<br />
jenen Herrn Clochinet zu erinnern. Und<br />
da keiner zugeben wollte, dass er Herrn<br />
Clochinet nicht kenne, sagte sogar häufig<br />
dieser oder jener:<br />
«Ah, Herr Clochinet... Dieser grosse,<br />
starke, brünette Herr mit dem Bart?...»<br />
Oder:<br />
«Dieser hagere, blonde Herr mit dem<br />
kleinen Schnurrbärtchen und dem Zwikker?...»<br />
Frau Parlavin unterbrach ihn sofort:<br />
«Ganz recht, ja, ja! Derselbe... Unser<br />
alter Freund... Er hat uns Ihre Küche<br />
und den Keller ungemein gelobt... Billig<br />
und gut, vortrefflich...»<br />
Dem Wirt konnte es natürlich nur äusserst<br />
angenehm sein, dass sein Ruf so<br />
weite Kreise zog. Deshalb bemühte sich<br />
auch jeder, die Freunde seines «alten<br />
Stammgastes Clochinet» sowohl hinsichtlich<br />
der Qualität des Essens wie auch der<br />
keineswegs übermässigen Preise zufriedenzustellen.<br />
Die blaue Wand<br />
Von Richard Washburn Child.<br />
Autorisierte Uebersetzung aus dem Amerikanischen<br />
von Lifie Landau. (Engelhorns Romanbibliothek.)<br />
(Fortsetzung aua dem Hauptblatt.)<br />
Sein Besuch gab mir jedenfalls zu denken?<br />
nnd als ich am Abend bei Tische bediente,<br />
an Stelle des Hausmädchens, das seinen Ausgang<br />
hatte, da stiegen zum erstenmal so etwas<br />
wie Zweifel gegen meine Herrin in mir<br />
auf. Sie war mir immer wie ein Engel vom<br />
Himmel erschienen; und als ich da hinter<br />
ihrem Stuhl stand und auf die schönen Schultern,<br />
auf die weissen Arme und auf ihr<br />
schimmerndes, volles Harr herabblickte, da<br />
wollte es mir nicht in den Sinn, dass sie ir-<<br />
gend welche Heimlichkeiten hatte, die sie bisher<br />
mit Schlangenschlauheit vor ihrem Manne<br />
verborgen gehalten hatte. Er tat mir leid.<br />
Und in dem Augenblick, da ich zum erstenmal<br />
an ihr zweifelte, stieg ein Mitgefühl für<br />
ihn in mir auf. Ich war bereit zu vergessen<br />
— entschuldigen Sie — dass ich ihn und seine<br />
kalte Art und Weise nie gemocht hatte, bereit,<br />
ihm zu vergeben, dass er mich einst mit<br />
rauhen Händen angepackt hatte. Meine<br />
Herrin hatte es nicht für gut befunden, mir<br />
etwas anzuvertrauen und hatte sich so misstrauisch<br />
gegen mich gezeigt, als hielte sie<br />
mich für fähig, ihr was Schlechtes anzutun.<br />
Sie hatte meine Fragen überhört und mich in<br />
meine Schranken zurückgewiesen. Ich denke,<br />
es war bloss menschlich, dass sich mein Mitgefühl<br />
von ihr abwandte und sich mit dem<br />
Manne zu beschäftigen begann, der ihr am<br />
Tische gegenübersass, ohne eine Ahnung von<br />
den sonderbaren und vielleicht furchtbaren<br />
Dingen, die drohend über seinem Heim<br />
schwebten. Immer gleich freundlich und geduldig<br />
war er, und auch, das darf ich wohl<br />
sagen, — bitte zu verzeihen! auch ohne eine<br />
Spur von Schuld.<br />
Und während ich da ab und zu ging, fasste<br />
ich den Entschluss, meinem Herrn alles zu<br />
sagen,, was mir selbst bekannt war. Es schien<br />
mir der beste und sicherste Plan; ich hätte<br />
ihn ausgeführt, wenn Mr. Estabrook einen<br />
Tag länger im Hause geblieben wäre<br />
Ich begriff nicht, weshalb er ging.<br />
Mrs. Estabrook hatte mir nur gesagt, sie<br />
hätte ihn gebeten fortzugehen, und er sei gegangen.<br />
Die Wohnungstür hatte sich an jenem<br />
Morgen kaum hinter ihm geschlossen,<br />
als sie ihr Zimmer aufriegelte und mir.li Mn-<br />
DER PLAKATMANN<br />
macht sich so seins Gedanken: Wieder klebt ein<br />
neues Plakat und zwingt jedermann, daran zu denken,<br />
dass nun der Herbst mit Nebel, kaltem Wind<br />
und Wetter da ist, Sogar mich fängt es zu frieren<br />
an, der ich doch gar nicht empfindlich bin....<br />
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emnef. Nie im-Leben werde ich den Anblick<br />
ihres Gesichts vergessen, wie es in dem<br />
Augenblick aussah. Sie sass in dem grossen<br />
Lehnstuhl, der mit dem bunten Cretonne bezogen<br />
ist, und ihr Gesicht war so weiss wie<br />
eine frisch gewaschene Serviette. Es war so<br />
weiss, dass es nicht lebendig aussah, sondern<br />
eher wie das Gesicht einer Erscheinung, die<br />
auf einen Augenblick kommt, verweilt und<br />
beim kleinsten Luftzug wieder verschwindet.<br />
Ihre Hände lagen auf den Armlehnen, gerad<br />
wie die Hände der ägyptischen Könige aus<br />
Alabaster, die man in den Museen zu sehen<br />
bekommt. Sie hätte die Königin eines grossen<br />
Reiches aus dem Altertum sein können,<br />
gerad als ob sie eben von den Fenstern ihres<br />
Palastes auf das Dröhnen der Schlacht gehört<br />
und den Rückzug ihrer Truppen gesehen und<br />
sich einen kleinen feinen Dolch in die Brust<br />
gestossen hätte, damit man sie nicht lebendig<br />
gefangen nimmt. Sie sah so schön aus, dass<br />
es mir ins Herz schnitt — so schön und so<br />
furchtbar!<br />
«Margaret!» sagte sie langsam und schwer<br />
zu mir, «Margaret!»<br />
«Mein kleines Mädchen!» schrie ich auf, all<br />
die vergangenen Jahre vergessend. Und ich<br />
fiel neben ihr auf die Kniee.<br />
«Still! Still!» sagte sie, «ich brauche deine<br />
Hilfe. Es ist eine verzweifelte Sache. Aber<br />
du musst ruhig bleiben.»<br />
«Was soll ich tun?» fragte ich.<br />
«Was ich dir sagen werde,» antwortete sie,<br />
ihre Augen fest auf mich gerichtet. «Schicke<br />
all die andern aus dem Haus — aber, ehe sie<br />
gehen, sollen sie mir das Zimmer hier ausräumen<br />
— alle Möbel und Teppiche und Bilder.<br />
Die Jalousieen sollen überall heruntergelassen<br />
werden und die Türen verriegelt.<br />
Drei Wochen lang soll mir niemand über die<br />
Schwelle kommen. Die ganze Zeit über sollst<br />
du hier bleiben — in diesem Hause. Mein<br />
Mann wird während der Zeit nicht zurückkommen,<br />
und allen andern sollst du sagen,<br />
dass er fort ist und dass ich auch fort bin —<br />
oder krank — oder, was dir sonst am besten<br />
scheint. Du sollst niemals an meine verschlossene<br />
Tür kommen, wenn ich nicht nach<br />
dir rufe.»<br />
«Aber, Mrs. Estabrook! rief ich mit zitternden<br />
Lippen.<br />
«Warte,» sagte sie und in ihren Augen war<br />
ein Blick, der mir wie ein Messer durch und<br />
durch ging. «Komm jeden Morgen an meine<br />
Tür. Bringe mir ein Glas Milch. Klopf an.<br />
Wenn ich nicht antworte, lass die Tür aufbrechen!<br />
Das ist alles! Hast du verstanden?»
