E_1934_Zeitung_Nr.066
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BERN, Dienstag, 14. August <strong>1934</strong><br />
Nummer 20 Cts.<br />
30. Jahrgang - N° 6f<br />
ERSTE SCHWEIZERISCHE AUTOMOBIL-ZEITUNG<br />
Zentralblatt für die schweizerischen Automobil- und Verkehrsinteressen<br />
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Einige Zahlen zum Nachdenken<br />
Zum Art. 25 des Bundesgesetzes über den Motorfahrzeug- und Fahrradverkehr.<br />
Keinem Menschen fällt es ein, es sei denn,<br />
er habe die Absicht zu töten, mit einem geladenen<br />
Revolver auf seinen Mitmenschen zu<br />
schiessen. Er hat zwar einen geladenen Revolver,<br />
aber er kennt die tödliche Wirkung<br />
der Kugel, die von einer gewaltigen Kraft<br />
getrieben, den Lauf verlässt. Die Kenntnis<br />
der verborgenen Kraft bestimmt seine Vorsicht.<br />
Er ist nicht der Beherrschte, sondern<br />
der Beherrscher dieser Gewalt, weil er sie<br />
kennt, zähmt und zügelt.<br />
Auch vom Lenker eines Motorfahrzeuges<br />
verlangt der Gesetzgeber, dass er die verwalteten<br />
Kräfte beherrsche. Aber nicht nur<br />
der Gesetzgeber, nein, die Ethik, unser sittliches<br />
Empfinden verlangen dies. Es ist ein<br />
Schutz des eigenen und des fremden Lebens.<br />
Der Gesetzgeber verlangt es. Er sagt nicht,<br />
was alles notwendig ist, um seine Vorschrift<br />
befolgen und beherzigen zu können. Hinter<br />
dem Gesetz stehen die Juristen, die Gerichte.<br />
Praxis und Kommentare helfen dem Motorfahrzeugführer<br />
zwar bei der Interpretation<br />
über subjektives und objektives Nichtbeherrschen.<br />
Diese Kenntnisse sind wichtig und<br />
nützlich, um sich in bestimmten Situationen<br />
in bestimmter Weise zu benehmen und damit<br />
eine Rechtsverletzung zu verhüten. In einem<br />
Falle gehen auch die Juristen noch weiter,<br />
über den Rahmen einer Tatbestand Würdigung<br />
hinaus. Nämlich dort, wo vom<br />
Bremsweg die Rede ist. Unter Anführung<br />
einer sogenannten « Bremswegtabelle > wird<br />
dem Fahrer gezeigt, dass er. bei einer bestimmten<br />
Stundengeschwindigkeit, unter bestimmten<br />
Voraussetzungen eine bestimmte<br />
Bremsstrecke beanspruchen müsse. Doch<br />
alle diese Erörterungen sagen dem Fahrer<br />
nur das eine, wie er seinen Wagen lenken<br />
muss, sie sagen ihm ferner noch, dass beim<br />
Nichtbefolgen eine Verletzung von Rechtsgütern<br />
eintreten kann. Aber weder das Gesetz<br />
noch die Juristen sagen dem Lenker,<br />
welche ungeheuren Kräfte er verwaltet. Vielleicht<br />
kann er sie gefühlsmässig ahnen, um<br />
aber in ihrer Anwendung vorsichtig zu sein,<br />
muss er sie kennen.<br />
F E U I L L E T O N<br />
Bux.<br />
Zirkusroman von Hans PossendorL<br />
(12. Fortsetzung)<br />
Ein einziger Schrei der Erlösung stieg empor,<br />
als man die verunglückte Artistin erblickte;<br />
und dann folgte ein wilder freudetrunkener<br />
Applaus. Berno und Berna dankten<br />
mit mattem Kopfnicken.<br />
Jetzt löste Berna einen Arm vom Nacken<br />
des stützenden Requisiteurs und machte ein<br />
Zeichen, dass sie sprechen wolle. Sofort trat<br />
Stille ein, und man hörte die Stimme der Artistin<br />
klar und deutlich sagen: c Un piccolo<br />
accidente — senza importanza! »<br />
Man vernahm richtig, wie die Tausende<br />
erleichtert aufatmeten: wenn die Artistin<br />
selbst verkündete, dass es nur ein kleiner<br />
Unfall ohne Bedeutung sei, dann musste es<br />
wohl stimmen! — Und von neuem brach der<br />
Applaus los.<br />
Er tönte noch immer, als Frau Berndt den<br />
Aufsitzraum wieder erreicht hatte, ihre Arme<br />
sich plötzlich von den Nacken der beiden<br />
Männer lösten und sie in sich zusammensinkend<br />
in den Sand glitt.<br />
Bux und Friedenthal sprangen herzu und<br />
legten sie wieder auf die Bahre. Der Clown<br />
Tausende glauben, das Fahrzeug zu beherrschen.<br />
Trotzdem sie gute Fahrer sein<br />
mögen, sind sie doch die Beherrschten. Was<br />
sie beim Revolver wissen, wissen sie bei ihrem<br />
Fahrzeug nicht. Sie sind gefühlsmässig<br />
vorsichtig. Denn was sie nicht kennen, können<br />
sie nicht zähmen, nicht zügeln, nicht beherrschen.<br />
Die Kräfte eines Fahrzeuges kennen! Nicht<br />
jeder Lenker ist in der Lage, Formeln, Berechnungen<br />
und Konstruktionen zu erfassen.<br />
Das soll auch nicht seine Aufgabe sein. Diese<br />
wird viel besser vom Techniker gelöst. Aber<br />
auch diese nackten Zahlen und Resultate<br />
vermögen vielleicht noch nicht, eine konkrete<br />
Vorstellung zu schaffen. Aber so, wie der<br />
Jurist im Kommentar, wird der Techniker<br />
im praktischen Vergleich die allgemein verständlichen<br />
Grundgesetze der Kräftelehre<br />
veranschaulichen. Er ist der eigentliche<br />
Herrscher im Räume des Art. 25. Er bestimmt<br />
dort, was eigentlich beherrscht werden<br />
muss. Er ist der einzige, der die Tragweite<br />
der Gesetzesbestimmung verständlich<br />
machen und im Bewusstsein eines jeden<br />
Fahrers einhämmern kann. Kein Mittel soll<br />
unversucht bleiben, um den Verkehr, immer<br />
sicherer zu gestalten. Für den Fahrer gehören<br />
Recht und Technik zum eisernen Bestand,<br />
über den er sich in seiner Fahrprüfung<br />
auszuweisen hat. Welches sind nun eigentlich<br />
die Kräfte, die der Automobilist und<br />
Motorradfahrer verwaltet ?<br />
Gehen wir davon aus, dass dem Fahrer<br />
die Stundengeschwindigkeit ein Begriff geworden<br />
ist. Sein Kilometerzähler hält ihn<br />
andauernd auf dem Laufenden. Wenn er<br />
ohne dieses Hilfsmittel seine Geschwindigkeit<br />
schätzen muss, dann wird sich schon<br />
bald eine grössere oder kleinere Differenz<br />
ergeben. Die Grosse dieser Differenz ist kleiner,<br />
wenn der Fahrer an bestimmten Vorgängen<br />
beobachtet, sie ist grösser, wenn er<br />
nur gefühlsmässig schätzt. Scho'n hier zeigt<br />
sich, dass sich physikalische Funktionen<br />
nicht gefühlsmässig feststellen lassen. Wenn<br />
wir einen Automobilisten, während ihm sein<br />
Kilometerzähler die Stundengeschwindigkeit<br />
anzeigt, fragen, wie viele Meter legst du nun<br />
in der Sekunde zurück, dann wird er, trotz<br />
aller Erfahrung darüber, ohne Rechnung<br />
keine Antwort geben. Es ist die denkbar einfachste<br />
Aufgabe und doch zeigt sie, dass die<br />
wenigsten darüber klar sind, welche Strekken<br />
sie in Sekunden zurücklegen. Und gerade<br />
beim Beherrschen des Wagens handelt<br />
es sich immer um Sekunden und um Meter.<br />
Eine kleine Gegenüberstellung illustriert<br />
deutlich, wie rasch hier eine Gefahr vor uns<br />
liegt.<br />
griff nach Uirem Puls, riss ihr dann das Kleid<br />
auf und legte sein Ohr an ihre Brust. Alles<br />
ging in Sekunden vor sich. Zu gleicher Zeit<br />
hatte einer der italienischen Aerzte Bernas<br />
andere Hand genommen, um den Puls zu<br />
prüfen.<br />
Die Musik fiel jetzt mit einem flotten<br />
Marsch ein, mit der Auftrittsmusik von Bux.<br />
Seine Tiere kannten diese Klänge gut. Sofort<br />
setzte sich Brahma in Bewegung, der Arena<br />
entgegen; die anderen Tiere, alle mit ihren<br />
Bei einer Stunden- ZurQckgel. Meter<br />
geschwindigkelt von pro Sekunde<br />
10 km 2,8 m<br />
30 km 8,3 m<br />
50 km 14,0 m<br />
60 km 16,6 m<br />
90 km 25,0 m<br />
120 km 33,5 m<br />
Wenn also beispielsweise bei einem modernen<br />
Wagen im 60-Kilometertempo 20 Meter<br />
vor uns ein Hindernis auftaucht, dann<br />
sind wir in einem Bruchteil einer Sekunde<br />
mitten drin. Wenn ich dabei sage: modernen<br />
Wagen, dann nicht deshalb, weil es mit einem<br />
alten nicht ebenso wäre, sondern weil man<br />
selten mit einem neuen Wagen unter 60 km<br />
fährt. Aber nun dürfen wir nicht vergessen,<br />
dass wir innert dieser Sekunde noch nichts<br />
getan haben, oder eben erst ansetzen, um<br />
den Lauf des Wagens zu hemmen. Wenn wir<br />
also theoretisch in diesem Tempo 16,6 Meter<br />
zurücklegen, so legen wir diese Strecke,<br />
praktisch gesprochen, doppelt zurück, nämlich<br />
1 Sekunde Reaktionszeit und eine weitere<br />
Sekunde theoretisch Bremszeit. Mit andern<br />
Worten, wenn 33 Meter vor uns ein<br />
Hindernis auftaucht, dann haben wir 2 Sekunden<br />
Zeit, um Gegenmassnahmen zu ergreifen.<br />
Worin bestehen nun diese Gegenmassnahmen?<br />
Unter Umständen kann ein Hindernis<br />
umfahren werden, d. h. also durch Ausweichen<br />
oder aber durch Bremsen. Diese vorwiegende<br />
Art der Reaktion soll nun im Zusammenhang<br />
mit dem vorerwähnten Beispiel<br />
überprüft werden.<br />
Man spricht von einem Bremsweg und<br />
meint damit die Strecke, die ein Fahrzeug<br />
zurücklegt von dem Moment an, wo seine Bewegung<br />
verzögert wird, bis zu dem Moment,<br />
wo die Bewegung aufhört. Die Länge dieses<br />
Bremsweges wird bestimmt von einer Reihe<br />
von Faktoren, so z. B. dem Zustand der<br />
Strasse und der Bereifung, dem Wirkungsgrad<br />
der Bremsen und durch die Geschwindigkeit<br />
des Fahrzeuges. Dabei ist erwähnenswert,<br />
dass das Gewicht des Wagens<br />
nicht eine selbständige Funktion mit Einfluss<br />
auf den Bremsweg darstellt.<br />
Für unser Beispiel, d. h. also für eine Geschwindigkeit<br />
von 60 km, erhalten wir einen<br />
theoretischen Bremsweg und einen praktischen<br />
Bremsweg. Wir wollen uns auf den<br />
praktischen Teil beschränken. Die Zeit setzt<br />
sich hier aus verschiedenen Bruchstücken<br />
zusammen, nämlich die sog. Schreckzeit, die<br />
zwischen dem Erkennen des Hindernisses<br />
und der Betätigung der Bremsen liegt, ferner<br />
die Zeit, die für die Bremsbetätigung beansprucht<br />
wird und endlich die eigentliche<br />
Halskrausen und Clownmützen angetan,<br />
folgten ihm im Gänsemarsch.<br />
Bux hob das grotesk geschminkte Gesicht.<br />
Es war ganz verzerrt und sah aus, als wenn<br />
es grinse: «Morta», raunte er dem Arzt<br />
fast unhörbar zu.<br />
Der Arzt nickte, und aus diesem Nicken<br />
begriff Herr Berndt, dass seine Frau tot war.<br />
— Eine innere Verblutung hatte ihrem Leben<br />
ein schnelles Ende bereitet. — Mit einem<br />
lauten Schrei warf er sich über den leblosen<br />
Körper. Cilly taumelte zurück, Friedenthal<br />
fing die Fallende in seinen Armen auf.<br />
Ruperti riss den noch immer an der Bahre<br />
knienden Clown mit beiden Armen hoch:<br />
«Raus! Schnell, schnell!»<br />
Bux sprang empor, rannte seinen Tieren<br />
nach. Brahma hatte den Eingang zur Arena<br />
schon fast erreicht. Bux kam gerade noch<br />
zurecht, um sich an die Spitze seiner Karawane<br />
zu setzen. Und grinsend, johlend, über<br />
seine eigenen Beine stolpernd, hielt er unter<br />
den schmetternden Klängen der Musik und<br />
unter dem brausenden Gelächter der Menge<br />
seinen komischen Einzug.<br />
12.<br />
Die ganze Nacht nach dem Todessturz war<br />
man im Zirkus kaum zur Ruhe gekommen.<br />
Direktor Kreno, Inspektor Friedenthal, Bux<br />
und Herr Hartmann, der Pressechef, hatten<br />
überhaupt kein Auge zugetan.<br />
Schon bei Schluss der Vorstellung war die<br />
Nachricht vom Tode der Frau Berndt ins<br />
Publikum gedrungen und hatte bei den -lebhaften<br />
Römern grosse Bestürzung und tiefstes<br />
Mitgefühl erregt. Die Polizei war erschienen,<br />
um festzustellen, ob irgend eine<br />
Nachlässigkeit das Unglück verschuldet habe,<br />
was aber durchaus nicht der Fall war. Ein<br />
amtlicher Arzt hatte den Tod der Artistin<br />
beglaubigt und die Ueberführung des Körpers<br />
in die Leichenhalle angeordnet. Presseleute<br />
waren herbeigeeilt, um für ihre Blätter möglichst<br />
ausführliche Nachrichten über das Unglück<br />
und die Person der Verunglückten zu<br />
sammeln. In aller Morgenfrühe waren schon<br />
die nötigen Anordnungen für das Begräbnis<br />
zu treffen, das gemäss den örtlichen sanitätspolizeilichen<br />
Vorschriften schon am folgenden<br />
Nachmittag stattfinden sollte. — So war<br />
Anhaltezeit, innert welcher das Fahrzeug<br />
zum „Stillstand gebracht werden kann.<br />
Wenn man bezüglich des ersten Punktes<br />
von einer sog. Schrecksekunde spricht, dann<br />
hat das weder mit Schrecken noch mit Sekunde<br />
nähere Beziehung. Viel besser ist die<br />
Bezeichnung Reaktionszeit, die beim einzelnen<br />
Fahrer schwankt zwischen 0,5 Sekunden<br />
bis 1,5 Sekunden. Für unsere Demonstration<br />
verwenden wir das Mittel, also 1 Sekunde.<br />
In unserem Falle beträgt nun dieser Bremsweg<br />
bei guten Bremsen und schlechter<br />
Strasse 69 Meter, bei guter Strasse 39,6 Meter,<br />
bei guter Strasse und sehr guten Bremsen<br />
als äusserst mögliche Grenze 19,9 Meter.<br />
Mit andern Worten: im allergünstigsten Fall<br />
können wir unseren Wagen auf eine Distanz<br />
von 20 Metern zum Stehen bringen. Ist aber<br />
auch nur ein einziger Faktor, z. B. die<br />
Bremse oder die Strasse, schlechter, dann<br />
rennen wir unbedingt in das Hindernis. Damit<br />
sei nun auch die Kernfrage angeschnitten,<br />
in deren Beantwortung die tatsächliche<br />
Würdigung der enormen Kräfte zum Ausdruck<br />
kommt. Wenn wir bis zum Moment<br />
ohne Formel ausgekommen sind, dann hur<br />
deswegen, weil bis jetzt mehr oder weniger<br />
an die praktischen Erfahrungen angeknüpft<br />
werden konnte.<br />
Nun aber wollen wir die lebendige Kraft<br />
errechnen, die sich in einem in Bewegung<br />
befindlichen Fahrzeug ansammelt. Diese<br />
Kraft wird in PS ausgedrückt. 1 PS entspricht<br />
der Kraft, die notwendig ist, um ein<br />
Gewicht von einem Kilogramm in der Zeit<br />
von einer Sekunde 75 m hoch zu heben.<br />
Also 1 PS = Körpergewicht . Fallhöhe<br />
1/ 75<br />
Die entstandene Leistung wird sich verschieden<br />
auswirken. Für uns kommt nur die<br />
Vernichtungsarbeit in Frage. Wir wollen<br />
diese Arbeit mit Wucht bezeichnen.<br />
Nehmen wir an, unser Wagen habe ein<br />
Gewicht von 1200 kg und fahre mit einer<br />
Geschwindigkeit von 60 km gegen eine Mauer.<br />
Die Wucht des Zusammenpralls entspricht<br />
einer Leistung von 216 PS. Man möge dementsprechend<br />
vergleichen, dass die Kraft von<br />
2 PS in der Regel zur Vernichtung des<br />
menschlichen Lebens genügt. Bei einer Geschwindigkeit<br />
von 120 km ergibt sich eine<br />
Leistung von 1460 PS.<br />
Diese Zahlen sind an und für sich noch<br />
abstrakt. Die Frage stellt sich daher im Interesse<br />
der Veranschaulichung nach der Wirkung<br />
dieser Kräfte. Diese Veranschaulichung<br />
tritt ein, wenn wir die Fallhöhe errechnen,<br />
d. h. wenn wir die Leistung als bekannt<br />
und die Fallhöhe als unbekannt in die<br />
es 10 Uhr vormittags geworden, als Bux sich<br />
endlich ein wenig niederlegen konnte.<br />
Um 3 Uhr kam Tom, um ihn zu wecken.<br />
Buchsbaums erster Gedanke galt seiner armen<br />
kleinen Freundin und deren unglücklichem<br />
Vater. Herr Berndt war nach dem<br />
ersten wilden Schmerzausbruch in völlige<br />
Apathie verfallen, hatte kein Wort mehr gesprochen,<br />
sich um nichts mehr gekümmert,<br />
sondern sich mit seinem Kind in seinen Wohnwagen<br />
verkrochen.<br />
«Versuch einmal vorsichtig festzustellen,<br />
wo Herr Berndt und Cilly sind! » sagte Bux<br />
zu dem Neger. « Und dann frag im Bureauwagen,<br />
ob Post für mich gekommen ist!»<br />
Schon nach wenigen Minuten kam Tom mit<br />
der Nachricht zurück, dass Berndt und sein<br />
Töchterchen anscheinend ihren Wagen noch<br />
immer nicht verlassen hätten. Zugleich übergab<br />
er Bux zwei Briefe und im Auftrage der<br />
Sekretärin die zweite Morgenausgabe des<br />
« Giornale d'Italia». Sie enthielt spaltenlange<br />
Berichte über den Tod der Frau Berndt,<br />
über ihre künstlerische Laufbahn und ihre<br />
Familie. Wahres und Unwahres mischten<br />
sich in buntem Durcheinander, aber aus allem<br />
sprach die grosse Anteilnahme an dem tragischen<br />
Geschick der deutschen Artistin.<br />
Sogar Ort und Stunde des Begräbnisses waren<br />
bekanntgegeben, und die Bevölkerung<br />
wurde zur Teilnahme daran aufgerufen.
