E_1933_Zeitung_Nr.070
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BERN, Dienstag, 22. August <strong>1933</strong><br />
Nummer 20 Cts.<br />
29. Jahrgang - N° 70<br />
ERSTE SCHWEIZERISCHE AUTOMOBIL-ZEITUNG<br />
Zentralblatt für die schweizerischen Automobil- und Verkehrsinteressen<br />
ABONNEMENTS-PREISE: Erscheint jeden Dienstag und Freitag Monatlich „Gelbe Liste' 1<br />
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Beleuchtung von Automobilstrassen<br />
Während in vielen Ländern mit allen Mitteln<br />
versucht wird, das Strassennetz den<br />
veränderten Verkehrsverhältnissen durch<br />
Erstellung von Nur-Autostrassen, oder durch<br />
grosszügigen Ausbau bestehender Strecken<br />
anzupassen, ist der parallel gehenden Frage<br />
der Beleuchtung dieser Strassen bis heute<br />
vielfach nur untergeordnete Bedeutung zugemessen<br />
worden. Der rasch ansteigende<br />
Strassenverkehr, die durch die technische<br />
Entwicklung des Motorfahrzeuges ermöglichte<br />
Zunahme der Geschwindigkeiten, vor<br />
allem aber der in ungeahnter Weise sich ausbreitende<br />
Autotourismus schaffen hinsicht-<br />
Der geheime Kampf.<br />
Roman von Philipp Klein.<br />
Unser neuer Roman.<br />
Der Roman « Rufe aus dem Dunkel » hat unsere<br />
Leser, soweit wir dies an Hand mündlicher und<br />
schriftlicher Versicherungen feststellen konnten, in<br />
vollstem Masse befriedigt. Doppelt wirkte die Tragik<br />
des Schlusses durch die von uns seinerzeit erwähnte<br />
Tatsache von dem erschütternden Ende seines<br />
Verfassers, des bekannten deutschen Schriftstellers<br />
Karl Strecker, der in seinen alten Tagen aus<br />
seelischer und materieller Not zum Brandstifter<br />
wurde, seine furchtbare Verirrung im Gefängnis<br />
büssen musste und dann als gebrochener Mann anfangs<br />
dieses Jahres gestorben ist. Uns konnte nur<br />
die unbestrittene Qualität des Werkes zum Abdrucke<br />
veranlassen, mit dem Menschen Strecker hatten wir<br />
nicht zu rechten. Des grenzenlosen Mitleids und<br />
Bedauerns weitester Kreise durfte der alte Mann<br />
immer versichert sein.<br />
Von dem Wege, unsern Lesern nur wirklich gehaltvolle,<br />
dennoch der Spannung nicht entbehrende<br />
Romane zu bieten, gedenken wir auch in Zukunft<br />
nicht abzuweichen. Im Gegenteil — mit der Veröffentlichung<br />
des Romanes « Der geheime Kampf »<br />
haben wir uns ein Werk ganz besonderer Art gesichert,<br />
das von vornehorcin des Beifalls unserer<br />
Leserschaft sicher sein dürfte. Es stellt in gewisser<br />
Hinsicht einen Sonderfall dar und behandelt ein<br />
nicht sehr bekanntes Gebiet mit einer geradezu<br />
atem raubenden Eindringlichkeit. «Der geheime<br />
Kampf » führt weit weg aus dem bürgerlichen Milieu<br />
des letzten Romans, aus der Behaglichkeit und<br />
satten Ruhe einer friedfertigen Welt in die Abenteuerlichkeit<br />
und Gefahren der internationalen<br />
N<br />
lich der künstlichen Strassenbeleuchtung<br />
vollkommen neue Probleme. Die bei uns<br />
noch weitverbreitete, landläufige Ansicht,<br />
dass Aufwendungen grösserer finanzieller<br />
Mittel für derartige Versuche nutzlos seien,<br />
da jedes Automobil seine eigene Beleuchtungsanlage<br />
mit sich führe, wird widerlegt<br />
auf Grund der von verschiedenen Seiten,<br />
und speziell in Italien und Amerika gesammelten<br />
Erfahrungen. Erinnern wir uns nur<br />
einmal an eine nächtliche Autofahrt bei dichtem<br />
Strassenverkehr, wie dies regelmässig<br />
an Sonntag-Abenden in der Nähe unserer<br />
grössern Städte zu beobachten ist. so weiss<br />
jeder Automobilist aus eigener Erfahrung,<br />
dass-durch das ununterbrochene Abblenden<br />
ein gewisser Unsicherheitsfaktor in den<br />
fliessenden Verkehr hineingetragen wird, der<br />
sich bei nassen Asphaltstrassen direkt zu<br />
einem Gefahrenmoment steigern kann. Die<br />
lichtaufsaugenden Strassenbeläge führen bei<br />
grosser Verkehrsdichte, wie dies öfters, beispielsweise<br />
durchs Sihltal von Zug nach Zürich,<br />
durchs Aaretal von Thun nach Bern,<br />
oder durchs Rheintal von Stein nach Basel zu<br />
beobachten ist, nicht nur für den Automobilisten,<br />
sondern auch für den Fussgänger und<br />
Radfahrer zu teilweise recht kritischen Situationen.<br />
Schon bei normalen Verkehrsstrassen im<br />
Weichbild der Städte wird heute der Strassenbeleuchtung<br />
weit mehr Aufmerksamkeit<br />
entgegengebracht, als dies noch vor wenigen<br />
Jahren der Fall war. Hinsichtlich der<br />
Platz- und Strassenbeleuchtung in unsern<br />
Städten und Ortschaften ist die seitens der<br />
Produzenten elektrischer Energie unternommene<br />
Initiative zur vermehrten Verwendung<br />
dieser Beleuchtungsmögliehkeit sehr wohl zu<br />
verspüren. Dem einheimischen Fahrer fällt<br />
dies aber gar nicht besonders auf, und erst<br />
wenn er z. B. durch Deutschland oder Österreich<br />
fährt, bemerkt er dort im Verhältnis<br />
zu schweizerischen Ortschaften zum Teil<br />
noch erheblich schlechtere Beleuchtungsverhältnisse.<br />
Aber auch im Auslande ist man bestrebt,<br />
nach Möglichkeit in den grösseren<br />
Ortschaften die künstliche Beleuchtung auszubauen.<br />
Beinahe ausschliesslich mit der starken<br />
Zunahme des Automobilverkehrs begründet,<br />
wird durchwegs eine Verstärkung der früheren<br />
Werte der horizontalen Beleuchtungsstärke<br />
gefordert, wobei man generell von<br />
der Erwägung ausgeht, dass auch an der<br />
dunkelsten Stelle noch eine gewisse Mindestbeleuchtung<br />
vorhanden sein muss, um<br />
dem Auge eine bestimmte Sehmöglichkeit zu<br />
geben. Hierbei ist aber zu bemerken, dass<br />
der Automobilist auf beleuchteten Strassen<br />
nur mit abgeblendeten Scheinwerfern fahren<br />
darf, eine Vorschrift, die oftmals gezwunge»<br />
nermassen übertreten werden muss, indem<br />
die Strassenbeleuchtung so ungenügend ist,<br />
dass die Stadtlampen der Fahrzeuge nicht<br />
ausreichen, um die nötige Helle zu schaffen.<br />
Zur gefahrlosen Erreichung der zulässigen<br />
Höchstgeschwindigkeiten, und wenn nur mit<br />
den kleinen Lampen beleuchtet •werden soll,<br />
haben somit die für den Stadtverkehr verantwortlichen<br />
Organe auch eine entsprechende<br />
Beleuchtung zur Verfügung zu stellen.<br />
Wenn also für Städte. Vororte und Ortschaften<br />
die Beleuchtungsfrage höchstens in<br />
einer Steigerung der Lichtintensität zu suchen<br />
sein dürfte, wobei die Anbringung von<br />
blendenden oder wandernden Beleuchtungsanlagen,<br />
die den Fahrer stören können, vermieden<br />
werden muss, stellt sich die Frage auf<br />
den unbeleuchteten Landstrassen in einem<br />
Kriegsspionage. Zugegeben, viele Spionageromane<br />
und -filme versuchten schon bei der grossen Masse<br />
Eindruck zu erwecken, dennoch steht unser Roman<br />
in gewisser Hinsicht einzig da. Er führt in zentrale<br />
Tiefen und enthüllt Wirklichkeiten, wo andere<br />
phantasierten. Er hat denn auch die Ehre gehabt,<br />
seinerzeit von verschiedenen staatlichen Nachrichtenstellen<br />
inhaltlich genauer nachgeprüft zu werden,<br />
weil man allfällige Entdeckungen befürchtete. Der<br />
Name Philipp Klein ist nur ein Pseudonym für<br />
einen interessanten Verfasser, der sich in den Dingen,<br />
von denen er mit einer geradezu lähmend wirkenden<br />
Spannung erzahlt, gut auskannte. Dem Leser<br />
enthüllen sich Hintergründe des Krieges, von<br />
denen er kaum ahnte; in wildem Wirbel wird er<br />
durch Deutschland, die Schweiz, Italien, Russland,<br />
Bulgarien, Rumänien und Frankreich geführt. Die<br />
ganze unglückliche Kriegszeit ersteht, mit realistischen<br />
Tönen gemalt, mit aller Deutlichkeit aufs<br />
neue.<br />
Trotzdem erst 15 Jahre seit dem Weltkrieg verflossen<br />
sind, ist alles bereits Geschichte geworden.<br />
Was damals brennende Aktualität, strenges Geheimnis<br />
war, ist heute Dokument aus interessanter,<br />
weltgeschichtlich grosser Zeit. So ist auch dieser<br />
Roman nichts anderes als literarische Gestaltung<br />
im Rahmen einer bemerkenswerten Epoche — aber<br />
nichts mehr. Wir möchten ausdrücklich betonen,<br />
dass der streng objektive Wunsch nach fesselnder<br />
Lektüre bei der Wahl dieses Werkes allein ausschlaggebend<br />
war und deshalb alle Feststellungen<br />
für uns lediglich literarischen Charakter haben.<br />
Irgend eine Parteinahme ist selbstverständlich ganz<br />
ausgeschlossen, würde auch dem Charakter unseres<br />
Blattes widesrprechen.<br />
Der Roman dürfte lediglich die Sinnlosigkeit<br />
und Furchtbarkeit eines modernen Krieges aufzeigen.<br />
Er wirbt in seiner ganzen Haltung indirekt<br />
für Verständnis und Menschlichkeit — Ziele also,<br />
wie sie die eines jeden sind. Schon aus diesem<br />
Grunde allein rechtfertigt sich die Veröffentlichung<br />
dieses mit knappem, sachlichem Stil geschriehenen,<br />
von Spannung erfüllten Werkes, mit dem wir unsern<br />
Lesern eine besonders interessante Lektüre zu<br />
bieten hoffen.<br />
bo.<br />
I.<br />
Vor dem Kriegsministerium herrschte der<br />
übliche starke Verkehr. Die Berliner hatten<br />
es sich abgewöhnt, von der mehr oder minder<br />
grossen Ausdehnung des militärischen<br />
Wagenparks vor dem grauen Gebäude<br />
Schlüsse auf die Kriegsereignisse zu ziehen;<br />
vollkommen andern Gewände dar. Auf diesen<br />
Strecken sind die bekannten Abblendevorschriften<br />
zu handhaben, die, abgesehen<br />
von der Begegnung zweier Fahrzeuge, die<br />
Benützung des Fernlichtes gestatten. Mit der<br />
Zunahme der Geschwindigkeiten der Automobile<br />
hat bekanntlich der Bau von Lichtanlägen<br />
Schritt gehalten, so dass der Automobilist<br />
heute an Stelle der alten Karbidlampen<br />
mit ihren nur einige Meter weit reichenden<br />
Lichtkegeln und ihrer Betriebsunzuverlässigkeit<br />
über moderne elektrische<br />
Lichtanlagen verfügt, deren Fernlicht anstandslos<br />
auch für höchste Geschwindigkeiten<br />
ausreicht. Bis heute vermochte im grossen<br />
und ganzen diese Beleuchtungsart grösstenteils<br />
den seitens des Strassenverkehrs gestellten<br />
Anforderungen zu genügen. Mit der<br />
rapiden Zunahme des Automobilverkehrs,<br />
speziell im Umkreis der Städte, werden hinsichtlich<br />
der Strassenbeleuchtungstechnik eine<br />
Menge neuer Fragen aufgeworfen. Infolge<br />
der mit den häufigen Begegnungen verbundenen<br />
Abblendungen wird namentlich in der<br />
Nähe der Grossstädte immer mehr die Benützung<br />
des weitreichenden Fernlichtes verunmöglicht,<br />
Recht schwierig sind auch die Beleuchtungsverhältnisse<br />
in den meisten Strassenkurven.<br />
Im Gegensatz zu den geraden Strekken<br />
hat der Automobilist bei den Krümmungen<br />
mehr auf den Strassenrand und die Lage<br />
des Wagens zur Strassenwölbung zu achten.<br />
Da. die grosse Mehrzahl der Scheinwerferanlagen<br />
fest am Wagen montiert ist, sieht<br />
sich der Fahrer genötigt, seine volle Aufmerksamkeit<br />
auf ein Wegstück zu richten,<br />
das von den Scheinwerfern nicht beleuchtet<br />
man hatte in acht Kriegsmonaten herausgebracht,<br />
dass sich hier gewissermassen nur<br />
die Administration des Krieges befand, und<br />
dass die grossen Entschlüsse im Hauptquartier<br />
gefasst wurdea Automobile, die mit hohen<br />
Stabsoffizieren durch die regennassen<br />
Strassen flitzten, begegneten lange nicht<br />
mehr dem grossen Interesse, wie einst in der<br />
Zeit der Begeisterung; man hatte sich eben<br />
an den Anblick gewöhnt. Der grosse Krieg<br />
war fern, und wenn man ihn auch stündlich<br />
spürte, mitunter nichts weniger als angenehm:<br />
man war stumpfer geworden.<br />
«Grosse Offensive gegen Ypem», schrien<br />
die <strong>Zeitung</strong>sverkäufer aus. «5000 Engländer<br />
gefangen!» Ach Gott, ja — fünftausend Engländer:<br />
das war ja ganz schön. Aber allzuviel<br />
hatte das nicht zu bedeuten.<br />
Ein Fussgänger hatte sich durch das Gewühl<br />
der Strasse gewunden und stand nun<br />
vor dem Portal. Ein Zivilist. Mittelgross,<br />
schlank, das glattrasierte, hart geschnittene<br />
Gesicht von Sonne gebräunt. Er trug einen<br />
hellen Frühjahrpaletot und eine Mütze in<br />
gleicher Farbe, und machte, besonders hier,<br />
wo man fast nur noch Feldgrau sah, den<br />
Eindruck eines Ausländers. Vor einigen Monaten<br />
wäre er wahrscheinlich vom Publikum<br />
als fremder Spion totgeschlagen worden. Eine<br />
Gruppe von Offizieren, eben mit dem Auto<br />
gekommen, schritt rasch an ihm vorüber und<br />
verschwand im Dämmer des Treppenhauses.<br />
Der Zivilist wollte folgen. Der Portier trat<br />
ihm entgegen: «Bitte?»<br />
Der Zivilist griff an die Mütze. «Major Graf<br />
Hatzberg hat hier sein Bureau, nicht wahr?»<br />
Es klang laut und energisch — fast hätte<br />
der Portier «Zu Befehl!» gesagt. Er besann<br />
INSERTIONS-PREIS: Die achtgespaltene 2 mm hohe Gnmdzeile oder<br />
deren Raum 45 Cts. für die Schweiz; tür Anzeigen aus dem Ausland 60 Ct».<br />
Grössere Inserate nach Seitentarif,<br />
lnserntmsehluss 4 Tage vor Erscheinen der Nammern<br />
wird, d. h. er muss voraus blicken, um den<br />
Krümmungsverlauf oder entgegenkommende<br />
resp. vor ihm liegende Fahrzeuge zu bemerken.<br />
Rückstrahler an Velos und Fuhrwerken<br />
kommen in Kurven selten voll zur Wirkung,<br />
weil sie durch die schräge Wagenstellung<br />
ausserhalib des Lichtkegels liegen können.<br />
Besonders schlimm steht es, wenn Fussgänger<br />
in Kurven überholt oder gekreuzt<br />
werden müssen.<br />
In der letzten Zeit hat die Kurvenbeleuchtungstechnik<br />
vom Wagen aus einen Schritt<br />
vorwärts gemacht. Wir haben Konstruktionen<br />
im Auge, welche bis heute allerdings nur<br />
vereinzelt anzutreffen sind, bei denen die<br />
Stellung der Scheinwerfer vom Ausschlag<br />
der Steuerung abhängig ist. Besonders für<br />
Gebirgsländer, wie die Schweiz. Österreich,<br />
Oberitalien und Ostfrankreich, würde die<br />
allgemeine Einführung dieser beweglichen<br />
Scheinwerfer schon einen wesentlichen Fortschritt<br />
in der Kurvenbeleuchtung darstellen,<br />
können wir doch bei uns, auch im Mittelland<br />
oder im Jura, täglich, resp. nächtlich,<br />
zur Genüge erleben, welch gross© Unsicherheit<br />
bei einer rechtsgängigen Kurve ein unabgeblendetes<br />
Schemwerferlicht eines entgegenkommenden<br />
Wagens auszulösen vermag.<br />
Interessant dürfte die Feststellung sein,<br />
dass bei amerikanischen Automobilen diese<br />
Scheinwerferanordnung nur selten anzutreffen<br />
ist, da die Vereinigten Staaten infolge<br />
ihrer topographischen Beschaffenheit und<br />
ihres grosszügigen Strassenausbaues eine<br />
derartige Konstruktion weniger benötigen,<br />
als dies für Wagen bei uns zutrifft.<br />
In manchen Ländern, z.B. in den Niederlanden<br />
und Dänemark, in zunehmendem Masse<br />
aber auch bei uns, ist ferner die ausserordentlich<br />
grosse Zahl von Radfahrern zu<br />
berücksichtigen, die sich in einem Umkreis<br />
von 10 bis 20 km auf den Ausfallstrassen<br />
der Grossstädte bewegen. Am dichtesten ist<br />
der Fahrradverkehr zudem noch in den frühen<br />
Morgen- und den späten Abendstunden, d.h.<br />
zur Zeit von Arbeitsantritt und Feierabend.<br />
Während die einem Automobil mit geöffneten<br />
Scheinwerfern entgegenkommenden Motorradfahrer<br />
oder Automobilisten häufig<br />
durch einschalten der eigenen Fernlichter<br />
zur Vernunft gebracht werden können, sind<br />
Radfahrer, Fussgänger und Pferdefuhrwerke<br />
einem rücksichtslosen Fahrer vollkommen<br />
ausgeliefert. Die zunehmenden Verkehrsunfälle<br />
durch Zusammenstoss von Automobilen<br />
mit Radfahrern weisen deutlich auf<br />
Gefahrenmomente hin, die vielfach durch<br />
eine zweckentsprechende Beleuchtungsart<br />
vermieden werden könnten. Um das Ueberhandnehmen<br />
von Unfällen unter solchen Verhältnissen<br />
zu verhindern, heisst es, entweder<br />
Abblendvorschriften einführen, di& eine Benutzung<br />
des ausreichenden Fernlichtes praktisch<br />
verunmöglichen, womit auch die Ver-<br />
sich aber noch im letzten Augenblick. «Jawohl.<br />
Es ist aber nicht gestattet, die Herren<br />
ohne vorherige Anmeldung aufzusuchen. Wollen<br />
Sie, bitte, sich in das Anmeldebureau hier<br />
links begeben!»<br />
Der Zivilist trat in einen grossen Raum, der<br />
vom Hofe her nur spärliche Beleuchtung<br />
empfing. Eine Anzahl Unteroffiziere sass an<br />
einfachen Tischen, anscheinend mit Schreibwerk<br />
beschäftigt. Ein Feldwebel trat ihm<br />
entgegen. «Sie wünschen?»<br />
«Ich möchte den Herrn Graf Hatzberg sprechen.»<br />
Der Feldwebel brachte ein Formular. «Wollen<br />
Sie hier diese Fragen schriftlich beantworten!<br />
Bitte, nehmen Sie Platz.» .Lieber<br />
Gott — welche Umstände', dachte der Zivilist,<br />
setzte sich und begann die Liste von<br />
Fragen zu studieren, die ihm hier vorgelegt<br />
wurden. Dann nahm er die Feder und beurkundete,<br />
dass er, Eberhard Hatzberg, geboren<br />
am 15. Mai 1880 auf Hatzberg in Schlesien,<br />
amerikanischer Staatsbürger, den Major<br />
Grafen Egbert von Hatzberg in einer rein<br />
persönlichen Angelegenheit zu sprechen wünsche.<br />
Der Feldwebel nahm das Formular entgegen<br />
und las es mit grosser Aufmerksamkeit.<br />
Dann sagte er: «Persönliche Angelegenheit?<br />
Das wird nicht gehen. Nach einer Verfügung<br />
Seiner Exzellenz sollen persönliche<br />
Angelegenheiten nicht in den Bureauräumen<br />
des Kriegsministeriums erledigt werden!»<br />
«Lieber Gott, was für Sachen! Es wird mir<br />
schliesslich doch noch gestattet sein, meinen<br />
Bruder in seinem Bureau aufzusuchen!»<br />
Der Feldwebel wurde ein wenig kleiner.<br />
«Verzeihung! Der Herr Graf haben seinen
kehrsschnelligkeit des Automobils illusorisch<br />
würde, oder aber durch eine zweckentsprechende<br />
Strassenbeleuchtung eine reibungslose<br />
Verkehrsabwicklung zu ermöglichen.<br />
Was den einschränkenden Gebrauch des<br />
Vollichtes anbetrifft, so kann dies entweder<br />
durch Reduktion der zulässigen Wattstärke<br />
der verwendeten Glühlampen, oder durch<br />
Festlegung eines bestimmten Neigungswinkels<br />
des Lichtbündels erreicht werden. Beide<br />
Massnahmen sind jedoch kaum zu empfehlen,<br />
da sie den Automobilisten nur neue Lasten<br />
auferlegen und zudem eine erhebliche Verminderung<br />
der Geschwindigkeit mit sich<br />
brächten, speziell auf den weniger dicht befahrenen<br />
Ueberlandstrassen. In beiden Fällen<br />
müsste die Reichweite der Scheinwerfer erheblich<br />
verkürzt werden, d. h. die Massnahmen,<br />
die man durch Aenderung der am<br />
Automobil selbst befindlichen Lichtanlagen<br />
treffen kann, wirken letzten Endes verkehrshemmend,<br />
was sicherlich mit der neuzeitlichen<br />
Forderung auf Verkehrsbeschleunigung<br />
nicht in Uebereinstimmung gebracht werden<br />
kann.<br />
Nachdem in den Verkehrsanlagen und in<br />
den Verkehrsmitteln gewaltige Kapitalien investiert<br />
wurden und durch den Strassenausbau<br />
wie durch die zunehmende Motorisierung<br />
immer neue Kapitalien festgelegt werden,<br />
gilt es also nicht, Vorkehrungen zu treffen<br />
und gesetzliche Einschränkungen zu erlassen,<br />
die einerseits wohl Uebelstände verhindern,<br />
