E_1935_Zeitung_Nr.028
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BERN, Montag, 1. April <strong>1935</strong><br />
Nummer 20 Rp.<br />
AUTOMOBIL-REVUE<br />
31. Jahrgang - N° 28<br />
ERSTE SCHWEIZERISCHE AUTOMOBIL-ZEITUNG<br />
Zentralblatt für die schweizerischen Automobil- und Verkehrsinteressen<br />
ABONNEMENTS-PREISE:<br />
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Die autofreundliche Schweiz<br />
Betrachtung zum 1. April.<br />
Alle Kantonsregierungen haben einmütig<br />
beschlossen, das neue Automobilgesetz auf<br />
der ganzen Linie anzuwenden. Verkehrsverbrecher<br />
jeder Kategorie sollen in Zukunft mit<br />
der gleichen Schärfe angefasst werden wie<br />
die Automobilisten.<br />
Velofahrer ohne richtig angebrachtes Katzenauge<br />
werden mit 10.— bis 50.— Fr. gebüsst<br />
(wie Automobilisten). Velofahrer, die zu<br />
dritt nebeneinander auf der Strasse herumfahren,<br />
werden gleich gebüsst.<br />
Velofahrer, die mit Leitern, turmhohen<br />
Aufbauten auf dem Rücken, mit Körben in<br />
den Armen, fahrend betroffen werden, erhalten<br />
die gleiche Busse. Ferner wird das verkehrsgefähfdende<br />
Objekt zugunsten Arbeitsloser<br />
beschlagnahmt. Arbeitgeber, die ihre<br />
Lehrlinge oder Angestellten solchermassen<br />
in der Welt herumsenden, werden ebenfalls<br />
gebüsst. Velofahrer, die sich im Stadtverkehr<br />
beidseitig, je nach Laune, um die Autos herumschlängeln,<br />
werden mit Beschlagnahme des<br />
Rades bestraft.<br />
Velöfahrer, die unbekümmert um die Zeichengebung<br />
der Verkehrspolizisten vor den<br />
Autos vorbeiflitzen, werden gleich bestraft.<br />
Der berriische Stadtrat hat beschlossen,<br />
dass auf dem Bahnhofplatz in Zuknuft höchstens<br />
10 Polizisten gleichzeitig mit der Verkehrsregelung<br />
beschäftigt werden dürfen. Bei<br />
guter Witterung sollen sich die Ueberzähligen<br />
unterdessen im sogenannten Blasermätteli<br />
aufhalten, damit der Verkehr nicht mehr als<br />
nötig behindert wird. Für schlechtes Wetter<br />
ist die Einrichtung einer Kantine im Tramhaus<br />
im Studium.<br />
*<br />
Von mehreren grossen Städten wurde das<br />
Beispiel Berns nachgeahmt, wonach Fussgänger,<br />
die sich anders als senkrecht zur<br />
Strasse auf dieser bewegen, ähnlich wie fehlbare<br />
Velofahrer zur Rechenschaft gezogen<br />
werden sollen.<br />
*<br />
Auf das Beispiel Italiens hinweisend, wurde<br />
in allen Kantonen das sofortige Studium der<br />
Frage angeordnet, ob es für die Sicherheit<br />
aller Strassenbenützer nicht besser wäre,<br />
wenn Fussgänger auf trottoirlosen Strassen,<br />
also besonders auf dem Lande, zum Linksverkehr<br />
gezwungen würden. Allerdings ist in<br />
Bern ein Gegenantrag eingebracht worden,<br />
wonach Fussgänger in der Höhe des letzten<br />
Rückenwirbels ein Katzenauge anzubringen<br />
hätten. Ebenso wurde die Frage des Rückspiegels<br />
zur Sprache gebracht. Es ist immerhin<br />
zu hoffen, dass der erste Vorschlag durchgeht.<br />
F E U I L L E T O N<br />
Mannequin.<br />
Roman von Fannie Hurst.<br />
(15. Fortsetzung.)<br />
Sie war geradezu begierig nach dem Kontakt<br />
mit Martins jugendlichem Verstand. Es<br />
erhielt sie lebhaft.<br />
Manchmal schämte sie sich, wenn sie ihm<br />
zuhörte, dass so vieles, das ihm deutlich<br />
Gemeinplatz war, ihr eine Enthüllung bedeutete.<br />
Sie hätte ihm auch nie eingestanden,<br />
dass er etwas enthüllte, weil sie es irgendwie<br />
als jämmerlich empfand, alle die Dinge nicht<br />
schon früher gewusst zu haben.<br />
Manche der Wörter, die er so zufällig gebrauchte,<br />
dass es ihm kaum zum Bewusstsein<br />
kam, Hessen Orchid aufgeregt zum Konversationslexikon<br />
in der Bücherabteilung des<br />
Titanic stürzen oder in das Nachschlagezimmer<br />
der Bibliothek, an Abenden, an denen<br />
sie nicht mit ihm das Dinner nahm. Zum<br />
Beispiel:<br />
Erscheint, jeden Dienstag und Freitag<br />
^INSERTIONS-PREIS:<br />
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Inseratensehluss 4 Tage vor Erscheinen der Nummern<br />
Der Verwaltungsrat der SBB hat eine radikale<br />
Aenderung der Bundesbahnpolitik angekündigt.<br />
In jahrelangem Studium sei man<br />
nun zur Ueberzeugung gekommen, dass das<br />
Automobil an den schlechten Finanzen der<br />
SBB sozusagen unschuldig sei. Ja, wenn man<br />
alle Für und Wider berücksichtige, so müsse<br />
man eigentlich sagen, dass das Automobil den<br />
Bahnen eher genützt habe. Denn wenn alljährlich<br />
Hunderttausende von fremden Wagen<br />
in die Schweiz kämen, so sei in erster<br />
Linie zu bedenken, dass die Inhaber zum<br />
grössten Teil nicht gekommen wären, wenn<br />
sie eben nicht das Auto hätten benützen können.<br />
Von diesen Fremden aber käme zweifellos<br />
ein erheblicher Prozentsatz zum Wintersport<br />
wieder in die Schweiz, weil er im Sommer<br />
Gelegenheit gehabt habe, unser schönes<br />
Land zu bewundern. Im Winter aber fahren<br />
die Leute lieber mit der Bahn.<br />
Herr Bratschi erklärte das Argument:<br />
«entweder mit dem Auto vorwärts, oder gegen<br />
das Auto rückwärts», könne ihm gleichgültig<br />
sein, da er nicht die schweizerischen Interessen,<br />
sondern 1 die der Eisenbahner wahrzunehmen<br />
habe. Aus dem gleichen Grunde, sei es<br />
für ihn belanglos, dass das Auto der schweizerischen<br />
Wirtschaft mehr Millionen zuführe,<br />
als die Bahnen ihr entzögen.<br />
Summa summarum werden die SBB in<br />
Zukunft das Auto nach Kräften fördern. Ebenso<br />
hat sich die BLS mit bemerkenswerter<br />
Geschwindigkeit der Argumentation des<br />
Verwaltungsrates angeschlossen. Als erste<br />
Auswirkung wird nun das Berner Oberland<br />
autofähige Strassen erhalten. Allerdings soll<br />
oberhalb Thun eine Barriere errichtet werden,<br />
an welcher jeder Autofahrer eine eidesstattliche<br />
Erklärung abgeben muss, wonach ei<br />
ohne Auto nicht hinaufgefahren wäre. Verweigert<br />
er diese Erklärung, so muss er aussteigen<br />
und die Bahn zur Weiterfahrt benützen.<br />
Eine ähnliche Lösung ist für das bekannte<br />
Strassenstück zwischen Bern und Neuenburg<br />
vorgesehen.<br />
*<br />
Interessant ist ein Bundesrats-Beschluss,<br />
wonach an allen Wagen eine automatische<br />
Vorrichtung anzubringen ist, die den Wagen<br />
von selbst auf die rechte Strassenseite führt<br />
und weiteres Gasgeben verhindert, sobald ein<br />
anderer Wagen zum Vorfahren Signal gibt.<br />
Es ist zu hoffen, dass ein gegen diesen Beschluss<br />
ergriffenes Referendum zu spät<br />
kommt. Es wirbt unter dem klaren Wort:<br />
«Einem freien Schweizer wird nicht vorgefahren».<br />
(Fortsetzung Seite 2.)<br />
Keimplasma. Minderwertigkeitskomplex.<br />
Soziale Revolution. Pistazien. Die Darwinsche<br />
Theorie. Konzis. Sinn Fein. Gravitationsgesetz.<br />
Thomas Hardy. Strawinsky.<br />
Hedda Gabler. Lenin. Anatole France. Manchester<br />
Guardian. Michelangelo. Ipso facto.<br />
Artischocken. Ozeanien. Pediküre. Louvre.<br />
Robert Browning. Elizabeth Browning. Psychologie.<br />
Ethische Kultur. Freie Rhythmen.<br />
Renaissance. Ritter. Cloisonne. Jonisch.<br />
Epiktet. Die Schöne Helena. Protoplasma.<br />
Saute. Niedergang und Verfall des Römischen<br />
Reiches. Kabale. Im Haag. Heiliger Stuhl.<br />
Laokoon. Elektron. Beowulf. Chaiselongue.<br />
Konfutse. Anthropologie. Havelock Ellis. Lapislazuli.<br />
Martinique. Tagore. Paderewski.<br />
Seine. Monographie.<br />
Kein Wunder, dass sie eine gute Zuhörerin<br />
war. Martin war in seinen zufälligen Launen<br />
wie efin geistiges Panorama.<br />
«Zum Teufel, selbst wenn ich zum Präsidenten<br />
des Klubs der Leidenschaftslosen<br />
gewählt werde, will ich es immer und immer<br />
wiederholen, dass sie wundervoll sind, Orchid.<br />
Sie verstehen mich.»<br />
Gegenwärtige und mögliche künftige Entwicklung<br />
der motorischen Verbrennung<br />
Von Oberingenieur Walter Ostwald.<br />
II.*<br />
Man könnte sich nun zwischen Otto- und<br />
Dieselverbrennung den für beide Motorenarten<br />
so deutlich sichtbar gewordenen Einfluss<br />
der Oberflächenentwicklung noch weiter<br />
fortgesetzt denken und sich schliesslich<br />
zunächst auf dem Papier einen Motor vorstellen,<br />
der weder nach Diesel noch nach<br />
Otto, sondern in erster Linie nach Oberflächenverbrennung<br />
arbeitet. Ein solcher<br />
Motor wäre ähnlich wie ein Heissluftmotdr.<br />
Er würde in einen übermässig oberflächenentwickelten,<br />
sagen wir mit poröser Masse<br />
angefüllten Verbrennungsraum seine Luftoder<br />
Gemischladung hineindrücken, um von<br />
dort als Folge der Oberflächenverbrennung<br />
höheren Druck und höhere Temperatur zum<br />
Zwecke der Arbeitsleistung zu empfangen.<br />
Einen solchen Motor gibt es noch nicht.<br />
Ueber seine Ausführbarkeit braucht man<br />
sich ja nicht unbedingt den Kopf zu zerbrechen.<br />
Sicher ist aber, dass sowohl Otto-, wie<br />
Dieselmotor sich umso stärker in der Richtung<br />
einer Oberflächenverbrennung entwikkeln,<br />
je neuzeitlicher sie sind.<br />
Hiernach erscheint es möglich und richtig,<br />
die. Eigenschaften der motorischen Verbrennung<br />
nicht nur nach Diesel- oder Gleichdruckverbrennung<br />
und Otto- oder Gleichraumverbrennung,<br />
sondern auch nach einem<br />
dritten Gesichtspunkt der Zerklüftung oder<br />
Oberflächenverbrennung zu unterstellen. Es<br />
sind eben nicht 2, sondern 3 entscheidende<br />
Gesichtspunkte, welche den Charakter der<br />
motorischen Verbrennung bestimmen.<br />
Brennstoff-Luftgemisch verbrennt räumlich und<br />
zeitlich nach seiner phys.-chem. Eigenart (Otto-<br />
Verbrennung). >-«Zündermotor>.<br />
II<br />
Brennstoff verbrennt beim Zerklüftung (als Wirbelung<br />
und ak Oberflä-<br />
Einspritzen in Luftüberschuss<br />
nach Massgabe chenwirkung einflussreich)<br />
verändert räum-<br />
der Brennstoffpumpenförderung.<br />
Mindestwerte lich und zeitlich den Verbrennungsverlauf<br />
unab-<br />
von Zündfähigkeit und<br />
Zündverzug nötig (Dieeel-Verbrennung),<br />
«Bren-<br />
Eigenschaften und Einhängig<br />
von phys.-chem.<br />
nermotor». spritzverlauf (gesteuerte<br />
Verbrennung).<br />
Das Dreieck der motorischen Verbrennung.<br />
* Vergl. «A.-R.» No. 25.<br />
III<br />
«Warum sollte ich nicht verstehen? Alles,<br />
was Sie so leidenschaftlich für sich verlangen,<br />
ist doch dasselbe, was auch ich mir<br />
wünsche.»<br />
«Ja, nur glaube ich nicht, dass Sie viel<br />
Gelegenheit haben werden, sich damit zu<br />
beschäftigen. Manchmal, Orchid, möchte ich<br />
alle Ihre Wünsche kennenlernen. Ihr Leben<br />
ist so ungewöhnlich gewesen. Wie ein Roman.»<br />
Und dann, weil ihr Gesicht einen eifrig<br />
zuhörenden Ausdruck zeigte, war er, wie<br />
Männer überhaupt, wieder bei den Wünschen,<br />
die sich in sein jugendliches Gesichtsfeld<br />
drängten.<br />
«Eigentlich, wissen Sie, Orchid, liegt ein<br />
gewisser Vorteil darin, dass mein Onkel in<br />
bezug auf meine Anstellung bei einer seiner<br />
<strong>Zeitung</strong>en so hartköpfig ist. Es bringt einem<br />
das Kämpferblut in Wallung.»<br />
«Natürlich, Martin, das wollte ich Ihnen<br />
schon die ganze Zeit sagen. Er will Sie durch<br />
und durch kennenlernen und sich vergewissern,<br />
dass Sie begabt sind.»<br />
«Oh, ich glaube bestimmt, dass er mir sofort<br />
eine Anstellung gäbe, wenn ich ihm den<br />
Vorstehendes Bild zeigt uns im wohlbekannten<br />
Gibb'schen Dreieck die Anordnung<br />
der 3 Einflüsse auf die motorische Verbrennung.<br />
Ecke I zeigt die reine Ottoverbrennung,<br />
welche im halbkugelförmigen Verbrennungsraum<br />
des langsam laufenden ortsfesten<br />
Motors sich verwirklichen lässt. Ecke II<br />
zeigt die reine Dieselverbrennung, welche<br />
den langsam laufenden ortsfesten Dieselmotor<br />
mit Lufteinspritzung und einfachem<br />
Verbrennungsraum sich in die Wirklichkeit<br />
übersetzen lässt. Ecke III zeigt die reine<br />
Oberflächenverbrennung, — also einen Motor,<br />
den es noch gar nicht gibt. Und in der<br />
Fläche des Dreiecks liegen sinngemäss die<br />
heutigen Motoren.<br />
Das folgende Bild 2 versucht es, eine'<br />
Vorstellung davon zu geben, wie die heutigen<br />
Motoren sich in dem gezeigten Dreieck<br />
der motorischen Verbrennung verteilen. In<br />
der Ecke I haben wir den reinen Ottomotor.;<br />
Er entwickelt sich zunehmend in der .Richtung<br />
zum Oberflächenmotor, also zur Ecke<br />
III hin. Je benzinfester ein Ottomotor, ist,<br />
umso mehr Quadratzentimeter Verbrennungsraumoberfläche<br />
pro Kubikzentimeter<br />
Verdichtungsraum pflegt er zu haben, umso<br />
stärker pflegt er sich der Ecke III zu nähern..<br />
Auf der anderen Seite entwickelt sich der<br />
Ottomotor auch in der Richtung zum. Dieselprinzip,<br />
d. h. zum Einspritzmotor. Ich brau-:<br />
ehe in diesem Zusammenhang nur an die<br />
wohlbekannten Arbeiten zu erinnern, die an<br />
den verschiedensten Stellen der'Welt übrigens<br />
nicht nur mit niedrigsiedenden, sondern<br />
auch mit mittelsiedenden Brennstoffen vorgenommen<br />
werden. Diese Arbeiten scheinen<br />
interessanterweise zunächst mit einfachem<br />
Verbrennungsraum, also geringer Oberflächenentwicklung<br />
zu beginnen, so dass sich<br />
das an der linken Kante des Dreiecks der<br />
motorischen Verbrennung angezeigte Feld<br />
als berechtigt erweist.<br />
Sorgfältiger untersucht ist offenbar die<br />
Ecke der Dieselverbrennung, welche auf der<br />
Kante II—I ohne Verbrennungsraumzerklüftung,<br />
aber mit zunehmender Gemischverbrennung<br />
durch Voreinspritzung, und auf der<br />
Kante II—III in neuzeitlicher Weise durch<br />
sich steigernde Verbrennungsraumzerklüftung<br />
durch Vorkammer, Luftspeicher usw.<br />
begrenzt ist. In der Richtung der Verbrennungsraumzerklüftung<br />
darf man wohl als<br />
fortgeschrittenste Stadien den Glühkopfmotor<br />
und den Kohlenstaubmotor einordnen,<br />
eumal diese durch ganz besonders frühe<br />
Einlagerung des Brennstoffes sich hervorheben.<br />
Gefallen täte, ihn darum zu bitten. Aber ich<br />
sage Ihnen, Orchid, ein Self-made-man mit<br />
dreissig Millionen, neunzehn <strong>Zeitung</strong>en, unbeschränkter<br />
politischer Macht, der sich mit<br />
einer Runde von Ja-Jasagern durch zweiundfünfzig<br />
Wochen des Jahres umgeben<br />
kann, muss schliesslich an geistiger Schiefsichtigkeit<br />
erkranken. Ein Mann, der auf<br />
dem Weg zum höchsten Gipfel seines Erfolges<br />
ist, braucht eben eine Brille. Eines<br />
Tages werde ich diese Brille sein.»<br />
Oh ja. Oh ja. Die beiden jungen Naseweise<br />
nickten einander über die Kerzen hinweg<br />
zu, die zwischen ihnen auf dem Tische<br />
standen.<br />
«Es ist klar, dass ein Mann kein Krösus<br />
und auch kein kleiner Julius Cäsar geworden<br />
sein kann, ohne infolge seiner Autorität auch<br />
starrköpfig zu werden.»<br />
Krösus. Julius Cäsar. — Orchid machte<br />
sich im Geiste Notizen.<br />
«Mein Vater pflegte bis zu seinem Todestag<br />
von ihm zu sagen: ,Dein Onkel Max hat<br />
nur einen 'Massstab für die menschliche Na-
9<br />
ohne Vorkommen/.<br />
Luftspeicher<br />
mit ' — - ^<br />
fahrzeuadiesel<br />
Hl<br />
id. Dieselmotor<br />
Die Ecke III des Oberflächenverbrennungsmotors<br />
ist, wie gesagt, noch unerforscht.<br />
Und wir sehen an unserer Uebersicht, dass<br />
auch noch ein weites Gebiet zwischen Otto«<br />
und Dieselverbrennung mit verschiedenen<br />
Graden der Zerklüftung als unerforscht sich<br />
darstellt.<br />
Dies alles mag zunächst als blasse Theorie<br />
erscheinen, obwohl es der technischen<br />
Phantasie nicht schwer fallen dürfte, sich in<br />
der geschilderten Weise eine Art Heissluftmotor<br />
vorzustellen, bei welchem der Arbeitskolben<br />
die Verbrennungsluft durch Verdrängen<br />
in eine Art Oberflächenverbrennungsteil<br />
gleichsam energetisch auflädt.<br />
Wie aber aus der Theorie experimentell<br />
nachprüfbare Möglichkeiten entstehen, mögen<br />
die nächsten Bilder veranschaulichen.<br />
Abb. 3.<br />
Holzkohlenversuch im Vorkammerdiesel. ><br />
Vorstehendes Bild zeigt schematisch einen<br />
Versuch, den ich schon vor Jahren veröffentlicht<br />
habe und der leicht nachzuarbeiten<br />
ist: Bei einem Vorkammerdieselmotor wird<br />
die Brennstoffzufuhr abgestellt und die Vorkammer<br />
mit einigen Stücken Holzkohle angefüllt<br />
Betreibt man einen solchen Motor<br />
durch einen Elektromotor mit zwischengeschalteten<br />
Amperemeter,, dann nimmt nach<br />
.erreichtem Beharrungszustand der.Motor als<br />
Leerlaufarbeit eine bestimmte Anzahl Amperes<br />
auf. Diese Leerlauf arbeit dient u.. a.<br />
dazu, bei jedem Verdichtungshub die Luftr<br />
ladung auf Rotglut zu erhitzen und anteilig<br />
durch die Brenneröffnungen in die Vorkammer<br />
hineinzupressen.<br />
Rotglühende Luft und Holzkohle unter<br />
hohem Druck reagieren miteinander sehr<br />
rasch unter 'Bildung von Kohlensäure, Kohlenoxyd<br />
und Wärme. Die Wärme veranksst<br />
eine Drucksteigerung in der Vorkammer,<br />
welche — zumal der Arbeitskolben jenseits<br />
des Brenners schon wieder auszuweichen beginnt<br />
— das entstandene Generatorgas durch<br />
die Brenneröffnungen in die Luftladung hinauswirft<br />
und dort arbeitsleistend verbrennen<br />
lässt.<br />
Praktisch zeigt sich dies dadurch, dass<br />
das Amperemeter von der Leerlaufleistung<br />
zurückgeht und schliesslich sogar eine Arbeitsleistung<br />
des Motors anzeigt. Natürlich<br />
ist diese Arbeitsleistung von kurzer Dauer,<br />
weil sehr bald die Holzkohlenfüllung verbraucht<br />
ist.<br />
tur und dieser ist sein eigener; seine Meter<br />
sind hundertzwei Zentimeter lang'.»<br />
«Martin, es ist kein Wunder, dass sie so<br />
klug sind, wenn Sie doch einen Vater hatten,<br />
der solches sagen konnte.»<br />
«Und dabei war mein Vater niemals mehr<br />
für meinen Onkel als ein halb rührseliger<br />
Poet von einem Universitätsprofessor. Er war<br />
zu zart, als dass mein Onkel ihn hätte verstehen<br />
können.»<br />
«Wie Sie, Martin!»<br />
«Oh Gott, nein. Ich bin gegen ihn ein Dickhäuter<br />
und hartherzig. Ich werde nicht zerquetscht<br />
werden. Schmeissen Sie mich bei<br />
einer Tür hinaus, ich komme zur andern<br />
wieder herein. Ich wünsche mir einen redaktionellen<br />
Posten an einem Innesbrook-BIatt.<br />
Zum Teufel, den verlange ich. Aus bestimmten<br />
Gründen. Aus ganz persönlichen, intimen<br />
Gründen. Können Sie das verstehen, Orchid?»<br />
«Martin — wie kann ich?»<br />
Und dann errötete Martin und wich vom<br />
Thema ab. , > •<br />
«Nur seine Hartnäckigkeit ärgert mich so<br />
sehr, die Hartnäckigkeit, mit der der alte<br />
Mann behauptet, dass ich'das Recht, an ;<br />
einer »Innesbrook-<strong>Zeitung</strong> zu arbeiten, erst.<br />
erwerben müsse. Oh, dabei habe ich Leitartikel<br />
geschrieben, die genug Aufmerksamkeit<br />
erregten, dass sich Herausgeber ein<br />
bisschen um meine Dienste bewerben könnten.<br />
Es gibt Dutzende Leute bei seinen <strong>Zeitung</strong>en<br />
im ganzen Land, die dieses Recht<br />
nicht so sehr erworben haben wie ich, was<br />
immer dies auch hiesse.»<br />
Grundsätzlich zeigt uns aber dieser kindlich<br />
einfache Versuch zweierlei:<br />
1. Ist es möglich, durch oberflächengebundene<br />
chemische Vergasungs- oder Verbrennungsreaktion<br />
eine .motorische Leistung zu<br />
erreichen, — wie unvollkommen die Verwirklichung<br />
dieses Ziels in dem beschriebenen<br />
Versuch auch sei.<br />
2. Ist es möglich, statt wie beim Dieselverfahren<br />
bemessene Brennstoffmerigen in<br />
einem Ueberschuss von Luft zu verbrennen,<br />
oder wie beim Ottoverfahren Brennstoff<br />
und Luft in vorbestimmtem Verhältnis<br />
miteinander zur Reaktion zu bringen, —<br />
einen Ueberschuss von Brennstoff in<br />
durch das Raumverhältnis zwischen Verbrennungsraum<br />
und Vorkammer, sowie die<br />
Brennerbeschaffenheit bestimmten Mengenverhältnis<br />
zu Luft durch oberflächengebundene<br />
Vergasung und Verbrennung<br />
