E_1935_Zeitung_Nr.043
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BERN, Dienstag, 28. Mai <strong>1935</strong><br />
Nummer 20 Rp.<br />
31. Jahrgang - N» 43<br />
ERSTE SCHWEIZERISCHE AUTOMOBIL-ZEITUNG<br />
Zentralblatt für die schweizerischen Automobil- und Verkehrsinteressen<br />
ABONNEMENTS-PREISE:<br />
Ausgabe A (ohne Versicherung) halbjährlich Fr. 5.—, jährlich Fr.<br />
Ausland mit Portozuschlag, wenn nicht postamtlich abonniert<br />
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Vortrag von Dr. K. Lienert, Adjunkt des Polizeikommissärs, gehalten der Vereinigung<br />
schweizerischer Strassenfach männer am 25. Mai <strong>1935</strong> in Luzern.<br />
Auf eine kurze Formel gebracht will der<br />
Verkehr durch Fortbewegung Raum und<br />
Zeit überwinden. Stünden dieser Fortbewegung<br />
durch Raum und Zeit gleichartige<br />
und gleichrasche Verkehrsmittel zur Verfügung<br />
und den gleichartigen und gleichraschen<br />
Fahrzeugen ein gesonderter Raum,<br />
hätte die Polizei nur mehr zur Aufgabe, den<br />
Verkehr zu überwachen. Raum und Zeit<br />
werden jedoch durch die Mannigfaltigkeit<br />
der Verkehrsmittel so verschieden beansprucht,<br />
dass täglich neue Verkehrsprobleme<br />
zu lösen sind. An<br />
der Lösung der Verkehrsprobleme<br />
muss die Polizei mitarbeiten, weil ihr vorerst<br />
die Sicherheit und Ordnung auf öffentlicher<br />
Strasse Überbunden ist. Die Vorschläge<br />
zur Lösung der Probleme sind so vielfältig<br />
wie die Probleme selber. Wer irgendwie mit<br />
dem Verkehr zu tun hat, macht Vorschläge.<br />
Dabei will jede Verkehrsgruppe möglichst<br />
ihren Vorteil gewahrt wissen. Das führt oft<br />
nur zu Teillösungen. Die Polizei kann das<br />
Verkehrsproblem nur vom Standpunkt der<br />
Sicherheit aus angehen. Alle Benutzer öffentlicher<br />
Verkehrsstrassen haben ein Anrecht<br />
auf Sicherheit. Die Sicherheit verlangt<br />
aber, den gleichartigen und den gleichschnellen<br />
Verkehrsmitteln ihre eigenen Fahrwege<br />
zu geben, dem Auto die Autostrasse, dem<br />
Radfahrer den Radfahrweg, dem Fussgänger<br />
seine Spazierwege. Warum soll man hier<br />
nicht so konsequent sein wie bei der Eisenbahn?<br />
— Bis zur Durchführung dieser im<br />
Interesse der Verkehrssicherheit zu stellenden<br />
Forderungen wird noch viel Zeit vergehen.<br />
Aufgabe der Polizei ist es in der Gegenwart<br />
zum Rechten zu schauen und die<br />
bestehenden Verkehrsmissverhältnisse zu be-<br />
Jieben. Wenn die Polizei das schafft, was die<br />
Zeit fordert, dient sie am besten der Zukunft.<br />
Eine grosso Anzahl unserer Städte und Dörfer,<br />
ihre Strassen »und Plätze, die Verbindungswege von<br />
den Städten zu den Dörfern gehen in der Anlage<br />
auf das Mittelalter zurück. Damals umgab man die<br />
Marktplätze, um sie besser gegen Ueberfälle schützen<br />
zu können, mit Mauern. Um vielen Bewohnern<br />
Unterkunft zu bieten, wurde enge zusammengebaut.<br />
Wir können die Städte nicht einfach niederbrennen,<br />
wie einst Nero Rom. und sie dem heutigen<br />
Kraftfahrverkehr angepasst, neu aufbauen. Bei<br />
Neuanlagen aber muss man heute grosszügig genug<br />
sein. Hier müssen wir vom Auslande lernen und<br />
dafür sorgen, dass wir den Anschluss nicht verpassen.<br />
Weil der Verkehr ständig in der Entwicklung<br />
begriffen ist, muss neben der baulichen Gestaltung,<br />
die Verkehrsregelung durch die Polizei als ergänzende<br />
Hilfsmassnahme angewendet werden. Die<br />
bauliche Gestaltung braucht Zeit. Die Polizei kann<br />
aber durch Verkehrsregelung sofort eingreifen und<br />
durch Behebung der gröbsten Verkehrsmißstände,<br />
den Verkehr flüssig gestalten. Die polizeilichen<br />
Verkehrsmassnahmen sollten aber nicht zur Dauereinrichtung<br />
werden. Mit zunehmender Stabilisierung<br />
des Verkehrs, kann der Polizei nurmehr die<br />
Verkehrsüberwachung, also die eigentliche «Betriebskon<br />
trolle > als ständige Aufgabe zufallen. Die<br />
technische Verkehrsregelung durch Verkehrseinrichtungen,<br />
durch Verkehrszeichen, durch bauliche<br />
Messnahmen im Strassenbau und die generelle<br />
Verkehrsführung, also die «Betriebseinrichtung»<br />
muss Angelegenheit der Bauinstanzen werden.<br />
Gewisse Bewegungen, die im Verkehrsfluss eine<br />
dauernde Beunruhigung herbeiführen und Störungen<br />
verursachen, können auch durch bauliche Ver-<br />
10.-<br />
Polizei und Verkehr<br />
Erscheint jeden Dienstag und Freitag<br />
Wöchentliche Beilage „Autler-Feierabend". Monatlich.! mal „Gelbe liste"<br />
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kehrsmassnahmen nicht unterbunden werden. Es<br />
.sind daher verkehrspolizeiliche Vorschriften zur<br />
Durchführung fahrtechnischer Verbesserungen nicht<br />
zu entbehren. Verkehrsgesetze haben sich möglichst<br />
der Entwicklung des Verkehrs anzupassen, sie dürfen<br />
den technischen Fortschritt nicht hemmen. —<br />
Die in Verkehrsgesetzen und Verkehrsverordnungen<br />
niedergelegten Massnahmen, die im Interesse eines<br />
•geordneten. Verkehrs von den Strassenbenützern<br />
einzuhalten sind, sind bekannt. Ueber die Folgen,<br />
die aus der Nichteinhaltung der Verkehrsvorschriften<br />
resultieren,, gibt uns die Unfallstatistik sehr<br />
ernste Auskunft. Vergleichende Untersuchungen bedürfen<br />
allerdings noch einer gewissen Vorsicht, da<br />
die Unfallstatistik wegen der kurzen Zeit, seit der<br />
sie besteht und wegen der Ungleichheit der Erhebungsmomente,<br />
für die wissenschaftliche Verkehrsforschung-<br />
noch kein lückenloses Material zu liefern<br />
vermag. Wertvolle Aufschlüsse, wie sie als<br />
Grundlage zur Beseitigung von Verkehrsmissständen,<br />
dienen könnten, seien diese nun städtebaulicher,<br />
strassenbaulicher oder verkehrspolizeilicher<br />
Natur, sind im gewünschten Umfange nur beschränkt<br />
möglich, weil nicht nur die Anzahl der<br />
Verkehrsunfälle für den Gütegrad einer Verkehrsanlage<br />
massgebend ist, sondern weil zu einem gültigen<br />
Schlüsse auch die Verkehrsdichte bekannt<br />
sein muss.<br />
Einige allgemein gültige Folgerungen und<br />
Forderungen für künftige städtebauliche und<br />
strassenbauliche Verkehrsgestaltung, die sich<br />
beim Studium der Ursachen der Verkehrsunfälle<br />
aufdrängen, glaube ich, s trotz der<br />
Lücken der Unfallstatistik, nicht vorenthalten<br />
zu dürfen. Einmal ist festzustellen, dass immer<br />
noch über 90% aller Unfälle auf vorschriftswidriges<br />
Verhalten der Strassenbenützer<br />
zurückzuführen ist.<br />
Die Verkehrsdisziplin<br />
hat also noch keineswegs den Grad erreicht,<br />
den man vor ihr erwarten darf. Wenn in gewissen<br />
Grenzen die allgemein einsetzende<br />
Verkehrserziehung auch zu spüren ist, so<br />
sind Fälle rücksichtsloser Fahrweise auf seiten<br />
der Fahrer sowie Fälle von Unachtsamkeit<br />
auf seiten der Fussgänger noch zahlreich.<br />
Eine nennenswerte Besserung ist,Mer<br />
nur zu erzielen durch vermehrte, systematische<br />
Verkehrserziehung durch Elternhaus,<br />
Schule und Presse. Hand in Hand damit muss<br />
die Verkehrsüberwachung in der Durchführung<br />
der Verkehrsvorschriften schärfer werden.<br />
Die erforderlichen Massnahmen müssen<br />
sich weniger auf die Kontrolle der Papiere<br />
erstrecken, sondern vielmehr auf das Einhalten<br />
der Fahrregeln und das Befolgen der<br />
Verkehrsvorschriften durch Fahrzeugführer<br />
und Fussgänger. Das Uebertreten der Verkehrsbestimmungen<br />
ist durch fühlbare Geldbussen<br />
und im Wiederholungsfall durch Entziehen<br />
der Fahrbewilligungen zu bestrafen.<br />
Wenn derartige Massnahmen auch hart empfunden<br />
werden, so darf man vor ihnen nicht<br />
zurückschrecken, weil nur durch eine konsequente<br />
Schärfe eine verbesserte Verkehrsdisziplin,<br />
wie sie im Interesse aller Strassenbenützer<br />
liegt, zu erreichen ist.<br />
Bei der grossen Geschwindigkeit der Motorfahrzeuge<br />
ist<br />
die Anlage und der Zustand der Strassen<br />
von hervorragender Bedeutung. Auf gute Uebersicht<br />
besonders an Kreuzungen und Krümmungen,<br />
auf richtiges Querprofil, auf flache Scheitel und<br />
klare Randbeseichnungen muss viel Sorgfalt verwendet<br />
werden. Da viele Fussgängerunfälle dadurch<br />
entstehen, dass die Fussgänger, die die<br />
Strasse überqueren wollen, durch Bäume, Mäste,<br />
Plakatsäulen usw. herannahende Fahrzeuge, besonders<br />
Fahrräder und Motorräder, nicht rechtteitig<br />
sehen, und umgekehrt die Fahrer, die an den<br />
Strassenrand tretenden Fussgänger nicht, wäre zu<br />
überlegen, ob die Bepflanzung wichtiger Verkehrsstrassen<br />
mit Bäumen, nicht grundsätzlich aufgegeben<br />
werden sollte.<br />
In den Städten muss auch für das Freihalten<br />
des für die Verkehrsabwicklung benötigten Geländes<br />
vorausschauend gesorgt werden. Durch baugesetzliche<br />
Regelung sind weite Baufluchtlinienabstände<br />
sicherzustellen. Dann darf der ruhende<br />
Kraftfahrzeugverkehr nicht vergessen werden. Dies<br />
ist immer noch ein wunder Punkt. Ali Beispielen<br />
grossartiger Lösungen dieses Problems fehlt es<br />
zwar nicht. Ich habe aber das Gefühl, es müsse<br />
durchwegs noch mehr System in die Masse der<br />
ruhenden Fahrzeuge gebracht werden. Für parkende<br />
Fahrzeuge sind genügend Plätze und Strassen<br />
zur Verfügung zu,stellen. Man darf heute nicht<br />
mehr zögern, Verkehrsraum, den der fliessende Verkehr<br />
nicht braucht, in grosszügiger Weise für die<br />
ruhenden Fahrzeuge verfügbar zu machen. Auf<br />
keinen Fall darf im Anschluss an das Niederreissen<br />
von Häusern, unbekümmert von neuem<br />
drauflosgebaut werden, ohne dem Park- und Garagenproblem<br />
genügend Rechnung zu tragen. Bei<br />
Neuanlagen ist der ruhende Kraftfahrzeugverkehr<br />
in gleicher Weise zu berücksichtigen wie der fliessende.<br />
Grossen Einfluss auf die Unfallhäufung haben<br />
die Strassenkreuzungen.<br />
In vielen Städten ereignen sich bis zu 70 Prozent<br />
aller Verkehrsunfälle an Strassenkreuzungen. Zur<br />
Verhütung von Verkehrsunfällen muss an Strassenkreuzungen<br />
mit starkem Verkehr, der Verkehr<br />
durch Polizeimänner oder durch Signalapparate geregelt<br />
werden. Die Regelung durch den Verkehrsmann<br />
ist einer Regelung durch den Signalappart<br />
immer vorzuziehen, auch, -wenn der Signalapparat<br />
der ungleichen Verkehrsdichte der sich kreuzenden<br />
Strassen genügend angepasst werden kann. Zu<br />
Zeiten eines intensiven Kreuzungsverkehr muss die<br />
Verkehrspolizei die Strassenkreuzung überwachen,<br />
warum soll sie dann nicht gerade den Verkehr<br />
regeln. Zudem ist es dem Verkehrsmann auch möglich,<br />
einen Strassenbenützer, der die Kreuzung vorschriftswidrig<br />
befährt, zur Rechenschaft zu ziehen.<br />
Durch Brechen der Ecken und Abrunden der Trottoire<br />
können die Kreuzungen übersichtlicher gestaltet<br />
werden. Bei Neuanlagen in Städten muss<br />
daran gedacht -werden, die Zahl der Kreuzungen<br />
zu vermindern durch Sammeln des Verkehrs aus<br />
mehreren Häuserblöcken zunächst auf Zubringerstrassen.<br />
Diese sind dann an wenigen und hierfür<br />
geeigneten Stellen in die Hauptverkehrsader<br />
einzubinden.<br />
Strassen, die steil in Verkehrsadern einmünden,<br />
bergen ebenfalls Unfallgefahren. Im allgemeinen<br />
können jene Höchstgefälle, die einen ökonomischen<br />
Betrieb der Fahrzeuge noch gestatten, auch vom<br />
Standpunkt der Verkehrssicherheit aus noch als<br />
befriedigend angenommen werden. Das Höchstgefälle<br />
für lebhaft befahrene Verkehrsstrassen sollte<br />
nicht mehr als 5 % betragen. In unserem hügeligen<br />
und bergigen Gelände wird es nicht zu umgehen<br />
sein, dass Nebenstrassen ein stärkeres Höchstgefälle<br />
aufweisen. Bei Neuanlagen muss aber<br />
jedenfals darauf Bedacht genommen werden, auch<br />
die Nebenistrasse mit einem Minimum von Gefäll<br />
in die Verkehrader einzuführen.<br />
In engen Strassen, die nicht verbreitert werden<br />
können, was meistens in den Altstadtkasernen<br />
der Fall ist, kann die Unfallhäufigkeit dadurch<br />
vermindert werden, dass man den Verkehr nur in<br />
einer Richtung freigibt, die Strasse also als<br />
Einbahnstrasse<br />
bezeichnet. Die Einbahnstrasse bietet für den<br />
Fussgänger den Vorteil; nur die von einer Seite<br />
kommenden Fahrzeuge beachten zu müssen. Als<br />
Nachteil der Einbahnstrassen ist die Mehrbelastung<br />
der übrigen Verkehrsadern, sowie eine gewisse Beeinträchtigung<br />
der Anlieger anzusehen. Da es sich<br />
bei der Erklärung von Strassenzügen als Einbahnstrassen<br />
nur um Strassen mit wirklichen Verkehrsmisständen<br />
handeln kann, werden allfällige Nachteile<br />
immer noch leichter zu ertragen sein als<br />
Verkehrsübellstände und damit verbundene Verkehrsunsicherheit.<br />
Günstig ist die Durchführung<br />
von Einbahnstrassen stets, wenn für den entgegengesetzten<br />
Verkehr verhältnismässig gleichartige<br />
Parallelstrassenzüge in nicht allzu .grosser Entfernung<br />
vorhanden sind. Wichtig ist natürlich, dass<br />
der Verkehr in beiden Richtungen genügend Raum<br />
hat.<br />
Die Beteiligung der Fussgänger an den Verkehrsunfällen<br />
beträgt immer noch einen bedeutenden<br />
Prozentsatz. Der Fussgänger ist gegenüber dem<br />
Kraftfahrzeugverkehr, sofern er den gleichen<br />
Stassenraum benützen muss, stark im Nachteil.<br />
Wenn wir bedenken, dass bei einer Schnelligkeit<br />
von 60 Stundenkilometern das Motorfahrzeug 16,6<br />
Meter in der Sekunde zurücklegt, sehen wir ahne<br />
weiteres ein, dass der Fussgänger einfach nicht<br />
mehr imstande ist, der Schnelligkeit des Motorfahrzeuges<br />
seine eigene physisch mögliche Schnelligkeit<br />
entgegenzusetzen. Der Fussgänger ist deshalb auf<br />
der Strasse in besonderem Masse zu schützen.<br />
Dieser Forderung kann genügt werden durch<br />
Trottoire und<br />
Fussgängerstreifen<br />
In Städten und Dörfern sind keine Strassen ohne<br />
Trottoire zu dulden. Durch Schaffung von Fussgängerstreifen<br />
erhält der Fussgänger zum Ueberqueren<br />
der Fahbahn die notwendige Schutzzone.<br />
Die Schutzzone ist durch Metallnägel oder durch<br />
Farbstreifen deutlich zu markieren. In England<br />
ist man dazu übergegangen, in die Fussgängerschutzzone<br />
ein farbiges Zickzackband zu legen,<br />
damit für den Fahrer die Fussgängerstreifen besser<br />
sichtbar werden. Empfehlenswert wäre wohl<br />
auch, den über das Strassenniveau erhöhten Trottoirrand<br />
in der Breite des Fussgängerstreifens<br />
mitzumarkieren, allfällig in genügendem Abstande<br />
vor dem Fussgängerfitreifen, durch eine Signaltafel<br />
(Fussgänger in weissem Feld mit rotem<br />
Rand) auf. die Schutzzone aufmerksam zu machen.<br />
Wo Fussgängerstreifen geschaffen worden sind,<br />
ist der Fussgänger so zu erziehen; dass er zum<br />
Ueberqueren der Fahrbahn die Schutzzone benutzt.<br />
Es muss ihm eingeprägt werden, dass das Fahrzeug,<br />
wenn er auf dem Fussgängerstreifen die<br />
Fahrbahn überquert, auf den Fussgänger Rücksicht<br />
zu nehmen hat, wenn er aber an anderer<br />
Stelle die Fahrbahn überschreitet, der Fussgänger<br />
auf das Fahrzeug achten und ihm den Vortritt lassen<br />
muss. Benimmt sich der Fussgänger vorschriftswidrig,<br />
dann sollte er gleich wie der<br />
Fahrzeuglenker, der gegen die Verkehrsvorschriften<br />
handelt, bestraft werden können. Kantonale und<br />
kommunale Gesetzgebung wird in dieser Beziehung<br />
das Bundesgesetz über Motorfahrzeug- und Fahrradverkehr<br />
ergänzen müssen.<br />
Durch das Herausnehmen des Fahrradverkehrs<br />
auf besondere<br />
Radfahrstreifen<br />
könnten die Unfälle auf der Strasse noch bedeutend<br />
herabgesetzt werden. Holland hat das vorhildlich<br />
durchgeführt. Die Beteiligung der Radfahrer<br />
an den Verkehrsunfällen geht bis zu 30<br />
Prozent. Zu manchen Tagesstunden ist der Fahrradverkehr<br />
der bei weitem stärkste im Strassenbild,<br />
nicht nur im Vergleich zum Fussgängerverkehr.<br />
Wenn in einer Strasse zu bestimmten Zeiten<br />
fast ebensoviela Radfahrer verkehren wie Fuss-<br />
INSERTIONS-PREIS:<br />
Die achtgespaltene 2 mm hohe Grundzeile oder deren Raum 45 Rp.<br />
Grössere Inserate nach Spezialtarif.<br />
Inseratenschluss 4 Tage vor Erscheinen der Nummern<br />
Wir berichten heute<br />
Ober:<br />
Motorfahrzeugstatistik.<br />
Querschnitt.<br />
Ein neuer Prüfungsbericht.<br />
Fiat-Grossflugzeug.<br />
Eine transkontinentale Autostrasse.<br />
Pfingstbeilage.<br />
ganger, so haben diese Radfahrer ebensogut, wie<br />
die Fussgänger einen öffentlichen Anspruch* auf<br />
einen eigenen Weg. Im Interesse der Verkehrssicherheit<br />
imiss es soweit kommen, dass man sich<br />
von einer städtischen Strasse den Radfahrweg sowenig<br />
wegdenken kann wie das Trottoir.<br />
Unter die Verkehrseinrichtungen, die den Verkehr<br />
bedeutend verbessern, möchte ich besonders<br />
die Verkehrspiosten<br />
rechnen. Erforderlich ist, dass der Verkehrspfösten,<br />
errichtet zur Teilung des Verkehrs bei Strasseneinmündungen,<br />
tagsüber durch Färbung, am wirksamsten<br />
ist schwarz auf gelb, nachts durch direkte<br />
oder indirekte Beleuchtung auffallend sichtbar gemacht<br />
wird. Der Sockel des Pfostens sollte durch<br />
Buntanstrich ebenfalls auffällig gemacht werden.<br />
Der Verkehrspfosten ist rechts zu umfahren. Das<br />
zu vielen Unfällen führende Kurvenschneiden ist<br />
damit verunmöglicht. Ein weiteres wirksames Mittel,<br />
die Verkehrssicherheit zu erhöhen, ist die Trennung<br />
der Fahrbahnen durch gelbe Farbstriche, besonders<br />
in den Kurven.<br />
Eine wichtige Rolle für die 'Unfallverhütung<br />
spielt<br />
die Beschaffenheit der Strasse.<br />
Der heutige Schnellverkehr und der sthwere<br />
Lastverkehr braucht unbedingt befestigte<br />
Strassen. Die unbefestigte Strasse ist unfällreif,<br />
wenn sie dem Motorfahrzeug dienen<br />
muss. Dass auch die Art des Unterbaues<br />
und ebenso die Art des Oberbaues unfällvermehrend<br />
oder unfallvermindernd wirken<br />
kann, ist Ihnen als Strassenfachmänner ge^<br />
läufig. Die Unfallstatistik für die Stadt Luzern<br />
ergibt u. a. 58 Unfälle auf Stampfasphalt,<br />
29 auf bituminösem Belag, 21 auf<br />
Makadambelag, 6 auf Kleinsteinpflästerung,<br />
1 auf Betonbelag. Um hier schlüssig urteilen<br />
zu können, müsste man neben der Verkehrsdichte<br />
auf der betreffenden Strassendecke<br />
auch die Ausdehnung im Verkehrsraum kennen.<br />
Allgemein wird man sagen dürfen, dass<br />
der Stampfasphalt am meisten Urifallgefähr<br />
in sich birgt. In unserer Gegend ist natürlich<br />
auch daran zu denken, dass an über 150<br />
Tagen während des Jahres die Strassendecke<br />
feucht und damit die Gefahr des Gleitens<br />
vermehrt ist. Auf das Rauhalten dsr<br />
Strassendecken ist grosser Wert zu legen.<br />
Zu Unfällen führt auch die schlechte Beschaffenheit<br />
der Strassen. Durch grosse Belastung<br />
schnellfahrender Wagen entstehen<br />
Schlaglöcher und abgefahrene Stellen anderer<br />
Art, die nicht vernachlässigt werden<br />
dürfen.<br />
Die Strasse ist Trägerin des Verkehrs.<br />
Auf ihr wickelt sich das Verkehrsleben ab.<br />
Lage und Ausbildung der Strassen, Gefälle,<br />
Querschnitt und Kreuzungen bestimmen eigentlich<br />
den Grad der<br />
Verkehrssicherheit.<br />
Den polizeilichen Hilfsmitteln zur Verkehrsregelung<br />
sind enge Grenzen gezogen. Nur<br />
Strassenbau, Städtebau und Verkehrstechnik<br />
können durchgreifend Abhilfe schaffen.<br />
Die Polizei weiss, dass sie eine besonders<br />
schwere Verantwortung trägt und verpflichtet<br />
ist, von sich aus alles Erdenkliche zu tun,<br />
um mit den ihr zu Gebote stehenden Mitteln<br />
helfend und fördernd einzugreifen. Die<br />
Aufgabe der Strassenfachleute aber besteht<br />
darin, die Strassen verkehrsreicher anzulegen,<br />
auszubauen und zu unterhalten, damit<br />
helfen sie in stärkstem Masse mit, die Verkehrsunfälle<br />
zu vermindern. Die bewusste<br />
Bekämpfung der Verkehrsunfälle auf der<br />
Strasse ist bei der weittragenden Bedeutung<br />
der Strassen zu Stadt und Land für den gesamten<br />
Verkehr geradezu eine Frage der<br />
Volkswohlfahrt.<br />
Aus technischen Gründen beginnt in dieser<br />
Nummer das Feuilleton auf Seite 2.
