E_1931_Zeitung_Nr.024
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Ausgabe: Deutsche Schweiz<br />
BERN, Dienstag, 17. März <strong>1931</strong><br />
Nummer 20 Cts.<br />
27. Jahrgang. - N° 24<br />
ERSTE SCHWEIZERISCHE AUTOMOBIL-ZEITUNG<br />
Zentralblatt für die schweizerischen Automobil- und Verkehrsinteressen<br />
ABONNEMENTS-PREISE» Enebelnt Jeden Dienstag und Freitag Monatlich „Gelbe Liste"<br />
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m<br />
Der Goldstrom des Benzinzolls 1930<br />
Der Bund wird au! die Ostern den Kantonen<br />
wiederum ein schönes Geschenk auf<br />
den Tisch legen. Rund neun Mill. Franken,<br />
ein Viertel des Benzinzoll-Ertrages des Jahres<br />
1930, erhalten die Kantone quasi als Entschädigung<br />
für ihre Kosten an neugebaute<br />
und reparierte Strassen. Die grössten Kuchenschnitten<br />
erhalten die Kantone Zürich (1,04<br />
MilL Fr.), Bern (1,25 Mill. Fr.), Graubünden<br />
(0,65 Mill. Fr.), Waadt (0,98 Mill. Fr.), Sankt<br />
Gallen (0,52 Mill. Fr.), Aargau (0,51 Mill.<br />
Franken). Unter der halben Million stehen<br />
alle übrigen Kantone. Die kleinste Quote erhalten<br />
die Kantone Glarus (111 000 Franken),<br />
Obwalden (95 000 Fr.), Nidwaiden (54 000<br />
Franken). Die übrigen Beträge belaufen sich<br />
zwischen 110 000 und 450 000 Fr. Wir fügen<br />
nachstehend die genaue Verteilungsübersicht<br />
bei:<br />
Verteilung des Benzinzolles 1930.<br />
Zürich<br />
1044506 Fr.<br />
Bern<br />
1254040<br />
Luzern<br />
236 765<br />
Uri<br />
169 411<br />
Schwyz<br />
126 697<br />
ObwaJden<br />
95 343<br />
Nidwaiden<br />
54 546<br />
Glarus<br />
111 846<br />
Zug<br />
148 056<br />
Fteiirarg<br />
283 139<br />
Solothurn<br />
256 589<br />
Baselstadt 285 881<br />
Baselland<br />
255 519<br />
Schaffhausen 114 623<br />
Appenzell A.-Rh. 138 695<br />
Appenzell I.-Rh. 35 240<br />
St Gallen<br />
527 111<br />
Graubündon 651 067<br />
Aargau<br />
510 836<br />
Thursati<br />
451920<br />
Tessin<br />
427 029<br />
Waadt<br />
985 717<br />
Wallis<br />
415 052<br />
Neuenburg<br />
210 309<br />
Genf<br />
200 931<br />
Totale VeTteiIun?ssTimmD 8 996 808 Fr.<br />
Der Verteilungsschlüssel ist dazumal, als<br />
die Benzin-Debatte im Nationalrat wogte,<br />
nicht ganz glücklich gefunden worden.<br />
Im allgemeinen sind die Bergkantone mit<br />
ihren kostspieligen Alpenstrassen zu kurz<br />
gekommen. Allein man wird sich vorläufig<br />
damit abfinden müssen, da nirgends Lust<br />
vorhanden ist, an diesem Verteilungsschlüssel<br />
irgendwelche Feile anzulegen. Man weiss,<br />
dass, wenn es um eine Kuchenverteilung<br />
geht, die Kinder der Mutter Helvetia sehr<br />
ungeduldig und unwirsch, ja sogar zänkerisch<br />
werden können. Der Kantönligeist lässt sich<br />
leider auch in unserem Zeitalter nicht ganz<br />
aus der Welt schaffen, und da der Egoismus<br />
eine ganz unausrottbare menschliche Eigenschaft<br />
ist, behält er auch seine Stärke, besonders<br />
dann, wenn es sich ums Teilen<br />
handelt.<br />
Unser Postulat<br />
Vielleicht dürfte doch in absehbarer Zeit<br />
das lange von uns verfochtene Postulat näher<br />
ins Auge gefasst werden, wonach der heutige<br />
Benzinzoll-Viertel in eine Benzinzoll-<br />
Hälfte verwandelt werden sollte. Das fiskalische<br />
Brünnlein, das sich Herr Finanzdirektor<br />
Musy hat sichern können, fliesst" in<br />
erfreulicher Weise. Es hat sich bereits ausgewachsen<br />
zu einem recht ansehnlichen<br />
Bächlein, das jährlich viel mehr Millionen in<br />
die eidgenössische Staatskasse fliessen lässt,<br />
als man dies vor wenigen Jahren zu ahnen<br />
gewagt hätte. Mit dieser Finanzquelle hat<br />
das eidgenössische Finanzdepartement bereits<br />
verschiedene ausgetrocknete Bundesstellen<br />
neu beleben und alimentieren können.<br />
Das früher einige Millionen betragende Ergebnis<br />
ist heute bereits auf 36 Mill. Franken<br />
Jahreseinnahmen gestiegen.<br />
Steigende Zolleinnahmen aus dem<br />
Autoverkehr.<br />
Gleichzeitig steigerten sich die Zolleinnahmen<br />
aus dem Automobilverkehr ganz<br />
wesentlich, so dass heute dem Bunde netto<br />
die schöne Summe von 50 Mill. Fr. auf dem<br />
Rücken der Automobilinhaber zukommt. Es<br />
wundert uns nur, ob Herr Bundesrat Musy<br />
mit seinem vorgesehenen Tabakzoll usw.<br />
ebenso gute Erfahrungen wird buchen<br />
können.<br />
Der Schweizer ist in seiner Art meistens<br />
gutmütig. Er lädt eine Last nach der andern<br />
auf sich, sozusagen ohne Wimpernzucken und<br />
ohne Murren. Er gewöhnt sich sehr rasch an<br />
die ihm auferlegten Opfer. Woher eigentlich<br />
der Bund das Recht nahm, über die kantonalen<br />
Automobil steuern hinaus, die neben<br />
den vielen übrigen Zollabgaben bestehen, dem<br />
Automobil weitere Leistungen aufzuerlegen,<br />
dürfte wohl niemand recht wissen. Interessant<br />
ist die Tatsache schon, dass die Gemeinden<br />
und Kantone für den Strassenunterhalt<br />
aufzukommen haben, währenddem<br />
der Bund hierin absolut nichts zu leisten hat<br />
als das Benzinzollviertel den Kantonen auszuteilen.<br />
Seine Organe im Gegenteil, wir<br />
nennen die Militärverwaltung, ganz besonders<br />
aber die Post, benutzen diese kantonalen<br />
Strassen in ausserordentlichem Masse,<br />
ohne, besondere Abgaben den Kantonen hierfür<br />
entrichten zu müssen.<br />
Wir wollen jedoch mit der Eidgenossenschaft<br />
hierüber nicht rechnen. Wir sind ja<br />
nicht nur eifrige Automobilisten, sondern<br />
auch gute Schweizer, und da verstehen wir<br />
es sehr wohl, dass unsere Eidgenossenschaft<br />
Geld und immer wieder Geld braucht. Unserer<br />
Eidgenossenschaft geht es nämlich<br />
ganz gleich wie ihren Kindern. Man bürdet<br />
hier, wie einem Lastesel, jeder Session neue<br />
Lasten auf. Heute hat der Bund bereits mit<br />
einem Aufwand von 400 Mill. Fr. den Totalaufwand<br />
sämtlicher Kantone und Gemeinden<br />
erreicht.<br />
Er ist auch der eigentliche Finanzmann der<br />
Kantone geworden. Die Selbständigkeit unserer<br />
25 Stände ist in finanzieller Hinsicht<br />
schon seit Jahren zur Utopie geworden.<br />
Ohne Bund könnten unsere Kantone gar<br />
nicht mehr existieren. Den Kantonen bleibt<br />
nur noch die direkte Steuer überlassen, währenddem<br />
der Bund auf alle übrigen Gebiete<br />
die Hand gelegt hat. Der Bund ist auf die<br />
indirekten Fiskalquellen angewiesen.<br />
Eine wichtige eidgenössische Fiskalquelle.<br />
Eine der wichtigsten und besten ist, wie<br />
gesagt, der Benzinzoll geworden. Es ist deshalb<br />
gar nicht mehr an dessen Wegfall zu<br />
denken. Immerhin ist in erfreulicher Weise<br />
die beständige Zunahme dieses Geldstroms<br />
zu registrieren. Es liegt deshalb wohl im Interesse<br />
der Eidgenossenschaft selbst, alles<br />
zu tun und nichts zu unterlassen, um sich<br />
diese wichtige Einnahmequelle nicht zu verstopfen.<br />
Eine dem Automobil gegenüber nur<br />
einigermassen unfreundliche Haltung könnte<br />
unerwartete und unangenehme Folgen nach<br />
sich ziehen.<br />
Mötorfahrzeugbesitzer und Strassenkosten.<br />
Dabei ist allerdings zu betonen, dass die<br />
Auslagen der Kantone für den Strassenbau<br />
sich derart erhöht haben, dass tatsächlich<br />
mindestens 50 Prozent des Benzinzollertrages<br />
den Kantonen abgeliefert werden sollte. Es<br />
ist dies nicht nur ein Gebot der Gerechtigkeit,<br />
sondern auch ein Gebot zwingender<br />
Notwendigkeit. Vorerst wird man im eidgenössischen<br />
Finanzministerium davon nichts<br />
wissen wollen. Wir begreifen dies. Nach<br />
und nach aber wird man doch vom hohen<br />
Geldsack herunterrutschen müssen und den<br />
Kantonen das zukommen lassen, das ihnen<br />
von Rechts wegen gehört. Die Motorfahrzeugbesitzer<br />
bringen durch die Zölle auf<br />
Benzin und Motorfahrzeuge sowie Zubehör<br />
heute schon einen Betrag auf, der vollständig<br />
für die Deckung der gesamten Strassenbaukosten<br />
genügen würde, sofern die Einnahmen<br />
zweckentsprechend Verwendung fänden.<br />
INSERTIONS-PREIS: Die achtgespaltene 2 mm hohe Grundzeile oaew<br />
deren Raum 45 Cts. für die Schweiz; für Anzeigen aus dem Ausland 60 Cts.<br />
Grossere Inserate nach Seitentarit.<br />
Inseratenschlnss 4 Tage vor Erscheinen der Nummern<br />
Wenn einmal die genauen Zahlen über die<br />
Aufwendungen der Kantone und Gemeinden<br />
für die Strassen pro 1930 bekannt sind, wird<br />
es an der Zeit sein, den Punkt 20 der Schlussfolgerungen<br />
der Bundesbahnbroschüre « Caveant<br />
Consules» zu widerlegen, worin die<br />
Behauptung steht, der Automobilverkehr<br />
decke nur 63 Prozent der Mehrausgaben der<br />
Kantone und Gemeinden für das gesamte<br />
Strassenwesen (rund 73 Mill. Franken).<br />
Unsere Forderung, man möchte den Kantonen,<br />
in Anbetracht der ständig steigenden<br />
Einnahmen, aus den Automobil- und Benzinzöllen<br />
mehr zukommen lassen, ist durchaus<br />
nicht verfrüht. Allen Kantonen, die sich um<br />
den Bau neuer Strassen und die Verbesserung<br />
der bestehenden Durchgangsstrassen ehrlich<br />
bemühen und den entsprechenden Finanzaufwand<br />
grosszügig in die Wege leiten, gebührt<br />
eine angemessene Entlastung durch<br />
den Bund, der eben einen Löwenanteil seiner<br />
Einnahmen aus dem Autoverkehr für andere<br />
Zwecke verwendet.<br />
D<br />
Schema des schweizer.<br />
Fernverkehrstrassennetzes.<br />
Der Schweizerische Autostrassen verein hielt<br />
gestern nachmittag in Ölten eine Mitgliederversammlung,<br />
zu der auch die Presse geladen war<br />
Als Hauptthema stand das Schema eines Netzes<br />
von Fertrverkehrsstrassen zur Behandlung, worüber<br />
wir schon früher in kiirzen (Zügen orientiert<br />
haben. Nachstehend veröffentlichen wir<br />
den Wortlaut des einleitenden und aufschlnssreichen<br />
Referates von Herrn Ingenieur Fritz<br />
Steiner, Bern.<br />
Red.<br />
Der § 1 der Statuten umschreibt den Zweck<br />
unseres Vereins wie folgt:<br />
«Der Verein zum Studium des Ausbaues<br />
des schweizerischen Hauptstrassennetzes<br />
(Schweiz. Autostrassen - Verein) hat zum<br />
Zwecke, durch Studien und durch Vorschläge<br />
bei den Behörden dahin zu wirken, dass dem<br />
wachsenden nationalen und internationalen<br />
Automobilverkehr ein zweckmässig angelegtes<br />
Hauptstrassennetz zur Verfügung gestellt<br />
wird. Er macht sich im besonderen auch zur<br />
Aufgabe, die Schaffung reiner Autostrassen<br />
in technischer, wirtschaftlicher und rechtlicher<br />
Hinsicht zu prüfen.»<br />
Es sollen demnach in erster Linie Studien<br />
angestellt und Vorschläge gemacht werden für<br />
die Verbesserung des Hauptstrassennetzes<br />
der Schweiz.<br />
Die Festlegung dieses Hauptstrassennetzes<br />
bildet somit die erste Aufgabe unseres Vereins.<br />
Erst wenn dieses Hauptstrassennetz<br />
bestimmt ist, kann es auf seine Zweckmässigkeit<br />
untersucht und können konkrete Vorschläge<br />
gemacht werden.<br />
Ramosi<br />
Roman von V.Williams.<br />
Aus dem Englischen fibersetzt von Otto Element.<br />
(26. Fortsetzung)<br />
«Das ist nicht gerade die richtige Ausrüstung<br />
für eine Klettertour,» scherzte er.<br />
«Aber ich werde sie so umsichtig wie möglich<br />
handhaben. Hallo, die Tür ist erbrochen!»<br />
Wildes Gebrüll aus dem Raum über ihnen<br />
verriet es. Cradock gab ruhigen Tones ein<br />
paar Verhaltungsmassregeln. «Strampeln Sie<br />
nicht unnütz mit den Beinen, aber halten Sie<br />
sich mit Händen und Füssen von der Mauerwand<br />
ab!»<br />
Behende und vorsichtig Hess er sie hinunter.<br />
Die Schärpe schnitt durch den Silberstoff<br />
ihres Kleides in die Haut, aber es<br />
dauerte nicht so lange, so stand Joan auf der<br />
Erde und starrte zu der hohen, dunklen Gestalt<br />
ihres Beschirmers empor. Cradocks<br />
lange Beine, die in bauschigen weissen Hosen<br />
steckten, erschienen jetzt über dem Dachrand,<br />
und wenige Sekunden später landete<br />
er in kühnem Sprunge neben ihr. Joans<br />
«chlanke, kühle Finger berührten sein Handgelenk,<br />
als er sich aufrichtete. Er suchte das<br />
Ziel ihrer ängstlichen Blicke: Aus einem<br />
Fenster über ihnen lugte ein dunkles Antlitz<br />
im gelben Lampenlicht durch das zerbrochene<br />
Holzgitter herab.<br />
«Schauen Sie nicht hinauf!» gefbot Cradock<br />
leise. «Ihr Gesicht leuchtet weiss aus<br />
der Finsternis.» Er zog sie sachte in den<br />
feuchten, dunklen Schatten im Schütze der<br />
Mauer. Dann sah er sich prüfend um.<br />
An drei Seiten war der kleine Hof von<br />
glatten Wänden umgeben; aber gerade<br />
ihnen gegenüber wurde die Eintönigkeit der<br />
Mauern von einer winzigen Tür unterbrochen.<br />
Sie war niedrig und verwittert, eine<br />
zwerghafte Tür, die überdies auch durch<br />
ihre ungehobelten Bretter etwas von dem<br />
runzligen und mürrischen Aussehen eines<br />
Zwerges erhielt. Der Hof war klein, rechtwinklig<br />
und muffig, wie eine Mistgrube, von<br />
schweren, warmen Gerüchen und üblen Ausdünstungen<br />
des Araberviertels verpestet.<br />
Kehricht lag auf dem schmutzigen Pflaster<br />
umher, und als Cradock dies bemerkte,<br />
zeigte sich zum erstenmal Besorgnis in seinen<br />
Mienen.<br />
Ein dumpfer Aufschlag, dem bald ein zweiter,<br />
ein dritter folgte, erschütterte die Mauer<br />
hinter ihnen. Dem Rate ihres Gefährten folgend,<br />
hielt Joan den Kopf gesenkt, aber sie<br />
wusste, dass ihre Verfolger vom Balkon auf<br />
das flache Dach herabsprangen. Glücklicherweise<br />
lag der Hof völlig im Dunkel.<br />
Cradocks Lippen berührten sie am Ohr.<br />
«Warten Sie!» raunt© er ihr zu. Er schlich<br />
zu der kleinen Tür an der Gegenseite und<br />
tastete nach der Eisenklinke. Sie war versperrt.<br />
Zu seinen Häupten vernahm er das Geräusch<br />
blosser Fasse, die auf den Dächern<br />
umherliefen. Plötzlich erschien ein weisser<br />
Turban über der Stelle, an der Joan hockte<br />
— tauchte auf und verschwand. Mit Windeseile<br />
rannte Cradock über den Hof zurück.<br />
«Wir müssen uns gedulden!» flüsterte er.<br />
Innerlich dankte er Gott, dass die Nacht<br />
nicht mondhell war. Aber wenn die Wolken<br />
sich teilen sollten, jene Wolken, die einstweilen<br />
die Sterne so barmherzig verhüllten,<br />
dann waren sie rettungslos der Entdeckung<br />
preisgegeben.<br />
Ein heller Triumphschrei von oben — und<br />
blendender Lichtschein erhellte die Finsternis<br />
um sie her. Ein Araber stand am Giebel<br />
des Hauses und schwang eine Fackel in der<br />
Hand. Er wies gestikulierend nach unten<br />
und grölte nach seinen Genossen.<br />
Im selben Augenblick fühlte Cradock einen<br />
leisen Druck am Arm.<br />
«Sehen Sie — oh, sehen Sie doch!»<br />
Er folgte der Richtung von Joans Zeigefinger:<br />
Die Zwergentür jenseits des Hofes stand<br />
offen...<br />
Als Joan Averil am Ende dieser ereignisreichen<br />
Nacht ins Bett kroch, jagten chaotisch<br />
die Erinnerungen durch ihr fielberndes<br />
Hirn. Es war ein Schauertanz fürchterlicher<br />
Gestallten. Lange lag sie wach und sah die<br />
Sterne über dem Hotelpark vor der nahenden<br />
Morgendämmerung erblassen.<br />
Sie dachte an ihre Flucht durch die Zwergentür,<br />
über einen dunklen Gang, den ihre<br />
erregte Einbildung mit lauernden schwarzen<br />
Ungeheuern bevölkert hatte, an den grossen,<br />
verödeten Hof, und schliesslieh, an ihr heimliches<br />
Entschlüpfen durch ein Tor auf eine<br />
stille Gasse. Rings um sie her war die Nacht<br />
von Stimmengewirr und dem Tumult zusammengerotteter<br />
Haufen durchtobt. Aber die<br />
Gasse — sie entsann sich dieser Einzelheit<br />
genau, sah Cradocks Kopf mit dem Turban<br />
aus dem Tore lugen — die Gasse war leer!<br />
Dann folgte ein endloses, schweigendes<br />
Laufen durch Nebengässchen und schmale<br />
Strassen — sie im schwarzen Ueberkleld<br />
ihres Begleiters, das er abgestreift hatte, um<br />
ihr Silberkleid zu verhüllen, und Cradock an<br />
ihrer Seite in einer weissen Bluse und den<br />
bauschigen Hosen der ägyptischen Bauern.<br />
Zottige Nachtwächter, auf ihre Stäbe ge-
»V AUTOMOBIL-REVUE<br />
Der leitende Ausschuss hat deshalb die von<br />
ihm am 22. August 1930 eingesetzte erste<br />
Fachkommission, die verkehrstechnisehe<br />
Kommission, mit der Aufstellung einer Karte<br />
für das .Hauptstrassennetz der Schweiz und<br />
von Richtlinien für den Ausbau dieses Netzes<br />
beauftragt.<br />
Die verkehrstechnische Kommission suchte<br />
sich dieser Aufgabe in der Weise zu entledigen,<br />
dass sie die Subkommissionen A und B<br />
einsetzte und die erstere mit dem Studium<br />
der Karte und die zweite mit demjenigen der<br />
Richtlinien beauftragte.<br />
Die von der Subkommission A aufgestellte<br />
Karte konnte von der verkehrstechnischen<br />
Kommission am 24. Oktober 1930 behandelt<br />
und an den leitenden Ausschuss weitergeleitet<br />
werden. Dieser befasste sich mit der<br />
Karte in der Sitzung vom 18. Dezember 1930<br />
und beschloss, sie nach erfolgter Bereinigung<br />
den Mitgliedern des Vorstandes in verkleinertem<br />
Format zuzustellen zwecks Prüfung<br />
und event. Stellung von Abänderungsvorschlägen.<br />
Dieser Einladung ist in ausgiebigem<br />
Masse Folge gegeben worden, indem<br />
zehn verschiedene Anträge auf Abänderung,<br />
bzw. Ergänzung der Karte eingelangt sind.<br />
In der Sitzung vom 19. Februar <strong>1931</strong> hat<br />
der Vorstand diese Anträge erledigt und beschlossen,<br />
die bereinigte Karte, wie sie nun.<br />
aus den verschiedenen Beratungen hervorgegangen<br />
ist, der Schweiz. Baudirektoren-Konferenz<br />
vorzulegen. Gleichzeitig sind derselben<br />
auch die Richtlinien, welche für den Ausbau<br />
des Strassenmetzes aufgestellt werden,<br />
zu unterbreiten.<br />
Ueber das Wesen und das Zustandekommen<br />
der Karte ist nun folgende«; zu sagen:<br />
