E_1933_Zeitung_Nr.042
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Ausgabe: Deutsche Schwett<br />
BERN, Dienstag, 16. Mai <strong>1933</strong><br />
Nummer 20 Cts.<br />
29. Jahrgang - N° 42<br />
ERSTE SCHWEIZERISCHE AUTOMOBIL-ZEITUNG<br />
Zentralblatt für die schweizerischen Automobil- und Verkehrsinteressen<br />
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Wo bleibt das Gesetz?<br />
Seit etwas mehr als vier Monaten ist nun<br />
das Bundesgesetz über den Motorfahrzeugund<br />
Fahrradverkehr, auf dessen Auswirkungen<br />
die Interessenten am Strassenverkehr<br />
so viele Erwartungen knüpften, in Kraft.<br />
Dass dem so ist, haben auf alle Fälle die<br />
Motorfahrzeugbesitzer mit allem Nachdruck<br />
zu spüren bekommen. Als Erstes schnellten<br />
die Prämien der Haftpflichtversicherung in<br />
die Höhe, dann wurde man darüber belehrt,<br />
dass neue Kontrollschilder und Ausweise zu<br />
beziehen wären — natürlich nur gegen klingende<br />
Münze — fernerhin zeigte schon eine<br />
erste Durchsicht der Vollziehungsverordnung,<br />
dass an die Fahrzeuge eine Reihe technischer<br />
Erfordernisse gestellt werden, deren<br />
Beachtung weitere Kosten und Bemühungen<br />
durch die Besitzer bedingt. Dem Lastwagenverkehr<br />
sind unter dem Einfluss der Bahnen<br />
die Hügel mächtig gestutzt worden, zahlreiche<br />
andere Erfordernisse haben sich, soweit<br />
für deren Berücksichtigung nicht besondere<br />
Anpassungsfristen eingeräumt wurden, ebenfalls<br />
schon geltend gemacht. Kurzum: Der<br />
Motorfahrzeugbesitzer ist keineswegs mehr<br />
im Zweifel darüber, dass, was ihn anbetrifft,<br />
das Automobilgesetz in Wirkung getreten<br />
ist.<br />
Nun wenden sich aber Gesetz und Vollziehungsverordnung<br />
nicht nur an die Automobilisten,<br />
sondern sie bringen für die übrigen<br />
Strassenbenützer, wie vor allem auch für die<br />
Kantone, eine Reihe Verpflichtungen mit<br />
sich. Es wird im Ernste niemand erwartet<br />
haben, dass mit dem 1. Januar der Strassenverkehr<br />
mit einem Schlag eine neue Prägung<br />
annehmen und sich alsbald in den neuen,<br />
für ihn vorgesehenen Bahnen abwickeln<br />
werde. Gut Ding will Weile haben, und so<br />
wurden Uebergangsbestimmungen in die<br />
Vollziehungsverordnung aufgenommen, welche<br />
die Fristen vorgesehen, innert denen dem<br />
Automobilgesetz restlose Nachachtung zu<br />
verschaffen wäre. Einzelne Kantone zeigen<br />
nun aber keineswegs übertriebene Eile, um<br />
zur Durchführung der Verordnung «die notwendigen<br />
Massnahmen zu treffen». Andere<br />
wiederum haben die notwendigen Vorarbeiten<br />
eingeleitet oder gar schon durchgeführt,<br />
F E U I L L E T O N<br />
Rufe aus dem Dunkel.<br />
Unerfreuliches zum Automobilgesetz.<br />
machen dabei aber alle Anstrengungen, um<br />
sich auf dem einen oder anderen Gebiet die<br />
bisherige kantonale Hoheit zu wahren, die im<br />
Interesse einer endgültigen Vereinheitlichung<br />
der Verkehrsvorschriften durch das Bundesgesetz<br />
in genau umschriebene Schranken<br />
zurückgesetzt werden sollte. So ist ein Teil<br />
der Strassenhoheit auf den Bund übergegangen.<br />
Vor allem die Kompetenz zur Rechtsetzung<br />
über die Benützung der Strassen durch<br />
Motorfahrzeuge und Fahrräder. Kantonale<br />
Vorschriften, welche dem Bundesgesetz widersprechen,<br />
sind daher durch dieses ohne<br />
weiteres aufgehoben worden, wogegen den<br />
Kantonen die Verpflichtung Überbunden<br />
wurde, Ausführungsbestimmungen, welche<br />
mit dem eidgenössischen Recht in Einklang<br />
stehen, zu erlassen.<br />
Die Motorfahrzeugbesitzer haben die<br />
schwere Bürde, welche das Automobilgesetz<br />
für sie mit sich brachte, wenn auch schweren<br />
Herzens, auf sich genommen, in der<br />
Meinung, dass das Automobilgesetz doch<br />
mancherlei Verkehrsfortschritte bringe, welche<br />
die Opfer wenigstens teilweise rechtfertigen.<br />
So wurde in der Propaganda für das<br />
Gesetz vor allem der Wegfall der .kantonalen<br />
Sonderbestimmungen und die damit begründete<br />
grössere Freizügigkeit des Verkehrs,<br />
als ein eminenter Fortschritt gewürdigt<br />
und gepriesen. Auch wir haben im Einklang<br />
mit Verbänden und übrigen Strassenverkehrsinteresseriten<br />
diesen Standpunkt im<br />
Vertrauen auf die Kraft des kommenden Gesetzes<br />
vertreten. Als ein besonders wertvolles<br />
Unterpfand der eidgenössischen Verkehrsregelung<br />
betrachtete man die Aufhebung der<br />
noch geltenden Verkehrsverbote im Kanton<br />
Graubünden und die Beseitigung der Nachtfahrverbote<br />
mit denen der Kanton Bern seine<br />
Dekretbahnen zu schützen vermeinte. Nun,<br />
da die Zeit zur Einlösung dieser Pfänder heranrückt,<br />
sehen sich die Automobilisten, welche<br />
ihre Verpflichtung getreulich übernommen<br />
haben, unerwartet in ihren berechtigten<br />
und im Gesetz verankerten Forderungen bedroht<br />
und getäuscht. Das bedenkliche Beispiel<br />
hiefür ist die dieser Tage bekanntgewordene<br />
Roman von Karl Strecker.<br />
(13. Fortsetzung)<br />
Aber schnell zog er beide Riemen ein und<br />
die eigene Laterne aus der Tasche. «Wer seid<br />
Ihr denn? Seht Euch doch vor!» brüllte er<br />
sein Gegenüber an, während er gleichzeitig<br />
mit der Rechten die Augen vor dem blendenden<br />
Strahl schützte und mit der Linken die<br />
eigene Laterne aufblitzen liess.<br />
Ein Fischerkahn lag vor ihm im Lichtkegel,<br />
mit einer Kiste und einem Bottich in der<br />
Mitte. Am hinteren Ende sass ein Mann, der<br />
das Ruder führte. Er hielt, als der Lichtstrahl<br />
ihn traf, schnell die Hand vors Gesicht. Aber<br />
schon meinte Georg ihn erkannt zu haben.<br />
«Aha, Dvorak! Was machen Sie denn hier<br />
nach Mitternacht auf dem See?»<br />
«Guten Abend, Herr Direktor! Die Frage<br />
geb' ich zurück, Herr Direktor! sagte der<br />
Häusler und warf einen forschenden Blick<br />
auf den grossen, vom Lodenmantel bedeckten<br />
Gegenstand in Georgs Boot. Er hatte die<br />
Frechheit, mit seiner Laterne ein paarmal<br />
über den Deckmantel hinzuleuchten.<br />
«Sie können aber leise fahren, Herr Direktor,<br />
alle Achtung!»<br />
Georg kochte vor Wut. «So nehmen Sie<br />
doch Ihre verfluchte Laterne weg, die sticht<br />
einem ja in die Augen wie glühend Eisen!»<br />
«Meinen Sie etwa, das tut Ihre nicht?»<br />
fragte Dvorak und liess den taghellen Strahl<br />
immerfort über das Boot spielen.<br />
«Licht weg, oder ich schiesse!» rief Georg<br />
jetzt, seiner selbst nicht mehr mächtig,<br />
und riss die Pistole heraus.<br />
«Na, na,» sagte Dvorak verdutzt und<br />
knipste seine Laterne aus. «Das wird ja im-'<br />
mer schöner! So was ist mir doch mein Lebtag<br />
noch nicht passiert. Wollen Sie nicht<br />
wenigstens Ihre Latüchte auch ausmachen,<br />
Herr Direktor?»<br />
«Sie werden schon wissen, warum ich hier<br />
im Dunkeln auf dem See bin,» polterte Georg,<br />
sein Licht abstellend.<br />
«Nee, das weiss ich gewiss und wahrhaftig<br />
nich,» kam es im grollenden Tone aus<br />
dem Dunkel hervor.<br />
«Dann will ich es Ihnen sagen: um gewissen<br />
Fischdieben auf die Spur zu kommen.»<br />
«Ick versteh immer Fischdieben? Gibt's<br />
denn hier welche?<br />
«Das wissen Sie gewiss besser als ich.<br />
Ich sage Ihnen nur eins, nehmen Sie sich in<br />
acht!»<br />
«Was? Wie? So als icke? Na, nu wird's<br />
Dag! Meinen Sie etwa mir mit dem Fischdieb?»<br />
«Sie werden schon wissen, wen ich meine!»<br />
«Hören Sie mal, Herr Direktor, wenn Sie<br />
auch Ihr Schiesseisen da haben, beleidigen<br />
lasse ich mir deswegen nich! Ich soll der<br />
Fischdieb sein? Ich?<br />
«Das sagen Sie, ich habe es nicht gesagt.»<br />
«Nu machen Se doch bloss mit mir keene<br />
Zicken, Herr Nicola. Mit m i r bitte nich !<br />
Da —» Er knipste seine Laterne wieder an<br />
und leuchtete über die Kiste und den Bottich,<br />
die in seinem Kahn standen. «Bitte<br />
überzeugen Sie sich gefälligst! .So leer wie<br />
'ne Schweinsblase!»<br />
Botschaft des büddnerischen Kleinen Rates<br />
an den Grossen Rat, betreffend die Ausführungsverordnung<br />
' zum Bundesgesetz. Diese<br />
Botschaft ist ein untrügliches Dokument für<br />
die Absicht eines Kantons, sich in bewussten<br />
Gegensatz zum Automobilgesetz zu stellen<br />
und damit erneut das Regime der kantonalen<br />
Selbstherrlichkeit aufzurichten. Das Justizund<br />
Polizeidepartement hat dem Kanton<br />
Graubünden schon zu Beginn dieses Jahres<br />
auf erfolgte Anfrage über die Auslegung der<br />
Artikel 2 und 3 des Gesetzes betreffend die<br />
Strassenhoheit von Bund und Kantonen seine<br />
Auffassung kundgegeben. Es stellte sich<br />
auf den Standpunkt, dass das Bundesgesetz<br />
für alle Strassen gelte, soweit sie der Kanton<br />
nicht gemäss Art. 3, Abs. 1, dem Motorfahrzeugverkehr<br />
als solchem (also nicht bloss für<br />
einzelne Kategorien von Motorfahrzeugen)<br />
vollständig schliesse, oder soweit nicht bloss<br />
zeitliche Beschränkungen im Sinne von Abs.<br />
1 in Frage kommen. Beschränkende Massnahmen<br />
auf den dem Automobilverkehr nicht<br />
geschlossenen Strassen, dürfen die Kantone<br />
nach Auffassung des eidgenössischen Departementes<br />
nur noch erlassen, wenn die Voraussetzungen<br />
des Abs. 2 gegeben sind, d. h. nur<br />
für bestimmte Strassenstrecken, und für diese<br />
nur, wenn die Sicherheit des Verkehrs oder<br />
die Anlage der Strosse es notwendig mache.<br />
Diese Voraussetzungen müssen auch gegeben<br />
sein, wenn die Benützung einer Strasse nur<br />
einer bestimmten Fahrzeugkategorie verboten<br />
werden soll. Andere als die im Gesetz<br />
genannten Gründe dürften nicht berücksichtigt<br />
werden.<br />
Damit war wohl ohne jeden Zweifel die<br />
Grundlage umschrieben, auf welcher die<br />
kommende kantonale Verordnung, aufzubauen<br />
hatte. Die vorerwähnte Botschaft, welche<br />
mit löblicher Gründlichkeit und streng sachlicher<br />
Darstellung die ganze Vorgeschichte<br />
des nun ausgearbeitet vorliegenden kantonalen<br />
Entwurfes umfasst, zeigt, wie wenig man<br />
die bundesrätliche Auffassung in der ganzen<br />
Angelegenheit berücksichtigt hat, sondern vielmehr<br />
den Standpunkt der rätischen Bahn<br />
und die Meinung von deren Direktion als<br />
wegleitend betrachtete. Dies kommt aus den<br />
Darlegungen der Botschaft mit aller nur<br />
wünschbaren Deutlichkeit zum Ausdruck und<br />
die einseitige Rücksichtnahme auf die Eisenbahninteressen<br />
und die damit verbundene<br />
«Glaub's schon, glaub's schon,» sagte Georg<br />
einlenkend. «Wir werden ja noch ein<br />
andermal Gelegenheit haben, uns zu unterhalten.<br />
Für heute bin ich müde. Gute Nacht!»<br />
Dvorak hatte seine Laterne noch immer<br />
nicht ausgemacht. Ihn zwickte die Neugier.<br />
Es war das erstemal, dass er den Schlossherrn<br />
von Priebenow nachts auf dem See<br />
getroffen hatte, wo er doch jede Nacht war.<br />
Direktor Nicola galt allgemein als sehr bequem<br />
und ängstlich. Auch scheute er sich,<br />
wie man wusste, seines Herzens wegen vor<br />
jeder Anstrengung. Hm, das war doch wunderlich!<br />
Und dieser rätselhafte Ballast da<br />
im Boot unter dem Mantel!<br />
«Sie haben woll 'nen Hirsch geschossen,<br />
Herr Direktor?» fragte er lächelnd.<br />
Georg hatte inzwischen seine Geistesgegenwart<br />
wiedergewonnen. Den flüchtig aufgetauchten<br />
Gedanken, Dvorak niederzuschiessen<br />
und gleich mit zu versenken, verwarf<br />
er ebenso schnell wieder. Er lachte<br />
laut. «Ja, denken Sie bloss, einen Sechzehnender!<br />
Er schwamm hier im See, und ich<br />
habe ihn mit der Pistole umgelegt. Kopfschuss!<br />
Im Stickedustern! 'ne Leistung,<br />
was? Nu bring ich ihn nach Hause. Da wird<br />
er am Spiess gebraten! Sie sollen 'ne Keule<br />
abhaben! Hahaha!»<br />
Damit tat er ein paar kräftige Ruderschläge<br />
und entfernte sich nach dem Schloss<br />
zu.<br />
«Wird mit Dank angenommen. Die Keule<br />
hol' ick mir, Herr Direktor!» rief Dvorak,<br />
scheinbar arglos auf den Scherz eingehend.<br />
«Mir machst du nich dumm,» setzte er stillschweigend<br />
für sich hinzu.<br />
Knebelung des im Automobilgesetz geltenden<br />
eidgenössischen Rechtes zieht sich wie ein<br />
roter Faden durch den ganzen Bericht des<br />
Kleinen Rates.<br />
So hatte man, als die obenerwähnte Vernehmlassung<br />
von Bundesrat Häberlin vorlag,<br />
nichts Eiligeres zu tun, als der Direktion der<br />
Rätischen Bahn umgehend von dieser Auffassung<br />
Kenntnis zu geben, welche Instanz<br />
— wie zu erwarten war — die hoheitsvolle<br />
Erklärung abgab, sich dieser Interpretation<br />
nicht anschliessen zu können. In einem Memorial<br />
vom 14. Januar kam die Bahndirektion<br />
zu folgenden teilweise recht kühnen Schlussfolgerungen:<br />
1. Die volle oder auf gewisse Durchgangsstrassen<br />
eingeschränkte Zulassung des Gesellschaftswagens<br />
und des Motorlastwagens bringt der Rätischen<br />
Bahn, sowie den andern Bündner Bahnen<br />
Verkehrsverluste und Einnahmenausfälle im grossen<br />
umfange, die durch gleich grosse Verminderung der<br />
Ausgaben nicht kompensiert werden können.<br />
2. Der Ertrag des vom Kanton und Gemeinden,<br />
in die Bahnen investierten Geldes wird dadurch gefährdet<br />
In erster Linie wird es kaum mehr möglich<br />
sein, dem Aktienkapital eine Dividende auszurichten,<br />
was zur Folge haben wird, dass auch der<br />
Kanton die Tilgung seiner Eisenbahnschuld einstellen<br />
oder verlangsamen muss. Schliesslich kann<br />
eine Gewähr für die volle und stete Verzinsung der<br />
kantonalen Darlehen nicht mehr übernommen werden.<br />
3. Die volle oder auf gewisse Durchgangsstrassen<br />
eingeschränkte Zulassung des schweren Motorwagens<br />
ist weder notwendig, noch für den einheimischen<br />
Handels- und Gewerbestand unbedenklich.<br />
4. Die Gesetzesauslegung, wonach die Schliessung<br />
der Durchgangs- und Nichtdurchgangsstrassen<br />
nur für bestimmte Fahrzeugkategorien unstatthaft<br />
sein soll, es sei denn, dass die Sicherheit des Verkehrs<br />
und der Zustand der Strassen dies -erfordern,<br />
entspricht weder dem Buchstaben von Verfassung<br />
und Gesetz, noch den Zusicherungen, die anlässlich<br />
der Vorberatung des Verfassungsartikels den Vertretern<br />
von Graubünden gegeben wurden.<br />
Die Rätische Bahn stellt sich auf den Standpunkt,<br />
es bestehe keine Notwendigkeit, für den allgemeinen<br />
internationalen und interkantonalen<br />
Durchgangsverkehr von Gesellschafts- und Lastwagen<br />
Transitstrassen durch Graubünden zu öffnen.<br />
Derartige Zumutungen seien im Interesse der Kantonsfinanzen<br />
mit allen Mitteln zu bekämpfen. Hinsichtlich<br />
der Nichtdurchgangsstrassen habe grundsätzlich<br />
die bisherige kantonale Ordnung weiter zu<br />
gelten. Jedenfalls sollten allfällige Abweichungen<br />
vom bisherigen Zustand nur unier Wahrung der<br />
Interessen der Bündner Schmalspurbahnen und<br />
nach Begrüssung derselben vorgenommen werden.»<br />
Etwas populärer ausgedrückt besagen diese<br />
Schlussfolgerungen, dass Erwägungen in bezug<br />
auf das Automobilgesetz für den Kanton<br />
gar nicht massgebend seien, sondern ein-<br />
«Tun Sie das, Dvorak, morgen früh,» rief<br />
Georg in heiterem Ton zurück. Nun machte<br />
er einen Augenblick halt, nahm die Taschenlaterne<br />
noch einmal heraus und leuchtete das<br />
Ufer ab. «Wo sind wir denn eigentlich?»<br />
fragte er laut.<br />
«Bei die Bake,» rief Dvorak zurück. Und<br />
wirklich schimmerte am Ufer, über dem<br />
Röhricht, etwa zwanzig Schritt vorwärts,<br />
das weisse Viereck auf.<br />
«Na, ich muss nach Hause,» rief Georg und<br />
ruderte in gleichmässigen Schlägen in der<br />
Richtung auf Priebenow zu, wobei er die<br />
Schläge zählte.<br />
Zwischendurch machte er ein paarmal halt<br />
und lauschte. Nichts war zu hören! Ob Dvorak<br />
immer noch an jener Stelle lag? Nicht<br />
sehr wahrscheinlich, er würde so leise wie<br />
vorher weitergefahren sein.<br />
Georg ruderte in gleichmässigem Tempo,<br />
nur zuletzt immer leiser, genau hundertzwanzig<br />
Ruderschläge. Dann machte er halt.<br />
Er lotete mit einem Riemen, die Tiefe betrug<br />
hier nur etwas über einen Meter. Er drehte<br />
den Riemen um, stiess ihn mit dem Stangenende<br />
in den weichen Grund bis er festsass<br />
und hielt das Boot daran, denn es hatte sich<br />
ein leichter Wind aufgemacht, der es ohne<br />
Halt abtreiben würde.<br />
So lag er eine gute Viertelstunde still. Ihn<br />
fror. Vom ungewohnten Rudern erhitzt und<br />
namentlich im Kreuz und Rücken nass geschwitzt,<br />
erschauerte er unter dem kalten<br />
Morgenwind. Er rieb die frierenden Stellen,<br />
steckte sein Taschentuch ins Kreuz und entschloss<br />
sich nach einigem Zögern, den Lodenmantel<br />
von der Leiche zu nehmen und
i<br />
zig und allein das Wohlergehen und die bisherige<br />
Monopolstellung der Bahnen in die<br />
Waagschale fallen können. Der Kleine Rat<br />
vermochte sich nun allerdings, bei aller<br />
Freundschaft für Herrn Bener und seinen<br />
Tross, dieser eines Napoleon würdigen Geste<br />
nicht ganz anzuschliessen, wofür die damalige<br />
feste Haltung des Justizdepartementes<br />
mitbestimmend gewesen ist. Der Kleine<br />
Rat bestätigt nämlich in seiner Botschaft,<br />
dass die Preisgabe der bestehenden kantonalen<br />
Verkehrsverordnungen, die vorwiegend<br />
aus verkehrspolitischen Erwägungen (Schutz<br />
des Schmalspurbahnnetzes und des darin investierten<br />
öffentlichen Vermögens) dem Lastauto<br />
und Geseüschaftswagen den Kanton<br />
verschloss, für die Bündner Bahnen nicht<br />
ohne Folgen sein dürfte. Er habe sich aber<br />
doch zur Ausarbeitung einer Vollziehungsverordnung,<br />
welche nicht unbedeutende Neuerungen<br />
bringt, veranlasst gesehen, «angesichts<br />
der kategorischen Erklärungen des eidg. Justiz-<br />
und Polizeidepartementes, von einem<br />
Festhalten an der alten Ordnung könne, weil<br />
mit dem Bundesgesetz unvereinbar, keine<br />
Rede sein».<br />
Er habe aber versucht, «unter möglichster<br />
Schonung aller durch die Neuordnung getroffenen<br />
Kreise, die Materie zu regeln».<br />
Wie wurde nun vorgegangen? Nach Art. 2<br />
kann der Bundesrat bekanntlich bestimmte<br />
dem allgemeinen Durchgangsverkehr notwendige<br />
Strassen für Motorfahrzeuge und Fahrräder<br />
