E_1935_Zeitung_Nr.004
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BERN, Dienstag, 15. Januar <strong>1935</strong><br />
Nummer 20 Rp.<br />
31. Jahrgang — N° 4<br />
ERSTE SCHWEIZERISCHE AUTOMOBIL-ZEITUNG<br />
Zentralblatt für die schweizerischen Automobil- und Verkehrsinteressen<br />
ABONNEMENTS-PREISE:<br />
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Ausland mit Portozuschlag, wenn nicht postamtlich abonniert<br />
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Ausgabe C (mit Insassenversicherung) vierteljährlich Fr. 7.50<br />
Rechenkünstler.<br />
F E U I L L E T O N<br />
Die Magd des Jürgen Doskocil.<br />
Roman von Ernst Wiechert.<br />
Copyright by Albert Langen-Georg Müller,<br />
München.<br />
(18. Fortsetzung.)<br />
Aber die Tür war nicht verschlossen. Mac<br />
Lean, den schwarzen flachen Hut in der<br />
Hand, stand so dicht an der Schwelle, dass<br />
die aufgehende Tür ihn traf, und seine erste<br />
Bewegung war die mit der freien Hand in<br />
die Tasche, als greife er nach einer Waffe.<br />
Jürgen sah ihn nicht an. Seine an das Dunkel<br />
gewohnten Augen sahen das Kruzifix auf<br />
dem Tisch. Er trug es an das Fenster, und<br />
ehe Mac Lean die Lippen geöffnet hatte,<br />
hatten seine schweren Hände es in die alte<br />
Lage zurückgebogerr. Er glitt mit den Fingern<br />
ein paarmal prüfend über den nackten<br />
Leib, bis er fühlte, dass die Risse im Metall<br />
sich wieder geschlossen hatten, trug das<br />
Kruzifix dann wieder zum Tisch zurück,<br />
stellte es behutsam auf und blieb noch eine<br />
Weile schweigend davor stehen, die Hände<br />
auf den Tisch gestützt, die Augen auf den<br />
blinden Schimmer des Metalls gerichtet.<br />
Als beim Hinausgehen Mac Lean den Versuch<br />
machte, ihm in den Weg zu treten, schob<br />
er ihn, ohne aufzusehen, mit einer Bewegung<br />
10.-<br />
Notizen vom Tage<br />
Erscheint jeden Dienstag und Freitag<br />
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Die gegenwärtige Diskussion über die<br />
Zweckmässigkeit einer weiteren steuerlichen<br />
Belastung des Benzins treibt eigenartige<br />
Blüten. Gewiss ist es durchaus am Platze,<br />
wenn alle Auffassungen hierüber recht ausgiebig<br />
zum Worte kommen, denn eine gründliche<br />
Abklärung der Verhältnisse lässt am<br />
ehesten einen zutreffenden Entscheid erwarten.<br />
Allerdings muss vorausgesetzt werden,<br />
dass diejenigen, welche ihre Meinung in aller<br />
Öffentlichkeit und vorab durch das Mitte]<br />
der Presse vor einem grossen Forum vertreten,<br />
tatsächlich auch mit der Materie vertraut<br />
sind und nicht einfach das Blaue vom Himmel<br />
herunter schwatzen oder gar mit unrichtigen<br />
Zahlen um sich werfen.<br />
Es gibt genug Leute, die statistische Angaben<br />
mit der Erklärung abtun möchten, mit<br />
Zahlen könne alles, auch das Gegenteil bewiesen<br />
werden. Das dürfte allerdings nur<br />
dann der Fall sein, wenn von diesem Zahlenmaterial<br />
ein unrichtiger oder gar fälschlicher<br />
Gebrauch gemacht wird. Bedauerlicherweise<br />
begegnet man bei der Auseinandersetzung<br />
über den Benzinzoll bereits solchen Rechenkünstlern,<br />
die mit Zahlen das Gegenteil beweisen<br />
möchten. Da es sich aber um durchaus<br />
irreführende Behauptungen handelt, gilt es,<br />
ihre Exempel etwas kritischer unter die Lupe<br />
zu nehmen und die daraus gezogenen Schlussfolgerungen<br />
tiefer zu hängen.<br />
Als wir auf Grund der Statistik der schweizerischen<br />
Strassenfachmänner über das Strassenwesen<br />
im finanziellen Haushalt der Kantone<br />
berichteten, wurde erneut daran erinnert,<br />
wie ungenügend leider die Oeffentlichkeit<br />
darüber orientiert ist und wie tief bereits der<br />
Irrtum im Volke festsitzt, dass die Motorfahrzeugbesitzer<br />
nur in ganz ungenügendem Masse<br />
an die kantonalen Aufwendungen beitrügen.<br />
Dass dem so ist, illustriert mit aller Deutlichkeit<br />
ein Artikel, der jüngst in einem Zürcher<br />
Blatt erschien und sich im Zusammenhang<br />
tfnit der Sanierung der Bahnen über dieses<br />
Thema äusserte.<br />
Zur Rechtfertigung eines höheren Benzinzolles<br />
zitiert der fragliche Artikelschreiber<br />
einige Zahlen, die vollständig unrichtig sind.<br />
Wir wollen zu seinen Gunsten annehmen, dass<br />
es sich dabei nicht um böswillige Absicht,<br />
sondern nur um mangelnde Sachkenntnis handelte.<br />
Aber auch in diesem Falle hätte der<br />
Verfasser seine Weisheit besser für sich behalten,<br />
denn anstatt etwas Positives zur Abklärung<br />
beizutragen, erhöht er nur die Verwirrung<br />
der Geister. So behauptet der Korrespondent<br />
dieses Blattes, die Ausgaben der<br />
Kantone für den Strassenbau hätten sich im<br />
Jahre 1932 auf rund 99 Millionen Fr. beziffert.<br />
Nun kommt aber die Untersuchung der Strassenfachmänner,<br />
deren Zuverlässigkeit wohl<br />
unbestritten • ist, auf eine Gesamtausgabensumme<br />
von 93,4 Millionen Fr. Offenbar ist der<br />
Mann vom Millionenrausch erfasst worden<br />
und dachte, es komme nun auf 5 oder 6 Millionen<br />
mehr oder weniger auch nicht mehr an.<br />
Dabei ist noch zu berücksichtigen, dass die<br />
Liste der Ausgaben in der erwähnten Statistik<br />
sehr weit gefasst ist, indem die Kosten für<br />
Verwaltung, Aufsicht, Strassenwärter, die<br />
Aufwendungen für Brücken, Durchlässe,<br />
Schalen und Mauern ebenfalls miteinbezogen<br />
wurden.<br />
Diesen problematischen 99 Millionen Fr.<br />
Ausgaben werden nun an «Gesamteinnahmen<br />
des Bundes und der Kantone aus dem Motorfahrzeugverkehr»<br />
ganze 54 Millionen Fr. gegenübergestellt,<br />
wovon «rund 40 Millionen Fr.<br />
auf den Benzinzoll entfallen». Nach den Angaben<br />
der Strassenfachmänner nahmen die<br />
Kantone im nämlichen Jahre allein aus Verkehrsabgaben<br />
rein netto 29,8 Millionen Fr.<br />
ein. Dazu kam der Benzinzollanteil mit 11,4<br />
Millionen Fr. Der Benzinzoll seinerseits warf<br />
1932 die schöne Summe von 44,8 Millionen<br />
Fr. ab (anstatt auch hier mit einigen Millionen<br />
über das Ziel -hinauszuschiessen, unterschlägt<br />
der <strong>Zeitung</strong>sschreiber diesmal 4,8<br />
Millionen Fr.!) 44,8 plus 29,8 gibt zusammen<br />
nach Adam Riese 74,6 Millionen Fr. Die rund<br />
20 Millionen Fr. welche der Bund aus den<br />
übrigen Einfuhrzöllen, die ausschliesslich vom<br />
Motorfahrzeugwesen getragen werden müssen,<br />
zog, lassen wir ganz beiseite. Das Ergebnis<br />
der aufgezeigten Rechenkunst, wonach<br />
«selbst dann, wenn man den ganzen Benzinzoll<br />
als Abgabe an den Strassenunterhalt betrachten<br />
wollte, für das Jahr 1932 immer noch<br />
ein Betrag von 45 Millionen ungedeckt bleibt»<br />
ist daher grundfalsch. Den 93,4 Millionen Ausgaben<br />
stehen bei unserer Rechnungsweise<br />
74,6 Mill. an Einnahmen gegenüber, was einen<br />
ungedeckten Saldo von 18,8 Millionen übrig<br />
lässt. Nachdem schon in der vorautomobilistischen<br />
Zeit von den Kantonen mehr als 12 Millionen<br />
Fr. für das Strassenwesen ausgegeben<br />
wurden, die zu Lasten der allgemeinen Staatskasse<br />
gingen, so wäre der Mehraufwand heute<br />
tatsächlich nicht sehr bedeutend, wenn eben<br />
der ganze Benzinzoll den Kantonen zugute<br />
käme.<br />
seines Armes zur Seite, und erst als er auf<br />
der Schwelle stand, sagte er, als stehe der<br />
Prediger vor ihm und nicht hinter ihm: «Ein<br />
Stellvertreter war er, wie in der Bibel<br />
steht., sonst hätte ich ihn damals erwürgt..»<br />
«Auch du, mein Freund», erwiderte Mac<br />
Lean, ihm auf die Schwelle folgend, «bist<br />
nur ein Stellvertreter...» Seine Worte waren<br />
ganz ruhig, ohne Drohung, ohne Hass.<br />
Jürgen verstand sie nicht. Er fühlte sie wie<br />
die Kühle eines Messerrückens in seinen<br />
Nacken, aber er schüttelte sie ab, dass sie<br />
hinter ihm zu Boden fielen, und ging den<br />
Weg zum Strom langsam zurück. Die Nacht<br />
war glühend und luftlos, aber Jürgen atmete<br />
so tief, als ob er in einem Regen ginge. Es<br />
war ihm, als habe er ein Ruder wiedergefunden,<br />
das er verloren hatte, und richte nun<br />
seinen Kahn aus den Wirbeln der Strömung<br />
wieder zur geraden Fahrt. «Sie können mich<br />
nun nicht mehr schlagen», dachte er.<br />
Die dünnen Nebel des Strombettes hoben<br />
sich vor ihm auf, der leise Ton der strömenden<br />
Wasser, der kühle Geruch der Tiefe. Er<br />
sah sein Haus vor seinem inneren Gesicht,<br />
Martes über der Brust gefaltete Hände, den<br />
Hund, der hinter der Schwelle schlief. Es<br />
schmerzte leise in seiner Brust wie von aufsteigenden<br />
Tränen, und in dem schweren<br />
Glück, das ihn fast betäubte, bückte er sich<br />
am Ufer, hob einen der schweren Steine, die<br />
Ohne auf diese Seite der Frage näher einzutreten,<br />
haben aber gewiss die obigen Zahlen<br />
zur Genüge gezeigt, mit welch unlautern<br />
Mitteln die « Aufklärung» der Oeffentlichkeit<br />
betrieben wird. Dass natürlich auch die<br />
aus diesen Zahlen gezogenen Schlussfolgerungen<br />
sehr stark daneben hauen, liegt auf<br />
der Hand. Wenn das die Absicht des Korrespondenten<br />
gewesen sein sollte, dann hat<br />
er seinen Zweck erreicht, allerdings sehr auf<br />
Kosten der Tatsachen.<br />
In ein ähnliches Kapitel gehört die Anregung<br />
in einem führenden Berner Organ, « soweit<br />
es sich um Strassen handelt, deren Ausund<br />
Umbau besonders hohe Kosten verursachen,<br />
eine besondere Benützungsgebühr zu<br />
erheben». Dem betreffenden Gewährsmann<br />
ist es offenbar vollständig entgangen, dass<br />
die Motorfahrzeugbesitzer in der Form der<br />
kantonalen Sondersteuern und Gebühren eine<br />
reichliche Extraentschädigung für die Strassenbenützung<br />
zahlen. Oder meint er etwa,<br />
dass bereits der Besitzstand eines Automobils<br />
oder Motorrades eine Zahlung von mehreren<br />
hundert Franken jährlich rechtfertige,<br />
oder dass die Verpflichtung, den Fahrzeugund<br />
Führerausweis erneuern zu lassen (eine<br />
Arbeit, die gut gerechnet eine Stunde in Anspruch<br />
nehmen dürfte), eine Ausgabe von<br />
gegen 50 Fr. wert sei ? Die rund 30 Millionen<br />
Fr., welche die Kantone auf diese Weise<br />
vereinnahmen, werden von diesen doch gerade<br />
mit dem Hinweis auf ihre Ausgaben für<br />
das Strassenwesen vereinnahmt, sind also<br />
sicher nichts anderes als eine Benützungsgebühr.<br />
Oder sind sie vielleicht etwa als eine<br />
« Vergnügungssteuer > zu betrachten ?<br />
Ganz abwegig ist der mit dieser Anregung<br />
verknüpfte Hinweis auf die Praxis der ausländischen<br />
Autostraden, deren Verwaltungen<br />
für die Befahrung eine besondere Abgabe erheben.<br />
Die Autostrasse ist, wie ihr Name das<br />
schon verdeutlicht, ausschliesslich für den<br />
Motorfahrzeugverkehr reserviert. Weder<br />
Fussgänger noch Fuhrleute haben irgendeine<br />
Möglichkeit, sie zu benützen. Dazu sind sie<br />
ausschliesslich für die Bedürfnisse des<br />
Schnellverkehrs gebaut worden. Sie sind<br />
kreuzungsfrei, weisen getrennte Fahrbahnen<br />
in jeder Richtung auf, verfügen über vorzügliche<br />
Beleuchtung und was derlei technische<br />
Finessen mehr sind. Dass für die Benützung<br />
einer Sonderstrasse ebensogut eine Abgabe<br />
erhoben wird wie für das Reisen per Schiene,<br />
ist durchaus gegeben. Grundverschieden sind<br />
aber die Verhältnisse bei der Staatsstrasse,<br />
die den gesamten öffentlichen Verkehr aufnehmen<br />
muss,.die mit Fussgänger- und Radfahrerstreifen,<br />
mit Fussgängerinseln, Tramhaltestellen<br />
usw. ausgestattet ist, und deren<br />
das fallende Wasser blossgelegt hatte, hoch<br />
über sich und schleuderte ihn dann über<br />
das Boot hinaus in den Strom. Das Wasser<br />
spritzte auseinander wie glühendes Metall,<br />
der dumpfe Schlag erschütterte das ganze<br />
Strombett, und der Kahn hob und senkte<br />
sich auf den Wellen, die in grossen Kreisen<br />
über das Wasser liefen.<br />
Dann stieg er leise in den Kahn, ein wenig<br />
verlegen über das, was er getan hatte, und<br />
begann seine nächtliche Arbeit. Die ganze<br />
Nacht lang lag das Wort Mac Leans eingehüllt<br />
und nicht bewusst in seinem Innern, wie<br />
ein verschlossener Brief, und ohne dass er<br />
es wusste, tasteten seine Gedanken über<br />
das Verschlossene hin. Auch seine Gedanken<br />
hatten ein zweites Gesicht, das im Dunkeln<br />
umherging, und alle stillen und bescheidenen<br />
Erkenntnisse seines Lebens pflegten sich<br />
nicht zu entwirren, langsam und mühselig,<br />
wie Fäden eines Gewebes unter vorsichtigen<br />
Händen,, sondern plötzlich aus einem dunklen<br />
Hause herauszutreten, wie Kinder, die<br />
sich den Schlaf aus den Augen rieben.<br />
Und so wunderte er sich nicht, als er im<br />
Morgenrot den Kahn wieder neben der<br />
Fähre anschloss, dass er, die Kette mit den<br />
Händen durch den Ring ziehend, plötzlich<br />
wusste, was Mac Lean gemeint hatte. Er<br />
richtete sich nun langsam auf, blickte nach<br />
dem Hause hinüber und nahm das ganze<br />
Benützung keinerlei Beschränkung untersteht.<br />
Hier muss der Motorfahrzeugführer<br />
mit allen übrigen Fahrzeugkategorien und<br />
Fussgängern die Strasse teilen, muss auf den<br />
gesamten Verkehr Rücksicht nehmen, auf<br />
Verkehrspolizist und Strassenbahn achten. Die<br />
Voraussetzungen für die Inanspruchnahme<br />
der beiden Arten von Verkehrswegen sind<br />
so grundverschieden, dass jeder Vergleich<br />
in Bezug auf ihre Verwaltung und Finanzierung<br />
nicht nur hinkt, sondern einfach unzulässig<br />
ist.<br />
Diese Beispiele Hessen sich noch vermehren.<br />
Sie zeigen, dass die eingangs erwähnte<br />
Diskussion oftmals auf zwei ganz verschiedenen<br />
Ebenen geführt wird und daher notwendigerweise<br />
zu gänzlich entgegengesetzten<br />
Schlüssen führen muss. Es kann daher<br />
im Interesse der Sache nicht eindringlich<br />
genug verlangt werden, dass der Meinungsaustausch<br />
nur auf Grund von Tatsachen und<br />
einer genügenden Sachkenntnis erfolge, sonst<br />
wird er zu einer fruchtlosen Polemik, die<br />
niemand dienlich sein kann und an den Problemen<br />
vorbeigeht, auf die es schliesslich ankommt,<br />
ß<br />
Bedenkliche Zahlen.<br />
Aus Deutschland kommen bereits die genauen<br />
Angaben über die Entwicklung des<br />
Jahres 1934 im Bereich des Motorfahrzeugwesens.<br />
Ihnen ist zu entnehmen, dass die<br />
Zulassung an Personenwagen gegenüber 1932<br />
eine Zunahme von 220% (in Worten wiederholt:<br />
zweihundertzwanzig Prozent!) erfahren<br />
hat. Die Zulassung an Motorfahrzeugen überhaupt<br />
bezifferte sich 1932 auf 104 559, stieg<br />
im folgenden Jahr bereits auf 151461 und<br />
erreichte 1934 die Rekordzahl von 233 447<br />
Einheiten. Wir gehen mit den deutschen<br />
Kommentatoren dieser für das Land gewiss<br />
überaus erfreulichen Ergebnisse durchaus<br />
einig, wenn sie das Resultat auf « die verkehrsfördernden<br />
Massnahmen der Reichsregierung»<br />
zurückführen. Deutschlands Kraftverkehr<br />
war vor einigen Jahren eingeengt<br />
wie der unsrige, wurde erdrückt durch übersetzte<br />
Steuern und überall durch Massnahmen<br />
behindert, welche der Eisenbahn wiederum<br />
auf ihre schwachen Füsse helfen sollten.<br />
Mit dem Regierungswechsel hat hier eine starke<br />
aber auch verständige Hand mit einem Male<br />
Ordnung geschaffen. Die finanzielle Basis der<br />
Eisenbahn wurde den veränderten Verhältnissen<br />
gründlich und ohne langes Parlamentieren<br />
angepasst und das Motorfahrzeugwesen<br />
von einer katastrophalen Steuerlast<br />
befreit. Nicht nur Erleichterungen wurden<br />
gewährt, nein, die tatsächliche Beseitigung<br />
einer direkten Steuer wurde für fabrikneue<br />
Bild in seine schweren Augen hinein. «Nein,<br />
du wirst mich nicht vertreten», dachte er<br />
nur, «du nicht. •.»<br />
Der Hafer stand dicht und grün. Jürgen<br />
begriff es nicht. Er konnte, wenn er nicht<br />
aufs Wasser fahren musste, lange auf dem<br />
Findlingstein sitzen, der wie eine Bank der<br />
Unterirdischen geformt war, den Kopf in<br />
beide Hände gestützt, und nachdenken. Es<br />
konnte der Wald sein, der den Acker umgab,<br />
der die Halme vor dem Verschmachten<br />
schützte. Aber auch andere Aecker lagen am<br />
Walde und waren verbrannt und tot. Es<br />
konnte die unverbrauchte Muttererde sein, die<br />
seit Jahrhunderten ruhig schlief. Es konnte<br />
das Grundwasser sein, wenn es hier höher<br />
stand als auf den Feldern. Er wusste es<br />
nicht und begriff es nicht. Er starrte auf die<br />
dunkelgrüne Fläche, in der es sich mitunter<br />
leise rührte, als striche eine Hand an den<br />
Wurzeln entlang, und immer mehr, wenn<br />
auch verstohlen, nährte er den Gedanken,<br />
dass es die Unterirdischen sein könnten, die<br />
für den Hafer sorgten. Vielleicht hatten sie<br />
es kühler in ihren Wohnungen, vielleicht hörten<br />
sie die Halme über sich wie einen Wald<br />
rauschen, vielleicht erwarteten sie, dass<br />
Jürgen ihnen von der Ernte einen Teil zu<br />
winterlicher Speise Hess. Er trat leise auf,<br />
wenn er zu seinem Steinsitz ging, und er
Fahrzeuge dekretiert und heute fährt gewiss<br />
mehr als die Hälfte der deutschen Motorfahrzeugbesifzer<br />
bereits steuerfrei. Aufschwung,<br />
dm motorisierten' Strassenverkehr,<br />
gleicher Aufschwung aber auch in der einschlägigen<br />
Industrie, im Autogewerbe und<br />
nächstliegenden Berufsgruppen. Das ist ein<br />
sehr .zufriedenstellendes Schlussresultat, nicht<br />
nur für das abgelaufene Jahr, sondern für die<br />
neuen, verkehrsfördernden Massnahmen überhaupt,<br />
deren Auswirkung übrigens in den folgenden<br />
Jahren weiterhin wohltuend zu verspüren<br />
sein wird.<br />
Unsere Statistik reicht noch nicht so weit.<br />
Es genügt aber auch, wenn wir uns mit der<br />
Zeitspanne zwischen 1931 und 1933 befassen.<br />
Sie ist mindestens so lehrreich, wie es die<br />
Schlussresultate für 1934 sein werden, wenigstens<br />
für diejenigen, welche aus den Zahlen<br />
wirklich etwas herauslesen wollen. Der<br />
schweizerische Bestand an Motorfahrzeugen<br />
kann sich in einem nämlichen Zeitraum weder<br />
einer mehr als hundertprozentigen Zunahme<br />
in einer der drei Fahrzeuggruppen,<br />
noch, überhaupt einer durchgehenden Steigerung<br />
rühmen. Von 65 106 Personenautos ging<br />
es knapp auf 67 583 bis Ende 1933. Die Lastwagen<br />
wiesen mit 18 258 Einheiten gegenüber<br />
17 195 anno 1931 ebenfalls eine verlangsamte<br />
Zunahme auf. Die Motorräder aber sanken<br />
von 46875 auf 31432!<br />
Wer aus diesen beiden Zahlenreihen aus<br />
Deutschland und der Schweiz, die eine gerade<br />
