E_1934_Zeitung_Nr.071
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BERN, Freitag, 31. August <strong>1934</strong><br />
Nummer 20 Cts.<br />
30. Jahrgang - N° 71<br />
ERSTE SCHWEIZERISCHE AUTOMOBIL-ZEITUNG<br />
Zentralblatt für die schweizerischen Automobil- und Verkehrsinteressen<br />
Erscheint Jeden Dienstag und Freitag Monatlich „Gelbe Liste"<br />
ABONNEMENTS-PH EISE:<br />
Ausgabe A (ohne Versicherung) halbjährlich Fr. 5.—, Jährlich Fr. 10.— REDAKTION n. ADMINISTRATION: Breitenrainstr. 97, Bern<br />
Aatgabe B (mit Unfallversicherung) vierteljährlich Fr. 7.50, Jährlich Fr. 30.- Telephon 28.222<br />
Telegramm-Adresse: Autorevue, Bern<br />
Was wird in der Schweiz gefahren?<br />
Als zweiter Teil der Motorfahrzeugstatistik,<br />
3er mit ebenso grossem Interesse erwartet<br />
wurde, gibt nun das eidg. statistische Amt<br />
eine Uebersicht heraus, die über die Zusammensetzung<br />
unseres Automobilbestandes allerlei<br />
wissenswerten Aufschluss vermittelt.<br />
Die Hauptlieferanten für den Gesamtbestand<br />
an 66394 Personenwagen sind acht<br />
Staaten, von denen wiederum fünf, nämlich<br />
Deutschland, Frankreich, Italien, die USA.<br />
und neuerdings auch England den Löwenanteil<br />
unter sich verteilen. Amerika bestreitet<br />
allein fast 45 % unserer Lieferungen. Frankreich,<br />
das an zweiter Stelle steht, folgt erst<br />
in grösserem Abstand mit 21 %. Ganz unbedeutend<br />
ist natürlich der Anteil der Schweiz,<br />
dem, nachdem die eigentliche Automobilfabrikation<br />
in unserem Lande vollständig aufgehört<br />
hat, bald nur noch eine historische Rolle<br />
zukommen wird. Bevor wir die Bedeutung<br />
der einzelnen nationalen Marken noch etwas<br />
näher betrachten, lassen wir das Ergebnis<br />
der arbeitsreichen Erhebungen der Statistiker<br />
folgen:<br />
Zahl der verkehrsberechtigten Personenwagen<br />
am 1. Januar <strong>1934</strong>, nach Lieferungsländern<br />
geordnet. *<br />
Schweiz<br />
Deutschland<br />
Frankreich<br />
Italien<br />
Oesterreich<br />
Belgien<br />
England<br />
Vereinigte Staaten<br />
Uebrlee Länder<br />
Zur schweizerischen Automobilmarken-Statistik.<br />
647<br />
6194<br />
14212<br />
12753<br />
396<br />
727<br />
2016<br />
29424<br />
Total 66394<br />
Beginnen wir mit der Schweiz, so wird bestimmt<br />
nicht die bescheidene Zahl, dagegen<br />
die Buntheit der stets noch vertretenen Marken<br />
überraschen. Wer nicht die ersten Entwicklungsjahre<br />
der einheimischen Autoindustrie<br />
miterlebt hat, wird bestimmt nie etwas<br />
von Marken wie EFAG, Yaxa usw. gehört<br />
haben. Dass es sich dabei aber um zähe Konstruktionen<br />
gehandelt haben muss, beweist<br />
deren Langlebigkeit. Wenn heute noch gegen<br />
100 Pic-Pic laufen, nachdem die Fabrikation<br />
seit rund 15 Jahren eingestellt ist, so spricht<br />
das gewiss für die Qualität des Produktes,<br />
und man muss nur bedauern, dass es nicht<br />
wenigstens einer Marke möglich war, sich zu<br />
behaupten. Auf alle Fälle ist volkswirtschaftlich<br />
dieses Kapitel der Markenstatistik das<br />
bescheidenste und recht bedauerlich dazu.<br />
Von den wichtigsten europäischen Lieferanten<br />
steht Frankreich an erster Stelle. Un-<br />
* Detaillierte Markenstatistik nach Ländern geordnet<br />
siehe Seite 2 !<br />
I<br />
ser Land scheint ein getreues Spiegelbild der<br />
französischen Automobilproduktion zu sein,<br />
wo neben einigen wenigen führenden Fabriken<br />
eine Vielzahl von Klein- und Liebhaberbetrieben<br />
auftauchten, irgendein Produkt auf<br />
den Markt warfen, um dann nach einer Reihe<br />
von Jahren wieder ebenso lautlos von der<br />
Bildfläche zu verschwinden. Die Liste der bei<br />
uns vertretenen Marken ist eine Musterkarte,<br />
deren Buntheit wohl kaum mehr übertroffen<br />
werden könnte. Fast scheint es, als ob die<br />
Schweizer stets die geduldigsten Objekte für<br />
Experimente mit neuen Wagen gewesen wären,<br />
ansonst gewiss nicht ein derartiges Sammelsurium<br />
an bekannten und unbekannten<br />
Namen die Statistik « zieren » würde. Bei den<br />
massgebenden französischen Fabrikaten führt<br />
Citroen, wie dies seit Jahren der Fall ist, der<br />
gegen 40 % des französischen Anteiles an<br />
unserem Wagenbestand bestreitet. Er lässt<br />
damit selbst bekannte Fabrikate, wie Peugeot<br />
und Renault, um ein mehreres hinter sich zurück.<br />
Unter sich zusammen bestreiten die<br />
fünf bestvertretenen Erzeugnisse, nämlich<br />
Citroen, Peugeot, Renault, Delage und Mathis,<br />
drei Viertel des französischen Kontingentes,<br />
was zeigt, welch unbedeutende Rolle<br />
die Vielzahl von Phantasiemarken spielen, die<br />
übrigens auch meistens mit weniger als einem<br />
halben Dutzend Exemplaren bei uns vertreten<br />
sind.<br />
An zweiter Stelle der Europäer steht Italien,<br />
wo Fiat ein noch weit ausgeprägteres<br />
Primat führt, als irgendeine andere Marke in<br />
einem der Lieferantenländer. Nicht weniger<br />
als 82 % des italienischen Anteiles hat uns<br />
Fiat geliefert, welche Firma damit gleichzeitig<br />
den unbestrittenen Rang einnimmt, in der<br />
Schweiz am stärksten vertreten zu sein, resp.<br />
gefahren zu werden. Für keinen anderen<br />
Staat, der irgendeinen Anteil an der Automobileinfuhr<br />
in die Schweiz hat, ergibt sich eine<br />
derartige Priorität eines Fabrikates.<br />
Deutschland folgt unter den europäischen<br />
Lieferanten im dritten Rang. Wenn sich dabei<br />
der Anteil der einzelnen Fabrikate auch<br />
wiederum etwas gleichmässiger verteilt, so<br />
fällt doch Opel und Mercedes-Benz mit rund<br />
zwei Dritteln der Löwenanteil zu. Unter den<br />
kleinen Restbeständen an teilweise bereits<br />
eingegangenen Marken finden sich auch noch<br />
einige Veteranen und Pioniere des deutschen<br />
Wagenbaues, die auf ein geradezu patriarchalisches<br />
Alter zurückblicken müssen. Es<br />
scheint wirklich rätselhaft, wie solche Fahrzeuge<br />
noch den gestrengen neuen Verkehrsvorschriften<br />
zu genügen vermögen, es sei<br />
denn, dass von ihrem ehemaligen Gestell<br />
kaum mehr übrig äst als das Markenschild.<br />
England hat sich in aller Stille einen beachtlichen<br />
Platz in der Gruppe unserer Lieferanten<br />
geschaffen und es sind alle Anzeichen<br />
•dafür vorhanden, dass seine Position sich mit<br />
'der Zeit noch wesentlich günstiger gestalten<br />
wird. Freilich wird das Bild dadurch etwas<br />
gefälscht, dass der Ford'sche Anteil mit 1057<br />
Fahrzeugen England gutgeschrieben wird,<br />
•weil diese Wagen aus den englischen Werkstätten<br />
von Dagenham stammen. Dabei wird<br />
aber im Ernst niemand den Ford als ein englisches<br />
Erzeugnis ansehen.<br />
Bleiben noch Belgien und Oesterreich. Die<br />
beiden Länder haben sich seit Jahren stets<br />
eine beachtliche Gefolgschaft bei den<br />
schweizerischen Käufern zu sichern gewusst<br />
und diese auch weiterhin gepflegt. Dabei<br />
teilen sich Minerva und F. N. in die Vorrangstellung<br />
für Belgien, während Steyr sein<br />
'Herkunftsland mit 90 Prozent des Anteiles<br />
Vertritt.<br />
Nun zu Amerika, unserem Hauptlieferanten!<br />
Hier führt erwartungsgemäss Ford mit 4097<br />
Wagen, welches Kontingent durch die über<br />
1000 english made Exemplare eigentlich noch<br />
zu ergänzen wäre. Ford bestreitet somit<br />
allein den sechsten Teil der amerikanischen<br />
Einfuhr, trotzdem diese an und für sich weitaus<br />
die grösste ist und sich ein gutes Dutzend<br />
sehr populärer Marken um den Markt reissen.<br />
Angesichts des hohen Prozentsatzes<br />
amerikanischer Fahrzeuge, ist es nicht verwunderlich,<br />
dass kein anderes Land soviel<br />
Fabrikate mit Posten von mehreren Tausend<br />
Wagen vertreten hat, wie gerade Amerika.<br />
• Aus Frankreich übersteigen nur drei Fabrikate<br />
das erste Tausend, aus Deutschland nur<br />
zwei, dagegen finden wir 8 amerikanische<br />
Werke, die einen grösseren Abnehmerkreis<br />
in unserem Land aufweisen. Den zweiten<br />
Rang unter den Amerikanern machen sich<br />
eigentlich ex aequo Chevrolet und Chrysler<br />
streitig, wobei allerdings nicht zu vergessen<br />
ist, dass es sich bei der letzteren Marke<br />
grösstenteils um Wagen einer höheren Preisklasse<br />
handelt, indem ja der Plymouth-<br />
Chrysler, statistisch separat behandelt wird.<br />
Mit an der Spitze marschieren nach wie vor<br />
Buick und Essex, welche Marken sich immer<br />
eines regen Interesses in unserem Lande erfreuten.<br />
Abschliessend dürfte noch eine kurze «Rangliste»<br />
der meistvertretenen 12 Marken interessieren,<br />
wobei wir zur Ergänzung noch die<br />
Vergleichszahlen aus dem Jahre 1931 folgen<br />
lassen, seit welchem Datum unseres Wissens<br />
eine Markenstatistik nicht mehr veröffentlicht<br />
wurde:<br />
<strong>1934</strong> 1931<br />
1. Fiat 10457 1. Fiat 1063?<br />
2. Citroen 5363 2. Citroen 5702<br />
3. Ford 5154 3. Ford 4044<br />
(engl. u. amerikan.)<br />
4. Chevrolet 3357 4. Chrysler 3288<br />
INSERTIONS-PREIS: pie aühtgespaltene 2 mm hotie Grundzeile oder<br />
deren Raum 45 Cts. für die Schweiz; für Anzeigen aus dem- Ausland 60 CU.<br />
Grössere Inserate nach Seitentarif. •<br />
Inseratensehln'ss 4 Tag« vor Erscheinen der Nnmtnenr<br />
<strong>1934</strong><br />
5. Chrysler 3265<br />
6. Buick 2728<br />
7. Opel 2595<br />
8. Essex 2234<br />
9. Peugeot 2052<br />
1931<br />
5. Buick 3051<br />
6. Chevrolet 2745<br />
7. Peugeot 1996<br />
8. Renault 1869<br />
9. Essex 1783<br />
10. Renault 1918 10.<br />
Nash 1713<br />
11. Nash 1858 11. Opel 1208<br />
12. Mercedes-Benz 1702 12. Whippet 1005<br />
Wir ersehen daraus, dass sich das Stärkeverhäiltnis<br />
für die drei meistvertretehen Fabrikate<br />
ziemlich das nämliche geblieben ist.<br />
Chevrolet ist um einen Platz an die vierte<br />
Stelle vorgerückt. Dagegen hat Chrysler<br />
seinerseits Buick überholt und-diese Marke<br />
auf den 6. Platz verwiesen. Bei Chrysler<br />
lässt sich übrigens nicht ohne weiteres ein<br />
Vergleich ziehen, da dieser -zu Unrecht zu<br />
seinem .Nachteil ausfallen müsste. Im Jahre<br />
1931 wurden nämlich unter Chrysler auch<br />
noch die Plymouthwagen, die dazumal freilich<br />
noch nicht so zahlreich zirkulierten, zusammengefasst,<br />
während seither nun eine<br />
separate Rubrizierung für die beiden Fabrikate<br />
erfolgt.<br />
Einen gewaltigen Sprung nach vorwärts<br />
machte Opel, das von 11. Stelle an die 7. aufholte.<br />
Ebenso hat Essex eine weitere Stufe<br />
erklommen. Dagegen mussten sich die beiden<br />
französischen Marken Peugeot und Renault<br />
um je zwei Ränge zurückdrängen lassen.<br />
Sehr beachtlich ist auch das Vordringen<br />
von Mercedes-Benz, das nunmehr zu den zwölf<br />
« Grossen » gehört und damit eine Reihe anderer<br />
Marken auf hintere Plätze verwies.<br />
Es Hesse sich noch manche Interessante<br />
Entwicklung oder Kräfteverschiebung aus<br />
den Angaben herauslesen, allein die obigen<br />
Angaben mögen als Orientierung genügen<br />
und gleichzeitig eine Anregung darstellen,<br />
das gesammelte Material, das u.a. auch im<br />
neuen. Automobil-Adressbueh enthalten ist,<br />
eingehender zu studieren. B.<br />
Schweizerische Rundschau<br />
Schatz ausländischer Landesflaggen. In den<br />
wöchentlichen Ausgaben der Offiziellen Clubzeitschrift,<br />
des Deutschen Automobil-Club finden<br />
sich in den letzten Wochen stete Klagen<br />
von Mitgliedern über unangenehme Erlebnisse<br />
bei Mitführen der Hakenkreuzflagge im<br />
Ausland, wobei allerdings interessanterweise<br />
festgestellt werden muss, dass sich diese<br />
Klagen ausnahmslos auf die Tschechoslowakei<br />
und" — die Schweiz bezogen* Es muss<br />
daher wohl als erwiesene Tatsache gelten,<br />
dass in den übrigen Ländern eine etwas andere<br />
Einstellung Geltung hat und man dort<br />
den ausländischen Hoheitszeichen die nötige<br />
Achtung entgegenzubringen weiss.<br />
In der letzten Nummer der «D.D.A.C.-<br />
Wochenschrift > klagt nun aufs neue ein Mitglied<br />
über Belästigungen wegen Mitführens<br />
der Hakenkreuzflagge in der Schweiz, und<br />
F E U I L L E T O N<br />
Bux.<br />
Zirkusroman von Hans Possendorf.<br />
(17. Fortsetzung)<br />
Schon am nächsten Morgen hatte sich unter<br />
den Bekannten des Hauses die Nachricht<br />
verbreitet, dass bei Direktor Buchsbaums der<br />
Sohn angekommen sei. Und nun folgte ein<br />
Besucher nach dem andern, um Bux zu begrüssen.<br />
Mancher alte Patient von ihm war<br />
darunter, denn er hatte ja in Nördlingen eine<br />
Zeitlang seine ärztliche Praxis ausgeübt.<br />
Alle nannten ihn hier .Herr Doktor', was auf<br />
Cilly einen tiefen Eindruck machte; denn sie<br />
hatte ihn bisher nie anders als ,Herr Bux',<br />
»Mister Bux' oder einfach ,Bux' nennen hören.<br />
Am Nachmittag fragte Cilly: «Onkel Bux,<br />
darf ich ein bisschen weggehen? Wir wollen<br />
Polizei und Räuber spielen!»<br />
«Wir? Wen meinst du denn damit?»<br />
Und es stellte sich heraus, dass Cilly bereits<br />
mit sämtlichen Nachbarskindern Bekanntschaft<br />
geschlossen hatte.<br />
Natürlich erlaubte es Bux. Jubelnd empfing<br />
eine ganze Rotte von Buben und Mädeln die<br />
Horstellungsiander und Marken.<br />
Anzahl<br />
Anzahl<br />
Schweiz<br />
Italien<br />
E. F. A. G 1 Alfa Romeo ... 163<br />
F. B. (Altsett.) . . 1 Ansaldo 702<br />
Fischer 1 Aurea . . . . . 20<br />
Martini 471 BiancM 33S<br />
Maximag . . . . 65 Ceirano 45<br />
Pic-Pic 92 Chiribiri . . . . 7<br />
Saurer 4 Diatto 32<br />
Vfixa 1 Fiat 10457<br />
Andere , . . . . 11 Isotta-Fraschini . 23<br />
TÖSi<br />
Sf7<br />
ItaI & 61<br />
Lancia 802<br />
Deutschland £- M 6 !<br />
Adler 646 Seat «<br />
Audi 4 Sp» 38<br />
Basse u. Selve . . 8 Andere . . . < • 4<br />
B. M. N 1 Total 127S3<br />
B.M.W 166<br />
Brennabor.... 74 B«T»I«I.<br />
?l w £ F.K. . Be . IS ! M . 284<br />
?*«' '• :::<br />
; MTfe,«;:: II<br />
w « \« ' ' ' ' no Minerva .... 356<br />
Hansa-Lloyd. . . 9 **g*** 2<br />
Horch 260 «**» *<br />
Maybach . . . . 16 ^ ^ ^ ' ' .' '' *•<br />
Mercedes-Benz . . 1702 Total 727<br />
N. A. G 16<br />
Opel 2595 England<br />
Phänomen. ... 1 ^-^ X<br />
Presto 15 Armst rong ... 1<br />
P* 0 * 08 _ * Austin 184<br />
Rö^ «* Bean 10<br />
Steiger ...... 3 j , , , ^ . . . . i<br />
Stoewer 112 B S A 2<br />
Wanderer . . . . 92 zuirnkt engl. . . 4<br />
Andere . . . . . 36 Ford ..,",.. 1057<br />
Total 61*4 Hillman . . . . 129<br />
Humber . . . . 83<br />
Frankreich M. G. Midget . . 23<br />
Alba . . . . . > 4 Morgan < . . . . 6<br />
Amilcar 500 Morris-Cowley . . 136<br />
Aries 4 Riley-Coventry . 7<br />
Ballot 73 Rolls-Royce ... 77<br />
BellangeV . . . . 2 Rover , < . . . 8<br />
Benjamin . . . . 3 Singer. . . , . . 20<br />
Berliet 194 Standard . . . . 93<br />
Bignan . . . . . 12 Sunbeam . . . . 19<br />
B. N. G 3 Swallow . . . . 1<br />
Br&sier 4 Swift 3<br />
Buchet Ä Triumph . . . . 4<br />
Bugatti 157 Vauxball . . . . 65<br />
Charron ...... 12 Wolseley . . . . 79<br />
Chenard et Walker 169 Andere . . . . . 2<br />
rU^\ ^" " A '<br />
S36 l Total 201«<br />
CI&nent-Bayard . 2<br />
Cottin-Desg. ... 28<br />
Darracq 3 U. S. A.<br />
De Dion-Bout.. . 127 Auburn . . . . . 300<br />
Delage 644 Blackhawk ... 1<br />
Delahaye . . . . 39 Buiek 2728<br />
Delaunay-Bvle.. . 44 Cadillac . . . . . 349<br />
Derby 29 Chandler . . . . 172<br />
D. F. P 5 Chevrolet . . . . 3357<br />
Donnet 48 Chrysler . . . * 3265<br />
Donnet-Zedel . . 177 Chrysler-Plym. . 1152<br />
Emile Pillain . . 5 Cleveland . . . . 15<br />
Farman . . . . . 8 Cofe , 1<br />
G,A, R,. . . . . .9 Columbia . , . . 6<br />
Georges Irat. . . 14 De Soto . . . . 548<br />
G. M. . . . . . . 3 ^ Vaux (Cont.) 24<br />
Hispano-Suiza . . 56 Diana 2<br />
Hptohkiss . . . . 221 Dodge. . . . . . 952<br />
Hurtu 7 Durant , . . . . 73<br />
Jean Gras. ... 4 Ej ear . . . . . . 51<br />
La Buire . . . . 66 Ersinne 6J8<br />
L» Licorne ... 48 Essex (Terrapl.) . 2234<br />
Leo Bollee. ... 20 F a l6ön-Knight . . 236<br />
Le Z^bre . . . . 2 -piiat 11<br />
Lorraine-Dietrieh. 87 j> or< j 4097<br />
Mathis 653 Franklin 13<br />
Mors 6 Gardner . . . . 35<br />
Mqtobloc . . . . 8 Graham . . . . . 627<br />
Pauha.rd-Lev. . . 114 Grav . . . . . . 2<br />
Peugeot 2052 Hudson . . . . . 178<br />
R»Uy 25 Hupmobile ... 870<br />
Renault . . , . . 1918 j ew ett f . . . . 12<br />
Rochet-Sohn. . . 30 Jordan 34<br />
Rolland Pillain. . 10 K^g . . . . . . 1<br />
Rosengart . . . . 121 Kissel . . . . . 1<br />
Salroson 100 Lafayette . . . . 1<br />
Sandfort . . . . 1 La Salle 166<br />
S. A.R. A.. ... 10 Loeomobile ... 22<br />
S.A. S 3 Marmoh . . . . 376<br />
Secqueville -. . . 4 Marquette . , . . 42<br />
Senechal 15 Maxwell . . . . 5<br />
Sigma 3 Moon . . . . . . 1<br />
Sizaire 10 jjasm * 1858<br />
Slim 3 Oakland . . . . 248<br />
Sucre ....... 6 oidsmobile . i . 312<br />
Talbpt 515 p a ckard . . . . 814<br />
Th. Schneider . . 28 Peerlesa 71<br />
Tracta . . . . . 1 Pieroe-Arrow . . 40<br />
Turcat-Mery ... 8 Pontiac . . . . . 395<br />
Unic 4ß Reo-Wolverine . . 103<br />
Vermorel . . . . 34 Rex-Simplex . . 1<br />
VinoirDeg.. . . * 3 Rickenbaoker . . 25<br />
Voisin (Av. Vs.) . 238 R oc kne 219<br />
Zedel . . . . . . 36 Rollins 24<br />