2 AUTOMOBIL-REVUE. <strong>1935</strong> -N°<br />
Schweizerische Rundschau<br />
Motorfahrzeugstatistik<br />
für das I. Quartal <strong>1935</strong>.<br />
Die Zahl der eingeführten und der in Verkehr<br />
gesetzten fabrikneuen Motorfahrzeuge<br />
hat seit 1930 noch nie einen solchen Tiefstand<br />
erreicht wie im I. Vierteljahr <strong>1935</strong>. Einzig<br />
die Zahl der eingeführten Motorräder ist<br />
in der gleichen Periode des Vorjahres noch<br />
etwas tiefer gewesen. Besonders auffällig<br />
ist der starke Rückgang der eingeführten<br />
Motorwagen, und zwar von 2285 auf 2062.<br />
Aber auch die in Verkehr gesetzten fabrikneuen<br />
Personenwagen haben gegenüber :der<br />
gleichen Vorjahresperiode zahlenmässig eine<br />
nicht unbedeutende Senkung zu verzeichnen.<br />
Wie .das Eidg. statistische Amt in Nr. 5 der<br />
«Volkswirtschaft» feststellt, mag diese<br />
Entwicklung in dem verspäteten Eintritt der<br />
wärmeren Witterung im laufenden Jahre,<br />
zum grossen Teil jedoch auf die allgemein<br />
ungünstige Wirtschaftslage der Schweiz zurückzuführen<br />
sein. Besonders auffällig macht<br />
sich dies in der geringeren Zahl der in Verkehr<br />
gesetzten fabrikneuen Motorräder bemerkbar,<br />
und nicht mit Unrecht wird darauf<br />
hingewiesen, dass das «Auto des kleinen<br />
Mannes» besonders krisenbedroht ist. Die<br />
Zahlen der in Verkehr gesetzten Motorräder<br />
sind gegenüber der gleichen Zeit des Vorjahres<br />
auf weniger als die Hälfte, d. h. von<br />
496 auf 220 Einheiten, zurückgegangen, während<br />
im I. Vierteljahr 1930 noch der neunfache<br />
Betrag des I. Quartals <strong>1935</strong> zu verzeichnen<br />
war. Wie sich die Einfuhr- und die;<br />
Verkehrsbewilligungen im I. Quartal von<br />
1930 bis <strong>1935</strong> entwickelt haben, geht aus<br />
nachstehender Zusammenstellung hervor:<br />
Eingeführte in Verkehr gesetzte fabrikneue<br />
Ente Motor- Motor- Personen- Last- Trak- Motor-<br />
Vierteljahre wagen rüder wagen wagen ') toren rüder<br />
•1930 2772 1442 2550 554 40 1987<br />
1931 2348 1039 2062 616 40 1122<br />
1932 2199 845 1996 486 59 975<br />
1933 2392 195 2052 346 36 375<br />
1934 2285 157 1839 451 33 496<br />
<strong>1935</strong> 2062 196 1742. 258 31 220<br />
*•) Inbegriffen Lieferung-, Spezialwagen, Autobusse.<br />
Voraussichtlich hat sich eine Anzahl von<br />
Käufern, die früher nur für Motorräder in<br />
Frage kamen, den stark verbilligten Kleinwagen<br />
zugewandt. Namentlich die in Ver-.<br />
kehr gesetzten Personenwagen deutscher<br />
Herkunft mit unter 6 PS haben sich derZahl :<br />
nach verdopipeltj während diejenigen, mit 6.<br />
bis 10,9 PS- um 13% zugenommen.- haben.<br />
Mannequin.<br />
Roman von Fannie Hurst<br />
(30. Fortsetzung.)<br />
O N<br />
«Kann sein. Aber bitte, es gibt ein paar<br />
Sachen, die ich darüber sagen möchte; die<br />
ich nicht bloss mit einem Ja' oder .Nein'sagen<br />
kann. Orchid wollte nicht...»<br />
«Antworten Sie auf die Fragen. War der<br />
Ermordete...»<br />
«Euer Ehren, ich erhebe Einspruch.»<br />
«Einspruch bewilligt.»<br />
«War der verstorbene Mr. Terry seh^<br />
deutlich in seinen Aufmerksamkeiten gegen i<br />
Miss Sargossa?»<br />
i<br />
«Euer Ehren, ich erhebe Einspruch.»<br />
«Einspruch bewilligt.» \<br />
«Das genügt. Der Nächste.» ;<br />
Es war zu unglaublich. All das. Ich muss:<br />
auftauen. Ich muss auftauen. Für Martin. Für'<br />
sie. Für die Geschworenen. Für das Walross,'<br />
die Tomate und Slatt. Plötzlich, jetzt, erhe-'<br />
ben sich Wolken auf jeder Seite. Die Mädchen.<br />
Was sie sagten mit ihren biossen «Ja» !<br />
und «Nein», Hess es so anders erscheinen.'<br />
Wie das Gesicht des Staatsanwaltes sich<br />
wand. Oh, und Myrrh war ganz steif dage-:<br />
sessen wie hypnotisiert und hatte geantwpr-'<br />
tet, ohne ihre Augen von den seinen zu lassen..Und.<br />
einmal sagte sie «ja», als sie «nein»<br />
meinte, und versuchte es zurückzunehmen.<br />
Es war ein wichtiges «Nein». Wichtig fürÖr-;<br />
chid, die dasass und ihre Nägel in die Handflächen<br />
grub. Aber er wollte das «Ja» nicht:<br />
ungesagt sein lassen. Wie er bellte, wie er,<br />
miaute. Wie er sein Gesicht verkniff, um sie;<br />
zu erschrecken. Arme kleine Ciarice, sie;<br />
hatte so kühn und geschminkt die Geschwo-'<br />
renen angesehen. Aber sie hätte weinen wollen.<br />
Aus Mitleid und Furcht. Orchid konnte<br />
es merken, an der Art, wie ihre Nüstern # ge-;<br />
zittert hatten. Der Staatsanwalt bellte so'und<br />
•alle diese kühnen, geschminkten, nichtsnut-i|<br />
zig aussehenden Mädchen wollten helfen und;<br />
gerade durch dieses auffallende nichtsnut-']<br />
zige Auftreten schadeten sie eher. Wolken,'<br />
stiegen auf. Ah, da war Martin. Jetzt, jetzt/<br />
lieber Martin, sag' es ihnen. Warum Hess<br />
man Martin nicht sprechen?<br />
«Ich erhebe Einspruch.»<br />
«Einspruch bewilligt.» :<br />
Oh, warum Hess man denn Martin nicht;<br />
sprechen? Immer nur dieses Ja und Nein. Armer<br />
Martin, in seinem. Kummer; er rutschte<br />
in dem ZeugenstuhPhin und her und machte<br />
Eine analoge Verschiebung ist bei den .Klein*-<br />
wagen italienischer Herkunft festzustellen 1 .<br />
Auf der andern Seite ist gegenüber der vor--<br />
jährigen Verglerchsperiode eine gan£' unbe^<br />
deutende Zunahme der schweren Personenwagen<br />
mit 21 und mehr PS zu beobachten.<br />
Besonders auffällig ist die Abnahme von 451<br />
auf 258 Einheiten der in Verkehr gesetzten<br />
fabrikneuen Lastwagen gegenüber dem<br />
I. Quartal des Vorjahres. Die eingeführten<br />
karossierten Lastwagen haben zwar an Zahl<br />
noch etwas zugenommen (+2), während die<br />
Einfuhr von Fahrgestellen von. 304 auf 173,<br />
laut nachstehender Aufstellung, zurückgegangen<br />
ist;.'<br />
Eingeführte<br />
Erste . " Personenwagen . Lastwagen<br />
Vierteljahre Karosserierto Fahrgestelle Karosterlerte Fahrtest.<br />
1934 ,•- 1755. 182 44 " 304<br />
* "<strong>1935</strong> ~ ," 1678 '•" 165 .46., ,..'173<br />
Folgende Tabelle orientiert über die Herkunft<br />
der eingeführten und in Verkehr gesetzten<br />
Wagen nach Ländern:<br />
. Eingeführte In Verkehr gesetzte fabrikneue<br />
Per-<br />
Per-<br />
Herstellung»- sonen Last- Motor- sonen- Last- Trak- Motorland<br />
wägrn wagen 1 rSdcr wagen wagen 1 toren räder<br />
Schweiz : - — -*-•: —> — 71 22^114<br />
Deutschland 436 45' 75 423 40 1- 31<br />
Frankreich 254 50 6 283 24 — 8<br />
Italien 236 14 2 241 6 1 3<br />
Oesterreich " 4 —• 30 14 — — 7<br />
Belgien ' — — 16 2 • — — 4<br />
England* •• 163 27 -63 181 36 3 51<br />
Ver. Staaten 750 82 4 597 81 4. 2<br />
Uebrige Länder — 1 — 1 :— — i —<br />
Total .1843. 219 196 1742 258 31- 220<br />
l ) Inbegriffen Lieferungss Speziabvagen, Autobusse<br />
(ohne Traktoren). .,,,.<br />
Wie wir in unseren monatlichen Aussenhändels-Besprechürtgen<br />
bereits hervorgehoben<br />
"haben,., stehen unter den Einfuhr-Ländern<br />
imtner. .Jioch die Vereinigten Staaten<br />
von Amer jka an erster Stelle. In weitem Abstand<br />
folgt Deutschland in 2. Linie. Unter<br />
den Lastwagen sind 71 neue in den Verkehr<br />
gesetzte schweizeriscehr Herkunft; während<br />
81 aus den Vereinigten Staaten stammen.<br />
Von den 220 in Verkehr gesetzten Motorrädern<br />
wurden" mehr als die Hälfte in der<br />
Schweiz hergestellt, während 51 aus Grossbritannien<br />
, und 31; aus Deutschland eingeführt<br />
wurden..<br />
Wie das Statistische Amt hervorhebt, kann<br />
erst die .Entwicklung..der Z^hleri im nächsten<br />
.Quartal zeigen, ob eine gewisse Sättigung<br />
des motorisierten Strassenyerkehrs in<br />
.der.-.Schwieiz^ff.stz^stelieti jsj_odejr,ob es'sich<br />
bei'»den "sinltendenj Zahlen um' eine "Vorübergehende<br />
EfScheinüng handelt - -' "'a>' '<br />
war ein Benehmen. Für eine Frau, die versucht,<br />
ein ehrenwertes Haus zu führen, das<br />
waren...»<br />
«Zu -welcher Zeit hörten Sie zum erstenmal<br />
laute Worte und Lärmen in dem Zimmer der<br />
Beschuldigten?»<br />
«'Es (st schwer zu sagen, Sir, zu welcher<br />
Nachtzeit ,es bei dieser Gesellschaft am zweiten<br />
April begann. Ich sass gerade zu Mitternacht<br />
bei 1 einer Tasse Tee in meinem Wohnzimmer,<br />
Sir — ich bin eine grosse Freundin<br />
von einer Tasse Tee vor dem Schlafengehen<br />
•7- und »plötzlich über meinem Kopf, als ob<br />
etwas' zertrümmert würde, wie springende<br />
Teufel,; J iph...»<br />
«Konnten Sie die Stimme der Beschuldig-<br />
eine Geste, jedoch bloss um abgehalten, abgewehrt<br />
und zur Ruhe gewiesen zu werden.<br />
«Ich erhebe Einspruch.»<br />
Macht nichts, Lieber. Als ob-irgend etwas<br />
daranläge. Nur gab es so viele Dinge, so<br />
viele Dinge, die Martin ihnen erzählen könnte.<br />
Martin, seh, seh, nicht, nicht! Missächtung<br />
des Gerichts. Martin!<br />
«Aber, Euer Ehren, kann ich denn keine<br />
Gelegenheit bekommen, zu entwickeln, dässdieser<br />
Fall, werden gewisse Bedingungen<br />
nicht in Rechnung gezogen, wegen.-der:-Um- ;<br />
stände, die mein Verhalten und -meine<br />
Schriften entstehen Hessen, zu einem'gefähr-:<br />
liehen Beispiel werden könnte, wie man '
N° 43 - <strong>1935</strong> AUTOMOBIL-REVUE<br />
Das<br />
\yuiuRe<br />
Fagloll (Mercedes-Benz) gewinnt das Avus-Rennen mit einem Mittel von 238,5 km/St.<br />
Chiron (Alfa Romeo) liefert ein glänzendes Rennen und wird Zweiter.<br />
Das schnellste Rennen der Saison ist vorbei.<br />
Abermals hat Deutschland seinen Vorrang<br />
im Rennwagenbau bestätigt, indem Fagioli<br />
auf Mercedes-Benz den mörderischen<br />
Kampf mit einem Mittel von 238,5 km/St, für<br />
sich entschied. Wieder ein deutscher Wagen<br />
mit einem italienischen Piloten. Schon zum<br />
drittenmal in diesem Jahre hat sich diese<br />
Kombination bewährt und auch zum dritten<br />
Male hat sich Mercedes-Benz einen Sieg gesichert.<br />
Drei Rennen, drei Siege; wirklich<br />
eine hervorragende Leistung von Maschinen<br />
und Fahrer.<br />
Wie vorauszusehen war, ist in einem der<br />
Vorläufe sogar eine höhere Durchschnittsgeschwindigkeit<br />
erreicht worden als im Endlauf.<br />
Es war vor allem Stuck, der im ersten<br />
Vorlauf ein unheimliches Tempo anschlug<br />
und die 98,7 km in 23 Min. 44,8 Sek. erledigte,<br />
was dem noch in keinem Rennen erreichten<br />
Mittel von 249 km/St, gleichkommt.<br />
Das Training.<br />
Schon das Training war ein gross&s spOTÜiches<br />
Ereignis und wurde von Tausenden von Zuechauern<br />
besucht. Man wusste, dass die Auto-<br />
Union an ihren Wagen verschiedene Aenderungen<br />
getroffen hatten und man erwartete hauptsächlich<br />
von dieser Seite her erheblich höhere Spitzengeschwindigkeiten.<br />
Neuerdings wurde die Hinterradabfederung<br />
(bis dahin mittels Blattfedern), ebenfalls<br />
wie vorn, mit Torsionsstäben durchgebildet.<br />
Die Maschine kam dadurch noch tiefer zu Hegen.<br />
Ferner erhielten die Bremsen je zwei Druckzylinder,<br />
für jede Bremsbacke einen, womit einerseits<br />
eine massigere Thermowirkung, anderseits eine<br />
leichtere Betätigung der Bremse erreicht wurde.<br />
Aber auch der Motor wurde verbessert, so dass die<br />
beiden neuen Fahrzeuge bei offener Karosserie immer<br />
noch schneller sind wie die letztjährigen verschlossenen<br />
Modelle, wie man sie für die Rekordfahrten<br />
verwendete.<br />
Am Donnerstag war noch nicht viel Betrieb auf<br />
iäer Piste. Die Wagen der Auto-Union waren die<br />
einzigen, die einige schnelle Runden drehten.<br />
Stuck und Varzi waren begeistert von ihren Maschinen,<br />
und Varzi machte kein Hehl daraus, dass<br />
er noch nie in seinem Leben so schnell gefahren sei.<br />
Folgenden Tags litten die Trainingsfahrten sehr<br />
unter dem Einfluss der ungünstigen Witterung.<br />
In den ersten Stunden waren nur die deutschen<br />
Wagen zu sehen, und man erwartete mit Ungeduld<br />
das Erscheinen der beiden «Bimotore» von der<br />
Scuderia Ferrari. Aber sie Hessen lange auf sich<br />
warten. Der erste Ausländer, der auf der Piste<br />
erschien, war Balestrero mit seinem Maserati. Doch<br />
eine Stunde später musste er bereits wegen Motordefekt«<br />
anhalten. Inzwischen hatten Mercedes-<br />
Benz und Auto-Union, welch letztere mit zwei<br />
Rennlimousinen antraten, dem Rundenrekord von<br />
1934 bereits den Garaus gemacht, trotzdem sie die<br />
: Maschinen noch nicht auf voller Tourenzahl laufen<br />
Hessen. Man ersah jetzt schon, dass beim Rennen<br />
selbst, günstige Witterung vorausgesetzt, mit noch<br />
nie dagewesenen Stundenmitteln gerechnet werden<br />
musste, und dass vielleicht die Vorläufe mit einem<br />
Durchschnitt von annähernd 250 km/Std. erledigt<br />
würden. Caracciola, Fagioli, Brauchitsch und<br />
Geier von Mercedes-Benz, und ferner Stuck, Varzi,<br />
peinigen und Rosemeyer von der Auto-Union legten<br />
ihre Runden zwischen 4 Min. 50 Sek. und 5 Min.<br />
zurück, w« 234 bis 242 km/Std. entspricht.<br />
Erst um halb 13 Uhr hielten die beiden < Bimotore<br />
» ihren Einzug. Ihre Motoren donnerten<br />
laut auf; die Hälse der Zuschauer reckten sich.<br />
Jedermann wollte die beiden roten Boliden sehen,<br />
•die allein als ernstliche Gegner der deutschen Marken<br />
in Frage kamen. Der erste wurde von Ghiron<br />
geführt, der zweite war Nuvolari anvertraut. Auch<br />
Dreyfus kam mit seinem 3,2-Liter Alfa Romeo herangefahren,<br />
und sogleich gingen die drei italienischen<br />
Wagen auf die Strecke. Chiron und Nuvolari<br />
zogen jedoch nur wenige Runden, während<br />
Dreyfus noch längere Zeit auf der Piste blieb. Die<br />
deutschen Wagen verwendeten alle c gerillte », während<br />
Chiron, Nuvolari, Dreyfus und Balestrero<br />
glatte Reifen benützten und daher nie richtig aufdrehen<br />
konnten.<br />
Am Freitag startete angesichts der noch nassen<br />
Piste keiner der Konkurrenten für die Qualifikationsrunden;<br />
alle hofften, dass der Samstag trockeneres<br />
Wetter bringen würde, und es kam auch so.<br />
Der Regen hatte aufgehört, und die Maschinen<br />
konnten ungefährdet die von ihnen erreichbaren<br />
Spitzengeschwindigkeiten fahren. Stuck war weitaus<br />
der schnellste und legte die Runde mit stehendem<br />
Start in 4 Min. 31 3/10 Sek. zurück, was dem<br />
unerhörten Mittel von 260 km/St, gleichkommt.<br />
Varzi und Rosemeyer brauchten 4.47 und 4. 49, wobei<br />
besonders die Leistung von Rosemeyer Beachtung<br />
verdient und ein gutes Abschneiden seinerseits<br />
im Rennen selbst erwarten liess. Brauchitsch erledigte<br />
die Runde ebenfalls wie Varzi in 4.47.<br />
Dann kamen Nuvolari mit 4.51, Caracciola mit<br />
4.52; Fagioli und Prinz Leiningen mit 4.53; Geyer<br />
mit 4. 59. Alle andern Konkurrenten brauchten für<br />
die Runde über fünf Minuten: Chiron 5.11; Dreyfus<br />
5.30; Farina 5.32; Siena 5.50; Hartmann 5.55;<br />
Barbieri 5. 59. Die Trainingsfahrten' hatten deutlich<br />
gezeigt, dass Auto-Union über die schnellsten<br />
Maschinen verfügt, und man rechnete allgemein mit<br />
einem Sieg von Stuck oder Varzi.<br />
en<br />
Der Rennverlauf.<br />
In riesigen Scharen waren die Zuschauer herbeigeströmt.<br />
Sie wollten sich das unheimlich schnelle<br />
Rennen nicht entgehen lassen. Auch aus Italien<br />
kamen einige Sportbegeisterte mit der Hoffnung,<br />
endlich wieder einmal den Sieg eines italienischen<br />
Wagens sehen zu können. Um dem voraussichtlichen<br />
Andrang auf den Tribünen gerecht zu werden,<br />
hatte man noch vor ein paar Tagen eine neue<br />
Tribüne errichtet. Und nicht umsonst; denn alle<br />
hatten sich gefüllt; ganz Berlin gab sich auf der<br />
Avus Rendez-vous.<br />
Zur scharfen Ueberwachung der Renndisziplin<br />
wurden nach dem Muster der Organisation vom<br />
letztjährigen Grossen Preis der Schweiz alle paar<br />
hundert Meter auf der Strecke Posten mit blauen<br />
Fahnen aufgestellt, die dafür zu sorgen hatten,<br />
dass im Falle einer beabsichtigten Ueberholung der<br />
zu überholende Fahrer die rechte Fahrbahn einhält.<br />
Ferner wurde auch eine Bestimmung erlassen,<br />
wonach ein Fährerwechsel während des Rennens<br />
nicht gestattet ist Von der früher beabsichtigten<br />
Vorschrift eines obligatorischen Reifenwechsels<br />
hatte man auf Grund der Ergebnisse aus dem<br />
Training Abstand genommen.<br />
Der erste Vorlauf.<br />
Nachdem sich ein Motorradrennen über fünf<br />
Runden abgewickelt hatte, wurden die Wagen für<br />
den ersten Vorlauf, gemäss den Ergebnissen aus<br />
dem Training aufgestellt. Stuck (Auto-Union), Fagioli<br />
(Mercedes-Benz), Geier (Mercedes-Benz), Roßemeyer<br />
(Auto-Union), Dreyfus (Alfa Romeo), Nuvolari<br />
(Alfa Romeo), Farina (Maserati), Siena (Maserati),<br />
Zehender (Maserati) und Dudley Froy (Bugatti)<br />
standen sich in diesem ersten Vorrennen gegenüber.<br />
Stuck übernahm sogleich in wahnwitzigem<br />
Tempo die Spitze und gab sie während den<br />
fünf Runden nicht mehr ab. Kein einziger der<br />
übrigen Fahrer konnte ihm je gefährlich werden.<br />
Er stellte zugleich einen neuen Rundenrekord mit<br />
einem Mittel von 260 km/St auf und distanzierte<br />
im Verlaufe des Rennens Fagioli um mehr wie eine<br />
halbe Minute, was bei solch hohen Durchschnitten<br />
einer Strecke von mehr wie 2 km gleichkommt. Rosemeyer,<br />
der eine < Limousine > steuerte, und Fagioli<br />
lieferten sich einen verbissenen Kampf um<br />
den zweiten und dritten Platz, wobei ersterer mitten<br />
auf der Strecke anhalten musste und den Kampf<br />
aufgab.<br />
Glänzend hielt sich wieder Dreyfus, der sogar<br />
Geier mit seiner «Rennlimousine» hinter sich<br />
brachte und den ersten Vorlauf als Dritter beendigte.<br />
Nuvolari litt schon nach wenigen Runden<br />
an Reifendefekt und konnte nur mit reduzierter<br />
Geschwindigkeit weiterfahren. Zehender, Siena und<br />
Dudley gaben frühzeitig auf. Besonders letzterer<br />
war den hohen Anforderungen, die die Avus stellt,<br />
nicht gewachsen und^ fiel von Anfang an weit zurück.<br />
Farina kam nicht so recht in Schwung und<br />
konnte sich nicht für den Endlauf qualifizieren.<br />
Das Klassement des ersten Vorlaufes (5 Runden):<br />
1. Stuck (Auto-Union) 23:44,8 (Mittel 249<br />
km/St.; 2. Fagioli (Mercedes-Benz) 24:17,3; 3. Dreyfus<br />
(Alfa Romeo) 26:22,4; 4. Geier (Mercedes-Benz)<br />
27:05; 5. Farina (Maserati) 27:48,6; 6. Nuvolari<br />
(Alfa Romeo) 29:15,2.<br />
Somit kamen Stuck, Fagioli, Dreyfus und Geier<br />
in den Endlauf.<br />
Der zweite Vorlauf.<br />
Der zweite Vorlauf sah Varzi (Auto-Union),<br />
Brauchitsch (Mercedes-Benz), Caracciola (Mercedes-<br />
Benz), Leiningen (Auto-Union, geschlossener Wagen),<br />
Chiron (Alfa Romeo), Hartmann (Maserati),<br />
Barbieri (Alfa Romeo), Balestrero (Maserati) und<br />
Etancelin (Maserati) beisammen. Der Start erfolgte<br />
kurz nach Torschluss das ersten Vorlaufs. Unter<br />
ohrenbetäubendem Lärm jagten die Maschinen davon,<br />
Varzi zuvorderst, gefolgt von Leiningen, Caracciola,<br />
Brauchitsch und Chiron. Es fällt auf, dass<br />
die Mercedes-Benz-Maschinen ihr charakteristisches<br />
Singen des Kompressors verloren haben. Das Rennen<br />
erreicht lange nicht die Geschwindigkeiten vom<br />
haben sich den Weltmarkt erobert.<br />
62% aller in Amerika verkauften<br />
Zündkerzen sind A-C. - Der Verkauf<br />
von A-C Kerzen allein ist somit grösser<br />
als derjenige aller andern Marken<br />
zusammen. - Die bekanntesten<br />
Automobile, wie Cadillac, Chevrolet,<br />
Chrysler, Dodge, Nash, Packard,<br />
Plymouth etc. haben als Original-<br />
Ausrüstung A-C Zündkerzen.<br />
In der Schweiz ist die amerikanische<br />
Ausführung der A-C Zündkerze im<br />
Handel, die sich dank ihrer fünf technischen<br />
Vorteile den ersten Platz in<br />
der Welt gesichert hat. Es gibt eine<br />
passende A-C Kerze für jeden Motor,<br />
europäischen oder überseeischen<br />
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ersten Vorlauf, trotzdem die Piste nun ganz trocken<br />
ist, während sie beim ersten noch etwas feucht war.<br />
Varzi führte bis zur dritten Runde, dann war er<br />
gezwungen, einen Reifen zu wechseln, so dass Caracciola<br />
die Spitze übernehmen konnte. Da auch<br />
Brauchitsch bei den Boxen anhielt, gelang es Varzi,<br />
den zweiten Platz einzunehmen, den er nun bis zum<br />
Ziel zu halten vermochte. Chiron war gegen den<br />
drei ersten deutschen Wagen ziemlich weit zurückgefallen,<br />
während Etancelin, Barbieri und Hartmann<br />
schon gar nicht mitkamen und am Ende des<br />
Rennens gegenüber dem Sieger Caracciola eine<br />
ganze Runde verloren hatten.<br />
Balestrero und Leiningen mussten wegen Kühlerdefekt<br />
aufgeben.<br />
Das Klassement des zweiten Vorlaufes (5 Runden):<br />
1. Caracciola (Mercedes-Benz) 24:47 (Mittel:<br />
236,8 km/St.); 2. Varzi (Auto-Union) 25:41,3; 3.<br />
Brauchitsch (Mercedes-Benz) 26:39,3; 4. Chiron<br />
(Alfa Romeo) 27:57,1; 5. Etancelin (Maserati)<br />
28:40,4; 6. Barbieri (Alfa Romeo) 30:02,4; 7. Hartmann<br />
(Maserati) 30:03,2.<br />
Caracciola, Varzi, Brauchitsch und Chiron qualifizierten<br />
sich also für den Endlauf.<br />
Der Endlauf.<br />
Zum Entscheidungslauf, der über zehn<br />
Runden, also 196,5 km Distanz führte, traten<br />
gemäss Reglement acht Wagen, d. h. je die<br />
vier schnellsten der beiden Vorläufe, an.<br />
Schon hier machte sich die deutsche Vormachtstellung<br />
deutlich geltend, waren doch<br />
zur Teilnahme sechs deutsche Maschinen<br />
Cvier Mercedes-Benz und zwei Auto-Union)<br />
und nur zwei ausländische Fabrikate, nämlich<br />
der zweimotorige Alfa von Chiron und<br />
der 3,2-Liter-Alfa des Vorjahres von Dreyfus<br />
qualifiziert. Dass es Geyer, dem Nachwuchsfahrer<br />
von Mercedes, gelungen war,<br />
zum Schlussrennen mit den europäischen<br />
Kanonen Caracciola, Fagioli, Stuck, Varzi,<br />
Chiron, Dreyfus und Brauchitsch anzutreten,<br />
stellt dem bisherigen Ersatzfahrer das beste<br />
Zeugnis aus. Aber auch Dreyfus hat sich auf<br />
seinem älteren Alfa tüchtig gewehrt und<br />
neuerdings seine hervorragenden Fahrereigenschaften<br />
unter Beweis gestellt. Würde<br />
ihm eine den deutschen Marken ebenbürtige<br />
Maschine zur Verfügung stehen, so hätte er<br />
gewiss ebensoviel Aussicht wie die deutschen<br />
Piloten, jeweilen unter den Erstplacierten<br />
der grossen europäischen Rennen zu figurieren.<br />
Mit einzigartigem Elan setzt sich Stuck an<br />
die Spitze des Feldes, das gleich von Anfang<br />
an ein tolles Tempo vorlegt. Aber schon nach<br />
wenigen Runden zeigt es sich, daiss die Bereifungen<br />
neuerdings der gewaltigen Beanspruchung,<br />
der sie ausgesetzt werden, nur<br />
auf kurze Dauer gewachsen bleiben. Schon<br />
nach etwas mehr als zwei Runden fliegt der<br />
Protektor des Unken Hinterrades von Stucks<br />
Wagen ab und nach beendeter Runde muss<br />
er zum ersten Pneuwechsel anhalten und damit<br />
die Führung abtreten. Brauchitsch, der<br />
bis dahin an vierter Stelle lag, folgt ihm zu<br />
den Boxen, um das rechte Hinterrad wechseln<br />
zu lassen. Fagioli, der Stuck stets dichtauf<br />
zu folgen vermochte, geht damit unangefochten<br />
in die Spitze über und vermag<br />
alle Attacken immer wieder abzuschlagen.<br />
So wird ihm vor allem Varzi gefährlich,<br />
der die Hetzjagd aber vorzeitig abbrechen<br />
muss, weil auch ihn die Reifen zu einem Unterbruch<br />
des Rennens zwingen. Stuck hat<br />
innerhalb vierzig Sekunden den defekten<br />
Pneu gewechselt und macht sich nun mit<br />
verbissener Energie daran, den Anschluss an<br />
das Feld wieder zu finden. Er holt auch<br />
mächtig auf und verkürzt in bestechendem<br />
Stil die Distanz zwischen sich und der<br />
Spitze. Inzwischen hat Geier aufgegeben.<br />
Nun wird in der 6. Runde Caracciola aus<br />
seiner aussichtsreichen Position in vorderster<br />
Linie gerissen. Ein Kompressordefekt<br />
zwingt ihn zur endgültigen Aufgabe, nachdem<br />
er als Sieger des einen Vorlaufes auch<br />
auf einen der ersten Plätze im Schlussklassement<br />
Anspruch zu haben schien und diese<br />
Chance bis zu seinem Ausfall auch glänzend<br />
verteidigt hatte. Stuck muss neuerdings an<br />
den Boxen vorfahren und verliert damit mit<br />
einem Schlage wiederum das Terrain und<br />
die kostbare Zeit, die er in den vorherigen<br />
Runden unter Einsatz seines ganzen Könnens<br />
den Spitzenreitern abgerungen hatte.<br />
Gleich nach ihm hält Varzi zu einem erneuten<br />
Pneuwechsel und damit schwinden die<br />
Siegesaussichten der Auto-Union ganz bedenklich.<br />
Ihre beiden einzigen Maschinen<br />
hatten gegen einen zahlenmässig überlegenen<br />
Gegner einen Kampf nach zu vielen<br />
Fronten zu liefern, der nur dann Aussicht auf<br />
Erfolg haben konnte, wenn keinerlei «Sonderaktionen<br />
» den Feldzugsplan durchkreuzten.<br />
Mit dem mehrmaligen Reifenwechsel<br />
ging aber zu viel Zeit verloren, obwohl sich<br />
die Boxenhalte auf die denkbar kürzeste<br />
Frist beschränkten. Fagioli anderseits war so<br />
Im Zuge, dass es auch unter höchstem Einsatz<br />
nurmehr möglich gewesen wäre, nahe<br />
an ihn heranzukommen, niemals ihm aber<br />
noch den Sieg streitig zu machen.<br />
Ein taktisch ebenso geschicktes Rennen<br />
wie Fagioli fuhr aber auch Chiron, der nach<br />
den verschiedenen Fehlschlägen des letzten<br />
Jahres und dem nicht gerade zu übertriebenem<br />