Die V. S. S. (Vereinigung schweizerischer<br />
Strassenfachmänner hat schon vor einigen<br />
Jahren eine Karte der Hauptverkehrsstrassen<br />
der Schweiz herausgegeben. Diese Karte ist<br />
in der letzten Zeit ergänzt und der Schweiz.<br />
Baudirektoren-Konferenz vorgelegt worden.<br />
Die Strassen sind in dieser Karte als Hauptstrassen<br />
I. und Hauptstrassen II. Ordnung<br />
bezeichnet worden. Diese Karte wurde uns<br />
in verdankenswerterweise zur Verfügung' gestellt<br />
und bildet die Grundlage unserer Karte.<br />
Zuerst musste man sich auf die Benennung<br />
der von uns ins Auge zu fassenden Verkehrsstrassen<br />
einigen.Die Bezeichnung Durchgangsstrassen<br />
wurde fallen gelassen, weil dieser<br />
Ausdruck ins Automobilgesetz aufgenommen<br />
werden soll und dort eine-allgemeinere Deutung<br />
erhält. Es .wurde deshalb der Ausdruck<br />
Fernverkehrsstrasse (Routes de grand transit)<br />
gewählt, womit die Unterscheidung unserer<br />
Hauptstrassen eine analoge Bezeichnung<br />
erhält wie in .Deutschland, wo auch unterschieden<br />
wird zwischen Fernstrassen und<br />
Hauptstrassen I. und Hauptstrassen II. Ordnung.<br />
Damit ist auch gesagt, dass die uns interessierenden<br />
Strassen nicht identisch sind<br />
mit den von den V. S. S. herausgegriffenen<br />
Strassen.<br />
Die während des Vortrages ausgehängte<br />
Karte enthält die Fernverkehrsstrassen als<br />
dicke, rote Linien und die Hauptstrassen I.<br />
und II. Ordnung als schmale, rote, bzw. blaue<br />
Linien. Sofern die letztern Strassen in die<br />
Richtung der Fernverkehrsstrassen fallen,<br />
sind sie weggelassen worden.<br />
Bei der Aufstellung, der Karte waren folgende<br />
Gesichtspunkte wegleitend.:<br />
1. Die geographische Lage der Schweiz-im<br />
Herzen Europas und inmitten vier grossen<br />
Ländern bedingt theoretisch ein Fernverkehrsstrassennetz<br />
gemäss besonderm Schema<br />
(Plan 30.1074). Darnach wird Jedes<br />
Land durch Transversal- und Diagonalstrassen<br />
durch die Schweiz mit den andern Ländern<br />
verbunden.<br />
stützt, beglotzten sie misstrauisch unter den<br />
Lanmpen an den Strasseoeeken. Eine verspätete<br />
Droschke, die Cradock auf einem breiten<br />
Boulevard erspähte, nahm sie auf, und dann<br />
folgte Ruhe, Ruhe und das Gefühl vollkommener<br />
Erschöpfung, während sie auf Gummirädern<br />
durch das schlafende Kairo holperten.<br />
Sie hatten sich vor dem Hotel getrennt,<br />
als die Hallenuhr gerade die zweite Frühstunde<br />
schlug. Am Aufgang zur Terrasse<br />
hatte Cradock sie noch einen Augenblick'<br />
aufgehalten, ~um sie nach ihren Erlebnissen<br />
zu fragen. «Verzeihen Sie,» hatte er gesagt,<br />
«ich weiss, dass Sie schrecklich müde sind,<br />
aber es ist wichtig.»<br />
Kurz hatte sie ihm das Erscheinen des<br />
Wahrsagers, Husseins zeitweiliges Verschwinden<br />
und seine Gewalttätigkeit nach<br />
der Rückkehr geschildert. Ob sie etwas von<br />
Simopulos gesehen habe? Sie schüttelte den<br />
Kopf. War auch nicht die Rede von ihm gewesen?<br />
Nein. Hatte sie den Namen von<br />
Said Husseins unerwartetem Gast nennen<br />
hören? Als sie abermals stumm verneinte,<br />
hatte Cradock, noch bevor sie ein Wort des<br />
Dankes sprechen konnte, sie stehen lassen<br />
und war im Wagen wieder in das Dunkel<br />
davongefahren.<br />
Er schien unermüdlich, zäh und ohne Nerven,<br />
ein Mann wie aus Stahl. Was hatte er<br />
für ein energisches, kühnes Gesicht, und wie<br />
2: Die obenerwähnte Karte für das Fernverkehrsstrassennetz<br />
der Schweiz (Plan<br />
30.1065) hat schematischen Charakter; sie<br />
gibt die Richtung der Strassenzüge auf<br />
Grund des Schemas an und unterscheidet<br />
nicht zwischen wichtigen und weniger wichtigen<br />
Verbindungen. Zur Verbindung der einzelnen<br />
Verkehrszentten unter sich sind die<br />
heute bestehenden Strassen benutzt worden;<br />
die genaue Führung dieser Verbindungen so'1<br />
rst durch spätere Detailstudien festgelegt<br />
werden (z. B. Wallenseestrasse, Olten-Zürich.<br />
Bern-Thun etc.).<br />
3. Unter den Fernverkehrsstrassen sind<br />
solche Strassen zu verstehen, welche zur Verbindung<br />
bedeutender ausländischer Verkehrs-<br />
Zentren über die Schweiz oder der wichtigsten<br />
Verkehrszentren und Landesgegenden<br />
der Schweiz mit dem Ausland dienen.<br />
4. Soll die Schweiz, wie im Eisenbahnverkehr,<br />
auch für den Autoverkehr ein Transitland<br />
für den internationalen Verkehr werden,<br />
und es ist bei der Ausbildung des Fernverkehrsstrassennetzes<br />
auf gute Anschlüsse<br />
an der Landesgrenze und auf eine möglichst<br />
direkte Linienführung im Innern des Landes<br />
zu sorgen.<br />
5. Von alters her kommt dem Verkehr<br />
Deutschland-Italien, Frankreich-Italien und<br />
Frankreich-Deutschland durch die Schweiz<br />
eine besondere Bedeutung zu. während der<br />
Verkehr Oesterreich mit Italien und mit<br />
Deutschland durch die Schweiz eine untergeordnete<br />
Rolle spielt.<br />
6. Die Karte enthält folgende Verbindungen<br />
:<br />
a) Transversale Nord-Süd (Deutschland.<br />
Italien).<br />
1. Basel. Ölten, Bern, Lötschberg, Simplon,<br />
Domodossola.<br />
2. Schaffhausen. Zürich, Gotthard, Chiasso.<br />
3. St. Margarethen, Chur, Julier, Maloja,<br />
Chiavenna.<br />
b) Transversale West-Ost (Frankreich-<br />
Oesterreich).<br />
4. Basel, Zürich, Winterthur, St. Gallen,<br />
St. Margarethen.<br />
5. Pontarlier, Bern, Luzern, Pfäffikon-<br />
Buchs.<br />
6. Genf, Lausanne, Brig, Furka, Landquart,<br />
Flüela, Martinsbruck.<br />
c) Diagonale Nord-West (Deutschland-<br />
Frankreich).<br />
. 7. Basel, Delemont, Delle.<br />
8. Basel, Biel, Neuenburg, Pontarlier.<br />
9. Basel, Neuenburg, Lausanne, Genf.<br />
10. Schaffhausen, Zürich, Ölten, Bern, Lausanne,<br />
Genf.<br />
11. Konstanz, Zürich, Luzern, Bern, Lausanne,<br />
Genf,<br />
12. St. Margarethen, Pfäffikon, Luzern,<br />
Brünig, Spiez, Gstaad, Aigle.<br />
d) Diagonale West-Süd (Frankreich.<br />
Hauen).<br />
, 13. Basel, Zürich, Landquart, Flüela, Ofen,<br />
Sta. Maria, Bozen.<br />
14. Basel, Ölten, Luzern, Gotthard, Chiasso.<br />
15. Delle, Bern, Spiez, Grimsel, Gotthard.<br />
Chiasso.<br />
16. Pontarlier, Bern, Lötschberg, Simplon<br />
Domodossola.<br />
17. Pontarlier, Lausanne, Brig, Simplon<br />
Domodossola.<br />
; 18. Genf, Lausanne, Martigny, Grosser<br />
St. Bernhard, Aosta.<br />
e) Diagonale Süd-Ost Italien-Oesterreich).<br />
19. Chiasso, Bellinzona, Bernhardino, Chur<br />
Buchs.<br />
20. Chiavenna, Silvaplana, Süs, Martinsbruck.<br />
/. Diagonale Ost-Nord (Oesterreich-Deutschland).<br />
ernst, wachsam und treu blickten seine<br />
blauen Augen! Wie sicher hatte er sie durch<br />
die Wirrnisse der Nacht geleitet!<br />
Auf den flüchtigen Bildern, die an ihrem<br />
Geiste vorüberflirrten, trat die winzige Tür<br />
des kleinen Hofes am deutlichsten hervor.<br />
Sie sah sie vor sich weit auf —mit einem<br />
grossen Fragezeichen quer über dem Pfosten..<br />
Denn sie war verschlossen gewesen,<br />
als Cradock sie untersucht hatte, und dann<br />
— mit einemmal, und gerade im Augenblick<br />
höchster Gefahr — stand sie offen! Wer<br />
hatte ihnen den Weg zur Rettung freigemacht?<br />
Sie musste Dave fragen. Schläfrig fühlte<br />
sie eine Beruhigung beim Flüstern des Namens.<br />
Sie musste ihn noch vieles fragen.<br />
Wann würde sie ihn wohl wiedersehen? Sie<br />
hätte es so gern gewusst — und mit diesem<br />
Gedanken schlummerte sie endlich ein.<br />
Di© Tage vergingen. Joan verbrachte<br />
manche Stunde bei Edith Simmons im Krankenhaus.<br />
Wie alle, deren Leben sich in erigen<br />
Grenzen abspie't, fühlte sich die Zofe<br />
ohne die Erfüllung ihrer täglichen Pflichten<br />
höchst elend und bestand darauf, dass ihr<br />
Joan wenigstens eine Handarbeit bringe, mit<br />
der sie sich beschäftigen könne. Nur das<br />
Bewusstsein. dass ihre Entlassung aus dem<br />
Spital davon abhing, konnte sie dazu bewegen,<br />
ihren ausgemergelten Körper der Spritz-<br />
21. Buchs, Pfäffikon, Zürich, Basel.<br />
22. St. Margarethen, Winterthur Schaffhausen.<br />
7. Aus der Karte treten als wichtigste Eingangstore<br />
Basel, Genf und Chiasso und als<br />
bedeutendste Verkehrsknoten im Innern des<br />
Landes Lausanne. Bern und Zürich mit ie<br />
wölf Verbindungen hervor. Die gewählten<br />
Strassenzüge verbinden diese Städte mit den<br />
übrigen hauptsächlichsten Verkehrszentren<br />
der Schweiz, so dass das projektierte Ferriverkehrsstrassennetz<br />
auch dem internen<br />
Hauptverkehr genügt und somit gleichzeitig<br />
das Hauptstrassengerippe für den schweizeri-<br />
,chen Innenverkehr darstellt, von welchem<br />
die Hauptverkehrsstrassen L und II. Ordnung<br />
ausgehen.<br />
Die erwähnte Karte bildet die Grundlage<br />
für die weiteren Arbeiten des Vereins; sie<br />
enthält diejenigen Strassen, welche nach der<br />
Auffassung des Vorstandes als Fernverkehrsstrassen<br />
anzusehen sind und welche Gegenstand<br />
weiterer Untersuchungen werden sollen.<br />
Die Karte ohne gleichzeitige Aufstellung<br />
von Richtlinien hätte keinen Sinn, weshalb<br />
zurzeit auch die Subkommission B mit der<br />
Aufstellung von Richtlinien beschäftigt ist,<br />
welche für den Ausbau der einzelnen<br />
Ein in Nizza ansässiger Landsmann hat<br />
sorgfältig die Propagaadamassnahmen<br />
der verschiedenen Länder an der französischen<br />
Riviera studiert und teilt ans über<br />
seine Beobachtungen, besonders bezüglich<br />
Deutschland, folgendes mit:<br />
Die Verwaltung der deutschen Reichsbahn<br />
gibt allein in den Monaten Januar<br />
und Februar 30,000 fr. Fr. für den Plakatdienst<br />
in Nizza, Cannes und Monte Carlo<br />
aus. Marienbad gibt ebenfalls seine 30,000<br />
Franken aus und das Bad Nauheim verfügt<br />
über einen solchen Betrag allein für/<br />
die <strong>Zeitung</strong>spropaganda in Frankreich.<br />
Wiesbaden, das nicht einmal Spielsäle hat,<br />
gibt jährlich 360,000 Mk. für Verkehrswerbung<br />
aus. Das Verkehrsbureau dieser<br />
Stadt beschäftigt 35 Angestellte, deren Salarierung<br />
von der Stadtverwaltung übernommen-<br />
worden ist. Der Bürgermeister<br />
von Wiesbaden, der gleichzeitig der Vorsitzende<br />
des Syndikates deutscher Bäderstadte<br />
ist, wurde offiziell nach Nizza,<br />
^nnes' und Monte Carlo eingeladen und<br />
mii grösster Aufmerksamkeit und allen<br />
Ehren empfangen. Die Presseaufnahmen<br />
von seiner triumphalen Reise haben die<br />
Runde durch die meisten deutschen Blätter<br />
gemacht. Eine glänzende Reklame für<br />
die Riviera!<br />
Schauen wir uns etwas in den europäischen<br />
Hauptstädten um, so ist in diesem<br />
Zusammenhang folgendes von Interesse:<br />
In Paris verfügt Deutschland über ein<br />
Verkehrs- und Touristikbureau, das in<br />
zwei prächtigen Schaufenstern die Schönheiten<br />
des Landes im Bilde vorführt.<br />
Die Abgeordneten beider Kammern unternehmen<br />
in der Presse eine wahre Campagne<br />
für den Tourismus, und die verlangten<br />
Kredite für die Propaganda im<br />
Auslande werden aller Voraussicht nach<br />
erheblich erhöht. Sogar die Radiostationen<br />
wurden von den Deputierten zu Vorträgen<br />
über die Vorzüge und Reize ihrer<br />
Gegenden benützt. Die Früchte dieser Bemühungen<br />
zeigen sich denn auch schon.<br />
Im Jahre 1928 hat nur etwa ein Drittel<br />
der bisherigen amerikanischen Gäste die<br />
Schweiz besucht. Diese Touristen nahmen<br />
ihren Weg zu einem grossen Teil nach<br />
nadel des Arztes auszuliefern. Sie unterwarf<br />
sich dieser Prozedur mit einer Art<br />
grimmigen Widerstrebens, und führte auf<br />
einem Zettel, den sie heimlich unter ihrem<br />
Kopfkissen verwahrte, ein genaues Verzeichnis<br />
der Injektionen. Denn sie war fest entschlossen,<br />
wenn die angeordneten sechs Einspritzungen<br />
den bazillenvernichtenden Weg<br />
in ihre Venen gefunden hätten, das Bett zu<br />
verlassen.<br />
Cradock liess sich nicht wieder blicken.<br />
Er telephonierte auch nicht, um sich nach<br />
Joans Befinden zu erkundigen. Sie hörte<br />
nichts mehr vom Prinzen, nichts von Simopulos,<br />
nichts von Nadja Alexandrowna. Vergebens<br />
durchstöberte sie die in Kairo erscheinenden<br />
englischen und französischen <strong>Zeitung</strong>en<br />
nach einer Anspielung auf Unruhen im<br />
Araberviertel. Gab es denn keine Polizeiberichterstatter<br />
In dieser Stadt? Sie konnte<br />
es nicht begreifen.<br />
In ihrer seelischen Unruhe erinnerte sie<br />
sich an Bastable. Er hatte eine hohe Stellung<br />
bei der Regierung und war ausserdem<br />
Cradocks Freund Sie wollte ihn zum Mittagessen<br />
einladen und vorsichtig ausforschen.<br />
Aber von seinem Amt kam die Mitteilung,<br />
dass er auf unbestimmte Zeit verreist sei.<br />
Eines Abends jedoch — ungefähr zehn<br />
Tage nach ihrer Rückkehr aus Luksor — fiel<br />
ein Schatten auf ihr Buch, als sie Dach dem<br />
Strassenzüge wegleitend sein sollen. Diese<br />
Richtlinien enthalten Vorschläge für die*<br />
Gliederung der Strassen in Fahrbahn, Radfahr-<br />
und Gehweg; über die Minimalbreitenmasse;<br />
die Ausbildung der Strassen in Situation,<br />
Längenprofil und Querprofil. Sie<br />
geben Vorschläge für die Anordnung von<br />
Kreuzungen und Einmündungen, Entwässerung,<br />
Nebenanlagen (Werk- und Lagerplätze,<br />
Pflanzungen etc.), Betriebsanlagen (Tankstellen,<br />
HilfsStationen, Beleuchtung etc.),<br />
Bebauung etc.<br />
Die Arbeiten der Subkommission B gehen<br />
dem Abschlüsse entgegen, so dass die verkehrstechnische<br />
Kommision und der leitende<br />
Ausschuss noch im Laufe dieses Frühlings<br />
sich werden damit befassen können und die<br />
Weiterleitung derselben gleichzeitig mit der<br />
Karte an die Baudirektorenkonferenz möglich<br />
sein sollte.<br />
Hoffen wir, dass die Baudirektorenkonfefenz<br />
unsere Vorschläge zu den ihrigen<br />
machen werde und damit der erste Schritt<br />
zur Verwirklichung des Vereinszweckes:<br />
«Mitarbeit an der Anpassung des Schweiz.<br />
Hauptstrassennetzes an den wachsenden nationalen<br />
und internationalen Automobilverkehr»<br />
getan ist.<br />
Ungenügende Verkshrswerbung der Schweiz im Auslande<br />
Deutschland. Oberammergau hat in den<br />
Vereinigten Staaten eine fast unglaubliche<br />
Reklame entwickelt. Ueber die Hälfte<br />
der amerikanischen Tonristen haben demzufolge<br />
eine der 33 Vorstellungen der<br />
Passionsspiele besucht, für welche die Karten<br />
zum voraus in allen Reiseagenturen<br />
New Yorks ausgegeben wurden.<br />
In Berlin und in Deutschland überhaupt<br />
macht Oesterreich trotz seiner schweren<br />
wirtschaftlichen Krise eine weitverzweigte<br />
Propaganda für Wien, Kärnten<br />
und Steiermark. Italien und Frankreich<br />
stehen mit ihren Bemühungen nicht hintan.<br />
Sogar Jugoslawien entwickelt eine<br />
rege Propagandatätigkeit im Norden<br />
Deutschlands. England hat dieses Jahr mit<br />
grossen Mitteln eingesetzt, um die deutschen<br />
Reisenden zu einem Besuch Englands<br />
zu bewegen. Auch die Sovjet-Union<br />
hat ihr Reisebureau Unter den Linden.<br />
Die deutsche Krise wäre noch viel stärker<br />
zum Ausdruck gekommen, hätte in<br />
Deutschland nicht ein so* beträchtlicher<br />
Besuch aus Amerika, Holland und England<br />
eingesetzt. Die deutsche Werbung in<br />
diesen drei Ländern hat reiche Früchte<br />
gezeitigt. Wir haben bereits in einem früheren<br />
Artikel erwähnt, dass Deutschland<br />
allein in Holland neun reguläre Funktionäre<br />
für die Verkehrspropaganda beschäftigt,'<br />
währenddem ein einziger die<br />
Interessen der Schweiz zu vertreten hat.<br />
Der Verkehrsdienst der internationalen<br />
Omnibusreisegesellschaften bringt aus<br />
Holland, Frankreich und Belgien stattliche<br />
Kontingente amerikanischer Gäste<br />
nach Deutschland.<br />
In Wien ist eine ständig wachsende<br />
Propaganda festzustellen. Italien macht<br />
ganz beträchtliche Anstrengungen. Es<br />
überschwemmt Oesterreich geradezu mit<br />
Filmen, und Prospekten. Frankreich, Italien,<br />
Deutschland, Ungarn und Jugoslawien<br />
haben Reiseagenturen eröffnet.<br />
Oesterreich hat seinerseits seine Agentur<br />
in London vergrössert, nachdem bereits<br />
seine Vertretungen in Paris und Berlin<br />
ausgebaut worden sind.<br />
In New York sind nun auch die japanischen<br />
und indischen Eisenbahnverwaltun-<br />
Souper in der maurischen Liegehalle sass<br />
und las. Sie blickte auf.<br />
Cradock stand vor ihr — im Smoking. Er<br />
nahm sich darin recht stattlich aus, sagte sie<br />
sich, und gleichzeitig fiel ihr ein, dass sie ihn<br />
ja noch nie im Gesellschaftsanzug gesehen<br />
hatte. Auf dem Schiffe hatte er offenbar auf<br />
dergleichen Aeusserlichkeiten keinen Wert<br />
gelegt. Aber sie fand, dass er einen müden,<br />
abgespannten Eindruck machte. Er schien<br />
etwas von seiner gesunden, gebräunten Farbe<br />
eingebüsst zu haben; sein Gesicht war blass<br />
und noch magerer als sonst.<br />
«Ich fahre morgen nach Luksor zurück,»<br />
begann er ein bisschen unbeholfen. «Und da<br />
dachte ich, ich könnte vorher rasch noch mal<br />
hier vorsprechen, um zu sehen, wie es Ihnen<br />
geht.»<br />
Sie spürte die Verlegenheit zwischen ihnen.<br />
Es war ihm natürlich peinlich, dass er sie<br />
nicht schon längst einmal besucht hatte.<br />
Aber er war eben nicht wie andere Märmer<br />
— er verschmähte jeden konventionellen<br />
Zwang. Ausserdem hielt er sich ihr gegenüber<br />
nicht zu Artigkeiten verpflichtet, wohl<br />
aber war sie selber tief in seiner Schuld.<br />
Deshalb wurde sie weich und meinte lächelnd:<br />
«Wie lieb von Ihnen! Ich fürchtete schon,<br />
Sie würden mir keine Gelegenheit geben,<br />
Ihnen für meine Rettung zu danken.»<br />
(Fortsetzung folgt.)