motorisch zu verbrennen. Insofern zeigt<br />
der Versuch also auch eine Abart von motorischer<br />
Oberflächenverbrennung.<br />
Hiernach erscheint die Verwirklichung<br />
reiner Oberflächenverbrennung geraäss<br />
nachstehender Abbildung<br />
Abb. 4.<br />
Oberflächenverbrennung in der Vorkammer.<br />
•<br />
Glühkopfmotor<br />
Kohlenstaubdiesel<br />
m<br />
DREIECK DER MOTORISCHEN VERBRENNUNG id. Dieselmobr 03SJ<br />
iolzkohle<br />
I<br />
id. Ottomotor<br />
«Trotzdem Martin, und das sollen Sie nicht<br />
vergessen, sieht Ihr Onkel Max Ihre Leit-^<br />
artikel in den Samstagnummern des «Express.»<br />
«Schön; wenn er das tut, dann hält er<br />
verwünscht gut den Mund darüber und ich<br />
bin sicher nicht derjenige, def seine Aufmerksamkeit<br />
darauf lenken wird. Ich weiss,<br />
meine Tante und die Mädchen machen ihn auf<br />
sie aufmerksam, aber was habe ich schon<br />
von dem, was mein Onkel zu ihnen sagt.<br />
Wissen Sie, ich glaube, ich bin ein Idiot,<br />
dass ich zu den Weekends immer hinausfahre.<br />
Ich sollte eher in der Stadt' bleiben,<br />
und die Sonntage mit Ihnen verbummeln,<br />
Orchid.»<br />
«Aber es ist doch wichtig, Martin, dass<br />
Sie die Verbindung, aufrechterhalten.» ,<br />
«Was hat das für einen Sinn, auf Tnnesbrookam<br />
Hudson zu Gast zu sein, wenn ich<br />
meinen Onkel niemals unter vier Augen<br />
sprechen kann? Hängende Gärten, italienisches<br />
Rokoko, Sommersitz; lauter Zeug, das<br />
nicht einmal den Dollar und die vierzehn<br />
Cent, die Kosten der Bahnkarte, wert ist.<br />
Ich habe es satt, dem alten Herrn in seiner<br />
Turnhalle jedesmal, wenn ich ein paar Minuten<br />
ernsthaft mit ihm sprechen will, um den<br />
Bart zu streichen.»<br />
«Aber Martin, ein Mann, der, wie er, das<br />
erreicht hat: es ist doch gewissermassen<br />
etwas wie allgemeine Ausbildung, mit ihm zu<br />
verkehren. Schliesslich und endlich ist er<br />
Max Innesbrook, das wissen Sie doch!»<br />
«Ja, ja. Zum Teufel, ich wünsch' mir das,<br />
AUTOMOBIL-REVUE <strong>1935</strong> — 28<br />
ßtwntftff<br />
auch nicht mehr undenkbar, obwohl, wie<br />
ausdrücklich erwähnt sei, dieser Versuch<br />
noch nicht ausgeführt worden ist. Man denke<br />
sich die Vorkammer mit irgendwelchen Füjl-r<br />
körpern angefüllt, welche übrigens natürlich<br />
auch nach ihrer katalytischen Wirkung und<br />
ihren Wärmeigenschäften ausgesucht, nach<br />
der gewünschten Oberflächenentwicklung.<br />
Wirbelung und Wärmeübertragung geformt<br />
sein können. Am einen Ende der Vorkammer<br />
tritt der Brennstoff ein. Zu den Brennerlöchern<br />
dringt pulsierend glühende Luft ein.<br />
Was wird geschehen?<br />
Offenbar wird die glühende Luft, sobald sie<br />
die ersten brennstoffbenetzten Füllkörper erreicht,<br />
im Wege der Vorverbrennung ein verbrennliches<br />
Gemisch herstellen. Diese Reaktion<br />
geht unter Wärmeentwicklung vor sich.<br />
Das verbrennliche Gemisch wird in den Hauptverbrennungsraum<br />
geschleudert und dort arbeitsleistend<br />
verbrannt.<br />
Unwillkürlich wird man bei einer solchen<br />
Arbeitsweise befürchten, dass bei den meisten<br />
Brennstoffen die Füllkörper sich sehr<br />
bald voll Koks setzen und der Versuch ein<br />
Ende haben wird. Möglich, dass man diese<br />
Schwierigkeit nicht überwinden kann. Notwendig<br />
scheint sie mir in keiner Weise zu<br />
sein, weil eine derartige-Vorkammer ja eine*<br />
pulsierende Verbrennung im Gegenstrom darstellen<br />
würde. Wenn sich an irgendeiner<br />
Stelle Koks bildet, so wird dieser Koki zeitweilig<br />
von einem Ueberschuss glühenden<br />
Luftsauerstoffs erreicht. Es sollte also durch<br />
geeignete Massnahmen möglich sein, nicht<br />
nur die Füllkörper bei gutwilligen Brennstoffen<br />
koksfrei zu erhalten, sondern umgekehrt<br />
sogar gerade zur Koksbildung neigende<br />
schmutzige Brennstoffe, soweit sie<br />
nicht aschehaltig sind, gut zu verbrennen.<br />
Sollte eine solche Arbeitsweise der motorischen<br />
Verbrennung sich erfolgreich verwirklichen<br />
lassen, würde sie eine grosse<br />
Vereinfachung des Motors bedeuten. Die<br />
Oberflächenentwicklung der Füllkörper ersetzt<br />
die Düse mit ihren Schwierigkeiten.<br />
Der Einspritzzeitpunkt verliert seine Bedeutung.<br />
Die Aehnlichkeit mit dem Heissluftmotor,<br />
welche bereits erwähnt wurde, nimmt<br />
gewaltig zu.<br />
Ich bin mit der technischen Phantasie<br />
noch einen Schritt weiter gegangen und habe<br />
mir einen Motor ausgedacht, weichet in<br />
gleicher Weise sogar unzerstäubte Kohle<br />
motorisch verbrennt. Natürlich wird es -nicht,<br />
einfach sein, die Frage der gasdichten Einführung<br />
der Kohle und der gasdichten Abführung<br />
der Asche zu lösen, —ganz abgesehen<br />
von den Fragen der .Regelung. Aber<br />
grundsätzlich muss der Plan ausführbar sein,<br />
ganz besonders, Wenn Sie sich daran entsinnen,<br />
dass nach Pawlikowski der Kohlenstaubdiesel<br />
nicht geht; wenn man den Kohlenstaub<br />
in die glühende Luft einpustet, —<br />
wohl aber dann in Bezug auf die motorische<br />
Verbrennung gar keine Schwierigkeiten<br />
macht, wenn man den Kohlenstaub schon<br />
während des Saughubes in eine Beikammer<br />
einlagert. Es ist das ganz ähnlich, wie die<br />
Voreinlagerung des Brennstoffes im Glühkopfmotor<br />
oder die sehr grosse Voreinspritzung<br />
des Brennstoffes in manchen neuzeitlichen<br />
Fahrzeugdieselmotoren.<br />
Um endlich die Dinge auf die Spitze zu<br />
treiben, kann ich mir auch noch einen Motor<br />
für schwer verbrennliche Brennstoffe, etwa<br />
Steinkohlenöl, denken, bei dem der Vorkammer<br />
kleine Mengen Säuerstoff zugeführt<br />
werden. Sauerstoff macht, ganz einfach ausgedrückt,<br />
den Verbrennungsvorgang ungemein<br />
lebhaft, wie die Erinnerung an den<br />
Schulversuch mit dem glimmenden Holzspan<br />
veranschaulicht. Die Schwierigkeiten,<br />
welche Steinkohlenöl in empfindlichen Dieselmotoren<br />
macht, bestehen ja nur in seiner<br />
chemischen Trägheit, in seiner «Feuerfestigkeit»,<br />
welche darauf beruht, dass es bei<br />
seiner Herstellung mit glühendem Koks in<br />
Berührung gewesen ist» Wenn es gelingen<br />
sollte, kleine- Sauerstoffmengen gefahrlos der<br />
Vorkammern zuzuführen, dann kann es für die<br />
motorische Verbrennung schwer verbrennlichen<br />
Brennstoff kaum mehr geben. Es ist<br />
ja bekannt, dass schon die geringe Temperatur-<br />
und Druckerhöhung, welche etwa ein<br />
Zusatz von Aethylnitrat oder ähnlichen<br />
Stoffen, oder auch von Zündöltropfen durch<br />
Vor Verbrennung* bewirkt, praktisch die träge<br />
Verbrennung von Steinkohlenöl vollkommen<br />
ausreichend anzuregen vermag. Von Sauerstoff<br />
wird man selbst bei Anwendung sehr<br />
kleiner 'Mengen erheblich stärkere Wirkungen<br />
erwarten dürfen und also die Hoffnung<br />
haben können, das Verdichtungsverhältnis<br />
der Dieselmotoren selbst für Steinkohlenöli<br />
betrieb stark herabzusetzen.<br />
; (Fortsetzung folgt.)<br />
was ich mir wünsche, so leidenschaftlich.<br />
Und er hat erreicht, was ich mir wünsche.<br />
Wenngleich 'ich es mir anders wünsche. Sein<br />
lErfölg bedeutet für ihn gerade nur Reichtum<br />
und Mächt- Im Getümmel des Gefechtes hat<br />
er die Sicht auf das Ideal verloren, das hinter<br />
dem Kampf' schwebt.»<br />
«Lieber, lieber- Martin, Sie dürfen das<br />
nicht!»<br />
«Journalismus bedeutet für ihn bloss das<br />
glänzende Mittel zu einem glänzenden<br />
Zweck. Macht. Geld. Stellung. Ich aber will<br />
Erfolg im Journalismus, weil ich weiss, dass<br />
er die stärkste Macht unserer Zivilisation<br />
im Kampfe für das Gute und im Dienste der<br />
Oeffentlichkeit ist. Ich glaube, nicht daran,<br />
dass die Zivilisation ihren Journalismus<br />
formt. Ich glaube vielmehr, dass der, Journalismus<br />
viel dazu beitragen kann, die Zivilisation,<br />
die er vermittelt,, zu bestimmen.»<br />
Stürmender junger 'Martin mit seinem<br />
flammenden Angriff, hier über dem Kerzenlicht<br />
...<br />
«Ja, Martin, ja!» Die süsse empfängliche<br />
Ergebung Orchids, die sein brennendes junges<br />
Ich erglühen machte.<br />
«Ich will eines Tages eine Gruppe von <strong>Zeitung</strong>en<br />
besitzen, die erziehen und nicht besänftigen<br />
sollen. Dem Bösen sich entgegensetzen,<br />
kein Kompromiss mit ihm schliessen,<br />
noch es •unterstützen und ihm Vorschub leisten.<br />
Ich will die Leser erziehen, statt sie mit<br />
dem Unsinn, nach dem sie verlangen, vollzustopfen.<br />
Viel vom heutigen Journalismus bedeutet<br />
dasselbe, wie Babys mit Bananen izu<br />
Die autofreundliche Schweiz<br />
Fortsetzung von Seite 1.<br />
Die Kantonspolizei wird überall ihre fliegenden<br />
Kontrollen stark vermehren. Immerhin<br />
soll sich die Tätigkeit dieser Kontrollen<br />
nicht mehr auf eine summarische Ueberprüfung<br />
des Wagens und der Ausweise beschränken,<br />
sondern sie soll insbesondere die Jagd<br />
nach unanständigen Fahrern machen. Für die<br />
Strafpraxis soll der Leitsatz massgebend sein,<br />
dass bestraft wird, wer durch sein Verhalten<br />
die Möglichkeit eines Unfalles geschaffen hat.<br />
Wer also beispielsweise in einer Kurve vorfährt,<br />
soll bestraft werden, wie wenn er<br />
einen Zusammenstoss verursacht hätte. Allerdings<br />
sind noch Widerstände gegen dieses<br />
Vorgehen zu gewärtigen, und zwar aus fiskalischen<br />
Ueberlegungen. Es wird befürchtet,<br />
dass die sofort einsetzende, radikale Besserung<br />
der Strassendisziplin den Fiskus um<br />
wertvolle Busseneinnahmen bringen werde.<br />
Bei allen neuen Wagen soll in Zukunft das<br />
folgende Besteuerungsprinzip zur Anwendung<br />
kommen: Im gleichen Prozentsatz, mit welchem<br />
schweizerische Arbeit am Bau des Wagens<br />
beteiligt ist, soll demselben während 3<br />
Jahren die Steuer ermässigt werden. Bedauerlicherweise<br />
ist auch hier ein Gegenangriff<br />
im Gange, indem Herr Prof. Laur für jede<br />
Kuh, die nachweisbar in der Schweiz aufgezogen<br />
worden ist, einen Milchpreiszuschlag<br />
von einem Rappen pro Liter und geworfenes<br />
Kalb verlangt. Die Staffelung hat ihren Grund<br />
in der Tatsache, dass die altern Kühe weniger<br />
rentabel sind, weil sie weniger Milch geben.<br />
Auch verdienen sie mehr Respekt. Es ist zu<br />
befürchten, dass der hohe Bundesrat vor den<br />
finanziellen Folgen der Gegeninitiative zurückschrecken<br />
wird, und damit auch die Vergünstigung<br />
für die Autos unter den Tisch<br />
wischen muss.<br />
*<br />
Angesichts solch allseitigen Entgegenkommens<br />
haben nun die grossen Automobilverbände<br />
durch einstimmig gutgeheissene Beschlüsse<br />
ihren Mitgliedern eine Reihe von Aufgaben<br />
zur Ehrenpflicht gemacht:<br />
Jeder Automobilist soll mindestens einmal<br />
im Jahre mit seiner ganzen Familie einen<br />
Ausflug per Bahn machen.<br />
Auf der Strasse befleissige sich jeder grösster<br />
Höflichkeit und Zuvorkommenheit. Insbesondere<br />
sind Barrierenwärter durch Zigarren<br />
und ähnliche kleine Gaben zu ermuntern, sobald<br />
sie. die Barrieren hoch gezogen haben.<br />
Vorfahrenden Wagen sind Kusshände nachzuwerfen.<br />
Aehnlich sind korrektfahrende Velofahrer<br />
zu belohnen. Bei Kreuzungen auf<br />
schmalen Strassen haben beide Wagen anzuhalten.<br />
Der Inhaber des stärkeren Wagens<br />
gibt hierauf dem andern ein freundliches<br />
Zeichen zum Vortritt.<br />
Parkieren in Kurven soll von nun an vermieden<br />
werden, da kein Recht besteht, andere<br />
zu ärgern und in Gefahr zu bringen.<br />
Ueber das Tram soll nicht mehr gelästert<br />
werden. Es ist ohnehin zu hoffen, dass es<br />
bald nur noch im Museum zu finden sein wird.<br />
Bei eventuell noch vorkommenden Bussenverfügungen<br />
ist jeweilen ein Dankesbrief an<br />
die ausfällende Behörde zu richten, nebst<br />
einer kleinen Anerkennung für den pflichtbewussten<br />
Beamten.<br />
Garagisten und besonders Autohändlern ist<br />
mit vollem Vertrauen zu begegnen. Rechnungen<br />
sollen gleichen Tages beglichen werden.<br />
Und schliesslich ist Autogegnern durch<br />
Beiträge die Anschaffung eines Wagens zu<br />
ermöglichen, worauf sie Freunde werden.<br />
füttern. Man gibt den Leuten, was sie verlangen,<br />
ob es gut für sie ist oder nicht. Die<br />
Hauptsache ist, dass es sich lohnt. Ich sage<br />
Ihnen, Orchid, die Presse ist das grossartigste<br />
Instrument für Gut und Böse in der<br />
Weltgeschichte. Sie ist das flammende<br />
^Schwert der Zivilisation.<br />
«Und Sie werden es tragen, Martin. Sie<br />
müssen es tragen.»<br />
«Orchid, wenn Sie so reden, glaube ich,<br />
Ich — könnte Staaten zum Erschüttern bringen.<br />
Ich sage Ihnen, eines Tages wird der<br />
Journalismus von meiner Existenz wissen,<br />
auch wenn ich dadurch, dass ich der Neffe<br />
eines grossen Mannes bin, benachteiligt erscheine.»<br />
«Bestimmt, Martin, wird er es. Sie sind<br />
mehr als nur ein Anwärter. Sie sind ein —<br />
ein — Ritter!»<br />
«Sie Liebe!»<br />
Es war das erstemal, dass nach diesem<br />
Ausbruche Martins ein Moment erschreckten,<br />
ungeschickten und hingerissenen Schweigens<br />
entstand.<br />
Orchid begann in der Branche Aufsehen<br />
zu erregen. Ein Importeur aus der West<br />
Thirty-fourth Street hatte eine seiner Abteilungsleiterinnen<br />
in den Französischen<br />
Saal des Titanic geschickt, damit sie dort<br />
scheinbar als Käuferin, tatsächlich aber in<br />
geheimer Mission, einen Blick auf jenes<br />
ägyptisch aussehende Mädchen werfe, von<br />
dem man sagte, dass es die Kleider mit ungewöhnlichem<br />
Erfolg trage.<br />
(Fortsetzung im «Autler-Feierabend»J
N° 28 - <strong>1935</strong> AUTOMOBIL-REVUE<br />
Sf»«»»t In des» S«faw<br />
Sportnachrichten<br />
Nach der Sitzung der<br />
Nationalen Sportkommission.<br />
Keine schweizerische Automobilmeister*<br />
schaft <strong>1935</strong>.<br />
Wir sind in der Lage, im Folgenden unsern<br />
ersten kurzen Bericht über die Sitzung der<br />
nationalen Sportkommission in Genf noch zu<br />
ergänzen. Der nationale Sportkalender <strong>1935</strong><br />
bleibt, wie schon erwähnt, unverändert bestehen.<br />
Da die «Jungfraustaffette» auf den 16. Juni<br />
festgelegt wurde, dem gleichen Tage wie das<br />
Rheineck-Walzenhausen-Bergrennen, so haben<br />
die Organisatoren dieser Automobil-<br />
Veranstaltung die Erlaubnis erhalten, das<br />
Datum des Rennens zu verlegen. Unter Umständen<br />
wird deshalb das Rennen verschoben,<br />
wenn auch nur über die Zeit der Heuernte<br />
hinaus.<br />
Die schweizerische Automobilmeisterschaft<br />
<strong>1935</strong> ist abgesagt worden, da die notwendige<br />
Zahl der eingeschriebenen Rennen nicht<br />
erreicht wurde. Die Konkurrenz der grossen<br />
Rundstreckenrennen, die man nun auch in<br />
der Schweiz kennt, scheint sich auf diese<br />
kleineren Rennen auszuwirken. Aus dem gleichen<br />
Grunde ist es heute eine Frage, ob das<br />
Klausenrennen, trotz seiner jeweils internationalen<br />
Beteiligung noch einmal erstehen<br />
wird.<br />
Für <strong>1935</strong> wurden folgende Chronometreure<br />
bestätigt; die Herren Beyeler, Bretscher,<br />
Delessert, Dütschler, Poulin, Becker und<br />
Taddei. Folgende technische Kommissäre<br />
wurden für die Wagenabnahmen bezeichnet:<br />
Für Genf: Prof. Delessert, für Bern: Herr<br />
•Schmidt, für Zürich: Herr Brüderlin.<br />
Das Sportreglement enthielt bis jetzt bekanntlich<br />
die Bestimmung, dass die Anmeldungen,<br />
um gültig zu sein, vom Nenngeld begleitet<br />
sein müssen; da heute jedoch mit<br />
vielen Ländern Devisenbestimmungen in<br />
Kraft sind, und die ausländischen Fahrer<br />
Mühe haben, ihr Geld einzuzahlen, wurde<br />
bestimmt, dass sie in Zukunft nur die formelle<br />
Anmeldung abzugeben und das Geld<br />
erst später zu entrichten haben.<br />
Die Schweiz wird an der nächsten Zusam-<br />
•menkunft der internationalen Sportkommis-<br />
' slon in Paris zur Frage der neuen Rennformel<br />
1937/39 keine Stellung nehmen. Sie wird derjenigen<br />
Formel zustimmen, die ihr unter den<br />
zum Vorschlag kommenden als die beste erscheint.<br />
In der gleichen Weise verhält sie sich auch<br />
zur Frage der Einführung der Serienwagenkategorie.<br />
Auf jeden Fall darf die zu genehmigende<br />
Formel nicht von « Tourenwagen »<br />
sprechen, da die Begriffe « Serienwagen » und<br />
«Tourenwagen» eine ganz verschiedene Auslegung<br />
zulassen. Hinsichtlich der Einführung<br />
einer Europameisterschaft schlägt die Schweiz<br />
die Beschränkung auf die in Art. 277 des<br />
internationalen Sportkodexes angegebenen<br />
grossen internationalen Rennen vor. Der Meisterschaftstitel<br />
muss dem Fahrer und nicht<br />
dem Konstrukteur verliehen werden; allerdings<br />
kann auch für die Konstrukteure eine<br />
besondere Wertung vorgenommen werden.<br />
Das erste schweizerische nationale Rundstreckenrennen<br />
im Berner Bremgartenwald<br />
ist bekanntlich auf den 24. August, den Vorabend<br />
des Grossen Preises der Schweiz, angesetzt<br />
worden. Schon jetzt ist begreiflicherweise<br />
in weitesten Kreisen das Interesse für<br />
dieses ausschliesslich von schweizerischen<br />
Fahrern beschickte Rundstreckenrennen<br />
aussergewöhnlich gross. Die einheimischen<br />
Piloten werden in Bern vor keiner leichten<br />
Aufgabe stehen, da viele von ihnen ein Rennen<br />
dieser Art zum erstenmal bestreiten.<br />
Wie wir nun erfahren, schlössen sich eine<br />
ganze Anzahl von Schweizer Fahrern zu<br />
einer sogenannten « Trainingsgemeinschaft»<br />
zusammen, als deren Leiter der berühmte<br />
Sieger des Grossen Preises der Schweiz,<br />
Hans Stuck, angeworben werden konnte.<br />
Stuck wird, sofern es ihm die Zeit erlaubt,<br />
auf der Bremgarten-Rundstrecke schon in<br />
nächster Zeit mit den schweizerischen Fahrern<br />
die ersten Trainingskurse vornehmen.<br />
Bei dem Können des grossen Siegers von<br />
Bern ist an einen durchschlagenden Erfolg<br />
dieser Trainingsfahrten nicht zu zweifeln.<br />
Die Auto-Union soll sich übrigens entschlossen<br />
haben, einen ihrer Wagen nach<br />
Bern zu entsenden, um ihn Stuck zur Verfügung<br />
zu stellen. Neben ihm sollen jedoch<br />
auch die schweizerischen Fahrer Gelegenheit<br />
bekommen, sich mit dieser Maschine zu<br />
versuchen. Dass die Auto-Union sich in dieser<br />
grosszügigen Weise der schweizerischen<br />
Nachwuchsfahrer annimmt, muss mit besonderer<br />
Anerkennung vermerkt werden. Wir<br />
werden zur gegebenen Zeit die genauen Zeiten<br />
der Trainingskurse angeben, da diese<br />
voraussichtlich auch ein weiteres Publikum<br />
interessieren werden.<br />
Um den Grossen Preis von Montreux. In<br />
einer Sitzung vom letzten Mittwoch, an der<br />
einige Vertreter aus der Behörde und die<br />
Organisatoren des G.P. von Montreux teilnahmen,<br />
wurde erneut über die endgültige<br />
Durchführung beraten. Trotz der Krise hofft<br />
man dennoch auf eine Wiederholung dieses<br />
interessanten Rennens. Der definitive Entscheid<br />
ist anfangs dieser Woche zu erwarten.<br />
Die private Sammlung, die zugunsten<br />
des G.P. von Montreux veranstaltet wurde,<br />
hat heute eine Summe von ca. 19,000 Fr. erreicht,<br />
-ss.<br />
Campbell in Bern. Es ist dem Organisätionskomitee<br />
des Grossen Preises der<br />
Schweiz gelungen, den Weltrekordman<br />
Campbell mit seinem Superrennwagen für<br />
den 25. August nach Bern zu verpflichten.<br />
Campbell wird vor dem Rennen einige<br />
schnelle Runden drehen und dürfte wahrscheinlich<br />
den bestehenden Rundenrekord<br />
erheblich verbessern.<br />
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N° 28 - 193 5 AUTOMOBIL-REVUE<br />
Alpenstrassenlnitiative.<br />
Neue Unterhandlungen im Bundeshaus.<br />
Am 28. März tagte unter dem Vorsitz von<br />
Nationalrat Hardegger, in Anwesenheit von<br />
Bundesrat Etter, die nationalrätliche Kommission<br />
für die Vorlage zur Alpenstrasseninitiative.<br />