Optimismus berechtigenden Saisonanfang<br />
wieder die alte Hochform zurückgewonnen<br />
zu haben schien. Er liess sich in den<br />
eisten Runden nicht durch die Hetze der<br />
Spitzenfahrer aus dem Konzept bringen,<br />
nützte aber dann die verschiedenen Halte,<br />
um im gegebenen Zeitpunkt mit Macht davonzuziehen<br />
und sich so bis gegen Ende des<br />
Laufes auf die zweite Stelle vorzuarbeiten.<br />
Aber auch er vermochte Fagioli nichts mehr<br />
anzuhaben. Es konnte sich für ihn nur noch<br />
darum handeln, die Zeitdifferenz zwischen<br />
sich und dem Sieger in möglichst enge Grenzen<br />
zu zwingen.<br />
Das Schlussklassement.<br />
1. L. Fagioli auf Mercedes-Benz (239,594<br />
km/St. Durchschnitt)<br />
2. L. Chiron auf Alfa Romeo<br />
49' 13,2"<br />
50' 48,4"<br />
3. A. Varzi auf Auto-Union 51' 27,4"<br />
4. H. Stuck auf Auto-Union 51' 36,4"<br />
5. von Brauchitsch auf Mercedes-Benz 53' 18,4"<br />
6. Dreyfus auf Alfa Romeo 54' 24'4"<br />
Schnellste Runde: Stuck auf Auto-Union in 4'<br />
32" (260,520 km/St.).<br />
Damit hat Mercedes zum zweiten Male<br />
den grossangelegten Ansturm Italiens auf<br />
die Führung im Autorennsport abgewiesen.<br />
Freilich ist damit noch keineswegs das Urteil<br />
über die Fortsetzung der jetzigen Saison<br />
gefallen. Es muss Alfa Romeo doch zugebilligt<br />
werden, dass die Fabrik nicht genügend<br />
Zeit hatte, die in Tripolis erstmals mit dem<br />
neuen Typ gesammelten Rennerfahrungen<br />
noch voll auswerten zu können, um die Maschine<br />
nun wirklich mit hundertprozentiger<br />
Bereitschaft in der Avus einzusetzen. Beim<br />
Transport der Maschinen und des Ersatzmaterials<br />
von Tripolis zurück nach Modena<br />
ging unerklärlicherweise eine Kiste mit wichtigsten<br />
Ersatzteilen und einem ganzen Satz<br />
an Uebersetzungen verloren. Sie kam nicht<br />
mehr rechtzeitig zum Vorscheine und so traten<br />
die Wagen in Berlin mit einer Uebersetzung<br />
an, die es nicht ermöglichte, die Mehrleistung<br />
der Motoren voll auszunützen. Zudem<br />
ist es der Fabrik noch nicht gelungen,<br />
die Maschine so konsequent aerodynamisch<br />
zu karossieren, wie dies bei den deutschen<br />
Wagen der Fall ist.<br />
Alfa Romeo und Ferrari dürfen mit dem<br />
ehrenvollen zweiten Platz durchaus zufrieden<br />
sein. Das kann aber nicht über die Tatsache<br />
hinwegtäuschen, dass der zweimotorige<br />
Alfa, von dem man sich nach den ersten<br />
Probefahrten Wunder versprach, nicht<br />
das gehalten hat, was die Konstrukteure,<br />
was der Rennstall Ferrari und was schliess-<br />
Iich das ganze autosportlich interessierte<br />
Italien von ihm erwartete. Leider wird sich<br />
dieses Jahr in den noch folgenden Grossen<br />
Preisen keine Gelegenheit mehr bieten, diese<br />
Neukonstruktion nochmals im Wertkampf
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Möglicherweise werden- sie sich bei dem einen<br />
oder anderen Bergrennen von Format<br />
noch messen können, wenn Alfa es nicht<br />
vorzieht, ihre ganze Aufmerksamkeit und<br />
alle ihre Bemühungen auf den Wagen zu<br />
konzentrieren, der sich jetzt im Bau befindet.<br />
Dieser entspricht der internationalen Rennformel<br />
und ist daher bestimmt, in den kommenden<br />
Länderpreisen als Exponent des italienischen<br />
Rennwagenbaues neuerdings den<br />
Versuch zu unternehmen, den deutschen Wagen<br />
den Rang abzulaufen. Vorläufig herrschen<br />
Mercedes und Auto-Union praktisch<br />
unbeschränkt, und wenn sich die Italiener<br />
nicht ganz gewaltig sputen, so werden wir<br />
ein Rennjahr erleben, wie wir sie vor wenigen<br />
Jahren schon registrierten, als die Scuderia<br />
Ferrari und mit ihr Alfa Romeo souverän<br />
das Feld beherrschten und gewannen,<br />
wo sie gerade wollten. Diese Vormachtstellung<br />
ist allerdings in der Zwischenzeit über<br />
den Rhein abgewandert und schon der bisherige<br />
Einsatz der neuesten Type von Alfa<br />
Romeo hat gezeigt, wfe schwierig es halten<br />
wird, den deutschen Fabriken diesen Vorsprung<br />
streitig zu machen, solange die jetzige<br />
Formel noch in Kraft ist. Italien hat allerdings<br />
den bescheidenen Trost, dass es<br />
durch seine beiden, nunmehr im deutschen<br />
Lager kämpfenden Piloten Fagioli undVarzi<br />
immer noch einen Anteil am Erfolg der heurigen<br />
Saison hat.<br />
Die Steigerung der Fahrgeschwindigkeiten<br />
und die in zehn Jahren erzielten Fortschritte<br />
im Rennwagenbau ergeben sich wohl<br />
am besten aus nachstehender Uebersicht der<br />
früheren Rennergebnisse auf der Avus:<br />
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km/Std km/Std<br />
1921 Opel Fritz (Opel) 128,44 143,000<br />
1924 Scholl (N.S.U.) 120,78 127,408<br />
1926 Caracciola (Mercedes-Benz) 135,10 154,800<br />
1931 Caracciola (Mercedes-Benz) 185,705 196,733<br />
1932 v. Brauchitsch (Mercedes-B.) 194,40 209,840<br />
1933 Varzi (Bugatti) 206,90 221,720<br />
1934 Moll (Alfa Romeo) 205,30 225,843<br />
<strong>1935</strong> Fagioli (Mercedes-Benz) 239,594 260,520<br />
Benoist (Bugatti) gewinnt den Grossen<br />
Preis der Picardie. Der am Sonntag auf der<br />
Rundstrecke von Peronne zum Austrag gelangte<br />
Grosse Preis der Picardie über 390<br />
km vermochte aus ganz iFrankreich zahlreiche<br />
Zuschauer heranzulocken, die allerdings<br />
nach Torschluss des Rennens ihre<br />
Plätze mit sichtbarer Unzufriedenheit verliessen,<br />
denn die ganze Veranstaltung war<br />
sehr arm an interessanten Momenten und<br />
einige Fahrer traten mit vollkommen ungenügend<br />
vorbereiteten Maschinen an, so dass<br />
das Feld schon nach kurzer Zeit beinahe auf<br />
die Hälfte reduziert wurde. Die Besetzung<br />
war, wie wir schon in der letzten Nummer<br />
meldeten, eine sehr gute und versprach äusserst<br />
spannende Kämpfe. Doch blieben von<br />
den 14 gemeldeten" Fahrern 3 dem Start fern,<br />
nämlich Wimille (Bugatti), Villapadierna<br />
(Maserati) und Lehoux (Sefac), welch letzteren<br />
man seit Beginn der Saison vergeblich<br />
erwartet<br />
Punkt 14 Uhr 45 donnerten die 11 Maschinen<br />
davon; aber schon in den ersten Runden<br />
schieden bereits 5 Fahrer aus, so dass<br />
zu Beginn der 6. Runde nur noch 6 Fahrzeuge<br />
im Rennen lagen. Benoist hielt die<br />
Spitze, dicht gefolgt von Lord Howe (Bugatti)<br />
und Sommer (Alfa Romeo). Delorme<br />
(Bugatti), Mlle Helle-Nice (Alfa Romeo) und<br />
Mme Itier (Bugatti) vermochten der Spitzengruppe<br />
nicht zu folgen und waren bereits<br />
ziemlich stark distanziert. In der 7. Runde<br />
musste auch Sommer anhalten, um die Kerzen<br />
zu wechseln; er verlor dabei so viel<br />
Zeit, dass er auf den .letzten Platz zurückfiel.<br />
Das Rennen brachte nicht viel Abwechslung.<br />
Einzig Benoist und Lord Howe lieferten<br />
sich zeitweise einen lebhaften Kampf, der<br />
jedoch schon in der 18. Runde sein Ende<br />
nahm, als Benoist vor den Boxen anhielt.<br />
Lord Howe übernahm somit die Führung,<br />
während Benoist nach einer Haltezeit von<br />
l Min. 40 Sek. wieder ins Rennen eingriff.<br />
In der 22. Runde fuhr auch Lord Howe an<br />
den Boxen vor und überliess Benoist wieder<br />
den ersten Platz. Der Engländer verlor dabei<br />
fast 10 Minuten. Aber trotzdem konnte<br />
er sich noch als Zweiter plazieren, gefolgt<br />
von Sommer, der sich wieder nach vorn gearbeitet<br />
hatte. Die drei Ersten lagen alle<br />
weit auseinander, so dass der restliche Verlauf<br />
des Rennens ziemlich eintönig wurde.<br />
Benoist gewann mit grossem Vorsprung.<br />
DAS KLASSEMENT<br />
1. Benoist (Bugatti), 2 Std. 59' 48" (Mittel:<br />
130,349 km/St.); 2. Lord Howe (Bugatti), 3 Std.<br />
09' 48", eine Runde zurück; 3. Sommer (Alfa Romeo),<br />
zwei Runden zurück; 4. Mlle Helli-Nfce<br />
(Alfa Romeo), drei Runden zurück; 5. Delorme<br />
(Bugatti), vier Runden zurück; 6. Mme Hier (Bugatti),<br />
4« Runden zurück.<br />
Der Königspreis von Rom endgültig abgesagt<br />
Wir haben berefts vor einigen Wochen<br />
von der Möglichkeit berichtet, dass der für<br />
den 9. Juni vorgesehene und im internationalen<br />
Sportkalender eingetragene Königspreis<br />
fallen gelassen würde. Nunmehr ist der<br />
Verzicht auf den Austrag dieses Rennens<br />
endgültig beschlossen worden. Dafür findet<br />
an diesem Tage das ursprünglich für den<br />
16. Juni angesetzte Rundstreckenrennen von<br />
Biella statt.<br />
Das II. Rundstrecken-Rennen von Biella kommt,<br />
wie wir schon früher meldeten, am 9. Juni zur<br />
Durchführung. Mit den Vorbereitungsarbeiten ist<br />
bereits begonnen worden und haben auch,schon die<br />
besten italienischen Fahrer ihre Teilnahme zugesichert.<br />
Aus dem Auslande ist bis jetzt die Meldung<br />
von Mercedes-Benz eingegangen, die sich durch Fagioli<br />
vertreten lassen "wird.<br />
Die Piste ist wohl die kürzeste, die augenblicklich<br />
existiert, denn sie führt nur über eine Distanz<br />
von 2,2 km. Einige sehr scharf angelegte Kurven<br />
unterstellen die Bremsen und Getriebe aussergewöhnlichen<br />
Zerreissproben und fordern von den<br />
Fährern zugleich ein hohes Können. Der letztjährige<br />
Sieger, Trossi (Alfa Romeo), meisterte die<br />
schnellste Runde mit einem Mittel von 88,146 km/St.;<br />
eine in Anbetracht der äusserst schwierigen Rennstrecke<br />
ganz hervorragende Leistung, die aber vermutlich<br />
schon in diesem Jahre noch verbessert wird.<br />
Die neueston Alfa Romeo, die einen Zylinderinhalt<br />
von 3,8 Liter aufweisen, sind bereits den<br />
ersten Versuchen auf dem Prüfstand unterzogen<br />
worden. Sie werden voraussichtlich im Grossen<br />
Preis von Frankreich (23. Juni) debütieren.<br />
Ein Rennstall für Nachwuchsfahrer. Unter der<br />
Initiative von Mario Crepaldi ist in Mailand ein<br />
Rennstall entstanden, der den besonderen Zweck<br />
verfolgt, jungen Rennfahrern Gelegenheit zu geben,<br />
sich an Rennen zu beteiligen. Die Gruppe verfügt<br />
über zwei Bugatti (2,3 und 1,5 Liter), zwei Alfa<br />
Romeo (2,6 und 1,75 Liter), zwei Maserati (1,5<br />
und 3 Liter) und einen Talbot (1,5 Liter) 8 Zyl.<br />
mit Alfa Romeo - öhassis, der üier 200 km/St,<br />
leisten soll. Man zählt bereits auf die Mitwirkung<br />
von Soffietti, Guatta, Fumagalli, Gerardi und Baizola.<br />
Barbieri "wird in dieser Saison in den meisten<br />
grössern Rennen an den Start gehen. Er verfügt<br />
über awei Alfa Romeo und einen Maserati (1500<br />
ccm).<br />
' Mertedes-Behz und Auto-Union am Acerbo-<br />
Rennen. An dem am 15. August zur Austragung<br />
gelangenden Acerho-Pokal, der auf der 25,8 km<br />
langen Rundstrecke von Pescara gefahren wird,<br />
werden sich auch die beiden deutschen Marken<br />
Mercedes-Benz und Auto-Union beteiligen. Die<br />
Strecke ist seit dem Vorjahre erheblich verbessert<br />
und ausgebaut worden und wird noch höhere Geschwindigkeiten<br />
wie 1934 gestatten. Das Rennen<br />
wird in zwei Klassen ausgetragen, nämlich für<br />
Wagen bis 1500 ccm, die nur vier Runden, und<br />
für Wagen über 1500 ccm, die 20 Runden zurückzulegen<br />
haben. Bekanntlich wurde der Acerbo-Pokal<br />
im letzten Jahr von Fagioli (Mercedes-Benz) gewonnen,<br />
der die 516 km lange Strecke mit einem<br />
Mittel von 129,6 km/St, erledigte.<br />
?Am 11. August kommt auf der selben Rund-<br />
Strecke ein 24 Stunden-Rennen zur Durchführung,<br />
das, ebenfalls international ausgeschrieben ist. Insgesamt*<br />
stehen rund eine Viertelmillion Liren als<br />
•Pieise zur Verfügung.<br />
Unglück bei einem Automobil-Rennen In Frankreich.<br />
Bei dem am letzten Sonntag auf dem Circuit<br />
von Orleans zum Austrag gekommenen Automobil-Rennen<br />
für Sport- und Rennwagen ereignete<br />
sich ein schweres Unglück. Vor dem letzten Rennen,<br />
das die grossen Rennwagen ins Treffen führte,<br />
fiel starker Regen und machte die Piste ausserordentlich<br />
schlüpfrig. In Berücksichtigung der Gefahr<br />
wurde die Rundenzahl von 30 auf 20 reduziert.<br />
In der 12. Runde kam der Bugatti von Buffy<br />
ins Schleudern, fuhr gegen einen Baum und schlug<br />
dann gegen die Barriere und gegen die dahinter<br />
stehenden Zuschauer, die sich zum Glück an der<br />
betreffenden Stelle nicht sehr zahlreich eingefunden<br />
hatten. Trotzdem sind aber 12 Personen verletzt<br />
worden, von denen 8 ins Spital überführt werden<br />
mussten. Der Fahrer selbst hatte nur ungefährliche<br />
Quetschungen erlitten.<br />
$•»«»••# ••»<br />
Sdiwd<br />
II. Kessler, der mehrjährige Schwelzermeister<br />
in der kleinen Rennwagengruppe,<br />
wäre mit seinem Maserati 1500 ccm für die<br />
jetzige Saison gerüstet. Leider bietet sich<br />
ihm zufolge des stark reduzierten nationalen<br />
Sportkalenders wenig Möglichkeit, im eigenen<br />
Lande an den Start zu gehen. Er hat sich<br />
daher entschlossen, mehrere wichtige deut;<br />
sehe Bergrennen zu bestreiten. So wird er<br />
am Kesselberg, am Schauinsland und am<br />
Felsbergrennen beteiligt sein. Kessler hat<br />
bereits im lezten Jahre mit Erfolg unsere<br />
Farben an deutschen Veranstaltungen vertreten<br />
und wird gewiss auch diesmal mit zu<br />
den Favoriten seiner Klasse zählen. Ebenso<br />
kann heute schon mit seinem Start am Rennen<br />
der Kleinwagen beim Grossen Preis von<br />
Bern gerechnet werden.<br />
Aufruf.<br />
Wir werden um Aufnahme nachstehender Mitteilung<br />
gebeten:<br />
An alle Sport- und Rennfahrer! Die MotoTfahrersektion<br />
Dornbirn beabsichtigt, am 14. Juli, in<br />
Verbindung mit der Bergwertungsfahrt für Motorräder<br />
auf das Bödele bei Dornbirn, ein offenes<br />
Bergrennen für Automobile durchzuführen.<br />
Die Sektion Dornbirn würde ein derartiges Rennen<br />
allerdings nur dann veranstalten, wenn sich<br />
eine genügende Zahl von Kraftfahrern daran beteiligt<br />
Ẇir möchten Sie daher ersuchen, uns freundlichst<br />
mitzuteilen, ob Sie allenfalls bereit wären,<br />
sich an einem Bergrennen für Automobile am 14.<br />
Juli auf das Bödele zu beteiligen?<br />
Das Startgeld und der Betrag für die Versicherung<br />
würden möglichst nieder gehalten •werden, so<br />
dass Sie nach dieser Richtung nur mit kleinen Ausgaben<br />
zu rechnen hätten.<br />
Die Strecke hat eine' Länge von 9 km und einen<br />
Höhenunterschied von 500 m.<br />
Wir wünschen Ihnen schon jetzt einen schönen<br />
Klassensieg!<br />
Weniger Auslagen pro Kilometer<br />
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Verkehrsverhältnisse -<br />
auf dieser Grundlage hat sich die<br />
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30 Jahren entwickelt. Gibt es eine<br />
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Anforderungen in jeder Beziehung<br />
zu erfüllen vermag?<br />
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im Verbrauch. Glauben Sie<br />
nicht, diese Vorteile zu erreichen<br />
durch Verwendung eines Oeles<br />
von untergeordneter Qualität, denn<br />
der moderne Motor benötigt wohl<br />
wenig Oel, unterzieht es jedoch<br />
einer starken Beanspruchung.<br />
Die überwiegende Mehrheit der<br />
Automobilisten verwendet<br />
Mobiloil, weil es erlaubt schnell,<br />
sicher und wirtschaftlich zu<br />
fahren. Dieses stets verbesserte<br />
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Die Fiat-Werke bringen seit kurzem ein<br />
neues Grossverkehrsflugzeug heraus, das<br />
wegen seiner allgemeinen fortschrittlichen<br />
Durchbildung und den hohen Leistungsdaten<br />
hier einer näheren Beschreibung unterzogen<br />
sei. Das Flugzeug zeigt in seinem Gesamtaufbau<br />
grosse Aehnlichkeit mit der Douglas<br />
D.C.-2 und anderen amerikanischen Vorbildern,<br />
wurde aber weitgehend durch eigene<br />
Windkanal-Versuche und unter Heranziehung<br />
eigener Bauelemente durchentwickelt.<br />
Es stellt eine Ganzmetall-Konstruktion dar<br />
und wurde hauptsächlich auf Geschwindigkeit<br />
und Wirtschaftlichkeit hin gebaut. Daneben<br />
hat aber auch der den Passagieren gebotene<br />
Komfort besondere Beachtung erfahren.<br />
Die Kabine ist nach modernen Gesichtspunkten<br />
so gut wie möglich gegen Schall-<br />
Übertragung isoliert und lässt sich durch<br />
sorgfältige Belüftung und Wärmeregulierung<br />
allen atmosphärischen Bedingungen anpassen.<br />
Die Warmluft der Heizung wird<br />
durch das Auspuffrohr erwärmt Jeder Passagier<br />
kann eine eigene Ventilationsöffnung<br />
in der Kabinenwand bedienen.<br />
Der Rumpf besteht, nach der Monocoque-<br />
Bauart, vollständig aus Duralumin. Mit<br />
glattem Duraluminblech sind auch die dreiholmigen<br />
Flügel bespannt, wobei die Bespannung<br />
zur Kräfteaufnahme beiträgt. Das Mittelstück,<br />
an dem die Flügel abnehmbar angeschlossen<br />
sind, stellt eine Stahlrohr-Konstruktion<br />
dar. Stahlrohr dient auch als Gerippe<br />
für die leinwandbespannten Schwanzflächen.<br />
Zur Verminderung der Landegeschwindigkeit<br />
und Verkürzung des Startes<br />
sind die Flügelenden mit Landeklappen versehen.<br />
Das Fahrgestell ist durch Elektromotoren,<br />
im Notfall von Hand, einziehbar gestaltet.<br />
In eingezogenem Zustand ragen die<br />
Räder jedoch so weit aus den Motorgondeln<br />
vor, dass Notlandungen in diesem Zustand<br />
keine weiteren als Propellerschäden erwarten<br />
lassen. Die in der Flügel-Vorderkante<br />
eingebauten beiden luftgekühlten Fiat A. 59 R-<br />
AUTOMOBIL-REVUE <strong>1935</strong> ~ N» 43<br />
Rech ts :<br />
Das einziehbare Fahrgestell<br />
des Fiat G. 18.<br />
Unten:<br />
Zwei verschiedene Vorderansichten<br />
des neuen<br />
Fiat- Schnellsverkehrsflugzeugas,<br />
das 18 Fassagiere<br />
fasst und eine Maximalgeschwindigkeii<br />
von 340<br />
km/St, erreicht.<br />
Motoren von 700 PS sind besonders leicht<br />
ausbaubar und zugänglich angeschlossen<br />
und durch NACA-Verschalungen in ihrem<br />
Luftwiderstand vermindert. Sie wirken auf<br />
dreiflüglige, im Flug verstellbare Hamilton-<br />
Propeller unter Zwischenschaltung eines Reduktionsgetriebes<br />
mit dem Uebersetzungsverhältnis<br />
3:2. Gummipolster vermindern<br />
die Uebertragung von Motorvibrationen auf<br />
den Rumpf.<br />
Technische Hauptdaten:<br />
Fluggewicht: 8000 kg; Zuladung 2650 kg ö Piloten,<br />
18 Passagiere, 1 Funker, Fracht, Benzin und<br />
Oel); Maximalgeschwindigkeit 340 km/St, auf 2000<br />
Meter; Reisegeschwindigkeit 300 km/St, auf 2000<br />
Meter; Gipfelhöhe 6500 m; Gipfelhöhe mit einem<br />
Motor 2700 m; Motorleistung 2X700 PS; Flächeninhalt<br />
88 m 2 ; Flächenbelastung 90 kg/pro m 1 ; Aktionsradius<br />
800 km; Verbrauch pro Kilometer 0,76<br />
Kilogramm; Festigkeitskoeffizient 7. m.<br />
Wir beehren uns mitzuteilen,dass wir die<br />
CENTRAL-GARAGE i<br />
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übernommen haben.<br />
Dieselbe allseitige Organisation and fürsorgliche Ueberwachung,<br />
die unserer CITY-GARAGE, Seilerstrasse 1, Bern,<br />
internationalen Ruf eingetragen haben, werden in Zukunft<br />
für das Wohl der Kundschaft der Central-Garage sorgen.<br />
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W43 — <strong>1935</strong> AUTOMOBlt-REVUE<br />
Tourismus<br />
Das billige Benzin als Propagandamittel.<br />
Die angesehene englische Fachzeitschrift<br />
« The Autocar » veröffentlicht in ihrer letzten<br />
Nummer eine orientierende Uebersicht<br />
über alles Wissenswerte, das ein Autotourist<br />
beim Reisen auf dem Kontinent wissen muss.<br />
In Bezug auf die Schweiz äussert sich der<br />
Abriss recht lobenswert. Es wird allerdings<br />
darauf aufmerksam gemacht, dass angesichts<br />
der Pfundentwertung der Hotelaufenthalt<br />
nicht gerade billig sei. Dafür aber koste das<br />
Benzin, weniger als in verschiedenen umliegenden<br />
Ländern, was die Reisekosten günstig<br />
beeinflusse.<br />
Man ersieht aus dieser Information, welchesGewicht<br />
im Ausland auf den Benzinpreis<br />
gelegt wird und doch wird bei uns, in<br />
offensichtlicher Unkenntnis dieser Tatsache,<br />
immer wieder einem Benzinaufschlag das<br />
Wort geredet. Wirklich eine merkwürdige'<br />
Art um den Fremdenverkehr zu fördern 1 .<br />
Citroen-Sanierung. Ein zu Jahresanfang<br />
dem Unternehmen zur Verfügung gestellter<br />
Überbrückungskredit ermöglichte bekanntlieh,<br />
die auf Grund der finanziellen. Schwierigjceiten<br />
eingetretene Schliessung des- Betriebes<br />
wieder aufzuheben. Nun stehen die<br />
endgültigen Reorganisationsbemühungen dieser<br />
bekannten französischen Automobilfirma<br />
vor dem Abschluss. Eine aus der Michelin-<br />
Gesellschaft, der Banque de Paris et des<br />
8 AUTOMOBIL-REVUE <strong>1935</strong> -<br />
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ganz Europa vom nördlichen Eismeer bis<br />
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CH Touring, Führer für Automobilfahrer,<br />
herausgegeben v. Touring-Club der Schweiz.<br />
Redaktion O. R. Wagner, Bern. 19. Auflage,<br />
enthaltend 36 Hauptkarten 1:250,000,5 Panoramen,<br />
26 Stadtpläne, 240 Seiten Routenbeschreibungen<br />
und Ortsregister, 31 Kunstdruckbilder.<br />
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konzentrierte Zusammenfassung des obigen<br />
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1:350,000, herausgegeben vom Touring-Club<br />
der Schweiz. Redakt. O. R.Wagner. Preis Fr.6.-.<br />
Die Alpen, Automobilführer durch das gesamte<br />
Alpengebiet vom Mittelmeer bis an<br />
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1:500,000, 300 Alpenpässbeschreibungen mit<br />
zahlreichen Illustrationen. Preis Fr. 8.—.<br />
Automobilführer von Frankreich,<br />
25 Karten im Maßstab 1:1,000,000, 175 Seiten<br />
Text über bevorzugte Touren, landschaftliche<br />
Schönheiten und historische Sehenswürdigkeiten,<br />
Ortsregister, 40 Kunstdruckbilder, eine<br />
Gesamtkarte von Frankreich. Preis Fr.6.—.<br />
Automobilführer von Italien, 10 Karten<br />
im Maßstab 1:1,000,000,12 Karten im Maßstab<br />
1:500,000, 170 Seiten Text, der durch<br />
hervorragende Sachkenntnis den touristischen,<br />
sowie den kulturellen Wünschen des Automobilfahrers<br />
entspricht. In knapper Form sind<br />
die verschiedenen touristischen. Gebiete<br />
Italiens behandelt. Preis Fr. 6.—.<br />
Automobilführer von Deutschland.<br />
Enthaltend 14 Karten im Maßstab 1:1,000,000,<br />
160 Seiten Text, die wichtigsten Landschaften<br />
und Städte des Reiches behandelnd, 40<br />
prächtige Kunstdruckbilder. Preis Fr. 6.—.<br />
Automobilführer von Spanien und<br />
Portugal. 12 Karten im Maßstab 1:1,000,000,<br />
ca. 120 Seiten Text über Spanien und Portugal.<br />
Preis Fr. 6.—.<br />
Uebersichtskarten.<br />
Zentral-Europa (Europa Touring). Maßstab<br />
1:1,500,000. Pap. Fr.6.—. Lw.Fr.8.—.<br />
Europa(Europa Touring). Maßstab 1:3,000,000.<br />
Pap. Fr. 6.—. Lw. Fr. 8.—.<br />
2. Länderkarten.<br />
Wir besitzen Automobilkarten sämtlicher.<br />
Länder Europas. Klarheit, Uebersichtlichkeit,<br />
leichte Lesbarkeit, praktisches Format und einfache<br />
Falzung sind ihre Vorzüge. 6-Farbendruclc<br />
a) Ausgaben mit Text.<br />
Deutschland: 1:1,000,000, doppelseitig Fr. 4.—<br />
Frankreich: 1:1,000,000, doppelseitig. „ 4.—<br />
Italien: 1:1,000,000, doppelseitig . . - „ 4.—<br />
Oesterreich-Ungam-Tschechoslowakel:<br />
1:1,000,000, doppelseitig<br />
Holland-Belgien: 1:650,000<br />
Spanien: 1:1,500,000<br />
Grossbritannien: 1:1,800,000.<br />
Nordländer: 1:1,500,000<br />
Finnland: 1:1,500,000 . . . . . . Baltische Staaten: 1:1,500,000 . . . .<br />
Polen: 1:1,500,000<br />
Rumänien: 1:1,500,000<br />
Balkan: 1:1,750,000<br />
b) Ausgaben ohne Text.<br />
4.—<br />
4.—<br />
4.—<br />
4^—<br />
„ 4—<br />
» *«~~<br />
„ 4—<br />
., 4.-<br />
., 4.-<br />
- 4.—<br />
Deutschland: 1:1,000,000, doppelseitig Fr. 2.80<br />
Frankreich: 1:1,000,000, doppelseitig „ 2.80<br />
Italien: 1:1,000,000, doppelseitig . . . „ 2.80<br />
Oesterreich-Ungarn-Tschechoslowakei:<br />
1:1,000,000, doppelseitig „ 2.80<br />
Nordafrika: 1:3,000,000, ein»eitig. . . „ 1.2S<br />
3. Spezialkarten.<br />
Sehr sorgfältig gezeichnete und auf zähem<br />
Papier gedruckte Blätter der bevorzugten Auslugsgebiete<br />
Zentraleuropas.<br />
Schweiz: 8-Farbendruck .<br />
Schweiz und Grenzgebiete<br />
Schweiz-Riviera<br />
Bodensee<br />
Genfersee<br />
Oberitalienische Seen • . .<br />
Schwarzwald .<br />
Vogesen . . . . . . . . .<br />
Rhein und Mosel<br />
Obexbäyern . . . . . . . .<br />
Dolomiten<br />
Burgund<br />
1:300,000<br />
1:500,000<br />
1:500,000<br />
1:300,000<br />
1:300,000<br />
1:300,000<br />
1:250,000<br />
1:250,000<br />
1:500,000<br />
1:250,000<br />
1:250,000<br />
1:300,000<br />
Alle diese Blätter in 6-Farbendruck.<br />
Fr. 3.S0<br />
,. 4.-^<br />
„ 2.80<br />
„ 2.80<br />
„ 2.80<br />
„ 2.80<br />
„ 2.80<br />
„ 2.80<br />
„ 2.80<br />
„ 2.80<br />
„ 2.80<br />
.. 2.80<br />
4. Alpina-Karten 1:500,000<br />
6-Farbendruck, praktische Faltung, grosse<br />
Uebersichtlichkeit, vorbildliche Strassenführung.<br />
Blatt I : Zentralalpen: München—Grenoble,<br />
Venedig—Dijon.<br />
Blatt II: Osta!pen: Wien—Dolomiten, Fiume—<br />
München.<br />
Blatt III: Meeralpen: Riviera—Grenoble, Rhonetal—Adria.<br />
Preis pro Blatt Fr. 4.—.<br />
Die Hallwag-Führer und -Karten sind in allen guten<br />
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Druck, Cliches und Verlag: HALLWAG A.-G., Hallersche Buchdruckerei und Wägnersche Verlagsanstalt, Bern.