Andere . . ._^^ 10 Rugby . . -. . . 66<br />
Total 14212 Star 1<br />
Studebaker ... 616<br />
Oesterreleh Stutz 61<br />
Austro-Daimler. . 38 Velie 39<br />
Graf u. Stift . . 2 Wills Ste-Claire. . 15<br />
Steyr 349 Willys-Whippet . 1325<br />
W.A. F 1 Willys Knight . . 710<br />
Andere . . . . . 6 Andere . . . . . 8<br />
fötal 396 Total 29424<br />
zwar in ausführlicher und dringender Weise.<br />
Schon an der Grenze wurde der betrt ende<br />
Autotourist von den- schweizerischen Zollbeamten<br />
darauf aufmerksam gemacht, dass es<br />
im Interesse Seiner Sicherheit ratsam sei,<br />
wegen der Kommunisten die Flagge zu be-<br />
S<br />
seitigen. Der Fahrer ist denn auch während<br />
seines Schweizer Aufenthaltes mehrmals<br />
durch beleidigende Zurufe belästigt worden.<br />
Die Einsendung schliesst mit der deutlichen<br />
Aufforderung, dass, wenn inskünftig in der<br />
Schweiz der deutschen Landesflagge nicht<br />
mehr Achtung entgegengebracht werde, solche<br />
Anpöbelungen fortdauern und von den<br />
schweizerischen Behörden < nicht eindeutig<br />
aufs energischste unterbunden werden »,<br />
Auto<br />
AUTOMOBIL-REVUE<br />
Ein schwimmendes Auto. !<br />
Vor Vertretern der Behörden wurde in<br />
Koblenz ein selbstkonstruiertes und -erbautes<br />
Land- und Wasserauto vorgeführt. Der Antrieb<br />
zu Wasser erfolgt durch an der beweglichen<br />
Hinterachse angebrachte Schaufeln und<br />
die Lenkung geschieht durch die Vorderräder,<br />
deren Speichen durch Holzscheiben ausgefüllt<br />
sind. Das Gewicht des Fahrzeuges beträgt<br />
rund IY2 Tonnen. Gegen den Strom wird angeblich<br />
eine Geschwindigkeit von etwa 10<br />
Kilometer erreicht. DasWasserauto soll hauptsächlich<br />
bei Hochwasser und Rettungsversuchen<br />
Verwendung finden. Der Uebergang<br />
vom Land ins Wasser und umgekehrt geht<br />
ohne jede Schwierigkeit vonstatten. Zur<br />
besonderen Sicherung ist an der Vorderseite<br />
des Wagens ein Schwimmer angebracht,<br />
der in etwa unvorhergesehenen Fällen ein<br />
Sinken des Fahrzeugs unmöglich macht.<br />
Automobile als Arbeiter-Prämien.<br />
Als aussergewöhnliche Prämie für ihre guten<br />
Leistungen haben die 25 besten Arbeiter<br />
der Automobilfabrik Stalin in Moskau je ein<br />
Automobil erhalten. Im ganzen sollen bis<br />
Ende dieses Jahres 100 Automobile als Prämien<br />
abgegeben werden.<br />
Ein neuer amerikanischer Riesen-Windkanal.<br />
In den Laboratorien auf dem amerikanischen<br />
Langley-Flughafen wird aus Eisenbeton<br />
ein Windkanal von 47 m Länge, 15,5 m Breite<br />
und 7£ m Höhe gebaut, mit dem es möglich<br />
ist, Versuche mit Geschwindigkeiten bis 800<br />
kmlSt. anzustellen. Die Gebläse-Anlage hat<br />
eine Leistung von 8000 PS.<br />
Amerikas Automobilproduktion.<br />
Während im Juli noch 270 000 Automobile<br />
in den amerikanischen und kanadischen Fabriken<br />
hergestellt wurden, wird für den Monat<br />
August mit einer Reduktion um 20 % auf<br />
225 000 Einheiten gerechnet. Dieses Produktionsvolumen<br />
stellt auch gegenüber dem vorjährigen<br />
Parallelmonat eine kleine Reduktion<br />
um 15 000 Einheiten dar.<br />
die deutschen Touristen nicht mehr nach der<br />
Schweiz reisen sollen. •' '•• ' I ^<br />
Diese öffentliche Aufforderung zur Boykottierung<br />
der Schweiz auf dem Gebiete des<br />
Autotourismus mahnt zum Aufsehen. Qewiss,<br />
es besteht vielleicht keine Notwendigkeit, jeweils<br />
die Landesflagge am Wagen im Ausland<br />
mitzuführen, trotzdem auch wir Schweizer<br />
dies sehr gerne tun und uns das Recht<br />
hiezu wohl kaum nehmen lassen möchten<br />
(siehe übrigens die Clubflaggen unserer Verbände,<br />
die fast alle das Schweizerkreuz führen),<br />
aber die ganze Sache geht nun tiefer,<br />
nachdem das offizielle Kühlerabzeichen des<br />
D.D.A.C. ebenfalls das Hakenkreuz enthält,<br />
und so auch dieses Anlass zu Belästigungen<br />
bieten dürfte. Das gleiche gilt auch für das<br />
neue Hotel-Clubschild des D.D.A.C.<br />
Die tschechoslowakische Regierung hat in<br />
dieser Hakenkreuzangelegenheit die nötigen<br />
Schlüsse bereits gezogen und radikal durchgegriffen.<br />
Sie hat die deutschen Behörden<br />
und den D. D. A. C. wissen lassen, dass das<br />
Mitführen von Hakenkreuzflaggen an Autos<br />
auf dem Gebiet der tschechischen Republik<br />
Der erste Grosse Preis der Schweiz gehört der<br />
Geschichte an. Jahrelang war er ein .blosser Traum,<br />
und mehr als einmal glaubte man alle Hoffnungen<br />
schwinden lassen zu müssen. Doch, Ends aller Enden<br />
nahmen dann doch die Berner die ganze schwierige<br />
und komplizierte Sache mit einer Tatkraft und<br />
Grosszügigkeit in die Hand, die allen Spott über<br />
den langsamen » Mut?on » Lügen strafen musate.<br />
Bewundernd gibt man heute im ganzen Lande herum<br />
zu: diese verflixten Berner haben einen ganz<br />
grossen Wurf gewagt und hundertprozentig gewonnen.<br />
Ein Rennen von den Ausmassen des Grand<br />
Vvix, wie er am Sonntag die ungeheuren Menschenmassen<br />
hinriss, in dieser Zeit allgemeiner wirtschaftlicher<br />
Depression und gedrückter Stimmung<br />
durchzuführen, spricht für das Vorhandensein einer<br />
sehr wünschenswerten Initiative und eines gesunden<br />
Optimismus, wie man ihn heute überall gut<br />
brauchen könnte. Die Tatsache, dass dieses Rennen<br />
gleich auf den ersten<br />
tigen Konkurrenzen geradezu suchen muss, steht<br />
unseres Wissens in der Geschichte des Autosportes<br />
ziemlich allein da. Das Ausland hat sein Erstaunen<br />
über die Grosszügigkeit des schweizerischen Anlasses<br />
auch nicht verhehlt, und konnte es anfänglich<br />
überhaupt kaum fassen, dass nur die internationale<br />
Elite sich für Bern anmeldete. Wo ist sonst ein<br />
Anlass, der ohne jahrelange Wiederholungen gleich<br />
mit Läufen wie dem Grossen Preis von Frankreich<br />
her<br />
Karosserien aus Bakelit.<br />
Eine englische Firma macht in letzter Zeit<br />
Versuche, Automobilkarosserien statt mit<br />
Blech oder Kunstleder mit Bakelit-Platten<br />
zu bekleiden. Hinsichtlich seiner Festigkeit,<br />
seiner Beständigkeit und seiner guten Abnützungs-Eigenschaften<br />
könnte sich Bakelit'<br />
zweifellos als Bekleidungsmaterial eignen.<br />
Fraglich ist nur, ob seine Verwendung beim<br />
gegenwärtigen Preisstand nicht viel zu teuer<br />
kommt.<br />
Prämien für Gewinnung flüssiger Brennstoffe<br />
in Italien.<br />
Unsere südlichen Nachbarn, die auf allen<br />
Gebieten wirtschaftlicher Tätigkeit die grössten<br />
Anstrengungen zur Hebung der Inlandproduktion<br />
machen, haben durch Verordnung<br />
vom 30. Juni <strong>1934</strong> mit Rückwirkung auf den<br />
7. Februar <strong>1934</strong> beschlossen, für jeden Doppelzentner<br />
Benzin, Petrol etc., der auf italienischem<br />
Boden gewonnen wird, eine Prämie<br />
von 65 Lire zu bezahlen.<br />
Rückläufige Automobilpreise.<br />
Auf Grund neuester statistischer Untersuchungen<br />
geht hervor, dass der Preis für amerikanische<br />
Automobile in den letzten fünf<br />
Jahren einen ziemlich starken Rückgang aufzuweisen<br />
hat. Bezogen auf das Stückgewicht<br />
ergibt sich ein Preisrückgang von 40—50 %.<br />
Während 1928 1500 kg wiegende Wagen<br />
noch auf Fr. 5.55 per Kilogramm zu stehen<br />
kamen, beträgt heute der Preis nur noch<br />
Fr. 2.90 pro kg.<br />
Vom polnischen Strassenbau.<br />
Unlängst soll Polen mit einer englischen<br />
Finanzgruppe Verhandlungen aufgenommen<br />
haben, um einen Baukredit von 800 Millionen<br />
Sloty zwecks Ausbau des staatlichen Strassennetzes<br />
zu erhalten. Mit dieser Summe ist<br />
beabsichtigt, ein Strassennetz von 7500 km<br />
Ausdehnung im Verlaufe von 10 Jahren zu<br />
erstellen. Noch im Herbst dieses Jahres soll<br />
mit der Anlage von 500 km Kunststrassen<br />
begonnen werden.<br />
nicht nur gestattet,ist, sondern dass jede.Belästigung,<br />
die dadurch hervorgerufen werden<br />
könnte, aufs strengste geahndet werde. Es<br />
dürfte daher der Zeitpunkt gekommen sein,<br />
wo auch von schweizerischer Seite analoge<br />
Vorkehren getroffen und den kantonalen und<br />
städtischen Polizeiorganen entsprechende<br />
Weisungen erteilt Werden müssen. Unser<br />
Land läuft sonst Gefahr, eitles grossen Teils<br />
einer interessanten Automöbilgäste-Kundschaft<br />
verlustig zu gehen, weil man es an der<br />
nötigen Achtung und Höflichkeit fehlen lässt.<br />
Der D.D.A.C. zählt bereits über 300,000 Mitglieder,<br />
es kann der schweizerischen Hotel-<br />
Ierie nicht gleichgültig seih, wenn in der diesen<br />
300,000 Mitgliedern zugehenden <strong>Zeitung</strong><br />
alle 8 Tage neue Klagen bekanntgegeben<br />
werden und vor Reisen nach der Schweiz<br />
gewarnt wird. Jeder Ausländer, wer es auch<br />
sei, soll bei uns Achtung und Anerkennung<br />
seiner heimatlichen Hoheitszeichen ohne Einschränkung<br />
verlangen dürfen, solange er sich<br />
korrekt benimmt und nicht zu Herausforderungen<br />
Anlass gibt.<br />
^<br />
Sportnachrichten<br />
Der Grand Prix in der Rückschau.<br />
oder von Deutschland verglichen werden kann?<br />
Wir erinnern uns noch der ersten Rennen von<br />
Monte Carlo, die sich ziemlich bescheiden anliessen.<br />
Bis jetzt wurde dieses berühmte Stadtrundstreckenrennen-<br />
als Ausnahmefall im europäischen Rennsport<br />
bezeichnet, da es den dortigen rührigen Organisatoren<br />
gelungen war, ihre Veranstaltungen<br />
innerhalb ganz kurzer Frist auf klassische Höhe<br />
zu bringen. Die Schweiz darf afoer heute den Anspruch<br />
darauf erheben, mit einem Schlage den<br />
Sportkalender um eines der interessantesten Rennen<br />
des Jahres bereichert zu haben. Bern war die<br />
vierte Etappe in dem grossen Entscheidungskampf<br />
der deutschen und romanischen Farben, und mit<br />
dem Grossen Preis von Italien am übernächsten<br />
Sonntag und dem Masaryk-Ring-Rennen dürfte die<br />
Auseinandersetzung für dieses Jahr beendet werden.<br />
Es sind deshalb keine überheblichen Gefühle, die<br />
uns leiten, wenn wir uns in ehrlicher Weise mit<br />
den Organisatoren des ausserordentlichen Erfolges<br />
des ersten Berner Rennens freuen. Was der Klausen<br />
für die Bergrennen, das dürfte in Kürze auch<br />
der Grc-sse Preis der Schweiz für die Rundstreckenrennen<br />
werden, und bereits am Sonntag haben die<br />
ausländischen Fachleute schweizerische Sorgfältigkeit<br />
und Qualitätsarbeit in der Vorbereitung dieses<br />
gewaltigen Anlasses anerkannt. Wenn, wie aus den<br />
an anderer Stelle zitierten Pressestimmen zu entnehmen<br />
ist, schon ein Mann wie Anthony N'oghes.<br />
der routinierte Autosportfachmann und Organisator<br />
des Grossen Preises von Monaco, den Rahmen des<br />
schweizerischen Rennens als grandios bezeichnet<br />
und sich nicht erinnern kann, irgendwo Aehnliches<br />
an Vollkommenheit der Organisation auf ersten Anhieb<br />
getroffen zu haben, dann dürfte dies doch wohl<br />
allerhand bedeuten! Die Schweiz hat nun nach<br />
Montreux zum zweiten Male' die einzigartige Span-r<br />
nung eines Rundstreckenrennens miterleben kön-<br />
<strong>1934</strong><br />
N°7i<br />
nen, und über den sportlichen Kampf einiger wagemutiger<br />
Männer hinaus konnte sie auch der Erprobung<br />
neuer Spitzenprodukte der europäischen Automobilindustrie<br />
beiwohnen. Denn der Autosport<br />
müsste seine eigentliche Zweckbestimmung verlieren,<br />
wenn er auf das Niveau blosser sportlicher<br />
Sensationskämpfe heruntersinken würde. Immer<br />
und immer wieder muss gesagt werden, dass ohna<br />
das ideale Prüfungsfeld der Rennbalinen die Automobilproduktion<br />
niemals die heutige Vollendung erreicht<br />
hätte.<br />
Diese allgemeinen Bemerkungen seien einer zusammenfassenden<br />
Würdigung vorausgeschickt. Das<br />
Rennen hat in jeder Hinsicht die gehegten hochgespannten<br />
Erwartungen erfüllt, und man darf<br />
auch trotz des tragischen Todessturzes Hamiltons<br />
in der letzten Runde, der in keiner Art und Weise<br />
weder mit der Organisation noch mit dem Zustand<br />
der Strasse etwas zu tun hat, von einem überwältigenden<br />
Erfolg reden. Die Menschenmassen, die in<br />
der gleichen Sekunde, da die Strecke nach Schluss<br />
des Rennens geöffnet wurde, die Bahn überschwemmten<br />
und sich in wilder Hast nach den<br />
Boxen wälzten, um dort noch einen Blick vom Steger<br />
und den vielen Maschinen zu erhaschen, waren<br />
der beste Beweis dafür, dass sich der Anlass, der<br />
die sonst reservierten Schweizer buchstäblich aus<br />
dem Häuschen brachte,.mit einem Schlage die Sympathie<br />
unserer Bevölkerung gewann.<br />
Die Deutschen werden mit Gefühlen des Stolzes<br />
an Bern zurückdenken. Zwei ihrer neuen Wagen<br />
feierten auf der Bremgartenrundstrecke den gröasten<br />
Sieg des Jahres. Zum erstenmal gelang es einer<br />
deutschen Firma, gleich mit zwei Maschinen<br />
die Spitze belegen zu können. Auf der Avus wurden<br />
die Auto-Union-Wagen von den typischen Kinderkrankheiten<br />
verfolgt und zu früh aus dem Rennen<br />
geworfen, beim Eifelrennen auf dem Nürburgring<br />
war es Mercedes-Benz mit Manfred von Brauohitsch,<br />
der vor Stuck auf Auto-Union an die<br />
Spitze kam, in Montlhery endete das grossartiga<br />
Duell Deutschland, Frankreich und Italien mit einer<br />
schweren deutschen Schlappe, die dann . auf<br />
dem Nürburgring mit dem Sieg Stucks beim Grossen<br />
Preis von Deutschland und dem zweiten Platz<br />
Fagiolis auf Mercedes-Benz wieder wett gemacht<br />
wurde. In Pescara war es wieder ein Mercedes-<br />
Benz-Wagen, von Fagioli geführt, der siegreich abschnitt,<br />
und in Bern kanterte die Auto-Union alle<br />
Gegner glänzend nieder. Alfa Romeo und Bugatti<br />
müssen sich mit den übrigen Ehrenplätzen zufrieden<br />
geben, wenn auch bei deren Piloten Einzelleistungen<br />
zu beobachten waren, die alles Lob »erdienen<br />
und gar besseren Erfolg erwarten Hessen.<br />
Jedenfalls war die Auto-Union die Beherrscherin<br />
des Tages. Hans Stuck und Momberger fuhren<br />
hier eines der grössten Rennen ihrer Karriere. So<br />
sicher, wie der Sieger seine Runden an der Spitze<br />
zog, so unheimlich zäh und berechnet schaffte sich<br />
der kleine Frankfurter Momberger nach vorn, der<br />
in Bern zum ersten Male als Auto-Union-Fahrer<br />
zu hohen Ehren kam. Deren Wagen hinterliessen<br />
einen wahrhaft blendenden Eindruck, und Dr.<br />
Porsche, der während des ganzen Rennens auf<br />
dem Boxentisch mit unbeweglicher Miene sass, erschien<br />
den Besuchern gleich einem Feldherrn, iür<br />
den seine Truppe siegreich kämpft, ohne dass er<br />
nur die Hand zu rühren braucht. Um so lebhafter<br />
war der Rennleiter, Obering. Walb, der von der<br />
besonderen, Signajbpxe ans jnit Sluck und Momberger<br />
stäijdig ,auf sejne .Art .«Zwiesprache» hielt.<br />
Mit geradezu väterlicher Fürsorge, mahnte er seiinen<br />
besten Zögling. Stuck, immer .und. immer wieder,<br />
nicht _ allzusehr zu. forcieren,, und die Chancen<br />
nicht im letzten Augenblick, aus. der Hand z-a<br />
geben.. Momberger .heizte .er gehörig ein, so das»<br />
der Fr.ankfur.ter immer.toller .die Strecke dahergeflitzt<br />
kam. Die. beiden Deutschen .haben ain Sonn*<br />
tag bewiesen, dass sie grosse Könner und würdig<br />
sind, mit zu den ersten Namen im europäischen<br />
Autosport gezählt zu werden.<br />
Neben der Auto-Union war es jedoch ein isolierter<br />
Einzelfahrer, der in Bern grösstes Aufsehen<br />
erregte, und sowohl für seine Maschine wie<br />
für sich selbst eine besondere Anerkennung verdient<br />
: Rene Dreyfus. Nachdem der sympathische<br />
Franzose im Grossen Preis von Nizza nichts ausgerichtet<br />
hatte, wandte er sich an Bugatti mit der<br />
Bitte, dafür sein Glück mit dem neuen Bugatti-<br />
Modell in Bern versuchen zu dürfen. Das Gesuch<br />
wurde bewilligt, und im letzton Augenblick lief bei<br />
den Organisatoren deshalb noch die Meldung von<br />
Dreyfus ein. Er kam ohne grosson Tross und in<br />
sofort gewinnender Bescheidenheit, von Costantini,<br />
dem berühmten Bugatti-Manager begleitet. Einige<br />
Trainingsrunden genügten, und man wusste: der<br />
neue Bugatti ist besser als seine Vorgänger und<br />
wird am Sonntag eine führende Rolle übernehmen!<br />
Am Freitag stand Dreyfus mit der schnellsten<br />
Runde an der Spitze; am Samstag war er hinter<br />
Stuck wieder Zweiter. Und dann kam es, dass<br />
der in den letzten Jahren so oft gegen die starke<br />
italienische Uebermacht erlegene Bugatti in Bern<br />
eine Satisfaktion schönster Art erlebte. Dreyfus,<br />
dieser Einzelfahrer, der über keine Rennstall-Organisa-tion<br />
verfügte, hielt ausser Stuck die gesamte<br />
Konkurrenz im Schach und kam ganz eindeutig<br />
gegen die Scuderia Ferrari auf. Die Gerechtigkeit<br />
hätte ihm d«n zweiten Platz schenken müssen; es<br />
war ein bedauernswerter Zufall, dass kurz vor<br />
dem Schluss sein Kühler undicht wurde und in<br />
aller Hast neu aufgefüllt werden musste. Mom-.<br />
berger lies sich dies« Situation nicht entgehen und<br />
verwies Dreyfus auf den dritten Platz, der jedoch<br />
auch so noch höchst bemerkenswert ist. Der Franzose<br />
wird von Bern gewiss mit dankbaron Erinnerungen<br />