Gleichung einsetzen. Die Wucht, mit der unser<br />
Wagen in die Mauer rennt, entspricht<br />
der gleichen Wirkung, wenn der Wagen von<br />
einer 13,5 m hohen Brücke auf eine harte<br />
Unterlage hinunterstürzt. Vergleichsweise<br />
ergibt sich für 120 km eine Fallhöhe von 33<br />
Metern.<br />
Es bleibt nun jedem einzelnen anheimgestellt,<br />
sich die Wirkung zu vergegenwärtigen,<br />
indem er sich auf eine solche Höhe stellt<br />
und sich den Fall vor Augen führt.<br />
Diese Wirkungen ergeben sich, wenn nur<br />
ein Fahrzeug gegen ein stillstehendes Hindernis<br />
rennt. Stellen wir uns aber vor, dass<br />
z. B. zwei Wagen unter den gleichen Voraussetzungen<br />
gegeneinanderfahren, dann summieren<br />
sich die Geschwindigkeiten und dementsprechend<br />
auch die Wirkungen, d. h., wiederum<br />
auf unser Beispiel übertragen, dass<br />
dann jener Wucht eine Fallhöhe von 33 m<br />
entspricht.<br />
Ebenso verhält es sich mit der Zentrifugaloder<br />
Schleuderkrait in der Kurve, wo sich<br />
dieselben Kräfte in dem Sinne auswirken,<br />
dass entweder der Wagen schleudert oder,<br />
was wohl weniger der Fall ist, umkippt. Auch<br />
hier genügt es, die Wucht in PS ausgedrückt,<br />
sich vorzustellen, um zu erkennen, dass auch<br />
die durch die Lenkung übersetzte und gesteigerte<br />
menschliche Kraft nicht ausreicht,<br />
um die entgegengesetzten Kräfte zu meistern.<br />
Ganz abgesehen davon, dass es sich nicht<br />
vorwiegend um diese Problemstellung handelt,<br />
sondern dass sich hier zwei Naturkräfte,<br />
Adhäsion und Schwungkraft, gegenüberstehen.<br />
Wohl kann hier die Geschicklichkeit<br />
in der Kräfteverteilung korrigierend<br />
eingreifen. Aber nur dann, wenn z. B. eine<br />
Kurve Raum genug bietet, wie z. B. bei Rennen,<br />
niemals aber dann, wenn dem Fahrer<br />
nur die schmale rechte Strassenseite zur<br />
Verfügung steht.<br />
Mit diesen knappen Ausführungen soll nur<br />
angedeutet sein, welche enormen Kräfte, tödlichen<br />
und vernichtenden Energien im Fahrzeug<br />
versteckt sind. Vor allem aber darf<br />
der Fahrer nie vergessen, dass sein Körper<br />
niemals nur annähernd eine verhältnismässig<br />
gleiche Kraft aufzubringen vermag. Seine<br />
einzige Kraft, die ihn befähigt, diese technischen<br />
Energien zu meistern, ist die Gabe, sie<br />
zu kennen und berechnen zu können, ihre<br />
Wirkung in geordnete Bahnen zu zwingen,<br />
kraft seiner geistigen Ueberlegenheit. Diese<br />
einzige Kraft versetzt ihn in die Lage, Herrscher<br />
über andere Kraft zu sein, sie zu zähmen<br />
und zu zügeln. Erst das Verstehen<br />
schafft auch hier die Vorsicht. Davon hängt<br />
das Leben Tausender ab, wir dürfen damit<br />
nicht spielen.<br />
Für uns alle gilt als Warnung eine Stelle<br />
aus Schiller:<br />
Doch furchtbar wird die Himmelskraft,<br />
wenn sie der Fessel sich entrafft. E. F.<br />
Venedig, 10. August.<br />
Die gefürchtete vierte Etappe hat, wie<br />
man erwartete, unter den strafpunktfreien<br />
Fahrern, die in St. Moritz noch in ganzen<br />
Scharen eingelaufen waren, ziemlich schwer<br />
gehaust. Sehr viele sind es, die heute ihre<br />
Hoffnungen auf eine strafpunktfreie Alpenfahrt<br />
fahren lassen mussten, und sie müssen<br />
froh sein, wenn sie heil bis München durchhalten.<br />
Die eigentliche 550 km lange Fahrt<br />
von St. Moritz aus bis nach Venedig konnte<br />
an und für sich den Wagen und Fahrern nicht<br />
Förderung der französischen Automobil-Ausfuhr.<br />
Seit einiger Zeit wird von der französischen<br />
Automobilindustrie heftige Klage gegen die<br />
hohen inländischen Gestehungskosten geführt,<br />
indem nur mit starken finanziellen Verlusten<br />
das Ausfuhrgeschäft entwickelt werden könne.<br />
Die französische Regierung ist nun bestrebt,<br />
durch Schaffung einer Exportprämie<br />
diesen Uebelständen nach Möglichkeit abzuhelfen.<br />
Ein besonderes Dekret ordnet vorläufig<br />
vom 1. August bis 31. Dezember <strong>1934</strong><br />
einen weitgehenden Erlass aller Steuern an,<br />
die vornehmlich den Automobilexport belasten.<br />
Die in Betracht kommenden Steuersätze<br />
werden zu einem Pauschalsatz von Urs<br />
1.50 pro Kilo zusammengefasst, was gegenüber<br />
den bisherigen Steuersätzen für mittlere<br />
französische Wagen an den Ausfuhrmärkten<br />
eine Verbilligung um rund 350—400 sfr. bedeuten<br />
dürfte.<br />
Beschränkung des deutschen Tankstellennetzes.<br />
Nach einer Jüngsten Anordnung des Reichswirtschaftsministers<br />
bedarf die Errichtung<br />
neuer und die Erweiterung der Leistungsfähigkeit<br />
bestehender Tankstellen bis zum<br />
30. Juni 1935 der Einwilligung der zuständigen<br />
Reichsstelle. Die Reichsautobahnen bedürfen<br />
auf den von der Gesellschaft betriebenen<br />
Autobahnen keiner obrigkeitlichen Bewilligung.<br />
Soweit jedoch Tankstellen durch<br />
andere Unternehmen auf diesen Bahnen errichtet<br />
oder erweitert werden sollen, ist an<br />
Stelle der Zustimmung seitens des Reichswirtschaftsministers<br />
diejenige des Generalinspektors<br />
für das deutsche Strassenwesen<br />
erforderlich. Tankstellen im Sinne der deutschen<br />
Anordnung sind Verkaufsstellen von<br />
Brennstoff, die mit eingebauten Tanks und<br />
mit Abfüllvorrichtungen versehen sind. Die<br />
Anordnung ist am 25. Juli in Kraft getreten.<br />
Bevorstehende russische Automobilexportoifensive?<br />
Zwischen der Regierung und Vertretern der<br />
Automobilwerke sollen unlängst in Moskau<br />
Verhandlungen stattgefunden haben, um eine<br />
grosse russische Exportoffensive einzuleiten.<br />
Zwischen den verschiedenen russischen Automobilfabriken<br />
sind Abmachungen getroffen<br />
worden, die auf eine Produktions-Spezialisierung<br />
hinauslaufen, und zwar in dem Sinne, dass<br />
in den einzelnen Fabriken lediglich eine be-<br />
Sportnachrichten<br />
Die internationale Alpenfahrt<br />
Die vierte Etappe.<br />
viel anhaben, um so schwerer hatten die<br />
meisten Konkurrenten mit der Bergprüfung<br />
auf das Stilfserjoch zu schaffen, die schon in<br />
früheren Jahren zum gefürchtetsten Punkt<br />
der ganzen Alpenfahrt wurde. Die am<br />
Schluss der heutigen Etappe eingeschaltete<br />
Gesch-windigkeitsprüfung auf der Autostrasse<br />
Padua-Mestre erwies sich dafür als<br />
eine ziemlich harmlose Angelegenheit, auch<br />
wenn sich hier einige Fahrer eine Schlappe<br />
in Form von Strafpunkten holten.<br />
Wie noch in der letzten Nummer gemeldet,<br />
war der Fahrtbeginn in St. Moritz von 4 Uhr<br />
früh auf 5 Uhr verschoben worden. Die Kon-<br />
AUTOMOBIL-REVUE <strong>1934</strong> -<br />
istischer<br />
stimmte Zahl von Automobilbestandteilen<br />
produziert wird, die alsdann in den Automobilwerken<br />
von Nishninovgorod montiert werden<br />
sollen. Bei der geplanten Exportoffensive,<br />
hinter deren Erfolg wir fedoch noch ein grosses<br />
Fragezeichen stellen wollen, handelt es<br />
sich vornehmlich um die Ausfuhr von Personenautomobilen,<br />
wobei Preissätze von 750-<br />
1000 Fr. verlangt werden sollen. Bei solchen<br />
Preisen wird es vornehmlich der russischen<br />
Industrie möglich sein, den Konkurrenzkampf,<br />
vor allem mit der japanischen Automobilindustrie,<br />
aufzunehmen.<br />
Automobilstrasse von Oslo zum Weissen<br />
Meer.<br />
Die norwegische Regierung plant den Bau<br />
einer Autostrasse von der Landeshauptstadt<br />
Oslo zu der ungefähr auf der Höhe von Hammerfest<br />
liegenden Stadt Vadsö, resp. Kirkenes<br />
am Varangerfjord. Der Ausbau der zirka<br />
1500 km langen Nord-Süd-Verbindung, für<br />
die eine Strassenbreite von 8 Meter Vorgesehen<br />
ist, soll in Anwendung der neuesten<br />
Errungenschaften der Strasseribautechnik erfolgen<br />
und wird vor allem aus handelspolitischen<br />
Gründen erstellt. Diese Verbindungsstrasse<br />
soll die grossen Materialtransporte<br />
aus dem hohen Norden, wie Kabeljau, Dorsch,<br />
Heringe, Walfische und Hummer etc., erleichtern<br />
und den wichtigen Holzhandel in den<br />
Hanptumschlagplätzen im _ äussersten Nordosten<br />
Norwegens mit den finnischen und russischen<br />
Handelsplätzen am Weissen Meere<br />
fördern. Auch für den Touristenverkehr aus<br />
dem In- und Ausland wird diese Nord-Süd-<br />
Route von grösster Bedeutung sein.<br />
Aus der polnischen Automobilindustrle.<br />
Das polnische Verkehrsministerium hat<br />
kürzlich den staatlichen Ingenieurwerken in<br />
Warschau eine Lieferung von über 200 Autobussen<br />
in Auftrag gegeben. Diese für den<br />
Autobusbetrieb vorgesehenen Wagen sollen<br />
vornehmlich dem weitern Ausbau des polnischen<br />
Strassenverkehrs dienen. Da die bisherigen<br />
Einrichtungen der Ingenieurwerke<br />
kaum genügen dürften, um den Auftrag innert<br />
nützlicher Frist erledigen zu können,<br />
'soll nach entsprechender Vorbereitung eine"<br />
starke Erweiterung der polnischen Automobil-Montagewerke<br />
durchgeführt werden. Bekanntlich<br />
erstreckt sich die Tätigkeit der<br />
Warschauer Firma vornehmlich auf die Montage<br />
von Saurer- und Fiat-Automobilen.<br />
kurrenten wären über diese zusätzliche Stunde<br />
Schlaf nicht unglücklich, auch wenn sich dafür<br />
die Ankunft in Venedig bis in die Nacht<br />
hinein verzog. Ueber den Bergen wurde<br />
eben die erste Helle des Tages sichtbar, als<br />
die Wagen sich in der Richtung Zernez-Ofenpass<br />
zur Fahrt aufmachten. Keine Hitze und<br />
kein Regen störte die Reise, so dass Fahrer,<br />
Kommissäre und Presseleute mit dem gleichen<br />
Vergnügen die Schönheiten des im frühen<br />
Morgendunste liegenden Engadins bewundern<br />
konnten. Der Nationalpark wurde<br />
im Fluge passiert und der Ofenpass in Angriff<br />
genommen. Der Uebertritt auf italienisches<br />
Gebiet vollzog sich ohne jede Schwierigkeit.<br />
Auf der letzten schweizerischen Teilstrecke<br />
hatten die Konkurrenten im übrigen<br />
noch einmal die Vorzüglichkeit der schweizerischen<br />
Streckenbewachung bewundern können.<br />
Ueber Sluderno und Spondigna wurde Trafoi<br />
erreicht, wo die Stilfserjoch-Bergprüfung<br />
begann. Die Teilnehmer hatten entsprechend<br />
der Stärke ihrer Wagen Durchschnitte von<br />
35 bis 40 km/St, innezuhalten. Wenn man<br />
das Stilfserjoch selber kennt, so weiss man,<br />
was diese (Mittel von Fahrer und Wagen verlangen.<br />
Die Kurven scheinen überhaupt nicht<br />
mehr aufzuhören, und die Geduld des Fahrers,<br />
der um seinen Wagen bangt, wird auf<br />
eine harte Probe gestellt. Eine Erleichterung<br />
bedeutete für die Piloten der weit vorgeschrittene<br />
Ausbau der Passstrasse, die an vielen<br />
Stellen schön verbreitert und zementiert<br />
ist. Nur eine enge Kurve war heute wegen<br />
vorhergegangenem Regen stark aufgeweicht<br />
und schlecht befahrbar. Bei einer Bergprüfungsfahrt<br />
auf das Stilfserjoch kommt es<br />
gleichmässig auf die Uebersetzung, das Schalten,<br />
die 1 Fahrkunst und schliesslich auch auf<br />
den Zus'and des Wagens überhaupt an, der<br />
nacn drei Tagen der Hetzjagd durch die Alpen<br />
Europas nicht mehr unbedingt hervorragend<br />
zu sein braucht. Die Prüfung wurde<br />
von einer Reihe von Ford-Wagen eröffnet,<br />
die das Ziel erreichten, ohne wie eine Lokomotive<br />
zu kochen. Ein Delahaye des Teams<br />
blieb wegen Getriebebruch auf der Strasse<br />
liegen, damit wurde diese Mannschaft gesprengt;<br />
auch einen Renault sah man mit Motorschaden<br />
an der Strasse warten. Der<br />
schnellste der grossen Gruppe war der<br />
Hotchkiss von Trevoux, der die 18 km lange<br />
Bergstrecke in 26'21'' erledigte. Nur vier<br />
Wagen der grössten Klasse erhielten Strafpunkte.<br />
In der zweiten Gruppe bis 3000 ccm<br />
bekamen sechs Konkurrenten Strafpunkte<br />
aufdiktiert, u. a. auch englische S. S.-Wägen.<br />
Von den 14 Einzelfahrern der 2000-ccm-<br />
Klasse wurden sieben gebüsst, während die<br />
Teams den Durchschnitt innehalten konnten.<br />
Sehr bemerkenswert ist die Tatsache, dass<br />
bei den kleinen Wagen bis 1500 ccm teilweise<br />
gleiche Zeiten wie die grössten Maschinen<br />
erreicht wurden. In der 1100-ccm-<br />
Klasse kamen mehrere Maschinen nicht zur<br />
rechten Zeit auf der Passhöhe an. Insgesamt<br />
wurden 27 Fahrer beim Stilfserjoch wegen<br />
Zeitverlusten gebüsst. Das Wetter hatte sich<br />
sehr günstig gehalten und auch dieses Jahr<br />
fanden sich längs der Strecke und auf der<br />
Passhöhe viele Zuschauer ein.<br />
Ueber Bormio erreichten die Alpenfahrer<br />
dann das Addatal und Tirano. Langsam verschwanden<br />
die Berge im Hintergrund, und<br />
die italienische Tiefebene nahm die Alpen-<br />
Reisenden auf. Mit voller Schnelligkeit<br />
wurde auf den schönen Strassen losgelegt.<br />
Die Geschwindigkeitsprüfung auf der<br />
Autostrasse zwischen Padua und Mestre<br />
wurde von den meisten Fahrern ohne Mühe<br />
erledigt. Nur sieben Konkurrenten konnten<br />
die vorgeschriebenen Mindestdurchschnitte<br />
von 95 bis 110 Wst. nicht innehalten.<br />
Insgesamt ergab dieser Tag den Ausfall<br />
von 10 Konkurrenten, nämlich des deutschen<br />
Wanderer-Team-Fahrers Graumüller, der bei<br />
Santa Maria in einer Geröllkurve ausrutschte<br />
und gegen einen Strassenstein prallte, ferner<br />
Perrot (Frankreich) auf Delahaye, Negrel<br />
(Frankreich) auf Renault, Loenholdt (Frankfurt)<br />
auf N. A, G., Malanciano (Frankreich)<br />
auf Ford, und Real (Frankreich) auf Renault,<br />
alle wegen Zeitüberschreitungen, Falmbigl<br />
(Oesterreich) auf Bugatti, wegen Schwierigkeiten<br />
mit der Bremse, Light (England) auf<br />
SS., Miss Allan (England) auf Lancia, und<br />
Mrs. Petre (England) auf Singer. Insgesamt<br />
sind in Venedig 108 Fahrer eingetroffen.<br />
Die fünfte Etappe.<br />
Bux hatte die Zeilen nur flüchtig überflogen.<br />
Dann griff er nach den Briefen. Der<br />
erste war von seiner Mutter. Sie schrieb:<br />
«Mein lieber Junge! Wir haben Dein Telegramm<br />
aus Florenz erhalten. Vater sagte<br />
gleich, dass ihr dort wohl nicht allzu lange<br />
bleiben würdet. Florenz war immer eine<br />
schlechte Zirkusstadt. Die Leute sind steifer<br />
als die anderen Italiener. Neapel und<br />
Mailand sind in Italien immer die besten Geschäfte.<br />
Ich schreibe Dir also (heute nach<br />
Rom. Hoffentlich trifft Dich mein Brief bei<br />
guter Gesundheit an. Wir haben uns gefreut<br />
zu hören, dass es dem lieben Alten gut geht.<br />
Hoffentlich hast Du nicht Unannehmlichkeiten<br />
davon gehabt, dass er der deutschen Dame<br />
so übel mitgespielt hat. Dhakjee soll doch<br />
besser aufpassen und ihm nicht alles durchgehen<br />
lassen. Aber ich weiss ja: Alles, was<br />
Brahma tut, it in Dhakjees Augen wohlgetan!<br />
Wir freuten uns auch sehr, dass Deine<br />
Judith wieder ganz gesund ist und dass es<br />
allen Tieren und Tom und Dhakjee gut geht.<br />
Von uns ist nicht viel zu berichten. Wir sind<br />
alle gesund. Vater lag allerdings drei Tage<br />
mit einer Erkältung, aber heute ist er wieder<br />
wohlauf und will abends auch wieder zu<br />
seinem Skat in den Stern gehen. Von Anna<br />
bekamen wir einen Brief aus Tokio. Sie und<br />
ihr Mann sind gesund; ihre Nummer gefällt<br />
in Japan sehr gut. Sie gehen, bevor sie nach<br />
San Franzisco reisen, erst noch nach den<br />
Philippinen zu einer sehr guten Gage. Hoffentlich<br />
ist die Sache dort sicher! Es ist<br />
doch hart, wenn man seine beiden Kinder so<br />
weit entfernt von sich weiss! Die neuen Gardinen<br />
für Deinen Wagen habe ich Ende der<br />
Woche fertig. Ich schicke sie nach Neapel.<br />
Hoffentlich hast Du nicht mit dem Zoll Aerger.<br />
Vater und ich sprechen noch viel von<br />
Deinem leider so kurzen Besuch hier. Vater<br />
lässt dich vielmals grüssen; er wollte<br />
selbst ein paar Zeilen schreiben, aber er ist<br />
immer so schreibfaul, das weisst Du ja.<br />
Es grüsst und küsst Dich innig<br />
Deine Mutter.<br />
«Du Gute!» sagte Bux leise vor sich hin<br />
und faltete den Brief mit einer zärtlichen<br />
Bewegung zusammen. Dann nahm er den<br />
zweiten Brief, sah die unbekannte Handschrift<br />
der Adresse und öffnete den Umschlag<br />
ohne besondere Neugier. Aber gleich<br />
darauf wusste er, von wem der Brief wa»-,<br />
denn das feine Papier zeigte oben links in<br />
farbloser Pressung die Buchstaben F. v. P.<br />
und darunter ein Wappen. Und dieser Brief<br />
lautete:<br />
Florenz, ...<br />
Liebster Freund! Ich wollte Dir schon<br />
längst schreiben, denn seit unserer Trennung<br />
sind schon drei und ein halber Tag vergangen,<br />
und das finde ich furchtbar lange!<br />
Aber ich konnte ja nicht früher schreiben,<br />
weil ich doch den ganzen Tag mit Papa zusammen<br />
bin und mit unseren Florentiner<br />
Verwandten. Und abends war ich dann immer<br />
so müde. Jetzt ist es nach Tisch, und<br />
da hat sich Papa endlich mal ein bisschen<br />
hingelegt, und ich bin unbeobachtet. Mir ist<br />
eingefallen, dass Du so gut wie nichts von<br />
mir weisst. Ich werde Dir allmählich alles<br />
von mir erzählen, aber auf einmal ist es zuviel.<br />
Ich habe Dir erzählt, dass Mama nicht<br />
mehr lebt. Das ist aber nicht wahr. Sie ist<br />
lange von Papa geschieden und mit einem<br />
andern verheiratet. Ich sehe sie nie. Die Eltern<br />
wurden während des Krieges geschieden,<br />
1915, als ich elf Jahre war. Schreib<br />
mir postlagernd unter «Brahma» — ja? Denn<br />
den Namen vergesse ich sicher nicht! Wir<br />
wohnen allein, Papa und ich. Papa war früher<br />
sehr wohlhabend, aber jetzt geht es uns<br />
gar nicht mehr so gut. Immerhin hält sich<br />
Papa noch ein Pferd, und ich reite es auch<br />
oft — natürlich im Herrensitz! — Papa, hat<br />
Zagreb, 11. August.<br />
Die fünfte, 440 km lange Etappe von Venedig<br />
nach Zagreb stellte für die Alpenfahrer<br />
ein Novum dar. Noch nie hatte diese Könnoch<br />
viele alte Vorurteile, während ich natürlich<br />
moderner denke. Er ist auch etwas<br />
verbittert, weil er gegen früher nicht mehr<br />
viel zu sagen hat. Er war nämlich sehr<br />
streng und scharf im Dienst, wie ich von<br />
Offizieren weiss, die in seiner Abteilung waren.<br />
Die neue Zeit ist sehr ungerecht und gewöhnlich,<br />
aber manches gefällt mir doch<br />
daran: zum Beispiel, dass die jungen Mädchen<br />
viel mehr Freiheit haben. Das soll ja<br />
früher fürchterlich gewesen sein. Papa findet<br />
zwar die heutigen Sitten unmöglich und<br />
möchte mir vieles verbieten, aber er kann<br />
eben doch nicht gegen die Zeit an! Gott sei<br />
Dank!<br />
Ich würde Dir gern schreiben, wie ich<br />
Dich liebe, aber Du bist ja so komisch und<br />
willst vorläufig nur, dass wir gute Freunde<br />
sind. Deshalb schreibe ich nicht, wie ich<br />
möchte. Aber eins muss ich Dir doch sagen:<br />
Die Fahrt mit Dir in Deinem Wohnwagen<br />
hat es mir so angetan, dass ich jetzt noch<br />
sofort mit Dir fliehen würde. Du hättest<br />
dann in einem anderen grossen Zirkus Engagement<br />
angenommen, und ich hätte vielleicht<br />
als Schulreiterin auftreten können! Das<br />
wäre herrlich gewesen!<br />
(Fortsetzung im zAutler-Felerdbend».)