Nach der früher gemachten Anregung<br />
von Nationalrat Gadient war eine Vertretung<br />
des Initiativkomitees zur Besprechung<br />
eingeladen worden. Am folgenden Tage<br />
konnte man in einem Teil der Presse vernehmen,<br />
dass «man im Initiativkomitee bereit<br />
wäre, einen Zuschlag von vier Rappen<br />
auf den Benzinzoll anzunehmen ».<br />
Von den 150 000 Schweizer Bürgern, die<br />
seinerzeit das Volksbegehren unterschrieben,<br />
werden sich nicht wenige gewundert haben,<br />
dass das Initiativkomitee seit dem 9. März<br />
eine solche Wandlung durchgemacht und die<br />
Interessen der in den Verbänden vereinigten<br />
Strassenbenützer kompromittiert hat. Sie<br />
dürfen beruhigt sein: die Meldung war falsch!<br />
Die Vertretung des Initiativkomitees bestand<br />
aus den Herren Regierungsrat Bösiger<br />
(Bern), Dr. Ehrensperger (Zürich), Prof. Delaquis<br />
(Genf), Dr. Gubler (Basel), Nationalrat<br />
Stadler (Uster) und Dir. Primault (Bern).<br />
Es wurden der nationalrätlichen Kommission<br />
nochmals mit aller Deutlichkeit die Argumente<br />
vorgeführt, die das Initiativkomitee veranlasst<br />
haben, am 9. März am Wortlaut des Volksbegehrens<br />
in vollem Umfange festzuhalten.<br />
Dabei äusserte einer der Vertreter des Initiativkomitees<br />
als seine persönliche Meinung die<br />
Ansicht, dass eine geringe Erhöhung des<br />
Benzinzolls tragbar wäre. Er tat dies, indem<br />
er seine Aeusserung ausdrücklich als persönliche<br />
Ansicht bezeichnete und ebenso ausdrücklich<br />
beifügte, dass dies nicht die Auffassung<br />
des Initiativkomitees sei.<br />
Wie daraus die Pressemeldung entstehen<br />
konnte, aus der jedermann den Eindruck gewinnen<br />
musste, das Initiativkomitee habe<br />
seine Zustimmung zu einer Benzinzollerhöhung<br />
von vier Rappen gegeben, ist eine Sache<br />
für sich. Wer die Absicht merkt, muss wohl<br />
oder übel verstimmt werden. Jedenfalls wurde<br />
damit den Leuten, die immer noch auf einen<br />
Kuhhandel hoffen, ein schlechter Dienst geleistet.<br />
Mit jeher persönlichen Aeusserung ist<br />
die Stellung des Initiativkomitees in keiner<br />
Weise präjudiziert, und so lange im Bundeshaus<br />
dieselbe Haltung eingenommen wird wie<br />
jetzt, hat das Initiativkomitee kaum Anlass,<br />
seine Hefte zu revidieren. Was am 9. März<br />
galt, als das Initiativkomitee dem Bundesrat<br />
erklärte, es werde am Wortlaut der Initiative<br />
festgehalten, weil der Bundesbeschluss nach<br />
Inhalt und Deckungsfrage nicht befriedige, ist<br />
auch heute noch geltend.<br />
Im Anschluss an die Anhörung der Vertreter<br />
des Initiativkomitees hat die nationalrätliche<br />
Kommission dem bundesrätlichen Entwurf<br />
zugestimmt, mit einer geringen, unwesentlichen<br />
Abänderung, indem die Dauer für<br />
die Geltung des Bundesbeschlusses von zehn<br />
auf zwölf Jahre verlängert würde. Das ist,<br />
wie gesagt, von wesenloser Bedeutung im<br />
Vergleich zu den Grundprinzipien der Initiative.<br />
Vor allen Dingen hat die nationalrätliche<br />
Kommission nicht berücksichtigt, dass die<br />
Initianten nicht blöss den Ausbau der Alpenstrassen<br />
wünschen, sondern auch den der Zufahrtsstrassen,<br />
auch, ausserhalb des Alpengebietes.<br />
Zweitens wollen die Initianten keine<br />
Befristung der Bundeshilfe, sondern andauernd<br />
eine stärkere Beteiligung des Bundes<br />
am Strassenbau, weil die Kantone mit ihrem<br />
Benzinzollviertel einfach nicht mehr mitkommen<br />
bei der Ausgestaltung ihrer Strassen und<br />
der Rückstand gegenüber dem mit uns in der<br />
Fremdenwerbung konkurrierenden Ausland<br />
immer grösser wird. Drittens wollen die Initianten<br />
die Mehrkosten aus den gegenwärtigen<br />
Benzinzollerträgen aufgebracht wissen<br />
und nicht eine einzelne Klasse von Schweizer<br />
Bürgern — die Motorfahrzeugbesitzer — mit<br />
den Kosten für etwas belasten, das der allgemeinen<br />
Volkswirtschaft, insbesondere dem<br />
Fremdengewerbe, zugute kommt. Und viertens<br />
wollen-sie dadurch, dass der Anteil des<br />
Stellung einnehmen. Mari würde ihm vorwerfen:<br />
Ihr habt die Initiative angetrieben, und<br />
nun habt ihr uns eingebrockt, dass wir einen<br />
höheren Benzinzoll bezahlen müssen für eine<br />
Sache, die nicht uns, sondern die Allgemeinheit<br />
angeht! 0<br />
Der Vortritt von rechts.<br />
(Aus dem Bundesgericht.)<br />
Bei der Kreuzung der Strasse 1. Klasse<br />
Dombresson-Valangin mit dem Weg Engollon-Villars<br />
ereignete sich im Dezember 1934<br />
ein Zusammenstoss zwischen einem Auto und<br />
einem Radfahrer, der den Tod des letzteren<br />
zur Folge hatte. Der Automobilist fuhr im<br />
massigen Tempo (40 km) von Dombresson<br />
jnach Valangin gegen die Strassenkreuzung<br />
izu, deren Einmündung auf der rechten Seite<br />
;für ihn der hohen Strassenböschung wegen<br />
unsichtbar war. Der Radfahrer kam langsam<br />
von rechts den Weg herunter, erreichte die<br />
Kreuzung vor dem Auto und bog, als er dessen<br />
ansichtig wurde, nach rechts in die<br />
Strasse ein. In der Annahme, der Radfahrer<br />
wolle gleichfalls auf der Strasse nach Valangin<br />
fahren, wollte der Automobilist vorfahren,<br />
weshalb er Gas gab und etwas nach<br />
links hielt. J)er Radfahrer aber, der eigentlich<br />
weiterhin dem Wege nach Villars folgen<br />
wollte, bog gerade in diesem Augenblick<br />
nach links ab, obschon er schon etwa 7 Meter<br />
auf der Strasse zurückgelegt hatte. Die<br />
iFolge war der verhängnisvolle Zusammenstoss.<br />
Der Automobilist wurde vom Polizeigericht<br />
des Val de, Ruz unter Zubilligung des bedingten<br />
Straferlasses zu 100 Fr. Busse verurteilt.<br />
Das Strafurteil führte aus, der Verunglückte<br />
habe die Strasse kreuzen wollen und sein<br />
anfängliches Einbiegen nach rechts in diese<br />
Strasse sei nur eine Reflexbewegung beim<br />
Gewahrwerden des Autos gewesen. Da es<br />
sich nicht um eine Hauptstrasse handle, habe<br />
der von rechts kommende Radfahrer den<br />
Bundes am Benzin mit 20 Millionen Franken<br />
fix und nicht durch eine prozentuale Quote<br />
festgelegt wird, verhüten, dass der Bund wei-.<br />
tere Benzinzollerhöhungen vornimmt, nachdem<br />
dieser Zoll nahezu 200 % des Wertes<br />
der Ware franko Schweizer Grenze beträgt<br />
und unser Automobilwesen bereits derart mit<br />
Lasten belegt ist, dass eine weitere Abnahme<br />
des Motorfahrzeugbestandes zu erwarten ist.<br />
Allen diesem Umständen trägt der bundesrätliche<br />
Entwurf keine Rechnung und der<br />
neueste nationalrätliche Beschluss ebenso<br />
wenig. Er ist also « nach Inhalt und Deckungs-<br />
Vortritt gehabt; hätte das Auto wegen der<br />
Strassenkreuzung verlangsamt, wäre der<br />
frage» genau so unbefriedigend wie am Zusammenstoss vermieden worden oder doch<br />
9. März, als das Gesamtinitiativkomitee beschloss,<br />
am Wortlaut des Volksbegehrens ren hätte der Angeklagte zum Abstoppen<br />
weniger schwer gewesen. Anstatt vorzufah-<br />
festzuhalten und dies dem Bundesrat in deutlichster<br />
Form kundwerden Hess. Und da sich gegen Art. 25 Absatz 1 des Motorfahrzeug-<br />
bereit sein sollen. Sein Verhalten verstosse<br />
die Situation nicht geändert hat, würden alle, gesetzes, wonach der Führer sein Fahrzeug<br />
die das Volksbegehren unterzeichneten, es ständig beherrschen und die Geschwindigkeit<br />
nicht verstehen — ja, die in den Verbänden den gegebenen Strassen- und Verkehrsverhältnissen<br />
anpassen solle, ferner gegen Art.<br />
geeinigten Strassenbenützer müssten sich direkt<br />
verkauft fühlen, w,ürde nun das Initiativkomitee<br />
ohne jede Motivierung eine andere und ^Kreuzungen hat der Führer die<br />
27) Absatz 1 MFG: «Bei Strassengabelungen<br />
Ge-<br />
schwindigkeit seines Fahrzeugs zu massigen<br />
und einem gleichzeitig von rechts kommenden<br />
Motorfahrzeug den Vortritt zu lassen.»<br />
In Gutheissung der vom Verurteilten eingereichten<br />
Kassationsbescnwerde hat der<br />
Kassationshof des Bundesgerichtes am 25.<br />
März das .neuenburgische Straf urteil aufgehoben.<br />
Es handelt sich bei der Strecke Dombresson-Valangin<br />
nicht um eine als Hauptstrasse<br />
gekennzeichnete Strasse; Art. 27 Absatz 2<br />
MFQ, wonach das auf der Hauptstrasse verkehrende<br />
Motorfahrzeug den Vortritt hat,<br />
kommt also hier nicht zur Anwendung. Auf<br />
andern Strassen hat der Führer nach Artikel<br />
27 Absatz 1 MFQ «einem gleichzeitig von<br />
rechts kommenden Motorfahrzeug» den Vortritt<br />
zu lassen. Im vorliegenden Falle nimmt<br />
das Polizeigericht an» dieses Vortrittsrecht<br />
stehe auch einem von rechts kommenden,<br />
Radfahrer zu und es folgt damit der Auffassung,<br />
die in einem Kreisschreiben des eidg.<br />
Justiz- und Polizeidepartements an die Kantonsregierungen<br />
vom 27. März 1934 vertreten<br />
ist. Das MFG spricht sich darüber nicht<br />
deutlich aus. Artikel 27 ordnet den Vortritt<br />
unter Motorfahrzeugen, Artikel 30 besagt,<br />
dass diese Vorschrift sinngemäss auch für<br />
die Radfahrer gelte, Artikel 33 Absatz 2 bestimmt<br />
dasselbe für Fahrzeuge mit Tierbespannung,<br />
Handkarren und Zugwagen, Artikel<br />
34 Absatz 2 für Reiter und. Viehherden.<br />
Damit ist nach dem Wortlaut immer nur der<br />
Vortritt unter einer der genannten Kategorien<br />
von Strassenbentitzern geregelt, nicht aber<br />
der Vortritt unter verschiedenartigen Fahrzeugkategorien.<br />
Es lag aber doch in der Absicht<br />
des Gesetzgebers, das Vortrittsrecht im<br />
allgemeinen zu regeln, wie es das Verkehrs*<br />
bedürfnis erforderte und darum gilt die Regel<br />
auch zwischen Motorfahrzeugen einer*<br />
seits und andern Fahrzeugen anderseits, so<br />
dass der Radfahrer in der Tat den Vortritt<br />
hatte.<br />
Indessen durfte der Automobilist nach<br />
dem Einbiegen des Radfahrers annehmen,<br />
dieser wolle auch der Strasse folgen und<br />
dann war er auch berechtigt, den Radfahrer<br />
nach der Strassenkreuzung zu überholen,<br />
denn er konnte nicht annehmen, dieser werde<br />
einige Augenblicke später doch noch vor<br />
ihm die Strasse zu kreuzen versuchen. Der<br />
begreifliche Irrtum des Automobilisten<br />
schliesst jede strafrechtliche Schuld aus,<br />
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Ein Dornier-Amphibium in Bern. In ihrer<br />
Eigenschaft als Versuchsstation des eidg.<br />
Luftamtes führte die Alpar Bern schon verschiedentlich<br />
neue Flugzeugtypen vor. Erst<br />
kürzlich hatten wir Gelegenheit, unsere Leser<br />
mit dem in Bern stationierten Autogiro<br />
näher bekannt zu machen. Die im Laufe der<br />
nächsten Monate mit dieser «fliegenden<br />
Windmühle» vorgesehenen Versuche sollen<br />
zeigen, inwiefern und unter welchen Umständen<br />
der Rotorflügler in unserm Gelände<br />
dem Flugzeug mit feststehenden Tragflächen<br />
überlegen ist. Durch die Anschaffung wer-<br />
den auch die militärischen Stellen in die<br />
Lage versetzt, sich anhand eigener Erfahrungen<br />
ein Urteil zu bilden. Und schliesslich<br />
soll diese auch dazu dienen, um mit der konstruktiven<br />
Weiterentwicklung, die vielleicht<br />
noch sehr zukunftsreich sein kann, ständig<br />
in Kontakt zu bleiben. Dagegen wird das<br />
Autogiro voraussichtlich in der nächsten Zeit<br />
noch nicht in den öffentlichen Flugverkehr<br />
eingesetzt.<br />
Als einen anderen neuen Flugzeugtyp führte<br />
nun am letzten Freitag die Alpar einigen geladenen<br />
Pressevertretern die vor kurzem<br />
herausgekommene Dornier-« Libelle» vor.<br />
Es handelt sich hier um ein sogenanntes<br />
Amphibium, das sowohl auf Land wie auf<br />
Wasser niedergehen kann, eine vollständige<br />
Umkonstruktion des ursprünglichen Dornier-<br />
Flugbootes «Libelle», das nur zu Wasserlandungen<br />
fähig war. Dank ihrer fortschrittlichen<br />
Durchbildung ist die letzte Schöpfung<br />
der Dornier-Werke in Altenrhein wohl die<br />
leistungsfähigste derartige Maschine der Gegenwart.<br />
Mit ihrem 300 PS-Gnome et Rhöne-<br />
«Titan»-Sternmotor erreicht sie bei Vollast<br />
und Vollgas in Bodennähe eine Maximalgeschwindigkeit<br />
von 220 km/St, und bei stark<br />
gedrosseltem Motor eine Reisegeschwindigkeit<br />
von 175 km/St. Ihre Gipfelhöhe beträgt<br />
5600 Meter, so dass auch Alpenflügen nichts<br />
im Wege steht. Das Leergewicht beträgt<br />
1000 kg, das Fluggewicht 1400 kg. Ihrer<br />
Bauform nach ist die Libelle ein freitragender<br />
Hochdecker mit Bootsrumpf und über<br />
dem Tragdeck auf Streben montiertem Motor.<br />
Die Räder sind nicht nur zum Niedergehen<br />
auf dem Wasser, sondern auch zur<br />
Erhöhung der Fluggeschwindigkeit in seit- i<br />
liehe Aussparungen des Rumpfes hochklappbar.<br />
An Baumaterial ist weitgehend, z. B.<br />
auch für die ganze Beplankung, Duralumin<br />
angewandt. Das einstufige Boot umschliesst<br />
vor dem Flügel ein offenes Abteil für den<br />
Führer und einen Passagier und unter dem<br />
Flügel, von oben durch eine kleine Lücke zugänglich,<br />
eine geräumige geschlossene Kabine<br />
für zwei Passagiere. Das Führerabteil<br />
hat Doppelsteuerung. Zur Sicherung der Sta-<br />
Das einziehbare Fahrgestell der neuen Dornier-<br />
Libelle.<br />
bilität auf dem Wasser sind beide Flügel<br />
noch mit Hilfsschwimmern ausgerüstet. Sowohl<br />
diese, wie auch der Rumpf, sind- in<br />
mehrere Schotten unterstellt, so dass die<br />
Maschine auch dann schwimmfähig bleibt,<br />
wenn sich irgendwo ein Leck einstellen sollte.<br />
Zwei dieser Libellen, darunter auch das<br />
vorgeführte Flugzeug, wurden bereits an einen<br />
Missionsverband nach Ostafrika verkauft.<br />
Bei einem Rundflug unter der Führung von<br />
Direktor Pillichody hatten wir Gelegenheit,<br />
uns selbst von den vorzüglichen Eigenschaften<br />
dieser Maschine zu überzeugen. Besonders<br />
interessant für eine Berner «Landratte»<br />
war das Niedergehen auf dem Aare-Stausee<br />
unterhalb der Wohlenbrücke. Die Berührung<br />
mit der Wasseroberfläche bei einer Ausschwebegeschwindigkeit<br />
von etwas über 100<br />
km/St, war kaum spürbar und das Ausgleiten<br />
bis zum Stillstand über alles Erwarten<br />
ruhig und kurz. Erstaunlich rasch und mühelos<br />
ging auch auf der schmalen, gewundeti|rr<br />
Wasseroberfläche der Abflug vor sich. -s? ;<br />
. AUTOMOBIL-REVUE <strong>1935</strong> - N" 28<br />
Der Goodrich Eis-Schutz für Flugzeuge.<br />
Nacht und Nebel bedeuten für den modernen<br />
jVerkehrsflug kein Hindernis mehr. Mit Hilfe<br />
der Blindflug-Instrumente, der Radiopeilgeräte<br />
oder, bei den neuesten Maschinen,<br />
neuer automatischer Steuerapparate lässt<br />
! sich das Ziel auch unter den ungünstigsten<br />
; Sicht Verhältnissen gefahrlos erreichen. Von<br />
Iallen atmosphärischen Einflüssen hatte der<br />
iVerkehrsflieger bis vor kurzem eigentlich nur<br />
.noch die Eisbildung zu befürchten. Die Gefahr<br />
der Vereisung des Flugzeuges bildete<br />
nicht zuletzt einen der Gründe, weshalb bisher<br />
in manchen Gegenden auf einen regelmässigen<br />
Winterbetrieb verzichtet werden<br />
rnusste. Ein Pilot, der die Warnung der meteorologischen<br />
Station missachtete, konnte<br />
erleben, dass sich beim Durchfliegen stark<br />
feuchtigkeitsgesättigter, unterkühlter Luftschichten<br />
die Flügel-Vorderkanten seiner<br />
Maschine in wenigen Minuten mit einer zentimeterstarken<br />
Eisschicht belegten, die rasch<br />
auch hinten gegen den Flügel anwuchs und<br />
schliesslich den Auftrieb so stark verminderte<br />
und das Gewicht derart erhöhte, dass<br />
die Maschine nicht mehr in der Luft zu halten<br />
war und notgelandet werden musste.<br />
Zahlreiche 'Mittel wurden versucht, um dieser<br />
Vereisungsgefahr, die auch für den Propeller<br />
besteht, entgegenzuwirken. Meist wurden<br />
Flüssigkeitsanstriche vorgeschlagen, die<br />
sich aber in ihrer Wirkung nicht als sicher<br />
genug erwiesen.<br />
Einen sicher wirkenden Schutz hat nun jedoch<br />
der Gummikonzern Goodrich durch einen<br />
mechanischen Enteiser geschaffen. Das<br />
Goodrich-Enteisungssystem sieht vor, dass<br />
die Flügel-Vorderkanten mit einer Anzahl<br />
parallel zueinander verlaufender, durch einen<br />
Gummistreifen verdeckter Gummischläuche<br />
versehen werden. Eine vom Motor angetriebene<br />
Luftpumpe setzt diese Schläuche<br />
unter Vermittlung eines automatischen Verteilers<br />
abwechslungsweise unter Druck.<br />
Durch die kleinen ständigen Formveränderungen,<br />
welche die Flügel-Vorderkante durch<br />
das abwechslungsweise Aufblähen und Einschrumpfen<br />
der Gummischläuche erfährt,<br />
blättert der Eisbelag immer wieder ab, bevor<br />
er eine gefährliche Dicke angenommen<br />
hat.<br />
Normalerweise erhalten die Flügel-Vorderkanten<br />
der dickprofiligen Verkehrsflugzeugflügel<br />
drei einander parallel laufende Schutzschiäuche<br />
wie beistehend skizziert. Abwechslungsweise<br />
wird zuerst der mittlere<br />
Schlauch und werden anschliessend die bei- i<br />
Die pneumatische Goodrich-Enteisungsvorrichtung<br />
in verschiedenen Arbeitsstadien.<br />
den äusseren Schläuche unter Druck gesetzt.<br />
Für dünnprofilige Flächen, z. B. auch für die<br />
Schwanzflächen, wurde ein etwas davon abweichendes<br />
System entwickelt,, bei dem die<br />
Loslösung des Eises durch sich wellenförmig<br />
deformierende Luftschläuche erfolgt. Der<br />
notwendige Luftdruck ist nur gering und beträgt<br />
zirka l A Atmosphären. Das Verteilerventil,<br />
das jedes Schlauchelement etwa alle<br />
40 Sekunden unter einen Druckimpuls setzt,<br />
kann entweder vom Motor oder mit einem<br />
kleinen, separaten Elektromotor angetrieben<br />
werden. Das Gewicht der ganzen Ausrüstung<br />
beträgt für ein grosses Verkehrsflugzeug<br />
etwa 30 kg.<br />
Zum Schutz gegen die Eisbildung an der<br />
Propellernabe hat Goodrich eine besondere<br />
gummibelegte Vorsatznabe geschaffen und<br />
zum Schutz gegen die Vereisung der Propellerwurzeln<br />
dienen ebenfalls Gummiüberzüge,<br />
die entweder noch mit Oel oder, wie die<br />
Spanndrähte, Streben usw., mit einer besonders<br />
zusammengesetzten Flüssigkeit, einem<br />
Gemisch von Rizinusöl, Harz und Diethyl-<br />
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Eine neue amerikanische Version des Stromlinienwagens. Der nebenstehend näher beschrieben«<br />
Scout «Scarabäus» von schräg hinten und von innen gesehen. Der Wagen hat Heckantrieb und einen<br />
besonders gross ausgebauten Passagierraum.<br />
Eine Damen-Rennequipe. Unter der Leitung des bekannten englischen Rekordfahrers Capt; Eyston<br />
(im Hintergrunde links) wurde eine Renngruppe gebildet, der ausschliesslich englische Rennfahrerinnen<br />
angehören. Bern Renn-« Stall» stehen eine Reihe von M. G. Midget-Maschinen zur Verfügung.<br />
Als erste ausländische Veranstaltung soll das 24-Stunden-Rennen von Le Mans bestritten werden.<br />
Ein Auto, das sich «in die Kurve legt». Ein deutscher Architekt Kolbe hat einen Wagen gebaut,<br />
dessen Karosserie sich beim raschen Kurvenfahron nicht nach aussen, sondern innen neigt, so dass<br />
sich die Passagiere nicht mehr festzuklammern brauchen, um der Zentrifugalkraft entgegenzuwirken.<br />
Das Problem scheint, nach dem Bild beurteilt, .ziemlich umständlich und kompliziert gelöst zu<br />
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II. Blatt<br />
BERN, 1. April <strong>1935</strong><br />
II. Blatt<br />
BERN, 1. April <strong>1935</strong><br />
Tedin. Rundschau<br />
Neues Oel verhindert Zylinderabnutzung<br />
und Schlammbildung. Bekanntlich lehrt die<br />
moderne Forschung, dass die Zylinderabnützung<br />
zur Hauptsache nicht eine Abrasionssondern<br />
eine Korrosionserscheinung darstellt.<br />
Bei niedriger Motortemperatur bilden sich<br />
durch die Verbrennung Säuren, welche die<br />
Metalloberfläche der Zylinder aullockern,<br />
und erst so der Schabwirkung der Kolbenringe<br />
zugänglich machen.<br />
