E_1935_Zeitung_Nr.006
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BERN, Dienstag, 22. Januar <strong>1935</strong><br />
Nummer 20 Rp.<br />
31.Jahrgang - N» 6<br />
ERSTE SCHWEIZERISCHE AUTOMOBIL-ZEITUNG<br />
Zentralblatt für die schweizerischen Automobil- und Verkehrsinteressen<br />
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Aus der Mappe des Technikers<br />
Das Anlassen des Motors.<br />
Die Motoren unserer modernen Wagen<br />
sind laut Prospekt so absolut vollkommen,<br />
dass man eigentlich die Konstruktionsbureaux<br />
getrost schliessen könnte. Dutzende<br />
von Zubehör-Apparaten garantieren ein sicheres<br />
Anspringen des Motors, selbst am<br />
Nordpol, «ä quart de tour». Abgesehen davon<br />
sind die sämtlichen guten Eigenschaften<br />
dieser Zusatzapparate schon von vorneherein<br />
in alle modernen Vergaser hineingebaut.<br />
Und doch kann man täglich immer wieder<br />
beobachten, wie Automobilisten sich minutenlang<br />
erfolglos mit dem Anwerfen abrakkern.<br />
Mancher Automobilist ist dabei über<br />
den Ausgang seiner Bemühungen so im Ungewissen,<br />
wie ein Verliebter beim Orakelplumen<br />
- Zerzupfen, wo man auch erst am<br />
Schluss erfährt, ob sie einem «von Herzen»,<br />
«mit Schmerzen», «ein wenig» oder «gar<br />
nicht» liebt. Wie reimt sich das zusammen?<br />
Des Rätsels Lösung ist, dass wir es trotz<br />
allem doch immer mit Maschinen zu tun<br />
haben. Maschinen verlangen Bedienung.<br />
Und Bedienung erfordert Verständnis. Wer<br />
seinen Motor nur schwer anbringt, macht<br />
einen Bedienungsfehler; und er macht den<br />
Bedienungsfehler, weil ihm das Verständnis<br />
für physikalische Vorgänge fehlt. Wohl wäre<br />
es" möglich, •durch weitere Automatisierung<br />
der erforderlichen Bedienung das Verständnis<br />
noch mehr auszuschalten. Aber der Konstrukteur<br />
hütet sich, in dieser Beziehung<br />
allzuweit zu gehen: Die Verfeinerung des<br />
Mechanismus bringt unvermeidlich grössere<br />
Komplikation und Empfindlichkeit mit sich,<br />
und versagt dann ein Glied in der Kette der<br />
Zusammenhänge, so ist der verständnislose<br />
Automobilist erst recht am Hag.<br />
. Eine schematisch auswendig gelernte Bedienungsweise<br />
ersetzt das Verständnis nicht.<br />
Sie hat immer nur unter ganz eng begrenzten<br />
Umständen Geltung und versagt, wenn<br />
neue andere Umstände auftreten.<br />
Die Kenntnis der allgemeinen Wirkungsweise<br />
eines Viertaktmotors gehört zu der<br />
allgemeinen Bildung eines Automobilisten<br />
unseres technischen Jahrhunderts, sie ist<br />
selbstverständlich. Ein Reiter, Droschkenlenker<br />
oder Fuhrmann muss aber nicht nur<br />
wissen, dass ein Pferd Muskeln, Knochen,<br />
Fleisch und diverse regulierende Organe besitzt,<br />
er muss auch wissen, was man dem<br />
Pferd zu fressen gibt, damit der ganze Or-<br />
F E U I L L E T O N<br />
Die Magd des Jürgen Doskocil.<br />
durch den Wald, als habe er sich beim Spielen<br />
wie ein Kind verspätet. «Es schadet<br />
wohl nichts, Jürgen», sagt Marte in ihrer<br />
nachdenklichen Art. «Es ist nicht gut, zu<br />
spielen, wenn der Wald brennt... komm<br />
nicht zu spät zurück heute.»<br />
Es ist der erste Abend mit schweren Wolken<br />
über dem Moor. Aus dem grauen Dunst<br />
heben sich lautlos graue Gebirge mit rotfliessenden<br />
Rändern, rücken zueinander,<br />
schieben sich über fahle Spalten, werden<br />
eine einzige hohe, verschleierte Wand, die<br />
nun still steht in sich und nur lautlos sich<br />
aufrichtet über dem Horizont. Die Vögel<br />
fliegen niedrig und stumm über den Strom,<br />
die Bremsen stechen, dass Jürgens Hände<br />
mit Blutstropfen bedeckt sind, die Fische<br />
springen auf dem Strom, dass überall weisse<br />
Kreise stehen, und im Schilf schlagen die<br />
schweren Hechte mit dumpfem Fall auf das<br />
schwärzliche Wasser. Die Erlen stehen<br />
fahl im letzten Licht, und bei jedem Windhauch<br />
spricht das Schilf von vielen Stimmen,<br />
die an seinen Halmen sind.<br />
«Ein Gewitter könnte kommen», denkt<br />
Jürgen. «Gut wäre es, und die Menschen<br />
würden besser werden im Regen.»<br />
Er legt die Netze in den stillen Buchten<br />
und Altwässern aus. Das Garn der Netze<br />
rauscht bleich in die schwarze Tiefe, und<br />
jede Bleikugel, die an den Kahnrand schlägt,<br />
klingt noch einmal wider in den dunklen Erganismus<br />
seine volle Leistungsfähigkeit entfaltet.<br />
Die Zubereitung des Futters spielt dabei<br />
eine grosse Rolle. Es kommt nicht aufs<br />
gleiche heraus, ob man dem Pferd Hafer in<br />
gewöhnlicher Form zu fressen gibt oder ob<br />
man ihm diesen Hafer beispielsweise zu riesigen<br />
Würfeln ä la Maggi-Suppenwürfel<br />
komprimiert vorsetzt. Mit den Suppenwürfeln<br />
könnte das Pferd beim besten Willen<br />
nichts anfangen.<br />
Ganz ähnlich verhält sich ein Automobilmotor.<br />
Es genügt nicht, dass man ihm einfach<br />
Benzin zu fressen gibt. Das Benzin muss<br />
auch richtig zerkleinert sein, damit er es<br />
fressen kann. Wir müssen den Benzin-Suppenwürfel<br />
sozusagen in einzelne Benzinkörner<br />
zerteilen.<br />
Mit dieser Aufgabe wird der Vergaser betraut.<br />
Er bereitet aus dem flüssigen Benzin<br />
ein Benzin^Gas, d. h. ein Gemisch aus Luft<br />
und fein zerteilten Benzintröpfchen. Das Gemisch<br />
kann prozentual mehr oder weniger<br />
Benzin enthalten, es kann — automobilistisch<br />
gesprochen — mehr oder weniger benzinreich<br />
sein. Dem Motor zuträglich ist aber<br />
nur ein Fressen von ganz bestimmtem Mischungsverhältnis,<br />
nämlich ein Gemisch von<br />
12,5 Kubikmeter Luft pro Kilo Benzin. Ferner<br />
müssen die Benzin-«Körner» in diesem<br />
Gemisch fein genug zerteilt sein.<br />
Unter normalen Umständen vermag man<br />
diesen Anforderungen in ziemlich hohem<br />
Grade zu entsprechen. Durch Wahl einer<br />
passenden Düsenweite (die «Düse» ist das<br />
feine Röhrchen, das das Benzin in abgemessenem<br />
Quantum der grösseren Luftmenge<br />
zugibt) erreicht man ohne weiteres das korrekte<br />
Mischungsverhältnis, und durch Anwendung<br />
besonderer Formen der Saugleitung<br />
erzielt man eine leidlich gute Zerteilung<br />
des Benzins.<br />
Was nun aber störend in Erscheinung tritt,<br />
das sind die wechselnden Einflüsse der Aussentemperatur<br />
und der atmosphärischen Luftdichtigkeit.<br />
Ein für die Normaltemperatur<br />
richtig eingestellter Vergaser ergibt beim<br />
Fallen der Temperatur ein Gemisch mit grö-<br />
Roman von Ernst Wiechert<br />
Copyright by Albert Langen-Georg Müller,<br />
München.<br />
(20. Fortsetzung.)<br />
Das Kind, mit blauen Schatten unter den<br />
Augen, sieht ihn an. Es kann nicht mehr weinen.<br />
Es sieht rotes Blut auf Jürgens Lippen,<br />
und ein immer wiederkehrendes Beben läuft<br />
über sein Gesicht. Jürgen bindet das Bein<br />
unter dem Knie mit seinem roten Taschentuch<br />
ab, schiebt einen Fichtenast unter die<br />
Binde und dreht sie fest. Dann hebt er das<br />
Kind auf die Arme und geht mit langen,<br />
gleichmässigen Schritten durch den Wald. Er<br />
läuft nicht, weil er sich erinnert, dass Erschütterung<br />
nicht gut für solche Wunden<br />
ist<br />
Als er das Feld durch die Stämme schimmern<br />
sieht, erschrickt er vor der glühenden<br />
Sonne, der Nacktheit der Fläche, dem freien<br />
Raum zwischen sich und dem Dorfe. Er<br />
macht einen Bogen um die Felder herum,<br />
immer im Schatten der Bäume, bis er von<br />
der anderen Seite an das Dorf kommt. Michaels<br />
Hütte ist die letzte in der Reihe, und<br />
er sieht vom Walde aus, dass die Strasse<br />
sich mit Menschen füllt, er hört, dass eine<br />
Frauenstimme schreit, hoch und durchdringend,<br />
und er fühlt, dass es nicht gut ist, was<br />
geschehen ist. Hinter einer Ecke kommt er<br />
auf den Hof. Die Eltern sind nicht da, aber<br />
die Grossmutter steht vor der Schwelle und<br />
ringt die Hände.<br />
Er reicht ihr das Kind. Sie reisst es ihm<br />
aus den Armen und ihre Augen sind mit<br />
Hass gefüllt. «Lass das bis später», sagt er.<br />
«Lege saure Milch auf die Stelle und gib ihm<br />
etwas Schnaps. Es ist nicht schlimm, denn<br />
ich habe das Gift ausgesogen.»<br />
Das Kind öffnet die Augen, deren Lider<br />
noch immer zittern, und sagt langsam: «Ja,<br />
er hat mein Blut ausgetrunken... ganz rot<br />
waren seine Lippen..» Jürgen will die Hand<br />
heben, um es noch einmal zu streicheln, aber<br />
er wagt es nicht, weil die Worte des Kindes<br />
ihn bedrücken. Es kann sein, dass sie etwas<br />
Gutes meinen, aber es kann auch sein, dass<br />
es seine Hand zurückstossen würde, weil es<br />
sich graut vor ihm.<br />
So geht er schnell vom Hof, denselben<br />
Weg an der Hecke entlang zurück, und ist<br />
im Walde, bevor die Frau die Eltern von der<br />
Strasse zurückgerufen hat. Dort geht er<br />
langsam und wischt den Schweiss von seiner<br />
Stirn. Und da ihm der Rand des Waldes zu<br />
hell ist, biegt er von seinem Wege ab, immer<br />
tiefer zwischen die Stämme hinein, und bleibt<br />
ab und zu stehen und blickt stumm auf seine<br />
Hände. Es ist ihm, als habe er etwas zerbrochen<br />
und trage die Scherben nun ohne<br />
berer Benzinzerteilung. Der Motor frisst<br />
dieses Gemisch nur mit Widerwillen, was er<br />
dadurch äussert, dass er es von Zeit zu Zeit<br />
in den Vergaser zurückspuckt. Das gröbere<br />
Gemisch ist für ihn auch schlecht verdaulich,<br />
e3 lässt sich nicht entzünden — was man an<br />
Aussetzern erkennt — oder verbrennt<br />
doch nur träge und ohne grosse Kraftabgabe,<br />
ganz ähnlich wie es ein zu benzinarmes Gemisch<br />
täte.<br />
Einfluss der Temperatur.<br />
Was nun? Drei Möglichkeiten sind denkbar.,<br />
Man könnte die vom Motor angesaugte<br />
Luft von vornherein auf die Normaltemperatur<br />
erwärmen. Diese Massnahme ist aber<br />
erst dann ohne Umstände durchführbar, wenn<br />
der Motor schon angelaufen ist und nun<br />
Wärme in Hülle und Fülle zur Verfügung<br />
steht. Sie wird auch oft angewendet, hilft<br />
aber nicht über die Anlass-Schwierigkeiten<br />
bei kaltem Motor hinweg.<br />
Man könnte weiter den ungünstigen Einfluss<br />
der niedrigen Lufttemperatur dadurch<br />
unschädlich machen, dass man durch irgendein<br />
Mittel die Benzintröpfchen nachträglich<br />
nochmals zerkleinerte. Leider ist dieser<br />
Vorgang nicht so einfach durchzuführen.<br />
Wenn aber das zu wenig zerkleinerte<br />
Benzin im Gemisch die Wirkung eines zu<br />
benzinarmen Gemisches hat, wäre es dann<br />
nicht möglich, seine Nachteile durch eine Anreicherung<br />
des Gemisches zu vermeiden ?<br />
Hierin besteht tatsächlich das Mittel, das auf<br />
einfachste Weise zum Erfolg führt.<br />
Um das Gemisch reicher zu gestalten,<br />
könnte man die Düse durch eine grössere<br />
auswechseln. Da aber das reichere Gemisch<br />
nur während den ersten Betriebsminuten notwendig<br />
ist, wäre das zu umständlich. Man<br />
sorgt daher dafür, dass man die Düse vom<br />
Führersitz aus leicht verändern kann, oder<br />
man verändert, was noch viel einfacher ist,<br />
einfach den Querschnitt, welcher der angesaugten<br />
Luft beim Einströmen zur Verfügung<br />
steht. Durch eine solche Verengung des Lufteinströmquerschnittes<br />
wird die Menge der<br />
einströmenden Luft vermindert und damit<br />
der Prozentgehalt des Gemisches an Benzin<br />
erhöht.<br />
Bereicherung des Benzin-Luft-Gemisches.<br />
Fast jeder Wagen ist heute mit dieser oder<br />
jener Vorrichtung ausgestattet, die ein momentanes<br />
wunschgemässes Anreichern des<br />
Benzin-Luftgemisches ermöglicht. Aber wenig<br />
Fahrer wissen diese Vorrichtung richtig<br />
zu handhaben. Viele betrachten den Bedienungsknopf<br />
oder -hebel der Gemischkorrekturvorrichtung<br />
als eine Art Signalglocke, mit<br />
der man beim Betätigen des Anlassers den<br />
Motor wecken muss. Je energischer gedrückt<br />
oder gezogen wird, um so grösser<br />
soll dann der Effekt sein, und sie können<br />
nicht begreifen, dass man den Knopf nicht<br />
einfach zwangsläufig mit dem Starterknopf<br />
oder Gaspedal verbindet. Trotzdem sie vielleicht<br />
die grössten Feinschmecker sind, haben<br />
sie kein Verständnis dafür, dass der Motor<br />
ein richtig zubereitetes Gemisch verlangt<br />
und dass die Bereitung eines gemessbaren<br />
Gemisches einzig von der richtigen gefühlvollen<br />
Bedienung dieses Knopfes abhängt.<br />
Sinn mit sich. Sie werden es nun erzählen,<br />
alles. Vom Essen und von den Spielen im<br />
Walde und von der Fahrt in die Stadt. Sie<br />
werden die Kinder schlagen und niemals<br />
mehr erlauben, dass sie zu ihm kommen.<br />
Michael wird gesund werden, daran hat er<br />
keinen Zweifel, aber auch er wird nicht<br />
kommen, und nicht lange wird es dauern,<br />
dann werden sie wieder am Strom stehen<br />
und Steine werfen und böse Lieder singen.<br />
Ein fremdes Blut sind sie, das man zu sich<br />
biegen kann wie eine Weidenrute, aber wenn<br />
man sie loslässt, schnellt sie zurück, und<br />
weiter treibt das Boot im Strom.<br />
Eine schwere Müdigkeit überfällt ihn. Er<br />
sitzt auf einem Baumstumpf, den Kopf in<br />
die Hände gestützt, und sieht zu, wie zwei<br />
Ameisen eine tote Raupe schleppen. Bei jedem<br />
Grashalm entgleitet ihnen die Beute,<br />
überschlägt sich einmal und liegt wie ein<br />
brauner Sarg auf dem Waldboden. Und immer<br />
von neuem beginnen sie mit ihrer hoffnungslosen<br />
Arbeit, und jedesmal bewegt<br />
sich die Last um eines Grashalmes Breite<br />
weiter.<br />
Er steht erst auf, als die Sonne schräg<br />
durch die Aeste fällt. Eines Schrittes Breite<br />
sind die Tiere in Stunden vorwärts gekommen,<br />
und bevor er geht, hebt er einen Ast<br />
auf, der auf ihrer Bahn liegt. Ein wenig beschämt<br />
ist ihm zu Mut, und als er an Marte<br />
und seine Netze denkt, geht er schnell quer<br />
Wird der Knopf ganz herausgezogen und<br />
damit die Klappe ganz geschlossen oder die<br />
Düse ganz geöffnet, so saugt der Motor nahezu<br />
reines Benzin an. Eine halbe Sekunde<br />
lang hat das Wert: Das Benzin löst das in<br />
der Kälte erstarrte Oel an den Zylinderwänden<br />
und erleichtert damit dem Anlasser das<br />
Durchdrehen des Motors. Nachher kann aber<br />
der Motor mit dem reinen Benzin beim besten<br />
Willen nichts anfangen. Folglich muss<br />
man nach der ersten halben Sekunde durch<br />
teilweises Loslassen des Knopfes die Gemischklappe<br />
wieder so weit öffnen, dass<br />
eine Vergasung möglich ist. Welche Stellung<br />
des Knopfes dabei die günstigste ist und das<br />
beste Gemisch ergibt, muss durch Versuche<br />
festgestellt werden. Ist der Motor dann einmal<br />
angelaufen, so erkennt ein verständiger<br />
Fahrer leicht gefühlsmässig und durch das<br />
Ohr, ob der Motor ein noch etwas benzinreicheres<br />
oder benzinärmeres Gemisch verlangt.<br />
Als allgemeine Regel gilt, dass Rückschläge<br />
in den Vergaser, das sogenannte<br />
« Niessen» oder « Schiessen», auf ein zu<br />
benzinarmes Gemisch deuten, während die<br />
Weigerung des Motors, durch Gasgeben sich<br />
beschleunigen zu lassen und das periodische<br />
Auftreten von Aussetzern ein zu benzinreiches<br />
Gemisch andeuten.<br />
Der routinierte Fahrer hat bei Wagen, die<br />
mit solchen Gemisch-Luftklappen oder ver~<br />
stellbaren Düsen ausgerüstet sind, meist nur<br />
zwei genau bestimmte Stellungen für den<br />
Bedienungsknopf: Er zieht während den<br />
ersten paar Umdrehungen des Anlassers den<br />
Knopf ganz heraus und schiebt ihn sofort,<br />
wenn die ersten Zündungen auftreten, beispielsweise<br />
halb hinein.<br />
Lässt man den Anlasser bei benzinreich<br />
eingestelltem Gemisch zu lange am Motor<br />
herumorgeln, so dass die Zylinder « ersaufen<br />
», so ist nachher längere Zeit keine Hoffnung<br />
mehr auf ein Anlaufen des Motors. Am<br />
besten nimmt man dann die Zündkerzen heraus<br />
und entzündet den Benzinniederschlag,<br />
der sich an ihnen gebildet hat. Während sich<br />
nun so die Zündkerzen für ihre Aufgabe erwärmen,<br />
dreht man den Motor bei offener<br />
Gasdrossel eine Zeitlang durch, damit das<br />
unbrennbare Gemisch aus den Zylindern gedrückt<br />
wird. Nachher mache man einen<br />
neuen Versuch, aber bei vorsichtigerer Behandlung<br />
der Gemischbereicherung-Vorrichtung.<br />
Nicht zuletzt sind Anlaßschwierigkeiten oft<br />
darauf zurückzuführen, dass die durch das<br />
Gaspedal und den Gashebel bediente Drosselklappe<br />
nicht in der richtigen Stellung ist.<br />
Weitaus die meisten Motoren laufen am
leichtesten an, wenn man den Gashebel während<br />
des Anlassens in die Leerlaufstellung<br />
bringt, während sie anderseits alle möglichen<br />
Tücken zeigen, wenn während des Anlassens<br />
Gas gegeben wird. Damit der Motor mit dem<br />
bisschen Leerlaufgas durch das erstarrte<br />
kalte Oel nicht nach den ersten Zündungen<br />
wieder zum Stillstand abgebremst wird,<br />
stellt man den Leerlauf durch die Drosselkiappen-Regullerschraube<br />
auf eine etwas<br />
höhere Tourenzahl ein, muss dann meist<br />
aber das Leerlaufgemisch auch entsprechend<br />
bereichern. Auch hier kommt aber der routinierte<br />
Fahrer durch gefühlvolles Behandeln<br />
des Gaspedals ohne Neueinstellung aus<br />
Autotourfstischer Rekord.<br />
Im letzten Jahre sind 265,502 fremde Motorfahrzeuge<br />
zu vorübergehendem Aufenthalt<br />
in unser Land eingefahren, was gegenüber<br />
dem Vorjahre einer Mehrfrequenz von 38,037<br />
Wagen entspricht. Die Entwicklung des internationalen<br />
Autotourismus seit dem Jahre<br />
1925, d.h. seit dem Zeitpunkt, wo die provisorischen<br />
Eintrittskarten mit einer Gültigkeitsdauer<br />
von 10—20 Tagen erstmals eingeführt<br />
wurden, zeigt nachstehende Aufstellung<br />
:<br />
Jahr: Grenzübertritte:<br />
1G25 36 380<br />
1926 50 018<br />
1927 78 693<br />
1928 103 649<br />
1929 131213<br />
193Q 163 584<br />
1931 176 673<br />
1932 194 613<br />
1933 227 465<br />
1934 265 502<br />
Auf den Grenzverkehr entfielen 7225 Wagen,<br />
während sich der Touristenverkehr aus<br />
17,124 Motorräder, 2988 Autocars und 237,756<br />
Personenwagen rekrutierte, wogegen von<br />
Lastautomobilen deren 2201 die Grenzen<br />
passierten; in diesen Zahlen sind die 1792<br />
Grenzübertritte mit Kontrollscheinen enthalten.<br />