WO 91 _ 1QS1 AUTOMOBIL-REVUE<br />
gen mit eigenen Bureaux vertreten. In der<br />
lokalen Presse erscheinen regelmässig<br />
ganzseitige Annoncen für diese Länder.<br />
Die deutschen Agenturen setzen ihre Werbetätigkeit<br />
in grossem Massstabe fort. Die<br />
von der A. M. E. R. 0. P. und der M. E. R.<br />
subventionierte <strong>Zeitung</strong>spropaganda arbeitet<br />
unter dem Schlagwort: «Geling to<br />
Europe means going to Gerniany!»<br />
Deutschland hat überhaupt eine hervorragende<br />
Organisation in New York. Vier<br />
Bureanx sind eröffnet worden, nämlich<br />
eine Office der Eeichsbahn, welche eng<br />
mit der A. M. E. R. O. P., der Vereinigung<br />
für die Verkehrsförderung zwischen<br />
Deutschland, Amerika und Europa zusammenarbeitet.<br />
Dann eine Agentur der M. E.<br />
R. in Verbindung mit der Mitropa. Ferner<br />
ein Bureau der Reichsgemeinschaft<br />
für deutsche Verkehrsbureaux und endlich<br />
eine Agentur, welche den Norddeutschen<br />
Lloyd-Hapag vertritt. Das gesamte<br />
deutsche Budget für Auslandswerbung<br />
stellt etwa auf 60 Millionen Mark, von de<br />
nen nur etwa 10 Millionen in den Vereinigten<br />
Staaten ausgegeben werden.<br />
Einer unserer amerikanischen Freunde<br />
teilt uns mit, dass die grossen Schiffsgesellschaften<br />
neue Touristendampfer im<br />
Bau haben, welche allen erdenklichen<br />
Komfort bieten. Es ist eine neue Schiffsklasse,<br />
die der Touristen, eingeführt worden,<br />
welche hauptsächlich der jungen amerikanischen<br />
Generation entsprechen wird,<br />
welche zum erstenmal nach Europa<br />
kommt. Diese wird die Eeklame für die<br />
Schweiz lebhaft unterstützen, wenn sie,<br />
von der Reise begeistert, unser Land weiter<br />
empfiehlt. Dies wird dann möglich<br />
sein, wenn sich die Hotels auf diese Klasse<br />
von Reisenden einzustellen verstehen. Wir<br />
brauchen in der Schweiz unbedingt die<br />
Hotels garnis, wo Zimmer von 5 Fr. an<br />
bezogen werden können und die den Gästen<br />
bezüglich der Mahlzeiten alle Freiheit<br />
lassen.<br />
In London lassen es viele Länder ebenfalls<br />
nicht an einer grossangelegten Propaganda<br />
fehlen. Die grössten Anstrengungen<br />
machen Norwegen, Italien, Deutschland,<br />
Frankreich, dann Schweden und<br />
Belgien. Neuerdings kommt nun eine Bewegung<br />
hinzu, welche die Engländer auffordert,<br />
ihre Ferien im eigenen Lande zuzubringen.<br />
Zuguterlotzt sei noch der französische<br />
Landesverband der Bürgermeister von<br />
Kur- und Fremdenorten erwähnt, der unter<br />
der Leitung vom Maire von Aix-les-<br />
Bains steht. Der Verband unternimmt im<br />
ganzen Lande eine Kampagne, um die<br />
Regierung zu veranlassen, ein Budget von<br />
15 bis 20 Millionen Franken für einen<br />
grossen Reklamefeldzug zur Verfügung<br />
zu stellen.<br />
In Anbetracht dieser gewaltigen Anstrengungen<br />
allerseits die Frage: Was<br />
machen wir in der Schweiz? Die Presse<br />
meldete letztes Jahr, dass der Bundesrat<br />
der Alkohol Verwaltung einen Kredit von<br />
einer Million Franken zur Verfügung<br />
stellte, um die Landwirte zu unterstützen<br />
und ihnen einen Preis von 10 bis 12 Fr.<br />
für ihre Kartoffeln zu ermöglichen, ohne<br />
deswegen zum Brennen der Kartoffeln<br />
übergehen zu müssen. Das ist an und für<br />
sich ja recht und gut, aber was macht<br />
unsere gute Mutter Helvetia für den Tour<br />
rismus? Die Botschaft des Bundesrates<br />
vom 31. Oktober öffnet uns darüber die<br />
Augen. Die Subventionen sind seit 1913<br />
von 24,3 Millionen Franken auf 72,4 Millionen<br />
Franken im Jahre 1929 angewachsen.<br />
Allein die Subventionen für die Land<br />
Wirtschaft gingen in dieser Zeit von 4,4<br />
Millionen auf 18,4 Millionen Franken hinauf.<br />
Dagegen sind die Beiträge für Indtu |<br />
strie, Handel und Verkehr von 3,3 auf 2,9<br />
Millionen Franken gesunken! Es ist deshalb<br />
zu hoffen, dass die parlamentarische<br />
Gruppe für Touristik eine Erhöhung der<br />
Subvention für die schweizerische Verkehrszentrale<br />
von 200 000 Fr. auf wenig<br />
stens eine Million Franken erreichen<br />
kann. Ein Land, dessen Budget 371 Millionen<br />
Franken Ausgaben aufweist, darf<br />
sicher eine Million Franken für seinen<br />
Fremdenverkehr ausgeben, in welchem an<br />
die zwei Milliarden Franken investiert<br />
sind.<br />
M. Och.<br />
Unser Aussenhandel in<br />
Motorfahrzeugen<br />
verzeichnet für den Februar <strong>1931</strong> einen<br />
Umsatz von 6,21 Millionen gegenüber 8,17<br />
Millionen im Februar 1930.<br />
Wir veröffentlichen nachstehend eine Zusammenfassung<br />
der wichtigsten Ergebnisse<br />
des Aussenhandels in Motorfahrzeugen nach<br />
der Erhebung der Oberzolldirektion, bevor<br />
wir dieselben im Detail besprechen.<br />
Die Einfuhr beläuft sich auf 1003 Stück<br />
1245'im Februar 1930), deren Gewicht, mit<br />
Einschluss der eingeführten Ersatzteilstücke,<br />
in Gewicht von 962808 kg (1169 472 kg)<br />
und einen Wert von 4,46 Mill. Fr. (6,09 Mill.<br />
Franken) repräsentieren. Der Minderwert der<br />
Februar-Ausfuhr beziffert sich auf: 242 Stück,<br />
m Gewicht von 206,664 kg, zu einem Wert<br />
von 1,62 Mill. Franken.<br />
Die eingeführten «Automobile, total 653<br />
(794) Einheiten, stammen aus folgenden Ländern:<br />
364 (463) aus den Vereinigten Staaten<br />
von Amerika, 162 (135) aus Frankreich, 87<br />
(132) aus Italien, 25 (55) aus Deutschland,<br />
9 (2) aus Grossbritannien, 3 (3) aus Oesterreich<br />
und 3 (4) aus Belgien.<br />
Wir haben ins Ausland exportiert: 84 (im<br />
Februar 1930 nur 83) Motorfahrzeuge, die mit<br />
den exportierten Ersatzteilen zusammen ein<br />
Gewicht von 211903 kg (257 491 kg) darstellen<br />
und einen Wert von 1,74 Mill. Fr.<br />
(2,08 Mill. Fr.) haben. Die Verminderung der<br />
Ausfuhr beträgt 45 588 kg, bzw. 344642 Fr.,<br />
wobei aber die Zahl der Einheiten um 1 stieg.<br />
Wir werden in einer der nächsten Nummern<br />
auf die Einzelergebnisse der Aussenhandelsstatistik<br />
der Motorfahrzeuge zu sprechen<br />
kommen. //.<br />
Regelung des Verkehrs<br />
auf internationalem Boden.<br />
In Genf begann gestern Montag die erste<br />
vom Völkerbund einberufene Strassenverkehrskonferenz,<br />
in deren Kompetenz der<br />
Abschluss dreier Verkehrsvereinbarungen mit<br />
internationalem Geltungsbereich steht. Das<br />
erste internationale Abkommen umfasst eine<br />
Regelung der gewerblichen Lasten- und Personenbeförderung<br />
von Land zu Land. Es ist<br />
geplant, dass sich alle Völkerbundsstaaten<br />
die gleichen Erleichterungen im gegenseitigen<br />
Verkehr gewähren soJlen und dass in diesen<br />
Ländern für Handels- und Gewerbetransporte<br />
stes eine genügend bemessene Aufenthaltsbewilligung<br />
erteilt wird. Für je 50 km Fahrstrecke<br />
soll ein Aufenthalt von 24 Stunden in<br />
Vorschlag kommen.<br />
Ein zweites Abkommen wird sich mit der<br />
Abschaffung nationaler Abgaben der. ausländischen<br />
Automobile auseinandersetzen,<br />
unter dem Vorbehalt, dass sich diese Wagen<br />
nur zeitweise und höchstens 90 Tage im fremden<br />
Gebiete befinden. In ein besonderes<br />
Steuerheft, das jedes Land dem einzelnen<br />
Fahrer zu verabfolgen hätte, würden auch<br />
die Grenzübertritte notiert, ohne dass der<br />
Fahrer eine Abgabe entrichten müsste. Gleichzeitig<br />
soll eine Vereinfachung des Triptyckwesens<br />
in die Wege geleitet und die umständlichen<br />
Konsularbescheinigungen durch<br />
Bescheinigungen der Zollbehörden .ersetzt<br />
werden.<br />
Mit der Vereinheitlichung der Verkehrs- wäre eine Wiederherstellung der beschädigsignale<br />
wird sich das dritte Abkommen be- ten Strassenteile auf der Strecke des Targa<br />
schäftigen. Wir sind bei uns glücklich zur Florio-Rennens bis zum Datum des Austra-<br />
Auffassung gelangt, dass die Bezeichnung ges vollständig unmöglich. Um die grosso<br />
allgemeingültiger Verkehrssignale weder eine italienische Autosport - Veranstaltung, auf<br />
Angelegenheit der Kantone ist, noch als aus- die sich jeweils die Interessen der Sportschliessiiche<br />
Kompetenz der Bundesbehörden freunde aller Länder richten, nicht elimianzusehen<br />
ist, sondern vielmehr Gegenstand nieren zu müssen, beschloss man die Durcheines<br />
internationalen Abkommens sein muss. führung der diesjährigen Targa Florio auf<br />
Die Schweiz hat alles Interesse, den inter- dem cGrande Circuito delle Madonie», aiü<br />
nationalen Autotourismus nach besten Kräf- dem bereits in den Jahren 1906 und 1911<br />
ten zu fördern. Die Genfer Konferenz wird das klassische Strassenrennen ausgetragen<br />
eine erneute Belebung des internationalen wurde. Das genauere Studium der Strecke<br />
Strassenverkehrs bringen.<br />
^^ gr A •<br />
lt. durch die Organisatoren überzeugte von<br />
der Eignung der neuen, längeren Rund-<br />
*J»C>»»f^»«* ^ql«E»g» strecke, die über Petralia, Ganci und Castel-<br />
^ • « • • • i ^ " " b uonO abbiegt und wieder nach Pollessano<br />
Der BeSUCh am Genfer Salon, und Campofelice auf die alte Strecke zu-<br />
Der am letzten Sonntag zu Ende gegan- rückführt. Der «Grande Circuito» misst<br />
gene VIII. Genfer Salon erfreute sich in den 148,823 km und ist demnach 40 km langer<br />
letzten Tagen des schönsten Frühlingswetters, als die kleinere bekannte Rundstrecke der<br />
Der Rückfall in den Winter, der in den er- Targa Florio. Das Rennen wird voraussten<br />
Tagen der vergangenen Woche auch sichtlich über vier Runden ausgetragen<br />
beim Salon sich in einem Besucherrückgang werden. oo.<br />
vor allem aus der Ostschweiz äusserte, wur- Erster Lauf der europäischen<br />
de durch einen Massenaufmarsch am Ende n«i.#irM«i!e#oi«c««h'ift<br />
der Woche wettgemacht. Man kann deshalb BBrgmOISierscnaTl.<br />
heute schon voraussagen, dass die VIII. In- ^. Zbraslav—Jitovlste.<br />
ternationale Automobil- und Fahrradausstel-<br />
D * europäische Bergmeisterschaft wird<br />
lung in Genf dieses Jahr wieder einen vollen am 31. Mai mit dem Bergrennen Zbraslav-<br />
Erfolg davontragen wird. Der gewohnte Jilovistem der Tschechoslowakei ofhziel er-<br />
Volkstag von Donnerstag wies schon vom öffnet Der erste dieser zwölf europaischen<br />
frühen Morgen an eine sehr starke Belebung Läufe wird vom A. C. der Tschechoslowakei<br />
des Salons auf. Die Besucherzahl betrug organisiert und begegnet in seiner engern<br />
14,750 Personen; es wurden 1289 Bahnbillette Heimat stets grösstem Interesse. Das Renabgestempelt.<br />
Am Freitag wurden 7714 Ein- " €n i st {ür alIe Kategorien offen es kommt<br />
trittskarten verkauft und 1292 Billets für die au * einer Strecke von über 5,6 Kilometer<br />
Län^e zum<br />
Rückfahrt gültig gemacht. Am Samstag stieg Austrag. Die geringste Steigung<br />
die Besucherzahl auf 13,805 Personen, 2000 beträgt 3,5 Prozent, die maximale neun Pro-<br />
Billets wurden abgestempelt. Der Sonntag zen *-<br />
bedeutete den Rekordtag des diesjährigen Der Sieger des Rennens erhält 10,000 Kro-<br />
Genfer Salons: 21,004 Personen besuchten nen; verbessert er den von Stuck gehaltenen<br />
die Ausstellung, die S.B.B, musste 4123 FaTir- Rekord (2 Min. 45 Sek. 7 t 10 ), so erhält er als<br />
karten abstempeln. Eine flüchtige Zusam- Extrapreis noch einmal 10,000 Kronen. Zwei<br />
menstellung der Besucherzahlen ergibt heute Pre 'se von je 5000 Kronen sind für den beschon,<br />
dass der Salon von rund 116,000 Per- sten Fahrer mit dem Wagen bis zu 1500 cem<br />
sonen besucht wurde.<br />
bo.<br />
1500 cem Inhalt vorgesehen.<br />
Der Ball am Salon. Noch ist der glänzend Beginn der internationalen Tourenfahrt<br />
verlaufene Ball anlässlich des soeben zu En- Paris-Nizza. Am letzten Samstag fand in<br />
de gegangenen Genfer Salons in der ange-<br />
Or 'y der start zur traditionellen grossen<br />
nehmen Erinnerung aller Teilnehmer. Wir Tourenfahrt Paris-Vichy-Nizza statt. 54 Teilhaben<br />
noch nachzutragen, dass als Organi- nehmer schrieben sich für die Fahrt ein, die<br />
sator der gewählten Veranstaltung die Sek- in Frankreich als eine der bedeutendsten<br />
tion Genf des A. C. S. zeichnete, die keine touristischen Organisationen geschätzt wird.<br />
Mühe scheute, den Anlass wieder zu einem Unter den Fahrern befinden sich bekannte<br />
Glanzpunkte des gesellschaftlichen Lebens Namen. So nimmt der Sieger der Sternfahrt<br />
Genfs zu gestalten. Den verantwortlichen nach Mo'nte Carlo, D.Healey auf Riley, teil,<br />
Organisatoren, in erster Linie Herrn A. Chan- ferner der Sieger des letzten Jahres, Chautre,<br />
Präsident der Sektion Genf des A.C.S. vierre, die Rennfahrer Stoffel, Zehender, Ivaund<br />
Herrn Dr. Guillermin als Präsident der nowsky, Graf Czaikowski, der bekannte<br />
Unterhaltungskommission, sowie allen wei- Sternfahrer Lord de Cliffore u.a.m. Die<br />
tern Mitarbeitern der Sektion gebührt für Fährt ist wieder offen für Autocars; zwei<br />
ihre Leistungen grosse Anerkennung. Saurer-Wagen, die von D. Lamberjack und<br />
^ »»#•'«•• *" Haubourdin gefahren werden, nehmen dar-<br />
^ • Neuer Automobil-Weltrekord. Der durch<br />
Aenderungen<br />
seine Rekordversuche in letzter Zeit bekannt<br />
beim Targa FloriO-Rennen. gewordene englische Fahrer E.-T. Eyston hat<br />
Die grossen Ueberschwemmungon, die * uf , der -Brooklandsbahn für die englische<br />
am vergangenen 22. und 23. Februar das M e"e und den Kilometer auf einem M. G. Midnördliche<br />
Sizilien und speziell die Zone eet-Kompressor-Kleinwagen neue Rekorde<br />
«delle Madonie» heimsuchten, verursachten ^gestellt Die englische Meile fuhr er mit<br />
neben den vielen bereits durch die Presse ? m . er Stundengeschwindigkeit von 154,5 km,<br />
gemeldeten Schäden auch zahlreiche Stras- °f im , Kllom eter erreichte er 156 km (97<br />
senunterbrüche. Längere Strecksn sind Stundenmeilen), womit der 94-StudenmeiIenvollständig<br />
unbefahrbar, vor allem zwi- K kord<br />
! i von Malcolm Campbell in Daytona<br />
sehen Polizzi und Collessano; auch eine mit semem Kle inwagen überholt ist. x.<br />
Brücke ist hier eingestürzt. Diese Strassen- Auto-Schönheitskonkurrenz von Cannes.<br />
schaden betreffen unglücklicherweise genau Die letzten Freitag stattgefundene traditiodie<br />
Strecke der geplanten Targa Florio vom nelle Schönheitskonkurrenz in Cannes hatte<br />
10. Mai <strong>1931</strong>. einen vollen Publikumserfolg zu verzeichnen.<br />
Der Organisator des nach ihm benannten Gegen hundert Wagen defilierten vor einer<br />
Rennens, Vincenzo Florio, besichtigte mit eleganten Menge. Den grossen Ehrenpreis<br />
einigen Mitgliedern des Departementes für für die schönsten Wagen der. Schau erhielten<br />
öffentliche Arbeiten die Strassenschäden. Mme Konaroff und Mme Perejsej mit je<br />
Nach dem Urteil nach ihrem Augenschein einem Rolls-Royce. v "<br />
und<br />
fiber
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144<br />
521<br />
522<br />
523<br />
524<br />
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dass DOPGE mit diesen zwei letzten Modellen den Höchstpunkt seiner<br />
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Disziplin Im Verkehrswesen.<br />