Um dieser «chemischen Abnützung» des<br />
Motors vorzubeugen, wurden schon Zylinder<br />
aus nichtrostendem Stahl vorgeschlagen.<br />
Aus fabrikatorischen Gründen kann jedoch<br />
eine solche Verbesserung vorläufig noch<br />
nicht in Frage kommen.<br />
Ausserordentlich interessante neue Aussichten<br />
bietet nun jedoch ein kürzlich patentiertes<br />
englisches Oel, das eine bekannte<br />
Weltfirma in den Handel bringt. In löslicher<br />
Form enthält dieses Oel eine Chromverbindung,<br />
die dadurch, dass sie sich in einem<br />
ganz feinen Belag an allen Reibstellen ausscheidet,<br />
die Metalloberflächen vor der<br />
ätzenden Einwirkung von Säuren schützt.<br />
Versuche der britischen National Physical<br />
Laboratorie und des kgl. englischen A. C.<br />
haben ergeben, dass das Oel tatsächlich die<br />
Abnützung der Zylinderlaufflächen stark<br />
herabsetzt, und zwar um etwa 50 % im Vergleich<br />
zu den Fällen, in denen ein gewöhnliches<br />
hochqualitatives Oel derselben Marke<br />
benützt wurde.<br />
Das neue Oel enthält aber noch einen weiteren<br />
wertvollen Bestandteil, nämlich eine<br />
lösliche Zinnverbindung, durch welche seine<br />
Lebensdauer stärk erhöht wird. Normalerweise<br />
altert jedes Oel durch Aufnahme von<br />
Sauerstoff, die in einer Schlammbildung erkenntlich<br />
wird. Das neue Oel dagegen bildet<br />
auch nach sehr langer Gebrauchsdauer nur<br />
ganz wenig Schlamm. Bei einer vom kgl.<br />
englischen A.C. durchgeführten Prüfung, die<br />
sich über 16,000 km erstreckte, zeigte der<br />
zum Schluss demontierte Austin-Motor eine<br />
nur ganz schwache Verrussung, die Kolbenringe<br />
waren in ihren Nuten vollständig frei,<br />
und das Kurbelgehäuse enthielt auch nicht<br />
Spuren von Schlamm oder anderer Niederschläge.<br />
-- - >.-•- . •- -s.<br />
Der Stout-« Scarabäus». Einen Wagen von<br />
ganz ungewöhnlichem Aussehen und Aufbau<br />
haben die Stout-Engineering Laboratories in<br />
Dearborn (Michigan) herausgebracht. Als<br />
Hauptziel schwebte dabei den Konstrukteuren<br />
ein Fahrzeug vor, das bei normalem<br />
Radstand, normaler Breite und Höhe eine<br />
möglichst geräumige und bequeme Karosserie<br />
haben sollte. Gleichzeitig will man besonderes<br />
Gewicht auf eine Karosserieform<br />
gelegt haben, welche auch bei Seitenwinden<br />
richtungsstabil bleibt und den Einfluss dieser<br />
Seitenwinde auf die Lenkung auf ein<br />
Minimum verringert. Der reine Luftwiderstand<br />
dagegen wurde erst sekundär berücksichtigt.<br />
Was bei dieser Problemstellung als Lösung<br />
herauskam, ist nebenstehend im Bild<br />
zu sehen. Durch sein käferförmiges Aussehen<br />
wurde der Wagen denn auch « Scarabäus<br />
» getauft. Sozusagen der ganze Aufbau<br />
zwischen der Vorder- und Hinterachse ist als<br />
Passagierraum ausgenützt. Der 100 PS V-<br />
8-Zylindermotor muss sich mit einem kleinen<br />
Abteil im Heck begnügen; der Führer sitzt<br />
ganz im Bug und hat vor sich nur die schräg<br />
nach vorn abfallende Windschutzscheibe.<br />
Sein Sitz ist nach allen Seiten verstellbar.<br />
Das übrige Ameublement erweckt den Eindruck,<br />
als ob man sich in einem kleinen<br />
Zimmer befände. Alle einzelnen Passagiersitze,<br />
drei Stück, können nach Belieben herumgerückt<br />
werden. Nur eine dreiplätzige<br />
Querbank über der Hinterachse ist fest eingebaut.<br />
Klapptische an den Seitenwänden<br />
gestatten den Insassen allen möglichen Zeitvertreib,<br />
inklusive kulinarische Erholung und<br />
an der einen Längswand lässt sich sogar ein<br />
molliges Ruhebett herrichten, so man sich<br />
an der vorüberrasenden Landschaft satt gesehen<br />
hat.<br />
Wie steht es aber mit der ganzen Herrlichkeit<br />
auf holprigen Strassen ? -th-<br />
Ein zukunftsreicher Motorfahrzeugtyp.<br />
Manche Leser kennen wohl die im modernen<br />
Strassenbau verwendeten Benzin - Pflasterrammen,<br />
mächtige, fast zentnerschwere<br />
Ramm-Werkzeuge, die, als ob sie richtige<br />
schwerer Arbeit durch Muskelkraft immer<br />
wieder hochheben muss. Die Wirkungsweise<br />
dieser Rammen ist denn auch interessant genug,<br />
um näher kennen gelernt zu werden.<br />
Im Innern eines grossen Zylinders, der durch<br />
die Ramme selbst gebildet wird, befindet<br />
sich ein Kolben, dessen untere Verlängerung<br />
die Bodenplatte der Ramme bildet. Genau<br />
wie bei einem Automobilmotor bewegt sich<br />
der Kolben ständig hin und her, sobald einmal<br />
durch eine erste Zündung das vorher in<br />
den Zylinder eingebrachte Gasgemisch zur<br />
Explosion gebracht worden ist. Jede Explosion<br />
schleudert die Ramme in die Luft. Während<br />
anschliessend das Werkzeug mit gewaltiger<br />
Wucht auf den Pflasterstein niederprallt,<br />
findet gleichzeitig die Kompression<br />
einer neuen Gemischladung statt.<br />
Durch entsprechende Abmessung des Zylinders<br />
und der Gewichte hat man es in der<br />
Hand, die Sprünge dieses Apparates in weitem<br />
Grad zu variieren. Hieraus ergibt sich<br />
eine interessante neue Nutzanwendung: Der<br />
Hüpfapparat als Transportmittel. Man hat<br />
versuchsweise schon Apparate gebaut, die<br />
Sprünge von mehreren Metern Höhe auszuführen<br />
imstande sind und die, versehen mit<br />
einer geeigneten Steuerung, eine rasche<br />
Fortbewegung auch in horizentaler Richtung<br />
gestatten. Wie auf der beistehenden Skizze<br />
dargestellt, ist der grösste Teil des Apparates<br />
als Kabine ausgebaut. Um den Rückprall<br />
auf den Boden, der ohnehin durch das<br />
Komprimieren der neuen Ladung schon abgedämpft<br />
wird, noch elastischer zu gestalten,<br />
ist der Fuss des Apparates mit einem<br />
pneumatischen Gummipuffer versehen. Gesteuert<br />
wird das,. neuartige Fahrzeug entweder<br />
mit Hilfe eines eingebauten Kreisels<br />
oder dann durch kleine flügelartige Klappen<br />
an der Aussenseite, die durch ihre Flossenwirkung<br />
auch eine Drehung des Apparates<br />
um seine Achse gestatten.<br />
Verkehrstechnisch ist das neue Fahrzeug<br />
vor allem deshalb interessant, weil es, speziell<br />
in Grossstädten, von den im gewöhnlichen<br />
Motorfahrzeugverkehr fast unvermeidlichen<br />
Stauungen unabhängig macht bzw.<br />
solche Stauungen mit der Zeit beseitigen<br />
Lebewesen wären, unermüdlich auf den einzurammenden<br />
Pflastersteinen herumhopsen wären mit einem Schlag behoben. Schliess-<br />
würde. Auch die Parkierungsschwierigkeiten<br />
und nur an zwei Stangen geführt zu werden lich ist es sogar denkbar, dass man mit dem<br />
brauchen, statt dass sie der Arbeiter in «Axitopogo», wie das neue Verkehrsmittel ge-<br />
Das neue «Autopogo» im Betrieb.<br />
tauft wurde, direkt von der Strasse durch<br />
ein Fenster im so und sovielten Stockwerk<br />
direkt in sein Bureau oder seine Wohnung<br />
hüpft. Um zu hohe Sprünge oder einen versehentlichen<br />
Hupf über Abgründe hinaus ungefährlich<br />
zu machen, ist im Kopf der Kabine<br />
ein Fallschirm eingebaut, der- sich? nach<br />
Ueberschreiten einer gewissen Geschwindigkeit<br />
automatisch entfaltet. Diese Anordnung<br />
ist speziell auch für den Tourismus im Hochgebirge<br />
von grosser Bedeutung.<br />
Allerdings sind noch Mittel und Wege zu<br />
prüfen und neue Vorschriften zu erlassen,<br />
um den Missbrauch der neuen Fortbewegungsmöglichkeit,<br />
d. h. vor allem zu langen<br />
und zu hohen Sprüngen, Anrempelungen in<br />
der Luft, Landungen auf ungeeigneten Stellen<br />
(z. B. Trottoirs) u. dgl. vorzubeugen. ; ;<br />
Wie man uns versichert, hat die Erfindung<br />
auch volkswirtschaftliche Bedeutung, indem<br />
die Konstruktions-Lizenzen wahrscheinlich<br />
an schweizerische Werke übertragen würben:!<br />
Haben Sie beobachtet, wie die Berna-<br />
Schnell-Lieferungswagen in immer<br />
wachsender Zahl auf der Strasse zu<br />
sehen sind und wie manche Firmen<br />
nach Anschaffung des ersten Wagens<br />
bald einen zweiten und oft gar einen<br />
dritten in Dienst nehmen? — Wäre<br />
dies möglich, wenn sich die Anschaffung<br />
HAK APstnn nir-hf nnlnhni hätt«?<br />
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10 AUTOMOBIL-REVUE <strong>1935</strong> —<br />
Neue Grand PrlxrRennwagen. Die grossen<br />
Rennen der kommenden Saison werden voraussichtlich<br />
technisch interessanter sein denn<br />
je. Nachdem im verflossenen Jahr die deutschen<br />
Auto-Union und' Mercedes-Rennwagen<br />
einen ganz neuen Ständard von Höchstleistungen<br />
aufgestellt haben,, sahen sich auch<br />
die übrigen Rennwagen - Konstrukteure gezwungen,<br />
in mehr oder weniger hohem Grade<br />
von ihren bisherigen Bauformeln abzugehen.<br />
Wie schon gemeldet, haben die neuen, Alfa<br />
Jfameo - Grand jRris»Wagen; einen zweiten<br />
Aufbauschema des neuen zweimotorigen Alfa<br />
Romeo-Rennwagens;<br />
Motor erhalten, der die Gesamtleistung des<br />
Fahrzeuges auf rund 500 PS erhöhen wird.<br />
Der grundsätzliche Aufbau des neuen Alfa<br />
Romeo ist in der beistehenden Skizze 1<br />
schematisch dargestellt. Der Heckmotor ist<br />
im Raum zwischen den beiden Hinterradantriebswellen<br />
untergebracht, die. schon bisher<br />
beim Monoposto-Wagen benützt wurden, um<br />
dem Fahrer einen möglichst niedrigen Sitz<br />
zu ermöglichen. Der Führersitz ist jetzt<br />
Antwort 9348. Instruktionenbuch. Zuschrift<br />
weitergeleitet.<br />
Red.<br />
Frage 9358. Wer repariert Kühlerthermometer<br />
für Buick? C. S. in S,<br />
Frage 9359. Erfahrungen mit D. K. W. Welcher<br />
Besitzer eines D. K. W.-Zweitaktmotor-Wagens ist<br />
in.der Lage, sich über seine Erfahrungen zu äuaser?<br />
Eä werden diese Wagen mit Schweizerober-<br />
offeriert Ist die Kühlung ohne Pumpe und<br />
zwischen den beiden. Motoren auf dembau<br />
ohne Ventilator genügend? C. S. in S.<br />
Wechselgetriebe angeordnet. Von der Anwendung<br />
der ursprünglich vorgesehenen<br />
hinteren Schwingachse scheint man dabei<br />
abgekommen zu sein. Statt wie bisher in<br />
einem einzigen grossen Behälter im Heck des<br />
Wagens, wird der Brennstoff in zwei Tanks<br />
seitlich aussen am Chassisrahmen mitgeführt.<br />
Einen sehr interessanten Wagen lässt sich<br />
gegenwärtig auch der bekannte Rennfahrer<br />
Seitenansicht des im Bau befindlichen Rennwagens<br />
von Biondetti.<br />
Biondetti nach eigenen Entwürfen bauen. Wie<br />
beim Auto-Union-Wagen sitzt hier der Fahrer<br />
ganz vorn und der Motor ist vor der<br />
Hinterachse eingebaut. Der Motor selbst ist<br />
ein Zwölfzylinder mit zwei im Winkel von<br />
60 Grad zueinander stehenden Sechszylinderblöcken.<br />
Er hat 79 mm Bohrung, 100 mm<br />
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Hub, rund 5900 ccm Zylinderinhalt und soll<br />
gegen 400 PS entwickeln, während sein Gewicht<br />
nur 265 kg beträgt. Besonders bemerkenswert<br />
sind der Verzicht auf einen<br />
Kompressor und auf eine Wasserkühlung.<br />
Die "mit Kühlrippen versehenen Zylinder sind<br />
durch Zentrifugal-Ventilatoren und Leitkanäle<br />
einem starken Luftstrom ausgesetzt. Das<br />
Vierganggetriebe ist fest mit dem Aufbau<br />
und dem- Differentialgetriebe verbunden, von<br />
dem aus die Räder durch Schwingachsen angetrieben<br />
"werden. -Die Schwingachsen sind<br />
halbelliptisch abgefedert. Als Aufbau-Fundament<br />
dient statt eines Rahmens ein einziges<br />
zentrales Rohr. Der Brennstoffbehälter befindet<br />
sich dicht hinter dem Führersitz. Die<br />
Spurweite des Wagens beträgt 1,39 m, sein<br />
Radstand 2,55 m. Möglicherweise wird Biondetti<br />
mit diesem Fahrzeug, mit dem schon<br />
in den nächsten Tagen die Probefahrten aufgenommen<br />
werden können, in Tripolis starten,<br />
-y.<br />
Tedi<br />
Frage 9360. Traktorenöl für Personenwagen. Kann<br />
ein Traktorenöl ohne Nachteil auch für Auto- und<br />
Motorradmotoren gebraucht werden? Dasselbe stellt<br />
sich im Preis günstiger als ein Markenautoöl, ist<br />
jedoch teurer als gewöhnliches Fass^Autoöl, mit<br />
dem ich schon gute Erfahrungen gemacht habe.<br />
Können durch Farbe und Auesehen eines Oeles<br />
Schlüsse auf dessen Wertigkeit gezogen werden?<br />
F. H. in E.<br />
Antwort: Zur Schmierung eines Automobilmotors<br />
»ist prinzipiell immer nur das beste Oel gerade<br />
gut genug. Eine vermeintliche Sparsamkeit<br />
kann sich hier bitter rächen. Wir möchten Ihnen<br />
deshalb raten, von allen Experimenten abzusehen<br />
und sich an die Oelmarken und die Oelqualitäten<br />
zu halten, die vom Konstrukteur Ihres Wagens<br />
und von den grossen Oelfirmen vorgesehen sind.<br />
Aus dem Aussehen und der Farbe lassen sich<br />
keinerlei Schlüsse auf die Qualität des Oels ziehen.<br />
Selbst die Prüfung der physikalischen Grundeigenschaften,<br />
wie die Viskosität, Säuregehalt, Flammpunkt,<br />
Aschegehalt usw. bietet noch keine absolute<br />
Gewähr für die einwandfreie Eignung im Motorbetrieb.<br />
- s t-<br />
Frage 9361. LiUratur Ober Flugmotoren. Könnten<br />
Sie mir einige gute Bücher über Flugmotgren<br />
angeben, oder existiert vielleicht eine Zeitschrift?<br />
Es sollte ein Buch sein, das nur die Motoren mit<br />
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die neueren auch. O. L. in S.<br />
Antwort: Zu empfehlen sind- folgende<br />
Bücher:<br />
Häder-Thoelz: Flugmotoren in Leicht-und Schweröl»-<br />
bauart (erschienen 1929 mit 237 Abb., Fr. 20.25).<br />
Katz: Neuzeitliche Flugmotoren (erschienen, 1928,<br />
386 Seiten, 389 Abb. Preis Fr. 31.25)<br />
Page: Modem Aviation .Engines, (englisch geschrieben,<br />
2 Bde. mit 1908 S. und 919 Abb., erschienen<br />
1929).<br />
Recht gut sind auch die in der Sammlung<br />
« Flugzeugbau und Luftfahrt» im Auftrage des<br />
Deutschen Luftsportverbandes herausgegebenen<br />
Hefte:<br />
Moeller: Der Flugmotor (3 Heftchen mit zusammen<br />
zirka 240 Seiten und 170 Abb., Preis zusammen<br />
zirka Fr. 11.—).<br />
Schaefer: Flugmotorenkunde (2 Hefte mit zusammen<br />
140 S> und 120 Abb., Preis zusammen<br />
zirka Fr. 6,50).<br />
Zeitschriften, die sich ausschliesslich nur mit<br />
Flugmotoren befagsen, sind uns nicht bekannt, dagegen<br />
sind Aufsätze über Flugmotoren in den meisten<br />
flugtechnischen Zeitschriften verstreut zu finden<br />
Ẇohl die beste Publikation über den gegenwärtigen<br />
Stand und die Tendenzen des modernen Flugmotorenbaues<br />
ist der 1934 von der englischen<br />
« Royal Aeronautical Society » herausgegebene Vortrag<br />
von Fedden: « Possible future developments of<br />
air-cooled aero engines ».<br />
Den Mitgliedern des Aero-Glubs der .Schweiz<br />
sind die meisten der genannten Bücher in der<br />
Bibliothek des Clubs zugänglich. A.<br />
Anfrage 498. Unerreichte Garantie. Ich habe<br />
vor einigen Monaten einen neuen Amerikanerwagen<br />
gekauft mit der schriftlichen Garantie, dass er hei<br />
einem Tempo von 70 km nicht mehr als 14 Liter<br />
Benzin brauchen dürfe. Der Wagen ist jetzt etwa<br />
7000 km gefahren. Alle Versuche des Verkäufers<br />
und auch des Generalvertreters, den Benzinverbrauch<br />
auf das garantierte Quantum hinunterzudrücken,<br />
sind gescheitert. Man vertröstete mich<br />
zuletzt mit dem Hinweis, dass die Art Wagen erst<br />
mit 8000 km recht eingefahren seien, und dann<br />
werde der Benzinkonsum von selbst zurückgehen.<br />
Ich kann es aber nicht glauben, da derselbe seit<br />
den letzten 5000 km immer gleich geblieben ist. Da<br />
die Garantiezeit in den nächsten Tagen abläuft,<br />
möchte ich Sie bitten, mir mitzuteilen, was da zu<br />
tun ist. Ich möchte natürlich den Wagen so nicht<br />
behalten, da ich in der heutigen Zeit grossen Wert<br />
darauf lege, einen Wagen zu besitzen, der ökonomisch<br />
ist. K. S. in W.<br />
Antwort: Weist eine Kaufsacbe Mängel auf<br />
oder entspricht nicht den zugesicherten Eigenschaften,<br />
so steht dem Käufer das Recht zu, entweder<br />
die Wandelung des Kaufvertrages, d. h. die Rückgängigmachung,<br />
zu verlangen oder aber einen entsprechenden<br />
Minderwert zu verlangen. Selbst wenn<br />
der Käufer die Wandelung verlangt, ist der Richter<br />
berechtigt, sofern ihm die Mängel nicht von<br />
ganz grosser Bedeutung erscheinen, im Falle der<br />
Wandelung einen Minderwert zuzusprechen. Im<br />
vorliegenden Fall,.halte ich dafür, dass eine Wandelung<br />
durch den Richter nicht bewilligt' werden<br />
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wird, sondern nur eine Minderung des Kaufpreises,<br />
und zwar ungefähr in der Weise, dass der Verkäufer<br />
verpflichtet wird, Ihnen den Mehrverbrauch<br />
an Benzin, berechnet auf eine Gesamtleistung des<br />
Wagens von 100 000 km, zu vergüten. Ich möchte<br />
allerdings noch bemerken, dass in der Regel bei<br />
diesen Zusicherungen des Minimalverbrauches immer<br />
eine Marge von ca. 10% des angegebenen Verbrauchquantums<br />
bewilligt -wird. Ich empfehle Ihnen,<br />
vorgängig des Ablaufes der Garantiefrist vorerst<br />
einmal beim Friedensrichteramt einen entsprechenden<br />
Betrag gegen den Verkäufer einzuklagen, damit<br />
Sie Ihrer Rechte nicht verlustig gehen. O<br />
u. Industrie<br />
Zur Oelßraphltschmierung. Ihre Vorteile wurden<br />
in zahlreichen Artikeln aller Fachzeitschriften<br />
ausführlich dargestellt. Wenn in folgendem auf<br />
einen Nachteil hingewiesen wird, geschieht' es nicht<br />
in der Absicht, diese Vorteile herabzumindern,<br />
sondern die Ausführungen -sollen als Ergänzung zu<br />
dem bereits Bekannten aufgefasst werden.<br />
Der Graphit wird bekanntlich in kolloidaler<br />
Form als Zusatz zum Auto-Oel verwendet. Kolloidaler<br />
Graphit ist reiner Kohlenstoff in feinster<br />
Form, der nach besonderen Verfahren aus QualitätskobJe<br />
gewonnen wird. Er lässt sich in frischem<br />
Oel homogen verteilen, so dass er selbst nach Passieren<br />
einer Zentrifuge in seiner ursprünglichen<br />
Verteilung suspendiert bleibt. Praktische Erfahrungen<br />
und Laboratoriumsversuche haben jedoch gezeigt,<br />
dass sich der Graphit unter gewissen Bedingungen<br />
aus dem Oel ausscheidet. Wir meinen hiemit<br />
nicht die Misserfolge, die auf unsachgemässe<br />
Anwendung des Graphits oder auf dessen mangelhafte<br />
Qualität zurückzuführen sind, sondern einen<br />
allgemein gültigen Zusammenhang zwischen Ausflockung<br />
und Säurebildung. Jedes Oel altert im Betrjabe,<br />
ee oxydiert, es wird sauer; je nach der<br />
Qualität mehr oder weniger rasch. Um der Graphjt-Ausscheidüng<br />
vorzubeugen, ist es daher angezeigt,<br />
den vorschriftsgemässen Oelwechsel einzuhalten,<br />
denn je länger das Oel im Betrieb bleibt, desto<br />
stärker ist die Säurebildung. Die genannte Tatsache<br />
führt ferner zu der Einsicht, dass QuaJitätSöle<br />
einen besseren Schutz gegen die Ausscheidung<br />
bieten als DurchschnittsöJe, denn letztere neigen<br />
bekanntlich mehr zur Säurebildung, als hochwertige<br />
Schmiermittel.<br />
Je nach dem gegebenen Fall sind die Folgen<br />
der Graphitausscheidung natürlich mehr oder weniger<br />
verhängnisvoll. Bei einem Motor mit Spritzschmierung<br />
z. B. setzt sich der ausgeschiedene<br />
Graphit unter Umständen nur auf dem Boden der<br />
Oelwanne nieder und richtet keinen Schaden an.<br />
Anderseits kann dieselbe Erscheinung in einem Motor<br />
mit Umlaufschmierung durch Verstopfen der<br />
Schmierkanäl« unangenehme Betriebsstörungen verursachen.<br />
Es ist daher verständlich, dass viele<br />
Leute ohne Vorbehalt auf die Oelgraphitschmierung<br />
schwören, weil sie nur ihren eigenen, günstigen<br />
Fall kennen.<br />
Die Eigenschaften des Graphits: grosse Hitzbeständigkeit,<br />
Widerstand gegen mechanische Beanspruchungen,<br />
Eindringungsvermögen in Unebenheiten<br />
von Metallflächen bieten für gewisse<br />
Sohmierprc-bleme wertvolle Vorteile; in Verwendung<br />
mit dem Oel darf jedoch die oben beschriebene<br />
Erscheinung nicht ausser acht gelassen werden.<br />
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Bern, Montag, 1. April <strong>1935</strong><br />
