E_1933_Zeitung_Nr.011
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Ausgabe: Deutsche Schweiz<br />
BERN, Dienstag, 7. Februar <strong>1933</strong><br />
Nummer 20 Cts.<br />
29. Jahrgang - N« 11<br />
ERSTE SCHWEIZERISCHE AUTOMOBIL-ZEITUNG<br />
Zentralblatt für die schweizerischen Automobil- und Verkehrsinteressen<br />
ABONNEMENTS-PREISE: Erscheint jeden Dienstag und Freitag Monatlich „Gelbe Liste"<br />
HaJbjährUch Fr. 5—, jährlich Fr. 10.-. Im Ausland unter Portozuschlag,<br />
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Telegramm-Adresse: Autorevue, Bern<br />
Das ergiebige Zollobjekt<br />
Die Motorfahrzeug-<br />
Gleich einer Hydra erhält sich mit der nämlichen<br />
Zähigkeit im Publikum die Meinung,<br />
dass der moderne Strassenverkehr dem<br />
Staate aussergewöhnlich hohe Ausgaben, speziell<br />
für das Strassenwesen. gebracht hätte,<br />
ohne dass die besonderen Einnahmen aus dem<br />
Motorfahrzeugwesen auch nur annähernd<br />
einen entsprechenden Anteil zu decken vermöchten.<br />
Dabei ist allerdings zu sagen, dass<br />
diese irrtümliche Auffassung nicht etwa von<br />
ungefähr kommt, sondern von gewisser Seite<br />
immer wieder neu und systematisch genährt<br />
wird: Es gilt eben, mit allen Mitteln Stimmung<br />
gegen das Automobil zu machen! Dabei<br />
wird immer nur mit jenen Zahlen operiert,<br />
welche die Einnahmen der Kantone aus dem<br />
motorisierten Verkehr darstellen, während die<br />
sich daraus ergebenden Zollerträgnisse wohlweislich<br />
übergangen, oder mit der Erklärung<br />
abgetan werden, dass sie, wie alle anderen<br />
Zölle, einfach in die allgemeine Bundeskasse<br />
zu fHessen hätten, ohne Rücksicht auf deren<br />
Herkunft und ohne irgendwelche Zweckbestimmung.<br />
Nun sind freilich die Einnahmen der Kantone<br />
schon sehr beträchtliche, wie wir dies<br />
in Nr. 100 der A. R. eingehend dargelegt haben.<br />
Im Jahre 1931, für welche die letzten<br />
Ausrechnungen vorliegen, vereinnahmten die<br />
Kantone 29,3 Millionen Franken aus Motorfahrzeugsteuern<br />
und Gebühren, 1,06 Millionen<br />
Franken aus Bundessubvention für Alpenstrassen,<br />
9,9 Millionen Fr. als Benzinzollanteil<br />
und 0,6 Million Fr. aus Bussen. Es ergibt<br />
dies einen Gesamtertrag von rund 41<br />
Millionen Franken, der allein 1 schon wenigstens<br />
die Hälfte der kantonalen Ausgaben für<br />
das Strassenwesen zu decken vermag. Wenn<br />
auch die Einfuhrzölle, mit Ausnahme des an<br />
die Kantone weitergeleiteten Benzinzollanteiles,<br />
durch den eidgenössischen Finanzminister<br />
für andere als dem Strassenverkehr dienende<br />
Zwecke verwendet werden, so ändert<br />
das doch kein Jota an der Tatsache, dass die<br />
Gesamtheit der Motorfahrzeugbesitzer zusammen<br />
mit der einschlägigen Industrie, Gewerbe<br />
und Handel für diese dem Bundesfiskus zufliessenden<br />
Millionen aufzukommen haben. Da<br />
Herrn Collins Abenteuer.<br />
Roman von Frank Heller.<br />
(14. Fortsetzung)<br />
Wir haben Gibraltar angelaufen und es<br />
zwei Stunden später wieder verlassen. Das<br />
Wetter ist milder und wärmer geworden, seit<br />
wir ins Mittelmeer gekommen sind. Die<br />
Sonne schien den ganzen Tag, und der<br />
Sonnenuntergang gehörte zu dem Schönsten,<br />
was ich je gesehen habe — ich musste an<br />
ein paar unsterbliche Zeilen von Browning<br />
denken. Grosse goldene, rote, purpurne Wellen,<br />
die hinter den Klippen aufwallten, es war<br />
wie ein vulkanischer Farbenausbruch, wie...<br />
aber ich verliere mich in Naturschwärmereien,<br />
und das passt weder zu meiner angenommenen<br />
Rolle eines englischen Landjunkers,<br />
noch zu meiner wirklichen eines Hochstaplers<br />
und Gesellschaftsfeindes, augenblicklich auf<br />
der Jagd nach einer gewissen Goldsendung<br />
von 100 000 Pfund...<br />
Nun ja, ob es nun zur Rolle passt, kommt,<br />
streng genommen, auf eins heraus. Denn<br />
diese Rolle scheint sich zu der verpfuschtesten<br />
von allen zu gestalten, die ich in den<br />
kleinen Dramen meines Lebens innegehabt<br />
habe. Noch nicht einen Schritt näher dem<br />
Ziel! Alles in der Nähe des Krankenzimmers<br />
muss so still und ungestört sein, dass sogar<br />
die Nachtwache Order bekommen hat, sich<br />
an dem einen Ende des Korridors zu halten,<br />
um den Kranken drinnen nicht zu stören.<br />
und Brennstoff-Einfuhr crgiebt eine Bruttoeinnahme<br />
von 66 Millionen Franken.<br />
es die Eidgenossenschaft entgegen der vielfach<br />
im Ausland beobachteten Praxis nicht als<br />
notwendig erachtet, den grössten Teil der auf<br />
den Automobilisten und Motorradfahrern<br />
lastenden Sondersteuern vorab dem Strassenwesen<br />
wieder zugut kommen zu lassen, so<br />
kann sich die öffentliche Kritik, die Allgemeinheit<br />
trage zu hohe Strassenbaukosten,<br />
nur gegen dieses Verteilungssystem wenden.<br />
Die Motorfahrzeugbesitzer leisten an und für<br />
sich an Abgaben und Sondersteuern jährlich<br />
einen Betrag, der fast 100 Millionen Franken<br />
erreicht und damit die gesamten Aufwendungen<br />
für das Strassenwesen wesentlich übersteigt.<br />
Der Tribut, welchen das Automobil<br />
und Motorrad an die Eidgenossenschaft in<br />
Form von Zöllen entrichtet, lässt sich an Hand<br />
der von der Zollbehörde registrierten Importmengen<br />
leicht berechnen. Wie alljährlich,<br />
haben wir auch für 1932 diese Zahlen zusammengestellt,<br />
bedeuten sie doch für uns ein<br />
wertvolles und unumstössliches Argument gegenüber<br />
den Versuchen, das Motorfahrzeug<br />
913a<br />
913b<br />
914a<br />
914b<br />
914c<br />
914d<br />
914e<br />
914f<br />
914g<br />
518<br />
522<br />
1065b<br />
924o<br />
924d<br />
Positionen des Zolltarifes<br />
Motor-Zwei- und Dreiräder, ohne Lederüberzug . . .<br />
Motor-Zwei- und Dreiräder, mit Lederüberzug» . . .<br />
Automobile und Chassis im Stückgewicht von weniger<br />
als 800 kg<br />
Automobile und Chassis von 800 bis 1200 kg . . . .<br />
Automobile und Chassis von 1200 bis 1600 kg . . . .<br />
Automobile und Chassis über 1600 kg<br />
Karosserien aller Art für Automobile . . . . . . . .<br />
Traktoren ohne Karosserien<br />
Elektrokarren<br />
Schläuche, Röhren, ohne Gewebe- oder Metalleinlage<br />
(Reifen 70%)<br />
Schläuche, Röhren, mit Gewebe- oder Metalieinlage<br />
(Reifen 85%)<br />
Benzin und Benzol zu motorischen Zwecken . . . .<br />
Elektrische Apparate zum Anlassen, zum Zünden, zur<br />
Beleuchtung und Fahrsicherung für Motorfahrzeuge<br />
und Fahrräder, Scheibenwischer und andere Apparate,<br />
sowie Teile von solchen*<br />
Kilometerzähler für Motorfahrzeuge**. . . . . . . .<br />
Heute nachmittag war der Neffe auf dem<br />
Verdeck. Er sah blass und angestrengt aus<br />
und hatte hektische Flecken auf den Wangen.<br />
Ich stellte ihm ein paar höfliche Fragen nach<br />
dem Pastor — als ich dazu kam, denn die<br />
Damen des Schiffes umschwärmten ihn wie<br />
Bienen den Honig. Er drückte mir die Hand<br />
und murmelte etwas Unhörbares, dann riss<br />
er sich los und eilte wieder zu seinem kranken<br />
Onkel hinunter.<br />
Kapitän Selby war heute abend auf Besuch<br />
beim Pastor und blieb vielleicht eine Viertelstunde<br />
dort. Als er wieder heraufkam, hatte<br />
er grosse Tränen in den Augen — ja, wahrhaftig,<br />
der alte braungebrannte Seebär<br />
weinte. Er sah, dass ich ihn anstarrte und<br />
kam auf mich zu.<br />
«Ja,» sagte er, «ich weine, und ich schäme<br />
mich dessen nicht, Sir! Dieser Mann ist ein<br />
Heiliger, Sir, ein Heiliger, und wer das Gegenteil<br />
sagt, den will ich...»<br />
Er beendete den Satz nicht, sondern ging<br />
auf die Kommandobrücke.<br />
Herrgott, ich sage ja nicht das Gegenteil.<br />
Ich stimme sogar aus vollstem Herzen bei.<br />
Aber wenn der Pastor auch ein Heiliger ist,<br />
so gibt es eben-auch Augenblicke, wo Heilige<br />
sehr im Wege sein können.<br />
Zum Beispiel, wenn man auf dem Auslug<br />
nach 100 000 Pfund in gemünztem Gold ist<br />
und besagter Heiliger sich gerade den Raum<br />
neben ihrem Verwahrungsort zum Krankenzimmer<br />
aussucht...<br />
25. Oktober (oder 26., ich weiss kaum mehr<br />
welcher). Nein, ich weiss es kaum, weiss<br />
kaum, ob ich bei Sinnen oder verrückt bin,<br />
wegen vermeintlich ungenügenden finanziellen<br />
Leistungen, im Volke immer wieder zu<br />
diskreditieren. Die Zusammenstellung ist auch<br />
in anderer Hinsicht noch von Interesse und<br />
verdient ein eingehenderes Studium.<br />
Ganz allgemein kann den Ergebnissen entnommen<br />
werden, dass sich der Ertrag für die<br />
Eidgenossenschaft neuerdings erhöht hat.<br />
Fassen wir nur das Nettoergebnis ins Auge, so<br />
ergibt sich mit 63,8 Millionen Franken gegenüber<br />
dem Vorjahre eine Mehreinnahme von<br />
2,2 Millionen. Diese ist nun allerdings unter<br />
der Auswirkung des schlechteren Geschäftsganges<br />
geringer als 1931, indem dazumal die<br />
Einnahmen um rund 5 Millionen höher waren<br />
als im vorangegangenen Fiskaljahre. Immerhin<br />
bedeuten diese rund 64 Millionen einen<br />
der Hauptposten in der eidgenössischen Zollabrechnung<br />
und lassen sich weder miss- noch<br />
wegdeuten.<br />
Die Einfuhrverminderung bei den Motorrädern<br />
hat sich natürlich auch in einem entsprechenden<br />
Rückgang des finanziellen Ertrages<br />
geltend gemacht. Bei der Einfuhr von Automobilen<br />
ist die,starke Zunahme von Wagen<br />
und Fahrgestellen im Gewicht von weniger als<br />
800 kg bemerkenswert. Es deutet dies auf<br />
eine entsprechende Vermehrung des Kleinwagens<br />
hin, eine Erscheinung, die sich unter<br />
Menge in kg<br />
<strong>1933</strong><br />
1931<br />
282.847<br />
14.371<br />
737.829<br />
5.379.926<br />
4.412.392<br />
1.854.226<br />
19.221<br />
1.054<br />
84.387<br />
23.645<br />
3.430.027<br />
204.255.182<br />
74.447<br />
503<br />
* Erst seit April 1932 separat aufgeführt.<br />
** Erst seit Juli 1932 gesondert aufgeführt.<br />
Bruttoertrag des Benzinzolles; b, Nettoertrag des Benzinzolles im Jahre 1931; c, auf<br />
zinzolles für 1932; d, Nettoertrag der gesamten Zolleinnahmen für 1931;<br />
INSERTIONS-PREIS: Die achtgespaltene 2 mm hohe Grundzeile oder<br />
deren Raum 45 Cts. für die Schweiz; für Anzeigen aus dem Ausland 60 Ct».<br />
Grössere Inserate nach Seitentarit.<br />
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489.524<br />
17.388<br />
445.422<br />
5.798.065<br />
5.377.924<br />
2.333.225<br />
27.339<br />
8.696<br />
118.607<br />
24.122<br />
3.273.344<br />
181.894.140<br />
ob ich schlafe oder wache. Ich habe eine<br />
Gespenstererscheinung gesehen, und habe ich<br />
keine Gespenstererscheinung gesehen, dann<br />
muss ich das Delirium haben. Meine Hand<br />
zittert, so dass ich dies kaum schreiben kann,<br />
und ich schreibe es nur, um zu versuchen,<br />
mich etwas zu beruhigen; mein Whisky ist<br />
ausgegangen.<br />
Ich stiess heute abend mit G. zusammen;<br />
das war der Anfang meiner Erlebnisse. Mit<br />
G., den ich seit unserer ersten Begegnung<br />
nicht mehr gesehen hatte und der heute abend<br />
womöglich noch schroffer und unangenehmer<br />
war als damals. Er kam geradewegs auf<br />
mich zu, ohne sich darum zu kümmern, ob<br />
uns jemand sehen konnte.<br />
«Nette Lustreise, das,» begann er. «Hat<br />
Ihnen die Seeluft gut getan? Und das Essen<br />
an Bord schmeckt Ihnen? Nette, verflucht<br />
nette Lustreise!»<br />
«Hören Sie, G.,» sagte ich.<br />
«Ich höre auf dem Ohr überhaupt nicht.»<br />
brüllte er. «Wozu sind Sie an Bord? Um<br />
mit den Damen zu flirten und Schach zu<br />
spielen — oder aus anderen Gründen? Haben<br />
Sie...»<br />
«G.,» sagte ich noch einmal und fixierte<br />
ihn, «nicht diesen Ton, wenn ich bitten darf!<br />
Sind Sie der Führer oder ich? Antworten<br />
Sie! Und was meinen Sie mit Ihren Insinuationen?<br />
Flirt und Schachspiel? Weiss Gott,<br />
Flirt interessiert mich weniger als irgendetwas<br />
auf der Welt, und Schach — missgönnen<br />
Sie mir ein paar Partien mit dem<br />
alten Geistlichen, der jetzt im Sterben liegt?»<br />
«Ja, im Zimmer neben unserem Geld,» rief<br />
dem Druck der allgemeinen wirtschaftlichen<br />
Verhältnisse und der steuerlichen Sonderbelastung<br />
der Automobile, in den meisten Staaten<br />
geltend macht. Diese erhöhte Einfuhr<br />
von kleinen Wagen ist um so bedeutsamer,<br />
als der Import bei allen übrigen Gewichtsklassen<br />
zurückgegangen ist, was natürlich<br />
auch einen entsprechend verminderten finanziellen<br />
Ertrag zur Folge hatte.<br />
Die Einfuhr der Gummireifen und Schläuche<br />
kann nur annähernd ermittelt werden,<br />
da diese Waren in der Zollstatistik nicht separat<br />
aufgeführt sind, sondern mit anderen<br />
Gummifabrikaten in einer einzigen Rubrik<br />
vereinigt werden. Nach Angaben der Zolldirektion<br />
entsprechen aber die angenommenen<br />
Prozentsätze dem tatsächlichen Anteil der<br />
Motorfahrzeugbereifung an der unter den Positionen<br />
518 und 522 errechneten Einfuhr.<br />
Weitaus die ertragsreichste Position ist diejenige<br />
für Benzin und Benzol. Die Einfuhr,<br />
welche sich im Jahre 1932 auf 204 Millionen<br />
kg stellte, hat somit innerhalb Jahresfrist<br />
neuerdings um 22 Millionen kg zugenommen.<br />
Hieraus ergibt sich eine Bruttomehreinnahme<br />
von 5.1 Millionen Franken. Wie aus den Legenden<br />
zur beigefügten Tabelle zu entnehmen<br />
ist, kann der Bruttoertrag von 46,9 Millionen<br />
Franken nicht ohne weiteres in Rechnung ge-<br />
Zollansatz<br />
Fr.<br />
150 per 100 kg<br />
150 per 100 kg<br />
110 per 100 kg<br />
130 per 100 kg<br />
150 per 100 kg<br />
170 per 100 kg<br />
170 per 100 kg<br />
120 per 100 kg<br />
150 per 100 kg<br />
10 per 100 kg<br />
20 per 100 kg<br />
23 per 100 kg<br />
400 per 100 kg<br />
500 per 100 kg<br />
Zollcrtrag in Fr.<br />
1932 1931<br />
424.270.50<br />
21.556.50<br />
811.611.90<br />
6.993.903.80<br />
6.618.588.—<br />
3.152.184.20<br />
32.675.70<br />
1.264.80<br />
126.580.50<br />
2.364.50<br />
686.005.40<br />
46.978.691.86a<br />
297.788.—<br />
2.515.—<br />
66.150.000.—<br />
44.723.714.65o<br />
63.895.023.45e<br />
734.286.—<br />
26.082.—<br />
489.964.20<br />
7.537.484.50<br />
8.066.886.—<br />
3.966.482.50<br />
46.476.30<br />
10.435.20<br />
177.910.50<br />
2.412.20<br />
654.668.80<br />
41.835.652.20a<br />
63.548.740.40<br />
39.933.781.01b<br />
61.646.869.21d<br />
a. Grund der Ergebnisse von 1931 errechneter Nettoertrag des Bene,<br />
annähernder Nettoertrag für 1932.<br />
G. «Haben Sie da keine Gelegenheit, so will<br />
ich am höchsten Ast baumeln! Die Wache<br />
geht nicht mehr da, niemand geht mehr da,<br />
die Luft ist rein — und Sie, Sie tun nichts!»<br />
Ich starrte ihn an. Wahrhaftig, daran hatte<br />
ich nicht gedacht! Ich hatte die Okkupation<br />
des Krankenzimmers durch den Pastor immer<br />
als ein Hindernis betrachtet. Aber G. hatte<br />
recht, daran war nicht zu zweifeln! Es<br />
brauchte kein Hindernis zu sein, im Gegenteil!<br />
Im Gegenteil! •<br />
«Morgen oder übermorgen,» fuhr G. in derselben<br />
unerträglichen Weise fort, «sind wir<br />
in Malta. Da soll der Alte ans Land und dann<br />
kommt wieder die Wache, darauf können Sie<br />
Gift nehmen. Jetzt ist seit vier Tagen keine<br />
Wache gegangen, aber Sie...»<br />
«Schweigen Sie, G.,» rief ich, ernstlich<br />
durch die Frechheit seines Auftretens gereizt.<br />
«Sie können überzeugt sein, dass ich die<br />
Sache schon erwogen habe... und heute<br />
abend noch wird ein Besuch im Zimmer<br />
neben dem Pastor gemacht werden.»<br />
Damit wendete ich mich ab, um mich nicht<br />
weiter zu ärgern. Und heute nacht gegen<br />
1 Uhr (also vor einer Stunde, glaube ich)<br />
begab ich mich auf meine Expedition. Ich war<br />
so angekleidet wie gewöhnlich bei solchen<br />
Gelegenheiten, dunkler Pyjama und Filzpantoffeln,<br />
es ist dies ein Kostüm, das keine<br />
Aufmerksamkeit erregt und in dem man in<br />
neun Fällen von zehn unbemerkt vorbeischlüpfen<br />
kann.<br />
Mit einiger Vorsicht gelang es mir auch,<br />
alle Begegnungen auf dem Wege zum Korridor<br />
zu vermeiden, wo der Verwahrungsraum
2 AUTOMOBIL-REVUE <strong>1933</strong> — N°ll<br />
stellt werden. Bekanntlich wird im Dienste<br />
der PöStVerwältung und des Militärs zollfreies<br />
Benzin verwendet, so dass der hier vereinnahmte<br />
Zoll rückvergütet werden muss.<br />
Letztes Jähr stellte diese Vergütung 4,5 Prozent<br />
der Bruttoeinnahme dar. Entsprechend<br />
des früheren jährlichen Mehrkonsums von<br />
Post und Militär an Benzin nehmen wir den<br />
Anteil des zollfreien Benzins mit 4,8 Prozent<br />
vom Gesamtimport an. Damit reduziert sich<br />
die Nettoeinnahme des Bundes auf 44,7 Millionen<br />
Franken. Diese Zahl mag durch die<br />
endgültige Abrechnung des Bundes noch eine<br />
kleine Korrektur erfahren, doch wird diese<br />
keineswegs das Endresultat irgendwie nennenswert<br />
beeinflussen. Auf alle Fälle kann<br />
heute schon die Nettoeinnahme des Bundes,<br />
aus den das Motorfahrzeugwesen betreffenden<br />
Zöllen mit Sicherheit auf 63,5 Millionen"<br />
Franken veranschlagt werden. Der Vollständigkeit<br />
halber sei noch erwähnt, dass diese<br />
Tabelle das zur Schmierung verwendete Oel<br />
nicht berücksichtigt, indem Automobil- und<br />
Motorradöl von den übrigen Oelimporten<br />
nicht gesondert registriert werden und dies<br />
wegen der Vielgestaltigkeit der Oeleinfuhr<br />
der Verwaltung auch nicht möglich ist. Diese<br />
Position ergab eine Einnahme von rund<br />
315,000 Franken, wovon wenigstens die Hälfte<br />
für industrielle Oele abzuziehen ist Der für<br />
unsere Berechnung verbleibende Betrag ist<br />
im Verhältnis zu den Millionenbeträgen der<br />
übrigen Positionen so gering, dass er ohne<br />
Bedenken vernachlässigt werden kann. Dagegen<br />
soll die Zahl von 63,5 Millionen Franken<br />
festgehalten und gebührend unterstrichen<br />
werden, stellt sie doch eine fiskalische Leistung<br />
dar, wie sie kaum auf einem anderen<br />
Gebiete unserer Volkswirtschaft erzielt oder<br />
einer anderen Gruppe von Steuerzahlern<br />
überhaupt zugemutet würde.<br />
Angesichts derartiger finanzieller Aufwendungen<br />
darf füglich erwartet werden, dass<br />
sich jene Publikationsmittel, welche immer<br />
wieder die finanziellen Leistungen der Motorfahrzeugbesitzer<br />
in der Oeffentlichkeit in<br />
Frage ziehen und benörgeln, obige Zahlen<br />
etwas genauer ansehen, bevor sie sich bei nur<br />
oberflächlicher Kenntnis der Verhältnisse immer<br />
wieder auf bereits abgegrasten Gemeinplätzen<br />
ergehen. So hat sich, um nur ein Beispiel<br />
von vielen aus der jüngsten Zeit zu erwähnen,<br />
der Flawüer «Volksfreund» bemüssigt<br />
gefühlt, in der bekannten Weise über die<br />
Frage, wer den Strassenbau und -unterhalt<br />
zahle, zu referieren. Er stützt seine Ausführungen<br />
auf die Abrechnung des Kantons Zürichj<br />
wo etwa die Hälfte der gesamten Strassenaüsgaben<br />
durch Motorfahrzeug- und Fahrradgebühren,<br />
sowie Benzinzollanteil gedeckt<br />
werden. Nach bekanntem Schema wird kein<br />
Wort über die Einnahmen des Bundes verlören,<br />
wodurch das tatsächliche Bild ganz erheblich<br />
verzerrt wird. Wir hoffett, um in der<br />
Sprache des «Volksfreund» zu sprechen, dass<br />
er und seine schreibfreudigen Kollegen in<br />
anderen Orten, welche diese Fragen anschneiden,<br />
«einen heilsamen Dämpfer» durch die<br />
oben zusammengestellten Zahlen erhalten und<br />
sich künftig zuerst mit der Materie gründlich<br />
vertraut machen, bevor sie unnötige Druckschwärze<br />
fliessen lassen. b.<br />
sich befindet. Wie G. schon gesagt hatte,<br />
war alles in diesem Teil des Schiffes so still<br />
und ausgestorben, dass man beinahe Angst<br />
bekam und eine Falle fürchtete. Der Wächter<br />
guckte, unmittelbar bevor ich hineinschlüpfte,<br />
in den Korridor, aber machte keine<br />
Runde. Der Sicherheit halber, um zu erfahren,<br />
wie oft er hineinzusehen pflegte, versteckte<br />
ich mich in einem kleinen Verschlag<br />
zu Anfang des Korridors, wo der Steward<br />
oder eine der Aufwärterinnen ihre Besen und<br />
Schaufeln aufbewahrten.<br />
Es war kein besonders bequemes Versteck,<br />
das gebe ich zu; aber ich habe in meinem<br />
Leben schon schlimmere gehabt, zum Beispiel<br />
damals, als ich im Zwischenboden der Dresdener<br />
Bank lag und ... aber das tut nichts<br />
zur Sache. Die Hauptsache bei solchen Gelegenheiten<br />
ist, dass man nur das beobachtet,<br />
was sich rings um einen zuträgt, die Gedanken<br />
nicht abschweifen lässt und vor allem<br />
nicht an das denkt, was man unmittelbar vor<br />
hat — denn sonst macht man Dummheiten.<br />
Es gelang mir auch trotz der unbequemen<br />
Stellung recht gut — ich wurde sogar die<br />
Nervosität los, die mich, seit ich an Bord<br />
gekommen war, gequält hatte. Das heisstr<br />
ich hatte sie schon am Abend zu kurieren<br />
gesucht, das gebe ich zu, beim Steward, der<br />
einen ausgezeichneten amerikanischen Rye-<br />
Whisky hat. Ob es nun dieser war oder die<br />
