E_1931_Zeitung_Nr.094
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Ausgabe: Deutsche Schweiz<br />
BERN, Dienstag, 17. November <strong>1931</strong><br />
Nummer 20 Cts.<br />
27, Jährgang. - N° 94<br />
ERSTE SCHWEIZERISCHE AUTOMOBIL-ZEITUNG<br />
Zentralbiatt für die schweizerischen Automobil- und Verkehrsinteressen<br />
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Eidgenössische Finanzen<br />
Die Welt ist voller Klagen. Jeder Tag<br />
raunt uns das Wort Krise zu. Gelehrte und<br />
Volkswirtschafter streiten sich über kommende<br />
Formen der Wirtschaft, über Preis- und<br />
Lohnabbau. Daneben spielen Hand in Hand<br />
Zollfragen die wichtigste Rolle. Einheimische<br />
Kraft und Arbeit sollen geschützt werden,<br />
ohne dass man Gefahr läuft, sich zu isolieren.<br />
Man darf trotz allem nicht Pessimist oder<br />
gar Fatalist werden. Die Schwere der Zeit<br />
will aber ernst genommen sein.<br />
Unser Land hat zweierlei Gründe hierzu.<br />
Unsere Zölle erfüllen zwei Aufgaben. Einmal<br />
unserer Privatwirtschaft den unbedingt<br />
notwendigen Schutz angedeihen zu lassen,<br />
und zweitens unserm Staat die lebensnotwendigen<br />
Finanzen zuzuführen. Heute haben<br />
unsere obersten Behörden erkannt, dass das<br />
was lebensfähig ist. nicht unter dem eisigen<br />
Sturmwinde der Weltwirtschaftskrise erstarren<br />
oder zugrundegehen darf. Sicherlich<br />
besteht Gefahr, dass nicht alle gewerblichen<br />
und industriellen Betriebe die Krise ohne Zusammenbruch<br />
überstehen.<br />
Die Weltwirtschaftskrise wird aber auch<br />
unbedingt auf die Finanzlage des Bundes einen<br />
nicht unbedeutenden Rückschlag ausüben.<br />
Bis heute konnte er umgangen werden,<br />
da die starken Einfuhrmengen bei einer<br />
Verschlechterung der Wirtschaftslage wenigstens<br />
dem Bundesfiskus einen vorübergehenden<br />
Nutzen brachten. Die zu erwartende baldige<br />
Sättigung des Marktes wird automatisch<br />
ein Abschwellen der Einfuhr herbeiführen.<br />
Anderseits muss der Inlandmarkt geschützt<br />
werden, in einem Augenblick da der<br />
Auslandsmarkt aufs schärfste unterbunden<br />
wird.<br />
Damit aber muss mit einem Rückgang der<br />
Zolleinnahmen gerechnet werden. Auch die<br />
Stempelsteuererträgnisse, einige Jahre en vogue,<br />
werden sicherlich stark zurückgehen.<br />
Die Situation ist demnach klar und deutlich.<br />
Die eidgenössische Kriegssteuer fällt laut<br />
dem einschlägigen Verfassungsartikel mit<br />
Ende 1932 dahin. Hoffen wir mit aller Bestimmtheit,<br />
dass an ihre Stelle keine direkte<br />
Die vorletzte Liebe<br />
der schönen Frau Erzsebet.<br />
Roman von Oskar Sonnlechner.<br />
(4. Fortsetzung)<br />
Bisher erschienener Inhalt:<br />
Der ErzähleT der Geschichte hat sich seit einigen<br />
Tagen auf einem ungarischen Landgut als<br />
Verwalter niedergelassen. Er ist als Landesfremder<br />
noch völlig Neuling in Ungarn. Sein erster,<br />
bedeutsamer Bekannter ist der «Herr Vizegespan»,<br />
ein ungarischer Adeliger. Der Financier des<br />
liederlichen Aristokraten, der kriecherische, aber<br />
schlaue Jude Katzenstein, befindet sich soeben bei<br />
dem neuen Verwalter auf Visite.<br />
r «Was führt Sie zu mir, Herr Katzenstein,»<br />
unterbrach ich die volkswirtschaftlichen Erörterungen<br />
meines Besuchers.<br />
«Wenn ich noch fragen darf, die Frau<br />
Mama auch gesund? No, das freut mich. Man<br />
hört so selten etwas Gutes. Gekommen bin<br />
ich mit einem schönen Gruss vom Gyuri<br />
bäesi, oder wie man so sagt, vom gnädigen<br />
Herrn von Szöky, und er lasst Ihnen bitten,<br />
wann es Ihnen so ausgeht, so sollen Sie<br />
ihm besuchen. Je balderer, desto besserer.<br />
Und weil ich gerade durchfahr' bei Ihnen von<br />
wegen dem, weil morgen Markttag ist in<br />
Arokfalva, hat er mir gesagt, ich soll zulhgehen<br />
und Ihnen das sagen.»<br />
Im leise singenden Tonfall eines Opernrezitativs<br />
hatte der Bote seine etwas gewundene<br />
Rede beendet. Während seines<br />
Vortrages hatte ich Müsse, sein Aeusseres zu<br />
studieren.<br />
Ein kleines, mageres Männchen in mittle-<br />
Bemerkungen zum Voranschlag 1932.<br />
Bundessteuer treten muss. Die Lage zeigt<br />
uns, auf welch wackeligen und unsichern<br />
Füssen unser ganzes eidgenössisches Finanzsystem<br />
aufgebaut ist und wie vorsichtig es<br />
gilt, vorzugehen und uns vor gefährlichen<br />
Konjunkturen zu schützen.<br />
Der eidgenössische Finanzminister hat das<br />
Budget für das kommende Jahr aufgestellt.<br />
Es konnte nicht erfreulich ausfallen. Bei<br />
418,3 Millionen Fr: Ausgaben und 409,1 Millionen<br />
Fr. Einnahmen ergibt sich ein Defizit<br />
von 9,2 Millionen Fr. Daraus gilt es Schlüsse<br />
zu ziehen. Sie können nur auf das Wort<br />
c Sparen » eingestellt sein. Die Weltdepression<br />
wird sich erst bei uns in den nächsten<br />
Monaten im vollen Masse auszuwirken beginnen.<br />
Es ist deshalb auch ganz unwahrscheinlich,<br />
dass die budgetierten Bundeseinnahmen<br />
von der Wirklichkeit übertroffen<br />
werden.<br />
Erwähnenswert ist allerdings, dass trotz<br />
der Weltwirtschaftsdepression die Einfuhrzölle<br />
um 7,5 Millionen Fr. höher angesetzt<br />
wurden, als im Jahre <strong>1931</strong> und dass mit einem<br />
Ertrag des Benzinzolles von 35 Millionen<br />
Fr. gerechnet wird, eine Summe, die um<br />
2,2 Mill. Fr. höher steht als 1930. Wie sich<br />
aus der Einfuhr der Automobile ergebe, dürfe<br />
mit einem grössern Benzinkonsum gerechnet<br />
werden. Leider aber steht den grössern Einnahmen<br />
immer noch keine höhere Abgabe<br />
gegenüber. Das heisst, es bleibt beim Benzinzpllvierte!<br />
und der riesigen finanziellen<br />
Belastung des Automobilinhabers. Eine Tatsache,<br />
die tief zu bedauern ist, da gerade in<br />
schweren Depressionszeiten die Wirtschaft<br />
von der allzu grossen, sehr schwer ertragbaren<br />
finanzielle Belastung befreit werden<br />
sollte.<br />
Soll unserer Wirtschaft ein Aufbau sichergestellt<br />
werden, so muss auf alle Fälle in<br />
unserer Subventionspolitik mit allem Ernst<br />
gestoppt werden und darf auch ein Ausbau<br />
unserer Sozialversicherungen nur vorsichtig<br />
operiert werden. Denn es darf nicht vergessen<br />
werden, dass die Tilgung unserer<br />
Staatsschuld nicht verlangsamt werden darf<br />
ren Jahren, in dessen Gesicht man auf den<br />
ersten Anblick nichts bemerkte wie eine übergrosse,<br />
fleischige Nase, über der ein Paar<br />
verscheierte, dunkle Augen träumerisch in<br />
die Welt blickten. Das Gesicht über dem<br />
kleinen Kinn, das unter der Nase fast verschwand,<br />
war von einem schwarzen Etwas<br />
umrahmt, von dem man nicht wusste, ob es<br />
ein Vollbart sei, oder etwas, was nur zum<br />
Zwecke des Rasierens vorübergehend dieses<br />
edle Männerantlitz verunzierte. Unter der<br />
Riesennase sprossten einige gekrauste Härchen,<br />
die eine Art Schnurrbart vortäuschen<br />
sollten, während den Schädel ein schwarzes,<br />
glanzloses Kraushaar bedeckte, das verschwitzt<br />
nach allen Richtungen am Kopf<br />
klebte. Man konnte nicht sagen, er trug<br />
Kleider, sondern diese hingen an ihm wie an<br />
einem Kleiderrechen. Der Rock ging ihm bis<br />
zu den Knien, die ausgediente Kavalierhose<br />
musste einstmals einem Riesen Goliath gehört<br />
haben, und die ausgetretenen, ehemaligen<br />
Knöpfelschuhe bewiesen durch die ein-<br />
und dass die Einlage in den Fonds für die<br />
Alters- und Hinterlassenenversichenmg bereits<br />
heute 22,8 Millionen Fr. verschlingt. Das<br />
sind gewaltige Summen, mit denen positiv<br />
gearbeitet werden könnte.<br />
Da auch unser eidgenössischer Regiebetrieb,<br />
die S.B.B., heute sich in recht schwieriger<br />
Lage befindet, so sollten in den nächsten<br />
Jahren alle überflüssigen Ausgaben, aber<br />
auch alle etatistischen Geldakkumulationen<br />
vermieden werden können. Mit dem Anlegen<br />
von Fonds, mit dem Ausbau sog. Sozialversicherungen<br />
durch vermehrte finanzielle Belastung<br />
des Einzelnen ist es nicht getan. Weniger<br />
der Staat, denn der Bürger sollte in der<br />
Lage sein, sich Kapita! bilden zu können, sich<br />
am Sonntag sein Huhn in der Pfanne zu halten,<br />
dann wäre dem gesamten Volke und damit<br />
auch dem Staate geholfen. D<br />
Betrachtungen<br />
zum heutigen Strassenverkehr.<br />
Beobachtungen eines langjährigen Fahrers.<br />
Wer die heutigen Verkehrsverhältnisse objektiv<br />
zu beurteilen vermag, dem drängen<br />
sich immer wieder allerhand Wünsche und<br />
Anregungen auf zur Verbesserung der jetzigen<br />
Zustände. Dass an den jetzigen Zuständen<br />
noch vieles verbessert werden kann,<br />
wird mir jeder aufrichtige Autofahrer zugeben<br />
müssen, auch wenn meine Kritik sehr oft<br />
gerade die Kollegen vom Rad trifft. Als Fahrer<br />
mit mehr als lOjähriger Praxis gestatte<br />
ich mir diese Kritik.<br />
me bis zum Diskant des dreifach gestrichenen<br />
C, «wenn er gesagt hat, Katzenstein, durch das Dunkel des Zimmers scharf hin...<br />
getrocknete Schmutzkruste, dass das vergangene<br />
Jahr reich an aussergewöhnlich im Tempel gehen und schwören können, wurstfratze, der Kopf Katzensteins.<br />
zahlbar am 1. 12., dann hat man am 1. 12. in der Türspalte erschien, wie eine Hans-<br />
schweren Niederschlägen war. Das Drolligste<br />
war, dass dieser europäische Assyrier waT er, ich kann Ihnen das gar nicht sagen. Sie was zu gebrauchen benötigen?»<br />
dass sein Geld da war. Freilich... kleinlich «Gnädiger Herr, vergessen Sie nicht, wenn<br />
trotz der heissen Jahreszeit in einem kurzen, Alles war ihm zu teuer, noch a Prozent Rabatt<br />
und noch a Prozent Skonto und noch ärgerlich, «aber jetzt — doch halt! Wenn<br />
«Gut, gut, Herr Katzenstein,» knurrte ich<br />
schäbigen Halbpelz steckte, dessen Kragen<br />
ein von Motten zerfressenes Katzenfell von und noch und noch. Er war ein Schmutzian, Sie schon da sind. Warum nennt man Herrn<br />
weisslichgelber Farbe schmückte.<br />
aber ein Kavalier.»<br />
von Szöky eigentlich Gyuri bäesi?»<br />
«Was sind Sie eigentlich bei Herrn von<br />
Mit singender Stimme hatte er seine Botschaft<br />
heruntergeleiert.<br />
«Wissen Sie, gnädiger Herr, Gyuri, das ist<br />
Szöky?»<br />
auf ungarisch Georg, und bäesi, das ist so,<br />
' Der Gefragte hob mit nachdenklicher wie wenn man sagt — Onkelchen Georg.<br />
Ich war in die Betrachtung des Boten so 'Miene die Schultern hoch, so dass sein Kopf Aber Sie sprechen das nicht gut aus. Man<br />
vertieft, dass ich nicht bemerkte, dass er eine •wie bei einer Schildkröte zwischen den Schultern<br />
fast verschwand.<br />
«Na, danke schön, Herr Katzenstein. Aber<br />
sagt: Djuri badschi.»<br />
Antwort erwartete.<br />
«Und was kann ich dem Gyuri bäesi sa-<br />
«Was ich bin?»<br />
sagen Sie noch, kennen Sie hier in der Um-<br />
gen,» kam es im Tonfall eines Vorbeters zu<br />
mir herüber.<br />
«Ja so! Wann sind Sie wieder bei Herrn<br />
von Szöky?><br />
«Nooo — bis um zehn in der Nacht bin ich<br />
in Szarokfalva und so bis um zwölf in der<br />
Nacht bin ich dort fertig, denn ich habe eigentlich<br />
nur mit Blau und Epstein zu tun ...<br />
nooo und so bis in der Früh, bis der Gyuri<br />
bäesi aufsteht, bin ich wieder zu Haus.»<br />
«Dann bestellen Sie, ich käme gegen Abend<br />
hinüber.»<br />
«Vor'n Nachtmahl oder nach'n Nachtmahl?»<br />
«Gegen sechs Uhr. Bestellen Sie meine besten<br />
Grüsse.»<br />
«Wenn Euer Gnaden, vielleicht einmal etwas<br />
zu gebrauchen benötigen, der verstorbene<br />
Herr von Kohlmeier war auch meine<br />
Kundschaft, er war etwas kleinlich, aber<br />
wenn er gesagt hat,» hier hob er seine Stim-<br />
Fahrende Verkehrskontrollen.<br />
Wer auch wochentags fährt, wird bemerken<br />
müssen, wie oft es immer noch vorkommt,<br />
dass Radfahrer sich an- Lastwagen<br />
anhängen um sich ziehen zu lassen. Wie gefährlich<br />
diese Sache ist, weiss man zur Genüge.<br />
Leider muss ich feststellen, dass dies<br />
oft sogar im Einverständnis mit dem betreffenden<br />
Lastwagenführer geschieht. Ein Kreuzen<br />
mit einem solchen Fuhrwerk ist immer<br />
eine sehr kritische Sache. Es kann aber nicht<br />
Aufgabe der Automobilisten sein, diesen Zuständen<br />
selbst Abhilfe zu schaffen. Tch habe<br />
kürzlich in einem Artikel über Basler Verkehrsfragen<br />
die Frage aufgeworfen, ob nicht,<br />
wie schon in verschiedenen Schweizerstädten<br />
und in verschiedenen Staaten des Auslandes,<br />
eine fahrende Verkehrskontrolle geschaffen<br />
werden könnte. Ich meine damit nicht<br />
die Kontrolle wie sie der Kanton Bern ausübt,<br />
wobei jeder Fahrer seine Papiere zu zeigen<br />
hat, sondern Polizei auf Motorrädern, die<br />
die Schweizerstrassen abfahren, resp. die<br />
betreffenden Kantonsgebiete, und nur den<br />
Zweck haben, Fussgänger, Radler, Fuhrwerke<br />
und Motorfahrzeuge besser fahren zu lehren<br />
und für strikte Beobachtung der Vorschriften<br />
zu sorgen hätten. Natürlich kann<br />
man für solche Posten nur höfliche Leute<br />
brauchen, die mit den Verkehrsverhältnissen<br />
sehr gut vertraut sind. Die Notwendigkeit<br />
einer solchen Mannschaft ergibt sich auch<br />
aus vielen andern Vorkommnissen.<br />
Wie oft muss ich z.B. nachts mich über<br />
schlecht abgeblendete Scheinwerfer ärgern.<br />
Es ist dem Fahrer vielleicht gar nicht bewusst,<br />
dass seine Scheinwerfer-Abblendung<br />
ungenügend ist, denn es kommt nicht selten<br />
vor, dass die Lampen zu sehr in die Höhe<br />
gerichtet sind und somit die Abblendung nicht<br />
genügend ist, auch wenn sie eingeschaltet<br />
wird. Es genügt keinesfalls, Duplolichter zu<br />
haben, wenn der Winkel der Laterne zur<br />
Strassenoberfläche nicht stimmt. Dies konstatiert<br />
der Fahrer des betreffenden Wagens<br />
aber viel weniger als der entgegenfahrende<br />
Wagenlenker. Man kann dagegen letzterem<br />
nicht zumuten anzuhalten, um den andern auf<br />
seine Lichter aufmerksam zu machen. Dies<br />
wäre auch wieder Sache der Verkehrsorgane,<br />
resp. einer fahrenden Kontrolle.<br />
Unbeleuchtete Fahrzeuge.<br />
Ein besonderes Augenmerk dürfte auch auf<br />
die immer noch sehr zahlreichen Velos und<br />
Fuhrwerke gerichtet werden, die Nachts ohne<br />
oder mit ganz ungenügender Beleuchtung<br />
fahren Es braucht dabei nicht immer darauf<br />
gepocht zu werden, dass dies und das Vorschrift<br />
sei. Besser ist es, den Fehlbaren darauf<br />
aufmerksam zu machen, wie sehr er sich<br />
selbst in Gefahr befindet. Leider finden auch<br />
die sog. Katzenaugen für Velos, als Ersatz<br />
eines Schlusslichtes, immer noch nicht genügend<br />
Verwendung. Dann gibt's aber auch<br />
Velobeleuchtungen, die blenden. Es sollte hier<br />
wie beim Auto auf blendungsfreie Scheinwerfer<br />
gehalten werden. Also auch hier eine<br />
Aufgabe für fahrende Verkehrspolizei!<br />
Den Lastwagenführern möchte ich ans<br />
Langsam kroch der Kopf wieder zwischen<br />
den Schultern hervor.<br />
«Was ich bin? Wenn er was braucht, bin<br />
ich der Katzenstein, wenn ich was brauch',<br />
bin ich der Jud.» Ich lächelte. «Gnädiger<br />
'Herr, Sie können leicht lachen. Aber iiieh?<br />
Was soll ich machen, wenn der Privatdiskont<br />
auf 6% notiert?»<br />
«Na, ich dachte nur so, Herr Katzenstein.<br />
Also vergessen Sie nicht, morgen gegen<br />
sechs Uhr. Und einstweilen meine besten<br />
Grüsse.»<br />
Pinkas Katzenstein stülpte sich den zerknitterten,<br />
steifen Hut auf den Kopf, der<br />
ihm bis auf die abstehenden Ohren ging.<br />
Dann folgte umständlich die Bewegung des<br />
Schuhreinigens, bis er, langsam nach rückwärts<br />
rutschend, mit ununterbrochenen<br />
Vorbeter-Verbeugungen verschwand.<br />
Ich zog die Lampe tief und nahm meine<br />
unterbrochene Arbeit wieder auf. Zögernd<br />
klinkte wieder die Tür auf... ich blickte
Herz legen, möglichst rechts zu fahren. Dass<br />
oft ein Signal von hinten nicht gehört wird,<br />
soll nicht als Entschuldigung gelten dürfen,<br />
besonders da nicht, wo Platz genügend vorhanden<br />
ist, um auf der rechten Strassenseite<br />
fahren zu können.<br />
Gutsichtbare Richtungsanzeiger.<br />
Den Richtungsanzeigern dürfte ebenfalls<br />
mehr Aufmerksamkeit entgegengebracht werden.<br />
Die Autos mit Richtungsanzeiger sind<br />
ja nicht mehr selten. Sehr selten sind aber<br />
diejenigen Fahrzeuge, bei denen der Zeiger<br />
wirklich von hinten und von vorne gut gesehen<br />
werden kann. Besonders bei Lastwagen<br />
kommt es nicht selten vor, dass der<br />
Zeiger von nachfolgenden Wagen gar nicht<br />
gesehen wird, weil die Ladebrücke viel breiter<br />
gebaut ist als der Führersitz. Gerade am<br />
Führersitz sind aber die Zeiger meist befestigt<br />
und somit unsichtbar für den überholenden<br />
Wagen. Wenn nun im Moment des Ueberholens<br />
der Lastwagen gerade über die Strasse<br />
nach links abschwenken will? Ein Zusammenstoss<br />
ist fast unvermeidlich. Kürzlich habe<br />
ich in der Innerschweiz einen solchen Fall<br />
gesehen. Der Lastwagenführer hatte zwar<br />
verlangsamt. Der Zeiger war gerichtet. Nun<br />
hat aber der von hinten kommende Chauffeur<br />
das Verlangsamen als Zeichen zum Anhalten<br />
beurteilt, und schon war die Bescherung da.<br />
Sehr erfreulich ist, dass auch im Kanton<br />
Bern die Orange-Blinklichter erlaubt sind.<br />
Gerade diese Richtungsvorrichtung hat den<br />
Vorteil, gut sichtbar zu sein. Man braucht<br />
die Lämpchen nämlich nicht unbedingt vorne<br />
zu befestigen, sondern kann sie gut auf den<br />
hinteren Kotflügeln oder am Karosseriedach<br />
in der Mitte der Wagenseite anbringen, wo<br />
sie von allen Seiten gut sichtbar sind, ohne<br />
zu weit herauszuragen.<br />
Ein eidgenössisches Strassenverkehrsamt,<br />