Wenn man die einzelnen Monatsergebnisse<br />
des letzten Jahres durchgeht, so weist einzig<br />
der Monat Juni einen kleinen Rückschlag<br />
gegenüber einem vorjährigen Berichtsabschnitt<br />
auf. der aller Wahrscheinlichkeit nach<br />
auf die damalige innenpolitischen Verhältnisse<br />
in Deutschland zurückgeführt werden<br />
muss. Alle übrigen monatlichen Berichtsperioden<br />
zeichnen sich hingegen durch erhebliche<br />
Mehrfrequenzen aus, wobei wir besonders<br />
den Monat Dezember mit einem Plus<br />
von rund 2500 Wagen erwähnen möchten.<br />
Die Dezemberziffer zeigt deutlich den Einfluss.<br />
geöffneter Paßstrassen auf den ausländischen<br />
Automobilverkehr, und wenn mit der<br />
Zeit die Initiative der Bündner und der<br />
Berner Regierung Schule macht, so dass<br />
auch noch andere kantonale Verwaltungen<br />
sich entschliessen können, weitere Paßstrassen<br />
dem durchgehenden Winterverkehr<br />
zu öffnen, so dürfte die Frequenz in Zukunft<br />
während den Wintermonaten nicht unerheblich<br />
zunehmen.<br />
Man könnte nun in die Versuchung geraten,<br />
aus dieser erfreulichen Entwicklung den<br />
Schluss zu ziehen, dass der missliche Zustand<br />
unserer Alpenstrassen gar nicht einen<br />
derart grossen Faktor im internationalen Autotourismus<br />
bilde, wie dies von gewisser<br />
Seite behauptet wird, da die monatlichen<br />
Grenzübertritte im Gegenteil doch einen<br />
ständigen Anstieg verzeichnen. In dieser Hinsicht<br />
ist Jedoch zu berücksichtigen, dass einmal<br />
unser Land nach wie vor auf die Ausländer<br />
eine nicht zu unterschätzende Anziehungskraft<br />
ausübt, sei es hinsichtlich der Naturschönheiten,<br />
des billigen Benzinpreises<br />
Ien und den Rohrwänden, die lautlos aus<br />
dem Wasser steigen. Kein Vogel ist zu hören,<br />
weder über dem Moor noch über den<br />
dunklen Wiesen. Wie ein Totensaal ist das<br />
ganze Land, mit verhängten Fenstern und<br />
einem süsslichen Geruch, und nur die Strömung,<br />
die leise durch die Buchten zieht, gurgelt<br />
und klingt und klagt zwischen den Halmen.<br />
Als Jürgen die letzten Krebsreusen ausgeworfen<br />
hat, bleibt er noch ein wenig in der<br />
dunklen Bucht, von der man über den Strom<br />
auf das Moor und die Wolkenwand sehen<br />
kann. Der Kahn, an eine Rohrwand gedrückt,<br />
liegt still, und nur die Halme scheuern an<br />
seinem Rand. Es klingt wie das Rauschen<br />
von Papier, das verstohlen um etwas gewickelt<br />
wird. Jürgen sitzt im Steuersitz,<br />
das Ruder vor sich über den Knien, und ab<br />
und zu fällt ein Tropfen vom Blatt in das<br />
Wasser, mit einem hellen Aufschlag und<br />
einem dump.'en Nachklang. Ganz regelnlässig;<br />
wie Wasser aus einer Rinne tropit<br />
Er ist sehr müde, aber sein Blut ist ganz<br />
ruhig, und die grosse Stille der Landschaft<br />
ebnet alles ein, die Gedanken, die Sorgen,<br />
die Wünsche. Zu Hause ist er in diesem<br />
Lande, in dem Geruch von Wasser, Erlen<br />
und Gras, in der dunklen, schweren Strömung,<br />
die dies alles trägt So zu Hause,<br />
dass die Nachtschwalbe, die über dem Wasser<br />
spielend steigt und fällt, auf den Rand<br />
oder auch im Hinblick auf die bei uns herrschenden<br />
politischen Verhältnisse,' wo man<br />
noch ruhig seine persönliche Meinung vertreten<br />
darf. Zweifellos würde sich aber der internationale<br />
Autotourismus in unserem Lande<br />
noch bedeutend stärker entwickeln, sofern<br />
man dem Ausbau unserer Hochalpenstrassen<br />
grössere Beachtung schenkte.<br />
Besonders in der heutigen Zeit, wo wir unter<br />
den schrumpfenden Exportziffern nicht<br />
unempfindlich zu leiden haben, müssen alle<br />
Mittel eingesetzt werden, um wenigstens den<br />
indirekten Export zu heben. Hier liegt es in<br />
unseren Händen, aktiv einzugreifen, während<br />
auf aussenpolitischem Gebiet es mehr oder<br />
weniger im Ermessen der andern Staaten<br />
steht uns entgegenzukommen oder nicht.<br />
Deshalb müssen wir vielmehr als bisher die<br />
einzigartige Naturgestaltung unseres Landes<br />
zu einer starken monopolartigen Industrie<br />
ausbauen.<br />
Obschon in weiten Kreisen die Bedeutung<br />
des internationalen Autotourismus für unser<br />
Land anerkannt wird, hat es doch den Anschein,<br />
als ob da und dort bewusste Sabotage<br />
gegen diejenigen Projekte zu treiben<br />
versucht werde, die auf eine Verstärkung<br />
der indirekten Exportmassnahmen hinauslaufen.<br />
Während z. B. Minister Stucki am<br />
letzten schweizerischen Verkehrskongressden<br />
bekannten Ausspruch tat, dass darin die Exportindustrie<br />
im engern Sinne gegenüber der<br />
sogenannten Fremdenindustrie sicherlich benachteiligt<br />
sei, als das Ausland schliesslich<br />
unsern Käse, unsere Maschinen und Apparate,<br />
unsere Uhren und Stickereien auch'<br />
selbst herstellen könne, wogegen sich aber<br />
Engadin und Bernina, Säntis und Rigi, Jungfraujoch<br />
und Gornergrat nicht nachmachen<br />
lassen, steht man in einzelnen eidgenössischen<br />
Departementen den Bestrebungen zum<br />
Ausbau der Alpenstrassen recht skeptisch<br />
gegenüber. Einerseits wird anerkannt, dass<br />
mit dem Ausbau nicht mehr länger zugewartet<br />
werden könne, anderseits aber versucht<br />
man im gleichen Atemzug, die Automobilisten<br />
als gegebene «Financiers» für diese Aktion<br />
heranzuziehen, wie wenn unsere Alpenstrassen<br />
einzig und allein dem einheimischen Motorfahrzeugverkehr<br />
zur Verfügung stünden.<br />
Ueber die Rückwirkung einer damit in Zusammenhang<br />
stehender Benzinzollerhöhung<br />
brauchen wir kaum weitere Worte zu verlieren,<br />
denn die Erfahrungen des Auslandes<br />
haben eindeutig bewiesen, dass allzu, straff<br />
gespannt, auch dieser Bogen einmal springen<br />
muss. Unterschätzt wird zudem die Bedeutung<br />
des Autotourismus : innerhalb,, des<br />
herrschenden Krättespiels im Fremdenverkehr.<br />
Rund 45% der Ausländer, die wir so<br />
bitter nötig haben, kommen heute mit dem<br />
Automobil in die Schweiz. Die Bahnen mögen<br />
ihre Tarife noch so weit herabsetzen und die<br />
Ausländer sogar gr|tisj i 3transpö»'tferen, dadurch<br />
lässt sich kiitt einziger Automobilist<br />
davon abhalten, mit seinem Wagen.in unser<br />
1<br />
AUTOMObIL-REVUE<br />
Autotourismus yon Jahr za Jahr<br />
des Kahns sich niederlässr, ein dunkles,<br />
lautloses Bündel, aus dem nur der eintönige^<br />
schwermütige Gesang aufsteigt. Fern hinter<br />
den Wäldern fährt ein 'Wagen durch die<br />
Nacht, und das langsame, traurige Lied des<br />
Fuhrmanns hebt sich auf aus der stäubenden<br />
Spur, erfüllt den ganzen Raum zwischen seinem<br />
Wege und den verschleierten Sternen,<br />
keine Worte, nur der sanfte, grosse Bogen<br />
einer Melodie, und fällt verklingend zur Erde<br />
zurück, wie ein Vogel mit ausgebreiteten<br />
Schwingen sich fallen lässt, immer flacher,<br />
immer ferner, bis das Dunkel ihn verbirgt<br />
Immer noch springen die Fische,, und mitunter<br />
tastet schon ein bläuliches Licht über<br />
die schwarze, geschliffene Fläche. Dann<br />
zuckt es über das Rohr, rührt die Blätter<br />
der Erlen an und erstirbt, von einer dunklen<br />
Hand weggewischt. Lange nachher, sehr<br />
lange, hebt ein dunkler Ton sich hinter dem.<br />
Moor auf, als gehe jemand über ein Gewölbe.<br />
Aber es kann auch, eine feine Rohrdommel<br />
sein oder ein schwerer Wagen, der weit hinter<br />
dem Moor übef eine Brücke fährt.<br />
Langsam taucht Jürgen das Ruder in das<br />
Wasser. Er möchte hier sitzen, die ganze<br />
Nacht, und den kühlen Tau auf seiner Stirn<br />
spüren, aber Marte hat gebeten, er möchte<br />
nicht zu spät kommen.<br />
Als er auf den Strom hinausfährt, dicht<br />
am dunklen Ufer entlang, .knickt dort ein Ast<br />
und ein Vogel schreit im Schlafe auf. Es ist<br />
Land zu fahren; denn das Konkurrenzproblem<br />
Automobil/Eisenbahn spielt' im Aüslandsverkehr,<br />
soweit es sich um Privatautos handelt,<br />
eine untergeordnete oder überhaupt<br />
keine Rolle.<br />
Wenn wir die statistischen Erhebungen der<br />
Zollverwaltung berücksichtigen, so leiden<br />
diese bekanntlich darunter, dass sie nicht alle<br />
Grenzübertritte verzeichnen, indem die Fahrzeuge,<br />
die mit Triptyks über die Grenzen<br />
fahren, nur einmal gezählt werden. Würdigt<br />
man diesen Umstand, so darf man für das<br />
letzte Jahr sicherlich mit rund 300,000 eingefahrenen<br />
Motorfahrzeuge rechnen, und wenn<br />
man die durchschnittliche Zahl der Logiernächte<br />
pro Wagen mit 9 annimmt, kommt man<br />
auf eine Gesamtzahl der Logiernächte von 2,7<br />
Millionen. Nach vorsichtig vorgenommenen<br />
Schätzungen dürften von unsern ausländischen<br />
Automobilisten rund 70 Mill. Fr. im<br />
Lande gelassen worden sein, wovon ca. 60<br />
Mill. Fr. allein der eigenen Volkswirtschaft<br />
zugute kommen. Diese Summe benötigen wir<br />
heute dringender denn je, da auf der einen<br />
Seite der Export ständig abnimmt und anderseits<br />
aber auch unsere Stellung als Gläubigerland<br />
nicht mehr so stark ist wie früher<br />
und im Auslande ansehnliche Milliardenbeträge<br />
eingefroren sind, was sich recht<br />
empfindlich in unserer Zahlungsbilanz auswirkte.<br />
Wenn nun in diesem Moment unsere<br />
oberste Landesbehörde glaubt, mit einem erhöhten<br />
Benzinzoll der Volkswirtschaft am<br />
besten dienen zu müssen, so darf man ein<br />
solches Vorgehen zum vorneherein als verfehlte<br />
Massnahme bezeichnen, die sich zudem<br />
in einer Art und Weise im schweizerischen<br />
Fremdenverkehrsgewerbe auswirken könnte,<br />
dass die bereits an einzelnen Orten ins Rollen<br />
gekommene Lawine von Zahlungeinstel-<br />
Irngen und andern Schwierigkeiten einen niederschmetternden<br />
Eindruck hinterlassen<br />
würde. Es sind ja nicht die zwei, drei, fünf<br />
oder 10 Rp. Benzinpreiserhöhung, die für den<br />
Ausländer eine Rolle spielen, sondern diese<br />
Frage muss in ihrem gesamten Zusammenhang<br />
mit der schweizerischen Preisgestaltung<br />
berücksichtigt werden; und wenn wir<br />
auch gegenüber den' Nachbarstaaten Frankreich,<br />
Italien und Deutschland zur Zeit noch<br />
einen niedrigeren Säulenpreis haben, so ist<br />
es nicht gesagt, dass uns dieser auch nur in<br />
nächster Zukunft erhalten bleibt. Zudem können<br />
wir uns nicht etwa damit brüsten, in<br />
Bezug auf die Nebenausgaben, die mit dem<br />
Fremdenverkehr,. -so eng verbunden sind,<br />
das billigste der Reiseländer zu sein. Sofern<br />
.tnandiese Nebenausgabenin Rechnung stellt,?<br />
wird man erst die Bedeutung eines niedrigen<br />
Benzinpreises für unseren gesamten<br />
Fremdenverkehr vollkommen einschätzen<br />
lernen.<br />
Vielleicht übt auch während den nächsten<br />
Jahren unser Land auf den ausländischen<br />
Autotouristen eine solche Anziehungskraft<br />
aus* dass er trotz schlechten Alpenstrassen,<br />
-—— . ___ _ __^ __ __j . ^ ,. _ __ -^g^ j<br />
| °° at [pr. < Kar.!Fr.„.» T W yt [ T.UI • Jß*^ Pro». K«rtfrj rrtiww) TTtptyt. | Tot« | Jg^«, 1<br />
Januar . 3094 451 1389 4934 4934 3686 483 1382 5551 5651<br />
Februar. 3023 421 1374 4818 9752 4560 514 1532 6606 12157<br />
I März ... 4577 735 2155 7467 17219 6092 874 2907 9873 22030<br />
| April... VMS 892 4387 15227 . 8244« 11881 982 4823 17686 39716<br />
Mai 7155 1133 4586 12874 4532(1 15081 1288 6484 23853<br />
; 63569<br />
Juni.... 14341 1145 7584 2W7Q ,#390 13251 1546 7213 22010 85579<br />
Juli.... 21301 1377 11740 34418 ,s »I02S08 "' 25423 1909 13462 40794 126373<br />
August . 38749 1499 18113 58361 161169 44506 1923 20269 66698 193071<br />
Sept 22963 1077 12312 36352 197521 25536 1183 11955 88674 231745<br />
Oktober «628 866 ~ 5200 15694 213215 10629 039 4753 16321 248066<br />
Nov. ... 6579 653 , 2062 8294 221509 5922 806 2124 8852 256918<br />
Dez 3919 452 _ 1585 5956_ 227465 _ 5818 645 2121 8584_ 265502<br />
Total 144277 TÖ701 72487 227465 — 113383 13092 78025 265502 —<br />
Aufp<br />
1Ö35 - Nö 6<br />
stischer<br />
Autolernbahnhof im Rheinland.<br />
Zwischen Düsseldorf und Solingen soll im<br />
Zusammenhang mit dem Autostrassenbau<br />
Köln-Duisburg ein Autofernbahnhof erstellt<br />
werden, um daselbst im grössten Umfange<br />
die für den Strassentransport bestimmten<br />
Güter zu sammeln. Mit diesem Projekt soll<br />
der Umschlag des Ferntransportes aus den<br />
Großstädten herausgenommen werden. Eine<br />
direkte Strosse wird den Güterbahnhof zudem<br />
noch mit Düsseldorf verbinden.<br />
Oesterreich sucht eine neue Rennstrecke.<br />
Der Oberösterreichische A. C. sucht eine<br />
geeignete Rundstrecke in einer Länge von<br />
10—15 Kilometer, Auf dieser sollen hauptsächlich<br />
solche motorsportliche Veranstaltengen<br />
durchgeführt werden, die den Nachwiichsfahrern<br />
Gelegenheit geben, um sich zu<br />
schulen. Die Frage des Rennfahrernachwuchses<br />
wird eben überall akut und verdient auch<br />
ganz besondere Beachtung.<br />
Daimler-Benz verpflichtet Maruhn.<br />
Der in Automobilfachkreisen hauptsächlich<br />
durch sein Buch über Federungsprobleme<br />
gut bekannte Wissenschafter Dr. Ing. Herbert<br />
Maruhn ist in die Versuchsabteilung der<br />
Daimler-Benz A.-G. eingetreten mit dem<br />
Sonderauftrag, Studien über Lenkungen und<br />
Schwingachsfederungen durchzuführen.<br />
Flüssiger Sauerstoff im Motorenbau.<br />
Um gegen Abnützung und Korrosion möglichst<br />
widerstandsfähig zu sein, bestehen die<br />
Ventilsitze der Ford-Motoren aus einer Wolfram-Legierung.<br />
Besondere Vorrichtungen zur<br />
Befestigung der ringförmigen Sitze im Zylinderblock<br />
werden nicht angewandt. Die<br />
Sitze werden nur in stark abgekühltem Zustand<br />
in entsprechenden Ausnehmungen eingepresst,<br />
so dass sie nachher bei normaler<br />
Temperatur infolge der Ausdehnung von<br />
selbst festsitzen. Die Abkühlung der Sitze<br />
vor der Einpressung geschieht unter Zuhilfenahme<br />
von flüssigem Sauerstoff.<br />
Unterirdische Parkplätze für Automobile.<br />
In zahlreichen grösseren Städten des Inund<br />
Auslandes ist die Zurverfügungsstellung<br />
geeigneter Parkplätze mit äusserst grossen<br />
Schwierigkeiten verbunden. Z. T. sind die<br />
Strossen in den älteren Städten derart eng.<br />
dass Überhaupt nicht die Möglichkeit zum<br />
Parken gegeben werden kann. Interessant ist<br />
der Versuch der Lösung dleseg Park-Problems<br />
in Dresden. Hier hat kürzlich der Rat<br />
der Stadt einen Ideen-Wettbewerb veranstaltet,<br />
der die Erlangung geeigneter Entwürfe für<br />
die Untertunnelung des Altmarktes vorsieht:<br />
Es soll ein unterirdischer Parkplatz für Automobile<br />
geschaffen werden.<br />
trotz höherem Benzinpreis und Lebensniveau<br />
zu uns kommt Einmal aber wird die Sättigungsgrenze<br />
erreicht sein, uns es liegt in unserer<br />
eigenen Hand, diesen Spielraum auszudehnen<br />
oder einzuschränken. Hier heisst es<br />
kaufmännisch rechnen und denken und nicht<br />
nach fiskalischen oder politischen Richtlinien<br />
handeln. Es steht in unserer Macht, die Antwort<br />
des Auslandes freundlicher oder weniger<br />
freundlich ausfallen zu lassen; ob wir<br />
uns heute den Luxus leisten können, mit unüberlegten<br />
Massnahmen den Fremdenverkehr<br />
abzulenken, damit er sich im benachbarten<br />
Ausland nach und nach einfahren<br />
kann, darüber möge jeder selbst entscheiden,<br />
namentlich aber diejenigen, die für das gesamte<br />
Wohl des Landes verantwortlich sind.<br />
-my-<br />
ein leiser Ton, und schon ist alles wieder i<br />
vorbei, aber in dem lautlosen Abgrund der<br />
Nacht zerbricht er das Schweigen so, dass<br />
Jürgen zusammenfährt und mit gehobenem<br />
Rüder in das Dünkel starrt. «Nichts war»,<br />
denkt er, «ein Otter, der einen trockenen<br />
Zweig zertrat...» Aber es ist ihm nun,<br />
als gehe dort jemand mit ihm mit, am Ufer<br />
entlang, von Stamm zu Stamm, barfuss, ein<br />
böses, spähendes Gesicht. Und er rudert<br />
schnell und atmet erst auf, als das Haus<br />
unter den Eichen erscheint und das matte<br />
Licht still hinter den Scheiben steht<br />
Dann erlischt das Licht und die Sterne<br />
flehen auf. Die dunkle Wand steigt und<br />
steigt Blaue Flammen schiessen über ihren<br />
Rand empor, reissen Wald und Strom und<br />
Feld aus dem Verborgenen heraus und lassen<br />
sie wieder stürzen'ins Bodenlose. Ein leiser<br />
Wind geht einmal den Strom entlang, beugt<br />
das Schilf, wendet jedes Blatt, ist jetzt an<br />
der Fähre, jetzt am hohen Rohr. Und dann<br />
ist er fort, und alle Türen wehen lautlos<br />
hinter ihm" zu: Und lange hinterher geht der<br />
Donner über die Welt, noch immer fern,<br />
aber nun mit hergewandten Mund, und seine<br />
dunklen Worte fallen nun schon einzeln und<br />
schwer aus dem Gewölbe heraus.<br />
Marte ist die erste, die es hört, und gleich:<br />
nach ihr hebt der Hund den schmalen Kopf.;<br />
Einen laufenden,..stürzenden, -schnell..sich<br />
nähernden Schritt, und dahinter ein verstohlenes,<br />
dumpfes Gewühl, in dem es sich rührt<br />
und klirrt, wie Eisgang am Horizont<br />
Es klopft schon leise und schnell an das<br />
Fenster, als sie die Hand auf Jürgens Schulter<br />
legt «Ja», sagt Jürgen und steht auf den<br />
Dielen, ganz wach, obwohl er nichts weiss.<br />
«Den Schlüssel!» ruft der Bucklige in das<br />
geöffnete Fenster. «Schlüssel zum Kahn...<br />
schnell... sie kommen!»<br />
Marte fragt nichts. Sie reicht den Schlüssel<br />
hinaus. Das ferne Wetter flammt auf,<br />
und sie sieht die verwachsene Gestalt, die<br />
sich an die Hauswand presst, um nicht gesehen<br />
zu werden. Das Licht wirft sich bläulich,<br />
auf sein altes Gesicht. Die Schatten um seine<br />
Augen sind schwarz wie in leeren Brunnen.<br />
Beim nächsten Aufleuchten ist er fort, und<br />
seine verkrümmte Gestalt kauert schwarz<br />
über dem aufglühenden Strom.<br />
Sie wachsen auf um das Haus, aufschiessend<br />
aus der geblendeten Erde, bis der Kreis<br />
geschlossen ist Sie haben russgeschwärzte<br />
Gesichter. Sie haben Dreschflegel und Wagenrungen.<br />
Sie haben einen Leiterbaum, der<br />
gegen die Tür donnert. Wie Wölfe stehen<br />
sie um das Haus, und jeder Blitz umzieht<br />
ihre Gestalten mit glühenden Umrisshnien<br />
und schleudert einen blauen und flimmernden<br />
Hintergrund um das Rasende ihrer Gebärden.<br />
(Fortsetzung im ßAatler-Feierabend».)
