E_1933_Zeitung_Nr.048
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Ausgabe: Deutsche Schweiz<br />
BERN, Dienstag, 6. Juni <strong>1933</strong><br />
Nummer 20 Cts.<br />
29. Jahrgang - N" 48<br />
ERSTE SCHWEIZERISCHE AUTOMOBIL-ZEITUNG<br />
Zentralblatt für die schweizerischen Automobil- und Verkehrsinteressen<br />
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Der Alt-Wagen als wirtschaftliches Problem<br />
Mit einem wohlüberlegten und herzhaften<br />
Entschluss hat die neue deutsche Regierung<br />
vor einigen Wochen die Automobilindustrie<br />
des Landes aus dem Zustande der drohenden<br />
Erstarrung gelöst und Tausende von<br />
hochqualifizierten Arbeitern wieder Brot gegeben,<br />
indem sämtliche neuen Personenautomobile<br />
von jeder Steuer beireit werden. Der<br />
Erfolg war durchschlagend : Trotz der<br />
schlechten Wirtschaftslage konnten die Fabriken<br />
umfangreiche Neubestellungen buchen.<br />
Und nunmehr folgt die zweite Verordnung in<br />
der gleichen Linie: Auch für die gebrauchten<br />
Kraftwagen, deren Wert und Verkäuflichkeit<br />
natürlich gegenüber den steuerfreien neuen<br />
Wagen stark gedrückt worden war, wird die<br />
Möglichkeit geschaffen, dass sie sich von der<br />
künftigen Steuerpflicht freikaufen können.<br />
Je nach dem Zeitpunkte ihrer ersten Zulassung<br />
brauchen sie nur das zweieinhalb-oder<br />
dreifache einer Jahressteuer (in zwei Raten)<br />
zu zahlen, und sie sind für die ganze Dauer<br />
ihrer Dienstfähigkeit von der Verkehrssteuer<br />
befreit.<br />
Wenn sich eine staatliche Behörde ent-<br />
Schliesst, von sich aus auf Einnahmen zu verzichten,<br />
so muss —das dürfte wohl unbestritten<br />
sein — schon ein schwerer, nicht mehr<br />
übersehbarer Notstand vorhanden gewesen<br />
sein. Der Bruch mit der üblichen Behördenauffassung,<br />
dass das Motorfahrzeug und sein<br />
Besitzer eine dankbare und wehrlose Quelle<br />
für Luxussteuern sei, bedeutet einen so grossen<br />
Fortschritt, dass man die deutschen Wagenbesitzer<br />
beneiden könnte. Allerdings ist<br />
die Zahlung des Lösegeldes für den Grossteil<br />
der deutschen Altwagenbesitzer heute<br />
noch eine Last, dass die Verordnung kaum<br />
ganz die erwartete Wirkung haben wird.<br />
Bleibt damit aber der Markt der gebrauchten<br />
Wagen sogar in Deutschland ein ernstes<br />
wirtschaftliches Problem, so auch in<br />
Ländern wie die Schweiz, wo die allgemeine<br />
Wirtschaftskrise die Kaufkraft der bisherigen<br />
Automobilistenschicht heruntergedrückt<br />
hat.<br />
Die Entwicklung des Automobilmarktes in<br />
•der Krise hat ja weitgehend bewiesen, dass<br />
die übliche Besteuerungsmethode (neben den<br />
sonstigen starren Belastungen) absatz- und<br />
betriebsfeindlich ist. Der wesentliche Denkfehler<br />
in dem gültigen Steuersystem liegt ja<br />
F E U I L L E T O N<br />
Rufe aus dem Dunkel.<br />
Roman von Karl Strecker.<br />
(19. Portsetzung)<br />
Wermstedt schüttelte den Kopf. «Der Bolschewismus<br />
wird auf dem Mutterboden unserer<br />
Kultur niemals dauernde Wurzeln<br />
schlagen. Aber mein Ideal wäre wohl der<br />
neue Brudermensch —»<br />
Georg zuckte zusammen und sprang auf.<br />
Brudermensch! Wie seltsam ihn das Wort<br />
traf. Und dieser junge Mann meinte das<br />
Wort Bruder nicht einmal im wirklichen<br />
Sinne. «Bin ich gerichtet?» fragte sich Georg.<br />
«Ist jener da wirklich ,der bessere Mann',<br />
wie man drüben sagt? Das wollen wir doch<br />
sehen.» Eine Weile ging er schweigend auf<br />
und ab, dann blieb er stehen und nahm sein<br />
Glas. «Auf Ihre Ideale!» sagte er freundlich.<br />
«Nun aber mal eine ganz andere Frage, Herr<br />
Wermstedt. Sie lieben Fräulein Anni. Lieben<br />
Sie sie so, dass Sie für sie sterben<br />
könnten?»<br />
Wermstedt sah ihn mit grossen Augen an.<br />
«Was soll das? Daran habe ich noch nie<br />
gedacht.»<br />
«Schön! Nun wollen wir mal annehmen —<br />
es ist nur eine Hypothese, beachten Sie das<br />
wohl! — Der Teufel, der ja auch einen Grösseren,<br />
als wir beide sind, einmal auf einen<br />
Aussichtspunkt geführt haben soll, käme zu<br />
Ihnen und sagte: »Sehen Sie, Herr Ingenieur,<br />
darin, dass die Besteuerung nach der Zahl<br />
der Brems-PS (d. h. nach dem Hubraum)<br />
sich als Besitzsteuer auswirkt, anstatt eine<br />
Verbrauchs- und Betriebssteuer zu sein. Die<br />
Folge ist, dass die Last dieser unveränderlichen<br />
Steuer einen wachsenden Anteil im<br />
Unkosten-Etat des in seinen Einnahfnen beschränkten<br />
Wagenbesitzers ausmacht. Und<br />
die zweite Folge, die man ohne weiteres in<br />
den Kaufangeboten im Inseratenteil der Blätter,<br />
aber auch in den Lagerräumen der Händler<br />
feststellen kann, ist, dass immer mehr<br />
Wagen stillgelegt werden und dass schliesslich<br />
selbst Schleuderangebote den grossen,<br />
aber auch schon den mittleren Wagen Gebrauchtwagen<br />
nicht davor bewahren können,<br />
«arbeitslos» zu werden. Ausserdem ist es in<br />
der Praxis so, dass neue. Wagen nur dann zu<br />
verkauefn sind, wenn ein gebrauchter Wagen<br />
zu einem verhältnismässig hohen Preise<br />
in Zahlung genommen wird und dass der<br />
Händler dann oft monatelang darauf sitzen<br />
bleibt, um ihn schliesslich mit Verlust abzustossen.<br />
Grundsätzlich kann man sagen, dass jeder<br />
gebrauchte Wagen, wenn er zum Verkauf<br />
angeboten wird, in der Regel den Absatz<br />
eines neuen Wagens verhindert oder<br />
mindestens seinen Preis drückt. Leider liegen-<br />
zuverlässige Statistiken über die Anzahl<br />
der stillgelegten und der noch nicht abgemeldeten,<br />
aber aus dem Betrieb genommenen<br />
und zum Verkauf stehenden Wagen nicht<br />
vor. Man wird aber wohl nicht zu hoch greifen,<br />
wenn man etwa 10% der in der Schweiz<br />
befindlichen Personenwagen, also rund 7.000,<br />
zu dieser Gruppe rechnet. Legt man jedem<br />
dieser Fahrzeuge eine Leistung von durchschnittlich<br />
30 PS und einen heutigen Marktwert<br />
von durchschnittlich 2000 Franken zu-<br />
hier habe ich einen Säckel mit baren zweihundertfünfzigtausend<br />
Mark. Würden Sie dafür<br />
wohl auf Ihre Liebe verzichten unter der<br />
Bedingung, dass die junge Dame, mit der Sie<br />
ja übrigens noch gar nicht verlobt sind, sicher<br />
in gute Hände käme?'»<br />
Wermstedt holte mit Mühe Atem, seine<br />
Augen blitzten. «Das ist eine ganz infame<br />
Frage!» stiess er heraus. «Was denken Sie<br />
sich, Herr!» schrie er auf einmal und sprang<br />
auf, als wollte er Georg an der Kehle packen.<br />
«Sachte! Sachte!» sagte der mit einer so<br />
überlegenen und ruhigen Handbewegung,<br />
dass Wermstedt sich unwillkürlich wieder<br />
setzte. «Es ist ja nur eine Hypothese, eine<br />
Frage, die mich rein psychologisch interessiert.»<br />
Wermstedt nahm sein volles Glas und<br />
stürzte es auf einen Zug hinunter. «Erlauben<br />
Sie mal,» sagte Georg lächelnd, «trinken Sie<br />
den mit Verstand, das ist ein zwanziger Forster<br />
Ungeheuer, Spät- und Auslese!»<br />
Der Wein hatte Wermstedts Blut aufs neue<br />
in Wallung gebracht: «Es gibt, scheint mir,<br />
noch andere Ungeheuer, es braucht ja nicht<br />
immer Auslese zu sein! Wenn auch Spätlese<br />
nicht abzustreiten ist.»<br />
«Danke! Sie sind ja ein kapitaler Grobian,<br />
Herr Wermstedt. Sagen Sie mal, wann haben<br />
Sie Geburtstag?»<br />
«Interessiert Sie das?»<br />
«Ich wollte Ihnen Knigges Umgang mit<br />
•Menschen schenken!»<br />
«Den kenne ich ohne Ihren verstaubten und<br />
grunde, so ergibt sich, dass nicht weniger als<br />
210,000 Pferdekräfte mit einem Bilanzwert<br />
von rund 15 Millionen Franken heute als<br />
«arbeitslos», also im Wirtschaftsprozess<br />
nutzlos geworden sind. Dass dies ein ungesunder<br />
wirtschaftlicher Zustand ist, nicht<br />
weniger ungesund wie der der unbeschäftigten<br />
Uhrenfabriken und Webstühle, sollte<br />
einleuchten und die verantwortlichen Persönlichkeiten<br />
anregen, nach Mitteln zur Abhilfe<br />
zu suchen. Man braucht hier nicht einmal<br />
die kritische Lage des Autohandels gesondert<br />
ins Auge zu fassen, da es um die<br />
Gesamtheit des in dem Produktionsmittel<br />
Auto investierten Kapitals geht.<br />
Das Mittel zur Lösung des Problems ist<br />
einfach und längst bekannt. Es ist auch bereits<br />
in vereinzelten kantonalen Vollzugsverordnungen<br />
zum Automobilgesetz berücksichtigt<br />
worden und besteht in der fiskalischen<br />
Vorzugsbehandlung der älteren Wagen. Eine<br />
solche darf natürlich nur für Wagen gewährt<br />
werden, die allen Anforderungen in bezug<br />
auf Verkehrssicherheit noch entsprechen,<br />
sonst gehören sie eben auf den Schro
Opel 1200, Wanderer 500, Hanomag 500. Im<br />
ersten 'Quartal des Vorjahres wurden in<br />
Deutschland pro Werktag durchschnittlich<br />
88 fabrikneue Personenautomobile und 15<br />
Lastwagen in Verkehr gesetzt, in den ersten<br />
drei Monaten <strong>1933</strong> waren es 115 und 20. In<br />
Italien ist der Verkauf fabrikneuer Personenwagen<br />
im Januar und Februar gegenüber den<br />
zwei ersten Monaten des Vorjahres um über<br />
100 Prozent gestiegen, der Lastwagenverkaui<br />
von 459 auf 497 Stück.<br />
In Fachkreisen erkennt man den Grund des<br />
Absatzrückganges auf dem schweizerischen<br />
Markte in den einschränkenden Vorschriften<br />
der Vollziehungsverordnung zum Automobilgesetz,<br />
die das Gesamtgewicht eines Lastenzuges<br />
auf 16 Tonnen herabsetzt. Da unsere<br />
einheimischen Qualitätserzeugnisse schwerer<br />
sind als die fremdländischen Wagen, geht<br />
jene Herabsetzung bei Schweizer Wagen auf<br />
Kosten der Nutzlast und setzt diese in Nachteil<br />
gegenüber ausländischen Fabrikaten. Ungünstig<br />
wirken sich ferner die hohen Steuern<br />
und Benzinzölle aus. Auch die Befürchtung,<br />
dass der Zoll auf Benzin und Rohöl neuerdings<br />
erhöht werde, macht sich in schwerwiegender<br />
Weise bemerkbar.<br />
Wie erklärt sich demgegenüber das Wiederaufblühen<br />
der Automobilindustrie in Deutschland<br />
und Italien? Im April wurde durch einen<br />
Erlass der Reichsregierung angeordnet, dass<br />
neue Automobile für eine vorläufig nicht bestimmte<br />
Zeit von jeder Besteuerung befreit<br />
sind. Italien gewährt für neue leichte Personenwagen<br />
einen vollständigen Steuererlass<br />
während der Dauer eines Jahres und richtet<br />
für schwere Lastwagen einheimischer Marken<br />
Subventionen aus.<br />
Im Interesse einer bedeutenden Schweizer<br />
Industrie sollte unverzüglich geprüft werden,<br />
welche Massnahmen geeignet sind, einer weiteren<br />
Verschlimmerung der Lage vorzubeugen.<br />
Die anderwärts gemachten Erfahrungen<br />
mit Steuererleichterungen, bei gleichzeitiger<br />
Unterstützung der einheimischen Fabrikation<br />
sind günstige. Soll sich bei uns die Erfahrung<br />
wiederholen, die wir mit der Personenwagen-Industrie<br />
gemacht haben? Wollen wir<br />
warten, bis in Ermangelung von Schutzmassnahmen<br />
auch die Lastwagen-Industrie dem<br />
Untergang entgegengeht? Ein Mittel zur Belebung<br />
der Lastwagen-Industrie wäre die<br />
Herabsetzung der Steuern auf neuen Wagen<br />
schweizerischer Konstruktion. Dass auch<br />
eine Ermässigung der Benzinzölle geeignet<br />
wäre, der Automobilindustrie einen neuen<br />
Impuls zu verleihen, liegt auf der Hand, wenn<br />
schon die derzeitige Lage der Bundesfinanzen<br />
eine solche Massnahme schwerlich ins Auge<br />
fassen lässt.<br />
Im weiteren darf erwartet werden, dass<br />
der Käufer eines Lastwagens die hochwertige<br />
Qualität schweizerischer Erzeugnisse in Rechnung<br />
stelle und sie auch deshalb nach Möglichkeit<br />
bevorzuge, weil einer leistungsfähigen<br />
Landesindustrie geholfen werden muss, aus<br />
ihrer schwierigen Lage herauszukommen und<br />
die entlassenen Arbeiter wieder zu beschäftigen.<br />
Feststellung von Trunkenheit<br />
aus dem Alkohol im Blut.<br />
Wenn Alkohol getrunken wird, gelangt dieser<br />
vom Magendarmkanal aus ins Blut und<br />
muss sich chemisch darin nachweisen lassen.<br />
Auch im Harn erscheint der Alkohol, indem<br />
er von den Nieren abgefiltert und ausgeschieden<br />
wird. Der Nachweis im Blut ist jedoch<br />
genauer als der im Harn.<br />
Durch jahrelange Arbeiten, so schreibt Dr.<br />
med. R. Qoldhahn in der «Umschau >, des<br />
schwedischen Forschers Widmark ist heute<br />
die Blutalkoholbestimmung soweit ausgebaut,<br />
dass sie als ein ganz unentbehrliches Hilfsmittel<br />
zum Trunkenheitsnachweis angesehen<br />
werden muss. Besonders wertvoll ist dabei,<br />
dass die verfeinerte Widmarksche Methodik<br />
zu diesem Nachweis nur ganz kleine Blutmengen<br />
benötigt. Mittels einer kleinen S-<br />
förmig gebogenen Kapillare, die sich infolge<br />
der Kapillarwirkung von selber füllt, wird<br />
aus einer Nadelstichöffnung im Ohrläppchen<br />
oder dem Finger ein Tröpfchen Blut entnommen.<br />
Die Kapillarröhrchen lassen sich<br />
durch Gummihütchen verschliessen und können<br />
zur weiteren chemischen Untersuchung<br />
an das Laboratorium verschickt werden. Noch<br />
nach Tagen ist infolge einer besonderen Vorbereitung<br />
der Röhrchen der Blutalkoholgehalt<br />
unverändert und das Blut noch flüssig.<br />
Durch quantitative Untersuchung lässt<br />
sich der Alkoholgehalt des Blutes bestimmen.<br />
Die Probe ist ausserordentlich empfindlich,<br />
denn schon 5 ccm getrunkenen Alkohols —<br />
das entspricht einem Zehntelliter Bier —<br />
lassen sich nachweisen. Normalerweise findet<br />
sich im Blute als Folge der Stoffwechselvorgänge<br />
eine nur ganz geringe Alkoholmenge,<br />
auch dann, wenn der Untersuchte<br />
zuvor keinen Alkohol getrunken hat, nämlich<br />
0,03 g pro Liter. Nach Alkoholgenuss steigt<br />
jedoch dieser Wert beträchtlich an, und man<br />
hat in Fällen von tödlicher Vergiftung bis zu<br />
6 g im Liter gefunden.<br />
Die gerichtliche Praxis fordert vom untersuchenden<br />
Chemiker ein Urteil über Menge<br />
des Alkoholkonsums und Grad der Trunkenheit.<br />
Widmark vermag diese Frage durch<br />
eine besondere Berechnung zu lösen. Mittels<br />
des Körpergewichtes, das in einer gewissen<br />
Parallele zur Blutmenge steht, und der seit<br />
dem Alkoholkonsum verstrichenen Zeit lässt<br />
sich die genossene absolute Alkoholmenge<br />
errechnen. Unsere Kontrolluntersuchungen<br />
sowie die zahlreichen von Widmark selbst<br />
angegebenen Werte lassen eine ausserordentliche<br />
Sicherheit in der Berechnung erkennen.<br />
Einige Beispiele sollen dies zeigen:<br />
Gemessene Errechnete Grosse dies<br />
Menge Menge Fehlers<br />
42 g 39 g —3g<br />
61 g 63 s 1+ 2 g<br />
95 g 93 g I —2g<br />
38 g 40 g (+ 2 g<br />
25 g 24,3 g — 0,7 %<br />
50 g 47 g —3g<br />
Schwieriger ist auf Grund der Blutalkohol-,<br />
bestimmung die Entscheidung der Prage,,.ob;<br />
ein Alkoholrausch vorlag, denn die individuellen<br />
Verschiedenheiten in der Verträglichkeit<br />
von Alkohol sind sehr gross. Trotzdem<br />
lässt sich aus Reihenuntersuchungen<br />
ein Massstab dafür gewinnen. Wir sehen dabei<br />
von jenen sich ganz entgegen der Regel<br />
verhaltenden Fällen ab, die infolge von Gehirnerkrankungen,<br />
Epilepsie usw. in krankhaft<br />
gesteigerter Weise auf Alkohol ansprechen.<br />
Man kann für normale Verhältnisse<br />
(organgesunde Menschen) folgende Normzahlen<br />
annehmen: Unter 0,7 g Alkohol im<br />
Liter Blut kommt niemals Alkoholbeeinflussung<br />
vor. — Bei 1,3 g zeigt die Hälfte aller<br />
Fälle, und bei 1,7 g 85% deutlichen Alkoholrausch.<br />
— Von 2 g an aufwärts ist Alkoholrausch<br />
immer anzunehmen. Es ergibt sich<br />
eine solche Staffelung aus der Gesetzmässigkeit,<br />
dass, je konzentrierter ein Gift ist, desto<br />
geringer die individuellen Schwankungen<br />
der Giftwirkung bei den Vergifteten sind.<br />
Mit steigender Konzentration wird demnach<br />
die Wirkung mehr und mehr typisiert. — In<br />
AUTOMOBIL-REVUE <strong>1933</strong> - N°48<br />
voller Bestätigung dieser Tatsache steht die<br />
von Widmark aus Hunderten von Fällen gefundene<br />
Häufigkeitskurve der Alkoholbeeinflussung.<br />
Für das Gericht wird sich sehr häufig die<br />
Frage ergeben, ob ein Motorfahrer soweit<br />
unter Alkoholwirkung stand, dass er zur sicherem<br />
Führung seines Fahrzeuges ausserstande<br />
war. Nach Widmark ist er von 1,6 g<br />
Alkohol im Liter Blut an nicht mehr in der<br />
Lage, sein Fahrzeug sicher zu führen. Dieser<br />
Wert ist nach meinen Erfahrungen sehr<br />
hoch gegriffen und ist vielleicht durch den<br />
in Schweden weit verbreiteten Genuss hochprozentiger<br />
Spirituosen und die Gewöhnung<br />
der Bewohner an diese zu erklären. Auch ist<br />
es wesentlich, ob es sich um Autofahrer oder<br />
Motorradfahrer handelt. Letztere werden<br />
weit mehr als die Autofahrer durch Alkoholbeeinflussung<br />
in der Führung ihres Fahrzeuges<br />
beeinträchtigt.<br />
Mindestens ebenso wichtig ist es, bei den<br />
Opfern eines Verkehrsunfalles durch die<br />
Blutalkoholbestimmung festzustellen, ob sie<br />
berauscht oder nüchtern waren, denn sehr<br />
oft schon ist ein Betrunkener auf einsamer<br />
Ländstrasse einem Auto vor die Räder gelaufen,<br />
ohne dass der Fahrer einen entlastenden<br />
Zeugen hatte, der ihm die Trunkenheit<br />
des Ueberfahrenen vor Gericht bestätigen<br />
konnte. Und selbst wenn Zeugen vorhanden<br />
sind, ist deren Aussage nur mit grösster Vorsicht<br />
zu bewerten. Meine eigenen, ausschliesslich<br />
von Unfallverletzten stammenden Erfahrungen<br />
und Mitteilungen von Widmark<br />
haben immer wieder die grosse Unsicherheit<br />
der Trunkenheitsdiagnose auf Grund der klinischen<br />
Erscheinungen (Prüfung des Gangvermögens,<br />
der Sprache usw.) erwiesen. Ausserdem<br />
aber sind bei Bewusstlosen und<br />
Schwerverletzten alle diese Untersuchungen<br />
ganz oder zum Teil undurchführbar. Dazu<br />
kommt die oft sehr stark ernüchternde Wirkung<br />
des Unfallerlebnisses. Viele Angetrunkene<br />
werden zudem beim Eintreffen des untersuchenden<br />
Arztes die Herrschaft über<br />
sich selbst schon soweit wiedererlangt haben,<br />
dass die klinische Trunkenheitsdiagnose<br />
nicht mehr gestellt werden kann.<br />
Nach den heute vorliegenden Ergebnissen<br />
muss die Anwendung der Blutalkoholbestim- i<br />
mung bei allen Verkehrsunfällen gefordert<br />
werden; aber nicht — wie es in einzelnen<br />
Ländern z. T. geschieht — einseitig auf den<br />
Fahrzeugführer angewandt, sondern in. gleichem<br />
Masse auch auf die bei einem .Unfall<br />
verletzten Personen.<br />
Reorganisation der deutschen<br />
Automobil-Clubs.<br />
Um die Führung im Autosport.<br />
Die bis in die feinsten Verästelungen des<br />
ganzen öffentlichen Lebens in Deutschland<br />
radikal eingreifende Gleichschaltung macht<br />
auch vor den Automobilclubs, wie nicht anders<br />
zu erwarten war, kaum Halt. Die politisch©<br />
Seite dieser Aenderungen hat für uns<br />
kein Interesse. Was jedoch auch für unsere<br />
Leser von Bedeutung sein dürfte, ist die Einstellung<br />
der gegenwärtig führenden Richtung<br />
in Deutschland zu den schon lange bestehenden<br />
Clubs, insbesondere auch zum Automobilsport.<br />
In dieser Hinsicht dürfte auf eine Rede<br />
hingewiesen werden, die kürzlich dex Chef<br />
Schweizerische Rundschau<br />
Reform der Verkehrssignale. In Genf hat<br />
in den Tagen vom 29. Mai bis 1. Juni der Ausschuss<br />
des Völkerbundes für Strassenverkehr<br />
getagt. Unter den von ihm geprüften Fragen<br />
befand sich zunächst die der Niveauübergänge.<br />
Im Anschluss an die Arbeiten des Eisenbahn-<br />
Kongresses in Kairo vom Januar <strong>1933</strong>, der<br />
für einzelne Arten von Niveau-Uebergängen<br />
die Anwendung der automatischen Signalisierung<br />
empfahl, hat der Ausschuss die Auffassung<br />
vertreten, dass dieses System nach<br />
international anerkannten Grundsätzen zu<br />
verwirklichen wäre. Da über diesen Punkt<br />
auch die Vertreter der Eisenbahnen mitzureden<br />
haben, ist die Bildung eines gemischt<br />
ten Komitees beantragt worden. Hinsichtlich<br />
der Lichtsignale ist, nach Kenntnisnahme<br />
der Ergebnisse der europäischen Strassenverkehrskonferenz,<br />
anerkannt worden, dass<br />
die beiden gegenwärtig bei Strassenkreuzungen<br />
angewandten Systeme, nämlich das einfarbige<br />
und das mit den Farben Rot-Gelb-<br />
Grün, die einzigen seien, welche die Regierungen,<br />
um unerwünschte Komplikationen zu<br />
vermeiden, anwenden sollten, und zwar so,<br />
dass sie zum mindesten in jedem Lande einheitlich<br />
wären. Für die Signale zur Kennzeichnung<br />
von zu umfahrenden Hindernissen,<br />
wie Verkehrsinseln, wird der Orangefarbe,<br />
gegenüber allen anderen Farben der Vorzug<br />
gegeben. Dabei wird noch besonders bemerkt,<br />
dass diese Signale in einer massigen Höhe<br />
anzubringen wären, damit sie auch von Fahrern<br />
in den modernen niedrigen Wagen leicht<br />
sichtbar sind. Betreffend die Signale der Verkehrspolizisten<br />
wünscht der Ausschuss die<br />
Aufrechterhaltung des von der europäischen<br />
Strassenverkehrs - Konferenz angenommenen<br />
Systems, wobei noch besonders betont wird,<br />
dass die Aufstellung und Ausrüstung des<br />
Polizisten ihn möglichst gut sichtbar machen<br />
müssen und dass die betreffenden Zeichen in<br />
jedem Lande einheitlich und, bei Beschränkung<br />
ihrer Zahl auf ein Minimum, leicht verständlich<br />
sein sollten. Nur in Ausnahmefällen<br />
wären sie durch ergänzende Signale für besondere<br />
Arten des Verkehrs zu vermehren.<br />
Für die Zeichen, die der Fahrer selbst zu<br />
geben hat, wird die durchgehende Anwendung<br />
mechanischer Vorrichtungen (Richtungszeiger<br />
in Form des Winkers, elektrisches Stopsignal),<br />
statt der leicht missverständlichen Zeichen<br />
mit dem,Arm empfohlen.<br />
Bi.<br />
Sportnachrichten<br />
der Motor S.A. und' des N.S.KJK. (soll heis-><br />
sen: Nationalsozialistisches Kraftfahrkorps)<br />
Major a. D. Hühnlein anlässlich eines S.A.-<br />
Aufmarsches hielt, und in der Entscheidendes<br />
über die zukünftige Erfassung und Formation<br />
der deutschen Automobilisten geäussert<br />
wurde. Die umfassende Neuorientierung<br />
ist schon deshalb für das Ausland von Bedeutung,<br />
weil zahlreiche Fragen im Automobilismus<br />
nur international gelöst und in der<br />
A.I.A.C.R. und ihren verschiedenen Unterverbänden<br />
behandelt werden können. In seinen<br />
einleitenden Ausführungen stellte der<br />
Redner fest, dass das N.S.K.K. eine Gesamtstärke<br />
von 70,000 Mann aufweise, und damit<br />
an die Spitze aller deutscher Automobilverbände<br />
getreten sei. Seine Stellung zu den<br />
gegenwärtigen deutschen Automob ilclubs<br />
gnädiges Fräulein, ich bin nämlich schuld,<br />
dass Herr Wermstedt nicht pünktlich ist; ich<br />
habe ihn gestern zu einem kräftigen Männertrunk<br />
verführt.»<br />
«Oh, mein prophetisches Gemüt,» lachte<br />
Anni, und zwei reizende Grübchen blühten in<br />
ihren Wangen auf.<br />
«Er wird gleich hier sein. Er hat mir auch<br />
seine Erfindungen gezeigt,» fügte Georg zur<br />
Entschuldigung hinzu, die dargebotene Hand<br />
drückend. «Deshalb hat es etwas länger gedauert<br />
Jedenfalls sind es starke Talentproben.»<br />
«Nicht wahr? Sie glauben auch an ihn?»<br />
fragte Anni, und ihre strahlenden Wunderaugen<br />
sahen ihn mit so viel innerem Leben<br />
an, dass Georg ein Schauer durchrieselte.<br />
Er wusste genug! Das war Liebe! Hüte dich,<br />
so sang die bessere Stimme in ihm... In unbefangenem<br />
Ton, mit leichtem Lächeln den<br />
Kopf wiegend, erwiderte er: «An ihn glauben<br />
— so möchte ich es nicht gerade ausdrücken.<br />
Aber ich bin überzeugt, er wird seinen Weg<br />
machen. Ich wäre nicht abgeneigt, die eine<br />
oder die andere Erfindung von ihm zu finanzieren.<br />
Aber er wird das für schnöden Eigennutz<br />
halten.»<br />
«Oh, das glaube ich nicht,» sagte Anni und<br />
trat aus dem Garten.<br />
«Jedenfalls, gnädiges Fräulein, bitte ich Sie<br />
um eins: seien Sie versichert, dass ich stets<br />
zur Verfügung stehe. Ich habe Ihre Frau<br />
Mutter, die Ihnen aufs Haar glich, einmal sehr<br />
verehrt, ich bin ihr treuester Freund — alles<br />
andere ist unwahr und ein trauriges Miss-<br />
Verständnis. Glauben Sie mir!» In seinem^ Georg blieb stehen. Wie seltsam: trotz<br />
Blick lag so viel Wahrheit und Aufrichtigkeit, aller Bedenken und Sorgen fühlte er sich jetzt<br />
dass Anni warm wurde.<br />
kräftig und unverzagt. War er nicht eingesponnen<br />
in diese Schönheit der Welt, die<br />
«Ich glaube Ihnen,» sagte sie herzlich und<br />
drückte ihm fest die Hand.<br />
selbst im Sterben des Jahres noch lächelte?<br />
In diesem Augenblick klang ein schnell Konnte nicht auch der Herbst noch schenken?<br />
näher kommender Schritt auf der Landstrasse.<br />
Der Nebel, obwohl schon leise von er jetzt, zum Städtchen zurückkehrend, die<br />
Ein Lächeln lag auch in seinen Augen, als<br />
der Sonne durchleuchtet, verbarg den Eiligen<br />
noch. «Da kommt er,» sagte Anni. «Er sog, als brauche er einen Vorrat davon für<br />
selige Ruhe dieser Landschaft in sich hinein-<br />
ist etwas stürmisch.»<br />
die kommenden Tage.<br />
«Ja, weiss Gott, das ist er,» lachte Georg.<br />
19.<br />
Schon von weitem entschuldigte sich Georg gab ein Telegramm nach Doberan<br />
Wermstedt. Anni winkte zur Beruhigung. auf, in dem er sein Kommen auf übermorgen<br />
«Ein Ungeheuer, hat Sie schon entschuldigt,» ankündigte und seine Post nach dem Berliner<br />
warf Georg hin. Er wollte noch etwas sagen, Hotel bestellte. In einem anderen Telegramm<br />
aber der tiefe Blick, den die beiden Liebenden sagte er der Staatsanwaltschaft sein Kommen<br />
austauschten, Hess ihn verstummen. Er verabschiedete<br />
sich nach einigen Worten und Rosenheim, wo er den Berliner D-Zug er-<br />
auf morgen an. Dann fuhr er im Auto nach<br />
ging ins Städtle zurück. Die Sonne brach reichte.<br />
durch die feinen Nebelschleier und leuchtete Die am nächsten Morgen im Berliner Hotel<br />
mit der rührenden Wärme des scheidenden eingelaufene Post war nicht sehr erfreulich.<br />
Herbstes auf Laubgold, Dahlien und Astern. Ein mit Krähenfüssen besäter Brief von Fräulein<br />
Tölsch lautete:<br />
Ein plötzlich aufwogendes Glücksgefühl nahm<br />
in Georg den Kampf auf mit schmerzlicher «Lieber Richard!<br />
Trauer. Er atmete tief und streckte beide Deine werten Zeilen empfangend, falle ich<br />
Arme aus. Vielleicht gab es noch Ziele für direkt vom Stengel. Ich lese wohl nicht, richtig:<br />
Priebenow willst Du versilbern? Das<br />
ihn... Ein Holzhäher schreckte ihn aus seinen<br />
Gedanken auf. Buntschillernd, mit krächzendem<br />
Schrei zog er im Bogenflug von so guter Abnehmer ist? Und deshalb hast<br />
schöne Gut mit die viele Milch, wo Berlin<br />
Wipfel zu Wipfel. Der herbe Duft gärenden Du Dir das Schloss im vorvorigen Frühjahr<br />
Laubes stieg vom Waldboden auf und würzte noch so vom Dach bis zum Keller neu renovieren<br />
lassen, bloss um zu verkloppen? Und<br />
die morgenfrische Herbstluft. Wie verträumt<br />
glitt hie ,und da ein 4 gelbes Blatt durch die bloss wegen dem dämlichen Herz? Entschuldige,<br />
das .dämliche' lief mir so in die Zweige herab.<br />
Feder.<br />
Aber ist es nicht war? Im Mittelgebirge wird,<br />
das Herz auch nicht besser, wenn Du da<br />
täglich Deine zwei Pullen hinter die Binde<br />
giessest, wie hier. Da liegt nämlich der Hase<br />
im Pfeffer, lieber Freund. Trink Du ein halbes<br />
Fläschchen täglich, Sonntags mal ein ganzes<br />
und pass mal auf, wie das Herz auch in<br />
Priebenow sachter puppert.<br />
Nein, lieber Freund, daraus wird nichts.<br />
Das überlege Dir freundlichst noch mal. Und<br />
denn: was soll das heissen, dass ich da in<br />
Stellung bleiben soll? Ich denke ja gar nicht<br />
dran! Hast Du mir nicht versprochen, dass,<br />
wenn unsere Liebe Folgen haben sollte, Du<br />
mich heiraten willst? Im März wird es so<br />
weit sein. Im März! Also was Du Dir da<br />
unter dem Einfluss Deiner sehr geehrten<br />
Frau Mama ausgeheckt hast, die mich, wie<br />
es scheint, noch immer mit ihrem gnädigen<br />
Hass verfolgt, das kommt nicht in Frage.<br />
Solltest Du aber wirklich die Unklugheit<br />
begehen und Priebenow verkaufen, was doch<br />
nur bei einem sehr starken Profit Sinn hätte,<br />
so kann deswegen unmöglich an unserem<br />
Verhältnis etwas geändert werden. Das hast<br />
Du Dir wohl nicht recht überlegt. Ich kann<br />
Dir den Eid zuschieben, dass Du mir die Heirat<br />
versprochen hast, für den Fall, dass ,<br />
Du kannst doch auch ein anständiges Mädchen<br />
nicht um Ehre und Reputation bringen!<br />
Ich weiss ja, Du hast einen öffentlichen Skandal<br />
nicht gern, und auch mit Recht, also,<br />
wenn Du den vermeiden willst, kann da nichts<br />
draus werden.<br />
(Fortsetzung im «Aütler-Feierabend».)