III. Blatt der „Automobil-Revue" No.28<br />
San Juan im Zaltteot<br />
Nun sind endlich die Tage gekommen, da<br />
die Boote aus den dunklen Schuppen ans<br />
Licht geholt und für das sommerliche Wasserleben<br />
hergerichtet werden. Ueberall am<br />
Fluss riecht es nach Teer und Farbe; kieloben<br />
liegen auf ihren Böcken Kanus und<br />
Faltboote, und Männer in Hemdsärmeln hantieren<br />
mit Farbtöpfen und Pinseln. Sie flikken<br />
und malen, dass auf den Handflächen<br />
die Blasen springen; sie treten ein paar<br />
Schritte zurück und prüfen mit eingekhiffenem<br />
Auge, ob der Anstrich gut wirkt; sie<br />
rauchen und rufen.. Und die Frühlingssonne<br />
spielt auf dem Wasser, und an den Landungsstegen<br />
glucksen die Wellen. Es ist eine herrliche<br />
Zeit!<br />
In diesen schönen Tagen nun suchte ich<br />
meinen Freund Herbert auf, in seinem Häuschen<br />
draussen am Fluss. Auch er war beschäftigt,<br />
sein Zweisitzerboot herzurichten.<br />
Es war schon beinahe fertig und leuchtete in<br />
der Sonne; nur der Name vorn am Bug<br />
fehlte noch.<br />
«Wie heisst denn dein Kahn?» erkundigte<br />
ich mich.<br />
«Erstens ist es kein Kahn, sondern ein Faltboot,<br />
du Landratte!» belehrte mich Herbert<br />
«Und zweitens ist deine Frage laienhaft.<br />
Ein Boot führt selbstverständlich den Namen<br />
der Freundin des Besitzers!»<br />
«Aha! Also heisst deins Margot?!»<br />
«Jawohl, Margot!» wiederholte er, und es<br />
bedurfte keines Scharfblickes, um festzustellen,<br />
dass er bis über beide Ohren verliebt<br />
war. Margot! — wie er schon den Namen<br />
auf der Zunge zergehen Hess... !<br />
Dann ging er ins Haus und holte ein Holztäfelchen,<br />
auf dem in zierlichen Buchstaben,<br />
rot auf weissem Grunde, der Name Margot<br />
zu lesen stand. Dieses Täfelchen schob er<br />
zwischen zwei schmale Holzleisten, die am<br />
Bug des Faltbootes befestigt waren und eine<br />
Art Schiene bildeten, in der das Namensschild<br />
nun festsass. Dann blickte er mich stolz und<br />
erwartungsvoll an.<br />
«Sehr nett!»- lobte ich' sein Werk. «Ab'er<br />
eigentlich ein bisschen umständlich, nicht?<br />
Gewöhnlich malt man doch den Namen einfach<br />
auf die Bordwand.»<br />
«So habe ich's im vorigen Jahr auch gemacht.<br />
Aber...»<br />
«Was aber?»<br />
«... aber das ist noch unpraktischer, mein<br />
Lieber! Alle drei Wochen habe ich den alten<br />
Namen überpinseln und einen neuen draufrnalen<br />
müssen. Jetzt schiebe ich einfach ein<br />
neues Schildchen ein, und die Sache ist gemacht!»<br />
H.S.<br />
!Baxack den, Zukunft<br />
Wir New-Yorker waren skeptisch und sehr<br />
ironisch gewesen : «Die RockefeHer-Stadt<br />
Radio City ! Bluff der Technik als Opiat für<br />
die Massen, Versuch des reichsten Mannes<br />
Amerikas, seinem Namen eine Pyramide zu<br />
bauen.» Wir boykottierten Radio City. Wir<br />
lächelten über den grössenwahnsinnigen Kinotempel<br />
« Roxy », auf dessen geschweifter,<br />
metallener Decke die Kunst des Lichtwerfers<br />
Sonnenaufgänge in Regenbogenfarben<br />
komponierte, jede halbe Minute einen andern.<br />
Wir sahen auf der grossen Leere, die<br />
die reissenden Ungetüme, die Hauszerstörer<br />
F E U I L L E T O N<br />
Mannequin.<br />
Roman von Fannie Harst.<br />
(Fortsetzung aus dem Hauptblatt)<br />
Drei Tage später erhielt Orchid fast<br />
gleichzeitig zwei Angebote. Das eine, von<br />
einem Importeur in der West Thirty-seventh<br />
Street, bot ihr für ihre Dienste als Mannequin<br />
ein Gehalt von achtzehn Dollar die<br />
Woche.<br />
Und am selben Tage, um diese beträchtliche<br />
Steigerung noch zu übersteigern, machten<br />
ihr die vielleicht vornehmsten Schneider<br />
zweier Kontinente, Drecotte fils, Rue de la<br />
Paix. Nice, Palm Beach, New • Port, Fifth<br />
Avenue, ein Offert, in ihre New Yorker Filiale<br />
einzutreten, um für zweiundzwanzig Dollar<br />
die Woche Kleider vorzuführen.<br />
Als Orchid während der Lunchzeit ein Telephon<br />
erreichte und Martin davon erzählte,<br />
kam ihre Stimme atemlos, kurz abgerissen<br />
über den Draht zu ihm.<br />
Fürs erste bedeutete es das Ende des<br />
und Baggermaschinen mit ihren langen und<br />
gewaltigen Armen mitten in New York geschaffen<br />
hatte, einige protzige Riesen emporschiessen;<br />
wir hörten von geplanten hängenden<br />
Gärten, von Kolonnaden, von einem<br />
Reich der Schönheit und der Entspannung<br />
zwischen Pflaster und Himmel. Wir glaubten<br />
nicht daran. Aber es ist Zeit, dass wir un-<br />
Aas de%<br />
Von Hermann Hesse:<br />
Es war eine schöne Zeit, als wir noch zwölfjährig<br />
waren und als der Sammetwedel noch lebte,<br />
der sonderlinghafte Besitzer eines Kramladens in<br />
meiner Vaterstadt.<br />
Der unglückliche Mann mit seiner Brille und<br />
seiner hohen weibischen Stimme war die Zielscheibe<br />
unaufhörlicher Neckereien. Für uns Schulbuben<br />
war es eine immer neue Wonne, diesen harmlosen<br />
und etwas komischen Menschen zu verhöhnen. Wir<br />
verstanden seinen schleichenden Gang, seine unbeherrschte<br />
Fistelstimme nachzuahmen, wir waren<br />
es, die seinen Namen in den fatalen Sammetwedel 4<br />
verwandelt hatten. Und zu unsern ständigen Freuden<br />
und Uebungen gehörte es, frühmorgens an der<br />
Glocke seines noch verschlossenen Ladens Sturm zu<br />
läuten und dann um die Ecke zu verschwinden.<br />
Wir schrieben" ihm auch zuweilen kleine Spottbriefe<br />
in Versen oder schickten ihm mit der Post angebliche<br />
Bestellungen auf ungeheuer grosse Warenlieferungen<br />
zu. Auf der Strasse wurde er von uns allen<br />
stets mit. phantastischer Ehrerbietung wie ein Fürst<br />
gegrüsst, was er immer hie und da wieder einmal<br />
ernst nahm und geschmeichelt erwiderte, und ganze<br />
Abende lang belagerten wir seine Ladentreppe.<br />
Eines Abends bummelte ich mit drei Kameraden<br />
untätig auf dem Marktplatz. Es fing gerade an,<br />
ein wenig langweilig zu werden. Wir hatten den<br />
Polizeidiener gehänselt, wir hatten dem Sigrist<br />
beim Abendläuten geholfen, und jeder hatte sich<br />
mit dem Sackmesser ein hübsches Stück Glockenseil<br />
abgeschnitten; dann hatten, wir. dem nervösen Apo-.<br />
theker, dessen Leiden uns unverständlich war und<br />
der jeden von uns wie ein Satan hasste, Knallerbsen<br />
an die Fensterscheiben geworfen. Darauf<br />
waren wir am Marktbrunnen beschäftigt gewesen,<br />
hatten drei von seinen Röhren mit unseren Seilstumpen<br />
verstopft und den Anblick genossen, wie<br />
aus der vierten Mündung ein herrlicher Wasserstrahl<br />
auf den gepflasterten Marktplatz schoss. Jetzt<br />
wussten wir nichts Neues mehr anzufangen, und<br />
dunkel wollte es auch schon werden. Es war zwar<br />
schon Sommer, aber was hatten wir davon, denn"<br />
es gab auf die schlimmen Maifröste hin kein Obst<br />
in der Gegend. Die Stachelbeersträucher hatten<br />
wir schon geleert, wo wir nur zukommen konnten,<br />
und statt der abendlichen Expeditionen auf Kirschen<br />
und anderes Frühobst sahen wir uns auf<br />
Indianerspiele angewiesen. Es waren schlechte<br />
Zeiten, und vergebens hätten wir in stundenlanger,<br />
gefahrvoller Arbeit die Stacheldrähte an mehreren<br />
Obstgärten abgezwickt.<br />
«Ich geh' heim,» erklärte der Philipp gelangweilt.<br />
Hinterzimmers im dritten Stock, das voll<br />
vom Flitterstaat Idaleens war. Ganze zwei<br />
Sonntage wanderte Orchid mit der herrlichsten<br />
Beschäftigung umher, die sie je gekannt<br />
hatte. Wohnung suchen, ein Zimmer<br />
für sich allein, das sie mit niemandem zu<br />
teilen die Absicht hatte. Auf der Suche nach<br />
einem solchen Zimmer, dem sie nun ein wenig<br />
von ihrem anspruchsvollen Wesen verleihen<br />
könnte.<br />
Wenn Orchid sich sein Zimmer nach ihrem<br />
Herzenswunsch vorstellte, sah sie es im Zusammenhang<br />
mit etwas, das ihr mehr als<br />
irgend etwas anderes erstrebenswert schien.<br />
Etwas, das ihr die neue Zeit von Annehmlichkeiten,<br />
in die sie erst jetzt eintreten<br />
sollte, versinnbildlichen würde.<br />
Orchid suchte ein Zimmer mit einem Sims<br />
für ein Fensterbeet! Ein grüngestrichenes<br />
Fensterbeet, in welches sie blühende Dinge<br />
pflanzen konnte. Es stellte ihr, ohne dass<br />
sie sich dessen bewusst wurde, alle ihre unterdrückten<br />
Wünschen nach Gärten dar. Den<br />
Duft süsser Blüten. Wachsendes Grün.<br />
Sie fand ein solches Zimmer. In der Hast<br />
sere Meinung ändern. Die Leere hat sich<br />
wunderbar gefüllt, weissbesäulte Kolonnaden<br />
winken uns, Gärten hängen hoch über uns,<br />
Girlanden um den Hals von Riesen. Im<br />
R.C.A.-Gebäude wurde das Regenbogenrestaurant<br />
und das Patio-Cafe eröffnet. TJas<br />
Restaurant ist im 65. Stock, aber es begnügt<br />
sich nicht mit dieser Höhe, sein Dach wölbt<br />
sich ein'paar Stockwerke weiter hinauf, so<br />
dass das Gefühl erweckt wird, als sei zwischen<br />
uns und den Wolken kein trennender<br />
Raum mehr. Für Leute, die an Schwindel<br />
leiden, ist es nicht der richtige Ort; aber<br />
hier leidet niemand an Schwindel. Unter diesem<br />
Dach stehen die Tische und Fauteuils in<br />
grossen Zwischenräumen und wie von ungefähr<br />
inmitten von Blumen und raffiniert angebrachten<br />
Spiegeln, von denen einige prismatisch<br />
sind und ein merkwürdiges Gefunkel<br />
aussenden. Noch interessanter ist die<br />
«Lounge», der Gesellschaftsraum. Seine<br />
Grundform besteht aus drei weit ausladenden<br />
Halbkreisen, die wie in einer grossartigen<br />
Umarmung die hohe Glasmauer der<br />
Fenster einschliessen, die hinwiederum eine<br />
Glasmauer nur ist, weil es der Verstand so<br />
will, die in Wirklichkeit aber das lichterfunkelnde<br />
Wolkenkratzer-New-York auffängt,<br />
um es uns darzubieten. Im Einklang mit der<br />
Grundform sind auch die Sofas' und langen<br />
gepolsterten Bänke sichelförmig, mit weissem<br />
Leder bespannt. Im Patio-Cafe .geniesst<br />
man dieselbe Aussicht, dazu hört man von<br />
4 Uhr an die seufzende Ukelelemusik Dave<br />
Kaouohis und seines Honoluluorchesters. Ein<br />
Tanzplatz ist da, grösser als irgendwo anders<br />
in New-York. Die schönsten Frauen der<br />
Stadt drängen sich hier in den bezaubernden<br />
neuen Kleidern, nach denen die Räume verlangen.<br />
Eine künftige Zeit ist hier irgendwie<br />
vorausgeahnt, skizziert. Es ist etwas vom Geist<br />
eines neuen Barock in diesem unablässigen<br />
Bestreben, die Nüchternheit des an geradelinige<br />
Betonbauten gefesselten Lebens durch<br />
kühne Kurven und phantastische Kombinationen<br />
zunichte zu machen. y.<br />
« Nein, halt doch! » riefen wir andern und zogen<br />
ihn mit uns die schmale, steile Kronengasse hinab.<br />
Da kam mir plötzlich ein Gedanke.<br />
« Zum Sammetwedel! » rief ich begeistert. « Wir<br />
sind schon eine Ewigkeit nimmer bei ihm gewesen. »<br />
Gesagt, getan. Mit wenigen Sätzen hatten wir im<br />
Sturm seinen Laden erreicht. Es war alles ruhig<br />
und kein Mensch im Laden, und zwischen den<br />
Blechbüchsen und Seifepaketen stand friedlich der<br />
dunkle hölzerne Brasilianer und sog an seiner ungeheuren<br />
Zigarre.<br />
';*' Vor ( dem Schaufenster hielten wir Kriegsrat,<br />
find es wurde beschlossen, die Intrige durch einen<br />
schlichten ( Ladenbesuch .einzuleiten. Drei Rappen<br />
Wurden ^zusammengeschossen, und mich traf das<br />
Los, die Fehde zu eröffnen. Ich sollte in den Laden<br />
gehen und nach allerlei Dingen im Preise von<br />
drei Rappen fragen, das Geld aber natürlich nur<br />
im schlimmsten Notfalle ausgeben. Dann würden<br />
wir weitersehen.<br />
Die Klingel ertönte, und mit freundlichem Grusse<br />
trat ich in den Laden, in dem schon das Licht<br />
brannte. Misstrauisch empfing mich der hinter KarameJlengläsera,<br />
Zuckerhüten und. Kaffeebüchsen<br />
halb verborgene Sammetwedel. Ohne Zweifel ahnte<br />
er, da er mich kannte, etwas von der Ruchlosigkeit<br />
meiner Absichten; aber kaufmännische Diplomatie<br />
nötigte ihn zum Höflichsein. '•' Ich pflegte für meine<br />
Mama nicht selten einige Pfund Zucker, Salz, Griess<br />
oder Mais bei ihm zu holen, war also ein alter<br />
Kunde. > ' ' '<br />
Der Kaufmann blickte mich durch die Grüben<br />
Gläser seiner Brille argwöhnisch an. Wir kannten<br />
einander, wir zwei, und wir liebten einander nicht.<br />
Und ich wusste, dass er einmal zu meiner Tante<br />
gesagt hatte, es sei ihm ein absolutes Rätsel, wie<br />
aus einer so frommen und unbescholtenen Familie<br />
ein so gottloser Bengel habe entspringen können.<br />
« Was willst haben, Bub'? » fragte er kurz.<br />
Ich sah mich im Laden um. Es gab da eine<br />
Masse von Sachen, die ich gern gehabt hätte! Mit<br />
zehn oder zwanzig Rappen in der Tasche wäre viel<br />
zu machen gewesen. Aber mit meinen, drei einzelnen<br />
Rappenstücken stand ich vor einer knappen<br />
Auswahl. Was dafür zu haben ist, wusste ich genau:<br />
ein paar Zuckerabfälle oder Johannisbrot oder<br />
• zwei Zigaretten oder ein Pulverfrosch. Sonst nichts;<br />
höchstens etwa noch ein bischen Schnupftabak.<br />
< Ich weiss noch nicht bestimmt,» sagte ich zögernd.<br />
Er brauchte ja nicht zu wissen, wieviel Geld<br />
ich habe. — « Haben Sie Schneeberger Schnupftabak?<br />
»<br />
Ich wusste zwar, dass von dem feinen, weissen<br />
Seventeenth Street. Eine Strasse von braunsteiniger,<br />
einstiger Eleganz, die durch die<br />
sich vordrängenden Mietshäuser viel an<br />
Freundlichkeit verloren hatte. •<br />
Nach vielen, vielen Pensionen, die nach kalten<br />
gekochten Kartoffeln- und Schabengift<br />
rochen, hatte sich Orchid mit dem im ersten<br />
Stock gelegenen ehemaligen Salon des Hauses<br />
in der Seventeenth Street für. zwölf<br />
Dollar die Woche abgefunden. Mehr,, als sie<br />
hätte ausgeben dürfen.<br />
Eigentlich gab es nicht allzuviel Empfehlenswertes<br />
an diesem Raum, ausser, nach<br />
dem Rundgang in den vielen Pensionen, seiner<br />
würdevollen Grosse und den zwei hohen<br />
Fenstern, die über den Gehsteig hinausragten<br />
und sich auf einen kleinen eisernen Balkon<br />
öffneten, der geradezu geschaffen war,<br />
um Fensterbeete aufzustellen!<br />
Tatsächlich war es ein Zimmer, das einem<br />
die Trostlosigkeit eines feuchten traurigen<br />
Tages auf die Seele fallen lassen konnte.<br />
Der feierliche mit Ornamenten geschmückte<br />
Pfeilerspiegel, der zwischen den beiden<br />
schmalen Fenstern bis zur Decke reichte.<br />
Schneeberger, mit dem man Menschen und Tiere<br />
viertelstundenlang niesen machen konnte, auch die<br />
kleinste Schachtel zehn Rappen koste. "Aber ich<br />
konnte es ja einmal probieren. Ich hatte Zeit, und<br />
der Sammetwedel würde wohl auch Zeit haben, dafür<br />
stand er ja in seinem Laden.<br />
Während der Krämer nach seiner Schublade<br />
ging und mir den Rücken zuwendete, sah ich in<br />
der Scheibe der Ladentür meine Kameraden lauern<br />
— drei vorsichtig emporgereckte indianerschlaue Gesichter<br />
mit pfiffigen Spionsaugen. Ich zwinkerte<br />
ihnen heimlich zu.<br />
Indessen kehrte der Sammetwedel mit leeren<br />
Händen zurück. Das Glück war mir hold, es gab<br />
keinen Schneeberger mehr!<br />
« Aber in vier, fünf Tagen trifft wieder eine<br />
Sendung ein, er ist schon bestellt. Dann kannst<br />
du ja wiederkommen,» sagte er.<br />
Ich stellte mich entrüstet.<br />
« Das ist aber schade! Gar keinen Schneeberger<br />
mehr! — Aber haben Sie andern Schnupftabak? »<br />
Er sah mich argwöhnisch an.<br />
« Es sind vier Sorten da,» sagte er kurz — « ssu<br />
was brauchst du ihn denn? »<br />
«Er ist für meinen Onkel,» sagte ich unschuldig.<br />
Da stellte er mehrere Büchsen vor mir auf. Ich<br />
fragte eingehend nach Preis und Güte jeder Sorte,<br />
schwankte endlich zwischen zweien, konnte mich<br />
nicht entschliessen und nahm schliesslich eine Prise<br />
zum Probieren. Ich musste sofort schrecklich niesen,<br />
und ein vehementes Lachen, das vor der Türe<br />
auf der Gasse draussen losbrach, machte mich besorgt.<br />
Ich beschloss, mich für diesmal zurückzuziehen.<br />
« Also danke schön. Ich komme dieser Tage dann<br />
nochmals her, wenn es wieder Schneeberger gibt.<br />
Es sollte doch eigentlich Schneeberger sein. »<br />
Mit höflichem Gruss verliess ich den Laden und<br />
stattete meinen Spiessgesellen Bericht ab, gab ihnen<br />
auch ihre zwei Rappen wieder. Der dritte hatte mir<br />
gehört. Auf dem Heimweg lachten wir nt>ch viel<br />
und berieten uns eifrig. Dann war unser Schlachtplan<br />
entworfen.<br />
Es gab einen sauren Tag für, den armen Sammetwedel.<br />
Gleich am folgenden Morgen erschienen,<br />
mit angemessenen Pausen natürlich, etwa dreissig<br />
Schuljungen hintereinander in seinem Laden, die<br />
alle Schneeberger Schnupftabak verlangten. Am<br />
Nachmittag und am zweiten Tage wiederholte und<br />
verdoppelte sich das Schauspiel. Der sanftmütige<br />
Kaufmann schnitt anfänglich saure Gesichter, dann<br />
wurde er grimmig und schliesslich war er nahe am<br />
Weinen, geriet in Raserei und schrie in der höchsten<br />
Fistel: « Hinaus!» sobald er das Wort Schneeberger<br />
;hörte. Vor der Ladentür aber standen, wir<br />
alle, selig wartend, und begrüssten jeden-seiner<br />
Zornausbrüche mit Zuruf und Wonnegeschrei.<br />
Am Abend des dritten Tages gelüstete es mich<br />
mächtig, selber noch einmal beim Sammetwedel<br />
vorzusprechen, was ich ihm ja eigentlich schuldig<br />
war. Ganz wohl war mir nicht bei diesem Unternehmen,<br />
und das erstemal kehrte ich auf der<br />
Ladentreppe wieder um. Aber dann schämte ich<br />
mich, fasste Mut und nahm den Türgriff nochmals<br />
in die Hand. Ich trat ein, sagte sittsam Grüss<br />
Gott und schwoll vor verhaltener Neugierde»<br />
« Wie ist's jetzt mit dem Schneeberger? »> fragte<br />
ich bescheiden. Natürlich glaubte ich bestimmt zu<br />
wissen, dass der Tabak unmöglich schon da sein<br />
könne.<br />
Der Mann warf mir einen gesalzenen Zornblick<br />
zu; er hatte mich nicht vergessen. Doch sagte er<br />
kein Wort, sondern kniff den Mund ein und stellte<br />
statt aller Antwort zu meinem - peinlichsten .Erstaunen<br />
eine Schachtel, vor mich hin, die den soeben<br />
eingetroffenen Tabak enthielt.<br />
Ich hatte keinen Rappen im Besitz und fing<br />
nun an, mich der Lage nicht mehr gewachsen zu<br />
fühlen." Vor der Türe brach das ganze Rudel meiner<br />
Kameraden in einen fanatischen Jubel aus. Sie<br />
hatten jetzt den doppelten Genuss, den Sammetwedel<br />
im höchsten Aerger und mich in der Klemme zu<br />
sehen. Mir wurde eng ums Herz.<br />
Aber es musste etwas geschehen; der Krämer<br />
sah meine Verlegenheit und starrte mich voll Ingrimm<br />
wartend ah. Ich nahm die verwünschte<br />
Schachtel in die Hand, roch verlegen an dem<br />
Luzern<br />
Schiller Hotel Garni<br />
Alle Zimmer mit lliess. Wasser<br />
o.Badu.Tel.Zimmerv. Fr.4.50<br />
an. Pens. Fr. 12.-. Autoboxen.<br />
Ed. Leimgruber, Bes.<br />
Der ehemals schimmernde Kristallufter, der<br />
nun seiner leuchtenden Prismen beraubt war<br />
und armselig wie ein abgenagter Knochen<br />
niederhing. Der bräunmarmorne Kamin, der<br />
wie ein Mausoleum aussah, mit einem rund<br />
ausgeschnittenen Rost!<br />
Ein trostloses Zimmer; und doch enthielt<br />
dieser Raum für Orchid, die nach einer end-,<br />
losen Wanderung gesehen hatte, um wieviel<br />
trauriger die meisten Pensionen aussehen<br />
konnten, viele Möglichkeiten, wenn er auch<br />
mit den verschnörkelten Samtmöbeln einer<br />
vergangenen Epoche ausgestattet war, und<br />
wenn auch zu den Ueberbleibseln von dem,<br />
was einmal ein Salon gewesen war, notwendige<br />
Dinge, wie ein Bett und ein Waschtisch,<br />
hingestellt worden waren.<br />
Zuerst die Fensterbeete. Frische Blumen<br />
in einer imitierten Majolikavase aus dem<br />
Erdgeschoss des Titanic, die sie auf ein kleines<br />
Marmorgestell am Fusse des Pfeilerspiegels<br />
stellte, würden das Zimmer auch<br />
verschönern.<br />
(Fortsetzung folgt.)