anderseits aber durch Geschwindig-r<br />
keitsreduktion den Verkehr hemmen, sondern<br />
die dem Strassenverkehr dienenden Anlagen<br />
nach Möglichkeit rationell auszunützen. Aus<br />
dieser Zwickmühle heraus bietet der heutige<br />
Stand der Technik nur einen Ausweg und dieser<br />
liegt in der Beleuchtung der stark benutzten<br />
Ausfallstrassen der Städte und der<br />
hauptsächlichsten Kurven an den internationalen<br />
Durchgangsrouten durch ortsfeste Lichtquellen,<br />
ähnlich der heute noch im Betrieb<br />
stehenden, 800 m langen Versuchsstrecke an<br />
der Ausgangslinie Zürich—Baden, oberhalb<br />
des Gaswerkes Zürich-Schlieren.<br />
Während das Bedürfnis' nach solchen Anlagen<br />
in der Schweiz erst irri Entstehen begriffen<br />
ist, sind namentlich im Lande des<br />
höchstentwickelten Automobilverkehrs, in den<br />
Vereinigten Staaten von Amerika, bereits<br />
zahlreiche Landstrassen beleuchtet. Durch<br />
eine derartige Anlage wird bewirkt, dass der<br />
Automobilist unabhängig von seinen Scheinwerfern<br />
eine genügend weite Sichtmöglichkeit<br />
auf grössere Distanzen hat, wozu<br />
nötigenfalls das blendungsfreie Nahlicht der<br />
Zweifadenlampe eingeschaltet werden kann,<br />
so dass eine selbst für hohe Geschwindigkeiten<br />
ausreichende Beleuchtung unter allen<br />
Umständen vorhanden ist. Speziell bei nasser<br />
Witterung und nebligem Wetter, wie wir dies<br />
an unseren Flussläufen im Herbst zur Genüge<br />
kennen, können ortsfeste Anlagen mit besonderer<br />
Lichtfärbung für den Automobilverkehr<br />
von unschätzbarem Vorteil sein. Vielfach<br />
lässt sich in Städten feststellen, dass die<br />
Höhe der Beleuchtungsstärke zu gering ist,<br />
worauf die Folgerung gezogen werden muss,<br />
bei der Erstellung neuer Anlagen diese nicht<br />
zu klein zu wählen, weil sonst beim Ein- oder<br />
Ausschalten des Nahlichtes eine Uebergangsblendung<br />
auftritt. Als grundlegende Gesichtspunkte<br />
für die Anordnung der Lichtquellen,<br />
sowie für die Auswahl der zur Verwendung<br />
kommenden Beleuchtungskörper ist eine möglichst<br />
grosse Blendungsfreiheit unter Berücksichtigung<br />
der nicht allzu hohen Ansprüche<br />
an die Gleichmässigkeit der zu beleuchtenden<br />
Fahrstrecke zu stellen.<br />
Aehnlich, wenn nicht noch schlimmer, liegen<br />
die Verhältnisse auf den reinen Autostrassen.<br />
Nachdem Italien auf dem Gebiete<br />
des Automobilstrassenbaues initiativ vorgegangen<br />
ist, und nun auch die neue deutsche<br />
Regierung das Arbeitslosenproblem zum Teil<br />
Stand, nicht angegeben. Ich wusste nicht...<br />
— Ordonnanz!»<br />
Ein Gefreiter trat heran. «Anmelden!»,<br />
sagte der Feldwebel. Der Gefreite schlug die<br />
Hacken zusammen, nahm, das Formular in<br />
Empfang und verschwand. «Wollen der Herr<br />
Graf nicht Platz behalten? Es wird immerhin<br />
ein paar Minuten dauern!»:<br />
Eberhard Hatzberg setzte sich. Es war<br />
ganz still in dem grossen, schlecht beleuchteten<br />
Raum; man hörte nur gelegentlich das<br />
Kratzen einer Feder, das Knistern von Papier,<br />
halblaute Anfragen und halblaute Antworten.<br />
Irgendwo schlug eine Uhr die vierte<br />
Stunde. Nach fünf Minuten erschien der Gefreite,<br />
überreichte das unterzeichnete Formular<br />
dem Feldwebel und trat dann, hackenzusammenschlagend,<br />
an Eberhard Hatzberg<br />
heran: «Bitte!»<br />
Eberhard folgte dem Gefreiten über ein<br />
paar Treppen, durch eine Anzahl düsterer<br />
Gänge, an Reihen von Offizieren und Ordonnanzen<br />
vorbei, die alle mit grosser Geschäftigkeit<br />
treppauf, treppab Hefen. Es; roch nach'<br />
ganz undefinierbarer Feuchtigkeit. ;<br />
Der Gefreite öffnete eine Tür: «Bitte!»<br />
Eberhard Hatzberg trat ein. Ein kleiner<br />
Kaum; vor dem Fenster ein Schreibtisch, an<br />
durch gleiche Mittel 2u lösen versucht, werden<br />
auch die Beleuchtungsfragen immer mehr<br />
an Aktualität gewinnen. Nicht mit Unrecht<br />
wird darauf hingewiesen, dass die Autostrassen<br />
praktisch gerade sind, wodurch die Wirkung<br />
der Blendung durch Scheinwerfer aus<br />
zwei Gründen noch gefährlicher und lästiger<br />
als auf den gewöhnlichen Strassen wird. Jeder,<br />
der eine Automobilstrasse bei Nacht<br />
schon befahren hat, konnte feststellen, dass<br />
die Scheinwerfer von zwei Wagen, die sich<br />
in verschiedenen Richtungen bewegen, schon<br />
auf grosse Abstände sichtbar und blendend<br />
werden. Ferner hat sich erwiesen, dass in<br />
Fällen, wo zwei Wagen in derselben Richtung<br />
hintereinander fahren, .die Reflexblendung,<br />
die dadurch verursacht wird, dass die<br />
Scheinwerfer des letzten Wagens sich in der<br />
hinteren Scheibe des vorderen Wagens spiegeln,<br />
derart intensiv ist, dass das Fahren<br />
wirklich erschwert wird. In der Praxis wirkt<br />
sich diese Erscheinung dahin aus, dass die<br />
Fahrer immer ein Ueberholen versuchen, so<br />
dass eine Art Wettrennen unter den schwierigsten<br />
Beleuchtungsbedingungen stattfindet.<br />
Als Beweis hiefür ist die Tatsache anzusehen,<br />
dass Unfälle auf Autostrassen praktisch nur<br />
während der Dunkelheit zu konstatieren sind.<br />
Betrachtet man obigen Sachverhalt im Zusammenhang<br />
mit der Tatsache, dass die<br />
Durchschnittsgeschwindigkeit von Wagen auf<br />
italienischen Autostrassen rund 100 km/St, beträgt,<br />
und dass der Verkehr während der<br />
Dunkelheit eher lebhafter ist, so ergibt sich<br />
von selbst, welche Rolle eine gute Beleuchtungsanlage<br />
auf der Autostrasse spielt. Unsere<br />
südlichen Nachbarn konnten auf der beleuchteten<br />
Autostrasse Rom—Ostia nicht zuletzt<br />
wegen der künstlichen Beleuchtung bessere<br />
Betriebsverhältnisse als auf den norditalienischen<br />
Autostrassen, welche unbeleuchtet<br />
sind, erzielen. Die Beleuchtung der<br />
Strecke Rom—Ostia erfolgt durch Tiefstrahler<br />
mit je einer 60-W-Lampe, die in Abständen<br />
von 16 m in einer Höhe von 5 m. über<br />
der Fahrbahn angebracht sind. Die Masten<br />
stehen in Zickzack-Anordnung, so dass der<br />
Abstand zwischen zwei Lampen, längs der<br />
Strasse gerechnet, somit 8 m beträgt. Die<br />
mittlere horizontale Beleuchtungsstärke hat<br />
eine Höhe von etwa 4 Lux.<br />
Wenn auch die Bedingungen für die<br />
Strassenbeleuchtung in unserem Lande gegenüber<br />
dem Ausland verschieden sind, so dürfte<br />
dennoch der Beleuchtungsfrage vermehrtes<br />
Interesse entgegengebracht werden. Für die<br />
elektrischen Energieproduzenten, die heute<br />
teilweise unter Absatzmangel leiden, ergibt<br />
sich hier ein Tätigkeitsfeld, das grösste Auf-'<br />
merksamkeit verdient. Anstatt unnütze Kräfte<br />
im Wettbewerb mit anderen Energieproduzenten,<br />
speziell mit der Gasindustrie, zu vergeuden,<br />
lässt sich hier für die vermehrte Verwendung<br />
elektrischer Energie ein Gebiet bearbeiten,<br />
das neben der Lösung mancher technischer<br />
Probleme auch verschiedenen einheimischen<br />
Industrien vermehrte Arbeitsgelegenheit<br />
schaffen dürfte.<br />
Wy.<br />
Schweizerische Rundschau<br />
Rascherer Informationsdienst über Strassensperren.<br />
Am 10. August nachmittags ist<br />
auf der Nordseite der Ofempassstrasse zwischen<br />
Zernez und dem Ofenberghaus eine<br />
Rufe niedergegangen, welch« die Strasse auf<br />
ca. 20 Meter verschüttete und solche unpassierbar<br />
machte. Es war nun, wie der Schreiber<br />
dies feststellen musste, auffallend, dass<br />
das schweizerische Zollamt auf dem Umbrailpass,<br />
das an einer wichtigen, autotouristischen<br />
Einfallstelle liegt, am 11. August<br />
vormittags noch nicht darüber orientiert<br />
war, ob die Ofenbergstrasse wieder offen sei<br />
oder die nach dem Engadin fahrenden Touristen<br />
— und es waren nicht wenige — den<br />
der linken Wand ein paar Stühle, rechts eine<br />
offenstehende Tür. Durch diese Tür trat eben<br />
der Major Graf Egbert von Hatzberg. Hochgewachsen,<br />
bleiches Gesicht, das Haar an<br />
den Schläfen stark angegraut. Desgleichen<br />
der gestutzte Schnurrbart. Am feldgrauen<br />
Uniformrock das schwarzweisse Bändchen.<br />
Er schloss erst die Tür hinter sich, dann trat<br />
er auf Eberhard zu.<br />
«Du, Eberhard?! Das ist eine Ueberraschung...!»<br />
«Aber keine sehr freudige, wie ich sehe!»<br />
Eberhard Hatzberg Hess die Rechte, die er<br />
dem Bruder entgegengestreckt hatte, wieder<br />
sinken.<br />
«Doch, doch! Entschuldige! Man hat den<br />
Kopf so voll! Und dann — ich konnte es<br />
wirklich kaum glauben, als ich deine Anmeldung<br />
Jas!»<br />
Der Major griff nun nach der Hand seines<br />
Bruders. «Ich grüsse dich in der alten Heimat!<br />
Darf ich fragen, was dich hierhergeführt<br />
hat?»<br />
«Eigentlich solltest du das wissen, Egbert!»,<br />
Der Major sah Eberhard forschend in die'<br />
; etwas harten grauen Augen. «Wenn du damit<br />
sagen willst...»<br />
I «...dass der Platz eines jeden Mannesun-<br />
AUTOMOBIL-REVUE <strong>1933</strong> - N° 70<br />
Umweg über die Resehenscheideck oder<br />
Veltlin-Bernina einzuschlagen hätten. Man<br />
musste daher aufs Geratewohl nach Sta. Maria<br />
hinunterfahren, um sich beim dortigen<br />
Postbureau, das durch das Funktionieren des<br />
Postautokurses besser orientiert war, den<br />
nötigen Bescheid zu holen.<br />
Man sollte nun doch annehmen dürfen,<br />
dass es den zuständigen kantonalen Baubehörden<br />
in solchen Ausnahmefällen jeweils<br />
möglich sein dürfte, die nächstliegenden<br />
Einreisezollämter — es kamen in diesem<br />
Falle nur Umbrailpass und Münster in Betracht<br />
— derart prompt zu avisieren, dass<br />
dort den einreisenden Autotouristen sofort<br />
zuverlässige Auskunft über die Dauer solcher<br />
vorübergehender Strassensperren gegeben<br />
werden kann. Dem fremden Automobilisten<br />
erspart man dadurch viel Zeit und<br />
Unannehmlichkeiten.<br />
Man wird aber durch diesen «Kundenservice»<br />
auch vermeiden, dass ausländische Gäste,<br />
durch irgendwelche Meldungen wegen<br />
gesperrten Strassen beunruhigt, kurzerhand<br />
unser Land einfach links liegen lassen, um<br />
etwelchen unangenehmen Ueberraschungen<br />
aus dem Wege zu gehen. Eine beruhigende<br />
Auskunft von offiziellen Instanzen und entsprechende<br />
Orientierung über einzuschlagende<br />
Wege wird diese Autotouristen nicht<br />
nur beruhigen, sondern ihnen von allem Anfang<br />
an einen guten 1 Eindruck von der<br />
Schweiz vermitteln.<br />
Speziell auch im Kanton Graubünden, wo<br />
sich der Durchgangsverkehr auf wenige<br />
Durchgangsstrassen und Pässe beschränkt,<br />
können solche unerwarteten Strassensperren<br />
einen recht unangenehmen Strich durch das<br />
Reiseprogramm machen, indem es dann gilt,<br />
zuerst viele Kilometer auf der nämlichen<br />
Strasse zurückzufahren, bis endlich die Möglichkeit<br />
besteht, abzuzweigen. Es wäre daher<br />
zu begrüssen, wenn sich die dortigen<br />
Verkehrsverbände dieser Angelegenheit annehmen<br />
würden.<br />
V<br />
Die Zulassung der Motorfahrzeuge auf den<br />
bündnerischen Gemeindestrassen. Während<br />
die Personenautos auf den bündnerisehen<br />
Kommunalstrassen zugelassen sind, liegen<br />
die Verhältnisse anders bei den eigentlichen<br />
Gemeindestrassen, wo es den Gemeinden<br />
anheim gestellt ist, eine generelle Bewilligung<br />
zu erteilen.<br />
Diese Frage ist nun diesen Sommer in Alt-<br />
Fry-Rätien insofern akut geworden, als die<br />
Gäste, von an Gemeindestrassen liegenden<br />
^Hotels, die bis anhin dem Automobilverkehr<br />
verschlossen waren, gestützt auf das neue<br />
eidgenössische Automobilgesetz freies Zufahrtsfecht<br />
zu den Hotels forderten. Die neue<br />
kantonale Gesetzgebung Graubündens hat<br />
nun diesem Postulat Rechnung getragen, indem<br />
es den Hotelgästen gestattet ist, solche<br />
dem allgemeinen Motorfahrzeugverkehr nicht<br />
geöffnete Strassen für die Zufahrt zu ihren<br />
Hotels zu benützen und den Wagen dortselbst<br />
zu parkieren.<br />
Diese neue Bestimmung ist für verschiedene<br />
Bündner Hotels zu besonderer Bedeutsamkeit<br />
gelangt, da zahlreiche Autotouristen<br />
es früher vorgezogen haben, andere Hotels<br />
und Orte aufzusuchen, die direkte Zufahrt<br />
besitzen. Man wird aber auch auf Seiten der<br />
Autotouristen diese Erleichterung zu schätzen<br />
wissen, da so verschiedene lohnende Ferienorte<br />
dem Automobilisten näher gerückt,<br />
d. h. zugängig gemacht wurden und er nicht<br />
mehr genötigt ist, sein Auto eine halbe<br />
Stunde oder mehr entfernt zu garagieren.<br />
Da es sich hiebei ja nur um den Zufahrtsverkehr<br />
der Hotelgäste handelt, wird diese Verkehrserleichterung<br />
die «Stille» der betreffenden<br />
Ferienorte kaum beeinträchtigen. V<br />
ter den augenblicklichen Verhältnissen in seinem<br />
Vaterlande ist —: ja, das will ich damit<br />
sagen, Egbert. Und deshalb bin ich herübergekommen.<br />
— Es ist mir nicht ganz ileicht<br />
geworden, drüben alles im Stich zu lassen,<br />
und der Weg nach Deutschland ist augenblicklich<br />
auch verdammt unbequem, das<br />
kannst du mir glauben. Aber — ich musste<br />
kommen!»<br />
Der Major fühlte, dass er feuchte Augen<br />
bekam. «Eberhard — das ist brav von dir !<br />
Wundervoll ist das!» Er riss den Jüngeren<br />
in die Arme und küsste ihn auf die Wange.<br />
«Das hab' ich nicht zu hoffen gewagt! Um so<br />
herzlicher willkommen in der Heimat! Und<br />
— leg' ab, bitte! Die Besuchszeit ist zwar beschränkt,<br />
aber unter diesen Umständen kann<br />
ich wohl eine Ausnahme machen!»<br />
Eberhard Hatzberg entledigte sich seines<br />
Ueberrocks, der Major zog einen Stuhl an<br />
seinen Schreibtisch, und nun sassen sie sich<br />
gegenüber: der Majoratsherr von Hatzberg<br />
und der jüngere Bruder, der vor sechs Jahren<br />
den Rock des Gardegrenadieroffiziers<br />
hatte ausziehen müssen, weil da Dinge geschehen<br />
waren, die mit dem Ehrbegriff des<br />
preussischen Offizierskorps nicht in Einklang<br />
zu bringen waren.<br />
Das Gesicht der deutschen Autofernstrassen.<br />
Die erste Autobahnstrecke, welche im<br />
Rahmen des Reichsautobahngesetzes in Angriff<br />
genommen wird, ist, wie bereits gemeldet,<br />
die Verbindung zwischen Darmstadt und<br />
Frankfurt a. M. Sie soll nach den Darlegungen<br />
des Generalinspektors der deutschen<br />
Strassen als Versuchsstrecke gebaut werden,<br />
welche für die spätere Anlage weiterer Bah- -<br />
nen die notwendigen Erfahrungsgrundlagen<br />
in wirtschaftlicher und technischer Hinsicht<br />
liefert. Die Querschnittgestaltung der ersten<br />
öffentlich rechtlichen Autostrada ist noch,<br />
nicht endgültig festgelegt Der Generalinspektor<br />
erklärte jedoch kürzlich der Presse,<br />
die Abmessungen würden so reichlich gewählt,<br />
dass die Strasse auf alle Fälle den<br />
Verkehrsbedürfnissen einer ganzen Generation<br />
zu genügen vermöge und nicht nach<br />
wenigen JalJ'n bereits wieder überholt sei.<br />
Für die Anlage der Strassen liegen verschie-'<br />
dene Entwürfe vor. Die vom Verein Hafraba<br />
nach jahrelangen Vorarbeiten aufgestellten<br />
Pläne legen eine rund 20 m breite Strasse<br />
mit zwei 7 m breiten Fahrbahnen zugrunde.<br />
Von anderer Seite ist ein 25 m breiter Querschnitt<br />
mit gleichfalls zwei getrennten Fahrbahnen,<br />
die eine 3 m breite Fahrspur und eine<br />
4 m breite Ueberholspur besitzen sollen, vorgeschlagen<br />
worden.<br />
Alle diese Projekte wollen in die Mitte einen<br />
3 bis 5 m breiten Grünstreifen mit Schutzhecken,<br />
sowie an den Seiten der Bahn gleichfalls<br />
Hecken anordnen. Durch diese Schutzhecken<br />
soll nicht nur die Eintönigkeit der auf<br />
langen Strecken gradlinig verlaufenden Autobahnen<br />
vermieden, sondern vor allem die<br />
Blendgefahr durch entgegenkommende Wagen<br />
vermindert oder gar völlig beseitigt werden.<br />
Eine andere, beachtenswerte Anregung für<br />
die Querschnittausbildung der Autobahnen<br />
geben die Erbauer der Autostrasse Köln-<br />
Bonn im neuesten Heft der« Verkehrstechnik».<br />
Auf Grund ihrer Erfahrungen -schlagen sie<br />
als Ideallösung die Anlage eines für jede<br />
Fahrtrichtung völlig selbständigen Strassen*<br />
körpers vor.<br />
Die Querhecken auf dem Mittelstreifen würden<br />
ihrer Ansicht nach kaum einen einwandfreien<br />
Blendungsschutz gewährleisten. Neben<br />
der ungleichmässigen Dichte der Hecken im<br />
Sommer und Winter sei zu befürchten, dass<br />
beim Gefällwechsel der Strasse das Scheinwerferlicht<br />
die Hecken überstrahlt. Auch die<br />
ausreichende Entwässerung der mit Rasen<br />
belegten Mittelstreifen biete technische<br />
Schwierigkeiten. Vor allem aber stelle ein<br />
unbefestigter Mittelstreifen eine grosse Gefahr<br />
für überholende Wagen dar, die bei zu<br />
weitem Ausbiegen nach links leicht auf den<br />
Grasstreifen geraten können.<br />
Die Autostrasse Köln—Bonn hat daher<br />
nach reiflicher Ueberlegung und Fühlungnahme<br />
mit den Automobilverbänden keinen<br />
unbefahrbaren Mittelstreifen, sondern nur<br />
einen farbigen Trennungsstrich erhalten. Auf<br />
dieser Autöstrasse hat sich bisher auch noch<br />
kein Unfall durch ein vorübergehendes Hinüberfahren<br />
auf die andere Fahrbahnrichtung<br />
ereignet. Auch die oberitalienischen Autostrassen<br />
weisen keinerlei Unterteilung der<br />
einzelnen Fahrbahnen auf.<br />
Die Kosten für die Anlage eines gut ausgebildeten<br />
Mittelstreifens mit Entwässerungsleitung<br />
und Pflanzungen sind gegebenenfalls<br />
so hoch, dass es vielleicht streckenweise<br />
möglich wäre, mit den gleichen Mitteln<br />
zwei vollständig voneinander unabhängige<br />
Strassenkörper zu errichten, die dann eine<br />
unbedingte Verkehrssicherheit bieten.<br />
Die Auswahl des richtigen Querschnittes<br />
für die Autobahnen wird also noch nach den<br />
verschiedensten Gesichtspunkten eingehend<br />
geprüft werden müssen.<br />
«Nun erzähle, Eberhard!»<br />
«Nein, bitte! Sag du mir lieber, was sich<br />
hier alles ereignet hat, seit ich — na ja! Lassen<br />
wir das! — Du weisst, dass ich keine<br />
Verbindungen mehr mit Deutschland hatte!»<br />
«Ach Gott — eigentlich nichts Besonderes.<br />
Lisbeth hat geheiratet...»<br />
«Das weiss ich. Ich hab' es in der <strong>Zeitung</strong><br />
gelesen. Den jungen Wedel. Ist sie glücklich.<br />
geworden?»<br />
«N—ein. Er hat es sehr toll getrieben.<br />
Uebrigens — Bei Lüttioh ist er gefallen. Zwei<br />
Kinder sind da — zwei Jungens. Aber die<br />
Klitsche ist ziemlich verschuldet, und es<br />
wird schwer sein, sie wieder hoch zu bringen,<br />
besonders, da an allen Ecken und Enden<br />
die Arbeitskräfte fehlen. In Hatzberg ist «s<br />
nicht viel anders. Jetzt, wo jedes Weizenkorn<br />
dringend gebraucht wird — es ist schon ein<br />
Jammer !»<br />
«Und wie geht es deiner Frau und den<br />
Kindern?»<br />
«Danke, gut. Berta ist auf Hatzberg. Max<br />
steht im Westen bei Lens, und Willfri#d ist<br />
auf der Schule in Breslau. Margret und Else<br />
sind bei Muttern.»<br />
«Und du?»<br />
I<br />
2tkusl«aradi<br />
(Fortsetzung im tAutter'Feierabend*.?