N°48 - <strong>1933</strong> AUTOMOBIL-REVUE<br />
nannte der Chef der NSKK neutral: feindlich<br />
würde man ihnen nicht gegenüberstehen,<br />
auch wenn man kein Interesse daran habe,<br />
sie weiterhin zu stützen und zu unterhalten.<br />
-Die verschiedenen Verdienste der Automobilclubs<br />
anerkenne man gerne, wenn auch festgestellt<br />
werden müsse, dass die Motorfahrzeughaltung<br />
durch diese grossen Wirtschaftsverbände<br />
nicht besonders gefördert und entfaltet<br />
worden wären. Auch die sportlichen<br />
Leistungen anerkannte der Redner bis zu einem<br />
gewissen Grade,-allerdings beklagte er<br />
die geringe Teilnahme von deutschen Wagen<br />
an Rennveranstaltungen.<br />
Die NSKK werde in Zukunft andere Wege<br />
gehen. Sie lege mehr Wert auf die Hebung<br />
des Durchschnittskönnens als auf Spitzenleistungen.<br />
Der Ausscheidungsprozess und der<br />
Zeitpunkt, wo der Clubgedanke < gesund und<br />
organisch neu» aufgebaut werden könne,<br />
müsse in Ruhe abgewartet werden. (Damit<br />
ist wohl die endgültige Gleichschaltung gemeint.)<br />
Der Führer des Nazionalsozialistischen<br />
Kraftfahrkorps betonte weiterhin, dass<br />
die NSKK die Führung im deutschen Sport<br />
und Verkehr für sich fordere und beanspruche.<br />
In Zukunft würden die Sportgesetze<br />
von ihr gestaltet und überwacht, sie würde<br />
den Sport dem Ausland gegenüber vertreten<br />
und dafür Sorge tragen, dass nur beste deutsche<br />
Männer auf inländischen Maschinen<br />
zum Starte erscheinen.<br />
Nach diesen Ausführungen ist nicht mehr<br />
daran zu zweifeln, dass die Position der gegenwärtigen<br />
deutschen Automobilclubs entscheidend<br />
erschüttert ist. Der Prozess der<br />
Gleichschaltung wird auch sie bis in alle<br />
Einzelheiten erfassen. In der deutschen<br />
Sportpresse wird deshalb auch die Forderung<br />
zur Vereinigung aller Kreise des Automobilismus<br />
erhoben, « die sich restlos den<br />
Zwecken und Zielen der nationalen Regierung<br />
zur Verfügung stellt». In sportlicher<br />
Hinsicht werden also entscheidende Umstellungen<br />
erfolgen. Die NSKK wird neben den<br />
Automobilclubs sehr stark sportlich hervortreten.<br />
Durch Steigerung des Schwierigkeitsgrades<br />
soll die Entwicklung von Elitefahrer<br />
erreicht werden. Im Hochsommer will sie<br />
eine grosse Geländefahrt durchführen, und<br />
im Herbst soll eine 2000 km-Fahrt nach dem<br />
Muster der Mille Miglia abgehalten werden.<br />
Auch der Rennsport soll nicht vernachlässigt<br />
werden. Durch einen Appell der Reichsregierung<br />
an die Industrie hofft man auf starke<br />
Beteiligung, auch wird mit Unterstützung der<br />
Regierung für die Fahrer gerechnet. Zahlreiche<br />
deutsche Piloten sollen auf deutschen<br />
Maschinen in den internationalen Rennen<br />
kämpfen. Wie man sieht, macht sich auch im<br />
Sport jene ausserordentlich starke Tendenz<br />
nach Gleichberechtigung und vermehrter<br />
Geltung unter den andern Nationen bemerkbar,<br />
die Deutschland heute durchzieht.<br />
Der Reichssportkommissar v. Tschammer-<br />
Osten hat im übrigen den deutschen Sport<br />
bereits entscheidend neu formiert, ihm eine<br />
grössere Einheit und klare Gliederung gegeben<br />
und ihn mit andern Worten weltanschaulich<br />
der Auffassung von Staat und Leben im<br />
neuen Deutschland angeglichen. Der gesamte<br />
Sport ist in 15 Verbände eingeteilt, die nach<br />
einem Führerprinzip regiert werden. Als eigener<br />
Verband ist der «Kraftfahrerverband»<br />
für Automobil und Motorrad geschaffen worden.<br />
Innerhalb dieses Verbandes dürften<br />
dann alle die automobilistischen Fragen, die<br />
auch das Ausland interessieren, gelöst werden,<br />
bo.<br />
Nuvolari siegt In Nimes.<br />
Scharfer Spitzenkampf zwischen Nuvolari<br />
(Alfa Romeo) und Etancelin (Alfa Romeo). —<br />
Der Schweizer Bralllard an 5. Stelle. — Klassensiege<br />
von Jacob (Bugattl), Vagnlez (Maserati)<br />
und Chambost (Salmson).<br />
Ueber die Pfingstfeiertage blieben die grösseren<br />
automobilsportlichen Anlässe für Frankreich<br />
reserviert. Während im Wald von<br />
St-Germain bei Paris die Kleinfahrzeuge um<br />
den Bol d'Or kämpften, rasten in Nimes die<br />
Wagen zum Grossen Preis von Nimes durch<br />
die Strassen der Stadt. Das Rennen von<br />
Nimes hat bekanntlich eine gewisse Aehnlichkeit<br />
mit dem von Monaco, auch wenn dem<br />
letzteren selbstverständlich die viel grössere<br />
Bedeutung zukommt. Die Rundstrecke wird<br />
durch zwei lange Gerade gebildet, die sich<br />
mitten durch die städtischen Strassen ziehen,<br />
und oben und unten durch zwei Haarnadelkurven<br />
verbunden sind. Die ganze Veranstaltung<br />
gewinnt durch die Eigenart des Circuits<br />
sehr stark, der Rahmen kann — ausgenommen<br />
den monegaskischen Anlass — mit keinem<br />
anderen Rennen verglichen werden. Der<br />
Veranstaltung war deshalb schon wegen ihrer<br />
Originalität von Anfang an ein schöner Erfolg<br />
sicher.<br />
Beim Training am letzten Donnerstag und<br />
Freitag wurden ausserordentlich gute Zeiten<br />
gefahren. Die schnellste Runde erzielte am<br />
ersten Tag Lehoux auf Bugatti mit dem<br />
Durchschnitt von 110,8 km/St. Am Freitag<br />
schraubte Etancelin das Mittel auf 112,1 km/St.<br />
An beiden Tagen stachen die Schweizer Braillard<br />
auf Bugatti, der in der grossen Klasse<br />
startete, und Kessler auf Amilcar (Klasse<br />
1100 ccm) durch ausgezeichnete Leistungen<br />
hervor.<br />
Das Rennen vom Pfingstsonntag, das sich<br />
schönsten Wetters erfreute, brachte einen<br />
Massenansturm von Sportfreunden. Die Züge<br />
liefen überfüllt ein, auf allen Zufahrtsstrassen<br />
drängten sich unzählige Vehikel. Als kurz<br />
nach Mittag das Rennen der Motorräder begann,<br />
war der letzte Platz von gespannten<br />
Zuschauern besetzt. Kurz vor 15 Uhr wurde<br />
den 21 Wagen der Klassen 1100. 1500 und<br />
2000 ccm, die alle 40 Runden, demnach 104 km<br />
zurückzulegen hatten, der Start erteilt. Nach<br />
der ersten Runde führte Benoit Falchetto auf<br />
Bugatti, der letztjährige Sieger, gefolgt von<br />
Jacob (Bugatti), Bernasconi (Bugatti) und<br />
Chambost (Salmson). Schon in der zweiten<br />
Runde hatte Kessler, der beim Training vielvafsprechende<br />
Zeiten gefahren war, Wellenbruch<br />
der Hinterachse, so dass er ausscheiden<br />
musste. Durch ungünstige Aufstellung<br />
der Wagen beim Start — die Klasse 2000<br />
ccm zuvorderst, 1500 ccm in der Mitte und<br />
1100 ccm hinten — war er zum vornherein<br />
benachteiligt. Auf der engen und mit künstlichen<br />
Hindernissen versehenen Strecke, bei<br />
der nur zwei Wagen nebeneinander Platz<br />
hatten, forcierte er sehr stark, und fiel dadurch<br />
— wie 15 andere ebenfalls — frühzeitig<br />
aus.<br />
In der kleinen Klasse hieH Chambost auf<br />
Salmson bald sicher die Spitze, während in<br />
der Klasse 1500 ccm nacheinander Angelo<br />
(Bugatti), Bonnefon (Bugatti), Ralph (Bugatti)<br />
und Vagniez (Maserati) in der Führung<br />
wechselten. Der Letztgenannte konnte<br />
schliesslich die Spitze bis zum Schluss des<br />
Rennens behalten, ebenfalls Chambost auf<br />
Salmson bei den kleinsten Wagen. In der<br />
Klasse 2000 ccm war Falchetto bis zur<br />
25. Runde ohne grosse Gefährdung Erster.<br />
Ein Defekt warf ihn dann aus dem Rennen,<br />
so dass Jacob auf Bugatti als Sieger seiner<br />
Klasse durchs Ziel gehen konnte.<br />
Mit einer leichten Verspätung stellten sich<br />
die acht Fahrer der grossen Klasse zum Start<br />
für das Rennen über 80 Runden (208 km)<br />
bereit. Mit ausserordentlichem Elan setzte<br />
das Rennen ein, das den eigentlichen Höhepunkt<br />
des Tages brachte. Nach der ersten<br />
Runde hatte sich der unermüdliche Lehoux<br />
auf Bugatti an seinen gefährlichen Konkurrenten<br />
vorbei an die Spitze vorgearbeitet.<br />
Etancelin'auf Alfa Romeo, Nuvolari auf Alfa<br />
Romeo und Moll auf Bugatti rasten mit kurzem<br />
Abstand hinter ihm her. Wimille auf<br />
Changez vos bougies<br />
15,000 kilometres<br />
CHAMPION<br />
tous les<br />
Tel est le conseil de<br />
Alfa Romeo fiel schon in der ersten Runde<br />
aus. An der Spitze änderte sich in der zweiten<br />
Runde nichts. Erst etwas später schraubte<br />
Nuvolari noch mehr auf und überholte sowohl<br />
Etancelin wie Lehoux. Allein seine Führung<br />
konnte er nicht unumstritten beibehalten.<br />
Etancelin, der sich je und je als ein Fahrer<br />
von bedeutenden Ausmassen ausgewiesen hat,<br />
ging an Lehoux vorbei nach vorn, um dem<br />
Italiener ein überaus spannendes Duell zu liefern.<br />
In der fünften Runde hielt Lehoux bei<br />
seiner Boxe; nach seinem Wiedereingreifen<br />
lag er an 7. Stelle, bald danach fiel er ganz<br />
aus. Der mutige Ansturm Etancelins gegen<br />
Nuvolari beschleunigte das Rennen immer<br />
mehr. Die ersten zehn Runden brachte Nuvolari<br />
mit dem Stundenmittel von 109,8 km/St,<br />
hinter sich. Etancelin folgte dem grossen<br />
Italiener stets mit kleinen Sekundenabständen.<br />
Mehrmals vermochte der Franzose an Nuvolari<br />
vorbei zu gehen und die Führung des<br />
Rennens zu ergreifen. Nach 20 Runden lag<br />
Nuvolari denn auch 14 Sekunden hinter Etancelin.<br />
Moll auf Alfa Romeo und Braillard<br />
auf Bugatti lieferten sich in dem mittleren<br />
Rennen ebenfalls ein hartnäckiges Duell um<br />
den 3. und 4. Platz. Benoit Falchetto hatte<br />
auch im Rennen der grossen Wagen Pech<br />
und musste aufgeben. Nach 30 Runden war<br />
es Nuvolari gelungen, wieder an Etancelin<br />
vorbei an die Spitze zu kommen, die er bis<br />
zum Schluss nun beibehielt. Der Franzose<br />
hielt sich, trotzdem er einen etwas schwächeren<br />
Alfa Romeo als sein grosser Gegner<br />
hatte, geradezu wunderbar und war der<br />
eigentliche Animator des Rennens. Keinen<br />
Augenblick lang Hess er Nuvolari in Ruhe;<br />
aus seinen ständigen Angriffen resultierten<br />
auch die noch stets steigenden Durchschnittsgeschwindigkeiten.<br />
Während der ganzen<br />
zweiten Hälfte des Rennens blieben die Positionen<br />
unverändert. Nuvolari behielt definitiv<br />
die Führung, Etancelin blieb der ehrenvolle<br />
2. Platz vorbehalten, während Moll,<br />
Sommer und Braillard hintereinander folgten.<br />
Die schnellste Runde stellten Etancelin<br />
und Nuvolari ex-aequo mit 1 Min. 22 Sek.<br />
(114,8 km/St.) auf. Das Publikum war durch<br />
das unglaublich spannende Duell Nuvolari—<br />
Etancelin von vorneherein animiert worden<br />
und verfolgte den Verlauf des Kampfes mit<br />
fieberhaftem Interesse. Nuvolari beendete das<br />
Rennen unter stürmischem Jubel der Menge,<br />
auch Etancelin wurde für seine hervorragende<br />
Leistung stark gefeiert. Der Schweizer Braillaj-d.hatte<br />
sich sehr gut geschlagen und<br />
konnte sich an guter 5. Stelle placieren.<br />
Les constructeui% d'automobiles<br />
ä I'unanimit6 pre'conisent la<br />
meme mesure.<br />
Cette annee, les avantages qui<br />
resultent de l'installation des<br />
bougies<br />
Die Resultate:<br />
Grosser Preis von Nimes (grosse Wagen):<br />
1. Nuvolari (Alfa Romeo), 1 Std. 52 Min. 20%<br />
Sek. (Std.-Mittel: 111,8 km/St.).<br />
2. Etancelin (Alfa Romeo), 1 Std. 53 Min., 19 JS<br />
Sek.<br />
3. Moll (Alfa, Romeo), eine Runde Abstand.<br />
4. Sommer (Alfa Romeo), zwei Runden Abstand.<br />
5. Braillard (Bugatti), drei Runden Abstand.<br />
Klassen 1100, 1500 und 2000 ccm<br />
(Gesamtklassement):<br />
1. Jacob (Bugatti), 1 Std. 2 Min. 56% Sek.<br />
(Std.-Mittel: 99,7 km/St.). 2. Bernasconi (Bugatti),<br />
1 Std. 4 Min. 26 Sek.; 3. Chambost (Salmson), eine<br />
Runde Abstand; 4. Reveillet (Amilcar), zwei Runden<br />
Abstand; 5. Vagniez (Maserati), drei Runden<br />
Abstand.'' *<br />
Nach Klassen:<br />
2000 ccm: 1. Jacob (Bugatti), 1 Std. 2 Min. 56%<br />
Sek.; 2. Bernasconi (Bugatti), 1 Std. 4 Min. 26 Sek.<br />
1500 ccm: 1. Vagniez (Maserati), 1 Std. 3 Min.<br />
24 Sek.; 2. Ralph (Bugatti); 3. Arnaud (Bugatti).<br />
1100 ccm: 1. Chambost (Salmson), 1 Std. 4 Min,<br />
11 Sek.; 2. Reveillet (Amilcar).<br />
Um den Grossen Preis der Schweiz. Im<br />
Stadtrat der Gemeinde Bern kam letzte Woche<br />
die auch von uns seinerzeit angekündigte<br />
Interpellation wegen des Grossen Preises<br />
der Schweiz für Automobile zur Behandlung.<br />
Der Fragesteller ersuchte den Gemeinderat,<br />
Auskunft darüber zu geben, aus welchen<br />
Gründen der Grosse Preis der Schweiz auf<br />
das nächste Jahr verschoben werden musste,<br />
und ob er bereit sei, die Durchführung dieser<br />
für Bern so wichtigen Veranstaltung im<br />
Jahre 1934 nach Möglichkeiten zu unterstützen.<br />
Der Interpellant — wie auch weite<br />
Kreise der Bevölkerung — bedauerte die<br />
Verschiebung sowohl aus wirtschaftlichen<br />
wie aus sportlichen Motiven. Schon die Motorradrennen<br />
haben Bern bedeutende Vorteile<br />
gebracht, noch viel mehr wäre dies bei<br />
einem grossen Auto-Rennen der Fall. Die<br />
Veranstaltung sollte deshalb auf alle Fälle<br />
für das nächste Jahr «gesichert werden.<br />
Gemeinderat Raaflaub beantwortete die<br />
Interpellation mit der Versicherung, dass die<br />
Behörden der Veranstaltung ihr grösstes Interesse<br />
entgegenbringen, gerade weil sie neben<br />
ihrer sportlichen Bedeutung auch wirtschaftlich<br />
wichtig ist. Die Gründe, die zu<br />
der Verschiebung führten, und die Gemeinderat<br />
Raaflaub nannte, haben auch wir seinerzeit<br />
in unserm Blatte ausführlich dargestellt.<br />
Bekanntlich muss zuerst die Renn-'<br />
strecke imstandgestellt werden, auch Schutzvorrichtungen<br />
müssen noch getroffen werden.<br />
Die Kosten für die Stadt belaufen sich<br />
auf ungefähr 240.000 Franken, für den Kanton<br />
auf ca. 220.000 Fr. Eine Bundessubvention<br />
steht nur dann zu erwarten, wenn die<br />
Arbeiten im Winter ausgeführt werden; das<br />
war ein wichtiger Grund zur Verschiebung,<br />
um sich diesen Zuschuss nicht zu verscherzen.<br />
Verschiedene andere Probleme waren<br />
innerhalb der relativ kurzen Zeit nicht zu<br />
lösen, und werden nun eingehender studiert.<br />
Es ist die Gründung einer Rundstrecken-AQ<br />
vorgesehen, an der sich Kanton, Gemeinde,<br />
Veranstalter und interessierte Private beteiligen.<br />
Der nicht leichte Fragenkomplex<br />
dürfte in nächster Zeit gelöst werden. Gemeinderat<br />
Raaflaub betonte ausdrücklich,<br />
dass die Behörden alles tun werden, um<br />
Bern das bedeutsame Ereignis eines Grossen<br />
Automobil-Preises zu sichern.<br />
Der Interpellant war von der Auskunft,<br />
die in weiten Kreisen Klarheit über die Verschiebung<br />
schaffen wird, befriedigt. Wir haben<br />
schon seinerzeit betont, dass die Vorarbeiten<br />
für das Rennen sehr gross sind, und<br />
eine Verschiebung trotz eifriger Tätigkeit<br />
nicht zu umgehen war. Bei der erfreulich<br />
positiven Haltung der Behörden sollte nun<br />
aber wirklich alles getan werden, um das<br />
Rennen für das nächste Jahr definitiv sicherstellen<br />
zu können. — mb.<br />
Bergrennen Montreux—Caux. Die Aussichten<br />
auf einen vollen Erfolg des Bergrennens<br />
Montreux—Caux vom nächsten Sonntag<br />
werden immer grösser. Bereits vor dem<br />
Ablauf der Meldefrist mit einfachem Nenngeld<br />
besitzen die Organisatoren die folgenden<br />
26 Meldungen, die noch stark bereichert<br />
werden dürfen:<br />
Tourenwagen:<br />
Pfäffli, Thua (Lancia);<br />
Mermod, Moutier (Ford);<br />
Gübelin, Zürich (Plymouth);<br />
Zwimpfer, Zürich (Chrysler);<br />
Lanz, Aigle (Bugatti);<br />
Pettley, Lausanne (Lagonda);<br />
Züst, Lausanne (M. G.).<br />
Sportwagen:<br />
Emery, La Chaux-de-Fonds (Derby Kompr.);<br />
Horning, Bern (Bugatti Kompr.);<br />
Ch.a TXX x> i o n. Benoit-Falchetto, Nizza (Bugatti Kompr.);<br />
Godeffroy, Bern (Bugatti Kompr.);<br />
sont plus marques que jamais, puisque CHAMPION vous presente des X, Bern (Bugatti Kompr.);<br />
bougies perfectionnees, offrant une re*sistance plus grande ä la chaleur, ä Hummel, Freiburg im Br. (Amilcar Kompr.);<br />
Braillard, Renens (Bugatti Kompr.);<br />
l'encrassement et aux variations de temperature.<br />
Grosch, Genf (Alfa Romeo Kompr.).<br />
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Rennwagen:<br />
C H A M P O IM<br />
Wigniez, Amiens (Maserati Kompr.);<br />
Constantinovitch, Paris (Bugatti Kompr.);<br />
Les bougies CHAMPION sont en vente partout!<br />
Christen, Zürich (Aston-Martin);<br />
Benoit-Falchetto, Nizza (Bugatti Kompr.);<br />
Stuber, Bern (Bugatti Kompr.);<br />
Ugoldi, Zürich (Maserati);<br />
Kessler Hans, Zürich (Amilcar);,<br />
Braillard, Renens (Bugatti Kompr.);<br />
GENEVE<br />
ZÜRICH<br />
BERNE<br />
Dr. Avondet, Genf (Bugatti Kompr.);<br />
8, Av. Pictet de Rochemont 32, Talstrasse 16, Monbijoustrasse Muff, Luzern (Bugatti Kompr.);<br />
Mafkiewicz, Genf (Bugatti Kompr.).
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Art. 12.<br />
1. Ein Teil-der von den Konzessionären A in<br />
der Nahzone auszuführenden Transporte tritt an die<br />
Stelle von Bahntransporten, z. B. auf der Strecke<br />
Winterthur, Frauenfeld, Weinfelden, Romanshorn.<br />
Diese Transporte sind teilweise mit Zubringer- und<br />
Verteilerdieneten von und zu Bahnstationen verbunden.<br />
Diese an Stelle oder in Verbindung mit<br />
Bahnen durchgeführten Transporte müssen nach<br />
Eisenbahnrecht ausgeführt werden und daher gelten<br />
für sie die Bestimmungen über die Beförderungspflicht<br />
und die Haftpflicht für das Transportgut<br />
in gleicher Weise wie für Bahnen, soweit<br />
die Beförderungspflicht in der Konzession nicht<br />
eingeschränkt wird. Im Konzessionsakt werden<br />
also die Beförderungsbedingungen umschrieben<br />
eein müssen, wobei Ausnahmen von der Beförderungspflicht<br />
vorzusehen sind für Transporte, die<br />
infolge ihres Gewichts oder Umfangs mit Motorfahrzeugen<br />
nicht transportiert werden können,<br />
ferner für den Fall, dass die zu benützenden Straseen<br />
nicht fahrbar sind und für Fälle höherer Gewalt,<br />
zu denen übermässig hoher Schneefall zu<br />
rechnen ist. Die Beförderungspflicht kann aus betriebswirtschaftlichen<br />
Tiertransiport eingeschränkt werden. Da Güter und<br />
Tiere nicht gemeinsam auf den gleichen Fahrzeugen<br />
befördert werden können, die Beförderungsmengen<br />
beim Tiertraneport zudem sehr verschieden<br />
sind (ausnahmsweise Massentransporte bei<br />
Viehmärkten), könnte die Beförderungspflicht für<br />
Tiere zu einer schweren finanziellen Belastung für<br />
die Genossenschaft und die Konzessionäre werden.<br />
Erläuternder Bericht zum Gesetzesentwurf.<br />
II. *<br />
2. Für die an Stelle von Bahnen oder in Verbindung<br />
mit ihnen auszuführenden Strassentransporte<br />
setzen die Eisenbahnen die Tarife fest. Sie<br />
eind dabei auf den Parallelstrecken zu den Bahnen<br />
an die Bestimmungen der Eisenbahngesetzgebung<br />
gebunden. Diese Ordnung der Dinge ergibt sich<br />
aus dem Umstand, dass jeder Verfrachter den Eieenbahntransport<br />
und die Anwendung der Bahntarife<br />
bis zur Bestimmungsstation verlangen kann,<br />
der allfällige Autotransport also auf den ParaMeletreoken<br />
zur Bahn deren Tarife anwenden muss<br />
Es ist zu unterscheiden zwischen Transporten,<br />
die an Stelle von Bahnen (Bahnersatzdienste) und<br />
solchen, die in Verbindung mit ihnen (Zubringernnd<br />
Verteilerdienste) ausgeführt werden. Die letztern<br />
führen von Bahnstationen zu abseits der<br />
Bahnlinien liegenden Ortschaften. Die Bahnersatz-,<br />
Zubringer- und Verteilerdienste werden fahrplanmässig<br />
und regelmässig ausgeführt. Die E-isenbahnverwaltungen<br />
entschädigen die Genossenschaft<br />
für ihre Leistungen bei der Ausführung dieser<br />
Transporte. Dementsprechend fallen ihnen die<br />
Einnahmen zu und ergibt sich das Recht auf die<br />
Tarifhoheit.<br />
Auf Linien, die Ton einer Bahnstation in eine<br />
abseits der Bahnlinien liegende Gegend führen,<br />
können Transporte zwischen zwei Ortschaften ausgeführt<br />
werden, ohne dass die Bahn berührt wird.<br />
Die Voraussetzung für den «in Verbindung mit der<br />
*) Schluss aus No. 47)<br />
Eisenbahn» ausgeführten Transport fehlt in dieeem<br />
Falle. Trotzdem wird auch für diese Transporte<br />
die Bahn die Tarife festsetzen, sofern es sich<br />
um Güter handelt, die mit den fahrplanmässigen,<br />
auf Rechnung der Bahn geführten Kursen befördert<br />
werden. Da die Bestimmungen der Eisenbahngesetzgebung<br />
hier nicht in Betracht kommen, werden<br />
die Tarife im Einvernehmen mit der Genossenschaft<br />
festzusetzen sein, trotzdem dies im Gasetzesentwurf<br />
nicht erwähnt ist. Dies ist nötig, damit<br />
die Tarife jenen angeglichen werden können,<br />
die gemäss Ziffer 3 des Gesetzesentwurfes die Genossenschaft<br />
von sich aus festsetzt.<br />
3. Die übrigen Tarife setzt die Genossenschaft Da zwischen den Eisenbahnen und den Automobilisten<br />
eine Uebereinkunft über die Verständi-<br />
fest. Massgebend für ihre Höhe werden die Selbstkosten<br />
unter Einrechnung eines Zuschlags für die gung und Verkehrsteilung abgeschlossen worden ist,<br />
Verwaltungskosten sein. Die Genossenschaft muss sind die Bestimmungen der Ziffern 1 und 2 des<br />
ihre Tarife auf dem Selbstkostenprinzip aufbauen. Art. 15 bereits erfüllt. Dieser Artikel und der<br />
Dazu wird sie durch die Konkurrenz des Werkverkehrs<br />
genötigt. Bei hohen Tarifen würde dieser Art. 15, Ziffer 3. Unter Verkehrsteilung und Zu-<br />
Art. 16 gehören also zusammen.<br />
sofort zu Ungunsten der Genossenschaft an Umfang sammenarbeit ist hier die Einrichtung der Automobilbetriebe<br />
verstanden, die an die Stelle einer<br />
zunehmen, während bei niedrigen Tarifen mit einer<br />
Ueberleitung des Werkverkehrs an die Transportorganisation<br />
der Genossenschaft und der Ei-chen ausgeführt werden (Bahnersatz-, Zubringer-<br />
Eisenbahn treten oder in Verbindung mit einer solsenbahnen<br />
gerechnet werden kann. Der Aufbau der<br />
Erwägungen auch für den<br />
Tarife auf dem Selbstkostenprinzip kann zur Folge<br />
haben, dass die Tarife der von den Bahnen unabhängigen<br />
Strassentransporte höher als jene sind,<br />
die an Stelle oder in Verbindung mit einer Eiseubahn<br />
ausgeführt werden. Bei der Festsetzung der<br />
Tarife werden die Kosten von Wagenverschiebungen<br />
bei Stossverkehr sowie andere ausserordentliche<br />
Ausgaben mit zu berücksichtigen sein.<br />
Art. 14.<br />
Die vorgesehene Verkehrsteilung und die Rationalisierung<br />
der Transporte macht den Zusammenschluss<br />
der Konzessionäre in eine Genossenschaft<br />
nötig. Nur dadurch ist es möglich, die Zahl der<br />
Reservewagen bei den einzelnen Konzessionären auf<br />
ein Mindestmass zu beschränken und trotzdem den<br />
in der Konzession A vorgeschriebenen Transportverpflichtungeh<br />
nachzukommen. Die Genossenschaft<br />
kann in den Stossverkehrszeiten Wagenverschiebungen<br />
unter den Konzessionären vornehmen lassen<br />
und damit die Leistungsfähigkeit der Konzessionäre<br />
in einzelnen Gebieten oder auf gewissen Strecken<br />
erheblich steigern; Sie kann ihnen auch zur Ausführung<br />
von Spezialtransporten dafür geeignete<br />
Fahrzeuge zuweisen, wenn sie über solche nicht<br />
selbst verfügen.<br />
Da die Konzessionäre nicht nur den Stückgutverkehr,<br />
sondern teilweise auch den Wagenladungsverkehr<br />
zu bewältigen haben, bringt ihre Zusammenfassung<br />
in einer Genossenschaft die Vermeidung<br />
von Leerfahrten und damit eine rationelle Ausnutzung<br />
der Fahrzeuge, die wiederum auf die Tarifgestaltung<br />
einwirkt.<br />
Die Genossenschaft ist auch zur Vereinheitlichung<br />
des Tarifwesens nötig, ebenso zur Durchführung<br />
des Abrechnungsverfahrens mit den Bahnen.<br />
Sie ist das Zwischenglied zwischen den Bahnen<br />
und den Konzessionären und als solches auch<br />
Beratungsstelle. Sie wird teilweise die Werbung<br />
für die Transporte zu übernehmen haben.<br />
In der Betriebsführung und in der internen Ausgestaltung<br />
ihrer Betriebe bleiben die Konzessionäre<br />
frei, Sie haben Freiheit in der Anschaffung ihrer<br />
Fahrzeuge im Rahmen der aufgestellten Vorschriften,<br />
in der Beschaffung des Betriebsmaterials, in<br />
der Rekrutierung und Bezahlung ihres Personals<br />
usw. Nach wie vor wird also die wirtschaftliche<br />
Betriebsführung für den Unternehmer für die Höhe<br />
seines Verdienstes mitbestimmend sein. Dazu<br />
kommt, dass gemäss Art. 15 der Uebereinkunft den<br />
Konzessionären A Leistungsprämien ausgerichtet<br />
werden.<br />
Trotz den Befugnissen, die der Genossenschaft<br />
eingeräumt werden, kommt ihr der Charakter einer<br />
Monopoleinrichtung nicht zu. Eine Monopolstellung<br />
wird schon durch die Freiheit des Werkverkehrs<br />
verhindert. Die Genossenschaft vertritt vielmehr<br />
ähnliche Funktionen, wie die internationalen Verbände<br />
bei den Eisenbahnen.<br />
Art. 15 und 16.<br />
und Verteilerdienste).<br />
Ziffer 4- Die Genehmigung des Bundesrates soll<br />
Gewähr dafür geben, dass nach der Beratung des<br />
Gesetzes in den eidg. Räten die Grundlagen der<br />
Uebereinkunft, deren Bestimmungen in das allgemeine<br />
Verständigungsabkommen und in die Vollziehungsverordnung<br />
übernommen werden müssen,<br />
nicht ohne gegenseitige Zustimmung verändert werden<br />
können.<br />
Aufgabe der Handels- und Gewerbefreiheit der Unternehmer.<br />
Art. 16 a. Hier wird die Verpflichtung für die<br />
Bahnen, den Haus-Hausdienst ejnzuriöhten, festgelegt.<br />
Diese Bestimmung ergänzt jene der Ziffer 3<br />
des Art. 15.<br />
b. In der Nahzone von 30 km sollen<br />
die Transporte grundsätzlich mit<br />
Motorfahrzeugen ausgeführt werden.<br />
Die Uebereinkunft zwischen den Eisenbahnen und<br />
den Automobilinteressenten basiert auf diesem<br />
Grundsatz. Nach der Eisenbahngesetzgebung kann<br />
die Bahn aber einen Transport nicht ablehnen, wenn<br />
der Verfrachter das Gut selbst, also nicht durch<br />
einen offiziellen Bahncamionneur oder durch die<br />
Genossenschaft, an die Bahnstation verbringt' und<br />
ausdrücklich Bahnbeförderung verlangt. Dem trägt<br />
die Fassung dieser lit. Rechnung. Es wird aber<br />
ausdrücklich festgestellt, dass die Eisenbahnen auf<br />
die Verfrachter nicht einwirken sollen, um sie zum<br />
Bahntransport zu veranlassen. Ebensowenig werden<br />
sie durch besondere Tarifvergünstigungen oder<br />
durch Einräumung von Vorrechten die Verfrachter<br />
zum Bahntransport ermuntern.<br />
In der Uebereinkunft sind- die Fälle aufgezählt,<br />
wenn in Ausnahme von der Regel des Strassentransports<br />
in der Nahzone Güter mit der Bahn befördert<br />
werden können oder sollen. So soll der<br />
Verfrachter die Bahnspedition nicht ablehnen können,<br />
falls die verfügbaren Motorfahrzeuge in Zeiten<br />
des Stossverkehrs für die aufkommenden Transporte<br />
nicht ausreichen. Die Genossenschaft wird<br />
versuchen, durch Wagenverschiebungen in • den<br />
Zeiten des Stossverkehrs die Leistungsfähigkeit der<br />
ihr angeschlossenen Konzessionäre zu erhöhen.<br />
Reichen aber die von ihr getroffenen Massnahmen<br />
