E_1934_Zeitung_Nr.046
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BERN, Dienstag, 5. Juni <strong>1934</strong><br />
Nummer 20 Cts.<br />
30. Jahrgang - NM6<br />
ERSTE SCHWEIZERISCHE AUTOMOBIL-ZEITUNG<br />
Zentralblatt für die schweizerischen Automobil- und Verkehrsinteressen<br />
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lawratemehraM 4 Tage vor Erscheinen 4er Nnmnern<br />
Der erste Grosse Preis von Montreux<br />
Ein grosser Tag des internationalen Autosportes. — Nach einem sensationellen Duell zwischen Etancelln (Maserati) und der<br />
Scuderla Ferrari wird Graf Trossl mit dem Mittel von 101,04 km/St Ueberraschungssleger.— Hervorragendes Rennen von Etancelin.<br />
— Gewaltige Zuschauermengen. — Glänzender organisatorischer Erfolg des ersten Stadtrundstrecken-Rennens in der<br />
Schweiz.<br />
Zwei Tage vorher.<br />
Montreux, 1. Juni <strong>1934</strong>.<br />
Ein grosses Automobilrennen in Montreux<br />
bildet eine Verlockung zu vielen andern, in<br />
dieser von Natur und Menschenhand geschaffenen<br />
Stätte der "Schönheit, ein Wochenende<br />
zu verbringen. Als wir heute Montreux zustrebten,<br />
breitete es sich im ganzen Zauber<br />
eines Juni-Nachmittages aus. Der See und<br />
die Berge umfassten den langgestreckten<br />
Ort mit den leuchtenden Farben des Vorsommers.<br />
Vom andern Ufer schimmerten die<br />
höchsten Berge mit weissem Schneelicht,<br />
während in den sonnenreichen Gärten des<br />
Kurortes schon die Rosen in voller Blüte standen.<br />
Ein Autorennen in diesem Rahmen —<br />
glücklich die Stadt, die das zu bieten hat!<br />
Das grosse sportliche Ereignis kündigte sich<br />
Sphäre der letzten Vorbereitungen, die Ungewissheit<br />
über den Ausgang des Kampfes,<br />
das Neuartige dieser noch nie gesehenen<br />
Veranstaltung schlägt alle Bewohner dieses<br />
schönen Erdenfleckes in ihren Bann. Der<br />
kleinste eingeborene Knirps weiss ebenso gut<br />
Bescheid über Varzi wie der schläfrigste englische<br />
Hotelgast. Längs den Strassen reihen<br />
sich kleine Mäjuercheh von Sandsäcken, und<br />
an besonders künstigen Stellen staffeln sich<br />
die 'Bankreihen der Tribünen. Die Trottoirs,<br />
Bäume, Häuserecken, die sich längs der<br />
Rennstrecke besonders weit vorwagen,<br />
sind vorsorglich mit weisser Farbe überstrichen.<br />
Bretterwände und aufgespannte Tücher<br />
sind dazu ausersehen, allzu Vorwitzigen, die<br />
kein Scherflein zu der gewaltigen Arbeit beizutragen<br />
gedenken, vor die Nase gesetzt zu<br />
werden. Ganz Montreux hat sich zu einer<br />
Der Start zum Rennen: Links vornr der Animator des Rennens, Etancelin auf Maserati; rechts: der<br />
Engländer Whitney Straight auf Maserati. In der zweiten Reihe links: Moll auf Alfa Romeo.<br />
schon lange vor Montreux an. Von allen<br />
Wänden leuchtete das Plakat mit den roten<br />
Rennwagen, und auf gelben Zetteln wurden<br />
die Namen der definitiven Startenden aufgegeführt.<br />
Montreux selber hat dieses Rennen<br />
gänzlich umgewandelt. Die fieberhafte Atmopittoresken<br />
Rennbahn verwande.lt, und die<br />
Hälfte aller Einwohner ist zum Mindesten<br />
irgendwie mit der ungeheuren Weitgespannten<br />
Organisation verbunden. Das spürt man auf<br />
Schritt und Tritt: die Gespräche drehen sich<br />
nur noch um dieses eine Ereignis neben dem<br />
das Narzissenfest zur Bedeutungslosigkeit<br />
verblasst<br />
Ganz in der Nähe des Startes sind auf einer<br />
grossen Tafel die Rundenzeiten beim Training<br />
notiert. Dieser Ort ist zum Treffpunkt<br />
der ganzen Jugend von Montreux geworden,<br />
die mit Ausdauer und Fachkenntnis die Chancen<br />
jedes einzelnen Konkurrenten abmisst.<br />
Auf Schritt und Tritt begegnet man Persönlichkeiten,<br />
die in der Welt des Automobilsportes<br />
etwas gelten, und besonders Glücklichen<br />
gelingt es auch, beim Eingang einer<br />
Garage irgendeine der farbigen, als Wundertiere<br />
angestaunten Maschinen zu entdekken.<br />
Programmverkäufer, <strong>Zeitung</strong>sausrufer<br />
— und daneben die ersten auswärtigen Besucher,<br />
die sich staunend diesen Betrieb ansehen<br />
— unwillkürlich reisst die Stimmung<br />
der Vorerwartung mit, und so ist auch das<br />
Erste, das man nach der Ankunft tun kann,<br />
sich sofort nach allen möglichen Einzelheiten<br />
vom Rennen zu erkundigen.<br />
Noch stehen alle Tribünen leer, Aufschrifttafeln<br />
liegen herum, Bäume- und Mauern<br />
werden deutlich sichtbar Ihepinselt, und die<br />
Jugend von Montreux tollt über die nassen<br />
Sandsäcke-JVlauern. Noch 48 Stunden, und<br />
dieses Chaos wird sich in einen gewaltigen<br />
Riesenzirkus verwandelt haben, in dem mitten<br />
durch die Strassen von Montreux, an den<br />
Hotelpalästen, den Villen, Gärten und dem<br />
See vorbei die Maschinen rasen.<br />
Die Trainingstage.<br />
Moll fuhr am Freitag mit 102,2 km/St, die<br />
scflnellste Runde.<br />
Das Training von heute nachmittag hat einen<br />
ersten Begriff vom dex Wucht dieses Schauspiels<br />
vermittelt, das die Besucher am Sonntag erwartet<br />
Halb Montreux streikte während der<br />
Trainingsstunde, zwischen 14 und 15 Uhr, teilweise<br />
auch gezwungenermassen, weil der Verkehr in der<br />
Innerstadt natürlich unterbunden blieb. Eine<br />
warme Sonne gönnte dem Training ihre Aufmerksamkeit.<br />
An allen Fenstern drängten sich die Menschen,<br />
sogar auf die Hausdächer hinauf wagten sie<br />
sich. Auch die Tribünen waren zum Teil besetzt.<br />
Erst heute konnte man von einem regelrechten Training<br />
sprechen, nachdem — wie noch in unserer<br />
letzten Freitagnummer gemeldet — der Donnerstag<br />
nur vier Wagen an den Start brachte. Besonderes<br />
Aufsehen erregte natürlich die Scuderia Ferrari,<br />
die heute geschlossen auf dem Damm war und mit<br />
ihren drei Alfa-Romeo-Monoposto grossen Eindruck<br />
machte. Das Publikum wartete mit Ungeduld, bis<br />
die am meisten erwähnten Varzi und Moll bei den<br />
Boxen sichtbar wurden. Ausser Braillard und Falchetto<br />
waren alle Fahrer vertreten.<br />
Etancelin, Trossi und Moll erwiesen sich bald<br />
als die stärksten Draufgänger. Sie drehten ihre<br />
Runden mit stets steigenden Geschwindigkeiten.<br />
Trossi kam zuerst auf 100,4 km/St., dann Etancelin<br />
auf 101,1 km/St, und schliesslich Moll sogar auf<br />
102,2 km/St Varzi verhielt sich eher etwas reserviert,<br />
und man hatte den Eindruck, als könnte der<br />
Italiener noch bedeutend stärker aufschrauben. Mit<br />
seinem besten Durchschnitt von 97,2 zeigte er keine<br />
besondere Leistung.<br />
An Unfällen war lediglich Hamiltons sehr harmloser<br />
Zusammenstoss mit einem Streckenzaun bei<br />
der berüchtigten Palace-Tribüne zu melden. Sonst<br />
wickelte sich das Rennen ohne jede Störung ab. Als<br />
die Fleissigsten erwiesen sich im übrigen Zehender<br />
und Soffietti, die je 20 Runden erledigten. Punkt<br />
drei Uhr sank die Startflagge, knirschend zogen<br />
die Bremsen an, und bald flutete wieder das gewohnte<br />
Leben aber die für kurze Zeit abgesperrte<br />
Strecke.<br />
Etancelin stellte am Samstag mit 104,7 km/St<br />
einen neuen Rundenrekord auf.<br />
Das Training vom. Samstae morgen brachte die<br />
Dar Sieger Graf Trossi wird von der begeisterten<br />
Menge gefeiert.<br />
Einleitung des grossen sportlichen Wochenendes von<br />
Montreux. Am Freitagabend hatten sich über den<br />
Savoyerbergen dichte Wolken geballt, aus denen<br />
es bald wild zu blitzen begann. Ein wilder Sturm<br />
fegte über den See und schüttete dichte Regengüsse<br />
über die Stadt. Während der Nacht hielt der Regen<br />
an, und am Morgen kämpften Nebel und Sonne um<br />
die Vormacht. Die Strecke war nur halb trocken,<br />
(Fortsetzung Seite 2.)<br />
Die ewige Wahrheit.<br />
Roman von Oskar Sonnlechner.<br />
(33. Fortsetzung)<br />
Schweigend lag es vor ihm. Das kleine eiserne<br />
Gartentor verschlossen, die Fensterladen<br />
herabgelassen. Nichts regte ,sich.. Er<br />
rüttelte mit verkrampften Fingern an.dem<br />
Eisengitter, das das kleine Vorgärtchen umschloss,<br />
wie wenn er. alles, niederreissen<br />
wolle, das ihm den Eintritt verwehre. Was<br />
war hier vorgegangen?<br />
Er raffte sich auf, klingelte an den Nachbarhäusern<br />
und fragte. Man zuckte die Achseln.<br />
Vielleicht dass man im Haus gegenüber<br />
etwas wisse. Die Frau des Hauses kam ihm<br />
entgegen, als er durch den Vorgarten schritt.<br />
Er nahm den Hut ab, drehte ihn verlegen wie<br />
ein Schuljunge zwischen den Händen, vergass<br />
sich vorzustellen. Ob sie nichts wisse?<br />
Lächelnd zuckte sie die Achseln. Wie ein Betrunkener<br />
ging er seines Weges.<br />
Verzweifelt suchte er bei mir Rat, fragte<br />
mich tausend Dinge, die ich ihm alle nicht beantworten<br />
konnte, und ging kopfschüttelnd.<br />
Beide vermochten wir das Rätsel nicht zu<br />
lösen.<br />
Wenige Tage später taumelte er bei mir<br />
herein. Totenblass. Ich erschrak, als ich ihn<br />
ansah. Wortlos hielt er mir ein Blatt Papier<br />
hin, wenige Worte darauf hingekritzelt.<br />
«Ich bin auf dem Wege nach Batavia. Verurteile<br />
mich nicht und warte auf mich. Ich<br />
weiss, ich sehe Dich wieder. Enid.»<br />
Meine Blicke suchten den Poststempel:<br />
Amsterdam!<br />
Schweigend standen wir uns gegenüber.<br />
Keiner wusste, was er dem anderen zu sagen<br />
habe. Was ich ihn auch immer fragte, kein<br />
Wort kam über seine Lippen, nur seine Augen<br />
sprachen. Der Blick eines Menschen, der<br />
seiner Sinne nicht mehr mächtig ist. Bis er<br />
die ersten Worte stammelte: «Hilf mir.»<br />
Ich sah nur, dass Worte des Trostes die<br />
einzige Beruhigung sein konnten, aber mit<br />
keiner Silbe erwiderte er mir, wie wenn er<br />
keines Wortes fähig wäre. Schweigend<br />
wandte er sich; zum Gehen. Ich fasste ihn bei<br />
den Schultern, riss ihn zu mir herum, aber er<br />
Stiess mich zurück und war verschwunden.<br />
Einen Augenblick dachte ich daran, ihm nachzueilen,<br />
und tat es nicht in dem Bewusstsein,<br />
den niederschmetternden Eindruck des ersten<br />
Augenblickes müsse er in sich selbst überwinden.<br />
Tage vergingen, er Hess sich nicht bei mir<br />
sehen. Beunruhigt eilte ich zu ihm. Man<br />
wusste mir nur zu sagen, er sei verreist, unbekannt,<br />
wohin.<br />
Plötzlich stand er wieder vor mir. Heruntergekommen,<br />
abgemüdet. Ohne zu grüssen<br />
trat er ein, warf den Hut in die nächste Ecke<br />
und Hess sich in einen Stuhl fallen. Mit geschlossenen<br />
Augen lehnte er sich zurück<br />
und fuhr sich nach seiner Gewohnheit mit<br />
beiden Händen durch den hellen Haarschopr.<br />
Endlich brach ich das Schweigen.<br />
«Von wo kommst du, Jul?»<br />
«Von Amsterdam.»<br />
«—? —» Wir schwiegen beide. Endlich fuhr<br />
er fort.<br />
«Enid ist mit ihrem Manne auf dem Wege<br />
nach Batavia.» Noch immer sass er mit geschlossenen<br />
Augen vor mir. Mit erheuchelter<br />
Gleichgültigkeit, schleppend, ein Wort hinter<br />
das andere setzend, sprach er vor sich hin.<br />
«Welchen Zweck verfolgst du mit der<br />
Reise?»<br />
Er zuckte die Achseln, griff nach einer Zigarette<br />
und zündete sie umständlich an. Dieses<br />
unscheinbare Lebenszeichen richtete mich<br />
auf. Besser wie diese stumpfe, unheimliche<br />
Ruhe, die mich beunruhigte. Er machte einige<br />
Züge, sah nachdenklich in die Glut der brennenden<br />
Zigarette und warf sie achtlos zu<br />
Boden. Ohne ein Wort zu sprechen, stand ich<br />
auf und trat sie aus.<br />
«Welchen Zweck die Reise verfolgte? Ich<br />
musste wissen, ob dieses Leben für mich<br />
noch einen Zweck hat.» Absichtlich gab ich<br />
meiner Antwort eine Wendung, die seinem<br />
verschleierten Gedankengang nicht folgte.<br />
«Du zweifelst also an Enid?»<br />
Seine Augen öffneten sich. Den Kopf müde<br />
zurückgelehnt, mit finster zusammengezogenen<br />
Brauen, sah er zu mir herüber.<br />
Ich trat auf ihn zu und legte ihm begütigend<br />
die Hand auf die Schulter.<br />
«Warum liest du nicht immer wieder die<br />
letzte Zeile, die dir Enid schrieb: «Ich weiss,<br />
ich sehe dich wieder.»<br />
Den Kopf tief gebeugt, sank er zusammen.<br />
Das Gesicht in den Händen vergraben. Meine<br />
Hand, die noch immer auf seiner Schulter<br />
lag, fühlte das Zittern, das durch seinen Körper<br />
ging.
E AUTOMOBIL-REVUE lÄiii!<br />
Schweizerische Rundschau<br />
Der erfolgreiche Julier.<br />
Mit der Oeffnung der meisten Alpenpässe<br />
im Verlaufe des letzten Monats und der Erschliessung<br />
der restlichen hochalipinen<br />
Ueberfahrten im Verlaufe der nächsten Tage,<br />
war man nicht nur in Automobilistenkreisen,<br />
sondern auch in der gesamten Schweiz. Verkehrswirtschaft<br />
und Fremdenindustrie gespannt,<br />
welche Frequenzziffern der diesjährige<br />
Versuch, den Julier auch während der<br />
schneereichen Wintermonate dem Automobil<br />
offen zu halten, zur Folge haben würde. Vom<br />
23. Januar <strong>1934</strong>, dem ersten Tag der durchgehenden<br />
Fahrmöglichkeit, bis zum 5. Mai,<br />
d. h. in rund 95 Tagen, haben diesen Pass<br />
nicht weniger als 4000 Automobile befahren.<br />
Eine während dieser Zeit durchgeführte Kontrolle<br />
ergibt folgendes Nationalitätenbild:<br />
Bündner-Wagen 480, übrige Schweiz 363,<br />
Deutschland 405, Italien 74, Frankreich 27,<br />
Oesterreich 27, Grossbritannien 23, Fürstentum<br />
Lichtenstein 14, Tschechoslowakei 7,<br />
Holland 5, Dänemark 3, Polen 2, Spanien 2,<br />
Belgien 1 total also 1463 Wagen. Wie aus<br />
dieser Zusammenstellung hervorgeht, haben<br />
843 schweizerische und 590 ausländische<br />
Automobilisten dem Reiz nicht widerstehen<br />
können, eine winterliche Alpenfahrt auszuführen.<br />
Diese Tatsache, resp. das Verhältnis<br />
der einheimischen zn den ausländischen<br />
Wagen, illustriert mit aller Deutlichkeit die<br />
Richtigkeit der von uns anlässlich der Analyse<br />
der monatlichen autotouristischen Statistik<br />
aufgestellten Behauptung, dass die ununterbrochene<br />
Zunahme von Qrenzübertritten<br />
während der Wintermonate zum grossen<br />
Teil auf die Oeffnung des Julier zurückzuführen<br />
sei. Im weitern hat die erste Versuchsperiode<br />
klipp und klaT bewiesen, dass es<br />
allerhöchste Zeit für unser Land war, eine<br />
durchgehende winterliche Alpentraversierung<br />
zu ermöglichen. Besonders ist dieser Punkt<br />
unter dem Gesichtswinkel der Fremdenverkehrswerbung,<br />
sowie unter demjenigen der<br />
Umfahrung schweizerischen Territoriums in<br />
Rechnung zu stellen. Immerhin sind beim<br />
diesjährigen Versuch noch die verschiedenen<br />
Unsicherheitsfaktoren mitzuberücksichtigen,<br />
die einer bedeutend stärkeren Frequenz entgegenstanden.<br />
Wir möchten in dieser Hinsicht<br />
nur auf die noch nicht'in alle Auto-,<br />
mobilistenkreise dringende Bekanntmachung<br />
über die Oeffung hinweisen, auf den Charakter<br />
des Schneebruchs und der Strassenfreilegung<br />
als ausgesprochene Versuchsarbeiten,<br />
sowie auf eine gewisse zurückhaltende Einstellung<br />
vieler Automobilisten gegenüber<br />
winterlichen Passfahrten. Zweifellos wird die<br />
Wiederholung und die damit in Verbindung<br />
stehende stärkere Propagierung die Frequenzziffer<br />
im nächsten Winter nicht unerheblich<br />
ansteigen lassen.<br />
Die Offenhaltung der Strecke Tiefenkastel-<br />
Mühlen-Bivio hat seit 1. Januar <strong>1934</strong> ohne<br />
Wegmacherlöhne Fr. 12,679 gekostet. Dazu<br />
kommen die üblichen Ausgaben für Bekiesung,<br />
sodass bis Ende des Jahres der Kanton Graubünden<br />
mit einer BudgetübeTschrcitung von<br />
8000 Fr zu rechnen hat. Da die erheblichen<br />
Mehrkosten für die Offenhaltung nicht mehr<br />
aus dem kantonalen Strassenausbauiprogramm<br />
bestritten werden konnten* verlangte der Regiierungsrat<br />
in seiner letzten Sitzung einen<br />
entsprechenden Nachkredit, was auch stillschweiget!<br />
zugestanden wurde. Wie "aus der<br />
Frenquenzziffer hervorgeht, hat sich das initiative<br />
Vorgehen der Bündner gerechtfertigt,<br />
und sie haben sicherlich damit nicht nur ihrer<br />
notleidenden Fremdenindustrie, sondern dem<br />
schweizerischen Strassenwesen im besondern<br />
einen Markstein in der Geschichte der winterlichen<br />
Hochalpenerschliessung gesetzt. Auf<br />
Grund der ersten Versuchsetappe wird es<br />
Afghanistan wird motorisiert.<br />
Demnächst sollen europäische 'Automobilfabriken<br />
auf spezielle Einladung der Nationalbank<br />
von Afghanistan, der Inhaberin des<br />
Monopols für die Automobil-Einfuhr, sachverständige<br />
Vertreter zum Studium der dortigen<br />
Verkehrsverhältnisse nach Kabul entsenden.<br />
Die Regierung soll sich entschlossen<br />
haben, einer < AufSchliessung des Landes mit<br />
Hilfe des Autos nicht nur keine Hindernisse<br />
in den Weg zu legen, sondern sie sogar durch<br />
Modernisierung des Strassennetzes einerseits,<br />
der Gesetzgebung andererseits zu fördern.<br />
Der erste Autobahnhof der Reichsbahn.<br />
Demnächst werden die Bauarbeiten, die<br />
zur Umwandlang der ehemaligen Dragonerkaserne<br />
in Mainz in einen Autobahnhof der<br />
Reichsbahn in Angriff genommen wurden, beendet<br />
sein. Die umfangreichen Stallgebäude<br />
und Reithallen sind nun zweckmässig umge~<br />
baut und bieten Raum für rund 60 Lastwagen.<br />
Dieser Wagenpark wird im rhein-mainischen<br />
Wirtschaftsgebiet zwischen den Städten<br />
Mainz, Frankfurt, Wiesbaden und Darmstadt<br />
einerseits und Mainz, Worms, Mannheim,<br />
Ludwigshafen anderseits eingesetzt zwecks<br />
Beschleunigung und Verbesserung der Stückgütbeförderung.<br />
Trustbildung In der japanischen Automobflindustrie.<br />
Um die Konkurrenzfähigkeit der 'japanischen<br />
Automobilindustrie zu forcieren, unterstützt<br />
die Regierung die Bestrebungen innerhalb<br />
dieses Industriezweiges auf einen Zusammenschluss<br />
der führenden Automobilfirmen<br />
zu einer Exportgemeinschaft. Dieser<br />
Block der japanischen Automobilindustrie,<br />
dessen Zustandekommen aller Wahrscheinlichkeit<br />
nach demnächst zu erwarten ist, wird<br />
5 Grossunternehmen umfassen. Welche Konkurrenzkraft<br />
der europäischen und amerikanischen<br />
Automobilindustrie daraus erwachsen<br />
wird, dürfte aus holländischen Quellen<br />
hervorgehen, wonach in Südafrika Automo-,<br />
bile japanischer Herkunft bereits für 480 fi:<br />
und schwere Motorräder für 120 fl. erhältlich<br />
sein sollen.<br />
Benzin aus Reis.<br />
,~VTT'<br />
Die japanische Presse berichtet z. Zt. in<br />
grosser Aufmachung von einer Erfindung des<br />
japanischen Forschers Dr. Isobe, nach der es<br />
nun möglich sein, die im Verlaufe der letzten<br />
fünf Monate gesammelten Erfahrungen<br />
auszuwerten und eventuell auch auf einige<br />
andere Passstrassen zu übertragen, wobei<br />
allerdings auf die starke Variabilität der einzelnen<br />
Pässe in unserem *AIpengebiet hinsichtlich<br />
ihres Schneereichtums gebührend<br />
Rücksicht genommen werden muss. Erinnern<br />
wir uns nur der beiden letzten Winterperioden,<br />
so zeigt sich typisch dieser starke Unter-<br />
istischer<br />
möglich ist, Benzin aus Reis herzustellen.<br />
Es handelt sich hierbei um ein besonderes<br />
Hydrierungsverfahren, das auch die Hydrierung<br />
von Reis ermöglicht. Die Japanische<br />
Automobilindustrie hat Dr. Isobe bereits mehrere<br />
Versuchsiahrzeuge zur Verfügung gestellt.<br />
Sie sollen mit Reis-Benzin betrieben<br />
werden und den Beweis dafür erbringen, dass<br />
das aas dem Reis gewonnene Benzin den<br />
übrigen Brennstoffen an Qualität nicht nachsteht.<br />
Deutschlands Autostener-Aufkommen.<br />
Im Monat April stellt sich das deutsche<br />
Steuer-Aufkommen auf 13,2 Mill. RM. gegenüber<br />
11,4 Mil. RM. im Vormonat. Die entsprechende<br />
Vorjahresziffer wurde nur um 12<br />
Mill. unterschritten. Dieses Ergebnis konnte<br />
erzielt werden trotz Steuerfreiheit aller seit<br />
dem 31. März 1933 erstmalig in den Verkehr<br />
gesetzten Personenwagen,<br />
Bau polnischer Fernrerkehrsstrassen.<br />
Das polnische Verkehrsministerium ventiliert<br />
zur Zeit die Frage der Erstellung eines<br />
modernen Fernverkehr-Strassennetzes. Im<br />
Mittelpunkt der Diskussion steht die Ausarbeitung<br />
eines 5-Jahres Plans, der von 1935—<br />
1940 die Realisierung grösserer Verkehrsprojekte<br />
vorsieht. Die Finanzierung dieser<br />
Arbeiten soll aus öffentlichen Mitteln erfolgen.<br />
Amerikas Autoexporte.<br />
Während der ersten Quartals des laufenden<br />
Jahres sind nach Angaben der amerikanischen<br />
Automobilhandelskammer 240J000 Wagen auf<br />
den ausländischen Absatzmärkten untergebracht<br />
worden, was gegenüber der vorjährigen<br />
Parallelperiode einer Zunahme um den<br />
doppelten Betrag gleichkommt. In amerikanischen<br />
Automobilkreisen erhofft man<br />
durch Revision der Weltzolltarife einen weiteren<br />
kräftigen Wiederaufschwung des Automobilgeschäftes<br />
erwarten zu dürfen. Allerdings<br />
ist es merkwürdig, dass man erst heute<br />
in Amerika zur Erkenntnis der Revisionsbeßürftigkeit<br />
der Zolltarife gelangt, waren es<br />
doch im besonderen die Amerikaner, welche<br />
seit 1929 systematisch ihre Grenzen gegenüber<br />
dem Auslande abriegelten, so dass sich<br />
die übrigen Länder notgedrungenermassen<br />
zur Einführung von Abwehrmassnahmen genötigt<br />
sahen.<br />
schied im diesjährigen zum letztjährigen<br />
Verhältnis vom Gotthard zum Klausen.<br />
Während der letztere beinahe mühelos dem<br />
Automobil freigegeben werden konnte im<br />
Vergleich zu den vorjährigen grossen Schneebruoharbeiten,<br />
war es beim Gotthard erst<br />
14 Tage später als 1933 möglich und nur<br />
unter Einsatz eines grossen Kontingents von<br />
Arbeitskräften diesen dem durchgehenden<br />
Verkehr zu erschliessen.<br />
Der diesjährige Versuch am Julier hat<br />
einerseits deutlich die unbedingte Notwendigkeit<br />
einer winterlichen Erschliessung unserer<br />
berühmten Passtrassen gezeigt, anderseits<br />
auch die" Möglichkeit, dass es heute<br />
mit den zur Verfügung stehenden technischen<br />
Mitteln verantwortet werden kann, auch im<br />
Winter eine bis über 2000 m hinaufsteigende<br />
Strasse freizulegen und freizuhalten. Allerdings<br />
sei vorläufig noch davor gewarnt, als<br />
ob nun jeder Kanton seine eigene winterliche<br />
Durchgangstrasse besitzen müsse. Die<br />
Auflösung der Verkehrsinteressen des gesamten<br />
Landes in verschiedene Einzelaktionen<br />
muss speziell auf diesem Gebiete<br />
zu einem Fiasko führen. Je schwieriger<br />
unsere Wirtschaftslage sich gestaltet und je<br />
drängender sich der Automobilverkehr entwickelt,<br />
um so notwendiger wird auch auf<br />
dem Gebiete des Alpenstrassenbaues, wie<br />
auch auf demjenigen der winterlichen Erschliessung<br />
der Alpenpässe, eine Konzentration<br />
der Kräfte allein nur für weitere Erfolge<br />
genügende Gewähr bieten. -my-.<br />
N°«<br />
Grosser Preis von Montreux<br />
(Fortsitzung von Seite 1)<br />
als die ersten Wagen in der Ferne wild aufxubrrmvmen<br />
begannen, nnd darauf, von Mechanikern besetzt,<br />
vor den Boxen hielten. Montreux war an diesem<br />
Tag früh aufgestanden. Das letzte Training,<br />
dieses letzte Rüsten vor dem Kampfe, bedeutete ein<br />
ernsthaftes Erproben der Kräfte. Seit sieben Uhr<br />
morgens wurde man an allen Ecken von Polizisten<br />
angehalten, die den Circuit peinlich freihielten, so<br />
dass punkt acht Uhr die ersten Maschinen losbrummen<br />
konnten. Wieder waren die meisten Fenster<br />
und Hotelterrassen dicht belagert, und auch auf<br />
den Tribünen hatte sich eine grosse Menge Interessierter<br />
eingefunden, von denen viele leidenschaftlich<br />
mit Stoppuhr und Bleistift hantierten. »<br />
Etancelin beherrschte das ganze Training. Der<br />
Tuchhändler aus Ronen, immer zwischen Spanien<br />
und Polen auf Reisen zu Autorennen unterwegs,<br />
setzte sich im gewöhnlichen Strassentenue in die<br />
Maschine, um darauf mit tollen Geschwindigkeiten<br />
durch die Stadt zu brausen. Seine Draufgängerei<br />
wurde von den Scuderia-Ferrari-Leuten nicht geteilt,<br />
die sich wiederum zurückhaltend zeigten.<br />
Diesmal war Varzi der Schnellste, doch auch er<br />
ging nicht über die lOO-km/St.-Marg© hinaus. Der<br />
Engländer Straight, der zusammen mit Hamilton<br />
direkt bei seiner an der Rennstrecke gelegenen Garage<br />
gestartet war, so dass die zwei weissen Maserati<br />
ganz unversehens vorüberdonnerten, fuhr<br />
ebenso ausgeglichen wie schnell. Er kam bis auf<br />
Mittel von 102,2 km/St, heran. Auch Falchetto<br />
schraubte heute auf und überschritt den 100-km/St.-<br />
Durchschnitt. Gegen den Ansturm Etancelins kam<br />
keiner auf. Der Franzose erledigte die schnellste<br />
Runde »mit dem Durchschnitt von 104,7 km/St<br />
Auch der Samstag verlief in jeder Beziehung<br />
ohne Störung. Varzi hatte oberhalb der 'Tribünen<br />
einmal das re
*P>»<br />
— 1954 AUTOMOBTL-REVUB<br />
kritischen Haarnadelkurve um und zieht sich nun<br />
durch die obere Stadt zurück. Wieder findet sich<br />
hier ein hinderndes Tramgeleise. Die S-Kurve bei<br />