H»66 - <strong>1934</strong> ÄÜTOMOBIL-REVUB<br />
kwrenz so weit ins Oebiet des Balkans hinunter<br />
geführt Im grossen und ganzen ist zu<br />
sagen, dass diese Etappe ohne allzu ernste<br />
Schwierigkeiten überwunden werden konnte.<br />
Die erste Hälfte bis Triest war ein reiner<br />
Genuss. Auf glänzend ausgebauten, geraden<br />
Strassen konnte voll aufgedreht werden, und<br />
die grossen Wagen erreichten Stundendurchschnitte<br />
bis 90 km. Die Italiener hatten<br />
selbstverständlich an dieser Jagd ihr helles<br />
Vergnügen und spendeten überall begeisterten<br />
Beifall.<br />
War das erste Teilstück das reine Vergnügen,<br />
so enthüllte sich die zweite Partie<br />
der Etappe von Fiume nach Zagreb als ein<br />
wahres Martyrium. Die Strassen waren<br />
steinig, staubig und wiesen gegen den Schluss<br />
hin unzählige Kurven auf. Die Fahrer hatten<br />
auf dem unübersichtlichen, hügeligen Gelände<br />
grösste Mühe, und stellenweise glaubten<br />
sie alle miteinander verzweifeln zu müssen.<br />
Trotzdem hielten sie überraschend gut durch<br />
und Zagreb wurde am Abend des Samstag<br />
von den meisten in verhältnismässig befriedigendem<br />
Zustand erreicht.<br />
Die Bilanz lautete hier folgendermassen:<br />
24 Konkurrenten waren bis Zagreb insgesamt<br />
ausgefallen, 34 hatten Strafpunkte erhalten<br />
und 69 lagen noch strafpunktfrei im Rennen.<br />
Leider war diese Etappe für die Schweiz<br />
ziemlich verheerend gewesen. Der Genfer<br />
Philippossian auf Terraplane gab am Ziel<br />
wegen Defektes an der Vorderachse auf; im<br />
Verlaufe der Etappe hatte er übrigens einen<br />
Polizisten ungefährlich angefahren. Der Luzerner<br />
Dreier auf Alfa Romeo und Züst<br />
(Lausanne) auf M. G. Magnette erreichten<br />
das Ziel nicht zur Zeit. Auch die Engländer<br />
Leye (Talbot) und Dr. Khambatta (Lancia)<br />
fielen aus. Der Holländer van Beeck auf<br />
Ford erhielt 12 Strafpunkte und die Engländerin<br />
Miss Pattern auf Alois 32 Punkte.<br />
Die letzte Etappe.<br />
München, 12. August.<br />
102 Konkurrenten starteten am Sonntagmorgen<br />
zu der längsten Etappe von 616 km,<br />
die von Zagreb über Oesterreich nach München<br />
führte. Der erste Teil der Fahrt war<br />
wiederum reichlich mit Schwierigkeiten gespickt,<br />
und die Strassen fanden sich an manchen<br />
Orten in einem unerfreulichen Zustande.<br />
Ueber Laibach erstreckte sich die Route das<br />
Savetal aufwärts, bis am Fusse der Karawanken,<br />
dem jugoslawisch - österreichischen<br />
Grenzkamm, der Wurzenpass überschritten<br />
wurde. Von Villach aus begann nun der<br />
zweite Teil dieser letzten Etappe. Die<br />
Turacherhöhe, deren Steilroute diesmal auf<br />
der Abfahrtsstrecke erledigt werden musste,<br />
bot die grössten Schwierigkeiten. Aus Karaten<br />
führte die Strecke hinüber nach Steiermark<br />
und ins Salzburgerland. Ueber Berchtesgaden<br />
wurde am Abend München erreicht,<br />
das die Alpenfahrer grosszügig empfing. Die<br />
Organisation der Streckenbewachung war<br />
sowohl in Jugoslawien wie in Oesterreich und<br />
dann vor allem auch in Deutschland ausgezeichnet<br />
Sofort nach der Ankunft am<br />
f Schlussort wurden die Maschinen im geschlossenen<br />
Park vereinigt.<br />
Zum Abschluss der Fahrt.<br />
Unmittelbar vor Redaktionsschluss erhalten<br />
wir aus München von unserem Sonderkorrespondenten<br />
die Mitteilung, dass die<br />
Endresultate zur Stunde noch nicht feststehen.<br />
In Zagreb starteten zur letzten<br />
Etappe noch 102 Wagen. Die Strecke war<br />
äusserst schwierig und dürfte hauptsächlich<br />
bei der Ueberwindung der Turracherhöhe,<br />
die Steigungen bis zu 30% aufweist und wo<br />
eine Durchfahrtskontrolle eingeschaltet war,<br />
gegen ein Dutzend Ausfälle mit sich gebracht<br />
haben. Ebenso viel Fahrer mussten wahrscheinlich<br />
in der Schlussetappe noch Strafpunkte<br />
in Kauf nehmen. Obwohl die Ausrechnung<br />
der Resultate weder bei den Einzelfahrern<br />
noch bei den Mannschaften abgeschlossen<br />
ist, so kommen bei den letztern als<br />
voraussichtliche Sieger in Frage: Wertungsgruppe<br />
I: Delahaye, Gruppe II: Adler<br />
und Clement-Talbot, Gruppe III: Adler, Opel<br />
und Wanderer, Gruppe IV: B.M.W, und<br />
Gruppe V: Triumph. Organisation und Strekkendienst<br />
waren auf dem ganzen Sektor<br />
des letzten Tages mustergültig. Der ausführliche<br />
Schluss-Bericht folgt in der nächsten<br />
Nummer. ^^^^^^<br />
Nuvolarl meldet für den Großen<br />
Automobilpreis der Schweiz!<br />
Mit der Nennung von T. Nuvolari, der als Ein-<br />
, zelfahrer auf Maserati starten wird, ist die Liste<br />
für das bedeutsame autosportliohe Ereignis in Bern<br />
vom 26. August aller Voraussicht nach abgeschlossen.<br />
Sia vereinigt für den eigentlichen Grossen<br />
Preis nunmehr 19 Anmeldungen, die sich in Bezug<br />
auf die Qualität und Eignung der eingeschriebenen<br />
Fahrer nicht nur mit allen ausländischen<br />
Rennen gleicher Bedeutung messen darf, sondern<br />
einige sogar übertrifft. Dadurch, dass die Anmeldungen<br />
gleichzeitig von einer Bankgarantie begleitet<br />
sein mussten, die im Falle unbegründeten Wegbleibens<br />
verfällt, ist weitgehende Gewähr dafür geboten,<br />
dass die Namen der internationalen Kanonen<br />
nicht nur auf dem Programm prangen, sondern<br />
dejen Träger auch tatsächlich in Bern zu sehen<br />
sein werden. Wie bereits früher berichtet, stehen<br />
«cfa in •riiosem Rennen die drei zur Zeit erfolgreichsten<br />
Mannschaften, nämlich die Fabrikequipen von<br />
Mercedes-Benz und Auto-Union, sowie die Fahrer<br />
der Scuderia Ferrari als Vertreter der Alfa-Romeo-<br />
Werke gegenüber. Dazu gesellen sich zehn unabhängige<br />
Piloten besten Rufes, die alle für einen<br />
äusserst spannenden Austrag sorgen werden.<br />
Das vorangehende Rennen der Kleinwagen hat<br />
22 Anmeldungen aue 9 verschiedenen Ländern auf<br />
sich vereinigt, worunter sich anerkannte Spezialisten<br />
der Rennmaschinen bis 1500 com Inhalt befinden.<br />
Welche Bedeutung der gesamten Veranstaltung<br />
auch in offiziellen Kreisen beigemessen wird, dürfte<br />
schon daraus hervorgehen, dass Herr Bundesrat<br />
Dr. 3. Baumann das Ehrenpräsidium übernahm.<br />
Dem Ehrenkomitee gehören ferner der Präsident<br />
des bernischen Regierungsrates A. Stauffer, Regierungsrat<br />
Dr. Bcesiger, Stadtpräsident H. Lindt, sowie<br />
Oberetkorpskommandant H. Roost und der Chef<br />
des Motorwagendienstes, Oberst Labhardt an. Zu<br />
ihnen kommen noch die Präsidenten der zehn nationalen<br />
Automobil-Clubs, welche durch Fahrer am<br />
Rennen beteiligt sind. Aus<br />
dem Programm<br />
sei vorläufig erwähnt, dass an den drei Vortagen<br />
jeweilen von nachmittags 14 bis 17 Uhr trainiert<br />
wird, wobei das Publikum gegen bescheidenes Entgelt<br />
die Möglichkeit hat, den Trainingsbetrieb aus<br />
nächster Nähe zu verfolgen. Dieser wird um eo<br />
reger und interessanter sein, als jeder Fahrer durch<br />
das Reglement verpflichtet ist, mindestens zehn<br />
Runden im Training zu absolvieren.<br />
Am Samstagmittag erfolgt ab 15 Uhr die Abnahme<br />
der Maschinen im Areal der Giiterverwaltung<br />
SBB beim Weyermannshaus. Die Rennstrecke<br />
wird am Sonntag morgens 5 Uhr gesperrt, zu welcher<br />
Zeit auch bereits die Kassastellen eröffnet<br />
werden. Um zehn Uhr morgens sammeln eich die<br />
Kleinwagen zum Start, der um 10.30 Uhr erteilt<br />
wird. Nach Schluss des Rennens bietet eine etwa<br />
einstündige Pause den Zuschauern Gelegenheit, im<br />
Tribünenrestaurant oder in der Stadt das Mittagessen<br />
einzunehmen. 12.30 Uhr erfolg die Aufstellung<br />
der grossen Rennwagen, die um 13 Uhr zum<br />
Grossen Preis starten, so daes die Veranstaltung<br />
spätestens um 17 Uhr ihren Abschluss finden dürfte.<br />
Die Rennleitung hat sich erfreulicherweise entschlossen,<br />
unmittelbar nach jedem Rennen die Sieger<br />
auf eine Ehrenrunde zu schicken, damit dem<br />
geeamtee Publikum längs der ganzen Piste die<br />
Möglichkeit geboten ist, die erfolgreichsten Fahrer<br />
und Wagen nochmals zu sehen und zu begrüssen.<br />
Als offizielle Anlässe sind am Samstagabend ein<br />
groseer Empfang im Kursaal Schänzli und am<br />
Sonntagabend ein Festakt mit Preisverteilung im<br />
Bellevae-Palace vorgesehen.<br />
Sämtliche Komitees arbeiten zur Zeit unter<br />
Hochdruck, und der rege Vorverkauf für Eintrittskarten,<br />
Sitz- sowie Parkplätze lässt erkennen, dass<br />
Bern am 'Sonntag, den 26. August einen Massenaufmarsch<br />
erleben wird, wie er der Bundeshauptstadt<br />
nur selten beschieden ist.<br />
Lückendorfer Bergrennen. Das am letzten<br />
Sonntag in Sachsen abgehaltene Lückendorfer<br />
Bergrennen, das über eine Strecke von<br />
5 km führte, wurde von Steinweg auf Bugatti<br />
mit 2' 44,2" (Std.-Mittel: 109,4 km/St.)<br />
gewonnen.<br />
Einheimische Bedürfnisse und einheimische<br />
Verkehrsverhältnisse<br />
auf dieser Grundlage hat sich die<br />
Berna-Produktion im Laufe von<br />
30 Jahren entwickelt. Gibt es eine<br />
bessere Garantie, dass sie Ihre<br />
Anforderungen in jeder Beziehung<br />
zu erfüllen vermag?<br />
Unsere Erfahrung steht Ihnen für<br />
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jederzeit gerne zur Verfügung.<br />
Modelle von 1-7 Tonnen Nutzlast.<br />
Ulrich Maag f.<br />
Kaum hat sich das Grab über dem jugendlichen<br />
Autosportsmann C. PedrazzJrri geschlossen,<br />
steht die schweizerische Aßtosportsgemeinde<br />
erschüttert an der Bahre eines<br />
weitern jungen Herrenfahrers, der seine<br />
Begeisterung für den Rennsport und sein Interesse<br />
für die Sache des Automobils mit dem<br />
Leiben bezahlen musste.<br />
Noch am Sonntag, anlässlich des Klaasenrennens,<br />
unterhielten wir uns mit dem stets<br />
frohen und liebenswürdigen «Ueli» über sein<br />
Programm der verbleibenden Saison. Als<br />
richtiger Sportsmann Hess er sich die tückische<br />
Pneupanne auf dem Urnerboden, die ihn<br />
um einen voraussichtlichen und recht ehrenvollen<br />
Klassensieg brachte, nicht verdriessen<br />
und berichtete uns mit ungebrochener Begeisterung<br />
und voller hoffnungsfreudiger Erwartung<br />
über das kommende 24-Stunden-<br />
Rennen in Italien, das er mit seinem Renn-<br />
Kameraden H. Ruesch als einziger Vertreter<br />
der Schweiz bestreiten wollte. Auch im Grossen<br />
Preis der Schweiz gedachte er unsere<br />
Motorwagenfabrik Berna A.-G., Ölten<br />
Farben .ehrenvoll au vertreten, und versprach<br />
sich auf alle Fälle im Kleinwagen-Rennen einen<br />
achtunggebietenden Platz in dem international<br />
beschickten Feld.<br />
Der erst 24-jährige Fahrer, der hn Militärdienst<br />
den Grad eines Leutnants bei der<br />
Motorwagentrtippe bekleidete, blickte auf<br />
eine kurze aber recht erfreuliche und zu grossen<br />
Erwartungen berechtigende Renntätigkeit<br />
zurück. Abgesehen von einem ersten Versuch<br />
am Kilometerrennen der letzten St. Moritzef<br />
Atrtomobilwoche, nahm der Verunglückte<br />
eist seit dem Jahre 1932 regelmässi-<br />
In tiefem Schmerze teilen wir Ihnen mit, dass es<br />
Gott dem Allmächtigen gefallen hat, unseren innigstgeliebten<br />
Sohn, Bruder, Schwager, Neffen und Cousin<br />
Ulrich Maas<br />
im blühenden Alter von 24 Jahren, fern von seiner<br />
Heimat, in Italien, durch einen Autounfall zu sich<br />
in die Ewigkeit abzuberufen.<br />
Wir bitten um stille Teilnahme und Unterlassung<br />
von Kondolenzbesuchen.<br />
Ich verkaufe ungern, aber<br />
gezwunsenermassen, meinen<br />
ESSEX, 1928, 13 HP.<br />
Der Motor wurde im März<br />
vollständig revidiert und<br />
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und war bis jetzt absolut<br />
zuverlässig. Am Wagen<br />
ist keine Reparatur vorzunehmen,<br />
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— Offert, u. Anfrag,<br />
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In tiefer Trauer:<br />
Rudolf und Ursula Maag-Senn,<br />
Rudolf und Lude Maag-Guenot, Zürich 2<br />
und Anverwandte.<br />
Die Beerdigung findet Mittwoch, den 16. August, um 16 Uhr,<br />
in Zollikon statt. Abgang vom Trauerhaus, Gstadstrasse 20,<br />
um 15« Uhr.<br />
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der bekannte deutsche Reiseschriftsteller schreibt uns dieser Tage<br />
folgende anerkennenden Worte über „Europa-Tourine" :<br />
„Ausgerüstet mit einem sehr umfangreichen Kartenmaterial jeder Art, habe<br />
ich Europa-Touring anfangs nur mit Zögern in Gebrauch genommen. Es hat<br />
sich dann aber herausgestellt, dass Europa-Touring sich selbst Autokarten von<br />
doppelt so grossem Maßstab überlegen zeigte, durch seine Handlichkeit, seine<br />
Zuverlässigkeit, seine Uebersichtlichkeit. Die Genauigkeit der in Europa-Touring<br />
gegebenen Informationen ist absolut. Ich habe, trotz der ausdrücklichen Bitte<br />
Ihres Vertreters, den Verlag auf etwaige Mängel aufmerksam zu machen,<br />
keinen einzigen Irrtum auffinden können.<br />
Europa-Touring ist mir für meine Reisen unentbehrlich geworden."<br />
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der Automobilführer<br />
Diese Anerkennung ist von besonderer Bedeutung, hier<br />
handelt es sich nicht um einen Durchschnitts-Autler der<br />
ein paar tausend Kilometer im Lande herumfährt; Heinrich<br />
Hauser hat abseits der grossen Heerstrassen zahlreiche<br />
Länder Europas kreuz und quer durchzogen. Wenn ein<br />
Autotourist von der Bedeutung und Kennerschaft Hausers,<br />
dessen Reisebücher im ganzen deutschen Sprachgebiet<br />
gelesen sind, einem Führer- und Kartenwerk seine besondere<br />
Anerkennung ausspricht und demselben zufolge seiner<br />
Zuverlässigkeit und Uebersichtlichkeif den Vorzug gibt,<br />
so verdient dies schon ganz besondere Beachtung.<br />
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N" 66 - <strong>1934</strong> ÄUTOMOBIL-REVUE<br />
Am Mittwoch: Coppa Acerbo.<br />
Dreikampf Mercedes-Benz - Auto-Union -<br />
Alfa Romeo.<br />
Maria-Himmelfahrt, am 15. August, gilt in<br />
Italien als Feiertag. Schon seit einigen Jahren<br />
findet anlässlich dieses Festtages auf der<br />
Rundstrecke von Pescara, auf der diesen<br />
Sonntag und Montag das 24-Stunden-Rennen<br />
um die Targa Abruzzo ausgefahren wurde,<br />
das bekannte Rundstreckenrennen um die<br />
Coppa Acerbo statt. Der diesjährige Lauf<br />
stellt als zehnte Wiederholung ein Jubiläumsrennen<br />
von besonders bedeutsamen Ausmassen<br />
dar. Der Circuit ist, wie schon in der<br />
letzten Nummer erwähnt, 25,8 km lang und<br />
muss von den kleinen Wagen bis 1100 ccm<br />
viermal, demnach über 103,2 km, und von<br />
den grossen Maschinen 20mal, demnach über<br />
516 km befahren werden. Die Coppa Acerbo,<br />
die sich von jeher in die Folge der grössten<br />
internationalen Rennen einreihte, hat dieses<br />
Jahr die Bedeutung eines europäischen Grand<br />
Prix. Für die Schweiz ist diese Veranstaltung<br />
um so wichtiger, als sie das letzte Zusammentreffen<br />
der neuen deutschen Rennwagen und<br />
der italienischen Maschinen vor dem Grand<br />
Prix in Bern bringt. Der am nächsten Sonntag<br />
in der Zwischenzeit noch fällige Grosse<br />
Preis von Nizza hat den typischen Charakter<br />
eines ausgesprochenen Rennens der Einzelfahrer,<br />
das lediglich durch die Scuderia Ferrari<br />
Zuzug erhält. Zum ersten Male, seit dem<br />
Deutschland wieder international in den<br />
Rennsport eingegriffen hat, treten Mercedes-<br />
Benz und die Auto-Union m Italien ihren<br />
schärfsten Gegner gegenüber, und man kann<br />
sich deshalb vorstellen, mit welcher ungeheuren<br />
Spannung man in Italien dem Ausgang<br />
dieses wichtigen Dreikampfes entgegensieht.<br />
Sowohl die Deutschen wie die Italiener<br />
entsenden an diesen Anlass ihre stärksten Vertreter.<br />
Die Scuderia Ferrari hat vier neue<br />
Alfa Romeo 3000 ccm eingeschrieben, die von<br />
Chiron, Varzi, Moll und Ghersi geführt werden.<br />
Der italienische Rennstall wird sich seinen<br />
bandsleuten somit in stärkster Formation<br />
präsentieren. Mercedes-Benz hat offiziell<br />
Fajrioli, Henne und Caracciola gemeldet,<br />
also auch diese Firma tritt geschlossen<br />
zum Kampfe an. Für die Auto-Union wurden<br />
Stuck und Sebastian genannt. Brivio hat von<br />
Bugatti Erlaubnis erhalten, als Einzelfahrer<br />
mit einer der neue Maschinen zu starten. Tazio<br />
Nuvolari, der in letzter Zeit wieder stark im<br />
Kommen ist, fährt erneut mit seinem 3000 ccm-<br />
Maserati. Zu diesen favorisierten Fahrern<br />
kommen noch eine ganze Anzahl Einzel-Nennungen,<br />
wie diejenige von Earl Howe (Maserati),<br />
Whitney Straight (Maserati), Hamilton<br />
(Maserati), Zehender (Maserati), Penn<br />
Hughes (Alfa Romeo) usw.<br />
Am letzten Samstag fand bereits ein erstes<br />
Training statt an dem die Auto-Union,<br />
Mercedes-Benz und die Scuderia Ferrari<br />
teilnahmen. Varzi erreichte mit 11' 47" (Stun"<br />
denmittel 136 km/St.) die schnellste Runde.<br />
Stuck fuhr den Circuit in 11' 59'' (Stundenmittel<br />
132 km/St.), Moll in 12' 31" (Stundenmittel<br />
123 km/St), Lord Howe in 12' 36"<br />
(Stundenmittel 121 km/St.), Fagioli in 12' 40"<br />
und Momberger (Auto-Union) 12' 45''. Nuvolari,<br />
Chiron und Caracciola beteiligten sich<br />
am ersten Training nicht. Die schnellste<br />
Runde legte beim letztjährigen Rennen um<br />
die Coppa Acerbo Nuvolari auf Maserati in<br />
10' 31,8" zurück (Stundenmittel 145,2 km/St.).<br />
Das Rennen wurde 1933 von Fagioli auf Alfa<br />
Romeo mit dem Stundenmittel von 141,8<br />
km/St, gewonnen.<br />
Die Meldungen:<br />
Klasse über 1100 ccm: Hans Stuck (Auto-<br />
Union), Sebastian (Auto-Union), Chiron (Alfa Romeo),<br />
Varzi (Alfa Romeo), Moll (Alfa Romeo),<br />
Ghersi (Alfa Romeo), Caracciola (Mercedes-Benz),<br />
Fagioli (Mercedes-Benz). Henne (Mercedes-Benz),<br />
Nuvolari (Maserati 300D ccm), Whitney Straight<br />
(Maserati 3000 ccm), Corti (Maserati 16 Zyl.), Penn<br />
Hughes (Alfa Romeo 2600 ccm), Zeh«nder (Maserati<br />
3000 ccm), Brivio (Bugatti 3300), Hamiltcm<br />
(Maserati 3000 ccm), Lord Howe (Maserati 3000<br />
ccm), Bonetto (Alfa Romeo 2600 ccm).<br />
Klasse bis 1100 ccm: Giovannelli (P E.). Lanfli<br />
(Rocca). Russo (Fiat), Fourmanik (Maserati), Travaglini<br />
(X.), Matrullo (Maserati). Beccaria (Fiat),<br />
Seeman fM.G.), Pelizola (Maserati), X (Rocca), Galeazzi<br />
(Fiat). Cecchini (M. 0 ). Hamilfon (M. G.).<br />
Grosser Bergpreis<br />
von Deutschland.<br />
Am 19. August in Freiburg i. Br.<br />
Am kommenden Sonntag findet auf der<br />
Schauinslandstrecke bei Freiburg i. Br. das<br />
Rennen um den Grossen Bergpreis von<br />
Deutschland statt, das auch dieses Jahr international<br />
offen ist und erneut einen Teil<br />
