E_1931_Zeitung_Nr.062
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Ausgabe: Deutsche Schweiz<br />
BERN, Dienstag, 28. Juli <strong>1931</strong><br />
Nummer 20 Cts.<br />
27. Jahrgang. — N° 62<br />
ERSTE SCHWEIZERISCHE AUTOMOBIL-ZEITUNG<br />
Zentralblatt für die schweizerischen Automobil- und Verkehrsinteressen<br />
ABONNEMENTS-PREISE:<br />
Haifcjlhrneh Fr. 5.—, jährlich Fr. 10.—. Im Ausland unter PortosmehNg,<br />
Mtern nicht poitamtlicb bestellt. Zuschlag für postamtlich« Bwtellung 30<br />
Rappen. Postcheck-Reehnuna III/414.<br />
Dem eidg. Verkehrsgesetz entgegen<br />
Eine Eingabe der Schweizerischen Strassenverkehrsliga.<br />
Mit heutigem Tag nimmt, wie bereits gemeldet,<br />
die ständerätliche Kommission für<br />
das Bundesgesetz für den Motorfahrzeugund<br />
Fahrradverkehr die Beratungen über<br />
den Gesetzesentwurf auf, dessen Inhalt sich<br />
mancherlei Aenderungen durch den Nationalrat<br />
gefallen lassen musste. Die Schweizerische<br />
Strassenverkehrsliga, welche in 18<br />
selbständigen Verkehrsverbänden rund<br />
175,000 stimmberechtigte Strassenbenützer<br />
gruppiert, hat es mit Recht als gegeben erachtet,<br />
der ständerätlichen Kommission die<br />
Auffassung der unter ihrer Aegide zusammengefassten<br />
Verkehrsinteressenten bekanntzumachen<br />
und die Erwartungen zu<br />
formulieren, welche diese in ein neues Verkehrsgesetz<br />
setzen. Wohl sind erfreulicherweise<br />
einige Postulate der Automobilisten,<br />
sei es in der Expertenkommission oder anlässlich<br />
der nationalrätlichen Verhandlungen,<br />
berücksichtigt worden, allein eine Reihe<br />
von Begehren fanden ungenügende Beachtung,<br />
ganz abgesehen von den zahlreichen<br />
Positionen, in welchen sich die Stellung der<br />
Motorfahrzeugbesitzer gegenüber dem bundesrätlichen<br />
Entwurf verschlechtert hat. Die<br />
Verkehrsliga kommt deshalb gerade im<br />
richtigen Zeitpunkt mit ihrem Memorandum<br />
und sind die darin enthaltenen Ausführungen<br />
so wichtig und berechtigt, dass die<br />
ständerätliche Kommission denselben bei<br />
ihrer Beratung sicher die verdiente Berücksichtigung<br />
schenken wird.<br />
Nachdem seinerzeiit der schweizerische<br />
Bauernverband und die Vertreter der Fussgänger,<br />
deren Versuch sich zu organisieren<br />
in. Zürich übrigens nicht gerade sehr erfolgreich<br />
war, in Eingaben an den Nationalrat<br />
ihre Stellung dem Gesetzesentwurf gegenüber<br />
umschrieben- haben, scheint es gegeben,<br />
dass eine weitere Oeffentlichkeit auch<br />
mit den Wünschen und Begehren der Verkehrsinteressenten<br />
bekanntgemacht wird,<br />
welche in der Strassenverkehrsliga vereinigt<br />
sind. Im nachfolgenden seien deshalb die<br />
wichtigsten Punkte der Eingabe zusammenfassend<br />
aufgeführt:<br />
F E U I L L E T O N<br />
Blitzs<br />
Der Roman eines Wolfshundes.<br />
Von H. G. Evarts.<br />
"(Verlag Georg Müller, München.)<br />
(27. Fortsetzung und Sohluss)<br />
Der Rest stob davon, um den Schutz der<br />
Bäume zu gewinnen. Die Ueberraschten bemühten<br />
sich, die scheugewordenen Pferde,<br />
die sich bäumten und ausschlugen, mit der<br />
einen Hand loszubinden, während sie mit<br />
der anderen in die Richtung der Angreifer<br />
zurückfeuerten. Die Geschosse prallten gegen<br />
die Wand hinter Kinney und Moran, an<br />
der sie sich unter gefährlichen Splittern des<br />
Gesteins abplatteten. Eines der Pferde, unbändig<br />
vor Schreck, ging mit seinem Reiter<br />
durch und sprengte mitten in die Lichtung.<br />
Kinney lud frisch, Moran feuerte seine letzte<br />
Patrone ab. Das Pferd machte einen Seitensprung,<br />
schlaff sank Seeley im Sattel<br />
zusammen und glitt zu Boden, worauf .das<br />
Pferd wieder im Dunkel verschwand.<br />
Die Bande dachte natürlich, Vormonts<br />
Leute hätten sie überrumpelt und in wahnsinniger<br />
Angst trachtete jeder, ein Pferd zu<br />
besteigen, um Hals über Kopf davonzujagen.<br />
Da hörte man schon den Klang dröhnender<br />
Hufe, der donnernd widerhallte, als ein<br />
Dutzend Pferde im rasenden Galopp in den<br />
Eingang der Schlucht stürmte. Unter Jauchzen<br />
und Johlen warfen sich die Bar T-Leute<br />
vom Sattel und versperrten die Schlucht.<br />
Erscheint Jeden Dienstag und Freltaf<br />
Monatlich „G«IIM Liste"<br />
REDAKTION n. ADMINISTRATION: Breltenrainstr. 97, Bern<br />
Telephon Bollwerk 89.84<br />
Telagramm-Ädresset Autorevu«, Bern<br />
Benützung der Strassen.<br />
In der Benützung von Strassen und Plätzen<br />
hat sich eine grosse Ungleichheit herangebildet,<br />
indem zwischen den Fahrzeugen<br />
des Bundes und der Gemeinden einerseits<br />
und den privaten Verkehrsmitteln unterschieden<br />
wird. Diese Differenzierung rührt daher,<br />
dass der Bund die Gültigkeit der kantonalen<br />
Vorschriften über Benützung öffentlicher<br />
Strassen durch Fahrzeuge für sich<br />
nicht anerkennt. Das neue Gesetz soll diesen<br />
unbilligen Zuständen ein Ende machen,<br />
weshalb Art. 3 durch eine Bestimmung zu<br />
ergänzen ist, wonach Strassen, auf welchen<br />
Fahrzeuge öffentlicher Verwaltungen zum<br />
regelmässigen Verkehr zugelassen sind, unter<br />
gleichen Bedingungen auch von privaten<br />
Fahrzeugen benützt werden können.<br />
• Entzug der Ausweise.<br />
Die jetzige Fassung von Art. 13 enthält<br />
einen bedenklichen Dualismus, indem Gerichts-<br />
und Administrativbehörden unabhängig<br />
voneinander die Ausweise entziehen können.<br />
Es führt dies zu unhaltbaren Zuständen,<br />
die an praktischen Beispielen in der<br />
Eingabe grell beleuchtet sind. Um den<br />
Motorfahrzeugführer vor jeglicher Willkür,<br />
wie sie heute besteht, zu schützen, sollte'<br />
neuerdings für eine klare Fassung der Be-:<br />
Stimmung gesorgt werden. Der ursprüngliche<br />
Entwurf hatte die Entzugskbmpetenz<br />
in richtiger Weise ausschliesslich der administrativen<br />
Behörde zugewiesen.<br />
Nachtfahrverbot.<br />
Die in Art. 17 vorgesehene Regelung der<br />
Arbeits- und Ruhezeit wird in der Eingabe<br />
nicht mehr besonders behandelt, dagegen<br />
äussert sie sich zu dem nachträglich im<br />
Einige der Verbrecher warfen ihre Pferde<br />
herum und flüchteten die Schlucht aufwärts,<br />
doch sie mussten sofort kehrtmachen, denn<br />
von dort begrüssten sie Vermonts Burschen<br />
mit einem Hagel tödlicher Geschosse. Das<br />
Gefecht löste sich bald in Einzelkämpfe auf<br />
und das Aufblitzen der Gewehre zeichnete<br />
glühendrote Striche in die schwarze Nacht.<br />
Moran schlich sich zum Ausgang der<br />
Schlucht, indem er sich knapp neben der<br />
Wand hielt. Als er dort heil angekommen<br />
war, warf er sich auf das erstbeste Bar T-<br />
Pferd, das er fand. Einer seiner Freunde<br />
feuerte auf ihn, während er über das Felsgerölle<br />
davonklapperte. Er peitschte sein<br />
Pferd, um so schnell als möglich zur Hütte<br />
zu kommen. Erst jetzt fiel ihm ein, dass<br />
Blitz zu Betty geeilt war. Wenn er den Hund<br />
noch dort antraf, so konnte er ihn auf Brents<br />
Spur hetzen. Jetzt segnete er auch die Eingebung,<br />
die ihn veranlasst hatte, Blitz als<br />
Botengänger auszubilden. Wenn das Mädchen<br />
nicht mehr in der Hütte war, so verfolgte<br />
der Hund sicherlich bereits ihre Spur.<br />
Moran kannte die furchtbaren Kampfeseigenschaften<br />
des Hundes, wenn er gereizt<br />
wurde. Bei dem geringsten Verdacht, dass<br />
Brent ihr etwas antun könnte, würde es<br />
einen verzweifelten Kampf absetzen und<br />
möglicherweise konnte Betty unter dem<br />
Schutz seines wilden Angriffs entkommen,<br />
wenn er nur die Situation rechtzeitig erfasste<br />
und Brents Absichten durchschaute, bevor<br />
dieser noch Zeit hatte, ihn zu erblicken und<br />
von der Schusswasse Gebrauch zu machen!<br />
Morans Pferd stolperte, gewann wieder<br />
das Gleichgewicht und taumelte weiter. Er<br />
Nationalrat gutgeheissenen Zusatz betreffend<br />
Einführung eines allfälligen Nachtfahrverbotes.<br />
Es wird darauf verwiesen, dass<br />
heute schon für den Transport leicht verderblicher<br />
Waren das Bedürfnis für Nachtfahrten<br />
besteht und anderseits die ständige<br />
VeTkehrszunahme eine Entlastung und<br />
Erleichterung der Zirkulation auf den<br />
Hauptstrassen durch Verteilung des Verkehrs<br />
auf die Tages- und Nachtzeit als wünschenswert,<br />
in absehbarer Zeit sogar als notwendig<br />
erscheinen lässt. Aus grundsätzlichen<br />
Erwägungen wird überhaupt die Auffassung<br />
vertreten, dass die Einschränkung<br />
des Verkehrs durch generelle Fahrverbote<br />
mit den heutigen Verkehrsanforderungen<br />
unvereinbar ist. (Sonderinteressen, wie sie<br />
die Eisenbahnen an einem derartigen Nachtfahrverbot<br />
haben könnten, dürfen auf alle<br />
Fälle in dieser Frage nicht den Ausschlag<br />
geben. Die Red.).<br />
Höchstbreite der Wagen.<br />
Die ursprünglich vorgesehene Maximalbreite<br />
von 2,4 Meter wurde durch den Nationalrat<br />
auf 2£ Meter reduziert. Es ist<br />
aber heute schon eine grosse Zahl von Fahrzeugen<br />
mit einer Breite von 2,35 Metern von<br />
Kantonen und von der Oberpostdirektion<br />
konzessioniert worden. Um den vielen Anständen<br />
zu entgehen, welche in vergangenen<br />
Jahren die veralteten Konkordatsvorschriften<br />
bezüglich der Genehmigung breiterer<br />
Wagen veranlasst haben, und mit Rücksicht<br />
auf die auch in der Experten-Kommission<br />
zur Geltung gekommene Erkenntnis, dass<br />
in den Talschaften unbedingt ein Bedürfnis<br />
für die Zulassung grösser. dimensionierter<br />
Fahrzeuge besteht, wird deshalb empfohlen,<br />
den ursprünglichen Antrag der nationalrätlichen<br />
Kommission wieder herzustellen. Das<br />
Breitenmass wäre auf 2,35 Meter zu erhöhen<br />
mit der Ergänzung, dass für konzessionierte<br />
Personentransport-Unternehmungen<br />
eine Breite von 2,4 Metern gestattet werden<br />
kann. Diese Aenderung schiiesst übrigens<br />
keineswegs die Möglichkeit aus, für den<br />
Verkehr auf Bergstrassen besondere Vorschriften<br />
zu erlassen.<br />
Vorschriften für andere Strassenbenützer.<br />
Die in Artikel 32 enthaltene Beleuchtungspflicht<br />
für Fuhrwerke wurde durch den Zusatz<br />
eingeschränkt, dass landwirtschaftliche Fahrzeuge,<br />
die vom Felde kommen, davon ausgeschlossen<br />
seien. Nachdem dem Motorfahrzeugführer<br />
eine sehr weitgehende Haftpflicht<br />
auferlegt worden ist, so muss von den übrigen<br />
Strassenbenützern ebenfalls die Anwendung<br />
bestimmter Vorsichtsmassregeln verlangt<br />
werden können. Gerade die wiederholten Kollisionen<br />
mit unbeleuchteten Fuhrwerken und<br />
besonders gefährlichen landwirtschaftlichen<br />
ahnte nichts Gutes und stieg ab. Mit gesenktem<br />
Kopf stand der Gaul still und beim<br />
Schein eines Streichholzes sah Moran einen<br />
Blutstrom, der bei jedem schweren Atemzug<br />
aus des Tieres Flanke sprudelte.<br />
INSERTIONS-PREIS: Die achtgespaltene 2 mm hohe Grnndzeile odef<br />
deren Raum 45 Cts. für die Schweiz; für Anzeigen aus dem Ausland 60 Ctf.<br />
Grössere Inserate nach Seitentarif.<br />
Inserntcnsehluss 4 Tage vor Erscheinen der Nummern<br />
Maschinen, wie Mähmaschinen, Heuwender<br />
etc. lassen es als unbedingt notwendig erscheinen,<br />
dass die Beleuchtungspflicht auf alle<br />
Fahrzeuge Anwendung findet, und nicht<br />
neuerdings im Gesetz eine sehr gefährliche<br />
Ausnahme geduldet wird.<br />
Haftpflicht des Halters.<br />
Die Haftpflicht für Sachschäden soll analog<br />
der Eisenbahnhaftpflicht (Art. 11) geordnet<br />
werden, wo die Kausalhaftung nur für Schäden<br />
an Sachen eintritt, «die der Betroffene unter<br />
eigener Obhut mit sich führt», während<br />
für alle übrigen Fälle die bisherige Verschuldenshaftung<br />
bestehen' bleibt. Die Ausdehnung<br />
der Kausalhaftung auf alle Sachschäden<br />
würde den Motorfahrzeughaltef ungerechtfertigt<br />
stark belasten und das Gesetz als unannehmbar<br />
erscheinen lassen. Die Einbeziehung<br />
des Sachschadens in die Kausalhaft sei<br />
schon mit Rücksicht auf die bestehenden gesetzlichen<br />
Vorschriften des Transportrechtes<br />
undurchführbar. Es gehe nicht an, die Haftung<br />
für Transportgut einfach der allgemeinen<br />
Sachschadenshaftpflicht des Automobilgesetzes<br />
zu unterstellen. Ebenso bestehe auch<br />
kein Grund, für Frachtgut, welches mit dem<br />
Automobil transportiert wird, andere und ber<br />
deutend strengere Haftpflichtbestimmungen<br />
aufzustellen, als für alle übrigen Frachten. Für<br />
die Haftung des Halters bei Sachschaden soll<br />
deshalb das Verursachungsprinzip nur dann<br />
Anwendung finden, wenn Schaden an einer<br />
Person eintritt und nur wenn es sich um Gegenstände<br />
handelt, welche der Verletzte oder<br />
Getötete unter eigener Obhut mitgeführt hat.<br />
In allen übrigen Sachschadenfällen soll die<br />
Sachschadenshaftung nach dem Verschuldens^<br />
Prinzip des 0. R. erfolgen.<br />
Verjährung und Gerichtsstand.<br />
Es soll als Beginn der Verjährung der Utifalltag<br />
und nicht der Tag, an welchem der Geschädigte<br />
Kenntnis vom Schaden und der Person<br />
des Ersatzpflichtigen erlangt hat, festgesetzt<br />
werden. Die Verjährungsfrist ist gemäss<br />
0. R. auf ein Jahr zu beschränken. Was den<br />
Gerichtsstand betrifft, so müssen, sofern zwei<br />
Gerichtsstände aufgestellt werden, besondere<br />
Regeln für den Fall des Vorhandenseins einer<br />
Mehrzahl von Anspruchsberechtigten gelten.<br />
Die Schiesserei hatte längst aufgehört<br />
und er wusste, dass die Bande bis auf den<br />
letzten Mann abgetan war. Er nahm sein<br />
Gewehr und lud es frisch. Während er das<br />
Pferd abseits führte, damit der Körper den<br />
Weg nicht versperre, kam der heisse Wunsch<br />
über seine Lippen, Blitz möge das Mädchen<br />
gefunden haben.<br />
Aber Blitz hatte sie nicht gefunden!<br />
Die Hütte war längst verlassen und Bettys<br />
erkaltete Spur vermischte sich mit der von<br />
Brent. Ohne einen Augenblick zu zögern,<br />
nahm er die Fährte auf und während er dahinstürmte,<br />
schien er sich verdoppelt zu haben.<br />
Zweierlei Geist trieb denselben Leib hinter<br />
dieser Doppelspur her, dem Mädchen nach,<br />
das er mehr liebte als alles andere auf Erden,<br />
und zu gleicher Zeit hinter einem Feind<br />
einher, den er bis in den Tod hasste. Der<br />
Hund wollte das Mädchen einholen und mit<br />
seiner Liebe schützen; der Wolf gierte danach,<br />
Brent zu erreichen und sich mit seiner<br />
ganzen Wut auf ihn zu stürzen. Wie oft in<br />
vergangenen Tagen hatten diese beiden Gegenpole<br />
in seinem Wesen einander widerstritten.<br />
Zum erstenmal in seinem Leben<br />
vereinigten sich nun die Gegensätze und stachelten<br />
ihn zu toller Eile an, immer der<br />
Fährte nach, von der ihn nichts abbringen<br />
konnte als der Tod.<br />
Sie führte ihn einen Rücken entlang, der<br />
sich bis zur niedern Wasserscheide zwischen<br />
dem Thoroughfare und dem Yellowstone erstreckte.<br />
Dort waren beide stehengeblieben,<br />
bis Brent sich überzeugt hatte, dass Nash<br />
verschwunden war. Aber Blitz machte nicht<br />
halt, die Spur wurde wärmer und schön<br />
donnerte in seinen Ohren das Tosen des<br />
Kampfes in der Schlucht. Es hörte auf, als<br />
er die Sohle der Schlucht erreichte. Die<br />
zwei, die er verfolgte, hatten den Yellowstone<br />
durchwatet und die Fährte wies nun<br />
geradewegs zur Mündung des Atlantic. Eine<br />
Meile von der Mündung entfernt hörte Blitz<br />
in kurzer Entfernung einen einzelnen Schuss;<br />
— es war der Gnadenschuss, mit dem Moran<br />
dem Elend des verwundeten Gauls ein<br />
Ende machte. Ihm folgte ein Schrei, der<br />
Blitz in einen rasenden Teufel verwandelte.<br />
Brent war stehengeblieben, als er den<br />
Lärm des Kampfes vernahm und hatte kehrtgemacht,<br />
sobald das Schiessen aufhörte. Der<br />
Schrei war Bettys Hilferuf gewesen und galt<br />
dem Manne, der den letzten Schuss abgefeuert<br />
hatte. Es folgte kein zweiter Schrei,<br />
denn Brents Faust verschloss des Mädchens<br />
Mund. Aber der eine hatte genügt, um Moran<br />
und Blitz in wilden Sätzen der Stelle zueilen<br />
zu lassen.<br />
Blitz wirbelte vorwärts mit dem letzten<br />
Aufgebot seiner furchtbaren Schnelligkeit, in<br />
dem Bewusstsein, dass es diesmal galt, einen<br />
Feind zu töten. Sein Rachen geiferte<br />
und Schaum spritzte zurück auf das seidige<br />
Fell. Die gelben Augen waren blutunterlaufen,<br />
sein ganzes Herz trieb ihn vorwärts und<br />
die kochende Lust, seine schrecklichen Fangzähne<br />
in des Mannes Leib zu senken, der den<br />
Schrei verursacht hatte.<br />
(Fortsetzurg siehe „Autler-Feierabend")
Anspruch der eidgenössischen Unfallversicherung.<br />
Nach eidgenössischem Gesetz tritt die Suval<br />
bis auf die Höhe ihrer Leistungen in die<br />
Rechte der Versicherten ein. Mit dem bisherigen<br />
Verschuldensprinzip galt der Regress<br />
der Anstalt nur in Fällen, wo ein Verschulden<br />
nachgewiesen war.. Bei Einführung der<br />
Kausalhaftung würde die Suval in alten Fällen<br />
den Regress geltend machen. Da aber<br />
fast die Hälfte der werktätigen männlichen<br />
Bevölkerung der Schweiz bei der eidgenössischen<br />
Anstalt gegen berufliche und ausserberufliche<br />
Unfälle versichert ist, so würde<br />
sich die jetzige Bestimmung des Entwurfes<br />
einseitig zugunsten der Anstalt auswirken,<br />
ohne dem Verletzten oder seinen Hinterbliebenen<br />
besondere Vorteile zu gewähren.<br />
Da diese Regelung überdies eine weitere<br />
Mehrbelastung von 10 Prozent der Automobilversicherung<br />
zur Folge hätte, sollte<br />
das Regressrecht der Anstalt auf die Fälle<br />
beschränkt bleiben, in welchen ein Verschulden<br />
vorliegt.<br />
Fachkommission.<br />
Die Forderung nach Bildung einer Fachkommission<br />
zur Mitberatung ist von behördlicher<br />
Seite nicht sonderlich begrüsst worden.<br />
Zudem wurde dem Begehren entgegengehalten,<br />
dass man die Zuziehung von Fachexperten<br />
von Fall zu Fall vorgesehen habe.<br />
Der Strassenverkehrsliga liegt weniger an<br />
der Form, in welcher die Mitarbeit erfolgen<br />
soll, als vielmehr an der Möglichkeit, überhaupt<br />
angehört zu werden. Es wird deshalb<br />
Wert darauf gelegt, dass bei der Vorberatung<br />
und Begutachtung von künftig zu erlassenden<br />
Vorschriften auf dem Gebiete des.<br />
Verkehrswesens Fachleute zum Worte kommen<br />
können und diese Möglichkeit im Gesetzestext<br />
verankert werde.<br />
Bundesbeiträge für Strassenbau.<br />
Da wiederholt die Gesetzmässigkeit der<br />
Verteilung einer Einahmequote aus Zöllen<br />
zum Zwecke der Subventionierung des kantonales<br />
Strassenbaues angezweifelt worden<br />
ist, hält die Eingabe dafür, es sei die Rechtmässigkeit<br />
dieser Subventionierung im Gesetzestext<br />
klarzustellen und festzuhalten.<br />
Die Bedeutung der Eingabe.<br />
Man wird mit uns einiggehen, dass die<br />
vorgenannten Begehren und Aufschlüsse in<br />
vollem Umfange gerechtfertigt sind und in<br />
ihren Auswirkungen vielfach weniger<br />
weit gehen, als die von anderer Seite<br />
geltend gemachten Forderungen. Man darf<br />
es der Strassenverkehrsliga, und insbesondere<br />
der Gesetzeskommission des<br />
A. C. $., welche sich unseres Wissens<br />
hauptsächlich für das Studium der ganzen<br />
Materie zur Verfügung gestellt hat,<br />
als grosses Verdienst anrechnen, die Auffassung<br />
der Motorfahrzeugbesitzer in so klarer<br />
und sachlicher Weise zusammengefasst zu<br />
haben. Es gilt freilich, bei der Bereinigung<br />
des Gesetzes die ursprünglich gegensätzlichen<br />
Interessen und Meinungsrichtungen zu<br />
einem Ganzen zu sammeln und zu einigen.<br />
Aber das Entgegenkommen und Rechnungtragen<br />
darf doch nicht einseitig auf Kosten<br />
der Hauptbeteiligten gehen. Nachdem der<br />
Nationalrat die guten und wohlerwpgenen,<br />
im Entwurf verankerten, Absichten des<br />
Schöpfers des Gesetzes stark durchkreuzt<br />
und Verpflichtung über Verpflichtung auf<br />
die Häupter der Motorfahrzeugbesitzer gehäuft<br />
hat, so hoffen wir bestimmt, dass der<br />
Ständerat und seine Kommission das notwendige<br />
und gerechte Korrektiv finden, damit<br />
nicht etwa durch Referendum und Abstimmung<br />
die gewaltigen Anstrengungen wieder<br />
zu einer bedauerlichen Sisyphusarbeit<br />
herabsinken! b.<br />
Zur neuen<br />
Schweiz. Siqnalordnung.<br />
Wir haben in Nr. 57 der A.-R. über die<br />
von der Polizeiabteilung des Eidg. Justizund<br />
Polizeidepartements einberufene Besprechung<br />
berichtet, in welcher den Kantonen<br />
und Verkehrsverbänden Gelegenheit geboten<br />
war, zu dem Entwurf zu einer<br />
schweizerischen Signalordnung noch Wünsche<br />
und Anträge zu äussern. Die Ergebnisse<br />
dieser Besprechung sind mit einer bemerkenswerten<br />
Promptheit verarbeitet worden<br />
und dieser Tage wurde den Kantonsregierungen<br />
mit einem Kreisschreiben des<br />
Departementes bereits die endgültig bereinigte<br />
und illustrierte Signalordnung zugestellt.<br />
Man darf dem Departement und insbesondere<br />
Herrn Dr. Rothmund, der mit der<br />
Zusammenstellung der Signalordnung betraut<br />
gewesen war, zu der raschen Verwirklichung<br />
der in den Genfer Konventionen<br />
verankerten Postulate gratulieren. Wie in<br />
vorerwähnter Kreisschreiben mit Recht ausgeführt<br />
wurde, ist es besonders für die<br />
Schweiz mit einem ständig zunehmenden<br />
Verkehr an ausländischen Motorfahrzeugen<br />
ganz besonders wichtig, dass die international<br />
anerkannten Verkehrszeichen so rasch<br />
wie möglich überall aufgestellt werden. Der<br />
Bund hat mit seinen Vorarbeiten den Kantonen<br />
das gute Beispiel gegeben, und bleibt<br />
zu hoffen, dass diese mit ihren eigenen Bemühungen<br />
nicht hintan stehen werden. Sobald<br />
das neue Automobilgesetz in Kraft getreten<br />
ist, wird das Justizdepartement übrigens<br />
dem Bundesrat beantragen, die neue<br />
Signalordnung als besondere Vollziehungsverordnung<br />
herauszugeben.<br />
Wie dem Bericht über die Besprechung in<br />
Bern entnommen werden konnte, hat die<br />
Schweiz von dem ' Recht, weitere Signale<br />