Diese Methode enttäuschte nie. Herr<br />
und Frau Parlavin assen auf diese Weise<br />
manches ganz vorzügliche Mittagessen<br />
dank der Empfehlung des braven Clochinet,<br />
der nur in der Phantasie von Frau<br />
Parlavin existierte.<br />
Herr und Frau Parlavin hielten sich<br />
eines Tages im «Goldenen Löwen» in dem<br />
kleinen Städtchen Saint-Martin-sur-Loire<br />
auf. Das Hotel war klein, aber nett und<br />
sehr hübsch an einem Flusse gelegen.<br />
Frau Parlavin begann wie gewöhnlich<br />
der Wirtin zu erzählen:<br />
«Unser alter Freund Clochinet hat uns<br />
Ihr Hotel empfohlen. Ich hoffe, dass sie<br />
ihm keine Schande machen...»<br />
Aber die Wirtin unterbrach sie und<br />
rief freudig:<br />
«Philipp, komm mal her! Herrn Clochinets<br />
Freunde sind angekommen!»<br />
Der Wirt kam eilig herbei, verbeugte<br />
sich mehrmals und sein Gesicht glänzte:<br />
«Wir sind ungemein glücklich, dass uns<br />
die Herrschaften die Ehre erweisen! Und<br />
wie geht es Herrn Clochinet?»<br />
«Ganz gut!» entgegnete Frau Parlavin<br />
mit bereits etwas unsicherer Stimme.<br />
«Und was macht seine Frau? Man hat<br />
angeblich bereits die Hoffnung aufgege-;<br />
ben!...»<br />
«Ach, ganz im Gegenteil!» warf etwas<br />
weniger schüchtern als seine Frau Herr<br />
Parlavin ein. «Ihr geht es bereits bedeutend<br />
besser...»<br />
«Gott sei Dank!» mischte sich die Wirtin<br />
ein. «Wir waren so besorgt und hatten<br />
mit Herrn Clochinet solches Mitleid...»<br />
Herr und Frau Parlavin waren ganz<br />
überrascht. Also existierte dieser Clochinet<br />
tatsächlich? Und man kannte ihn im<br />
«Goldenen Löwen». In der Tat ein seltsames<br />
Spiel des Zufalls.<br />
Sie verloren aber ganz und gar den<br />
Kopf, als ihnen der Wirt verkündete:<br />
«Wir haben Sie schon seit mehreren<br />
Tagen erwartet! Herr Clochinet hat uns<br />
mitgeteilt, dass Sie in diesen Tagen ankommen.<br />
Wir haben doch die Ehre mit<br />
Herrn und Frau Plantechaise?»<br />
Frau Parlavin stutzte, entgegnete aber<br />
nach einiger Ueberlegung:<br />
«Jawohl... Das sind wir!...» Sie wollte<br />
die Angelegenheit nicht unnötig komplizieren.<br />
Sie wollten ja sowieso einige Stunden<br />
später weiterfahren. Was konnte es<br />
also schaden, dass sie einen falschen Na-<br />
men angaben... Dafür würden sie aber<br />
gut bewirtet werden.<br />
Zunächst erhielten sie ein Frühstück.<br />
Es war so ausgezeichnet, wie sie es schon<br />
lange nicht mehr gehabt hatten... Und<br />
einen Wein stellte man ihnen auf den<br />
Tisch!... Sie schnalzten mit der Zunge.<br />
«Ein Göttertrank», murmelte Herr Parlavin.<br />
«Leben, leben, niemals sterben!» sagte<br />
Frau Parlavin.<br />
«Hier ist uns wohl, nicht wahr, Frau<br />
Plantechaise?» fragte Herr Parlavin und<br />
beide begannen herzlich zu lachen.<br />
So gut hatten sie sich schon lange nicht<br />
mehr amüsiert.<br />
Der Wirt brachte eine Flasche Champagner.<br />
«Auf das Wohl unseres braven Herrn<br />
Clochinet!»<br />
Und man stiess freundschaftlichst die<br />
Gläser mit dem Wirte an.<br />
Nach dem Kaffee kamen Liköre. Und<br />
als sich Herr Parlavin eine gute Zigarre<br />
angesteckt hatte, bat er um die Eechnung.<br />
«Sofort», sagte die Wirtin. «Gestatten<br />
Sie, dass ich Ihnen auch Herrn Clochinets<br />
kleine Rechnung bringe?»<br />
«Herrn Clochinets Rechnung?» fragten<br />
beide beunruhigt.<br />
«Nun ja, Herrn Clochinets Rechnung.<br />
Tun Sie doch nicht so, als wüssten Sie<br />
nicht, worum es sich handelt», sagte der<br />
Wirt lustig und klopfte Herrn Parlavin<br />
vertrauensselig auf die Schultern.<br />
«Nein. Ich verstehe wirklich nicht...»<br />
«Scherzen Sie doch aber nicht, Herr<br />
Plantechaise! Sie wissen doch, dass der<br />
arme Herr Clochinet neulich plötzlich abreisen<br />
musste, weil man ihn zu seiner<br />
schwerkranken Frau rief. Gestern schrieb<br />
er uns, dass er nicht mehr herkomme, weil<br />
er bei ihr bleiben müsse. Aber in den<br />
nächsten Tagen kämen die Herrschaften<br />
Plantechaise und würden die Rechnung<br />
begleichen-, er war bei uns nicht ganz<br />
einen Monat... Meine Frau wird Ihnen<br />
die Rechnung sofort bringen. Und was<br />
das heutige Frühstück angeht, so gestatten<br />
Sie, dass wir das nicht berechnen...<br />
Es ist im Verhältnis zu der Rechnung des<br />
Herrn Clochinet eine solche Kleinigkeit,<br />
und ich hatte tatsächlich, ich muss es zugeben,<br />
bereits gezweifelt, dass wir überhaupt<br />
noch zu unserem Gelde kommen...<br />
M. Prax.<br />
Deutsch von Dr. Leo Kossella.<br />
AUTOMOBIL-REVUE <strong>1930</strong> -^ N° 87<br />
• rVL ÄöSSEjfi W"l<br />
Film und Auto. Filme, die ausserhalb eines Studios gedreht werden, erfordern einen besondern Aufwand.<br />
Es werden eigene Auto-Karawanen gebildet, mit bequem ausgerüsteten Schminkwagen.<br />
Die Automobilkarte<br />
Von Gerhard Frank.<br />
Herr und Frau Höfel machen mit ihrem<br />
Auto eine Ueberlandfahrt.<br />
Herr Höfel hat Benzin aufgefüllt, den'<br />
Wagen aus der Garage geholt, fertig gemacht<br />
und wartet nun vor der Haustür.<br />
Frau Höfel schaut zum Fenster heraus<br />
und fragt: «Bist du so weit?»<br />
«Ja,» ruft der Mann, «komm nun und<br />
bring die grosse Automobilkarte mit, sie<br />
liegt auf meinem Schreibtisch.»<br />
Nach einer Weile erscheint Frau Höfel,<br />
sie steigen ins Auto und fahren davon.<br />
«Ich habe die Karte in meinen Mantel gesteckt,»<br />
meint die Frau nach einer Weile,<br />
«sie lag aber nicht auf deinem Schreibtisch,<br />
sondern auf meinem Nähkasten!»<br />
«Komisch,» erwidert er, «wie ist die<br />
Karte bloss dahin gekommen?»<br />
«Brauchst du sie gleich?»<br />
«Nein, jetzt nicht, ich kenne den Weg.»<br />
Sie fahren und fahren. Er kennt den<br />
Weg und ist sehr sicher. Es wird langsam<br />
Abend. Sie essen unterwegs vom mitgebrachten<br />
Proviant und fahren weiter.<br />
Es wird Nacht. Herr Höfel sitzt am<br />
Steuer und lässt die Scheinwerfer blitzen.<br />
Es geht durch einen Wald. Da meint Herr<br />
Höfel plötzlich: «Du, ich glaube, wir haben<br />
uns verfahren, soviel ich weiss, kommen<br />
wir gar nicht durch einen Wald.»<br />
«Sieh doch auf der Karte nach!» antwortet<br />
die Frau.<br />
«Na, lass jetzt,» wehrt er ab, «wir fahren<br />
noch ein Stück, vielleicht sind wir<br />