geschieden sein.<br />
Und noch einer war es, der am Sonntag überrascht<br />
hat: Tazio Nuvolari. Was wir seit einiger<br />
Zeit feststellen konnten, zeigte sich erneut. Der<br />
Mantuaner ist wieder stark im Kommen, und sein<br />
nun geheiltes Bein bedeutet für ihn kein Hindernis<br />
mehr. Auch er kämpfte erfolgreich gegen die<br />
Scuderia Ferrari-Mannschaft an, die ihm in diesem<br />
Jahre bereits so viele schmerzliche Niederlagen gebracht<br />
hat. Selbstverständlich ist auch Nuvolari<br />
dadurch sehr benachteiligt, dass er als Einzelfahrer<br />
konkurrieren muss. Seih Ausfall trachte ihn um<br />
grosse Chancen.<br />
Die Scuderia Ferrari-Leute schlugen sich am,<br />
Sonntag mit ihrer gewohnten Bravour, auch wenn<br />
ihre Maschinen auf dieser Strecke nie zu einer führenden<br />
Rolle kamen. Wenn wir uns nicht täuschen,<br />
fanden sich Chiron und Varai nicht in ihrem besten<br />
Zustand, der ihnen den Einsatz aller Kräfte<br />
erlaubte. Die Ausdauer der Alfa Romeowagen<br />
wurde erneut unter Beweis gestellt: alle drei Maschinen<br />
kamen in mittleren Plätzen ans Ziel.<br />
Die verschiedenen Einzelfahrer verteidigten sich,<br />
alle mit bewunderungswürdiger Ausdauer und Regelmässigkeit.<br />
Ghersi und Biondetti waren fast wäh--<br />
rend des ganzen Kampfes stets ineinander verbjs-<br />
Earl Howe war ebenso schnell wie sorgfältig,<br />
| Balestrero kämpfte gegen alle Tücken der Maschine<br />
tapfer an, und Hartmann, wie auch der in der letz-
W> 71 - <strong>1934</strong><br />
ten Runde tödlich verunglückte Hamilton, verdienen<br />
ehrliches Lob.<br />
Bei den Klein-wagen stachen Malaguti mit seinem<br />
schnellen Maserati, die Zürcher Kessler und Ruesch,<br />
Veyron, sowie Burggaller und Seaman auf M. G.<br />
Magnette hervor. Nur dumme Zufälle haben den<br />
Schweizern die grössten Chancen geraubt. Ein Erfolg<br />
stand bereits in nächster Nähe. Die relative<br />
Kürze der Strecke veruninöglichte es. taktische Fehler<br />
wieder gutzumachen. So hätte wohl auch Seaman<br />
über eine längere Strecke gegen den Zweiten,<br />
Veyron, noch einen schweren Stand gehabt. Immerhin<br />
erfocht der Engländer seinen Erfolg in überzeugendem<br />
Stil. Die beiden Damen, Mme. Itier und<br />
Mme. von Kozmian wehrten sich tüchtig und machten<br />
der kleinen aber mutigen Gruppe der Amazonen<br />
alle Ehre !<br />
ba<br />
Technische Rückblicke.<br />
Fast durchwegs bezeichneten die Rennfahrer<br />
schon nach ihren Trainingseindrücken die Berner<br />
Piste als zwar hervorragend angelegt und ausgebaut,<br />
aber aussergewöhnlich schwer und anstrengend.<br />
Manchem Alltagsautomobilisten, der die<br />
Strasse vielleicht selbst abgefahren hat, wird dieses<br />
Urteil wohl unverständlich sein. Nur die zwei<br />
Kurven bei der Eymatt, der rechte Winkel beim<br />
Forsthaus und die Kurve nach der Kiesgrube zwangen<br />
ihn doch zu stärkerem Abstoppen. Von der<br />
Perspektive des Rennwagen-Piloten aus betrachtet,<br />
sind es jedoch nicht die starken Biegungen, die<br />
den Kurs erschweren. Um scharfe Kurven kommt<br />
auch der Rennfahrer nicht im Hunderter-Tempo<br />
herum. Er muss seine Maschine genau so zurückzügeln,<br />
wie der draufgängerische Alltagsautomobilist<br />
und empfindet dann ein Tempo von 50 oder<br />
60 km keineswegs mehr als Gefahr, selbst im Fall,<br />
dass der Wagen ins Schleudern geraten würde.<br />
Viel heimtückischer und gefährlicher sind für ihn<br />
die schwachen Biegungen, die man vielleicht im<br />
80- oder 100-km-Tempo noch gar nicht richtig bemerkt,<br />
die aber zum Beispiel die höchstmögliche<br />
Durchfahrtsgeschwindigkeit auf 160, 180 oder 200<br />
km/St, begrenzen. Es bedarf eines ungeheuer fein<br />
entwickelten Fahrgefühls, um diese gerade noch zulässige<br />
Geschwindigkeit bei den hohen Tempi weder<br />
zu unter- noch zu überschätzen. Nur der Fahrer,<br />
der den gerade noch zulässigen Wert genau<br />
trifft, hat Sieges-Aussichten. Wählt er die Sicherheitsmarge<br />
zu hoch, so wird ex von seinen Konkurrenten<br />
überholt. Geht er aber auch nur wenige<br />
Kilometer über dem zulässigen Wert hinaus, so<br />
•wird sein Wagen mit Sicherheit aus der Bahn geechleudert.<br />
Vor allem der Streckenabschnitt von<br />
der Eymatt bis zum Forsthaus ist ausserordentlich<br />
reich an kleinen Biegungen, die derart das Urteilsvermögen<br />
des Rennfahrers in Anspruch nehmen.<br />
Ausserordentlich erschwerend musste sich daneben<br />
aber auch die Gefällstrecke zur Eymatt hinunter<br />
auswirken. Zu den 250 bis 300 PS des Motors hinru<br />
kam noch der beschleunigende Einfluss der<br />
Schwerkraft, der manchem Fahrer gleichsam ein<br />
ganz neues, ungewohntes Fahrzeug in die Hand<br />
gab. Und wie leicht kann man sich im Gefälle mit<br />
dem Bremsweg verrechnen. Um das Mass voll zu<br />
' machen, ist dann auch diese Gefällstrecke noch mit<br />
heimtückischen «langwelligen» Kurven durchsetzt.<br />
All das bedeutet aber keine abfällige Kritik an<br />
der Piste, im Gegenteil. Je mehr man dem Fahrer<br />
die Aufgabe erschwert, um so schwerer fällt die<br />
Prüfung auch für den Wagen aus; und in der<br />
Prüfung der Zusammenarbeit von Fahrer und Maschine<br />
besteht ja auch der Zweck aller Rennen.<br />
Bei Iftirvengeschwindigköiten von 60,' 80, ja vielleicht<br />
100 km, die der Alltagsfahrer erreicht, zeigen<br />
ein gut und ein schlecht abgefederter Wagen<br />
keine grossen Unterschiede im Verhalten mehr. Die<br />
Unterschiede können aber sehr beträchtlich und<br />
für die Weiterentwicklung der Technik ausserordenfclich<br />
aufschlussreich sein, wenn Renngeschwindigkeiten<br />
als Maßstab angelegt werden. So<br />
•war es am Rennen um den Grossen Preis direkt<br />
frappant zu beobachten, mit welcher Geschmeidigkeit<br />
und Ruhe die neuen deutschen Rennwagen<br />
und auch der neue Grand Prix-Bugatti von Dreyfus<br />
auf der Strasse lagen, während andere Fahrseuge,<br />
die noch bis vor kurzem als ausgezeichnet<br />
jibgefedert galten, kaum aus dem Holpern und<br />
jpringen herauskamen.<br />
Welche Unterschiede weiter in der Lenkung!<br />
Eier vollständige Stossfreihcit, dort unablässiger<br />
Ringkampf mit Schlägen und Stössen, die auf die<br />
Dauer auch den widerstandsfähigsten<br />
Fahrer ermüden<br />
müssen und sicher nicht zur Hebung der<br />
Kurven-Präzision beitragen. m.<br />
Der schweizerische Grand Prix<br />
im Urteil des Auslandes.<br />
Der erste Grosse Preis der Schweiz wurde<br />
in der gesamten Auslandspresse ausführlich<br />
erwähnt. Zahlreiche grosse Blätter widmeten<br />
dem bedeutenden Sports-Ereignis mehrere<br />
<strong>Zeitung</strong>sspalten und Hessen sich von ihren<br />
Mitarbeitern telephonisch ausführlich berichten.<br />
Das Rennen, die Organisation und das<br />
Publikum werden in den höchsten Tönen gelobt.<br />
Wir können uns nicht erinnern, dass<br />
dieses Jahr bereits einmal ein Rennen solchen<br />
begeisterten Urteilen rief.<br />
Maurice Henry schreibt in der Sonntagsausgabe<br />
des Pariser «Auto».<br />
« Le cireuit est admirable. L'organisation est<br />
en tous points reussie, ses realisateurs ont fait<br />
quelque chose qui depasse de loin tout ce qui a pu<br />
etre fait jusqu'ici. Et M. Antony Noghes, le commissaire<br />
general du rallye de Monte-Carlo et du<br />
Grand Prix de Monaco, qui est venu ä Berne en<br />
apeetateur, me declarait cet apres-midi : c Tout est<br />
grandiose ici. On n'a jamais rien fait de mieux et<br />
de plus complet. »<br />
Cette declaration, emise par quelqu'un auquel<br />
on doit reconnaitre une forte experience en la<br />
matiere, n'en a que plus de valeur.<br />
Quant ä la presse, eile n'aura jamais eu de<br />
locaux aussi bien etablis. Les journalistes pourront<br />
travailler ä leur aise, avec le maximum de confort<br />
et de commodite Le fait est tellement rare que je<br />
n'aurai garde de le souligner d'une facon toute<br />
particuliere. L'organisation a et6 realisee d'une<br />
facon remarquable; aussi, convient-il de feliciter<br />
ceux qui ont assume la lourde Charge de mettre sur<br />
pied ce premier Grand Prix de Suisse. ><br />
Im Montagblatt der nämlichen grossen<br />
Sportszeitung schreibt der gleiche Redakteur:<br />
«Ce Premier Grand Prix de Suisse, dispute cet<br />
apres-midi aux portes de Berne, s'il n'a pas ete<br />
favorise par le beau temps, n'en a pas moins remporte<br />
un succes considerable — — — L'organisation<br />
materielle et technique a ete admirable. Nous<br />
n'avons eu qu'ä nous louer des Services de presse,<br />
dirig^s de noire confrere Büchi. Par contre, il<br />
n en a pas ete de meme du service de chronometrage<br />
qui commit des erreurs.»<br />
Jaoques Miral schreibt im « Paris Soir» :<br />
c Pour leur coup d'essai, les Suisses ont realise<br />
un coup de maitre, prevoyant des details extremement<br />
ingenieux. Bon nombre d'organisateurs<br />
pourraient venir ici en prendre de la graine.<br />
II est juste de dire, qu'ici le public est extraordinairement<br />
discipline, se pliant aux consignes<br />
avec une facilite et une bonne gräce infinies, meme<br />
lors statt. - Wiederum wird die £2 km lange,<br />
schwere Ardsrundstrecke benützt, die'vön* den kleinen<br />
Wagen 82- und von den grosseh 35mal zurückgelegt<br />
werden muss. Das Reglement der diesjährigen<br />
Veranstaltung hat gegenüber früher bemerkenswert»<br />
Abänderungen erfahren. Die Organisatoren beschränken<br />
die Veranstaltung auf rein serienmässiga<br />
Sportwagen, dij' auch im Handel erhältlich sein<br />
müssen. Sehr bemerkenswert ist vor allem die Tat?<br />
sache, dass die Anwendung von Kompressoren verboten<br />
wurde. Nur ganz wenige Ausnahmen, die.aa<br />
den serienmässigen Sportwagen vorgenommen wer?<br />
den dürfen, $ind geduldet. So sind z. B. die Grosse<br />
und dar Fabrikat des Vergasers der eigenen Wahl<br />
überlassen; die Zündkerzen können selbst gewählt<br />
und die" Grosse der Pneus darf bestimmt werden<br />
usw. Diö Wagen" sind insgesamt in 7 Klassen unterteilt,<br />
für die das in England so beliebte Handicapsystem<br />
gilt. Das Handicap ist. auf der Basis<br />
von Geschwindigkeiten aufgebaut, die sich zwischen<br />
112 und 127 km/St, bewegen. Der Sieger des Rennens<br />
erhält 500 Pfund und der Zweite 800.<br />
Die diesjährige Tourist Trophy wird ausschliesslieh<br />
englische Fahrer an den Start bringen. Der<br />
Kontinent ist am Samstag in Belfast, überhaupt<br />
nicht verfreien, dafür treten alle irgendwie bekannten<br />
Engländer zu dem sehr schweren Kampfe<br />
an, der "den Höhepunkt des britischen Autosportes<br />
darstellt. TJm nur einige Namen zu nennen, seien<br />
erwähnt: Brian Lewis, John Co&b. E. R. Hall,<br />
Lord Howe," Rose-Richards, Aldington, Fothringfham,<br />
Fenn Hughes, Eyston, Handley, Dodson,<br />
Eyeritt, Norman Black. Staniland, Dixon, CyriV<br />
Paul, Clifford usw.<br />
Die Ncnnliste:<br />
Lagonda-Team: B.E. Lewis, J. S. Hindmarshy<br />
John Cotbb.<br />
Ford-Team; W. T. McGalla, A.S- Wright, W.<br />
Sullivan.<br />
Bentley: E.R. Hall.<br />
Invictas: L..Fontes, A. C Lace. ••. - •>.<br />
Talbots: Lord Howe, T.E. Rose-Richards.<br />
Alvis: A. Powys-Lyihhe.<br />
Frazer-Nash-Team: H. J. Aldington, Mitchell-<br />
Thompson, N. A. aBerry.<br />
Frazer-Nash (Sechs-Zylinder): T. A. W. Thorpe.<br />
Aston Martin-Team: T. Fothringham, C. Penn-<br />
Hughes.<br />
Singer-Team- J; D. Barnes, A. H. Langley, J. R.<br />
H. Baker.<br />
M. G. Magnette-Team: G. E. T. Eyston, W. L.<br />
Handley, C. J P Dodson.<br />
M.-G; Magnettes: W. G. Everitt, N. Black, A. P.<br />
Hamilton.<br />
Riley-Team: E. MoClure, A. Von der Becke, S.<br />
H. Newsome.<br />
Rileys: G. S Staniland, F W Dixon, C. Paul,<br />
P G. Fairfield, F E. Clifford, W R. Baird, H. V.<br />
P restwich<br />
Singers: J. R. Hodge, R. Morgan.<br />
M. G. Magna: A. Ashton-Rigby.<br />
Rundstreckenrennen in Biella.<br />
Als einziges Rennen von einiger Bedeutung auf<br />
dem europäischen Kontinent findet am kommenden<br />
Sonntag bei Biella im Piemont ein Rundstreckenrennen<br />
für Rennwagen statt, das einen<br />
sehr interessanten Verlauf verspricht. Die Veranstaltung<br />
wird,nach der bekannten Rennformel mit<br />
den Ausscheidungeläufen und dem Finale durchgeführt,<br />
das vor allem sportlich sehr spannend ist.<br />
Der Circuit ist 2200 Meter lang und muss von den<br />
3 Einzelgrüppen je über 2ö Runden, demnach über<br />
-55- EftoDMte» befcbmi wden, Der Scbhiwlauf
So e<br />
ef s<br />
Je Automobile<br />
und Lastwagen<br />
der Schweiz<br />
in einem Band<br />
Unter Mithilfe der kantonalen Kontrollbureaux ist<br />
im Laufe dieses Sommers ein Verzeichnis der<br />
in der Reihenfolge der neuen Kontrolinummern, mit<br />
Beruf und neuester Adresse des Besitzers erstellt<br />
worden. Es ist bis Juni <strong>1934</strong> nachgeführt, erstreckt<br />
sich also auch auf die verspäteten Nummernumänderungen<br />
und die Neukäufe des Frühjahrs <strong>1934</strong><br />
und ist mit seinen über<br />
100,000 Eintragungen<br />
die aktueiieste Adressensammlung der Automobilbesitzer der Schweiz<br />
Mit diesem Besitzer-Verzeichnis sind ferner folgende<br />
Angaben verbunden:<br />
Entsprechend der Einteilung bei den kantonalen Automobil-Bureaux ^<br />
werden im Personenwagenverzeichnis Taxis- und Händler- (Garage-)<br />
Nummern, sowie Versuchs- (Probe-) Nummern unter besonderen Titeln<br />
erwähnt, ebenso sind die Traktoren und Anhänger im Lastwagenver- ' ; ;<br />
zeichnis innerhalb der fortlaufenden Nummernfolge nacheinander ja,u££-'ü», mit 18,500 cbm wird im November<br />
in Dienst gestellt. K.<br />
Caudron-Flugzeuge mit über 500 km/St. Maxlmalgeschwindigkeit?<br />
Der Chefkonstrukteur von<br />
Caudron, Riffart, hat durchblicken lassen, dass in<br />
ungefähr 14 Tagen Versuche mit einem neuen Caudron-Schnellflugzeugtyp<br />
zu erwarten seien, der eine<br />
Maximalgeschwindigkeit von mindestens 500 km/St,<br />
erreichen können soll. Caudron hält bekanntlich<br />
schon jetat mit einem leichten Scbnellflugzeaff verschiedet»
N» 71 - 19S4 ÄTJTOMOBffi-REVUE<br />
AUTOTRAKT A.Q.<br />
Dammweg 5, BERN<br />
BASEL<br />
PERCT WIEDHER<br />
BARAGE MODERNE<br />
Die Ford Lastwagen, die Alexan«<br />
drlen am 12. Juni d. J. verlassen<br />
h«ben, um el ne Europa-Hqndfahrt<br />
anzutreten, treffen am 30. Aujpist<br />
In Basel ein und beigehen der<br />
Reihe nach Ölten (am 31.<br />
August), Zürich (am 31. Aufust<br />
und 1. Sept.), Lgzern (am 1 .Sept.),<br />
Bern (am 2. Sept.), Laqs»nn«(am<br />
3. Sept.), Genf (am 4. Sept.) und<br />
alle die auf dieser Route Dtgtn«<br />
den Städte und Lok»Ht*ten.<br />
Besehen Sie sich dieselben von<br />
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Der grosse Preis von Comminges<br />
Links oben: Die Spitzengruppe<br />
vor der Tribüne. Zuvorderst:<br />
W. Straight, dicht hinter ihm<br />
der nachmalige Sieger Comotti.<br />
Rechts oben: Der Ehrenkuss für<br />
den Sieger. Comotti wird von<br />
der Ehrendame, die ihm den<br />
Siegerstrauss überreicht, gebührend<br />
gefeiert und für seineu<br />
heissea Streit um den Erfolg<br />
belohnt<br />
Der Sieger tankt. H. Stuck macht einen Zwischenhalt zur Brennst„ffaufnahme.<br />
Neben den helfenden Mechanikern sind Kommissäre zur Stelle, um<br />
die Arbeiten zu überwachen, und auch der Feuerwehrmann ist auf Pikett<br />
und bereit einzügreifen, wenn's notwendig werden sollte.<br />
Dreyfus kommt um seine Chance. Wenige Runden vor Schluss musste<br />
Dreyfus, der ein vorzügliches Rennen auf Bugatti gefahren war, nochmals<br />
anhalten. Während seine Mechaniker Benzin nachfüllen, giesst er selbst<br />
Wasser in den leck gewordenen Kühler. Der dadurch bedingte Zeitverlust<br />
von 70 Sekunden brachte ihn um den wohlverdienten zweiten Platz.<br />
Nachlese vom pssen Preis der Schweiz<br />
Der Betrieb an den Boxen<br />
Wie praktisch ist ein Regenschirm! Er leistet beim Einfüllen<br />
von Brennstoff gute Dienste. Wasser im Vergaser müsste unfehlbar<br />
den Ausfall aus dem Rennen bedeuten.<br />
Arbeit Im Regen. Nur mit äusserster Vorsicht und<br />
im Schütze von Mänteln und Decken wird noch<br />
kurz vor dem Start zum Kleinwagen-Rennen an<br />
den Maschinen gearbeitet, nicht dass eindringender<br />
Regen noch in letzter Minute einen bösen Streich<br />
spiele und Maschinendefekt heraufbeschwöre.<br />
Rechts nebenstehend: Die Maschine wird gestärkt.<br />
Im riesigen Tank der Rennmaschine verschwindet<br />
Kanne um Kanne des kostbaren Gemisches, das ihr<br />
"die notwendige Kraft verleiht, ihrem Meister den<br />
Erfolg zu ermöglichen.<br />
Links: Kerzenwechsel: Cholmondeley wechselt seine<br />
Kerzen selbst, um ganz sicher zu gehen.<br />
Rechts: Kritische Beobachter. Selbst wenn sich<br />
Dr. Porsche, den wir hier links im Bilde sehen,<br />
einen Augenblick Ruhe im Schatten der Baumgruppe<br />
vor den Boxen gönnte, liess er den Betrieb<br />
an den Boxen keineswegs aus den Augen. Neben<br />
ihm Burggaller, der sich im Kleinwagenrennen als<br />
Dritter klassierte. Im Hintergrund (an den Baum<br />
gelehnt) von Delius, ein junger, begabter Fahrer,<br />
der voraussichtlich von der Auto-Union als Ersatzfahrer<br />
nachgezogen wird.