einzuführen, nur sehr bescheidenen Gebrauch<br />
gemacht. Es sollte auch den anderen<br />
Vertragsstaaten möglich sein, mit einem<br />
Minimum an Ergänzungen auszukommen,<br />
um nicht durch eine allzu reichliche Zufügung<br />
von neuen Zeichen die angestrebte<br />
internationale Vereinheitlichung neuerdings<br />
wieder zu gefährden. Die Serie der<br />
Verbotssignale hat eine sinngemässe Ergänzung<br />
durch Einführung besonderer Zeichen<br />
für das Fahrverbot für Radfahrer und für<br />
Motorwagen, welche eine bestimmte Maximalbreite<br />
überschreiten, erfahren. Im weitern<br />
ist ein neues Zeichen für Bergpoststrassen<br />
eingeführt worden, das auf schwarzem<br />
Grund ein gelbes Posthorn aufweist.<br />
Nicht berücksichtigt wurde in unserer nationalen<br />
Sammlung der Verkehrssignale das<br />
Zeichen für die Bezeichnung eines Parkverbotes,<br />
indem der Auffassung beigepflichtet<br />
wurde, dass überall da, wo die Bezeichnung<br />
eines autorisierten Parkplatzes fehlt, das<br />
Parkieren einfach verboten ist, womit eine<br />
besondere Verbotstafel überflüssig wird.<br />
Eine sorgfältige Regelung erfuhren die Vorschriften<br />
zur Kenntlichmachung von Baustellen.<br />
Gleich wie nach der früheren Signalordnung<br />
sind die Baustellen bei Nacht mit einem<br />
gelben Licht besonders zu beleuchten. Während<br />
der Tageszeit dagegen müssen die Baustellen<br />
mit dem allgemeinen Gefahrensignal<br />
(Dreiecktafel mit Ausrufezeichen) ersichtlich<br />
gemacht werden. Die verschiedenerorts verwendete<br />
blaue Scheibe mit der Aufschrift Baustelle<br />
fällt dahin. Im Innerortsverkehr werden 5<br />
diese Oertlichkeiten in der Regel nicht mehr<br />
signalisiert werden, da vom Departement der<br />
Standpunkt eingenommen wird, dass der<br />
Fahrzeugführer innerorts auf alle Fälle mit<br />
vermindertem Tempo fahren müsse, und deshalb<br />
Baustellen rechtzeitig und mit Leichtigkeit<br />
erkennen könne. Damit wird dem Uebermass<br />
an Signalisierung von Baustellen, wie<br />
man sie bis anhin häufig in Ortschaften antreffen<br />
konnte, ein Riegel gestossen. Sofern<br />
sich eine Kenntlichmachung innerorts als<br />
wünschenswert ergibt, so muss hiefür das<br />
neue Vorsichtsignal (viereckige blaue Scheifre'<br />
mit weiss ausgespartem Dreieck) Verwendung<br />
finden. Somit wandern die bisherigen<br />
Hilfssignale in Form von buntfarbigen Fahnen,<br />
Tüchern und schlecht lesbaren Holz- und<br />
Metalltafeln aller möglichen und unmöglichen<br />
Formate endgültig in die Rumpelkammer.<br />
Einzig bei plötzlich eintretenden Naturereignissen<br />
(Bergsturz oder Ueberschwemmung)<br />
dürfen bei momentanem Mangel geeigneter<br />
Signale zwei Flaggen, nämlich rot für Strassensperrung<br />
und gelb als Warnungssignal aufgestellt<br />
werden.<br />
Offen bleibt bei uns nur noch die Frage der<br />
Kenntlichmachung der Haupt- gegenüber den<br />
Nebenstrassen. Da die Klassifizierung der<br />
Hauptstrassen noch nicht erfolgte, ist die<br />
Frage auch weniger aktuell. Dagegen werden<br />
bereits verschiedene in dieser Richtung gemachte<br />
Vorschläge geprüft und vom Departement<br />
dafür gesorgt, dass die Angelegenheit<br />
rechtzeitig bis zum Inkrafttreten des neuen<br />
Verkehrsgesetzes bereinigt ist. ß<br />
Deutschlands Ausreisesteuer<br />
und die Schweiz.<br />
Die Unterbindung des deutschen Reiseverkehrs<br />
durch die 100-Mark-Ausreisesteuer<br />
hat in den Nachbarländern Deutschlands eine<br />
starke Opposition auf den Plan gerufen. Die<br />
Auswirkungen für die Schweiz sind so weittragend,<br />
dass der Bundesrat eine Intervention<br />
durch den Gesandten in Berlin für notwendig<br />
fand. Die Begehren der Schweiz konnten<br />
aber, wie soeben gemeldet wird, nicht berücksichtigt<br />
werden. In dem Gesuch, das<br />
der schweizerische Gesandte bei seiner Vorstellung<br />
beim deutschen Reichsfinanzminister<br />
übergab, wurde speziell verlangt, dass Per-<br />
AUTOMOBIL-REVUE <strong>1931</strong> — N° 62<br />
sonen, die sich durch ein ärztliches Zeugni<br />
über ihre Erholungsbedürftigkeit ausweisen<br />
und einen Aufenthalt in der Schweiz machen<br />
wollen, von der Ausreisesteuer zu befreien<br />
seien. Die deutsche Regierung erwähnte in<br />
ihrer Antwort, es seien bereits verschiedene<br />
Erleichterungen getroffen worden. Weitere<br />
Aenderungen an der Ausreisesteuer können<br />
bis zur.Rückkehr des deutschen Reichskanzlers<br />
aus London nicht dekretiert werden. In<br />
einer spätem Nachricht wird davon gesprochen,<br />
eine Beseitigung der Ausreisesteuer<br />
könne frühestens mit der Ingangsetzung des<br />
normalen Zahlungsverkehrs in Deutschland<br />
erwartet werden.<br />
Wenn man die Klagen aus den Fremdenverkehrsgebieten<br />
über das Ausbleiben der deutschen<br />
Gäste hört und die Meldungen von unseren<br />
Grenzstellen im Norden des Lande<br />
prüft, so erkennt man ein beinahe vollständiges<br />
Ausbleiben des deutschen Touristenstromes<br />
nach der Schweiz. Von den deutchen<br />
Ausreisemassnahmen werden einzig die<br />
regelmässigen deutschen Rundfahrten mit<br />
Gesellschaftswagen, von der Oberpostdirektion<br />
nach Konzession B bewilligt, nicht be><br />
troffen. Sie werden im Sinne der deutscheu<br />
Notverordnung als öffentliche Verkehrsmittel<br />
betrachtet und dürfen zwölf Stunden in der<br />
Schweiz weilen. Die meisten grossen Gesellschaftsreisen<br />
per Autobus mussten aber ab-<br />
;esagt werden.<br />
Der schweizerische Hotelierverein hielt zusammen<br />
mit Vertretern der schweizerischen<br />
Verkehrszentrale und des Publizitätsdienstes<br />
der S. B. B. eine Konferenz, um weitere<br />
Massnahmen zur Milderung der Krise im<br />
Fremdenverkehr zu prüfen. Sie fanden, als<br />
bestes Mittel zur Belebung des Reiseverkehrs<br />
sei die Anerkennung der französischen und<br />
belgischen Identitätskarte als Touristenausweis<br />
zu werten.<br />
Der Bundesrat wird ohne Zweifel eine<br />
;weite Intervention veranlassen und auf der<br />
Aufhebung der deutschen Ausreisegebühr bestehen<br />
müssen, unter Hinweis auf den grossen<br />
Schaden, der unserem Lande durch das<br />
Ausbleiben des deutschen Touristenstromes<br />
entsteht. Der Präsident der parlamentarischen<br />
Gruppe für Verkehr, Touristik und<br />
Hotellerie, Herr Nationalrat Dr. Meuli, hat<br />
in seinem Dankschreiben an den Bundesrat<br />
für die Durchführung der ersten Intervention<br />
betont, weitere Bemühungen bei der deutschen<br />
Regierung seien im Interesse der<br />
freundnachbarlichen Beziehungen zu Deutschland<br />
und im Interesse der Hotellerie unerlässlich.<br />
Auch der Regierungsrat des Kantons<br />
Graubünden machte übrigens den Bundesrat<br />
in einer Eingabe auf die geradezu katastrophalen<br />
Folgen der deutschen Ausreisesteuer<br />
für den Kanton Graubünden aufmerksam<br />
und forderte eine neue Intervention.<br />
Die Auswirkungen der deutschen Ausreisesteuer<br />
in der Schweiz wird man erstmalig in<br />
der Statistik der durchfahrenden Automobile<br />
auf Ende Juli ziffernmässig erkennen<br />
können. Es bestehen gar keine Zweifel, "dass<br />
auch der Autotourismus nach der Schweiz»<br />
wie der Reiseverkehr per Bahn, eine starke<br />
Einbusse erleidet, wenn man pro Autobesetzung<br />
eine durchschnittliche Steuerabgabe von<br />
300 Mark rechnen muss. lt.<br />
'<br />
Automobilstatistik<br />
in Deutschland.<br />
Erstrebtes und Erreichtes.<br />
Wir entnehmen dem « Jahrbuch des Reichsverbandes<br />
der Automobilindustrie» einen Abschnitt<br />
über die Autostatistik, in dem die Bedeutung<br />
dieser Statistik und die Bemühungen<br />
um den weitern Ausbau derselben interessant<br />
geschildert werden. Red.<br />
Die Bedeutung einer ausführlichen und eingehenden<br />
Automobilstatistik ist im Laufe der<br />
letzten Jahre auch von der Motorfahrzeugindustrie<br />
in immer grösserem Umfange erkannt<br />
worden. Dementsprechend war es notwendig,<br />
dass auch die Arbeit des Verbandes<br />
auf statistischem Gebiet einen grösseren Umfang<br />
annahm, als dies bisher der Fall war.<br />
Die Untersuchung der jeweiligen Marktlage,<br />
die Produktions- und Absatzbedingungen<br />
sind für die einzelnen Fabriken nur dann<br />
durchzuführen, wenn einwandfreie Unterlagen<br />
vorhanden sind. Der Verband hat versucht,<br />
durch Schaffung der Zulassungsstatistik<br />
und durch eine rasche Uebermittlung der<br />
Angaben über die Entwicklung der Produktion<br />
und des Aussenhandels in Form der statistischen<br />
Monatsberichte die Fabriken so<br />
schnell wie irgendmöglich in den Besitz der<br />
notwendigen Unterlagen zu setzen. Im einzelnen<br />
darf auf folgende Arbeiten besonders<br />
hingewiesen werden:<br />
Der Verband arbeitete auch im vergangenen<br />
Jahre an der Vorbereitung der Bestandsstatistik,<br />
die alljährlich mit dem Stichtag vom<br />
1. Juli vom Statistischen Reichsamt aufgestellt<br />
wird, mit. Wichtig ist vor allen Dingen,<br />
dass auf Wunsch des Verbandes die Unterteilung<br />
der Statistik, die bislang nur bis zu<br />
den Regierungsbezirken durchgeführt wurde,<br />
im laufenden Jahre erstmalig bis auf die einzelnen<br />
Kreise ausgedehnt ist. Hierdurch wird<br />
es möglich sein, ein wesentlich klareres Bild<br />
darüber zu erhalten, in welchen Bezirken<br />
Deutschlands die Motorisierung zurückgeblieben<br />
ist. Zudem wird diese genaue Aufteilung<br />
in Verbindung mit der von uns inzwischen<br />
herausgegebenen neuen Zulassungsstatistik<br />
wertvolle Vergleichsmöglichkeiten<br />
bieten.<br />
Die jährlich vom Statistischen Reichsamt<br />
aufgestellte Produktionsstatistik, die ein Bild<br />
über die gesamte Jahreserzeugung, den gesamten<br />
Absatz sowie über die Zahl der beschäftigten<br />
Personen gibt, wurde ebenfalls<br />
mit Unterstützung unseres Verbandes durchgeführt.<br />
Daneben wurde die monatliche Produktions-<br />
und Absatzstatistik, an der bisher nur<br />
eine beschränkte Anzahl von Firmen beteiligt<br />
war, erweitert. Durch Verhandlungen<br />
mit dem Statistischen Reichsamt und unseren<br />
Firmen is es gelungen, diese Statistik weiter<br />
auszubauen, so dass zur Zeit alle unserem<br />
Verband angeschlossenen Firmen dem Statistischen<br />
Reichsamt die Produktions- und<br />
Absatzzahlen monatlich zur Verfügung stellen.<br />
Hierdurch war es uns möglich, in diesem<br />
Jahre ständig ein verhältnismässig klares<br />
Bild über die Absatzentwicklung zu haben.<br />
Um einen Ueberblick über die Entwicklung<br />
der Verkaufspreise zu erhalten, wird vom<br />
Institut für Konjunkturforschung zusammen<br />
mit verschiedenen Industriegruppen<br />
monatlich eine Berechnung der Indexzahlen<br />
durchgeführt. Die für die Automobilndustrie<br />
hierzu erforderlichen Unterlagen<br />
werden dem Institut durch unsere Vermittlung<br />
jeden Monat zur Verfügung gestellt.<br />
Die vom Institut für Konjunkturforschung<br />
bearbeiteten Industrieberichte, die monatlich<br />
ein Bild über den Beschäftigungsgrad<br />
nnerhalb der einzelnen Industriegruppen<br />
durch Untersuchung über die Ausnutzung<br />
der Platzkapazität und der Arbeiterstunden<br />
n Prozent der Stundenkapazität geben, sind<br />
im letzten Jahr mit unserer Unterstützung<br />
weiter ausgebaut worden.<br />
Um unsere Firmen möglichst schnell in<br />
den Besitz des für sie wichtigen Materials<br />
zu bringen,, und um ihnen anderseits die<br />
Mühe, die monatlich erscheinenden Angaben<br />
aus den verschiedensten Veröffentlichungen<br />
zusammenzusuchen, zu ersparen, werden<br />
von uns seit Ende 1929 monatlich statistische<br />
Berichte herausgegeben. Diese enthalten<br />
eine Uebersicht über die monatlichen<br />
Produktions- und Absatzverhältnisse, sie<br />
geben die genauen Zahlen über die Entwicklung<br />
des Aussenhandels, unterteilt nach den<br />
einzelnen Zollpositionen, sie berichten über<br />
die Entwicklung des Aufkommens aus der<br />
Motorfahrzeugsteuer und geben einen Ueberblick<br />
über die ausländischen Statistiken, soweit<br />
diese bei uns vorliegen.<br />
Alle in unseren monatlichen Berichten veröffentlichten<br />
statistischen Angaben geben<br />
ein klares Bild über die tatsächliche Entwicklung<br />
der Marktlage nur, wenn gleichzeitig<br />
ein Ueberblick über die erfolgten Zulassungen<br />
der einzelnen Fahrzeugtypen in den<br />
einzelnen Monaten gegeben werden kann.<br />
Aus diesem Grunde haben wir schon Ende<br />
des vorigen Jahres durch Verhandlungen<br />
versucht, eine amtliche Statistik zusammen<br />
mit dem Reichsverkehrsministerium über die<br />
Zulassungen aufzuziehen. Dies scheiterte<br />
daran, weil die Landesregierungen zum Teil<br />
durch Verträge mit privaten Verlagsanstalten<br />
gebunden waren und sie die namentlichen<br />
Listen über die Zulassungen unserem Verbände<br />
nicht unmittelbar zur Verfügung stellen<br />
konnten. Trotzdem war es möglich, diese<br />
Statistik vom Januar dieses Jahres ab herauszubringen.<br />
Um jedoch nach Möglichkeit<br />
noch eine Beschleunigung in der Fertigstellung<br />
der Statistik zu erreichen, haben wir<br />
nach langen Verhandlungen eine Vereinbarung<br />
mit dem Verband der Verleger amtlicher<br />
Autoadressen getroffen. Vom 1. August<br />
1930 ab haben die Verleger die Herausgabe<br />
ihrer eigenen Zulassungsstatistiken eingestellt.<br />
Als einzige Zulassungsstatistik erscheint<br />
nur noch die von uns zusammen mit<br />
dem Institut für Konjunkturforschung bearbeitete<br />
Statistik, deren buchhändlerischer<br />
Vertrieb den Verlegern amtlicher Autoadressen<br />
überlassen ist.<br />
Es kann kein Zweifel darüber bestehen,<br />
dass die Statistik für Personen- und Lastkraftwagen,<br />
wie sie von uns jetzt herausgegeben<br />
wird, tatsächlich ein verhältnismässig<br />
richtiges Bild über die erfolgten Zulassungen<br />
gibt. Allerdings waren wir zunächst gezwungen,<br />
bei der Personenwagenstatistik eine<br />
Unterteilung nach Brems-PS zu geben, da<br />
die an sich wünschenswerte Unterteilung<br />
nach Hubraum aus dem Grunde nicht möglich<br />
war, weil in dem zur Verfügung gestellten<br />
Material der einzelnen Zulassungsstellen<br />
diese Angaben fehlten. Unsere Verhandlungen,<br />
die Personenwagenstatistik abzuändern,<br />
haben zu dem Ergebnis geführt, dass vom<br />
1. September 1930 ab die Umstellung der<br />
Personenwagenstatistik auf Hubraum durchgeführt<br />
werden konnte.<br />
Die ebenso wünschenswerte Umstellung<br />
der Lastkraftwagenstatistik, die ebenfalls<br />
noch nach Brems-PS unterteilt ist, auf Eigengewicht<br />
konnte bislang noch nicht durchgeführt<br />
werden.<br />
Zusammenfassend kann bezüglich der Zulassungsstatistik<br />
gesagt werden, dass, wenn<br />
es auch noch nicht möglich war, alle berechtigten<br />
Wünsche der an der Statistik interessierten<br />
Kreise zu erfüllen, doch immerhin-durch<br />
unsere Statistik schon jetzt ein<br />
gutes Bild über die Entwicklung der Marktlage<br />
gegeben wird. Es ist selbstverständlich,<br />
dass eine derart umfangreiche Arbeit,<br />
bei der wir auf die Meldungen einer grossen<br />
Anzahl von Stellen angewiesen sind, eine<br />
gewisse Einlaufzeit notwendig hat. Wir<br />
glauben aber mit Sicherheit sagen zu können,<br />
dass schon im ersten Jahr die Statistik<br />
von grosser Bedeutung für die Gewinnung eines<br />
klaren Bildes über die Marktlage gewesen<br />
ist und dass es möglich sein wird, die<br />
Statistik noch weiter auszubauen.
N°62 - <strong>1931</strong> AUTOMOBIL-REVUE,<br />
Das Schauinsland-Rennen<br />
um den ADAC-Bergrekord<br />
Bei einem Massenaufmarsch von Seiten der Fahrer und des Publikums werden mit<br />
efner einzigen Ausnahme alle Klassenrekorde verbessert. Caracciola neuerdings Held des<br />
Tages. Zwei neue Rekorde werden von Schweizern, Stuber und Täuber, aufgestellt.<br />
Auftakt.<br />
Freiburg i. Br., 26. Juli <strong>1931</strong>.<br />
Da rede uns einer noch von Krisenzeit<br />
oder gar Rennmüdigkeit! .Noch sind die Erfolge<br />
des deutschen Grossen Preises vom<br />
vorherigen Sonntag in frischer Erinnerung<br />
und kaum haben die Konkurrenten Zeit gehabt,<br />
ihr Bündel in Adenau zu packen, da<br />
rückt der deutsche Automobilsport schon<br />
wieder mit einem Grosssporttag auf. Einundsechzig<br />
Nennungen von Vertretern sechs<br />
verschiedener Nationen gehen ein und ein<br />
kaum zu dämmernder Strom von Zuschauern<br />
wälzt sich gegen die Höhen des Schauinslandgebietes!<br />
Wenn wir auch das Glück<br />
hatten, trotz verspäteter Ankunft unser<br />
Wigwam mitten im Rennfahrer-Lager aufschlagen<br />
zu können und deshalb neuerdings<br />
dem Vergnügen oblagen, einige angenehme<br />
Stunden mit den Prominenten zu verplaudern,<br />
so mussten wir diesen Vorzug anderseits<br />
mit einer schlaflosen Nacht quittieren.<br />
Kaum hatten wir uns zurückgezogen, da hub<br />
die nächtliche Prozession all der mit erwartungsvollen<br />
Zuschauern schwer beladenen<br />
Fahrzeugen an, die auch nicht für Minuten<br />
abflaute und bis spät in den Morgen hinein<br />
dauerte. « Na, hat Sie diese Nacht nicht an<br />
den Klausen erinnert?» erkundigte sich am<br />
Morgen ein Fahrer, der in Linthal und Freiburg<br />
gleich gut zu Hause ist, und in der Tat<br />
haben uns die ganze Rennatmosphäre, der<br />
nächtliche Exodus der Massen, die Begeisterung<br />
der Zuschauer und die Qualität des<br />
FahreTfeldes tüchtig angeheimelt und uns<br />
nach Glarus und Linthal an den Fuss des<br />
Klausens versetzt.<br />
An der grossen Holzschlägermatten-Kurve,<br />
ob welcher die Tribüne steht und einen<br />
prächtigen Rundblick weit ins Land hinaus<br />
gewährt, wimmelte es ärger als in einem<br />
Ameisenhaufen und mit 5000 Personen allein<br />
an dieser Stelle ist die Schätzung noch bescheiden.<br />
Jeder Zoll Boden war besetzt und<br />
es überraschte uns gar nicht, als wir gerade<br />
die Frage eines mit seinem ganzen Anhang<br />
erschienenen geplagten Familienvaters an einen<br />
Polizisten überhörten, der jammernd sich<br />
erkundigte, wo er denn überhaupt noch hin<br />
solle, um etwas zu sehen. Und der gestrenge<br />
Hüter des Gesetzes, im Vollbewusstsein,<br />
dass es sich hier um ein Bergrennen handelt,<br />
gibt mit ausladender Geste rund im Kreise<br />
majestätisch den salomonischen Rat: «Nuff<br />
in die Berje !» Das Wetter war wie für ein<br />
Rennen bestellt: die Luft feuchtigkeitsschwer<br />
und kühl, die grösstenteils mit einem künstlichen<br />
Oberflächenbelag versehene Strasse<br />
vollständig trocken. Kein Wunder, dass denn<br />
auch die Motorradfahrer, welche vorgängig<br />
dem Automobilrennen zum Grossen Bergpreis<br />
gestartet waren, die letzt- und vorletztjährigen<br />
Bestzeiten nur so über den Haufen<br />
rannten. Der auch in der Schweiz bestbekannte<br />
Engländer Bullus übertraf sich wiederum<br />
selbst, indem er seinen eigenen und<br />
absoluten Streckenrekord von 9.19,3 auf<br />
9.02,4 hinunterzwang. Und so viel weitere<br />
Fahrer waren seinem Beispiel gefolgt, dass<br />
der Lautsprecher im Scherz verkündete,<br />
wenn es mit den Rekorden so weitergehe,<br />
dann sei das von den Organisatoren zur Verfügung<br />
gestellte Preisgeld bald alle (da für<br />
Jeden neuen Rekord in den verschiedenen<br />
Wertungsgruppen eine besondere Prämie von<br />
500 Mark ausgesetzt worden war).<br />
49 Konkurrenten erschienen am Start zum<br />
Austrag der Automobile, darunter ein ganzes<br />
Schock bester internationaler Meister. Die<br />
Schweiz war von den fremden Staaten zahlenmässig<br />
am stärksten vertreten und hatte<br />
Leute wie Stuber, Täuber, H. Kessler ins<br />
Feld geschickt, welche mit den besten Aussichten<br />
dotiert waren, unsere Farben ehrenvoll<br />
zu verteidigen.<br />
Die Organisation klappte nach bekanntem<br />
deutschen Muster. Schon der Anmarsch der<br />
Völkerscharen war . vortrefflich durch ein<br />
starkes Kontingent Polizei geleitet, indem<br />
zwar keine Ausscheidung nach biblischem<br />
Muster, aber nach Fahrzeugführern und Fussgängern<br />
erfolgte, und beide Gruppen ungestört<br />
die zu besetzenden Höhen erreichen<br />
konnten. Die Lautsprecheranlage war eine<br />
der wenigen, welche von A bis Z ausgezeichnet<br />
funktionierte, während die improvisierten<br />
Anlagen an anderen Rennen vielfach mehrheitlich<br />
der Dekoration als der Information<br />
dienen. An alles war gedacht worden und<br />
sogar für jene gesorgt, welche die sonntägliche<br />
Andacht nicht gerne vermissen wollten,<br />
indem vor dem Austrag zwei Feldpredigten<br />
abgehalten wurden, die eine zahlreiche Zuhörerschaft<br />
zu vereinigen vermochten und<br />
überall einen tiefen und wirklich sonntäglichen<br />
Eindruck hinterliessen.<br />
Die Sportwagen<br />
eröffneten das Rennen mit der Klasse bis zu<br />
750 ocm. Sie wies die stärkste Besetzung<br />
auf, womit eindrücklich dokumentiert wurde,<br />
dass man sich im klassischen Land des<br />
Kleinwagenbaues befand, der übrigens immer<br />
weitere Kreise zu ziehen scheint. Wenn man<br />
auch der technischen Leistung dieser «Kleinen»<br />
uneingeschränktes Lob zollen muss,<br />
stellt doch ein Stundenmittel von über 60 km<br />
für eine Maschine mit knapp 700 ccm Inhalt<br />
ein unerwartet hohes Rendement dar, so<br />
möchte man vom Publikumsstandpunkt aus<br />
gerne auf diese Demonstration verzichten.<br />
Es wird einem einfach nicht rennmässig zumute,<br />
wenn man dieses Kleinzeug über die<br />
Strecke krabbeln sieht. Es wäre fast zu<br />
wünschen, wenn man für diese Klassen besondere<br />
Veranstaltungen vorsehen könnte,<br />
da doch ihre weitere technische Entwicklung<br />
zu einem schönen Teil von den Erfahrungen<br />
abhängen wird, welche an derartigen Zerreissproben<br />
gesammelt werden können und<br />
deshalb die Rennen der Kleinwagen in dieser<br />
Beziehung ihre volle Berechtigung haben.<br />
Uebrigens gerade in der .j„V.MV.*en Klasse<br />
gelang es nicht, den bestehenden Rekord<br />
zu schlagen, während alle anderen acht<br />
Wertungsgruppen neue Bestzeiten buchen<br />