Spannung, das lasse ich dahingestellt, aber<br />
tatsächlich war meine Nervosität verschwunden.<br />
Es verging eine gute halbe Stunde, dann<br />
hörte ich wieder den Schritt der Wache. Bis<br />
dahin war alles stumm gewesen und nichts<br />
Schweizerische Rundschau<br />
« Eisenbahner »-Journalistik.<br />
In einem Artikel «Die Autoprotzen» wirft<br />
«Der Eisenbahner» unserem Blatte Unsachlichkeit<br />
in der Behandlung des Eisenbahner-<br />
Lohnproblems vor. Der Artikel s'chliesst mit<br />
der Drohung, man behalte sich vor, die «Herren<br />
der Automobilrevue gelegentlich noch etwas<br />
näher anzusehen», wenn die Angriffe auf<br />
das Bundespersonal in Zukunft nicht unterbleiben<br />
sollten. Wohlan. Wir werden uns auf<br />
eine solche Besichtigung gefasst machen müssen.<br />
Wie steht es aber, auch abgesehen von diesem<br />
persönlichen Interesse, mit der Sachlichkeit<br />
des «Eisenbahners»? (Wer in einem Glashaus<br />
sitzt, tut bekanntlich besser, nicht mit<br />
Steinen um sich zu werfen.) Ein spaltenlanger<br />
Artikel über «Automobilismus und Lebensform»<br />
erbrachte am 30. Dezember in demselben<br />
Blatt einige prächtige Musterehen.<br />
Wörtlich war da unter anderen Schauergeschichten<br />
folgendes zu lesen:<br />
« Wenn ein Fussgänger sich auf der Strasse<br />
herausnehmen würde, die Luft auf eine ihm beliebige<br />
Weise zu verstinken, er käme ins Gefängnis<br />
oder Irrenhaus. Die Auto- und Motorradfahrer<br />
aber haben das unbeschränkte Recht,<br />
die Luft mit Benzingas und Staub zu verpesten<br />
auf Kosten der Fussgänger. Diese unerhörte<br />
Rücksichtslosigkeit wird komischer- (oder tragischerweise)<br />
als selbstverständliche Begleiterscheinung<br />
des heutigen Strassenverkehrs geduldet. In<br />
Bern entstunden in letzter Zeit kurz nacheinander<br />
drei Fäll« von Benzingasvergiftungen; Die<br />
armen Betroffenen niussten sechs Wochen lang,<br />
ohne sich zu rühren, das Bett hüten (im Spital)<br />
und unter furchtbaren Schmerzen das Blut aus<br />
der Lunge husten (Embolie). Sie sind heute<br />
noch nicht alle ausser Lebensgefahr. Ein Aerztekonziliutn<br />
hat. einwandfrei festgestellt, dass es<br />
sich in den drei ganz neuartigen Fällen um<br />
Benzingasvergiftung handelt. Die Betroffenen<br />
holten- sich die Bescherung lediglich auf ihrem<br />
täglichen Gang zur Arbeit durch die von Benztogas<br />
geschwängerte Atmosphäre der Strasse. »<br />
Bei der uns zur Genüge bekannten Einstellung<br />
des «Eisenbahners» allen Automobilfragen<br />
gegenüber vermuteten wir in diesem Bericht<br />
von vornherein "eine Uebertreibung.<br />
Trotzdem baten wir im Interesse der Sache<br />
das Blatt schriftlich um nähere Aufklärung,<br />
und die Antwort der Redaktion übertraf noch<br />
alle unsere Erwartungen. Sie lautete:<br />
«Auf Ihr Schreiben vom 3. dies müssen wir<br />
vorerst bemerken, dass der Artikel « Automobilist<br />
mus und Lebensform» uns am 14. September<br />
1932 zukam, wiederholt, zurückgestellt werden<br />
musste und so erst rTr. 55 vom 30. Dezembar<br />
veröffentlicht werden korinte; Zu Ihrer Frage<br />
schreibt uns der Verfasser i « Eines dieser-rOpfer<br />
ist Herr J. Dieser wurde von den Aerzten Dr.<br />
K. und Dr» A. behandelte Beide Aerzte sollen<br />
unabhängig von einander den Verdacht ausgesprochen<br />
haben, es könne eich um ©ine Benzingasvergiftung<br />
handeln. Gegenwästig herrsche<br />
eine wahre Epidemie von Embolien/ .Das- war<br />
Ende Mai anfangs Juni 1932. Die -Namen anderer<br />
von dieser Krankheit hefallener sind mir<br />
nicht bekannt, aber die Redaktion der « Automobil-Revue<br />
» wird sie bei Dr. A. oder Dr. K. erfahren.<br />
Ich wurde seinerzeit von einem- Kollegen<br />
des Herrn J. so informiert, wie mein Artikel<br />
aussagt. Für mich liegt kein Grund vor, di-e<br />
Sache im Prinzip anders auszulegen als es in<br />
meiner Arbeit geschah. ><br />
Wir geben Ihnen von dieser Vernehmlassung<br />
Kenntnis. Der Verfasser des Artikels ist ein<br />
Mann, dem wir glauben Zutrauen' scheiikön zu<br />
können, der indessen in seinen 'Ausführungen<br />
wohl etwas weit gegangen ist oder dann unrichtig<br />
informiert wurde. »<br />
«Komischer-(oder tragischer-)weise» ist<br />
also die Zahl der dem Artikelverfasser E. K.<br />
namentlich bekannten Opfer plötzlich von 3<br />
anderes zu hören, als das Hämmern der Maschinen,<br />
und hie und da ein Schritt auf dem<br />
Verdeck.<br />
Dann hörte ich, wie gesagt, die Wache herankommen<br />
und guckte durch ein rundes Loch,<br />
das in die Türe des Verschlages gebohrt ist,<br />
hinaus. Der Wachtposten — ein junger Skandinavier,<br />
glaube ich, blond, blauäugig — blieb<br />
ganz weit draussen stehen, drehte von dort,<br />
wo er stand, mit einem Schalter das elektrische<br />
Licht im ganzen Korridor auf und<br />
warf einen Blick hinein. Natürlich war nichts<br />
zu sehen, aber plötzlich war etwas zu hören<br />
— ein entsetzlicher Husten aus dem Krankenzimmer,<br />
ein Husten, der gar nicht aufhören<br />
wollte. Es war herzzerreissend. Auch ich<br />
erzitterte in meinem Versteck und fühlte, wie<br />
eine heisse Welle des Mitleids mit dem Alten,<br />
der dort drinnen mit dem Tode rang, in mir<br />
aufstieg. Der Wächter löschte die Lampe,<br />
die er angezündet hatte, aber vorher sah ich<br />
noch, wie seine Augenlider zitterten; offenbar<br />
hatte auch er den alten Professor gesehen<br />
und war von ihm bezaubert worden. Dann<br />
verschwand er.<br />
Ich Hess drei oder vier Minuten vergehen,<br />
um sicher zu sein', dass er ausser Hörweite<br />
war; dann richtete ich mich auf und schlich<br />
mich so leise als möglich durch die Kehrbesen<br />
und das übrige Gerumpel in dem<br />
Kämmerchen durch. Ohne jedes Geräusch<br />
erreichte ich die Türklinke, drückte sie nieder<br />
und öffnete einen Spalt der Türe. Ich wollte<br />
sie eben ganz aufmachen, als sich das Unheimlichste,<br />
das ich noch in meinem Leben<br />
mitgemacht habe, ereignete.<br />
auf 1 zusammengeschrumpft. Die Opfer sind<br />
deshalb auch «heute» noch nicht ausser Lebensgefahr,<br />
weil der Artikel mehrmals zurückgestellt<br />
werden musste. Das «Aerztekonzilium»<br />
besteht in Wirklichkeit aus zwei<br />
Mann, und es «soll» den Verdacht ausgesprochen<br />
haben, es könne sich um Benzingasvergiftung<br />
handeln. Der Artikelverfasser kennt<br />
nicht einmal das eine Opfer persönlich, sondern<br />
nur vom Hörensagen. Schliesslich muss<br />
sogar die Redaktion zugeben, dass der Verfasser<br />
in seinen Ausführungen zu weit gegangen<br />
ist oder unrichtig informiert wurde.<br />
Ist das sachliche Journalistik?<br />
Wir haben uns aber weiter auch an die uns<br />
angegebenen Aerzte gewandt mit dem Ergebnis,<br />
dass an der ganzen Schauergeschichte sozusagen<br />
kein wahres Wort mehr bleibt. Dr.<br />
K., der, konsultativ gerufen durch den Hausarzt<br />
Dr. A., den Fall behandelt und beobachtet<br />
hat, schreibt uns, dass die Möglichkeit einer<br />
Benzingasschädigung lediglich neben anderen<br />
möglichen Krankheitsursachen in Betracht gezogen<br />
worden ist, dass er sich aber dem fragenden<br />
Patienten gegenüber in keiner Weise<br />
mit Bestimmtheit in dieser Richtung geäussert<br />
habe.<br />
Damit löst sich aber auch die ganze Anklage,<br />
die E. K. seinem Artikel zugrunde legte,<br />
in blauen Dunst auf. Und bei allem Respekt<br />
vor der Phantasie des Artikelschreibers<br />
könnte man nun die Gegenfrage stellen, wieso<br />
er sich das Recht herausnimmt, die Luft auf<br />
eine ihm beliebige Weise zu verunreinigen.<br />
Weil der «Eisenbahner» derartiges Geschreibsel<br />
braucht? Oder weil damit der «Sachlichkeit»<br />
gedient ist? m.<br />
Eine erste Beschwerde.<br />
Der Regierungsrat des Kantons Bern hat,<br />
wie erinnerlich, die Oeffentlichkeit am 31.<br />
Dezember 1932 mit einem Dekret überrascht,<br />
demzufolge bei 56 Brücken innerhalb des Kantonsgebietes<br />
das Befahren durch schwere<br />
Motorfahrzeuge über bestimmten, zahlenmässig<br />
begrenzten Gewichtslimiten verboten<br />
wurde. Dabei stützte sich der Kanton auf Artikel<br />
3 des neuen Bundesgesetzes, wonach<br />
die Kantone für bestimmte Strassenstrecken,<br />
wo die Sicherheit des Verkehrs oder die Anlage<br />
der Strasse es notwendig machen, weitere<br />
beschränkende Massnahmen treffen können.<br />
Von der im nämlichen Artikel gebotenen<br />
Möglichkeit, gegen solche Verfügungen innert<br />
30Tagen beim Bundesrat Beschwerde zu erheben,<br />
hat die Geschäftsstelle der Aspa Gebrauch<br />
gemacht. In dieser wird geltend gemacht,<br />
dass die Kantone nur auf den nicht<br />
als Durchgangsstrassen gekennzeichneten<br />
Strassen beschränkende Bestimmungen erlassen<br />
können. Es ist aber anzunehmen, dass<br />
einzelne der Strassenzüge, so z. B. Bern-<br />
Thun, welche durch die dekretierten Gewichtsbeschränkungen<br />
für Brücken betroffen<br />
werden, im gegebenen Falle vom Bundesrat<br />
als Durchgangsstrassen bezeichnet<br />
Würden.<br />
Wenn die kantonale Massnahme wirklich<br />
im Interesse der Sicherheit des Verkehrs oder<br />
der Anlage der Strasse getroffen worden ist,<br />
so überrascht sie um so mehr, weil bis zum<br />
Die schwere Eisentür des Kassaraumes<br />
öffnete sich langsam und lautlos, so, als hätte<br />
eine Geisterhand sie bewegt. Das Licht war<br />
trübe, nachdem der Wächter ausgelöscht<br />
hatte, aber doch genügend, damit ich sah,<br />
wie jemand unendlich langsam über die<br />
Schwelle trat. Plötzlich, während ich noch<br />
starr vor Staunen in das Dunkel des Korridors<br />
starrte, wendete sich die Gestalt mir<br />
zu: ich fiel rücklings zu Boden, und ich weiss<br />
nicht, ob ich aufgeschrien habe oder nicht.<br />
Tat ich es nicht, so war es, weil meine Kehle<br />
vor Grauen wie zugeschnürt war.<br />
Denn dort im Korridor, auf der Schwelle<br />
zum Kassenraum, sah ich mit einem eigentümlichen<br />
weissen Phosphorschimmer um die<br />
Konturen des Körpers und Gesichtes niemand<br />
anders als mich selbst!!<br />
Aus dem Krankenzimmer ertönte ein furchtbarer<br />
Hustenanfall.<br />
Ich weiss nicht, was sich dann zutrug,<br />
weiss nicht, wie lange Zeit verstrich, bis ich<br />
überhaupt wieder denken konnte. Vielleicht<br />
waren es Stunden, vielleicht auch nur Minuten.<br />
Plötzlich fand ich mich den Korridor<br />
entlang laufend, der zu meiner eigenen Kajüte<br />
führte, laufend ohne jeden Gedanken an Vorsicht,<br />
und die Tür zur Kajüte aufreissend.<br />
Meine Hände tasteten nach einem Fläschchen,<br />
das ich in einer meiner Laden wusste<br />
— tasteten stundenlang, schien es mir: endlich<br />
hatte ich es in den Händen und goss<br />
den brennenden Whisky in langen Zügen hinab.<br />
So allmählich wich das Grauen von mir<br />
und kehrte nur noch stossweise jede fünfte<br />
Inkrafttreten des eidgenössischen Gesetzes<br />
der Kanton selbst Gewichte bis zu 12 Tonnen<br />
für Lastenzüge gestattete und bei den<br />
verkehrspolizeilichen Kontrollen sogar noch<br />
eine Toleranz von 10% gewährte. Durch den<br />
neuen Erlass werden aber die zugelassenen<br />
Gewichte auf zehn oder gar acht Tonnen beschränkt,<br />
während dem einfachen Bürger es<br />
nicht recht einzuleuchten vermag, warum die<br />
nämlichen Brücken nach dem 1. Januar 19^3<br />
Gewichte von 12 Tonnen nicht mehr zu tragen<br />
vermöchten.<br />
Durch die Sperrung von Brücken für Wagen<br />
mit über acht Tonnen Gesamtgewicht<br />
wird die Freizügigkeit des Verkehrs, welche<br />
ja gerade durch das eidgenössische Gesetz<br />
gefördert werden sollte, neuerdings schwer<br />
beeinträchtigt. So könnten z. B. 25plätzige<br />
Gesellschaftswagen das Berner Oberland<br />
kaum mehr besuchen und auch der Güter-*<br />
transport wäre auf wichtigen Strassenzügen,<br />
wie Bern-Thun, Bern-Langnau usw., stark beschnitten,<br />
wobei vorab Spezialfahrzeuge und<br />
Dieselwagen infolge ihres eigenen erheblichen<br />
Gewichtes praktisch für den Durchgangsverkehr<br />
überhaupt nicht mehr in Frage<br />
kämen.<br />
Der Verkehr für Postomnibusse und Mili-»<br />
tärfahrzeuge würde dadurch ebenfalls teilweise<br />
unterbunden, es sei denn, dass für diese<br />
Fahrzeuge Ausnahmen in Aussicht genommen<br />
worden wären. Solche würden aber von<br />
der Oeffentlichkeit nur schwer verstanden,<br />
denn wenn gewisse Brücken Post- oder Militärfahrzeuge<br />
ohne Gefährdung zu tragen vermögen,<br />
so bleibt es unerklärlich, wieso der<br />
private Schwer verkehr alsdann eine Gefährdung<br />
bedeuten würde und reglementiert werden<br />
musste.<br />
Inzwischen hat sich die kantonale Baudirektion<br />
zur Angelegenheit in einer Mitteilung<br />
geäussert, die auch in Nr. 9 der «A.-R.»<br />
veröffentlicht worden ist. Ihr zufolge sind<br />
die Studien der Brückenverstärkungen im<br />
Gange und sollen diese selbst möglich bald<br />
an Hand genommen werden. Es sollen im Interesse<br />
des Fremdenverkehrs des Berner<br />
Oberlandes zuerst die Brückenverstärkungen<br />
im Strassenzüge Bern-Thun-Meiringen-Grimsel<br />
ausgeführt werden. In Anbetracht des<br />
dringenden Erfordernisses eines freizügigen<br />
Verkehrs wenigstens auf der Basis des Bundesgesetzes,<br />
das an und für sich ja für den<br />
Lastwagen noch genügend Einschränkungen<br />
vorsieht, sind die Besorgnisse der am Güterverkehr<br />
interessierten Kreise sehr wohl begreiflich.<br />
Da im weiteren für die Beschwerdeführung<br />
nur eine Frist von 30 Tagen eingeräumt<br />
wurde, konnten weitere Besprechung<br />
gen mit den kantonalen Instanzen nicht abgewartet<br />
werden. Es ist nun am Bundesrat,<br />
für eine sinngemässe und der Praxis entsprechende<br />
Interpretation der neuen eidgenössi?<br />
sehen Verkehrsvorschriften zu sorgen. < B.:<br />
Willkommene<br />
Steuererleichterungen.<br />
Graubündens Beispiel für die Neuregelung<br />
der Besteuerung von Motorfahrzeugen ver*<br />
dient in allen jenen Kantonen Schule zu<br />
machen, welche die Steuermodalitäten noch<br />
nicht revidiert haben. Gemäss den vom Kleinen<br />
Rat getroffenen Abänderungen der bisher<br />
geltenden kleinrätlichen Vollziehungsverord«<br />
nung kann die Verkehrsbewilligung nunmehr<br />
jederzeit, mit Wirkung ab ersten Tages des<br />
Lösungsmonats und mit Gültigkeit bis Jahresende,<br />
gelöst werden. Graubünden bietet damit<br />
nicht nur Erleichterungen, wie sie in einzelnen<br />
Kantonen für eine vierteljährliche<br />
Unterteilung der Steuer erst angestrebt werden<br />
müssen, sondern geht noch wesentlich<br />
darüber hinaus. Für ein angebrochenes<br />
Quartal braucht nämlich nicht etwa die<br />
Steuer für bereits verfallene Monate entrichtet<br />
oder zehnte Minute zurück; ich sah die<br />
Szene wieder vor mir; die halb geöffnete<br />
schwere Tür, die trübe Gestalt, das Phosphorlicht,<br />
mein Gesicht, alles... Ein neuer Schluck<br />
aus der Whiskyflasche und eine neue Pause,<br />
während der mein Gehirn versuchte, die tausend<br />
Fragen zu beantworten, die es sich<br />
selbst stellte... Und dann plötzlich eine neue<br />
Vision des Geschehenen...<br />
Bin ich toll? War ich damals toll? Sah ich<br />
nur fehl? Aber nein, es ist unmöglich, ich<br />
sah nicht fehl; ich sah alles ebenso deutlich,<br />
als ich jetzt diese leere Whiskyflasche vor<br />
mir sehe. Ja, ich sah recht.<br />
Und dann?<br />
Tod und Teufel! Nicht einmal jetzt, wo ich<br />
all dies zu Papier gebracht habe, will der<br />
Schrecken sich legen. Wer doch noch Whisky<br />
hätte!<br />
27. Oktober. Ein unfreundlicher Tag. Mein<br />
Kopf schmerzt noch von dem vielen starken<br />
Whisky, den ich ihm gestern zumutete, damit<br />
er vergesse... nein, ich will gar nicht<br />
erst niederschreiben, was... Ich vergesse es<br />
ja doch nie und nimmer. Wir haben Malta<br />
angelaufen und es vor zwei Stunden wieder<br />
verlassen, unmittelbar vor Einbruch der Dämmerung.<br />
Es regnete, und die wenigen Dinge,<br />
die das Schiff in Malta zu besorgen hatte,<br />
wurden so rasch als möglich erledigt. Niemand<br />
ging ans Land.<br />
Niemand ausser dem Pastor und seinem<br />
Neffen! Kann man sich einen solchen alten<br />
Mann denken?<br />
(Forts, im «Autler-Feierabend*.)
N° U - <strong>1933</strong> AUTOMOBIL-REVUE<br />
zu werden, sondern die Verrechnung erfolgt<br />
monatsweise. Es handelt sich hier also um<br />
die ausgesprochene Steuer pro rata temporis.<br />
Die Gebühren werden dabei wie folgt abgestuft:<br />
Sie betragen für einen Monat 10 %<br />
der Jahresgebühr, für zwei Monate 20 %, für<br />
drei Monate 30 %, für vier Monate 40 %, fünf<br />
Monate 50 %, sechs Monate 60 %, sieben Monate<br />
70 %, acht Monate 75 %, neun Monate<br />
80 %, zehn Monate 85 % und für elf Monate<br />
90 % der gesamten Jahressteuer. Damit ist<br />
einem Hauptpostulat der Bündner Verkehrsverbände<br />
Rechnung getragen worden, indem<br />
nichts so sehr als eine Ungerechtigkeit empfunden<br />
wurde als die bisherige Notwendigkeit,<br />
die Steuer auch für Zeitabschnitte entrichten<br />
zu müssen, während welchen es infolge<br />
der Witterungseinflüsse gar nicht möglich<br />
war, das Fahrzeug zu benutzen. In Kantonen,<br />
welche den harten und langdauernden<br />
Bergwinter nicht kennen, sind die Fahrzeughalter<br />
in ihren Wünschen nicht einmal soweit<br />
Technisches von der Sternfahrt<br />
nach Monte Carlo.<br />
Monte Carlo, 30. Januar <strong>1933</strong>.<br />
Mit der Preisverteilung im Palais des Sportingclub<br />
wurde am 29. Jan. die XII. Intern.<br />
Sternfahrt nach Monte Carlo geschlossen. Die<br />
traditionelle, für den Nachmittag vorgesehene<br />
Auffahrt der Teilnehmer zur Preisverteilung<br />
vor dem prinzlichen Schlosse musste wegen<br />
heftigen Regens unterbleiben, zum erstenmal<br />
in der Rallyegeschichte. Viele Teilnehmer<br />
hatten ihre Wagen — Aufheiterung erhoffend<br />
— trotzdem bereitgestellt und man vermochte<br />
in Müsse all das zu besehen, was Findigkeit<br />
und Erfahrung früherer Rallyes zur Ueberwindung<br />
der Schwierigkeiten ersonnen haben.<br />
Der Meister ist zweifellos der Peugeot-Fahrer<br />
De Lavalette, der seine über Europa zerstreut<br />
gewesene Schar gleichartiger Wagen<br />
bis auf die Athener wieder beisammen hat;<br />
«Schneeglöckchen > (Perceneiges) sind sie<br />
benannt und tragen die von ihnen durchgefahrenen<br />
Strecken als Landkarte auf der Karosserie<br />
oder dem Seitenfenster aufgemalt. Ein<br />
anderer dieser Wagen heisst «Mach dir nichts<br />
draus»; Prinz Narischkine hat sein Fahrzeug<br />
«Naph-Tallinn» getauft, die sportlichen<br />
Engländer bevorzugen Blumennamen usw. Sie<br />
haben übrigens einen eigenen Monte Carlo<br />
Rallye-Club gegründet, dessen Vorsitzender<br />
Lord de Clif ford ist, der Propagator des Dieselmotors.<br />
Die Ausrüstung für den Schnee fängt bei<br />
den Reifen an: Mannigfaltige Schneeketten,<br />
die übrigens von vielen Bewerbern nach kurter<br />
Probe wieder abgenommen wurden; eine<br />
sehr bemerkenswerte aus Gummi auf dem<br />
Talbotwagen der Frau Schell, die aus einem<br />
teils mit Stollen, teils mit Gummiprismen besetzten<br />
Ueberzug besteht. Ein Bewerber hat<br />
Reifen mit Saugrillen, ähnlich wie die von dem<br />
deutschen Erfinder Cöning gebrauchten Saugnäpfe;<br />
De Lavalette hat besondere Reifen<br />
für schlammige Strassen mitgeführt, denen<br />
Stücke eines grösseren Profils als Greifer<br />
aufvulkanisiert wurden. Diese Reserveräder<br />
wurden auf einer Hilfsnabe befestigt. Die<br />
vergrösserte Spurweite wurde sicherheitshalber<br />
durch Bügel markiert, die aufklappbar<br />
an den Nebellampen auf den Kotflügeln<br />
angebracht sind.<br />
Die Nebellampen bilden ein eigenes Kapitel.<br />
Manche Konkurrenten hatten richtig erkannt,<br />
dass der Nebel nicht unmittelbar auf<br />
dem Erdboden aufsitzt, und sie hatten deshalb<br />
ihre Lampen so tief als möglich, teils<br />
auf den Trittbrettern, damit auch der Strassenrand<br />
Licht bekam, teils an den Stossstangen<br />
gelagert Eine neue französische Nebellampe<br />
sitzt in einem langen, oben geschlos-<br />
gegangen und haben sich mit einer vierteljährlichen<br />
Unterteilung der Steuer zufrieden<br />
erklärt. Bedauerlicherweise stossen auch<br />
diese Postulate noch auf Schwierigkeiten bei<br />
der Verwaltung und dies ausgerechnet in den<br />
verkehrsreichsten Kantonen, wo man erwarten<br />
dürfte, dass die Administration etwas<br />
weniger an der bekannten Starrheit und Unbeweglichkeit<br />
leide. .Das Beispiel von Graubünden<br />
beweist, dass mit etwas gutem Willen<br />
den berechtigten Wünschen der Verkehrsinteressenten<br />
sehr wohl Rechnung getragen<br />
werden kann, ein Entgegenkommen,<br />
das mindestens ebensosehr dem Fiskus wie<br />
den Motorfahrzeugbesitzern letzten Endes zugute<br />
kommt. Hoffentlich lassen es sich die<br />
fahrzeugreicheren Kantone nicht nachsagen,<br />
dass Graubünden, dessen Gebiet dem Automobilismus<br />
zuletzt erschlossen wurde, die<br />
modernste Gesetzgebung in bezug auf die<br />
Verkehrssteuern besitze. z.<br />
Sportnachrichten<br />