entgegengesetzte Richtung einschlagen,<br />
nicht etwas herauszubuchstabieren in der.<br />
Lage ist, bei dem ist nun einmal Hopfen und<br />
Malz verloren. Und das scheint leider weitherum<br />
bei uns der Fall zu sein. Bei der<br />
Neuordnung der kantonalen Verkehrssteueransätze<br />
will sich niemand nach dem Kanton<br />
mit den niedrigsten Abgaben richten. Alles<br />
weist pharisäerhaft auf den Kanton mit den<br />
höchsten Steuern hin, wirft sich in die Brust<br />
und beschönigt jede Mehrbelastung mit dem<br />
Hinweis darauf, dass die oberste Grenze, die<br />
der Kanton Tessin einnimmt, trotz alledetn<br />
noch nicht erreicht sei! Ueberall ist man bereit,<br />
das schlechte Beispiel nachzuahmen,<br />
niemand denkt ans Sparen oder an eine<br />
Steuerentlastung.<br />
Ein jedes Entgegenkommen muss bei uns<br />
auf der anderen Seite wieder bezahlt werden.<br />
Das jüngste Beispiel hiefür ist Graubünden.<br />
Es hat seine Grundtaxe bis 5 PS<br />
von Fr. 100.— um Fr. 50.— erhöht. Allerdings<br />
wurden gleichzeitig die Grenzen für<br />
die höheren Zuschläge stark herabgesetzt. So<br />
gilt die Zusatzsteuer für jede weitere Steuer-<br />
PS von Fr. 20.— nicht mehr bis 18, sondern<br />
nur mehr bis zu 13 PS. Gleichzeitig<br />
wurde, und das sei lobend hervorgehoben,<br />
die Wechselnummer für zwei Personenwagen<br />
eingeführt, wobei für das zweite Fahrzeug<br />
nurmehr 10 Prozent der Steuer auf den höheren<br />
Wagen entrichtet werden muss. Dazu<br />
kommt endlich auch die Steuerreduktion für<br />
ältere Maschinen. Alle Fahrzeuge, für die<br />
nach dem 1. Januar 1933 vier volle Jahressteuern<br />
entrichtet wurden, gemessen in den<br />
folgenden Jahren einen Rabatt von 20 Pro-<br />
zent. Damit wäre in einem weiteren Kanton<br />
dem Prinzip der Steuererleichterung für<br />
ältere Fahrzeuge zum Durchbruch verholfen.<br />
Wie aber weiter oben bereits erwähnt wurde,<br />
musste dieser bescheidene Fortschritt mit<br />
einem weiteren tiefen Griff in die Börse jedes<br />
einzelnen Automobilisten erkauft werden.<br />
Auf diese Weise kommen wir einfach nie<br />
vom Fleck. Denn jeder Fortschritt, der<br />
durch eine gleichzeitige anderweitige Erschwerung<br />
bezahlt werden muss, wird doch<br />
durch diese wiederum aufgehoben, und das<br />
unterliess nicht, sich zu verneigen, wenn er<br />
wieder aufstand, um in sein Haus zurückzukehren.<br />
Aber eines Morgens, lange vor der Ernte,<br />
stand der Hafer nicht mehr da. Jürgen<br />
konnte von der Schwelle seines Hauses das<br />
grüne Feld sehen, und wenn er den ersten<br />
oder den letzten Fuss auf die Schwelle<br />
setzte, pflegte er nicht nach dem Strom zu<br />
blicken oder zum Himmel über dem Moor,<br />
wo die dunstigen Wolken immer zuerst aufzogen,<br />
sondern nach der Lichtung im Hochwald,<br />
von der das einzige Grün in der ganzen<br />
Runde schimmerte.<br />
Und eines Morgens war das einzige Grün<br />
erloschen. Er rieb sich nicht die Augen, er<br />
lief auch nicht, er rief auch nicht nach<br />
Marte. Langsam, mit müden Knien, ging er<br />
den Steig zum Acker, am Schuppen vorbei,<br />
vor dem das Eisen gelegen hatte, am Zaun<br />
entlang, wo er die Spur des Fremden damals<br />
gesehen hatte, über die vertrocknete<br />
Wiese .zur schief hängenden Birke an der<br />
Waldeeke. Seine Augen gingen mit seinen<br />
Stiefeln .mit, den schweren, hohen Wasserstiefeln,<br />
deren Leder rötlich schimmerte<br />
von der täglichen Nässe.<br />
Am Stein erst blieb: er stehen und sah langsam<br />
auf. Der Hafer war geschnitten, "mit<br />
Sicheln, dicht über der Erde. Er sah es : an<br />
der UnFegelmässigkeit der Stoppeln. Hier<br />
und da lag ein verstreuter Halm, der sich<br />
Auto<br />
AUTOMOBIL-REVUE<br />
Das Aufkommen an deutschen Kraftfahrzeugsteuern.<br />
Trotz der Ablösung und der Steuerbefreiung<br />
neuer Personenwagen hält sich das<br />
Steueraufkommen auf guter Höhe, wobei man<br />
allerdings heute schon mit zukünftigen<br />
Resultat ist das, dass wir ständig an Ort<br />
treten!<br />
Da beschämt uns einmal mehr Italien mit<br />
einer Neujahrsbotschaft, die für uns wie eine<br />
Erzählung aus Tausendundeiner Nacht klingt.<br />
Auch dort wird im Zuge der bisherigen, den<br />
Motorfahrzeugverkehr fördernden' Massnähmen,<br />
die Wechselnummer für zwei Fahrzeuge<br />
eingeführt. Es ist aber keinerlei Steuerzuschlag<br />
für den zweiten Wagen vorgese-*<br />
hen. Die Taxe wird'nur für das stärkere der<br />
beiden Automobile berechnet. Einzige Bedingung<br />
ist die, dass dieses wenigstens 18 Steuer-<br />
PS zu verzeichnen hat. Wie erinnerlich haben<br />
einige wenige Kantone, so vor Graubünden<br />
auch Solothurn, die Kollektivnummer für<br />
zwei Wagen, die in gleichem Privatbesitz<br />
sind, anerkannt. Aber in keinem einzigen<br />
Falle konnte sich der Fiskus des Versuches<br />
enthalten, seine. Finger doch noch nach dem<br />
zweiten Fahrzeug auszustrecken und es mit<br />
einem Steuerzuschlage zu belangen. Es bestätigt<br />
sich eben auch hier, dass unsere kantonalen<br />
Verwaltungen nicht imstande sind,<br />
eine Massnahme, die offenbar auch von ihnen<br />
als richtig anerkannt wird, ohne Zaudern<br />
und konsequent durchzuführen. Immer müssen<br />
wieder Konzessionen an den alten Krämergeist<br />
gemacht werden.<br />
Weiterhin wird die Automobilsteuer in Italien<br />
nach oben begrenzt, indem für Personenwagen<br />
und gewisse Omnibusse höchstens<br />
der Betrag für 30 Steuer-PS gefordert<br />
werden darf. Diese Massnahme kommt nun<br />
allerdings nur einer beschränkten Zahl von<br />
Besitzern und hauptsächlich den bestsituierten<br />
zugute. Sie ist aber doch typisch für den<br />
Qeist, der aus all den staatlichen Verfügungen<br />
in der Morgenschwüle schon krümmte und ;<br />
bräunte. Sonst lag das Feld wie das Gesicht<br />
eines Erschlagenen, mit offenen Augen,<br />
Schatten in den grauen Falten, Schmerz um<br />
den verzogenen Mund. , .«<br />
Er setzte sich auf den kühlen Stein ttnd<br />
blickte in das erschlagene Gesicht. Zorn und<br />
Hass schliefen noch in seiner schweren Seele. ;<br />
Ueberlegungen schliefen noch, wer es gewesen<br />
sein könnte. Er hatte einen Schlag empfangen,<br />
aus dem Hinterhalt, und sein Blut<br />
stürzte in ihn hinein. Wie Regen von den<br />
Aesten eines Baumes, den die Axt an der<br />
Wurzel trifft. Matte, verfliessende Bilder<br />
standen auf und schoben sich vor seinen Augen:<br />
das weisse Tuch, in das er das Kind<br />
gehüllt hatte, das Pferd, dem er die Haferkörner<br />
in die Krippe schüttete, das Kruzifix,<br />
das er mit den Händen gerade bog, die Axt,<br />
die sie ihm heimlich angesägt hatten. Aber<br />
hinter allen Bildern, die wie Nebel über dem<br />
Strom vorüberzogen, lag unbeweglich das<br />
Gesicht des Feldes. Und dann wusste er es<br />
plötzlich: dass es nicht der Diebstahl war<br />
noch der Verlust einer Ernte, sondern dass<br />
sie gemäht hatten, bevor es Zeit war. Dass<br />
es dasselbe war wie mit dem Kind. Dass sie<br />
den Hafer aus der Muttererde gerissen hatten,<br />
wie das Wasser sein Kind aus dem Mutterleib<br />
gerissen hatte. Dass sie nicht gestohlen,<br />
sondern gemordet hatten.<br />
ET stand' auf und umschrüt~das F.elxLin.<br />
« Seht, Leute, das Mütterchen dort mit der<br />
Markttasche will vorzeitig in den Himmel.<br />
Sie geht ausgerechnet beim roten Lichtsignal<br />
über den Platz! Jim (populärer Uebername<br />
für den Verkehrspolizisten) geh' und hilf<br />
ihr! •» Oder: «Ich wünsche allen ein recht<br />
schönes Weihnachtsfest, aber zu Hause, im<br />
schnellern Rückgängen rechnet, und zwar je<br />
mehr alte, steuerpflichtige Wagen ausscheiden.<br />
Das Aufkommen in den ersten 8 Mo-<br />
gemütlich.» Dann ertönt die folgende Er-<br />
Krankenhause feiert es sich nicht so<br />
naten des laufenden Rechnungsjahres, d.h. mahnung: « Wenn ihr das Fest mit Alkohol<br />
von April bis November 1934, betrug 102,9 feiern wollt, dann lasst eure Wagen zu<br />
Mill. Rm., oder 12,8 MM. im Monatsdurchschnitt.<br />
In der gleichen Periode des Vor-<br />
geht auch nicht zu Fuss, sondern ruft einen<br />
Hause. Wenn ihr einen sitzen habt, dann<br />
jahres waren es 169,4 Müh, abzüglich Ablösung<br />
von 53,8 MUL Rm. oder monatsdurchgen!<br />
» Nach den bisherigen Erfahrungen<br />
Taxi, der wird euch sicher nach Hause brinschnittlich<br />
14,5 Mill. Die entsprechenden scheint es, dass diese Art der Verkehrserziehung<br />
den besten Erfolg von allen bisher ausprobierten<br />
Methoden ergibt.<br />
Ziffern für 1932 lauten im Monatsdurchschnitt<br />
auf 15,8 Mill., 1931: 18,1 und 1930 auf 18,6<br />
Mill. Rm.<br />
Verkehrserziehung durch Lautsprecher.<br />
In Detroit hat kürzlich eine neuartige Verkehrserziehung<br />
eingesetzt. Beamte der Sicherheitskommission<br />
postieren sich auf erhöhten<br />
Beobachtungsposten, von wo aus sie<br />
besonders verkehrsreiche Plätze gut überblicken<br />
können. Mittels Lautsprecher Werden<br />
nun Kurzreferate über die wichtigsten<br />
Verkehrsregeln gehalten und zwischenhinein<br />
Strassenbenützer aller Art, welche gerade<br />
eine Vorschrift missachten, in flagranti be-,<br />
lehrt. Dies geschieht in humorvoller Weise,<br />
wobei die betreffenden Personen direkt angesprochen<br />
werden. Hier einige Beisipele:<br />
istischer<br />
Aufschwung der amerikanischen Automobilindustrie<br />
?<br />
Nunmehr hat die amerikanische Automobilindustrie<br />
die Herstellung der neuen Wagenmodelle<br />
<strong>1935</strong> aufgenommen. Nach zuverlässigen<br />
Schätzungen sollen die drei Grossbetriebe<br />
General Motors, Chrysler und Ford im<br />
Monat Januar wenigstens 275 000 Wagen fabrizieren<br />
bei einer Produktionsquote von<br />
300 000 Fahrzeugen der gesamten amerikanischen<br />
Automobilindustrie. Als Vergleichswerte<br />
sei auf die Januarproduktionen der<br />
Landes fördern, da diese mit Hilfe der kleinen<br />
Wagen, die billig in Steuer und Betrieb<br />
sind, wohl die raschesten Fortschritte machen<br />
kann. Bei uns wird die Grundtaxe möglichst<br />
noch erhöht und auf diese Weise der<br />
kleine Wagen prozentual noch mehr belastet,<br />
als dies bis heute der Fall war. Wenn man<br />
diese systematische Unterstützung des Kraftfahrwesens<br />
in unseren Nachbarstaaten beobachtet<br />
und sie mit den jüngsten in verschiedenen<br />
Kantonen getroffenen Massnahmen<br />
vergleicht, so kommt man leider, bei allem<br />
Verständnis für die staatlichen Geldbedürfnisse,<br />
nicht um die Feststellung herum, dass<br />
bei uns recht willkürlich und ohne Einhaltung<br />
irgendeiner logischen Richtlinie vorgegangen<br />
wird. Dabei treibt leider die kantonale<br />
Selbstherrlichkeit wiederum die betrüblichsten<br />
Blüten!<br />
Die» neue deutsche Verordnung Ober den<br />
internationalen Kraftwagenverkehr, welche<br />
in unserm Blatt bereits unter dem .Hinweis<br />
bekanntgegeben wurde, dass .dieses an. der<br />
bestehenden deutsch-schweizerischen Vereinbarung<br />
nichts ändere, ist nunmehr Gegenstand<br />
eines Rundschreibens des eidg. Justizund<br />
Polizeidepartementes an die Kantone.<br />
Ihm entnehmen wir noch die nachstehenden<br />
Der Autoreiseverkehr nach Deutschland ist<br />
Vorjahre hingewiesen: 1934: 156 900, 1933: verhältnismässig noch bescheiden. Nach der<br />
130 000, 1932: 119 300, 1931: 171800, 1930: neuesten Statistik, welche die Zeit vom 1.<br />
273 200 und 1929: 399 000 Wagen. Juli 1933 bis 30. Juni 1934 umfasst, sind<br />
121,902 ausländische Motorfahrzeuge zu vorübergehendem<br />
Aufenthalt eingereist. Davon<br />
spricht, die sich mit dem Motorfahrzeug befassen:<br />
der Staat will in keinem Fall über busse 8410 Lastwagen und 9647 Motorräder.<br />
waren 103 845 Personenwagen und Omni-<br />
ein als erträglich angesehenes Mass hinausgehen<br />
und dabei auch beim Reichen nicht ser. da jedes Motorfahrzeug nur einmal, und<br />
Die Zahl der Einreisen war natürlich grös-<br />
den Machtstandpunkt herauskehren, der leider<br />
in fälschlicher Weise bei uns verallge-<br />
Gebiet, statistisch erfasst wurde, während<br />
zwar beim ersten Uebertritt auf deutsches<br />
meinert wird und als Weisheit letzter Schluss doch ein grösseres Kontineent dieser Verkehrsmittel<br />
zweimal und öfters die Grenze<br />
stets die Entschuldigung zur Hand hat: «Die<br />
händs und vermögeds!»<br />
überschritten haben dürften D'e grosse Zahl<br />
Zur weiteren Förderung des' Kleinwagenverkehrs<br />
wird in Erneuerung eines.nunmehr Fahrzeuge), deutet darauf hin, dass es sich<br />
der Personenwagen (85,2 % al'er erfassten<br />
abgelaufenen Dekretes bestimmt, dass Automobile<br />
bis zu 12 Steuer-PS und in der Preissch^n<br />
Verkehr handelt<br />
zum überwiegender! Teil um autotouristilage<br />
von nicht über 12,000 Lire im ersten Unter den ausländischen Gästen waren dte<br />
Jahre ihrer Inbetriebnahme neun Monate Holländer mit 46.233 Fahrzeugen am stärksten<br />
vertreten. An zweiter Stelle fo!e°n die<br />
steuerfrei sind. Voraussetzung: die Fahrzeuge<br />
müssen fabrikneu sein. Damit will man Schweizer mit 21 451 einreisenden Waren.<br />
nicht nur die inländische Industrie kräftig Dann kommen in grossem Abstand die<br />
unterstützen (ein Problem, das unseren Landesvätern<br />
bisher nicht sehr zu schaffen rnit 83?2 und die Oesterre'cher mit 6447<br />
Tschechoslowaken mit 9339 d'e Franzosen<br />
machte), sondern die Automobilisierung" des Grenzübertritten. D'e neu°rlassprie Verordnung,<br />
wonach grundsätzlich terter ausländische<br />
4usweis für Führer und Fahrzeug anerkannt,<br />
also die internationalen Papiere<br />
Oberf'flssi.s: werden, wird den Zustrom an<br />
fremden Autogästen im kommenden Jahr<br />
bestimmt ganz wesentlich fördern. Ganz<br />
sicher kann auch mit einer weiteren Zu?<br />
nähme der Autotouristik mit der Inbetriebnahme<br />
der ersten Strecken des Netzes der<br />
immer grösseren Kreisen. Ein fand ein paar<br />
Halme zwischen Feld und Strom und wusste,<br />
dass sie mit Kähnen gekommen waren, weil<br />
es keine Spuren gab. Er sah Marte vom<br />
Hause kommen und ging ihr entgegen. Sie<br />
weinte, .lautlos, ohne die Tränen abzuwischen,,<br />
ohne ein Wort. Sie gingen zusammen<br />
zurück, bis zur Fähre, und blickten von dort<br />
nach dem grauen Dorf hinüber. Die Ziehbrunnen<br />
schnitten wie Galgen in den dunstigen<br />
Himmel. Ein Wagen fuhr die Dorfstrasse<br />
hinunter, dem Walde zu, und eine gelbe<br />
Staubsäule stand hinter ihm auf, mit leise<br />
mahlenden Rändern, und ging hinter ihm<br />
her wie ein Gespenst.<br />
An diesem Abend, als die matten Sterne<br />
schon aufgezogen waren und Jürgen auf<br />
dem Wasser war, ging Marte zum erstenmal<br />
zu Mac Leans Hütte. Sie ging bis zum Kiefernbusch,<br />
von wo sie das Licht in dem kleinen<br />
Fenster sehen konnte, und kniete dort<br />
in der flachen Mulde zwischen den niedrigen<br />
Stämmen, in der es nach Harz roch und in<br />
der die Glut des ganzen Tages unbeweglich<br />
stand. Sie kniete mit gefalteten Händen,<br />
und ihre Lippen bewegten sich, ohne dass sie<br />
von den Worten wusste, die sie sprach. Und<br />
.nach einer halben. Stunde stand sie auf und<br />
ging langsam denselben Weg zurück. Noch<br />
viele Male ging sie in diesem Sommer denselben<br />
Weg bis zum Kiefernbusch, und jedesmal<br />
-kehrte sie -um, mit; zerschlagenen<br />
Ausführungen:<br />
«Das Deutsche Reich hat am 12. November 1934<br />
eine neue Verordnung über internationalen Krtftfahrzeugverkehr<br />
erlassen, in der u. a. vorgeschrieben<br />
wird, dass ausländische Motorfahrzeuge, für die nur<br />
die nationalen Ausweise beigebracht werden.- zur<br />
Führung eines länglichrunden Kennzeichens — einer<br />
sog. Zollnunamer — verpflichtet sind, das von den<br />
deutschen ZollsteJlen gegen Entrichtung einer Gebühr<br />
abgegeben wird.<br />
Auf Grund einer Note des Deutschen Auswärtigen<br />
Amtes bringen wir zur Kenntnis, dass die durch Notenaustausch<br />
vom 15./17. Oktober 1932 getroffene<br />
schweizerisch-deutsche Vereinbarung über den Verzicht<br />
auf die internationalen Ausweise durch die genannte<br />
Verordnung nicht geändert wird. Demnach<br />
können die schweizerischen Motorfahrzeugführer auf<br />
Grund ihrer schweizerischen Fahrzeug- und Führerausweise<br />
auch in Zukunft in Deutschland verkehren,<br />
wenn ihr Fahrzeug neben dem schweizerischen Kontrollschild<br />
mit dem Unterscheidungszeichen im Sinn»<br />
von Art. 5 des internationalen Abkommens vom<br />
24. April 1926 über Kraftfahrzeugverkehr (CH-Zeichen)<br />
versehen ist. Von der Führung der sog. Zollnummer<br />
und den damit verbundenen Gebühren bleiben<br />
die vorübergehend in Deutschland verkehrenden<br />
schweizerischen Motorfahrzeuge auch weiterhin befreit.»<br />
Tourismus<br />
<strong>1935</strong> - N° 4<br />
Reichsautobahnen gerechnet werden, deren<br />
Uebergabe an den Verkehr eine ganz<br />
besondere Attraktion für den Autoreisenden<br />
bedeuten wird. Hoffentlich geht diese Entwicklung:<br />
nicht auf Kosten unserer eigenen<br />
Autotouristik für d-eren Förderung, wenigstens<br />
was den Strassenbau anbetrifft, der<br />
Bund leider wenig Verständnis zeigt. ß<br />
Gliedern, die ihr geschändet erschienen von<br />
dem Knien vor dem matten Licht, das aus<br />
den Fenstern der Hütte fiel.<br />
Der Gendarm kam, durchsuchte das<br />
ganze Dorf, fand nichts als lächelnde Gesichter,<br />
trank einen Bärenfang im Fährhaus und<br />
fuhr mit bekümmertem Kopfschütteln davon.<br />
Seit Jürgen den Acker verloren hatte, waren<br />
Tag und Nacht schwerer zu tragen als<br />
sonst Es war ihm, als lebe er für nichts<br />
und als sei er eine der tauben Aehren, die zu<br />
Tausenden auf den verbrannten Feldern<br />
hingen. Wenn er um die Abendzeit den Strom<br />
heraufgefahren kam, sassen die Kinder der<br />
beiden Dörfer wie sonst an den Ufern, aber<br />
sie sangen nicht mehr. Er verlockte sie, in-;<br />
dem er den Spottvers aus früheren Tagen<br />
ieise vor sich hinpfiff. Aber sie antworteten<br />
nicht. Grau und schweigend hockten sie<br />
über dem Schilf der Uier und starrten zu<br />
ihm hinüber, als warteten sie auf etwas.<br />
Aber er-verstand nicht, worauf sie warteten.<br />
Bis eines Mittags, als sie beim Essen<br />
sassen, der Hund den Kopf hob und die Tür<br />
sich leise öffnete. Ein Junge stand draussen,<br />
dessen weisser Scheitel nicht bis zum Drükker<br />
reichte, barfuss, mit einem grauen Ger<br />
sieht, und starrte : aus grossen, unbeweglichen<br />
Augen auf die Fischsuppe, die aus der<br />
Schüssel dampfte.<br />
(Fortsetzung im fAutler-Felerabend».)