N»43<br />
II. Blatt<br />
BERN, 28. Mai <strong>1935</strong><br />
II. Blatt<br />
BERN, 28. Mai <strong>1935</strong><br />
*l>»ufl»«»»£ckt<br />
Hansa 1700.<br />
Die Bremer Firma Hansa-Lloyd gehört zu<br />
den ältesten Automobilfabriken Deutschlands.<br />
Aussicht auf Popularität auch bei uns<br />
hat sie aber erst nach dem Erscheinen der<br />
Modelle 1100 und 1700 erhalten, die am<br />
Genfer Salon durch ihre individuelle, ungewöhnlich<br />
klare Karosserie-Linienführung und<br />
das fortschrittliche Chassis berechtigtes Aufsehen<br />
erregten. Der Preis dieser Wagen,<br />
5300—6650 für den Typ 1100 und 6200—7950<br />
für den Typ 1700, ist ebenfalls ganz dazu<br />
angetan, um sie populär werden zu lassen.<br />
Allgemein entsteht der Eindruck, dass man<br />
es hier mit wirklichen «Schlagern» zu tun<br />
hat, wenn die Güte der Wagen ihrem Aussehen<br />
entspricht.<br />
Wenn wir uns hier ausnahmsweise mit<br />
dem Aeussern des Wagens als erstem näher<br />
befassen, so geschieht es, weil offensichtlich<br />
auch die Fabrik darauf besondern Wert gelegt<br />
hat. Die einander so oft widersprechenden<br />
Anforderungen der guten Raumausnützung,<br />
der Aesthetik, der Gestehungskosten<br />
und der Aerodynamik sind vorzüglich miteinander<br />
zum Einklang gebracht. Mit wenigen<br />
Ausnahmen ist sonst deutlich zu unterscheiden,<br />
wie zuerst das Chassis entstand<br />
und daraufhin eine zu diesem und den Passagierraum-Forderungen<br />
bestmöglich passende<br />
Karosserie gebaut wurde. Beim Hansa<br />
ist die Vereinigung von Karosserie und<br />
Chassis sinngemäss so gut getroffen, dass<br />
dieser Eindruck völlig fehlt. Der Wagen ist<br />
tief gebaut, obschon weder an Innenhöhe geopfert<br />
wurde noch Vorderradantrieb Verwendung<br />
fand. Bei mittlerem Radstand bietet<br />
er reichlich Beinraum, obschon weder<br />
die Motorhaube traditionswidrig verkürzt<br />
noch ein Ueberhängen des Passagierraumes<br />
über die Hinterachse hinaus in Kauf genommen<br />
wurde. Ungezwungen und deshalb auch<br />
ästhetisch befriedigend verschafft der flach<br />
abfallende Hinterteil gleichzeitig gute Luftäbströmverhältnisse<br />
und die Möglichkeit zur<br />
Unterbringung von reichlich Gepäck. Anderseits<br />
trägt der Wagen allein schon durch<br />
die ungewöhnlich grossen Seitenscheiben<br />
30<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
+0<br />
30<br />
20<br />
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in allem : der Hansa muss gefallen.<br />
gesteuerte Ventile, vierfach gelagerte Kurbelwelle,<br />
Pumpenkühlung, Batteriezündung<br />
und 40 PS Bremsleistung. Er' ist in drei<br />
Punkten in Gummi gelagert und mit der Einscheibenkupplung<br />
und dem in zwei Gängen<br />
geräuschlosen Vierganggetriebe zu einem<br />
Baublock vereinigt. Die Bremsen arbeiten<br />
hydraulisch nach dem System Lockheed, die<br />
Lenkung mit Ritzel und Zahnstange, bei den<br />
Das Chassis<br />
kennzeichnet die. neuzeitliche Einstellung seiner<br />
Konstrukteure vorweg durch die Einzelradfederung<br />
und den Zentralkastenrahmen,<br />
beides Bauformen, deren Vorteile heute nicht<br />
mehr wegzudiskutieren sind. Die Einzelradfederung<br />
der Hinterräder ist dabei alsneuesten Sechszylindermodellen jedoch mit<br />
Schnecke und Segment.<br />
Schwingachsfederung ausgeführt, d. h. jede<br />
Radhalbachse schwingt um einen Gelenkpunkt<br />
des starr am abgefederten Teil befestigten<br />
Differentialgehäuses. In der Ausführung<br />
aber nicht im Prinzip ungewöhnlich ist<br />
die Verbindung der Schwingachshälften mit<br />
der hochliegenden Querblattfeder durch Streben,<br />
die beidseitig in Gummipfannen gelagert<br />
sind. Der Schub der Hinterachshälften<br />
wird durch horizontale, ebenfalls mit Gummigelenken<br />
versehene Streben aufgenommen.<br />
Die Führung und Abfederung der Vorderräder<br />
geschieht nach bewährten Vorbildern<br />
durch zwei übereinanderliegende Blattfedern.<br />
Der als Rückgrat dienende Kastenträger<br />
teilt sich vorn in eine Gabel, in welcher<br />
der Motörblock ruht. Sein unterer<br />
Flansch ist durch eine Stahlblechplattform<br />
auf die ganze Wagenbreite verbreitert, wodurch<br />
gleichzeitig seine Steifigkeit erhöht<br />
und der Einbau eines besonderen Karosseriebodens<br />
erübrigt wurde. Der 1,7-Liter-Sechszylindermotor<br />
des geprüften Wagens hat<br />
hängende, durch Stoßstangen und Kipphebel.<br />
: ! I l l l l l l l<br />
m 20 40 60 80 100 120 140 160 180 200 220 240 260 WE 300 320 340 360 380+00 «0 440 460 480 500 520 540 560 580 600- 30 25 20 15 105<br />
Die Anfahrkurven und die Bremswegkurve d-es Hansa, Typ «1700». Die Zahlen auf den Kurvenzügen bedeuten Sekunden.<br />
Die rahreigenschaften<br />
sind, was Federung und Strassenhaltung anbetrifft,<br />
vorzüglich und nur mit denen zu<br />
vergleichen, die man sonst, bei mittelschweren<br />
Schwingachswagen zu erwarten gewohnt<br />
- ist. Nickschwmgungen fehlen vollkommen<br />
und auch ein Nachschwingen des<br />
Aufbaues beim Befahren wellenförmiger<br />
Strassen ist nicht zu beobachten. Der Wagen<br />
läuft tadellos geradeaus, lässt sich präzis<br />
durch die Kurve ziehen, die Lenkung ist<br />
praktisch stossfrei. Das Beschleunigungsund<br />
Steigvermögen ist für einen Wagen dieser<br />
Aussenmasse und mit Rücksicht auf den<br />
Zylinderinhalt überraschend gut. Es erklärt<br />
•s|ch'-aus"'dem-strikte durchgeführten Leichtbauprinzip,<br />
das in allen Konstruktionselementen,<br />
zur Geltung kommt. Das Gewicht<br />
des karossierten Wagens beträgt 1025 kg.<br />
Genauen Aufschluss über die Beschleunigung<br />
lind das Bremsvermögen geben die beistehindeifl<br />
Diagramme^ zu deren^Ermittlung ein<br />
registrierender, unabhängig durch fünftes<br />
Rad angetriebener Telgeschwindigkeitsmesser<br />
benützt wurde. Es ist daraus zu erkennen,<br />
dass die Geschwindigkeit vo» 60<br />
km/St, beim Durchschalten der Gänge nach<br />
132 m Weg und rund 12^4 Sekunden, und<br />
nach dem Anfahren im direkten Gang aus<br />
dem 10-km-Tempo heraus nach 240 m Weg<br />
und rund 24% Sekunden erreicht wurde,<br />
während zum Abbremsen von 60-km-Tempo<br />
bis zum Stillstand ein Bremsweg von 22 m<br />
erforderlich war. Die Beschleunigungsmessungen<br />
wurden auf geteerter Walzschotterstrasse<br />
bei mit einer Person besetztem, die<br />
Bremsmessungen bei mit zwei Personen besetztem<br />
Wagen vorgenommen.<br />
An Punkten, die den<br />
Komfort<br />
betreffen, sind hervorzuheben der durch die<br />
breiten, nach vorn abgeschrägten Türen ge-'<br />
währleistete bequeme Ein- und Ausstieg, die<br />
leicht verstellbaren Sitze, die vorzügliche<br />
Sicht auf die Strasse und die vom Lenkrad<br />
aus bedienbaren Winker.<br />
m. '<br />
*«§•«&<br />
Ppaki<br />
Haben Sie Ihr Reserverad schon verloren?.<br />
Die Statistiken lehren, dass Reserveräder<br />
sehr oft verloren gehen. Vielleicht sind Sie<br />
der nächste an der Reihe. Wenn die Reserveräder<br />
hinten am Wagen angeordnet sind,<br />
lohnt es sich besonders, von Zeit zu Zeit die<br />
Befestigung nachzuprüfen. -at- i'<br />
\<br />
70<br />
60<br />
50<br />
10<br />
30<br />
20<br />
10<br />
W£nl««*<br />
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10<br />
Zylindergassmaterial für<br />
Verbrennungsmotoren.<br />
in feiner Verteilung in der festen Perlit-<br />
verankert sind. Auch .Phos 1<br />
. Die Haltbarkeit der Zylinder von Ver-grundmassbrennungsmotoren<br />
glaubt man vielfach dadurch<br />
günstig beeinflussen zu können, dass<br />
man nur für eine ausgiebige Graphitschmierung<br />
sorgt. Dass diese Ansicht nicht zutrifft,<br />
erkennt man schon aus den zahlreichen<br />
verschiedenen Zylindergusszusammensetzungen,<br />
mit denen man neben einem<br />
hohen Widerstand gegen Reibungsyerschleiss<br />
auch die statischen Zug-, Druck- und Biegefestigkeiten,<br />
Dehnung, Elastizität, Schwingungsfestigkeit<br />
usw. ständig verbessern möchte.<br />
Mit dem Material allein ist es aber<br />
nicht getan. Will man wirklich einen hochwertigen<br />
Zylinderguss erhalten, so sind vor<br />
allem drei Forderungen zu erfüllen. Zu<br />
allererst muss man die chemische Zusammensetzung<br />
des Gussmaterials beeinflussen,<br />
zweitens muss das Zylindergusschmelzen<br />
von gegebener chemischer Zusammensetzung<br />
besonders behandelt werden, und drittens<br />
sind beim Formen und Giessen gewisse<br />
Punkte zu beachten.<br />
Zur Beeinflussung der chemischen Zusammensetzung<br />
genügt eine geeignete Wahl<br />
des Kohlenstoff- und Siliziumgehaltes allein<br />
nicht. Entscheidend sind auch die j Abkühlungsbedingungeh.<br />
Zur Erzeugung "bestimmter<br />
Gefüge müssen ausser Analysen<br />
des Roheisens auch Roheisen-Schliffbilder<br />
gemacht werden. Wichtig ist ferner, in<br />
welcher Weise der Graphitgehalt beeinflussbar<br />
ist. Nun ist der Gesamtkohlenstoff<br />
allein schon massgebend für das Auftreten<br />
von mehr oder weniger Graphit,<br />
so dass also die Kohlenstoffherabsetzung im<br />
Zylinderguss ein geeignetes Mittel zur Herabsetzung<br />
auch des Graphitgehaltes ist.<br />
Das bedeutet aber praktisch eine Verbesserung<br />
des Gusses auf dem Wege über<br />
die metallische Grundmasse.<br />
Man darf natürlich mit der Feinheit der<br />
Graphitverteilung nicht so weit gehen, dass<br />
sich eutektischer Graphit abscheidet, denn<br />
dieser wirkt sich sehr ungünstig aus. Eine<br />
feine Graphitverteilung hat nur in Verbindung<br />
mit einer ferritfreien perlitischen<br />
Grundmasse einen Zweck. Verfeinert wird<br />
die Gräphitabscheidung auch durch Mangangehalt<br />
bis 1%. Zuviel Manganzusatz darf<br />
man nicht verwenden, denn dann isteigt<br />
der spezifische Verschleiss rasch an. Mangan<br />
hat übrigens den Vorteil, dass es den<br />
Schwefelgehalt unschädlich macht. Inmerhin<br />
wirkt Schwefel bis etwa 1 / 8 % günstig<br />
auf das Zylift'dergefüge, weil die Sulfide<br />
des Eisens und Mangans als harte Kristalle<br />
phor als sogenannter Steadit, ein, Phosphid-Euteklikum,<br />
-kann- zweckmässig sein,<br />
wenn die Gefügegrundmasse perlitisch oder<br />
sorbitisch ist, denn Steadit zeigt eine feine<br />
Verteilung und netzartige Einlagerung in<br />
das Gefüge.<br />
Vielfach setzt man der Grundmasse Nickel<br />
und Chrom zu. Diese Zusätze wirken an<br />
sich, wenn man sie am besten gemeinsam<br />
verwendet, günstig, insofern der Guss selbst<br />
gut ist. Sie vermögen aber- niemals aus<br />
einer ungeeigneten Zusammensetzung der<br />
Grundmasse etwa ein hervorragendes Material<br />
zu machen., Für hochwertigen Zylinderguss<br />
wird auch Molybdän als Legie'ruiigsbestandteil<br />
empfohlen,* da es die<br />
Harte des Gusskörpers erhöht und ihn<br />
gegenüber unlegiertem Gusseisen eine viel<br />
höhere Festigkeit verleiht;<br />
Bezüglich des Schmelzens ist die richtige<br />
Wahl der Rohstoffe, insbesondere des Roheisens,<br />
Hauptbedingung. Am geeignetsten<br />
ist feingraphitisches Roheisen mit- perlitischer<br />
Grundmasse; grobgraphitischer ist<br />
weniger zu empfehlen. Um dies festzustellen,<br />
ist neben der chemischen Untersuchung<br />
also utabedingt eine metallögraphische<br />
Untersuchung der Stoffe erforderlich.<br />
Groben Roheisengraphit kann man<br />
bei Schmelzen ausmerzen, und zwar durch<br />
Ueberhitzen, Abstehenlassen in den Giesstrommeln,<br />
durch Rütteln und schliesslich<br />
durch Raffinieren, das nicht nur desoxydiert,<br />
sondern auch das Gefüge<br />
Graphitverfeinerung verbessert.<br />
durch<br />
In der Form- und Giesstechriik muss<br />
besonders die Eingussanordnung richtig gewählt<br />
sein, so dass auf keinen Fall Schlackenteile<br />
oder sonstige Fremdkörper in die<br />
Schmelze gelangen können. Wichtig ist<br />
auch eine gute Entlüftung der Form. Der<br />
Feuchtigkeitsgehalt des Formsandes darf<br />
nicht zu gröss sein, weil sonst der; Erstarrungsprozess<br />
.zu schnell vor sich geht<br />
und wegen der erheblichen Wasserdampfmengen<br />
Blasenbildungen entstehen können.<br />
Die Form ist unmittelbar naöh dein Griessen<br />
rasch zu entleeren, um einer Gaskatalyse<br />
vorzubeugen; die das Zementit in Perlit<br />
zerfallen und eine weiehö GusBoberfläohe<br />
entstehen l|issfc " / -. ;" ; ... _r !<br />
, AJI Hand VorstehenderÄusf üÜruhgenkann<br />
man' • eine ; Sogenanntey-^Lagermetallförde»--<br />
rung" für die Gefügebeschaffen&eit "von<br />
AÜTÖfaOTtft-REVim -fOQK _ *Tn A4<br />
Zylinderguss aufstellen. * Harte Gefügebestandteile<br />
(also Zementit) als eigentliche<br />
Reibungsträger sind in einer plastischen,<br />
nachgiebigen und dabei noch zähen, festen<br />
Masse (Ferrit) einzubetten, so dass sich ein<br />
perlitisches Gefüge ergibt. Ferrit würde<br />
man hier besser Pelikoferrit nennen im<br />
Gegensatz zu dem Ferrit des Flusseisens.<br />
Am günstigsten ist ein solches aus feinlamellarem<br />
Perlit (Sorbit); Die Graphitadern sollen<br />
ebenfalls feinlamellar und kurzstreifig<br />
oder haken- und sternchenförmig sein. T.<br />
Richtige Behandlung der Batterie. Während<br />
die Licht- und. Anlasseranlage eines<br />
Automobiles fast keiner Wartung bedarf, erfordert<br />
die Akkumulatorenbatterie doch eine<br />
gewisse, wenn auch einfache Bedienung, die<br />
sich ohne nennenswerten Zeitaufwand durchführen<br />
lässt, die abeiv immerhin in regelmässigen<br />
Zeitabspnden vorgenommen werden<br />
sollte. Dadurch wird mit Sicherheit ein zuverlässiger'<br />
Betrieb der Batterie auf lange<br />
Zeit verbürgt.<br />
, Zunächst muss die Bedienung sich einmal<br />
darauf erstrecken,. dass hin und .wieder nachgesehen<br />
wird, ob hinreichend Säure im Akkumulator<br />
enthalten ist, was- leicht beobachtet<br />
werden kann, wenn der Stopfen im<br />
Deckel abgeschraubt wird.-, Die Säure soll<br />
die Platten stets gut bedecken; ist sie infolge<br />
Verdunstung tiefer gesunken, so muss<br />
sie durch-Nachfüllen von destilliertem Wasset,<br />
niemals durchi'Zügd&ei.von 'Säure; ergänzt<br />
werden, so weit, bis der Säurespiegel<br />
15-^20 mm über der Plättenöbefkante liegt.<br />
Natürlich darf nicht zu viel nächgefüllt werden;<br />
sonst könnte die Säure .während der<br />
Fahrt aus den .Entgasungslöchern- herausspritzen.<br />
Weiter noch'ist es erförderlich, die<br />
Dichte der Säure, hin und wieder zu prüfen,<br />
und zwar ist es zweekmässigy:die Dichte zu<br />
messen, wenn der Akkumulator voll aufgeladen<br />
ist; im Akkumulator ist die Dichte der<br />
Säure bei Ladung und Entladung verschieden.<br />
Gewöhnlich ist die Lichtmaschine ja so<br />
eingestellt und wird so arbeiten, dass die<br />
Batterie stets in gut geladenem Zustande erhalten<br />
bleibt. Die Prüfung der 1 Säuredichte<br />
wird mit dem Aräometer vorgenommen, das<br />
für die Bestimmung der Dichte einen genau<br />
eingeteilten Schwimmer oder besondere<br />
Schwimmkügelchen, die dem gleichen<br />
Zwecke' dienen," enthält. Mit. diesem' Säuremesser<br />
lässt sich leicht der Ladezustand<br />
einer Batterie.feststellen^Eine Batterie, die<br />
nicffi hinreichende' Säuredichte ?eigt, darf<br />
Keinesfalls'"etwa* mit- IMzentriefte* 1 -Säure '<br />
aufgefüllt, sondern muss aus dem Wagen<br />
herausgenommen und nachgeladen werden.<br />
Das kann vor allem bei Städtfahrzeugeu notwendig<br />
werden, bei denen der Motor im<br />
Strassenverkehr oft von der Batterie aus<br />
angelassen wird und bei denen wegen der<br />
geringen Durchschnittsgeschwindigkeit die<br />
Lademaschine nicht genügende Strommengen<br />
in die Batterie hineinschafft. Im Winter,<br />
wenn die Lichtbeanspruchung grösser ist,<br />
kann eine Nachladung ausserhalb des Wagens<br />
in kürzeren Zeitabständen zweckmässig.<br />
sein.<br />
Wenn für die Ladung ausserhalb des Wagens<br />
Gleichstrom zur Verfügung steht, so ist<br />
es natürlich möglich, den Akkumulator unter<br />
Vorschaltung entsprechender Widerstände<br />
unmittelbar vom Netz aus zu laden. Wechselstrom<br />
hingegen lässt sich für die Ladung<br />
nicht, unmittelbar benutzen, er muss vielmehr<br />
durch Verwendung geeigneter Gleichrichter<br />
erst in Gleichstrom umgewandelt werden.<br />
Diese Gleichrichter lassen sich ohne weiteres<br />
an Wechselstromnetze von llo und 220<br />
Volt anschliessen und liefern dann Gleichstrom,<br />
mit dem 6 Volt-Batterien bis zu 6<br />
Ampere und 12 Volt-Batterien bis zu 3. Ampere<br />
nachgeladen werden können. i<br />
. Zweckmässige Montage des Scheibenwischers.<br />
Bei den meisten Wagen findet<br />
man den Scheibenwischer oberhalb der<br />
Windschutzscheibe montiert Diese Art der<br />
Montage ist jedoch nicht praktisch, denn ein<br />
von oben angetriebener Wischer vermag<br />
eine viel geringere Wassermenge aus dem<br />
Sehfeld des Fahrers zu wischen als ein von<br />
unten angetriebener Apparat. Diese Tatsache<br />
erklärt sich daraus, dass das zur Seite<br />
gewischte Wasser der Schwere folgend<br />
nach unten läuft. Demnach läuft es bei einem<br />
von oben arbeitenden Wischer wieder in den<br />
entstandenen Sektor hinein, während es<br />
beim unten arbeitenden Wischer zu beiden<br />
Seiten abfliesst ohne zu stören. Man sollte<br />
deshalb wenn irgend möglich den Wischer<br />
am unteren Rande der Windschutzscheibe<br />
montieren.<br />
+'<br />
Beim Bohren eines Splintloches in einen<br />
Bolzen soll die Richtung des Bohrloches auf<br />
der Stirnseite des Bolzens wenn möglich immer<br />
durch einen mit dem Meissel eingeschlagenen<br />
Strich angedeutet werden, damit<br />
man beim Anziehen der Mutter nicht lange<br />
die Stellung suchen muss, in welcher sich<br />
der Splint einführen lässt.<br />
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Fah<br />
Unterbringung des Reisegepäcks. Der Kleinwagen<br />
soll leicht sein, damit die kleine Maschine<br />
das Fahrzeug schnell vorwärtsbringen<br />
kann. Der Leichtbau zwingt zu einer Beschränkung<br />
in den Abmessungen, und deshalb<br />
ist es gerade für den kleineren Wagen<br />
schwer, vier Personen und ausserdem noch<br />
ausreichendes Gepäck aufzunehmen. Jeder,<br />
der mit vollbesetztem Wagen grosse Reäsen<br />
machen will oder muss, wird bei der Unterbringung<br />
des Gepäcks Schwierigkeiten haben,<br />
und zwar nicht nur beim kleinen, sondern<br />
sogar beim grossen Wagen.<br />
Ist eine Gepäckbrücke vorhanden, so wird<br />
selbstverständlich ein Spezialkoffer aufgesetzt,<br />
nicht nur zur guten Ausnutzung des<br />
Raumes, sondern auch deshalb, weil normale<br />
Koffer nicht dicht genug sind und der Inhalt<br />
verstauben würde. Müssen normale Koffer auf<br />
der Brücke befördert werden, so sind sie<br />
sorgfältig mit einer Decke oder besser einem<br />
Wachstuch zu umgeben, das sehr festgeschnallt<br />
werden muss, denn der feine Strassenstaub<br />
dringt durch die kleinsten Oeffnungen.<br />
Immer mehr finden wir bei kleinen und<br />
grösseren Wagen den Kofferraum im Heck.<br />
Es gibt Heckbehälter, die mit allen möglichen<br />
Koffern, Decken, Mänteln, Rucksäcken usw.<br />
gut ausgefüllt werden können. Man ist überrascht,<br />
wieviel in den Heckraum von innen<br />
oder aussen hineingepackt werden kann. Es<br />
gibt aber leider auch Kofferbehälter, die nur<br />
mit Spezialeinsatzkoffern erträglich ausgenutzt<br />
werden können. Das liegt an der Form<br />
dieser Kofferräume oder an der Beengung,<br />
z. B. durch « Federtunnel» usw. Da man den<br />
Wagen nicht allein nach der Güte des Kofferraumes<br />
auswählen kann, muss man versuchen,<br />
mit dem vorhandenen Raum so gut wie<br />
möglich fertig zu werden, was bei einigem<br />
Geschick nach der zweiten Reise gelingen<br />
Wird.<br />
Spezialkoffer können auf dem Trittbrett<br />
oder gar Kotflügel befestigt werden, doch das<br />
ist nur im Notfall zu empfehlen. Besser ist es,<br />
wenn versucht wird, den Karosserieraum<br />
selbst noch mehr auszunutzen. Bei einem bekannten<br />
Kleinwagen war die Fabrik selbst<br />
schon hierzu gezwungen, da ein grosser Kofferraum,<br />
weder im Heck noch vorn in der<br />
Karosserie eingebaut werden konnte. Jede<br />
Ecke hinter der Rückensitzlehne, unter den<br />
Sitzen, vorn unter der Stirnhaube wurde<br />
durch entsprechend geformte Kofferbehälter<br />
ausgenutzt Auch nachträglich lässt sich bei<br />
manchem Wagen mit etwas Ueberlegung noch<br />
irgendein Plätzchen für einen Spezialkoffer<br />
freimachen. Bei dem raumsparenden Stahlsessel<br />
z. B. sind häufig flache kleine Koffer<br />
unter den beiden Vordersitzen unterzubringen,<br />
oder ein schmaler hoher Koffer wird seitlich<br />
auf den Rahmen vor die hintere Sitzbank gestellt.<br />
Wie sich der Karosserieraum in dieser<br />
Weise am besten zur Unterbringung von Gepäckstücken<br />
ausnützen lässt, kann nur von<br />
Fall zu Fall entschieden werden.<br />
In Amerika und England werden Personenwagenanhänger<br />
für Reise- und Geschäftszwecke<br />
schon lange viel verwendet; auch<br />
bei uns beginnen sie sich jetzt langsam einzuführen.<br />
Der kleine Anhänger ist leicht und<br />
stellt daher kaum eine zusätzliche Belastung<br />