der englischen Kirche, die zum Bahnhof hinaufführt,<br />
gilt allgemein als der giftigste Punkt des ganzen<br />
Parcours, da die Schwierigkeit hier unterschätzt<br />
wird. Die Bahn steigt dann leicht an. Die Avenue<br />
des Alpes verläuft ziemlich gerade. Wieder reihen<br />
sich hier links und rechts Schaufenster aneinander.<br />
Auch an Bahnhof und Post geht der Kurs vorbei.<br />
Zwei grosse Kurven führen die Strecke dann von<br />
der oberen Stedt wieder zurück zum Start. Der<br />
Stampfasphalt der Hauptstraasen wurde auf das<br />
Rennen hin mit einem Rauhbelat überzogen, der<br />
die Griffigkeit der Bahn st*rk erhöht und sich gün-<br />
«tir auswirken muss.<br />
Der grosse Tag.<br />
Montreux, 3. Juni 1994.<br />
Auch' wer lö der Samstag-Nacht in ausgiebiger<br />
Weise von den vielen Anlässen profitierte,<br />
die überall in dem auf Hochbetrieb<br />
eingestellten Kurort stattfanden, wurde heute<br />
morgen zeitig aus seinen Träumen gerissen.<br />
Draussen summte und lärmte es von unzähligen<br />
Atitos und Motoren, vom See hupten<br />
die Extraschiffe, und auf den Trottoirs wimmelte<br />
es bereits von den überall her eintreffenden<br />
Besuchern- Schon morgens 9 Uhr<br />
war Montreux ein einziger Ameisenhaufen,<br />
ein tolles Durcheinander von Einheimischen,<br />
die fast alle irgendwo ein Amt zu erfüllen<br />
hatten, und von Fremden. Zwischen den<br />
Menschenmassen bahnten sich hupend die<br />
Autos ihren Weg. Ununterbrochen schleppten<br />
die blauen Tramwagen Massen daher.<br />
Auf dem Bahnhof gab es an diesem Tag<br />
nichts zu lachen. Seit dem frühen Morgen<br />
führten auch die Züge Zuschauermassen herbei,<br />
die sich rechtzeitig ihre Plätze sichern<br />
wollten. Vor den Häusern, an denen noch<br />
Plätze an Fenstern frei waren, stellten sich<br />
fliegende Kassen auf, die die letzten Billette<br />
bald den Besuchern in die Hände gedrückt<br />
hatten. Lautsprecher schallten über den<br />
Platz, an den Tribünen wurde noch gehämmert<br />
und letzte Hand angelegt. Tausend<br />
Ritzen von Strassen und Gässchen galt es<br />
verstopfen, durch die die Menschenmassen<br />
die Bahn dringen konnten. Ueberall<br />
musste rechtzeitig eingegriffen werden, und<br />
dazu wurden gewaltige Massen Verkehrspolizei<br />
aufgeboten, denen auch Privatleute<br />
helfend zur Seite standen.<br />
Auch am Samstag-Abend hatte sich wieder<br />
ein Gewitter über der Stadt entladen, das dafür<br />
gute Witterung für den Sonntag versprach.<br />
In dem Getriebe der letzten Stunden<br />
vor dem Rennen beachtete man kaum, wie<br />
sich,über dem See neue dicke Wolken ballten,<br />
die sich bald riesengross ausbreiteten<br />
und rhlt Windeseile den ganzen Himmel verdunkelten.<br />
Der Wind peitschte den See zu<br />
hohen Wellen, begann in den Bäumen zu<br />
singen, und bald wirbelte er alles auf, was<br />
nicht niet- und nagelfest war. Ein rasender<br />
Sturni fegte über Montreux, und es schien<br />
•beinahe, als trage er diesen ganzen Grand<br />
Prix in alle Lüfte davon. Die Herren Organisatoren<br />
und alle Bewohner von Montreux<br />
fangen fassungslos die Hände. Was sollte es<br />
lür ein Rennen auf diesen Strassen geben,<br />
Ober die jetzt Bäche dahinschossen ? Die<br />
Hoffnung, das Unwetter, das einige Sekunden<br />
sogar noch Hagel bescherte, verziehe sich<br />
bald, schien sich lange nicht erfüllen zu wollen.<br />
Erst gegen Mittag hin zeigte sich über<br />
dem See ein heller Streifen, der sich bald<br />
ausbreitete und dem starken Regen Einhalt<br />
gebot. Die Verkehrspolizei wagte sich wieder<br />
aus ihren Haustoren hervor, auf den<br />
Strassen begann das Leben wieder zu pulsen,<br />
und so klappte die Organisation dennoch<br />
reibungslos, als die Zeiger der Uhr<br />
langsam auf 14 Uhr rückten, diesen Zeitpunkt,<br />
dem die Stadt seit Tagen, vielleicht<br />
seit Wochen mit fiebernder Erwartung entgegengesehen<br />
hatte.<br />
Schon lange bevor ein Erster der wilden<br />
S?enner auftauchte, ergriff das in gewaltigen<br />
Massen anwesende Publikum von seinen<br />
Plätzen Besitz. Fenster um Fenster wurde<br />
dicht belagert, auf den Baikonen hingen sie<br />
wie Trauben, hoch auf den Zinnen stauten<br />
sich die Menschen, und ganz Waghalsige<br />
setzten säch kurzerhand auf die Dachränder.<br />
Kein vorstehender Punkt, wo nicht irgend<br />
ein Neugieriger sich eingefunden hätte, kein<br />
Fenster, aus dem sich nicht gleichzeitig ein<br />
halbes Dutzend Köpfe gestreckt hätten. So<br />
weit der Blick überall reichte, waren nichts<br />
als Menschenmassen zu entdecken, die alle<br />
verfügbaren Plätze besetzt hielten. Die Tribüne<br />
wurde im Sturm genommen. Rund 100<br />
Pressevertreter hatten ihre Bleistifte gezückt.<br />
Elegante Toiletten durften sich unter dem<br />
gnädigen Lächeln der Sonne ans Tageslicht<br />
wagen, und so sah man manche elegante<br />
Frau auf den Tribünen.<br />
Nur langsam liefen die Minuten. Die ersten<br />
Wagen wurden an die Boxen geführt, sorgsam<br />
betreut von den Mechanikern. Sobald<br />
ein Fahrer auftauchte, reckten sich die<br />
Köpfe. Jeder wollte ihn zuerst gesehen haben.<br />
Bald war jeder Mechaniker in seinem<br />
bläuen Ueberkleid eine «grosse Kanone >.<br />
Plötzlich sah man Moll in den Boxen, den<br />
hübschen jungen Burschen mit liebenswürdigem<br />
Gesicht. In seinen weissen Hosen und<br />
dem sportlichen Sommerhemd schien er eher<br />
für eine Seglerpartie verabredet zu sein, als<br />
für diesen wilden Kampf um die Geschwindigkeit.<br />
Varzi hatte seine ewige Zigarette im<br />
Mund, wie gewohnt im blauen Ueberkleid.<br />
Ein paar junge Italiener entdeckten ihn und<br />
baten ihn um einen Gruss. Liebenswürdig<br />
drückte ihnen Varzi die Hand, zur fassungslosen<br />
Freude der jungen Landsleute. Der<br />
junge Straight, ein hübscher Typ von überaus<br />
gewinnendem Benehmen, grüsste Freund<br />
und Feind mit der gleichen Herzlichkeit.<br />
Zehender sass mit Maserati zusammen in<br />
der Boxe und besprach mit dem bekannten<br />
Konstrukteur die letzten Chancen. Charles<br />
Faroux etablierte sich in der Boxe von Veyron,<br />
trnd Etancelin war bis zum letzten Moment<br />
mit seinem gewöhnlichen hellen Strassenanzug<br />
zu sehea<br />
Kurz nach 2 Uhr erhielten die Fahrer ihre<br />
letzten Anweisungen, Dlie Wagen wurden<br />
zum Start geschoben. Gleichmütig rauchten<br />
die Piloten ihre letzte Zigarette. Freundlich<br />
winkten sie zu der Tribüne hinauf. Dr. Mende<br />
erschien bereits mit seiner Startfahne. Der<br />
grosse Augenblick war da... Fiebernd starrte<br />
man auf die zwölf Renner, die voll verhaltener<br />
Kraft lauerten, auf den ersten Wink<br />
loszuschiessen. Da — mm stieg ein brüllendes<br />
Donnern zum Himmel. Die beiden ersten<br />
Wagen stürzten vor. Geschlossen hetzte das<br />
Feld davon, ein herrliches Bild der Kraft in<br />
der dahinstürmenden Wucht dieser stählernen<br />
Leiber. Langs-am formierte sich aus dem<br />
in Doppelreihe gestarteten Feld eine Linie.<br />
Blauer Rauch wehte über die Bahn. Schon<br />
versackte unten der letzte Lärm in den<br />
Häusergassen. Der Grand Prix von Montreux<br />
hatte begonnen... Kaum hatte man<br />
richtig Zeit, seiner ersten Aufregung richtig<br />
Herr zu werden, und schon scholl von der<br />
Obern Stadt neues Geheul. Ein Aufbrüllen<br />
— und die Spitze raste mit vollem Tempo<br />
vorüber. Einer nach dem andern folgte, ein<br />
ständig wechselndes Bild. Kaum aufgetaucht,<br />
war der Spuk wieder verschwunden. So zog<br />
sich nun der gespenstische Korso der Schnelligkeit<br />
auf diesem Kurs dahin, auf Geraden,<br />
durch Kurven, bergauf und bergab, ein tolles<br />
Karussel.<br />
Nach einiger Zeit fand man auch Zeit, sich<br />
wieder etwas umzusehen. Das Wetter hatte<br />
sich aufgeheitert, über den Felsen und Hängen<br />
strahlte ©in klarer Sonnenhimmel. In<br />
den Boxen war bereits wieder Ruhe eingekehrt.<br />
Auf den Tribünen bedeutete das<br />
Auftauchen der Spitze immer eine Sensation.<br />
Der neue<br />
Die erste grosse Aufregung bemächtigt sich<br />
der Massen, als Moll schon nach kurzer Zeit<br />
bei den Boxen wieder hielt. Die, Mechaniker<br />
warfen sich mit grösster Behendigkeit unter<br />
seinen Wagen, unterdessen trank der junge<br />
Avus-Sieger gierig aus einer Flasche. (Mit<br />
Ruhe sah er sich die Arbeiten an, um dann<br />
wieder in den Wagen zu springen und davon<br />
zu hetzen. Die Konkurrenz dieser gefährlichen<br />
roten Maschinen, Maserati, stand<br />
schweigend m der Boxe und kontrollierte<br />
stoisch die Zeiten von Zehender. Das Publikum<br />
gebärdet« sich zehnmal aufgeregter<br />
als alle, die am Rennen direkt oder indirekt<br />
beteiligt waren- Schon legten auch die ersten<br />
Wagen bei den Boxen an, um darauf<br />
auf einem Trottoir von ihrer allzu kurzen<br />
Reise auszuruhen.<br />
Runde um Runde zog vorbei, ohne, jede<br />
Störung wickelte sich das Rennen ab. Die<br />
Organisation klappte bis in alle Details. Eine<br />
Tatsache, die bewunderungswürdig ist, wenn<br />
man weiss, in welch kurzer Frist dieses Rennen<br />
auf die Beine gestellt wurde. Eine für die<br />
Pressebulletins bestimmte kleine Schachtel<br />
schaukelte hoch über der Rennstrecke von<br />
dem Chronometerhäuschen auf die andere<br />
Strassenseite, bezeichnenderweise mit einer<br />
Ente bemalt!<br />
Eine Nervenprobe bedeutete es jedesmal,<br />
mitzuerleben, wie ein Fahrer überholt wurde.<br />
Rasend zogen die Maschinen aneinander vorbei.<br />
Ein einziger Fehlgriff. — und der Rest<br />
wäre nicht auszudenken. Die Boxensignalisation<br />
offenbarte wieder geniale Einfälle. So<br />
bedeutete, wie wir wenigstens vermuten, eine<br />
gezeichnete Spitze mit einer Zahl daneben<br />
für den betreffenden Fahrer den Rundenstand<br />
der Spitze. Eine Runde nachher erhielt<br />
dieser gleiche Konkurrent dann auch<br />
seine eigene Rundenzahl mitgeteilt. Farben,<br />
Buchstaben und Zahlen dienten abwechslungsweise<br />
dazu, die Fahrer über die Position<br />
im Felde zu orientieren.<br />
Zur Sensation wurde der Halt VarzSs an<br />
der Boxe, nachdem er in bester Position gelegen<br />
war. Das flog aus diesen Mechanikerhänden,<br />
dass es eine Lust war! Varzi nestelte<br />
sich rasch eine andere Schutzbrille<br />
hervor und nahm einen Schluck Wasser.<br />
Unterdessen war der Wagen wieder fit,<br />
und unter dem donnernden Beifall des Publikums<br />
ging der Alfa Romeo wieder auf die<br />
Strecke.<br />
Molls Aufgabe wurde mit Bedauern vermerkt.<br />
Den jungen Fahrer schien der Ehrgeiz<br />
zu stechen, jedenfalls kleidete er sich<br />
ist wirklich<br />
ein wunderbarer Wagen<br />
Er ist eine der ersten Leistungen der Automobil-<br />
Technik, von der man in aller Wirklichkeit behaupten<br />
kann, dass sie die wirtschaftlichen Vorteile des<br />
Kleinwagens mit den Vorzügen eines grossen Wagens<br />
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wieder fürs Rennen ein, um Trossi abzulösen.<br />
Dieser .wollte partout nicht — er hatte<br />
dann auch wirklich Recht!<br />
So rollte sich dieses hochdramatische Schauspiel<br />
während dreier Stunden ab, verfolgt<br />
von einer ungeheuren Menschenmasse, die<br />
fasziniert diese gewaltigen Geschwindigkeiten<br />
verfolgte. Gegen Ende des Rennens schien<br />
es nochmals, als ob ein neues Unwetter den<br />
Schlusspunkt hinter die Veranstaltung setzen<br />
wollte. Es blieb glücklicherweise bei der<br />
Drohung, denn genau bis zum Rennsehluss<br />
hielt der Himmel die ersten Tropfen zurück.<br />
Dann sandte er noch einen linden Guss über<br />
die Stadt, gleichsam schon zum Abschied.<br />
Als die letzten Runden nahten, und der<br />
Sieger Trossi sich aus mittlerer Position bis<br />
nach vorne gekämpft hatte, ergriff höchste<br />
Spannung die Massen. Etancelin und Trossi<br />
rangen um die Führung, müde und abgehetzt<br />
der eine, noch voller Kraiftreserven und immer<br />
schneller deT andere. Und dann kam<br />
es, dass kurz vor dem Schluss der Sieg entschieden<br />
wurde. Jubelnd wurden Besiegte<br />
und Sieger empfangen, und von den Behörden<br />
und führenden Persönlichkeiten des<br />
Automobilismus beglückwünscht. Jetzt gab<br />
es für die Menge kein Halten mehr — innert<br />
Minutenfrist war die Bahn schwarz von<br />
Menschen, und wieder wurde Montreux zum<br />
Chaos, in dem es sich nur noch schwer zurechtfinden<br />
Hess. — Das erste Stadtrundstreckenrennen<br />
der Schweiz wurde ein<br />
grosser Erfolg. Man wird es wiedersehen<br />
wollen!<br />
bo.<br />
Der Film des Rennens.<br />
cAfle angemeldeten Fahrer erschienen am<br />
Start», konnte das erste Pressebulletin mit<br />
berechtigtem Stolz melden. Genau ein Dutzend<br />
von Konkurrenten, von denen kein einziger<br />
nach der Einiführune bei unsern Lesern<br />
bedürfte, haben mit ihrer Teilnahme in Montreux<br />
mitgeholfen, dieses reizvolle Rennen<br />
aus der Taufe zu heben, das nun wohl einen<br />
dauernden und ehrenvollen Platz im künftigen<br />
schweizerischen und internationalen<br />
Rettnkalender einnehmen wird. Braillard, der<br />
einzige Einheimische in dieser erlesenen<br />
Phalanx, konnte nicht, wie vorgesehen, mit<br />
seinem neuen Maserati starten, Hess sich<br />
aber dadurch nicht abhalten und zog den<br />
kampferprobten Bugatti 2,3 l wieder zu<br />
Ehren. Die Reihenfolge für<br />
den Start<br />
war durch die Trainingszeiten bestimmt, ein<br />
Verfahren, das immer mehr Anklang findet<br />
und damit den blinden Zufall eines Loses mit<br />
Recht ausscheidet. In der vordersten Reihe<br />
Standen Etancelin und Straight, dahinter hatten<br />
Moll und Falchfttto Aufstellung genommen,<br />
gefolgt von den übrigen Zweiergruppen.<br />
Gleich vom Start weg, den Dr. Mende<br />
gab, zoz Etancelin mächtig aus, gefolgt von<br />
einem geschlossenen Feld. Rasch vermag<br />
der Franzose an Terrain zu gewinnen und<br />
distanziert auch seine nächsten Verfolger<br />
bereits recht deutlich. Die Spitzengruppe,<br />
der Straight, Moll, Falchetto und Trossi angehören,<br />
hat sich bereits merklich in die<br />
Länge gezogen, und auch das Gros weist<br />
schon allerlei Verschiebungen undi Lücken<br />
auf. Nach ', i, ,><br />
Öer 5. Runde<br />
l "Wt \<br />
ergibt siefc folgendes Klassement:<br />
1. Etanqelin ; 10' 07"<br />
! I 2. Straight |]lpl"M 10' 13"<br />
' ' S. Moll FTT! 10" 16"<br />
*. Falchetto ' 10' 22"<br />
5. Comte F. Trossi 10" 31"<br />
Etancelin hat sich also in dieser kurzen Zeit<br />
einen Vorsprung von 6 Sekunden auf seinen<br />
vorläufig schärfsten Widersacher Straight<br />
erkämpft, und seine bestimmte und forsche<br />
Haltung lässt erwarten, dass er seine Spitzenposition<br />
immer mehr festigen werde. Er erweist<br />
sich übrigens auch in Montreux, wie schon<br />
an so manch anderem Grossen Preis, als der<br />
Animator und Schrittmacher des Rennens.<br />
Er ist daher überall ein gern gesehener Gast<br />
und geschätzter Pilot, der immer für Bewegung<br />
im Felde sorgt und keine Ruhe und<br />
Rast kennt. Leider aber hat er diese Angriffslust<br />
schon mit so viel Pech und Enttäuschungen<br />
bezahlt, dass man ihn nur immer<br />
aufs neue wegen seines ungebrochenen<br />
Mutes bewundern kann. Auch heute hielt ihn<br />
eine launische Fortuna zum Narren und<br />
nachdem er bis wenige Minuten vor der<br />
Schlussrunde alle konzentrierten Angriffe abzuwehren<br />
verstanden hatte und jede Attacke<br />
mit einem eigenen Vorstoss beantwortete,<br />
musste er den scheinbar sicheren Sieg noch<br />
abtreten. Als ein ebenso verwegener Draufgänger<br />
und dennoch fein abwägenden Piloten<br />
hat sich Moll erwiesen, der mit seinem<br />
Siege in Monte Carlo, einem Kometen gleich,<br />
aus bescheidenem Hintergrunde aufzog und<br />
seither schon viel von sich reden gemacht<br />
hat.,. In der achten Runde gelingt es ihm,<br />
nach verschiedenen Versuchen. Straight zu<br />
überholen und damit auf den zweiten Platz<br />
aufzurücken, den er dann allerdings nicht<br />
lange halten konnte, da ihn wenig später ein<br />
Defekt an der Öelleitung zu längerem Aufenthalt<br />
zwingt. Obwohl er dann in fast<br />
(Fortsetzung SeiteIOJ<br />
!
AUTOMOBIL-T2EVUE <strong>1934</strong> - N° 4«<br />
Das Rennen in der Stadt im Bild<br />
Auf der Verfolgung. Der nachmalige Sieger Trossi (No. 6) setzt eben an, um nach der Kurve Zehen- M„ Vo„ vorau$j Auf der etwas abfali eniden Geraden vor der Tribüne wurden sehr hohe Geschwinder<br />
auf Maserati, 4 Zyl. (No. 8), der übrigens ein vorzügliches Rennen fuhr, zu überholen, digkeiten erreicht. Das Bild zeigt, wie zäh sich ein Fahrer an den andern anheftete. Trosei, der<br />
Sieger, iat hier in Führung des nachfolgenden Mittelfeldes,<br />
Varzi,<br />
nach<br />
ein Favorit des Rennens, hatte längere. Zeit die best« Aussicht<br />
der Führung überholte er einen Wagen um den andern. Hier<br />
bracht.<br />
auf den Sieg. Bei seiner Jagd<br />
hat er Sommer hinter sich ge-<br />
Etancelin, der, SehrittmacKw des Rennens, nimmt in seinem ihm eigenen Bauhexen Stil ein« Kurve.<br />
Apres avoir<br />
BBHBmflBBI^HBuHHBBBI<br />
triomphe dans<br />
GRAND PRIX K MONTREUX<br />
(298 km.)<br />
2<br />
ER<br />
EME<br />
ComteTROSSIs. ALFA-ROMEO<br />
ETANCELIN sur MASERATI<br />
le Rallye de Monte-Carlo<br />
le Grand-Prix de Monaco<br />
les Mille Milles de Brescia<br />
le Grand-Prix d'Alessandria<br />
le Grand-Prix de Tripoli<br />
I'International Trophy de Brookland<br />
la Targa Florio<br />
le Grand-Prix de Casablanca<br />
CHAMPION r:";; Palmarös <strong>1934</strong><br />
le Grand-Prix de Montreux<br />
1 cr ComteTrossi - 2 me Etancelin - 3 me Varzi - 4 me Straight - 5 rae Hamilton<br />
Tousavec BOUGIES<br />
CHAMPION<br />
3<br />
EME<br />
VARZI sur ALFA-ROMEO<br />
TOUS TROIS<br />
SANS CHANGER<br />
LEURS
N° 46 - <strong>1934</strong> AUTOMOBIL-REVUE<br />
Techn. Rundschau<br />
Federungsprobleme.<br />
Die Kurvenstabilität.<br />
(Schluss aus Nummer 44.)<br />
Der Grad, in welchem die Karosserie beim<br />
Durchfahren von Kurven sich nach aussen<br />
neigt, hängt ausser von der Fahrgeschwindigkeit<br />
von der Lage des Karosserie- oder<br />
Wagenschwerpunktes, von der Weichheit der<br />
Federn und von der Breite der Federbasis<br />
ab. Liegt der Schwerpunkt hoch über dem<br />
sogenannten Momentanzentrum, d. h. dem<br />
Punkt, um welchen sich der Aufbau beim<br />
Auswärtshängen dreht, so neigt sich der<br />
Aufbau bei gleicher Fahrgeschwindigkeit,<br />
gleicher Federhärte und gleich breiter Federbasis<br />
stärker nach aussen, als bei geringem<br />
Abstand zwischen Schwerpunkt und<br />
Momentanzentrum. Ein stärkeres Auswärtshängen<br />
des Aufbaues haben auch weiche<br />
Federn und eine schmale Federbasis zur<br />
Folge. Man hat es also in der Hand, den<br />
Grad der Auswärtsneigung durch verschiedene<br />
Faktoren zu beeinflussen. Aber auch<br />
hier sind wieder nur Komprömiss-Lösungen<br />
möglich.<br />
Wählt man härtere Federn, so verschlechtert<br />
man die Fahreigenschaften bei Gradausfahrt.<br />
Bleibt man bei den weichen Federn,<br />
vergrössert aber die Breite der Federbasis,<br />
so kommt es zu einer stärkeren<br />
Uebertragung einseitiger Strassenstösse auf<br />
den Wagenaufbau. Auch dann, wenn nur die<br />
Räder der einen Wagenseite eine Unebenheit<br />
überfahren, wird der Aufbau,noch stärker<br />
aus der Ruhelage gebracht.<br />
Abb. 1. Vorderrad-Einzelfe-derung mit Parallelogramm-Führung.<br />
Sie beseitigt die Kreiselwirkung<br />
der Räder und schützt damit vor Lenküngsunruhen,<br />
ergibt jedoch- in der Regel geringere Kurven-Stabilität<br />
als die Starrachsfederung.<br />
Abb. 2. Eine aüdere Abart von Vorderfa/d-Einfcelfederung,<br />
bei der als- Federelemente auf Torsion<br />
beanspruchte Stablstänien dienen. Auch hier sind<br />
durch die Parallelführung der Räder Kreiselwirkungen<br />
ausgeschlossen.<br />
Die grösste Aussicht, um gleichzeitig eine<br />
gute Kurven-Stabilität und weiche Federung<br />
bei Gradausfahrt zu erhalten, müssen<br />
Konstruktionen bieten, bei welchen der Abstand<br />
zwischen dem Schwerpunkt und dem<br />
Momentanzentrum ein Mindestmass beträgt.<br />
Die Einzelradfederungs-Systeme mit parallelogrammartig<br />
geführten Rädern sind in<br />
dieser Hinsicht der Starrachsfederung unterlegen.<br />
Bei den erstgenannten Systemen liegt<br />
nämlich das Mamentanzentrum meist auf<br />
der Höhe der Fahrbahn, der ganze Wagen<br />
sucht sich in der Kurve mit samt den Rädern<br />
um den Auflagepunkt der Räder am<br />
Boden nach auswärts zu neigen. Der Abstand<br />
zwischen dem Schwerpunkt und dem<br />
Momentanzentrum kann dann unter Umständen<br />
doppelt so gross sein als beim Wagen<br />
mit Starrachsfederung, bei welchem zwar<br />
der Schwerpunkt meist nicht tiefer liegt, dafür<br />
aber das. Momentanzentrum bedeutend<br />
weiter oben, etwa in der Höhe der Federn zu<br />
suchen ist.<br />
Wenn man also bei Einzelradfederung mit<br />
parallelogrammartig geführten Rädern nicht<br />
eine Einbusse an Kurvenstabilität in Kauf<br />
nehmen will, muss man entweder auf geeignete<br />
Art gleichzeitig einen tieferen Wagenschwerpunkt<br />
anstreben oder dann besondere<br />
neue Massnahrhen treffen, durch welche das<br />
Manko an Kurven-Stabilität ausgeglichen<br />
wird. Da die Tieferlegung des Wagenschwerpunktes<br />
meist gerade bei Einzelradfederung<br />
grosse Schwierigkeiten ; macht, lassen sich<br />
sogar in der Mehrzahl der Fälle die «besonderen<br />
Massnahmen» nicht umgehen. Als<br />
solche kommen einmal der Einbau sogenannter<br />
« Stabilisatoren > in Frage, d.h. Vorrichtungen,<br />
wie etwa in Abbildung,, 6 darge^<br />
stellt, durch welche die seitliche Bewegungs-<br />
freiheit des Aufbaues in bezug auf die Räder<br />
wieder beschränkt wird. Das zweite viel<br />
angewandte Mittel zur Verbesserung der Kurven-Stabilität<br />
stellt die Ausbildung der Hinterachse<br />
als Schwingachse dar.<br />
In bezug auf die Kurven-Stabilität verhält<br />
sich nämlich die Schwingachse gerade umgekehrt<br />
wie die Einzelradfederung mit parallelogrammartig<br />
geführten Rädern. Liegen<br />
bei ihr die Drehpunkte der Achshälften<br />
ausserhalb des Differentialgehäuses, so treten<br />
beim Kurvenfahren in den Drehpunkten<br />
Kräfte auf, die den Wagenaufbau sogar nach<br />
Abb. 3. Einzelabgefedertes, in einer Hülse geführtes<br />
Vorderraid. Ein besonderes Merkmal f^ser Abfederung<br />
ist die relativ breite Fed?>>>asis.<br />
einwärts zu neigen trachten. Das Momentanzentrum<br />
liegt' bei der Schwingachse noch<br />
höher als bei der Starrachse, der Hebearm,<br />
an dem die Zentrifugalkraft angreift, ist nur<br />
noch kurz und die effektive Auswärtsneigung<br />
des Aufbaues nur gering.<br />
Wie man sieht, erfüllt die Schwingachse<br />
gleichzeitig zwei Aufgaben: Die Verminderung<br />
der unabgefederten Massen und die Verbesserung<br />
der Kurven-Stabilität. Sie bedingt<br />
allerdings, wie die Stabilisatoren, die<br />
gleichzeitige .Anwendung eines besonders<br />
torsionsst&'fen "Ghassisrahmens, da sonst der<br />
"weniger kurvenstabile, einzelradgefederte<br />
Vösrd'erwagen auf 'Kosten'der Verbände-Beanspruchung<br />
trotzdem "na'cH äussen hangt.*<br />
Nicht selten wird als Nachteil der Schwing-<br />
Aibb. 4. Die eigentliche Schwingachse, bei der die<br />
Halbachsen um Drehpunkte ausserhalb der Wagen,<br />
mitte schwingen. Sie ergibt erhöhte Kurven-Stabilität<br />
und verbessert das Verhältnis der abgefederten<br />
zu den unabgefederten Massen, lässt eich jedoch<br />
wegen der starken Kippung der Radebenen<br />
nicht für die Vorderräder verwenderr.<br />
Abb. 5. Eine andere Bauart der Schwingachse, bei<br />
welcher die Schraubenfedern durch auf Torsion<br />
beanspruchte Stahlstangen ersetzt sind.<br />
achse die ständige Spurveränderung beim<br />
Durchfedern bezeichnet, indem man daraus<br />
eine erhöhte Reifenabnützung ableiten will.<br />
Praktisch trifft das kaum zu, da auf der<br />
Fahrt solche Spurveränderungen nur nach<br />
und nach vor sich gehen und die hochelastischen<br />
modernen Reifen genügend nachgiebig<br />
sind, um ihnen ohne Radieren folgen zu können.<br />
Ein kleiner Vorteil der Spurveränderung<br />
ist sogar darin zu verzeichnen, dass die<br />
Anwendung besonderer Stossdärnpfer überflüssig<br />
wird, da die Spurveränderung selbst<br />
schwingungsdämpfend wirkt.<br />
Leider lässt sich die eigentliche Schwingachse<br />
nicht auch für die Vorderräder verwenden.<br />
Die Kippung der Radebenen beim<br />
Ueberfahren von Bodenunebenheiten ist bei<br />
ihr besonders gross, so dass die Beunruhigung<br />
der Lenkung durch Kreiselkräfte noch<br />
grösser wäre als bei der Starrachse.<br />
Eine aussergewöhnlich gute Kurven-Stabilität<br />
lässt sich auch erreichen, indem man<br />
bei Starrachsfederungen die Federn möglichst<br />
hoch anordnet, so dass wiederum das<br />
Momentanzehtrum nahertrat dem Schwerpunkt<br />
zusammenfällt. Um eine solche An-<br />
Mille Miglia <strong>1934</strong><br />
tfARZI<br />
Absoluter Sieger<br />
Avus-Rennen <strong>1934</strong><br />
MOLL Sieger<br />