doch richtig.»<br />
Nach einer halben Stunde meint sie:<br />
«Du, die Strasse wird immer schlechter,<br />
ich glaube, wir fahren immer tiefer in<br />
den Wald hinein. Ich will doch lieber<br />
einmal auf der Karte nachsehen.»<br />
Sie halten an, Frau Höfel sucht die<br />
neue Autokarte.<br />
Nach einigem Suchen findet sie die<br />
Karte, die in einem Umschlag steckt.<br />
Herr Höfel schaltet die Handlampe ein,<br />
und holt die Karte.<br />
Herr Höfel wird zornig. «Was ist denn<br />
das für eine Albernheit?»<br />
Plötzlich fängt sie an zu weinen: «Oh,<br />
dass ich das vergessen konnte! Ich habe<br />
heute mit den Kindern gespielt, und da<br />
wollten sie, dass ich ihnen •..» Sie weint<br />
heftiger und legt die Hände vors Gesicht.<br />
Mit einem verächtlichen Achselzucken<br />
faltet Herr Höfel die Karte auseinander.<br />
«Was ist das eigentlich für ein Plant»<br />
fragt er böse.<br />
«Mein neuer Schnittmuster bogen!»<br />
«Gnade uns Gott!» schrie ich auf. «Sagen<br />
Sie mir, was das zu bedeuten hat! Haben Sie<br />
den Verstand verloren?»<br />
Sie streichelte mir eine Sekunde lang mit<br />
ihrer weichen Hand die Wange.<br />
«Nein,» sagte sie und ihre Stimme wurde<br />
hart wie Hammerschläge. «Tu 1 , was ich dir gesagt<br />
habe! Tu' es um unser aller Leben<br />
willen!»<br />
Ich war jetzt überzeugt, dass sie bei Sinnen<br />
war. Irgend etwas war in ihren Augen, das<br />
einen Tiger hätte zähmen können. Ich erhob<br />
mich. Ich tat alles, was sie befahl. Die Möbel<br />
wurden aus ihrem Zimmer herausgenommen,<br />
dass es so kahl aussah wie ein Raum, der<br />
zum nächsten Termin vermietet werden soll.<br />
Es war nichts zurückgeblieben als eine Matratze<br />
an der Erde und ein Stuhl. Ich schickte<br />
die Dienstboten weg mit der Weisung, sich<br />
nach drei Wochen wieder einzufinden. Als<br />
endlich alles getan war, und ich allein durch<br />
das Haus schlich, wie ein trübseliges Gespenst,<br />
da wagte ich mich die Treppe hinauf<br />
an ihre Tür. Die war verschlossen! Seitdem<br />
hab' ich ihr Gesicht nicht mehr gesehen!<br />
Ich kann keinem Menschen sagen, was ich<br />
während dieser Wartezeit durchgemacht<br />
habe. Ich weiss nur, dass es wie ein furchtbarer<br />
Traum war — wie einer jener Träume,<br />
bei denen einem der Schweiss ausbricht, weil<br />
man vor Angst aufwachen oder schreien oder<br />
die Last von sich werfen möchte, die einem<br />
Herz und Lunge bedrückt. Und bis jetzt hab'<br />
ich trotz allem mein Versprechen treulich<br />
gehalten.<br />
Ich habe alle Besucher fortgeschickt! Bin<br />
jeden Morgen an die Tür meiner Herrin gegangen,<br />
und sie gab mir durch die Holztäfelung<br />
hindurch ihre Weisungen. Tag um<br />
Tag bin ich in den stillen Stuben auf und ab<br />
spaziert oder hab' im Bibliothekzimmer gesessen<br />
und versucht, zu lesen oder den<br />
Schritten in dem schrecklichen Zimmer oben<br />
zu lauschen. Die Stunden zogen seh so langsam<br />
hin als ob die Zeiger der Uhr auf dem<br />
Kaminsims sich fast ebenso schnell wieder<br />
zurückdrehten, als sie vorwärts gegangen<br />
waren. Dann hörte oben das Gehen für eine<br />
Weile auf, und die Uhr ging mit ihrem ewigen<br />
Ticken weiter. Und wenn ich scharf aufr<br />
passte, konnte ich hören, wie die Standuhr<br />
auf der Diele in den Takt einfiel, wie bei einem<br />
Duett. Dann kam die Uhr aus dem Vorderzimmer<br />
oben dazu und die aus der Küche,<br />
bis ein solches Durcheinander von Ticken<br />
für diejenigen, welche kakaohaltige<br />
Getränke lieben, jedoch<br />
unliebsame Fettbildung vermeiden<br />
wollen. Schütten Sie einfach<br />
den Inhalt einer Tablette in<br />
heisse Milch und das Getränk<br />
ist fertig. Die Tablettenform garantiertstetsdieselbe<br />
Dosierung<br />
und damit gleichbleibende<br />
Stärke. Probieren Sie dieneuzeitliche<br />
Getränk<br />
Tablette<br />
war, dass man verzweifelt darüber werden<br />
konnte, wie bei dem Geräusch von hundert<br />
Schreibmaschinen, die alle zugleich arbeiten.<br />
Ich hab' auch Stimmen gehört! Auf der<br />
Diele schienen Stimmen zu flüstern, als ob<br />
jemand Leute begrüsste, die zu einer Beerdigung<br />
gekommen waren. Stimmen schienen<br />
im Souterrain zu flüstern, und dann kam ein<br />
Gemurmel, als ob ein ganzer Chor von Stimmen<br />
durcheinander redete, aus irgend einem<br />
entfernteren Zimmer. Oft war es aber mehr<br />
als nur Einbildung, glauben Sie mir! Ich<br />
hörte im Zimmer meiner Herrin wirkliche<br />
Stimmen!<br />
Und ich wurde den Gedanken nicht los,<br />
dass es nicht nur die Stimme meiner Herrin<br />
allein war. Mir schien als ob jemand mit ihr<br />
stritte; als ob eine fremde Stimme in unterdrücktem<br />
Tone zu ihr spräche — eine Stimme,<br />
die ich wohl nie vorher gehört hatte. Ich<br />
schlich mich durch die Diele und horchte.<br />
Alles war still. Aber trotzdem hatte ich die<br />
Empfindung, dass sich jenseits dieser dicken,<br />
weissen Holztäfelung mehr als eine Person<br />
befände. Ich wusste wohl, es war Torheit, so<br />
etwas zu glauben; aber ich konnte die Vorstellung<br />
nicht los werden, dass noch jemand<br />
anderes — eine Frau oder ein gesprächiges<br />
Kind — hinter der verschlossenen Tür bei<br />
Julie sei.<br />
Nachdem diese Vorstellung sich einmal<br />
meiner bemächtigt hatte, versuchte ich auf<br />
jede Art, einen Blick in das Zimmer zu tun.<br />
Ich brachte die Mahlzeiten, die kaum ausreichten,<br />
ein Kätzchen zu nähren, an den Türspalt,<br />
den sie zu öffnen pflegte, um das Essen<br />
hineinzunehmen. Aber als ich das erste Mal<br />
versuchte, den Kopf hindurchzustecken, da<br />
rief mir meine Herrin mit müder, ernster<br />
Stimme zu, alles am Boden stehen zu lassen<br />
und meiner Wege zu gehen. Es schien, als<br />
schöpfte sie Verdacht.<br />
Offenbar hatte sie irgend etwas zu verbergen.<br />
Ich zerbrach mir über all diese seltsamen<br />
Dinge den Kopf, bis ich mich schliesslich<br />
zu fragen begann, auf welche Weise<br />
denn jene andere Person, wer oder was immer<br />
sie sein mochte, ins Haus hinein gekommen<br />
sein sollte. Ich begann auch, mich zu<br />
fragen, ob irgendwelche Geister aus der Luft<br />
gegriffen und zu Fleisch und Blut gemacht<br />
werden könnten.<br />
(Fortsetz, folgt.)