1<br />
N° 6 — <strong>1935</strong> AUTOMOBIL-REVUE<br />
Sportnachrichten<br />
internationale Sternfahrt<br />
• nach Monte Carlo.<br />
Erster Situationsbericht.<br />
Die internationale Sternfahrt nach Monte<br />
Carlo rollt! Heute Dienstag sind die Fahrer,<br />
die in den entferntesten Orten aufgebrochen<br />
sind, bereits den 4. Tag auf ihrer schwierigen<br />
Reise nach der sonnigen Riviera. Der erste<br />
Situationsbericht lässt natürlich noch kein<br />
eindeutiges Bild über die allgemeine Lage<br />
zu, die sich im übrigen jeden Augenblick<br />
wieder neu verschieben kann. Wohl kennt<br />
man die Umstände, unter denen die Fahrer<br />
an den verschiedenen Orten gestartet sind,<br />
seitdem sie sich jedoch auf der Reise befinden,<br />
ist eine Verbindung mit ihnen nur noch<br />
schwer möglich. Sie haben jetzt begreiflicherweise<br />
anderes zu tun, als die neugierigen<br />
Reporter von ihren Abenteuern zu<br />
unterrichten. Bis jetzt lässt sich als das charakteristische<br />
Merkmal dieser Sternfahrt<br />
eines festhalten : Alle Konkurrenten haben<br />
gleichermassen unter dem strengen Regime<br />
des Winters zu leiden, der in diesen Tagen<br />
in ganz Europa mit starken Schneefällen und<br />
eisiger Kälte eingebrochen ist. Aus den verschiedensten<br />
Teilen Europas werden grosse<br />
Schneefälle gemeldet, die das rasche Vordringen<br />
der Wagen ausserordentlich erschweren.<br />
Dazu kommt eine höchst empfindliche<br />
Kälte, so dass die Strassen teilweise<br />
vereist sind. Hinsichtlich der Schwierigkeiten"<br />
scheint die 14. Sternfahrt diejenige des<br />
letzten Jahres bedeutend zu übertreffen.<br />
Die am weitesten entfernten Konkurrenten<br />
sind in Palermo. Athen, Stavanger, Tallinn,<br />
Umea und Bukarest am Samstag in der<br />
Morgenfrühe aufgebrochen. Die vollständige<br />
Nennliste der Veranstaltung enthielt die Namen<br />
von 165 Konkurrenten, wobei von diesen<br />
erfahrungsgemäss jeweils ein gewisser<br />
Prozentsatz noch abgezogen werden muss,<br />
Ja Fälle von Forfait jedes Jahr eintreten. So<br />
'starteten in Palermo, das sich dieses Jahr<br />
besonderer Sympathien erfreut, von 33 Konkufrenten<br />
27. Auf der Fahrt durch Italien<br />
hatten sie vorerst keine grossen Schwierigkeiten<br />
zu überwinden. Messina und später<br />
Reggio wurden von allen Fahrern strafpunktfrei<br />
passiert. Schwieriger wurde die<br />
Situation erst in Kalabrien. wo sich der Winter<br />
sehr unangenehm bemerkbar machte. Die<br />
Palermo-Fahrer, deren Route noch nach Jugoslawien,<br />
Ungarn und Oesterreich führte,<br />
bekamen jedenfalls später noch anderes als<br />
nur südliche Sonne zu kosten...<br />
In Athen starteten 4 Fahrer, dabei mussten<br />
der Engländer Riley auf Riley schon<br />
85 km nach dem Start wegen Bruch der<br />
Lenkstange, und Goffrey (Bean) wegen Maschinendefektes<br />
aufgeben. Im Balkan liegt<br />
sehr hoher Schnee, der die Fahrt ganz ausserordentlich<br />
erschwert. An einzelnen Orten<br />
haben die Behörden für die Freimachung der<br />
ist unpassierbaren Strassen Sorge getragen.<br />
27 Wagen wurden bei prachtvollem<br />
Wetter in Stavanger auf die Reise geschickt.<br />
Unter "den ausgebliebenen Konkurrenten befindet<br />
sich auch der bekannte Fahrer WimiUIe.<br />
>In Oslo hatten bereits verschiedene<br />
dieser Fahrergruppe grosse Verspätungen,<br />
ebenfalls werden erste Ausfälle gemeldet.<br />
In Urriea starteten 29 Konkurrenten, von<br />
denen äile trotz des hohen Schnees, der vereisten<br />
Strassen und der sibirischen Kälte<br />
ohne Strafpunkte bis nach Stockholm kamen.<br />
Vom Schicksal der Bukarester Teilnehmer<br />
ist bis zum Redaktiomsschluss nichts bekannt<br />
geworden. In Tallinn endlich wagten sich 17<br />
Konkurrenten auf die beschwerliche Reise.<br />
Kurz vor Mitternacht begannen in John<br />
O'Groats 24 weitere Teilnehmer die Fahrt,<br />
am Sonntag wurde in Valenca, Lissabon und<br />
Harrogate der Start erteiJt, und am Montag<br />
endlich noch in Berlin, Le Mans und Amsterdam.<br />
Am Sonntag wurden die Kontrollen Belgrad,<br />
Kopenhagen, Kaunas, Königsberg,<br />
Neapel, Oslo, Rom Saloniki, Sofia, Stockholm<br />
und Warschau passiert, und am Montag<br />
Amsterdam, Berlin, Budapest, Krakau,<br />
Hamburg, Hannover, Ljubliana, London, Padua,<br />
Prag, Sevilla, Warschau und Wien.<br />
Heute Dienstag werden die wichtigen Kontrollen<br />
Paris und Toulouse berührt, ferner<br />
Bäyonne, Bordeaux, Brüssel, Frankfurt,<br />
Lyon, Madrid, München, Nantes und Strassburg.<br />
Am Mittwoch schliesslich bleiben noch<br />
Avignon und Brignolles zu erledigen. Die<br />
Ankunft findet bekanntlich am Mittwoch zwischen<br />
7 und 16 Uhr statt. Das Wetter an der<br />
Riviera ist frühlingswarm es wird die aus<br />
den Eis- und Schneenächten Zentraleuropas<br />
kommenden Fahrer mit Sonne und warmen<br />
Winden begrüssen.<br />
bo.<br />
Die Vorbereitung<br />
auf die neue Saison.<br />
Nachdem die verschiedenen internationalen<br />
Rennfirmen und die Rennställe ihre<br />
Fahrer für die schon in einigen Wochen beginnende<br />
neue Saison angeworben haben,<br />
konzentrieren sie sich nun in erster Linie auf<br />
die sorgfältige Vorbereitung des gesamten<br />
Wagenmateriales. Die zu erwartenden ausserordentlich<br />
scharfen Kämpfe, die an alle<br />
Konkurrenten stärkste Anforderungen stellen<br />
werden, lassen alle Firmen und Equipen<br />
mit grösster Umsicht ans Werk gehen. Die<br />
kommende Saison wird nur für die Konkurrenten<br />
aussichtsreich sein, deren Wagenmaterial<br />
auf den modernsten Stand des .Rennwagenbaues<br />
gebracht ist.<br />
Bugatti hatte bekanntlich Gelegenheit, vorläufig<br />
zwei seiner ausgezeichneten 3300-ccm-<br />
Wagen, die im letzten Jahre hervorragende<br />
Ergebnisse zeitigten, nach England verkaufen<br />
zu können. Der Molsheimer Konstrukteur<br />
wird in der kommenden' Saison mit ganz<br />
neuen Maschinen aufrücken. In das Chassis<br />
des 3300-ccm-Modells wird ein neuer 5000-<br />
ccm-Motor eirlgebaut. dessen besondere Eigenart<br />
seine Leichtigkeit -sein wird. Mit diesem<br />
5000-ccm-Motor dürfte eine Bremsleistung<br />
von 400 PS erzielt werden. Das Bugatti-Chassis<br />
hat sich letztes Jahr bekanntlich<br />
sehr gut bewährt; die ausgezeichnete<br />
Strassenlage war eine der am meisten beachteten<br />
Charakteristiken dieses Typs.<br />
Auch in den Werkstätten von Alfa Romeo<br />
wird zurzeit eifrig gearbeitet Gegen das<br />
Ende dieses Monats sollen auf verschiedenen<br />
Strassenstrecken die ersten Versuche<br />
mit dem neuen Chassis, das die unabhängige<br />
Radabfederung aufweist, unternommen werden.<br />
Als Versuchspisten werden die Bergstrecke<br />
von Berceto, die Autostrada Florenz-<br />
Pistoia und die Montenero-Rundstrecke dienen.<br />
Auch die neuen Alfa Romeo-Motoren<br />
sollen bald fertiggestellt sein. Nach den<br />
neuesten Erkundigungen wird der 12-Zylinder-Motor<br />
bereits montiert. In den Ateliers<br />
der Scuderia Ferrari, die bekanntlich wiederum<br />
alle Alfa Romeo-Wagen erhalten wird,<br />
ist man zurzeit mit der Konstruktion eines<br />
tusserordentlich interessanten Spezialwagens<br />
beschäftigt, der in erster Linie für schnelle<br />
Rundstreckenrennen bestimmt ist. In diesen<br />
Wagen werden hinter und vor dem Fahrersitz<br />
je ein Alfa Romeo 2654-ccm-Motor eingebaut,<br />
so dass diese schnelle Maschine<br />
gleichfalls zu einer Bremsleistung von 400<br />
PS kommen wird, was praktisch genügt, um<br />
die 350-km/St.-Grenze zu erreichen. Schon<br />
aus diesen kurzen Angaben dürfte eindeutig<br />
hervorgehen; dass 'Mercedes-Benz und die<br />
Der Trumpf<br />
Auto-Union in diesem Jahre mit ausgezeichnet<br />
gerüsteten Gegnern zu rechnen haben.<br />
Die Auto-Union wird wie im letzten Jahre in<br />
grosszügiger Weise ihre Versuchsfahrten auf<br />
deutschen und italienischen Strecken durchführen.<br />
Wie schon gemeldet, soll der neue<br />
Stromlinien-Rennwagen erstmals auf der<br />
Avus erprobt werden. Im Februar wird die<br />
Auto-Union sodann auch auf den italienischen<br />
Autostrassen ihre Wagen laufen lassen, und<br />
sie auch auf der Berceto-Bergstrecke und<br />
der Montenero-Rundstrecke einsetzen. Achille<br />
Varzi wird so schon in nächster Zeit Gelegenheit<br />
geboten, sich auf den neuen deutschen<br />
Maschinen zu versuchen. Von Mercedes<br />
weiss man nicht viel Genaues, sicher<br />
soll sein, dass das Kompressorsystem der<br />
Wagen eine Abänderung erfahren soll.<br />
Nachrichten aus dem internationalen Rennfahrerlager.<br />
Die letzten Wochen vor dem<br />
Beginn der neuen Rennsaison werden von<br />
den meisten Fahrern noch zur körperlichen<br />
Erholung benutzt. Varzi, Ghersi und Fagioii<br />
frönen ihrer Jagdleidenschaft im Süden, Brivio<br />
bereitet sich auf die Bob-Weltmeisterschaft<br />
vor, Hans Stuck treibt in Davos, Caracciola<br />
und Rüesch in St. Moritz, Chiron im<br />
Arlberggebiet Wintersport. Trossi hingegen<br />
verfolgt zur Zeit die Konstruktion eines für<br />
ihn bestimmten Zweitakter-Wagens, über den<br />
das strengste Geheimnis gewahrt wird und<br />
der in Monte Carlo debütieren soll. Soffietti,<br />
dessen Rennpläne noch nicht bekannt sind,<br />
ist zur Zeit auf der Sternfahrt nach Monte<br />
Carlo begriffen und der Jungverheiratete Comotti<br />
verbringt seine Honigwochen an der<br />
Riviera. Ganz abgeschlossen lebt Nuvolari,<br />
der sich von den Mühen der anstrengenden<br />
Saison 1934 ausruht. Die Pläne dieses Fahrers,<br />
der die Zurückgezogenheit liebt, sind<br />
noch nicht endgültig bekannt. Sicher weiss<br />
man von ihm nur, dass er sich wieder auf<br />
Maserati stützen wird, auch wenn man in<br />
Italien noch immer den Wunsch hegt, Nuvolari<br />
wieder einmal auf Alfa Romeo sehen zu<br />
können.<br />
Ein neuer deutscher Klein-Rennwagen. In<br />
Deutschland wird zur Zeit ein neuer kleiner<br />
Rennwagen konstruiert, mit dem eine Lücke<br />
im deutschen Autobau ausgefüllt werden soll.<br />
Der Wagen weist einen 100-ccm-Motorrad-<br />
Motor von 40 PS auf und besitzt ein Renngewicht<br />
von 380 kg. Die Maschine erreicht<br />
eine Spitzengeschwindigkeit von maximal<br />
200 km/St. Der Heckmotor und das Getriebe<br />
siqdi vor der Hinterpendelachse angebracht,<br />
auf dem Automobilmarkt ist Adler! In der<br />
modernsten Eronlanlriebs- und Schwingachskonslruktion<br />
erweisen sich Adler-Junior und<br />
Adler-Super-Trumpf als die vollkommensten<br />
und bewährtesten. Die Modelle <strong>1935</strong> stellen<br />
eine Spitzenleistung in überlegenen Eigenschatten,<br />
Preiswürdigkeit und Sparsamkeit dar.<br />
Melden Sie sich zur Besichtigung und zu unverbindlicher<br />
Probefahrt im<br />
Adler <strong>1935</strong><br />
4Zyl. 5PS-4Zyl. 8 PS<br />
Preise ab Fr. 4 500.-<br />
A.G. für Automobile Pfianzschuistrasse 9 Zürich<br />
C. Schlotterbeck, Automobile A.G., Basel<br />
Aarau: Hans Anderes, Baden: Mario Zaiattim, Bern: Sulgeneck-Gaiage A.G., Chux:<br />
J. Willi Sohn * Co. AG., Langenthai: Ernst Geiser, Luzern: Erismann & Badertscher,<br />
Pfäftikon (Zürich): J. Kläui, Schaffhausen: Guvan & Co., Rheineck: P. Müller * Co.,<br />
Savclen (Rheintal): Paul Thalmann, Wädenswil: Hans Räber, Wil (St. Gallen): Emil Kuhn<br />
die -Vorderräder sind achslos aufgehängt und<br />
die Federung erfolgt durch Gummizüge. Der<br />
Wagen ist billig in Anschaffung und Betrjeb<br />
und soll das ideale Fahrzeug für den Nachwuchs<br />
darstellen, auf dessen Förderung man<br />
in Deutschland zur Zeit den allergrössten<br />
Wert legt. Der Wagen ist stromlinienförmig<br />
karossiert und der Fahrer sitzt unter einer<br />
abgeschlossenen Karosseriehaube. Das Fahrgestell<br />
wurde von Freiher von König-Fachsenfeld<br />
und C. Volkart mit Beratung durch<br />
Dr. ing. Schroedter von den Imperia-Werken<br />
konstruiert. Wahrscheinlich wird dieser neue,<br />
Typ schon in diesem Jahre auf den Rennbahnen<br />
anzutreffen sein.<br />
Auch die Tourist Trophy abgesagt. Nachdem<br />
schon die 2OÖ0-km-Fahrt und die 2. Italien-Rundfahrt<br />
ganz unerwartet, abgesagt<br />
worden sind, teilt das Sekretariat der A. h.<br />
A. C. R. soeben mit, dass auch die internationale<br />
Tourist Trophy vom Königlichen Auto^<br />
mobil-Club Grossbritanniens <strong>1935</strong> nicht international<br />
durchgeführt werden kann. Das Ren*<br />
nen war ursprünglich auf den 17. August angesetzt,<br />
doch erwies sich nachträglich, eine<br />
Verschiebung als notwendig. Leider konnte<br />
kein entsprechendes Datum mehr gefunden<br />
werden, so dass die Organisatoren auf die internationale<br />
Durchführung des Anlasses verzichten<br />
und die Tourist Trophy am 7. September<br />
als nationale Veranstaltung ausschreiben.<br />
Praktisch dürfte diese Aenderung sich<br />
nicht stark auswirken, da die Tourist Trophy<br />
in den letzten Jahren fast ausschliesslich<br />
auf englische Fahrer beschränkt blieb.<br />
Auszeichnung der Organisatoren des Grossen<br />
Preises der Picardie. Die nationale Vereinigung<br />
der A.C. von Frankreich verleiht<br />
jedes Jahr an die Organisatoren eines französischen<br />
Rennens, die mit ihrer" Veranstaltung<br />
Ehre einlegen konnten, einen Preis im<br />
Betrag von 10,000 franz. Fr. Die Auszeichnung<br />
ist für das Jahr 1934 soeben den Veranstaltern<br />
des Grossen Preises der Picardie<br />
zuteil geworden.<br />
Sp»«»»t am «!«©•» Sthvre»<br />
Der II. Grosse Preis von Montreux. In<br />
Montreux fand vor wenigen Tagen die erste<br />
Sitzung des Organisationskomitees des Grossen<br />
Preises von Montreux statt, das sich mit<br />
der Konstituierung der verschiedenen Unterkommissionen<br />
befasste. Das Präsidium lag<br />
wiederum in den Händen von Herrn Baumgartner,<br />
dem Sportpräsidenten der Sektion<br />
Waadt des A. C. S. Das Komitee genehmigte<br />
das von einer Spezialkommission ausgearbeitete<br />
Budget, das sich auf die Erfahrungen<br />
im vergangenen Jahr stützt und gegenüber<br />
1934 bedeutend weniger hoch ist. Die Präsidien<br />
aller Arbeitsgruppen konnten, mit Ausnahme<br />
desjenigen der Finanzkömmission, besetzt'<br />
werden; für dieses schwierige Amt<br />
muss der richtige Mann erst noch gefunden<br />
werden. Die technische Kommission hat unter<br />
dem Präsidium von Herrn Baumgartner<br />
bereits mit verschiedenen ausländischen Fahrern<br />
Beziehungen angeknüpft, die schon jetzt<br />
eine interessante Besetzung des Rennens erwarten<br />
lassen. Auch diesmal sollen Fenster,<br />
Balkorie usw. wieder vermietet werden. Im<br />
weitern wird ein Spezialfonds geschaffen, bei<br />
dem jede Einlage von 25 Ff. Anspruch auf einen<br />
Tribünenplatz verschafft. Ein Aufruf zur<br />
Zeichnung wird an alle Persönlichkeiten<br />
der welschen Schweiz gesandt, die sportfreundlich<br />
gesinnt sind und an der Organisation<br />
eines Rennens im französisch sprechenden<br />
Landesteil der Schweiz Interesse haben.<br />
Die Schönheitskonkurrenz soll dem Rennen<br />
am Samstag nachmittag wieder vorangehen.<br />
Während die Rennstrecke unverändert bleibt,<br />
soll die Ansetzung der Trainingszeiten Abänderungen<br />
erfahren.<br />
Automobil-Sternfahrt über den Julierpass.<br />
Unter dem Titel «Rallye Col du Julier»<br />
veranstalten die Sektion Zürich und die Ortsgruppe<br />
Engadin des A.C.S. am 15. Februar<br />
eine gewöhnliche Zielfahrt nach Zürich, an<br />
der sowohl inländische wie ausländische<br />
Automobilisten teilnehmen können. Als zweite<br />
Etappe folgt dann die eigentliche Sternfahrt<br />
Zürich-St. Moritz am 16. Februar über den<br />
Julierpass. Je nach dem Fahrzeugtypus werden<br />
die Stundenmittel und die gestellten Aufgaben<br />
abgestuft. Der Zweck der Konkurrenz<br />
besteht darin, weitesten automobilistischen<br />
Kreisen die Schönheiten, Bequemlichkeit und<br />
Sicherheit einer Julierfahrt im Winter näherzubringen.<br />
St. Moritz wird es sich angelegen<br />
sein lassen, die Konkurrenten in würdiger<br />
Weise zu empfangen. Der Sonntag, der 17.<br />
Februar, ist für den Wintersport reserviert.<br />
Die grosse automobilistische Veranstaltung<br />
wird mit einer Gymkhana auf der gutgewalzten<br />
Schneepiste des St. Moritzersees am<br />
Montag abgeschlossen. Zu diesem Anlass<br />
sind auch weitere Automobillisten mit ihren<br />
Wagen zugelassen. Zur Förderung der Veranstaltung<br />
werden- die St. Moritzef Hotels<br />
verbilligte Weekend- und Wochenarrangements<br />
gewähren.
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7 St.
NO 6 - <strong>1935</strong><br />
Rechtspvethun^<br />
Ein scharfes, aber gerechtes Urteil. Im<br />
vergangenen Herbst verunglückte auf der<br />
Strasse nach Bözingen ein 61jähriger Familienvater,<br />
indem er auf seinem Fahrrad von<br />
einem mit übersetzter Geschwindigkeit daherkommenden<br />
Automobilisten überfahren<br />
wurde, was im Zusammenhang mit einer<br />
Lungenentzündung den Tod des Verunfallten<br />
Zur Folge hatte. Ganze 44 m von der Unglücksstelle<br />
entfernt kam das Automobil an<br />
einer Telegraphenstange zum Anhalten, wo<br />
es sogar noch umkippte. Die polizeilichen<br />
Erhebungen zeitigten nun, dass weder der<br />
Motorfahrzeugführer noch sein Begleiter im<br />
Besitze eines Fahrausweises waren und zudem<br />
stammte noch das Automobil aus dritter<br />
Hand. Der Mitfahrer hatte den Wagen zum<br />
Führen seinem Freunde übergeben, obwohl<br />
er genau wusste, dass derselbe ebenfalls<br />
nicht im Besitze der notwendigen Ausweise<br />
war. Eine erst zwei Stunden nach dem Unfall<br />
vorgenommene Blutprobe ergab beim<br />
Automobilisten einen Alkoholgenuss, der wenigstens<br />
einen angeheiterten Zustand hervorgerufen<br />
haben müsse.<br />
Das den Fall zuerst zu beurteilende Amtsgericht<br />
Biel sprach für den Wagenführer eine<br />
Strafe von 8 Monaten Korrektionshäus aus,<br />
nebst Leistung einer Entschädigung an die<br />
Witwe des Opfers, während der Mitfahrer<br />
mit 20 Tagen Gefängnis davonkam.<br />
Mit diesem Urteil waren jedoch die beiden<br />
sonderbaren Automobilisten nicht zufrieden<br />
und appellierten an die Strafkammer des bernischen<br />
Obergerichts, indem sie geltend<br />
machten, von einem kreuzenden Lastwagen<br />
geblendet worden zu sein.<br />
Unter Berücksichtigung einiger mildernder<br />
Umstände verurteilte das Gericht den Führer<br />
zu 5 Monaten Korrektionshaus wegen fahrlässiger<br />
Tötung sowie wegen Widerhandlung<br />
gegen das eidgen. Motorfahrzeuggesetz, ausgehend<br />
von der Ueberlegung, dass in Anbetracht<br />
der sich stets häufenden Strassenunfälle<br />
durch unverantwortliche Motorfahrzeugführer<br />
mit aller Strenge gegen solche<br />
Piraten der Landstrasse vorgegangen werden<br />
müsse. Wir teilen vollkommen diese Praxis,<br />
hätten aber auch die 8monatige Bestrafung<br />
als angemessen erachtet, namentlich als festgestellt<br />
worden war, dass der verantwortliche<br />
Fahrer überhaupt total unfähig sei, ein<br />
Motorfahrzeug zu lenken. Besonders im Zeichen<br />
der zunehmenden Motorisierung kann<br />
nicht scharf genug gegen derartige Verkehrssünder<br />
eingeschritten werden, da diese in<br />
hohem Masse dem Ansehen des gesamten<br />
Automobilismus schädlich sind. Die für den<br />
Mitfahrer von der Vorinstanz ausgesprochene<br />
Strafe wurde dagegen in ihrem vollen Umfange<br />
bestätigt und zudem den beiden Rekurrenten<br />
solidarisch die Kosten des Verfahrens<br />
auferlegt.<br />
»dhi«»* Not<br />
Besprechung Zürcher Strassenfr&gen. Der Vor*<br />
stand des Bauamtes I der Stadt Zürich, Stadtrat<br />
Baumann, hatte letzte Woche die Vertreter der<br />
Strassenverkehrsverbände zu sieh geladen, um ihnen<br />
Gelegenheit zur Einsichtnahme in die neuen Projekte<br />
für den Umbau des Stampfenbach- und<br />
Walcheplatzes, den Ausbau des Heimplatzes und<br />
der Hottingerstrassö, den Ausbau der Obern Zürichbergstrasse<br />
unterhalb des Zoologischen Gartens und<br />
der Verbesserung des Klusplatzes zu geben. Die<br />
von Herrn Arch. Hippenmeyer und Polizeiädjunkt<br />
Hartmann erläuterten Projekte fanden die vollständige<br />
Zustimmung der Verkehrsinteressenten, indem<br />
ohne Ausnahme festgestellt Werden konnte, dass aus<br />
den gegebenen Verhältnissen die bestmögliche und<br />
zweckmässigste, wie auch verkehresicherste Lösung<br />
herausgeholt worden ist. Dankend anerkannt wurde<br />
auch das Bestreben nach Reduktion der vorgesehenen<br />
Schutzinseln und vermehrte Anlage von Parkierungsmöglichkeiten<br />
auf den drei erstgenannten<br />
Plätzen. Beim Zoologischen Garten wird die vorgesehene<br />
Parkfläche für 150 Wagen dem bisherigen<br />
Notstand dortselbst 'abhelfen. Herr Stadtrat Baumann<br />
gab anschliessend bekannt, dass für <strong>1935</strong><br />
noch folgende' Strassenbauten vorgesehen sind: Ausbau<br />
der Witikonerstrasse oberhalb der Kapfstrasse,<br />
Verlängerung der Bellerivestrasse vom Zürichhorn<br />
bis Tiefenbrunnen,, wodurch die rechtsufrige Zürichseestrasse<br />
eine wesentlich bessere und verkehrssichere<br />
Einführung in die Stadt erhält, die Verbreiterung<br />
der Uraniastrasse, der Ausbau der Sihltalstrasse<br />
von der Höcklerbrücke talaufwärts bis zur<br />
Stadtgrenze beim Bahnhof Leimb&ch, wobei neben<br />