Der Verlauf beider Rennen stand ganz unter dem<br />
Einfluös der regnerischen Witterung, die den Fahrern<br />
mit Gleitschutz einen bedeutenden Vorteil verschaffte.<br />
Sowohl Varzi wie Moll hatten ihre Pneus nach<br />
dem Adersol -Verfahren behandeln lassen, wodurch<br />
sie auch auf nassen Fahrbahnen mit unverminderter<br />
Geschwindigkeit fahren konnten.<br />
Die fein gefrlsten, ganz naht» anelnanderiiefenden, scharfkantigen<br />
„ ADERSOL" - Gleitschutr-Rillen bleiben immer schärf.<br />
Sie durchschneiden den sich zwischen Strasse und Reifen<br />
bildenden klebrigen, gefährlichen Film, der das Gleiten<br />
des Wagens verursacht.<br />
„ADERSOL"-Apparate befinden sich bei den nachstehenden Firmen:<br />
Aigle: Uarage uanz<br />
Lausanne: Garage des Jordils, Fontenailles 13<br />
Basel: Auto-Service, Aeschenplau<br />
Lausanne! Red-Star, Avenue du Uman 2<br />
Basel: City-Carage, Heuwage<br />
Lenzburg; Garage Wirthlln, SchOtzenmattgarage<br />
Basel: Pneuhaus A.-G., Dufourstrasse SO<br />
Basel: C. Schlotterbeck, Viaduktstrasse 40 Luzern: Pneumatikhaus, Obergrundstrasse 26<br />
Basel: Soller A.-G., Zwingerstrasse 25 Montreux: A. Belhl, Garage<br />
Bern: Pneuhandels, Moserstrasse 52<br />
Morges: W. Clarer-Laffely<br />
Bienne: Pneuhaus A.-G., GouiffIstrasse 0 Ölten: Pneuhaus A.-G., Aarauerstrasse 75<br />
Burgdorf: Bahnhof-Garage<br />
Porrentruy: Auto-Station S.A.<br />
Chur: Garage Willy &. Co.<br />
Sargans: Garage Hans Good<br />
Davos-Platz: Central-Garage, M. Oberrauch Schaff hausen: Tivoli-Garage, Guyan & Co.<br />
Delemont: Garage Ch. Mercey<br />
Solöthurn: Garage Schnetz & Co.<br />
Fribourg: Garage de la Gare, Spicher &. Co. St. QalUn: Pneuservice, Leonhardstrasse 63<br />
Geneve: Ernest Bally, rue des Päquis 43 St. Gallen: Uhler & Co., Marktplatz 13<br />
Glarus: Garage Milt<br />
Vevey: Auto-Stand<br />
Langenthai: Garage Gelser<br />
Zürich: A.-G. für Automolble. Pflanzschulstr.9<br />
Lausanne: Garage de l'Est. Perdonnet 3<br />
Edg. Grimm-Piquerez, St. Ursanne<br />
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Abb. 6. Beispiel eines StaMlisatoTS zur Erhöhung<br />
der Kurven-Stabilität.<br />
Ordnung handelt es sich beispielsweise bei<br />
der Hinterachsfederung. wie sie seit Jahren<br />
bei den Bugatti-Wagen zu finden ist. Die<br />
Federn liegen hier auf der Höhe der Oberkante<br />
der Bremstrommeta. Eine ähnliche<br />
Wirkung, nämlich eine absichtlich gesteigerte<br />
Kurven-Stabilität, wird bei einem D.<br />
K. W.-Typ durch die sogenannte Schwebeachse<br />
erreicht, - einem Starrachs-System, bei<br />
welchem das elastische Organ, eine Querfeder,<br />
ebenfalls ungewöhnlich hoch gelagert<br />
ist.<br />
Man könnte sich diese Verhältnisse noch<br />
übertrieben und die Feder z. B. so hoch angeordnet<br />
denken, dass das Momentanzentrum<br />
oberhalb des Schwerpunktes zu liegen<br />
käme. Statt auswärts, würde sich dann ein<br />
solcher Wagen in der Kurve einwärts zu<br />
neigen trachten. Praktisch lässt sich jedoch<br />
die extreme Anordnung, auch abgesehen von<br />
konstruktiven Gründen, nicht ohne weiteres<br />
verwirklichen, weil sich sonst einseitige Aufund<br />
Abwärtsbewegungen der Achsen immer<br />
stärker auch als seitliche Stösse auf den abgefederten<br />
Aufbau übertragen.<br />
Die Strassenhaltung<br />
gilt heute bei vielen Fahrern noch als Sammelbegriff<br />
für alle möglichen Federungsund<br />
Fahreigenschaften. Wir möchten sie<br />
hier als den Begriff aufgefasst wissen, der<br />
angibt, ob ein Wagen mehr oder weniger<br />
Neigung zum Schleudern und mehr oder<br />
weniger eigene Rjchtungsstabilität hat.<br />
Die Strassenhaltung in der Kurve hängt<br />
hauptsächlich von der Massenverteilung des<br />
Wagens und dem GleichförmigkeitS'grad, in<br />
welchem die Räder den Bodenunebenheiten<br />
folgen und auf den Boden pressen, ab, Im<br />
allgemeinen erhöht eine Schwanzlastigkeit<br />
des Wagens die Schleudertendenz des Hinterwagens<br />
und Kopflastigkeit die Schleudertendenz<br />
des Vorderwagens. Gleichzeitig wird<br />
die Schleudertendenz aber auch durch die<br />
Federung beeinflusst. Bleiben die Räder beständig<br />
mit dem Boden in Kontakt und<br />
macht der Wagenaufbau keine starken<br />
Schwingungen, die eine länger andauernde<br />
Verminderung des Rad-Kontaktdruckes bewirken,<br />
so wird die Schleudertendenz vermindert,<br />
neigen die Räder stark zum Springen<br />
und werden sie zeitweise durch Schwingungen<br />
des Wagenaufbaues stark entlastet,<br />
so wird sie erhöht. Ausser beim Kurvenfahren<br />
wirken sich die Federungseigenschaften<br />
in ähnlicher Weise auch bei Gradausfahrt<br />
aus, nur mit dem Unterschied, dass sie dann<br />
statt der Schleudertendenz vornehmlich die<br />
Präzision der Lenkung beeinflussen.<br />
Umgekehrt wird die Strassenhaltung auch<br />
indirekt durch die Lenkungseigenschaften<br />
beeinflusst. Mancher Wagen scheint seinem<br />
Führer nur deshalb unsicher auf der Strasse<br />
zu liegen — und er fährt sich dann tatsächlich<br />
auch unsicher — weil er sich infolge<br />
einer ungeeignet durchgebildeten Lenkung<br />
nicht genügend genau führen lässt. Die hoch<br />
übersetzten modernen Lenkungen sind in<br />
dieser Beziehung bestimmt nachteilig, wenn<br />
AUTOMOBIL-REVUE <strong>1934</strong> - N" 46<br />
sie auch anderseits den Vorteil haben, nur<br />
ganz geringer Kräfte zur Bedienung zu bedürfen.<br />
Die geringsten Abweichungen des<br />
Wagens aus der Richtung verlangen dann<br />
1t<br />
1<br />
gietcnqenenwm Hvi6e*>eW9<<br />
ROchstettinamente tnentgegengesetzt gerichteten M/ttewefrtfe<br />
ffi'enMraftmoment \<br />
A Änderung der Spurweite<br />
bei gte/chgeriehteten<br />
ta enrgtgengntnt gerichteten Hutbetteganqtn J<br />
vom Fahrer starke Korrekturbewegungen<br />
am Lenkrad und beim Auftreten eines stärkeren<br />
Schleuderns ist die Aussicht, das Fahrzeug<br />
wieder in die Gewalt zu bekommen,<br />
nur noch klein. Mit der zu stark übersetzten<br />
Lenkung verliert der Fahrer auch vollständig<br />
den gefühlsmässigen Kontakt mit der<br />
Strasse. Indem er in der Kurve den Druck<br />
} Khmnf<br />
Art. 7. Auch 'durch Anordnung<br />
der Federn in der<br />
Nähe des Wagen-Schwerpunktes<br />
lässt sich das<br />
Auswärtshängen der Karosserie<br />
beim Kurvenfahxen<br />
Yermindein.<br />
K25SI<br />
Abb. 8: Die mechanischen Haupteigenschaften der gegenwärtig meist angewandten Federongs-Systeme<br />
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N°4« - <strong>1934</strong><br />
des Wagens nach aussen Im Lenkrad nicht<br />
mehr spürt, verschätzt er sich nur allzu<br />
leicht in der noch zulässigen Geschwindigkeit<br />
und der Wagen gerät dann eventuell ins<br />
Schleudern, obschon seine eigentliche Strassenhaltung<br />
sonst nichts zu wünschen übrig<br />
lässt. •<br />
Eine andere ungünstige Erscheinung, die<br />
vielfach als schlechte Strassenhaltung bezeichnet<br />
wird, ist auch die, dass verschiedene<br />
Querwölbungen der Strasse oder auch<br />
nur einseitig angefahrene Unebenheiten den<br />
Wagen aus der Richtung zu bringen suchen.<br />
Häufiger als mit der Federung hängt dieser<br />
Fehler wiederum mit der Lenkung zusammen.<br />
Unsicher wird die Führung des Wagens<br />
auch dann, wenn schon ein Heraushängen<br />
der Karosserie die Lenkung beeinflusst.<br />
Man erkennt aus diesen wenigen Hinweisen,<br />
dass es durchaus nicht so einfach ist,<br />
einem Automobil bestmögliche Fahreigenschaften<br />
zu verleihen. Man hat deshalb allen<br />
Anlass, sich nicht einfach mit den bisherigen<br />
Systemen zufrieden zu geben, sondern die<br />
ganzen Verhältnisse von Grund auf neu zu<br />
durchforschen. Zahlreiche unerwartete Er-,<br />
kenntnisse stehen immer noch bevor, m.<br />
Zehn Gebote für Reifenbehandlung.<br />
1. Pumpe die Reifen richtig nach der Luftdrucktabelle<br />
auf!<br />
2. Kontrolliere den Luftdruck wöchentlich<br />
mindestens einmal !<br />
3. Achte darauf, dass die Räder richtig<br />
spuren ! Vorderräder dürfen nur eine Vorspur<br />
haben, die nicht grösser ist als 5 mm.<br />
4. Ueberlaste weder den Wagen noch die<br />
Pneus, den Schaden hast nur du !<br />
5. Lass aufgetretene Schäden durch Verletzungen<br />
(Nagelstiche usw.) sofort reparieren<br />
!<br />
6. Reinige öfters die Felgen, befreie sie<br />
von Rost und Schmutz und fahre niemals<br />
mit verbeulten, oder gebrochenen Felgen !<br />
7. Führe neue Pneus nicht zu lange in der<br />
^1 ere, wechsle öfter! Lasse dich nicht<br />
v-CTeiten, ohne Reserve zu fahren.<br />
8. Schütze die Reifen vor Frost und Hitze !<br />
9. Lasse die Reifen nicht in Oel- und Benzinpfützen<br />
stehen!<br />
10. Lasse dich belehren und höre auf den<br />
T?at von Fachleuten !<br />
Tedh<br />
Sp>v^daKea<br />
Frage 9084. Zwei Freunde und ein Auto. Ist es<br />
praktisch durchführbar und anzuraten, dass zwei<br />
Freunde zusammen ein Auto kaufen, sich in die<br />
Spesen nach gefahrenen Kilometern teilen? Der<br />
eine braucht den Wagen jeden Wochentag, um<br />
seine Arbeitsstätte ausser der Stadt aufzusuchen,<br />
der andere reflektiert nur auf Benützung über das<br />
eine oder andere Weekend •und einmal pro Woche<br />
über die Nacht, um seine Familie in der nächsten<br />
Stadt zu besuchen. Vielleicht hat ein Leser den Fall<br />
am eigenen Leib ausprobiert? W. W. in S.<br />
Frage 9085. Ueberspringen eines Funkens aussen<br />
an der Zündkerze. Woher kommt es, dass bei einem<br />
Motor die Zündfunken auf deT Aussenseite der<br />
Zündkerzen den Isolator überspringen, trotzdem<br />
hier der Abstand etwa 1 Zentimeter beträgt und der<br />
Isolator selbst sauber ist? Was ist dagegen zu<br />
tun? _ M. L. in F.<br />
AntwoTt: Wenn der Isolator der Zündkerzen<br />
sauber und trocken ist, deutet die beobachtete Erscheinung<br />
auf einen zu grossen Abstand der Zündkerzenelektroden.<br />
Wenn der Elektrodenabstand<br />
auch nicht so .gross sein wird wie der Weg, den der<br />
Funken aussen über den Isolator nehmen muss,<br />
lang ist, so bedeutet das allein noch nichts. Es<br />
muss nämlich auch in Betracht gezogen •werden,<br />
dass der Entladung über die Elektroden durch den<br />
komprimierten Zustand der Gase im Zylinder ein<br />
grösserer Widerstand in den Weg gelegt -wird, als<br />
ihn die freie äussere Atmosphäre darbietet. Die<br />
Entlädung geht also leichter in der freien Atmosphäre<br />
vor sich, trotz des längeren Weges, als über<br />
den kurzen Elektrodenabstand, aber unter der<br />
hemmenden Wirkung der Kompression.<br />
Ziemlich<br />
stehenden Zündkerzen der Elektrodenabstand auch<br />
anormal gross. Bei hoch komprimierenden Motoren<br />
soll er nicht mehr als */io Millimeter betragen. Nur<br />
bei niedrig Verdichtetenden Motoren sind Elektrodenabstände<br />
bis 0,8 Millimeter zulässig. at.<br />
Frage 9086. Einfluss des Differentials auf das<br />
Schleudern. Stimmt es, dass das Schleudern eines<br />
Automobils durch das Differential verursacht wird?<br />
Können Wagen ohne Differentialgetriebe nicht ins<br />
Schleudern geraten? M. H. in K.<br />
Antwort: Ein Schleudern tritt immer dann<br />
ein, wenn quer zur Fahrrichtung eine Kraft auf<br />
den Wagen einwirkt, die grösser ist als der Widerstand<br />
der Bäder gegen seitliches Gleiten. Als solche<br />
Kraft kommt in den meisten Fällen die beim Befahren<br />
von Kurven auftretende «Zentrifugalkraft»<br />
in Fra.ge. Diese Kraft ist bei ein und derselben GeschwindiVkeit<br />
und gleichem Kurvenradius natürlich<br />
genau sleich gross. ob es sich nun um einen Wasen<br />
mit oder ohne Differentialgetriebe handplt. Ein<br />
Schleudern könnte also beim Wagen mit Differential<br />
nur dann leichter eintreten, wenn hier die<br />
Räder einer seitlichen Gleitbewegung weniger Widerstand<br />
entTOsrensetJien.<br />
Diese Möglichkeit ist mm allerdings nicht ganz<br />
von der Hand zu weisen. Die mit Differential ausgerüstete<br />
Hinterachse ist erstens etwas schwerer<br />
unrl liegt weniger gut am Boden als dieipmge ohne<br />
Differential. Aussßrdem kann sich der Widerstand<br />
ses-en seitliches GMten eines Bades hier reitweise<br />
•dadurch vermindern, dass dag Rad, nachdem es<br />
eine Bodenunebenheit übersprungen hat, einige Momente<br />
leer und mit grösserer Tourenzahl leer<br />
durchdreht, worauf es dann kurz nachher noch<br />
gleitend wieder auf den Boden aufprallt.<br />
Der Unterschied im Verhalten des einen und des<br />
andern Wagens ist jedoch nicht gross. Und sicher<br />
kann auch ein Wagen ohne Differential ins Schleudern<br />
geraten.<br />
at.<br />
lunsf.<br />
S»<br />
edh<br />
Anfrage 412. Konzessionspflicht. Ist ein Automobilist<br />
verpflichtet, bei gelegentlicher Mitnahme<br />
von Fahrgästen in seinem eigenen Wagen gegen<br />
'Spesenteilung, sich um den speziellen Führerausweis<br />
laut Art. 35 b des Bundesgesetzes über den<br />
Motorfahrzeug- und Fahrradverkehr vom 15. März<br />
1932 zu bewerben?<br />
Ist die gelegentliche Mitnahme von Fahrgästen<br />
bei Spesenteilung eine gewerbsmässige Ausführung<br />
von Personentransporten? A. K. in B.<br />
Antwort: Ein besonderer Führerausweis im<br />
Sinne von Art. 35, lit. b, der Vollziehungsverordnung<br />
kann unseres Erachtens nur dann verlangt<br />
werden, wenn der Führer Gäste mitnimmt; in der<br />
Absicht, damit Geld zu verdienen, und wenn ferner<br />
solche Fahrten nicht bloss zufällig und vereinzelt,<br />
sondern planmässig ausgeführt werden. Sofern<br />
die eine oder andere Voraussetzung nicht gegeben<br />
ist, kann von gewerbsmässigen Transporten<br />
nicht gesprochen werden (vgl. Burckhardt: Kommentar<br />
zur B. V., Seite 311).<br />
In den von Ihnen angeführten Fällen fehlt die<br />
ErweTbsäheicht, da ja der Gast nur einen Teil der<br />
Auslagen vergütet, der Automobilist also nichts<br />
verdient. Es fehlt aber auch die zum Begriffe der<br />
sicher Ist aber bei den in Frage gewerbsmässigen Transporte gehörende Plannlässigkeit.<br />
— *<br />
lierstoffe genügen nur teilweise diesen Anforderungen.<br />
Deshalb gibt es Frühzündungen und verrusste<br />
Kerzen.<br />
Die Forschung hat nicht aufgehört, nach einem<br />
neuen Baustoff zu suchen, der den bisherigen<br />
Isolierstoffen an Wärmeleitfähigkeit und Temperaturbeständigkeit<br />
überlegen ist. Sie hat dabei im<br />
Sinterkorund ein Material igefunden, dessen Anwendungsbereich<br />
über den Zündkerzenbau weit<br />
hinausgeht. Fingerzeige auf den Sinterkorund bietet<br />
die Natur. Man findet in Basalt- und Granitschichten<br />
ein graues kristallisches Mineral, das<br />
Korund heisst. Es ist nächst dem Diamanten das<br />
härte$t% aller Mineralien, hat einen sehr hohen<br />
Schmeßpunkt und eine außerordentlich geringe<br />
Leitfähigkeit für Elektrizität Chemfcch ist es<br />
nichts weiter als Aluminiumoxyd, eine Verbindung<br />
des Sauerstoffs mit Aluminium. Stellt man sich<br />
jedoch in Laboratorien Aluminiumoxyd her, so erhält<br />
man ein weiches amorphes Pulver. Lange<br />
Zeit gelang es nicht, dieses Kristallpulver, wie es<br />
handelsüblich ist, rein in die Form eines festen<br />
Körpers zu bringen. Man musste es mit Ton,<br />
Kaolin und anderen Bindemitteln vermischen, damit<br />
durch Brennen bei etwa 1400° G ein porzellanartiges<br />
Material entstand.<br />
Durch ein neues Verfahren der Formgebung<br />
und des Brennens ist es jetzt gelungen, reines Aluminiumoxyd<br />
in einen völlig dichten Körper überzuführen.<br />
Durch Brennen bei der hohen Temperatur<br />
von ca. 1750 bis 1800° G entsteht ein kristalliner<br />
Körper, der sich ausschliesslich aus einem<br />
dichten Gefüge innig miteinander verwachsener<br />
Korundkristalle zusammensetzt. Der Körper stellt<br />
also einen künstlich erzeugten Korund dar, den<br />
man im Hinblick auf seine Entstehung als Sinterkorund<br />
bezeichnet.<br />
Die physikalischen Eigenschaften des Sinterkorunds<br />
beweisen seine hohe Bedeutung als Werkstoff:<br />
Das Material hat seinen Schmelzpunkt bei<br />
2050° C, bei 1730° C erst beginnt es sich zu erweichen.<br />
Die Warmfestigkeit bei etwa 600° C übertrifft<br />
die aller übrigen Isolierstoffe bei weitem, die<br />
von Hartporzellan beispielsweise um das Vierfache,<br />
die von Sillimanit, dem bisher wärmebeständigsten<br />
Isolierstoff, immerhin noch um die Hälfte.<br />
Die Wärmeleitfähigkeit von Sinterkorund beträgt<br />
16,8, während vergleichsweise Porzellan eine Wärmeleitfähigkeit<br />
von 0,8, Sillimanit eine solche von<br />
1,45 aufweist. Der elektrische Widerstand des<br />
Sinterkorunds ist ganz ausserordentlich hoch. Er<br />
beträgt noch bei 400° C über 1,5 Billionen Ohm je<br />
cm und übertrifft damit den elektrischen Widerstand<br />
von Porzellan um das lOO.OOOfache. In chemischer<br />
Hinsicht ist besonders wichtig seine Beständigkeit<br />
gegen Alkalien sowie gegen Schmelzen<br />
von Metallen und Schlacken aller Art.<br />
Handel mm, Indusfne<br />
In den Zündkerzen der Hochleistungsmotoren<br />
übernimmt der Sinterkorundstein gleichzeitig die<br />
Die Sinterkorund-Kerze. Zündkerzen in Hochleistungsmotoren<br />
sind ein Beispiel dafür, in welchen<br />
wärmeableitenden Metallteile verzichten und<br />
Wärmeabführung, so dass man auf die bisher üblichem<br />
Grade und in welch vielseitiger Weise heute der Kerze in ihrem inneren Aufbau eine Form<br />
die Baustoffe in der Technik beansprucht werden. geben kann, die Glühzündungen und Verschmutzungen<br />
verhindert. Den Beanspruchungen ver-<br />
Von dem Isolierstein der Zündkerze verlangt man<br />
gleichzeitig hohe mechanische Festigkeit, hohe schiedener Art, denen die Kerzen in Hochleistungsmotoren<br />
unterliegen, ist der Sinterkorund-<br />
Wärmeleitfähigkeit und ein möglichst geringes<br />
Leitvermögen für Elektrizität. Diese Eigenschaften<br />
soll der Baustoff bei normalen ebenso wie bei<br />
stein wegen seiner vielseitigen, hochwertigen Ei-<br />
hohen Temperaturen behalten. Die bisherigen Iso-<br />
genschaften gewachsen. Wegen seiner Beständigkeit<br />
gegen schroffe Temperaturwechsel erträgt er<br />
das Schwanken der Temperaturen im Zylinder<br />
ohne weiteres, so dass Risse und Sprünge im Isolator<br />
kaum noch vorkommen. Er ist chemisch indifferent<br />
und verbindet sich nicht mit den Metalloxyden,<br />
die sich auf dem Isolierkörper niederschlagen.<br />
Es können daher keine leitenden Schichten<br />
entstehen, die bekanntlich Kriechwege für die<br />
Zündspannung darstellen würden. Die hohe Wärmeleitfähigkeit<br />
dieses Steines ermöglicht- es, lange<br />
Isolierwege und Hohlräume vorzunehmen und damit<br />
die Kerze russ- und ölfest zu machen. Dieselbe<br />
Wärmeleitfähigkeit verhindert anderseits ein<br />
Glühen der Kerze und damit Frühzündungen sowie<br />
einen vorzeitigen Abbrand der Elektroden. S.<br />
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N»4« -1954<br />
LUFTFAHR<br />
Fokker Ober den amerikanischen<br />
Flugzeugbau.<br />
ra. — Bekanntlich hat der holländische<br />
Flugzeug-Konstrukteur Fokker unlängst die<br />
Rechte für den Bau der amerikanischen<br />
Douglas- und Lockheed-Schnellflugzeuge erworben.<br />
Dieses sein Vorgehen wurde vielfach<br />
mit Kopfschütteln aufgenommen. Selbst<br />
manche Fachleute wollen es immer noch nicht<br />
wahr haben, dass Amerika Europa im Bau<br />
von Verkehrsflugzeugen heute überlegen ist.<br />
Nicht weniger gerissen denn als Flieger und<br />
Konstrukteur ist jedoch Fokker als Kaufmann.<br />
Ueber die zahlreichen Gründe, die<br />
ihn zum Erwerb der amerikanischen Lizenzen<br />
bewogen haben, äusserte er sich kürzlich<br />
im englischen «Aeroplane» in einem Interview<br />
ungefähr wie folgt:<br />
«Seit jeher hatte ich die Leidenschaft,<br />
meine Flugzeuge äusserlich möglichst gut<br />
zu glätten. Nachdem ich jedoch Douglasund<br />
Lockheed-Maschinen gesehen hatte,<br />
musste ich mich fast schämen, dass meine<br />
Konstruktionen jemals meinen Namen getragen<br />
haben. Die Bau-Lizenzen der amerikanischen<br />
Maschinen sind das ausgegebene<br />
Geld mehr als wert. So, wie das Douglas-Verkehrsflugzeug<br />
heute dasteht, hat es an Entwicklungskosten<br />
etwa 154 Millionen Franken<br />
gekostet. Selbst wenn ich über einen gleich<br />
grossen Betrag zur Entwicklung eines neuen<br />
Typs verfügen könnte, vergingen mindestens<br />
zwei Jahre, bis ich etwas Aehnliches herausbrächte.»<br />
«Uebrigens» — fügte Fokker bei — «habe<br />
ich mit den Lizenz-Rechten nicht nur die<br />
Kenntnis erworben, wie ein Flugzeug beschaffen<br />
sein muss, um mit relativ geringer<br />
Motorleistung so hohe Geschwindigkeiten zu<br />
erreichen, sondern auch alle die unzähligen<br />
.Tricks und Erfahrungen rationellster Fabrikation.<br />
Es kann einen Techniker mit Begeisterung<br />
erfüllen, wenn er sight, wie raffiniert<br />
ausgeklügelt fast alle fabrikatorischen Details<br />
sind, welche sinnreichen SpezialweTkzeuge<br />
und Vorrichtungen die Amerikaner<br />
zum rationellen Bau ihrer Maschinen erfunden<br />
haben. Das Mittelstück des Flügels, das<br />
bei uns zwischen den beiden Holmen Hegt,<br />
besteht z. B. bei den amerikanischen Maschinen<br />
aus einem einfachen Kasten aus<br />
Leichtmetallblech, an welchem die Flügel-<br />
Eintrittskante und die Austrittskante als separate<br />
Einheiten auf einfachste Art befestigt<br />
sind. Der Bau des Rumpfes ist genau so aufregend<br />
schön wie die Herstellung von Bierfässern.»<br />
«Der für die Lizenz-Rechte ausgegebene<br />
Betrag stellt wirklich nur eine bescheidene<br />
Entschädigung für die bei der Entwicklung<br />
der Apparate aufgewandte Gehirnarbeit dar.<br />
In unzähligen Versuchen, darunter solchen im<br />
320 km/St.-Windkanal der Universität von<br />
Kalifornien, wie er in ganz Europa nicht aufzutreiben<br />
ist, wurde die Geschwindigkeit der<br />
Maschinen Kilometer um Kilometer erhöht.<br />
So ergab sich einmal ein wesentlicher Geschwindigkeitsgewinn<br />
ausschliesslich dadurch,<br />
dass man die Köpfe einer Nietreihe<br />
an der Rumpfnase versenkte, statt erhaben<br />
ausführte. Selbst die von Anfang an tropfenförmig<br />
gestalteten Türgriffe der Kabine<br />
wurden im Anschluss an Versuche nochmals<br />
umgestaltet Bisher hat man sich Im Flugzeugbau<br />
noch viel zu wenig um derartige Details<br />
bekümmert. Um die Geschwindigkeit zu<br />
erhöhen, erhöhte man— seit dem Krieg an<br />
Benzinverschwendung gewöhnt — einfach<br />
die Motorleistung. Was würde wohl ein Motorboot-Konstrukteur<br />
gegen die Zumutung<br />
sagen^ die Geschwindigkeit seines Motorbootes<br />
durch zusätzliche, an Auslegern aufgehängte<br />
Motoren zu erhöhen? Nur weil man<br />
es aber beim Flugzeug nicht wie beim Motorboot<br />
spritzen sieht, wenn schlechte Strömungsverhältnisse<br />
vorliegen, wird vielfach<br />
noch die schauerlichste Aerodynamik angewandt.<br />
«Von meinem von vielen Leuten noch so<br />
respektvoll betrachteten Flügel habe ich<br />
heute nur noch eine geringe Meinung. Die<br />
Flügel der Amerikaner gehören zum Schönsten,<br />
was ich je gesehen habe. Alle Kräfte<br />
werden durch die Metallbeplankung aufgenommen.<br />
Man kann die Materialbeanspruchung<br />
so allerdings ebensowenig berechnen<br />
wie bei meinen Flügeln, aber die schärfsten<br />
Prüfungen haben gezeigt, dass die Flügel halten.<br />
Die drei leichten Holme und die Rippen<br />
dienen faktisch nur noch dazu, um das Metalliblech<br />
der Beplankung in der richtigen<br />
Form zu halten.»<br />
«Hochinteressant ist es, den geeignetsten<br />
Elastizitätsgrad der Flügel zu studieren. Eine<br />
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GARAGE MODERNE-BASEL<br />
A E S C H E N Q R A B E N 13<br />
EINZELBOXEN - GROSSE EINSTELLHALLE<br />
AUTOMOBIL-REVUE 9<br />
amerikanische Verkehrslinie hatte viel Umstände<br />
mit Maschinen, deren Flügel ungeeignet<br />
elastisch waren, weil die Passagiere beständig<br />
gegen die Decke geworfen wurden<br />
und ihre Skalps beschädigten, wenn man sie<br />
bei böigem Wetter nicht festschnallte. Bei<br />
den Junkers-Maschinen dagegen, bei welchen<br />
die Flügeldurchbiegungen besonders stark<br />
sind, kommen solche Missstände wieder gar<br />
nicht vor. Bei den Douglas-Maschinen biegen<br />
sich die Flügel-Enden maximal etwa 30<br />
Zentimeter durch. In allen Fällen vermindert<br />
die Elastizität die Bruchgefahr.><br />
«Die amerikanischen Maschinen haben<br />
keine verstellbaren Schwanzflossen mehr. Es<br />
hat sich gezeigt, dass sich bei ihrer Geschwindigkeit<br />
eine genügend widerstandsfähige<br />
verstellbare Konstruktion nicht ausführen<br />
lässt und dass der bei den notwendigen<br />
Fugen eindringende Luftstrom alles in<br />
Stücke reissen würde. Zum Austrimmen der<br />
Maschine bedient man sich deshalb kleiner<br />
Flettner-Fortsätze an den Höhenrudern.»<br />
«Ausserordentlich geschickt haben die<br />
Akustiker von Douglas und Lockheed gearbeitet.<br />
Als die Kabine durch Wattierung und<br />
andere Lärmisolationen schon so geräuschlos<br />
geworden war, dass man sich in ihr im<br />
Flüsterton unterhalten konnte, fiel einem<br />
Akustiker eines Tages das Rauschen des<br />