Sportnachrichten<br />
Fagioli gewinnt den Grand Prix von Comminges<br />
Neuer Erfolg des Alfa Romeo-Monoposto. — Baron von Waldthausen und Villars aui Alfa<br />
Romeo In den mittleren Rängen. — Skandai um Nuvolari und Borzacchini.<br />
Noch in unserer letzten Nummer haben wir<br />
auf die hohe Bedeutung des diesjährigen<br />
•Rennens um den Grossen Preis von Comminges<br />
hingewiesen, der, im Gegensatz zu<br />
früheren Jahren, eine mit ganz erstklassigen<br />
Fahrern besetzte Nennliste aufwies. Auf den<br />
Grand Prix hin war eine neue Rundstrecke<br />
ausgebaut worden, die genau 11 km lang ist<br />
und über breite, auf lange Strecken gerade<br />
Strassen führt. Die Organisatoren gedachten,<br />
die neue Bahn mit einem grossen Anlass<br />
einzuweihen «und vermochten, zum allgemeinen<br />
Erstaunen, die erwähnte glänzende Meldeliste<br />
zusammenzubringen.<br />
Leider wurden die Veranstalter kurz vor<br />
dem Rennen ausserordentlich enttäuscht.<br />
Nicht weniger als fünf Fahrer sagten vor<br />
dem Rennen ihre bereits definitiven Anmeldungen<br />
wieder ab, darunter befanden sich<br />
ausgerechnet die vier grössten Favoriten:<br />
Nuvolari, Borzacchini, Chiron und Campari,<br />
und als fünfter noch der Spanier Zanelli.<br />
Während die Absagen der letzteren drei Verständnis<br />
fanden und keinerlei Entrüstung<br />
auslösten, verhält es sich mit Nuvolari und<br />
Borzacchinii die in der letzten Zeit leider<br />
nicht bloss sportlich von sich reden machten,<br />
ganz anders. Zanelli musste absagen,<br />
•weil sein neuer Rennwagen nicht zur Zeit<br />
fertig wurde. Chiron hatte nach dem Unfall<br />
beim Grossen Sommerpreis von Schweden<br />
seinen Alfa Romeo zur Reparatur nach Mailand<br />
geschickt. Trotz allen Anstrengungen<br />
konnte die Maschine auf den letzten Sonntag<br />
nicht mehr bereitgemacht werden. Campari<br />
war bei der Coppa Acerbo bekanntlich<br />
gestürzt und leicht verletzt worden und gab<br />
als Grund seines Ausbleibens den gegenwärtigen<br />
gesundheitlichen Zustand an.<br />
Kolossalen Staub hat, wie gesagt, das Verhalten<br />
von Nuvolari und Borzacchini aufgewirbelt,<br />
und selten noch konnte man in der<br />
französischen Presse schärfere Angriffe gegen<br />
ausländische Fahrer lesen. Die zwei Italiener,<br />
deren Name allein für den Publikumserfolg<br />
eines Rennens bürgt, hatten definitiv<br />
für Comminges zugesagt, trotzdem ihnen die<br />
kurze Zeitspanne zwischen der Coppa Acerbot<br />
vom letzten Dienstag und dem französischen<br />
Rennen vom Sonntag bekannt sein<br />
musste. Am letzten Donnerstag bestätigten<br />
sie den französischen Veranstaltern aufs<br />
neue ihre Teilnahme, um darauf am Samstag,<br />
24 Stunden vor dem Rennen (!), den Organisatoren<br />
die niederschmetternde Mitteilung'<br />
zu machen, es wäre ihnen unmöglich,<br />
zur Zeit St-Oaudens zu erreichen. Für die<br />
Organisatoren bedeutete diese Absage eine<br />
Katastrophe. Sie hatten mit den Namen der<br />
beiden Fahrer ausgiebige Propaganda getrieben<br />
und befanden sich nun in äusserst<br />
peinlicher Lage. Auch das Publikum gab am<br />
Sonntag während des Rennens selbst seinem<br />
Unwillen über das Verhalten der beiden Italiener<br />
deutlichen Ausdruck. Die brüske Absage<br />
soll, wie wir hören, zu weiteren Schritten<br />
führen. Die Angelegenheit soll vor die<br />
nationale Sportkommission des A.. C. von<br />
Frankreich und von da aus vor die internationale<br />
Sportkommission gebracht werden.<br />
Auch ein rein objektiver Beobachter wird<br />
nicht umhin können, das Verhalten der beiden<br />
Fahrer zu kritisieren, die schon vorher<br />
genau über die Schwierigkeiten wegen der<br />
zeitlichen * Nähe zweier Rennen orientiert waren<br />
und zur Zeit die nötigen Konsequenzen<br />
hätten ziehen können. Immerhin dürfte das<br />
letzte Wort in der Angelegenheit noch nicht<br />
gesprochen sein.<br />
Beim Training, am Freitag vor dem Rennen,<br />
stellte Moll auf Alfa Romeo mit dem<br />
Stundenmittel von 139 km/St, die beste Rundenzeit<br />
auf. Baron von Waldthausen (Alfa<br />
Romeo) fuhr die zweitbeste und Villars<br />
(Alfa Romeo) die drittschnellste Runde. Am<br />
Samstag war Wimille mit dem Stundenmittel<br />
von 147,2 km/St, der Schnellste, auch<br />
Villars und Waldthausen fuhren Runden mit<br />
dem Durchschnitt von 140 km/St.<br />
Das Rennen.<br />
Durch den erwähnten Ausfall von fünf Fafv<br />
rern reduzierte sich die Zahl der Konkurren<br />
ten auf 14 Fahrer, unter denen sich als Fa<br />
vorit der Coppa Aeerbo-Sieger Fagioli au<br />
Alfa Romeo-Monoposto befand, der erst am<br />
Samstag in St-Gaudens eintraf. Die .Konkur<br />
renten hatten 35 Runden der 11 km langen<br />
Rundstrecke, demnach 385 km, zurückzule<br />
gen. Schon die erste Runde sah einen entschlossenen<br />
Vorstoss des Italieners Fagioli<br />
Mit dem Stundendurchschnitt von 143,!<br />
km/St, schoss er an den Tribünen vorüber,<br />
gefolgt von Etancelin auf Alfa Romeo, Wimute<br />
(Alfa Romeo), Lehoux (Alfa Romeo<br />
und Moll (Alfa Romeo). Schon jetzt hatte de<br />
•Mailänder .. Monoposto-Wagen einen Vor<br />
SDrune von 100 m. Zehenrier d«r am Anfan<br />
AUTOMOBIL-REVUE-<br />
mit seinem Maserati-Monoposto ganz hinten<br />
gelegen war, fuhr ein sehr schnelles Rennen<br />
und lag bald hinter Etancelin an dritter<br />
stelle. Felix (Alfa Romeo) und Sommer (Alfa<br />
Romeo) hatten schon nach kurzer Zeit<br />
chwierigkeiten mit dem Motor und mussten<br />
bei den Boxen anhalten. In den ersten<br />
Runden änderte sich an der Spitze nichts.<br />
Fagioli führte noch immer vor Etancelin. Lehoux<br />
war indessen wieder etwas zurückgefallen<br />
und hielt ebenfalls vor den Tribünen.<br />
Mit einigen Runden Rückstand griff der algerische<br />
Fahrer aufs neue wieder ins Rennen<br />
ein. Auch beim Grossen Preis von Comminges<br />
spielte Etancelin wieder die Rolle des Spitenbedrohers.<br />
Der Franzose hetzte ununterbrochen<br />
Fagioli und kam dem Italiener eine<br />
Zeitlang langsam aber sicher näher. Einige<br />
eit lag er mit bloss drei Sekunden Rückstand<br />
hinter Fagioli, Wimille folgte mit 22, Moll mit<br />
43 Sek. Abstand. Zehender hatte wieder seinen<br />
dritten Platz verloren und lag wieder<br />
im hinteren Feld. Baron von Waldthausen<br />
und Villars fuhren während des Kampfes in<br />
den mittleren Rängen und absolvierten ein berechnetes,<br />
sehr ausgeglichenes Rennen.<br />
In dem Duell zwischen Fagioli und Etancelin<br />
zeigte sich die ganze Ueberlegenheit des<br />
Alfa-Romeo-Monoposto vor dem Alfa Romeo<br />
2600 ccm. Trotz allen Anstrengungen des<br />
Franzosen konnte Fagioli wieder den Abstand<br />
vergrössern. Nach fünf Runden führte der<br />
Italiener mit 9 Sek. Vorsprung vor Etancelin,<br />
18 Sek. vor Wimille, 24 vor Moll und 31 vor<br />
Waldthausen. Villars folgte mit 2 Min. 12 Sekunden<br />
Abstand von Fagioli.<br />
Auch in den nächsten Runden änderte sich<br />
an der Spitze nichts,, Fagioli beherrschte das<br />
Rennen und Hess Etancelin nicht mehr an sich<br />
herankommen. Zehender hatte in der 11.<br />
Runde Panne und musste dann aufgeben, weil<br />
er sich von Zuschauern hatte helfen lassen.<br />
Das von dem französischen Publikum immer<br />
noch mit Ungeduld erwartete Duell zwischen<br />
Fagioli und Etancelin endete mit einer unliebsamen<br />
Ueberraschung. Etancelin brachte<br />
nach dem Tanken seinen Wagen nur mit vieler<br />
Mühe und Not wieder in Gang und verlor<br />
dadurch seine gute Position. Wimille konnte<br />
an ihm vorbei an den 2. Platz vorgehen, während<br />
Etancelin sich mit einem hinteren Platze<br />
begnügen musste. Fagioli beendete das Rennen<br />
mit Leichtigkeit als Sieger und kam mit<br />
einem Abstand von fast zwei Minuten vom<br />
Zweiten, Wimille (Alfa Romeo), durchs Ziel.<br />
Auch beim Grossen Preis von Comminges<br />
hatten sich die Genfer Fahrer, Baron von<br />
Waldthausen und Villars, sehr anerkennenswert<br />
gehalten. Waldthausen kam auf den 4.<br />
und Villars auf den 6. Platz.<br />
Die Resultate:<br />
1 Fagioli auf Alfa Romeo, 385,175 km in<br />
2:41:01,4.<br />
2 Wimille auf Alfa Romeo "2:42:54.<br />
3. Moll auf Alfa Romeo 2:45:38.<br />
4. von Waldthausen auf Alfa Romeo 1 Runde:<br />
5. Etancelin auf Alfa Romeo 1 Runde.<br />
6. Villars auf Alfa Romeo 3 Runden.<br />
7. Miquel auf Bugatti 4 Runden.<br />
8. Lehoux auf Bugatti 7 Runden. bo.<br />
Nach der Coppa Acerbo.<br />
Das Rennen um die Coppa Acerbo vom<br />
letzten Dienstag, über das wir bereits in unserer<br />
letzten Nummer ausführlich berichtet<br />
haben, endete in jeder Beziehung überraschend<br />
und entsprach in keiner Weise dem<br />
Verlauf des Rennens. Es brauchte ein Zur<br />
sammenspiel mehrerer Zufälle, um einem<br />
Fahrer den Weg zum Sieg frei zu machen,<br />
der niemals mit diesem Erfolg gerechnet<br />
hatte. So zeigte sich demnach wieder, dass<br />
im Autosport immer wieder auch ein gewisses<br />
Zufallsmoment steckt, das trotz sorgfältigster<br />
Vorbereitung nie ganz ausgeschaltet<br />
werden kann. In Pescara war es<br />
Fagioli auf Alfa Romeo-Monoposto, der<br />
wohl zu seiner grössten Ueberraschung auf<br />
dieser Bahn Sieger wurde, auf der er früher<br />
immer nur bitteres Pech erlebt hatte. Fagioli<br />
war vor dem Rennen sehr bedrückt,<br />
da auf ihm eine grosse Verantwortung lastete.<br />
Mit dem neuen Start der Alfa Romeo-<br />
Monoposto war das italienische Rennen zu<br />
einem grossen Duell Maserati—Alfa Romeo<br />
geworden, und da Fagioli als repräsentativster<br />
Fahrer der Scuderia Ferrari einen<br />
Alfa Romeo-Monoposto fuhr, fiel ihm gewissermassen<br />
die moralische Verpflichtung<br />
zu, mit dem berühmten Wagen ehrenvoll<br />
Internationale Alpenfahrt<br />
<strong>1933</strong><br />
Adler-Trum pf-Team gewinnt den Alpenpokal<br />
stärkste Konkurrenz.<br />
Van der Meulen auf Ford gewinnt den Gletscherpokal.<br />
2000 km Deutschlandfahrt<br />
Winkelmann auf 1,7-Liter- Adler -Trumpf trifft als Erster<br />
am Ziel in Baden-Baden ein.<br />
Alle diese Sieger fahren mit<br />
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abzuschneiden. Deutlich zeigte sich aber,<br />
dass er sich noch nicht ganz mit der neuen<br />
Maschine zurechtgefunden hat. Seine Taktik<br />
war, ein kluges, vorsichtiges und keineswegs<br />
überstürztes Rennen zu fahren, und<br />
das sollte ihm denn auch den Sieg bringen.<br />
, Gampari, der ebenfalls einen Alfa Bomeo-<br />
Monoposto gefahren und lange Zeit mit Nuvolari<br />
beinahe auf gleicher Höhe gelegen<br />
war, zeigte bis'zu seinem, durch einen leichten<br />
Unfall bedingten Ausfall seine alten<br />
Fähigkeiten als routinierter Fahrer.<br />
Als Fagioli nach seiner Ankunft unter den<br />
Klängen der Nationalhymne stürmisch als<br />
Sieger gefeiert wurde, soll er ausgerufen haben:<br />
«Perö il vero vincitore e Nuvolari!» und<br />
von dieser Tatsache, dass im Grunde genommen<br />
Nuvolari der moralische Sieger des<br />
Rennens sei, war wohl jedermann überzeugt.<br />
Der eigentliche Dominator des Kampfes,<br />
das belebende Element, war Nuvolari gewesen,<br />
der mit seinem Maserati-Monoposto<br />
grossartig focht und auch seine gefährlichen<br />
Widersacher im Schache hielt.<br />
Beinahe hätte die Coppa Acerbo noch eine<br />
weitere Sensation gebracht, nämlich den<br />
Start Varzis auf einem Alfa Romeo-Monoposto.<br />
Die Scuderia Ferrari hatte Varzi das<br />
Angebot gemacht, sich einmal mit diesem<br />
Wagen zu versuchen. Man geht wohl nicht<br />
fehl, wenn man hinter dieser Einladung<br />
Absichten interessantester Art wittert. Varzi<br />
erkundigte sich in Molsheim, wie man dort<br />
von einem Start ihres besten Fahrers auf<br />
Alfa Romeo denke. Die Antwort scheint begreiflicherweise<br />
nicht ganz begeistert ausgefallen<br />
zu sein, denn Varzi startete dann<br />
doch auf einem Bugatti 2300 ccm und legte<br />
lediglich beim Training einige Runden auf<br />
dem Monoposto zurück, wobei er sehr gute<br />
Zeiten aufstellte. Ob Varzi bei Bugatti bleiben<br />
wird oder unter Umständen als verlorener<br />
Sohn wieder nach seiner alten Heimat<br />
zurückkehren wird, das werden wohl erst<br />
die nächsten Monate zeigen, wenn die ersten<br />
Umrisse der nächstjährigen Saison be-<br />
Icannt werden.<br />
bo.<br />
Schluss des Auto-Campings<br />
von Caux.<br />
Das erste schweizerische Rallye-Auto-<br />
Camping von Caux ging gestern Montag zu<br />
Ende, nachdem der Samstag und der Sonntag<br />
als die offiziellen Tage die Höhepunkte<br />
der interessanten Veranstaltung gebracht hatten.<br />
Zahlreiche prominente Besucher statteten<br />
über das letzte Wochenende dem Camping<br />
eine Visite ab. Auch der Zentralpräsident des<br />
A. C. S., Herr Dr. Mende, war unter den Gästen<br />
zu bemerken. Bei einem grossen Bankett<br />
am Abend vereinigten sich Organisatoren,<br />
Teilnehmer des Campings und Behördenmitglieder<br />
im Hotel Caux-Palace, dabei wurden<br />
mehrere Reden gehalten, die die Idee des<br />
Campings feierten. Im Namen des A. C. S.<br />
entbot Herr Dr. Mende herzliche Willkommensgrüsse<br />
an die Camping-Leute, die zum<br />
grössten Teil Franzosen waren. Im besonderen<br />
dankte er auch dem Initianten der ganzen<br />
Schöpfung, Herrn Felix Ducommun (La<br />
Chaux-de-Fonds). Ein gut gelungener Ball,<br />
dessen Tenue dem Camping entsprechend<br />
keine Konvention verlangte, schloss sich dem<br />
Bankett an.<br />
Der Sonntag, als zweiter offizieller Tag,<br />
brachte dann die Preisverteilung für die Camping-Sternfahrer.<br />
Sieger wurde der Pariser<br />
Dr. ArSene Dauguet, der in St-Malo gestartet<br />
war. Den ersten Preis für eine ausländische<br />
Camping-Gruppe erhielt der Auto-Camping-<br />
Club de France. Am Nachmittag wurde noch<br />
über den Sender Sottens ein Bericht über das<br />
Camping gesendet, dabei sprach auch Herr<br />
Dr. Mende. Er feierte in launigen Worten die<br />
Idee dieser Veranstaltung.<br />
Zum Alpenfahrt-Reglement.<br />
Von befreundeter Seite gehen uns folgende<br />
kritische Ueberlegungen zu den praktischen<br />
Auswirkungen des Reglementes zur internationalen<br />
Alpenfahrt zu, die gewiss Berücksichtigung<br />
verdienen :<br />
In Nr. 68 Ihrer sehr geschätzten <strong>Zeitung</strong><br />
vom 15. d. bringen Sie unter Sportnachrichten<br />
einen Artikel « Die internationale Alpenfahrt<br />
», mit dem Untertitel «Mit einer Woche<br />
Abstand betrachtet». Ich gehe mit jenen<br />
Ausführungen durchaus einig und möchte nur<br />
ergänzend auf einen Mangel in der Durchführung<br />
der Fahrt, resp. des Reglementes,<br />
den ich selbst konstatierte, aufmerksam<br />
machen.<br />
Laut Artikel 9B der Ausschreibung erhält<br />
5 Strafpunkte, wer die HandkurbeJ oder irgendein<br />
anderes Mittel als den Anlasser<br />
seines Motors zum Anspringenmachen benützt.<br />
Ein deutsches Team benützte die<br />
Handkurbel und fuhr sofort los. Ein englisches<br />
Team brachte nach 5 Viertelstunden<br />
einen der drei Wagen' endlich in Gang,<br />
nachdem in die Kühler aller drei Wagen<br />
fortgesetzt heisses Wasser, welches das benachbarte<br />
Hotel lieferte, gegossen wurde.<br />
Als es schliesslich auch für den letzten der<br />
Offiziellen Zeit wurde, den verödeten Startplatz<br />
zu verlassen, gab der französische<br />
' Kommissär die Erlaubnis, vermittelst eines<br />
bereitstehenden Schleppwagens die beiden<br />
restlichen Wagen des Teams Zirkus zu fahren,<br />
bis sie in Gang kamen, worauf auch<br />
dieses Team mit mehr als anderthalbstündiger<br />
Verspätung auf die Reise gehen konnte.<br />
Es will mir altem Automobilisten und Sportsmann<br />
-nicht in den Köpf, dass dieses Team<br />
sogar mit weniger Strafpunkten belastet<br />
VIMUfJak £iV** .«*!-• An A4* MM ^mZ 4«* «>Xi tt Air* MM'M-X A< Ym«# A4* _
CHAUFFEUR<br />
gesucht als Mitfahrer auf neuen lO-T.-Lastenzug, m.<br />
Arbeitsvertrag, bei kleiner Interesseneinlage, mit Eintritt<br />
per 1. September. Beste Aussichten f. seriösen<br />
mit eigenem Wagen und Beziehungen zu<br />
Besitzern von Automobilen der höheren<br />
Preisklasse. — Eilofferten unter Chiffre<br />
Z 2685 an d
N° 70 - <strong>1933</strong> AUTOMOBIL-REVUE 5<br />
•wähnte deutsche, das schliesslich dtoch mit<br />
eigenen Mitteln vom Flecke kam.<br />
Wenn man schon andere Mittel als Anlasser,<br />
wenn auch unter Penalisation, erlaubt,<br />
so sollte diese Anwendung, wenn nicht überhaupt<br />
verboten, so doch schwerer belastet<br />
werden, als die von Mitteln, über die jeder<br />
Wagen als selbstverständlich verfügt.<br />
Dieser bemühende Start, wenn er auch<br />
nur vor wenigen Zeugen vor sich ging, ist<br />
wahrlich nicht geeignet, das., Vertrauen in<br />
eine gerechte Prüfung von Fahrer und Wagen<br />
in sportlicher wie technischer Hinsicht<br />
zu heben, im Gegenteil vermindert sie den<br />
Wert einer solchen Veranstaltung in dem<br />
was sie sein will und sein sollte. H. 0. H.<br />
Grosser Preis von Italien und<br />
Grosser Preis von Monza.<br />
Am 10. September in Monza!<br />
Die diesjährige Automobilsportsaison, die<br />
sich bereits ihrem Ende zuneigt, wird ihren<br />
unbestrittenen Höhepunkt am 10. September<br />
auf der berühmten Monza-Bahn erreichen.<br />
Zwei internationale Grosse Preise am gleichen<br />
Tag und auf der gleichen Bahn — dabei<br />
mit einer sensationellen Fahrerbesetzung<br />
und den neuesten Rennwagen —, das dürfte<br />
das gewaltigste autosportliche Ereignis seit<br />
vielen Jahren darstellen !<br />
Italien rüstet schon lange auf den 10. September<br />
hin, an dem die Vorherrschaft unseres<br />
südlichen Nachbarlandes im internationalen<br />
Autosport besonders eindrücklich bewiesen<br />
werden soll. Die Monzabahn ist in<br />
diesem Jahre vollständig renoviert und ausgebaut<br />
worden. Es handelt sich dabei nicht<br />
nur um die jährlichen Ueberholungsarbeiten,<br />
sondern um weitergreifende Aenderungen<br />
und Verbesserungen. Bis zum 10. September<br />
wird der erste Teil der Umbauten abgeschlossen<br />
sein, der Rest ist für 1934 reserviert.<br />
Der Grosse Preis von Italien wird am Vormittag<br />
des 10. September augetragen, und<br />
am Nachmittag folgt der Grand Prix von<br />
Monza. Der Grosse Preis von Italien führt<br />
über eine Strecke von 500 km Länge; die<br />
196,000 Lire. Das System der Verteilung von<br />
Preisen ist sorgfältig studiert worden und<br />
soll den Rennfahrern in vermehrtem Masse<br />
entgegenkommen, dafür wird der Auszahlung<br />
von Startgeldern ein Ende bereitet. Der Sieger<br />
des Grossen Preises von Italien erhält<br />
40,000 Lire, der Zweite 30,000, der Dritte<br />
20,000, der Vierte 15,000 und der Fünfte<br />
10,000 Lire. Bemerkenswert ist nun. dass bis<br />
zum 20. Klassierten jeder einen Preis erhält,<br />
und zwar von 9000 bis auf 4000 Lire herunter.<br />
Auch denjenigen Fahrern werden Prämien<br />
zugesprochen, die das Rennen zwar<br />
nicht beendet haben, aber während des<br />
Rennverlaufes sich zu irgendeinem Zeitpunkte<br />
unter die ersten 15 einreihten. Praktisch<br />
dürfte dies bedeuten, dass der weitaus<br />
grösste Teil aller Fahrer in Monza eine finanzielle<br />
Entschädigung erhält.<br />
Der Grosse Preis von Monza wird über<br />
die eigentliche Bahnrundstrecke ausgetragen,<br />
die 4,5 km misst. Er wird wiederum<br />
nach dem bewährten System der Ausscheidungsläufe<br />
und des Finales ausgefahren. Die<br />
drei Gruppen von Wagen haben je 14 Runden,<br />
demnach 63 km zurückzulegen und das<br />
Finale führt über 22 Runden, demnach über<br />
99 km. Auch hier sind die Rennwagen ohne<br />
Beschränkung von Zylinderinhalten und des<br />
Gewichtes zugelassen. Die Zusammensetzung<br />
der drei verschiedenen Gruppen, die<br />
vier Tage vor dem Rennen vorgenommen<br />
wird, erfolgt nach einem letztes Jahr erprobten<br />
Auslosungssystem. In jede Gruppe wird<br />
ein früherer Sieger von Monza eingereiht<br />
und die verschiedenen Wagen der Finnen<br />
und Rentrställe auf die einzelnen Gruppen so<br />
verteilt, dass'sich ein ausgeglichenes Stärkeverhältnis<br />
ergibt.<br />
Das Rennen findet getrennt für jede der<br />
drei Gruppen statt. Zum Finale sind die vier<br />
Ersten jeder Gruppe zugelassen, so dass sich<br />
am Schlusslauf 12 Fahrer zusammenfinden.<br />
Auch für den Grossen Preis von Monza sind<br />
sehr hohe Preissummen ausgeschrieben. Das<br />
Rennen ist insgesamt mit 154.000 Lire dotiert,<br />
von denen je 27,000 Lire auf die Gruppen<br />
und 73,000 Lire auf das Finale entfallen.<br />
Der Sieger jeder Gruppe wird mit 10,000<br />
10 km lange Rundstrecke muss 50 Mal be-Lirfahren werden. Zu dem Rennen sind zum Dritten mit je 5000, die Vierten mit je 4000<br />
belohnt, die Zweiten mit je 7000, die<br />
letzten Male bei einem internationalen Grand und die Fünften mit je 2000 Lire. Der Erste<br />
Prix die Rennwagen ohne Beschränkung der des Finales erhält 30,000 Lire, der Zweite<br />
Zylinderinhalte und des Gewichtes zugelassen.<br />
Für die beiden Rennen sind insgesamt 8000, der Fünfte 4000 Lire.<br />
20,000 Lire, der Dritte 10,000 Lire, der Vierte<br />
350,000 Lire an Preisen ausgeschrieben, davon<br />
entfallen auf den Grand Prix von Italien Preis von Italien wie 'für den<br />