zur Verkehrsbewältigung nicht aus, so kann der<br />
Bahntransport nicht abgelehnt werden, da sonst die<br />
Konzessionäre zur Bereitstellung eines Wagenparks<br />
genötigt würden, der in keinem Verhältnis<br />
zur Forderung einer wirtschaftlichen Betriebsführung<br />
steht.<br />
Haben Verfrachter und Empfänger von Gütern<br />
Geleiseanschluss, so soll die Beförderung ihrer Güter<br />
auf der Schiene erfolgen. Wenn jedoch nur<br />
der Verfrachter oder nur der Empfänger über einen<br />
Geleiseanschluss verfügt, das Gut also entweder bei<br />
der Zu- oder Abfuhr zur Bahn umgeladen werden<br />
müsste, so kommt der Strassentransport zur Anwendung.<br />
Ausnahmen sind auch da möglich, 80<br />
wenn entweder Verfrachter oder Empfänger ausdrücklich<br />
Ueberführung des Gutes mit der Bahn<br />
verlangen oder wenn die Kommission aus bestimmten<br />
Gründen den Bahntransport verfügt. Es ist<br />
aber auch Strassentransport möglich, wenn Verfrachter<br />
und Empfänger Geleiseanschluss besitzen,<br />
der Strassentransport aber trotzdem bestimmte Vorteile<br />
bietet. In diesem Falle ist die Zustimmung<br />
der beteiligten Eisenbahnunternehmung notwendig.<br />
Der Bahntransport ist in der Nahzone auch zulässig,<br />
wenn er von einer im Bereich der S. B. B.<br />
liegenden Station nach einer Station geht, die in<br />
den Bereich einer Nebenbahn fällt und bei dieser<br />
Nebenbahn aus lebenswichtigen Interessen die Nähzone<br />
auf weniger als 30 km eingeschränkt worden<br />
ist. Dies ist nötig, um den Umlad des Gutes nach<br />
einem kurzen Strassentransport auf die Bahnwagen<br />
Dies ist wichtig im Hinblick auf die<br />
der Nebenbahn zu vermeiden. Genossenschaft und<br />
Kommission haben für eine sinngemässe Auslegung<br />
der Vorschrift zu sorgen. «<br />
Bei den privaten Hauptbahnen bestimmt die<br />
Kommission, in welchen Fällen die Nahzone beschränkt<br />
werden kann. Richtlinien sind ihr im'<br />
Gesetz nicht gegeben. Selbstverständlich aber ist,-<br />
dass die privaten Hauptbahnen nicht günstiger al*<br />
die Nebenbahnen behandelt werden können, wo für<br />
die Beschränkung der Nahzone auf weniger als<br />
30 km die Gefährdung lebenswichtiger Interessen<br />
nötig ist. Es wird also bei den privaten Hauptbah-'<br />
nen schon besonders wichtiger Umstände bedürfen,<br />
bis sich die Kommission zu einer Beschränkung<br />
der Nahverkehrszone verstehen darf.<br />
•<br />
i. Unter angemessener Transportentschädigung<br />
ist, wie dies aus den Bestimmungen der<br />
Uebereinkunft hervorgeht, die Deckung der Betriebsausgaben,<br />
inbegriffen Abschreibung und Verzinsung<br />
des auf den konzessionierten Betrieb entfallenden<br />
Anlagekapitals und ein den ortsüblichen<br />
Begriffen entsprechender Verdienst verstanden.<br />
Voraussetzung dabei ist, dass der Betrieb wirtschaftlich<br />
geführt wird. Die Grundsätze für die<br />
Berechnung der Entschädigungen werden von den<br />
Vertretern der Eisenbahnen und der Automobilinteressenten<br />
vor der Beratung des Gesetzes in den<br />
eidg. Räten festgesetzt. Man wird sich dabei auf<br />
die Kosten bestehender Automobilunternebmungeh<br />
stützen müssen.<br />
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Die Genossenschaft kann verlangen, dass die<br />
Konzessionäre A Fahrzeuge, die für Transporte an<br />
Stelle von Bahnen oder in Verbindung mit solchen<br />
verwendet werden und für deren Fahrleistungen<br />
eine Transportvergütung ausgerichtet •wird, nicht Transportlänge»<br />
für andere Transporte in der Nahzone oder irn<br />
konzessionsfreien Ortskreis benutzen.<br />
Art. 17.<br />
Die Bedeutung der Kommission, der wichtige<br />
Aufgaben überwiesen siijd, kommt in der Zusammensetzung<br />
zum Ausdruck. Es sind in ihr zu<br />
gleichen Teilen die Eisenbahnen, die Automobilinteressenten<br />
und die Verfrachter vertreten. Der<br />
Präsident wird aus den Kreisen der Verfrachter<br />
gewählt. Deren Interessen sind also weitgehend<br />
berücksichtigt.<br />
Die von den Konzessionären zu bestimmenden<br />
Vertreter in der Kommission brauchen selbst nicht<br />
Konzessionäre zu sein. Sie können auch den andern<br />
Kreisen der Automobilisten oder ihrer Verbände<br />
entnommen werden. Eine Mitinteressierung<br />
dieser Verbände ist sogar wünschenswert, besonders<br />
im Hinblick auf das Verhältnis der Genossenschaft<br />
zum Werkverkehr. Aus dem in Art. 18 umschriebenen<br />
Aufgabenkreis geht hervor, dass die<br />
Kommission spätestens nach der Behandlung des<br />
Gesetzes in den eidg. Räten gewählt werden muss.<br />
Art 18.<br />
i. Die Kommission erledigt ihre Aufgaben auf<br />
Einladung des Eidg. Post- und Eisenbahndepartementes.<br />
Diese Einladung hat zu erfolgen, so oft dies<br />
der Stand der Geschäfte erfordert. Weder die Konzessionsbehörde<br />
noch die Genossenschaft können<br />
von sich aus Entscheidungen in Fällen treffen, wo"<br />
die Begutachtung oder der Entscheid der Kommission<br />
vorgesehen ist, und zwar auch nicht in dringenden<br />
Angelegenheiten. Die nachträgliche Einholung<br />
der Zustimmung der Kommission für getroffene<br />
Entscheide ist nicht zulässig.<br />
a. Darunter ist in erster Linie die Vollziehungsverordnung<br />
zum Gesetz verstanden.<br />
b. Nach der zwischen den Eisenbahnverwaltungen<br />
und den Automobilinteressenten abgeschlossenen<br />
Uebereinkunft steht es beiden Parteien frei, von<br />
dieser Uebereinkunft zurückzutreten, wenn vom<br />
Bundesrat oder vom Parlament Aenderungen am<br />
Gesetz vorgenommen werden, durch die sein Zweck<br />
oder seine Tragweite wesentlich beeinflusst wird.<br />
Dies gilt sinngemäss auch für die Uebereinkunft<br />
selbst, die vom Bundesrat zu genehmigen ist. Die<br />
Uebereinkunft bildet die Grundlage für das allgemeine<br />
Verständigungsabkommen. Wollen in dieses<br />
Bestimmungen aufgenommen werden, die in Widerspruch<br />
zu der Uebereinkunft stehen, so bedarf es<br />
der Zustimmung beider Vertragsparteien, die verweigert<br />
werden kann. Jede Vertragspartei erhält<br />
dann ihre Handlungsfreiheit zurück. Dies setzt voraus,<br />
dass das allgemeine Verständigungsabkommen<br />
spätestens-3 Monate vor Ablauf der Referendumsfrist<br />
für das Gesetz bereinigt und von den Parteien<br />
ratifiziert ist. ;<br />
d. Das Schema für die Normalkonzessionen A<br />
und B wird als wichtiger Bestandteil der Uebereinkunft<br />
von den E und A gemeinsam aufgestellt und<br />
von der Genossenschaft überprüft, bevor es zur<br />
Begutachtung an die Kommission geleitet wird.<br />
e. Die Konzessionsgesuche sind an die Konzeesionslehörde<br />
(Eidg. Post- und Eisenbahndepartement)<br />
zu richten, das sie an die Genossenschaft zur<br />
Prüfung und Vorbehandlung weiterleitet. Die Kommission<br />
begutachtet die Kommissionsgesuche auf<br />
Antrag der Genossenschaft. Diese stellt der Kommission<br />
auch die Anträge auf Nichterneuerung oder<br />
Entzug einer Konzession.<br />
2. lit d. Die Bestimmung des Begriffs «gesamte<br />
kommt besonders bei Paralleltransporten<br />
zu Bahnlinien und bei Quertransporten<br />
zu solchen in Frage. In der deutschen Verordnung<br />
vom 6. Oktober 1931 wird die konzessionsfreie<br />
Zone durch die kürzeste Verbindung auf öffentlichen,<br />
für den Motorfahrzeugverkehr freigegebenen<br />
Wegen bestimmt, wobei massgeberid' der Mittelpunkt<br />
des Versandorts bis zum Mittelpunkt des Bestimmungsortes<br />
ist. Eine ähnliche Auslegung ist auch<br />
von den Automobilvertretern vorgeschlagen worden,<br />
die als «gesamte Transportlänge> den kürzesten<br />
Weg, auf dem das Gut mit der Bahn oder auf der<br />
Strasse befördert, werden kann, bestimmt wissen<br />
wollten. Von den Eisenbahnverwaltungen dagegen<br />
ist eine Zwischenlösung vorgeschlagen worden. Als<br />
gesamte Transportlänge soll die Strecke gelten, die<br />
das Transportgut bei der Bahnbeförderung zurückzulegen<br />
hat, wobei die Strassenlänge berücksichtigt<br />
werden soll, wenn die Bahnlänge 50% grösser<br />
als diese ist. Eine Einigung konnte nicht erzielt<br />
werden, und die Kommission wird von Fall zu<br />
Fall zu entscheiden haben, welche Berecbnungsart<br />
anzuwenden ist. Dabei soll das Interesse der Verfrachter<br />
mitbestimmend sein.<br />
Eine gewisse Richtlinie für die Bestimmung des<br />
Begriffs «gesamte Transportlänge» gibt die Fassung<br />
lit b. Dort ist bestimmt, dass die Beförderung von<br />
Gütern und Tieren im Nahverkehr, d. h. von Gütern<br />
und Tieren, die insgesamt nicht weiter als<br />
30 km zu befördern sind, den Konzessionären A<br />
überlassen wird. In diesem Fall kann kein Zweifel<br />
darüber bestehen, dass die Strassenlänge des Transportes<br />
verstanden ist, denn ein anderer Transportweg<br />
ist für den Konzessionär A nicht gegeben.<br />
Sinngemäss muss also dem Bahntransport das Gut<br />
überlassen werden, das über diese 30 km hinaus<br />
zu befördern ist.<br />
In der «gesamten Transportlänge» ist auch der<br />
Auslandtransport eines Gutes inbegriffen. Wird das<br />
Gut an der Grenze umkartiert, so wird dadurch die<br />
«gesamte Transportlänge» nicht gebrochen. Wird<br />
das Gut dagegen an der Grenze einem Spediteur<br />
übergeben oder eingelagert und erst dann weiterbefördert,<br />
so gilt der Transport ab Grenze als neuer<br />
Transport. Dies gilt auch für Schifftransporte,<br />
z. B. auf dem Rhein. Der blosse Umlad des Gutes<br />
gilt nicht als Trennung der «gesamten Transportlänge»,<br />
wohl aber die zeitweilige Einlagerung im<br />
Freilager, in Güterhallen, in Silos oder bei Spediteuren.<br />
3. Die Kommission genehmigt die Tarife für alle<br />
Strassentransporte nach Konzession A, also auch<br />
für die Transporte auf Bahnersatz-, Zubringer- u.<br />
Verteilerlinien. Der Entscheid ist endgültig und<br />
kann nicht weitergezogen "werden. ~<br />
Die Kommission entscheidet endgültig über Fragen<br />
der Anwendung der Art 2 und 22 betreffend<br />
den Werkverkehr. Sie hat also zu umschreiben, w.as<br />
unter dem Begriff «Werkverkehr» zu. verstehen ist<br />
und zu entscheiden, in welchen Fällen des Konzernverkehrs<br />
mit den gleichen Fahreeugen Transporte<br />
für getrennte, aber durch Aktien- oder Anteilscheinbesitz<br />
eng verbundene Werke ausgeführt werden<br />
dürfen. Sie entscheidet auch endgültig bei Streitigkeiten,<br />
die über die Auslegung des Art. 22 entstehen<br />
können, insbesondere bei der Feststellung der ^bisherigen<br />
Transportmenge. Im Bedarfsfälle wird Sie<br />
AUTOMOBIUREVUE <strong>1933</strong> - N° 48<br />
auch verfügen, in welcher Weis« der Nachweis über<br />
die Gütermenge zu führen ist, die beim Werkverkehr<br />
in der Uebergangszeit auf Rechnung anderer<br />
befördert werden darf.<br />
'Art. 19.<br />
• 2. Werden die Konzessionsvorschriften umgangen,<br />
so kann die Konzessionsbehörde nicht nur eine<br />
Busse aussprechen, sondern die geschädigten<br />
Transportunternehmungen (Eisenbahn oder Genossenschaft)<br />
können auch Schadenersatz verlangen.<br />
Art 21.<br />
1. Bei Nichterteilung einer Konzession A hat<br />
nur Anspruch auf eine Entschädigung, wer vor<br />
dem 1. Januar <strong>1933</strong> gewerbsmässig, regelmässig<br />
und ausschliesslich Transporte über die Ortszone<br />
von 10 km hinaus ausgeführt hat. Werkbetriebe, die<br />
gelegentlich oder regelmässig Transporte für andere<br />
gegen Entgelt ausführten, können keine Entschädigung<br />
verlangen. Für sie gilt die Uebergangsfrist<br />
von 3 Jahren gemäss Art. 22. Ebenso können<br />
Unternehmungen, die regelmässig für andere Güter<br />
im Ortsrayon oder auf eine Entfernung von weniger<br />
als 10 km beförderten (Camionnagedienste) und<br />
darüber hinaus nur gelegentlich Transporte ausführten,<br />
keine Entschädigung fordern. Dagegen ist<br />
die Entschädigungspflicht bei Unternehmungen gegeben,<br />
die regelmässig Transporte gegen Entgelt<br />
über die 10-km-Grenze hinaus ausführten, aus<br />
irgendeinem Grunde aber auf den Erwerb einer<br />
Konzession A verzichten. Dieser Fall ist denkbar,<br />
wenn in einer Ortschaft mehrere Unternehmungen<br />
vorhanden sind, der einen oder andern eine Konzession<br />
A aber nur erteilt werden kann, wenn sie<br />
ihren Geschäftssitz und ihre Anlagen verlegt. Im<br />
weitern kann es vorkommen, dass einer Unternehmung<br />
nur eine Konzesison A zugewiesen werden<br />
kann, deren Transportmöglichkeiten in keinem Verhältnis<br />
zum Geschäftsumfang stehen, die Unternehmung<br />
daher auf den Erwerb der Konzession verzichtet.<br />
2. Eine Unternehmung kann bisher gewerbsmässig<br />
und regelmässig Transporte in der Nahund<br />
Fernzone ausgeführt haben, aus irgendeinem<br />
Grunde aber keine Konzession erhalten, z. B. weil<br />
für die Erteilung einer solchen kein Bedürfnis vorliegt.<br />
Die Kommission hat dann festzustellen, ob<br />
und in welchem Umfang die Unternehmung die bisher<br />
im Ferntransport verwendeten Fahrzeuge im<br />
Ortskreis nutzbringend verwenden kann. Sie hat<br />
diese Möglichkeit und die dabei zu erzielenden Einnahmen<br />
bei der Feststellung der Entschädigung<br />
mitzuberücksichtigen. Dies trifft auch für Unternehmungen<br />
zu, die bisher ausschliesslich Ferntransporte<br />
ausführten, sich nun aber auf die Beförderung<br />
von Gütern in der konzessionsfreien Zone umstellen<br />
müssen, weil ihnen keine Konzession A erteilt<br />
werden kann.<br />
3. Um zu verhindern, dass im Hinblick auf die<br />
Bestimmungen des Gesetzentwurfs neue gewerbemässige<br />
Strassentransportunternehmungen eingerichtet<br />
oder bestehende Betriebe über den Bedarf<br />
hinaus erweitert werden, ist vorgesehen, dass Anspruch<br />
auf eine Entschädigung nur hat, wer vor<br />
dem 1. Januar <strong>1933</strong> einen solchen Betrieb führte<br />
oder ihn inzwischen nicht ohne Notwendigkeit ausgebaut<br />
hat. Da der Gesetzentwurf erst Ende<br />
Mai <strong>1933</strong> veröffentlicht wurde, vom 1. Januar an<br />
aber ohne Kenntnis der geplanten Regelung neue<br />
Transportunternehmungen entstanden sind, wird<br />
die Konzessionsbehörde bei der Konzessionserteilung<br />
billige Rücksicht auf diese Unternehmungen<br />
zu nehmen haben. Die Bestimmung des Gesetzentwurfes<br />
hat den Zweck, den Bund vor missbräuchlicher<br />
Inanspruchnahme der Entschädigungspflicht<br />
zu schützen, nicht aber unbillige Härten zu schaffen<br />
und wirtschaftliche Werte zu vernichten. Unternehmungen,<br />
die in guten Treuen handelten, sollen<br />
also nicht geschädigt werden. In Zweifelsfällen hat<br />
die Kommission dem Bundesrate ein Gutachten zuzustellen.<br />
Art. 22.<br />
1. Einzelne Werkunternehmungen haben bisher<br />
zur Hebung der Wirtschaftlichkeit der Transporte<br />
regelmässig oder gelegentlich Güter gegen Entgelt<br />
für andere befördert. Oft wurden eigene Fahrzeuge<br />
nur im Hinblick auf diese Möglichkeit eines Nebenverdienstes<br />
angeschafft. Um solche Werkunternehmungen<br />
vor Verlust zu schützen, ist eine Uebergangsfrist<br />
von drei Jahren vorgesehen, während<br />
der sie Transporte auf Rechnung anderer im bisherigen<br />
Umfang ausführen können.<br />
2. Damit nicht Werkunternehmungen die neue<br />
Regelung zur Vermehrung ihrer Transporte für<br />
Rechnung anderer benutzen, haben sie den kantonalen<br />
Behörden den bisherigen Transportumfang<br />
anzugeben. Dies wird in vielen Fällen nicht leicht<br />
sein, da für diese Transporte in der Regel keine<br />
besondere Rechnung geführt wurde. Das Gesetz verlangt<br />
daher keinen buchmässigen Nachweis über<br />
den Transportumfang, sondern lediglich Auskunft<br />
an die zuständige kantonale Amtsstelle. Diese wird<br />
die gemachten Angaben nachzuprüfen und dann<br />
festzustellen haben, welche Transportmenge in der<br />
Uebergangszeit zugelassen ist. Für die in dieser<br />
Uebergangszeit ausgeführten Transporte auf Rechnung<br />
anderer hat das Werkunternehmen dann den<br />
genauen Nachweis zu erbringen.<br />
Art. 23.<br />
Zur Organisation und Einrichtung des Bahnersatz-,<br />
Zubringer- und Verteilerdienstes werden<br />
3 Jahre benötigt. Für Gegenden, in denen dieser<br />
Dienst noch nicht eingerichtet ist, soll der Bundesrat<br />
Ausnahmen vom Gesetz gestatten. Er kann entweder<br />
provisorische Konzessionen erteilen oder<br />
Ferntransporte im bisherigen Umfang zulassen. Erteilt<br />
er provisorische Konzessionen, so wird die<br />
Genossenschaft und die Kommission zu prüfen haben,<br />
ob der Konzessionär mit der ihm überlassenen<br />
Transport- und Verdienstmöglichkeit sein Auskommen<br />
findet oder ob ihm Zuschüsse zu gewähren<br />
sind. Solche werden immer dann ausgerichtet werden<br />
müssen, wenn nach den Berechnungen der Genossenschaft<br />
der in der betreffenden Gegend oder<br />
auf der provisorisch konzessionierten Linie geplante<br />
Bahnersatz-, Zubringer- und Verteilerdienst zuschussbedürftig<br />
sein wird.<br />
berichtet In wirtschaftlicher und technischer Hinsicht<br />
die nächste Nummer der « Illustrierten Automobil-Revue<br />
». Die reichillustrierte Lastwagen-<br />
Nummer enthält unter andern folgende Artikel, die<br />
allgemeines Interesse beanspruchen:<br />
Entwicklungsstand des Lastwagenbaues.<br />
Die Lastwagenmerkmale <strong>1933</strong> (Chassismerkmale).<br />
Die<br />
Über Nutzfahrzeuge<br />
Wirtschaftlichkeit von Autobus und Gesellschaftswagen.<br />
Aus dem stadtbernlschen Omnibusbetrieb.<br />
Das Nutzfahrzeug im Dienste der Stadt Zürich.<br />
Verschiedene Ausführungsformen von Karosserien<br />
(Bilder).<br />
Der Riley-Motor ist für eine grosse Kraftleistung<br />
bei geringem Benzinverbrauch<br />
konstruiert: Ein- und Auslassventile<br />
werden von zwei verschiedenen Nokkenwellen<br />
getrieben, die Ventile selbst<br />
sind breit und obengesteuert, der Zylinderkopf<br />
hat eine Form, die eine besonders<br />
gute Verbrennung des Benzin«<br />
gemisches gestattet, die Kolben sind aus<br />
Spezialleichtmetall gefertigt, der ganze<br />
Zylinderkopf ist leicht abnehmbar. Damit<br />
übereinstimmend ist die Kurbelwelle<br />
überdimensioniert und sechsfach<br />
gelagert.<br />
Riley-Wagen sind hervorgegangen aus<br />
den Erfahrungen in grossen touristischen<br />
Fahrten und im Rennsport. Es<br />
sind schnelle, wendige, mit allen Finessen<br />
ausgestattete Automobile, die<br />
sicher auf der Strasse liegen und wenig<br />
Benzin brauchen. Die Riley-Wagen<br />
eignen sich sowohl für den täglichen<br />
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48 - <strong>1933</strong> AUTOMOBIL-REVUE<br />
Luflf«ah»t<br />
Balbos Ozeanflleger. In dem umbrischen<br />
Küstenstädtchen Orbetello erheben sich hinter<br />
einer hohen Mauer Gebäude aller Art,<br />
Schuppen, Maschinenräume und Flugzeughallen.<br />
Die ganze Anlage ist von der Aussenwelt<br />
hermetisch abgeschlossen. Niemand darf<br />
den Gebäudekömplex, der Tag und Nacht<br />
streng bewacht wird, ohne besondere Erlaubnis<br />
betreten. Hinter der hohen Mauer leben<br />
in strenger Weltabgeschiedenheit junge<br />
Fliegeroffiziere. Nur zwei Männer kennen<br />
ihre Namen: Italo Balbo, Italiens Flugminister,<br />
der die jungen Leute selbst aus dem<br />
italienischen Fliegerkorps ausgewählt hat,<br />
und General Pellegrini, der ihre Ausbildung<br />
leitet. Es sind Offiziere, die für den Flug<br />
auf hohem Meer ausgebildet werden. Der<br />
erste Kursus wurde 1930 eingerichtet; sein<br />
Abschluss war der grosse Geschwaderflug<br />
nach Südamerika, den Balbo selbst leitete. In'<br />
aller Stille waren seine Teilnehmer in Orbetello<br />
vorher ein Jahr lang ausgebildet worden.<br />
Ein A aus blauer Emaille, das die Schüler<br />
von Orbetello nach abgelegtem Examen auf<br />
der Brust tragen, ist ihre einzige äussere Auszeichnung,<br />
aber dieses kleine Abzeichen gilt<br />
unter den italienischen Fliegern als hohe<br />
Ehrung. Das Leben in Orbetello ist mönchisch<br />
streng. Aufmerksam wird die Gesundheit<br />
deLFKsfigr„durch häufige ärztliche Unter-<br />
F. P. I schwimmt Die Associeted Press<br />
meldet dje VolIendmiE, der ersten schwijntnenden<br />
Fluginsel, die als Zwischenlandungsplatz<br />
für eine Fluglinie über den Ozean dienen<br />
soll. Diese Insel -wird 500 Meilen von<br />
New York und von Norfolk entfernt zwischen<br />
der amerikanischen und der spanischen<br />
oder der portugiesischen Küste verankert<br />
werden und 300 Passagiere sowie<br />
125 Mann Besatzung fassen können. Drei<br />
andere schwimmende Fluginseln sollen westlich<br />
der Azoren und eine fünfte zwischen den<br />
Azoren und Lissabon verankert werden.<br />
Defekte Motorflugzeuge lassen sich abschleppen.<br />
Auf dem Heimflug von Oesterreich<br />
nach England musste der englische<br />
Flieger Gibbons in der Nähe von Prag wegen<br />
Kurbelwellenbruch notlanden. Da er seine<br />
Maschine schnellstens nach Hause bringen<br />
wollte, wandte er sich an den,bekannten<br />
Sportflieger Wolf Hirth mit der erstaunlichen<br />
Bitte, ihn mit seiner Maschine im Schleppflug<br />
nach England zu befördern.<br />
Wolf Hirth konnte nicht selbst abkommen,<br />
sandte jedoch sofort sein Klemm-Leichtflugzeug<br />
mit 60 PS unter Führung von Willy<br />
Spielmann nach Prag, wo nach Entfernung<br />
des Propellers an der englischen Klemm und<br />
Anbringung eines Schlepphakens zwei wohlgelungene<br />
Schleppflüge auf 300 m Höhe<br />
durchgeführt wurden. Da die Reisegeschwindigkeit<br />
des Schleppzuges aber infolge der<br />
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Flugzeug.<br />
suchung überwacht. Sie müssen Diät einhalten,<br />
Tabakgenuss ist beschränkt, die Schlafstunden<br />
sind streng geregelt. Diese rigorose<br />
Disziplin macht auch vor dem Privatleben<br />
der betreffenden Fliegeroffiziere nicht halt.<br />
Bekannt und viel belacht ist die Geschichte<br />
von der Frau eines jung verheirateten Offiziers,<br />
die nach Orbetello fuhr, um ihren Mann<br />
zu sprechen. Der Kommandeur der Schule<br />
gestattete ihr den Eintritt nicht und verwies<br />
sie an den Generalstab der Flugwaffe; dort<br />
müsse sie um Erlaubnis bitten, ihren Mann zu<br />
Sehen. Aber am Telephon wurde der Frau<br />
vom Qeneralstab der kategorische Bescheid<br />
gegeben: «Die Flieger von Orbetello sind alle<br />
Junggesellen.> Worauf sie sich am nächsten<br />
Tage, mit allen Ausweispapieren ausgerüstet,<br />
beim Luftfahrtministerium einstellte, um die<br />
Behörden von der Gültigkeit ihrer Ehe zu<br />
überzeugen.<br />
Eine wichtige Rolle im Tagesverlauf der<br />
Flieger nimmt der Sport ein. Schwimmen,<br />
Reiten, Wasserpolo und alle Arten von Leichtathletik<br />
werden von den Flugschülern betrieben.<br />
Der eigentliche Flugunterricht ist in theoretische<br />
Ausbildung und praktische Anwendung<br />
geteilt. Mathematik, Physik, Hydromechanik,<br />
Maschinenbau stehen an erster Stelle unter<br />
den Lehrfächern. In Blindflug, Nachtflügen,<br />
Niedergehen auf dem Wasser mit schweren<br />
Lasten wird die praktische Schulung der Offiziere<br />
vervollkommnet. Ausserdem beschäftigt<br />
sich jeder von ihnen mit einem besonderen<br />
Studiengebiet — Nautik, Materialkunde,<br />
Funkentelegraphie — und hält darüber.seinen<br />
Kameraden Vorträge. Bei den Gruppenflügen<br />
muss jeder Offizier einmal das Kommando<br />
übernehmen.<br />
So werden die Flieger von Orbetello zu<br />
den grossen Leistungen ausgebildet, auf die<br />
die italienische Flugwaffe mit Recht stolz<br />
sein kann. Wenn Italo Balbo in nächster Zeit<br />
den Geschwaderflug über den Nordatlantik<br />
ausführen wird — bei dem er auch Deutschland<br />
überfliegen wird und dessen Vorbereitung<br />
er mit dem preussischen Ministerpräsidenten<br />
Goering in der vorigen Woche in Rom<br />
besprochen hat —, dann werden die Flieger<br />
von Orbetello vor der Welt eine neue Probe<br />
davon ablegen, was sie in der kleinen umbrischen<br />
Seestadt gelernt haben. +,<br />
schwachen Schleppmaschine zn langsam'-war,<br />
wurde auf die Ueberlandreise verzichtet<br />
Immerhin wurde durch die Versuchsflüge bewiesen,<br />
dass man mit Flugzeugen genau so<br />
vorgehen kann wie mit defekten Autos: man<br />
schleppt sie ab.<br />
Ausbau des Flugverkehrsnetzes In Russland.<br />
Nachdem am 5. April die neue Fluglinie<br />
Odessa-Nikolajew-Charkow und am 22. April<br />
die Fluglinie Charkow-Odessa-Kiew eröffnet<br />
worden ist, soll am 10. Mai der regelmässige<br />
Flugverkehr zwischen Charkow und Moskau<br />
sowie Charkow und den nordkaukasischen<br />
Bädern wieder aufgenommen werden. Vorgesehen<br />
ist ferner die Fluglinie Charkow-<br />
RostowrSotschi an der kaukasischen<br />
Schwarzmeerküste. Im Donezbecken soll eine<br />
neue Ringluftverbindung Artjemowsk - Garlowka<br />
- Lugansk - Stalino - Kardiewka - Artjemowsk<br />
und Flugstrecke Stalino-Berdjansik,<br />
die in erster Linie der Beförderung von<br />
Bergarbeitern aus dem Donpass nach dem<br />
Kurort Berdjansk dienen soll, dem Verkehr<br />
übergeben werden. In Kramatorskaja ist ein<br />
neuer Flughafen angelegt worden, auf. dem<br />
die Flugzeuge der Linie Moskau-Charkow-<br />
Rostow-Tiflis Zwischenlandungen vornehmen<br />
werden. Vom 1. Juni'ab soll der Flugverkehr<br />
auf der Linie Berlin-Leningrad'-Archangelsk<br />
durchgeführt werden. • • ' m-p.<br />
Vorübergehende Flugplanänderungen. Ab 1. Juni<br />
<strong>1933</strong> ist der Flugplan der Strecke 542 Zürich-Basel-<br />
Frankfurt (Swissair) bis auf -weiteres wie folgt abgeändert<br />
worden: 18.15 ab Zürich-Dübendorf, 18. 50<br />
an Basel-Birsfelden, 18.55 ab Basel-Birsfelden,<br />
20.45 an Frankfurt.' In umgekehrter Richtung:<br />
6.10 ab Frankfurt, 8.00.an Basel-Birsfelden, 8.05<br />
ab Basel-Birsfelden, 8.40 an Zürich-Dübendorf.<br />
Infolgedessen sind -auch die Abflugs- und Ankunftszeiten<br />
folgender Anschlusslinien. geändert<br />
worden. Das Flugzfeug der Strecke Basel-La Chauxde-Fonds-Lausanne-Genf<br />
(Alpar-Bern) verlässt Basel<br />
um 8.10, La Chaux-de-Fonds um 8. 50, Lausanne<br />
um 9.25 und landet um 9. 50 in Genf-Cointrin.<br />
In der .Gegenrichtung Genf-Basel sind die<br />
Zeiten unverändert (siehe Offiz. Flugplan). Die<br />
Linie St. Gallen/Altenrhein-Zürich (Aero-St. Gallen/<br />
Alpar-Bern) ist wie .folgt geändert worden: 8.05<br />
ab St. Gallen-Altenrhein, 8.35 an Zürich-Dübendorf;<br />
in der Gegenrichtung 8.50 ab Zürich-Dübendorf,<br />
9.20 an St. Gallen-Altenrhein. Ferner ist die<br />
Strecke St. Gallen/Altenrhein-Zürich-Bern (Aero-<br />
St. Gallen/Alpar-Bern) um 25 Minuten später ge-<br />
legt worden, d. h.: 9.25 ab St. Gallen-Altenrhein,<br />
10.00 ab Zürich-Dübendorf, 10 40 an Bern-Belpmoos.<br />
In der Richtung Bern-Zürich-St. Gallen sind<br />
die Zeiten unverändert geblieben.<br />
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B A s E
48 — <strong>1933</strong> AUTOMOBIL-REVUE<br />
durch sein generelles Strassenprogramm aufs bessere Zeiten für das Bahnunternehmen der kehrswege auf dem Rapperswiler Seedamm<br />
. AM'» den l»amtowew äusserste engagiert. Das Bahnunternehmen, S. O. B. begnügte sich jedoch auf Zusehen hin, und in der Hurdener Landzunge ist also<br />