konnten, wobei die letztjährigen Spitzenleistungen<br />
in einzelnen Klassen jeweilen von<br />
mehreren Fahrern gleichzeitig überboten<br />
wurden.<br />
Als erster Schweizer erschien der Zürcher<br />
Schneider auf der Piste; er musste aber leider<br />
nach vorzüglicher Fahrt bis in das oberste<br />
Drittel hinauf aus uns unbekannten<br />
Gründen aufgeben. (In dieser Beziehung Hess<br />
leider der Pressedienst etwas zu wünschen<br />
übrig, indem er sich über die Ausfälle in allzu<br />
diskretes Schweigen hüllte!) In seiner<br />
Klasse herrschte überhaupt einiges Pech,<br />
denn ein einziger erreichte das Zielband. Dagegen<br />
war ein anderer ausländischer Gast,<br />
der auch an schweizerischen Rennen vielfach<br />
erfolgreiche italienische Herrenfahrer<br />
Graf Lurani, in einer nächsten Klasse um so<br />
überzeugender mit seinem Sieg und neuen<br />
Rekord. Burggaller und Prinz zu Leiningen,<br />
die ja bekanntlich mit von Morgen zusammen<br />
einen privaten Rennfahrer-Ring organisiert<br />
haben, waren beide in ihren Klassen erfolgreich<br />
und placierten sich als Sieger. Das<br />
ganze Dreigestirn hatte übrigens einen guten<br />
Tag, wovon noch später die Rede sein<br />
wird.<br />
Natürlich waren die Erwartungen bis zum<br />
äussersten gespannt, als Caracciola fällig<br />
wurde. Sein vorsonntäglicher blendender Sieg<br />
am Nürburgring hat ihn endgültig zum erklärten<br />
Liebling des deutschen Autosportpublikums<br />
erhoben, und wer nicht über alle<br />
seine Erfolge zahlenmässig orientiert ist und<br />
mindestens eine Anekdote über ihn oder ein<br />
«Geheimnis» seiner Maschine kennt, der zählt<br />
überhaupt nicht mehr mit!<br />
Es war somit für jeden « Fachmann» ausgemachte<br />
Sache, dass « Caratsch » die beste<br />
Tageszeit erreichen würde; in Frage stand für<br />
seine Bewunderer und Jünger nur noch, ob er<br />
oder Bullus Streckenmeister werde. Er fegte<br />
tatsächlich wie ein Sturmwind über die<br />
Strecke und zog seinen Mercedes mit einer<br />
Meisterschaft in die Kurven, dass man ihm<br />
wirklich rückhaltlose Anerkennung zollen<br />
muss. Er beherrscht die Technik und Taktik<br />
der Bahn ebensosehr wie die Sicherheit am<br />
Berg und man braucht keineswegs sein blinder<br />
Bewunderer zu sein, um ihn als zurzeit<br />
den besten deutschen Fahrer zu qualifizieren.<br />
Mit 8 Min. 51,2 Sek. holte er eine Zeit heraus,<br />
die selbst seine besten Freunde nicht erwartet<br />
hatten und der Jubel, der ihm schon vom Start<br />
bis zum Ziel wie ein Vorsignal vorauseilte,<br />
steigerte sich noch und echote hundertfach im<br />
Walde, als das Ergebnis bekannt wurde. Dass<br />
ob dieser Glanzleistung die Fahrt unseres<br />
Landsmannes Pedrazzini, jun., der in der<br />
nämlichen Klasse starten musste, fast unbemerkt<br />
vorüberging, konnte nicht tiberraschen.<br />
Das ändert aber nichts an der Tatsache,<br />
dass er auf seinem Tourenwagen, einem<br />
Studebaker Cabriolet, eine sehr flotte Zeit erreichte,<br />
die unter den eben geschilderten Begleitumständen<br />
natürlich keineswegs ins richtige<br />
Licht gesetzt werden konnte.<br />
Die Rennwagen,<br />
welche zahlenmässig überraschend gut vertreten<br />
waren, versprachen weitere Sensatiönchen.<br />
In der kleinsten Klasse waren unsere<br />
Farben durch Markiewicz vertreten, der sich<br />
einen achtbaren Erfolg auf Austin sicherte.<br />
Auf H. Kessler setzte das recht stattliche Kontingent<br />
schweizerischer Schlachtenbummler<br />
guife Hoffnungen. Zwar musste er den Sieg<br />
dem französischen Mitkonkurrenten Decaroli<br />
überlassen, machte aber doch in seiner Klasse<br />
recht gute Figur, wenn freilich die Maschine<br />
nicht ganz den Anforderungen des Fahrers zu<br />
entsprechen schien. H.Täuber, der am Gurnigel<br />
dieses Jahr debütiert hatte, scheint erfreulicherweise<br />
bald zu den Habitues der Rennpiste<br />
zu gehören. Er hat aber sehr wohl daran<br />
getan, sich nicht auf schweizerische Veranstaltungen<br />
zu beschränken. Es gehörte freilich<br />
ein tüchtiges Quantum Selbstvertrauen<br />
dazu, um nach zwei Erstlingsrennen bereits<br />
im Auslande und gegen schärfste Konkurrenz<br />
zu starten. Täuber konnte seine Erfolgserie<br />
fortsetzen und hat sich gleich beim ersten Anhieb<br />
einen vorzüglichen Namen in Freiburg<br />
geschaffen, konnte er doch für sich einen<br />
neuen Rekord und den Klassensieg buchen,<br />
obwohl ihm Ollendorf, ein alter Routinier,<br />
den Lorbeer mit grösster Anstrengung streitig<br />
machte. Blieb als weiterer Repräsentant<br />
von Rot-Weiss der Berner Stuber, der in<br />
Freiburg kein Unbekannter mehr ist, stand<br />
doch der bisherige Rekord der 2 Liter-Klasse<br />
auf seinen Namen. Für ihn brauchte man<br />
wahrlich keine Bange zu haben, denn man<br />
durfte es als gegeben annehmen, dass er dem<br />
rekordbrechenden Beispiel der Vorgänger<br />
nicht nachstehen würde. In der Tat hat er<br />
sich tüchtig an den Laden gelegt und eine<br />
neue Bestzeit herausgefahren, welche den<br />
alten Rekord um ganze 35 Sekunden distanziert!<br />
Gleichzeitig erreichte er die drittbeste<br />
Tageszeit, ein Resultat, das bei dieser internationalen<br />
Besetzung wirklich unterstrichen<br />
zu werden verdient und zur Abwechslung einmal<br />
unsere nationalen Gefühle unter dem<br />
« Brustlatz > in Wallung versetzte, nachdem<br />
uns die Feststellung « Deutschland in Front»<br />
von unserer Umgebung genügend zu Gemüte<br />
geführt worden war.<br />
Nicht mit Unrecht wurde Stuck, der erprobte<br />
Bergmeister, als der schärfste Konkurrent<br />
Caracciolas getippt und die, allerdings<br />
mit Vorsicht zu geniessenden Trainingszeiten<br />
standen eher zu seinen Gunsten. Er war<br />
zweifelsohne fest entschlossen, seinen Ruf als<br />
Bergspezialist erneut zu festigen und anderseits<br />
seine erste Saison mit Mercedes-Benz,<br />
die wohl nicht ganz seinen Erwartungen entsprochen<br />
hat, mit einem zweiten Erfolg (Stuck<br />
war in Lemberg dieses Jahr T*agessieger) zu<br />
besiegeln.<br />
Dieser sicher vorgefasste Entschluss wurde<br />
wohl noch durch die Meldung von Caracciolas<br />
Zeit erhärtet, die sonderbarerweise telephonisch<br />
ins Lager der startbereiten Fahrer weitergeleitet<br />
worden war und bei den verbleibenden<br />
Konkurrenten doch etwelche Nervosität<br />
hervorgerufen haben mag, wobei der Vorsatz,<br />
« durchzuhauen », wahrscheinlich noch rücksichtsloser<br />
gefasst wurde als es gerade notwendig<br />
gewesen wäre. Kurzum, Stuck saust<br />
in einem wahnwitzigen Tempo los und sicher<br />
Hess seine Zeit bis zu Kilometer 6 zu einem<br />
Tagessieg nichts zu wünschen übrig. Bei<br />
einem Bremsmanöver wurde aber das eine<br />
Vorderrad blockiert, wodurch der Wagen zufolge<br />
seines unheimlichen Tempos zu schleudern<br />
begann und aus der Bahn hinausgeworfen<br />
wurde. Stuck konnte sich zwar wieder im<br />
Schuss aus dem angefahrenen Graben hinausarbeiten,<br />
allein, die Partie war damit für ihn<br />
verloren und er musste aufgeben. Schon letztes<br />
Jahr hat ihn auf dieser Strecke das Pech<br />
verfolgt, das sich scheinbar hartnäckig in<br />
Frejburg an seine Fersen heften will. Dieser<br />
Zwischenfall schien aber die Streckenkomitees<br />
und Starter mehr aus dem Gleichgewicht gebracht<br />
zu haben, als den Fahrer, denn obwohl<br />
dessen Wagen die Strasse keineswegs unpassierbar<br />
machte, wurden v. Morgen und Hartmann,<br />
die in der Zwischenzeit gestartet waren,<br />
auf der Strecke angehalten. Sie mussten wohl<br />
oder übel nach glänzendem Start umkehren<br />
und nochmals von vorne beginnen, v. Morgen<br />
holte aus seiner Maschine heraus, was diese<br />
nur irgendwie hergeben konnte, denn auch er<br />
wird Caracciolas Zeit als besonderen Ansporn<br />
mit auf den' Weg genommen haben. Seine<br />
Fahrt gestaltete sich gleichfalls zu einem Triumphzug,<br />
kargte doch das Publikum keineswegs<br />
mit seinem Beifall. Er blieb den auch<br />
nur mit % Sek. hinter Caracciolas Leistung<br />
zurück, ein Ergebnis, das nach den anfänglichen<br />
Widerwärtigkeiten, verursacht durch<br />
den wiederholten Start, nicht genug hervorgehoben<br />
werden kann. Wenn vielfach dieMeinung<br />
sich geltend machte, er sei als moralischer<br />
Sieger zu betrachten, so hat diese Auffassung<br />
manches für sich, denn die Ruhe und<br />
Sicherheit des Fahrers mussten durch den unfreiwilligen<br />
Halt sicher auf eine fast unerträgliche<br />
Probe gestellt worden sein. Auf alle Fälle<br />
hat von Morgen mit seiner zweitbesten Tageszeit<br />
neuerdings bewiesen, dass er nicht nur<br />
der beste Mann in dem eingangs erwähnten<br />
Bugattiteam ist, sondern sich in verhältnismässig<br />
kurzer Zeit zu einem der feinsten Fahrer<br />
seines Landes entwickelt hat, der in Freiburg<br />
noch lange nicht das letzte Wort sprach.<br />
Alles in allem genommen ein Anlass und<br />
eine sportliche Ausbeute, wie man sie sich<br />
nicht besser wünschen kann. Das Schauinslandrennen<br />
hat sich damit einen vorderen<br />
Platz in den internationalen Konkurrenzen gesichert,<br />
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Der Ford
62 — <strong>1931</strong> AUTOMOBIL-REVUE<br />
grössere Ausmasse zu bringen verspricht,<br />
wenn die Unbescheidenheit überhaupt dazu<br />
führen kann, vom Bergrekord 1932 noch mehr<br />
zu verlangen, als er dieses Jahr geboten hat!<br />
Die Resultate:<br />
Sportwagen.<br />
Klasse 350—750 ccm: 1. Kohlrausch (B.M.W.)<br />
in 11' 52,4" (Stundenmittel 60,640 km), neuer Klassenrekord;<br />
2. Eugen Stösser (B.M.W.) in 11' 55";<br />
Hedderich (B.M.W in 12' 08,8".<br />
Klasse 750—1100 ccm: 1. Herbster (Amilcar) in<br />
11'49,2" (Stundenmittel 60,913 km).<br />
Klasse 1100—1500 ccm: 1. Graf Lurani (Alfa<br />
Romeo) in 10'28,4" (Stundenmittel 68,746 km),<br />
neuer Klassenrekord; 2. Seibel (Bugatti) in 10'<br />
45,4"; 3. Risse (Bugatti) in 11' 06".<br />
Klasse 1500—2000 ccm: 1. Prinz zu Leiningen<br />
(Bugatti) in 9' 38" (Stundenmittel 74,740 km),<br />
neuer Klassenrekord.<br />
Klasse 2000—3000 ccm: 1. Burggaller (Bugatti)<br />
in 9' 33" (Stundenmittel 75,392 km), neuer Klassonrekord;<br />
2. Wälti (Bugatti) in 10' 42,6"; 3. Zigrand<br />
(Bugatti) in 11'11,4".<br />
Klasse 3000—8000 ccm: 1. Caracciola (Mercedes-<br />
Benz) in 8'51,4" (Stundenmittel 81,294 km), neuer<br />
Klassen- und Kategorienrekord, beste Zeit der<br />
Sportwagen und absolut beste Zeit des Tages; 2.<br />
von Brauehitsch (Mercedes-Benz) in 9' 10,6"; 3. Pedrazzini,<br />
Zürich (Studebaker) in 11' 53,2".<br />
Rennwagen:<br />
Klasse 350—750 ccm: 1. Bauhofer (D.K.W.) in<br />
11'0,2" (Stundenmittel 65,434 km), Klassenrekord<br />
aufgestellt; 2. Oestreicher (D.K.W.) in 11'05,4";<br />
3. Markiewicz, Genf (Austin) in 11' 29,2".<br />
Klasse 750—1100 ccm: 1. Decaroli (Salmson) in<br />
9'54,4" (Stundenmittel 72,678 km), Klassenrekord<br />
aufgestellt; 2. Steinweg (Amilcar) in 10' 03"; 3.<br />
Kessler, Zürich (Amilcar) in 10'04,2",<br />
Klasse 1100—1500 ccm: 1. Täuber, Zürich (Alfa<br />
Romeo) in 9' 32,2" (Stundenmittel 75,498 km), neuer<br />
Klassenrekord; 2. Ollendorf (Bugatti) in 9'35,8";<br />
3. Brudes (Bugatti) in 10'04,8".<br />
Bilder vom Schauinsland-Rennen<br />
Tribüne und Publikum an der bekannten Holzsohlägermatten-Kurre.<br />
In voller Fahrt<br />
Klasse 1500—2000 ccm: 1. Stuber, Bern (Bugatti)<br />
in 9'03,4" (Stundenmittel 79,499 km), neuer<br />
Klassenrekord; 2. Graf Zichy (Bugatti) in 10' 10,2"<br />
Klasse 2000—8000 ccm: 1. von Morgen (Bugatti)<br />
(Photo «Automobil-Revue».)<br />
in 8' 51,8" (Stundenmittel 81,233 km), neuer Klassen-<br />
und Kategorienrekord, beste Zeit aller Rennwagen;<br />
2. Hartmann (Bugatti) in 9' 36,4".<br />
!lli<br />
Stuber auf Bugatti. (Photo « Automobil-Revue».) '" „, ^ • ""-; Caracciola auf Mercedes-Benz. (Photo «Automobil-Revue»)<br />
das engl. Motorenöl, hat, wie gewohnt, glänzende Erfolge zu verzeichnen.<br />
Groster Preis v. Deutschland<br />
AUTOMOBILE — 19. Juli <strong>1931</strong>.<br />
Erster" Caracciola auf Mercedes Benz<br />
Stundenmittel 108,3 km per Stunde mit CASTROL<br />
Zweiter: Chiron auf Bugatti<br />
Stundenmittel 107,7 km per Stunde mit CASTROL<br />
Dritter: Varzi auf Bugatti<br />
Stundenmittel 106,6 km per Stunde mit CASTROL<br />
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wird Ihr Auto neu bereift werden müssen.<br />
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Motorräder — 19. Juli <strong>1931</strong>.<br />
Alle ersten Preise<br />
der Klassen 250, 350 und 500 ccm mit CASTROL<br />
Bruch -Jaunpass - Rennen<br />
Motorräder — 19. Juli <strong>1931</strong>.<br />
Beste Zeit des Tages<br />
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der Internationalen Alpenfahrt zum allge- der Parkplatz unter stren g er Kontrolle gehal- Gries am Brenner 6.9 33,2 rtnerolo 12', 5 38 ; 4<br />
meinen Reglement der Veranstaltung noch be- ten- Uebrigens soll der p arkp l a tz während der Brennar-Pass osterr ZoUamt) c avour 12 2 50,6<br />
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sondere «Ausfuhrungsbestimmungen» Diese Nacht durch Scheinwerfer beleuchtet werden. vitipeno<br />
" 5 2 ; 6 6 9<br />
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enthalten u. a. auch die verifizierten Etappen, Die lokalen Komitees und Etappenkommissäre Paaso Giovo 19 71,6 cuneo 219 100<br />
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aus ist auf 5 Uhr morgens angesetzt, mit Aus- München-Innsbruck, 345,5 km. . Davos ^ # ^ Pl°delGiovoZ? wf" 10^«.,.,,« J «„ on(, a .„\<br />
2 \i gqa<br />
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nähme der Abfahrt für die Etappe Nizza-Genf München km. km ; WvanJr>O M , Y La TriS<br />
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kanntlich gelten für die verschiedenen Qrup- Bichi 12,5 54,2 vunamsS<br />
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"<br />
Maximum 40 Std km Partenkirchen-Garmisch 16,2 109,4 Gioso Stelvio 27 186,9 Fünfte Etappe: Dienstag, 4. August.<br />
Grnnnfi 2 C11O1 WOOrrmV<br />
Mmimum<br />
Minimrim<br />
34<br />
W 62 — <strong>1931</strong><br />
Ch&tel (französisches Zollamt) — —<br />
Col de Morgins (schweizer. Zollamt 2,2 145,5<br />
Monthey 14,8 160,3<br />
Collombey 2,2 162,5<br />
Aigle 9,3 171,8<br />
Le Sepey 10,6 182,4<br />
Col du Pillon 16,3 198,7<br />
Gstaad 20,3 219<br />
Chäteau-d'Oex 15.8 234,8<br />
La Tour-de-Treme (Bulle) 25,5 269,3<br />
Charmey 10,4 270,7<br />
Jaunpass 17,6 288,3<br />
Boltigen 10,5 298,8<br />
Thun 29,6 328,4<br />
Münsingen 15 343,4<br />
Bern 13 356,4<br />
Avus-Rennen bei Berlin. Der Allgemeine<br />
Deutsche Automobilclub hat, entgegen den<br />
Wünschen eines Teiles der Automobilindustrie,<br />
wegen der erschwerten*Wirtschaftslage<br />
beschlossen, an dem dritten grossen Rennen<br />
der deutschen Sportsaison, dem Avusrennen<br />
in Berlin, festzuhalten. Das Rennen, das am<br />
kommenden Sonntag ausgetragen wird, verzeichnet<br />
34 Meldungen von teils international<br />
bekannten Fahrern. Die Avusbahn befindet<br />
sich gegenwärtig in ausgezeichnetem,Zustande.<br />
Es wurden, ausgehend vom Bestreben,<br />
neue und für den Schnellverkehr geeignete<br />
Strassendecken zu erproben, rund 80,000<br />
m 2 Fläche, die in einer Länge von 8 km sich<br />
ausdehnen, mit Teer nach modernstem Verfahren,<br />
ferner 13,000 m 2 mit Beton bezogen.<br />
Mit Rücksicht auf die allgemeine Wirtschaftslage<br />
hat der A.D.A.C. den sympathischen<br />
Beschluss gefasst, den Ueberschuss<br />
des Rennens für Notleidende der Stadt Berlin<br />
zu verwenden. An bekanntern Fahrern<br />
nennen wir aus der Meldeliste, die wir in<br />
der nächsten Nummer vollständig veröffentlichen<br />
: Graf Arco-Zinneberg (Amilcar), 01-<br />
lendorff (Bugatti), Steinweg (Amilcar), Volkhart<br />
(Volkhart - Neander - Spezial), Premoli<br />
(Salmsoni), Graf Lurani (Alfa Romeo), Boucly<br />
(Salmson), Decaroli (Salmson), Caracciola<br />
(Mercedes-Benz), Stuck (Mercedes-Benz),<br />
von Brauchitsch (Mercedes-Benz), von Morgen<br />
(Bugatti), Prinz zu Leiningen (Bugatti),<br />
Burggaller (Bugatti), Nuvolari (Alfa Romeo),<br />
Hartmanm (Budapest) und Maserati (Maserati),<br />
bo.<br />
Unbedingte Abhaltung des Gaisbergrennens.<br />
Die deutsche Notverordnung einer Gebührenerhebung<br />
von 100 Mark bei Grenzübertritt<br />
brachte es mit sich, dass die Abhaltung des<br />
Gaisbergrennens vom 9. August <strong>1931</strong> ziemlich<br />
in Frage gestellt wurde. Der Salzburger<br />
Automobil-Club war indessen bemüht, das<br />
Rennen unter allen Umständen sicherzustellen.<br />
Letzten Berichten zufolge ist es ihm nun,<br />
dank der energischen Unterstützung durch<br />
die Salzburger Landesregierung und des<br />
Bayerischen AutomobH-Clubs gelungen, die<br />
Veranstaltung zu sichern.<br />
Das Rennen wird durch den Ausfall des<br />
Semmering-Rennens nunmehr neben der Europa-Bergmeisterschaft<br />
für Motorräder auch<br />
fü4r die Euopa-Bergmeisterschaft für Automobile<br />
bindend ausgefahren. Bereits haben<br />
der vorjährige Europa-Bergmeister für Sportwagen,<br />
Caracciola, und der Sieger des vorjährigen<br />
Gaisbergrennens von Morgen ihre<br />
Meldungen abgegeben. Auch der spanische<br />
Rennfahrer Zanelli wird voraussichtlich am<br />
Starte sein.<br />
Caracciola in der Schweiz. Der vielgenannte<br />
Sieger vom Nürburgring und dem<br />
Freiburger Bergrekord-Rennen Rudolf Caracciola<br />
weilte vergangenen Donnerstag<br />
Abend in Basel. Caracciola war der freundlichen<br />
Einladung der Sektion Basel des A.C.S.<br />
gefolgt, in dessen intimeren Kreis einige<br />
Stunden zu verleben. Der Präsident der<br />
Sektion, Herr Imhoff, begrüsste im Clublokal<br />
den berühmten Rennfahrer und beglückwünschte<br />
ihn im Namen aller Mitglieder zu<br />
seinem neuen grossen Erfolg. Als Andenken<br />
wurden Caracciola eine wertvolle künstlerische<br />
Glasscheibe und ein prächtiger Blumenstrauss<br />
überreicht, für die der Beschenkte<br />
mit warmen Worten dankte. x.<br />
Absage des Rundstreckenrennens von Cremona.<br />
Das auf den 19. September angesetzte<br />
V. Rundstreckenrennen von Cremona in Italien<br />
wurde aus finanziellen Gründen für <strong>1931</strong><br />
abgesagt und auf das nächste Jahr verschoben.<br />
AKTUELLES<br />
Das Glarner-Projekt der Wallenseestrasse.<br />
Die Glarner Regierung hat sich in ihrer<br />
letzten Sitzung mit dem Projekt der Wallenseestrasse<br />
auf der südlichen Seite des Sees<br />
befasst und festgestellt, dass der Bau dieser<br />
Strasse auf rund 5 Millionen Franken zu veranschlagen<br />
ist. Es ist zwischen Niederurnen<br />
und der Lindthmündung eine schnurgegerade,<br />
8 Meter breite Strasse geplant, während<br />
man beim Trace auf der Strecke Linthmündung—Mühlehorn<br />
Kurven auszukommen.<br />
AUTOMOBIL-REVUE<br />
hofft, mit wenigen<br />
go.<br />
WÄ<br />
«.fil<br />
dhc*s<br />
Deutschlands Rohölgewinnung im ersten<br />
Halbjahr <strong>1931</strong>. Nachdem die Rohölförderung<br />
im nordwestdeutschen Oelgebiet vom Mai<br />
mit 13,634 t auf 13,857 im Juni angestiegen<br />
ist, errechnet sich die Produktion für das<br />
erste Halbjahr des laufenden Jahres auf<br />
83,544 t gegenüber 73,191 t im Vorjahre.<br />
Diese Ziffern umfassen nicht die von den<br />
Burbach-Kaliwerken gewonnenen Mengen,<br />
da hierüber nur ungenaue Angaben vorliegen.<br />
Nimmt man an, dass sich die Förderung<br />
dieser Gruppe auf 2000 t stellt, so<br />
kommt man für die ersten 6 Monate zu einer<br />
gesamten Rohölausbeute von rund 95,000 t<br />
gegenüber 169,500 t während des ganzen<br />
Vorjahres.<br />
Wenn die Produktion im laufenden Jahre<br />
trotz stärkerer Investitionen nicht in grösserem<br />
Umfange zunahm, so erklärt sich dies<br />
einerseits aus Mangel an Lagerungs- und<br />
Verarbeitungsanlagen, anderseits lassen die<br />
schlechten Rohölerlöse eine Ausbeute nicht<br />
als lohnend erscheinen.<br />
Wy.<br />
Schutz der nationalen Automobilindustrie<br />
in Spanien. Der spanische Ministerrat<br />
erliess kürzlich ein Dekret über die<br />
Automobilzölle, das zum Schütze der spanischen<br />
Automobilindustrie die Zölle ändert,<br />
ohne dadurch die Konkurrenz der<br />
ausländischen Marken in starkem Masse<br />
schädigen zu wollen. In diesem Zollsystem<br />
wird in erster Linie die Einfuhr einzelner<br />
Automobilbestandteile und Ersatzteile<br />
günstiger gestellt, so dass die Montageindustrie<br />
einen lebhaften Impuls erhalten<br />
wird. Die spanische Regierung erreicht<br />
auf diese Weise einen Schutz der Arbeit<br />
aller in den Unternehmungen der Automobilindustrie<br />
beschäftigten Personen.<br />
go.<br />
Eine englische Antomobilfabrik in<br />
Schwierigkeiten. Wie aus London berichtet<br />
wird, wird sich die weit über England<br />
hinaus bekannte Automobilfabrik Bentley<br />
wahrscheinlich genötigt sehen, Konkursantrag<br />
zu stellen, da eine beträchtliche<br />
Unterbilanz ausgewiesen wird. Bentley<br />
ist durch seine erstklassigen Sportswagen<br />
bekannt geworden, welche seit Jahren in<br />
allen englischen Rennen und auch an<br />
manchen internationalen Veranstaltungen<br />
ausserhalb des Inselreiches eine führende<br />
Rolle gespielt haben. Daneben fabrizierte<br />
die Marke einen hervorragenden Tourenwagen,<br />
der allerdings mit in die höchste<br />
Preisklasse gehörte und nur für eine beschränkte<br />
Kundschaft in Frage kam. Dia<br />
Wirtsehaftsmisere scheint nun den Absata<br />
derart erschwert zu haben, dass die Fabrik<br />
in finanzielle Schwierigkeiten geriet.<br />
Der Direktion der Unternehmung gehörte<br />
der international bekannte Herrenfahrer<br />
Capt. Barnato an. z.<br />
Aus der amerikanischen Automobilindustrie.<br />
Im Juni ist die Automobilproduktion der<br />
Ford Motor Comp. auf etwas unter 80 000<br />
Personen- und Lastwagen gesunken. Im<br />
Mai wurden 102 000 Einheiten und im April<br />
118000 Wagen erstellt, während im Juni<br />
1930 die Pradukt/iomsziffer auf 174 000 Stück<br />
angestiegen war. Insgesamt haben in der<br />
ersten Hälft© dieses Jahres die Ford-Werke<br />