N« 4 - <strong>1935</strong> AUTOMOBIL-REVUE<br />
Sportnachrichten<br />
Der italienische<br />
Automobilsportkalender <strong>1935</strong>.<br />
Wenn auch die Tatsache nicht abzustreiten<br />
ist, dass Italien im Verlaufe der letzten<br />
Saison deutlich von seiner Vormachtstellung<br />
im internationalen Automobilsport abgedrängt<br />
worden ist, so dürfen anderseits unsere<br />
südlichen Nachbarn nach wie vor den<br />
Ruhm für sich beanspruchen, autosportlich<br />
die grösste Aktivität in Europa zu entwickeln.<br />
Italien besitzt am meisten hervorragende<br />
Fahrer, die grösste Anzahl von Rennvereinigungeri,<br />
es verfügt über weitaus am meisten<br />
eigene Rennwagen und schliesslich ist die<br />
Zähl der jedes Jahr zur Austragung kommenden<br />
Veranstaltungen ganz erstaunlich gross.<br />
Diese Feststellung muss wieder in die Augen<br />
springen, wenn man den neuen italienischen<br />
Sportkalender für das Jahr <strong>1935</strong> durchsieht,<br />
der vor wenigen Tagen vom R. A. C. I. veröffentlicht<br />
wurde.<br />
Insgesamt werden in Italien von den verschiedenen<br />
Sektionen des Gesamtclubs im<br />
Verlaufe des neuen Jahres 76 Veranstaltungen<br />
durchgeführt. Natürlich können diese<br />
Anlässe nicht alle ein internationales Interesse<br />
beanspruchen. In der Tat sind allein 42<br />
von diesen Konkurrenzen touristischer Natur<br />
— Sternfahrten, kombinierte Auto-Skifahrten,<br />
grosse Tourenfahrten usw. Stärksten Eindruck<br />
muss jedoch die Zahl der in Italien<br />
zur Durchführung kommenden Schnelligkeitrennen<br />
erwecken: Es sind nicht weniger als<br />
26 Rennen! Gegenüber dem Jahre 1934 ist<br />
eine Zunahme dieser Renngattung in Italien<br />
um vier Anlässe zu konstatieren. Für 29<br />
grössere Veranstaltungen irn italienischen<br />
Autosportkalender sind insgesamt 2,058,000<br />
Lire an Preisen ausgesetzt, gegenüber<br />
1.894,154 Lire im Jahre 1934 und 1,686,820<br />
vor 2 Jahren. Von diesen 29 grösseren Anlässen<br />
sind 13 international ausgeschriebene<br />
Schnelligkeitsrennen, 13 weitere nationale Geschwindigkeitsveranstaltungen<br />
und schliesslich<br />
3 Regelmässigkeitsprüfungen.<br />
Der neue Kalender hat gegenüber dem<br />
Jahre 1934 verschiedene Aenderungen erfahren.<br />
So ist, wie bereits in der letzten Nummer<br />
kurz gemeldet wurde, die II. Italien-<br />
Rundfahrt um die « Coppa d'Oro del Duce »<br />
wieder abgesagt worden, trotzdem sie bereits<br />
in den internationalen Sportkalender<br />
aufgenommen war. Noch nie hatte Italien<br />
eine Veranstaltung von den Ausmassen dieser<br />
Rundfahrt erlebt, die äusschliesslich für.<br />
Serienwagen reserviert war. Viele Monate<br />
vorher schon wurde die Werbetrommel gerührt.<br />
Um so mehr fällt nun die plötzliche<br />
Absage auf, die auf finanzielle Schwierigkeiten<br />
zurückzuführen sein soll. Ferner ist auch<br />
der Grosse Königspreis von Rom, der gleichfalls<br />
bereits international ausgeschrieben war,<br />
wieder abgesagt worden, nachdem dieses<br />
Rennen bekanntlich schon letztes Jahr nicht<br />
zur Durchführung gekommen war. Der<br />
Grund dazu soll im Mangel an einer geeigneten<br />
Schnelligkeitsrundstrecke in der unmittelbaren<br />
Nähe der ewigen Stadt zu surfen<br />
sein. Nicht wiederholt werden ferner<br />
die bekannten Bergrennen Parma-Poggjo di<br />
Perceto und auf die «Colli Torrinesi».<br />
Anderseits enthält der italienische Sportkalender<br />
5 neue Veranstaltungen und 3 nach<br />
Jahren neu erstehende Konkurrenzen. Aeusserst<br />
bemerkenswert ist die Popularität, die<br />
in Italien mit einem Schlage die Stadtrundstreckenrennen<br />
geniessen. Biella, Modena<br />
und Neapel haben bekanntlich den Anfang<br />
gemacht, und nun werden gleich in Bergamo,<br />
Turin, Triest, Varese und Como solche nationale<br />
Rennen zur Durchführung kommen. Diese<br />
neue Renngattung hat also seit dem Grossen<br />
Preis von Monte Carlo in aller Welt gewaltig<br />
Schule gemacht. Die dieses Jahr national<br />
organisierten Rennen von Biella und Neapel<br />
werden <strong>1935</strong> international ausgefahren. Die<br />
folgenden drei Rennen sind nach längerer<br />
Pause wieder erstanden : Die Coppa Bianchi<br />
auf der Rundstrecke von Sila sowie die<br />
Bergrennen Susa-Moncenesio und Pontedecimo-Giovi.<br />
Selbstverständlich enthält der italienische<br />
Sportkalender auch neuerdings die klassischen<br />
grossen Rennen, so das Rundstreckenrennen<br />
von Tripolis, die Targa Florio, deren<br />
Namen nun in «Madonie-Rundstreckenrennen»<br />
abgeändert wurde, das Rundstrekkenrennen<br />
von Alessandria, die Coppa Ciano,<br />
die Coppa Acerbo, das 24-Stunden-'Rennen<br />
von Pescara, das Stilfserjoch-Rennen und<br />
der Grosse Preis von Italien in Monza. Bei<br />
^dieser Gelegenheit mag die Feststellung von<br />
Interesse sein, dass trotz den Hoffnungen<br />
der Organisatoren des Grossen Preises von<br />
Montreux, das Rennen von Alessandria nicht<br />
verschoben worden ist. Die beiden Anlässe<br />
fallen nun zeitlich zusammen, so dass- die<br />
Veranstalter von Montreux gut beraten stein<br />
werden, wenn sie sich zur rechten Zeit ihre<br />
Fahrer sichern. Denn Alessandria ist keine<br />
harmlose Konkurrenz!<br />
Die bekannte italienische Automeisterschaft<br />
wird in 10 Rennen ausgetragen. Nachdem<br />
1934 bloss 5 Rennen für das Championat<br />
galten, ist die Zahl in diesem Jahre somit<br />
beträchtlich erhöht worden. Die Meisterschaft<br />
der italienischen Dilettanten wird ebenfalls<br />
in 10 Läufen ausgetragen, und die Sportwagenmeisterschaft<br />
in 8 Rennen. Zur Einleitung<br />
der internationalen Saison wird die<br />
Mille Miglia organisiert werden, die dieses<br />
Jahr durch den Ausfall der Italien-Rundfahrt<br />
ihre unvergleichliche Bedeutung der frühern<br />
Jahre zurückerhalten wird. Während sie<br />
1934 nur für Sportwagen reserviert blieb,<br />
wird das neue Reglement voraussichtlich<br />
wieder die Tourenwagen in die grosse Konkurrenz<br />
einbeziehen.<br />
Wir veröffentlichen im Folgenden im Auszug<br />
den italienischen Sportkalender des<br />
Jahres <strong>1935</strong>:<br />
17.—19. März: 3. Winteralpenfahrt<br />
14. April: 9. Mille Miglia.<br />
28. April: 26. Madonie-Rundstreckenrennen (Frühlingsrennen<br />
in Sizilien).<br />
9. Mai: Internationale 'Sternfahrt nach Tripolis.<br />
12. Mai: Grosser Preis von Tripolis<br />
19. Mai: Rundstreckenrennen in Bergamo.<br />
19. Mai: Bergrennen in Bozen.<br />
26. Mai: Rundstreckenrennen von Turin.<br />
26. Mai: Rundstreckenrennen um die Coppa d'Ascoli.<br />
2. Juni:: XI. Rundstreckenrennen in Alessandria.<br />
16. Juni: Rundstreckenrennen von Biella.<br />
16. Juni: «Targa d'Oro del Vesuvlo>.<br />
20. Juni Stadtrundstreckenrennen von Triest.<br />
23. Juni: Bergrennen von Varese-Campo del Fiori.<br />
30. Stadtrundstreckenrennen von Varese.<br />
7 Juli: Bergrennen Susa-Moncenesio,<br />
12. Juli: Nationale Sternfahrt.<br />
28. Juli: Coppa Bianchi.<br />
4. August: Coppa Ciano.<br />
11. August: 24-Stundenrennen von Pescara.<br />
15. August: Coppa Acerbo.<br />
25. August: Bergrennen Pontedecimo-Giovi.<br />
1. September: Stilfserjochrennen.<br />
8. September: Grosser Preis von Italien.<br />
15. September: 4. Rundstreckenrennen von Modena.<br />
29. 'September: Rennen Como-Lieto Colle.<br />
13. Oktober: Rundstreckenrennen von Neapel.<br />
Für die italienische Automobilmeisterschaft<br />
<strong>1935</strong> gelten die folgenden Rennen:<br />
Madonie-Rundstreckenrennen.<br />
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Mehr denn je ist heute der Preis einer<br />
Ware massgebend und nicht wie richttgerweise<br />
angenommen werden dürfte, die Qualität.<br />
So ist es auch bei den Bremsbelägen,<br />
die in den verschiedensten Preislagen angeboten<br />
werden. .<br />
Wie verhalten sie sich aber bei der Abnützung?<br />
Es gibt leider in diesem Artikel<br />
ebenso viele Qualitätsunterschiede, wie Preiskategorien.<br />
Durch die Erfahrungen ist jedoch<br />
erwiesen, dass nicht etwa der billigste<br />
Belag am vorteilhaftesten ist, sondern der<br />
dauerhafteste. Dass dieser<br />
American Brakeblok<br />
heisst und sich infolge seiner ausserordentlichen<br />
Widerstandskraft für alle Innenbackenbremsen<br />
am besten eignet, ist dem tüchtigen<br />
Fachmann bekannt.<br />
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Eigenartige Sanferungsversuche<br />
einer Privatbahn.<br />
Bekanntlich laboriert, man schon seit Jahren<br />
an der finanziellen wie betriebstechnischen<br />
Sanierung der Waldenburgerbahn herum.<br />
Das rein lokalpolitische Intejesse dieses<br />
Bähnchens würde es erübrigen, auf die Angelegenheit<br />
zurückzukommen, doch zeigt die<br />
jüngste Debatte im basellandschaftlichen<br />
Landrat mit aller Deutlichkeit, mit welchen<br />
Mitteln man bei uns Bahnen zu «sanieren»<br />
versucht, um dann stets wieder das Automobil<br />
als Sündenbock den Steuerzahlern vorzustellen,<br />
wenn auch die einschneidendsten Sanierungen<br />
nicht zum gewünschten Ziele führen.<br />
Der Kampf geht zur Zeit um die Elektrifizierung<br />
des «Waldenburgerli» und zwar hat<br />
eine zur Vorbehandlung dieses Traktandums<br />
eingesetzte Landratskommission mit 6 gegen<br />
4 Stimmen beschlossen, dem seitens der Bahn<br />
ausgearbeiteten Projekt zuzustimmen, worin<br />
die Elektrifizierung auf dem jetzigen Geleise<br />
von 0,75 m Spurweite vorgeschlagen wird,<br />
was rund 1 Million Franken kosten würde,<br />
die zu 50% durch Bundessubventionen, zu<br />
30% durch den Kanton Baselland und zu<br />
20% durch die interessierten Gemeinden aufgebracht<br />
werden müssten. Eine radikale Lösung,<br />
welche die Verlegung der Bahn von der<br />
Strasse auf ein eigenes Trace vorsieht, würde<br />
3 Millionen Franken verschlingen, ein Vorschlag,<br />
der unter den heutigen Verhältnissen<br />
kaum in Betracht kommen kann, während<br />
eine dritte Lösungsmöglichkeit namentlich<br />
seitens der Gemeinde Liestal anzustreben<br />
versucht wird, indem der bestehende Dampfbetrieb<br />
beibehalten und verbessert werden<br />
sollte, wofür zirka 300,000 Franken erforderlich<br />
wären. Wenn schon der Präsident der<br />
erwähnten Kommission das 1-MiHionen-Projekt<br />
als keine ideale Lösung bezeichnet, so ist<br />
es verständlich, wenn auch aus andern Kreisen<br />
der Vorlage eine starke Opposition erwuchs.<br />
Im Landrat kam namentlich seitens der<br />
Gegner des Projektes die Auffassung zum<br />
Ausdruck, dass die gesuchte Lösung vollständig<br />
auf Kosten der Allgemeinheit gehe<br />
und dass selbst der Gemeinderat von Liestal<br />
erklärt habe, es komme einem so vor, als ob<br />
auf Kosten des Staates einigen Hauptaktionären<br />
die Aktien aufgewertet werden müssten!<br />
Auf den Automobilverkehr anspielend<br />
wurde erwähnt, dass. an Sonntagen heute<br />
schon,bis zu 15 Autobusse auf dem Basler<br />
Marktplatz stehen, um die Touristen in<br />
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zu führen. Zudem wurde gerügt,<br />
dass die Ansicht der starken Kommissions<br />
minderheit überhaupt nicht beachtet und dass<br />
das Gutachten über den Autobusbetrieb den<br />
Gemeindevertretern gar nicht unterbreitet<br />
worden sei. Die einseitige Orientierung der<br />
Gemeinde verunmögliche es, sich ein objek.-<br />
tives Urteil über die Vorlage zu bilden und<br />
zudem sei die Versammlung der Gemeindevertreter<br />
von Anfang an unter Druck gesetzt<br />
worden, indem diese vom Vertreter der Waldenburgerbahn<br />
vor die Alternative gestellt<br />
wurden: «Entweder die Lösung, die wir vorschlagen<br />
oder — ihr erhaltet überhaupt<br />
nichts.» Nicht mit Unrecht wurde auch darauf<br />
hingewiesen, dass man in der ganzen<br />
Schweiz das Automobil in vermehrtem Masse<br />
in den Dienst der Bahnen zu stellen versuche,<br />
während man auf kantonalem Boden<br />
eine Verstaatlichung der Bahnen herbeiführen<br />
wolle, wo man immer mehr zur Ueberzeugung<br />
gelange, dass wir auf eidgenössischem<br />
Gebiet zu weit gegangen sind. Interessant<br />
ist im Kampf zwischen Bahnen und<br />
Automobil einmal von unbeteiligter Seite<br />
(Stadtpräsident von Liestal) die Auffassung<br />
vertreten zu hören, dass auf die Gutachten,<br />
wie sie auch bei der Waldenburgerbahn durch<br />
Eisenbahnfachmänner gemacht wurden, nichts<br />
zu halten sei, denn diese könne man so oder<br />
so ausarbeiten — je nach Bedarf.<br />
Schon aus diesen wenigen Streiflichtern<br />
aus der jüngsten Eisenbahndebatte im basellandschaftlichen<br />
Landrat ersehen wir mit aller<br />
Deutlichkeit, mit welchen Mitteln eine<br />
chronische Privatbahnmisere aus der Welt<br />
geschafft werden soll, denn eine Sanierung<br />
wie sie seitens der Kommissionsmehrheit<br />
vorgeschlagen wird, muss als wirtschaftlicher<br />
wie technischer Unsinn bezeichnet werden.<br />
Wenn später dann die Rechnung präsentiert<br />
wird und die hypothetischen Folgerungen<br />
des Gutachtens auf sich warten lassen,<br />
so muss alsdann wieder das Automobil<br />
für die verfuhrwerkte „Situation der Bahn<br />
herhalten.<br />
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getreten. Etwa 20,Kantone haben schon seit<br />
vielen Monaten ihre bezüglichen Einführungsgesetze<br />
und Verordnungen, nur derlich, nachdem keiner der übrigen Kantone ein<br />
grosse Kanton Zürich hat mit Bern und wenigen<br />
andern Ständen fertiggebracht, dass<br />
die schon seit Monaten in Beratung stehende<br />
und heftig diskutierte Gesetzesvorlage nicht<br />
in Kraft erwachsen ist. Dabei kann man sich<br />
des Eindrucks nicht erwehren, dass hiebei<br />
ein gewisser Verzögerungswille mit im<br />
Spiele stand, um allfällig doch notwendige<br />
finanzielle Erleichterungen möglichst spät in<br />
Kraft treten zu lassen und noch möglichst<br />
lange bei den alten 1923er Bestimmungen,<br />
die durch die Verhältnisse längst überholt<br />
sind, bleiben zu können.<br />
Der Gesetzesgang ist bekannt. Die erste<br />
Vorlage der Regierung wurde von der kantonsrätlichen<br />
Kommission in zahlreichen<br />
Punkten abgeändert, aber auch diese 2. Auflage<br />
erhielt weder die Zustimmung des<br />
Volksparlamentes noch der Verkehrsinteressenten,<br />
so dass dieser Entwurf vom Regierungsrat<br />
schliesslich zurückgezogen und<br />
zu neuer Prüfung auf das Jahr <strong>1935</strong> zurückgelegt<br />
worden ist.<br />
Nun tritt mit dieser Woche die Gesetzesberatung<br />
in ein neues, drittes Stadium. Die<br />
kantonale Polizeidirektion hat gestützt auf<br />
die im November 1934 mit den politischen<br />
Parteien und Verkehrsinteressenten geführten<br />
Verhandlungen neue Vorschläge ausgearbeitet,<br />
welche vom Regierungsrat den<br />
Kantonsratsfraktionen zur Stellungnahme<br />
vorgelegt worden sind, wobei in den nächsten<br />
Tagen eine Aussprache mit dem Regierungsrat<br />
stattfinden soll, während man es<br />
nach bisheriger Praxis wiederum nicht für Auffassung zum Ausdruck, dass der Konkurs, wenn<br />
angezeigt resp. notwendig erachtet, den direkt<br />
Beteiligten, den Verkehrsinteressenten<br />
möglich vermieden werden müsse, da sonst die mit<br />
Gelegenheit zum Meinungaustausch und Stellungnahme<br />
geben.<br />
Die neuen Vorschläge des Regierungsrates<br />
sollen zwar dem Vernehmen nach nur wenige<br />
Gesetzesartikel betreffen, worunter aber auch<br />
das allgemeine Rennverbot, welches so abgeändert<br />
werden soll, dass Wettrennen mit Motorfahrzeugen<br />
auf öffentlichen Strassen<br />
grundsätzlich verboten bleiben, während<br />
Radrennen gestattet werden sollen, wie diese<br />
Regelung im ersten Gesetzesentwurf des Regierungsrates<br />
bereits vorgesehen war. Es<br />
darf wohl erwartet werden, dass diese Spekulation<br />
auf die Radfahrer fehlgehen und die<br />
Regierung auch in dieser Frage der geschlossenen<br />
Opposition der Verkehrsinteressenten<br />
entgegenstehen wird. Die unkonziliante,<br />
sportfeindliche Einstellung des Regierungsrates<br />
wirkt heute geradezu unverständ-<br />
solches Rennverbot kennt.<br />
Die Revisionsvorschläge sollen sich noch<br />
mit dem Schicksalsartikel über die Beitragspflicht<br />
für die Errichtung von Parkplätzen<br />
und der Auseinandersetzung zwischen Stadt<br />
und Land hinsichtlich der Verwendung der<br />
Motorfahrzeugsteuern und der Besteuerung<br />
der Autobuslinien befassen, wo der Regierungsrat<br />
seinerzeit verlangt hat, dass die<br />
Steuern nur für den Bau und die Korrektion<br />
von Strassen I. Klasse (nicht II. Klasse) Verwendung<br />
finden dürfen. Von den zahlreichen<br />
Postulaten der Verkehrsinteressenten<br />
soll aber auch in der neuen Vorlage nicht die<br />
Rede sein. Der Regierungsrat hat scheinbar<br />
aus den bisherigen Beratungen noch nichts<br />
gelernt und wird es bei dieser verkehrsfeindlichen<br />
Einstellung im Kanton Zürich doch zur<br />
grossen Auseinandersetzung bei der Volksabstimmung<br />
über das Verkehrsgesetz kommen.<br />
V<br />
Gläubiger-Versammlung der Röhr-Werke, Am<br />
3. Januar fand in Berlin unter Mitwirkung des Verbandes<br />
der Kraftfahrzeugteilindustrie, dem die<br />
Mehrzahl der Röhrgläubiger angehört, die Gläubigerversammlung<br />
zum angestrebten Vergleichsverfahren<br />
statt. Der vorgelegte Status enthält Buchwerte<br />
der Aktiven in der Höhe von 3,28 Mill. RM.,<br />
die durch Abschreibungen auf 2,33 Mill. RM. reduziert<br />
wurden. Verpfändet sind von den Aktiven<br />
1,24 Mill. RM., so dass abzüglich der bevorrechtigten<br />
Forderungen noch 670.000 RM. als Massenbestand<br />
verbleiben. Gegenüber stehen mit 1,4 Mill. RM.<br />
gesicherte Gläubiger und mit 1,48 Mill. RM. ungesicherte.<br />
Anlässlich der Versammlung kam dio<br />
850.000 RM. bezifferten Vorräte ziemlich an Wert<br />
verlieren würden. Zudem könnte die Tatra-Lizenz<br />
fortfallen, wobei auch andere Teile nur schwer verwertet<br />
werden können. Der Gläubigerversammlung<br />
wurden alsdann die auf das Jahr 1930 zurückzuführenden<br />
Bemühungen um eine grundlegende Sanierung<br />
skizziert, ist doch bekanntlich das fertig<br />
gewesene Projekt der Verbindung der Röhrwerko<br />
mit der N. A. G. an dem Einspruch einer Grossbank<br />
gescheitert. In der Zwischenzeit standen im wesentlichen<br />
Ueberbrückungskredite aus Schweiz. Kreditstellen<br />
zur Verfügung. Nun soll eich eine deutsche<br />
und eine schweizerische Gruppe bereit erklärt haben,<br />
neue Mittel zur Verfügung zu stellen, falls es<br />
gelinge, das Vergleichsverfahren durchzuführen, wobei<br />
angetönt wurde, dass die Schweiz. Interessenten<br />
auf ihre Aktionäransprüche voll zu verzichten gedenken<br />
und weiterhin einen Teil ihrer Forderungen<br />
streichen würden. Nach dem Vergleichsverfahren,<br />
bei dem eine Quote von über 30% den Gläubigern<br />
nicht- zugestanden werden kann, hofft man, mit<br />
Hilfe der neuen Betriebsmittel und hei einer Produktionvereinfachung,<br />
das Unternehmen erhalten zu<br />
können, wofür sich übrigens auch öffentliche Interessenten<br />
einsetzen.<br />
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konnten während der Monate Februar bis<br />
November vorigen Jahres 145 Flugschüler<br />
die C-, und über 300 die B-Prüfung ablegen.<br />
Die A-Prüfung überschritt bereits die stattliche<br />