das über einheitliche Verkehrsregelung zu<br />
wachen hätte, wäre aber am Platze. Es wäre<br />
aber zu wünschen, dass in einem solchen<br />
Amte keine Bureaukraten sitzen, sondern<br />
Leute mit grosser Praxis auf der Strasse.<br />
Diesem Amte könnten dann auch die oben<br />
angeregten fahrenden Kontrollen unterstellt<br />
werden.<br />
Die Beschaffenheit der Strassen.<br />
Mit Genugtuung stelle ich fest, dass viele<br />
Kantone bemüht sind, wenigstens die Durchgangsstrassen<br />
zu verbessern. Es muss aber<br />
in dieser Hinsicht noch sehr viel geleistet<br />
werden, bis man von einem guten Strassennetz<br />
reden kann. Einen besondern Uebelstand<br />
bilden besonders die zu tief versenkten Dolendeckel.<br />
Oft sind diese Deckel schön mit<br />
Asphält überdeckt, aber das genügt nicht,<br />
wenn das Niveau des Deckels einige Zentimeter<br />
unter dem Niveau der Strassenoberfläche<br />
bleibt. Noch weniger angenehm,<br />
ja sogar gefährlich wirken Wasserabläufe,<br />
wie sie an manchen Strassen zu finden sind.<br />
Vielerorts weist die Strasse eine so geringe<br />
Breite auf, dass man beim Ueberholen oder<br />
auch beim Kreuzen genötigt ist, bis an den<br />
äussersten Strassenrand herauszufahren. Dann<br />
hat man aber auch das zweifelhafte Vergnügen,<br />
mindestens einen Ablaufrost zu<br />
überfahren. Diese Roste sind nun aber nach<br />
unten gewölbt, so dass der Wagen richtig<br />
geschüttelt wird, was sogar zerbrochene<br />
Federn verursachen kann. Leider muss ich<br />
annehmen, dass die Beamten des betr. Baudepartements<br />
keine Kenntnis von der Unmöglichkeit<br />
solcher Dolendeckel haben, da sie<br />
weder als Auto-, noch als Velofahrer<br />
Strassenbenützer sind.<br />
Ich begreife auch jeden Fussgänger, der<br />
lieber auf der Strasse spaziert als auf dem<br />
Trottoir, wenn er auf der Strasse einen glat-<br />
ten Boden findet, ohne Wasserlachen und<br />
Schmutztümpel. Auch auf grobkörnigem Kies<br />
lässt sich weniger gut gehen als auf dem<br />
glatten Strassenbelag! Dasselbe gilt vom<br />
Radfahrer, der lieber in der Mitte der Strasse<br />
fährt als auf dem holperigen Strassenrand.<br />
Dies alles sind Uebelstände, die oft bei den<br />
zuständigen Organen nicht bekannt sind oder<br />
zu wenig beachtet werden, weil, wie bereits<br />
Natlonalratskommlsslon und<br />
Verkehrsgesetz.<br />
Am 13. November hat die nationalrätliche<br />
Kommission in Genf getagt zur Bereinigung<br />
der Differenzen zwischen den Beschlüssen<br />
des Nationalrates und denen des Ständerates.<br />
Das offizielle Communique lautet:<br />
«Die nationalrätliche Kommission für das<br />
Bundesgesetz über den Motorfahrzeug- und<br />
Fahrradverkehr hat am 13. ds. unter dem<br />
Vorsitz von Herrn Pfister (Winterthur) in<br />
Genf Stellung genommen zu den durch die<br />
Beschlüsse des Ständerates geschaffenen<br />
Differenzen. Den Verhandlungen wohnten bei<br />
die Herren Bundespräsident Häberlin und<br />
Dr. Rothmund, Chef der Polizeiabteilung.<br />
Die wesentlichen Beschlüsse der Kommission<br />
sind die folgenden :<br />
Art. 3. Der Ständerat hat beschlossen, die<br />
Vorschrift, wonach dauernde Beschränkungen<br />
auf Nichtdurchgangsstrassen durch die<br />
Kantone dem Bundesrat vorher zu unterbreiten<br />
sind, zu streichen. Die Kommission beantragt,<br />
eine-Bestimmung aufzunehmen, wonach<br />
gegen Verfügungen, die dauernde Beschränkungen<br />
enthalten, innert 30 Tagen beim Bundesrat<br />
Beschwerde erhoben werden kann.<br />
Art. 23. Entgegen dem Beschluss desStänderates,<br />
im Gesetz zu bestimmen, dass die<br />
Verwendung von Anhängewagen nur gestattet<br />
ist, wenn das Gesamtgewicht von Motorfahrzeug,<br />
Anhänger und Ladung 15 Tonnen<br />
nicht übersteigt, beantragt die Kommission,<br />
die Festsetzung des Höchstgewichtes des Lastenzuges<br />
der bundesrätilchen Voüziehungsverordnung<br />
zu überlassen. Ueberdies hat sie<br />
sich für Festhalten auch am Beschluss des<br />
Nationalrates ausgesprochen, wonach der<br />
Bundesrat auf dem Verordnungswege Ausnahmen<br />
für Spezialfahrzeuge bis zum Maximalgewicht<br />
von 13 Tonnen (Ständerat: 12<br />
Tonnen) zulassen kann.<br />
'"'<br />
Art. 25/26. Gemäss Beschluss des Ständerates<br />
hat der Bundesrat für alle Motorfahrzeuge<br />
Höchstgeschwindigkeiten auf demVeTordnungswege<br />
festzusetzen. Demgegenüber<br />
hält die Kommission am Beschluss des Nationalrates<br />
fest: Für schwere Motorwagen<br />
setzt der Bundesrat Höchstgeschwindigkeiten<br />
auf dem Verordnungswege fest. Für andere<br />
Motorfahrzeuge kann er Vorschriften<br />
über die Höchstgeschwindigkeit auf dem<br />
Verordnungswege erlassen.<br />
Im übrigen stimmt die Kommission, mit<br />
Ausnahme von einigen untergeordneten Punkten,<br />
den Beschlüssen des Ständerates zu.<br />
Zu Art. 52bis (besondere Versicherung für<br />
Strolchenfahrten usw.) hat die Kommission<br />
noch nicht Stellung genommen, da er im<br />
Ständerat noch nicht zu Ende beraten worden<br />
ist.<br />
ÄUTOMOBTL-REVUE <strong>1931</strong> — N° 94<br />
gesagt, deren Beamte nicht auf den Strassen<br />
verkehren. Es wäre also sehr angebracht,<br />
Strassenpolizei - Mannschaften entsprechend<br />
auszubilden, welchen nicht nur die Erziehung<br />
der Fahrer und des Publikums obzuliegen<br />
hätte, sondern deren Rapporte über Strassenzustände,<br />
Verkehrshindernisse, Unzulänglichkeiten<br />
und Aehnliches auch entsprechend gewürdigt<br />
werden müssten.<br />
gi.<br />
Beratungen und Eingaben zum Verkehrsgesetz<br />
Ein Vergleich.<br />
Setzt man die Forderungen der Strassenverkehrsliga,<br />
die wir in Nummer 93 veröffentlicht<br />
haben, in Vergleich mit dem Ergebnis<br />
der Differenzenbereinigung durch die<br />
Nationalratskommission, so zeigen sich die<br />
nachstehenden Diskrepanzen: Die Nationalratskommission<br />
schlägt zu Artikel 3 des Verkehrsgesetzes,<br />
der dauernde Beschränkungen<br />
des Verkehres auf Nichtdurchgangsstrassen<br />
einer Genehmigung des Bundesrates unterstellen<br />
will, eine abweichende Fassung vor.<br />
Durch das Rechtsmittel einer Beschwerde<br />
beim Bundesrat, die auf 30 Tage befristet ist,<br />
soll gegen Verfügungen dieser Art angefochten<br />
werden können. Die abweichende Regelung<br />
dürfte nicht die gewünschten Garantien<br />
bieten, dass Verkehrsbeschränkungen nach<br />
einheitlichen Gesichtspunkten durchgeführt<br />
werden müssen.<br />
1<br />
Der durch den Nationalrat eingeführte Absatz<br />
4 zum Artikel 17, der dem Bundesrate<br />
das Recht zum Erlass eines Nachtfahrverbotes<br />
für schwere Motorlastwagen des Gütertransportes<br />
gibt, blieb in seiner unerwünschten<br />
Fassung stehen.<br />
Das in Artikel 23 verordnete Höchstgewicht<br />
des Lastenzuges soll nach dem Antrag der<br />
Kommission der bundesrätlichen Vollziehungsordnung<br />
zu überlassen sein. Im weitern<br />
hält die Kommission an der Festsetzung des<br />
Maximalgewichtes für Spezialfahrzeuge auf<br />
13 Tonnen fest. Diese Regelung entspricht<br />
der Minimalforderung der schweizerischen<br />
Strassenverkehrsliga.<br />
Die nationalrätliche Kommission hat in der<br />
Frage der Höchstgeschwindigkeiten Rückgrat<br />
behalten. Sie hält an. der Formulierung in<br />
den Artikeln 25 und 26 fest, worin für schwere<br />
Motorwagen eine Aufstellung von Höchstgeschwindigkeiten<br />
auf dem Verordnungswege<br />
durch den Bundesrat zu erfolgen hat. Der<br />
Erlass von ziffernmässigen Höchstgeschwindigkeiten<br />
für andere Motorfahrzeuge ist dem<br />
Entscheid des Bundesrates anheimgestellt. Der<br />
Bundesrat kann ziffernmässig die Geschwindigkeiten<br />
begrenzen, wenn triftige Gründe<br />
vorliegen, er muss aber diese Beschränkungen<br />
nicht vornehmen.<br />
Das Communique 1 der Nationalratskommission<br />
erwähnt im weitern, die Kommission<br />
habe im grossen und ganzen den Beschlüssen<br />
des Ständerates zugestimmt, davon ausgenommen<br />
seien nur einige untergeordnete'<br />
Punkte. Wir sind daher verpflichtet, auf jene<br />
Forderungen der Strassenverkehrsliga hinzuweisen,<br />
die während der Bereinigung der<br />
Differenzen nicht zur Behandlung gekommen<br />
sind, oder bei denen die bestehende Fassung<br />
der zugehörigen Artikel in einer ungenügenden<br />
oder unerwünschten Formulierung, die<br />
den Interessen der Strassenbenützer zuwiderläuft,<br />
belassen wurde.<br />
Die schweizerische Strassenverkehrslig;<br />
stellt im Interesse der Unfallverhütung die<br />
Forderung einer Beleuchtungspflicht für alle<br />
Strassenfahrzeuge (Art. 32) auf. Sie erachtete<br />
als notwendig, dass der Fussgänger<br />
auch die Zeichen der Fahrzeugführer (Art. 34,<br />
AI. 2) zu befolgen habe. Im weitern lehnt sie<br />
die Haftung für fremdes Verschulden ab und<br />
sieht in der Eisenbahnhaftpflicht (Sachschaden<br />
inbegriffen) das Maximum der tragbaren<br />
Haftung (Art. 36). Sie stellte das Begehren<br />
nach einer geordneten, gleichmässigen und<br />
raschen Rechtssprechung mit Beschränkung<br />
des Gerichtsstandes auf den Wohnort des Beklagten<br />
(Art. 44). Die Versicherung des<br />
Strolchenfahrers auf Kosten des Motorfahr-<br />
:eughalters lehnt sie als unmoralisches Prinzip<br />
ab (Art. 52 bis). Der Rückgriff der SUVA<br />
will sie auf jene Fälle beschränkt wissen, in<br />
denen der Unfall durch Verschulden des Dritten<br />
herbeigeführt worden ist (Art 53). Die<br />
Einführung einer Fachkommission zur Vorbereitung<br />
und Begutachtung aller Fragen, sowie<br />
der neuen Vorschriften auf dem Gebiet<br />
des Verkehrswesens erachtet die schweizerische<br />
Strassenverkehrsliga als absolute Notwendigkeit<br />
(Art. 65 bis). Schliesslich weisen<br />
wir noch darauf hin, dass das alte Postulat,<br />
es seien die Einnahmen des Bundes aus dem<br />
Motorfahrzeugverkehr für den Ausbau des<br />
Automobilstrassennetzes und für die Anlage<br />
von Fussgängerstreifen und Radfahrwegen<br />
zu verwenden, noch nicht erfüllt ist (Art.<br />
67 bis).<br />
Unser Vergleich ergibt stärke Diskrepanzen<br />
zwischen dem heutigen Stande der Beratungen<br />
des Verkehrsgesetzes und den zwölf Forderungen<br />
der schweizerischen Strassenverkehrsliga.<br />
Wir sehen den Verhandlungen der<br />
eidgen. Räte mit Bangnis entgegen und legen<br />
nachdrücklich unsere Verwahrung ein gegen<br />
weitere Verschlechterungen des Gesetzes,<br />
wie sie besonders bei den Beratungen im<br />
Ständerat eingeschoben werden. lt.<br />
T. C. S. und nationalrätliche<br />
Kommission.<br />
Eine Eingabe.<br />
Der Verwaltungsrat des T. C. S. überreichte<br />
der nationalrätlichen Kommission anlässlich<br />
der Genfer-Tagung eine Eingabe, worin die<br />
Rede ist von den Meinungsverschiedenheiten<br />
der beiden Kammern über das Bundesgesetz<br />
zum Motorfahrzeug- und Fahrradverkehr. In<br />
seinem Memorandum macht der Verwaltungsrat<br />
des T. C.S. auf jene Punkte aufmerksam,<br />
mit denen er sich nicht einverstanden<br />
erklären könnte. Es wird darauf<br />
hingewiesen, dass der Gesetzesentwurf schon<br />
in der nationalrätlichen Fassung weittragende<br />
Unvollkommenheiten enthalte, die<br />
einen schwerlich annehmbaren Kompromiss<br />
darstellen. Der Ständerat habe dann den<br />
Entwurf in eine unannehmbare Vorlage umgewandelt<br />
und damit eine prekäre Lage geschaffen.<br />
Das Memorandum des T. C. S. spricht sich<br />
dann zu folgenden Artikeln des Nähern aus:<br />
Art. 3 (Strassen, die nicht dem Durchgangsverkehr<br />
geöffnet sind); Art. 23 (Maximalgewicht<br />
der Motorlastwagen); sehr ausführlich<br />
über Art. 25 (Schnelligkeitsgrenzen); Art. 32<br />
(Beleuchhinsrspflicht für Fahrzeuge); Art. 36<br />
(Strolchenfahrten).<br />
Schlussendlich wird betont, die Textfassunsr<br />
des Nationalrates sei ein Kompromiss,<br />
in dem die von den Automobilisten geforderten<br />
Konzessionen bis aufs äusserste getrieben<br />
seien. Der vom Ständerat postulierte Inhalt<br />
sei vollends unannehmbar und würde bei<br />
Annahme die Automobilfahrer zwingen, sich<br />
am Zustandekommen des vorliegenden Entwurfes<br />
zu desinteressieren. Man würde es<br />
vorziehen, sich weiterhin den Unvollkommenheiten<br />
eines veralteten Konkordates zu<br />
unterwerfen. Wir werden auf das Memorandum<br />
zurückkommen<br />
go.<br />
Die Resultate<br />
des Photowettbewerbes der «Illustrierten<br />
Automobil-Revue» sind in Nr. 4 enthalten,<br />
die in wenigen Tagen erscheinen wird.<br />
gebung vielleicht einen Herrn... einen<br />
Herrn...» ich kramte in der Brieftasche.<br />
«Ich kenn' alle Leut' hier.»<br />
' «...einen Herrn Oberst Hans Leopold Freiherr<br />
von Gratt?»<br />
•Ob ich ihn kenn'! Sehen Sie, das ist einer<br />
von denen, der was ein Baron ist, aber<br />
in Wirklichkeit, unter uns gesagt, ist er ein<br />
Schnorrer, wenn Sie wissen, was das ist.<br />
Was lachen Sie? Ein Mensch, der alles billiger<br />
bekommt als wie bei mir, ein Mensch,<br />
der das ganze Jahr von mir kein Geld<br />
braucht, wo ich so billige Zinsen rechne!<br />
Was soll man von solche Leute denken?!<br />
Ich kann Ihnen sagen, da ist der Gyuri bäesi<br />
anders.»<br />
«Na, ich danke schön, Herr Katzenstein.»<br />
«Meine Hochachtung, gnädiger Herr. Ihr<br />
ganz ergebener... meine Verehrung... und<br />
wenn Sie etwas benötigen sollten...» Endlich<br />
war ich allein.<br />
Am Spätnachmittag des kommenden Tages<br />
stand mein Oberzeremonienrneister, Hofmarschall,<br />
Leibkammerdiener, Staatskutsoher,<br />
Kammerdiener, Pferdewärter, Kammerzofe<br />
Jan Szivak, über das ganze Indianergesicht<br />
grinsend, vor meiner angespannten<br />
Staatskarosse. Im ersten Augenblick überlegte<br />
ich, ob das Einsteigen ratsam sei, denn<br />
'dem äusseren Anscheine nach musste der<br />
Kasten unter mir im Niedersetzen in tausend<br />
Scherben gehen. Davor, mit hängenden Köpfen,<br />
zwei dickbauchige, stichelhaarige Ackergäule.<br />
Unwillkürlich dachte ich an die feurigen,<br />
in allen Muskelfasern zitternden Jucker<br />
und den eleganten, federleichten Jagdwagen<br />
des Vizegespans und den Nationalkutscher<br />
mit der unnahbaren Miene eines enterbten<br />
Magnaten, als mich die Stimme Szivaks aus<br />
meinen Gedanken aufschreckte.<br />
«Bitf scheen, gnä' Herr.> Mit abgezogenem<br />
Filz lud er mich mit einem Katzenbuckel<br />
ein in meiner Staatskarosse Platz zu<br />
nehmen. Alles drehte sich mir vor den Augen.<br />
«Stiefel anziehen,» brüllte ich. Jan Szivak<br />
glotzte fassungslos zu mir herüber. «Himmelherrgott!<br />
Stiefel anziehen!»<br />
Jan Szivak traten die Augen wie einem<br />
Strangulierten aus dem Kopf, aber mit dem<br />
ersten Schritt, den ich auf ihn zumachte,<br />
drehte er sich blitzschnell um und rannte<br />
spornstreichs davon, dass die weiten, grauweissen<br />
Leinwandhosen um ihn flogen. Ich<br />
besah noch immer kopfschüttelnd die Bescherung,<br />
als mein Rosselenker wieder erschien.<br />
Er hatte endlich begriffen, aber das<br />
Schuhereinigen schien in dieser Gegend kein<br />
Nationalsport zu sein.<br />
«Ist das unser bestes Fuhrwerk?»<br />
«Bitf scheen, gnä' Herr.»<br />
Mehr war nicht aus ihm herauszubekommen.<br />
Verstört kletterte er auf den Bocksitz<br />
der Arche Noah. Schon einmal war es für<br />
ihn ein schwerer Schlag, als ich ihm vor einigen<br />
Tagen befohlen hatte, bevor er mir<br />
das Essen bringe, sich die Hände zu waschen,<br />
aber nun... seit der Geschichte mit den<br />
Stiefeln war es ihm klar, dass mit mir etwas<br />
nicht richtig sei. Wozu ein vernünftiger<br />
Mensch, wenn er am Kutschbock sass, Stiefel<br />
trug...?<br />
Eine Stunde lang ging es durch staubige<br />
Akazienalleen, querfeldein zwischen Kartoffeln,<br />
Kraut und Kukuruz, und so oft ich<br />
meinen Rosselenker frug, ob es noch weit<br />
sei, antwortete er mit einem freudigen: «Jo.<br />
jo.»<br />
Am Ende eines Dorfes, das wir durchquerten,<br />
rumpelte der Wagen durch ein altertümliches,<br />
portalartiges Tor in eine parkähnliche<br />
Anlage. Jan Szivak drehte sich um<br />
und wies mit der Peitsche auf ein klobiges,<br />
schwerfälliges Gebäude, das zwischen den<br />
Bäumen auftauchte. Das typische ungarische<br />
Herrenhauskastell. Altertümlich, klotzig,<br />
ohne jeden Anspruch auf bauliche Schönheit.<br />
Ein niedriger, einstöckiger, plumper<br />
Steinkasten, dessen mächtige Mauern verrieten,<br />
dass es durch Jahrhunderte den<br />
Menschen mehr Feste als Heim bedeutete.<br />
In dem kleinen Bastiontürmchen lugte man<br />
wohl oft klopfenden Herzen nach den unabsehbaren<br />
Heerscharen der Osmanen, und<br />
wenn die gerade ausblieben, dann waren es<br />
die Slawen aus dem Norden, und schliesslich<br />
der Marschtritt der kaiserlichen Truppen, die<br />
als Befreier das noch auffrassen, was die<br />
anderen aus Versehen übriggelassen hatten.<br />
So manche hatten sich hier an diesen festen<br />
Mauern in den Kriegsstürmen der Zeit die<br />
Köpfe blutig gerannt.<br />
Am Ende des hofartigen Ausbaues, vor<br />
langgestreckten, stallartteen Gebäuden standen<br />
Leute und besichtigten ein wieherndes<br />
Fohlen, das ein halbwüchsiger Bursche...<br />
und da sah ich ihn auch schon freudig die<br />
Arme schwenkend auf mich zukommen, der<br />
blankpolierte Billardkugelkopf mit dem Mongolenschnurrbart<br />
und dem Monokel, den halbhohen<br />
Reitstiefeln und dem unvermeidlichen^"<br />
Reitstock. Mit fast überschwenglicher Herz-'<br />
lichkeit drückte er mir einmal um das andere<br />
Mal die Hand. Die offene Freude sah<br />
ihm aus den Augen.<br />
«Schön, dass Sie kamen. Schön, dass Sie<br />
kamen. Keine Entschuldigung! Ganz überflüssig,<br />
die Hauptsache, dass Sie da sind.»<br />
(Fortsetzung im