^•••••••^•••IBBI^ welchem die Neuanlage und Verbesserung mit der Vorschrift, die Schweren Lokomo- längst festgelegt; das Subventionsgesuch ist<br />
Zur Suhventionieruna<br />
des Schienenweges über den Seedamm zugute tiven der S. 0. B. nicht über den Seedamm seit Jahren gestellt. Seine Beurteilung darf<br />
j D -i kommt, die Süd-Ost-Bahn-Aktiengesellschaft, fahren zu lassen. Heute ist man so weit, dass sich folgegemäss nicht nach Wegleitungen<br />
der KapperSWIier<br />
jst durch den schlechten Geschäftsgang der auch auf der Seedammstrasse, diesem inter- orientieren, die für künftige Vorlagen mass-<br />
Seedamm-Korrektion. letzten Jahre in den finanziellen Grundlagen kantonalen Verkehrsstrang erster Ordnung, gebend sein mögen.<br />
Unter den Verhandlunessrezenständen der stark erschüttert. Unter solchen Verhält- Lastautomobile mit'mehr als 9 Tonnen Ge- Es möge nun dem geplanten Werke die fikomrnenden^^<br />
^mmersSnTr Bundes- nissen, vor derartige Schwierigkeiten gestellt, samtgewicht nicht mehr verkehren dürfen! nanzielle Unterstützung -gewährt werden,<br />
JSSÄ^^StaNnTSr ist das Werk ohne vermehrte BundeshiHe Machen mithJn drohende Qefahren die % ^ *^&*£* % der BundesaAutomobil-Revue»<br />
gemeldet wurde, die Sub- ganz ernstlich m Frage gestellt Ja, d.e Stirn- eirfUdl durchgreifende Neuanlage der See- w Ä MMweSSworden ist die in der<br />
vention des Bundes an die Korrektion der n häufen sich, welche die Unmöglichkeit dammbrücken zur aringe„dsten Pflicht, so S d S* weint ich 1lachstehen Dann<br />
Verkehrswege von Rapperswil nach Pfäffikon der Beibringung von 66'/, Prozent der Kosten . sich Jedennann darin einig> das diese ^^SL^^Sh t Sf^& i für die<br />
vorgemerkt. Der Bundesrat hat in einer Bot-
10 AUTöMOBIL-PEVUE <strong>1933</strong> - N° 48<br />
*. c. s.<br />
SEKTION AARGAU. Lichtbildervortrag. Der<br />
Einladung unserer Sektion zu einem Lichtbildervortrag<br />
« Quer durch Holland » auf Donnerstag,<br />
den 1. Juni wurde so zahlreich Folge geleistet, dass<br />
sich der Saal des Hotels Krone in Lenzburg fast<br />
als zu klein erwies. Der Referent, Herr Dr. phil.<br />
Th. Gubler aus Basel, hat es verstanden, in überaus<br />
sympathischer Art seine Reiseerlebnisse in Holland<br />
vom letzten Sommer zu schildern und den<br />
Zuhörern durch seinen vielgestaltigen Vortrag und<br />
die ausgezeichneten Bilder einen seltenen Genuss<br />
zu vermitteln. Mit Absicht hat der fein beobachtende<br />
Forscher die grossen Handelszentren gemieden,<br />
um abseits des Weltlärms die stillen, malerischen<br />
Dörfchen und kleinen Städte aufzusuchen.<br />
So führte uns der Referent, von den Inseln Walcheren,<br />
Zuid Beveland und Schuoven ausgehend,<br />
hinauf zum Helder, dann rund um die Zuidersee<br />
herum und durch ganz Friesland nach Groningen.<br />
Auch durch mannigfache historische Hinweise<br />
wurde der Vortrag belebt. Durch die Trockenlegung<br />
der Zuidersee, dem in dieser Art grössten Zivilisationswerk,<br />
wird Pflanzland für rund 40 000 Bauerngüter<br />
und eine Viertelmillion Menschen geschaffen.<br />
Ein 30 km langer Damm mit Autostrasse und<br />
Eisenbahn schliefst das urbar gemachte fruchtbare<br />
Land gegen das Meer ab. Durch die bereits erstandenen<br />
neuen Ansiedlungen ging dann die Reise<br />
durch die verträumten Städtchen Enkhuizen und<br />
Hoorn, die mit ihren prachtvollen Bauwerken auf<br />
die mittelalterliche Machtstellung dieser holländischen<br />
Handelsstädte hinweisen.<br />
Der Referent unterliess es nicht, die vorbildliche<br />
Verkehrsregelung und den gleitsicheren Strassenbelag<br />
der holländischen Betonstrassen im Bild<br />
wiederzugeben. Nicht nur die Hauptverkehrsstrassen.<br />
sind durchwegs in Beton erstellt, sondern auch<br />
Strassen 2. und 3. Klasse. Zumeist sind diese in<br />
zwei Hälften geteilt, so dass die Regel des Rechtsfahrens<br />
dem Strassenbenützer stets vor Augen gehalten<br />
wird. Von besonderem Interesse waren jedoch<br />
die von der Fahrbahn getrennten, links und<br />
rechts, zumeist auch in Beton ausgeführten Radfahrwege,<br />
in deren Schaffung die holländische<br />
Regierung ihre Hauptaufgabe in der Bekämpfung<br />
der Verkehrsunfälle erblickt. Der aufmerksame Zuhörer<br />
stellte sich mit Recht die vom Referenten<br />
taktvoll vermiedene Frage, warum die Erstellung<br />
von Betonstrassen in der Heimat des Zementkantons<br />
unterbleibt und warum die Anlage von Gehund<br />
Radfahrwegen in der Schweiz zur Hebung der<br />
Verkehrssicherheit nicht mehr gefördert wird. Der<br />
in jeder Beziehung interessante und fesselnde 1 Vortrag<br />
wurde durch reichen Beifall belohnt.<br />
Autosektion St. Gallen-Appenzell<br />
Nicht ins Blaue, sondern ins Rheinland, ins<br />
Wallis und in den Jura will die Kommission der<br />
Autosektion St. Gallen - Appenzell Sommerfahrten<br />
durchführen. Die Beschreibung der A. Rhein*-<br />
landreise vom 1. bis 5. Juli erfolgte bereits in;s<br />
Nr. 47. Nachstehend lassen wir die Fahrrouten für.-,<br />
sichtswarte in der Nähe Berns ausfindig zu ma-<br />
die Reise ins Wallis und in den Jura folgen: ' ' '<br />
chen, die Rundsicht vom Schweinsberg zählt zu den<br />
schönsten im Freiburgerlande. Bereits macht sich<br />
ein ausserordentliches Interesse bemerkbar; besonders<br />
zahlreich sind die Anfragen' von Mitgliedern,<br />
welche die Alpenrosenfahrt im Sinne eines Wochenends<br />
durchführen wollen. Die Touristikkommission<br />
hat in der Zwischenzeit das Gelände rekognosziert<br />
und die Vorbereitungen für den Empfang einer<br />
grossen Teilnehmerzahl getroffen. Ländlermusik,<br />
Tanz, Flobertschiessen, Lebkuchenzwirbelen, Sackgumpen<br />
und andere amüsante Konkurrenzen werden<br />
für einen richtigen Ghilbibetrieb sorgen. Die<br />
Fahrt findet am 17. und 18. Juni, bei schlechter<br />
Witterung acht. Tage später, statt. Anmeldungen<br />
für Unterkunft und Verpflegung " sind möglichst<br />
frühzeitig an das Sekretariat erwünscht. h.<br />
T. C. S.<br />
WIE DER STRASSENHILFSDIENST DES<br />
T. C. S. ARBEITET. Zahlreiche Strassenbenützer<br />
interessieren sich, Genaueres über die Arbeitsweise<br />
des T. C. S.-Strassenhilfsdienstes zu wissen. Es ist<br />
in der Tat nützlich, darüber informiert zu sein, wie<br />
der T. C. S.iAgent sein Dienstpensum erledigt.<br />
Bekanntlich umfasst der Strassenhilfsdienst die<br />
nachstehenden 18 Hilfsdienststrecken: 1. Genf-Lausann;<br />
2. Lausanne-Bern; 3. Bern-Olten; 4. Zürich-<br />
Olten; 5. Kreuzlingen-Zürich; 6. St. Gallen-Winterthur;<br />
7. Zürich-Rapperswil; 8. Luzern-Zürich;<br />
9. Basel-Brugg; 10. Neuenburg-Lausanne; 11.<br />
Neuenburg-Solothurn; 12. Solothurn-Brugg; 13.<br />
Sitten-St. Gingolph; 14. Sitten-Brig; 15. Ghiasso-<br />
Bellinzona, 16. Freiburg-Biel; 17. Bern-Interlaken;<br />
18. Neuenburg-La Chaux-de-Fonds.<br />
Mit Ausnahme eines einzigen Tages in der Woche,<br />
an dem der Agent frei hat, und mit Ausnähme<br />
des Sonntags, an dem der Fahrplan um zwei Stunden<br />
zurückgeschoben wird, nimmt der Agent seinen<br />
Start am Ständort (die erstbezeichnete Ortschaft)<br />
um 8 Uhr morgens und fährt gegen das Endziel<br />
seiner Strecke, indem er verschiedene Teilstücke,<br />
die besonders gefährlich sind oder die wenig Garagen<br />
und Tanksäulen aufweisen, mehrmals durchfährt.<br />
Seine Durchfahrt durch eine Ortschaft meldet<br />
der Agent stets auf dem dortigen Polizeiposten, indem<br />
er auch die Richtung seiner Fahrt angibt, so<br />
dass aus der Zeitspanne und dem kilometrischen<br />
Fahrmittel (durchschnittlich 40 km in der Stunde)<br />
leicht berechnet werden kann, wo sich der Agent<br />
ungefähr befindet.<br />
Um die Mittagszeit herum hält sich der Agent<br />
stets am Endort der Hilfsdienststrecke auf, den er<br />
um 14 Uhr verlässt, um die Strecke im umgekehrten<br />
Sinne zu befahren. Um 19 Uhr fährt er mit<br />
seiner Seitenwagenmaschine an den Ausgangsort<br />
zurück. An Sonntagen verlässt der Agent den Ausgangsort<br />
erst um 10 Uhr, befährt aber seine Strecke<br />
am Abend bis gegen 22 Uhr.<br />
lt.<br />
SEKTION BERN. Alpenrosenfahri. Ein überaus<br />
gefälliges Tagesprogramm wartet den Teilnehmern<br />
der kommenden Alpenrosenfahrt, verbunden<br />
mit Alpcftilbi, auf dem Grossen Schweinsberg.<br />
Die Touristikkommission hat mit der Wahl<br />
des Ausflugsortes zwei Fliegen auf einen Schlag<br />
getroffen, einmal kommt das Programm den Wochenendlern<br />
weitgehend entgegen und sodann enthebt<br />
es den unschlüssigen Automobilisten der Wahl<br />
seines Sonntag-Ausfluges. Das Chalet «Blümlisalp»<br />
am Schweinsberg ist für die Alpchilbi wie geschaffen.<br />
Es dürfte scbwer halten, eine dankbarere Aus-<br />
B. Walliser-Fahrt, drei Tage. 23.-25.<br />
Juli:<br />
Erster Tag, Sonntag, 23. Juli: Sammlung aller<br />
Teilnehmer morgens 9 Uhr am Bahnhofplatz in<br />
Zug. Fahrt über Luzern, Brünig, Interlaken (Mittagessen<br />
« Weisses Kreuz >), Spiez, Zweisimmen,<br />
Col de Pillon, Aigle, Bex (Logis Grand Hotel des<br />
Salines), 335 km.<br />
Zweiter Tag: Vormittags Gelegenheit zum Besuch<br />
von Montreux, Schloss Ghillon etc. (Mittagessen<br />
in Sion.) Nach dem Mittagessen Besichtigung<br />
einiger Rebberge und Kellereien mit Gratisdegustation.<br />
Sierre event. Abstecher nach Montana-Vermala<br />
(14 km) oder Leuk und Abstecher nach Leukerbad<br />
(7 km), dann nach Brig (Quartiere Hotel<br />
Post und event. weitere Hotels). Abstecher auf den<br />
Simplon; 100 km ohne Abstecher.<br />
Dritter Tag: Abfahrt 7 Uhr 30 nach Gletsch,<br />
Znüni-Halt, Hotel Belvedere am Rhonegletscher.<br />
Weiter über die Furka nach Andermatt, Schöllenen<br />
nach Flüelen (Mittagessen Hotel Urnerhof).<br />
Preis für gemeinsame Verpflegung (ohne Getränke<br />
und Garage), Logis, inkl. Trinkgeld bis und<br />
mit Mittagessen in Flüelen Fr. 40.— pro Person.<br />
G. Jura-Fahrt, drei Tage, 2.-4. September:<br />
Die Route geht über Biel, Sonceboz, Tavannes,<br />
Les Rangier's, Saignelegier, La Chaux-de-Fonds,<br />
Le Locle, Fleurier, Val de Travers, Neuchätel etc.<br />
Die Kosten für diese Reise werden sich gleich<br />
hoch stellen wie für die Walliserfahrt. Ein genaues<br />
Programm heute schon aufzustellen, ist verfrüht.<br />
Wer sich für diese Fahrt interessiert, mag dies auf<br />
einem der beiden Anmeldecoupons bemerken. Wir<br />
werden alsdann den Interessenten zu gegebener<br />
Zeit ein detailliertes Programm zustellen.<br />
Sie haben gewiss schon zur Geniige gehört, welche<br />
Reize und Genüsse die beschriebenen Fahrten<br />
bieten und zweifeln wir nicht daran, dass Sie die<br />
eine oder andere oder auch alle Fahrten mitzumachen<br />
gedenken. Versäumen Sie nicht,, rechtzeitig<br />
den diesbezüglichen Anmeldebogen auszufüllen<br />
und unserem Sportpräsidenten Herrn H.<br />
Burk, Unionplatz, St. Gallen, einzusenden.<br />
Warten Sie nicht mit der Anmeldung bis zum<br />
Anmeldeschluss; durch möglichst baldige Einsendung<br />
der Anmeldecoupons erleichtern Sie uns die<br />
organisatorischen Vorarbeiten, und dafür sind wir<br />
Ihnen dankbar. Wir werden uns dadurch erkenntlich<br />
zeigen, dass wir jeweils beim Logisbezug auf<br />
die Reihenfolge bei der Anmeldung Rücksicht nehmen.<br />
den<br />
CHAUFFEUR-CLUB LUZERN<br />
UND UMGEBUNG.<br />
• Bootfahrt nach Flüelen. Bei<br />
herrlichstem Maienwetter konnten<br />
wir .am 21. Mai unsere schon<br />
lang ersehnte Bootfahrt nach<br />
Flüelen ausführen. Schon um<br />
8K Uhr morgens waT eine stattliche<br />
Zahl Mitglieder beim Pa-<br />
Villon versammele Um 9.15 Uhr konnten wir mit<br />
vollbesetztem. Boot..jm, ;den ; Vierwaldstättersee hin-<br />
, ausstechen, um die Sorgen des Alltags zu vergessen.<br />
Bei einem ausgiebigen. Fass Bier, gespendet<br />
von unserem Kollegen Spahni, machte sich sehr<br />
bald eine frohe Stimmung bemerkbar. Den schönen<br />
Gestaden des Sees entlang fuhren wir direkt<br />
nach Flüelen, wo uns Herr Flums im Hotel du Lac,<br />
unser verehrtes Passivmitglied, zu sehr bescheidenem<br />
Preise ein gutes und Teichliches Essen und<br />
gutem Wein servierte. Die Essens- und die Nachzeit<br />
verliefen rocht gemütlich. Auf ZVn Uhr war die<br />
Rückfahrt angesetzt. Unser Kapitän konnte mit der<br />
frohen Last pünktlich ausfahren. In der Pension<br />
Matt gab es noch eine 'Stunde Aufenthalt. Es gelang<br />
1 dort einigen Teilnehmern, das Tanzbein zu<br />
schwingen. Wir hoffen, dass alle auf ihre Rechnung<br />
gekommen sind, besonders diejenigen Kollegen,<br />
die durch die Spende eines edlen Trunkes<br />
durch unsern Kollegen Eigen satz, ihrem Zahnweh<br />
losgkommen sind. Unser Boot erreichte Luzern um<br />
7 Uhr, mit einem gemütlichen Hock im Fedäral und<br />
einem Nach-Hock im Stammlokal wurde der Tag<br />
geschlossen. A. S.<br />
ZÜRCHER STRASSENVERKEHRSLIGA. Am 31.<br />
Mai traten in Zürich ca. 50 Delegierte der 24 der Zürcher<br />
Strassenverkehrsliga angehörenden und rund<br />
40 000 Mitglieder zählenden Verkehrsinteressentenverbände<br />
zusammen, um in einer sich über Mitternacht<br />
hinausziehenden Sitzung den endlich den Verbänden<br />
vorgelegten Entwurf für das kantonale Einführungsgesetz<br />
zum Eidg. Automobil- und Fahrradgesetz<br />
zu beraten. Die eingehend vorgenommene<br />
Prüfung ergab, dass die Gesetzesvorlage in ihrer<br />
gegenwärtigen Fassung für die Verkehrsinteressentenverbände<br />
unannehmbar ist und weitgehender<br />
Verbeserungen bedarf, um deren Interessen auch<br />
nur einigermassen befriedigen zu können. Die unter<br />
der Leitung von Herrn Dr. E. Bircher stehende<br />
Diskussion wurde sehr rege benützt und zeigte das<br />
erfreuliche Resultat, dass die Ansichten der verschiedenen<br />
Verbände bezüglich der zu stellenden<br />
Verlangen vollständig miteinander übereinstimmen,<br />
so dass es mögilch war, in einer gemeinsamen Eingabe<br />
zur Gesetzesvorlage Stellung zu nehmen. Es<br />
zeigte sich auch der deutliche Wille, dass man an<br />
den gestellten Postulaten festhalten und den Abwehrkampf<br />
machtvoll führen will. Man wird sich<br />
daher im Kanton Zürich auf eine heftige Auseinandersetzung<br />
in dieser Gesetzesfrage gefasst machen<br />
müssen.<br />
An der Sitzung der Zürcher Verkehrsligae fanden<br />
vor allem die finanziellen Fragen betreffend<br />
Steuern und Gebühren, sowie die Strafbestimmungen<br />
besonders starke Anfechtung. Wohl sieht die<br />
Vorlage halbjährliche Steuerzahlung und Steuerberechnung<br />
nach Monaten bei Inbetriebnahme eines<br />
Motorfahrzeuges vor, dabei wird aber anderseits<br />
an allen bisherigen Grundtaxen und Steuer-*<br />
zuschlagen festgehalten und die halbjährliche Zahlung<br />
durch Zuschläge erschwert Auch die nachgesuchte<br />
Steuerreduktion für über vier Jahre alte<br />
Wagen blieb unberücksichtigt, während einzelnen<br />
Fahrerkategorien ihre bisherigen Vorteile genommen<br />
wurden. Auch das Verbot von Wettrennen mit<br />
Motorfahrzeugen soll beibehalten und so dem Kanton<br />
Zürich das Odium eines ultramotorfahrzeugsportfeindlichen<br />
Kantons verschafft werden.<br />
Wenn schon die Abfassung der Gesetzesvorlage<br />
an sich einen wenig günstigen Eindruck erweckt<br />
hat, so sind die Strafbestimmungen unannehmbar,<br />
indem sie teilweise den Bestimmungen des eidgenössischen<br />
Automobilgesetzes widersprechen. Eine<br />
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NO 48 - <strong>1933</strong> AUTOMOBIL-REVUE 11<br />
durchgreifende Korrektur und Neufassung durch<br />
kompetente Straireehtler tut dringend not.<br />
Die Versammlung der Zürcher Verkehrsliga beschloss,<br />
al! die mannigfachen Postulate in einer<br />
schriftlichen Vernehmlassung zusammenzufassen<br />
und solche der kantonalen Polizeidirektion sofort<br />
einzugeben. Trotzdem, wie in der «Automobil-<br />
Revue > bereits gemeldet, den Verkehrsinteressentenverbänden<br />
hierfür eine unzulässig knappe Frist<br />
eingeräumt und solche trotz den gestellten Gesuchen<br />
nur um fünf Tage verlängert worden ist, ist es<br />
doch noch möglich geworden, die 14 Seiten umfassende<br />
Eingabe am 1. Juni fertig zu stellen und<br />
sie der kantonalen Polizeidirektion einzureichen.<br />
Erfreulicherweise hat sich diese bereit erklärt,<br />
einer kleinen Delegation von Vertretern der Zürcher<br />
Strassenverkehrsliga nochmals Gelegenheit zu<br />
geben, ihre Postulate in einer Aussprache zu erläutern<br />
und zu verfechten.<br />
Es ist zu wünschen, dass sich die kantonale<br />
Polizeidirektion und der Regierungsrat den Postulaten<br />
der Verkehrsinteressentenverbände nicht verschliessen<br />
und solche weitestgehend berücksichtigen,<br />
damit der Kanton Zürich zu einem fortschrittlichen<br />
kantonalen Einführungsgesetz gelangt. Die<br />
Zeit drängt, wenn die Vorlage noch vor Ende Jahr<br />
rechtzeitig unter Dach kommen soll. V<br />
Siv«isxen<br />
Der Glarner Landrat genehmigt vier Strassenbauprojekte.<br />
In seiner Sitzung vom 31.<br />
Mai nahm der Glarner Landrat die Diskussion<br />
über die nachstehenden vier Bauprojekte<br />
wieder auf:<br />
1. Kerenzerberg, Teilstück Kirchenplatz Mollis bis<br />
oberhalb Weinrainkehre; Kosten Voranschlag<br />
Fr. 270,000.—.<br />
2. Netstal - Näfels, Teilstück Mühle - Schneisingen;<br />
Kostenvoranschlag Fr. 170,000.—.<br />
3. Nidfurn-Luchsingen; Kostenvoranschlag 220,000<br />
Franken.<br />
4. Betschwanden - Rüti, Teilstück Niveauübergang<br />
bis Dorfstrasse Rüti; Kostenvoranschlag 150,000<br />
Franken.<br />
Projekt 1 war umstritten, da es als eine<br />
* kostspielige Kunstbaute » angesehen wurde.<br />
Die Notwendigkeit, diese Arbeiten durchzufahren,<br />
ergibt sich aber aus dem grossen<br />
Verkehr auf der Kerenzerbergstrasse, der<br />
wachsenden Gefahren für die Strassenbenützer<br />
aus den Unzulänglichkeiten der jeteigen<br />
Strassenunterbauung. Während die<br />
Projekte 3 und 4 unbestrittene Aufnahme<br />
fanden, veranlasste das Projekt 2 die Vertreter<br />
einzelner Landesgegenden zu verschiedenen<br />
rednerischen Gefechten. Die Absicht,<br />
die gefährliche Teilstrecke der Strasse Netstal-Näfels<br />
zweckmässig auszubauen und damit<br />
für zahlreiche Arbeitslose der dortigen<br />
Gegend Arbeit zu schaffen, obsiegte schlussendlich.<br />
Landammann Hefti musste bei der<br />
Verteidigung des regierunffsrät'liehen Projektes<br />
den Vorwurf entkräften, das 1 Projekt<br />
sei luxuriös. Mit Recht wies der Baudirektor<br />
daraufhin, es sei das klügste Verfahren,<br />
mit dem Strassenbau im Glarnerland so fortzufahren<br />
wie bisher. Der vorbildliche Ausbau<br />
der grossen Glarner Talstrasse darf,<br />
darauf legte der Baudirektor grossen Wert,<br />
auf keinen Fall durch ein minderwertiges<br />
Zwischenstück unterbrochen werden. Der<br />
Rat genehmigte dann auch das Teilprojekt 2<br />
mit einer kräftigen Mehrheit.<br />
Die Motion Hefti/Hösli über den Ausbau<br />
der Strasse Schwanden-Haslen-Hätzigen als<br />
Notstandsarbeit, die in derselben Sitzung zur<br />
Sprache kam, wurde mit grossem Mehr verworfen.<br />
Die Motionäre verlangten, es sei<br />
der Ausbau des Strassenstückes Netstal-<br />
Näfels- zu verschieben und dafür die «Haslerstrasse»,<br />
die doch eine Strasse erster Klasse<br />
sei, zu korrigieren. Der regierungsrätliche<br />
Sprecher leugnete die Mängel der «Haslerstrasse»<br />
nicht ab, sicherte eine Teilverfoesserung<br />
der Strasse in Haslen selbst zu, lehnte<br />
es aber ab, eine Gesamtkorrektion jetzt<br />
schon vorzunehmen. Der Landrat bekräftigte<br />
hierauf die Auffassung des Baudirektors,<br />
go.<br />
Ausbau der innerrhodischen Strassen. Dem<br />
Grossen Rate stellte der Regierungsrat von<br />
Appenizell I.-Rh. den Antrag, es sei die Erstellung<br />
von zeitgemässen Strassenbelägen<br />
zu fördern und zu diesem Zwecke aus der<br />
Staatskasse ein Darlehen von Fr. 400.000 an<br />
die Strassenverwaltung zu geben. Dieses<br />
Darlehen sei aber aus den Erträgen der<br />
Motorfahrzeugsteuern, aus den Benzinzollanteilen,<br />
aus den Beiträgen der Bezirke und<br />
der Strassenanwohner innert sechs Jahren<br />
zurückzuzahlen. Im weitern sollen in der<br />
ordentlichen Landesrechnung alljährlich Fr.<br />
10.000 als Zuschuss für eine raschere Tilgung<br />
eingesetzt werden.<br />
go.<br />
Was aus der Güterstrasse ins Meiental<br />
werden soll. Im Urner Landrat wurde itn<br />
Mära eine Motion eingereicht, die verlangt,<br />
es sei als Ersatz für die abgelehnte<br />
Qüterstrasse ein « billigeres Projekt > einer<br />
Güterstrasse vorzulegen. Die Motion, die<br />
von 16 Landräten unterzeichnet wurde, lautet:<br />
«In der geheimen Abstimmung Tom 17 Februar<br />
<strong>1933</strong> hat das ürnervolk das vorgelegte Projekt des<br />
Baue« einer Strasse ins Meiental (Kantonsbeitrag<br />
•on 400 000 Fr.) mit 1943 Ja e*f en 3430 Nein abgelehnt^<br />
Ist der Regierungsrat bereit, den Anhängern<br />
eines Güterstrassenprojektes ins Meiental<br />
Rechnung zu tragen und ein billigeres Projekt ausarbeiten<br />
zu lassen und dasselbe baldtnöfiicbst dem<br />
Landrate vorzulegen?»<br />
Was man unter diesem «billigern Projekt<br />
» zu verstehen hat, geht aus einer Pressemeldung<br />
hervor, die dann später in den<br />
Urner <strong>Zeitung</strong>en erschien. Es handelt sich<br />
nur um eine Verbesserung des heutigen Weges<br />
für die der Regierungsrat vom Kantonsingenieur<br />
Vorschläge verlangt. Von einer fahrbaren<br />
Verbindung zwischen Wassen und dem<br />
Meiental oder einer Strasse, die als Vorläufer<br />
der Sustenstrasse anzusehen wäre, kann<br />
man daher nicht mehr sprechen. Da nun die<br />
Verbindung mit dem Meiental zu einer rein<br />
lokalen Angelegenheit degradiert worden ist,<br />
dürfte man sich im Kanton Uri wieder mit<br />
voller Aufmerksamkeit dem Projekt einer<br />
Alpenstrasse über den Sustenpass zuwenden.<br />
Die Sustenstrasse muss kommen, denn<br />
sie ist die direkte Verbindung des obern<br />
Aare- mit dem obern Reusstal und stellt für<br />
die weitere touristische Erschliessung der<br />
Waldstätte das Kernproblem dar. lt.<br />
Das baslerische Gesetz über die Erstellung<br />
eines Korrektionsplanes in Kraft getreten. Da<br />
das Referendum für das vom Grossen Rat<br />
von Baselstadt am 23. März erlassene Gesetz<br />
betreffend die Erstellung eines allgemeinen<br />
Korrektionsplanes für die innere Stadt<br />
nicht benutzt wurde, konnte der Regierungsrat<br />
das Gesetz in Kraft erklären. hl.<br />
Das gefährliche Strassenstück in der krummen<br />
Eich zwischen Basel und Äugst auf dem<br />
vor Jahresfrist ein Lastauto verunfallte und<br />
das Geländer der Strassenbrücke über die<br />
Bahn eindrückte, bedarf längst einer Ausbesserung.<br />
Im basellandschaftlichen Landrat<br />
wurde nun eine kleine Anfrage gestellt, weshalb<br />
die längst notwendige Reparatur des<br />
Strassengeländers sich verzögert habe und<br />
ob nicht gleichzeitig eine Verbreiterung des<br />
gefährlichen Strassenstückes und eine Strekkung<br />
der Kurve vorgenommen werden<br />
könnte. . lt.<br />
Die Finanzierung des Strassenbaues im<br />
Ausland. Die österreichische Regierung hat<br />
die- Schaffung eines Strassenbau-Fonds beschlossen.<br />
Der Fonds soll zum Ausbau und<br />
zur Verbesserung der bestehenden Strassen<br />
dienen. Er wird durch Beiträge des Bundes<br />
und der Länder gespiesen. Der Beitrag des<br />
Bundes soll jährlich 5 Millionen Schilling betragen<br />
und erhöht sich, wenn die Einnahmen<br />
aus dem Benzinzoll einen bestimmten Betrag<br />
überschreiten. Die Verwaltung hat das<br />
Recht, Anleihen aufzunehmen und aus dem {<br />
Ertrag des Fonds zu verzinsen. Nach <strong>Zeitung</strong>sberichten<br />
wurde eine erste Anleihe von<br />
60" Millionen Schilling aufgenommen.<br />
Die belgische Regierung hat einen Gesetzesentwurf<br />
ausgearbeitet, nach welchem<br />
dem Strassenfonds 600 Millionen Fr. zugewiesen<br />
werden sollen. Die Summe soll auf<br />
die Budgets der Jahre <strong>1933</strong>—1938 verteilt<br />
werden. Sie dient zur Instandstellung eines<br />
Strassennetzes von 5.520 km Länge. Die<br />
Breite der Hauptstrassen soll teilweise auf<br />
8,5 m, teilweise auf lim gebracht werden.<br />
Im weitern verlangt die Regierung eine Erhöhung<br />
der Kredite für den ordentlichen<br />
Strassenunterhalt auf jährlich 125 Millionen<br />
Franken. — sk.<br />
Touilimus<br />
Keine Autofähre auf dem Genfersee. Nach<br />
dem anderorts gegebenen Beispiel ist auch<br />
in Lausanner Verkehrskreisen die Frage der<br />
Einrichtung einer Autofähre von einem Ufer<br />
des Genfersees zum andern angeregt worden.<br />
Entsprechende Vorschläge wurden im<br />
besondern anlässlich der jüngsten Generalversamlung<br />
der Aktionäre der Dampfschifffahrtsgesellschaft<br />
auf dem Genfersee laut,<br />
deren Direktion das Problem nun eingehend<br />
geprüft hat und dem Verwaltungsrat über<br />
das Ergebnis einen Bericht vorlegt. Aus diesem<br />
geht hervor, dass — abgesehen davon,<br />
dass die öferdistanz bei den bestehenden<br />
Autofähren eine ungleich geringere ist als<br />
die 12 km betragende Entfernung zwischen<br />
Lausanne und Evian — eine solche Neuerung<br />
einstweilen kaum auf Rentabilität Aussicht<br />
hätte. Der Betrieb einer derartigen Fähre<br />
würde selbst unter den bescheidensten Verhältnissen<br />
jährlich 140,000—150,000 Fr. erfordern.<br />
Unter der Voraussetzung, dass die Beförderung<br />
pro Auto 10—15 Fr. einbringen<br />
würde, müsste also mit einem Verkehr von<br />
etwa 12,000 Wagen pro Saison oder einem<br />
Durchschnitt von täglich 70 Auto gerechnet<br />
werden können. Da aber eine solche Frequenz<br />
unter den gegenwätigen Verhältnissen<br />
nicht erwartet werden darf, wird die Lebensfähigkeit<br />
des angeregten Unternehmens in<br />
Abrede gestellt.<br />
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BERN, 6. Juni <strong>1933</strong><br />
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BERN, 6. Juni <strong>1933</strong><br />
Tech<br />
Ausstellung von Schienenautos. Die französischen<br />
Staatsbahnen haben eine Ausstellung<br />
aller Typen von Schienenautomobilen<br />
organisiert, die seit dem Jahre 1921 bis heute<br />
gebaut wurden. An dieser Ausstellung sind<br />
vertreten das Schienenauto von Schneider,<br />
das seit 1921 ununterbrochen im Verkehr<br />
steht, der 1930 in Betrieb gesetzte Renault-<br />
Triebwagen, der Renault-Triebwagen, Typ<br />
<strong>1933</strong>, mit elastischen Rädern, die «Micheline»,<br />
Typ 1931, mit Luftbereifung, die 36plätzige<br />
«Micheline», Typ 1932, die «Micheline», Typ<br />
<strong>1933</strong>, die 55plätzige «Pauline Midi» und der<br />
unlängst in Betrieb gesetzte 52plätzige Bugatti-Schnelltriebwagen,<br />
mit dem auf der<br />
Strecke Paris—Le Mans schon Geschwindigkeiten<br />
von 173 km/St, herausgefahren wurden.<br />
at.<br />
Dr. Porsche bringt neue Federung. Der<br />
bekannte deutsche Konstrukteur Dr. ing.<br />
Porsche, der bekanntlich u. a. gegenwärtig<br />
mit dem Bau eines Rennwagens beschäftigt<br />
ist, hat eine interessante neue Federung geschaffen,<br />
bei der sozusagen alle Mängel der<br />
bisherigen Federungssysteme vermieden<br />