offen erklären. Im Bestreben, möglichst<br />
wenig zu reglementieren und die Anpassung<br />
der kantonalen Vorschriften an das Bundesgesetz<br />
zu erleichtern, hat der Bundesrat bisher<br />
von der Bezeichnung solcher Durchgangsstrassen<br />
abgesehen und in besonderen<br />
Fällen, wie bei Qraubünden, von Seiten der<br />
Kantone Vorschläge erwartet. Diese konziliante<br />
Haltung des Bundesrates wurde nun<br />
in Graubünden gründlich ausgenützt, indem<br />
ursprünglich einige wenige Routen als Durchgangsstrassen<br />
vorgesehen waren und gesetzlich<br />
entsprechend behandelt werden sollten.<br />
Als dann aber die Rätische Bahn Einspruch<br />
erhob, wurde dieser Plan fallen gelassen und<br />
ein zweiter Entwurf ausgearbeitet, wie er<br />
jetzt vor den Grossen Rat kommen soll und<br />
der keinerlei Durchgangsstrassen im eigentlichen<br />
Sinne des Wortes aufweist, da der<br />
Lastwagen in keiner Richtung den Kanton<br />
auf Hauptstrassen vollständig durchfahren<br />
kann. Auch für den Gesellschaftswagen bestehen<br />
nur zwei durchgehende Verkehrsmöglichkeiten,<br />
in der Nord-Süd-Richtung.<br />
Typisch für die kantonale Eigenbrötelei und<br />
den Egoismus, welcher nur auf Vorteile bedacht<br />
ist, ohne auch Verpflichtungen übernehmen<br />
zu wollen, sind die Ueberlegungen,<br />
welche zur Ausarbeitung des ersten Entwurfes<br />
führten und in der Botschaft wie folgt<br />
umschrieben sind:<br />
« Wollte man sich anf den Standpnntt stellen,<br />
überhaupt kerne Strassen als Durchgangsstrassen<br />
zu bezeichnen, so musste man gewärtig sein, dass<br />
der Bundesrat von sich aus solche vorschreiben<br />
würde und dabei unsere besonderen Wünsche weniger<br />
berücksichtigt würden. Ferner war zu befürchten,<br />
dass ev. in den allgemeinen KaTten für den<br />
Automobilverkehr in Graubünden keine einzige<br />
Strasse als für alle Motorfabrzeuge geöffnet aufgenommen<br />
würde, so dass der Automobilverkehr nach<br />
dem Ausland (Oesterreich, Italien, Frankreich) abgelenkt<br />
werde. Jedenfalls würde hierdurch der<br />
Propaganda unserer Hotelindustrie sicherlich sehr<br />
anzuziehen. Eine finstere Energie spannte<br />
seine Nerven. Wer sich etwa unterstehen<br />
sollte, seine Bootsladung zu besichtigen, wie<br />
vorhin der Dvorak, der konnte sich in acht<br />
nehmen.<br />
Fest hüllte er sich in den Mantel und wartete.<br />
Noch immer schwarzes Dunkel ringsum.<br />
Kein Stern, auch kein Licht am Ufer waj<br />
mehr zu sehen. Dazu tiefe Stille.<br />
Plötzlich schrak er heftig zusammen. Etwa<br />
zwanzig Schritt vom Boot klatschte es laut<br />
ins Wasser. Ein Schof Enten war eingefallen.<br />
Bald darauf kam leises Schnattern von<br />
ihnen herüber.<br />
Durch die Stille der Nacht schlug irgendwo<br />
eine Turmuhr in der Ferne. Zwei matte<br />
Schläge. Schon zwei Uhr. Es war Zeit. Dvorak<br />
würde längst fort sein, vielleicht am<br />
jenseitigen Ufer anfangen, die Reusen zu revidieren.<br />
Was ging's ihn an!<br />
Er zog die Riemen aus dem Grund und ruderte<br />
langsam in gleichmässigen Schlägen<br />
zurück. Genau hundertzwanzig Ruderschläge.<br />
Er fieberte vor Ungeduld. Jetzt nur keinen<br />
Aufenthalt mehr! So schnell als möglich den<br />
furchtbaren Zeugen aus der Welt geschafft!<br />
Dann war alles gut.<br />
Doch versäumte er nicht die Vorsicht, noch<br />
einmal mit dem Faden zu loten. Die Dolle<br />
stiess auf keinen Grund. Das genügte. Mochte<br />
es nun genau die tiefste Stelle sein oder<br />
nicht: hier wurde ausgeladen!<br />
geschadet. > Und an anderer Stelle: « Eine nicht<br />
geringe Rolle spielte die Rücksichtnahme auf die<br />
Rätische Bahn, die zu konkurrenzieren für den<br />
Kanton von besonderem Nachteil sein müsste. »<br />
Immerhin ging der erste Entwurf «nach<br />
langem Ueberlegen» dahin, wenigstens die<br />
Julier- und Bernhardin-Route für Lastwagen<br />
bis zu acht Tonnen zu wählen, nm auf<br />
diese Weise den internationalen Durchgangsverkehr<br />
in der Nord-Süd-Richtung, wenigstens<br />
teilweise, freizugeben. Hiezu schreibt die<br />
Botschaft: «Für die beiden Strecken Julier<br />
und Bernhardin war massgebend, dass der<br />
Verkehr der Lastwagen auf der Zufahrt der<br />
Julierroute von der Kantonsgrenze St. Gallen<br />
bis Landquart, bzw. Liechtenstein bis<br />
Landquart und von Chur bis Lenzerheide<br />
schon bisher zugelassen war. Von Lenzerheide<br />
bis Silvaplana verkehren die Postautos<br />
bis 8 Tonnen. Von Silvaplana bis Castasegna<br />
war ebenfalls der Lastwagen bereits<br />
eingeführt, eine Oeffnung auf der ganzen<br />
Strecke vom strassentechnischen Standpunkt<br />
aus also keine neuen Schwierigkeiten bot.<br />
Aehnlich war es .beim Bernhardin, wo mit Ausnahme<br />
der Strecke Mesocco - Tessiner Kantonsgrenze<br />
die Post- und Lastautos von Mesocco<br />
bis Thusis fuhren. Die Oeffnung weiterer<br />
Strasenzüge, so Landquart - DaVos,<br />
Schuls-St. Moritz, Reichenau-Flims, Ilanz-<br />
Oberland, sollte dann dem Ausbau dieser<br />
Strassen entsprechend nachfolgen.» Da erhob<br />
die Rätische Bahn wiederum ihr Veto und<br />
errechnete, dass ihr bei Oeffnung beider<br />
Strassen für den Last- und, Gesellschaftswagenverkehr<br />
ein Schaden von über einer halben<br />
Million entstehen würde und weiterhin<br />
mit einem Ausfall von einer Viertelmillion<br />
gerechnet werden müsste, wenn die übrigen<br />
•a Otm Verkehr mit las! ii.SeaBichaflswajsn<br />
kis8T geöffnet.<br />
= Nur Gesellschaftswageci bis 81<br />
offen.<br />
Strassen des Kantons Motorfahrzeugen bis<br />
zu 3,5 t geöffnet wären. Das strassentechnische<br />
Gutachten besagte, der Zulassung von<br />
Fahrzeugen bis maximal 8 t auf diesen beiden<br />
Routen stehe nichts im Wege.<br />
Da nun der Bundesrat erklärte, dass lediglich<br />
strassentechnische Gründe für Verkehrseinschränkungen<br />
anerkannt werden sollen,<br />
so war mit der Bezeichnung dieser Pässe<br />
als Durchgangsstrassen zu rechnen. Aber<br />
weit gefehlt! In einem Memorial machte die<br />
Rätische Bahn den Behörden mit Schädenberechnungen<br />
die Hölle heiss und Hess sich<br />
nur herbei, die Bernhardin-Route eventuell<br />
als Durchgangsstrasse zu genehmigen, wobei<br />
allerdings die Erwartung ausgesprochen wurde,<br />
dass das maximale Gewicht der Lastautos,<br />
welches das Bundesgesetz auf 11 t festsetzte,<br />
der Kanton dn seinem Entwurf bereits auf 8 t<br />
reduzierte, sogar noch weiter beschränkt<br />
werde! So wurde denn ein neuer Entwurf<br />
ausgearbeitet, bei welchem das Maximalgewicht<br />
der Wagen auf 8 t beschränkt blieb<br />
und gewisse Strassen bezeichnet wurden, auf<br />
denen Last- und Gesellschaftswagen oder<br />
nur Gesellschaftswagen bis zu diesem Maximalgewicht<br />
verkehren dürfen. Die sich daraus<br />
ergebenden Verkehrsmöglichkeiten -sind<br />
'AUTOMOBIL-REVUE <strong>1933</strong> - N° 42<br />
wagen kann der Kanton überhaupt in keiner<br />
Richtung durchgehend befahren werden. Die<br />
Gesellschaftswagen haben nur zwei Möglichkeiten,<br />
nämlich vom Tessin aus via Bernhardin<br />
und Chur und von Italien aus via St. Moritz-Lenzerheide-Chur<br />
den Kanton zu durchfahren.<br />
Eine andere interkantonale oder gar<br />
internationale Verbindung besteht nicht, vom<br />
Verkehr in westöstlicher Richtung überhaupt<br />
nicht zu reden. Flüela-, Albula-, Splügen-,<br />
Julier- und Berninapass sollen dem Lastwagen<br />
weiterhin verschlossen bleiben. Plätze<br />
wie Davos, Samaden, Poschiavo, Süs u. a. m.<br />
sind mit dem Schwerfahrzeug überhaupt von<br />
keiner Richtung her zu erreichen. Dabei ist<br />
nicht zu vergessen, dass jene Strassen, die<br />
überhaupt dem Nutzfahrzeug offen sind, nur<br />
von Wagen bis zu 8 t befahren werden dürfen.<br />
Grössere Omnibusse mit 26 Sitzplätzen<br />
oder Lastwagen für 4, 5 und mehr Tonnen<br />
Nutzlast können also selbst auf diesen wenigen<br />
Strecken nicht einmal voll ausgenützt<br />
werden. Damit entsteht der heimischen Lastwagenindustrie,<br />
welche unter diesen Umständen<br />
kaum mehr Fahrzeuge nach Graubünden<br />
liefern kann, ganz erheblicher Schaden, von<br />
den Interessen des Fremdenverkehrs und der<br />
Hotellerie ganz abgesehen. Ausländische<br />
Reiseunternehmungen werden sich kaum für<br />
Fahrten durch Graubünden entschliessen<br />
/jr.'.M n<br />
aus dem obigen Strassenplan ersichtlich.<br />
Ein kurzer Blick auf diese Karte genügt,<br />
um zu zeigen, dass der Verkehr mit<br />
schwereren Wagen nach wie vor ein jammervolles<br />
Flickwerk sein würde. Mit dem Lastkönnen,<br />
wenn solche Reisen durch die einschränkenden<br />
Bestimmungen gänzlich unwirtschaftlich<br />
gestaltet werden und die Route<br />
auf zwei Nord-Süd-Strassen beschränkt bleibt.<br />
Gewiss sind die Strassenverkehrsinteressenten<br />
einverstanden, wenn auf die besonderen<br />
Verhältnisse im Kanton Graubünden<br />
Rücksicht genommen wird und die völlige<br />
Freigabe der Hauptstrassen für den Schwerverkehr<br />
vom Ausbau des Strassennetzes abhängig<br />
gemacht wird. Es wird aber niemals<br />
gebilligt werden können, dass ausschliesslich<br />
aus Bahnrücksichten das Bundesgesetz derart<br />
krass missachtet und eidgenössisches<br />
Recht nach bahnherrlichem Belieben abgeändert<br />
werden soll. Ob überhaupt der strassentechnische<br />
Standpunkt, wie er heute vom<br />
Kleinen Rat vertreten wird, jeder sachlichen<br />
Kritik standhält, erscheint äusserst fraglich.<br />
So wird der Maloja von 30plätzigen Postautos<br />
befahren, welche bei voller Beladung<br />
mindestens 9 Tonnen wiegen. Auf der Strecke<br />
Schuls-Landeck verkehren 26-Plätzer mit einem<br />
Gesamtgewicht von rund 8,5 Tonnen,<br />
ebenso auf der Route Reichenau-Waldhaus-<br />
Flims. Wenn diese Postfahrzeuge den bestehenden<br />
Strassenverhältnissen entsprechen,<br />
so wird es schwer halten, den Umstand zu<br />
begründen, dass die Strassen dem Verkehr<br />
privater Wagen von mehr als 8 Tonnen nicht<br />
gewachsen seien. Ebensowenig hätte man es<br />
verstanden, wenn der Bund dem Bündner Vorschlag<br />
gefolgt wäre, für die Einführung des<br />
Er fasste das erobe Gewebe des Sackes am<br />
Kopfende. Er zitterte dabei am ganzen Leibe.<br />
Irre Worte flüsterte er vor sich hin: «Wir<br />
beide haben schon einmal im Dunkel ,Kopf<br />
oben, Kopf unten' gespielt. Davon hat auch<br />
niemand etwas gewusst, Bruder. So wollen<br />
wir beide auch jetzt dies ganz still für uns<br />
allein abmachen. Kopf unten! So.» •<br />
Er wuchtete den steifen Köfper auf Bord<br />
und Iiess ihn behutsam ins Wasser gleiten.<br />
Doch brachte die Schwere der beiden<br />
Körper, verstärkt durch die Steine, das leichte<br />
Boot beinah zum Kippen. Als Georg das<br />
Wasser am Bootsrand spürte, Iiess er schnell<br />
die Last fahren. Mit einem lauten Plumps<br />
und Klatsch sank der Körper in die Tiefe.<br />
14.<br />
Georg erschrak, wenn dieser verdammte<br />
Fischdieb noch in der Nähe war, für dessen<br />
geübtes Ohr kein Zweifel sein konnte, dass<br />
hier ein schwerer Körper versenkt wurde?<br />
Ach was, beschwichtigte er sich, Dvorak<br />
hat sicher nicht so lange hier gelauert! Was<br />
konnte er denn auch argwöhnen? Dass der<br />
phlegmatische Direktor Richard Nicola einen<br />
Menschen umbringen und im See versenken<br />
sollte, war ja zum Lachen! Nein, nein,<br />
dieser Verdacht war nicht 'zu befürchten.<br />
Freilich hätte ich den Kerl nicht so behandeln<br />
sollen, Mein verdammter Brausekopf!<br />
Mein Erbübel!<br />
Wozu diesen gefährlichen Burschen, diesen<br />
ausgesprochenen Iltis unnötig reizen?<br />
Und gerade an seiner wahrscheinlich empfindlichsten<br />
Stelle? Warum ihm gleich Diebstahl<br />
auf den Kopf zusagen? Das musste<br />
bald wieder gutgemacht werden.<br />
Aufgeregt von diesem Gedanken, legte er<br />
so kräftig aus, dass ihm bald warm wurde<br />
und er den Mantel wieder auszog.<br />
Er musste nun schon in der Nähe der Landungsbrücke<br />
sein. Er scheute sich nicht, jetzt<br />
seine Taschenlaterne zu gebrauchen, wenn<br />
auch mit aller Vorsicht.<br />
Der kleine Scheinwerfer belehrte ihn, dass<br />
er wieder zu dicht ans Rohr geraten war,<br />
doch zeigte er ihm.links auf fünfundzwanzig<br />
bis dreissig Schritte schon die vorderen Pfosten<br />
der Landungsbrücke. Er fuhr nun<br />
schräge hinüber und bald schrammte der<br />
Bug seines Bootes mit einem brummenden<br />
Laut das Laufbrett längs der Brücke.<br />
Georg stieg aus und nahm die Riemen aus<br />
dem Boot, die er zunächst leise auf die Landungsbrücke<br />
legte.<br />
«Scheenen guten Morgen auch, Herr Direktor!»<br />
Georg fuhr herum, wie von einer Natter<br />
gestochen. Im selben Augenblick leuchtete<br />
auch schon die kleine Diebslaterne Dvoraks,<br />
der hinter seinem Rücken stand, über das<br />
Boot hin.<br />
«Darf ick 'nen bisken behilflich sein?»<br />
Georg war, als ob eine eiserne Hand sein<br />
Automobilgesetzes im Kanton Graubünden<br />
eine Uebergangszeit von 5 Jahren einzuräumen.<br />
Erfreulicherweise erklärte das eidgenössische<br />
Departement ein solches Ansinnen als<br />
unannehmbar, gab aber zu verstehen, dass<br />
man einen Uebergang annehmen könne, bei<br />
welchem vorerst dem Zustand und der Anlage<br />
der einzelnen Strassen entsprechende Einschränkungen<br />
gemacht werden, die mit dem<br />
Ausbau sukzessiv abzubauen wären. Wenn<br />
dieses Entgegenkommen im Sinne des Gesetzes<br />
gehandhabt werden soll, so bestehen<br />
heute schon im Kanton Graubünden Strassen,<br />
welche den Verkehr bis und mit 11 Tonnen<br />
aufzunehmen in der Lage wären. Für die Anpassung<br />
der übrigen Routen wäre eine angemessene<br />
Frist einzuräumen, ohne dass eine<br />
Verschleppungstaktik möglich würde, wie sie<br />
.mit dem Vorschlag auf einen «Fünfjahres-<br />
Plan» beabsichtigt wurde.<br />
Nachdem von den Automobilisten ohne<br />
Kompromisse nach links oder rechts die<br />
wortwörtliche Beachtung des Bundesgesetzes<br />
verlangt wird, haben wir das Recht,<br />
zu fordern, dass auch von allen übrigen<br />
Kreisen der nämliche Respekt vor dem Gesetz<br />
verlangt wird. Das bundesrätliche Einverständnis<br />
mit einer kantonalen Verordnung,<br />
wie sie Graubünden vorsieht, müsste<br />
als eine bedenkliche Rechtsbeugung empfunden<br />
werden und zu einer Unsicherheit in<br />
Bezug auf Auswirkung und Auslegung des<br />
Gesetzes führen, die ärger wäre als die frühere<br />
Zeit des Konkordates und der kantonalen<br />
Extravaganzen. Wir richten daher angesichts<br />
dieses bündnerischen Generalangriffes<br />
auf den Sinn und Wortlaut wichtiger<br />
Verkehrsbestimmungen an den Bundesrat<br />
die Frage : wo bleibt das Gesetz ? Wir müssen<br />
von ihm verlangen, dass er den Kantonen<br />
gegenüber ebensosehr wie gegenüber<br />
den Automobilisten die feste Hand zu zeigen<br />
weiss und die Zumutung zu Kompromissen<br />
des bestimmtesten zurückweist, wozu<br />
ihm das Bundesgesetz die beste Handhabe<br />
bietet. Eine konsequente und auf dem Boden<br />
des eidgenössischen Rechtes stehende Haltung<br />
ist um so mehr von nöten, als die bündnerisohe<br />
Vorlage nicht etwa der einzige Versuch<br />
ist, eidgenössisches Recht zu beugen,<br />
was in einem nächsten Artikel noch näher<br />
belegt werden soll. b.<br />
Schweizerische Rundschau<br />
Unser Motorfahrzeug-Aussenhandel im<br />
April <strong>1933</strong>.. Die Einfuhr im vierten Monat<br />
dieses Jahres belief sich auf 4,8 Millionen<br />
und die Ausfuhr auf 1,1 Millionen Fr. Sowohl<br />
die Einfuhr als die Ausfuhr sind gegenüber<br />
dem April 1932 leicht zurückgegangen.<br />
Wir werden in einer der nächsten Nummern<br />
auf die genauen Ergebnisse zu sprechen<br />
kommen.<br />
lt.<br />
Widerrechtliche Erhebung der Sonntagstaxen<br />
in Göschenen.<br />
Die seinerzeit gemeldete Aenderung des Eisenbahntransportreglementes<br />
brachte es mit sich, dass<br />
die Gemeinden Göschenen und Erstfeld der rechtlichen<br />
Grundlage zum Bezug einer Sondergebühr<br />
beim Bahnverlad von Automobilen an Sonntagen<br />
verlustig gingen. Darob in den Gemeinden und<br />
beim Kanton grössfe Aufregung, Protest nach<br />
Bern und Drohung, die Angelegenheit vor das<br />
Bundesgericht zu bringen. Vergangenen Sonntag<br />
wurden die Automobilisten in Göschenen durch<br />
die dortige Orfspolizei gezwungen, die bisherige<br />
Gebühr von Fr. 10.— neuerdings zu entrichten.<br />
Wie man uns mitteilt, ist aber der A. C. S. entschlossen,<br />
die Angelegenheit gerichtlich auszufechten<br />
und ersucht deshalb alle diejenigen, welche<br />
vergangenen Sonntag die Taxe unter dem polizeilichen<br />
Zwang bezahlt haben, sich sofort mit<br />
dem Zentralsekretariat in Genf in Verbindung zu<br />
setzen, das die Interessen der Automobilisten In<br />
dieser Angelegenheit bis vor den höchsten Gerichtsinstanzen<br />
zu vertreten die Absicht hat.<br />
Herz zusammenpresste. Ein lähmendes Gefühl<br />
erschreckte ihn. Mit einer Anspannung<br />
aller Muskeln überwand er es.<br />
«Was wünschen Sie?» fragte er barsch<br />
mit heiserer Stimme.<br />
«Ach, der Hirsch is woll schon rausgesprungen,<br />
nich? Bloss sein Mantäng is noch<br />
da.» Er beleuchtete den Lodenmantel, der<br />
noch im Boot lag.<br />
«Reden Sie kein Wellblech,» sagte Georg,<br />
der seine Besinnung wiedergewonnen hatte,<br />
in einlenkendem Ton, entschlossen, unter allen<br />
Umständen dieser Gefahr sogleich die<br />
Spitze abzubrechen. Er nahm den Mantel aus<br />
dem Boot und beleuchtete nun seinerseits<br />
Brücke und Schuppen. «Fassen Sie doch mal<br />
bitte da an,» fuhr er fort in einem Ton, als ob<br />
nichts geschehen wäre. «Wir wollen das Boot<br />
gleich in den Schuppen schieben. So! Danke<br />
schön!» Er nahm die Riemen auf.<br />
«Na?» fragte er mit einem gezwungenen<br />
Lachen. «Sie sind wohl sehr neugierig, Dvorak,<br />
was?»<br />
«Wieso? Neugierig keene Spur!» erwiderte<br />
der und Iiess noch immer, wie nachdenklich,<br />
) sein Licht über die Brücke und den Schuppen<br />
streifen. «Aber das kann ich Ihnen sagen,<br />
geplumpst hat dat mächtig, als der Hirsch<br />
da ins Wasser sprang. Donnerwetter nochmal,<br />
das schallte ja über den ganzen See.»<br />
Plötzlich leuchtete er Georg ins Gesicht.<br />
(Fortsetzung im «Autler-Feierabend».)