538 000 Automobile produziert, was gegenüber<br />
der entsprechenden Periode des Vorjahres<br />
eine Abnahme um 450 000 Wagen<br />
oder um 45/^ % ausmacht. Mit wenigen<br />
Ausnahmen drückt die Wirtschaftskrise<br />
sehr empfindlich auf den Automobilabsatz,<br />
und vergleichsweise sei erwähnt, dass die<br />
gesamte Automobilproduktion Amerikas und<br />
Kanadas für das erst© Semester <strong>1931</strong> auf<br />
1,63 Mill. Wagen veranschlagt wird gegen<br />
2,31 Mill. Einheiten in der Parallelperiode<br />
1930 und 3,38 Millionen im ersten Semester<br />
1929. Die Gesamtproduktion erfuhr somit<br />
gegenüber dem Vorjahre ein© Abnahme um<br />
rund 30% und gegenüber dem Jahr 1929<br />
eine solche um 52%.<br />
Das deutsche Tochterunternehmen, die<br />
Ford Motor Comp. in Köln, hat beschlossen,<br />
ihr Produktionsprogramm für einige Tage<br />
zu unterbrechen. Die Verwaltung erklärt,<br />
dass infolge der Verknappung auf dem Geldmarkte<br />
die Absatzmöglichkeiten stark eingeengt<br />
worden seien und dass es bei Aufrechterhaltung<br />
der normalen Erzeugung<br />
sich nicht vermeiden Hesse, auf Lager arbeiten<br />
zu müssen, was nicht nach dem Prinzip<br />
der Verwaltung sei.<br />
Die zur General Motors gehörenden<br />
vrolet-Werke haben im Juni 84 597 gegen<br />
113 852 Stück im gleichen Monate des Vorjahres<br />
produziert. Im ersten Semester des<br />
laufenden Jahres sind total 522232 ChevroletrWagen<br />
hergestellt worden. Wy.<br />
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so frisch sein wie gestern» denn er isf das Erzeugnis einer<br />
Firma, die mit Qualität keinen Spass treibt. Vom<br />
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N° 62 - <strong>1931</strong> AUTOMOBIL-REVUE<br />
ckau<br />
Hochziichtungsinstltute für Automobile. Es<br />
Surfte für manchen unserer Leser neu sein,<br />
dass es in England mehrere ®rosse Konzerne<br />
gibt, die sich mit nichts anderem als<br />
dem Hochzüchten, fachtechnisch gesprochen:<br />
dem «poussieren», von Automobilen der<br />
verschiedensten Marken befassen. Ein Fahrer,<br />
den das Gelüst anwandelt, aus seinem<br />
Wagen mehr als soundsoviel Katalogkilometer<br />
Stundengeschwindigkeit herauszubringen,<br />
braucht den Wagen nur einer dieser<br />
Firmen in Kur zu geben. Genau soviel rascher,<br />
wie er gemäss Wunschzettel gemacht<br />
werden sollte, wird er das Poussierinstitut<br />
wieder verlassen. Es sei denn, der Wunschzettel<br />
hätte Unmögliches verlangt.<br />
Fast alle englischen oder von Engländern<br />
gefahrenen Rennwagen mit * erfolgreicher<br />
Karriere haben ihren letzten Schliff im solchen<br />
Instituten erhalten» Manche wurden<br />
überhaupt in ihnen geboren, so z. B. auch der<br />
berühmteste von ihnen, der Weltrekord'rennwagen<br />
von Sir Malcolm Campbell. Den Instituten<br />
stehen die denkbar raffinierstesten<br />
Werkzeuge, Messapparate und Konstrukteurigehirne<br />
zur Verfügung. Bei Thomson und<br />
Taylors arbeiten Mr. Railton, der Konstrukteur<br />
des « Blue Bird!» und eine ganze Anzahl<br />
Berufspousseure aus dem Stab des vor einigen<br />
Jahren tödlich verunglückten berühmten<br />
Rennfahrers Parry Thomas. Die Jagd nach<br />
PS und PS-Bruchteilen liegt diesen Leuten<br />
förmlich im Blut. Wie ein Kreisler auf seiner<br />
Geige, spielen sie mit unerhörter Virtuosität<br />
und scheinbar übermenschlichem Fingerspitzengefühl<br />
auf dem Mechanismus des Autos.<br />
Die Materie ist ihnen ein Lebewesen,<br />
das empfunden und erzogen werden will.<br />
Hunderte von Mittelchen, Schlichen und<br />
Tricks sind ihnen bekannt, die zu dem jeweils<br />
erwünschten Ziel führen.<br />
Dabei kaprizieren sich aber 'die Institute<br />
durchaus nicht etwa nur auf die Ausführung<br />
komplizierter Arbeiten. Der Auftrag,<br />
Brennstoffleitungen neu zu verlegen, wird<br />
mit genau dergleichen Liebe und Sorgfalt<br />
ausgeführt, wie der zum Herrichten eines<br />
Rennwagens. Generalrevisionen. Ausrüsten<br />
des Chassis mit neuen Kotflügeln. Karosserieänderungen,<br />
Beseitigung schädlicher Reibungen,<br />
Aufsuchen kleiner Mängel und Defekte<br />
usw. gehören zu den täglichen Arbeiten.<br />
Manche Institute haben ihren Werkstätten<br />
auch erosse Stocks alter rnntrUcheTi<br />
Massnahmen gegen Belästigung durch die Motorhitze.<br />
A: Aufnageln von Asbestpappe unter das<br />
Bodenbrett. B: Auflegen eines Filzteppichs auf das<br />
Bodenbrett. C: Ableitung der OeHämpfe aus der<br />
Motorhaube. D: Umwickeln des Auspuffrohres mit<br />
Asbestschnur.<br />
Zubehör- und Ausrüstungsgegenstände angegliedert,<br />
alle pflegen sie enge Beziehungen<br />
mit Fabriken der verschiedensten industriellen<br />
Zweige. In dieser Hinsicht stellen die<br />
Betriebe vielfach mehr oder weniger die<br />
Forschungsinstitute der Industrien dar.<br />
Eines der bestausgerüsteten Hochzüchtunigsinstitute<br />
wird von den bekannten Rennfahrern<br />
Sir Henry Birkin und W. M. Couper betrieben.<br />
Von einer grossen Froude-Leistungs-<br />
Prüfbank bis zur modernsten Kurbelwellen-<br />
Auswuchtmaschine ist hier wirklich alles zu<br />
finden, was geeignet sein kann, einen Motor<br />
auf Herz und Nieren zu prüfen und nach jeder<br />
Richtung hin auszuhorchen. Birkin und Couper<br />
haben sich vor allem auf neue Versuche<br />
spezialisiert und gelten als Autoritäten in<br />
Fragen eines Kompressoreinbaues. Hier war<br />
es auch, wo die verschiedenen Bentleywagen,<br />
mit denen Birkin in den letzten Jahren so<br />
manches Rennen erfolgreich bestritt, präpariert<br />
und zurechtgemacht wurden. Sehr häufig<br />
wird der Rat und die Erfahrung von Birkin<br />
und Couper auch von auswärts in Anspruch<br />
genommen, wenn beispielsweise eine<br />
kleinere Werkstätte, wissen möchte, ob diese<br />
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Umstände, die zur TTeberhitzung des Mptors beitragen<br />
können: A: Verwendung kalkhaltigen Wassers<br />
zum Kühlerfüllen, das ein Verkalken des Kühlers<br />
zur Folge hat. B: Undichte Stopfbüchse, durch<br />
die Kühlwasser verloren geht. C: Verstopfte Luftkanäle<br />
im Kühler. D: Ungenügend gespannter oder<br />
mit Oel verschmierter Ventilatorriemen. E: Zu viel<br />
Nachzündung. F: Zu brennstoffarmes<br />
brennstoffreicues Gasgemisch.<br />
oder zu<br />
ohne jede Massnahme mit Rücksicht auf die<br />
Festigkeit des Materials noch zulässig sei.<br />
Manchen kontinentalen Rennfahrer dürfte<br />
es überraschen, dass die meisten und grössten<br />
Erfolge in diesen Etablissementen durch<br />
theoretische Forschung und weniger durch<br />
praktische Versuche erzielt werden. Die<br />
meisten Extra-PS werden zuerst auf dem<br />
Papier ausgeknobelt und erst danach in den<br />
Motor « hineingebaut ». Rennwagen kommen<br />
häufig erst auf die Strasse, wenn sie nach der<br />
Ansicht ihrer Züchter schon den höchsten<br />
Grad der Entwicklung erreicht haben. Die<br />
laufende Kontrolle in den Entwicklungszwischenstadien<br />
wurde dann entweder durch<br />
Laboratoriumsversuche vorgenommen oder<br />
sogar ganz weggelassen. Und doch irrt man<br />
sich dabei bezüglich des Endresultates nur<br />
höchst selten.<br />
Der Engländer zeichnet sich sozusagen<br />
schon in der Wiege durch aussergewöhnlich<br />
gutes technisches Verständnis aus. Aber auch<br />
wir Schweizer sind in dieser Hinsicht nicht<br />
gerade Waisenknaben. Es könnte deshalb<br />
vielleicht ganz interessant sein, wenn sich einige<br />
tüchtiee Spezialisten auch bei uns zusammentäten<br />
und eine Spezialwerkstätte zur<br />
Durchführung besonders schwieriger und aus<br />
dem Rahmen der bisherigen Etablissernente<br />
herausfallender Arbeiten eröffneten. Mit einem<br />
grossen Kundenkreis von Rennfahrern<br />
könnte dabei natürlich niemals gerechnet<br />
werden. Aber es gibt auch bei uns genügend<br />
Enthusiasten und Probier unter den Alltagsfahrern,<br />
(die eine über dem guten Durchschnitt<br />
stehende Mechanikerhilfe mit Freuden<br />
begrüssen würden. m.<br />
Wie lange hält ein Autoreifen? Im Forschungslaboratorium<br />
einer grossen Reifenfabrik'<br />
sind jetzt genaue Untersuchungen über<br />
diese Frage angestellt worden, die teilweise<br />
überraschende Ergebnisse zeitigten. Man<br />
stellte z. B. den Zusammenhang zwischen<br />
Reifenabnutzung und Schleudern fest; man<br />
kam zu dem Ergebnis, dass die Abnutzung<br />
ungefähr quadratisch mit dem Schleudern zunimmt.<br />
Auch der Einfluss verschiedener<br />
Rauhigkeit der Strassenoberfläche wurde untersucht.<br />
Auf rauher Fahrbahn (Zement) war<br />
die Abnutzung fast doppelt so gross wie auf<br />
Teermakadam. Von erheblichem Einfluss auf<br />
die Lebensdauer des Autoreifens ist die Fahrgeschwindigkeit.<br />
Ein Reifen auf einem Tourenwagen,<br />
der mit durchschnittlich 40—60<br />
Stundenkilometer fuhr, hatte eine Lebensdauer<br />
von 80,000 km. Bei einem Sportwagen,<br />
der mit 145 Stdkm auf einer Rennbahn<br />
fuhr, stellte man bei der gleichen Reifenart<br />
die gleiche Abnutzung schon nach 540 km<br />
fest. Bei 80 Stdkm ist die Abnutzung doppelt<br />
so gross wie bei 40 Stdkm und nimmt<br />
oberhalb 105 Stdkm sehr stark zu. Die Lebensdauer<br />
der Reifen ist noch zuletzt abhängig<br />
von der Jahreszeit, weil sich mit dieser<br />
die Temperaturen und die Feuchtigkeit der<br />
Luft ändert. So ist im Hochsommer die Abnutzung<br />
ungefähr 30 Prozent höher als im<br />
Winter. Weit mehr als durch all diese Ursachen<br />
wird aber die Lebensdauer der Reifen<br />
durch unsachgemässe Behandlung der<br />
Autobesitzer beeinträchtigt. Hierzu gehört zu<br />
geringes Aufpumpen, Ueberlastung und falsches<br />
Fahren mit übertriebener Beschleunigung<br />
und scharfem Bremsen.<br />
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Betriebsregeln für die Starterbatterie. Für<br />
die Behandlung einer Licht- und Anlasserbatterie<br />
sind unter allen Umständen folgende<br />
drei Punkte zu beachten :<br />
1. Anschlüsse sauber halten und einfetten.<br />
„Die Steuerung hat versagt. Der Wagen fahr über das Strassonbord, überschlug sich usw.,<br />
So liest man fast täglich in den <strong>Zeitung</strong>en. War die Steuerung vielleicht stark abgenützt!<br />
schützt die Steuerung vor rascher Abnützung,<br />
beseitigt Shlmmy und Vibration am<br />
Lenkrad DAUERND und gibt dem Wagen<br />
auch bei ^rosser Geschwindigkeit einen angenehmen, ruhigen Gang. Warum<br />
versehen Sie Ihrnn Wagen nicht mit einem Stabilisator, der so graue Vorteile bietet,<br />
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2. Richtigen Säurespiegel über den Platten<br />
einhalten,<br />
3. Ladezustand durch Messen der Säuredichte<br />
beobachten.<br />
Falls eine Batterie ihren Dienst versagt,<br />
sollte man sie, bevor sie gänzlich unbrauchbar<br />
wird, sofort einem Fachmann zur nähern<br />
Untersuchung übergeben. -+-<br />
Die kurze Lebensdauer der Zündkabel-<br />
Isolation hängt damit zusammen, dass der<br />
für die Isolation verwendete Gummi gegen<br />
Hitze und Oel sehr empfindlich ist. Leider<br />
ist es meist nicht möglich, die Kabel dem<br />
Etafluss der Hitze zu entziehen. Gegen das<br />
Zukommen von Oel kann man sie jedoch<br />
schützen, indem man sie mit in Sprit gelöstem<br />
Schellack anstreicht Schellack ist in jeder<br />
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erhältlich.<br />
-at-<br />
Schwungradverzahnung defekt. Zeigt es<br />
sich, dass die Zähne der Schwungradverzahnung<br />
durch das Anlasserritzel an einzelnen<br />
Stellen stärker abgenützt werden als an<br />
andern, so ist es ratsam, die Zündung jeweils<br />
erst nach dem erfolgten Anlaufen des Anlassers<br />
einzuschalten. Man vermeidet dadurch,<br />
dass eventuell Rückschläge auftreten,<br />
die bei nicht vollständig eingespurtem Anlasserritzel<br />
bewirken können, dass die Zähne<br />
übereinandergleiten und beschädigt werden.<br />
, -at.-<br />
Der Wagenheber passt nicht. Bei vollständig<br />
luftleer gewordenem Reifen ist es oft- unmöglich,<br />
den Wagenheber unter die Vorderachse<br />
zu schieben. Auch mit der Anschaffung<br />
eines niedrigeren Hebers wäre vielleicht das<br />
Problem nicht gelöst, weil dann ein solcher<br />
Heber eventuell nicht genügend Hüb besitzt,<br />
vor allem nicht zum genügend hohen Hochwinden<br />
der Hinterräder.<br />
Die billigere Lösung stellt es jedenfalls fast<br />
Immer dar, wenn man den etwas zu hohen<br />
Heber der Vorderachse entsprechend an-<br />
Holzklotz als Unterlag«.<br />
Aus Bandeisen jrebogener Haken als Angriffspunkt<br />
für den Heber.<br />
Passt. Die beistehenden Skizzen zeigen zwei<br />
empfehlenswerte Möglichkeiten. In einem<br />
Fall braucht man nur einen dreieckigen kleinen<br />
Holzklotz und im andern ein doppelt abigewickeltes<br />
Stück Bandeisen mit dem Werkzeug<br />
mitzuführen. Beide Anpassungsstücke<br />
kann man sich für sehr geringe Kosten herstellen<br />
lassen, wenn nicht gar selbst anfertigen,<br />
-at-<br />
Autogaraglerung auf dem Land. Ställe oder<br />
Nebenräume von Ställen sollten selbst im<br />
Notfall nicht als Autogaragen benützt werden..<br />
Durch den Stickstoff der Stallatmosphäre<br />
wird der Lack eines Automobils,<br />
gleichgültig um welche Lackart es sich dabei<br />
handelt, stark angegriffen und nach kurzer<br />
Zeit zerstört. Selbst dort, wo ein Raum<br />
seif langem nicht mehr als Stall benützt wurde<br />
und vor seiner Verwendung als Garage<br />
gründlich gereinigt wurde, muss für eine besonders<br />
intensive Lüftung gesorgt werden.<br />
Festgerostete Muttern brechen leicht mitsamt<br />
dem Gewindebolzen ab, wenn man sie<br />
mit allzugrosser Gewalt lösen will. Häufig<br />
kann man die Mutter auch nur um einige<br />
Gewindegänge aufschrauben, worauf sie darin<br />
trotz Schmierung des Gewindes mit Petrol<br />
oder Oel definitiv festsitzt. Gewöhnlich gelangt<br />
man in solchen Fällen schneller ans<br />
Ziel, •wenn man die Mutter von Anfang an mit<br />
einem Meissel aufsprengt. Auf der dem Meissel<br />
gegenüberliegenden Seite wird dabei ein<br />
schwerer Hammer oder ein sonstiger massiver<br />
Gegenstand gegen die Mutter gehalten,<br />
damit der Gewindebolzen nicht die ganzen<br />
Schläge auszuhalten hat. -at-<br />
Achtung auf gelockerte Federbügel. Eine<br />
Lockerung der Bügel («Briden »),. mit denen<br />
die Federn mit der Vorder- oder Hinterachse<br />
verbunden sind, ist häufig die Ursache von<br />
Federbrüchen. Sind nämlich''die'Bügel locker«<br />
so wird der mittlere, durch den Federbolzen<br />
ja schon geschwächte Teil der Feder besonders<br />
stark 'beansprucht.<br />
Bei starker Lockerung der Bügel kann es<br />
sogar zu einem sehr gefährlichen Verrutschen<br />
der Achse kommen. Wo die Muttern der<br />
Federbü'gel noch nicht von der Fabrik aus<br />
gesichert sind, empfiehlt sich das nachträgliche<br />
Einziehen eines Splints. Auf alle Fälle<br />
ist dieser Stelle periodische Kontrolle zu<br />
widmen.<br />
-at-<br />
Der abgebrannte Verteilerann. Bei manchen<br />
Zündungssystemen, besonders solchen<br />
des Batterietyps, streicht der umlaufende<br />
Verteilerarm nicht mehr mittels einer Schleifkohle<br />
über die einzelnen Kontaktsegmente<br />
hinweg, vielmehr besteht zwischen seinem<br />
Metallende und den Kontaktsegmenten immer<br />
ein Luftzwischenraum von einigen Zehntelsmillimetern.<br />
Normalerweise bietet dieser<br />
Luftzwischenraum der Zündspannung kein<br />
wesentliches Hindernis. Der Luftzwischenraum<br />
wird einfach in Gestalt eines Funkens<br />
übersprungen, wobei er dann gleichzeitig<br />
noch wie ein sog. «Funkenstrecker» wirkt<br />
und ein Verölen der Zündkerzen bis zu einem<br />
gewissen Grad verhindert.<br />
Mit der Zeit kann aber das Metallende des<br />
Verteilerarms abbrennen. Der Luftzwischenraum<br />
wird dementsprechend nach und nach<br />
grösser und damit nimmt auch der Widerstand<br />
zu, den er dem Uebergang des Zündstromes<br />
entgegensetzt. Nicht allzu selten ist<br />
ein solcher zu gross gewordener Luftzwischenraum<br />
im Verteiler die Ursache für Zündschwierigkeiten.<br />
Bei Motoren mit Magnetzündungen<br />
zeigen sich dann Störungen zuerst<br />
beim Anlassen und allgemein bei niedriger<br />
Tourenzahl, während bei Motoren mit Batteriezündung<br />
hauptsächlich der Bereich der<br />
hohen Tourenzahlen von den Störungen erfasst<br />
wird.<br />
In beiden Fällen können die Uebelstände<br />
leicht behoben werden, indem man entweder<br />
den Verteilerarm ersetzt oder durch Aufnieten<br />
eines Messingstreifens wieder auf das<br />
Setzt man nun den Durchschlag auf dem<br />
Grund des Bohrloches an, so bördelt sich<br />
der versenkte Kopf der Niete nach innen um<br />
und leistet dem Herausschlagen der Niete<br />
keinen grossen Widerstand mehr.<br />
TeiSi Si»<br />
-at.-<br />
Fraqe 8006. Blitzgefahr im Auto: An unserem<br />
Stammtisch wurde neulich die Frage angeschnitten,<br />
ob es bei einem Gewitter möglich ist, dass der<br />
Blitz in ein Auto einschlägt. Richtig Bescheid<br />
wusste aber keiner über diese Frage. Ich bin zwar<br />
nicht ängstlich, aber es würde mich doch interessieren,<br />
ob der Blitz schon öfters in Autos einschlug<br />
bzw. ob dies überhaupt möglich ist. Wenn ich<br />
nicht irre, haben Sie dieses Thema schon einmal<br />
behandelt. R. S. in F.<br />
Antwort: Zu Ihrer Beruhigung sei vorausgeschickt,<br />
dass bisher noch kein Fall bekannt geworden<br />
ist, wonach der Blitz tatsächlich in ein Automobil<br />
eingeschlagen und Schaden angerichtet haben<br />
sollte.<br />
Auch die rein theoretische Erörterung dieser<br />
Frage ergibt, dass ein Personenwagen nicht als bevorzugter<br />
Punkt für den Blitzeinschlag angesehen<br />
werden kann. Der Blitz bevorzugt bekanntlich bei<br />
seiner Entladung zur Erde immer diejenigen Punkte,<br />
die sich in dem betreffenden Entladungsfeld am<br />
höchsten über die Erdoberfläche erheben und, S
N c 62 — <strong>1931</strong> AUTOMOBIL-REVUE 11<br />
Auch hier ist die Blitzemschlaggefahr nicht<br />
grosser. Das elektrische Potential der Eisenteile<br />
ist hier immer grösser wie dasjenige der Insassen,<br />
weil der Höhenunterschied der höchst und tiefst<br />
angebrachten Eisenteile mindestens 1 Meter beträgt,<br />
also 100 Volt Spannung besteht, und zudem<br />
der Insasse durch die Stoffpolsterung und den Fussbodenbelag<br />
besser isoliert ist. Der Blitz wird also,<br />
wenn er wirklich einmal einen Wagen als Opfer<br />
aussuchen würde, auch hier den Eisenteilen entlang<br />
streifen und den Insassen unbehelligt lassen.<br />
Im allgemeinen wird man ja bei einem schweren<br />
Gewitter beim nächsten Gasthaus anhalten und<br />
eine Pause einlegen; wenn man aber dem Gewitter<br />
einmal wirklich nicht auskommt, so ist kein Grund<br />
für Aengstlichkeit gegeben.<br />
Frage 8007. Schleudern mit und ohne Differential.<br />
Welcher Wagen kommt in einer Kurve leichter<br />
ins Schleudern, ein solcher mit Differential oder<br />
einer ohne dieses?<br />
H. K. inL.<br />
Antwort: Bei gleichen übrigen Bedingungen<br />
wird unfehlbar der Wagen ohne Differentialgetriebe<br />
zuerst ins Schleudern gelangen. Bei fehlendem<br />
Differential sind die Hintorräder beim Kurvenfahren<br />
am gleichmässigen Abrollen verhindert. Sowie<br />
sie aber in ihrer Drehrichtung oder entgegengesetzt<br />
gleiten, vermindert sich auch ihre Adhäsion in seitlicher<br />
Richtung. Die Räder werden deshalb schon<br />
bei einer verhältnismässig kleinen seitwärts ziehenden<br />
Kraft nach der Seite zu rutschen beginnen,<br />
der Wagen fängt an zu schleudern.<br />
Es hat sich allerdings gezeigt, dass dieses<br />
Schleudern nicht besonders gefährlich ist, weil es<br />
nicht so unberechenbar auftritt wie das eines Wagens<br />
mit Differential.<br />
—s.<br />
Frage 8008. Giessen von altem Gummi. Wie [sonst innerhalb der Zelle eine Schichtung der Frage 8011. Störung der Brennstoffzufuhr. Hit<br />
bringt man am besten alte Gummiresten zum ;• Säuredichte eintritt, die leicht zu Fehlmessungen<br />
Schmelzen, um daraus wieder einen brauchbaren |, führen kann. at.<br />
Gegenstand herzustellen? Ich hätte die Absicht, auf<br />
dem Brems- und Gaspedal einen sog. Gummipuffer<br />
aufzugiessen, ebenso auf dem Trittbrett den alten<br />
defekten Gummiguss durch eine neue Schicht wieder<br />
ansehnlicher zu gestalten. F.S.inL.<br />
Antwort: Gummi lässt sich nicht «giessen»,<br />
da er bei zu starker Erhitzung wohl ziemlich dünnflüssig<br />
wird, dann aber dauernd klebrig und teigartig<br />
bleibt, wenn er sich abkühlt. Seine Elastizität<br />
bleibt nach der Erhitzung nur dann erhalten, wenn<br />
die Erhitzung nicht über ca. 140 Grad getrieben<br />
wird. Bei dieser Temperatur hat aber der Gummi<br />
nur eine teigartige Konsistenz und müsste. deshalb<br />
in eine entsprechende Form gepresst werden.<br />
Wir halten es für einfacher, die gewünschte<br />
Pedalauflageplatte aus dem zur Verfügung stehenden<br />
Gummimaterial auszuschneiden und auf dem<br />
Pedal und auf dem Trittbrett aufzuschrauben, at.<br />
Frage 8009. Säurekonzentration. Bei meinem<br />
neuen Amerikaner Wagen mit 6-Volt-Batterie ist<br />
die Säurekonzentration in allen drei Zellen beständig<br />
über 30 Be, trotzdem nach Vorschrift destilliertes<br />
Wasser nachgefüllt wurde. Hat dies für die<br />
Batterie einen Nachteil? G. R. in R.<br />
Antwort- Eine zu hohe Säurekonzentration<br />
in den Akkumulatorenzellen ist unbedingt zu verr<br />
meiden, da sie rasch zur Sulfatbildung auf den<br />
Platten führt und damit die Leistungsfähigkeit der<br />
Batterie nach kurzer vorübergehender Steigerung<br />
stark herabgesetzt. Wir nehmen an, dass Sie die<br />
Säureprüfung mit einem Aräometer vornehmen, und<br />
zwar nicht zu lange nach erfolgter Aufladung, da<br />
| Frage 8010. Aufladen einer Batterie. Wir haben<br />
; einen Bekannten, der eine eigene Gleichstromanlage<br />
mit Batterie 110 V. besitzt und der nun gerne seine<br />
Autobatterie 6 V. aus dieser Anlage laden würde.<br />
Was ist nun vorteilhafter, die Autobatterie an 4<br />
bis 5 Zellen anzuschliessen, oder solche mit Widerstand<br />