IP71<br />
II. Blatt<br />
BERN, 31. August <strong>1934</strong><br />
No 71<br />
II. Blatt<br />
BERN, 31. August <strong>1934</strong><br />
Tedin, Rundschau<br />
Einwandfreie Sicht ohne Windschutzscheibe<br />
und Scheibenwischer. Eine auch für die Automobiltechnik<br />
hochinteressante Anordnung<br />
wird gegenwärtig von einer französischen<br />
Bahngesellschaft bei Lokomotiven ausprobiert.<br />
Statt dass die betreffenden Lokomotiven<br />
in den Stirnfenstern des Führerstandes<br />
Windschutzscheiben aufweisen, haben die<br />
Stirnfenster lediglich vorgebaute Luftleitbleche.<br />
Trotzdem ist hinter den Stirnfenstern<br />
kaum irgendein Luftzug spürbar. Durch die<br />
Leitbleche wird nämlich der Fahrtwind über<br />
Seh«matische Darstellung des neuen Windschutzgystems.<br />
C, D, E = Leitflächen, B = Sichtöffnung.<br />
die Oeffnung des Fensters hin abgelenkt, um,<br />
wie aus der beistehenden Skizze ersichtlich,<br />
nach oben abzuströmen. Das System ergibt<br />
auch den grossen Vorteil, dass die Sicht keineswegs<br />
mehr durch Regen oder Schnee behindert<br />
werden kann. Bekanntlich waren<br />
unter besonders ungünstigen atmosphärischen<br />
Verhältnissen auch Scheibenwischer<br />
oft nicht genügend wirksam.<br />
Im Prinzip scheint die Anordnung auch für<br />
Automobile sehr aussichtsreich zu sein. Statt<br />
der Leitflächen aus Blech würden dann allerdings<br />
vorzugsweise solche aus Glas angewandt,<br />
damit das Sichtfeld auch nach unten<br />
und oben genügend gross ausfiele.<br />
Neue Methode zur Messung des Luftwiderstandes.<br />
Die aerodynamische Güte neuerer<br />
Karosserieformen wird heute nahezu ausschliesslich<br />
durch Modellversuche im Windkanal<br />
festgestellt. Indem man das Modell<br />
einem künstlichen Luftstrom aussetzt und die<br />
auf es ausgeübten Kräfte misst. kann man<br />
tatsächlich ziemlich genau Rückschlüsse auf<br />
das Verhalten des Originalbaustückes ziehen.<br />
Immerhin waren bisher einige Ungenauigkeiten<br />
nicht zu vermeiden. Hängte man das<br />
Modell einfach frei im Luftstrom auf, so entsprachen<br />
die Verhältnisse nicht genau der<br />
Wirklichkeit. Der auf die Strasse rollende<br />
Wagen wird ja nicht auf allen Seiten von<br />
freiliegender Luft umspült, er presst vielmehr<br />
die Luft zwischen seiner Unterseite<br />
und der Strassenoberfläche zusammen und<br />
erfährt dadurch eine zusätzliche Hemmung.<br />
Um bei den Windkanal-Versuchen diesem<br />
Umstand Rechnung zu tragen, wurde bisher<br />
vielfach statt einem einfachen Modell ein<br />
Doppel-Model] angewendet. Man stellt dabei<br />
zwei Modelle, von denen das eine das genaue<br />
Spiegelbild des andern ist. mit allen vier Rädern<br />
gegeneinander und erhält so schon<br />
etwas genauere Resultate. Ein drittes Verfahren<br />
besteht darin, die Ebene, durch welche<br />
die Fahrbahn markiert werden soll, um einen<br />
bestimmten geringen Abstand von den Rädern<br />
zu entfernen. Aber auch diese beiden<br />
letztgenannten Methoden schliessen Fehler<br />
nicht ganz aus.<br />
Als neuestes Verfahren wurde nun vom<br />
aeronautischen Institut der New-Yorker-<br />
Universität eine Anordnung angewandt, bei<br />
welcher das die Fahrbahn markierende Organ<br />
aus einem endlosen, mit der Windgeschwindigkeit<br />
synchron verlaufenden Lederriemen<br />
besteht. Der Antrieb des Riemens<br />
erfolgt von einem ausserhalb des Windkanals<br />
gelegenen Elektromotor aus.<br />
Verbesserung der Pufferstansen - SchutzwirkunR.<br />
Obwohl eine internationale Norm<br />
besteht die vorschreibt, dass Pufferstangen<br />
vorn 440 mm und hinten 430 mm über dem<br />
Boden liegen sollten, werden diese praktisch<br />
in den verschiedensten Höhenla^n angebracht,<br />
so dass sie einen grossen Teil ihres<br />
Wertes einbüssp.n. Bei einem Zusammenstoss<br />
zweier Automobile gleiten dann sehr oft die<br />
Pufferstangen einfach übereinander hinweg<br />
und können damit natürlich ihrer Hauptaufgabe,<br />
den ersten Anorall zu därrrofen. nicht<br />
gerecht werden. Durch ein neues amerikanisches<br />
Zubehör lässt sich jedoch die<br />
Schntzwirku"g auch verschieden hoch angeordneter<br />
Pufferstangen beträchtlich er-<br />
Verbesserung der Schutzwirkung von Pufferstangen<br />
durch aufgeschraubte Querplatten.<br />
höhen. Das Zubehör besteht, wie skizziert,<br />
lediglich aus einer oder zwei etwa 20 cm<br />
hohen Platten, die auf dem Puffer aufgeschraubt<br />
werden und damit die Wirkung<br />
einer Verbreiterung der Pufferstangen ergeben.<br />
Ein ingenleuses Feuerzeug für PfeHenraucher.<br />
Für die Zigarren- und Zigaretten-<br />
Raucher unter den Automobilisten ist das<br />
Problem des Inbrandsetzens des Glimmstengels<br />
während der Fahrt mit dem elektrischen<br />
Zigarren-Anzünder einwandfrei gelöst. Die<br />
Pfeifenraucher sind aber auf eine offene<br />
Flamme angewiesen, und zwar muss diese<br />
ziemlich intensiv sein, um der Zugluft im<br />
Das neue Feuerzeug für Pfeifenrauf.her im<br />
Gebrauch.<br />
offenen Wagen standzuhalten. Ein sinnreiches,<br />
speziell für pfeifenrauchende Autofahrer geschaffenes<br />
Benzinfeuerzeug ist nun kürzlich<br />
in England geschaffen worden. Es ähnelt in<br />
Grosse und Ausführung stark einem der bisherigen<br />
bekannten Feuerzeuge, hat jedoch<br />
ausser dem gewohnten Docht noch ein kleines<br />
Strahlrohr, aus dem, sobald man das<br />
Feuerzeug neigt, eine etwa 3 cm lange Stichflamme<br />
herausbrennt. -th-<br />
F«h<br />
Luftfilter-Reinigung nicht vergessen! Fast<br />
alle -modernen Wagen sind heute mit Luftreinigern<br />
ausgerüstet. Zahlreiche Luftreiniger<br />
arbeiten dabei mit ölgetränkter Metallwoüe,<br />
an welcher der Staub kleben bleibt. Ueberlässt<br />
man einen solchen Luftreiniger dauernd<br />
sich selbst, so werden die Lufträume schliesslich<br />
durch den Staub zugefüllt, drosseln dadurch<br />
den Luftzutritt zum Vergaser ab, vermindern<br />
die Zylinderaufladung und deshalb<br />
auch die Motorleistung und verursachen vor<br />
allem einen anormal hohen Brennstoffverbrauch.<br />
Um diese Uebelstände zu vermeiden,<br />
sollten derartige Luftreiniger immer wieder<br />
rechtzeitig ausgewaschen und neu in Oel<br />
getränkt werden. Nach welchen Intervallen<br />
die Reinigung vorzunehmen ist, wird meist<br />
vom Konstrukteur im Instruktionenbuch des<br />
Wagens oder in einer Inschrift auf dem Luftreiniger<br />
selbst vorgeschrieben, mindestens<br />
sollte sie aber jährlich einmal vorgenommen<br />
werden,<br />
-at-<br />
Bitte — nicht der Reihe nach ! Eine der<br />
häufigsten Pannen beim Autofahren ist ein<br />
Reifenschaden. Hat man Reserveräder mit,<br />
so ist in wenigen Minuten der kleine Zwischenfall<br />
vergessen. Aber das Auswechseln<br />
des Rades, das so einfach erscheint, wird<br />
häufig falsch ausgeführt, und nicht nur von<br />
Herrenfahrern, sondern auch von zünftigen<br />
Chauffeuren. Meist wird man beobachten<br />
können, dass der Fahrer nach dem Auflegen<br />
des neuen Rades oder der neuen Felge die<br />
6—8 Muttern, die der Befestigung dienen,<br />
hübsch der Reihe nach rundum- fest2ieht.<br />
Das ist direkt falsch! Es entstehen dann<br />
im Rad oder in der Felge Spannungen, die<br />
bewirken können, dass das Rad nicht ganz<br />
genau in der 'richtigen Lage sitzt, dass es<br />
leicht seitlich flattert oder schlägt — und<br />
damit auch natürlich der Reifen. So gering<br />
der Fehler auch sein mag — es schadet dem<br />
Gummi mehr, als man sich vorstellen kann,<br />
der Pneu wird förmlich abradiert. Und da<br />
Die Toilette.<br />
Herr Nummernschild hat grosse Freude<br />
an seinem neuen Wagen. Und weil er so<br />
grosse Freude hat, hegt und pflegt er ihn<br />
wie seinen Augapfel. Er wäscht deshalb<br />
auch seinen Wagen selber, womöglich nicht<br />
nur einmal, sondern sogar zweimal in der<br />
Woche. Zwar ist diese. Wagenwäsche gewöhnlich<br />
für Herrn Nummernschild eine<br />
ebenso nasse Angelegenheit wie für den Wagen<br />
selber, aber das macht nichts; Hauptsache<br />
ist, dass der Wagen immer schön und<br />
neu drein sieht.<br />
Schon nach 2 oder 3 Monaten beginnt<br />
aber Herr Nummernschild mit dem Ergebnis<br />
seiner Arbeit nicht mehr ganz so zufrieden<br />
zu sein wie bis anhin. Er wäscht und wäscht<br />
im Schweisse seines Angesichtes, aber der<br />
so beliebte Hochglanz will sich einfach nicht<br />
einstellen, jedesmal, wenn der Wagen trocken<br />
ist, ist er wohl sauber, aber von neuem Aussehen<br />
keine Spur. Darum lässt Herr Nummernschild<br />
das nächstemal seinen Wagen in<br />
einer Garage waschen, wie er ihn aber<br />
zurückbekommt, glänzt er auch nicht besser<br />
als vorher. Also — es muss der Lack sein,<br />
der bestimmt nichts wert ist. Da fährt gerade<br />
eben Herr Putzfaden vorbei, Herr Putzfaden,<br />
der einen Wagen gleicher Marke und vom<br />
gleichen Modell wie Herr Nummernschild besitzt,<br />
nur ist der Wagen des Herrn Putzfaden<br />
etliche Monate älter. Aber siehe da, er<br />
glänzt, als sei er eben erst gekauft. Herr<br />
Nummernschild ist sprachlos.<br />
Herr Nummernschild hat lediglich vergessen,<br />
dass Wasser allein zur Reinigung<br />
nicht genügt. Mit der Zeit bildet sich nämlich<br />
auf dem Lack eine feine Schmutzschicht, der<br />
mit einem Poliermittel zu Leibe gegangen<br />
werden muss. Dieses Poliermittel erfüllt nebenbei<br />
auch den Zweck, dem Lack diejenigen<br />
Nährstoffe zuzuführen, die unter dem Einfluss<br />
der Witterung aus ihm herauskristallisieren<br />
und ohne die er in absehbarer Zeit<br />
brüchig würde. Ein solches Poliermittel<br />
kostet nicht viel und eine derartige Behandlung<br />
des Wagens alle 6—8 Wochen erhält<br />
ihn jahrelang wie neu. Diese Arbeit kann<br />
jeder Wagenbesitzer ohne besondere Vorkenntnisse<br />
selbst ausführen. Allerdings ist<br />
es eine ziemlich schweisstreibende Angelegenheit,<br />
und man muss. darauf achten, dass<br />
man unter den zahlreichen angebotenen Fabrikaten<br />
das richtige auswählt. Der Vertreter<br />
Ihres Wagens wird Ihnen gerne sagen, welches<br />
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10 AUTOMOBIL-REVUE <strong>1934</strong> -<br />
Reifen nicht gerade billig sind, kann auch<br />
im Geldbeutel ein hübsches Loch entstehen.<br />
Wenn man das vermeiden will, mache man<br />
beim Festschrauben der Radmuttern eine<br />
Ausnahme von 4er sonst gültigen Regel und<br />
rufe sich zu: bitte — nicht der Reihe nach!<br />
Gewissenhafte Instandhaltung der Bremsen.<br />
Mehr als jedes andere Organ des Automobils<br />
verlangen die Bremseinrichtungen eine laufende<br />
Pflege und Ueberwachung. Stets muss<br />
die Bremswirkung so ausreichend sein, dass<br />
der Wagen in Fällen der Gefahr auf kürzeste<br />
Entfernung zum Stillstand gebracht werden<br />
kann. Die Bremskraft muss sich gleichmässig<br />
auf alle vier Räder verteilen. Ihr Wirkung<br />
wird unzureichend, sobald sich der Bremsbelag<br />
übermässig abgenutzt hat und damit<br />
ein grösserer Leerweg des Bremspedals entsteht.<br />
Neben der Einregulierung der Bremsen<br />
auf gleiehmässige Wirkung muss der Automobilist<br />
deshalb auch darauf bedacht sein,<br />
dass der Reibungswert des Belags stets in<br />
unverminderter Weise erhalten wird. Zu<br />
diesem Zweck sind die Bremsen von Zeit zu<br />
Zeit nachzustellen. Wer die Bremsen nicht<br />
über Gebühr oft betätigt, wird sich darauf<br />
beschränken können, nach jeweils 3000 km<br />
eine Nachstellung vorzunehmen. Er sichert<br />
sich damit die Oewissheit, vor Ueberraschungen<br />
bei plötzlich auftretender Gefahr geschützt<br />
zu sein. Die Einstellung der Bremsen<br />
muss bei aufgebocktem Wagen so erfolgen,<br />
dass die gleiehmässige Vollbremsung aller<br />
Räder bereits erreicht wird, wenn das Bremspedal<br />
zu etwa zwei Dritteln durchgetreten<br />
ist. Auf diese Weise wird ein letztes Drittel<br />
des Pedalweges als Reserve für die Abnutzung<br />
des Bremsbelags sichergestellt. Wer<br />
sieh nicht zutraut, die Nachstellvorrichtung<br />
selbst mit hundertprozentigem Erfolg betätigen<br />
zu können, hat die Pflicht, die laufende<br />
•Ueberwachung der Bremsen einer Werkstatt<br />
zu übertragen. In jedem Falle muss der Fachmann<br />
in Anspruch genommen werden, wenn<br />
der Bremsbelag verbraucht ist. Die Erneuerung<br />
des Belages ist nach etwa 20 000 Fahrtkilometern<br />
geboten. Die Auswechslung kann<br />
aber auch schon früher notwendig werden,<br />
nämlich dann, wenn Oel in die Bremstrommel<br />
eingedrungen ist und dadurch die Bremswirkung<br />
bis zu einem gewissen Grade aufgehoben<br />
wird.<br />
Massige die Geschwindigkeit in Ortschaften<br />
und bei Strassenkreuzungen. Beachte bei<br />
letzteren die Verkehrsvorschriften!<br />
Tethn.<br />
*•»<br />
Antwort 9154. Kleine Autoheber. Zuschrift weitergeleitet.<br />
Red.<br />
II. Antwort 9158. Automatische Kupplung. Zuschrift<br />
weitergeleitet. Red.<br />
Fraqe 9169. Benzinniveau Im Veraaser. Wie<br />
hoch soll das Benzin im Schwimmergehäuse des<br />
Vergasers stehen? Welches sind die Folgen eines<br />
zu hohen und eines zu niedrigen Niveaus?<br />
M. W in W.<br />
Antwort: Bei waagrecht liegendem Vergaser<br />
soll das Benzin im Schwimmergehäuse so hoch<br />
stehen, dass sein Spiegel 2—3 mm unter dem oberen<br />
Rand der Arbeitsdüse liegt. Ist das Niveau höher,<br />
so besteht die Möglichkeit, dass Benzin aus der<br />
Düse ausfliesst, wenn der Wagen einmal auf der<br />
Seite einer stark gewölbten Strasse parkiert wird.<br />
Ist es zu niedrig, so wird die Gemischbildung besonders<br />
bei langsamem Lauf des Motors erschwert.<br />
Der Motor lässt sich dann<br />
Schwierigkeiten in Gang setzen oder erbleibt, wenn<br />
man. ihn aus dem Leerlauf beschleunigen will,<br />
gerne wieder stehen.<br />
Frage 9170. Verschmutzte Zündkerzen-Gewinde.<br />
Uae Hinein- und Herausschrauben der Zündkerzen<br />
macht bei meinem Motor immer grössere Schwierigkeiten,<br />
da die Innengewinde am Motor mit<br />
einer pechartigen Rußschicht verschmutzt sind, die<br />
nach und nach immer dicker und störender wird.<br />
Wie kann dem Uebelstand abgeholfen werden?<br />
E. E. in M.<br />
Antwort: Ein einfaches Instrument zur<br />
Reinigung der Gewindegänge können Sie sich anfertigen,<br />
indem eine alte Zündkerze an ihrem Gewindeteil<br />
mit 1—12 Längsnuten versehen wird.<br />
Dreht man dann diese Kerze einige Male im Gewinde<br />
einwärts und auswärts, so sammelt sich<br />
der Schmutz der Gewindegänge in den Längsnuten<br />
an und kann leicht entfernt werden. Zur<br />
Erleichterung der Arbeit werden die Kerze und<br />
das Gewindfl vorher mit Petrol — besser noch mit<br />
«Lubarit» — bepinselt. Ein anderes Verfahren,<br />
das allerdings mehr Zeit in Anspruch nimmt, besteht<br />
darin, die Gewindegänge mit einer Drahtbürste,<br />
ebenfalls wieder unter Zuhilfenahme von<br />
Petrol oder «Lubarit», sauber zu reiben. Damit die<br />
einzelnen Borsten in die Gewindegänge eintreten<br />
können, muss die Bürste natürlich nicht hin und<br />
her, sondern ringsum be-wegt werden. Um einer<br />
neuen Verschmutzung der Gewindegänge vorzubeugen,<br />
müssen die Zündkerzen lang genug gewählt<br />
und mit einem gut abdichtenden Dichtungsring<br />
versehen werden. Zudem empfiehlt es sich,<br />