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und Baudirektoren-Konferenz.<br />
Kürzlich wurde der Baudirektoren-Konferenz<br />
das vom Schweizerischen Autostrassenverein<br />
ausgearbeitete Schema eines Fern<br />
strassennetzes unterbreitet und speziell noch<br />
auf die Rolle verwiesen, die dieser Verein<br />
im Strassenwesen der Schweiz spielt. Im Referate<br />
des Präsidenten des Schweizerischen<br />
Autostrassenvereins, Herr Regierungsra<br />
Wenk aus Basel, wurde erwähnt, dass dem<br />
Autostrassenverein unter anderem 9 Kan<br />
tone, 32 Gemeinden, 4 eidgenössische Institutionen<br />
und 9 Landesverbände angehören und<br />
zudem mehrere Baudirektoren im Ausschus<br />
dieses Vereines tätig sind. Damit dürfte sich<br />
das Vorgehen des S. A. V., ein Fernverkehrsstrassennetz<br />
auszuarbeiten und dasselbe<br />
der Baudirektoren-Konferenz zu unterbreiten<br />
rechtfertigen.<br />
Aus den Statuten geht als Zweck des Vereines<br />
hervor, das Studium des Ausbaues des<br />
schweizerischen Hauptstrassennetzes zu betreiben<br />
und durch Vorschläge bei den massgebenden<br />
Behörden dahin zu wirken, dass<br />
dem wachsenden nationalen und internationalen<br />
Automobilverkehr ein zweckmässig<br />
ausgebautes Strassennetz zur Verfügung gestellt<br />
wird. Nebenbei wird auch die Schaffung<br />
von Nur-Autostrassen in rechtlicher<br />
wirtschaftlicher und technischer Hinsicht geprüft.<br />
Es versteht sich daraus ohne weiteres<br />
die Notwendigkeit einer engen Fühlungnahme<br />
des Vereines speziell mit den kantonalen<br />
Baudirektoren.<br />
Der Vorschlag des Fernverkehrsstrassennetzes,<br />
ober den wir früher eingehend referiert<br />
haben, wird die erste grosse Probe für<br />
die guten Beziehungen des S. A. V. mit den<br />
kantonalen Behörden sein. Zieht man die<br />
starke Vermehrung des Strassenverkehrs<br />
während der letzten Jahre in Betracht und<br />
rechnet man ferner mit der Verkehrsbelebung<br />
auf den Strassen, die durch ein engeres Zusammenarbeiten<br />
zwischen Bahn und Auto,<br />
speziell durch die Verlegung des Stückgüter-<br />
Nahverkehrs auf die Strasse, entstehen wird,<br />
hinzu, so lässt sich die Bedeutung des Vorschlages<br />
des S. A. V. erst recht ermessen.<br />
Das Schema des Fernverkehrsstrassennetzes<br />
wird berufen sein, eine eigentliche Grundlage<br />
für den Strassenbau der Schweiz während<br />
den nächsten Jahrzehnten zu schaffen und<br />
tede strassenbauliche Tätigkeit der Kantone<br />
einem sinnvollen Ganzen einzuordnen. Ueberdies<br />
vermag die Zusammenwirkung kantonaler<br />
und privater Instanzen eine günstige<br />
Wirkung auf die Finanzierung zukünftiger<br />
Strassenbauten haben. Wir hoffen auch, es<br />
möge dem vereinten Wirken kantonaler und<br />
privater Initiative gelingen, den Bund für eine<br />
Unterstützung des beschleunigten Ausbaues<br />
eines schweizerischen FernveTkehrsstrassennetzes<br />
zu gewinnen. Wir erinnern erneut an<br />
jene drei Viertel der Benzinzoll-Einnahmen<br />
des Bundes, die nicht dorthin wandern, wohin<br />
sie gehören.<br />
lt<br />
Strassenbauten als Notstandsarbeiten<br />
Im Kanton Glarus.<br />
Wie wir bereits in der letzten Numnier<br />
mitgeteilt haben, unterbreitete eine politische<br />
Partei im Kanton Glams im vergangenen<br />
Sommer dem Regierungsrat eine Eingabe,<br />
die Auskunft Über die vom Kanton und<br />
von den Gemeinden vorgesehenen Arbeitsgeleigenheiten<br />
für den kommenden Winter<br />
verlangt«. Die Anfrage wurde den verschiedenen<br />
Departementen zum Bericht und Antrag<br />
vorgelegt.<br />
Die Polizeidirektion berichtet nun ihrerseits:<br />
«Wie die Erfahrungen aus den Krisenjahren<br />
1920—1923 bewiesen haben, eigneten<br />
sich als Arbeitsausführungen zur Beschäftigung<br />
von Arbeitslosen ganz besonders Waldstrassenbauten,<br />
da hier keine qualifizierten<br />
Berufsarbeiter notwendig sind. Gegenwärtig<br />
liegen zwei grössere Waldstrassen-Bauprojekte<br />
vor. Die Arbeiten sollen über den Winter<br />
zur Ausführung kommen. » Die Baudirektion<br />
antwortete auf die erwähnte Eingabe :<br />
«Als Notstandsarbeiten im Winter <strong>1931</strong>/32<br />
kommen für den Kanton Glarus in Betracht:<br />
1. Beginn der Bauarbeiten an der Kantonsstrasse<br />
Bilten-Ussbühl. 2. Teilweise Verbreiterung<br />
der Kantonsstrasse Näfels-Oberurnen.<br />
3. Verbreiterung und Verbesserung gefährlicher<br />
Kurven an der Kantonsstrasse Glarus-Mitlödi.<br />
4. Brücke über den Escherkanal<br />
an der Bahnhofstrasse Näfels-Mollis und 5.<br />
teilweise Korrektion der Kantonsstrasse Näfels-Netstal.<br />
Zu allen diesen Bauvorschlägen<br />
liegen fertige oder in Arbeit stehende Projekte<br />
vor, so dass im entsprechenden Zeit-<br />
• punkt mit den Arbeiten begonnen werden<br />
könnte. Infolge der Schneeverhältnisse müssen<br />
die Arbeiten auf den unteren Kantonsteil<br />
konzentriert werden.»<br />
, Der Regierungsrat fügte den Ausführungen<br />
der einzelnen Direktionen noch die Aufmunterung<br />
an die Gemeinden bei, auch von<br />
sich aus der Aufgabe näherzutreten unc<br />
Arbeiten bereitzustellen. Verschiedene Pro<br />
jekte, wie beispielsweise die Strassei<br />
Schwanden-Niederental, Filzbach-Britterbergi<br />
usw. hängen davon ab, ob die Gemeinden<br />
und Korporationen mit den Projekten ein<br />
verstanden sind. Staat und Gemeinde müssen<br />
da helfen, wo die Arbeitslosigkeit Fami<br />
lien zwingen würde, an die Armenpflege zu<br />
gelangen. DeT Gedanke von Strassenbauten<br />
als Notstandsarbeiten erscheint dem Regie<br />
rungsrat zweckmässig zu sein. Er leitete den<br />
Antrag an den Landrat weiter, mit dem Er<br />
suchen, den Vorschlägen zuzustimmen, um<br />
zur Milderung der Arbeitslosigkeit möglichst<br />
bald praktisch etwas unternehmen zu kön<br />
nen.<br />
mb.<br />
Die Strasse Bern-Thun vor dem berniscben<br />
Grossen Rat. In den Beratungen des bernl<br />
sehen Grossen Rates zum Voranschlag 1932<br />
wurden Klagen wegen dem schlechten Zu<br />
stand der Strasse Bern-Thun vorgebracht,<br />
hauptsächlich darum, weil die Strasse au:<br />
einzelnen Teilstrecken zu stark gewölbt sei<br />
Die übermässige Bombierung der Strassen<br />
Oberfläche, die seinerzeit nach alten Strassenbaumethoden<br />
erstellt wurde, wirke sich<br />
im Verkehr recht ungünstig aus und vermindere<br />
vor allem die Fahrsicherheit. Ein Ver<br />
treter von Heimberg erwähnte, dass in sei<br />
ner Gemeinde allein 8 Todesfälle zu verzeichnen<br />
seien, die teilweise ihre Ursache im<br />
ungenügenden Strassenzustand habe. De<br />
eine Redner, der die Klagen der Gemeinden<br />
längs dieser Strasse vertrat ersuchte di<br />
kantonale Baudirektion um einen Umbau und<br />
verlangte eine Erklärung der Regierung,<br />
dass im Budget 1932 ein entsprechender Be<br />
trag für den Umbau vorgesehen werde. De<br />
andere Sprecher der anliegenden Gemeinden<br />
forderte in lakonischer Weise, die Regieruns<br />
möchte mir jenen Betrag, der über die bud<br />
getierten Einnahmen aus der Autosteuer hinausgeht,<br />
für den Umbau der Strasse verwen<br />
den.<br />
Der kantonale Baudirektor, Herr Bösiger,<br />
versprach eine Untersuchung über den Zu<br />
stand der Strasse Bern-Thun einzuleiten und<br />
Abhilfe zu verschaffen nach Massgabe jener<br />
Mittel, die der Baudirektion zur Verfügung<br />
ständen.<br />
Es sei bei einer Beurteilung der Strasse<br />
Bern-Thun zu berücksichtigen, dass dieselbe<br />
zu den ersten Teerstrassen des Kantons gehöre<br />
und die damals in Anwendung gebrachte<br />
Methode eben durch die neuen Verkehrsverhältnisse<br />
überholt worden sei lt.<br />
Bahnen<br />
Die S.B.B, und andere Transportunternehmungen<br />
fördern den Wintersport Für die<br />
Zeit vom 14. November <strong>1931</strong> bis zum 13.<br />
März 1932 werden auf den Stationen der<br />
meisten schweizerischen Transportunternehmumgen<br />
für Strecken von mindestens 20 Tarifkilometern<br />
nach bestimmten Wintersportstationen<br />
Sportbillette ausgegeben. Diese<br />
gelten zur Hinfahrt am Samstag und Sonntag,<br />
und zur Rückfahrt am Sonntag oder<br />
Montag, wobei dieses Jahr der ganze Montag<br />
freigegeben wird. Spezielle Billette gelten<br />
für die Weihnachts- und die Neujahrszeit.<br />
Das Vorgehen der Transportunternehmungen<br />
verdient dashalb Anerkennung, weil durch<br />
die Sportbillette der Reiseverkehr über<br />
Samstag und Sonntag gefördert wird und<br />
nicht nur die Bahnen selber, sondern auch<br />
die Hotels und die mit den Bahnen zusammenarbeitenden<br />
Autokurse erhöhte Verkehrs<br />
frequenzen erhalten werden. go.<br />
Schienenauto und Abrüstungskonferenz. Zu<br />
diesem bereits in Nr. 86 der « Automobil-<br />
Revue > angetönten Tema erfahren wir, dass<br />
die Anregung der Verkehrskreise von Annemasse,<br />
im Hinblick auf die bevorstehende<br />
Weltabrüstungskonferenz von Genf die Schaffung<br />
eines Schienenautonetzes für die umliegenden<br />
Gebiete Savoyens schleunigst an die<br />
Hand zu nehmen, massgebenden Ortes ernstlich<br />
geprüft wird. Sie hat auch neulich den<br />
Gegenstand von Beratungen im Vorstand<br />
der französischen Handelskammer in Genf<br />
gebildet, der u.a. den Bericht des zuständigen<br />
Kreisinspektors der P.L.M.-Gesellschaft<br />
zur Sache entgegengenommen hat. Obwohl<br />
das Ergebnis der bisherigen Verhandlungen<br />
noch nicht an die Oeffentlichkeit gelangt ist.<br />
so besteht doch Grund zur Annahme, dass<br />
die Verwirklichung des Planes nicht so<br />
schnell vor sich gehen dürfte, wie die Inltianten<br />
sie vorgesehen hatten. Jedenfalls<br />
scheint die Sache zur Stunde noch nicht<br />
spruchreif zu sein, schon aus dem Grunde.<br />
weil die angestellten praktischen Versuche<br />
einstweilen nicht in allen Teilen befriedigend<br />
ausgefallen sfnd und daher weitere Erfahrungen<br />
abgewartet werden sollen. H. B.<br />
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6 AUTOMOBIL-REVUE <strong>1931</strong> — N" 94<br />
T. C. S.<br />
Autosektion Glarus<br />
Unierhaltungsabsnd vom 14. November <strong>1931</strong> in<br />
Ennenda. Schlagwörter und Superlative sind an<br />
der Tagesordnung. Man muss sich deshalb als Berichterstatter<br />
bei wirklich gelungenen Anlässen alle<br />
Zurückhaltung auferlegen, will man im Lob nicht<br />
allzusehr in 4 eren Fahrwasser geraten. Wenn ich<br />
aber in rückblickender Betrachtung des Familienabends<br />
der Sektion Glarus des T. C. S. doch nicht<br />
ganz davon absehen kann, so halte man es mir<br />
schon deshalb zugute, weil die Anerkennung tatsächlich<br />
auch voll und ganz verdient ist. « Das<br />
grosse Programm der kleinen Sektion. > So möchten<br />
wir den Abend kennzeichnen, dessen Durchführimg<br />
einem recht versierten Vergnügungskomitee<br />
übertragen worden war, das über einen « gewichtigen<br />
» Tafelmajor verfügte. < Grosses Programm »<br />
nicht nur in bezug auf seinen Umfang, sondern<br />
auch mit Rücksicht auf seine weitgehende Vielseitigkeit<br />
und Abwechslung, die bestimmt jeder Geschmacksrichtung<br />
und jeglicher Gemütsverfassung<br />
manch Positives zu vermitteln vermochte. Schon<br />
der äusserliche Rahmen gab dem Fest das Gepräge,<br />
indem entsprechend der Erstarkung der Sektion<br />
und der anerkannten Beliebtheit ihres gesellschaftlichen<br />
Anlasses der grösste im weiten Umkreis zur<br />
Verfügung stehende Saal, das Gesellschaftshaus zu<br />
Ennenda, für den Abend mit Beschlag belegt wurde.<br />
Das sachlich-moderne Gebäude, ein erstaunliches<br />
Zeichen von Weitblick und Generosität der dortigen<br />
Bürger, hatte trotz seiner stattlichen Ausmasse kaum<br />
genügend Platz, um im grossen Saal die frohe Gesellschaft<br />
zu fassen. Ganz abgesehen von der Bierstube,<br />
die männiglich gerne zu einem kleinen Temperatur-<br />
und « Stoff »-Wechsel aufgesucht wurde<br />
und die mit ihrem regsamen Betrieb bald an einen<br />
Münchner Bierkeller erinnerte.<br />
Zum reichlichen Souper konzertierte das starke<br />
Korps der Glarner Harmonie, das mit seinen Hotten<br />
Märschen und sauberen Weisen die Tafelfreuden<br />
anregte. Wenn sich die Tafelrunde nicht ganz konzertmässiger<br />
Stille befleissigte, so fanden die Darbietungen<br />
doch dankbare Anerkennung. Es gehört<br />
nun einmal zu den repräsentativen Pflichten: a)<br />
des Präsidenten, die Gäste zu begrüssen, und b) der<br />
letzteren, diese hochoffizielle Ansprache über sich<br />
ergehen zu lassen. Für die Gäste wurde diese Pflicht<br />
aber zum Vergnügen, denn wenn sich auch der jetzige<br />
Präsident Dr. med. Büchi alle Mühe gab, ein<br />
ernstes Gesicht zu mimen, so steckte doch der Kobold<br />
der Laune und des Witzes in seinen Ausführungen,<br />
welche alsogleich die Festatmosphäre auf<br />
das richtige Niveau brachten, so diese in einzelnen<br />
Fällen noch nicht erreicht gewesen wäre.<br />
Die aktenmässige Ueberlieferung des Abends zuhanden<br />
späterer festgebender Komitees überlasse<br />
ich gerne dem Aktuar und seinem Protokoll. Ich<br />
beschränke mich (insbesondere in Anbetracht des<br />
nicht unbeträchtlichen Schlafmankos!) lieber auf einige<br />
wenige Hinweise ohne chronologische Genauigkeit.<br />
Fest steht auf alle Fälle, dass allesamt<br />
tüchtig dazu beitrugen, um den gemeinsam gesungenen<br />
Refrain eines gelungenen Couplets in die<br />
Praxis umzusetzen. Dieser endete in der vielversprechenden<br />
Entschliessung: « Heute geh' ich nicht<br />
nach Hause! » Da die Tanzbeine (und alles übrige,<br />
was zu einem vollkommenen Ballett gehört) einer<br />
feschen Girltruppe nun einmal ein unentbehrlicher<br />
Bestandteil eines stilechten Kabarettprogrammes geworden<br />
sind, so verschrieben sich auch die Glarner<br />
eine solche Tanztruppe, weWhe leichtflüssige Abwechslung<br />
in das Programm brachte, samt entsprechender<br />
Beschäftigung für die Augen. Den musikalischen<br />
Teil ergänzte in vorzüglicher Weise ein Doppelquartett,<br />
das mit einem Zyklus fein abgestimmter<br />
Lieder alle Gemiitssaiten in Schwingung versetzte.<br />
Der warme Applaus dürfte die Sänger für ihre Gaben<br />
einigermassen entschädigt haben. Dem Humor<br />
Hess der bekannte Zürcher Humorist Altenfelder<br />
freie Zügel, wobei er aus dem Vollen eines vielerprobten<br />
Repertoires schöpfen konnte. Seine Charakterisierung<br />
ulkiger Typen ist verblüffend, und<br />
der träfe Witz, der dem urchigen Zürihegel gut zu<br />
Gesicht stand, hat denn Dutzende von Volltreffern<br />
erzielt.<br />
Eine Polonaise verwandelte das Tanzparkett, wo<br />
sich wegen der vielen Tanzlustigen nach dem Dichterwort<br />
«in der Beschränkung der Meister zeigen<br />
musste», in ein wogendes Meer farb)ger Mützen,<br />
das den Farbenreichtum der eleganten Damentoiletten<br />
gut ergänzte. Kotillons sorgten für Abwechslung,<br />
und den weniger Erfolgreichen bei diesem<br />
Glücksspiel gebe ich den vertraulichen Typ, dass<br />
man auch ohne Kotillonfigur eine flotte Tänzerin,<br />
auf das Parkett einschmuggeln konnte!<br />
Die befreundeten Sektionen St. Gallen-Appenzell<br />
und Waldstätten hatten es sich nicht nehmen lassen,<br />
am Abend der Glarner vertreten zu sein. Herr<br />
Dr. med. Zeiger, Luzern, 'übermittelte die Griisse<br />
dieser Vertreter und erinnerte in vortrefflichen<br />
Worten an die flotte Zusammenarbeit der kleineren<br />
Sektionen und die hierdurch erzielten Erfolge. Um<br />
nicht ausgerechnet der Erste zu sein, der sich empfehlen<br />
würde, wartete ich auf die ersten Anzeichen<br />
eines Aufbruches. Aber die Stunden eilten schon<br />
dem Morgen entgegen, und immer noch hielt der<br />
Festrummel die Gesellschaft in kompakter Masse<br />
zusammen. Freilich muss ich zugeben, dass ich<br />
mich in der angenehmen und gastfreundlichen Gesellschaft<br />
der Glarner gerne zum «Warten > verleiten<br />
Hess, aber deren Sitzleder scheint ebenso<br />
dauerhaft und bodenständig zu sein wie die Berge,<br />
welche das Ländchen umgeben!<br />
Auf alle Fälle hat der Abend einen durchgehenden<br />
Erfolg zu buchen, welcher der Sektion und<br />
vorab dem tätigen Komitee um so eher zu gönnen<br />
ist, als es immerhin als ein gewisses Wagnis erscheinen<br />
musste, das Fest in dem vielseitigen Rahmen<br />
durchzuführen, wie dies hier geschehen ist.<br />
Der Glarner T. G. S. hat als festgebende Sektion<br />
seinen Ruf bestätigt (und in meinem nächstjährigen<br />
Kalender zum vorneherein ein Sternleinl). b.<br />
Autosektion Waldstatte<br />
Jahresfeier. Die Schränke, die den Sommer hindurch<br />
treu die Requisiten der festlichen Winterabende<br />
bewahrten, haben sich wieder geöffnet.<br />
Smoking und grosse Toiletten nehmen wieder den<br />
Ehrenplatz im Kleiderschranik ein. N'öch hängt an<br />
ihnen kein Duft von durchtanzten, von Freude erfüllten<br />
Lichtnächten; ihre Saison beginnt erst, wenn<br />
das letzte vermoderte Laub am Boden fault und<br />
das kurze licht des Tages schon früh, im Nebel<br />
erstickt.<br />
Zu den frühesten in der neuen Festsaison gehören<br />
bereits eingewurzelter Gewohnheit gemäss in<br />
automobi]istisch-.gesellschaftlichen Kreisen die Sektion<br />
Waldstätte des T. G. S. Mitte November hissen<br />
sie die Fahne zur Jahresfeier, wie auch wieder letzten<br />
Samstag, als zum fünften Clubabend geladen<br />
wurde. Erfahrungsgemäss wuchs von Jahr zu Jahr<br />
die Grosse des Anlasses, so dass die Feier diesmal<br />
in das über einen grossen, schönen Saal verfügende<br />
Hotel «Monopol» verlegt wurde. Aber o weh — mit<br />
der Höhe der Erwartungen stieg auch die Zahl der<br />
Besucher. Brechend voll starrte der Saal, und manche<br />
Festfreudigen suchten vergeblich nach einem<br />