In einem relativ kleinen Staatswesen, wie<br />
die Schweiz es ist im Vergleich zu seinen<br />
Nachharn, sollte es unseres Ermessens möglich<br />
Bein, den gesamten Verkehrsdienst einheitlich<br />
m verwalten, wozu wir den motorisierten<br />
Straescnverkehr, den Eisenbahnverkehr, den<br />
Luftverkehr und den Verkehr auf Seen und<br />
Flüssen rechnen. Eine zentrale Stelle in unserer<br />
Staatsverwaltung müssto die gemeinsamen<br />
Voraussetzungen für ein enges Zusammenarbeiten<br />
schaffen. Die nachstehende Zuschrift<br />
aus Bahnkreisen setzt sich mit den Unannehmlichkeiten<br />
auseinander, die das Neheneinanderhergeben<br />
im Falle der Sicherung der<br />
Niveauübergänge verursacht hat und noch<br />
verursacht<br />
Ohne uns mit den übrigen Gedankon<br />
weiter auseinanderzusetzen, überlassen<br />
wir dem Bahnbeamton das Wort:<br />
E$ wird viel gesprochen und geschrieben<br />
ijber die heutigen Verkehrsprobleme, über<br />
Eisenbahn und Automobil, über Flugverkehr<br />
und Binnenschiffahrt, Verkehrseinriehtungen,<br />
AUTUMOBlL-KfiVUfi<br />
Deutschlands gebrauchte Autos. Wie in<br />
merika drücken auch in Deutschland die<br />
ahlen der gebrauchten Äütos recht empndlich<br />
auf den Markt. Neben 84,000 neuen<br />
Einheiten wurden im Jahre 1930 bekanntlich<br />
och 160,000 gebrauchte Wagen zugelassen,<br />
icht alle diese gebrauchten Autos sind alerdirtgs<br />
durch die Neuzulassung auch in anlere<br />
Hände übergegangen. Die Schwierigkeiten<br />
des Altwagengeschäfts ergeben sich<br />
ür den Händler mit neuen Wagen aus der<br />
zwangsläufigen Hereinnähme des alten Auos.<br />
In Deutschland müssen durchschnittlich<br />
leim Verkauf von 100 neuen Wagen 60—70<br />
ilte Wagen angenommen werden. Der<br />
^eichsverbänd des Kraftfahrzeughandels verritt<br />
die Auffassung, dass beim Verkauf eines<br />
leuen Kleinwagens in 30 Prozent, bei mittrn<br />
in 70—80 Prozent, und beim schweren<br />
Vagen in fast 100 Prozent aller Fälle ein<br />
iltes Auto angenommen werden muss. Eine<br />
»efriedigende Lösung dieser Schwierigkeiten<br />
ei eine Lebensfrage für den Autömobilhanlel.<br />
Unlängst wurden die Taxstellen von 20<br />
uf 30 erweitert, welche in Verbindung mit<br />
en Altwagenbörsen besondere Bedeutung<br />
rlangt haben.<br />
Wy.<br />
Aus dem Ford-Konzern. Bereits das per<br />
il. Oktober 1929 abgeschlossene erste Gechäftsjahr<br />
der niederländischen Fordwerke<br />
trachte einen Reingewinn von über fl. 3 Mill.<br />
»ei einem Aktienkapital von fl. 5 Mill., wällend<br />
das zweite Geschäftsjahr, das sich über<br />
:ine Periode von 14 Monaten erstreckt, eine<br />
)eträchtliche weitere Gewinnsteigerung anzeigt,<br />
obwohl bis heute noch kein einziges<br />
\uto fabriziert wurde. Der Gewinn resultiert<br />
ilso aus Import und Verkauf. Der 1930 bejonnene<br />
Fabrikbau in Rotterdam wird nicht<br />
n Betrieb igesetzt werden, da seine Kapaziät<br />
zu klein erachtet wird. Voraussichtlich<br />
vird in Amsterdam eine grössere Fabrik erstellt<br />
werden, worin 1500 Arbeiter Beschaffung<br />
finden sollen.<br />
Die englische Ford Motor Co. Ltd. weist<br />
inen Handelsgewinn von 1,05 Mill. Pfd. St.<br />
auf. Inklusive Vortrag ergibt sich ein verfügbarer<br />
Saldo von 1,31 Pfd. St. Die Dividende<br />
bleibt unverändert mit 10 Prozent beiehalten.<br />
Durch Emission von 2 Mill. Pfd. St.<br />
euen Stammaktien soll das Kapital auf neun<br />
«lill. Pfd. St. gebracht werden.<br />
Die schwedische Ford-Gesellschaft verzeichnet<br />
eine Zunahme des Reingewinnes von<br />
',44 MiÜ. Kr. auf 1,99 Mill. Kr. Die Dividende<br />
wird unverändert mit 10 Prozent beibehalten,<br />
wobei der Verwaltungsrat den Antrag unterbreitet,<br />
als Bonus auf je vier alte Aktien eine<br />
neue Aktie zu verteilen, womit das Kapital<br />
vbn 4 Mill. Kr. auf 5 Mill. Kr. erhöht wird.<br />
Obwohl 1930 ein starker Produktionsrückgang<br />
(Gesatntproduktion 1930 um 32.!<br />
Absatz um 20 Prozent zurückgegangen)<br />
innerhalb der amerikanischen Autoindustrie<br />
zu verzeichnen war, zeigt sich jedoch, dass<br />
selbst in dieser schweren Periode die Ford-<br />
Gesellschaften weiter an Terrain gewonnen<br />
liaben. Soeben gibt die Ford Motor Co. begannt,<br />
dass die Produktion im Gesamtonzern<br />
im Februar des laufenden Jahres von<br />
5 180 Wagen, im Januar auf 85 109 Wagen<br />
estiegen ist.<br />
Wy.<br />
Verkehr im Pays d'EnhauL Das Departement<br />
für öffentliche Arbeiten des Kantons<br />
Waadt untersagt den Verkehr von Autocamions<br />
von einem Gewicht über 5 Tonnen,<br />
Beladung inbegriffen, auf den Kantonsstrassen<br />
des Pays d'Enhaut während den Zeiten<br />
des Schneefalles bis zu neuen Mitteilungen.<br />
x.<br />
Auch Wien nimmt den Kampf gegen den<br />
Lärm auf. Auch in Wien hat sich nun eine<br />
Antilärm-Kommission gebildet, die sich zum<br />
Ziel© gesetzt hat, der in dieser Stadt ganz<br />
besonders sich ausprägenden Plage zu begegnen.<br />
Es gehören ihr hohe Polizeifunktionäre,<br />
Beamte der Stadt Wien, Professoren<br />
der Technischen Hochschule und Delegierte<br />
der Ingenieurvereine an. Sie wird auf Grund<br />
gesammelter wissenschaftlicher und praktischer<br />
Erfahrungen eine Reihe von Vorschlägen<br />
ausarbeiten, wie die Lärmquellen am<br />
günstigsten vermindert und in ihrer Wirkung<br />
abgeschwächt werden können. Schon in der<br />
kurzen Zeit ihres Bestehens hat sie recht<br />
erfreuliche Erfolge zu, buchen. Auf ihre Vorstellungen<br />
hin hat die Polizei den Autofahrern<br />
und Motorradfahrern verboten, da<br />
Stadtgebiet mit offenem Auspuff zu passieren.<br />
Vor 7 Uhr früh und nach 10 Uhr abends<br />
darf in den Wohnungen nicht musiziert werden.<br />
Auch den nervenzerstörenden, oft<br />
stundenlang dauernden Konzerten der Lautsprecher<br />
soll der Riegel gestossen werden.<br />
Eine besondere Plage der Österreichischen<br />
Hauptstadt bilden die Strassen- und Bettel<br />
musikanten, die mit Gassenhauern und den<br />
populären Schlagern aus den bei uns so be-<br />
\en. Die zahlreichen Hausierer und Bauern;<br />
die aus der Umgegend Obst und Gemüse in<br />
die Stadt bringen und es umherziehend laut<br />
anpreisen, tragen nicht dazu bei, aus Wien<br />
eine Stätte der Ruhe zu machen. Im Dezember<br />
des vergangenen Jahres mussten<br />
nicht weniger als 2000 polizeiliche Amtshandlungen<br />
wegen Lärmstörung durchgeührt<br />
werden. -1.<br />
Winterpostkurse auf Alpenstrassen. Die<br />
zwölfte Betriebswoche Vom 2.—8. März <strong>1931</strong><br />
stand unter dem Zeichen starken Schneefalls.<br />
Die Transportfrequenz beträgt 5263 Personen<br />
gegenüber 4914 Personen in der entsprechenden<br />
Woche des Vorjahres. Die Mehrfrequenz<br />
beläuft sich auf 369 Personen und muss zu<br />
einem guten Teil der Strecke Nesslau—Buch<br />
gutgeschrieben werden, die eine Mehrfrequenz<br />
on nicht weniger als 675 Personen notiert.<br />
Starke Minderfrequenzen weisen ferner die<br />
Kurslinien St. Moritz—Maloja (—218) und<br />
Schuls—Pfunds (—169) auf. Die Strecke<br />
Briinig Hasliberg—Reuti war die ganze<br />
zwölfte Betriebswoche wegen Schneefall eingestellt<br />
und die Strecke Tiefencastel—Mühen<br />
konnte wegen starken Schneeverwehun-<br />
;en nur bis Savognin betrieben werden, so.<br />
Autobusverkehr in Lappland. Durch die<br />
Wildnis Lapplands worden demnächst die<br />
schwedischen Staatsfoahnen einen regelmässigen<br />
Autobusverkehr eröffnen, der die Endstationen<br />
der schwedischen Haupteisenbahnlinie<br />
Overtorneaa längs der finnischen<br />
Gretrze mit Pajala nach dem hohen Norden<br />
verbinden wird. Die Gesamtkosten der Linie,<br />
diejenigen für den Strassenbau und für<br />
Anschaffung des Wagenparkes, betragen Kr.<br />
600 000. Da die Bevölkerung Lapplands<br />
sehr dünn gesät ist, rechnet man mit einer<br />
jährlichen Unterbilanz von Kr. 150000, was<br />
edoch gegenüber dem Bau einer Eisenbahnlinie<br />
immer noch bedeutend billiger ist.<br />
Schweden verzeichnet gegenwärtig 2000<br />
Omnibuslinien mit einer Gesamtlänge von<br />
70 000 km, was mehr als das Vierfache des<br />
schwedischen Eisenbahnnetzes ausmacht<br />
Wy.<br />
280 000 Kilometer Autostrassen in Deutsch,<br />
land ausgebaut. Nach dem deutschen Bericht,<br />
der dem VI. internationalen Strassenkongresse<br />
in Washington vorgelegt wurde,<br />
befinden sich zur Zeit 28 000 Kilometer<br />
Staatsstrassen, 34 000 Kilometer Provinzstrassen,<br />
118 000 Kilometer Kreisstrassen und<br />
40 000 Kilometer Gerneindelandstrassen, insgesamt<br />
also 220 000 Kilometer Landstrassen<br />
in Deutschland. Die Länge der bisher statistisch<br />
nicht erfassten Stadt-Strassen wird<br />
auf etwa 60 000 Kilometer geschätzt. Für<br />
den Aus- und Umbau sind jährlich gegen 900<br />
Millionen Reichsmark erforderlich. Diese<br />
Zahl ist in letzter Zeit etwas gestiegen, 1928<br />
beispielsweise wurden 568 Millionen für<br />
Strassenarbeiten ausgegeben. Wenn der erwähnte<br />
Mehrbetrag aus den Mitteln zum<br />
Ausbau deutscher Fernstrassen gedeckt<br />
würde, dauerte der Bau der Fernstrassen 32<br />
statt der veranschlagten 10 Jahre. x.<br />
Grossbritannien baut farbige. Landstrassen.<br />
Zur Erhöhung der Verkehrssicherheit<br />
werden in der Nähe der Städte Belfast, Birmingham<br />
und Hastings zur Zeit farbige<br />
Landstrassen gebaut. Der Strassenanstrich<br />
wird derart gewählt, dass er sich mit dem<br />
Bild der Umgebung harmonisch vereinigt.<br />
Bisher sind Versuche in den Farben grün,<br />
blau, hell- und dunkelrot unternommen worden.<br />
So wurde z. B. um die südlichen Vorstädte<br />
Londons ein purpurroter Betonweg<br />
angelegt. Diese Strassentechnik soll vom<br />
Standpunkt der Verkehrssicherheit sehr vorteilhaft<br />
sein, weil sie erstens die Orientierung<br />
bedeutend erleichtern und zweitens die<br />
künstliche Beleuchtung dreimal stärker reflektieren<br />
als die schwarzen Asphaltstrassen.<br />
Wy.<br />
Hauptversammlung. Verschiedene eingetretene<br />
Umstände erlaubten uns nicht, die Hauptversammlung<br />
auf den üblichen Zeitpunkt einzuberufen; dieselbe<br />
findet nun am 12. April a. c nachmittags<br />
2Y2 Uhr im Clublokal, Hotel «Schweizerhof». Glarus,<br />
statt.<br />
Motto : Gemütlichkeit erhält gesund !<br />
Geschätzte Club-Kollegen !<br />
Unter der Devise « FTÜhlingserwachen » hält<br />
der Touring-Club nächsten Samstag, den 21. a. e.<br />
in den Räumen des HoteLs Drei Könige Chur seinen<br />
tiaditioneUen Familienabend ab. Gesang, Tanz und<br />
Humor wechseln in bunter Reihenfolge ab und ein<br />
rassiges Künstler-Orchester wird die Tanzlustigen<br />
auf das Parkett zaubern.<br />
Zu diesem frohen Feste laden wir adle Touringr<br />
Clühler samt ihren werten Angehörigen und Freunden<br />
kameradschaftlich ein und wird es uns freuen,<br />
eine recht grosse T.C.S.-Gemeinde begrüssen zu<br />
können.<br />
Mit freundlichem<br />
Autosektion Glarus.<br />
Sektion Graubünden<br />
Sporigruss.<br />
- N^4
No 24 - <strong>1931</strong><br />
c. s.<br />
SEKTION ZÜRICH. Osterfahrt. Autavia. um<br />
don Mitgliedern ihre Osterfahrten nach dem Süden<br />
zu erleichtern, wurde in Aussicht genommen, an den<br />
Ostertagen Extrazüge für den Transport von Auto6<br />
von Erstfeld resp. Göschenen nach Airolo und umgekehrt<br />
durchzuführen, und zwar am 2. April in<br />
der Nord-Süd-Richtung und am 6., event. 7. April<br />
in der Süd-Nord-Richtung. Durch diese Extrazüge<br />
kommt der Transport der Autos per Eisenbahn wesentlich,<br />
billiger zu stehen (mehr als 50%). sodasjs<br />
es sich hierbei um einen wesentlichen Vorteil für<br />
die Mitglieder handelt. Nötig ist die Betei. -
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Obiger Wotfe.HenryForc['s sollte man sich<br />
erinnern. Sie erklären, warum der FORD*<br />
Kundendienst in der ganzen Welt zu<br />
einer solchen Vollendung ausgebaut wurde.<br />
In der Tat — wie hoch die Qualität eines Wa*<br />
gens auch sein möge, ein gut funktionierender<br />
Kundendienst wird die Freude am Wagen stets<br />
erhöhen. Aber — dieser gute Kundendienst muss<br />
in irgendeiner Weise den Wagen überallhin be<<br />
gleiten. Deshalb ist es notwendig, dass man ihn<br />
in gleicher Vollendung, Vollständigkeit und zu<br />
den gleichen Bedingungen überall findet. Das<br />
trifft beim FORD*Kundendienst zu.<br />
Das FORD-Händlernetz in der Schweiz ist so<br />
In der FORD<br />
Motor Company spielt<br />
der Service<br />
eine ebenso grosse Rolle<br />
der Verkauf<br />
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eingerichtet, dass es diesen Anforderungen<br />
entspricht — es ist standardisiert. Jeder<br />
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N° U<br />
II. Blatt<br />
BERN, 17. März <strong>1931</strong><br />
II. Blatt<br />
BERN, 17. März <strong>1931</strong><br />
Techn. Rundschau<br />
Ungewöhnliche Lastwagenbauarten. Das<br />
Bedürfnis nach raschem Transport schwerer<br />
Lasten lässt immer neue Lastwagenbauarten<br />
erstehen. In den beistehenden Skizzen sind<br />
Konstruktionseinzelheiten zweier neuartiger<br />
Fahrzeuge dargestellt, die zwar in der Wahl<br />
der Mittel weit voneinander differieren, im<br />
angestrebten Ziel aber auf ein und dasselbe<br />
hinauslaufen.<br />
Skizze 1 zeigt das Rad eines englischen<br />
Fahrzeuges, das sowohl auf Schienen wie auf<br />
Strassen verwendbar ist. Auf der Strasse<br />
rollt der Wagen mit seinen pneubereiften<br />
Rädern. Das Eisenbahnrad, das sich an der<br />
Innenseite jedes Pneurades befindet, hat<br />
einen kleineren Durchmesser, so dass es mit<br />
dem Boden nicht in Berührung kommt. Soll<br />
jedoch der Wagen auf Schienen verkehren,<br />
so wird, nachdem er auf das Geleise aufgefahren<br />
ist, das Pneurad von der Nabe gelöst,<br />
nach oben geschwenkt und durch eine<br />
besondere Vorrichtung in hochgeschwenkter<br />
Lage festgehalten. Der Wagen rollt jetzt nur<br />
Rad des neuartigen Fahrzeuges einer englischen<br />
Eisenbahngesellschaft, das sowohl für Schienen- als<br />
auch Strassenverkehr verwendet werden kann.<br />
Schema der Lenkanordnunjr und der Kraftübertragung des Flettner-Krupp-Grossraumwagens. Der<br />
Antrieb erfolgt durch einen Sechszylinder-löO-PS-Motör. Die Nutzlast beträgt 13,7 Tonnen.<br />
noch auf seinen Eisenbahnrädern und kann<br />
Weichen und Kreuzungen passieren, ohne<br />
dass die Pneuräder die Schienen berühren.<br />
Die ganze Umstellung von Strassen- auf<br />
Schienenbetrieb soll in wenigen Minuten möglich<br />
sein.<br />
Abbildung 2 stellt einen Grossflächenwagen<br />
dar, den wir schon vor einiger Zeit<br />
kurz beschrieben haben, der nun aber in noch<br />
verbesserter Ausführung kürzlich am Berliner<br />
Salon zu sehen war. Erfinder des Systems<br />
ist der seinerzeit durch sein Rotorschiff populär<br />
gewordene Konstrukteur Flettner und<br />
ausgeführt wurde der Wagen von der Essener<br />
Firma Krupp. Die Anordnung verfolgt<br />
hauptsächlich den Zweck, die Lenkbarkeit<br />
des Fahrzeuges zu erleichtern. Der Fahrer<br />