No87 - <strong>1930</strong><br />
EEITO<br />
HD» OE<br />
Ein Journalist des «Berliner Tagblattes» erkundigte<br />
sich in den verschiednen typischen<br />
Buchhandlungen nach den Büchern, die Frauen<br />
gerne lesen.<br />
Im Villenviertel.<br />
In den Bibliotheken, die den Buchhandlungen<br />
im Berliner Westen angeschlossen sind,<br />
herrscht der Modeschriftsteller. Seine Bücher<br />
werden stürmisch verlangt und schnell verschlungen<br />
— von den Damen der Gesellschaft,<br />
die hier die Bücher der Saison holen, um<br />
«mitreden» zu können. Sie erkundigen sich<br />
nach den Neuerscheinungen des Inlandes,<br />
häufiger nach den Neuerscheinungen des<br />
Auslandes, die dann in den meisten Fällen im<br />
Original gelesen werden. Die jüngeren Jahrgänge<br />
unter den weiblichen Lesern interessieren<br />
sich sehr für französische und englische<br />
Autoren, während die älteren den<br />
deutschen Autoren der Vorkriegszeit eine gewisse<br />
Anhänglichkeit bewahrt haben. Sehr<br />
gefragt sind augenblicklich die jungen ame-<br />
EBTE<br />
EPCP/^JU<br />
Was Frauen lesen<br />
Eine aufschlussreiche Rundfrage.<br />
rikanischen und russischen Schriftsteller,<br />
immer noch in- und ausländische Kriegsbücher<br />
und nach wie vor: Abenteurer-, Kriminal-<br />
und Spionageromane. Weniger gefragt<br />
sind die Bücher von Emil Ludwig, der noch<br />
vor einem Jahr führend in der Front der<br />
Leihbibliotheksautoren stand.<br />
Gründlich geändert hat sich in diesen Bibliotheken<br />
das Tempo, mit dem die Bücher<br />
gelesen werden. Während man noch vor zehn<br />
Jahren durchschnittlich zwei Wochen für ein<br />
Buch brauchte, kommt man heute mit acht<br />
und noch weniger Tagen aus.<br />
Im Warenhaus.<br />
In der Leihbibliothek in einem Warenhaus<br />
im Zentrum der Stadt ein anderes Bild: hier<br />
decken sich die Frauen von kleinen Beamten<br />
und Angestellten mit Lesestoff ein, wenn sie<br />
ihre Einkäufe erledigt haben. Sie haben nur<br />
selten bestimmte Wünsche. Sie begnügen<br />
sich mit der Angabe des Stoffgebietes —<br />
Liebesgeschichten, Reiseschilderungen oder<br />
Gesellschaftsromane — und lassen sich im<br />
übrigen vom Bibliothekar beraten. Am häufigsten<br />
hört er die Frage: Was gibt es Neues?<br />
Beifall findet er, wenn er «gefühlvolle» Bücher<br />
vorgeschlagen hat.<br />
Statistik.<br />
Statistisches Material hat die Stadtbibliothek<br />
Berlin zusammengestellt: sie registrierte<br />
im April dieses Jahres 5256 Leser, zu denen<br />
noch 7191 Besucher des Lesesaals kommen.<br />
Von den Besuchern des Lesesaals waren<br />
nicht weniger als 6800 Männer und nur<br />
391 Frauen. Die erste Stelle unter, den ausgeliehenen<br />
Büchern nehmen Werke aus der Literaturgschichte<br />
und Dichtung ein, dann kommen<br />
Werke aus der Geschichte, an dritter<br />
und vierter Stelle rangieren Erdkunde und<br />
Naturwissenschaft. In einem weiten Abstand<br />
folgen: Musik- und Theaterwissenschaft und<br />
Philosophie.<br />
Interessantes Material haben die Bücherhallen<br />
in Leipzig gesammelt. Es stammt aus<br />
den Jahren 1922 bis 1926. Von den 780,000<br />
verliehenen Büchern wurden 532,000 an Männer<br />
und 248,000 an Frauen ausgegeben. Während<br />
mehr als die Hälfte der ganzen Unterhaltungslektüre<br />
der Männer See-, Reise- und<br />
Abenteurergeschichten sind, interessieren sich<br />
die weiblichen Leser für diese Bücher überhaupt<br />
nicht. Sie bevorzugen Volks- und Heimatbücher,<br />
Zeit- und Gesellschaftsromane<br />
und aus der Abteilung «belehrende Literatur»<br />
in erster Linie Biographien.<br />
Im Norden.<br />
In der Leihbibliothek, die von Arbeiterorganisationen<br />
im Norden Berlins unterhalten<br />
wird, wieder ein ganz anderes Bild: In den<br />
Bücherregalen stehen in langen Reihen Tausende<br />
von Bänden — politische Literatur.<br />
Junge Arbeiter, dazwischen ein paar Arbeiterinnen,<br />
junge Leute, selten älter als dreissig<br />
Jahre, gehen hier ein und aus. Die Besucher,<br />
unter hundert Männern sind dreissig Frauen,<br />
holen sich die Bücher, die heute für den politischen<br />
Tageskampf unerlässlich sind: theoretische<br />
Schriften über Politik, Wirtschaft<br />
und Technik. Nebenbei liest man die Bücher<br />
der jungen deutschen, russischen und amerikanischen<br />
Schriftsteller, der Schriftsteller,<br />
die der Arbeiterbewegung nahestehen.<br />
«Mama, wenn ich mal gross binv dann<br />
gehe ich auch nach Afrika.»<br />
«Fürchtest du dich denn nicht vor den<br />
Löwen ? »<br />
«Nein, ich bleibe einfach immer auf dem<br />
Trottoir.»<br />
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AUTOMOBIL-REVUE 15<br />
Modische Perspektiven<br />
Herbst-Oktoberstimmung! Noch geniesst<br />
die Dame in vollen Zügen, was die letzte<br />
Erholung bietet : Bad, Landschaft, Kurort<br />
und Reise. , Aber die rastlosen, unruhigen<br />
Gedanken der Frau eilen voraus : ein Stück<br />
Zukunft umfangend, mit dem Verlangen, die<br />
kommende Zeit nach Wunsch und Sehnsucht<br />
meistern zu können. In diesem Gedanken<br />
sieht die Frau sich selbst, sieht sich, wie die<br />
neue nahe Jahreszeit, der Herbst, sie nach<br />
ihren sommerlichen, braungebrannten Tagen<br />
umschaffen wird. Jede Frau bleibt ein wenig<br />
Kind, sie löst sich nie von den Gedanken an<br />
ihre eigene Kinderzeit los. Und so denkt<br />
auch die junge Dame, die wirklich noch nicht<br />
dreissig Jahre alt ist und seit drei Jahren<br />
eifrig behauptet, zweiundzwanzig zu sein, wie<br />
sie als kleines Mädel schon im November das<br />
Bindehäubchen trug und auf dem Weg zur<br />
Schule eifrig Schneebälle warf. Jetzt — der<br />
erste Schnee kommt knapp vor Weihnachten.<br />
Das Klima hat sich verschoben. Was die Ursache<br />
ist, geographische, kosmische Verhältnisse?<br />
Die Gelehrten denken eifrig darüber<br />
nach... Der zögernde Winter aber hat —<br />
ehemals sprach man nur von Uebergangsmoden<br />
— der Herbstzeit zur Entwicklung<br />
eines ausgesprochenen Stiles verholfen.<br />
Dem heissen Sommer zuliebe, der Mode der<br />
Jackenkleider folgend, die man mit schönen<br />
Fuchspelzen trägt, mit den kostbaren Blaufuchs-<br />
und Silberfuchspärchen ergänzt, wurden<br />
die Sommerpelzmäntel recht vernachlässigt.<br />
Die Dame kokettiert heute damit,<br />
weiblich zu sein und ihrer zarten oder sportlichen<br />
Schlankheit die Kleider anzupassen,<br />
die in den luxusgesättigten, raffinierten und<br />
mondänen Epochen der Geschichte Anregungen<br />
suchen. So liebt die Frauenmode, sich<br />
nach den Jahren der Herbheit entfaltend,<br />
Verzierungsmöglichkeiten: für den frühen<br />
Herbst ist Pelz das vielfältigste, hübscheste,<br />
schmückende Material. Die neue Geschmacksrichtung<br />
darf mit Details freigebig sein; man<br />
zögert nicht, den neuen Wollstoffmantel mit<br />
mehreren Reihen schmaler Glockenvolants zu<br />