die Gewindegänge von Zeit zu Zeit immer mit etwas<br />
Graphitpulver einzureiben. -at-<br />
Frage 9171. Sich verklemmender Anlasser. Unter<br />
mehreren Malen hat sich bei meinem Wagen<br />
schon der Anlasser verklemmt. Um wieder flott<br />
zu werden, musste dann der Wagen vor- und<br />
rückwärts geschoben werden. Lässt sich der<br />
Uebelstand auf keine Art endgültig beseitigen?<br />
E. R. in.Z.<br />
Antwort: Besonders bei älteren Anlasser-<br />
Konstruktionen war ein derartiges Verklemmen<br />
nicht selten zu beobachten. Seinen Grund hatte ;es<br />
meist darin, dass der Anlasser zu wenig starr 4<br />
eingebaut war oder dass die Ritzelwelle zu ein Lastwagen in seinem Wohnortskanton statt für<br />
schwach war, etwas nachgeben konnte und das2Ü t nur noch für 1 t zugelassen wird. Durch<br />
Ritzel dann auf die Verzahnung aufsteigen Hess. Verabredung oder stillschweigende Willensübereinstimmung<br />
der Parteien kann aber dieses Risiko<br />
Selbst bei manchen modernen Konstruktionen kann<br />
es aber zu Verklemmungen kommen, was beweist, dem Verkäufer Überbunden werden. Dieser kann,<br />
dass man auch theoretisch die Sachlage noch nicht ausdrücklich oder stillschweigend, zusichern, der<br />
vollständig beherrscht. Um das Flottmachen des<br />
vielleicht nur mit<br />
Anlassers zu erleichtern, versehen mehrere Fabrikanten<br />
ihre Anlasser am rückwärtigen Wellen-<br />
Ende mit einem Vierkant. Durch Drehen der Anlasserwelle<br />
mittels eines -passenden Schlüssels<br />
lässt sich dann das verklemmte Ritzel wieder lösen.<br />
Ist keine solche Möglichkeit zum Drehen der<br />
Welle vorgesehen, so bleibt allerdings nichts anderes<br />
übrig, als das abwechslungsweise Hin- und<br />
Herschieben des Wagens oder gar das Lösen des<br />
ganzen Anlassers von seiner Grundplatte.<br />
«»•<br />
Anfrage 443. Wertminderunn durch Gewichtsbeschränkung.<br />
Mein Kollege B. kaufte von derSie am besten tun, einen Anwalt mit der Sache zu<br />
des Prozessausganges, die Klage wagen, so werden<br />
Firma F einen Lastwagen zum Preise von 4000 Fr., beauftrag""<br />
•<br />
bezahlte 3500 in bar und hat nun nooh eine Rate<br />
von 500 Fr. zu entrichten. Der Wagen war gelaufen<br />
in Basel-Land und dort laut Verkehrsbewil-<br />
Bfidievl seh<br />
ligung für 2K t Tragkraft abgenommen worden. Lehrbuch der Auto-Fahrtechnik, von Walter.<br />
B. hatte den Wagen gekauft mit dem guten Glauben,<br />
jetzt nun einen 2%-WW&gen für sein Trans-<br />
Verlegers. 104 Seiten. Preis in Leinwand gebun-<br />
Aep-pli, Autofachlehrer, Zürich. Selbstverlag des<br />
portunternehmen zu besitzen. Da B. in Basel- den Fr. 6.—<br />
Stadt wohnt, musste der Wagen nochmals zur Prü-<br />
Das Lehrbuch enthält alles Wissenswerte, was<br />
fung geführt werden. Obwohl am Wagen nachweisbar<br />
nichts geändert wurde, ist er in Basel-<br />
Stadt nur noch für eine Tonne Tragkraft abgenommen<br />
worden. Natürlich ist dadurch B. schwer im<br />
Nachteil, da «r doch laut Kaufvertrag einen 2/4-t-<br />
Wagen gekauft hatte und jetzt mit dem 1-t-Wagen<br />
lange nicht das herauswirtschaften kann, da der<br />
das hei der Führerprüfung verlangt wird. Aehnliche<br />
deutschsprachige Lehrbücher haben bis jetzt<br />
Wagen für 2% t zu hoch bezahlt gewesen wäre. wohl schon bestanden, waren aber immer fast ausschliesslich<br />
auf deutsche Verhältnisse und deut-<br />
Muss nun B. diese Differenz von Seiten der beiden<br />
Prüfungsexperten ohne weiteres annehmen und ist sche Gesetzesbestimmungen zugeschnitten. Dag<br />
er zudem noch verpflichtet, an die Firma F. dieLehrbuch von Walter AeppH dagegen nimmt speziell<br />
auf die schweizerischen und internationalen,-<br />
nooh ausstehenden 500 Fr. zu bezahlen?<br />
H. W. in B.<br />
gesetzlichen Bestimmungen Rücksicht. Es behan<<br />
delt die Vorschriften über die Zulassung zumVer-*<br />
Antwort: Es ist unmöglich, Ihre Frage ein-<br />
kehr, die fahrtechnischen Regeln für den Fahr-<br />
deutig zu beantworten. Die Beurteilung hängt weitgehend<br />
vom Ermessen des Richters ab, da es eich<br />
im wesentlichen um Auslegung des Kaufvertrages<br />
und Feststellung des mutmasslichen Parteiwillens<br />
handelt. Es ist auch noch nie ein ähnlicher Fall<br />
zur Entscheidung gekommen.<br />
Der Fahrzeugausweis wird von dem Kanton<br />
NO 71<br />
ausgestellt, in dem das Fahrzeug seinen Standort<br />
hat. Sind die angewandten Prüfungsmethoden verschieden,<br />
so können natürlich die Prüfungsergebnisse<br />
in verschiedenen Kantonen eventuell erheblich<br />
voneinander abweichen. Es besteht daher die Möglichkeit,<br />
dass ein Wagen an einem neuen Standort<br />
nicht mehr zu denselben Bedingungen zugelassen<br />
wird, zu denen er früher zugelassen war. Damit<br />
kann der Wert eines Wagens bedeutend vermindert<br />
werden. Beim Kauf fragt es sich nun, ob<br />
Käufer oder Verkäufer dieses Risiko einer event.<br />
Wertverminderung zu tragen haben.<br />
Im allgemeinen geht die Gefahr einer Wertverminderung<br />
der Kaufsache mit Abschluss des Vertrages<br />
auf den Käufer über. Er hätte also den<br />
Schaden zu tragen, der ihm daraus erwächst, dass<br />
Wagen werde überall für 2M t Tragkraft abgenommen<br />
werden. Erfüllt sich diese Zusicherung nicht,<br />
gleichgültig ob ihn dafür ein Verschulden treffe,<br />
so haftet er für dem Käufer entstehenden Schaden.<br />
Es wird nun sehr schwierig sein festzustellen,<br />
ob der Wagen verkauft wurde, so wie er war, d. h.<br />
im Kanton Basel-Land für 2/4 t zugelassen, oder<br />
ob die Garantie übernommen wurde, dass er auch<br />
in Basel-Stadt für 2% t werde zugelassen werden.<br />
Wenn sich darüber aus dem Kaufvertrag nichts<br />
Klares ergibt, so hängt alles vom Ermessen des<br />
Richters ab.<br />
Wir raten Ihnen, dem Verkäufer von der Wertverminderung<br />
des Wagens sofort Mitteilung zu machen<br />
und die 500 Fr vorläufig- zurückzubehalten.<br />
Sollte dann der Verkäufer, trotz der Unsicherheit<br />
ein junger Fahrer in knapper Form vom Auto und<br />
den Verkehrsregeln wissen muss. Es ist speziell<br />
für Fahrschüler geschrieben und nimmt in seinem<br />
dritten Teil, dessen Text in Form von Fragen und<br />
Antworten gehalten ist, Rücksicht auf das Wissen,<br />
schüler, Verkehrsregeln, Kantonszeichen, Verkehrssignale,<br />
die internationalen Landeszeichen,<br />
Fahrvorschriften in den verschiedenen Ländern,<br />
die Praxis des Autofahrens, den Aufbau des Automobils<br />
in seinen Grundzügen, um zum Schluss, wie<br />
bereits erwähnt, auf das speziell bei der Führerprüfung<br />
verlangte Wissen einzugehen.<br />
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Bern, Freitag, 31. August <strong>1934</strong> III. Blatt der „Automobil-Revue" No. 71<br />
Abschied vom Grand Prix:<br />
Miniatur-Reportage<br />
Von Peter Pee.<br />
Diese Reportage wurde an den Rand<br />
der Seiten der Startliste des Grand<br />
Prix in Bern stenographiert.<br />
Endlich habe ich einen Platz. War gar<br />
nicht so einfach. Ueberall so furchtbar viele<br />
Menschen. Man sieht den Zaun nicht mehr,<br />
nur noch einen Menschenzaun. Das Billett<br />
habe ich auf den Hut gesteckt, die Organisation<br />
ist ebenso fabelhaft wie leider aufmerksam.<br />
Beinahe hätte ich mich auf die Tribüne<br />
verirrt — jetzt stehe ich am Waldrand.<br />
Schmutzig ist's. Meine Hosenränder sind<br />
dick beklekert und die Schuhe sehen verböten<br />
aus. Der Boden ist total weich, vom<br />
Regen aufgeweicht. Aber die Strecke sieht<br />
trocken aus. Hö, macht mal Platz!<br />
Rechts vor mir ein Mann, so in den Vierzigern.<br />
Netter Bürgerstand, mit Schirm bewaffnet.<br />
Links vor mir eine Frau. Man kann<br />
sie mit drall bezeichnen, obwohl sie nicht<br />
dick ist. Sie schaut mit blitzenden Augen<br />
herum, meistens auf die schräg gegenüberliegende<br />
Tribüne und scheint nicht sonderlich<br />
zufrieden zu sein. Dabei steht sie dicht am<br />
Zaun — bester Platz. Mit der Zeit werde ich<br />
mich mal zwischen die beiden klemmen. Kleines<br />
Ellbogenrecht und zweimal «Verzeihung>,<br />
dann wird's schon gehen.<br />
Halt. Sie reden miteinander. Sie gehören<br />
zueinander. Mann und Frau. Warum stehen<br />
^e denn nicht dicht nebeneinander? Hat<br />
wohl Streit gegeben? Richtig:<br />
Sie: «Wenn ich mir eine Lungenentzündung<br />
hole, bist du daran schuld!»<br />
Er: «Aber gern, Schatz!» Maliziöses Lächeln.<br />
Sie schiebt die Unterlippe vor und blickt<br />
auf die komplett beschmutzten schwarzen<br />
Strassenschühchen. Murmelt: «Eine Gemeinheit!»<br />
Er: «Was denn? Was denn?»<br />
Sie: «Mich hier herauszuschleppen, wo<br />
mich sowas gar nicht interessiert. Eine Gemeinheit,<br />
sozusagen eine Rücksichtslosigkeit!»<br />
Sie weicht vor Wut nach links — ich kann<br />
mich sanft vordrängen. Ein energischer<br />
Stoss des Gatten gegen mich, ein Vorstoss<br />
gegen sie:<br />
Er: «Du wirst's nicht bereuen, Schatz. Es<br />
fängt gleich an.»<br />
^iSie: «Ja, der Regen. Dann spannt man<br />
ichirme auf, dann fahren sie überhaupt nicht,<br />
dann wird noch mein Rock ruiniert und bis<br />
du mir das Geld...»<br />
Er: «Da, da, sie kommen an den Start!»<br />
Das Ehepaar drückt sich zusammen. Ich<br />
blinzle, auf den Zehen stehend, zwischen dem<br />
Regen-Filzhut und einem drolligen Strohhütchen<br />
Richtung Startplatz. Die winzige<br />
Schleife, Rosaband, stört gewaltig. Ich blase<br />
sie nieder.<br />
Sie: «Fahren alle zu gleicher Zeit los?»<br />
Dumpfes Beifallsgetöse, beinahe erdrückt<br />
vom Lärm der rasenden Motoren und dann<br />
das unaussprechliche Gefühl: Sie kommen.<br />
Es presst gegen die Brust, es läuft kalt den<br />
Rücken herunter, es verschlägt den Atem, es<br />
weitet die Augen — toll gewordene Energie<br />
— da sind sie, da, — jetzt — zwei nebeneinander<br />
— dann einer — dann gleich drei,<br />
ganz dicht — der Rest, brüllend, tobend,<br />
Gefühle zerschmetternd — und schliesslich<br />
noch einer, allein — der Motor pfupft —setzt<br />
aus — springt wieder an — jetzt — da saust<br />
er den andern nach.<br />
Sie hat sich an seinem Arm gehalten und<br />
muss tüchtig zugepackt haben. Er reibt sich<br />
die Stelle und lacht.<br />
Sie: «Ist ja phantastisch. Du! Warum machen<br />
sie denn einen solchen Lärm?»<br />
Er: «Es sind alles über hundertpferdige<br />
Motoren.»<br />
Sie: «Ueber hundert Pferde? In jedem Wagen<br />
soviel wie an einem Rossmarkt?»<br />
Er: «Na, viel mehr. Und jetzt kommt's nur<br />
auf die Taktik an.»<br />
Sie: «Auf was?»<br />
Er: «Auf die Taktik, auf die Fahrkunst.»<br />
Sie: «Fahren ist doch keine Kunst. Tante<br />
Elsa zum Beispiel hat die letzte Woche doch<br />
die Fahrprüfung gemacht, ich bitte dich, eine<br />
alte Frau von über 50 Jahren...»<br />
Er: «42 ist sie.»<br />
Sie: «Also beinahe 50.»<br />
Sie rücken beleidigt auseinander. Ich<br />
klemme wieder ein bisschen. Die ganze Tribüne<br />
schaut auf die Strecke. Sie kommen<br />
wieder — sie kommen wieder —<br />
Er: «Nun pass genau auf, wer der Erste<br />
ist.»<br />
Da sind sie. Nr. 6 und auf den Fersen Nr. 28<br />
— dieses mörderische Tempo — sie können's<br />
doch in den Kurven nicht halten — wenn die<br />
Bremse versagen würde — und wieder ein<br />
Wagen und noch ein paar — das Feld hat<br />
sich bereits auseinandergezogen.<br />
Er: «Hast du nun gesehen, wer der Erste<br />
war?»<br />
«Sie: «Ja, aber ich kenne den Herrn nicht.<br />
Hat er nun das Rennen gewonnen?»<br />
Er: (leise aber zischend): «Bist wohl verrückt?<br />
Frag' doch nicht solche Dummheiten!<br />
Die müssen doch mindestens ein paar hundert<br />
Runden fahren und nicht nur eine einzige.»<br />
Sie (laut und unbekümmert): «Ist denn die<br />
Strecke rund?»<br />
Er, schwört brummend: «Niiie mehr eine<br />
Frau an einen Grand Prix nehmen!»<br />
Soll ich sie aufklären? Soll ich ihm sagen,<br />
dass sich das Rennen nicht um mindestens<br />
ein paar hundert Runden, sondern um exakt<br />
70 Runden handelt, soll ich beiden erzählen,<br />
dass das bereits einer Strecke von über 500<br />
km entspricht? Nein, es hat keinen Zweck<br />
und schliesslich sind solche Details auch Nebensache.<br />
Die Rosa-Bandschleife auf dem<br />
Strohhütchen macht sich wieder frech. Ich<br />
blase sie um. Er stochert mit dem Schirm in<br />
den Boden: «Nr. 6 ist imstande und drückt<br />
den Rekord.»<br />
Sie: «Was soll der drücken?»<br />
Er: «Den Rekord, Schatz, die beste Fahrzeit.<br />
Das ist also...»<br />
Sie: «Du brauchst das gar nicht zu erklären.<br />
So dumm bin ich nicht. Aber wie kann<br />
man eine Zeit drücken?»<br />
Er antwortet nicht, sondern schiebt sich<br />
ein Stückchen weg und ich schiebe mich wieder<br />
nach vorne.<br />
Die kleine Frau ist erneut mit ihren Schuhen<br />
beschäftigt. Sie bemüht sich, mit dem<br />
einen Absatz den andern zu säubern. Eine<br />
schwierige Balance-Aufgabe. Zwischendurch<br />
pfeifen die Rennwagen vorbei. In grauenhaftem<br />
Tempo — mal einer, mal ein paar und<br />
— da, da sind die beiden wieder, Nr. 6 und<br />
20 — immer führt 6 — der Fahrer sitzt mit<br />
eingezogenen Schultern in unheimlicher Ruhe<br />
hinter dem Steuer — der andere hat gelacht,<br />
man hat kurz seine Zähne gesehen —<br />
oder hat er nur den Mund verzogen —<br />
Er: «Der steht aufs Gas! Der zieht los!»<br />
Sie: «Jetzt bist du wohl blöde geworden?<br />
Wie kann ein Mensch auf Gas stehen?»<br />
Er: «Frag' doch mal, ob wir jetzt an einem<br />
Kinderfest sind oder an einem Pferderennen?»<br />
Allseitig beleidigte Mienen. Mein Platz<br />
zwischen ihnen ist so gut wie erobert. Nur<br />
darf ich die Arme nicht seitlich des Körpers<br />
halten. Ich werde über-sprochen.<br />
Sie: «Hat wohl der Nr. 6 eine Frau, die<br />
zuschaut?»<br />
Er: «Wenn er gescheit ist, ist er überhaupt<br />
nicht verheiratet. Und wenn er verheiratet<br />
ist, wird er seiner Frau bestimmt überflüssige<br />
Fragen verboten haben. Wieso überhaupt?»<br />
Sie: «Nun, die weisse Mütze, die er trägt,<br />
ist, glaub' ich, handgenäht.»<br />
Er (halblaut verzweifelt): «Sie sieht sich<br />
die Mützen an! Und dafür hat man einen<br />
Eintritt bezahlt!!»<br />
Das Rennen wickelt sich programmässig<br />
ab. Aufregungen — ist ein Unfall geschehen?<br />
— Leute rennen — Sanität — ein Arzt — da<br />
noch einer — eine Tragbahre — nein, ist<br />
nichts — Zündkerzenwechsel und immer wieder<br />
vorübersausende, rasende Boliden —<br />
Zwischenhalt — tanken —<br />
Sie: «Er verschüttet! Das waren mindestens<br />
2^ Liter. Soviel Geld auf die Strasse<br />
zu werfen! Na, dem wird's seine Frau auch<br />
sagen, zu Hause dann, heute abend!!» —<br />
Und weiter — weiter — gesteigerter Lärm<br />
— gesteigerte Geschwindigkeit — Spannung<br />
— Spannung — letzte Runde und letzter<br />
Kampf von Nr. 6 und Nr. 4<br />
Nr. 6 hat gewonnen!<br />
6. Hurra,<br />
Es war ausgeschlossen, die letzten Phasen<br />
des Rennens nachzustenographieren. Einesteils<br />
liess mir die Nervosität, die jeden Rennbesucher<br />
gegen Schluss des Kampfes beherrscht,<br />
nicht die notwendige Ruhe, um in<br />
Müsse und geniesserisch die Miniatur-Reportage<br />
nachzuführen. Anderseits jedoch veränderte<br />
sich das Bild der beiden Akteure —<br />
Mann und Frau — plötzlich gewaltig: Die<br />
Spannung hatte auch sie ergriffen.<br />
Mich schob man kurzerhand zurück, wodurch<br />