lenkt einzig den mit dem Motor versehenen,<br />
von der Transportlast unbeeinflussten Vorderwagen,<br />
wozu auch eine verhältnismässig geringe<br />
Kraft genügt. Der eigentliche lasttragende<br />
Teil des Gefährtes, dessen vier<br />
Vorderräder a lenkbar sind, wird dann gewissermassen<br />
durch die Servokraft des vorauslaufenden<br />
Motor-Fahrgestelles gelenkt,<br />
wobei durch ein System von Hebeln eine<br />
zwangsläufige Einstellung der Räder a erfolgt.<br />
Die Räder b können sich wohl Bodenunebenheiten<br />
anpassen, sind aber nicht lenkbar.<br />
Sie wirken jedoch als Triebräder und<br />
erhalten ihren Antrieb vom Motor aus durch<br />
eine lange, mit mehreren Gelenken versehene<br />
Kardanwelle.<br />
Zwischen den beiden Wagenhälften sind<br />
alle Verbindungen einschliesslich der Antriebswelle<br />
leicht trennbar gestaltet. Es ist<br />
damit die Möglichkeit geschaffen, den Vorderwagen<br />
zusammen mit mehreren Lastwagen<br />
zu betreiben.<br />
-s.<br />
Das Wichtigste<br />
über Glühzündungen.<br />
Anstände durch Glühzündungen sind nicht<br />
allzu selten. Da auch die Zündkerzen dabei eine gewisse<br />
Rolle spielen können, ist es wichtig, über<br />
Ursachen, Kennzeichen und sachgemässe" Abhilfe<br />
von Störungen durch Glühzündungen genau Bescheid<br />
zu wissen. Die nachstehenden Ausführungen<br />
sind das Ergebnis von Untersuchungen der<br />
Firma Robert Bosch, Stuttgart, welche dem Problem<br />
der Glühzündungen praktisch und wissenschaftlich<br />
mit Erfolg zu Leibe gegangen ist.<br />
Wie entstehen Glühzündungen ?<br />
Wenn sich Teile des Motors, in erster Linie<br />
natürlich solche, die im Verbrennungsraum<br />
des Zylinders liegen oder in diesen<br />
hineinragen, so stark erhitzen, dass die beim<br />
Verbrennungsvorgang aufgenommene Wärme<br />
während der Pausen zwischen den einzelnen<br />
Explosionen nicht wieder abgeführt<br />
werden kann, so treten Wärmestauungen auf.<br />
Sie machen sich besonders bemerkbar an den<br />
in den Verbrennungsraum hineinragenden<br />
Teilen der Zündkerzen, an Ventilen, an Metalldichtungen<br />
zwischen Zylinderblock und<br />
Zylinderkopf usw.<br />
Das beim Ansaughub durch das Einlassventil<br />
oder die Einlassschlitze aus dem Vergaser<br />
angesaugte Brennstoff - Luftgemisch<br />
entzündet sich dann sofort beim Eintritt an<br />
den glühenden Teilen, schlägt zum Teil wieder<br />
zu dem noch offenen Einlass-Ventil hinaus,,<br />
verpufft also, ohne Arbeit zu leisten. Zum<br />
Teil wirkt es dem nun im Verdichtungshub<br />
stehenden Kolben entgegen und bremst somit<br />
dessen Bewegung ab- Der Motor lässt<br />
somit in seiner Leistung nach, unter Umständen<br />
so stark, dass der Fahrer anhalten und<br />
den Motor sich abkühlen lassen tnuss.<br />
Glühzündungen treten aber besonders auch<br />
dann auf (und zwar häufiger als man glaubt),<br />
wenn sich Oelkohle im Verbrennungsraum<br />
abgesetzt hat. Mit der bei längerer Betriebszeit<br />
in allen Motoren mehr oder weniger<br />
starken Oelkohleschicht verkleinert sich der<br />
Verbrennungsraum, die Verdichtung wird<br />
also höher, und schon dadurch kann die<br />
Temperatur beim Explosionsvorgang höher<br />
werden, als dies bei ölkohlefreiem Verbrennungsraum<br />
der Fall ist. In der Hauptsache<br />
aber kommen einzelne vorstehende Oelkohleteilchen<br />
rasch ins Glühen, so dass sich das<br />
angesaugte Frischgas daran entzündet. Kohle<br />
ist ein schlechter Wärmeleiter, die aufgenommene<br />
Wärme wird also ungenügend abgeführt.<br />
Daher kommt die starke Neigung<br />
der Oelkohle zum- Glühen.<br />
Schlecht schliessende Ventile, besonders<br />
die Auspuffventile, erhitzen sich infolge der<br />
durchblasenden, heissen Verbrennungsgase<br />
unter Umständen ebenfalls so stark, dass sich<br />
das Gemisch daran frühzeitig entzündet, also<br />
nicht wartet, bis der Zündfunke im richtigen<br />
Augenblick die Explosion einleitet.<br />
Verwendet ein Fahrer in seinem Motor<br />
Kerzen, deren Glühzühdwert zu niedrig ist,<br />
also solche, die zu heiss werden, so erhitzen<br />
sich Mittel-Elektrode und Isolator so stark,<br />
dass sie ins Glühen kommen. Auch hier wieder<br />
entzündet sich das eintretende Frischgas<br />
an den glühenden Teilen.<br />
Das gleiche ist der Fall, wenn etwa ein<br />
Teil der Kupfer- oder Kupfer-Asbestdichtung<br />
(zwischen Zylinder und Zylinderkopf) in den<br />
Verbrennungsraum ragt.<br />
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10 AUTOMOBIL-REVUE <strong>1931</strong> - N° 24<br />
Es kommt auch vor, dass zwar der Glühzündwert<br />
einer Kerze an und für sich hoch<br />
genug ist. dass sie aber mit ihrem Gewinde<br />
etwas in den Explosionsraum hineinragt- Die<br />
scharfen, feinen Gewindeschneiden kommen<br />
ins Glühen unc verursachen dann ebenfalls<br />
Glühzündungen.<br />
Es ist auch schon vorgekommen, dass an<br />
Stelle eines Einspritzhahns, oder an Motoren,<br />
bei denen ein zweiter Zündkerzensatz eingebaut,<br />
aber am Magnet, oder der Zündspule<br />
nicht angeschlossen war, Kerzen eingeschraubt<br />
waren, deren Glühzündungswert zu;<br />
niedrig war. Der Fahrer sagte sich: diese<br />
Kerzen dienen ja nicht zur Zündung, sondern<br />
nur zum Verschluss der Oeffnungen. Aber<br />
beim Verbrennungsvorgang erhitzen sich<br />
diese Kerzen trotzdem zu hoch und geben Anlass<br />
zu Glühzündungen. Wenn man also<br />
schon zum Verschluss solcher Oeffnungen<br />
Kerzen verwendet, so müssen diese im Glühzündwert<br />
mindestens ebenso hoch sein, wie<br />
die tatsächlich ZUT Zündung verwendeten<br />
Kerzen, die an den Zündapparat oder an die<br />
Zündspule angeschlossen sind.<br />
Wie äussern, sich Glühzündungen ?<br />
Merkt der Fahrer, der seinen Wagen auf<br />
offener Landstrasse in der Ebene längere<br />
Zeit ausfahren konnte, oder am Berg, wo er<br />
viel mit einem kleinen Gang, also mit hoher<br />
Motorendrehzahl fahren tnuss, dass die Leistung<br />
seines Motors stark nachlässt, dass<br />
schliesslich sogar Knaller und Patscher im<br />
Auspuff und im Vergaser auftreten, so hat er<br />
es fast immer mit Glühzündungen zu tun.<br />
Man kann dies ziemlich eindeutig auf folgende<br />
Weise feststellen: Der Wagen wird in<br />
der Ebene oder am Berg einige Zeit voll ausgefahren,<br />
dann wird bei offenem Vergaser,<br />
also durchgetretenem Gaspedal, die Zündung<br />
am Schaltkasten durch Drehen oder Herausziehen<br />
des Schlüssels abgestellt. Läuft .der<br />
Motor dann unter Knallen und Patschen weiter,<br />
so sind Glühzündungen vorhanden.<br />
Zuerst muss nun natürlich festgestellt werden,<br />
auf was diese Glühzündungen zurückzuführen<br />
sind. Ist die Ursache Oelkohle, oder<br />
ein helsses Ventil, in den Verbrennungsraum<br />
ragende Dichtungen oder sonstige oben schon<br />
angeführte Möglichkeiten, so nützt der Einbau<br />
eines Satzes Kerzen mit höherem Glühzündwert<br />
nichts, da die Kerzen ja nicht<br />
schuld sind.<br />
Sind aber die Kerzen die Ursache, so<br />
nehme man jeweils Kerzen mit dem nächst<br />
höheren Glühzündwert. Bringt die Verwendunc<br />
von Kerzen mit höherem GIühzündw«rt.<br />
keine Besserung, so sind die Glühzündungen<br />
auf andere Ursachen (siehe oben) zurückzuführen.<br />
Auch gebrochene (zersprungene) Isolatoren<br />
(Steine) in den Zündkerzen können zu<br />
Glühzündungen führen. Häufig wird man bei<br />
gebrochenen Isolatoren irregeführt, weil die<br />
Kerze beim Ausbauen verschmutzt ist, man<br />
also annehmen kann, dass sie eher zu kalt geblieben<br />
sei Da aber oft durch den haarfeinen<br />
Riss des Isolators der Funke zur Masse<br />
springt, also an den Elektroden aussetzt, so<br />
erfolgt unvollkommene Verbrennung und damit<br />
Verschmutzung der Kerze.<br />
In Wirklichkeit ist aber häufig der Riss infolge<br />
übermässiger Erhitzung des Isolators<br />
entstanden, also besonders bei oder nach dem<br />
Auftreten von Glühzündungen. Die Verschmutzung<br />
ist also nur die weitere Folge.<br />
Es wurde auch schon festgestellt, dass ein<br />
Fahrer, der 10 000 Kilometer mit seinen Kerzen<br />
gefahren ist, plötzlich über Glühzündungen<br />
klagt, ohne dass an den Kerzen, ausser<br />
dem durch die Länge der Betriebszeit aufgetretenen,<br />
natürlichen Elektroden - Abbrand,<br />
ein Fehler vorhanden gewesen wäre. Nach<br />
Einbau eines Satzes neuer Kerzen gleichen<br />
Types oder nach dem Nachstellen der Elektroden<br />
war der Fehler behoben (eine Erklärung<br />
dieser seltenen und eigenartigen Erscheinung<br />
würde zu weit führen).<br />
Warnung vor Verwechslungen.<br />
Vergaserpatscher, die infolge Brennstoffmangel<br />
oder Luftüberschuss auftreten, sind<br />
nicht dasselbe wie Glühzündungen. Hier hilft<br />
nur Reinigung des Vergasers und der Brerinstoffleitung.<br />
in manchen Fällen eine etwas<br />
grössere Düse oder Abdichtung der Stelle,<br />
an der falsche Luft eingesaugt wird-<br />
Wenn ein Motor schon kurz nach dem Anfahren<br />
oder bei niedriger Geschwindigkeit<br />
plötzlich, oft kaum merklich, anfängt zu stutzen,<br />
also nachzulassen, dann wieder anzieht<br />
^w., so ist meist mit dem Vergaser oder an<br />
der Brennstoffzufuhr etwas nicht in Ordnung.<br />
Die wichtigsten Kriterien.<br />
Damit der Berater bei einem Fahrer,<br />
der über GlühzQndungen klagt, einwandfrei<br />
erfährt, ob es sich tatsächlich um Glühzündungen<br />
handelt, stelle er folgende Fragen:<br />
Wann machen Sie die Beobachtung, dass<br />
Glühzündungen auftreten, bei langsamer oder<br />
bei schneller Fahrt?<br />
Treten die Glühzündungen nach längerer<br />
scharfer Fahrt oder beim längeren Bergfahren<br />
im kleinen öan« auf? /^ •:.:••• , ;:„S<br />
Wenn Sie längere Zeit scharf fahren<br />
oder bergauf fahren, fällt dann die Leistung<br />
Ihres Motors ab? Patscht oder knallt er?<br />
Welchen Brennstoff verwenden Sie? Verwenden<br />
Sie wahllos Benzin oder Mischungen,<br />
bestehend aus Benzin und Benzol (wie<br />
Aral und Esso) oder etwa gar Reinbenzol ?<br />
Aus welchen Anzeichen schliessen Sie<br />
überhaupt auf Glühzündungen?<br />
Wie sahen Ihre Kerzen unmittelbar nach<br />
den beobachteten Störungen aus? (Vorzeigen!)<br />
Beobachtet ein Fahrer die Glühzündungen<br />
schon bei langsamer Fahrt, so ist meist nicht<br />
die Kerze schuld, ausser er hätte eine völlig<br />
ungeeignete, im Glühzündwert zu niedrige<br />
Kerze oder eine solche mit gesprungenem<br />
Isolator eingeschraubt.<br />
Beobachtet er die Glühzündungen dagegen<br />
beim SchnellfahTen, so bringt, falls nicht<br />
andere Ursachen schuld sind, die Verwendung<br />
einer Kerze mit höherem Glühzündwert<br />
Abhilfe.<br />
Beobachtet der FahTer die Erscheinungen<br />
nach langem, scharfem Fahren oder längerer<br />
Bergfahrt, so handelt es sich ziemlich sicher<br />
um Glühzündungen. Abhilfe bringt der Einbau<br />
einer Kerze mit höherer Glühztffer, sofern<br />
diese die Ursache war.<br />
Wenn ein Fahrer, der bisher in seinem<br />
hochverdichteten Motor zum Beispiel einen<br />
schweren Brennstoff wie Esso oder sogar<br />
Benzol gefahren hat, nun plötzlich ein Benzin<br />
verwendet, so kann der Motor zu heiss werden<br />
und infolgedsssen können Glühzündungen<br />
auch an Kerzen auftreten. Ist die Verwendung<br />
von leichtem Brennstoff nur vorübergehend,<br />
so ist ein Wechsel der Kerzen<br />
nicht nötig. Soll aber nun dauernd der leichte<br />
Brennstoff gefahren werden, so müssen auch<br />
Kerzen mit höherem Glühzündwert (Wärmewert)<br />
eingebaut werden.<br />
Man beachte aber, dass die Verwendung<br />
von Kerzen mit zu hohem Glühzündwert keinen<br />
Vorteil bringt, sondern meist zur Verschmutzung<br />
führt, weil diese Kerzen zu kalt<br />
bleiben.<br />
Man kann in einen normalen Motor mit<br />
normaler Drehzahl und Verdichtung keine<br />
Rennkerze einbauen, ohne Schwierigkeiten<br />
mit der Verschmutzung zu bekommen. Es<br />
ist besser, dass ein Fahrer nach langer,<br />
scharfer Fahrt mit seinen Kerzen einige<br />
Glühzfindpatscher bekommt, als dass er infolge<br />
Verwendung von Kerzen mit zu hohem<br />
Glühzündwerf dauernd verschmutzte Kerzen<br />
hseJn muss. ' - -GW<br />
T«-a.<br />
Sp<br />
Frage 7830. Cabriolet. Kunstlederbezug. Steyr<br />
XXX. 1. Wie bewährt sich das Cabriolet in der<br />
Praxis bei uns? 2. Wie hält sich Kunstledorbezu?<br />
statt Stahlkarosserie in Sonne, Regen, bei Waschen<br />
und Reibung? 3. Wie urteilt man über den Steyr<br />
XXX? A. H. in A.<br />
III. Antwort auf Frage 7821. Gang fällt heraus.<br />
Das Gleiche war bei meinem neuen Wagen der<br />
Fall^ auch beim zweiten Gang, bergaufwärts. Der<br />
Fehler liegt am Schalthebel Mein Automechaniker<br />
hat gesagt, er müsse diesen tiefer setzen. Ich<br />
glaube, dass die Gabel zu wenig eingegriffen hat<br />
und dadurch herausgerutscht ist. Ich fahre drei<br />
Jahre seither ohne irgendwelche Störung und hoffe,<br />
dass der unangenehme Fehler mit wenig Mühe<br />
auch bei Ihrem Wagen behoben wird. E. K. in B.<br />
Frage 7831. Erfahrungen mit französ. Wagen.<br />
Ich beabsichtige, einen Wagen anzuschaffen, dessen<br />
Motor keine zu hohe Tourenzahl besitzt und der<br />
im allgemeinen wenig Reparaturen verursacht. Ala<br />
für eine Frau günstig und zum Reisen vorteilhaft<br />
ist mir der Renault, Typ Mona, angeraten worden.<br />
Wenn Renault gewählt würde, soll ich dann gerade<br />
diesen Typ nehmen? Vielleicht weil er Zentralschmierung<br />
hat und verhältnismässig niedrige<br />
Steuern hat? Ich würde aber unter Umständen noch<br />
mehr für die Anschaffung auslegen, wenn ich dadurch<br />
eicher wäre, nicht mehr die enormen Repaparaturkosten<br />
ausgeben zu müssen, die mein bisheriger<br />
kleiner Wagen verursachte.<br />
Also: Wie bewährt sich der Renault und wia<br />
verhält er sich im Gebirge? Welcher Wagen wäre<br />
eventuell sonst geeignet? R. G. in B.<br />
Frage 7832. Instandstellung. Ich besitze seit Mai<br />
1930 einen Amerikaner Wagen; infolge längerer<br />
Abwesenheit wurde derselbe nur zirka 5000 Kilometer<br />
gefahren. Ausser den normalen Ausgaben<br />
für Benzin und Oel habe ich noch gar nichts<br />
gebraucht für den Unterhalt, abgesehen vom Waschen<br />
natürlich. Wag ist nun auf Ostern zu tun,<br />
besonder« in bezusr auf Schmierung und Batterie?<br />
Ist es überhaupt nötig, an der Batterie etwas machen<br />
zu lassen? P. K. in L.<br />
Antwort. Es ist kaum anzunehmen, daes der<br />
Wagen besonderer Instandstellungsarbeiten bedarf.<br />
Was die Schmierung betrifft, werden Sie sich<br />
höchstens zu überzeugen haben, ob der Oelstand<br />
im Motor, im Wechselgetriebe und In der Hinterachsbrücke<br />
stimmt, ob die einzelnen Gelenke geschmiert<br />
und ob auch der Ventilator, die Lenkung,<br />
die Wa-eserpumpe und andere eventuell rotierende<br />
Teile mit Schmiermitteln versorgt sind. Genauere<br />
Angaben für Ihren speziellen Fall können Sie dem<br />
fnstruktionsbuch Ihres Wagens entnehmen.<br />
Wurde die Batterie vor 'der Ausserbetriebsetzung<br />
des Wajrens entleert, so geben Sie sie jetzt zur Füllung<br />
und Wiederaufladung am besten einem Spe^<br />