für den Personenwagen dar. In diesem Anhänger<br />
kann der Geschäftsmann Muster und<br />
Güter befördern; auf Erholungsreisen lässt<br />
sich sehr viel grosses Gepäck, der Schrankkoffer,<br />
das grosse Wohnzelt, das Faltboot<br />
usw. im Anhänger unterbringen. Neben den<br />
normalen, rechteckigen Anhängern mit Plane<br />
oder geschlossenem Aufbau gibt es auch<br />
schon Spezialanhänger in Stromlinienform,<br />
die sich gut der neuen Linie des schnellen<br />
Fahrzeuges anpassen. +<br />
Tech<br />
fpv^dhsa<br />
2. Antwort 9414. Saugrohr-Querschnitt. Adresse<br />
mitgeteilt Red.<br />
Frage 9423. Dauerndes Schleifen der Bremsen.<br />
Mein jetzt drei Jahre alter Wagen hat mechanische<br />
Bremsen, deren Wirksamkeit im allgemeinen befriedigt,<br />
die aber seit einiger Zeit eine störende Tendenz<br />
zum ständigen Schleifen zeigen. Lässt man<br />
nämlich nach erfolgter Bremsbetätigung das Bremspedal<br />
wieder los, so vergeht einige Zeit, bis der Wagen<br />
wieder ganz ungebremst läuft. An der Einstellung<br />
fehlt es nicht, da das Bremspedal ziemlich<br />
viel toten Gang hat. Gewöhnlich werden die Bremsen<br />
wieder am so eher frei, je rauher die befahrene<br />
Strasse ist Es macht den Anschein, als ob durch<br />
die Strassenstösse die Bremsbacken wieder in ihre<br />
Ausgangsstellung zurückgerüttelt werden.<br />
W. W. in K.<br />
Antwort: Diese Störung dürfte wohl mit einer<br />
Verrostung oder Verschmutzung der Gelenke des<br />
Betätigungsmechanismus zusammenhängen. Am<br />
stärksten macht sich eine «olche Verschmutzung an<br />
der Lagerung und an den Achsen der Bremsnocken<br />
bemerkbar, da diese Stellen besonders stark Nässe<br />
und Schmutz ausgesetzt sind. Sorgen Sie deshalb<br />
für Reinheit an diesen Stellen und in Zukunft für<br />
eine regelmäßige Schmierung. Klemmt das Bremsgestänge<br />
dann immer noch, so bleibt wohl nichts<br />
anderes übrig als eine Demontage und gründliche<br />
Reinigung, sowie eventuell der Einbau stärkerer<br />
Rückzugfedern,<br />
Frage 9424. Berechnung der Fahrtwiderstände.<br />
Nach welcher Formel lässt sich der Luftwiderstand<br />
eines Automobils berechnen? Wie gross ist der<br />
Rollwiderstand eines Autos auf einer asphaltierten,<br />
einer gepflasterten Strasse und auf einem- sandigen<br />
Feldweg? P. A. in S.<br />
Antwort: Der Luftwiderstand ergibt sich<br />
aus der Formel<br />
W = O.0O52XFXV,<br />
worin V die Fahrgeschwindigkeit in Stundenkilometern<br />
bedeutet und F die senkrecht zur Fahrtrichtung<br />
stehende Flache des Wagens in m*.<br />
Für offene Personenwagen mit 4—6 Sitzen beträgt<br />
F erfahrüngsgemäss 1,5—i m* (im Mittel<br />
2,5 m s ), für Lastwagen und Omnibusse 4—7 m 3<br />
und für Motorräder 0,7.—1 m*. F lässt sich auch<br />
nach der Formel<br />
FXmXBXH<br />
berechnen, wobei B die Spurweite in Metern, H die<br />
grösste Höhe in Metern und m einen zwischen<br />
0,85 bis 0,95 variierenden konstanten Faktor bedeutet,<br />
dessen unterer Wert für Klein- und Rennwagen<br />
und dessen oberer Wert für Tourenwagen<br />
und Omnibusse gilt.<br />
Der Rollwiderstand beträgt auf einer guten<br />
Afephaltstrasse ca. ein Hundertstel des Wagengewichtes,<br />
auf Steinpflaster ca. ein Sechzigstel des<br />
Wagengewichtes und auf einem Feldweg ca. eip<br />
Sechstel des Wagengewichtes. -at-<br />
Frage 9425. Riefenbfldung in den Bremstrommeln.<br />
Wie ist es möglich, dass sich auf den Arbeitsflächen<br />
der Bremstrommeln Rillen und Riefen<br />
bilden, trotzdem das Material des Bremsbaokenbelages<br />
(Asbestgewebe) doch viel weicher ist als<br />
der Stahl der Bremstrommeln? R. 0. in S.<br />
Antwort: Die Vorgänge, die zur Riefenbildung<br />
in den Bremstrommeln führen, sind noch<br />
nicht restlos erforscht. Immerhin ist der Umstand,<br />
dass das weichere Material das härtere anzugreifen<br />
imstande ist, nicht besonders verwunderlich. An<br />
zahlreichen andern Beispielen kann dieselbe Beobachtung<br />
gemacht werden. So ist bekannt, dass<br />
die weichen Leichtmetallkolben das härtere Material<br />
der Zylinder stärker abnützen als sich selbst.<br />
Eine Erklärung dieser Erscheinung ist die, dass<br />
sich im weicheren Material Splitter und Partikel<br />
des härteren Materials einbetten, die_ dann schmirgelnd<br />
auf das härtere Material einwirken. Bei den<br />
Bremsen bettet sich in den weichen Bremsbelägen<br />
Staub ein, der zweifellos eine stark schleifende<br />
Wirkung haben kann. Ausserdem<br />
Asbest seiner Herkunft nach ein Silikat, das bei<br />
den beim Bremsen auftretenden Hitzegraden auf<br />
der Oberfläche glasartig hart werden kann und<br />
dann ebenfalls zu Schleifwirkungen imstande ist<br />
Inwieweit die Messing- oder anderweitigen Metalldrähte,<br />
die zum Zusammenhaken des Asbestgewebes<br />
angewandt werden, oder die Nieten, mit<br />
denen der Belag auf den Bremsbacken befestigt ist,<br />
• an der Riefenbildung beteiligt sind, ist gegenwärtig<br />
noch ganz ungeklärt. Man beobachtet Fälle, in<br />
denen sich das Metall dieser Drähte oder Nieten<br />
ganz indifferent verhält, während es in anderen<br />
•Fällen die Bremstrommel wieder deutlich anzugreis.fen<br />
scheint - «at-<br />
Anfrage 512. Verrechnung von Lehrlingsarbeiißn.<br />
Darf ein Garagist, der seit 2 Jahren von uns<br />
dauernd Arbeiten ausführt, welche zu 80 Prozent<br />
lediglich von Lehrlingen gemacht werden, uns pro<br />
Arbeitsstunde Fr. 3.50 verrechnen? Diese Lehrlinge<br />
bekommen vom Arbeitgeber Pro 8 Arbeitsstunden<br />
einen Lohn von Fr. 2.— (Taglohn). Werden unsere<br />
Aufträge ab und zu von einem ausgelernten Automechaniker<br />
ausgeführt, werden uns ebenfalls Fr.<br />
3.50 pro Arbeitsstunde verrechnet. Dazu kommt<br />
noch, dass z. B. die Arbeit eines Lehrlings, der<br />
diese innerhalb von 2 Stunden ausgeführt hat,<br />
uns kaltblütig für 5 Stunden ä Fr. 3.50 berechnet<br />
wird. Stichproben, die wir in letzter Zeit darüber<br />
angestellt haben, brachten uns den glatten Beweis<br />
hierüber.<br />
Es würde uns sehr interessieren, was für einen<br />
Standpunkt der Schweiz. Automobilhändler-Schutzverband<br />
in dieser Sache vertritt. V. Seh. in Z.<br />
Antwort: Genau bestimmte Ansätze über die<br />
Berechnung von Arbeitsstunden bestehen nicht. Es<br />
ist aber von dem üblichen Lohn auszugehen, wozu<br />
noch ein Zuschlag von Regiekosten berechnet wird,<br />
der je nach dem Umfang des betr. Betriebes höher<br />
oder niedriger sein kann. Um nun ganz sicher zu<br />
gehen, lege ich meiner Antwort die Lohnansätze<br />
zugrunde, die von einem Betriebe den Kunden berechnet<br />
werden, der über ausserordentlich umfangreiche<br />
maschinelle Anlagen verfügt, und sie demzufolge<br />
auch höhere Regieansätze berechnet, als in<br />
einem kleinen Betriebe, der fast über keine maschinelle<br />
Anlagen verfügt. Je nach dem Lehrjahre verrechnet<br />
dieser Betrieb für Lehrlinigstunden Fr.<br />
—.60 bis Fr. 1.50. Sie ersehen also daraus, dass<br />
selbst, wenn davon ausgegangen wird, dass der<br />
Lehrling sich im letzten Lehrjahr befindet, der<br />
Ansatz von Fr. 3.50 mehr ails 100 Prozent über den<br />
üblichen Ansätzen liegt<br />
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Problem einer automatischen Schlauchdichtung ist<br />
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die, in den Schlauch eingefüllt, jede Schlauchverletzung<br />
bis zu 1 cm Grosse sofort und automatisch<br />
dichtet.<br />
Autosan ist eine Mischung aus Glimmerplättchen<br />
und anderen reinen Naturprodukten. Von<br />
dieser Mischung wird ein bestimmtes Quantum in<br />
den Schlauch eingefüllt, hierauf etwas Wasser<br />
sowie ein flüssiger Zusatz nachgegossen, der im<br />
Winter das Gefrieren und im Sommer das Schlechtwerden<br />
des Wassers zu verhindern hat. Laut aber ist der<br />
Gutachten<br />
der Materialprüfungsanstalt der E. T. H.<br />
enthält die ganze Masse nur Bestandteile, die den<br />
Gummi in keiner Weise angreifen oder schädigen.<br />
Die Wirkung ist unbegrenzt. Wird der Schlauch<br />
aus irgendeinem Grunde einmal demontiert, so kann<br />
er ohne weiteres wieder einmontiert und aufgepumpt<br />
werden.<br />
Dadurch, dass im Schlauch immer der gleiche<br />
Luftdruck vorhanden ist, wird auch eine bedeutende<br />
Ersparnis an Pneu- und Schlauchmaterial erzielt<br />
Diese Vorteile werden dem Autosan auch in der<br />
Schweiz rasch Eingang verschaffen, wie dies schon<br />
in einer Reihe von Ländern, u. a. auch in Amerika,<br />
geschehen ist<br />
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N° 43 - <strong>1935</strong><br />
ÄUTOMOBIt-REVUE 13<br />
«ggflg,^^ rt« , Costa Rica wird schon seit mehr aVs zehn Wie -weitgehend die •wirtschaftlichen ÄUS-<br />
••••MiMmi^MMiMnHMMHI Jahren an der Verwirklichung dieses gigan- Wirkungen eines ausgebauten zentralamerikatischen<br />
Projektes gearbeitet. Der Strassen- nischen Strassenzuges sein können, und wie<br />
Eine ZetltralamcrikanlSChe bau in Mexiko und Panama hat unter zielbe- weit sie sich auch in der Praxis auswirken,<br />
DurchnaiiqSStraSSG.<br />
wusster und.energischer Leitung schon recht das zeigt ein kleines Beispiel in Mexiko. Seit-<br />
_. , „ .... .. , " . , erfreuliche Fortschritte gemacht. So soll in dem das Strassenstück von der Grenze der<br />
Sieben. Republiken hegen auf der Land- Mexiko die strasse von Nuevo Laredo am Vereinigten Staaten bis Monterrey fertig ist,<br />
enge die Nordamerika mit Sudamerika ver- R. Q Qrande (derdie Qrenze gegen die y er . fahren wöchentlich über Weekend zirka 2000<br />
bindet. Von Norden nach Süden sind es: einigten staaten bildet) bis nach Mexiko- Wagen aus den Vereinigten Staaten bis zur<br />
Mexiko, Guatemala, Honduras, Salvador, City> y m ^ ^ ^ mQ km Längej schon genannten Stadt. Einzig der weiter etwas<br />
fa<br />
i<br />
Panama -<br />
Zum<br />
Nicaragua, Costa Rica , d .<br />
Mitte <strong>1935</strong> dem durchgehenden Verkehr ge- fragwürdige Strassenzustand hat bis heute<br />
Teil recht willkürlich geführte Grenzen tren- ö{{net werden. In Panama wurde das Stras- eine Ausdehnung des Verkehrs bis Mexikonen<br />
diese Staaten voneinander, die, ausser senstück zwischen Panama-City und David City noch verhindert. Auch der Ausbau der<br />
Mexiko, für amerikanische Verhaltnisse eher , n einer Unge von 496: km ausgebaut. Auch Strasse in Panama hat eine gewaltige Verminiaturarüge<br />
Ausdehnung besitzen Ein recht fa ^ ^ Rfca faat der Strassenbau> wenn kehrsentwicklung gebracht, die begleitet war<br />
ausgeprägtes Unabhangigkeitsgefuhl, das sich auch ent spr echend der Grosse des Landes in von einer starken Steigerung der Bautätigimmer<br />
und immer wieder in Revolutionen kleinerem Ausmass, schon recht erfreuliche keit in den an der Strasse liegenden Städten,<br />
und Revolutionchen Luft machte, begun- Portschritte gemacht Unter Führung der Vereinigten Staaten,<br />
stigte die Zersplitterung des zusammengehörigen<br />
Gebietes, das sehr wohl als ein einheit- % >****<br />
lieber Staat vorstellbar wäre. Ursprünglich V^r^Ny<br />
spanisches Kolonialgebiet mit einheitlicher , ^<br />
Sprache und Religion, mit gleichen nationa- \<br />
len und traditionellen Wurzeln, ist die voll- ^ ^Nugvo laredo<br />
ständige Trennung der einzelnen Staaten ^ J \<br />
von einander geographisch, politisch und vor<br />
f<br />
y> >^J$'/<br />
allem wirtschaftlich betrachtet ein Unding. Mqnterrey s. jjJJ<br />
Trotzdem wäre heute eine Einheitsbestre- Unares\ dy<br />
bung in politischer Hinsicht eine vollständig \ ST nnxr. ...... ..*- v , l i /P i<br />
hoffnungslose Sache. fr\CVichsria h J I bOur VON N\t.X\VA)<br />
Eine langsame aber stetige Entwicklung I jj) *<br />
charakterisiert die zentralamerikanischen Re- Vallesi effiampico ^<br />
publiken. Diese Entwicklung ist aber noch Tämazunchalel \\ ,*--3Säs3§Se\\ v<br />
nicht so weit gediehen, dass diese Staaten (Sacala \k ((r^^^^jih ^P<br />
aus eigener Kraft untereinander diejenigen -rVachuca^M. \\n /$/ /<br />
Verbindungslinien hätten schaffen können, MEXICO oC p H v^ JJr r\ (((( s><br />
die zu einer noch grösseren Prosperität, zu ~>^uebia »|^*_ :! y'g/ ° BIJ<br />
c *,<br />
einem intensiveren Handelsverkehr und wirt- ^^s. Tehuacairtv ^^^jg^^^gj) ,jj/ O\<br />
schaftlicher Belebung unbedingt notwendig N^'x^^ | C fT^lPlfce &<br />
sind. Allzu gross sind die Entfernungen und x ^ ^ . Oaxaca ^^Mitla TuxHaG x '! $/)<br />
allzu schlecht heute noch die Verbindungen ^"^*^^5sTehuantepec5Ä^>*X<br />
1 c TS» * l SjJt—~—r— -~-~- 'i?<br />
zwischen den verschiedenen Handelszentren. f • -.nooitoX^^^^^^^ffaga 7/Q^J1 MA^^^^^^^^^^^. A<br />
Chronische Geldknappheit bedingte vor allem b ^ s"»—"""TN^S fiL_
L<br />
Das imposanteste Werk<br />
des Automobilfaches<br />
ist unstreitig das<br />
Schweizerische<br />
Automobil-Adressbuch<br />
Für alte im schweizerischen Automobilgewerbe irgendwie interessierten'<br />
Personen und Unternehmungen bedeutet dieses Nachschlagewerk der Branche<br />
eine Fundgrube für geschäftliche<br />
Anbahnungen.<br />
Sein im August 1934 erschienener Hauptfeil umfasst zunächst ein<br />
Adressbuch des Gewerbes<br />
selbst mit Angabe, in welcher Eigenschaft die Betreffenden im Automobilfache<br />
tätig sind. Ein<br />
Spezialitätenregister<br />
gibt an, wo die für Werkstätte und Handel nötigen Werkzeuge, Utensilien,<br />
Ersatzstücke, Fertigfabrikate und Rohmaterialien erhältlich sind. Und ein<br />
in der alphabetischen Reihenfolge der Marken geführtes Register gibt Auskunft,<br />
wer ihre<br />
Haupt- und Untervertretungen<br />
auf den einzelnen Plätzen ausübt.<br />
Das Kernstück des Werkes ist aber unstreitig das<br />
Verzeichnis der Personen- und<br />
Lastwagenbesitzer<br />
der einzelnen Kantone mit Angabe der<br />
P. S., Marke, Konstruktionsjahr<br />
75,000 Personenwagen<br />
20,000 Lastwagen<br />
3,000 Traktoren und Anhänger<br />
Während die übrigen Teile des Buches die Zusammensetzung des<br />
Schweiz. Automobilgewerbes aufzeigen, orientiert dieser Teil nicht nur über<br />
den Aufomobilbestand an sich, sondern auch über seine Zusammensetzung.<br />
In der Reihenfolge der kantonalen Kontrollnummern geführt, eignet sich<br />
das Verzeichnis auch dort zur Feststellung der Eigentümer, ihres Berufes<br />
und ihrer Adresse, wo nur die Wagennummer bekannt ist. Das Schwergewicht<br />
liegt indessen ffir das Autogewerbe auf den Angaben darüber,<br />
welche Wagenmarke der einzelne Besitzer fährt, welches Alter und welche<br />
PS der betr. Wagen hat.<br />
Angesichts der vitalen Bedeutung, die dieses Verzeichnis für die Interessenten<br />
hat, hat sich unser Verlag in Kenntnis der Tatsache, dass beim<br />
letztjährigen Erscheinen des Hauptwerkes ein grosser Teil des Schweiz.<br />
Wagenbesitzes noch nicht umnummerierf war und deshalb nicht aufgenommen<br />
werden konnte, zur Herausgabe eines Nachtrages entschlossen.<br />
Er ist soeben erschienen und enthält nun auch die letzten<br />
Neukäufe des Jahres <strong>1935</strong> und gibt im Zusammenhang mit dem Hauptwerk<br />
auch Auskunft über die Car Alpins sowie die Anhänger und Traktoren.<br />
Wir offerieren den letztjährigen Bezügern des Hauptwerkes den Nachtrag<br />
zum Vorzugspreis von Fr. 12.—.<br />
Hauptwerk und Nachtrag zusammen werden zu Fr. 32.— abgegeben.<br />
Der im Hauptwerk vorhandene gewerbliche Teil hat an seiner Aktualität nur<br />
wenig eingebüsst und bedurfte keines Nachtrages, sondern nur das Besitzerverzeichnis,<br />
das nun bis Mitte Mai <strong>1935</strong> fortgesetzt ist.<br />
Bücherzettel.<br />
von<br />
Senden Sie sofott per Nachnahme:<br />
Ex. Nachtrag zum Besitzerverzeichnis des<br />
Schweiz. Automobil-Adressbuches 1934 zum Preis<br />
von Fr. 12.—.<br />
Ex. Schweiz. Automobil-Adressbuch 1934<br />
mit Besitzernachtrag <strong>1935</strong> zusammen zum Preis<br />
von Fr. 32.—.<br />
, den ,<br />
A<br />
Verlag Hallwag<br />
Bern<br />
AUTOMOBIL-REVUE <strong>1935</strong> - No 43<br />
Die Unfall - Versicherungs- Institutionen der Automobil-Revue:<br />
Wir haben in den letzten Monaten zwei in ihrer Anwendungsform verschiedene, jedoch<br />
unter dem gemeinsamen Nenner « Dienst am Abonnenten » marschierende Institutionen<br />
zur Milderung der Folgen körperlicher Unfälle geschaffen. Unsere Leser erhalten im<br />
Nachstehenden einige nähere Angaben über Zweck und Ziel dieser Institutionen.<br />
Die Unfallversicherung des Lenkers und einer<br />
zweiten Person (Ausgabe B):<br />
Gemüse dem neuen Eidg. Automobilgesetz sind<br />
der Halter, und sinngemäss auch der Chauffeur,<br />
und dessen Blutsverwandte (Eltern, Ehegatten und<br />
Kinder) nicht in der gesetzlich vorgeschriebenen<br />
Haftpflicht inbegriffen. Wie die Erfahrung gezeigt<br />
hat, verfügen aber bei weitem nicht alle Automobilbesitzer,<br />
geschweige denn die Chauffeure oder<br />
sonstigen Lenker über eine private Unfallversicherung<br />
mit Ergänzung für den Autobetrieb. In der<br />
Regel behelfen sie sich mit einem 'Versicherungsheft,<br />
in welchem sämtliche, nicht nur die beim Autofahren<br />
entstehenden Unfälle, ebenso die Mitversicherung<br />
von Frau, Mutter oder Tochter eingeschlossen<br />
eind. Auch unsere Versicherungsklasse B<br />
schliesst alle häuslichen und beruflichen Unfälle<br />
Die Versicherung der Fahrgäste beim Automobilfahren<br />
durch das Spezial-Abonnement C.<br />
Mit dieser Verbindung des Zeihmgsabonnements<br />
mit der Insassenversicherung betritt die Automobil-<br />
Revue versicherungstechnisches Neuland. Während<br />
die gewöhnliche <strong>Zeitung</strong>sversicherung, auch unserer<br />
Ausgabe B, die die Versicherung des Lenkers im<br />
Auge hat, starr an die einmal gewählten 2 Personen<br />
gebunden ist, sind bei der Insassenversicherung<br />
der Automobil-Revue immer sämtliche Fahrgäste<br />
ohne besondere Nennung versichert. Hier ist<br />
dem Automobilbesitzer, der in der Regel mit einer<br />
grössern Zahl Blutsverwandter ausfährt, Gelegenheit<br />
geboten, zu äusserst günstigen Bedingungen<br />
eine Kollektiv-Familienversicherung für das Automobilfahren<br />
einzugehen. Die Kosten betragen nur<br />
Fr. 20.— im Jahr. Nimmt er noch weitere Verwandte,<br />
Freunde, Bekannte, Kollegen. Geschäftsfreunde<br />
etc. mit, die als Drittpersonen zwar schon<br />
im In- und Ausland ein, auch kann eine zweite<br />
weibliche Person mitversichert werden. Die Entschädigungen<br />
bewegen sich in den für diese Versicherungsform<br />
gesetzlich überhaupt zulässlichen<br />
Höchstgrenzen, sie betragen:<br />
Fr. 5000.— im Todesfall,<br />
Fr. 5000.— im Falle gänzlicher Invalidität,<br />
bis Fr. 5000.— in Teilinvaliditätsfällen, Fr. 2.—<br />
Taggeld pro Arbeitstag bei vorübergehender gänzlicher<br />
Arbeitsunfähigkeit vom 8. Tage nach Beginn<br />
der ärztlichen Behandlung an bis zum Höchstbetrage<br />
von Fr. 50.—.<br />
Gültig ist die Versicherung für Personen vom<br />
16.—75. Altersjahr. Der Versicherungsbeitrag ist<br />
im Jahr nur 20 Fr., das Abonnement kommt also<br />
nur auf 30 Fr.<br />
Wir laden unsere Abonnenten ein, von den in ihrem Interesse getroffenen Versicherungseinrichtungen,<br />
die durch die Allgemeine Versicherungsaktiengesellschaft in Bern gewährt<br />
wurden, recht regen Gebrauch zu machen. Auf dem zutreffenden der beiden<br />
untenstehenden Formulare -wolle man uns mitteilen, ob mit Beginn des 2. Halbjahres 193S<br />
Einschreibung auf die eine oder andere unserer beiden Versicherungsarten gewünscht<br />
wird. Zur Orientierung sei mitgeteilt, dass bei beiden Versicherungsklassen, die mit der<br />
<strong>Zeitung</strong> zusammen Fr. 30 im Jahr kosten, der Einzug vierteljährlich mit Fr. 7.50 per<br />
Nachnahme erfolgt und der Nachnahme die Versicherungsbestätigung mit den Allgemeinen<br />
Bedingungen beigegeben wird, für die eine einmalige Einschreibegebühr von Fr. 2<br />
zu entrichten ist<br />
Neue Abonnenten können sich ebenfalls schon beim Eintritt für die eine oder andere<br />
Versicherungsklasse entscheiden.<br />
VERLAG « AUTOMOBIL-REVUE >, BERN<br />
Auszug aus dwi allgemeinen Bedingungen:<br />
Von der Versicherung ausgeschlossen sind mit<br />
schweren Gebrechen behaftete Personen, nämlich<br />
Taube, Blinde, hochgradig in der Sehkraft geicbwächte<br />
oder stark schwerhörige Personen, ferner<br />
Epileptische, ganz oder teilweise Gelähmte, Geisteskranke,<br />
sch«n einmal vom Schlagfluss Betroffene<br />
und Trunksüchtige, ferner solche, die durch Krankleit<br />
oder Unfälle invalid geworden sind und deren<br />
Abonnent<br />
Marne .<br />
Vorname,<br />
Beruf<br />
Geburtsdatum . . .<br />
Wohnort und Adresse .<br />
unter die Haftpflichtversicherung fallen, so sind<br />
diese doppelt versichert, werden also bei Unfällen<br />
von beiden Versicherungen entschädigt, mit dem<br />
Unterschied jedoch, dass bei der Insassenversicherung<br />
der Automobil-Revue die Abwicklung prompt<br />
erfolgt. Gegebenenfalls wird nur untersucht, lob<br />
der Unfall in dem dem versicherten Abonnenten<br />
gehörenden Wagen stattgefunden hat und im Zeitpunkt<br />
des Unfalls das Abonnement C vorausbezahlt<br />
war. Auch im übrigen zeichnet sich unsere<br />
Ausgabe G durch den Wegfall der sonst üblichen<br />