Die Nennungen sowohl für den Grossen<br />
Grossen<br />
Tabelle der Weltrekorde<br />
aufgestellt im 2. Quartal <strong>1933</strong><br />
Rekord I T~~ ~] ~~~j I Zeit od. get. I D> schnltt<br />
Strecke „. . Datum Ort Fahrer Marke Strecke. Std., km/st<br />
oder Zeit<br />
Stttrt<br />
Min., Sek., 1/100 * m ' ou<br />
lkm lancel22/2/33 Daytona Sir Malcolm Campbell 8"21 438.490<br />
IMeil. „ „ Beach Campbell Special 13"23 437.916<br />
5 km „ „ „ „ „ 43"47 414.079<br />
50 km arretö 12/3/33 Drylake Fred Frame Union '76' 13'39"255 219.712<br />
50 Meil. „ „ Muroc, Calif „ Special 21'29"305 224.680<br />
100 km „ 5/5/33 Avus Comte Czaikowsky Bugatti 28'16"22 212.237<br />
100 Meü. „ „ „ „ 45'08"80 213.882<br />
200 km „ „ „ „ „ 56'07"50 213.808<br />
25.000 MeiL „ 26/4-24/5/33 Montlhery C. n. L. Marchand, Citroen 321 h. 54'18"31 124.986<br />
30.000 Meil. „ „ Le Roy de Presale, „ 386 h. 27'11"16 124.932<br />
35.000 km „ „ „ R. Fortin, „ 280 h. 55'06"52 124.591<br />
40.000 km „ „ „ E. Berteaux, „ 320 h. 04'45"ll 124.969<br />
40.000 Meil. „ M „ R. Bodecot, „ 531 h. 27'18"60 121.127<br />
45.000 km „ „ „ A.Vaillant, „ 360 h. 07'41"09 124.956<br />
50.000 km „ „ „ J. Delepine, „ 400 h. 34'51"06 124.819<br />
60.000 km „ „ „ C. Duvivier „ 491 h. 41'32"36 122.028<br />
70.000 km „ „ „ „ „ 580 h. 35'31"55 120.567<br />
80.000 km „ „ „ 670 h. 42'38"75 119.277<br />
1 Std. „ 5/5/33 Avus Comte Czaikowsky Bugatti 213 km 839 213.839<br />
11 Tage „ 26/4-24/5/33 Montltary C. u. L. Marchand, Citroen 33.070 km 755 126.266<br />
12 Tage „ „ Le Roy de Presale, „ 35.920 km 973 124.726<br />
13 Tage „ „ „ Raph. Fortin, „ 38.970 km 546 124.906<br />
14 Tage „ „ M Edm. Berteaux, „ 41.991 km 043 124.973<br />
15 Tage „ „ „ Rob. Bodecot, „ 44.983 km 563 124.954<br />
16 Tage „ „ „ Alph. Vaillant, „ 47.977 km 915 124.942<br />
17 Tage „ „ „ J. Delepine et „ 50.892 km 618 124.737<br />
18 Tage „ M „ C. Duvivier „ 53.279 km 330 123.332<br />
19 Tage » „ „ „ „ 55.997 km 299 122.801<br />
20 Tage „ „ „ „ „ 58.667 km 224 122.223<br />
21 Tage „ „ „ 61.411 km 886 121.849<br />
22 Tage „ „ „ „ 63.976 km 931 121.168<br />
23 Tage „ M „ „ „ 66.736 km 053 120.899<br />
24 Tage „ „ „ „ M 69.472 km 992 120.613<br />
25 Tage „ » „ „ „ 72.199 km 577 120.333<br />
26 Tage „ „ „ „ 74.954 km 043 120.119<br />
27 Tage „ „ „ „ „ 77.411 km 294 119.462<br />
28 Tage „ „ „ „ „ 80.073 km 296 119.157<br />
Preis von Monza werden noch bis zum 30.<br />
August von der Commissione Sportiva des<br />
RACI, Roma, Via Po 14, entgegengenommen.<br />
Während der Grosse Preis von Italien<br />
wegen der Länge der Strecke und der zu erwartenden<br />
Schnelligkeiten in erster Linie<br />
technisch von Bedeutung sein wird, hat der<br />
Grand Prix von Monza mehr sportliches<br />
Interesse. An den beiden Veranstaltungen<br />
dürfte sich die internationale Rennfahrerelite<br />
mit seltener Geschlossenheit zusammenfinden,<br />
dabei werden die neuesten Wagenmodelle<br />
zu sehen sein. Wie man schon<br />
jetzt weiss, werden Nuvolari und Campari<br />
xpit Maserati-Monoposti an den Start gehen,<br />
während voraussichtlich die Scuderia Ferrari<br />
Fagioli, Brivio, Trossi und unter Umständen<br />
auch Chiron Alfa Romeo-Monoposti<br />
anvertrauen wird. Bugatti wird das mit<br />
höchster Spannung erwartete neue 2800<br />
ccm-Modell in Monza erstmals erproben, dabei<br />
werden Varzi und Dreyfus die voraussichtlichen<br />
Führer der neuen Maschinen sein.<br />
Siena hat in Monza den amerikanischen Düsenbergwagen<br />
zur Verfügung, den die Scuderia<br />
Ferrari vor einiger Zeit erworben hat.<br />
An bekannteren Einzelfahrern, die bis jetzt<br />
gemeldet haben, seien noch genannt : Graf<br />
Czaikowsky (Bugatti 4900 ccm). Sommer<br />
(Alfa Romeo), Borzacchini (Alfa Romeo),<br />
Zehender (Maserati-Monoposto), Lord Howe<br />
(X).<br />
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Luftfahrt<br />
Verstellpropeller für Flugzeuge.<br />
Schluss.) *)<br />
Eine Zwischenlösung auf dem Wege zum<br />
im Flug verstellbaren Propeller, die bereits<br />
gewisse Vorteile bietet, stellt schon der am<br />
Boden verstellbare Metallpropeller dar, wie<br />
er heute sehr häufig verwendet wird und den<br />
früher bevorzugten Holzpropeller stark verdrängt<br />
hat. Es ist nämlich ziemlich schwierig,<br />
einen passenden Propeller für ein neues<br />
Flugzeug auf Anhieb zu konstruieren. Anderseits<br />
ist der Propeller ein ziemlich teures<br />
Element und seine Herstellung dauert gerade<br />
bei der Holzschraube verhältnismässig lange.<br />
Man verzichtete deshalb in vielen Fällen darauf,<br />
sich systematisch eine passende Schraube<br />
auszusuchen, besonders wenn die nicht passenden<br />
anderweitig keine Verwertung finden<br />
konnten. Der am Boden verstellbare Metallpropeller<br />
erlaubt nun in verhältnismässig einfacher<br />
Weise, die am besten passende Einstellung<br />
der Blätter versuchsmässig festzustellen,<br />
was in vielen Fällen zu einem ganz<br />
erstaunlichen Gewinn an Leistungsfähigkeit<br />
der Flugzeuge führte. In Sonderfällen, wie<br />
z.B. beim Start aus engem Platz nach einer<br />
Notlandung, können durch ein Verstellen des<br />
Propellers die Flugleistungen dem augenblicklichen<br />
Bedürfnis angepasst werden.<br />
Die betriebserprobten amerikanischen Verstellpropeller<br />
sind nicht kontinuierlich über<br />
einen grösseren Winkelbereich verstellbar.<br />
Sie erlauben dem Piloten nur, die Propellerblätter<br />
im Flug nach Wahl in zwei Grenzlagen<br />
einzustellen. Die eine Grenzlage entspricht<br />
dann als Normallage dem Hauptbetriebszustand<br />
des Flugzeuges, und die Steigung<br />
wird z. B. bei Verkehrsflugzeugen so<br />
gewählt, dass im Horizontalflug gerade die<br />
im Dauerbetrieb zulässige Drehzahl und<br />
Motorleistung erreicht wird. Die andere<br />
Grenzlage entspricht dann einem Betriebszustand<br />
bei kleinerer Geschwindigkeit und<br />
der Verstellwinkel wird um so grösser gewählt,<br />
je nachdem, ob besonderer Wert auf<br />
gutes Steigen und grosse Gipfelhöhe oder auf<br />
*) Siehe auch «A.-R.» Nr. 69.<br />
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einen kurzen Start gelegt wird. Die Verkleinerung<br />
der Steigung und das Innehalten<br />
der Grenzlage mit kleiner Steigung erfolgt<br />
mit Oeldruck, der von den Schmierölpumpen<br />
des Motors geliefert wird. In die Grenzlage<br />
mit grosser Steigung werden die Propellerblätter<br />
durch Fliehgewichte gedrückt, die auf<br />
der Nabe angeordnet sind und mit dieser umlaufen.<br />
Wie gross die Vorteile eines derartigen<br />
Verstellpropellers sind, zeigen die Ergebnisse<br />
von Vergleichsflügen mit einem zweimotorigen<br />
Boeing - Schnellverkehrsflugzeug, von<br />
denen eines mit dreiflügligen festen Propellern,<br />
das andere mit zweiflügligen Verstellpropellern<br />
der Bauart Hamilton-Standard<br />
ausgerüstet war. Die Verstellpropeller waren<br />
nicht schwerer als die dreiflügligen festen<br />
Propeller und diese letzteren waren vor der<br />
Indienststellung der ersten Boeing-Flugzeuge<br />
auf Grund systematischer Versuche, wobei<br />
der Durchmesser, die Form, Zahl und Einstellung<br />
der Blätter verändert wurden, als<br />
beste Lösung anerkannt worden. Beide Flugzeuge<br />
erreichten im.Horizontalflug bei Vollgas<br />
in 1600 m Höhe eine Geschwindigkeit von<br />
295 km/St. Beim Start betrug die Drehzahl<br />
der Motoren mit Verstellpropellern 1930<br />
T/Min., im Moment des Abhebens gegen 1650<br />
T/Min, bei den festen Propellern, was eine<br />
Verkürzung der Startstrecke um 20 Prozent<br />
von 282 m auf 226 m im Mittel zur Folge<br />
hatte. Beim Steigflug betrugen die Drehzahlen<br />
in 1600 m Höhe 2150 gegen 1835 T/Min.,<br />
was die Steiggeschwindigkeit um 22 Prozent<br />
von 4,12 auf 5,01 m/Sek. erhöhte. Sehr günstig<br />
wirkt sich der Verstellpropeller auch<br />
beim Ausfall eines Motors aus, indem die verbleibende<br />
Motorleistung trotz der sich verringernden<br />
Geschwindigkeit gut ausgenutzt<br />
wird. Bei den Versuchen mit dem Boeing-<br />
Eindecker wurde mit festem Propeller und<br />
einem laufenden Motor eine Gipfelhöhe von<br />
600 m gemessen, mit dem Verstellpropeller<br />
betrug sie trotz einer um 200 kg oder 3,5 %<br />
des gesamten Fluggewichtes erhöhten Nutzlast<br />
1200 m. Dieser Fortschritt bedeutet einen<br />
wesentlichen Gewinn an Flugsicherheit.<br />
Interessant ist es, festzustellen, dass durch<br />
die Verwendung von Verstellpropellern auch<br />
die Reisegeschwindigkeit bei gleicher Maximalgeschwindigkeit<br />
gesteigert werden kann.<br />
Die Dauerleistung eines Motors ist begrenzt<br />
durch eine Drehzahl und eine Leistung, die<br />
nicht überschritten werden dürfen. Mit dem<br />
Verstellpropeller kann an beide Grenzen herangegangen<br />
werden, während beim festen<br />
Propeller im allgemeinen die im Dauerlauf<br />
zulässige Drehzahl erreicht wird, ohne dass<br />
mit Rücksicht auf die Start- und Steigleistungen<br />
die dabei zulässige Motorleistung ausgenutzt<br />
werden kann. Beim Boeing-Eindecker<br />
beträgt die Drehzahl im Reiseflug z.B.~ 20W<br />
Sie können es bei anbedeutenden Auslagen<br />
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ausmacht. Ein Teil dieses Gewinnes ist auch o L GÖ " sti^ Entwicklung des Luftverkehrs dtr<br />
auf den besseren Wirkungsgrad der Verstell- S^^iSSÄ^T M^J^SS!<br />
Propeller in diesem Betriebszustand zurück- haben mit aller Deutlichkeit gezeigt, dass trotz dauzuführen,<br />
SO dass man bei einer Reduktion ernd sehr schlechtem Wetter auf den grossen Linien<br />
der Reisegeschwindigkeit auf ebenfalls 260 nach dem Osten Norden, Westen und Südwesten<br />
km/St., weniger Betriebsstoff verbraucht als ^reZ^lZ^J^ZTZ^l^Z.<br />
mit den festen Luftschrauben.<br />
vom reisenden Publikum auch erkannt zu sein,<br />
Der im Flug verstellbare Propeller Wird denn gerade -während dieser ausgesprochenett<br />
Sich dank seiner Vorteile zweifellos sehr Schlechtwetterperiode war die Frequenz auf allen<br />
rasch durchsetzen, ähnlich wie sich sein Ver- ^ t " g i S ^ Ä » Sommerwetter« anwandter<br />
im Wasserturbinenbau, die Kaplan- fangs Juli setzte die Frequenz dann gewaltig ein,<br />
Turbine mit verstellbaren Lauf schau fehl, so dass die Rekordziffern, die 1932 erst im Monat<br />
trotz allen Widerständen und Bedenken. August erreicht wurden, in diesem Jahre schon<br />
wegen mangelnder Betriebssicherheit durch-<br />
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und mittlere Gefälle darstellt Az. ?ar 2042 Passagiere (1558). Aehniiche Steigerungen<br />
werden auch von den übrigen Flugplätzen ge»<br />
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rlllglUWl'y^M Was nun die einzelnen Linien anbelangt, m<br />
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Linien Bern - Zürich - Berlin, Zürich - Basdl -<br />
Luftfahrtausstellung in Mailand? Man beabsich- Amsterdam, Zürich - Basel - Paris - London,<br />
Genf<br />
tigt, der nächsten Mailänder Messe im September - L Von und Genf - Marseille _ Barcelona zu<br />
eine Luftfahrtausstellung anzuschliessen, die inter- melden, während in der Richtung nach Wien die<br />
national von verschiedenen Ländern mit Militär-, Frequenz eher etwas unter dem deutech-österrei-<br />
Zivil- und Sportmaterial beschickt werden soll. A chischen Konflikt zu leiden scheint. Ebenso ist auf<br />
allen innerschwcizerisohen Kurzstrecken eine Ver-<br />
Aussaat vom Flugzeug aus. Aus Russland wird mehrung des Personenverkehrs festzustellen,<br />
gemeldet, dass im kommenden Herbst erstmalig bei Der Postverkehr erfreut sich ebenfalls eines<br />
Leningrad der Versuch gemacht werden soll, Ge- sehr starken Zuspruches, bedeutende Mengen wurtreide<br />
vom Flugzeug aus zu säen. Probeweise soll den auf der innerschwedzerischen Postlinie Baselzunächst<br />
ein Gebiet von 10 Quadratkilometern auf La Ohaux-de-Fonds - Lausanne - Genf und der<br />
diese Weise bestellt werden. & internationalen Streck« Zürich - Basel - Frankfurt<br />
Nurflügel-Militärflugzeuge? Das von den eng- fördert die der Schweiz bekanntlich den Ahlischen<br />
Militärsachverständigen bekundete Interesse<br />
s ?^ss m das europäische Nachtluftpostnetz «,<br />
für das schwanzlose Westland-Hill-Flugzeug «Pterocüe<br />
. . -<br />
dactyl», wie die Tatsache, dass man eine vergrös- . ^ Frachtverkehr ist erfreulicherweise wieder<br />
serte Ausführung dieses Musters plant, beweisen, S?,, 1 «***!? Ana*hen festzustellen, nachdem du»<br />
dass die englische Militär-Luftfahrt den Gebrauch Weltwirtschaftskrise gerade dieser Tuansportkateschwanzloser<br />
Flugzeuge für die nähere Zukunft ins £ lm ktzten Jahre **«"*«»
N° 70 - <strong>1933</strong><br />
Neuartige Verkehrsbelehrung. Seit einigen<br />
Tagen ist der Besucher stadtbernischer Kinos<br />
in den Spielpausen eines Leuchtdiapositiv es<br />
gewahr, das in nüchternem Wortlaut für die<br />
allgemeine Verkehrserziehung wirbt. Verwundert<br />
erblickt es der Laie und sucht instinktiv<br />
nach der geschäftstüchtigen Firma,<br />
die sich dieses neuzeitlichen Propagandamittels<br />
zur versteckten Anpreisung ihrer<br />
Produkte, bedient. Kritisch prüft er den jeder<br />
Reklame baren Text und stellt schliesslich<br />
fest, dass sich der A.C.S.. Sektion Bern,<br />
und die Städtische Polizeidirektion Bern zusammengetan<br />
haben, um auf diese Weise für<br />
bessere Verkehrserziehung zu werben.<br />
Der hiesige Kinobesucher hat in den letzten<br />
Jahren manchen « Verkehrsfilm » zu sehen,<br />
bekommen und sich mit der Zeit ein<br />
eigenes Urteil über den Wert solcher Zeitdokumente<br />
zu bilden vermocht. Sie alle haben<br />
trotz ihrer sehr lobenswerten Absicht<br />
den Nachteil, dass das weitschichtige Gebiet<br />
des Strassenverkehrs in einigen hundert Metern-<br />
Filmstreifen erledigt werden muss und<br />
dass schliesslich nichts, oder nur sehr wenig<br />
haften bleibt. -Das Verkehrsklischee hingegen<br />
sucht schrittweise Boden. In eindringlicher<br />
Fassung will es sich in regelmässig<br />
wiederkehrenden Intervallen beim Publikum<br />
Gehör schaffen und bemüht sich anerkennenderweise,<br />
alle Arten Strassenbenützer vom<br />
Nutzen einer straffen Disziplin zu überzeugen.<br />
Die von der Sektion Bern des A.C.S. im<br />
Einverständnis mit der städtischen Polizeidirektion<br />
lancierten Klischees sind die ersten<br />
dieser Art in der Schweiz. Wenn diesmal<br />
Berti andern Schweizerstädten den Rang ablief,<br />
so ist dies zum grossen Teil der sympathischen<br />
Einstellung der stadtbernischen<br />
* Kinos zuzuschreiben, welche diese Lehrtexte<br />
kostenlos durchgehen lassen. Die gegenwärtig<br />
zur Durchgabe gelangenden Diapositive<br />
haben, mehr einführenden Charakter, mit der<br />
Zeff, sollen gewisse Einzelheiten aus dem<br />
alltäglichen Strassenverkehr zur Bekanntgabe<br />
gelangen. Das instruktive Vorgehen<br />
der beiden Verkehrsinteressenten verdient<br />
die Beachtung jedes Kinobesuchers und<br />
Strassenbenützers. h.<br />
Eine währschafte Tracht Prügel erhielt jener<br />
unglückselige und betrunkene Schaffhauser-<br />
Automobilist, der vergangene Woche<br />
eine Militärradfahrerkolonne auf der Strasse<br />
zwischen Ossingen imd Stamtnheim anfuhr.<br />
Der Fahrer, welcher nach durchzechter<br />
Nacht plötzlich grösste Eile hatte heimzukommen,<br />
stiess zuerst mit dem Automobil<br />
dies Kolonnenführers und dann mit einer<br />
grösseren Anzahl Radfahrer zusammen, so<br />
Steuererleichterung im Ausland. Von unseren<br />
Nachbarstaaten haben bekanntlich Italien<br />
und Deutschland in den letzten Monaten mit<br />
einer äusserst grosszügigen Strassenverkehrspolitik<br />
eingesetzt, die sich vor allem in einer<br />
weitgehenden fiskalischen Entlastung des gesamten<br />
Motorfahrzeugwesens äusserte. Die<br />
AUTOMOBIL-REVUE<br />
dass nicht weniger als 15 Mann von ihren<br />
Maschinen geworfen wurden und), es einen<br />
wirren Knäuel von Fahrrädern und Mannschaft<br />
absetzte. Bevor di© Polizei auf dem<br />
Platze eintraf und den stark alkoholisierten<br />
beiden Länder scheinen aber nicht auf halbem<br />
Wege stehen bleiben zu wollen, führen sie<br />
doch die staatlichen Massnahmen, welche eine<br />
weitere Belebung des Motorfahrzeugverkehrs<br />
zu bringen bestimmt sind, mit erstaunlicher<br />
Konsequenz weiter.<br />
So wurde in Italien ein neues Gesetz publiziert,<br />
welches vor allem der inländischen<br />
Automobilindustrie zu Hilfe kommen soll und<br />
das bestimmt, dass fabrikneue Personenwagen<br />
mit nicht mehr als 12 Steuer-PS<br />
und einem Kaufpreis, der 12 000 Lire nicht<br />
übersteigt, < steuerfrei sind, sofern sie vom<br />
Zeitpunkt der Veröffentlichung des Dekrets<br />
an bis zum 31. März 1934 in Verkehr genommen<br />
werden. Die Besitzer haben einzig eine<br />
Einschreibegebühr von 10 Lire zu entrichten.<br />
Auch für ältere Qrossfahrzeuge mit einer<br />
Steuerkraft von wenigstens 35 PS sind<br />
Steuererleichterungen vorgesehen, indem<br />
für solche Wagen, welche im August in Verkehr<br />
kommen, bis Ende des Jahres nur mehr<br />
9 /s* der Jahressteuer, für solche, die im Sep-<br />
Fahrzeuglenker samt seinen verantwortungslosen<br />
Kumpanen verhaftete, drückten- die<br />
Soldaten noch « handschriftlich > ihre Empörung<br />
über diese tolle Fahrerei aus. Jeder an-<br />
und für Fahrzeuge, die im Oktober in Vertember<br />
angemeldet werden,<br />
7 / 24 der Steuer<br />
ständige Autoführer, den dieser Unfall aufs kehr kommen K der Jahrestaxe zu entrichten<br />
sind. Man hofft, auf diese Weise einer<br />
tiefste empört haben wird, mag dem Fehlbaren<br />
diese handgreifliche Belehrung wohl grösseren Zahl von Besitzern älterer Nutzfahrzeuge<br />
die Möglichkeit zu geben, ihre<br />
gegönnt haben. Hoffentlich wirken Prügel<br />
und eine gesalzene Strafe gründlich ernüchternd<br />
auf sein umnebeltes Hirn. ß die reduzierten Steuern viel eher im<br />
Wagen wiederum in Betrieb zu nehmen, da<br />
Verhält-<br />
Erleichterung für die Bezahlung der aar-nigauischen Verkehrssteuern. Der Grosse Rat portmittel stehen, als dies bei den üblichen<br />
zum heutigen Verkehrswert dieser Trans-<br />
des Kantons Aargau genehmigte in seiner Ansätzen der Fall wäre. Sollte diese vorübergehende<br />
Massnahme die erhoffte ver-<br />
Sitzung vom 13. Juli einen. Kommissionsantrag,<br />
der in Abänderung der Eingaben der mehrte Inbetriebnahme älterer Schwerfahrzeuge<br />
bringen, so ist nach italienischen Mel-<br />
Verkehrsverbände und auch des regierungsrätlichen<br />
Vorschlages folgendes vorsieht: dungen die Regierung nicht abgeneigt, diese<br />
Motorfahrzeuge, die vor dem 3. März rä<br />
provisorische fiskalische Bevorzugung gebrauchter<br />
Wagen ab kommendem Neujahr<br />
den Verkehr gesetzt werden, haben die. Verkehrssteuer<br />
für das ganze Jahr zu entrichten,<br />
definitiv in Kraft zu setzen.<br />
nach dem 31. März für 9 Monate, nach Ende Aus Deutschland kommt anderseits die<br />
Juni die Hälfte, und nach Ende September Meldung, dass der Reichsrat die Herabsetzung<br />
der meisten Gebühren, welche mit<br />
noch ein Viertel des jährlichen Steuerbetrages.<br />
In der gleichen Sitzung wurde auch ein dem Motorfahrzeugwesen zusammenhängen,<br />
Postulat erheblich erklärt, das Gebührenfrei-<br />
mit Wirkung ab 20. August beschlossen hat.<br />
heit für alle Autobusse verlangt, die für ArbeitertransDorte<br />
bestimmt sind. hl. bühren fast durchwegs um die Hälfte herab-<br />
Durch die neuen Ansätze werden alle Ge-<br />
«!•«!>* gesetzt. Es betrifft dies die Taxen für Erteilung<br />
des Führerscheines, Zulassung von<br />
Kraftwagen, ärztliche Untersuchungen, Ausstellung<br />
von Gesundheitszeugnissen, Fahrprüfungen,<br />
Eintragung von Fahrzeugen, Umschreibungen,<br />
Nachprüfungen, sowie die Ab-<br />
Grosse Lastwagenbestellungen der deutschen<br />
Reichsbahn. Im Rahmen ihres diesjährigen<br />
BauproKrammes hat die Reichsbahn<br />
gabe der internationalen Führer r und Zulassungsscheine.<br />
B.<br />
Die amerikanische Automobilproduktion<br />
hat auch für den Monat Juni Rekordresultate<br />
gezeitigt. Es wurden in den Vereinigten<br />
Staaten und Kanada 260,165 Automobile<br />
hergestellt, ein Resultat, das seit dem Monat<br />
Mai 1931 nicht mehr erreicht worden ist<br />
(+37 %). Gegenüber dem Vormonat, der<br />
bereits ziemlich gut abgeschnitten hatte,<br />
stellt dies immerhin noch einen Vorsprung<br />
von 14,5 % dar. Die Optimisten, welche zu<br />
Beginn des Jahres voraussagten, dass die<br />
ÄlfföfabriRätion im ersten Semester die Millionengrenze<br />
übersteigen werde, haben demnach<br />
Recht behalten, indem in diesem Zeit^<br />
räume 1,045 Millionen Automobile hergestellt<br />
wurden, d.h.-14,8 % mehr als in ersten Halbjahr<br />
1932. An dieser Zunahme sind die beiden<br />
Fahrzeugkategorien fast gleichmässig beteiligt,<br />
da die Herstellung von Personenwagen<br />
eine Steigerung um 15,5 %, und die Fabrikation<br />
von Lastwagen eine solche von<br />
11,7% erfuhr. _ zV '<br />
Der italienische Äutomobil-Aussenhandel<br />
zeigte im Monat Mai eine vermehrte aktive;<br />
Bilanz, indem einer Einfuhr von 91 Automobilen<br />
im Wert von 1,5 Mill. Lire eine Aus-»<br />
fuhr von 625 Fahrzeugen gegenübersteht,-<br />