zialisten. Wurde sie jedoch nicht entleert, sondern<br />
nur während des Stillstandes des Wagens periodisch<br />
aufgeladen, so wird eine neue Nachladung<br />
vor Inbetriebnahme genügen. Immerhin können Sie<br />
zur Sicherheit noch die Dichtigkeit und den Stand<br />
der Säure nachprüfen oder nachprüfen lassen.<br />
Wenn keine besondere Vorschrift vorliegt, soll die<br />
Säure bei aufgeladener Batterie ein spezifisches Gewicht<br />
_ von 1,24 oder eine Dichte von 28 Grad BS<br />
aufweisen. Der Säurespiegel muss die .Platten.:Jim<br />
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Bern, Dienstag, 17. März <strong>1931</strong> III. Blatt der „Automobil-Revue" No. 24<br />
Mit 40 Jahren auf der<br />
Schulbank<br />
Prophezeiungen eines amerikanischen<br />
Professors.<br />
«Durch die Ausbreitung der Kultur wird<br />
ler Mensch der Zukunft noch bis zu 40 Jähen<br />
lernen müssen, um sich einen Ueberlick<br />
über die zukünftige Kultur zu schafen,<br />
,wie sie heute ein 15- bis 16jähriger<br />
Ichüler besitzt. Die Erschliessung immer<br />
teuer Wissensgebiete wird zu einer völligen<br />
Spezialisierung der Wissenschaftler und<br />
Berufe führen und eine allmähliche grundegende<br />
Umwälzung der Anschauungen von<br />
loral und Sitte nach sich ziehen.»<br />
Diese Meinung vertrat — wie der «Prager<br />
'resse» gemeldet wurde — kürzlich Prof.<br />
Villiam Fiedling Ogburn, Professor für<br />
Soziologie an der Universität von Chicago,<br />
iner der hervorragendsten Soziologen Ameikas,<br />
in einer Rede vor der Jahresverammlung<br />
der Amerikanischen Gesellschaft<br />
ür den Fortschritt der Wissenschaften in<br />
lleveland (Ohio). Er begründete seine aufehenerregende<br />
Ansicht wie folgt:<br />
cDie Aufwärtsbewegung der Kultur ist<br />
urückzuführen auf Neuentdeckungen und<br />
leue Erfindungen. Jede Erfindung bringt<br />
in neues, noch ungelöstes Problem mit sich.<br />
)ie Menschen müssen sich dauernd dem<br />
leugeschaffenen Wissensstande anpassen,<br />
ichon jetzt ist es der lernenden Jugend<br />
chwer, mit der fortschreitenden Entwickang<br />
Schritt zu halten. Früher waren Juendliche<br />
mit 15 oder 16 Jahren in allen<br />
Erscheinungsformen der Kultur einigeraassen<br />
bewandert, aber schon heute ist die<br />
)auer der Schulerziehung verlängert woren.<br />
Wir finden heute noch Schüler, die<br />
reit über 20 Jahre alt sind. Wie soll das<br />
'roblem gelöst werden, wenn zukünftig die<br />
Lultur sich immer mehr ausdehnen und<br />
tnmer mehr Gebiete erfassen wird? Sollen<br />
reissig- und vierzigjährige Personen unlündig<br />
und schulpflichtig werden?<br />
Viel wahrscheinlicher ist — so fuhr der<br />
'rofessor fort —, dass man immer weniger<br />
ersuchen wird, sich ein umfassendes kularelles<br />
Wissen anzueignen, sondern immer<br />
lehr bestrebt sein wird, nur einen Teil desen<br />
zu lernen, was man lernen musste.<br />
So werden immer mehr Spezialisten herngebildet<br />
werden. Die Spezialisierung wird<br />
o weit gehen, dass die Sprache der Berufspezialisten<br />
einem Laien nahezu unvertändlich<br />
sein wird. Die Art, wie schon<br />
eute Mathematiker verhandeln, ist das böte<br />
Beispiel für diese Entwicklung.»<br />
All das, so meint Professor Ogburn, wird<br />
uch eine sittliche Umwandlung des Monchengeschlechtes<br />
zur Folge haben. «Die<br />
ütten und Gebräuche der Menschen richten<br />
ich nach ihrer Umwelt und wandeln sich<br />
lit ihr.<br />
Die Moralbegriffe, wie sie heute bestehen,<br />
worden unter diesen Umständen verschwinden.<br />
Denn die Moral folgt einer Anzahl<br />
von Regehi und Geboten, die man bis in die<br />
letzten Einzelheiten in einer sich nicht fortentwickelnden<br />
Gesellschaft festlegen kann.<br />
Der Turm im Vergnügungspark vonWhitelake<br />
hob sich schlank und weiss zu einer<br />
Höhe von 200 Fuss. Whitelake war stolz auf<br />
diesen Turm. Im Sommer führte der Lift seine<br />
menschliche Ladung täglich auf und ab, hinauf<br />
zu einer der schönsten Aussichtswarten<br />
der Welt, und wieder hinunter zur Erde. Von<br />
der Höhe der mächtigen Eisenstruktur sah<br />
man tief unten das Silber und Blaugrün der<br />
See, und auf der anderen Seite ein prächtiges<br />
Panorama weiten Landes vor einem<br />
Hintergrund bewaldeter Hügel.<br />
Samuel Biggs wanderte rings um die<br />
schmale Promenade an der obersten Turmspitze<br />
und rauchte zerstreut seine Zigarette.<br />
Es war kurz nach vier, niemand war hier<br />
oben als er. In der Tiefe zeigte eine undeutliche<br />
Masse schwarzer, eilender Pünktchen<br />
im Weiss des Strandes und der Strassen das<br />
Nahen der Teestunde und den Appetit der<br />
Sommerfrischler an. Eine Weile beobachtete<br />
er ihr geschäftliches Eilen vom äussersten<br />
Rande eines vorspringenden stählernen Balkons.<br />
Indem er einfach die Lippen öffnete,<br />
Hess er seine Zigarette hinabgleiten, und<br />
schaute, die Ellenbogen schwer auf die Brüstung<br />
gestützt, ihrem lautlosen Fallen ZUJ.<br />
In wenigen Sekunden war sie verschwunden.<br />
«Zweihundert Fuss!» murmelte Biggs. Mit<br />
einem Auflachen kletterte er vorsichtig auf<br />
die breite Brüstung und stand dort aufgerichtet,<br />
indem er sich an einer senkrechten<br />
Stange, welche einen Draht mit farbigen,<br />
elektrischen Glühbirnen trug, festhielt. Voll<br />
einer sonderbaren Erregung blickte er auf die<br />
winzige Welt zu seinen Füssen. Sekundenlang<br />
schloss er die Augen, dann schöpfte er<br />
tief Atem und blickte nochmals hinab.<br />
In diesem Augenblick lachte jemand, etwas<br />
im Ton dieses Lachens Hess Biggs zusammenfahren,<br />
beinahe hätter er seinen Halt<br />
verloren. Hastig schaute er um sich und sah<br />
einen hochgewachsenen Mann — ein verspäteter<br />
Besucher des Turmes, wie er selbst.<br />
Er kam ganz nahe heran und lachte wieder.<br />
Biggs sah seinen Mund zucken, sah, wie seine<br />
Finger sich unruhig öffneten und schlössen.<br />
Seine Hand klammerte sich fester um die<br />
dünne Eisenstange.<br />
Aber in einer sich wandelnden Gesellschait<br />
kann man aus der Erfahrung der Vergaur<br />
genheit keine Regeln für die Zukunft ableiten.<br />
In einer solchen Gesellschaft wird<br />
es schwierig sein, Gesetze aufzustellen, die<br />
von Dauer sind.»<br />
Von Ralph Plummer.<br />
(Autorisierte Übersetzung<br />
aus dem Englischen von<br />
Kelly Hobsbaum)<br />
«Zweihundert Fuss!» kicherte der Fremde.<br />
«Herrlich — herrlich!»<br />
«Wunderbare Aussicht!» stimmte Biggs<br />
bei. Er war sich bewusst, dass sein Standplatz<br />
etwas ungewöhnlich erscheinen musste<br />
und wendete sich halb um.<br />
Nein, nein,» widersprach der Fremde eifrig.<br />
«Springen Sie doch!»<br />
Boide -fielen auf den Boden.<br />
Mit tierischer Wildheit<br />
packte Biggs seines<br />
Feindes- Kopf und schlug<br />
ihn mehrmals gegen das<br />
Eisen der Plattform,.,»<br />
Biggs fuhr heftig zusammen.<br />
«Bo leicht!» flüsterte der andere, indem er<br />
sich mit vertraulicher Heimlichkeit umsah.<br />
«Herrlich, zu springen. Hinunter, hinunter. Ich<br />
schaue Ihnen zu!»<br />
Grosser Gott! dachte Biggs. Ein Wahnsinniger.<br />
Er behielt den Fremden fest im Auge und<br />
Hess sich dabei rasch von der Brüstung zurück<br />
auf die enge Plattform gleiten. Kaum<br />
hatten seine Füsse sie berührt, als der hochgewachsene<br />
Mann ihn mit unheimlicher Gewalt<br />
umklammerte. Atemlos wehrte er sich<br />
und schrie wild um Hilfe. Während des Ringens<br />
fiel sein Blick durch die Gitterstäbe auf<br />
die leere untere Plattform. Der Fremde<br />
musste mit dem Lift bis hierher gekommen<br />
sein und dann gleich ihm selbst die gewundene<br />
Treppe zur höchsten Höhe des Turmes<br />
erstiegen haben. Biggs kämpfte gleich einem<br />
Tiger.<br />
«Herrlich!» lachte der Fremde und nickte<br />
befriedigt, als er seinen Gegner endlich hochgehoben<br />
hatte Und zur Brüstung trug. «Keine<br />
Ecken, keine Spitzen, hinunter, hinunter wie<br />
ein Expresszug. Süsse Luft, die vorüberströnit...<br />
Wundervoll!»<br />
Er hatte die Brüstung erreicht. « Jetzt!»<br />
raunte er. Aber mit einem schrillen Laut hatte<br />
Biggs einen Fuss befreit; mit ganzer Kraft<br />
stiess er damit nach oben. Sein Schuh traf<br />
das eckige Kinn des kichernden Irren, der<br />
mit einem Fluch rückwärts taumelte und zusammenbrach;<br />
sein Mund war voll Blut. Be*<br />
bend, die Augen voll Grauen, lag Biggs über<br />
ihm. Allein, als er aufsprang und fliehen<br />
wollte, sprang auch der andere mit wütendem<br />
Gebrüll auf die Beine und setzte ihm nach.<br />
Er erreichte ihn nahe bei der eisernen Treppe,<br />
umschlang ihn triumphierend und trug den<br />
sich keuchend Widersetzenden wieder zur<br />
Brüstung hin.<br />
«Fürchten Sie sich nicht!» drängte er. «Sie<br />
kommen bestimmt hinunter. Sie können gar<br />
ncht in der Mitte hängen bleiben —• herrlich!<br />
Springen Sie! Ich schaue zu. Jetzt!»<br />
Samuel fand sich auf die Brüstung gezwungen.<br />
Angstvoll fasste er die nächste<br />
Stange; mit der zweiten Hand hielt er seinen<br />
Hut fest. Er stöhnte. Plötzlich hörte er<br />
ein schwaches, anhaltendes summendes Geräusch.<br />
Mit verzweifelter Kraft umklammerte<br />
er die Stange. Der Lift kam herauf! Nur Zeit<br />
gewinnen.<br />
Er "erinnerte sich dunkel an etwas, das er<br />
über Geisteskranke gelesen hatte, und zwang<br />
sein bleiches Gesicht zu einem Lächeln: «Ich<br />
habe eine Idee!» flüsterte er zitternd. «Gehen<br />
wir hinunter — und dann springe ich<br />
hinauf!»<br />
Ein Schrei der Wut war die Antwort:<br />
«Springen Sie! Schnell — oder ich stosse Sie<br />
hinunter! Los!»<br />
Der Lift schwieg. Biggs hörte Stimmen gerade<br />
unter ihnen. Während der Fremde sich<br />
vorwärts beugte zum Stoss, schwang er sich<br />
mit einem Schluchzen der Erregung über dessen<br />
Kopf und fiel auf die Plattform nieder.<br />
Utbtt fort Wtü<br />
eines 0etfidfccun0$an0efoote$<br />
nfrfft allem öic<br />
ttnn fle ßejeftfrne! in fler fie&ettsüttjirifctuttg mit He&ecfdjuJjDeleuföung lefltgudj fite o&ece<br />
Brennenden Auges riss der andere ihn wieder<br />
hoch, und sie rangen von neuem. Schneller,<br />
schneller, ihre Füssedort auf der Eisentreppe!<br />
Jetzt fielen beide eng umschlungen<br />
zu Boden. Mit tierischer Wildheit packte<br />
Biggs seines Feindes Kopf und schlug ihn<br />
mehrmals gegen das Eisen der Plattform.<br />
Erst als er. keine Bewegung in dem Körper<br />
unter dem seinen spürte, stand er schwer<br />
atmend auf.<br />
Drei uniformierte Männer keuchten die<br />
letzten Stufen herauf. «Er hat ihn!> rief der<br />
erste. «Gott sei Dank!»<br />
Nach ein paar Minuten wilden Durcheinanders,<br />
Fragen, Lachen und ein paar Schlückken<br />
aus einer Flasche, die einer der Männer<br />
Biggs bot, sagte der Führer der drei: «Was<br />
für ein schreckliches Erlebnis für Sie! Aber<br />
ein Trost: der Mann ist aus einer Irrenanstalt<br />
entflohen — fünfhundert Pfund sind als<br />
Preis für seine Festnahme ausgesetzt. Wollen<br />
Sie mit uns kommen, Herr?»,<br />
entnehmen der originellen «Auto-<br />
Ton Otto Willi Gadl (Berjstadtverlag<br />
Wilh. GottL Korn in Breslau), da* nachstellende,<br />
auszugsweise widergegebene Kapitel.<br />
Der Kranke wurde gefesselt. Samuel begleitete<br />
sie.<br />
Am nächsten Morgen wartete er vor der<br />
Tür auf den Postboten und nahm ihm einen<br />
Brief ab, den er heimlich in die Tasche<br />
steckte. Der Brief trug seine eigene Handschrift<br />
und das Postdatum des vorigen Tages<br />
halb vier Uhr nachmittag. Verstohlen<br />
las er ihn, ehe er zu seiner Frau hineinging.<br />
«Ich habe genug von diesem Leben, und<br />
sobald ich diesen Brief aufgegeben habe,<br />
werde ich vom Turm in Whitelake hinunterspringen.<br />
Ich habe diesen herrlichen Tod gewählt:<br />
ein Tod ohne Schmerz, ohne Bewusstsein.<br />
Lebe wohl, Marta. Wenn Du diese Zeilen<br />
liest, bin ich nicht mehr.»<br />
Samuel Biggs setzte sich müde, tief aufatmend<br />
an den Frühstückstisch.<br />
«Man muss es nur erwarten können!» erklärte<br />
er stolz. «Nur nicht die Hoffnung aufgeben!<br />
Mit diesen fünfhundert Pfund,<br />
Marta —><br />
Abenteuer der Landstrasse<br />
In Lebensgefahr!<br />
«Ja,» sagte einer meiner neu gewonnenen<br />
Freunde, «einmal da hätte es uns beinahe<br />
gepackt! »<br />
«Was hätte Sie gepackt?»<br />
«Es!»<br />
«Hm! Zusammenstoss?»<br />
«Etwas viel Schlimmeres!» Er nahm einen<br />
kräftigen Schluck und setzte dann das Bierglas<br />
mit hartem Ruck auf den Filz zurück.<br />
»Kennen Sie die Kesselbergstrasse?»<br />
«Von Kochel zum Walchensee hinauf? Und<br />
ob!»<br />
«Dann wissen Sie ja selber, was für Kurven<br />
die Strasse macht. Eine hinter der andern<br />
und eine enger als die andere.»<br />
«Die Steigung ist aber nicht übermässig»,<br />
warf ich ein. « Starke Wagen nehmen sie Im<br />
dritten Gang.»<br />
«Schon, schon! Aber fahren Sie mal im<br />
Winter da runter, bei Schnee und — ohne<br />
Bremsen!»<br />
«Waaas? Ohne Bremsen? Sind sie denn —»<br />
Der andere nickte: — ohne Bremsen hertmtergeschlittert!»<br />
«Ja, wie ging denn das zu, Mann? Es kön.<br />
AlJTöMOBIE£REVUE<br />
nen doch nicht beide Bremsen zugleich versagen?»<br />
«Doch! Während der Fahrt ist der Bremsausgleich<br />
an der Fussbremse gebrochen. Die<br />
verdammte Kälte muss das Material spröde<br />
gemacht haben. Für vierzig Grad unter Nuil<br />
ist eben unser alter Kasten nicht gebautf»<br />
«Und die Handbremse?»<br />
«Hält den Wagen nicht, wenn er schon<br />
mal Tempo hat!»<br />
«Und hatten Sie denn nicht den zweiten<br />
Gang drin?»<br />
Der Chauffeur schüttelte trübe den Kopf.<br />
«Nein! Zwanzigmal schon bin ich da runtergefahren,<br />
immer im dritten Gang. So wild<br />
ist ja das Gefälle zumeist nicht. Aber man<br />
sollte doch lieber — na, hinterher ist leicht<br />
reden! Also ich fahre da über das erste<br />
Stück nach der Passhöhe mit gut vierzig;<br />
Tempo. Die Strasse fällt da auf einen halben<br />
Kilometer Länge ja nur wenig. An der ersten<br />
Linkskehre korrfmt mir der kleine Lastwagen<br />
vom Hotel Urfeld entgegen. Der Kerf<br />
hat kein Signal gegeben, denkt natürlich, im;<br />
Winter wäre er allein da! Ich seh ihn ersf<br />
im letzten Augenblick, trete auf die Bremse<br />
was das Zeug hält und — na, das Zeug hat<br />
eben nicht gehalten. Es gibt einen Krach, das<br />
Bremspedal pedelt leer und aus ist es! v f<br />
«Entsetzliche Lage!»<br />
L»^<br />
«An dem Lastwagen bin ich eben nocri<br />
vorbeigewischt; aber nach der Kurve geht s<br />
sofort steiler hinunter. Ich reisse " atu . rI^<br />
die Handbremse an, es nützt aber nichts<br />
mehr Der Wagen hat schon zuviel Schwung<br />
and saust ab. Nichts mehr zu wollen!»<br />
«Konnten Sie denn nicht noch schnell aul<br />
den ersten Gang umschalten?» .<br />
Der Chauffeur lächelte verzeihend. Bei<br />
fünfzig Tempo? Probieren Sie das mal! Auf<br />
so hohe Touren kommt auch ein moderner<br />
Motor nicht. Da können Sie Zwischengas geben,<br />
was da ist — Sie bringen den Gang<br />