der 9 m breiten Fahrbahn je ein Radfahrer» und<br />
Fussgängerstreifen beidseits angelegt werden.<br />
Herr Kantonsrat Gassmann dankte zum Schlüsse<br />
Herrn Stadtrat Baumann, der ab 15. Januar die<br />
Leitung der industriellen Betriebe der Stadt Zürich<br />
übernommen hat, für das grosse Entgegenkommen,<br />
das er den Verkehrsinteressenten stets dadurch bezeugt<br />
hat, dass er ihnen alle wichtigem Strassenprojekte<br />
zur Prüfung und Einreichung von Verbesserungsvorschlägen<br />
vorzeigte und so eine enge Zusammenarbeit<br />
zwischen Behörden und Strassenbenützern<br />
ermöglichte.<br />
V<br />
V«*»l*€»h»<br />
AUfOMOBIL-REVUE<br />
Welche Anforderungen stellt der Motorfahrzeugführer<br />
an die Strasse? Um diese Wünsche genau<br />
kennen zu lernen, wurde die letztjährige 2000-km-<br />
Fahrt durch Deutschland, an der sich weit über<br />
1000 Konkurrenten beteiligten, in den Dienst dieser<br />
Erhebungen gestellt. Die Teilnehmer wurden<br />
vor dem Start genau auf die verschiedenen Fragen<br />
aufmerksam gemacht, die es zu beantworten<br />
galt. Eine Reihe von Versuchsstrecken in verschiedener<br />
Ausführung waren auf ihre Eignung zu beurteilen.<br />
Nunmehr sind die Ergebnisse dieser Rundfrage<br />
veröffentlicht worden und ergaben z. T recht interessante<br />
Fingerzeige für die Strassenbauer. U. a.<br />
galt es ein Werturteil über verschiedene Beleuchtungesysteme<br />
abzugeben. Dabei schnitt die Natrium-<br />
Dampflampe weitaus am besten ab. 17% der Beobachter<br />
erklärten die Strecke ohne eigene Scneinwerferbeleuchtung<br />
mit unverminderter Geschwindigkeit<br />
befahren zu haben. 27% bezeichneten das<br />
Natrium-Licht als die beste Beleuchtung, 20% qualifizierten<br />
sie als sehr gut und 29% als gut.<br />
Was die Fahribahndecken anbetrifft, so gaben<br />
33,5% der Fahrer der Betonstrasse den Vorzug.<br />
8,1% äusserten sich zu Gunsten von Kleinsteinpflaster<br />
und 29,7% erklärten beide .Beläge als gleich<br />
gut. Eine Anzahl Nebenfragen, die noch zu beantworten<br />
waren, wie die Markierung der Wehrsteine,<br />
in welcher Distanz sie aufgestellt werden<br />
sollen etc. können weniger Allgemeininteresse beanspruchen.<br />
Die eingegangenen Antworten dürften<br />
aber für den Strassenfachmann recht instruktiv<br />
sein. Die Rundfrage erfolgte auf Anregung des<br />
Generalinspektors für das deutsche Strassenwesen<br />
durch den DDAG, bei dessen Geschäftsstellen woh!<br />
alles nähere über die Ergabnisse der Erhebungen<br />
in Erfahrung gebracht werden kann.<br />
Geheizte Stände für die Verkehrspolizei sind<br />
ein durchaus berechtigtes Postulat der Polizeimannschaft,<br />
welche als Verkehrsplantons Dienst<br />
tun. In verschiedenen Städten, so in Zürich, wo<br />
der Polizist von erhöhtem Podium aus seiner Aufgabe<br />
nachkommt, wird ihm durch elektrische Beheizung<br />
des «Kommandopostens» der Dienst im<br />
Winter doch etwas erleichtert. Berns Hermandad<br />
erwartete daher, dass auch der Verkehrs-«Turm»<br />
am Bubehberg im Winter etwas wohnlicher eingerichtet<br />
werde. Nun ist die Heizung glücklich in-<br />
Eisenbahnzug von 100 bis 200 Tonnen Gewicht wirklich<br />
nicht am Platze ist. Statt sich gegenseitig zu<br />
stalliert. Schön nimmt sich die Anlage mit der<br />
bekämpfen, was mit hohen Kosten verbunden ist,<br />
Oberleitung zwar nicht aus, aber sohliesslioh spendet<br />
sie doch die gewünschte Wärme. Es geht die<br />
sei es richtiger, dass die beiden Verkehrsmittel zu<br />
Vereinbarungen kommen, die den Verkehr nach<br />
Mär, dass beim Bau des Podiums die Beheizung<br />
richtigen Gesichtspunkten auf jedes von ihnen verteilen.<br />
durch unterirdische Kabel vorgesehen war, dass<br />
deren Installation aber dann durch Mr. le bureau Bereits sind Abkommen zustande gekommen, z. B.<br />
glücklich vergessen wurde! Der Posten soll übrigens<br />
noch weiter verbessert werden, indem dieser Zusammenarbeiten zwischen Eisenbahn und Kraft-<br />
im Bezirk Seine-Inf6rieure, die ein planmässiges<br />
noch mit einem Dach geschützt und mit Telephon verkehr zum Ziel hat, und das bemerkenswerte ist,<br />
ausgerüstet wird.<br />
dass sie auf freiwilliger Einigung beruhen, dass also<br />
Im weiteren sollte noch für die Verkehrsposten<br />
die Entscheidung des Ministers nicht eingeholt zu<br />
gesorgt werden, die auf ebener Erde ihren Dienst<br />
werden brauchte. Dieso Abkommen zwischen Staatsbahn<br />
und Kraftverkehr sind deshalb von Bedeutung,<br />
versehen. Deren Standort könnte gewiss auch mit<br />
irgendeiner geheizten Fussplatte versehen werden.<br />
weil sie die ersten ihrer Art sind und daher von<br />
In verschiedenen Städten sollen derartige Anlagen<br />
ihnen erwartet werden kann, dass sie für die weitere<br />
Entwicklung richtungweisend sein werden. Es<br />
bereits bestehen und gute Dienste leisten. Die Ausgaben<br />
hiefür dürften sich schon durch die Ersparnisse<br />
bei der Krankenkasse bezahlt machen, ganz<br />
kommt ihnen aber auch.deshalb besondere Bedeutung<br />
zu, weil sie den Verkehr der drei wichtigen<br />
abgesehen davon, dass nichts unterlassen werden<br />
Häfen Rouen, Le Havre und Dieppe erfassen. Im<br />
soll, um den Verkehrspolizisten bei guter Gesundheit<br />
und Laune zu bewahren! ff<br />
Bah<br />
Wirtschaftlichere Betriebsführung im französischen<br />
Transportwesen. Eine bemerkenswerte Verordnung,<br />
die nun Gesetzeskraft besitzt, ist in Frankreich<br />
erlassen worden: Es ist den französischen<br />
Eisenbahnen gestattet, den Betrieb auf einer Eisenbahnstrecke<br />
still zu legen, wenn die Bedienung des<br />
Verkehrs durch ein anderes Verkehrsmittel gewährleistet<br />
ist, und überhaupt ihre Anlagen zu schliessen.<br />
Diese bedeutsame Bestimmung hat den Zweck, den<br />
französischen Eisenbahnen dazu zu verhelfen, durch<br />
Vereinfachung des Betriebes und die damit verbundenen<br />
Ersparnisse das Gleichgewicht zwischen Einnahmen<br />
und Ausgaben herzustellen.<br />
Es wird zugegeben, dass schon der Ersatz der<br />
Lokomotivzüge auf den in Frage kommenden Strekken,<br />
bei denen der Verkehr die Betriebskosten nicht<br />
zu docken vermag, durch Triebwagen erhebliche Ersparnisse<br />
zur Folge haben würde. Dabei müssten<br />
aber immer noch die Bahnhöfe besetzt bleiben, die<br />
Strassenübergänge müssten bewacht werden, die<br />
Geleise müssten in einem Zustand erhalten werden,<br />
der hohe Fahrgeschwindigkeiten ermöglicht. Die<br />
Ersparnisse sind also' viel grösser, wenn man den<br />
Personenverkehr auf die Strasse verweist, wobei die<br />
genannten Kosten im wesentlichen wegfallen, auch<br />
wenn auf dan so für den Personenverkehr stillgelegten<br />
Strecken langsam fahrende Güterzüge verkehren.<br />
Es gibt in Frankreich — übrigens auch bei uns<br />
— Strecken, auf denen ein Zug etwa 20 Reisende<br />
befördert, und ein solcher Verkehr könnte allerdings<br />
mit dem Triebwagen bedient werden* was zwar die<br />
Ausgaben vermindern, die Einnahmen aber nicht<br />
erhöhen und immer noch unwirtschaftlich bleiben<br />
würde. Da soll nun der Omnibus einspringen, der<br />
für einen schwachen Verkehr auf kurze Entfernung<br />
so viele Vorzüge bietet, die es rechtfertigen, dass<br />
der Lokomotivzug nicht durch den Triebwagen, sondern<br />
durch den Omnibus ersetzt wird. Die Fahrgäste<br />
werden eich nicht zu beklagen haben; sie<br />
werden besser bedient, die Zahl der Fahrten wird<br />
vermehrt.<br />
Der Generaldirektor der französischen Staatsbahnen,<br />
Dautry, hat sich dahin ausgesprochen, dass,<br />
um 30 Fahrgäste 50 km weit zu befördern, ein<br />
Personenverkehr wird der Betrieb auf Seitenstrecken<br />
der Eisenbahn — rund 500 km — so gut<br />
wie vollständig eingestellt. Bei allen diesen letztgenannten<br />
Strecken schliesst der Betrieb mit Fehlbeträgen<br />
ab, die Kraftverkehrsunternehmen sind<br />
aber in der Lage, mit ihrem Fahrzeugpark den Verkehr<br />
zu übernehmen, ja, ihn sogar auf Orte auszudehnen,<br />
die jetzt weder Bahnanschluss haben, noch<br />
von einem regehnässigen Strassenverkehr erreicht<br />
werden. Die neue Betriebsform bedeutet für die<br />
Staatsbahnen, so schätzt man, eine jährliche Ersparnis<br />
von 20 Millionen Franken. Sie wird aber<br />
erst recht zur Geltung kommen, wenn die Neuerungen<br />
auf weitere Strecken und schliesslich auf ganz<br />
Frankreich ausgedehnt sind. W.<br />
Bekanntmachung<br />
Wir geben unseren geschätzten Kunden<br />
sowie einem weiteren Publikum bekannt,<br />
dass<br />
Herr August Lierow, Bern<br />
Ensingerstrasse 35<br />
per 31. Dezember 1934 als Kommanditär<br />
aus unserer Firma ausgetreten ist.<br />
Aktiven und Passiven sind von der in unveränderter<br />
Art weitergeführten Firma<br />
H. Schmidt & Co., Automobile<br />
Belpstrasse 30b<br />
übernommen worden.<br />
BERN<br />
Wir haben uns entschlossen, die Alleinvertretung<br />
für Bern und die benachbarten<br />
Gebiete von<br />
Buirk — Cadillac — La Salle<br />
Hupmobile<br />
weiterzuführen. Nebstdem haben wir<br />
die direkte Fabrikvertretung des bestbekannten<br />
Amerikanerwagens<br />
Von der letztgenannten Marke verfügen<br />
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Ersatzteillager und empfehlen wir<br />
Ihnen gleichzeitig unsere besteingerichtete<br />
Reparaturwerkstätte.<br />
H. Schmidt & Co.<br />
Sicherheit nur<br />
Harmonie der<br />
STRASSEN- Die Strassenhaltung des neuen Hotchkiss <strong>1935</strong> ist unübertroffen<br />
bis In die<br />
H A LT U N G geringsten Details.<br />
FEDERUNG<br />
durch die<br />
GESAMT-KONSTRUKTION<br />
SICHERHEIT<br />
t w<br />
DIE NEUEN MODELLE<br />
Die Hotchkisswagen <strong>1935</strong> zeichnen sieh durch eine in jeder Be-<br />
Ziehung vollkommene Federung aus. Noch nie hat ein Wagen<br />
diese so wichtige Forderung erfüllt wie der neu« Hotchkiss <strong>1935</strong>.<br />
Sicherheit ohne Widerstandsfähigkeit ist nur ein leeres Wort;<br />
Widerstandsfähigkeit ihrerseits ergibt sich nur aus der Harmonie<br />
der Gesamt-Konstrnktion. Und nur mit dieser Harmonie der<br />
Gesamt-Konstruktion können Sie ruhig au! 100, 120 oder 140 km<br />
heraufgehen, nur sie vermag dem Wagen die unbedingte Stabilität<br />
unter allen Umständen zu geben.<br />
Die Konstruktionen von Hotchkiss beweisen ihre UÜberlegenheit<br />
. -durch die unerreichten Erfolge bei sportlichen Veranstaltungen,<br />
* ö wie BaJIy von Monte Carlo 1932-33-34, Paris-Nizza, bei den<br />
Rekordtehrten et«.<br />
Verl.Sie den illustr. Katalog u. die Preisliste durch den Genera Ivertr. f. die Schweiz:<br />
GRAND GARAGE E. MAURER,<br />
Boulevard des Tranchees 50, GENF<br />
Vertr.f. Zürich, St Gallen u.Thurgau: Bine'li u. Ehrsam A.-G., Stampfenbachpl.48,<br />
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(Zürich<br />
Vertreter für BERN: Andr6 Zumstein, Effingerstrasse 93, Bern<br />
Vertreter-fOr NEUENBURG: Garage Patthey, rue du Seyon, Neuenburg
£•<br />
LUFTFAH<br />
Wind und Wolken.<br />
Die nachfolgenden Zeilen sind dem hier<br />
kürzlich besprochenen, im Verlag Volokmann,<br />
Berlin, erschienenen «Handbuch für den<br />
Jungsegelflieger» von F. Stamer und A Lippisch<br />
entnommen.<br />
Für den Flieger, der sich in der Luft bewegt,<br />
ist natürlich die Luftbewegung, die wir<br />
allgemein als Wind bezeichnen, ein wesentlicher<br />
Faktor, der für jede Art des Fliegens<br />
in Rechnung gesetzt werden muss. Von allen<br />
Arten des Fliegens hängt der Segelflug am<br />
engsten mit den atmosphärischen Vorgängen<br />
zusammen.<br />
Wie der Seemann seine ureigensten Elemente,<br />
Wasser und Wind, am besten auf einem<br />
Segelschiff kennen und fühlen lernt, so<br />
ist der Flieger im Segelflug seinem Element,<br />
der Luft, am nächsten, und es ist schon oft<br />
gefordert worden, so wie der Kapitän eines<br />
grossen Dampfers ein Segelschiff gefahren<br />
haben soll, so sollte der Motorflieger auch<br />
im Segelflug erfahren sein.<br />
Der Wind ist ja nicht nur hemmend oder<br />
fördernd für den Flug, sondern er bringt in<br />
seinen Turbulenzen und seinen Ablenkungen<br />
aus der Normalrichtung auch Gefahren für<br />
den Flieger, welche dieser genau kennen<br />
sollte, um ihnen zu begegnen oder aus dem<br />
Wege zu gehen.<br />
Der Ursprung der Luftbewegung ist die<br />
Temperatur der Luftmassen, aus denen sich<br />
tiaturgemäss auch Druckunterschiede ergeben.<br />
Die natürliche Folge von Druckunterschieden<br />
ist aber die, dass sich die Luft in Bewegung<br />
setzt und in Richtung der Gebiete mit niederem<br />
Druck abfliesst.<br />
Verschiedenartige Temperaturen der Luft,<br />
und somit verschieden hoher Druck, ergeben<br />
sich aus der ungleichmässigen Erwärmung<br />
der Erdoberfläche, die ihre Temperaturen an<br />
die darüberliegende Luft abgibt. Es entsteht<br />
hierdurch eine Ausdehnung der über dieser<br />
erwärmten Stelle lagernden, sich ebenfalls<br />
erwärmenden Luft. Diese Luftmasse, in ihrer<br />
Tendenz nach oben zu steigen, drückt zuerst<br />
auf die darüber lagernde, normal temperierte<br />
Luft, so dass hier der Luftdruck steigt. Tritt<br />
über einer beispielsweise feuchteren Stelle<br />
des Erdbodens Abkühlung ein, so tritt der<br />
umgekehrte Zustand ein.<br />
Die Folge dieser Erwärmung oder Abkühlung<br />
ist ein gekrümmter Verlauf der Flächen<br />
gleichen Druckes. Solche geneigten Druckflächen<br />
sind mit dem Gleichgewichtszustand<br />
der Atmosphäre nicht vereinbar, und so<br />
fliesst die Luft, der Neigung folgend, von der<br />
erwärmten Zone nach der kühleren Umgebung<br />
ab<br />
Ḋurch dieses Abfliessen muss der Luftdruck<br />
über dem erwärmten Gebiet fallen und<br />
in der kühleren Zone durch das Zufliessen<br />
ansteigen. Diese Druckunterschiede am Erdboden<br />
lösen jetzt weitere Luftbewegungen<br />
aus, indem vom Gebiet steigenden Luftdrucks,<br />
also vom kälteren Teil des Erdbodens, Luft<br />
dem Gebiet fallenden Druckes, also dem<br />
wärmeren Teil des Erdbodens, zuströmt. Das<br />
Ergebnis dieser Temperaturstörung ist nun<br />
derart, dass über einem erwärmten Gebiet in<br />
der Höhe die Luft abströmt, am Boden hingegen<br />
wieder zuströmt.<br />
Dieser Kreisstrom der Luft bildet sich überall<br />
aus. wo verschiedene Temperaturen nebeneinander<br />
liegen. In grösstem Ausmasse<br />
tritt er ein zwischen den äquatorialen und<br />
den kälteren Zonen, sowie zwischen den Erdteilen<br />
und den Ozeanen-.<br />
Die einfache Luftbewegung, die wir allgemein<br />
als Wind bezeichnen, ermöglicht das<br />
Segeln an Hindernissen im Hangaufwind.<br />
Vom Hang oder vom Flugzeugschlepp aus,<br />
in seltenen Fällen auch vom Autowindenschlepp<br />
aus, ist das Segeln in thermischen<br />
Aufwinden möglich. In der Segelfliegersprache<br />
sagt man, man bekommt «Anschluss<br />
».<br />
Der Flieger erkennt diese Aufwinde durchweg<br />
an Wolkenbildung. Die von unten mitgeführte<br />
Feuchtigkeit kondensiert in grösserer<br />
An der Spitze eines Wärme-Aufwind-Schlauches<br />
.bildet sich eine Kumulus- oder Haufenwolke.<br />
Höhe und bildet hier eine Wolke. Jede derartige<br />
Haufen- oder Kumuluswolke Iässt so<br />
einen Wärmeschlauch erkennen. Besonders<br />
über Erhebungen, Ortschaften und freiem<br />
Felde findet man derartige Wärmeschläuche.<br />
AUTOMOBIL-REVUE <strong>1935</strong> -<br />
£<br />
Unter einzelnen derartigen Haufenwolken<br />
sind nun die aufwärts gerichteten Luftbewegungen<br />
besonders stark. Diese Wolkenaufwinde<br />
spielten in der letzten Zeit im Segelflug<br />
eine ausserordentlich grosse Rolle, ermöglichen<br />
sie doch die grossen Höhen- und Strekkenleistungen.<br />
Es ist möglich, sich unter<br />
grossen Häufenwolken segelnd zu halten und<br />
so grosse Strecken über Flachland' zu segeln,<br />
ja sogar die Leeseiten der Gebirge ohne Höhenverlust<br />
zu überfliegen.<br />
Da sich oft an besonders günstigen Segeltagen<br />
ganze Zugstrassen solcher Haufenwolken<br />
ausbilden, ist es möglich, an ihnen entlang<br />
zu patrouillieren.<br />
Als besonders günstige Wolkengebilde haben<br />
sich solche Wolken erwiesen, die über<br />
"einer geraden Unterseite aufgetürmt sind.<br />
Auch in Bildung begriffene Wolken, die oft<br />
nur ersf aus dünnen Schleiern bestehen, zeigen<br />
oft intensive Aufwinde. Es ist möglich<br />
gewesen, mit hochwertigen Segelflugzeugen<br />
in dem auch vor der Wolke liegenden Aufwind<br />
die Wolke zu übersteigen und über der<br />
Wolke zu fliegen.<br />
Jedem, der Wolkenfliegen betreiben will,<br />
sei gesagt, dass es unter Wolken oft erheblich<br />
böig ist. Also man muss sich restlos<br />
sicher in der Maschine fühlen, ohne man das<br />
Wolkenfliegen unternimmt.<br />
Normalerweise versucht man dabei, im<br />
Aufwind eines Hanges segelnd, in den Wärmeschlauch<br />
eines grösseren Kumulus zu kommen,<br />
um sich so an seine Basis herantragen<br />
zu lassen.<br />
In Gewitterwolken ist ausserordentlich heftiger<br />
Aufwind, aber auch sehr heftige Böigkeit.<br />
Gewitterflüge können nur von ganz besonders<br />
geübten Fliegern ausgeführt werden,<br />
und noch da ist äusserste Vorsicht geboten.<br />
Auf jeden Fall muss das Flugzeug hierzu<br />
mit einem guten Instrumentarium versehen<br />
sein, da man damit rechnen muss, in die Wolken<br />
hineingezogen zu werden.<br />
Ideale Segelmöglichkeiten entstehen bei<br />
sogenannten Kaltlufteinbrüchen. Die kalten<br />
Luftströmungen dringen dabei auf breiter<br />
Front keilförmig unter die wärmeren Luftschichten<br />
und heben diese vom Erdboden ab,<br />
so dass hier auf breiten Fronten intensivster<br />
Aufwind ist, der grosse Streckenflüge ermöglicht<br />
, Gewöhnlich markiert sich eine solche Einbruchsfront<br />
auch durch eine deutlich abgegrenzte<br />
Wolkenbank, die wieder durch die<br />
Kondensation der durch die Warmluft mitgeführten<br />
Feuchtigkeit in grösserer Höhe entsteht.<br />
Warmluft<br />
Ein Kaltluftkeil schiebt sich unter die ruhende<br />
Warmluft.<br />
Vor einer solchen Front kann man dann<br />
wie vor einem langen Gebirgszug fliegen.<br />
Ausser den beschriebenen Arten des « Thermiksegelfluges»<br />
gibt es als komplizierteste<br />
Art des Segelfluges den sogenannten reinen<br />
Thermiksegelflug. Hierbei sucht der Segelflieger<br />
die Aufwindschläuche auf, die durch<br />
keine Wolken markiert sind und die an Tagen<br />
entstehen, an denen bei geringer Luftfeuchtigkeit<br />
die gleichen Vorgänge wie vorher<br />
beschrieben eintreten, ohne dass die nach<br />
oben geführte Feuchtigkeit zur Wolkenbildung<br />
ausreicht. Hierbei spielt das Fliegen<br />
nach dem feinfühligen Variometer, welches<br />
sofort Steigen oder Fallen anzeigt, eine grosse<br />
Rolle.<br />
Aus dem Gesagten geht bereits hervor,<br />
dass die Segelflugmöglichkeiten mit dem Sege'n<br />
an Berghängen noch lange nicht erschöpft<br />
sind, und dass dem Segelflug noch,<br />
grosse Möglichkeiten offenstehen. Wenn man<br />
von grossen Kältewellen liest, so muss man<br />
sich die ungeheuren Segelflugmöglichkeiten<br />
vorstellen.<br />
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Gelbes Flugzeug: Grüner Junge. In Eneland<br />
werden inskünftig alle Schulflugzeuge<br />
der königl. Luftstreitkräfte gelb gestrichen,,<br />
damit andere Luftfahrer sich vor ihnen in<br />
acht nehmen können und vor allem genügend<br />
Abstand halten. Ohne Kenntlichmachung<br />
der Maschine eines Anfängers kommt es<br />
sonst nicht allzu selten zu gefährlichen Situationen,<br />
da der Schüler ja häufig weder<br />
mit den Vorschriften noch mit der Handhabung<br />
seiner Maschine gut genug vertraut ist,<br />
um sich luftverkehrstechnisch richtig zu benehmen.<br />
In Militärflugzentren anderer Länder<br />
wurden die Schulmaschinen der Anfänger<br />
gelegentlich etwa durch an den Flügelstreben<br />
oder Schwanzflächen befestigte Wimpel<br />
gekennzeichnet. Das englische Vorgehen<br />
hat jedoch besonders in Frankreich viel Anerkennung<br />
gefunden und soll, dort nun. vielleicht<br />
ebenfalls eingeführt werden. -th-<br />
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N» 6 - <strong>1935</strong> AUTOMOBIL-REVUE<br />
WÄ<br />
Der Aufstieg der deutschen Motorfahrzeug.<br />
Industrie. Während im ersten Semester 1934<br />
die Welterzeugung an Motorfahrzeugen im<br />
Vergleich zum Jahre 19?8 um 18 Prozent zugenommen<br />
hat, war es der deutschen Produktion<br />
in der gleichen Zeit möglich, ihre<br />
Quote um 853 Prozent zu steigern. Wenn<br />
wir auch davon absehen wollen, die für militärische<br />
Zwecke bestimmten Produktionsanteile<br />
in Rechnung zu stellen, so bringt unzweifelhaft<br />
das Jahr 1934 die Bestätigung für<br />
die Folgerichtigkeit der von der deutschen<br />
Regierung seit Anfang 1933 eingeschlagenen<br />
Verkehrspolitik, die im Gegensatz zu unsern<br />
Verhältnissen in der Schweiz auf einen Abbau<br />
der Verkehrserschwerungen, und zwar<br />
finanzieller wie technischer Natur, hintendiert,<br />
mit parallelgehender Erleichterung auf<br />
steuerpolitischem Gebiet Wie in Amerika,<br />
nimmt die Motorfahrzeugindustrie auch in<br />
Deutschland mit ihren zahlreichen Zubehörund<br />
Nebenindustrien eine Schlüsselstellung<br />
ein, die zur Ankurbelung der Gesamtwirtschaft<br />