Ventilators auf. Was tat er ? Er baute nicht<br />
etwa den Ventilator um, sondern brachte ein<br />
System von Orgelpfeifen an* deren Wellenlänge<br />
ein Geräusch gab, das das Rauschen<br />
des Ventilators auslöschte. Der Auspufflärm<br />
des Motors wurde weitgehend vermindert<br />
indem lediglich am Auspuffsammeirohr drei<br />
Abflussrohre von verschiedener, aber genau<br />
abgestimmter Länge angeordnet wurden.<br />
Gegenseitige Bekämpfung der Schallwellen,<br />
divide et impera ! »<br />
«Alle Modernisierungen der Zelle nützen<br />
aber nichts, wenn nicht auch die Maschinenanlage<br />
gleichzeitig modernisiert wird. Man<br />
hat schon mehrfach den Bau eines Schnellflugzeuges<br />
ohne verstellbare Propeller verlangt,<br />
was aber ebensowenig durchführbar<br />
ist, wie der Bau eines Schnellflugzeuges mit<br />
Verstellpropellern, aber unmoderner Zelle.<br />
Zu der modernen Maschinenanlage gehört<br />
auch der untersetzte Propellerantrieb und<br />
der Kompressor.»<br />
«Diese meine Ansichten sollen keine<br />
blosse Reklame für amerikanische Produkte<br />
sein. Ich spreche sie aus in der Hoffnung,<br />
dass sie andern ebenso nützlich sein werden,<br />
wie sie es mir gewesen sind.»<br />
Flu^nofizen<br />
Schwingungen, die Ursache von Propellerbrüchen.<br />
Das amerikan. Bureau of Standards<br />
hat festgestellt, dass die Vermutung, Brüche<br />
von Metallpropellern würden von Schwingungen<br />
verursacht, zutrifft. Von neun untersuchten<br />
gebrochenen Metallpropellern wies<br />
nur. ein einziger einen Materialfehler auf.<br />
Bei den andern war deutlich zu erkennen,<br />
dass durch Vibrationen das Material stellenweise<br />
ermüdet war, bis es schliesslich zum<br />
Bruch kam. ^.<br />
Höhenrekord mit Diesel - Fluemotor. Am<br />
11. Mai erreichte der Engländer Penrose auf<br />
seinem Westland-Wapiti-Flugzeug, das mit<br />
einem Bristod - Phoenix - Motor von 400 PS<br />
ausgerüstet war, eine Höhe von 85O0 Meter,<br />
was einen neuen Weltrekord für Flugzeuge<br />
mit Dieselmotoren darstellt. Der Bristol-<br />
Phoenix-Dieselmotor hat 9 Zylinder in Sternanordnung,<br />
einen Zylinderinhalt von 28,7 1,<br />
eine Normaldrehzahl von 1900 und ein Gewicht<br />
von 450 kg.<br />
Technisch ist dier Flug besonders deshalb<br />
•interessant, weil man bisher die Eignung<br />
von Dieselmotoren für Höhenflüge für fraglich<br />
hielt. Trotzdem die Luftdichte in der<br />
angegebenen Höhe nur ungefähr 40 Prozent<br />
derjenigen auf Meereshöhe beträgt und obschon<br />
die Lufttemperatur mit 40 Grad unter<br />
Null gemessen wurde, arbeitete der Bristol-<br />
Phoenix-Motor jedoch absolut einwandfrei.<br />
Versuche zeigten, dass die Leistung des Motors<br />
mit zunehmender Höhe nur ungefähr<br />
halb so rasch wie bei einem Vergasermotor<br />
von gleicher Nennleistung abnahm. -s.<br />
Offizieller Flugplan <strong>1934</strong>. Zum achtenmal hat<br />
die Schweiz. Luftverkehrs-TJnion in Zürich den<br />
Offiziellen Flugplan herausgegeben. Die darin enthaltenen<br />
Zeiten erstrecken sich nicht nur, wie bisher,<br />
auf die eigentliche Sommeraaison, sondern bis<br />
zum 31. Oktober, dem Beginn des Winterluftverkehrs.<br />
Der Flugplan enthält aale wichtigen Angaben<br />
über die 12 internationalen und die 7 internen<br />
Luftverkehrslinien der Schweiz. Erstmalig<br />
sind auch die Tarife für Hin- und Rückflug, für<br />
welchen bekanntlich 30% Ermässigung gewährt<br />
werden, angeführt. Er enthält ferner wichtige Angaben<br />
über die Luftposttarife, die schweizerische<br />
Flugtouristik und Alpenflüge, einen Auszug über<br />
•die allgemeinen Beförderungsbedingungen, die<br />
Luftexpress-Annahmestellen, die schweizerischen<br />
Zollflugplätze, den Aero-Club der Schweiz, den<br />
Flugsicherungsdienst, Statistisches sowi« Abbildungen<br />
bekannter Verkehrsflugzeuge. Der Flugplan<br />
kann bei allen Dienststellen, Reisebureaus,<br />
Flugplätzen sowie beim Herausgeber gratis bezogen<br />
werden.<br />
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Der Grosse Preis von Montreux.<br />
(Fortsetzung von Seite 3.)<br />
hoffnungsloser Position das Rennen wieder<br />
aufnehmen kann, lässt er nicht nach und gewinnt<br />
neuerdings an Terrain, bis er dann<br />
später zur Aufgabe gezwungen wird.<br />
Auch Varzi, der anfänglich an 7. Stelle<br />
rangiert, macht die Jagd,mit und rückt mit<br />
erstaunlicher Regelmässigkeit auf, bis er in<br />
der<br />
10. Runde<br />
bereits an vierter Stelle liegt. Diese weist<br />
übrigens folgende Rangordnung auf:<br />
1. Etancelin 19' 56"<br />
2 Moll 20' 08"<br />
3. Straight 20' 15" %<br />
4. Varzi 20' 25"<br />
5. Trossi 20' 37"<br />
Inzwischen hat Falchetto wegen Bremsschwierigkeiten<br />
bereits an der Boxe angehalten,<br />
sucht dann aber nach kurzem Halt wiederum<br />
Anschluss an das Mittelfeld. Etancelin<br />
führt mit 12 Sekunden Zeitgewinn und<br />
hat in dieser Zeit mit 1' 56" auch die schnellste<br />
Runde für sich gebucht. Moll versucht sich<br />
an den Vordersten anzuhängen, doch fragt<br />
man sich, ob diese Jagd nicht den einen oder<br />
andern zur Strecke bringen wird und ob dabei<br />
nicht schliesslich die übrigen Konkurrenten<br />
den Gewinn aus diesem Duell davontragen.<br />
Der längere Halt von Moll an der Boxe in<br />
der 11. Runde gibt gleich die Antwort auf<br />
diese Frage. Während die übrigen mit unvermindertem<br />
Tempo ihre Runden ziehen, sieht<br />
Moll gezwungenermassen der fieberhaften<br />
Arbeit seiner Mechaniker zu und verkürzt sich<br />
dabei die Zeit mit einer Zigarette. Dieser Qenuss<br />
ist zwar recht teuer mit verlorenen Minuten<br />
bezahlt, aber er zeigt, wie dieser junge<br />
Pilot, der alles Zeug zu einem der besten<br />
Fahrer Europas in sich hat, seine Nerven<br />
wohl im Zügel zu halten versteht. In der Führung<br />
hat sich nichts geändert, und die<br />
15. Runde<br />
gibt ein genaues Spiegelbild des seit einiger<br />
Zeit obwaltenden Kräfteverhältnisses, nämlich<br />
1. Etancelin 29' 44" %.<br />
2. Straight 30' 19"<br />
3. Varzi 30' 25"<br />
4. Gomte F. Trossi 30' 38"<br />
5. Hamilton 30' 46"<br />
In der 17. Runde fällt Braillard aus und<br />
bald darauf meldet der Läutsprecher, dass<br />
er wegen Defekt aufgeben musste. Unser<br />
einziger Landsmann ist also das erste Opfer<br />
der scharfen Auseinandersetzung, die sich<br />
Piloten und Maschinen im kleinen Monte<br />
Carlo liefern. Da er schon in Bezug auf den<br />
Wagen, der doch den neuesten Modellen von<br />
Alfa und Maserati niemals gewachsen war,<br />
mit Handicap startete, war dieser Ausgang<br />
kaum überraschend. Auf den vorderen Plätzen<br />
hatte sich in der Zwischenzeit nichts geändert.<br />
Die Fahrer schienen vorläufig nur<br />
darauf bedacht, ihre Position zu halten, um<br />
nach deren Festigung und gründlicher Abwägung<br />
aller Chancen möglicherweise neue<br />
Vorstösse zu unternehmen. So ergibt die<br />
20. Runde<br />
keinerlei Verschiebung, wie das nachstehende<br />
Resultat illustriert:<br />
1. Etancelin 39' 36"<br />
2. Straight 40' 17"<br />
3. Varzi 40' 23"<br />
4. Trossi 40' 40"<br />
5. Hamilton 40' 53"<br />
Etancelin hat neuerdings einen Vorsprung<br />
von 7 Sekunden erzielt und damit seinen Zeitgewinn<br />
auf den Zweiten auf 41 Sekunden<br />
hinaufgeschraubt. Nun hält Falchetto schon<br />
zum zweitenmal, fährt dann noch zwei Runden<br />
und muss sich beim dritten Halt nach<br />
Prüfung seiner Bremsen dazu entsohliessen<br />
aufzugeben. Damit haben sich die Aussichten<br />
des Rennstalles Braillard erheblich vermindert,<br />
denn Sommer ist nun allein noch von<br />
der Partie und liegt zudem auf hinterem<br />
Platz, den er übrigens trotz anerkennenswerter<br />
Zähigkeit nicht mehr zu verlassen vermag.<br />
Auch die<br />
25. und 30. Runde<br />
bringen keine Positkmsänderungen von Bedeutung.<br />
Auf alle Fälle bleibt das Spitzenfeld<br />
in seiner Zusammensetzung das gleiche:<br />
1. Etancelin 49' 25"<br />
2. Straight 50' 17"<br />
3. Varzi 50' 25"<br />
4. Trossi 50' 42"<br />
5. Hamilton 50' 56"<br />
30. Runde<br />
1. Etancelin 59' 17"<br />
2. Straight 1 h. 00' 21"<br />
3. Varzi 1 h. 00' 26"<br />
4. Trossi 1 h. 00' 37"<br />
5. Hamilton 1 h. 00' 56"<br />
Etancelin hat den Schluss der Kolonne bereits<br />
überrundet und sich trotz aller Gegenwehr<br />
schon mit über einer Minute von den<br />
übrigen Konkurrenten distanziert. Nun wird<br />
auch das Ausbleiben von Soffietti registriert,<br />
der ebenfalls wegen ungenügender Funktion<br />
der Bremsen anhält und auf die Weiterfahrt<br />
endgültig verzichtet. Damit ist nach<br />
dem ersten- Drittel des Rennens der vierte<br />
Teil der Fahrer ausgeschieden. Nach den"'<br />
üblichen Erfahrungen dürfte es damit auf<br />
längere Zeit sein Bewenden haben, denn die<br />
meisten Ausfälle ereignen sich gewöhnlich in<br />
dieser Zeitspanne. In der Tat ist mir mehr<br />
ein weiterer Rückzug zu verzeichnen, während<br />
8 von den 12 gestarteten Konkurrenten<br />
die 90 Runden durchstehen.<br />
Ein Vergleich der einzelnen Rundenzeiten<br />
ergibt bei den verschiedenen Fahrern eine<br />
erstaunliche Regelmässigkeit. So kreist Varzi<br />
ständig mit einem Durchschnitt von 2 Minuten.<br />
Moll dagegen zieht immer wieder Runden<br />
von l 1 58" und 1' 59" und rückt damit<br />
allmählich wieder ins Mittelfeld auf, wobei<br />
er mit grösster Eleganz und Sicherheit diesen<br />
oder jenen Wagen überholt, der gerade vor<br />
ihm liegt. Sommer erweist sich dabei als ein<br />
durchaus korrekter Gegner und findet sogar<br />
Zeit seinem Verfolger das Zeichen zum Vorfahren<br />
mit der Hand zu geben, eine Geste,<br />
die man leider allzuoft sowohl an Rennen wie<br />
auf der Strasse vermissen muss. Von der<br />
Boxe der Scuderia Ferrari aus wird ihren<br />
Fahrern das Zeichen zum Aufdrehen vermittelt<br />
und unverzüglich nimmt das Tempo wiederum<br />
zu. Diese Leute halten glänzend Disziplin<br />
und besonders Moll spurtet mit echt<br />
jugendlichem Elan, der ihm in dieser Saison<br />
schon ;zu einigen vielbeneideten Siegen verhalf.<br />
Auch Varzi zieht tüchtig los und nähert<br />
sich immer mehr dem Amerikaner Straight,<br />
der bisher unbestritten an zweiter Stelle lag.<br />
Etancelin hat sich durch seinen bisherigen<br />
Zeitgewinn keineswegs dazu verleiten lassen,<br />
sich etwa in Ruhe zu wiegen, sondern er<br />
fährt äusserst wachsam und reagiert alsbald<br />
auf jeden Vorstoss. So bucht er in der<br />
35. Runde<br />
abermals einen Vorsprung von mehreren Sekunden,<br />
während sich im übrigen die Plätze<br />
ziemlich gleich bleiben:<br />
1. Etancelin 1 h. 09' 08"<br />
2. Straight 1 h. 10' 21"<br />
3. Varzi 1 h. 10' 23"<br />
4. Hamilton 1 h. 10" 52"<br />
5. Trossi 1 h. 12' 32"<br />
Ferrari hält offenbar die Zeit für einen Generalangriff<br />
gekommen und seine Piloten fahren,<br />
was die Maschine hergibt. Aller drei nehmen<br />
jegliche Gelegenheit wahr, um an ihren<br />
Konkurrenten vorbeizuziehen, was vom Publikum<br />
jepeilen mit grösster Spannung verfolgt<br />
und mit lebhaftestem Beifall quittiert<br />
wird. In der 38 Runde rückt nun Varzi auf<br />
den 2. Platz vor und bevor die<br />
40. Runde<br />
um ist, so muss Straight auch seinen dritten<br />
Rang an den nachstürmenden Trossi abtreten.<br />
Damit steht den beiden Vertretern Ferraris<br />
der Weg nun offen, um Etancelin aufs<br />
Korn zu nehmen. Noch hat dieser 72 Sekunden<br />
auf seiner Aktivseite als wertvollste Zeitreserve,<br />
wie die Resultate dieser Runde darlegen:<br />
1. Etancelin 1 h. 19' 00"<br />
2. Varzi 1 h. 20' 12"<br />
3. Trossi 1 h. 20' 23"<br />
4. Straight 1 h. 20' 25"<br />
5. Hamilton 1 h. 20' 50"<br />
In verhältnismässig kurzer Zeit hat sich<br />
die Spitze also nicht unwesentlich umgruppiert,<br />
und damit für grösste Abwechslung<br />
gesorgt. Es zeigt sich hier der sportliche Vorteil<br />
und die reizvolle Ungewissheit bei einem<br />
Rundstreckenrennen mit kurzem Parcours in<br />
bestem Lichte. Moll, als Dritter im Bunde<br />
hält aber erneut an der Boxe, um die Oelleitung<br />
kontrollieren zu lassen. Bald startet<br />
er wieder, doch ist seine Fahrweise nicht mehr<br />
so überzeugend und man hat das Gefühl, als<br />
ob es sich hier nurmehr um die künstliche<br />
Hinauszögerung eines doch unvermeidlichen<br />
Rennabbruches handelte. Tatsächlich hält er<br />
bald darauf wieder und deutet nun durch Zeichen<br />
nach der Tribüne an, dass er aufgeben<br />
muss. Diese steten Attacken und Anstrengungen,<br />
um verlorenes Terrain wieder aufzuholen,<br />
sind weder an ihm noch der Maschine<br />
spurlos vorübergegangen und so muss auch<br />
er seinen Tribut für die unaufhörliche<br />
Jagd entrichten. Er gibt sich aber damit<br />
nicht geschlagen und hofft offenbar doch noch<br />
einmal in das Rennen eingreifen zu können.<br />
Lange Zeit hält er sich bereit und gibt seinen<br />
Stallgenossen zu verstehen, dass er bereit<br />
wäre einen von ihnen abzulösen. Diese aber<br />
sehen keinerlei Veranlassung von der Offerte •<br />
Gebrauch zu machen und denken nicht daran<br />
ihre guten Chancen einem anderen abzutreten.<br />
Kurz vor 16 Uhr wird die<br />
45. Runde<br />
vollendet, die nachstehenden Stand auf den<br />
ersten Plätzen ergibt:<br />
1. Etancelin 1 h. 28' 55"<br />
2. VaTzi 1 h. 29' 59"<br />
3. Trossi 1 h. 30' 13"<br />
4. Straight 1 h. 30' 15"<br />
5. Hamilton 1 h. 30' 57"<br />
Bereits hat sich also der Abstand zwischen<br />
Etancelin und Varzi um 8 Sekunden verringert,<br />
denn dieser 1 vermag seine Rundenzeiten<br />
immer mehr zu verbessern. Jetzt verzeichnet<br />
Varzi Runden mit 1' 54" */ 5 und nähert<br />
sich damit der besten Trainingszeit von<br />
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SO. Rande<br />
hat sich, wie die Zahlen zeigen, die Differenz<br />
zwischen den ersten Beiden neuerdings um<br />
zehn Sekunden vermindert:<br />
1. Etancelin 1 h. 38' 48"<br />
2. Vaxzi 1 h. 39' 42"<br />
3. Trossi 1 h. 39* 57"<br />
4. Straight 1 h. 40' 14"<br />
5. Hamilton 1 h. 40' 53"<br />
rast unbemerkt hat auch Trossi aktiviert und<br />
leistet seinem Stallgenossen bei der Verfolgung<br />
von Etancelin forsche Gefolgschaft. Im<br />
übrigen beginnen sich die Runden etwas anzugleichen<br />
und in Bezug auf die Reihenfolge<br />
in den einzelnen Plätzen und die gefahrenen<br />
Zeiten stellt sich im Mittelfeld eine gewisse<br />
Uniformität ein. Vor allem bemerkt man die<br />
beiden Anglosachsen, die unbekümmert um<br />
die Hetze um sie herum mit fast mathematischer<br />
Gleichartigkeit und Regelmässigkeit<br />
Runde an Runde reihen. Nach der<br />
55. Runde<br />
hat Varzi schon bis auf 48 Sekunden aufgeholt<br />
und man beginnt bereits damit zu rechnen,<br />
wann der Zeitpunkt kommen werde, da<br />
er den Vorsprung von Etancelin egalisieren<br />
werde. Sonst bietet die Rangfolge keinerlei<br />
Aenderungen:<br />
1. Etancelin 1 h. 48' 32"<br />
2. Vaxä 1 h. 49' 20"<br />
S. Trossi 1 h. 49' 42"<br />
4. Straig« 1 h. 50' 12"<br />
5. Hamilton 1 h. 50' 53"<br />
Etancelin ist bei der ganzen Angelegenheit<br />
entschieden im Nachteil. Es ist für einen<br />
Piloten immer besser Verfolger anstatt Verfolgter<br />
zu sein und das um so eher, wenn<br />
zwei Mann vom Formate der beiden Scuderia-<br />
Fahrer am Werke sind. Dazu verfügt Etancelin<br />
offensichtlich nicht über eine ebenso<br />
wirksame Organisation an seiner Boxe, von<br />
wo aus er nur spärlich mit den nötigsten Informationen<br />
über die Lage im Rennen versehen<br />
wird, während für Varzi und Trossi<br />
ein ständiger Zeichendienst unterhalten wird,<br />
der ihnen immer wieder neuen Impuls zu<br />
Vorstössen zu verleihen scheint, wie dies aus<br />
den Resultaten der<br />
gut ersichtlich ist:<br />
1. Etancelin<br />
2. .Varzi<br />
3. Trossi<br />
4. Straight<br />
5. Hamihon<br />
60. Runde<br />
1 h. 58* 15"<br />
1 h. 58' 55"<br />
1 h. 59' 20"'<br />
2 h. 00' lö"<br />
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folgenden Passagen nurmehr 1* 53" */». Er<br />
schafft das fast Unglaubliche und nimmt seinem<br />
tapferen Widersacher mit zäher Energie<br />
mit jeder Runde einige Sekunden seines Vorsprunges<br />
ab. In der<br />
65. Runde<br />
ist dieser bereits auf 29 Sekunden zusammengeschmolzen:<br />
1. Etancelin 2 h. 08* 00"<br />
2. Varzi 2 h. 08' 29"<br />
3. Trossi 2 h. 09' 03"<br />
4. Straight 2 h. 10' 14"<br />
5. Hainilton 2 h. 10' 59"<br />
Nun wird die Situation für Etancelin offensichtlich<br />
rtfcht kritisch, erfährt aber unerwarteterweise<br />
eine Entspannung, als Varzi<br />
sich wegen Defekt an der Oelleitung ebenfalls<br />
zu einem Halt an der Boxe entschliessen<br />
muss. Er wird vom Publikum mit grösstem<br />
Jubel empfangen. In wenigen Sekunden sind<br />
die Tanks seiner Maschine aufgefüllt, die<br />
Oelleitung mit Isolierband abgedichtet und<br />
schon geht der Rummel aufs Neue los. Allerdings<br />
hat er dabei seinen guten zweiten Platz<br />
an Trossi abgeben müssen, der seinerseits<br />
zwar noch mehr als eine Minute hinter Etancelin<br />
zurückliegt, aber auch seine Position<br />
bei dem bisherigen Verfolgungsrennen erheblich<br />
verbessert hat. Der Franzose muss<br />
also auch mit ihm rechnen und Trossi gönnt<br />
ihm kaum eine Atempause, denn er rückt<br />
bereits mit Runden von 1' 53" *A auf. Die<br />
70. Runde<br />
bringt mit ihrem Stand also eine wesentlich<br />
veränderte Note in das vorherige Bild:<br />
1. Etancelin 2. 17" 49"<br />
2. Trossi 2 'h. 18' 56"<br />
3. Varii 2 h. 20' 16"<br />
4. Straight 2 h. 20' 23"<br />
5. Hamilton 2 h. 21' 07"<br />
Kaum hat nun Etancelin sich Varzi etwas<br />
vom Halse geschafft, so wird er unablässig<br />
von Trossi bedrängt, der ihm innerhalb fünf<br />
Runden 28 Sekunden abnimmt und damit nun<br />
das von Varzi angefangene Katz- und Mausspiel<br />
in verbesserter Auflage fortsetzt. Die<br />
75. Runde<br />
hat in der Verteilung der ersten Plätze noch<br />
keine Aenderung erfahren:<br />
1. Etancelin 2 h, 27' 54"<br />
2. Trossi 2 h. 28' 33"<br />
3. Varzi 2 h. 30' 04",<br />
4. Straigfci 2 h. 30' 25"<br />
5. Hamilton 2 h. 31' 09"<br />
Derweilen hält Sommer, der seit längerer Zeit<br />
die Schlusslampe markiert, an der Boxe an<br />
und man hofft nur. dass nicht auch noch der<br />
CoIIection<br />
en<br />
Renards<br />
La<br />
Nouveaute<br />
du<br />
Printemps<br />
letzte Mann vom Stalle Braillard kapitulieren<br />
müsse. Nach kurzer Pneukontrolle und<br />
einem kühlen Trunke, zieht er aber wieder<br />
davon, ohne jedoch auf die sich immer spannender<br />
gestaltende Situation an der Spitze<br />
irgendwelchen Einfluss nehmen zu können.<br />
Bei der<br />
80. Runde<br />
hat Trossi abermals dem ersten Mann im<br />
Felde einige Sekunden abgenommen, während<br />
die Plätze sich sonst gleich geblieben<br />
sind:<br />
1. Etanceüa 2 h. 37' 44"<br />
2. Trossi 2 h. 38' 15"<br />
3. Varzi 2 h. 39' 43"<br />
4. Straight 2 b. 40' 28"<br />
5. Hamilton 2 h. 41' 20"<br />
Das ganze Rennen spitzt sich zu einem<br />
dramatischen Dreikampf zwischen den drei<br />
ersten Spitzenfahrern zu, und wird gleichzeitig<br />
zu einem bedeutsamen Austrag zwischen<br />
den beiden führenden italienischen<br />
Marken. Etancelin, der offenbar alles aus<br />
seiner Maschine herausholt, muss es sich gefallen<br />
lassen, dass Varzi an ihm vorbeizieht,<br />
und auch Trossi heftet sich endgültig an seine<br />
Fersen. In der<br />
85. Runde<br />
liegt der Italiener nurmehr 13 Sekunden hinter<br />
dem Ersten, und wenn Etancelin nicht zu<br />
einem letzten Endspurt ansetzen kann, dann<br />
mag die Partie noch im letzten Augenblick<br />
verloren werden.<br />
1. Etancelin 2 h. 47' 40"<br />
2. Trossi 2 h. 47' 53"<br />
3. Varzi 2 h. 49' 24"<br />
4. Straight 2 h. 50' 34"<br />
5. Hamilton 2 h. 51' 35"<br />
Varzi, der offensichtlich eine Hetze zugunsten<br />
seines Stallgenossen Trossi betreibt,<br />
hat selbst keinerlei Aussicht Etancelin noch<br />
zu überrunden. Sein Boxenhalt hat ihn zu<br />
viel Zeit gekostet, und es ist selbst für einen<br />
Varzi unmöglich, bei dem mörderischen Tempo<br />
der letzten Runden noch mehr als eine<br />
Minute, also mehr als zehn Sekunden pro<br />
Runde aufzuholen. Aber er deckt durch seine<br />
ständigen Attacken den von Trossi beabsichtigten<br />
entscheidenden Vorstoss, der immer<br />
noch Mittel fändet, um Sekunden einzusparen.'<br />
So fährt er die Piste in 1' 52" V« ab und<br />
stellt damit den endgültigen Rundenrekord<br />
für das diesjährige Rennen auf» Etancelin<br />
wejss, worum es geht und wehrt sich nach<br />
besten Kräften. Physisch vermöchte er dem<br />
Ansturm noch standzuhalten, ihn sogar abzuweisen,<br />
allein man erkennt, dass seine Maschine<br />
den Dienst zu versagen beginnt: die<br />
Bremsen lassen nach, und Etancelin muss<br />
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seine Fahrweise entsprechend ändern, muss<br />
eher verhalten fahren, wenn er nicht noch<br />
schlussendlich einen Unfall provozieren will.<br />
Einmal-mehr hängt sich ihm die bald sprichwörtlich<br />
gewordene Pechsträhne an, und in<br />
der vorletzten Runde muss er Trossi das Feld<br />
räumen, der blitzartig an ihm vorüberzieht<br />
und mit wenig mehr als 100 m und einer<br />
Zeitdifferenz von 7*/s Sekunden den Grossen<br />
Preis von Montreux unerwartet gewinnt.<br />
Man hat von dem verstorbenen grossen<br />
deutschen Fahrer von Morgen als dem<br />
« ewigen Zweiten » gesprochen, dem es trotz<br />
aller hervorragenden Qualitäten einfach nie<br />
vergönnt war, ein wirklich grosses Rennen<br />
als Sieger zu beenden. Etancelin ist sein französisches<br />
Gegenstück, dem es kaum besser<br />
geht. Wir haben noch kein Rennen miterlebt,<br />
an dem der Leinenfabrikant von Rouen (als<br />
solcher betätigt sich nämlich Etancelin im<br />
Hauptberuf) nicht eines der interessantesten<br />
Kampfelemente gewesen wäre und den besten<br />
Anwärtern auf den Sieg den endgültigen Erfolg<br />
immer sehr schwer, oftmals sogar unmöglich<br />
gemacht hat. Aber noch selten hat<br />
er selbst für sein Draufgängertum die Früchte<br />
geerntet. Gewöhnlich blieb er irgendwo<br />
hängen, und lachende Dritte heimsten ein, wo<br />
Etancelin die Ernte vorbereitet hatte. Nun<br />
ist es auch in Montreux nicht anders geworden<br />
! Es wäre wirklich ein wohlverdienter<br />
Sieg gewesen, den ihm das ganze Publikum<br />
von Herzen gegönnt hätte. Nach beendigtem<br />
Rennen verlangte es denn auch immer wieder<br />
nach Etancelin, der von dem nervenzerreissenden<br />
Duell und dem unerwarteten Ausgang<br />
noch ganz benommen, sich nur spät<br />
dazu entschliessen konnte, das für ihn bereit<br />
gehaltene Bouquet in Empfang zu nehmen.<br />
Das Schlussklassement<br />
ergibt folgende Rundenergebnisse:<br />
1. Trossi 90 Runden 2 h. 57' 25" %<br />
(101,040 km/St.)<br />
2. Etancelin 90 » 2 h. 57' 33"<br />
3. Varzi 89 » 2 h. 57' 18" %<br />
4. Straight 89 » 2 h. 58* 46"<br />
5. Hamilton 88 > 2h.57'47"H<br />
6. Zehender 88 » 2 h. 58' 48"<br />
7. Veyron 86 » 2 h. 59' 21"<br />
Es 8. gebührt Sommer sich 84 aber » auch des 2 h. 57" Siegers 52" und<br />
seines Helfers Varzi zu gedenken, der in sauberem<br />
Stil und mit viel Geschick und taktischem<br />
Verständnis das Rennen sich entwickeln<br />
sah, um dann im richtigen Moment<br />
die.sich ihm bietende Chance voll auszunützen.<br />
So hat sieh Graf Trossi bereits zum<br />
(Schluss Seite 14.)<br />
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Stf*«asxcn<br />
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nun das Diskutieren und Vertagen beginnt,<br />
sondern da setzt Mussolini gleich den Tag<br />
der Einweihung fest und ohne langes Fackeln<br />
wird mit der Arbeit begonnen. So war es<br />
auch mit dem Projekt einer Autostrada Genua-Serravalle:<br />
am 18. Juni 1932 wurde der<br />
Bau beschlossen und auf den 21. April 1935,<br />
den Qründungstag Roms, wurde die Eröffnung<br />
der Strasse festgesetzt. So wurde denn<br />
unverzüglich mit den Arbeiten begonnen, die<br />
nun schon so weit fortgeschritten sind, dass<br />
man bereits ein gutes Bild erhält von der zukünftigen<br />
Autostrasse Qenua-Serravalle.<br />
Bei dieser neuen Strasse handelt es sich<br />
nicht so sehr um eine Verbesserung zugunsten<br />
des Tourismus als viel mehr um die<br />
Schaffung einer direkten Verbindungsroute<br />
vom Hafen Genuas nach dem Hinterland.<br />
Von diesem Gesichtspunkt aus ist auch die<br />
ganze Strasse angelegt, nämlich so, dass ohne<br />
Schwierigkeit Lastzüge darauf Verkehren<br />
können, d. h. Lastwagen mit 3, 4 oder noch<br />
mehr Anhängern. Damit das möglich ist,<br />
musste das Hauptgewicht darauf verlegt<br />
werden, eine Strasse mit nur geringer Steigung<br />
und grossen Kurvenradien zu bauen.<br />
Da aber auf verhältnismässig kleine Distanz<br />
eine Höhendifferenz von ca. 400 m überwunden<br />
werden musste, wurden zahlreiche<br />
Kunstbauten notwendig, die der Strasse einen<br />
sehr interessanten Charakter geben, wie<br />
wir Ihn sonst nur bei Eisenbahnen finden.<br />
Die Strasse hat durchwegs eine Breite von<br />