sind. Die Vorderräder werden durch zwei<br />
übereinanderliegende, in der Fahrtrichtung<br />
angeordnete Hebel geführt. Das hintere<br />
Ende der etwa 30 ccm langen Hebel trägt<br />
dazu Kugelzapfen, die in entsprechenden<br />
Pfannen der Bremsträgerplatte gelagert sind.<br />
Die Vorderenden der Hebel sind am Rahmen<br />
auf- und abwärts drehbar befestigt.<br />
Beim unterem Hebel ist eine solche Drehung<br />
jedoch nur möglich, wenn gleichzeitig ein<br />
Stahlstab, der in einer Rohrtraverse zwischen<br />
den beiden Rahmenhörnern untergebracht<br />
ist, verdreht wird. Sowohl der untere<br />
Hebel der Radführung links, wie auch<br />
derjenige auf der rechten Seite wirken auf<br />
einen solchen Torsionsstab ein. Beide Stäbe<br />
erfüllen die Aufgabe des Federelementes<br />
und ersetzen damit die bisher üblichen Blattfedern<br />
oder Schraubenfedern.<br />
Die notwendige Dämpfung der Federbewegungen<br />
kommt dadurch zustande, dass<br />
beidseitig der obere der Führungshebel als<br />
Hebel eines hydraulischen Stossdämpfers<br />
wirkt.<br />
Die neue Federung ergibt eine präzise, von<br />
den Strassenunebenheiten unabhängige Radführung,<br />
arbeitet ohne Spurveränderung,<br />
bleibt durch die Bremswirkung unbeeinflußt<br />
und erfordert nur minimale Wartung, m.<br />
Ein Autoprüfstand auf der Strasse. In ähnlicher<br />
Weise wie bei uns durch den A. C. S.<br />
wurde im letzten Herbst in Italien durch<br />
den königlichen Automobil-Club in Mailand<br />
eine Prüfungswoche für Motorfahrzeuge<br />
durchgeführt. Die Prüfung erstreckte sich<br />
dabei jedoch nicht nur auf den Zustand der<br />
Beleuchtung, sondern auch auf den der Bremsen,<br />
der Lenkung und der Vorderrad-Einstellung.<br />
In der Via Marina war von den Behörden<br />
ein Strassenstück von 5 m Breite und<br />
120 m Länge zur Verfügung gestellt worden,<br />
das der Automobil-Club in einen richtiggehenden<br />
Prüfstand umwandelte. Jeder Wagen<br />
hatte auf diesem Prüfstand sechs Stationen<br />
zu passieren, und die Prüfungen wurden<br />
gleichsam am laufenden Band vorge»<br />
nommen.<br />
Auf der ersten Station erhielt der Fahret<br />
einen Prüfungsausweis und klare Instruktionen<br />
zu seinem weiteren Verhalten. Die zweite<br />
Station galt der Prüfung der Scheinwerfer,<br />
wobei deren Einstellung bei Vollicht und bei<br />
Abblendlicht auch bei Tag durch einen<br />
Schirm, der gegen den Wagen hin tunnelförmig<br />
überdeckt war, untersucht werden<br />
konnte. Gleichzeitig mit den Scheinwerfern<br />
wurden auch die übrigen Beleuchtungskörper<br />
und elektrischen Apparate kontrolliert.<br />
Auf der dritten Station wurde die Lenkung<br />
auf Spiel untersucht. Bei aufgebocktem Vorderwagen<br />
mass man den Betrag, um welchen<br />
sich die Vorderräder einschlagen Hessen,<br />
ohne dass sich das Lenkrad bewegte.<br />
Als noch zulässig wurde, auf der Höhe der<br />
Felge gemessen, ein Betrag von 5 mm betrachtet.<br />
Zahlreiche Wagen wiesen aber ein<br />
Spiel von 13 mm und mehr auf.<br />
Zur Prüfung der Bremswirksamkeit war<br />
auf Station 4 ein Weaver-Bremsapparat aufgestellt.<br />
Der Wageni musste auf vier im Boden<br />
eingelassenen, in der Fahrtrichtung etwas<br />
nachgiebigen Plattformen abgestoppt<br />
werden. Je nach der Wirkung der einzelnen<br />
Radbremsen erführen dabei die Plattformen :<br />
mehr oder weniger grosse Verschiebungen,<br />
die, auf Flüssigkeitssäulen übertragen, in<br />
Bei grösseren Bahnrennen<br />
halten 'sich die Fahrer beständig<br />
mit dem «Generalstab»<br />
ihrer Box in Verbindung,<br />
um über ihre Situation<br />
orientiert zu sein.<br />
Zur gegenseitigen Verständigung<br />
werden dabei geheime,<br />
von Fall zu Fall<br />
neu vereinbarte Zeichen<br />
benützt. Auf unserem Bild<br />
ist auf dem Merkblatt des<br />
Instrumentenbrettes der<br />
Signalkodex zu sehen, den<br />
der Engländer Barnes am<br />
Avus-Rennen benützte. Es<br />
bedeuten: das Viereck:<br />
«alles in Ordnung» (O.K.);<br />
das Kreuz: «Schneller»<br />
(Faster); das Dreieck:<br />
«Langsamer» (Slower) und<br />
der Kreis: «Anhalten nach<br />
nächster Runde» (Come<br />
in next lap).<br />
(Photo Z. Glass.)<br />
Glasröhren abgelesen werden konnten. Bei<br />
gut eingestellten Bremsen hatte die Flüssigkeitssäule<br />
für beide Vorderräder und beide<br />
Hinterräder die gleiche Höhe. Indem die<br />
Höhe der Flüssigkeitssäule zum Wagengewicht<br />
in Beziehung gesetzt wurde, Hess<br />
sich die prozentuale Bremswirksamkeit bestimmen.<br />
Als zulässig nahm man eine Mindestbremswirksamkeit<br />
von 40% an, während<br />
jedoch in einzelnen Fällen die Wirksamkeit bis<br />
84% betrug. Die kürzeste Stoppstrecke ergab<br />
sich bei Wagen, bei denen von der gesamten<br />
Bremswirksamkeit 60% auf die Vorderräder<br />
und 40% auf die Hinterräder entfielen.<br />
Das richtige Spuren der Räder wurde auf<br />
Station 5 ebenfalls mit einem Weaver-Apparat<br />
kontrolliert. Die Wirkungsweise dieses<br />
Apparates beruht darauf, dass Vorderräder,<br />
die nicht richtig spuren, ihre Unterlage seitlich<br />
zu verschieben trachten. Man Hess deshalb<br />
den Wagen mit den Vorderrädern über<br />
zwei seitwärts bewegliche Plattformen rollen.<br />
Je nach der Grosse der Einwärts- und<br />
Auswartsbewegüng der Plattformen konnte<br />
dabei auf Fehler in der Radeinstellung geschlossen<br />
werden.<br />
Im ganzen meldeten sich während der<br />
Dauer einer Woche 463 Wagen zur Prüfung.<br />
Nur 39 davon wurden in gutem Zustand befunden,<br />
was den Wert derartiger Kontrollen<br />
deutlich hervorhebt. m.<br />
Ein neuer Ford-Achtzylinder-Typ. Es bestätigt<br />
sich, dass Ford in der nächsten; Zeit<br />
einen neuen Typ auf den Markt bringen<br />
wird, der gegenüber dem bisherigen V-Achtzylinder<br />
hauptsächlich einen grösseren Radstand,<br />
eine geräumigere Karosserie und einen<br />
in der Leistung von 65 auf 75 PS erhöhten<br />
Motor aufweist. Die Mehrleistung des Motors<br />
wurde ohne Vergrösserung des Zylinderinhaltes<br />
durch Steigerung des Kompressionsverhälfcnisses<br />
und der Tourenzahl erreicht,<br />
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Benzinsynthese über den Stand, den sie<br />
vor etwa 2 Jahren noch einnahm, ist, wie<br />
Prof. Dr. Franz Fischer, der Vorsteher des<br />
Kaiser-Wilhelm-Institutes für Kohlenforschung<br />
in Mühlheim/Ruhr, berichtet,<br />
durch folgende Tatsachen gegeben:<br />
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einen Buckel macht — kurz und gut — keine<br />
Uebersicht —Tempo trotzdem 60 — da im letzten<br />
Moment gewahrt der Lenker die Gefahr —<br />
von rechts kommt ein Velo—Stopp! Stopp!! —<br />
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14 AUTOMOBIL-REVUE <strong>1933</strong> - 48<br />
Zeit vollzog sich in zwei Eichtungen. Einmal<br />
wurde durch systematische Untersuchung<br />
der verschiedenen Katalysatoren<br />
der früher allgemein verwendete Kobalt-<br />
Katalysator endgültig verlassen und<br />
durch den Nickel-Mangan-Aluminiumoxyd-Katalysator<br />
ersetzt. Letzterer* ist<br />
billiger, aber dem Kobaltkatalysator<br />
gleichwertig. Der Katalysator wird an<br />
Kieselgur gebunden verwendet.<br />
Neben der Verbesserung des Katalysators<br />
wurde an der Verbilligung und Ausgestaltung<br />
der Apparatur gearbeitet. Da<br />
zur Erzeugung guter Benzinausbeute<br />
grosse Konstanz der Temperatur des Katalysators<br />
erforderlich ist, wurden Versuche<br />
angestellt mit in Oel suspendiertem<br />
und mit trocken bewegtem Katalysator,<br />
die aber keine technisch verwertbaren Resultate<br />
ergaben. Gute Ergebnisse wurden<br />
jedoch erhalten durch die Anwendung<br />
taschenförmiger Kontaktgefässe, die zur<br />
Ableitung der Reaktionswärme in Oelbehältern<br />
standen, deren Oel dauernd durchgepumpt<br />
wurde. Diese Taschen fassten<br />
bei 70 Liter Inhalt 21,3 kg Kontaktmasse<br />
und konnten mit 6,3 Kubikmeter pro<br />
Stunde belastet werden, wobei sich eine<br />
Ausbeute von 100 g Benzin pro Kubikmeter<br />
Gas ergab, was zufriedenstellend ist. W. R.<br />
Druckluft-Servolenkung. Durch Vergrössertrog<br />
der Reifendimensionen und Verlegung<br />
eines grösseren Wagengewicht-Prozentsatzes<br />
auf die Vorderräder hat in den letzten Jahren<br />
der zum Lenken der Vorderräder nötige<br />
Kraftaufwand immer zugenommen. Um den<br />
Kraftaufwand, den der Fahrer am Lenkrad<br />
zu leisten hat, trotzdem innert erträglicher<br />
Grenzen zu halten, wurde fast tiberall zur<br />
Vergrösserang des Uebersetzungsverhältnisses<br />
im Lenkgetriebe geschritten. Für ein und<br />
denselben Einschlagwinkel der Vorderräder<br />
muss nun das Lenkrad um einen grösseren<br />
Winkelgrad gedreht werden.<br />
werden soll, wird durch Ventile entweder<br />
Die Erfahrung lehrt jedoch, dass man inauf die eine oder die andere Seite des Zylinders<br />
Druckluft eingelassen. Zur Erzeugung<br />
dieser Richtung auch nicht zu weit gehen<br />
darf. Mit allzuhoch übersetzten Lenkungen der Druckluft dient ein kleiner, an das<br />
ist dem Fahrer die Möglichkeit zum raschen Wechselgetriebe angeschlossener Kompressor.<br />
Parieren von Schleuderbewegungen oder ein<br />
rasches Ausweichen erfordernden Verkehrssituationen<br />
genommen. Auch der gefühlsmus<br />
der Servozylinder-Ventile wurde gleich-<br />
Beim Entwurf des Steuerungsmechanismässige<br />
«Kontakt» des Fahrers mit derzeitig berücksichtigt, dass die Lenkung auch<br />
Strasse ist vermindert, und die Richtungsstabilität<br />
des Wagens lässt vielfach zu wünschen<br />
übrig.<br />
Es wurde deshalb schon verschiedentlich<br />
angeregt, den leichten Gang der Lenkung<br />
Detailaufbau des Bendlx-West!nghouse-L*nkunas-Strvoapp«rates.<br />
1) Lenkstockhebel. 2) Zahnsegment-<br />
•welle. 3) Ventilkipphebel. 4) Hilfshebel.<br />
5) Zwischenhebel. 6) Lenkschubstangenhebel.<br />
7) Zapfen am Zwischenhebel.<br />
8) Zapfen am Hilfshebel. 9. 10)<br />
Gehäuse der Steuerventile. 11) Lenkschubstange.<br />
13) Ventilsteuerungsstange.<br />
14) Kolben. 15) Einlassventil.<br />
anstatt auf dem Weg einer Vergrösserung der<br />
Lenkgetriebe-Uebersetzung dadurch herbeizuführen,<br />
dass Servoapparate angewandt<br />
werden, die mechanisch, pneumatisch oder<br />
hydraulisch den Kraftaufwand des Fahrers<br />
unterstützen.<br />
Ein fertig durchgebildetes und erprobtes<br />
pneumatisches System, das in erster Linie<br />
für Lastwagen bestimmt ist, wird nun von<br />
der amerikanischen Bendix-Westinghouse-<br />
Qesellschaft angeboten. Sein konstruktiver<br />
Aufbau geht aus den beistehenden Zeichnungen<br />
hervor. Das die Zusatzkraft ausübende<br />
Organ ist ein Kolben, der sich bei geradeausgerichteten<br />
Vorderrädern in der Mittellage<br />
eines beidseitig geschlossenen Zylinders befindet.<br />
Je nachdem, ob die Lenkung nach<br />
der einen oder anderen Seite hinüberbewegt<br />
im Fall eines Versagens der Servoanlage<br />
wirksam bleiben muss. Der normale, auf der<br />
Zahnsegmentwelle sitzende Lenkstockhebel 1<br />
greift jedoch nicht mehr direkt an der Lenkschubstange<br />
an, sondern an einem Hilfshebel<br />
4, der seinerseits mittels des Zapfens 8 den<br />
Zwischenhebel 5 bewegt. Der an die Lenkschubstange<br />
angreifende, auf der Segmentwelle<br />
frei drehbare Hebel 6 erhält seine Bewegung<br />
durch den Zapfen 7 des Zwischenhebels.<br />
Beim Einleiten der Drehbewegung am<br />
Lenkrad kommt es im ersten Moment noch<br />
nicht zu einem Ausschwenken des Hebels 6.<br />
Da nämlich der Zwischenhebel 5 auf der<br />
Nabe des Hebels 6 mit Spielräum aufgesetzt<br />
ist, wird zuerst lediglich dieses Spiel überwunden.<br />
Dadurch verschiebt sich aber auch<br />
die am Zwischenhebel befestigte Ventilsteuerungsstange<br />
13, der Ventilkipphebel 3<br />
wird nach vorn oder hinten gekippt und eines<br />
der Ventilpaare öffnet sich. Der Kolben<br />
wird durch die eintretende Druckluft vorwärts<br />
oder rückwärts verschoben und führt<br />
nun selbst die Lenkbewegung aus, indem er<br />
direkt am Hebel 6 angreift.<br />
Sollte aus irgendeinem Grunde Druckluft<br />
ausbleiben, so ist die zwangsläufige Uebertragung<br />
der vom Fahrer ausgeübten Kraft<br />
auf die Lenkung von dem Moment an sichergestellt,<br />
in dem der Spielraum des Zwischenhebels<br />
auf der Nabe des Hebels 6 überwunden<br />
ist. Ausser dem Ausbleiben der Servokraft<br />
hätte also das Versagen des Servoapparates<br />
keine schlimmeren Folgen, als dass<br />
das Spiel der Lenkung etwas vergrössert<br />
würde.<br />
Bei Versuchen, die über 30000 Meilen<br />
durchgeführt wurden, soll sich die Servolenkung<br />
auch als sehr wirksam zur Bekämpfung<br />
von Flatterschwingungen der Vorderräder<br />
erwiesen haben. m.<br />
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Die Batterie warm halten. Die Leistungsfähigkeit<br />
einer Akkumulatorenbatterie hängt<br />
ziemlich stark von der Temperatur ab. Autobatterien<br />
sollten deshalb wennmöglich an<br />
Stellen eingebaut werden, die eine mittlere<br />
Batterietemperatur verbürgen. Zu hohe<br />
Temperaturen sind andererseits ungünstig,<br />
weil sie den Elektrolyten zu rasch verdunsten<br />
lassen. — at.<br />
Der Unterbrecherhammer klemmt. Bei Magnetapparaten<br />
kann es vorkommen, dass der<br />
Unterbrecherhammer sich zu schwer bewegt.<br />
Wenn er über den Unterbrechernocken hinweggleitet,<br />
so wird bekanntlich der Kontakt<br />
getrennt. Das geschieht zwangsläufig. Ist er<br />
über den Nocken hinweg, so wird der Stromkreis<br />
wieder geschlossen. Die beiden Platinstifte<br />
berühren sich wieder. Wenn sich der<br />
Unterbrecherhammer nun zu schwer bewegt,<br />
so kann es schon einmal vorkommen, dass<br />
er nicht wieder zurückfedert, also die beiden<br />
Platinkontakte sich nicht berühren. Unter<br />
Umständen führt das zu einem unregelmässigen<br />
Aussetzen der Zündung und damit<br />
zu einem unregelmässigen Lauf der Maschine.<br />
Sie läuft mal auf sechs, mal auf vier<br />
Zylindern und mal setzt sie ganz aus. Denn<br />
das einwandfreie Arbeiten eines Magneten<br />
beruht ja auf dem Prinzip der abwechselnden<br />
Schliessung und Unterbrechung des Primärstromes.<br />
Die Trägheit des Unterbrecherhammers<br />
kann zurückzuführen sein auf die<br />
Anrostung des Drehstiftes durch Feuchtigkeit.<br />
4-<br />
Zu starkes oder zu häufiges Einschleifen der Ventile<br />
ist schädlich! Die Ventilsitze -werden dadurch,<br />
wie abgebildet, -versenkt, so dass auch die Gas-<br />
Durchlassquerschnitte an den Ventilen vermindert<br />
•werden und die Motorleistung abnimmt.<br />
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__ Frage 8724. Gang «fällt heraus». loh bin mit<br />
^neinem dreijährigen amerikanischen Wagen sehr<br />
Unfrieden. Seit einiger Zeit aber springt die zweite<br />
Uebersetzung bei längerem Aufwärtsfahren in den,<br />
Leerlauf zurück. Die beiden Uebersetzungsrädchen,<br />
sowie die Spannfedern sind in tadellosem Zustande.<br />
Wo ist der Fehler? Für eine aufklärende Antwort<br />
wäre ich sehr dankbar. T. M. in F.<br />
Antwort: Wenn Sie die Sperrvorrichtungen,<br />
die die einzelnen Gänge im Eingriff halten, kontrolliert<br />
und als einwandfrei befunden haben, so ist<br />
anzunehmen, dass einseitige Abnutzung der Zahnräder<br />
oder im schlimmeren Fall eine leicht verbogene<br />
Getriebewelle den betreffenden Gang herausspringen<br />
lassen.<br />
at.<br />
Frage 8725. Oeldruck. Seit den heissen Tagen<br />
bemerke ich plötzlich, dass das Manometer einen<br />
viel niedrigeren als den für das Motorsystem vorgeschriebenen<br />
Druck anzeigt. Hat das praktisch irgend<br />
eine Bedeutung? F. L. in M.<br />
Antwort: Das verwendete Schmieröl hat<br />
nicht die für die gegenwärtige Jahreszeit passenden<br />
Eigenschaften. Es wird in der Hitze zu dünnflüssig<br />
und läuft dann zu leicht aus den Lagerflächen<br />
heraus, deshalb der verminderte Druck im Schmiersystem.<br />
Wenn Sie nicht die Möglichkeit in Kauf<br />
nehmen wollen, dass Ihr Motor infolge ungenügender<br />
Schmierungen schwer beschädigt wird, müssen<br />
Sie das jetzt verwendete Oel sofort ablassen und<br />
durch geeigneteres ersetzen. Welche Qualität Oel<br />
die für Ihren Motor und die gegenwärtige Jahreszeit<br />
passende ist, zeigen Ihnen die Tabellen der<br />
Oelfirmen.<br />
Wäre auch mit dem neuen Oel der Oeldruck<br />
nicht auf der vorschriftsmässigen Höhe, so müsste<br />
er durch entsprechendes Regulieren des Oel-Ueberdruckventils<br />
am Motor gesteigert werden. at.<br />
Frage 8726. Vierradbremsen. Wird bei modernen<br />
Vierradbremskonstruktionen dem Umstand Rechnung<br />
getragen, dass bei eingeschlagenen (abgelenkten)<br />
Vorderrädern viel leichter eine Blockierung<br />
dieser Räder eintreten kann als bei Gradausfahrt<br />
and wie schützt man sich gegen diese meiner Meinung<br />
nach gefährliche Blockierungsmöglichkeit?<br />
F. D. in B.<br />
Antwort: Gefahr einer Blockierung der Vorderräder,<br />
wenn diese eingeschlagen werden, ist<br />
nicht so gross, wie es den Anschein hat; denn ein<br />
guter Fahrer vermeidet es immer, in einer Kurv«<br />
zu bremsen, und zudem sollen bei richtig eingestellten<br />
Vierradbremsen die Vorderräder unter keinen<br />
Umständen vor den Hinterrädern blockierbar<br />
s«in. Immerhin gibt es einige Konstruktionen, die<br />
dem von Ihnen erwähnten Umstand Rechnung tragen.<br />
Die Abschwächung der Bremswirkung bei eingeschlagenen<br />
Vorderrädern geschieht hier dadurch,<br />
dass durch das Einschlagen der Vorderräder das<br />
Bremsgestänge oder die Bremszüge entlastet werden.<br />
Manchmal schwächt man auch nur die Bremswirkung<br />
des äussern oder innern Rades ab. aus<br />
der Ueberlegung heraus, dass z. B. das äussere<br />
Rad stärker gebremst werden darf als das innere,<br />
^ -wei durch die- Zentrifugalkraft beim Kurvenfahren<br />
' ein grösserer Teil des Wagentewichts auf dieses<br />
Rad gelegt wird und es am vorzeitigen Rutschen<br />
hindert; andererseits kann aber eine solche Bremseinstellung<br />
auch ungünstig sein, weil das stärker<br />
gebremste Rad versuchen wird, die Lenkung auf<br />
seine Seite zu ziehen. Gerade in den Kurven ist<br />
aber eine Beeinflussung 1 der Lenkung höchst unerwünscht.<br />
Sie lässt sich zwar dadurch aufheben,<br />
dass man durch entsprechende Bauart der Vorderachse<br />
dafür sorgt, dass die gedachte Verlängerung<br />
des Lenkzapfens den Boden in der Mitte der Aufla-gefläche<br />
des Pneus schneidet. Dann wird aber<br />
die Lenkung des Fahrzeuges bei Langsamfahrt<br />
etwas erschwert. Von den vielen gegenwärtig anzutreffenden<br />
Arten von Bremsausgleichen haben<br />
sich fast alle beiwährt. Wenn auch zu erwarten ist,<br />
dass die Vielgestaltigkeit an diesem Automobilteü<br />
mit der Zeit verschwinden wird, so kann doch heute<br />
noch nicht gesagt werden, welches System in Zukunft<br />
das bevorzugte sein wird. at<br />
Frage 8727. Seitlich- und oben Besteuerte Motor-<br />
Können Sie mir kurz und einfach den Unterschied<br />
zwischen einem seitlichgesteuerten und obengesteuerten<br />
Motor erklären? Wie ich höre, hat der<br />
obengesteuerte Motor bei gleicher Grosse eine<br />
höhere Leistung. Wieso baut man dann nicht aussehliesslich<br />
obengesteuerte Motoren? F. V. in L.<br />
Seitlich gesteuerter Motor.<br />
Antwort: Beim seitlichgesteuerten Motor sind<br />
die Ventile in einer seitlichen Ausbuchtung des Zylinders<br />
stehend angeordnet. Beim obengesteuerten<br />
Motor hängen sie dagegen mehr oder weniger direkt<br />
über dem Kolben, die seitliche Ausbuchtung<br />
des Explosionsraumes ist nicht vorhanden. Aus<br />
unseren beiden Skizzen wird Ihnen der Unterschied<br />
sofort klar werden.<br />
Dass der obengesteuerte Motor im allgemeinen<br />
eine etwas höhere spezifische Leistung hat als der<br />
seitlichgesteuerte, stimmt allerdings, dafür ist er<br />
aber auch teurer, weil er mehr Bauteile aufweist.<br />
Er verlangt auch eine sorgfältigere Pflege, weil<br />
mehr Reibstellen vorhanden sind, deshalb die Abnützung<br />
etwas grösser und ein Nachregulieren etwas<br />
häufiger notwendig ist. -s.<br />
Frage 8728. Sicherung dar Kolbenringe. Wie<br />
kann man verhindern, dass die Kolbenringe sich<br />
drehen? Am besten wäre doch, wenn ihre Schlitze<br />
nie übereinander ständen, weil sonst die Gase<br />
leicht ins Kurbelgehäuse hinunter gelangen können.<br />
R. K. in Z.<br />
Antwort: Die einfachste Methode ist die,<br />
dass in jeder Kolbenringnut ein Arretierungsstift<br />
eingesetzt wird. Sie bohren dazu in jeder Nut ein<br />
Loch von etwa 2 mm Weite, schneiden in dieses<br />
ein Gewinde und setzen eine passende Schraube<br />
ein, deren Kopf zuletzt abgefeilt wird, so dass der<br />
verbleibende Stift nurmehr knapp in die Nut hineinreicht<br />
An den Kolbenringen wird dann in der<br />
Nähe des Schlitzes ein entsprechender Absatz eingefeilt,<br />
damit der Ring doch noch in die Nute passt.<br />
Ein Verdrehen ist jetzt ganz ausgeschlossen.<br />
Die Präzis lehrt, dass dem richtigen Uebereinanderstehen<br />
der Kolbenringe, resp. deren Schlitze<br />
keine so grosse Bedeutung zukommt, wje man ursprünglich<br />
glaubte. Die Hauptsache ist, dass jeder<br />
einzelne Kolbenring möglichst dicht schliesst. Bei<br />
den meisten Motoren werden deshalb, entgegen dem<br />
früheren Gebrauch, die Arretierungsstifte weggelassen,<br />
-s.<br />
Frage 8729. Stickstoff zur Reifenfüllung. In was<br />
besteht die Wirkung und der Vorteil der Stickstoff-<br />
Füllung an Stelle von Luft? G. G. in B.<br />
Antwort: Bei der Reifenfüllung mit Luft bewirkt<br />
der in der Luft enthaltene Sauerstoff eine Oxydation<br />
des Gummis, die sich dadurch bemerkbar macht,<br />
dass der Gummi seine Elastizität verliert und brüchig<br />
wird. Stickstoff hat im Gegensatz zu Sauerstoff<br />
praktisch keine Tendenz, mit dem Gummi Verbindungen<br />
einzugehen. Der Gummi behält deshalb<br />
an den Oberflächen, die mit dem Stickstoff in Berührung<br />
kommen, seine ursprünglichen Eigenschaften<br />
bei.<br />
at<br />
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Anfragt 294. Haftung des Garagler für garagierte<br />
Wagen. Ist ein Garagier haftbar, wenn bei<br />
einem Brand seiner Garage Wagen mitverbrennen,<br />
die gegen Entgelt eingestellt sind? R. in S.<br />
Antwort: In Ihrem Falle macht Art. 490 des<br />
Schweiz. Obligationenrechtes über die Haftung der<br />
Stallwirte Regel;<br />
Diese haften für die Beschädigung, Vernichtung<br />
oder Entwendung der bei ihnen eingestellten oder<br />
von ihnen oder ihren Leuten auf andere Weise übernommenen<br />
Tiere und Wagen und der dazu gehörigen<br />
Sachen, sofern sie nicht beweisen, dass der<br />
Schaden durch den Einbringenden selbst oder seine<br />
Besucher, Begleiter oder Dienstleute oder durch<br />
höhere Gewalt oder durch die Beschaffenheit der<br />
Sache verursacht worden ist.<br />
Diese Haftung besteht jedoch, wenn dem Stallwirte<br />
oder seinen Dienstleuten kein- Verschulden zur<br />
Last fällt, für die übernommenen Tiere und Wagen<br />
und dasu gehörigen Sachen eines jeden Einbringenden<br />
nur bis zum Betrage von Fr. 1000. -r- *<br />
Anfragt 295. Vortrittsrecht. Kürzlich fuhr ich<br />
mit meinem Auto durch eine Querstrasse zur Bahnhofstrasse<br />
in Z. Die Geschwindigkeit betrug 10—15<br />
km/St Aus einer Seitengasse (Einbahn) kam ein<br />
Motprra3fg,b,rer daher, der um jeden Preis, vor mir<br />
durchfanren wollte, trotzdem er, aus einer Seitengasse<br />
kommend, doch nicht den Vortritt hatte. Da<br />
es mir nicht möglich war, den Wagen auf 2-rö m<br />
zu stoppen; kam es zur Kollision. Der Schaden an<br />
beiden Fahrzeugen beträgt rund Fr. 100. —. Wir<br />
zogen die Polizei nicht hinzu und kamen: ; überein,<br />
die Sache gütlich zu erledigen. Nun verlangt nachträglich<br />
der Motorradfahrer schriftlich, dass ich<br />
für seinen Schaden aufkomme, da ich als der von<br />
links Kommende nicht' den Vortritt gehabt hätte.<br />
Wie beurteilen Sie die Sache? D.<br />
Antwort: Art. 27 des Bundesgesetzes vom<br />
16. März: <strong>1933</strong> über den. Motorfahrzeug- und Fahrradverkehr<br />
(abgekürzt MFG) bestimmt:<br />
«Bei Strassengabelungen und -kreuzungen hat<br />
der Führer die Geschwindigkeit seines Fahrzeuges<br />
zu massigen, und einem gleichzeitig von rechts kommenden<br />
Motorfahrzeug den Vortritt zu lassen.<br />
Werden bestimmte Strassen als Hauptstrassen<br />
gekennzeichnet, so hat das auf der Hauptstrasse<br />
verkehrende Motorfahrzeug den Vortritt; das aus<br />
der Nebenstrasse kommende Motorfahrzeug hat die<br />
Geschwindigkeit zu massigen. ><br />
Gemäss Art. 9, 2 der bundesrätlichen Verordnung<br />
über die Strassensignalisation vom 17. Oktober<br />
1932 wird das Vortrittssignal (das umgekehrte<br />
weisse Dreieck mit rotem Rand) in der Nebenstrasse 1<br />
aufgestellt. War am Unfalltage in der St. Annagasse<br />
bereits ein solches Vortrittssignal vorhanden,<br />
so hatte der Motorradfahrer alle gebotene Vorsicht<br />
beim Einfahren in die Hauptstrasse zu beobachten<br />
und dürfte für den ganzen oder doch für den grössten<br />
Teil Ihres Schadens haftbar sein, sofern nicht<br />
auch Ihrerseits Fehler begangen worden sind, was<br />
aber die knappe uns gegebene Darstellung nicht erkennen<br />
lässt.<br />
Wir bezweifeln aber, dass am Unfalltage in der<br />
St. Annagasse bereits solche Vortrittssignale aufgestellt<br />
waren, da die wenigsten Kantone diese Signalisation<br />
schon vorgenommen haben.<br />
Unter diesen Umständen macht die Bestimmung<br />
von Art. 27 MFG Regel, d. h. bei Strassengabelungen<br />
und -kreuzungen gilt das Vortrittsreeht des<br />
Fahrers von rechts. In Ihrem Falle wäre das Vortrittsrecht<br />
dem Motorradfahrer zugekommen, und<br />
Sie wären zur Mässigung des Tempos verpflichtet<br />
gewesen. Beim Zusammenstoss würde somit Ihnen<br />
grundsätzlich die Haftung für den Schaden zufallen,<br />
sofern nicht auch der Motorradfahrer Fahrfehler<br />
begangen hat.<br />
Es existiert aber eine Auffassung, die unter dem<br />
Begriff der Strassengabelung nur « das spitzwinklige<br />
Ineinanderlaufen zweier ungefähr gleichwertiger<br />
Strassen » verstehen will,* hingegen nicht einmündende<br />
Strassen, d. b. Strassen, die in grossem<br />
Winkel oder rechtwinklig in eine durchgehende<br />
StrasSe führen, ohne dass (wie bei der Strassengabelung)<br />
die beiden zusammenstossenden Strassen<br />
als eine gemeinsame* Fortsetzung gelten können<br />
(siebe W. Badertscher, Kommentar zum MFG, Seite<br />
74/75 und 77), indem angeführt wird, dass eine<br />
einmündende Strasse im allgemeinen von geringerer<br />
Verkehrsbedeutung ist als die Strasse, in welche<br />
sie einmündet. (Badertscher a. a. 0., S. 77.) Nach<br />
dieser Allsicht würde Ihnen das Vortrittsrecht zugebilligt,<br />
und die Haftungsverhältnisse würden sich<br />
entsprechend gestalten.<br />
Wir erwähnen aber, dass die Erläuterungen des<br />
eidg. Justiz- und Polizeidopartementes «um Vorentwurf<br />
vom 15. September 1930 zum MFG eher Anhaltspunkte<br />
für Auffassung des Vortrittsrechtes<br />