von besonderer Bedeutung ist. Aus<br />
diesem Grunde ist es verständlich, warum<br />
der Motorfahrzeugindustrie innerhalb der<br />
Arbeitsbeschaftungsprogramme eine entscheidende<br />
Rolle zugewiesen wurde. Besonders<br />
im letzten Jahre kamen die bereits 1933<br />
grosse Erfolge erzielten strassenverkehrsfördernden<br />
Massnahmen der Regierung zur<br />
vollen Auswirkung, so die Steuerfreiheit für<br />
fabrikneue Motorfahrzeuge und vor allem die<br />
Steuerfreiheit für Ersatzbeschaffungen. Ferner<br />
wurde der sogenannte Kraftfahrzeugbrief<br />
eingeführt und im Statistischen Reichsamt<br />
eine Sammelstelle für Kraftfahrzeugnachrichten<br />
eingerichtet, unter gleichzeitiger Neuordnung<br />
des Strassenverkehrs und des Führerscheins.<br />
Diesen gesetzlichen Massnahmen<br />
steht die Gründung der deutschen Automobil-<br />
Treuhand G. m. b. H. zur Seite, die der privaten<br />
Initiative der Automobilindustrie, in<br />
.Verbindung mit dem Automobilhandel, entsprang.<br />
Mit dieser Neugründung bezweckte<br />
man vor allem, den Automobilmarkt einer<br />
Gesundung entgegenzuführen, indem bisher<br />
ungesunde Zustände innerhalb des Absatzprozesses<br />
(Sondervergünstigungen, Vermittlergebühren<br />
und sonstige Rabatte) beseitigt<br />
und feste Preise für Handel und Industrie angesetzt<br />
wurden.<br />
Nach den statistischen Untersuchungen ergibt<br />
sich, dass in den ersten 9 Monaten des<br />
letzten Jahres an Personenwagen 101439<br />
Sind die<br />
mechanischen Bremsen<br />
nicht ganz In Ordnung, dann besser<br />
nicht zuwarten, bis ein Unfall da<br />
Ist. Lassen S
8 AUTOMOBIL-REVUE <strong>1935</strong> — N°6<br />
X" - "•' '<br />
Die Strasse der Zukunft. Der Bau verschiedener Teilstrecken der deutschen Reichsautobahnen macht rasche Fortschritte. Bald werden die ersten Abschnitte dem Verkehr übergeben werden können.<br />
Von der Grosszügigkeit ihrer Anlage geben die beiden obigen Bilder Kunde. Links sehen wir ein Teilstück aus dem Zuge Köln-Opladen. Die Fahrbahn weist eine Breite von 28 m. auf. Der Fussgängerverkehr<br />
wird hier über eine Brücke geleitet, um die Kreuzung mit dem Schnellverkehr zu vermeiden. Rechts ein Ausschnitt von der Strecke Frankfurt—Darmstadt Hier erkennt man bereits<br />
deutlicher die endgültige Gestaltung der Fahrbahn. Sie ist in zwei besondere Streifen für den Verkehr in jeder Richtung geteilt. Diese sind durch einen reichlich bemessenen Grünstreifen voneinander<br />
getrennt, der später noch mit Sträuchern bepflanzt werden soll, um die gegenseitige Blendung bei Nacht zu vermeiden.<br />
f Das amerikanische Beispiel. Der weitausgedehnte<br />
Elysian-Park in der Umgebung von Los Angeles<br />
ist nunmehr dem Automobilverkehr erschlossen<br />
worden. Eine prachtvolle Auto«trasse führt durch<br />
die reichen Wälder., Die Aufnahme vermittelt eindrucksvoll<br />
die Grosszügigkeit der Anlage.<br />
Die wandelnde Reklame. Eine führende amerikanische<br />
Milchlieferfirma hat ihre Tränsportwagen<br />
einheitlich in der Form einer Milchflasche karossieren<br />
lassen. Die Fahrzeuge stellen eine eindrikkiiche<br />
Werbung für den Milchkonsum dar und fallen<br />
überall durch ihre Originalität auf.<br />
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Holzgas und Holzkohlengas betriebenen<br />
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New Yorker Autoschau. Die am 6. Januar<br />
eröffnete New Yorker Autoschau steht deutlich<br />
im Zeichen der Sparsamkeit. Der New<br />
Yorker Automobilhändlerverband, der ' sie<br />
diesmal organisierte, hat offensichtlich auf<br />
viel von dem bisher gewohnten Prunk und<br />
Gepräge verzichtet. Es fehlen die raffiniert<br />
durchgebildeten dreh- und schwenkbaren<br />
Ausstellungspodien, die zauberhaften Lichtund<br />
Farbeneffekte, die luxuriösen Dekorationen.<br />
Selbst die anziehenden Blondinen<br />
sind nach amerikanischen Begriffen nur noch<br />
spärlich vertreten. Das « Geschäft» ist dagegen<br />
stärker betont als sonst. An Stelle der<br />
lukullischen dinners sind vielfach Konferenzen<br />
getreten, an denen mit den Vertretern<br />
die neuen Verkaufsfeldzüge durchberaten<br />
werden. Mit nicht weniger als 25 Marken<br />
ist jedoch die amerikanische Industrie sehr<br />
stark repräsentiert. Auch Ford, der früher<br />
nicht mitmachte, da die Schau jeweils vom<br />
Verband der Automobilfabrikanten organisiert<br />
worden war, dem er nicht angehörte,<br />
hat eine Anzahl Stände belegt.<br />
Ueber die allgemeinen Tendenzen der<br />
amerikanischen Automobilindustrie wurden<br />
unsere Leser bereits orientiert. Charakterisiert<br />
wird die durch das Fehlen radikaler<br />
technischer Neuerungen, dem Sieg der Ganzstahlkarosserie<br />
über die Holz-Stahl-Karosserie,<br />
das Stahldach, die immer stärkere Beto-<br />
-ung des Stromlinien-Gedankens, die Vorverschiebung<br />
des Motors und des Passagierraumes<br />
und damit in Zusammenhang die<br />
weiche Vorderwagenfederung, die «Reinigung<br />
» des Wagenäussern von allem hervorstehenden<br />
Zubehör, die nochmals vorstärkten<br />
Motoren und die Einführung billigerer<br />
Modelle neben den bisherigen, im Preis teils<br />
gleichgebliebenen, teils etwas erhöhten Typen.<br />
Über die Neuerungen der einzelnen Marken<br />
haben wir bereits laufend berichtet, -th-<br />
Die Umstellung von Lastwagen vom Benzinzum<br />
Steinkohlengasbetrieb. In letzter Zeit<br />
sind aus verschiedenen Gründen eine ganze<br />
Reihe, besonders von Autobussen, Lastwagen,<br />
Triebwagen usw., vom Benzinbetrieb auf<br />
Steinkohlengasbetrieb umgestellt worden.<br />
Zahlreiche Gründe sind hierfür massgebend<br />
gewesen. 1 Hierher gehört zunächst die vollkommen<br />
saubere Verbrennung, Fortfall jeglicher<br />
Schmierölverstopfung und -Verdünnung,<br />
leichtes Anspringen des Motors selbst<br />
bei grösster Kälte, und Geruchlosigkeit. Zudem<br />
bleibt der Motor völlig unverändert,<br />
und man r kann sogar durch Erhöhung des<br />
Kompressionsverhältnisses seine Leistung<br />
noch- beträchtlich steigern.<br />
Das zum Betriebe nötige Gas wird in<br />
Druckflaschen mitgeführt. Diese Druckflaschen<br />
stellen gegenwärtig allerdings noch<br />
ein gewisses Hindernis in der allgemeineren<br />
Einführung des Treibgasbetriebes dar. Sie<br />
müssen leicht sein, dabei aber doch einen<br />
hohen Druck bis etwa 200 Atmosphären aushalten<br />
können. Wir finden zwar in einzelnen<br />
Ländern Leichtflaschen aus legiertem Stahl,<br />
aber die verschiedenen polizeilichen Druckgasverordnungen<br />
stellen noch kein endgültiges<br />
Ergebnis dar. Schliesslich wird auch<br />
die Beschaffung des • zweckmässigsten Treibgases<br />
ausschlaggebend sein. So sind bisher<br />
gerade die hochheizWertigen : Gase Butan, Propan<br />
und Ruhrgasol nur in geringen Mengen<br />
vorhanden, wobei allerdings zu bemerken<br />
ist, dass sie erst seit kurzer Zeit gewonnen<br />
werden. Mit diesen Gasen wäre sogar die<br />
Umstellung von Personenwagen durchaus<br />
nicht unwirtschaftlich. Dagegen ist Methan<br />
reichlich zur Verfügung, dafür wird aber der<br />
Transport der schweren Stahlflaschen, in<br />
denen sich Methan unter einem Druck von<br />
150 Atmosphären-befindet, etwas kostspielig.<br />
Schema der notwendigen Apparatur beim Autobetrieb mit Pressgas.<br />
Vielleicht lässt sich aber"auch hier durch Gewährung<br />
niedrigerer Transporttarife seitens<br />
der Bahnbehörden ein Ausweg schaffen, wie<br />
es ja auch zum Teil bei andern Treibstoffen<br />
der* Fall ist. Die beistehende Skizze zeigt,<br />
wie die Gaszuführung beim Methangas vor<br />
sich geht. Von den Druckflaschen gelangt<br />
das Gas über ein Sarrimelrohr und -Absperrventil<br />
in eine auspuffbeheizte Vorwärmung,<br />
von dort,in einen Druckregler, der den Fla-,<br />
schendruck auf etwa 2-3 Atmosphären konstant<br />
hält. Durch einen zweiten Druckregler<br />
saugt sich der-Motor die jeweils benötigte<br />
Gasmenge an, wie es auch beim Betrieb<br />
mittels Vergaser und flüssigem Treibstoff<br />
der Fall ist. Die Dosierung erfolgt ausser<br />
durch die Einstellung der Druckregler im<br />
besondern noch durch Düsen, die wie bei<br />
flüssigem Treibstoff entsprechend kalibriert<br />
sind. Dadurch erfolgt die Dosierung in Abhängigkeit<br />
von der Drosselklappenstellung.<br />
Aehniich ist der Betrieb bei Ruhrgasol.<br />
Hier braucht man aber keinen Hochdurckregler,<br />
weil der Druck, unter dem das Gas<br />
steht, bedeutend niedriger ist. Es wird lediglich<br />
mit dem Unterdruckregler gearbeitet.<br />
Auch hier erfolgt die Dosierung der zugeführten<br />
Gasmenge in Abhängigkeit des Unterdruckes<br />
im Saugrohr von der Drosselklappe<br />
in gleicher Weise wie die Dosierung<br />
des flüssigen Brennstoffes im Vergaser. T.<br />
Gasflaschen<br />
« Schwingachsen.» Es dürfte 1927 gewesen<br />
sein, als Austro-Daimler zum erstenmal<br />
bei Serienwagen das Differentialgetriebe fix<br />
im. Rahmen montierte und die beiden Achstrdmpeten<br />
beweglich machte. Die Konstruktion<br />
von De Dion & Bouton von 1900 war<br />
damals schon lange wieder vergessen.- Da .<br />
beim Austro-Daimler aber keine Gelenkpaäre<br />
zwischen Differential und Hinterrad eingeschaltet,<br />
wie bei De Dion, sondern die beiden<br />
trompetenförmigen Rohre in kugeligen<br />
Schalen beweglich gemacht wurden, so nannte<br />
man diese Konstruktion richtigerweise<br />
«Schwingachse», denn die Hinterräder schwingen<br />
tatsächlich um das Differentialgehäuse<br />
als Mittelpunkt.<br />
Dieser Name wurde nun zu Unrecht verallgemeinert;<br />
zu Unrecht deshalb, weil z. B-<br />
bei der Vorderachskonstruktion, wie sie<br />
Lancia schon früher anwandte, die Räder in<br />
einer Senkrechten zum Erdboden federn können<br />
und nicht, wie bei der' eigentlichen<br />
Schwingachse, in einem Bogen. Diese Vertikalbewe&ung<br />
ist das eigentliche Ziel aller<br />
Konstruktionen der voneinander unabhängig<br />
gefederten Räder. Der Amerikaner, dem das<br />
Wort «Schwingachse» nicht geläufig und der<br />
Ausdruck «voneinander unabhängig gefedert»<br />
viel zu umständ'ich war, hat für alle diese<br />
Konstruktionen einen sehr treffenden Ausdruck<br />
geprägt — er nennt es «Knie-Wir-<br />
essere<br />
Bremsen!<br />
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10 AUTOMOBIL-REVUE <strong>1935</strong> - N° 6<br />
kung», da das Rad eine gleiche Bewegung<br />
vollführt wie der Unterschenkel beim Heben<br />
des Knies. - sr»<br />
Ein neues Gleltschutzprofil. Die Erfahrungen<br />
des letzten Jahres haben deutlich erwiesen,<br />
dass die Gleitsicherheit eines Reifens<br />
besonders auf nassem Asphalt wesentlich<br />
zunimmt, wenn die Reifenfläche durch zahlreiche<br />
nahe aufeinanderfolgende Einschnitte<br />
zerklüftet wird. Offenbar deshalb, 1 weil die<br />
auf der Fahrbahn liegende Nässe in die Rillen<br />
hineingequetscht wird und seitwärts ausweichen<br />
kann, während sie sonst auf der<br />
Strasse den bekannten Film oder Flüssig-<br />
Das zur Erhöhung des Gleitschutzes besonders stark<br />
unterteilte Laufstreifen-Muster.<br />
kejtskeil bildet, auf welchem der Reifen<br />
gleichsam schwimmt Eine bekannte Weltfirma<br />
bringt nun einen Reifentyp heraus, bei<br />
welchem das Profil schon von Haus aus eine<br />
sehr weit getriebene Zerklüftung oder Lamellierung<br />
zeigt. In der beistehenden Skizze<br />
ist das « Gesicht > des Reifens abgebildet.<br />
Die zahlreichen, weichen Gummilamellen<br />
beidseitig des Laufstreifens passen sich auch<br />
auf trockenem Boden an Unebenheiten sehr<br />
leicht an, so dass auch hier noch eine Erhöhung<br />
der Gleitsicherheit zu erwarten sein<br />
durfte.<br />
Fah<br />
Behandlung der Bremsen.<br />
Häufiges und schroffes Bremsen führt zur<br />
raschen Abnützung des Bremsbelages und<br />
schädigt ausser der Bereifung auch den<br />
ganzen Wagen. Um ein Blockieren der Räder<br />
mit ihren schädlichen Folgen zu vermeiden,<br />
darf die Bremse nur mit gefühlsmässiger<br />
Anpassung an die unter den jeweiligen<br />
Umständen mögliche Bremswirkung betätigt;<br />
werden. Die Regelung der Fährgeschwindigkeit<br />
soll in erster Linie durch Veränderung<br />
der Motorleistung mittels Vergaserdrossel<br />
und nur in dringenden Fällen durch •<br />
Bremsen erfolgen. Falls schnelle Verminderung<br />
einer höheren Fahrgeschwindigkeit erforderlich<br />
wird, so ist beim Bremsen die<br />
Kupplung im Eingriff zu belassen und unter<br />
Zurücknahme des Gashebels der Motor ähnlich<br />
einer Motorbremse zur Verstärkung der<br />
Bremsung mit heranzuziehen; erst wenn man<br />
anhalten oder umschalten will, ist die Kupplung<br />
zu betätigen.<br />
Als Betriebsbremse im allgemeinen Verkehr<br />
dient die Vierradbremse; die auf die<br />
Hinterräder wirkende Handbremse ist Hilfsund<br />
Feststellbremse. Beim Verlassen des<br />
Wagens ist sie entsprechend den behördlichen<br />
Vorschriften anzuziehen.<br />
Im Augenblick des Schleuderns ist die Betätigung<br />
der mechanischen Bremsen immer<br />
bedenklich. Man beschränkt sich..zweckmässig<br />
auf ein « Gegenlenken », um durch Einschlag<br />
der Vorderräder nach der Seite, wohin<br />
die Hinterräder abrutschen, den Wagen<br />
wieder in eine zur ursprünglichen Fahrtrichtung<br />
parallele Lage zu bringen. Gleichzeitig<br />
wird der Gashebel ganz zurückgenommen,<br />
jedoch die Kupplung im Eingriff belassen,<br />
damit der Motor ähnlich einer Motorbremse<br />
verzögernd wirkt. Falls eine weitere<br />
Verminderung der Fährgeschwindigkeit<br />
notwendig erscheint, so bedient man sich der<br />
unmittelbar auf die am Schleudern beteiligten<br />
Hinterräder wirkenden Handbremse, die<br />
mehrmals vorsichtig und kurz angezogen<br />
und sofort wieder gelüftet wird; auch dann<br />
soll die Kupplung, schon um ein Blockieren<br />
der Räder durch den mitlaufenden Motor zu<br />
erschweren^ nicht ausgetreten werden. Auf<br />
alte Fälle is't die Getriebebremse zu vermeiden,<br />
da sie im Zusammenhang mit der Wirkung<br />
des Ausgleichgetriebes das Schleudern<br />
verstärkt<br />
Bei längerer Talfahrt lässt man zweckmässig<br />
zurächst' den Motor als Bremse mitlaufen<br />
Reicht diese B r emsw : rkunsc auch in<br />
den mittleren Gängen nicht rrehr aus, so<br />
werden die beiden mechanischen Bremsen<br />
abwechselnd zu Hilfe genommen, um Ueberhitzung<br />
und Fressen einer "Bremse zu vermeiden.<br />
Der einwandfreie Zustand des gesamten<br />
Bremssystems ist von grösster Bedeutung<br />
für die Verkehrssicherheit des Fahrzeugs.<br />
Jeder irgendwie auftretenden, ungewöhnlichen<br />
Erscheinung oder Störung, wie nachlassende<br />
oder ungleiche Bremswirkung, erhöhter<br />
Bremswiderstand, Neigung zum Schleudern,<br />
ist sofort nachzugehen und für Abhilfe<br />
zu sorgen.<br />
Die Lager und Gelenke der Bremswelle<br />
sowie des Bremsgestänges oder die Führungen<br />
der Seilzüge sind regelmässig zu säubern<br />
und zu schmieren, um eine leichte Beweglichkeit<br />
des ganzen Systems und damit<br />
gleichmässiges Anziehen der Bremsen zu<br />
gewährleisten. Ebenso ist das Gestänge nachzustellen<br />
und auf Verbiegung zu prüfen.<br />
Die Bremsbeläge erfordern nach längerer<br />
Fahrzeit eine Kontrolle auf gutes Anliegen;<br />
abgenützte Beläge sind zu erneuern und verkratzte<br />
oder beschädigte Bremstrommeln<br />
nachzudrehen. Für Dichtigkeit der Bremsen<br />
gegen Staub und Feuchtigkeit ist zu sorgen.<br />
Verölte Bremsen erfordern, falls es nicht<br />
im Betrieb gelingt, durch mehrfaches Anziehen<br />
der Bremsen das auf dem Belag befindliche<br />
Oel zum Verbrennen zu bringen, ein<br />
Auswaschen mit Petroleum oder Benzin;<br />
die Ursache liegt in ungenügender Abdichtung<br />
der Hinterachse oder zu hohem Oelstand<br />
im Hinterachsgehäuse.<br />
Hydraulische oder pneumatische Bremsen<br />
sind weniger empfindlich in der Wartung<br />
als mechanische Bremsen. Hier ist vor<br />
allem auf Dichtigkeit der Ventile und Leitungen<br />
zu achten. Oeldruckbremsen bedürfen<br />
gelegentlicher Nachfüllung, bei Unterdruckluftbremsen<br />
sind die Luftreiniger von<br />
Zeit zu Zeit zu säubern.<br />
Tedin. Sp<br />
»«fim<br />
Meist wird die Glühlampe durch Verschieben ihrer<br />
Fassung zentriert.<br />
zeigt Um Korrekturen der Einstellung zu ermöglichen,<br />
ist der Lampensockel gewöhnlich verschiebbar<br />
eingerichtet, oder der Bajonettverschluss, in<br />
welchem die Lampe eingesetzt wird, hat verschiedene<br />
Rasten.<br />
Hie und da kann man allerdings auch die BiJ-,<br />
düng dunkler Flecken unabhängig von der Einstellung<br />
der Lampe beobachten. Gewöhnlich lässt<br />
sich dann der Uebelstand beheben, indem Glühlampen<br />
mit geriffeltem oder mattem Glaskolben angewandt<br />
werden.<br />
Frage 9304. Arbeitskostenberechnung. Ich beschäftige<br />
als grösste, sehr gut eingerichtete, hie-*<br />
sige Landgarage 2 bis 3 Mechaniker und einen<br />
Lehrling. Der erste Mechaniker, Vorarbeiter genannt,<br />
ist schon 9 Jahre in meinem Betrieb und<br />
•bezieht einen Stundenlohn von Fr. 1.40 nebst 8 bis<br />
10 Tage bezahlte Ferien. Er ist ferner boi der<br />
«Suva» versichert, welche Prämie ich selbst bezahle,<br />
ihm also keinen Abzug mache.<br />
Nun die Frage: Was darf ich einem Kunden<br />
pro Stunde verrechnen, wenn obiger Arbeiter die<br />
Arbeit ausführt?<br />
A: Für Arbeiten ohne Maschinen oder Feuer<br />
pro Stunde?<br />
B: Für Arbeiten mit Maschinen oder Feuer<br />
auf Esse oder mit autog. Schweissapparat pro<br />
Stunde?<br />
Ich bitte Sie hdfl., mir darüber das Minimum<br />
bis das Maximum anzugeben. J K. in P<br />
An wort Es ist nicht leicht, Ihnen in ein<br />
paar feilen einen Buchhaltungskurs zu erteilen.<br />
Sie dürfen nicht einen Stundenansatz von so .und<br />
so viel Franken einsetzen, weil es so üblich ist,<br />
oder weil der Konkurrent auch soviel verlangt Sie<br />
müssen eventuell buchmässig nachweisen können<br />
dass der von Ihnen verlangte Preis angemessen ist.<br />
Hiezu können Sie sich folgender Anleitung bedienen:<br />
Die einzusetzenden Zahlen haben Sie aus<br />
Ihren Büchern zu entnehmen, wobei vorausgesetzt<br />
wird, -dass Ihre- Geschäftsorganisatiori eine genügend<br />
klare Uebersicht der Arbeitszeiten gestattet,<br />
Die Stunden des Meisters und der Mechaniker,<br />
die für beistimmte Kundcnarbciten aufgewendet 1<br />
Fräse 9303. Scheinwerfereinstellung. Die Wirkungsweise<br />
der Scheinwerfer meines Wagens lässt<br />
insofern zu wünschen übrig, als in den angeleuchteten<br />
Strassen und Flachen, immer dunkle Stellet)<br />
zurückbleiben. Woher kommt das? P A. in" Sl<br />
Antwort; Das Auftreten solcher dunkler Stellen<br />
oder heller Ringe deutet gewöhnlich darauf,<br />
da&s die Glühlampe im Paragolspiegel des Scheinwerfers<br />
nicht richtig zentriert ist. Sowohl dann,<br />
wenn der Glühfaden die Lampe hinter dem Brennpunkt<br />
des Reflektors liegt, wie auch dann, wenn er<br />
sich vor diesem befindet, verlässt das Strahlenbündel<br />
den Scheinwerfer in ungleich dichtem Zuwurden,<br />
und die daher dem Kunden angerechnet<br />
werden können, nennt man «produktive Stunden».^<br />
Die Stunden des Meisters, und der Mechaniker, die<br />
für interne "Arbeiten oder für* Garantiearbeiten'verwendet<br />
wurden (also eigene Reparaturen von Maschinen<br />
oder des eigenen Geschäftswagens usw.),<br />
Stunden also, die keinem bestimmten Kunden für<br />
einen bestimmten Auftrag aufgeschrieben werden<br />
können, nennt man «unproduktive Stunden» Hiezu<br />
gehören auch die bezahlten Ferien und Urlaube.<br />
Was die Berechnung der Lohnsummen anbetrifft,<br />
so haben Sie eich selber einen Lohn-auszusetzen,<br />
da Sie prinzipiell der Arbeiter No. 1 sind.<br />
Sie dürfen also Ihre eigene Arbeitszeit mit einem<br />
Lohn von etwa Fr. 1.70 pro Stunde einsetzen. Sie<br />
rechnen nun Anzahl der Arbeitsstunden, mal den<br />
bezahlten Stundenlohn für jeden Arbeiter, Sie. inbegriffen,<br />
aus. Hiebei sind für Sie selbst nur diejenigen<br />
Stunden als produktive Stunden einzusetzen,<br />
die Sie für Kundenarbeit verwendet haben. Arbeitszeit<br />
für die Geschäftsführung wird als Verwaltungskosten<br />
berechnet. Sie berechnen den Lohn für<br />
den Lehrling nicht als Lohnausgabe, sondern als<br />
allgemeine Unkosten. Die so ermittelte Lohnsumme<br />
wird dividiert durch die Anzahl der totalen Arbeitsstunden<br />
(produktive und unproduktive zusammen)<br />
und Sie erhalten dadurch den mittleren<br />
effektiven -Stundenlohn.<br />
Nun kommt die Berechnung der allgemeinen<br />
Unkosten. Diese fusst auf die Erfassung der Verwaltungskosten<br />
und der unproduktiven Löhne, der<br />
Materialkosten und der verschiedenen Kosten. Die<br />
Verwaltungskosten bestehen aus: Anzahl der Arbeitsstunden<br />
des Geschäftsinhabers für die Geschäftsführung<br />
mal Stundenlohn (Fr. 1.70), dazu<br />
Löhne für Buchhalter, Magazine (sofern vorhanden)<br />
und eventuelle Mithilfe von Angehörigen<br />
(Frau, Tochter, usw., falls sie die Korrespondenz<br />
oder die Buchhaltung führen), dazu die Anzahl der<br />
unproduktiven Stunden mal den betreffenden Stundenlohn<br />
des Arbeiters (z. B. 10 Stunden ä Fr 1.40),<br />
dazu die Anzahl der bezahlten Urlaubs- und Ferienstunden<br />