nicht hinein. Und ausserdem hätte ich ja zu<br />
solchen Schaltmanövern gar keine Zeit gehabt.<br />
Zur nächsten Rechtskehre waren es nur<br />
noch hundertfünfzig Meter. Steht der Wagen<br />
nicht vorher, dann haut's mich hinaus über<br />
die Haarnadelkurve, das ist klar! Und dann<br />
kann man den Wagen irgendwo drunten im<br />
Tal zusammenklauben und mich und meine<br />
Herrschaft dazu!»<br />
«Furchtbar! Was haben Sie denn da gemacht?<br />
Da Sie doch offenbar noch am Leben<br />
sind, müssen Sie doch —»<br />
«Was ich gemacht habe? Auf jeden Fall<br />
nicht so lange überlegt wie Sie jetzt eben!<br />
Sonst tränke ich heute kein Bier mehr, das<br />
ist sicher. Also der Wagen kommt immer<br />
mehr in Fahrt. Ein gutes Stück geht es noch<br />
geradeaus. Links von der Strasse ist der<br />
Abgrund, rechts steigt der Berg steil an und<br />
ist am Fuss fast zwei Meter hoch senkrecht<br />
ausgemauert. Das war die Rettung.»<br />
«Sie fuhren auf die Mauer los?»<br />
«Natürlich!»<br />
«Aber Mensch, bei fünfzig Tempo geht<br />
doch alles in Trümmer!»<br />
«Freilich 1 Wenn Sie grad drauflosfahren !<br />
Das darf man natürlich nicht, sonst ist's<br />
gleich aus. Ich habe mich einfach stark rechts<br />
gehalten, immer mehr, immeT dichter ran an<br />
die Mauer — bis die Kotflügel streifen. Dann<br />
heisst's aber, das Lenkrad fest in der Hand<br />
behalten, damit der Wagen nicht wieder abspringt<br />
von der Mauer.»<br />
«Und das Streifen hat ihn abgebremst?»<br />
«Auf zehn oder fünfzehn Meter stand er.<br />
Freilich — die Kotflügel waren hin und das<br />
Trittbrett war abgerissen und der rechte<br />
Scheinwerfer liegt vielleicht heute noch<br />
irgendwo am Kesselberg! Aber wir leben<br />
alle noch und niemand ist verletzt worden.<br />
Wir konnten togar noch ganz gut nach<br />
Hausse fahren mit dem verbeulten Wagen.»<br />
«Da haben Sie aber Glück gehabt, Mann!»<br />
/"""«Ein bisschen Glück muss freilich auch<br />
dabei sein! Das schon — aber —»<br />
«Was aber?»<br />
193t<br />
Märzenschnee<br />
Schnee lastet<br />
Auf der Stadt.<br />
Wer Beine hat,<br />
Hüpft und hastet<br />
Hinaus.<br />
»Drinnen* taut es schon.<br />
Ein schmutziger Strom<br />
Trägt den Winter davon...<br />
« Draussen » aber ist eine verzauberte<br />
Welt:<br />
Sausende Fahrt durch sonnige Felder<br />
Schneebedeckte Tannenwälder — ,<br />
Natur! die uns hoch über den Alltag<br />
hält! — al.<br />
«Na, ich meine nur, Sie sollten sich die<br />
Geschichte gut merken, Ich wünsche wahrhaftig<br />
nicht, dass auch Ihnen mal die Bremse<br />
reisst, und das kommt ja auch Gott sei Dank<br />
so selten vor wie ein fünfbeiniges Kalb! Aber<br />
wenn es Ihnen doch einmal passieren sollte,<br />
dann vergessen Sie nicht, dass die Kotflügel<br />
immer noch billiger sind als Ihre Knochen!»<br />
Beleidigung. Die dicke Dame verlangte<br />
die Bestrafung eines Omnibusschaffners,<br />
dessen Nummer sie sich gemerkt hatte. « Er<br />
hat mich beleidigt», schrie sie entrüstet.<br />
«Erst sagte er immer, der Wagen sei besetzt,<br />
aber als ich ausstieg, rief er: Innen<br />
noch Platz für drei! »<br />
Der überhörte Bindestrich.<br />
In diesen Tagen machten die Primaner<br />
der Berliner Gymnasien und Realschulen ihr<br />
mündliches Abitur, nachdem sie vorher ihre<br />
Reife auf schriftlichem Wege zu beweisen<br />
hatten. FÜT die Deutsch-Arbeit war in einer<br />
Mädchenschule das Thema «Das Leben —<br />
eine Lehrmeisterin» gestellt. Fünf Stunden<br />
hatten die Primanerinnen zur Verfügung. Als<br />
die Arbeiten abgegeben wurden, stellte sich<br />
heraus, dass eine Unglückliche ihre fünf<br />
Stunden für die Bearbeitung des Themas<br />
«Das Leben einer Lehrmeisterin» verwendet<br />
hatte.<br />
Wie gefällt Ihnen<br />
derA utler-Feierabend?<br />
... «Der *Autler-Feierabend* ist unentbehrlich,<br />
ich kann ihn nicht vermissen; er bietet<br />
inhaltlich vorzüglichen Stoff zur Unterhaltung<br />
und Belehrung...» E. M., Gossaa,<br />
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H»24 • J& AUTOMOBIL-REVUE 17<br />
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Querschnitt durch<br />
die neue Frühjahrs- und Sommermode<br />
(Von unserer Modekorrespondentin.)<br />
Für einen Mann ist es heute amüsant, im Bernstein leuchtet, modisches Raffinement<br />
Ballsaal den Don Juan zu spielen. Aus ir-ungendeinem Zeitalter kann er eine Frau wäh-<br />
Linien. Somit ist heute die charakterisierende<br />
individuelle Wahl der Stoffe, Farben und<br />
len; er kann mit Madame Pompadour plaudern,<br />
mit einem Biedermeierdämchen ro-<br />
jenen Typus, der früher aufschlussreich<br />
Frau übermächtig geworden und verdrängt<br />
mantisch verbrämt träumen, mit einer dekolltierten<br />
Empiredame kokettieren oder mit herrscht mehr die individualisierend« als die<br />
über Rasse und Nationalität war. Heute<br />
mondänen Damen mit sex appealen Reizen typenbildende Kraft Und so haben auch die<br />
flirten. Noch in keinem Zeitalter hat die<br />
Mode soviel Nährkräfte aus dem historischen<br />
Boden bezogen wie die jüngste Gegenwart,<br />
die bei allen grossen Epochen Anleihen<br />
macht und diese mehr oder weniger stilisiert.<br />
Alle diese Kostüme mit historischem Anklang<br />
verwandeln die Damen, genau wie Masken<br />
die Gebärden und das Antlitz der Menschen<br />
abzuändern vermögen.<br />
In diesem Sinn hat jede Frau nun die Wahl,<br />
sich in irgend ein Kostüm aus verklungener<br />
Zeit zu hüllen, jenen Stil und Geschmack zu<br />
wählen, der ihre Reize und ihre Individualität<br />
wirksamst und nachhaltigst betont, aus<br />
dem einfachen Grund, weil Individualität die<br />
grosse Mode von heute ist. Wir haben diese<br />
individuelle Eigenbrötelei zudem nicht nur<br />
im Bezirk der Mode; auch das allgemeine<br />
Schönheitsideal hat keine Gültigkeit mehr.<br />
Die objektiven Merkmale, auf Grund deren<br />
man ehemals eine Frauenschönheit wertete,<br />
sind entkräftet. Die Römerin musste zur Zeit<br />
der Renaissance eine grosse Nase haben,<br />
weil eine kleine Nase als hässlich empfunden<br />
wurde. Die Rokokodame musste unbedingt<br />
fleischig sein, wenn sie dem Ideal der<br />
Schönheit nahe kommen wollte. Heute gibt es<br />
keine unverrückbaren Massstäbe mehr. Es<br />
gibt so viele Schönheiten beinah, als es Männer<br />
gibt Jeder hat sein eigenes Wunsch- und<br />
Wahngebilde von irgend einer Frau, die er<br />
aus dem millionenfältigen unhomogenen<br />
Wirrwarr heraussucht: der eine sucht bei<br />
der Frau irgend eine bestrickende körperliche<br />
Linie, eine aparte Geste, das Lächeln<br />
einer Phryne, einen Blick, der wie flüssiger<br />
Männer ihren privaten Geschmack und ihre<br />
Urteile widersprechen sich eminent stark,<br />
wo immer die Frage nach Schön und Hässlich,<br />
wie nach Gut und Böse beim weiblichen<br />
Geschlecht auftaucht Nicht zufällig<br />
geschah es, dass in Paris 50 Maler eine<br />
Schauspielerin porträtierten, von denen keines<br />
die Frau, wie ein Photograph sie wiedergab,<br />
auf der Leinwand einiing. Alle diese<br />
Maler haben ihr eigenes Wunsch- und Wahnbild<br />
in dieses Modell hinein interpretiert und<br />
sich nicht an dessen äussere optisch wirkende<br />
Erscheinung gehalten.<br />
Soweit haben wir uns heute glücklich von<br />
dem allgemeinen Typusbegriff entfernt, wie<br />
er von jener spezifisch amerikanischen Sorte<br />
der Girls geprägt wurde, die einander alle<br />
glichen wie Säuglinge und unbemerkt ausgewechselt<br />
werden konnten. Nur in der sportlichen<br />
Mode sehen wir zuweilen noch den<br />
nivellierenden Stil, wenn bisweilen auch die (<br />
Sportsmode Sinn für Entwicklung, frauliche'<br />
Extravaganz zeigt<br />
Die denkbar femininste und phantasiereichste<br />
Form zeigen die Abendkleider. Ihr<br />
sommerlich duftiger Effekt strömt einen<br />
herrlichen Reiz aus. Die Frtihlingskleider<br />
sind mit allerlei reizvollen Frivolitäten aufgeziert.<br />
Ein wesentliches Merkmal der neuen<br />
Mode liegt in dem Weichen, Kapriziösen,<br />
Feminimen. Nicht selten gefährdet man zwar<br />
durch den vielen Putz den Geschmack, indes<br />
die Menge köstlicher Einzelheiten weniger<br />
die fliessende und schmiegsame Linie befrachten.<br />
Doch vielleicht zeigt die kommende<br />
Mode zuviel Flatterhaftes und Kokett-<br />
Romantisches. Es gibt Kleider, deren Korsage<br />
auf jeder Seite des Bolero und deren<br />
Rock auf jeder Seite des Faltenfächers je<br />
eine grosse beschwingte Schleife zeigen. Andere<br />
haben eine Reihe von Schleifen im<br />
Rücken angebracht und last not least kokettiert<br />
der Aermel mit Schleifen. Oder wir<br />
sehen breite Plisseerüschen, die Aermelchen,<br />
Gürtelschleife und Reverskragen einfassen.<br />
Auffallend ist auch die reiche Verwendung<br />
von Smockarbeit: Mit verzwickten Faltenziehungen<br />
täuscht man Hüften- und Schulterpassen<br />
vor. Die kurzen Aermelchen, für die<br />
man zurzeit so eminent grosse Sympathie<br />
bezeigt, sind oft ganz gezogen.<br />
Damit die lange Rocklinie der neuen Kleider<br />
nicht monoton wirkt, wird sie unterbrochen.<br />
Damit ist ein neues Problem in die<br />
Kleidermode eingedrungen, womit sich die<br />
führenden Modehäuser einstweilen beschäf-<br />
Filmes wiedergeboren. Der erste Tonfilm<br />
tigen. In diesem Sinn haben wir es kom-Elisabetmende Saison unzweifelhaft mit einer Flut rollt — versuchte sich an dem lockenden<br />
Bergners — der nun in der Schweiz<br />
von Tuniken, Volants, Hüftenschösschen, Stoff. Ist Ariane nicht ganz Elisabeth Bergner,<br />
der gleiche Frauentypus von dieser see-<br />
Hüftenschleifen, Hüftenplissees, Hüftenpassen<br />
zu tun. — Nun gibt es immer noch eine<br />
lischen Leuchtkraft, dass die Augen blenden?<br />
kleine Anzahl von Damen, trotz unermüdlichem<br />
Training, die keine birkenschlanke Ge-<br />
Gipfelpunkte ihrer Kunst. Der Film ohne die<br />
«Ariane» zeigt die Bergner auf einem<br />
stalt aufweisen. Eine kleine untersetzte Silhouette<br />
will deshalb ihre eigene Form der Beschwingtheit Die seelischen Ausstrah-<br />
Bergner bliebe blutlos, lichtlos, ohne innere<br />
Hüftbetonung; hierbei sind im Modebild lange<br />
Tuniken, Kasaks, tiefangebrachte Volants,<br />
enganliegende Schösschen vertreten. Diese<br />
modische Garnitur hat die Fähigkeit, die Gestalt<br />
zu dehnen. Wie jedes Jahr, so spielen<br />
auch im nächsten Sommer die Lingeriekleider<br />
eine bedeutende Rolle. Ihre Formenwelt<br />
ist zwar weniger kompliziert und luxuriös.<br />
Die Lochstickerei findet an ihnen reichliche<br />
Verwendung. Sehr beliebt sind auch<br />
die Languettenverzierungen, feine Ajours- und<br />
Säumchenarbeiten.<br />
Allmählich beginnt nun auch die Siegeslaufbahn<br />
der Pyjamas: Pariser Couturiers<br />
führen sie nicht mehr unter dem Titel « Neglige-Wäsche»,<br />
sondern haben besondere<br />
Abteilungen dafür eingerichtet. Man prophezeit,<br />
dass zu einer vollständigen Garderobe<br />
im Sommer ebenso viel Pyjamas wie Mäntel<br />
und Kleider gehören. Der neue Typ des<br />
Abendpyjamas mit seinem geteilten, weiten<br />
Hosenrock, findet in der Gesellschaft immer<br />
mehr Anhänger. Neuerdings trägt man dazu<br />
auch Schals mit meterhohen Fransen, die<br />
zur Verdeckung der Pyjama-Hosen dienen<br />
sollen, wo immer eine Dame noch sich dieser<br />
odalisken Bekleidung schämt. Auf der<br />
ganzen Linie, von St, Moritz bis zum Lido,<br />
feiert die Dame als Odaliske Triumphe.<br />
Zu den schnellsten Vorboten der Frühjahrsmode<br />
gehören auch die Hüte. Sie sind<br />
in kleinem Format gehalten, eng an' den<br />
Kopf gearbeitet und werden nicht so stark<br />
von der Strin zurückgetragen.<br />
Ariane — jeune fille russe. Der verstorbene<br />
schweizerische Dichter Claude Anet, der<br />
seit Jahrzehnten in Paris lebte, schrieb vor<br />
Jahren dieses Buch des jungen, fein organisierten,<br />
leicht morbiden russischen Mädchens<br />
Ariane. Ein grosser Erfolg bewies die<br />
liebenswürdige Durchschnittlichkeit dieses<br />
Buches, das jedem Leser in selbstzufriedener<br />
Genügsamkeit etwas zu geben verstand.<br />
Nun ist die liebenswerte Ariane aus dem<br />
Buche in der zweidimensionalen Welt des<br />
lungen der Bergner erfüllen den ganzen<br />
Film, ein einziges Neigen ihres sehnsüchtigleidenden<br />
Antlitzes weckt eine kleine Musik,<br />
die durch die Szenen verweht. Ihre' Differenziertheit<br />
bedingt während des ganzen<br />
Filmes eine krankhafte Spannung, die Furcht<br />
vor einem Zusammenbruch, einer Katastrophe<br />
ist. Sie flattert wie ein kleiner fremder<br />
Vogel durch ihr junges Leben. Zutiefst ist<br />
sie in sich verstrickt, und sie leidet unlbewusst<br />
an ihrer ungeheuren Verkrampfung<br />
allem Natürlichen gegenüber.<br />
Ihr herrlicher Geliebter, dessen Verhaltenheit<br />
unbedingtes Vertrauen erweckt, sagt<br />
einmal zu ihr: « Don Juan hat Pech. Er<br />
sucht das Vergnügen — und findet Liebe.»<br />
Die kleine Bergner lächelt verlegen und<br />
stimmt ihm bei, und weiss nicht, dass sie<br />
beide — Vergnügen suchend, dem furchtbaren,<br />
süssen Verhängnis der Liebe entgegengehen.<br />
Ariane ist der herrlichste Film der Frau.<br />
Ein Film der Frau — vielleicht zuerst für<br />
die Männer. Die liebende Frau wurde seelisch<br />
nie blossgelegter, als in diesem zuckenden<br />
Bündel Empfindungen : die Bergner.<br />
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18 AUTOMOBIL-REVUE ttftt - N« 24<br />
Ist Greta Garbo dämm?<br />
Ein bekannter amerikanischer Kritiker,<br />
Jim Jully, behauptete in amerikanischen<br />
Zeitschriften rundwegs, Greta Garbo sei<br />
stockdumm. Er führte aus: «Das ganze Geheimnis<br />
der göttlichen Greta liegt in ihrer<br />
unglaublichen Dummheit. Greta ist tatsächlich<br />
so dumm, so hohl im Kopf, und grenzt<br />
so scharf an das rein Imbezille, dass es jemanden,<br />
der ebenso dumm ist, in ganz Hollywood<br />
nicht gibt. Und doch gibt es viele<br />
dumme Menschen in Hollywood; per Quadratfuss<br />
ungefähr doppelt soviel als auf<br />
irgendeinem anderen Fleck unserer Erde. Als<br />
Greta Garbo zuerst nach Hollywood, zusammen<br />
mit dem schwedischen Regisseur Stiller,<br />
kam, waren die amerikanischen Regisseure<br />
einfach verzweifelt über ihren Mangel an Anpassungsfähigkeit<br />
und ihre mentale Trägheit,<br />
auch wenn es sich nur um ganz einfache<br />
Dinge handelte. Als aber nach einiger Zeit<br />
die amerikanischen Filmdirektoren entdeckten,<br />
dass trotzdem etwas mit Greta Garbo<br />
zu machen sei, arbeiteten sie für die grosse<br />
Garbokampagne ein Programm aus, und dieses<br />
Programm enthielt als wichtigsten Bestandteil,<br />
dass die Garbo zu einem mystischen<br />
und ätherischen Wesen gemacht werden<br />
müsse, zu einer Frau, die von all den<br />
anderen Flapper-Stars absticht, einer einsamen,<br />
kalten, traurigen, unerreichbaren<br />
Frau.<br />
Aber wie war äiese Greta Garbo In Wirklichkeit?<br />
Als sie nach Hollywood kam, kannte<br />
sie kein Mensch. Sie war eben ein Stück<br />
schwedischer Lehm, einfach, ungebildet und<br />