Schneeberger und stellte sie dann wieder auf den<br />
Ladentisch zurück.<br />
«Es ist doch nicht der richtige,» sagte ich<br />
schliesslich frech und entfloh eiligst nach dem Ausgange.<br />
Da ereignete sich etwas Äusgergewöhnliches. Der<br />
sanfte Samuel verlor den letzten'Rest seiner Würde,<br />
er sprang schnaubend hinter dem breiten Ladentisch<br />
hervor und stürzte mir nach auf die Gasse,<br />
mit fliegenden Rockschössen und klappernden Pantoffeln.<br />
« Der Sammetwedell Oha, der Sammetwedel! »<br />
schrien alle Jungen und rannten gassauf, gassab<br />
davon. Im Wettrennen brauchte keiner-von uns<br />
den Mann zu fürchten, auch ich hatte mich längst<br />
um die Hausecke gedrückt und fühlte mich gerettet,<br />
während der Wütende meinen Kameraden nachjagte,<br />
von denen er natürlich keinen erwischte.<br />
Und nun geschah das Merkwürdige: der Sammetwedel<br />
verlor im Rennen einen von seinen Pantoffeln<br />
— ich wie der Blitz hinterher, raffe den<br />
Pantoffel auf und verschwinde. Und der Sammetwedel<br />
hinkt halbstrümpfig ins Haus zurück. Es<br />
war eine vollständige Niederlage.<br />
tzwtdslose JCelinee als ausgefallene<br />
JCaMeehaasaäste<br />
Während es im allgemeinen der Wunsch<br />
eines Gasthausbesitzers ist, sein Lokal möglichst<br />
jeden Tag voll besetzt zu haben, hat<br />
der Besitzer des teuersten und elegantesten<br />
Belgrader Kaffeehauses versuchen müssen,<br />
sich mit Hilfe der Polizei gegen diesen Zustand<br />
zu schützen.<br />
Eines Tages nämlich rückten gegen drei<br />
Uhr nachmittags einfach, aber sauber gekleidete<br />
Männer und Frauen in das Kaffeehaus<br />
ein, und zwar in so nennenswerter Zahl, dass<br />
innerhalb weniger Minuten kein Platz mehr<br />
frei war. Das Haus war gewissermassen<br />
ausverkauft. Allerdings bestellten die Gäste<br />
sich durchwegs nur das allerbilligste Getränk,<br />
das auf der Karte zu finden war und<br />
benotigien für den Verzehr ausnahmslos so<br />
lange Zeit, dass,vor 10 Uhr abends keiner<br />
der Plätze mehr frei wurde. Die Folge war,<br />
dass all die wohlhabenden Gäste, die sonst<br />
zwischen 3 Uhr nachmittags und 10 Uhr<br />
abends das Lokal aufzusuchen pflegten, beim<br />
besten Willen keinen Platz mehr finden und<br />
also auch ihr Geld nicht zum Erwerb der<br />
teuren kleinen Kostbarkeiten ausgeben konnten,<br />
von deren Vertrieb der Wohlstand des<br />
Kaffeehausbesitzers hergeleitet wird. Der<br />
Eigentümer des Cafe"s brauchte nicht ganz<br />
zwei Tage, um zu entdecken, dass die Wasserkunden,<br />
die ihm während des wichtigsten<br />
Teils des Tages alle Stühle und Tische besetzten,<br />
erwerbslose Kellner mit ihren Frauen<br />
waren, die aus wohlüberlegtem Protest<br />
seine «Kunden» geworden waren. Die Gewerkschaft<br />
der Kellner hat nämlich schon<br />
seit langem vergeblich versucht, den Besitzer<br />
des Cafe"s zur Bezahlung anständiger Löhne<br />
zu veranlassen. Als es im Guten nicht ging,<br />
versuchte es die Gewerkschaft mit diesem<br />
Trick. Sie stattete eine genügende Anzahl<br />
erwerbsloser Kellner mit den Beträgen aus,<br />
die zum Kauf des billigsten Getränkes genügten<br />
und ersuchte sie, in solchen Massen<br />
die Gäste des geizigen Lokalbesitzers zu<br />
werden, dass für die übrigen Besucher kein<br />
Stuhl mehr übrig bliebe. Der so unter Druck<br />
gesetzte Lokalbesitzer wandte sich hilfesuchend<br />
an die Polizei. Seine Bitte, ihn von dem<br />
Kundensegen zu befreien, musste aber abgelehnt<br />
werden, weil die unerwünschten Gäste<br />
sich ruhig verhielten und ihr Getränk ordnungsgemäss<br />
bezahlten. Die Kellnergewerkschaft<br />
hat verlauten lassen, dass sie ihr Experiment<br />
fortsetzen werde, bis der gewünschte<br />
Erfolg eintritt.<br />
Ich trug den Pantoffel im Triumphe durch die<br />
abendliche Gasse, auf einen Stecken gestülpt, und<br />
wir johlten und sangen dazu. Es war ein schönes<br />
Stück, auf Stramin gestickt, mit einem üppigen Ornament<br />
von bläulichen Rosen.<br />
Die Mächtigen helfen einander, und Sammetwedel,<br />
den ich besiegt hatte, brachte mich auf dem<br />
Wege der Feigheit und der Diplomatie zu Falle.<br />
Ich habe für den Pantoffelraub zwei Trachten Prügel<br />
und drei Stunden Arrest bekommen, die eine<br />
Tracht zu Hause, die andere samt Arrest in der<br />
Schule. Unter meinen Kameraden aber war ich für<br />
lange Zeit zu einem bewunderten Stern geworden.<br />
Eigentlich müsste ich jetzt auch noch erzählen,<br />
wie ich — von meinem Vater nach langem, zähem<br />
Trotz gezwungen — dem Sammetwedel seinen Pantoffel<br />
wieder hintragen und selber überreichen<br />
musste. Da alles nichts half, tat ich wenigstens<br />
vorher noch ein wenig Vogelleim in das Innere des<br />
Schuhes. Aber das weitere ist für mich gar so beschämend.<br />
deiZeit<br />
Lilian wieder zu Hause.<br />
Eine alte Dame, ein grosses Tulpenbukett<br />
im Arm, winkt strahlend dem schönen blonden<br />
Passagier an der Reling der im Hafen<br />
manövrierenden « Europa» zu. Mrs. Haryey<br />
holt ihre berühmte Tochter ab..Lilian ist<br />
von Hollywood zurück. Man hat ihr eine<br />
luxuriöse Zimmerflucht in einem der grossen<br />
Hotels herrichten lassen, aber sie will lieber<br />
bei ihrer Mutter und ihrem Bruder draussen<br />
in dem kleinen Häuschen in Edgware wohnen.<br />
Aber schon muss sie die Neugier des<br />
Publikums befriedigen : Ja, sie wird in London<br />
spielen. Sie ist für drei Filme engagiert.<br />
Der erste, « Invitation to the waltz», wird<br />
nach dem gleichnamigen Radiohörspiel gedreht,<br />
und der zweite Film soll « Es war einmal<br />
» heissen und Ideen aus Grimms Märchen<br />
verfilmen, über den dritten steht noch<br />
nichts fest. — «Darf ich fragen, Miss Harvey,<br />
Sie tragen doch auf dem dritten Finger<br />
Ihrer linken Hand einen Platinreif — der übliche<br />
englische Ehering — und darüber, was<br />
man für einen Verlobungsring halten könnte,<br />
einen Brillantring.» Die Filmdiva schüttelt<br />
energisch den Kopf. «Nein, ich bin weder<br />
verlobt, noch verheiratet. Und nach dem,<br />
was ich in Hollywood an Ehen gesehen habe,<br />
werde ich vorläufig überhaupt nicht heiraten.<br />
Dort hat man den Eindruck, die Leute<br />
heiraten, nachdem sie sich drei Tage kennen,<br />
und lassen sich wieder scheiden, nachdem''<br />
sie zehn Tage zusammengelebt haben. Ich?<br />
werde es nach Möglichkeit zu vermeiden,<br />
suchen, zu heiraten, so lange ich noch mei-'<br />
nen Beruf ausübe, denn wenn ich einmal verheiratet<br />
bin, dann will ich nichts sein als nur<br />
Frau. Ich gehe eine Ehe ein, um sie zu bal-,<br />
ten, nicht um sie zu lösen. Seien Sie ganz"<br />
unbesorgt, diese Ringe sind nur Wahrzeichen<br />
der Freundschaft, und den «Ehering» habe<br />
ich zu Weihnachten in meinem Christmaspudding<br />
gefunden.»<br />
Der Schöpfer der Wolkenkratzer in einem<br />
Armenspital gestorben.<br />
In einem Krankenasyl in USA ist Frederik<br />
Philipp Dinkelberg, einst Amerikas berühmtester<br />
Architekt gestorben. Seine Karriere<br />
War echt amerikanisch. Aus bescheidenen<br />
Anfängen stieg dieser Selfmademan, der vor<br />
sechs Jahrzehnten als Schreiber eines Baumeisters<br />
seine Laufbahn begonnen hatte,<br />
zum Glanz der Macht und des Reichtums<br />
empor. Sein Name wurde ein Begriff und<br />
lange Zeit war er der Schlachtruf eines neuen,<br />
echt amerikanischen Baustils. Als steinreicher<br />
Mann schied Dinkelberg noch vor zwei<br />
AUTOMOBIL-REVUE <strong>1935</strong> — 28<br />
Jahrzehnten von der Stätte seines so erfolgreichen<br />
Wirkens. Eine schnellebige Zeit vergass<br />
alsbald den Mann der New Yorks erste<br />
Wahrzeichen ersonnen und errichtet hatte<br />
und der grosse Finanzkrach verschlang sein<br />
Riesenvermögen, das Dinkelberg einst erworben.<br />
Verbittert und enttäuscht, von einer<br />
Welt, die nicht mehr die seine war, starb<br />
nun der einstige Millionär nach schweren<br />
langen Leiden im Armenspital. -es.<br />
Sein einziger Liebesbrief.<br />
In der Gegend von Lancashire in England<br />
sind die Menschen einsilbig. Man führt eine<br />
Unterhaltung mit einem hingebrummten «Ja»<br />
und «Nein» für viele Stunden. Man beginnt<br />
eine Liebschaft mit einem fragenden Blick.<br />
Ein stummer Kuss besiegelt das Verlöbnis.<br />
Leonard Hütten, ein echter Sohn seiner Lancashire-Heimat,<br />
hat so, ohne dass je über<br />
Liebe geredet worden wäre, Alice erobert.<br />
Sie hatten geheiratet und sieben Jahre glücklich<br />
miteinander gelebt. Vor ein paar Wochen<br />
ist Alice ins Krankenhaus gekommen, ein<br />
Baby sollte geboren werden. Leonard blieb<br />
einsam zu Hause; nie war in all den sieben<br />
Jahren ein überflüssiges Wort gesprochen<br />
worden. Vielleicht zweifelte Alice daran,<br />
dass er sie liebe, vielleicht entbehrte sie ein<br />
liebes Wort von ihm. Und Leonard setzt<br />
sich an den Tisch, nimmt Papier und Feder,<br />
zerreisst ein Blatt nach dem andern, läuft<br />
auf und ab, und bringt doch schliesslich<br />
glücklich einen Brief zustande, den ersten<br />
Liebesbrief. Als er vom Briefkasten zurückkommt,<br />
ruft ihn die Nachbarsfrau zum Telephon.<br />
Wie er ist läuft er zum Krankenhaus.<br />
Ein Söhnchen ist tot geboren. Besinnungslos,<br />
mit einem müden Lächeln trifft er Alice. Sie<br />
erwacht nicht mehr. Steif und stumm sitzt<br />
Leonard viele Stunden neben der Toten. Da<br />
klopft es. Ein Brief für Alice Hutton... Leonard<br />
zerreisst ihn mit einem bösen Lachen<br />
und stopft die Papierfetzen in die Tasche,<br />
hundert kleine Schnitzelchen mit einem lieben<br />
Wort darauf, die ersten und die letzten,<br />
die er in seinem Leben gestammelt hat...<br />
Nach 4 Injektionen sagt jeder die Wahrbeit.<br />
Der gleiche amerikanische Erfinder. Leonard<br />
Keller, der vor einigen Jahren mit seinem<br />
Lügendetektor die Welt überraschte,<br />
bringt jetzt als Ergänzung gewissermassen<br />
ein «Wahrheitsserum» zur Kenntnis -der<br />
Oeffentlichkeit.<br />
Das Serum wird — nachdem man mit<br />
einem ähnlichen Präparat schon vor einem<br />
Jahr einmal arbeitete — dem zu Vernehmenden<br />
injiziert. In den schwersten Fällen genügen<br />
immerhin vier Injektionen, die an vier<br />
aufeinanderfolgenden Tagen gemacht werden,<br />
um auch den «härtesten Fall» weich<br />
zu machen.<br />
Während der Lügendetektor einfach ein<br />
Blutdruckmesser ist, der den erhöhten Energieaufwand<br />
verzeichnet, der zu einer,Lüge<br />
notwendig ist und so den Punkt zeigt, wo<br />
der zu Vernehmende schwirfdelt — handelt<br />
es sich bei dem Serum um ein Mittel zur<br />
Herabsetzung der Willenskraft. Wobei man<br />
freilich bei den Vorversuchen mehrfach feststellte,<br />
dass die Behandelten vollkommen<br />
hemmungslos wurden — und auch ihre Träume<br />
und ihre Gedanken als Taten gestanden.<br />
Was ein schwimmendes Hotel verbraucht.<br />
Meerluft macht Appetit. Jeder Schiffspassagier<br />
hat das an sich selbst staunend erlebt.<br />
Und wer etwa daran zweifeln sollte, wird<br />
durch Zahlen eines Besseren belehrt werden.<br />
Die «Ile de France », Frankreichs zur Zeit<br />
grösstes Schiff, führte auf einer der letzten<br />
Ueberfahrten von Le Havre nach New York<br />
folgende Lebensmittel an Bord mit: 6900Flaschen<br />
Weiss- und Rotwein, ferner 9300 Liter<br />
Wein für die Mannschaft — Wein wird<br />
auf den französischen Schiffen den Passagieren<br />
aller Klassen « ä discretion » kostenlos<br />
zur Verfügung gestellt — 5100 kg Rindfleisch,<br />
1100 kg Kalbfleisch, 390 kg Schweinefleisch,<br />
1700 kg Hammel- und 1400 kg Lammfleisch.<br />
Folgende Mengen von Geflügel wurden<br />
in fünf Tagen auf dem « grossen Teich »<br />
von. den Passagieren der « Ile de France ><br />
verzehrt: 2120 Hühner, 570 Tauben, 450 Enten,<br />
310 Kücken, 220 Truthennen, dazu 230<br />
Stück verschiedenen Wildes. 3800 kg frischer<br />
Fische dienten als zweiter Gang bei<br />
Dejeuner und Diner bzw. 400 kg Hummer und<br />
170 kg Langusten.<br />
Für besondere Feinschmecker wurden 300<br />
Froschschenkel gebraucht. Der Kaviar, der<br />
in der ersten Klasse zum Menü gehört, wird<br />
in der Statistik nicht aufgeführt. Wohl aber<br />
erfährt man die stattlichen Mengen an Gemüse<br />
und Früchten, die die Schiffspassagiere,<br />
auch wenn sie nicht Vegetarier sind,<br />
zu sich nehmen, etwa: 62,350 Orangen, Aepfel,<br />
Birnen, Grape-fruits und Zitronen, dazu<br />
5073 kg Weintrauben, Pfirsiche, Aprikosen<br />
und frische Pflaumen, 1450 kg Tomaten, 1350<br />
kg grüne Bohnen, 1300 kg Zwiebeln, 2850<br />
Selleriewurzeln, 4800 Köpfe grüner Salat, 1500<br />
Köpfe Chicoreesalat und 1200 Scarolesalat,<br />
750 Pakete Spargel und 220 kg Champignons.<br />
51,200 Eier, 1750 kg Butter, 2950 Liter Milch<br />
sowie 580 Liter Creme fraiche dienten zur<br />
Zubereitung der Speisen an Bord. In der<br />
Tat: das sind Zahlen, die nicht nur einer<br />
Hausfrau Respekt einflössen.<br />
SI.<br />
Eine Röntgen-Anektode.<br />
Wilhelm Konrad von Röntgen, der Nobelpreisträger<br />
für Physik und Entdecker der<br />
nach ihm benannten Röntgenstrahlen, hielt<br />
als junger ausserordentlicher Professor eine<br />
Experimentalvorführung, in der er auf die<br />
Elektrizität zu sprechen kam. Im Verlaufe<br />
dieser Vorlesung meinte er in Bezug auf<br />
eine grosse Leidener Flasche: « Meine Herren,<br />
Sie wissen, man kann mit derartigen<br />
Dingen nicht vorsichtig genug sein! Die<br />
Elektrizität ist eben imstande, den allergrössten<br />
Ochsen totzuschlagen...»<br />
Nach diesen Worten kommt er irgendwie<br />
einem Experimentalgerät zu nahe und man<br />
merkt ihm an, dass ihm die Berührung nicht<br />
gerade wohl getan hat. Aber Röntgen lässt<br />
sich seinen Schreck nicht merken, im Gegenteil,<br />
er will dies Geschehnis zur Beweisführung<br />
auswerten und fährt deshalb fort :<br />
«Nun, meine Herren, was habe ich Ihnen<br />
gesagt ? Sie sehen, was eine Unvorsichtigkeit<br />
nach sich ziehen kann... Aber, bitte, was<br />
folgern Sie daraus ? Was sagen Sie zu dem<br />
eben erhaltenen Beweis?»<br />
Und ein forsches, freches Studentlein der<br />
damaligen Zeit ruft : « Dass die Behauptung<br />
des Herrn Professors nicht ganz stimmt...»<br />
Er liest im Bett.<br />
Jane Harlow, die bekannte Erfinderin des<br />
Platinblond in Hollywood, erwartet ihre<br />
Scheidung von ihrem Gatten Hai Rosson. Er<br />
ist ihr dritter Mann. Vom ersten ist sie geschieden,<br />
der zweite ist gestorben. Als Scheidungsgrund<br />
hat sie «Grausamkeit» angegeben.<br />
Als eine Grausamkeit bezeichnet sie die<br />
Tatsache, dass Hai Rosson im Bett lese.<br />
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W 28 - <strong>1935</strong><br />
Was die Tttade 7hue& hingt<br />
Modebericht der Grands Magasins Jelmoll S. A.<br />
Kleiderstoffe.<br />
Anfangs März haben die Grands Magasins Jelmoli<br />
S. A., Zürich, in 16 Schaufenstern Kleiderstoffe,<br />
Seide und Kunstseide für die Frühjahrssaison<br />
gezeigt. Diese Ausstellung hat mit vollem<br />
Recht beim Publikum rege Beachtung gefunden,<br />
denn die neuen Kollektionen wurden mit grosser<br />
Sorgfalt zusammengestellt und zeichnen sich durch<br />
modischen Geschmack, hohe Qualität und bemerkenswerte<br />
Preiswürdigkeit aus. Stoffe der ersten<br />
Pariser Modehäuser wie Rodier und Meyer sowie<br />
von Sweetinburgh 'in London waren in diesen Sortimenten<br />
in reicher Auswahl vertreten.<br />
Für Complets und Ensembles sind als markanteste<br />
Modestoffe Corde-laine, Crepe Tournette,<br />
Georgette melange, Vigoureux und Vigoureux Perle<br />
zu nennen, die wegen ihres weichen Falls sehr<br />
beliebt eind. Für den rassigen Sport- und Reisemantel<br />
verwendet man kräftig aufgeworfene Gewebe<br />
mit wilden Noppeneffekten wie Shetland<br />
NoppS, Boutonne Sport. Büro Sauvage und Melange<br />
flamme.<br />
Für Kostüme und Complete bevorzugt man feine<br />
Melange Deux-tons, immer noch viel Angora- und<br />
Stichelhaareffekte.<br />
Die Merkmale der neuen Stoffe kann man kurz<br />
wie folgt charakterisieren: Cloque 1 - und Matelasse-<br />
Rffekte, starke Rippen, Diagonal- und Reliefwirkung,<br />
Noppeneffekte, Cr&pebindungen, Spiral- und<br />
Boucle'gewebe. In den Farben dominieren fneben<br />
viel grau und beige meliert, die sich speziell für<br />
Complets. Mäntel und Tailleurs eisnen) für Kleider<br />
reseda bis giftgrün, ziegelrot bis rost. bleu<br />
bis bleu nuit und sehr viel marine. Dip vielfältigste<br />
Anwendung für Kostüme findet in dieser Saison<br />
Leinen. Paris lanciert in der Hauptsache grobfädiges<br />
Leinen, vorwiegend naturel mit Noppeneffekten,<br />
aber auch viel bleu ciel und rose sowie<br />
die neuen Farben citron und ziegelrot.<br />
Seide und Kunstseide.<br />
Für diese Saison steht eine ganz grosse Druckmode<br />
bevor, und zwar Druck auf Seide und Kunstseid«,<br />
vorwiegend jedoch auf reiner Seide, auf unbeschwertem<br />
Crepe de Chine und Crepon envers<br />
Satin. Die Ausmusterung dieser Gewebe ist überaus<br />
vielseitig. Für das einfachere Nachmittagskleid<br />
werden sehr lebhafte, kleine Blumenranken<br />
auf dunklem Grund, vorwiegend schwarz, bevorzugt.<br />
Für das elesante Nachmittagskleid und<br />
auch für das Abendkleid finden sich in unserer<br />
Kollektion sehr aparte, grossgeblumte Dessins auf<br />
schwarzem Grund oder auch auf woiss und sonstigen<br />
Lichtfarben. Es sind dies Dessins in schönster<br />
Ausführung, exaktestem Fanddruck, die Blumen<br />
mannigfaltig abschattiert, künstlerisch geschaffen,<br />
hergestellt für die Pariser Haute Couture in den<br />
ersten Lyoner Seidenstoffdruckereien.<br />
In Kunstseide, d. h. auf Crepe-Gewebe verschiedenster<br />
Art, verfügt das grosse Zürcher Haus ebenfalls<br />
über eine sehr grosse Auswahl, jedoch findet<br />
man hier meist kleinere Dessins, ebenfalls in lebhaftem<br />
buntem Druck, darunter in der Schweiz<br />
hergestellte knitterfreie Qualitäten. Die bunte Mode<br />
erstreckt «ich auch noch auf Taffet gestreif, jedoch<br />
noch mehr auf Carreaux.<br />
In Uni-Geweben werden CloguSs bevorzugt in<br />
einfacher bis zur elegantesten Ausführung, einund<br />
zweifarbig und einige bedruckt. In Uni gibt<br />
es ferner Taffetas und sogenannte Mischgewebe<br />
aus Kunstseide und Wolle oder reiner Kunstseide,<br />
der Ersatz für das leichte Wollstoffkleid. * Für den<br />
Sommer zeigt das H\us eine grosse Auswahl in<br />
Vistrageweben und Leinenimitaten, letztere zum<br />
Teil ebenfalls knitterfrei.<br />
Kleider und Mäntel.<br />
Versucht man die Mode für Frühjahr und<br />
Sommer <strong>1935</strong> mit wenigen Worten zu charakterisieren,<br />
so muss man vor allem auf die scheinbar<br />
gesetzlose Vielfalt hinweisen. Jedes Pariser' Modellhaus<br />
hat eine besondere Note herausgebracht.<br />
Am Tage dominiert die sportlich betonte praktische<br />
Kleidung. An der Spitze steht das Complet, entweder<br />
Kleid mit Paletot oder das dreiteilige Complet,<br />
Jupe, Bluse und Paletot, letzterer meist dreiviertellang,<br />
weit im Rücken und bochschliessend.<br />
Aber auch kurze und halb-lange Jacken sowie Pelerinen<br />
sind sehr viel vertreten. Als Material stehen<br />
hierfür leichte Wollstoffe, Melangen, Vigoureux,<br />
Angoras und Jerseys im Vordergrund. Für<br />
den Sommer zeigt Paris sehr viel Leinengewebe,<br />
meist grobfädig und in Naturfarbe mit Noppen<br />
und Knoteneffekten. Sehr viel wird jetzt_ knitterfreies<br />
Leinen gebracht, weshalb es auch viel mehr<br />
Liebhaber findet als früher.<br />
Neben der Complet-Mode behauptet sich aber<br />
nach wie vor auch noch der klassische Tailleur.<br />
In dieser Saison sind die Jacken etwas länger,<br />
meist eng anliegend, aus kammgarnartigen Herrenstoffen;<br />
ferner sieht man Phantasie-Tailleurs ohne<br />
Kragen mit Gürtel und sportlichen Taschen aus<br />
melierten Phantasie- und Noppenstoffen.<br />
Die eleganten Nachmittagskleider sind in der<br />
Länge gleich geblieben, die Röcke sind teilweise<br />
sehr weit, vorne gezogen und hinten glatt; dagegen<br />
gibt es auch glatte Röcke, geschlitzt und mit<br />
seitlichen Falten. Fernerhin bleibt der sehräg geschnittene<br />
Rock in Glocken fallend noch sehr in<br />
der Mode.<br />