an vorhandene Gleichstrümspannung von 110<br />
Volt anzuschliessen? Für Ihre diesbezügliche Auskunft,<br />
auch wie gross edn eventueller Widerstand<br />
sein müsste, sind wir Ihnen sehr dankbar.<br />
G. S. in W.<br />
Ich nahm dann einmal das Lufteinlassventil des<br />
Antwort: Rationeller lässt sich die Autobatterie<br />
wohl aufladen, wenn die bestehende 110-<br />
Unterdruckförderers heraus und schmierte den<br />
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Fabrikation oder Montage?<br />
Ueber diese prinzipielle Frage äussert<br />
sich im Braunbeckschen «Motor» ein gründlicher<br />
Kenner der deutschen Automobilindustrie.<br />
Wenn seine Ausführungen sich<br />
auch auf deutsche Verhältnisse beziehen,<br />
so ist doch das ganze Problem ebenso<br />
wichtig für die gesamte europäische Automobilindustrie.<br />
Damit reicht die Angelegenheit<br />
auch in die schweizerische Interessensphäre,<br />
weshalb die nachstehende<br />
auszugsweise Wiedergabe der hauptsächlichsten<br />
Gedanken folgt. Die Red.<br />
Es handelt sich bei der Frage « Fabrikation<br />
oder Montage ?» nicht um den<br />
Sinn des bisher landläufigen Begriffs<br />
« Montage », unter dem in den letzten Jahren<br />
eine bestimmte produktionsmässige<br />
Tätigkeit ausländischer Konzerne in Europa,<br />
in reiner Form bis vor kurzem der<br />
Ford Motor Company, verstanden wurde.<br />
Diese Montagewerkstätten haben alle<br />
benötigten Aggregate und Teile, sogar<br />
fast ausnahmslos Zubehör- und Ausstattungsartikel,<br />
von den Spezialfabriken<br />
ihrer ausländischen Konzerne bezogen und<br />
daraus ihre Fahrzeuge «zusammengebaut<br />
». Dies entspricht an sich dem in<br />
Amerika weitgehend durchgeführten<br />
Grundsatz, die meisten Bestandteile von<br />
Spezialfabriken zu kaufen. Unter Automobilfabrik<br />
versteht man also, genau genommen,<br />
in Amerika etwas anderes als bei<br />
uns. Abgesehen von Ford dürfte es in<br />
Amerika kaum Werke geben, die nicht<br />
gewisse Aggregate ihrer Wagenmarken<br />
von Spezialfabriken beziehen. Kein<br />
Mensch findet in Amerika etwas dabei,<br />
wenn zehn verschiedene Automobilfabriken<br />
den gleichen Motor oder das gleiche<br />
Getriebe beziehen und einbauen. Auch<br />
beim Fordschen Riesenbetrieb handelt es<br />
sich im Grunde um die gleiche Erscheinung,<br />
da die einzelnen Fordbetriebe ja<br />
sowieso den Charakter einer Spezialfabrik<br />
tragen, «Teilefabriken» sind. Dem steht<br />
der heute in Deutschland überwiegend<br />
herrschende Zustand gegenüber. Die Automobilfabriken<br />
stellen grösstenteils die"<br />
wichtigsten Konstruktionsteile des Wagens,<br />
viele Aggregate, vor allem den Motor<br />
auch dann selbst her, wenn der Absatz<br />
nur kleinerer Serien einen deutlichen<br />
Hinweis auf die Zweckmässigkeit der<br />
Aenderuhg dieser Produktionsform gibt.<br />
Zum Beispiel sehen die deutschen Personenwagenfabriken<br />
immer noch im Motor<br />
das Hauptmerkmal ihrer Marke, so<br />
dass Bestrebungen erstklassiger Motorenfabriken,<br />
mit ihren Spezialerzeugnissen<br />
Eingang zu finden, bisher ziemlich ergebnislos<br />
verlaufen sind.<br />
Bei anderen, weniger « markencharakteristischen<br />
» Aggregaten, wie Vorder- und<br />
Hinterachsen, Kupplungen, Getrieben,<br />
Steuerungen usw., sind entsprechende Bemühungen<br />
der Spezialfabriken wieder<br />
daran gescheitert, dass jede Automobilfabrik<br />
mit Sonderwünschen auftrat, so<br />
dass der Spezialisierungsmöglichkeit die<br />
Grundlage entzogen wurde.<br />
Bisher hat die individualistische Einstellung<br />
die deutschen Automobilunternehmen<br />
und ihre Geldgeber gehindert, die<br />
Konsequenz aus der Erkenntnis zu ziehen,<br />
dass die Massenanfertigung auch nur eines<br />
einzelnen amerikanischen Werkes nur<br />
durch eine organisatorische Zusammenfassung<br />
der Aufträge aller deutschen Einzelunternehmen<br />
ausgeglichen werden kann.<br />
Vielleicht ist die Zusammenfassung zu<br />
einem organischen Produktions-Apparat<br />
nach Ueberwindung des Individualismus<br />
der Einzelunternehmen überhaupt die<br />
Voraussetzung für Sicherstellung internationaler<br />
Wettbewerbsfähigkeit.<br />
Die deutsche Automobilindustrie ist zu<br />
rund 60 Prozent des Wertes ihrer Endprodukte<br />
auf Rohstofflieferwerke, Teileund<br />
Zubehörindustrie angewiesen. Bei<br />
einem solchen Verhältnis der Anteile am<br />
Erzeugungsgesamtwert liegt es auf der<br />
Hand, dass die erforderliche durchgreifende<br />
Verbilligung der Produktion bzw. die<br />
Aufrechterhaltung der heutigen niedrigen<br />
Preise im Falle notwendig werdender Einschränkung<br />
der Einzelserien nicht aus der<br />
Arbeitsleistung der Automobilfabriken<br />
allein herausgewirtschaftet werden kann.<br />
Eine horizontale Organisation der Fertigindustrie<br />
bedarf zu ihrer Ergänzung<br />
vertikaler Kombinationen, wie sie in gewissen,<br />
allerdings bescheidenen Ansätzen<br />
vorhanden sind. Der Zweck einer derartigen<br />
Organisationsform ist klar: « Spezialisierung<br />
der Produktion und damit<br />
Durchbildung und Verbilligung des Einzelteiles<br />
bis zum höchst erreichbaren<br />
Grade. » Diese Leistung kann die Automobilindustrie<br />
in optimaler Form aus sich<br />
selbst heraus .nicht vollbringen.<br />
Die Teile- und Zubehörindustrie krankt<br />
in noch stärkerem Masse als die Automobilindustrie<br />
selbst an der herrschenden<br />
Zersplitterung der Produktion, ohne dass<br />
bei der gegenwärtigen Produktionsform<br />
und nach den bisher gemachten Erfahrungen<br />
ein freier Weg zur Beseitigung der<br />
bestehenden Schwierigkeiten zu erkennen<br />
ist. Die Automobilindustrie, die das stärkste<br />
Interesse an einer Stärkung ihrer Zulieferungsindustrien<br />
haben muss und die<br />
Erzielung einer günstigen Preisgestaltung<br />
nicht in einer Vielheit der Lieferwerke,<br />
sondern in der Konzentration der Aufträge<br />
auf bestimmte leistungsfähige Werke<br />
mit der notwendigen Folge der Stärkung<br />
dieser Werke suchen sollte, bestrebt<br />
sich derzeit noch, durch Betätigung bestimmter<br />
Einkaufstendenzen den auch in<br />
den Reihen der Zulieferungsindustrien<br />
leider vorherrschenden Individualismus zu<br />
günstigerer Preisgestaltung für sich auszunutzen<br />
und verschärft damit ihre eigenen<br />
Schwierigkeiten. Die Bemühungen<br />
einiger Aggregatefabriken, durch Typung<br />
und Spezialisierung die Herstellung bestimmter<br />
Aggregate, Motoren usw. zu verbilligen,<br />
scheiterten an der mangelnden<br />
Einigkeit der Aggregatfabriken ebenso<br />
wie an dem Beharrungsvermögen der Automobilfabriken.<br />
Im Gegenteil sind einzelne<br />
Werke der Personenwagenindustrie<br />
in erweitertem Umfange zur Eigenerzeugung<br />
von Teilen übergegangen, die in<br />
Amerika trotz der das Vielfache betragenden<br />
Produktionsziffern fast allgemein<br />
von Spezialerzeugern bezogen werden und<br />
für die es auch in Deutschland schon<br />
heute leistungsfähige Spezialfabriken gibt,<br />
deren Kapazitätserweiterung natürlich<br />
eine Verbilligung der Produkte bedeuten<br />
würde.<br />
Bei den Erzeugnissen der Zubehörindustrie<br />
ist die Spezialisierung an sich durchgeführt,<br />
da alle Automobilfabriken diese<br />
Erzeugnisse von Spezialfabriken beziehen.<br />
Die Möglichkeit einer rationellen Massenfertigung<br />
wird jedoch auch hier zerstört,<br />
da jede einzelne Automobilfabrik auf die<br />
Wahrung konstruktiver Originalität selbst<br />
bei unbedeutendsten Teile- und Zubehörartikeln<br />
bedacht ist und wenigstens eine<br />
Sonderausführung für ihre Erzeugnisse<br />
verlangt, die unter Umständen noch den<br />
verschiedenen Wagentypen entsprechend<br />
differenziert werden muss. Zum Beispiel<br />
hat die Firma Bosch im Jahre 1928 nicht<br />
weniger als 154 verschiedene Typen von<br />
Magnetzündern herstellen müssen. Aehnlich<br />
liegen die Dinge für zahlreiche Artikel<br />
heute noch. Berücksichtigt man dabei,<br />
dass das Zubehör zum Teil in stärkstem<br />
Masse der Mode unterworfen ist und aus<br />
sonstigen mehr oder minder wichtigen Anlässen<br />
immer wieder geändert wird, so<br />
wird verständlich, dass die Zubehörindustrie<br />
nicht auf ihre Kosten kommen bzw.<br />
ihre Erzeugnisse nicht in dem Ausmasse<br />
verbilligen kann, das für weitere Senkung<br />
der Wagenpreise erforderlich ist.<br />
Einzelne Versuche, eine Typisierung verschiedener<br />
Apparate durchzuführen, sind<br />
in genügender Anzahl vorhanden. Die Anregung<br />
hierzu ging nicht von den Automobilfabriken<br />
aus, sondern ist vielfach die<br />
Initiative einzelner Werke gewesen, die<br />
sich bisher nur mit der Herstellung von<br />
Einzelteilen für den Automobilbau befasst<br />
hatten. Diese Firmen hatten sich im<br />
richtigen Verständnis für die wirtschaftlichen<br />
Bedürfnisse unserer Automobilindustrie<br />
die Aufgabe gestellt, qualitativ<br />
hochwertige Aggregate bei niedrigerem<br />
Herstellungspreis, als er von den Automobilfirmen<br />
selbst erzielt werden kann, herauszubringen.<br />
Durch diese Bestrebungen<br />
entstanden zunächst Vorderachsen, Hinterachsen,<br />
Getriebe usw. als einbaufertige<br />
Aggregate. Die Vorschläge und Angebote<br />
fanden, als sie das erste Mal in Erscheinung<br />
traten, bei dem grössten Teil der<br />
Automobilfabriken nur wenig Gegenliebe.<br />
Bei dieser Einstellung erreichte natürlich<br />
der Absatz der Aggregate nicht die Zahl,<br />
auf die der so ausschlaggebende Preisabbau<br />
aufgebaut werden musste.<br />
In Anbetracht des überwiegenden Anteils<br />
der Vor- und Zulieferindustrie am<br />
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TELEPHON 109
die wichtigsten Teile und Aggregate selbst<br />
herstellen oder dazu übergehen, sie von<br />
Spezialfabriken zu beziehen?<br />
Derzeit ist eine klare Linie nicht zu erkennen.<br />
Manche Fabriken stellen wichtige<br />
Aggregate, wie Kupplungen, Getriebe,<br />
Hinterachsen, selbst her, andere wieder<br />
beziehen solche Aggregate zum Teil von<br />
Spezialfabriken, und zwar als Auffüllung<br />
ihrer eigenen Produktion bei rascher Erhöhung<br />
der Absatzzahlen. Grundsätzliche<br />
Umstellung auf den Fertigbezug von Spezialfabriken<br />
ist jedoch nirgends erkennbar.<br />
Eine organische Gemeinschaftsarbeit<br />
besteht nicht.<br />
Nun steht die Frage einer Umstellung<br />
der Fabrikation auf Spezialisierung im<br />
engsten Zusammenhang mit der Normung<br />
und Typung.<br />
Als Normung wird gewöhnlich die Festlegung<br />
einheitlicher Abmessungen für<br />
häufig vorkommende Einzelteile bezeichnet.<br />
Die Typung ist der Normung nahe<br />
verwandt; Normung und Typung sind<br />
wechselseitig bedingt und ergänzen sich<br />
gegenseitig in der Förderung der Tendenz<br />
zur Massenerzeugung. Typung ist zu verstehen<br />
als Beschränkung der Anzahl der<br />
herzustellenden Konstruktionsteile auf<br />
eine notwendige Mindestzahl.<br />
Normung und Typung sind wenig wirksam,<br />
wenn jede Fabrik die für ihre Erzeugnisse<br />
benötigten Normteile selbst anfertigt,<br />
die eine Spezialfabrik sehr viel<br />
schneller, billiger, vielleicht auch besser<br />
liefern könnte, wenn jedes einzelne Unternehmen<br />
eines Zweiges der Fertigindustrie<br />
nicht nur die im Fertigerzeugnis auftretenden<br />
Normteile, sondern auch die Aggregattypen<br />
selbst herstellt, statt sich am<br />
besten auf den Zusammenbau aus Normenteilen<br />
und einbaufertigen Aggregaten, die<br />
von Spezialfabriken geliefert werden, zu<br />
beschränken. Normung und Typung weisen<br />
unausweichlich den Weg zur Spezialisierung,<br />
wenn sie zu einer «optimalen<br />
Verbilligung der Produktion» führen sollen.<br />
Spezialisierung bedeutet Arbeitsteilung<br />
zwischen den Industrieunternehmungen.<br />
Das ist eine Art von Kontingentierung<br />
nicht nach Absatzgebieten, sondern nach<br />
Fabrikationsgegenständen, namentlich<br />
auch nach Bestandteilfabrikaten.<br />
Betrachtet man die gegenwärtige Produktionsform<br />
der deutschen Personenwagenindustrie<br />
unter dem Gesichtswinkel<br />
so weitgehender Forderungen, so zeigt<br />
sich, dass bisher nicht einmal Ansätze in<br />
dieser Richtung vorhanden sind. Die Normung<br />
im Kraftwagenbau steckt in der<br />
Praxis noch fast in den Kinderschuhen.<br />
Die Eigenwilligkeit und Eigenbrötelei, die<br />
individualistische Einstellung einzelner<br />
Werke stellen den stärksten Widerstand<br />
gegen die Einführung der Normen in die<br />
Praxis dar. Die bisherigen Ergebnisse der<br />
Typungs- und Spezialisierungsbestrebungen<br />
sind gleich negativer Art. Sie reichen<br />
selbst beim Zubehör und bei verwandten<br />
Fabrikaten, bei deren Spezialisierung weit<br />
geringere technische und kaufmännische<br />
Schwierigkeiten zu überwinden sind, keineswegs<br />
aus. Dieser Zustand ist die schleichende<br />
Krankheit der Zubehörindustrie.<br />
Man sieht also, dass wir uns derzeit in<br />
einem Gärungsprozess befinden, dessen<br />
Unübersichtlichkeit eine sichere Beantwortung<br />
der Frage, welchen Weg die<br />
deutsche Automobilindustrie wohl gehen<br />
wird, zunächst nicht gestattet.<br />
Die Fabriken, die kleinere Teile, Ausrüstungsstücke,<br />
Zubehör und anderes herstellen,<br />
haben sich wesentlich mehr konzentriert,<br />
und es sieht beinahe so aus, als<br />
ob durch Vermittlung der Normung tatsächlich<br />
eine etwas einheitlichere Bauart<br />
No62 - <strong>1931</strong> AUTOMOBIL-REVUE 15<br />
gen dürfte an sich ausser Zweifel stehen, eingetreten sei. Einige Stichproben haben<br />
Mitgliedern Gelegenheit geboten werden, diverse<br />
dass eine grundlegende Umgestaltung der ergeben, dass bei den meisten grossserienmässig<br />
erzeugten Wagen die Normen-<br />
Rundflüge von Dübendorf aus vorzunehmen und<br />
einige fliegerische Vorführungen zu besichtigen.<br />
wirtschaftlichen Verhältnisse zwischen<br />
Automobilindustrie und Zulieferindustrien<br />
unerlässlich ist und dass hier der übrigen Abmessungen und die Formge-<br />
c. s.<br />
masse Verwendung finden, und auch die<br />
Schlüssel für die Beseitigung eines grossen<br />
Teiles der bestehenden Schwierigkei-<br />
eine Aehnlichkeit untereinander aufweibung<br />
der Teile, die nicht genormt sind,<br />
ten liegt.<br />
sen, die auf diese Konzentration schliessen<br />
Autosektion St. Gallen-Appenzell.<br />
Wir* können nunmehr die Frage des lassen.<br />
Themas folgendermassen formulieren: Wenn der Gedankenaustausch zwischen<br />
Wird die in Deutschland Kraftfahrzeuge Automobilindustrie und Teileindustrie sowohl<br />
nach der technischen wie kaufmän-<br />
herstellende Industrie künftig wie bisher<br />
nischen Seite hin noch stärker intensiviert<br />
werden könnte, so ergeben sich im Zusammenhange<br />
mit der unzweifelhaften<br />
Steigerung der Qualität aller Teile doch<br />
gewisse Ausblicke, die allerdings vorläufig<br />
die grundsätzliche Frage der Produktionsform<br />
leider nicht in genügendem Masse<br />
beeinflussen können.<br />
Es ist eine Lebensfrage für die deutsche<br />
Automobilindustrie und ebenso für ihre<br />
Zulieferindustrien, die dem gegenseitigen<br />
Verhältnis entspringende Unwirtschaftlichkeit<br />
zu beseitigen. Die schwierige<br />
Wettbewerbslage insbesondere der Personenwagenindustrie<br />
erfordert die denkbar<br />
engste Verflechtung des Kraftwagenbaues<br />
mit seiner Teile- und Zubehörindustrie.<br />
Von einem bestimmten Standpunkt<br />
aus gesehen, ergibt sich hieraus die Beantwortung<br />
der Frage «Fabrikation oder<br />
Montage » von selbst.<br />
Aus d*<br />
Häinionen<br />
Vorsicht vor den Postautos!<br />
Das Bergwärts-Ausweichen der Postautos.<br />
Mit dem Einsetzen der Sommersaison machen<br />
sich auf verschiedenen Bergstrecken, die<br />
allerdings in der Zahl gegenüber früher abgenommen<br />
haben, die Schwierigkeiten bemerkbar,<br />
die sich aus dem Vorrecht des<br />
Bergwärtsausweichens der Postwagen ergeben.<br />
Folgende Strecken stehen noch unter<br />
dieser Spezialbestimmung :<br />
Wallis: Orsieres-Champex, Sion-Les Hauderes,<br />
Säerre-Ayer,<br />
Wallis umd Bern: Gletech-Grimsel-Hospiz (Obere<br />
Grrimsel).<br />
Wallis und Uri : Glet^eh-Realp (Furka),<br />
Bern : Reichenbach-Kiental.<br />
TJnterwalden : Kerns-StöekalTj (Melchtal).<br />
Tessin: Morbio SuperioTe-Muggio. Maroggia-<br />
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Ma&adino-Indenimi, Cavigliano-Sprugo,<br />
Russo-Cresso, Gevio-Bosco. Pecciö-Fusio. Gordola-Sonogna,<br />
GSubiasco-Caiena, Lavorgö-Sobrio,<br />
Faido-Osco.<br />
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Tessin und Graubünden: Acquarossa -Disentis'<br />
(Lukmanier).<br />
Graubünden: Ilanz-Vals untl Ar&schger-Rank-<br />
Tschiertseben, Küblis-St. Antönien, In 'den Kehren-<br />
Avers, Weinberg-Samnaun. (Nur im Winter: Reichenau-Flims.)<br />
Auf der obern Partie der Strasse auf dem Grossen<br />
St. Bernhard gelten für den Verkehr in den<br />
folgenden Zeiten Spezial-Bestimmuncen: Von der<br />
Hütte von Proz bis zum Hospiz von 11 Uhr 45 an<br />
bis ZUT Ankunft des letzten Wagens des zweiten<br />
Postkurses auf dem Grossen St. Bernhaird (zirka<br />
12 Uhr 35).<br />
Vom Hospiz bis zur Hütte von Proz von 15<br />
Uhr an bis zur Ankunft des letzten talwärts fahrenden<br />
Postautos bei der Hütte von Pro«.<br />
Auf der Strasse Les Valettes-Lac Ghampex ist<br />
der Verkehr zu folgenden Zeiten je in einer Richtung<br />
verboten : bergwärts 8 bis 9 Uhr. 11 bis 13<br />
Uhr, 14 bis 15 Uhr und 16 bis 20 Uhr. Talwärts 10<br />
bis 11 Uhr, 13 bis 14 Uhr, 16 bis 17 Uhr und<br />
18 bis 19 Uhr.<br />
Auf der Strecke Sierre-Montana-Vernraila gilt<br />
der Einbahnverkehr zu den geraden Stunden bergwärts<br />
und zu den ungeraden Stunden talwärts.<br />
Nochmals die Urner Hörner!<br />
Unsere unter dem Titel «Wenn die Urner<br />
Hörner ertönen » kürzlich veröffentlichte Erwiderung<br />
auf leichtfertige Auslassungen eines<br />
Korrespondenten der « Gotthard-Post» über<br />
das schweizerische Automobilwesen und unser<br />
Blatt, haben den Gewährsmann dieses Blattes<br />
neuerdings auf den Plan gerufen. Seine erneuten<br />
masslosen Angriffe auf unsere Ausführungen,<br />
die laut seinem Wortschwall « nur<br />
in benzinüberhitzten Gehirnen entstehen<br />
konnten», sind schon nicht mehr mit dem,<br />
wenn auch kräftigen Ton eines Urner Hornes,<br />
sondern vielmehr mit einem unartikulierten<br />
Krächzen zu vergleichen. Dass unsere Kritik<br />
an dem voreiligen Beschluss des Landrates<br />
wegen der Beschränkung der Sitzzahl der<br />
Omnibusse berechtigt war, hat doch wohl am<br />
besten die Tatsache illustriert, dass der nämliche<br />
Landrat nach gründlicherer und vielleicht<br />
ruhigerer Wiedererwägung auf seinen<br />
ersten Entscheid zurückgekommen ist. Ueber<br />
diese Umkehr oder Korrektur täuscht auch<br />
nicht die gröbste Sprache des «Gotthard-<br />
Post »-Schreiberlings hinweg. Bevor er sich<br />
übrigens weiterhin in so dilettantischer Weise<br />
mit Autofragen beschäftigt, dass er sogar<br />
zur Feststellung einer volkwirtschaftlich schädigenden<br />
Auto-Uebersättigung in der Schweiz<br />
kommt, möchten wir ihm dringend empfehlen,<br />
die deutsche Grammatik ebenfalls noch gründlich<br />
zu studieren. Er scheint nämlich ebensowohl<br />
mit ihr, als auch mit allem, was mit<br />
Automobilismus zusammenhängt, auf gleichem<br />
Kriegsfusse zu stehen !<br />
Im übrigen ist die Diskussion von seiner<br />
Seite auf ein Niveau gesunken, dem wir<br />
nicht zu folgen gewillt sind, weshalb wir die<br />
Angelegenheit endgültig ad acta legen. Wir<br />
können das um so eher tun, als der neue Landratsbeschluss<br />
den Interessen des Automobilverkehrs<br />
Rechnung trägt.<br />
Autokuvse<br />
Stadtomnibus Bern.<br />
Günstiges Betriebsjahr 1930.<br />
Das verflossene Geschäftsjahr brachte dem<br />
Berner Stadtomnübusbetrieib, der nun über<br />
einen Park von 23 Autobussen verfügt, einen<br />
Einnahmenüberschuss von rund 244,000 Fr.<br />
Die Betriebseinnahmen stiegen von 592,000<br />
Fr. im Jahre 1929 auf 853,000 Fr. im Jahre<br />
1930. Die (Mehrung der Betriebseinnahmen<br />
um 44 Prozent wird auf die Verkebrssteigerang<br />
bei den bestehenden Kursen und auf die<br />
Inbetriebsnahme neuer Linien zurückgeführt.<br />
Allerdings stiegen auch die Ausgaben von<br />
449,000 Fr. auf 609,000 Fr. im Jahre 1930, da<br />
die Linien nach dem KiTchenfeld und dem<br />
Wyler unvorhergesehenerweise in Betrieb<br />
genommen werden rnussten. Immerhin lässt<br />
sich die Steigerung der Ausgaben um 35 %<br />
leicht begründen durch die Erhöhung der<br />
Fahrleistungen um 65 %.<br />
Die Fahrleistungen erhöhten sich von<br />
518,000 Wagenkilometer im Jahre 1929 auf<br />
848,000 Wagenkilometer im Jahre 1930, wobei<br />
gleichzeitig der Personalbestand von 25<br />
auf 54 Mann ergänzt werden musste.<br />
Der Ueberschuss von rund 243,000 Fr.<br />
wird verwendet für die Verzinsung des Anlagekapitals<br />
(53,000 Fr.), für Abschreibungen<br />
am Anlagekapital (130,000 Fr.), für Einlagen<br />
in den Erneuerungsfonds (35,000 Fr.), für<br />
Einlagen in den Betriebsreservefonds „(14,000<br />
^£> : und- für Rückstellung in den Strassenbeitragsfonds<br />
(10,000 Fr.). Den Abschreibungen<br />
auf dem Anlagekapital liegt eine achtjährige<br />
Lebensdauer für das Rollmaterial und<br />
eine 20jährige Lebensdauer für die Immobilien<br />
zugrunde<br />
An wichtigen Ereignissen im Betrieb der<br />
Stadtomnibusse sind zu verzeichnen: Eröffnung<br />
der Lorrainelinie am 17. Mai, Probebetrieb<br />
vom Bundesplatz nach dem Brunnadernquartier<br />
via Bärengraben, der aber ungenügende<br />
Ergebnisse zeitigte, Errichtung<br />
der LiMe nach dem Wylerquartier, die gute<br />
Frequenzen brachte, Einführung der Kirchenfeldlinie,<br />
deren Transportziffern sich von<br />
Monat zu Monat mehrten, Trennung der Linien<br />
nach Bümpliz und nach Ostermundigen<br />
verbunden mit dem Uebergang vom 30-Minuten-<br />
zum 20-Minutenbetrieb, Verbindung<br />
der Ostermundigenlinie mit der Könizlinie<br />