Zahl von 1000. Unter den Kursteilnehmern<br />
befanden sich neben zahlreichen Ausländern<br />
auch einige 50 Damen.<br />
Fesselballon durch Autogiro verdrängt Das<br />
englische Kriegsministerium hat sich entschlossen,<br />
auf Grund der Erfahrungen, welche<br />
im letzten Jahre mit Autogiros gemacht<br />
worden sind, die Fesselballone durch die<br />
bewährten Umlaufflügel-Flugzeuge zu ersetzen.<br />
Ihre Vorzüge gegenüber dem Fesselballon<br />
als Beobachtungsmittel liegen darin,<br />
dass sie sich schnell vom Standort bewegen<br />
und Jagdangriffen ausweichen können. Auch<br />
auf dem Boden ist das Autogiro viel besser<br />
zu tarnen. Mit der grundsätzlichen Einführung<br />
von Autogiros an Stelle der Fesselballone<br />
dürfte dann wohl England allen andern<br />
Staaten vorangegangen sein.<br />
Ein Segelfliegerlager auf Jungfraujoch. In<br />
Bern fand eine konstituierende Versammlung<br />
eines aus Mitgliedern des Aeroclubs<br />
der Schweiz sich zusammensetzenden Organisationskomitees<br />
statt, das beschlossen hat,<br />
dieses Jahr auf dem Jungfraujoch ein grosses<br />
internationales Segelfliegerlager durchzuführen.<br />
Die Veranstaltung wird 14 Tage dauern,<br />
und zwar vom 4. bis 18. September. Das<br />
Segelfluglager dürfte die besten Segelflieger<br />
Europas in den Schweizer Hochalpen vereinigen,<br />
und es sollen während der Dauer<br />
des Lagers verschiedene sportliche Konkurrenzen,<br />
vorab Fernflüge, durchgeführt werden.<br />
Die Sektion Thun des Ae.C.S. hat die<br />
Initiative zu dieser grosszügigen Veranstaltung<br />
ergriffen, und das Organisationskomitee<br />
setzt sich vorab aus Mitgliedern dieser Sektion<br />
und des Berner Oberlandes zusammen.<br />
An der Spitze stehen W. Krebser (Thun) als<br />
Präsident und Direktor Dr. Liechti von der<br />
Jungfraubahn als Vizepräsident. Der konstituierenden<br />
Sitzung wohnten bei: der Präsident<br />
des Ae.CS. Oberst Messmer, der diese<br />
internationale Veranstaltung am bevorstehenden<br />
Kongress der F.A.I. (Föderation Aeronautique<br />
Internationale) in Paris anmelden wird,<br />
und Oberstleutnant Rihner als Präsident der<br />
Sportkommission des Ae\C.S.<br />
76,000,000 Flugkilometer im Jahr 1934. Die<br />
Kgl. Britische Luftflotte hat im Jahre 1934<br />
eine Gesamtstrecke von rund 76 Millionen<br />
Kilometern zurückgelegt und damit den letzten<br />
Rekord für den Nachkriegsflugdienst von<br />
1933 (rund 71 Millionen km) geschlagen. Die<br />
zunehmende Leistungsfähigkeit des Dienstes<br />
geht daraus hervor, dass die Luftflotte im<br />
Jahre 1921 nur über ein Drittel ihrer gegenwärtigen<br />
Stärke verfügte, aber nur ein Zehntel<br />
der im Jahre 1934 durchflogenen Strecke<br />
leistete.<br />
Die 93 Geschwader der Luftflotte hatten<br />
Im letzten Jahr 19 schwere Unfälle zu verzeichnen,<br />
die 28 Menschen das Leben kosteten.<br />
Einen interessanten Vergleich bietet<br />
wieder das Jahr 1921. Die damaligen 33 Geschwader<br />
erlitten 22 schwere Unfälle, wobei<br />
37 Menschen ums Leben kamen. Das<br />
schlimmste Jahr seit dem Kriege ist für die<br />
britische Militärfliegerei das Jahr 1926 gewesen,<br />
als bei 54 Flugzeugkatastrophen "85<br />
Menschen getötet wurden. Ebenso hat die<br />
Zahl der Unglücksfälle im Verhältnis zu den<br />
Flugstunden erheblich abgenommen. Während<br />
im Jahre 1921 auf alle 2238 Flugstunden<br />
ein Toter kam, entfällt jetzt auf 12,000<br />
Flugstunden je ein Toter. Das letzte Jahr<br />
hat auch in Bezug auf andere, nicht tödliche<br />
Unglücksfälle in der Luft aussergewöhnlich<br />
gut abgeschnitten.<br />
Dieser Jahresbericht ist um so bemerkenswerter,<br />
als 1934 sehr viel mehr Luftübungen<br />
und -manöver stattgefunden haben als früher.<br />
Allein der Polizei- und Patrouillendienst<br />
der Luftflotte erstreckt sich über ein Gebiet<br />
von mehr als 1,6 Millionen Quadratkilometer;<br />
die Maschinen überfliegen täglich drei<br />
Kontinente, grossenteils sehr gefährliche<br />
Strecken, auf denen jede Panne eine Katastrophe<br />
bedeutet.<br />
Das Anwachsen der Flugstrecke, und vor<br />
allem die Abnahme der Unglücksfälle, wird<br />
in hohem Masse den Ausbildungsmethoden<br />
und der Ausdehnung der Ausbildungszeit zugeschrieben.<br />
Eine der Hauptverbesserungen<br />
ist die Ausbildungsvorschrift, dass jeder Pilot<br />
der Kgl. Britischen Luftflotte im Blindfliegen,<br />
d.h. in der Orientierung nur nach<br />
den Instrumenten, unterwiesen werden<br />
muss, wodurch ein Höchstmass an Navigationssicherheit<br />
in Nebel und Wolken erreicht<br />
wird.<br />
Auch sonst ist man in der Luftfahrt im allgemeinen<br />
und dem Motorenbau im besondern<br />
ein gutes Stück weiter gekommen. Motorpannen<br />
gehören zu den Seltenheiten. Die<br />
AUTOMOBIL-REVUE <strong>1935</strong><br />
Motoren laufen häufig 400—500 Stunden<br />
ohne überholt zu werden; das Flugzeug wird<br />
meist erst nach' 1000 Flugstunden überholt<br />
Luxusflugdienst der K.L.M. In den nächsten<br />
Wochen wird die holländische KUVL<br />
auf der Strecke Amsterdam-Batavia ihren<br />
neuen «Fokker 36» in Betrieb setzen. Dieses<br />
viermotorige Flugzeug, das 32 Fluggäste<br />
aufnehmen kann, kann die längste Flugstrecke<br />
der Welt von insgesamt 9000 Meilen<br />
in sechs Tagen zurücklegen. Die beiden hervorragendsten<br />
Eigenschaften der neuen Fokkermaschine<br />
sind Bequemlichkeit und Schnelligkeit.<br />
Die Fluggäste werden ihr Frühstück<br />
in der Luft einnehmen, am Nachmittag oder<br />
am frühen Abend aber in einer grössern<br />
Stadt landen, damit sie in irgendeinem Hotel<br />
soupieren können. Gegen Mitternacht<br />
werden sie dann ihre Betten im Flugzeug<br />
aufsuchen und auf den « Flügeln der Nacht»<br />
schlafend ihre Reise fortsetzen. Um ein<br />
Höchstmass an Bequemlichkeit sicherzustellen,<br />
sollen nur 16 an Stelle der möglichen<br />
32 Fluggäste befördert werden, deren Sitze<br />
während der Nacht in Betten verwandelt<br />
werden, eins über dem andern und durch<br />
Vorhänge voneinander abgeschlossen. Am<br />
Morgen werden die Fluggäste durch 1 den<br />
Stewart geweckt, der ihnen eine Tasse Tee<br />
und Kuchen ans Bett bringt. Zwei geräumige,<br />
komfortable Badezimmer bieten die<br />
Möglichkeit zum Waschen und Erfrischen.<br />
Später wird dann den Fluggästen ein zweites<br />
Frühstück gereicht, das in einer elektrischen<br />
Küche zubereitet wird. Das Innere des<br />
Flugzeuges ist geschmackvoll eingerichtet<br />
und sehr geräumig, eine Eigenschaft, die bei<br />
solch langen Flugstrecken von nicht zu<br />
unterschätzender Bedeutung ist. Ventilatoren<br />
und Heizungsapparate sorgen für<br />
Luft und die richtige Temperatur.<br />
frische<br />
Die Besatzung der Maschine besteht aus<br />
einem Kapitän, einem ersten Offizier, einem<br />
Radiotelegraphisten, einem Mechaniker und<br />
einem Steward. Der erste Offizier, der<br />
gleichzeitig auch zweiter Flugzeugführer ist,<br />
hat ausserdem noch die Stellung eines Zahlmeisters.<br />
Als solcher hat er darauf zu sehen,<br />
dass die Fluggäste jedesmal über das richtige<br />
Held verfügen : In Persien über Krans<br />
und Tomans, in Britisch-Indien über Rupien<br />
usw. Diese « Fliegende Wechselstube » bezahlt<br />
alles für die Fluggäste und rechnet mit<br />
ihnen am Ende eines jeden Tages ab.<br />
Der Preis für einen Flug Amsterdam-Batavia<br />
beträgt 1750 holländische Gulden, worin<br />
aber auch alles eingeschlossen ist; doch<br />
glaubt man, ihn bald auf die Höhe eines<br />
Luxuskabinenbillets von Ozeandampfern herabsetzen<br />
zu können. Ein Dampfer braucht<br />
für die Strecke von Rangoon nach Bangkok<br />
in Siam 9 Tage, während das Flugzeug sie<br />
in 6 Stunden zurücklegen wird.<br />
Ausser der Indienstsetzung dieses neuen<br />
Fokkerflugzeuges wird in der Entwicklung<br />
der holländischen Luftfahrt demnächst noch<br />
ein weiterer Fortschritt zu verzeichnen sein.<br />
Schiphol, der Flughafen von Amsterdam, soll<br />
weitgehend ausgebaut und auf das Vierfache<br />
vergrössert werden. So wird u.a. die technische<br />
Abteilung der K.LJVL, die sich zurzeit<br />
noch in Rotterdam befindet, nach Amsterdam-Schiphol<br />
verlegt werden, wo grosse<br />
Ausbesserungswerkstätten eingerichtet werden<br />
sollen. Auch der holländische Flugzeugkonstrukteur<br />
Fokker beabsichtigt, eine neue<br />
Fabrik unmittelbar am Flughafen zu errichten.<br />
Sowjetrussische Bestrebungen zur Erschhessung<br />
der Arktis. Es ist den Sowjets ernst mit der «Bolschewisierung><br />
der Arktis. Sie versprechen sich<br />
grosse materielle Werte davon und nicht nur solche.<br />
Die Mobilisierung der wertvollen Spezialholzarten<br />
Nordsibiriens ist ein Glied des Fünfjahrplanes.<br />
Durch exakte Zusammenarbeit" von Radiostationen,<br />
Flugzeugen und Eisbrechern ist der Wetterdienst<br />
im Karischen Meer so verlässlich geworden,<br />
dass die Ueberfahrt von Hamburg, Rotterdam<br />
oder London an die Mündung des Jenessei nur<br />
noch 18 Tage durchschnittlich in Anspruch nimmt<br />
Der «Rat des nördlichen Eismeeres» hat zur Verbesserung<br />
der Navigationsverhältnisse Seekarten<br />
für diese Fahrwasser in russischer und englischer<br />
Sprache ausgegeben. Nicht nur sowjetrussisrhe,<br />
sondern auch norwegische und englische Dampfer,<br />
die für arktische Fahrten eingerichtet sind, befahren<br />
von Juli bis September diese Gewässer. Die<br />
Warentransportziffern sind von 10.500 Tonnen im<br />
Jahre 1924 auf 110.000 Tonnen 1933 gestiegen. Eine<br />
alte Seehandelsstrasse, die im 17. und 18. Jahrhundert<br />
von englischen und holländischen. Pelzhandel<br />
treibenden, Seglern aufgesucht wurde, lebt<br />
wieder auf.<br />
Mitte Januar <strong>1935</strong> steht nach Moskauer Meldungen<br />
ein neues, sportlich wie flugtechnisch interessantes<br />
Unternehmen bevor. Der bekannte Po-<br />
Iarflieser Basil Molokov, der bei der Rettung der<br />
Schiffbrüchigen des «Tscheljuskin» rühmlich beteiligt<br />
war, beabsichtigt, einen Winterflug von Moskan<br />
nach der Dickon-Insel zu unternehmen. Der Flieger<br />
will die 8000 Kilometer lange Strecke in 45 Stunden<br />
zurücklegen. Sein Flug geht über Kasan,<br />
Sverdlovsk-Omsk. Dovosibirsk, Kiasnojarsk, Tunguska,<br />
Ijarka, Dudinka nach Port Dickson. Der<br />
«Rat für das nördliche «Eismeer» hofft, dass es<br />
möglich sein wird, auf Grund der Erfahrungen<br />
dieses Fluges eine ganzjährig betriebene Flugverbindung<br />
zwischen Mittelsibirien und dem Karischen<br />
Meer aufzunehmen, das bisher im Winter unerreichbar<br />
war, denn die einzige transpolare russische<br />
Fluglinie von Krasnojarsk aus endete in<br />
Igarka.<br />
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N«4<br />
WÄ<br />
- <strong>1935</strong><br />
AUTOMQBIL-REVUE<br />
Benzol-Weltproduktion. Die Welterzeugimg<br />
an Benzol verzeichnete bekanntlich<br />
in den Krisenjahren teilweise einen recht<br />
empfindlichen Rückgang. Im letzten Jahr<br />
ist nun die Weltprodüktion zum ersten<br />
Male wieder angestiegen. In der Hauptsache<br />
ist dies auf den vermehrten Koksbedärf<br />
der Eisenindustrie zurückzuführen,<br />
doch dürfte zum Teil auch die höhere<br />
Benzolproduktion auf die Anwendung<br />
verbesserter Arbeitsverfahren zurückzuführen<br />
sein, wonach grössere prozentuale<br />
Ausbeuten ermöglicht werden. Wie aus<br />
folgender Tabelle hervorgeht, hat sich die<br />
Benzolproduktion der wichtigsten Produktionsstaaten<br />
im Jahre 1933 auf 918 400<br />
Tonnen belaufen gegenüber 829 500 Tonnen<br />
im Vorjahre (+ 10,7 %), wogegen der<br />
Rückschlag von 1931 auf 1932 18,7 % betragen<br />
hatte.<br />
afil<br />
!«f*eS<br />
Benzolproduktlon (in t)<br />
1931 1932 1033 .<br />
TT.SA.<br />
420 000 270 000 320 000')<br />
Deutschland 280000 250 000 275 000 3 )<br />
England 100 000 118 500 119 000<br />
Frankreich 78 000 68.200 74 200<br />
Saargebiet 31000 28 000 30 000<br />
Belgien 35 000 34 000 37 000<br />
Tschechoslowakei 26 000 14 000 14000<br />
Polen 19 000 17 000 18 000<br />
Holland 22 000 21500 23 000<br />
Italien 5 000 5 000 5 000 1 )<br />
Spanien 3 700 3 300 3 200<br />
Insgesamt 1019 700 829 500 918 400<br />
) Rohbenzol; *) nach amtlichen Statistiken;<br />
•) geschätzt.<br />
Der Italienische Automobll-Aussenhandel<br />
ergab im Monat September bei einer Einfuhr<br />
von 41 Automobilen im Wert von 0,5<br />
Mill. Lire eine Ausfuhr von 1022 Fahrzeugen<br />
im Betrage von 7,7 Mill. Lire. Die Einfuhr<br />
in den ersten 9 Monaten von 1934 belief sich<br />
auf 1124 Fahrzeuge für 13 Mill. Lire und ist<br />
damit gegenüber dem gleichen Zeitraum des<br />
Vorjahres etwas zurückgegangen, da damals<br />
980 Autos im Wert von 12,5 Mill. Lire nach<br />
Italien verkauft wurden. Die Handelsbilanz<br />
pro 1934 hat sich bis Ende September auch<br />
insofern weiterhin verbessert, als für die<br />
ersten 9 Monate mit 6953 nach dem Ausland<br />
gelieferten Wagen im Fakturenbetrag von<br />
64,3 MiH. Lire eine recht erhebliche Zunahme<br />
der Ausfuhr registriert werden konnte.<br />
In der gleichen Zeit des Jahres 1933 gelangten<br />
nur 5626 Fahrzeuge im Betrag von 56,2<br />
Mill. Lire zum Export.<br />
Von. den 5881 Automobilen, welche vom<br />
1. Januar bis Ende August 1934 ins Ausland<br />
verfrachtet wurden, ging der grösste Posten<br />
von 1291 Einheiten nach Deutschland. An<br />
zweiter Stelle der Abnehmer steht Spanien<br />
mit 889 Automobilen. Dann folgt die Schweiz<br />
mit 819 und Polen mit 761 Wagen. Alle<br />
übrigen Kundenländer haben weniger als 200<br />
Fahrzeuge übernommen. Von diesen erwiesen<br />
sich Aegypten mit 178 und Luxemburg/<br />
Belgien mit 148 als die grössten Abnehmer.<br />
Die englischen Kohlehydrierunjrsniäne. In<br />
Billinghäm-on-Tees gehen die grosseh Fabrikationsanlagen<br />
des britischen Chemie-Trusts<br />
für die Oelgewinnung aus Kohle ihrem Fertigausltau<br />
entgegen. Voraussichtlich kann der<br />
Betrieb bereits im Frühjahr <strong>1935</strong> aufgenommen<br />
werden. Die Produktionstätigkeit der<br />
neuen Werke darf mit 136 Mill.lOel jährlich<br />
als recht umfangreich betrachtet werden. In<br />
den Tankanlagen lassen sich etwa 6,8 bis<br />
9,1 Mill. 1 lagern, wobei der grösste Tank<br />
über ein Fassungsvermögen von 2,27 Mill. 1<br />
verfügt- Seit 1932 sind von den Imperial Chemical<br />
Industries in einer kleinen Versuchsanlage<br />
Experimente vorgenommen worden,<br />
um aus gewöhnlicher Kohle erstklassiges<br />
Benzin zu gewinnen. Billingham wird sich<br />
nun zum Mittelpunkt eines neuen Industriezentrums<br />
entwickeln, in welchem beträchtliche<br />
Kohtenquantitäten aus den benachbarten<br />
Gruben verarbeitet werden, um daraus grosse<br />
Oelmengen zu gewinnen. Zur praktischen<br />
Ausgestaltung seiner Pläne konnte der Chemietrust<br />
erst dann schreiten, als für eine Präferenzbehandlung<br />
einheimischen- Oels Vorsorge<br />
getroffen war. Ohne staatliche Massnahmen<br />
würde das in diesen Anlagen erzeugte<br />
Oel wohl nie mit dem Naturprodukt<br />
dung befindet sich im Val Scrivia in der<br />
Nähe von Busalla. Ihr Ende erreicht die<br />
Strasse bei Serravalle Scrivia, wo sie in die<br />
beiden grossen Staatsstrassen, die von hier<br />
nach Mailand und Turin abzweigen, mündet.<br />
Die Totaflänge der Strasse beträgt 50 km,<br />
wovon 29 km in Geraden und 21 km in Kurven<br />
liegen. Das reichgegliederte Gelände,<br />
das die Strasse durchquert, verlangt eine<br />
Menge grösserer und kleinerer Kunstbauten;<br />
so z.B. 11 Strassentunneis mit einer Gesamtlänge<br />
von 2859 m, 27 Brücken und Viadukte<br />
mit einer Gesamtlänge von 2595 m. 309 klei-<br />
konkurrenzfähig sein, da das auf natürlichem nere Brücken. Ueber- und Unterführungen<br />
Wege gewonnene Oel billiger ist als dasund 11 Wegerhäuser. Von den 11 Tunnels<br />
durch Hydrierung von Kohle erzeugte. Während<br />
man ursprünglich für die Anlage einen<br />
Betrag von 7 Mill. Pfd. St. vorsah, konnte<br />
durch verschiedene Massnahmen diese Summe<br />
auf 4 Mill. Pfd. St- reduziert werden.<br />
Für die Ausbeutung eines neuen Verfahrens<br />
der Kohleverflüssigung ist unlängst die<br />
National Goke and Oil Company gegründet<br />
worden, welche in nächster Zeit zwei grössere<br />
Werke, wovon das eine in Edinburg<br />
und das andere in Glasgow, zu errichten gedenkt.<br />
Das neue Verfahren soll einen erstklassigen<br />
Betriebsstoff zu wettbewerbsfähigen<br />
Preisen ergeben. Neben der Benzinerzeugung<br />
wird als Nebenprodukt rauchfreie Patentkohle<br />
hergestellt. Es ist vorgesehen, die<br />
beiden Werke vorläufig auf eine Produktionskapazität<br />
auszubauen, die es ermögliche,<br />
wöchentlich |e 1000 t Kohle zu verarbeiten.<br />
Von der gleichen Gesellschaft ist projektiert,<br />
in Manchester eine Anlage für die Oelgewiiinung<br />
aus Kohle zu errichten, und zwar soll<br />
es, sich um ein Werk handeln, in dem jährlich<br />
6000 t rauchfreier Brennstoff und 156,000<br />
Gallonen (1 Gallone = 4,5 1) Benzin hergestellt<br />
werden können.<br />
-my-<br />
Stivassera<br />
La Camionale, die Italienische Autostrada<br />
für den Lastwagenverkehr. Zwei Jahre sind<br />
es her seit der erste Spatenstich an der Lastwagenautostrada,<br />
die von Genua über den<br />
Appennin nach Norden führt, getan wurde.<br />
Nahe beim Hafen von Genua beginnend, folgt<br />
die neue Strasse bis Bolzaneto dem Polceveratal<br />
und dann dem Seccotal bis unter<br />
Serra Riceo, Dann führt sie wieder ins Polceveratal<br />
zurück und durchquert mit einem<br />
892 m langen Tunnel den Apennin in einer<br />
Höhe von 413 m. Die nördliche Tunnelmün-<br />
sind heute alle durchbrochen. 17 Brücken<br />
und 295 kleinere Werke sind ebenfalls fertig<br />
gebaut, dazu noch 25 km Stützmauern. Die<br />
Erd- und Felsbewegungen betragen 2,800 000<br />
ccm. Die Maurerarbeiten auf der freien<br />
Strecke umfassen mehr als eine halbe Million<br />
ccm, und die Maurerarbeiten in den<br />
Tunnels 100 000 ccm.<br />
Für diese gewaltigen Arbeiten sind auch<br />
pen, 73 Lokomotiven, zirka 2400 Rollwagen,<br />
140 Lastwagen.. 24 Kompressoren und 14 Reparaturwerkstätten.<br />
... , ,<br />
Die bis heute erreichte Anzahl Arbeitstage<br />
beträgt über 3 Millionen, was einem täglichen<br />
Durchschnitt von 6—8000 beschäftigten<br />
Arbeitern entspricht. Dazu kommen noch<br />
die grosse Zahl von Arbeitern, die bei denjenigen<br />
Industrien beschäftigt sind, die Lie- -<br />
ferungen für diesen Strassenbau auszuführen<br />
haben. 162 Millionen Lire wurde für den<br />
Bau bis heute aufgewendet, wozu noch 20<br />
Mill. Lire für Expropriationskosten kommen.<br />
Grösste Ausdehnung nehmen im jetzigen<br />
fortgeschrittenen Baustadium die Belagsarbeiten<br />
ein, wovon auch einige Kilometer<br />
schon fertiggestellt sind. Gewaltige Arbeiten<br />
erfordert auch die Einmündung der Strasse<br />
in Genua mitten in der verhältnismässig eng<br />
bebauten Hafenquartiere.<br />
Alles in allem genommen ist die Camionale<br />
ein gigantisches Werk, auf dessen wirtschaftliche<br />
Auswirkungen nach ihrer Vollendung<br />
man gespannt sein darf. Lr.<br />
Orlentlerungstafeln Ober den Strassenzusiand<br />
im Neuenburger-Jura. Bei Winterfahrten in den.<br />
Alpen und im Jura ist wohl die grösste Besorgnis<br />