welche einen Wert von 5,7 Mill. Lire darstellen.<br />
'In den' ersten fünf Monaten dieses<br />
Jahres war die Einfuhr mit 338 Wagen für<br />
5,04 Mill. Lire wertmässig fast die nämliche v<br />
wie in -der gleichen Zeit des Vorjahres, da 1<br />
283 Fahrzeuge eingeführt wurden, welche mit-<br />
4,97 Mill. Lire zu Buche stehen. Auf der an--<br />
deren- Seite hat sich auch der Export belebt,<br />
und weist für die Zeit vom 1. Januar bis"<br />
31. Mai mit 3103 ausgeführten Wagen im<br />
Werte von 31,1 Mill. Lire eine wesentliche 1<br />
Zunahme auf. In der Vergleichsperiode des<br />
Vorjahres ;wurden nämlich nur 2295 Auto i<br />
mobile, welche mit 28,2 Mill. Lire fakturiert'<br />
waren, exportiert.<br />
In den ersten vier Monaten <strong>1933</strong>, in welchen<br />
2478 Wagen ins Ausland geliefert wurden,'<br />
erwies sich Spanien mit 356 Fahrzeugen als.,<br />
der beste ; Kunde, Polen steht mit 321 Einheiten<br />
an zweiter Stelle, während die Schweiz, 5<br />
die letztes Jahr den besten Kunden darstellte,<br />
mit 301 Fahrzeugen erst an dritter- Stellefolgt.<br />
Nennenswerte Bezüge weisen auch:<br />
Brasilien mit 193, Deutschland mit Yll und'<br />
Aegypten mit 144 -Wagen auf. z.<br />
nunmehr bei den deutschen Lastwagenfabri- '<br />
ken Aufträge für neue Fahrzeuge im Betrage<br />
von 17,5 Millionen Mark getätigt. Bei der<br />
Aufteilung der Aufträge wurde neben derf<br />
technischen Erfordernissen, welche an die<br />
Wagen, selbst gestellt werden, vor allem darauf<br />
Bedacht genommen, dass dadurch einer<br />
möglichst 1 grossen Zahl von Arbeitern neue*<br />
Beschäftigung verschafft werden konnte, Der'<br />
Auftrag ist um- so- wertvoller, als er den Fabriken<br />
erlaubt, die flaue Saison produktiv<br />
auszufüllen und die Betriebe auf alle Fälle'<br />
im bisherigen Ausmasse aufrecht zu erhalten.<br />
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II. Blatt<br />
BERN, 22. August <strong>1933</strong><br />
70<br />
BERN, 22. August <strong>1933</strong><br />
Ted*<br />
• Rundschau<br />
Welche Höchstgeschwindigkeit<br />
ist zu Lande erreichbar?<br />
Zu dieser Frage äusserten. sich kürzlich<br />
im englischen «Autocar» Oapt. J. S. Irving,<br />
Reid A. Railton und Sir Malcolm<br />
Campbell. Der Weltrekordmann Campbell<br />
ist jedermann bekannt. Captain Irving<br />
ist der Konstrukteur von Segraves<br />
«Golden Arrow», und Railton der Konstrukteur<br />
von Campbeils «Blue Bird».<br />
Capt. Irving betrachtet als höchst erreichbaren<br />
Wert, der mit einem Automobil<br />
erreichbar sein wird, eine Geschwindigkeit<br />
von 370 Meilen, das heisst 592 km<br />
pro Stunde. Unter einem «Automobil»<br />
will er dabei ein Fahrzeug verstanden haben,<br />
das sich lediglich mit Ausnützung<br />
der zwischen den Rädern und dem Boden<br />
wirksamen Adhäsion, und nicht etwa<br />
durch einen Propeller, fortbewegt. Zur Ermöglichung<br />
dieser Geschwindigkeit sind<br />
jedoch zum Teil sehr schwere Bedingungen<br />
an erfüllen.<br />
Eines der grössten Hemmnisse, die es zu<br />
überwinden gilt, stellt der Luftwiderstand<br />
dar. Selbst unter der Annahme, dass ein .<br />
3000 PS leistender Motor Verwendung findet,<br />
kann die oben erwähnte Geschwindigkeit<br />
nur unter der Grundbedingung erreicht<br />
werden, dass der Lui'twiderstandsfaktor<br />
des Wagens den Wert 0,35 nicht<br />
übersteigt.<br />
Was bedeutet dieser Luftwiderstandsfaktor?<br />
Setzt man in einem Windkanal<br />
einmal eine ebene Fläche und das zweitemal<br />
einen beispielsweise spindelförmigen<br />
Körper dem gleichen Luftstrom aus, wobei<br />
angenommen sei, dass der Körper einen<br />
Querschnitt von gleichem Inhalt aufweise<br />
wie die Fläche, so ist der auf den<br />
Der Weltrekord-Rennwagen Campbells teilweise aufgeschnitten. 1 = Luftansaugöffnung des Kompressors; 2 = Torsionsstütze der Vorderachse; 3 =<br />
Wasserbehälter; 4 = 2500-PS-Zwölfzylinder-Rolls Royce-Motor; 5 = Doppellenkung; 6 = Benzinbehälter; 7 = Wagenheber; 8 = seitlich versetzter Hinterradantrieb;<br />
9 = Dreiganggetriebe; 10 = Kupplung; 11 = Hilfsrahmen; 12 = Kompressor; 13 = Wagenheber; 14 = Kühler.<br />
Drittel des Luftwiderstandes seiner grossten<br />
Querschnittsfläche ausmacht.<br />
Bei den bisherigen Weltrekord-Rennwagen<br />
ist man trotz aller Berücksichtigung<br />
ein"" günstigen aerodynamischen<br />
Linienführung der Karosserie noch nicht<br />
annähernd an den Luftwiderstandsfaktor<br />
0,35 herangekommen. Im besten Fall, beim<br />
«Golden Arrow» 1929, betrug diese Verhältniszahl<br />
0,4, während sie beim Sunbeam<br />
1927 0,43, beim Blue Bird 1931 0,52<br />
und beim Blue Bird <strong>1933</strong> zuerst 0,7, dann<br />
0,54 betrug.<br />
Den Luftwiderstandsfaktor dadurch zu<br />
verbessern, dass man den Maximalquerschnitt<br />
des Wagens verringert, scheint<br />
vorläufig nicht möglich; schon bisher war<br />
die Karosserie den Motoren meist so<br />
knapp angemessen wie ein Handschuh einer<br />
Hand. Der einzigmögliche Weg ist<br />
wohl in absehbarer Zeit der, dass die Linienführung<br />
noch weiter verbessert und<br />
die Karosserie noch weiter von all den<br />
kleinen vorspringenden Hindernissen gesäubert<br />
wird, die Anlass zu Luftstauun-<br />
Körper ausgeübte Druck vielleicht lOmal<br />
geringer als der Druck auf die Fläche. gen und Luftwirbelbildungen geben.<br />
Der spindelförmige Körper hat in diesem Von welch ausserordentlicher Bedeutung<br />
der Luftwiderstand ist, kann man<br />
Fall einen Luftwiderstandsfaktor von 0,1.<br />
Beim Rennwagen bedeutet der angeführte daran ermessen, dass zur Ermöglichung<br />
Luftwiderstandsfaktor 0,35; dass der Luftwiderstand<br />
des ganzen Wagens, im Wind-<br />
schon eine Motorleistung von 4000 PS<br />
der oben angegebenen Geschwindigkeit<br />
kanal gemessen, nur etwas mehr als ein nötig wäre, wenn anstatt mit dem Luftwiderstandsfaktor<br />
0,35 mit dem Faktor<br />
0,45 gerechnet werden müsste. Da der Wagen<br />
durch den stärkeren Motor aber wieder<br />
schwerer würde, und auch aus Gründen,<br />
auf die weiter unten noch eingegangen<br />
wird, noch schwerer gebaut werden<br />
müsste, hätte er nicht mehr die Beschleunigung,<br />
wie sie zum Ausfahren der Maximalgeschwindigkeit<br />
auf einer der bis<br />
heute bekannten Strecken notwendig<br />
wäre.<br />
Die längste, bis jetzt erprobte Strecke<br />
für Weltrekordgeschwindigkeiten hat mit<br />
10 Meilen der Strand von Daytona. Der<br />
«Golden Arrow» von Segräve benötigte<br />
zum Erreichen einer Geschwindigkeit von<br />
200 Meilen eine Anfahrstrecke von 2 Meilen,<br />
zum Beschleunigen von 200 Meilen<br />
auf 240 Meilen waren aber nochmals 2<br />
Meilen Fahrstrecke erforderlich. Berechnet<br />
man den Bremsweg mit ebenfalls 4 bis<br />
5 Meilen, so ist, die zur Messung der Geschwindigkeit<br />
erforderliche weitere Meile<br />
ebenfalls eingerechnet, die verfügbare<br />
Distanz schon fast voll ausgenützt. Ein<br />
Wagen, der die Geschwindigkeit von 370<br />
Meilen erreichen können soll, muss infolgedessen<br />
ein viel grösseres Beschleunigungsvermögen<br />
haben. Von grösster<br />
Wichtigkeit ist dafür ein möglichst geringes<br />
Wagengewicht.<br />
Anderseits darf ein gewisser Raddruck<br />
nicht unterschritten werden, weil sonst<br />
die Adhäsion der Räder zur Uebertragung<br />
der vollen Leistung und zur sicheren Führung<br />
des Fahrzeuges nicht ausreicht. Um<br />
eine Leistung von 3000 PS auf den Boden<br />
zu übertragen, ist theoretisch ein Raddruck<br />
von 1665 kg erforderlich, vorausgesetzt,<br />
dass der Adhäsionskoeffizient 0,7 beträgt.<br />
Praktisch muss jedoch mit dem<br />
doppelten Raddruck gerechnet werden,<br />
wenn sich die Räder auch dann, wenn der<br />
Wagenboden Unebenheiten überspringt,<br />
nicht allzusehr leer durchdrehen sollen<br />
(beim Blue Bird Campells betrug der<br />
Schlupf der Räder etwa 20 Prozent). Mit<br />
Rücksicht auf die Richtungsstabilität des<br />
Wagens müssen aber die Vorderräder um<br />
mindestens 80 Prozent des auf den Hinterrädern<br />
ruhenden Gewichtes belastet werden.<br />
Man kommt dabei für das nur hinten<br />
angetriebene Fahrzeug zu einem Totalgewicht<br />
von rund 6 Tonnen. Dieses Gewicht<br />
ist wiederum viel zu hoch, um auf<br />
Strecken von der zur Verfügung stehenden<br />
Länge genügend rasch beschleunigt<br />
zu werden. Es wird deshalb nichts übrig<br />
bleiben, als dass man den Antrieb auf die<br />
vier Räder verteilt. Der Wagen erhält ein<br />
Gesamtgewicht von zirka 3330 kg und beschleunigt<br />
fast doppelt so rasch wie der<br />
Wagen mit nur Hinterradantrieb.<br />
Damit er genügend Fahrstabilität be-<br />
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07
10 AUTOMOBIL-REVUE <strong>1933</strong> - N° 70<br />
sitzt, müssen die Räder ungefähr doppelt<br />
so stark belastet sein, als es lediglich zur<br />
schlupffreien Uebertragung der Motorleistung<br />
notwendig wäre. Es ist jedoch<br />
weiter erforderlich, dass das Fahrzeug<br />
auch aerodynamisch stabil ist. Die Karosserie<br />
muss so geformt werden, dass der<br />
Wagen durch den Luftzug etwas gegen<br />
den Boden gedrückt wird, und zwar soll<br />
der Abtrieb hinten grösser sein als vorn,<br />
damit die Hinterräder nach einem Sprung<br />
des Wagens den Boden zuerst wieder be-i<br />
rühren. Die Seitenflächen müssen so bemessen<br />
sein, dass der Druck-Mittelpunkt<br />
eines Seitenwindes hinter dem Wagenschwerpunkt<br />
liegt, damit der Wagen auch<br />
«iü. der Luft» seine Richtung beibehält.<br />
Diese Anforderungen bedingen die Anwendung<br />
einer Leitfläche möglichst weit<br />
hinten am Wagenhinterende.<br />
Damit das Fahrzeug nicht in Nickschwingungen<br />
gerät, muss der Radstand<br />
mindestens 4,5 Meter betragen, und zur<br />
seitlichen Stabilität ist eine Spurweite<br />
von. mindestens 1,60 Meter erforderlich.<br />
Die Baukosten eines solchen Wagens betrügen<br />
ungefähr 500,000 Franken, wovon<br />
einzig auf die Windkanal-Versuche 25,000<br />
Pranken entfielen.<br />
Vom Konstrukteur Railton wird im übrigen<br />
•speziell auf die Notwendigkeit der<br />
Schaffung besserer Bremsen hingewiesen.<br />
Trommelbremsen, wie sie bisher benützt<br />
•wurden, sind fast wirkungslos und vermindern<br />
auch noch den Luftwiderstand<br />
der Räder in sehr unerwünschter Weise.<br />
Räiltort denkt sich die Lösung dieses Problems<br />
in einer Art Uebertragungsbremse<br />
mit Wasserkühlung, wobei die Bremskühlung<br />
mit der Motorkühlung verbunden<br />
würde.<br />
Eine ausserordentlich schwierige Aufgabe,<br />
die es schliesslich noch zu lösen<br />
gäbe, wäre die Konstruktion genügend<br />
widerstandsfähiger Reifen. Bei Geschwindigkeit<br />
von 480 km/St, strebt jeder<br />
Quadratzentimeter des Gummibelages sich<br />
mit einer Kraft von 25 kg von der Leinwandunterlage<br />
loszureissen. Um eine einigermassen<br />
zuverlässige Bindung zwischen<br />
dem Gummiprotektor und der Leinwandunterlage<br />
sicherzustellen, macht man<br />
schon heute die Gummiauflage bei derartigen<br />
Rennreifen nur millimeterdick. Es<br />
versteht sich yon selbst, dass die Widerstandsfähigkeit<br />
solcher Reifen gegen Abnützung<br />
aber nur sehr gering sein kann.<br />
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'ein Kühler mit kaustischer Soda gereinigt werden?<br />
Welche Mengen Soda sind in Wasser aufzulösen?<br />
J B. in Z.<br />
Antwort: Bei der Soda, die, in Wasser gelöst,<br />
zur Kühlerreinigung verwendet werden kann,<br />
sbandelt es sich nicht um sog. kaustische Soda,<br />
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Anderseits wird die Beanspruchung der<br />
Reifen bei einem Weltrekord-Rennwagen<br />
auch durch Stösse ungeheuer gesteigert.<br />
Man kann annehmen, dass diese Art der<br />
Beanspruchung ungefähr mit der dritten<br />
Potenz der Geschwindigkeit zunimmt.<br />
Beim Ueberfahren eines kleinen Hindernisses'<br />
kommt die Federung des Fahrzeuges<br />
kaum zur Auswirkung, und jeder<br />
Stein übt auf den Reifen einen ähnlichen<br />
Schlag aus, wie ein Hammer mit einer<br />
Tonne Gewicht. ,<br />
Campbell hält es für möglich, dass er<br />
selbst in absehbarer Zeit noch eine Geschwindigkeit<br />
von 300 Meilen erreichen<br />
werde. Dann, bemerkt er, betrachte er jedoch<br />
seine Aufgabe als erfüllt und werde<br />
sich endgültig von Weltrekordversuchen<br />
zurückziehen. m.<br />
Abschliessbarer Haubenriegel. Manche Automobilisten<br />
ziehen es vor, ihre Motorhaube 1<br />
versperrbar zu haben, meist um den Diebstahl<br />
von den rasch abmontierbaren elektrischen<br />
Apparaten, die Entnahme von Benzin<br />
Der absemiessbare<br />
Baubenriegel.<br />
usw. zu verhindern, manchmal auch vwn unbefugten<br />
Augen das Spionieren unter der<br />
Motorhaube zu wehren, insbesondere bei<br />
Rennen. Der abgebildete sperrbare Haubenriegel<br />
löst das Problem in unauffälliger<br />
Weise.<br />
ar.<br />
Diesel-Autobus in Manchester. Die Stadt<br />
Manchester hat nach erfolgreichen Experimenten<br />
mit einem Ganzmetall-Diesel-Omnibus<br />
eine Bestellung von 30 Wagen der gleichen<br />
Versuchsreihe aufgegeben. Während bei den<br />
alten, noch im Verkehr stehenden Typen 52<br />
Fahrgäste befördert werden können, ist es<br />
möglich, in den neuen Doppeldeckern 56 Passagiere<br />
unterzubringen. Eine Konstruktion^<br />
des gegenüber den alten Modellen leichteren,.<br />
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Antwort 8795. Hermetic für Zylinderkopfdichtung.<br />
Hermetic ist als Dichtung für Zylinderköpfe<br />
gänzlich ungeeignet, da es die Hitze der Explosionen<br />
nicht aushalf, sondern herausgbrannt<br />
wird und somit seine dichtende Wirkung vollständig<br />
verliert. Wenn Sie den Zyilinderkopf nach<br />
20,000 km abmontieren, dann dürfen Sie ruhig wieder<br />
eine neu© Kupferasbestdichtung verwenden.<br />
Aber auch bei früheren Demontagen lohnt es sich<br />
oft, eine neue Dichtung einzusetzen. Durch die<br />
Hitze, den Pruck und die langsam© Abkühlung<br />
wird nämlich das Kupfer hart; verwendet man die<br />
Dichtung wiederum, dann liegt sie nicht mehr<br />
gleich auf, das Kupfer schmiegt sich nicht mehr in<br />
die feinsten Rillen und die Abdichtung wird daher<br />
verschlechtert. Anderseits wird die Diohtung beim<br />
Wegnehmen oft leicht beschädigt. Wird sie wieder<br />
verwendet, dann passiert es oft, dass sie an einer<br />
Stelle durchbläst und dann doch noch ersetzt werden<br />
muss. diesmal aber zuzüglich neue Montagekosten.<br />
Es ist uns ein Fall bekannt, wo eine ganz<br />
winzige Beschädigung einer solchen Dichtung dem<br />
.Wasser das Eindringen in den Kompressionsraum<br />
nicht verhindern konnte und durch einen Wassertropfen<br />
ein Auspuffventil entzweibrach. Als Notbehelf<br />
kann man die alte Dichtung sorgfältig ausglühen<br />
und abschrecken, damit das Kupfer wieder<br />
weich wird. Sicherer fahren Sie aber immer mit<br />
einer neuen Dichtung, deren Kosten immer kleiner<br />
sind als die einer eventuellen Reparatur.<br />
C. P. B.<br />
Frage 8814. Wasser im Benzinbehälter. An<br />
einem Samstagabend Hess ich in einer gedeckten<br />
Garage Benzin einfüllen. Im Laufe des Sonntags,<br />
nachdem der Wagen wiederholt strömendem Regen<br />
ausgesetzt war, bemerkte ich, dass die Verschlussklappe<br />
nicht mehr aufgeschraubt und der Tank<br />
somit offen gelassen worden war. Ich habe schon<br />
öfters gehört, dass schon eine geringe Menge<br />
Wasser im Benzin zu Betriebsstörungen Anlass<br />
geben könne. Wie lässt sich das eingedrungene<br />
Wasser wieder entfernen, und wie werden auftretende<br />
Störungen behoben? 0. K. in G.<br />
Antwort: Grössere, in den Benzinbehälter<br />
eingedrungene Wassertnengen werden am besten<br />
entfernt, indem man zuerst die Ablassverschraubung<br />
unten am Tank öffnet und den ganzen<br />
Tankinhalt auslaufen lässt. Um die letzten Reste<br />
Wasser unschädlich zu machen, wird der Behälter<br />
darauf noch mit möglichst hochprozentigem<br />
Alkohol ausgespült. Bleiben schliesslich auch<br />
noch einige Reste von Alkohol und Wasser zu-<br />
- rück; so verbinden sich diese nun gegenseitig, und<br />
nachher auch wieder mit dem Benzin, und können<br />
keinen .Anlass zu Störungen mehr geben.<br />
Das abgelassene Benzin darf natürlich nur<br />
nach vorheriger Filterung durch ein Hirschleder<br />
wieder in den Behälter zurückgeschüttet werden.<br />
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mit ihm in Berührung kommenden Stoffe, besonders<br />
den Lack, sehr stark angreift.<br />
Von der Waschsoda wird ca. M kg in 10 bis<br />
15 Liter Wasser aufgelöst. Diese Lösung belässt<br />
man dann ungefähr 24 Stunden im Kühlsystem,<br />
worauf sich der Kesselstein gelöst hat und als<br />
Schlamm abgelassen werden kann. Schliesslich<br />
wird das Kühlsystem noch gründlich mit Wasser<br />
ausgespült.<br />
Im Handel sind jedoch zur Kühlerreinigung<br />
auch Spezialpräparate mit z. T. noch rascherer<br />
Wirkung erhältlich. Adressen solcher Präparate<br />
wurde Ihnen bereits brieflich mitgeteilt. at.<br />
Frage 8816. Ueberlaufen des Vergasers. Ich<br />
habe an einem Postauto, das täglich zwei Bergfahrten<br />
zu machen hat, einen neuen bekannten<br />
Vergaser eingebaut, der jedoch Benzin verlor. Zuerst<br />
glaubte ich an Undichtigkeit des Nadelventils<br />
und wechselte dasselbe aus, nachher ste'.lte<br />
mir die Lieferfirma einen ganz neuen Vergaser<br />
probeweise zur Verfügung. Alles nützt nichts.<br />
Der Vergaser überläuft nur nach der Bergfahrt,<br />
und zwar nach dem Abstellen erst nach ca. 6 bis<br />
8 Minuten, solange bis der Vakuum-tApparat (fünf<br />
Liter) leer ist. Nach einer Talfahrt hat der Vergaser<br />
noch selten getropft. Nun suchte ich zuletzt<br />
den Fehler zu beheben, indem ich den Vakuum-Apparat<br />
versetzte und die Auspuffleitung isolierte,<br />
weil ich vermutete, der Vergaser überlaufe<br />
infolge der ziemlich hohen Motorwärme. Der gewünschte<br />
Erfolg blieb jedoch aus; der Vergaser<br />
überläuft wie vorher, -wenn der Wagen die Bergtour<br />
gemacht hat. Sonst ist er absolut dicht. Ich<br />
rouss zugeben, dass ich mir trotz zwanzigjähriger<br />
Erfahrung hier nicht mehr zu helfen weiss. Es<br />
interessiert mich, ob nicht vielleicht jemand schon<br />
dieselbe Erfahrung gemacht hat und den Fehlet<br />
kennt? F. F. in B.<br />
Antwort: Dem Umstand nach beurteilt,<br />
das« die Verluste nur nach der Bergfahrt vorkommen,<br />
scheint die- Störung doch irgendwie mit<br />
einem durch die Erhitzung des Motors verursachten<br />
Ueberdruck im Leitungssystem zusammenzuhängen.<br />
Ob das zutrifft, können Sie übrigenß<br />
leicht feststellen, indem Sie das nächste Mal beim<br />
Ueberlaufen des Vergasers den Ablaufhahn des<br />
Vakuumförderers schliessen und die Verbindungsleitung<br />
zum Vergaser am Vakuum-Apparat abschrauben.<br />
Hört der Brennstoffverlust sofort auf,<br />
so war er ziemlich sicher durch einen Ueberdruck<br />
im Leitungssystem verursacht. Tropft der Vergaser<br />
aber solange weiter, bis auch das in der<br />
Leitung noch vorhandene Benzin abgeflossen ist,<br />
dann wäre der Fehler am Vergaser zu suchen.<br />
Ein Ueberdruck im Leitungssystem kann dann<br />
Zustandekommen, wenn die Oeffnung oder das<br />
Ventil, das den unteren Behälter des Vakuumapparates<br />
mit der Aussenhift verbinden soll, verstopft<br />
oder unwirksam ist. Gewöhnlich befindet<br />
eich die Entlüftungsöffnung des erwähnten Behälters<br />
in einer Schraube auf dem oberen Band<br />
des Vakuumapparates.<br />
Ist die Entlüftung aus irgendeinem Grund unwirksam,<br />
so genügt auch eine Isolation des Vakuumapparates<br />
und der Leitungen nicht, um Störungen<br />
vorzubeugen. Das Benzin wird trotzdem<br />
noch genügend warm, um in grösseren Mengen zu<br />
verdunsten und so einen Ueberdmck hervorzurufen,<br />
der auch ein gut abdichtendes Vergaser-<br />
"Wa rlalirnn t%} »um Vnrea rrnn l-ifi«rrt «f<br />
A.G. AUTO-PARTS S.A.<br />
ZÜRICH, August <strong>1933</strong>.<br />
Firma!<br />
Wir beehren uns, Ihnen mitzuteilen, dass wir unter der<br />
Bezeichnung<br />
A.G. AUTO-PARTS S.A.<br />
ZÜRICH 1<br />
in den Räumlichkeiten der ehemaligen Auto-Ersatzteile A.-G.<br />
ein Geschäft für<br />
Auto-Ersatzteile und -Zubehör<br />
eröffnet haben. Unser Prinzip wird es sein, ausschliesslich<br />
Reparaturwerkstätten, Vertretungen und Garagen zu<br />
beliefern. Ein reich assortiertes Lager, das den Bedürfnissen<br />
entsprechend ausgebaut werden soll, steht zu Ihrer<br />
Verfügung.<br />
Gleichzeitig war es uns möglich, die Mitarbeit der<br />
Herren H. Aeberli und P. Cappelli zu gewinnen, deren<br />
langjährige Erfahrungen und Tätigkeit in der Branche<br />
Ihnen einen fachmännischen Service garantieren.<br />
Wir hoffen, Sie recht bald zu unserer ständigen Kundschaft<br />
zählen zu dürfen und begrüssen Sie in dieser Erwartung<br />
hochachtungsvoll<br />
Automobil-Revue. Bern.<br />
A.G. AUTO-PARTS S.A.<br />
Zukaufen, gesucht<br />
Lastwagen<br />
3—4 Tonnen, wenig gebraucht, nur in allerbestem<br />
Zustande, Erstellungsjahr nicht vor 1931. Offerten<br />
mit detaillierten Angaben nur von erstem Besitzer<br />
an Poetfach 528, St. Gallen.