I senen Gehäuse, beim Ballot-Wagen von Duchamps<br />
sind diese mit der Gehäuseöffnung<br />
nach aussen gedreht, wodurch gleichzeitig<br />
Kurvenbeleuchtung erzielt wird.<br />
Eine neue Akkumulatorensicherung hat der<br />
Lagonda von T. Mann; sie besteht in einem<br />
am Akkumulator sitzenden Schalter, der<br />
gleichzeitig als Diebstahlsicherung wirkt.<br />
Suchscheinwerfer finden sich in allen Positionen,<br />
die besten aus dem Dache ragend,<br />
von innen zu betätigen, weil die Strassenwegweiser<br />
doch meistens über Wagenhöhe angebracht<br />
sind. Auch zahlreiche Rückscheinwerfer<br />
wurden verwendet. Sehr gut auf dem<br />
N. A. G.-Wagen Klinkes die abnehmbaren, als<br />
Ableuchtlampe dienenden oberen Scheinwerfer<br />
mit aufgerolltem Kabel. Reichlich die<br />
Hilfslampen, bei den Engländern in eigenen<br />
Behältern in Griffnähe, wie z. B. auch die<br />
Wagenheberstange seitlich an der Türstütze.<br />
Zum Kartenlesen hat der Delage-Fahrer Ribeiro<br />
eine elektrisch beleuchtete Brille und<br />
eine ebensolche Stirnlampe (wie die Aerzte)<br />
zur Motorinspektion, was gewiss nicht übel<br />
ist. Auch elektrische Lämpchen im Werkzeugkoffer,<br />
die beim Oeffnen einschalten,<br />
konnte man antreffen. Sehr gut ist die am<br />
Morris-Wagen montierte Richtungslampe<br />
(rechts und links). Sie hat, wie die Verkehrsampeln<br />
gebaut, drei Lichter, das rote bedeutet<br />
seitliches Abfahren in der betreffenden<br />
Richtung, wobei auf der anderen Lampe<br />
Grün erscheint, zuvor das Achtungszeichen<br />
gelb.<br />
Viel Mühe wurde darauf verwendet, das<br />
Beschlagen oder Zufrieren der Windschutzscheibe<br />
zu verhindern. Zumeist geschah dies<br />
durch Einfügen eines vom Auspuffrohr getragenen<br />
flexiblen Rohrs, das die heisse Luft an<br />
die Scheibe heranführt, zum Teil durch eine<br />
aufmontierte Glasplatte unmittelbar vor dem<br />
Lenkrad, in die an den Akkumulator angeschlossene<br />
Heizdrähte eingelassen sind. Besonders<br />
witzig hat dies De Lavalette gelöst,<br />
indem er die hintere Kante der Motorhaube<br />
trichterförmig nach oben gebogen hat und so<br />
der Scheibe von aussen einen warmen Luftstrom<br />
zuführt (Auch der Fiat Narischkines<br />
hat diese Anordnung.) Er verbindet damit<br />
zugleich eine Schneeabwehr und Windablenkung,<br />
indem er dieser trichterförmigen Aufbiegung<br />
der Haube noch in etwa 10 Zentimeter<br />
Abstand nach vorne eine gleichfalls aufgebogene<br />
Blechschürze vorsetzt. Zur Regelung<br />
der Kühlertemperatur findet sich hier<br />
ein von unten nach oben vom Wageninnern<br />
aufroübarer Wachsleinwandverschluss. Dieser<br />
Fahrer klügelte auch einen handlichen<br />
Reservereifenriemen aus, bei dem, zur Erleichterung<br />
des Zuschnallens, der Verbindungsring<br />
des mehrteiligen Riemens nicht<br />
aus Eisen, sondern aus Gummi ist.<br />
Werkzeug- und Reserveteileunterbringung<br />
wurde viel studiert Einen eigenen Sperrholzkoffer<br />
auf ihrer kaum 100 kg wiegenden<br />
Karosserie hat Frau Schell hierfür, wobei der<br />
eigentliche Koffer, wie bei etlichen englischen<br />
Wagen, von innen, nach Rückklappen der<br />
Rücklehnen, zugänglich ist. Andere haben<br />
das Werkzeug im oberen Kofferdeckel, bei<br />
einem M..G. sehr gut unterhalb des Fussbodens,<br />
wo sich auch das Büfett befindet. Der<br />
mit einem Preis seiner Kategorie ausgezeichnete<br />
Lagonda-Sportwagen ohne Vordertüren<br />
hat einen Reservekompressor mitgeführt, andere<br />
haben Dynamos und Anlassmotoren eingepackt,<br />
sehr wenige Reservefedern. Gepäckkoffer<br />
aus Blech waren sehr zahlreich,<br />
beim Steyr geht der Kofferdeckel mit angebrachten<br />
Reserverädern in senkrechtem<br />
Scharnier auf; bemerkenswert ist auch die<br />
Einteilung im Hillmanwagen der drei Fahrerinnen<br />
des Englischen Damenautomobil-<br />
Clubs, die jede einen Koffereinsatz mit ent<br />
sprechendem Monogramm ihr Eigen nennen.<br />
Noch wären Schneeschaufeln aller Formate<br />
zu erwähnen, auf dem Dache verstaut oder,<br />
wie beim N. A. G., auf der vorderen Stoss-<br />
Stange, oder innen am Reserverad beim Lagonda<br />
usw. Stocklete Lancia hat neben dem<br />
Flaschenzug noch ein an die Radnabe montierbares<br />
Gangspill mit zugehörigem Stahlpflock<br />
in Reserve, das ihn auf baumloser<br />
Strecke aus dem Graben wand.<br />
Unter den neueren Merkwürdigkeiten ein<br />
Scheibenwäscher, nicht Wischer schlechthin<br />
beim Hillmann von Mrs. Martin. Er besteht<br />
darin, dass ein Elektromotor aus einem<br />
unter der Motorhaube sitzenden Behälter<br />
Wasser nach einer Bohrung im Scheibenwischer<br />
drückt und so die von Kot oder<br />
Schlamm verunreinigte Scheibe gesäubert<br />
wird. Das Verschmieren durch den Wischer<br />
wird dadurch freilich verhindert, die Vorrichtung<br />
ist aber nur bei Temperaturen über<br />
0 Grad verwendbar. Man sah auch Wagen<br />
wie den sieben Jahre alten Bentley des Lord<br />
Clifford, die ohne Sonderausrüstung wie zu<br />
einer < Spazierfahrt > auf die Reise gingen<br />
und — ankamen...<br />
Vom Gegenteil einer Spazierfahrt aber berichten<br />
die heute mit der Bahn eingelangten<br />
Stern-Nachzügler, darunter der Begleiter des<br />
aus Bukarest sein Glück versuchenden Major<br />
Berlescu, Herr Juca. Sie haben von Jassy<br />
aus an 40 km gefahren und mussten, von<br />
Schneestürmen aufgehalten, eine Nacht und<br />
einen Tag im Freien verbringen, ehe sie von<br />
Ochsengespannen zurückgeschleppt wurden.<br />
Auch der Sunbeam des Londoner Motor-<br />
Redakteurs Symons befand sich bei diesem<br />
Abenteuer und büsste sein Differential ein.<br />
Symons, vom Osten Europas kommend, bestand<br />
eine förmliche Odyssee, ehe er die<br />
Palmen Monte Carlos grüssen konnte. Aber<br />
alle wollen sie trotzdem das nächste Mal wieder<br />
mit dabei sein. Ing. L. J.<br />
Winterfahrbarkeitswettbewerb nach Engelberg<br />
<strong>1933</strong>. Ausser den bereits mitgeteilten<br />
Anmeldungen sind an neuen Nennungen eingegangen<br />
: Zwimpfer auf Chrysler. Itten auf<br />
Plymouth, Hoffmann auf Locomobil. Fromm<br />
auf Lancia, Gübelin auf Plymouth. Ferner<br />
stehen noch eine Anzahl Anmeldungen, die<br />
vorläufig provisorisch abgegeben worden<br />
sind, in Aussicht, so dass wohl mit einer<br />
Teilnehmerzahl von 15 bis 18 Wagen gerechnet<br />
werden darf. Nachdem an' dem<br />
kürzlich in Südbayern abgehaltenen Winterfahrbarkeitswettbewerb<br />
Deutschlands 18 Autos<br />
teilgenommen haben, darf die Beteiligung<br />
beim Engelberger Winterfahrbarkeitswettbewerb<br />
als eine ansehnliche bezeichnet werden,<br />
zumalen es sich um die erstmalige<br />
Durchführung eines solchen Automobilsport-<br />
Wettbewerbes in der Schweiz handelt.<br />
Es ist nun nur nötig, dass die Schnee- und<br />
Kälteverhältnisse sich bis Ende dieser Woche<br />
derart ändern, dass die Veranstaltung<br />
mit Erfolg durchgeführt werden kann, ansonst<br />
eine Verschiebung notwendig wüTde.<br />
Bezügliche Auskunft erteilt das Sekretariat<br />
der Sektion Zürich des A.C.S.<br />
Die Abnahme der Automobile erfolgt am<br />
10. Februar <strong>1933</strong> von 16—18 Uhr im Kasernenhof<br />
in Zürich; am 11. Februar. 8 Uhr 30,<br />
beginnt dortselbst die Startprüfung, an welche<br />
sich die Abfahrt zur Zuverlässigkeitsfahrt<br />
mit Brennstoffkonkurrenz nach Engelberg<br />
anschliesst. Die Konkurrenten dürften<br />
dortselbst ab ca. 15 Uhr eintreffen.<br />
Am 12. Februar sind ab 8 Uhr 30 die Startpr&fung,<br />
die Prüfung für Fahrhilfsmittel und<br />
die Schleuderprüfung auf dem Eis vorgesehen.<br />
13 Uhr Mittagessen und Resultatbekannigabe<br />
im Hotel Titlis in Enjjelberg.<br />
Das Reglement hat insofern eine Abänderung<br />
erfahren, als die für den_J2. Februar<br />
vorgesehene Prüfung für das Montieren von<br />
Fahrhilfsmitteln (Schneeketten usw.) nicht<br />
mehr in die Gesamtbewertung mit einbezogen<br />
wird, sondern dass eine Separatbewertung<br />
für diejenigen Konkurrenten, die diese Prüfung<br />
bestreiten wollen, erfolgt.<br />
Mit Rücksicht auf diese vorgenommene<br />
Reglementsänderung ist der lAnmeldetermin<br />
bis Mittwoch den 8. Februar. 18 Uhr. verlängert<br />
worden.<br />
Internationale Winterfahrt Garmlsch-Par-<br />
tenkircben. Die X. internationale Winterfahrt<br />
Garmisch-Partenkirchen begann am 2. Februar<br />
mit der traditionellen Oeutschlandfahrt<br />
der durch den Ausfall der Europafahrt vermehrte<br />
Bedeutung zukam. Leider ging der<br />
Auftakt zu dem Rallye unter sehr ungünstigen<br />
Umständen vor sich, da die ganze Fahrt<br />
durch Deutschland bei starkem Tauwetter<br />
und teilweise bei Regen durchgeführt werden<br />
mu'sste. Die Konkurrenten hatten unter<br />
dem schlechten Wetter sehr zu leiden. Manchem<br />
Fahrer wurde das Glatteis zum frühen<br />
Verhängnis. Die diesjährige Deutschlandfahrt<br />
ist wohl die schwierigste, die schon<br />
stattgefunden hat. Im Gegensatz zu frühern<br />
Jahren wurden als Kontrollpunkte nur solche<br />
deutsche Städte herausgesucht, die nicht direkt<br />
an den grossen Verkehrsadern liegen;<br />
damit wurden die Konkurrenten gezwungen,<br />
einen grossen Teil ihrer Fahrten auf Nebenstrassen<br />
zu verlegen. Beim Schluss der Zielkontrolle<br />
in Garmisch-Partenkirchen. die am<br />
Freitag mittag stattfand, waren von 35 gemeldeten<br />
Fahrern 23 angekommen. 7 Konkurrenten<br />
waren ausgeschieden und von den<br />
restlichen 5 Bewerbern fehlte Jede Nachricht.<br />
Zur grossen Ueberraschung ergab die<br />
Winterfahrt einen Ex-aequo-Sieg, trotzdem<br />
die Wertung ziemlich kompliziert war, da sie<br />
sowohl Gutpunkte für durchfahrene Kontrollstellen<br />
wie die Luftkilometerzahl in einer besonderen<br />
Berechnung kombinierte. Als Sieger<br />
konnten die bekannten Langstreckenspezialisten<br />
Bernet. Berlin (Wanderer), und<br />
Birnholz, Berlin (Mercedes), proklamiert<br />
werden. Beide erzielten 524,16 Punkte. Sie<br />
starteten wie die Grosszahl der übrigen<br />
Konkurrenten in Emden und fuhren von hier<br />
über Stadtlohn, Cleve, Düren. Idar. Bad-<br />
Brückenbau, Wertheim, Rothenburg, Triberg<br />
Breisach, Konstanz, Tettnansr, Bad Wörrishofen<br />
nach Garmisch-Partenkirchen und legten<br />
in 35V2 Stunden 2100 km zurück. Den<br />
Teampreis errang das Mercedes-Benz-Team<br />
mit insgesamt 1192,56 Punkten.<br />
Bei schlechtem Wetter wickelte sich sodann<br />
am Samstag die' Schönheitskonkurrenz<br />
ab, an der 51 Wagen vorgeführt wurden. Den<br />
Höhepunkt der Winterfahrt Garmisch-Partenkirchen<br />
bildete das Eibseerennen am Sonntag,<br />
das bei gutem Rennwetter vor sich ging.<br />
Die Bestzeit der Automobile erreichte: Bürggaller<br />
auf Bugatti mit 89.04 Stdkm. Der Mercedes<br />
von Hans Stuok erwies sich für diese<br />
Eisbahn als zu wenig wendig. Wir kommen<br />
in der nächsten Nummer auf das Rennen<br />
noch zurück.<br />
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N° 11 - <strong>1933</strong> AUTOMOBIL-REVUE<br />
Ausland<br />
Verkehr und Strassen<br />
Im Ausland.<br />
Zurzeit steht die türkische Regierung mif<br />
den Aufomobilverbänden der Türkei in Unterhandlungen<br />
zwecks Baues einer annähernd<br />
300 km langen Automobilstrasse Istambul—<br />
Adrianopel. Weitere Verhandlungen hinsichtlich<br />
dieses Projektes sollen mit dem vor<br />
einiger Zeit in Paris gegründeten europäischen<br />
Bausyndikat aufgenommen worden sein,<br />
zwecks Finanzierung und Bauausführung dieses,<br />
für türkische Verhältnisse modernsten<br />
Strassenprojektes.<br />
Aus dem Kunterbund mittelalterlicher<br />
Steuerideen taucht in Deutschland jetzt wieder<br />
die Frage der Erhebung von Brückengeldern<br />
auf. In einflussreichen Kreisen des<br />
Brückenbaues soll man allen Ernstes daran<br />
denken, die Finanzierung neuer Brückenbauten<br />
durch Erhebung eines Brückengeldes<br />
zu ermöglichen. Solange es sich lediglich um<br />
Brückengeld für Neubauten handelt, also für<br />
Brücken, die in erster Linie an Stelle bisheriger<br />
Fähren errichtet werden sollen, mag<br />
die Erhebung von Brückengeld als Ablösung<br />
des Fährengeldes im schlimmsten Falle noch<br />
akzeptiert werden. Für die an und für sich<br />
schon durch den Spritbeimischungszwang und<br />
anderer fiskalischer Abgaben schwer kämpfende<br />
deutsche Automobilindustrie müsste<br />
diese projektierte Neuregelung eine schwere<br />
Belastung darstellen, nachdem vor einer<br />
Reihe von Jahren, nach mühevollen Verhandlungen<br />
der am Automobilverkehr beteiligten<br />
Kreise, das Brückengeld abgeschafft worden<br />
;war.<br />
Der Qeneralrat des Seine-Departementes<br />
hat in seiner letzten Sitzung einen Kredit<br />
von 53 Mill. franz. Fr. für den Ankauf von<br />
300 Autobussen bewilligt. Auch im laufenden<br />
Jahre sollen weitere finanzielle Mittel zum<br />
Ankauf von Automobilen zur Verfügung gebellt<br />
werden, damit die für den Verkehr<br />
lästige Strassenbahn aus der Innenstadt der<br />
französischen Metropole vollständig verschwinde.<br />
Vor einiger Zeit hat man In Deutschland<br />
eingehende statistische Untersuchungen über<br />
die Kosten von Durchgangsstrassen ausgearbeitet,<br />
um über ein wesentliches Glied<br />
des auf den Automobilverkehr entfallenden<br />
Anteils an den Strassenkosten Aufschluss zu<br />
erhalten. Auf Qrund dieser Untersuchung<br />
kann nach übereinstimmender Ansicht aller<br />
am Automobilverkehr Interessierten folgendes<br />
festgestellt werden: Die Kosten der<br />
Unterhaltung, des Um- und Ausbaues, sowie<br />
der Verzinsung und Amortisation der für<br />
Neubauten investierten Beträge betragen für<br />
1932, auf das gesamte Durchgangsstrassen«<br />
netz des deutschen Reiches bezogen, 435 Mill,<br />
Mark, sofern die Arbeiten im gleichen Umfange<br />
wie im Jahr 1929 durchgeführt worden<br />
wären. Infolge der bekannten finanziellen<br />
Einschränkung, die sich Deutschland unter<br />
dem Drucke der wirtschaftlichen Verhältnisse<br />
auferlegen muss, wurden jedoch weniger<br />
Mittel für den Strassenbau aufgewendet.<br />
Vor dem Kriege verwendete man für das<br />
gleiche Durchgangsstrassennetz etwa 268<br />
Mill. Mark. Die durch den Automobilverkehr<br />
bedingten Mehrkosten stellen sich somit auf<br />
167 Mill. Mark. Für mehr als die Differenz<br />
beider Summen kann man den Automobilverkehr<br />
nicht verantwortlich machen, wurden<br />
doch, wie erwähnt, in den Vorkriegs jähren<br />
bereits schon 268 Mill; Mark aufgewendet, als<br />
doch der Automobilverkehr noch keine grosse<br />
Bedeutung erlangt hatte. Demgegenüber wird<br />
die Gesamtbelastung des deutschen Automobilstrassenverkehrs<br />
durch Sondersteuern<br />
im laufenden Jahre mehr als 500 Mill. MaTk<br />
betragen, und zwar durch die Aufkommen<br />
an Automobilfahrzeug-Pauschalsteuern, Belastung<br />
der importierten Treibstoffe durch<br />
Zölle,. Preisausgleichsabgabe und Preisangleichung<br />
der inländischen Treibstoffe, sowie<br />
Spritbeimischungszwang.<br />
Die Bemühungen, welche die Gummiindustrie<br />
seit Jahren hinsichtlich der Verwendung<br />
von Kautschuk als Strassenpflaster<br />
anstellt, sollen nunmehr einen gewissen Erfolg<br />
gezeitigt haben, welcher für die zukünftige<br />
Entwicklung des in chaotischer Lage sich<br />
befindlichen Gummimarktes nicht unwichtig<br />
sein dürfte. Es handelt sich um ein Material,<br />
das man mit dem Namen Colastex belegt<br />
hat. Dieses Produkt ist eine Mischung von<br />
Colas, einer Asphaltemulsion, die 60 Prozent<br />
gewöhnlichen Asphalt enthält, mit Latex. Die<br />
Asphaltemulsion und der Latex werden im<br />
Verhältnis von 10:1 gemischt Das Mischprodukt<br />
soll eine glatte, langlebige Oberfläche<br />
ergeben, die den Vorteil hat, kalt aufgegossen<br />
zu werden, wesentlich dünnflüssiger ist<br />
und daher rascher in dje Steinfugen eindringen<br />
kann. Colastex lässt sich auch auf feuchten<br />
Strassen auftragen und soll besonders<br />
für tropische Gegenden geeignet sein, da sein<br />
Schmelzpunkt höher als bei gewöhnlichem<br />
Asphalt liegt. Die auf die Strassenunterlage<br />
aufzutragende Schicht hat eine Dicke von<br />
nur einem Millimeter. In Niederländisch-<br />
Ostindien und Java, d. h. in den beiden<br />
Gummiproduktionszentren, sollen versuchsweise<br />
verschiedene Strassen mit diesem<br />
Ueberzugsprodukt versehen worden sein.<br />
Wy.<br />
Ein deutsches Notprogramm der Kraftverkehrswirtschaft,<br />
Der Reichsausschuss für<br />
Kraftverkehrswirtschaft übergibt der Öffentlichkeit<br />
in Form einer Denkschrift ein « Notprogramm<br />
der deutschen Kraftverkehrswirtschaft<br />
». Darin wird gefordert, dass das<br />
System der Motorfahrzeugbesteuerung, bestehend<br />
in der Erhebung einer Pauschalsteuer<br />
und der Belastung der Treibstoffe,<br />
beizubehalten ist unter der Voraussetzung,<br />
dass beide Steuerarten in ein einheitliches<br />
Besteuerungssystem gebracht werden. Die<br />
Sätze des Steuertarifs sollen um 50 Prozent<br />
ermässigt und bei halbjährlicher uod jährlicher<br />
Vorausbezahlung der Steuer Rabatte<br />
gewährt werden. Die Treibstoffzölle seien<br />
baldigst auf ein volkswirtschaftlich erträgliches<br />
Mass zu senken ; Beimischung von<br />
Spiritus dürfe nur erfolgen, wenn dadurch<br />
keine Verteuerung des Treibstofforeises hervorgerufen<br />
wird. Das neue Gesetz solle u. a.<br />
einen Abschnitt enthalten, der eine Erhöhung<br />
der Belastung durch Heraufsetzung der<br />
Treibstoffzölle oder Spritabnahmequote verbiete,<br />
wenn nicht gleichzeitig eine entsprechende<br />
Senkung auf dem Gebiet der Fahrzeugpauschalsteuer<br />
vorgenommen wird.<br />
Rätsel am Ford. Freitag, den 27. Januar<br />
<strong>1933</strong>, ging durch die internationale Presse<br />
die Mitteilung, dass die Ford Motor Co. ihre<br />
Fabriken in den Vereinigten Staaten auf unbestimmte<br />
Zeit stillege. Anscheinend ist diese<br />
Massnahme auf die Niederlegung der Arbeit<br />
durch 6000 Angestellte eines Karosseriewerkes<br />
zurückzuführen. In den Fordwerken werden<br />
zur Zeit ungefähr 100,000 Personen beschäftigt.<br />
Wie alle Dinge, die mit Henry Ford und<br />
seinem Automobilkonzern zusammenhängen,<br />
wirkte die verfügte Schliessung seiner Werke<br />
in Detroit als Ueberraschung und ist ein Geheimnis<br />
für die sensationslüsterne Menschheit.<br />
Angeblich ist es ein Streik in den Karosseriewerken,<br />
der als Begründung dieser<br />
Massnahme herangezogen wird. Im Hintergrund<br />
aber werden dunkle Finanzinteressen<br />
bekannt, welche die Produktion von Fordautomobilen<br />
verunmöglichen wollen. Zwischen<br />
den Zeilen dieser lakonischen Erklärung des<br />
amerikanischen Automobilmagnaten wird man<br />
wohl richtig lesen, wenn man die dunklen<br />
Mächte mit der grossen Konkurrenz und insbesondere<br />
dem Wettbewerb 1 der General Motors<br />
interpretiert. Mit diesem nicht leicht zu<br />
nehmenden Gegenspieler versucht sich Henry<br />
Ford nun schon beinahe seit einem Jahrzehnt<br />
auf Biegen oder Brechen auseinanderzusetzen.<br />
Noch ist die Frage nicht geklärt, ob die<br />
hinter General Motors stehenden Finanzinteressen<br />
die Produktion von Fordautomobilen<br />
auf längere Zeit zu unterbinden vermögen,<br />
oder ob Henry Ford, wie er unlängst erklärte,<br />
in der Lage ist, die Produktion seiner Wagen<br />
auf jeden Fall fortsetzen zu können. Nach all<br />
den grossen Umstellungen, die der Fordkonzern<br />
in den letzten Jahren vorgenommen hat<br />
und gestützt auf die grosszügigen Experimente,<br />
die der amerikanische Automobilkönig<br />
von jeher mit Leidenschaft betrieb, ist man<br />
geneigt, den Worten Henry Fords Glauben<br />
zu schenken.<br />
Bei dieser Gelegenheit muss aber unbedingt<br />
festgestellt werden, dass das von Ford vertretene<br />
Wirtschaftsprinzip sich auf die Dauer<br />
nicht halten Hess. Ueberall wird man sich<br />
seiner These erinnern, dass nur höchste Löhne<br />
bei kürzester Arbeitszeit die Prosperität verbürgen<br />
können. Sein System der hohen Löhne<br />
hat aber bereits revidiert werden müssen. Im<br />
Jahre 1931 verzeichnete der Fordkonzern,<br />
dessen industrielle Struktur ganz auf die<br />
vermeintliche ewige Prosperität eingestellt<br />
war, infolge der gewaltigen Krise in der<br />
amerikanischen Automobilindustrie einen Verlust.<br />
Man gewinnt jetzt vor allem den Eindruck,<br />
als ob Ford sich bei der Herausbringung<br />
seines billigen 8-Zylinderwagens finanziell<br />
sehr stark engagiert habe. Mit der Produktionsunterbrechung<br />
in Amerika wird eine<br />
Reihe von Fragen aufgeworfen, die auch für<br />
verschiedene europäische Staaten von grossem<br />
Interesse sind. In welcher Weise wird<br />
sich die notwendige Fordumstellung auf die<br />
europäischen Zweigniederlassungen auswirken?<br />
Wird unter dem Drucke der wirtschaftlichen<br />
Verhältnisse eine Verständigung zwischen<br />
Ford und seinen Hauptkonkurrenten<br />
stattfinden und damit der Weltautomobiltrust<br />
entstehen ?<br />
Wy.