und Reduktion der Intervalle auf der letzteren<br />
von 40 Minuten auf 30 Minuten.<br />
Die Anforderungen an den Betrieb waren<br />
so gross, dass die Zahl der verfügbaren Wagen<br />
momentan zu knapp sind. Allgemein<br />
kann das verflossene Geschäftsjahr als Periode<br />
erfreulichen' Aufschwungs gekenntzeichnet<br />
werden.<br />
lt.<br />
BIA ; £ ; JS ;MH<br />
SEKTION ZÜRICH. Mondscheinfahrt. Für die<br />
Donnerstag, den 30. Juli stattfindende Mondscheinfahrt<br />
nach Pfäffikon sind die nötigen Vorkehren<br />
getroffen. Man wird sich um 11.30 Uhr im Gasthof<br />
«Heeht> zum gemeinsamen Nachtessen einfinden,<br />
um alsdann am Seegestade bei der Bootslände einen<br />
herrlichen Sommerabend zu verleben. Ein Tanzpodium<br />
ist aufgeschlagen und für rassige Musik ist<br />
vorgesorgt. Bei schlechtem WetteT wird die Fahrt<br />
auf Freitag, den 31. Juli 1831, verschoben.<br />
Der für Anfang August in Aussicht genommene<br />
Besuch des Zivilflugplatzes Dübendorf ist auf Anfang<br />
September verschoben worden. Es soll den<br />
Wie aus untenstehender Einsendung zu ersehen<br />
ist, veranstaltet die Ortsgruppe Wil und Umgebung<br />
Sonntag, den 2. August, bei ungünstiger Witterung<br />
den 9. August, auf dem Aolpli ob Unterwasser eine<br />
T.C.S.-Chilbi, ein urchiges Wald- und Aelplerfest.<br />
Alle Mitglieder der Sektion wie auch Gäste sind<br />
freundlich eingeladen. Ein seltener Genuss wird<br />
ihrer warten.<br />
Ortsgruppe Wil und Umgebung. T.C.S.-Chilbi<br />
auf dem Aelpli. Die Mitglieder unserer Gruppe<br />
werden bereits im Besitze des gedruckten Programms<br />
sein. Der Anlass wird durchgeführt mit<br />
der Sektion Thurgau des T. C. S., die uns einen<br />
grossen Aufmarsch an Wagen zusichert. Aber auch<br />
unsere Gruppe soll nicht zurückstehen. Sorgen auch<br />
Sie für eine imposante T.C.S.-Landsgemeinde. Der<br />
Jodler-Club Ehnat und das kleine Orchester der<br />
Stadtmusik Wil werden für Unterhaltung sorgen.<br />
Ein getrennter Schiessbudenbetrieb für Damen und<br />
Herren, bei dein den Gewinnern schöne Preise winken,<br />
sowie verschiedene andere Attraktionen mit<br />
materiellen Gaben werden die paar Stunden nur zu<br />
schnell vorbeigehen lassen. Keiner sollte diese Gelegenheit<br />
vorbeigehen lassen, ohne dass er nicht<br />
auch, samt seiner Familie, mit bei unserem Aelplerfest<br />
ist. Einen schöneren Fleck Erde können Sie<br />
sich kaum vorstellen, somit reservieren Sie kommenden<br />
Sonntag unserem Club.<br />
10 Uhr vorm.: Besammlung beim «Freihof».<br />
10% Uhi" Abfahrt Richtung Toggenburg.<br />
12 Uhr: Pickick auf dem Aelpli.<br />
18 Uhr: Preisverteilung.<br />
Keiner fehle !<br />
A*.<br />
Die Sportkammission.<br />
Verbänden<br />
CHAUFFEURVEREIN ZÜRICH.<br />
Donnerstag, 16. Juli, abends,<br />
feierten wir unsere offizielle<br />
Stammiischeinweihiinn im Lokal<br />
zum «Zeughauskeller». an der<br />
über 50 Personen teilnahmen.<br />
Es freute den Vorstand, eine so<br />
stattliche Zahl von Gästen begrüssen<br />
zu können, umsomohr<br />
als dieser Anlass versprach, recht gemütlich zu werden,<br />
waren doch zwei Fass Freibier auf Lager.<br />
Eine Ländlermusik sargte für Unterhaltung. An<br />
Humor fehlte es nicht, denn alles war in bester<br />
Laune, besonders als der Wirt jedem Teilnehmer<br />
noch eine schöne Portion «Schwinis> gratis servierte.<br />
Wir ersuchen deshalb unsere Mitglieder,<br />
den Stamm rege zu frequentieren. Ganz unerwartet<br />
überraschte uns das Jodlerquartctt St. Jakob, das<br />
uns mit etlichen Liedern aufwartete und uns den<br />
Abend verschönte. Auch waren einige Herren der<br />
Einladung gefolgt, die uns in liebenswürdiger Weise<br />
Stammtisch-Standarten zukommen Hessen. Nur<br />
allzu rasch war es 12 Uhr geworden, doch jeder<br />
zog nach Hause mit dem Empfinden, einen wirklich<br />
gemütlichen Abend verlebt zu haben. F. K.<br />
Internationales Motorbootmeeting in Genf. Am<br />
15. und 16. August findet in Genf ein grosses internationales<br />
Meeting für Motorboote und Aussenbordmotorboote<br />
statt, das von der Societe Nautique<br />
de Geneve organisiert wird. Die Vorbereitungen<br />
für die grosse Veranstaltung, die ausserordentlichen<br />
Umfang anzunehmen verspricht, sind bereits seit<br />
vielen Monaten im Gange.<br />
Am 19. Juli fanden in Rapperswil auf dem Zürichsee<br />
die schweizerischen Ausscheidungskämpfe<br />
für die Aussenbord-Motorboote statt, um die definitive<br />
Mannschaft für Genf zusammenzustellen. Die<br />
Schweizer hinterliessen bei ihren Fahrten in Rapperswil<br />
einen ausgezeichneten Eindruck, sie dürfen<br />
ruhig auch einer starken ausländischen Elite gegenübertreten.<br />
Die Herren Gebrüder John und Ernst<br />
Faul von Horgen, Klassensieger beim Meeting von<br />
Potsdam 1930, Suter und Portier von Meilen, Dr.<br />
Lier von Basel, Ramp und Helbling von Zürich<br />
werden beim internationalen Meeting in Genf konkurrieren.<br />
Herr Gassmann (Zürich) wird mit einem<br />
Runabout erster Klasse in Genf in den Kampf<br />
gehen. Wie ferner bekannt wird, ist bei dem Organisationskomitee<br />
die Meldung von Herrn W. Pikker,<br />
Sehiffsingenieur, aus Paris eingelaufen, der<br />
ein Renn-Aussenbord-Motorboot führen wird und<br />
in der freien Kategorie einen Weltrekordversuch<br />
mit einem neuen Kompressor über 1000 Seemeilen<br />
unternehmen wird. Die bis jetzt eingelaufenen<br />
Meldungen lassen am 15./16, August in Genf einen<br />
hochinteressanten Kampf erwarten. X<br />
Die Karosserle-Nummer<br />
der «Illustrierten Xutomobil-Revue» wird<br />
dieser Tage, 56 Seiten stark, erscheinen. Sie<br />
enthält Artikel über den Karosseriebau, die<br />
drei ersten Rennen der schweizerischen<br />
Sportsaison, die Bedingungen des Photowettbewerbes<br />
sowie touristische und allgemeine<br />
Aufsätze.<br />
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Bern, Dienstag, 28. Juli <strong>1931</strong> III. Blatt der „Automobil-Revue" No. 62<br />
Besuch auf dem Rütli<br />
Zur Bundesfeier.<br />
Aus einem gewissen, von Zeit zu Zeit aufsteigenden<br />
schönen Pflichtgefühl heraus<br />
schiebt man gerne in eine Reise, die die Innerschweiz<br />
berührt, den Besuch des Rütlis<br />
ten von Orten der Heimat in der roten Seide<br />
Landes feiert. Still und abgeschlossen wieder Fahnen glänzt, Freude ihre Entladung in<br />
immer wird auch das Rütli seine historische bunten Farben, Lärmen und Fest sucht, erlebt<br />
der Bund, der vor Jahrhunderten auf dem<br />
ein. Jedesmal bereitet die Fahrt auf demNacht erleben. Diese Ruhe hat etwas Tröstendes<br />
und Beruhigendes in sich zu einer Rütli beschworen wurde eine neue Kräfti-<br />
Vierwaldstättersee in zauberhaft wirkender<br />
Weise auf die nahe, für die Existenz der kleinen<br />
Schweiz so bedeutungsvollen Stätte vor:<br />
Zeit, da vor unsern Grenzpfählen es wetterleuchtet<br />
und schwere Tage das Schicksal Eu-<br />
Grosse.<br />
gung, eine neue Bestätigung, eine neue<br />
mb.<br />
Sehnsüchtige Regungen, die in der Jugend<br />
am reinsten wach waren, werden durch die<br />
linde Luft, die über den Dampfer hinstreicht,<br />
durch die kühn ansteigenden Felswände, in<br />
deren Nischen feuchte Schatten hocken,<br />
durch die weiss aufblendenden Firmen über<br />
den kühn geschwungenen Rücken der voralpinen<br />
Berge seltsam aufgeweckt. Die heroische<br />
Landschaft bekommt klingendes Leben;<br />
in ihren stolzen Umrissen spürt man das<br />
Schicksal eines Landes, errät man die erhaltenden<br />
Kräfte, die den Kern der Eidgenossenscliaft<br />
bildeten. Man ahnt hier mit unsäglich<br />
schwachen, aber doch empfindbaren Regungen<br />
ein Schicksal, eine Vergangenheit heraus,<br />
die jedem Hügel, jedem scheu am See<br />
des Etzli-Ruchens auf, unser Wunsch für<br />
den heutigen Tag. Wir begucken ihn eingehend.<br />
In mächtigen Türmen stürmt der<br />
hingestreckten Ort, jedem Seitental ihre tiefe<br />
Bedeutung verlieh.<br />
Südgrat zur Spitze empor. Mehr Chance<br />
Der Dampfer steuert die Station Rütli an. bietet sicher der nördliche Kamm.<br />
Steil wachsen die nackten Felswände aus Nach kurzer Ueberlegung beschliessen<br />
dem dunkeln Grün der kümmerlichen Wälder.<br />
Fremde sind auf dem grossen Boot, eine zu steigen und von dorther den Nordgrat in<br />
wir auf den verfirnten Gipfel der Zwächten<br />
durch die Grosse der Landschaft still gemachte<br />
Gesellschaft. Man verlässt mit einem röll und monotone Schneefelder aufwärts<br />
Angriff zu nehmen. Wir stampfen über Ge-<br />
leichten Gefühl der Gespanntheit das Schiff. und erreichen nach einer Stunde schon den<br />
Der Weg führt nur ein paar Schritte aufwärts,<br />
dan tut sich die kleine Wiese auf, um her ist vielleicht nicht interessant, aber der<br />
höchsten Punkt. Die Wanderung bis hier-<br />
deren Namen Sage und Geschichte einen untrennbaren<br />
Schleier gewoben haben. Ein von der Nähe so ganz anders ausschaut, als<br />
Blick auf den eleganten Bristenstock (der<br />
paar Bäume stehen in der Runde und fassen wenn man ihn von der Axenstrasse vom<br />
den Platz ein. Selbst die Fremden, die unterdessen<br />
wieder aufgewacht sind, werden auf bilde des Sonnig Wiche! im Süden. Gegen<br />
Auto aus sieht). Massig steht das Felsge-<br />
dem Platze wieder schweigsam. Die Stille Westen stürzen steile Täler zur Tiefe, tief<br />
der kleinen Wiese wird durch zarte Scheu unter uns sind Bäche, Wiesen und grüne<br />
nicht gestört; nur selten fallen in das Schweigen<br />
die unruhigen, aufscheuchenden Signale voll — so hoch über alldem zu schweben."<br />
u<br />
Wälder, ein paar Dörfchen. Wie wunder-<br />
der Dampfer auf dem See unten oder das<br />
Doch zulange dürfen wir hier nicht träumen,<br />
zu nahe und zu lockend über dem Grat<br />
dumpfe Rollen der, Gotthardzüge.<br />
Rütli... Ein unscheinbarer Platz, und doch erhebt sich der dunkle Felsturm des Rüchen.<br />
Wir wandern an rutschigen Schnee-<br />
erinnert man sich mit leichter Erschütterung<br />
seiner Geschichte. Die Grosse der Vergangenheit<br />
scheint ihn zu heiligen. Der kleine, diesen trügerischen Firn mit dem , festen,<br />
kämmen entlang und tauschen dann gerne<br />
stille Ort hat eine wundervolle Bedeutung sicheren Stein. Zu beiden Seiten stürzt der<br />
erhalten; er wird zu jenem Inbegriff von Heimat,<br />
zu dem man sich von Zeit zu Zeit aus bleibt zunächst leicht, aber er bietet viel<br />
Grat in schwergangbare Wände ab; er selbst<br />
der Regungslosigkeit unserer von wilden Fiebern<br />
geschüttelten Zeit zurückfindet, um wie-<br />
Felsgebilden. So erklimmen wir den Vor-<br />
Abwechslung mit ein paar phantastischen<br />
der — tragisches Schicksal! — seine Wurzeln<br />
zu spüren, die man verloren zu haben eine recht tiefe Scharte getrennt ist. Merkgipfel<br />
des Rüchen, der vom Hauptturm durch<br />
glaubt. Wie vor Jahrhunderten ist dieser würdig, wie plötzlich Nebel auftauchen! Hie<br />
Fleck Erde erhalten, die Landschaft hat und da scheint es, als ob wir losgelöst in<br />
nichts von ihrer drohenden Wucht einge-<br />
einem andern Räume schweben würden, die<br />
büsst, noch immer atmet Schweigen über den<br />
Felszügen der Umgebung. Der See blitzt mit<br />
tausend Glanzlichtern durch das Laub der<br />
Bäume hinauf, der See der Heimat...<br />
Wieder ist der Tag nahe, an dem man die<br />
Geschichte des Rütlis, die Geschichte des<br />
Auf der Pörtlilücke im hintersten Etzlital<br />
lagern wir. Es ist warm. Die Luft flimmert<br />
über fernen Bergen, und der Himmel<br />
wölbt sich stahlblau über uns. Ein erster<br />
August wie er sein soll. Und hier in diesem<br />
abgelegenen Winkel der so schönen Urner<br />
Alpen sind wir sogar die einzigen Wanderer.<br />
Ueber uns türmt sich der kühne Felsgipfe".<br />
E U<br />
Blitz;<br />
Der Roman eines Wolfhundes.<br />
Von H. G. Evarts.<br />
(Verlag Georg Müller. München.)<br />
(Fortsetarantr ans dem Hatrotblatt.}<br />
Schon bekam er von vorne die Witterung<br />
der Körper und jetzt sah er Brent vor sich,<br />
der einen Pfad herabgestiegen kam. Mit der<br />
Linken hielt er des Mädchens Handgelenk<br />
umklammert und schleppte sie hinter sich<br />
her. Brent machte eine halbe Wendung und<br />
griff nach seiner Waffe, als er Moran den<br />
Pfad herabstürmen hörte.<br />
Da sprang ihn ein dunkler Schatten an und<br />
schreckliche Zähne schnitten in den Arm, der<br />
das Mädchen festhielt. Sein Griff wurde lok-<br />
Felsberg am ersten August<br />
bevor er sich noch erheben konnte, durchschnitten<br />
die Zähne, die mit so manchem<br />
zähen Elchbullen fertig geworden waren,<br />
seine weiche Kehle. Einen Augenblick war<br />
Schweigen unter den Bäumen ...<br />
Dann aber ertönte ein Schrei durch das<br />
Tal, ein Schrei, der von den Felsen widerhallte,,<br />
der wilde, triumphierende Ruf des<br />
Wolfes, der getötet hat.<br />
Zweinndzwanzigstes Kapitel.<br />
Den Bewohnern der eleganten Vorstadt,<br />
die sich an die letzten Ausläufer des Gebirges<br />
schmiegte, kam es gar nicht in den Sinn, in<br />
die Abkunft des grossen, grauen Hundes, der<br />
seit so vielen Jahren unter ihnen lebte, argwöhnische<br />
Zweifel zu setzen. Jedermann<br />
hielt ihn für einen Hund von edler Rasse aus<br />
irgendeiner seltenen Zucht, der weder bellte<br />
noch schnappte. Man konnte sich gar nicht<br />
vorstellen, dass Blitz je beissen sollte.<br />
ker, Betty riss sich los und floh. Moran Neuschnee war gefallen und die Vorstadtbewohner<br />
beobachteten aus ihren Fenstern<br />
überrannte sie fast, packte sie und umschlang<br />
sie heftig. Ein Schuss aus Brents ein gewohntes Schauspiel: Draussen auf dem<br />
Waffe versengte des Hundes Fell, der eben ansteigenden Fahrweg lief der riesige, graue<br />
zum zweitenmal angriff. Diesmal packten die Hund mit seinem eigenartigen gleitenden<br />
Zähne die Hand, die die Waffe hielt, und Gang. Er zog einen Schlitten, den ein sechsjähriger<br />
Knabe unter unaufhörlichen Jubel-<br />
zermalmten knirschend die Knochen. Brent<br />
war ein starker Mann. Verzweifelt schlug er rufen lenkte. Kein Zeuge dieses frohen Bildes<br />
ahnte etwas von dem grimmigen Kampf,<br />
um sich und stiess mit seinen schweren Stiefeln<br />
nach dem Angreifer. Sein Kopf streifte der Blitz' Seele zerriss. Wer dachte denn<br />
einen dürren Ast, mit einem einzigen Ruck auch daran, dass eben die Brunstzeit der<br />
brach er ihn vom Baum und der Knüppel Wölfe gekommen war !<br />
sauste durch die Luft. Immer wieder und Als die Nacht anbrach, eilte Blitz hinweg<br />
Nieder hieb Brent darein. Er brüllte wie ein und lief viele Meilen weit hinauf in die Berge.<br />
So wie einstens begletete ihn auch heute<br />
kämpfendes Raubtier, während er dieses Entsetzliche<br />
abzuschütteln suchte, das ihn mitten<br />
in der schwarzen Nacht angesprungen diesmal aber schloss die Jagd mit keinem<br />
nacht ein Rudel gespenstischer Schatten,<br />
hatte.<br />
wirklichen Töten.<br />
Der Kampf war kurz. Brent stürzte und Es war eine jener wundervollen stillen<br />
ropas verdunkeln. Die Stille hat für dieBlicke gleiten nochmals über die Platten und<br />
Schweiz jene beruhigende Hoffnung und jenes<br />
sichere Gefühl in sich, vom Feuerbrand<br />
nicht erfasst zu werden.<br />
• Am 1. August, wenn die Sonne in Hunder-<br />
Nebel hüllen die Tiefe ein und der Grat auf<br />
dem wir stehen, scheint eine Welt für sich,<br />
die mit der andern nichts gemeinsames mehr<br />
besitzt.<br />
Eine lange Zeit lagern wir zögernd auf<br />
dem Vorgipfel, die Stunde ist angefüllt von<br />
einem köstlichen Höhenglück, und anderseits<br />
doch auch voll von der Spannung des<br />
Kommenden. Wie ist wohl diese Hauptzinne,<br />
die so scharf in den Luftraum einschneidet?<br />
Wir klettern in die Scharte ab. Der Grat,<br />
schon fast zur Wand geworden, nimmt unsere<br />
ungeteilte Aufmerksamkeit in Anspruch,<br />
denn er ist fast senkrecht. Aber die Griffe<br />
sind zuverlässig. Einer nach dem andern<br />
turnt über die luftigen Stufen. Unverzüglich<br />
machen wir uns nun an die Ersteigung<br />
des höchsten Gipfels. Müheloser als wir<br />
es erhofften, gelangen wir unter die enormen<br />
Felsklötze der Spitze. Hier öffnet sich nach<br />
rechts ein Band, das einem Pfade täuschend<br />
ähnlich sieht und sich gut gangbar hinzieht<br />
bis zu einer Ecke, wo die Gipfelwand vorspringt<br />
und etwas überhängt, während unter<br />
uns die Plattenwände ziemlich unangenefrm<br />
steil abschliessen. Hier müssen wir<br />
unj^zum .Kriechen entschliessen. Dann kön-<br />
•nen..miv.uns wieder aufrichten und der letzte<br />
Anstieg ist ein herrliches Turnen in den<br />
Luftraum hinein über die festgefügten Quadersteine<br />
des Gipfelblocks.<br />
'Das Gefühl, auf diesem abseitigen, einsamen<br />
Gipfel zu stehen und dazu an einem solchen<br />
Tage, erfüllt uns ganz. Das ist unsere<br />
Art, die Heimat zu feiern auf dem harten<br />
Fels der Berge. Es ist hoher Mittag geworden<br />
und wir werden hier rasten solange wir<br />
nur können. Hie und da umhüllt uns ein<br />
leichter Nebel, hie und da liegen alle Berge<br />
in weiter Runde frei. Nun ist der Berg erstürmt,<br />
der Wunsch hat Ruhe und der Wagemut<br />
schweigt. Um so grösser aber wird die<br />
Stille in und um uns; denn das grösste, was<br />
die Berge geben können, ist ihr Friede.<br />
Endlich müssen wir wieder abwärts. Die<br />
Nächte, wie sie um diese Zeit des Jahres zu<br />
kommen pflegen. Nicht das leiseste Lüftchen<br />
regte sich in den Zweigen der Bäume. Die<br />
Temperatur war genau auf dem Nullpunkt<br />
und die Natur schien gleichsam im Schwebezustand,<br />
unschlüssig, ob sie Wärme mitTauwetter<br />
oder Kälte mit Frost spenden sollte.<br />
Blitz hielt auf einer Anhöhe, von der aus<br />
man die Stadt überschaute. Hoch aufgereckt<br />
stajid er dort und sein mächtiges Haupt<br />
streckte sich vorwärts.<br />
Pferde und Kühe erstarrten in ihren Ställen,<br />
als der Schrei ihr Ohr erreichte. Alles<br />
umherstreifende Getier weit und breit blieb<br />
stehen auf seinen Wegen. Das Blöken ferner<br />
Schafherden verstummte. Und, unten im<br />
Städtchen brach man jäh die munteren Gespräche<br />
ab.<br />
Die Bewohner der Vorstadt konnten sich<br />
den sonderbaren SchaueT nicht deuten, der<br />
eiskalt über ihren Rücken lief. Nur zwei<br />
Menschen, Clark Moran und sein Weib,<br />
wussten um das Geheimnis, wussten, däss<br />
es der Wolf sschauer war, der sie schüttelte.<br />
Der Schrei des letzten grauen Büffelwolfes<br />
war erschollen, der nach dem Weibchen rief<br />
— ein Ruf, dem nie mehr Antwort werden<br />
sollte.<br />
ENDE<br />
Unser neuer Roman<br />
«Typ Evelin»<br />
von Karl Schmidt<br />
vermittelt einen ausserordentlich interessanten<br />
-Einblick in die Welt einer grossen Automobilfabrik<br />
und des Autosportes. Wir beginnen<br />
mit dem Abdruck des spannenden<br />
Werkes in der nächsten Nummer der «Automobil-Revue-».<br />
Türme hinaus und hinab in die Tiefe, dann<br />
klettern wir, durchs Seil verbunden, wieder<br />
in die Scharte hinab. Hier wenden wir uns<br />
kurz entschlossen in das tiefeingerissene<br />
Couloir, das sich gegen die Pörtlilücke herunterzieht.<br />
Es ist zum Teil noch mit Schnee<br />
angefüllt und erlaubt einige rasche Glissaden.<br />
Der Weg zur Etzlihütte zurück wird zu<br />
beschaulichem Bummel. Im einsamen Spiellauisee<br />
spiegelt sich der finstere Sonnig Wichel<br />
mit seinen Graten und abschüssigen<br />
Wänden. Auch er, der uns schon einmal einen<br />
ganzen Tag lang in seinen Wänden genarrt<br />
und irregeführt hat, wird einmal von<br />
uns erobert werden.<br />
Um uns verglüht feierlich der Tag. Durch<br />
die Stille tauscht der Bergbach zu Tal. Auf<br />
den Gipfeln liegt müde und verträumt ein<br />
rosazarter, letzter Hauch des geschwundenen<br />
Tages. Er verheisst uns tröstlich Wärme<br />
und Licht für den neuen Morgen, der kommen<br />
wird. So ist es ein frohes Vergluten vor<br />
der Nacht, die einen grossen Frieden über<br />
alle Dinge breitet und ihnen die Ruhe schenkt<br />
nach den Kämpfen des Tages. Bald stehen<br />
die Firne dunkel gegen den schwachgelben<br />
Himmel, starr und lichterloschen.<br />
Bei der kleinen Etzlihütte machen wir nur<br />
eine kurze Rast; wir nehmen Abschied vom<br />
Hütenwart, der uns ein lieber Freund ist.<br />
Mit der kommenden Nacht wandern wir den<br />
gewundenen Pfad abwärts durch das Etzlital.<br />
Bei mancher Alphütte tauschen wir einen<br />
vertrauten Gruss mit einem Sennen, der<br />
gemütlich vor der Hütte sein Pfeifchen<br />
raucht. Das Rauschen des Baches schwillt an<br />
und sein Wanderlied begleitet uns getreulich.<br />
Die Tannen stehen wie schwarze Schatten<br />
zu beiden Seiten des Weges, die Nacht in ihrem<br />
Bereiche ist noch dunkler, geheimnisvoller<br />
und tiefer als die der Felder. Dann<br />
sehen wir einen Feuerschein und noch einen»<br />
irgendwo hoch oben: Feuer der Heimat..,.<br />
erster August!<br />
Es ist fast Mitternacht, als wir im kleinen<br />
Dörfchen Bristen eintreffen. Wir suchen ein<br />
bescheidenes Obdach und freuen uns auf die<br />
kurze, wohlverdiente Ruhe. Aber nur bis<br />
morgen früh. Morgen werden wir weiterwandern,<br />
neuen Zielen, neuen Fels- und Eisbergen<br />
der Heimat entgegen ... ! A.G.<br />
Beachten Sie unsern<br />
Photo-Wettbewerb<br />
auf Seite 22!<br />
„Du, ich höre Deinen Herzschlag —<br />
. . . . 89-90-91-92<br />
wie schnell und unregelmässig!"<br />
„Du irrst I Als Medizinerin kann ich Dir sagen,<br />
daß Du nicht meinen Herzschlag, sondern<br />
Deinen eigenen Puls gehört hast, der Dir im<br />
Ohr klingt, sobald Du es verdeckst. Bitte,<br />
fühle meinen Puls; er ist ganz ruhig und<br />
normal. - Siehst Du, 72 in der Minute."<br />
„Woher nur bei mir diese Pulssteigerung?"<br />
„Nun, Du und Dein unbelehrbarer Freund<br />
mußten natürlich heute nach Tisch wieder<br />
starken coffeinhaltigen Kaffee trinken".<br />
„Ich hätte nicht gedacht, dass die Coffein-<br />
Wirkung so auffällig sein könnte. - Überdies<br />
schmeckt der coffeinfreie Kaffee Hag ja auch<br />
ganz vorzüglich".<br />
„Es ist schon so, Alfred, wie ich Dir immer sage:<br />
Kaffee Mag bleibt Kaffee Hag."