der Autofahrer immer die Ungewissheit über<br />
den Strassenzustand. Um dieser Ungewissheit abzuhelfen,<br />
ißt nun im Kanton Neuenburg dank der<br />
Initiative des A. G. S. eine sehr nachahmenswerte<br />
Einrichtung getroffen worden. Es werden nämlich,<br />
schon von dieser Woche an, an den wichtigen Verkehrspunkten<br />
des Kantons Tafeln angebracht, die.<br />
genau über die Befahrbarkeit der Strassen orientieren.<br />
Orte, die solche Tafeln besitzen, sind:<br />
Neuenburg, vor dem Polizeiposten, auf dem Place<br />
Purry; Vauseyon, bei der Abzweigung; Boudevilliers,<br />
beim Poston des A. C. S.; La Chaux-de-Fonds,<br />
vor dem Polizeiposten; Le Locle, vor dem Polizeiposten;<br />
Sonceboz, beim Hotel de la Couronne; Stimmer,<br />
beim Marktplatz; Dombresson, beim Polizeiposten.<br />
An diesen Orten befinden sich also Orientierungstafeln,<br />
die leicht vom Auto aus gelesen werden<br />
können und die folgende Angaben über den<br />
Strassenzustand enthalten:<br />
« Ohne Ketten passierbar »<br />
« Ketten empfohlen »<br />
c Ketten unerlässlich »<br />
« Vereist, Vorsicht»<br />
c Vereist, gesandet»<br />
t Neuschnee, schwierig zu befahren «<br />
c Unpassierbar »<br />
€ Reymond schwierig ».<br />
So kann also der Autofahrer orientiert werden,<br />
was für ihn zu wissen von Wichtigkeit ist Äusserdem<br />
werden die Tafeln noch ausgehängt bei<br />
den Verkehrsbureaux St. Immer, Biel und La<br />
Chaux-de-Fonds, beim Clubsekretariat und Gemeindehaus<br />
in La Chaux-de-Fonds und beim<br />
Grenzposten auf dem Col des Roches.<br />
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Der Weltrekord-Wagen kampfbereit! Oben links: der c Blue Bird» in seinem neuen Kleid. Rechts<br />
oben: die wuchtige und doch windschnittige Front. Unten rechts: Rückansicht des "Wagens mit dei<br />
Stabilisierungsflosse und den Luftbremsklappen Unten links: der kühne Rekordmann M. Campbell, dei<br />
seine bisherigen Erfolge nur immer zu weiteren Höchstleistungen angespornt haben.<br />
Campbells «Blue Bird » in seiner neuesten Gestalt Hauptsächlich durch die aufs äusserste getriebene Rücksicht zur Verminderung des Luftwiderstandes hofft Campbell die bisherige Weltrekordgeschwindigkeit<br />
von 437,908 auf 300 Meilen, d. h. rund 480 km/St., steigern zu können. Durch die neue breite Karosserie sind die Räder grösstenteils vom Luftstrom abgeschirmt Der Kühler ist, wie<br />
bisher, in einem dem abgeschlossenen Motorraum vorgebauten Kasten untergebracht, wobei dieser Kasten jedoch ebenfalls stark verbreitert und mit einem langen, schmalen Lufteinlaßschlitz versehen<br />
wurde. Eine grosse Schwanzflosse dient zur Verbesserung der Richtungs-Stabilität, herausstellbare Klappen hinter den erstmals doppelt bereiften Hinterrädern sollen durch ihren Luftwiderstand<br />
die Wirkung der Bremsen nach dem Durchlauf der Rekordstrecke unterstützen. Die Oeffnung vorn auf der Motorhaube ist der Lufteinlass der Vergaser, während die sechs Oeffnungen in der Mitte<br />
der Motorhaube Auspuffmündungen darstellen. Die Leistung des 2300-PS-Rolls-Royce-Zwölfzylindermotors wurde auf 2465 PS erhöht. Im übrigen zeigt jedoch der mechanische Teil des Wagens keine<br />
grossen Abweichungen.<br />
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BERN, 15. Jan. <strong>1935</strong><br />
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II. Blatt<br />
BERN, 15. Jaii;¥9i5<br />
Praxis de* Fahre<br />
Das Auto-Elektrizitätswerk<br />
im Winter.<br />
Zu den spezifischen Massnahmen des Winterbetriebes<br />
gehört unbedingt eine besonders<br />
aufmerksame Ueberwachung und Pflege der<br />
elektrischen Wagenausrüstung. Durch den<br />
Winterbetrieb wird die elektrische Ausrüstung<br />
des Automobils in fast allen ihren Teilen<br />
weit stärker in Anspruch genommen als<br />
im Sommer. Als natürliche Folge davon ergibt<br />
sich eine erhöhte Empfindlichkeit. Ist<br />
irgend ein Organ des Elektrizitätswerkes im<br />
Auto nicht in bester Verfassung, so wird es<br />
fast sicher beim Winterbetrieb Anlass zu<br />
Störungen geben. Meist wirken sich diese<br />
Störungen noch ganz besonders unangenehm<br />
aus. Sie können nicht selten den Gebrauch<br />
des Wagens verunmöglichen, wenn nicht gar<br />
schwere Unfälle nach sich ziehen, wie z. B.<br />
dann, wenn in voller Fahrt plötzlich die Beleuchtung<br />
versagt.<br />
Einen ungefähren Begriff von der Kompliziertheit<br />
und Vielseitigkeit einer modernen<br />
elektrischen Automobilausrüstung gibt die<br />
beistehende Abbildung. Nicht weniger als<br />
27 Einzelorgane sollen hier anstandslos ihre<br />
•Pflicht erfüllen. Dass dabei die einwandfreie<br />
Funktion jedes dieser Einzelorgane noch<br />
von zahlreichen meist ungleich viel komplizierteren<br />
Unterorganen abhängt, lässt sich<br />
'bildlich auf dem zur Verfügung stehenden<br />
"Raum gar nicht darstellen. Man braucht sich<br />
Das elektrische Zubehör<br />
eines modernen Wagens.<br />
1 = Schlusslampe und<br />
Nummernbeleuchtung, 2<br />
= Winker, 3 = Deckenbeleuchtung,<br />
4 == Zigarrenanzünder,<br />
5 = Schaltbrettbeleuchtung,<br />
6 = Amperemeter,<br />
7 = Scheibenwischer,<br />
9 = Radio, 10 .=<br />
Benzinpumpe, 11 = Inspektionslampe,<br />
12 =<br />
2. B. nur den ungemein fein durchdachten ten darf. Selbst ein Fachmann der allgemeinen<br />
Elektrotechnik hat meist Mühe, um sich<br />
Komplex Lichtmaschine-Regler-Relais vor<br />
Augen zu halten. Allein die Verbindung der zurechtzufinden, besonders da die von den<br />
einzelnen Organe erfordert eine Gesamtdrahtlänge<br />
von 60—100 Metern. Auf dengen im System oft beträchtlich voneinander<br />
einzelnen Wagenfabriken eingebauten Anla-<br />
Spulen der Lichtmaschine, des Anlassers, abweichen und selbst die einzelnen Systeme<br />
des Relais, der Hupe oder des Magneten ist noch Variationen unter sich aufweisen.<br />
a&er noch ein Vielfaches dieser Drahtlänge Wirklich gründliche Kontrolle und Reparaturen<br />
können deshalb nur von den Spezialisten<br />
aufgewickelt. Hunderte von Verbindungssteilen<br />
müssen einwandfreien Kontakt ergeben,<br />
und anderseits kann ein Dejekt von den Spezialkenntnissen auch besondere Prüf-<br />
vorgenommen werden .Sie erfordern ausser<br />
auch nur Punktgrösse in einer Isolation die und Messgeräte, die allein ein rasches und<br />
schwersten Unannehmlichkeiten zur Folge zielsicheres Erkennen von Störungen ermöglichen.<br />
haben.<br />
Es versteht sich von selbst, dass man von Immerhin ist das auch nicht so aufzufassen,<br />
dass sich der Automobilist überhaupt<br />
feeinem Durchschnittsautomobilisten gründliche<br />
Kenntnis über die ganze Anlage erwar- nicht um die elektrische Anlage kümmern<br />
IR306<br />
Zündkerzen, 13 = beleuchtete<br />
Kühlerverzierung,<br />
14 = Stadtlampen,<br />
15 = Scheinwerfer, 16 =<br />
Nebellampe. 17 = Hupen,<br />
18 = Lichtmaschine, 19<br />
= Verteiler, 20 = Anlasser,<br />
21 = Zündspule,<br />
22 = Startix, 23 =<br />
Hauptschalter, 24 = Relais,<br />
25 = Batterie, 26<br />
= Radioeinstellung, 27 =<br />
Trittbrettibeleuchtung.<br />
soll, bis das Auftreten von Mängeln ihn zur<br />
Konsultation des Fachmannes zwingt. Wenigstens<br />
in ihren Grundzügen sollte die Wirkungsweise<br />
der elektrischen Ausrüstung jedem<br />
Automobilisten bekannt sein. Der Fahrer<br />
muss wissen, dass die elektrische Energie<br />
durch die Lichtmaschine (die « Dynamo ») erzeugt<br />
und in der Akkumulatorenbatterie aufgespeichert<br />
wird, von wo sie durch den Schalter<br />
am Instrumentenbrett oder einzeln betätigbare<br />
Kontakte an die verschiedenen Stromverbraucher<br />
verteilt wird, so an die Scheinwerfer<br />
und Stadtlampen, an die Innenbeleuchtung,<br />
an den Scheibenwischer, an die Zündspule,<br />
die Hupe, die Winker -und an den Anlasser.<br />
Es soll ihm auch ungefähr bekannt<br />
feein, welche Stromstärke die einzelnen<br />
Stromverbraucher ungefähr aufnehmen,, damit<br />
die Batterie nicht überbeansprucht wird<br />
und anderseits Unstimmigkeiten rechtzeitig<br />
erkannt werden können. Nicht zuletzt muss<br />
man auch von jedem AutomabUisten-vYSirlangen,<br />
dass er die Anordnung und Verwendungsart<br />
der Sicherungen kennt, und im Instruktionenbuch<br />
seines Wagens die Vorschriften<br />
zur Wartung der Lichtmaschine,<br />
der Batterie, des Anlassers, des Verteilers<br />
oder Magneten studiert hat.<br />
Die weitaus grösste Pflege erfordert von<br />
den verschiedenen Organen die Batterie.<br />
Vernachlässigungen rächen sich hier unbedingt<br />
durch rasche Abnahme der Leistungsfähigkeit,<br />
die vielleicht schon nach 1—2 Jahren<br />
einen Ersatz des kostspieligen" elektrischen<br />
Speichers erforderlich machen. Gerade<br />
im Winter verlangt die Batterie besondere<br />
Rücksichten, einerseits infolge der vielfach<br />
höheren an sie gestellten Ansprjiehe,, anderseits<br />
deshalb, weil durch die •Kälte'tfie Leistungsfähigkeit<br />
der Batterie ohnehin herabgesetzt<br />
ist. Zeigt es sich, dass der Ladezustand<br />
der Batterie häufig zu wünschen übrig<br />
lässt, was am trägen Arbeiten des 1 Anlassers<br />
und allgemein an Anlaßschwierigkeiten zu<br />
erkennen ist, so sollte baldmöglichst für Abhilfe<br />
gesorgt werden. Auch hier ist jedoch<br />
wieder in erster Linie der Rat des'Fachmannes<br />
am Platz. Häufig besteht die Möglichkeit,<br />
dem Strommangel durch eine Nachregulierung<br />
der Lichtmaschine zu begegnen. Besonders<br />
bei nur stromregulierenden Lichtmaschinen<br />
kann das verhältnismässfg einfach<br />
geschehen, indem die dritte verstellbare Bürste<br />
etwas verschoben wird. Anderseits hängt<br />
sehr viel vom Batteriezustand an sich ab.<br />
Der Elektrolyt muss in allen Zellen die vorgeschriebene<br />
Dichte haben und die Plattenoberkante<br />
um 1—VA cm überdecken. Der<br />
Plattenaufguss muss sauber und trocken sein<br />
und die Anschlussklemmen müssen festsitzen<br />
und dürfen keine Korrosionserscheinungen<br />
zeigen. Der dritte Punkt von grösster Bedeutung<br />
ist ein haushälterisches Umgehen mit<br />
dem Stromverbrauch.<br />
Jeder Automobilist muss wissen, dass die<br />
Benützung des Anlassers zum Anwerfen des<br />
kalten Motors von der Batterie eine wahrhaft<br />
übermenschliche Leistung verlängt, entspricht<br />
doch die dabei verbrauchte Energie<br />
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masse bröckelt heraus. Abgesehen davon<br />
muss, die Batterie durch eine solche Beanspruchung<br />
in wenigen Minuten erschöpft<br />
sein. Wenn immer möglich besorge man deshalb<br />
das erste Durchdrehen des kalten Motors<br />
von Hand oder suche die Anlasserarbeit<br />
wenigstens durch Betätigen der Handkurbel<br />
zu unterstützen. In den meisten Fällen wird<br />
dazu ein Helfer nötig sein, es sei denn, dass<br />
ein besonderer Anlasserhilfskontakt vorn am<br />
Wagen in Greifnähe vorgesehen wurde.<br />
Aber auch nach der ersten Inbetriebsetzung<br />
des -Wagens kann man Verschiedenes<br />
füf die richtige Ordnung im Stromhaushait<br />
tun. Apparate mit starkem Stromverbrauch,<br />
wie z. B. Zigarrenanzünder, die bis 20 Ampere<br />
konsumieren, wie die Scheinwerfer, Widerstands-Heizkörper<br />
und dergleihen sind<br />
so sparsam wie möglich zu benützen. In jedem<br />
Fall hüte man sich vor dem Einbau<br />
neuer Stromverbraucher, bevor man den Rat<br />
des Fachmannes eingeholt oder sich über ihren<br />
Konsum Rechenschaft abgelegt hat. Der<br />
Gebrauch des Anlassers ist auf das notwendige<br />
Minimum zu beschränken* Sehr häufig<br />
Iässt es sich einrichten, dass man den Wagen<br />
an einem Gefälle parkiert, so dass man beim<br />
nächsten Wegfahren zum Anwerfen des Motors<br />
nur einen Gang einzurücken braucht.<br />
Eine merkliche Verminderung des Stromverbrauches<br />
ergibt gewöhnlich auch die Anwendung<br />
von Obenschmiermitteln oder kolloidalen<br />
Graphit-Präparaten, die beide gerade<br />
während der Anlassmomente bessere Schmierverhältnisse<br />
zustande kommen lassen. Im<br />
übrigen sorge man dafür, dass der Wagen<br />
nicht in einem zu kalten Raum untergestellt<br />
wird, da, wie schon angedeutet, die Leistungsfähigkeit<br />
der Batterie mit der Kälte<br />
stark abnimmt. Eine teilweise oder ganz entladene<br />
Batterie kann sogar einfrieren, was<br />
fast sicher eine Sprengung aller Zellen zur<br />
Folge hat.<br />
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Shhnmy... Das Flattern der Vorderräder<br />
Iässt sich nicht selten beheben, indem lediglich<br />
neue Pneus aufgezogen oder die schon<br />
benützten Pneus gegeneinander vertauscht<br />
werden.<br />
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einer Leistung von 1—1H PS. Der erste Einfache Vorrichtung zum Mitführen von<br />
Stromstoss kann leicht einen Wert von 150Skiern. Ein Praktikus, dessen Wagen hinten<br />
Ampere bei 12 Volt-Anlagen und von 300einen Koffer mit darauf befestigtem Reser-<br />
oder mehr Ampere bei 6 Volt-Anlagen erreichen.<br />
Beschränkt man derartige Stromentnahmen<br />
nicht auf ganz kurze Zeit, so<br />
tritt eine starke Erhitzung der Platten<br />
ein, die Platten verbiegen sich und die Füll-<br />
verad aufweist, hat das Problem der Beförderung<br />
von Skiern auf folgende zweckmässige<br />
Art gelöst: Ueber dem Reserverad<br />
wurde mit zwei Schrauben ein etwa 1 m<br />
breites und 1,5 m hohes, kräftiges Brett festgeschraubt.<br />
Durch Leisten am untern Rand<br />
des Brettes wird eine Art Rinne gebildet, in<br />
welche die Skier, eingestellt werden können.<br />
Die Befestigung der Skier geschieht durch<br />
eine Anzahl weiterer, durch Flügelmuttern<br />
auf klemmbarer Leisten, die rasch auch wie-<br />
Pxaktische Befestigung der Skier auf einem Brett<br />
auf dem Gepäcklkoffer.<br />
der abgenommen werden können. Die ganze<br />
Vorrichtung, die im übrigen aus der Skizze<br />
klar ersichtlich ist, hat den Vorteil einer<br />
raschen Montier- und Demontierbarkeit. Sie<br />
ist billig, ungefährlich und ermöglicht zudem,<br />
dass man die Skier während der Fahrt im<br />
Rückblickspiegel ständig im Auge behalten<br />
kann. Das auf dem Reserverad aufgespannte<br />
Grundbrett ist durch den Reifen des Reserverades<br />
gleichsam noch etwas abgefedert,<br />
wodurch die Möglichkeit einer selbsttätigen<br />
Lockerung ausgeschlossen erscheint. Unter<br />
Umständen kann für seine Befestigung auch<br />
allein schon die Mutter des Reserveradträsrers<br />
genügen. .<br />
Das gesuchte Fachwort In Nr. 101 unseres<br />
Blattes forderten wir unsere Leser auf,<br />
für das seit ungefähr einem Jahr in starkem<br />
Aufkommen begriffene « Verfahren des Gleitsichermachens<br />
abgefahrener Pneus durch<br />
Vornahme dicht aufeinanderfolgender quergerichteter<br />
Sägeschlitze » einen kurzen, prägnanten<br />
Fachausdruck zu nennen oder, wenn<br />
nötig, neu zu schöpfen. Oft genug hatten wir<br />
uns schon über die langen Wendungen geärgert,<br />
die (vide oben) zur Umschreibung<br />
des in welschen Sprachgebieten bestehenden/<br />
Fachwortes « adheriser » nötig sind. -,<br />
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Unsere Anregung hat nun einen ganz hübschen<br />
Widerhall gefunden. Wenn unseres<br />
Erachtens auch noch niemand den Nagel auf<br />
den Kopf getroffen hat, so können wir doch<br />
schon eine ansehnliche Musterkarte von<br />
neuen Ausdrücken vorlegen, von denen 1 auch<br />
der letzte noch besser ist als das in Deutschland<br />
gebräuchliche « sommern >, das aus lauter<br />
Bequemlichkeit aufkam, weil zufällig ein<br />
Herr Sommer das Verfahren in Berlin erstmals<br />
zur'Anwendung brachte.<br />
Ein Einsender möchte die Pneus «traksieren<br />
> (vom englischen « track » = Spur),<br />
oder doch wenigstens «profieren». Offen<br />
gestanden halten wir den ersten Ausdruck<br />
noch für zu vertrackt und die «Profitur»<br />
auch nicht gerade für sehr bezeichnend. Ein<br />
«frisierter» Pneu passt uns da schon viel<br />
besser. Oder wie wäre es mit «lamellisieren<br />
» oder noch besser mit < lameliieren»,<br />
da doch durch das « traksieren », «profieren<br />
», die « Profisierung», die «Profitur»<br />
(oder wie man will) letzten Endes Lamellen<br />
entstehen, unter denen sich jedermann von<br />
selbst ungefähr das richtige vorstellt?<br />
Anderseits sind auch die Ausdrücke < griffen<br />
•» und «nachgriffen» sicher ganz gut.<br />
Alljährlich bei Beginn des Winters schickt<br />
der Bauer seine Pferde zur Schmiede, um<br />
die Hufeisen « griffen », d. h. durch Einsetzen<br />
von Stollen «griffig» zu machen. Jedenfalls<br />
würden wir mit einer dieser Bezeichnungen<br />
schon gerne vorlieb nehmen,, •yftenn<br />
sich nichts besseres finden sollte.<br />
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lehrt, dass die häufigsten Störungsursachen<br />
sich im Bereiche der Zündung befinden.<br />
Zweifellos liegt der Grund hiefür darin, dass<br />
man diesem System zu viel Zutrauen<br />
schenkt, und, es klingt vielleicht etwas paradox,<br />
in der grossen Zuverlässigkeit dieses<br />
Details. Die modernen Zündkerzen, Magnete,<br />
Unterbrecher und Verteiler der Batteriezündung<br />
versehen ihren Dienst lange Zeit zufriedenstellend,<br />
wenn man sich nur etwas<br />
um sie kümmert. Aber kein Maschinenteil<br />
wird auf die Dauer klaglos funktionieren,<br />
wenn man ihn vernachlässigt. Die Zündkerzenelektroden<br />
stehen Oft zu weit voneinander<br />
ab, so dass das Anspringen des Motors<br />
erschwert ist und der Motor nicht ordentlich<br />
zieht. Oder die Kerzen verrussen. Durch<br />
Schmutz können Kurzschlüsse auftreten; die<br />
Anschlüsse und Verbindungen werden schadhaft<br />
oder lösen sich. Der Verteiler soll ab<br />
und zu einmal -gereinigt, die Anschlüsse sollen<br />
geprüft bezw. festgezogen werden. Die<br />
Kontakte des Unterbrechers müssen immer<br />
blank und sauber, die Funkenstrecke muss<br />
auf den richtigen Abstand genau eingestellt<br />
sein. Isolationen (Leitungen) sind vor jeglichen<br />
Schmiermitteln. (Oel usw.) und grosser<br />
Hitze zu schützen. -th-<br />
Tedhnisdie Notizen<br />
Die Stromlinie marschiert Nachdem bereits<br />
vor einigen Monaten die Daimler-Benz A.G.<br />
in Stuttgart-Untertürkheim, die Maybach-<br />
Motorenbau G.m.b.H. in Friedrichshafen, die<br />
Fahrzeugfabrik Bungartz & Co. in München,<br />
die Tatra-Werke A.G. in Prag und die Jawa-<br />
Werke in Prag Lizenzverträge über die<br />
Jaray-Patente für Stromlinienkarosserien abgeschlossen<br />
haben, hat kürzlich auch die<br />
Auto-Union A.G. in Chemnitz die Lizenz zum<br />
Bau der Jaray-Karosserien erworben. Voraussichtlich<br />
werden schon auf der kommenden<br />
Berliner Automobilausstellung mehrere<br />
Jaray-Stromlinienwagen verschiedener Bauart<br />
und Herkunft zu sehen sein, darunter<br />
auch ein geschlossener Sportwagen auf 4/25<br />
PS-Q Liter)-Fiat-Balilla-Fahrgestell mit besonders<br />
grossen Tanks und leicht zugäng-<br />
'ichem grossem Gepäckraum für eine Spitzengeschwindigkeit<br />
von 115 km/St.<br />
Tech<br />
Antwort 9281. Anschaffung eines Auto-Radio«<br />
Empfängers. Zuschrift weitergeleitet. Red.<br />
Antwort 9286. «Jumbo»-Pneu. Zuschriften weitergeleitet.<br />
Red.<br />
Antwort 9287. PetrolvergaSer « Rofoviva ». Zuschrift<br />
weitergeleitet. Red.<br />
II. Antwort 9284. Schneeketten auf vereister<br />