der Klausenfahrer zusammenbringen wird.<br />
Die Rennstrecke zwischen Freiburg-Günterstal<br />
und der Schauinslandpasshöhe ist bekanntlich<br />
12 km lang und weist einen Höhenunterschied<br />
von 800 m auf. Zu der Veranstaltung<br />
sind nur Sport- und Rennwagen zugelassen,<br />
die in 6, resp. 5 Wertungsgruppen untergeteilt<br />
sind. Für das Rennen sind zahlreiche<br />
Preise ausgeschrieben. Die Sieger der<br />
Sport- und -Rennwagenkategorie erhalten je<br />
1000 Rm., die Zweiten je 600, die Dritten je<br />
300 und die Vierten je 200 Rm. Ausserdem<br />
kommen Ehrenpreise für die besten Zeiten<br />
zur Verteilung.<br />
Die Nennliste verzeichnet eine bedeutende<br />
Anzahl erstklassiger deutscher, italienischer<br />
und schweizerischer Fahrer. In den kleinsten<br />
Sportwagenklassen bis 800 und bis 1100 ccm<br />
starten 11, resp. 14 Konkurrenten, u. a.<br />
Bäumer, Brudes, Moritz usw. In der 1500-<br />
ccm-Klasse findet man Burggaller, Hartmann<br />
und Seidel, während in der 3000-ccm-<br />
Klasse neben dem Schweizer Hans Stuber<br />
vor allem italienische Alfa Romeo-Fahrer anzutreffen<br />
sein werden. In der kleinsten<br />
Rennwagenklasse sind sieben Fahrer gemeldet<br />
und bei den Rennwagen bis 1500 ccm<br />
zehn, darunter auch die Zoller-Wagen. In der<br />
grössten Klasse treffen, was vor allem auch<br />
in der Schweiz interessieren muss, wieder<br />
Caracciola auf Mercedes-Benz und Stuck auf<br />
Auto-Union zusammen, daneben starten noch<br />
eine ganze Anzahl weiterer erstlklassigerRennfahrer.<br />
Leider sind bis zum Augenblick die<br />
Namen aller Schweizerfahrer noch nicht bekannt.<br />
Das Schauinslandrennen feiert dieses Jahr<br />
wie das Klausenrennen das Jubiläum der 10.<br />
Wiederholung. Aus diesem Grunde veranstaltet<br />
der D. D. A. C. gleichzeitig eine<br />
Schwarzwaldhöhenfahrt am 17.August,<br />
verbunden mit einer Rundstrekkenhochleistungsprüfung<br />
durch<br />
die Stadt Freiburg am 18. August. Die Höhenfahrt,<br />
die in Freiburg beginnt und über<br />
Zarten, Todtnau, Neustadt, Villingen, Freudenstadt,<br />
Lichtental, Mummelsee, Openau,<br />
Wolfach, Hornberg, Trieberg und Waldkirch<br />
zurück nach Freiburg führt, ist 440 km lang<br />
und erreicht Höhen bis 1200 m. Im ganzen<br />
müssen 10 Bergstrecken überwunden werden.<br />
Die Route wird in 4 Etappen eingeteilt. Den<br />
Konkurrenten werden je nach der Grosse der<br />
Maschinen Geschwindigkeiten vorgeschrieben,<br />
die während der ganzen Strecke einzuhalten<br />
sind. Diese Durchschnitte variieren<br />
zwischen 59 und 68 km/St. Zu der Veranstaltung<br />
sind Einzelfahrer mit der internationalen<br />
Fahrerlizenz und Mannschaften zugelassen.<br />
Die Rundstreckenhochleistungsprüfung<br />
führt auf einer Rundstrecke von 9 km mitten<br />
durch die Stadt Freiburg. Auch hier sind<br />
Durchschnitte von 68 bis 72 km/St, vorgesehen,<br />
die innezuhalten sind. Der Circuit ist<br />
zwölfmal zu befahren, so dass insgesamt 111<br />
km zurückzulegen sind. Beide Veranstaltungen<br />
haben den Zweck, die Ausdauer der modernen<br />
Wagen und der Fahrer bei relativ<br />
hohen Durchschnitten zu erproben.<br />
Im Folgenden veröffentlichen wir aus dem<br />
Programm für die Freiburger Sportstage<br />
einen gekürzten Auszug:<br />
Donnerstag, den 16, August <strong>1934</strong>.<br />
6—12 Uhr: Training auf der Bergrennstrecke.<br />
Freitag, den 17. August <strong>1934</strong>.<br />
6 Uhr: Start zur Schwarzwaldhöhenfahrt, am Gasthaus<br />
zum Schiff, Schwarzwaldstrasse.<br />
6—13 Uhr: Training auf der Bergrennstrecke.<br />
Ab 11 Uhr: Ankunft der ersten Fahrer, Stühlinjerplatz.<br />
Samstag, den 18. August <strong>1934</strong>.<br />
6—13 Uhr: Training auf der Bergrennstrecke.<br />
Ab 14 Uhr: Rundstreckenhochleistungsprüfung mit<br />
Start und Ziel Stühlingerplatz.<br />
15—18 Uhr- Abnahme der Fahrzeuge füT den Grossen<br />
Bergpreis von Deutschland, beim Stadt.<br />
Schlachthof in der Faulenstrasse.<br />
Sonntag, den 19. August <strong>1934</strong>.<br />
9 Uhr: Sperrung der BergTennstrecke für jeden<br />
Verkehr.<br />
10 Uhr: Beginn des Rennens.<br />
18 Uhr- Preisverteilung und Siegerehrung vor dem<br />
Kaufhaus auf dem Münsterplatz.<br />
Grosser Preis von Nizza. Der am 19. August<br />
stattfindende Grosse Preis von Nizza wird<br />
bemerkenswert gut besetzt sein. Ausser den<br />
Scuderia-Ferrari-Fahrern Chiron, Varzi und<br />
Moll, den Maserati - Fahrern Etancelin und<br />
Nuvolari haben sich nun auch noch Zehender<br />
(Maserati), Sommer (Maserati), Minozzi<br />
(Alfa Romeo), Soffietti (Alfa Romeo), Brunet<br />
(Bugatti), der Schweizer Hans Ruesch (Maserati),<br />
Whitney Straight (Maserati), Dreyfus<br />
(Bugatti) und Penn Hughes (Alfa Romeo) eingeschrieben.<br />
Der Grosse Preis von Nizza<br />
führt bekanntlich mitten durch die Stadt und<br />
stellt eine Nachahmung des Grossen Preises<br />
von Monte Carlo dar.<br />
Grosser Preis von Comminges. Für den<br />
Grossen Preis von Comminges vom 26. August,<br />
der auf der bekannten Rundstrecke<br />
von St-Gaudens stattfindet, haben sich Whitney<br />
Straight (Maserati), Featherstaunough<br />
(Maserati), Falchetto (Maserati), De Villapadierna<br />
(Maserati), Sommer (Maserati),<br />
Delmo (Bugatti), Scaron (Bugatti), Dreyfus<br />
(Bugatti), Brivio (Bugatti), Benoist (Bugatti),<br />
Etancelin (Maserati), Moll (Alfa Romeo) und<br />
Lehoux (Alfa Romeo) gemeldet.<br />
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den Gesichtspunkten hergestellt, dass sie<br />
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in modernen Motoren die höchsten<br />
Leistungen ergeben, das heisst Vorleistung<br />
mit einem hohen Grad von Wirtschaftlichkeit<br />
und leichtem Startvermögen vereinigen;<br />
weitere Vorbedingungen sind niedrige Gestehungskosten<br />
und ein grosszügiges Verteilungsnetz<br />
des Brennstoffes. Um den besonderen<br />
Anforderungen spezieller Kunstflüge<br />
zu entsprechen, können eine oder zwei<br />
Eigenschaften eines Flugmotorenbrennstoffes<br />
überentwickelt werden auf Kosten der übrigen;<br />
in diesen Fällen sind die Gestehungskosten<br />
nicht massgebend. Es sind natürlich<br />
eine grosse Zahl von Komponenten für die<br />
Verwendung in Spezialbrennsteffen verfügbar;<br />
die am häufigsten gebrauchten sind Benzol,<br />
Aethyl- und Methylalkohol, Azeton und<br />
Bleitetraäthyl. Der Zusatz dieser Komponenten<br />
verbessert eine bestimmte Eigenschaft<br />
des Brennstoffes.<br />
Nachstehend geben wir eine kurze Beschreibung<br />
der vorteilhaftesten Eigenschaften<br />
eines Brennstoffes für verschiedene Spezialzwecke:<br />
Geschwindigkeit<br />
a) Kurzstreckenrennen. Ein ausschliesslich<br />
für hohe Geschwindigkeit gebautes Flugzeug<br />
wird mit einem Motor versehen sein, der<br />
die höchste Leistung pro Gewichtseinheit und<br />
pro Volumeneinheit ergibt. In jedem Falle ist<br />
die wünschenswerteste Eigenschaft des Motors<br />
hoher volumetrischer Wirkungsgrad verbunden<br />
mit gutem thermischem Wirkungsgrad.<br />
Um dies zu erreichen, wird das Gemisch<br />
vorverdichtet, und der Motor besitzt<br />
ein entsprechend hohes Kompressionsverhältnis.<br />
Obwohl der Brennstoffverbrauch hierbei<br />
von untergeordneter Bedeutung ist, kann<br />
d'eser Faktor jedoch nicht vollständig ausser<br />
acht gelassen werden, damit die Nutzlast so<br />
niedrig wie möglich gehalten wird.<br />
Endlich ist die Vergasbarkeit eines Brennstoffes<br />
für Rennflugzeuge von grösserer Bedeutung<br />
als bei Brennstoffen für Rennwagen,<br />
da ein Rennwagenmotor im Leerlauf «auf<br />
Touren gebracht werden kann », um Verölen<br />
der Kerzen zu vermeiden, wogegen in einem<br />
Flugmotor ein derartiges Verfahren nicht<br />
durchführbar ist.<br />
Die von einem Brennstoff für höchste Geschwindigkeiten<br />
am meisten verlangte Eigenschaft<br />
ist hohe Verdampfungswärme, um den<br />
höchsten voiumetrischen Wirkungsgrad zu<br />
erzielen, und gute Klopffestigkeit, um die<br />
durch die Vorverdichtung entstehenden Druckund<br />
Temperaturbedingungen auszuhalten.<br />
Die im allgemeinen verwendeten Bestandteile<br />
zur Erzielung einer hohen Verdampfungswärme<br />
sind Methyfl- und Aethylalkohol; hiervon<br />
hat Methylalkohol die höhere Verdampfungswärme<br />
und Aethylalkohol den höheren<br />
Heizwert; die Klopffestigkeitseigenschaften<br />
beider Brennstoffe sind ungefähr dieselben.<br />
Diese Alkohole dürfen nur ein Minimum an<br />
Wasser enthalten. Da der Hauptzweck des<br />
Alkoholzusatzes darin besteht, die Verdampfungswärme<br />
zu verbessern, wird oft Methylalkohol<br />
verwendet.<br />
Um die nötige Vergasbarkeit zu erzielen,<br />
wird Benzin oder Azeton zugesetzt; Azeton<br />
hat die höhere Verdampfungswärme von beiden<br />
und vermischt sich leichter mit reinem<br />
Alkohol. Aus diesen Gründen wird es manchmal<br />
zur Verwendung bei Rennbrennstoffen<br />
dem Benzin vorgezogen. Wenn Benzin verwendet<br />
wird, muss ein solches mit einer besonderen<br />
Siedekurve genommen werden, damit<br />
die besten Resultate erzielt werden.<br />
Um die Wirksamkeit von Speziatibrennstoffen<br />
zu illustrieren, erwähnen wir, dass<br />
Leistungssteigerungen bis zu 15 % lediglich<br />
durch geeignete Zusammensetzung des Brennstoffes<br />
erzielt werden.<br />
b) Langstreckenrennen. Für Flüge über<br />
verhältnismässig lange Strecken, wie z. B.<br />
die « Coupe Deutsch », muss der Verbrauch<br />
beträchtlich geringer als zirka 0,5 L/PS-Std.<br />
werden, ein Wert, der bei Rennen über kurze<br />
Strecken durchaus üblich ist. Ferner muss<br />
die Vergasbarkeit verbessert werden, um bei<br />
Rennen über kurze Strecken gute Beschleunigung<br />
bei schnellem Oeffnen der Drosselklappe<br />
zu erzielen. Der Hauptunterschied<br />
zwischen einem reinen Kurzstreckenbrennstoff<br />
und einem Brennstoff für Langstreckenflüge<br />
ist daher der, dass im ersteren Falle<br />
auf andere günstige Brennstoffeigenschaften<br />
verzichtet werden kann, um hohe Verdampfungswärme<br />
zu erzielen, während im letzteren<br />
Falle mehr der Heizwert und die Vergasbarkeit<br />
berücksichtigt werden müssen.<br />
AUTOMOBIL-REVUE <strong>1934</strong> - N°66<br />
Bei Rennbrennstoffen für lange Strecken<br />
wird im allgemeinen dem Alkohol Benzin<br />
zugesetzt, um besseren Verbrauch (infolge<br />
seines hohen Heizwertes) zu erzielen, und<br />
in einem Benzol-Alkoholgemisch wird im allgemeinen<br />
Benzin verwendet, um die notwendige<br />
Vergasbariceit für die Beschleunigung<br />
zu liefern. Benzin hat einen höheren Heizwert<br />
als Azeton und vermischt sich leichter<br />
mit einem Benzol - Alkoholgemisch als mit<br />
Alkohol aHein, Hier ist wieder eine besondere<br />
Benzinsorte erforderlich.<br />
Höhenflüge.<br />
Die hervorstechendste Eigenschaft eines<br />
für Höhenflüge gebauten Motors ist ein hoher<br />
Grad von Vorverdichtung, um die Leistung<br />
in grosser Höhe beizubehalten. Obgleich natürlich<br />
der Motor in geringer Höhe nicht mit<br />
voller Drosselöffnung läuft, wird infolge der<br />
grossen Anforderungen, die an den Brennstoff<br />
durch die hohen Einlasstemperaturen<br />
infolge der Vorverdichtung gestellt werden,<br />
ein guter klopffester Brennstoff benötigt. Um<br />
dieser Anforderung zu entsprechen, muss der<br />
Brennstoff unbedingt äthylisiert werden. Er<br />
muss auch einen sehr niedrigen Gefrierpunkt<br />
besitzen. Ferner ist eine gute Vergasbarkeit<br />
erforderlich, um Störungen infolge des Qefrierens<br />
an der Drosselklappe zu vermeiden<br />
und eine gute Gemischverteilung in sehr<br />
grosser Höhe zu erzielen. Alkoholreiche<br />
Brennstoffe kommen für Höhenrekordversuche<br />
infolge ihres hohen spezifischen Verbrauchs<br />
und der Gefahr der Entmischung bei<br />
niedrigen Temperaturen nicht in Frage. Benzol<br />
kann wegen seines hohen Gefrierpunktes<br />
nicht verwendet werden. Wenn es notwendig<br />
sein sollte, eine Komponente dieser Art<br />
zu verwenden, sollte Toluol gebraucht werden,<br />
vorausgesetzt, dass es besonders hergestellt<br />
ist (unter anderem darf es kein<br />
Wasser enthalten). Selbst dann ist der Gefrierpunkt<br />
selten niedrig genug für diesen<br />
Zweck, obgleich es möglich ist, diese Schwierigkeit<br />
durch Zusatz kleiner Mengen gewisser<br />
Stoffe zu überwinden, die die Haupteigenschaften<br />
des endgültigen Gemisches nicht beeinflussen.<br />
Im allgemeinen gesprochen, können<br />
die Anforderungen, die an Brennstoffe<br />
zu Motoren für Höhenflüge gestellt werden,<br />
durch einen äthyflisierten Brennstoff erfüllt<br />
werden, dessen Hauptbestandteile Spezialbenzine<br />
sind.<br />
•<br />
Langstreckenflüge.<br />
Das Haupterfordernis eines für einen ununterbrochenen<br />
Lansrstreckenflug gebauten<br />
Motors ist Sparsamkeit. Zu diesem Zweck<br />
wird man im allgemeinen einen hochverdichtenden<br />
Motor ohne Kompressor verwenden,<br />
um den bestmöglichen thermischen Wirkungsgrad<br />
zu erzielen; ferner wird der Vergaser<br />
so eingestellt sein, dass er ein etwas<br />
ärmeres Gemisch als normal liefert. Die<br />
Haupterfordernisse eines Brennstoffes für<br />
diesen Motorentyp sind daher guter Heizwert,<br />
um einen minimalen Verbrauch zu ergeben,<br />
und sute Klopffestigkeit, um die Verwendung<br />
eines hohen Kompressionsverhältnisses<br />
zu gestatten. Der Heizwert muss hoch<br />
sein, einerlei ob man ihn auf Gewichts- oder<br />
Volumenbasis bezieht, ersteres aus kiarliegenden<br />
Gründen und letzteres, um übermässig<br />
grosse Tanks zu vermeiden.<br />
Um Schwierigkeiten in der Gemischverteilung<br />
infolge zu armen Gemisches zu vermeiden,<br />
muss der Brennstoff eine gute Vergasbarkeit<br />
besitzen; andererseits werden bei<br />
zu schneller Vergasbarkeit Schwierigkeiten<br />
durch Einfrieren des Vergasers eintreten<br />
können. Es ist auch wahrscheinlich, dass<br />
man bei solchem Flug auf niedrige Temperaturverhältnisse<br />
stösst, da ein gewisses<br />
Mass an Nachtflügen oder Flügen in grosser<br />
Höhe fast unvermeidlich ist; aus diesem<br />
Grunde muss der Brennstoff einen niedrigen<br />
Gefrierpunkt besitzen, um Störungen in der<br />
Brennstoffzufuhr, an den Filtern usw. zu ver-<br />
meiden. Bei den verhältnismässig leichflüch-<br />
tigen Brennstoffen, die für Langstreckenflüge<br />
verwendet werden, muss ferner grosse Sorgfalt<br />
darauf gelegt werden, den Dampfdruck<br />
innerhalb angemessener Grenzen zu halten,<br />
um Schwierigkeiten durch Dampfblasenibildung<br />
zu vermeiden. Ausserdem darf sich der<br />
Brennstoff nicht zersetzen und muss restlos<br />
verbrennen, um ein Hängenbleiben der Ventile,<br />
Zündkerzenstörungen usw. zu vermeiden.<br />
Es steht fest, dass Benzol einen guten<br />
Heizwert und auch ausgezeichnete Klopffestigkeitseigenschaften<br />
besitzt; es hat jedoch<br />
ein hohes spezifisches Gewicht (zirka<br />
0,878), so dass es in sehr grossen Mengen<br />
für einen Dauerflug nicht verwendet werden<br />
kann. Auch neigt Benzol, wie bereits bei<br />
den Brennstoffen für Höhenflüge bemerkt<br />
wurde, zu Schwierigkeiten infolge Einfrierens.<br />
Aus diesen Gründen ist ein Benzin mit<br />
Zusatz von Bleitetraäthyl der geeignetste<br />
Brennstoff für Langstreckenifflüge, da es gute<br />
Klopffestigkeit, hohen Heizwert besitzt und<br />
Störungen durch Einfrieren nicht eintreten<br />
können. (« Shell Aviation News.»)<br />
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an einem unserer Saurer-Lastwagen, Vaouum-Schalldämpfer<br />
Grosse 2 einbauen und hatten denselben während 3 Wochen<br />
im Betrieb. Wir können bestätigen, dass wir mit diesem<br />
Schalldämpfer sehr zufrieden sind und eine<br />
Benzin-Ersparnis von über 25°/ 0<br />
herauswirtschaften konnten. Wir haben daher auch bei<br />
unserem 2. Saurerwagen diese neuen Vacuum-Schalldämpfer<br />
einbauen lassen.<br />
Unser Misstrauen, das wir bei der seinerzeitigen Offertstellung<br />
gegen diese Neu-Einrichtung hatten, ist durch die<br />
überraschenden Ersparnisse vollständig beseitigt.<br />
Wir können diese Vacuum-Schalldämpfer bestens empfehlen.<br />
Zürich, den 14. Juli <strong>1934</strong>.<br />
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stellt in ihrem Gutachten vom 7. 6. <strong>1934</strong> eine gleichwertige<br />
Brennstoff-Ersparnis fest.<br />
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auf unserem Büro eingesehen werden.<br />
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Die Etappe Interlaken<br />
Nebenstehend: Der Regenmantel für Autos. Die offenen wagen verschiedener<br />
Konkurrenten waren zum Schütze gegen Regen mit einem sehr zweckmassigen<br />
Ueberzug versehen, der nicht nur die offenen Sitze, sondern gleichzeitig<br />
auch die Schutzscheibe und die daran fixierten Hilfsapparaturen überdeckte.<br />
Rechts aussen: Freundlicher Willkomm. Einige reizende Oberländerinnen<br />
begrüssten in ihren vielbewunderten Trachten die ankommende Kolonne<br />
und bedachten, die Teilnehmer mit allerhand Aufmerksamkeiten.<br />
Stromlinie ist Trumpf! Oberst Berlescu, ein rumänischer Teilnehmer<br />
hat seinen Ford mit einer wuchtigen Stromlinien-Karosserie<br />
verkleidet. Er ist begeistert über den erhöhten Anzug des<br />
Motors bei gleichzeitiger Einsparung an Brennstoff, doch dürfte<br />
ihm der lang auslaufende Fischschwanz des Wagens in den engen<br />
Kehren mancher Pässe ordentlich zu schaffen machen, wenn<br />
er damit überhaupt noch ganz am Ziel eintrifft.<br />
Einrückungsarbeiten. Die Wartezeit vor der Zufahrt zur Etappenkontrolle<br />
wird mit allerhand Reinigungsarbeiten tüchtig ausgenützt.<br />
Hier sehen wir den Begleiter von Frl. E. Frisch, einer<br />
bekannten deutschen Langstreckenfahrerin, die im Hintergrund<br />
ersichtlich ist, beim Aufpolieren der Scheibe.<br />
Achtung, Kotflügel! Mancher Kotflügel nahm im Laufe der Reise<br />
abenteuerliche Formen an, die nur allzu offensichtlich für die<br />
Schwierigkeiten sprachen, mit denen ein Alpenfahrer zu rechnen<br />
hat, wenn seine Kurventechnik und das Schätzungsvermögen<br />
noch nicht den höchsten Stand der Verfeinerung erreicht haben.<br />
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c§»r». Rundschau<br />
Schnelligkeit kostet Geld.<br />
Es ist ein eigener Reiz, ordentlich « aufzudrehen<br />
>, den Gashebel durchzutreten und<br />
mit Schnellzugstempo durch die Gegend zu<br />
brausen. Aber es ist zugleich ein teures Vergnügen,<br />
gerade wie bei der Eisenbahn, wo<br />
der Schnellzug mehr kostet als der Bummelzug.<br />
Während sich aber bei der Bahn die<br />
Mehrkosten in sehr bescheidenen Grenzen<br />
halten, kostet das Schnellfahren mit dem<br />
Auto unter Umständen das Mehrfache von<br />
dem. was ein gemässigtes Tempo erfordern<br />