Bern, Dienstag, 22. August <strong>1933</strong> III. Blatt der „Automobil-Revue" No. 70<br />
Camping<br />
Agnes Debrit.<br />
Vergangene Woche wurde bekanntlich bei<br />
Caux ob Montreux das I. Schweizerische Auto-<br />
Camping durchgeführt. Bei dieser Gelegenheit<br />
sei der folgenden reizvollen Skizze gerne Raum<br />
gewährt:<br />
In Aegypten hatte er es kennengelernt.<br />
Weite Strecken mussten dort zurückgelegt<br />
werden, mit dem Auto, auf Kamelen, da war<br />
nirgends mehr eine Gaststätte zu finden gewesen,<br />
und willig nahm die afrikanische Erde<br />
jeweilen das leichte und doch sichere Zelt<br />
und ihre müden, braungebrannten Körper auf.<br />
Und herauf stieg die Nacht der Wüste, kalt,<br />
aber wolkenlos, winderfüllt, doch ohne<br />
Feuchtigkeit. Schlaf schien nur ein Einswerden<br />
mit Sand und Stein und Sternen.<br />
Nach Europa zurückgekehrt, sollte die<br />
ganze Familie, mit der er häufig zu reisen<br />
gewohnt war, für das Camping begeistert<br />
werden. Bei den Kindern war das mehr als<br />
leicht, aber die Frau! Wenn man schon Mutter<br />
von drei halberwachsenen Kindern ist,<br />
plötzlich Nomadengewohnheiten annehmen<br />
müssen, den Picknickzustand dauernd werden<br />
lassen, auf hundert kleine Sächelchen,<br />
Komfort genannt, mehrere Tage hintereinander<br />
verzichten, freiwillig verzichten wollen<br />
— jede kann das nicht. Aber sie liebte<br />
ihren Mann, sie liebte ihn fast wie ein grosses<br />
Kind, und wie eine geduldige, nachsichtige<br />
Mutter gab sie seinem ungestümen Drängen<br />
nach. Es wurde beschlossen, den älteren<br />
Sohn, der im Ausland weilte, mit dem<br />
Wagen abzuholen und dabei andauernd, ob<br />
Regen, ob Mondschein, draussen zu kampieren.<br />
Erst sollte aber noch eine kürzere Probefahrt<br />
in der heimatlichen Umgebung stattfinden.<br />
Gegen die Billigkeit dieses Verfahrens für<br />
eine Familie von mehreren Personen war ja<br />
nichts einzuwenden. Auch das Zelt durfte<br />
sich sehen lassen: es stammte aus der englischen<br />
Armee, war in Aegypten erprobt worden<br />
und bot Raum für bequem drei, unbequem<br />
vier Betten. Ein hübscher, gedeckter<br />
Vorraum Hess sich noch davor aufbauen, der<br />
Boden war ebenfalls mit einem wasserdichten<br />
Tuch besetzt, und überhaupt war alles<br />
selbstverständlich wasserdicht und windsicher.<br />
Dass zum Aufrichten zwei Stunden<br />
benötigt wurden und ebensoviel zum Abbrechen,<br />
war wohl langweilig, aber man ging<br />
eben mit der Sonne schlafen und stand mit<br />
ihr auf. Nicht als ob sie keine Leuchtgelegenheit<br />
gehabt hätte, o nein: eine richtige<br />
biblische Ampel brannte an der Decke des<br />
Vorraumes, ein mildes Licht verbreitend (jedoch<br />
etliche Mücken anziehend), und wenn<br />
noch das Klapptischchen und die so bequemen<br />
Klappfauteuils — alle auch aus der englischen<br />
Armee! — dazu aufgestellt waren,<br />
klar die Luft und voller Sterne der Himmel,<br />
konnte man es richtig gemütlich nennen. Und<br />
wer sagte vorhin, es fehle an Komfort? Es<br />
waren doch Klappbetten da, mit rechten<br />
Matratzen, warmen Decken und Kissen —<br />
fast konnte man nicht begreifen, wie dies<br />
alles auf dem Dach des Wagens Platz fand!<br />
So stellte er sich eines Abends im Garten<br />
seines Freundes ein. Dieser bot ihm Gastfreundschaft<br />
im Hause an, was empört zurückgewiesen<br />
wurde. Wie, unter der alten<br />
Ulme, im frischgeschnittenen Grase, diesen<br />
herrlichen Campplatz sollte er sich entgehen<br />
lassen? Der Wagen wurde hereingeführt,<br />
und rasch begannen Vater und jüngster Sohn<br />
— die Tochter war diesmal noch zu Hause<br />
geblieben — das graue Ungetüm aufzurichten,<br />
während die Mutter, gemütlich mit den<br />
Freunden plaudernd, zusah, in ihrem Herzen<br />
über alle Massen froh, dass sie wenigstens<br />
kein Abendessen zuzubereiten hatte. Denn<br />
es war des Campings zweite Nacht, und sie<br />
spürte die erste noch in allen Gliedern und<br />
in den Augen den ausgefallenen Schlaf. Aber<br />
der Mund lief über von den Herrlichkeiten<br />
des Naturlebens, von der Lieblichkeit des<br />
Bächleins, an dessen Rande sie gelagert, von<br />
der Frische des Vogelsanges am Morgen,<br />
und weiter in diesem Ton. Die Kinder liefen<br />
zusammen, halfen, schrien und bewunderten,<br />
in den Fenstern der Nachbarhäuser standen<br />
die Leute und bestaunten das Treiben. Dann<br />
nahte die Nacht, eine mitteleuropäische<br />
Nacht, vollgesogen von Feuchtigkeit, obschon<br />
der Himmel heiter war. Die Nomadenfamilie<br />
verkroch sich in ihr Zelt, lange waren<br />
ihre Stimmen noch hörbar, und die Kinder<br />
im Hause Hessen ihren Gelüsten freien<br />
Lauf und Wollten auch ein Zelt haben. «Lasst<br />
sie erst wiederkommen», sprach der weise<br />
Vater.<br />
Nach zehn Tagen, von denen einige regenreich<br />
gewesen, kamen sie wieder. Bleich<br />
und übernächtig sah die Frau aus, von Magenschmerzen<br />
geschüttelt war der Sohn,<br />
wollte nichts essen, sondern warf sich sofort<br />
ins Gras, wo er einstweilen liegen blieb. Nur<br />
der Vater lächelte vergnügt und schickte<br />
sich an, das Lager vom Wagen abzuseilen.<br />
Diesmal fragte sein Freund nicht viel, erwähnte<br />
nur rücksichtsvoll und dringend die<br />
in den Ferien gänzlich unbesetzten Betten<br />
bei ihnen oben, worauf sie zögernd, immer<br />
mit einem Seitenblick auf ihren Mann, erwiderte:<br />
«Ja, der Junge sollte diese Nacht doch<br />
in einem richtigen Bett schlafen, sonst wird<br />
er mir noch krank, und ich, ja — ich— war<br />
letzte Nacht sehr durch sein Unwohlsein gestört<br />
— ja, ich nehme für mich gerne an —<br />
und du?» — «Ich?» rief ihr Mann dann fröhlich<br />
aus, «ich! Nun, wenn ihr mich alle im<br />
Stiche lasst, dann werde ich mein Bett hier<br />
auf der Terrasse aufschlagen, und das wird<br />
noch meine schönste Nacht unter europäischem<br />
Himmel werden!»<br />
So geschah's. Die altmodische Mutter und<br />
der moderne Sohn krochen mit gleicher<br />
Freude in das hölzerne Innenbett, sich mit<br />
Inbrunst jeder wohnlichen Bequemlichkeit,<br />
als da sind: Fussboden, Teppiche, Badezimmer<br />
und weiter, vermählend; der Vater aber<br />
schlug jegliche Freundesangebote und Kompromisse<br />
in den Wind, trug, als alle ins<br />
Haus gegangen waren, sein Lager auf die<br />
geräumige Terrasse und legte sich hin, das<br />
Gesicht zu den Sternen gerichtet, mit denen<br />
er in Afrika eine nicht mehr zu lösende Verbindung<br />
eingegangen war. Es kam eine gütige,<br />
für unser Klima milde Nacht und die<br />
Schatten des mächtigen Rebstockes zeichneten<br />
feine Formen auf die helle Hauswand :<br />
eine Palme, die im Nachtwind zitterte.<br />
Als ihn aber der Freund eine Woche später<br />
in seiner Stadt besuchte und nicht recht<br />
wusste, sollte er nach der Auslandreise fragen<br />
oder nicht, fand er die ganze Familie<br />
Benita<br />
Da zieht sie hin, die « Benita », ein feiner,<br />
weisser Rauchstreif am Himmel. Bald<br />
wird auch er verschwunden sein.<br />
Ich halte noch die Rosen in Händen, die<br />
ich dem Mädchen zum Abschied schenken<br />
wollte. Alle Rosen unseres Gärtchens habe<br />
ich heute früh für sie gebrochen, obgleich<br />
sie sich wenig aus Blumen macht. Nun<br />
vergass ich, da ich sie anschaute, ihr die<br />
Rosen zu geben. Wo lasse ich sie jetzt?<br />
Bring ich sie heim, so wird meine Mutter<br />
mich schweigend ansehen — nein!... Ich<br />
gebe sie den Wassern, über die ihr Schiff<br />
jetzt gleitet. Hei — da treiben sie fort<br />
zwischen den Oelflecken, geschwärztem<br />
Holz und Tang...<br />
Ein Jahr ist vergangen, seit ich dem<br />
Mädchen zum erstenmal begegnete — wir<br />
reisten gemeinsam auf diesem selben<br />
Schiff — von Oslo aus, wo sie an einem<br />
Wettschwimmen teilgenommen hatte. Der<br />
Wind riss lockige Strähnen aus ihrem<br />
dichten, scharzen Haar. Auf der Brust<br />
trug sie ein mir bekanntes Sportabzeichen.<br />
Das gab mir Mut, sie zu fragen...<br />
„. r So begann es. Der Tag war frisch und<br />
sonnig, der Abend kühl, die Hiacht sternklar.<br />
Ich hatte sie in meine Reisedecke<br />
gehüllt, und sie erzählte mir von ihrem<br />
Leben: dass sie in meiner Vaterstadt<br />
wohne, Waise und zwanzig Jahre alt sei.<br />
Obwohl sie wie fünfzehn aussah. Und dass<br />
sie Benita heisse, Benita, ebenso wie das<br />
Schiff. Das wäre komisch. Und dass sie<br />
sich ernsthaft überlege, ob a sie heiraten<br />
solle oder nicht.<br />
— Ja, die Frage wäre wohl reiflichen<br />
Nachdenkens wert. Ob sie denn schon jemand<br />
lieb hätte, fragte ich.<br />
— Das nicht! O keinesfalls! (und sie<br />
lachte laut und herzlich). Aber sie wolle<br />
doch Kinder haben, vor allem Jungens!<br />
Jungens wären so nett. Aber auch einige<br />
Mädchen. Schwestern übten zuweilen einen<br />
günstigen Einfluss auf verwildernde<br />
Brüder aus. Auch sie besässe zwei Brüder.<br />
Wir trennten uns fortan nicht mehr,<br />
nahmen die Mahlzeiten zusammen, blick-<br />
atemlos beschäftigt: Mutter und Tochter<br />
nähten an einem zweiten Zelt, aus so dichtem<br />
Stoff, dass er kaum eine Nadel, geschweige<br />
denn einen Regentropfen durchlassen<br />
mochte, und Vater und Sohn hantierten<br />
mit Holz und Säge: «Sieh doch, wie famos!<br />
Das gibt einen Kasten für unsere Küchenbatterie,<br />
der wird seitlich aufs Trittbrett<br />
aufgeschnallt! Uebermorgen fahren<br />
wir!»<br />
Kein Zweifel, das Camping hatte gewonnen:<br />
Europa war durch Afrika besiegt worden.<br />
* * *<br />
ten stundenlang eng aneinandergelehnt<br />
über die Reeling, träumten Hand in Hand<br />
auf Liegestühlen in das Abendrot hinaus.<br />
Das Meer leuchtete weithin, die Schraube<br />
stampfte und rauschte. Möven streiften<br />
uns fast im Fluge...<br />
Dann war der Hafen da, dieser Hafen,<br />
an dem ich jetzt noch stehe... Und ich<br />
küsste ihre tiefgebräunte Hand, nein, ihre<br />
beiden Hände, denn sie hatte versprochen,<br />
uns zu besuchen, meine Mutter und mich.<br />
Ich sehe sie noch zwischen ihren Koffern<br />
im Wagen stehen und mir winken.<br />
Ich selbst kam auf stundenlangen Umwegen<br />
erst nach Hause, denn ich wollte<br />
ungestört und ungefragt ihrer gedenken<br />
dürfen. — Benita, sagte ich vor mich hin,<br />
Benita. Gibt es einen Namen, der mehr<br />
Klang und Farbe, mehr Geheimnis und<br />
Verheissung enthielte als dieser: Benita!<br />
F E I U B L L E T O N<br />
Der geheime Kampf<br />
Von Philipp Klein.<br />
(Fortsetzung aus dem Hauptblatt.)<br />
«Ich? Na ja! Ich habe Pech gehabt. Lungenschuss<br />
vor drei Monaten. Ich bin ja soweit<br />
wieder recht mobil, aber ganz ist das<br />
noch immer nicht in Ordnung. Vielleicht, dass<br />
ich im Sommer wieder hinauskann. Vorerst<br />
fällt mir jede körperliche Anstrengung noch<br />
Techt schwer. Aber nun sprich von dir, Eberhard<br />
!»<br />
«Da ist nicht allzuviel zu erzählen. Als ich<br />
vor sechs Jahren drüben landete, ging es mir<br />
anfangs ja nicht am besten. Das Uebliche :<br />
Tellerwaschen, Kellner, Barbier und so. Ich<br />
schlug mich aber glücklicherweise bald nach<br />
dem Westen und zur Landwirtschaft. Fand<br />
einen deutschen Farmer, der mich förderte —<br />
| übrigens auch ein Adeliger, und Offizier gewesen<br />
—, pachtete dann selber ein Unternehmen<br />
und hatte Glück damit. Seit zwei Jahren<br />
gehörte es mir.»<br />
«Bist du verheiratet?»<br />
«Auch. Aber, du weisst, mit den Weibern<br />
habe ich immer eine unglückliche Hand gehabt.<br />
Sie ist Amerikanerin — na: schliesslich<br />
hat sie ja auch einiges Verdienst daran, dass<br />
ich den ganzen Krempel zu Geld machte. Seit<br />
zwei Monaten sind wir geschieden.»<br />
«Kinder?»<br />
«Nein. Glücklicherweise. Jedenfalls hat die<br />
Frau es mir noch ganz besonders zum Bewusstsein<br />
gebracht, dass mein Platz augenblicklich<br />
nicht in Amerika ist. Und dafür<br />
habe ich ihr dankbar zu sein.»<br />
«Hast du dich drüben bei der Botschaft gemeldet?»<br />
«Nein. Das ist der sicherste Weg, hoppgenommen<br />
zu werden. Soviel weiss man jetzt<br />
in U. S. A. überall. Nein: ich bin mit einem<br />
schwedischen Getreidekahn als Kohlentrimmer<br />
herübergefahren, natürlich mit einem<br />
falschen Pass, und über die dänische Grenze<br />
hereingekommen — mit meinem richtigen<br />
Pass. Man hat mir verdammt viel Aufmerksamkeit<br />
erwiesen, muss ich sagen. Die Engländer<br />
haben fünfmal auf hoher See grosses<br />
Interesse für mich gezeigt, aber schliesslich<br />
konnten sie mir doch nichts nachweisen. Na<br />
— und da bin ich also!»<br />
Der Major schwieg einen Augenblick. Dann<br />
sagte er:« Und was gedenkst du nun zu tun?»<br />
«Mich zur Verfügung zu stellen, — selbstverständlich!»<br />
«Hast du bedacht, dass du als gemeiner<br />
Soldat einrücken müsstest?»<br />
«Allerdings. Die Charge ist mir ja aberkannt<br />
worden. Aber ich habe geglaubt — nimm mir<br />
das, bitte, nicht übel! — dass unter den augenblicklichen<br />
Verhältnissen...»<br />
«Lieber Eberhard — wenn du diese Hoffnung<br />
gehabt hast, dann muss ich dich bitter<br />
enttäuschen. Wir haben ähnliche Fälle zu<br />
Dutzenden gehabt: alle Gesuche um Wiederverleihung<br />
des Offiziersranges sind abschlägig<br />
beschieden worden. Die Bestimmungen<br />
bestehen nun einmal...»<br />
«Und müssen dementsprechend befolgt dir: das Herz tut mir weh, wenn ich an die<br />
werden! Es hat sich also nichts geändert! Millionen denke, die dazu verdammt sind, in<br />
Ich habe das schon bemerkt, als ich mich bei Dreck und Blut und Grauen zu vegetieren,<br />
dir anmelden Hess. Bestimmungen! Veffügun- wie kein Tier vegetiert!»<br />
gen! Erlässe! Dass die ganze Welt gegen «Wenn Millionen dazu verdammt sind —<br />
einander aufgestanden ist, ändert natürlich warum soll ich eine Ausnahme machen? Das<br />
nichts an den Bestimmungen. Ich habe vor sehe ich nicht ein!»<br />
sechs Jahren mehr Schulden gemacht, als ich «Weil du deinem Vaterland vielleicht an<br />
bezahlen konnte. Damals war der Gardeoffi- anderer Stelle tausendmal mehr nützen<br />
zier eine Dekoration, und es war durchaus in kannst, als in dieser Hölle!»<br />
Ordnung, dass man mir die Charge aberkannt Eberhard Hatzberg hob den Kopf und sah<br />
hat. Denn Offiziere mit übergrossen Schul- fragend nach dem Bruder. «An anderer<br />
den sind nicht dekorativ. Heute braucht man Stelle? Ich verstehe nicht...»<br />
dringend Offiziere, aber — da sind die Be- «Ich möchte dir einen Vorschlag machen,<br />
Stimmungen! Reden wir nicht mehr darüber Eberhard. Aber du musst mir versprechen,<br />
— ich mach dir ja auch keinen Vorwurf. Ich nicht aufzubrausen, wenn er dir im ersten Anwende<br />
also als gemeiner Soldat einrücken!» genblick — wie sage ich gleich? — unwürdig<br />
«Dazu möchte ich dir nicht raten», sagte scheint!»<br />
der. Major nach einer Pause. «Du hast ja «Bitte!»<br />
keine Ahnung davon, was das bedeutet. Ich «Du hast doch dein altes Sprachtalent<br />
weiss,-was Schützengräben sind, und ich sage noch?»<br />
Alkohol und Coffein<br />
Sie kam, kam oft. Schliesslich regelmässig<br />
an jedem Sonntag. Sie wurde unser<br />
Hauskind. Meine Mutter gewann sie lieb.<br />
Nach den lang ausgedehnten Mittagessen,<br />
die meine Mutter so gut zu bereiten versteht<br />
und die Benita zur Freude der alten<br />
Dame ausgiebig anerkannte, veranstaltete<br />
das Mädchen in unserem grossen Garten<br />
Langläufe mit mir, oder wir turnten, in<br />
Ermangelung von Geräten, an dem etwas<br />
schadhaften Zaun, übten uns bisweilen<br />
auch im Hoch- und Weitsprung. Sie war<br />
mir in allem überlegen. Sie war ja auch<br />
jung, so jung noch, während ich die Vierzig<br />
schon überschritten habe und mein<br />
Haar zu ergrauen beginnt... Abends sass<br />
sie dann artig neben meiner Mutter auf<br />
dem Sofa und nähte. Das ging langsam<br />
und verursachte ihr Mühe, aber sie wollte<br />
es durchsetzen, erklärte sie, und ihr Mund<br />
begleitete jeden Stich mit munteren Bemerkungen<br />
und witzigen Redensarten.<br />
Wann habe ich meine Mutter je so lachen<br />
hören wie über Benitas Schnurren? Acln<br />
war das eine Zeit! Die Wochen flogen auf<br />
die Sonntage zu, und die Sonntage stiegen<br />
hastig, leuchtend und prasselnd wie Raketen<br />
auf und überschütteten uns mit im-<br />
ng<br />
gesetzt. Alkohol kann die Wahrnehmungs- und Entschlussfähigkeit<br />
herabsetzen. Coffein kann durch seine erregende Wirkung zu «Entscheidungskurzschluss»<br />
führen. Das eine ist für den Autofahrer so<br />
gefährlich wie das andere.<br />
Sicherheit zuerst! Darum den eoffeinfreien Kaffee Hag!<br />
Kaffee Hag, der feine echte Bohnenkaffee, ist coffelnfrel<br />
und vollkommen unschädlich.<br />
nd
14 AUTOMOBIL-REVUE <strong>1933</strong> - 70<br />
mer herrlicheren, immer überraschenderen<br />
Strahlengarben.<br />
Dann gab es den Maiball im Vereinshaus.<br />
Benita hatte noch nie einen Ball<br />
besucht und machte sich die verwegensten<br />
Vorstellungen davon. Tanzen könne sie —<br />
sie hätte sich darin bereits auf mehreren<br />
Sportfesten geübt. Sie übernähme es sogar<br />
ruhig, einen Dauertanz zu veranstalten,<br />
so sechs bis sieben Stunden in einem Atem<br />
— o, sie hätte ein kräftiges Herz! Und<br />
Tanzen ermüde doch nicht!<br />
Ich zweifelte daran, ihren Anforderungen<br />
gewachsen zu sein. Ich befürchtete,<br />
sie würde sich am Ende mit mir langweilen.<br />
Ich sprach mit meiner Mutter.<br />
« Lade doch den jungen Maler aus Oslo<br />
ein », riet sie mir, «du wolltest dich doch<br />
ohnehin seiner annehmen.»<br />
Merkwürdig, dass mir das nicht früher<br />
eingefallen war! Oslo gab doch für die<br />
beiden gleich eine nette Anknüpfung!<br />
Kurz vor dem Ball reiste meine Mutter<br />
zur Kur ins Ausland.<br />
Er sah sehr gut aus, der junge norwegische<br />
Maler: gross, schlank und blond.<br />
Auch er trug das Sportabzeichen. Darüber<br />
hatten die zwei sich allerhand zu berichten.<br />
Er tanzte, wie es seinen Jahren entsprach.<br />
Benita war hingerissen. Sie dankte<br />
mir. Immer wieder. Es wäre unirdisch,<br />
so über alles Sagen schön, beteuerte sie.<br />
Sie tanzten unentwegt, während ich, am<br />
Tisch sitzend, ihnen die Plätze frei hielt<br />
und dauernd für erfrischende Getränke<br />
Sorge trug. Dazwischen schenkte Benita<br />
mir einen langsamen Walzer. «Danke»,<br />
sagte sie unvermittelt mit entzücktem<br />
«Ich glaube wohl.»<br />
«Du sprichst —?»<br />
«Französisch, Englisch — allerdings mit<br />
amerikanischem Akzent. Russisch, Schwedisch<br />
und Italienisch. Spanisch und Portugiesisch.»<br />
«Also — du wirst dich nicht ärgern, Eberhard?»<br />
«Ich bin doch kein Kind, Egbert! Das Aergern<br />
habe ich mir längst als unzweckmässig<br />
abgewöhnt. Ich bin nur gespannt.»<br />
Der Major gab sich einen Ruck. «Weisst du,<br />
was die Abteilung III B ist?»<br />
Aufbliek und schmiegte sich dicht an<br />
mich.<br />
Der Maler musste das Fest schon vor<br />
Schluss verlassen. Ich fragte Benita, ob<br />
auch wir gehen sollten. O nein, nun sei sie<br />
so ins Tanzen hieingeraten, nun wolle sie<br />
nicht fort. Und wir tanzten den ausgiebig<br />
langen Kehraus zusammen. Ich kann<br />
nicht leugnen, dass ich ein wenig atemlos<br />
war, worüber sie lachte.<br />
Als ich Benita nach Hause bringen<br />
wollte, lehnte sie sich an mich und bat:<br />
« Lass uns zu dir gehen. Ich bin noch gar<br />
nicht müde, und meine Leute schlafen...<br />
dann ist es immer so einsam dort.»<br />
Ich wollte sie daran erinnern, dass<br />
meine Mutter ja fort sei. Dann unterliess<br />
ich es und nahm sie mit.<br />
In jener Nacht blieb sie da...<br />
Nun wartete ich ihrer Abend für<br />
Abend. Aber sie kam nicht mehr. Benita,<br />
wo bleibst du? Benita, fühlst du nicht, wie<br />
meine Sehnsucht dich ruft, meine Liebe<br />
nach dir dürstet?<br />
Dann traf ihr Brief ein, kurz und unbeholfen.<br />
(Sie hatte mir einmal gestanden,<br />
dass sie das Schreiben verabscheue.) — Sie<br />
sei aufs Land gefahren, teilte sie mit. Sie<br />
hätte unbedingt hinaus gemusst aus Stadt<br />
und Staub. Es wäre ja Sommer, und da<br />
käme es immer über sie. Es wäre schön<br />
dort. Die Bäume wären gleich grünen<br />
Fackeln, und es wimmelte von Anemonen<br />
und Sternblumen ... Der Maler wäre übrigens<br />
auch da. Sie hätten sich schon auf<br />
dem Ball verabredet •..<br />
Meine Mutter kehrte aus dem Ausland<br />
«Abteilung IIIB — wart' einmal: ist das<br />
nicht das Spionagebureau?»<br />
«Die Nachrichtenabteilung, willst du sagen,<br />
Eberhard!»<br />
«Ein anderer Name für die gleiche Sache.<br />
— Nun — was ist es mit dieser ominösen Abteilung?»<br />
»Ich bin mit dem Chef dieser Abteilung befreundet,<br />
Eberhard. Es ist der Oberst Nicolai<br />
— du dürftest ihn kaum kennen. Ich habe<br />
einigen Einblick in die Arbeitsmethoden dieser<br />
Abteilung, und ich habe meine Ansicht<br />
über ihren Wert gründlich revidiert. In dieser<br />
Abteilung arbeiten nämlich auch sehr ehrenwerte<br />
Menschen. Du denkst natürlich:<br />
Spionage — das ist etwas Verächtliches. Man<br />
ist ja gewohnt, den Spion als ausserhalb der<br />
Gesetze stehend zu betrachten. Man hängt<br />
ihn kurzerhand auf, wenn man ihn erwischt,<br />
nicht wahr? Ich gebe zu, dass vielfach Leute<br />
sich zu diesem gefährlichen Beruf hergeben,<br />
die nicht mehr wert sind. Aber richtig gesehen,<br />
ist der Mann, der sich aus reinem Patriotismus<br />
bereitfindet, unter steter Lebensgefahr<br />
wichtige Erkundigungen in Feindesland<br />
oder in neutralen Ländern zu wagen,<br />
auch etwas wert. Was hältst du davon?»<br />
Eberhard Hatzberg dachte einen Augenblick<br />
nach. «Wenn ich dich recht verstehe»,<br />
sagte er dann, «schlägst du mir vor* fnioh<br />
etwa dieser Abteilung IIIB zur Verfügung zu<br />
stellen?»<br />
«Missversteh mich nicht, Eberhard! Ich<br />
schlage dir das nicht vor. Ich mache dich<br />
nur darauf aufmerksam, dass es nach meiner<br />
Meinung für dich weit besser und für das Vaterland<br />
weit nützlicher wäre, wenn du deine<br />
aussergewöhnlichen Sprachkenntnisse und<br />
deine doch gewiss grosse Gewandtheit im internationalen<br />
Verkehr nicht im Schützengraben<br />
verkommen Messest. Ueberleg dir das<br />
zurück. Wo Benita geblieben seit — Verreist.<br />
— 1 Wann sie wiederkehre? — Bald!<br />
Ach, war das ein Sommer! Die Wochen<br />
dehnten sich endlos zu den Sonntagen hin,<br />
und die Sonntage wurden Ewigkeiten in<br />
Erwartung und Verzicht. Wie still und<br />
verödet war es bei uns geworden, seit sie<br />
nicht mehr kam. Meine Mutter und ich<br />
wussten nicht, worüber wir sprechen sollten<br />
...<br />
Sie blieb den Juni über fort.. Auch den<br />
Juli und August. Der Sommer war heiss,<br />