der Platz links neben der Frau frei<br />
wurde. Und dann gings los, mit entzückenden<br />
kleinen Jubelrufen, mit wilden energischen<br />
Gesten, mit Gepuff und Gekneif und<br />
während der allerletzten Runde erhielt ich<br />
Die Insel<br />
Von Otto Michel.<br />
Kamerad komm! Lass uns hinaussteuern<br />
in die glänzende Flut!<br />
Der See ist ganz in die Glut der Sonne<br />
getaucht. Kein Wind stört die Fahrt. Unser<br />
Boot schwebt über der leuchtenden Tiefe.<br />
Kleine Wellen kräuseln sich am Kiel. Alle<br />
Schwere ist von uns gewichen, wir sind in<br />
die schwebende Leichtigkeit des heiteren<br />
Tages eingesponnen. Morgen wird man wieder<br />
mit Forderungen an uns herantreten,<br />
heute heisst sie: das Segel der Phantasie<br />
hissen und in die blaue Unendlichkeit treiben.<br />
Das Ufer entschwindet immer mehr. Die<br />
Türme d.er Stadt versinken, das Geräusch<br />
verstummt.<br />
Der Horizont vor uns ist glatt. Aber bald<br />
erscheinen Spitzen, dann Astwerk und dann<br />
die vom Lichte vergoldeten Stämme. Eine<br />
Insel steigt aus den Wassern, verlockend!<br />
Wir wenden unser Fahrzeug dorthin. Nach<br />
kurzer Zeit hat unser Boot das mit Röhricht<br />
umstandene Ufer erreicht. Nun schlürft der<br />
Kahn hindurch, und wir werden vom Blütenstaub<br />
besprengt.<br />
Wie wir am Lande ankommen, empfängt<br />
uns ein Chor munterer Vögel. Im Rücken<br />
den flammenden See, vor uns das frische<br />
Grün des Waldes, schreiten wir voran. Aber<br />
bald blickst du ins Moos, wo sich eine schillernde<br />
Eidechse zeigt und rasch wieder verschwindet,<br />
bald deutest du, mein Freund, auf<br />
die aus dem Dickicht auf schiessenden Wasservögel.<br />
Und nun plaudern wir beiden von<br />
Blumen und Tieren und vom verlorenen Paradies.<br />
Der Wald umfängt uns immer inniger.<br />
Längst entschwand dem rückwärts schauenden<br />
Auge der See. Eine Lichtung lädt zur<br />
Rast ein. Wie wir so im Grase liegen, dem<br />
Spiel der Falter zusehen, dem bunten Leben<br />
der Käfer lauschen und dem stummen Sein<br />
der Gräser, ist's uns, als zöge der alte Pan<br />
mit seiner Flöte durch die blühende Stunde.<br />
Ungetrübte, dauernde Freude ist jedoch<br />
auch uns nicht beschieden. Aus der Ferne<br />
schweben Glockentöne herüber. Die Sonne<br />
nimmt Abschied. Wie wir nun zum Ufer der<br />
Insel schreiten, unter Lachen und muntern<br />
Gesprächen, fragst du plötzlich: «Wann<br />
werden wir die nächste Reise zur Insel der<br />
Träume antreten?» Ich schaue dir fest ins<br />
Antlitz. Es ist dein Ernst. Aber ich vermag<br />
dir nicht zu antworten. Du ergreifst meine<br />
Rechte und hältst sie umschlungen. Irgendwo<br />
pfeift ein Totenvogel, doch sein Gesang<br />
wird übertönt vom Freudenruf der anderen,<br />
munteren Stimmen.<br />
mehrere unbeabsichtigte Rippenstösse. Die<br />
Frau stand keinen Moment mehr ruhig. Sie<br />
stampfte ihre feinen Stadt-Schühchen in den<br />
Schmutz, trat in Pfützen, dass die Strümpfe<br />
WURST- « muccnUCMCiQUi« nTTn DliccnnniKu<br />
F E U I L L E T O N<br />
Bux.<br />
Zirkusroman von Hans Possendori.<br />
(Fortsetzung aus dem Hauptblatt)<br />
«Auf neun bis zehn Monate rechne ich<br />
schon», warf Bux ein.<br />
Frau Buxbaum sandte ihrem Sohn einen<br />
fragenden Blick zu, mit einer unmerklichen<br />
Neigung nach Cilly hin; und der Sohn nickte<br />
beistimmend.<br />
Und unsere kleine Cilly», fuhr Frau<br />
Buchsbaum fort, die bleibt dann so lange bei<br />
uns. Wo sie doch jetzt schon so gute Bekannte<br />
hier gefunden, wird's ihr sicher hier<br />
gefallen — gelt?»<br />
Cilly lächelte etwas verlegen. Sie hielt die<br />
Einladung für einen Scherz und wusste nicht<br />
recht, wie sie antworten sollte, ohne unhöflich<br />
u sein.<br />
«Ja, Cilly bleibt bei euch!» stimmte Bux<br />
seiner Mutter bei. «Und sie wird schön brav<br />
sein und einsehen, dass ihr Onkel Bux recht<br />
hat. Nicht wahr, mein Kerlchen?» Aber ihm<br />
war butterweich ums Herz, als er das sagte.<br />
Der Gedanke, sich plötzlich von Cilly zu<br />
trennen, schien ihm mit einmal unerträglich.<br />
Sie war ihm in diesen vielen Monaten so sehr<br />
ans Herz gewachsen, als ob sie sein eigenes<br />
Kind sei.<br />
Cilly war vor Schreck blass geworden,<br />
denn nun merkte sie, dass es sich bei diesem<br />
Plan keineswegs um einen Scherz handelte.<br />
Sie rührte kein Glied und starrte vor sich<br />
auf den Teller. Alle blickten gespannt auf sie.<br />
Bux bemerkte, dass ihre Lippen wie unter<br />
verhaltenem Weinen zitterten. Und dann<br />
brach plötzlich der ganze leidenschaftliche<br />
Schmerz hervor. Sie sprang auf und warf<br />
sich wild aufschluchzend an seinen Hals.<br />
Da war's um die sonst unbeugsame Energie<br />
von Willy Bux geschehen: «Aber Cillychen,<br />
was ist denn?» Er streichelte zärtlich<br />
ihren rotblonden Pagenkapf. «Magst nicht<br />
hierbleiben — nein?»<br />
Cilly schüttelte unter Schluchzen den Kopf.<br />
Von ihrem Gesicht war nichts zu sehen. Sie<br />
hatte es an seiner Brust versteckt.<br />
«Willst du mit nach Spanien?»<br />
Sie nickte heftig: «Ich... will... bei dir...»<br />
Die Tränen erstickten ihre Stimme.<br />
«Gut, Cilly!» sagte Bux erleichtert. «Du<br />
bleibst also bei mir. Aber nun hör auf zu<br />
weinen und antworte ruhig auf meine Fragen.<br />
— Du bist jetzt bald vierzehn Jahre alt<br />
und kein dummes Kindchen mehr. Vielleicht<br />
entscheidet sich jetzt in diesem Augenblick<br />
dein ganzes ferneres Leben. Ueberlege also<br />
gut! — Was willst du in Spanien machen?<br />
Bloss in der Welt umherreisen ist kein Lebenszweck<br />
— nicht wahr?»<br />
Cilly kämpfte gewaltsam die letzten<br />
Schluchzer nieder, hob den Kopf und sagte:<br />
«Ich will ... arbeiten.»<br />
«Im Zirkus?»<br />
«Ja.»<br />
«Was aber? Nur ein bisschen auf dem Panneau<br />
rumhüpfen? Ein paar Flicflacs machen?<br />
Das machen viele — das gibt keine Nummer.<br />
Wenn du schon Artistin werden willst,<br />
muss es etwas Besonderes sein.»<br />
«Ich will mit Tieren arbeiten.»<br />
«Mit was für Tieren? Meine Tiere brauche<br />
ich für meine Nummer. Noch mehr Tiere<br />
können wir nicht anschaffen; sonst geht die<br />
ganze Gage drauf. Es ist schon so ungeheuer,<br />
was ich für Spesen habe.»<br />
«Dann will ich die Nummer von Papa und<br />
Mama neu 'rausbringen — den Radfahrakt<br />
auf dem Hochseil», erklärte Cilly, als handle<br />
es sich um die natürlichste Sache von der<br />
Welt.<br />
Ein .Privater', der das Schicksal von Cillys<br />
Eltern gekannt, wäre wohl durch diese<br />
Erklärung in Staunen versetzt worden: wäh-<br />
rend er sich keineswegs gewundert hätte,<br />
von einem jungen Menschen, dessen Vater<br />
im Krieg gefallen, zu vernehmen, dass er<br />
Offizier werden wolle. Für Zirkusleute, wie<br />
Bux und seine Eltern, lag hier also kein<br />
Grund zur Verwunderung vor.<br />
Dennoch erklärte Bux: «Nein, Cilly, das<br />
erlaube ich nicht. Eher würde ich dich noch<br />
Herrn Montez' Tigergruppe vorführen lassen!<br />
— Nun, die Frage des Faches werden wir<br />
heute doch nicht entscheiden. Kurz: du willst<br />
absolut Artistin werden. Also, in Gottes<br />
Namen!»<br />
In M. trafen Bux und alle Artisten und Angestellten<br />
des Zirkus Kreno in bester Stimmung<br />
an. Man war nun wieder für viele Monate<br />
aller Sorgen um Engagement und Gage<br />
enthoben!<br />
Nach einer fast ununterbrochenen Arbeit<br />
von achtundvierzig Stunden war Zirkus<br />
Kreno reisefertig. Pünktlich am 10. November<br />
abends gingen die drei Zöge ab.<br />
Am Mittag des folgenden Tages wurde in<br />
Kehl die Grenze erreicht. Bux fuhr diesmal<br />
mit dem ersten Zug.<br />
Als er mit Cilly in der langen Reihe zur<br />
Passkontrolle anstand, dachte er wieder an<br />
(Fortsetzung auf Seite 16J
verspritzten — sie merkte es gar nicht. Es<br />
war ja so aufregend. Der Mann vergass die<br />
tatsächlich nicht ausgesprochen sportlich<br />
gebildeten Fragen seines Qesponses. Er<br />
hatte den Schirm, um freie Hand zu haben,<br />
in den Boden gesteckt, schlug mit der Faust<br />
auf den Zaun, mit der flachen Hand seiner<br />
drall zu nennenden Nachbarin auf den Rükken,<br />
schrie aus vollem Hals und zitterte<br />
schliesslich in Erwartung des Gewinners so,<br />
dass selbst sein Regenfilzhut auf dem Kopfe<br />
wackelte.<br />
Die Begeisterung war so allgemein, dass<br />
ich erst jetzt zu Hause dazu komme, diese<br />
letzten Zeilen unter die notierten Stichworte<br />
zu setzen.<br />
Ich bin jedoch überzeugt, dass bis in einem<br />
Jahr die Frau bedeutend mehr von Autorennen<br />
versteht und der Gatte sie weder zu<br />
überreden braucht, an den nächsten Grand<br />
Prix mitzukommen — selbst wenn es Bindfaden<br />
regnen würde — noch ihre Begleitung<br />
zu bereuen hat.<br />
Mir aber sei das Schicksal hold, dass ich<br />
dann wiederum ihr Stenograph sein darf.<br />
Und sollten ihnen diese Zeilen zu Gesicht<br />
kommen, so bitte ich im voraus höflichst um<br />
Entschuldigung für die Indiskretion. Aber<br />
schliesslich muss ich meine Eintrittskarte<br />
doch irgendwie herausschlagen, nicht wahr?<br />
Die Kinderschaukel<br />
Von Hans Natonek.<br />
Man kann sich heute kaum vorstellen, dass<br />
der grosse Schauspieler und Lebenskünstler<br />
J. eines Tages am Beginn seiner Karriere<br />
genötigt war, sich fünfzig Franken zu leihen,<br />
weil er fertig, absolut fertig war und nicht<br />
wusste. wovon er morgen leben sollte. An<br />
einem Punkt, der gar nicht weit zurückzuliegen<br />
braucht, hält das Schicksal geheimnisvoll<br />
zögernd den Atem an, als ob es ausknobeln<br />
wollte: Erwähl' ich dich oder nicht, es<br />
zählt gleichsam an den Knöpfen aus: Berühmt<br />
— mittelmässig — unbekannt — und trifft<br />
die Entscheidung.<br />
Nichts trägt besser als ein solider Ruhm;<br />
er trägt einen von der eigenen Vergangenheit<br />
fort; und er hat überdies die famose<br />
Eigenschaft, dass er ganz automatisch wächst<br />
wie ein grosses Kapital. Es kommt immer<br />
noch mehr hinzu. Und in diesem Zustand ver-<br />
gisst man leicht die Bagatelle von gepumpten<br />
fünfzig Franken. Das ist zu fern, zu winzig,<br />
um es noch sehen zu können. Es gibt eine<br />
ganz grosse Zauberapparatur der Seele, eigens<br />
geschaffen, um verschwinden zu lassen,<br />
was einem nicht passt. Jahre, Entfernungen,<br />
Ereignisse schichten sich darüber, über den<br />
Freund, über das kleine Darlehen, über die<br />
Not, über die Dankbarkeit. Weiter, weiter...<br />
Aber nicht auf den grossen J. kommt es<br />
hier an, sondern auf jenen unbekannten<br />
Freund und Darleiher, nennen wir ihn P. —<br />
P. geht es nicht gut; es ging ihm niemals<br />
gut. Warum, das ist ein ebenso grosses Kapitel<br />
wie das andere, in dem zu beschreiben<br />
wäre, warum es J. so gut geht. Man nenne<br />
es Glück, Chance, Zufall, Sicherheit, Kraft,<br />
— Name ist Schall und Rauch, also Stoff von<br />
jenem Element aus dem der Ruhm gemacht<br />
ist. Leute, die P. in seiner besten Zeit kannten,<br />
behaupten, dass er sehr begabt gewesen<br />
sei: aber eben nicht glücklich begabt, weil<br />
er keinen Glauben an sich selbst hatte. Und<br />
das ist eine wichtige Voraussetzung. Er<br />
rutschte nämlich von ersten Rollen in kleine<br />
Chargen und duckte sich zuletzt in der Statisterie.<br />
Wer im Theater ins Rutschen kommt,<br />
dem hilft kein Hergott, denn der hilft nur<br />
den Steigenden. P. verliess zeitweilig das<br />
Theater, versuchte sich auf anderen Gebieten,<br />
sank ab in das widerstandslose, eben noch<br />
vegetierende Kunstproletariat, und kehrte,<br />
vom bösen, saugenden Zauber des Theaters<br />
immer wieder angezogen, zur Bühne zurück,<br />
das heisst zu dem, was der Film von ihr noch<br />
übriggelassen hat.<br />
So kam es, dass er, wenige Jahre nachdem<br />
er J. fünfzig Franken geliehen hatte, in dessen<br />
Komparserie ungekannt spielte, in der<br />
Atemnähe des Grossen. Für einen Taglohn<br />
von sieben Franken stand er da, der P., in<br />
irgend einer bärtigen Maskerade, vor sich den<br />
ehemaligen Freund und Kollegen, der mit<br />
seiner Gage von tausend Franken täglich für<br />
den Statisten P. ein Kapital verkörperte. Aber<br />
den rührte es nicht an, o nein. Er sah nur zu,<br />
ergötzte sich, und sein armes Herz wurde<br />
weit. Er trat in der Pause nicht zu ihm, o<br />
nein. Er sagte nicht: «Kollege, erinnerst du<br />
dich noch...» Er apnelierte nicht an Dankbarkeit,<br />
die bekanntlich Zinseszinsen trägt.<br />
Er hätte vielleicht, wenn jener sich erinnert<br />
hätte, was keineswegs fessteht, eine Karriere<br />
AUTOMOBIL-REVUE <strong>1934</strong> - N»71<br />
machen können, am starken Arm eines so<br />
mächtigen Freundes. Aber P. war schon so<br />
tief gesunken und in seinem Elend vielleicht<br />
schon zu weise, um noch auf diese Art seinen<br />
Weg machen zu wollen. Er sagte nichts. "Er<br />
kassierte nichts, weder Geld, noch Dank,<br />
noch Gefühle. Es bereitete ihm ein heimliches,<br />
närrisches Vergnügen, Gläubiger des grossen<br />
J. zu sein. Es machte ihn, den verlorenen<br />
Schwächling, stärker, still zu bleiben, als sich<br />
zu melden.<br />
Nur ganz selten, im Kreis Gleichgesinnter,<br />
in ärmlichen Lokalen, in denen der leere<br />
Abend Schicksalsgenossen zusammenfegt,<br />
kommt über seine Lippen, fast schüchtern<br />
die Prahlerei, von der sein innerstes Leben<br />
zehrt. «Der grosse J; schuldet mir fünfzig<br />
Franken...» Das bedeutet: Damals war ich<br />
oben und jener unten... Kinderschaukel des<br />
Lebens...<br />
Dieses Darlehen und der Verzicht, es einzukassieren,<br />
ist die Prothese eines zerbrochenen<br />
Rückgrats. Und der gute, liebe J.<br />
ahnt nichts. Und gäbe er dem armen P. auf<br />
der Stelle tausend Franken für die fünfzig<br />
von damals, er würde ihm alles nehmen, was<br />
er noch besitzt<br />
Bunte Chronik<br />
Die Todesbrille.<br />
Während die Gangsters Europas in ihren<br />
Mitteln immer noch ein gewisses Mass von<br />
Konservativismus nicht übersteigen, zeigt sich<br />
in Asien, dass dort auch dem Verbrecher eine<br />
andere Gedanken- und Gefühlswelt eigen ist<br />
als dem Europäer. Seine Phantasie nimmt<br />
eine andere Richtung. Bei uns genügen noch<br />
Schusswaffen, Gift und Beil. In Asien bedient<br />
man sich aber des wissenschaftlichen Fortschrittes,<br />
um ihn mit morgenländischer Phantasie<br />
als Mordwaffe zu verwenden. In Kalkutta<br />
beginnt ein Prozess, der weit über die<br />
Grenzen Indiens hinaus Aufsehen zu erregen<br />
imstande ist. Kurz bevor der Inder Amarendra<br />
Chandra Pandey starb, verdächtigte er<br />
seinen Stiefbruder. Pandeys Leichnam wurde<br />
von drei indischen Aerzten untersucht, der<br />
ordnungsgemässe Totenschein ausgestellt,<br />
und dann verbrannte man die Leiche so eilig,<br />
dass der Argwohn von Pandeys Neffen bestätigt<br />
wurde, dem der Sterbende seinen ungeheuerlichen<br />
Verdacht mitgeteilt hatte. Der<br />
Neffe erstattete die Anzeige. Angeklagt wurden<br />
der Stiefbruder Benoyendra Chandra Pandey<br />
und drei Aerzte. Es stellte sich heraus, dass<br />
verzweifelte Anstrengungen gemacht worden<br />
waren, um Amarendra am Leben zu erhalten,<br />
aber der Kranke hatte immer nur geflüstert:<br />
«Ich weiss, dass mein Bruder fest entschlossen<br />