kleinen Plätzchen Sitzgelegenheit.<br />
So herrschte schon zu Beginn echte, frohe Feststimmung,<br />
wie man sie bei der Sektion Waldstätte<br />
nun einmal gewohnt ist. Der Blick glitt über diskretes<br />
Schwarz der Herren, spielende Farben der<br />
Damentoiletten. Herr Helmlin, der allzeit bereite<br />
und liebenswürdige Präsident der Sektion,<br />
durfte in seiner kurzen Eröffnungsansprache wohl<br />
seiner Genugtuung über den ganz ausserordentlichen<br />
Besuch Ausdruck geben. In sympathischen Worten<br />
begrüsste er die zum frohen Fest Gekommenen, besonders<br />
auch die Vertreter der Setionen Zürich und<br />
Solothurn des T. G. S., der Sektion Luzern des A.<br />
C.S., des Chauffeur-Clubs und des Polizeimännerchors<br />
Luzern — aha, solche, Sympathien sind nicht<br />
zu verachten! — sowie die Presse. Man erfuhr<br />
auch mit Bedauern von der Abwesenheit des Sekretärs<br />
Herrn Dr. Zeiger, den höhere Sektionspflichten<br />
nach Glarus gerufen hatten. Das vortreffliche Vergnügungskomitee<br />
(spiritus rector: Herr H. Zimmermann)<br />
wurde von Hrn. Helmlin zu seinem Programm<br />
beglückwünscht. Die straffe Ordnung dieser obersten<br />
«Instanz» des Abends zeigte sich sofort wohltuend;<br />
dies konstatierte auch der Präsident, der nach zehn<br />
Minuten Rede, die ihm zugestanden wurden, wohl<br />
oder übel alles gesagt haben musste. Noch ist eines<br />
aus den einleitenden Worten hervorzuheben: Die<br />
Entwicklung der Sektion ging vergangenes Jahr<br />
sehr erfreulich weiter. Bekanntlich verfügt jetzt die<br />
Sektion auch über ein prächtiges Sekretariat. Alle<br />
Jahresveranstaltungen waren sehr gut besucht.<br />
Manche von der Muse Geküssten stellten ihr Können<br />
im Laufe des Abends in den Dienst der edlen<br />
Sache. Der bekannte «Autogeisterspuker und Hexenmeister»<br />
Marfini aus Luzern demonstrierte in<br />
zwei Teilen vor dem staunenden Publikum seine<br />
unglaubliche Fingerfertigkeit und Wendigkeit, mit<br />
der er, ohne dass man den geringsten Argwohn<br />
hegte, bestimmte Zwanzigfrankenstücke in Zitronen<br />
oder Zigaretten hinein zauberte, sich aus Fesseln<br />
wand, Uhren hinter Tücher praktizierte und was<br />
dergleichen Dinge mehr sind, die dem Publikum<br />
Rätsel über Rätsel aufgaben. Schliesslich fürchtete<br />
man — wie der Berichterstatter, der neben den<br />
Zau'bermeister zu sitzen kam — wahrhaft, der teuer<br />
erkämpfte Stuhl oder die Bratwurst im Teller könnten<br />
auch noch den Hokuspokus-Befehlen des gefährlichen<br />
Mannes folgen . . Das Luzerner Sänger-<br />
Kleeblatt trat zu verschiedenen Malen auf die<br />
Bühne und sang seine reizenden, mit Dank entgegengenommenen<br />
Liedchen von Maienträumen, von<br />
Herz und Liebe. Auch die Tanzkunst kam im Programm<br />
gebührend zu Worte. Das Ballet der Tanz^<br />
schule «Mandrino» stellte zuerst zwei reizende, blutjunge<br />
Mädchen vor, die einen von zarter Innigkeit<br />
äex Bewegung erfüllten Hampelmanntanz vorführten,<br />
dann folgte eine temperamentvolle Solodarbietung<br />
«Tango», und schliesslich stockerte ein «American<br />
Girl» lächelnd und kopfwerfend in groteskem<br />
Gewand über die Bühne.<br />
In dem kleinen Schwank «De Neuseeländer« sicherte<br />
sich das Ünterhaltungskomitee wieder ein<br />
erfolgsicheres Stück, das um seine Lacher nicht besorgt<br />
sein musste. Die Liebe und der Schweinehandel<br />
kamen nach altbewährten Schwankmustern<br />
in unheilvollstes Durcheinander, so dass sich die<br />
unheilvollen Situationen, die von wahren Lachstürmen<br />
begleitet waren, ständig in grösserer Komik<br />
folgten, bis schliesslich sich alles in Minne auflöste,<br />
zum Ergötzen der Spieler und des vergnügten<br />
Publikums.<br />
Der prächtige Cotillon, ein Elfenreigen für 30<br />
Damen und 30 Herren, leitete dann zu dem zweiten<br />
Teil des Abends über, dessen Oberleitung die vortreffliche<br />
Kapelle «The Famous Band» in die Hand<br />
nahm. Nun war es den Waldstättern an den Tischen<br />
zu eng geworden, und jung und alt schwang<br />
sich sowohl zum Ländler wie zum Tango in einer<br />
gutgeeigneten Vorhalle des Hotels, wohin man sich<br />
notgedrungen infolge des Massenandranges verziehen<br />
musste. Zwischen die einzelnen Tanzdarbietungen<br />
streuten die Sänger immer wieder ein paar<br />
Gaben; auch Marfini zeigte zur grenzenlosen Verblüffung,<br />
wie man einem Herrn die Weste auszieht,<br />
ohne dass der Rock abgelegt werden muss... Bis<br />
in die früheren Morgenstunden hinein schmetterte<br />
und paukte das Orchester wacker drauflos: die<br />
WaldstätteT Hessen nicht locker und bewiesen ihre<br />
heldenhafte Abstammung. Als sich die berühmte<br />
Müdigkeit über die Tische breitete und da und dort<br />
ein schlaferfülltes Gesicht vergeblichen Kampf führte,<br />
verabschiedete man sich wieder für ein Jahr von<br />
den liebenswürdigen Mitgliedern der Sektion Waldstätte,<br />
die auch dieses Jahr wiederum auf eine gediegene<br />
Jahresfeier zurückblicken dürfen. Man wird<br />
gerne wiederkommen !<br />
Trotzdem der Sonntag mit einem nebligen, verregneten<br />
Novembertag aufwartete, der nicht sonderlich<br />
zu einer Wald- und Wiesenfahrt einlud, fanden<br />
sich ausserordentlich viele Mitglieder zum Katerbummel<br />
nach dem « Hirschen > in Hochdorf ein,<br />
wo die Stimmung noch einmal hoch anschwoll und<br />
sich männiglich bis in die späteren Abendstunden<br />
hinein im Kreise drehte. Herr Präsident Helmlin<br />
begrüsste nochmals mit kurzen Worten die vielen<br />
Anwesenden; nach ihm sprach auch der Stadtpräsident<br />
von Hochdorf, Herr Villiger, der schon am<br />
Unterhaltungsabend zu später Stunde noch seine<br />
Sympathien für das Automobil und den T. C. S. in<br />
temperamentvollen Worten kundgetan hatte. Hochdorf<br />
glich einem wahren Heerlager, so stauten sich<br />
überall die Wagen der T.CS.ler. So hat denn der<br />
Rutsch in die Festsaison mit einem glücklichen<br />
Start den Anfang genommen 1<br />
bo.<br />
Autosektion St. GaJIen-Appenzell.<br />
Jahresfeier. Wir möchten nicht unterlassen,<br />
nochmals auf die nächsten Samstag, den 21. November<br />
a. c, abends 8 Uhr. in Uhler Konzerthallen<br />
St. Gallen stattfindende Jahresfeier<br />
unserer Sektion hinzuweisen. Wer sich noch keine<br />
Plätze belegt hat. beeile sich! Vorverkauf bei Herrn<br />
H. Burk, Cigares, Unionplatz, St. Gallen.<br />
Denjenigen Mitgliedern, welche von auswärts<br />
per Auto kommen sei mitgeteilt, dass der Autopark<br />
vor dem Uhler die ganze Nacht bewacht wird. Alle<br />
T.CS.ler nächsten Samstag im Uhler!<br />
(•Weitere T.C.S.-NachricMen Seite 11.)<br />
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gegen 30.000 km Fahrstrecke, bei ununterbrochener<br />
Höchstleistung, zurück. Die Bereifungen sind noch<br />
für mehrere tausend Kilometer als fahrtüchtig bezeichnet.<br />
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A.CS.<br />
SEKTION BERN. Tanzabend. Die Sektion Bern<br />
des A. G. S. veranstaltet am 21. November <strong>1931</strong>,<br />
21 Uhr 30, im Burgerratssaal des Kasinos ihren<br />
traditionnellen Tanzabend. Die Tanzlustigen werden<br />
dieses Jahr durch die Rhythmen der «Teddys»<br />
angefeuert werden. Der Ruf, der dieser Kapelle<br />
vorangeht, wird allein schon für zahlreichen Aufmarsch<br />
der Mitglieder sorgen. Um Mitternacht<br />
wird wiederum ein exquisites Souper serviert. Infolge<br />
der beschränkten Platzverhältnisse kann der<br />
Vorstand nur für die im Vorverkauf bis Donnerstagabend<br />
bestellten numerierten Tischplätze Gewähr<br />
leisten. Der genaue Tischplan liegt bei der Berner<br />
Handelsbank auf. Eintrittskarten, inklusive Mitternachts-Souper,<br />
Fr. 7.50. Soweit Plätze frei sind,<br />
werden an der Abendkasse noch Karten zu Fr. 9.—<br />
verabreicht. Bewachter Autopark an der Kesslergasse.<br />
SEKTION ZÜRICH. Generalversammlung und<br />
Martinimahl. Man ist es eich gewohnt, dass die<br />
Wintergeneralversammlung der Zürcher. Sektion<br />
des A. C. S., durch den Zusammenschluss mit dem<br />
Martinimahl stets ein besonderes «Event» im<br />
Kreise der vielfachen Sektionsveranstaltungen darstellt<br />
Und es ist auch diesmal nicht anders gewesen.<br />
Bereits an der Generalversammlung waren<br />
zirka 200 Personen anwesend, deren Zahl dann<br />
für das Nachtessen auf über 350 anwuchs.<br />
Die unter dem Vorsitz von Herrn Präsident<br />
Heinrich Hürlimann am 12. November stattgefundene<br />
Generalversammlung leistete prompte Arbeit.<br />
Das von einer guten Finanzlage zeugende Budget<br />
wurde nach Kenntnisnahme der erläuternden Erklärungen<br />
des Quästors. Herrn Generaldirektor<br />
Roh. R. Steiger, einstimmig genehmigt, ebenso die<br />
Vorschläge für die Festsetzung des Eintrittsgeldes<br />
(Fr. 25.—), und des Jahresbeitrages (Fr. 40 für<br />
ordentliche und Fr. 10.— für Damen-Mitglieder).<br />
Die Versammlung nahm alsdann die Vorschläge<br />
fÜT die Neuwahl des Zentralkomitees des A. G. S.<br />
vor. Leider konnte sich Herr Heinrich Hürlimann<br />
nicht mehr dazu verstehen, eine eventuelle Wiederwahl<br />
vorzunehmen. Nachdem seine dem A. G. S.<br />
geleisteten Dienste aufs beste verdankt worden<br />
waren, beschloss die Versammlung, der Delegiertenversammlung<br />
des A. C. S. vom 6. Dezember in<br />
Langenthai die Herren Nationalrat Dr. Stadler und<br />
Kantonsrat M. iGassmann-Hanimann als Kandidaten<br />
der Sektion Zürich des A. G. S. in Vorschlag<br />
zu bringen.<br />
Ueber die Anträge der Sektion ta. Händen letzterer<br />
Versammlung referierte Herr Dr. Stadler. Museum, München, den Nagel auf den Kopf getrof-<br />
hatte, bezeugte der starke Applaus. Stockers<br />
Der Vorstand wurde ermächtigt, sich für diefen<br />
Berücksichtigung der drei Anträge duTch die Delegiertenversammlung<br />
(Herabsetzung des Anteils der schen hinein bot das Jodeldoppeltruartett des F. C.<br />
Bauernmusik funktionierte als Tafelmusik, dazwi-<br />
Zentralverwaltung am Jahresbeitrag auf min-Züricdestens 10 Franken. Aufhebung des Ver-<br />
übrige war vergnügte Stimmung bester Art. Das<br />
einige seiner prächtigen Liedervorträge, das<br />
sicherungsvertrages für Triptykversicherung undMartinimahl <strong>1931</strong> darf so einen starken ETfolgf buchen.<br />
Dank gebührt den Mitgliedern der Vergnü-<br />
Einführung der Selbstversicherung für diesen<br />
Zweck, Loslösung der Interessenahme an gungskotnmission und den übrigen Herren für ihre<br />
deT Schweiz. Strassennumerierungsgesellschaft) einzusetzen,<br />
wobei Herr Dr. Bircher den Vorstand lich gezeigt, wie sehr man im A. C. S. Zürich das<br />
erfolgreichen Bemühungen; der Anlass hat deut-<br />
dazu beglückwünschte, in diesen drei Punkten die Clubleben und die Geselligkeit auf beste Weise zu<br />
fördern vermag. S.<br />
Initiative ergriffen zu haben. Während die beiden<br />
erstem Anträge im besondern finanziellen<br />
Interesse des A. C. S. und seiner Sektionen liegen,<br />
erhält der dritte Antrag seine Begründung dadurch,<br />
dass das die meisten Kantone die Strassensignalisierung<br />
nun selbst an die Hand genommen haben<br />
und die Sektion Zürich grundsätzlich gegen jede<br />
Reklame an Orientierungstafeln ist.<br />
Mit Beifall aufgenommen wurde der Antrag<br />
des Vorstandes, die ausser den Ehrenmitgliedern<br />
noch lebenden vier Gründungsmitglieder der Sektion,<br />
die Herren P. Landis, Nabholz von Grabow,<br />
R. Sutz und E. Vetterli zu Freimitgliedern der Sektion<br />
zu ernennen.<br />
Ueber die Stellungnahme des Vorstandes zu den<br />
Nartionalratswahlen <strong>1931</strong> orientierte eine Erklärung<br />
des Präsidenten Herrn Heinrich Hürlimann. Durch<br />
die ungenügende Vertretung der berechtigten Ansprüche<br />
der Automobilisten bei der Beratung der<br />
eidgenössischen Gesetzesvorlage waren die zürcherischen<br />
Automobilistenverbände gezwungen, sich<br />
für die Wahl ihrer Vertrauensleute zu wehren. Die<br />
Aktion hatte denn auch den schönen Erfolg, dass<br />
speziell Herr Dr. Stadler, Vizepräsident des A. C. S.,<br />
mit hoher Stimmenzahl gewählt wurde. Dabei bedauerte<br />
es der Vorstand sehr, dass durch die Aufstellung<br />
einer viel zu grossen Zahl kumulierter<br />
Kandidaten der betreffenden Partei den zürcherischen<br />
Automobilistenverbänden die Möglichkeit<br />
genommen war, dem bewährten Verfechter ihrer<br />
Interessen im kantonalen und städtischen Parlament,<br />
Herrn Kantonsrat M. Gassmann, zur Wahl<br />
zu verhelfen. Die Generalversammlung billigte<br />
diese Stellungnahme des Vorstandes einstimmig<br />
und mit Aklamation, wobei der seiner Zeit in der<br />
« Neuen Zürcher. <strong>Zeitung</strong> > erfolgte Angriff gegen<br />
die Aktion der Automobilistenverbände scharfe<br />
Ablehnung erfuhr.<br />
Herr Hasler, Präsident der Gruppe Zürich der<br />
ASPA, wies auf die Bedeutung für die Ersatzzah]<br />
des zurückgetretenen Präsidenten der Schweiz.<br />
Strassenverkehrsliga hin. Da die gegenwärtige Fas<br />
sung des eidg. Automobilgesetzes in verschiedenen<br />
Punkten für die Automobilisten unannehmbar ist.<br />
harrt der Verkehrsliga noch eine sehr bedeutsami<br />
Arbeit. Die politischen Parteien sollen ferner an<br />
gehalten werden, sich in vermehrtem Masse für dii<br />
verschiedenen Postulate der Verkehrsinteressenten<br />
einzusetzen und sich im Gegensatz zu ihrer bisherigen<br />
Einstellung intensiver mit Verkehrsfragen<br />
zu beschäftigen, ansonst schliesslich die Automobilisten<br />
gezwungen werden, zur Schaffung einer Verkehrsinteressentenpartei<br />
zu schreiten.<br />
Nach dieser von einem sehr guten Initiativgeist<br />
in der Sektion zeugenden geschäftlichen Teil,<br />
fand man sich zum traditionellen Martinimahl, das<br />
einen ausgezeichneten Verlauf nahm. Herr Prä<br />
sident Hürlimann hatte das Vergnügen, nicht nur<br />
den Zentralpräsidenten des A. C. S. und zwei Vizepräsidenten<br />
•willkommen heissen zu können, sondern<br />
auch verschiedene Sektionspräsidenten und<br />
Vertreter, sowie Delegierte befreundeter Verbände<br />
und — last but not least — Herrn Regierungsra<br />
Dr. Streuli. Herr Dr. Mende überbrachte die<br />
Grüsse des Zentralvorstandes und nachdem noch<br />
die glücklichen Sieger am Mitglieder-Wettbewerb<br />
1930/31 ihre schönen Zinnkannen und Becher entgegennehmen<br />
konnten, setzte unter der Leitung von<br />
Herrn A. Schnider der gemütliche Teil ein.<br />
Die Vergnügungskommission hatte ein amüsantes<br />
Programm vorbereitet. Martini wartete mi<br />
seinen hervorragenden Zauberkunststücken auf,<br />
eine A. C. S.-Post brachte verschiedenen Mitgliedern,<br />
ja selbst dem in Zürich stets gern gesehenen<br />
Zentralpräsidenten überraschende, lustige Briefe<br />
und Geschenke. Eine vorzüglich aufgemachte<br />
Schnitzelbank, wozu die Herren W. WebeT und W.<br />
Badertscher die Verse und Herr Kunstmaler Schnider<br />
rassig gezeichnete Bilder beigesteuert hatten.<br />
nahm das eine oder andere Mitglied und Sektionsereignis<br />
aufs Korn. Und dann kam der Clou, das<br />
Zürcher Raritätenkabinett <strong>1931</strong>, das. von Mitgliedern<br />
aufgezogen, seine Feuerprobe wohl aufs beste<br />
bestanden haben dürfte. Moritaten aus dem Reben<br />
des A. G. S., aus zürcherischen und eidgenössischen<br />
Gauen, wurden in zahlreichen Bildern treffend<br />
verulkt, wozu als Auszug aus einer alten<br />
Zürcher Chronik jeweils der nötige Begleittext beigeben<br />
wurde. Dass man speziell mit den letzten<br />
Bildern, der Vorführung der neuesten Modelle eineT<br />
modernen Automobilausstellung. Genre Deutsches<br />
Aus da<br />
L«<br />
Die Autostrassen im Kanton Bern. Aus dem<br />
bernischen Mittelland erhalten wir die nachstehende<br />
Einsendung:<br />
«Es ist eine angenehme Tatsache konstatieren<br />
zu können, dass im letzten Jahrfünft die bernischen<br />
Auto-H a u p t-Strassen viel verbessert<br />
worden sind. Es scheint uns daher, dass es jetzt<br />
an der Zeit wäre, sich auch der Strassen zweiten<br />
Ranges etwas mehr anzunehmen. So liegen z. B.<br />
die Verhältnisse an der Strasse Huttwil, Dürrenroth,<br />
Häuserenmoos, Weier ganz im Argen. Löcher,<br />
die, wenn es gut geht, von einigen Wegknechten<br />
mit < Grien» gefüllt werden, trifft dort<br />
der Autofahrer an. Die ganze, zirka 12 km lange<br />
Strasse von Huttwyl bis Weier—Affoltern, ist für<br />
jeden Autofahrer eine richtige «Fahrhölle». Wie<br />
wäre es, wenn diese Strecke von den kantonalen<br />
Instanzen einmal selber befahren würden. Es<br />
scheint uns doch, von den vielen Millionen, die<br />
dem Kanton Bern aus dem Benzinzollv i e r t e 1<br />
— schade allerdings, dass es nicht eine Benzinzollh<br />
ä 1 f t e, oder noch mehr ist — und den<br />
Automobilsteuern zufallen, sollte nächstes Jahr<br />
auch etwas Erkleckliches für die fragliche Strasse<br />
Huttwil, Weier, Sumiswald. verwendet werden,<br />
dies um so mehr, als jene Strassenstrecke dieses<br />
Jahr die einzige Verbindung war nach<br />
dem Kanton Luzern.<br />
Wir hoffen, dass es nur dieser Andeutungen<br />
bedarf, um unseren, so fortschrittlich gesinnten<br />
Bauten-Direktor zu bewegen, sich auch der<br />
Strassen zweiten Ranges etwas mehr<br />
als bis anhin anzunehmen; des Dankes aller<br />
Autofahrer wäre er im voraus versichert. Y<br />
DURCH Ihr geschmackvolles, reichverziertes Gehäuse und die Präzision<br />
ihres Werkes, empfiehlt sich die ZENITH Neuenburger, bzw. Sumiswälder-Pendule<br />
jedem Kenner zur SchmOckung von eleganten Wohnräumen,<br />
dank der vornehmen Linien der Gehäuse, deren Grössenverhältnisse<br />
und Proportionen den besten Formen der schon vor mehr als hundert<br />
Jahren hergestellten Modelle angepasst und entnommen wurden. Sie<br />