mal den betreffenden Stundenlohn, dazu<br />
den Lohn an den Lehrling. Diese Ausgaben sind<br />
zusammenzuzählen.<br />
.... Als Materialkosten sind zusammenzuzählen: die<br />
Kosten für Heizung, Beleuchtung, elektr. Kraftstrom,<br />
Putzmaterial, Schweissmaterial, kleineres<br />
Werkzeug (z. B. Schmirgeltuch, Bohrer, usw.).<br />
Als Verschiedenes kommen in- Frage: Bureauartikel,<br />
Telephon, Porti, Steuern, Versicherungen,<br />
Verbände, Miete für nicht eigene Räume oder entsprechender<br />
Betrag falls die Werkstatt Ihnen gehört,<br />
Betriebskosten für den Abschleppwagen oder<br />
einen Wagen, der nur für Geschäftszwecke verwendet<br />
wird (wenn auch privat verwendet, dann einen<br />
entsprechenden Anteil).<br />
Dio Wirksamkeit des Autoscheinwerfers hängt stark davon ab, dass die Glühlampe in bezug auf den<br />
(Brennpunkt richtig zentriert ist<br />
stand. Liegt der Glühfaden hinter dem Brennpunkt,<br />
so entsteht ein divergierendes, liegt er vor dem<br />
Brennpunkt, ein konvergierendes Strahlenbündei.<br />
In beiden Fällen wird eine angeleuchtete Fläche<br />
hellere und dunklere Zonen aufweisen.<br />
In den beistehenden Skizzen sind der Brennpunkt<br />
des Scheinwerferspiegels und der Glühfaden<br />
der Lampe mit « F P », bzw. « F» bezeichnet.<br />
Richtig ist die Lampe dann eingestellt, wenn F. P.<br />
und F zusammenfallen, wie es die mittlere Skizze<br />
Zuletzt werden die Kapitalunkosten ermittelt<br />
Also Verzinsung des angelegten Kapitals, Bankzinsen,<br />
Risikoprämie (d. h. 2% des Umsatzes beiseitelegen),<br />
Amortisation der 'Werkstattelnrichtung (ca.<br />
10%).-<br />
Alle diese Kosten rechnen Sie entweder für das<br />
ganze Jahr oder je für einen Monat aus, ebenso<br />
wie die Arbeitsstunden. Ausgaben, die nur wenige<br />
Male im Jahre vorkommen, werden als Jahresausgabe<br />
addiert und dann durch 12 dividiert, um<br />
so die Verteilung pro Monat vornehmen zu können.<br />
Die gesamten Unkosten und Kapitalkosten werden<br />
nun durch die Anzahl der produktiven Stunden<br />
dividiert Sie erhalten somit die effektiven<br />
Geschäftsunkosten verteilt auf diejenigen Arbeitsstunden,<br />
die von den Kunden bezahlt werden müssen,<br />
da hiefür ein Arbeitsauftrag vorlag.<br />
Durchschnittsstundenlohn plus Unkostenzuschlag<br />
pro Stunde zusammen ergeben den mittleren<br />
S'tundensatz, bei welchem die eigenen Selbstkosten<br />
gedeckt sind. Einen Gewinn haben Sie damit<br />
noch nicht erzielt ,Der Gewinnzuschlag kann<br />
in verschiedener Weise erfolgen. Ueblich ist zu<br />
obigem Selbstkostenstundenansatz noch 20% zuzuschlagen,<br />
um den Kundenstundenansatz zu erhalten<br />
(also z. B. mittlerer Stundenlohn = Fr. 1.20. Unkostenzuschlag<br />
Fr 1.70. zusammen Selbstkosten der<br />
produktiven Arbeitsstunde Fr. 2.90. 20% von Fr.<br />
2.Ö0 = rund 60 Rp.. also Stundenansatz für den<br />
Kunden Fr. 2.90 plus 0.60 = Fx. 3.50). Eine andere<br />
Berechnungsart setzt ajs Gewinn 10% des investierten<br />
Kapitals ein, z. B. bei 24.000 Franken<br />
alsov2400 Fr. jährlich oder 200 Fr. monatlich Dieser<br />
Betrag ist dann durch die Anzahl der produktiven<br />
Arbeitsstunden (pro Jahr oder Monat) zu dividieren,<br />
um den Gewinnzuschlag zu den Selbstkosten<br />
der produktiven Stunden zu erhalten.<br />
Sie; können nun aber anstatt eines Einheitsstundenansatzes<br />
einen variablen Stnndenansatz in<br />
Rechnung setzen, indem Sie den Unkosten- und<br />
Gewinnzuschlag zu den jeweiligen Arbeiterstundenlöhnen<br />
zuschlagen. Zahlen Sie also dem einen<br />
Fr. 1.40 und dem anderen Fr. 1.— pro Stunde,<br />
so wäre dem Kunden anzurechnen für die Arbeiten<br />
des teureren Arbeiters Fr. 1.40 plus Fr. 1.70<br />
plus Fr. —.60 = Fr. 3.70 pro Stunde und für<br />
die Arbeiten des billigeren Arbeiters Fr. 1.— plus<br />
Fr: 1.70 plus Fr. —.60 «= Fr.'3.30 pro Stunde.<br />
Welche Art Sie bevorzugen, hängt von Ihrer inneren<br />
Organisation ab. In der Praxis werden Stundenansätze<br />
von 2 bis 5 Franken 50 verlangt, wobei<br />
beide Extreme wahrscheinlich nicht richtig kalkuliert<br />
sind. Durchschnittlich werden Fr. 3.— bis<br />
Fr. 3.50 verlangt<br />
Werden Arbeiten mit Maschine oder Schweissanlage<br />
ausgeführt, so werden diese nicht speziell<br />
verrechnet, wenn es sich nm- Kleinigkeiten handelt<br />
im Vergleiche zur gesamten Reparatur. Ist aber<br />
r1 er Anteil der Arbeiten mit Schweissanlage Oder<br />
Werkzeugmaschinen wesentlich,'so muss hiefür «in<br />
Zuschlag berechnet werden'. • Dieser Mateci&lzu.-<br />
schlag für die Schweisserei beträgt-etwa:9, Rappen<br />
pro Stunde für Brenner No. 00 bis zu Fr. 5.50<br />
pro Stunde für Brenner No. 7. Ohne Kenntnis<br />
Ihrer Schweissanlage kann keine Preiskalkulation<br />
erfolgen.<br />
Sollten Sie noch genauere Unterlagen nötig haben,<br />
dann wenden Sie sich an daa Technikum Biel,<br />
Automobil-Abteilung.<br />
po.<br />
Sp<br />
Anfrage 480. Rücktrlftsrecht Vor Jahresfrist<br />
hatte ich einen Autounfall, der durch das rechtswidrige<br />
Stationieren eines Autos verursacht wurde.<br />
Ich übergab die Angelegenheit einer Rechtsschutzgeseilschaft.<br />
Nach langem Warten erhielt ich den<br />
Bescheid, dass diese einen Prozess nicht übernehmen<br />
kann, da der Fall aussichtslos sei. Begründung:<br />
Mari muss eben fco langsam fahren, da'ss<br />
man da« Fahrzeug stets in der Gewalt hat In diesem<br />
Falle brauche ich überhaupt keine Versicherung.<br />
Ich hatte nun einen Sachschaden von<br />
Fr. 1265.—. Da ich mich mit dem Resultat nicht<br />
zufrieden stellte,, kündigte ich die Police, gestützt<br />
auf § 10, welcher lautet: « Nach j^dem Sehadonfalle,<br />
welcher die Intervention der Gesellschaft berechtigt<br />
haben beide Parteien das Rocht gemäss<br />
Art 42 V.V.G. spätpstpnp bei der endgültigen Erledigung<br />
des Sehadenfaüea vom Vertrag zurückzutreten.<br />
Die Intervention wird als erfolgt betrachtet,<br />
wenn die Gesellschaft persönlich die Verteidigung<br />
der Interessen ihres Versicherten in Händen<br />
hat, oder wenn einer ihrer Rechtsanwälte gerichtlich<br />
für den Versicherten tätisr gewesen sein wird.<br />
Hebt der Versicherer den Vertrag auf, so erHecht<br />
seine Haftung mit dem Ablaufe von 14 Tasen,<br />
nachdem er dem Versioherunssnehmer den Rücktritt<br />
mitgeteilt bat. Tritt der Versicherungsnehmer<br />
vom Vertrag zuniek. so bleibt dem Versicherer der<br />
Anspruch auf die Prämie für die laufende Versicherungsperiode<br />
gewahrt».<br />
Antwort: Unseres Erachtens ist Ihre Rücktrittserkläruns?<br />
gültig. Nach Art 42 V V.G. kann<br />
der VersiehpTungsnehmer im Scbadenfalle vorn VeTtrage<br />
zurücktreten. Voraussetzung für den Rücktritt<br />
ist, dass der Versicherte im betreffenden<br />
Schadenfalle die Intervention der Versicherungssfesellschaft<br />
verlangt und dass diese verpflichtet ist,<br />
ihm Deckung zu gewähren. Bf-ides trifft in Threm<br />
Falle zu. Sie haben die Gesellschaft aufgefordert,<br />
den Prospßg zu führen und diese hat ihre Dekkunespflicht<br />
nicht grundsätzlich bestritten, sondern<br />
sie hat lediglich geltend gemacht, sie halte den<br />
Prozess für aussichtslos. Die Voraussetzungen für<br />
den Rücktritt nach Art 42 V.V.G. sind also gege-,<br />
ben.<br />
Was nun den Zeitpunkt der Rücktrittserklärun!?<br />
anbelangt, so bestimmt Art 42 W.O., dass diese<br />
Erklärung spätestens bei der Auszahlung der Entschädigung<br />
abgegeben werden kann. Bei den<br />
Rechtsschutzversicherungen ist es nun nicht ganz<br />
leicht zu beurteilen, wann dieser Zeitpunkt gegeben<br />
ist. Wenn die Gesellschaft den Rechtsschutz<br />
übernimmt, so wird die Rüektrittsmöglichkeit bis<br />
zu dem Zeitpunkt, da die Anwalts- und Gerichtsgebühren<br />
von ihr bezahlt sind, bestehen. Wenn<br />
sich dagegen die Gesellschaft wie in Ihrem Falle<br />
auf Art 8 der Versicherungsbedingungen beruft<br />
und die Führung des Prozesses verweigert für den<br />
Fall eines günstigen Prozessauseanses aber die<br />
Rückvergütung der Kosten anbietet, so ist es<br />
schwierig zu sagen, wann die Gesellschaft Ihre<br />
Leistung erbracht hat.<br />
Aus Billigkeitsgründen muss aber angenommen<br />
werden, dass der VeTsicherunsrsnehmer in einem<br />
derartigen Falle auch noch nach Empfang der Erklärung<br />
der Gesellschaft, in der sich diese auf<br />
Art. R der Vßrsicherungsbedingungen beruft, muss<br />
zurücktreten können.<br />
Wir sind daher der Auffassung, dasg Ihre Rücktrittserklärung<br />
rechtlich standhält Immerhin ist<br />
unseres Wissens noch nie ein ähnlicher Fall gerichtlich<br />
entschieden worden, so das« wir Ihnen<br />
nur unsere persönliche Ansicht bekanntgeben<br />
können. *<br />
Der Kühlwasserwärmer «Hca». Zahlreiche<br />
Privatgaragen können infolge örtlicher Verhältnisse,<br />
nicht an die Zentralheizung der Wohnräume ang(^ "<br />
schlössen werden, was zur Folge hat, dass bei längerem<br />
Stehen in einer solchen ungeheizten Garage<br />
der Motor der Gefahr des Einfrierens ausgesetzt ist<br />
Den schwersten Schäden geht man durch Verwen-..<br />
dune einer FrostschuUniischung im Kühler aus<br />
dem Wege. Den Anlass-Schwierigkeiten arp Morgen<br />
ist man damit jedoch nach wie vor mit allen<br />
Unannehmlichkeiten ausgeliefert Man hilft sich<br />
darum oft mit behelfsrnässigen Heizvorrichtungen,<br />
die jedoch in hohem Grade unwirtschaftlich arbeiten,<br />
weil sie auf die Temperatur des Motors nur<br />
indirekt einwirken. Das- rationellste und billigste<br />
ist immer noch die direkte, unmittelbare Heizung<br />
des Kühlwassers. Seit 5 Jahren hat sich vorzüglich<br />
der Kühlwasserwärmer* « Hea » bewährt, der<br />
aus einem mit Heizvorrichtung versehenen Rohrstück<br />
besteht d as möglichst nahe dem Motor in<br />
die Kühlwasserleitung eingeschaltet wird. Durch<br />
einen Stecker wird der Apparat während der Nacht<br />
mit der Lichtleitung der Garage verbunden, so dass<br />
am Morgen das Kühlwasser eine Temperatur von<br />
15—20 Grad, je nach Grosse des Motors, aufweist<br />
Der auf das Kühlwasserrohr<br />
angesetzte Hea-Heizkörper.<br />
Ein besonderer Vorzug des «Hea»-Wänners be^<br />
steht darin, dass sich im Innern des Rob,re6 keine<br />
den Durchflu8s des Wassers hemmende Vorrichtung<br />
befindet, seine Wirkung ist also hundertprozentig.<br />
Die Gefahr des Anschlusses an eine falsche Spannung<br />
ist dadurch vermieden, dass der Apparat nur<br />
mit Anschluss für eine einzige Spannung geliefert<br />
wird, die bei Bestellung besonders anzugeben ist.<br />
Der Steckanschluss ist versenkt, so dass die Bildung<br />
offener Funken bei der Inbetriebsetzung vermieden,<br />
ist Der Heizapparat ist durch den schweizerischen ;<br />
elektrotechnischen Verein geprüft. Bei Verwendung<br />
billigen Nachtstromes betragen die Kosten etwa !<br />
7 Rappen für- eine Heizdauer von 10 Stunden. Er<br />
wird mit. den Rohrdurchmessern von 33, 38, 42 und -•<br />
48. mm und Heizleistun? von 2O0 und 300 Watt<br />
geliefert, so dass für, jeden Motor ein passendes.<br />
Modell vorhanden ist. Der Preis ist billig, und die<br />
Montage kann jeder einigermassen geschickte Automobilist<br />
mit Hilfe des Messers und zweier Schlauche<br />
binder." selbst ausführen. Die Armaturen bestehen<br />
aus Messing und Kupfer und sind deshalb gegen<br />
Rost unempfindlich; der Heizkörper ist auswechselbar.<br />
Besonders angezeigt ist die Verwendung des<br />
«Hea»-Apparates für die Vorwärmung von,Rohöl--<br />
motoren, wo er die kostspieligen Glühstrahler entbehrlich<br />
macht.
Bern, Dienstag, 22. Januar <strong>1935</strong> HL Blatt der „Automobil-Revue" No. 6<br />
Renate [ahnt cu4 Skiern<br />
Renate war ärgerlich, obwohl der Himmel<br />
einem Bild von Segantini glich und der<br />
Schnee dem Schaufenster eines Juweliers in<br />
der Weihnachtswoche.<br />
Sie flog über die weiten, weissen Flächen,<br />
und die ewigen Berge sahen ihr zu, und es<br />
lohnte sich, Renate anzusehen. Sie fuhr<br />
schmale und Omnibusspuren und spannte<br />
jede Muskel ihres durchtrainierten Körpers,<br />
bis der Pulverschnee wie eine Wolke hinter<br />
ihr aufstieg und die Sonne sie mit einem<br />
hellen Schein umkleidete.<br />
Renate war ärgerlich. — Sie hatte vor wenigen<br />
Tagen ihr Herz an einen jungen Mann<br />
gehängt, der Stemmbogen wundervoll korrekt<br />
aus den Hüften heraus anzusetzen und<br />
zu drehen verstand, dessen blaue, etwas sentimentale<br />
Augen r 'ie Ferne tranken, der im<br />
weichen, unberührten Schnee eigenartige Figuren<br />
zeichnete.<br />
Manchmal, wenn die Sonne schief auf den<br />
leicht verharschten Schnee fiel, glichen die<br />
Spuren einer geheimnisvollen Botschaft, die<br />
eine stumme, aber eindrucksvolle Werbung<br />
auszudrücken schienen. Und Renate erinnerte<br />
sich an die so feinsinnigen Inder, die<br />
ihre Liebesgeschichte angeblich in den Sand<br />
schrieben... und an den Vogel Phönix, der<br />
solche Dinge mit seinem Schnabel in<br />
ilmenblätter hackte ... Aber da war dann<br />
uas so überaus moderne, ganz scheussliche<br />
Verwischen der Geschlechter — alle Welt<br />
trug Hosen und Pullover und Kappe, und<br />
kein Mensch kannte sich mehr aus. Und am<br />
fünften Tage stellte sich heraus, dass der<br />
«junge Mann» Irene hiess und Kunstschülerin<br />
aus Zürich war und überhaupt...<br />
Einen Tag fuhr Renate allein. Sie stieg im<br />
Grätenschritt — er wirkt gar nicht anmutig<br />
— bis an den Fuss des Berges, der wie ein<br />
warnender Finger allerhand unverständliche<br />
Zeichen in den Segantinihimmel schrieb, und<br />
fuhr dann ab...<br />
Die rasende Fährt tat ihrem gequälten Her-<br />
F E U I L L E T O N<br />
Die Magd des Jürgen Doskocil.<br />
Roman von Ernst Wiechert.<br />
(Fortsetzung aus dem Hauptblatt)<br />
Aber alles ist stumm, bewegt, aber ohne<br />
Laut. Es würde klarer und leichter sein,<br />
wenn sie heulten, wenn Flüche aufstiegen<br />
und Verwünschungen niederstiessen. Aber<br />
sie sind stumm, und ihr Hass hat die Gefährlichkeit,<br />
die der Hass der Stummen hat,<br />
der sich nicht im Schreien entlädt, sondern<br />
nur im Blut.<br />
«Halt den Hund fest!» befiehlt Jürgen.<br />
Die Scheiben zerklirren unter einem Stein.<br />
Er reisst Marte zur Seite und greift nach<br />
dem flachen Ruder, das am Herde steht. Es<br />
macht ihn unsicher und hastig in seinen Bewegungen,<br />
dass es so still ist Dass nur das<br />
Wetterleuchten lautlos aufflammt und Feuer<br />
in die Stube wirft. Und es macht ihn sofort<br />
ruhig, dass der Hund aufheult und an seinem<br />
Halsband würgt, als er die Hand hebt, um<br />
den Balken von der Tür zu nehmen. Aber<br />
er hat die Eisenkrampe noch nicht gehoben,<br />
als das Haus unter den dröhnenden Schlägen<br />
der Pflugschar auf der anderen Stromseite<br />
zu erzittern beginnt. Dort steht jemand und<br />
Wintersport-Skizze von Matthäus Sporer.<br />
Dem, 600 Seiten starken Erlebnis-Buch «Das<br />
vergessene Dorf> (Vier Jahre in Sibirien) von<br />
Theodor Kroger (Propyläen-Verlag, Berlin) entnehmen<br />
wir die nachfolgende Schilderung eines<br />
schweren sibirischen Schneesturmes. Kroger war<br />
auf der Flucht von Petersburg nach Deutschlnnd<br />
gefasst und während des ganzen Krieges<br />
nach Sibirien verbannt worden. Die Red.<br />
.... Die Einkäufe in Sabitoje waren abgeschlossen<br />
Ṁit den Dorfältesten trete ich in die Nacht hinaus.<br />
Es herrscht eine mörderische Kälte, es ist völlig dunkel,<br />
obwohl es kaum 4 Uhr nachmittags ist. Der Himmel<br />
ist übersät von Sternen, er ist unbeschreiblich<br />
klar und leuchtend. Wir lenken unsere Schritte zu<br />
|dem erstarrten Fluss.<br />
Mit gewaltigen Donnerschlägen kracht und platzt<br />
bisweilen das Eis. Dann herrscht wieder verzauberte<br />
Stille um uns. Schneemassen von phantastischen Ausmassen<br />
hat der Winter in dieser Einöde aufgetürmt.<br />
Der Urwald gleicht einem niedrigen Wäldchen, die<br />
Bäume brechen .unter der Last der dicken Sohneemassen.<br />
Mühselig werden ständig die Eingänge zu den<br />
Hütten und die Fenster von Schneewehen freigehalten.<br />
Sabitoje scheint ausgestorben zu sein.. Bald wird<br />
es sich völlig in den Winterschlaf zurückziehen.<br />
Unter den hohen dicken Filzstiefeln knirscht der<br />
Schnee
und Verzweiflung wieder-in die gigantische Schneemauer.<br />
Welle auf Welle, wie eine nahende, gewaltige Flut,<br />
jagt der pfeifende, singende, klagende Wind über die<br />
Fläche. Das Atmen fällt immer schwerer, das Gesicht<br />
brennt, wir reiben es wiederholt mit Schnee ab. Neben<br />
uns haben sich die kleinen Pferdchen, die mit unsern<br />
schweren Hundefellmänteln zugedeckt sind, zu einem<br />
ängstlichen Haufen zusammengerottet, als könnten<br />
sie sich gegenseitig erwärmen und beschützen. Ihre<br />
Nüstern sind voll Eiszapfen, ihr Fell voll Schnee, sie<br />
senken die Köpfe, auch sie können kaum noch atmen.<br />
Der Dorfälteste und ich schaufeln nebeneinander,<br />
wir passen auf die andern auf, ermuntern sie, lachen<br />
sie aus. sie sollen meinetwegen wütend werden, nur<br />
sich hinsetzen, sich selbst aufgeben sollen sie nicht.<br />
«Ich möchte wissen, wie lange du noch lachen<br />
wirst!» Es klingt wütend, fast verachtend. Ich kann<br />
es kaum verstehen.<br />
«Bis wir beide die Köpfe auf der andern Seite<br />
der Schneewehe durchgostreckt haben, vielleicht noch<br />
länger!» schreie ich.<br />
«Verrecken werden wir alle!»<br />
«Ist auch eine Beschäftigung!»<br />
«Wahnsinnig bist du geworden, Bruder!»<br />
«Wenn schon, schau wie die Höhle grösser wird,<br />
wir haben es gleich geschafft!»<br />
Schaufel um Schaufel, Schaufel um Schaufel, die<br />
Schneehöhle ist gross genug, der Widerstand der Männer<br />
ist endgültig zu Ende. Der Dorfälteste führt die<br />
Pferde hinein, die Männer sind erschöpft zusammengesunken,<br />
sie halten wohl noch die Schaufel in der<br />
Hand, aber sie rühren sich nicht mehr. Sogar dag<br />
Drohen hilft nicht. Plötzlich wird es draussen still,<br />
der pfeifende Wind hat seinen Atem angehalten, als<br />
wolle er jetzt zum vernichtenden Schlage aushoüen.<br />
Fast bis an die Brust im Schnee, wate ich mit dem<br />
Dorfältesten hastig zu unseren zugeschütteten Schlitten.<br />
Wir wühlen mit den Schaufeln, als seien wir von<br />
Sinnen. Schon sind die erforderlichen Sachen herausgeholt,<br />
wir waten sohnoll zur Höhle, waten gehetzt<br />
zurück, ergreifen alles, was wir nur fassen und<br />
finden können, dann aber ... Der Himmel wird plötzlich<br />
schwarz, es ist Nacht um uns, und ungeheure<br />
Schneemassen fallen wie eine Lawine auf uns nieder.<br />
Unsere Gliedmassen werden jetzt nur von der Verzweiflung<br />
bewegt wir erreichen die Höhle. Schon<br />
rast der Sturm über uns hinweg, in seiner Wucht hat<br />
er uns hochgehoben, dann brutal niedergeworfen. Ich<br />
sehe, wie sieb der Dorfälteste zweimal überschlägt,<br />
dann bleibt er unbeweglich liegen. Ich bin neben dem<br />
Eingang zusammengesunken. Endlich kriechen wir<br />
in die schützende Oeffnung hinein.<br />
Der Scbneeorkan rast dahin! Es ist kein Pfeifen<br />
mehr, es ist ein Dröhnen! Himmel und Erde sind<br />
nicht mehr zu unterscheiden, sie sind eine einzige<br />
schwarze, stürzende Lawine. Es scheint mir, unsere<br />
SchneehöhJe müsse jeden Augenblick zusammenbrechen.<br />
Nach langen Mühen wird ein kleines Feuer entzündet.<br />
Der Qualm flutet zu der schon fast verwehten<br />
Höhlenöffnung hinaus Das Feuer prasselt,<br />
Pferde und Menschen sind endlich geborgen, gerettet.<br />
Die Tiere bekommen zu fressen, wir sitzen ihnen<br />
zu _ Füssen. Der heisse Tee erwärmt unsere Eingeweide,<br />
mit erstarrtem, kaum beweglichem Munde<br />
kauen wir an dem Essen. An die Schneewand gelehnt,<br />
entzünde ich meine Pfeife und starre ins Feuer.<br />
«Wache über uns, Bruder.,..»<br />
In diesen Worten des Dorfältesten liegt die ganze<br />
Müdigkeit der Männer. Sie haben sich jetzt seihst aufgegeben,<br />
ihr Mut, ihre Ausdauer sind endgültig ausgelöscht.<br />
Ein einmütiges Schnarchen donnert durch die<br />
> Weine Höhle und während ich das Feuer immer wieder<br />
schüre, gafft mich die schwarze Orkannacht<br />
durch die kleine Oeffmmg j n der Schneewand an.<br />
Ich muss sie immer wieder freihalten. Meine Pfeife<br />
leistet mir stumme Gesellschaft. Sie geht aber immer<br />
wieder aus, ich entzünde sie wieder, einig« Züge, und<br />
d«r Mund erstarrt, die Augen fallen zu. Dann raffe<br />
ich mich auf, greife nach der Schaufel, werfe den<br />
eingewehten Schnee durch die Oeffnung hinaus, vergrösere<br />
sie, blicke ins Tosen, horche gespannt, darin<br />
setze ich mich wieder hin und lehne mich an die<br />
Wand.<br />
«... Fayme!...» Ich erschrecke über meine eigene<br />
Stimme. In diesem Wort aber liegt meine ganza Ausdauer,<br />
mein Mut und mein Wille weiterzutrotzen. Die<br />
Pferdchen schlafen, die erschöpften Männer, das<br />
Feuer schläft ein.., aber mein Pfeifchen brennt weiter!<br />
Der Tag bricht an, er ist kaum wahrzunehmen in<br />
dem unaufhörlichen Schneefall.<br />
Ich bin der einzige, der sich aus dem B^u heraustraut.<br />
Die Männer schlafen drei Viertel des Tages.<br />
Nicht ganz so verschlafen und passiv der Dorfälteste.<br />
Er hilft mir das Essen zurechtmachen, schürt das<br />