Strasse. Richtig aufgezogene Schneeketten sind das<br />
einzig wahre Gleitschutzmittel zum Fahren auf verschneiten<br />
und vereisten Strassen. Man benütze<br />
Schneeketten, deren Querverbindungen nahe genug<br />
beieinander liegen, dass eine Querkette stets in<br />
Kontakt mit dem vereisten Boden bleibt. Niederdruckpneus<br />
sind stärker aufzuzumpen als gewöhnlich,<br />
weil sich die Ketten sonst lockern, während<br />
fiie aber ihren Zweck nur erfüllen können, wenn<br />
sie straff gespannt sind. H. B. in B.<br />
Frag« 9295. Kleintransformator «Ismet». Kann<br />
mir vielleicht ein Leser den Fabrikanten der Klein-<br />
Transformatoren Marke «Ismet» nennen?<br />
• H. W. in Z.<br />
Fragt 9296. Manschetfenetnlagen. Kann mir<br />
ein I.eser mitteilen, wer die Manschetteneinlagen<br />
zur Reparatur der Pneus herstellt und wo solch»<br />
bezogen werden können? G. D. in Z.<br />
Frage 9297. «Anti-KGhler-Defekt» und «Erntetox».<br />
Kann mir ein Leser, der mit dem «Anti-<br />
Kühler-Defekt und «Ermetox» Erfahrungen gemacht<br />
hat, seine Ansichten darüber mitteilen? Können diese<br />
Mittel, ohne irgendwelche Schädigungen befürchten<br />
zu müssen, verwendet werden? C. B. in N.<br />
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BERN
Bern, Dienstag, 15. Januar <strong>1935</strong> III. Blatt der „Automobil-Revue " No. 4<br />
XJle QescfucfUe vom<br />
staffiosen itUto*<br />
Den Haag, im Januar <strong>1935</strong>.<br />
Zu allen Zeiten gab es Männer, die ihr<br />
Lebensziel in der Erfindung des perpetuum<br />
mobile, des sich selbst erhaltenden Motors,<br />
sahen. Besonders in den verborgenen Kammern<br />
mittelalterlicher Alchimisten fand dieses<br />
Problem nebst dem der künstlichen<br />
Goldherstellung immer wieder Beachtung.<br />
So ist es nicht überraschend, dass im Wechsel<br />
der Jahrhunderte eine Unzahl von perpetua<br />
mobilia die Oeffentlichkeit beschäftigt<br />
hat Nicht selten dauerte es Jahre, bis sich<br />
der Trugschluss herausstellte und damit der<br />
schöne Traum ein Ende fand. Das Schiff,<br />
dessen Eigenbewegung durch Abzweigung<br />
eines Wasserstranges zum Antrieb eines<br />
Wasserrades bewirkt .werden sollte, gehört<br />
in die Kategorie dieser durch die Wissen-'<br />
schatten leider abgestrittenen Möglichkeiten.<br />
Glücklicherweise stirbt der Nachwuchs an<br />
einsatzbereiten Idealisten nicht aus. Auf der<br />
andern Seite sind die Fortschritte der Technik<br />
und Wissenschaft — man denke nur an<br />
die Spaltung der Atome und- die Fernsteuerung<br />
von Schiffen —• so gewaltig und umwälzend,<br />
dass Dinge, die ehemals als unmöglich<br />
galten, sehr wohl heute ihrer Verwirklichung<br />
nahegerückt sein können. Und<br />
so geschah es denn auch.<br />
Ganz unerwartet scheint das seit Jahrtausenden<br />
ersehnte Ziel der kostenlosen Krafterzeugung<br />
mit all seinen Verheissungen<br />
menschlichen Glückes erschlossen zu sein.<br />
Allzuviel weiss man noch nicht über die Arbeitsweise<br />
des neuen Motors, aber die Stellungnahme<br />
der Behörden lässt auf einen sehr<br />
ernst zu nehmenden Vorstoss der unverbildeten,<br />
intuitiven Phantasie gegen die klassische<br />
Mechanik schliessen. Auch in diesem<br />
Falle war es nicht ein Professor oder Akademiker,<br />
dem die Krafterzeugung aus dem<br />
nichts gelang, und dem damit der höchste<br />
menschliche Ruhm zuteil wurde, sondern der<br />
Held des Tages ist der junge, zwanzigjährige<br />
Konditor Wardenier aus Wolvega. Ein<br />
Frise, Bewohner dieser traumhaften Landschaft<br />
im Norden Hollands ersann und erschuf<br />
das menschliche Wunder.<br />
Soweit bisher in Erfahrung gebracht werden<br />
konnte, handelt es sich bei der neuen<br />
Erfindung um die Kombination eines Luftdruck-<br />
und Benzinmotors. Der Benzinverbrauch<br />
soll bei Tag und Nachtbetrieb im<br />
Jahr nur etwa 20 Liter betragen und die<br />
Druckluft, die vierteljährlich nachgefüllt<br />
werden muss, wird die zu errichtende Fabrik<br />
den Abnehmern kostenlos zur Verfügung<br />
stellen. Die Glaubwürdigkeit der Erfindung<br />
wird durch die Ausführungen des<br />
Herrn Muurling. des Stadtrates von Wolvega,<br />
der den Motor in Betrieb gesehen haben<br />
wili, ausser Zweifel gestellt, ja die ganze<br />
Angelegenheit erhält hierdurch einen fast offiziellen<br />
Charakter. Nach Aussagen des<br />
Herrn Muurling haben Ingenieure des Staatsdienstes<br />
an der Entwicklung des Motors mitgearbeitet.<br />
Die Industrie aller Länder ist angesichts<br />
der zu erwartenden Umstürzung<br />
aller technischen Errungenschaften in eine<br />
begreifliche Nervosität geraten und an<br />
grosszügigen Angeboten soll kein Mangel<br />
F E U I L L E T O N<br />
Die Magd des Jürgen Doskocil.<br />
Roman von Ernst Wiechert.<br />
(Fortsetzung aus dem Hauptblatt)<br />
«Von wem kommst du?» fragte Marte.<br />
Er hob nur die Hand und deutete über die<br />
Schulter zurück nach dem Dorf.<br />
«Sollst du was bestellen?»<br />
Kopfschütteln.<br />
*Was willst du denn?»<br />
Nichts. Nur der unbewegliche Blick auf die<br />
Schüssel.<br />
.. «Hunger», sagte Jürgen. «Komm her.»<br />
Sie fütterten ihn und er ass schweigend,<br />
die grossen Augen fremd und scheu auf ihre<br />
zuschauenden Gesichter gerichtet.<br />
Ob sie kein Brot hätten? Ja, sie sammelten<br />
Birkenrinde aus dem Wald, weil das<br />
Mehl nicht mehr reiche.<br />
Jürgen stopfte sich eine Pfeife und rauchte,<br />
bis sein Gesicht nicht mehr zu erkennen war.<br />
«Du kannst morgen wiederkommen»,<br />
sagte Marte kurz. Als er den Stuhl zurückschob,<br />
fiel ihr noch etwas ein und sie kam<br />
mit den Tellern in der Hand noch einmal<br />
an den Tisch zurück. «Wem habt ihr den<br />
bestehen. Unter den schwebenden Verhandlungen<br />
scheint ein Lizenzabkommen mit<br />
einer grossen belgischen Automobilfabrik bereits<br />
greifbare Gestalt angenommen zu haben.<br />
Doch damit nicht genug. Auch die Ausführungen<br />
des bekannten ehemaligen Kanalfliegers<br />
und jetzigen Industriellen Bleriot auf<br />
dem Luftfahrtkongress zu Washington, bei<br />
welchem Anlass von einer Erfindung berichtet<br />
wurde, über die aus politischen Gründen<br />
nichts näheres verlautbart werden dürfte,<br />
sollen sich ebenfalls auf die Erfindung des<br />
Herrn Wardenier beziehen. Ohne Frage sind<br />
dies alles Beweise für den höchst seriösen<br />
Charakter der Angelegenheit. Nach Ausführungen<br />
der örtlichen Presse hat die Stadtverwaltung<br />
in lobenswerter Voraussicht die<br />
Frage der Fabrikation bereits eingehend geprüft<br />
und ist eifrig bemüht, der stark unter<br />
Arbeitslosigkeit leidenden Gemeinde durch<br />
Errichtung einer Fabrikationsstätte am Orte<br />
' des Geschehens die verdiente Erleichterung<br />
zu verschaffen. Zwei Grundstücke, jedes im<br />
Umfang von 60-70 ha, sind mit Beschlag belegt,<br />
zurzeit auch wohl schon erworben. An<br />
der Fertigstellung der Pläne für die zu errichtende<br />
Fabrik wird mit Eifer gearbeitet.<br />
Eingeweihte Kreise bestätigen den bereits<br />
fortgeschrittenen Stand der Dinge. Das Gebäude<br />
wird die stattliche Länge von 300 m<br />
erreichen, die Breite wird kaum weniger<br />
messen, und die Höhe des sechsstockwerkigen<br />
Gebäudes soll 30 m betragen. Für die<br />
kleine Gemeinde Wolvega bedeutet die Unterbringung<br />
von 14,000 neuen Arbeitskräften,<br />
wie der Plan vorsieht, ein Geschenk des<br />
Himmels. Die Erwartungen und Hoffnungen,<br />
die allseitig an die neue Erfindung geknüpft<br />
werden, grenzen denn auch ans Wunderbare.<br />
Die folgende Skizze entnehmen wir dem kurz<br />
vor Weihnachten im cAutler Feierabend> rühmend<br />
erwähnten Buch des Berners A. R. Lindt<br />
«Im Sattel durch Mandsehukuo» (Verlag Brockhaus,<br />
Leipzig), in dem der junge Reporter ßeine<br />
• tollen Abenteuer als Berichterstatter grosser europäischer<br />
<strong>Zeitung</strong>en während des chinesischjapanischen<br />
Konfliktes in der Mandschurei erzählt.<br />
Zusammen mit dem Vertreter einer grossen<br />
New Yorker <strong>Zeitung</strong>, Steele, unternahm Lindt<br />
aufs Geratewohl eine Erkundigungsreise ins unhekannte<br />
Innere der Mandschurei, wobei sich die<br />
beiden der Sicherheit halber als harmlose Missionäre<br />
ausgaben. Sie speisten bei G-enerälen, Räubern<br />
und Bauern, und erlebten Wochen der vollständigen<br />
Abgeschlossenheit von der ganzen Aussenwelt.<br />
Kurz vor ihrer Heimkehr nach Gharbin wurden<br />
sie noch ausgeraubt. Der folgende Abschnitt berichtet<br />
von diesem ungemütlichen Abenteuer. Han<br />
ist ein aufgeweckter Chinese, den die beiden<br />
Journalisten als Führer und Dolmetscher gut gebrauchen<br />
konnten.<br />
Die Red.<br />
Wir assen in einem kleinen Dorfe zu Mittag,<br />
reichlich und ausgiebig, da wir dank<br />
der Gastfreundschaft der Generäle, Mandarine<br />
und Bauern beinahe noch im Besitze unserer<br />
ganzen Barschaft waren. Han, der unsere<br />
Kasse führte, hatte seinen Groll gegen<br />
seine Landsleute vergessen und seine übliche<br />
gute Laune zurückgewonnen. Da er sich<br />
freigebig fühlte, beschenkte er den Wirt mit<br />
drei Charbin-Dollars, einer ungeheuren<br />
Hafer gegeben?» fragte sie. «Dem Pferd?»<br />
Der Junge nickte, sah noch einmal von ihr<br />
zu Jürgen, als warte er auf die nächste<br />
Frage, und verschwand dann lautlos durch<br />
die Tür. Sie sahen, wie er über den Hof zum<br />
Walde schlich, mit den Gebärden eines<br />
Diebes, dem alle Dinge Augen zu haben<br />
scheinen.<br />
Am nächsten Tage waren es drei. Dann<br />
wurden es sieben, und bei dieser Zahl blieb<br />
es. «Lachen werden sie über dich,. Jürgen,<br />
wenn sie es erfahren», sagte Marte. Aber er<br />
schüttelte den Kopf. «Kinder haben keine<br />
Schuld», sagte er. Und immer um die Mittagszeit<br />
stand er auf der Schwelle und sah<br />
nach der Waldecke hinüber, aus der sie<br />
auftauchten, ein scheuer, grauer Zug, wie<br />
Tiere, die ihre Heimat verliessen. Es waren<br />
einige darunter, die er wiedererkannte, die<br />
mit Steinen nach ihm geworfen und das böse<br />
Lied hinter ihm hergesungen hatten. Aber er<br />
schob ihnen.die Bank näher an den Tisch<br />
und passte auf, dass sie keine Gräten verschluckten.<br />
Marte sah ihn mitunter von der<br />
Seite an, sein erhelltes Gesicht, die schwere<br />
Zärtlichkeit seiner Hände, und wieder ging<br />
sie in Gedanken, Stunden voraus, den schweren<br />
Weg des Abends zu der Mulde zwischen<br />
Herr Wardenier wird mit Glückwunschtelegrammen,<br />
Briefen und Rückfragen derart<br />
überhäuft, dass er zu seinem Bedauern<br />
nicht auf alle diese Aeusserungen persönlich<br />
eingehen kann. Der neuengagierte Sekretär<br />
gibt sich unterdessen die redlichste Mühe,<br />
niemand allzu lang ohne Antwort zu lassen.<br />
Diensteifrige Reporter und Photographen<br />
Hessen sich diesen denkwürdigen Augenblick<br />
nicht entgehen, um der ungeduldigen Bevölkerung<br />
die Berge unerledigter Post ihrem<br />
Publikum im Bilde vor Augen zu führen.<br />
Armer Wardenier!<br />
Welch eine Qual, berühmt zu sein.<br />
Begreiflicherweise drängte aber schliesslich<br />
die Oeffentlichkeit auf eine Klarstellung<br />
der Situation, denn der Holländer ist kein<br />
Freund von Mystik und noch weniger von<br />
unkontrollierbaren Gerüchten. So wurde<br />
denn eine Kommission zusammengesetzt, auf<br />
der erlauchte Vertreter der Wissenschaft<br />
anwesend waren und eine gemeinsame Aussprache<br />
anberaumt. Bei dieser Gelegenheit<br />
sollte Wardenier gewissermassen den Wahrheitsbeweis<br />
für seine Erfindung erbringen.<br />
Freilich ein für alle Beteiligten höchst spannender<br />
Augenblick !<br />
Sei es, dass Wardenier sich dieser anmarschierenden<br />
Front nicht gewachsen<br />
fühlte, sei es, dass sein völlig überarbeiteter<br />
Zustand ihm die nötige seelische Anpassung<br />
versagte, Wardenier erlitt einen Nervenzusammenbruch<br />
und musste in eine Nervenheilanstalt<br />
überführt werden. Den Wahrheitsbeweis<br />
für die ihm unterlegte Erfindung<br />
blieb er bis heute schuldig.<br />
Viele betrachten diesen enttäuschenden<br />
Abschluss als das Ende einer nun entrückten<br />
Illusion, — andere knüpfen auch heute<br />
noch ihr eigenes Schicksal an das des Erfinders<br />
aus Wolvega.<br />
efr.<br />
In de% Wlandschwiei<br />
Von A. R. Lindt.<br />
Summe für einen Bauern des Landesinnern.<br />
Der Wirt nahm das Geld mit einem ungläubigen<br />
Lachen in Empfang. Die übrigen Gäste<br />
standen auf und massen uns, während sie<br />
die drei Banknoten auf ihre Echtheit untersuchten,<br />
mit argwöhnischen Blicken.<br />
Wir fuhren an Häusern vorbei, deren Mauern<br />
zerfielen und deren Torflügel zerfaulten.<br />
Kinder spielten in den vereinsamten Höfen.<br />
Wie sie unserer ansichtig wurden, flohen<br />
sie schreiend in die elenden Lehmhütten.<br />
Die Sonne brannte auf das Strohdach des<br />
Karrens.. Müde trotteten die Pferde durch<br />
den zähen Kot der Strasse, aufgeweicht von<br />
den Regengüssen der gestrigen Nacht. Der<br />
weiche Boden Hess die Räder lautlos dahinrollen.<br />
Steele und Han schritten voraus, während<br />
ich träge im Karren lag und mich<br />
schläfrig rütteln Hess. In grossem Abstande<br />
folgten uns drei Reiter. Ihre Pferde, die sich<br />
langsam dahinschleppten, schienen ebenso<br />
müde wie die unsrigen. Es musste ungefähr<br />
drei Uhr sein. Denn schon begannen die<br />
Schatten unter den Pferden hervor in die<br />
Matten zu kriechen. Der Fuhrmann sang ein<br />
eintöniges Lied. Die Eselin stand von Zeit<br />
zu Zeit still, um ihr ermüdetes Fohlen zu<br />
locken. Langsam döste ich ein.<br />
den Kieferbüschen, in der sie um Kraft betete<br />
und in der sie Ohnmacht empfing.<br />
«Regen kommt nicht», sagte Jürgen, «aber<br />
dafür kommen die Kinder.» Langsam verschmerzte,<br />
was das Dorf ihm antat. Selbst<br />
der Acker war nur wie eine Narbe, die nur<br />
leise brannte, wenn er sich unachtsam an<br />
ihr stiess. Doch vergass er nicht, dass es<br />
fremde Kinder waren, und Marte fühlte, wie<br />
seine Blicke, wenn sie wieder allein waren,<br />
in ihrer Spur gingen, stumm und niedergeschlagen,<br />
wenn sie ihn ansah, aber immer<br />
wartend.<br />
Nach dem Essen ging er nun oft mit den<br />
Kindern in den Wald, ein zweiter Rattenfänger,<br />
mit einem dünnen, grauen Zuge hinter<br />
sich her. Hier unter den hohen Fichten,<br />
wo noch etwas Kühle war und golddurchwirkte<br />
Schatten, fühlten sie, dass alles Gefährliche<br />
hinter ihnen geblieben war: Hunger,<br />
Glut, schwelender Hass der Häuser.<br />
Hier zeigte Jürgen ihnen, wie man Pilze<br />
suchen und sie an einem kleinen Feuer<br />
rösten konnte. Wo die Heidelbeeren noch<br />
nicht vertrocknet waren und die ersten<br />
Brombeeren sich dunkel färbten. Wie man<br />
Wurzeln graben und sie im Munde halten<br />
musste, um die Qual des Durstes nicht zu<br />
Im Halbschlaf sehe ich plötzlich schattenmässig<br />
wie auf einer Filmleinwand Gestalten<br />
vor mir auftauchen. Ein Reiter rechts, zwei<br />
Reiter zu meiner Linken. Sie halten mir Revolver<br />
vor. Ganz erwache ich erst, als sie.<br />
mich anschreien.<br />
«Meguo — Lesuguo (Amerikaner _—<br />
Schweizer)», rufe ich, zwei Worte, die gleich<br />
einer Zauberformel bisher alle Chinesen<br />
günstig gegen uns gestimmt hatten. Die > drei<br />
Reiter halten weiter die Revolver vor meine<br />
Brust. Wieder brüllen sie mich an. Ich habe<br />
einen ausgezeichneten Gedanken: Ich hebe<br />
die Hände hoch.<br />
Steele und Han, an die Rufe der Fuhrleute<br />
gewöhnt, wissen noch von nichts. Versunken<br />
in die friedliche Welt ihrer Gedanken, schlendern<br />
sie ruhig weiter. Ein Räuber reitet ihnen<br />
nach. Er schrei ihnen zu. Langsam drehen<br />
sie sich um. Sie öffnen den Mund, ihr<br />
Gesicht versteinert sich, und sie heben wie<br />
Märtyrer die Arme gegen den leeren, ungeheuren<br />
Himmel.<br />
Mit heftigen Gebärden machen mir die Reiter<br />
begreiflich, dass ich vom Karren steigen<br />
soll. Sie führen mich einige Meter hinter den<br />
Wagen und zwingen mich in die Knie. Einer<br />
bedeutet mir, mich auf den Rücken zu legen.<br />
Ich zögere einen Augenblick — und schon<br />
klatscht mir die mongolische Peitsche um<br />
die Schultern. Ich gehorche. Es ist sicher<br />
schön, in der grünenden mandschurischen<br />
Ebene zu liegen und in den blauen Himmel<br />
zu gucken. Aber mein Blick wird rasch von<br />
einer blanken Revolvermündung gebannt.<br />
Ich erkenne die Marke: Colt. Auf das Geheiss<br />
der Banditen durchsucht einer der<br />
Fuhrleute meine Taschen. Alles händigt der<br />
Schurke den Räubern aus, Sacktuch, Messer,<br />
Geldbeutel, Brieftasche, Kompass. Meine<br />
Leicakamera besehen sie sich misstrauisch.<br />
Sie scheinen sie für eine neue Art Revolver<br />
zu halten und stecken sie nur nach vorsichtiger<br />
Prüfung ein.<br />
Nachdem die Durchsuchung beendigt ist,<br />
befehlen sie dem Fuhrmann, mich mit meinem<br />
eigenen Gürtel zu fesseln. Wie ein Wikkelkind,<br />
das man pudern will, werde ich auf<br />
den Bauch gedreht, und im Nu sind meine<br />
Hände zusammengebunden. In dieser Stellung<br />
kann ich die Räuber beobachten. Einer<br />
trägt die graue, chinesische Uniform, die<br />
beiden andern sind als Bauern gekleidet.<br />
Alle drei sind stämmige, sonnenverbrannte<br />
Burschen. Steele und Han knien die Arme<br />
mit den Aermeln ihrer Röcke zusammengebunden,<br />
neben dem Karren. Der Uniformierte<br />
tastet eben den Dolmetsch ab. Grinsend<br />
reisst er ihm das Hemd auf und setzt ihm<br />
den Revolver auf die nackte Brust. Ich kann<br />
mir vorstellen, wie schaudernd kalt das Metall<br />
auf der warmen Häuf wirkt. Han, totenbleich,<br />
stimmt mit zitternder Stimme einen<br />
Choral an, den er Gott weiss wo einmal gelernt<br />
haben muss.<br />
Während der Uniformierte uns mit vorgehaltenem<br />
Revolver in Schach hält, durchstöbern<br />
die beiden andern den Karren. Ver-<br />
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empfinden. Wie man Spielwerk schnitzen<br />
und Formen konnte, aus Schwämmen, aus<br />
Flechten, aus Rinden. Wie man auf Gräsern,<br />
auf Schilfhalmen, auf Lindenblättern pfeifen<br />
konnte, dass die Rehe hinter dem Gebüsch<br />
auftauchten oder die jungen Raubvögel klagend<br />
über den Rand der Horste blickten.<br />
Und wie mit allem diesem die Zeit freundlich<br />
dahinging, bis die Sonne nur noch<br />
schräge Balken durch das Astwerk legte<br />
und ein Hauch von Kühle aus den Gründen<br />
stieg.<br />
Und die Kinder, scheu und verschlossen<br />
zuerst vor der schwerfälligen Wildheit seiner<br />
Gestalt und bedrückt von der Erinnerung<br />
an Steinwürfe und Lieder, sahen, wie diese<br />
dunkle Riesengestalt sich langsam und fast<br />
verlegen vor ihnen auftat und wie in dem<br />
wilden Gehäuse weder ein Teufel noch ein<br />
schwarzer Mann erschien, sondern ein Zauberer,<br />
der mit seinen groben Händen Wunder<br />
aus der Erde rufen konnte, die er nur<br />
für sie zu rufen schien. So dauerte es nicht<br />
lange, bis Jürgen Doskocil beides war, ein<br />
Heiliger und ein Teufel, und es war gut, dass<br />
die beiden Gemeinden nichts voneinander<br />
wussten, sondern beide in Heimlichkeit ihren.<br />
Götzendienst versahen. (Fortsetzung folgt.)