ohne einen höheren Wunsch als schöne Kleider<br />
und ein materiell angenehmes Dasein.<br />
Und im Grunde genommen ist sie heute noch<br />
dasselbe. Greta Garbo ist buchstäblich von<br />
ihren Regisseuren und Finanzberatern eingesperrt<br />
worden* um nicht in ihrem Privatleben<br />
ihren aufgehenden Ruhm zu zerstören.<br />
Es wurde ihr verboten, öffentlich in Hollywood<br />
aufzutreten oder auch nur an Banketts<br />
oder Tanzgesellschaften teilzunehmen.<br />
Während all dieser Jahre durfte sie nicht<br />
einmal ihr Studio oder ihre Wohnung ohne<br />
besondere Erlaubnis der Filmdirektion verlassen,<br />
und wenn es ihr ausnahmsweise wirklich<br />
erlaubt wurde, stand sie unter ständiger<br />
Aufsicht. Und während die wirkliche Greta<br />
Garbo — ein einfaches, ziemlich gewöhnliches<br />
und reichlich dummes Provinzmädchen aus<br />
der Stockholmer Gegend — sich niemals<br />
öffentlich zeigen durfte, um nicht die geschickt<br />
aufgebaute Illusion zu vernichten,<br />
führten die Filmdirektoren mit glänzendem<br />
Erfolg das Programm durch, das sie vor<br />
vielen Jahren ausgearbeitet hatten.»<br />
Greta antwortete auf diese unhöflichen<br />
Schmähungen mit einer amtlichen Klage.<br />
(Aha, doch Zeichen von Dummheit?) Eines<br />
stimmt Jedenfalls, ihre neuesten Filme wenigstens<br />
sind nicht dazu geeignet, weiter in die<br />
kritiklosen Lobeshymnen einstimmen zu lassen.<br />
Im richtig«! Augenblick:<br />
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Berliner Gespräch. Hundeausstellung. Vor<br />
einem Pekinesen. Zwei unterhalten sich angeregt<br />
darüber:<br />
« Mensch, hat der Köter aber Haare! Da<br />
weiss man ja nicht, was das Kopfende und<br />
was das Schwanzende ist»<br />
«Weeste wat? Ick werde ihn mal mit eena<br />
Nadel pieksen, undet Ende, was bellt, det is<br />
der Kopp.»<br />
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Sie brauchen dabei nicht einmal die durchwegs<br />
gleicha Hin- und Rückfahrtsstrecke au benützen.<br />
Bummeln können Sie natürlich dabei nicht, aber<br />
die guten Strassen erlauben eine ziemlich hohe<br />
Durchschnittsgeschwindigkeit.<br />
Ihre Hinfahrtsroute: Bern. Genf, Annecy,<br />
Chamböry, Los Echelles. Voiron. St-Marcellin,<br />
Valence, Montelimar, Pont-St-Esprit, Nünes,<br />
Montpellier, Beziers, Narbonne, Perpignam, Figueras,<br />
Gerona. Tordera, Mataro. Barcelona. Total<br />
911 km. Etappen: Voiron, 289 km. Beziers 342 km,<br />
Barcelona 280 km.<br />
Rückfahrt: Gleiche Route bis Valence,<br />
dann St-Ramhert, Vienne, Lyon. Nantua, Gen!,<br />
Bern. Total 058 km. Etappen: Montpellier 352 km,<br />
Lyon 292 km und Bern 314 km.<br />
Angaben über die -wichtigsten Sehenswürdigkeiten<br />
Barcelonas finden Sie ihm Führer der Spanienkarte,<br />
die im Verlag der Automobil-Revue erscheint.<br />
H. Seh. in F.<br />
T. A. 641. Holland-Belgien. Für Ihre Fahrt wäre<br />
etwa folgende Route zu empfehlen:<br />
Bern, Basel, Müllheim, Freiburg, Herbolzheim,<br />
Offenburs, 236 km.<br />
Bühl, Rastatt. Karlsruhe, Bruchsal. Heidelberg,<br />
Heppenheim, Darmstadt, Mainz, Bingen. 256 km.<br />
Soppard, Sinzig, Koblenz, Bonn, Köln. 153 km.<br />
Neuss, Krefeld, Geldern. Kleve, Nijmegen. Arnhem,<br />
Zutfen, Deventer, Zwolle, 251 km.<br />
Kampen, Harderwijk. Araersfoort, Hilversum. Amsterdam,<br />
Haarlem (grosse Blumenfelder), Leiden,<br />
Haad, Delft, 207 km.<br />
Rotterdam, Dordrecht, Breda, Tilburjr. Turnhout,<br />
Antwerpen. Lokeren, Gand. Brügge, 250 km.<br />
Alost, Brüssel, Mecheln, Löwen, Wavre, Gembloux,<br />
Namur, Marche, Bastogne, 305 km.<br />
Ettelbrück, Luxemburg, Thionville, Metz, Pont-a-i<br />
Mousson. Nancy, Charmes, Epinal. 258 km.<br />
Remiremont.LeThillöt. Beifort, Basel, Bern, 266 km.<br />
Die beste Zeit der Besichtigung der Tulpenund<br />
Hyazinthenblüto in Holland liegt «wischen<br />
Mitte April und Anfang Mai. Bei der verfügbaren<br />
Zeit -von 14—18 Tagen haben Sie, wenn Sie obige<br />
Route einschlagen, auch die Möglichkeit, jederzeit<br />
irgendwo einen SpeziaJabstecher zu machen oder<br />
sich in einem Ort, der Dinen besonders gefällt,<br />
etwas länger aufzuhalten, ohne das nachher durch<br />
Hetzen wieder aufholen zu müssen. G. B. in B.<br />
Touren -Fragen<br />
T. F. 643. Schwarzwald. Wer kann mir einen<br />
Vorschlag machen, für eine zweitägige Schwarzwaldtoür.<br />
deren Ausgangspunkt Basel wäre? Für<br />
Angabe eines passenden Etappenortes im Schwarzwald<br />
wäre ich dankbar, ebenfalls für Angabe der<br />
Kilometer. R. H. in B.<br />
T. F. «44. Waldhofen-Zflrfch. Ich möchte in der<br />
ersten Hälfte April von hier aus (Waidhofon,<br />
Oesterreich) mit dem Wagen einen Freund in Zürich<br />
besuchen. Welchen Weg schlage ich am besten<br />
ein und wie viel Zeit muss ich für die Fahrt bis<br />
Zürich rechnen? O. L in W.<br />
Wie hoch ein Automobilmagnat sein Leben<br />
einschätzt<br />
Der amerikanische Autoindustrielle Walter<br />
Chrysler hat kürzlich seine Lebensversicherung<br />
auf die Rekordsumme von gegen 65 Millionen<br />
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! ' l^fcf*' '''y'^. .•>'"••• ' ' : ' f . -'.. i,
24 - <strong>1931</strong> ÄÜTÖMÖBIL-REVUE<br />
Immer wieder<br />
muss man die Schwamm-Konsumenten daran<br />
erinnern, ihren Bedarf in diesem Artikel möglichst<br />
im eigenen Land zu decken, denn ein<br />
gut assortiertes Schweiz. Spezialhaua ist imstande.<br />
Sie mindestens ebenso vorteilhaft zu<br />
bedienen, wie die Auslandhäuser Sie haben<br />
ferner den Vorteil, die Ware, die Ihnen<br />
nicht passt, kostenlos umzutauschen, was<br />
jedes Schweizer Geschäft tun muss, wenn es<br />
den Kunden nicht verlieren will Die grossen<br />
ausländischen Exporthäuser verkaufen keine<br />
Ware an Konsumenten oder kleinere Wiederverkäufer,<br />
sondern nur an Grossisten, wie<br />
solche in Triest, Paris, Lyon, München. Stuttgart.<br />
Berlin, Frankfurt usw existieren. Aehnliche<br />
Grossisten, die auch In grossen Quantitäten<br />
importieren nnd zu gleichen Konditionen<br />
und Preisen beim Grossproduzenten oinkaufen.<br />
existieren aber auch in der Schweiz,<br />
zum Beispiel in Basel, Zürich und Genf.<br />
Unterzeichneter ist seit 1893 In der<br />
Schwammbranche tätig, hat in der Schweiz<br />
•wahrscheinlich das grösste und bestassortierte<br />
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12 AUTOMOBIL-REVUE <strong>1931</strong> — N»<br />
.eine Eigenschaft des Wagens eu werten. Konstatieren<br />
Sie nachträglich, dasa diese Eigenschaft nicht<br />
vorhanden ist. so können Sie eine entsprechende<br />
Herabsetzung des Kaufpreises verlangen.<br />
Allein, um diese Klage anstrengen zn kSnnen.<br />
sind Sie verpflichtet, den Beweis eu führen, dass<br />
Ihnen der Verkäufer tatsächlich diese Zusicherung<br />
abgesehen hat. Da aber der Verkäufer Ihnen gegeniüer<br />
eine solche Erklärung abstreitet, so haben Sie<br />
nur Aussicht auf Erfolg mit einer allfälligen Klage,<br />
wenn Sie durch Zeugen die Tatsache erhärten<br />
könnten, dass Ihnen gegenüber vom Verkäufer<br />
tlip
N° 2* - <strong>1931</strong> AUTÖTOBIt^REVOE<br />
Tour<br />
Eine Ferienreise per Auto<br />
nach Oberösterreich.<br />
(Von F. Seh., Zürich.)<br />
II *<br />
Wir waren in Kempten angelangt, sahen<br />
im Vorbeifahren viele alte, guterhaltene Bauwerke,<br />
Türme und Kirchen. Durch Wald und<br />
sens der 2050 m hohe Säuling. In prächtigem<br />
Feld kamen wir dem Allgäu näher. Von ferne<br />
schon grüssten weisse Burgen und Schlös-<br />
Fall stürzt der Lech in seiner ganzen Breite<br />
der Stadt entgegen und aufwärts, seinem<br />
ser von Berg und Felsen herab. An lieblichen<br />
Seen vorbei, auf schön angelegter, kur-<br />
Lauf folgend, auf prächtig angelegten Wegen,<br />
kommt man zur einzigartig schön angelegten<br />
venreicher Strasse erreichten wir im Spätnachmittag<br />
die alte Stadt Füssen bei voll-<br />
Badestätte, den Naturbadanlagen im Faulenbach,<br />
ca. 15 Minuten von der Stadt entfernt.<br />
kommen aufgehelltem Wetter. Durch zuvorkommende<br />
Vermittlung der dortigen Polizei<br />
Wasserrutschbahn, Spielplätze, Sonnenbäder,<br />
alles an idyllisch schönem Ort. War uns am<br />
fanden wir bald ein gutes Absteigequartier<br />
Abend die Freude beschieden, Füssen und<br />
und noch im vollen Sonnenglanze konnten<br />
seine schöne Umgebung im hellen Glanz und<br />
wir die nähere Umgebung und die Stadt selber<br />
besichtigen. Unserm Gasthof gerade ge-<br />
Duft des Spätsommertages zu sehen,' bescherte<br />
uns der Wettergott am folgenden<br />
genüber, an der Lechbrücke, steht eine alte<br />
Morgen das Gegenstück. Ein Laut der grössten<br />
Ueberraschung entfuhr uns allen, als wir<br />
Spitalkirche, deren Frontseite mit prachtvollen<br />
Fresken bemalt ist.<br />
vom Fenster aus die vollständig verwandelte<br />
Landschaft erschauten. Es hatte bis ins Tal<br />
Füssen, die südlichste Grenzstadt Deutschlands<br />
ist Sitz der Behörden, zählt ungefähr Natur zeigte sich im reinsten Weiss, die Ber-<br />
hinab tüchtig geschneit, die ganze herrliche<br />
6300 Einwohner und liegt 800 m über Meer. ge, Burgen und Schlösser erschienen noch<br />
Durch ihre Lage am Fusse der Alpen, am märchenhafter und weltentrückter als sonst.<br />
wildesten aller Alpenströme, dem Lech, ist Es war ein Bild von wundervollem Reiz.<br />
sie eine der interessantesten und malerischsten<br />
Städte des bayerischen Hochlandes, ja<br />
Nach einem letzten Gang durch die Stadt<br />
Bayerns überhaupt. Zwischen waldigen Hügeln,<br />
mächtigen Bergen und tiefgrünen Seen<br />
gönnten wir uns Ruhe, und der folgende<br />
Morgen sah im weissen Winterpelz unsere<br />
liegt sie eingebettet, wuchtig überragt vom<br />
Abreise. Auch wir hüllten uns fest m unsere<br />
Decken und Tücher und die Allgäuer-<br />
mittelalterlichen « Hohen Schloss », der trutzigen<br />
Sommerresidenz der ehemaligen Augsburger<br />
Fürstbischöfe. Unsere Überraschung<br />
berge bald hinter uns lassend, hielten wir<br />
über Steingaden, Peiting, Weilheim, Starnberg,<br />
München zu. Die Gegend bis Starn-<br />
war demgemäss gross und wir haben es<br />
nicht zu bereuen gehabt, den Umweg Ober<br />
berg ist ein Hochplateau, gebildet von Aus-<br />
diesen schönen Erdenwinkel gemacht zu haben.<br />
Füssen ist auch Ausgangspunkt für den<br />
Besuch der wundervollen, märchenhaft aus<br />
dunklem Tannengrün schimmernden, ehemaligen<br />
Königsschlösser « Neuschwanstein »,<br />
« Hohenschwangau » und « Linderhof». In<br />
geschlossener Reihe tnarschieren die hohen<br />
Berge der Allgäueralpen hier auf, von der<br />
Zugspitze bis zum Galtenjoch und, weiter.<br />
Diesen vorgelagert ist als Wahrzeichen Füs-<br />
»^ Siehe auch No. 17<br />
imus<br />
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läufern der Allgäuer- und der bayrischen Aloen.<br />
Weite Strecken führen durch Moor und<br />
chen. Starnberg liegt an der nordwestlichen<br />
Spitze des gleichnamigen Sees, auch Würmsee<br />
genannt. Die Lage dieses berühmten<br />
Fremdenortes ist einzig. Die Ortschaft selber<br />
sahen wir im Vorbeifahren nur flüchtig,<br />
aber der Eindruck davon war so, dass wir<br />
gerne ein wenig dageblieben wären. Von<br />
hier weg führt die Strasse durch prächtige<br />
Wälder und ebenes Land nach München, das<br />
uns seine vielen Türme schon von weitem<br />
zeigte. Die Grossstadt hatte besonders bewegtes<br />
Leben, da die Oktobermesse viele<br />
Fremde herbeigeführt hatte. Es strudelte,<br />
brandete, fauchte und rauchte, dass einem<br />
bald angst und bange wurde. Wir stiegen<br />
gerne zu einem vorläufigen Halt in einem<br />
Gasthaus ab und Hessen uns von einer dikken<br />
Kellnerin Würstel mit Sauerkraut servieren.<br />
Hier knallte zum erstenmal — pauff<br />
— ein schweres Seidel vor uns auf den Tisch<br />
und man musste beide Hände zu Hilfe nehmen,<br />
um daraus zu trinken.<br />
Automobilisten auf Pikett.<br />
Die abnormen Witterungsverhältnisse haben<br />
in den letzten Tagen auch unserem Lande<br />
einen beinahe unglaublichen Schneesegen<br />
gebracht. Der März verwandelte sich in den<br />
tiefsten Winter, alle verzweifelten Anstrengungen<br />
von Hunderten von Arbeitern genügten<br />
nicht mehr, in den Städten die notwendigsten<br />
Massnahmen zur Aufrechterhaitüng<br />
des Verkehrs zu treffen. Und auf den<br />
Landstrassen zu verkehren, bedeutete das<br />
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grosse Risiko, irgendwo unrühmlich im<br />
Schnee steckenzubleiben. Mancher Automobilist<br />
weiss ein Lied von durchgemachten<br />
Abenteuern mit seinem Wagen in den letzten<br />
Tagen zu singen. Die riesigen Schneemassen,<br />
die noch heute das Land bedecken, bedeuten<br />
indessen erst eine kommende Cefahr: Hochwasser.<br />
Rasch einsetzender Föhn könnte unabsehbares'<br />
Unheil heraufbeschwören. In<br />
weiser Voraussicht haben schon jetzt die Behörden<br />
sichernde Schritte unternommen, um<br />
der drohenden Gefahr möglichst wirksam<br />
begegnen zu können. Eine der grössten Sektionen<br />
des T. C. S. ermahnte in einem Aufruf<br />
an ihre Mitglieder, mit Wagen und Fahrern<br />
sich zur Verfügung zu stellen, um gegebenenfalls<br />
den Behörden zum raschesten Transport<br />
von Mannschaften und Material behilflich zu<br />
sein. Dieser Aufruf dürfte wohl auf alle Besitzer<br />
von Automobilen ausgedehnt werden,<br />
die im Sinne praktischer Hilfe wohl gerne<br />
ihren Wagen zur Verfügung stellen, wenn die<br />
Not es erfordern sollte.<br />
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Schweizer Automobilisten und Leser der<br />
« Automobil-Revue», die mit ihrem Wagen<br />
bisher immer schön in der Gemarkung unseres<br />
Landes geblieben sind. Vielleicht möchten<br />
sie gerne dieses Jahr ein bisschen in die<br />
Weite ziehen, um sich ein schönes Stück<br />
Erde jenseits der Grenzen anzusehen. Gerne<br />
möchte man eine landschaftlich schöne Route<br />
wählen, doch sollten trotzdem die Strossen<br />
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Hürlimann & Guyan.<br />
NASH überwindet geräuschlos und ohne Anstrengung<br />
alle Schwierigkeiten im dichtesten<br />
Gewühl des Stadtverkehrs als auch auf den<br />
steilsten Bergstrassen. Als erste Fabrik in der<br />
Welt hat NASH 8 Zylinder in Linie mit Doppelzündnng,<br />
obengesteuerten Ventilen und<br />
neunlach gelagerter Kurbelwelle hergestellt<br />
und drei Typen herausgebracht, die hinsichtlich<br />
Leistung und leichter Lenkbarkeit unver<br />
gleichlich dastehen. Langjährige Erfahrung<br />
im Automobilbau hat die Verwirklichung die<br />
ser Serie Modelle ermöglicht und den Namen<br />
NASH wennmöglich noch populärer gemacht.<br />
Besser als alle Argumente wird Sie eine Probefahrt<br />
von der ausserordentlichen Leistung<br />
der NASH 8 und 6 Zylinder überzeugen.<br />
BIEL: Grand Garage du Jura.<br />
ZUG: Th. Klaus, Baar.<br />
THUN: Rud. Volz.<br />
BRUGG: A. Schüren.<br />
CHUR: Dosen & Meier.<br />
ROHRBACH: Hans Lanz.<br />
FLAWIL (St. Gall.):Hs. Strasser.<br />
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