kanten, was man vor wenigen Jahren einem<br />
Ballkleid nicht zugemutet hätte.<br />
Um die Herbstmode als Einleitung des<br />
Winters zu kennzeichnen, versieht man die<br />
Mäntle, die Kleider, und was sonst noch alles<br />
'zu einer gut angezogenen Frau gehört, mit<br />
recht viel Pelz. Und doch ist nicht die Menge<br />
des verwendeten Felles ausschlaggebend,<br />
sondern die Art, es anzubringen. Manche der<br />
noch höher gewordenen Kragen können —<br />
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Herbstmode <strong>1930</strong><br />
Eine jugendliche Kopfbedeckung, im Stile der Berrets,<br />
in weiss und schwarz diskret getönt. Die einfache<br />
Linie des Hutes erfährt durch die Anordnung<br />
der Haare eine sehr geschmackvolle Belebung.<br />
zweierlei leistend — herabgelassen, ein<br />
Schultercape bilden; man rouliert Jackensäume<br />
und Caperänder, man besetzt die<br />
sportliche Herrenfasson mit Pelz.<br />
Da die Jackenkleider weiter eine grosse<br />
Bedeutung haben werden, beginnt man, an<br />
pelzbesetzte Kostüme zu denken. In Paris<br />
sah man einige Mantelmodelle aus Wollstoff,<br />
die je fünf Silberfüchse trugen. Zum Jackenkleid<br />
des Herbstes, das nicht mit dem Winterkostüm<br />
identisch sein muss, gibt es wieder<br />
die Stola: aus zwei bis sechs, ja acht Mardern,<br />
Zobel- oder Nerztieren, in natürlicher<br />
Verarbeitung zusammengefügt. Pelzwesten<br />
sind sportlich-apart. Pelzvetements, kleine<br />
graziöse Jäckchen aus Hermelin und Breitschwanz,<br />
den modernsten der Edelfelle des<br />
kommenden Winters, ergänzen die Abendtoiletten<br />
und die Teekleider.<br />
« Herr Kandidat, was bemerken Sie, wenn<br />
Sie dem Kranken auf beiden Seiten die Rippen<br />
abtasten ?<br />
« Dass der Patient schmunzelt. »<br />
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16 AUTOMOBIL-REVUE<br />
Bunte Chronik<br />
Die Heiratsaussichten des arbeitenden Mädchens.<br />
Der Leiter des Standesamtes von Chicago<br />
veröffentlicht einen Bericht über seine Erfahrungen,<br />
in dem er sich besonders mit<br />
einer Analyse der Eheschliessungen beschäftigt.<br />
Er kommt dabei zu dem Resultat, dass<br />
die Mädchen, die in Geschäften oder Kontoren<br />
arbeiten, sehr viel bessere Aussichten<br />
auf Heirat haben als diejenigen, die bei den<br />
Eltern leben. Er glaubt, dass hiefür nicht<br />
nur materielle Gesichtspunkte massgebend<br />
seien; vielmehr bilde sich bei den Männern<br />
allmählich eine Abneigung gegen die Mädchen<br />
heraus, die leben wie die Lilien auf<br />
dem Felde.<br />
Der Filmstar im Schaufenster.<br />
Ein grosses Kaufhaus in Chicago versucht,<br />
die auch in den U. S. A. vorhandene Geschäftsstille<br />
durch eine neue Attraktion zu<br />
überwinden. Tn den grossen Schaufenstern<br />
an einer belebten Geschäftsstrasse wurden<br />
drei Zimmer eingerichtet : ein Wohnzimmer,<br />
ein Arbeitszimmer und ein Schlafzimmer mit<br />
Bad. In diesen Räumen lebt von 9 Uhr morgens<br />
bis 9 Uhr abends eine schöne amerikanische<br />
Filmschauspielerin, und das Publikum selber im Freien.<br />
Als sein Auto noch neu war, parkierte er<br />
hat Gelegenheit, sie sowohl im Morgenpyjama,<br />
wie im ersten Stadium eines unschnldvollen<br />
Schlafes zu bewundern, der aus den<br />
amerikanischen Filmen so gut bekannt ist.<br />
Gleichzeitig — wahrscheinlich ohne dass die<br />
< Göttliche» es merkt — bietet sie so der<br />
Oeffentlichkeit das erschütternde Beispiel<br />
ihres verantwortungs- und inhaltsvollen Lebens...<br />
Der Trauerclub von New York.<br />
Man sagt, dass Junggesellen das Los ihrer<br />
in den Ehestand getretenen Freunde und Bekannten<br />
zu betrauern pflegen. Die Gründe<br />
dafür sind ja auch nicht so schwer zu finden,<br />
während anderseits die jungen Damen, die<br />
glücklich einen Mann gefischt haben, von<br />
ihren Geschlechtsgenossinnen manchmal aufs<br />
heftigste beneidet werden. Aber das ist<br />
nicht überall so. In New York z. B. hat<br />
sich kürzlich eine Anzahl Junggesellinnen zu<br />
einem Club zusammengetan, der seine ausschliessliche<br />
Aufgabe darin sieht, das Los<br />
der verheirateten Frauen zu beklagen. Zu<br />
diesem Zwecke versammelt sich der Trauerclub,<br />
wie er sich nennt, monatlich einmal im<br />
Vereinsgebäude in einem mit Totenschädeln<br />
und ähnlichem sinnigen Schmuck ausgestatteten<br />
Saale. Alle Anwesenden, natürlich in<br />
Trauerkleidung, lauschen erst den Klängen<br />
einer schwermütigen Musik und alsdann dem<br />
Vorlesen von allerlei Scheidungsgeschichten,<br />
in denen selbstverständlich stets der Mann<br />
der schuldige Teil ist.<br />
Unsere Augen werden besser.<br />
Infolge des zunehmenden Gebrauchs von<br />
Augengläsern dürfen wir nach den Ausführungen<br />
eines Augenarztes auf dem Internationalen<br />
Optikerkongress in Cambridge damit<br />
rechnen, dass die Sehschärfe der zukünftigen<br />
Generation eine wesentliche Verbesserung<br />
erfahren wird. « Viele Leute », erklärte<br />
der Arzt, « die heute Augengläser tragen,<br />
würden praktisch zur Blindheit verurteilt<br />
gewesen sein, wenn sie ein paar Jahrhunderte<br />
früher gelebt hätten. Es ist charakteristisch,<br />
dass im Jahre 1899 in Mittel- und<br />
Westeuropa auf 10,000 Einwohner im Durchschnitt<br />
noch annähernd 8 Blinde entfielen.<br />
15 Jahre später kamen nur noch annähernd<br />
5 Blinde auf 10,000 Personen. Da heute auch<br />
die letzten Reste des Vorurteils, das gegen<br />
den Gebrauch von Augengläsern bestand,<br />
im Schwinden begriffen sind, unterliegt es<br />
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<strong>1930</strong> - NO 87<br />
keinem Zweifel mehr, dass die Zahl der Augenglasträger<br />
stetig weiter wachsen wird.<br />
Die Folge dürfte sein, dass die Augen der<br />
zukünftigen Generation schärfer sein werden;<br />
Augenkrankheiten werden eine Minderung<br />
erfahren, die Fähigkeit, gut zu sehen,<br />
wird für eine längere Lebensdauer erhalten<br />
bleiben, und die visuelle Leistungsfähigkeit<br />
wird im allgemeinen eine Stärkung erfahren.<br />
»<br />
Die Rache des Filmkönigs.<br />
Einer- der grossen Hollywooder Filmmagnaten<br />
kam im Laufe des heurigen Sommers<br />
nach dem französischen Seebad Deauville.<br />
Sein Sekretär war ihm vorangeeilt und verlangte<br />
für den Gewaltigen freie Verpflegung<br />
und Unterkunft. Was die Gemeinde von<br />
Deauville und die Hoteliers angesichts des<br />
Reichtums dieses Gastes selbstverständlich<br />
rundweg ablehnten. Aber wenige Tage später<br />
erschienen in der Wochenschau sämtlicher<br />
Kinos der Welt Aufnahmen von Dtdiville:<br />
Die Kurgäste fröstelnd mit hochgeschlagenen<br />
Rockkragen und mit aufgespannten<br />
Regenschirmen im strömenden Regen.<br />
Es bedurfte einflussreicher Interventionen,<br />
um diese Vorführung wieder verschwinden<br />