Luftfahrt<br />
Schwimmende Inseln für die Transozeanluftfahrt.<br />
Schwimmende Inseln als Luftfahrtstützpunkte<br />
sind technisch durchaus möglich.<br />
Es ist sicher, dass sich eine Gruppe von Finanzleuten<br />
eines Tages zusammenfinden wird,<br />
um schwimmende Inseln als Luftfahrtstützpunkte<br />
zu errichten.<br />
Nehmen wir einmal an, es habe sich schon<br />
eine solche Gesellschaft konstituiert, und zwar<br />
sei dies eine amerikanische Unternehmung.<br />
Diese Finanzgruppe habe weiter die Errichtung<br />
von fünf oder sechs solcher schwimmender<br />
Inseln bereits durchgeführt. Die Inseln<br />
befinden sich auf der Route zwischen<br />
New York und der portugiesischen Küste.<br />
Wem gehören aber diese Inseln? Der amerikanischen<br />
Gesellschaft und im weiteren<br />
Sinn also den Vereinigten Staaten; ganz natürlich.<br />
Damit kommt man aber zu einem Punkt, der<br />
geeignet erscheint, eine Frage des internationalen<br />
Rechtes in schwerwiegender Weise zu<br />
beeinflussen. Das Problem ist vor allem ziemlich<br />
weit zu fassen. Das Meer als solches gehört<br />
niemand, und es ist auch nicht zur Besitzergreifung<br />
durch irgend jemand geeignet.<br />
Dass die Errichtung von Zwischenstationen<br />
zwischen dem alten und neuen Kontinent im<br />
Interesse der Einführung der regelmässigen<br />
Luftfahrtrouten liegt, ist selbstverständlich.<br />
Hat aber eine oder die andere Nation das<br />
Recht, einen Teil des Meeres für sich zu beanspruchen<br />
und für sich mit Beschlag zu belegen?<br />
Vom Standpunkt des Juristen aus:<br />
nein. Es ist möglich, dass irgendeinem Land<br />
das Recht streitig gemacht wird, schwimmende<br />
Inseln ausserhalb der ihm zugehörenden<br />
Gewässer, d. h. der unter seiner Hoheit<br />
stehenden Meereszone (Küstenzone), zu verankern.<br />
Dann müsste man freilich für alle<br />
Zeiten auf die Errichtung von schwimmenden<br />
Zwischenstationen verzichten.<br />
Dazu dürfte es aber voraussichtlich nicht<br />
kommen. Man ist bereits bestrebt, Statuten<br />
auszuarbeiten, um eine Basis für die rechtliche<br />
Behandlung dieser schwimmenden Inseln<br />
zu erhalten. In diesen Statuten soll der Gesellschaft,<br />
die etwa solche schwimmende Inseln<br />
baut, untersagt sein, ihre Inseln zu «nationalisieren»,<br />
das heisst sich durch Tarifmassnahmen<br />
usw. gegen die Flugzeuge der andern<br />
Gesellschaften abzusperren, sowie im Kriegsfall<br />
die Inseln zu Stützpunkten für Unterseeboote<br />
oder Bombenflugzeuge zu machen. Ob<br />
das auch im Ernstfall eingehalten würde, erscheint<br />
mehr als fraglich.<br />
Kann eine Insel jemals absolut international<br />
sein? Wohl schwer; allein schon die Frage<br />
des Personals wird in dieser Beziehung ein<br />
Problem sein. Ist ferner die Errichtung<br />
schwimmender Inseln vom juristischen Standpunkt<br />
aus bisher untersucht worden?<br />
So zeigt sich, dass auch die grosszügigsten<br />
Gedanken und Leistungen zu Komplikationen<br />
Anlass geben können, die unter Umständen<br />
das ganze Projekt bis nahe an die Unmöglichkeit<br />
bringen.<br />
Welch schöner und alter Traum der<br />
Menschheit, den Ozean zu besiegen! Aber es<br />
ist auch hier, wie bei fast allen grossen Erfindungen<br />
des menschlichen Geistes; immer ein<br />
zweischneidiges Schwert. +<br />
Das Schaufelrad-Flugzeug von Dr. Rohrbach.<br />
Durch die Presse ging unlängst die<br />
Meldung von dem demnächst zu erwartenden<br />
Versuchsbau eines Schaufelradflugzeuges, für<br />
das der bekannte Flugzeugkonstrukteur Dr.<br />
Rohrbach verantwortlich zeichnet. Es handelt<br />
sich dabei um das Projekt eines Flugzeuges<br />
von ähnlichen Formen, wie wir es in Nr. 6<br />
als die Erfindung eines Amerikaners Williams<br />
veröffentlicht haben. Anstatt dass die Tragflächen<br />
mit dem Rumpf fest verbunden sind,<br />
vollführen sie um eine waagrechte Achse herum<br />
wie die Schaufeln eines Wasserrades eine<br />
fortlaufende Drehung. Da zudem jede Fläche<br />
noch um sich selbst rotiert, erzeugen sie<br />
zugleich Auftrieb und Vortrieb. Der Propeller<br />
wird überflüssig, und durch geeignete<br />
Steuerung der Flächen lässt es sich einrichten,<br />
dass die Maschine, wenigstens theoretisch,<br />
senkrecht steigen und landen, mit beliebiger<br />
Geschwindigkeit vorwärts- und rückwärts<br />
fliegen oder sich auch in der Luft auf<br />
der Stelle schwebend erhalten kann. Das<br />
ganze Problem läuft darauf hinaus, ob es<br />
möglich ist, den Gedanken ohne zu grosse<br />
mechanische Komplikation, ohne starke Vermehrung<br />
der Luftwiderstände und bei einem<br />
AUTOMOBIL-REVÖE <strong>1933</strong> - N° 11<br />
annehmbaren Leistungs-Gewichtsverhältnis<br />
zu verwirklichen. Bisher wurde diese Möglichkeit<br />
von den massgebenden Autoritäten<br />
stärk angezweifelt.<br />
Wie wir erfahren, arbeitet Dr. Adolf K.<br />
Rohrbach jedoch schon seit mehr als zwei<br />
Jahren an der Vervollständigung seiner Pläne.<br />
Die deutsche Versuchsanstalt für Luftfahrt in<br />
Adlershof, der die Berechnungen und Pläne<br />
Dr. Rohrbachs bereits vorgelegen haben, hat<br />
in ihrem Gutachten den Grundsatz des Schaufelradflugzeuges<br />
gebilligt. Sie erklärte, dass,<br />
«wenn die Erprobung des ersten Flugzeuges<br />
zu einem günstigen Abschluss gebracht ist,<br />
die neue Art von Flugzeugen mit Umlaufflächen<br />
in aussichtsvoller Weise eine empfindliche<br />
Lücke schliessen wird, die bisher der<br />
Ausbreitung des Flugwesens im Wege stand.»<br />
Auch der bekannte Flieger Ernst Udet bekundet<br />
sein Vertrauen zu der Neukonstruktion.<br />
Udet betont, dass heute die besten Maschinen<br />
nur Verfeinerungen des ersten Flugzeuges<br />
seien, die er als eine minderwertige<br />
Nachahmung des Vogelfluges bezeichnet. Der<br />
Vogel habe aber nicht den idealen Flugorganismus,<br />
vielmehr sei das wirklich ideale Flugzeug<br />
das Insekt und das beste von allen der<br />
Moskito. Udet ist der Auffassung, dass das<br />
neue Flugzeug dem Typ und der Leistung des<br />
Moskitofluges in gewissem Sinn nahekommt<br />
und dass die.sich drehenden Flügel eine ähnliche<br />
Wirkung wie die Moskitoflügel ergeben.<br />
Das frühere Vorstandsmitglied der Deutschen<br />
Lufthansa, Otto Merkel, der mit Dr.<br />
Rohrbach an der Entwicklung des neuen Flugzeugtyps<br />
zusammenarbeitet, vertritt den<br />
Standpunkt, dass die neue Flugzeugart geeignet<br />
sei, gleichzeitig das Problem des Drachenflugzeuges<br />
und des Windmühlenflugzeuges zu<br />
lösen. Notlandungen mit dem neuen Flugzeugtyp<br />
würden so gut wie ohne Gefahr möglich<br />
sein, und die Ausbildung der Flugschüler<br />
werde weniger Zeit und Erfahrung als bisher<br />
benötigen. Da die Fluggeschwindigkeit nach<br />
Wunsch geregelt werden und das neue Flugzeug<br />
für lange Zeit in irgendeiner Höhe in<br />
der Luft schweben könne, werde der neue<br />
Flugzeugtyp auch das Problem des Nachtfluges<br />
restlos lösen, da es mit einem eigenen<br />
Scheinwerfer ausgerüstet werde und so des<br />
Nachts ebenso wie am Tag landen könne.<br />
Dies werde aber eine Umwälzung im Luftverkehr<br />
herbeiführen, der heute hauptsächlich<br />
unter den Unregelmässigkeiten infolge seiner<br />
Abhängigkeit von Sicht und Wetter leide. Die<br />
Kosten der Herstellung sollen nicht höher sein<br />
als die eines gewöhnlichen Flugzeuges.<br />
Soweit die Hoffnungen der bisher mit den<br />
Plänen vertraut gemachten Sachverständigen.<br />
Die ersten praktischen Versuche mit den einzelnen<br />
Teilen des Flugzeuges sollen innerhalb<br />
der nächsten drei Monate in den Werkstätten<br />
der Rohrbach-Werke erfolgen. Man hofft,<br />
Ende des Jahres die ersten Flugversuche mit<br />
der neuen Maschine, die Udet fliegen soll, veranstalten<br />
zu können.<br />
Neuartige Luftschiffsteuerung. Nach den<br />
Richtlinien des bestbekannten Konstrukteurs<br />
Enrico Forlanini hat Italien vor kurzem ein<br />
neues Luftschiff herausgebracht, das äusserlich<br />
höchstens durch seine kleinen Dimensionen<br />
auffällt — bei 56 m Länge und 13 m<br />
Durchmesser weist es ein Fassungsvermögen<br />
von etwa 4000 m 3 auf —. durch sein<br />
Steuerimgsprinzip aber um so mehr Beachtung<br />
verdient. Es weicht in dieser Hinsicht<br />
von der üblichen Konstruktion grundsätzlich<br />
ab : zwei an den Propellermotor angeschlossene<br />
Luftkompressoren stehen mit ie einer<br />
Gruppe Ström-Ventile an der Nase und am<br />
Schwanz des Luftschiffs mittels Rohrleitungen<br />
in Verbindung. Die Ventile sind auf<br />
Strahlrichtung nach vorn (Nasengruppe),<br />
hinten (Schwanzgruppe), links und rechts,<br />
oben und unten eingestellt und können nach<br />
Belieben einzeln oder in Kombination betätigt*<br />
werden. Die Oeffnung eines nach rechts<br />
gerichteten Ventils bewirkt Kurs nach links,<br />
das Ausströmen der Luft aus dem nach oben<br />
gerichteten bedeutet Fahrt abwärts. Man erkennt<br />
daraus sofort die Verwirklichung des<br />
Raketenprinzips. Mit dieser Konstruktion<br />
bezweckt Forlanini eine optimale Manövrierfähigkeit<br />
des Luftschiffes. Die Operationen<br />
der Steuerventile sollen dem Flugzeug Aufstieg<br />
und Abgang in jedem Gefällswinkel und<br />
natürlich auch die rückwärtige Fortbewegung<br />
ermöglichen. E. G.<br />
Fliegende Leitungskontrollen. In Amerika<br />
werden seit mehreren Jahren lange elektrische<br />
Ueberlandleitungen durch Flieger nachkontrolliert.<br />
Auch das Lokalisieren und Be.-<br />
heben von Störungen auf solchen Leitungen,,<br />
überlässt man vielfach -fliegenden Patrouil^<br />
len. Eine neuere Anwendung der fliegenden<br />
Kontrolle stellt die « Pipeline »-Kontrolle in<br />
Oelgebieten dar. Sie hat die oft hunderte<br />
von Kilometern langen Rohrleitungen, die<br />
zum Abtransport des Oels benützt werden,<br />
beständig zu überwachen und vor Sabotageakten<br />
zu schützen. Erst kürzlich hat die Irak<br />
Petroleum Company wieder eine Anzahl<br />
englischer Flugzeuge für die Ueberwachung<br />
ihres Rohrleitungsnetzes in Auftrag gegeben,<br />
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Strassenbauliches und Unerbauliches aus<br />
dem Kanton Uri.<br />
Das Bundesffericht wies, wie wir in Nr.<br />
101/1932 mitteilten, eine Beschwerde der Anhänger<br />
des Projektes einer Meientalstrass<br />
gegen einen Landratsbeschluss ab. der in<br />
willkürlicher Weise die Volksabstimmung<br />
über dieses Projekt kassiert habe. Damit war<br />
die urnerische Volksabstimmung mit dem<br />
berühmten 13-Stimmenmehr endgültig aufgehoben<br />
und der Souverain hat am 19. Februar<br />
erneut seine Ansicht über das Qüterstrassenprojekt<br />
ins Mtiental mit dem Stimmzettel<br />
zu bekunden. Lassen wir bei diese<br />
Gelegenheit in kurzen Zügen die Vorge<br />
schichte Revue passieren :<br />
Der Landrat des Kantons Uri hiess. wie<br />
wir in Nr. 51/1932 meldeten, den Rekurs<br />
einiger Bürger aus Silenen zur Abstimmung<br />
über die Krediterteilung für die Meiental<br />
strasse mit 21 gegen 18 Stimmen gut. Es<br />
war die damalige Abstimmung der erste<br />
Gang des Volkes zur Urne., wobei in den<br />
Abstimmungsmodalitäten technische Unregelmässigkeiten<br />
zum Vorschein kamen. Der Krelit<br />
wurde nur mit einem Plus von 13 Stimmen<br />
durch das Volk angenommen, weshalb<br />
der Rekurs auch Erfolg hatte. Sowohl<br />
der Regierungsrat als der Landrat fanden<br />
seine Gutheissung als angebracht. Da man<br />
schon vor mehr als einem Jahrzehnt dem<br />
Meiental eine günstigere Wegverbindung<br />
mit dem Reusstal zugesagt hatte, und nun<br />
durch den Rekurs die Erteilung des Kredites<br />
und damit der Batt der Güterstrasse ins<br />
Meiental noch nicht verwirklicht werden<br />
konnte, fühlen sich die Bewohner des Meientals<br />
wie auch die Bürger von Wassen in ihren<br />
Verkehrs- und Erwerbsinteressen stark<br />
benachteiligt Bürger von Wassen scheuten<br />
-Ticht davor zurück, bis ans Bundesgericht zu<br />
gelangen, damit endlich einmal Klarheit entsteht,<br />
ob der Kanton Uri die Abstimmung anerkennen<br />
und die Güterstrasse bauen müsse<br />
oder nicht Während das Bundesgericht sich<br />
mit diesem Streitfall beschäftigte, trat das<br />
Projekt der Sustenstrasse wieder in den<br />
Vordergrund.<br />
Dem Kanton Uri wurde die vorzflgliche<br />
«Denkschrift über die wirtschaftliche Bedeutung<br />
einer durchgehenden Sustenstrasse »<br />
von Dr. Michel, Interlaken, überreicht Wir<br />
haben diese Schrift in Nr. 83 eingehend besprochen.<br />
Nachdem nun die Vorbereitungen<br />
für die Sustenstrasse so gründlich betrieben<br />
und der Wert und die Bedeutung dieser<br />
Strasse einlässlich erörtert worden sind,<br />
steht der Ausarbeitung dieses Projektes<br />
nichts mehr im Wege.<br />
Das Urnervolk bewies durch seine Abstimmung,<br />
dass dem Bau einer Güterstrasse<br />
noch viele unvorhergesehene Wider-<br />
lieh. Zügenstrasse nach Davos unpassierbar. Zu<br />
stände harren. Die Hoffnungen auf diefahrt nach Arosa breit gepfadet, m. K. Postrouti<br />
Meientalstrasse als Vorläufer der Sustenstrasse<br />
sind deutlich im Kurs gesunken. Wir Schynpass gesperrt Albulastrasse von Tiefencastel<br />
Ghur-Lenzerheide-Mühlen durchgehend gepfadet.<br />
erachten es daher als zweckmässig, dem weg nicht gepfadet, Autoverkehr auf eigenes Risiko<br />
Projekt" der Sustenstrasse ungeteilte Aufmerksamkeit<br />
zuzuwenden. Die Notwendigfrei<br />
bis Thusis; Südseite gepfadet bis San BernaT-<br />
bis Bergün möglich, Strasse Chur-Reichenau-Thusis-St<br />
Bernhardin-Misox auf der Nordseite schneekeit<br />
des Baues neuer Abenstrassen erhebt dino-Dorf, Ketten. Unter- und Oberengadin durchgehend<br />
bis zur Bergellergrenze gepfadet, Bergel<br />
sich für unser Fremdenverkehrsland mit jedem<br />
Jahr gebieterischer. Die Sustenstrasse ebenfalls m. K. bis Landesgrenze befahrbar. Samnauntal<br />
offen m. K. Ofenpass für Autos nicht empfehlenswert,<br />
Münstertal m. K. befahrbaT. Vorder-<br />
ist eines der wertvollsten Projekte. Auch im<br />
Kanton Uri wird man sich daher überlegen rheintal offen m. K. bis Sedrun. Lukmanieretrasse<br />
müssen, ob man bei der zweiten Urnenabstimmung<br />
das Projekt nicht besser zur Ver-<br />
im Safiental gesperrt, Lugnezerstrasse offen bis<br />
unpassierbar zwischen Disentis und Olivone. Strasse<br />
Villa m. K., Vals unpassierbar ab Peiden-Bad.<br />
werfung empfehlen würde. Allerdings hätte (Amtliche Berichte des Bündner Kantonalen Strassenbauamtes).<br />
die Regierung, um nicht erneute Unzufriedenheit<br />
bei den Verkehrsinteressenten ihres Kantones<br />
und anderswo zu wecken, bindende m. K. zu befahren. Zufahrt nach Engelberg gut ge.<br />
Innerschweiz: Brünigstrasse leicht vereist und<br />
Zusagen zur Förderung des Sustenprojektes pfadet, m. K. gut passierbar.<br />
zu geben. Wir sind uns wohl bewusst, damit<br />
eine etwas ungewohnte Auffassung zu rolo bis Giornico.<br />
Gotthard: Ifoedseite für Autoverkehr offen m. K,<br />
bis Göschenen; Südseite Ketten erforderlich ab Ai-<br />
vertreten, denn schliesslich darf eine Regierung<br />
nicht ohne wichtige Gründe ein Stras-<br />
m. K. Strassen nach Grindelwald und Lauterbrun-<br />
Berner Oberland: Haslital offen bis Guttannen<br />
senprojekt für die Abstimmung empfehlen nen gesandet. Kandertal offen bis Verladestation<br />
und nachher bei der Wiederholung der Abstimmung<br />
wieder die gegenteilige Auffassung boden nur m. K. wegen Vereisung. Strasse im Nie-<br />
Kandersteg, Ketten ab Spiez. Zufahrt nach Adelder-<br />
und Ober-Simmental vereist, m. K. vorsichtig<br />
verfechten. Vermutlich wird zwar der Regierungsrat,<br />
um nicht böses Blut zu schaffen, res Saanetal offen bis Gsteig bei Gstaad, ebenso<br />
zu befahren. Saanenmöser m. K. passierbar. Obe-<br />
für die Abstimmung am 19. Februar keinerlei iis Lauenen m. K. Jaunpass gänzlich gesperrt.<br />
empfehlende oder verwerfende Parole ausgeben,<br />
hl.<br />
Korrektion des Basler Barfüsserplatzes. Die<br />
in Nr. 2 unseres Blattes gemeldete provisorische<br />
Korrektion des Barfüsserplatzes in<br />
Basel ist dringlich in Angriff genommen worden.<br />
Der Regierungsrat bewilligte die Kredite,<br />
wobei allerdings dem Grossen Rat die endgültige<br />
Genehmigung vorbehalten wurde.<br />
Die wesentlichen Aenderungen der provisorischen<br />
Korrektion bestehen darin: Um die<br />
Tramstation herum wird ein Trottoirdreieck<br />
gelegt, hinter derselben, neben das Stumpengeleise,<br />
eine Fussgängerinsel. Im weiteren<br />
wird vom oberen Teil des Barfüsserplatzes,<br />
parallel zur jetzigen Mauer, ein Streifen von<br />
7 Meter weggenommen zur Aufnähme des<br />
Fahrverkehrs Richtung Falknerstrasse und<br />
Streichgasse. Zwischen diese neue Fahrbahn<br />
und die Tramgeleise wird eine Insel für-die<br />
Trambenützer eingebaut. Zu diesen Aende^<br />
rungen kommen noch einige Trottoirserwe<br />
terungen, die speziell den Fussgängern ver<br />
mehrte Sicherheit zu bieten haben. Die Aende<br />
rungen sind nur provisorischer Natur, be<br />
wirken aber doch eine fühlbare Besserung<br />
der Verkehrsabwicklung und beheben di<<br />
Misere bis zuni Zeitpunkt der Projektreif<br />
der sich in Arbeit befindenden grosszügigei<br />
Innerstadtkorrektion.<br />
hl.<br />
Die Verbindungsstrasse Zürichsee-Uster.<br />
Die Inbetriebnahme der Zürichseeautofähre<br />
Meilen-Horgen auf Ende Mai bringt es m<br />
sich, dass in den obern Zürichseegemeindei<br />
dem Ausbau der rechtwinklig zum See einmündenden<br />
Verbindungsstrasse vermehrte<br />
Aufmerksamkeit zugewendet wird. Nachdem<br />
nun der Ausbau des Teilstückes Oetwil-Ustei<br />
der Strasse Zürichsee-Uster auf dem Stras<br />
senbauprogramm des laufenden Jahres steh<br />
wurde diese Frage an einer am 24. Janua<br />
in Stäfa stattgefundenen Versammlung voi<br />
Behördevertretern, Verkehrs- und Automo<br />
bilisten-Verbänden, Gewerbevereinen un<br />
weiteren Interessenten näher besprochen<br />
Man war in den interessierten Gemeindei<br />
der Auffassung, dass der vorgesehene Ausbau<br />
mit einer Fahrbahnbreite von 3,5 m<br />
unter Belassung des Bahntrasses nicht zu<br />
befriedigen vermag und dass Anstrengunge<br />
unternommen werden müssen, um eine Fahrbahnbreite<br />
von 6 m zu ermöglichen. Man<br />
hielt einen solch weitergehenderen Ausba<br />
um so notwendiger, als wohl früher ode<br />
später damit gerechnet werden muss. das<br />
die gegenwärtig bestehende Schmalspurbahn<br />
liquidiert, die Geleise beseitigt und die Bahn<br />
Verbindung durch einen leistungsfähigere!<br />
Autobusdienst ersetzt wird. S.<br />
Tourlstlkbulletln des A.C.S.<br />
Bulletin Nr. 4, vom 3. Februar <strong>1933</strong>.<br />
(m. K. = mit Ketten, o. K. = ohn« Ketten.)<br />
Im Mittelland sind die Hanptstra&sen schneefrei.<br />
Bei den höher gelegenen Strassen ist die Befahrbarkeit<br />
"wegen durchnässtem und glitschigem<br />
Schnee gegenüber der Vorwoche eher schwieriger.<br />
Der Stand der Strassen ivom 2.—3. Februar <strong>1933</strong><br />
lautet:<br />
Appenzellerland und Toggenburg: Sämtlich!<br />
Strassen durch den gestrigen starken Regenfall<br />
aufgeweicht und wegen Gleitgefa.hr vorsichtig m. K.<br />
EU befahren. Zufahrt zu den Wintersportgebieten<br />
am nördlichen Säntishang (Rossfall und Weiesbad<br />
m. K_ Strassenstück Weissbad-Wasserauen . eben<br />
falls m. K. möglich. Straeee Wattwil-Wildhaus-<br />
Garns durchgehend m. K. gut passierbar. Ricken<br />
strasse wegen Vereisungen in. K,; Hulftegg, zwi-;<br />
sehen Thur und Töss, m. K. befahrbar. Zufahrt ine<br />
Amdener Skigebiet m. K. bis Amden offen.<br />
Schwyz: Strasse Richterswil/Pfäffikon-Einsiedeln-Oberiberg<br />
vereist. Sattel-Rothenthurm eben<br />
falls in. K.; Wäggitalerstrasse m. K. bis Innerthal.<br />
Glarnerland: Talstrasse offen bis Linthal, Ketten<br />
notwendig ab Schwanden. Sernftal m. K. befahrbar<br />
bis Elm. Kerenzerbergatrasse vereist<br />
Graublinden: Luztenfiteig unpassierbar. Ragaz-<br />
Chui o. K. Prättigauersträsse gepfadet bis Küblis,<br />
m. K., Weiterfahrt nach Klosters nicht mehr raög<br />
Zufahrt ins Berner Wintersportgebiet am<br />
Gantrist über Riggisberg m. K. ab Dürrbach bis<br />
Hotel Gurnigelbad oder über Guggisbefg m. K. bis<br />
Riffenmatt und von Plaffeien her bis Steinbachsäge<br />
oberhalb Sangerenboden, ebenfalls m. K., da<br />
vereist. Strasse im Tal der Warmen Sense o. K.<br />
befahrbar bis Schwarzsee.<br />
Jura: Bötzberg und Hauenstein aper. Weissenstein<br />
leicht vereist. Im übrigen Solothurner- und<br />
Bernerpura sind durch starken Regenfall die Strassen<br />
teilweise aper. Strassen im Neuenburgerjura<br />
ziemlich vereist, Strassen im Waadtländer- und<br />
Gehferjura stark vereist, unpassierbar ist der Marchairuz,<br />
die übrigen Uebergänge: Col des Etroits,<br />
Ste. Coix-Pontarlier, Nyon-St. Cergue-La Cure-Bois<br />
d'Amont, .alle m. K, gut befahrbar. Molendruz<br />
vereist, jedoch gesandet. Pays d'Enhaüt und Col<br />
des Mosses stark vereist, Zirkulation m. K. sehr<br />
schwierig. Pillonstfasse befahrbar bis Les Diablerets<br />
o. K. Pas de Morgins vereist und m. K. schweT<br />
passierbar. Col des Montets stark vereist. Grosser<br />
St. Bernhard, offen o. K. bis Bourg St. Pierre, Forclaz<br />
unpassierbar. Rhonetal offen m. K. bis Obergestelen.<br />
Seitenstrassen nach Le Sepey, Leysin und<br />
Champery o. K. gut befahrbar. Zufahrt zum Lac<br />
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Bei manchen bisherigen Karosserien lässt<br />
die Wirksamkeit der Kotflügel noch sehr viel<br />
zu wünschen übrig. Nach einer einzigen längeren<br />
Fahrt über schmutzige Strassen erfordern<br />
heute sogar die meisten Wagen wieder<br />
eine Reinigung, wenn man auch nur einigermassen<br />
Wert auf ihr gutes Aussehen legt.<br />
Schuld daran ist weniger ein Unvermögen der<br />
Karosseriefabrikanten, einen wirklich wirksamen<br />
Kotflügel herzustellen. Jeder Karossier<br />
und jeder auch nur einigermassen aufmerksame<br />
Beobachter weiss, dass beispielsweise<br />
die Vorderrad-Kotflügel, die vorn zu wenig<br />
weit hinuntergezogen sind, bei rascher Fahrweise<br />
einen Sprühregen von Schmutz auf die<br />
Karosserie zurückprallen lassen, und dass an<br />
Kotflügeln mit schwach gewölbtem Querschnitt<br />
der Schmutz vom Fahrtwind auch über<br />
den Kotflügelrand hinausgetrieben wird. Mit<br />
Rücksicht auf die «Linie» des Wagens glaubte<br />
man aber bisher oft, solche unwirksame Kotflügelformen<br />
in Kauf nehmen zu müssen. Die<br />
neuesten amerikanischen Automobil-Modelle,<br />
wie sie kürzlich erstmalig am New Yorker<br />
Salon gezeigt wurden, lassen nun jedoch fast<br />
durchwegs in dieser Beziehung einen grossen<br />
Fortschritt erkennen. Die neue Kotflügel-<br />
(«Mode», die man nur begrüssen kann, schreibt<br />
sehr stark gewölbte Formen vor. Besonders<br />
Öie Vorderrad-Kotflügel muten vielfach ganz<br />
neuartig an. Ihr vorderes Ende reicht in manchen<br />
Fällen bis nahezu an die Pufferstange<br />
hinab und lässt den tangential von den Rädern<br />
abgeschleuderten Schmutz nur noch gegen<br />
den Boden hin austreten. Auch der seit-<br />
Vorderpartie eines älteren und eines modernen<br />
Kotflügels.<br />
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Um ein Absprühen von Wasser und Kot an den<br />
Kotflügelrändern zu verhindern, wurden versuchsweise<br />
auch. Fangrinnen in die Kotflügelränder eingebaut.<br />
liehe Rand der Kotflügel reicht bis auf die Nabenhöhe<br />
hinunter und lässt nur noch gerade<br />
genügend Raum zum Demontieren oder Montieren<br />
des Rades offen. Jedes Abprallen und<br />
seitliche Heraussprühen von Schmutz ist dadurch<br />
vermieden, so dass die Karosserie-Seitenwände<br />
eines mit solchen Kotflügeln ausgerüsteten<br />
Wagens auch nach tagelangem Fahren<br />
über aufgeweichte Strassen kaum noch<br />
einen Schmutzspritzer aufweisen.<br />
Reclits: Die<br />
Kotflüeelfortn difi dadurch<br />
entsteht, dass der Kotflügel<br />
vorn und seitlich bis<br />
auf die Höhe der Radnaba<br />
Beispiel einer dem Vorderrad eng angeschlossenen<br />
Auch bei den Hinterrad-Kotflügeln sucht<br />
man durch solche starke Querwölbung eine<br />
noch bessere Wirkung zu erreichen. Die Aufgabe<br />
ist hier allerdings bedeutend leichter zu<br />
lösen, da eventuell noch seitlich heraussprühender<br />
Schmutz durch den Fahrtwind vom<br />
Wagen weggerissen wird, oder höchstens<br />
noch als feiner Dunst sich an der Wagenrückwand<br />
niederschlägt.<br />
Eine interessante Frage ist die, wie man in<br />
I Zukunft den Raum ausnützen wird, der durch<br />
Links: Die Vorderrad-Kotflüeel<br />
reichen bei amerikanischen<br />
neuen Modellen<br />
h faßt bis auf die<br />
Pufferstange hinab.<br />
Kotflügelform.<br />
die starke in sich geschlossene Wölbung der<br />
Vorderrad-Kotflügel neu entstanden ist. Die,<br />
allerdings ungewöhnlich tief gestalteten, Kotflügel<br />
des Maybach- und des Pierce Arrdw-<br />
Stromlinienwagens umfassen bereits einen<br />
Raum zur Unterbringung der Reserveräder.<br />
Schon bei manchen bisherigen modernen Kotflügel-Formen<br />
Hess sich aber leicht wenigstens<br />
Raum zur Unterbringung der Batterie<br />
oder des Werkzeugkastens einbauen. Seit<br />
Jahren hat man ja nun sonst vergeblich nach<br />
besserer Unterbringungsmöglichkeit für die<br />
Batterie und das Werkzeug gesucht, als sie<br />
ein meist schwer zugänglicher Kasten unter<br />
den Sitzen oder wenn möglich noch unter<br />
dem Wagenboden darstellte. Wir denken uns<br />
die Lösung so, dass der Kasten zur Aufnahme<br />
der Batterie oder des Werkzeuges irgendwo<br />
hinter dem Vorderrad mit dem Kotflügel eingebaut<br />
würde, und dass die Seitenwand des<br />
Kotflügels eine entsprechende Oeffnung erhielte,<br />
m.<br />
Der Wert einer gründlichen Wageninspektion.<br />
Die Dienste, die ein Motorfahrzeug seinem<br />
Besitzer leistet, hängen stark von der<br />
Art und Weise ab, wie das Fahrzeug unterhalten<br />
wird. Und das A und 0 jedes richtigen<br />
Unterhaltes ist wieder die gründliche Inspektion.<br />
Manche Wagenbesitzer haben keine<br />
Ahnung, was richtiger Wagenunterhalt ist<br />
und kümmern sich erst dann um ihr Fahrzeug,<br />
wenn etwas offensichtlich nicht mehr<br />
klappt. Ein derartiger Wagenunterhalt bedeutet<br />
aber nichts anderes als eine Sabotage<br />
der beim Entwurf und bei der Fabrikation<br />
des Wagens aufgewandten Mühen. Der beste<br />
Wagen geht so vorzeitig zugrunde.<br />
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Dass ein Wagen noch einwandfrei läuft,<br />
stellt keinen Beweis dafür dar, dass auch<br />
wirklich alles in Ordnung ist.. Manche Wagen<br />
laufen auch dann noch einwandfrei, wenn<br />
sie sozusagen kein einziges gesundes Organ<br />
mehr in sich haben. Kommt es dann aber einmal<br />
zum Zusammenbruch, dann ist es mit der<br />
ganzen Herrlichkeit zu Ende. An allen Ecken<br />
und Enden werden dann plötzlich Reparaturen"<br />
notwendig, und die Gesamt-Ins'tandstellung<br />
kostet nicht selten fast gleich viel<br />
wie die Anschaffung eines neuen Wagens.<br />
Bei der Inspektion gehe man nicht einfach<br />
gedankenlos nach einem Schema vor. Es<br />
nützt nichts, den Oelstand im Getriebe alle<br />
2000 km vorschriftsgemäss zu kontrollieren,<br />
wenn man unterdessen übersieht, dass sich<br />
die Ablass-Schraube unten im Getriebekasten<br />
gelöst hat. Die genaueste Einstellung der<br />
Bremsen ist überflüssig, wenn man nicht bemerkt,<br />
dass bei der nächsten Gelegenheit<br />
ein schon halb durchgeriebenes Bremskabel<br />
reissen wird. Wer sich nicht in die Funktion<br />
der einzelnen Organe hineinzudenken vermag,<br />
überlasse deshalb die Pflege des Wagens<br />
jemand anderem. Er wird so sicherer<br />
und billiger fahren.<br />
-thy-<br />
T«-»dh<br />
fp<br />
^dh<br />
Frage 8559. Wirkungsweise eines Scheibenwischers.<br />
Woher kommt es, dass Scheibenwischer,<br />
die au den Motor angeschlossen sind, oft ganz unlegelmässig<br />
schnell laufen? Mein Vakuum-Scheibenwischer<br />
arbeitet gerade dann sehr rasch und<br />
gut, wenn 1 es am wenigsten notwendig ist, nämlich<br />
beim Langsamfahren oder wenn ich überhaupt kein<br />
Gas gebe. An Steigungen und beim Schnellfahren<br />
bleibt er aber fast stehen. G. K. in D.<br />
Antwort: Die Arbeitsweise eines Unterdruck-<br />
Scheibenwischers hängt von dem im Ansaugrohr des<br />
Motors herrschenden Unterdruck ab. Dieser ist aber<br />
ganz verschieden hoch, je nachdem die Drosselklappe<br />