von rechts bei allen Slrässen: Einmündungen, Kreu-<br />
Letzte ITi^IcIun^^M<br />
Zur Hebung<br />
des Fremdenverkehrs.<br />
Eine Interpellation im Nationalrat.<br />
H. Valloton, Lausanne, hat das zustehende<br />
Talstrassen des Kantons gestattet. Auf der<br />
eidg. Departement orientiert, das>s er zurStrecke Tardisbrücke—Chur darf der Elf-<br />
Förderung des Fremdenverkehrs in derTonnen-Lastwagen<br />
verkehren. Der Achtkommenden<br />
Session eine Interpellation einreichen<br />
werde mit ungefähr folgendem Inden<br />
Strecken: a) Chur - Churwalden - Len-<br />
Tonnen-Lastwagen ist zugelassen auf folgenhaltzerheide;<br />
b) Chur - Thusis - Splügen - Hinterrhein<br />
- St. Bernhardin - Tessiner-Grenze;<br />
«Die wirtschaftliche Lage der Schweiz. Hotelindustrie<br />
ist ebenso kritisch wie diejenige der Bundesbahnen.<br />
Dagegen haben es einige unserer Nachbarstaaten<br />
verstanden, durch Reduktion der Trans-<br />
Flims; e) Disentis - Tessiner-Grenze; f) Zer-<br />
c) Castasegna - St. Moritz; d) Reichenau -<br />
porttarife, die teilweise bis zu 80%> ausmachen, und nez - Münster. Für den Gesellschaftswagen<br />
dank einer geschickten und ausgedehnten Propaganda<br />
die Reisenden nach Tausenden anzuziehen.<br />
bis zu acht Tonnen sind zu den genannten<br />
Die Interessen der Schweiz. Hotellerie, unserer Strassen noch folgende Strecken geöffnet:<br />
Haupt- und Nebenbahnen, sowie unserer gesamten<br />
Volkswirtschaft erfordern dringend, dass unverzüglich<br />
Massnahmen getroffen werden, welche sich<br />
bereits im Sommer <strong>1933</strong> auszuwirken vermögen.<br />
Die Massnahmen, welche am Erfolg versprechendsten<br />
scheinen, die ausländischen Gäste nach<br />
der Schweiz zurückzubringen, sind vorab eine starke<br />
Herabsetzung der Eisenbahntarife und eine Ermässigung<br />
der Hotelpreise. Diese Preisreduktionen<br />
müssten als Hauptargument in einer intensiven Auslandspropaganda<br />
benützt werden, welche sich der<br />
modernsten Mittel, wie fRadio, Kino, Plakate,<br />
Presse, Prospekte etc., bedienen soll.<br />
Gleichzeitig muss etwas unternommen werden,<br />
um auch die in der Schweiz Niedergelassenen und<br />
die. sich jeweilen in unserem Land befindlichen<br />
Fremden zum vermehrten Reisen zu veranlassen,<br />
sei es durch Sonderzüge, Sonntagsbillette, Familienbillette<br />
etc., da die jetzigen Fahrpreise übersetzt<br />
sind. Der Bundesrat wird deshalb gebeten, noch im<br />
Laufe der Junisession darüber zu berichten-:<br />
a) Welche Massnahmen er zu ergreifen gedenkt,<br />
um dieses doppelte Ziel zu erreichen, und<br />
b) Auskunft zu geben, ob er bereit ist, eine nennenswerte<br />
Tarifreduktion der Haupt- und Nebenbahnen<br />
im allgemeinen zu unterstützen und<br />
im besondern die Bemühungen zu fördern,<br />
welche darauf ausgehen, eine solche Ermässigung<br />
der Fahrpreise versuchsweise bereits für<br />
•die Monate August und September <strong>1933</strong> eintreten<br />
zu lassen.»<br />
Man regt sich demnach überall zugunsten<br />
des Fremdenverkehrs, dessen wirtschaftliche<br />
Bedeutung angesichts der fatalen Passivität<br />
unserer Handelsbilanz immer mehr richtig<br />
eingeschätzt wird. Vor kurzem ist die Absicht<br />
der Strassenverkehrsliga, eine Strassenbau-Initiative<br />
von Stapel zu lassen, bekannt<br />
geworden und nun wird auch der Bundesrat<br />
Gelegenheit erhalten, zu den Fragen des<br />
schweizerischen Fremdenverkehrs Stellung zu<br />
nehmen. Wenn das Land aus den guten Absichten<br />
und den daraus möglicherweise folgenden<br />
staatlichen Vorkehren noch diesen<br />
Sotnmer Nutzen ziehen soll, so darf nicht<br />
mehr viel Zeit verloren werden. Angesichts<br />
der scharfen Konkurrenz, welche uns bereits<br />
in, zahlreichen ausländischen Fremdengebieten<br />
entstanden ist, und den Ausreiseschwierigkeiten,<br />
die zum Teil noch eine Verschärfung<br />
erfahren könnten, tut sofortige und umfassende<br />
Hilfe not, wenn die Hotelindustrie und<br />
das übrige mit dem, Fremdenverkehr zusammenhängende<br />
Gewerbe nicht noch härter<br />
betroffen werden sollen, als dies bereits im<br />
zungen und Gabelungen, enthalten, indem dort auf<br />
die Anlehnung an den franz. Code de la Route als<br />
Vorbild verwiesen wird, d. h. dass der Rechtsvortritt<br />
Gültigkeit haben soll. Auch die bundesrätliche<br />
Botschaft vom 19- Dezember 1930 zum Entwürfe des<br />
MFG's nimmt diesen Standpunkt ein.<br />
Wir empfehlen Ihnen deshalb, Ihren Fall unter<br />
dem Gesichtspunkte des Vortrittsrechts des Fahrers<br />
von rechts zu behandeln. *<br />
Aufomobil^rfsihaft<br />
Neugründungen:<br />
Bussien et Monn, Garage. Genf. H. E. Bussien<br />
und Jos. Monn, beide in Genf, haben unter dieser<br />
Firma eine Kollektivgesellschaft eingegangen.<br />
Zweck der Unternehmung ist der Betrieb einer<br />
Autogarage. Domizil- Avenue de la Grenade.<br />
Personelles:<br />
Auto-Uhren Ä.-G., Basel. Aus dem V.R. ist S.<br />
Imobersteg ausgeschieden und dessen Unterschrift<br />
erloschen. Als einziges Mitglied des V.R. mit Einzeluntersehrift<br />
wurde gewählt H. Heizelmann, Basel.<br />
Reinbolt & Christe A.-G.. Automobil-Karosserien,<br />
Basel. Aus dem V.R. ist A. Kellener ausgeschieden.<br />
Neu in den V R. wurde gewählt H. E.<br />
Christe. Er führt Kollektivunterschrift mit je einem<br />
andern Zeichnungsberechtigten.<br />
Kapitaländerung:<br />
Befriebs-A.-G., der Grand Garage Central, Btrn.<br />
Die Firma hat das Aktienkapital von Fr. 30 000.—<br />
um Fr. 18 000.— herabsetzt durch Reduktion des<br />
Nominalwertes der 60 Aktien von Fr. 500.— auf<br />
Fr. 200.— und das reduzierte Aktienkapital von<br />
150 Aktien um Fr. 30000.— auf Fr. 42 000.— erhöht.<br />
Der bisherige V. R. G. Probst ist ausgeschieden<br />
und dessen Zeichnungsberechtigung erloschen.<br />
Als neuer einziger V R. mit Einzelunterschrift<br />
wurde gewählt P Rosset, Direktor in Basel. Die<br />
Prokura des A. Obrist und der Jenny Plattner sind<br />
erloschen. ,-<br />
Firmeninderung:<br />
Hans Hubacher, Aufogarage, Dagmtrsellen. Diese<br />
Einzelfirma hat Aktiven und Passiven der erloschenen<br />
Köllektivgesellschaft Birrer & Hubacher übernommen.<br />
Zweck der Unternehmung ist der Betrieb<br />
einer Autogarage und Reparatur-Werkstätte.<br />
Jean Pezßt, Aulomobllgarage, Genf. Die Firma<br />
hat ihren Betrieb an der Rue Benjainin-Souillier,<br />
verkauft, dagegen ein gleiches Geschäft an der Rue<br />
des Sources übernommen.<br />
Vorjahr der Fall war. ß<br />
Die bündnerische Vollziehungsverordnung<br />
zum Automobilgesetz in Kraft. Im Amtsblatt<br />
ist die Ausführungsverordnung veröffentlicht,<br />
die der Grosse Rat am 26. Mai gutgeheissen<br />
hat und die nunmehr in Kraft getreten<br />
ist. Die hauptsächlichsten Bestimmungen<br />
bzw. Neuerungen seien nachstehend<br />
kurz rekapituliert:<br />
Der Verkehr mit Motorwagen bis zur Gesamthöhe<br />
von 3500 kg ist auf allen Pass- und<br />
a) Lenzerheide - Tiefencastel - Julier - Sirvaplana<br />
- St. Moritz - Samaden - Pontresina;<br />
b) Flims - Tlanz; c) Splügen - Splügenberg;<br />
d) Schuls - Landesgrenze.<br />
Auf den Kommunalstrassen können nur<br />
Wagen bis zum Gewicht von 2,5 Tonnen<br />
verkehren. Die Gemeindestrassen und die<br />
Zufahrtstrassen zu den Bahnstationen sind<br />
für Wagen bis zu 3,5 Tonnen offen.<br />
Gegen diese Verordnung ist beim Bundesrat<br />
Beschwerde eingereicht worden, indem<br />
diese nicht mit dem Sinn und Geist der gesetzlichen<br />
Bestimmungen übereinstimmt, da<br />
einmal die verschiedenen Kategorien von<br />
Motorfahrzeugen auf gleichen Strassen differenziert<br />
behandelt werden, und ferner zugegebenermassen<br />
auch andere als rein strassenbauliche<br />
Gründe für die Einschränkung<br />
des Lastwagen- und Omnibusverkehrs ma&sgebend<br />
waren, wogegen das Gesetz nur solche<br />
anerkennt. Es liegt nun dem Bundesrat<br />
ob, für Respektierung eidgenössischen Rechtes<br />
auch in Graubünden zu sorgen.<br />
V«»»l*«»h»<br />
Zur Autobuslinie Zürich-Zollikon. Am 15.<br />
Mai wurde auf der Autobuslinie Zürich-Zollikon,<br />
der seinerzeit bei der Konzessionsbewerbung<br />
erhebliche Schwierigkeiten gemacht<br />
wurden, der erweiterte Betrieb aufgenommen.<br />
Die Linie wird von der bisherigen Endstation<br />
ZoIIikon-Schönegg weitergeführt nach<br />
Küsnacht-Schiedhaldensteig. Zwei Kurse von<br />
17 in jeder Richtung fahren hinauf bis Schübe!.<br />
Nicht weniger als 31 Kurse werden Zollikon<br />
bedienen, wovon 14 Kurse die Fahrgäste<br />
bis nach Zürich-Bellevue, statt nur<br />
nach .Tiefenbrunnen führen. Die mit privatem<br />
Kapital (unter Ausfallgarantie durchdie.Qe r<br />
meinde Zollikon und Küsnacht) finanzierte<br />
Autobuslinie hat nun eine zehnjährige Kon*.<br />
Zession erhalten. Die Linie eröffnet für Zollikon<br />
und Küsnacht siedlungspolitisch bedeutsame<br />
Aspekte und führt die Stadtbewohner<br />
in die Ausgangspunkte hervorragender<br />
Wanderungsgebiete. Mit halbstündlichen Ver*<br />
bindungen zwischen Zürich-Tiefenbrunnen<br />
und Zollikon bzw.. mit stündlichen zwischen<br />
Zürich-Bellevue und Küsnacht-Schiedhalde<br />
glaubt die Betriebsleitung, der dafür zwei<br />
neue und ein Reservewagen zur Verfügung<br />
stehen, vorläufig den Verkehr bewältigen zu<br />
können. — go.<br />
Firmenlöschung:<br />
Enrico Riva, Garage, Lugano. Die Firma wurde<br />
infolge Aufgabe des Geschäftes gelöscht.<br />
Luden Picker, Automobilhandel und Reparaturen,<br />
Genf. Die Firma wurde infolge Konkurses<br />
von Amtes wegen gelöscht.<br />
Desca, S. A., Automobilgarage, Genf. Diese Firma<br />
wurde infolge Konkurses von Amtes wegen jelöscht.<br />
Ocean Car A.-G., Aufomobilhandel, Zürich. Die<br />
Firma wurde infolge Konkurs von Amtes wegen<br />
gelöscht.<br />
Bestätigung des Nachlassvertrages:<br />
S. A. Frazar A.-G., Zürich. Das Bezirksgericht<br />
hat den vorgeschlagenen Nachlassvertrag nach dem<br />
mit Rundschreiben vom 12. September unterbreiteten<br />
Entwurf bestätigt.<br />
Konkurseröffnungen:<br />
0. Probst-Lang, Opro-Produkte, Oberrieden.<br />
Konkurseröffnung vom 10. April. Summarisches<br />
Verfahren. Eingabefrißt bis 13. Juni.<br />
Metallverchromungs-A.-G., Oerlikon. Konkurseröffnung;<br />
vqm 11. Mai. Summarisches Verfahren.<br />
Eingabefrist bis 13. Juni.<br />
Kollokationsplan:<br />
Pneu A. Weidmann A.-G., Zürich. Anfechtungsfrist<br />
bis 27. Mai. Innert gleicher Frist sind Beiehren<br />
um Abtretung streitiger Rechtsansprüche<br />
schriftlich einzureichen.<br />
Aufomobilcompagnie A.-G. in Liq., Basel. Anfechtungsfrist<br />
bis 27 Mai. ARWAG Auto-Reparatur-Werk-<br />
und Handels-A.-G., Basel. Anfechtunjifrist<br />
bis 3. Juni.<br />
Einstellung des Konkursverfahrens:<br />
Oceancar A.-G., Garage in Zürich. Konkurseröffnung<br />
vom 2. Mai. Einstellungsverfügung vom<br />
12. Mai. Sofern nicht ein Gläubiger bis zum 27.<br />
Mai die Durchführung des Konkurses begehrt, wird<br />
das Verfahren als geschlossen erklärt.<br />
Amanda Maire-Bader. Autogarage, Solothurn.<br />
Durch Verfügung des Konkursrichters vom 10. Mai<br />
ist der Konkurs eröffnet, das Verfahren aber mit<br />
Verfügung des KonkursTichters vom 17. mangels<br />
Aktiven eingestellt worden.<br />
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geworden für erstklassige Qualität und Arbeit.<br />
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geräuschlosen Winkelgetriebe für Hinterachsen,<br />
gilt auch bei der Fabrikation von Differentialund<br />
Kardanwellen der Grundsatz:<br />
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Bern, Dienstag, 6. Juni <strong>1933</strong> III. Blatt der „Automobil-Revae " No. 48<br />
An mein Reh<br />
Gerhart Herrmann Möstar.<br />
"Wo ist deine Mutter, mein Reh?<br />
Vor einem Jahr, als die heimatlosen<br />
Herbstwolken niederweinten auf unseren<br />
Wald, hat der Bock sie gejagt; sie ist geflohen<br />
durch heiser raschelndes Gestrüpp,<br />
wimmernd in Angst und Erwartung, und<br />
als der Bock sie erreichte am Bach, da<br />
war das Warten lang gewesen wie ein Leben<br />
und die Erfüllung kürzer als der Tod;<br />
sie hat dich wachsen lassen in ihrem<br />
schmalen braunen Leibe, bis die Kälte kam,<br />
und dann hat die mütterliche Hexenmeisterin<br />
Natur dich innehalten lassen im Werden,<br />
so lange, bis der wärmere Frühling<br />
wieder reichere Nahrung gab, auf dass es<br />
dem Muttertier an Kraft zum Tragen nicht<br />
mangle; dann, noch ehe die Sonne sich<br />
wieder wendete, hat sie dich auf ein Moosbett<br />
und in das wipfelgedämpfte Licht gegeben,<br />
deine Mutter, sehr sanft und<br />
dann jählings, nach drei Tagen saugenden<br />
Lebens schon, hat sie dich verlassen, ist<br />
Aesung suchen gegangen für eine kurze<br />
Zeit, wie manchmal schon, und ein Knall<br />
ist durch den Wald gefegt wie ein naher,<br />
spitzer Donner, dass du erschrakest im<br />
allerersten Schreck deines empfindsamen<br />
Seins, und viele Stunden sind gegangen<br />
und eine Nacht, und du schriest nach warmer<br />
Milch aus warmer Brust, umsonst, mit<br />
überhell klingendem Stimmchen wo<br />
ist nun deine Mutter, mein Reh?<br />
Aber du weisst ja nicht« mehr von dieser<br />
Rehmutter, denn Elisabeth ging mit mir<br />
durch die Kiefernschonung, und du tratest<br />
auf uns zu und nahmst dir Elisabeth zur<br />
Mutter; deine Augen sahen ja noch nicht<br />
Umriss und Umfang der Dinge, sie sahen<br />
nur Bewegung; jenes Tier, das dich gebär,<br />
hatte sich bewegt, und Elisabeth bewegte<br />
sich, und vielleicht war eine leise, gute<br />
Aehnliehkeit in den Bewegungen zwischen<br />
Tierfrau und Menschenfrati; und wie du<br />
es dir gefallen liessest, wenn die Tierfrau<br />
mit zarter Nase dich in das hohe Gras<br />
stiess, um dich zu schützen, so liessest du<br />
dir das Aufheben vom Boden mit den<br />
schützenden, schmalen Armen der Menschenfrau<br />
gefallen.<br />
Ja, es war so, dass Elisabeth deine Mutler<br />
war, deine richtige und rechte Mutter.<br />
Du verziehst es ihr, dass sie dir nur eine<br />
kalte Glasflasche und einen hässlich riechenden<br />
Gummipfropfen reichen konnte<br />
und dass die Milch derb und schwer war,<br />
denn sie kam von des Bauern ungeschlachteter<br />
Kuh. Unter Schmerzen und Schwäche<br />
überwand dein winziger Magen den<br />
jähen Wechsel der Nahrung, Saft aus zerkochter<br />
Eichenrinde, vom alten Förster<br />
empfohlen, gaben wir dir als Medizin, und<br />
du lebtest.<br />
Oh, was fandest du doch für einen Empfang<br />
bei den Tieren unseres Hauses, mein<br />
Reh! Die weissen, neugierigen Tauben vergassen<br />
ihren ewigen Zank und schlangen<br />
um dich einen hellen, friedlichen Kranz.<br />
Der grosse Schäferhund leckte dir ritterlich<br />
das festhaarige Fell, und die graue<br />
Katze, derentwegen wir um dich gefürchtet<br />
hatten, weil sie Junge hatte, zog die bösen<br />
Krallen ein, legte sich nieder und bot dir<br />
ihre winzigen kleinen Zitzen zum Saugen,<br />
denn die ängstliche Mutter ahnte das geängstigte<br />
Kind über Art und Unterschied<br />
der Grosse hinweg. Und wenn deine Zähnchen<br />
nicht zu gross und scharf gewesen<br />
wären für das zarte Rosa der Katzenbrust,<br />
wahrhaftig, du wärst ein Katzenkind geworden.<br />
Wie klein warst du doch... Wirklich,<br />
du warst kleiner als der Kater, der als<br />
einziger dich mit Vorsicht und Misstrauen<br />
betrachtete, bis er gewiss war, dass du auf<br />
Mäuse und Maulwürfe keinen Wert legtest<br />
und keine Konkurrenz bildetest im Vertilgen.<br />
Und wie gross und unförmig waren<br />
doch wir! Meine grossen Füsse traten<br />
leise auf und suchten nur die Spitzen der<br />
Zehen zu benutzen, wenn sie auf dich zugingen,<br />
und doch muss dir zumute gewesen<br />
sein wie einem Menschensäugling, der unter<br />
indischen Elefanten aufwächst. Aber<br />
deine witternde, schwarz blitzende Nase<br />
wusste sehr wohl Elisabeths schmale Hände<br />
zu unterscheiden von anderen Händen, die<br />
dir dein Essen reichen wollten, und auch<br />
meine ungraziösen Pranken erkanntest du<br />
mit leiser Reserve als gerade noch zureichend<br />
an. Ich vermerkte es mit Stolz.<br />
Dann waren wir roh zu dir, kleines Reh.<br />
Wir verweigerten dir die Milch. Du klagtest<br />
sehr, es war schwer anzuhören, denn<br />
deine:;Stimme war sehr laut geworden; aber_<br />
wir'föliöben hart. Und nun frisst du uns<br />
schon lange alle sorgsam gepflegten, mit<br />
teuren und unverständlichen Namen behafteten<br />
Stauden des Gartens auf und lässt<br />
nur das Unkraut gewissenhaft stehen, und<br />
wir haben schmerzende Rücken vom Sammeln<br />
der Eicheln und Kastanien,' und beim<br />
Frühstück erscheinst du und holst dir die<br />
dir zukommende Schnitte Brot. Pilze sammelst<br />
du dir im Walde und kommst zurück<br />
zum Haus, wenn wir dich rufen und du<br />
zufällig Hunger hast, deine grossen Mandelaugen<br />
haben das weiche Schwarz tiefer<br />
Weiher im Mittagsschatten, deine Hufe,<br />
deren jeder einen sorgsam gespitzten gotischen<br />
Bogen bildet aus schwarzem Marmor,<br />
haben gelernt, auch auf Teppiche und<br />
Dielen zu treten, durch den Garten jagst<br />
du in Sprüngen, die Täler und Hebungen<br />
haben in rhythmischem Wechsel wie eine<br />
braune Welle vor einem weichen Wind,<br />
weiss schimmert der Spiegel wie Schaum,<br />
und die grossen, schlanken Lauscher spielen<br />
in der Luft wie Blätter einer seltsam<br />
schönen Pflanze du bist schön wie je.<br />
Und heute Nacht habe ich sogar geträumt<br />
von dir, mein Reh. Ich träumte,<br />
du wärest ein Mensch geworden und durchlebtest<br />
dein kleines Schicksal als Mensch.<br />
Als ein Mädchen, weisst du, schmal, gar zu<br />
schmal fast in den Gelenken, dunkelgross<br />
von Augen, lang von Wimpern, fein und<br />
fremd in einer groben Welt. Diese Welt<br />
bewunderte dich, liebte dich abgöttisch,<br />
sprach viel, viel zu viel Lob aus, photographierte<br />
dich, wie sie es ja wirklich tut, auch<br />
da du ein Tier bist. Aber sieh, du verstandest<br />
all das Lob, und es machte dich<br />
stolz. Und, du sahst auf deine Schönheit<br />
und wolltest, dass alle darauf sähen, und<br />
deine Bewegungen wurden geziert, und<br />
deine kindliche Seele war kindisch. Und<br />
schliesslich kam ein dicker Mann und «entdeckte»<br />
dich und holte dich zum Film, und<br />
du konntest die Feine, Zarte, Keusche,<br />
Selbstverständliche, Adlige spielen, weil du<br />
es ja gar nicht mehr warst, und du gingst<br />
nach Hollywood und wurdest ein grosser<br />
Star, und die Leute sahen dein Aeusseres<br />
und lasen in den <strong>Zeitung</strong>en vom Dreck<br />
deines Inneren und jubelten dir zu, und<br />
Elisabeth und ich weinten bitterlich ...<br />
Aber dann wachte ich auf heute morgen,<br />
und es war Tag und kein Kino weit und<br />
breit, und du warst Gott sei Dank ein Tiermädchen<br />
und kein Menschenmädchen und<br />
holtest dir deine Frühstücksschnitte und<br />
assest sie graziös und kautest sie lange<br />
wieder, nicht weil wir es schön fanden,<br />
sondern weil dir's schmeckte — und ich<br />
entdeckte in den Tiefen des Unbewussten<br />
meinen ganz leisen Märchenwunsch nach<br />
"deiner Verwandlung ins Menschliche, und<br />
ich freute mich inbrünstig zum allerersten<br />
Male, dass es Wunder nicht gibt und<br />
i nannte dich dankbar und mit Elisabeths<br />
Worten, mein Töchterchen — weil du ein<br />
Tier warst...<br />
,.. Und' zum ersten.Male auch war ich einverstanden<br />
mit dem, was kommen wird. Es<br />
Tvird ein Jahr dauern oder zwei, mein Reh<br />
— dann wird die kurze, herbe Stimme des<br />
Rehbocks rufen. Und mit einem grossen,<br />
sehr schönen Sprung wirst du über den<br />
Zaun setzen und vor unseren Augen im<br />
braunen Wald verschwinden, eine braune,<br />
weiss schäumende Welle des Glücks, der<br />
wir nur nachsehen können, weil wir ja<br />
Menschen sind, du aber bist ein Tier, trotz<br />
der zwei Jahre. Der Wald hat dich uns<br />
gegeben, der Wald wird dich uns wieder<br />
nehmen. Und am Rande des Waldes wird<br />
der Bock dich erreichen nach langer Angst<br />
zu todkurzer Erfüllung, wie er deine Mutter<br />
erreichte, und du wirst tragen und nagen<br />
und darben und Kitzen haben, eines<br />
oder zwei, und vielleicht wirst du sie gross-<br />
Ist das nicht Glück ?<br />
Gertrud Bürgt.<br />
Isf das nicht Glück, dass Eis und Schnee<br />
zerrinnen<br />
und braune Erde starrt in blaue Weifen?<br />
Dass alles Ende ist und Neubeginnen<br />
und wieder Friede wird nach bösem Streiten?<br />
Ist das nicht Glück, dass wieder Blumen<br />
blühen,<br />
dass Vögel singen über Busch und Baum,<br />
und dass aus Nacht und Bangen Sterne<br />
sprühen,<br />
nach Schmerz und Leid die Flügel hebt ein<br />
Traum —?<br />
Ist das nicht Glück, dass du und ich auf<br />
Erden,<br />
dies Atmen, Schreiten und Vorübergeh'n,<br />
dies Wachsamsein und dieses Stillewerden<br />
und dieses nah an Gottes Herzen Steh'n —?<br />
säugen dürfen; und einmal wird wieder<br />
ein Knall sein, spitz und bellend wie naher<br />
Donner, und es wird, wenn das Geschehen<br />
des Todes Tier und Mensch gemeinsam<br />
sein sollte, vielleicht noch einmal vor deinen<br />
schwarzen Augen unser weisses Haus<br />
sein<br />
Aber es ist Abend geworden. Geh auf<br />
deine Streu, mein Reh. Ich habe heute<br />
frisches Heu dafür geholt.<br />
Erfindertragik.<br />
Die Beamten, die im Jahre 1883 die Erfindung<br />
eines gewissen Hermann Ganswindt<br />
unter D. E. P. 29014 in das Register<br />
des Reichspatentamtes eintrugen, blinzelten<br />
sich lachend zu, wieder so ein Verrückter,<br />
der mit einem lenkbaren Luftballon<br />
am Himmel herumspazieren wollte.<br />
Und der wohl noch besonders stolz auf<br />
den hirnverbrannten Einfall war, sein<br />
gasgefülltes Monstrum nicht weniger als<br />
hundertfünfzig Meter lang zu bauen!.<br />
Aber dem kaum siebenundzwanzigjährigen<br />
Erfinder, der sich zufrieden seine Patenturkunde<br />
in die Taschen steckte, war<br />
es bittererst, sein Kopf war voller himmelstürmenden<br />
Ideen, und es störte ihn<br />
nicht, dass er von den Mächten, Kräften<br />
und Zusammenhängen dieser Welt, wie<br />
sie wirklich waren, keine Ahnung hatte.<br />
Er lebte in dem felsenfesten Glauben, man<br />
brauche nur mit einem richtigen Gedanken<br />
vor die Oeffentlichkeit zu treten, um<br />
Euhm, Erfolg und Glück zu erringen.<br />
Hermann Ganswindt, der Sohn eines ostpreussischen<br />
Maschinenbauers, hatte in<br />
der Werkstatt seines Vaters von früh auf<br />
gebastelt und experimentiert. Aber der<br />
Papa, der wohl erkannte, in welch anderer<br />
Welt sein Sohn schwebte, zwang ihn Wim<br />
juristischen Studium. Ganswindt brachte<br />
es jedoch nicht über ein paar Semester<br />
Rufe aus dem Dunkel<br />
Roman von Karl Strecker.<br />
(Fortsetzung aus dem Hauptblatt.)<br />
Ich muss Dir noch Mitteilung machen von<br />
einer merkwürdigen Geschichte und auffälligem<br />
Benehmen von dem alten Halunken, dem<br />
Dvorak. Da war gestern wohl schon hier in<br />
der Gegend was durchgesickert, dass Priebenow<br />
verkauft werden soll, und da war er<br />
heute in aller Herrgottsfrühe hier und erkundigte<br />
sich, ob das wahr wäre und ob Du nicht<br />
wieder herkämst. Brandt hat ihm gehörig<br />
Bescheid gesagt. Was ihn das anginge, und<br />
ob er etwa das Schlossgut kaufen wolle und<br />
so. Und da hat Dvorak sehr geheimnisvoll<br />
getan und fragte, wann Du das letztemal auf<br />
Jagd gegangen wärst und ob jemand gesehen<br />
hätte, dass Du ein Reh geschossen hättest.<br />
Na, wir wussten ja nicht, was der alte<br />
Gauner, der vor nichts zurückschreckt, dabei<br />
im Schilde führte. Zuzutrauen ist dem ja<br />
schon, dass er Dich irgendwie in die Zwickmühle<br />
bringen will mit einer fingierten Anzeige<br />
wegen Jagdvergehens oder so was!<br />
Denn was sollten sonst seine eifrigen Erkundigungen<br />
bedeuten? Wir haben ihm also<br />
gleich den Speck aus der Falle genommen<br />
und ihm gesagt, davon könne gar keine Rede<br />
sein, Du hättest schon seit zwei Jahren gar<br />
nicht mehr gejagt, wie Friedrich bezeugen<br />
kann, da er die Flinte immer reine macht.<br />
Du kannst also in dieser Beziehung ganz<br />
ruhig sein. Vor dem Schurken muss man ja<br />
auf der Hut sein. Uebrigens schien er gar<br />
nicht 50 sehr enttäuscht. Ja richtig, und dann<br />
fragte er noch, ob Du wohl ein Reh allein<br />
tragen könntest. Da lachten wir ihn aus. Erstens<br />
fiele Dir das gar nicht ein, und zweitens<br />
könntest Du mit Deinem Herzfehler nicht<br />
mal einen Koffer, wo ordentlich was drin ist,<br />
tragen. Also, nun wird der Schurkenschuft<br />
sich ja beruhigen. Er schnüffelte übrigens<br />
auch draussen vor dem Schloss herum, als<br />
wenn er eine Spur auf dem Kiesgang nach<br />
der Landungsbrücke suchte, so dass Brandt<br />
ihn schliesslich davonjagte und mit Anzeige<br />
wegen Hausfriedensbruch drohte.<br />
Lieber Richard! Ich habe Dir das nun alles<br />
erzählt, damit Du Bescheid weisst, wenn er<br />
irgend etwas unternehmen sollte. Au — nun<br />
ist mir aber die Hand ganz lahm vom' vielen<br />
Schreiben. Mit meiner Zehe ist auch noch<br />
nicht alles in Schick. Ich bin zu früh wieder<br />
drauflosgegangen. Sie muckt noch immer<br />
'nen bisschen, wird sich aber wohl geben.<br />
Lieber Richard, ich bitte Dich noch mal<br />
sehr: lass das bleiben mit dem Verkauf. Und<br />
Du weisst jetzt, wodran Du bist, von wegen<br />
uns zwei. Ich wollte es Dir dieser Tage sowieso<br />
schon gesagt haben, da kam die alte<br />
dumme Geschichte dazwischen. Wir müssen<br />
jetzt überlegen, wie wir das befummeln.<br />
Für heute muss ich schliessen, ich grüsse<br />
Dich herzlich mit Kuss Deine treue<br />
Mathilde Tölsch.<br />
P.S. Was Du da von wegen dem Imbiss<br />
schreibst,- da werde ich den Herrn was husten.<br />
Sie können sich gefälligst 'ne Stulle mitbringen.<br />
Die schmeckt sehr schön. M.»<br />
Georg zerknüllte den Brief ärgerlich. Glättete<br />
ihn aber bald darauf wieder und verwahrte<br />
ihn, während er alle Geister des Humors,<br />
die ihm noch treu geblieben waren,,<br />
alarmierte, ihm in diesen tragikomischen Verdriesslichkeiten<br />
beizustehen. Anfangs hatte<br />
er ein paarmal beim Lesen aufgelacht. Als<br />
er aber von der Maulwurfsarbeit des Dvorak<br />
las, wurde er ernst. Hier drohte ihm eine ungeahnte<br />
Gefahr. Wenn der Bruder aus dem<br />
tiefen Dunkel als Ankläger auftauchte, war<br />
er verloren. Kein Verteidiger würde ihn da<br />
retten können. Hier galt es, sogleich eine<br />
Gegenmine zu graben.<br />
(Fortsetzung siehe Seite 21.)<br />
Warum wird Kaffee Hacr von dm<br />
Feinschmeckern in 39 Ländern d<br />
Welt bevorzugt %<br />
Weil dieser echie Bohnenkaffee fein<br />
sie auserlesene flochgewächse Süd-und<br />
Zeniralamerikas, zum Teil aus über 4600<br />
hxss Hoheenttiält.<br />
Weil dank 26 jahriger Erfahrung<br />
Coffein so entzogen wird, dass Geschmack<br />
und Aroma volleriialien Bleiben.<br />
Weil Kaffee Hag mil den Vorzügen<br />
der Gesundheit höchste Vorzüge der<br />
Qualilai verbindet'.