Feuer, füttert die Pferde, die rührend still und ergeben,<br />
dicht aneinandersedrängt, in der Ecke stehen.<br />
Kaum, dass es etwas heller wird, krieche ich auf<br />
allen Vieren aus unserem Bau, arbeite mich mühselig<br />
zu den Schlitten durch oder wate nach dem nahen<br />
Wald. Und gerade diese wenigen Schritte bis zum<br />
Wald kosteten mich beinahe das Leben. Im dichten<br />
Schneegestöber, das den Tag zur plötzlichen Nacht<br />
macht, hatte ich die Richtung nach unserer Schneewehe<br />
verloren. Ich war der Verzweiflung nahe, als<br />
ein kaum wahrnehmbarer Rauchgeruch mir ungefähr<br />
die Richtung unserer Schneehöhle anzeigte. Von nun<br />
an markierte ich durch Zweige die wenigen Schritte<br />
zum Walde und nahm die Zweige auf dem Rückwege<br />
wieder auf. Wohl brachte ich weniger Holz mit und<br />
musste noch ein zweites Mal gehen, aber die Gefahr'<br />
des Verirrens war wenigstens behoben.<br />
Wieder bricht ein neuer Tag an, auch er ist kaum<br />
zu erkennen, und schon geht er zur Neige. Ein neuer<br />
Tag, und wieder ist es Nacht um uns. Das Wüten des<br />
Schneesturms hat etwas nachgelassen.<br />
Meine Arbeit besteht im Holzholen und in dem<br />
kräfteraubenden Vordringen zu unsern Schlitten,<br />
dann in der Belustigung der apathisch gewordenen<br />
Männern und dem Zubereiten des Essens.<br />
Wie lange wird der Sturm noch toben? Der Mut<br />
der Männer sinkt zusehends. Wir haben sehr wenig<br />
zu essen, unsere Vorräte an Tabak gehen auch zur<br />
Neige. Seit drei Tagen sind wir in der Schneehöhle<br />
eingeschlossen. Manchmal sehe ich zu den stillen<br />
Pferdchen hinüber; welches von Ihnen ist das<br />
schwächste.. . wir werden es bald essen ....<br />
«Sind unsere Vorräte zu Ende, dann gehen wir<br />
auf die Jagd,» sage ich zu Lopatin. «Dein Revolver,<br />
verrostet dir sonst ganz und gar.» Doch mein Bärenführer<br />
schweigt sich aius, der andere ebenfalls..<br />
«Mit einem Revolver, Barin, kann man nicht auf<br />
die Jagd gehen,» sagt er nach einer Weile.<br />
«Nein, meinst du nicht? Dann müssen wir morgen<br />
auslosen, wer von uns zuerst in die Suppe<br />
kommt.»<br />
Alle blicken sich schweigend um. Ich kann mich<br />
vor Lachen nicht halten, ich platze heraus, und nun<br />
lachen alle aus Leibeskräften, was das Zeug hält. Es<br />
macht uns für lange Zeit warm und vergnügt.<br />
In der Nacht w^che ich auf. Im Scheine des Feuers<br />
sehe ich die vor Entsetzen starrenden Augen der<br />
Männer. Unaussprechlichen Schrecken in tai ; Zü><br />
gen, kauern sie beieinander. - •• -><br />
AUTOMOBIL-REVUE <strong>1935</strong> -<br />
R<br />
Das Unwetter draussen ist wieder «uin Orkan geworden.<br />
Wir hören Bäume krachen, satanisches Pfeifen<br />
und Dröhnen.<br />
«Gott segne uns, Gott «ei uns gnädig!....» und<br />
die Bauern nehmen ihre Pelzmützen herunter und<br />
bekreuzigen sich, .bekreuzigen ihre kleinen Pfertchen,<br />
bekreuzigen den völlig verwebten Ausgang....<br />
Dos Feuer ist vergessen .... Ich weiss nicht, sind<br />
es überspannte Nerven oder ist es Tatsache, mir<br />
scheint, ais zittere unsere Höhle wie im Erdbeben<br />
und könne jeden Augenblick zusammenbrechen und<br />
uns alle unter den Schneemassen begraben.<br />
Ein titanischer Orkan — die schrankenlose, göttliche<br />
Urnatur!<br />
Als der Sturm sieh allmählich beruhigt, trete ich<br />
hinaus. Auch ich mache unwillkürlich das Zeichen<br />
des Kreuzes.<br />
Mit aller Kraft bahne ich mir
N» 6 - <strong>1935</strong> AUTOMOBIL-REVUE 15<br />
%ud Jjovtei spxidti:<br />
die es wieder an Mrs. Smyth-Wyndham verkaufte,<br />
an die Qrossmutter der gegenwärtigen<br />
Besitzerin Lady Thompson, die sich jetzt<br />
von dem kostbaren Dokument trennen will.<br />
Das Tagebuch der Kaiserin Marie Louise<br />
ist in der Tat eines der rührendsten und<br />
menschlichsten, welches je von einer gekrönten<br />
Frau geschrieben worden ist. Die kindliche<br />
Oberflächlichkeit, das tragische Unbehagen,<br />
die Sehnsucht der Wiener Erzher-<br />
«Die Morgenröte des Jahres <strong>1935</strong> wirdund ihrem Modekönig von einst dafür danken,<br />
dass er ihnen ihre Persönlichkeit wie-<br />
mit flammenden Lettern auf den Himmelsdom<br />
schreiben: Dies ist das Jahr der Frau!» dergegeben hat. Natürlich, so meirit Poiret,<br />
So erklärte Paul Poiret, der abgedanktegehört dazu eine gewisse Erziehung der<br />
Modezar der französischen Metropole, dem Frau; aber das soll einen Teil seiner Propaganda<br />
bilden. Er will die Frauen lehren, zogin spiegelt sich darin auf herzbewegende strafte ihren Gemahl, als er ihr währenddes<br />
«Prager Tagblatt» in einem Interview. Die<br />
Modewelt wird in diesem Jahr eine Revolution<br />
erleben, eine «New Partie», genau wie ihrer Kleidung ihren Charakter, ihre Seele<br />
wieder individualistisch zu denken und in Weise. So schildert zum Beispiel die Kai-sächsischen Feldzuges 1813 einmal nicht die<br />
gewohnte tägliche Epistel schickte (es war<br />
sich in der Welt der Finanzen und der Po-<br />
auszudrücken. «t//irf ich werde so wenig da-<br />
gerade der Tag, an dem Napoleon die siegreiche<br />
Schlacht bei Dresden schlug, einer<br />
litik Revolutionen abgespielt haben. Diefür berechnen*, so fuhr der Alte begeistert<br />
Frauen von heute sind furchtbar, eine will fort, «dass alle Frauen sich elegant anziehen<br />
können. Heute ist es eben so, dass die<br />
wie die andere aussehen. Ihre Lippen, Fingernägel<br />
und Wangen müssen die gleiche Schneider nicht genug Ideen haben; sie vermögen<br />
es nicht, die Masse der Frauen so an-<br />
Farbe zeigen. Ihr Haar muss schwarz, blond<br />
oder rot sein. Sie scheinen sich nicht im geringsten<br />
um ihre persönliche Note zu käm-<br />
Ich habe genug Phantasie, um die ganze<br />
zuziehen, dass alle verschieden aussehen.<br />
mern. Ihr einziger Wunsch ist, genau so auszusehen<br />
wie irgend jemand anders, und das halben zu duplizieren. Ich werde nach Japan,<br />
Welt individuell zu kleiden, ohne mich allent-<br />
bedeutet den Ruin der Mode. Ich kann das nach Indien, nach Amerika, ja zum Nordund<br />
Südpol reisen, um den Frauen das grösste<br />
nicht länger ertragen, und so will ich eine<br />
Revolution verursachen, um diesem Zustand Geschenk wiederzugeben, das die Welt ihnen<br />
ein Ende zu machen.» Poiret beabsichtigt,<br />
zwanzig verschiedene Modellkleider zu entwerfen,<br />
von denen nur fünf bis zehn Kopien<br />
hergestellt werden sollen; dann will er zwanzig<br />
neue Modelle ausarbeiten, und so fort,<br />
um endgültige Verschiedenheit in die Frauenkleidung<br />
zu bringen.<br />
Nach seiner Revolution werden Frauen mit<br />
interessanten Gesichtern ihre Augenbrauen<br />
nicht mehr rasleren, ihre Antlitze nicht mehr<br />
wie die Indianer bemalen, ihr Haar nicht<br />
mehr färben und nicht mehr Puder über sich<br />
stäuben, bis ihre natürliche Haut unkenntlich<br />
geworden ist.<br />
Frauen werden wieder zu Frauen werden<br />
Meidet<br />
jieoaüutmi der ffiodel<br />
Eine närrische Mode.<br />
Kleider aus Glas — klingt das nicht greulich<br />
? Man stellt sich gleich irgend etwas<br />
Kaltes, Steifes vor, und die Dame, die so ein<br />
Kleid trägt ist sicher unnahbar. Nicht aus<br />
Tugendhaftigkeit, sondern weil sie nicht nur<br />
auf ihr Rouge und auf ihre Locken, sondern<br />
auch auf ihr Kle ; .d aufpassen muss. Man muss<br />
ja auch auf andere Kleider aufpassen, etwa<br />
auf Organdekragen, aber ein gläsernes Kleid<br />
ist besonders peinlich. Das lässt sich nicht<br />
aufbügein, sondern ist gleich kaputt.<br />
Also ganz so arg ist es nicht mit den gläsernen<br />
Kleidern. Sie erinnern zwar manchmal<br />
an die gläsernen Glocken, unter denen<br />
ein Brautkranz oder eine nicht gehende Uhr<br />
ruht, sind aber scheinbar etwas haltbarer —<br />
als Material ein Mittelding zwischen Cdlophane<br />
und Triplex und im Aussehen sehr<br />
verschieden. Manche dieser gläsernen Stoffe<br />
sehen wie Jahrmarktbonbons aus, bunt und<br />
glänzend, und man meint einen nagelackähnlichen<br />
Geruch zu spüren. Andere sehen<br />
wie sehr steifer Tüll aus, den man mit Caramel<br />
Übergossen hätte, andere wieder wie<br />
Samt, auf dem ein herrlicher, ganz feiner,<br />
glitzernder Rauhreif sitzt. Dieser künstliche<br />
Rauhreif sieht so echt aus, dass man ganz<br />
verwundert ist, dass er nicht schmilzt.<br />
Ja, Glas ist haltbar geworden und das<br />
Sprichwort vom « Glück und Glas» stimmt<br />
nur noch für die erste Hälfte. Das Glas<br />
bricht nicht mehr, es wird höchstens unmodern<br />
— aber so weit sind wir noch nicht:<br />
das Spiel beginnt erst! I.<br />
Vom Emmental soll Leinen sein!<br />
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Es achtet jede kluge Frau<br />
Drum stets auf W & S genau.<br />
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jemals bot — die Kunst, sich schön und individuell<br />
zu kleiden. Wenn man mir heute<br />
eine Million Dollar in bar schenkte, so würde<br />
ich einen kleinen Teil davon für mein Alter<br />
beiseite legen und alles übrige daran wenden,<br />
um aus einer Frau in bezug auf Gesicht,<br />
Figur und Kleidung jenes schöne Wesen zu<br />
machen, das sie hätte werden sollen. Durch<br />
die Poiret'Moderevolution werden die Frauen<br />
ihre rechtmässige Erbschaft antreten, die<br />
sie in den letzten Jahren für ein Linsengericht<br />
verkauft haben. Sie werden die verlorene<br />
Macht wiedererlangen, denn i cn<br />
werde ihnen ihre Schönheit und Persönlichkeit<br />
wiedergeben.-»<br />
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Wie in allen Tageszeitungen gemeldet,<br />
wurde in französischen Archiven eine Reihe<br />
unbekannter Briefe Napoleons an Josephine<br />
"Beauharnais vom italienischen Feldzuge aus<br />
gefunden und vor einigen Wochen zur Versteigerung<br />
gebracht. Am 17. Dezember ist<br />
eine ähnliche Kollektion von Briefen Napoleons<br />
an seine zweite Gattin Marie Louise<br />
ebenfalls versteigert worden. Unter diesen<br />
Briefen befindet sich jener vom Jahre 1814,<br />
in dem Napoleon, aus Elba zurückgekehrt,<br />
der Kaiserin seinen Feldzugsplan mitteilt.;<br />
Dieser Brief wurde von Blücher abgefangen<br />
und die verbündeten preussischen und englischen<br />
Armeen konnten bequem ihre Dispositionen<br />
treffen. Blücher sandte später den<br />
Brief mit einem höflichen Begleitschreiben<br />
an die Kaiserin nach Paris.<br />
Wie weitet aus London gemeldet wird,<br />
wurde durch einen Zufall gerade jetzt das in<br />
englischem Besitz befindliche intime Tagebuch<br />
Marie Louisens entdeckt. Die Kaiserin<br />
hatte es in den Tuilerlen liegen lassen, als<br />
sie am 29. März 1814 Paris eilends vor dem<br />
Feinde verlassen musste. Sie floh damals<br />
mit dem König von Rom, den sein Vater<br />
nie mehr sehen sollte. Einer der Pagen, der<br />
Kaiserin, fand das Tagebuch und der Junge<br />
übergab es, nicht ahnend, welchen Schatz er<br />
in Händen hielt, seinen schweizerischen<br />
Hofmeister. Dieser wieder überliess das vergilbte<br />
Heft viele Jahre später seiner Schwester,<br />
einer Engländerin, einer Frau Müller,<br />
Degustez l'aperitif<br />
par excellence<br />
dreissig Jahren<br />
(Aus der «Automobil-Revue» 1906.)<br />
« Bestrafung eines Automobilisten.»<br />
«Durch Polizeiverfügung von 2. Juni 1906 wurde<br />
seitPjivs des Gemeinderates Zollikon einem Automobilisten<br />
eine Busse von Fr. 15.— auferlegt. Dem Gebüssten<br />
wurde zum Vorwurf gemacht, dass er am<br />
18. Mai abends, kurz vor 7 Uhr, mit seinem Motorwagen<br />
Nr. 2öO mit einer Geschwindigkeit von<br />
mehr als 30 km-Std. auf der Forchstrasse, von Zumikon<br />
herkommend, durch die Gemeinde Zollikon gefahren<br />
sei.><br />
« Sport, Technik und Automobilmoden.»<br />
(Aus einem längeren Artikel über dieses Thema):<br />
«Die Automobilmode tritt der WeJt gegenüber als<br />
Diktatorin auf. Sie verändert gewaltsam das Städtebild,<br />
führt den Motoromnibiis ein, gibt überhaupt dem<br />
Strassenverkehr die Signatur des Autojahrhunderts.<br />
Die Strassen werden zur Staubverminderung mit<br />
warmem Teer besprengt, oder es werden dem Sprengwagenwasser<br />
bituminöse Oele und hygroskopische<br />
Salze beigemischt. An den einzelnen Orten der Haup'tverkehrsstrasseu<br />
werden Zentralen eingerichtet, welche<br />
folgende Bedingungen erfüllen müssen: Auskunft<br />
über Strassen, Unterkunft. Niederlagen von Benzin,<br />
Oel Pneumatik, Sammeln der Klagen und schlechten<br />
Erfahrungen der Touristen, Karten der Gegend, Errichtung<br />
einer Gsrage. Das gute Einverständnis mit<br />
den Radfahrer-Vereinen wird zur Anbringung zahlreicher<br />
Hindernissignale führen; die Hotels werden<br />
geschlossene Garagen errichten müssen, in Journalen,<br />
Zeitschriften und Karten werden diese Hotels,<br />
welche die «neue Mode» begreifen, dem Automobilisten<br />
publiziert werden, während man über die widerhaarigen<br />
und wenig einsichtsvollen Hoteliers einfach<br />
zur Tagesordnung übergehen wird.<br />
Und nun noch das letzte Glied in der Kette: Der<br />
internationale Automobilist wird in allen Erdteilen<br />
sich mit seinesgleichen und den Garagebesitzern, sowie<br />
dem Personal der Reparaturwerkstätten leicht<br />
und sicher verständigen können, denn «Esperanto,<br />
die Sprache des genialen deutschen Professors Samenhof,<br />
wird unter den Automobilisten «Mode» werden.<br />
Das sei Zukunftsmusik, meinen Sie? Jawohl;<br />
aber sie wird sich verwirklichen, denn «Esperanto»<br />
vermeidet die Schwierigkeiten des Volapük, ist leicht<br />
und ansprechend, und schliesslich haben wir Automobilsten<br />
sowieso einen gewissen «Slang». Warum<br />
sollte er nicht ersetzbar sein durch eine Sprache, die<br />
dem internationalen Charakter des Autosportes entspricht<br />
und Bedürfnis ist? Ich behaupte im kategorischen<br />
Imperativ. «Esperanto wird Mode werden.»<br />
« Die Erfindung Gottlieb Daimlers.»<br />
(Aus einem grösseren Bericht über einen Besuch<br />
der Mercedes-Fabrik in Untertürkheim;<br />
die 'Söhne Adolf und Paul Daimler erzählen<br />
dem Berichterstatter, wie ihr Vater das erste<br />
Automobil erfand.)<br />
«Der erste liegende Motor mit hoher Tourenzahl<br />
wurde 1885 fertig. Ein Jahr später wurde das Motor-<br />
Zweirad probiert, und wir machten Versuche mit dem<br />
Motorboot. Nachdem diese so glänzend gelungen waren,<br />
griff mein Vater wieder den keineswegs aufgegebenen<br />
Gedanken der Konstruktion eines selbstbewcglichen<br />
Wagens auf. Die «Standuhr» — so wurde<br />
sf herzhaft der Motor genannt — wurde definitiv aus<br />
dem Motorboot genommen, und es wurde ein gewöhnliches<br />
Kutschierphaeton bestellt, wie es für Pferdegespanne<br />
verwendet wird. In dieses sollte der 1,5-<br />
HP-Motor eingebaut werden. Dies geschah: An Stelle<br />
der Wagendeichsel trat ein Innenzahnrad, das mittels<br />
eines andern Zahnrades und einer Lenkstange in Bewegung<br />
gesetzt werden konnte. Die Lenkstange selbst<br />
bestand aus einem Kreuz, mit dem man sehr wohl<br />
den Wagen lenken konnte. Sie begreifen natürlich,<br />
dass man Schnelligkeitsexzesse mit diesem Fahrzeug<br />
nicht verbrechen konnte. Aber der Wagen ging. Wir<br />
hatten eine gewisse Sitzfestigkeit, und machten weite<br />
Touren; langsam aber sicher, das heisst sicher nur<br />
in bezug- darauf, dass wir nicht durch die Schnelligkeit<br />
gefährdet wurden, sonst fehlte es nicht an den<br />
verschiedensten Zufällen.<br />
Mein Vater hatte ganz richtig erkannt, dass ein<br />
Vehikel dieser Art ein Differentialgetriebe haben<br />
müsse. Zu diesem Zwecke brachte er auf einem<br />
Hinterrade einen sogenannten Trieb an, der zwischen<br />
Leder gepresst war. Wurde eine Kurve gefahren<br />
und es ergaben sich Widerstände, so bepann<br />
das Leder zu schleifen, wodurch die Wirkung<br />
des Differentialgetriebes hervorgerufen wurde. Anfänglich<br />
waren beide Räder mit einem derartigen<br />
Trieb versehen. Bald entdeckte mein Vater aber,<br />
daes einer genüge und eliminierte den andern.<br />
Die ersten Versuche wurden natürlich, da es<br />
sich um ein grosses Geheimnis handelte, bei Nacht<br />
unternommen. Ich fuhr einstens eine groase Tour,<br />
was wir damals eben eine grössere Tour nannten.<br />
Es war stockfinstere Nacht und die mir begegnenden<br />
Fuhrleute waren von einer Höflichkeit, die<br />
mich verblüffte. Wenn sie mich kommen sahen,<br />
oder vielmehr hörten — denn der Motor machte<br />
ein beträchtliches Geräusch — so wichen sie soweit<br />
zur Seite, als sie nur konnten. Sie fuhren<br />
sogar auf das Trottoir hinauf, es war einfach unheimlich,<br />
diese Zuvorkommenheit. Schliesslich<br />
wurde mir die Sache auffallend. Als ein Fuhrmann<br />
gar zu ängstlich und zu rasch Fahrerdamm mit<br />
dem Trottoir wechs-elte, hielt ich an. ging zu ihm<br />
bin und frue ihn, was er denn eigentlich bezwecke.<br />
Wir wären ja ganz gut auf der Fahrstrasse aneinander<br />
vorbeigekommen.<br />
Ich sah ein total verblüfftes Gesicht vor mir.<br />
Nach einigen Augenblicken des Zögerns entgegnete<br />
er mir- «I hab net gwusst, dass' Se ahalte könnet»<br />
Das war die Impression, die das ersfe Automobil<br />
hervorrief: Ein TeufelskaTren, der weder gelenkt<br />
noch angebalten werden könne, und auf dem ireend<br />
ein SelKstmordkandidat sass. Es ist gut, dass<br />
unser Vater nicht noch einige Zeit früher auf die<br />
Welt gekommen ist. Er wäre vielleicht sonst wegen<br />
Zauberei vor ein hochnotpeinliches Gericht gestellt<br />
worden »<br />
ßächexüsch<br />
Carlo Sforza: «Seele und Schicksal Italiens >.<br />
Eingeleitet und übersetzt von Adolf Saager (Querido-Verlag.<br />
Amsterdam). — Dieses Buch entstammt<br />
einem Verlage, der insbesondere deutschen Emigranten<br />
Gastrecht «rewährt Man muss sich daher<br />
eine politische Spitze gefallen lassen. Sie ist<br />
auch in den vorliegenden Blättern nicht verhüllt.<br />
Der Verfasser ist der ehemalige italienische Botschafter<br />
in Paris, der sich dem faszistischen Regiment<br />
nicht fügte und deshalb abdankte. Zum Verständnis<br />
des Buches ist diese Tatsache nicht nebensächlich.<br />
Wir bedauern es, dass der Uebersetzer<br />
und Bevnrworter uns ni'-ht eine kurze Lebensskizze<br />
•von Graf Carlo Sforza vermittelt hat. Was Saager<br />
in seiner Einleitung in der Hauptsache sagt, ist eine<br />
Kommentierung des Buches, wofür der Leser selber<br />
zuständig ist.<br />
Das Buch ist fesselnd und lehrreich. Es ist im<br />
Grunde eine kleine, wohklpkumentierte Monographie<br />
des Italieners, wobei insbesondere die Literatur<br />
als Exempel benutzt wird Der Titel des Buches ist<br />
dabei freilich nicht völlig zutreffend. Das Buch<br />
handelt insbesondere von der Seele und direkt gar<br />
nicht vom Schicksal Italiens, es sei denn, der Autor<br />
identifiziere gleichzeitig das Schicksal mit der<br />
Seele Italiens. Sforzas Definition von der Seele ist<br />
zudem kaum völlig eindeutig. Er meint, die Seele<br />
eines Volkes sei eigentlich nichts anderes als sein<br />
Leben in der Vergangenheit, wie es die Menschen<br />
und die Erde schaffen. Unser Begriff von der Seele<br />
ist weiter und tiefer, er beruft sich freilich dabei<br />
nicht auf die berühmte Definition Renans, wohl aber<br />
auf den « Elan vital » eines Bergson, statt auf einen<br />
abstrakten Normbegriff eines philosophischen Systems.<br />
Graf Carlo Sforza ist politischer Oppositionsmensch.<br />
Aus diesem Grunde kommt bei ihm das<br />
Hitler-Regiment in Deutschland und der Faszismus<br />
in Italien nicht gut weg. Diese Kritik steckt er in<br />
den Mantel einer Literaturkritik, die die Oberflächlichkeit<br />
meidet und die offizielle Geschichtsschreibung<br />
verdammt. Er erblickt in der italienischen<br />
Stadt den Wesenskern Italiens und ist der Meinung,<br />
die römische Idee sei identisch mit dem italienischen<br />
Universalismus. Von der Antike her, auf Grund der<br />
Klassiker, der Epik, Lyrik, des Dramas, der Mundart,<br />
aus dem Naturgefühl heraus, aus dem regionalen<br />
Kontrast zwischen Nord und Süd, aus der<br />
Religion und aus der Legendendichtung heraus will<br />
er beweisen, dass das heutige Regierungssystem in<br />
Italien auf dem Holzweg sei und dem wahren Wesen<br />
des Italieners Gewalt antue. Sforza betrachtet<br />
den Italiener als Urtyp eines Kosmopoliten.<br />
Die These wird mit kräftigen Argumenten unterbaut.<br />
Der Skeptiker Sforza steckt freilich mit seinem<br />
Skeptizismus auch den Leser an, und so hört<br />
er wohl eine Theorie, der er aber den Glauben<br />
nicht restlos schenken kann. Manches ist richtig,<br />
was Sforza sagt, manches wohl auch einseitig und<br />
von Ranküne getrübt, und was bleibt, ist schliesslich<br />
die Gewissheit, dass Sforza leicht ins Exil<br />
wanderte, weil auch ihm die tragische, echt italienische<br />
Tradition eigen ist, eher ins Exil zu gehen,<br />
als den Glauben zu wechseln. Und vom Exil sagt<br />
Sforza weiter mit Recht, dass es die Ehrgeizigen<br />
verbittere, während es diejenigen reinige, die sichihm<br />
nur unterziehen, um ihrem Gewissen zu gehorchen.<br />
Man weiss nach diesem Buche nicht recht,<br />
in welche Kategorie Sforza gehört. Wdr.<br />
AI ja Rachmanowa: Ehen im roten Sturm. Roman.<br />