steht. Bei ganz geöffneter Drosselklappe<br />
und doch noch langsam arbeitendem Motor, also<br />
beispielsweise beim Befahren einer starken Steigung,<br />
ist er am geringsten, weil die Drosselklappe<br />
nicht hemmend auf die Luft einwirkt, und weil die<br />
vom Motor angesaugten Gasmengen verhältnismässig<br />
klein sind. Schliessen. Sie aber umgekehrt- die<br />
Drosselklappe fast vollkommen ab, so dass der Motor<br />
nur noch mit dem Leerlaufgas langsam läuft,<br />
so steigt der Unterdruck auf ein Maximum, da ja<br />
von aüssen her fast keine Luft mehr nachströmen<br />
kann, der Motor aber gleichmässig weitersaugt.<br />
Nicht nur die Unterdruck-Scheibenwischer, auch<br />
alle andern mit Unterdruck arbeitenden, an die Ansaugleitung<br />
angeschlossenen Apparate, z. B. die<br />
Unterdruck-Servobremsen, sind diesen Schwankungen<br />
in der Wirkungsweise unterworfen. Bei den<br />
Unterdruck-Servobremsen kommt aber der Unterschied<br />
weniger zur Geltung, weil man ja immer nur<br />
bei geschlossener Drosselklappe, also maximalem<br />
Ansaugrohr-Unterdruck, bremsen wird.<br />
Damit der für den Scheibenreinigerbetneb notwendige<br />
Unterdruck gleichmässiger würde, wäre nur<br />
notwendig, die- Leitung des Wischers nicht direkt<br />
an das'Ansaugrohr anzuschliessen, sondern an* einer<br />
in dieses eingebauten Düse. Auch bei raschlaufendem<br />
Motor und ganz geöffneter Klappe entstände<br />
dann in dieser Düse, einem sog. Venturi-Rohr, ein<br />
hoher Unterdruck, weil bei einer solchen Anordnung<br />
dann die hohe Gasgeschwindigkeit eine Saugwirkung<br />
auf die Düsenmüdung ausüben würde. Tatsächlich<br />
hat man. solche Anordnungen auch schon<br />
versucht. Dass sie nicht allgemeinen Eingang gefunden<br />
haben, lässt aber darauf schliessen, dass<br />
für die meisten Ansprüche der einfache, direkte<br />
Anschluss auch noch genügt.<br />
at.<br />
Frage 8560. Magnet- und Batteriezündung. Ist<br />
es möglich, bei einem Wagen mit Magnetzündung<br />
nachträglich als «weites Zündeystem noch Batteriezündung<br />
einzubauen, und zwar so, dass die<br />
Batteriezündung mit dem gleichen Unterbrecher<br />
und Verteiler arbeitet, wie die Magnetzündung?<br />
Die beiden Zündsysteme brauchten natürlich - nie<br />
gleichzeitig in Funktion zu sein. •. M. W. in G.<br />
Antwort". Eine derartige Kombination ist<br />
ohne weiteres möglich. In der beistehenden Skizze<br />
ist das Schema, das ihr zugrundegelegt werden<br />
mÜEßte, veranschaulicht. Wie Sie sehen, kommen<br />
als neue Organe nur ein Schalter G und die Spule S<br />
hinzu. Der Schalter hat zwei konzentrische Kontaktbahnen,<br />
deren innere (B. T.) die Niederspannung<br />
und deren äussere die Hochspannung führt<br />
(H. T.). Die innere Kontaktbahn ist zudem in drei<br />
Teile unterteilt, von denen jeweils je zwei durch<br />
den Kontaktarm miteinander verbunden werden<br />
können. Steht der Kontaktarm so, wie er in der<br />
Skizze eingezeichnet ist, eo verbindet er das nicht<br />
geerdete Ende der . Magnet-Primärwicklung mit<br />
der isoliert aufgebauten Kontaktschraube des Un-<br />
Frage 8563. Funkeninduktor. Ich •will mir einen<br />
terbrechers R Bei nach links umgelegtem Kon-, Funkeninduktqr bauen mit 10—15 cm Funkenstrecke.<br />
Würden Sie mich nun orientieren über<br />
taktarm dagegen wäre die Primärwicklung der<br />
Spule mit dem Unterbrecher verbunden. Die Sekundärwicklungen,<br />
sowohl des''Magneten wie der. wie über deren Drahtdicke. Der Induktor sollte an<br />
Windungszahl der Primär- und Sekundärspule, so-<br />
Spule, liegen an der gemeinsamen Kontaktbahn<br />
H. T. und haben -durch diese mit dem Verteiler D<br />
Verbindung.<br />
at.<br />
Fragt 8561. Quietschende Metallräder. Woher<br />
kommt es, dass -die Räder meines Wagens manch*<br />
mal quietschen und knarren, trotzdem sie aus Metall<br />
sin,d und deshalb...nicht einfach Schwing-«<br />
erscheinüngen aufweisen können wie HolzräSer?<br />
Die Geräusche treten dann immer regelmäßig im<br />
Rhythmus der Radumdrehungen auf. R. Z. in F.<br />
Antwort: Wenn Metallräder quietschen, so<br />
kommen dafür hauptsächlich zwei ;Ursachen in<br />
Frage: Entweder ist das Rad auf seiner Nabe nicht<br />
ganz fest aufgezogen oder die abnehmbare Felge<br />
sitzt nicht genügend fest. Im ersten Fall darf man<br />
sich nicht täuschen lassen, wenn bei der Prüfung<br />
die Befestigungsmuttern anscheinend ganz angezogen<br />
sind. Der Widerstand, den sie einem weiteren<br />
Anziehen entgegensetzen, rührt oft nur von Rost<br />
oder Schmutz her, die sich im Gewinde festgesetzt<br />
haben. Man nehme also bei einem solchen verdächtigen<br />
Quietschen das Rad ganz von der Nabe,<br />
reinige diese und die Gewinde (Sorgfältig mit Petrol<br />
und einer Mischung von Graphit und Konsißtenzfett<br />
ein und versuche erst dann das Rad stramm<br />
anzuziehen.<br />
Bei abnehmbaren Felgen ist dagegen die nachträgliche<br />
Anwendung von Rostschutzmitteln meist<br />
nicht notwendig, da die Metalle schon von der Fabrik<br />
aus einen rostsicheren Zündüberzug erhalten<br />
haben sollen.<br />
at.<br />
Frage 8562. LSrmende Stossdampfer. Die Stossdämpfer<br />
an meinem Wagen machen immer Lärm,<br />
wenn sie sich zu bewegen haben (Marke Gabriel<br />
Schnubbers), trotzdem ich den Deckel schon öfters<br />
abgenommen und den Raum, in dem die Feder ist,<br />
mit Fett aufgefüllt habe. Ebenso habe ich bei abgenommenem<br />
Deckel eine Mischung von Petrol und<br />
Oel mit Hochdruck hineinspritzen lassen unter<br />
gleichzeitiger Betätigung der Feder, d. h. die Karosserie<br />
wurde hin und her bewegt, so dass das<br />
Band am Stossdampfer laufen musete, aber alles<br />
blieb ohne Erfolg. Wenn der Wagen eine Zeitlang<br />
gestanden ist, so ist der gleiche Lärm wieder vernehmbar.<br />
Die Bänder laufen sowieso ganz schlecht.<br />
Wenn ich z. B. in den Wagen einsteige, so merkt<br />
man kaum, dass der Wagen überhaupt Federn hat.<br />
Das kommt meiner Ansicht nach daher, dass die<br />
Stossdampfer gar nicht nachgeben. Was ist nun<br />
da zu tun? A. G. in A.<br />
Antwort: Wir vermuten, dass der Lärm<br />
nicht in den Stossdämpfern selbst entsteht, sondern<br />
von einer ungenügenden Befestigung der<br />
Stossdampfer am Chassisrahmen herrührt. Das<br />
Auftreten von Klappergeräuschen ist bei nicht ganz<br />
zuverlässig befestigten Stossdämpfern eine bekannte<br />
Erscheinung. Prüfen Sie also VOT allem sämtliche<br />
Befestigungsbolzen auf ihren festen Sitz nach.<br />
Durch Bandstossdämpfer wie die von Ihnen angegebenen<br />
kann die Federung eines Wagens nicht<br />
wesentlich härter werden. Wenn die Federung<br />
IhTes Wagens wirklich anormal hart ist, so liegen<br />
deshalb andere Gründe vor. Vielleicht sind die<br />
Federn stark verroßtet?<br />
at.<br />
das Lichtnetz von 225 Volt Wechselstrom angeschlossen<br />
werden. Da ein Funkeninduktor ja fast<br />
dasselbe ist, wie das Relais einer Batteriezündung,<br />
so glaube ich, dass Sie mir in dieser Sache Auskunft<br />
geben können. W. M. in H.<br />
Antwort: Infolge der vorkommenden hohen<br />
Spannungen ist der Bau eines solchen Funkeninduktors<br />
bedeutend komplizierter als der von Induktionsspulen,<br />
wie sie bei Batteriezündungen von<br />
Automotoren angewandt werden. Um Ueberschläge<br />
im Innern der Sekundärwicklung zu vermeiden,<br />
muss diese in einzelne flache Spulen unterteilt<br />
werden. Diese einzelnen Spulen, von denen jede<br />
Wicklungslage von der benachbarten Lage durch<br />
paraffiniertes Papier isoliert ist, werden nebeneinander<br />
über der Primärwicklung aufgereiht und<br />
hintereinander geschaltet. Je grösser die Zahl der<br />
Einzelspulen ist, je schmaler also auch die einzelnen<br />
Spulen ausgeführt werden und je grösser der<br />
Abstand zwischen den einzelnen Spulen gewählt.<br />
wird, um so geringer ist bei sonst gleichen Isolationsverhältnissen<br />
die Gefahr von Ueberschlägen.<br />
Der ganze Spulenkomplex wird schliesslich in Paraffin,<br />
Kolophonium oder einem anderen geeigneten<br />
Isolationsmaterial gekocht. Durch das Auskochen<br />
sollen alle Luftblasen aus den Spulen herausgetrieben<br />
werden, und das Isolationsmaterial soll<br />
schliesslich beim Erstarren die Spulen auch fest gegeneinander<br />
abstützen.<br />
Die Windungszahl, die zum Erreichen einer ba*<br />
stimmten Sekundärspannung notwendig ist, lässt<br />
sich nur durch Erfahrung bestimmen, da sie in<br />
starkem Masse von der allgemeinen Bauart des Induktors<br />
abhängt. Schätzungsweise dürften in Ihrem<br />
Fall insgesamt etwa 20,000 bis 30,000 Windungen<br />
erforderlich sein.<br />
Wenn Sie nicht über Erfahrung verfügen und,<br />
einen Misserfolg vermeiden möchten, raten wir<br />
Ihnen vom Selbstbau eines solchen Induktors eher<br />
ab. Auf alle Fälle empfehlen wir Ihnen, sich vorher<br />
mit einem Spezialisten in Verbindung zu setzen«<br />
s P<br />
'«©«§•*<br />
Anfrage 240. Art. 41 und 49 des neuen Verkehrsgesetzes.<br />
Nach dem neuen Bundesgesetz be-^<br />
stimmt Art. 41: Art und Umfang des Schadenersatzes<br />
bestimmen eich nach den Grundsätzen des<br />
Obligationenrechtes über unerlaubte Handlungen<br />
usw., während Art. 49 über den unmittelbaren Anspruch<br />
eines Geschädigten sagt:<br />
Aus der für Motorfahrzeuge abgeschlossenen<br />
Haftpflichtversicherung steht dem Geschädigten im<br />
Rahmen der vertraglichen Versicherungssumme ein,<br />
Forderungsrecht unmittelbar gegen den Versicherer<br />
zu usw.<br />
Hat nun ein Geschädigter im Falle eines aossergewöhnlich<br />
hohen Einkommens das Recht, ausr<br />
ser dem Rahmen der vertraglichen Vorsicherung<br />
noch auf das Privatvermögen des Autohalters zu<br />
greifen, bzw. könnte, im Falle der Halter mit minimal<br />
Fr. 50.000.— versichert hat, eine höhere For- 1<br />
derung durch das Gericht gutgeheissen werden? K.><br />
A n t w o T t: Art. 41, Alinea 1, des neuen Auto^<br />
mobilgesetzes stellt die Bestimmung auf, dass Art<br />
und Umfang des Schadenersatzes sich nach den<br />
Grundsätzen des Obligationenrechtes über unerlaubte<br />
Handlungen bestimmen. Damit wird gesagt;<br />
dass in der Bestimmung und Bedeutung des Ersatzes<br />
der Richter die Grundsätze des Obligationenrechtes<br />
anzuwenden hat, d. h. der Schadenersatz<br />
kann je noch den Umständen anstatt in Geld auch<br />
in Naturalrestitution bestehen etc.<br />
Art. 49 begrenzt, das direkte KlageTecht der<br />
Versicherungsgesellschaft gegenüber auf den Betrag<br />
der Versicherungssumme. Wenn also eine<br />
höhere Schadensersatzsumme in Betracht fällt, so<br />
haftet die Versicherungsgesellschaft nur bis zur<br />
Höhe der Versicherungssumme. Für den Rost haf-f<br />
tet deT Halter persönlich. *:<br />
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Bern, Dienstag, 7. Februar <strong>1933</strong> IILBlattder „Automobil-Revae" No. 11<br />
Der ukrainische Liebesbrief Ecke des guten Beispiels<br />
99<br />
Sie war ein ukrainisches Dienstmädchen<br />
von 28 Jahren, hiess Marynia, hatte eine<br />
schöne, schlanke Gestalt, ein blasses, sommersprossiges<br />
Gesicht, eine spitze Nase,<br />
fahlblondes Haar, graue Augen, die an den<br />
Rändern leicht gerötet waren, und ein<br />
heisses Herz. Dieses gehörte dem Forstarbeiter<br />
Antek. Jeden Abend kam er zum<br />
nahegelegenen Teich, und dann verschwand<br />
Marynia für eine Stunde oder so, und wenn<br />
sie zurückkam, hatte sie etwas mehr Farbe<br />
als sonst, und alle Leute im Hause blickten<br />
sie scheel an. Der Hass nämlich ist in<br />
der Welt sehr beliebt, aber gegen die Liebe<br />
sind alle Menschen eingenommen. Insbesondere<br />
gilt für eine Hausgehilfin Liebe als<br />
Luxus, noch schlimmer als Seidenstrümpfe,<br />
denn es ist in anständigen Familien ein<br />
Axiom, dass es sich schickt, wenn die Köchin<br />
keinen Magen und das Stubenmädchen<br />
kein Herz hat.<br />
Marynia hatte ein Herz, was alle Hausgenossen<br />
von verschiedenen Gesichtspunkten<br />
aus übelnahmen. Nur eine sympathisierende<br />
Seele gab es: die neunjährige<br />
Tochter. Erstens hatte sie heimlich das<br />
«Käthchen von Heilbronn» und die «Jungfrau<br />
ron Orleans» gelesen und ausserdem<br />
noch cDer Schatz in der Himmelpfortgasse»,<br />
einen Roman, den die Köchin in<br />
Lieferungen bezog. Zweitens liebte sie<br />
selbst mit aller Inbrunst Georg von der<br />
Sturmfeder, den Helden von Hauffs Lichtenstein.<br />
Aber obgleich sie ihre eigenen<br />
Gefühle hoch einschätzte, empfand sie doch,<br />
dass Marynias Liebe aus Seelentiefen kam,<br />
die ihr noch verschlossen waren. Ueberd,ies<br />
war sie mit Marynia eng befreundet.<br />
Mit Antek als Liebesobjekt war sie nicht<br />
einverstanden. Es war entschieden ein<br />
Missgriff. Wenn sie gewusst hätte, dass es<br />
das gibt, hätte sie sogar von Mesalliance<br />
gesprochen. Denn Antek war um einen<br />
halben Kopf kleiner als Marynia und nicht<br />
besonders gewachsen. Auch war er nur<br />
mit einem blauen Auge davongekommen,<br />
denn sein zweites war missfarben und<br />
schaute mit Vorliebe nach einwärts. Auf<br />
keinen Fall konnte er es mit Georg von der<br />
Sturmfeder aufnehmen. Aber der Ge-<br />
•chmack der Menschen war eben verschieden.<br />
Wenn man es recht überlegte, war<br />
ja Wetter vom Strahl auch ein altes, eingebildetes<br />
Ekel und Lyonel ein Zieraffe und<br />
wurden doch von Käthchen und Johanna<br />
«o sehr geliebt. Also durfte Marynia Antek<br />
auch lieben. Er hatte eben Glück. Aus<br />
allen diesen Erwägungen war das kleine<br />
Mädchen stillschweigend die Protektorin<br />
dieser Liebe, und wenn die Mutter fragte,<br />
wo Marynia sei, so wusste sie eine Menge<br />
anderer Orte zu nennen, nur der Teich fiel<br />
Ihr nie ein.<br />
Von Dr. Eugenie Schwarzwald.<br />
Eines Sommers aber fand sie nicht die<br />
Zeit, sich um die Umwelt zu kümmern. Ein<br />
eigenes grosses Erlebnis hinderte sie daran.<br />
Sie hatte im Juli zum Geburtstag den «Robinson»<br />
geschenkt bekommen. Nicht so eine<br />
dumme Kinderbearbeitung, sondern den<br />
richtigen Original-Robinson. Kaum hatte<br />
sie ihn fertig gelesen, nahm sie tagsüber<br />
Quartier in einer vom Hause fernabgelegenen<br />
Laube, um dort Robinsons Leben in<br />
Wirklichkeit umzusetzen. Vor allem handelte<br />
es sich darum, Glas zu machen, bei<br />
welcher Beschäftigung sie sich von Zeit zu<br />
Zeit mit einem Biss in eine Zitrone stärkte,<br />
die sie in der Küche gestohlen hatte. Zitrone<br />
war gut gegen Fieber, und wenn sie auch<br />
keines hatte, schaden konnte es auf keinen<br />
Fall: was Robinson» tat, nachzumachen,<br />
war ehrenvoll. Es fiel ihr nicht auf, dass<br />
sie trotz ungeheuren Salzverbrauches mit<br />
der Glasfabrikation nicht recht weiterkam<br />
und war nicht, einmal darüber enttäuscht,<br />
dass es ihr noch kein einziges Mal gelungen<br />
war, durch Aneinanderreihen von trokkenen<br />
Hölzern Feuer zu erzeugen. Versunken<br />
in die Robinsonade hatte sie also<br />
nicht einmal so viel Zeit, um Marynias<br />
Liebesgeschichte zu verfolgen.<br />
An einem heissen Augustnachmittag aber<br />
hörte sie von ihrer Laube aus heftiges<br />
Schluchzen. Sie trat heraus. Im Gras vor<br />
der Laube lag- Marynia wie abgemäht. «Was<br />
hast du?» fragte das Kind erschrocken.<br />
«Antek, Antek!» — «Ist er tot?» — «Nein,<br />
wegen Kasia, gestern abend ist er nicht gekommen<br />
... er war mit ihr tanzen... oh,<br />
ich geh' ins Wasser!» — «Tu' das nicht»,<br />
sagte das Kind ernst, «der Teich ist furchtbar<br />
schmutzig, und vielleicht liebt er diese<br />
Kasia gar nicht. Sie ist ja so diek. Wegen<br />
einem mal kannst du doch nicht so eine Geschichte<br />
machen. Weisst du was? Schreib'<br />
ihm einen Brief.» — «Ach Gott, wie du dir<br />
das vorstellst», sagte Marynia, «ich kann<br />
doch gar nicht schreiben. Das ist nur für<br />
Stadtleute.» — «Nein», sagte das Kind,<br />
«wenn man was aufschreibt, so kann es jeder<br />
lesen und dann wird alles wieder gut.<br />
Wenn du willst, ich schreibe ihm.» — Marynia<br />
hörte zu weinen auf. «Ja, das ist was<br />
anderes; du bist zwar klein, aber oho!<br />
Schreib' du nur.»<br />
Rasch wurde ein wunderschöner Briefbogen<br />
aus der Kassette der grossen Schwester<br />
geholt, und nun sass das Kind an dem<br />
weissgehobelten Tisch, der vor der Laube<br />
auf der Wiese stand. Ihr war furchtbar<br />
bang. Vor ihren Augen tanzten die gelben<br />
Malven und roten Glaskugeln des Bauerngartens,<br />
der aus der Ferne zu sehen war.<br />
Alles war schwer und gelb und rot. Entsetzlich<br />
genug, eigene Briefe zu schreiben,<br />
nun erst fremde! Das war eine Aufgabe!<br />
Um Weihnachten 1932 hemm hatte eine<br />
Wärmewelle anstatt den erhofften Schnee<br />
etwas Regen gebracht, so dass die an schattigeren<br />
Orten noch erhaltene weisse Decke sich<br />
in eine gefährliche Eisschicht verwandelte.<br />
Die Hauptdurchgangsstrassen waren aber fast<br />
ausnahmslos völlig schnee- und eisfrei, so<br />
dass in dieser Beziehung keine besondere<br />
Vorsicht am Platze schien. Ich fuhr daher<br />
sorglos (soweit ein aufmerksamer Fahrer<br />
sorglos sein kann) und bei mittlerer Geschwindigkeit,<br />
aus der Zentralschweiz kommend,<br />
gegen Winterthur. Unmittelbar ausserhalb<br />
Kemptthal deutete mir ein entgegenkommender<br />
Lastwagenführer durch Winkzeichen,<br />
ich solle das Tempo verlangsamen. Ich leistete<br />
der Aufforderung zwar sofort Folge,<br />
konnte mir aber nicht recht erklären, was die<br />
Veranlassung hierzu sein könnte. Nachdem<br />
ich etwa einen halben Kilometer gefahren war<br />
und noch nichts Ausserordentliches bemerkte,<br />
begann ich schon an ein Missverständnis oder<br />
gar an einen schlechten Scherz zu denken und<br />
war im Begriffe an Tempo etwas zuzulegen,<br />
da ich vorsichtshalber auf das Zeichen hin den<br />
zweiten Gang eingeschaltet hatte. In diesem<br />
Augenblick kreuzte ich noch einen jugendlichen<br />
Velofahrer, der mir in noch viel unmissverständlicherer<br />
Weise gleichfalls andeutete,<br />
dass grösste Vorsicht am Platze sei. Gespannt<br />
und mein Tempo auf maximal 10 km reduzierend<br />
fuhr ich weiter und kam, nachdem die<br />
Ortschaft und die bekannte Kurve hinter mir<br />
lagen, auf eine Strecke, die rechter Hand vom<br />
Bahngeleise, links von einem Waldrand eingesäumt<br />
ist. Dieses Teilstück liegt stark im<br />
Schatten und hier hatte nun der feine Regen<br />
Noch viel schwerer als das Dividieren mit<br />
Brüchen. Was sollte sie jetzt tun, damit<br />
ihr das Richtige einfiel? Vielleicht sollte<br />
man beten? Nein, das ging nicht. Sie hatte<br />
noch von der vorigen Woche her eine Differenz<br />
mit dem lieben Gott. Er hatte sie<br />
in einer wichtigen Sache im Stich gelassen.<br />
Diese Geschichte jetzt musste man eben<br />
selbst erledigen. Man hatte einfach jene<br />
Worte zu finden, die so zwingend waren,<br />
dass dieser Mensch zu Marynia zurückkehrte.<br />
Er war ja grauslich, und es musste<br />
ganz schrecklich sein, ihm einen Kuss zu<br />
geben. Aber Marynia wünschte sich ihn.<br />
Warum, konnte kein Mensch wissen. Was<br />
empfand Marynia überhaupt? Nun, wahrscheinlich<br />
das gleiche wie Johanna und<br />
Käthchen; man musste also schreiben, wie<br />
Erfreuliche Solidarität auf der Strasse.<br />
den dort noch liegenden Schnee in ein ausserst<br />
gefährliches Parkett verwandelt. Trotz<br />
der stark verlangsamten Fahrt begann mein<br />
Wagen unsicher zu werden und gehorchte nur<br />
mit Mühe der Führung. Beidseitig der Strosse<br />
standen oder lagen vielmehr verschiedene Autos<br />
in mehr oder weniger havariertem Zustande,<br />
die den sicheren Halt auf der Strassenoberfläche<br />
verloren hatten und deren Lage<br />
durch brüskes Bremsen des Fahrers vielleicht<br />
noch verschlimmert worden war. Kurzum:<br />
unmittelbar vor mir ein ordentlicher Wagensalat,<br />
zwischen dem ich mein Fahrzeug unversehrt<br />
hindurchlotsen konnte.<br />
Die Strasse war dort derart vereist, dass<br />
selbst eine Geschwindigkeit von 20—25 km<br />
gereicht hätte, um ebenfalls im Graben zu<br />
landen oder doch mit den bereits beschädigten<br />
Fahrzeugen zusammenzustossen. Die kollegiale<br />
Warnung durch Lastwagenchauffeur<br />
und Velofahrer haben mich vor diesem unerfreulichen<br />
Zwischenfall bewahrt, der am so<br />
unangenehmer empfunden worden wäre, als<br />
jede Verzögerung mich verhindert hätte, im<br />
Kreise meiner Familie Weihnachten zu feiern.<br />
Von Winterthur her waren dann Sandwagen<br />
und Abschleppauto einer Garage unterwegs,<br />
an denen ich mit einem recht angenehmen Gefühl<br />
der Erleichterung vorbeifuhr, meinem<br />
Bestimmungsort entgegen. Den beiden aufmerksamen<br />
Strassenkollegen hätte ich gerne<br />
auf irgendeine Art und Weise meinen Dank<br />
bekundet. Gewiss geschieht dies am besten<br />
dadurch, dass ich mich immer ihres guten<br />
Beispieles erinnern werde, um zu versuchen,<br />
ihm nach bestem Können nachzueifern. Dr. B.<br />
sie alle drei geschrieben hätten. So, jetzt<br />
hatte sie es. Jetzt konnte sie plötzlich, als<br />
ob man einen Zapfen aus der Tonne gezogen<br />
hätte. Das heisst, zuerst musste sie<br />
noch den grossen Tintenklex auflecken, der<br />
ihr, als sie energisch und tief ins Tintenfass<br />
tauchte, auf das prachtvolle hell-lila<br />
Papier gefallen war. Aber dann ging es<br />
wie Sturmwind, jeden Strich mit der herausgestreckten<br />
Zungenspitze begleitend:<br />
«Lieber Antek! Ich grüsse Dich viele<br />
tausend Male und teile Dir ergebenst mit,<br />
dass mein Herz sich verblutet, weil Du<br />
mich wegwerfen konntest für eine gewisse<br />
Kasia. Wegen dieser Kasia muss<br />
ich fort von dieser Welt ins kalte, unbarmherzige<br />
Wasser. Oh, mein hoher<br />
Herr, Du duldest ja die Nachtigall im<br />
Hag, warum duldest Du nicht die Liebe<br />
Deiner Marynia? Nie früher habe ich<br />
eines Mannes Bild in meinem reinen Busen<br />
getragen, und jetzt, und jetzt! Hast<br />
Du denn gar kein Mitleid mit Deiner bis<br />
Kaffee Hag trinken heiftt:<br />
etwas für die Gesundheit tun«<br />
— Und wer wollte das nicht 1<br />
F E U I L L E T O N<br />
Herrn Colllns Abenteuer<br />
Roman von Frank Heller.<br />
(Fortsetzung aus dem Hauptblatt.)<br />
Gestern morgen schien er sich etwas besser<br />
zu fühlen. Der Neffe kam nach dem<br />
Lunch auf Deck, ganz strahlend, und erzählte,<br />
dass die Nacht gut gewesen war (ich weiss<br />
einen, für den die Nacht nicht gut war!), dass<br />
der Alte mit Appetit gegessen hatte, und behauptete,<br />
deutlich zu fühlen, wie' die Luft<br />
schon auf ihn zu wirken anfing. Ich muss<br />
nicht erst sagen, dass die Freude darüber<br />
gross war, namentlich unter den Damen. Am<br />
Nachmittag gab es eine allgemeine Wallfahrt<br />
hinunter ins Krankenzimmer — natürlich nur<br />
auf ein Viertelstiindchen oder so, und der<br />
Alte wurde mehr verhätschelt, als selbst für<br />
einen so engelguten Mann wie ihn zuträglich<br />
sein kann. Der Neffe leuchtete zur Zufriedenheit,<br />
und wer nicht weniger strahlte, war<br />
Kapitän Selby. Er stand da und sah den alten<br />
Geistlichen unverwandt an, als wäre er sein<br />
Vater, und sagte einmal ums andere:<br />
«Wenn ich nach Malta komme, dann suche<br />
ich Sie auf, Herr Pastor! Ganz bestimmt,<br />
und dann bringe ich Ihnen ein paar kleine<br />
Heiden aus Indien mit, die können Sie<br />
taufen !><br />
«Tun Sie das, tun Sie das!» sagte der Alte<br />
und lächelte, ohne im geringsten böse zu werden.<br />
«Tun Sie das, Kapitän Selby. Sie sind<br />
immer willkommen.»<br />
«Und ich?» erklang es sofort im Chor von<br />
den Damen.<br />
«Und ihr? Meine lieben Kinder! Natürlich,<br />
alle, alle seid ihr willkommen!»<br />
Dann wendete er sich an mich. «Und Sie,<br />
werden Sie auch manchmal an Ihren armen<br />
alten Freund, den Pastor aus Malta denken?<br />
Und an unsere Schachpartien?»<br />
Ich beeilte mich, es ihm zu versichern.<br />
«Das ist nett von Ihnen,» sagte er mit seiner<br />
liebenswürdigsten Stimme und lachte.<br />
«Denn Sie wissen ja, ich habe Sie immer<br />
schachmatt gemacht!»<br />
Heute, als die Insel in Sicht kam (gleich<br />
nach dem Lunch), kam er sogar auf Deck.<br />
Die Sonne schien ja noch, und er war sehr<br />
warm eingehüllt. Aber sowie wir angelegt<br />
hatten, begann es kühler zu werden (nach<br />
zwanzig Minuten fing es an zu regnen) und<br />
der Neffe brachte den Alten in einem TragsesseJ<br />
ans Land. Vorher nahmen natürlich<br />
alle von ihm Abschied, Kapitän Selby zu<br />
allerletzt, und der Kapitän sagte:<br />
«Nun, nehmen Sie also Ihren Grabstein<br />
mit, Pastor?»<br />
«Meinen Grabstein? Natürlich, Kapitän<br />
Selby!»<br />
«Aber Sie fühlen sich doch besser?»<br />
«Ach, Kapitän, wer weiss heute, was morgen<br />
geschehen kann! Sie sehen ja, die Luft<br />
ist schon schlechter geworden, es regnet!»<br />
«Kommen Sie mit mir nach Alexandria,<br />
Pastor! Dort ist die Luft ausgezeichnet.»<br />
Der alte Geistliche lachte.<br />
«Diesmal nicht. Das nächste Mal, Kapitän.»<br />
Der Kapitän sah aus, als dächte er: dieses<br />
nächste Mal wird wohl nie kommen, und als<br />
wollte er es nicht zeigen. Er schüttelte dem<br />
Pastor stumm die Hand, dieser wurde in seinem<br />
Tragsessel fortgebracht, und man begann<br />
die Ausladung des Raumes, der mich so sehr<br />
interessiert hat.<br />
Es gelang mir, einen Platz zu finden, von<br />
wo ich zusehen konnte. Der Grabstein des<br />
Pastors — in einer mächtigen Kiste— wurde<br />
durch Kräne gehoben und auf den Kai placiert,<br />
und während man mit dieser Arbeit beschäftigt<br />
war, konnte ich durch die Luke auf<br />
dem Verdeck einen Blick in den Raum werfen.<br />
Es waren nicht mehr als vier oder fünf Kolli<br />
darin, und es konnte kein Zweifel bestehen,<br />
welches von ihnen das unsere war, wie G.<br />
sagt. Es stand in der einen Ecke, eine gewöhnliche<br />
braune Packkiste mit Querrippen und<br />
einigen Bleiplomben und Siegeln. Ich nahm<br />
eine Gehirnphotographie des Lastenraumes<br />
auf und ging meiner Wege, um kein unnötiges<br />
Aufsehen zu erregen.<br />
Eine Stunde später verliessen wir bei strömendem<br />
Regen La Valette, dessen Hafen<br />
ganz leer war, bis auf einige Fischerboote<br />
und eine Jacht «Vorwärts» mit englischer<br />
Flagge. «Vorwärts» — das ist ein Wort, das<br />
jetzt meine Losung werden muss! G. wird es<br />
mir im Notfall in die Ohren tuten, — aber das<br />
wird nicht nötig sein. Vorwärts heute abend,<br />
ohne vorhergehenden Whisky! Vorwärts zu<br />
der braunen Packkiste im Kassenraum und<br />
ihrem goldenen Inhalt! Vorwärts, ohne sich<br />
um Hindernisse — oder, Gespenster! — zu<br />
kümmern! *<br />
Ein Himmel ohne Wolken, ein Meer wie<br />
Samt. Eine laue Vormittagsbrise, die auf dem<br />
Land in den dunkelgrünen Pinienhainen spielt<br />
und draussen auf dem Wasser an den Wimpeln<br />
und weissen Segeln der Jacht «Vorwärts»<br />
zerrt.<br />
Die Jacht «Vorwärts» verlässt bei einer<br />
leichten Vormittagsbrise den Hafen in Ajaccip<br />
auf Korsika. Auf iljrer kleinen Kommandobrücke<br />
steht ein gebräunter Seebär, der für<br />
ihren Kurs sorgt; und unten in der Kajüte<br />
sitzen drei Herren um eine Flasche Champagner<br />
und eine Nummer der «Daily Mail».<br />
Andere <strong>Zeitung</strong>en liegen um sie verstreut.<br />
Der eine der drei Herren — zwei von ihnen<br />
sehen einander übrigens ähnlich — sitzt<br />
stumm da, mit einem Lächeln um den Mund<br />
und blickt zum Kajütenfenster hinaus, während<br />
die beiden andern in eifrigen Ausrufen<br />
zu ihm sprechen.<br />
«Ach, Professor, Sie sind märchenhaft!» -<br />
«Aber ich bitte Sie, Graham!»<br />
«Hunderttausend Pfund, Professor, und der<br />
andere festgenommen! Nein, wirklich, wenn<br />
das...»<br />
«Lavertisse, Lavertisse! Der andre tut .mir<br />
wirklich leid. Ich glaube, es war ein ordentlicher<br />
Mensch, der nur auf Abwege gekommen<br />
ist. Homo homine lupus. Des einen Brot, des<br />
andern Tod. Und ich habe ihm doch eine Warnung<br />
zukommen lassen, unbewusst! Das geht<br />
doch aus dem Tagebuch hervor.»<br />
«Das Tagebuch, ja, das ist, by Jove, die erquickendste<br />
Lektüre, die ich seit langem gehabt<br />
habe. Diable, wie er erschrocken zu<br />
sein scheint, als er sich selbst aus dem Kassenraum<br />
treten sah.»<br />
«Armer Kerl, ja, Lavertisse, und Ihren Husten<br />
aus meinen Krankenzimmer hörte. Sie<br />
haben, auf Ehre, ausserordentlich gehustet.»