9 m, so dass also für jede Fahrrichtung 4,5<br />
Meter zur Verfügung stehen. Die Steigung<br />
beträgt nie mehr als 4% und die Halbmesser<br />
der Kurven sind mindestens 100 m gross.<br />
Serpentinen konnten überhaupt ganz weggelassen<br />
werden. Als Strassenbelag dient eine<br />
20 cm dicke Betonschicht, die aus Zement<br />
und Kieselstein besteht. Dann folgt eine 5<br />
Millimeter dicke Sandschicht, die die Aufgabe<br />
hat, auf sehr hohen Druek elastisch zu<br />
wirken, und als dritte Schicht kommt die gepresste<br />
Chaussierung der Strasse. Um einer<br />
Längsspaltung der Zementschicht vorzubeugen<br />
wurde die Strasse durch zwei Längsfugen<br />
in drei Fahrbahnen geteilt, damit bei<br />
zunehmender Hitze der Zement sich in die<br />
Breite ausdehnen kann und nicht Längsrisse<br />
entstehen. Durch diese Einteilung in drei<br />
Spuren ist auch dem Verkehr geholfen, indem<br />
dann je die beiden äussern dem eigentlichen<br />
Fahrverkehr dienen und die mittlere<br />
zum Vorfahren benützt werden kann. Alle<br />
fünf bis sechs Meter folgen auch Querungen,<br />
die Querrisse vermeiden sollen Die Fugen<br />
sind durch einen elastischen Stoff ausgefüllt.<br />
Was die architektonische Seite des Baus<br />
betrifft, so war eigentlich schon ganz am<br />
Anfang ein schwieriges Problem zu lösen,<br />
nämlich wie konnte der Kontakt mit dem Hafen<br />
in Genua gefunden werden? Eine gute<br />
Verlademöglichkeit war Hauptbedingung,<br />
wenn sich die Strasse für den Gütertransport<br />
bewähren sollte. So wurde etwas westlich<br />
von Genua, 22 m über dem Meer, ein eigentlicher<br />
Autobahnhof geschaffen, der mit<br />
allen notwendigen Einrichtungen versehen<br />
ist, wo die Güter bequem umgeladen werden<br />
können. Durch eine mächtige Rampe ist der<br />
Autobahnhof mit dem Hafen verbunden. Von<br />
diesem Ausgangsplatz aus führt ein kühner<br />
Viadukt an die Peripherie der Stadt.<br />
Von den Kunstbauten auf der Strecke interessieren<br />
vor allem die beiden grossen Tunnels,<br />
Galleria del Littorio und die Galleria<br />
del 28 ottobre und die beiden Viadukte von<br />
Torbella und Fontanes). Alle vier sind gigantische<br />
Werke der Technik und werden<br />
überall viel Bewunderung und Nachahmung<br />
finden. Die Galleria del Littorio hat eine<br />
Länge von fast einem Kilometer und der andere<br />
misst auch ca. 500 m. Der Viadukt von<br />
Torbole besitzt fünf parabolische Bogen von<br />
25,50 m Spannweite, der von Fontanesi besitzt<br />
sogar sechs Bogen und daneben noch<br />
vier kleinere; er hat eine Höhe von 46 m<br />
und bietet ein einzigartiges Bild von Eleganz<br />
und Stabilität. Ausserdem weist die Strasse<br />
noch über 20 grössere oder kleinere Brücken<br />
auf. Da die Abgase in den Tunnels durch natürliche<br />
Ventilation beseitigt werden müssen,<br />
ist auch eine Regulierung des Verkehrs<br />
erforderlich, so dass z. B. nicht zwei Lastzüge<br />
in kurzem Abstand die Strasse passieren<br />
und durch die Auspuffgase eine schäd- s<br />
liehe Wirkung hervorrufen. Eine solche Regulierung<br />
kann aber sehr gut im Autobahnhof<br />
in Genua ausgeübt werden. Ueberhaupt<br />
werden für eine solch aussergewöhnliche Verkehrsader<br />
nicht die üblichen Polizeivorschriften<br />
Geltung haben können; denn es ist in<br />
der Verkehxsordnung besonders auch dem<br />
Verhältnis der Strasse zum Hafen von Genua<br />
Rechnung zu tragen.<br />
Damit führt Italien endlich das Problem<br />
Eisenbahn—Auto aus dem Schlamassel unfruchtbarer<br />
Diskutiererei heraus und erprobt<br />
durch einen Versuch, wie die Verhältnisse in<br />
der Praxis stehen; denn die Strasse ist eigentlich<br />
an Stelle einer Eisenbahnlinie erbaut<br />
worden, und man hat die Hoffnung, dass<br />
sie die Eisenbahn zu ersetzen vermag. Man<br />
sieht daher in der ganzen Welt diesem Versuch<br />
mit Interesse entgegen und ist gespannt,<br />
ob tatsächlich die Strasse mit der Eisenbahn<br />
für Gütertransporte auf weitere Strecken<br />
konkurrenzieren kann.<br />
lz.<br />
Bündner Strassen. Neben der Bewilligung<br />
zusätzlicher Kredite für die Schneeräumungsarbeiten<br />
und den Strassenunterhalt am Julier<br />
bewilligte der Grosse Rat des Kantons Graubünden<br />
ebenfalls weitere 20,000 Fr. für die<br />
Sicherung der Strasse zwischen Porclas und<br />
Trinsermühle. Dieses Strassenstück ist wegen<br />
Steinschlag nicht unerheblich gefährdet,<br />
so dass ohne grössere Kunstbauten für genügende<br />
Verkehrssicherheit keine Gewähr<br />
mehr geleistet werden konnte. Der ausgesetzte<br />
Betrag dient denn auch zur Errichtung<br />
von starken aus Rundholz bestehenden<br />
Wänden, sog. Steinfangkästen, welche die<br />
heraibrollenden Steine auffangen sollen, womit<br />
man glaubt, die Strasse genügend sichern<br />
zu können. Ventiliert wurde aber auch die<br />
Frage einer Verlegung der Strecke, und<br />
zwar mittels einer Tunnellierung. Aus finanziellen<br />
Gründen musste naturgemäss von<br />
diesem Projekt Abstand genommen werden.<br />
Einen erheblichen Beitrag erforderte auch<br />
der Brückenumbau bei Felsberg, ein zwischen<br />
Chur und Reichenau gelegener Rheinübergang.<br />
Da die bestehende hölzerne<br />
Brücke baufällig geworden war, konnte deren<br />
Instandstellung nicht mehr weiter hinausgeschoben<br />
werden, und weil die Reparaturarbeiten<br />
allein den schönen Betrag von<br />
Fr, Heansnrucht hätten, hat man einer<br />
neuen Brücke aus Eisen oder Eisenbeton<br />
den Vorzug gegeben. Nach dem Kostenvoranschlag<br />
dürfte ein Neubau aul etwa 120,000<br />
Fr. zu stehen kommen, wobei die Fahrbahn<br />
von 3 auf 4,5 m verbreitert werden kann.<br />
Gleichzeitig wäre die neue Brücke auch für<br />
Lastwagen passierbar, was bisher bei der<br />
alten ausgeschlossen war. Der Kleine Rat<br />
hatte bereits einen Beitrag von 72,000 Fr.<br />
gutgeheissen, dem nun auch der Grosse Rat<br />
beipflichtete.<br />
-my-<br />
Eine Autostrasse über die Anden ? Die<br />
Tatsache, dass der Betrieb der Eisenibahnstrecke<br />
über die Anden durch Witterungseinflüsse,<br />
Erdbewegungen usw. immer wieder<br />
auf mehr oder weniger lange Zeit unterbrochen<br />
werden muss, hat eine amerikanische<br />
Gesellschaft zu dem Plan veranlasst,<br />
den beteiligten Ländern (Argentinien und<br />
Chile) die schleunige Ersetzung der Eisenbahn<br />
durch eine Automobilverkehrslinie vorzuschlagen.<br />
Zu diesem Zweck musste über<br />
die Anden eine Autostrasse gebaut werden,<br />
für die man allerdings in der Hauptsache das<br />
Bett der stillgelegten EisembahnÜnie benutzen<br />
will. Die Amerikaner fordern für den Fall<br />
des Zustandekommens dieses Projektes ein<br />
Verkehrsmonopol auf der Andenstrasse. Eine<br />
vorbereitende Sitzung soll schon demnächst<br />
in MendoSa. dem chilenischen Ausgangspunkt<br />
der Andenbahn, stattfinden. cpr.<br />
Kesselbergstrasse verbessert. Die im Jahre<br />
1492 angelegte Kesselbergstrasse, die als erste<br />
der bayrischen Abenstrassen in den Jahren<br />
1893—1897 umgebaut, von 2.860 km auf<br />
5.820 km verlängert und ihrer bis zu 27 %<br />
betragenden Steilheit enthoben wurde, ist<br />
neuerdings verbessert worden. Die Anfahrt<br />
zu den ersten Kurven wurde verbreitert und<br />
srestattet dadurch den Teilnehmern ein schärferes<br />
Heran gehen an den Bergeinschnitt zwischen<br />
Joc.TiHerg und Herzogstand. womit der<br />
Ruf der Strasse als hervorragende Prüfstrecke<br />
für wagemutigen Soortgeist und<br />
Fahrtechnik noch weiter gefestigt wird.<br />
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zweitenmal in der Schweiz ausgezeichnet:<br />
am Ceneri und in Montreux, wobei er aus<br />
beiden Rennen als Tagessieger hervorging.<br />
Der tüchtige Varzi erwies sich als disziplinierter<br />
Stallgenosse und ein draufgängerischer<br />
Streiter, dem keine Schwierigkeit zu<br />
gross ist, um ihr nicht beikommen zu wollen.<br />
Er hat eigentlich Etancelins Stellung unterminiert,<br />
als er während vieler Runden an<br />
zweiter Stelle lag und dem Spitzenfahrer stetig<br />
und eindrücklich näher kam. Er Hess auch<br />
in seiner Taktik und Fahrweise dann nicht<br />
nach, als ein Sieg für ihn selbst nicht mehr<br />
in Frage kam.<br />
Sportlich betrachtet war Montreux gleich<br />
auf den ersten Anhieb ein voller Erfolg.<br />
Ueber Nacht haben wir unser Rennen in der<br />
Stadt, unser Monaco en miniature erhalten.<br />
Die Startliste, die hervorragenden sportlichen<br />
Ergebnisse, der unfallfreie Verlauf, die erstklassige<br />
Organisation (die wohltuend von der<br />
improvisierten Schönheitskonkurrenz abstach)<br />
und last not least der, sehr erfreuliche Besuch<br />
haben zusammen die Voraussetzungen für<br />
eine kommende und regelmässige Wiederholung<br />
des Rennens gebracht. Wie anlässlich<br />
des Presseempfanges erklärt wurde, steht<br />
die Durchführung im nächsten Jahre bereits<br />
fest. Hoffentlich sind dann die Pressempfänge<br />
allerdings nicht mehr eine Stunde nach<br />
dem Rennen, wenn Journalisten, Draht und<br />
Schreibmaschine unter Hochdruck stehen!<br />
Die Veranstaltung hat aber auch gezeigt,<br />
dass in der Schweiz ein ebenso sportfreudiges<br />
und sportverständiges Publikum zu<br />
Hause ist, wie anders wo im Ausland. Diese<br />
Feststellung ist für den einheimischen Automobilsport,<br />
der offensichtlich einer neuen<br />
Entfaltung entgegengeht, doppelt wertvoll.<br />
Sie ist vor allem ein gutes Omen für den<br />
nächsten Grossen Preis, denjenigen der<br />
Schweiz in Bern. Denen von Montreux aber<br />
Dank und Gratulation für das vortreffliche<br />
Gelingen. Es braucht offenbar nur ein gutes<br />
Stück unerschütterliches Selbstvertrauen, um<br />
beispielsweise mit offenen und ungedeckten<br />
Tribünen selbst dem drohendsten Gewitter<br />
die Stirn zu bieten und es zu bannen, bis der<br />
Sieger das Zielband überfahren hat! Sei dem<br />
wie ihm wolle, so dürfen Montreux und die<br />
Initianten dieses Rennens stolz sein auf ihre<br />
neue Attraktion! b.<br />
Technische Betrachtungen.<br />
Eine Strecke wie die des Grossen Preises Ton<br />
Montreux stellt ganz besonders auch an die Rennwagen<br />
ausserordentliche Anforderungen. Während<br />
es bei Langstreckenrennen und Bergrennen ausser<br />
auf das Können der Fahrer in erster Linie auf<br />
höchste Motorleistung und höchst» Ausdauer des<br />
Motors ankommt, werden hier zudem noch die<br />
Bremsen und Getriebe einer schärfsten Zerreissprobe<br />
unterworfen. Die 300 km von Montreux<br />
schliessen etwa-1000 Kurven in sich ein, von denen<br />
manche fast bis zum völligen Abstoppen zwingen.<br />
Nahezu die ganze Motorleistung von über 200 PS<br />
— in Form von kinetischer Energie im Wagen aufgespeichert<br />
— muss dabei von den Bremsen wieder<br />
in wenigen Sekunden vernichtet werden. Die Getriebe<br />
werden gequält und geschunden, als gälte es,<br />
sie absichtlich zu zerstören, denn für feines Schalten<br />
hat der Fahrer natürlich keine Zeit Ihre Beanspruchung<br />
ist so gross, dass das Getriebeöl bis<br />
zum Sieden kommen kann. Nicht weniger wird die<br />
Kupplung misshandelt. Und schliesslich wirkt sich<br />
der ganze gewaltige Kräfteablauf über die Reifen<br />
aus, die ohnehin durch die Wucht des Fahrzeuges<br />
schon schweren Beanspruchungen unterworfen sind.<br />
Gemessen mit dem Maßstab, den man an die<br />
Serienwagen des Aütomarktes anzulegen gewöhnt ist,<br />
muss schon das blosse Durchhalten dieser Organe<br />
in Staunen versetzen. Darüber hinaus stellte sich<br />
aber für den Konstrukteur die Aufgabe, die Ge- ,<br />
triebe und andere Uebertragungsorgane den Eigenheiten<br />
der Strecke bestmöglich anzupassen, wollte<br />
er einigermassen Aussicht auf Erfolg haben. So<br />
war von grösster Bedeutung die Wahl der günstigsten<br />
Getriebeübersetzungen, das günstigste Hinterachsübersetzungsverhältnis.<br />
Die Motoren mussten<br />
Zündkerzen erhalten, die gleichzeitig weder zu empfindlich<br />
gegen Verölen noch zu empfindlich gegen<br />
Ueberhitzung waren, wechselten doch auf der<br />
Strecke höchste Motorbeanspruchung und Auslauf<br />
ständig miteinander ab. Bei der Reifentype war<br />
auf das Wetter und die Strassenbeschaffenheit<br />
Rücksicht zu nehmen, denn ein heisser, trockener<br />
Strassenbelag bedingt ein ganz anderes Pneuprofil<br />
als eine kühle, feuchte, eventuell schlüpfrige Strasse.<br />
In Anbetracht all dessen muss die Zahl der Ausfälle<br />
im Verlauf des Rennens als unerwartet gering<br />
bezeichnet werden. Nur zwei Wagen, diejenigen<br />
von Falchetto und Sommer, fielen wegen Bremsstörungen<br />
aus. Beim Wagen von Falchetto schien eine<br />
rasch vorgenommene Nachstellung 1 den Mangel behoben<br />
zu haben, was sich jedoch nach einigen weiteren<br />
Runden doch nicht als zutreffend erwies. Die<br />
Reifen standen die ganze Prüfung ohne einen einzigen<br />
Versager durch. Manches Gleitschutzprofil<br />
war zum Schluss noch nicht bis zur Hälfte abgefahren.<br />
Interessant war übrigens die Feststellung,<br />
dass die Mehrzahl der diesjährigen Rennwagen vorn<br />
kleinere Reifen aufweist als hinten. Alle Konkurrenten<br />
hatten ausserdem ihre Reifen zur Erhöhung<br />
des Gleitschutzes mit Sägeschnitten versehen lassen.<br />
Nicht weniger glänzend als die Reifen haben sich<br />
die früher so delikaten Zündkerzen gehalten. Bei<br />
den < Oelrohrbrüchen >, die Moll um ausgezeichnete<br />
Aussichten und Varzi um den fast sicheren ersten<br />
Platz brachten, handelte es eich unseren Beobachtungen<br />
nach wohl eher um eine Unzulänglichkeit<br />
der Oelpumpe, die das Öel aus dem Kurbelgehäuseunterteil<br />
in den Behälter zurückfördern soll. Nach<br />
Entleerung des Kurbelgehäuses waren die Wagen<br />
sofort wieder marschbereit.<br />
Der Sieger Trossi und Varzi, der al« Drittklastierter<br />
einkam, fuhren den neuen Alfa-Romeo-<br />
Manoposto mit 2650-ccm-Motor und doppeltem Hinterachsgetriebe,<br />
den wir schon mehrmals beschrieben<br />
haben, Etancelin den neuen 3-Liter-MpnopostoTi<br />
Maserati, der ebenfalls bekannt ist. Der 2,5-LHer-<br />
Maserati von Zehender, mit dem dieser als Sechster<br />
AUTOMOBIL-REVÖH<br />
ahschloss, machte als einziger Vierzylinder unter<br />
Wagen von Anfohindltnk<br />
sonst lauter Achtzylindern einen guten Eindruck. Gruppe A (Serienkarosserien).<br />
_,,-,,... ti . , _ . 1. Preis: Stuber (Peugeot)<br />
Die Schonheltskonkurrenz am Samstag. Gruppe B (Speziaikarosserien).<br />
Am Samstag nachmittag fand bekanntlich eine 1. Ehrenpreis: Ruckstuhl (Bugatti)<br />
Schönheitskonkurrenz statt, an der sich überra- 1. Preis: Garage Maurer (Voisin) ;<br />
sehend viele Konkurrenten beteiligten. Ueber 100 2. » S. A. Renault (Renault)<br />
Wagen wurden im ganzen vergeführt, ein Zahl, mit Gruppe B (Serienkarosserien),<br />
der man niemals zu rechnen gewagt hatte. So- 1. Preis: Garage Schweizer (Horch)'<br />
wohl Privatwagen wie auch Wagen von Händlern 2. » Garage Schweizer (Maybach)'<br />
wurden sehr viele gezeigt. Die Schau wickelt sich ex aequo: Garage Schweizer (Horch)<br />
in vornehmem Rahmen ab. Das Kasino bot den Gruppe C (Speziaikarosserien).<br />
rechten Hintergrund für diese auserlesen schönen 1. Ehrenpreis: Safia S. A. M. Wieland (Lancia)<br />
Maschinen, die meist von zarter Damenhand ge- 2. Preis: Lehoux (Hotchkiss)<br />
führt wurden.<br />
Gruppe C (Serienkarosserien).<br />
Nachmittags fand sich in dem prachtvollen Gar- 1. Preis: Garage Ramuz S.A. (Cadillac)<br />
ten ein sehr gutes Publikum ein, das die notwendi- 2. » Garage Ramuz S. A. (La Salla)<br />
gen Urteile über die Maschinen zu bilden befähigt 3. m Garage du Kursaal (Citroen)<br />
war. Vor einer Jury hatten die Wagen zu de- flae IT!* I D A n H B n<br />
filieren, nachdem eine Anzahl Fachleute die Fahr- U3S tlT6l~ti6nnCn*<br />
zeuge bereits vorher einzeln geprüft hatte. Leider Ttrmicfilteoli (Meroerioi RMITI r<br />
wickelte sich die Schau nicht mit der wünschensvon<br />
Br aU cn «S c n IMercedes-BenzJ bieger.<br />
werten Promptheit ab. denn kurz vor vier — fast Das Eifelrennen hatte durch die Konkureine<br />
Stunde zu spät — tauchten die Wagen auf. renzierunz von Montreux eine Beschränkung<br />
Man sah auserlesen schöne Wagen, und die der Besetzung erfahren, so dass sich die Ver-<br />
Worte und der Raum fehlen dem Berichterstatter, anstaltung bei den grossen Wagen fast auSum<br />
alle neue Wagen richtig schildern zu können, ... ... , . T, , . , ,<br />
die für den Geschmack und die Kultur der Kon- Schliesslich auf einen Kampf zwischen den<br />
strukteure und der Karosseure zeugten. Die Strom- neuen deutschen Rennwagen beschränkte,<br />
linie machte sich überall bemerkbar, ohne jedoch Schon beim Training fuhren die neuen Mazu<br />
eigentlichen revolutionären Aenderungen geführt<br />
19» -N» 4«<br />
schi n en sehr hohe Rundenmittel, so dass ein<br />
^Sn. ^^•S^SrÄ'^h^ toTffi hochinteressantes Duell zwischen den Mer-<br />
"monischen Fluss der Linien, «iie alle Uebertrieben- Cedes-Benz- und den P-Wagen ZU erwarten<br />
heiten vermeidet und Einfachheit und Vornehm- war. Ueber 200 000 Zuschauer wohnten dem<br />
heit zum ersten Prinzip erhebt. In den Farben- grossen Kampfe bei. Die Führung übernahm<br />
Ä Ä Ä<br />
U Dunk n el Z^SiSTer M,t «erst Fagioli auf dem neuen Mercedes-Benz<br />
derzahl vertreten, vielleicht entsprechend der som- Vor seinem Staligenossen von Brauchitsch<br />
merlichen Jahreszeit... Ein grosser. dunkelblauer und den P-Wagenfahrern Stuck und Prinz<br />
Lancia, dessen Polster innen hellgelb getönt war, von Leiningen. Von Brauchitsch konnte schon<br />
nÄnclT m^dSroSr^lsfe? t S » a ner Zeit Fagioli Überholen und kam<br />
Ehrenpreis wurde auch ein pTachtvoll karossierter nun zur Führung. Er fuhr die schnellste Run-<br />
Bugatti der Firma Ruckstuhl, Luzern bedacht. Eine de des Tages mit 125,3 km/St., was einem<br />
erfreuliche Belohnung einheimischer Qualität«- neuen Rundenrekord gleichkommt. Da die<br />
arbeit! Am Abend fand dann im KuTsaal die Preia- Mprcerte«; Rpn7 T put* nach Hpr Hälft* A\e><br />
Verteilung, mit Tanz und Unterhaltung, etatt Mercefles-tsenz-Leute nach der Haltte die<br />
Die Resultate.<br />
Reifen wechselten, ging Stuck nach vorne.<br />
Privatwagen.<br />
Doch auch ihn warf der Pneuwechsel wieder<br />
Gruppe A. zurück. Von Brauchitsch übernahm aufs<br />
1. Preis: Bompart (Peugeot) Neue die Führung des Feldes vor Stuck und<br />
Chiron auf Alfa<br />
Gruppe'B Ä°ial5r2rien):<br />
R°meo-Monop O sto. Bis zum<br />
1. Preis: R. Fisher (Alfa-Romeo) Schiluss gab er den ersten Platz nicht ab.<br />
2.<br />
3.<br />
» Hirsiger (Bugatti)<br />
» Brunschwig (Renault)<br />
p»,<br />
U1C<br />
ppcnifo*«<br />
Resultate.<br />
Gruppe B (Serienkarosserien). Klasse bis 800 cem (2'?3,72 km): 1. Bruder<br />
1. Preis: Zolla (Mercedes) (Breslau), auf M. G., 2:50:19,2 (Stundenmittel 96,5<br />
2. » Hirschv (Audi) km/St.).<br />
3. » Jago (Renault) Klasse bis 1500 cem (273,72 km): 1. Castelbarco<br />
Gruppe C (Speziaikarosserien)'. (Italien), auf Maserati, 2:36:23,1 (104,9 km/St.); 2.<br />
1. Ehrenpreis: Frau Corte (Lancia) Schmidt (Tschechoslowakei), auf Bugatti, 2:36:42,4;<br />
2. Preis: J. Meyer (Bugatti) 3. Burggaller (Berlin), auf Bugatti.<br />
3. » E. Attillio (Lancia) Klasse Ober 1500 cem (342,15 km): 1. r. Brau-<br />
Gruppe C (Luxuskarosserien). chitsch (Berlin), auf Mercedes, 2:47:36,4 (122,5<br />
1. Preis: Block (Hotchkiss) km/St, Rekord); 2. Stuck (Berlin), auf Auto-<br />
2. » A. Mayer (Buick) Union, 2:48:56,1 (120,6 km/St.); 3. Ghiron (Paris),<br />
3. » Frau Payot-Schnheider (La Sälle) auf Alfa Romeo, 2:53,20,1; 4. Pietsch (Berlin), auf<br />
4. » Frau Kramer (Chrysler) Alfa Romeo; 5. Penn Hughes (England), auf Alfa<br />
5. » Frau Daucourt (Peugeot) Romeo. bo<br />
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Bessere Ordnung tut not! Wer in den<br />
letzten Tagen seinen Wagen mit etwas offenen<br />
Augen durchs Land gesteuert hat, der<br />
konnte die recht betrübliche Beobachtung<br />
machen, wie seitens vieler in- und ausländischer<br />
Automobilisten gewisse Picknickplätze<br />
in einer Art und Weise «geschmückt»<br />
werden, die leider als eine sich immer breiter<br />
machende «Sauordnung> qualifiziert werden<br />
muss. Wir wollen hier nicht untersuchen,<br />
aus welchen Gründen das Lagerleben<br />
und die Picknickfahrten in den letzten Jahren<br />
immer grössere Dimensionen annahmen,<br />
sondern einzig und allein feststellen, dass<br />
parallel zur touristischen Entwicklung eine<br />
Verschandelung und Verunreinigung manch<br />
schöner landschaftlicher Aussichtspunkte und<br />
Ruheplätze eingesetzt hat. Was mit wenigen<br />
Ausnahmen zum elementarsten Anstandsgeffihl<br />
eines Alpinisten gehört, scheint in breiten<br />
Automobilistenkreisen noch gar nicht<br />
ins ABC der Ordnung auf und neben der<br />
Landstrasse eingedrungen zu sein. Eher hat<br />
es den Anschein, als ob mit der weitern Entwicklung<br />
des Automobils sich eine Zügellosigkeit<br />
durchsetzen wolle, die den Automobiliismus<br />
als solchen in Misskredit bringen<br />
könnte. Wenn man in den letzten Wochen<br />
z. B. auf dem Kerenzerberg, am Jaunpass,<br />
auf der Schallenbergpasshöhe, am Vierwaldstättersee<br />
und Zugersee oder an der Strasse<br />
Spiez-Faulensee, um nur einige der wenigen<br />
Beispiele herauszugreifen, sich derartiges<br />
Lagerleben näher betrachtet, so musste man<br />
sich schon die Frage stellen, ob gewisse<br />
Leute überhaupt noch Sinn für Ordnung, Natur<br />
und Anstand haben. Papierabfälle, Orangen-<br />
und Bananenschalen und allerlei andere<br />
Ueberreste zeugen an mancher Stelle unseres<br />
kleinen Landes von einer Hinterlassenschaft,<br />
die auch den anständigen Autotourismuss<br />
unweigerlich in Verruf bringen muss.<br />
,Dem Bauer wird das Gras zertreten, um mit-<br />
?cn in einer Wiese, unter einem schattigen<br />
Baum, seinen Hunger stillen zu können. Mit<br />
Steinen wird alsdann noch die Schiesskunst<br />
auf geleerte Flaschen geprüft, ohne jedoch<br />
die das Weidevieh gefährdenden Scherben<br />
etwa nachher zu entfernen oder es wird zudem<br />
der Wagen nach dem Motto parkiert:<br />
Der andere soll schauen, wie er durchkommt.<br />
Bereits hat sich die Landpresse dieser Sorte<br />
von Automobilisten in dem Sinne angenom-.<br />
men, dass auch für den anständigen Fahrer<br />
wenig Schmeichelhaftes mehr übrigbleibt.<br />
Im Interesse aller dürfte es deshalb dringend<br />
geboten sein, wenn speziell die Automobilistenverbände<br />
hier einen Riegel vorstossen<br />
würden. Nur die öffentliche Bekanntgabe derartiger<br />
Schmierfinken kann Ordnung mit sich<br />
bringen, denn der weitaus grösste Teil der<br />
übrigen Fahrer lässt sich sicher nicht gern<br />
wegen ein paar Wildlingen mit Anhang auf<br />
ein und dieselbe Anklagebank setzen, -my-<br />
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die<br />
Ablehnung der bündnerischen Verkehrssteuer.<br />
Nach achtstündiger Beratung hat der<br />
Grosse Rat mit 42 gegen 37 Stimmen letzten<br />
Freitag beschlossen, auf die Gesetzesvorlage<br />
betr. Verkehrsabgabe nicht einzutreten.<br />
Mit diesem Entscheid ist das Bündnervolk<br />
vor einer Auseinandersetzung bewahrt worden,<br />
die sicherlich nicht im Interesse dieses<br />
Berglandes gelegen und nur neue Risse unter<br />
den verschiedenen Bevölkerungsschichten<br />
hinterlassen hätte. Bei dieser Vorlage handelte<br />
es sich um die Einführung einer Spezialsteuer,<br />
die zur teilweisen Verzinsung und<br />
Amortisation der im Strassenbauprogramm<br />
vorgesehenen Aufwendungen im Betrage von<br />
17 Millionen Fr. dienen sollte. Als Träger<br />
der neu zu schaffenden Abgaben waren vorgesehen<br />
Hotellerie, Garagegewerbe und Benzinhändler.<br />
Erstere sollte je nach Rang pro<br />
Logiernacht 5, 7,5 oder 10 Cts., die Garagen<br />
20 Cts./Auto und die letztern 10—20 % des<br />
Bruttogewinnes an die Staatskasse abliefern.<br />
Eine damit verbundene Plakatgebühr sollte<br />
des weitern noch 20 Cts./Plakat einbringen.<br />
Speziell im Hinblick auf die derzeitigen im<br />
bündnerischen Hotelgewerbe herrschenden<br />
Verhältnisse war zum vorneherein auf eine<br />
starke, von wirtschaftlichen Erwägungen getragene<br />
Opposition zu rechnen. Aber auch<br />
vom Gesichtswinkel der Verfassungsmässigkeit<br />
aus wurde die Vorlage der Regierung<br />
angegriffen, abgesehen von den bedeutsamen<br />
Fragen ihrer Zweckmässigkeit oder Auswirkung.<br />
Während die Befürworter erklärten,<br />
dass eine Steuerfusserhöhung unmöglich sei,<br />
argumentierten die Gegner mit der Verbundenheit<br />
des ganzen Volkes mit dem Fremdenverkehr,<br />
weshalb die Aufwendungen für<br />
den Strassenbau von allen Steuerzahlern zu<br />
tragen sei und nicht nur von einem Teil derselben.<br />
Nachdem in der ausgiebigen Debatte<br />
die verschiedenen Standpunkte zum Worte<br />
gelangten, hat sich der Rat in seiner Mehrheit<br />
dem gegnerischen Standpunkt angeschlossen<br />
und sich damit auf einen Boden<br />
gestellt, der die Bedeutung der Strasse als<br />
moderner Verkehrsträger, als fördernder<br />