würde.<br />
Was versteht man unter gemässigtem<br />
Reisetempo? Massiges Tempo heisst eine<br />
Geschwindigkeit von 60—80 km/St. Das ist,<br />
wenn man nach Möglichkeit ständig so fährt,<br />
vollkommen genug, um in vernünftiger Zeit,<br />
das heisst mit einem Stundendurchschnitt<br />
45—50 km ans Ziel zu gelangen. Ausserdem<br />
ist das Gefahrenmoment in diesem Falle erheblich<br />
geringer als — sagen wir — bei<br />
85—90 km. Weiter spricht gegen die hohe<br />
Geschwindigkeit der stärkere Verschleiss<br />
des Wagens, des Motors insbesondere. Das<br />
macht sich allerdings nicht sofort bemerkbar,<br />
sondern erst nach längerer Zeit, wenn<br />
der Motor nicht mehr so gut « zieht », wenn<br />
die Karosserie zu klappern und zu quietschen<br />
anfängt. Etwas aber, was man sofort merkt<br />
und leider an seinem Geldbeutel, das ist der<br />
ausserordentlich hohe Brennstoffverbrauch<br />
wenn man längere Strecken in hohem Tempo<br />
fährt. In eingehenden Versuchen ist festgestellt<br />
worden, dass eine Maschine b?i<br />
00<br />
km/St, etwa 25 % mehr Benzin verbraucht als<br />
bei 60 km. Das macht bei einem mittelstarken<br />
Wagen, der in massigem Tempo auf 100 km<br />
12 Liter Benzin verzehrt, 3 Liter mehr aus.<br />
• Auch das Oel, das bekanntlich nicht sehr<br />
1 billig ist, wird viel schneller verbraucht, sodass<br />
— gleiches Verhältnis wie beim Brennstoff<br />
vorausgesetzt — ein fünffacher Verbrauch<br />
an Oel festgestellt werden kann. Dazu<br />
kommen noch die Reifen, die bei einer<br />
Geschwindigkeit von 90 km/St, doppelt so<br />
stark abgenutzt werden wie bei 60 km/St.<br />
Kurz, bei schneller Fahrt ergibt sich eine<br />
-recht starke finanzielle Mehrbelastung, die<br />
bei längeren Reisen sich unangenehm bemerkbar<br />
macht. Die Zeitersparnis ist beireibung ist von dem Gewichte des Fahrzeu-<br />
ebener Strasse rollendes Fahrzeug gelangt,<br />
auf der Strassendecke. Die Grosse der Haft-<br />
Ein mit Schwung (ohne Motorantrieb) auf<br />
weitem nicht so hoch, wie man gemeinhin ges in einfacher Weise abhängig.<br />
nach einer gewissen Zeit von selbst zum<br />
annimmt. Nachstehende kleine Tabelle zeigt,<br />
H = G . a = P<br />
Stillstand. Es müssen also Kräfte vorhanden<br />
wie ungeheuer der Unterschied zwischen<br />
und kann, wie immer auch die Bremsen eines sein, die eine bremsende Wirkung ausüben<br />
dem nach Möglichkeit eingehaltenen Tempo<br />
Wagens wirken mögen, einen gewissen und somit die eigentliche Bremstätigkeit unterstützen.<br />
Diese Kräfte sind der Rollwider-<br />
und der in Wirklichkeit durchfahrenen<br />
Höchstwert nicht überschreiten — der Wagen<br />
kommt mit blockiertem Rad ins Gleiten. stand und der Luftwiderstand. Von den La-<br />
Strecke wird, wenn man hohe Geschwindigkeiten<br />
einhält:<br />
li ist eine für die Art der Bereifung und die gerneibungswiderständen im Wagen müssen<br />
Erreichte wirkl. Durchiit<br />
eingehall<br />
Oberfläche der Strasse charakteristische wir korrekterweise hier absehen, da diese<br />
Zahl, die konstant und von der Geschwindigkeit<br />
des Wagens daher unabhängig ist. Diebacken unterstützen, also an der zu unter-<br />
ausschliesslich die Wirkung der Brems-<br />
nes Tempo<br />
40<br />
höchste, zum Bremsen gebotene Adhäsionskraft<br />
ist also für alle Geschwindigkeiten eine Der Rollwiderstand ist bei allen Geschwinsuchenden<br />
Bremsung keinen Anteil geben.<br />
38<br />
5<br />
50<br />
43<br />
14<br />
60<br />
48<br />
20 Grosse.<br />
digkeiten annähernd konstant und, verglichen<br />
70<br />
54<br />
23<br />
mit den anderen Kräften, gering. Der Luftwiderstand<br />
nimmt jedoch bei grösseren Ge-<br />
80<br />
60<br />
25 Durch Vereinigung der beiden Gleichungen<br />
ergibt sich die bemerkenswerte Tat-<br />
80<br />
63<br />
30<br />
100<br />
34<br />
schwindigkeiten derartig zu, dass bekanntlich<br />
fast ausschliesslich die gesamte Motorsache,<br />
dass der Bremsweg mit dem Quadrate<br />
der Geschwindigkeit wächst, aber<br />
70<br />
U<br />
Aus dieser Tabelle kann man sich sehr<br />
leistung von ihm verzehrt wird.<br />
durch vergrösserte Adhäsion, also bessere<br />
leicht errechnen, dass jemand, der eine 500- Haftreibung, verringert werden kann, zwei Erfolgt die Beobachtung nicht auf ebener<br />
km-Strecke nach Möglichkeit mit ca. 65 km Tatsachen, die jeder Fahrpraktiker rein gefühlsmässig<br />
bestätigen wird. Unabhängig steigender Strasse noch eine Komponente der<br />
Strasse, dann kommt als Widerstand bei<br />
fährt, sie in etwa zehn Stunden bewältigt.<br />
Dreht er dagegen ordentlich auf, braust er zeigt sich der Bremsweg vom Gewicht des Schwerkraft als treibende Kraft auf einer<br />
mit 90 durch die Gegend, so erreicht er einen Fahrzeuges, was so viel heisst, dass ein Gefällestrecke zur Wirkung, woraus sich<br />
Durchschnitt von etwa 60 km und wird also Kleinwagen auf dem gleichen Wege wie ein auch die Tatsache erklärt, dass Bremswege<br />
in ungefähr acht Stunden am Ziel sein — schwerer Wagen aus einem, sagen wir 60- bergab ein Vielfaches oft der Bremswege<br />
vorausgesetzt, dass unterwegs alles gut geht! km-Tempo zum Stillstand gebracht werden bergan betragen. Wir sehen somit, dass die<br />
Als beste, relativ sicherste und wirtschaftlichste<br />
Reisegeschwindigkeit dürfte sich bei die Bremsen einwandfrei funktionieren. hat, soweit sie durch die direkte Bremswir-<br />
kann, vorausgesetzt, dass bei beiden Wagen bremsende Kraft wohl eine konstante Grosse<br />
Reisen eine Geschwindigkeit von etwa 70 bis<br />
kung der Räder, den Roll- und Steigwiderstand<br />
hervorgerufen wird, dass aber noch der<br />
80 km empfehlen. cpr. Der Bremsweg liesse sich also aus folgender<br />
Formel bestimmen:<br />
Luftwiderstand als bremsende Kraft hinzutritt,<br />
der von der Geschwindigkeit abhängig<br />
Wovon der Bremsweg abhängt. Ein Grundgesetz<br />
der Mechanik besagt, dass das Arbeitsvermögen<br />
eines bewegten Körpers mit worin s den Bremsweg in Metern, v die Ge-<br />
ist.<br />
—th—<br />
seiner Masse und dem Quadrat seiner Geschwindigkeit<br />
steigt. Dieses Gesetz in dieunbenannte Haftreibungszahl bedeuten. bedeutet Kraftverlust. Ein Motor, der an<br />
schwindigkeit in Metern in der Sekunde, /* die Kompressionsverlust. Kompressionsverlust<br />
Form einer Gleichung gekleidet, lautet<br />
Kompressionsverlusten leidet, arbeitet «träge»,<br />
die Zündung wird mangelhaft funktionie-<br />
Diese Gleichung kann in eine etwas verwendbarere<br />
Form gebracht werden und lautet<br />
sodann:<br />
ren, der Vergaser wird ein Verhalten zeigen,<br />
als wenn das Gasgemisch nicht in der richtigen<br />
Zusammensetzung wäre, tatsächlich ist<br />
worin die Masse M<br />
es auch nicht der Fall, doch liegt dies nicht<br />
m n wobei diesmal v die Geschwindigkeit, wie am Vergaser, sondern daran, dass der Motor<br />
(G = Gewicht, g = Erdbeschleunigung = 9.31 üblich in Kilometern pro Stunde angibt. aus den undichten Stellen Luft ansaugt. Man<br />
m/Sek. s ) bedeutet. Die Arbeit erscheint als<br />
Ein Beispiel: v = 50 kra/Std. bemerkt d-en Kompressionsverlust beim Ankurbeln,<br />
wenn der Motor zu leicht über die<br />
Produkt aus einer Kraft (konstanter Grosse) JU =r 0.7 (ein hoher Wert für günstige Bremsverhältnisse).<br />
Kompression gedreht werden kann.<br />
und einem Wege s, auf dem sie wirkt.<br />
Die Kraft P, welche die Bremsung des<br />
2500 13.7 Meter Zunächst gilt es, bei mehrzylindrigen Maschinen<br />
den Zylinder herauszufinden, in dem<br />
Körpers bewirkt, ist nichts anderes als die<br />
260 . 0.7 Bremsweg<br />
Haftreibung H der vier gebremsten Räder Dieses Resultat ist aber nicht fehlerfrei. der Kompressionsverlust vorhanden ist. Man<br />
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10 AUTOMOBIL-REVUE <strong>1934</strong> - N° 66<br />
unterbricht zu diesem Zwecke mit Hilfe der<br />
Zündkontakte die Tätigkeit der anderen Zylinder<br />
bis auf den zu prüfenden. Ein einziger<br />
gut funktionierender Zylinder muss einen<br />
leergehenden Vierzylindermotor in Bewegung<br />
setzen. Bei Zweizylindermotoren ist der<br />
schlecht funktionierende Zylinder noch leichter<br />
herauszufinden.<br />
Die Ursachen des Kampressionsverlustes<br />
können etwa folgende sein: Undichter Kolbenring,<br />
undichtes Einlassventil, abgenützte<br />
Kolbenringe, ausgelaufene Zylinder, verbogene<br />
Ventilschäfte, undichte Auslassventile,<br />
zu enge Ventilschaftführungen, festklebende<br />
Ventilschäfte, verklebte Ventilsitze,<br />
erlahmte Ventilfedern, Ventilstössel schlecht<br />
eingestellt, Sprung im Zylinder, gebrochener<br />
Kolbenring, Kolbenringsehlitze zu eng, Kolbenringe<br />
festgeklebt, undicht sitzender Zylinderkppf,<br />
Sprung im Kolben, poröser Kolben,<br />
locker eingeschraubte Zündkerzen. gebro~<br />
ebenes Ventil, gebrochener Ventilkeil, gebrochene<br />
oder schlaffe Ventilfeder, überhitzter<br />
Motor, schlecht justiertes Ventil, Sprung<br />
im Porzellan der Zündkerze.<br />
Frage 9151. Abschnappkuppeluns. Bei meinem<br />
Wagen sind anscheinend die Batterie oder der Anlasser<br />
etwas knapp bemessen, denn bei kaltem Wetter<br />
vermag der Anlasser den Motor nur schwer auf<br />
die Tourenzahl zu bringen, die zur Einleitung einer<br />
Zündung notwendig ist. Trotz Anwendung eines<br />
dünnflüssigen Oels kann übrigens der (allerdings<br />
ziemlich grosse) Vierzylindermotor auch von Hand<br />
iaum über die Kompressionen hinüber gedreht werden.<br />
Man hat mir nun angeraten, eine sogenannte<br />
Abschnappkupplung in den Antrieb des Magnetapparates<br />
einzuschalten, damit die Zündungen<br />
kräftiger würden. Was halten Sie davon? Ist eine<br />
solche Abschnappkupplung im vorliegenden Fall<br />
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Revue, Bureau Zürich.<br />
•wirklich zu empfehlen? Wie arbeiten diese Abschnappkupplungen?<br />
E. S. in W.<br />
Antwort' Die Abschnappkupplung bewirkt,<br />
dass der Magnet im Moment, in dem die Zündung<br />
eintreten soll, eine raschere Umlaufzahl, als der<br />
Umlaufzahl des Motors entspricht, annimmt. Anstatt<br />
dass sich der rotierende Teil des Zündmagneten<br />
während des Anlassens gleichmässig langsam<br />
dreht, vollführt er also ruckartige Bewegungen, die<br />
geeigneter sind, um. einen kräftigen Zündfunken zu<br />
erzeugen.<br />
Die beistehende Skizze zeigt die neue Scintilla-<br />
Abschnappkupplung in teilweise auseinandergenommenem<br />
Zustand. Diese Abschnappkupplung besteht<br />
aus drei Hauptteilen- Einem am Magnetapparat befestigten<br />
Gehäuse (links) einem angetriebenen und<br />
einem treibenden Teil. Der angetriebene Teil ist auf<br />
der Magnetwelle konisch aufgekeilt und trägt zwei<br />
bewegliche Klinken. Der angetriebene und der treibende<br />
Teil sind miteinander durch eine starke Spiralfeder<br />
verbunden.<br />
Wird der treibende Teil vom Motor aus langsam<br />
in Bewegung gesetzt, dann sucht er durch die<br />
erwähnte Feder den angetriebenen Teil mitzunehmen.<br />
Eine Drehung des sekundären Teils tritt vielleicht<br />
auch einen Moment lang auf, wird dann aber<br />
dadurch abgestoppt, dass eine der beiden Klinken<br />
nach aussen ragt und* in einem Ausschnitt des Gehäuses<br />
anstösst. Die Drehung des treibenden Teils<br />
geht unterdessen weiter, wodurch die Feder immer Der Vorteil der Ganz-Stahl-Karosserlen. Letzthin<br />
trat ich in die Werkstatt eines schweizerischen<br />
mehr gespannt wird. Im Moment, in dem die Federspannung<br />
ein Maximum erreicht hat und dieKarosseriefabrikanten. Er hatte ein angeblich noch<br />
Zündung eintreten soll, löst dann eine Nocke des vor sechs Monaten fabrikneues ausländisches Automobil<br />
in Arbeit Die Holzteile waren zum Teil ver-<br />
treibenden Teils die Klinke des angetriebenen Teils<br />
aus, der angetriebene Teil schnappt aus und ver-faultsetzt dabei auch den beweglichen Teil des Magne-<br />
weil nicht einwandfrei dürres Holz verwenten<br />
in ruckweise Bewegung.<br />
Nach einer halben Umdrehung des angetriebenen<br />
Teils wird dieser von neuem gestoppt, weil sich<br />
nun die zweite Klinke im Gehäuse verfängt. Die<br />
Feder wird von neuem gespannt, es kommt schliesslich<br />
zu einem neuen Abschnappen usw.<br />
Ist der Motor einmal in Gang und auf höhere<br />
Tourenzahlen gekommen, dann ist dieser stossartige<br />
Antrieb des Magneten natürlich nicht mehr<br />
erforderlich. Um den Antrieb zu schonen, muss er<br />
sogar vermieden werden. Es ist deshalb Vorsorge<br />
getroffen, dass die Klinken nach Ueberschreiten<br />
einer gewissen Motortourenzahl, die zwischen 110<br />
und 155 gewählt werden kann, nicht mehr anstossen.<br />
Jede Klinke besteht nämlich, wie aus der<br />
Skizze deutlich ersichtlich, aus einem doppelarmigen<br />
Hebel. Der ursprünglich nach innen gerichtete<br />
längere, schwerere Arm der Klinke wird nun bei<br />
steigender Motortourenzahl durch die Zentrifugalkraft<br />
nach aussen getrieben und hebt damit ganz<br />
automatisch die Berührung des kürzeren Arms mit<br />
dem Gehäuse auf.<br />
Derartige und ähnliche Abschnappkupplungen<br />
stellen tatsächlich bei grossen, schwer durchzudrehenden<br />
Motoren eine ganz bedeutende Anlasserleichterung<br />
dar.<br />
—s.<br />
Frage 9152. Schweissen vom Kupfer. Wie<br />
schweisst man Kupfer? R. 0. in B.<br />
Antwort" Für Kupfersehweissungen verwendet<br />
man nur die Azetylen-Sauerstoff-Schweissung.<br />
Für dünne Bleche benötigt man bei möglichst<br />
senkrechter Führung des Brenners kein Schweisspulver.<br />
Die Flamme darf weder Azetylen- noch<br />
Sauerstoffüberschuss zeigen. Stärkere Bleche (von<br />
3 mm ab) müssen unter Verwendung eines<br />
Schweisspulvers geschweisst werden. Der wirksame<br />
Teil desselben ist Phosphor. Als Zusatzmaterial<br />
verwendet man Elektrolytkupfer mit einem<br />
Zusatz von Phosphor, Magnesium, Vanadium oder<br />
Aluminium od-er auch Silber (Kanzlerdraht). Infolge<br />
der grossen Wärmeleitfähigkeit des Kupfers<br />
muss man oft die der Schweissnaht zunächst gelegenen<br />
Partien erhitzen, was mit einem zweiten;'<br />
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Asbestplatten legen und eventuell auch mit Asbestplatten<br />
abdecken. Bei starkwandigen Stücken<br />
empfiehlt es sich, die Schweiss.naht in erhitztem<br />
Zustand, aber nicht bei zu hoher Temperatur, abzuhämmern,<br />
dann auf 500 bis 600° zu erhitzen und<br />
in kaltem Wasser abzuschrecken:<br />
det worden ist. Mit der Lieferung solcher Wagen<br />
verdirbt sich allerdings eine Fabrik ihr Renommee<br />
ganz, und es liegt sicher im Interesse einer Fabrik<br />
selbst, wenn sie in ihrer Leitung solche Männer<br />
besitzt, welche grünes und dürres Holz voneinander<br />
unterscheiden können. G. W. in T.<br />
Anfrage 435. Eintausch eines Occasionswagens<br />
mit verdecktem Mangel. Wir haben kürzlich einen<br />
Occasionswagen Marke X Jahrgang 1930 gegen<br />
einen fabrikneuen Wagen eingetauscht. Der erstere<br />
wurde von uns sofort weiterverkauft in der Annahme,<br />
dass er keine geheimen Fehler oder Mängel<br />
aufweise. Zu unserem grossen Erstaunen erhielten<br />
wir nach ein paar Tagen den Wagen vom Käufer<br />
zur Verfügung gestellt mit dem Hinweis, dass derselbe<br />
täglich ein ansehnliches Quantum Wasser verliert.<br />
Daraufhin haben wir den Motor untersuent<br />
und herausgefunden, dass er Ventilrisse aufwies.<br />
Selbstverständlich machte uns der Käufer dafür<br />
haftbar und wir sahen uns veranlasst, einen neuen<br />
Zylinderblock in den Wagen einzubauen.<br />
Frage: Ist der frühere Besitzer, von dem 'wir<br />
den Wagen eingetauscht haben, verantwortlich und<br />
haftbar, da er uns diesen Fehler verheimlicht hat.<br />
Wie verhält sich die Sache in rechtlicher Beziehung,<br />
sofern der erste Besitzer beweisen kann, dass<br />
er von diesem Defekt nicht wusste. Unserer Ansicht<br />
nach hätte es dem früheren Besitzer, der ebenfalls<br />
seit langem im Autohandel tätig ist, auffallen müssein,<br />
dass der Wasserstand täglich abnahm, währenddem<br />
der Oelstand zunahm.<br />
Wir möchten darauf aufmerksam machen, dass<br />
in einem ähnlichen Fall, bei dem wir allerdings<br />
den Beweis erbringen konnten, dass der Besitzer<br />
vom Defekt gewusst hat, das zürcherische Handelsgericht<br />
ganz zu unseren Gunsten entschieden hat.<br />
A. in Z<br />
Antwort: Nach Art 197 O.R. haftet der<br />
Verkäufer dem Käufer sowohl für die zugesicherten<br />
Eigenschaften als auch dafür, dass die Sache<br />
nicht körperliche oder rechtliche Mängel habe, die<br />
ihren Wert oder ihre Tauglichkeit zu dem vorausgesetzten<br />
Gebrauche aufheben oder erheblich mindern<br />
Und zwar haftet der Verkäufer auch dann,<br />
wenn er die Mängel nicht gekannt hat. Der frühere<br />
Besitzer des Wagens haftet also grundsätzlich<br />
selbst dann, wenn er von dem Ventilrisse nichts<br />
wusste. Immerhin ist eine Wegbedingung der Gewährspflicht<br />
möglich, und der Verkäufer haftet<br />
dann nur für den Fall, dass ihm bewiesen werden<br />
kann, er habe dem Käufer die Mängel arglistig<br />
verschwiegen. Aus Ihren Darlegungen geht<br />
nicht hervor, ob einer solche Aufhebung oder Beschränkung<br />
der Gewährspflicht vereinbart wurde.<br />
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Ist dies nicht der Fall, so haftet Ihnen der frühere<br />
Besitzer, sofern Sie ihm gegenüber sofort nach<br />
Entdeckung des heimlichen Mangels Mängelrüge erhoben<br />
haben. *<br />
Anfrage 436. Besteuerung abgeschleppter Fahrzeuge.<br />
Am 15. Juni erhielt ich den Auftrag, aus<br />
einer Privatgarage ein Motorfahrzeug zu holen. Der<br />
Wagen war nicht betriebsbereit und hatte keine Kontrollschilder;<br />
deshalb schleppte ich das Motorfahrzeug<br />
ab. Kaum bei meiner Werkstätte angelangt,<br />
kam die Polizei und zeigte mich an, weil das abgeschleppte<br />
Fahrzeug keinen Kontrollschild hatte.<br />
Diese stellte sich auf den Standpunkt, dass ich für<br />
die Ueberführung eine Tagesnummer (Fr. 12) hätte<br />
lösen müssen.<br />
Im Bundesgesetz über den Motorfahrzeugverkehr,<br />
Art. 59, steht nicht, dass das Motorfahrzeug<br />
im Schlepptau mit einem Kontrollschild versehen<br />
sein muss. Muss ich eine eventuelle Polizeibusse<br />
anerkennen? G. W. in L.<br />
Antwort. Art 59 der VO. vom 25. November<br />
1932 zum MFG lautet tatsächlich in seinem ersten<br />
Absatz nur dahin, dass ein im Schlepptau geführtes<br />
Motorfahrzeug durch einen Führer zu lenken<br />
ist, der im Besitze eines Führerausweises steht.<br />
Ueber die Kontrollschilder wird nichts gesagt. Nach<br />
der Praxis (vgl. z. B. Badertscher, Note 1 zu Artikel<br />
59 VO. zum MFG., Seite 311) gilt das geschleppte<br />
Fahrzeug als Anhänger. Gemäss Art. 24<br />
der zit. VO. muss nun aber der Anhänger mit<br />