Formalitäten aus. So braucht in der Police weder<br />
die Nummer des Wagens oder des Motors angegehen<br />
zu werden; die Versicherung gilt ohne weiteres<br />
bei Kauf eines andern Wagens auch für diesen,<br />
noch mehr, bei Besitz von zwei Wagen kann<br />
der eine oder der andere benützt werden.<br />
Der Lenker des Wagens ist bei der Insassenversicherung,<br />
wie dies schon der Name umschreibt,<br />
nicht versichert; ist er zugleich Besitzer, so verfügt<br />
er ja für seine Person in der Regel schon über eine<br />
eigene Versicherungspolice; ist er Chauffeur, so<br />
trifft schon die Voraussetzung des Eigentums des<br />
Wagens, an den die Insassenversicherung gebunden<br />
ist, in der Regel nicht zu; beiden steht übrigens die<br />
gewöhnliche Unfallversicherung B offen.<br />
Die Entschädigungssummen betragen bei der Insassenversicherung<br />
(Ausgabe C) im Todesfall Erwachsener<br />
und Kinder über 5 Jahre 5000 Fr., für<br />
Kinder unter 5 Jahren die effektiven Bestattungskosten,<br />
Maximum 1000 Fr., bei Invaliditätsfällen bis<br />
Fr. 5000.— für Erwachsene und Kinder.<br />
Pro Unfallereignis werden maximal 15.000 Fr.<br />
ausbezahlt. Gibt es bei einem Unfall nur bis 3 Verletzte,<br />
werden die bedingungsweisen Entschädigungen<br />
für jede Person in vollem Umfang ausbezahlt;<br />
bei 4 und mehr Verletzten wird der Betrag von<br />
15.000 Fr. unter sämtliche Verletzten verteilt, gleichgültig,<br />
wieviel Personen sich zur Zeit des Unfalls<br />
im Wagen befanden. Fügen wir noch bei, dass diese<br />
Versicherung für Besitzer von mehr als 3 Personenwagen<br />
und für den gewerbsmässigen Personentransport<br />
keine Gültigkeit hat, so tritt die Absicht de«<br />
Verlages, hauptsächlich dem privaten Fahrer ungesorgte<br />
Geschäfts- und Erholungsfahrten zu vor-^<br />
schaffen, deutlich hervor.<br />
Für Abonnenten, welche mehr als 2 Wagen besitzen, hat diese Versicherung keint Gültigkeit,<br />
ebenso nicht für den angestellten Chauffeur.<br />
»Jame des Abonnenten und Wagen- !<br />
Eigentümers<br />
Beruf<br />
Ort . . c | -••• Postbureau:<br />
*) Nichtzutreffendes streichen-<br />
Bestellung der Verslcherungs-Ausgabe B der Automobil-Revue (Allgemeine Unfallversieheruno aes<br />
Abonnenten).<br />
bisheriger<br />
Als neu eintretender *) Abonnent bestelle ich di* Automobil-Revue ab 1. Juli <strong>1935</strong> in der Ver-<br />
Sicherungs-Ausgabe B vorläufig für 1 Vierteljahr. Darnach bin ich und die unten angegebene zweite<br />
Person nach einer 14ttgigen Wartezeit für 5000 Fr. im Todesfall, bis 5000 Fr. in Invaliditätsfällen und<br />
mit 2 Fr. Taggeld pro Arbeitstag bei vorübergehen der gänzlicher Arbeitsunfähigkeit vom 8. Tage nach<br />
Beginn der ärztlichen Behandlung an bis zum Höchstbetrage von Fr. 50.— bei der Allgemeinen<br />
Versicherungs-Aktien-Gesellschaft in Bern gegen Unfälle beim Automobilfahren, auf Reisen im Inund<br />
Ausland, zu Hause, in und ausser Beruf, versichert.<br />
Invalidität nach den vorliegenden Bedingungen mH<br />
40 % oder höher zu schätzen ist.<br />
Bei der Schweiz. Unfallversicherungsanstalt La- f<br />
zern « Suval > versicherte Personen haben nur ir •<br />
dem Masse Anspruch auf Taggeldvergütung, als dei<br />
von ihnen erlittene Schaden nicht durch Leistung<br />
von anderer Seite (Suval usw.) voll gedeckt ist. Di«<br />
Todesfall, oder Invaliditätszahlungen werden hiervon<br />
jedoch nicht betroffen, sie gelangen voll wu<br />
Auszahlung, ebenso das Sterbegeld.<br />
Bestellung der Versicherungsausgabe C (Vers! cherung der Insassen ohne AHersbeschränkimg).<br />
bisheriger<br />
Als neu eintretender *) Abonnent bestelle Ich die Automobil-Revue ab 1. Juli <strong>1935</strong> in der Versicherungsausgabe<br />
C vorlSufig für 1 Vierteljahr. Darnach sind die Insassen und Kinder Ober<br />
5 Jahre des mir gehörenden Personenwagens mi* " '-"> Hs« Lenkers, bei der Allgemeinen Versicherungs-Aktien-Gesellschaft<br />
in Bern für Autor, obllunfälle im Todesfall mit 5000 Fr., in Invaliditätsfällen<br />
bis zu 5000 Fr., Kinder unter 5 Jahren ,,» ,
N° 43 - <strong>1935</strong> AUTOMÖBlC-RBVUE 15<br />
jkus d«<br />
Links- oder Rechtsvortritt im Strassenverkehr?<br />
Sha. — Es ist erstaunlich, dass sich immer wieder<br />
Fahrer und Nichtfahrer zum Worte melden, denen<br />
das in Art. 27 des Bundesgesetzes über den Motorfahrzeug-<br />
und Fahrradverkehr festgelegte Vortrittsrechts<br />
des von rechts kommenden Fahrzeuges an<br />
Strassenkreuzungen und -gabelungen zum Problem<br />
wird und die dem von links kommenden Fahrzeug<br />
das Vortrittsrecht einräumen wollen.- Sie vermögen<br />
dabei die angebliche Gefährlichkeit des gesetzlichen<br />
«Rechtsvortritts» und die Ueberlegenheit des<br />
« Linksvortritts > mit anscheinend zwingenden logischen<br />
Ueberlegungen zu begründen. Und doch findet<br />
man bei genauerem Zusehen, dass alle diese<br />
JBegründungen des Linksvortritts im wesentlichen<br />
zwei. Ueberlegungsfehler zur Voraussetzung haben.<br />
Diese sollen im folgenden besprochen werden.<br />
— Der erste Fehler ist die Meinung, dass zur Ver-<br />
«neidung einer Kollision, die doch notgedrungen nur<br />
tm Kreuzungspunkte der beiden Fahrbahnen stattfinden<br />
kann, ein Anhalten schon in der Linie der<br />
Häuserflucht, also schon vor der Kreuzung, notwendig<br />
sei. Daraus folgt dann nämlich, dass der ron<br />
links Kommende eine kürzere Strecke zum Bremsen<br />
zur Verfügung habe als der von rechts Kommende<br />
und dass man deshalb ihm den Vortritt lassen<br />
müsse. Statt dessen sind aber in Wirklichkeit allein<br />
jtnassgebend die Strecken, die den beiden Fahrzeu-<br />
'gen vom Eintritt in die Sichtzone an bis zum Kreu-<br />
,?ungspunkt ihrer Fahrbahnen als Bremswege zur<br />
..Verfügung stehen. Und diese Strecken sind für beide<br />
• •Fahrzeuge.genau gleich, denn sie stellen einfach die<br />
.Seiten eines gleichschenklig-rechtwinkligen Dreiecks<br />
'dar. Hinsichtlich des Bremsweges (und der Sichtverhältnisse<br />
überhaupt) ist somit keiner der Fahrer<br />
• gegenüber dem anderen im Nachteil, und es kann<br />
von diesem Gesichtspunkt aus weder für den Liriksnoch<br />
für den Rechtsvortritt entschieden werden.<br />
;• Eine Entscheidung bringt aber die Erkenntnis<br />
des zweiten Ueberlegungsfehlers: In den meisten erschienenen<br />
Figuren sind nämlich die Bewegungsbahnen<br />
der beiden Fahrzeuge als strenge Gerade<br />
eingezeichnet, und ebenso sind die Ueberlegungen<br />
so gemacht, als ob die Fahrzeuge nur auf einer bestimmten<br />
geraden Linie entweder fahren oder anhalten<br />
könnten, wie etwa die Strassenbahnwagen<br />
auf ihren Schienen (eindimensionale Bewegung).<br />
Uebersehen wird dabei regelmässig die wichtigste<br />
Eigenschaft des Automobils im Gegensatz zum Schienenfahrzeug:<br />
nämlich seine Lenkbarkeit, dank der<br />
ihm zur Vermeidung einer Kollision neben der einen<br />
"Möglichkeit des Anhaltens noch die weitere des Ausweichens,<br />
des Umifahrens des Hindernisses zur Verfügung<br />
steht (zweidimensioiiale Bewegung). In der<br />
Praxis werden deshalb bei Kreuzungen auch immer<br />
•beide Hilfen angewendet: das im Nachteil befindliche<br />
Fahrzeug umfährt, ohne ganz anzuhalten, die<br />
Rückseite des den Vortritt geniessenden Fahrzeuges,<br />
und auch dieses weicht in den meisten Fällen<br />
dem anderen durch einen kleinen Bogen aus. Diese<br />
'Fährweisö ist nicht nur psychologisch verständlich,<br />
•sondern auch fahrtechnisch richtig, denn, sie verlängert<br />
die verfügharen Bremswege und vermeidet<br />
das. mit Recht so unbeliebte Anhalten. Sie ergibt<br />
.also erst das, was man gemeinhin als < flüssigen »•<br />
•Verkehr-Bezeiehriet.'^ "' " •'•'.< •-•- =<br />
Wenn nun aber das von links kommende Fahr-<br />
.zeug den Vortritt geniesst, so wird es dem von<br />
rechtg kommenden etwas nach links ausweichen, und<br />
dieses seinerseits, wird durch einen kleinen Linksbogen<br />
das erstere umfahren. Resultat: Beide-Fahrzeuge<br />
durchfahren die Kreuzung in der Strassenmitte<br />
oder sogar auf der linken Strassenseite, was<br />
natürlich nur so lange gut abgeht, als kein drittes<br />
Fahrzeug gleichzeitig eintrifft. Noch schlimmer<br />
wird es, wenn auf einem grösseren Platze sich, dieses<br />
Manöver mehrmals nacheinander wiederholt, da<br />
dabei die Fahrzeuge rettungslos immer menr auf<br />
die .linke Seite geraten. Kurz: Links vortritt verleitet<br />
unfehlbar zum Linksfahren, d. n. zum Verstoss<br />
gegen unsere oberste Verkehrsregel.<br />
Wird dagegen dem von rechts kommenden Fahrer<br />
das Vortrittsrecht eingeräumt, so wird er bei<br />
der Kreuzung einen schwachen Rech'tsbogen in die<br />
rechte Seitenstrasse machen, und der änderte wird,<br />
zur ;Vertneidung gänzlichen Anhaltens, ebenfalls in<br />
einem Rechtsbogen ihn hinten umfahren. Resultat:<br />
Das. Rechtsfahren wird'durch den Rechtsvortritt<br />
nicht nur, unterstützt, sondern geradezu erzwungen.<br />
Beim Eintreffen mehrerer Fahrzeuge auf der Kreuzung<br />
ergibt sich daraus automatisch der sogenannte<br />
Kreiselverkehr um die unberührte (dem Fussgänger<br />
als Insel willkommene!) Mitte der Kreuzung. Erweitert<br />
man die Ueberlegung auf grosse Plätze, so<br />
erkennt man den Rechts vortritt in diesem Sinne des<br />
gegenseitigen Umfahrens statt einseitigen Anhaltens<br />
als logischen Spezialfall der Regel des Rechtsausweichens:<br />
Man weicht nicht nur einem entgegenkommenden,<br />
sondern auch einem von irgend einer<br />
Seite kommenden Vehikel ausnahmslos nach rechts<br />
aus, wobei gänzliches Anhalten nur selten notwendig<br />
ist. Auf diese Weise bewirkt der Rechtsvortritt<br />
bei grossem Verkehr eine automatische Verkehrsregulierung,<br />
indem der Fahrzeugstrom sich andauernd<br />
und von selbst immer wieder an den rechten<br />
Strassenfand anschmiegt und die Mitte freilässt.<br />
Der Linksvortritt dagegen führt zu einer Zusammendrängung<br />
des Verkehrs in der Mitte der Plätze,<br />
während die Peripherie unbenutzt' bleibt.<br />
Man kann sich von der praktischen Gültigkeit<br />
dieser Ueberlegungen auf den Strassenkreuzungen<br />
• und Plätzen der Städte leicht durch die Anschauung<br />
überzeugen, denn es gibt trotz der Polizeivorschrift<br />
des Rechtsvortrittes noch viele Fahrer, die sich<br />
£Üch als von links Kommende den Vortritt erzwingen.<br />
Bei diesem Manöver kann man regelmässig<br />
beobachten, dass beide Fahrzeuge in die Strassen-<br />
"mitte oder sogar auf die linke Seite gedrängt werden.<br />
Ebenso leicht ist im Gegensatz dazu das saubere<br />
Rechtsfahren bei Rechtsvortritt zu beobachten.<br />
Es bedarf ferner die theoretische Behauptung,<br />
! dass hei spitzwinkliger Kreuzung im Grenzfall der<br />
Linksvortritt in das normale Linksvorfahren übergehe,<br />
der Berichtigung. Dadurch würde nämlich<br />
•aus- dem Linksvortrittsrecht ein Linksvorfahrrecht,<br />
demzufolge beim Linksvorfahren nicht der Vorfahrende,<br />
sondern der unschuldige Rechtsfahrende mit<br />
der Verantwortung für das Gelingen des Manövers<br />
belastet würde! Auch hier führt der Linksvörtriti<br />
zum Konflikt mit den übrigen Verkehrsregeln.<br />
Die Tatsache, dass sich die Gegner des Rechtsvortritts,<br />
und zwar sowohl die theoretischen wie die<br />
praktischen, fast ausschliesslich aus Fahrern rekrutieren,<br />
die an Wagen mit Linkslenkung gewöhnt<br />
"sind, ist bezeichnend; denn man findet gerade bei<br />
•diesen, als Folge der mangelhaften Uebersicht über<br />
die rechte Wagenseite, eine auffällige Tendenz zum<br />
Linksfahren und, bei Ueberrascnungen, sogar sum<br />
Linksausweichen. " <<br />
Zusammenfassend ist festzustellen, dass der<br />
Linksvortritt als Fremdkörper in dem logisch zusammenhängenden<br />
System der Fahrregeln Unordnung<br />
schafft, während die gegenteilige Lösung, der<br />
Rechtsvortritt, als natürlicher Spezialfall der Regel<br />
des Rechtsausweichens sich zwanglos in das System<br />
einfügt.<br />
Es ist jedoch zu betonen, dass auch der Rechtsortritt<br />
nur dann wirklich Ordnung und Sicherheit<br />
zu schaffen vermag, wenn er nicht nur im Sinne<br />
eines fakultativen Rechtes, sondern vielmehr einer<br />
direkten Verpflichtung für alle Fahrzeugführer verbindlich<br />
angewendet wird. Ausnahmen, •wie sie bei<br />
Hauptstrasseri etwa .nötig sind, müssen dann selbsterständlich<br />
durch' eine' si.nngemässe Bezeichnung<br />
besonders, sanktioniert werden. Es erscheint dann<br />
unnötig, dass sich die-Fahrer beim Kreuzen' zuerst<br />
durch irgendwelches Gewinke oder Gehupe' darüber<br />
verständigen, ob diesmal die Regel oder "lieber die<br />
Ausnahme gelten soll. Der Rechtsvojtrit.t bringt im<br />
egenteil auf Kreuzungen eine wesentliche Erleichterung<br />
dadurch, dass alle Fahrer für das Heil ihrer<br />
linken Wagenseite nicht mehr. besorgt sein müssen<br />
und ihre Aufmerksamkeit deshalb, ungeteilt nach<br />
rorne rechts konzentrieren können. Eine solche Arbeitsteilung<br />
erhöht die Sicherheit wesentlich.<br />
.A.S.inZ.<br />
Blühen die versteckten Kontrollen wieder auf?<br />
Seit einigen' Tagen, entwickelt • die Verkehrspolizei<br />
an verschiedenen Orten eine vermehrte Tätigkeit.<br />
Ob dies, als Folge des für die Bahnen nicht gerade<br />
rbaülichen Ausganges der Abstimmung über das<br />
Verkehrsteilungsgesetz ist, sei dahingestellt. Auf<br />
alle Fälle erfreuen sich die Lastwagen der besonderen<br />
Aufmerksamkeit der Henriandad. Die Kontrollen<br />
sind irgendwo in Deckung postiert und überwachen<br />
die Fahrgeschwindigkeit der schweren Fahrzeuge.<br />
Es genügt "offenbar eine geringe Uebertretung<br />
der vorgeschriebenen Höchstgeschwindigkeiten,<br />
um dann einige Tage darauf mit einer Busse<br />
bedacht zu werden. Soll die wenig rühmliche Aera<br />
der Kontrollen aus dem Hinterhalt wieder aufblühen?<br />
" •'•••• P. N. in Z.<br />
~c.s*<br />
zeichnen: Zwecks Vervollständigung<br />
unserer diesjährigen Jubiläumsfeier wird jedes<br />
einzelne Mitglied gebeten, sich diesbezüglich zu<br />
betätigen; Vorschläge von interessanten Unterhaltungs-Nummern<br />
zur Bereicherung des' Prögrammes<br />
nimmt der Vorstand gerne entgegen. Den Mitgliedern<br />
sei zur Warnung bekanntzugeben, dass in<br />
letzter Zeit in der Tagespresse öfters Stellenangebote<br />
für Chauffeure erscheinen, indem nach Offerteneingabe<br />
eine Gebühr zwecks Vermittlung einer<br />
Stelle verlangt wird; diejenigen Reflektanten, die<br />
dann die Offerte mit der entsprechenden Gebühr<br />
einreichen, erhalten gewöhnlich weder Stelle noch<br />
Geld. Es handelt sich diesbezüglich um ganz dubiose<br />
Unternehmer^ die nicht um die Arbeit besorgt<br />
sind, sondern sich lediglich nur um die ein-<br />
Sommer-Deleglerten-Versammlung in Lugano. laufenden Gebühren interessieren. Mitglieder, die<br />
Für die Sommer-Delegierten-Versammlung und das solche Fälle wahrnehmen; sind gebeten, dies unverzüglich<br />
dem Vorstande bekanntzugeben. H. G.<br />
damit verbundene; Zentralfest «st • nun von der,<br />
Sektion Tessin das Programm bekanntgegeben<br />
worden. Der Anlass wird ein um so festlicheres Kantonale Strassenverkehrsliga Zürich. Die<br />
Gepräge erhalten, als die organisierende Sektion ehemalige «Liga der Verkehrsinteressenten des Kantons<br />
Zürich» hat sich an der außerordentlichen<br />
mit dem Zentralfest gleichzeitig ihr zehnjähriges<br />
Jubiläum verbindet^<br />
Delegiertenversammhing vom 23. Mai neue Statuten<br />
Das Programm : '<br />
gegeben. Diese bezwecken eine stiaffere und<br />
Freitag, den 21. Juni <strong>1935</strong>.<br />
Ab 22.00: Freie Zusammenkunft der Delegierten<br />
und Mitglieder des Zentralkomitees im Cafe;<br />
Huguenin.<br />
Samstag, 'den 22; "Juni. '<br />
10.00: Sitzung.des ; Zentralkomitees im Hotel Spien*'<br />
did.. < •• , , r . ......... .., ' ' i<br />
12.00—14.00: A niun ft "der Teilnehmer an der Sternfahrt<br />
beim Sekretariat ifgr Sektion.,. " ,<br />
14.00;--DelegiertenVersaihmltin'g- im Majestic Höteir<br />
20.00: JüBiläunSsM"er?4er "Sektion mit. Bankett im<br />
Majestic Hotel. Festbeleuchtung der Stadt zu<br />
Ehren der Delegierten.<br />
22.00: Grosser Gala-Ball' mit Trauter Buhne im<br />
Majestic'HöteL •'• ••' ."-r:,/<br />
•-• < i iSon nta«, den -23.-Juni. -;- -...-•.....<br />
10.30—12.30 r .Rundfahrt i auf dem See mit Sonder-<br />
• dampfer. Konzert und Aperitif an Bord.<br />
13.30- Garden-Party mit kaltem Büffet im Pari<br />
Hotel. Konzert und" Bunte* Bühne.<br />
l<br />
SEKTION BERN. Die Ballonfuchsjagd mit<br />
Automobilverfolgung, "Welche am . Sonntag, .den<br />
26. Mai auf. dem Berner Sportkalender stand,<br />
musste der unsicheren Wetterlage wegen auf den<br />
kommenden Sonntag, dein 2. Juni, 'bei gleichbleibendem<br />
Programm verschoben werden. Im Hin-: treten. Sie ist aber auch bereit, in engster Zusam-<br />
und Radfahrer inskünftig aufs tatkräftigste zu ver-<br />
blick auf die neuerlichen Vorbereitungen sind di«<br />
menarbeit mit den Behörden alles zu tun, um -die<br />
für die Konkurrenz vom 26: Mai angemeldeten<br />
Verkehrsverhältnisse zu verbessern und zur Hebung<br />
der Verkehrsicherheit beizutragen. Dass sie<br />
Automobilisten -gebeten, : dem Sektionssekretariät'<br />
auch gegen alle Auswüchse im Strassenverkehr<br />
baldmöglichst mitzuteilen;, ob sie weiterhin geneigt Stellung nehmen wird, braucht nicht besonders betont<br />
zu worden.<br />
V<br />
sind,; mitzumachen--oder ob.sie aus zeitlichen Gründen<br />
Verzicht ; leisten müssen, .<br />
Im Ballon-Wettbewerb treten keine Aenderungen<br />
ein, indem -das gesamte; gecharterte Ballonmaterial<br />
bis nächsten Sonntag in Bern lagert. Auf<br />
Bü«H«e>*t«dhi<br />
der anderen Seite:ist. nun «uch.denjenigen Automobilisten,<br />
welche für den 26. Mai <strong>1935</strong> unabkömmlich<br />
waren, Gelegenheit geboten, sich noch<br />
einzuschreiben. Nachmeldungen sind an «las Sektionssekretariat<br />
zu richten. " ' ' h.<br />
SEKTION ZÜRICH. Die Mitglieder sind am<br />
4. Juni, 17.45 Uhr, zu einer Filmvorführung ins<br />
Capitol-Theater in Zürich eingeladen.. Zur Vorführung<br />
gelangen die beiden prächtigen Films «L'Automobile<br />
de France» und «Plus vite, toujours plus<br />
vite». Während- der erste über die Automobilfabrikation<br />
in den Renaultwerken orientiert, führt der<br />
zweite die Geschwindigkeitsrekorde zu Wasser,<br />
Land und Luft vor Augen. -<br />
. Die Auslandstqür^nfahrt findet vom 15. bis<br />
26. Juni .nach dem. Löireschlössern, Paris und dem<br />
ehemaligen Kriegsgebiet : statt. Ferner ist für die<br />
Tage vom 20. bis 24 Juni eine Sonderfahrt per<br />
Eisenbahn zum Besuöh des Grand Prix de France<br />
auf dem Autodrom vom Montlhery bei Paris vorgesehen.<br />
Das vielversprechende Programm und<br />
der billige Pauschalpreis von Fr. 125.— inkl. Bahnfahrt<br />
ab Zürich, Hotelspesen, ; Autocarsfahrten,<br />
Tribünenplatz, etc.,. bilden besondere Anziehungspunkte.<br />
Es können sich an dieser F.ahrt auch Mitglieder<br />
anderer Sektionen, beteiligen.<br />
Am 29. Juni folgt voraussichtlich eine Autavia<br />
von Dübendorf aus und für den 30. Juni ist eine<br />
Ghirsifahrt ins Baselbiet und zum Besuch des Eidg,<br />
•Sängerfestes, d. h. des dortigen Sängerdorfes und<br />
Festspieles «Mutterland» geplant.<br />
Damenveranstaltung. Eine Veranstaltung, -wie<br />
man sie in der Schweiz in diesem Ausmass noch<br />
nie sah, führten- die Zürcher A.C.S.-Damen am<br />
23. Mai durch. Rund 100 Damen fuhren mit<br />
gegen 40 Wagen mittags auf einer herrlichen Fahrt<br />
nach Schönenwerd, um die dortigen grossen.Ballyi<br />
Schuhfabriken zu besichtigen. Dortselbst wurden<br />
sie von der Fabrikleitung äusserst liebenswürdig<br />
empfangen; in Gruppen wurden die ausgedehnten<br />
Werke besichtigt, wo es viel Sehenswertes zu bestaunen<br />
gab. Und schliesslich war man noch in<br />
gastfreundlichster Weise zu einem frohgestimmten<br />
Tee im Kasino geladen, wo Frl. Dr. Weidenmann',<br />
Winterthur, all das an dieser interessanten Tagung<br />
Gebotene verdankte,.<br />
T. C. S.<br />
Autosektion Aargau<br />
Generalversammlung. Bereits sind alle Mitglieder<br />
der Sektion Aargau durch Karte zur Generalversammlung<br />
auf Samstag, den 1. Juni, ins<br />
«Kreuz» nach Suhr eingeladen worden. Wir möchten<br />
diese Einladung hier wiederholen und die Mitglieder<br />
bitten, recht zahlreich zu diesem wichtigsten<br />
Anlass der Sektion zu erscheinen. Oh jemand das<br />
Jahr hindurch mehr oder weniger Gelegenheit<br />
hatte. Sektionsanlässe zu besuchen, an der Generalversammlung<br />
sollt« er wenigstens teilnehmen.<br />
Da wird doch all das besprochen, was das Jahr<br />
hindurch unternommen oder vorgekehrt werden soll.<br />
Jedes Mitglied trägt schliesslich mit dem Vorstande<br />
die Verantwortung für die Entwicklung der Sektion.<br />
Wir knüpfen daher an unsere Einladung die bestimmte<br />
Erwartung, dass derselben recht zahlreich<br />
und vor allem auch pünktlich auf abends 8 Uhr<br />
Folge gesehen wird.<br />
Der Vorstand.<br />
LU
16 AUTOMOBIL-REVUE <strong>1935</strong> — N* 43<br />
£.