findet Verwendung mit Konsole als dekorative Wanduhr, ohne Konsole<br />
dient sie als Steh- oder Tischuhr.<br />
Die Gehäuse dieser Neuenburger Pendulen sind aus ausgewähltem Holz<br />
verfertigt und werden auch in fourniertem Maserholz ohne Blumenverzierung<br />
hergestellt. Die Grundfarben der Gehäuse können jeder Tapete<br />
oder Wandbespannung angepasst werden. Die Bemalung ist auf Jedem<br />
Exemplar einzeln von Hand ausgeführt und entspricht in jeder Beziehung<br />
den, von Kennern so sehr geschätzten alten Modelten. Die Vergoldungen<br />
sind aus echtem Blattgold hergestellt und unoxydierbar. Die Gehäuse<br />
können auch mit einem Xusserst haltbaren sogen. „Martinslack" überzogen<br />
werden, welcher die Blumendekoration ganz erheblich reicher<br />
wirken lässt.<br />
Das technisch vollkommene Werk Ist das Resultat tangjähriger Erfahrung<br />
und es wurde speziell bei der Herstellung des Präzisions-Räderwerkes die<br />
peinlichste Sorgfalt verwendet. Die 8 Tage Werke der kleinen und mittleren<br />
Modelle sind mit Schlagwerk für Stund- und Halbstund auf hell tönenden<br />
Glocken, wie In den alten Modellen, ausgerüstet, die grossen Modelte<br />
können mit 15 Tage-Werk, mit Stund- und Halbstundschlagwerk oder<br />
mit 8 Tage-Werk mit Stund- und Dreiviertelschlagwerk auf Glocken geliefert<br />
werden. Auf besondere Bestellung werden die letzteren Werke ebenfalls<br />
mit Schlagwerk auf Gongstäben und auch mit Vierviertelschlagwerk<br />
und mit Stundenwiederholung oder mit Weckerwerk versehen geliefert.<br />
Die Schlagwerke der ZENITH-Pendulen sind dank einer besonderen<br />
technischen Einrichtung unverstellbar.<br />
Die Genauigkeit des Ganges der ZENITH-Pendulen entspricht den<br />
höchsten Anforderungen der Neuzeit. Die angewandte patentierte ZE-<br />
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Vollkommenheit der ZENITH-Pendulen entspricht. Die Federn können<br />
sehr leicht ersetzt werden, ohne Zerlegen des Werkes. Die Regulierung de«<br />
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BERN. 17. November <strong>1931</strong> BERN. 17. November <strong>1931</strong><br />
T«-«3»<br />
Not<br />
Der neue Geländewagen in der Draufsicht.<br />
Ein interessanter neuer Geländewagen. Die<br />
Austro-Daimler-Puchwerke A.-Q. stellte an<br />
der Londoner Lastwagenschau ein Geländechassis<br />
aus, das seiner Originalität halber<br />
hier kurz beschrieben werden soll. Anstatt<br />
eines Rahmens weist das Fahrzeug das<br />
Rohrchassis auf, wie es auch bei Personenwagen<br />
der gleichen Marke angewandt wird.<br />
Dieses Rohrchassis ruht hinten mittels eines<br />
Querträgers auf parallel zur Fahrtrichtung<br />
angeordneten Blattfedern, die sich wiederum<br />
auf je zwei Schwingachsen abstützen. Der<br />
Antrieb der vier schwingenden Halbachsen<br />
erfolgt vom Motor aus über ein siebengängiges<br />
Getriebe, zwei lange Kardanwellen und<br />
zwei kurze Verbindungskardanwellen. Jedes<br />
der vier Treibräder hat eine vertikale Bewegungsfreiheit<br />
von ca. 20 cm. Beim Durchschwingen<br />
der Räder und der Halbachsen<br />
werden die Kardanwellen nicht mit'bewegt<br />
Vorn ist der Rahmen auf einer normalen Vorderachse<br />
unter Vermittlung von Halbelliptikfedern<br />
abgestützt. Ungewöhnlich ist jedoch<br />
die Ausnützung der Reserveräder. Diese sind<br />
derart beidseitig der Motorhaube befestigt,<br />
dass sie bei einer eventuellen Bodenberührung,<br />
wie sie bei Geländefahrten auftreten<br />
kann, als Tragräder dienen.<br />
Der Motor entwickelt bei 2000 Touren 60<br />
PS und erlaubt mit den vorgesehenen Uebersetzungsstufen<br />
Geschwindigkeiten von 3—65<br />
Stundenkilometer. Besondere Erwähnung<br />
verdient noch, dass mit Rücksicht auf gelegentliche<br />
starke Schieflagen des Fahrzeuges<br />
der Motor mit Trockensumpfschmierung arbeitet.<br />
Als Oelbehälter dient nicht mehr das<br />
Kurbelgehäuse des Motors, sondern ein besonders<br />
im Spritzbrett montiertes Reservoir.<br />
Aussergewöhnlich ist ferner die Ausnützung<br />
des Motorschwungrades als Schwingungsdämpfer.<br />
Das Schwungrad wurde dazu auf<br />
der Kurbelwelle nicht mehr starr aufgekeilt,<br />
sondern nur mit starker Reibung aufgesetzt.<br />
Das Automobil auf Schienen. Wie uns mitgeteilt<br />
wird, soll in absehbarer Zeit ein<br />
Schienenautomobil schweizerischer Herkunft<br />
dem Verkehr übergeben werden.<br />
Dieses Leichtfahrzeug, wie es im beistehenden<br />
Bild ersichtlich ist, ist als drei- und<br />
vierachsiger Einheitstyp für Normal und<br />
Schmalspur sowie für Bergbahnen konstruiert.<br />
Es ist für den Zubringerdienst der grossen<br />
Verkehrszentren bestimmt und wird auch<br />
bei massigster Verkehrsfrequenz als Eirreeloder<br />
Extrawagen seine Zweckmässigkeit und<br />
Wirtschaftlichkeit bewahren.<br />
Durch die Verwendung zweier Motoren<br />
werden Betriebsstörungen während der<br />
Fahrt vermieden, da jederzeit der eine Motor<br />
ausgeschaltet werden kann, was auch zur<br />
Einsiparung von Betriebsstoff während normaler<br />
Fahrt beitragen wird. Für ausgesprochene<br />
Bergbahnen ist Zahnstangenantrieb<br />
vorgesehen.<br />
Achtuncj. Giftgas!<br />
Immer und immer wieder haben wir auf<br />
die grosse Lebensgefahr hingewiesen, die<br />
ein Laufenlassen des Motors in einer geschlossenen<br />
Garage für einen Automobilisten<br />
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bedeutet. Auch durch die Tagespresse wurde<br />
auf diese Giftgasgefahr aufmerksam gemacht.<br />
Trotz allem treten aber häufig<br />
noch Fälle von Kohlenoxyd-Vergiftungen auf.<br />
Besonders das Eintreten der kalten Jahreszeit<br />
hat erfahrungsgemäss unausbleiblich lich.<br />
Todesfälle durch Gasvergiftungen im Gefolge.<br />
Kürzlich war in Graubünden wiederum<br />
Ueber die Schädigungen, die im Organis-<br />
ein Todesopfer zu beklagen.<br />
«Der einzige Sohn eines Bäckermeisters<br />
sollte in St. Moritz mit dem Auto eine Ausfahrt<br />
besorgen. Er ging in die Garftge seines Vaters.<br />
machte sich dort bei geschlossener Türe des Lokals<br />
am Auto zu schaffen, wobei er offenbar auch<br />
Gas gab. Da er längere Zeit nicht erschien, sah<br />
der Vater nach und fand ihn regungslos neben<br />
dem Motor liegen. Wiederbelebungsversuche blieben<br />
erfolglos. Eine schwere Gasvergiftung hatte<br />
dem hoffnungsvollen Leben des jungen Mannes<br />
ein jähes Ende bereitet»<br />
Man kann immer wieder beobachten, dass<br />
sich selbst Personen, die häufig mit Motorfahrzeugen<br />
zu tun haben, einen noch viel zu<br />
schwachen Begriff von der heimtückischen<br />
Wirkung des mit dem Auspuff entweichenden<br />
Kohlenoxydes machen. Vielfach ist die<br />
Ansicht verbreitet, dass sich die eintretende<br />
Gefahr schon irgendwie bemerkbar machen<br />
werde und dass dann immer noch Zeit zu<br />
ihrer Abwendung vorhanden sei. Gerade<br />
hierin liegt aber ein verhängnisvoller Irrtum.<br />
Das tödliche Kohlenoxyd ist an sich vollständig<br />
geruchlos. Bemerkt das Opfer einer<br />
Gasvergiftung eine sich einstellende Benommenheit,<br />
so ist es auch vielfach schon rettungslos<br />
verloren. Die Benommenheit und<br />
das Schwindelgefühl gehen schlagartig rasch<br />
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Grundriss und Seitenansicht des schweizerischen Schienenautomotbils.<br />
ETERNIT A. G.<br />
NIEDERURNEN 10<br />
in Bewusstlosigkeit über; eine Wiederbelebung<br />
ist dann oft auch durch lange Anwendung<br />
künstlicher Atmung nicht mehr mög-<br />
mus auftreten, wenn Kohlenmonoxyd eingeatmet<br />
wird, hat kürzlch das amerikanische<br />
öffentliche Gesundheitsamt Studien angestellt.<br />
Man hat unter dem Mikroskop die Lungen<br />
von vier Hunden untersucht, die durch<br />
Einatmen geringer Mengen Kohlenmonoxyd<br />
im Verlauf von weniger als einer halben<br />
Stunde getötet worden waren. Es ergab sich,<br />
dass die Nervenzellen der lebenswichtigen<br />
Gehirnteile fast vollkommen zerstört waren.<br />
Einige dieser Zellen waren geborsten und<br />
teilweise in breiig-flüssigen Zustand übergegangen;<br />
andere wieder waren eingeschrumpft<br />
und verändert, als ob sie gekocht worden<br />
wären. Die Blutgefässe in den vergifteten<br />
Gehirnteilen erwiesen sich als angeschwollen<br />
und mit geronnenen roten Blutkörperchen<br />
überfüllt, so als ob sich der Körper bemüht<br />
hätte, durch Anhäufung von lebenerhaltendem<br />
Sauerstoff die beschädigten und bedrängten<br />
Gehirnteile zu erhalten, bevor das<br />
Zerstörungswerk des todbringenden Giftes<br />
noch weitere Fortschritte machte. Die Wirkungen<br />
des Giftes zeigten sich besonders in<br />
jenen Teilen, die für die Lebenserhaltung gerade<br />
die wichtigsten sind. So zum Beispiel<br />
die Gedankenzentren des oberen Teiles im<br />
Gehirn und die noch wichtigeren Teile im<br />
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Lebensäusserungen, wie Herztätigkeit oder<br />
Zusammenziehung der Schlagadern, ihre<br />
Kontrolle erhalten.<br />
Schon ganz leichte Fälle von Kohlenoxyd-<br />
Vergiftungen, die sich nur in Kopfschmerzen<br />
aussein und vielfach als Kleinigkeit beurteilt<br />
werden, können im Qrunde genommen recht<br />
schwer© Schädigungen des Körpers darstellen.<br />
£s handelt sich nler zu mindest um<br />
eine teilweise Zerstörung der roten Blutkörper<br />
und eine entsprechende Verminderung<br />
'der Eigenschaften der Lunge zur Aufnahme<br />
von Sauerstoff. Personen, die derart teilweise<br />
vergiftet sind, zeigen ein blasses bis gelbliches<br />
Aussehen und sind in der Arbeitskraft<br />
stark geschädigt. Bei Garage-Arbeitern sind<br />
solche Symptome nicht selten anzutreffen.<br />
Da aber gerade Mechaniker und anderes Ga-<br />
Tagepersonal häufig aus einem gewissen<br />
Kraftmeiertum heraus über die Gasvergiftungsgefahr<br />
lächeln zu können glauben, kann<br />
die Aufklärung gar nicht weit genug getrieben<br />
werden. Sie hat erst dann ihr Ziel er-<br />
•reicht, wenn sich alle Beteiligten der Gefahr<br />
vollkommen bewusst sind und Unfälle überhaupt<br />
nicht mehr auftreten. m.<br />
Garagleren am laufenden Band. Der sogenannte<br />
Parkturm, eine Garage, in der die<br />
Wagen vertikal übereinander anstatt nebeneinander<br />
untergebracht werden, ist in Amerika<br />
schon seit Jahren bekannt. Während<br />
er aber bis jetzt mehr als ein Kuriosum betrachtet<br />
wurde, scheint er nun in der letzten<br />
Zeit zu steigender praktischer Bedeutung zu<br />
gelangen.<br />
Die Wagen werden in einer Art von Käfigen<br />
befördert, die wie die Schaufeln einer<br />
Baggerkette aneinandergereiht sind. Diese<br />
endlose Kette mit den Wagenbehältern führt<br />
oben und unten über grosse Rollen, wie man<br />
dies in analoger Weise etwa an einem Ziegelaufzug<br />
auf jedem Bauplatz sehen kann.<br />
Alles, was der Fahrer braucht, um seinen<br />
Wagen aus dem Parkturm — wenn man so<br />
sagen will — herauszubekommen, ist ein<br />
Schlüssel.<br />
Jede Fördermaschineneinheit besteht also<br />
aus einer endlosen Kette mit den darangehängten<br />
Plattformen für je einen Wagen.<br />
Naturgemäss können ohne jede weitere<br />
Schwierigkeiten nebeneinander auch mehrere<br />
solcher Aufzüge angeordnet werden. Ein Aufzug,<br />
der zwei Dutzend Wagen beherbergt,<br />
braucht nur 16 zu 24 Fuss (5 zu 8 m) Grundfläche;<br />
er ist aber 100 Fuss (etwa 30 m)<br />
hoch, so dass man also wohl von einem Parkturm<br />
sprechen kann. .<br />
Die Fördermaschine arbeitet vollkommen<br />
automatisch. Man bringt sie in Gang wie<br />
etwa einen Wägeautomaten; entweder durch<br />
Münzeneinwurf, durch Druckkontakt oder mittelst<br />
eines Schlüssels. Jeder Wagen bleibt in<br />
seinem Behältnis, bis er wieder vom Besitzer<br />
geholt wird. Will man seinen Wagen aus der<br />
«luftigen Höhe» herunterholen, so sucht sich<br />
die Maschine selbst den kürzesten Weg, und<br />
gleich steht der gewünschte Wagen, der mit<br />
einer Geschwindigkeit von 100 Fuss (30 m)<br />
pro Minute «aus den Wolken» gekommen ist,<br />
vor dem Besitzer. Man kann also rechnen,<br />
dass man seinen Wagen innerhalb von etwa<br />
einer Minute aus der Box zurück hat.<br />
Schnitte durch einen ausgeführten Garageturm.<br />
Beim «Schlüsselsystem» erhält jeder Teilhaber<br />
einen Schlüssel für seine Wagenbox.<br />
Mit diesem Schlüssel löst er an einem Tableau,<br />
das für sämtliche Teilhaber die entsprechenden<br />
Schlösser trägt, die Aufzugbewegung<br />
aus, und der Wagen kommt automatisch<br />
zum Strassenniveau herab. Das erwähnte<br />
Schlüsseltableau befindet sich ausserhalb<br />
des Schachtes, beim Tor. Derselbe<br />
Schlüssel sperrt auch die Abschlusstür der<br />
Garage, richtiger der Fördermaschine, und<br />
wenn der Schlüssel abgezogen wird, so<br />
schliessen sich die Tore, und der nächste<br />
Wagenbesitzer kann auf die gleiche Weise<br />
sein Fahrzeug herausholen.<br />
Mit dem Druckknopf verhält es sich ganz<br />
ähnlich; bei allen diesen, übrigens untereinander<br />
verwandten Systemen wurde danach<br />
gestrebt, jedes persönliche Gefahrmoment<br />
auszuschalten. Ausserdem wurde der Lüftung<br />
und natürlich besonders der Feuersgefahr das<br />
grösste Augenmerk zugewendet. Hiezu trägt<br />
auch der Umstand wesentlich bei, dass der<br />
Wagen, sobald er die Schwelle der Turmgarage<br />
überfährt, nicht mehr mit eigener<br />
Kraft sich bewegt, sondern automatisch durch<br />
die Fördermaschine mit ihren Hilfseinrichtungen<br />
bewegt wird.<br />
Zu dem Kapitel Diebstahlschutz ist zu bemerken,<br />
dass niemand anderes mit dem Wagen<br />
zu tun haben kann als der Besitzer. Die<br />
Förderanlage arbeitet ja ganz automatisch.<br />
Da ferner jeder Wagen seine eigene, ständige<br />
«Wohnung» hat, wird vermieden, dass die<br />
Wagen sich untereinander etwa beschädigen,<br />
zusammenstossen, wenn die Fördermaschine<br />
in Betrieb ist, usw.<br />
Wenn auch der Weg zur idealen Lösung<br />
des Garagierungsproblems damit vielleicht<br />
noch weit ist, so kann doch nicht bestritten<br />
werden, dass mit der beschriebenen Einrichtung<br />
der vertikalen Einlagerung durch das<br />
laufende Band viel zur Lösung beigetragen<br />
wurde.<br />
Ted.<br />
«•»<br />
Frage 8128. « Atlantic » - Oel. Kann mir ein<br />
Leser den Lieferanten des Atlantic-Oelüs mitteilen?<br />
D. A. in B.<br />
Frage 8129. Gang springt heraus. Bei meinem<br />
neuen, noch in Garantie laufenden. 8100 km gefahrenen<br />
Wagen, springt bei Bergfahrten der zweite<br />
Gang in den Leerlauf zurück. 4 Gänge. "Was ist<br />
dagegen zu machen? F. J. in G.<br />
Antwort: Da es sich tan einen neueren Wagen<br />
handelt, scheidet Abnützung der Zahnräder als<br />
Ursache für das Herausspringen des Ganges wohl<br />
aus. Möglicherweise ist jedoch die Arretierung der<br />
Sbhaltgabel in der Schaltstellung des zweiten Ganges<br />
lahm oder sonstwie zu wenig angespannt. Diese<br />
Arretierung geschieht gewöhnlich durch eine Kugel<br />
oder einen Keil, die durch eine gespannte Feder<br />
in eine Kerbe der Schaltstange hineingedrückt werden.<br />
Durch stärkeres Spannen der Feder lässt<br />
sich dann die Arretierung verstärken. Vielleicht<br />
ist die Störung aber auch darauf zurückzuführen,<br />
dass infolge einer Montage-Ungenauigkeit die Arretierung<br />
gar nicht einschnappen kann. Beim<br />
versuchsweisen Ein- und Ausschalten der vier Gänge<br />
wäre dann auch ein verschieden starker Widerstand<br />
zu spüren.<br />
Schliesslich ist nicht ausgeschlossen, dass aus<br />
irgend einem Grund die Nuten auf der Getriebewelle,<br />
die zur Mitnahme der verschiebbaren Zahnräder<br />
dienen, an einer Stelle nicht genau achsial<br />
verlaufen, so dass sie dann wie ein sehr steilgängiges<br />
Gewinde wirken und das Zahnrad auf dem<br />
Eingriff heraus drücken.<br />
-s.<br />
Frage 8130. Biegen von Kupferrohr. Wie geht<br />
man am besten vor, um Benzinleituneen aus Kupferrohr<br />
m biegen, ohne dass das Rohr an den geborgenen<br />
Stellen plattgedrückt wird oder bricht?<br />
B. L. in G.<br />
Antwort: Wenn das Kupferrohr um enge«<br />
Kurvenradien gebogen oder zu Spiralen gewunden<br />
werden soll, muss es vor allem zuerst in weichen<br />
Zustand versetzt -werden. Kupfer wird im Gegensatz<br />
zu Stahl weich, wenn man es zuerst erhitzt<br />
und dann plötzlich in kaltem Wasser abkühlt<br />
Damit beim Biegen eine Tegelmässige Krümmung<br />
entsteht und eine Deformation des Querschnittes<br />
vermieden wird, wendet man vorteilhafterweis«<br />
Schablonen an, wie Bie beistehend skizziert sind<br />
Die drei Schablonen links dienen zur Herstellung<br />
von Krümmungen verschiedener Radien, währenc<br />
die Schablonen rechts die Bindung einer Rohrspira:le<br />
gestattet. Möglicherweise zeigt es siel<br />
während des Arbeitsvorganges, dass eine noch<br />
malige Erweichung des Materials notwendig ist<br />
da dieses bei jeder Deformation wieder an Härti<br />
zunimmt.<br />
Sollen ganz enge Krümmungen hergestellt wer<br />
den, so ist eine Deformation des Querschnittes eventuell<br />
nur zu vermeiden, wenn man das Rohr zu<br />
erst mit Sandstramm auffüllt oder mit Kolophonium<br />
oder Blei ausgiesst. Diese Füllstoffe sin<<br />
dann natürlich am Schluss wieder zu entfernen.<br />
Frage 8131. Bremsen mit Schüttelfrost-Anfällen.<br />
Seitdem mein Wagen aus der Revision gekommei<br />
ist, fangen die Vorderradbremsen bei ieder starken<br />
Bremsbetätigung an zu vibrieren und zt<br />
« Schändern », als ob sie von Schüttelfrost befallet<br />
wären. Da bei der Revision die Bremsen neu be<br />
legt wurden, nahm ich zuerst an, dass eventuel<br />
ein Montage-Fehler unterlaufen sei und bracht<br />
den Wagen wieder zur Garage. Nach einer noch<br />