N» 42 - <strong>1933</strong> AUTOMOBIL-REVUE<br />
g~ * « * « .4. Berlin (Bugatti) 2:48.9; 2. Brudes-Breslau (Bugatti) (Maserati); Equipe Villars (Alfa Romeo); Equipe<br />
nilAVf ttV£149HlD*fl!9lrnfff^ffi 3.11.5; 3. Simons-Berlin (Bugatti) 3:12.8. — Bis Villars (Alfa Romeo); Fagioli (Maserati); Varzi<br />
Wß*V» •»»«•ü»«»» A1>BII»V11<br />
2 Liter: 1. Steinweg-München (Bugatti) 2:46.7. — (Bugatti); Divo (Bugatti); Williams (Bugatti), Drey-<br />
Bis 3 Liter: 1. Pietsch-Neustadt (Alfa Romeo) fus (Bugatti), Bussienne (Bugatti).<br />
Internationale Alpenfahrt <strong>1933</strong>. Schweizerische Sportfragen. Das Direk- 2:«.ei (beste.zeit deei Tages Stundenmittel: 110 04 , prirWalirt nie AD<br />
•* tionskomitee des A. C. S. tagte vergangenen km/st.); 2. Wimmer-Ka PP elrodeck (Bugatti) 2:51.1. Ende der A.D.A.C.-Re.chsiahrt. Uie A.JJ-<br />
Nachdem nun die finanzielle Seite der Samstag in Bern um die Traktandenliste A.C-Reichsfahrt ging am vorletzten Sams-<br />
Alpeniahrt glücklicherweise in letzter Stunde def Sitzungen von Basel vom 27 Mai etwas Hervorragende Besetzung des Avus-Ren- tag in Heidelberg zu Ende. Von den 83 in<br />
&<br />
noch geregelt werden konnte und die Veran- zu enti aste n . An der Konferenz kamen auch nens - Der kommende Sonntag bringt wieder Eisenach geistarteten Konkurrenten (Automostaltung<br />
damit für <strong>1933</strong> gesichert ist, traten ej n j ge sportliche Fragen zur Behandlung. der grössten und zugleich das schnell- bile, Motorräder und Seitenwagen) beende-<br />
emes<br />
die Organisatoren am letzten Donnerstag in Dje Organisatoren des Rheineck-Walzenhauste<br />
aller Rennen dieses Jahres: das berühmte ten 65 die Fahrt. Strafpunktfrei gingen 20<br />
Mailand zu einer weiteren beratenden Sitzung sen_ un. ^es Montreux-Caux-Rennens baten Avus-Rennen bei Berlin. Wie schon 1932, ist Teilnehmer durchs Ziel. Am meisten Strafzusammen.<br />
An der Konferenz nahmen teil um Unterstützung durch den neugeschaffe-<br />
diesmal die Nennliste wieder mit den punkte setzte es bei der Avus-Schnelligkeitsaucdie<br />
Herren Perouse, Präs. der Sportkommis- nen gnortfonds des A C. S Für das Rhein- t» esten internationalen Namen besetzt. Wem prüfung und bei einer Bergprüfungsfahrt ab.<br />
sion des A. C. von Frankreich, A. Rousset, eck_Walzenhausen-Rennen wurde eine Ga- am Sonntag der Sieg zufallen wird, ist so Von den sieben Fabrikmannschaften, die sich<br />
Präsident des A. C. von Marseille und Leiter rantj e von p r< 2000 — bewilligt, da diese ungewiss wir nur selten, da die überaus in Konkurrenz befanden, blieben die von<br />
der diesjährigen Alpenfahrt, A. Mercanti, De- Veranstaltung jeweils unter besonderen Umsc<br />
hne\\Q Avus-Bahn die grössten Ueber- Hanomag, Mercedes-Benz und Wanderer<br />
legierter des Königlich italienischen Auto- Cig„j ori A„r,r-h
AUTOMOBIL-REVUE <strong>1933</strong> -<br />
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eine Schrägverzahnung aufwies.<br />
Diese Art des Getriebes ist also nicht<br />
etwa eine neuartige amerikanische<br />
Erfindung, sondern das Ergebnis von<br />
Forschungen und Versuchen, die<br />
Riley vor zwei Dezennien durchgeführt<br />
hat. Auch heute noch ist bei Riley<br />
das Streben nach Verbesserungen<br />
ebenso lebendig wie anno dazumal;<br />
seine Wagen geniessen den Ruf<br />
moderner Konstruktion mit verschiedenen<br />
eigenartigen Lösungen und<br />
erfreuen sich darum bei allen Besitzern<br />
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Das Verhältnis<br />
. zwischen Schiene und Auto<br />
sowie dessen Entwicklung im Jahre 1932,<br />
wird auch im Geschäftsbericht der Schweiz.<br />
Bundesbahnen für das Jahr 1932 berührt.<br />
Auch über die Asto-Versuche enthält der Bericht<br />
interessante Ausführungen, denen wir<br />
nachstehend folgendes entnehmen:<br />
«Am 15. März 1932 wurde das Bundesgesetz<br />
über den Motorfahrzeug- und Fahrradverkehr von<br />
den eidgenössischen Räten verabschiedet. Mit diesem<br />
Gesetzeserlass ist elf Jahre nach dem Zustandekommen<br />
des Verfassungsartikels endlich die notwendige<br />
einheitliche Grundlage für den Automobilverkehr<br />
geschaffen worden. Für die rechtliche Regelung<br />
des Wettbewerbes und der Zusammenarbeit<br />
von Eisenbahn und Motorlastwagen wäre nunmehr<br />
der Weg frei.<br />
Ueber die Entwicklung des Automobilbestande«<br />
während des Jahres 1932 liegen zurzeit leider noch<br />
keine statistischen Angaben vor. Es darf jedoch<br />
angenommen werden, dass infolge der Krise der<br />
Gesamtbestand keine wesentliche Steigerung erfahren<br />
hat. Der Mehrverbrauch an Benzin für motorische<br />
Zwecke betrug 12 Prozent gegenüber dem<br />
Jahre 1931. Verglichen mit dem Jahre 1929 beträgt<br />
der gesamte Mehrverbrauch an Benzin im<br />
Jahre 1932 46 Prozent. Rechnet man noch die<br />
immer mehr in Betrieb kommenden Lastwagen mit<br />
Rohölmotoren hinzu, so gelangt man zur Schlussfolgerung,<br />
dass die gesamte, währen des Jahres<br />
1932 im motorisierten Strassenverkehr aufgewendete<br />
Energie und damit die Intensität dieses Verkehrs in<br />
den letzten drei Jahren um mehr als 50 Prozent<br />
zugenommen hat.<br />
i Infolge des starken Rückganges der Verkehrsmengen<br />
hat sich während des Jahres 1932 nicht nur<br />
die Lage der Eisenbahnen verschlechtert, sondern<br />
auch die Lastwagenbesitzer haben starke Ausfälle<br />
zu verzeichnen. Die schwache Ausnutzung der<br />
Lastwagen hat die Preisunterbietungen gegenüber<br />
den Eisenbahntarifen, aber auch unter den gewerbsmässigen<br />
Lastwagenunternehmern selbst stark<br />
gefördert. Damit wurde aber auch bei den Besitzern<br />
von Motorlastwagen das Bedürfnis nach<br />
einer vernünftigen Regelung des Wettbewerbes und<br />
der Zusammenarbeit geweckt. In einer Eingabe des<br />
Verbandes schweizerischer Motorlastwagenbesitzer<br />
an den Bundesrat, vom 28. April 1932, ist gründe<br />
sätzlich anerkannt worden, dass der Fernverkehr<br />
vorwiegend der Eisenbahn zu überlassen sei und<br />
dass der regelmässige Motorlastwagentransport sich<br />
auf den Nahverkehr beschränken solle.<br />
In dieser Eingabe ist sodann der Wunsch geäussert<br />
worden, die Eisenbahnen möchten mit den<br />
Lastwageninteressenten 'in Verbindung treten, damit<br />
in gemeinsamer Beratung ein Weg gesucht werden<br />
könnte, < um jedem Beförderungsmittel seine wirtschaftlich<br />
zweckmässigste Aufgabe zuzuteilen und<br />
im Gesamtinteresse eine Abgrenzung zwischen Bahn<br />
und Auto zu treffen >. Im August 1932 wünschte<br />
auch der Vorort des schweizerischen Handels- und<br />
Industrievereins, die Leitung der Bundesbahnen<br />
möchte vor der Ueberweisung ihrer Anträge an den<br />
Bundesrat die Frage der Regelung des Lastwagenverkehrs<br />
noch mit ihm und einer Vertretung der<br />
Automobilinteressenten konferenziell erörtern. Die<br />
erste Konferenz fand am 23. November statt, verlief<br />
aber ergebnislos, weil die Vertreter der Lastwagenbesitzer<br />
es ablehnten, sich vor dem Erlass der<br />
bundesrätlichen Verordnung über das Automobilgesetz<br />
mit den Eisenbahnvertretern in eine Beratung<br />
der besondern Frage der Regelung des Verhältnisses<br />
von Eisenbahn und Automobil einzulassen. Nach<br />
Erlass der Vollziehungsverordnung durch den Bundesrat<br />
beantragte die Generaldirektion die Wiederaufnahme<br />
der Verhandlungen, worauf eine weitere<br />
Konferenz am 5. Januar <strong>1933</strong> stattfand. Die Vertreter<br />
der schweizerischen Automobilindustrie traten<br />
an dieser Konferenz mit beachtenswerten Vorschlägen<br />
auf, die die Eingliederung des Motorlastwagens<br />
in das schweizerische Verkehrssystem bezwecken.<br />
Seither gehen die Verhandlungen mit den Automobilinteressenten<br />
weiter, und es ist zu hoffen, dass<br />
in den unmittelbaren Verhandlungen der Vertreter<br />
von Eisenbahn und Automobil wenigstens eine weitgehende<br />
Annäherung der beidseitigen Standpunkte<br />
erzielt werden kann.<br />
Ueber die Regelung des Verhältnisses von Eisenbahn<br />
und Automobil werden die Generaldirektion<br />
und der Verwaltungsrat voraussichtlich im Mai<br />
<strong>1933</strong> dem eidgenössischen Post- und Eisenbahndepartement<br />
einen besondern Bericht unterbreiten.<br />
Asto-Versuche und Sesa.<br />
Mit den Bestrebungen für eine gesetzliche Regelung<br />
des Verhältnisses von Eisenbahn und Arnomobil<br />
steht der Versuch mit der Automobil-Stückgut-Transportorganisation<br />
(Asto) der Sesa in engem<br />
Zusammenhang. Hauptziel der Asto-Versuche, über<br />
die bereits der Geschäftsbericht des Jahres 1931<br />
einige Aufschlüsse gab, ist die Beschaffung zuverlässiger<br />
Unterlagen für eine zweckmässige Zusammenarbeit<br />
und Verkehrsteilung zwischen Eisenbahn<br />
und Motorlastwagen sowie für die Haus-Haus-Bedienung<br />
mit durchgehenden Tarifen. Am 23. Mai<br />
ist der Asto-Versuch auf der Strecke Winterthur-<br />
Romanshorn aufgenommen worden. Da jedoch die<br />
mit den Asto-Kursen bedienten Gegenden vorwiegend<br />
landwirtschaftlichen Charakter aufweisen, können<br />
aus diesem ersten Versuch, über den eine genaue<br />
Erfolgskontrolle geführt wird und der an sich<br />
einen günstigen Verlauf nimmt, noch keine schlüssigen<br />
Folgerungen gezogen werden. Es wurde deshalb<br />
die Ausdehnung der Versuche auf weitere<br />
Strecken in mehr industriellen Gegenden in Aussicht<br />
genommen, und die hiefür erforderlichen Studien<br />
sind bereits abgeschlossen. Für den erweiterten<br />
Asto-Versuch, der am 15. Mai <strong>1933</strong> beginnen<br />
wird, kommen im Kreise III folgende neuen Strekken<br />
in Betracht: Zürich - Winterthur, Winterthur-<br />
Wil - St Gallen - Rorschach, Sulgen - Gossau, Rorschach<br />
- Romanshorn und im Kreis I die Strecke<br />
Genf • Lausanne. Gleich wie beim ersten Versuch,<br />
für den 12 Lastwagen erforderlich waren, werden<br />
die Lastwagentransporte nicht mit Personal und<br />
Lastwagen der Bundesbahnen oder der Sesa durchgeführt,<br />
sondern es werden mit Unternehmern der<br />
betreffenden Landesteile besondere Verträge für die<br />
Uebernahme der Kurse abgeschlossen.<br />
Beim Asto-Dienst werden die Stückgüter von den<br />
Verkehrszentren 'aus, die im allgemeinen 25 bis<br />
40 km voneinander entfernt liegen, nicht mehr mit<br />
der Bahn, sondern mit Lastwagen befördert. Infolge<br />
dieser Umstellung können ganze Stückgüterzüge<br />
ausfallen und die bleibenden Nahgüterzüge srheblich<br />
beschleunigt werden. Die Güterwagen können<br />
beim Asto-Dienst besser ausgelastet werden, die<br />
Transportzeiten erfahren eine Kürzung, das Einzugsgebiet<br />
der Eisenbahn wird erweitert, indem die<br />
Ortschaften im Umkreis einer Bahnstation vom<br />
Asto-Dienst ebenfalls erfasst werden.<br />
Gelingt es, durch ein Konzessionssystem den<br />
gewerbsmässigen Gütertransport im Fernverkehr auf<br />
bestimmte Güter zu beschränken, so wird es den<br />
Bundesbahnen um so leichter fallen, im Nahverkehr<br />
einen Teil des Güterverkehrs, namentlich den Stückgutverkehr,<br />
von der Schiene auf die Strasse zu verlegen,<br />
die Haus-Haus-Bedienung in der ganzen<br />
Schweiz durchzuführen und allfällige Mehrkosten<br />
eines derart ausgebauten Verkehrsdienstes zu übernehmen,<br />
da zu erwarten ist, dass diese Mehrkosten<br />
aurch die Rückgewinnung und Erhaltung von Verkehr<br />
auf der Schiene gedeckt werden können.<br />
Neben der Vorbereitung und Durchführung der<br />
Asto-Versuche, die als Bahnersatzdienste bezeichnet<br />
werden können, hat die Sesa der Organisation der<br />
Bahnergänzungsdienste für die Zu- und Abfuhr<br />
der Güter von den Bahnstationen in das Domizil im<br />
Berichtsjahre ihre weitere besondere Aufmerksamkeit<br />
zugewandt. Im Jahre 1932 wurden von den<br />
Sesa-Camionneuren im ganzen 437 Bahnstationen<br />
und 1106 Ortschaften bedient. Die Zahl der Ortschaften,<br />
die im Mittel von einer Bahnstation aus<br />
bedient werden, ist von 1,2 im Jahre 1927 auf -2,5<br />
im Jahre 1932 angestiegen.<br />
Zur Förderung der Zusammenarbeit von Eisenbahn<br />
und Automobil ist aueser den Asto-Versuchen<br />
auch ein Versuch eingeleitet worden, um auf eigene<br />
Rechnung von einem grösseren Verkehrszentrum<br />
aus (Bahnhof Luzern) die Abfuhr und Zuführ mit<br />
bahnfremden Lastwagen auf grössere Entfernungen<br />
durchzuführen. »<br />
Veränderung im Fordkonzern. Wie Henry<br />
Ford und Henry Ittleson, Präsident de Commercial<br />
Investment Trust Corporation, mitteilen,<br />
sind vergangenen Freitag die Verträge<br />
unterzeichnet worden, nach denen der<br />
letzteren Gesellschaft die Interessen, welche<br />
die Ford Motor Company in der Universal<br />
Credit Corporation innehatte, abgetreten<br />
werden. Diese letztere besorgte seit längeren<br />
Jahren die Finanzierung des Automobilabsatzes<br />
der Ford Motor Company, und das<br />
alte intime Verhältnis wird auch nach dem<br />
Besitzwechsel fortdauern.<br />
Für die Abtretung wind die Ford Motor-<br />
Company ungefähr 30 Millionen Dollar erhalten.<br />
« Die Erfahrungen, die wir mit der<br />
Universal Credit Corporation machten, waren<br />
sehr befriedigend » erklärte Henry Ford,<br />
als er die Transaktion bekanntgab. Wir gingen<br />
darauf aus, den Käufern von Wagen den<br />
Kredit zu verbilligen und glauben, dass wir<br />
damit Erfolg hatten. Während der 5 Jahre<br />
seit ihrem Geschäftsbeginn verzeichnete die<br />
Universal Credit Corp. einen Umsatz von<br />
einer Milliarde Dollar. Die Gründe, die uns<br />
zur Uebertragung der Finanzgesellschaft<br />
führten, liegen sehr einfach. Wir sind vor<br />
allem ein Fabrikationsbetrieb und die Finanzgesellschaft<br />
ist ein Bankgeschäft, weshalb<br />
wir die beiden Unternehmungen trennen<br />
wollten.<br />
Nach der Uebertragung der Ford'schen<br />
Beteiligung an der C.I.T. Corp. wird die Universal<br />
Credit Corp. fhre Selbständigkeit beibehalten<br />
und unter der jeteigen Leitung als<br />
besondere Einheit der C.I.T. weitergeführt<br />
werden. Mit einem Gesamtwert an Aktiven<br />
von über 100 Millionen Dollar, il die C.I.T.<br />
Corp. die grösste amerikanische unabhängige<br />
Finanzgesellschaft. Ihr letztjähriger Gesamtumsatz<br />
war 317,397320 Dollar. Bi.<br />
Ein 24 - Millionen - Anleihen des Kantons<br />
Bern zur Arbeitsbeschaffung und zur Schuldenkonsolidation.<br />
Der bernische Regierungsrat<br />
hat die Absicht, ein Anleihen von 24 Millionen<br />
Fr. aufzunehmen und stellt dem Grossen<br />
Rat einen entsprechenden Antrag. 4 Millionen<br />
dieses Anleihen« sollen der Arbeitsbeschaffung<br />
dienen, wozu folgendes Programm<br />
aufgestellt wurde: 1. Strassenbau,<br />
Brückenverstärkungen, Ersatz von Niveauübergängen<br />
im Betrage von 870,000 Fr.;<br />
2. Wasserbauten (1 Million Fr.). Hochbau<br />
(2 Millionen Fr.), Waldwege (600,000 Fr.),<br />
Bodenvenbesserungen (800,000 Fr.) und Wasserversorgung<br />
hn Jura (3,5 Millionen Fr.);<br />
total 7,9 Millionen Fr. An den Gesamtkosten<br />
des Arbeitsbeschaffungsprogrammes, die sich<br />
auf 8,77 Millionen Fr. belaufen, beteiligen sich<br />
voraussichtlich auch der Bund, die Bundesbahnen<br />
und die Gemeinden.<br />
Vom Anleihen werden rund 20 Millionen<br />
Fr. für die Konsolidation von Schulden verwendet,<br />
die bis 1932 aufliegen und nur durch<br />
vorläufige Kredite gedeckt waren. Der<br />
Grosse Rat wird in seiner Maisession sich<br />
mit der Vorlage zu beschäftigen haben, -hl.<br />
Der Ban und Unterhalt der Strassen im<br />
Kanton Bern. Der Grosse Rat des Kantons<br />
Bern wird sich in seiner Maisession, die gestern<br />
begonnen hat mit einer Gesetzesvorlage<br />
übeT den Bau und den Unterhalt der<br />
Strasse zu befassen haben. Das alte Gesetz,<br />
das mehr als 70 Jahre hinter sich hat, entspricht<br />
nicht mehr den heutigen Intentionen<br />
und soll durch neue Vorschriften ersetzt<br />
werden, in denen die Erfahrungen der letzten<br />
Jahre einbezogen sind. Der Entwurf<br />
wurde vom kantonalen Baudirektor ausgearbeitet,<br />
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Balbos Nordatlantik-Geschwaderflug. Der<br />
Ostwestflug eines aus 24 Flugbooten bestehenden<br />
italienischen Flugzeuggeschwaders<br />
über den Nordatlantik unter Führung des<br />
italienischen Luftfahrtministers Balbo soll<br />
nun voraussichtlich Ende des Monats stattfinden.<br />
Bereits werden im Marine-Flughafen<br />
von Schellingwoude bei Amsterdam die<br />
Startvorbereitungen getroffen. Als Ziel für<br />
den grossen Raid gilt die Weltausstellung<br />
Chicago, nach deren Besuch sich jedoch die<br />
Italiener auch wieder auf dem Luftweg nach<br />
Europa zurückbegeben wollen. Die Pläne<br />
Balbos sehen folgende Etappen vor:<br />
Orbetello-Amsterdam, Amsterdam-Reykjavick<br />
(Island), Sandwich-Bay (Labrador),<br />
Quebeck, New York. Die beiden letzten<br />
Etappen von Sandwich-Bay bis New York<br />
können bei günstiger Witterung auch in einem<br />
Fluge bewältigt werden, wie auch die<br />
anderen drei Etappen im letzten Augenblick<br />
Veränderungen erfahren können.<br />
Als die schwierigste Etappe sieht Balbo<br />
wegen des dauernden Nebels und der<br />
ständigen Gegenwinde die Strecke von Island<br />
nach Labrador an. In gerader Linie sind der Rückkehr von seiner ersten gelungenen Probefahrt. Vorn der groase fahrbare Ankermast, im<br />
Das nmenKaniscne Marineiurtsciiiff « jwacon », aas Schwesterschiff der verunglücktea « Akron », bei<br />
es 2600 km, während die Flugzeuge über einen<br />
Aktionsradius von 4000 km<br />
Hintergrund die Goodyear-Zeppelinwerft.<br />
verfügen.<br />
Als Zweck des Unternehmens bezeichnet<br />
Balbo die Demonstration der Möglichkeiten,<br />
die gerade die Wasserfliegerei heute schon<br />
bietet.<br />
Der diesmalige Raid ist wenn möglich noch<br />
besser vorbereitet als der seinerzeit berühmt<br />