18 AUTOMOBIL-REVUE <strong>1931</strong> — N° 62<br />
Begegnung<br />
Neuyork hilft sich mit kalten Speisen.<br />
Von Ralph Reger,<br />
Unter den letzten, die an Land gingen; Wenn die Sonne des Breitegrades von Neapel<br />
Noch einmal steigt die Strasse und derwar eine junge Frau, ihr Kind am Arm. Ichauf die Betonfestungen von Neuyork herabbrennt<br />
und ihre Strahlen davon abprallen wie<br />
Wagen pustet. Das soll, der Karte nach, der folgte ihr mit den Augen: mir war, diese<br />
letzte Gangwechsel sein. Und er ist es. Gerade<br />
rollen wir dahin und die Landschaft nen. Sie verschwand in einem der niedrigen Stadt vielleicht einschlafen. Neuyorks Leben<br />
Haltung und diesen Gang müsse ich ken-gefährliche Pfeile, dann würde eine andere<br />
öffnet sich. Eine schwache Senkung — und Steinhäuser, wie sie von Schiffern bewohnt jedoch bleibt pulsierend, aber es nimmt hochsommerliche<br />
Formen an und die Stadt ver-<br />
vor uns liegt das Meer.<br />
werden. —<br />
wandelt sich in das einzigartige Schauspiel<br />
Es regnet. Die Brandung schäumt gelblich,<br />
einer tropischen Metropolis. Beispiellos ist<br />
und undeutlich nur sind die Fischerboote auf<br />
die Menge von Eis, die ihm hilft, seine heissen<br />
dem Wasser zu erkennen. Ich atme tief den<br />
Wochen zu überstehen. Eis schwimmt, schon<br />
vertrauten Salzgeruch und suche Quartier.<br />
durch sein Aussehen erfrischend, in jedem<br />
Klein sind hier die Häuser und niedrig.<br />
Glas Wasser, Orangeade, Tee, Kaffee oder<br />
Steinern. Die Türen im Erdgeschoss stehen<br />
Coca Cola, das der Neuyorker hinunter-<br />
offen und lassen im Dunkel den Flur erkennen:<br />
einen roten Steinboden, ein Kind, das<br />
Kreisel spielt, und eine Frau, auf einem<br />
Stuhl nahe der Tür, die auf die Gasse starrt.<br />
Draussen bummeln die Männer. Sie tragen<br />
eine blaue Mütze, wasserdichte Jacke und<br />
Hose und kokette Schuhe: dicke Holzsohlen,<br />
hinten offen, wie Zierpantoffeln, mit Oberschuh<br />
—• aus Lackleder. Dabei hohe Absätze.<br />
Sie gehen verdrossen und gelanffweilt.<br />
Mädchen gibt es fast keine im Dorfe,<br />
die sind in der Fremde, und bei dem Wasser<br />
ist der Verdienst knapp.<br />
Ich stehe auf dem Landungssteg und<br />
schaue ins Meer hinaus. Einem stumm Dastehenden<br />
biete ich Zigaretten an. Er raucht<br />
entzückt das bessere ausländische Zeug und<br />
zeigt mir dafür, wo man den guten Rotwein<br />
trinkt. Das Entzücken ist bei mir. Durch<br />
meinen neuen Freund lerne ich Leute kennen.<br />
Ich bleibe vier Wochen am Meer. Da<br />
kommt « sie ».<br />
Wir hatten uns vier Jahre lang nicht mehr<br />
gesehen. Und im ganzen hatten wir eigentlich<br />
nur drei Monate zusammen verbracht.<br />
Beiden war es uns schlecht ergangen in jener<br />
Zeit und wir hatten keinerlei Versuch<br />
gemacht, unsere Liebe durch die Schwierigkeiten<br />
hin zu retten, denen wir damals beide<br />
fast erlagen. Wir waren zusammengeblieben<br />
so lange es ging und hatten uns getrennt, als<br />
ich wegreisen musste. Wir dachten nicht, uns<br />
noch einmal zu sehen.<br />
Nun traf ich sie also hier am Meer. Es war<br />
am Vorabend meiner geplanten Abreise. Ich<br />
stand am Quai und schaute in die untergehende<br />
Sonne. Der Duft meiner kurzen<br />
Pfeife umspielte mein Gesicht und trübte<br />
etwas den Ausblick. So sah ich nur undeutlich<br />
die Passagiere, die dem Dampfer entstiegen<br />
— Feriengäste zumeist und Landleute,<br />
die in der Stadt gewesen waren.<br />
Ich reiste nicht ab am nächsten Tag. Ich<br />
blieb noch eine Woche. Die junge Frau war<br />
Johanna, meine Freundin, die ich seit vier<br />
Jahren ganz aus dem Gesicht verloren hatte.<br />
Eines Tages traf ich sie in der Dorfstrasse<br />
— versuchte, mich ihr bemerkbar zu<br />
machen und grüsste sie. Sie grüsste zurück.<br />
Freundlich.<br />
«Du bist hier?» sagte sie.<br />
«Ja», erwiderte ich, «seit einem Monat.<br />
Und du?» Sie zögerte.<br />
«Seit zwei Jahren», sagte sie dann still.<br />
«Ich bin hier verheiratet.»<br />
Unser Zusammentreffen war nur kurz.<br />
Und in der Folge standen wir wohl auf Minuten<br />
beieinander und plauderten — aber<br />
wir scheuten die Pausen, die sich in' unsere<br />
Gespräche schlichen und vermieden es fürder,<br />
uns anzutreffen. —<br />
Ich reiste bald darauf ab. Nie hab'e ich<br />
erfahren, wie es Johanna in den Jahren dazwischen<br />
ergangen ist, was sie bewogen hat,<br />
den Fischereiinspektor in diesem kleinen<br />
Ort zu heiraten. Nur eines wurde mir klar:<br />
Vielleicht liebten wir uns immer noch, vielleicht<br />
braucht die Liebe nur Raum, sich<br />
wieder aufzurichten, neu zu blühen... Aber<br />
Johanna war nicht willens, dieser Liebe noch<br />
einmal Platz zu geben. Ihre festen, geraden<br />
Lippen redeten deutlich die Sprache von<br />
Pflicht und Ordnung.<br />
So waren ihr Feuer und ihre Schwungkraft,<br />
die ich so geliebt hatte, in einem<br />
Leben des Masses und der Pflichterfüllung<br />
erloschen. Sie hatte sich abgefunden mit<br />
der Weltordnung und mit ihrem Leben. —<br />
In mir aber glühte es noch immer und<br />
war bereit, jeden Augenblick wieder loszubrechen.<br />
So reiste ich dann endlich ab.<br />
Reuelos und voller Kraft. —<br />
Der Wagen fuhr vom Meere weg, in die<br />
Höhe, gewann das flache Land und raste<br />
einwärts, den grossen Städten zu. ;<br />
~TV.<br />
Bunte Chronik<br />
stürzt. Eis steht in grossen Blöcken in den<br />
Trinkwasserbehältern, die sich in jedem der<br />
Hunderttausenden von Büros der Stadt befinden;<br />
in einem unbewachten Moment heben<br />
die Bürodamen den Deckel und fischen sich<br />
ein Stückchen heraus, kühlen damit das erhitzte<br />
Gesicht; nichts ist besser für die erschlaffte<br />
Haut und den müden Kopf. Auf<br />
einem niedlichen Aufbau von Eis werden in<br />
den Restaurants Melonen, Ananas, Pfirsiche<br />
und Hummer serviert. Kaum eine Familie<br />
ohne Eiskasten oder Frigidaire,-es wäre nicht<br />
zu machen, auch abgesehen von den Cocktails,<br />
die nach Eis im Mixer verlangen.<br />
Natürlich ist der Eismann eine volkstümliche<br />
Figur, und wer ganz frühmorgens durch<br />
die Strassen der aufwachenden Stadt geht,<br />
sieht das Pflaster mit grossen kristallklaren<br />
schwitzenden Eisblöcken gesäumt. Eisgekühlt<br />
sind Neuyorks Mahlzeiten, mittags,<br />
aber auch oft abends. Kalte Bouillons und<br />
Suppen, die Europa als ausserordentlich belebend<br />
warm angeraten werden können; erfrischende<br />
Sandwiches aus Nüssen, Gurken<br />
und grünem Salat, überhaupt sehr viel Salat<br />
aller Art, den man in den Vereinigten Staaten<br />
mit Gervaiskäse, Ananas, Pfirsichen und<br />
Bananenscheiben isst und dessen Blätter als<br />
Becher für kalte Speisen — Gemüse, Kartoffeln,<br />
Eier, gehackten Kapaun, gehacktes<br />
Huhn oder Krabbenfleisch — sich sehr hübsch<br />
und kühl machen. Solch knusperige Blätter<br />
können Wunder wirken. Wenn man mittags<br />
erschöpft in das Lunchlokal tritt, so möchte<br />
man am liebsten gar nichts essen, der Widerwille<br />
wird aber schnell von diesem auf Eis<br />
erhaltenen Grün besiegt. Mit Ausnahme von<br />
ein bisschen Mayonaise wird fettlos gegessen.<br />
Sehr viel Gurken, auch bloss Gurkensaft, und<br />
,yör allem Tomaten und Tomatensaft, genannt<br />
«tomato-cocktail», allen europäischen<br />
Verwirrung<br />
Ich fahre schon seit langen Stunden<br />
Und suche Ausgang, Ziel und Weg.<br />
Die Strassen steigen steil gewunden<br />
Und über manchen schwachen Steg.<br />
Doch eins hob' ich noch nicht gefunden,<br />
Den Ort, wo endlich ich gesunden<br />
Von meinen Schmerzen kann, den Wunden»<br />
Die leidvoll ich von ihr empfangen,<br />
Seit ich von ihrem roten Munde<br />
Getroffen bin und eingefangen.<br />
Ko.<br />
Hausfrauen zu empfehlen. Oliven zwischen<br />
hindurch; auch viel grüne Paprika und 'Wasserkresse.<br />
Geflügel und Fleisch kalt und in<br />
Gelee. Apfelkuchen mit Eiscreme zusammen<br />
als « apple-pie » ä la mode. Das in Amerika<br />
so beliebte Lammfleisch warm mit einer<br />
kühlenden Pfefferminzsauce. Gekrönt wird<br />
natürlich jede Mahlzeit mit Eiscreme, die auf<br />
den Speisekarten der grossen tea-rooms in<br />
Dutzenden von Kombinationen und Arten unter<br />
hochtrabenden und geheimnisvollen Namen<br />
figuriert, mit denen der Fremde gar<br />
nichts anzufangen weiss, bis er nicht eine der<br />
kunstvoll aufgebauten Sachen vor sich sieht.<br />
Verkehrsschutzmann aus — Gummi!<br />
In dem schönen Pfalzstädtchen Neustadt»<br />
Hardt versieht neuerdings ein Verkehrsschutzmann<br />
aus — Gummi an einer scharfen,<br />
lebensgefährlichen Strassenkreuzung den Polizeidienst.<br />
Da sein lebendiger Kollege an<br />
dieser Ecke oft in Lebensgefahr geraten ist,<br />
ein Vorgänger aus Holz mit rotem und grünem<br />
Verkehrslicht im Laufe der Zeit völlig<br />
zersplittert wurde und auch ein Zementsockel<br />
nichts nützte, hat man es nach so viel<br />
Misserfolgen mit einem Überlebensgrossen<br />
Verkehrspolizisten ans Gummi versucht. Das<br />
Stehaufmännchen der Kinderspielstube kann<br />
also auch ganz ernsthafte Aufgaben erfüllen!<br />
Das kommt darauf an !<br />
Ein berühmter Chirurg operierte eines Tages<br />
einen Mann, dessen Reichtum nicht sehr<br />
alt war, dafür umso grosser war. Kurze Zeit<br />
darauf traf er den ehemaligen Patienten in<br />
Gesellschaft. Dieser wollte einen Witz machen.<br />
Da er wusste, dass der Chirurg dauernd<br />
durch Operationen in Anspruch genommen<br />
war, fragte er : « Na, Doktorchen, metzgern<br />
Sie immer noch ? » Er dachte, damit<br />
etwas Ausgezeichnetes gesagt zu haben. Der<br />
Chirurg aber sah ihn nur an und antwortete<br />
kühl: « Das kommt ganz darauf an, was ich<br />
unter dem Messer habe. * ,---,-<br />
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Der modische Stoffwechsel ist für die Damen<br />
in den Ferien und auf Reisen nicht minder<br />
wichtig als der seelische und der körperliche<br />
Stoffwechsel. Für die Reise trägt<br />
die Dame ein derbes Kostüm mit. einem anspruchslosen<br />
Jumper oder Schlipsbluse. Oder<br />
man liebt auch Schottenkleider mit uni Jacke,<br />
Ensembles aus Woll- oder Seidentweed; der<br />
dreiviertellange Mantel ist revers- und kragenlos.<br />
Für sehr heisse Reisetage kommen<br />
leichte, dunkelgemusterte Kostüme und Complets<br />
aus crepe marocain und dünnen Druckseiden<br />
in Frage. Die Reisemode ähnelt in<br />
ihrer zweckmässigen Sachlichkeit der Sportmode<br />
: zum Golfen gibt es praktische weite<br />
Hosenröcke, die bis zur halben Wade reichen.<br />
Auch die Tenniskleider werden neuerdings in<br />
dieser Art lanciert.<br />
Im Vorrang stehen für die Vormittagsmodelle<br />
folgende Stoffmaterialien : Bast, Batist,<br />
Linon und Tussor. Kostüme in graziösem,<br />
lockerem Schnitt aus rotem, dickem Bast<br />
haben ärmellose zarte Blüschen aus weissem<br />
Mull, der mit grossen Blumen und Ranken<br />
bestickt und bekurbelt ist. Weisse Röcke aus<br />
Bastseide ergänzen sich mit kleinen halbärmeligen<br />
Smokingsjacken. Die neugewebten<br />
Crepes de Chine schimmern oft bastartig.<br />
Batist scheint nun stark favorisiert zu werden.<br />
Kleine elegante Blusen aus Batist werden<br />
in vielen Biesen abgenäht; Jäckchen aus<br />
uni und gemusterten Batisten gehören auch<br />
zum sommerlichen Chic. Neben Battist und<br />
Bast sehen wir auch braune Georgettekostüme,<br />
mit Biesen und Plisses reich verziert;<br />
schwarze Marocainkleider mit weisser<br />
Taille und schwarzer Jacke, schwarze<br />
Ptissesröcke mit rotem Kasacks. Seltener<br />
sind die Imprimekleider im modischen Bild<br />
eingesprengt; beliebt ist das gediegene Duett<br />
Schwarz-Weiss und Braun-Weiss. Für kühlere<br />
Tage sind die einfacheren Kleider aus<br />
schwarzen Wollstoffen, wie bei dem porösen<br />
Afgalme, den es auch in Diagonalbindung<br />
gibt, sehr tragbar. Einen schönen Farbklans:<br />
ER/Jft<br />
Streiflichter über die Reiseund<br />
Sommermode<br />
Qualität englischer Stoffe und individuelle Formung<br />
ergeben auch rote und weisse Jäckchen zu<br />
marine. Zwei- bis dreifarbige Abstufung der<br />
Linie sind wirksame und nachhaltigste Modegesetze.<br />
Nachmittags sind die halbärmeligen Kleider<br />
Trumpf. Dazu trägt man Jäckchen in<br />
loser oder strengerer Form, die lange oder<br />
siebenachtel Aermel haben. Die Fusion von<br />
Spitze und Georgette ist nach wie vor beliebt.<br />
Abends trägt man Chiffonblumenkleider<br />
und Organdiroben. Einfarbene, schwere<br />
Seiden werden indes vorgezogen. Die Akzente<br />
aller Abendkleider liegen auf dem untern<br />
Teil des Rocks durch aufgesetzte, farbige<br />
Streifen, von der Kniegegend abwärts,<br />
Rüschen, Plisses und Volants in voluminösen<br />
Ausmassen, Falbeln und grossen einapplizierten<br />
Motiven. Die Hüftlinie ist eng gezogen;<br />
der Rock erhält erst in der Tiefe seine Weite.<br />
Ein© weitere Betonung liegt auf den<br />
Schultern, die durch angeschnittene Aermel<br />
oder flatternde Capestücke der Jacke ihre<br />
Bedeutung erhalten, und die nicht hindern,<br />
dass tiefste Decolletes wieder einmal letzter<br />
Chic sind. Neu und originell ist in der Farbenauswah!<br />
helles Lachs bis Fleischfarbe,<br />
die in den MateriaJien von Chiffon bis Crepe<br />
MoTiique — einer dicken Seide mit Samtreflexen<br />
— propagiert wird.<br />
In den Strandhotels frühstückt man in den<br />
Pyjamas. Ja man läuft überhaupt von morgens<br />
bis mitternachts in solchen Pyiamakostümen<br />
herum und die Modelle unterscheiden<br />
sich nur durch das Material : Mongol,<br />
Crepe, Satin, Charmeuse, schwer fallende<br />
Seiden wechseln miteinander ab. Das Strandpyjamas<br />
besteht aus weiten, glockigen Hosen,<br />
neuestens an der Seite hoch hinauf geschlitzt;<br />
einer Bluse, kontrastierend in Material<br />
und Farbe, einem dreiviertellangem<br />
Paletot oder kurzen Jäckchen, breitrandigem<br />
Hut, Sandalen und Schirm. Der Geschmack<br />
der Dame verrät sich vor allem in der Zusammenstellung<br />
der Stoffe und Farben. Sehr<br />
wirksam sind Hosen in glänzender Seide,<br />
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Chantung, schwarzem dreiviertellangen Paletot,<br />
chartreuse abgefüttert, grünem grossen<br />
Hut, grünen Holzsandalen mit schwarzen<br />
Spangen.<br />
Die Schmuckmode steht mit der Kleidemode<br />
parallel. Halbedelsteine und Edelsteine<br />
werden zu Wunderwerken verarbeitet.<br />
Brillanten sind nicht mehr so teuer, Platin<br />
desgleichen, und somit fallen die Fassungen<br />
von Weissgold und Metallgarnierungen, die<br />
bis anhin den Täuschungseffekt verursachen<br />
mussten, weg. Die Halskette wird rund gearbeitet.<br />
Der Ring trägt einen kostbaren Solitär,<br />
die Armbänder werden schmäler. Sie<br />
passen zu den Halsketten und schmiegen sich<br />
in die Falten des Lederhandschuhs. Die Armbanduhren,<br />
winzig und klein, sind wahre<br />
Wunderwerke an präziser Uhrmachertechnik.<br />
Clip gibt es in verschiedenen Variationen<br />
: sie sind entzückend gearbeitet aus platingefassten<br />
Brillanten, aus Verbindungen<br />
von geschnittenen Türkisen, Korallen oder<br />
Jade mit eingesetzten Brillanten. Reizend<br />
sind die Blumenklammern, die Orchideenbroschen,<br />
die langen Uhrgehänge. Ein Schmuckstück,<br />
auf das die elegante Frau selten verzichtet,<br />
gibt der Erscheinung eine äusserst<br />
vornehme Note. c.<br />
Neues vom Hat<br />
Der Hut wechselt ebenso rasch wie das<br />
Wetter. Nun sind alle nur erdenklichen Geflechte<br />
aus Stroh oder Kunstseide herausgekommen<br />
und die Hutformen so zahlreich wie<br />
die Rosenarten. Der Hut ist weniger weit<br />
zurückgeschoben, wenn er klein ist, und lässt<br />
die Stirne gerade frei, wenn er eine breite,<br />
Anvertrauen Sie<br />
Ihre Aufnahmen nicht<br />
irgend einem Krämer<br />
FOTO-HAAB<br />
ist für Ihre Aufnahmen<br />
gerade gut genug<br />
Lintheschergasse 3<br />
(hinter Brann)<br />
kühngeschwungene Krempe trägt. Sein Kopf<br />
ä la Tonkinoise ist spitzig, etwas nach hinten<br />
gezogen und niedrig, steil aufragende Hutköpfe,<br />
wie wir so öfters auf der Strasse sehen,<br />
erscheinen uns komisch. Paillassons in<br />
Uni und echte, leicht gelb getönte Florentiner<br />
sind kleidsame Begleiter duftiger Sommertoiletten<br />
— wenn es nicht schon wieder der<br />
Filzhut ist, den die elegante Modistin bereits<br />
wieder verarbeitet. Weicher, glänzender und<br />
matter Filz wird schon viel getragen. Zuerst<br />
waren es weisse Filzhüte, dann überholten<br />
diese die pastellfarbigen, die mit den Kleidern,<br />
auch mit transparenten, bedruckten<br />
Mousselines harmonieren. Doch auch schwarze<br />
und braune Filzhüte tauchen auf, an sonnenlosen<br />
Tagen gesellen sie sich zu dunklen<br />
Wollkleidern und Mänteln. Die Dame, die<br />
im Auto reist, greift mit Freude zum Filz,<br />
der so bequem ist, wenn sie am Volant sitzt,<br />
oder wenn sie sich in die Polster lehnt. Die<br />
kleinen Formen können chasseurartig sein<br />
und mit hinten nach vorne verlaufendem,<br />
umgestülptem Rand oder sie können auch<br />
nach einer Seite viel länger sein oder doch<br />
den Lauf dieser Linie nach einer Seite betonen.<br />
Kleine neuartige, hinten schmal oder<br />
ausgeschnittene Cloches sind vielen Frauen<br />
willkommen, denn sie kleiden die meisten<br />
Frauen besser als die randlosen, weit zurückgeschobenen<br />
Kappen, die jeden Charme des<br />
Geheimnisvollen oder Weichen zerstörten.<br />
Nicht umsonst greifen die Frauen jetzt so<br />
gerne zu den ganz grossen Hüten, unter die<br />
sie sich förmlich flüchten. Sie wissen wohl,<br />
dass sie ihnen mehr Zauber, tiefer leuchtende<br />
Augen und weichere Züge geben.<br />
Die moderne Modistin garniert nicht viel.<br />
Sie windet vielleicht geschickt ein Band um<br />
den Kopf und lässt es zuweilen innen hervortreten.<br />
Sie drapiert aber mit viel Geschick<br />
kleine Herbsthüte aus weichen, teils aus Filz<br />
oder Chenille geflochtenen Bandeaux, die<br />
überdies aus Angorawolle mit Kunstseide<br />
bereits in reicher Auswahl oder auch aus<br />
Wolle mit Kunstseide von der Basler Bandindustrie<br />
hergestellt werden. Die Berets, die<br />
wieder kommen, fügen oft ein Faille- oder<br />
Gros-grainband hinzu. Band als Aufputz von<br />
Hüten wird kommenden Winter vielfach auftreten,<br />
-ss.<br />
„Linie ist alles!"<br />
Die moderne Frau weiss sich vorteilhaft<br />
zu kleiden. Sie versteht es, ihren Typ ins<br />
beste Licht zu rücken. Sie plaudert anmutig<br />
und gescheit. In punkto «Bewegung > ver-<br />
Iässt sie jedoch die Eitelkeit meist in erstaunlichster<br />
Weise. Sie hat vielfach unsichere,<br />
unbewusst unschöne Bewegungen<br />
und denkt gar nicht daran, diese zu korrigieren.<br />
Hier erhalte ich — so schreibt eine<br />
Frau in der « Münchner Tages-<strong>Zeitung</strong>» —•<br />
den Einwand, dass gute Bewegungen gelernt<br />
sein müssten, dass sie von einem gewissen<br />
Training oder von einer (heute glücklicherweise<br />
nur mehr relativen) Jugendlichkeit abhingen.<br />
Die Bewegungen des ruhenden Körpers<br />
— des Körpers in sitzender Stellung<br />
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N° 62 - <strong>1931</strong> AUTOMOBIL-REVUE 21<br />
Die schönste Strasse nützt nichts, wenn<br />
der Samum darüberfährt. Und das stärkste<br />
Automobil wird hilflos, wenn die Sandwellen<br />
über dem Weg liegen wie Schneeverwehungen<br />
in den Alpen. Dann bleibt man<br />
stecken, die Räder drehen sich knirschend<br />
und malmend, und die Karre kommt doch<br />
nicht vorwärts. Das ist mir unmittelbar<br />
vor der Oase Laghouat geschehen — ein<br />
freundlicher Zufall, dass es hier passierte.<br />
Draussen in der Oede wäre die Sache zwar<br />
nicht gefährlich, aber doch fataler gewesen.<br />
Wir hätten warten müssen, bis ein Bus gekommen<br />
wäre, der für solche Zwecke stets<br />
Schaufeln mit sich führt.<br />
Bei Laghouat kam der Sandsturm wie<br />
ein brausender, heulender, zischender und<br />
donnernder Wasserfall über uns, drang<br />
durch die Ritzen und Fugen des geschlossenen<br />
Verdeckes, die scharfen, kristallinischen<br />
Körnlein schlüpften in die Kleider<br />
und verfilzten das Haar. Der Wagen stak<br />
fest, bis zur Kühlerhaube ragte die gelbe<br />
Flut. Aber- wir waren nur mehr etwa zweihundert<br />
Meter von den ersten Gebäuden der<br />
Oase entfernt, und schon kamen Leute mit<br />
Werkzeug, um die Strasse freizulegen.<br />
Die Sahara ist zum Teil Kulturland geworden,<br />
und die Araber haben sich ins<br />
Unvermeidliche gefügt. Sie profitieren dort,<br />
wo es für sie etwas zu profitieren gibt —<br />
so in bezug auf das Auto. Der allerärmste<br />
Kerl kratzt lieber seine paar Centimes zusammen,<br />
um in fünf bis acht Stunden am<br />
Ziel seiner Wünsche zu sein, das er sonst<br />
nur in tagelanger Wanderung erreichen<br />
würde. Und seine Herrlichkeit, der Scheik,<br />
hat sogar einen eigenen Wagen. Er ist ein<br />
guter Geschäftsmann und, europäisch ausgedrückt,<br />
Transportunternehmer. Das heisst,<br />
er rüstet die Kamelkarawanen aus, die mit<br />
europäischen Waren durch den unwegsamen<br />
grossen Erg (die Sandwüste) nach<br />
Timbuctu ziehen. Er selbst, der Scheik,<br />
zieht nicht mit, er hat nur die Leitung des<br />
Geschäftes. Und dazu ein Auto, mit dem er<br />
zeitweise nordwärts fährt, nach Ain Sefra,<br />
nach Oran vielleicht sogar.<br />