maligen Prüfung suchte man mich dann aber mi<br />
der Auskunft abzuspeisen, dieses Vibrieren de<br />
Bremsen komme häufig nach dem Neubelegen de<br />
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Bern, Dienstag, 17. Nov. <strong>1931</strong> III. Blatt der „Automobil-Revue" No. 94<br />
Abschied<br />
Von Jakob Hantiger.<br />
Noch blick ich Dein blaues Kleid, das kalt<br />
wie der Himmel. Man müsst Geduld haben<br />
wie meine alte Mutter mit ihrem Rosenstrauch.<br />
Wieder seufzt das Herz unter abendlichen<br />
Sternen. Noch wart ich auf einen kleinen,<br />
lieben, dummen Mädchenbrief von Dir.<br />
Er wird bestimmt nicht kommen. So müd und<br />
traurig bin ich wie der kleine Rummelplatz<br />
dieses Städtchens. Nur den schönsten Tango<br />
leiert ein einsames Karussel.<br />
Denkst Du noch an mich? Ich sitz noch<br />
in Deiner Bude. Morgens erst kamen wir<br />
nach Haus. Du kochtest noch Kaffee, hast<br />
meine Lieblingswurst gekauft und Camenbert.<br />
Der Himmel guckt zum Dach herein. Wir<br />
deklamierten gerad Eichendorff statt uns zu<br />
küssen und schwätzten von Chaplin, von<br />
Menschenleid, Träumen, Reisen und unsern<br />
unglücklichen Liebschaften.<br />
Bei Dir, süsser Lausbub, wusste ich erst,<br />
wie schön das Leben hätte sein können. Dem,<br />
den Du liebtest, bist Du ein Paradies! Ich<br />
wundre mich selbst, wie man ohne Dich leben<br />
kann... na ja, man muss es! Es schwand so<br />
manche Sonne hinter Wolken. Es gingen ja<br />
alle Nächte voll Sternen dahin. Verblüht und<br />
;welk und dorr ist die Welt und unser Leben.<br />
Anni... liebes, armes Mädchen _ mit den<br />
grossen Gesten einer Göttin — wirst wohl<br />
auch verirrn, wirst wohl auch nie heimfinden<br />
wie ich, wirst wohl auch immer draussen<br />
stehn bleiben vorm Juwelierladen des<br />
Schicksals, des Glücks in Sehnen und Weh.<br />
Wirst wohl auch keine Kapelle mehr finden,<br />
drin Du beten darfst. Allein bist Du in der<br />
Welt, ganz allein, und wenn Du mal nicht<br />
allein bist, nimmst Du Abschied.<br />
Wir standen vorm Kasperltheater, hockten<br />
fn Varietes, lauschten den Zigeunern. Oder<br />
kitschigen Liedern von Untreu und unglücklicher<br />
Liebe. Aber mit mir sahst Du doch<br />
zum erstenmal «Die Fledermaus». — Weisst<br />
Dn noch den komischen Buckligen mit dem<br />
Zylinder? «Alles verspottet mich, verhöhnt<br />
mich, lacht mich aus!> — sprach er zu der<br />
Kellnerin. Als ob's nicht allen so ging.<br />
Dann fuhren wir so nach Mitternacht auf<br />
'dem Fluss spazieren, und der Wind nahm<br />
Deinen Hut. Du sprichst leis von der boshaften<br />
Freundin, Deinen schlichten, gütigen<br />
Eltern. Und bist begeistert vom geliebten<br />
Brüderlein. Und wie alles Quatsch und alles<br />
egal. Und hast doch das Leben, von dem Du<br />
|a nichts weisst, so lieb, möchtest nach<br />
Afrika. Die schönsten Affenphotos hängen<br />
schon bei Dir.<br />
Wir waren boshaft, wie nur kleine Kinder<br />
sein können. Du hast mir's ja auch nicht<br />
leicht gemacht. Vergiss das nicht, Anni!<br />
Ich habe in Dir meine letzte Jugend, meinen<br />
letzten Sommer, meine letzte Sonne geliebt.<br />
1 Ich weiss, dass Du mein Glück warst. Aber<br />
Du liebst natürlich wieder einen andern. Und<br />
der Idiot... na, — — meine Veilchen und<br />
Vergissmeinnicht liegen längst im Kehrricht.<br />
Aber vielleicht hast Du doch eins in Deinen<br />
Rilke gelegt, den Du liebst. Mir hast Du nie<br />
ein gutes Wort geschenkt! 0, wie allein<br />
tl • JL<br />
Die vorletzte Liebe<br />
der schönen Frau Erzsebet.<br />
Roman von Oskar Sonnlechner.<br />
(Fortsetzung aus dein Hairotblatt.)<br />
Sich in mich einhängend, führte er mich<br />
in sein Heim, und ob ich wollte oder nicht,<br />
zuerst musste ich einen kleinen Imbiss nehmen,<br />
der an Reichhaltigkeit alle drei Hauptmahlzeiten<br />
eines Tages übertraf. Ob ich das<br />
Kastell sehen wolle? Viel sei freilich nicht<br />
daran, aber wenn man seinen lieben Nachbar<br />
als Gast bei sich sehe, dann müsse er doch<br />
wenigstens wissen, wo er sei. Er hatte recht.<br />
Viel zu sehen gab es nicht. Niedrige, finstere,<br />
unfreundliche Räume, freilich ich dürfe nicht<br />
vergessen: 1628 erbaut. Die Einrichtung zusammengewürfelt<br />
aus allen Zeitaltern.<br />
Plumpe, altungarische Bauernmöbel aus<br />
Olims Zeiten, gezierte Biedermeierkonsolen,<br />
daneben vornehme englische Klubfauteuils.<br />
Ziselierte osmanische Dolche und Raucherbässe,<br />
wahrscheinlich Beutestücke aus alter<br />
z-eit, prunkvolle Empireuhren, Qirandolen aus<br />
der Barockzeit neben modernen Nippes. Ein<br />
wirres Durcheinander aller Zeiten und jeden<br />
Geschmackes. Jedes stilgerechte Zusammenpassen<br />
fehlte.<br />
war ich mit Dir. Ganz allein war ich nicht<br />
so allein gewesen.<br />
Und doch hatt ich oft Herzklopfen, als war<br />
ich noch zwanzig Jahr. Warum müssen wir<br />
immer getrennt sein, um zu wissen, was wir<br />
aneinander haben! Freilich, manchmal nähern<br />
uns Abschiede. Vielleicht spielen sie Dir<br />
wieder mal in unserm Kaffee Verdi oder den<br />
alten Gassenhauer. Dann denk daran!<br />
Wie klug Du bist! Mit Dir möcht ich in<br />
den Himmel oder nach Südfrankreich auswandern.<br />
Vielleicht bin ich doch Dein anderes<br />
Herz, Du Oase meines Schicksals... ach<br />
ja, es gibt wohl noch andere Mädchen... ich<br />
werde wieder diesen schönsten Tango hören.<br />
Wer weiss, wo? Ich werde wieder in der<br />
grossen Stadt sein. Am Fluss hängen rote,<br />
grüne, blaue Lampions. Die Musik wird wieder<br />
Strauss spielen. Ich werde meine Heimat<br />
verlassen. Nichts ist bei mir. Vielleicht<br />
blick ich Dich in einem orangnen Auto, vielleicht<br />
am Tennisplatz, vielleicht hörst Du am<br />
Telephon das letzte Lebewohl eines Unbekannten,<br />
ich nehm nichts mit, ich hab keine<br />
Postkarte von Dir, kein drolliges Jahrmarktsphoto.<br />
Ich hab nur Deine Schwermut, Deine<br />
Trauer, meine Erinnerung an Dich — und<br />
es ist genug, dass ein Herz darüber zerbrechen<br />
könnt.<br />
Immer, ach, steh ich allein, draussen, immer<br />
blick ich nur hinein, immer nur ein<br />
Strahl, ein Schimmer. Nie eine Bleibe, eine<br />
Rast, ein heimatlicher Schlaf. Bald spielt mir<br />
die Musik den schönsten Tango. Er wird verklingen<br />
wie Deine Sehnsucht, Dein junges<br />
Leben, Dein müdes Mädchenlächeln — oder<br />
vielleicht grüsst er Dich, Du mein entschwundenes<br />
Glück.<br />
Vielleicht auch schiebst Du bald den Kinderwagen,<br />
und wenn Du Deinem Kindlein ein<br />
Märchen erzählst und ein Lied singst, dann<br />
'meinst Du mich. Freilich, Du hasst ja alles<br />
Bürgerliche. — In meiner kleinen Wohnung<br />
über den Bergen steht ein uralter, geschnitzter<br />
Engel. Er blickt genau so rührend lieb<br />
wie Du. Und wenn ich an Deine wunderdunklen<br />
Kinderaugen denk, dann möcht ich<br />
weinen, dass ich nicht der Dichter geworden<br />
bin, der ich hätte werden mögen. — Du bist<br />
die Nachtigall in Andersens Märchen, Du<br />
erstes und letztes Weihnachtsgeschenk meines<br />
bittren Schicksals! Nie wirst Du wissen,<br />
wie ich Dich gern hab, so wie ich es weiss,<br />
dass alles Unsinn, egal, vorbei, verweht wie<br />
dieser schöne Tango, den ich mir todtraurig<br />
pfeif. Und mir ist bang, weil ich der Tränen<br />
gedenke, die Du nie ausweinen darfst.<br />
Warum schreibst Du nicht: Komm zurück<br />
und beim Heimgehen erschüttert<br />
mich wieder aus einem alten Balkon voll<br />
Lampions: Glücklich ist, wer vergisst... ich<br />
zünde die Kerzen an, kein Brief von Dir ist<br />
da am Anzug noch ein Haar, ein letzter<br />
Duft von Dir... ich pfeif die schönsten<br />
traurigsten Klänge auf unsre entschwundene<br />
Liebe... leb wohl, Anni, adieu... Du mein<br />
verlornes Knabenland, Du Paradies eines<br />
ärmsten Heiligen, Du meine letzte ewige Station<br />
des Harrens, eh der Hafen des Alterns<br />
uns ganz absterben lässt — adieu, Anni, Du<br />
mein letztes Heimweh, Du mein letzter Abschied....<br />
«Nun aber wollen wir gemütlich plaudern.»<br />
In seinem Herrenzimmer drückte er mich<br />
vor einem mächtigen, geradelinigen, englischen<br />
Schreibtisch in einen altmodischen<br />
Lehnstuhl.<br />
«Kommen Sie, ich will Ihnen noch etwas<br />
zeigen, falls es Sie interessiert.» Er wies auf<br />
die Wände, die ringsum, von oben bis unten,<br />
Versuchungen am Steuer<br />
Es mag ja sein, dass es Fahrer gibt, an<br />
die sie noch nie herangetreten sind und die<br />
für immer jener sekundenschnellen Gewissenskämpfe<br />
enthoben bleiben. Allerdings hält<br />
es schwer, sich solche Leute anders vorzustellen,<br />
als mit einem Kilometerzähler an<br />
Stelle des Herzens und mit Hochsommeröl<br />
statt Blut in den Adern.<br />
Selbstredend ist es Temperamentssache, inwiefern<br />
und wie stark die Lockungen des<br />
grossen Versuchers an uns herantreten. Und<br />
je nach Veranlagung und Erfahrung wird sich<br />
ihrer der eine mit ruhiger Ueberlegenheit erwehren,<br />
während der andere unter Zuhilfenahme<br />
aller Reserven seiner Charakterkräfte<br />
ihnen dann und wann dennoch erliegt.<br />
Versuchungen am Steuer gibt es ohne Zahl<br />
— sie lauern uns überall und in verschiedenartigsten<br />
Varianten auf. Sie arbeiten mit den<br />
bezauberndsten Tricks und Kombinationen<br />
und sind den besonderen Schwächen jedes<br />
einzelnen geschickt angepasst. Nicht immer<br />
nur entspringen sie dem beliebten Flirt mit<br />
der Gefahr, sie wenden sich ebenso oft an<br />
das verspielte Kind in uns, an unsere Eitelkeit<br />
oder an das Bedürfnis, anderen imponieren<br />
zu müssen. Gefährlich sind diese<br />
Versuchungen am Steuer dennoch fast immer.<br />
Die Art und Weise aber, wie sie im besonderen<br />
den Neuling anspringen, ist nicht<br />
ganz fair. Kaum hat solch ein automobilistisches<br />
Kind den Fesseln der Fahrschule<br />
entronnen, wird es von ihnen in Legionen<br />
überfallen, und nicht genug damit, Haben sie<br />
für das arme Opfer meist Situationen im Gefolge,<br />
die voll abscheulichster Pein sind.<br />
Ich will das schnell zeigen.<br />
Da ist nun beispielsweise endlich jener<br />
langersehnte Augenblick gekommen, wo einer<br />
mit der noch feuchten Führerbewilligung in<br />
der Tasche am Steuer seines glitzerneuen<br />
Wagens sitzt. Selbstredend hat man sich<br />
zur ersten Ausfahrt die Prinzessin eingeladen<br />
und bei knallblauem Himmel und offenen<br />
Coupefenstern senkt sich die Kreppsohle tief<br />
und das 'Gaspedal. In diesem Falle nun arbeitet<br />
der Versucher mit einem blonden Profil.<br />
Ein Seitenblick auf die in erwartungsvollem<br />
Lächeln gekräuselten Lippen — und nun<br />
tnuss man ja schliesslich zeigen, was eigentlich<br />
los ist. Das erste Dutzend überholt man<br />
•auch wie geschmiert und beim Dreizehnten<br />
'beguckt man sich dann den zerknitterten<br />
•Kotflügel möglichst lange und so intensiv,<br />
dass die Ohren blaurot anlaufen. Denn man<br />
möchte um alles in der Welt die Blicke der<br />
Prinzessin meiden...<br />
Oder aber — irgend ein lieber Freund und<br />
missgünstiger Lump hat beim Kaffeejass vor<br />
der ganzen Runde mit impertinentem Lächeln<br />
erklärt, es sei wohl eine Kleinigkeit übertrieben,<br />
wenn man behaupte, dass der neue Wagen<br />
glatt mit 80 in die Kurven gehe. Bleibt somit<br />
selbstredend nichts anderes, als Rehabilitierung<br />
durch den Beweis. Man lädt sich<br />
also Zeugen auf und fährt dem schnöden<br />
Zweifler den Wagen vor. Hinein in die<br />
Kurve geht er ja dann auch ohne Zweifel mit<br />
mit zahllosen Bildern bedeckt waren. Im<br />
düsteren Licht des niedrigen Raumes, in dem<br />
ich bei meiner Länge fast bis an die Decke<br />
reichte, sah ich unbestimmt und undeutlich<br />
altertümliche Porträts, Kopf an Kopf.<br />
«Gewissermassen meine Ahnengalerie.»<br />
Steife, alte, ehrwürdige Herren in bepuderten<br />
Allongeperücken, jugendliche Draufgängergesichter<br />
mit aufgezwirbelten Schnurrbärten<br />
und an den Ohren baumelnden Husarenzöpfen,<br />
vereinzelt ehrwürdige Matronen und<br />
jugendliche Frauen, die Männer fast ausnahmslos<br />
in ungarischer Nationaltracht, selten<br />
im Soldatenrock ihrer damaligen Zeit,<br />
samtene Dolmane, pelzverbrämte Attilas,<br />
verschnürte Röcke, Kaipaks, Harnische, Eisenhauben,<br />
edelsteingeschmückte Krummsäbel,<br />
türkische Dolche, Streitäxte, tatarische<br />
Bogen und Pfeilköcher, langrohrige Feuersteingewehre,<br />
eingelegte Schilde, bei den<br />
Frauen seidenschimmernde Reifröcke, aufgebauscht<br />
unter dem hohen Steifmieder, spitzenbesetzte<br />
Halskrausen, Goldflitterhauben...<br />
jedes Alter und jede Tracht war auf Jahrhunderte<br />
zurück vertreten.<br />
Steif und hölzern, wie bemalte Puppenköpfe,<br />
sahen sie aus der dunklen, erblindenden<br />
Leinwand mit ausdruckslosen Kugelaugen<br />
und zinnoberroten Bäckchen auf den<br />
Eindringling.<br />
Mit einer Würde, wie wenn er einem Lebenden<br />
gegenüberstünde, stellte mich der Vizegespan<br />
seinem Ahnherren vor. Ein hageres,<br />
finsteres Tatarengesicht starrte mich an. Mit<br />
Arpad, so erklärte er mir, seien sie ins Land<br />
gekommen, und mit Stolz wies er auf die verschnörkelte<br />
lateinische Inschrift in der Ecke<br />
Zu haben Ml allen guten Uhrmachern<br />
Von Walther Ackermann.<br />
80. Aber während die Pneus unter der Vergewaltigung<br />
durch die Zentrifugalkraft gequält<br />
aufjammern, hat man plötzlich das<br />
schauderhafte Gefühl, als kringle sich^ die<br />
Kurve heimtückischerweise zu einer Spirale<br />
zusammen und dann... ja — nicht wahr?<br />
Wollen wir hoffen, die Leutchen haben Glück<br />
gehabt!<br />
Aber nicht nur im automobilistischen Pubertätsalter<br />
überkommen uns derartige Versuchungen<br />
am Steuer. Freilich treten sie<br />
später nicht mehr in solch primitiven Formen<br />
an uns heran — die Versuchungen geben sich<br />
ein raffinierteres Aussehen und suchen sich<br />
unserer wachsenden Erfahrung und Gewitztheit<br />
geschickt anzupassen. Sie locken nicht<br />
immer nur mit dem Rausch der Geschwindigkeit,<br />
sondern ebenso oft auch mit den gewagtesten<br />
Ueberholungs-Manövern, mit messerscharf<br />
berechneten Kurven und ähnlichen<br />
sinnlos-reizvollen Kunststückchen.<br />
Denn man möchte nicht immer nur vorwärtskommen,<br />
sondern hie und da auch wieder<br />
einmal «fahren >, nicht wahr? Man<br />
möchte den Wagen spüren, sich freuen an<br />
seiner Wendigkeit und Rasse durch eine<br />
schneidige Bejahung der blitzschnell auftauchenden<br />
Frage, ob's noch « langt >. Je besser<br />
man einen Wagen in der Hand hat, um so<br />
grösser ist die Versuchung, sich dem bezaubernden<br />
Spiel mit dem Haar hinzugeben und<br />
Geschmack zu bekommen an der gefährlichen<br />
Kalkulation mit dessen Breite. Es gibt verschiedene<br />
Haaresbreiten — sie können sehr<br />
gross sein — manchmal sind sie bis zu einem<br />
Meter dick. Oft aber auch verchmälert sich<br />
das Glückshaar des Automobilisten wider<br />
Erwarten bis auf eine Handbreite und in jenen<br />
Fällen, wo wir sehr, aber wirklich sehr<br />
erstaunt sind, dass es nicht gekracht und gesplittert<br />
hat — da müssen es wohl Zentimeter<br />
gewesen sein!<br />
Was im besonderen die Versuchungen auf<br />
dem Motorrad anbelangt, so möchte ich mich<br />
darauf beschränken, festzustellen, dass ich<br />
während einer zweijährigen Praxis im Sattel<br />
zur felsenfesten Ueberzeugung gekommen<br />
bin, dass Motorfahrer so um zwanzig Jahre<br />
herum genau wie die kleinen Kinder einen<br />
ganz besonderen Schutzengel haben. Noch<br />
heute überläuft es mich heiss und kalt, wenn<br />
ich an jene goldenen Zeiten zurückdenke!<br />
Das magnetische Feld dieser Versuchungen<br />
beschränkt sich nicht nur auf die erdgebundenen<br />
Maschinen. Auch am Steuer eines<br />
Flugzeuges ist man ihren Lockungen ausgesetzt,<br />
und sie sind-hier nicht minder verführerisch.<br />
So ziemlich alles, was da auf dem<br />
Index steht, ist voll verbotener Reize. Es ist<br />
nun nicht mehr das Spiel mit der Haaresbreite,<br />
sondern meistens das Liebäugeln mit<br />
der Grenze, das « Ausfliegen » der Maschine,<br />
was so mannigfaltige Verlockungen birgt.<br />
Da ist beispielsweise die prickelnde Sensation<br />
des « Kavalier-Starts», der darin besteht,<br />
in einer Kerze, einer Steilkurve oder<br />
einer Bodenkurve wegzugehen, nur nicht in<br />
der normalen und langweilig vernünftigen<br />
des Bildes, den Wahlspruch der Szöky:<br />
« Suum cuique. » ,<br />
«Freilich,» meinte er, «damals hatte unser<br />
Wappenspruch — Jedem das Seine — noch<br />
einen stolzen Sinn, denn das ganze Land von<br />
den Weissen Karpathen bis an die Theiss war<br />
unser Gut und Eigen, aber nun...» er blies<br />
den Rauch seiner Zigarette vor sich, «nun ist<br />
es etwas weniger. Unter jedem etwas. Nur<br />
der Sinn ist geblieben, und darauf kommt es<br />
endlich und schliesslich an. Denn in dem Gedanken<br />
des «suum cuique» erhalten wir uns<br />
wenigstens den innerlichen Glauben, die<br />
Herren des Landes zu sein.»<br />
(Fortsetzung folgt)
Weise. Oder aber die Versuchungen kleiden<br />
sich in die unterhaltsamen Reize des «Parterre-Fliegens»,<br />
dessen Repertoire uner w<br />
schöpflich ist und unter anderem «Hindernisnehmen<br />
», « Seespiegel-Kratzen », und «das<br />
in der Tschechoslowakei beliebte «Gänsejagen<br />
» umfasst. Ich will mich hier nicht näher<br />
über alle diese grossen und kleinen Teufeleien<br />
auslassen, zu denen uns der grosse<br />
Versucher während tagelangen Ueberlandfliigen<br />
immer und immer wieder verleiten<br />
möchte.<br />