einem Kontrollschild versehen sein. Wir glauben<br />
deshalb, dass Sie sich dem Bwssenurteil kaum mit<br />
Erfolg widersetzen könnten.<br />
Ein neuer Obenschmierapparat. Unter diesem<br />
Titel veröffentlichten wir kürzlich die Beschreibung<br />
eines neuen Apparates, bei welchem eine von der<br />
Motordrehzahl und Motorleistung weitgehend unabhängig«<br />
Schmierölmenge in die Zylinder direkt von<br />
oben zugeführt wird. Zahlreiche Anfragen veranlassen<br />
uns, darauf hinzuweisen, dass es sich dabei<br />
um den ROBUR-Obenschmiera-pparat handelt, der<br />
in der Schweiz neu zur Einführung gelangt, im<br />
Ausland jedoch schon stark verbreitet ist.<br />
Verantwortliche Redaktion:<br />
Dr. A. Büchl. Chefredaktion.<br />
W. Mathys. — Or. E. Waldmeyer. — M. Bollioer.<br />
Telephon der Redaktion: 28.222 (HallwagJ.<br />
Ausserhalb der Geschäftszeit: 23.295.<br />
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Bern, Dienstag, 14. Augast <strong>1934</strong> III. Blatt der „Automobil-Revue" No. 66<br />
Wh- entnehmen den folgenden Auszug dem im<br />
Drei-Masken-Verlag (Berlin) erschienenen Werke<br />
« Mit Flugzeug, Faltboot und Filmkamera in den<br />
Eisfjorden Grönlands », das über die « SOS-Eisberg<br />
>-Film-Expedition in sehr anschaulicher<br />
Weise berichtet. Der Verfasser des Buches, der<br />
wissenschaftliche Leiter des Unternehmens, geriet<br />
bei einer ausgedehnteren Forschungsfahrt<br />
in das Gebiet einer grossen Gletscher-Kalbung.<br />
Seines Faltbootes beraubt, blieb er in der<br />
Eiswüste mehrere Tage lang verschollen, bis ihn<br />
der Flieger Udet auffand. Der folgende Abschnitt<br />
berichtet über die glückliche Rettung aue<br />
der Todesgefahr dee Erhungerns nnd Erfrierens.<br />
Die Red.<br />
Ich überdachte nun meine Lage. Auf dem<br />
Landweg die nächsten Siedlungen zu erreichen,<br />
war unmöglich, weil der Weg viel<br />
zu lang war und weil die Siedlungen auf Inseln<br />
liegen. Sonst kam nur noch eine Fahrt<br />
auf Eisschollen in Betracht. Aber abgesehen<br />
davon, dass das ein höchst unsicheres Unternehmen<br />
war, hätte ich dann die Gletschermessungen<br />
nicht ausführen können, und das<br />
war ja der Hauptzweck der ganzen Unternehmung.<br />
Ich beschloss dazubleiben und<br />
fand auch bald den Gedanken, der mir meinen<br />
Aufenthalt hier als besonders günstig<br />
erscheinen Hess: statt der vorgesehenen<br />
zwei Tage konnte ich nun mindestens sieben<br />
Tage lang den Gletscher untersuchen, die<br />
Messungen mussten also viel genauer werden,<br />
als ursprünglich vorauszusehen war.<br />
Die Hauptsache war, mit den Kräften hauszuhalten.<br />
Nach den Verabredungen mit meiner<br />
Frau konnte ich niemanden vor sieben<br />
Tagen erwarten. Ich teilte meine Essvorräte<br />
für eine Wartezeit von zehn Tagen ein<br />
und suchte im übrigen in den nächsten Tagen<br />
die Gegend nach Essbarem ab.<br />
Bei allen Faltbootfahrten pflegte ich Angelhaken<br />
mitzunehmen für den Fall, dass ich<br />
durch irgendein Unglück an eine unbewohnte<br />
Küste verschlagen würde. Die Fische in<br />
Grönland lassen sich sehr leicht angeln,<br />
weil sie genau so verfressen sind wie die<br />
Hunde. Nach dem ersten Satz Messungen,<br />
der vier Stunden dauerte, stieg ich wieder<br />
zum Fjord herunter, mit ein paar Stücken<br />
Corned Beef, den Angelhaken und der Angelschnur<br />
bewaffnet und mit der sicheren<br />
Hoffnung, zur Abendmahlzeit einen grossen<br />
Fisch im Topf zu haben. Ein kleiner Weidenzweig<br />
diente als Angelrute, ein Stück einer<br />
vertrockneten Wurzel als Schwimmer. Ich<br />
steckte ein Stückchen Corned Beef an den<br />
-Haken, stellte ihn auf 1 m Wassertiefe ein und<br />
warf ihn in grossem Bogen hinaus in den<br />
Fjord. In der ersten halben Stunde zuckte<br />
der Schwimmer nicht ein einziges Mal. Ich<br />
ging an eine andere Stelle, wartete dort<br />
wieder eine halbe Stunde, aber ohne Erfolg.<br />
«Vielleicht liegt es an der falschen Tiefe des<br />
Köders», dachte ich und stellte den Haken<br />
auf 2 m Wassertiefe ein. Dummerweise verhakte<br />
sich die Angel in einer Felsspalte unter<br />
Wasser, und als ich sie herauszog, war der<br />
Köder fort. Mit einem zweiten Stückchen<br />
Fleisch reichte es wieder eine Stunde.<br />
Früher habe ich die passionierten Angler<br />
nicht besonders hochgeschätzt. Aber jetzt<br />
kam mir die Eigenschaft bewundernswert<br />
F E U I L L E T O N<br />
Bux.<br />
Zirkusroman von Hans Possendorf.<br />
(Fortsetzung aus dem Hauptblatt)<br />
Schreib mir doch, bitte, gleich ein paar<br />
Zeilen. Wir reisen morgen nach Hause zurück,<br />
mit zwei Tagen Aufenthalt in Luzern.<br />
Ich möchte so gern in Potsdam schon von<br />
Dir Nachricht finden. Ja? Bitte, bitte!<br />
Deine treue Freundin Fee.<br />
Während Bux diesen Brief las, war ab<br />
und zu ein leises Lächeln über seine Züge<br />
geglitten: War diese reizende Feodora von<br />
Prastelny nicht noch ein richtiges Kind?<br />
Und welch seltsames Gemisch aus Ehrlichkeit<br />
und Feintuerei! Voll von Widersprüchen:<br />
stolz auf ihren Adel, auf die vergangene<br />
Macht und Stellung ihres Vaters — und<br />
doch lüstern nach der neuen Freiheit! Ein<br />
Kind ihrer Zeit! Liebte sie ihn wirklich?<br />
Oder war es nur das vermeintlich romantische<br />
Zirkulsmilieu und die Originalität<br />
dieser Beziehungen zwischen Adelsfräulein<br />
und Zirkusclown, die sie fesselte? Und wie<br />
leicht und einfach sie sich's dachte, als<br />
,SOS-Eisberg*<br />
Von Dr. E. Sorge.<br />
Schulreiterin aufzutreten! Nun, man würde<br />
ja vielleicht doch einmal ihre Reitkünste zu<br />
prüfen Gelegenheit haben!<br />
Bux nahm einen seiner bunten Artisten-<br />
Briefbogen, die er für geschäftliche Korrespondenzen<br />
an Direktoren und Agenten<br />
benutzte, und schrieb:<br />
Rom, ...<br />
Liebe Fee! Nur diese wenigen Zeilen, um<br />
Deinen Wunsch, in Potsdam Nachricht vorzufinden,<br />
zu erfüllen. Mir ist heute gar nicht<br />
zum Briefschreiben zumute, weil ich gestern<br />
etwas unendlich Trauriges erlebt habe: Die<br />
Mutter der kleinen Cilly Berndt (Berno und<br />
Berna, Radfahrakt auf dem Hochseil) ist abgestürzt<br />
und bald darauf gestorben. In zwei<br />
Stunden werden wir sie begraben.<br />
Für Deinen Brief nimm vielen Dank. Ich<br />
vor, einen ganzen Tag am Wasser zu sitzen<br />
ohne mit der Wimper zu zucken und ohne<br />
etwas zu fangen. Ich wurde sehr unruhig,<br />
denn hier schien mit den Fischen etwas nicht<br />
zu stimmen. Am Corned Beef konnte es<br />
nicht liegen, das war tadellos. Ausserdem<br />
haben wir früher oft erlebt, dass die Fische<br />
Angelhaken sogar ohne Fleisch fressen. Auch<br />
ein drittes Stückchen Corned Beef ging verloren,<br />
und da wurde der Gedanke dringender:<br />
Soll ich nicht lieber das Fleisch für<br />
mich aufheben, wer weiss, ob ich es nicht<br />
noch einmal gebrauche.<br />
Ich stieg die 180 m wieder hinauf und baute<br />
mir einen schönen Lagerplatz aus trockenem<br />
weichem Heidekraut und Moos. Als ich mich<br />
in meinen Schlafsack legte, war ich zwar um<br />
eine Hoffnung ärmer geworden, aber ich<br />
konnte doch Gott danken, dass er mich kurz<br />
vor der grossen Gletscherkalbung ans Land<br />
geführt hatte, so dass ich jetzt hier völlig<br />
gesund und ohne Gefahr lebte.<br />
Die nächsten sechs Tage verliefen sehr<br />
gleichmässig. Morgens kochte ich mir auf<br />
meinem Petroleumkocher abwechselnd heisse<br />
Milch oder Erbsensuppe, und zwar immer<br />
gleich für zwei Mahlzeiten, um Brennstoff<br />
zu sparen. Die Hälfte bewahrte ich in der<br />
Thermosflasche für die nächste Mahlzeit auf.<br />
Mit diesem Verfahren verbrauchte ich für die<br />
ganze Zeit nur 1 Dose kondensierte Milch,<br />
1 Erbswurst und X Liter Petroleum. Der<br />
andere halbe Liter, der in einer Glasflasche<br />
aufgehoben wurde, sollte später dazu dienen,<br />
ein Feuer- und Rauchsignal zu geben.<br />
Vormittags blieb ich meist im Schlafsack<br />
liegen, schrieb Tagebuch und rechnete einige<br />
Messungen vorläufig aus. Nachmittags zwischen<br />
13 und 17 Uhr peilte ich 30 Gletschertürme<br />
von den beiden Endpunkten meiner<br />
Vermessungslinie an. Diese Tageszeit musste<br />
möglichst genau eingehalten werden, weil die<br />
Beleuchtung und die Schatten auf dem Gletscher<br />
je nach dem Sonnenstand sehr stark<br />
wechselten. Es ist sonst fast unmöglich, unter<br />
den Millionen von Eistürmen mit Sicherheit<br />
dieselben immer wiederzufinden.<br />
Abends freute ich mich jedesmal darauf,<br />
dass das warme Essen schon fertig war, ohne<br />
dass ich erst Feuer machen und Petroleum<br />
verbrauchen musste. Zu der Erbssuppe<br />
oder der heissen Milch konnte ich<br />
morgens und abends je eine Schnitte Pumpernickel<br />
mit Butter und Corned Beef essen,<br />
doch war das halbe Pfund Fleisch nach vier<br />
Tagen zu Ende. Dafür führte ich später als<br />
dritte Mahlzeit noch eine Tasse Kaffee ein,<br />
um meine Aufmerksamkeit anzuregen.<br />
Noch ein zweites Mal versuchte ich, Fische<br />
zu angeln, wieder etwa drei Stunden lang<br />
ohne Erfolg. Dann gab ich es auf. Spätere<br />
Beobachtungen zeigten uns, dass hier unten<br />
im Fjord wohl keine Fische vorkommen,<br />
denn die Seehunde, die unsere Eskimos später<br />
hier schössen, hatten stets nur Krabben<br />
im Magen, während die Seehunde an der<br />
Aussenküste sich auch von Fischen nähren.<br />
Das einzig Essbare, was mir die Natur<br />
sonst noch liefern konnte, waren die Pflanzen.<br />
Auf einmal merkte ich, wie wichtig die<br />
Botanik werden kann. Es kamen durchaus<br />
nicht alle Pflanzen vom Meeresspiegel bis zu<br />
meinem Lagerplatz in 180 m Höhe vor. Ich<br />
probierte alle Pflanzen durch, Weidenblätter,<br />
Birkenblätter, die Spitzen junger Grashalme,<br />
verschiedene Polarblumen, Moos, Flechten.<br />
Etwas tiefer an einem Bach zwischen Steinen<br />
fand ich sogar Sauerampfer und ganz<br />
in der Nähe davon eine Art Preisseibeeren.<br />
Das war eine Freude! Nun war es gewiss,<br />
dass ich noch lange aushalten konnte.<br />
Eine wunderbare Ablenkung ist es, sich<br />
ins Moos zu legen und Beeren zu suchen, ungefähr<br />
so, wie man als Kind Ostereier<br />
gesucht hat. Sogar einige süsse Blaubeeren<br />
gab es dort, aber die Schneeammern und<br />
Schneehühner hatten wohl leider denselben<br />
Geschmack gehabt wie wir Menschen, hatten<br />
die guten Beeren fast restlos abgefressen und<br />
die Preisseibeeren für mich übrig gelassen.<br />
Auf weiteren Spaziergängen in die Umgebung<br />
erschloss ich mir neue «Weidegebiete»<br />
und näherte mich dadurch der Lebensweise<br />
der Renntiere und Moschusochsen.<br />
Auf allen Wegen trug ich in der Hosentasche<br />
Streichhölzer und eine kleine Blechbüchse<br />
voll Petroleum, um jederzeit, wenn<br />
ich etwa ein Flugzeug hörte, ein Rauchsignal<br />
geben zu können.<br />
Es war durchaus nicht sicher, dass ich gefunden<br />
wurde, denn die Felswände sind so<br />
ungeheuer ausgedehnt und so vielfach durch<br />
Schluchten, Stufen,. Bachtäler, Rippen und<br />
Wülste gegliedert, dass es völlig unmöglich<br />
ist, einen Menschen da drin zu finden. Unsicher<br />
war, ob zuerst ein Flugzeug oder ein<br />
Motorboot kam. Tagelang überlegte ich, ob<br />
ich besser auf meinem oberen Lagerplatz<br />
bleiben oder zum Meer hinabsteigen sollte.<br />
Von oben war der Landeplatz nicht zu sehen,<br />
weil die Felsen sich vorwölbten, darum<br />
habe mich darüber sehr gefreut. Meine<br />
Adresse bleibt vorläufig Zirkus Kreno, Rom.<br />
Damit Du überhaupt Nachricht von mir<br />
erhältst, schreibe ich Dir dieses eine Mal unter<br />
Chiffre, postlagernd. Aber ich tue es<br />
nicht ein zweites Mal, denn es ist würdelos<br />
für mich — ebenso wie es für Dich (um mit<br />
Deinem Vater, und zwar sehr richtig zu spreche»)<br />
unmöglich ist, postlagernde Chiffrebriefe<br />
abzuholen. Gib mir, bitte, Deine richtige,<br />
oder wenn Du's absolut nicht willst,<br />
irgendeine andere vernünftige Adresse, wohin<br />
ich Dir unter Deinem Namen schreiben<br />
kann. (.Dieser Spiessbürger!' denkst du jetzt<br />
wieder — nicht wahr?)<br />
Ich meine aber, ein modernes junges<br />
Mädchen darf doch heutzutage ruhig und offen<br />
mit Freunden korrespondieren? Oder gehöre<br />
ich zu einer anderen Garnitur, mit der<br />
man nicht korrespondieren darf?<br />
Also gib mir eine richtige Adresse, wenn<br />
Du von mir hören willst! Ich werde mich<br />
freuen, Dir dann ausführlich von mir und<br />
den Meinen (Brahma, Anton, Teddy usw.)<br />
berichten zu dürfen.<br />
Mit vielen sehr innigen Grüssen<br />
Dein Freund Willibald Buchsbaum.<br />
Das Begräbnis von Frau Berndt fand unter<br />
grosser Beteiligung der Bevölkerung<br />
statt. Selbstverständlich nahmen auch Direktor<br />
Kreno und seine Gattin, alle Artisten und<br />
der grösste Teil des übrigen Zirkuspersonals<br />
daran teil. Der Sarg war von Kränzen ganz<br />
zugedeckt, und noch ein grosser Wagen voll<br />
Blumenspenden wurde nachgefahren.<br />
konnte die Besatzung eines Motorbootes<br />
mich von unten also auch nicht sehen.<br />
Ich entschied mich zuletzt dafür, immer<br />
auf dem oberen Lagerplatz zu bleiben, weil<br />
dies, die einzige Stelle war, wo ein Flieger<br />
mir eine Meldung oder Proviant abwerfen<br />
konnte. Aber um mich gewissermassen zu<br />
vervielfachen, baute ich in der ganzen Umgegend<br />
an allen Hängen bis herunter zum<br />
Meer Steinmänner, im ganzen 20 Stück, und<br />
an der Landungsstelle einen besonders grosseu,<br />
dem ich noch meine dunkelblaue Skiweste<br />
umhängte, so dass er sich vor den<br />
hellgelben Felsen scharf abhob und tatsächlich<br />
wie ein Mensch aussah. In diesem Steinmann<br />
legte ich eine Mitteilung in einer Konservenbüchse<br />
nieder mit genauen Angaben<br />
über den Weg zum oberen Lagerplatz.<br />
Diese Steinmänner wachten für mich, wenn<br />
ich schlief. Aber es war mir unsicher, ob sie<br />
auch gross genug waren, um von einem<br />
Flugzeug aus bemerkt zu werden. Darum<br />
war meine Hauptangst, vielleicht gerade in<br />
dem Augenblick zu schlafen, wenn ein Flugzeug<br />
vorüberkam. Ich habe daher fast nie geschlafen<br />
und wurde in diesem Bestreben<br />
durch etwas unterstützt, das wir sonst in<br />
Grönland oft verflucht haben, nämlich die<br />
Mücken. Hier waren sie mir als Wecker geradezu<br />
unentbehrlich. Es war einfach nicht<br />
möglich, selbst wenn ich mir den Schlafsack<br />
über den Kopf gezogen und noch ein Handtuch<br />
daraufgelegt hatte, länger als zehn Minuten<br />
ruhig zu liegen. Dann hatte doch schon<br />
eine Mücke einen Weg zu meinen Ohren gefunden<br />
und summte mir einen Flugzeugmotor<br />
vor. So blieb ich immer wach.<br />
Mehrere Tage lang übte ich das Feueranmachen.<br />
Bei der grossen Geschwindigkeit<br />
des Flugzeuges kam es natürlich auf die wenigen<br />
Sekunden an, die Udet dicht vor mir<br />
war, damit er mich bemerken konnte, und<br />
in diesen Sekunden musste die Rauchsäule<br />
gross und breit zum Himmel steigen. Ich<br />
sammelte grosse Haufen von trockenem und<br />
feuchtem Moos, Heidekraut, Weidenzweige<br />
und Flechten und übte dann «Fliegeralarm».<br />
Ich rief mir zu: «Udet kommt», sprang aus<br />
meinem Schlafsack auf, goss Petroleum über<br />
den vorbereiteten Pflanzenhaufen und zündete<br />
ihn an. Sobald die Flammen gross waren,<br />
schüttete ich nasses Moos mit viel Erde<br />
darüber, so dass die Gegend wie mit einem<br />
Kartoffelfeuer verqualmt wurde. Dies wurde<br />
nach der Uhr geübt, bis ich die gemessenen<br />
Zeiten nicht mehr wesentlich herunterdrükken<br />
konnte. So vergingen sechs Tage mit<br />
'Messungen und Vorbereitungen.<br />
Am Ende der sechs Tage vollzog sich in<br />
meinem Gemütszustand ein vollständiger<br />
Umschwung. Bis dahin war meine Lage vollkommen<br />
klar: Hilfe konnte ich nicht erwarten,<br />
befand mich aber anderseits noch bei<br />
Kräften und in Sicherheit. Nun nahte die<br />
Entscheidung, ob ich überhaupt gefunden<br />
werden würde oder nicht. Die Aussicht auf<br />
Rettung steigerte sich ungeheuer, zugleich<br />
damit näherte sich aber auch der Zeitpunkt,<br />
wo die Aussicht auf Rettung überhaupt<br />
entschwinden konnte. Diese auseinanderstrebenden<br />
Gefühle quälten mich.<br />
Wurde ich nicht gefunden, dann blieb als<br />
letzte Möglichkeit nur noch die Fahrt auf<br />
dem Fjord. Ich überlegte, wie ich mir für<br />
den schlimmsten Fall ein Fahrzeug bauen<br />
konnte, um damit vom Land zu der nächsten<br />
Eisscholle hinüberzufahren, um mich dann mit<br />
der Scholle durch die Strömung hinaustreiben<br />
zu lassen. Die Gummimatratze Hess sich<br />
aufpumpen. Den Kleppermantel konnte ich<br />
voll Weidengestrüpp stopfen und mit Isolierband<br />
und Leukoplast abdichten. Aus dem<br />
Theodolitgestell und Weidenzweigen Hess<br />
sich ein Rahmen bauen, der die Gummimatratze<br />
versteifen konnte. Durch vier Luftkissen<br />
konnte die Schwimmfähigkeit gesteigert<br />
werden. Alles das zusammen gab schon<br />
etwas Auftrieb. Vielleicht hatte ich auch<br />
Glück, dass eine Eisscholle dicht am Lande<br />
entlangtrieb.<br />
Am 29. Juli versuchte ich noch einmal zu<br />
angeln. Dummerweise hatte ich etwas Kopfschmerzen,<br />
so dass die Gletschermessungen,<br />
die ich sonst jeden Tag gemacht hatte, ausfallen<br />
mussten. Den ganzen Tag schaute ich<br />
mit dem Fernglas übers Meer. Die Wasser-<br />
Zürich<br />
Talank<br />
Nachdem am Grabe der Pfarrer und Direktor<br />
Kreno gesprochen hatten, trat Bux vor,<br />
um der Entschlafenen im Namen der Artisten<br />
ein letztes Lebewohl zuzurufen.<br />
Er schilderte mit kurzen, aber eindringlichen<br />
Worten, was die Zirkuswelt mit dieser<br />
Frau verloren hatte, — als Künstlerin<br />
und als Kollegin. Er sprach von .ihrer seltenen<br />
Energie, ihrem unermüdlichen Fleiss,<br />
ihrem persönlichen Mut, ihrer Kameradschaft<br />
und Hilfsbereitschaft und von ihrer — trotz<br />
des äusserlich herben Wesens — so tiefen<br />
menschlichen Güte.<br />
Und er schloss: «Solange wir atmen, wird<br />
uns diese grosse Artistin als leuchtendes<br />
Beispiel von Pflichttreue vor der Seele<br />
stehen, — von Pflichttreue bis in den Tod,<br />
der im wahrsten Sinne des Wortes ein Heldentod<br />
gewesen ist!»<br />
Und da er das wenige, was er gesagt, nicht<br />
gesagt hatte, um sich nur einer Pflicht zu<br />
entledigen, sondern weil es in die Herzen<br />
aller dringen sollte, — in die der italienischen<br />
Bürgersleute und seiner Kollegen aller Nationen<br />
und Farben, so wiederholte er es —<br />
damit alle es verstünden — auf Italienisch<br />
und endlich auf Englisch.<br />
Fortsetzung folgt.