18 AUTOMOBIL-REVUE <strong>1933</strong> - 48<br />
an der Universität Zürich hinaus. Dann<br />
packten ihn wieder die grossen Gedanken,<br />
die von ihm ihre Verwirklichung zu fordern<br />
schienen. Die Rechtsgelehrsamkeit<br />
wurde an den Nagel gehängt, nnbekümm«rt<br />
des väterlichen Bannfluches.<br />
Sein erstes grosses Projekt, angeregt<br />
durch die kläglich gescheiterten Versuche<br />
der Luftschiffhauer Dupuy de Dome in<br />
Paris und v. Hänlein in Brunn 1872 war<br />
die Konstruktion eines lenkbaren und<br />
wirklich manövrierfähigen Luftschiffes.<br />
Er glaubte, den Schlüssel zur Lösung des<br />
Problems gefunden zu haben, und zwar in<br />
der Maxime, die Graf Zeppelin später in<br />
die Praxis umsetzte: Der Luftballon ist<br />
lenkbar» wenn er nur gross genug gebaut<br />
wird.<br />
Ganswindt schrieb über seine Erkenntnisse<br />
eine Broschüre, die er an alle öffentlichen<br />
Adressen versandte, um sie für sein<br />
Projekt gewinnen zu können. Einer der<br />
damaligen Empfänger war der damalige<br />
Kronprinz Friedrich. Er las das Büchlein<br />
durch und veranlasste das Kriegsministerium,<br />
Ganswindts Plan zu prüfen. Der<br />
junge Erfinder sah schon Welt und Himmel<br />
offen.<br />
Doch eines schönen Tages im Jahre<br />
1884 kamen die Pläne vom KriegsministeVium<br />
zurück mit der Bemerkung: Luftschiffe<br />
von der Länge von hundertfünfzig<br />
Metern überschreiten militärische Bedürfnisse.<br />
Mit unermüdlichem Optimismus<br />
wurde er immer wieder vorstellig, und es<br />
gibt wohl kaum eine deutsche Behörde,<br />
die von Ganswindt keine Eingabe erhalten<br />
hat. Es ist über allen Zweifel erhaben,<br />
dass Ganswindt tatsächlich eine Anzahl<br />
aerotechnischer Erfindungen authentisch<br />
zugeschrieben werden muss.' In den achtziger<br />
Jahren konstruierte er — wenn auch<br />
nur auf dem Papier — ausser dem lenkbaren<br />
Luftschiff auch schon einen drehbaren<br />
Ankermast, wie man ihn gerade in<br />
den letzten Jahren als besseren Ersatz für<br />
die unpraktischen Hallen erkannt hat.<br />
Fast gleichzeitig trat Ganswindt mit einem<br />
andern Flugverkehrsmittel hervor, das sowohl<br />
als erster Aeroplan der Welt, wie<br />
als durchaus beachtlicher Vorläufer des<br />
Autogiro des Spaniers de Ia Cierva betrachtet<br />
werden muss: es war der Hebelluftschraubenapparat,<br />
der senkrecht aufsteigen<br />
und landen sollte.<br />
Mit der Verwirklichung dieses Hebelluftschiffes<br />
bombardierte er das Kriegsministerium<br />
und verlangte dafür einen<br />
Verkaufspreis von zwanzig Millionen<br />
Mark. Postwendend kam die Absage.<br />
Versperrten sich ihm die Behörden, so<br />
musste aus privaten Quellen Kapital herbeschafft<br />
werden und er gründete im<br />
Jahre 1888 den Patriotischen Verein für<br />
Luftschiffahrt. Dabei ist es bemerkenswert,<br />
welcher Taktik sich Gandwindt bedient«,<br />
um seine Mitglieder zu gewinnen.<br />
Monatelang übte er vorher Sonaten,<br />
um dann mit einem Klaviervortrag vor<br />
die Oeffentlichkeit zu treten. Im Rahmen<br />
dieses Klavierabends gab er dann einen<br />
kurzen Vortrag über seine Pläne zum<br />
Besten und gewann so seine Anhänger.<br />
Nun begann seine grosse Zeit, indem er<br />
über die nötigen Mittel verfügen konnte,<br />
um sein Etablissement zu erstellen.<br />
In Schöneberg bei Berlin erstand ein handhaben muss, um nach allen Richtungen<br />
fahren zu können.<br />
dieses monströse Buch befindet. Der Bibel<br />
wurde, in der sich ein eigener Raum für<br />
Komplex verschiedenartigster Anlagen.<br />
Es gab Flugzeughallen und ein Bassin In einer Petition an den Reichstag forderte<br />
er, um den Bau des Probeschiffes fassenden Gotteshaus auch regelmässig ..<br />
zu Ehren wird in dem hundert Personen<br />
für Wasserflugzeuge, eine asphaltierte<br />
Startbahn und Werkstätten, Bureau und beginnen zu können, eine Entschädigung Gottesdienst abgehalten. Echt amerikanisch!<br />
Wohnhaus, und wenn die Besucher des für das ihm zugefügte Unrecht. Diese Petition<br />
aber verlief sich im Sand der zu-<br />
Magiers von Schöneberg durstig waren,<br />
konnten sie sich im angegliederten Restaurant<br />
erfrischen. Dann geschah das Reichstag verwiesen hatte. Nun scheint<br />
ständigen Ausschüsse, an die sie derSchäferroman im modernen Griechenland.<br />
grosse Ereignis, im Juni 1901 erhob sich sich diese Erfindertragik ohne lichtere Georgitsa Avgheris, eine zwanzigjährige<br />
der erste Flugapparat, schwerer als dieSchlusspointe langsam ihrem Ende zu reiche Bauerntochter aus einem Dorf bei<br />
Luft, mit zwei Mann Besatzung gen Himmel<br />
— ein Ereignis, das sogar gefilmt Finger dozierend zu erheben und dieten Athanasios Papiras verloren. Der junge<br />
nähern. Es ist nicht schwer, heute die .Athen, hatte ihr Herz an den jungen Hir-<br />
wurde und im Wintergarten zur Aufführung<br />
gelangte. Doch sollte trotz dieses gewindt<br />
mit seinen erprobten Ideen keinen Schüchternheit der Werbung der stürmi-<br />
Gründe zu analysieren, aus denen Gans-<br />
Mann setzte in seiner unglaublichen<br />
glückten Versuches Ganswindts Hoffnungen<br />
nicht erfüllt werden, denn schon in-<br />
denen niemand von seiner neuen Schiffsstand<br />
entgegen. Er wies nicht nur ihre<br />
Erfolg erzielen konnte, die Gründe, aus schen jungen Bäuerin hartnäckigen Widerszenierten<br />
seine Gegner einen Feldzug erfindung etwas wissen will, die vielleicht Avancen zurück, sondern wandte sich so- •<br />
gegen ihn, man warf ihm vor, dass die ebenso brauchbar und im Prinzip richtig -gar an den Vater mit der Bitte, dafür zu<br />
Sache nicht mit rechten Dingen zugegangen<br />
sei, dass er ein Betrüger sei und<br />
ist, wie es seine Luftschiffs- und Flugzeugkonstruktionen<br />
auch waren. Herde in Ruhe lasse. Der alte Bauer nahm<br />
sorgen, dass ihn seine Tochter bei seiner<br />
Ganswindt kam ins Gefängnis. Ein Lokaltermin<br />
wurde festgesetzt und Gans-<br />
schlägt dem alten Mann als lästigem Que-<br />
Aber wer will das beschreiben? Man<br />
sein Töchterlein ins Gebet und verbot ihr,<br />
das Haus zu verlassen. Aber die Liebe<br />
windt stieg zum zweiten Male mit seinem rulanten die Türen zu und wird, wenn<br />
kennt kein Hindernis. Eines Tages bemächtigte<br />
sich die schöne Georgitsa eines<br />
Flugapparat in die Luft, bestaunt von man seine Eingaben nicht mehr zu fürchten<br />
braucht, später ein Denkmal auf seine Revolvers und allen Geldes, dessen sie hab-<br />
vielen anwesenden Experten, welche nun<br />
wohl oder übel diesen Unglücksraben von Grabstätte setzen mit den bedauernden haft werden konnte, und stieg in die Berge<br />
der Beschimpfung eines Schwindlers entlasten<br />
mussten. Mit dem Freispruch hatte lassen. C. H. D. ihn mit vorgehaltenem Revolver, sich von<br />
Worten: Die Mitwelt hat ihn verhungern hinauf. Dort traf sie Papiras und zwang<br />
er nicht viel erreicht, denn nach und<br />
ihr entführen zu lassen. Nach ein paar<br />
nach zogen sich seine Freunde zurück,<br />
Tagen glückte es der Polizei, das Paar zu<br />
verlangten ihr Kapital, und Ganswindt<br />
Bunte Chronik erwischen.<br />
geriet in schwere finanzielle Nöte.<br />
1905 wandte er sich nochmals an das<br />
Kriegsministerium, um den Bau seiner<br />
Flugzeuge als Serienkonstruktion zu ermöglichen<br />
und wies darauf hin, dass er<br />
gezwungen sei, seine Pläne einer fremden<br />
Macht verkaufen zu müssen. — Man<br />
habe keine Bedenken dagegen, dass die<br />
Erfindung ins Ausland gehe, kam als<br />
Antwort zurück. Ganswindt wandte sich<br />
verzweifelt an Frankreich, aber seltsamerweise<br />
kamen seine Pläne niemals in<br />
die Hände der französischen Behörden.<br />
Die Auslandspatente verfielen. Er hatte<br />
nicht einmal die nötigen Mittel, um seine<br />
Miete zu bezahlen und musste mit eigener<br />
Hand die vielen Modelle und Apparate<br />
vernichten.<br />
Dann kam der Krieg, Graf Zeppelin<br />
und die Schütte-Lanz-Werke bauten Luftschiffe<br />
für die Heeresleitung, verdienten<br />
dabei enorme Summen. Ganswindt geriet<br />
in Vergessenheit. 1917 wandte er sieh<br />
wiederum an das Kriegsministerium. Der<br />
massgebende Herr schrieb auf seine Eingabe<br />
mit Eotstift: Lebt denn dieser Uli»<br />
glücksrabe immer noch! •<br />
Und der Unglücksrabe lebt noch, es war<br />
ihm sogar noch das bescheidene Glück<br />
vergönnt, nach der Katastrophe des Shenandoa<br />
ein ausführliches Gutachten für<br />
die amerikanische Regierung auszustellen.<br />
Ganswindt lebt heute noch in seiner alten<br />
Schöneberger Dreizimmerwohnung,<br />
möbliert vom Wohlfahrtsamt. Das Erstaunlichste<br />
aber ist, dass er nicht nur<br />
lebt, sondern immer noch mit grösstem<br />
Eifer arbeitet und an seine Berufung<br />
glaubt. Vor einigen Jahren konstruierte<br />
er einen neuen Schiffstyp, den er folgendermassen<br />
definiert: Ein Segelschiff typ,<br />
der ohne Segel, Motor und Rotor kentersicher<br />
fährt, so dass man nur das Steuer<br />
Portugal will blutige Stierkämpfe.<br />
Im Gegensatz zu Spanien werden in den<br />
Stierkampfarenen von Portugal die Stiere<br />
nicht getötet. Nunmehr scheint für diese<br />
unblutigen Schaugefechte die letzte Stunde<br />
geschlagen zu haben. Die massgebenden<br />
Stellen in Lissabon tragen sich mit der Absicht,<br />
das Verbot der Tötung des Stieres<br />
aufzuheben, weil Tausende von Portugiesen<br />
die Reise nach Spanien nicht scheuen, um<br />
sich dort den Nervenkitzel zu verschaffen,<br />
der ihnen zu Hause verwehrt ist. Ueberdies<br />
sind auch die Stierzüchter bei der Regierung<br />
vorstellig geworden und haben die<br />
Aufhebung des Verbots mit der Begründung<br />
gefordert, dass sie von einer solchen<br />
Massnahme eine Steigerung ihrer Einkünfte<br />
erwarten dürften. Ein Ausschuss<br />
prüft zur Zeit im Auftrag der Regierung,<br />
was geschehen kann. Inzwischen haben in<br />
Lissabon bereits zwei Stierkämpfe stattgefunden,<br />
bei denen die Stiere zur Strecke<br />
gebracht wurden. Da .die Veranstaltung<br />
einem wohltätigen Zweck diente, hatte die<br />
Polizeibehörde ein Auge zugedrückt. Dass<br />
in der Bevölkerung ein starkes Bedürfnis<br />
nach erregenden Schauspielen dieser Art<br />
vorhanden ist, beweisen die hohen Eintrittspreise,<br />
die ohne Anstand für beide<br />
Vorstellungen gezahlt wurden.<br />
Eine Kirche für eine Riesenbibel.<br />
Volle zwei Jahre hat ein Buchdrucker in<br />
Los Angeles an der Herstellung einer Bibel<br />
gearbeitet, die so gewaltige Dimensionen<br />
aufweist, dass ihr Gewicht mehr als tausend<br />
Pfund beträgt; Die handgedruckten<br />
Buchstaben auf den 8000 Seiten dieser<br />
Riesenbibel sind so gross, dass man den<br />
Text erst auf eine Entfernung von mehr<br />
als fünfzehn Meter hin lesen kann. Als die<br />
Bibel fertiggestellt war, fand sich natürlich<br />
kein Platz, sie würdig unterzubringen, weshalb<br />
kürzlich eine kleine Kirche gebaut<br />
Aspirin als chemische Tinte.<br />
Während des Weltkrieges gelangten von<br />
deutschen Kriegsgefangenen oft Briefe mit<br />
wichtigen Nachrichten in die Heimat, obwohl<br />
sie vor dem Absenden einer strengen<br />
Zensur unterworfen worden waren. Erst<br />
kürzlich hat man herausgefunden, wie es<br />
möglich war, dass viele dieser Briefe ungeachtet<br />
ihres durchaus harmlosen Inhalts<br />
dennoch die Vermittler bedeutsamer Mitteilungen<br />
sein konnten. Als man sie nämlich<br />
im Licht der ultravioletten Strahlen<br />
untersuchte, erschienen zwischen den mit<br />
Tinte geschriebenen Zeilen auf einmal andere<br />
Zeilen, die im gewöhnlichen Licht<br />
nicht sichtbar waren. Die chemische Untersuchung<br />
dieser Geheimzeilen hat nun<br />
eine sehr einfache Lösung ergeben: die Zeilen<br />
waren nur mit einer Flüssigkeit geschrieben,<br />
die aus in Wasser gelösten Aspi-,<br />
rintabletten bestand. Aspirin gehörte bekanntlich<br />
zu den Arzneimitteln, die den<br />
Gefangenen im Bedarfsfall zugewiesen<br />
wurden, und war so ziemlich das einzige<br />
chemische Hilfsmittel, das ihnen zur Verfügung<br />
stand.<br />
«Für einen Mann ohne jegliche Erfahrung<br />
ist Ihre Gehaltsforderung aber reichlich<br />
hoch!»<br />
«Sie müssen berücksichtigen, Herr Direktor,<br />
dass einem eine Arbeit, von der man<br />
nichts versteht, viel schwerer fällt!»<br />
Jftcm in «Ttfricfi<br />
v.a.i__L I.. •KM4I 7!aa>MA»n<br />
Wenn Sie bei dem heutigen Tempo erfolgreich<br />
sein wollen, sollten Sie eine Erika für Ihre<br />
Korrespondenz haben. Alle Erika-Besitzer loben<br />
ihren unerreicht leichten Tastenansohlag, die<br />
klare, regelmäßige Schrift — selbst bei vielen<br />
Durchschlagen. Ueberhaupt hat die Erika alle<br />
Vorzüge einer grossen Büromaschine, kostet<br />
jedoch nur halb so viel. Immer mehr Geschäftsleute<br />
ziehen sie den grossen, teuren Büromaschinen<br />
vor.<br />
Generalvertr.:W. Häusler-Zepf, Ölten<br />
Verlangen Sie sofort den ausführlichen Gratir<br />
pröspekt über das neue Erika-Teilzahlungssystem<br />
und die Adresse der nächsten Erika-<br />
.. „ _ Vertretung.<br />
iiiiii iiiiiiiiii iiiiiiiiiiiiifiiiiiiii i<br />
Bären, Schwarzenegg, T.C.S.<br />
empfiehlt den werten Ausflüglern seine guten Mittagessen<br />
u. Z'vieri bestens. Frau Berger. Tel. 6.<br />
J&ppenzollevland<br />
Di« Zuf«hrts8tras«en aus der ganzen Schweiz sind ersichtlich In O. R. Wagners<br />
OH Touring, Führer für Automobilfahrer, offizielle Ausgabe des T. O. S.<br />
Ein gutes Getränk ist<br />
Locher-Bier<br />
Appenzell<br />
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Kein Mensch kann behaupten, dass unsere<br />
sogenannte Kulturwelt eine Erziehungsanstalt<br />
ist. Nur in einem Punkte<br />
hält sie daran fest, pädagogische Wirkum<br />
gen auszuüben: niemand darf verwöhnt<br />
werden. Es herrscht eine Todesangst,<br />
durch allzugrosse Freundlichkeit Grössenwahnsinn<br />
zu erzeugen. Man kann sich so<br />
schön machen als man will, niemand, der<br />
nicht gerade in einen verliebt ist, bemerkt<br />
es. Wenn man die Gedankenarbeit von<br />
zwanzig Jahren in einem Buche niederlegt<br />
und es in hundert Gratisexemplaren<br />
versendet, so kann es geschehen, dass<br />
nicht ein anerkennendes Wort als Echo<br />
widerklingt. Dass eine Leistung für die<br />
Gemeinschaft einem üble Nachrede zuzieht<br />
und die Begründung einer neuen<br />
Kunstrichtung Beschimpfungen, gehört<br />
nicht hierher. Die Bejaher und Schätzer<br />
wissen sich nun einmal besser zu beherrschen<br />
als die anderen. Woher das kom-<br />
>men mag?<br />
«Wir machen keine Komplimente» sagen<br />
die Leute kurz und schlicht. Dabei<br />
machen sie ein Gesicht, als ob es sich um<br />
eine Heldentat handelte, als ob es sie den<br />
ganzen Tag drängte, der Erde, der Sonne,<br />
den Blumen, den Kindern, den Künstlern<br />
anerkennende Freundlichkeiten zu sagen!<br />
Aber sie beissen sich auf die Lippen und<br />
sagen höchstens zu jemandem, der in der<br />
Garderobe (einen Augenblick vor ihnen)<br />
seinen Mantel haben will: «Sie Lümmel,<br />
Sie!»<br />
Kompliment ist kein schönes Wort.<br />
Aber die Sache, um die es sich handelt, ist<br />
wunderschön. Das wissen vor allem auch<br />
wir Frauen! Man braucht dazu ein liebenswürdiges<br />
Herz und einen anmutigen<br />
Geist. Beides hat man nicht oder man<br />
spart es auf das äusserste, für Zeiten der<br />
Not. Vielleicht ist das Kompliment desnalb<br />
in Verruf, weil es ein Fremdwort ist.<br />
Dieses erscheint in der deutschen Sprache<br />
BEB IT HE<br />
DTO/O^tDJ<br />
Komplimente<br />
Frau Dr. Eugenie Schwarzwald.<br />
in seinem Gefühlswert ja oft herabgewürdigt.<br />
Es ist natürlich nicht dasselbe, ob<br />
man von einer «edlen Leidenschaft» ergriffen<br />
ist oder nur eine «noble Passion»<br />
hat; ein Lob, eine. Anerkennung, eine<br />
Freundlichkeit oder, wie man in alter Zeit<br />
sagte: «eine Artigkeit» ist ganz 1 etwas anderes<br />
als ein «Kompliment». Das gilt für<br />
die Form, in der Sache ist anzunehmen,<br />
dass die meisten Menschen dem Gehege<br />
ihrer Zähne kein freundliches Wort entfliehen<br />
lassen aus Angst, für einen<br />
Schmeichler gehalten zu werden. Das<br />
Misstrauen, welches die Welt erfüllt, ist<br />
schuld daran. Vielleicht haben alle Menschen,<br />
in ihrer Jugend eine Zurechtweisung<br />
erfahren, die ihnen da'uernden Schaden<br />
zugefügt hat. Ich kenne ein kleines<br />
Mädchen, welches sein Leben lang eine gewisse<br />
Scheu nicht überwinden kann, weil<br />
ihr Vater, als sie ihm, durch seine spiegelnde<br />
Glatze verlockt, auf diese einen<br />
Kuss drückte, fragte: «Was willst du eigentlich<br />
von mir?»<br />
Auf jeder Stirn steht geschrieben: «Was<br />
willst du eigentlich von mir?» Deshalb<br />
bleiben einem heiter anerkennende Worte<br />
im Munde stecken; deshalb werden sprer<br />
chende Blicke abgewendet, ehe sie ihr Ziel<br />
erreicht haben, deshalb bleiben dankbare<br />
und herzliche Briefe ungeschrieben. Deshalb<br />
ist die menschliche Gesellschaft eine<br />
Wüste!<br />
Natürlich gehört Mut dazu, einem anderen<br />
etwas Freundliches zu sagen. Nicht<br />
jeder kann sichs erlauben; man braucht in<br />
dieser Sache Pioniere; nur Leute, "die so<br />
aussehen, dass man ihnen glaubt, dürfen<br />
Komplimente machen: die so klug sind,<br />
dass man auf sie hört, und die so geschickt<br />
sind, dass sie den richtigen Ausdruck<br />
für ihre Empfindung finden. Wür~<br />
den oft mit fester Stimme, mit dem<br />
Klange der' Wahrheit, mit wirklicher<br />
Wärme Artigkeiten ausgesprochen,, die<br />
Welt würde sofort ein bisschen heiterer<br />
und bunter aussehen. Vor allem aber<br />
wäre der Schmeichelei, die oft gegenüber<br />
den Frauen ausgeübt wird, das Handwerk<br />
gelegt. Denn jede aus dem Herzen dringende<br />
Aeussefung unterscheidet sich von<br />
dem, was wir heute ein Kompliment nennen,<br />
wie ein emailliertes Damenangesicht<br />
von dem Antlitz einer holden Siebzehnjährigen.<br />
Wer von uns hat es nicht erfahren!<br />
Man tritt unbefangen in einen Eaum. Dieser<br />
ist von Kritik und Uebelwollen angefüllt.<br />
Eine Viertelstunde später ist man<br />
vollkommen verwandelt. Unser Stoffwechsel<br />
verlangsamt sich. Der Teint wird<br />
käsig, die Haltung schlapp, das Lächeln<br />
eine Grimasse, die Witze haben keine<br />
Pointe. Es ist sogar schwer, ein Prädikat<br />
zu seinen Subjekten zu finden. Denn man<br />
fühlt: «Ich bin am »Krebs der Seele' erkrankt».<br />
Da fällt ein menschenfreundliches<br />
Wort, und die Atmosphäre ist entgiftet.<br />
Wer einer leidlich hübschen Frau ihr<br />
gutes Aussehen attestiert, verwandelt sie<br />
für einen Augenblick in eine transparente<br />
Schönheit. Natürlich darf es keine von<br />
jenen Gänsen sein, die, wenn man ihre<br />
kleinen Füsse lobt, sagt: «Dabei sind mir<br />
die Schuhe um eine Nummer zu gross.»<br />
Wer eine nette Aeusserung eines anderen<br />
mit wahrem Interesse aufnimmt, macht<br />
den Betreffenden für den ganzen Abend<br />
produktiv, beinahe geistreich. Es' gibt<br />
Mensehen, die so herzlieh und so gern lachen,<br />
dass in ihrer Gegenwart alle Leute<br />
witzig sind..<br />
Die ausgesprochene Anerkennung ist im<br />
höchsten Grade gesellschaftsbildend; aber<br />
sie ist sogar pädagogisch. Zu einer jungen<br />
Frau, die sich seit der Geburt ihres Kindes<br />
etwas vernachlässigt hat, sagt ein guter<br />
Freund: «Ich erinnere mich noch genau,<br />
was für eine gute Figur du hattest,<br />
weisst du, damals auf dem Ausflug?» Eine<br />
Viertelstunde später kauft sie sich einen<br />
Punktroller und ist in kurzem so schön<br />
wie vorher. Wenn man zu einer Freundin<br />
sagt: «Puder lässt dein Gesicht lei*<br />
chenhaft aussehen,» so wird sie gelb;' wenn<br />
man sagt: «Wie schön du ohne Puder aussiehst,»<br />
so wird sie rosig. «Schreie nicht<br />
anr Telephon, du zerreissest mir die Oh-<br />
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ren» hat' genau den gleichen Inhalt wie<br />
das ebenso wahre: «Du kannst dir gar<br />
nicht denken, wie reizend deine Stimm«<br />
klingt, wenn du am Telephon leise<br />
sprichst.»<br />
Sehr wirksam wäre es auch, wenn man<br />
etwa sagte: «Hast du eine neue Schneiderin?<br />
Ich glaube nämlich zu bemerken,<br />
dass der Versuch, dich jünger erscheinen,<br />
zu lassen, fallen gelassen wurde. Jetzt<br />
sieht man erst, wie jung du noch bist.»<br />
Am meisten Erfolg erntet bei der ausserordentlichen<br />
Empfindlichkeit der Kinderseele,<br />
wer in einer Schulklasse mit Lob<br />
operiert. Allerdings muss dieses Lob hier<br />
ganz besonders wahr empfunden sein,<br />
denn Kinder haben die feinsten Ohren.<br />
Sagt-man zu einem Mädel: «Was für eine<br />
herrliche Haltung du hast!» so setzt sich<br />
mit einem Schlage die ganze Klasse in Positur.<br />
Und sagt der Lehrer in der Klasse<br />
der sechzehnjährigen Knaben: «Wir Männer,»<br />
so ist er für die nächsten vierzehn<br />
Tage vor Bubenstreichen sicher. Die<br />
Dichter haben es schon immer gewusst,<br />
was Lob für die Kinderseele bedeutet.<br />
Lässt doch Andersen ein kleines Mädchen,<br />
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20 AUTOMOBIL-REVUE <strong>1933</strong> - N° 48<br />
welches ein neues Kleid bekommen hat,<br />
ausrufen: «Was werden wohl die kleinen<br />
Hunde sagen, wenn sie mich so sehen?»<br />
Aber nicht nur Kinder brennen auf Lob.<br />
Ausgenommen die wirklich Weisen, von<br />
denen ich bisher noch keinen getroffen<br />
habe — man weiss nicht recht, wo man sie<br />
suchen soll —, die ganz Stumpfen, die<br />
auch nicht so häufig sind, wie man fürchten<br />
muss, sind alle Menschen krank vor<br />
Sehnsucht nach Anerkennung. Ich bin<br />
überzeugt, Sokrates hätte sich gefreut,<br />
wenn man in der Lage gewesen wäre, ihm<br />
etwas Nettes über seine Nase zu sagen.<br />
Wenn aber einer Gelegenheit genommen<br />
hätte, Messalina zu irgendeiner tugendhaften<br />
Handlung zu gratulieren, wer<br />
weiss, ob sie sich nicht von Stunde an gebessert<br />
hätte!<br />
Alle möchten geliebt, geehrt, gerühmt<br />
werden. Aber da das alles nicht zu haben<br />
ist, geben sich die meisten Leute mit der<br />
kleinen Unze des ausgesprochenen freundlichen<br />
Wortes zufrieden. Für die Unverwöhnten<br />
genügt schon die primitive Bestätigung,<br />
dass man sie bemerkt. Die Verwöhnten<br />
muss man feiner fassen; glücklich<br />
zu machen sind alle.<br />
Königin Viktoria von England war<br />
sicher nicht auf Lob aus; sie hatte es<br />
nicht nötig. Aber, als Disraeli einmal mit<br />
grosser Selbstverständlichkeit zu ihr<br />
sagte: «We authors, Madam» («Wir<br />
Schriftsteller, gnädige Frau»), da ist sie<br />
sicher wie ein Schulmädchen vor Freude<br />
errötet. Thackeray besass schon Weltruhm,<br />
als ihm ein Kompliment Eindruck<br />
machte, welches ihm in einer aufgeregten<br />
Wahlzeit von seinem politischen Gegenkandidaten<br />
gemacht wurde. Dieser war ein<br />
Lord. ; Er traf Thackeray auf der Strasse,<br />
und sie sprachen einige gemessen freundliche<br />
Worte. Am Schlüsse der Unterredung<br />
sagte Thackeray verbindlich: «Möge<br />
der Bessere von uns beiden Sieger bleiben.»<br />
— «Ich hoffe nicht,» sagte ebenso<br />
aufrichtig wie höflich der Gegenkandidat.<br />
Komplimente müssen natürlich so wahr<br />
sein, dass man merkt, dass sie sich aus<br />
dem Herzen auf die Lippen drängen. Im<br />
übrigen aber können sie entweder geistreich<br />
sein oder naiv, oder keck, oder voller<br />
Selbstpersiflage. Nur eines dürfen sie nicht<br />
6ein: boshaft. Es ist ein wahres Unglück,<br />
dass wir uns gewöhnt* haben, boshafte<br />
Leute geistreich zu finden, und zwar nur<br />
deshalb, weil das die häufigste Form von<br />
Geist ist, die uns unterkommt. Wir sind<br />
an dieses schlechte Material so gewöhnt,<br />
dass uns die fürchterliche Billigkeit gar<br />
nicht mehr auffällt. Liebenswürdig geistreich<br />
zu sein, das ist furchtbar schwer.<br />
Am besten treffen es Kinder und einfache<br />
Leute. Ein sechsjähriges Mädel<br />
Suchte im Piccadilly-Zirkus einen Uebergang,<br />
sie sieht sich alle Leute sehr genau<br />
an, dann geht sie -auf einen Mann zu und<br />
sagt: «Bitte, führ© du mich über die<br />
Strasse!» Um dieses Kompliment ist der<br />
Mann zu beneiden. Ein alter Herr fragte<br />
eine ihm bekannte schöne Dame auf dem<br />
Bahnhof, wohin sie fahre. Sie nannte ein<br />
berühmtes Bad. — «Um Gotteswillen,»<br />
sagt er völlig erschrocken, «da werden Sie<br />
ja abnehmen! Schad um jedes Deka!»<br />
Wer seine Mitmenschen durch eine Artigkeit<br />
erfreuen will, muss ein Studium<br />
daraus machen, eine Methode ausbilden.<br />
Einer Schönen wird es mehr Eindruck<br />
machen, wenn man sie einmal auf einem<br />
klugen Ausspruch ertappt. Bei einer Pri*-<br />
vatdozentin der Philosophie bewährt es<br />
sich, wenn man ihren neuen Hut lobt. Ein<br />
Premierminister wünscht Anerkennung<br />
lür sein Fussballspiel. Einen jungen Studenten<br />
der Jurisprudenz kann man glücklich<br />
machen, wenn man die Reife seiner<br />
politischen Ansichten rühmt. Auf jeden<br />
Fall will auch die Kunst des Komplimentes<br />
geübt sein!<br />
Modische Splitter<br />
« Stil rusdque ».<br />
Wie keine andere Frau, versteht es gerade<br />
die Französin, aus der Not eine Tugend<br />
zu machen. Es war . nicht ; einfach<br />
und nicht leicht, sich ans Sparen zu gewöhnen.<br />
Aber es ging! Damen, gewohnt<br />
mit grossen Beträgen zu jonglieren, sollten<br />
sich umstellen und mussten mit kleinen<br />
Ausgaben rechnen. Rechnen bedeutete bisher<br />
nur eine Schulangelegenheit, die man<br />
längst überwunden hatte und vielleicht mit<br />
dem kleinen Sohn,, mit, dem Töchterchen<br />
•nochmals erlebte. Aber selbst rechnen<br />
müssen? Das war vielen Damen ganz<br />
.fremd. Teure Antiquitäten, kostbare Brokate,<br />
herrliche antike Spitzen und Geschmeide<br />
schienen plötzlich unerreichbar<br />
und nur noch für wenige Glückliche, meist<br />
für die schlanken Frauen des nördlichen<br />
und südlichen Amerika, bestimmt.. Man<br />
musste sich «umstellen». Und man tat es<br />
mit Laune und mit Humor. Wer sparte,<br />
schien interessant, klug und, last not least,<br />
modern. So entdeckten die Französinnen<br />
auf ihren Spaziergängen in der Bretagne<br />
und der Normandie, wo sie manche Ferienzeiten<br />
verbringen, den «rustikalen Stil».<br />
Wenn ihnen der Aufenthalt im Landschloss<br />
zu langweilig wurde, dann gingen sie ins<br />
nahe Dorf, und das von der Bäuerin kredenzte<br />
Glas Milch schmeckte vorzüglich.<br />
Wie hübsch aber war es in solch einem<br />
Bauernhaus. Maler und Architekten setzten<br />
einen Ehrgeiz darein, adaptierte, aber<br />
nicht sehr veränderte Bauernhäuser zu besitzen<br />
und ihre Gäste fürs Wochenende<br />
dorthin mitzunehmen.<br />
Man speist auf dem ungedeckten Holztisch,<br />
man beleuchtet mit Lampen und Kerzen,<br />
schläft unter schwellenden Federbetten,<br />
die bunt bezogen sind, pflückt im<br />
Bauerngärtchen den bunten Abschiedsstrauss<br />
und bindet Hängenelken unter den<br />
farbigen Phlox. Die Frauen tragen entweder<br />
die stilechten Gewänder der Provinz,<br />
in der man sich auf seinen kurzen Urlaubsroisen<br />
mehr zu Hause fühlt als auf den<br />
Pariser Boulevards, oder sie verbinden die<br />
moderne Kleidung mit den buntgemusterten<br />
Tobralcos, mit den groben Handwebeleinen<br />
und den blumigen Zephiren. Der<br />
grosse Gärtnerinnenhut, ein hübsches<br />
Kopftuch umschliessen die Frisur, und an<br />
den Handgelenken baumeln Armbänder,<br />
die aus alten Silber- und Goldmünzen gefasst<br />
wurden. Das Menü ist einfach und<br />
hält sich an die Nationalgerichte; man<br />
trinkt keine teuren Importliköre, sondern<br />
einen echten Bauernschnaps, der in bauchiger<br />
Flasche in der Wandnische steht.<br />
Wer nicht so modern ist, ein Bauernhäuschen<br />
zu besitzen, der sucht sein Schlösschen<br />
und sogar die Stadtwohnung mit bäurischen<br />
Dingen zu schmücken. Apart ist<br />
es, das Wohnzimmer oder die Frühstückstube<br />
im Stil rustique zu halten. Hier konzentriert<br />
sich das Privatleben, und in diesem<br />
Raum empfängt man die intimen<br />
Gäste.<br />
Hut und Krawatte.<br />
Hut und Schleife auf einen Akkord zu<br />
stimmen, gehört zu den modischen Phantasien<br />
dieser Saison. Zur Schottenmütze wird<br />
am Hals die Schottenschleife geschlungen;<br />
zum türkischen Fes tönt man das rote Hals-<br />
sind gute Kunden!<br />
tuch ab; der Matrosenhut aus schwarzer<br />
Lackseide geht mit der Krawattenschleife aus<br />
gleichem Material zusammen; der weissen<br />
Toque —• einem Gewebe aus Gummi und<br />
Seide gemischt — entspricht die Krawatte<br />
aus demselben Stoff, und diese Garnitur kann<br />
Sonne und Regen vertragen. Kurz, «die<br />
schönsten Bänder, frisch und neu gewählt»,<br />
gehen heute mit dem Hut eine Art Fusion ein.<br />
(Im Warenhaus.) «So, jetzt hätte ich<br />
alles. Halt, nein, ich brauche noch ein<br />
Geburtstagsgeschenk für meinen sechzehnjährigen<br />
Neffen. Was könnte ich ihm denn<br />
schenken?»<br />
«Vielleicht einen Radio?»<br />
«Das hat er schon.»<br />
«Oder vielleicht ein Buch?»<br />
«Das hat er auch schon.»<br />
(In einer Gesellschaft.) «Ach, verehrter<br />
Meister, ich. schwärme so sehr für Ihre Gedichte!<br />
Ihr letztes lyrisches Buch habe ich<br />
mir sofort gekauft, sowie es damals vor<br />
zwei Jahren erschien.»<br />
«Also Sie waren das!»<br />
(Im Stadtpark.) «Guten Morgen, verehrter<br />
Meister. So ganz allein gehen Sie<br />
stundenlang spazieren?»<br />
«Wieso? Ich befinde mich doch in der<br />
besten Gesellschaft, die ich überhaupt finden<br />
kann. Ich unterhalte mich mit mir<br />
selber!»<br />
' «Geben Sie acht! Sie verkehren da mit<br />
einem sehr grossen Schmeichler!»<br />
(Ein Briefwechsel zwischen Autoren.)<br />
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Eine Geschichte Napoleons des Ersten. So<br />
lebendig geschrieben! Und so spannend!»<br />
«Nicht wahr, das ist interessant. Sind<br />
Sie schon dort, wo er auf die Insel St. Helena<br />
gebracht wird?»<br />
«Aber nicht doch! (ganz böse) Nicht vorher<br />
alles verraten!»'<br />
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Ihre Zeit erlaubt, würde ich mich gern mit<br />
Ihnen über Ihr letztes Buch unterhalten.<br />
Haben Sie mein letztes Werk schon gelesen?<br />
Ihr Sie über alles schätzender unC<br />
bewundernder X.»<br />
«Sehr verehrter Herr X. Leider erlaubt<br />
es meine Zeit nicht. Ihr letztes Werk habe<br />
ich schon gelesen. Ihr von Ihnen über<br />
alles geschätzter und bewunderter Y.»<br />
(Abermals im Stadtpark.) «So viele<br />
Denkmäler hier, verehrter Meister. Aber da<br />