Ob Automobil, Motorrad oder Flugzeug —<br />
im Grunde entspringen die Verlockungen immer<br />
denselben Motiven. Sie geben sich mit<br />
Vorliebe einen harmlosen Anschein und wenn<br />
wir sie neun mal von uns gewiesen haben,<br />
suchen sie uns mit unverschämter Ausdauer<br />
beim zehnten Male doch wieder- ein Ja zu<br />
entlocken Drum: dreimal Vorsicht, wenn<br />
der Versucher uns anspringt — unsere Vernunft<br />
mit gellendem Signal alarmieren und<br />
dann aus Leibeskräften Charakterbremse<br />
ziehen! Denn sie haben's in sich —die Ver-<br />
.suchungen am Steuer...<br />
Bunte Chronik<br />
Der Schmied von Gretna Green ist pleite.<br />
Aus Schottland kommt die betrübliche<br />
Kunde, dass der weltberühmte Schmied von<br />
Qretna Green seine Bude geschlossen und<br />
sich für bankrott erklärt hat.<br />
Gretna Green, ein Dorf in der schottischen<br />
Grafschaft Dumfries, war gewissermassen<br />
die letzte Residenz der selten gewordenen<br />
Liebesromantik. Hier fand so manche heimliche<br />
Liebschaft das ersehnte happy end, hier<br />
begann so manche Tragödie, die mit heisser<br />
Liebe und romantischer Entführung anfing.<br />
Der Hufschmied von Qretna Green hatte<br />
nämlich das Patent, ohne Aufgebot und Legitimationsprüfung<br />
Ehen schliessen zu dürfen.<br />
Nur vier Trauzeugen mussten vorhanden<br />
sein, damit die Ehezeremonie rechtskräftig<br />
vollzogen werde. Der Schmied fragte nach<br />
Namen und Herkunft der Heiratsaspiranten<br />
und sagte dann : « In Gegenwart und gemäss<br />
dem schottischen Gesetz erkläre ich euch<br />
für ehelich verbunden.» Ein Schlag mit dem<br />
Hammer auf den Amboss schloss die Trauung<br />
ab. Oft spielten sich hier aufregende<br />
Szenen ab, die nicht selten Wild-West-<br />
Charakter annahmen.<br />
In den letzten Jahren wurde Gretna Green<br />
ein wichiger Fremdenverkehrsort. Viel trug<br />
dazu der Snobismus der englischen Gesellschaft<br />
bei, der es zur Mode machte, von dem<br />
Hufschmied von Gretna Green getraut zu<br />
Noch halb hinter den Kulissen, äugt er mit<br />
pfiffigem Blinzeln in den vollen Saal. Die<br />
Leute scheinen ihm zu gefallen. Er wagt<br />
sich vor, schleppt, sich in seinen unwahrscheinlich<br />
weiten Hosen, die um die Beine<br />
schlottern, in seinem überlangen Kittel bis<br />
mitten auf die Bühne vor. Der grosse Koffer,<br />
den er mühsam mit der einen Hand neben<br />
sich herschleift, gähnt auf. Die berühmte<br />
kleine Geige erscheint. Liebevoll und kennerisch<br />
umfassen sie seine grossen Tatzen. Das<br />
Gesicht droht über dem schmunzelnden<br />
Lächeln, das sich nun verbreitert, ganz auseinanderzufallen.<br />
Das Kinn wird ellenlang,<br />
die Mundwinkel flüchten entsetzt auseinander,<br />
die weissen Zähne funkeln auf, in den Augen<br />
flimmert eine verborgene Schlauheit.<br />
Nun hat er einen wunderbaren Ruhesitz gefunden.<br />
Auf der Lehne des Stuhles sitzt es<br />
sich wie im Paradies. Er hat seine gute Laune<br />
und plaudert, was ihm durch den Kopf fährt.<br />
Sein Mäulchen verschweigt nichts. Er will<br />
vieles wissen, alles interessiert ihn. Aufmerksam<br />
hört er zu, was sein Freund Max angeregt<br />
heraussprudelt. Er blickt ihn aufmerksam<br />
an, nickt, nickt, scheint sehr zufrieden<br />
zu sein mit dem Gehörten, doch da durchzuckt<br />
ihn plötzlich ein Gedanke. Er zieht sein<br />
Gesicht fragend in die Länge: Was hat der<br />
da eigentlich gesagt? Die Blicke wandern<br />
langsam zur Decke empor; dort bleiben sie<br />
versonnen ruhen, und leise, wie gehaucht,<br />
klagt er: «Waruuum?»<br />
Seiner bäuerischen Schlauheit entgeht<br />
nichts. Die Reaktionszeit dauert lang, aber<br />
die Antwort auf jede Regung der Umwelt<br />
kommt. Er setzt der verderblichen Welt seine<br />
ganze Ungebrochenheit entgegen. Wenn musiziert<br />
wird, und ihn der Teufel sticht* es Hesse<br />
sich jetzt im Grunde genommen besser tanzen,<br />
dann stört er den Ablauf der Konvention<br />
durch seinen Impuls. Er schmatzt breit und<br />
beginnt zu hüpfen. Enttäuscht und beleidigt<br />
werden.' Wer etwas auf sich hielt, und viel<br />
Geld hatte, fuhr nach Gretna Green und<br />
machte in Romantik. »Man wollte in den<br />
Standesamtsakten neben den vielen berühmten<br />
Namen der englischen Aristokratie eingetragen<br />
sein. Dieser Umstand lenkte grosse<br />
Kapitalien in das kleine schottische Dörfchen,<br />
bis die Weltkrise mit ihrer Umwertung aller<br />
Werte auch das englische Pfund in den Bereich<br />
der Verheerung hereinzog.<br />
Mister Richard Rennison, der letztee^Hof«<br />
schmied, hat die Steuervorschreibung, die<br />
AUTOMOBIL-REVUL <strong>1931</strong> — 94<br />
Grock<br />
kehrt er der Welt den Rücken, die ihm das<br />
verbietet. Seine Triebregungen kann er<br />
nicht unterdrücken. Es wird ihm schwindlig<br />
vor Begeisterung, als er vor dem Klavier<br />
sitzt und urplötzlich daran erinnert wird, dass<br />
das Abrutschen über den geöffneten Flügel<br />
wunderbar schön sein müsste. Die nackten<br />
haarigen Arme schlottern erbarmungsvoll aus<br />
den zu kurzen Aermeln, die Knochen stecken<br />
in viel zu engen Hosen, aber dennoch kommt<br />
er seinen gesellschaftlichen Pflichten nach; er<br />
trägt Manschetten und rückt ängstlich seinen<br />
unwahrscheinlichen Frack zurecht.<br />
Mit grossen Schritten tappt er durch die<br />
Welt. Seine Schlauheit weiss aus allen Dingen<br />
einen Gewinn für sich herauszuholen.<br />
Mit Wonne bläst er plötzlich mitten in einem<br />
sentimentalen, schönen Konzert den gleichen<br />
Ton unendlich lange weiter. Es macht ihm<br />
Freude. Warum soll er sich die Freude nicht<br />
gönnen? Man lebt nur einmal. Er sieht, wie<br />
sein Partner ekstatisch Geige spielt. Mit seiner<br />
kleinen Handorgel will er nun die gleichen<br />
Schwünge produzieren. Es gelingt. Allgemeine<br />
Begeisterung. Doch wie er vergeblich<br />
auf Wiederholung der Passage wartet,<br />
die ihm dieses Extravergnügen bereitete,<br />
bricht er in lautes Schelten aus, und sein Fuss<br />
pfeift bedenklich nahe am Hinterteil seines<br />
Spielverderbers vorüber. Klagen, Jammern!<br />
Doch wie der andere begütigend sich zu ihm<br />
neigt, ändert sich die Gemütsstimmung bedenklich<br />
rasch; er will sich in seinem<br />
Schmerze nicht bedauern lassen. Er ist von<br />
edlem Stolz erfüllt. Ständig ist die Umwelt<br />
voller Gelegenheiten für ihn, sich auszuleben.<br />
Der Mund verzieht sich in unendliche Breiten,<br />
wenn er sein neues Glück gefunden hat.<br />
Die Zähne strahlen grinsend unter den unförmlichen<br />
Lipperf hervor; ein dumpfer Ton<br />
der Begeisterung dringt aus ihm; er liebt die<br />
schöne, böse Welt, die er erproben darf. bo.<br />
angesichts seiner frühem Einkünfte ausserordentlich<br />
hoch bemessen war, nicht bezahlen<br />
können und so hat der letzte Hort europäischer<br />
Liebesromantik sein trauriges Ende<br />
gefunden. Alle Romantik, alles Gefühl geht<br />
futsch ! Bald ist es nicht mehr gemütlich !<br />
Sportsirauen, die auf « grossem Fuss leben ».<br />
Wie Pariser <strong>Zeitung</strong>en berichten, haben<br />
die massgebenden Schuhmacher zu ihrem<br />
Entsetzen festgestellt, dass die Pariserinnen<br />
in den letzten Jahren erschreckend grosse<br />
Füsse bekommen haben. Man führt dies auf<br />
die sportliche Betätigung der Frauen zurück<br />
und ist der Ansicht, dass vor allem der Tenndsport<br />
und der Automobilsport schuld an<br />
dieser Entwicklung trügen. Besonders die<br />
Frauen, die ihr Auto selbst steuern, müssen<br />
damit rechnen, dass ihre Füsse die schmale<br />
graziöse Form verlieren, denn sie müssen<br />
ja mit dem Fuss die Bremse bedienen, und<br />
dadurch soll selbst der graziöseste (Frauenfuss<br />
sich im Laufe der Zeit unvorteilhaft entwickeln.<br />
Noch schärfer hat sich diese Entwicklung<br />
in England ausgeprägt. Allerdings<br />
muss man bedenken, dass die Engländerinnen<br />
niemals als besonders graziös angesprochen<br />
werden konnten. Sicherem Vernehmen nach<br />
sollen die grossen Pariser Schuhmacher beabsichtigen,<br />
eine allgemeine Kundgebung gegen<br />
den übertriebenen Frauensport zu erlassen,<br />
damit die Französin nicht ihre sprichwörtliche<br />
Grazie verliere. Die grossen<br />
Schuhkünstler erklären, dass es ihnen unmöglich<br />
sei, Kunstwerke für Füsse zu schaffen,<br />
die nicht der gewohnten Norm der<br />
Aesthetik entsprechen.<br />
Das Mädchen mit dem Tierfell.<br />
In der Wiener Gesellschaft für Kinderheilkunde<br />
stellte dieser Tage ein Arzt seinen<br />
Kollegen einen ganz besonders krassen Fall<br />
eines Muttermales vor. Ein 6jähriges Mädchen,<br />
das, von vorn gesehen, ganz normal<br />
ist, trägt im Rücken das Fell eines Tieres.<br />
Hals, Nacken, Schultern und Rücken sind<br />
mit einem dichten Pelz schwarzer Haare bedeckt,<br />
der bis zu den Hüften herunterreich^<br />
Niemand, der das Kind nur von hinten sieh<br />
würde auf den Gedanken kommen, dass e<br />
ein menschliches Wesen vor sich hat. Nac<br />
Ansicht der Aerzte ist es auch ganz ausge<br />
schlössen, das Kind auf operativem Weg<br />
von dieser Verunstaltung zu befreien. Di<br />
Bedauernswerte wird nur versuchen könne!<br />
durch möglichst geschickte Kleidung und Fr<br />
sur den Schaden einigermassen zu verbei<br />
gen. Die Wissenschaft bezeichnet solche<br />
Fall von Abnormität , als « Tierfellnävus;<br />
Nävus heisst Muttermal. In diesem Fall h<<br />
die Natur aber sehr stiefmütterlich gehat<br />
delt, als sie gerade ein weibliches Wesen m<br />
einem solch ausgefallenen Muttermal versa!<br />
Wahre Geschichte!<br />
In einem Berliner Filmatelier ist folgende<br />
Plakat angeschlagen: «Das Betreten dt<br />
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N° - <strong>1931</strong> AUTuMUbiL-REVUE 15<br />
Die Mode von heute:<br />
Der Platz am Fenster<br />
Lob der Beschaulichkeit.<br />
Von Corinna.<br />
Tn einem Tagebuch meiner Grossmutter,<br />
das ich beim Räumen unter alten Zeitschriften<br />
und Schulheften im Estrich aufstöberte,<br />
befindet sich nachstehende Eintragung :<br />
«25. Oktober 18... Heute packten wir<br />
die Wpsche und die Kleider zusammen, weil<br />
wir morgen in die Stadt zurückfahren. Wie<br />
freue ich mich, dieses langweilige Sommerhaas<br />
zu verlassen. Ich kann es kaum erwarten,<br />
dass wir von neuem in unserer Winterbewohnung<br />
sind und sehne mich danach, meinen<br />
guten Stuhl im Erker wieder einzunehmen,<br />
von wo aus sich so schön der Marktplatz<br />
und das halbe Städtchen übersehen<br />
lassen. — Ich muss noch die zwei Kreuzstichkissen<br />
fertigmachen, damit Mutter und Klara<br />
auch ihre Fensterplätze beziehen können.<br />
Die Polster sind den Sommer über erneuert<br />
worden.»<br />
Und am 29. Oktober desselben Jahres<br />
fährt die damals Siebzehnjährige fort :<br />
«Heute sass ich den ganzen Nachmittag im<br />
Erker. Ich habe nicht viel gestickt, weil auf<br />
der Strasse unten immer etwas los war, das<br />
ich mir betrachten musste. Mutter und Klara<br />
sassen im Esszimmer; ich kann sie von meinem<br />
Platz aus sehen. Am Abend erzählten<br />
wir uns, wen und was wir gesehen hatten.<br />
Vater sagt immer, seine Damen seien in der<br />
Proszeniumsloge, wenn jemand nach uns<br />
fragt.»<br />
So beschaulich verlief damals das Leben<br />
vieler Frauen. Sie lasen keine <strong>Zeitung</strong>en und<br />
hörten kein Radio; sie rannten weder ins<br />
Kolleg noch ins Kino, sondern sie sassen mit<br />
einer Handarbeit am Fenster und Hessen den<br />
täglichen Kleinstadtfilm vor ihren Augen abrollen.<br />
Ihr Interesse galt der nächstliegenden<br />
Aussenwelt; ihre Blicke verfolgten mehr<br />
oder weniger wohlwollend und mehr oder<br />
weniger neidisch die Freundin und Nachbarin.<br />
Sie registrierten Freud und Leid aller<br />
Bekannten; sie wussten um Kleidung und<br />
Nahrung der andern, da Näh- und Backtage<br />
der Nachbarschaft vom Fenster aus ersichtlich<br />
waren. Sie kannten die Gewohnheiten<br />
und Absonderlichkeiten sämtlicher Einwohner<br />
des Städtchens, denn was sie von ihrem<br />
Logenplatz aus nicht persönlich verfolgen<br />
konnten, das erzählte ihnen eine gute Freundin,<br />
deren Beobachtungsposten in diesem<br />
speziellen Falle günstiger gelegen war. Von<br />
den « andern » wusste man in jener Zeit sehr<br />
viel; sich selbst kannte man dafür umso weniger.<br />
Jene Frauen kannten damals weder Hemmungen<br />
noch Minderwertigkeitsgefühle; sie<br />
waren weder mit Komplexen noch mit Psychosen<br />
beschwert, ja, sie hatten nicht einmal<br />
«Nerven ». Sie verliebten sich von ihrem<br />
Fensterplatz aus, heirateten, schenkten einem<br />
halben Dutzend und mehr Kindern das Leben,<br />
waren gesund und zufrieden und erreich-<br />
/^EJ<br />
ten ein hohes Alter. — Heute aber haben die<br />
Frauen keinen Fensterplatz mehr: ihre Blicke<br />
sind nach innen gewendet. Sie wollen ungestört<br />
sein und sie ziehen'die Vorhänge zu, um<br />
nichts vom Leben und Treiben ihrer Mitmenschen<br />
auf der Strasse und in den benachbarten<br />
Häusern sehen zu müssen. Sie lesen viele<br />
<strong>Zeitung</strong>en und viele Bücher... und sie schreiben<br />
selbst. Und zum Schluss lassen sie sich<br />
psvchoanalysieren...<br />
Deshalb bin ich für den Platz am Fenster.<br />
Bebrillte Augen<br />
Ehemals waren bebrillte Augen ein radikales<br />
Abschreckungsmittel. Spitznäsige Ballmütter,<br />
alte Jungfern, Schullehrer, Gouvernanten<br />
trugen Zwicker, Brillen, Lorgnons, und<br />
wie widerlich wären sie uns alle gewesen,<br />
wenn sie nicht so lächerlich ausgeschaut<br />
hätten. Mit einer Brille verzichtete eine Frau<br />
öffentlich, ein weibliches Wesen zu sein; die<br />
Brille war ein Schandfleck und ebenso unmöglich<br />
in der Gesellschaft wie ein Holzfuss.<br />
Nun kamen die Frauen, die zunächst aus<br />
Lust zum Widerspruch und aus Emanzipation<br />
des weiblichen Geschlechts zur Hochschule<br />
liefen, um dort auf den Schulbänken zu sitzen,<br />
bis sie das Glück oder Pech hatten, weggeheiratet<br />
zu werden. Für viele war die Brille<br />
sozusagen der einzige Schutz, die Dummheit<br />
zu bemänteln (natürlich gab es auch viele, die<br />
wirklich schlechte Augen hatten), andere<br />
trugen die Hornbrille aus Neugier, Mode,<br />
Laune, Eitelkeit. Kurz: es geschah, dass die<br />
Brille urplötzlich ein Signal für den «Geist»<br />
war. Vom Wissen nie berührte, unbefrachtete<br />
Menschen und speziell erwachsene Mädchen<br />
trugen nun die Brille, um einen gewissen<br />
Intelligenzgrad vorzuheucheln, genau ungefähr<br />
wie man die deutsche Sprache radebrecht,<br />
um ein ausländisches, exotisches<br />
Fludium auszustrahlen.<br />
Indessen handelte es sich bei der Hornbrille<br />
nicht mehr um das scheussliche und lächerliche<br />
Brillengestell aus dem Ausklang des<br />
letzten Jahrhunderts. —<br />
Auch auf dem Heiratsmarkt drang die Brillenmode<br />
siegreich durch. Neben der Miederlosigkeit,<br />
der kurzen Kleidung, der kurzen<br />
Haartracht, war sie ein unentbehdicher Faktor.<br />
Eine grosse Menge Frauen trug auch<br />
hier Brillen, niemand wollte mehr gute Augen<br />
haben, und alle taten so ungeschickt, wie der<br />
Elefant im Pörzellangeschäft: mit der geschicktesten<br />
Ungeschicklichkeit verwechselte<br />
man Menschen auf der Strasse, grflsste wildfremde<br />
Herren aus Versehen und gute Bekannte<br />
und Freunde nicht, und dies alles, weil<br />
man keine Brille trug. So geriet die Hornbrille<br />
en vogue. Heute ist diese Mode bereits<br />
wieder im Ausklingen.<br />
Indessen scheint man sich für das Einglas<br />
leidenschaftlich zu begeistern. Man hat schon<br />
über viel Menschen mit dem Einglas gelacht,<br />
und die Witzblätter haben auch viele Karikaturen<br />
veröffentlicht. Menschen mit Monokels<br />
wurden zur Zielscheibe des Spotts. Sie waren<br />
Grenzfälle in der menschlichen Gesellschaft.<br />
Es handelt sich eigentlich beim Einglas um<br />
ein Requisit aus der wilhelminischen Aera, als<br />
man bei einem schnoddrigen Jargon das Einglas<br />
fallen Hess, um es bei einem Intermezzo<br />
wieder spöttelnd ins Auge zu klemmen. Heute<br />
gibt es repräsentative Grossen, die das Einglas<br />
tragen. Bekannt ist Chamberlain als Einglasträger.<br />
Aber wie die grossen Fische nie<br />
allein ziehen, sondern immer noch kleine hinter<br />
sich herziehen, so ziehen auch repräsentative<br />
Grossen ein Geschmeiss von Snobs hinter<br />
sich her, allerlei Gecken und Fatzkes, die<br />
mit dem Einglas kokettieren. Auch Damen in<br />
den Bars kokettieren höchst eingebildet mit<br />
dem Einglas.<br />
Fest steht zwar, dass das Einglas sympathischer<br />
als die Lorgnette wirkt, mit der<br />
die Damen zuweilen im Hotelspeisesaal oder<br />
auf der Promenade die Menschen benörgeln<br />
und betrachten, mit einer solch zudringlichen<br />
und dummen Arroganz, die billig ist wie<br />
schlechtes Parfüm. C. B.<br />
„Mrs. Etcetera/'<br />
Die Stadt Reno im amerikanischen Staat<br />
Nevada ist* bekanntlich das Paradies der<br />
Scheidungslustigen. Die schwierigsten Scheidungisfälle<br />
werden dort, dank der geltenden<br />
weitherzigen Vorschriften, rasch und billig<br />
erledigt Seit einigen Jahren gehört Frau<br />
Carolyn Willis zu den Stammgästen dieser<br />
Scheidungszentrale. Di« jetzt 64 Jahre alte<br />
Dame hat einen selbst für die Vereinigten<br />
Staaten noch nie dagewesenen Rekord aufgestellt:<br />
sie heiratete dieser Tage zum<br />
elftenmal.<br />
Frau Carolyn, Besitzerin einer grossen<br />
Baumwollplantage im Staate Louisiana, heiratete<br />
im Jahre 1886 zum erstenmal, und<br />
zwar den Plantagenbesitzer Orville Mac Donald.<br />