gewordene Geschwaderflug Balbos über den<br />
Südatlantik. Alle Piloten wurden mit aller<br />
Gründlichkeit auf Blindfliegen trainiert, da<br />
bei der Ueberquerung des Nordatlantik bei<br />
Labrador und Neufundland immer mit ausgedehnten<br />
Nebelbänken zu rechnen ist. Seit<br />
zwei Jahren steht die Route unter ständig<br />
meteorologischer Beobachtung. Es hat sich<br />
dabei gezeigt, dass einigermassen normales<br />
Flugwetter höchstens während 14 Tagen im<br />
Jahre herrscht. »<br />
Die zum Einsatz gelangenden Savoia-<br />
*S 55»-Flugboote sind von demselben Typ,<br />
mit dem die Strecke Dakar-Natal bewältigt<br />
wurde. Sie haben 200 Kilometer pro Stunde<br />
Reisegeschwindigkeit und als Besatzung zwei<br />
Piloten, einen Radiotelegraphisten und einen<br />
Mechaniker, wobei jedoch jedes Mitglied der<br />
Besatzung jedes andere in seinen Funktionen<br />
zu ersetzen vermag. Vier oder fünf Flug-<br />
zeuge, darunter dasjenige des Luftfahrtministers,<br />
führen ausserdem noch einen<br />
fünften Offizier mit, der für die ständige Verbindung<br />
unter den einzelnen Flugzeugen zu<br />
sorgen hat. Zur Sicherung zur See sind vier<br />
italienische Kreuzer, zwei Hilfsschule und<br />
ein Unterseeboot aufgeboten, die zwischen<br />
Cape Farewell und der Engstrasse von Belle<br />
Isle sowie zwischen Reykjavick bis zur Südspitze<br />
von Grönland patrouillieren werden.<br />
Als Notlandeplätze für den Fall einer starken<br />
Verschlechterung der Wetterlage hat Balbo<br />
die Gegend des Cap Farewell und die Bucht<br />
von Frederiksdal vorgesehen.<br />
Flugsport in der Westschweiz. Die Sportfliegerei<br />
nimmt in der Westschweiz einen<br />
immer mächtigeren Aufschwung, und es sind<br />
namentlich die Flugschulen von Genf-Cointrin<br />
und Lausanne-Blecherette, die ihr einen<br />
grossen Impuls verleihen. Zahlreich sind die<br />
Schüler, die das Brevet erstreben, und eine<br />
Reihe ausgebildeter Sportflieger besitzt eigene<br />
Maschinen. Meistens handelt es sich um<br />
englische «Motten». Der jüngste, zweitägige<br />
Geschwaderflug Lausanne, Bern, Lausanne,<br />
ÄITTOMOBIL-REVUE <strong>1933</strong> — N° 42<br />
Dijon, Lyon, Genf, Lausanne, der leider einen<br />
schweren Unfall zu verzeichnen hatte,<br />
diente hauptsächlich der Ausbildung fortgeschrittener<br />
Piloten. Der Segelflug beginnt<br />
ebenfalls Fuss zu fassen. Sehr aktive Gruppen<br />
betätigen sich in La Chaux-de-Fonds und<br />
in Genf und eine neue Gruppe ist soeben in<br />
Lausanne gegründet worden. Die Gruppe arbeitet<br />
bereits an der Konstruktion von zwei<br />
Gleitern und wird nach deren Fertigstellung<br />
unter Aufsicht eines qualifizierten Lehrers<br />
das Training aufnehmen. — Zum Schlüsse<br />
wäre noch zu melden, dass die waadtländische<br />
Sektion des Aero-Club der Schweiz<br />
für den 25. Juni ein internationales Flugmeeting<br />
vorbereitet. Die Veranstalter haben sich<br />
bereits die Mitwirkung des berühmten Kunstfliegers<br />
Marcel Doret und des französischen<br />
Fallschirrnspezialisten Williams gesichert.<br />
Ferner wird der Berner Segelflieger Gerber<br />
einige Flüge ausführen.<br />
Farner fliest In St-Gennaln. Am grossen<br />
französischen Flugmeetine von St-Germain<br />
wird neben den internationalen Fliegergrössen<br />
Detroyar, Doret und Roularad<br />
(Frankreich), Clarkson (England), Fieseier<br />
und Liesel Bach (Deutschland), sowie Arvid<br />
Hansen (Dänemark) auch unser Landsmann<br />
Willi Farner teilnehmen.<br />
Der Australienflug Nauers. Vom Australienflug<br />
des Zürohers Karl Nauer liegen jetzt genaue<br />
Angaben an Hand des Bordbuches (ergänzt durch<br />
die telegraphischen Nachrichten über die drei<br />
letzten Etappen) vor. Die einzelnen Daten sind<br />
folgende:<br />
Flut)tag Strecke Kilo- Zeit in<br />
Dieter Min.<br />
9. März: Dübendorf-Mailand 220 05<br />
10. März: Mailand-Porlaso 500 163<br />
11. März: Loreto-Brindisi 500 135<br />
12. März: Brindisi-Athen 750 210<br />
14. März: Athen-Kairo 1280 505<br />
17. März: Kairo-Gaza 350 125<br />
Gaza-Aman 110 45<br />
1.8. März: Aman-Bagdad 000 310<br />
19. Mars: Bapdad-Bushir 790 370<br />
Bushir-Lingch 510 180<br />
20. März: Lingoh-Djask 300 130<br />
Djask-Karaehi 955 360<br />
21. März: Karaohi-Jodhpur 620 195<br />
22. März: Jodhpur-Allahabaci S70 2ßO<br />
Allahabad-Kalkutta 760 210<br />
26. März: Kalkutta-Ranjroon 1100 345<br />
27 März: Rangoon-Bangkok-Alostar<br />
' 1500 550<br />
9. Mai: Kuala Lumpirr-Batavia 1340 450<br />
10. Mai: Batavia-Soorabaja 670 220<br />
11. Mai: Soerabaja-Kopnpang 1240 525<br />
12. Mai: Koepang-Port Darwin 730 330<br />
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pro Stunde. Durchschnittliche Tagesleitung für die<br />
17 Flugtage 941,1 km.<br />
Touvlsmus<br />
Grimsel und Furka auf Juni offen? Nach<br />
dem grosse Alpenstrassen, wie Qotthard und<br />
Simplem den Verkehr für das Auto schon freigegeben<br />
haben, trifft dies für die Grimsel und<br />
Furka leider nicht zu. Wie man uns aus Meiringen<br />
mitteilt, ist an eine Oeffnung dieser<br />
Strassen vor Ende Mai nicht zu denken.<br />
Wenn auch die Pässe stellenweise fahrbar<br />
wären, so liegen dazwischen grosse Schneewächten<br />
und Lawinenlagerungen, die vorderhand<br />
keine Durchfahrt zulassen. Immerhin<br />
steht es mit den Schneeverhältnissen bedeutend<br />
günstiger als in den vorangegangenen<br />
Jahren, so dass mit der Aufnahme des<br />
durchgehenden Verkehrs für Autos und Wagen<br />
bestimmt auf Anfang Juni gerechnet<br />
werden kann. L.<br />
Strasse vom Wallis nach Gletsch fahrbar.<br />
Aus Brig wird uns gemeldet, dass die Strasse<br />
von der Walliserseite her nach Gletsch für<br />
den Automobilverkehr geöffnet ist.<br />
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Samstag und Sonntag, den 20./21. Mai, organisierte<br />
Sternfahrt nach Bad Ragaz und die Festprogramme<br />
sind versandt. Da die Veranstaltung offen ist für<br />
alle Mitglieder des A. G. S., werden die Interessenten<br />
gebeten, allfällig fehlende Drucksachen bei den<br />
Sektionssekretariaten zu beziehen. Der Anmeldetennin<br />
läuft bis zum 17. Mai. Der Sternfahrer<br />
kann von jedem beliebigen Orte aus, welcher auf<br />
der offiziellen Karte des A. G. S. 1:400,000, Ausgabe<br />
1932, verzeichnet ist, starten. Die zurückzulegende<br />
Totaldistanz, als Luftlinie gemessen, darf nicht weniger<br />
als 150 km betragen. Um die 150 km zu erreichen,<br />
ist das Fahren einer Schleife gestattet. Die<br />
Sternfahrer werden am Samstag, den 20. Mai, zwischen<br />
15—18 Uhr, in Ragaz erwartet Einer Erfrischung<br />
im Thermalschwimmbad folgt das Bankett<br />
im Quellonhof und A. C. S.-Ball im Kursaal mit<br />
Preisverteilung. Für den Sonntag ist eine Gymkhana<br />
in Ragaz vorgesehen. Die Bewertung erfolgt<br />
nach Punkten. Jede Sekunde Fahrzeit gilt als<br />
Punkt Auslassen einer Aufgabe oder fehlerhaftes<br />
Absolvieren wird mit Strafpunkten belegt Der-<br />
! jenige Fahrer, welcher die wenigsten Punkte aufweist<br />
wird Erster.<br />
SEKTION ZÜRICH. Der Vorstand hat an der<br />
letzten Sitzung die verschiedenen Unterkommissionen<br />
pro <strong>1933</strong>/34 bestellt. Dieselben unterstehen foltenden<br />
Präsidenten:<br />
Verkehrskommission: M. Gassmann, Zürich; Toaristikkommission:<br />
F. Steinfels, Zürich; Sportkommiseion:<br />
W. Badertscher, Zürich; Kommission für Gesetzgebung,<br />
Rechtsschutz und Versicherungswesen:<br />
Dr. E. Bircher, Zürich; Propaganda- und Pressekommission:<br />
Rob. R. Steiger, Zürich; Vergnügungskommission:<br />
A. Töndury, Zürich.<br />
Nachdem die Durchführung von Antavias wegen<br />
der ablehnenden Stellungnahme der zuständigen<br />
Militärbehörden verunmöglicht worden ist, hat sich<br />
die Sportkommission nach einer andern ähnlichen<br />
Sportveranstaltung umgesehen. Es soll nun am<br />
1. eventuell am 8. Juli eine Flugzeugverfolg<br />
u n g durch Autos durchgeführt werden. Es<br />
ist die Teilnahme von zwei Flugzeugen und zirka<br />
30 bis 50 Autos vorgesehen. Das von Ausschreibungen<br />
analoger Wettbewerbe stark ab weichende. Reglement<br />
ist so gehalten, dass die Aufgabe den Automobilisten<br />
nicht so leicht dafür aber um so interessanter<br />
gestellt sein wird.<br />
Für die im Monat Juni stattfindende dreitägige<br />
Jurafahrt wurde das Programm festgelegt.<br />
Auslands-Glnbbesnch. Der stets sehr<br />
reiselustige Automobil-Club von Gomo führt Vom<br />
24. Juni bis 7. Juli <strong>1933</strong> eine Tourenfahrt nach<br />
Schottland durch, offen für alle Mitglieder des<br />
Automobil-Club von Italien. Dabei führt am ersten<br />
Reisetag die Fahrt auch durch die Schweiz. Die<br />
italienischen Autotouristen fahren am 24. Juni von<br />
Como über Lugano, Biasca, St. Gotthard, Altdorf,<br />
Vitznau, Luzern, Sursee, Ölten, Liestal nach Basel,<br />
wo sie nächtigen werden. Am 25. Juni erfolgt die<br />
Weiterfahrt dürcfis Elsasa und 'Lothringen nach<br />
Verdun. D;e Rückfahrt wird am 7. Juli via Genf,<br />
Lausanne, Aigle, Sion,„ Sijnplon vorgenommen, S.<br />
T. C. S.<br />
DER STRASSENHILFSOIENST DES T.C.S.<br />
ERÖFFNET. Am 2. und 3. Mai gingen in Genf,<br />
wie bereits gemeldet, die Mobilisierungsarbeiten für<br />
den Strassenhilfsdienst vor sich. Am frühen Morgen<br />
des 4. Mai verliessen die 18 Agenten mit ihren<br />
modernen Seitenwagenmaschinen, die zum Teil stärkere<br />
Motoren und eine bessere Ausrüstung des<br />
Hilfsmaterials aufwiesen, den Zentralsitz des T.C.S.<br />
Zu den 17 Agenten, die letztes Jahr den Strassenhilfsdienst<br />
besorgten, und dabei eine Gesamtfahrleistung<br />
von 406,285 km bewältigten, gesellte<br />
sich ein 18. Agent, Herr jV Matthey, der den Hilfsdienst<br />
#uf der Strecke Neuenburg -La. Chaux-de-<br />
Fpnds - Le Locle - Cpl-des-Roches durchführen wird.<br />
Nachstehend wiederholen ttir 'die Liste der 18 Hilfsdienststrecken<br />
mit den-dort. ihren Dienst verrichtenden<br />
Agenten:<br />
1. Genf - Lausanne Pautex<br />
2. Lausanne - Bern . Wiedemann<br />
3. Bern-Ölten Schaad<br />
4. Zürich - Ölten Oppenheim<br />
6. Kreuzungen - Zürich Willi<br />
6. St. Gallen - Winterthur Bachmann<br />
7. Zürich - Rapper'swil Honegger<br />
8. Luzern - Zürich Hotz<br />
9. Basel rBrugg Hottinger<br />
10: Neuenburg - Lausanne Kallenrieder<br />
11. Neuenburg - Solothurn Stauffer<br />
12. Solothurn - Brugg Spichiger<br />
13. Sitten - Saint-Gingolph Bovier<br />
14. Sitten - Brig Pierrig<br />
15. Chiasso - Bellinzona Bertoli<br />
16. Freiburg - Biel Vonlanthen<br />
17. Bern - Interlakeri Vogelsang<br />
18. Neuenburg-La Chaux-de-Fonds-<br />
Le Locle - Col-des-Roches Matthey<br />
In Hinsicht auf die neue Ausrüstung des T.C.S.-<br />
Strassenhilfsdienstes ist speziell zu erwähnen, dass<br />
nunmehr 10 Maschinen zu 850 ccm Zylinderinhalt<br />
und 8 Maschinen zu 750 ccm zur Verfügung stehen.<br />
Die Seitenwagen sind nun so eingerichtet, dass mit<br />
ihnen der Transport der Verwundeten mühelos vor<br />
sich gehen kann.. .Die Werkzeuge zur behelfsmässigen<br />
Behebung der Pannen wurden ergänzt und<br />
das Samaritermaterial nach neuesten Gesichtspunkten<br />
revidiert.<br />
Alle Automobilisten begrüasen' auch dieses Jahrdie<br />
Tätigkeit der Agenten des T.C.S. und freuen<br />
sich der uneigennützigen Sfassnahmen unserer<br />
grossen Automobilistenorganisation. Zweifellos werden<br />
alle Ausländer, die als Autotouristen" in die<br />
Schweiz fahren, einen guten Eindruck mit sich,<br />
nach Hause nehmen; und für die Schweiz, ,4hre<br />
,- Fremdenorte, und ihre, Strassen werben. lt<br />
Autosektion Glarus<br />
Bluestfahrt nach Heiden. Unnre Frühlingsfahrt<br />
musste des schlechten Wetters wegen auf den 21.<br />
Mai verschoben werden. Alle bereits angemeldeten<br />
Teilnehmer gelten weiterhin als angemeldet. Neue<br />
Anmeldungen nimmt das Office bis nächsten Samstagvormittag<br />
entgegen. Die Fahrt wird nur bei<br />
einer Beteiligung von mindestens 10 Wagen ausgeführt.<br />
— Sollte das Wetter auch nächsten Sonntag<br />
schlecht sein, eo findet der Ausflug an der Auffahrt<br />
statt. J.<br />
Autosektion St. Gallen-Appenzell<br />
Als eigentliche Sektionsveranstaltung organisiert<br />
die Ortsgruppe Appenzell A.-Rh. auf nächsten Sonntag,<br />
den 21. Mai (bei ungünstiger Witterung<br />
28. Mai), vormittags 8 Uhr, vom Blumenbergplatz<br />
St. Gallen aus eine Schnitzeljagd und nachmittags<br />
1 Uhr auf dem Ebnet in Herisau eine Geschicklichkeitsprüfung<br />
(Gymkhana). Ueber das Programm<br />
dieser für unser Gebiet neuen Veranstaltungen ist<br />
an dieser Stelle bereits auszugsweise berichtet worden.<br />
Wir hoffen, dass recht viele Mitglieder aus<br />
dem ganzen Sektiönsgebiet sieh an diesen Konkurrenzen,<br />
beteiligen. Den Siegern stehen schöne Preise<br />
in Aussicht; übrigens wird kein, Konkurrent leer<br />
ausgehen. Da das Hindernisfahren und die Geschicklichkeitsprüfung<br />
auf dem Ebnet in Herisau<br />
für die Zuschauer sehr unterhaltend und belustigend<br />
;ist, erwarten wir auf alle Fälle einen Massenaufmarsch<br />
unserer Mitglieder mit ihren Angehörigen.<br />
Festmusik: Bürgermusik Herisau. Festwirtschaft.<br />
Der Sektionsvorstand.<br />
ORTSGRUPPE TOGGENBURG. Letzten Sonntag<br />
fand im Rietbad die erste Hauptversammlung der<br />
am 13. August 1932 neugegründeten Ortsgruppe<br />
Toggenburg des T. C. S. statt. Diese Ortsgruppe<br />
zählt bereits ca. 70 Mitglieder und ist der Sektion<br />
St Gallen-Appenzell unterstellt, die heute einen Bestand<br />
von 1500 Mitgliedern aufweist Die Mitglieder<br />
der provisorischen Kommission, Herren Ing.<br />
Fr. Hügli, Wattwil; E. Lutz, Wattwil; M. Stadler,<br />
Bütschwil; A. Kreis, Ebnat; H. Kuhn, Neu-St Johann,<br />
nnd U. Reich, Nesslau, wurden in ihrem<br />
Amte einstimmig bestätigt. Neu in die Kommission<br />
beliebte unter verschiedenen Vorschlägen, an Stelle<br />
von- Herrn R. Meier, Lichtensteig, Herr Lehmann,<br />
Lichtensteig. Zum Präsidenten wurde ohne Gegenstimme<br />
Herr Ing. Hügli, Wattwil, ernannt, der bis<br />
anhin die Vereinsgeschäfte vorzüglich geleitet hatte.<br />
Als Rechnungsrevisoren beliebten die Herren Haab,<br />
Ebnat und Kündig, Lichtensteig. Die Amtsdauer<br />
beträgt zwei Jahre und wurde ein Jahresbeitrag<br />
von Fr. 3. — festgesetzt. Der Präsident orientiert<br />
noch kurz über die nächsten Ziele des Vereins; es<br />
sollen Vorträge verkehrstechnischer Art abgehalten<br />
werden, ebenso Mängelrügen und Anregungen unserer<br />
Automobilisten und Motorradfahrer entgegengenommen<br />
und weitergeleitet werden.<br />
-•• In der allgemeinen Umfrage orientierte Herr<br />
Gemeindeanraann Müller von Krummenau sehr<br />
eingehend über den Strassenbau Rietbad-Kräzerli.<br />
Darnach stehen die bisherigen Vorarbeiten und bezüglichen<br />
Unterhandlungen auf gutem Boden und<br />
dürfte die Verwirklichung des Projektes nicht allzu<br />
lange mehr auf sich warten lassen. Herr Kreis<br />
rügte mit Recht den Benzinpreiszuschlag ab Dietfurt<br />
und wird diese Angelegenheit die Sektion<br />
St; Gallen-Appenzell noch intensiv beschäftigen. Unter"<br />
anderem wurde noch angeregt es sei bei rasselnden<br />
Lastwagen eine Vorrichtung anzubringen,<br />
die dem Führer das Signal eines vorfahrenden<br />
Fahrzeuges besser hörbar macht. Nach den Ausführungen<br />
eines Fachmannes sei dies eine ganz einfache<br />
Sache. — Anschliessend an die sehr rege verlaufene<br />
Hauptversammlung kam auch der gemütliche<br />
Teil noch zu seinem Recht.<br />
Es wäre sehr wünschenswert, wenn sich alle<br />
noch ausstehenden Automobilisten und Motorradfahrer<br />
der Ortsgruppe Toggenburg anschliessen<br />
würden, um damit die Verkehrsinteressen unserer<br />
Talschaft besser zu fördern. E. L.<br />
(Weitere Clubnachrichten Seite 11)<br />
Touristik-Bulletin des A.C.S.<br />
(m. K. = mit Ketten, o. K. = ohne Ketten.)<br />
Bulletin vom 12. Mai <strong>1933</strong>.<br />
Der Witterungsumschlag vom 7./8. Mai hat den<br />
Hochalpen reichlich Neuschnee gebracht. An der<br />
Gotthardstrasse sind für die nächste Zeit noch 3—4<br />
Wegmacher postiert, die eventuelle Schneeverwehungen<br />
sofort freischaufeln. Als wichtige Nord-Südverbindung<br />
öffnete in der Berichtswoche die Simplonstrasse<br />
(9. Mai).<br />
Der Stand der noch gesperrten<br />
Alpenstrassen ist am 12. Mal vormittags<br />
der nachfolgende: Albula, Nordseite<br />
schneefrei bis Weissenstein, zirka 4 km unterhalb<br />
Hospiz; Südseite offen bis zum Waldrand, zirka<br />
2 km ob Ponte. — Bernina, Engadinerseite befahrbar<br />
bis Arlas, halbwegs Berninahäuser und Hospiz;<br />
Abfahrt ins Puschlav unpassierbar bis Wegerhaus<br />
Baraccone, kurz unterhalb Berninapasshöhe. Oeffnung<br />
auf den 15. Mai vorgesehen. — Flüela, Zufahrt<br />
von Davos her o. K. bis kurz oberhalb Gasthaus<br />
Tschuggen; Südseite offen bis zur Pignaibrücke,<br />
2 km ob Süs. — Furka, Urnerseite o. K. befahrbar<br />
bis Hotel Galenstock; Abfahrt ins Rhonetal<br />
unpassierbar bis Gletsch. — Grimsel, Haslital befahrbar<br />
nur bis zur Zentrale Handeck, Weiterfahrt<br />
wegen Strassenkorrektion unmöglich; Walliserseite<br />
unpassierbar ab Gletsch. — Grosser St. Bernhard,<br />
o. K. befahrbar bis Bourg St. Pierre. — Klausen,<br />
Glarnerseite schneefrei bis zum Schlierenweg, kurz<br />
oberhalb der Klus; von Altdorf her o. K. befahrbar<br />
bis Bahn. — Oberalp, Urnerseite aper bis Hotel<br />
Oberalpsee; Bündnerseite schneefrei bis Passhöhe.<br />
— Splügen, Schweizerseite offen bis Zollhaus Splügenberg,<br />
zirka 800 m unterhalb Passhöhe; Italienerseite<br />
o. K. befahrbar bis zur Cantoniera ob Dogana.<br />
— Umbrail, gänzlich unpassierbar.<br />
Italien: (Information Schenker &, Co., Bozen).<br />
Im Dolomitengebiet sind unpassierbar: Campo di<br />
Carlomagno/Campiglio, Campolungo, Cereda, Falzarego,<br />