zu lassen. Inzwischen war natürlich dem<br />
Badeort, der sich insbesondere seines sonnigen<br />
Klimas rühmt, schon genügend Schaden"<br />
getan. Ob im nächsten Jahr der Filmmagnat<br />
dort gratis wohnen wird ?<br />
Ein Literaturpreis für das schlechteste Werk.<br />
Frankreich, das Land der Literaturpreise,<br />
erhält jetzt eine eigenartige Schöpfung dieser<br />
Art. Wenn man schon bisher gesagt hat,<br />
dass kein Schriftsteller, er sei auch noch so<br />
schlecht, früher oder später der Flut dieser<br />
Preise entgehen könne, so blühen jetzt dem<br />
schlechtesten besonders gute Aussichten. Der<br />
Herausgeber einer Zeitschrift hat beschlossen,<br />
einen Preis für die schlechteste schriftstellerische<br />
Arbeit zu stiften, die während<br />
eines Jahres in der französischen Presse erscheint.<br />
Mit der Jury wird man nicht hadern<br />
können, da diese sich hinter dem<br />
Schleier der Namenlosigkeit verbirgt. Die<br />
Leser der Zeitschrift werden aufgefordert,<br />
einmal im Monat diejenige Geschichte oder<br />
Aufsatz einzusenden, der ihnen während ihrer<br />
Lektüre als die minderwertigste Leistung<br />
erschienen ist. Unter diesen Arbeiten wählt<br />
dann der Herausgeber aus, was ihm am<br />
schlechtesten erscheint, und dieses Nonplusultra<br />
an Schlechtigkeit wird in seiner Zeitschrift<br />
veröffentlicht. Ueber die 12 schlechtesten<br />
Arbeiten, die auf diese Weise bekanntgemacht<br />
werden, stimmen dann die Leser<br />
am Ende des Jahres ab, und der Verfasser<br />
der Leistung, die von der Mehrzahl als<br />
allerschlechteste anerkannt wird, erhält dann<br />
den Preis und damit zugleich die Reklame,<br />
die gewöhnlich diese Auszeichnung begleitet.<br />
(Eine trotzdem sehr schädliche Reklame !)<br />
Die Probe. Eine Frau trat schüchtern in<br />
das Bureau des Theateragenten. « Well !»<br />
schrie der grosse Mann. « Was ist Ihre Spezialität<br />
? Lassen Sie etwas hören! » — Die<br />
Frau zögerte, dann jedoch würgte sie sich<br />
durch einige Verse von Schillers « Glocke»<br />
durch. — « Scheusslich ! » lautete das Urteil.<br />
« Sie können ja überhaupt nicht reden ! » —<br />
« Das habe ich ja auch gar nicht behauptet.<br />
Aber falls Sie jetzt mit Ihrer Arbeit fertig<br />
sind, möchte ich das Bureau reinemachen !»<br />
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Brückenspuk<br />
Eine Tragikomödie,<br />
Es war einmal (so fangen zwar alle Märchen<br />
an, doch dies ist keines), es war also<br />
einmal eine schöne, gedeckte, alte Holzbrücke.<br />
Solch eine liebe Brücke mit einem<br />
Dach drüber, in deren Innern immer ein geheimnisvolles<br />
Halbdünkel herrschte, wo das<br />
Licht nur durch kleine Fensterluken eindrang<br />
und durch die Oeffnungen auf die Strasse hin.<br />
Stand man ganz still und horchte, dann hörte<br />
man unter sich die Wasser rauschen, die man<br />
nicht sehen konnte. Lange, lange Jahre hatte<br />
diese Brücke, die so schön gedeckt und alt<br />
war, den Bewohnern eines netten kleinen<br />
Städtchens gedient. Doch es kam der Tag,<br />
wo ihr der Schritt der Zeit zum Verhängnis<br />
werden sollte. In der Nähe wurde ein neues<br />
Elektrizitätswerk gebaut und durch dieses<br />
sollte der Strom so hoch gestaut werden,<br />
dass eine neue, höhere Brücke notwendig<br />
wurde. Die liebe, alte, aber ach so unmoderne<br />
Holzbrücke musste verschwinden.<br />
Und als sich die neue, steinerne Brücke<br />
über den Fluss wölbte, da schien die Holzbrücke<br />
daneben auf einmal so klein und hässlich,<br />
dass sie froh war, von der Bildfläche<br />
verschwinden zu dürfen und sich willig abreissen<br />
Hess. — Fast möchte man denken, die<br />
Geschichte unserer Brücke wäre damit aus.<br />
Doch erstens kommt es anders und zweitens<br />
— als man denkt.<br />
Zehn Jahre sind seither vergangen, die alte<br />
Brücke schien vergessen, da tauchte sie vor<br />
wenig Tagen plötzlich im «Autler-Feierabend»<br />
wieder auf. Froh und munter, als<br />
wäre nie etwas geschehen und als stände sie<br />
noch heute da wie einst, Hess sie sich unter<br />
dem Titel « Tourismus» nieder (wer hat sie<br />
gesehen ?). Wahrhaftig, da stand unter Eglisau:<br />
«Interessant ist die alte, gedeckte<br />
Holzbrücke und das Gegenstück dazu, die<br />
60 Meter hohe, steinerne Eisenbahnbrücke.»<br />
Eglisau aber heisst jenes Städtchen, wo einst<br />
(vor zehn Jahren) eine alte Holzbrücke stand.<br />
Zwei Tage vergingen, niemand auf der Redaktion<br />
ahnte die kommende Katastrophe, da<br />
kam eine Postkarte geflogen, darauf zu lesen<br />
war:<br />
«Mein lieber Tourismus! Du hast meinen<br />
schönen, blitzblankgeputzten Btiick auf dem<br />
Gewissen! Begeistert von Deiner Schilderung<br />
fuhr ich nach Eglisau und weil ich einen<br />
Spleen habe für «interessante alte Holzbrükken»,<br />
fuhr ich an den Rhein hinunter und —<br />
pardauz, lag ich in den klaren Fluten, denn —•<br />
die Brücke ist schon einige Jahre abgebrochen<br />
und verschwunden...»<br />
Es sollte noch besser kommen. Wieder<br />
verflossen zwei Tage, da kam ein bedenklich<br />
dickes Kuvert angeschwirrt. Und — Schreck'<br />
ohne Ende — siebenundzwanzig Briefe entstiegen<br />
dem Kuvert, siebenundzwanzig Reklamationen,<br />
von ebensovielen Zürcher Schülern.<br />
Ihr Lehrer besprach mit ihnen in der<br />
Geographiestunde besagtes Städtchen Eglisau-<br />
Als fortschrittlicher Mann Hess er als Illustration<br />
den Artikel aus dem Autler-Feierabend<br />
vorlesen — wobei «es» natürlich auskam.<br />
Sogar gleich zewi Fehler haben die Kinder<br />
entdeckt.<br />
Auf Veranlassung des Lehrers setzten sich<br />
die Siebenundzwanzig hin und schrieben siebenundzwanzig<br />
Berichtigungen, alle, ungefähr<br />
folgenden Inhaltes : ,<br />
«Sehr geehrter Herr Redaktor! Wir haben<br />
in der Nummer der letzten <strong>Zeitung</strong> etwas vom<br />
Städtchen Eglisau gelesen, das aber nicht<br />
alles stimmt. Die alte Brücke steht nicht<br />
mehr, dafür hat es jetzt etwas weiter unten<br />
eine neue Steinbrücke. Die Eisenbahnbrücke<br />
ist nicht aus Stein, nur die Pfeiler auf der<br />
Seite, die 1 eigentliche Brücke ist aus Eisen.<br />
Darum bitte ich Sie, das in der nächsten<br />
Nummer richtigzustellen.»<br />
Die Richtigstellung sei. also hiemit besorgt:<br />
Die 1919 abgebrochene alte, gedeckte<br />
Holzbrücke über den Rhein bei Eglisau besteht<br />
nicht mehr. — Die dortige steinerne<br />
Eisenbahnbrücke ist nicht von Stein. Sie ist<br />
von Eisen. Aus Stein" hingegen sind die Pfeiler,<br />
und zwar auf der einen Seite aus badi-<br />
Tourismus<br />
schem und auf der andern Seite aus Jurakalk,<br />
wenn Ihr es grad' genau wissen wollt!<br />
Wisst Ihr überhaupt, was an der ganzen<br />
ergötzlichen Historie schuld ist? Eine alte<br />
Ansichtspostkarte von Eglisau, auf der eine<br />
gedeckte Holzbrücke zu ersehen, ist und die<br />