Nach dreijähriger Ehe starb er Ein<br />
haibös Jahr später wurde sein Nachfolger<br />
der Börsenmakler Theodor Waters. Auch<br />
diese Ehe war nicht von langer Dauer, denn<br />
Frau Carolyn liess sich scheiden. Seither<br />
hat sie noch neunmal geheiratet. Im ganzen<br />
starben ihr drei Gatten und von sieben<br />
liess sie sich scheiden. Ihre Visitenkarte<br />
lautet: «Carolyn Willis-MacDonald-Waters-<br />
Brown - Burgess -Chevalier-Gardener-White-<br />
Luigi-Hatfield». Da ihre Bekannten nie wissen,<br />
wie sie momentan heisst, ob sie momentan<br />
verheiratet oder geschieden ist, ergeben<br />
sich im gesellschaftlichen Verkehr<br />
mit ihr sehr schwierige und groteske Situationen.<br />
Wer sie längere Zeit nicht gesehen<br />
hat, traut sich weder sie mit ihrem letztbekannten<br />
Namen anzusprechen noch nach<br />
dem Befinden ihres Gatten zu fragen. Mrs.<br />
Garolyn scheint jedenfalls auf ihren Rekord<br />
stolz zu sein, wie ihre Visitenkarte beweist.<br />
Sie hat deshalb in der Gesellschaft den<br />
Spitznamen «Mrs. Etcetera» erhalten. Die<br />
grosse Männerverbrancherin hat sechs erwachsene<br />
Kinder, die jedes von einem andern<br />
Gatten stammen und demzufolge auch<br />
jedes einen andern Familiennamen haben.<br />
Bei Protzens. « Sie haben Paris besucht ?<br />
Waren Sie denn auch im Louvre ? »<br />
«Das haben wir nicht nötig, Frau Meier.<br />
Unsere Tochter malt selber ! »<br />
Grünes Abendkleid aus Cr&pe de Chine mit Volants<br />
in Verbindung mit dem Rückenausschnitt.<br />
(Photo Winterfeld, Berlin.)<br />
Tourismus<br />
Ideale Touren<br />
Ein Dichter reist Im Automobil.<br />
E. W. Der üble Sommer <strong>1931</strong> hat eine<br />
schlechte Presse. Mit Recht Er hat den<br />
Naturfreund radikal betrogen. Die paar<br />
schönen September-, Oktober- und November-<br />
Wochen verbessern seinen Nachruhm nicht:<br />
Sie kommen auf das Konto des Herbstes,<br />
nach der richtigen Feststellung: Ehre, wem<br />
Ehre gebühret!<br />
Die kurzen Tage,. Regen, Nebel, Kälte und<br />
lange Abende bannen uns wieder stärker ins<br />
Haus, und man greift in die Bücherreihen, die<br />
monatelang verlassen standen. Ein glücklicher<br />
Griff hat uns eine Entdeckung beschert,<br />
die auch anderen nicht vorenthalten sei. Gerne<br />
geben wir sie weiter.<br />
Jeder Freund der Landschaft, jeder Geniesser<br />
stimmungsvoller Naturgefühls weiss<br />
heute, dass der höchste Genuss, den das Auto<br />
bietet, im Anhalten, Schauen und Verweilen<br />
besteht. Diese Behauptung klingt nur schein-<br />
//öftere<br />
Ha<br />
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ar paradox. Zugegeben, der Schnelligkeitsrekord<br />
hat sportlichen Charakter. Aber den<br />
Nerven des gehetzten Menschen bringt der<br />
ästhetische Eindruck Erholung, Ruhe, Glück.<br />
Die Massenflucht, der Städter in die Landschaft<br />
hat erst die Massenproduktion von<br />
Verkehrsvehikeln recht ermöglicht. Vor 50<br />
Jahren sass der Bruder Straubinger im Schatten<br />
der Bäume, die die heisse Landstrasse<br />
säumten. Heute kehrt die Limousine beim<br />
Wirte Wundermild zu Gaste.<br />
Die Kunst des Reisens hat ihre Geschichte<br />
wie jede Kunst. Wohl als Allererster hat zu<br />
Beginn des 20. Jahrhunderts Otto Julius Bierbaum<br />
mit dem Auto diese Kunst raffiniert<br />
gesteigert. Sein Leitspruch: «Lerne zu reisen,<br />
ohne zu rasen» wird längst in jedem Reiseblatt<br />
als plakatierte Wahrheit angebetet.<br />
«Eine kleine Herbstreise im Automobil» und<br />
«Eine empfindsame Reise im Automobil»<br />
sollte sich jeder ästhetisch orientierte Automobilist<br />
zulegen. (Beide geistvollen und anmutreichen<br />
Reiseerzählungen sind im Verlag<br />
Georg Müller, München, leicht erreichbar.)<br />
Wie der unvergessliche J. V. Widmann mit<br />
Schuh und Stock unbekannte Erdenstriche<br />
entdeckte, so der Schlesier O. J. Bierbaum<br />
mit dem Mittel des Pneus. Bei seiner Vorliebe<br />
für langsame Verkehrsmittel befreundete er<br />
sich als Erster mit den neuen Erzeugnissen<br />
der jungen Automobiltechnik. Ganz richtig<br />
nimmt er seinen Ausgang bei der Eisenbahn.<br />
Was er da 1908 geschrieben, trifft noch heute<br />
zu: «Ueber Reisen kein Vergnügen», sang<br />
man in der Biedermeierzeit, ehe das begann,<br />
was Goethe «veloziferisch» nannte, er, der<br />
auch hinter der Erfindung des Dampfwagens<br />
den Unsinn ahnte, der aus seinem Sinn werden<br />
sollte. Jeder Handwerksbursche hat<br />
mehr von der Welt gesehen als die heutigen<br />
Vergnügungsreisenden, die eigentlich nie gereist,<br />
sondern immer nur transportiert worden<br />
sind. Welch ein Wahnsinn! Er lässt sich<br />
durch nichts als sinnvolle Handlung beschönigen.<br />
Es ist eine Epidemie wie der Veitstanz<br />
im Mittelalter.<br />
Das ist stark kritisiert, aber der Kritiker<br />
hat völlig recht. Nebenbei bemerkt, seine<br />
Hiebe treffen nur Vergnügungs-, nicht Geschäftsreisende.<br />
Und nun holt er aus zu seiner<br />
prächtigen, begeisterten und begeisternden<br />
Schilderung einer Autotour von Berlin nach<br />
Sorrent und zurück an den Rhein. Vieles,<br />
was O. J. Bierbaum hier sagt, mutet heute<br />
altmodisch an: Das Auskramen primitiver<br />
technischer Kenntnisse, die Verteidigung des<br />
Autos gegenüber anderen Verkehrsmitteln,<br />
das Schneckentempo der Fahrt. Aber das<br />
meiste, was der Dichter sagt, klang einst<br />
nicht bloss sehr revolutionär in touristischer<br />
Hinsicht, sondern besitzt heute noch Geltung,<br />
ja darf sogar Ewigkeitswert beanspruchen,<br />
wenn ihm nicht allerliebste Schrullen<br />
anhaften. Er stellt zu Beginn kategorisch<br />
fest: «Wir wollen mit dem modernsten aller<br />
Fahrzeuge auf altmodische Weise reisen, und<br />
eben das wird das Neue an unserer Reise<br />
sein.» Wer denkt nicht an seine eigene erste<br />
Autotour, da man vom «Laufwagen» (so<br />
nennt Bierbaum in schöpferischer Weise seinen<br />
Reisewagen) aus die Schönheit der Erde<br />
neu eroberte, wenn Bierbaum schreibt: «Eine<br />
Reise wie die unsere hat doppelten- Reiz,<br />
weil hier das Reisen an sich, gewissermassen<br />
AUTOMOBIL-REVUE <strong>1931</strong> — N° 49<br />
die Technik des Reisens, neu ist Man reist<br />
fast mit dem Entzücken des Kindes, das zum<br />
erstenmal Eisenbahn fahren darf.»<br />
(Schluss folgt.)<br />
Toureri'Sprechsaal<br />
Tonren -Antworten<br />
T. A. 772. Bulle—Vevey. Wenn sie von Bulle<br />
aus noch Chatel-St. Denis und Lausanne besuchen<br />
müssen und erst nachher endgültig in Vevey haltmachen<br />
wollen, möchte ich Ihnen zu folgender<br />
Route raten: Von Chatel-St. Denis benützen Sie<br />
vorerst die g«gen Vevey führende Strasse, zweigen<br />
aber dann bei Chardonne rechter Hand ab. Das<br />
Strässchen, das mitten durch die Rebberge mit<br />
prachtvollem Ausblick auf den See führt, ist gut<br />
(asphaltiert), jedoch nicht sehr breit, so dass in<br />
den Kurven und besonders in den Ortschaften<br />
grosse Vorsicht notwendig ist. Sie gelangen so immer<br />
hoch über der Uferstrasse via Chexbres und<br />
Epesses nach Grandvaux, um von dort nach kurzer<br />
Zeit vor Lutry die Hauptstrasse zu erreichen,<br />
die Sie nach Lausanne führt. Für den Rückweg<br />
nach Vevey benützen Sie dann die Uferstrasse über<br />
Cully und St. Saphorin nach Vevey. E. B. in B.<br />
Touren -Fragen<br />
T. F. 773. Pariser Kolonialausstellting. Es ist<br />
mir geschäftehalber bis jetzt nicht möglich gewesen<br />
nach Paris zu fahren und soviel ich weiss, wird<br />
die Ausstellung Mitte November geschlossen. Ich<br />
habe nun gehört, die Ausstellung werde nächsten<br />
Frühling wieder eröffnet. Stimmt das? Ausserdem:<br />
Wieviel Kilometer sind es von Bern, nach<br />
Paris? Lässt sich die Strecke (wenn möglich über<br />
Basel) in 2 Tagen fahren? — Wenn die Ausstellung<br />
wirklich im Frühling wiederersteht, würde<br />
ich die beabsichtigte Fahrt solange verschieben.<br />
F. Sp. in B.<br />
Davos. Die Eröffnung der ersten Teilstrecke<br />
der Parsennbahn auf Mitte Dezember bis Station<br />
«Was sollen denn alle diese Stopaufschriften auf<br />
der Strasse bedeuten? Das ist ja zum tollwerden !»<br />
«Ja. der Junge dort soll sein Examen als Maler<br />
machen, und wir glaubten auf dieser Nebenstrasse<br />
niemand zu belästigen !><br />
Höhenweg (2215 Meter über Meer) ist gesichert.<br />
Die Wagen werden bis Mitte November montiert<br />
sein, so dass eine baldige Probefahrt bevorsteht.<br />
Der Fahrplan ist seit einigen Wochen festgesetzt<br />
und findet sich in den schweizerischen Kursbüchern.<br />
Ebenso sind die Fahrpreise, die sehr niedrig<br />
gehalten sind, herausgegeben worden.<br />
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N° 94 — <strong>1931</strong> AUTOMOBIL-REVUE 11<br />
Bremsbacken vor, verliere sich dann aber mit der<br />
Zeit ganz von gelbst. Ich bin nun seitdem mehrere<br />
hundert Kilometer gefahren, ohne dass eine Bes<br />
serung zu konstatieren war. Daa « Schaudern »<br />
der Bremsen ist insbesondere im Stadtverkehr so<br />
lästig, dass ich mich veranlasst sah. Oel in di<br />
Bremstrotnmeln hineinzugiessen. Lange lässt sich<br />
damit aber die Störunjf auch nicht hintan halten<br />
und zudem habe ich dann fast keine Bremswirkung.<br />
Gibt es denn kein Mittel um den «Schüttelfrost<br />
» auf normalere Art zu kurieren?<br />
F. G. in T.<br />
Antwort: Ein Vibrieren der Bremsen, wie<br />
Sie es beschreiben, kann meist ohne weiteres zum<br />
Verschwinden gebracht werden, indem man die<br />
wirksame Länge des Bremsbelages auf den Bremsbacken<br />
etwas verkürzt. Die Bremsbeläge können<br />
unter Umständen, wie es in der Skizze dargestellt<br />
ist, auch nur in der Nähe des Bremsnockens abgeschrägt<br />
zu werden, wobei aber darauf zu achten<br />
ist, dass dann auch der abgeschrägte Teil des Belages<br />
noch gut auf der Backe hält.<br />
-a.<br />
T. C.<br />
1. Abend: Freitag, den 20. November <strong>1931</strong>, Gewerbeschule,<br />
Goldgasse (Parkplatz Klosterplatz),<br />
Autosektion St. Gallen-Appenzell<br />
H. Fauser, Lehrer der Gewerbeschule: Das Chassis.<br />
Bericht über die Ausschuss-Sitzung vom 9. November<br />
<strong>1931</strong> im € Löchlihad ». ». Gallen. Die Pro-tilla, Ernst Herbst: Magnet- und Batterie-Zündung,<br />
2. Abend: Montag, den 23. November <strong>1931</strong>, Scintokolle<br />
der letzten Gesamt- und Ausschuss-Sitzung Lichtanlage.<br />
werden verlesen und diskussionsloa genehmigt. Den 3. Abend: Freitag, den 27. November <strong>1931</strong>, Ka-<br />
Mitteilungen über di« Mutationen konnte man erfreulicherweise<br />
entnehmen, daaa der Sektlonabestand<br />
fortwährend zunimmt und seit der letzten<br />
Sitzung vom 1. Oktober von 1248 auf 1266 Mitglieder<br />
angewachsen ist. In bezug auf die JahresfeieT<br />
orientierte der Vergnügungspräsident die Anwesenden,<br />
dass die Einladungen dieser Tage zum<br />
Versand gelangen. Ein vorgelegtes Programm in<br />
künstlerischer Ausführung konnte uns davon überzeugen,<br />
dass die Darbietungoen das letztjährige<br />
Programm noch bei weitem übertreffen werden.<br />
Die Abrechnung über die Sauserfahrt nach<br />
Thal wird genehmigt.<br />
Ein Prospekt für eine Autoatrasse nach dem<br />
Säntis wurde uns vorgelegt mit dem Ersuchen um<br />
finanzielle und moralische Unterstützung. Grundsätzlich<br />
haben wir stets Interesse für neue Strassen-Projekte,<br />
glauben jedoch, daas dem bereits<br />
einmal besprochenen Projekt einer Verbindungsstrasse<br />
Urnäsch, Rossfeld, Schwägalp, Rietbad,<br />
Nesslau, mit event. späterer Verlängerung nach<br />
Amden, aus verschiedenen Gründen unbedingt der<br />
Vorzug zu geben ist.<br />
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AUTOSEKTION SOLOTHURN. Mitteilungen.<br />
Werte Mitglieder! 1. Betr. autotechnischer Kurs.<br />
Wir laden Sie hiermit zur Teilnahme an einem autotechnischen<br />
Kurs freundlich ein. Diese Veranstaltung<br />
bedeutet für unsere Gegend etwas Neues. Der<br />
grosso Erfolg solcher Kurse in anderen T. G. S.-Sektionen,<br />
wie die eigene Erkenntnis, dass vermehrte<br />
theoretische und praktische Ausbildung am Auto<br />
für die Automobilisten von unschätzbarem Wert ist,<br />
lassen eine grosse Beteiligung seitens unserer Mitglieder<br />
erhoffen.<br />
Wie Sie aus nachfolgendem Programm zu ersehen<br />
belieben, umfasst der Kurs sechs Abende.<br />
Durch Demonstrationen und Vorträge von Fachleuten<br />
werden die wichtigsten Funktionen des Autos,<br />
dessen Pflege und die Behebung von Pannen allgemein<br />
verständlich erklärt. Aber auch die übrigen<br />
wichtigsten automobilistischen Fragen sollen behandelt<br />
werden.<br />
Der Kurs verspricht sehr interessant zu -werden.<br />
Die Teilnehmerzahl ist beschränkt. Melden Sie sich<br />
deshalb sofort, spätestens aber bis Donnerstag, den<br />
19. November <strong>1931</strong> beim Sekretariat (Bielstrasse 8,<br />
Tel. 6.64) an, bis zu welchem Zeitpunkt eine Einschreibegebühr<br />
von Fr. 3. — zu entrichten ist (Postscheck<br />
Va 11-40). Im übrigen ist der Kurs für MitgliedeT<br />
kostenlos. Nichtmitglieder bezahlen überdies<br />
ein Kursgeld von Fr. 7.—.<br />
Zum Schlussabend mit Filmvorführung, welcher<br />
am 7. Dezember <strong>1931</strong> in der Schtitzenmatt stattfindet,<br />
werden auch alle übrigen Mitglieder mit ihren<br />
Angehörigen freundlichst eingeladen.<br />
2. Betr. Werbeaktion. Unsere Sektion hat sich<br />
in den letzten zwei Jahren fast verdreifacht Und<br />
umiassi doshalb zuraeit rund 800 Mitglieder. Wir diteuren* und Pferdebesitzer-Verband), sowie Herr<br />
wollen uns mit diesem Erfolg nicht begnügen. Mit Kästli für den neueintretenden Traktorenbesitzerder<br />
Erstarkung unseres Mitgliederbestandes wächst Verband. Das Bureau für das Geschäftsjahr<br />
auch der Einfluss zur Wahrung automobilistischer 1932 setzt sich zusammen aus den Herren Verbandssekretär<br />
Fritz M a d e r (Präsident); Ing.<br />
Interessen.<br />
Um unsere Werbetätigkeit auch weiterhin erfolgreich<br />
zu gestalten, eröffnen wir für das Jahr m e y (Sekretär); Fürsprecher Dr. Jenii» (KR?<br />
Platel (Vizepräsident); Redakteur Riesen-<br />
1932 unter unseren Mitgliedern einen Mitglieder- sier) und als Protokollführer Herr Scherrer.<br />
Wettbewerb. Je nach der Zahl der uns zugeführten Bekanntlich ist ier Liga bereits eine Ortsgruppe<br />
Blei angeschlossen, und weitere Orts-<br />
neuen Sektionsmitglieder werden folgende Prämien<br />
ausgerichtet: für 2 Mitglieder 1 vergoldete Krawattennadel<br />
(Sektionsabzeichen), für 4 Mitglieder 1 eebildet werden r.<br />
gruppen sollen <br />
St. Gotthard, unpassierbar. Urneraeite befahrbar<br />
ohne Ketten bis Mätteli, Tessinerseite frei bis<br />
Tremolatal.<br />
Simplem, Passhöhe eingeschneit Zufahrt offen<br />
bis Refuge 4.<br />
Splügen, unpassierbar kurz nach Splügendorf.<br />
Umbrail, unpassierbar.<br />
Weissenstein, gänzlich schneefrei.<br />
Wolfgang, durchgehend schneefrei, ebenso weit«<br />
liehe Zufahrtsroute Lenzerheide-Wiesen-Davofl. _<br />
In den Voralpen und im Jura sind die Päais<br />
Marchairuz und Morgins angeschneit, mit Ketten<br />
gut passierbar. Der Col des Mosses meldet 20 cm<br />
Schnee und ist vorübergehend jesperrt. Brünif,<br />
Schallenberg und Saanenmöser schneefrei<br />
LETZTE MELDUNGEN<br />
Wintersession <strong>1931</strong><br />
der eidgenössischen Räte.<br />
Montag den 7. Dezember werden die eidgenössischen<br />
Räte zur 1. Tagung der 29. Legislaturperiode<br />
zusammentreten und die<br />
nachstehenden Traktanden* behandeln, die für<br />
die Strassenbenützer von Wichtigkeit sind:<br />
Unter den Auspizien des Justiz- und Polizeidepartementes<br />
wird die Beratung des Bundesgesetzes<br />
über den Motorfahrzeug- und<br />
Fahrradverkehr weitergeführt. Wie bekannt,<br />
hat der Nationalrat im März dieses Jahres die<br />
Artikel 1—35 durchberaten und den Art. 10<br />
an die Kommission zurückgewiesen. In der<br />
Junisession wurde die Vorlage vom Nationalrat<br />
mit einer Anzahl von Abweichungen vom<br />
Entwurf in der Septembersession durchberaten<br />
und den Art 52 bis (besondere Unfallversicherung)<br />
an den Bundesrat zurückgewiesen.<br />
Nachdem nun die Kommission des Nationalrates<br />
zu den Differenzen Stellung genommen<br />
hat, wird sich vorerst der Nationalrat wieder<br />
mit dem Verkehrsgesetz befassen müssen.<br />
Wir hoffen, dass auch der Ständerat in<br />
der kommenden Wintersession die Vorlage<br />
im Sinne einer Aenderung seiner früher gefassten<br />
Beschlüsse unter Dach bringen wird.<br />
Im weitern werden die eidgenössischen<br />
Räte sich mit dem Beschlussesentwurf für<br />
einen Bundesbeitrag an die Passwangstrasse,<br />
zu dem der Bundesrat am 21. September eine<br />
Botschaft veröffentlichte, zu befassen haben.<br />
Die Priorität liegt beim Nationalrat.<br />
Im Traktanden-Verzeichnis ist im weltern<br />
noch das seit der letzten Session hängige<br />
Postulat Qrimm vermerkt, das den Bundesrat<br />
einlädt zu prüfen, ob ein Einfuhrmonopol für<br />
Benzin und Rohöl geschaffen werden solle.<br />
Wir haben schon früher unsere ablehnende<br />
Stellungnahme kurz begründet.<br />
Besonderes Interesse wird bei den Verkehrsinteressenten<br />
die Besprechung des Voranschlages<br />
1932 (siehe heutiger Leitartikel)<br />
beanspruchen.<br />
lt.<br />
Verantwortliche Redaktion<br />
Dr. A. Böchl (im Militärdienst).<br />
Walter Mathys. — Hugo Labharl<br />
Telephon der Redaktion: Bollwerk 89.84 (Hailwag),<br />
Ausserhalb der Geschäftszeit: Bollwerk 82.95.<br />
Redaktion für die Ostschweiz: Dr. A. Bucht<br />
— Sprechstunden nach Vereinbarung mit der Gesrhäffsstpllp<br />
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