in den Tod Getreuen? Meine Liebe ist<br />
glühend und tötend. Ich bin ja nicht<br />
schön genug für Dich, aber wenigstens<br />
habe ich keine dicke Nase und keine<br />
schiefe Hüfte wie eine gewisse Andere.<br />
Mein heissgeliebter Endloser, ich sage<br />
Dir lebewohl im Namen des Vaters, des<br />
Sohnes und des Heiligen Geistes, in<br />
Ewigkeit, Amen. Möge sich die Dreifaltigkeit<br />
Deiner erbarmen und Deiner armen<br />
Marynia. Nachschrift: Heute abend<br />
bin ich am Teich und warte auf Dich.»<br />
Kaum war das letzte Wort geschrieben,<br />
da griff eine rauhe Hand über die Schulter<br />
des Kindes nach dem Blatt: «Was machst<br />
du hier, nichtsnutziger Fratz?» fragte die<br />
scharfe Stimme der Tante Adelheid. Das<br />
war jene Tante, die die Kleine am wenigsten<br />
leiden konnte,- denn sie hatte sie, als<br />
sie noch ganz klein war, einmal unter dem<br />
Vorwand eines Kusses in den Hals gebissen.<br />
Diese Frau las jetzt mit bösen Augen<br />
den Brief, und tiefster Abscheu malte sich<br />
auf ihren ohnehin unlieblichen Zügen.<br />
«Nein, dieses Kind! So was Verdorbenes!<br />
Wo hast du das alles her? Schäm' dich!<br />
Im ganzen Dorf ist kein Kind, welches so<br />
einen Brief schreiben würde. Marsch, ins<br />
Haus! Vierzehn Tage darfst du jetzt zur<br />
Strafe nicht in die Laube.» Wütend warf<br />
sie den Brief zu Boden und schritt hoheitsvoll<br />
voraus. Das Kind folgte ihr gebrochen;<br />
nur so viel Geistesgegenwart hatte es noch,<br />
Marynia zuzuflüstern: «Nimm den Brief<br />
und schick' ihn dem Antek.»<br />
Abendessen musste das Kind auf seiner<br />
Stube allein und bekam auch keinen Apfel<br />
zum Dessert. Aber um neun Uhr kam Marynia<br />
auf den Zehenspitzen ins dunkle<br />
Kinderzimmer und legte eine grosse Birne<br />
aufs Bettchen: «Das schickt dir der Antek.<br />
Am St. Michaelstag ist unsere Hochzeit.»<br />
«Nichts gegen Sie, Professor! Ich vergesse<br />
nie Ihren Hustenanfall, bevor Sie in das Krankenzimmer<br />
transportiert wurden, das Blut<br />
und überhaupt das Ganze. Es war wunderbar.<br />
Sie hatten als der alte Pastor aus Malta das<br />
ganze Schiff auf Ihrer Seite. Die hätten<br />
nicht an Ihre Schuld geglaubt, und wenn Sie<br />
auf frischer Tat im Kassenraum ertappt<br />
worden wären. Das ist eine Rolle, die Sie<br />
öfter spielen müssen, Professor; ein Meisterwerk,<br />
by Jove!»<br />
«Ach, Lavertisse, Sie sind zu enthusiastisch<br />
«— und wenn Sie auch recht haben sollten, so<br />
wissen Sie doch, dass die grössten Meister-<br />
Zürcher<br />
Wochenprogramm<br />
Stadttheater Abends 8 Uhr, Sonntar<br />
nachmittag! 8 Uhr.<br />
Di. abends 7. Febr. Gastspiel Galas Karsenty: Domino,<br />
ComSdie v. M. Achard.<br />
Mi. abends 8. Febr. Der Waffenschmied (B. Ab. 11).<br />
Do. abends 9. Febr. Venus in Seide.<br />
Fr. abends 10. Febr. ukmfi (B. Ab. 11).<br />
Sa. abends 11. Febr. Die Fledermaus.<br />
SO. nachm. 12. Febr. 2K Uhr: Oeffentliche Vorstellung:<br />
Wilhelm Teil.<br />
So. abends 12. Febr. Viktoria und ihr Husar.<br />
Schauspielhaus *»*»*• w u& ^<br />
' tag nachm. 8H Uhr<br />
DL abends 7, Febr. Letztes Gastspiel Alexander<br />
Moissi und Berliner Ensemble:<br />
Zu wahr um schön zu<br />
sein, Komödie von Bernard<br />
Shaw.<br />
Mi. abends 8. Febr. Uutnant Komma.<br />
DO. abends 9. Febr. Premiere: Dandin gib acht, musikal.<br />
Lustspiel nach Moliere's<br />
Georges Dandin von Eugen<br />
Schulz-Breiden, Musik von<br />
Baul Pawel-Cbachan.<br />
Fr. abends 10. Febr. Leutnant Komma.<br />
Sa. abends 11. Febr. Dandin gib acht.<br />
So. nachm 12. Febr. Ess und Oel<br />
'fl ( Ein Strick, ein<br />
Blick, ein Mädel).<br />
So. abends 12. Febr. Essig und Oel (Ein Strick, ein<br />
Blick, ein Mädel).<br />
Odeon Ba<br />
Sonnenqual 2<br />
16—18 Uhr und 20—23 Uhr: Leo Valberg,<br />
Chansonnier und Stimmungs-Sänger und die<br />
Jazz-Kapelle E. Schwank.<br />
Restaurant Hung<br />
Nachmittags- und Abend-Konzerte.<br />
"Willy Radingei mit seiner Wiener Künstlernnd<br />
Stimmungskapelle.<br />
Künstler-Konzerte, täglich 3—6 und 8—11<br />
Uhr. Orchester Enrico Carletti.<br />
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Beafengasse<br />
Cafe AstOrfa, $ t . Peterstrasse 18<br />
Sven rledins Lamatempel aui der Weltausstellung<br />
in Chicago.<br />
Eine besondere Attraktion der Weltausstellung<br />
in Chicago in diesem Sommer wird<br />
ein antiker Lama-Tempel sein. Doktor<br />
Sven Hedin hat diesen ungewöhnlich schönen<br />
Bau aus Asien herbeigeschafft. Die<br />
Geldmittel zum Erwerb und Transport des<br />
Tempels hat der schwedisch-amerikanische<br />
Grossindustrielle Vinzent Bendix gestiftet.<br />
Der Lama-Tempel, der eines der erlesensten<br />
und entzückendsten Bauwerke der alten<br />
Kaiserstadt Jehol darstellt, wird mit<br />
seinem goldenen Dache und überschwenglichen<br />
Reichtum an ornamentalen Details<br />
einen auffallenden Gegensatz zu den imposanten<br />
ultramodernen Bauten der Ausstellung<br />
bilden. Der Tempel wurde auseinandergenommen,<br />
in Kisten verpackt und<br />
nach Chicago transportiert, wo schwedische<br />
Arbeiter ihn wieder aufbauten. Da<br />
der Tempel aus 30 900 verschiedenen Holzstücken<br />
besteht, so kann man sich denken,<br />
welche Sorgfalt, Geduld und Einsicht zu<br />
seinem Aufbau erforderlich waren. Sven<br />
Hedins Mitarbeiter, Dr. GÖsta Montell, hat<br />
eine interessante Beschreibung des Tempels<br />
und seiner Geschichte veröffentlicht, die am<br />
Eingang des Tempels verkauft wird. Ha.<br />
werke immer nur in einem Exemplar vorhanden<br />
sind. Das ist mein erster und letzter<br />
Schritt auf der priesterlichen Bahn. Aber<br />
lesen Sie den Artikel noch einmal, Lavertisse.<br />
Ich bin eitel. Und es freut mich, wie jener,,<br />
deutsche Fürst sagen zu können, als er<br />
den Jahresbericht des Reiches sah: Potz Donnerwetter,<br />
haben wir das alles getan!»<br />
M. Lavertisse nahm die «Daily Mail» und"<br />
las zum drittenmal:<br />
Das mysteriöseste Verbrechen des Jahrhunderts!!<br />
Eine Qoldsendung in Bleiklumpenverwandelt!<br />
Ein Mann im Begriff., das Blei zu<br />
stehlen! Das unerklärlichste Verbrechen, sagt<br />
die Polizei, das sie je gesehen hat.<br />
Privattelegramm der «Daily Mail»:<br />
Der Dampfer «Empress of Oceania», Kapitän<br />
Selby, traf am 29. Oktober vormittags in<br />
Alexandria (Aegypten) ein. Sofort nach seiner<br />
Ankunft wurden alle Zugänge gesperrt,<br />
und die Polizei, die durch drahtloses Telegramm<br />
vom Kapitän alarmiert worden war,<br />
begab sich an Bord.<br />
Was war die Ursache?<br />
Eines der mysteriösesten Verbrechen, ein<br />
Verbrechen, das kein Gegenstück in den Kriminalprotokollen<br />
haben dürfte, war an Bord<br />
verübt worden. Es genügt nicht, zu sagen,<br />
dass es die Polizei verblüfft hat, es verblüfft<br />
die gesunde Vernunft, und bis auf weiteres<br />
war es den kühnsten Vermutungen ebenso<br />
unmöglich, einen Schlüssel zu dem Problem<br />
zu finden, wie den polizeilichen Untersuchungen.<br />
Der Dampfer ging am 20. von London ab.<br />
Er führte ausser nicht sehr zahlreichen Passagieren<br />
und ziemlich viel Lastgut eine Goldsendung<br />
von 100,000 Pfund an die Banken in<br />
Alexandria, abgesandt von der Bank von England.<br />
In Schachteln zu je 1000 Pfund, kontrollgezählt<br />
von keinem Geringeren als dem Direktor<br />
der Bank, Mr. James Hoxton, war die<br />
Für den Automobilisten<br />
sind nicht nur<br />
Haftpflicht-Versicherungen<br />
notwendig, sondern auch<br />
Unfall- und Lebens-<br />
Versicherungen,<br />
die wirksamen materiellen Schutz<br />
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„Winterthur"<br />
Dorsch-Lebertran als Kälteschutz.<br />
Die amerikanische «Metropolitan Llife<br />
Insurance Company» stellte fest, dass die<br />
36 Millionen arbeitenden Personen der<br />
Vereinigten Staaten wegen Krankheit im<br />
Jahr mindestens 52 Millionen Arbeitstage<br />
zu Hause bleiben und dass den Hauptgrund<br />
für diesen Verlust an Arbeitstagen<br />
Erkältungskrankheiten darstellen. 42 Prozent<br />
der arbeitenden Bevölkerung werden<br />
erfährungsgemäss von Brkältungs-Krankheiten<br />
betroffen, die sie zu kürzerem oder<br />
längerem Aussetzen der Arbeit zwingen.<br />
Im Hinblick auf die Wirkung des Vitamins<br />
A im menschlichen Körper •wurden<br />
systematische Versuche mit besonders vitaminreicher<br />
Ernährung angestellt. Als<br />
Vitamin-Spender diente dabei für eine<br />
Versuchsgruppe von 185 Personen täglich<br />
ein Löffel Dorsch-Lebertran. Bei der zweiten<br />
Gruppe von Personen, die ungefähr<br />
die gleiche Arbeit zu verrichten hatten,<br />
wurde zur Ermöglichung von Vergleichen<br />
die Wahl der Ernährung freigestellt. Es<br />
zeigte sich, dass von der Versuchsgruppe<br />
mit Lebertran-Ernährung 55,1 Prozent<br />
frei von Erkältungskrankheiten blieben,<br />
während es von der Gruppe ohne Lebertran<br />
nur 32,8 Prozent waren. Die wegen<br />
Krankheiten versäumte Stundenzahl betrug<br />
bei den Personen der Gruppe mit Lebertran-Ernährung<br />
12,8 Prozent, -wogegen<br />
die Personen der Gruppe ohne Lebertran<br />
25,1 Stunden versäumten. at.<br />
Die Königskrone in der Petroleumkanne.<br />
Salote, die formelle Königin der unter britischer<br />
Oberhoheit stehenden Torieainseln,<br />
hatte ihre Krone verloren, die jetzt in einer<br />
Petroleumkanne wieder aufgefunden wurde.<br />
Nach dem Bericht des Gouverneurs von Samoa<br />
Sir George Richardson hatte der kleine<br />
Sohn der Königin mittler Krone der Mutter<br />
gespielt. Dabei hatten sich einige Perlen gelöst<br />
und die Königskrone war zur Reparatur<br />
nach Auckland geschickt worden. Ein paar<br />
Wochen später wurde sie für die Zeremonie<br />
der Parlamentseröffnung dringend gebraucht,<br />
aber das Kleinod war spurlos verschwunden.<br />
Nach der amtlichen Bekundung der Behörden<br />
in Auckland war die reparierte Krone<br />
ordnungsgemäss nach Tonga abgesandt worden.<br />
Man fand sie schliesslich auf dem Zollamt<br />
in Auckland in einer Petroleumkanne,<br />
die von dem Empfänger nicht abgefordert<br />
worden war; Kein Mensch hatte daran gedacht,<br />
in diesem Gefäss das vermisste Kleinod<br />
zu suchen.<br />
'<br />
Sendung in eine gewöhnliche braune Kiste<br />
gepackt und von dem Direktor mit zahlreichen<br />
Siegeln verschlossen worden. Man<br />
wollte (aus gewissen politischen Gründen)<br />
jedes Aufsehen beim Transport vermeiden.<br />
Diese Warenkiste wurde in möglichst diskreter<br />
Weise auf den erwähnten Dampfer ge-<br />
• bracht, wo sie von Kapitän Selby in Empfang<br />
genommen und in den speziellen Verwahrungsraum<br />
des Dampfers für heiklere<br />
Sendungen placiert wurde. Dieser Raum ist<br />
mit doppelten Eisentüren versehen, er ist von<br />
den Seitett unzugänglich und ist Tag und Nacht<br />
von einer besonderen Wache bewacht worden.<br />
Kapitän Selby (wir fügen das für jene hinzu,<br />
die es noch nicht wissen) ist einer der bekanntesten<br />
Befehlshaber der englischen Handelsmarine,<br />
ein Mann, der ebenso hoch über jedem<br />
Verdacht steht wie der Direktor der<br />
Bank of England.<br />
In der Nacht vom 27. Oktober während der<br />
Dampfer sich auf dem Weg von Malta nach<br />
Alexandria befand, wurde der Kapitän plötzlich<br />
vom ersten Steuermann alarmiert. Die<br />
Wache vor dem erwähnten Verwahrungsraum<br />
hatte plötzlich, ohne vorher das geringste<br />
bemerkt zu haben, gesehen, wie die Türe aufgerissen<br />
wurde und ein Mann unter wahnsinnigem<br />
Gelächter herausgelaufen kam. Unter<br />
Hilferufen stürzte sich der Wachtposten auf<br />
ihn, übermannte ihn und Hess, wie gesagt, den<br />
Kapitän holen. Kapitän Selby, der sich augenblicklich<br />
einfand, hatte keine Schwierigkeit,<br />
den betreffenden Mann zu identifizieren, es<br />
war ein Mr. Lewis Grossmith, Passagier erster<br />
Klasse mit Privatkajüte, und nach seiner<br />
Angabe Gutsbesitzer aus Kent — eine Angabe,<br />
die sich natürlich als falsch herausstellte. Auf<br />
Kapitän Selbys Fragen antwortete er keine<br />
Silbe, und so eilte der Kapitän, gefolgt vom<br />
Schiffsarzt und dem ersten Steuermann, in<br />
den Raum, aus dem der Mann herausgestürzt<br />
Lebens.<br />
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Tragödie des Frühreifen.<br />
, Robert Qlover, ein amerikanisches litterarisches<br />
Wunderkind, dessen Dichtungen Aufsehen<br />
erregten, hat dieser Tage Selbstmord<br />
verübt. Der Junge, der mit seinen 12 Jahren<br />
auch auf andern Gebieten eine kleine Kapazität<br />
war, so u. a. in der Physik und Chemie,<br />
war sehr unglücklich und konnte auch durch<br />
seine Mutter, die eine bekannte Vorkämpferin<br />
in der amerikanischen Kinderfürsorge ist,<br />
nicht von seinen in letzter Zeit immer häufiger<br />
geäusserten Selbstmordwünschen abgebracht<br />
werden.<br />
Mehr Automobile als Einwohner.<br />
Nach der amerikanischen Automobflstatistik<br />
steht Los Angeles mit 1.238.048 Einwohnern<br />
und 851,556 Autos an der Spitze der<br />
automobilreichen Städte in den Vereinigten<br />
Staaten, gefolgt von New York und Chicago.<br />
Den « Höchstgrad der Sättigung» hat Cleveland<br />
(Ohio) erreicht, wo 294,000 Autos auf<br />
290,564 Einwohner entfallen.<br />
Sonderbare Logik!<br />
Einem waschechten Berliner wird erzählt,<br />
dass man bei den Ausgrabungen in Aegypten<br />
Kupferdrähte gefunden habe, woraus hervorgehe,<br />
dass die alten Aegypter schon die<br />
Telegraphie gekannt hätten.<br />
« Ach wat >, erwidert der Berliner, « det<br />
is noch jarnischt. In Pankow haben se ooch<br />
Ausgrabungen vorgenommen und da ham se<br />
nischt jefunden. Daraus jeht hervor, dass die<br />
ollen Berliner bereits die drahtlose Telegraphie<br />
jekannt haben.»<br />
Der Hausarzt.<br />
Der Philosoph Schopenhauer wurde bei irgendeiner<br />
Gelegenheit von einem Bekannten<br />
gebeten, ihm einen guten Arzt zu empfehlen.<br />
< Doktor X. ist doch Ihr Hausarzt. Taugt<br />
der etwas ? » « Das ist ein recht gescheiter<br />
und tüchtiger Mann ! » meinte Schopenhauer.<br />
«Wenn ich einmal krank bin. besucht er<br />
mich. Wir unterhalten uns dann ein Stündchen<br />
ganz angenehm, er verschreibt mir eine<br />
Medizin, ich nehme sie nicht — und werdet<br />
wieder gesund. »<br />
war und wo die gewaltige Qoldsendung verwar<br />
wurde. Er fand die Kiste, in die sie verpackt<br />
war, erbrochen, aber die Schachteln, in'<br />
die man das Gold gelegt hatte, schienen noch<br />
immer darin zu liegen, und der Kapitän<br />
wollte sich eben mit einem Stosseufzer der<br />
Dankbarkeit entfernen, als sein Blick auf ein<br />
paar Gegenstände auf dem Fussboden fiel. Es<br />
waren drei oder vier der erwähnten Schachteln,<br />
offenbar von Grossmith aus der Kiste<br />
genommen, und der Kapitän beeilte sich, sie<br />
aufzuheben, um sie wieder zurückzulegen.<br />
(Fortsetzung folgt.)<br />
Wohin? An die französische<br />
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Schönheit ist eine Macht! Und wer wollte<br />
sie nicht erreichen ? Die Macht, die viele<br />
Türen öffnet und den Lebensweg erleichtert?<br />
Ein Spaziergang: durch die Strassen<br />
jeder Stadt sagt einem aber immer wieder :<br />
Es gibt keine hässlichen Frauen, es gibt aber<br />
leider viele, viel zu viele ungepflegte Frauen.<br />
Da wird man wieder sagen : In Zeiten der<br />
Wirtschaftskrise soll die Frau Zeit und Geduld<br />
für Pflege ihres Teints und ihrer Figur<br />
aufbringen ? Das bisschen Zeit hat jede<br />
Frau, die den festen Willen hat. schön zu<br />
sein!<br />
Was macht den Zauber der Französin ?<br />
Nicht ihre Schönheit, sondern ihre Gepflegtheit.<br />
Das kleinste Ladenmädchen steht um<br />
ein wenig früher auf, um sich zurecht zu<br />
machen, bevor sie ihrem Beruf nachgeht, um<br />
für diesen schön zu sein und dadurch sich<br />
ihr Fortkommen zu erleichtern. Und wie vielen<br />
hat dieses bisschen Zeit zu grosser Karriere<br />
verholten. Das Geheimnis der Figur<br />
liegt in individueller Ernährung und Bewegung,<br />
wo jeder Fall verschieden ist. nach<br />
Veranlagung und Lebensweise. Das Geheimnis<br />
des Gesichtes in den 15 Minuten Zeit und<br />
richtiger Entspannung. Und das Schönste ist,<br />
dass das Ganze mit ganz geringen Kosten<br />
verbunden ist.<br />
Vor allem, und das ist wohl das Ausschlaggebende<br />
für die Pflege des Teints:<br />
nie vergessen am Abend gut abfetten,<br />
und zwar ganz leicht das Gesicht mit<br />
der Creme abstreifen. Es darf kein Pünktchen<br />
Russ oder Staub den Poren anhaften.<br />
Die Creme kann billiges, dünnes<br />
Vaselin sein. Nur zart anfassen, festes Maskieren<br />
lockert die Gewebe und dehnt die<br />
~xaut. Dann mit gut fettender Creme 'das<br />
Gesicht einreiben und über Nacht einwirken<br />
lassen. Fängt man jung genug mit dieser Behandlung<br />
an, gibt es kein frühes Altern, man<br />
kann den Prozess des Alterns um Jahre hinausschieben<br />
und im höchsten Alter schön<br />
sein. Und gibt es einen erfreuenderen Anblick<br />
als eine schöne alte Frau?<br />
Aber nun zur Sache: Sie haben das Fett<br />
über Nacht einwirken lassen und haben über<br />
Ihren Polster ein Schminktuch ausgebreitet<br />
gehabt,"um"die Kissen nicht zu beschmutzen.<br />
Nun am Morgen wischen Sie die letzten<br />
Reste des Fettes mit dem Tuch fein ab und<br />
besehen Ihr Gesicht genau ! Ein kleiner Mitesser<br />
wird leicht ausgedrückt, ein wenig<br />
Trockencreme zart aufgetragen. Jetzt im<br />
Winter ein bisschen fettes Rouge auf die<br />
Wangen zart gerieben, ein bisschen Puder<br />
darüber und Sie sind fertig. Natürlich darf<br />
jnan nicht vergessen, die Augen vom Mor-<br />
_ enschlaf mit dem Tuch gut auszuwischen.<br />
"Nur kein Wasser fürs Gesicht. Ich bin eine<br />
fanatische Anhängerin des täglichen Bades,<br />
aber Feindin des Wassers fürs Gesicht. Vielleicht<br />
fände ich Widerspruch, aber ich spreche<br />
aus eigener Erfahrung und Versuchen an<br />
Freunden und Bekannten. Es ist gewiss<br />
nichts dagegen einzuwenden, wenn die<br />
Sportüerin oder die Berufsfrau das Gesicht<br />
mit warmem Wasser wäscht. Aber glauben<br />
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Abschminke besser gereinigt und zarter. Sie<br />
sind vom ganzen Tag müde und abgespannt<br />
und müssen doch abends ausgehen: legen Sie<br />
deshalb in Kamillentee getauchte Wattebäuschchen<br />
auf Ihre Augen und legen Sie<br />
sich für 1 eine halbe Stunde ruhig hin. Das ist<br />
die beste Entspannung für Ihre müden Nerven<br />
und Sie werden abends frisch urld rosig<br />
aussehen. Sie sehen, das ist alles sehr einfach.<br />
Ein bisschen Zeit und Geduld für Ihr<br />
Gesicht, der Erfolg wird nicht ausbleiben.<br />
Schmucklose Toiletten ?<br />
Viele Frauen sind im Abendkleid am<br />
hübschesten, während junge Mädchen und<br />
sportliche Damen sich in Strassenkleidern<br />
wohler fühlen. «Silhouette» ist heute alles.<br />
«Linie» ist die Grundbedingung der fliessenden<br />
abendlichen Modelle. Alles Kindische,<br />
alles Ueberladene und Gewollte ist aus dem<br />
Modebild verbannt. Durchdachte Schnitte<br />
und edle Materialien führen ein Kleid zum<br />
eine links angebrachte Masche, die sich aus<br />
Erfolg. Sogar die vielen Modeschmucksachen<br />
scheinen passe zu sein. Nicht nur<br />
dem Nackenarrangement löst und ihre<br />
Schlupfen von einem Nickelring halten<br />
«weiblich», nein «damenhaft» müssen die<br />
lässt, dem Gesicht und der Erscheinung.<br />
Abendkleider sein. Man trägt sie zu den<br />
Ganz, ganz vage erinnern die über das<br />
grossen Empfängen und Bällen der Saison.<br />
rechte Auge gezogenen Samtdrapierungen<br />
Das «kleine Kleid», das für Theater .und<br />
an den Schirm einer schräg aufgestülpten<br />
späten Tee am Platze ist, das man aber unbedingt<br />
mit einem kleinen abendlichen<br />
Jockeimütze. Aber, wie gesagt, nur ganz<br />
Hut<br />
aus Samt, Seide, Federn, Bändern oder<br />
neuem Uebergangsstroh trägt, erscheint in<br />
dieser Saison oft.<br />
Die Toiletten sind alle sehr schmucklos.<br />
Der Effekt, matte und glänzende Stoffe zu<br />
verbinden, findet bei kleinen Kleidern und<br />
auch bei nachmittäglichen Modellen in den<br />
feinen schmalen Tüllinkrustationen einen<br />
erfolgreichen Rivalen. Maschen und Schleifen<br />
sind das bevorzugte Ornament. Flatternd<br />
oder appliziert spielen sie an dem<br />
Gürtel, bilden Schärpen oder haben an<br />