ist, mich zu töten. Es hat keinen Zweck,<br />
etwas dagegen zu unternehmen...» Der Lebenswille<br />
erlosch allmählich, und so 'halfen<br />
auch die Bemühungen seiner Freunde nichts<br />
mehr. Einer der angeklagten Aerzte verordnete,<br />
wie ein anderer Zeuge angab, erst kurz<br />
vor dem Ableben des Patienten eine Kur, zu<br />
der aber niemand mehr Vertrauen hatte. Das<br />
fürchterlichste Detail, das der Prozess an den<br />
Tag brachte, ist die Tatsache, dass Amarendra<br />
Pandey tatsächlich umgebracht wurde,<br />
und zwar dadurch, dass man die Innenseite<br />
seiner Brille mit Pestbazillen bestrich. Von<br />
dort gelangten die Bakterien in den Blutkreislauf.<br />
Pandey erkrankte auch an Pest,<br />
erholte sich aber anscheinend einigermassen,<br />
so dass sich sein Bruder Benoyendra um seinen<br />
Erfolg betrogen sah. Er Hess sich daher<br />
aus Bombay eine Kultur von Bazillen kommen,<br />
die in Kalkutta unbekannt sind. Nachdem<br />
er eine grosse Anzahl gezüchtet hatte,<br />
füllte er sie in Injektionsnadeln und brachte<br />
seinem Bruder eine Reihe von « zufälligen »<br />
Nadelstichen bei, durch die der Todeskeim in<br />
das Blut gelangte. Jetzt war der Erfolg des<br />
Mörders grösser: Amarendra erkrankte. Und<br />
diesmal war der Verbrecher schlauer, aber<br />
auch noch grausamer. Er benützte die<br />
Schwächezustände des Vergifteten, um ihm<br />
noch während des langsamen, unendlich qualvollen<br />
Dahinsterbens neue Injektionen mit<br />
dem unbekannten Bazillus zu "verabreichen.<br />
Angeblich sollen sich auch die drei Aerzte an<br />
diesen verbrecherischen Handlungen aktiv beteiligt<br />
haben.<br />
, 5er »erfd)tmn5ef<br />
glü
N° 71 — <strong>1934</strong> AUTOMOBIL-REVUE 15<br />
HDBC git»TE £. r^i Pyjama-Konkurrenz<br />
ITi (TnP II |I3 jl W* II |O /^f\ (T! l C^k Y^WW Das «Sonnenbrandkleid».<br />
J±y ULJLa ULtK ILP ULJK A/M-i ULU >£W M \ok Eine Modetype, die eigentlich erst im VorxvJlz/<br />
Türay im I)<br />
auftauchte und heute schon dem Py-<br />
TX/U^£*>f**s7 Ifls%*sl-m+rr fcPi (ff/ \M I Jama erbitterte Konkurrenz macht und es<br />
WCBUBflCL-r^teiCLWlg pj/ MjkiMJ/ gelegentlich zu verdrängen vermochte! Dies<br />
mas auch<br />
Immer deutlicher zeigt es sich, dass die artiger Materialien anzuführen, womit offen- JM jH/\M\<br />
da rauf zurückzuführen sein, dass<br />
Wochenendfahrt für die überanstrengten bar dem Wunsche nach lebhaften Wirkungen W\ § ,|, Mfö \ das «Sonnenbrand-Kleid» insoterne öeaeu-<br />
Städter zu einem absoluten Bedürfnis gewor- Rechnung getragen wird. Sicherlich ist diese JgJ jhA /Eßj, \ tend praktischer ist als das Pyjama, als es<br />
den ist und einer der besten Beweise dafür Mode sehr flott, ganz abgesehen davon, dass ' ^R (MH Am %\ ia nicht nur für den Strand selbst, sondern<br />
aUGh fur den<br />
ist die Wahrnehmung, dass sehr viele sich so ein «geteiltes» Kleidungsstück insoferne viel § \W fift \<br />
w f2 oder , fur ? le hahrt ZU P 1 ,<br />
etwas wie eine «Wochenend-Zeitrechnung» besser auszunützen ist, als Rock, Bluse und M ü % \ Bade zu gebrauchen wird, so dass man nicht<br />
zurechtlegen Umhülle auch anderweitige Verwendungs- * & mehr wie früher Pyjama und Kleid benotigt,<br />
Früher einmal waren nämlich nur die gros- und Zusammenstellungs-Möglichkeiten offen<br />
sondern eines dieser Stücke ersparen kann,<br />
..„ FpiPrtairp «Morktacrp» für den Natur- lassen degurtels einen einheitlichen, kleidartigen was nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen<br />
Schwärmer, seit ein paar Jahren aber setzt Unsere erste Zeichnung zeigt einen hell- Eindruck zu erreichen (Mittelbildl.Neben wichtig ist sondern auch angesichts der geman<br />
alles daran, um nach Tunlichkeit all- sandfarbenen Rock, eine damit übereinstim- V^jn X t\\<br />
dem Persöngrössere<br />
Fusswanderung unternehmen will, Am ZJej \XlitM J^SSi!
16 AUTOMOBIL-REVUE <strong>1934</strong> -N° 71<br />
Qual jede andere — schwerere — Aufmachung<br />
demgegenüber bedeutet. Unter anderen<br />
Geweben, die wir schon früher anführten,<br />
ist auch naturfarbenes Rohleinen für diese<br />
Art des Strandkleides hervorragend gut geeignet;<br />
natürlich darf man nicht versäumen,<br />
dem Kleide durch grellfarbige Akzente eine<br />
lebhafte Note zu geben, so dass beispielsweise<br />
für das Hochsommerkleid gestreifte<br />
Träger vorzusehen wären, die sich sehr nett<br />
ausnehmen. Der vorne schürzenartige, rückwärts<br />
stärker ausgeschnittene Oberteil macht<br />
einen sehr günstigen Eindruck; die tief eingelegte<br />
Qeh-Falte des Rockes ist gerade bei<br />
einem solchen Kleide, das ja volle Bewegungsfreiheit<br />
bieten muss, ungemein wichtig.<br />
Die Umhülle, die das Sonnenbrandkleid<br />
in ein Strassen-Komplet verwandeln soll, hat<br />
die neuartige, sehr beifällig aufgenommene<br />
Form des Cape-Jäckchens. ' *<br />
Strahlende Sommerfreude verkörpert das<br />
Kreten-Sonnenbrandkleid. Es ist im Rücken<br />
ausgeschnitten und erhält durch eine (an das<br />
bis zum Halse reichende Vorderblatt angearbeitete)<br />
Binde-Blende den entsprechenden<br />
Halt. Ein buntes Glockenblumen- oder ein<br />
anderes Blüten-Motiv wäre hier sehr nett.<br />
Edith Frisch f<br />
Der internationale Automobilsport hat in den<br />
letzten zwei Wochen neue schwere Verluste erlitten.<br />
Zuerst schien es, als stände diese Saison unter<br />
einem günstigeren Stern als das Unglücksjahr 1933.<br />
Die neuesten Todesstürze überschatten jedoch den<br />
Automobilsport wieder stark, und man kann nur<br />
hoffen, dass die Liste der bedauerlichen Opfer dieses<br />
Jahres keine weitere Vergrößerung mehr erfährt.<br />
Wie wir schon in einer letzten Nummer<br />
meldeten, ist die junge deutsche Fahrerin Frl. Edith<br />
Frisch am vorletzten Freitag vormittag bei der<br />
Schwarzwaldhöhenfahrt tötlich verunglückt. Mit<br />
ihr verliert der deutsche und darüber hinaus auch<br />
der internationale Automobilsport eine überaus gewinnende<br />
Persönlichkeit, die als Frau diesem<br />
schnellen Sport aus reiner Passion ergeben war.<br />
Ihre Freude dafür holte sie schon vor Jahren auf<br />
den Rennbahnen, wo sie immer eine stille, aufmerksame<br />
Zuschauerin war und mit Begeisterung<br />
die wechselnden Kämpfe verfolgte. Vor 3 Jahren<br />
fasste dann die hübsche junge Dame mit ihrem<br />
blonden Haar und den blauen Gretchenaugen den<br />
schwerwiegenden Entschluss, sich selber an den<br />
Rennveranstaltungen aktiv zu beteiligen.<br />
Ihre zahlreichen sportlichen Freunde sahen nur<br />
mit Bangnis der Zukunft entgegen. Für dieses zierliche,<br />
liebenswürdige Wesen wollte im Grunde genommen<br />
der harte, nervenzerrende Beruf eines<br />
Rennfahrers wenig passen. Die Leidenschaft für<br />
den Autosport packte jedoch auch diesen Menschen,<br />
und die Verbindung mit dem Sporte wurde zu seinem<br />
Schicksal.<br />
Edith Frisch begann ihre Rennkarriere auf<br />
einem Bugatti, 1500 ccm, mit dem man sie voll<br />
erstaunlicher Kühnheit über die Bahnen dahinjagen<br />
sah. Sie errang sich denn auch in der Folge<br />
eine ganze Reihe achtunggebietender Erfolge.<br />
Das Schicksal schien sich für sie zum Guten zu<br />
wenden, als dieses Jahr in Deutschland das Verbot<br />
der Beteiligung von Frauen an Rennen kam. Nun<br />
sah Edith Frisch keine andere Möglichkeit mehr,<br />
als sich an Zuverlässigkeitsfahrten touristischer Art<br />
zu beteiligen. Diese sportlichen Konkurrenzen entsprachen<br />
in jeder Beziehung ihrem Wesen bedeutend<br />
besser. Auf Opel nahm sie dieses Jahr an<br />
zahlreichen Prüfungen teil, wo sie überall mit erstaunlichem<br />
Erfolge abschloss und nun erst recht<br />
die Aufmerksamkeit der Sportkreise auf sich zog.<br />
Bei der diesjährigen 3-Tage-Harzfahrt, dieser überaus<br />
schweren Geländeprüfung, wurde sie mit der<br />
silbernen Medaille belohnt, und die 2000-km-Fahrt<br />
konnte sie, allerdings mit Verspätung, bis zum Ziele<br />
durchhalten. Bezeichnend für Edith Frisch ist der<br />
Grund dieser Verspätung: Sie hielt, ungeachtet aller<br />
Zeitverluste, mitten auf der Strecke an, um einem<br />
verunglückten Kameraden die erste notwendige<br />
Hilfe angedeihen zu lassen. Sie wurde für diese<br />
edle menschliche Haltung dann auch von der offiziellen<br />
Führung im deutschen Autosporte mit einer<br />
schönen Anerkennung belohnt<br />
Auch die diesjährige internationale Alpenfahrt<br />
ist von Frl. Frisch noch bestritten worden, und sie<br />
krönte ihre kurze sportliche Laufbahn mit einem<br />
strafpunktfreien Sieg. In der gleichen Woche, in<br />
der sie den ehrenden Gletscherpokal entgegennehmen<br />
konnte, vollendete sich ihr frühes Leben.<br />
Von München begab sie sich sofort nach Freiburg<br />
i. Br., um dort vorletzten Freitagmorgen mit<br />
frischem Mut und voller Zuversicht zur Schwarzwaldhöhenfahrt<br />
zu starten. Ein unglückliches<br />
Schicksal Hess sie in einer schwierigen Kurve so<br />
schwer stürzen, dass sie nach wenigen Stunden<br />
schon verschied.<br />
Der internationale Automobilsport verliert in<br />
Edith Frisch eine Frau von bescheidenem, natürlichem<br />
Wesen, eine tüchtige Fahrerin und einen<br />
aufrichtigen, lieben, tapfern Sportkameraden, bo.<br />
Bux.<br />
(Fortsetzung von Seite 1 des A. F.)<br />
die unangenehme Stunde in rreilassing.<br />
Jetzt fehlte nur noch, dass im letzten Augenblick<br />
vor Verlassen des deutschen Bodens etwas<br />
passierte!<br />
Aber er bekam, wie alle andern, anstandslos<br />
seinen Ausreisestempel.<br />
Endlich war man zur Abfahrt fertig. Die<br />
Lokomotive pfiff und zog langsam an. Aber<br />
dann hörte man aufgeregte Rufe. Es gab<br />
einen Ruck. Der Zug stand von neuem. Bux<br />
öffnete ein wenig das Fenster seines Wohnwagen's<br />
und schaute hinaus. Direkt vor seinem<br />
Waggon sah er zwei Zivilisten in erregtem<br />
Gespräch mit dem Fahrdienstleiter<br />
stehen.<br />
«Ich kann Ihnen nicht helfen», sagte der<br />
eine. «Wir haben den Haftbefehl erst vor<br />
zwei Minuten telegraphisch bekommen. Der<br />
Zug muss warten, bis wir festgestellt haben,<br />
ob der Mann dabei ist.»<br />
4.<br />
Fast fünf Monate waren vergangen, seit<br />
Zirkus Kreno Deutschland wieder verlassen<br />
hatte.<br />
Jene unangenehmen Minuten, die Bux an<br />
der Grenze in Kehl durchgemacht, waren<br />
längst vergessen: Der Haftbefehl hatte sich<br />
keineswegs auf Willibald Buchsbaum bezogen,<br />
sondern auf einen neuengagierten Arbeiter<br />
der Ladekolonne, der schon längst steckbrieflich<br />
verfolgt wurde und sich in M. wohl<br />
nur beim Zirkus hatte anwerben lassen, um<br />
mit der übrigen Masse des Personals leichter<br />
über die Grenze zu kommen*.<br />
Eine ganze Reihe von spanischen Städten<br />
— Barcelona, Tarragona, Valencia, Granada,<br />
Malaga, Sevilla und andere mehr — waren<br />
schon abgegrast; aber noch längst war Spanien<br />
nicht erledigt. Die Prophezeiung von<br />
Herrn Direktor Buchsbaum, die Spanier würden<br />
kopfstehen, wenn sie das Riesenprogramm<br />
des Zirkus Kreno sähen, hatte sich<br />
— zwar nicht wörtlich, aber dem Sinne nach<br />
— tatsächlich erfüllt. Die Begeisterung und<br />
die Schaulust des spanischen Publikums übertrafen<br />
alle Erwartungen. Drei Kassenwagen<br />
mussten von morgens bis abends ununterbrochen<br />
geöffnet bleiben. Auch die teuersten<br />
Plätze waren von der Aristokratie und dem<br />
wohlhabenden Bürgertum allabendlich voll<br />
besetzt. Die Bauern kamen — auch aus den<br />
abgelegensten Dörfern und in tagelangen<br />
Reisen — mit Kind und Kegel auf ihren Eseln<br />
herbeigeritten, um das Wunder dieser phantastischen<br />
Schaustellung mitzuerleben. Und<br />
in Madrid, wo der Zirkus seit fünf Tagen<br />
weilte, hatte sogar das Königspaar mit einem<br />
grossen Gefolge die Vorstellung besucht und<br />
sich mit Direktor Kreno und dessen Gattin<br />
lange Zeit hindurch angeregt unterhalten.<br />
Der König hatte sich den ganzen Riesenbetrieb<br />
eingehend erklären lassen. Für alles<br />
hatte er Interesse gezeigt: für die Transportund<br />
Verpflegungsfragen, für die Zusammensetzung<br />
des kaufmännischen, technischen und<br />
artistischen Personals, für -die Gagen der<br />
Künstler und die Unkosten des Unternehmens.<br />
Er war nicht wenig erstaunt gewesen, zu hören,<br />
dass Zirkus Kreno seine eigene Presseabteilung,<br />
Buchhalterei, Sanitätswache und<br />
Feuerwehr, sein eigenes fahrbares Elektrizitätswerk,<br />
sein Versicherungsbureau, seine<br />
Tischlerei, Schlosserei, Schneiderei und<br />
Schmiede besitze —und vor allem, dass man<br />
mit einem täglichen Spesenetat von annähernd<br />
20,000 Pesetas zu rechnen hatte.<br />
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Am nächsten Tage besuchten die Majestäten<br />
die Tierschau, die die grössten zoologischen<br />
Gärten in mancher Hinsicht weit übertraf.<br />
Frau Direktor Kreno musste der Königin<br />
vieles von ihren langjährigen Erfahrungen<br />
und Erfolgen als Löwenbändigerin berichten.<br />
Als Dank und Anerkennung wurde<br />
Herrn Direktor Kreno schliesslich ein hoher<br />
spanischer Orden verliehen.<br />
Auch die Leistungen von Bux und seinen<br />
Tieren hatten die königliche Familie besonders<br />
entzückt. Der König hatte sich beim<br />
Direktor nach ihm erkundigt und zu seiner<br />
grossen Verwunderung erfahren, dass dieser<br />
Clown Mediziner und insbesondere auch ein<br />
äusserst geschickter Tierarzt sei.<br />
Am andern Tage wurde Bux in den Marstall<br />
gerufen, um die Behandlung eines der<br />
Lieblingspferde des Königs zu übernehmen,<br />
das seit einiger Zeit krank war und immer<br />
mehr abmagerte, ohne dass die spanischen<br />
Tierärzte eine Erklärung, geschweige denn<br />
ein erfolgreiches Mittel für die rätselhafte<br />
Erkrankung wussten. In Dr. Buchsbaums Behandlung<br />
genas das Tier schon nach wenigen<br />
Tagen vollkommen. Der König dankte ihm<br />
persönlich und überreichte ihm auch eine<br />
Auszeichnung. Da sich bei dieser Gelegenheit<br />
zeigte, dass Willibald Buchsbaum sehr gut<br />
Spanisch sprach, veranlasste der König die<br />
"tierärztliche Hochschule, den gelehrten Clown<br />
zu einer Reihe von Vorlesungen einzuladen,<br />
die Bux noch eine Medaille und einen akademischen<br />
Titel der Madrider Universität eintrugen.<br />
Ueber Cillys artistisches Spezialfach war<br />
noch immer keine Entscheidung getroffen.<br />
Sie wirkte jetzt im ersten Teil des Programms,<br />
bei. dem zugleich in drei Manegen<br />
gearbeitet wurde, in zwei Nummern mit: einmal<br />
als Panneaureiterin und dann bei einem<br />
Pas de deux. Doch das befriedigte ihren artistischen<br />
Ehrgeiz keineswegs.<br />
Am 3. April 1925, dem Tage vor- Cillys vierzehntem<br />
Geburtstage, gab es im Stallzelt von<br />
Bux ein grosses Ereignis: Judith bekam<br />
Junge — drei reizende kleine Tigerchen. Da<br />
Bux seine Tigerin von einem dem Zirkus gehörigen<br />
Tiger hatte.decken lassen, war abgemacht<br />
worden, dass eines von den Neugeborenen,<br />
falls sie am Leben blieben, dem Zirkus<br />
als Eigentum zufallen sollte.<br />
Als Bux im Bureau bei Direktor Kreno erschienen<br />
war und ihm das freudige Familienereignis<br />
mitgeteilt hatte, sagte der Direktor:<br />
«Hören Sie mal, Bux, hat Cilly nicht morgen<br />
Geburtstag?»<br />
«Jawohl.»<br />