Die neuen, kurzen Aermel haben grosse Weiten<br />
und sind sehr kompliziert geschnitten, teilweise bis<br />
AUTOMOBIL-REVUE 15<br />
über die Ellenbogen geschlitzt. Der lange Aermel<br />
ist bis zum Ellenbogen eng, nach vorne sehr weit<br />
und fällt schräg geschnitten als Puff am Handgelenk<br />
wieder eng zusammen. Abwechslungsreich<br />
und phantasievoll sind die Oberteile und Achselpartien,<br />
sehr viel wird die Smockarbeit angewandt<br />
sowie Passen und Boleroeffekte. Die komplettierenden<br />
Jäckchen, Capes oder die halblangen Mäntelchen<br />
zeigen meist die beliebte, im Rücken weit<br />
fallende Form.<br />
Die fassonierten Stoffe nehmen, neben den Unis,'<br />
immer grösseren Raum ein. Eine ganz besondere<br />
Beachtung gebührt den Cloque's, deren Variationen<br />
unerschöpflich sind. Grosse und kleine Dessins sowie<br />
Streifen und Carreaux und entzückende Phantasiedessins<br />
wechseln miteinander ab. Taffet bleibt<br />
auch eine willkommene Bereicherung im Material,<br />
sowohl in Uni wie in Carreaux, besonders aber sind<br />
getupfte Tafte beliebt.<br />
Das ImprimGkleid wird in grosser Mannigfaltigkeit<br />
herausgebracht und die Vielfältigkeit der Dessins<br />
ist nicht zu beschreiben. Der Erfolg der Druckstoffe<br />
ist unbestritten. Noch stärker als bisher wird<br />
das Modebild durch farbenfreudige Dessins beeinflusst.<br />
Bunte Blumen, Blätter und Blüten stehen<br />
im Vordergrund. Daneben sind sehr beliebt Punkte<br />
und Tupfen in allen Grossen. Neben den bekannten<br />
Crep mat, Flamenga und Marocains wird nun auch<br />
Crepe Cloque bedruckt herausgebracht. Feine Organdis<br />
und Spitzengarnituren sowie' reiche Rüschen<br />
geben den bunten Kleidern ein duftiges Gepräge.<br />
Die Abendkleider sind sehr lang und sehr weit,<br />
immer noch vielfach vorne hochgeschlossen und im<br />
Rücken dekolletiert. Das Stilkleid hat eine grosse<br />
Bedeutung, fast alle neuen Formen sind demselben<br />
angelehnt. Als Material hat Taffet den Vorzug, und<br />
zwar meist Taffet-Chine, Carreaux und Tupfen,<br />
Taffet-Changeant; auch reinseidene Crgpe-Qualitäten<br />
mit reichem Druck wirken phantasievoll. Buntbedruckte<br />
Tülle, in der Schweiz hergestellt, sind für<br />
reiche Abendkleider sehr wirkungsvoll. Als Garnituren<br />
für Abendkleider stehen Blumen und Buketts<br />
im Vordergrund.<br />
Sportliche Mäntel werden auch dreiviertel- und<br />
siebenachtellang gezeigt, meistens in Sliponform und<br />
weit im Rücken. Sie bieten für Reise und Sport<br />
Bequemlichkeit und Bewegungsfreiheit. Aber auch<br />
der wenig taillierte Kammgarn- und Shetland-Mantel,<br />
der die normale Länge hat, ist für den praktischen<br />
Gebrauch nicht zu verdrängen. Elegante<br />
Mäntel in Schwarz und Dunkelblau aus Georgette<br />
und Reliefgeweben sind mehr garniert, ganz speziell<br />
mit Taffet am Kragen; Aermel, Schleifen, gesteppte<br />
Revers geben den Mänteln eine neue Note.<br />
Elegante Mäntel sind vielfach auch mit Taffet gefüttert.<br />
Die Farben für den Sommer sind wieder lebendiger.<br />
Als Modefarben speziell caramel, zimt, grün<br />
und bleu sowie grau und beige. An Stelle von<br />
schwarz wird wieder viel marine bevorzugt. Viel<br />
Kombinationen sieht man von marine mit weiss,<br />
bleu oder rosa, ferner sehr viel braun mit beige'<br />
oder grau mit marine.<br />
Hüte.<br />
Mit den ersten Frühlingsblumen erwachen auch<br />
die Wünsche unserer Damenwelt nach neuen Hüten,<br />
und das mit Recht, denn nach den langen Wintermonaten<br />
hat man das doppelte Bedürfnis, sich für<br />
«ihn » wieder hübsch zu machen und sich im neuen<br />
Gewand und neu c behütet» zu zeigen.<br />
Für jeden Geschmack hat Frau Mode gesorgt:<br />
Abbruch zu tun.<br />
kleine reizende Toques aus grobem Stroh mit kokettem<br />
Schleierchen, der feine Canotier, in vielen<br />
Modische Kleinigkeiten.<br />
Variationen zum Tailleur und Mantel passend, ferner<br />
mittelgrosse und ganz grosse Glocken mit flachen<br />
Köpfen und Bandbarett als Untergarnitur und<br />
als vielleicht vorübergehende extravagante Mode die<br />
Biedermeierschute, eine Erinnerung aus der guten<br />
alten Zeit, hübsch mit Spitzen und Blumen garniert.<br />
Sehr viel sieht man auch den Hut ä la<br />
Stromlinie, weit nach vorn vorschiessend, mit<br />
schmalem Band und kleinen Blüten garniert, sehr<br />
kleidsam und schick.<br />
An Farben bringt die Mode sehr viel marine,<br />
schwarz, beige, etwas braun und als neue Farben<br />
ombre von Patou, ein sattes Grün und Mais. Das<br />
Material: als grosse Neuheit, auch,in Paris bei ersten<br />
Modistinnen verweadet, das Röhrlistroh, ein<br />
Fabrikat aus dem Aargau, dazu sämtliche feine<br />
Exoten von Panama bis Baku.<br />
Schuhe.<br />
Das weiche Chamoisleder und das sportlichere<br />
Briar-proof haben ihre dominierende Stellung auch<br />
in der Frühjahrsmode eingenommen. Bequem und<br />
schmiegsam schliessen sie sich um den Fuss, und in<br />
unzähligen Modellen in Nachmittagsschuben, Trotteurs<br />
und Sportschuhen werden wir diesen Ledersorten,<br />
die so ausgezeichnet zu der Stoffmode passen,'<br />
zusammen mit weichem Chevreaux begegnen.<br />
'Sind es zu Beginn des Frühjahrs noch die dunklen<br />
Töne in Braun und Schwarz, die vorherrschen, so<br />
wird mit der fortschreitenden Sonnenwärme die<br />
Farbenskala heller und luftiger werden.<br />
Die besonders bevorzugten Pumps, teilweise mit<br />
grosser Fächerlasche, Lamballes mit Seidengarni-<br />
!hüh£ing. im TJlcdexeicfi<br />
Grosskampfzeit — Mode gegen Geldbeutel,<br />
Wunsch gegen- Wollen, Frau gegen Mann,<br />
man kann den lustigen Krieg nennen, wie<br />
man will. Der Sieger steht von vornherein<br />
fest, der Mann, das Wollen, der Geldbeutel<br />
unterliegen und müssen alle Bedingungen anerkennen.<br />
Alsbald setzt der Wettlauf der Siegerin<br />
mit dem Frühling ein. Nähmaschinen surren,<br />
Nadeln fliegen, Fäden werden zusehends<br />
kürzer und kürzer... .<br />
Häkelnadeln zaubern aus Schleifen, Oesen<br />
und Knoten tatsächlich vernünftige Kleidungsstücke,<br />
Stricknadeln klappern wie ein verstimmtes<br />
Storchenpaar, und Sticknadeln machen<br />
aus blassblauem Liniengewirr farbenfreudige<br />
Dekorationen.<br />
Aber Männer verstehen vielleicht nichts<br />
vom Werden eines Kleidungsstückes. Wenn<br />
so ein Kleid, Jumper, Pullover, oder was es<br />
gerade sein mag, endlich fertig ist, sieht es<br />
doch allemal wunderhübsch aus und sie finden,<br />
das so schmerzlich geleistete Opfer habe<br />
sich schliesslich doch noch gelohnt.<br />
turen und Bindeschuhe, werden leichter und durchbrochener,<br />
je mehr wir uns dem Sommer nähern,<br />
wo dann die ausgesprochene Sandalette ein fanz<br />
grosse Rolle spielen wird. Der Trolteurabsatz wird<br />
sehr beliebt werden, ohne jedoch dem Louis XV.-<br />
Absatz, der den Nacbmittagsschub so elegant macht,<br />
Kragen zu jedem Kleid heisst die Devise. Kaum<br />
ist der Königin Christine-Kragen verschwunden, beginnt<br />
ein neuer Triumphzug des Stils < Van Dyek >.<br />
Am Hals anliegend, in strenger oder duftiger Form,<br />
aus Satin oder Glasbatist mit Tollfalten, wirkt er<br />
sehr vornehm für das Strassenkleid. Eine weitere<br />
Neuheit sind die halbsteifen Bubikragen in halbrunder<br />
oder auch spitz auslaufender Form, die besonders<br />
in Verbindung mit Manschetten sehr kleidsam<br />
sind und jugendlich wirken. Dazu werden<br />
Schleifen oder Bridge-Krawatten aus Taft oder<br />
Moire" in verschiedenen Farbkombinationen getragen,<br />
wobei die Farben schwarz/weiss sowie marine/weiss<br />
in den Vordergrund treten. Spitzenkragen sind<br />
ebenfalls wieder grosse Mode. Den echten Spitzen<br />
wie Venise, Duchesse oder Bruges täuschend ähnlich,<br />
finden wir sie in prachtvollen Imitationen und<br />
aparten Formen, Als grosse Nouveaute ist der<br />
Stuartkragen zu nennen, hinten am Halse hochstehend;<br />
ebenfalls aus Spitzen geschaffen, verdient<br />
er durch seine Schönheit besondere Aufmerksamkeit.<br />
Dreieck-Schals sind nach wie vor modern und<br />
ein zierliches Kleidungsstück geblieben. Bevorzugt<br />
werden Punktdessins in allen Variationen. Hauptfarben<br />
sind marine/weiss, schwarz/weiss, braun/<br />
weiss, rot/weiss, ebenso zweifarbige Punkte. Kleine<br />
Jabottücher in Batikdruck sind eine grosse Neuheit;<br />
sie werden an den Kleidern mit schmucken Clip«<br />
befestigt. Viereck-Schals aus reinseidenem Chiffon<br />
oder CrSpe de Chine in modischen Farbstellungen<br />
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Im Jahre 1931 habe ich Alfons Paquet zum<br />
letzen Mal in Dresden gehört. In einem Vortrag<br />
suchte er sich als moderner Mensch Klarheit zu<br />
verschaffen in dem heutigen Chaos auf weltanschaulichem,<br />
politischem und wirtschaftlichem Gebiet.<br />
Der Mensch, der wirklich noch Geist entwikkelt<br />
(das war der Sinn), der wird sich aus dem<br />
Wirrwarr herausfinden. Er wird Führer aus dem<br />
Untergang sein. Eine bedeutende Lobrede auf den<br />
ideen- und den geisterfüllten Menschen. Sauber<br />
und klar waren die Formulierungen. Man<br />
hatte den Eindruck einer bedeutenden Persönlichkeit.<br />
Heute veröffentlicht Alfons Paquet seinen<br />
«Fluggast über Europa»<br />
Ich greife wahllos eine Stelle heraus: «Der<br />
Herr im Gabardine^Mantel liest die <strong>Zeitung</strong>. Der<br />
Herr in Blau versucht zu schlafen. Die Dame hinter<br />
mir schaut in ein Spiegelchen, dann schaut sie<br />
verloren in all das Weisse hinab. Ich entfalte den<br />
Taschenflugplan der Lufthansa. Das gelbe Blatt<br />
ist bedeckt mit Kreisen, die einander dünne Strahlen<br />
zusenden; scharfe Linien laufen nebeneinander,<br />
kreuzen sich und bilden Ketten. Auf den Linien<br />
sind Namen und Zahlen eingetragen, schwarz und<br />
rot. Das Ganze erinnert an eine Wiese mit viel<br />
Löwenzahn. Am linken Rand, durch ein wahres<br />
Schienenfeld von Linien miteinander verbunden,<br />
stehen London, Brüssel, Paris. In den Ecken sind<br />
Leningrad, Istambul, Sofia und Barcelona. Von<br />
Barcelona weisen Pfeilspitzen über den Rand der<br />
Karte. Da stehen die Namen Casablanca, Madrid,<br />
Südamerika. Andere Pfeile weisen nach...» Oder:<br />
«Die geriffelte, leicht gewölbte Tragfläche unter<br />
uns ist hellgrau bemalt. Sie hat ein breites schwarzes<br />
Band und die dicken, schwarzen Buchstaben<br />
D 1089 gegen den Rand hin. Nah am Rumpf<br />
schwebt der Kühler, vorgestreckt wie ein eisernes<br />
Haupt. Man könnte auf ihm sitzen wie auf dem<br />
Rücken eines Delphins...» Und so geht es weiter,<br />
endlos, es will nicht aufhören. Es ist nicht erlebt,<br />
sondern nur geschaut, ganz einseitig nur mit den<br />
Augen aufgenommen. Kein Auge aber hat Ideen,<br />
es empfängt lediglich Eindrücke. Unwillkürlich<br />
erinnere ich mich der Forderungen von 1931. Hier<br />
sind sie nicht erfüllt. Hier sind nur Eindrücke<br />
aufgezählt: Bedeutendes, Minderwertiges, Fesseln-<br />
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«Ja so ! » Das neue Dialektlustspiel der<br />
Präsensfilm A.-G.<br />
«Und das nennen Sie den Verkehr regeln?»<br />
«Das ist eine Erfindung von mir privat. Ich<br />
lasse alle Wagen halten, dann kommt den ganzen<br />
Tag über nicht ein einziger Zusammenstoss vor».<br />
«Wer von Euch Beiden hat nun reklamiert, dass<br />
der Braten zu zähe ßei?><br />
des und Belangloses. Nur gegen Schluss folgen<br />
einige geistvolle' Gespräche mit seinen Reisebegegnungen<br />
in gewandter, formvollendeter Sprache, die<br />
erkennen lassen, wie fesselnd ein Flug über Europa<br />
sein muss, wenn die Fülle der Eindrücke<br />
durch Ideen geordnet, wenn wirklich im Auf und<br />
Ab der Impressionen der Mensch aus seiner geistigen<br />
Suprematie heraus über die Materie<br />
herrscht. Gerade im Flugzeug, da« uns über die<br />
Materie erhebt, müsste die Sehnsucht zu dieser<br />
ordnenden, beherrschenden Tätigkeit wach werden.<br />
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28 - <strong>1935</strong> AUTOMOBIL-REVUE 11<br />
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A. C. S.<br />
SEKTION AARGAU. Im Monat April dieses<br />
Jahres jährt sich zum 25. Male der Gründungstag<br />
unserer Sektion. Trotz der Ungunst der<br />
Zeit möchten wir dieses Jubiläum doch mit einer<br />
bescheidenen Feier begehen und der Gründer und<br />
der um die Entwicklung unserer Sektion verdienten<br />
Männer gedenken. Das Programm ist wie folgt<br />
festgelegt worden:<br />
Samstag, den 6. April, 15 Uhr: Ordentl. Generalversammlung<br />
im Hotel Aarauerhof, Aarau, anschliessend<br />
Abendschoppen und Nachmittagstee<br />
für die Damen vom Club offeriert.<br />
18.30 Uhr: Offizielles Bankett und Jubiläumsfeier<br />
im städt. Saalbau in Aarau. Anschliessend<br />
grosser Ball. Es spielt das Tanz-Orchester Leo<br />
Sar aus Wien. Um Mitternacht: Tanzrevue<br />
«Ohne Geld um die Welt», getanzt vom gesamten<br />
Ballett des Zürcher Stadttheaters.<br />
Die Bankett- und numerierten Platzkarten<br />
•ind beim Sekretariate oder an der Abendkasse zu<br />
lösen. Der Anlass ist den Mitgliedern, Ehrengästen<br />
und andern durch die Mitglieder eingeführten Gästen<br />
reserviert. Das Programm bedarf keiner weitern<br />
Empfehlung und wird eicher seine Anziehungskraft<br />
nicht verfehlen. Zum Ausklang der<br />
Jubiläumsfeier findet Sonntag, den 7. April, nachmittags<br />
im Kurhaus Schloss Brestenberg am Hall-<br />
Wilersee eine freie Zusammenkunft statt.<br />
SEKTION BERN. Generalvirsammlung. Mit<br />
der ordentlichen Generalversammlung, die vergangenen<br />
Samstag nachmittag in Muri unter dem<br />
Vorsitz von Oberst Marbach einen flotten Verlauf<br />
nahm, fand ein überaus arbeitsreiches Clubjahr<br />
seinen AbscMaiss. Davon zeugte auch der breit angelegte<br />
und umfangreiche<br />
getreues und detailliertes Spiegelbild von der Sektionstätigkeit<br />
gab. Der Club hat neuerdings einen<br />
erfreulichen Zuwachs zu verzeichnen und wird<br />
demnächst das tausendste Mitglied willkommen<br />
heissen können. Unter allen Sektionen des schweizerischen<br />
Clubs steht Bern an fünfter Stelle, dürfte<br />
aber bald noch weiter nach vorne rücken.<br />
Sämtliche Kommissionen haben eine sehr rege<br />
Tätigkeit entfaltet. Insbesondere der erweiterten<br />
Sportkommission war mit der Organisation des<br />
Grossen Preises, an welchem sie einen besonders<br />
aktiven Anteil nahm, eine Aufgabe zugefallen, welche<br />
den Einsatz aller Kräfte erforderte. Das erfreuliche<br />
Ergebnis hat alle diejenigen, welche in<br />
uneigennütziger Weise mithalfen, für alle Mühe<br />
und Arbeit entschädigen können.<br />
Von der Jahresrechnung hat der Finanzgewaltige<br />
ebenfalls nur Angenehmes zu berichten, indem<br />
die Konten, trotz vermehrter Inanspruchnahme der<br />
Mittel, mit einem weiteren Vermögensvorschlag abgeschlossen<br />
werden konnten. Das Budget, welches<br />
sich ganz im Rahmen der einstimmig genehmigten<br />
Rechnung für das abgelaufene Jahr bewegt, findet<br />
ebenfalls Zustimmung. Um eventuellen Ansprüchen<br />
gerecht zu werden, die möglicherweise im Zusammenhang<br />
mit der Durchführung des Grossen Preises<br />
an die Mittel der Sektion gestellt werden könnten,<br />
wind auf Vorschlag des Vorstandes eine besondere<br />
Reserve von Fr. 6000.— bereitgestellt. Diese<br />
ist leicht zu beschaffen, da immer noch ein Gurnigelfonds<br />
in dieser Höhe besteht. Da kaum mehr<br />
,mit,der Wiederholung dieses einst - so klassischen<br />
Rennens zu rechnen ist, so war es durchaus am<br />
Platze, die dabei herausgewirtschafteten Mittel<br />
neuerdings sportlichen Zwecken zuzuführen ... sofern<br />
dies notwendig sein sollte, denn die letztes<br />
Jahr für den nämlichen Zweck ausgeschiedene Reserve<br />
floss unangetastet wieder in die Sektionskasse<br />
zurück.<br />
Ueber die sportliche Tätigkeit in der kommenden<br />
Saison referierte der Sportpräsident. Ihm zufolge<br />
stehen nach der bereits erfolgten Durchführung<br />
einer Winterfahrt noch folgende Veranstaltungen<br />
in Aussicht:<br />
5. Mai: Gymkhana.<br />
26. Mai event. 2 Juni: Kombinierter Wettbewerb<br />
mit dem Aero-Qhib (voraussichtlich eine Ballonfuchsjagd).<br />
Juli: Teilnahme am Autoslalom in Interlaken.<br />
24. August: Nationales Rundstreckenrennen für<br />
schweizerische Fahrer. Die Konkurren« wird aber<br />
nur ausgetragen, sofern sich genügend Nachwuchafahrer<br />
hiefür interessieren.<br />
25. August: Grosser Preis der Schweiz.<br />
26. Oktober: Autofuchsjagd.<br />
Auch die Touristikkommission kann mit einigen<br />
verlockenden Projekten aufwarten. Es soll eine<br />
8—lOtägige Auslandsfahrt veranstaltet werden, wo-*<br />
für drei Projekte vorliegen, nämlich Fahrt an die<br />
Loire und in die Boungogne (worauf be«&ndera<br />
Weinkenner aufmerksam gemacht seien) oder eine<br />
Reise nach Bruxelles zur WeUa.Us«tplIunff u n d Aufenthalt<br />
in einem Meerbade, oder endlich Heilt<br />
durch die Dolomiten ins Salzkammer|ut, Dia, Mitglieder<br />
werden Gelegenheit erhalten, eich rötttfij«<br />
eines Fragebogens für den einen oder anderen<br />
Vorschlag zu entscheiden. Als rein schweizorische<br />
Angelegenheit wird dann die Picknickfahrt im<br />
schösse des Kantonalverbande» »ur wiederholten<br />
Zhirchführun« gelangen. Der letsrtjährlge Erfeig, der<br />
ihr beschieden war, sichert ihf heute *otiqn ein»<br />
erneute grosse Beteiligung.<br />
Nachdem aus dem Kreise der Mitglieder dem<br />
Vorstande und insbesondere dem Präsidenten der<br />
verdiente Dank für die umsichtige Geschäftsleitung<br />
ausgesprochen worden war und dieser noch eine<br />
Anregung auf Schaffung einer unabhängigen technischen<br />
Beratungsstelle entgegengenommen hatte,<br />
konnte der administrative Teil der Tagung geschlossen<br />
werden. Ihm folgte nach einem gelungenen gemeinsamen<br />
Abendessen ein fröhlicher bunter<br />
Abend, zu dem neben einer lüpfigen Ländlerkape'lle<br />
verschiedene originelle künstlerische Kräfte zugezogen<br />
worden waren.<br />
bi.<br />
SEKTION ZÜRICH. Die am 28. März unter<br />
der Leitung von Herrn H. Hürlimann, Zürich, im<br />
Hotel Waldhaus Dolder abgehaltene Frühjahrsgeheralversammlung<br />
behandelte vorerst den Jahresbericht<br />
pro 1934, der von einer erfreulichen<br />
Entwicklung der Sektion. Zeugnis ablegt. Der Vorsitzende<br />
ergänzte denselben durch einige interessante<br />
Mitteilungen über Automobilgesetzgebung<br />
und Verkehrsunfälle, über Strassenwesen iowie<br />
über den Werdegang des Sekretariates, das nun<br />
im Haus Du Pont- bedeutend erweiterte. Lokalitäten<br />
beziehen konnte. Er betonte die vorbildliche Ausgestaltung<br />
des kostenlosen touristischen, technischen<br />
und Rechtsdienstes und konstatierte die Bereitwilligkeit,<br />
mit allen Verkehrsverbänden loyal<br />
zusammenzuarbeiten.<br />
Jahresbericht und Jahresrechnung, über welche<br />
Hr. Häsler referierte und die von einer erfreulichen<br />
finanziellen Erstarkung der Sektion<br />
Zeugnis ablegt, wurden einstimmig genehmigt und<br />
den Organen Decharge erteilt.<br />
Die Wahl des Vorstandes bestätigte die bisherigen<br />
Mitglieder, die Herren H. Hürlimann, M. Gassmann,<br />
F. Frey, C. Diener, H. Häsler, F. Steinfels,<br />
J. Guallini, alle in Zürich; W. Honegger, Niederglatt;<br />
Dr. Hasler, Winterthur; Dr. Stadler, Uster;<br />
Dr. Diener, Regensdorf; E. Hoerni, Winterthur; A.<br />
Egolf, Horgen; A. Hulftegger, Stäfa, und neu die<br />
Herren Dr. Hoerni, Zürich-AItstetten; Egli-Hess,<br />
.Pfäffikon, und Hrch. Meyer, Zürich. Mit Akklamation<br />
wurde an Stelle des demissionierenden H.<br />
Hürlimann Hr. M. Gassmann-Hanimann, Zürich,<br />
zum Präsidenten ernannt. Als Rechnungsrevisoren<br />
beliebten die Herren B. Denzler und F. Schneebeli,<br />
als Ersatzmänner Dr. Tellenbach, Thalwil und<br />
M. Hintermann, Zürich, als Geschäftsprüfungsetelle<br />
die Schweiz. .Revisionsgesellschaft AG.<br />
Bei der Wahl der 22 Delegierten für die Delegiertenversammlungen<br />
des A.C.S. wurden an Stelle<br />
der zurückgetretenen Herren Walder und von<br />
Schulthess die Herren A. Hulftegger, Stäfa und E.<br />
Wächter, Winterthur, und als neue Ersatzmänner<br />
die Herren Dr. Hoerni, Zürich-Altstetten, Hrch.<br />