Hals und Schulter ihren Platz. Meist sind<br />
sie aus dem Material des Kleides. Echter<br />
Schmuck oder Strassspangen sitzen entweder<br />
an der Schulter oder vorne an der<br />
Raffung des Ausschnittes, manchmal auch<br />
am Rückendekollete oder an der Taille, auf<br />
dem Gürtel.<br />
Die amüsante Note dieser Kleider aber<br />
bringt der Schal, das Cape. Die Abendmäntel<br />
sind meist ganz lang. Cape oder<br />
Aermel, Revers oder Schals stilisieren ihre<br />
Fasson. Pelz ist reichlich oder gar nicht<br />
verwendet. Schmale Linien der Mäntel kopieren<br />
die Silhouette der Kleider. Paletots,<br />
die knielangen Mäntel, sind wieder modern.<br />
Und das Material: meist Samt, englischer<br />
Samt. Aber auch Mäntel aus Pelz, aus<br />
schwerster Seide, aus Taft und Wollstoff<br />
passen zur Abendadjustierung. Ghangeant-<br />
Taft, die neueste Laune der eleganten Modedame,<br />
wird vom Taftmantel entzückend<br />
und pikant ergänzt. Kleine Schultercapes<br />
oder kurze Jäckchen sind aus Bändern, aus<br />
Paillettenstoff, aus Stickereimaterial, aus<br />
Samt, Velours de Soie und aus Pelz, aus<br />
Taft, aus Tüll, aus Spitzen, aus bemalter<br />
Seide, aus Musselin. Umhänge sind Launen.<br />
Mehrere Variationen zu einem Kleid, dies<br />
ist eine gute Devise. Pelz, als scharmanten<br />
Gegensatz zum Abendkleid, zu nackten<br />
Schultern und lose frisiertem Köpfchen, gefällt<br />
sehr gut. Entweder das pelzbesetzte<br />
Samtcape oder der Fellkragen lösen sich<br />
vom Mantel und passen auch zum Kleid.<br />
Oder man drapiert Füchse. Ein bis drei<br />
Stück, über die abendliche Toilette, Silberfüchse,<br />
Polarfüchse, Blaufüchse.<br />
Wissen Sie schon<br />
dass 0,5 °/„ Nikotingehalt im Rauchtabak, nach den<br />
wissenschaftlichen Versuchen und Feststellungen,<br />
Ihrer Gesundheit nicht mehr schadet<br />
Gürtel.<br />
Gürtel spielen in der Mode eine grosse<br />
Rolle und ihrer effektvollen Gestaltung wird<br />
viel Aufmerksamkeit gewidmet. Auf dunklen,<br />
seidenen Kleidern leuchten Metallgürtel,<br />
in der Art der Militärgürte 1 , in Streifen<br />
gewebt, mit gravierten Schliessen,<br />
andere wieder sind aus dicken Lameschnüren<br />
geflochten oder gedreht. Schmiegsamer<br />
wirken Gürtel aus farblich vom Kleide abstechender<br />
Glanzseide oder aus dünnem<br />
Seidensamt. Sie werden zu kleinen Schleifen,<br />
manchmal auch zu längeren Schärpenenden<br />
geschlungen und gebunden.<br />
Bemerkungen zum Abendhut.<br />
Zum eleganten, kleinen Abendkleid und<br />
zum vornehmen Teekleid gibt es schmükkende,<br />
sehr hübsche Hüte. Weiss oder<br />
schwarz. Oder in der Farbe des Kleides.<br />
Man nennt sie «Abendhüte», weil sie in der<br />
Wintersaison nur für Abendlicht bestimmt<br />
sind. Drapierte, sorgsam arrangierte Kappen,<br />
genau zu Gesicht und Kopf geformt.<br />
Um von einigen Details zu erzählen: Man<br />
liebt eng abgenähte Biesen oder dicht gedrängte<br />
Passepoiles aus Samt. Hier wird<br />
das Arrangement, zwei flach applizierte<br />
Enden, mit einer kleinen Brillantagraffe<br />
auf dem Kopf gehalten; dort schmeichelt<br />
entfernt lässt sich zwischen harter Jockeikappe<br />
und den weichen Hütchen dieser<br />
Vergleich ziehen. Die zart kombinierten<br />
Hüte haben aber ihre strikte, besondere und<br />
durch Arbeit und Fasson festgehaltene<br />
Form. Sie sind gar nicht mehr identisch<br />
mit den Sportkappen. Und sie brauchen<br />
eine verständnisvolle Schöpferin. Sogar<br />
zweifarbig, aus braunem und teerosenfarbigem<br />
oder braunem und mauve Samt, entworfen,<br />
sehen die Hütchen mit geknoteter<br />
Seitengarnierung entzückend aus. Für<br />
zweifarbige Hüte wird wohl Schwarz-Weiss<br />
am meisten' und liebsten gewählt werden.<br />
m<br />
Die Hausmannskost.<br />
«Mein angehender Schwiegersohn ist ein<br />
prächtiger Mensch. Sonntag ist er immer bei<br />
uns zu Tische und alles schmeckt ihm, dass es<br />
eine Freude ist. Suppe lässt er sich zweimal<br />
geben, und Mehlspeis, die meine Tochter Dorothea<br />
macht, sogar dreimal. Und wenn er<br />
brav gefuttert hat, plaudert er vom Sofa aus<br />
noch ein wenig, dann tut es ihm noch ein bissei<br />
aufstossen, und mit der Zigarre schläft er<br />
ein — ein prächtiger Mensch!» So äusserte<br />
sich eine angehende Schwiegermama über<br />
ihren Schwiegersohn.<br />
Es war einmal. Nicht nur die beiden Brautleute,<br />
sondern auch die beiderseitigen Elternpaare<br />
wurden durch eine kräftige Hausmannskost<br />
aneinander gebunden. Sie wurden verwandt<br />
miteinander, hauptsächlich durch Austausch<br />
der sonst für jedermann streng reservaten<br />
Kochrezepte. Es musste dafür gesorgt<br />
werden, dass der junge Ehemann in seinem<br />
jungen Heim eine verwandte Kost bekomme,<br />
das heisst, seine Lieblingsspeisen so zubereitet<br />
finde, wie er sie von Muttern bekam oder<br />
wie sie ihm in seinen Kindheitserinnerungen<br />
aufstossen. Und Dorothea, obgleich sie bereits<br />
perfekt koctite und sogar Bonbons zuzubereiten<br />
verstand, machte vor der Hochzeit noch<br />
einen Nachtragskursus durch in der elterlichen<br />
Küche ihres Bräutigams. Hausmannskost.<br />
Dieser Terminus ist so unschön, dass<br />
er einem das Vergnügen an der Sache, die er<br />
bezeichnet, verleiden könnte, aber er ist dennoch<br />
treffend: Die Kost, die eine Hausfrau zubereitet,<br />
heisst nicht Hausfrauenkost, sondern<br />
Diese Gewissheit aber bietet Ihnen einzig die auf de»i' Nikotin-Entzug<br />
fortdauernd amtlich geprüfte, ohne chemische Behandlung wirklich nikotinarme<br />
und doch vollaromatische<br />
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richtiger Hausmannskost, weil sie dazu dient,<br />
den Mann des Hauses bei Laune und Kräften<br />
zu halten, damit er ein tüchtiges Zugpferd<br />
oder prächtiger Renner werde. Wirtshauskost<br />
tauge für derlei Aufzucht seit jeher wenig.<br />
Sie bietet eben, wie man zu sagen pflegt,<br />
nichts Herzhaftes. Herzhaft ist eben nur die<br />
Hausmannskost und deshalb ein Elixier der<br />
Liebe. War es einmal. Denn wo es kein Haus<br />
mehr gibt, gibt es auch keine Hausmannskost.<br />
Die jungen Eheleute von heute wohnen zumeist<br />
möbliert, und wenn es hoch kommt,<br />
wird daheim nur Kaffee gekocht und kalte<br />
Küche serviert, die man aber ebenso gut an<br />
Ort und Stelle, nämlich im Automatenbüfett,<br />
verzehren kann. Für die Führung eines richtigen<br />
Haushaltes langt es zumeist nicht und<br />
die Frau richtet sich heute auf dergleichen<br />
auch gar nicht mehr ein. Meist ist sie selbst<br />
tagsüber in einem Erwerb tätig und nur für<br />
einen solchen vorgebildet. Und nun hat es die<br />
Vorsehung so eingerichtet, dass diesen desolaten<br />
Küchenzuständen ein geringeres Essbedürfnis<br />
entspreche. Die Vorsehung scheint<br />
zu diesem Zwecke den Sport erfunden zu<br />
haben und den gertenschlanken Körper als<br />
Schönheitsideal. Bei täglicher Uebung kann<br />
es eine Frau so weit bringen, dass sie, auf<br />
einem Fusse stehend, die grosse Zehe des anderen<br />
in den Mund stecken kann. Davon kann<br />
sie wohl nicht leben. Wohl aber ihr Mann?<br />
Von der Zehe in den Mund.<br />
Tourismus<br />
Bilder von Alpenstrassen<br />
Eine Bitte an unsere Leser!<br />
Wir beabsichtigen eine Artikel-Serie über<br />
die schweizerischen Alpenstrassen zu veröffentlichen.<br />
Damit das geschriebene Wort noch<br />
etwas deutlicher werde und dem Leser zugleich<br />
eine klare Vorstellung von unsern Alpenstrassen<br />
vermittelt wird, gelangen wir mit<br />
der Bitte an unsere Leser, uns Photos von<br />
ihren Fahrten über die Alpenstrassen zu senden,<br />
damit wir dieselben als Illustrationen<br />
für die erwähnten Artikel verwenden können.<br />
Aus den uns zukommenden Photos werden<br />
wir die geeignetsten auslesen und die andern<br />
umgehend retoümieren. Bilder, die wir behalten,<br />
werden wir auch honorieren.<br />
Wer also schon mit dem Wagen über die<br />
Alpenstrassen gefahren ist — nicht nur über<br />
die schweizerischen, sondern auch über die<br />
französischen, italienischen und österreichischen<br />
— und dabei auch photographiert hat,<br />
der sehe in seinem Album oder seiner Photographieschachtel<br />
einmal nach, ob er nicht die<br />
eine oder andere Aufnahme hat, die ihm als<br />
für diesen Zweck geeignet erscheint. Durchstöbern<br />
Sie also Ihre Photosammlung und senden<br />
Sie uns sobald als möglich Ihre Aufnahmen,<br />
damit wir daraus auswählen können.<br />
Allen freundlichen Lesern, die diesem Aufruf<br />
Folge leisten werden, sei schon zum voraus<br />
bestens gedankt.<br />
Redaktion.<br />
Touren -Sprechsaal<br />
Touren-Antworten<br />
T. A. 888. Basel-Porto-Lissabon. Ich empfehle<br />
Ihnen folgende Tour, die auf schnellstem Wege und<br />
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<strong>1933</strong> - N» 11<br />
Hinfahrt: Basel, Solothurn, Biel, Neuehätel,<br />
Yverdon, Lausanne, Genf, 248 km.<br />
Genf, Bellegarde, Nantua, Pont d'Ain,- Lyon,<br />
153 km.<br />
Lyon, St. Etienne, Finniny, Monistroi, • Yssingeaux,<br />
Le Puy, Sauvetat, Auroux, Ghäteauneüf-de-<br />
Randon, Mende, 246 km.<br />
Mende, Gabriac, Bozouls, «Rode«, La Primaube,<br />
Ca'rmaui, Albi, Gaillac, Toulouse, 260 km.<br />
Toulouse, Villefranche-de-Lauragais, Castelnaudary,<br />
St. Martory, St. Gaudens, Montrejeau, Tarbes,<br />
Pau, Orthez, Peyrehorade, Bayonne, 299 km.<br />
Bayonne, Guethary, St. Jean-de-Luz, Irun, San<br />
Sebastian, 49 km. Orio, Zarauz, Guetaria, Zumaya,<br />
Deva, Elgoibar, Eibar, Durango, Bilbao, 166 km.<br />
Castro-Urdiales, Laredo, Escalante, Solares, Muriedas,<br />
Santander, 274 km.<br />
Santander, Cruz de Bezana, Torrelavega, Cabezon<br />
de la Sal, San Vicente de la Barquera, Llanes, Villahornes,<br />
Ribadesella, 128 km. Arriondas, Infiesto,<br />
Pola de Sierre, Oviedo, 214 km.<br />
Grosses Abendkleid aus<br />
rose Crepe Bambula mit<br />
Puffen aus gelackter<br />
Seide.<br />
(Photo Winterfeld.)<br />
Oviedo, Penaflor, La Espina, Cortina, Luarca,<br />
100 km. Navia, Castropol, Vegadeo, Ribadeo, Reinante,<br />
Cervo, Vivero, 229 km.<br />
Vivero, Govas, Punta de la Estaca, St Maria da<br />
Ortigueiran Mera, Linares, Jubia (El Ferrol, 8 km,<br />
auf guter Strasse zu erreichen), Neda, Puentedeume,<br />
Vinas, Souto, Betanzos; La Coruna, 137 km. Carral,<br />
Ordenes, Santiago, 201 km.<br />
Santiago, Esclavitud, Padron, Caldas de Reye«,<br />
Lerez, Pontevedra, Vilaboa, Vigo, 87 km.. Gondomar,<br />
Tuy (spanisch-portugiesischer Grenzort), Caminha,<br />
Viana do Castelo, Barcelos, Povoa de Varzim,<br />
Vila do Conde, Porto, 253 km.<br />
Porto, Gaia, Perosinho, Oliveira d'Azemeis, Albergaria-a-Velha,<br />
Agueda, Mealhada, Coimbra, 107<br />
km. Sernache, Condeixa, Pombal, Leiria, Batalha,<br />
Alcobaea, Caldas da Rainha, Obidos, Bombarral,<br />
Malveira, Lousa, Loures, Lisboa, 349 km.<br />
Rückfahrt: Lisboa, Almada, Setubal, Canha,<br />
Montemor, Arraiolos, Vimieiro, Estremoz, Borba,<br />
Elvas, Badajoz, 241 km. Talavera la Real, Merida,<br />
302 km, Aljucön, Montanchez, Torre de SU. Maria,<br />
Ruanes, La Cumbre, Trujillo, 379 km.<br />
Trujillo, Navalmoral, Torralba, Talavera de la<br />
Reina, Maqueda, Sta. Cruz del Retamar, Navalcarnero,<br />
Madrid, 179 im.<br />
Madrid, El Molar, Buitrago, Aranda de Duero,<br />
Lerma, Burgos, 239 km.<br />
Burgos, Miranda de Ebro, Vitoria, Alsasua, Tolosa,<br />
San Sebastian, 222 km, Irun,'Bayonne, 273 km.<br />
Bayonne, Ortez, Pau, Tarbes, 146 km. Montrejeau,<br />
St. Gaudens, 212 km, St. Martory, St. Girons,<br />
Pamiers, Mirepoix, Carcassonne, 387' km.<br />
Garcassone, Narbonne, Beziers, Pezenas, Montpellier,<br />
155 km. Lunel, Nimes, Remoulins (Pont du<br />
Gard), Avignon, 295 km.<br />
Avignon, Orange, Montelimar, Valenee, St Mareellin,<br />
Moirans, Voiron, 225 km.<br />
Voiroa, Les Abrets, Belley, Seyssel, Genf, 111 km.<br />
Lausanne, 172 km. Yverdon, Neuchätel, Biel, Delemont,<br />
Laufen, Basel, 360 km.<br />
Die Strecke Lissabon-Trujillo-Madrid befindet<br />
sich in ausgezeichnetem Zustande und kann ohne<br />
übermässige Ermüdung eventuell in einem Tage<br />
zurückgelegt werden. Ein Uebernaehten in Badajoz<br />
ist der primitiven Unterkunftsverhältnisse wegen<br />
nicht zu empfehlen, weshalb es besser ist, bis Trujillo<br />
weiterzufahren, wo sich bequemere Uebernachtungsmöglichkeiten<br />
bieten (wenn man nicht an<br />
einem Tage nach Madrid gelangen will).<br />
R. B. in B.<br />
Toaren-Fragen<br />
T. F. 889. Ettenhausen-Wiirzburg-Mainberg. Wer<br />
gibt mir die beste Route von Ettenhausen bei Aadorf<br />
(Thurgau) über Würzburg nach meinem Heimats-<br />
OTt Mainberg bei Schweinfurt bekannt? Besten<br />
Dank zum voraus. H. S. in E.<br />
Kleine Notizen<br />
«Lassen Sie ja. -diesen<br />
Mann nicht aus den Augen;<br />
Er ist als Warehhansdieb<br />
schwer verdächtig!<br />
»<br />
Neues Hotel wirbt für Zürich Gäste. Einem Bedürfnis<br />
der Zeit entsprechend, hat sich in der Zürcher<br />
Geschäftscity das Touring Hotel Garni aufgetan;<br />
im ehemaligen Gebäude der Seidenpost, in<br />
Nachbarschaft der Warenhäuser Jelmoli und Brann,<br />
nahe der Bähnnofstrasse und per Auto leicht erreichbar<br />
durch die Uraniastrasse oder Seidengasse.<br />
Das neu eröffnete Hotel ist das einzige in seiner<br />
Art, da man.nicht verpflichtet ist, Mittag- und<br />
Nachtessen einzunehmen. Das Frühstück wird auf<br />
Telephonruf ins Zimmer gebracht, durch Telephonruf<br />
wird' man; geweckt, Telephonanschluss und moderne<br />
Lichtsignalanlage gehören zum Inventar der<br />
72 Zimmer, die eine gediegence Wohnkultur verraten.<br />
Sämtliche geräumige Wohnschlafzimmer sind<br />
Frontzimmer; grosse Fenster sorgen für Licht und<br />
Luft. Natürlich sind sämtliche Zimmer mit fliessen- d<br />
dem Kalt- und Warmwasser und neuzeitlicher Beleuchtung<br />
versehen; echte Perserteppiche und gediegene<br />
Nussbaummöbel werben für die Qualität des<br />
Hauses. Der Hotelcharakter ist ausgelöscht, und<br />
man wähnt sich im trauten Daheim. Manche Zimmer<br />
verfügen über eine Terrasse, von der aus das<br />
emporstrebende Geschäftsviertel der Stadt Zürich<br />
unter Augenschein genommen werden kann. Die<br />
technische Einrichtung des Hauses leistet dem Gast<br />
hervorragende Dienste. Das Geld vom Gast zum<br />
Bureau und die Rechnung vom Bureau zum Gast<br />
fliegen in den eilenden Büchsen der Rohrpost den<br />
kürzesten Weg. Die Korrespondenz erledigt man im<br />
Salon, dessen warme Farbtöne über Teppiche, Tapeten<br />
und Fauteuils klingen. Der Salon ist durch<br />
eine Schiebetüre vom ebenfalls stimmungsvollen<br />
Frühstücksraum getrennt. Ein separates Konferenz-<br />
Zimmer steht natürlich zu Diensten. Die Heizung<br />
geschieht durch Elektro-Oel-Feuerung; durch elektrische<br />
Kraft getrieben werden auch die Maschinen<br />
in der Lingerie. Das wohnlich, geschmackvoll und<br />
zugleich mit allem Komfort ausgestattete Touring-<br />
Hotel untersteht der Leitung von Frau Direktor<br />
Spiess. Bauherr ist der Besitzer der im Parterre<br />
etablierten Französischen Warenhalle, Herr Lang.<br />
Die Pläne für die Ausführung des imposanten Marmorbaues<br />
mit seinen flächigen Fassaden aus toskanischem<br />
Travertin stammten von dem Architekten.<br />
M. Hauser. Die Architektur des neuen Hauses bedingt<br />
Charakter, sie ist das unaufdringliche Werbeplakat<br />
für das Touring Hotel Garni, das eine neue<br />
Zierde und Reklame für das Zürcher Hotelgewerbe<br />
darstellt.<br />
Lx.<br />
Das Minus.<br />
Der Beamte Kriecher war die Aktenleiter<br />
heruntergestürzt.<br />
Die Kollesren standen um ihn.<br />
* Er hat sich das Rückgrat gebrochen!»<br />
Meinte Markus :<br />
« Unsinn ! Er hat doch nie eins gehabt»<br />
Der Fährbetrieb<br />
unter kauMwsdier Lane<br />
•Wirtschaftliche Grenzen des Automobilbetriebes<br />
zu erreichen und einzuhalten, ist das<br />
Bestreben jedes Fahrers. Wer systematische<br />
Ausgabeneinschränkung und methodischen<br />
Wagenunterhalt in rationeller Weise betreiben<br />
•will, nimmt jetat den Automobllkalender hervor.<br />
Sein administrativer und technischer<br />
Teil bilden einen hervorragenden betriebswirtschaftlichen<br />
Mentor, seine<br />
Informationen und Tabellen geben<br />
Auskunft über jede Frage<br />
der Fahrpraxis.<br />
Das mit dem Automobllkalender kombinierte Besitzerverzeichnis<br />
vermittelt interessante volkswirtschaftliche<br />
Einblicke und geschäftliche Anknüpfungs-,<br />
punkte, seine nummernweise Anordnung ermöglicht<br />
die Feststellung jedes Wageneigentümers auf der<br />
Fahrt, am Parkplatz, im Hotel etc. Ausgabe <strong>1933</strong><br />
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Rund um die rechtsufrige<br />
Thunerseebahn.<br />
Die Traktionsänderung muss kommen.<br />
Die Kreise um das Schicksal der rechtsufrigen<br />
Thunerseebahn schliessen sich immer<br />
enger und die Anzeichen des bevorstehenden<br />
Schlusskampfes um die Entscheidung — Beibehaltung<br />
der Bahn oder Ersatz durch einen<br />
Autobusbetrieb—mehren sich.Am 19.Jan. tagte<br />
eine Versammlung von Vertretern der Gemeinden<br />
am rechten Ufer, in der die bekannte<br />
Resolution gefasst wurde, die sich für die<br />
Einführung des Autobusbetriebes erklärt und<br />
der Bahn weitere zinslose Darlehen verweigert,<br />
die Schuldbetreibungsmassnahmen (ausstehende<br />
Obligationenverzinsung!) einzelner<br />
Gemeinden zustimmend anerkennt und die<br />
Beschleunigung der Massnahmen zur Abklärung<br />
des Verkehrsproblems fordert. (Guntener<br />
Resolution.)<br />
Zur DJskussJonsversammlunu 3n unterfingen.<br />
Die Gemeindeabstimmungen von Hilterfingen<br />
und Oberhofen zur Guntener Resolution<br />
stehen in naher Sicht. Eine orientierende<br />
Versammlung in der Kirche Hilterfingen, eingeladen<br />
durch die beiden Gemeinderäte auf<br />
letzten Sonntag nachmittag, ergab interessante<br />
Perspektiven auf die kommenden Abstimmungen.<br />
In die aufklärenden Referate<br />
teilten sich die Herren Tschanz (Hilterfingen)<br />
und Frutiger (Oberhofen) als Vertreter des<br />
Initiativkomitees und Oberst Lanz (Thun)<br />
als Vertreter der Bahn. Die Replik übernahm<br />
der Verfasser der Gutachten, Herr<br />
Zipfel. Wir haben uns von jeher um die Aufklärung<br />
dieses Verkehrsproblems nach Kräften<br />
bemüht und können uns bei diesem Anlass—<br />
der Zeitpunkt der Reife dieses Verkehrsproblems<br />
steht übrigens nicht mehr<br />
ferne — auf einige neue Diskussionspunkte<br />
beschränken, die von Belang sind.<br />
^ Die rechtsufrige Gegend will — und das ist<br />
das Kardinalbegehren — eine bessere Strasse,<br />
eine Strasse, die für den Durchgangsverkehr<br />
der Automobile volle Eignung besitzen muss.<br />
Die kantonale Baudirektion wird aber die<br />
Strasse nur umbauen, sofern entweder die<br />
Geleise konsolidiert oder aus der Strasse entfernt<br />
sind. Der Ausbau wird dann, wie dies<br />
der Vertreter der kantonalen Baudirektion,<br />
Herr Oberingenieur Walter, ausführte, so erfolgen,<br />
dass die Strasse in den Kurven und<br />
überall dert verbreitert wird, wa eine Verbreiterung<br />
ohne allzu grosse Kosten und ohne<br />
Abbrechen von Häusern möglich ist. Die<br />
Strasse wird auch mit einem staubfreien<br />
Belag versehen, was nur dann einen Sinn hat,<br />
wenn ein soliderer Geleiseunterbau eingesetzt<br />
wird oder wenn auf die Geleise und damit<br />
auch auf die Bahn verzichtet wird. Selbstverständlich<br />
gebührt der linksufrigen Strasse<br />
(wegen den Abzweigungen ins Simmen- und<br />
"^s Kandertal) der Vorzug als Strasse erster<br />
-Jasse. Immerhin würde die rechtsufrige<br />
Strasse, sobald sie einmal ausgebaut ist, als<br />
Strasse zweiter Klasse (und nicht nur dritter<br />
Klasse, wie sie in führenden Kartenwerken<br />
bezeichnet ist), einen guten Teil des Fremdenverkehrs<br />
und des Durchgangsverkehrs neu<br />
an sich ziehen. Vier Fünftel des Verkehrs mit<br />
Automobilen gehen heute über die Hnksufrige<br />
Strasse, die ja an einzelnen Stellen auch nur<br />
eine Breite von ca. 5,5 m hat, aber einen ausgezeichneten<br />
staubfreien und dauerhaften<br />
Belag als Positivum aufweist.<br />
In der Versammlung musste man den Eindruck<br />
gewinnen, dass der Versuch, die Finanzen<br />
der Bahngesellschaft zu rekonstruieren<br />
nicht nur gewagt, sondern direkt eine wirtschafts-<br />
und verkehrshemmende Tat wäre.<br />