ächtlich schleudern sie unsere restlichen Bibeln<br />
und Psalmenbücher zu Boden. Unsere<br />
Windjacken schnallen sie auf ihre Pferde.<br />
Plötzlich kommt mir in den Sinn, dass ich<br />
auf alle Fälle meinen Pass zurückverlangen<br />
muss.<br />
«Han», rufe ich, «sage den Schurken, dass<br />
sie mir meine Brieftasche zurückgeben.»<br />
Han, der eben mit sicherer Stimme seinen<br />
zweiten Choral anstimmt, hört nichts.<br />
«Han», schreie ich, «sage den...» und ich<br />
habe den Revolverlauf vor den Augen. Ich<br />
kann wieder auf dem Bauche liegen und<br />
Gras fressen.<br />
Erst als sich die Räuber in den Sattel<br />
schwingen, kann ich mich mit Han verständigen.<br />
Der Uniformierte schleudert mir grossmütig<br />
die Brieftasche vor die Füsse. Mutig<br />
geworden, verlange ich die Kamera zurück.<br />
Der Räuber wirft mir den Kotnpass zu.<br />
«Nein, Han, meine Kamera!»... es war zu<br />
spät. Schon peitschten die Räuber ihre Pferde<br />
in Galopp und entschwanden rasch gegen<br />
Süden.<br />
Während ich mich mühselig aus meinen<br />
Fesseln befreite, Hess ich endlich meiner<br />
Wut, die ich bisher weise beherrscht hatte,<br />
voll und ganz die Zügel schiessen. Ich begann,<br />
alle Leute zu verwünschen, die uns geraten<br />
hatten, keine Waffen mitzunehmen. Ich hätte<br />
den Rest meiner Habe, sogar mein Hemd<br />
hergegeben, hätte ich den Kerlen einen<br />
Schuss in den Rücken jagen können. Dann<br />
begann ich den Fuhrmann zu verfluchen, der<br />
mich durchsucht und gebunden hatte. Ich<br />
beschimpfte ihn auf englisch, auf französisch<br />
und auf Berner Deutsch.<br />
«Lindt, Ihr müsst ein Wenig langsamer<br />
sprechen, wenn Ihr wollt, dass ich übersetzen<br />
soll», unterbrach mich Han schliesslich.<br />
«Sage ihm, dass ich ihn in Hsiaohaotzu<br />
ins Gefängnis werfen lasse. Er ist selbst ein<br />
Räuber. Ich werde dafür sorgen, dass ihn<br />
der Henker um einen Kopf kürzer macht.»<br />
Als Han ihm meinen Erguss übersetzt hatte,<br />
lachte der Fuhrmann heiter und weise.<br />
«Herr, ich konnte mich nicht für Euch erschiessen<br />
lassen. Wie Euch der Honhutze<br />
(Räuber) mit der Peitsche drohte, habt Ihr<br />
Euch nicht selbst ins Gras gelegt?»<br />
Ich verstummte.<br />
Während wir den Karren durchsuchten,<br />
entdeckten wir, dass mir die Banditen meine<br />
Filmnegative gelassen hatten. Während sie<br />
sämtliche Rasierklingen Steeles eingesteckt,<br />
hatten sie meine verschont und mir nur den<br />
Rasierapparat entwendet. Gutmütige Menschen,<br />
diese Banditen — sie wollten nicht,<br />
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aussen kehrend.<br />
«Ihr, Han?»<br />
Han suchte gründlich. Endlich zog er eine<br />
Banknote hervor, bedruckt mit der Zahl<br />
fünfhundert... fünfhundert Dollar.<br />
«Wie in aller Welt kommt Ihr zu einem<br />
solchen Haufen Geld?» *<br />
Han lachte.<br />
«Das ist keinen Deut wert. Es ist eine Note<br />
der Bank von Zizikar, die eine schwungvolle<br />
Inflationspolitik betrieben hat.»<br />
Ein Schimmelreiter näherte sich uns. Will<br />
er uns auch den Revolver vorhalten? Han unterhielt<br />
sich mit ihm.<br />
«Es ist ein sehr armer Mann», berichtete<br />
er. «Er fiel den Räubern in die Hände und<br />
wurde vollständig ausgeraubt. Könnten wir<br />
ihm nicht etwas geben?»<br />
«Han», schrien wir, über solche grenzenlose<br />
Güte erbost, «Ihr wisst doch, dass Ihr<br />
mit Eurer Banknote der Reichste von uns<br />
dreien seid. Und Ihr wollt diesem Mann etwas<br />
geben 1»<br />
Han war betrübt.-«Ja, ich muss ihm sagen,<br />
dass wir selbst nichts haben.<br />
Der Schimmelreiter galoppierte von dannen,<br />
gegen Süden. Han, der einen Augenblick<br />
in Nachdenken versunken war, sagte<br />
plötzlich:<br />
«Der Schimmelreiter war im Bunde mit<br />
den Räubern. Sein Pferd ist zu gut, als dass<br />
es ihm die Räuber nicht abgenommen hätten.<br />
Sie sandten ihn, um auszukundschaften, ob<br />
wir kein Geld zurückbehalten hätten.*<br />
Ich blickte in Steeles rotes Gesicht. Auch<br />
In meinem Kopf hämmerten noch die Pulse.<br />
Wir mussten beide lachen. Es war zu lächerlich,<br />
am letzten Tage unserer Reise abgefangen<br />
zu werden, zwei Marschstunden von<br />
der Station entfernt.<br />
«Han, was schrien uns eigentlich die Banditen<br />
zu?»<br />
«Zuerst Befehle. Nachher Schimpfnamen.»<br />
«Welche Schimpfnamen?»<br />
«Sehr üble — nein, Ich kann es Euch nicht<br />
sagen. Sie wiederholten<br />
Wort.»<br />
immer dasselbe<br />
«Welches Wort?»<br />
«Ein schmutziges Wort. Ich will es nicht<br />
in den Mund nehmen.»<br />
'<br />
«Wir sind nicht zimperlich, Han.»<br />
«Sie schalten uns —" Schildkröteneier.»<br />
«Aber, Han, das ist doch ein entzückender<br />
Abends 8 Uhr, Sonntag<br />
ad hea nachmittags 3 Uhr.<br />
Oi. abend 15. Ja«. 7 Uhr: Die Räuber, VorSt. für<br />
Mittelschulen (gespielt v. Ensemble<br />
des Sohauspielh.).<br />
ML abend 16. Jait, Dli Fledermaus (B-Ab. 9).<br />
Do abend 17. Jan 8 Uhr: Zar und Zimmermann<br />
(Städtische Schulen).<br />
Fr. abend 18. Jan. Die Walküre (B-Ab. 9), Oper v.<br />
K. Wagner.<br />
Sa. nachm. 19. Jan. Peterchens Mondfahrt, zum letztenmal.<br />
Sa. abend 19. Jan. Grüezi.<br />
Di. abend 15. Jan. (Im Stadttheater) Die Räuber.<br />
Mi. abend 18. Jan. Sein Testament.<br />
Do. abBlid 17. Jan. Schwarz auf Welss, Revue.<br />
Fr. abend 16. Jan. Sein Testament.<br />
Sa. abend 19. Jan. S Uhr: König Lear, Schauspiel<br />
von Shakespeare, mit Prof.<br />
Ebert in der Titelrolle.<br />
SO. nachm. 20. Jan. 3K Uhr: Prof. Mannheim.<br />
So. abend 20. Jan. Sein Testament.<br />
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AUTOMOBIL-REVUE <strong>1935</strong> - N° 4<br />
Name. Eine Schildkröte ist nichts Böses und<br />
ein Ei sicherlich nichts Unanständiges.»<br />
Nun musste sogar Han das Lachen verbeissen.<br />
« Ihr versteht auch gar'nichts. Die Schildkröte<br />
legt ihre Eier irgendwo in den Sand.<br />
Die jungen Schildkröten kennen weder Vater<br />
noch Mutter.»<br />
«Arme kleine Waisen», sagte ich.<br />
«Es ist nicht das. Für uns Chinesen sind<br />
die Vorfahren unsere Götter? Ohne Vorfahren<br />
zu sein, ist nicht nur ein Unglück, sondern<br />
das Schrecklichste, was einem Menschen<br />
zustossen kann. Es ist der grösste Schimpf,<br />
den wir kennen. Schildkrötenei bedeutet<br />
Sohn einer Dirne, im Freudenhaus geboren,<br />
ein Kind, dessen Vater unbekannt, ja dessen<br />
Mutter sogar ungewiss ist.»<br />
«Danke, Han.»<br />
Aus den Feldern stiegen die Telegraphenstangen,<br />
den Schienenstrang säumend. Die<br />
Pferde trabten an. Hinter den Häusern der<br />
Station verschwand die Ebene.<br />
Die Fuhrleute verabschiedeten sich, nachdem<br />
sie eingesehen hatten, dass wir ihnen<br />
kein Trinkgeld geben konnten.<br />
«Wir bedauern ungemein, dass euch ein<br />
solches Missgeschick zugestossen ist», sagten<br />
sie. «Aber ihr wisst, es ist nicht unsere<br />
Schuld. Ihr könnt uns glauben: um euch zu<br />
entschädigen, werden wir unseren Karren<br />
und unsere Tiere verkaufen.»<br />
Der russische Stationsvorsteher begrüsste<br />
uns mit Namen.<br />
«Ihr wisst, wer wir sind?»<br />
Er erklärte uns, dass die <strong>Zeitung</strong>en Charbins<br />
jeden Tag von den zwei verschollenen<br />
Journalisten berichtet hätten. «Sie behaupten<br />
sogar, ihr wäret von Banditen getötet<br />
worden.»<br />
«Nein, nur ausgeplündert.»<br />
Mit der herzlichen Hilfsbereitschaft des<br />
einfachen Russen standen uns die BahnangestelHen<br />
bei, an unsere Konsuln zu telepho<br />
nleren, um sie um sofortige Ueberweisung<br />
von Geld zu bitten.<br />
Der chinesisch« Polizeioffizier suchte uns<br />
auf.<br />
«Ihr müsst mir haargenau Bericht erstatten.<br />
Ich werde ein Protokoll aufnehmen.<br />
«Und was könnt Ihr tun?»<br />
«Nichts», erwiderte der Russe für den Chinesen.<br />
Nachts schrieb ich an den Missionar in<br />
Lintian, um ihn zu fragen, ob der Mandarin<br />
nicht etwas unternehmen könne, damit ich<br />
wenigstens meine Leica zurückerhielte.<br />
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Es kann nicht häufig genug betont werden,<br />
wie wichtig heute alles ist, was aus<br />
Wolle gestrickt wird, alle die grossen und<br />
kleinen Dinge, die zu beschreiben viel zu<br />
lange dauern würde. #itt Ausnahme der<br />
Schuhe gibt es kaum, einen Bestandteil der<br />
Garderobe, der nisht in Wolle oder Seide<br />
gestrickt und d&bei als sehr elegant bezeichne<br />
werden könnte.<br />
Es ist eine prasse. Arbeit, aus Wolle zu<br />
stricken, insbesondere wenn es sich um<br />
grössere Qarderobenstücke handelt. Dies ist<br />
mit ein Grund, weshalb die aandgestrickten<br />
Kleider, Kostüme und Mäntel manchmal verbältru'smässig<br />
teuer sind. Eine Frau, die<br />
heute nicht stricken und sich nach den ihr<br />
gegebenen Anleitungen richten kann, ist eigentlich<br />
bedauernswert Heute wird es niemand<br />
einfallen, darüber zu lächeln, wenn<br />
von praktischen und eleganten Handarbeiten<br />
die Rede ist, selbst die intellektuellen Frauen<br />
finden hie und da ein Stündchen Zeit zum<br />
Stricken, ohne sich zu langweilen. Und die<br />
weniger Intelligenten können nur Nutzen<br />
daraus ziehen, wenn sie ein paar Stunden<br />
mit angenehmer Handarbeit verbringen, Statt<br />
sich die Zeit um die Ohren zu schlagen.<br />
Ganz abgesehen davon, dass das Stricken<br />
eine ungemein beruhigende Beschäftigung<br />
für nervöse Frauen ist, was auch wissenschaftlich<br />
festgestellt wurde.<br />
Wie erwähnt, handelt es sich nicht nur<br />
um die Akzessorien wie Schal, Mütze, Handschuhe<br />
und Socken für den Wintersport.<br />
Heute mochte ich von den ganz besonders<br />
schönen und eleganten Kostümen, Kleidern<br />
und Mänteln sprechen, die, aus neuartiger<br />
Wolle und nach genauem Schnitt gearbeitet,<br />
zu den unentbehrlichsten Bestandteilen unserer<br />
Garderobe zu zählen beginnen.<br />
Es ist gar nicht notwendig, Modezeitschriften<br />
zu studieren. Es genügt, sich im<br />
Kopf ein Bild dessen zu machen, was man<br />
ungefähr herstellen will und eine einigermassen<br />
geschickte Schneiderin liefert uns<br />
dann das Schnittmuster, nach dem wir uns<br />
beim Stricken der einzelnen Teile zu richten<br />
haben, um die schönsten, genau passenden<br />
Mäntel. Kostüme und Jacken herzustellen.<br />
Empfehlenswert ist es, dauerhafte, gute, nicht<br />
allzudünne Wolle zu kaufen, möglichst die<br />
mit Lastexfaden gesponnene, die uns die<br />
Garantie bietet, dass der Rock durch das<br />
Sitzen im Rücken und an den Knien nicht<br />
^.unnötige' Ausbuchtungen - erhält, dass- der<br />
Rückenteil nicht vorzeitige Falten bekommt<br />
und der Rock nicht zipft.<br />
Die gestrickten Wolljacken und Mäntel<br />
werden mW Naturseide gefüttert, die ebenfalls<br />
mit Lastexfaden gewebt ist. der übrigens<br />
in Frankreich als filscaoutchouc bekannt<br />
ist. Die Ursache ist leicht begreiflich :<br />
auch das Futter schmiegt sich dem Körper<br />
bei jeder Bewegung an und die unerfreulichen<br />
Risse unterm Arm und das Krachen<br />
der Nähte haben ein Ende !<br />
Pelerinen können doppelseitig gestrickt<br />
werden, aus verschiedenfarbiger, natürlich<br />
dünnerer Wolle, so dass sie dann beiderseitig<br />
verwendbar sind. Sehr schön in der klassischen<br />
Farbenzusammenstellung von Dunkelblau<br />
und Rot. Ein selbständiges Kleidungsstück,<br />
das ebensogut zum Tweed- wie<br />
zum Samtkleid oder zum Wollkostüm getragen<br />
werden kann, vorausgesetzt, dass man<br />
stets darauf achtet, dass die etwa verwendete<br />
dritte Farbe zu Blau-Rot passt. Die<br />
Pelerinen von heuer sind nicht rundgeschnitten,<br />
sie verengen sich von der Schulter abwärts,<br />
so dass die Trägerin manchmal wie<br />
vermummt aussieht. Aber das ist ganz<br />
£a&des Strickens<br />
«teichgülti£, denn die Herrgötter der rue de<br />
la Paix haben es einmal so bestimmt.<br />
Ganze Strickkleider mit Raglanärmeln, mit<br />
sehr schönen und wichtigen Ledergürteln<br />
und Holz- oder Metallknöpfen sind das gewisse<br />
Etwas, das uns heuer von jenen unterscheidet,<br />
die uns mit fabrlkmässig gestrickten<br />
Dutzendkostümen blenden wollen. Kleider<br />
jeder Art, jeder Farbe und Qualität,<br />
durchwegs handgestrickt, sind heute in den<br />
bedeutendsten Modeateliers der Weit zu sehen<br />
und selbstverständlich auch in allen Modezeitschriften,<br />
in denen wir einfach auswählen<br />
können, was uns in jeder Hinsicht ent*<br />
spricht und was wir, von der Schneiderin<br />
unterstützt, auf Grund des von ihr gelieferten<br />
Schnittmusters selbst anfertigen können.<br />
Von Sweatern sei heute nicht berichtet,<br />
darüber wurde schon allzuviel gesprochen.<br />
Heute würde ich Sie gerne überreden, sich<br />
solch ein Kostüm, eine solche Pelerine oder<br />
eines der beneidenswerten Kleider zu<br />
stricken, die man eigentlich haben müsste,<br />
wenn man wirklich elegant angezogen sein<br />
will. Bei einigermassen intensivem Fleiss<br />
müsste ein solches Gewand in etwa vierzehn<br />
Tagen fertig sein, Und mindestens<br />
ebensoviel Monate, wenn nicht Jahre, wird<br />
es Ihnen schwerfallen, sich davon zu trennen,<br />
p.<br />
tDas Spoxikostänt<br />
Vielleicht wird hie und da eine Leserin<br />
einwenden, dass sie keinen Sport betreibt<br />
und es für sie daher keine zwingende Notwendigkeit<br />
ist, sich in diesem Zwecke ein<br />
Kleid anzuschaffen. Darauf kann man ihr die<br />
Frage vorlegen : « Machen Sie keine Besorgungen,<br />
keine Spaziergänge ?» Nun das<br />
Gehen ist doch ein Sport und nicht der wertloseste<br />
von allen. Es lebe das «Footing»,<br />
wie es der Engländer nennt, das uns schlank<br />
erhält, ohne dass wir uns beim Essen kasteien<br />
müssen, und wenn man noch dazu ein<br />
fesches Sportkostüm vor dem Gatten als<br />
unerlässliche Garderobenummer hinstellen<br />
kann, wird gewlss keine Frau mehr behaupten<br />
wollen, dass sie keinen Sport treibt.<br />
Für den mehr oder weniger langen Fussmärsch,<br />
der zur Erhaltung der Linie und<br />
einer frischen Gesichtsfarbe unbedingt notwendig<br />
ist, gehört ein praktisches Kostüm<br />
aus Tweed mit einem halblangen Cape,<br />
Schuhe mit nicht zu hohen Absätzen, ein<br />
Filzhut ä la Tyrolienne und weiche Wild-'<br />
lederhandschuhe. Das Ist sportlich und elegant<br />
zugleich und es gibt Frauen, denen<br />
diese einfache Tracht besser steht als Lame<br />
oder Samt. Jedenfalls ist sie jugendlich und<br />
das ist schon ein Punkt für sie.<br />
Man kann einfarbiges Braun wählen, womit<br />
dann Hut, Schuhe, Tasche und Handschuhe<br />
harmonieren können. Holzclips bilden<br />
den Verschluss, der Pelz ist ebenfalls<br />
braun, Biber und Astrachan und diese Symphonie<br />
in Braun trägt ein sehr elegantes<br />
Cachet. Die Blusen, die dazu getragen werden<br />
können, sind Legion. Weiche, zarte Angoräblusen<br />
sind schön warm und in hellen<br />
Tönen, blau, rosa, gelb, grün, sind sie sehr<br />
kleidsam. Dicker CrSpe-Marocain in Spagatfarbe,<br />
waschbarer CrSpe-Satin in Kreidefarbe<br />
sind ebenfalls schick, eine tangofarbene<br />
Bluse aus Matelasse" wird die ganze<br />
winterlich düstere Umgebung aufhellen. Wie<br />
man sieht, fehlt es nicht an Auswahl. Die<br />
Westen bilden auch ein ergiebiges Kapitel.<br />
Das Gilet aus flachem Pelz ist eine der Neuheiten<br />
des Winters und für kalte Tage sehr<br />
zu empfehlen. Wer sehr schick ist, trägt die<br />
Toque aus dem gleichen Pelz, eventuell sind<br />
sogar die Manschetten der Handschuhe daraus.<br />
Geschorenes Lamm, in Beige oder<br />
Braun, ist sehr geeignet dafür.<br />
Entrüsten Sie sich nicht, liebe Leserinnen,<br />
und werfen Sie mir nicht vor, dass man Sie<br />
zu Ausgaben verleite, sagen Sie vor allem<br />
nicht wegwerfend «für ein blosses<br />
Sportkostüm ». Dieses Kostüm wird sich bezahlt<br />
machen. Es ist ein vortreffliches Alltagskostüm,<br />
ein Reisekostüm, wenn Sie zum<br />
Wintersport fahren. Wenn sie den Pelz herunternehmen,<br />
können Sie es im .Frühjahr<br />
weiter tragen und wenn der nächste Herbst<br />
Sie Überrumpelt, haben Sie gleich ein wärmeres<br />
Kostüm, das sie davor bewahren<br />
wird, überstürzte und später bereute Anschaffungen<br />
zu machen.<br />
Tttae Tuest tüftet den ScMeiet<br />
Mae West, die für Hollywood und die amerikanische<br />
Welt die Reize der vollerblühten<br />
Frau erschlossen hat und die — wenigstens<br />
in ihren Filmen — unwiderstehlich ist, und<br />
stets weiss, wie man den Mann am sichersten<br />
und dauerhaftesten erobert, hat sich jetzt zum<br />
Thema « Wie fessele ich den Mann? » geäussert.<br />
Hier ihre weisen Ratschläge:<br />
/. Sei immer zur Stelle, bringe dich unauf'<br />
fällig, aber regelmässig in die Gesellschaft<br />
der Auserkorenen.<br />
2. Verbirg nicht, dass dein Herz leicht Feuer<br />
fangt — aber die Brandfackel lass ihn werfen.<br />
3. Sei hübsch! Eroberung auf den ersten<br />
Blick spart viel Zeit und Mühe.<br />
4. Sei einfach, versuche nicht zu blaffen.<br />
Rede, wie dir der Schnabel gewachsen ist.<br />
5. Sei unterhaltend! Der schnellste Weg<br />
zum Standesamt führt über des Mannes Eitelkeit.<br />
Er will eine kluge Frau haben.<br />
6. Sei ganz Frau in deinen Kleidern und<br />