«Wie alt wird sie eigentlich? Dreizehn,<br />
nicht wahr?»<br />
«Nein, schon vierzehn, Herr Direktor.»<br />
«So? Aber dann kann sie doch eigentlich<br />
nicht mehr gut bei Ihnen im Wohnwagen<br />
wohnen. •<br />
«Aber, Herr Direktor, Cilly ist doch noch<br />
ein richtiges Kind! Wo sollen wir sie denn<br />
auch hintun?»<br />
«Na, wenn Sie meinen, Bux... Lassen wir's<br />
also noch ein Jahr wie bisher. — Aber was<br />
ich noch fragen wollte: Würden Sie mir die<br />
beiden andern kleinen Tigerchen nicht auch<br />
überlassen — gegen einen angemessenen<br />
Preis? Ich habe nämlich etwas Besonderes<br />
damit vor.» '<br />
«Das -tut mir furchtbar leid, Herr Direktor.<br />
Ich würde gern Ihren Wunsch erfüllen, wenn<br />
ich nicht auch was Besonderes damit vorhätte.»<br />
(Fortsetzung folgt.)<br />
Tourismus<br />
Schönes —<br />
unbekanntes Frankreich<br />
Von Th. B. Strasser.<br />
(Siehe auch «A.-F.» Nr. 65. 66 und 68.)<br />
Eines der schönsten Pyrenäentäler ist das<br />
von Gavarnin. 30 km zieht es sich — fahrbar<br />
— hinauf, um in einem grandiosen «Cirque»<br />
zu enden, in einem Talschloss, gebildet<br />
aus einer im Halbkreis die letzten Alpen umarmenden<br />
500 m hohen Felswand, aus der<br />
in mächtigen Fällen die Wasser des jungen<br />
Gave de Pau stürzen.<br />
Am Eingang dieses prächtigen Alpentales,<br />
270 km von Carcassonne, den Abstecher<br />
nach Gavarnin nicht gerechnet, liegt — das<br />
Appenzellerland! Fast könnte man es glauben,<br />
so anheimelnd, wie eine Erinnerung aus<br />
dem Urnäscher oder Wasserauen-Gebiet windet<br />
sich hier das voralpine Gelände. Doch<br />
wir sind im Herzen der Pyrenäen; nur<br />
noch eine Biegung des Weges um einen Hügel<br />
saftigen Weidlandes, und Lourdes muss<br />
sich unsern Blicken erschliessen, Lourdes,<br />
der weltberühmte Wallfahrts- und Wunderort.<br />
Es ist an den Windungen des Gave de<br />
Pau entzückend unübersichtlich gelegen.<br />
Wenn man nicht mit der Drahtseilbahn auf den<br />
Pic du Ger hinauffährt, kann man sich höchstens<br />
noch auf der Karte einen Begriff von
N» 71 -<strong>1934</strong> AUTOMOBIL-REVUE 17<br />
der Lage der Siedlung machen. Sonst muss<br />
man sich mit einer Bekanntschaft in Bruchstücken<br />
begnügen. Ein Bahnhof-, Hotel-,<br />
Villen, Rummel- und Kirchenquartier liegen<br />
hier dicht nebeneinander und doch durch Böschungen,<br />
den Flusslauf, einen Schlossfelsen<br />
wieder in fast unabhängige, abgeschlossene<br />
Gebiete getrennt. Nichts Groteskeres als der<br />
unvermittelte Wechsel zwischen der feierlichen<br />
Ruhe des weitgespannten Parks vor<br />
dem in neugotischem Stil über der Wundergrotte<br />
in drei übereinander liegende Kirchen<br />
sich erhebenden Monumentalbau, in und um<br />
den nur Ernst und weltentrückte Andacht ist,<br />
und dem unglaublich lärmigen Getriebe einer<br />
kitschigen Budenstadt, in der weder Reliquien,<br />
noch geweihte Andenken, wohl aber<br />
alle erdenklichen irdischen Genüsse in billigster<br />
Aufmachung erstanden werden können.<br />
Wir haben uns gern in die Weltabgeschiedenheit<br />
des Berges geflüchtet, dessen<br />
Quellen einst eine unterirdische Welt erstehen<br />
Hessen, in deren Wänden sich's mehrere<br />
Kilometer weit wandern lässt.<br />
Ein liebliches weiden- und wälderreiches<br />
Tal führt über Betharam (wo sich wiederum<br />
prächtige Grotten erschliessen) 40 km weit<br />
nach Pau, der alten Hauptstadt des Bearn.<br />
Die Alee des Pyrenees leitet zum Schlosse<br />
hinauf, das etwa wie unser Bundeshaus<br />
in Bern (bitte, diesmal wirklich Bern,<br />
nicht Bearn!) auf einem Steilufer über dem<br />
Flusse thront und von dem aus man die entzückendste<br />
Fernsicht über die Kette der<br />
westlichen und der Basses-Pyrenees geniesst.<br />
Scheuen Sie nicht den Rundgang durch die<br />
Gemächer des Schlosses. Der Führer wird<br />
ZU r i c<br />
a_<br />
•*_• u I. .K.M 7tnH.i»n<br />
III Gottschalkenberg, 1150 m Ü. M.<br />
Ihnen mit unglaublicher Zungenfertigkeit die<br />
ganze Historie des Baus und seinem königlichen<br />
Besitzer herunterhaspeln; aber das<br />
darf Sie nicht stören; vertiefen Sie sich vielmehr<br />
in den Anblick der unzähligen, zum<br />
zum Teil erstaunlich grossen Gobelins.<br />
In Pau, 865 km seit Genf, haben Sie die<br />
Wahl: Gelüstet es Sie und haben Sie Zeit,<br />
dann machen Sie einen Abstecher nach<br />
Bayonne und dem klippenreichen, mondänen<br />
Seebad Biarritz und weiter — in diesem Falle<br />
Fuenterrabbia nicht vergessen! — bis San<br />
Sebastian, oder aber Sie durchfahren in einer<br />
Ausdehnung von 200 km die Föhrenwälder<br />
des « Landes ». Millionen von Bäumen stehen<br />
hier Stamm an Stamm, und jeder trägt auf<br />
Manneshöhe ein Tiegelchen, in das aus einer<br />
Rindenkerbe das Harz der Föhre träufelt.<br />
Von Zeit zu Zeit entdecken Sie Bottiche, und<br />
wenn Sie Glück haben, können Sie sehen, wie<br />
der Inhalt der vollen Tiegel unter sorgsamer<br />
Entfernung einer allfälligen Wasserschicht in<br />
die Bottiche geleert — wobei es immer mächtig<br />
« harzt» — und diese zur Spedition in die<br />
Destillerie verladen werden. Notabene, es<br />
wird daraus nicht etwa Schnaps gebrannt,<br />
sondern Terpentin! Weit zerstreut in diesen<br />
immensen Wäldern liegen Gehöfte, Dörfer,<br />
aber auch ein reizender Flecken, Mont-de-<br />
Marsan, in dem sich bei billigstem Preis<br />
fürstlich wohnen und tafeln lässt.<br />
In Labouheyre erreicht man die Strasse,<br />
die von Biarritz nach Bordeaux führt. Vorher,<br />
bei der Kreuzung von Beliet, lohnt es<br />
sich, einen Ausflug nach Arcachon mit seinen<br />
Austernbänken zu machen, die neuen Villenquartiere<br />
Le Moulleau und Pyla zu besuchen.<br />
Wundervoll, wie hier gepflegte Parkanlagen,<br />
herrliche Gärten dicht neben einem wahrhaft<br />
tropischen Urwald liegen. Draussen, wo die<br />
Bucht sich ins offene Meer weitet, steigen<br />
aus den satten Farben der Fluten und Wälder<br />
phantastisch kahl und weiss die Dünen auf,<br />
deren höchste sich fast 100 Meter über den<br />
Wasserspiegel schwingt! Die höchste in Europa.<br />
Die Wohltat eines Bades wird sich keiner<br />
Autostrasse von Aegeri und Biberbrücke.<br />
Mit seinem prachtvollen Panorama<br />
auf Alpen u. Seen wird Ihnen<br />
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entgehen lassen, dann aber, auf breiter, ebener<br />
Chaussee Bordeaux mit seinen schönen<br />
gotischen Kirchen, seinen ausgedehnten Hafenanlagen<br />
und seinem unübertrefflichen<br />
Weine entgegeneilen. Sie haben hier bereits<br />
ein Fahrpensum von 1150 km hinter sich.<br />
Sehr lohnend ist ein Abstecher nach dem<br />
130 km nördlich von Bordeaux, am Ausfluss<br />
der Gironde ins Meer liegenden Seebad<br />
Royan und seiner Umgebung. Das Ufer stürzt<br />
hier auf lange Strecken 50 Meter tief senkrecht<br />
ins Wasser, und in diesen unzugänglichen<br />
Felswänden, bei Meschers, finden sich<br />
Gucklöcher, aus denen neugierige Menschen<br />
bei Wein und Kaffee dem Spiel der Wellen<br />
und — Grammophonplatten lauschen. Wie<br />
man hinkommt? Genau so, wie die Piraten<br />
hingelangten, die die Höhlen seinerzeit<br />
bauten, um aus diesen Schlupfwinkeln heraus<br />
die ein- und auslaufenden Schiffe zu beobachten<br />
und zu berauben: Gut verdeckte Einstiege<br />
führen von oben durch ein Gewirr von unterirdischen<br />
Treppen und Gängen zu diesen<br />
eigenartigen « Wohnungen». Wer Lust hat,<br />
hann sich von hier aus dann noch mit Hilfe<br />
eines währschaften Gletscherseils den Rekord<br />
eines « Schwebebades » sichern!<br />
(Für Ihre Fahrten durch Frankreich empfehlen<br />
wir Ihnen den im Verlag Hallwag, Bern, erschienenen<br />
«Automobilführer von Frankreich».)<br />
(Fortsetzung folgt.)<br />
Saison Notizen<br />
Thun.<br />
Thun, die alte, vielbesungene Fremdenstadt an<br />
der Aare und am See, steht im Zeichen der Hochsaison.<br />
In voller Sommerschönheit lacht die Landschaft.<br />
Der schauende Mensch empfindet hier die<br />
reinsten Gefühle im Genüsse der wundervollen Natur,<br />
aus der die altertümliche Stadt mit ihren hochragenden<br />
Türmen heraustritt, wie ein gefasster<br />
Edelstein im goldenen Ring. In den malerischen<br />
Gassen ist viel Leben; unter dem werktätigen Volk<br />
sieht man viele Fremde, Kurgäste aus Thun und<br />
den Nachbarkurorten und Passanten, reisende<br />
Schulen und Gesellschaften. Wo einst Johannes<br />
Brahm, Heinrich von Kleist Erholung suchten,<br />
will man Umschau halten, einmal das grosse, stille<br />
Leuchten sehen, das die Berge verklärt und den<br />
Sinn beglückt. Man will in Thun das Napoleon-<br />
Haus sehen, das Klose-Haus, das Joseph Viktor<br />
Von Scheffel mit Sinnsprüchen bemalt hat. Paradiesische<br />
Schönheit erschliesst der Stadtpark<br />
Schadau am schönsten Punkt des Sees, wo er in<br />
die Aare mündet.<br />
Ein grosses Saisonereignis, das die Besucher<br />
aus nah und fern nach Thun bringen wird, ist das<br />
grosse Seenachtfest am Samstag, den 18. August,<br />
das wiederum auf dem Aarebassin zwischen den<br />
Inseln und dem Brahmsquai abgehalten wird, wo<br />
die prächtige nautische Veranstaltung im Rahmen<br />
des märchenhaften Uferbildes einen wundervollen<br />
Eindruck macht.<br />
Veransta hangen<br />
Die 6. diesjährige Altdorfer Tellauffiihrung am<br />
vorletzten Sonntag fand wiederum vor ausverkauftem<br />
Haus statt. Die Gesamtbesucherziffer beträgt bis<br />
jetzt rund 7000 Personen. Sie reicht damit nahe an<br />
die bestbesuchten früheren Spielperioden heran<br />
und stellt die unverändert starke Anziehungskraft<br />
der Altdorfer Teilspiele erneut unter Beweis. Am<br />
3. September erfolgt eine zweite Radio-Uebertragung<br />
der Rütli- und der Apfelschuss-Szene, die sowohl<br />
über den Deuts.chlandsender, wie auch über<br />
sämtliche grossen deutsehen Sender geht und somit<br />
in ganz Deutschland verbreitet wird.<br />
Kleine Notizen<br />
Rasieren im Wandel der Zeit. Nichts ist beständig,<br />
alles ist relativ. Seit Jahrhunderten gehört das<br />
Rasieren zur wichtigsten Pflege des Mannes. Das<br />
Rasiermesser, der Pinsel, das Seifenpulver und die<br />
dazu gehörige Schale waren hochwichtige Mensilien<br />
Ės kam dann" der findige Amerikaner, der dem<br />
Messer den Sicherheits-Apparat gegenüberstellte.<br />
Noch immer bleibt das traditionelle Schlagen des<br />
Seifenschaums mit dem Pinsel, und noch immer<br />
bedurfte es seine 10. bis 15 Minuten bis der Seifenschaum<br />
das Haar soweit bearbeitet hatte, dass es<br />
dem Messer ausgeliefert werden durfte. Erst dem<br />
Chemiker der neuern Zeit war es vorbehalten, das<br />
Rasieren von der althergebrachten Methode unabhängig<br />
zu machen. Es galt, den Pinsel und den<br />
Seifenschaum zu ersetzen. Die Lösung erschien in<br />
der Form von RAZ VITE, einer Creme, der es gelingt,<br />
das Haar unmittelbar nach dem Einreiben<br />
so weich und geschmeidig vorzubereiten, dass das<br />
scharfe Messer oder die Klinge des Sicherheits-Apparates<br />
nur so über die Haut gleiten. Das mit der<br />
Raz Vite-Creme vorbereitete Haar stellt sich dem<br />
Messer vertikal und so weich entgegen, dass die<br />
Klinge fast keinen Widerstand mehr findet; Raz<br />
Vite erübrigt also den Pinsel, ersetzt die Seife und<br />
verkürzt die Prozedur des Schaumreibens.<br />
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N*> 71 — <strong>1934</strong><br />
Bundesbahnsanierung und Autotransporte.<br />
Im Nachrichtenblatt der S.B.B, wird das<br />
Schreiben publiziert, in welchem der Verwaltungsrat<br />
der S. B. B. sich zu Händen des<br />
Eidg. Post- und Eisenbahndepartementes<br />
über die Einleitung der Sanierung unseres<br />
grössten Staatsbetriebes äussert. Wir entnehmen<br />
dieser Publikation vor allem diejenigen<br />
Punkte, in welchen sich der Verwaltungsrat<br />
über die Frage der Uebernahme von Autotransporten<br />
äussert. Derselbe hält es für<br />
notwendig, dass, wie dies in Ziffer 2 des Entwurfes<br />
des Eidg. Post- und Eisenbahndepartementes<br />
vorgesehen ist, die Möglichkeit geschaffen<br />
wird für den Ersatz der Eisenbahnbeförderung<br />
durch die Beförderung von Personen<br />
und Gütern mit Kraftfahrzeugen auf<br />
der Strasse.<br />
Diese durch die Entwicklung der Technik<br />
geforderte Neuordnung der Transporte wird<br />
den Ersatz unwirtschaftlicher Nebenlinien<br />
oder einzelner Züge durch Autokurse gestatten.<br />
Es ist unerlässlich, auch den Bundesbahnen<br />
so rasch als möglich die nötige Bewegungsfreiheit<br />
in dieser Richtung einzuräumen,<br />
damit sie sich den Verhältnissen anpassen<br />
können, ohne durch gesetzliche Vorschriften<br />
daran gehemmt zu sein. Es werden<br />
damit übrigens den Bundesbahnen nur die<br />
gleichen Erleichterungen gewährt, welche die<br />
Bundesversammlung andern Bahnunternehmungen<br />
anlässlich von Konzessionsänderungen<br />
in den letzten Jahren bereits eingeräumt<br />
hat.<br />
Im Ausland ist man schon längst zu der<br />
Ueberzeugung gelangt, dass an die Möglichkeit<br />
und Zweckmässigkeit des Ersatzes einzelner<br />
Eisenbahnstrecken oder Eisenbahnzüge<br />
durch auf der Strasse verkehrende Züge<br />
gedacht werden müsse. An einzelnen Orten<br />
ist man auch schon zur praktischen Durchführung<br />
der Neuerung übergegangen. In<br />
mehreren Staaten, so namentlich in Frankreich<br />
und Belgien, bestehen Gesetze, die die<br />
Eisenbahnen zur Aenderung ihrer Betriebsweise<br />
ermächtigen. In anderen Ländern treffen<br />
die Regierungen von sich aus derartige<br />
Massnahmen. Es wäre unrichtig, wenn man<br />
nicht alle technischen Hilfsmittel, die die Zeit<br />
bringt, ausnützen würde, um den Transportapparat<br />
so zweckmässig und ökonomisch als<br />
möglich zu gestalten. Je nach den Umständen<br />
kann durch den Einsatz des Automobils an<br />
Stelle der Bahn die Beförderung von Personen<br />
und Gütern wesentlich<br />
werden.<br />
verbessert<br />
(Ohne Verantwortlichkeit der Redaktion.)<br />
Nachwort zum Grossen Preis der Schweiz. In<br />
Allen <strong>Zeitung</strong>en und Zeitschriften las man' nur<br />
Rühmliches über die Organisation des Automobil-<br />
Rennens vom^ 26. August in Bern. Gestatten Sie,<br />
bitte, einem Zuschauer, eich zu äussern, der das<br />
Rennen mit grossem Interesse verfolgte, leider aber<br />
ziemlich verstimmt nach Hause ging, da seines Erachtens<br />
die Organisation dieses Rennens dem Zuechauer<br />
zu wenig Rechnung getragen hat.<br />
^ Der Zuschauerraum, der sich von der Passerelle<br />
. lis zum Kieswerk auf der andern Seite der Piste<br />
erstreckte, bot dem Publikum überhaupt keine Gelegenheit,<br />
das Rennen von einem nur einigerrnassen<br />
günstig gelegenen Standorte aus zu verfolgen.<br />
Ich stellte mich zuerst bei der Kiesgrube<br />
Messerli auf, dem weitaus günstigsten Platze in<br />
diesem sog. Zuschauerraum. Aber auch hier war<br />
nur ein kurzes Stück der Rennstrecke zu über-<br />
Wicken, und nur die Zuschauer, die hart an der<br />
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W. Steiner, Chauffeur,<br />
Obersumpf, Safenwil (Kt.<br />
Aargau). 64653<br />
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Automobil-Revue, Bern.<br />
Rundschleifen von Kurbel-Wellen<br />
Ventile, Kolben-