der arme Schreiber jenes Artikels zur nochmaligen<br />
raschen Orientierung benützt hat.<br />
Das ist die Geschichte von der schönen,<br />
gedeckten, alten Holzbrücke, die vor vielen<br />
Jahren abgebrochen wurde und die wohl nie<br />
geglaubt hätte, je einmal nachträglich so berühmt<br />
zu werden. Sie ruhe im Frieden.<br />
Und die Moral von der Geschieht?<br />
Schreib' von Brücken niemals nicht,<br />
Ohne erst dich zu erkunden,<br />
Ob sie nicht schon längst verschwunden.<br />
eb.<br />
Nachsatz der Redaktion :<br />
(Wir haben den 21 Fünfklässlern einen<br />
Kollektivbrief geschrieben und ihnen zu ihren<br />
guten Leistungen gratuliert. Die rote Feder<br />
des Herrn Lehrers ist nur an ganz<br />
wenigen Stellen in Erscheinung getreten. In<br />
erster Linie möchten wir aber den Schülern<br />
Glück wünschen, dass sie einen so fortschrittlichen<br />
Lehrer besitzen, der sie schon<br />
früh mit dem realen Leben in Kontakt bringt<br />
und nicht während der ganzen Schulzeit jene<br />
unheilvolle Kluft als unüberbrückbar betrachtet,<br />
die zwischen Schule und Wirklichkeit<br />
klafft. Die Red.)<br />
Heimkehr<br />
Ein goldsonniger Herbsttag neigte sich dem<br />
Ende zu. Den lieben langen Sonntag-Nachmittag<br />
war ich durch Feld und Wald gestreift,<br />
um des Herbstes Schönheit ganz in mich aufzunehmen,<br />
um den eigentümlich herben Geruch<br />
des gefallenen Laubes zu atmen, um das<br />
Auge am herrlichen Farbenspiel der Blätter<br />
zu weiden.<br />
Stundenlang hatte ich spielenden Kindern<br />
zugeschaut, die auf weitem Stoppelfeld jauchzend<br />
Drachen steigen Hessen. Ach, ich wäre<br />
am liebsten mitgelaufen und hätte gern auch<br />
mitgeschrien, ja, vielleicht habe ich es auch<br />
getan. —<br />
Ich wanderte heimwärts, einen grossen<br />
Strauss von farbenprächtig belaubten Zweigen<br />
im Arm. Quer durch den rasch dunkelnden<br />
Wald führte mich der Weg. Im Gehen<br />
sang und summte ich leise vor mich hin (das<br />
tu ich nur wenn's niemand hört), ganz wähllos:<br />
Bald ein bisschen Lohengrin, dann einen<br />
Schlager und grad drauf die zweite Ungarische<br />
von Liszt. Ich war mit mir und mit der<br />
Welt zufrieden. —<br />
Dann schrak ich plötzlich auf. Grell fingerte<br />
ein Lichtkegel den Stämmen der Buchen<br />
entlang, dann noch einer und noch einer. Ich<br />
hatte den Waldrand erreicht und stand ganz<br />
benommen an der grossen Autostrasse, die<br />
der Stadt entgegen führt.. In unendlicher<br />
Reihe flitzten Autos über den gespenstisch<br />
weiss beleuchteten Asphalt.: Hier und da heulte<br />
ein Motor böse auf und schon raste ein<br />
Wagen in wahnwitzigem Tempo an allen andern<br />
vorbei.<br />
Sie kehrten auch heim, 1 alle diese Wagen<br />
mit ihren Insassen, kehrten zurück vom<br />
Sonntagsausflug. . Und ich musste denken,<br />
dass jetzt nach all den Hunderten von grossen<br />
und grössten Städten sich solch ein nicht<br />
endenwollender Strom von Autos ergiesse<br />
und es wurde mir klar, welch riesige Bewegung<br />
doch das kleine Wort «Tourismus» einschliesst.<br />
eb.<br />
Strassenhllfsdlenst auf bernischen Durch,<br />
gangsrouten. Ueber die Erfahrungen dieser<br />
Institution, die im Dienste aller Strassenbenützer<br />
steht, teilt uns das Sekretariat der<br />
Autosektion Bern des Touring-Clubs Nachstehendes<br />
mit:<br />
Für das erste Jahr seines Bestehens hat<br />
der Strassenhilfsdienst auf der Strecke Bern-<br />
Olten folgende Leistungen zu verzeichnen :<br />
Fahrtage 296; zurückgelegte Kilometer 48,000.<br />
Dabei hat der Agent des Touring-Clubs folgende<br />
Hilfeleistungen besorgt:<br />
Autopannen 275, Motorradpannen 69, Velopanneh<br />
20-<br />
Besonders willkommen war der Hilfsdienst<br />
bei den zahlreichen Unfällen auf dieser<br />
Strecke; es hat sich folgendes ereignet:<br />
Unfälle mit Toten und Verletzten: 13.<br />
Unfälle ohne Verletzte, nur mit Sachschaden:<br />
12.<br />
Notverbände : 20.<br />
Transporte von Verwundeten: 8.<br />
In Zeiten grossen Verkehrs und namentlich<br />
in den Erntezeiten, in denen die Strasse<br />
vielfach mit Erntewagen überstellt war, leistete<br />
der Agent sehr oft Verkehrs- und Auskunftsdienst.<br />
Die Polizei glaubt feststellen<br />
zu können, dass seit Einführung des Hilfsdienstes<br />
auf der Strecke Bern-Olten sorgfältiger<br />
gefahren werde und die Unfälle sich<br />
relativ und prozentual vermindert hätten. In<br />
der Tat ist der Agent des Touring-Clubs<br />
eine lebendige Warnung für jeden Motorfahrzeugführer.<br />
Auf der Strecke Bern-Than-Interlaken ist<br />
der Hilfsdienst am 30. Juli <strong>1930</strong> eingeführt<br />
worden, und es haben sich in den 14 Tagen<br />
auf den 2654 durchfahrenen Kilometern folgende<br />
Vorkommnisse ergeben:<br />
Pannhilfe: Autos 15, Lastwagen 3, Motorräder<br />
9, Velos 4.<br />
Unfälle sind nicht weniger als 5 zu verzeichnen,<br />
nämlich Unfälle mit Toten und Verletzten<br />
drei und ohne Verletzte, nur mit Sachschaden<br />
2. Notverbände mussten drei angebracht<br />
werden.<br />
Ausserdem hat der Agent des Touring-<br />
Clubs auf der Strecke Bern-Thun sehr viel<br />
zu tun mit Auskunftserteilung, insbesondere<br />
an die ausländischen Automobilisten; zeitweise<br />
versieht er auch den Verkehrsdienst im<br />
Einvernehmen mit der Polizei- An einem der<br />
letzten schönen Sonntage im August hatte<br />
der Agent bei nicht weniger als zwölf Autopannen<br />
zu helfen und kam erst abends um<br />
10 Uhr heim.<br />
Engländer<br />
und Schweizer Fahrer<br />
Wir haben bereits in Nr. 22 eine englische<br />
Stimme wiedergegeben, die sich ziemlich<br />
abschätzig über die schweizerischen Fahrer<br />
aussprach. Unterdessen hat die gleiche englische<br />
Zeitschrift weitere Einsendungen erhalten,<br />
die sich in gleichem Sinne äussertt.<br />
Auch die « Automobil-Revue » hat von<br />
Schweizern ähnlich lautende Zuschriften erhalten.<br />
Nun lesen wir wiederum in einer<br />
englischen Zeitschrift eine Einsendung, die<br />
so recht deutlich zeigt, wie ein schlechter<br />
Fahrer unter hunderten die ganze Automo-<br />
'brigemeinde in den Augen der fremden Besucher<br />
herabsetzt. Aber lassen wir das<br />
Wort unserm Engländer :<br />
Ich habe nie ein solch schlechtes Fahren gesehen<br />
wie einmal letzten Sommer beim Furkapass.<br />
Ich führte eine ganze Autokolonne bei Gletsch<br />
bergwärts. Um das Belvederehotel herum waren<br />
eine grosse Anzahl von Automobilen und Motorrädern<br />
parkiert. Kurz vor dem Hotel wurde mir<br />
ein Zeichen gegeben, anzuhalten, um eine herunterkommende<br />
Autokolonne durchzulassen. Ich<br />
fuhr auf die Seite und hielt an. Als der erste der<br />
herunterkommenden Wagen erschien, kam ein<br />
Auto mit einem schweizerischen Nummernschild von<br />
hinten und versuchte, eich durchzuzwängen. Einer<br />