14 AUTOMOBIL-REVUE <strong>1934</strong> - N° 66<br />
über dem Fjord und konnte mich noch nicht<br />
gesehen haben, denn es wechselte häufig seinen<br />
Kurs so, als ob es die Eisberge absuchte.<br />
Hatte ich es nun nicht doch gerade falsch gemacht,<br />
dass ich hier oben sass und nicht unten<br />
am Fiord, wo Udet flog? Aber das war<br />
ja jetzt gleichgültig, ich sass nun hier oben.<br />
Das Flugzeug flog eine grössere Kurve<br />
über dem Fjord fort von mir, nur etwa 50 m<br />
über Wasser. Ich warf immer noch wie ein<br />
Irrsinniger trockenes und feuchtes Gestrüpp<br />
aufs Feuer. Herr Gott, das musste doch gesehen<br />
werden! Nun kam es wieder auf mich<br />
zu und stieg langsam höher. Von diesen Sekunden<br />
hängt mein Leben ab. Also noch<br />
mehr Petroleum draufgegossen. Und dann<br />
sprang ich neben dem Feuer hin und her und<br />
winkte mit einem Handtuch und warf wieder<br />
Moos ins Feuer, und so immer abwechselnd.<br />
Jetzt kam das Flugzeug nahe an meine<br />
Seite des Fjords und musste steifer emporsteigen.<br />
Jetzt war es ebenso hoch, Jetzt hö-<br />
fälle in der Ferne summen immer so, alsher als ich, nur noch 200 m entfernt, und flog<br />
wenn ein Flugzeug käme.<br />
Abends zogen dunkle Wolken von Westen<br />
auf. Hoffentlich wird es nicht so schlimm,<br />
dass die Flugzeuge zu Hause bleiben müssen.<br />
Da ich Regen erwartete, baute ich mir<br />
ein Zelt. Ich stellte das Theodolitgestell auf<br />
zwei Beine und legte das dritte Bein als<br />
Dachfirst waagrecht mit der Spitze auf einen<br />
grossen Stein. Die Angelschnur bildete,<br />
mehrfach darübergespannt, die Dachsparren,<br />
und dann legte ich auf dieses Gerüst zwei<br />
Gummimäntel und meine Gummimatratze.<br />
Das war gerade gross genug. Nachts regnete<br />
es dann auch und das Zelt bewährte sich<br />
sehr gut.<br />
Am 30. Juli hielt ich den ganzen Tag Umschau<br />
nach einem Motorboot oder Flugzeug<br />
und stieg auf einem neuen Weg ein Stück zum<br />
Meer hinab. Dabei fand ich ein neues Feld mit<br />
Beeren und war so begeistert, dass ich beschloss,<br />
noch eine Gletschermessung zu machen.<br />
Zum Glück war auch das Wetter wieder<br />
besser geworden; ich baute mein Zelt ab<br />
und stellte den Theodoliten wieder auf. Nach<br />
zwei Stunden waren die Messungen von dem<br />
einen Standpunkt beendet und ich trug nun<br />
den Theodoliten mitsamt dem Gestell hinüber<br />
zum andern Standpunkt.<br />
Plötzlich erschrak ich. War das nicht ein<br />
Motor? Oder doch nur die Wasserfälle? Es<br />
schien nichts zu sein. Ich Hess die Libellen<br />
einspielen und hörte wieder dies eigentümliche<br />
Summen. Da wurde mir die Wichtigkeit<br />
des Augenblicks klar. Jetzt kam es nicht<br />
mehr auf den Theodoliten an, Setzt hiess es,<br />
aufpassen. Wer weiss, welche Entscheidungen<br />
die nächsten Minuten brachten. Mit dem<br />
Fernglas musterte ich den ganzen Fjord.. Es<br />
war nichts zu sehen, und trotzdem war ab<br />
und zu wieder das Surren hörbar, als ob der<br />
Wind das Geräusch des Wasserfalls zu mir<br />
trug und wieder verwischte. Ich blickte bald<br />
auf die Petroleumflasche, bald auf den Mooshaufen,<br />
bald auf den Fjord. Im nächsten Augenblick<br />
brummte ein Ton zu mir herüber so<br />
klar und gleichmässig, wie er nur von einem<br />
Fluemotor kommen kann.<br />
Ich hatte mir immer vorgenommen, im Augenblick<br />
der Entscheidung ruhig zu bleiben,<br />
aber ietzt klopfte mein Herz doch mächtig. Und<br />
nun hiess es: nicht zögern! raus mit dem Petroleum!<br />
Im Nu loderten die Flammen 2 m<br />
hoch, und dann qualmten dicke schwarze<br />
Rauchschwaden zum Himmel empor.<br />
Jetzt sah ich auch das Flugzeug. Es flog<br />
tief unten in der Nähe der grossen Eisberge<br />
Zur Erfrischung<br />
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gerade auf mich zu. Und dann hörte ich<br />
plötzlich aus zwei Kehlen: «Hurra!»<br />
Nun war es bombensicher. Beide winkten<br />
und kreisten mehrmals ganz dicht über mir,<br />
nur wenige Meter über dem Boden, aber landen<br />
konnten sie nicht. Dann flogen sie einen<br />
grösseren Kreis und warfen danach eine leere<br />
Schrotpatrone mit einem Brief ab:<br />
«Lieber guter Sorge, ich sende Schiff, Sie<br />
abzuholen! Proviant kommt durch mich in<br />
zirka zwei Stunden. Udet, Schneeberger.»<br />
Ich bin ganz ausser mir und taumele vor<br />
Freude hin und her. Eine unheimliche Last<br />
ist von mir genommen. Dann kommt mir sogleich<br />
etwas tief Ernstes in den Sinn: wenn<br />
wir auf der Wegener-Expedition ein Flugzeug<br />
mit solchen Fliegern gehabt hätten,<br />
wäre Alfred Wegener heute noch am Leben.<br />
Sie winkten noch einmal und sausten davon.<br />
Meine Freude kann man sich überhaupt<br />
nicht vorstellen. Ich veranstaltete sofort ein<br />
Festessen und ass alles auf, was ich noch<br />
hatte. Sogleich meldeten sich wieder Bedenken:<br />
wenn nun Udet und Schneeberger auf<br />
dem Rückflug etwas zustiess! Dann sassen<br />
wir alle drei da und niemand wusste wo.<br />
Aber ich sagte mir: Udet, der schafft's<br />
schon!<br />
Da die Zeit drängte, beendete ich schnell<br />
noch die letzten Messungen aller Gletschertürme.<br />
Dann packte ich meine Sachen zusammen.<br />
Nach 2 Stunden 5 Minuten kam das Flugzeug<br />
wieder. Ein Mantel flog herunter und<br />
ein grosser Beutel mit Proviant. Was waren<br />
das für herrliche Sachen! Frau Illing, die<br />
Wie ich<br />
die Alpenfahrer sah<br />
(Kleine Beobachtungen in Interlaken.)<br />
In der Tat, ich bin ein unrechtmässiger<br />
Alpenfahrtinteressent. Ich komme bloss mit<br />
Ohren und Augen, und wenn meine Hände<br />
mit geschäftlichem Griffe das schöne Programm<br />
umklammern, so ist das nur eine Fiktion.<br />
Ich will auch nichts von Organisation<br />
wissen, ich will sie selber herausfühlen; und<br />
wenn Staub und Regen einen Teig mischen<br />
und die Unterseite aller Wagen einbetonieren,<br />
so habe ich meine stille Freude daran...<br />
Ein Sterngucker hat ein ähnliches Bild vom<br />
Firmament, wie ich von der Alpenfahrt — er<br />
und ich sehen bekannte Sterne auf ihrer vorgeschriebenen<br />
Reise, ein verzerrtes Feld,<br />
aber mit Zusammenhängen. Mit welchen privaten<br />
Gefühlen wird sich wohl jeder einzelne<br />
Teilnehmer mit der Strasse verbunden fühlen.<br />
..? Vielleicht sind es für den einen schmale<br />
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schon seit Monaten im Fliegerlager die<br />
Wirtschaft führte, hatte mir das alles eingepackt:<br />
eine Büchse Blutwurst, eine andere<br />
mit warmem Grog, belegte Brote und Kuchen.<br />
Baier hatte noch extra sein Taschenmesser<br />
beigelegt, da ja niemand wissen<br />
konnte, ob ich noch irgendwelches Werkzeug<br />
besass. Und nun schmauste ich, was ich<br />
konnte.<br />
Der Weg zum Meer herunter war mir danach<br />
ziemlich schwer, und ich musste öfters<br />
Pausen machen. An den steilen Kletterstellen<br />
seilte ich zur Vorsicht meine Instrumente<br />
und die ganze Ausrüstung an der Bootsleine<br />
ab und kletterte ohne Gepäck hinterher. In<br />
demselben Augenblick hörte ich schon das<br />
vertraute Bubb, bubb, bubb, bubb, bubb des<br />
Motorboots. Ich staunte, dass ein Boot schon<br />
den ganzen Fijord durchfahren haben sollte.<br />
Na, jedenfalls war es da.<br />
Das Motorboot bog um die Felsecke, und<br />
nun gab es ein Wiedersehen mit meinen Kameraden.<br />
Ich erkannte meine Frau und den<br />
Bootsführer Kelbl. Marton ruderte mit dem<br />
Beiboot an Land und half mir beim Heruntertragen<br />
meiner Sachen. An Bord bekam<br />
ich erst freundschaftlich eine Tracht Prügel<br />
von Sepp Rist dafür, dass ich der Expedition<br />
soviel Sorge gemacht hatte. Ich war ihm ja<br />
so dankbar dafür, denn es war mir eigentlich<br />
viel zu gut gegangen.<br />
Während der Rückfahrt kamen wir gar<br />
nicht aus dem Erzählen heraus. Jeder<br />
hatte ja auch in der Zwischenzeit allerlei erlebt.<br />
Jetzt erst erfuhr ich von meiner Frau,<br />
was die Filmexpedition inzwischen für mich<br />
getan hatte.<br />
ähnlichen Benzinbenzoldampf oder vom<br />
säuerlichen Puder des aufgewirbelten Bergkalkes<br />
parfümiert wird. Dazu kommt ein<br />
phantastisches Schuhwerk aus Holz und<br />
Stroh und der Oelmantel als Verdeck, damit<br />
das tote Gewicht nicht erhöht wird. Gesprochen<br />
wird fast durchwegs Sportesperanto:<br />
eine Mischung von internationalen Landessprachen,<br />
und das übrige wird durch individuelles<br />
Gebärdenspiel oder südländische Gestikulationen<br />
ergänzt.<br />
Im geschlossenen Park herrscht die Ruhe<br />
der Offizialität, die nur durch Befehle unterbrochen<br />
wird. Vor dem Park aber wird gehandelt.<br />
Da öffnen sich die Motorhauben:<br />
Serienmässige Motoren, die zum Platzen beansprucht<br />
werden, kauern verhetzt, erschrokken<br />
und ausser Fassung, mit metallischem<br />
Herzklopfen oder einem zarten Räuchlein am<br />
Oeleinfüllstutzen, im Chassis. Reservekerzensätze<br />
stehen in Achtungstellung bereit, leere<br />
Oelkannen fliegen durch die Luft, ganze Konstruktionselemente<br />
liegen herum. Man hat<br />
Mühe, sich durch diese Schraubenschlüsselschlacht<br />
hindurchzupirschen, denn die Bewegungen<br />
der als Mechaniker verkleideten Herrenfahrer<br />
sind nervös, eckig und benötigen<br />
freien Raum!<br />
Die Karosserien bringen den Bastelcharakter<br />
der Umhüllung, die die Motoren in Fassung<br />
halten muss, ebenfalls zum Ausdruck.<br />
Das technische Prinzip hat alle ästhetischen<br />
Hemmungen zunichte gemacht — das Auto<br />
wird zur echten, unverfälschten Maschine! #<br />
Der tugendhafte Vamp.<br />
Der Tonfilm «Lady Lou» mit Mae West in<br />
der Hauptrolle hat wegen mancher Gewagtheiten<br />
zu Widersprüchen Anlass gegeben und<br />
ist auch, wie erinnerlich, in manchen Ländern<br />
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verboten worden. Mit dem Namen der Darstellerin<br />
Mae West verbindet der Kinobesucher<br />
den Begriff des Vamp. Dabei entspricht<br />
Mae West bekanntlich keineswegs dem<br />
Schönheitsideal der schlanken Linie, sondern<br />
sie ist, wie selbst ihre galantesten Beurteiler<br />
zugeben, ziemlich korpulent. Aber ihr ist in<br />
hohem Masse jenes Fluidum eigen, das der<br />
Amerikaner Sex appeal nennt. Ihr schönes<br />
Gesicht wirkt ziemlich vulgär, hat aber einen<br />
faszinierenden Reiz. Diese Frau, die auf der<br />
Filmleinwand keineswegs als der Inbegriff<br />
der Tugenden wirkt, ist im Privatleben von<br />
einer betonten Zurückhaltung, Hausfraulichkeit<br />
und Frömmigkeit. Englische <strong>Zeitung</strong>en<br />
berichten von einer Aeusserung des Pfarrers<br />
John S. Mitchell, zu dessen Newyorker Kongregation<br />
Mae West gehört: «Sie ist eine<br />
gute Seele, eine bezaubernde Frau. Trinkt<br />
keinen Tropfen Alkohol und raucht niemals.»<br />
Mae West ist die Tochter des Boxers Battling-Jack<br />
West in Brooklyn. Schon als Kind<br />
ging sie zur Bühne.<br />
Von ihrer Beliebtheit in den Vereinigten<br />
Staaten kann man sich in Eurona kaum eine<br />
Vorstellung machen. Man trägt Hüte ä la Mae<br />
West, raucht Zigaretten und benützt Parfüms,<br />
die nach ihr heissen. Auch Mae-West-Wäsche<br />
und Mae-West-Schuhe sind beliebte Marken<br />
in Amerika. Die Künstlerin übt eine Modediktatur<br />
aus. Wenn man sich an die von ihr<br />
verfassten Vaudevilles und an eine Reihe von<br />
Skandalaffären erinnert, die im puritanischen<br />
Amerika Entsetzen erregt haben, so wirkt<br />
Mae West als Kirchenbesucherin und Abstinenzlerin<br />
einigerrnassen parador. Im Jahre<br />
1925 schrieb sie die Komödie «Sex», die in<br />
Newyork als eine der kühnsten Herausforderungen<br />
empfunden wurde. Die rauflustige<br />
und temperamentvolle Schauspielerin, Resrisseuse<br />
und Autorin schlug sich mit Vorliebe<br />
mit den Behörden herum und verteidigte<br />
energisch jede zweideutige Nuance in ihren<br />
Filmen und Revuen. Nun aber hat sie ihre<br />
Vorliebe für die Tugendhaftigkeit entdeckt.<br />
Ist sie wirklich bussfertig geworden?<br />
Efn seltsamer Warenhausdieb.<br />
Vor dem Verkaufsständ für Seidenstoff^^<br />
eines Warenhauses in Bukarest konnte et*<br />
Mann in dem Augenblick beobachtet werden,<br />
als er verschiedene Rollen bunter, seidener<br />
Bänder unbezahlt in seinen Taschen verschwinden<br />
lassen wollte. Die seltsamen Ausreden<br />
des Ertappten gaben der Warenhausleitung<br />
Veranlassung zur vorläufigen Festnahme<br />
und zu einer überraschend durchgeführten<br />
Haussuchung. Das Erstaunen der<br />
Kriminalbeamten war gross, als ihnen aus<br />
allen Kisten und Kasten der Wohnung des<br />
Festgenommenen Hunderte von Metern seidener<br />
Schleifen in allen Farben des Regenöogens<br />
entgegenquollen. Der Dieb, ein unverheirateter<br />
Ingenieur, gab an, seit Jahren aus<br />
unerklärlichen Motiven heraus Gefallen daran<br />
zu finden, in seidenen Bändern zu wühlen.<br />
Das Material aber interessiere ihn nur dann,<br />
wenn es «heimlich» erworben sei.<br />
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von Höhenunterschieden, die aber im ersten<br />
Gang zur aufregenden Geduldsprüfung werden,<br />
und nicht selten empfindet der Fahrer<br />
die Strasse als eine bunte Folge von Ueberraschungen,<br />
gegen die er als sportlicher Don<br />
Quichotte anstürmt. Gewiss ist es eine Parforcejagd,<br />
nicht nur wegen dem Tempo, sondern<br />
vielmehr wegen den ewig wechselnden.<br />
Situationen: Kraft wird zu Geschwindigkeit<br />
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und Köhlern besonders bekannt ist —<br />
bei Verletzungen, Eiterungen und Geschwüren,<br />
die dadurch mit gutem Erfolg zu heilen<br />
sind.<br />
Wie prüft man Samen auf Keimfähigkeit?<br />
Um diese Frage innerhalb weniger Stunden<br />
zu beantworten, legt man z. B. Saatkörner<br />
in eine schwache Lösung von Anilinfarben.<br />
Die keimfähigen Samen verfärben<br />
sich in ihr nicht, nur bereits abgestorbene<br />
nehmen Farbstoffe aus der Flüssigkeit auf.<br />
Gibt es ausser dem Koffein auch noch andere<br />
Gifte im Kaffee?<br />
Im Kaffee ist ausser dem Koffein eine<br />
Säure enthalten, die sogenannte Cih'lorogensäure,<br />
von der vielfach angenommen wurde,<br />
dass sie die schädliche Wirkung des Koffeins<br />
erhöht. Eine neue, sehr eingehende Untersuchung<br />
hat aber ergeben, dass die Säure<br />
in den geringen Mengen, in denen sie im<br />
Kaffee enthalten ist, keinerlei schädliche<br />
Wirkung ausüben kann.<br />
Ultraviolett bestrahlte Milch hält sich länger.<br />
Milchproben, die ultravioletten Strahlen<br />
ausgesetzt wurden, wiesen eine bedeutend<br />
geringere Bakterienzahl auf als gewöhnliche<br />
frische Miloh. Nach neuen Ergebnissen fand<br />
man, dass sich bestrahlte Milch sieben Stunden<br />
länger hält als unbestrahlte, da die<br />
Säurebildung durch die ultravioletten Strahlen<br />
gehemmt wird.<br />
Kühlt oder wärmt ein starker Luftzug?<br />
Allgemein hört man, dass er kühlt, aber<br />
der Fall ist gerade umgekehrt — ein starker<br />
Luftzug erwärmt ein festes Hindernis, auf<br />
das er stösst. Die Reibung der Luft erzeugt<br />
an einem festen Körper eine Temperaturrhöhung,<br />
die im Quadrat der Geschwindigkeit<br />
des Luftzugs wächst. Da also die Reibung<br />
der Luft ein Thermometer erhitzt, lässt<br />
sich die Temperatur eines Luftzuges schwer<br />
messen.<br />
Press-Kaffee.<br />
Frisch gerösteter Kaffee enthält grosse<br />
Mengen von Gasen, die im Laufe der Lagerung<br />
entweichen. Verschliesst man den Kaffee<br />
in luftdichten Gelassen, so können diese<br />
durch Druck der frei werdenden Gase geprengt<br />
werden. Mit den Gasen entweichen<br />
wichtige Aromastoffe, und man gibt den Gasen<br />
die Schuld daran, dass gerösteter Kaffee<br />
so schnell sein Aroma verliert. Es wurde<br />
nun festgestellt, dass man durch hohen Druck<br />
90 Prozent der Gase austreiben kann, ohne<br />
dass zu gleicher Zeit Aromastoffe verlorengehen.<br />
Bei diesem Verfahren werden die<br />
Kaffeebohnen breitgequetscht und nehmen die<br />
orrn kleiner, flacher Plättchen an. In diesem<br />
<strong>1934</strong> - NO 66<br />
Zustande soll der Kaffee in luftdichten Gefässen<br />
zwei Jahre lagern können, ohne dass<br />
das Aroma verlorengeht.<br />
Denkarbeit erfordert mehr Blut.<br />
Um nachzuweisen, dass beim Denken ein<br />
Blutstrom zum Gehirn stattfindet, bediente<br />
sich Prof. Dr. Person einer besonderen<br />
Waage. Es wurde eine Person auf ein Brett<br />
gelegt und der genau ausbalancierte Schwerpunkt<br />
durch eine scharfe Kante gestützt, so<br />
dass der Waagebalken leicht zu bewegen<br />
war. Musste die Versuchsperson Rechenexempel<br />
lösen, so sank das schwerer gewordene<br />
Kopfende nach unten, war dagegen die<br />
Beinmuskulatur kräftig anzuziehen, so erfolgte<br />
ein Ausschlag nach der entgegengesetzten<br />
Seite.<br />
Wasser «frisst» Stahl.<br />
Besonders stark werden die Metalle in<br />
Dampfturbinen beansprucht, wo sie hohe<br />
Temperaturen und Drucke aushalten müssen.<br />
Man prüft die Metalle heute in der Weise auf<br />
ihre Widerstandsfähigkeit, dass man auf eine<br />
sich sehr schnell drehende Metallscheibe einen<br />
Wasserstrahl unter hohem Druck lenkt;<br />
er nimmt das Metall weg wie eine Stichflamme.<br />
Rostfreier Stahl ist in 2 bis 3 Minuten<br />
weggefressen, bei nitriertem Stahl, der<br />
fast so hart wie Diamant ist, dauert es 20 Minuten.<br />
Trinkwasser wird durch Wein entkeimt.<br />
Nach französischen Untersuchungen besitzen<br />
gewisse Bestandteile des Weins die Eigenschaft,<br />
freies Chlor zu binden und in organische<br />
Verbindungen überzuführen, die ungiftig<br />
sind. Die Forscher empfehlen daher,<br />
verdächtige Trinkwasser so zu entkeimen,<br />
dass man dem Wasser eine ganz geringe<br />
Menge Chlor beifügt und nach kurzer Zeit<br />
etwas gewöhnlichen Wein hinzugiesst. Dadurch<br />
wird der schädliche Ueberschuss vc^><br />
Chlor zerstört, und man erhält einwand<br />
freies Trinkwasser.<br />
Blattläuse werden mit Oel bekämpft.<br />
Nach Versuchen von Balakowski sind<br />
Pflanzenöle — wie Erdnuss- und Olivenöl —<br />
in Verbindung mit stark verdünnten Seifenlösungen<br />
sehr wirksam gegen die verschiedensten<br />
Arten von Blattläusen. Die Flüssigkeit<br />
vernichtet fast augenblicklich diese<br />
Schädlinge, selbst bei Anwendung einer Konzentration<br />
von nur 0,5 % Oel.<br />
Eine Schiene gegen Schreibkrampf<br />
hat ein Spezialarzt konstruiert und, nachdem<br />
sie ihm selbst gute Dienste geleistet hat, auch<br />
in den Handel gebracht. Dabei wird der Dau«<br />
men vollständig von der Schreibbewegung<br />
ausgeschaltet. Man schreibt also mehr mit<br />
dem Unterarm. Bei einiger Uebung werden<br />
die übliche Schnelligkeit und Schönheit der<br />
Schriftzuge erzielt.<br />
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Wenn schon die Arbeit der Holzflösser in<br />
den nordschwedischen Flüssen zu den lebensefährlichsten<br />
Berufen gehört, die es gibt,<br />
so scheint Henning Johansson aus der lappländischen<br />
Gemeinde Wilhelmina ein ganz<br />
besonderes Glück zu haben. Neulich entging<br />
er zweimal in ein und derselben Woche dem<br />
sicheren Tode in den Stromschnellen. Das<br />
Boot, in dem er zusammen mit einem Arbeitsgenossen<br />
fuhr, geriet in einen Wirbel von<br />
Baumstämmen und wurde mitten im Strome<br />
umgeworfen. Sein Gefährte konnte sich noch<br />
auf einen Felsen retten, aber Johansson<br />
wurde von dem Wasserstrudel in die Tiefe<br />
gezogen. Hätte er seinen Kopf aus dem Waser<br />
gesteckt, so wäre er sicher von den dahineilenden<br />
Baumstämmen zerschmettert<br />
worden. Johansson durchschwamm die<br />
Stromschnellen unter Wasser auf einer<br />
Strecke von 200 Meter. Als er in das stille<br />
Gewässer unterhalb der Stromschnellen gelangt<br />
war, tauchte er an die Oberfläche emor<br />
und 'erreichte erschöpft, aber wohlbehal-<br />
:en das Ufer. Die den Unfall sahen, hielten<br />
hn schon für verloren und betrachteten seie<br />
Rettung als ein wahres Wunder.<br />
Nur einige Tage darauf fuhr Johansson<br />
mit zwei anderen Arbeitern aus, um einen<br />
Draht über den Fluss zu spannen. Das Boot<br />
wurde von einem mächtigen Wasserwirbel<br />
ergriffen, der straffe Draht brachte es zum<br />
[Centern und die Insassen stürzten ins Was-<br />
;er. Trotzdem gleich vom Ufer Rettungsversuche<br />
unternommen wurden, ertranken<br />
die beiden Gefährten, nur Johansson hielt<br />
sich solange an einem Ruder fest, bis die Kameraden<br />
ihn erreichten und aufs Trockene<br />
brachten.<br />
tia.<br />
in Gespenst springt aus dem Fenster.<br />
Ein eigenartiger Vorfall, der den Psychoogen<br />
und denen, die sich dafür halten, wieder<br />
einmal etwas zu «kauen» gibt, trug sich kürzlich<br />
in London zu. Strassenpassanten in einer<br />
belebten Gegend hörten plötzlich eine junge<br />
Dame auf dem Trottoir einen Schreckensschrei<br />
ausstossen, worauf sie ohnmächtig umsank.<br />
Irgendeine Ursache für das seltsame<br />
Verhalten des jungen -Mädchens war nicht zu<br />
entdecken. Man brachte die Bewusstlose in<br />
eine Apotheke, wo sie allmählich wieder zu<br />
sich kam.<br />
Ueber die Ursache ihres Schreckens befragt,<br />
erzählte sie, sie sei nach dem Mittagessen<br />
die Strasse entlang gegangen und habe<br />
plötzlich gesehen, wie eine Frau sich aus dem<br />
Fenster eines hohen Hauses stürzte und unmittelbar<br />
vor ihren Füssen zerschmettert<br />
liegen blieb. Ueber diese «Geistererscheinung»<br />
habe sie sich so erschreckt, dass sie<br />
das Bewusstsein verlor. Merkwürdig wird<br />
diese Begebenheit besonders durch die Tatsache,<br />
dass vor VA Jahren an derselben<br />
Stelle und zur gleichen Tageszeit eine Frau<br />
Selbstmord begangen hatte, indem sie aus<br />
dem Fenster sprang.<br />
Eine verrückte Wette.<br />
Zwei Bauernburschen des Dorfes Prjepokova<br />
(Jugoslawien) wetteten kürzlich am<br />
Morgen nach einem Tanzvergnügen um eine<br />
Schweizer Taschenuhr für den, der die meisten<br />
rohen Hühnereier hintereinander auszutrinken<br />
vermöge. Das verrückte Vorhaben<br />
wurde vor versammeltem Dorf ausgetragen,<br />
wobei es ein Bewerber auf 41 Eier brachte,<br />
bevor er bewusstlos zusammenbrach. Die Uhr<br />
aber, die man in einem offenen Kästchen zur<br />
Schau gestellt hatte, war während der allgemeinen<br />
Spannung und Aufmerksamkeit spurlos<br />
verschwunden.