Gavia, Grödnerjoch, Jaufen, Monte Croce di<br />
Comelico, Pordoi, S. Angelo und Stilfserjoch. Seit<br />
10. Mai ist das Sellajoch dem Verkehr geöffnet<br />
Oesterrelch: Unpassierbar sind derzeit noch: Arlberg,<br />
Turracherhöhe, Katschberg, Radstätter Tauern,<br />
Glocknerstrasse.<br />
Frankreich: In den französischen Alpen öffnet<br />
voraussichtlich der Col d'Allos auf 15. Mai. In den<br />
Pyrenäen wurden neuerdings befahrbar:<br />
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II. Blatt<br />
BERN, 16. Mai <strong>1933</strong><br />
42<br />
II. Blatt<br />
BERN, 16. Mai <strong>1933</strong><br />
des Fah<br />
Achtung! Giftgase!<br />
Jeder, der dauernd mit Benzin und Benzol<br />
umzugehen hat, sollte wissen, dass deren Gefährlichkeit<br />
nicht nur in der Explosions- und<br />
Brandgefahr beruht, sondern dass sie auch<br />
beim Einatmen in grösseren Mengen oder<br />
während längerer Zeit als Nervengifte wirken<br />
und Bewusstlosigkeit, wenn nicht Schlimmeres<br />
hervorrufen. Darum muss immer und<br />
stets für beste Be- und Entlüftung Sorge<br />
getragen werden, vor allem in Reparaturbetrieben,<br />
Garagen und letzten Endes auch im<br />
Automobil selbst, falls solche Gase in<br />
grösserer Menge ins Innere ziehen können.<br />
Allgemein bekannt ist ja die schleichende und<br />
heimtückische Wirkung des in den Auspuffgasen<br />
enthaltene Kohlenoxyds, dessen Vorhandensein<br />
mit menschlichen Sinnesorganen<br />
nicht feststellbar ist. Darum Vorsicht: immer<br />
wieder grösste Vorsicht. Auch die Hände soll<br />
man sich nicht täglich mit Benzin oder Benzol<br />
säubern, da sonst schwere Hautkrankheiten<br />
entstehen können. Manche Personen sind<br />
dafür empfindlicher als andere.<br />
Wenn die Einatmungsluft mit Benzindämpfen<br />
von 30 bis 40 mg/Ltr. angefüllt ist und die<br />
Einatmung Vz bis 1 Stunde dauert, ist die<br />
Wirkung sofort oder später tödlich; bei 25<br />
bis 30 mg/Ltr. und ^ bis 1 Stunde lebensgefährlich;<br />
bei 10 bis 20 mg/Ltr. und ^ bis 1<br />
Stünde treten keine sofortigen oder späteren<br />
Folgen auf; bei 5 bis 10 mg/Ltr. bis 6 Stunden<br />
sind keine wesentlichen Krankheitserscheinungen<br />
zu beobachten.<br />
mg/Ltr. heisst Milligramm, also ein Tausendstel<br />
Gramm auf den Liter. Diese Zahlen<br />
sollten Jedem Motorfahrer doch etwas Nachdenken<br />
bereiten! (+<br />
miblase zwischen die Luftpumpe und die<br />
Spritzpistole eingeschaltet werden, müssen<br />
sie mit einem zweiten Leitungsansatzstück<br />
versehen werden, als welches man sehr gut<br />
ein altes, « ausgeweidetes» Schlauchventil<br />
verwenden kann. Das ursprüngliche Rückschlagventil<br />
des Luftschlauches bleibt an Ort<br />
und Stelle, bzw. an der Luftblase ist ein solches<br />
Ventil einzusetzen. at.<br />
Ein Lack-Konservierungsmittel. Ein Mittel<br />
zum Unterhalt von Lackanstrichen kann man<br />
sich nach folgendem Rezeipt zusammenstellen<br />
:<br />
Terpentinöl 4 Liter<br />
Paraffinöl Vfe Liter<br />
Citronelle 100 g<br />
Zedernharz 45 s<br />
Die mit diesem Präparat zu behandelnde<br />
Fläche soH zuerst gewaschen, getrocknet<br />
und mit Hirschleder abgerieben werden, -s.<br />
Improvisierte Oel- und Benzinspritze. Eine<br />
Oel- oder Benzinspritze, die in manchen Fällen<br />
sehr gute Dienste leisten kann, lässt sich,<br />
wie unten skizziert, aus einem alten Füllhleistift<br />
und, einem Sardinenbüchsenschlüssel<br />
Die improvisierte Spritzet<br />
Alte Luftschläuche oder FussbaTl-Gunimltilasen<br />
lassen sich, ausser füT zahlreiche andere<br />
Zwecke, auch noch als Druckluftaus-<br />
Bleichbehälter beim Farbspritzen verwenden.<br />
Die seit einiger Zeit im Handel erhältlichen,<br />
an die Pneuluftpumpe anscbliessbaren, behelfsmässigen<br />
Farbspritzpistolen werden<br />
durch Einschaltung eines solchen Ausgleichbehälters<br />
in ihrer Wirkung bedeutend verbessert.<br />
Da der Luftschlauch oder die Gumherstelien.<br />
Der seiner Eingeweide beraume<br />
Füllbleistift dient als Pumpenzylinder. Den<br />
Pumpenkolben bildet eine auf den Sardinenbüchsenschlüssel<br />
straff aufgezogene Wicklung<br />
von Schnur.<br />
at<br />
Das eansteckbare Celluloid-Rückwandfenster.<br />
Das Zelluloidfenster in der Verdeckrückwand<br />
wird bei nicht sehr sorgfältigem Zusammenklappen<br />
des Verdecks sehr leicht gebrochen.<br />
Einen viel dauerhafteren Ersatz erhält<br />
man, wenn man einfach ein rechteckiges,<br />
mit Band eingefasstes Stück Zelluloid in<br />
vier an der Verdeckwand angenähte Lederstreifen<br />
steckt, wie es unsere Skizze darstellt.<br />
Ein solches Fenster kann vor dem Zusammenklappen<br />
wie eine Postkarte aus dem Album<br />
herausgenommen und irgendwo an einer<br />
passenden Stelle, gegen Beschädigung<br />
geschützt, verstaut werden. at<br />
Technische Notizen<br />
Form und Farbe des Autos <strong>1933</strong>. Ein Versuch,<br />
die wesentlichen Merkmale der äusseren<br />
Form bei 166 auf der Internationalen<br />
Automobil und Motorrad-Ausstellung Berlin<br />
<strong>1933</strong> gezeigten Wagen statistisch zu erfassen,<br />
hat zu teilweise überraschenden Ergebnissen<br />
geführt. Wenn auch nicht alle Wagen<br />
der regulären Produktion entstammen,<br />
sondern teilweise für die Ausstellung besonders<br />
hergerichtet und ausgestattet waren,<br />
boten sich doch wesentliche Anhaltspunkte<br />
für eine Art Geschmacksstatistik des Autokäufers<br />
von <strong>1933</strong>.<br />
Sie zeigen zunächst, dass die konservative<br />
Form der Karosserie noch vorherrscht. Von<br />
den 166 ausgestellten Wagen hatten nur 9<br />
eine ausgesprochene Stromlinienkarosserie<br />
und nur 14 stromlinienähnliche Aufbauten.<br />
Eine Zählung der Karosserietypen ergab 84<br />
Kabrioletts, 69 geschlossene Wagen, 5 Sonnendachlimousinen<br />
und nur noch 8 offene<br />
Wagen. In der Farbenwahl herrschte Schwarz<br />
bei 25% der ausgestellten Wagen vor, es<br />
folgte Beige mit 14%, Dunkelblau mit 11%<br />
und Hellgrau mit je 9%. Eine farbige Belebung<br />
wurde durch eine von der übrigen Karosserie<br />
abweichende Färbung der Kotflügel<br />
bei 39% erreicht. Die Karosserieform hat<br />
dadurch wesentlich verändert, dass bei<br />
der Wagen, insbesondere bei Kabrioletts,<br />
auf die Anbringung von Trittbrettern<br />
verzichtet wurde.<br />
In der Verwendung des Materials für die<br />
Innenpolsterung sind ebenfalls Veränderungen<br />
eingetreten. Plüsch wird nur noch selten<br />
verwendet. Bei geschlossenen Wagen<br />
wurde im hinteren Wagenteil dem als eleganter<br />
geltenden Tuch mit 53% gegenüber<br />
dem bisher beliebten Cord mit 28% der Vorzug<br />
gegeben. Aus praktischen Gründen, vornehmlich<br />
wegen der Staub- und Regenflekkengefahr,<br />
wird bei offenen Wagen zu 100%<br />
Leder oder Kunstleder verwandt, während<br />
bei den besser geschützten Kabrioletts 66%<br />
mit diesem Material ausgeschlagen und 24%]<br />
mit einer Tuchpolsterung versehen sind.<br />
Bei der Gestaltung der Räder scheint man<br />
im Laufe der letzten Jahre von den ehemals<br />
so beliebten Holzspeichenrädern abgekommen<br />
zu sein. Sie sind nur noch mit 1,8% vertreten.<br />
Der Anteil der leicht zu reinigenden<br />
Scheibenräder ist auf 59% gestiegen, während<br />
mit örahtspeichenrädern 62% der offenen<br />
Wagen und 49% der Kabrioletts, also<br />
die mehr für sportliche Zwecke Verwendung<br />
findenden Typen, ausgestattet sind.<br />
Vor allem die KühJerform war beinahe einer<br />
Revolutionierung des bisherigen Geschmacks<br />
unterworfen. 89% der Wagen hatten Kühler,<br />
die durch Jalousien, Gitter oder mit<br />
Ventilationsklappen versehene Bleche verkleidet<br />
sind; 54% aller Kühler zeigten eine<br />
spitze Form. Die Frage, ob der Kühler in<br />
seiner äusseren Form schräg oder senkrecht<br />
gestaltet wird, ist also noch nicht entschieden.<br />
Vom Standpunkt der Fahrsicherheit aus<br />
ist die Feststellung interessant, dass 26% der<br />
ausgestellten Wagen ausschliesslich mit<br />
splitterfreiem Glas versehen waren und weitere<br />
24% eine splitterfreie Windschutzscheibe<br />
hatten. *<br />
Auch die Ausstellung von Kleinstwagen<br />
und Dreiradwagen wurde in ähnlicher Weise<br />
statistisch untersucht. Zwei Kabrioletts, vier<br />
offene Wagen, fünf geschlossene Wagen und<br />
fünf Sonnendachkupees, sämtlich ohne Trittbrett,<br />
hatten in der Mehrzahl die Kühler nicht<br />
besonders markiert. Lediglich je zwei Wagen<br />
zeigten angedeutete verkleidete Spitzkühler<br />
und Flachkühler. ap.<br />
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«•»<br />
'«»eh<br />
Frage 8696. Abnützung der Vorder- und Hinterradreifen.<br />
Wieviel rascher dürfen sich die Hinterradreifen<br />
normalerweise abnützen als die Vorderradreifen?<br />
E. I. in Z.<br />
Antwort: Durchschnittlich ist die Abnützung<br />
bei den Hinterradreifen infolge des von den Hin-<br />
Frage 8699. Bedienung des Schalthebels. Man<br />
kommt hie und da in die Lage, auf einem fremden<br />
Auto fahren zu müssen. Wie kann man nun beim<br />
terrädern übertragenen Antriebes etwa 40 bis 60Schalten sofort die verschiedenen Gänge herausfinden,<br />
so dass nicht unliebsame Verwechslungen<br />
Prozent grösser als bei den Vorderradreifen. Der<br />
erste Wert gilt dabei für Wagen mit schwächeren, vorkommen, z. B. zwischen Vorwärts- und Rückwärtsgang<br />
usw.? F. D. in B.<br />
der zweite für solche mit stärkeren Motoren. In<br />
beiden Fällen ist angenommen, dass die Bremsen Antwort: Das einfachste und sicherste Verfahren,<br />
um die einzelnen Gänge der vier Räder ungefähr gleich stark wirken, at.<br />
herauszufinden,<br />
Frage 8697. Lärmende Dynamobürsten. Die Dynamo<br />
meines Wagens gibt seit einiger Zeit ein lästiges,<br />
kreischendes und pfeifendes Geräusch von<br />
sich, das, wie ich festgestellt habe, von den Kohlebürsten<br />
stammt. Wie kann ich dieses Geräusch beseitigen?<br />
Ein Schmieren des Kollektors kommt<br />
doch wohl nicht in Frage. Der Kollektor ist noch<br />
in sehr gutem Zustand und nicht etwa unrund oder<br />
angefressen. G. W. in B.<br />
Antwort: Ein Schmieren des Kollektors ist<br />
tatsächlich nicht ratsam, weil es einen sicheren<br />
Stromübergang verhindern und Anlass zum starken<br />
Funken und Abbrennen des Kollektors geben würde.<br />
In erster Linie sollten Sie dem Pfeifkonzert der<br />
Bürsten jedoch durch Veränderung der Bürsten-<br />
Auf lagefläche beizukommen suchen. Der lärmende<br />
Lauf kommt oft dadurch zustande, dass die Bürste<br />
nur mit ihrer Vorderkante auf dem Kollektor<br />
schleift und ausserdem in ihrer Führung noch<br />
übermässig Spiel hat. Dreht man die Bürste um,<br />
so dass die stärker aufliegende Kante hinten zu liegen<br />
kommt, so verschwindet in vielen Fällen das<br />
Geräusch vollkommen. Uebermägsiges Spiel der<br />
Bürste in ihrer Führung lässt sich eventuell durch<br />
Verändern der Auflage der Spannfedern beseitigen.<br />
at.<br />
Frage 8698. Ueberballonreifen. Mein Chevrolet-<br />
Wagen ist mit Normal-Ballonreifen einer Reifenbezeichnung<br />
von 5.00—20 (30—5.00) versehen. Weil<br />
mir schon oft empfohlen wurde, bei Bedarf Ueberballonreifen<br />
anzuschaffen, habe ich mir vorläufig<br />
zwei Reifen 5.50—20 gekauft. Ist es nun nutzdienlicher,<br />
wenn ich die beiden Reifen vorn oder hinten<br />
montiere? Auf welche Weise wird ein angenehmeres,<br />
weicheres Fahren auf schlechter Strasse<br />
erzielt? Wird die Geschwindigkeit beeinflusst, weil<br />
eine grössere Angriffsfläche vorhanden ist? Geben<br />
Sie mir, bitte, Auskunft über die Vor- und eventuellen<br />
Nachteile dieser Ueber-Ballonreifen! W. Z. in D.<br />
Antwort: Es ist nicht sehr wesentlich, ob die<br />
neuen Ueberballonreifen nun auf den Vorderrädern<br />
oder Hinterräder* aufgezogen werden. Da aber<br />
immerhin die Möglichkeit besteht, dass die Lenkung<br />
durch die grösseren Reifen etwas härter und ungenauer<br />
wird, würden wir der Anordnung dieser Reifen<br />
auf den Hinterrädern den Vorzug geben. Die<br />
Federungseigenschaften des Wagens werden in beiden<br />
Fällen verbessert. Auf die Maximalgeschwindigkeit<br />
üben die grösseren Reifen keinen bedeutenden<br />
Einfluss aus. Die Einbusse an Geschwindigkeit<br />
dürfte höchstens etwa 5 km/St betragen.<br />
Allgemein besteht der Hauptvorteil der Ueberballonreifen<br />
darin, dass die Federung des Wagens<br />
weicher wird und Strassenunebenheiten weniger<br />
fühlbar werden. Als Nachteil wird bezeichnet, dass<br />
diese Reifen bei manchen, aber nicht bei allen Wagen<br />
die Lenkung etwas in ihrer Genauigkeit beeinträchtigen,<br />
sowie in der Bedienung erschweren, und<br />
dass sie Anlaes zu Flattererscheinungen der Vorderräder<br />
geben können. •- at.<br />
besteht darin, dass man sie probiert. Dabei soll<br />
die Lage des Rückwärtsganges gesucht werden,<br />
nicht dass man nachher beim fahrenden Wagen in<br />
diesen hinein gerät.<br />
Wenn der Rückwärtsgang gefunden ist, lässt<br />
sich leicht feststellen, wieviel Vorwärtegänge vorhanden<br />
sind. Sind es dTei, so liegt entweder der<br />
erste Gang « links hinten», der zweite • Techts<br />
vorn » und der Direkte « Techts hinten », oder der<br />
erste « rechts hinten >, der zweite «links vorn ><br />
und der Direkte «links hinten >. Bei vier Uebersetzungen<br />
ist das Schaltbild normalerweise auch<br />
eines dieser beiden, nur kommt dann noch der<br />
kleinste Gang dazu, der entweder links oder rechts<br />
vorn liegt.<br />
Als Hauptregel können Sie «ich merken, dass<br />
normalerweise der direkte Gang immer hinten liegt,<br />
links oder Techts. Um die Seite festzustellen, verfahren<br />
Sie folgendennassen: Sie lassen den Motor<br />
mit Handgas auf niedriger Tourenzahl laufen.<br />
Dann schalten Sie beispielsweise den Gang links<br />
hinten ein und lassen die Kupplung ganz langsam<br />
los. An der Art, wie sich jetzt der Wagen in Bewegung<br />
setzt, können Sie leicht erkennen, ob der<br />
direkte Gang oder der erste (bei drei Uebersetzungen)<br />
odeT der zweite (bei vier Ueberßetzungen) im<br />
Eingriff steht. Im direkten Gang wird nämlich<br />
der Motor entweder stehen bleiben oder doch den<br />
Wagen nur sehr langsam beschleunigen, während,<br />
wenn es sich um einen kleinen Gang handelt, der<br />
Wagen sofort beschleunigt wird und* die Motortounenzahl<br />
nUT wenig sinkt. Indem Sie einmal den<br />
Gang links hinten und dann den Gang rechts hinten<br />
einrücken, können Sie leicht den Unterschied<br />
feststellen.<br />
at.<br />
Frage 8700. Abnützung von Kolbenringen. Woran<br />
erkennt man bei auseinandergenommenem Motor,<br />
ob Kolbenringe ersetzt werden müssen?<br />
W. W. in S.<br />
Antwort: Noch brauchbare Kolbenringe sollen<br />
in den Nuten des Kolbens kein Spiel haben,<br />
sich jedoch noch leicht verdrehen lassen. Sie dürfen<br />
ihre Elastizität nicht verloren haben und müssen<br />
also in entspanntem Zustand aus ihren Nuten<br />
im Kolben hervorstehen. Bringt man die Kolbenringe<br />
allein in den Zylinder, und zwar in genau<br />
wagrechter Lage, wenn der Zylinder senkrecht<br />
steht, so darf der Schlitz im Kolbenring nicht weiter<br />
als ca. 3/10 mm sein.<br />
Ersetzt werden muss ein Kolbenring immer,<br />
wenn er den obigen Anforderungen nicht genügt<br />
odeT wenn er auf seinem Umfang schwarze Stellen<br />
aufweist, die auf ein Durchtreten von Verbrennungsgasen<br />
an diesen Stellen hindeuten. at.<br />
Frage 8701. Unruhig stehender Manometerzeljjer.<br />
Der Zeiger des Manometers am Instrtunentenbrett<br />
meines Wagens schwankt beständig hin und<br />
her und macht so die Ablesung des genauen Drukkes<br />
ganz unmöglich. Ich habe versuchsweise ein<br />
anderes Instrument einbauen lassen, aber ohne Erfolg.<br />
Wo liegt der Fehler? Gibt es Manometer, die<br />
dieser Störung nicht unterworfen sind?<br />
H. V. in K.<br />
Antwort: Selbst Druckmesser, die an und<br />
für sich als gut bezeichnet werden müssen, zeigen<br />
oft, je nachdem die Oelpumpe ausgeführt und die<br />
Oelleitung verlegt ist, ein lästiges Schwanken des<br />
Zeigers, der sich in ständiger Unruhe befindet und<br />
dadurch ein genaues Feststellen des tatsächlichen<br />
Oeldruckes erschwert. Die Ursache liegt meist in<br />
stossweiser Arbeit der Oel- oder Luftpumpe bzw.<br />
des Antriebes derselben bei niederer Tourenzahl.<br />
Handelt es sich um den Benzinmanometer, so<br />
kann man hier unschwer abhelfen, wie die beigefügte<br />
Abbildung zeigt. Man bringt einfach in dem<br />
Verbindungsrohr zwischen Benzintank und Benzinmanometer<br />
eine vertikale Schleife an, deren untere<br />
Hälfte mit Oel gefüllt wird. Durch die Trägheit<br />
dieses dazwischen geschalteten Oels wird der Zeiger<br />
auch während der Zwischenpausen in der Pumpenarbeit<br />
in Ruhe erhalten, bis der nächste Pumpenstoss<br />
seine Wirkung ausübt. Die Einführung<br />
des Oels erfolgt am besten vor Einbau des Verbindungsrohres;<br />
die Windungsrichtimg der Schleife muss<br />
genau nach der abgebildeten Form erfolgen. Man<br />
kann auch die Schleife herausnehmbar machen,<br />
was das Einfüllen des Oels ganz wesentlich erleichtert,<br />
nur muss dann für zuverlässige Verbindung<br />
der Schleife mit den beiden Rohrstücken gesorgt<br />
werden. Will man jedoch ein ganzes Rohrstück<br />
verwenden, so muss man das Oel in dieses zunächst<br />
U-förmig gebogene Rohr einfüllen, dann einige<br />
Zeit zuwarten, bis sich das Oel unten in den Bogen<br />
gesetzt hat und dann erst die 'Schleife fertig<br />
biegen.<br />
Soll die Zeigerunruhe bei einem Oelmanometer<br />
beseitigt werden, so nimmt man unmittelbar unter<br />
dem Oelmanometer ein etwa 30 bis 40 cm langes<br />
Stück Rohr heraus und ersetzt es durch ein Rohrstück<br />
von wesentlich geringerem Durchmesser.<br />
Wenn man dann diese nunmehr aus zwei Rohrstücken<br />