ist noch ein schöner Platz frei. Da wird<br />
bestimmt in dreissig Jahren Ihr Denkmal<br />
stehen!»<br />
«Aber nicht doch —»<br />
«Ich sehe es bereits vor meinem geistigen<br />
Auge. Eine riesige Menschenmenge davor,<br />
die sich herandrängt, die die Inschrift auf<br />
dem Sockel liest, die Ihren Namen in der<br />
Inschrift liest, die fast einstimmig ausruft<br />
»<br />
«Aber, ich bitte Sie, nicht doch »<br />
« die einstimmig ausruft: Wer war<br />
das?»<br />
E. Wg.<br />
Der Tagesfilm<br />
Kosmetik und der Bart der Frau.<br />
Ein nicht uninteressanter Prozess fand<br />
vor kurzem in Rom statt, bei dem die Rieh-,<br />
ter sich auch mit der Frage der Kosmetik<br />
zu befassen hatten. Signor Roussiere<br />
brachte beim Obersten Gerichtshof die<br />
Klage auf Trennung seiner Ehe ein und<br />
führte als Grund der Einbringung der<br />
Klage bei Gericht an, dass er seine Frau<br />
nicht mehr lieben könne, weil ihr sowohl<br />
auf der Oberlippe als auch auf den Backen<br />
der Bart stark wachse. Seine Gattin wäre<br />
mit der Scheidung einverstanden gewesen,<br />
wollte aber eine Million Lire als Entschädigung<br />
und eine monatliche Alimentation<br />
von fünfhundert Lire. Das Gericht gab der<br />
Scheidung nicht statt, verurteilte den Gatten<br />
zur Zahlung sämtlicher Kosten mit der<br />
Begründung, dass der Bart einer Frau<br />
kein Grund sei, dessentwegen man unüberwindliche<br />
Abneigung angeben könne. Uni<br />
sere Kosmetik sei in den heutigen Tagen<br />
so weit fortgeschritten, dass jeder Frai?<br />
Mittel zur Verfügung stehen, mit denen 1£<br />
stiger Haarwuchs zu beseitigen ist. Die<br />
Richter betonten auch, dass im Falle der<br />
Scheidung sie mit ihrer Forderung von einer<br />
Million Lire niemals durchgedrungen;<br />
wäre, weil jede Frau die Pflicht habe, in<br />
einem so krassen Fall kosmetische Mittel<br />
anzuwenden und die entsprechenden Aerzta<br />
zu konsultieren, zumal es ihr pekuniär nie-'<br />
mals schlecht gegangen sei.<br />
Die Hunde des Prinzen von Wales.<br />
Die Hunde des Prinzen von Wales, drei<br />
hübsche Cairn-Terriers, führen die Namen<br />
Cora, Hamish und John. Der Prinz liebt<br />
diese Tiere und scheint mit der Hundelieb-»<br />
haberei von seiner Grossmutter her «belastet»<br />
zu sein. Königin Viktoria hatte zuletzt<br />
nicht weniger als 83 Hunde, und ihr<br />
schwarzer Liebling Pom lag schlummernd<br />
auf ihrem Bette, als sie starb. Der Tier-*<br />
maier Ward Binks hat die Hunde des Pri "*<br />
zen. von Wales kürzlich gemalt und gib»<br />
eine Schilderung dieser Tiere: «Cora, Hamish<br />
und John haben jederzeit Zutritt zum<br />
St. James-Palast. Als ich Hamish dort<br />
malte, sassen Cora und John am Fenster<br />
und sahen gelangweilt auf den vorüberflutenden<br />
Strassenverkehr. Plötzlich spitzten<br />
sie die Ohren und rannten zur Tür, aufgeregt<br />
mit den Schwänzen wedelnd. Das<br />
war das Signal für Hamish, die «Sitzung»<br />
ohne besondere Entschuldigung -zu unterbrechen<br />
und gleicherweise schnurstracks<br />
zur Tür zu laufen. Was war geschehen?<br />
Ein Diener erklärte: «Der Wagen des Prinzen<br />
ist angekommen. Die Hunde hören<br />
das Geräusch dieses Wagens aus allen übrigen<br />
Wagen, die vorüberfahren, heraus —<br />
und, wohlgemerkt, nicht am Klang der<br />
Hupe, sondern am Geräusch des Wagens!»<br />
Gewiss ein Zeichen besonderer Hundeohren.<br />
Cora, die älteste der Cairns, ist das<br />
Lieblingstier des Prinzen. Sie schläft in<br />
einer Ecke seines Bettes, auf das eine hölzerne<br />
Treppe führt, über die Cora feierlich<br />
hinaufsteigt. Sie begleitet den Prinzen<br />
auch auf seinen Flügen und trägt dann<br />
eine kleine, besonders angefertigte Schutzbrille,<br />
die ihr ausgezeichnet steht!<br />
Stückwelse.<br />
Ein Mann betrat das Bureau der Firma:<br />
«Ihr Wagen hat unterwegs Karambolage<br />
gehabt. Wo dürfen wir ihn hinbringen?»<br />
Sagte der erschrockene Chef: «Vorläufig<br />
kann er mal auf dem Hof stehen bleiben.»<br />
Meinte der Mann bescheiden:' «Verzeihung,<br />
allein stehen kann er nicht mehr.<br />
Und die sechs Leute, welche die Teile tragen,<br />
möchten doch schliesslich wieder nach<br />
Hausei»
N» 48 - <strong>1933</strong> AUTOMOBIL-REVUE 21<br />
Rufe aus dem Dunkel<br />
Roman von Karl Strecker.<br />
(Fortsetzung aus dem Hauptblatt von<br />
« Autler-Feierabend >.)<br />
Kürzlich hatte er in der <strong>Zeitung</strong> von einem<br />
Privatdetektiv gelesen, der ein Verbrechen<br />
unter schwierigsten Verhältnissen aufgedeckt<br />
hatte. Er suchte schon am nächsten Morgen<br />
dessen Bureau auf und verweilte über eine<br />
Stunde im geheimen Zwiegespräch mit ihm,<br />
einem Doktor Sievers, der Feuer und Flamme<br />
war, als Georg damit begann, es handle sich<br />
vermutlich um die Aufklärung der Nolletschen<br />
Mordsache. Georg bezeichnete Dvorak<br />
als dringend verdächtig, an dem Verbrechen<br />
beteiligt zu sein. Der Detektiv, der mit Pinsel<br />
und Palette ein wenig dilettierte, zog sogleich<br />
mit einer vollen Malerausrüstung nach Kolmanz<br />
in den «Krug», um «die Herbststimmung<br />
des schönen Sees im Bilde festzuhalten».<br />
Da es im Oasthause aber zu laut war,<br />
bezog er am zweiten Tage schon die Giebelstube<br />
bei dem Häusler Dvorak, die dieser<br />
sonst nur im Sommer an die «Berliner» zu<br />
vermieten pflegte.<br />
Inzwischen schloss Georg den Verkauf seines<br />
Gutes • ab. Er entschied sich unter den<br />
übriggebliebenen Kauflustigen für zwei Brüder,<br />
Inhaber eines bekannten Modehauses.<br />
Priebenow ging mit dem gesamten Inventar<br />
und Personal, auch der ganzen Schlosseinrichtung<br />
an die Käufer über. Georg machte<br />
zur Bedingung, dass der Verkauf bis zur<br />
Uebergabe geheimgehalten werde. Er bat den<br />
Justizrat, ihn sowohl bei der Auflassung wie<br />
bei der Uebergabe zu vertreten.<br />
Der Kriminalkommissar Quade, der Georg<br />
eine Stunde später im. Polizeipräsidium empfing,<br />
war ein robuster Mann, Mitte Vierzig,<br />
mit einem Gesicht wie eine Gefängnistür. Er<br />
bot Georg einen Stuhl an, stellte kurz seine<br />
Personalien fest und sagte: «Sie kennen den<br />
früheren Ziegeleibesitzer Steinitz?»<br />
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«Nein,» erwiderte Georg, der die Gesichtszüge<br />
des Beamten aufmerksam beobachtete.<br />
AI« er ein leises Befremden bei ihm zu bemerken<br />
glaubte, setzte er hinzu: «— das<br />
heisst, ich kenne ihn natürlich. Aber nur sehr<br />
flüchtig.»<br />
«Er ist doch wiederholt bei Ihnen in Schloss<br />
Priebenow gewesen.» Georg strich sich über<br />
die Stirn. «Ja, das ist wohl möglich, ist sogar<br />
sicher. Aber da kommen so viele Leute, Herr<br />
Kommissar, und für Herrn Steinitz habe ich<br />
nie besonderes Interesse gehabt.»<br />
«Sie stehen aber doch seit Jahren mit ihm<br />
in geschäftlicher Verbindung!»<br />
Georg lächelte. «Das sind geschäftliche<br />
Interessen, Herr Kommissar, ich meinte persönliche.»<br />
«Kennen Sie auch seinen Sohn, den ,Radsportler'?»<br />
Georg: «Flüchtig!»<br />
«Nun, jedenfalls würden Sie Steinitz auf<br />
fünfhundert bis sechshundert Meter Entfernung<br />
durch ein gutes Fernglas unter allen<br />
Umständen rekognoszieren können.»<br />
•Möglich, aber für ganz sicher halte ich<br />
es nicht.»<br />
«Herr Direktor Nicola, aus diesen Geschäftsbriefen<br />
und Abrechnungen des Steinitz.<br />
geht hervor, dass Sie mit ihm seit sieben<br />
Jahren, das heisst, bald nach Ihrem Ankauf<br />
des Gutes Priebenow, den er doch vermittelt<br />
hat, in sehr reger geschäftlicher Beziehung<br />
gestanden haben. Als er die Ziegelei aufgab,<br />
haben Sie ihm zuerst sein Lager Ziegelsteine<br />
abgekauft, einen ganz hübschen Posten, dann<br />
haben Sie unter anderem den Abbau seiner<br />
Ziegeleien am .Breiten See', die Umlegung<br />
der hohen Fabrikschornsteine und so weiter<br />
finanziert, Sie hatten ausserdem damals mit<br />
ihm die Nemitzer Jagd gepachtet, sind also<br />
doch vermutlich sehr oft mit ihm zusammengekommen.<br />
Ich verstehe gar nicht, wie Sie<br />
ihn da nicht kennen wollen?»<br />
«Herr Kommissar, die Sache liegt doch so:<br />
Es handelt sich hier um einen bestimmten<br />
Fall. Ich soll an jenem Nachmittag den Steinitz<br />
und den vermissten Gastwirt Nollet im<br />
Boot gesehen haben. Darauf kommt es doch<br />
allein an. Und in diesem Punkt eben bin ich<br />
absolut nicht sicher. Im Gegenteil! Ich glaube<br />
nicht, dass ich die beiden gesehen habe.»<br />
Mit unbewegter Miene erwiderte der Kommissar,<br />
ein Blatt umwendend: «Dem widerspricht<br />
ja wohl die Aussage Ihres Dieners<br />
Friedrich Krüger wie die Ihrer Wirtschafterin,<br />
Mathilde Tölsch. Beide erinnern sich<br />
genau. Sobald Sie in der <strong>Zeitung</strong> von dem<br />
rätselhaften Verschwinden des Hotelbesitzers<br />
Nollet gelesen hatten, haben Sie sich sehr erregt<br />
dahin geäussert, Sie hätten die beiden<br />
, an jenem Nachmittag, dem letzten, wo man<br />
von Nollet eine Spur hat, zusammen im Boot<br />
auf dem Kolmanzer See gesehen.»<br />
«Das ist richtig. Das habe ich damals, aufgeregt<br />
durch den Vorfall, und weil offenbar<br />
dort in der Nähe sich eine Mordgeschichte<br />
abgespielt hatte, gesagt. Als ich aber dann<br />
am folgenden Tage in der <strong>Zeitung</strong> das Bild<br />
des vermissten Nollet sah, erkannte ich, dass<br />
es ein ganz anderer Mensch war, gar nicht<br />
zu verwechseln. Und da kamen mir auch<br />
Zweifel in betreff des Herrn Steinitz.»<br />
. Der Kommissar sah ihn jetzt mit einem so<br />
scharfen Blick an, dass Georg zornig die<br />
Zähne zusammenbiss.<br />
«Als Sie das Bild des Nollet in der <strong>Zeitung</strong><br />
sahen?» Der Kommissar warf einen<br />
Blick zur Seite nach dem Sekretär, der an<br />
einem Nebentisch stenographierte, ob er auch<br />
mitgekommen sei. Dann wandte er sein Gesicht<br />
wieder Georg zu. «Aber, Herr Direktor,<br />
Sie kennen doch Nollet persönlich!»<br />
Georg schwieg einen Augenblick und strich<br />
über die Stirn. «Ich? Nollet?»<br />
«Sie erinnern sich nicht?» sagte der Kommissar<br />
langsam, ohne den Blick von seinem<br />
«Und am folgenden Tage?»<br />
«Ebenfalls zu Hause.»<br />
«Den ganzen Tag?»<br />
«Allerdings.»<br />
«Haben Sie an, dem Tage, es war ein<br />
Donnerstag, nicht in Königswusterhausen auf<br />
dem Bahnhof mit Ihrem Gutsnachbar, Herrn<br />
Busch, über den Fall Nollet gesprochen?»<br />
Georg flatterten die Augenlider. «Erlauben<br />
Sie mal —, ja —, das ist möglich. Ja, ja,<br />
das kann stimmen. — Herr Kommissar, wenn<br />
ich Sie jetzt plötzlich frage, wo Sie am<br />
Dienstag vor vierzehn Tagen oder drei Wochen<br />
gewesen sind, da werden Sie sich auch<br />
nicht sogleich genau an alles erinnern können.<br />
Jetzt fällt es mir ein: ich hatte den Tag<br />
geschäftlich in "Berlin zu tun und traf auf<br />
dem Bahnhof in Wusterhausen Herrn Busch,<br />
der nach Grossbesten fuhr. Wir haben da,<br />
glaube ich, über den Fall Nollet gesprochen.»<br />
«Da haben Sie aber auch gesagt, Sie hätten<br />
Nollet erkannt?»<br />
«Gott, Herr Kommissar, ich glaube beinahe,<br />
ich habe damals ein wenig wichtigtun, mich<br />
interessant machen wollen.» Er lächelte. «Das<br />
ist ja menschlich. Sie als erfahrener Kriminalist<br />
wissen, dass es ganz etwas anderes<br />
ist, wenn man so zu Bekannten über eine<br />
aktuelle Sache spricht, aJs wenn man vor Gericht<br />
auf Ehre und Gewissen aussagen muss.»<br />
«Gewiss. Sie können also auf Ehre und Gewissen,<br />
wie Sie sich ausdrücken, mit anderen<br />
Worten an Eides Statt aussagen, dass Sie die<br />
beiden fraglichen Herren an jenem Nachmittag<br />
nicht gesehen haben?»<br />
«So bestimmt kann ich das natürlich nicht<br />
aussagen. Ich habe an jenem Nachmittag mit<br />
dem Fernglas, wie ich das öfters tue, verschiedene<br />
Boote auf dem See beobachtet. Da<br />
Gesicht zu wenden. «Sagen Sie mal: woist es natürlich nicht ausgeschlossen, dass<br />
waren Sie denn am Abend jenes Tages, an<br />
ich die beiden auch gesehen haben könnte,<br />
dem Sie das Boot mit den zwei Herren gesehen<br />
haben?» *<br />
nur erkannt habe ich sie bestimmt nicht!»<br />
«Wie steht es nun mit jenem Bild? Ich<br />
«Zu Hause!»<br />
habe es hier. Es ist nach übereinstimmenden<br />
«Ist das nachweisbar?»<br />
Aussagen sehr ähnlich. Finden Sie nicht<br />
«Sie können mein ganzes Hauspersonal auch?» -<br />
fragen!»<br />
(Fortsetzung folgt.)<br />
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22 AUTOMOBIL-REVUE <strong>1933</strong> - N°<br />
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I. Wien.<br />
Bitt' schön, bitte gleich, bitte sehr.<br />
Freundlich sind die Leute hier, das muss<br />
man ihnen lassen. Freundlich ist man im<br />
«Tabak-Trafik» (Zigarrenladen), wo man<br />
unser Berndeutsch für Serbisch hält,<br />
freundlich sind der Strassenbahnschaffner,<br />
der Polizist, die Kellner,* die Passanten;<br />
überall heisst es gleich zuvorkommend.<br />
Bitt' schön, bitte gleich, bitte sehr ... Ich<br />
will mir eine Zigarette anzünden, da steht<br />
auch schon irgend jemand mit brennendem<br />
Streichholz da und gibt Feuer: Bitt' schön!<br />
Ich bin vollkommen überzeugt, wenn man<br />
einem Wiener auf die Hühneraugen tritt,<br />
er lächelt freundlich und sagt: Bitte sehr!<br />
Es gibt nur ein Volk, das dem Schweizer<br />
dann der andere: «Das ist das Burg- oder<br />
das Hoftheater, vielleicht aber auch das<br />
Amtsgericht.» Und wir freuen uns und<br />
finden es sehr schön, und manchmal sagen<br />
gegenüber noch freundlicher ist: Die Un-wigarn. Doch davon später.<br />
Mit Sicherheit agnoszieren wir bloss den<br />
gar nichts und freuen uns noch mehr.<br />
Stephansdom, die Karlskirche, die Hofburg<br />
und —Gott sei Dank — unser Hotel.<br />
Würstel mit Schubert,<br />
Wir bummeln durch den Prater, der ist Halt! Noch eins, Schloss Schönbrunn<br />
etwa so: Kino, Panoptikum, Biergarten- draussen vor der Stadt: Einmal etwas, das<br />
Lautsprecher, Flohzirkus, Riesenrad, wenig<br />
Publikum, das Ganze nochmal und — dann trotzdem lohnt.<br />
man gesehen haben muss und das sich<br />
Würstelstände. Von solch einem Stand<br />
leuchtet ein Plakat mit Noten und Text:<br />
«Es soll der Frühling mir künden, Wo<br />
werd' ich sie finden, Die Würstel die feinen,<br />
Von Franke & Co.» Soll man lachen<br />
oder weinen? Armer Schubert, ist es nicht<br />
genug am Dreimäderlhaus? — Diese Frage<br />
Tourismus<br />
verblasst dann aber von selbst, wie wir auf<br />
dem Riesenrad Wien aus der Vogelschau<br />
bestaunen. Schräg unter uns fliessen Häuser,<br />
Kirchen und «Bauten» (nobler als Häuser)<br />
starr-bewegt ins Unendliche — ein<br />
steinernes Meer ohne Ufer.<br />
Bauten.<br />
In jedem Reiseführer sind sie mit Namen<br />
verzeichnet. Und ein lebendiger Führer hat<br />
sie uns alle gezeigt: «Was Sie nun hier<br />
links sehen, das ist...» und «... haben wir<br />
nun die berühmte. ..», kurz, er war ein<br />
hervorragender Führer. — Jetzt bummeln<br />
wir aber ohne Führer und Stadtplan in<br />
Wien herum, stehen jeden Augenblick vor<br />
irgendeinem Prachtsbau und fragen einer<br />
den andern: Was ist das? Manchmal sagt<br />
Grinzing.<br />
Wir haben den Spleen, nicht nach Grinzing<br />
zu gehen. Denn wir stellen uns nach<br />
all dem Bild- und Musikkitsch, den wir<br />
darüber gesehen und gehört haben, etwas<br />
Fürchterliches darunter vor (extra für die<br />
Fremden zubereitet nnd gemanagt) und<br />
gehen denn auch tatsächlich nicht hin. Ist<br />
es ein Spleen? Ein Freund, der draußen<br />
war, behauptet das Gegenteil. — Tableau<br />
zu Hause: «... und da waren Sie natürlich<br />
auch in Grinzing?» «Och nein, wir sind<br />
nicht hingegangen.» «Wasss?» Und erschrocken-verachtungsvoll<br />
wendet sich der<br />
Frager ab (bitt' schön, bitte sehr).<br />
Illustrierte Salzgurken.<br />
Die Zeiten sind bös. Das kleine Nachkriegsösterreich<br />
kann die riesige Hauptstadt<br />
kaum ernähren —•- es fällt auf, dass<br />
der Verkehr in den Strassen kaum dichter<br />
ist als etwa in Zürich. Ihren Humor haben<br />
die Wiener deswegen noch nicht verloren,<br />
er macht sich sogar auf der Speisekarte<br />
geltend. Da gibt's einmal «Illustrierte<br />
Salzgurken» und zum Dessert nachher<br />
«Profitrollen». Ueberhaupt das Essen! So<br />
materialistisch ist der Mensch, dass mir<br />
noch heute das Wasser im Munde zusammenläuft,<br />
wenn ich an Schnitzel denke.<br />
Der Dialekt ist ein wahrer Genuss, doch<br />
nicht leicht zu lernen. 83 spricht sich<br />
«draundochzig».<br />
Ernest.<br />
Fahrt in die Grayere and<br />
zum Genfersee<br />
Immer wieder unternehmen Automobilisten mit<br />
Vergnügen eine Fahrt durch die reizvolle Landschaft<br />
der Gruyere, die besonders in dieser Jahreszeit—<br />
blauer Himmel und Sonnenschein vorausgesetzt<br />
— unvergessliche Eindrücke spendet. Von<br />
Bern, Thun, Fribourg, Lausanne und vom Wallis<br />
her auf erstklassigen Strassen erreichbar, wird sie<br />
keinen Fahrer enttäuschen, der ein offenes Auge<br />
für die Schönheiten der Landschaft besitzt.<br />
Speziell empfohlen sei die Fahrt von Bern her<br />
über Fribourg und Bulle nach Gruyeres, einem<br />
malerischen, mauerumzogenen Städtchen auf einem<br />
Hügel über der Saane. Ein interessantes Schloss<br />
aus dem 10. Jahrhundert mit Rittersaal und Waffensammlung<br />
ladet zur Besichtigung, und wen<br />
nachher nach einem guten Essen und dem obligaten,<br />
weit über die Grenzen unseres Landes hinaus<br />
bekannten fromage de Gruyeres, dem beliebten<br />
Greyerzer Käse gelüstet, der sitzt hier wohl an erster<br />
Quelle und wird vortrefflich bedient. Weiter<br />
geht die Fahrt der Saane entlang über Montbovon<br />
und Moulins nach dem Kurort Chäteau-d'Oex. Bei<br />
Moulins Abzweigung über den Col des Mosses nach<br />
A i g 1 e auf guter, kehrenreicher Strasse, die landschaftlich<br />
zu den schönsten Automobiltouren der<br />
Schweiz zählt und prächtige Ausblicke in das Gebiet<br />
der Diablerets und der Dent du Midi bietet.<br />
Von Ghäteau-d'Ocx führt die Strasse weiter,<br />
durch das Saanetal leicht ansteigend, über Rougemont,<br />
mit schönem Blick auf die Berge des oberen<br />
Simmentais, nach S a a n e n , das eine alte malerische<br />
Kirche besitzt und ebenfalls durch die Herstellung<br />
von Käse, dem geschätzten Saaner Käse,<br />
bekannt ist. Von hier bestehen zwei Möglichkeiten<br />
zur Weiterfahrt. Entweder rechts abzweigen über<br />
Gstaad im Saanetal bis G s t e i g, einem beliebten<br />
Sommeraufenthalt, und dann in starker Steigung<br />
durch prächtige Landschaftsgebiete auf die Höhe<br />
des Col de Pillon und abwärts in ziemlich starkem<br />
Gefälle über Le Sepey nach A i g l e, oder links<br />
abzweigen über die Höhe der Saanenmöser<br />
und in ziemlich starkem Gefälle kurvenreich nach<br />
Zweisimmen, dem Hauptort des Simmentais.<br />
Von hier stets den Windungen der Simme folgend<br />
nach Reidenbach, wo man die Strasse zum J a u n-<br />
p a s s und weiter nach Bulle einschlagen kann, so<br />
dass man also eine herrliche Rundtour durch die<br />
Greyerzer Landschaft und das obere Simmental ausgeführt<br />
hat.<br />
Die Jaunpaßstrasse ist ca. 4 m breit 1 und führt besonders<br />
aut der Ostseite in vielen, zum Teil spitzen<br />
Kehren zur Höhe des Passes, dem Bruchberg, einem<br />
im Winter vielbesuchten Skigelände. Am<br />
Jaunfall vorbei gelangt man zum höchsten Dorf<br />
des Kantons Freiburg, nach Jaun, und weiter nach<br />
Charmey, einem vielbesuchten Ferienort, der durch<br />
den Stauseee von Montsalvens, der mit tiefen Buchten<br />
viel Abwechslung ins Landschaftshild bringt,<br />
viel gewonnen hat Ueber einen hohen Viadukt am<br />
See vorbei hinunter nach Broc, wo sich die Schokoladefabrik<br />
der Firma Cailler befindet, und 6 km<br />
Die Zufahrtsstrassen aus der ganzen Schweiz sind ersichtlich In O. R. Wagners<br />
CH Touring, Führer für Automobilfahrer, offizielle Ausgabe des T. C. S.<br />
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D i r e k t i o n: A. CANDRIAN
N°48 - <strong>1933</strong> AUTOMOBIL-REVUE 23<br />
•weiter"ferreioht man Bulle. Ein sehr lohnender Abstecher<br />
empfiehlt sich 1 km nach Charmey auf der<br />
Strecke nach Broc zum prachtvoll gelegenen Karthäuserkloster<br />
Valsainte.<br />
Jeder Fahrer wird bei seiner Tour durch das<br />
IGreyerzer Ländchen auf die Kosten kommen.<br />
Wem genügend Zeit zur Verfügung steht, der<br />
verbinde seine Tour in die Gruyere mit einer Fahrt<br />
an den schönen Genfersee, etwa über den schon<br />
erwähnten-Col des Mosses nach Aigle und von hier<br />
auf ausgezeichneter und landschaftlich hervorragender<br />
Strasse (dichte Besiedelung, starker Verkehr!)<br />
am Schloss Ghillon vorbei durch die Fremdenorte<br />
Montreux, Vevey, Lausanne und<br />
die alten trauten Städtchen Morges, Rolle und<br />
N y o n mit seinem fünftürmigen Schloss und sehenswerter<br />
Altertiimersammlung, dann Coppet mit<br />
dem Schloss der Mme de Stael, das von deren Nachkommen<br />
zur Besichtigung freigegeben ist, nach der<br />
eleganten Völkerbundsstadt Genf. Be.<br />
Narzissenfest in Montreux. Montreux rüstet<br />
wieder für sein berühmtes Narzissenfest am kommenden<br />
Samstag, den 10., und Sonntag, den 11.<br />
Juni. Da am Sonntag im Rahmen des berühmten<br />
Festes auch noch das Bergrennen Montreux-Caux<br />
stattfindet, das für die Schweiz. Automobilmeisterschaft<br />
gilt, dürfte der herrliche Kurort an Genforsee<br />
am kommenden Wochenende auf den Automobilisten<br />
eine besondere Anziehungskraft ausüben.<br />
Das Programm des Narzissenfestes sieht am Samstag<br />
um 15 Uhr ein Defilee der geschmückten Fahrzeuge<br />
vor, dem sich eine erste Blumen- und Konfettischlacht<br />
anschliesst. Um 16 Uhr folgt ein Umzug<br />
durch die Stadt, und abends findet dann im<br />
Golf von Montreux-Territet ein grosses Brillantfeuerwerk<br />
im Rahmen einer «Fete venitienne»<br />
statt. Abends um 10 Uhr wird nochmals eine Kon-<br />
, fettischlacht «geschlagen», und in den Vergnügungsetablissementen<br />
locken grosse Nachtfeste. Der<br />
Sonntag bringt um halb 11 Uhr das Bergrennen<br />
Montreux-Caux, um 15 Uhr folgt nochmals der<br />
Korso der geschmückten Wagen, wieder Blumenund<br />
Konfettischlachten, Umzug durch die Stadt<br />
und abends Bälle.<br />
Montreux veranstaltet, wie schon einmal erwähnt,<br />
bekanntlich in der Zeit vom 1. April bis<br />
30. September <strong>1933</strong> einen « Kilometer-Wettbewerb ».<br />
Die Montreux passierenden Fahrer können zum<br />
Preis von Fr. 1. — eine Karte beziehen, auf der<br />
'die Zahl ihrer gefahrenen Kilometer notiert wird;<br />
dieses Billett gilt dann als einmaliger freier Eintritt<br />
in den Kuisaal oder Montreux-Plage. Durch<br />
Verlosung wird dann im Herbst eine bestimmte<br />
Zahl festgestellt, und die Fahrer, die mit der Zahl<br />
ihrer gefahrenen Kilometer dieser Ziffer am nächsten<br />
kommen, erhalten schöne Preise. Der Erste<br />
erhält 500, der Zweite 250, der Dritte 150 Fr. usw.<br />
, Touren 'Sprechsaal<br />
Touren-Antworten<br />
T. A. 910. Herisau—Strassburg. Von Herisau<br />
nach Strassburg fahren Sie i— wenn Sie Deutschland<br />
nicht berühren wollen — am besten über folgende<br />
Route:<br />
Hinfahrt: Herisau, Gossau, Wil, Aaäorf,<br />
Winterthur, Kempttal, Zürich (75 km); Dietikon,<br />
Baden, Brugg, Frick, Möhlin, Rheinfolden, Basel<br />
(84 km); Mulhouse, Einsisheim, Ste. Croix-en-<br />
Plaine, Colmar, Ostheim, Guemar, Selestat, Benfeld,<br />
Fegersheim, Strasbourg (128 km); Herisau—Strasshurg:<br />
287 km.<br />
Rückfahrt: Strassburg, Dorlisheim, Urmatt,<br />
Schirmeck, Col de Schirmeck, Allarmont, Celles-s.<br />
Pl. Raori-l'Etape, Rambervillers. Epinal, Remiremont,<br />
le Thillot. St. Maurice. Ballon d'Alsace, Giro-<br />
»agny, Beifort, Dannemarie, Altkirch, Basel (292<br />
km); Liestal, Sissach, Ölten, Aarau, Suhr, Lenzburg,<br />
Dietikon, Zürich (109 km); Meilen, Rapperswil,<br />
Ricken, Wattwil, Lichtensteig, Waldstatt. He-<br />
Tisau (81 km). Total Strassburg—Herisau: 482 km.<br />
Variante: Strassburg, Dorlisheim, Schirmeck,<br />
Saales, St. Die, Anould. Le Plafond, Col deüber auszugleichen. Leicht ging das Einsparen<br />
achten, ihr Ausgabenbudget den Einnahmen gegen-<br />
la Schlucht, Col de Bramont, Markstein, St. Amann,<br />
Thann, Mulhouse, Sierentz, Basel, 222 Im.<br />
P. Q. in Z.<br />
Touren -Fragen<br />
T. F. 911. Süddeutsche «Alt-Städte-Tour». Ich<br />
beabsichtige im Juni eine « Alte-Nester-Tour » durch<br />
Süddeutschland und möchte zu deren Beratung<br />
Ihre Dienste in Anspruch nehmen. Ich gedenke von<br />
Basel nach Heidelberg zu fahren, dann nach Würzburg.<br />
Ist es lohnender, über die Mainstädtchen<br />
Miltenberg-Wertheim oder über, Eberbach-Neckarelz-Königshofen-Tauberbischofsheim<br />
zu fahren? Von<br />
Würzburg geht die Fahrt nach Bamberg. Soll ich<br />
'die Route über Marktbreit-Schwarzach-Burgwindheim<br />
einschlagen oder ist noch eine lohnendere<br />
Route möglich? Nach Bamberg möchte ich Nürnberg,<br />
Ansbach, Rothenburg, Dinkelsbühl, Ellwangen,<br />
Stuttgart und Tübingen noch berühren.<br />
Dr. H. B. in B.<br />
Unser Automobil'<br />
Kreuzworträtsel<br />
Trotz der Grosse nnd nicht übertriebenen Leichtigkeit<br />
des letzten Kreuzworträtsels sind wieder mit<br />
einer einzigen Ausnahme alles richtige Lösungen<br />
eingelaufen, allerdings zum überwiegenden Teil von<br />
längst bekannten «Routiniers», wenn man diese<br />
Meister im Wortklauben schon so nennen will. Der<br />
einzige mit einer Fehllösung aufrückende treue<br />
Löser machte aus dem Versfuss Penthemimeris<br />
einen Penta-epimelos, was, wie man sieht, nicht gerade<br />
sehr stark übereinstimmt. Wir werden demnächst<br />
wieder mit einem neuen Rätsel herauskommen<br />
und danken allen Lösern für ihr gezeigtes Interesse.<br />
Die Lösung.<br />
Waagrecht: 1. Penthesilea. 8. Bar. 9. Im-<br />
«Donnerwetter! Ich glaube, ich habe Ischias er<br />
wischt!»<br />
«Was -willst du auch immer ausländische Sta<br />
tionen aufstöbern, wenn man die fremden Spra><br />
chen doch nicht versteht!»<br />
Wenn sich der Cowboy mit Fischen die Zeit<br />
vertreibt<br />
(Zürich); Frau M. Matthaei, Erlenbach (Zürich)<br />
Walter Schubiger, Glarus; Frl. Winteler. Glarus;<br />
L. Marti, Ölten; C. Burgener, Rorschach; Wolrad<br />
Schumann, Rorschach; Frau Eva Sprattler-Beyer,<br />
St. Gallen.<br />
Durch das Los gelangten wieder einige Anerken<br />
nungspreise zur Verteilung.<br />
Die Dame am Volant, auch — ihre eigene<br />
Schneiderin?<br />
Lächeln Sie nicht über diesen Titel, so etwas<br />
gibt es heute noch, trotz des scheinbaren Widerspruchs.<br />
Wer nämlich glaubt, dass die Dame, di<br />
es versteht, ihr Auto mit Sicherheit und Elegan<br />
durch die belebtesten Strassen zu führen, keine Geduld<br />
mehr habe, mit der gleichen Geschicklichkeit<br />
Nadel und Faden zu handhaben, der ist sehr im<br />
Irrtum. Wir hatten Gelegenheit, uns kürzlich übe<br />
dieses Thema mit einer Dame zu unterhalten und<br />
haben mit Staunen vernommen, dass das wirklich<br />
reizende und chice Trotteur-Kleidchen, das sie gerade<br />
trug, unter ihren Fingern erstanden ist. Sie<br />
musste wohl beobachtet haben, dass wir ihren Aus<br />
sagen ziemlich zweifelnd gegenüberstanden; dies<br />
veranlasste sie nämlich, uns auch zu verraten, wieso<br />
sie zu diesem kleinen Kunstwerk kam. Sie be<br />
gann ihre Erzählung damit, dass sie eine leidenschaftliche<br />
Auto-Fahrerin sei und es sich niemals<br />
vorstellen könne, einmal nicht mehr frei und ungebunden<br />
in die herrliche Natur hinausfahren zu<br />
dürfen. Der Unterhalt eines Wagens koste aber<br />
Geld, und je mehr man ausfliege, um so mehr erfordere<br />
es « Betriebsstoff ». — Da sie aber von ihrem<br />
Gemahl ausser einem festgesetzten Fixum keine<br />
Nebeneinnahmen erhalte, so müsse sie sehr darauf<br />
nicht. Am Speisezettel darf man nichts sparen<br />
an der Toilette will man nicht sparen! Und gar<br />
heute, wo bestimmt jede Saison andere Stoffe, Dessins<br />
und Farben modern sind; dazu die passenden<br />
Hüte, Handschuhe, Schuhe, Handtasche, Shawls<br />
etc., was zur chicen modernen Frau gehört!<br />
Da, in der grössten Not, habe ihr eine Freundin<br />
geraten, sie solle doch ihre Garderobe selbst anfertigen,<br />
wenigstens diejenigen Stücke für den alltäglichen<br />
Gebrauch. Sie mache dies auch schon seit<br />
einigen Jahren, und zwar mit Hilfe der bekannten<br />
Zuschneide-Abteilung der Fachschule Friedmann<br />
in Zürich. Sie habe sie dann auch eines Tages<br />
dorthin mitgenommen, wo man ihr bereitwilligst<br />
über alles Aufschluss gegeben habe. Als erster<br />
Versuch hätte sie ein einfaches Nachmittags-Hauskleidchen<br />
gewählt; nachdem man ihr genau Mass<br />
genommen, über Stoff und Fasson geraten habe,<br />
sei sie schon nach wenigen Tagen zur Anprobe erschienen.<br />
Dabei habe sie schon das eiste Mal mit<br />
Entzücken festgestellt, wie gut das Kleid bereits<br />
sass und wie kleidsam die Fasson ausgefallen sei.<br />
Sie habe schon da sofort das Vertrauen zu sich<br />
selbst erhalten, mit Mut und Freude an die Fertigstellung<br />
des Kleides heranzugehen, da es ja bei der<br />
Ablieferung fast wie fertig ausgesehen habe. Das<br />
Ausarbeiten betrachte sie jetzt als den besten Ersatz<br />
für die bis anhin verrichteten Handarbeiten.<br />
Bald nach dem ersten Kleidchen sei ein zweites<br />
gefolgt; bei einigen Fassonen, bei welchen sie auf<br />
gewisse Schwierigkeiten in der Ausarbeitung gestossen<br />
sei, habe sie sogar einige freie Nachmittage<br />
den Näbkurs für Privat-Damen des besagten Institutes<br />
besucht und sei dadurch in die Lage versetzt<br />
worden, alles zur vollsten Zufriedenheit fertig<br />
machen zu können.<br />
Nach diesen Ausführungen war natürlich der<br />
letzte Rest eines Zweifels auf unserer Seite verschwunden;<br />
ja, wir sind sogar überzeugt, dass es<br />
Erz. 23. Maas. 24. Acht. 25. Morat. 26. II. 27.<br />
Santiago. 29. Allee. 30. Annam. 32. Raa. 34. Gobi.<br />
36. Raps. 40. Ehe. 42. Na. 44. Leda. 45. Nikol.<br />
46. Mi. 48. Re. 49. An. 52. Neo, 55. Nie.<br />
Richtige Lösungen sandten ein. Lucie<br />
Hosch, Basel; Otto Schöni. Bern; Fritz Renfer jun.,<br />
Bern; E. Specker, Bern; Frau Y. Leemann. Bern:<br />
Frl. M. Wildbolz, Bern; Car Pontelli, Biel; F. W<br />
t*app, Burgdorf; Frau B. Gygax. Burgdorf; W<br />
lUraub. Burfidorf; Frau Helene Feige, Erlenbach<br />
Humor<br />
Kleine Notizen<br />
Verantwortliche Redaktion des Autler-Feierabend:<br />
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