meiner Passagiere rief dem Fahrer zu, dass Wagen<br />
herunterkämen und er warten sollte. Er antwortete:<br />
« Geht, mich nichts an ! » Dann begann der<br />
Spass. Jeder hupte nach Noten, die Wechselgetriebe<br />
kreischten vor Angst, und viele mussten<br />
zurückfahren, weil der rücksichtslose Fahrer sich<br />
mit aller Gewalt durchzwängte. Mein grösster<br />
Vorwurf gegen die Schweizer ist, dass sie die<br />
Fremden zwingen, an der Grenze ein Büchlein von<br />
Strassenregeln zu kaufen und dass dann die Einheimischen<br />
diese Regeln oft durchbrechen.<br />
Hankys Pelzmode-Katalog. Dem Pelz, der grossen<br />
Mode des Winters, widmet das bekannte Zürcher<br />
Spezialharus, Max Hanky. einen eleganten,<br />
sehr geschmackvoll ausgestatteten Katalog, der in<br />
einzelnen Zusammenstellungen einen %eberblick<br />
über die verschiedenen Pelzarten bringt. Für den<br />
Abend: praktische Strassenpelze. für Reise und<br />
Sport und sodann noch Einzelstücke des Pelzes. Die<br />
prachtvollen Modelle werben sehr eindrücklich für<br />
das zugleich zweckmässigste und eleganteste Kleidungsstück<br />
des Winters.<br />
a<br />
Ein schweizerisches Telephon-Adressbuch für<br />
<strong>1930</strong>/31. Die neueste Auflage des Schweizerischen<br />
Telophon-Adressbuches, das im Verlae Hallwag,<br />
Bern, soeben erschienen ist. umfasst das ganze<br />
schweizerische Telephonnetz mit mehr als 200.000<br />
Abonnenten. Es enthält sämtliche Abonnenten nach<br />
Ortschaften und nach Geschlechtsnamen alphabetisch<br />
geordnet. Bei allen Inhabern von Postcheckkontos,<br />
die zugleich einen Telephonanschluss<br />
besitzen, ist die genaue Postchecknummer notiert.<br />
Das « Erste Schweizerische Telenhon-AdrssB-<br />
buch ist zugleich als Ortslexikon ausgebildet, indem<br />
bei jeder Ortschaft Angaben über die Höhe<br />
der Einwohnerzahl und über die Meereshöhe genannt<br />
sind. Sämtliche Orte, die Telephonabonnenten<br />
aufweisen, finden sich vor.<br />
Wichtig und praktisch sind ferner die Stadtpläne<br />
von unsern grössten Schweizerstädten, mit<br />
denen man sich bei irgendwelchen Narchforschungen<br />
Tasch behelfen kann.<br />
lt.<br />
Touren-Antworten<br />
T. A. 578. Grado. Wir geben im folgenden die<br />
Antwort eines Kenners der Verhältnisse, die die<br />
Angaben in der vorigen Nummer zum Teil aufhebt.<br />
Red.<br />
«Von Cervignano, dem ehemaligen Grenzbahnhof,<br />
fahren Sie 12 km in südlicher Richtung längs<br />
der Bahn über Aquileja (alte römische Ruinen). Bei<br />
Belvedere hört die Bahn auf und man muss das<br />
Motorboot nehmen. Autofahrer können auf dem<br />
Strassendamm noch 5 km südlicher fahren. Am<br />
Strassenendpunkt ist eine grosse Garaee mit Einzelboxen.<br />
Sämmelraum und Parkplätzen mit Schilfdach.<br />
Neben der Garage steigt man in die Ruderboote,<br />
die nach der 250 m entfernten Inselstadt<br />
Grado führen. Eine Fähre ist nicht vorhanden, auch<br />
fehlen passende Verladerampen, die bei Ebbe oder<br />
Flut benutzbar wären Grado selbst hat eine Strassenbahn<br />
und sehr saubere Strassen. Die erwähnte<br />
Garage ist gut, kleinere Reparaturen können dort<br />
ausgeführt werden. G. P. in B.<br />
T. A. 579. Warschau. Von den drei Routen, die<br />
Sie anführen, würde ich am ehesten zu derjenigen<br />
über Stuttgart, Nürnberg, Dresden, Breslau, Lodz<br />
nach Warschau raten. Sie werden auf dieser<br />
Strecke bei verhältnismässiger Kürze gute Strassen<br />
finden.<br />
Die Fahrt lässt sich, bei gleichmässigen Etap-<br />
Fohlende Ein-<br />
pen, in 4>4 Tagen gut ausführen.<br />
teilung wäre zu empfehlen:<br />
1. Zürich—Crailsheim, 316 km.<br />
2. Crailsheim—Zwickau,. 306 km.<br />
3. Zwickau—Liegnitz, 290 km.<br />
4. Liegnitz—Lodz, 284 km.<br />
5. Lodz—Warschau, 147 km.<br />
In allen angeführten Etappenorten sind gute<br />
Hotels zu finden. Auf der Strecke Liesnitz—Lodz<br />
werden Sie die Mittagspause am besten in Kepno<br />
(Kempen) einschalten. E. G. in B.<br />
T. A. 580. Luxeuil. Von Luzern nach Luxeuil<br />
haben Sie eine sehr gute Strassenverbindung. Sie<br />
fahren über Sursee, Ölten, Basel, Altkirch, Beifort,<br />
Lure nach Luxeuil. Wenn Sie frühzeitiz in Luzern<br />
wegfahren, werden Sie die 209 km bis Luxeuil bei<br />
der guten Strasse in einem Vormittag schaffen können.<br />
Sie haben dann noch den Samstagnachmittag<br />
und den Sonntagvormittag zur Verfügung.<br />
Sonntag sollten Sie dann möglichst früh am Mittag<br />
wegfahren, um Luzern wieder rechtzeitie zu erreichen.<br />
R. W. in L.<br />
A.-T. 581. Frankfurt a. M. Nach Ihren Angaben<br />
würde sich folgende Einteilung der Tour empfehlen:<br />
Samstag: Basel, Müllheim, Freiburj? L Br., Herbolzheim.<br />
Offenburg, Bühl. Rastatt. Karlsruhe.<br />
Bruchsal, Heidelberg, Weinheim. Bensheim,<br />
Darmstadt, Frankfurt a. M., 351 km.<br />
Sonntag : Aufenthalt in Frankfurt a. M.<br />
Montag- Frankfurt a. M., Mainz. Oppenheim,<br />
Worms, Ludwigshafen, Mannheim. Heidelberg<br />
(Besichtigung), Eberbach, Neckarelz, Heilbronn,<br />
212 km.<br />
Dienstag 1 : Heilbronn, Ludwigsburg. Stuttgart,<br />
Weil der Stadt, Pforzheim, Wildbad. Schönegründ,<br />
Freudenstadt, Lossburg, Alpirsbach,<br />
Schiltach, Wolfach, 224 km.<br />
Mittwoch: Wolf ach, Hornberg, Triberg, Furtwangen,<br />
Simonswäldertal. Waldkirch. Freiburg<br />
i. Br. (Besichtigung), Höllental. Titisee (Halt),<br />
Feldbergerhof, Todtnau, Zeil, Schopfheim,<br />
Basel, 190 km.<br />
Falls Sie für die Besichtigung Heidelbergs mehr<br />
Zeit verwenden wollen, fahren Sie von Frankfurt<br />
auf der schon bei der Hinfahrt benützten berühmten<br />
Bergstrasse (über Darmstadt—Bensheim) direkt<br />
nach Heidelberg.<br />
Die im Verlag der Automobil-Revue erschienene<br />
Automobilkarte des Rhein- und Mosel-Gebietes wird<br />
Ihnen sehr von Nutzen sein. A. H. in Z.<br />
Touren -Fragen<br />
T. F. 582. Gallspach. Welche Route ist am besten<br />
einzuschlagen, um diesen Herbst oder event.<br />
erst im Winter, nach Gallspach zu fahren? Wieviel*<br />
Kilometer sind es?<br />
Das Dorf heisst doch Gallspach. wo der berühmte<br />
Doktor Zeileis praktiziert? Kann vielleicht<br />
ein Leser noch Näheres mitteilen? L. in K.<br />
T. F. 583. Lyon-Marseille. Ich befinde mich<br />
gegenwärtig in Lyon und bin bis und mit 25. Oktober<br />
geschäftlich hier festgehalten. Nun habe ich<br />
aber für den 26. Oktober, abends 8 Uhr. in Marseille<br />
ein Rendez-Vous mit einem Lieferanten, das<br />
unverschiebbar ist. Ist es nun wohl möglich, mit<br />
meinem Sechszylinder die Strecke Lyon—Marseille<br />
anstandslos zu bewältigen? Wieviele Kilometer<br />
misst die Strecke überhaupt? H. S. z. Z in L.<br />
T. F. 584. Chäteauroux. Welches ist von Ölten<br />
aus der beste und zugleich kürzeste Weg nach<br />
Chäteauroux, Departement Indre. France? Wieviele<br />
Kilometer? . G. H. in W
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