Meyer, Zürich und Dr. A. Bosshard, Winterthur,<br />
gewählt. Ferner wurden als Vertreter in den neuen<br />
Zentralrat des A.C.S. bestimmt die Herren M.<br />
Gaesmann, F. Frey, Dr. Hasler, F. Steinfels und<br />
als Ersatzmann H. Hasler. Nach dieser harmonischen<br />
Durchführung des ganzen Wahlaktes konnte<br />
der Vorsitzende die Ernennung folgender Mitglieder<br />
zu Veteranen vornehmen: 0. .Haller, A. Hofmann,<br />
H. Jägli-Corti, H, Sax und A. Spoerry.<br />
Im Hinblick auf die am 7. April stattfindende<br />
Abstimmung über das neue Gesetz betreffend das<br />
Gerichtswesen wurde nach einem Referat von Hrn.<br />
W. Badertscher einstimmig und mit besonderem<br />
Nachdruck folgender Resolution zugestimmt:<br />
< Die Generalversammlung der Sektion Zürich<br />
hat von der am 7. April <strong>1935</strong> zur Abstimmung gelangenden<br />
Vorlage über die Abänderung des Gesetzes<br />
betreffend das Gerichtswesen im allgemei-<br />
Jahresbericht, der ein<br />
nen Stellung genommen.<br />
Im Gegensatz zu der bisherigen Gerichtsorganisation<br />
sieht das neue Gerichtsverfassungsgesetz<br />
vor, dass Anklagen über fahrlässige Tötungen in<br />
Zukunft nicht mehr durch dae Schwurgericht, sondern<br />
durch das Bezirksgericht mit Berufungsmöglichkeit<br />
an das Obergericht abgeurteilt werden sollten.<br />
Die Ueberlastung der Bezirksgerichte und insbesondere<br />
der Strafkammer des Obergerichtes als<br />
Berufungsinstanz, die durch die Vorlage nicht vormindert<br />
wird, bietet nicht die nötige Gewähr für<br />
die wünschenswerte, einwandfreie Abklärung des<br />
Tatbestandes. Dieser Aktenprozess bringt es auch<br />
mit sich, dass aus mangelndem persönlichen Kontakt<br />
mit dem Angeklagten die bedingte Verurteilung<br />
in der Regel aus generalpräventiven Gründen<br />
verweigert wird. Wenn schon der vorsätzliche<br />
Rechtebrecher, der unter Umständen wiederholt<br />
vorbestraft ist, einen Anspruch darauf hat, erst<br />
nach einem sorgfältigen schwurgerichtlichen Verfahren<br />
abgeurteilt zu werden, muss dieses Recht<br />
umso eher dem fahrlässigen Täter zugeständen<br />
werden.<br />
Die Generalversammlung des A. C. S. beschliesst<br />
dehalb, allen Verkehrsinteressenten die Verwerfung<br />
der Vorlage über die Abänderung de« Gesetzes betreffend<br />
das Gerichtswesen im allgemeinen zu empfehlen.<br />
»<br />
' Die mit dieser Resolution verbundene Diskussion<br />
zeitigte deutlich, dass die Zürcher A.C.S.isten<br />
gewillt sind, der Tendenz, für die Automobilisten<br />
-zweierlei -Recht zu-schaffen, zu-opponieren. -- r .- Jr<br />
Auf erfolgte Anfrage hin gab der Vorsitzende<br />
bekannt, dass die städtischen Behörden den Schritten<br />
für Lärmbekämpfung im Strassenverkehr sympathisch<br />
gegenüberstehen und dass die Verkehrsliga<br />
beabsichtige, die Verkehrswoche Ende Mai<br />
<strong>1935</strong>. durchzuführen.<br />
Am anschliessenden Nachteseen dankte Hr.<br />
Gassmann für die ehrenvolle Wahl zürn Sektionspräsidenten,<br />
während Hr. H. Wunderly dem abtretenden<br />
den verdienten Dank für seine ausgezeichnete<br />
Geschäftsführung in den letzten 5 Jahren<br />
aussprach. Hr. Hürlimann wird auch weiterhin<br />
dem Vorstand angehören.<br />
Mit dem nachfolgenden Lichtbildervortrag über<br />
«Eine Autoreise nach Schweden, Norwegen und<br />
Dänemark» machte Herr Dr. Weisbrod, Zürich,<br />
seinen Clubkollegen grösste Freude. Das war mal<br />
ein Lichtbildervortrag wie man ihn wünscht, ohne<br />
grosses Zutun, ohne jede Aufbauscherei, ohne unnützen<br />
Ballast, dagegen wohlgespickt mit einer<br />
reichsten Fülle persönlicher interessanter und amüsanter<br />
Reiseerlebnisse, waren doch die beiden Fahrer<br />
ausgezogen ohne Plan, quasi aufs Geratewohl,<br />
um viel zu sehen und zu kosten. V<br />
T. C. S.<br />
Eins Impflhlunu. Der T. C, S. ersucht die Automobilist«»,<br />
dl» beabsichtigen, anläßlich der Osterfolertaie<br />
eine Auslandsreise zu machen, ajch schon<br />
jltüt dtVPn (U überzeugen, ob ihre Triptyks bzw.<br />
Qr«n»p»«ei»r«ch?inhefte zu dles«m Zeitpunkt noch<br />
ifUtif «ein Wirden. Allenfalli sollten diese Zolldokument»<br />
BOG!) vor der Karwochs bei den Geschäftsstellen<br />
des T. C. S. erneuert werden.<br />
Zu Ostern: Fermanenzdianst beim T, Ö, %<br />
Anlässlich der Osterftlertage wird der T, C. 8.<br />
am Karfreitag, Osterionn. und Montag am Zentral«<br />
sitz in Genf einen Permanenzdienst einrichten.<br />
Fernsprecher 43.344, Telegrammadresse: Touringsuisse.<br />
Jeder Automobilist muss bei Auslandsreisen mit<br />
folgenden Dokumenten versehen sein.<br />
1. Schweizer-Freipass.<br />
2. Triptyk oder Grenzpassierscheinheft.<br />
3. Internationale Fahrausweise (Italien, Deutschland<br />
und Oesterreich verzichten auf diese Dokumente;<br />
in allen anderen Ländern und insbesondere<br />
in Frankreich müssen diese beiden<br />
Ausweise vorgewiesen werden).<br />
4. Reisepass (für jeden Insassen).<br />
Jedes Kraftfahrzeug muss sein Nationalitätszeichen<br />
führen; schweizerische Wagen demnach die<br />
beiden Buchstaben CH, die entweder schwarz auf<br />
weissem Grund an die Karosserie gemalt sein oder<br />
in Form einer ovalen Tafel befestigt werden können.<br />
Autosektion Aargau<br />
AUTOSEKTION GLARUS. Einladung zur 8.<br />
Hauptversammlung Samstag, den 6. April <strong>1935</strong>,<br />
20.30 Uhr, im Clublokal, Hotel Schweizerhof, Glarus.<br />
Traktanden: 1. Protokoll der 7. Hauptversammlung;<br />
2. Jahresbericht des Präsidenten; 3. Abnahme der<br />
Jahresrechnung, Bericht der Revisoren; 4. Festsetzung<br />
des Jahresbeitrages pro 1936; 5. Wahl des<br />
Vorstandes; 6. Publikationsorgan; 7. Beiträge an<br />
Verkehrsverein und Pro Klausen; 8. Arbeitsprogramm:<br />
a) Frühlingsfahrt, b) Schwesternfahrt, c)<br />
Sommerabendausfahrt, d) event. Besuch der Pneufabrik<br />
Pallas, Pfäffikon, e) Unterhaltungsabend;<br />
9. Verschiedenes. Nach Schluss der Verhandlungen<br />
offeriert die Sektionskasse einen Imbiss, Der<br />
Vorstand.<br />
Autosektion St. Gallen-Appenzell<br />
Die Sport- und Vergnügungskommission hat bezüglich<br />
der Reiseziele für die diesjährigen Sommerausfahrten<br />
noch keine definitiven Entschlüsse gefasst.<br />
Für eine Auslandsfahrt käme die Weltausstellung<br />
in Brüssel (Bahnfahrt) oder Süddeutschland<br />
(Autofahrt) und für eine Schweizerfahrt das<br />
Jungfraujoch in Frage. Es ist sehr schwer, sich<br />
für das eine oder andere Projekt zu entschliessen,<br />
wenn man die Wünsche der event. teilnehmenden<br />
Mitglieder nicht kennt. Aus diesem Grunde soll<br />
diesbezüglich anlässlich der Generalversammlung<br />
unserer Sektion, we'fche Sonntag, den 7. April,<br />
nachmittags 3 Uhr, im Restaurant Hof in Wil<br />
stattfindet, diskutiert werden. Wir möchten Interessenten<br />
für unsere Ausfahrten bitten, an der Generalversammlung<br />
in Wil teilzunehmen.<br />
Autosektion Waldstätte<br />
Fz.<br />
Generalversammlung. Die ordentliche Generalversammlung<br />
vom Sonntag, den 31. März, vereinigte<br />
im Saale des Hotel Monopol-Metropol einen engern<br />
Kreis besonders aktiver Clubmitglieder.<br />
Der Präsident, Verwalter Helmlin, begrüsste die<br />
Anwesenden aufs herzlichste. Diskussionslos wurde<br />
das Protokoll der letzten Generalversammlung genehmigt,<br />
worauf der Vorsitzende den umfangreichen<br />
Jahresbericht pro 1934 verlas, der nochmals das<br />
ganz bedeutende Tätigkeitsprogramm der Sektion<br />
aufrollte, das sich u, a. aus gemeinsamen Clubfahrten,<br />
gesellschaftlichen Veranstaltungen und dem<br />
T. C. S.-Hilfsdienst zusammensetzt. Nach Ausführungen<br />
des Präsidenten soll die Verlegung des beweglichen<br />
Hilfsdienstes von den im Winter weniger<br />
frequentierten Hauptstrassen auf die Zufahrtsstrasse<br />
zum Wintersportgebiet Engelberg allgemeines<br />
Lob gefunden haben. Der Jahresbericht, in<br />
dem auch eine Vergrösserung der Sektion um 81<br />
Mitglieder konstatiert wurde, fand allgemeine Zustimmung.<br />
Ebenso hatten die Rechnungsrevisoren die Jahresrechnung<br />
gutgeheissen und den verantwortlichen<br />
Vermögensverwaltern Döcharge erteilt.<br />
Der Bericht über das Office und Sekretariat werden<br />
erst mit dem Jahresbericht erscheinen.<br />
Im Hinblick auf die organisatorischen Veränderungen<br />
durch Bezug und Ausrüstung der neuen<br />
Bureaux wurde das Budget pro <strong>1935</strong> lebhaft besprochen,<br />
doch hatte die Diskussion vornehmlich informatorischen<br />
Charakter, so dass dasselbe in seiner<br />
ursprünglichen Form genehmigt wurde.<br />
Regem Interesse begegneten die Anträge über die<br />
Höhe des Sektionsbeitrages pro 1936. Die vorgeschlagene<br />
Erhöhung um Fr. 1.— drang bei der Abstimmung<br />
nicht durch.<br />
In der Ersatzwahl für den verdienten und zum<br />
Ehrenmitglied ernannten Dr. Real wurde als neues<br />
Vorstandsmitglied Gemeindepräsident von Reding-<br />
Falck gewählt. Die Zusammensetzung des Vorstandes<br />
hat sich auch dadurch verändert, dass der bewährte<br />
Organisator der grossen» Clubfahrten, Herr<br />
Ing. Schumacher, einstimmig in das Vorstandskollegium<br />
befördert wurde.<br />
Eine sehr "angeregte Debatte entwickelte sich über<br />
das Programm für das nächste Vereinsjahr. In der<br />
Präge der Auslandsfahrt einigten sich die Votanten,<br />
die mehrheitlich aber unverbindlich das Projekt<br />
einer Dolömitenfahrt guthiessen, dahin, dem Vorstande<br />
idje Kompetenz zum weitern Entscheide über<br />
Burchführung oder Abänderung zu überlassen.<br />
•-^"fn der anschliessenden Diskussion wurde u.a.<br />
die Initiative zum Versuch einer Selbstversicherung<br />
der Sektion ergriffen, die vom Vorstande mit einiger<br />
Skepsis an die Hand genommen wurde. — Die Verhandlung<br />
über den Ausbau des Cluborganes brachte<br />
der « Automobil-Revue» ein sehr lobendes Wort ein.<br />
— Eine kurze Anfrage betr. den Benzinzoll gab dem<br />
Präsidenten die Gelegenheit, die Stellung des T.C.S.,<br />
als Gegner jeder, Erhöhung, zu bekräftigen.<br />
StusB «l«»m Yerbänclen<br />
CHAUFFEUR-VEREIN ZÜRICH<br />
Monafsvtrsammlung: Mittwoch,<br />
den 8. April <strong>1935</strong> findet<br />
im Du Pont, 1. Stock, 20.15 Uhr,<br />
die nächste Zusammenkunft statt.<br />
Alle Aktivmitglieder sind ersucht,<br />
pünktlich und vollzählig<br />
zu erscheinen. Vorgängig der<br />
Traktandenbehandlung eine Vorführung<br />
mit Erklärungen der Generalvertretung<br />
des Ueberholungs-Signal «Transvox». Im Interesse<br />
der Sache erwarten wir einen pünktlichen und<br />
zahlreichen Besuch. Auch unsere verehrten Ehren-,<br />
Frei- und Passivmitglieder sind zu dieser Versammlung<br />
freundlichst eingeladen, sowie noch aussenstehende,<br />
gleichgesinnte Berufskollegen. Unter<br />
den zu behandelnden Geschäften folgt eine Bekanntmachung<br />
über eine Spende und deren Zweckbestimmung.<br />
Laut Antrag zur Wiedererstehung der<br />
Vereinsmusik, ersuchen wir alle musikalisch begabten<br />
Mitglieder und Freunde, sich umgehend anzumelden.<br />
Besucht regelmässig den Donnerstagabend-Stamm<br />
(20 Uhr) im Zeughauskeller, wo sich<br />
Jeder Über. die laufenden Vereinsangelegenheiten<br />
orientieren kann und yrp jeweils jede gewünschte<br />
Auskunft erteilt w|r4, Vorstand und Referent.<br />
Der Schweizerisch« Autostrassen-Verein (S.A.V.)<br />
hielt am 30. März unter dem Vorsitz von Herrn<br />
Regierungsrat Wenk (Basel) in Aarau seine ordentliche<br />
Mitgliederversammlung ab. In seinem Eröffnungswort<br />
erinnerte der Vorsitzende an den<br />
mustergültigen Ausbau der Gotthardstrasse auf der<br />
Südseite und an die Bedeutung der ganzjährigen<br />
Offenhaltung des Julier und Maloja, wobei er der<br />
besonderen Verdienste der Herren Kantonsingenieur<br />
Sutter (Chur) und Oberkursinspektor Endtner<br />
(Bern) gedachte. In bezug auf die Alpenstrasseninitiative<br />
hob er hervor, dass darin für den S.A.V.<br />
eine Kardinalfrage der Passus bildet, der den<br />
Ausbau nicht auf die Alpenstrassen beschränkt,<br />
sondern auch die Zufahrtsstrassen einbezieht, da<br />
nur auf diese Weise die Möglichkeit der Verwirklichung<br />
der Fernverkehrsstrassenprojekte geschaffen<br />
wird.<br />
Nach' Genehmigung von Jahresbericht, Jahresrechnung<br />
und Budget für <strong>1935</strong> wurde eine zwanzigprozentige<br />
Herabsetzung des Mitgliederbeitrages für<br />
solche Kantone und Gemeinden gutgeheissen, die<br />
nicht schon von der vorjährigen Reduktion betroffen<br />
wurden. Sodann beantragte Stadtpräsident Lindt<br />
(Bern), es sei vom S. A. V. an die Kosten der Projektierung<br />
einer Umgehungsstrasse von Bern ein<br />
Beitrag zu leisten. Auf Wunsch von Dr. Lüthy<br />
(Brugg) wurde der Beschluss in der Weise erweitert,<br />
dass der Arbeitsausschuss die Studien auch zu<br />
andern Strassenbauten angemessen subventionieren<br />
kann, sofern es sich dabei um Fernverkehrsstrassen<br />
handelt.<br />
An Stelle des verhinderten Kantonsingenieurs<br />
Zoppi (Bellinzona) gab Kantonsingenieur Keller<br />
/Zürich) an Hand,-ausführlicher Pläne eine Uebersicht<br />
über die bereits geleisteten und noch bevorstehenden<br />
Ausbauarbeiten auf der Südrampe des<br />
Gotthard. Weiterhin referierte Dr. Gubler (Basel)<br />
über das Projekt der Studienfahrt <strong>1935</strong> für<br />
Mitglieder des S. A. V., die drei Tage (Samstag bis<br />
Montag) umfassen und von Luzern nach Lugano zur<br />
Besichtigung der Gotthardstrasse, des Monte Ceneri<br />
und der neuen Gandriastrasse führen soll, während<br />
die Rückfährt durchs Centovalli, Simplon, Grimsel<br />
und Brünig nach Luzern vorgesehen ist. Sodann<br />
hielt Dr. Heller (Luzern) einen mit grossem Beifall<br />
aufgenommenen Filmvortrag über die letztjährige<br />
Studienfahrt des S. A. V. nach Belgien, Holland und<br />
den deutschen Reichsautobahnen. Der Vorsitzende<br />
schloss die Mitgliederversammlung mit dem Wunsch,<br />
dass sich ebenso wie 1934 auch an der diesjährigen<br />
Studienfahrt Strassenbehörden, Strassenbauer und<br />
Strassenbenützer zu gegenseitigem Verstehen zahlreich<br />
zusammenfinden möchten.<br />
Q<br />
Ersatzbrennstoffe im Fahrzeugbetrieb. Am letzten<br />
Donnerstag sprach in Bern auf Einladung der<br />
Ortssektion Bern des Schweizerischen Techniker-<br />
Verbandes Professor Dr. Schläpfer, Vizedirektor der<br />
E. T. H., über Ersatzbrennstoffe im Fahrzeugbetrieb.<br />
Wie man weiss, hat der Referent als Leiter der<br />
Versuche der Schweizerischen Gesellschaft zum Studium<br />
der Ersatzbrennstoffe der Förderung dieser<br />
Spezial-Wissenschaft grosse Dienste geleistet. Seine<br />
Kompetenz zur Behandlung einer der wichtigsten<br />
gegenwärtigen Fragen des Motorfahrzeugbetriebes<br />
und des interessanten Thema an sich versammelten<br />
denn auch die ungewöhnlich grosse Zahl von etwa<br />
100 Zuhörern im grossen Saal des Bürgerhauses.<br />
Einleitend machte der Referent darauf aufmerksam,<br />
dass die Frage der Verwendung von Ersatzbrennstoffen<br />
bis heute noch nicht restlos abgeklärt<br />
ist. und dass die Zukunftsentwicklung noch offen<br />
steht. Der Vortrag musste sich deshalb darauf beschränken,<br />
einen Ueberblick über den gegenwärtigen<br />
Stand der einschlägigen Technik zu geben. Die<br />
Verwendbarkeit eines Ersatzbrennstoffes hängt von<br />
zahlreichen Faktoren ab. Grösste Bedeutung haben<br />
vor allem der Energieinhalt und der Ablauf der<br />
Verbrennung. Eine grosse Rolle spielen weiter die<br />
Bequemlichkeits-Anforderungen, und schliesslich<br />
muss in allen Fällen die Wirtschaftlichkeit im Auge<br />
behalten werden. Es ist zu unterscheiden zwischen<br />
Ersatzbrennstoffen, die nur im Notfall brauchbar<br />
sein sollen, und solchen, die dem Benzin ebenbürtig<br />
sind. Wichtig ist ausserdem, ob der Brennstoff in<br />
einem speziell angepassten Motor oder in einer<br />
schon bestehenden, nur oberflächlich abgeänderten<br />
Maschine verbraucht werden muss.<br />
Zieht man nur Brennstoffe in Betracht, die im<br />
Notfall im Inland gewonnen werden könnten, so interessieren<br />
vor allen das Holz und der A1 -<br />
k o h o 1. Alkohol hat von vornherein eine sehr<br />
grosse Eignung. Der Wärmeinhalt des Alkohol-Luftgemisches<br />
ist hoch, die Gemischbildung einfach. In<br />
entwässertem Zustand lässt sich der Alkohol auch<br />
ohne weiteres mit Benzin oder Benzol zusammen<br />
verwenden. Die anfänglichen Schwierigkeiten seiner<br />
Entwässerung sind heute praktisch überwunden.<br />
Durch moderne Apparaturen ist es möglich, einen<br />
99,7prozentigen Alkohol in einem Arbeitsgang herzustellen.<br />
Für den Alkohol sprechen die grossen<br />
in der Schweiz verfügbaren Mengen, die den Vorrat<br />
an Benzin noch bedeutend übersteigen, spricht die<br />
Einfachheit der Abänderung der Motoren, die praktisch<br />
aus dem Auswechseln der Düsen und des Lüfttrichters<br />
im Vergaser besteht. Alles in allem hat<br />
man im Alkohol einen vorzüglichen Ersatzbrennstoff<br />
zur Hand. Technisch ist das Problem vollständig<br />
gelöst, und durch Mitwirkung des Staates, wie es in<br />
Frankreich, Deutschland und Oesterreich geschieht,<br />
ist auch die Wirtschaftlichkeit der Betriebsart erträglich.<br />
Aehnliches gilt vom Betrieb mit gasförmigen<br />
Brennstoffen, wie Leuchtgas, Butan, Propan usw<br />
Nimmt man das Gewicht der Stahlflaschen in Kauf,<br />
in denen die Gase komprimiert mitgeführt werden<br />
müssen, so steht in technischer Hinsicht einem einwandfreien<br />
Betrieb nichts im Weg. Allerdings fehlen<br />
heute noch die nötigen Tankstellen.<br />
Von den festen Brennstoffen kann für unsere<br />
Verhältnisse als Ersatzbrennstof nur Holz in Betracht<br />
kommen. Mit Rücksicht auf unsere grossen<br />
Waldbestände ist die Idee des Holzgasbetriebes bestechend.<br />
Schon theoretische Ueberlegungen zeigen<br />
jedoch, dass hier mit grösseren Schwierigkeiten gerechnet<br />
werden muss. Der Gemischheizwert des<br />
Holzgases liegt auch im günstigsten Fall bedeutend<br />
niedriger als derjenige der anderen Brennstoffe.<br />
Selbst wenn man das Holzgas in besonders hochkomprimierenden<br />
Motoren verwendet, was dank seiner<br />
hohen Kompressionsfestigkeit ohne weiteres<br />
möglich und auch angezeigt ist, kann ein Leistungsabfall<br />
nicht vermieden werden. Schwierigkeiten<br />
macht ausserdem die Erzeugung eines genügend<br />
gleichmässigen Gasgemisches. Die grossen notwendigen<br />
Zusatz-Luftmengen erschweren die Regelung.<br />
Wird dem Betrieb nicht das nötige Verständnis<br />
entgegengebracht und die Apparatur nicht sehr<br />
sorgfältig gepflegt, so sind grosse Leistungsverluste<br />
und empfindliche Störungen unvermeidlich.<br />
Bei einem nicht überdimensionierten Motor, wie er<br />
normalerweise für Holzgasbetrieb benützt werden<br />
sollte, kann dann das Fahrzeug auch einfach<br />
stecken bleiben. Als ungünstig hat sich vor allem<br />
nasses Holz und Holz von sehr verschiedener Korngrösse<br />
herausgestellt. Durch mangelhafte "Anlage<br />
oder Wartung der Reiniger oder durch falsche Behandlung<br />
des Generators können grössere Mengen<br />
Flugasche in den Motor geraten, welche die Schmierung<br />
schädigen, die Ventile am Schliessen hindern<br />
und die Gaskanäle verstopfen.<br />
Ein weiteres Problem bildet die Gestaltung und<br />
Unterbringung des Generators und der' Reiniger<br />
Die beste, weil auch anpassungsfähigste Vergasung<br />
ergibt bis jetzt der Imbert-Generator. Eines der<br />
Kernprobleme des Generatorbaues besteht darin,<br />
einen Verbrennungskorb zu finden, der genügend<br />
feuerfest und zudem leicht auswechselbar ist. Je<br />
enger der Korb, um so besser die Vergasung,,um so<br />
grosser aber auch die Korbbeanspruchung. Die<br />
Bestrebungen der Zukunft werden darauf gerichtet<br />
sein müssen, die Amortisationszeit der Generatoren<br />
zu verlängern und, wenn möglich, den Holzpreis,<br />
der gegenwärtig durchschnittlich 5 Rp. pro Kilogramm<br />
beträgt, noch weiter herabzusetzen. -s*<br />
Verantwortliche Redaktion:<br />
Dr. A. Büchi, Chefredaktion.<br />
(im Militärdienst abwesend.)<br />
W. Mathys. — Dr. E. Waldmeyer. — M. Bolliger.<br />
Telephon der Redaktion: 28222 (Hallwag)<br />
Ausserhalb der Geschäftszeit: 23.295.
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