Wirtschaftsfaktor und als ergiebige Geldquelle<br />
für den Kanton anerkennt -my-<br />
UNTERSEKTION WIGGERTAL. Mit besonderer<br />
Befriedigung können wir' wieder auf eine gut<br />
gelungene Ausfahrt zurückblicken. Am 30. Mai<br />
wurden die Insassen des Altersheims Sennhof in<br />
Vordemwald durch 14 Clubfreunde, nebst weitem<br />
Zuzug, ins schöne Emmental geführt, was für die<br />
alten Leute eine wirkliche Freude und Abwechslung<br />
bedeutete, waren doch einzelne dabei, welche<br />
ihr ganzes Leben lang noch nie in einem Auto sassen.<br />
In Affoltern wurde ein Zobig eingenommen<br />
und nachher gings über die Lueg nach Burgdorf<br />
wieder heim. Allen unsern Mitgliedern, welche sich<br />
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in eo freundlicher Weis« zxa Verfügung gestellt<br />
haben, sei auch an dieser Stelle nochmals auf*<br />
beste gedankt.<br />
Mitte Juni wird durch die Muttersektion eine<br />
Fahrt nach Pfäffikon zur Besichtigung der<br />
Pneufabrik arrangiert. Auch wir wollen uns<br />
mit einigen Wagen daran beteiligen, da diese Veranstaltung<br />
sehr interessant zu werden verspricht.<br />
Anmeldungen sind an den Präsidenten zu richten,<br />
da eine Zahl der Gewerbetreibenden sich an der<br />
Ausfahrt gerne beteiligen würden und somit eine<br />
gewisse Platzzahl gegen. Vergütung reserviert<br />
werden sollte.<br />
Der Hauptpunkt unserer diesjährigen Veranstaltungen<br />
aber wird die Fahrt ins Blaue<br />
sein, verbunden mit einem Wettbewerb über vorschriftsgemässes<br />
Fahren, und zwar bei verdecktem<br />
Km-Zähler. Die Sternfahrten sind in allen<br />
Sektionen bei den Mitgliedern sehr beliebt, wir<br />
möchten nun aber einmal etwas Besonderes machen<br />
und das Fahrgefühl in anderer Weise erproben.<br />
Zudem führt die Fahrt in eine landschaftlich<br />
sehr schöne Gegend, welche nur wenigen unter uns<br />
bekannt ist und sicher jedermann befriedigen<br />
wird. Da zudem damit eine Picknickfahrt verbunden<br />
ist, soll dies eine wirklich gemütliche Familienausfahrt<br />
sein, wie man es besser und schöner<br />
nicht wünschen kann. Man merke sich den 24.<br />
Juni zur Fahrt ins Blaue.<br />
SEKTION ZÜRICH. Die Damen der Sektion<br />
finden sich am 9. Juni zu einer neuartig aufgezogenen<br />
sportlichen Konkurrenz, deren erster Teil<br />
in einer Zielfahrt besteht, die mit einem gewissen<br />
Durchschnittstempö nach aufgestelltem Itineraire<br />
zu absolvieren ist, der zweite in" einer Orientierungsfahrt,<br />
wo nur Start und Ziel bekannt sind.<br />
19.30 Uhr besammelt man sich zum Nachtessen mit<br />
Preisverteilung im Gasthof « Morgental > auf dem<br />
Hirzel.<br />
Auf den 23. Juni ist ferner diö Flugzeugverfolgung<br />
vorgesehen, als zweite Konkurrenz der ausgeschriebenen<br />
Sekitonsmeisterschaft <strong>1934</strong>.<br />
Von den zwei Projekten für die Auslandstourenfahrt<br />
wurde der Fahrt nach Sachsen und in die<br />
Tschechoslowakei der Vorzug gegeben. Sie wird<br />
anfangs September durchgeführt und dauert 12 bis<br />
14 Tage.<br />
Burgfest zu Rapperswil. Samstag, den 23. Juni,<br />
treffen sich die Mitglieder der Sektion mit ihren<br />
Freunden vom Schweiz. Burgenverein zum Burgfest<br />
zu Rapperswil. Die polnische Gesandtschaft hat zu<br />
diesem Zwecke das ganze Schloss zur Verfügung<br />
gestellt Zu Schiff und zu Wagen treffen die Teilnehmer<br />
nach 18 Uhr in der Rösenstadt ein, um<br />
alsdann in der herrlichen Lindenallee vor dem<br />
Schloss ein kaltes Nachtessen einzunehmen. Nach<br />
2Q Uhr beginnen die künstlerischen Darbietungen,<br />
bestehend in einem Lagerleben der Reisläufer und<br />
ihrer Dirnen im Schlosshof, Gesangsvorträgen des<br />
Männerchors und der Stadtmutfk Rapperswil, des<br />
Trachtenvereins und in verschiedenen Produktionen<br />
von Bänkelsängern, Gauklern, Komödianten und<br />
Spassmachern. Dazu ein belebtes Tanzvergnügen<br />
und die Illumination des Schlosses.<br />
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Vereinscnitglieder freundlichst<br />
einladen. Wir hoffen auf einen<br />
pünktlichen und vollzähligen.<br />
Besuch. Die Wichtigkeit der Geschäftsordnung erheischen<br />
die Teilnahme aller Aktivmitglieder, auch<br />
unsere Ehren-, Frei- und Passivmitglieder sind<br />
ebenfalls herzlich willkommen. Die Anmeldungen<br />
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eingesandt werden, um die nötigen Plätze<br />
sichern zu können. Alles Nähere durch die Kommission.<br />
An diesen Veranstaltungen können auch<br />
Freunde und Gönner teilnehmen.<br />
Touristik-Bulletin des A.C.S.<br />
Bulletin vom 1. Juni <strong>1934</strong>.<br />
Bis auf nachstehende Alpenpässe: Bernina,<br />
Grimsel, Furka, Grosser St. Bernhard und Umbrail<br />
sind nun alle schweizerischen Alpenstrassen dem<br />
Fahrverkehr geöffnet. Albula ist seit 1. Juni durchgehend<br />
ohne Ketten befahrbar. Bernina und Furka<br />
sind ab Samstag, den 2. Juni, passierbar. Der<br />
genaue Stand der heute noch gesperrten Alpenstrassen<br />
lautet:<br />
Bernina: Die Strasse ist nur noch auf eine kurze<br />
Strecke zwischen den Ailas-Galerien und dem<br />
Hospiz gesperrt; durchgehende Oeffnung auf Samstag,<br />
den 2. Juni vorgesehen.<br />
Furka: Urnerseite schneefrei, Walliserseite, zwischen<br />
Gletsch und Belvedere unpassierpar; durchgehende<br />
Oeffnung auf Samstag, 2. Juni, mittags,<br />
erwartet.<br />
Grimsel: Bernerseite ohne Ketten befahrbar bis<br />
zum Hotel Grimsel Hospiz, Wallieerseite offen bis<br />
Passhöhe; Oeffnung Mitte nächster Woche.<br />
Grosser St. Bernard: Schweizer schneefrei bis<br />
Hospitalet; Oeffnung ca. 10. Juni.<br />
Umbrail: Schweizerseite offen bis Alp Muranza,<br />
Italienerseite von Bormio her bis zur IV. Cantoniera<br />
befahrbar; Oeffnung ca. 8./10. Juni.<br />
Italien; Unpassierbar sind: Catnpo di Carlomagno-Campiglio,<br />
Falzarego, Gavia, Jaiifen, Pordoi<br />
und Stilfserjoch. Die durchgehende Oeffnung<br />
der Dolomitenstrasse dürfte auf Mitte nächster<br />
Woche zu erwarten sein.<br />
Frankreich: Mit Ausnahme des Col du Lautaret<br />
sind noch «amtliche Pässe der Route d'ete des<br />
Alpes unpassierbar. Kleiner St. Bernhard gesperrt.<br />
Zollwesen. ,<br />
Deutschland. Kraftfahrzeugsteuer für<br />
ausländische Kraftfahrzeuge. Laut<br />
Berieht des Finanzministeriums gilt nunmehr für<br />
die Einreise Schweiz. Kraftfahrzeuge nach Deutschland<br />
folgende Regelung:<br />
a) Private Personenkraftfahrzeuge (Automobile<br />
und Motorräder), die zum vorübergehenden Aufenthalt<br />
in das Deutsche Reich gelangen, sind steuerfrei,<br />
wenn der einzelne inländische Aufenthalt die<br />
Dauer von drei aufeinanderfolgenden Monaten nicht<br />
überschreitet.<br />
b) Kraftfahrzeuge von Unternehmungen, welche<br />
regelmässige Personenrund- oder Personenlinienfahrten<br />
betreiben, sind gemäss § 46 ff. AB zu versteuern.<br />
c) Alle sonstigen, in der Schweiz zugelassenen,<br />
also auch die der entgeltlichen Personenbeförderung<br />
oder der Güterbeförderung dienenden Kraftfahrzeuge<br />
sind — soweit sie nicht unter b fallen —<br />
steuerfrei, wenn der vorübergehende Aufenthalt im<br />
Inland jeweils die Dauer von 14 unmittelbar aufeinanderfolgenden<br />
Tagen nicht überschreitet.<br />
Tschechoslowakei. Zehntägige Triptyks<br />
für ausländische Automobilisten. Das Tschechoslowakische<br />
Finanz-Ministerium in Prag hat kürzlich<br />
seine Genehmigung dazu gegeben, dass sämtliche<br />
tschechoslowakischen Grenzzollämter den ausländischen<br />
Automobilisten kurzfristige Triptyks für die<br />
Einreise nach der Tschechoslowakei ausstellen dürfen.<br />
Diese Triptyks haben eine Gültigkeitsdauer<br />
von zehn Tagen und werden gegen eine Gebühr von<br />
Ke. 30.— abgegeben.<br />
verantwortliche Redaktion:<br />
Dr. A. Buchi, Chefredaktion.<br />
W. Mathys. — Qr, E. Waldmeyer. — M. Bolliger.<br />
Telephon der Redaktion: 28.222 (Hallwag).<br />
Ausserhalb der Geschäftszeit: 23.295.<br />
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folgt anbei - per Postcheck 111/414-<br />
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Bern, Dienstag, 5. Juni <strong>1934</strong><br />
III. Blatt der „Automobil-Revue" No.46<br />
Der Mann im Moor<br />
Es war eine gute Idee gewesen, fand er,<br />
in dies entlegene Gebirge zu gehen. Hier<br />
konnte man ungestört überlegen, sich klarer<br />
werden, einen Entschluss fassen.<br />
Er nahm die Mütze ab und Hess den frischen<br />
Kammwind um den Kopf sausen. Der<br />
Weg war einsam, es war schon eine halbe<br />
Stunde her, seit er den letzten Wanderer begegnete,<br />
einem jungen Paar, das ernst und<br />
glücklich aus windzerwehten Gesichtern In<br />
den tiefen Grund schaute, der zwischen feinen<br />
Nebeln mystisch heraufschimmerte. So,<br />
dachte er, müssen Marianne und ich ausgesehen<br />
haben, vor zehn Jahren, als wir unsere<br />
erste Bergwanderung zusammen machten,<br />
in diesem selben Gebirge.<br />
Ja, zehn Jahre lang waren sie an Meeren<br />
nnd auf Bergen miteinander gegangen, durch<br />
dick und dünn, und das nicht nur in buchstäblichem<br />
Sinne — warum mochte man nun<br />
auf einmal nicht mehr miteinander gehen?<br />
Mochte? Oh, man mochte schon. Aber man<br />
konnte nicht, aus irgend welchen dunklen<br />
Gründen. Es war nicht nur das junge Mädchen<br />
mit den grossen blauen Augen in dem<br />
zarten Gesicht, unter wehendem Schwarzhaar,<br />
das sich einem hindernd in den Weg<br />
stellte — oder war es doch nur das junge<br />
Mädchen? Kein zwangsläufiges Auseinander-<br />
-iallen der Bindungen überhaupt?<br />
^* Nun, zum Teufel, und wenn es nur das<br />
junge Mädchen war! Hatte man nicht ein<br />
Recht auf sich? Marianne hatte das selber<br />
zugegeben, vor acht Tagen. «Selbstverständlich,<br />
mein Lieber», hatte sie gesagt — welche<br />
schöne Anrede übrigens, fand er, so mütterlich<br />
und kameradschaftlich zugleich — «nichts<br />
ist sinnloser als Zwang. Und um mich sorge<br />
dich nicht, in keiner Weise, weder materiell<br />
noch ideell.» Damit hatte sie ihm nach ihrer<br />
Gewohnheit zart übers Haar gestrichen, er<br />
spürte es noch.<br />
Als er am Nachmittag aus der Stadt kam,<br />
war sie fort gewesen. Ein kurzer freundlicher<br />
Brief verhiess ihm ihre Adresse für später.<br />
«Und sei versichert, dass ich stets deine<br />
beste Freundin sein werde, auch wenn ich<br />
nicht mehr deine Frau bin.»<br />
«Irrsinnige Idee», hatte er zuerst gedacht,<br />
«wer in aller Welt soll denn meine Frau sein<br />
wenn nicht Marianne?» Aber dann war ihm<br />
das junge Mädchen eingefallen. Dennoch war<br />
er zuerst hierher gefahren. Warum hierher?<br />
Er wusste es nicht.<br />
Ein starker Wind kam auf und wickelte<br />
ihn in lange wehende Wolkentücher. Der<br />
Weg war schwer erkennbar, nun, vor Dunkelwerden<br />
würde er eine Unterkunft haben.<br />
Er zog die Zigarettendose aus der Westentasche<br />
und zündete eine Zigarette an. Eigentlich<br />
war der Weg ausgezeichnet, so weich<br />
und glatt, er hatte ihn viel steiniger im Gedächtnis.<br />
Vielleicht ging überhaupt alles glatter...<br />
«O Leben, du bist doch schön!» sagte er<br />
laut und trotzig. Dabei stiess er den Stock<br />
kräftig- auf den Boden.<br />
Von Julius Hufschmied.<br />
Was war das? Wie gebannt blieb er stehen.<br />
Der Stock war bis zur Hälfte mühelos in die<br />
Erde gefahren. Merkwürdig auf diesem Felsweg,<br />
sehr merkwürdig. —<br />
Aber war denn das ein Felsweg? Er sah'<br />
hinab, seine Füsse staken bis zu den Knöcheln<br />
in dunklem, weichem Erdreich. Er<br />
machte ziellos ein paar Schritte vorwärts,<br />
rückwärts, seitwärts, immer derselbe weiche,<br />
dunkle, seltsame Boden. Er beugte sich nieder,<br />
deutlich sah er jetzt die aufquirlenden<br />
Wasserbläschen um seine Füsse.<br />
Er erblasste. Das Moor! Das grosse, grundlose<br />
Satansmoor auf der Kammwiese, aus dem<br />
die Bergflüsse hier herum gespeist wurden!<br />
«Wer hier hineingerät, ist verloren», hatte<br />
einer ihm mal gesagt. «Verloren...», dachte<br />
er.<br />
Dann riss er sich zusammen. Wieso verloren?<br />
Man musste nur zurück, bis auf den<br />
festen Kammweg. Aber wo war der Kammweg?<br />
Er zauderte, wandte sich um, nichts war<br />
erkennbar in dem dichten Nebel, nicht Richtung<br />
noch Fusspur. «Westwärts!» dachte er<br />
aufatmend, und: «Mein Kompass!»<br />
Er griff in die Westentasche und erstarrte.<br />
Der Kompass war fort. Hatte er ihn mit der<br />
Zigarettendose zusammen herausgerissen?<br />
Der Mann konnte nicht hindern, dass ihn<br />
ein leichtes Zittern überkam. Wie rasch es<br />
dunkelte! Die Wolken kamen heran, grosse<br />
Urwelttiere, die unheimlich die Gestalt wechselten,<br />
sie griffen nach ihm und leckten<br />
nach ihm.<br />
«Chaos!» dachte er, «aber ich will nicht<br />
darin versinken, nein, ich will nicht!» Drohend<br />
griff das Moorwasser nach seinenFüssen,<br />
er wollte weitereilen — aber wohin sollte<br />
er gehen? Mit jedem Schritt konnte er in ein<br />
Moorloch stürzen, er erinnerte lieh dieser<br />
Löcher, die braun und grundlos neben dem<br />
abgesteckten Weg lagen. -.,, .^<br />
Wie das Wasser stieg! Ja natürlich, er<br />
durfte nicht stehen bleiben, er musste vorsichtig<br />
weiter, vielleicht fand er einen festen<br />
Fleck Erde oder einen Stein, auf dem würde<br />
er bleiben, bis der Nebel vorbei, war, bis die<br />
Nacht vorbei war.<br />
Wie er langsam weiterschritt, von Nebeln<br />
umbraut, von der fallenden Nacht furchtbar<br />
gemahnt, berief er die beiden Frauen zu sich,<br />
er konnte nicht anders. Neben ihm schwebten<br />
sie ins Moor hinein. Die nächste Stunde war<br />
die seltsamste in seinem Leben. Lange Wanderung,<br />
innerer Zwiespalt, Nebeigewoge und<br />
lauernder Schlammtod Hessen ihn nicht mehr<br />
zwischen Phantasie und Wirklichkeit unterscheiden.<br />
Er hörte die Frauen reden, sein<br />
Unterbewusstsein holte ihr tiefstes Wesen<br />
hervor.<br />
Marianne ging schweigend neben ihm, immer<br />
ein wenig voraus, den Weg prüfend.» Wie<br />
oft hatte er sich darüber geärgert, jetzt begriff<br />
er ihr instinktives Verantwortungsgefühl<br />
für die, die um sie waren.<br />
Das junge Mädchen klammerte sich an<br />
seinen Arm und hinderte seine Schritte. «0<br />
Gott», jammerte das junge Mädchen, «wir<br />
haben uns im Satansmoor verirrt! Ich will<br />
heraus, ich will nach Hause, bringt mich nach<br />
Hause!»<br />
Mariane lächelte beruhigend.<br />
«Du hättest nicht mit mir hierhergehen<br />
dürfen!» schluchzte das junge Mädchen, «ich<br />
werde hier versinken, und dann bin ich so<br />
müde, ich will ausruhen!»<br />
«Wenn du zu müde wirst, werden wir dich<br />
tragen», sagte Marianne sanft, «jetzt geht es<br />
sicher noch so!» und zu ihm: «Alles halb so<br />
schlimm, mein Junge, in einer Stunde lachen<br />
wir darüber.»<br />
Alles halb so schlimm. In wieviel kleinen<br />
und grossen Fährnissen dieser letzten zehn<br />
Jahre hatte sie das nicht schon gesagt!<br />
Da schrie das junge Mädchen laut auf. «Ich<br />
bin ganz tief eingesunken», wimmerte es,<br />
«mein rechter Schuh ist fort, ich kann doch<br />
nicht auf Strümpfen gehen, das bin ich nicht<br />
gewohnt, das habe ich noch nie getan, nein,<br />
nie —•»<br />
Wie wohltuend Mariannes warmes, unbekümmertes<br />
Lachen war! «Hoffen wir, dass es<br />
nie schlimmer im Leben kommt, Kind», sagte<br />
sie, aber das junge Mädchen klammerte sich<br />
heftig an ihn : «Rette mich, oder du hast<br />
mich auf dem Gewissen!»<br />
Er erbebte. Dann sank er mit allen beiden<br />
zusammen in den Rand eines tiefen Moorlochs<br />
ein. Das junge Mädchen stiess ihn fort,<br />
sein Gewicht vermehrte ja die Gefahr. Er<br />
taumelte, aber Marianne warf sich zurück<br />
und riss ihn mit sich fort.<br />
'••• «Ich kann nicht mehr!» wimmerte das<br />
junge Mädchen, «wir kommen nie mehr<br />
heraus ! 0, hätte ich dich niemals gesehen,<br />
niemals, ach, ich"'hasse, dich, ja !»<br />
'«Armes kleines Wesen», sagte Marianne,<br />
"«tjiü Nerven spielten ihr einen schlimmen<br />
Sjr^ich.» Dann strich sie, nach ihrer Gewohnheit;<br />
.sahft'über sein Haar. «Ist eine üble<br />
'Sac'he für dich, mein Junge, du tust mir so<br />
leid;»<br />
«Leid?» dachte er, «wieso?» Ach, wegen<br />
des jungen Mädchens ! Aber was ging ihn<br />
das junge Mädchen an, eine zufällige Bekannte,<br />
nichts weiter. Schade, wenn ihr was<br />
zustiessj natürlich — aber warum sollte ihm<br />
das näher gehen als einem anderen? Dagegen,<br />
wenn Marianne etwas geschah — es war<br />
nicht auszudenken !<br />
— — Die beiden Frauen waren fort, er war<br />
nun ganz tief im Moor, und wohl verloren.<br />
Er war nass von Moorwasser, in das er mehrfach<br />
gestürzt war, und so matt, wie lange<br />
wanderte er schon? Es war stockdunkle<br />
Nacht, kein Stern zu sehen.<br />
«Nun,» dachte er, «einen Tod muss jeder<br />
sterben, dann also ist es dieser —»<br />
Aber dann fuhr ein scharfer Schmerz durch<br />
seine Brust. Marianne ! Als ein Abtrünniger,<br />
als ein Verräter war er von ihr geschieden,<br />
nie würde sie wissen, dass er nur sie geliebt<br />
hatte und immer nur sie, bis in den Tod<br />
Ein Lied kam ihm in den Sinn, ein altes<br />
Soldatenlied, das Mantellied. Wie oft hatten<br />
sie es zusammen gesummt, gepfiffen, es war<br />
ihnen eine Art Symbol gewesen.<br />
Straff richtete er sich auf, räusperte steh.<br />
Klar sollte der letzte Gruss an den Kameraden<br />
klingen.<br />
Seine Füsse sanken ein, aber das war nun<br />
gleich. Er sang die erste Strophe, die zweite,<br />
setzte zur dritten an...<br />
War das nicht ein Pfiff ? Er lauschte, pfiff<br />
es nicht noch einmal ? War das nicht der<br />
scharfe Jungenspfiff, Mariannes Signal, o<br />
Gott, und noch einmal...<br />
Mechanisch hob er die Finger an den Mund<br />
und erwiderte den Pfiff.<br />
Atemlos verharrte er, dann fiel er in die<br />
Knie. Es war Antwort gekommen, man hatte<br />
ihm geantwortet! Man!? Wer? Marianne?<br />
Ein Lichtstrahl irrte durch die Nacht, jemand<br />
schwang eine Laterne. Eine Männerstimme<br />
schrie : «Stehenbleiben !» Und nach<br />
endloser Zeit lösten sich drei Gestalten aus<br />
der Nacht, zwei grosse und eine kleinere.<br />
Der Mann rührte sich nicht, auch nicht, als<br />
die kleinere Gestalt auf ihn zutrat und ihm<br />
zart und zitternd über den gebeugten Kopf<br />
strich. «Gottlob, mein Junge», sagte die Gestalt,<br />
bemüht, einen leichten Ton anzuschlagen,<br />
was aber misslang.<br />
Auf dem Rückweg ging Marianne<br />
sorglich ein wenig voraus, damit sein Schritt<br />
gesichert sei, obwohl doch nun die zwei Führer<br />
da waren, und die Laterne.<br />
Er sah auf seinen Kompass, den sie ihm gereicht<br />
hatte.<br />
«Als ich den Kammweg entlangging», sagte<br />
sie, «— übrigens zum dritten Male, seit ich<br />
hier bin, ich liebe ihn so — blitzte etwas seitlich<br />
im Moor, in dem einzigen Sonnenstrahl,<br />
der durch den Nebel kam. Ich hob es auf, ich<br />
erkannte deinen Kompass, er lag mehrere<br />
Meter vom Wege ab, ich ängstigte mich —<br />
dann holte ich die Führer, und wir gingen auf<br />
die Suche, und hörten dich, und ich pfiff —<br />
Alles ganz einfach, wie' du siehst, keine<br />
Hexerei.»<br />
Alles 1 ganz einfach *~o Marianne !<br />
«Ich habe viel erlebt im Moor», sagte er<br />
stockend.<br />
«Ich weiss es», sagte sie leise und legte<br />
für einen Augenblick die Hand auf seinen<br />
Arm, « sage mir nichts.»<br />
Er begriff, woran sie nie gezweifelt hatte.<br />
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(Fortsetzung aus dem Hauptblatt.)<br />
«Ich wiederhole dir, Jul, ihre eigenen<br />
Worte, die ich hier in ihrer Liebe zu dir von<br />
Enid gehört. — Nie werde ich bereuen, was<br />
ich getan.»<br />
Da gestand er mir, in einem Brief habe er<br />
bei ihr darauf angespielt, und sie schrieb<br />
ihm, er möge ihr armes Herz nicht bekümmern,<br />
wenn er schon nicht auf sie höre, dann<br />
möge er den Worten eines anderen sein Ohr<br />
schenken... dein Freund Hannes würde sagen<br />
...?<br />
Eines Tages fiel er mir mit einem neuen<br />
Plan ins Haus. Er sei entschlossen, auszuwandern.<br />
Gleich wusste ich, was er damit<br />
meine. Nach Holländisch-Indien. Ich winkte<br />
ihm ab und gab ihm nicht einmal eine Antwort.<br />
Aber innerlich freute ich mich über diese<br />
Dummheit. Das erste Genesungszeichen.<br />
Als der erste Winter ins Land kam, packte<br />
den Zerfahrenen eine plötzliche Arbeitswut.<br />
Bin Bekannter von mir wollte seine Bibliothek<br />
registrieren. Zwanzigtausend Bände. Ich<br />
schlug Jul vor. Aber vorerst bat ich den Besitzer,<br />
die ganzen zwanzigtausend Bände auf<br />
einen Haufen zu schmeissen • und durcheinander<br />
zu wirbeln. Leider tat er es nicht, und<br />
zwei Monate später war Jul wieder da.<br />
Gleichzeitig ein Schreiben des Schlossherrn,<br />
dass er froh sei, dass der junge Mann mit<br />
seiner Arbeit fertig sei. Er wisse nicht, wer<br />
in ihn mehr verliebt, sei, seine Frau oder<br />
seine Tochter.<br />
Wieder ging ein Jahr dahin.<br />
Einem Unbefangenen konnte es scheinen,<br />
er habe alles in sich überwunden, aber ich<br />
kannte ihn besser und wusste, wie der Schein<br />
trügt. Er sehnte sich, die Abende bei mir<br />
hocken zu dürfen, die Taschen vollgestopft<br />
mit Enids Briefen, mir von ihr erzählend.<br />
Nun kam die Reisewut über ihn. Fast ein<br />
Jahr läng trieb er sich in der Welt herum,<br />
bald da, bald dort. Tauchte plötzlich bei mir<br />
auf, verschwand wieder. Aber das eine Anzeichen,<br />
auf das ich sehnlichst wartete, blieb<br />
aus. Die Frauen. Verstohlen klopfte ich an.<br />
Er verzog verächtlich das Gesicht. Ich sagte<br />
mir, bevor dies nicht komme, sei er nie geheilt.<br />
Ich hoffte immer wieder auf dieses<br />
letzte Heilmittel, auf dieses Durchbrechen der<br />
Natur, die sich nie verleugnen lasse. Dass<br />
Enid wiederkomme, glaubte ich in mir nicht<br />
mehr.<br />
Fast ein Jahr verschwand er im Kaukasus.<br />
Mit zweien seiner Bergfreunde und einem<br />
Naturwissenschaftler» der wissenschaftliche<br />
Ziele verfolgte. Ihm war es nur um seine tolle<br />
Beresteigerei za tun. Ich hielt ihn nicht zurück.<br />
Ich musste ihm nur versprechen, eigenhändig<br />
dafür zu sorgen, dass ihm die Briefe<br />
Enids nachgesandt werden. Um sicher zu<br />
sein, an unser Konsulat nach Tiflis.<br />
Selten iekam ich von dort Nachrichten<br />
von ihm. Immer nur einige hingeworfene Zellen<br />
mit seinem Dank für die nachgesandten<br />
Briefe Enids. Und ich möge besorgt sein, dass<br />
sie ihm weiter pünktlich zugehen. Das war<br />
wohl der Hauptzweck seiner spärlichen Mitteilungen.<br />
Eines Tages kam die Nachricht, er<br />
rüste zur Heimkehr, ich möge weitere Nachsendungen<br />
einstellen.<br />
Ueberraschend stand er plötzlich vor mir.<br />
Braungebrannt wie ein Siouxindianer, alles<br />
an ihm nur Haut und Knochen. Stundenlang<br />
erzählte er von seinen Fahrten. Eine Sturzflut<br />
unaussprechlicher Namen ergoss sich über<br />
mich, Berge, Täler, Flüsse, Städte, Menschen,'<br />
Nur über eines schwieg er... über Enid.<br />
Sollte er geheilt sein? Sein Eindruck war<br />
jedenfalls ein anderer wie der, als er sich<br />
vor vielen, vielen Monaten auf den Weg<br />
mächte. Kein Wunder! Tausend Eindrücke<br />
hatten ihn überwältigt und auf andere Gedankenwege<br />
gedrängt. Fast drei Jahre waren<br />
es nun, dass Enid verschwunden war, und<br />
meine grösste Hoffnung von allem Anbeginn,<br />
dass die Zeit einzig und allein ihn heilen<br />
könne, schien sich verwirklicht zu haben.<br />
Mitten in dem Berichte seiner abenteuerlichen<br />
Fahrten brach er ab. Die Ellbogen auf die<br />
Knie aufgestützt, das Kinn in den Händen<br />
vergraben, sah er nachdenklich vor sich hin.<br />
«Und das Schönste aller meiner Erinnerungen,<br />
Hannes, ist eines. Die Abende am Lagerfeuer.»<br />
Mit geschlossenen Augen reckte er<br />
die Rechte weit von sich, wie wenn er Gedanken<br />
aus der Ferne an sich reissen. wolle.<br />
«Wenn in dem Nachtdunkel des Hochwaldes<br />
die Flammenzungen aufloderten, einer meiner<br />
Georgier einen Holzklotz ins Feuer stiess,<br />
dass knisternde Goldfunken aufstoben, ihre<br />
Schatten riesenhaft um uns tanzten, wir ermüdet<br />
und erschöpft ringsum im Kreise lagerten,<br />
dann griff ich nach ihren Briefen. So<br />
las ich oft noch, bis das erste Morgengrauen<br />
aufdämmerte.» Sinnend sah er vor sich hin.<br />
Mit einer heftigen Gebärde, wie wenn er alles<br />
von sich abschütteln wolle, erhob er sich und<br />
reichte mir die Hand. «Auf Wiedersehen,<br />
Hannes. Morgen.»<br />
Er schien sich doch nicht viel geändert zu<br />
haben.<br />
Wieder gingen Monate dahin. Mein einziges<br />
Bestreben ging dahin, ihn irgendwie zu beschäftigen;<br />
damit er nicht in seinen früheren<br />
Trübsinn verfalle, und der Zustand der Aufheiterung,<br />
dem er sichtlich entgegenging, sich<br />
erweitere. Ich hatte das Gefühl... ein kurzes<br />
Jahr noch... und Jul war genesen.<br />
Arme Enid!<br />
(Fortsetzung auf Seite 21.)