von verschiedenem Durchmesser bestehende<br />
Oelleitung wieder einbaut, muss eine zweite Person<br />
den Motor solange leer durchdrehen, bis das<br />
Oel aus dem Ende des dickeren Rohres herausfliesst;<br />
ist das eingetreten, so verschraube man das<br />
dickere Rohrende mit dem Manometer. Auf diese<br />
Weise werden die Druckschwankungen in der Oelleitung,<br />
hervorgerufen durch die Arbeitsstösse der<br />
Oelpumpe, durch die schwere Oelsäule im dickeren<br />
Rohr ausgeglichen; der Zeiger des Manometer«<br />
bleibt infolgedessen nunmehr ruhig. at<br />
|u»i*t.<br />
SB»<br />
MV«31<br />
Anfrage 285. Nnchtbezahlung von Automietfahrten.<br />
Ein Fremder machte mit einem unserer<br />
Chauffeure eine Fahrt nach A. Vor der Fahrt erklärte<br />
er dem Chauffeur, er habe zur Zeit zu wenig<br />
Geld bei sich, aber er werde später zahlen. Am versprochenen<br />
Tage telephonierte er, er könne nicht<br />
nach Baden kommen, weil seine Frau krank sei,<br />
er werde aber nächster Tage kommen. Wir schrieben<br />
ihm darauf, wir wollen bis Ende März zuwarten.<br />
Heute erhalten wir nun Bericht, er wolle bis<br />
1. Juli <strong>1933</strong> die Schuld bezahlen.<br />
Natürlich können wir nun auch seinem zweiten<br />
Versprechen keinen Glauben mehr schenken. Können<br />
wir Strafklage gegen ihn erheben?<br />
Seit ca. 2 Jahren machten wir mit einem Wiri<br />
öfters Fahrten. Manchmal bezahlte er sogleich. Ein<br />
andermal Iiess er die Fahrt aufschreiben. Seit einiger<br />
Zeit fährt er nun mit einer andern Firma. Als<br />
wir dies vernommen hatten, stellten wir ihm Rechnungsauszug<br />
mit der Bitte, baldmöglichst wieder<br />
eine ä Conto-Zahlung machen zu wollen. Als einig«<br />
Mahnungen nichts fruchteten, besuchten wir ihn<br />
persönlich. Er sagte, er habe kein Geld. Wir hoben<br />
Betreibung an. Er schlug Recht vor. Wir zitierten<br />
ihn vor den Friedensrichter, er erschien<br />
nicht. Könnten wir nicht Strafklage gegen ihn einleiten?<br />
B. B.<br />
Antwort: Weder im einen noch im andern<br />
Falle können Sie unserer Auffassung nach •Strafklage<br />
erheben. Bezüglich der Fahrt nach Aarati<br />
bleibt eben nichts anderes übrig, als die betr. Person<br />
zu betreiben und im Falle eines Rechtsvorschlages<br />
einzuklagen. Natürlich haben Sie dabei das Risiko,<br />
dass Sie nachher ein wohl für Sie günstiges<br />
Urteil haben, dass Sie dann aber bei der Vollstrekkung<br />
desselben, einen Verlustschein erhalten. Wenn<br />
es eich auch im ersten Falle wie im zweiten um<br />
einen Ausländer handelt, so können Sie, falls derselbe<br />
keinen Wohnsitz in der Schweiz hat, Vermögensstücke<br />
des Schuldners mit Arrest belegen<br />
lassen. Hat jedoch der Schuldner einen festen<br />
Wohnsitz, so bleibt, wie bereits erwähnt, nichts anderes<br />
übrig, als ihn einzuklagen und nachher auf<br />
dem Betreibungswege das Urteil zu vollstrecken. *<br />
„Ich habe auf mein<br />
letztes Inserat 20<br />
Interessenten erhalten<br />
und den Wagen<br />
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Bern, Dienstag, 16. Mai <strong>1933</strong> 111 Blatt der „Automobil-Revue " No. 42<br />
Mittag auf dem Wasser<br />
Hermann Hesse.<br />
Das ist so süss wie Traum und Tod:<br />
Von Glut und Stille mild' und schwer<br />
Zu nih'n in einem Fischerboot<br />
Im herben Duft von Salz und Teer.<br />
Der kurzen Pfeife Wolkenspiel<br />
Folgt lang das Auge ohne Ziel,<br />
Bis es gebannt und müde ruht<br />
In blauer Mittagshimmelsglut.<br />
Es segeln hoch im steten Zieh'n<br />
Dia losen weissen Wolken hin.<br />
Fernher mit kaum gehörtem Pfiff<br />
Gibt Kunde seiner Fahrt ein Schiff.<br />
Die Flut in träumerischem Spiel<br />
Zerbricht mit dumpfem Laut am Kiel,<br />
Das schlaffe Segel feiert leer,<br />
Die Netzeschnur schleift hinterher...<br />
Und alles, was dich sonst bewegt,<br />
Und alles, was in Glück und Weh<br />
Dir irgendwann das Herz erregt,<br />
Liegt tief und schlummert in der See:<br />
Dein Herz, so wild es sonst gebrannt,<br />
Wird wieder still, wird wieder Kind,<br />
Und ruht wie Sonne, Meer und Wind<br />
In Gottes Hand.<br />
Zwischen sechs und sieben<br />
Das Erwachen ist anders geworden, seitdem<br />
ich aus der Stadt in das kleine Dorf<br />
hinausgezogen bin, das durch einen grossen<br />
Tannenwald von dem entlegenen städtischen<br />
Vorort abgetrennt ist. Früher fiel noch mitten<br />
in den späten Schlaf hinein der Schall<br />
erster Schritte auf den einsamen Bürgersteigen,<br />
das leise Heulen eines vorüberrasenden<br />
Autos, das Holpern eines Handwagens. Diese<br />
ersten Geräusche der sich regenden Stadt<br />
sind verschwunden. Man ruht in der Stille<br />
des kleinen Ortes wie in einem Sack, der oben<br />
zugeschnürt ist. Schon können draussen die<br />
frischbelaubten Aeste der Bäume von der<br />
ersten Sonne mit rotem Licht bestrichen werden,<br />
und noch immer ist das Haus in schweigender<br />
Versunkenheit. Nur ganz früh am<br />
Morgen wird die Stille kurz unterbrochen,<br />
dann, wenn schwere Holzschuhe über die<br />
freie Stiege des nahen Bauernhauses hinunterklappern.<br />
Man weiss, nun geht der junge<br />
Melker mit den merkwürdig frischen Augen,<br />
die breite Brust unter dem blaugestreiften<br />
Hemd nur halbverhüllt, zu seinen Tieren in<br />
den Stall. Langsam kommt die Helle des Tages<br />
emporgekrochen, und die Schatten im<br />
Zimmer ziehen sich zurück. Die paar Sterne,<br />
die nachts über dem nahen Hügel durchs<br />
Fenster zu sehen sind, verschwinden und tauchen<br />
im intensiver werdenden Blau des früh-<br />
Engshaften Himmels unter.<br />
Jetzt beginnt die Vase auf dem kleinen<br />
Tisch zn klirren, ein schwerbeladener Lastwagen<br />
saust, mit Blachen überdeckt, mit<br />
grosser Geschwindigkeit auf der nahen Landstrasse<br />
vorüber. Der Blick taucht aus dem<br />
F E U I L L E T O N<br />
Rufe aus dem Dunkel<br />
Roman von Karl Strecker.<br />
(Fortsetzung aus dem Hauptblatt.)<br />
Der bezwang sich. «Tun Sie doch das Licht<br />
weg. Ich will Ihnen erzählen, -was es war.»<br />
Er fasste ihn am Arm. «Kommen Sie mit,<br />
wir wollen 'nen Kognak nehmen gegen den<br />
Morgennebel.»<br />
Plötzlich blieb er stehen. «Ich will Ihnen<br />
was sagen, Dvorak, Sie dürfen es aber nicht<br />
•weitersagen.»<br />
«Ih, wo werd ick denn!»<br />
Georg hob sich auf den Zehenspitzen und<br />
tuschelte ihm ins Ohr: «Ich hab' einen umgebracht!»<br />
«Kiek mal an! Ih, nanu!» sagte Dvorak auf<br />
den vermeintlichen Scherz eingehend: «Wen<br />
denn, wenn man fragen darf?»<br />
«Meine Wirtschafterin.»<br />
«Was Sie sagen! Die Tölschen? Na, das<br />
war aber auch höchste Zeit.»<br />
«Allerhöchste Zeit, Dvorak!»<br />
Traumreich in die Wirklichkeit zurück. Da<br />
liegt neben dem Bette das Buch, das einem<br />
bis in die tiefe Nacht hinein begleitete. Jetzt<br />
ist es geschlossen, seine Sprache ist verstummt.<br />
Der Eindruck, den es am Abend hinterliess,<br />
ist durch den Schlaf verschwommen<br />
geworden. Die Beziehung ist gelockert. Man<br />
dehnt sich, um sich in seinem eigenen Körper<br />
wieder zurechtzufinden. Da schneidet die<br />
sanfte Ruhe der schrille Ton des Weckers<br />
entzwei, der neben dem Bette steht. Von der<br />
Brutalität des Geräusches erschreckt, schiesst<br />
man taumelnd auf.<br />
Draussen ist Tau. Am Bauernhaus drüben<br />
haben sie schon die Fenster geöffnet. Eine<br />
junge Magd mit freien Armen kommt mit<br />
einem grossen Kübel gegangen und verschwindet<br />
hinten im Schweinestall. Ich öffne<br />
das Fenster, strecke die Arme. Kühle, frische<br />
Luft kriecht dem Körper entlang.<br />
Halb benommen noch kleidet man sich an,<br />
die Augen stier auf den gleichen Gegenstand<br />
geheftet, während die Gedanken ohne eigene<br />
Kraft mechanisch ablaufen. Beinahe fürchtet<br />
man, laut aufzutreten, das Haus ist noch voll<br />
von nächtlichem Schlaf. Es ist, als höre man<br />
das Atmen aller der noch ruhenden Menschen,<br />
als atmete das Haus selbst.<br />
Ich öffne die Türe und trete in den Gang<br />
hinaus. Kalte Nachtluft schwellt mir entgegen.<br />
Eine schwache elektrische Lampe brennt.<br />
Dort in einer Ecke stehen zwei Paar Schuhe,<br />
gestern gingen sie weit übers Land. Sie sind<br />
verstaubt, nun wirken sie verlassen in dieser<br />
Stille. Dann schreitet man auf die Loggia<br />
hinaus, reisst ein Fenster auf. Der Blick geht<br />
weit über das Land hin, bis an die fernen<br />
Hügel hinüber, hinter denen vor wenigen<br />
Minuten erst die Sonne sich erhoben hat. Nun<br />
lodert sie als eine feurige Scheibe über den<br />
weisslich dampfenden Feldern. Die Wand des<br />
Hauses, der Bauernhof nebenan und alle<br />
Bäume sind in goldrotes Licht getaucht. Von<br />
ferne wird ein schwaches Rollen hörbar. Man<br />
weiss, es ist der fällige Expresszug, der vor<br />
sieben Uhr vorbeifährt. Es sind immer nur<br />
wenige Wagen, die mit rasender Geschwindigkeit<br />
über die lange, gerade Strecke getrieben<br />
werden. Seltsam, 'zu denken, dass dieser<br />
Zug von weit her kommt, in dieser Frühe,<br />
während man sich gleichsam neugeworden<br />
fühlt und die Wirklichkeit sich erst wieder<br />
erringen muss.<br />
Dann dreht man das Wasser auf und lässt<br />
es über das heisse Gesicht rinnen. Der Atem<br />
geht tief, beglückt reibt man sich die Haut<br />
frisch. Im Spiegel bricht sich der Strahl der<br />
Morgensonne. Wieder hört man vor dem<br />
Hause ein Lastauto vorbeidonnern. Unten<br />
im Hühnerhof reckt sich der Hahn und kräht<br />
mit heiseren Lauten. Man hat sich nun ganz<br />
aus dem dunklen Reich des Schlafes zurückgefunden;<br />
leise vor sich hin pfeifend, geht<br />
man sich fertig anzukleiden.<br />
Das Mädchen, dessen Augen noch verschlafen<br />
sind, hat rasch das Frühstück bereitgestellt.<br />
Von der Terrasse vor der Küche geht<br />
«Die wollte woll gnädige Frau werden?<br />
Hehe?»<br />
«Möglich!»<br />
«Da war woll schon was unterwegs?»<br />
«Weiss ich nicht. Aber nun kommen Sie.<br />
Hier» — er verbiss seine Wut und schloss<br />
das Portal auf. Dvorak sah sich um. «Kommen<br />
Sie hier unten herein, da brauchen wir<br />
nicht erst die Treppe raufkrabbeln.»<br />
Er öffnete die Tür zum Vorraum der Trinkstube,<br />
drehte Licht an und Hess den Häusler<br />
eintreten.<br />
«Na, nun -wollen wir mal vernünftig reden,»<br />
sagte Georg, nachdem jeder ein kleines Weinglas<br />
voll Kognak hinuntergegossen hatte.<br />
«Also! — Aber setzen Sie sich doch, Dvorak.<br />
Tobak? Bitte! Also —» er zündete sich<br />
selber mit Ruhe eine Zigarre an, «ich habe<br />
meine Wirtschafterin nicht umgebracht.»<br />
«Schade!»<br />
«Ich will Ihnen erzählen, aber Sie dürfen,<br />
wie gesagt, nicht darüber sprechen. Ich habe<br />
neulich aus Versehen eine Ricke geschossen.»<br />
«Sie? Seit wann jehen Sie denn wieder auf<br />
Jagd, Herr Direktor?»<br />
„Ecke des guten Beispiels a<br />
Fröhliche Ostern...<br />
Der Tag hatte strahlend begonnen; alle<br />
Automobilisten werden diesen letzten Ostersonntag<br />
noch in schöner Erinnerung haben.<br />
Durch den duftig blauen , Frühlingsmorgen<br />
streiften wir mit unserm Wagen erst dem<br />
Vierwaldstättersee, dann dem Zugersee entlang,<br />
um nachher über den Sattel Einsiedeln<br />
zu erreichen. Die sanften Hänge gegen den<br />
Zürichsee hinunter leuchteten in frisch ersprosstem<br />
Grün, Rapperswil nahm uns gastfreundlich<br />
und bereit auf.<br />
Munter, wie der Tag begonnen wurde, setzten<br />
wir am frühen Nachmittag die « Reise<br />
ins Blaue-» fort, um — wer weiss, auf welchen<br />
Umwegen — erst am Abend wieder<br />
nach Hause zurückzukehren. Schon lobten<br />
wir den makellos gelungenen Sonntag, an<br />
dem uns nichts und nochmals nichts verdorben<br />
zu werden schien, als der Wagen plötzlich<br />
an einer kleinen Steigung ausserhalb<br />
Richterswil mit merkwürdiger Aenderung<br />
seines sonst so folgsamen Benehmens kurzerhand<br />
stehen blieb. Zuerst ungläubige Gesichter,<br />
dann erstaunte, schliesslich schwer<br />
bedrückte Mienen! Wie, sollte man also doch<br />
nicht den Tag vor dem Abend loben?! Wagen<br />
um Wagen brauste vorbei, sonntäglich<br />
vollgeladen, alles flog aus, ins Blaue des<br />
herrlichen Ostertages. Und wir sassen fest,<br />
neugierig bestaunt von den umwohnenden<br />
Leuten. Rasch wurde der Benzinstand kontrolliert:<br />
Natürlich, kein Blut mehr da! Wo<br />
aber nehmen? Weit und breit war keine<br />
Tankstelle; die nächste, so verkündete man,<br />
wäre mindestens zwanzig Minuten entfernt.<br />
Telephon hatte auch niemand. Da schwang<br />
sich ein netter kleiner Bursche aufs Rad, und<br />
kam nach geraumer Zeit mit der Meldung<br />
der Blick weit über die Felder hin, die erst<br />
langsam niederfallen, dann weit drüben gegen<br />
die Hügel wieder ansteigen. Weisse Fusswege<br />
kreuzen die grünen und braunen Flächen,<br />
sie scheinen wie ein Spinnetz ausgebreitet.<br />
Ein Wagen mit Mist, von zwei Kühen<br />
gezogen, holpert schon zu früher Stunde über<br />
eine entfernte Wiese. Das Gefährt steht<br />
scharf gegen die grell leuchtende Sonne.<br />
Nun fällt die Haustür hinter mir ins Schloss.<br />
Aus dem Stall des nahen Bauernhauses treibt<br />
feuchte tierische Wärme. Der Melker sitzt<br />
auf seinem Stuhl, mit scharfem Strahl schiesst<br />
die Milch aus dem Euter. Der Himmel ist<br />
ganz voll von dem frühen Glanz der Sonne.<br />
Schon weicht der nächtliche Tau der frühlingshaften<br />
Wärme. Plastisch stehen die<br />
Berge im Osten, mit scharfen, kantigen Umrissen,<br />
Wächter über dem sanft ruhenden,<br />
morgendlichen Land. An der Station unten<br />
schlägt die Glocke den nahen Zug an, der in<br />
ein paar Minuten die wenigen Leute aus dem<br />
Dorfe in die Stadt mitführt.<br />
bo.<br />
«Oh, ich gehe öfter mal, aber bloss auf Anstand,<br />
im Dunkel. Da sieht's keiner!»<br />
«Nanu, das erste was ich höre!»<br />
«Ja, viel laufen darf ich ja nicht. Aber da<br />
sass ich vor ein paar Tagen am gelben Berg,<br />
wo die Kiefern an die Wiese stossen, auf<br />
Anstand.»<br />
«Ach so, Sie wollen woll dem Nemitser<br />
den kapitalen Grenzbock wegschnappen, der<br />
da immer aus die Eilerbüsche austritt?»<br />
«Ganz recht! Haben Sie den auch schon<br />
bemerkt?»<br />
«Jott ja, so zufällig.»<br />
«Na ja, und weil er immer an der bestimmten<br />
Stelle austritt —»<br />
«Jetzt nicht mehr, er ist seit ein paar<br />
Tagen weg.»<br />
«So, na ja, sehen Sie! Da hab' ich in der<br />
Dunkelheit 'ne Ricke umgelegt.»<br />
«Was, und die schmeissen Sie ins Wasser?<br />
Uebrigens muss das 'ne mächtig grosse Ricke<br />
gewesen sind!»<br />
«Ja, sie war sehr feist. Kein Wunder, jetzt<br />
Ende September! Und dann hatte ich ein<br />
paar Steine 'rangebunden.»<br />
«Aber das kann doch mal passieren, dass<br />
zurück: Garage geschlossen! 0 schöner<br />
Ostertag! Schliesslich entschloss ich mich,<br />
wenn auch ungern genug, eine nahegelegene<br />
Villa abzuklopfen, dort sollten sie in der Garage<br />
einen eigenen Tank besitzen. Die Leute<br />
sassen, sich sonnend, im Garten. Kaum hatte<br />
ich meinen Wunsch vorgebracht, eilte ein<br />
junger Herr auf, suchte eifrig nach den Garageschlüsseln,<br />
geleitete mich dann zu den<br />
Tanks und suchte irgendwo eine passende<br />
Kanne und einen Trichter. Erst musste er<br />
mir im Sonntagsgewand helfen, ein schweres<br />
Oelfass wegzuschieben; alles tat er mit<br />
grösster Nettigkeit. Endlich, schon dufteten<br />
wir angenehm nach Benzin, hatten wir zehn<br />
Liter zusammengebracht, und ich konnte auf<br />
die Landstrasse zurück, den durstigen Wagen<br />
zu erquicken.<br />
Doch es war zu früh gelacht! Unser edler<br />
Renner musste sich eines Schlechteren besonnen<br />
haben und blieb trotz allem weiter<br />
stehen... Es schien noch irgendwo anders<br />
zu hapern. Wieder schwang sich der Junge<br />
aufs Rad, diesmal, um einen noch entfernteren<br />
Garagier aufzutreiben. Der freundliche<br />
Herr, der bald unsere Verlegenheit merkte,<br />
gab sich damit nicht zufrieden und telephonierte<br />
kurz entschlossen an zwei, drei Orte,<br />
bis er endlich einen bereiten Garagier fand,<br />
der uns abholen wollte. Erst nach langer Zeit<br />
kam dann der Medicus, und mit knappen<br />
Worten stellte er nach kurzer Untersuchung<br />
einen Bruch der Benzinleitung fest. Er nahm<br />
uns ins Schlepptau; wir aber schieden mit<br />
dankbaren Gefühlen von dem jungen Herrn,<br />
der wegen uns mindestens eine Stunde seiner<br />
feiertäglichen Ruhe im Kreise seiner Familie<br />
verloren hatte. Schon bald trug uns unser<br />
Wagen mit eigener Kraft wieder weiter,<br />
in den schönen Frühlingabend hinein, bo.<br />
man aus Versehen ne Ricke schiesst, die<br />
kann man doch aufessen. Das braucht ja kein<br />
Mensch zu wissen.»<br />
«Ist mir aber unangenehm. Wenn meine<br />
Leute das erfahren, spricht sich's rum.»<br />
«Da schlag doch Gott den Deibel tot!» rief<br />
Dvorak und klatschte sich erregt auf den<br />
Schenkel. «Hätten Sie mir doch ein Sterbenswörtchen<br />
davon gesagt. Ich hätte sie Ihnen<br />
ab—abge—abgekauft.»<br />
«Ich würde sie Ihnen geschenkt haben, vorausgesetzt,<br />
dass niemand was davon erfahren<br />
hätte —»<br />
«Wofür halten Sie mich denn, Herr Direktor?<br />
Und so was lässt sich doch fummeln!<br />
Vom Schädel oben das Gehörn schräge abgesägt<br />
und die Schürze mit Feuchtblatt breit<br />
weggeschnitten. Kleinigkeit! Das ist doch<br />
wirklich 'ne Verschwendung. Die hol' ich mir<br />
heut' bei Tag noch raus.»<br />
«Tun Sie das nicht,» sagte Georg und<br />
rauchte ein paar starke Züge. «Erstens finden<br />
Sie sie nicht und zweitens stank sie<br />
schon. Und sass ganz voller Maden, ich hatte<br />
sie ja nicht ausgenommen. Kommen Sie her,<br />
Dvorak,» fuhr er in munterem Ton fort und<br />
ist schon so:<br />
Ist doch der<br />
beste 1
14<br />