Bern, Dienstag, 28. Mai <strong>1935</strong> III. Blattder „Automobil-Revue"No. 43<br />
!BCamen<br />
Von Hermann Hesse.<br />
Euch, schöne Schwestern, liebe ich mit Neid,<br />
Denn euer Leben scheint so sanft und selig,<br />
Ihr seid der Erde Schleier und Geschmeid,<br />
Schmückt sie mit Farben kostbar und unzählig.<br />
Das Sonnenlicht strahlt wärmer und beseelt,<br />
Darf es in euren Farbenkelchen glühen;<br />
Ach, alles, was uns Menschentieren fehlt,<br />
Sehn wir in euch rein und vollendet blühen.<br />
Aus schönen Kinderaugen strahlet ihr<br />
Der Erdenmutter liebevolle Treue:<br />
Wir lieben euch, und dennoch brechen wir<br />
Und töten euch, und fühlen keine Reue.<br />
Wim<br />
Der berühmteste aller Monate ist der Mau<br />
Sein Ruhm glänzt herauf durch alle Jahrhunderte<br />
und erneuert sich jedes Jahr wieder.<br />
Man blickt in ihn wie in einen Spiegel, der<br />
alles jünger und froher macht und selbst dem<br />
Schmerz ein wenig den Stachel nimmt. Sein<br />
Name schon jauchzt zuversichtlich wie ein<br />
Lied, deshalb wurde er von jeher besungen,<br />
als gelte es, nicht nur den strahlenden Mai,<br />
sondern die Schönheit und den Triumph des<br />
Lebens überhaupt zu besingen. Wer im Mai<br />
seines Lebens steht, hat allen Grund, das Dasein<br />
und den Mai grenzenlos zu preisen, denn<br />
der Mai ist ja die Ueberschwenglichkeit selbst.<br />
Das Rauschen der Wasser, das Wehen des<br />
Windes und der Gesang der Vögel hören sich<br />
an wie ein überirdisches Tedeum.<br />
Alles ist frisch, jung und grün, von der<br />
Sonne vergoldet, glänzt wie der Himmel<br />
selbst weithintragend. Die Tage sind den<br />
Nächten gleich, eine Klarheit geht von ihnen<br />
aus, die jedes Dunkel anmutig licht macht.<br />
Ein geheimnisvoller Reiz durchtränkt die Luft,<br />
überspannt alle Wege, leuchtet durch die<br />
Wälder, blüht aus den Gärten und aus den<br />
Augen der Menschen. Flieder, blau und weiss,<br />
nickt dir fröhlich über alle Zäune entgegen,<br />
und du fühlst seine süsse Gewalt noch im<br />
Weiterschreiten. Alleen von Goldregen und<br />
Hagedorn säumen dein Wachen und Träumen<br />
und begleiten dich in den Schlaf. Die Kastanienkerzen<br />
üben den ganzen Tag eine zauberhafte<br />
Herrschaft aus, wie die Sterne über die<br />
Nacht, die ganz paradiesisch leuchtet. Die<br />
Löwenzahnwiesen werfen sich deinem Fusse<br />
mit einer so ungestüm einladenden Gebärde<br />
entgegen, dass du vor dem Ansturm deine<br />
ganze Kraft der Abwehr zusammennehmen<br />
musst. Und erst die Bäume, die Kirschbäume,<br />
die Apfelbäume und die vielen anderen! Das<br />
ist zu viel, das gibt dir den Rest, und halb<br />
ohnmächtig sinkst du unter der Last des<br />
trunkenen Gefühles zusammen, das frei im<br />
Gesang werden möchte und doch nicht kann,<br />
suchst mit der Hand im Taumel, der dich wie<br />
in einen verheerenden Wirbel zieht, nach'<br />
einem Halt und erwachst erst wieder in erleichterndem<br />
Aufatmen, wenn deinen Arm<br />
eine Hand stützt, dem der Orkan des Mai zugesetzt<br />
hat.<br />
Die Lippen schweigen, aber das Zittern der<br />
Herzen spricht mehr als alle Macht der<br />
Worte. Der Mai redet, der die Liebe ist. Die<br />
ungeheure Zärtlichkeit, die dich schwellt, lässt<br />
nur Seufzer und Tränen überfliessen, die sich<br />
wie heimliche Schreie anhören. Das Schwelgen<br />
nimmt kein Ende, es wirkt überwältigend<br />
wie ein Atem, der dich aus der Ewigkeit her<br />
streift. Ach, wozu Worte, wo alles um dich<br />
und in dir auf dich einredent mit einer rasenden<br />
Leidenschaft, als stünde alles lichterloh<br />
in Brand, als brenne die Welt und der Mai<br />
und wollten dich verschlingen.<br />
Der Mai ist die Auferstehung der Welt und<br />
(der Menschen und Kreatur. E.W.<br />
Kaum ist.der Lern• ,zn uns •gekommen**«-»"<br />
Mit Veilchenduft und Vogelsang,<br />
Und. kaum, dassBlüten rings erglommen.««<br />
Am Waldesrand, an Busch und Hang, :<br />
Da bringt auch wieder um- die Kunde<br />
Ein holder Feiertag im Mai,<br />
Dass einst der Herr mit Gott.im Bunde<br />
Zum Himmel aufgefahren sei..<br />
Frühling am Vierwaldstäftersee.<br />
Weggis im Blütenzauber.<br />
Erkennt: Die Lerche in den Lüften<br />
Fliegt jubelnd auf zum Himmelsdom,<br />
Und himmelwärts selbst von den Grüften<br />
Streu'n Blumen köstliches Arom.,.<br />
Excelsior! Die Glocken klingen<br />
Bis in den Himmel hoch hinauf,<br />
Drum, gläub'ge Andacht, magst du schwingen<br />
Dich selber heute himmelauf!<br />
Auf dunkelgelbem, jäh abstürzendem<br />
Lehmufer steht eine halbe Kirche. Wo einst<br />
der Altar ernste Gläubige um sich sammelte,<br />
breitet ein Busch wilder Rosen seine tausend<br />
Herrlichkeiten aus; wie das Gebetsmurmeln<br />
einer unsichtbaren Gemeinde raunt das ewige<br />
Geräusch der Wellen zu den leeren Spitzbogerifenstern<br />
empor. In schrecklicher Anklage<br />
starrt das entseelte Gotteshaus auf die<br />
See, die in herrischer Besitzgier sich sogar<br />
der armen Toten bemächtigt hatte, von deren<br />
zerstörter Ruhestatt kein Kreuz, kein<br />
Hügel mehr kündet. — Einen Genossen hat<br />
die alte Kirche, mit dem sie oft stumme<br />
Zwiesprache hält; das ist das uralte ehemalige<br />
Pfarrhaus, noch unverletzt, aber dennoch<br />
wie sie dem sicheren Untergang geweiht.<br />
Das ausgediente Pfarrhaus hatte man für<br />
billiges Geld an Lene Martens vermietet, als<br />
Zum JiulfafaUstaq.<br />
Von Emil Hüsli.<br />
Die atte Jtiiche<br />
Von Maria Dehn.<br />
Es klingt wie eine heil'ge Sage, ~<br />
Ein frommes Märchen uns ins Ohr..,<br />
Und doch, was soll des Zweifels Trage?<br />
Noch siegt der Ruf: Excelsior!<br />
Excelsior! Wenn unsre Seelen<br />
Die Schwingen heben himmelwärts,<br />
Dann braucht kein Zweifel uns zu quälen,<br />
Und Glaubensglück erfüllt das Herz.<br />
sie mit einem sehr kleinen Kinde als blutjunge<br />
Witwe in das Heimatdorf zurückkam.<br />
Ein sinkender Kreuzer hatte ihr kurzes kleines<br />
Glück in die Tiefe gezogen. Nun war ihr<br />
stilles Leben in der alten Heimat schon mehrere<br />
Jahre hingeronnen, wie die Sandkörnohen<br />
am Strande dahinrinnen, gleichmässig,<br />
unaufhaltsam, ohne Markstein. — Lene Martens<br />
hatte wenig Verbindung mit den Dorfleuten.<br />
Nur die Pastorin, eine starke, warmäugige,<br />
kinderlose Frau, sprach hin und wieder<br />
in dem alten Haus an der See vor. Sie<br />
hatte schon, als Lene noch Schulmädchen<br />
war, Interesse für das schüchterne, zierliche<br />
Kind gehabt, das so merkwürdig von allen<br />
andern abstach.<br />
" Der Aprilsturm hatte einen neuen jungen<br />
Lehrer in das Dorf geweht. Der bezog mit<br />
wenig Möbeln und viel Idealen und Plänen<br />
den kahlen weissen Schulhauswürfel. Lene<br />
Martens, die so nah wohnte und «nichts zu<br />
tun» hatte, wurde als geeignete Person befunden,<br />
dem Unbeweibten das Hauswesen in<br />
Ordnung zu halten. — So ging sie jetzt jeden<br />
Morgen, ihre Kleine an der Hand, ins<br />
Lehrerhaus. «Annemarie» hatte sie damals<br />
vor bald: acht Jahren voll Stolz und Glück<br />
ihr Erstes genannt. Doch im Dorf rief man<br />
das kleine, derbe, weissblonde Ding nur<br />
Mieke. Wenn Mleke hinter der Klassentür<br />
verschwunden war, begann Lene ihre stille<br />
Arbeit in Fritz Reichardts kahlen Stuben.<br />
Kaum dass er einmal in der Pause herüberkam,<br />
um in seiner hastigen Weise Frühstück<br />
zu essen. Lene hatte bald heraus, dass Geigenkasten<br />
und Klavier dem Lehrer das<br />
Wichtigste in der Wohnung waren, und so<br />
rieb und putzte'sie diese Dinge täglich zu<br />
spiegelnder Glätte. Als im Garten an der<br />
Südseite ihres Hauses wahre Heerscharen<br />
von Tulpen prangten, stellte sie Arme voll<br />
davon dem Lehrer in die Stube. Wenn der<br />
Beschenkte einmal ein kurzes Wort des<br />
Dankes fand, stieg ihr das helle Rot ganz<br />
langsam vom Halse bis an die silberigblonden<br />
Haare empor. «Sie hat mediale Augen»,<br />
dachte Fritz Reichardt. — Da der junge Lehrer<br />
das Mittagessen im Gasthof einnahm,<br />
brauchte Lene Martens erst gegen Abend<br />
wiederzukommen, um für das Abendbrot und<br />
den nächsten Morgen vorzusorgen. Dazwischen<br />
lagen in diesen wundervollen, ganz<br />
aus der Rolle fallenden Maitagen viele Nachmittage,<br />
an denen sie still mit einer Näherei<br />
stundenlang vor ihrem Hause sass. Die See<br />
breitete sich in der Tiefe wie ein hellblauseidener<br />
Teppich; lustige Uferschwalben hielten<br />
Schwatzkränzchen ab vor ihren Wohnungen<br />
im senkrecht abfallenden Lehrriufer. — Oft<br />
Hess Lene Martens in diesen Frühlingstagen<br />
die Handarbeit sinken; Bilder aus ihrer kurzen<br />
Ehe stiegen vor ihr auf, fern und unwirklich.<br />
Maiäbende" von betörender' ScHönheif zogen<br />
heran. Die See hüllte sich in elften Mantel<br />
von dunklem Silber; bei ihrem leisen Atmen<br />
wogte ihr Saum in purpurenen Falten<br />
an den Strand. Wenn noch letzter Sonnen-*<br />
abglanz rot auf dem 'Giebel der zerstörten<br />
Kirche lag, schaute schon der zarte Mond<br />
durch das schwarze Nadelgewirr der beiden<br />
alten Kiefern, die einander umschlungen<br />
hielten wie ein im Grauen vor Vernichtung<br />
erstarrtes Menschenpaar.<br />
An einem solchen Abend ging Lene Martens<br />
fleissig mit der Giesskanne im Lehrergarten<br />
bin und her. Man sagte ihr eine glückliche<br />
Hand in der Blumenpflege nach. Fritz<br />
Reichardt musizierte, wie immer in freien<br />
Stunden, Sehnsucht, Trauer, Verlangen, Ungeduld<br />
klangen in seinem Spiel. Er klagte<br />
um ein heisses junges Leben, das, an karge<br />
Alltäglichkeit angeschmiedet, sich voll Inbrunst<br />
nach der Höhe sehnte. Oft sah er sich<br />
im Geiste als Dirigenten, einer atemlos lauschenden<br />
Menge Welten von Schönheit hinbreitend.<br />
In ihm stritt der Wille zur Resignation<br />
mit der vagen Hoffnung auf den<br />
Glücksfall, auf die unbekannte Macht von<br />
draussen, die ihm die Möglichkeit des Aufstiegs<br />
bringen sollte.<br />
Lene hatte bis jetzt wenig Musik gehört.<br />
Als nun der Lehrer mit weicher Stimme von<br />
Maienliebe, von Scheiden und Meiden sang,<br />
stellte sie sich leise an die Hauswand, neben<br />
das offene Fenster. Diese Musik war ihr ganz<br />
nah, erregte sie zutiefst. Alles Unerfüllte<br />
wachte zu: dumpfem Leben auf. Ganz eng<br />
presste sie sich an die Mauer, Tränen zwischen<br />
den hellen Wimpern ihrer geschlossenen<br />
Augen. — So fand Fritz Reichardt sie,<br />
als er in die Haustür trat. Voll Erstaunen, etwas<br />
verlegen, bat er sie einzutreten, wenn<br />
sie vielleicht gern zuhöre. Sie folgte ihm<br />
wortlos ins Zimmer. «Was soll ich spielen,<br />
Frau Martens?» «Wieder singen», bat sie<br />
Sonnenbräunen, gipfelkraxeln, tennisspielen oder nach altbewährtem<br />
Rezept ganz einfach Faulpelz sein? — Ein Rat: Kommen Sie zu uns nach<br />
Adelheiden, Sie finden alles nach Lust und Laune: Die schneeigen Dreitausender<br />
zum Greifen nah, fünf Tennisplätze und ein grosses Privatschwimmbad<br />
im Park, vortreffliches Orchester, Gymnastik- und Tennis-<br />
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Sie uns, damit wir Sie eingehend informieren können.<br />
^^-v**«^^
18 AUTOMOBIL-REVUE <strong>1935</strong> - 43<br />
leise. Und Fritz Reichardt sang, bis die<br />
warme Frühlingsnacht den kleinen Raum mit<br />
Schatten füllte. Auf Lene Martens schmalem<br />
Gesicht lag weisses Mondlicht. «Wie apart<br />
und hübsch sie eigentlich ist», das empfand<br />
der junge Mann mit schwerer, plötzlicher<br />
Freude. Und in der einsamen Frau war ein<br />
Aufgetansein, ein inbrünstiges Blühenwollen,<br />
wie ihre geliebten Blumen sich öffnen zur<br />
Zeit der süssen Bereitschaft. Die Maiendunkelheit<br />
trug einen Strom von Zärtlichkeit<br />
aus dem duftenden Garten in das Zimmer.<br />
Der ergriff die beiden Sehnsüchtigen und zog<br />
und trieb sie zueinander mit ernsthafter Gewalt.<br />
Als Lene Martens diesen Abend sehr spät<br />
heimging, schien ihr die alte Kirche wie ein<br />
Vorwurf dazustehen. Doch sie ging hochatmend<br />
mit starker, fast trotziger Freude<br />
vorbei. — Ein Tag reichte dem andern die<br />
Hand zu einer seligen Kette, dass die Menschen<br />
einhergingen wie Begnadete. Zweimal<br />
täglich, wie immer, ging sie an ihre Arbeit<br />
ins Lehrerhaus; viele Menschen sahen sie<br />
gehen und heimkommen; doch wenn sie das<br />
dritte Mal den Weg machte, schlich sie In<br />
der Dunkelheit den einsamen, umbuschten<br />
Pfad vorsichtig wie ein Wild, ohne Angst,<br />
ohne Nachdenken, ohne Beschämung, mit<br />
der starren Inbrunst der Stillen.— In ihrem<br />
Innern lohte eine steile Flamme; die leuchtete<br />
als zärtlicher Strahl aus ihren grauen<br />
Augen, als weiche Röte auf ihren Lippen<br />
und straffte ihren Gang, wenn sie, teilnehmender<br />
und gesprächiger als früher, durch<br />
das Dorf ging. Man merkte wohl die Veränderung<br />
in dem Wesen der Stillen, zerbrach<br />
sich aber nicht den Kopf darüber.<br />
Da musste Fritz Reichardt an die Hochzeit<br />
seiner Schwester und er verreiste für<br />
drei Tage. Die Zeit war lang, aber Lene<br />
wusste eine schöne Arbeit. «In einem Kleid<br />
aus blauer Seide müsstest du aussehen wie<br />
eine Wasserfee», hatte Fritz einmal in bewundernder<br />
Zärtlichkeit zu ihr gemeint. Sie<br />
hatte sich heimlich den Stoff besorgt und<br />
ging nun daran, das Festkleid ihrer Liebe zu<br />
nähen, das so zartblau war wie die See zu<br />
ihren Füssen. — Als Lene Martens vor dem<br />
kleinen Spiegel das blaue Seidenkleid anprobierte,<br />
fand sie sich selbst so hübsch, dass<br />
sich ein glückliches Lächeln um ihren Mund<br />
legte; was tat es, dass sie vier Jahre älter<br />
war als Fritz Reichardt? Er hatte ihr ja oft<br />
starre Gesicht, das merkwürdige Kleid, man<br />
wusste ja auch nicht... — Mit lautem Geschrei<br />
jagte eine Schar Schulkinder zum<br />
Strand hinab, Mieke dazwischen. Neugierig<br />
näherte sie sich der Fischergruppe. Die Männer<br />
sahen sich fragend an und Hessen zögernd<br />
das Kind durch ihren Kreis. Einen<br />
Augenblick stand die Kleine reglos da und<br />
Der Azay-le-Rideau durchschneidet die<br />
hellgrünen Fluten und lässt einen breiten<br />
Schaumstreifen hinter sich, das Meer liegt<br />
still wie ein Oelsee und das blendende Licht<br />
der äquatorialen Breiten spiegelt sich in ihm.<br />
Bisweilen springt ein fliegender Fisch aus<br />
dem Wasser und verbreitet weite Wellenkreise<br />
an der Stelle, wo er wieder eintaucht.<br />
Wir nähern uns Ceylon. Vom Norden —<br />
aus Indien — kommend, fahren wir durch eine<br />
Gruppe von Inseln, die steil aus dem Wasser<br />
ragen. Ceylon war einmal mit Vorderindien<br />
verbunden, aber das Meer zerstörte<br />
die Landenge und die vielen Inseln, die unser<br />
Dampfer jetzt langsam umfährt, sind die<br />
einzigen Ueberreste dieser gewaltigen Brücke.<br />
Und dann taucht ein dunkler Landstreifen<br />
am Horizont auf: Ceylon, die sagenumwobene<br />
Insel der Glücklichen, die die tropische<br />
Vegetation des Aequators und die Erdschätze<br />
Indiens in sich zu vereinigen scheint.<br />
Langsam fahren wir in den Hafen von Colombo<br />
ein, an dem Leuchtturm vorbei. In<br />
der Ferne schimmern die weissen Fassaden<br />
der grossen Hotels und die hohen Stämme<br />
der Kokospalmen biegen sich im Winde. Im<br />
Hafen ein lebhaftes Durcheinander. Viele<br />
Passagierdampfer, Cargoboote. Dazwischen<br />
die flinken Motorschaluppen der Hafenbehörden.<br />
Alle ostwärts gehenden Schiffe legen in<br />
Colombo an. Langweilig ist es hier niemals.<br />
Jetzt sind wir auf der breiten Hauptstrasse,<br />
die vom Hafen in die Stadt, führt. Weisse Arkaden<br />
zu beiden Seiten, unter welchen sich<br />
eine bunte Menschenmenge herumtreibt. Wir<br />
sehen Ceylons Bevölkerung, die ebenso<br />
genug gesagt, wie jung und hübsch sie sei. wechselreich ist wie seine Geschichte: Die<br />
Singhalesen, . mittelgross, das Haar rückwärts<br />
im Knoten aufgebunden, so dass man<br />
Heute gegen Abend musste Fritz Reichardt<br />
zurückkommen. Lene Martens, durch ihr anfangs nie weiss, ob man es mit einem<br />
kurzes Aufgerütteltsein und ihr erneutes, Mann oder einer Frau zu tun hat; die Tamils,<br />
weniger gross, die das Zeichen Siwas<br />
tiefstes Versinken in ihre Liebe zu einer<br />
grenzenlosen Empfindung emporgesteigert, auf der Stirn tragen; die Mauren, die die<br />
ging diesem Abend entgegen wie einer Offenbarung.<br />
Sie zog das Wasserfeenkleid an fahren bewahrt haben; Malayen und Burgher.<br />
Kleidung und Sprache ihrer arabischen Vor-<br />
und kämmte lange ihr Haar, dass es lose<br />
und weich über ihr Gesicht hing. So ging Zwischen dieser vielsprachigen Menge, die<br />
starrte auf die Tote. Dann schrie sie mit<br />
schriller Kinderstimme auf: «Mutter, Mutter!»<br />
Und mit ungebändigt lautem Kinderweinen<br />
warf sie sich neben der Stillen nieder.<br />
Ihre rote Haarschleife leuchtete wie<br />
eine Mohnblüte an der Brust der Toten. Etwas<br />
Heisses stieg den harten Männern in die<br />
Augen. Ja, es war also Lene Martens! —<br />
So trug man denn die arme Wasserfee in<br />
ihr Haus. Die Pfarrfrau hielt Mieke fest an<br />
der Hand. Die hat sie nie wieder losgelassen.<br />
— Der Lehrer ging nach Mexiko. —<br />
Das alte Haus steht unbewohnt und schaut<br />
mit toten Augen auf die See. Die bleibt wie<br />
sie ist, grausam und unschuldig.<br />
Singhalesen selbst machen wunderbare Arbeiten<br />
: kleine Elefanten aus Porzellan, Elfenbein,<br />
aus Ebenholz; Elefanten in allen Grossen<br />
und Farben.<br />
Uebrigens ist es interessant zu beobachten,<br />
wie diese grosse Geschäftsstrasse einige<br />
Male im Tage ihr Aussehen ändert. Wo wir<br />
eintreten, werden wir franeösisch empfangen<br />
— man weiss, wir fahren unter der Tricolore<br />
— man zeigt den Damen chinesische<br />
Seidenstoffe und empfiehlt den Herren das<br />
Gaüe-Face-Hotel, wo man den besten Aperitif<br />
bekommt. Einige schwarze Banditen wollen<br />
uns zu den singhalesischen Tänzerinnen<br />
führen und das durchdringende «Mossieu»-<br />
Geschrei der Rickshaws erfüllt die Luft. Einige<br />
Stunden nachher spricht niemand mehr französisch;<br />
denn die französischen Passagiere<br />
sind an Bord des Dampfers zurückgekehrt<br />
und ein Steamer aus Australien ist im Hafen<br />
angekommen. Sofort ändert sich das<br />
Bild. Touristenautos fahren an, alles spricht<br />
englisch und ein schwunghafter Handel in<br />
kleinen Elefanten aus- Elfenbein und Ebenholz<br />
beginnt. So geht es jeden Tag hier zu.<br />
So wie Rangoon ist auch Ceylon eine<br />
Hochburg des Buddhismus. Nach Tausenden<br />
zählen die Pilger, die jährlich die heiligen<br />
Orte besuchen, wo Gautama gelebt und gewirkt<br />
hat. Zu den beliebtesten Wallfahrtsorten<br />
gehört der Pic d'Adam, ein hoher, kegelförmiger<br />
Berg in der Umgebung von Colombo.<br />
Auf seiner höchsten Spitze sieht man<br />
in dem Felsen eine Vertiefung, die die Form<br />
eines gewaltigen Fusses hat. Das ist, sagen<br />
die Buddhisten, die Spur, die Buddha hinterliess,<br />
als er hier zum Himmel emporstieg.<br />
Nebenbei — die 1 Anhänger Brahmas behaupten,<br />
dass es Brahma, die Mohammedaner,<br />
dass es Adam war, der hier zum Himmel<br />
stieg. Ueberall, wo man hinkommt, sieht man<br />
die* Dagobas, die buddhistischen Religionstemipel.<br />
Als Buddha starb, wurde seine<br />
Asche an acht geheime Orte gebracht. Zweihundert<br />
Jahre später Hess der König Asoka<br />
die Grüfte öffnen und verteilte die Asche an<br />
sich vor den grossen Geschäften herumtreibt,<br />
leuchten die Tropenhelme der franzöbas<br />
ist immer dieselbe: Auf einer hohen<br />
die 84,000 Tempel. Die Form dieser Dago-<br />
Lene Martens den einsamen Weg auf dem<br />
hohen Ufer. Die Ruine hob sich scharf umrissen<br />
vom blassen Himmel.<br />
sischen Kolonialsoldaten und die weissen Plattform stehen 4 Altäre, unter welchen die<br />
Anzüge der Europäer, die hier auf einige Reliquie ruht. Die buddhistischen Priester<br />
Fritz Reichardt stand in der Tür des<br />
Stunden an Land gegangen sind. In den Geschäften<br />
sieht man herrliche Dinge. Die Ja-<br />
Eine braune Toga, die einen Arm freilässt,<br />
dieser Tempel tragen alle die gleiche Tracht.<br />
Schulhauses. Drei Tage der erregten Auseinandersetzungen,<br />
des Sichaufbäumens, hatpaner<br />
und Chinesen kommen mit ihrem Elfenbein<br />
und Porzellan bis hierher, und die von den Almosen .der<br />
der Kopf ist ganz glatt rasiert. Sie leben nur<br />
Gläubigen...<br />
ten harte Linien um seinen Mund und ein<br />
böses Licht in seine Augen gebracht. Voll<br />
Befremden sah er Lene Martens in dem ungewohnten<br />
Gewand herankommen. — «Ich<br />
dachte, du kämst erst morgen vormittag; ich<br />
habe mir zu heut' abend die Leute zum Singen<br />
bestellt.»<br />
«Heut' abend?» Tonlos fragte Lene es.<br />
«Ja, heute! Du weisst doch, dass ich drei<br />
Abende nicht hier war, und die Sachen müssen<br />
doch sitzen bis Sonntag!» — «Und ich<br />
dachte...» Als ein klangloses Flüstern zitterten<br />
Lene,s Worte zu dem jungen Manne<br />
empor. «Ja, was dachtest du eigentlich! Hast<br />
du vielleicht gedacht, ich sollte dich heiraten?<br />
Ich muss es dir doch einmal sagen:<br />
Uebermorgen kommt meine jüngste Schwester<br />
her und führt mir die Wirtschaft; es ist<br />
auch besser; wir haben auf der Hochzeit alles<br />
besprochen.» Das schreckliche Gefühl des<br />
Angekettetseins, das ihn bei der Rückkunft<br />
ins Dorf angefallen hatte, goss Kälte und<br />
Bitterkeit in sein Herz und seine Worte. Als<br />
er in plötzlichem Mitleid noch etwas Sagen<br />
wollte, sah er die hellblaue Gestalt schon<br />
hinter den Stäben des Zaunes verschwinden.<br />
Vom Dorf her kamen die ersten Leute zur<br />
Uebungsstunde heran. — " •••<br />
Lene Martens schritt langsam den umbuschten<br />
Pfad zurück. Ihre Arme hingen<br />
herab; durch die hellen Wimpern "rannen unaufhaltsam<br />
die Tränen. Ueber das kaum fussbreite<br />
Uferstück ging sie in die Kirche, deren<br />
Dach der Himmel mit ersten blassen<br />
Sternen war. Die Abendluft trug Klänge eines<br />
alten, frommen Fischerliedes vom Lehrerhaus<br />
herüber... «Nirgends Rettung, nirgends<br />
Land... vor des Sturmwinds Schlägen...»<br />
Lene schritt die vielen Stufen zum<br />
Strand hinab. Die See lag reglos, eine opalene<br />
Schale.<br />
Am nächsten Morgen standen ein paar Fischer<br />
um eine Tote, die die Wellen an den<br />
Strand getragen hatten. — «Du, ist das<br />
nicht?» Der Befragte zuckte die Achseln.<br />
Man ist vorsichtig auf dem- Lande.-Und das<br />
Die Jnset des ewigen JnäMmqs<br />
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Von Manfred Mieschel.<br />
Und wenn du nach des Tages Last<br />
still heimgehst durch die stillen Gassen,<br />
dann lass mich tröstend deine Hände fassen<br />
sowie du mich dereinst getröstet hast.<br />
Lass mich — wenn in den Abendstunden<br />
hoch über deinem Haus die Nacht ersteht —;<br />
dir Bruder sein, bis all dein Leid verweht<br />
und deine müden Augen Schlaf gefunden.<br />
Ich werde nie nach deiner Sehnsucht fragen.<br />
Ich will nur bei dir sein in dieser Zeit,<br />
um meine tiefe Dankbarkeit<br />
für das, was du mir warst, ein wenig abzu~<br />
tragen.<br />
Wenn man von Colombo ins Innere des<br />
Landes fährt, so fühlt man sich wie in den<br />
Alleen eines grossen tropischen Gartens von<br />
unerhörter Pracht. Die Natur ist hier so<br />
freigebig, dass man sich fast beengt fühlt<br />
unter diesen Bambusgruppen, die 20, 30 Meter<br />
hoch sind, unter den Lianen, die ineinander<br />
so dicht verschlungen sind, dass nur die<br />
Tiere der Dschungel sich durchwinden können.<br />
Gruppen von baumartigen Farnkräutern,<br />
riesige Bambussträucher und Palmen<br />
verstellen uns den Weg. Um ihre Stämme<br />
und Zweige winden sich Schlingpflanzen, die<br />
über dem Boden eine dichte Laube bilden<br />
und nur einige Sonnenkringel durchlassen.<br />
Hier wächst der Dendro-Calmus, welcher in<br />
der Frühlingszeit täglich 90 cm grösser<br />
wird. Der betäubende Duft des Urwalds erfüllt<br />
die Luft, ein Gemisch von Jasmin-, Pfeffer-<br />
und Sandelholz-Gerüchen. Der ganze<br />
Zauber der äquatorialen Vegetation vereinigt<br />
sich auf dieser Insel des ewigen Frühlings.<br />
Von Colombo fahren wir nach Kandy, der<br />
alten Hauptstadt der singhalesischen Könige.<br />
Zu beiden Seiten des Weges liegen Reisfelder<br />
und Gummiplantagen und man hört den<br />
Lärm der Maschinen. Auffallend ist überall<br />
die grosse Zahl der arbeitenden Frauen. Sie<br />
tragen Tonkrüge auf dem Kopfe und gleichen<br />
mit ihren bronzefarbenen Körpern griechischen<br />
Statuen. Die Männer sind hier faul und<br />
lassen die Frauen das Geld verdienen. Wir<br />
kommen an dem grossen zoologischen Garten<br />
vorüber. Die englische Regierung hat<br />
hier etwas geschaffen, was seinesgleichen<br />
auf der Welt nicht hat. In einem weiten umzäunten<br />
Gebiete bewegen sich die Tiere des<br />
Dschungels in vollkommener Freiheit. Unser<br />
singhalesischer Chauffeur, der bisher für<br />
sämtliche Wunder der Natur unempfänglich<br />
war, hält sein Auto an: zwei majestätische<br />
Tiger stehen am Strassenrande und mustern<br />
uns geringschätzig. Wir sind in diesem Augenblick<br />
alle froh, dass es zwischen uns und<br />
ihnen ein festes Eisengitter gibt.<br />
Dann kommen wir in eine Gegend, die etwas<br />
höher liegt und mehr an unsere südeuropäischen<br />
Waldgegenden erinnert. Freilich<br />
sind die Bäume hier dichter und die<br />
Kakteen verraten die Exotik des Ortes. Wenn<br />
nur die Sonne nicht so unerbittlich brennen<br />
würde! Ich spüre sie durch den Helm durch<br />
und am Abend, nach der Rückkehr,, haben<br />
wir alle Fieber, trotz der erdenklichen Vorsichtsmässnahmen.<br />
Wir nähern uns Kändy. Die Zahl der zahmen<br />
Elefanten, die hier zur Bebauung der<br />
Felder verwendet werden, wird immer grösser.<br />
Wir fahren durch den Peradenya-Garden,<br />
der selbst in der Vegetation von Ceylon<br />
eine Sonderstellung einnimmt, so prächtig<br />
und üppig ist hier die Pflanzenwelt. Die<br />
Kautschukbäume erreichen eine Höhe von<br />
30 m und Kolibris flattern in allen Sträuchefn;<br />
das Bambusrohr wird so gross, dass<br />
wir Europäer es für Bäume halten. Noch einige<br />
Minuten Fahrt, dann sehen wir einen<br />
See, in dessen gelblichem Wasser eine Unzahl<br />
Fische herumschwimmen. Hier liegt die<br />
Tjerühmte Dalada Maligawa, einer der heiligsten<br />
Tempel Buddhas, in welchem ein<br />
Zahn des Gottes aufbewahrt wird.<br />
Von Kandy aus kann man prächtige Spaziergänge<br />
ins Innere des Landes machen, wo<br />
die majestätische Ruhe der Dschungel<br />
herrscht. Vereinzelt sieht man einige Seen,<br />
wo die wilden Elefanten abends zum Trinken<br />
kommen. Auffallend ist die grosse Zahl<br />
der Tempel, die auch an den verlassensten<br />
Stellen zu finden sind. Sie wurden vor 2000<br />
Jahren erbaut, als Anarapadhura noch die<br />
heilige Hauptstadt Ceylons war. Ueberall<br />
auch Buddhastatuen in Ueberlebensgrösse.<br />
Sie zeigen alle das geheimnisvolle Lächeln<br />
des Gottes; vor jeder brennt eine kleine<br />
Lampe und abends bringt der Priester frische<br />
Blumen...<br />
Die" Nacht kommt schnell und unvermittelt.<br />
Im .trüben Schein des Mondes erseheinen die<br />
Bäume gigantisch gross und kleine leuchtende<br />
Punkte gleiten vorüber, phosphoreszierende<br />
Insekten. In der Ferne hört man die<br />
Schläge eines Gönges: es ist die Stunde des<br />
Blumenopfers in einem einsamen Tempel<br />
-Buddhas. J. W.