13 AUTOMOBIL-REVUE <strong>1934</strong> — N°46<br />
Bunte Chronik<br />
Die bestbezahlte Advokatin der Welt.<br />
Die bestbezahlte Advokatin der Welt, die<br />
sogar höhere Honorare vereinnahmt als ihre<br />
männlichen Berufskollegen, dürfte die amerikanische<br />
Advokatin Fanny Holtzmann sein.<br />
Sie hält sich gegenwärtig in London auf,<br />
denn vor kurzem erst hat sie einen sensationellen<br />
Prozess in der Themsestadt ausgefochten.<br />
Sie war nämlich der Rechtsbeistand<br />
der Prinzessin Jussupoff in dem Prozess, den<br />
diese gegen eine Filmgesellschaft führte. Es<br />
handelte sich dabei bekanntlich um jenen<br />
« Rasputin »-Film, in dem die Rolle der Prinzessin<br />
nicht den historischen Tatsachen entsprach.<br />
Die Advokatin hatte ihrer Partei<br />
einen Schadenersatz von über 400.000 Fr.<br />
erstritten. Selbstverständlich erhält sie dafür<br />
auch ein aussergewöhnlich hohes Honorar.<br />
Nun hört man, dass dieselbe Advokatin noch<br />
mehrere Prozesse dieser Art anstrengen<br />
will, und zwar in den Ländern, in denen der<br />
Film bisher gezeigt worden ist, vor allem in<br />
Frankreich, Amerika, Spanien und Italien.<br />
Eine so viel beschäftigte Frau wie diese Advokatin<br />
lässt sich ihre Zeit auch teuer bezahlen.<br />
Sie unterhält Büros nicht nur in<br />
New York, sondern auch in Hollywood und<br />
London. Mit der Zeit hat sich diese Frau<br />
auch eine Spezialpraxis geschaffen, sie ist<br />
allmählich der Rechtsbeistand aller prominenten<br />
Bühnen- und Filmkünstler Amerikas<br />
geworden. Selbstverständlich sind ihr die<br />
amerikanischen Journalisten dauernd auf den<br />
Fersen, denn sie gilt als diejenige Person,<br />
die am besten Bescheid weiss über alle intimen<br />
Einzelheiten des Privatlebens der<br />
Stars. Die Advokatin aber fühlt sich nicht<br />
nur durch ihr Berufsgeheimnis gebunden, sie<br />
zählt auch sonst zu den verschwiegensten<br />
Menschen der Welt. Obwohl sie gegenwärtig<br />
in London dauernd um Interviews bestürmt<br />
wird, weigert sie sich energisch, sich<br />
von irgend jemand, sprechen zu lassen, der<br />
sie nicht in ihrer Berufseigenschaft aufsucht.<br />
Einige besonders gewitzte Journalisten<br />
versuchten es, unter der Maske von<br />
Klienten Zutritt zu finden, aber die Advokatin<br />
erkannte bald, wen sie vor sich hatte,<br />
und verHess fluchtartig das Sprechzimmer.<br />
Seit diesem Vorfall ist sie noch misstrauischer<br />
geworden und es ist praktisch unmöglich<br />
für einen Fremden, sie zu sprechen.<br />
las: zu einem originellen Trick. Es wurde angekündigt,<br />
dass der Roman einen einzigen,<br />
absichtlich herbeigeführten, aber sehr geschickt<br />
verborgenen Druckfehler aufweisen<br />
würde. Wer ihn als erster entdecke, habe<br />
Anspruch auf einen Preis von 30,000 Dollar.<br />
Kaum war der Detektivroman im Buchhandel<br />
erschienen, als ein wahres Druckfehlerfieber<br />
die Leserschaft des Landes ergriff.<br />
Alles suchte nach dem verborgenen Fehler;<br />
er bildete den Gesprächsstoff bei allen geselligen<br />
Zusammenkünften. Das Buch fand reissenden<br />
Absatz. Innerhalb einer Woche wurden<br />
nicht weniger als .150,000 Exemplare<br />
verkauft.<br />
Es dauerte volle vier Wochen, bis sich der<br />
erste glückliche Bewerber meldete. Er hatte<br />
tatsächlich den genial verborgenen Fehler<br />
auf der vorletzten Seite entdeckt und damit<br />
den Preis von 30,000 Dollar gewonnen.<br />
Der Gewinner ist ein zwanzigjähriger arbeitsloser<br />
Mechaniker, der das Geld sehr gut<br />
brauchen kann. Er hat seinen Erfolg übrigens<br />
nicht einem blinden Zufall zu verdanken,<br />
sondern dem Umstand, dass er ganz<br />
planmässig zu Werke gegangen war. Er las<br />
jeden Tag nur ganz wenige Seiten, « siebte ><br />
aber sorgfältig jedes Wort, bis er endJich<br />
das gesuchte fand.<br />
Er will Lepra.<br />
Sensationelle Mitteilungen über den Charakter<br />
der gefurchtsten Lepra und ihre Heilung<br />
macht der Costariquenser Arzt Dr. Aniceto<br />
Montero, der sich zur Zeit auf der Rückkehr<br />
vom Panamerikanischen Medizinerkongress<br />
in Caracas aufhält. Die Lepra, so erklärte<br />
Dr. Montero, sei nicht ansteckend und<br />
könne nur durch Vererbung erworben' werden.<br />
Er selbst habe sich wiederholt zu infizieren<br />
versucht, ohne dass ihm dies gelungen sei;<br />
und wolle sich nunmehr in der Leprastation<br />
Cabo Blanco Blut eines im letzten Stadium<br />
befindlichen Leprakranken einspritzen lassen,<br />
um seine Behauptung endgültig zu stützen.<br />
Des weiteren habe er ein Präventivmittel<br />
gefunden und werde in kurzem die<br />
Anwendung dieses Mittels, das im wesentlichen<br />
aus einem unter dem Namen Rucu<br />
oder Achiote bekannten Kraut bestehe, in<br />
einer Arbeit veröffentlichen. Dr. Montero betrachtet<br />
übrigens auch die Tuberkulose als<br />
r<br />
Erbkrankheit.<br />
Nochmals „Ecke des guten Beispiels tt<br />
Trotzdem wir unsere «Ecke des guten<br />
Beispiels » offiziell schon vor einigen Wochen<br />
ateuschliessen gedachten, sind in der Zwischenzeit<br />
wieder verschiedene Zuschriften<br />
in unsern Besitz gelangt. Sie befassen sich<br />
wieder mit den Problemen der Verkehrssicherheit<br />
und des anständigen Verhaltens<br />
auf der Strasse und wollen ebenfalls zur<br />
Hebung guter Verkehrssitten beitragen. Es<br />
sei ihnen deshalb nochmals Platz eingeräumt:<br />
Unterrichte die Unterrichtenden!<br />
«Hallo, Waltet, willst Du mitfahren?», so rief<br />
ich dem auf der Strasse einsam dahingehenden<br />
Fussgänger, einem jungen Lehrer in dem kleinen<br />
Dörfchen an der verkehrsreichen LanrJstrasse, zu.<br />
Dieser Hess sich nicht zweimal einladen' und setzte<br />
sich mit lebhaften Dankesbezeugungen au mir. Unser<br />
Ziel war der nächste Hauptort des Bezirkes.<br />
«So», meinte ich,
N° 46 - <strong>1934</strong> AUTOMOBIL-REYUE 19<br />
EP/O^ID<br />
Die unverstandene Frau<br />
Von Arthur Kahane.<br />
I.<br />
Diagnose.<br />
Erstes Symptom: sie langweilt sich.<br />
Ihr Mann hat etwas zu tun, sie nicht.<br />
Ihr Mann hat zu wenig Zeit, sie zu viel.<br />
„Die Glückliche! Sie hat Zeit. Wie ist<br />
sie zu beneiden! Weiss sie denn nicht,<br />
dass, was den meisten Menschen zum<br />
Glücke fehlt, die Zeit ist? Was Hesse sich<br />
alles anfangen, wenn man Zeit hätte! Warum<br />
fängt sie mit ihrer Zeit nichts an?<br />
Was soll sie denn mit ihrer Zeit anfangen?<br />
Wenn sie das wüsste!<br />
Alles. Man kann träumen. Man kann<br />
denken Man kann lesen. Man kann arbeiten.<br />
Man kann geniessen.<br />
Träumen? Sie hat als Mädchen genug<br />
geträumt. Denken? Aber was? Lesen?<br />
Die dummen Bücher. Arbeiten? Dazu hat<br />
sie nicht geheiratet. Geniessen? Es ist<br />
doch alles so langweilig.<br />
Jetzt wird der Fall schon klarer. Wie<br />
nennt man einen Menschen, der keine<br />
Phantasie hat zu träumen, keine Gedanken<br />
zu denken, kein Verständnis zu lesen,<br />
keine Lust zu arbeiten und kein Talent zu<br />
geniessen? Als Arzt hat man die Verpflichtung<br />
zu ungalanter Grobheit. Entweder<br />
unbegabt oder faul. Am richtigsten<br />
beides. Langweile ist immer ein Zeichen<br />
versagender Energie, unzulänglichen Talents<br />
und mangelnder Fülle. Da wundert<br />
sie sich, dass ihr Mann sie nicht versteht?<br />
Was soll er denn an ihr verstehen? Ihre<br />
Leere? Fülle, die nicht da ist, ist Leere.<br />
Was ist an der Leere zu verstehen oder<br />
^eht zu verstehen?<br />
• Zweites Symptom: sie ist enttäuscht.<br />
Sie hat sich das anders vorgestellt. Sie<br />
hat sich als Mädchen die Ehe viel schöner<br />
geträumt.<br />
Was hat sie sich eigentlich 1 vorgestellt?<br />
Was hat sie sich als Mädchen von der Ehe<br />
erträumt?<br />
Das kann sie nicht sagen. Das weiss sie<br />
nicht. Nichts Bestimmtes. Nur so im Allgemeinen.<br />
Aber sehr süss war es.<br />
Das ist es eben. Wer keine wirkliche<br />
Phantasie hat, der hat sich nie etwas Bestimmtes<br />
vorgestellt und immer nur vage<br />
geträumt. Eigentlich kann er sich gar<br />
nichts vorstellen und kann gar nicht träumen,<br />
sondern gibt sich nur einer vagen<br />
Stimmung willenlos hin. Und gegen die soll<br />
irgendeine Wirklichkeit aufkommen? Dann<br />
verlangt man von der Wirklichkeit, dass<br />
sie etwas erfüllen soll, das es gar nicht gibt,<br />
das nicht einmal in der Vorstellung vorhanden<br />
war. Oder hat sie sich am Ende<br />
das so -vorgestellt, dass ihr Mann gar nichts<br />
anderes zu tun hat als den ganzen Tag mit<br />
seinem Täubchen zu turteln?<br />
Um Gottes willen, das erst recht nicht.<br />
Das wäre ja noch ärger. Das wäre unerträglich.<br />
Immerfort mit einem und demselben<br />
Menschen Zusammensein!<br />
Immerhin scheint der Begriff Ehe mit<br />
dieser Vorstellung nicht ganz unvereinbar.<br />
Sie muss sich die Sache jedenfalls nicht<br />
ganz anders vorgestellt haben. Es wäre<br />
ihr demnach ebenso unerwünscht, wenn<br />
ihr Mann Zeit für sie hätte, wie es ihr unerwünscht<br />
ist, dass er keine Zeit für sie<br />
hat. Sie weiss also selber nicht, was sie<br />
will. Aber darin wünscht sie, begriffen zu<br />
werden.<br />
Drittes Symptom: sie ist unglücklich.<br />
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Gewiss, denn zum Glück gehört Talent.<br />
Nicht bloss das Talent zum Glück, sondern<br />
Talent im allgemeinen. Zu allen Positionen<br />
gehört Talent. Negieren ist talentlos. Um<br />
zum Leben ja zu sagen, die Schönheiten des<br />
Lebens und der Welt zu entdecken, das<br />
setzt Begabung voraus, ein begabtes Auge,<br />
das schauen kann, Fingerspitzengefühl,<br />
innere Kräfte, innere Arbeit, Bewegtheit,<br />
eine Fülle innerer Assoziationen, die auf<br />
die äusseren Eindrücke zu reagieren verstehen.<br />
Wer gegen das Glück des Lebens<br />
und seiner Schönheit stumpf zu bleiben<br />
vermag, ist talentlos. Wer sich, selbstbesessen,<br />
nicht über seine kleinen Wünsche<br />
und Prätentionen an das Leben zu erheben<br />
vermag, ist talentlos. Wer sich nicht mit<br />
dem Leben und mit anderen Menschen zu<br />
beschäftigen weiss und nur auf dem einen<br />
besteht, dass man sich mit ihm beschäftige,<br />
der ist talentlos. Und es ist talentlos, neben<br />
einem Manne hinzuleben, er sei, wie er<br />
sei, und nicht einmal den Versuch gemacht<br />
zu haben, ihm sein Wesentliches abzugewinnen.<br />
Wer sich nicht selbst bemüht, seinen<br />
Nächsten zu verstehen, kann nicht ver-<br />
dann kommt sie auch. Nicht jeder, der<br />
für die Liebe begabt ist, ist auch für die<br />
Ehe begabt. Aber der für die Liebe Unbegabte<br />
ist es auch für die Ehe und wird unglücklich.<br />
Viertes Symptom: die unverstandene<br />
Frau ist' interessant.<br />
Ich finde zwar, dass, wer sich langweilt,<br />
vor allem auch den andern langweilt, und<br />
ich weiss nicht, warum man übereingeköm-*<br />
men ist, das Langweilige interessant zu<br />
nennen. Aber sie kommt sich, in ihrem wählt. Als Ergänzung für die von der Mode<br />
Unglück, nun einmal interessant vor, undfür den Sommer prophezeite Senf färbe, die<br />
darum gilt sie auch dafür Sie trägt den man in Leinen, Krepp und leichtem Tweed<br />
leidenden Gesichtsausdruck, die interessante tragen wird, sind die oberwähnten Schminken<br />
die einzig mögliche Ergänzung.<br />
Blässe, den interessanten Augenaufschlag<br />
und den schmerzlichen Zug um die Mund-<br />
Eine der modernsten Nuancen ist ein Braun<br />
winkel, das traditionelle Kostüm der Unverstandenen,<br />
und es steht ihr gut. Ihre<br />
Zunge sitzt ziemlich locker, und es ist nicht<br />
allzu schwer, sie dahin zu bringen, dass sie<br />
den- Schleier von dem noch nie enthüllten<br />
Geheimnis ihres Frauenschicksals fortzieht<br />
und den Fremden in das Martyrium ihrer<br />
Seele hineinsehen lässt. Sie lässt recht tief<br />
hineinsehen und kann es nicht oft genug<br />
hören, dass sie, wie alle Frauen dieser Art,<br />
anders als alle anderen Frauen ist. Sie<br />
hat offenbar doch mehr Bücher gelesen, als<br />
sie zugibt.<br />
Fünftes Symptom: sie braucht Mitgefühl.<br />
Das Bekenntnis hat sie sichtlich erleichtert.<br />
Mitleid tut wohl. Verdient sie es<br />
nicht? Ist ihr Geschick nicht das Beklagenswerteste<br />
von allen? Ist es nicht unerhört,<br />
was die Dulderin leiden muss? Sie<br />
könnte Dinge erzählen, o Dinge! Sie tut es<br />
nicht, weil sie zu schamhaft ist. Weil sie<br />
MESSALLA<br />
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niemanden anklagen will. Schliesslich erzählt<br />
sie die Dinge, o Dinge, doch! Immerhin,<br />
Fuhrknechte würden erröten. Ein<br />
Beichtvater nicht so leicht. Der ist das gewöhnt.<br />
Und keinen Mensche zu haben, dem<br />
man sich anvertrauen darf. Es ist so<br />
schmerzlich, mutterseelenallein im Leben<br />
zu sein. Und von keiner mitfühlenden Seele<br />
verstanden zu werden. Das kommt davon,<br />
wenn man unter seinem Niveau ... Wenn<br />
ein Mann so tief unter einem steht, statt<br />
dass man zu ihm hinauf blicken könnte! Er<br />
hat natürlich keine Ahnung, was in der<br />
Seele einer Frau vorgeht. Er hält sie für<br />
restlos glücklich. Bloss weil er ihr den bescheidenen<br />
Wohlstand (Toiletten, Auto,<br />
Sommerreise, Wintersport) schafft, ohne<br />
den sie nicht leben kann. Woher sollte er<br />
auch eine Ahnung haben, was in ihr vorgeht?<br />
Er hat ja nur Sinn für seine langweiligen<br />
Geschäfte (Fabrik, Geschäft, Patienten,<br />
Bücher, Bilder). Und gar keinen<br />
für die höheren Bedürfnisse einer Frauenseele.<br />
Die hungernde Arme!<br />
Schwer unterdrückt sich die Frage:<br />
cPardon, gnädige Frau, was geht eigentlich<br />
in ihrer Seele vor? Und ist Seele auch<br />
wirklich der entsprechende Ausdruck für<br />
das?»<br />
(Schluss folgt.)<br />
Kleiderfarbe und<br />
Schminken<br />
Kleopatra und Frau Tutankhamen waren<br />
gut dran. Ganz egal, ob ihr Staatskleid rot,<br />
grün oder gelb war, sie griffen nach dem<br />
Karmintiegel, strichen Wangen und Lippen<br />
rot an und fertig. Heute aber ist das Ver-<br />
langen, von ihm -verstanden zu werden.<br />
Kann sie dafür, dass die grosse Liebe ausgeblieben<br />
ist? Gewiss, denn sie hat sie ein ganz anderes, sehr kompliziert und noch<br />
hältnis zwischen Schminke und Kleiderfarbe<br />
nicht bloss für den einen nicht, sie hat sie mehr raffiniert, Vielleicht ist es gut, vielleicht<br />
überhaupt nicht. Bei dem ist sie ausgeblieben,<br />
bei einem andern wäre sie einge-<br />
die Sache ungefähr so aus:<br />
hilft es so mancher Frau. In der Praxis sieht<br />
schlafen. Mit der Liebe ist es wie mit dem<br />
Glück, man hat sie oder man hat sie nicht,<br />
Die Farbe der Schminkpräparate, also des<br />
sie wird einem nicht von aussen herangebracht,<br />
und wenn man die Kraft dazu hat,<br />
Puders, Rouge und des Lippenstiftes soll mit<br />
der primären Farbe des Kleides harmonieren.<br />
Grün und Braun enthalten Gelb. Die Schminke<br />
muss also eine Mischung von Rot und<br />
Gelb sein, wodurch ein feuriges Rot erzielt<br />
wird, das heute unter dem Namen «capucine»<br />
bekannt ist. Bananengelber Puder ergänzt<br />
logischerweise dieses Farbschema, vor dem<br />
niemand zurückzuschrecken braucht. Andere<br />
Farbtöne sind zu Grün und Braun unmöglich.<br />
Die Augenlider, die von der Mode heute<br />
zuro.Teil gefärbt vorgeschrieben sind und wie<br />
"matfes Wachs leuchten müssen, werden zu<br />
dem gelbroten Schminkton bronzefarben ge-<br />
in der Farbe reifer Mispeln. Auch diese Farbe<br />
erheischt Schminke mit Orange und Puder<br />
in der Farbe der Bananen oder Marillen.<br />
Ohne die Ergänzung dieser lebhaften und<br />
etwas gewagten Farben wirkt das Braun<br />
trist und schmutzig. Wer's nicht glaubt, lasse<br />
sich von einem Maler beraten.<br />
Sie wollen wissen, welche Ergänzung zu<br />
den hellblauen Tönen gehört und zu der ganzen<br />
Skala lichter Pastellfarben, die von der<br />
Idee des Sommers untrennbar sind, wie es<br />
mit reinem und schmutzigem Weiss, Spagatfarbe<br />
und Rot aussieht? Und nicht zuletzt<br />
mit Schwarz!<br />
Dunkelblau, nach dem einstimmigen Votum<br />
von Paris und London die Farbe, die<br />
man mit Begeisterung trägt, verlangt eine<br />
ganz andere Schminknüance. Der Widerschein<br />
ist ein bläulichblasser Schatten, auf<br />
dem alle flammendroten oder orangegetönten<br />
Schminken ins Grünliche spielen würden. Zu<br />
Dunkelblau also gehört Karmin- oder Pelargoneienrot,<br />
welch letztere Farbe im internationalen<br />
Handel unter dem englischen Namen<br />
Geranium bekannt ist.<br />
Hellblaue Töne wirken am besten im Einklang<br />
mit Geraniumrot, das nicht so vulgär<br />
wirkt wie Karmin. Möglich und sogar sehr<br />
hübsch sind in diesem Falle hartrosa lackierte<br />
Nägel, während dieser Nagellack sonst leicht<br />
abstossend und billig aussieht.<br />
Korrekt sind perlmutterrosa angehauchte<br />
Nägel, die zu allen Pastelltönen passen, nur<br />
nicht zu Gelb, das wiederum Orange- oder<br />
Geraniumrot erfordert. Zu dem graublauen<br />
Kopenhagener Blau sieht ein sattes Geraniumrosa<br />
sehr gut aus. Dasselbe gilt für.<br />
Mandelgrün. Schwerer ist es, eine zu Rosa<br />
passende Nuance zu finden. Zu einem gelblichen<br />
Rosa passt ein sehr dunkles Orangerot,<br />
das in Paris, London, Amerika und auch<br />
sonst unter der Bezeichnung «sunset» gehandelt<br />
wird. Zum bläulichen Rosa gehört<br />
ein dunkles Karmin. Auch zu Violett passt<br />
Karminrot. Orange und Violett bilden eine<br />
unerträgliche Dissonanze.<br />
Zu Weiss sind alle Töne mit Ausnahme<br />
von Karmin richtig. Viel hängt dabei von<br />
den Akzessorien, der Handtasche, dem Gürtel,<br />
den Schuhen, dem Hut usw. ab. Natürlich<br />
wird niemand zu einem geraniumroten<br />
Gürtel karminrote Nägel tragen! Schmutzigweiss,<br />
Hanffarben und Semmelblond sehen<br />
mit Orange am besten aus.<br />
Dies wären in grossen Umrissen die Regeln,<br />
die Ihre eigene Finesse ergänzen muss.<br />
Die Herstellung der richtigen Nuance ist bei<br />
der Reichhaltigkeit der Palette jeder<br />
Schminkfirma eine Kleinigkeit. Rosa Puder<br />
ist ein für allemal passe. Blaue, grüne oder<br />
gar schwarze Augenlider sind unmöglich.<br />
In den Pariser<br />
Kollektionen sieht man:<br />
— dreiviertellange, lose Mäntel in weitem<br />
Kimonoschnitt. Sie haben oft einen kleinen<br />
Kragen, der durch einen Clips zusammengehalten<br />
wird; manchmal werden Sie durch<br />
drei grosse Knöpfe geschlossen.<br />
— ausgestopfte Vögel als Garnierung von<br />
Abendkleidern. Eine weisse Möve breitet<br />
ihre Flügel über die Brust eines schwarzen<br />
Abendkleides, zwei blaue Wellensittiche<br />
sitzen auf den Schultern eines blauen Abendkleides.<br />
— ein kurzes Abendcape aus rosa Rosen.<br />
— sehr weit geschnittene Strandanzüge,<br />
Jacke und Hose sehr lose und lang, fast<br />
sehlotternd.<br />
—' wieder raschelnde Taftunterröcke unter<br />
Abendkleidern, Taille und Taft für Blusen,<br />
Jacken, Kostüme und Abendkleider.<br />
— einen Hut, Stil «Heilsarmee», der mit<br />
einem Band unter dem Kinn gebunden wird.<br />
Er ist mit zwei Blumensträusschen geschmückt:<br />
das eine-sitzt rechts am Kopf,<br />
das zweite unter dem Kinn an dem Knoten<br />
der Schleife.<br />
— häufig kurze Boleros.<br />
— Taft- oder Organdikleider für den Abend,<br />
welche hinten mit so riesigen Schleifen geschmückt<br />
sind, dass sie die Figur auf beiden<br />
Seiten überragen.<br />
— Strohknöpfe für Sportkostüme.<br />
— Cocktailkleider, welche bis zum Knöchel<br />
reichen und etwas längere Sportkleider als<br />
in den letzten Jahren.<br />
Cellophan in verschiedenen Formen, in<br />
Wollstoff eingewebt, als Gürtel verarbeitet,<br />
als Band für Schals und Abend Jäckchen.<br />
— Pailettenstickereien aller Art auf Organdi<br />
und Pique.<br />
— einen Mantel, dessen Aermel ganz aus<br />
stachligen Pailetten bestehen, die wie eine<br />
Art gläserner Pelz wirken.<br />
— sehr grosse, flache Spitzenhüte oder Hüte<br />
aus bedrucktem Musselin oder Organdi.<br />
angenehm riechend,<br />
macht die-Haut geschmeidig,<br />
bräunt u. schützt v Sonnenbrand,<br />
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20 * AUTOMOBIL-REVUE 1954 - 46<br />
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Inspiration.<br />
— Handschuhe mit silbernem Monogramm<br />
auf dem Handrücken.<br />
— schöne schwarze Spitzen — oder Tüllkleider.<br />
— Falten und Pliss^s für Röcke, Kleider,<br />
Capes und Jabots.<br />
— zweifarbige Abendkleider, deren Röcke so<br />
gearbeitet sind, dass man sie abwechselnd<br />
hell oder dunkel tragen kann.<br />
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Nimm zunächst: mal 2! Du- erhälst 286,714.<br />
Das sind dieselben Ziffern wie zuvor, ja in<br />
derselben Reihenfolge: nur ist 14 vorn abgeschnitten<br />
und hinten angesetzt<br />
Nimm: mal 3! Du erhälst 428,571. Das sind<br />
wiederum die gleichen Ziffern: nur ist diesmal<br />
bloss die 1 vorn weggenommen und! am<br />
Ende angefügt. Weiterhin ist 142,857X4 =<br />
571,428' und 142,857X5 = 714,285 und<br />
142,857X6 = 857,142.<br />
- Es sind immer die gleichen Ziffern m der<br />
gleichen Folge: nur beginnt die Reihe allemal<br />
wo anders. Erst beim Vervielfachen mit<br />
7 geschieht etwas anderes. Du erhälst<br />
999,999. Und nun weisst du auch, wie du die<br />
Wunderzahl bilden kannst, wenn du sie einmal<br />
vergessen habe« solltest Du brauchst<br />
die Zahl mit den sechs Neunen nur durch 7<br />
zu teilen, und schon ist die vergessene wieder<br />
gefunden.<br />
Mit Papaselen heizen.<br />
Das ist wohl das letzte, wofür man einen<br />
Papagei ansehen möchte: als Heizmaterial.<br />
Und doch berichten alte Islandfahrer, dass<br />
auf Island cmit Papageien» geheizt würde,<br />
Wieso, fragt man sich zuerst erstaunt, kom-<br />
Für Ihre Reisen kreuz und auer durch<br />
Europa.<br />
Zu beziehen in allen Buchhandlungen und<br />
beim Verlag Hallwag, Bern.<br />
Der Stulpenhandschuh mit Rüschen<br />
ist eine ganz entzückende Idee: Modelle<br />
dieser Art nehmen sich denn auch sowohl<br />
zum Kleid als auch zum Kostüm und zum<br />
Frühjahrsmantel ungemein elegant und sehr<br />
vorteilhaft aus. Man wählt solche Handschuhe<br />
im allgemeinen in emem schönen<br />
Mittelton, vorzugsweise in heller Sandfarbe,<br />
um sie zu jeder Frfthjahrsschattienms: tragen<br />
zu können. Diese ritterstulpenartigen Handschuhe<br />
wirken sehr elegant und doch anspruchslos,<br />
werden also der Frau von Geschmack<br />
gewiss zusagen. Wir zeigen das<br />
neueste RÜschenhandschuhmodell in unserem'<br />
Bilde, das gleichzeitig einen die neueste<br />
Frühjahrstype darstellenden, aufgeschlagenen<br />
und aus dem Gesicht gerückten Hut vor Auzea<br />
führt<br />
k<br />
Der Tagesfilm<br />
TOURING<br />
AUTOMOBILFUHRER<br />
VON<br />
EUROPA<br />
men Papageien überhaupt nach Island? Nun,<br />
diese Frage ist berechtigt. Unser alter Islandfaihrer<br />
hat sich geirrt: es sind keine Papageien,<br />
obgleich sie eben ein Laie dafür halten<br />
mag. Es handeilt sich um eine Atkenart, die<br />
sich zu gewissen Wanderzeiten in grosseo<br />
Schwärmen an der isländischen Küste niederlässt.<br />
Von altersher haben die Isländer,<br />
auf deren einsamer Insel kein Nutzholz<br />
wächst diese Söhwärme gefangen, entweder<br />
mit Riesennetzen oder auf andere Arten: in<br />
der Neuzeit werden die Schwärme gesprengt<br />
Man sammelt die toten Vögel, schneidet<br />
ihnen das Brustfleisch aus und verwendet es<br />
zum Braten. Dann werden sie auf Schnüre<br />
gereiht und getrocknet wie Dörrfisch. Sind<br />
sie holztrocken, so werden sie auch wie<br />
Holzscheite sauber gestapelt und zum Heizen<br />
verwendet. Wie der Beduine in seiner holzlosen<br />
Wüste mit getrocknetem Kametmlst<br />
heizt so hat auch hier die Not den Menschen<br />
erfinderisch gemacht Warum nur ist es uns<br />
ein so schmerzlicher Anblick, die Vögel der<br />
freien Lüfte in Schnüren im Wind baumeln<br />
zu sehen, da wir uns doch schon durchaus<br />
an das Trocknen des Klippfisches gewohnt<br />
haben? Es mutet uns grausamer an, ein mit<br />
der Stimme begabtes Geschöof so zum «Material»<br />
degradiert zu wissen, ein Geschöpf<br />
höherer Ordiiuog eewissermassen als die<br />
stumme Kreatur der Fische, die gleichwohl<br />
nicht zu schlecht waren, die Predigt des<br />
Heiligen Antonius zu hören. Gewohrib^i<br />
stumpft den Menschen ab. Und wenn in«-*<br />
einem Isländer vorwerfen sollte, dass er mit<br />
Papageien heizt, so würde er lachend antworten:<br />
« Dummheit! Ammenmärchen! Es<br />
sind doch « nur > Alken!»;,<br />
Die Sängerin mit dem höchsten Ton.<br />
Auf den Ruhm, den höchsten Ton in ihrer<br />
Kehle zu haben, der bisher von einer Sängerin<br />
gefunden wurde, macht die 26iährig© Koloratur-Sopranistin<br />
der New-Yorker Metropolitan-Oper<br />
Lily Pons Anspruch, die Jetzt<br />
zum erstenmal auch in Europa ihre Kunst<br />
zeigen will. Die junge Dame, die m Cannes<br />
als Kind eines französischen Vaters und einer<br />
italienischen Mutter das Licht der Welt erblickte,<br />
bildet« sich zunächst als Pianistin<br />
aus und nahm erst mit 21 Jahren Gesangsunterricht.<br />
Dann trat sie in kleinen französischen<br />
und italienischen Städten auf, wtmte<br />
in Montpellier von einem früheren Tenor dejs<br />
Metropolitan-Oper entdeckt und nach New»<br />
York gebracht, wo sie sofort einen fünfjährigen<br />
Vertrag erhielt. Sie ist die kleinste<br />
Primadonna der Welt, misst nur 1,58 Meter<br />
und hat ein Gewicht von wenig über 50 kg.<br />
Sie muss daher alles tun, um ihr Gewicht<br />
wenigstens zu erhalten, wenn sie auch nicht<br />
zunimmt. Ihr Stimmumfang reicht vom mittleren<br />
C über das hohe C hinaus bis ans hohe<br />
A. Die berühmtesten Sopranistinnen der Vergangenheit,<br />
wie die Patti. die Melba, die<br />
Sembrich und die Gerster, gingen im öffentlichen<br />
Vortrag nie über das hohe F hinaus,<br />
obwohl die Gerster auch das hohe G erreichte.<br />
Der Goldklumpen des Fremdenlejdonärs.<br />
In der Nähe von Casablanca wurde ein<br />
Fremdenlegionär angehalten, der als Deserteur<br />
einen mehr als faustgrossen Goldklumpen<br />
mit sich führte. Der Verhaftete gab an,<br />
den Klumpen gelegentlich eines Vormarsches<br />
im Kampfe gegen die wilden Berberstämme<br />
mit seinem Spaten aus der Erde gegraben<br />
zu haben. Die Stelle in dem unwegsamen<br />
Teil des Atlasgebirges, an der sich die Kompagnie<br />
seinerzeit nach einem Angriff eingraben<br />
musste, habe er sich genau gemerkt.<br />
Felsenfest sei der Deserteur davon überzeugt,<br />
dass er auf eine grössere Goldader<br />
gestossen sei, für deren Ausbeute er jetzt im<br />
Geheimen Interessenten suche. Zu diesem<br />
Zweck habe er auch eigenmächtiz die Fremdenlegion<br />
verlassen. Auf Grund der Aussage<br />
des Festgenommenen hat sich der Abenteurer<br />
aus allen Herren Länder in Marokko bereits<br />
so etwas wie ein kleines Goldfielber bemächtigt.<br />
Die Behörden, die den gelben<br />
Klumpen zwar als echtes Gold anerkennen<br />
mussten, stehen den Angaben des Fremdenlegionärs<br />
jedoch skeptisch gegenüber.