Der Tagesfilm<br />
Deberirdische Treue.<br />
Ein hindostanischer Roher Funktionär<br />
in Haiderabad, Khandhand Hiramandani,<br />
wurde vom Schlage gestreift und lag durch<br />
Tage hindurch in Agonie. Die Medizinmänner<br />
berieten in langstündigen Konsilien<br />
jede Möglichkeit, wie man den hohen<br />
Herrn am Leben erhalten könnte, doch jede<br />
Mühe blieb erfolglos. Als die letzten stärkenden<br />
Herzmittel den Patienten nur mehr<br />
kurze Zeit am Leben erhalten könnten, gingen<br />
die Aerzte schweren Herzens daran,<br />
Hiramandanis Frau von dem bevorstehenden<br />
Ableben ihres Gatten zu verständigen.<br />
Die Gattin, der es bis dahin verboten war,<br />
das Krankenzimmer zu betreten, stürzte<br />
fassungslos zu ihrem Mann hin und beschwor<br />
ihn, sie in den Tod mitzunehmen<br />
und erklärte ihm verzweifelt, wenn er dies<br />
nicht tue, werde sie sich an der Seite seines<br />
Leichnams töten. Ihre Bitten waren so<br />
eindringlich, dass der Gatte die Erlaubnis<br />
dazu gab, ihn auf seiner letzten Reise zu<br />
begleiten. Der Sterbende erteilte noch, so<br />
gut es ging und seine Kräfte es noch zuliessen,<br />
Aufträge in seinem und seiner<br />
Frau Namen und bestimmte, dass sein Vermögen<br />
unter den Armen des Landes zu<br />
verteilen sei, ferner, dass man alles zu<br />
einem doppelten Leichenbegängnis vorbereiten<br />
möge. Zufrieden und anscheinend<br />
glücklich hauchte er den letzten Atem aus.<br />
Während nun die Vorbereitungen einstweilen<br />
zu seinem Begräbnis in Angriff genommen<br />
wurden, nahm seine Gattin von<br />
griff nach der Flasche. «Auf einem Bein<br />
kann man nicht stehen.» Er goss die Gläser,<br />
yoll.<br />
.«Prosit!»<br />
«Das ärgert mich aber doch zu sehr! Prosit!»<br />
Dvorak kippte das Glas hinunter, räusperte<br />
sich und wischte mit dem Handrücken<br />
die beiden Seiten seines dicken Schnurrbartes.<br />
«Uebrigens werden sie da den Grund<br />
vom See doch wohl absuchen!»<br />
«Was? Wer wird —?»<br />
«Na, det Kriminal. Fall Nollet. Sie sind<br />
doch natürlich auch zum Mittwoch zum Verhör<br />
bei der Voruntersuchung geladen?»<br />
«Ich? Davon weiss ich nichts!»<br />
*Aber, Herr Direktor, Ihre Behauptung dem<br />
Gendarm- gegenüber, dass Sie die.beiden,<br />
Steinitz und Nollet, von Ihrem Balkon aus<br />
gesehen haben wollen, wie sie im Kahn übern<br />
See fuhren, hat doch den Verdacht erst auf<br />
Steinitz gelenkt.» Er schwieg einen Augenblick<br />
und sah Georg von unten an. «Nehmen<br />
Sie sich bloss in acht; Steinitz hat Freunde.<br />
Wenn, Ihr Hund man nich von einem vergift<br />
is, der hier ins Schloss wollte.»<br />
«Das wäre schon möglich.» sagte Georg.<br />
ihren Eltern Abschied für immer. Nach<br />
Hause zurückgekommen, liess sie ihre Lagerstätte<br />
an die Seite des Leichnams stellen<br />
und bereitete sich auf das Sterben vor.<br />
•Wenige Minuten später verfiel sie in einen<br />
Starrkrampf, und trotz aller Pflege, die<br />
man ihr angedeihen liess, war ihre Autosuggestion<br />
so stark, dass sie einige Stunden<br />
später ihrem Gatten in den Tod nachfolgte.<br />
Dieser rührende Beweis von überirdischer<br />
Treue und Gattenliebe verdient<br />
als Legende verbreitet zu werden.<br />
Ein < kalter Mann >.<br />
In New York hat sich ein junger Argentinier,<br />
der viel indianisches Blut hat, einer<br />
ärztlichen Kommission zur Untersuchung<br />
vorgestellt. Petro Natiz, so heisst der Südamerikaner,<br />
tritt als Fakir auf und vollbringt<br />
eine Leistung, die bisher einzigartig<br />
in der Welt dasteht. Er lässt sich nämlich<br />
in einem Zustand der Katalepsie, in den<br />
er sich angeblich versetzt, einfrieren und<br />
beharrt in dem Eisblock rund 24 Stunden,<br />
ohne Schaden zu nehmen.<br />
Natiz versichert, er habe von einem Indianer<br />
ein Rezept bekommen, wie man<br />
auch im kalten Wasser warmes Blut behalten<br />
könne. Diesen Impuls, am Leben zu<br />
bleiben, gebe er seinem Körper mit, wenn<br />
er ihn — verlasse. Wenn er in Katalepsie<br />
gehe, entweiche er nämlich aus der irdischen<br />
Hülle. Das könne man schon daraus<br />
ersehen, dass sein Herzschlag vollkommen<br />
aussetze.<br />
Die Aerzte; die höllisch achtgaben, ob ein<br />
Trick dabei sei, haben nichts feststellen<br />
können und mussten das Phänomen als<br />
echt bezeichnen. Natiz lag wirklich in dem<br />
Eisblock, vollkommen eingefroren, musste<br />
nachher ausgeschmolzen werden und war<br />
«Sie müssen doch die Vorladung gekriegt<br />
haben?»<br />
«Weiss ich wirklich nicht im Augenblick.<br />
Ich habe in den letzten Tagen soviel Post<br />
erhalten, ich habe sie noch gar nicht alle<br />
durchgesehen.»<br />
«Bei 'ner GericHtsvorladung wird doch<br />
aber die Zustellung bestätigt.»<br />
«Ja, ja, ich erinnere mich übrigens.»<br />
«Mich haben sie nämlich auch vorgeladen,<br />
ich möcht' bloss wissen, weshalb?»<br />
Georg entsann sich des Gesprächs mit dem<br />
Arzt «Man glaubt ja übrigens, dass Steinitz<br />
einen Komplicen gehabt hat.»<br />
«Ausgeschlossen! Das heisst, soviel ich davon<br />
gehört habe. Danach is Steinitz überhaupt<br />
nich schuldig.»<br />
«Na, darüber ist denn doch wohl kein<br />
Zweifell» warf Georg seine Angel aus.<br />
«Meinen Sie, Herr Direktor?» Dvorak sass<br />
in dem Klubsessel, den Georg ihm angeboten<br />
hatte. Seine langen Stiefel erfüllten die Luft<br />
mit einem durchdringenden Trangeruch, mit<br />
dem sich der feuchte Dunst seiner Flauschjoppe<br />
und jener «Armeleutegeruch» mischte,<br />
der von schmutziger, schweissgetränkter<br />
AUTOMOBIL-REVUE <strong>1933</strong> - N°42<br />
erst nach halbstündigen Bemühungen und<br />
Massagen und Verabreichung eines warmen<br />
Bades wieder ins Leben zu erwecken ..<br />
Unmittelbar nach diesem Bad tanzte der<br />
N°42 — <strong>1933</strong> AUTOMOBIL-REVUE 15<br />
Die folgende Betrachtung über das Wesen der<br />
Mode der bekannten franz. Schriftstellerin im<br />
« Prager Tagblatt» möchten wir unsern Leserinnen<br />
nicht vorenthalten.<br />
Sie ist veränderlich und bleibt sich ewig<br />
treu. Sie ist das Bild ihrer Zeit. Nur der Tor<br />
sagt: «Ach Gott, nur eine Mode... das geht<br />
vorbei!» Er weiss nicht, was er spricht. Modern<br />
sein, heisst, sich selbst bestätigen und<br />
seine Vergangenheit bejahen. Was wir von<br />
Kleopatra wissen und was man von uns wissen<br />
wird, ist nur Kleopatra, ist nur unsere<br />
Mode!<br />
Volles Lob jenen, die sich in ihrer Zeit behaupten<br />
wollen! Aber sie müssen mit den<br />
modernsten Hilfsmitteln arbeiten, sonst werden<br />
sie niemals ans Ziel kommen, sonst werden<br />
sei einsam bleiben.<br />
Was aber ist modern? Alles. Die Mode ist<br />
Herrin allüberall, nicht nur in den Schaufenstern<br />
der Putzmacherin. Sie ist das unsterbliche,<br />
alles vereinende Element, sie ist, was<br />
ans im Leben wundersam "und überirdisch<br />
dünkt.<br />
Auch die Rosen haben ihre Mode wie die<br />
Hüte. Die Rosen der Kaiserin Josephine<br />
•waren anders als die unsrigen. Die Rosen im<br />
Schlossgarten von Malmaison waren breit,<br />
flach. Unsere sind schlank, zugespitzt. Sehen<br />
sie sich doch, bitte, in den Treibhäusern um.<br />
Die Marcel-Proust-Orchideen sind bereits<br />
antiquiert. Die Orchidee, die ehemals, weil<br />
man es so liebte, zart violett schimmerte, ist<br />
heute weiss oder dunkelrot wie der Purpurmäntel<br />
der englischen Prinzen.<br />
Alles wird von der Mode beherrscht: die<br />
Bluftie wie der Kinderwagen. Welch ein Unterschied<br />
zwischen dem tiefgelagerten Wagen<br />
von heute und dem hohen, schwankenden aus<br />
meiner Kindheit! Trotzdem die Probleme des<br />
Babys, das darin ruht, fast genau dieselben<br />
sind wie die der Babys von Anno dazumal.<br />
Es gibt eine Mode für Bucheinbände und<br />
für das Leben, eine Mode für alle Produkte<br />
geistiger und manueller Arbeit.<br />
Was den, Faulen, Passiven erschüttert, ist,<br />
dass das Versäumte unwiderruflich versäumt<br />
ist. Manche Epochen haben frühere wieder<br />
auferstehen lassen wollen. Aber sie konnten<br />
immer wieder nur das Bild ihrer eigenen<br />
Epoche schaffen. Das ist ihr grösster Wert.<br />
Der Stil Louis XVI. ist vom echten pompeäanischen<br />
ebenso verschieden wie der goldbeknopfte<br />
Spazierstock der Maria Antoinette<br />
vom Stab des Pharaonen der siebzehnten<br />
Dynastie, dem er noch irgendwie ähnlich ist.<br />
Der Vertiigadin der Königin von Navarra<br />
Zur Abwechslung<br />
Concours Hipplque nach Solothurn<br />
ZÖ&HJ<br />
Was ist Mode ?<br />
Von Prinzessin Bibesco.<br />
gleicht den Paniers der Pompadour oder der<br />
Krinoline der Eugenie de Montijo ebensowenig<br />
wie eine Melone einer Ananas. Und doch<br />
hatten alle drei Frauen ein Gemeinsames: sie<br />
haben sich voll Koketterie mit einem schützenden<br />
Rundbau autour de l'amour umgeben.<br />
Die Fahrt geht weiter, aber niemals zurück.<br />
Die eine Mode muss sich an die vorhergehende<br />
reihen, sonst wird sie erfolglos bleiben.<br />
Sie darf weder völlig dieselbe, noch<br />
völlig eine andere sein. Ihre Eigenart überflügelt<br />
ihr Nachahmungsbedürfnis. Weshalb?<br />
Aus demselben Grund, aus dem, seit es Sonnen<br />
und Gesichter gibt, niemals ein Sonnenuntergang<br />
dem andern, niemals ein Gesicht<br />
dem andern haargenau geglichen hat.<br />
Die Liebe ist es, die die Mode geboren hat,<br />
die wählerische Liebe, die den: einen herausholt<br />
und über Leichen geht, um des einen<br />
•willen, die die eine Wahrheit verleugnet, um<br />
einer noch wahreren Wahrheit willen.<br />
Worum geht es denn immer wieder, jeden<br />
Frühling, jeden Herbs"t, jeden Sommer? Doch<br />
wohl weniger um die neueri Toiletten, als um<br />
das neue Bild, wie es sich uns im Spiegel<br />
zeigt, wie wir es den andern zeigen. Die<br />
Schaulust ist es, die die Mode bis in die<br />
letzten Einzelheiten schafft. Wie langweilig,<br />
eintönig ist das «schon Gesehene»! Aufregend,<br />
überraschend, begeisternd ist nur das<br />
neue Bild.<br />
«Besuchen Sie mich, ich kann Ihnen eine<br />
der angenehmsten Ueberraschungen bieten!»<br />
— sollte die Einladung sämtlicher Schneider-,<br />
Maler- und Bildhauerateliers lauten, sämtlicher<br />
Ausstellungen, literarischer und Blumensalons,<br />
sämtlicher Gesellschaften für<br />
Aesthetentum und Esprit. Die Maler stellen<br />
aus, was ihr Auge entzückt hatte. Dieses<br />
Dokument ihrer Befriedigung ist entscheidend<br />
für ihre Zeit Die Moden eines Zeitalters sind<br />
immer nur der Ausdruck seiner Schaulust,<br />
die sich überall geltend macht, denn es wäre<br />
sinnlos, die Macht der Mode in das Kapitel<br />
«Kleider und Hüte» einzwängen zu wollen.<br />
Es gibt eine Mode für Regenschirme und<br />
für Hunde. Was ist nur aus den Möpsen<br />
meiner Tante und den Pudeln der Freundinnen<br />
meiner Mutter geworden? Wo ihre Nachkommenschaft?<br />
Man sieht sie nirgends mehr.<br />
Ihre Stelle nehmen die russischen Windspiele,<br />
die Chinois und die Scotsterriers und andere<br />
ein, die auf der Bildfläche erschienen und erscheinen<br />
werden, lauter lebendige Variationen<br />
über das Thema: die Treue. Ein Ausspruch<br />
von Henri IV. fällt mir ein: «Keine Freundschaft<br />
ist so stark, dass sie nicht zerrissen<br />
gehen wir am nach'<br />
sten Sonntag, den<br />
21. Mai an den<br />
Autopark auf dem Platze<br />
werden könnte.» Alles verwandelt sich, von<br />
den Hunden angefangen bis zu den Zimmervögeln,<br />
die inzwischen japanische Fische geworden<br />
sind.<br />
Es ist das Schicksal der Mode, verlassen<br />
zu werden. Aber dann, nachdem sie einen<br />
Scheintod überwunden hat, wird sie entschädigt:<br />
sie wird zum Stil erhoben.<br />
Was verstehen wir denn unter Charakter<br />
einer Epoche? Es ist die Art, wie die Menschen<br />
dieser Epoche gesehen haben, im Gegensatz<br />
zu der Art des früheren Sehens. Tausenderlei<br />
Uebergangsstadien sind nötig.bis eine<br />
•Mode sich durchgesetzt hat. Denn — das Auge<br />
muss sich gewöhnen. Dieses anspruchsvolle<br />
menschliche Auge, das immer neuen Operationen<br />
unterzogen werden muss, um es genussfähig<br />
zu machen, und das immer wieder<br />
seine Anpassungsfähigkeit beweist, das Auge<br />
lässt sich erst dann für das Neue gewinnen,<br />
wenn es den Reiz des Geheimnisvollen durchgekostet<br />
hat. Und immer von neuem, seit<br />
Schaffung des menschlichen Abenteuerdaseins,<br />
wird eine neue Mode Blinde sehend<br />
machen. Das Hauptziel dieses behutsamen,<br />
sich immer wiederholenden operativen Eingriffs<br />
ist: Gewöhnung, die wiederum, wäre<br />
sie von Dauer, unsere Welt in einen öden<br />
Sumpf verwandeln würde.<br />
Das Argot der Pariser, diese köstliche Gaunersprache<br />
— köstlich fürwahr wie Sturm<br />
und Drang — das Argot kennzeichnet mit<br />
dem Wort: «Se rincer l'oeil» (wörtlich übersetzt:<br />
Augenspülung) kurz und bündig die<br />
zauberhafte Läuterung, die im Bewundern<br />
liegt, «Se rincer l'oeil», ist der fröhliche Ausdruck<br />
für einen religiösen Ritus, der, eine Art<br />
Taufe, trüben Augen die Sehkraft verleiht und<br />
sie mit der Hülle der Gewohnheit umgibt.<br />
Die Mode ist wunderbar. Im wahrsten Sinn<br />
des Wortes. Sie reinigt unsere Pupillen, macht<br />
uns scharfsichtig und sehenswert.<br />
Weshalb sie voll Ehrfurcht gepriesen sei,<br />
weshalb wir uns ganz in den Dienst ihrer<br />
grossen Aufgabe stellen wollen.<br />
Pariser Mode<br />
Die für die private Klientel bestimmten<br />
Pariser Modekollektionen bestätigen die<br />
allgemeine Annahme der verbreiterten<br />
Schulter in erstaunlich vielseitigen Interpretationen<br />
auch für die Sommermode.<br />
Spitze Aermelansätze bei Augusta Bernard,<br />
geschnürte Linien an der Achsel bei Lanvin,<br />
wattierte Schultern an Stoff Jäckchen<br />
und imposante, quer über die Achsel arrangierte<br />
Silberfüchse betonen die ungeschlachte<br />
Zugkraft dieses Themas, dem<br />
man schon das Sterbeglöckchen läutete. An<br />
den Rendezvousorten der fashionablen Gesellschaft<br />
fallen schicke Jerseymodelle<br />
durch ihren eigenartigen, an Orgelpfeifen<br />
erinnernden Schleifenputz am Aermel auf.<br />
Zu braunen Kleidern dieser Art kombiniert<br />
man gern beigefarbige Muschelknöpfe. Zu<br />
schwarzen Chanel-Kleidern mit weisser<br />
Schweizer Stickerei werden winzige Canotiers<br />
aus Organdi getragen. Heims dreiviertellange,<br />
lose hängende Paletos, Paquins<br />
fuchsverbrämte tongraue Jäckchen<br />
mit an den Schultern apart gezogenen<br />
Schinkenärmeln treten stark in den Vordergrund.<br />
Die Hutmode bildet momentan<br />
ein ziemlich unausgesprochenes Bild, da<br />
der klassische Fes in starren Linien so<br />
ziemlich passe ist; weichdrapierte Modelle<br />
und kleine Ganotiers mit eckigen Köpfen<br />
treten an deren Stelle. Zum schwarzen<br />
Theaterkleid wählt die Pariserin jetzt gern<br />
eine weisse Federntoque, dazu ein schwarzes<br />
Lackjäckchen oder weissen Hermelin.<br />
Kontrastierende Gürtel sind hochmodern:<br />
weiss auf schwarz zum Nachmittagskleid,<br />
hellrot oder grün für Sport und Trotteur.<br />
Als allerneuestes Material für Handtaschen<br />
zum Frühjahrskostüm registriert man<br />
auch Pergament in Naturfarbe.<br />
Tourismus<br />
Frühlingsfahrten in den<br />
Tessin<br />
Eine Frühlingsfahrt in den Tessin gehört zu den<br />
eindrucksvollsten Tourenerlebnissen eines jeden<br />
Automobilisten. Die Landschaft mit ihrer frühlingsbunten<br />
Farbenpracht unter blauem Himmel und<br />
südlich-milder Sonne vermittelt jedem unvergessliche<br />
Eindrücke. Im malerischen Brunnen, am Beginn<br />
der Axenstrasse, vereinigen sich die grossen<br />
Zufahrtsrouten nach dem Süden von Zürich und<br />
Basel-Luzern. Auf der berühmten Axenstrasse fährt<br />
man zum Südende des Vierwaldstättersees und dann<br />
über Altdorf in enger werdendem Tale nach Erstfeld,<br />
wo die Bergstrecke der Gotthardbahn beginnt,<br />
und um den Felshügel mit den Ruinen der Burg<br />
Zwing-Uri nach Amsteg.<br />
Gleich hinter Amsteg mündet links das Maderanertal<br />
ein; die Strasse führt weiter über die<br />
Inschireuss in andauernder Steigung durch herrlichen<br />
Tannenwald und die romantische, schluchtenreiche<br />
Reusslandschaft nach Gurtnellen und über<br />
die Pfaffensprungbrücke und Wassen mit seinem<br />
malerischen Kirchlein nach Göschenen, wo der Tunnel<br />
der Gotthardbahn beginnt.<br />
Die Fährbarkeit der Gotthardstrasse ist durch<br />
an der Strasse aufgestellte Anschlagtafeln bekanntgegeben.<br />
Infolge der erneuten, hohen Schneefälle<br />
ist die Götthardstrasse zur Zeit nur mit Schneeketten<br />
befahrbar, nachdem sie am 6. Mai schon<br />
für den Automobilverkehr geöffnet wurde und<br />
einige Tage ohne Ketten fahrbar war. Für genaue<br />
Auskünfte über die Transportbedingungen<br />
durch den Gotthardtunnel wendet man sich am<br />
besten an die Sektionesekretariate der Automobil-<br />
Clubs oder den Bahnhofvorstand in Göschenen.<br />
Von Airolo durch die obere Leventina am kleinen<br />
malerischen Rodi-Fiesso vorbei, durch die prächtige<br />
Schlucht des Dazio-Grande hinunter, nach Faido.<br />
Hier beginnt leise und schüchtern die südliche<br />
Landschaft, die im Frühling wundervolle Bilder<br />
bietet. Im weitern Verlauf zieht sich die Strasse<br />
immer an der Talsohle des Tessins entlang abwärts<br />
nach Biasca, mit schönem Blick rechts und links<br />
auf die zerstreut an den Berghängen liegenden<br />
Tessiner Dörfer.<br />
Die Tessiner Kur- und Fremdenorte wie Lugano,<br />
Locarno, Ascona, Brissago,<br />
•Die Zufahrtsstrassen aus der ganzen Schweiz sind erslohtlich in O. R, Wagners<br />
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II. «itettler-Oberli
16 AUTOMOBIL-REVUE <strong>1933</strong> - N° 42<br />
N o v a g g i o, Melide, Morcote, Cademario geniessen<br />