Diesen Wagen hat mir der ScKeik von<br />
Beni Ounif gepumpt — für dreissig Franken<br />
pro Tag, samt dem dazugehörigen<br />
Chauffeur, einem jungen Araber in schmierigem<br />
Burnus, der eben erst das Fahren<br />
erlernt hat. Er geht dementsprechend mit<br />
dem Wagen um, schaltet, dass die arme<br />
Kupplung gequält aufkreischt und dass mir<br />
als Automobilisten das Herz wehtut. Aber<br />
ich hüte mich, einzugreifen und selbst das<br />
Lenkrad zu übernehmen. Wenn der brave<br />
Ali ben Saya schon etwas kaput gemacht<br />
hat, dann bin sicher ich es gewesen und<br />
kann dafür blechen. Also lasse ich ihn die<br />
bedauernswerte Maschine weiter misshandeln.<br />
Wir fahren zu einem See, der himmelblauen<br />
Sousfana, die unmittelbar an der<br />
marokkanischen Grenze liegt. Es gibt keinen<br />
Weg, keine Strasse dorthin. Man sollte<br />
sich eigentlich des stolzen Berberhengstes<br />
bedienen, wie er so wunderschön in den<br />
Wüstengeschichten geschildert ist. Aber<br />
das Auto ist auch nicht zu verachten. Es<br />
galoppiert nämlich ebenso und schmeisst<br />
seinen Passagier genau so hin und her. Es<br />
geht über Stock und Stein, eine kiirze Lage<br />
von stacheligem Judendorn wird einfach<br />
durchpflügt, einen Hügel kollern wir mehr<br />
hinab als wir fahren. So ungefähr müssen<br />
die Prüfungsfahrten sein, welche die grossen<br />
Autofabriken ihren Wagen auferlegen<br />
und die man dann zeitweise der Reklame<br />
halber im Kino sieht. Nur macht ein solches<br />
Auto diese böse Fahrt einmal in seinem<br />
Leben und wandelt fürderhin auf anständigen<br />
Asphaltstrassen. Der Wagen seiner<br />
Hoheit des Scheichs aber torkelt sehr<br />
oft so holterdipolter über Berg und Tal zur<br />
Sousfana. Denn wenn Fremde nach Beni<br />
Tourismus<br />
Das Auto in der Sahara<br />
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Ounif kommen, müssen sie dieses kobaltne<br />
Märchenwunder von Wasser inmitten der<br />
starren Oede sehen, und da vermietet der<br />
Scheich stets seinen Wagen.<br />
Wir sind damals, als wir zur Sousfana<br />
fuhren, in eine Schar von Nomaden hineingepfaucht,<br />
von Wüstenzigeunern, die<br />
mit ihren Kamelen und Schafen einmal da,<br />
einmal dort sind, ihre Gourbi (Zelte) aufrichten,<br />
um am nächsten Tag wieder zu<br />
verschwinden. Die einzigen wirklich Freien<br />
dieses Landes.<br />
Ihre Kamele aber badeten in der Sousfana,<br />
und ihre ernsten Blicke gingen gleichgültig,<br />
hoheitsvoll über Auto und Menschengewimmel<br />
hinweg. Die ganze Zeitlosigkeit<br />
und Unendlichkeit der Wüste ist in diesem<br />
Blick — wir armen Zeitgebundenen, Hastenden<br />
werden so klein, wenn wir die Ruhe<br />
der Unendlichkeit im Blick der Tiere sehen,<br />
deren Heimat die grenzenlose Weite der<br />
Wüste ist.<br />
Saison-Notizen<br />
Rosinen im Kuchen.<br />
loh habe eine Schwäche für ausgefallene Vergleiche.<br />
Warum soll ich also nicht den Kanton<br />
Bern mit eines Kuchen und die schönen Orte<br />
ringsherum mit den Rosinen drin vergleichen?<br />
Vielleicht gefällt Ihnen der Vergleich nicht, dann<br />
tut es mir eiben leid. Aber ich verfolge noch eine<br />
ganz bestimmte Absicht dabei. Nach einer grossen<br />
Fahrt hat man meist — sagen wir es offen —<br />
Hunger, und darum -wollen -wir einmal den Kanton<br />
Bern auf kulinarisch besonders bemerkenswerte<br />
Orte hin ansehen. Ganz einfach gesagt, -wir wollen<br />
Rosinen picken.<br />
Wer sich in Biel, der aufstrebenden Jurastadt,<br />
an die Hauptstrasse stellt, der -wird verwundert<br />
den unendlichen Korso von Automobilen<br />
betrachten, die von und nach allen Richtungen hier<br />
passieren. Er wird aber bei näherem Zusehen feststellen,<br />
dass ein netter Prozentsatz dieser Durchfahrenden<br />
gar nicht durchfährt, sondern absteigt<br />
und sich Biel «von innen» ansieht. Ein guter<br />
Grund dazu wird sicher vorhanden sein.<br />
Wenn man ein wenig dem Jura entlang rutscht<br />
(die Strasse über Grenchen ist gut), landet man<br />
geradeswegs in Solothurn, das in kulinarischer<br />
Hinsicht ja auch noch zum Kanton Bern gehört.<br />
Unweit der Stadt liegt, versteckt im Grünen. Bad<br />
Attisholz, das von jeher seine Anziehungskraft^<br />
auf Feinschmecker ausübte.<br />
Auch an der grossen ParaMelroute Bern-Olten<br />
sind die Rosinen recht dicht gesät. Gerade der<br />
Oberaargau ist als Dorado des Feinschmeckers<br />
weithin bekannt. Fangen wir an bei Schönbühl,<br />
denken wir weiter an Kirchberg oder an das<br />
Zentrum des Oberaargaus, an Langenthai.<br />
Hier liegen ringsum die schönen Dörfer dichtgesät:<br />
Murgenthal, Madiswil, Ursen b ach,<br />
B e r k e n bei Herzogonbuchsee werden wohl die<br />
verwöhntesten Ansprüche befriedigen. Auch K a 1 -<br />
tenherberge ist nicht ohne Grund so geschätzt<br />
von vielen Fahrern. Einen guten Ruf haben schon<br />
lange H u 11 w i 1 und das unweit davon gelegene<br />
Häbernbad.<br />
Wenn wir uns gegen das obere Emmental wenden,<br />
so werden wir finden, dass auch dort die<br />
Kochkunst nicht vernachlässigt wird. Schwarzen<br />
egg und ganz zu höchst das Schlegwegbad<br />
sind zwei Beispiele. Auch drüben im Schwarzenburger<br />
Gebiete, beim hochgelegenen Schwarzsee,<br />
wird der hungrige Automobilist voll und ganz<br />
auf seine Rechnung kommen.<br />
Um den Kreis zu schliessen, kehren wir durchs<br />
Seeland zurfl Ausgangspunkt zurück. In Laupen,<br />
in Ins. in N e u v e vi 11 e und in L i g e r z wird<br />
für den Autler aufs beste gesorgt.<br />
Damit ist nun nicht gesagt, dass die betreffenden<br />
Orte dabei landschaftlich nichts aufzuweisen<br />
hätten, aber utnsomehr werden sie in Verbindung<br />
mit den zu erwartenden kulinarischen Genüssen das<br />
bieten, was wir von einem Ausflugsziel verlangen.<br />
eb.<br />
Vom Zürichsee.<br />
Die Züricher sind nicht ohne Grund so stolz auf<br />
ihren See, und das mit Recht. Von den vielen<br />
schmucken Dörfern, die ihn umsäumen, sind besonders<br />
zwei von prächtiger Eigenart.<br />
Die Lage von Erlenbach muss schon früher<br />
ihre Anziehungskraft ausgeübt haben. Pfahlbauten,<br />
Tömische Siedelungen und Alemannengräber beweisen,<br />
dass schon frühere Geschlechter die Schönheit<br />
dieses Erdenwinkels erkannt haben.<br />
Männedorf, von dessen Kirchen der Blick<br />
entzückt in die Weite schweift über See und Ufergebiet,<br />
steht Erlenbach nicht nach an Schönheit<br />
der Lage. Daneben ist auch hier der Unternehmungsgeist<br />
zu spüren. Hier ist es, wo die grossen<br />
Orgeln gebaut werden, die dann mit brausendes<br />
Klängen unsere Kirchen erfüllen. -ch-<br />
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Hotel Eidgenossen, Tel. 17<br />
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Bes.: Fran E. Heer. Mitgl. des A.CS. und T.CS.
22 AUTOMOBIL-REVUE <strong>1931</strong> - N° 60<br />
Auch unsere Leser werden in<br />
den nächsten Wochen sich friedlich<br />
gegenseitig unter dem «Zeichen<br />
der Kamera> in unserem<br />
Photo-Wettbewerb messen.<br />
Photographieren Sie?<br />
mobil die Insassen vorbeiträgt, erhascht und<br />
für die spätere Erinnerung aufbewahrt. Mancher<br />
Ruhe- oder Reisetag erlebt durch die<br />
Photographien, die von den vergangenen schonen<br />
Stunden erzählen, in der Erinnerung wieder<br />
eine sehnsüchtige Auferstehung.<br />
Wieder steht das Land in der Reife des<br />
Sommers. Wieder sind die schönen Tage gekommen,<br />
da das Automobil uns rasch und<br />
sicher in jene Fernen trägt, denen das Ziel<br />
unserer Gedanken in grauen Tagen galt. Die<br />
dumpfe Enge der Stadt wird mit der sonnigen<br />
Weite der offenen Landschaft vertauscht. Die<br />
Berge locken, das Strandbad winkt, Weekendvergnügen<br />
nahen, Ferien, Reisen, Touren beschäftigen<br />
die Gedanken und füllen das Programm<br />
der kommenden Hochsommerwochen<br />
aus. Gleich Nomaden des 20. Jahrhundert»<br />
ziehen wir aus, im Wechsel der Eindrücke<br />
neue belebende Kräfte zu holen.<br />
Der Kamera wartet Arbeit in Hülle and<br />
Fülle, Irgendwo steht eine kleine Kapelle im<br />
Wege, eine Fischerhütte im Schilf, ein Bach<br />
rauscht silbern durch den Abend, Berge heben<br />
Unser neuer Photo-Wettbetverb<br />
Alkoholfreier<br />
APFELWEIN<br />
Öelran k des Kenners<br />
Nicht verwechseln mit<br />
MJneralwasser-LImonadel<br />
Auch dieses Jahr treten wir wiederum mit<br />
einem Photowettbewerb vor die Leser der<br />
« Automobil-Revue » (Wochen- und illustrierte<br />
Vierteljahresausgabe). Im Laufe der letzten<br />
Jahre konnten wir deutlich die Beobachtung<br />
machen, welcher besonderen Sympathie sich<br />
die Kamera gerade beim Automobilisten erfreut,<br />
da sie all das, an dem das eilende Autosich<br />
in stolzem Schwünge vom blauen Himmel,<br />
eine alte Frau ruht in der Sonne des Nachmittags,<br />
ein Kind lacht... eines Tages werden<br />
alle diese Bilder verewigt werden, das Auge<br />
der Kamera wird sie erfassen und für spätere<br />
Zeiten aufbewahren.<br />
Unsere neueste Zeit hat uns gelernt, Dinge<br />
verstehend zu sehen, an denen wir. früher<br />
' • r ' t •<br />
stumpfen, Sinnes vorbeigingen. Längst ist der<br />
Beweis erbracht, dass man mit einem guten<br />
Auge photographische Leistungen von künstlerischer<br />
Hohe erzielen kann, die sehr starken<br />
Stimmungsgehalt ausströmen.<br />
Wir möchten deshalb unseren Lesern auch<br />
diesen Sommer, aufgemuntert durch die Erfolge<br />
der letzten Jahre, wiederum Gelegenheit<br />
geben, in einem Phoiowettbewerb sich friedlich<br />
gegenseitig zu messen. Die Ergebnisse unseror<br />
früheren Konkurrenzen bewiesen uns das<br />
grosse Interesse, das unserer photo graphischen<br />
Ausschreibung entgegengebracht wurde. Mehrere<br />
hundert Einsendungen waren der schöne<br />
Erfolg des letztjährigen Wettbewerbes. Wir<br />
hoffen deshalb, auch dieses Jahr mit dem<br />
neuen Wettbewerb bei unseren Lesern grossen<br />
Anklang zu finden, and damit auch die Kunst<br />
des Photographierent zu fördern und zu heben.<br />
Wieder sind eine Reihe hübscher Preise ausgesetzt.<br />
Auch dieses Jahr toll den Teilnehmern<br />
im Sujet völlig freie Wahl gelassen<br />
werden, dabei schreiben wir jedoch wieder<br />
neben dem allgemeinen Wettbewerb Spezialkonkurrenzen<br />
aus, über die unter den «Bedingungen<br />
» noch nähere Angaben gemacht<br />
werden. Die nun wieder einsetzende Reiseund<br />
Ferienzeit wird allen Konkurrenten mannigfaltige<br />
Anregungen vermitteln, die sie erfolgreich<br />
verwerten können.<br />
Für die Beurteilung der Bilder wird in erster<br />
Linie die Originalität and die Art gelten.<br />
mit der die Kamera das Objekt bildhaft ertasste.<br />
Das Typische und Wesentliche einer<br />
Szene, einer Landschaft soll mit einem guten<br />
Sinn für photographische Wirkung festgehalten<br />
und wiedergegeben werden. Man braucht<br />
hiezu kein photographischer Künstler zu sein,<br />
Hauptsache bleibt gesundes, individuelles und<br />
möglichst unkonventionelles Sehen. Wir möchten<br />
deshalb alle Leser unserer Wochen- und<br />
illustrierten Vierteljahresausgabe zur Teilnahme<br />
an unserem Wettbewerb herzlich aufmuntern.<br />
Teilnahmebedingungen:<br />
1. Der Wettbewerb steht allen Lesern der<br />
«Automobil-Revue» (Wochenausgabe) und<br />
der « Illustrierten Automobil-Revue » (Vierteljahresausgabe)<br />
offen.<br />
2. Für die Aufnahme sind betreffend Platten<br />
oder Filme keine besonderen Grossen festgesetzt.<br />
3. Jeder Teilnehmer kann beliebig viele Bilder<br />
einsenden.<br />
4. Jedes eingesandte Bild muss auf der<br />
Rückseite mit einem Kennwort und einer Erklärung,<br />
was das Bild darstellt, versehen sein.<br />
In einer geschlossenen Enveloppe, die das<br />
Kennwort oder — bei Einsendung mehrerer<br />
Bilder — die Kennworte trägt, sollen Name<br />
und Adresse des Einsenders genau enthalten<br />
sein.<br />
5. Für die Prämierung sind folgende Preise<br />
ausgeschrieben:<br />
Ein erster Preis im Werte von Fr. 50.—.<br />
Ein zweiter Preis im Werte von Fr. 40.—.<br />
Ein dritter Preis im Werte von Fr. 30.—.<br />
Ein Speziaipreis für das beste Auto-Sportbild<br />
im Werte von Fr. 25.—.<br />
Tourismus<br />
(Fortsetzung von Seite 21)<br />
An Aare und Rhein.<br />
Schinznach, Laufenburg, Rheinfelden.<br />
Drei Namen — drei sehr erwägenswerte<br />
lichkeiten. für Ihre nächste Ausfahrt.<br />
Schinznach-Bad, einst Disputort der<br />
patriotischen Grossen, ist noch heute als Bad so<br />
bekanat wie damals. Während die Ruine der Habsburg<br />
von der guten alten Zeit erzählt, hat Schinznach<br />
zwar die gute Tradition übernommen, ist jedoch<br />
mit Golf, mit Tennis und Kurorchester der<br />
Neuzeit ganz gefolgt<br />
'Laufenburg, ein mittelalterliches, malerisches<br />
Städtchen, verträumt, aber nicht verschlafen.<br />
Es wird beherrscht von der Burg auf aussichtsreichem<br />
Hügel. Unweit als Gegensatz der Neuzeit<br />
Jdas imponierende Kraftwerk am Laufen. Vor allem<br />
aber: ein Kurort im besten Sinne des Wortes.<br />
' Rheinfelden. Auch hier ein Städtchen<br />
mittelalterlichen Gepräges. Noch sind teilweise die<br />
Mauern und Türme aus jenen Zeiten erhalten. Doch<br />
auch hier ist das Neue nicht Verbannt. Wer Gäste<br />
beherbergen will, muss mit der Zeit gehen. Rheinfelden<br />
hat das immer getan und hat sich ganz<br />
modernisiert.<br />
Br<br />
Taaren-Sprechsaal<br />
Touren 'Antworten<br />
T. A. 718, Bern - Bordeaux - Paris - Strassburg-<br />
Bern. Wir empfehlen Ihnen für Ihre Fahrt folgende<br />
Route:<br />
L Bern, Murlen, Payerne, Mbudon, Lausanne,<br />
Genf, St Julien, Bellegarde, Nantua, 220 km.<br />
2. Nantua, Pont d'Ain, Meximieux, Lyon, Ste. Foy,<br />
Feurs, Böen, Noiretable, Thiers, 229 km.<br />
3. Thiers, Lezoux, Clermont-Ferrand, Ventouse<br />
(Pass), Massagette, Bourg-Lastic, üssel, Egletons,<br />
Tülle, Brive, 228 km.<br />
4. Brive, Terrasson, Thenon, Perigueux, Mussidan,<br />
Mbntpon, Libourne, Bordeaux, 103 km.<br />
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Bild im Werte von Fr. 25.—. (Bilder aus<br />
der Schweiz erhalten bei Qualitätsgleich-*<br />
heit den Vorzug,)<br />
Ein Speziaipreis für das beste autogewerbliche<br />
Bild aus einer Reparaturwerkstätte<br />
oder einer Garage im Werte von Fr. 25.—<br />
(Reklamebilder ausgeschlossen.)<br />
Das Preisgericht erwartet ferner auch eine<br />
rege Beteiligung an dem ausgezeichneten photographischen<br />
Motiv « Strandbad ».<br />
Je nach der Quantität und Qualität der eingegangenen<br />
Bilder behält sich die Jury vor,<br />
noch eine Reihe weiterer Preise auszusetzen.<br />
Es gelangen zudem noch 10 Trostpreise in<br />
Form von Buchgaben zur Verteilung.<br />
6. Sämtliche Preise sind Naturalpreise. Sie<br />
können von den Gewinnern nach ihrer Wahl<br />
von einer der Firmen bezogen werden, welche<br />
in- der gleichen Nummer der «Illustrierten<br />
Automobil-Revue » inserieren, in der die Reproduktion<br />
der besten Aufnahmen erfolgt.<br />
7. Als letzter Einsendetermin gilt der 15.<br />
September <strong>1931</strong>.<br />
8. Das Preisgericht besteht aus zwei Mitgliedern<br />
unserer Redaktion, sowie drei weiteren<br />
photographischen und automobilistischen Fachleuten.<br />
9. Die Publikation der Resultate des Photowettbewerbes<br />
erfolgt in der «Illustrierten<br />
Automobil-Revue », gleichzeitig mit der Reproduktion<br />
der erstprämiierten Bilder.<br />
10. Die Redaktion bedingt sich das Recht<br />
aus, neben den prämiierten auch weitere für<br />
den Wettbewerb eingegangene Bilder unter<br />
Namensnennung kostenfrei zu veröffentlichen.<br />
Die Redaktion der « Automobil-Revue ».<br />
5. Aufenthalf in Bordeaux. Event. Abstecher nad*<br />
dem. 60 km entfernten Arcachon am Meer.<br />
(Prachtvolle Strasse.)<br />
6. Bordeaux, St. Andre-de-C, Le Pontet, Miram«<br />
beau, Pons, Saintes, Rochefort, La Rochelle,<br />
Maraus, Ghaille, Lucon, 234 km.<br />
7. Lucon, Chantonnay, St. Fulgent, Montaigii,<br />
Nantes, Savenay, St. Nazaire und zurück nach;<br />
Nantes. 229 km.<br />
8. Nantes, Ancenis, St. Georges, Angers, Les Ro»<br />
siers, Saumur, Langeais, Tours, Amboise, 213<br />
km.<br />
9. Amboise, Chaumont, Blois, Beaugency, Orleans,<br />
Pithiviers, Malesherbes, Fontainebleau, Corbeil,<br />
Paris, 236 km.<br />
10. Aufenthalt in Paris. Besuch der Kolonialausstellung.<br />
11. Paris, St. Denis, Chantilly, Senlis, Crepy, Villers-Cotterets,<br />
Soissons, Fismes, Reims, Chalons-s-M.,<br />
212 km.<br />
12. Chalons, Ste. Menehould. Verdun, Mars-la-Tour,<br />
Metz, Pont-ä-Mousson, Nancy, 209 km.<br />
13. Nancy, Vic, Sarrebourg, Saverne, Wasselonne,<br />
Sirassburg, 141 km.<br />
14. Aufenthalt in Strassburg.<br />
15. Strassburg, Selestat, Colmar, Napoleons-Insel,<br />
Basel, Ölten, Bern, 240 km.<br />
16. Reserve für unvorhergesehene oder eveKt. verlängerte<br />
Aufenthalte. (1 Tag mehr in Bordeaux<br />
oder Paris.) E. B. in B.<br />
Touren -Fragen<br />
T.F. 720, Altstätten-Kufstein. Welche beste<br />
Route schlage ich ein von Altstätten (St. G.) nach<br />
Kufstein (Oesterreich)? Ist eine ebenfalls gute<br />
Rückfahrtsroute auf einem andern Weg möglich<br />
(event. ein Weg über München)? Ich habe für die<br />
Hin- und Rückfahrt je 2 Tage zur Verfügung,<br />
3 Tage werde ich mich in Kufstein aufhalten.<br />
K. E. in B.<br />
T. F. 721. Ungarn. Ich halte mich nächsten:<br />
Monat einige Zeit mit dem Wagen in Budapest auf.<br />
Die Route nach Budapest kenne ich. Nun -wäre ich<br />
gerne orientiert über den Zustand der Strasse Budapest-Debreczen<br />
und von Budapest zum Plattensee.<br />
H. F. in H.<br />
Die Jotßecung nad) nicÖrigcccn Prämiert<br />
tjl ßef unfern 2Tn|telt ctfülff. llnfete neuen tattft ntif<br />
prnmfc bitten Jrjncn eine £e6entföer|trfjerung 311 6cftfjciöcncn Prämien<br />
und fiie Beteiligung on flen Uc&ccfd)üjfen läßt nadj öem (Bang unti tftanä<br />
flec QfnJtoU «ine ftufteee Öerfrilligung<br />
Cluefunff fiucdj flfc SKceJta unÖ Sie Oerirefcn<br />
— 2fof<br />
-uMmfmanftaiijürirlj
N° 62 — <strong>1931</strong> AUTOMOBIL-REVUE 25<br />
Trockeneis und Tourismus. Das grosse Interesse,<br />
das dem neuen Kühlmittel, dem Trockeneis, entgegengebracht<br />
wird, veranlasst uns, Genaueres darüber<br />
mitzuteilen.<br />
Vor zirka drei Jahren ist von einem Schweizer<br />
Unternehmen, der Carba A.-G., Bern, eine Erfindung<br />
gemacht "worden, deren Bedeutung inzwischen<br />
6ich weit über die Grenzen unseres Landes hinaus<br />
erstreckt hat: ein neues, billiges Verfahren zur Herstellung<br />
von Trockeneis.<br />
Die Verwendung von Trockeneis zur Kühlung ist<br />
nicht neu. In Amerika, das in der Kühlindustrie<br />
an erster Stelle steht, wird Trockeneis längst z. B.<br />
für Transporte von Lebensmitteln über lange, heisse<br />
Strecken verwendet. Das neue Verfahren der Carba<br />
A.-G. eröffnet jedoch dank der billigeren Herstellung<br />
dieses konzentrierten Kühlmittels bedeutend<br />
grössere Verwendungsmöglichkeiten.<br />
Was ist Trockeneis? Trockeneis ist feste Kohlensäure,<br />
d. h. jenes Gas, das wir täglich in Bier,<br />
Mineralwasser usw. gemessen und das die Eigenschaft<br />
besitzt, bei einer Temperatur von — 78 Grad<br />
in feste Form überzugehen, sog. Kohlensäureschnee.<br />
Während nun d6r Kohlensäuresermee in der Industrie<br />
wie auch in der Medizin längst bekannt ist,<br />
wurde dieser Stoff zu Kühlzwecken ökonomisch<br />
erst verwendbar durch die neuartige Herstellung,<br />
die den Kohlensäureschnee unmittelbar in komprimierter<br />
Form ergibt.<br />
Abgesehen van der enormen Kälte von nahezu<br />
80 Grad unter Null hat das Trockeneis die Eigenschaft,<br />
dass es, wie der Name sagt, eine völlig<br />
irockena Kälte erzeugt. Das Trockeneis schmilzt<br />
nämlich nicht zu Wasser, sondern verdunstet langsam<br />
ohne jeglichen^Rückstand, d. h. verwandelt<br />
sich wieder zurück in gasförmige Kohlensäure.<br />
Dieses völlig ungefährliche, harmlose Gas. das wir<br />
ständig ein- und ausatmen und das in den Kühlgetränken<br />
das eigentlich Erfrischende darstellt, ist<br />
natürlich nicht zu verwechseln mit dem giftigen<br />
Kohlenoxyd.<br />
Was hat das Trockeneis mit dem Tourismus zu<br />
tun? werden Sie fragen. Nun, es ist dazu prädestiniert,<br />
auf Touren die herrlichsten Genüsse zu<br />
verschaffen. Ein Stück Trockeneis, in Papier gewickelt,<br />
hält alles kühl, was wir zum Picknick mitnehmen:<br />
Fleisch, Butter, Getränke usw. Wenn wir<br />
uns nach heisser iFahrt etim Essen lagern, so können<br />
wir unsem erstaunten Mitfahrern sogar eine<br />
Glace oder Ice-Cream servieren und dies stets auch<br />
•während der Faärrt zum Genuss bereit halten.<br />
Für Trockeneiskühlung werden besondere Kühlschränke<br />
gebaut, die neben der konservierenden<br />
Wirkung auf die Speisen ein ständiges Reservoir<br />
an transportabler Kälte 'bieten. Die Fricar A.-G.,<br />
Zürich, Sonnenquai 3, ist immer bereit, allen Interessenten<br />
Auskunft über Trockeneis und seine<br />
vielseitige Verwendung zu geben.<br />
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Wenn Sie Auskunft über eine touristische<br />
Frage wünschen, fragen Sie bitte möglichst<br />
frühzeitig an, da es uns dann eher möglich<br />
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ob ich schon ohne fremde Hilfe rückwärts faiirenl<br />
kann.»<br />
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einer 33urf;i)anölung 3f)re SeßeHtmg auf efnen<br />
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