— <strong>1934</strong> AUTOMOBIL-REVUE,<br />
F E U I L L E T O N<br />
Die ewige Wahrheit.<br />
Roman von Oskar Sonnlechner.<br />
(Fortsetzung von Seite 1 dls A.-F.)<br />
Nur kurzer Ueberredungskunst meinerseits<br />
bedurfte es, um Jul zu bewegen, seine Bergfahrten<br />
im Kaukasus literarisch zu verarbeiten,<br />
und vor allem waren es auch seine<br />
Wanderfreunde, die mich darin unterstützten,<br />
ohne zu ahnen, welchen Zweck ich damit verfolge.<br />
Mit einer Begeisterung, die ich nie erwartet<br />
hätte, stürzte er sich in die Arbeit. Wie In<br />
einem Rausch lebte der Zauber des fernen<br />
Kaukasus wieder in ihm auf, vom frühen<br />
Morgen bis zum späten Abend lief seine<br />
Feder über das Papier, eine wohltuende, geistige<br />
Ermattung umfing ihn — und lenkte ihn<br />
ab.<br />
Verstohlen beobachtete ich ihn auf seinem<br />
Weg der Heilung. Aber das Schicksal wollte<br />
es anders. Aus heiterem Himmel ein aufflammender<br />
Blitz, ein dröhnender Donnerschlag!<br />
Plötzlich schien er mir zerfahren, ermüdet,<br />
abgelenkt, weltverloren. Anfangs schwieg<br />
ich und deutete es für einen vorübergehenden<br />
Rückfall. Bis ich mich entschloss, die Ursache<br />
zu ergründen. Bestürzung las ich In<br />
seinen Zügen, als er nach langem Widerstand<br />
erzählte...<br />
... fast ein Monat sei verstrichen, ohne<br />
dass ihn eine Nachricht von Enid erreichte.<br />
Ich sah an seinem Gemütszustand, ich hatte<br />
im letzten Augenblick eingegriffen. Es war<br />
nicht Niedergeschlagenheit, die ihn ergriff,<br />
er taumelte bereits am Abgrund der Verzweiflung,<br />
und sofort wusste ich, dass ich ihn<br />
mit starker Hand halten müsse, um ihn vor<br />
einem Sturz in die Tiefe zu bewahren.<br />
Anfangs beruhigte ich ihn, beschwichtigte,<br />
aber je mehr die Zeit fortschritt, ohne dass<br />
sie Jul ein Lebenszeichen von Enid brachte,<br />
um so schwieriger wurde es für mich, ihn<br />
aufzurichten. Im ersten Anfang genügten<br />
Worte der Besänftigung, aber gar buld versagte<br />
ihre Wirkungskraft. Ratlos, verzweifelt,<br />
suchte ich ein Heilmittel, ohne es zu<br />
finden. Mein Glaube an seine Rettung hatte<br />
mich getäuscht. In wenigen Stunden sah Ich<br />
zusammenstürzen, was Jahre aufgebaut hatten.<br />
Ich sah ihn in einem Zustand wie damals,<br />
als ihn Enid vor drei langen Jahren verlassen<br />
hatte. Alles was dazwischen lag, war<br />
vergeblich gewesen. Alles, was ich gehofft<br />
hatte, ein Trugschluss.<br />
Ein dritter Monat ging vorüber, ohne ein<br />
Lebenszeichen von Enid.<br />
Der Kampf war schwer. Aber, als ich nach<br />
Stunden von ihm ging, hatte ich gesiegt. Nur<br />
fort von hier, wo ihn jeder Schritt an sie erinnerte.<br />
Seine Unabhängigkeit erleichterte<br />
ihm die Durchführung dessen, was ich ihm<br />
empfahl. In einem Hochtal der grünen Steiermark<br />
besass er ein Gut, ein Erbstück seiner<br />
Mutter. Umschlossen von himmelragenden<br />
Bergen. Am nächsten Tag reiste er dorthin<br />
ab, nachdem er mir in die Hand versprochen<br />
hatte, binnen drei Monaten stehe er mit dem<br />
fertigen Manuskript über seine Kaukasusreise<br />
vor mir.<br />
Nur eines musste ich ihm beschwören. Täglich<br />
darüber zu wachen, ob Briefe für ihn einliefen,<br />
um sie ihm nachzusenden. Armer Jul!<br />
Ich verstand ihn.<br />
Wochen gingen dahin. Fünf volle Monate<br />
waren vergangen, seit Enid das letztemal<br />
von sich hören Hess. Vier volle Jahre, seit<br />
sie Jul verlassen. Vier volle Jahre! Es war<br />
vielleicht klug von ihr, jeden Zusammenhang<br />
mit Jul zerstört zu haben. Wohl in der Erkenntnis,<br />
dass alles vorüber.<br />
Von Jul kamen gute Nachrichten. Nach seinen<br />
Briefen schien er in seinen Gedanken<br />
nur seinem Buche zu leben.<br />
Ich stand am Fenster und sah in den sinkenden,<br />
trüben Herbstabend hinaus. Ein Geräusch<br />
Hess mich den Kopf wenden. Die<br />
Post, die mir täglich für Jul weitergegeben<br />
wurde. Ein Telegramm ! Ein Gefühl des Unbehagens<br />
überfiel mich... die Ahnung eines<br />
Unerwarteten... unwillkürlich zitterten<br />
meine Hände, als ich es öffnete.<br />
«Ich bin in Paris. Kann ich dich wiedersehen<br />
? Enid.» Darunter der Wohnort, wo sie<br />
zu erreichen.<br />
Wie von einem Schlage betäubt taumelte<br />
ich zurück. Immer wieder las ich die wenigen<br />
Worte.<br />
Das Zimmer lag in tiefe Dunkelheit getaucht,<br />
noch immer starrte ich auf das Blatt<br />
Papier in meiner Hand, auf dem die Worte<br />
unleserlich vor meinen Augen tanzten. Mit einem<br />
Achselzucken der Ratlosigkeit griff ich<br />
nach meinem Hut und ging, um es wörtlich<br />
weiterzugeben. Vielleicht war es gut, vielleicht<br />
war es schlecht. Wer konnte in die Zu-<br />
TBMüffiTfyy^^^fcwi B M •'^•••^^••^•••••^^^I^^ ^VPH B ^M fll ^^Kr<br />
kunft sehen! Durfte ich mich Oberhaupt einer<br />
Unterschlagung schuldig machen? Ich<br />
spielte und kämpfte mit diesem Gedanken,<br />
weil ich wusste, ein zweites Mal überwinde<br />
Jul den Verlust Enids nicht.<br />
Den ganzen folgenden Tag wartete ich auf<br />
seine Ankunft. Er kam nicht. Als ich spät<br />
abends von einem kurzen Spaziergang heimkehrte,<br />
hörte ich, Jul sei hiergewesen. Nachricht<br />
für mich liege auf meinem Schreibtisch.<br />
Er lasse sich entschuldigen, dass er nicht<br />
Gelbet Päckli 70 Cts<br />
wartete, er fürchtete seinen Zug zu ver-<br />
Rotes „ 80 „<br />
Havanna gepresst und<br />
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säumen.<br />
Auf den Rand einer <strong>Zeitung</strong> hatte er einige<br />
Worte hingekritzelt. «Ich bin auf dem Wege<br />
nach Paris. Du siehst mich nur mit Enid<br />
wieder. Sei für alles bedankt.»<br />
Mein Einfluss war nun zu Ende. Aber eines<br />
hielt mich für die Zukunft aufrecht, womit<br />
ich nichts verloren gab : der Glaube an<br />
Enid.<br />
Wochen gingen dahin. In wenigen Tagen<br />
waren drei volle Monate verstrichen, seit Jul<br />
verschwand. Spärliche, kurze Nachrichten<br />
erreichten mich, immer nur einige nichtssagende<br />
Zeilen, wenige Worte. Stets darunter<br />
von ihr In zierlichen, senkrechten Buchstaben,<br />
ohne ein Wort der Zugabe, ihr Name.<br />
Enid. Weiter nichts.<br />
Eia trüber, einsamer Winterabend näherte<br />
sich seinem Ende. Ein kalter Regen, zwischen<br />
dem nasse Schneeflocken tanzten, peitschte<br />
durch die Strassen, die triefend im letzten<br />
Licht des Tages versanken. Durchfroren kam<br />
ich heim und schüttelte die Nässe von mir ab.<br />
Eine Dame warte auf mich.<br />
Eine Dame?<br />
Erstaunt und erwartungsvoll betrat ich<br />
mein Arbeitszimmer. Nur die kleine Lampe<br />
auf dem Schreibtisch brannte. Aus dem weiten<br />
Lehnstuhl in der Ecke erhob sich bei<br />
meinem Eintritt langsam eine dunkle Frauengestalt.<br />
In einen Pelz gehüllt. Ein kleines<br />
Samthütchen, ein dunkler Schleier verhüllte<br />
ihre Züge. Zögernd trat sie auf mich zu und<br />
reichte mir die Hand hin. Forschend lasen<br />
meine Blicke in der Dunkelheit der Zimmerecke,<br />
wohin das Licht der kleinen Stehlampe<br />
nicht drang. Stumm standen wir uns Hand<br />
in Hand gegenüber.<br />
«Kennen Sie mich nicht mehr, Freund<br />
Hannes?»<br />
Bei den ersten Worten wusste ich, wer vor<br />
mir stand. Die langsame Sprechweise, der<br />
englische Tonfall in der Sprache.<br />
Enid van der Witte !<br />
Mit der Leidenschaft der Ueberraschung<br />
zog ich ihre Hand an meine Lippen und bedeckte<br />
sie mit Küssen.<br />
«Ich erkannte Sie nicht in der Dunkelheit,<br />
gnädige Frau, verzeihen Sie vielmals.»<br />
«Nur wegen der Dunkelheit ?» Was meinte<br />
sie damit?<br />
«Sie vergassen, wir haben einen Vertrag.<br />
Freilich ist es schon lange her.» Wehmütig<br />
schüttelte sie den Kopf. «Sie sind für mich<br />
Freund Hannes, und, ich für Sie — Enid.»<br />
«Ich danke Ihnen, Frau Enid, dass Sie sich<br />
daran erinnern. Ich danke Ihnen. Zuerst...<br />
darf ich Ihnen den Pelz abnehmen ? Und nun<br />
will ich Licht machen.» Abwehrend streckte<br />
sie die Hand aus.<br />
«Lassen Sie es, wie es ist, Freund Hannes.<br />
Es ist traulich in der dunklen Ecke zu plaudern.<br />
Rücken Sie sich einen Stuhl hierher.»<br />
Gehorsam erfüllte ich ihren Wunsch.<br />
Meine Blicke forschten durch den Schleier.<br />
Sie schien mir verändert, auch in ihrem<br />
Wesen.<br />
«Und Jul?»<br />
«Er holt mich hier ab.»<br />
In diesem Augenblick fuhr ich erschrocken<br />
zusammen. Ich sah ihr schwarzes Kleid...<br />
«Frau Enid... Sie sind in Trauer...»<br />
Sie Hess den Kopf hängen. Stumm sassen<br />
wir uns gegenüber. Ein feierliches Schweigen.<br />
Man hörte nur das Klatschen des Regens<br />
an den Fensterscheiben. Endlich hob sie den<br />
Kopf, und durch den Schleier sah ich den<br />
müden Blick der grauen Augen unter den<br />
halbgeschlossenen Lidern.<br />
«•Mein Mann ist tot»<br />
«Arme Frau Enid.»<br />
Ergriffen haschte ich nach ihren schmalen<br />
Händen. Regungslos Hess sie es geschehen.<br />
«Ich verlor einen guten Mann. Und<br />
doch...» ihre Stimme sank zum Flüstern<br />
herab, «ich bin nicht verlassen... ich habe<br />
Jul. Es wird Sie vielleicht verstimmen, dass<br />
ich seinen Namen gerade in diesem Augenblicke<br />
ausspreche, allein», ein Seufzer entrang<br />
sich ihr, «ich liebe Jul, wie ich ihn geliebt<br />
habe. Gerade Ihnen darf ich es sagen.<br />
Nur Ihnen. Kein anderer Mann würde mich<br />
verstehen. Es scheint wie ein Zwiespalt, wie<br />
ein Widerspruch meines Herzens, und ist es<br />
doch nicht.» Schmerzlich verneinend schüttelte<br />
sie den Kopf.<br />
Mein Blick hatte sich an die Dunkelheit gewöhnt,<br />
ich sah durch den verdunkelnden<br />
Schleier ihre abgehärmten Züge, ihr Leid<br />
wurde das meine, es schnürte mir die Kehle<br />
zusammen, ich suchte nach Worten des Trostes<br />
und fand sie nicht.<br />
(Fortsetzung folgt.)<br />
Raucht die altbewährten<br />
Mella<br />
Stumpen<br />
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-ti AUTOMOBIL-REVUb <strong>1934</strong> - N°<br />
Die aasgebaute Seestrasse<br />
Greppen- Weggis- Vitznaa.<br />
Tourismus<br />
Meggen wurde relativ rasch dem Grossver-<br />
angemessen, der sie befährt. Schwyz<br />
Es hat eine Zeit gegeben — und die istkehr<br />
noch gar nicht so lange her — da war die reichte die Hand und baute sein Stück bis<br />
berühmte Strasse längs des schönen Vierwalditstättersees<br />
nicht das schönste Automo-<br />
seinem Teil, Luzern wieder an und legte das<br />
nach Greppen säuberlich aus. Dann griff, auf<br />
bilvergnügen. Staub, Kurven, Enge, Löcher: prächtige Strassenstück Greppen - Weggisdas<br />
war ein übler Vierklang. Und wenn man Vitznau für die Vierwaldstättersee-Riviera<br />
trotzdem die Route machte, und gerne so vorbildlich zurecht, wie es diese Visitenstube<br />
Luzerns, der Schweiz, ja man darf sa-<br />
machte, bewies man, wie sehr man Idealis't<br />
und Naturschwärmer war. Gottlob bemächtigte<br />
sich dann der Realismus der Strasse. jahr sind die Arbeiten bei Vitznau fertig gegen<br />
einer Welt, verdient. In diesem Früh-<br />
Sehr unter Führung Luzerns, das muss anworden:<br />
in zwei Jahren hat Luzern somit<br />
erkannt werden. Die Halden-Ausfällstrasse<br />
der Leuchtenstadt, die Linie bis und durch<br />
die 12 Kilometer Greppen-Nase ausgebaut,<br />
d. h. es fehlen nur noch die letzten 400 m bis<br />
zur Kantonsgrenze daran, die nun nächsten<br />
Winter fertiggestellt werden. Der Ausbau<br />
ging nach den Normalien der Hauptstrasse<br />
zweiter Klasse vor sich : 6 m breite Fahrbahn,<br />
Trottoir 2 m, geräumiger Kurvenradius.<br />
Die Kosten belaufen sich auf 1,7 Millionen<br />
Fr. Solch teurer und forcierter Ausbau<br />
wäre nicht möglich gewesen, wenn nicht<br />
vorher ein rechtlicher Untergrund gelegt<br />
worden wäre; 1932 Hess man die Seestrasse<br />
von einer Gemeindestrasse zur Kantonsstrasse<br />
erheben, und dies historische Faktum<br />
und Datum ist für den Tourismus von<br />
grösster Bedeutung geworden. Wenn es erlaubt<br />
ist, darf man da von einer Winkelriedtat<br />
des Grossen Rates reden. Es steht nur zu<br />
hoffen, dass Schwyz sich daran ein Beispiel<br />
nehme, auf dass die Vollendung des Werkes<br />
über Gersau bis Brunnen gleitig vor sich<br />
ginge.<br />
Zur Besichtigung der Neuanlagen hatte das<br />
kantonale Baudepartement in Verbindung<br />
mit der Gemeinde Vitznau die Vertreter- der<br />
Verkehrsinstanzen und die Presse freundlichst<br />
eingeladen, und bei der Gelegenheit<br />
stellte sich auch der neue Baudirektor, Regierungsrat<br />
Dr. Winiker, der den Automobilisten<br />
ja recht nahe steht, amtlich und<br />
menschlich in persona vor. Vorgängig der<br />
Strassenschau erläuterte Herr Kantonsingenieur<br />
Enzmann die Strassenverhältnisse Luzerns<br />
: der Kanton, der im System der fünf<br />
grossen Durchgangsstrassen und weiterer<br />
wichtiger Talstrassen liegt, hat 295 Strasseiv<br />
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Kilometer, dazu kommen 500 km GemetTKlestrassen<br />
und 800 km Güterstrassen. Seit 1922<br />
wurde die Anpassung der Strassen an den<br />
modernen Verkehr emsig betrieben, mit<br />
einem Kostenaufwand von 17 Millionen Fr.<br />
erneute man 180 km völlig und 30 km provisorisch<br />
; als Notstandsarbeiten gab und<br />
gibt man jahrlich 2,5 Millionen Fr. aus. Diese<br />
Leistungen zeigen sich bereits in einem stark<br />
erhöhten Verkehr, der auf der Brünig-, Seeund<br />
Zürich-Linie 5—6000 Motorfahrzeuge an<br />
einem guten Weekend laufen lässt. Mit weiterem<br />
Ausbau werden es mehr werden. Da<br />
das kantonale Baudepartement von den<br />
Autogebühren (die netto \2 Millionen Fr.<br />
betragen) 900,000 Fr. bekommt, dazu vom<br />
Benzinzollanteil 3—400,000 Fr., total an Einnahmen<br />
also über 1,2 Millionen Fr. verfügt,<br />
müssen die eigenen Staatsmittel 1.2—1,3 Millionen<br />
Fr. jährlich dazugeben.<br />
Dass mit diesem Geld nun wirklich etwas<br />
geleistet wh-d, ergab dann die Strassen-<br />
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Was der Tourenonkel stets<br />
gern wissen möchte,<br />
wenn er eine Anfrage zu beantwor-<br />
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1. Reiseziel.<br />
2. Zeitpunkt der Reise.<br />
3. Die zur Verfügung stehende Zeit.<br />
4. Grosse der Tagesetappen.<br />
Touren -Antwo rten<br />
T. A. 959, Wie geht der Gebrauch der Registermark<br />
vor sich? Die Beschaffung der Registermark<br />
ist sehr einfach. Man geht mit seinem Reisepasa<br />
zu irgendeiner Schweizerbank oder einem Reisebureau<br />
und kauft sich dort soviel Schecks, als man<br />
voraussichtlich benötigt. Der gegenwärtige Kurs<br />
beträgt 90 Fr. für 100 Hm. (statt 123 Fr.). Diese<br />
Schecks werden in Deutschland gegen Passeintrag<br />
von jeder deutschen Bank sofort in Reichsmark<br />
umgewechselt, und zwar dürfen pro Tag und<br />
Kopf 50 Rm. eingelöst und verbraucht werden.<br />
Für höhere Beträge bedarf es einer besonderen<br />
Bewilligung. Dieses Geld kann zur Bestreitung der<br />
schau. Komfortabel glitt man auf neuen<br />
Strassen. In Greppen war die Umfahrung<br />
des lieblichen Dörfchens, das so für den<br />
Fussgänger reserviert bleibt, das Schaustück.<br />
Diese Umfahrung ergab sich aus<br />
zwingenden verkehrstechnischen Gründen,<br />
ist flüssig gestaltet und tut im übrigen der<br />
Wirtschaftlichkeit des als Ausflugsziel bekannten<br />
Obstbauntweilers keinen Eintrag.<br />
Von hier geht der Fussgängerweg seine eigenen<br />
vorbildlichen Pfade, bis zum Zopf vor<br />
Weggis, wo er die Autostrasse wieder erreicht<br />
und nun bis zur Vitznauernase als<br />
2 m breites Trottoir sie angenehm begleitet.<br />
Mit Recht hat man gerade auch auf die Ausgestaltung<br />
dieses Fussgängerwegs volle<br />
Rücksicht genommen; bei einem Gebiet wie<br />
dem Vierwaldstättersee, dem Ziel von so<br />
vielen Wanderfrohen, ist das ebenfalls<br />
Pflicht. Im Zopf vor Weggis ist die alte<br />
rechtwinklige Kurve mit dem berüchtigten<br />
Birnbaum glatt verlegt: schon wächst<br />
Gras über dem Trac6 von einst, das uns<br />
Heutigen schon unverständlich ist. Vitznau<br />
empfängt mit dem glatten Teerasphaltschotterbelag,<br />
der sich nun als der beste Belag —<br />
auch in finanzieller Hinsicht — herausgestellt<br />
hat. Prächtig hat die Gemeinde an den Eingang<br />
ihres Dorfes den neuen Brouzier-Park<br />
gesetzt, eine wundervolle Seeanlage, däe den<br />
Prachtsblick über die Wasser famos wie mit<br />
einer Kamera einfängt.<br />
Höchst eindrucksvoll Ist das Nasenstück<br />
ausgebaut. Hier waren «rosse Sprengungen<br />
Wie man am sichersten<br />
Schwertfische fängt<br />
Budapest, Erd, Ercsi, Adony, Duna-Földvar,<br />
notwendig und das Trottoir musste — wie Paks, Szekszard, Mohacs, Baranjavar, Darda,<br />
auch schon an vielen Stellen vorher — über<br />
den See hinausgeführt werden. J.N.<br />
Reisekosten in Deutschland (Verpflegung, Unterkunft,<br />
Benzin, sonstig« tägliche Auslagen u. dgl.)<br />
verwendet werden, nicht *ber rur Begleichung von<br />
Verbindlichkeiten anderer Art, z. B. *us Handelsgeschäften;<br />
Registermark dürfen, abgesehen von<br />
einem kleinen Rest Hartgeld, aus Deutschland<br />
nicht ausgeführt werden. Ein eventuell nicht verbrauchter<br />
Betrag müsste deshalb auf das Deutschland-Konto<br />
der Bank oder des Reisebureaus, das<br />
die Schecks verkaufte, wieder einbezahlt werden.<br />
Auf alle Fälle empfiehlt es sich, für nach Deutschland<br />
eingeführte Bargelder bei der Einreise an<br />
der Grenze sich eine Bescheinigung geben zu lassen,<br />
da man dann innerhalb eines Monats den<br />
gleichen Betrag wieder ausführen darf. Sollten Sie<br />
länger als einen Monat in Deutschland bleiben, so<br />
können Sie diese Bescheinigung bei dem zuständigen<br />
Landesfinanzanut des Bezirkes, in dem Sie<br />
sich gerade aufhalten, ohne weiteres verlängern<br />
lassen.<br />
Wenn Sie diese wenigen Bestimmungen beachten,<br />
ßind Komplikationen so gut wie ausgeschlossen.<br />
R. D. V. in Z.<br />
T. A. 960. Auf guten Strassen durch Jugoslawien.<br />
Da Sie schon einmal bis Wien gefahren sind,<br />
werden Sie sicher über dieses Routenstück Bescheid<br />
wissen. Von Wien aus rate ich Ihnen zu<br />
folgender Route: Wien, Schwechat, Fischamerid,<br />
Hainburg, Hittsee, Rajka, Moson, Györ, Szöny,<br />
Süttö, Tat, Dorog, Budapest, 255 km.<br />
Humor<br />
Wenn Sie schon einmal in Ungarn sind, werden<br />
Sie gewiss auch gern die berühmte Puszta<br />
kennenlernen. Die berühmteste ist die Hortobagyer<br />
Puszta, zu der Sie auf folgendem Weg gelangen:<br />
Budapest, Uellö, Cegled, Szolnok, Török-Szentmiklos,<br />
Kisujszallas, Karcag, Füspökladany, Hajduszobszlo,<br />
Debrecen, Nagy, Hortobagy, 257 km.<br />
Osijek, 252 km.<br />
Osijek, Vukovar, Tovarnik, Kuzmin, Martinci,.<br />
Sr. Mitrovica, Ruma, Stara-Pazova, Baiajnica, Zemun,<br />
Beograd, 179 km.<br />
Beograd, Obrenovac, Skela, Debrc, Sabac, Ribari,<br />
Loznica, Zvornik, Vlasenica, Sokolac, Sarajevo,<br />
40 km.<br />
Sarajevo, Tarcin, Ivanpass, Konjica, Qstroztc,<br />
Jablanica, Mostar, Metkovik, Neum,. Slano, Valdi-'<br />
noce, Dubrovnik, 257 km.<br />
Von Dubrovnik aus empfehle ich Ihnen einen<br />
Abstecher nach der bekannten Bucht von Kotor<br />
und von da aus eine Fahrt über den Lovcenpass<br />
(kunstvoll angelegte Strasse mit überwältigender<br />
Aussicht auf die Passhöhe). Die Strecke Dubrovnik-Lovcenpass<br />
und zurück misst ca. 250 km;<br />
Dubrovnik, Slano, Neum, Metkovic, Yrgorae,<br />
Kozice, Tucepi, Brela, Duare, Omis, Split (berühmr<br />
ter Kaiserpalast des Diokletian), 245 km<br />
Split, Solin (alte Ruinenstadt), Klis, Sinj,<br />
Vrlika, Knin, Gracac, Medak, Gospic, Otocac, Senj,<br />
275 km.<br />
Senj, Novi, Crkvenica, Kraljevica, Susak, Fiume,<br />
Castua, Ruppa, Bisterza, Torrenova, S. Pietro,<br />
Postumia (ganz in der Nähe die berühmten Adelsberger<br />
Grotten), Porevalkv Senosecchia, Stroje,<br />
Trieste, 172 km.<br />
Für die Rückreise in die Schweiz Ist Ihnen<br />
also, wie Sie sagen, die Route wieder bekannt:<br />
Die in obigem Tourenvorschlag angeführten<br />
Strassen in Jugoslawien sind in einwandfreiem<br />
Zustand und können etwa mit den mittelguten<br />
schweizerischen Strassen verglichen werden;<br />
Ueberhaupt hat dag Strassennetz Jugoslawiens in<br />
"den letzten Jahren grös'se Fortschritte gemacht,<br />
ljesonders die Hauptstrassen *on Belgrad nach<br />
Der verkannte Strahlar. «Donnerwetter, wie dieser<br />
Lautsprecher eine entsetzliche Hitze ausströmt.<br />
Es ist unbedingt Feuer ausgebrochen auf der Sen.deetation!»<br />
Süden sind oft in ganz erstklassigem Zustand; ; die<br />
Strassen zweiter Ordnung sind natürlich noch<br />
grosstenteils mangelhaft.<br />
Wenn ich Ihnen auf Ihre Reise noch einen<br />
Rat mitgeben darf, so ist es der: lernen Sie das<br />
cyrilische Alphabet; denn meistens existieren im<br />
östlichen Jugoslawien nur Wegweiser in cyrilischer<br />
Schrift.<br />
Touren-Fragen:<br />
T. F. 961. Reist man in Spanien sicher? Ich<br />
wäre Ihnen dankbar für zuverlässige Nachricht,<br />
ob die politischen Verhältnisse in Spanien es erlauben,<br />
ohne Sorge dorthin zu reisen. Die Berichte<br />
von Verwandten aus Spanien sind ziemlich beruhigend,<br />
im Gegensatz zu den <strong>Zeitung</strong>snachrichten.<br />
Ferner bitte ich noch um folgende Auskunft: Ich<br />
habe zwar meinen dauernden Wohnsitz in der<br />
Schweiz, bin aber deutsche Staatsangehörige und<br />
weiss nicht ganz sicher, ob ich für Spanien ebenfalls,<br />
wie für Frankreich, dass Passvisum haben<br />
muss. E. L. in B.<br />
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