Weltruf und bedürfen keiner weitem Empfehlung<br />
mehr. Von allen diesen Orten lassen sich<br />
grössere und kleinere reizvolle Autotouren unternehmen.<br />
Hält man sich z. B. in Locarno auf, so versäume<br />
man nicht die überaus lohnende Fahrt das<br />
Verzascatal hinauf oder ins Maggiatal, eines der<br />
wildesten und romantischsten Tälern im Tessin, ferner<br />
ins Onsernonetal, das eine kunstvoll ausgebaute<br />
Strasse besitzt, oder ins beliebte Gentovalli. Sehr<br />
zu empfehlen ist auch eine Fahrt dem Ufer des<br />
Lago Maggiore entlang nach Brissago und von<br />
hier auf der italienischen Uferstrasse über Canobbio,<br />
Intra, Pallanza, Gravellona, Stresa zu den herrlichen<br />
Borromäischen Inseln, die im Frühling ein<br />
sehr begehrtes 'Ausflugsziel sind.<br />
Von Lugano aus unterlasse man nicht die<br />
genussreiche Fahrt über Gastagnola auf den Monte<br />
Bre und den kleinen Abstecher auf der Uferstrasse<br />
des Luganersees von Castagnola nach Gandria. Das<br />
malerische Tesserete liegt ebenfalls nur 9 km von<br />
Lugano nordwärts; von hier sei die lohnende Rückfahrt<br />
über Sala und das Dörfchen Ponte Capriasca<br />
empfohlen, dessen Kirche eine sehenswerte, alte und<br />
wenig veränderte Kopie nach Leonardo da Vinci's<br />
Abendmahl enthält. Sehr schön ist auch eine Rundfahrt<br />
von Lugano aus über Agno und Bosco nach<br />
Cademario und von hier über Breno, Novaggio,<br />
Ponte Tresa und Agno zurück nach Lugano. Be-<br />
Touren -Sprechsaal<br />
Touren-Antworten<br />
T. A. 907. Balkanfahrt. Ihre 10 Fragen betreffs<br />
einer Reise in den Balkan kann ich Ihnen im Folgenden<br />
aus eigener Erfahrung genau beantworten:<br />
1. Ein Visum benötigen Sie für Ungarn, Rumänien,<br />
Bulgarien, Griechenland und Albanien.<br />
2.13. Das Grenzpassierscheinheft ist auch für<br />
Bulgarien gültig, so dass Sie vom T. C. S. kein spezielles<br />
Triptyk für Bulgarien brauchen.<br />
4. Für Albanien gilt folgendes: Ausländische<br />
Kraftfahrer, die beabsichtigen, mit ihrem Motorfahrzeug<br />
nach Albanien einzureisen, müssen mehrere<br />
Wochen vor ihrer Abreise auf dem Wege ihres<br />
fuhrenden Automobil-Clubs ein Ansuchen um Einreisebewilligung<br />
an das albanische Ministerium des<br />
Aeussern richten, in dem alle für die Ausstellung<br />
eines Garnets oder Triptyks erforderlichen Angaben<br />
über den Wagen enthalten sein müssen. Die albanischen<br />
Zollämter werden daraufhin sofort hiervon<br />
verständigt. Die Ermächtigung zur Ausstellung albanischer<br />
Triptyks erfolgt sodann an den betreffenden<br />
Automobil-Club. Mit dem albanischen Triptyk,<br />
das ein Jahr gilt, können sechs Ein- und sechs<br />
Austritte vorgenommen werden. Internationaler<br />
Führerschein und internationaler Zulassungsschein<br />
sind nicht erforderlich. Im Pass brauchen Sie,<br />
wie erwähnt, ein Visum. Strossen bestehen nur m<br />
unmittelbarer Nähe der frösseren Städte. Die Verkehrswege<br />
sind sehr primitiv, ohne Unterbau und<br />
ohne Brücken (nur Fähren und Furten).<br />
5. Die albanisch« Geldeinheit ist der Goldfranken.<br />
1 Goldfranken sind = 5 albanische Leka = 5<br />
französische Franken. Ein 20-Frankenachein (Goldfranken)<br />
= 100 Leka = 100 französische Franken.<br />
Ob Sie italienisches, schweizerisches oder französisches<br />
Geld mitführen, spielt keine Rolle. Lire 10.30 Uhr morgens von Piräus nach Brindisi, wo<br />
werden Ihnen auf jeder albanischen Bank eingewechselt.<br />
In Nickel existieren 1 Leka, % und V*<br />
sie am Samstag um 12 Uhr mittags eintrifft.<br />
Linie II fährt ab April ebenfalls zweimal monatlich,<br />
Leka (1 Leka = 20 Rappen).<br />
je Dienstags, um 12 Uhr mittags von Piräus ab,<br />
ist am Mittwoch 7 Uhr morgens in Korfu, ab Korfu<br />
6. Diese Frage wird beantwortet durch die Antwort<br />
4. (Frage: Wäre es möglich, hier die nötigen Der Fahrplan dieser letzteren Route dürfte sich für<br />
9 Uhr und in Brindisi an am Mittwoch um 20 Uhr.<br />
Papiere zu erhalten, um die albanische Grenze ungehindert<br />
passieren zu können?).<br />
zelheiten ebenfalls bei der obigen Schiffahrtsgesell-<br />
<strong>1933</strong> eventuell etwas geändert haben. (Nähere Ein-<br />
7. Die Schiffe der Compagnia Adriatica di Navigazione<br />
(Generaldirektion in Venedig) fahren wöschaft.)<br />
R. B. in B.<br />
chentlich einmal, je Donnerstags, um 10 Uhr von<br />
Valona nach Brindisi, wo sie um 16 Uhr ankommen.<br />
Die Abfahrt von Durazzo erfolgt — falls Sie<br />
eventuell von dort aus fahren wollen — ebenfalls je<br />
Donnerstags, um 1 Uhr morgens, Ankunft in Valona,<br />
wie oben erwähnt, um 10 Uhr.<br />
8. Passagierpreise Valona - Brindisi:<br />
Lire 96.— I. Klasse; Lire 64.— II. Klasse; Durazzo<br />
- Valona - Brindisi: Lire 141.—><br />
I. Klasse; Lire 94.— II. Klasse.<br />
0. Passaperpreis Piräus - Brindisi: Lire<br />
450.— I- Klasse; Lire 300.— II. Klasse.<br />
Den Tarif für den Automobilverlad erfahren Sie<br />
am besten bei der Generaldirektion der Compagnia<br />
Adriatica di Navigazione in Venedig, die Ihnen ^<br />
hierüber auch gerne schriftlich Auskunft geben<br />
wird.<br />
10. Von den Schiffen obiger Schiffahrtsgesellschaft<br />
fährt Linie I alle 14 Tage am Freitag um<br />
Touren-Fragen<br />
T. F. 908. Frauenfeld-Dunkerque. Ich bitte um<br />
Bekanntgabe eines vorteilhaften Itinerars von<br />
Frauenfeld nach Dunkerque, wenn möglich mit Kilometerangaben<br />
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Do. abends 18. Mai Don Carlos, Volksvorstellung.<br />
Fr. abends 19. Mai Die Dubarry (A-Ab. 18).<br />
Sa. abends 20. Mai Rienzi.<br />
So. nachm. 21. Mai Das Dreimäderlhaus.<br />
SO. abends 21. Mai Mädi, Operette von R. Scholz.<br />
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tag nachm. 8tt Uhr.<br />
DL abends 16. Mai Für geleistete Dienste.<br />
Mi. abends 17. Mai Für geleistete Dienste.<br />
DO. abends 18.Mai Premiere: Gastspiel Harald<br />
Paulsen: Wollen Sie nicht<br />
meine Freundin werden?<br />
Fr. abends 19. Mai Wollen Sie nicht meine Freundin<br />
werden?<br />
Sa. abends 20. Mai Wollen Sie nicht meine Freundin<br />
werden? '<br />
So. nachm. 21. Mai 1 Gastspiel Alexander Moissi:<br />
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N° 42 - <strong>1933</strong> AUTOMOBIL-REVUE 11<br />
14. Februar <strong>1933</strong> dfchin zu ergänzen, dass von Fall<br />
zu Fall Fahrzeuge mit einem Radstand bis zu zirka<br />
3,1 m und einer Traglast (Ballast oder Nutzlast) bis<br />
Die Auslegung des Automobilgesetzes. Das zu 2000 kg als Traktoren zugelassen werden können,<br />
sofern im übrigen das im erwähnten Kreisschreiben<br />
schweizerische Justiz- und Polizeidepartement<br />
hat in einem "weitern Kreisschreiben die Uebersetzun^en müssen so gebaut sein, dass ein<br />
dargestellte Hauptkriterium des Traktorp vorliegt:<br />
seine Auffassung über die Auslegung verschiedener<br />
Bestimmungen der Vollziehungs-<br />
ermöglicht wird, der im Maximum 6 km/St, bei vol-<br />
langsames Anziehen, insbesondere im ersten Gang,<br />
verordn-ung zum Bundesgesetz über den Motorfahrzeug-<br />
und Fahrradverkehr bekannt-<br />
Art. 66. — Um seinen Zweck erreichen zu könler<br />
Tourenzahl des Motors machen soll.<br />
nen, muss das in Art. 66 vorgesehene Warnungsschild<br />
auf der dem begegnenden Fahrzeug zugegegeben.<br />
Es handelt sich um folgende Artikel<br />
:<br />
kehrten Seite, also auf der linken Seite des Zugwagens,<br />
gut sichtbar und ohne die Sicht des Füh-<br />
Art. 3, lit. e. — Begriff des Traktors. — In unserem<br />
Kreisschreiben Nr. V. 11/13 a/16. PL, vom rers zu beschränken, angebracht sein, Das Bild des<br />
14. Februar <strong>1933</strong>, haben wir bei der Auslegung von Schilds entspricht demjenigen des Signals Nr. 22<br />
Art. 3, lit. e, u. a. folgendes festgestellt: « Was den (Vorsichtssignal) der bundesrätlichen Verordnung<br />
verhältnismässig kleinen Tragraum anbelangt, den vom 17. Oktober 1932 über die Strassensignalisation.<br />
Die Ausmasse des Schilds müssen so sein,<br />
der Traktor besitzen darf, so hat die nähere fachmännische<br />
Prüfung ergeben, dass unter einem solchen<br />
ca. 1,5 m 2 Bodenfläche zu verstehen ist, wobei Sicherheit des Strassenverkehrs gefährlich<br />
dass es weder Jen Führer behindert noch für die<br />
werden<br />
die Nutzlast höchstens 600 kg betragen soll. Endlich<br />
wurde festgestellt, dass bei einem eigentlichen<br />
Traktor die Achsdistanz jedenfalls weniger als 2,5 rn<br />
beträgt. » In der Folge hat sich ergeben, dass die<br />
Experten auf die Grosstraktoren, die z. B. von einer<br />
schweizerischen Fabrik gebaut werden und seit<br />
mehreren Jahren auch in unserem Lande einen gewissen<br />
Absatz finden, nicht genügend Rücksicht genommen<br />
haben. Diese Grosstraktoren haben einen<br />
Radstand bis zu 3,1 m und müssen zur Erhöhung<br />
der nötigen Adhäsion mit einer Belastung des Tragraums<br />
bis zu 2000 kg (Ballast oder Nutzlast) zugelassen<br />
werden können. Demgemäss sehen wir uns<br />
veranlasst, unsere Auslegung im Kreisschreiben vom<br />
Autosektion Aargau<br />
Generalversammlung. Der geschäftliche Teil der<br />
auf vergangenen Samstag nach Brugg einberufenen<br />
Generalversammlung wies keine besonderen Traktanden<br />
auf.. So musste der Vorsitzende bei seiner.<br />
Begrüssung einmal mehr feststellen, dass Generalversammlungen<br />
bei den Mitgliedern nicht gerade<br />
hoch im Kurs stehen. Trotz dieser mangelnden<br />
Zugkraft hatte sich aber eine ansehnliche Zahl von<br />
Mitgliedern den Weg nach Brugg nicht verdriessen<br />
lassen.^ Das vom Aktuar vorgelegte Protokoll<br />
der letzten Versammlungen wurde diskussionslos<br />
genehmigt Ergänzend berichtete Dr. Rohrer über<br />
das Ergebnis des von ihm angeregten und letztes<br />
Jahr erstmals durchgeführton Mitgliederwettbewerbes.<br />
Wenn auch diese Aktion noch keinen ausserordentlichen<br />
Zuwachs zur Folge hatte, so haben<br />
doch einzelne eine überraschend rege nn,d positive<br />
Werbetätigkeit zu verzeichnen: So brachten J. Leupi<br />
42, Dr. Rohrer 34 und F. Zumkeller 12 neue Mitglieder.<br />
Die beiden Erstgenannten erhalten als<br />
Dank für ihren Werbefeldzug eine schöne Zinnkanne.<br />
Der Berichterstatter unterstrich neuerdings<br />
die Notwendigkeit einer Aenderung in der Organisation<br />
des Gesamt-Clubs, wodurch es endlich unmöglich<br />
gemacht werden sollte, dass Automobilisten<br />
zwar Mitglieder des T. G. S. sein können, ohne aber<br />
einer kantonalen Sektion angehören zu müssen.<br />
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könnte. Die Konferenz der Chefs der kantonalen<br />
Äutomobilämter hat eine Grosse von 25X25 cm<br />
empfohlen.<br />
Art. 81. — Es ist in der letzten Zeit vorgekommen,<br />
dass .auf Freiheitsstrafe oder Geldbusse von<br />
mindestens 50 Fr. lautende Strafurteile, die gestützt<br />
auf die Strafbestimmungen des Automobilgesetzes<br />
und der Vollziehungsverordnung gefällt werden, der<br />
Bundesanwaltschaft gemeldet worden sind. Wir<br />
wären Ihnen verbunden, wenn Sie veranlassen wollten,'dass<br />
solche'Urteile gemäss Art .81, Abs. 1, der<br />
Vollziehungsverordnung immer dem Schweizerischen<br />
Zentralpolizeibureau direkt und nicht der Bundesanwaltschaft<br />
gemeldet werden.<br />
T. C. S.<br />
Auch der im Jahresheft bereite veröffentlichte<br />
Tätirk ei tsberich t des Präsidenten wurde<br />
stillschweigend genehmigt Die Jahresrechnung<br />
erbrachte bei einem Umsatz von über 60,Ö00 :<br />
Franken einen recht ansehnlichen Rechnungsvorschlag,<br />
wodurch das Sektionsvermögen neuerdings<br />
einen willkommenen Zuwachs erfährt. Angesichts<br />
dieses sehr zufriedenstellenden Ergebnisses und entsprechend<br />
dem Antrag der Revisoren, wurde dem<br />
Kassier seine beträchtliche Arbeit gebührend verdankt<br />
und den verantwortlichen Instanzen Deoharge<br />
erteilt. • •<br />
Das Sportprogramm ist im grossen ganzen<br />
nach dem im Jahresheft publizierten Vorschlag<br />
genehmigt .woidenX Bei der Entscheidung<br />
zwischen einer mehrtägigen Ausfahrt .nach München'und<br />
einer Reise'nach dem Tessin, vereinigte<br />
letzter Vorschlag einige Stimmen mehr auf sich.<br />
Es zeigten sich aber soviel Interesse für die Mün*<br />
chenerreise, dass im Prinzip'beschlossen wurde,<br />
diese ebenfalle durchzuführen.. Ein Vorschlag,<br />
das Jahresfest in Bfden 'abzuhalten, fand nicht<br />
die notwendige Unterstützung' und so >wiTd, der,<br />
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Anlass wiederum in A&rau stattfinden. Die" genauen<br />
Daten für die einzelnen Veranstaltungen<br />
werden von der Sportkommission •demnächst poch<br />
festgelegt. Als erster Club anläse folgt diejsen'Samefäg,<br />
den 'SOT'Mai, eine*Ausfäh'rt nach ITübendorf<br />
mit Besichtigung der dortigen Zigarettenfabrik<br />
und des Flugplatzes.<br />
Der Vorstand schlägt die Schaffung einer für<br />
die Mitglieder kostenlosen Rechtsberatung<br />
vor, die mit groeser Mehrheit beschlossen wird.<br />
Der Rechtsdienst, den Herr Fürsprecher H. Lehner<br />
übernimmt, stellt einen weiteren, den Mitgliedern<br />
gebotenen Vorteil dar, von dem sicherlich<br />
manche gerne Gebrauch machen werden.<br />
Die Wahlen lassen sich in Kürze und Minne<br />
erledigen, indem sich der gesamte Vorstand mit<br />
Ausnahme von zwei Herren für eine Wiederwahl<br />
zur Verfügung stellt. Als Ersatz für die beiden<br />
amtsmüden Mitglieder, F. Müller und A. Berner,<br />
werden die Herren G. Keller, Baden und Hurt in<br />
Mumpf (als Vertreter des Fricktales) in den Vorstand<br />
berufen. Die beiden bisherigen Rechnungsrevisoren<br />
werden ebenfalls in ihrem Amte bestätigt<br />
Eine ebenso ehrenvolle Wiederwahl wie<br />
der Vorstand, erfährt auch der verdiente Präsident,<br />
H. Lehner. Der Sektionsbeitrag wird unverändert<br />
auch für das folgende Jahr auf Fr. 13.—<br />
belassen, da die sicher zweckmässige Absicht besteht,<br />
dem Club zuerst einen soliden finanziellen<br />
Rückhalt zu schaffen, bevor an einen Abbau der<br />
Beiträge herangetreten wird.<br />
In der noch folgenden Umfrage erhält der<br />
Vorsitzende den Auftrag, in Genf nochmals vorstellig<br />
zu werden, damit die Einzelmitglieder den kantonalen<br />
Sektionen angeschlossen werden müssen.<br />
Im weiteren wird aus Mitgliederkreisen energisch<br />
gegen die Einreisegebühren Stellung genommen,<br />
welche Frankreich immer noch von schweizerischen<br />
Automobilisten erhebt.<br />
Damit war der geschäftliche Teil erledigt, der<br />
dank guter Vorbereitung und sicherer Leitung<br />
durch den Präsidenten, der im gegebenen Augenblick<br />
mit einem Schuss Humor dje Beratungen<br />
immer. wieder zu würzen verstand, innert nützlicher<br />
Frist verabschiedet werden konnte. Mittlerweile<br />
hatte sich ein munterer Damenflor eingefunden,<br />
der sich unbekümmert um die trockenen Traktanden<br />
der Versammlung mit allerlei Kurzweil und<br />
Humor die Wartezeit gut zu vertreiben verstand.<br />
Bald setzte xege Unterhaltung und froher Tanzbetrieb<br />
ein. Zum obligaten Schlummerbecher vereinigte<br />
sich eine stattliche Runde, die mit fröhlichem<br />
Gesang und bei kräftigem Durst das neue Vereinsjahr<br />
vielverbeissend einleitete. b.<br />
AUTOSEKTION ZÜRICH. Ballonfuchsjafld. Die<br />
Ballonfuchsjagd musste des schlechten Wetters<br />
wegen nochmals verschoben werden. Sie ist nun<br />
auf Sonntag, den 21. Mai, angesetzt worden. Die<br />
Programmzeiten bleiben unverändert bestehen, go.<br />
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dasselbe per Post am 1. Juli <strong>1933</strong> mit den<br />
Anmeldebogen-Talon für die Ausfahrt am 2. Juli.<br />
Wir bitten um Notiznahme des Inhalts. Mit kameradschaftlichem<br />
Gruss: Der Vorstand.<br />
N. B. Neue Adresse des Stellenvermittlers: G.<br />
Frey, Wolfbachstrasse 2, Zürich 7.<br />
(Bericht über die letzte<br />
folgt in Nr. 43. Red.)<br />
Industrie «and<br />
Monatsversammlung<br />
Hohe sportliche Leistung auf Adler Trumpf. Zu<br />
der 8. Brandenburgischen Dauerprüfungsfahrt startete<br />
am 1. April ein stattliches Feld von 86 Fahrzeugen.<br />
Die Prüfungsstrecke, von der Fahrleitung<br />
bewusjt schwierig ausgesucht, hatte eine Länge von<br />
530km. Sie führte über aufgeweichte, glitschige Lehmwege,<br />
durch Schlamm und Sand, über versumpfte<br />
Waldstrecken, durch Kiesgruben und zu guter<br />
Letzt durch ein Staubecken mit einer Wasserhöhe<br />
von 60 cm. Von den 86 Teilnehmern kamen nur<br />
54 ane Ziel, 40 davon konnten nur bewertet werden.<br />
Die beste Wertung von allen Fahrzeugen erreichte<br />
P. v. Guilleaume auf Adler Trumpf, der<br />
trotz widrigster Umstände nur 10 Stunden 58 Min.<br />
gebraucht hatte und damit einen Stundendurchschnitt<br />
von 48 km fuhr. Er errang gleichzeitig<br />
den ersten Preis für Wagen über 1100 ccm. DJe<br />
sportliche Leistung von v. Guilleaume muss umso<br />
höher eingeschätzt werden, als der grösste Teil der<br />
Fahrt bei Nacht in strömendem Regen und zeitweisem<br />
Hagel und in schlecht markiertem Gelände<br />
vor sich ging. Die Vorzüge der Schwingachse, des<br />
Vorderradantriebes und die schon volkstümliche<br />
behende Schnelligkeit des Wagens, kamen dem<br />
Fahrer in dem unwegsamen Gelände besonders zu<br />
statten.<br />
Im Anschluss an diesen Sieg hat Herr v. Guilleaume<br />
mit dem Adler Trumpf einen neuen Rekord<br />
aufgestellt Die Strecke Berlin-Frankfurt a. M.,<br />
mit zirka 520 km, durchfuhr er laut Bescheinigung<br />
des Automobilclubs von Deutschland und des<br />
Frankfurter Automobilclubs in 6 Stunden, 50 Min.<br />
und erreichte damit einen Durchschnittt von über<br />
76 km-Std., eine Leistung, die kaum .jnit einem<br />
Wagen derselben Stärkeklasse bis jetzt erreicht<br />
worden seih dürfte.<br />
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