Die Absicht des Verwaltungsrates der Bahn,<br />
eine Sanierung der zerrütteten Finanzen vorzunehmen,<br />
wird am geeinten Willen der<br />
rechtsufrigen Gemeinden zerschellen. Die<br />
Gemeinden Thun und Steffisburg mögen nun<br />
für oder wider die Strassenbahn votieren, so<br />
wird doch der Versuch der Neufinanzierung<br />
des Bahnunternehmens ein unmögliches<br />
Kunststück sein. Zinslose Darlehen an ein<br />
Unternehmen zu geben, lehnen die Gemeindeverantwortlichen<br />
ab. Eine andere Sache ist<br />
die Kapitalbeschaffung für den Autobusbetrieb,<br />
nach dessen Einführung die Gegend<br />
im Besitze einer schienenlosen, ausgebauten<br />
Strasse sein wird und die Verkehrsverhältnisse<br />
— dank der grösseren Beweglichkeit<br />
der Autobusse — einen ganz anderen Aspekt<br />
erhält. Das neue Verkehrsmittel wird —<br />
das ist eine bekannte Tatsache — auch neue<br />
Kapitalien zur Investition locken, nicht zuletzt<br />
weil eine angemessene Rendite auf jeden<br />
Fall möglich ist. Wir erinnern daran, dass<br />
für die Finanzierung des neuen Unternehmens<br />
das Obligationenkapital als gesichert gelten<br />
kann. Die Gemeinden des rechten Ufers werden<br />
im Durchschnitt an die weitere Finanzbeschaffung<br />
rund 45 000 Fr. beizutragen<br />
haben. Die Aufwertung der Liegenschaften<br />
durch die verbesserte Strasse und durch das<br />
modernisierte Verkehrsmittel und die Belebung<br />
der Siedlungstätigkeit wird diese Beitragssummen<br />
bei weitem wett machen.<br />
Die nächsten Aufgaben.<br />
In d«n nächsten Wochen muss nun auf;<br />
Ganze gegangen werden. Interlaken, Unterseen<br />
und Sigriswil (mit Gunten und Merligen)<br />
haben sich gegen zinslose Darlehen an<br />
die Bahn und für die Einführung eines Autobusbetriebes<br />
erklärt. Thun will sich für die<br />
Beibehaltung der Bahn erklären. Der Thune<br />
Gemeinderat sucht wenigstens seinen Ein<br />
fluss dahin geltend zu machen. Warten wi<br />
ab, wie in Thun der Stadtrat und die Bürge<br />
entscheiden 'werden. Der in Entstehung begriffene<br />
Interessenverband der rechtsufrigen<br />
Gemeinden, zu dem jede Gemeinde drei Vertreter<br />
(darunter einen Vertreter zur Verfechtung<br />
der Interessen des Bahnpersonals) ent<br />
senden kann, wird die Schlussetappe des<br />
Kampfes um das zweckmässigere Traktionsmittel<br />
einleiten.<br />
Zum Schluss wollen auch wir anerken<br />
nen, dass das Unternehmen der Gegend Rieh<br />
als 15 Jahre gute Dienste leistete. Wenn nun<br />
der Sinn der Bevölkerung nach einer neuen<br />
Traktionsart steht, so bedeutet das noch nicht<br />
Undankbarkeit. Es ist zwar nicht damit zu<br />
rechnen, dass den Gründern und den Aktienbesitzern<br />
und Obligationären durchwegs eine<br />
Abfindung ausgeteilt werden kann. Auch das<br />
Personal der Bahn wird sich nicht bis au<br />
den letzten Mann in den neuen Betrieb einordnen<br />
lassen. Man budgetiert indessen, von<br />
den §6 zum Teil hauptberuflichen und zum<br />
Teil nebenberuflichen Angestellten mindestens<br />
16 übernehmen zu können. In der Diskussion,<br />
griff die Sorge um das Schicksal des<br />
Personals immer wieder durch. Wir zweifeln<br />
nicht daran, dass ausser der Verteilung, der<br />
Alterskasse des Bahnunternehmens und der<br />
Aeuffnurig einer Abfindungskasse des neuen<br />
Unternehmens noch für die Stellenvermittlung<br />
gesorgt wird. Der Interessenverband<br />
der Gemeinden wird dieses Uebergangsproblem<br />
mit den vielen andern in einer beruhigenden<br />
Weise zu lösen wissen.<br />
Die Versammlung in Hilterfingen hat zur<br />
Aufklärung des Verkehrsproblems Erfreuliches<br />
beigetragen. Allerdings wird nun das<br />
Initiativkomitee die Aufklärung in Thun und<br />
Steffisburg energisch an die Hand nehmen<br />
müssen, wenn nicht durch diese Gemeinden<br />
eine Komplikation sich herausbilden soll, die<br />
wertvolle Monate in Verlust bringen könnte.<br />
Unterseen tritt der Guntener Resolution bei.<br />
Die ausserordentliche Versammlung der<br />
Einwahnergemeinde Unterseen fasste am<br />
31. Januar eine.Resolution, in der der rechtsufrigen<br />
Thunerseebahn die Gewährung von<br />
Darlehen ohne Sicherheit verweigert und die<br />
Einführung des Autobusdienstes befürwortet<br />
wird. Der Gemeinderat erhielt die Ermächtigung,<br />
dem Interessenverband beizutreten und<br />
die Delegierten, worunter einer aus dem Personal<br />
der Strassenbahnen, zu bezeichnen. Die<br />
Resolution wurde ohne eine einzige Gegenstimme<br />
gefasst<br />
Thun In Opposition?<br />
Der Qemeinderat von Thun lädt den Stadtrat<br />
auf den 10. Februar zu einer Sitzung ein,<br />
worin — neben anderen Traktanden — die<br />
Berichterstattung über das rechtsufrige Verkehrsproblem<br />
zur Sprache kommen wird. Der<br />
Antrag des Gemeinderates lautet auf Beibehaltung<br />
der rechtsufrigen Bahn und auf<br />
Zusicherung einer finanziellen Beteiligung an<br />
die Bahn zum Ausbau des Tramgeleises auf<br />
der Strecke Rufeli—Oberhofen—Rieder. Die<br />
Höhe der Beteiligung wird der Stadtrat zu<br />
bestimmen haben.<br />
hl.<br />
Zur Abstimmung über das Binninger Tram.<br />
Nächsten Sonntag werden die Basler Bürger<br />
über das Binninger Tram abzustimmen haben.<br />
Die Meinungen, ob das Tram oder der<br />
Autobus das billigere Verkehrsmittel sei, gehen<br />
weit auseinander. Wir verweisen auf<br />
eine Einsendung in unserer Rubrik .« Leserkreis<br />
>. Dort wird der jährliche Ueberscfiuss<br />
des Autobusbetriebes auf 59,000 Fr. veranschlagt.<br />
Wir erachten diese Ziffer als gut<br />
fundiert und verwundern uns.-dass die «Nationalzeitung<br />
> in einem Aufruf für das Binninger<br />
Tram die Behauptung aufstellen kann,<br />
das Autobusdefizit sei auf das Dreifache des<br />
Tramdefizites, d. h. insgesamt auf 135,000 Fr.<br />
zu veranschlagen. Die Behauptung ist so<br />
weitgehend, dass man von der « Nationalzeitung<br />
», deren Berichterstattung in sehr<br />
gutem Ansehen steht, eine genaue Fundierung<br />
der benützten Angaben erwarten darf.<br />
hl.<br />
Dänische Defizitbahnen werden durch Onu<br />
nibuslinien ersetzt. Nach einer Meldung aus<br />
Kopenhagen haben die dänischen Staatsbahnen<br />
begonnen, Defizitlinien ihres Netzes<br />
durch Omnibusverbindungen zu ersetzen.<br />
Das dadurch freigewordene Eisenbahnpersonal<br />
wurde nicht etwa entlassen, sondern<br />
zur Bedienung des neuen Betriebes angelernt.<br />
Vorläufig sind auf diese Weise zehn<br />
grössere Ortschaften untereinander durch<br />
Omnibuslinien verbunden. Mitte Mai werden<br />
zwei weitere Nebenlinien aufgehoben<br />
und der Verkehr in jener Gegend ebenfalls.<br />
dem Automobil übertragen. z.<br />
T. C. S.<br />
Autosektion Seeland<br />
Jahresfest. Das Jahresfest der Sektion Seeland<br />
des T. C. S. in den Räumen des Hotels «Kreuz> in<br />
Lyss ist schon festverankerte Tradition geworden<br />
und erfreut sich eines besondern Rufes unter den<br />
gesellschaftlichen Veranstaltungen der Gegend. Man<br />
weiss, dass durch einen Besuch dieses Jahresfestes<br />
ein überaus vergnüglicher Abend von vorneherein<br />
sicher ist und dass man in angenehmer Gesellschaf<br />
einige frohe, von Alltagssorgen unbeschwerte Stun<br />
den verleben darf. Und noch nie ist ein Jahresfes<br />
des T. C. S. frühzeitig zu Ende gegangen, noch jedesmal<br />
zog es sich recht weit in den Sonntagmorgen<br />
hinein, wohl der beste Beweis dafür, mit welcher<br />
Sesshaftigkeit die Teilnehmer ihrer Freude<br />
Ausdruck verleihen.<br />
Auch diesmal, am letzten Samstag nämlich, gab<br />
es vergnügliche Stunden zu verleben. Der Besuch<br />
stand verschiedener Umstände wegen allerdings<br />
etwas hinter demjenigen früherer Jahre zurück,<br />
was aber durchaus nicht zum Schaden derer war,<br />
die mitmachten. Stattlich war der Aufmarsch, bzw.<br />
die Anfahrt auswärtiger Mitglieder: der Autopark<br />
vor dem Hotel dokumentierte ohne Kommentar, wer<br />
drinnen ansässig sei. Und wiederum war das ohnedies<br />
stets sehr gediegene Hotel in ein farbenfrohes<br />
Gewand gekleidet, sowohl der grosse Festsaal, der<br />
bereits faschingsmässig anmutete, als auch die Nebenräume,<br />
wo einige Tausend an Silberfäden vom<br />
Himmel herunterhängende Herzen aller Farben<br />
wirklich eindeutig kundgaben, in welcher Richtung<br />
sich hier das Innenleben des Publikums zu bewegen<br />
habe. Nach währschafter Bernerart stand wie<br />
immer als erster Akt die Stärkung des Leibes auf<br />
dem Programm. Hotelier Albert Kohler hat auch<br />
diesmal ein Bankett serviert, das dem vorzüglichen<br />
Ruf seines Hauses alle Ehre macht. Und da auch<br />
dieses Jahr wieder die musikalische Beigabe nicht<br />
fehlte und in einem flotten Konzert des in bester<br />
Verfassung spielenden, von Julius Debrunner mit<br />
Verve geleiteten Orchestervereins Lyss von ganz besonderer<br />
Qualität war, so wurde die richtige Basis<br />
für die kommenden Dinge geschaffen.<br />
Wir müssen uns über den weiteren Verlauf des<br />
Festes kurz fassen, alles, was los war, zu registrieren,<br />
ist uns an dieser Stelle wirklich nicht möglich<br />
Die Ansprache des Präsidenten, Direktor Hans<br />
Strehler (Lyss), war auch diesmal von vorbildlicher<br />
Kürze: ein herzlicher Willkomm an alle Anwesenden,<br />
eine freundliche Begrüssung der Delegation befreundeter<br />
Sektionen, ein wohlverdienter Dank an<br />
den Vergnügungspräsidenten, Aug. Breitschuh, und<br />
seine Mitarbeiter, sowie an die mitwirkenden Vereine,<br />
ein kurzer Aspekt ins neue T. C. S.-Jahr und<br />
ein' Glückauf zum weiteren Gelingen des Abends<br />
war der kurzen Rede guter Sinn. Schöne Erinnerungen<br />
tauchten auf, als in einer «Europareise der<br />
Sektion Seeland» im Lichtbild typische Ausschnitte<br />
aus Sektionsfahrten, Brennstoffkonkurrenzen und<br />
Fuchsjagden der letzten Jahre erschienen und dokumentierten,<br />
wie manche schöne Fahrt die Sektion<br />
schon arrangiert hat. Wie in den beiden letzten<br />
Jahren sorgte auch dies Jahr wieder «Max aus<br />
Zürich» dafür, dass immer etwas los war und<br />
stejlte seine bereits früher mit Lob registrierten<br />
Qualitäten neuerdings unter Beweis. Nur sollte<br />
er i aufpassen, dass er aus seinem ja zweifellos<br />
walassortierten Witzelager die Auswahl nicht so<br />
tl&.dass einige an sich noch so treffliche Witze<br />
zum drittenmal auftauchen. Besondere Erwähnung<br />
verdient der Zauberkünstler und Bauchredner<br />
Ferrar, der zahlreiche Proben eines imponierenden<br />
Könnens gab und viel Beifall fand. Dann sei auch<br />
das "Sänger- und Jodlerdoppelcraartett Lyss nicht<br />
vergessen, das mit seinen Vorträgen eine heimatlich<br />
traute Note in den Abend brachte. Und Dank<br />
verdienen auch das Jazz-Orchester «Fidelio» Bern<br />
und,-die flotte Bauernkapelle, die dafür sorgten,<br />
dass jedermann nach Herzenslust tanzen konnte<br />
und auf seine Rechnung kam. Ganz selbstverständicfa,<br />
dass man sich bei derartiger Beschäftigung<br />
auch wieder mal leiblich stärken musste: ein prächtig<br />
aufgebautes kaltes Büfett des Gastwirtes hielt<br />
auch dem Wunderlichsten etwas Gutes bereit. So<br />
logen die Stunden bei all den, wie gesagt, an dieser<br />
Stelle nicht lückenlos erwähnten Produktionen<br />
wie immer zu schnall dahin. Das Vereinsjahr <strong>1933</strong><br />
der'Sektion Seeland hat wiederum einen eindrucksvollen<br />
Auftakt bekommen, möge es auch auf sportichem<br />
Gebiet ebensogut gelingen.<br />
eg.<br />
Autosektion Waidstätte<br />
Generalversammlung. Der Vorstand der Auto-<br />
Sektion Waldstätte des Touring-Club der Schweiz<br />
beehrt sich, Sie zu der Sonntag, 12. März <strong>1933</strong>,<br />
15 Uhr, im Restaurant «Schlüssel» in Willisau<br />
stattfindenden Generalversammlung einzuladen.<br />
Laut § 15 der Statuten müssen Anträge, die an<br />
der Generalversammlung zur Behandlung kommen<br />
ollen, dem Vorstand mindestens drei Wochen vor<br />
der Abhaltung derselben, also vor dem 19. Februar<br />
<strong>1933</strong>, schriftlich eingereicht werden. Der Vorstand.<br />
A. C. S.<br />
- SEKTION BERN. In teilweiser Ausführung<br />
ihres Reorganisationsplanes verlegt die Sektion<br />
Bern; des A. C. S. das'während mehr als 25 Jahren<br />
bei Herrn Direktor O. R. Wagner, Breitenraintrasse<br />
97, domizilierte Sekretariat nach ihrem<br />
Clublokal an der Hotellaube 10, II. Stock. Die endgültige<br />
Verschmelzung der übrigen Geschäftsstellen<br />
mit dem Sekretariat wird erst im Laufe des Monats<br />
SEKTION ZÜRICH. Als nächste Veranstaltung<br />
tindet am 11. und 12. Februar anlässlich des Winlerfahrbarkeitswettbewerbes<br />
für Automobile eine<br />
Wihter'Weekendfahrt nach Engelberg statt. Es ist<br />
vorgesehen, dass sich die Teilnehmer am Samstag<br />
mittag oder abend in Engelberg treffen, um sich<br />
amstag nachmittag und Sonntag vormittag an speiellen<br />
A. C. S.-Wintersportkonkurrenzen (Ski und<br />
chlHten) zu beteiligen. Am 11. Februar abends<br />
st ein Tanzvergnügen im Grand Hotel, am Sonntag<br />
Mittag ein gemeinsames Mittajressen mit Preisvereiliing<br />
im Regina Hotel Titlis vorgesehen. Der<br />
/erkehrsverein Engelberg hat einen wertvollen<br />
Preis für die Wintersportkonkurrenzen auegesetzt,<br />
'ür welche noch andere Preise bestimmt sind. Das<br />
Sektionssekretariat hat mit den Engelberger Hotels<br />
:ehr vorteilhafte Weekendarrangements getroffen,<br />
Damenveranstaltungen. Gegen 50 Damen-Mitglieder<br />
hatten eich am 31. Januar nachmittags zur<br />
Besichtisune der Seifenfabrik F. Steinfels in Zürich,<br />
eingefunden. Vom Laboratorium bis ra -den<br />
mächtigen Siedekesseln., von den vielgestaltigen<br />
Walzen bis zu den Seifenpressmaschinen wurden<br />
die ausgedehnten Fabrikanlagen durchwandert, um<br />
so einen umfassenden Einblick in den komplizierten<br />
Fabrikbetrieb zu erhalten. Beim nachfolgenden<br />
Tee im Savoy Hotel Baur en Ville entbot Frau<br />
Beyer in einer launigen Ansprache den Willkomm<br />
des Arbeitsausschusses und dankte dem ebenfalls<br />
anwesenden Herrn Fr. Steinfels für das bezeugte<br />
Entgegenkommen und die gute Führung. Ein wirklich<br />
interessanter Nachmittag!<br />
Jlna dc»n<br />
CHAUFFEUR-CLUB LUZERN<br />
UNO UMGEBUNG<br />
Familienanlass. Der Chauffeur-Club<br />
Luzern und Umgebung<br />
veranstaltet Samstag, den<br />
11. Februar <strong>1933</strong>, seinen Fastnachts-Familienanlass<br />
im Hotel<br />
Bad. Der Reinertrag wird dem<br />
Arbeitslosen-Fond zugewiesen.<br />
Höflichst ladet ein — der Vorstand.<br />
Aus dem<br />
V«<br />
L«»5B4S!<br />
(Ohne Verantwortlichkeit der Redaktion.)<br />
Basel-Binnlngen: Tram oder Autobus? Die Beratung<br />
der Tramlinie Binningen-Dorenbachviadukt-<br />
Margarethenstrasse-Zentralbahnplatz begegnete im<br />
Grossen Rat starker Kritik. Diese machte sich<br />
hauptsächlich gegen die Linienführung ob Tram<br />
oder.Autobus geltend.<br />
Wenn nun der neue Stadtplan und damit der<br />
Verkehrsplan als Hauptbestandteil für Basel seinem<br />
Ende entgegengeht, so dürfte man erwarten, die<br />
Vorlage werde auch mit dessen Linienführung be-<br />
gründet-<br />
In Ermangelung einer solchen Begründung holte<br />
ich als selbständiger Bürger mein generelles Innerstadtkorrektionsprojekt<br />
aus dem Kasten. Dieser<br />
Vorschlag enthält unter andenn eine Autobuslinie<br />
Marktplatz - Holbeinplatz-Schützenmattstrasse-Schützenmatte<br />
(für unsern Fall noch besser Leimenstrasse-Oberwilerstrasse).<br />
Fahren wir von dort<br />
durch die Rütimeyerstrasse nach Binningen weiter,<br />
so ist die Verbindung ebenfalls hergestellt; damit ist<br />
dann Binningen mit dem Stadtkern ohne Umsteigen<br />
verbunden. Wird am andern Ende der Autobus<br />
vom Marktplatz über die Mittlere Brücke weitergeführt<br />
bis Klaraplatz, so ist der Anschluss mit<br />
den Linien Kleinbasels vollständig. Bis zur Erstellung<br />
der Ausfallstrasse Marktplatz bis Holbeinplatz,<br />
könnte der Autobus über Petersgraben-Blumenrain-<br />
Mittlere Brücke oder durch den Leonhardsgraben<br />
nach dem Barfüsserplatz geführt werden. Die vorgeschlagene<br />
Route schafft ausser der Verbindung<br />
mit Binningen einen weiteren notwendigen direkten<br />
Anschluss des grossen Spalenquartiers mit dem<br />
Stadtkern. Deshalb wird dieselbe von Anfang an<br />
im Gegensatz zu der beschlossenen Tramlinie eine<br />
Renditenlinie sein. Wer anderseits von Binningen<br />
nach der innern Stadt will — die Mehrzahl der<br />
Fahrgäste —, muss, das Tram vorausgesetzt, bei<br />
der Margarethenstrasse umsteigen und wird sich<br />
deshalb besinnen, ob ihm die Birsigtalbahn nicht<br />
besser passt.<br />
Verkehrstechnisch ist wichtig, dass meine Autobuslinie<br />
die überlastete Stammlinie durch das<br />
Stadtinnere entlastet; die Tramlinie nach Binningen<br />
hingegen beansprucht dieselbe noch mehr, ebenfalls<br />
die verkehrsreiche Margarethenbrücke und Zentralbahnstrasse.<br />
Bezüglich Betriebssicherheit ist das Tram dem<br />
Autobus nicht absolut überlegen; der Tramwagen<br />
steht auf viel kleinerem Räderwerk, resp. Räderviereck<br />
als der Autobus. Man konnte in der Stadt<br />
schon einen Tramwagen auf der Strasse liegen sehen,<br />
nicht aber einen Autobus. Den Strassenverkehr<br />
als Ganzes genommen, setzt die Strassenbahn als<br />
Verkehrsart besonderen Charakters, den Sicherheitskoeffizienten<br />
bedeutend herunter.<br />
Hinsichtlich der Betriebskosten fehlen mir gegenaue<br />
Daten, doch scheint mir, abgesehen von den<br />
Mehrausgaben-für Ober- und Unterbau beim Tram,<br />
dass bei den heutigen Materialpreisen — billiges<br />
Benzin und Pneu im Vergleich zum elektrischen<br />
Strom — der Autobus billiger sein müsse. Weiterhin<br />
sind im Rohölmotorenbau Neuerungen in Entwicklung,<br />
die den Elektromotor wirtschaftlich aus<br />
dem Felde zu schlagen drohen. Bei der Kostengegenüberstellunsr<br />
muss man eigentlich beim Tram<br />
verhältnismässig den Platz einkalkulieren, den er<br />
auf der Strasse rücksichtslos in Anspruch nimmt.<br />
So wären für den Dorenbachviadukt Mehrkosten<br />
einzustellen, indem derselbe mit Strassenbahn breiter<br />
sein muss, als ohne dieselbe; der Autobus<br />
braucht keinen separaten Platz, er bewegt sich<br />
in der Kolonne. In der Gegenüberstellung der gesamten<br />
Rechnungsbilanz Autobus kontra Tram,<br />
dürfte sich aus obigen Darlegungen ergeben, dass<br />
der Betrag der Gemeinde Binningen die kleinere<br />
Rolle spielen würde. Wenn zudem Binningen 1927<br />
das Tram wollte, so scheint mir nicht sicher, ob die-<br />
Gemeinde noch heute einen Beitrag von Fr. 50,000<br />
davon abhängig machen würde.<br />
Zum Vorteil des Trams spricht, dass wir Wagenzüge<br />
führen können, beim Autobus dagegen i<br />
höchstens einen Anhänger., Hätten wir also nach<br />
dem Leimental noch keine Birsigtalbahn, so wäreder<br />
Schienenweg, also das Tram gegeben. Was uns,<br />
heute aber fehlt, ist eine Schnellverbindung, und<br />
Mai erfolgen, wofür Bureau-Lokalitäten an derdiese wird durch den Autobus mit rascher Wagen-<br />
ipitalgasse/WaisenhauspIätz gemietet wurden. Das<br />
Touristik-Bureau und die Triptyk-Ausgabestelle der<br />
Sektion Bern des A. C. S. bleiben bis zu diesem<br />
Zeitpunkt weiterhin bei der Berner Handelsbank,<br />
Bundesgasse 14.<br />
folge beweglicher hergestellt als mit dem Tram.<br />
Der Stossverkehr nach Binningen ist nicht zu<br />
überschätzen, indem ein Teil der Gemeinde bereits<br />
durch die Neubadlinie versorgt ist und des weiteren<br />
durch die Birsigtalbahn.<br />
Jährliche aproximative Bilanz der Autobuslinie<br />
Basel-Binningen :<br />
Ausgaben laut fachmänn. Gutachten Fr. 126,000<br />
Einnahmen laut fachmänn. Gutachten » 185,000<br />
Dito verglichen mit projektiertem Tram<br />
laut Ratschlag Fr 142,000. Zuschlag<br />
durch Bedienung des Spalenquartier^<br />
nach Projekt Mändli 30% = 42,000<br />
Franken, total Fr. 184,000<br />
Fährlicher Ueberschuss des Autobusbetriebes<br />
Fr. 59,000<br />
fährliches Defizit des Binninger Trams<br />
laut Ratschlag Fr. 45,000<br />
Mfferenzbetrag zugunsten des Autobusbetriebes<br />
* Fr. 104,000<br />
Der Auutobusbetrieb auf der provisorischen<br />
inie könnte sofort, das heisst nach Anschaffung<br />
der nötigen 2—3 Wagen aufgenommen werden. Damit<br />
wird sich nach obigem auch eine fühlbare Entlastung<br />
der Stammlinie zeigen.<br />
Osk. Mändli, Geometer.
12 AUTOMOBIL-REVUE <strong>1933</strong> - N