Verlag: Anton Pustet, Salzburg, 412 S. —<br />
Tagebuchaufzeichnungen einer russischen Frau, die<br />
bis zu ihrer Ausweisung im Jahre 1926 reichen.<br />
Eine feinsinnige gebildete Frau schreibt für sich<br />
nieder, was sie schaut und hört. Ohne Tendenz,<br />
sachlich, ruhig, mitleidend und alles verklärend<br />
durch eine grosse Liebe zu den Menschen und der<br />
weiten russischen Erde. Den Einbruch des Bolschewismus<br />
in das russische Geistesleben und in den<br />
Alltag finden wir hier mit atemraubender Eindringlichkeit<br />
geschildert. Es ist wohl nicht richtig, wenn ,<br />
von grosser künstlerischer Darstellung gesprochen<br />
wird. Wissenschaftliche Sauberkeit in der Schilde-.:<br />
rung, ja phötographische Exaktheit — diese Cha-^<br />
räkteristik trifft eher zu. Alles aber ist durch--<br />
AUTOMOBIL-REVUE <strong>1935</strong> - N» 6<br />
Wie das Modell <strong>1935</strong> nach<br />
den Vorschlägen des Fiskus<br />
aussehen würde.<br />
«Unglaublich — eine Oiraife<br />
in diesem kleinuu<br />
Zelt!» («Koralle»)<br />
glüht von der Empfindungslebendigkeit einer russischen<br />
Seele, die durch europäische Wissenschaftlichkeit<br />
geschult ist. So wird das Buch zu einem<br />
wirklichen Dokument menschlicher Grosse, Tragik,<br />
Schuld, Gier und Machtdünkel, wird aber darüber<br />
Dokument von dem russio<br />
ist er, nicht anders! Die<br />
Maske fällt, niehts ist beschönigt, nichts verzerrt.<br />
Mit diabolischer Raffiniertheit schleicht sich der<br />
Bolschewismus in die feinsten Aeusserungen des<br />
Alltags hinein. An den Erlebnissen der Ehe der<br />
Verfasserin wird es geschildert. Ungeheuer die<br />
Spannung, die auf den Seelen liegt. Keiner traut<br />
dem andern — von jedem droht etwas Entsetzliches.<br />
Und offenbar wird: Der Bolschewismus ist ein metaphysisches<br />
Probleni. Abgelesen an schlichten, aber<br />
hinreissendeh Tatsachenschilderungen. Faszinierend<br />
die Darstellungen aller Verwüstungen in den weichen,<br />
dumpfen Russenseelen. Man kann das Buch<br />
nicht aus den Händen legen, bevor man nicht die<br />
letzte Soite : gelesen hat. Und weiss dann: Diese<br />
ganze Epoche hat Westeuropa achtlos vorübergehen<br />
lassen. Zu seinem Schaden. In dieser russischen<br />
Seele liegen himmlische Möglichkeiten und teuflische<br />
Verworfenheiten dicht /beieinander, Zartheit,<br />
IWorgen gibt's<br />
Ungarisches Gulasch!<br />
Direkt schwärmen kann mein Mann von diesem<br />
Nationalgericht seit seinem Budapester Aufenthalt.<br />
Er behauptet zwar, wir Hausfrauen könnten es doch<br />
nie richtig zubereiten; immer brächten wir etwas<br />
ganz anderes auf den Tisch. Da wollen wir doch<br />
einmal sehen: Man nimmt dazu Rindfleisch, zerschneidet<br />
es in Würfel und röstet es mit Zwiebeln.,,<br />
ja, aber würzt man nun mit Pfeffer oder Paprika?<br />
und sind nicht auch weitere Gewürze notwendig...<br />
vielleicht auch Tomaten? Wenn man das doch<br />
sicher wüsstel<br />
Liebe Hausfrau, Sie haben rechtrauf „gut Glück" und<br />
nach unsern einheimischen Kochbüchern treffen Sie's<br />
doch nicht. Aber Sie können die einzig richtige Zubereitung<br />
nebst den Original-Rezepten der berühmtesten<br />
Spezialitäten und Nationalgerichte der ganzen Welt<br />
mit einem Male kennen lernen und zwar durch das<br />
kürzlich erschienene Buch: „373 Kochrezepte aus<br />
26 Ländern" von Ulla Deeley. Für uns Hausfrauen<br />
bedeutet diese kulinarische Forschungsexpedition<br />
durch alle Erdteile eine wahre Fundgrube delikater<br />
Genüsse; nicht allein für den täglichen Tisch, sondern<br />
auch wenn Gäste kommen, welchen Sie mit<br />
den fremden Gerichten manche Überraschung bereiten<br />
können.<br />
Atso für den nächsten Einkauf vormerken:<br />
373 Kochrezepte aus 26 Ländern<br />
von Lilla Deeley. (Preis Fr. 3.80)<br />
erhältlich in allen Buchhandlungen oder direkt<br />
beim Verlag:<br />
A HALLWAG BERN A<br />
[<br />
Frömmigkeit und viehische Brutalität. So wirkt die<br />
russische Erde, geheimnisvoll die Menschen an sich<br />
fesselnd. Rachmanowas Buch ist ein literarisches<br />
Ereignis. Das sollte es aber nicht allein bleiben.<br />
An ihm kann Westeuropa erwachen. Wir sind dieser<br />
Frau zu grossem Dank verpflichtet und man<br />
kann nur wünschen, dass möglichst viele Menschen<br />
dies Buch lesen. G-<br />
Wandkalender der «Winterthur», schweizerische<br />
Unfallversicherungs-Gesellschaft. Seit Jahren ist<br />
der Kalender der «Winterthur» nicht nur eine willkommene<br />
Aufmerksamkeit der bekannten Versicherungsgesellschaft<br />
für ihre zahlreichen Geschäftsfreunde<br />
und Kunden, sondern eine künstlerische<br />
Gabe, die jeder Freund prächtiger Drucke zu schätzen<br />
weiss. Dieses Mal enthält das Kalendarium t2<br />
Reproduktionen von Trachtenibildern der beiden<br />
schweizerischen Maler Locher und Dinkel, die zu<br />
Beginn des 19. Jahrhunderts im Auftrag eines Berner<br />
Kunstverlages in unserem Land herumreisten,<br />
um die schönsten Trachten der verschiedenen Gebiete<br />
im Bilde festzuhalten. Aus dieser Kollektion<br />
treten uns mit den zwölf Kalendermonaten ein Dutzend<br />
prächtige Gestalten der damaligen Zeit entgegen,<br />
an denen jeder seine Freude hat und die :<br />
vielen Geschäftsräumen und manchen privaten:<br />
Wohnungen zur Zierde gereichen werden. Der<br />
«Winterthur», wie auch dem Drucker gebührt Anerkennung<br />
für diese Neujahrsgabe. b.<br />
Grieben-Reiseführer für Hallen. Band 167:<br />
«Gardasee» mit Verona'und Brescia, 1934, g.' Auflage<br />
mit 9 Karten und 9 Abbildungen, 104 Seiten.<br />
— Band 172: «Rom und Umgebung», mittlere Ausgabe,<br />
1934. 10. Auflage mit S Karten, 7 Gründrissen<br />
und 10 Abbildungen, 146 Seiten. — Band... 101"<br />
«Neapel und Umgebung», 1934. 10. Auflage mit 9<br />
Karten, 3 Grundrissen u. 9 Abbildungen, 111 Seiten.<br />
— Band 158: «Pompeji», 1934. 1. Auflage mit t<br />
Plan und 3 Abbildungen, 26 Seiten. — Der Gardasee-Führer<br />
beschränkt sich nicht auf den See und<br />
seine nächste Umgebung, sondern behandelt auch<br />
die Städte Bozen, Trient. Verona und Brescia mit<br />
allen wichtigen Sehenswürdigkeiten. Gute Bilder<br />
vertiefen — wie übrigens in allen neuen Grieben-<br />
Bänden — die Anschaulichkeit des Textes.<br />
Der Rom-Führer bringt gerade das, was die<br />
überwiegende Mehrheit der Romfahrer braucht:<br />
Knapp und dabei doch ausführlich, weder dürftig,<br />
noch mit unnötigem Ballast beschwert. Als praktische<br />
kleine Neuerung: Bilder vom Forum Roraanum<br />
mit Zahlen und Erklärungen der dargestellten<br />
Gebäude usw., wodurch die Orientierung im Gelände<br />
bedeutend erleichtert wird und sich das Gesehene<br />
gleichzeitig viel nachhaltiger einprägt.<br />
Der Führer von Neapel besitzt den Vorteil, dass<br />
er auch besonderen Wert auf die herrliche Umgebung<br />
von Neapel legt. Die Inseln Capri und Ischia,<br />
der Vesuv, Herculaneum und Pompeji, Sorrent,<br />
Amalfi und die Tempel von Paestum sind ausführlich<br />
beschrieben.<br />
Der Führer von Pompeji ist ein Sonderdruck<br />
aus dem Neapel-Führer und sicher allen denen<br />
sehr willkommen, die einen kurzen Aufenthalt in<br />
Neapel in weiser Beschränkung der einzigartigen<br />
antiken Metropole widmen wollen. Alle vier Führer<br />
sind in dem handlichen Format der üblichen Grieben-Reiseführer<br />
erschienen.<br />
Be.<br />
Jdeine Thüzen<br />
Bündner Verbands-Skirennen in Flims. Der<br />
Ski-Club Flims hat als Organisator der Bündner<br />
Verbands-Skirennen <strong>1935</strong> das Datum des 26. und<br />
27 Januar <strong>1935</strong> für diese bedeutsame regionale<br />
Skiveranstaltung reserviert. Das Programm sieht<br />
tür den Samstag den Langlauf für Junioren und<br />
Senioren, sowie die Slalom-Konkurrenzen vor,<br />
während am Sonntag die Aibfahrtsi-ennen und der<br />
Sprunglauf auf der SELVA-Schanze in Szene gehen<br />
werden. Den Meisterschaftspokal hat der in St Moritz<br />
als Skilehrer ansässige Zermatter Elias Julen<br />
zu verteidigen; in Walter Prager, Ernst und Paul<br />
Maurer und Arno Giovanoli wird ihm in der Viererkombination<br />
eine sehr scharfe Konkurrenz erwachsen.<br />
Wenn auch der Meldetermin erst am<br />
22. dies abläuft, so darf doch heute schon auf eine<br />
vorzügliche Besetzung aller Rennen hingewiesen<br />
werden, denn die starken Kurorte-Clubs Graubündens<br />
setzen ihre Ehre darein, mit den besten Waffen<br />
in den heissen Kampf um die Skimeistorscbaften<br />
Alt fry Rätiens einzugreifen. Dies um eo<br />
mehr, als die BSV-Rennen als Ausscheidungskonktirrenzen<br />
für die Beschickung des Schweiz. Skirennens<br />
in Grindelwald in Betracht fallen. Flimn<br />
stehen somit, interessante Grosskampflage auf skisportlichem,<br />
Gebiet bevor; eine Schneehöhe von gut<br />
70 cm leistet dafür ebenfalls Gewähr.
W»Ä —. <strong>1935</strong> AirTOMOBIL-REVUE n<br />
(Ohne Verantwortlichkeit der Redaktion.)<br />
Bussenpraxis in Bern. Ein jeder Automobilist<br />
der nach Bern fährt, weiss, dass der Parkierungsplatz<br />
vor dem Hotel Schweizerhof, zwischen Neuengasse<br />
und Spitalgasse, einer der bedeutendsten ist<br />
und namentlich an Markttagen schon sofort nach<br />
Mittag vollbelegt ist Seit vielen Jahren parkierte<br />
ich meinen Wagen unzählige Male an dieser Stelle.<br />
Weil zentral gelegen, zog der beschäftigte Mann diesen<br />
Parkierungsplatz vor; des öftern aber, weil kein<br />
Platz mehr frei war, musste man den Wagen in<br />
einer entfernteren Strasse parkieren.<br />
Gewohnheitsgemäss fuhr ich letzthin an zwei<br />
aufeinanderfolgenden Markttagen zu obigem Parkplatz<br />
vor der Gewerbekasse. Das erstemal hatte ich<br />
Mühe, ein Plätzchen zu finden. Das zweimal, wie<br />
ich ausstieg, war ich verblüfft, eine Parkierverbotstafel<br />
mit der Bezeichnung « bis Spitalgasse » vor<br />
mir zu haben. Wenn man so viele Jahre am<br />
gleichen Ort parkiert hat, BO ist es ganz logisch,<br />
dass man im ersten Moment stutzig wird, wenn<br />
man den Platz nicht mehr benützen darf. Ausgerechnet<br />
neben dieser Tafel standen zwei Landjäger.<br />
Was einfacheres, in meiner Unsicherheit, als diese<br />
zwei zu fragen, ob ich hier parkieren dürfe. Ich<br />
dachte, da es Markttag sei, werde ich dableiben<br />
können. Ich fand meine Auffassung als bestätigt<br />
da die beiden Landjäger meine Frage bejahten, was<br />
von meinen Mitfahrern bezeugt werden kann. Im<br />
weiteren war neben meinem Wagen der Parkierungsstreifen<br />
gut ersichtlich, dazu standen neben<br />
meinem; Wagen eine garze Reihe anderer Wagen<br />
(Richtung Spitalgasse). Einige Tage später sprach<br />
bei mir ein Polizist vor. ich hätte in Bern an falschem<br />
Ort parkiert; wenige Tage später kam er<br />
nochmals in gleicher Angelegenheit. Und nun kam<br />
das Strafmandat mit Busse. So wird ein ausserkantonalen<br />
Geschäftsmann, der viel Geld nach Bern<br />
bringt, empfangen. Nach meiner Beobachtung müssen<br />
es Hunderte von Automobilisten sein, die in die<br />
gleiche Falle gingen.<br />
Dass der Platz neben der Hoiliggeistkirche, also<br />
Gewerbekasse bis Spitalgasse, für das Parkieren gesperrt<br />
wird, dagegen habe ich nicht das geringste<br />
einzuwenden. Es hätte sich aber geziemt, dass die<br />
Verwaltung eine Uebergangszeit geschalten hätte,<br />
oder die Fahrer durch einen Polizisten oder brieflich<br />
ein erstesmal gewarnt worden wären. Es ist<br />
hart für einen Autofahrer, der sich grösste Mühe<br />
gibt, im Fahren usw korrekt zu sein und überhaupt<br />
noch nie eine Strafe entgegennehmen musste, auf<br />
solche Art mit einem Strafmandat bedacht zu werden.<br />
Auf meine mündlichen Einwendungen auf<br />
dem Richteramt gab man mir den Rat, zu bezahlen,<br />
weil doch' nichts zu machen sei. Der Geschäftsmann<br />
ist mit allen behördlichen Verordnungen, die das<br />
heutige Wirtschaftsleben auferlegt, schon gehetzt<br />
genug. Man sollte sich deshalb in gewissen Kreisen<br />
merken, dass es nicht klug ist, durch Vorfälle, wie<br />
eben geschildert, den Bürger noch mehr zu verärgern..<br />
R. Z.<br />
Wir haben uns in der Sache an die städtische<br />
Polizei gewandt, die uns durch das Polizeikommissariat<br />
folgendes zur Abklärung mitteilt;<br />
Das Teilstück Bahnhofplatz zwischen Heiliggeistkirche<br />
und P K. Z.-Haus bis zur Gewerbekasse<br />
musste mit einem Stationierungsverbot belegt werden.<br />
Grund hierfür waren einmal die Stadtomnibus-<br />
Haftestellen und Anderseits die Solothurn-Zollikofen-<br />
BeriJ'-Bahn. Durch Einführung einer neuen Stadtomnibusllnie<br />
führte es hier zu unhaltbaren Zuständen,<br />
so dass wir uns wohl oder übel genötigt<br />
M.hen, wenn auch ungern, einen Teil des Parkplatzes<br />
aufzuheben. Nebenbei können wir Ihnen<br />
noch, bemerken, dass hier ab 1. Januar <strong>1935</strong> der<br />
Einbahnverkehr in der Richtung Nord-Süd eingeführt<br />
wurde.<br />
Zur Orientierung des Publikums haben wir in<br />
dar Presse, und zwar im amtlichen Teil des Stadtanzeigers,<br />
verschiedene Publikationen erlassen betr.<br />
Aufhebung des in Frage stehenden Parkplatzes. Die<br />
Leute sind somit orientiert worden. (Möglicherweise<br />
diejenigen Leser, welche Zeit genug haben,<br />
nto tagtäglich diese Publikationen mit der nötigen<br />
Aufmerksamkeit zu studieren. Die Red.) Zudem<br />
sind die nötigen Verbotstafeln rechtzeitig aufgestellt<br />
worden. Wir haben alles getan, was zur Aufklärung<br />
des motorfahrzeugfahrenden Publikums in<br />
dieser Richtung zu geschehen hatte. Es ist nun<br />
nicht so, wie der anonyme Briefschreiber behauptet,<br />
dass wir darauf ausgehen, mit Strafanzeigen einzuschreiten,<br />
wenn nunmehr an der verbotenen Stelle<br />
parkiert wird. Während längerer Zeit — die Aufhebung<br />
dieses Teiles des Parkplatzes ist schon vor<br />
mehreren Wochen erfolgt, — haben wir die Leute<br />
Moss verwarnt und sie jeweilen aufgefordert, die<br />
Wagen wegzustellen. Da wir uns aber den Luxus<br />
nicht leisten können, ständig dort einen Posten zu<br />
haben, sahen wir uns genötigt, zirka 14 Tage nach<br />
Erlass des Verbots doch mit Strafanzeigen einzuschreiten,<br />
da die Verwarnungen nichts nützten.<br />
Wenn die Leute aus lauter Bequemlichkeit, weil<br />
früher hier immer parkiert werden durfte, die Verbotstafeln<br />
missachten, haben sie selber die Konsequenzen<br />
zu tragen. Schliesslich sind die Strassensignale<br />
da, um beachtet zu werden, die Polizei<br />
würde sich lächerlich machen, wenn sie nicht einschreiten<br />
würde. Wir stellen ausdrücklich fest, dass<br />
eine gewiske Uebergangszeit unserseits eingeräumt<br />
worden ist. Der Einsender behauptet, er hätte zwei<br />
Landjäger gefragt, ob er hier parkieren dürfe, was<br />
diese bejaht hätten. Hier stellen wir fest, das« es<br />
eich offenbar um Angehörige der Kantonspolizei<br />
handelte (denn wir haben keine Landjäger in der<br />
Gemeinde Born), die gar nicht kompetent wären,<br />
polizeiliche Funktionen in Bern auszuüben. Unsere<br />
Polizisten'hätten zweifellos den Einsender aufmerksam*<br />
gemacht, dass er hier nicht mehr parkieren •<br />
dürfe.<br />
Wir möchten die Gelegenheit benützen, um Ihnen<br />
auch in dieser Hinsicht zur Kenntnis zu bringen,<br />
dass eine grosse Zahl von Automobilisten die<br />
Signale ignorieren, sei es aus Fahrlässigkeit oder<br />
absichtlich, und dann immer der Polizei die Schuld<br />
gibt, wenn es schief herauskommt<br />
T. C. S.<br />
. Autosektion Aargau.<br />
Jahresfeier in Aarau. «Alles inbegriffen» — das,<br />
«rar die dem Propagandabureaü der S. B. B. entliehene<br />
Devise der Jahresfeier der Aargauer T. C. S.-<br />
Sektion am letzten Samstagabend, und wirklich: an<br />
diesem Abend war der Humor, die gute Unterhaltung,<br />
der enge Kontakt untereinander, die helle,<br />
beschwingte Stimmung' eines schönen Festes «inbegriffen»!<br />
Wie die von der Sektion eigens gekaperte<br />
Revuegruppe dieses Motto auszulegen wusste, wobei<br />
sie wohl nicht ganz auf die weise Führung und<br />
Lenkung durch die präsidialen Hände des Meisters<br />
über alle guten Geister, Herrn Fürsprech Lehner<br />
verzichten konnte.'das wurde im prallvollen « Saalbau<br />
» in einer grossen Revue vordemonstriert, die<br />
allen Anspruch darauf hat, mit den Superlativen<br />
der Kritik bedacht zu werden. Man ist es sich im<br />
Kreise der Aargauer Sektion immer gewöhnt, originelle<br />
Feste nach eigener Prägung.zu erleben, und<br />
so war es auch diesmal I Das Schlagwort « Alles<br />
inbegriffen > — wurde für diese Tanzgruppe junger,<br />
begabter Menschen zum Vorwurf für eine bunte<br />
Tanz-Revue, die Szenön beschwingten tänzerischen<br />
Könnens mit köstlichem helvetischem Humor<br />
mischte. Jede 1 grosse Revue-Bühne dürfte stolz<br />
darauf,sein, eine solche Idee erwischen zu können.<br />
Was in einem, schweizerischen Berghotel alles unternommen<br />
wurde, um die Zimmer und Betten mit<br />
lustigem Volk zu füllen, das wurde in einer ganzen<br />
Reihe gut abgerundeter, ebenso hübscher wie köstlicher<br />
Szenen abgewandelt Der junge weibliche<br />
Hotelgast geisterte in phantastischem Tanz, mit der<br />
Taschenlampe bewaffnet, im Pyjama über die<br />
Bühne, die Köche marschierton mit vollen Platten<br />
aufi die Hotelburschen und der Liftboy gaben sich<br />
Stelldichein, das Zimmermädchen fuhr mit dem<br />
Staubwedel daher, und des Herrn Direktors spitzer<br />
Bart zitterte in der ewigen Sorge um sein gähnend<br />
leeres Haus. Bis ihm der Zufall die Rettung ins<br />
Haus schneite, ein Unikum von Hotelburschen —<br />
eine echt schweizerische Mischung aus Fredy<br />
Scueim, Rudolf Bernhard und Grock — dessen loses<br />
Maul und respektlose Pfiffigkeit den Saal immer<br />
und immer wieder zu dröhnendem Gelächter hinriss.<br />
Alles war in dieser Revue « inbegriffen » —<br />
sogar der Tanz der Bergenziane und der Margriten,<br />
der Bienen und der Schmetterlinge, und schliesslich<br />
endete das ganze nach bewährter Manier mit mehrfacher<br />
Verlobung, nachdem vorher sogar ein Filmstar<br />
mit eigenen Schlagern seine Visitenkarte abgegeben<br />
und das halbe Hotelpersonal sich zu den<br />
Wiener Strässensängern umgewandelt hatte. Eine<br />
Idee, die wie die geschickte Durchführung des Lobes<br />
ehrlich wert ist. Welch schlechte Tugend die Vergesslichkeit<br />
ist, wurde ferner in dem kurzen Zweiakter'«<br />
Der Knopf im Taschentuch» vorgeführt.<br />
Zuerst die Bühne — und dann das Parkett! —<br />
das war die Losung des Abends, und so begann<br />
schon um Mitternacht die ausgezeichnete Jazz-ryapelle<br />
den grossen Saalbauraum mit ihren mitreis-"<br />
senden Rhythmen zu erfüllen. Der Conferencier,<br />
ohne den sich des Fest nicht denken Hesse, Herr<br />
Präsident Lehner, hatte mit seiner zu Beginn des<br />
Abends anlässlich der allgemeinen Begrüssung gegebenen<br />
Aufforderung, alle dunkeln Geister des Alltages<br />
über Bord zu werfen, den schönsten Erfolg:<br />
der Frohsinn dominierte, und hellauf schäumte die<br />
überströmende Lebensfreude, als zur grossen<br />
Schlacht mit harmlosen Waffen geblasen wurde.5<br />
Luftschlangen zischten durch die Luft, Papierkugeln<br />
sprangen gegen die Nasen ehrwürdiger Väter<br />
und ins lachende Gesicht eleganter Frauen, und<br />
auf den Häuptern schwankten die abenteuerlichsten<br />
Dekorationen. Polonaise und allerlei fröhlicher Tanzbetrieb<br />
füllten den Saal mit unablässigem Getriebe,<br />
die Musiker winkten vergeblich mit jagendem Atenv<br />
ab, die Beine der Tanzfreudigen behielten die Herrschaft<br />
und drehten sich zu alten und neuen Kläng»n<br />
bis in den frühen Moreen hinein.* bo.<br />
Autosektion St. Gallen-Appcnzell.<br />
Unter dem Vorsitz von Herrn Gerichtspräsident<br />
Lutz, Flawil, versammelte sich vergangenen Mittwoch<br />
der Gesamtvorstand zu einer Sitzung, an der, trotz<br />
fünfstündiger Verhandlungsdauer, die Traktandenliste,<br />
welche über 30 Geschäfte iufwie«, nicht zu Ende<br />
beraten werden konnte. Das Protokoll der letzten<br />
Ausschtrss-Sitzun3"vonr28. November 1934 wffd ge~"<br />
nehmigt. Der Mitgliederbestand beträgt heute 1706<br />
Mitglieder. Nach einem Unterbruch von 3 Jahren<br />
haben wir auf Anfang 1934 ein gedrucktes Mitgliederverzeichnis<br />
herausgegeben. Es wird beschlossen, dieses<br />
Jahr von einer Herausgabe abzusehen und das<br />
nächste Mitgliederverzeichnis auf 1. April t 1936 wiederum<br />
in Druck erscheinen zu lassen un
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Senden Sie sofort per Nachnahme , „_ Ex.<br />
Automobil-Kalender <strong>1935</strong><br />
mit Verzeichnis der Personenwagenbesitzer<br />
Der gelbe Teil des Automobil-Kalenders orientiert über das Besitzerverhaltnis der<br />
bis 15. November 1934 in der ganzen Schweiz zur Umnumerierung angemeldeten<br />
75,000 Personenwagen. In der Reihenfolge der kantonalen Kontrollnummern geführt,<br />
dient dieses Verzeichnis der Feststellung des Eigentümers jedes kursierenden Wagens.<br />
Verlag Automobil-Revue<br />
Zürich Bern Genf<br />
Löwenstrasse 51 Breitenrainstrasse 97 :Xt Rue de la Confederation<br />
Druck, Cliches und .Verlas: HALL WAG A.-G-, Hallersche Buchdruckern uad Wagnersche yerlagsaastalt, Bern,