No 66 - <strong>1934</strong><br />
Tourismus<br />
Schönes —<br />
unbekanntes Frankreich<br />
(Fortsetzung aus «A.F.» Nr. 65.)<br />
Etwa 30 km südlich von Montelimar führte<br />
uns der Weg über die Rhone. Jahrhundertelang<br />
war die in wuchtigen Bögen über den<br />
hier schon stattlichen Strom setzend« Brücke<br />
der einzige feste Uebergang über die Rhone<br />
auf dem fast 500 km messenden Lauf zwischen<br />
Lyon und Avignon. Dazu ein wohlbewachter<br />
Uebergang. Denn drüben dräuen heute noch<br />
die Befestigungen des Pont St-Esprit, der<br />
dem kleinen Städtchen an seinem westlichen<br />
Brückenkopf den Namen gab. Hier ist auch<br />
noch die streitbare eglise fortifiee, ein seltsames<br />
Gemisch von Kirche und Festung,<br />
tadellos erhalten, zu sehen. Man darf sie sogar<br />
photographieren. Oder hat mich bloss<br />
niemand erwisch*?<br />
Unerwartet steigt die Strasse wieder an<br />
und trägt uns hoch hinauf, durch Rebgelände,<br />
dann durch niedere Haine, schliesslich über<br />
eine baumlose, steppenartige Hochebene zum<br />
tiefeingeschnittenen Tal des Gard. Von Remoulins<br />
führt eine bequeme Strasse direkt<br />
zum berühmten Pont du Gard (330 km von<br />
Genf). Wenn Sie aber je dort hinunterkommen,<br />
dann scheuen Sie den Umweg von einigen<br />
Kilometern nicht und fahren Sie herseits<br />
die Strasse gegen Uzes; es lohnt sich.<br />
Prächtig ist der Anblick des Aquädukts, dem<br />
Sie sich in weitem Bogen langsam nähern,<br />
der hinter einer Böschung wieder verschwindet,<br />
um dann plötzlich in seiner ganzen<br />
Grosse vor Ihnen zu stehen. 41 km weit her<br />
haben die Römer, aus ergiebigen Quellen der<br />
Cevennen, ihr Wasser nach Nimes geleitet,<br />
und der Pont du Gard ist das grandiose,<br />
turmhoch über das fast 300 m breite Tal des<br />
Gard gespannte Stück dieser gigantischen<br />
Wasserleitung. Wir fahren über die an den<br />
^Fuss des Aquädukts gelehnte moderne Strasse<br />
zum andern Ufer, klettern an der steilen<br />
Böschung empor, staunen ob den riesigen<br />
Quadern, die Stück auf Stück getürmt, ohne<br />
Mörtel, zu Bögen ausgeschwungen, in drei Galerien<br />
übereinander, ein gigantisches Fundament<br />
für die unscheinbare 50 m hoch über<br />
den Abgrund geleitete Wasserrinne bilden.<br />
Seit den Zeiten der Römer bis in unsere Tage<br />
sind keine Brücken von solcher Kühnheit geschlagen<br />
worden. Dass die Römer sie schon mit<br />
ihren primitiven technischen Hilfsmitteln auszuführen<br />
vermochten, muss uns mit höchster<br />
Bewunderung erfüllen. Um so mehr als hier<br />
Material, Technik und Zweckmässigkeit des<br />
Baues eine so wundervolle Einheit bilden,<br />
dass wir das Werk unmittelbar als schön<br />
empfanden. Ich möchte jedem Heimatschutzbündler<br />
wünschen, dass er einmal zum Pont<br />
du Gard käme: er sähe eine Talüberspannung<br />
von seltener Harmonie, ein Werk, das Kraft<br />
und Anmut in sich vereint, das sich durch<br />
iden ebenso kühnen wie graziösen Schwung<br />
seiner Linien der Landschaft ideal anpasst.<br />
Und es erginge ihm wohl, wie es uns allen<br />
erging, die wir zum erstenmal vor ihm standen:<br />
er vergässe ob der Schönheit des Geschauten<br />
seine Nützlichkeit! Dürfen wir das<br />
von Werken unserer Tage auch immer sagen?<br />
Vom Pont du Gard ist man über Remoulins<br />
auf bequemer Strasse im Nu in Nimes mit<br />
seiner prächtigen, weißschimmernden Arena,<br />
dem besterhaltenen aller Amphitheater.<br />
Südlich von Nimes weichen die Cevennen<br />
mehr und mehr zurück, und das Auge wird<br />
trotz der Unendlichkeit der Ebene, die sich<br />
jetzt erschliesst, vom Wegnächsten gefesselt:<br />
von der Rebe, deren Millionen und Abermillionen<br />
Stöcke die Strasse säumen, die Felder<br />
erfüllen. Wer möchte da nicht einmal im<br />
Herbst einkehren und den berühmten Muskat<br />
von Frontignan goutieren! Schade, dass der<br />
Kalender erst den Juli anzeigte, und wir es<br />
überdies eilig hatten. So Hessen wir nur<br />
unsere Gedanken weilen und rollten rastlos<br />
über Montpellier und ein entzückend gewelltes<br />
Terrain, das in der Ferne des Meeres<br />
Blau bald aufleuchten Hess, bald wieder<br />
neckisch verdeckte, der alten Hafenstadt Sete<br />
und dem an lärmigem Getriebe und Hafen-<br />
Dunst und -Duft mit ihr wetteifernden Adge<br />
entgegen. Das Schönste an der Fahrt, eine<br />
Sensation ohnegleichen, ist der Uferstrich<br />
zwischen den beiden Orten. Man fährt da<br />
buchstäblich 20 km lang auf schmalem Damm<br />
zwischen zwei Meeren. Zur Linken gleitet<br />
der Blick über die Fluten des wirklichen<br />
Meeres, grüssen die weissen und bunten Segel<br />
der vielen Fischerboote und ahnt weit hinter<br />
dem Horizonte den Zauber der Cöte d'Azur,<br />
zur Rechten flimmert die riesige, 8 km breite<br />
Fläche des Etang de Thau. Ein herrlicher,<br />
unvergesslicher Eindruck! Hier mündet auch<br />
der Canal du Midi ein, den Riquet erbaute,<br />
um das Mittelmeer mit der Garantie und damit<br />
dem Ozean zu verbinden. Den genialen<br />
Pionier können wir später in seinem Heimatort<br />
Beziers bewundern, das ihm seine schönste<br />
Strasse und ein markantes Standbild widmete.<br />
(Fortsetzung folgt.)<br />
Die Simplonstrasse<br />
«Unter den schweizerischen Alpenstrassen gilt<br />
der Simplon weitaus als die lohnendste, und selbst<br />
w«nn man die Alpen der Nachbarländer mit einbezieht,<br />
wird man keinen zweiten chaussierten Pass<br />
finden, der in so universaler Weise als das Schulbeispiel<br />
einer Alpenstrasee mit all ihren Eigentümlichkeiten<br />
gelten könnte », schreibt Dr. Th. Gubler<br />
in seinem Werk «Die schweizerischen Alpenstrassen<br />
>. Auch an landschaftlicher Grossartigkeit<br />
kann sich die Simplonstrasse mit jedem ihrer Artgenossen<br />
messen.<br />
Die erete wirkliche Kunststrasse als durchgehende<br />
Alpenrcrate wurde in den Jahren 1801 bis<br />
1805 angelegt; hundert Jahre später wurde der<br />
Simpkmtunnel eröffnet und fast gleichzeitig der<br />
Simplonpass als erster schweizerischer Alpenpass<br />
für den Automobilverkehr freigegeben.<br />
In der Römerzeit diente die Strasse wahrscheinlich<br />
mehr dem lokalen Verkehr; erst aus der Zeit<br />
Trajans stammen Münzen, die am Pass selbst gefunden<br />
wurden. Grössere Bedeutung erlangte die-<br />
6er Alpenübergang ale Handelsstrasse der Mailänder<br />
Kaufmannschaft im 13. Jahrhundert. Im Jahre<br />
1235 wurde das erste Hospiz erstellt — ein Zeichen<br />
des damaligen regen Verkehrs. Die Mailänder<br />
Kaufmannschaft und die Bischöfe von Sitten sorgten<br />
für die Instandhaltung und Verbesserung der<br />
Wege und Brücken. Die erste nachweisbare Simplonfahrt<br />
ist die des Erzbischofs Otto von Rouen,<br />
als er im Jahre 1254 nach Rom reiste.<br />
Die heutige Simplonslrasse Hess Napoleon I.<br />
mit einem Kostenaufwand von 9.750.000 Franken<br />
erstellen. Sie sollte als groese Militärstrasse Paris<br />
mit Mailand verbinden und kam 1815 den Oesterreichern<br />
zugute, die wenige Wochen vor der<br />
Schlacht von Waterloo über den Simplon durchs<br />
Wallis Napoleon entgegenzogen.<br />
Das Simplon-Hospiz, das die Augustiner Chorherren<br />
vom Grossen St. Bernhard im Jahre 1825<br />
erwarben, war ursprünglich von Napoleon als Kaserne<br />
gedacht, bestand aber zur Zeit der Verbannung<br />
des gTOssen Korsen nach Elba erst aus einem<br />
Stockwerk und wurde von den Mönchen des Grossen<br />
St. Bernhard in seinen heutigen Stand gesetzt.<br />
Die Simplonroute gilt heute als die wichtigste<br />
Verbindungsstrasse vom Wallis nach Italien und ist<br />
wohl die genialste Paßstraese über den südlichen<br />
Alpen wall. Die Maximalsteigung beträgt 9%, die<br />
Strassenbreite 7,2 bis 8,4 Meter. Die Strasse ist<br />
gut ausgebaut und leicht zu befahren.<br />
Berühmt ist die abwechslungsreiche, gTossartige<br />
Landschaft dieser Alpenstrasse. Von B r i g, dem<br />
Zentrum des Oberwallis (sehenswert Stockalperpalast<br />
und Napoleonsbrücke), führt die Strasse anfangs<br />
steil durch das Städchen und windet sich<br />
dann in grossen, leichten Kurven hinauf zum<br />
Schallberg. Weiter durchs Gantertal ohne wesentliche<br />
Steigerung zur imposanten GanterbTücke und<br />
von dort hinauf zum Kurhaus Berisal. Durch den<br />
echönen Rotwald gelangt man von hier in gleichmassiger<br />
Steigung zu den Kaltwassergalerien und<br />
zur Simplonpasshöhe. Vom Kulm geniosst<br />
man einen ganz herrlichen Rundblick auf die Berner<br />
und Walliser Alpen.<br />
Nach dem wuchtigen Bau des Hospizes, dessen<br />
Mönche durch ihre liebenswürdige Gastlichkeit bekannt<br />
sind, fährt man am Engeloch und dem grandiosen<br />
Gletschersturz des Fletschhorns vorbei nach<br />
Simplon-Dorf. Kurz nach Gabi (Stein) zwingt sieb<br />
die Strasse kühn durch die wildromantische Gonflosehlucht.<br />
Gondo ist schweizerische Grenz- und Zollstation.<br />
Ueber Iselle (italienischer Zoll) gelangt man auf<br />
neuer Strasse nach Domodossola und weiter zum<br />
herrlichen Langensee, wo man den sehr lohnenden<br />
Besuch der Borromäischen Inseln auf keinen Fäll<br />
unterlassen sollte.<br />
Be.<br />
vom Thunersee.<br />
Hocherhaben über allem Weltenwirrwarr thront<br />
gewaltig die Natur als Trösterin von uns armen,<br />
schwergeprüften Menschenkindern. Ueberzeugender<br />
denn je hat uns der heurige Lenz gezeigt: es gibt<br />
einen Frieden, ein Neuerstehen zu höchster Blütenschönheit!<br />
Nach dem Winterschlaf ein Erwachen<br />
zum Frühling! Schon vor dem fälligen Kalenderdatum<br />
zog es Gross und Klein an den Thunersee,<br />
wo wir all die unvergleichlichen Gotteswerke, in<br />
einem einzigen Riesenbande zusammengefasst, in<br />
vollster Pracht genossen. Thun hat nun durch seine<br />
Aare-Promenade eine weitere Verschönerung<br />
des Stadtbildes erhalten. Im ruhigem Tempo gemessen<br />
die Automobilisten diese Herrlichkeiten und<br />
freuen sich auf ein bildliches « Shakehand » mit den<br />
liebreizenden Uferorten Hilterfingen, Oberhofen,<br />
Gunten und Merligen, und dem auf sonniger Höhe<br />
gelegenen Sigriswil. Ab Beatenbucht schlängelt sich<br />
die romantische Felsenstrasse hinauf zur Station<br />
Beatushöhlen.<br />
Unter den Orten drüben am linken Ufer des<br />
Sees ist das malerisch amphitheatralisch gebaute<br />
Spiez, ein wichtiger Knotenpunkt internationaler<br />
Verbindungen. Entfernungen, Umwege, langdauernde<br />
Reisen sind quasi illusorisch geworden. In fast nur<br />
zu kurzer Zeit kommt man nach allen Himmelsrichtungen.<br />
Zum Schluss sei auch die reich belebte<br />
Strecke Spiez-Thun nicht unerwähnt gelassen, die<br />
aussieht, als wenn auf ihr eine entzückende Spielzeugschachtel<br />
mit Chalets ausgestreut worden wäre<br />
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<strong>1934</strong>, 22. Auflage. Es gibt vielerlei Schönes in der<br />
alten Kulturstadt Prag, die sich manchen Zeugen<br />
mittelalterlicher Machtentfaltung und ganze Strassen<br />
mittelalterlicher Enge und Gespenstigkeit bewahrt<br />
hat. Später haben Könige und Kaiser, noch<br />
später der reiche böhmische Adel grossartige Denkmäler<br />
ihrer einstigen Herrschaft hinterlassen. Auch<br />
das neue Prag nimmt unser Interesse in Anspruch<br />
als eine moderne Stadt, die in zielbewusster Erneuerung<br />
nach alter Weltgeltung zurückstrebt. Da<br />
Prag bewusst eine tschechische Stadt sein will, ist<br />
jede Anschrift in tschechischer Sprache gehalten.<br />
Darum ist für den Deutschsprachigen selbst bei<br />
kurzem Besuch ein Reisehandbuch unentbehrlich,<br />
das ihn von Schritt zu Schritt führen muss Dieser<br />
Aufgabe entledigt sich der neue «Grieben» mit gewohnUm<br />
Talt und Geschick.<br />
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rfinj einen Damm entgegenzusetzen, denn<br />
ununterbrochen hielt die schrumpfende Kaufkraft<br />
vornehmlich den internationalen Automobilmarkt<br />
unter Druck. Während im Jahr«<br />
1929 noch 6,280,675 Automobile auf der ganzen<br />
Welt erzeugt wurden, fiel diese Produktionsziffer<br />
im Verlaufe von nur 3 Jahren,<br />
d.h. bis 1932. auf 1,976,963 Einheiten. Es hat<br />
jedoch den Anschein, als ob die im abgelaufenen<br />
Jahr sich in den verschiedenen<br />
Ländern durchgesetzte Erholung oder die<br />
sich anbahnende Stabilisierung der Wirtschaftsverhältnisse<br />
sich nicht ungünstig auf<br />
den Automobilabsatz ausgewirkt hat, sind<br />
doch nach den Berechnungen des amerikanischen<br />
Handelsministeriums im Jahre<br />
1933 im gesamten 2,715,575 Wagen erzeugt<br />
worden. Im Vergleich zu dem im Jahre 1932<br />
erreichten Tiefpunkt ergibt sich somit im<br />
vergangenen Jahre für die Weltautomobilindustrie<br />
eine Zunahme um 738,612 Einheiten<br />
oder um 37 Prozent. Das gesamte Jahresergebnis<br />
der Weltautomobilproduktion setzt<br />
sich zusammen aus 2,187,710 Personenwagen<br />
und 527,865 Lastwagen. Den kräftigsten<br />
Wiederaufschwung auf dem Gebiete der<br />
Automobilindustrie verzeichnet Deutschland<br />
mit einer Zunahme von 109,9 Prozent. Diese<br />
ungeahnte Entwicklung bei unsern nördlichen<br />
Nachbarn hängt zum grössten Teil mit den<br />
von der Landesregierung zugestandenen<br />
Steuererleichterungen und andern die fabrikatorische<br />
Stosskraft hebenden Massnahmen<br />
zusammen. Im laufenden Jahre setzt sich<br />
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