Angewohnheiten. Trinke nicht und rauche<br />
nicht.<br />
7. Sei auf dem Posten, verstehe rasch, frage<br />
nicht zu viel: Wie? Weshalb? Warum?<br />
8. Sei gesellig. Zeig dich oft in Gesellschaft<br />
und beweise ihm, dass dich alle deine Freunde<br />
schätzen.<br />
9. Sei jeden Tag anders, damit er nicht<br />
denkt, er kennt dich in- und auswendig.<br />
10. Denk aber nicht immer nur an ihn, denk<br />
auch an dich.<br />
Bei Tftanti, de% die Siwis uwt<br />
16 AUTOMOBIL-REVUE <strong>1935</strong> - N" 4<br />
dreissig Jahre<br />
Aus alten Bänden der «Automobil-Revue»<br />
(Jahrg. 1906).<br />
« Automobilisten-Rache.»<br />
« In gelungener Weise quittierte der Automobil-<br />
Club der Schweiz, Sektion Zürich, die Liebenswürdigkeiten,<br />
mit denen sie unser heimischer Dichter<br />
J. V. Widmann im letzten Jahre regaliert hatte.<br />
Wie bekannt, hat Herr Widmann seinerzeit im<br />
«Bund» verschiedene Artikel von Stapel gelassen,<br />
die an Autofeindseligkeit so ziemlich alles überboten,<br />
was bisher geleistet worden war. Die «Anarchisten<br />
der Landstrasiie», wie Herr Widmann,<br />
wenn wir uns nicht irren, die Anhänger des Töff-<br />
Töff zu beurteilen beliebte, revanchierten sich ihrerseits<br />
anlässlich der Aufführung von «Oenone»^eines<br />
Widmannschen Musenkindes, im Zürcher •Stadttheater<br />
damit, dass sie den Dichter, der auf der<br />
Bühne den Beifall des Publikums persönlich entgegennahm,<br />
ein prachtvolles Kamelien-Arrangement<br />
überreichen Hessen. Die Schleifen der holden<br />
Gabe trugen die sinnige Widmung:<br />
Dem fortschrittlich gesinnten Schriftsteller<br />
Herrn Joseph Viktor Widmann<br />
für seine Verdienste um die Sache des Automobilismus.<br />
Die dankbare Sektion Zürich des A. C. S.<br />
Herr Widmann soll den Kranz dankend^ empfangen,<br />
über die Schulter gehängt und sich hinter den<br />
Kulissen die Inschrift etwas näher besehen haben.<br />
Ein indiskreter Zeuge des Vorsanges hinterbrachte<br />
auch die Stellungnahme des Poeten zu dem Präsent,<br />
die sauer-süsse Acusserung, der Witz sei<br />
eigentlich nicht so übel. »<br />
« Das stärkste Automobil der Welt<br />
will, wie aus New York berichtet wird, Alfred<br />
Gnynne Vanderbilt sein eigen nennen, und er hat daher<br />
einen Rennwagen in Auftrag gegeben, der eine<br />
englische Meile in 23% Sekunden, also 152 englische<br />
Meilen in der Stunde (243 km/St.) zurücklegen<br />
soll. Das Automobil, das jetzt für ihn gebaut<br />
wird, soll 250 PS haben und doch unter<br />
2210 Pfund wiegen, da dies die äusserste Gewichtsgrenze<br />
für Automobile ist, die an den Rennen auf<br />
Florida Beach teilnehmen. Es ist ein besonderer<br />
Wettbewerb ausgeschrieben, hei dem Preise nur<br />
zur Verteilung gelangen, wenn die Wagen zwei<br />
Meilen in der Minute (192 km/'3t.) zurückgelegt haben.<br />
Ein junger Franzose, Paul Sartori, soll den<br />
neuen Wagen Vanderbilts steuern. Bestätigen 6ich<br />
die Erwartungen, die man von diesem Automobilwunder<br />
hegt, so hätte die amerikanische Industrie<br />
allerdings alle andern bei weitem überflügelt. »<br />
« Sperrung des Automobilverkehrs in Obwalden.<br />
»<br />
« Die Entscheidung des Regierungsrates von Obwalden<br />
betreffend die Sperrung der Brünigstrecke<br />
für den Automobil-Verkehr bezieht sich auf folgende<br />
Landstrassen: Von Alpnachstad bis Giswil beim<br />
Beginn der Brünigstrasse oder umgekehrt darf mit<br />
Motorwagen höchstens in der Geschwindigkeit von<br />
10 km/St. (Geschwindigkeit eines Pferdes im Trabe)<br />
gefahren werden. Die Bergstrecke von Giswil zur<br />
Kantonsgrenze auf dem Brünig wird für den Motor-<br />
wagenverkehr gänzlich gesperrt bei Strafe bis<br />
Fr. 200.—. »<br />
« Automobilsteuer.»<br />
(Aus einem grösseren Artikel über dieses Thema)-<br />
« Die Idee der Automobilsteuer ist nicht neu.<br />
Bei der Emsigkeit, mit welcher die Steuerschraube<br />
ihren Opfern naht, könnte beinahe die triviale Frage<br />
aufgeworfen weiden, ob der Gedanke der Automobilsteuer<br />
nicht der Erfindung des Töff-Töff vorausgeeilt<br />
sei . Die Begründung einer Automobilsteuer<br />
war leicht, man sagte zum Automobil: Einmal<br />
belästigst du den Straßenverkehr und so dann<br />
bist du ein Luxusartikel, beides Grund genug, dich<br />
durch die Steuerschraube zur Raison zu bringen . .<br />
Man vergesse nicht, dass die Zeiten einem ewigen<br />
Wechsel unterworfen sind und dass nun einmal die<br />
Epoche des Strassenidylls. wenigstens soweit die<br />
grossen Verkehrsadern in Betracht kommen, vorüber<br />
ist. Schließlich gewöhnt man sich an alles,<br />
denn auch die Lästigkeit ist ein relativer Begriff.<br />
Dem Grossen Rat des Kantons Bern ist es zu danken,<br />
dass er in unserem Vaterland den .Bann gebrochen<br />
und eine geplante Besteuerung des Automobils<br />
als «den ordentlichen Verkehr belästigende<br />
Fuhrwerke» mit sehr grossem Mehr verworfen hat.<br />
Die richtige Ansicht eines Abgeordneten: «Wir dürfen<br />
im Zeitalter des modernen Verkehrs nicht Wegzölle<br />
einrichten» trug den Sieg davon Nehmen<br />
wir die Dinge wie sie sind und gestehen wir offen,<br />
dass der Automobilismus als Sport wohl schwerlich.<br />
in der Schweiz zur Popularität gelangen wird,<br />
allein einst wird der Tag kommen, wo die materielle<br />
Ueberzeugung fest geworden, dass unserem Lande<br />
durch den Motorwagen die grössten materiellen<br />
Vorteile zugeführt werden. Dann wird der praktische<br />
Schweizer mit Stolz auf seine Industrie<br />
blicken und den blossen Gedanken einer Automobilsteuer<br />
mit jenem Lächeln ablehnen, welches man<br />
einem überwundenen Standpunkt entgegenbringt. »<br />
« Die Liebe und die erste Eisenbahn.»<br />
Der neue Ufa-Film « Die Liebe und die erste Eisenbahn<br />
» behandelt das Thema der ersten Eisenbahn.<br />
Hauptdarsteller- Karin Hardt, Ida Wuest,<br />
Fritz Kampers, Jakob Tiedtke, Max Gülsdorff. Regie:<br />
Harald Böhmeit.<br />
« Der letzte Walzer. »<br />
Der von Georg Jacoby geleitete Film < Der<br />
letzte Walzer» verfügt über folgende Besetzung:<br />
Camilla Hörn, Ivan Petrovich, Adele Sandrock usw.<br />
Neue amerikanische Filme.<br />
Die Metro-Goldwyn-Filmgesellschaft kündet folgende<br />
Filme an. « Liebe nach Noten » mit Ramon<br />
Novarro und Jeannette Macdonald, « Gefesselt» mit<br />
Clark Gable und Joan Crawford, sowie « Die<br />
Schatzinsel», nach dem berühmten gleichnamigen<br />
Roman von Stephenson, mit Wallace Beery und<br />
Jackie Cooper.<br />
« Marie Antoinetfe.»<br />
Nach dem berühmten Buch von Stephan Zweig<br />
wird in Hollywood zur Zeit der gleichnamige Film<br />
gedreht, in dem Norma Shearer und Charles Laughton<br />
mitwirken.<br />
« Tiefland. ><br />
Die Terrafilm-A.-G. bringt die Verfilmung der<br />
berühmten Oper d'Alberts. Für die'Musik nach dem<br />
gleichnamigen Werk zeichnet Giuseppe Becce. In<br />
den Hauptrollen spielen Heinrich George, Leny Riefenstahl<br />
und Sepp Rist.<br />
T0F8ENSPRECHSAAL<br />
TEL<br />
28 222 BERN<br />
Frage 970. Was ist mit dem<br />
Lungernsee los? Auf meinen Fahrten<br />
durch Obwalden habe ich im<br />
Lungernsee schon öfters eine Erscheinung<br />
beobachtet, die mir ganz<br />
unerklärlich ist. Plötzlich beginnt<br />
manchmal in diesem See ganz unvermittelt<br />
ein Sieden und Wallen des Wassers, das<br />
sich in Abständen von einigen Minuten wiederholt.<br />
Ich habe mich schon oft nach der Ursache dieser<br />
Erscheinung erkundigt, aber niemand konnte mir<br />
eine befriedigende Erklärung geben, weshalb ich<br />
mich nun an Sie wende im Vertrauen, dass der<br />
Tourenonkel auf alles eine Auskunft weiss.<br />
E. C. in L.<br />
Antwort: Das von Ihnen erwähnte Phänomen<br />
hat schon manches verwunderte Kopfschütteln und<br />
noch mehr irrige Theorien verursacht. Der Nichteingeweihte<br />
glaubt bei der Betrachtung der starken<br />
Wallung in erster Linie an eine unterirdische<br />
Quelle, an eigentümliche Windverhältnisse oder gar<br />
an einen Geysir. Die Erscheinung erhält aber folgende<br />
überaus nüchterne Erklärung: Der Lungernsee<br />
ist seit etwa 12 Jahren als Reservoir für Winterkraft<br />
für die zentralschweizerischen Kraftwerke<br />
in Luzern ausgebaut und bedeutend gestaut worden.<br />
Da die natürlichen Zuflüsse zu wenig ergiebig waren,<br />
so ist zuerst die kleine Melchaa und vor einigen<br />
Jahren auch noch die auf der Frutt entspringende<br />
grosse Melchaa vermittelst Stollen durch den<br />
Berg hindurchgeleitet worden, die den Lungernsee<br />
mit Wasser speisen. Der Einfluss in den See erfolgt<br />
durch zwei Röhren mit ungefähr einem Meter<br />
Durchmesser. Wenn nun der See stark gestaut ist,<br />
sind diese Rohre ziemlich weit unter dem Seeniveau<br />
und bewirken das fragliche Phänomen.<br />
JdeUte Tlotteen<br />
Apfelkonzentrat statt Schnaps! Leider mussten<br />
letzten Herbst von unsern Mostereien nicht nur bedputende<br />
Mengen Birnsaft, sondern auch Saft vollwertiger<br />
Aepfel gebrannt werden, um die reiche<br />
Obsternte restlos unter Dach bringen zu können.<br />
Die Emmentalische Obstweingenossenschaft hat nun,<br />
statt den überschüssigen Apfelsaft zu brennen, solchen<br />
in einer aufs neueste eingerichteten Konzentrieranlage<br />
frisch von der Presse weg eingedickt.<br />
Ausser dem Saft der frühen Falläpfel wurde kein<br />
Saft gebrannt. Da es mit dieser Konzentrieranlage<br />
möglich war, den Saft unter hohem Vakuum ohne<br />
irgendwelchen Zusatz bei niedriger Temperatur<br />
einzudicken, ist das Konzentrat von einer ausgezeichneten<br />
Qualität und ergibt bei Zusatz von 6 Teilen<br />
Wasser wieder einen vollwertigen, geschmacklich<br />
einwandfreien Saft.<br />
Das Konzentrat dürfte für unsere Touristen zu<br />
einem willkommenen Rucksackproviant werden, indem<br />
es ihnen damit erspart bleibt, unnötigen Ballast<br />
mitzuschleppen. Ferner lässt sich aus Konzentrat<br />
auf einfache Art ein feiner alkoholfreier Grogg<br />
«Da werd' ich den Wagen eben hier stehen lassen<br />
müssen, bis Hilfe kommt!»<br />
«Was! auf der falschen Strassenseite und dazu<br />
noch ohne Licht!<br />
Wollen Sie vielleicht zu allem hin noch gebüsst<br />
werden?»<br />
«Komm ruhig herein, alter Freund!»<br />
«Bist Du sicher, dass der Hund mich auch itt<br />
Ruhe lässt?»<br />
«Das möcht' ich eben wissen! Ich habe ihn als<br />
zuverlässigen Wächter erst vor einer halben Stunde<br />
gekauft!»<br />
herstellen, was besonders unsere Winterspörtler interessieren<br />
dürfte. Die Mosterei Ramsei hat letzten<br />
Herbst weit über 300 Wagenladungen Aepfel verarbeitet,<br />
was bei den schwierigen Absatzverhältnis-<br />
Ben auf dem Mostobstmarkt für die Obstproduzenten<br />
des Emmentals von Bedeutung war.<br />
AtfÖMÖßll<br />
Das Jahrbuch <strong>1935</strong><br />
KALENDER<br />
der Schweizer Automobilisten<br />
präsentiert sich Ihnen nach peinlich genauer<br />
Sofort lieferbar per Nachnahme.<br />
Das Buch kann auch bei unsern<br />
Geschäftsstellen:<br />
Zürich, Lowenstr. 51<br />
Genf,7,rue de laConfederation<br />
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abgeholt werden.<br />
l. Ms Stammbuch des Schweiz. Automobilbesitzes. II. Als Notiz- und Nachschlagewerk.<br />
Jeder Personenwagen-Besitzer ist mit genauem Namen<br />
oder Firma, sowie mit der neuesten Berufs- und<br />
Adressenangäbe immatrikuliert. Zwecks leichter Feststellung<br />
des Eigentumsverhältnisses aus den dem<br />
Fahrbetrieb entspringenden Orientierungsbedürfnissen<br />
wird das Besitzer-Register in der Reihenfolge der<br />
kantonalen Kontrollnummern geführt. Von den Automobilbüros<br />
der einzelnen Kantone ist das Adressenverzeichnis<br />
bis Ende November nachgeführt und" der<br />
alte Adressenstand revidiert worden. Eine weitere<br />
Revision erfuhr es aus dem Mutationsdienst unserer<br />
eigenen Zentralkartothek. Das neue Gesamtverzeichnis<br />
darf somit Anspruch auf den höchsten Stand<br />
der Vollständigkeit und Zuverlässigkeit machen.<br />
Was der Automobilist das ganze Jahr hindurch benötigt<br />
: Informationen, Tabellen, Notizen für und<br />
aus dem Fahrbetrieb, Tageskalender v etc. findet er in<br />
diesem Buch auf engstem Raum praktisch konzentriert.<br />
Ein lexikonartig geführter technischer Teil<br />
rekapituliert das Wissen von den Automobilteilen<br />
und führt die technischen Neuheiten in Wort und<br />
Bild vor. Neben den zum Rüstzeug eines Jahrbuches<br />
gehörenden Vordrucken und Tabellen wird<br />
im neuen Jahrgang der Rückblick auf Technik,<br />
Sport und Wirtschaft des Automobilismus in der<br />
Schweiz besonderes Interesse beanspruchen.<br />
Bücherzettel<br />
Trotz Zunahme des Besitzer-Verzeichnisses um 100 Seiten ist es uns gelungen, das Volumen des Kalenders in<br />
handlichen Grenzen zu halten, ebenso konnte der Preis des Kalenders mit seinem nun nahezu 75,000 revidierte<br />
Eintragungen enthaltenden Besitzerverzeichnis beibehalten-werden. Er beträgt sowohl beim Buchhändler, Clubsekretariat<br />
oder direkt beim Verlag einheitlich Fr. 7.50.<br />
VERLAG AUTOMOBIL-REVUE, BERN<br />
Senden Sie sofort per Nachnahme Ex.<br />
Automobil-Kalender <strong>1935</strong><br />
Name:<br />
_
NO*- <strong>1935</strong><br />
Abgenützte Gabelschlüssel lassen eich wieder für<br />
kürzere oder längere Zeit verwendungsfähig machen,<br />
indem man ihre Backen, wie beistehend skizziert,<br />
mit Einsätzen aus Stahlblech ausfüttert.<br />
Frage 9298. Ventilfederbruch. Ich besitze einen<br />
9-PS-Vierzylinder, Modell 1933, bei dem alle 3 bis<br />
4000 km 2 bis 3 Ventilfedern defekt sind, und zwar<br />
jedesmal andere. Zuerst hatte ich dio Federn von<br />
der Wagenfabrik und jetzt von einer Federnfabrik,<br />
stellte aber immer dasselbe Uebel fest. Wir versuchten<br />
sogar 2 Federn ineinander, doch es nützte<br />
nichts- Wo fehlt es? H. R. in Z.<br />
Antwort: Gewöhnlich rühren Ventilfederbrüche<br />
davon her, dass die Ventilfedern bei bestimmten<br />
Motortourenzahlen in Resonanz-Schwingung<br />
geraten, wodurch ihr Material vorzeitig ermüdet.<br />
Da auch neue Federn in Ihrem Fall bald<br />
wieder brachen, ist anzunehmen, dass Sie Ihrem<br />
Motor häufig gerade auf der betreffenden kritischen<br />
Tourenzahl laufen lassen, wobei diese Tourenzahl<br />
durchaus nicht etwa besonders hoch zu sein<br />
braucht. Wir raten Ihnen, die Angelegenheit der<br />
Generalvertretung Ihrer Wagenmarke mitzuteilen<br />
und dort Federn mit -anderer 'Schwingungs-Charakteristik<br />
zu verlangen.<br />
-at-<br />
Frage 9299. Der Motor bleib« stehen. Wenn ich<br />
bergwärts fahre und den 1. Gang benötige, steht<br />
auf einmal der Motor still. Bevor er stirbt, fängt<br />
er an zu rupfen. Manchmal kommt es auch nicht<br />
vor. Den Vergaser habe ich erst kürzlich gereinigt.<br />
E. K. in E.<br />
Antwort: Am ehesten wird die Störung dadurch<br />
verursacht, dass entweder nicht genügend<br />
Brennstoff nachströmt, oder dass sich Selbstzündungen<br />
einstellen. Oh die eine oder andere Ursache<br />
im Spiel ist, können Sie durch Beobachten des<br />
Wärmezustandes des Motors feststellen. Treten die<br />
Störungen nämlich unabhängig von einer Erhitzung<br />
des Motors auf, machen sie sich also z. B. schon im<br />
Beginn der Steigung bemerkbar, wenn der Motor<br />
noch kalt ist, so hängen sie höchstwahrscheinlich<br />
mit einem ungenügend raschen Brennstoffzufluss<br />
zusammen. Mit Bestimmtheit muss es sich um<br />
diese Ursache handeln, wenn die Störungen ausbleiben,<br />
sobald eine Hilfsperson den Vergaser während<br />
der Fahrt durch entsprechendes Betätigen der<br />
Schwimmernadel ständig zum Ueberlaufen bringen<br />
kann.<br />
Die Selbstzündungen, die den Motor ebenfalls<br />
abstehen lassen können, entstehen gewöhnlich dadurch,<br />
dass die Zündkerzenelektroden ins Glühen<br />
geraten und dann die Gasladung der Zylinder vorzeitig<br />
entzünden. Begleiterscheinungen dieser Störungen<br />
sind meist noch Verpuffungen im Saugrohr, ein<br />
charakteristisches « Schiessen » zum Vergaser hinaus.<br />
Dass die Zündkerzen zu heiss werden, ist ausserdem<br />
oft an der weissgrauen Färbung ihres Isolators<br />
oder der Bildung von Schmelzperlen an den<br />
Elektroden zu erkennen. Die Abhilfe besteht im Ersatz<br />
der betreffenden Kerzen durch solche mit grösserer<br />
Wärmeableitfähigkeit, d. h. im allgemeinen<br />
stärkeren Elektroden. Einige grosse Zündkerzenfabriken,<br />
bezeichnen den Wärmeableitwert ihrer<br />
Kerzen auch mit Zahlen, wobei dann die Kerzen<br />
mit höheren Zahlen, die grössere Wärmeableitfähigkeit<br />
besitzen.<br />
Wenn der Motor noch verhältnismässig neu ist<br />
oder neue Kolben erhalten hat, könnte die Störung<br />
auch von einem Klemmen der Kolben herrühren.<br />
Ob das zutrifft, ist leicht festzustellen, indem gleich<br />
nach dem unbeabsichtigten Stillstand des Motors<br />
ein Versuch zum Durchdrehen des Motors mit der<br />
Handkurbel gemacht wird. Bei einem Klemmen der<br />
H«and
12 AUTOMOBIL-REVUE <strong>1935</strong> —<br />
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Zylinderblöcken und<br />
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Druck, Cliches und Verlag: HALL WAG A.-G.;Hallersche Buchdruckerei und Wagnersche Verlagsanstalt, Bern.