schwül und niederdrückend.<br />
Als der erste Purpur ins Weinlaub<br />
stieg, stand sie eines Sonntags vor uns.<br />
Ihr Haar umfasste weich ihr liebes Antlitz,<br />
ihre Haut war braun wie Sepia, ihre<br />
Augen sanft wie die eines Rehs.<br />
T— Ja, sie fahre nun morgen mit dem<br />
Maler nach Oslo. Aber zuvor habe sie uns<br />
noch einmal wiedersehen wollen. Sie sei<br />
mir ja so dankbar — unaussprechlich<br />
dankbar... Sie wäre über alles Mass, über<br />
alles Begreifen glücklich! Vor einem Jahr<br />
hätte sie solchen Ueberschwang sich nicht<br />
träumen lassen!<br />
« Wirklich? » fragte ich. « Sagtest du<br />
damals nicht, dass du heiraten wolltest?»<br />
Sie lacht unbefangen und herzlich. « Ja<br />
— ja! Was ich für ein Schaf war damals!<br />
mal, und wenn du glaubst, den Gedanken<br />
nicht von vornherein abweisen zu sollen, dann<br />
bin ich gerne bereit, dich mit dem Obersten<br />
Nicolai bekanntzumachen, der sich zufälligerweise<br />
augenblicklich für ein paar Tage in<br />
Berlin aufhält. Gefällt dir die Sache nicht —<br />
der Schützengraben läuft dir nicht weg.»<br />
«Ich glaube, ich brauche keine besondere<br />
Bedenkzeit», sagte Eberhard Hatzberg nach<br />
einigem Zögern. «Es ist wohl möglich, dass<br />
ich wirklich Nützliches 'leisten könnte.<br />
Schliesslich habe ich ja auch noch soviel militärischen<br />
Blick, dass ich weiss, worauf es<br />
ankommt.»<br />
«Eben. Das ist es Ja. Allerdings: gefahrvoll<br />
ist dieser Dienst, und äussere Ehren sind<br />
kaum zu erringen.»<br />
«iDarart liegt mir nichts. Ganz ehrlich, Egbert:<br />
ich bin wirklich aus Liebe zum Vaterland<br />
zurückgekommen. Und —vielleicht kann<br />
man mich doch auch noch brauchen!»<br />
«Das meine ich auch.»<br />
«Mach mich also mit dem Oberst bekannt<br />
— vorausgesetzt natürlich, dass du nicht etwa<br />
meinetwegen Schwierigkeiten bekommst.»<br />
«Was denkst du — so ist es nun wieder<br />
Wie töricht, wie unwissend! Ein Balg! »<br />
Ich blicke sie an. Sie ist jetzt einundzwanzig<br />
Jahre alt und sieht aus wie fünfzehn.<br />
Ihre Wangen sind gerötet. Sie presst<br />
meine Hände.<br />
« Danke — » flüstert sie in hingebender<br />
Glut, « — o, danke — »<br />
Und nun habe ich die beiden hinausbegleitet,<br />
den jungen, blonden Maler aus<br />
Oslo und das Mädchen, welches den gleichen<br />
Namen trägt wie das Schiff — nein,<br />
wie der sehmale Rauchstreifen dort am<br />
Horizont, der sie immer weiter hinwegträgt.<br />
Sein Kurs geht, nach Oslo. Von dorther<br />
kam ich vor einem Jahr mit ihr...<br />
Benita — später Traum meines herbstlichen<br />
Lebens, nie noch träumte ich einen,<br />
der weher war.<br />
J.B.<br />
Der diesjährige Nobelpreis.<br />
Laut einem Bericht der Nobelstiftung werden<br />
die Nobelpreisgewinner in diesem Jahre<br />
1421 schwedische Kronen weniger erhalten,<br />
als die Preisträger im Jahre 1932. Jeder<br />
Preis wird in diesem Jahre 170.331 Kr. betragen.<br />
Die kleine Verminderung des Preises<br />
ist durch die Verschlechterung in der<br />
Verzinsung der Investierungen der Nobel-<br />
Stiftung hervorgerufen worden. Anderseits<br />
aber ist der Hauptpreisfond um rund 167,000<br />
auf 31,709,034 Kr. gestiegen. • Um.<br />
Die enttäuschte Schönheitskönigin.<br />
Frl. Raymonde Allain, die Schönheitskönigin,<br />
die sich Frankreich vor fünf Jahren erkor,<br />
hat ihre Memoiren herausgegeben. Titel:<br />
« Wahre Geschichte einer preisgekrönten<br />
Schönheit. > Von der triumphierenden<br />
Stimmung, die damals diese schönste Französin<br />
umgaukelte, ist nichts mehr zu merken.<br />
Man verlangte von ihr — so klagt Raymonde<br />
— mir ein mechanisches Puppenlächeln;<br />
von dem Augenblicke an aber, als sie<br />
künstlerischen Ehrgeiz verriet, wurde sie abgetan.<br />
Die schöne Raymonde ist der Ansicht,<br />
der ganze Schönheitskonkurrenzenrummel<br />
verderbe nur die Charaktere.<br />
(Merkt sie es auch schon ?) K.K.<br />
nicht! Einiges haben wir ja wohl in der letzten<br />
Zeit gelernt !><br />
«Gut! Ich will dich jetzt nicht länger stören<br />
...»<br />
«Ach — da sorg dich" nicht. Was ich hier<br />
mache, ist nicht so wichtig — jeder intelligente<br />
Kompagnieschreiber könnte das auch.<br />
Ich muss mich eben damit trösten, dass ich<br />
noch ein halber Krüppel bin. Wo bist du abgestiegen?»<br />
«In einem ganz kleinen Hotel in der Hedemannstrasse.<br />
.Qerolsteiner Hof oder so. Ich<br />
bin übrigens erst heute früh angekommen.»<br />
«Ich kann dich leider nicht bitten, mein<br />
Gast zu sein, denn ich wohne selber im Hotel.<br />
Im, .Preussischen Hof an der Königgrätzer<br />
Strasse. Ich möchte dir vorschlagen, heute<br />
abend gegen acht in die alte Weinstube von<br />
Bergner zu kommen — du kennst sie doch<br />
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N° 70 - <strong>1933</strong> AUTOMOBIL-REVUE 15<br />
EDIEiro<br />
II.'<br />
Nichts liebt die Frau so sehr am Manne,<br />
wie seine Kindlichkeit, die ihre Mütterlichkeit<br />
weckt, und nichts hegt sie so liebevoll,<br />
wie seine Unbeholfenheit, an der<br />
sich ihm ihre Unentbehrlichkeit beweist.<br />
Wie gerne spielt sie ihm den Epheu vor,<br />
der sich um die starke Eiche schmiegt,<br />
und er merkt es gar nicht, wie listig sie<br />
es erreicht hat, dass sich eigentlich die<br />
starke Eiche an den Epheu schmiegt.<br />
Noch immer weiss Delila am besten, wo<br />
Simson zu packen ist: sie allein kennt die<br />
Schwächen des Starken, sie weiss, wie<br />
man seine Kräfte und seinen männlichen<br />
Stolz zu beschneiden hat, und. sie bringt<br />
ihm «seinen Schlafrock und die Mütze,<br />
dass er nicht im Kalten sitze.»<br />
Warum fühlt sich die dümmste Frau<br />
dem klügsten Mann überlegen? Und nicht<br />
bloss die dümmste. Gibt es eine Frau, die<br />
nicht heimlich über den Mann lächelt?<br />
Gibt es zwei Frauen, die, wenn sie vom<br />
Mann sprechen, nicht lächelten? Was gibt<br />
der Frau dieses Bewusstsein ihrer Ueberlegenheit?<br />
Weil sie längst eingesehen, hat, dass<br />
Sieg und Niederlage für beide eines sind,<br />
wenn er immer noch an der altmodischen<br />
Einteilung festhält und sie ihn sich heiss<br />
um einen vermeintlichen Sieg mühen<br />
sieht, der ihm längst konzediert ist.<br />
Weil sie ihn zu gut versteht und die<br />
lächerliche Diskrepanz zwischen seinen<br />
Riesenplänen, gedanklichen Konzeptionen<br />
und seiner Verantwortung für das Ganze<br />
einerseits und seiner Hilflosigkeit im<br />
Kleinen und vor dem Wirklichen, seiner<br />
Abhängigkeit von Gewohnheiten und Bequemlichkeiten<br />
andererseits überschaut.<br />
Weil sie in seinem Eigentlichen ihn eigentlich<br />
doch nicht versteht und mit<br />
nachsichtigem Lächeln als individuelle<br />
Schrulle und Liebhaberei passieren lässt,<br />
was für ihn Lebenssinn und Notwendigkeit,<br />
Gebot seines intellektuellen Gewissens<br />
und die innere Sicherheit bedeutet,<br />
nicht ohne Folge gelebt zu haben.<br />
Und weil sie es für klug hält, wenigstens<br />
im Einzelnen ihre Ueberlegenheit zu<br />
*) Siehe auch Autler-Feierabend No. 68<br />
HDace s SE a ir IE<br />
re/^au<br />
Frauenkunde<br />
Arthur Kahane.<br />
spüren und spüren zu lassen, da sie klug<br />
genug ist, auch die dümmste, zu wissen,<br />
dass zu guter Letzt und im allgemeinen,<br />
und wenn's darauf ankommt, der Mann<br />
ja doch der Ueberlegenere ist.<br />
Am willigsten beugt sich die Frau vor<br />
der Ueberlegenheit jener männlichen Eigenschaften,<br />
die ihr die fremdesten und<br />
in ihrer unbegreiflichen Simplizität die<br />
gefährlichsten sind. Denn das Simpelste<br />
ist am schwersten zu begreifen, und alles<br />
Fremde erscheint gefährlich.<br />
Die Frau, die bewundernd zu Manneskraft<br />
und Mannesbrutalität aufschaut,<br />
hält sich für besonders kompliziert und<br />
glaubt an die Anziehung der Gegensätze,<br />
ohne zu ahnen, dass hier ihre Simplizität<br />
sich von der fremden bluffen lässt.<br />
In all ihrer Kompliziertheit steht sie<br />
der Pflanze, dem Tier, dem Kinde näher<br />
als der Mann. Darüber kann die differenziertere<br />
Form nicht wegtäuschen, die den<br />
geringeren Inhalt deckt und sich auf Kosten<br />
des Inhaltes entwickelt hat.<br />
Von Inhalten weniger gestört, lebt sie<br />
vegetativer und selbstverständlicher. Sie<br />
gehorcht, da sie nicht, wie der Mann, in<br />
der Kette der Entwicklung steht, lediglich<br />
den Notwendigkeiten der eigenen Natur,<br />
der Gegenwart und des Augenblicks.<br />
Was bei dem Manne Wille ist, wird bei<br />
ihr Wunsch. Und da sie sich durch Impuls<br />
und Form bestimmen lässt, empfindet<br />
sie sentimental und gesellschaftlich,<br />
wo der Mann sozial denkt.<br />
Der Begriff einer bewussten, systematischen<br />
und allseitigen Entwicklung ist spezifisch<br />
männlich. Die Frau kennt den stufenweisen<br />
Aufbau eines Lebens nicht. Sie<br />
kennt die Entwicklung in die Tiefe nicht<br />
(womit natürlich nicht gesagt sein soll,<br />
dass nicht auch Frauen tief denken und<br />
tief fühlen können). Wie Frauen als<br />
Künstlerinnen in der Reproduktion, in<br />
Ornament, Fläche, Zeichnung, Psychologie<br />
stecken bleiben, während ihnen die<br />
dreidimensionalen Künste: Architektur,"<br />
Symphonie, Drama, Regie, versagt siriä?<br />
so gestalten sie ihr Leben auch nicht allseitig,<br />
sondern dekorativ. Die Frau wächst<br />
wie die Pflanze. Sie blüht, gedeiht, trägt<br />
Frucht und welkt. Schon im Kinde regt<br />
sich die Mütterlichkeit. Was sie werden<br />
kann, ist sie schon, und was sie einmal<br />
war, bleibt sie immer. Entwicklung ist<br />
mehr als Wachsen, ist Entwachsen, Herauswachsen,<br />
über sich Hinauswachsen, ist<br />
sten sich selbst. Sie vermag alles zugleich<br />
und alles in einem zu sein: Kind, Backfisch,<br />
Jungfrau, Braut, Geliebte, Frau und<br />
Mutter. Selbst in der Grossmutter noch<br />
sind Kind und Backfisch lebendig. Darum<br />
wirkt die Frau bunter, proteusartiger,<br />
verwandlungsfähiger, weil sie eigentlich<br />
verwandlungsunfähig ist. Fast jede Frau<br />
bleibt in einem ihrer Stadien stecken, das,<br />
ihr unbewusst, immer wieder durch alle<br />
anderen durchbricht: Im Leben fast jeder<br />
Frau gibt es das eine entscheidende Erlebnis,<br />
das ihr, körperlich und seelisch,<br />
ihre Form gibt, und jedesmal, wenn sie<br />
ganz sie selbst und im Zentrum ihres Wesens<br />
angerührt ist, schimmert diese Form<br />
durch alles, was späteres Schicksal in ihr<br />
Gesicht eingezeichnet hat, wie die ursprüngliche<br />
Handschrift eines Palimpsestes,<br />
leuchtend durch.<br />
Um dieses Aufleuchten zu erleben, lohnt<br />
es, zu lieben.<br />
Es gibt keine Frau, die nicht wenigstens<br />
etwas hätte, um dessentwillen man sie<br />
lieben müsste.<br />
Die Frauen richtig zu behandeln, ist<br />
eine grosso Kunst, selten wie alle grosse<br />
Kunst. Ganz lernt man sie nie.<br />
Am richtigsten behandelt sie, wer sie<br />
gar nicht behandelt, sondern sich an ihnen<br />
freut, wie sie sind.<br />
Das alles werden unsere Schuljungen<br />
lernen. Aber ich fürchte, mit der Theorie<br />
ist es nicht getan: Man wird Empirie und<br />
Experiment zu Hilfe nehmen müssen.<br />
(Schluss.)<br />
Neue, interessante<br />
Herbststoffe<br />
Die Weberei gehört zu den vornehmsten<br />
Industrien; staunend sehen wir, wie vielseitig<br />
sie arbeitet und wie sie es versteht, aus einzelnen<br />
ursprünglich einfachen Bindungen<br />
immer wieder Neues abzuleiten und Stoffe<br />
von einem merkwürdig reichen Effekt hervorzubringen.<br />
Eine mit allen möglichen chemischen<br />
Mitteln arbeitende Hilfsindustrie steht<br />
ihr zur Seite. Schon die Färbeverfahren sind<br />
sehr vielseitig, dazu kommen noch eigentliche<br />
Ausrüstindustrien, wie die mit Aetzmitteln<br />
arbeitende Veredlung, die diesen Sommer den<br />
bekannten Glasbattist und den Crepe Oudor<br />
zu einem, so sehr in Paris begehrten Artikel<br />
gemacht hatten. Heute ist auch das Cireverfahren<br />
wichtig; immer noch wird auch der<br />
RToucher peau d'ange, der den Stoffen etwas<br />
-'Glacelederartiges gibt, in der Kunstseidenindustrie<br />
verwendet.<br />
Wenn wir heute von neuen Stoffen reden,<br />
so denken wir an die neuen, aus verschiedenen<br />
Arten von Fäden hergestellten Mischgewebe.<br />
Die Vermengung von reiner Seide<br />
mit Kunstseide hat weitere Fortschritte gemacht.<br />
Damit werden ganz ungewohnte, aber<br />
vornehme Effekte erzielt. Glänzende Seide<br />
und matte Kunstseide tauchen zusammen sowohl<br />
in mehr oder weniger glatten Geweben<br />
auf, wie in all den charakteristischen Saisonneuheiten,<br />
deren Reliefs eine so eigenartige<br />
Note besitzen. Daneben werden wieder einmal<br />
die Lames kultiviert, die aus echten<br />
Gold- und Silberfäden mit Naturseide hergestellt<br />
werden. Diese Metallfäden tauchen<br />
als feine Punkte auf, sie beleben die Reliefs<br />
der Gewebe, rahmen sie wohl auch ein oder<br />
schimmern uns aus dem Grund entgegen, dabei<br />
die Farben mildernd; adoucir = versüssen,<br />
sagt die Pariserin hiefür.<br />
Es werden Ottomans gebracht mit schweren<br />
Querrippen, die ausgezeichnet zu Abendcapes<br />
und eleganten Mänteln passen, andere<br />
haben feinere Traverslinien und dienen zu<br />
Kleidern, Blusen oder Ensembles. Längere<br />
Zeit haben wir wirklich schöne Ottomans vermisst,<br />
oder sie trugen die Kennmarke «für<br />
ältere Damen », die als « rotes Tuch » wirkte.<br />
Hier begegnen wir einem Gemisch von Wolle<br />
mit Seide, mitunter auch mit Kunstseide. Wir<br />
erwähnen ferner beidseitig brauchbare Seidenstoffe,<br />
die Satins double faces, die in zwei<br />
Farben gehalten sind, wobei die Bärbung des<br />
Musters auf der einen Seite den Fond der<br />
andern bildet. Wieder etwas anderes sind<br />
doppelseitige Gewebe mit Unioberseite und<br />
mehrfarbig gestreifter Abseite. Aus solchen<br />
Stoffen lassen sich wirklich jugendliche Kleider<br />
herstellen. Dann sind alle möglichen<br />
Matelasses zu erwähnen, mit verschiedenartigen<br />
Reliefs, deren Grund von durchlaufenden<br />
Goldfäden schimmert, sie steigern den<br />
Cloqueeffekt oder betonen allfällige Dessins.<br />
Wichtig sind die Failles, worunter auch<br />
Crepeeffekte verstanden sind. Weiter werden<br />
seidene Cöteles gezeigt, mit Fischgräten<br />
belebt, und es erscheinen Diamanteffekte in<br />
kleinen Jacquardmusterungen. Ferner wird<br />
der eine oder andere Crgpe mit stark reliefierten<br />
Längsrippen durchzogen. Weiche,<br />
neue, glänzende Satins in Kunstseide wie in<br />
reiner Seide machen sich den Abend streitig.<br />
Die Broches nehmen am Wettlauf teil, um<br />
vielfach wieder von schönsten Tüllgeweben<br />
überholt zu werden.<br />
Wichtig bleibt der Samt. Und zwar gehen<br />
von Velours paysan aus allerlei Neuheiten.<br />
Es entstehen unter kunstvollen Händen wieder<br />
entzückende Roben aus Velours cisele mit<br />
schilfartig sich auf den Grund legenden<br />
Wellenlinien, oder wir sehen leicht fallende<br />
Toiletten aus einem Spitzensamt, in den ein<br />
den Grund überspinnendes fortlaufendes<br />
Muster herausgeätzt worden ist. Es werden<br />
Samte gebracht mit Effekten, die Kristallschliffen<br />
entlehnt zu sein scheinen und ein<br />
fortwährendes Spiel des Lichtes und der veränderten<br />
Farbe bieten, je nach der darauffallenden<br />
Helligkeit, die die Reliefwirkung begünstigt.<br />
Manche Samtarten sind maulwurfartig<br />
weich, andere gleichen dem Angorakaninchen<br />
und zeigen, ausgeätzt, vertiefte<br />
geometrische Muster. Langhaariger Velours<br />
ist beliebt für Abendjäckchen; selbst zu<br />
Handtaschen wird er genommen, wie zu<br />
Abendkleidern und Mänteln. Teilweise werden<br />
diese Samtneuheiten aus Kunstseide her-<br />
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Samte reich und oft fast füllig aus, und doch<br />
besitzen sie die Leichtigkeit von Seidencrepes.<br />
Es gibt neben den Unis oder den<br />
stark in der beschriebenen Art faconnierten<br />
Samtarten auch noch solche mit dem beliebten<br />
Pflastersteinmotiv, mit aufgedruckten<br />
Punkten und Tupfen; manche sind gestreift,<br />
andere Ecossais, das seine winterliche Geltung<br />
behält.<br />
E. Seh.<br />
Tausendjährige Bäume.<br />
Dass es auch Baumarten gibt, welche ein<br />
beträchtliches Alter erreichen, ist bekannt.<br />
Wie alt aber einzelne Bäume wirklich werden<br />
können, entnehmen wir einer englischen,<br />
botanischen Chronik, deren Wahrhaftigkeit<br />
man nicht in Zweifel ziehen kann. An den<br />
Ufern der Nerbudida (Britisch-Indien) bedeckt<br />
ein Ficus indica einen Raum von rund<br />
1500 Meter. Es wird berichtet, dass es sich<br />
um denselben Baum handelt, von dem bereits<br />
vor Jahrhunderten von Nearchus berichtet<br />
worden ist, dass in seinem Schatten<br />
7000 Mann zu gleicher Zeit gerastet hätten.<br />
Das Alter dieses Baumes betrüge demnach<br />
2500 Jahre. In England selbst gibt es zu Tortvorth<br />
einen alten Nussbaum, von dem bereits<br />
im Jahre 1135 geschrieben wird, dass<br />
er gross und alt gewesen. Da ein Nussbaum<br />
300 Jahre zur vollkommenen Entwicklung<br />
benötigt, so zählt dieser Baum ebenfalls bereits<br />
1000 Jahre. Aehnliches erzählen die<br />
Klosterannalen der Fountair-Abtey aus dem<br />
Jahre 1132 von mehreren Efeubäumen. In<br />
den Archiven des Magdalenenkollegiums zu<br />
Oxford liest man von einer Eiche, die im<br />
Jahre 600, um die Zeit der normannischen<br />
Eroberung, gepflanzt und erst im Jahre 1789<br />
umgestürzt worden ist<br />
Zwanzig Millionen Witwen in Indien.<br />
Einer Statistik zufolge gibt es in den Ländern<br />
der indischen Krone nicht weniger als<br />
20 Millionen Witwen, von denen mehr als<br />
400,000 das fünfundzwanzigste Lebensjahr<br />
noch nicht erreicht haben.<br />
Diese Tatsache wird damit erklärt, dass<br />
die Männer in Indien viel weniger widerstandsfähig<br />
sind als die Frauen und der in<br />
vielen Teilen des Landes herrschenden Hun-<br />
Humor<br />
Nachdem die langgezogene Linie 'grosse Mode geworden<br />
ist.<br />
gersnot daher leichter zum Opfer fallen.<br />
Auch bedeutet ja dem Inder das Sterben<br />
nichts, im Gegenteil, es ist für ihn die Auflösung,<br />
nach der ihn verlangt. So hat der<br />
Tod keinen Schrecken und man setzt ihm<br />
keinen Widerstand entgegen. Im Gegenteil.<br />
Durch Askese, den besten und sichersten Weg<br />
wird man die Garagen künftig so hauen müssen,<br />
um Platz zu gewinnen.<br />
ZUT Vereinigung mit Brahma, wird der Körper<br />
geschwächt, so dass er dem Mangel an<br />
Nahrung nicht lange standhält. Zwanzig Millionen<br />
Witwen sind aber eine so gewaltige<br />
Zahl, dass die Regierung sich nunmehr ernstlich<br />
mit diesem Problem wird beschäftigen<br />
müssen.<br />
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LUDWIG MEYER
N°70 - <strong>1933</strong> AUTOMOBIL-REVUE 17<br />
Tourismus<br />
Fahrten ins Blaue<br />
ins Blaue weniger besuchte, stille, landschaftlich<br />
oft um so schönere Orte wählen,<br />
wie sie gerade in der Schweiz so zahlreich<br />
sind und wo man in den Landgasthöfen<br />
ebenfalls eine vorzügliche Küche und einen<br />
guten Tropfen findet. Was die guten Tropfen<br />
anbetrifft, so sollte allerdings ein «blauer»<br />
Fahrer niemals eine Fahrt ins Blaue antreten.<br />
Für Fahrten ins Blaue eignet sich jedes<br />
Gebiet unseres Landes, sei es nun die Innerschweiz<br />
mit dem herrlichen Vierwaldstättersee,<br />
die Südschweiz, das Bündnerland, das<br />
Wallis, das Gebiet um den Genfersee, um<br />
den Bodensee oder Ziirichsee, der Jura, das<br />
Emmental oder das Berner Oberland.<br />
Wer unschlüssig ist über das Endziel seiner<br />
Blau-Fahrt, dem seien hier einige land-<br />
i.<br />
Auch im Automobil unternimmt man jetzt schaftliche und gastronomische Perlen ver-<br />
die sicherlich keinen der ins Blaue<br />
sehr oft diese seit einigen Jahren von denraten,<br />
Eisenbahnen propagierten Fahrten ins Blaue, Fahrenden enttäuschen werden. Der Ausgangspunkt<br />
der Fahrt bleibt dabei völlig Ne-<br />
und das Schöne ist bei den automobilistischen<br />
«Blaufahrten», dass man an keine Stationen<br />
gebunden ist und just dort anhalten Eine Fahrt ins Bündnerland wird viele locken,<br />
bensache. •<br />
kann, wo es einem beliebt und gefällt. Man solange noch die Paßstrassen dem sommerlichen<br />
luncht vielleicht in einem altehrwürdigen und Autoverkehr geöffnet sind. Von Chur über die<br />
als kulinarische Gaststätte altrenommierten schöne Lenzerheide auf der Julierroute<br />
durch das malerische Oberhalbstein mit dem reizvollen<br />
Kurort Mühlen nach St. Moritz und von<br />
Landgasthof oder picknickt an lauschigen<br />
Plätzchen einer schattenspendenden Waldlichtung<br />
oder nahe bei einem malerischen, pass (Berninahospiz empfehlenswert!) ins<br />
hier, je nach Zeit und Lust, über den Bernina-<br />
klar und munter fliessenden Dorfbach, man herrliche Puschlav oder über Poscliavo gar<br />
ins Veltlin.<br />
löffelt Eis oder trinkt Tee auf der beschirmten<br />
Terrasse irgendeines Grand-Hotels an sem Erdenfleck — nicht über Pontresina<br />
Mancher Fahrer wird es — entzückt von die-<br />
irgendeinem blauen See unter eleganten, heiteren<br />
Menschen (wer mondän ist, tanzt höchfreundes.<br />
Wie ein buntgewirkter Teppich wagen<br />
hinausbringen, das Dorado eines jeden Blumenstens<br />
zweimal) und diniert abends mondän sich liebliche Blumenfelder bis an wuchtige Gletscher<br />
heran. Würzig riechende Arven-, Tannenund<br />
Lärchenwälder umgeben das Dorf und sen-<br />
oder nicht mondän in einer grösseren Stadt<br />
oder in einem unserer international bekannten<br />
Alpenkurorte.<br />
Grenze. Jeden Vormittag spielt mitten im Taisden<br />
ihre Vorposten bis hinauf an die 2200-m-<br />
Eine mindestens ebenso grosse Zahl von<br />
Automobilisten wird allerdings fifr Fahrten<br />
Weist du, was das Sdiönste<br />
ist an so einem Badesonntag?<br />
...? ...?...<br />
Seinen Hunger stillen mit<br />
den feinen-.<br />
HtlSCH-<br />
u.WURST-<br />
walde, auf einer natürlichen Lichtung Pontresinas<br />
Kurorchester und wer der Musik den Fels, das<br />
Eis und den Firn vorzieht, der findet hier Touren<br />
nach seinem Geschmack, Besteigungen, die an<br />
Schönheiten alle Erwartungen übertreffen.<br />
Nicht minder abwechslungsreich ist eine Fahrt<br />
von Chur über Thusis durch die unvergleichliche<br />
Viamala nach dem reizvollen Andeei und weiter<br />
durch die Bofnaschlucht nach S p 1 ü g e n, dem.<br />
behebten Ktiroit im Bheinwaldtal, an der Gabelung<br />
der Splügenstrasse (nach Chiavenna) und<br />
der St. Bernhardinstrasse (nach B e 11 i n z o n a).<br />
Auch D a v o s und A r o s a werden bei Fahrten<br />
ins Blaue gern berührt und die genussreiche<br />
Tour durch das Vorderrheintal über W a 1 d -<br />
haus-Flims und Ilanz nach Truns und von<br />
hier auf gut .ausgebauter 'Strasse über Rabius und<br />
Surrhein zum vielbesuchten Tenigerbad im<br />
herrlichen Somvixertal ist nicht weniger beliebt.<br />
Eine andere Fahrt wird vielleicht über die<br />
Gotthardroute nach dem Tessin gewählt. Von<br />
Brunnen auf der berühmten Axenstrasse dem<br />
UrneTsee entlang über das idyllische S i s i k o n<br />
nach A11 d o r f und von hier nach dem hübschen<br />
Ameteg am Eingang ins Maderanertal. Dann<br />
am Stausee des Pfaffensprung vorbei (prächtige<br />
Blicke auf Gebirge. Reussfluss und Bahn) nach<br />
dem Kurort W a s s e n mit seinem malerischen<br />
Kirchlein und weiter über Göschenen und die<br />
wildromantische Schöllenenschlucht nach Ander-<br />
M ER AN (Italien)<br />
matt, einem besuchten Höhenkurort, der zugleich<br />
Hauptquartier der Gotthardbefestigungen<br />
und Knotenpunkt der Paßstrassen über den Gotthard,<br />
die Furka und die Oberalp ist. In H o s -<br />
p e.n t h a 1, einer ebenfalls beliebten Sommerfrische,<br />
zweigt rechts die Strasse zum Furkapass<br />
ab.<br />
Von Genf aus lassen sich Fahrten ins Blaue<br />
ins herrliche Wallis unternehmen. Dem immer<br />
stimmungsreichen Genfersee entlang über Laueanne<br />
nach V e v e y, von wo aus sich der Abstecher<br />
nach dem Mont Pelerin, dem höchsten<br />
Gipfel des Jorat, unbedingt lohnt. Im Auto<br />
wird der Mont Pelerin von Vevey aus über<br />
-Jongny und dann von den Strassen nach Chätel-<br />
St-Denis und Oron je links abbiegend, erreicht.<br />
Eine Drahtseilbahn führt von Vevey aus ebenfalls<br />
auf den Mont Pelerin, von dessen Grand Hotel<br />
man prachtvolle Aussicht auf den Genfersee, die<br />
Savoyer, Walliser und Wadtländer Alpen geniesst.<br />
Weiter über Montreux und A i g 1 e nach<br />
B e x, wo zu Kur- und Badezwecken immer wieder<br />
gern Aufenhalt genommen wird, und von<br />
hier empfiehlt sich ein Abstecher von der grossen<br />
Rhonetalxoute nach Montiey, einem entziikkenden<br />
Städtchen am Eingang ins Val d'IUiez.<br />
Von hier auf guter Strasse durchs wald- und<br />
wasserreiche Val d'llliez in Kehren hinauf nach<br />
Trois Torrents und weiter nach dem prächtig gelegenen<br />
Luftkurort Champery gegenüber der<br />
Dent du Midi. Vorzüglicher Ausgangspunkt für<br />
Touren ins Gebiet der sieben Dent du Midi-Gipfel.<br />
Schönes Strandbad. Von Martigny die grosse<br />
Rhonestrasse aufwärt« nach B r i g oder zum<br />
Simplonpaes vermittelt wundervolle- landschaftliche<br />
Eindrücke. Die berühmten Seitentäler, wie<br />
das Val d'Entremonts zum Grossen St. Bernhardpass,<br />
das Val de Bagnes, Val d'Herens, Val d'Anniviers<br />
und andere mehr, sollte jeder Automobilist<br />
gesehen haben, zumal es weder beschwerlich noch<br />
umständlich ist, den Besuch dieser Täler in eeinen<br />
Fahrten ins Blaue einzuschalten.<br />
Auto-Campingp lätze<br />
in der Schweiz<br />
Der Zentralverwaltung des A. C. S. in<br />
Genf ist es in verdankenswerter Weise gelungen,<br />
sich 18 Auto-Camping-Plätze in<br />
der Schweiz zu sichern, die den Campingfreunden<br />
ein vollständig risikofreies, von<br />
jeder Einmischung behördlicher- oder privaterseits<br />
freies Kampieren ermöglichen.<br />
Damit dürfte das Fundament zur Entwicklung<br />
des in der Schweiz noch wenig<br />
bekannten Camping-Tourismus gelegt<br />
sein. Die 18 Auto-Camping-Plätze befinden<br />
sich an den nachstehenden Orten:<br />
1. La Gabiule (Kt. Genf), am Strand<br />
sees.<br />
das behagliche Haus für den guten Mittelstand und Treffpunkt der Schweizer Automobilisten.<br />
Jetzt ist die Zeit der Metaner Traubenkurt ••-*• »olle Pension mit sonnigem Süd-Balkonzimmer,<br />
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Weissterloner. Sehr schönes ä la carte-Gartenrestaurant.<br />
Besitzer H. Malleier.<br />
Be.<br />
des Genfer-<br />
HOTEL ZUR POST<br />
2. Moulin de Vcrt (Kt. Genf), Lichtung am Rhoneufer.<br />
4. Corbeyrier (Kt. Waadt), Alplichtung.<br />
5. Concise (Kt. Waadt), am Strand vom Neuenburgersee.<br />
6. Montagne du Cernier (Kt. Neuenburg), Juraweide.<br />
7. Pre-du-Lac (Kt. Neuenburg), bei Les Brenets.<br />
8. Le Crauloup bei Noirmont (Kt. Bern), Juraweide.<br />
9. Chaiunont (Kt. NeuenBurg) im Hotclpark.<br />
10. Champion (Gampelen), (Kt. Bern), Strand am<br />
Neuenburgorsee.<br />
12. Brünigpass (Kt. Bern), Hotelpark.<br />
13. Beinwil am See (Kt. Aargau) am Strand vom<br />
Hallwilersee.<br />
14. lAelpH-Kuhboden (Kt. St. Gallen), Alpweide.<br />
15. Altenrhein (Kt. St. Gallen), Strand vom Bodensee.<br />
16. OlympiaKchanze Lej Nair bei St. Moritz (Kt.<br />
Graubünden), Weide und Alpsee.<br />
17 Valle di Gampo (Kt. Graubünden), Alptal.<br />
18. Selva (Kt. Graubünden), Alpweide.<br />
19. Looarno (Kt. Tessin), Strand am Langensec.<br />
20. P.onte Brolla (Kt. Tessin), Weideliclitung. Be.<br />
Touren-Sprechsaal<br />
Touren-An two rten<br />
T.-A. 927. Fahrwangen - Meerane (Sachsen). Die<br />
Grossstädte lassen sich auf der direkten Route<br />
Fahrwangen - Meerane wohl nicht vermeiden, doch<br />
ist der Automobil- und Motorradverkehr in allen<br />
grossen deutschen Städten so tadellos geordnet, dass<br />
auch nicht stadtgewohnte Fahrer sich unschwer zurechtfinden<br />
können. Ueberall gibt es zudem noch<br />
Verkehrspolizisten, die Ihnen bereitwilligst Auskunft<br />
geben und ffern behilflich sind, Ihnen mit Rat<br />
und Tat beizustehen.<br />
An Ausweispapieren benötigen Sie als Schweizer<br />
einen Pass (visumfrei), ein Triptyk oder Grenzpassierscheinheft<br />
und das GH-Schild. Internationaler<br />
Zulassungsschein und internationaler Führerschein<br />
sind nicht mehr nötig für Schweizer; es gelten<br />
die nationalen Fährausweise.<br />
Als Reiseroute käme folgende Strecke in Frage:<br />
Fahrwangen, Sarmenstorf, Büttikon, Wohlen. Bremgarten,<br />
Dietikon, Regensdorf, Adlikon, Dielsdorf,<br />
Steinmaur, Bülach, Glattfolden, Eglisau, Rafz. Lottstetten,<br />
Jestetten, Neuhausen (Rheinfall), Schaffhausen,<br />
84 km, Donaueschingen, Rottweil, Hechingen,<br />
Tübingen, 214 km.<br />
Tübingen, Stuttgart, Hall, Crailsheim, Feuchtwangen,<br />
Ansbach, Nürnberg, 233 km.<br />
Nürnberg, Pegnitz, Bayreuth, Hof, Plauen, Greiz,<br />
Werdau, Grimmitschau, Meorane, 207 km.<br />
Die ganz Strecke misst 654 km und ist in 2%<br />
bis 3 Tagen gut auszuführen.<br />
Be.<br />
Touren-Fragen<br />
T.-F. 928. Bad Doberan - Klosters. Ich möchte<br />
mit meinem Auto von Bad Doberan (Mecklenburg-<br />
Schwerin) nach Klosters fahren, wenn möglich aber<br />
Berlin, Leipzig', Nürnberg etc. nicht berühren. Wer<br />
könnte mir eine andere interessante Route bekanntgeben?<br />
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N° 70 - <strong>1933</strong> AUTOMOBIL-REVUE 11<br />
Verkehr<br />
Alpenposten. In der Woche vom 31. Juli<br />
bis 6. August verzeichnen unsere Alpenposten<br />
mit Ausnahme der Linie Nesslau-<br />
Buchs (—194), Schuls-Landegsc (—129) und<br />
Ragaz-Vättis (—116) eine Zunahme der Passagierzahlen.<br />
Das anhaltend gute Wetter<br />
brachte der Linie Ghur-Lenzerheide gegenüber<br />
der vorjährigen Parallelperiode eine<br />
Erhöhung der Reisendenzahl um 920. Es folgen<br />
St. Moritz-Maloja mit 768. die Furka mit<br />
Kerenzerberg- und Klausenstrasse bleiben<br />
für Gesellschaftswagen von 2 m 40 Breite<br />
gesperrt. Wir haben seinerzeit in der « A.-<br />
R.» darauf aufmerksam gemacht, däss ganz<br />
unbegreiflicherweise das Strassenstück<br />
Mühlehorn-Walknstadt für die Gesellschaftswagen<br />
von 2 m 40 Breite gesperrt sei, während<br />
von der Qlarnerseite über den Kerenzerberg<br />
bis Mühlehorn und auf St. Gallerseite<br />
bis Wallenstadt die Strasse geöffnet ist.<br />
Ebenso ist die bestausgebaute schweizerische<br />
Alpenstrasse, der Klausenoass. für diese<br />
Grosspersonenwagen gesperrt.<br />
In richtiger Erkenntnis der Wichtigkeit der<br />
Oeffnung dieser Strassenstücke zur Hebung<br />
des Verkehrs, hat denn auch die glarnerische<br />
Regierung eine Eingabe an das eidgenössische<br />
Justiz- und Polizeidepartement um Öffnung<br />
dieser beiden Strassenstücke gemacht.<br />
Leider ist nun diese Eingabe in negativem<br />
Sinne entschieden worden, so dass auch in<br />
Zukunft die Fortsetzung der Kerenzerbergstrasse<br />
bis Mühlehorn und Wallenstadt und<br />
die Klausenstrasse von den grossen Personenwagen<br />
bis 2 m 40 Breite nicht befahren<br />
werden dürfen.<br />
Dieser Entscheid' ist ausserordentlich bedauerlich,<br />
denn es ist uns nicht erfindlich,<br />
wieso einer Oeffnunz besondere Schwierigkeiten<br />
entgegenstanden, da sonst die glarnerische<br />
Regierung, welche die Verhältnisse<br />
am Klausen wohl besser zu beurteilen vermag,<br />
doch sicherlich nicht in ihrer Eingabe<br />
die Oeffnung dies Passes verlangt hätte. Wir<br />
müssen auch hier auf eine bessere,' spätere<br />
Einsicht, die dann aber hoffentlich nicht zu<br />
spät kommt, abstellen. Lr.<br />
477, Reichenau-Flims-Waldhaus mit 463, AUTOSEKTION BERN. Der Grimmialp-Chilbi<br />
war ein voller Erfolg beschieden. Die notwendige<br />
Qrimse! mit 379, der Julier mit 305, Thusis- Vorbedingung hierzu, nämlich schönes Wetter,<br />
Splügen mit 286, Schuls-Tarasp mit 264. wurde in unübertrefflicher Weise erfüllt. Mit einer<br />
ansehnlichen Beteiligung konnte daher wohl gerechnet<br />
werden. Das« sich aber gleich 22 Wagen<br />
für die Zielfahrt am Start und (annähernd 100 Wagen<br />
auf der Grimmialp einfinden würden, das hatte<br />
man nicht vorausgesehen, auch nicht 28 Konkurrenten<br />
für das Geschicklichkeitsfahren!<br />
Die Zielfahrt bestand in der Erreichung der<br />
Grimmialp auf einer erst unmittelbar vor der Ab-<br />
Eine Reisendenzunahme von 100—199 verzeichnen<br />
Klausen, Melchtal, Martigny-Ghampex,<br />
Pillon, Schuls, Fetan, Küblis-St. Antönien<br />
Platz und Sembrancher-Le Chäble-Fionnay.<br />
Alle übrigen Alpenposten transportierten<br />
gegenüber der Paralleberiode des Vorjahres<br />
ein zwischen 1 und 100 liegendes<br />
Mehr, wobei speziell der Gotthard mit +9,<br />
der Lukmanier mit +3, der Simplon mit<br />
+ 18 und der St. Bernhard mit +20 erwähnt<br />
zu werden verdient.<br />
In der zweiten Augustwoche haben sich<br />
gegenüber der vorjährigen Parallelperiode<br />
bereits stärkere Veränderungen bemerkbar<br />
gemacht. So wurden auf der Linie Nesslau-<br />
Buchs 719 Passagiare weniger befördert, gefolgt<br />
von der Qotthardroute mit —385,<br />
Schuls-Landeck —342, Ragaz-Vättis —229,<br />
während auf den Flüela- und Furkastrecken<br />
je 197 Personen weniger befördert wurden.<br />
Zwischen einem minus von 100 und 199 bewegen<br />
sich Pillon, Grosser St. Bernhard,<br />
Klausen, Einsiedeln-Oberiberg, Lukmanier<br />
und 1 Maloja-Castasegna. Dagegen sind auf<br />
folgenden Routen gegenüber dem Vorjahre<br />
mehr Passagiere befördert worden : St. Moritz-Maloja<br />
(plus 739), Reichenau-Flims<br />
Waldhaus (plus 316), Schuls-Tarasp (plus<br />
293), während ein zwischen 100 und 199 liegendes<br />
Mehr folgende Linien aufzuweisen<br />
haben: Martigny-Champex, Sembrancher-Le<br />
Chäble-Fionnay, Simplon und Thusis-Splügen.<br />
In der Berichtswoche wurden gegenüber<br />
dem Vorjahre bei einem Total von<br />
29.248 transportierten Personen 1010 weniger<br />
befördert.<br />
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eowohl Kilometerzähler als auch' Geschwindigkeitsanzeiger<br />
eines jeden Wagens ausser Betrieb<br />
gesetzt oder zugeklebt worden war. Einer nach<br />
dem andern wurde auf -die ihm bezeichnete Strecke<br />
« abgelassen >, nicht wissend wo sich die Kontrollposten<br />
befinden, noch wo unerwünschte Hindernisse<br />
die Fahrt etwa aufhalten werden. Um diezeigten sich Männerkräfte — oder auch nicht! Die<br />
löste helle Begeisterung aus, und beim Seilziehen<br />
Mittagsslunde waren alle 22 Wagen am Ziel angelangt.<br />
Ein Ausrechnen und Rätselraten hub an.<br />
Eines wurde man bald gewahr, nämlich dass die<br />
während der Fahrt etwa abgelesenen Distanzangaben<br />
mit den effektiv zurückgelegten Wegstrecken<br />
nicht ganz übereinstimmen.<br />
Nach dem Mittagessen hiess es bald zum G e -<br />
schick lic'hk ei t 8 f ah r e.n antreten. Der<br />
grosse ebene Rasenplatz war bereits von einer<br />
schaulustigen Schar umsäumt, dieweil die angemeldeten<br />
28 Konkurrenten die aufgestellte Anlage mit<br />
Kennerblicken musterten: ein durch zahlreiche niedere<br />
Pflöcke, runde Wand und enges Tor kunstgerecht<br />
abgestecktes schneckenförmiges Parcours<br />
von mehreren Windungen, das verschiedene Tücken<br />
aufwies. Es handelte sich darum, diese «Schnecke»<br />
in möglichst kurzer Zeit bis zur Mitte zu befahren,<br />
den Wagen in engem Kreise zu wenden und an<br />
den Ausgangspunkt zurückzukehren, ohne Demarkationslinien<br />
und Hindernisse auch nur zu berühren.<br />
Diese Aufgabe wurde von den meisten Fah-<br />
Tern mit ebensoviel Schneid wie Geschick bewältigt,<br />
unter grösster Aufmerksamkeit der staunenden<br />
Zuschauer. Schallendes Hallo aber ertönte<br />
nicht nur bei der sachverständigen Jungmann+.<br />
schaft, wenn ein Pflock, ein Pfosten oder das Tor<br />
ins Wanken gebracht oder gar umgelegt wurde.<br />
Obschon in rassigem Tempo um die Hindernisse<br />
gekreiselt wurde, dauerte es notwendigerweise<br />
geraume Zeit, bis alle 28 Fahrkünstler ihr Pensum<br />
erledigt hatten. Dann aber wandte sich die<br />
muntere Chilbigemeinde, zu der sich Bergler, Sennenbuben<br />
und Meitschi aus der weiteren Umgebung<br />
gesellten, den andern Belustigungen und Konkurs<br />
renzen für jüngere und ältere Jahrgänge zu, wie<br />
Wettlaufen (den Wettlauf der Vorstandsmitglieder<br />
gewann, wie sich's gehörte, unser verehrter Präsident<br />
um Nasenlänge!), Ballonschiessen, Ballenspiel<br />
und natürlich Tanz.<br />
Alle 40 Teilnehmer an diesen beiden Konkurrenzen<br />
konnten mit einem Preis bedacht werden,<br />
dank den von zehn stadtbernischen Geschäftsfirmen<br />
gestifteten Naturalgaben.<br />
Beim Einnachten erst zog die lange Kolonne<br />
der Berner T. C. S.-ler zu Tal und alle Teilnehmer<br />
werden diese Tour noch lange in Erinnerung behalten.<br />
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ist richtigerweise unter A. C. S. und nicht T. C. S.<br />
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SEKTION BERN. Alpchilbi auf dem Grossen<br />
Schweinsberg. Die Alpchilbi auf dem Grossen<br />
Schweinsberg ob Plasselb im Kanton Freiburg, die<br />
letzten Sonntag vergnügtes Leben in 1500 Meter<br />
Höhe hinauf brachte, hatte allerlei Metamorphosen<br />
durchzumachen, bis sie endlich Gnade vor dem allmächtigen<br />
Wettergott fand. Geboren wurde sie seinerzeit<br />
als Alpenrosenfahrt, aber statt in die Bergblumen<br />
fuhren die Teilnehmer im Juni in Schnee<br />
und Kälte. Jetzt leuchtet längst kein Rot der Alpenrosen<br />
mehr ins Tal, und so modelte man das Ganze<br />
in eine Alpchilbi grösseren Formates um. Alles war<br />
da, um den Anlass zu einem Sektionsereignis werden<br />
zu lassen: schönes Wetter, wunderbare Aussicht,<br />
gute Organisation, fidele Stimmung, währschafte<br />
Ländlermusik, tüchtiger Appetit — bis auf<br />
die Besucher! Leider, leider waren nicht so viele<br />
dem Rufe der Touristikkommission gefolgt, als es<br />
diese lustige Ghilbi verdient hätte. Aber gerade die<br />
relativ geringe Zahl der Teilnehmer —* es waren<br />
rund 60 — trug anderseits dazu bei, sofort Kontakt<br />
zu schaffen, so dass man sofort sich als eine naturfreudige<br />
Familie fühlte, die es sich in herrlicher<br />
Berglandschaft vor Heraen «ut sein und Fröhlichkeit<br />
walten Hess.<br />
Schon die Fahrt am Morgen von Bern aus über<br />
Thörisbaus, Flatnatt, Lanthen, Mariahilf, Tafers,<br />
Alterswil, Plaffeien nach Plasselb und die Alp Baretta<br />
auf 1200 Meter Höhe war lauter Freude fürs<br />
staunende Auge. Hochscwnmersonne strahlte über<br />
dem sonntäglich geputzten Land, und die Freiburger<br />
Berge standen scharf im dunkelblauen Himmel.<br />
Auch Automobilisten wissen ihre Beine noch zu gebrauchen;<br />
das bewies die ganze Chilbigemeinde, die<br />
von der Baretta-Alp aus nach der Spitze des Berges<br />
auf 1543 Meter Höhe eine einstündige, anstrengende<br />
Kraxlerei absolvierte. Wie es sich der ländlichen<br />
Robustheit auf 1500 Meter geziemt wurde<br />
man oben vergnügt mit — Bier und Rettich empfangen,<br />
und mit welchem Erfolg! Die frische, herrliche<br />
Alpenluft machte die Gesichter leuchten und<br />
die Herzen freier schlagen: fröhlich flohen die Stunden<br />
und, flogen die Scherzworte. Kurzweil aller Art<br />
hielt die Chilbi^Gesellschaft immer in Atem: bald<br />
schnappten die Kinder, dann die löbliche Damenwelt<br />
verzweifelt nach aufgehängten Süssigkeiten, später<br />
übten sich dio würdigen Söhne Teils im Flobertschiessen,<br />
der ästhetische Anblick des Sackgumpens<br />
Besichtigung einer der grössten und schönsten freiburgischen<br />
Alphütten wurde nicht versäumt, ebensowenig<br />
wie ein herrlicher Bummel nach dem Gipfel<br />
des Berges, wo der Blick trunken in die Weite<br />
schweifte.<br />
Dem Mittagessen sprach die hungrige Gemeinde<br />
mit grösstem Vergnügen zu, und jedermann fand. Besseres<br />
als einen währschaften Spatz und Wurst mit<br />
Kartoffelsalat, unterlegt mit Meringues, gebe es auf<br />
der ganzen Welt nicht mehr. Die Ländlermusik zog<br />
wacker am Bogen und Hess auch den besonders errichteten<br />
Tanzboden zu Ehren kommen.<br />
Doch ohne Regen kein Schweinsberg! Gerade war<br />
man in den Nachmittagsstunden mitten in der hellsten<br />
Fröhlichkeit, als dunkle Wolken aufzogen und<br />
das Lager langsam abgebrochen und zur Rückkehr<br />
geblasen- werden musste. Ringsum wetterte und<br />
stürmte es, die A.G.S.ler aber Hess der Wettergott<br />
noch un jeschoren nach der Baretta-Alp hinuntermarschieren.<br />
Bei aufhellendem Abendhimmel strebte<br />
die Kolonne der Heimat zu, im Herzen die Sonne<br />
eines sehr schönen Tages! Noch fand man sich einmal<br />
in Schwarzenburg zu gemütlichem Schlusshock<br />
zusammen, dann nahmen die Wagen definitiv Kurs<br />
nach den heimischen Penaten. bo. können, die mit den Beiträgen im Rückstand sind<br />
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Kompensation; für nächstes Jahr sind bereits die<br />
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Flims, Chur, Lenzerheide. Julier, St. Moritz (178<br />
km); Bernina, Tirano, Stilfserjoch, Meran, Bozen<br />
(238 km); Lago di Carezza, Canazei, Passo di Pordoi<br />
(2242 m), Passo di Falzarego (2117 m), Gortina<br />
d'Ampezzo (109 km), Cima banche, Carbonin,<br />
Misurina-See, Passo di Tre Croci, Cortina d'Ampezzo<br />
(40 km); ; Pieve di Cadore, Vittorio, Treviso,<br />
Mestre, Venedig (165 km); Padua, Vicenza, Verona,<br />
Peschiera, Gardasee, Bardolino, Riva (220 km);<br />
Gardone. Brescia, Milano, Como, Chiasso, Lugano<br />
(245 km); Bellinzona, Gotthard, Altdorf, Luzern,<br />
Delsberg (320 km). Total 1740 km.<br />
SEKTION ZÜRICH. Zu einem besonders interessanten<br />
Anlass scheint sich, der Flug tag in Dübendorf<br />
vom 26. August auszuwachsen. Das umfangreiche<br />
Programm sieht ab 14 Uhr Besammlung<br />
beim Restaurant des Zivilflugplatzes vor, wo die<br />
Liegenschafts-Markt<br />
Zu verkaufen<br />
12 AUTOMOBIL-REVUE <strong>1933</strong> - N° 70<br />
Seit zwei Jahren wird AeroShell von den grössten Flugunternehmen<br />
verwendet, die bedeutende Ersparnisse erreicht haben, weil die Betriebsstundenzahl<br />
der Motoren zwischen zwei Überholungen nun weit<br />
höher geworden ist.<br />
Immer mehr Maschinen werden heute mit AeroShell geschmiert. Ununterbrochen<br />
ist der Bedarf gestiegen. Das hat erlaubt, die Produktion<br />
auszudehnen und rationeller zu gestalten, und in der Folge ist es<br />
möglich geworden, den Preis für AeroShell zu senken.<br />
Dieses beste Oel für hochbeanspruchte Maschinen<br />
wird heute zum Preise anderer Oele<br />
verkauft!<br />
Oel von bisher unerreichter<br />
Qualität.<br />
AeroShell ist ein neuer Oeltyp, der nach neuen<br />
Normen und Methoden geschaffen wurde und<br />
mit keinem bisher bekannten Schmieröl verglichen<br />
werden kann. AeroShell ist besser,<br />
wirksamer und sparsamer als andere Oele.<br />
Jeder Automobilist weiss, dass Oel Ruckstande im Verbrennungsrautn<br />
und Schlamm im Kurbeigehause bildet und dass diese Erscheinungen<br />
um so stärker auftreten, je mehr der Motor beansprucht wird. In Sportund<br />
Rennmaschinen und andern hochtourigen Motoren machen sich<br />
diese ÜbelstSnde am meisten bemerkbar, und man hat lange vergablich<br />
nach Schmiermitteln gesucht, die sich in dieser Beziehung besser<br />
verhalten.<br />
Wo grosse Beanspruchungen de* Motors in Frage kommen, hat man<br />
zu Rizinusöl gegriffen, weil dieses Oel bei hohen Temperaturen eine<br />
bessere Schmierfilmbildung besitzt als reines Mineralöl. Aber Rizinusöl<br />
dickt in der Hitze ein, bildet gelatinöse Rückstände und verursacht<br />
verklebte Kolbenringe, verharzte Ventile und schwere Kohlebildung auf<br />
den Kolben.<br />
Bis zum Erscheinen von AeroShell gab es kein Oel, das die Vorzöge<br />
des Rizinusöls mit den Eigenschaften des Mineralöls - geringer« Rückstandsbildung<br />
- vereinigt hat. AeroShell bringt zum erstenmal die Lösung<br />
dieses Problems.<br />
Die Vorzüge von AeroShell beruhen in folgendem:<br />
1. äusserst schwache Schlamm- und Kohlebildung, daher grösste<br />
Sauberkeit des Motors, selbst bei stärkster Beanspruchung und<br />
längerer Betriebsdauer;<br />
2. hohe Schmierfähigkeit, die bis zu den maximalen Zylindertemperaturen<br />
erhalten bleibt;<br />
3. grosse Kältebeständigkeit, Stockpunkt erst bei -25° C, weshalb es<br />
in allen Jahreszeiten verwendet werden kann;<br />
4. grösste Sparsamkeit im Verbrauch;<br />
5. gleichmässige und wirksame Schmiersicherheit In Jedem hochbeanspruchten<br />
Motor-ob wasser- oder luftgekühlt;<br />
6. geringste Abnützung des Motors, daher Ersparnisse an Überholungs-<br />
und Reparaturkosten.<br />
AeroShell, das bestgeeignete Oel<br />
für alle Motorräder ob luft- oder wassergekühlt<br />
für folgende Personenwagen<br />
Alfa Romeo Bugattl HIspano-Suiza Maserati<br />
Amllcar 8 Delage Hotchkiss Rolls Royce<br />
Austro-Dalmler Sport Derby Isotta Fraschinl Rally<br />
Austin 7 PS D.K.W. Lancia Salmson<br />
Bailot Sport Farman Maybach Talbot<br />
Bantlay Goliath Mercedes-Benz SS<br />
für alle Sport- und Rennwagen<br />
für Rennboote und Aussenbordmotoren<br />
Lumina A. Q., Shell-Produkte, Zürich<br />
Vorlag, Administration, Druck und Cücherie: HALLWAO ArQ. Halliorcche Buchdruckerei und Wagnersche Verlagsanstalt, Bern.