N° 43 — <strong>1935</strong> AUTOMOBIL-REVUE 19<br />
SBiuOe CAwük<br />
Japan trauert um einen Hund.<br />
Der Hund Hasjiko, der dieser Tage starb,<br />
konnte für sich den Ruhm in Anspruch nehmen,<br />
Japans vierbeiniger Nationalheld zu<br />
sein. Sechzehn Shinto-Priester gaben ihm<br />
das letzte Geleite und im ganzen Lande<br />
herrschte über seinen Tod tiefe Trauer.<br />
Hasjiko gehörte einmal dem Arzt Dr. Hidesaburo<br />
Ueno. Er hing an seinem Herrn mit<br />
ausserordentlicher Treue. Jeden Morgen be -<br />
gleitete er ihn zum Bahnhof und am Abend,<br />
wenn der Arzt von seiner Klinik zurückkehrte,<br />
wurde er .wieder in der Bahnstation<br />
pünktlich von Hasjiko erwartet. Eines Tages<br />
wartete der treue Hund vergebliche Dr. Ueno<br />
war tödlich verunglückt. Hasjiko konnte<br />
es nicht fassen, dass sein Herr nun nicht<br />
mehr zurückkehren sollte. Tag für Tag, Monat<br />
für Monat fand er sich mit gewohnter<br />
Pünktlichkeit abends auf dem Bahnhof von<br />
Szibuja ein. Zehn Jahre hindurch machte er<br />
täglich diesen Weg, bis man ihn eines Tages<br />
auf dem Bahnsteig tot auffand. Inzwischen<br />
war Hasjiko im ganzen Land berühmt geworden;<br />
seine Geschichte war in den Schulbüchern<br />
zu lesen und sogar im Film wurde<br />
der brave Hund verherrlicht. Im vergangenen<br />
Jahr setzte man ihm ein Denkmal. Es<br />
zeigte ihn in natürlicher Qrösse, wie er<br />
sehnsüchtig nach seinem Herrn Ausschau<br />
hält. Als die Nachricht vom Tode des Hundes<br />
bekannt wurde, gingen der Witwe des<br />
Arztes Dr. Ueno hunderte von Kränzen und<br />
Blumenspenden zu. Der treue Hasjiko wurde<br />
in einem kleinen Sarg an der Seite seines<br />
Herrn bestattet.<br />
Amerikanische Reklame.<br />
Ein junger Kaufmann, der einen Schönheitssalon<br />
in Chicago eröffnete, hat vor einiger<br />
Zeit eine neue Methode der Reklame<br />
durchgeführt, die die glänzendsten Erfolge<br />
zeitigte. Er stattete sein Schaufenster äusserst<br />
elegant aus mit den teuersten kosmeischen<br />
Artikeln, in die Mitte stellte er einen<br />
Tisch mit einer Schale, die mit Dollarscheinen<br />
gefüllt war. Darüber hatte er eine Tafel<br />
angebracht mit der Ankündigung, dass dieser<br />
Preis der hässlichsten Frau unter 30 Jahren,<br />
die im nächsten Monat in diesem Laden<br />
etwas kaufen würde, zufallen sollte.<br />
Tatsächlich wirkte dieser Gegensatz so<br />
anregend auf die Kauflust der holden Weiblichkeit<br />
— die sonst gar nicht so leicht geneigt<br />
ist, sich für hässlich erklären zu lassen<br />
—, dass der Kaufmann in kurzer Zeit<br />
einen Riesenumsatz erzielte. Aber all den<br />
Tausenden von Frauen und Mädchen, die in<br />
dem Laden einkauften, erklärte der Besitzer<br />
mit dem gewinnendsten Lächeln, dass sie<br />
keine Aussicht auf den Preis hätten, da sie<br />
viel zu hübsch seien und die Bedingungen<br />
nicht erfüllten. Trotz der Enttäuschung, immerhin<br />
geschmeichelt, verliessen sie den<br />
Schönheitssalon, und der Kaufmann hatte<br />
durch seine originelle Reklame bald einen<br />
guten Kundinnenkreis erworben.<br />
Schliesslich erhielt den Preis ein wirklich<br />
abschreckend hässliches Mädchen, das seine<br />
Gleichgültigkeit gegen seine äusseren Reize<br />
dadurch bewies, dass es nicht einmal in den<br />
ihm vorgehaltenen Spiegel sehen wollte.<br />
Die wunderbare mittelalterliche Domuhr zu<br />
Lund.<br />
Die Kathedrale zu Lund in Südschweden<br />
besitzt eine der ältesten astronomischen<br />
Uhren der Welt. Jedes Jahr kommen Tausende<br />
Besucher von allen Teilen Schwedens<br />
und sogar aus dem Auslande, um zu sehen,<br />
wie die Domuhr zu Lund die Mittagsstunde<br />
verkündet.<br />
Vor vielen Jahren war diese wundervolle<br />
Uhr ein Haufen verrosteter Räder und Metallstücke,<br />
die in den Kellern und Dachstübchen<br />
der Kirche umherlagen. Als vor Jahren<br />
ein neuer Architekt, die Verwaltung*- der<br />
Kirche antrat, machte er eine Inventuraufnahme<br />
der verborgenen Schätze, die hauptsächlich<br />
aus alten Altarstücken, Kanzeln und<br />
Grabsteinen bestanden. Zu seinem Erstaunen<br />
fand er aber auch verrostete Räder, die von<br />
einem Uhrwerk zu. stammen schienen.<br />
Vielleicht gehören die Räder der lange<br />
fand seine Vermutungen bestätigt. Nun<br />
wurde die Uhr wieder hergestellt und seit<br />
10 Jahren läuft sie ununterbrochen zur allgemeinen<br />
Freude und Bewunderung.<br />
Zu einem grossen Teile besteht die gegenwärtige<br />
Uhr aus Originalstücken aus dem 14.<br />
es steigt über die Berge, es schlägt Brükken<br />
über die Flüsse, es windet sich an<br />
Jahrhundert. Die Hauptattraktion der Uhr<br />
bildet die Mittagsstunde. Wenn die Zeiger den Ufern der Meere und Seen entlang.<br />
Aus seinen iEnden heraus laufen<br />
auf Zwölf zeigen, ertönt aus dem Innern der<br />
Uhr ein feierlicher Psalm. Dann öffnet sich<br />
eine kleine Tür und die heiligen drei Könige<br />
treten heraus, huldigen der Mutter Gottes<br />
und verschwinden durch eine andere Tür.<br />
Steuer für Feuerzeuge.<br />
In der Tschechoslowakei dürfen nur<br />
Feuerzeuge gebraucht werden, die ordentlich<br />
versteuert wurden. Diese Steuer beträgt<br />
bei Taschenfeuerzeugen, die 25 g oder weniger<br />
wiegen, 5 Kc, bei schwereren 10 Kc,<br />
und bei Tisch- oder Wandfeuerzeugen .30 Kc.<br />
Ist das Feuerzeug ganz oder teilweise aus<br />
Silber. Gold, verdreifacht bzw. verfünffacht<br />
sich diese Steuer. Die Bezahlung der Steuer<br />
wird durch eine Punze auf dem Feuerzeug<br />
vermerkt. In letzter Zeit sind im Handel unversteuerte<br />
Feuerzeuge aufgetaucht, die<br />
unter der Hand vertrieben werden. Das Anbieten,<br />
Verkaufen, Erwerben und Aufbewahren<br />
unversteuerter Feuerzeuge stellt eine<br />
schwere Gesetzesübertretung dar. Die Verkäufer<br />
und Verbraucher müssen sich im<br />
eigenen Interesse davon überzeugen, ob die<br />
Feuerzeuge mit dem Steuerzeichen versehen<br />
sind. Unversteuerte Feuerzeuge werden<br />
ohne Rücksicht darauf, wem sie gehören,<br />
beschlagnahmt.<br />
Die Stadt der Zukunft.<br />
Ein berühmter amerikanischer Städtebauer<br />
entwirft ein ungemein interessantes, phantastisches<br />
Bild von der Weltstadt der Zukunft:<br />
In dieser Stadt gibt es keine willkürlich<br />
zusammengestellten Häuserblocks, Häusergruppen,<br />
Haustypen mehr. Die verstreut liegenden<br />
Plätze sind verschwunden, ebenso<br />
verschollenen mittelalterlichen' Meisteruhr, die vielen Verkehrsknotenpunkte, auch die<br />
die nicht nur die Stunden, sondern auch die Stadtzentren. Ja, es gibt nicht einmal eine<br />
Bewegungen der Planeten angab? Der Ar-Strassenkreuzungchitekt forschte in alten Berichten nach und Strassen hat aufgehört, denn die Das ganze Gewirr der<br />
Riesenstadt<br />
besteht nur aus einer einzigen Strasse,<br />
ja sogar aus einem einzigen langgestreckten<br />
Hause. Dieses endlos lange Haus durchläuft<br />
wie die chinesische Mauer das Land, vielleicht<br />
die Länder. Es eilt durch die Täler,<br />
die grossen Verkehrsstrassen weiter, bis<br />
sie wieder in einen solchen Tunnel münden.<br />
Das Innere dieses Riesenhauses wird gebildet<br />
von einer grossen Verkehrsader, in der<br />
der Verkehr nach beiden Richtungen fliesst.<br />
Diese Verkehrsader ist von dem Hause zu<br />
beiden Seiten flankiert und auch überdacht.<br />
Man muss sich einen überdachten Bahnhof<br />
mit zwei Bahnsteigen für zwei Verkehrsrichtungen<br />
vorstellen nur mit dem Unterschiede,<br />
dass man in der Zukunftsstadt nicht nur<br />
durch Tunnel, sondern auch über das Dach<br />
von der einen Seite auf die andere gelangt,<br />
denn das Dach ist flach und bildet einen ungeheuren<br />
Dachgarten mit prachtvollen Blumenanlagen,<br />
Schwimm- und Sonnenbädern,<br />
Sportplätzen usw.<br />
Geradezu märchenhaft ist der Gedanke,<br />
dass man aus den Fenstern seiner Grossstadtwohnung<br />
hinausblickt, auf Acker, Wiesen,<br />
Wälder und Wasser, dass man aus der<br />
einen Tür seines Hauses nach aussen hinaustritt<br />
in die Ruhe des platten Landes, aus<br />
der anderen Tür aber nach innen in den<br />
brausenden Verkehr der Großstadt mit ihrem<br />
Trubel, ihren Geschäften, ihrer riesigen<br />
Lichtreklame, ihrem Hasten und Jagen gelangt.<br />
Grössere Fabriken werden in dieser<br />
Stadtanlage allerdings nicht geduldet. Sie<br />
müssen abseits errichtet werden und sind<br />
durch Seitenstränge an die Hauptverkehrsader<br />
angeschlossen. Natürlich bilden Stahl<br />
und Glas die Hauptbaustoffe der Zukunftsstadt.<br />
Auch die Möbel sind nicht mehr aus<br />
Holz, sondern aus Stahl. Ein grosser Teil ist<br />
eingebaut als Bestand der Wohnungen und<br />
braucht bei Umzügen nicht mehr mitgeschleppt<br />
zu werden.<br />
Der Urheber dieser Idee plant jetzt schon<br />
den Bau einer solchen Stadt, die 16 km lang<br />
werden soll und 140,000 Menschen fasst.<br />
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A, Widmer, Bes.
3)ie uie%<br />
Dem im letzten «Autler-Feierabend» bereits betprochenen<br />
Buche gleichen Namens von Marika<br />
Stiernstedt entnehmen wir im folgenden einen kurzen<br />
Abschnitt, der dem Leser die klare und fesselnde<br />
Sprache der Dichterin vor Augen führen<br />
soll.<br />
Die Red.<br />
Die vier Marschallstäbe sollen nicht den<br />
Ausgangspunkt einer Geschichte bilden, die<br />
von einem entschlossenen und bewusst gemeinsamen<br />
Marsch junger Menschen hohen<br />
Lebenszielen entgegen erzählt. Dergleichen<br />
könnte nie etwas anderes als einen erkünstelten<br />
Aufbau ergeben.<br />
Als Henrik sich am Morgen nach der Verteilung<br />
der Stäbe auf den zweirädrigen, federlosen<br />
Karren hinaufschwang, der zweihundert<br />
Liter Milch, ihn selbst und seinen<br />
Koffer zur nächsten Eisenbahnstation bringen<br />
sollte, vergass er schon seinen Stab.<br />
Doch das war ja gleichgültig, denn was gesagt<br />
war, war gesagt, und an den fünfzigsten<br />
Geburtstag (1934) würde er sich schon<br />
erinnern, wie lange es auch noch bis dahin<br />
war.<br />
Jenny hatte ihren Stab bereits beim Auflesen<br />
des Fallobstes verloren und dachte<br />
nicht mehr an ihn. Er blieb unter einem grossen<br />
Apfelbaum liegen und verfaulte schliesslich.<br />
Den dritten Stab fand Frau Obitz in<br />
der Decke ihrer vierundzwanzig Stunden alten<br />
Tochter, als sie sich am nächsten Tag<br />
den Korb an ihr Bett bringen Hess. Sie betrachtete<br />
den Stab. «Wieder einer von<br />
Griegs Streichen», rief sie, und warf den<br />
Fund pfeilgerade in den Ofen, in dem sie<br />
ein Feuer hatte anzünden lassen, um es<br />
warm und gemütlich zu halben.<br />
Nur der kleine Obitz hob seinen Stab auf.<br />
Aber er war auch der geborene Sammler. In<br />
einem selbstgezimmerten, grün bemalten, mit<br />
Fächern, einem Geheimfach und Vorhängeschloss<br />
versehenen Kasten bewahrte er seine<br />
Sammlung von Kostbarkeiten auf. Dort fand<br />
der Marschallstab seinen Platz neben verschiedenen<br />
Mineralien, Schnecken, seltenen<br />
Vogelfedern, ein paar seltenen Eiern, einer<br />
Schlangenhaut, <strong>Zeitung</strong>sausschnitten über<br />
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Von Marika Stiernstedt<br />
ÄtrrOMOBIL-PfEVüE<br />
Gordon Pascha, Kristofer Polhem, 'John Ericsson,<br />
Garibaldi, Nordenskiöld und anderen<br />
Ge>genständen seiner Bewunderung. Ausserdem<br />
mehrere kunstreiche Knoten, unter ihnen<br />
ein von einem Professor in Uipsala ausgeführter<br />
chinesischer Glücksknoten, der im<br />
Tausch eine ganze Markensammlung gekostet<br />
hatte. Schliesslich waren da noch einige<br />
Papiere, ein Eigentumsausweis über'20 Stück<br />
Aktien der Slipenswerke, Werft und Schiffsbau,<br />
eines 1835 gegründeten Unternehmens,<br />
das aber schon mehrere Jahre keine Dividende<br />
mehr ausgeschüttet hatte.<br />
Frau Obitz, die das Papier von ihrem Vater<br />
geerbt hatte, warf es eines Abends ihrem<br />
Sohn quer über den Tisch hin. «Das passt<br />
gerade für dich, da hast du was zum Studieren»,<br />
sagte sie. Das bedeutete, so ein wahrscheinlich<br />
für alle Zeit interesseloses Dokument<br />
sei gerade ein geeigneter Gegenstand<br />
für die Reflexionen und Grübeleien eines unbegabten<br />
Jungen. Aber Grieg hatte vorgezogen,<br />
die Gabe als Ausdruck mütterlicher<br />
Zärtlichkeit zu betrachten und ihr einen gebührenden<br />
Platz zwischen den Raritäten seines<br />
Schreins zu geben.<br />
Am Tage nach Henriks Abfahrt musste er<br />
nun zurück zur Schule reisen, leider in eine<br />
andere Stadt, eine andere Schule und zu anderen<br />
Verwandten als denen des Obersten.<br />
Kantor Obitz mietete vom Kaufmann Adolfsson<br />
Pferd und Wagen; der Wagen des Kaufmanns<br />
war das beste Beförderungsmittel,<br />
das man in der Gegend mieten konnte, und<br />
er leistete es sich und fuhr seinen Sohn selbst<br />
an die Bahn.<br />
Während der Fahrt wechselten Vater und<br />
Sohn nicht viele Worte, es gab gewöhnlich<br />
keine lebhaften Unterhaltungen zwischen ihnen.<br />
Der Kantor dachte mit Kummer daran,<br />
wie kühl der Abschied zwischen dem Knaben<br />
und seiner Mutter ausgefallen war, und<br />
als man sich der Station näherte, griff er die<br />
Angelegenheit, wenn auch nicht ohne Anstrengung<br />
auf. «War es nicht schön», sagte<br />
er mit seiner milden Stimme, die einen so in<br />
Sicherheit wiegte, «dass Mama in der Nacht<br />
gut schlafen konnte? Sie brauchte das nötig,<br />
verstehst du, Griegchen?»<br />
«Ja», antwortete der Knabe.<br />
«Du bist doch froh über die kleine Schwester?»<br />
«Ja, ich bin froh. Und du, Papa?»<br />
«Sehr froh, mein Junge, sehr glücklich and<br />
froh. Und sie sieht aus, als würde sie Mama<br />
sehr ähnlich werden; das freut mich besonders,<br />
verstehst du? Der schönen Mama ganz<br />
ähnlich.»<br />
Nach einem von Frau Obitz längst festgelegten<br />
Grundsatz war er selbst, der kleine<br />
Grieg, in jeder Hinsicht seines Vaters Ebenbild,<br />
was nie als etwas besonders Erfreuliches<br />
angesehen wurde. Aber der Junge war<br />
<strong>1935</strong> - W 43<br />
Blütenpracht um<br />
Stein am Rhein.<br />
sicher, dass der Vater ihn mit seinen Worten<br />
nicht hintansetzen oder verwunden wollte,<br />
darum blickte er freundlich auf und antwortete<br />
wiederum: «Ja».<br />
«Du schreibst uns oft, ja, Jungchen?<br />
Siehst du, der Winter wird Muttchen hier<br />
draussen so ewig lang. Denk mal selbst! Sie<br />
Wer kommt mit<br />
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N« 43 - <strong>1935</strong> AUTOMOBIL-REVUE 21<br />
war es gewohnt in Stockholm zu leben,"ein Ihm auf die Schulter, ein leichtes kleines<br />
viel bewegteres Leben zu führen; ich weiss Klopfen, als ob er mit seiner lieben, weichen<br />
es doch. Und da freut sie sich, Briete zu Hand ein Staubkörnchen wegfegen wollte.<br />
kriegen. Das macht die Langeweile ein bisschen<br />
erträglicher, verstehst du?»<br />
Was er eigentlich sagen wollte, wusste Grieg<br />
Gleich war es' zu spät, 'noch etwas zu sagen.<br />
«Ja.»<br />
selbst nicht genau, aber etwas war es.<br />
Es schien ihm nicht recht glaublich, dass «Sei tapfer, mein Junge, und vergiss, wie<br />
Mama sich über seine Briefe freute oder gesagt, deine liebe Mama nicht.><br />
dass sie sonst irgendeine günstige Wirkung • Eine einzige Minute noch. Endlich ist der<br />
hattea In den Antworten pflegte es nicht so Stationsvorsteher weg. Nun sollte es heraus:<br />
zu lauten. Und war der Winter für Papa Danke Papa — danke für den Sommer, 1 lieber,<br />
guter Papa! Ja, das sass im Hals, aber<br />
nicht ebenso langweilig und trübe? Aber<br />
davon erwähnte er nichts.<br />
er .konnte es nicht herausbringen. Unmöglich.<br />
Auch das kam nicht heraus: Ich werde<br />
Schliesslich standen sie auf dem Bahnsteig<br />
vor dem Abteil der dritten Klasse. Der Stationsvorsteher<br />
kam, grüsste und blieb'- ste-<br />
Grund' anheben konnte, den Papa gutheis-<br />
lieber- *. ( t " Familie Gabriel, Bes.<br />
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(Fortsetzung aus dem Hauptblatt)<br />
Das Rauschen wie von Wasser...<br />
Der grosse Tag. Für Wilder Deneen war<br />
es, als hätte er während der fünfzehn vorangegangenen<br />
Tage zu einem Bildwerk gesprochen,<br />
in dessen Antlitz Schweigen gemeisselt<br />
war.<br />
Auch Orchid fühlte es und wünschte sich<br />
verzweifelt, ihr möge genug daranliegen, abzuwägen<br />
und ihren Vorteil wahrzunehmen.<br />
Aber sie hatte das Gefühl, in Granit eingekerkert<br />
zu sein, der sie nicht mehr loslassen<br />
wollte.<br />
Man verlangte von ihr, dass sie das<br />
schwarze Kleid mit dem weissen Organdykragen<br />
anziehe. Gut. Als ob etwas daranläge.<br />
Es gab Photographien von ihr in den <strong>Zeitung</strong>en;<br />
wie es schien, in dem schwarzen Kleid<br />
mit dem viereckigen Ausschnitt und dem<br />
weissen Organdykragen. War nicht gerade<br />
darüber irgendwo gesprochen worden? Irgendwo<br />
ganz weit zurück? Frauen können<br />
trotz Mordes frei ausgehen. Eine spanische<br />
Wand um die Beine. Natürlich! Sie und'Martin.<br />
Es würde nicht gut sein, es würde nicht<br />
richtig sein, das schwarze Kleid mit dem<br />
viereckigen Halsausschnitt anzuziehen. Aber<br />
warum? Es war so schwer zu denken. Armer<br />
Deneen, er zeigte ihr die <strong>Zeitung</strong>sausschnitte<br />
über sie und versuchte ihr klarzumachen,<br />
dass sie das schwarze Kleid anziehen<br />
müsse, denn es Hess sie so zart und so<br />
ganz unschuldig erscheinen. So bemitleidenswert<br />
zart.<br />
«Guter Gott! Helfen Sie mir doch, Mädel.<br />
Ziehen Sie doch Vorteil aus Ihren natürlichen<br />
guten Eigenheiten. Sie müssen diese<br />
Artikel widerlegen, durch die die öffentliche<br />
Meinung so aufgebracht ist. Mit dem ganzen<br />
Nachdruck Ihrer Persönlichkeit. Sie sind unschuldig<br />
und Sie müssen so aussehen. Sie<br />
sind schön und sie müssen es zeigen. Sie haben<br />
rechtmässige Waffen und Sie müssen<br />
sie benützen. Lassen Sie den Staatsanwalt<br />
schreien und brüllen und wie einen tanzenden<br />
Derwisch durch diese Verhandlung heulen.<br />
Wir halten das kalte dramatische Material<br />
der Wahrheit in unseren Händen.»<br />
Ja. Ja. Natürlich. Armer Mr. Deneen.. Dieses<br />
stundenlange Drillen und Probieren für<br />
dieses Drama. Das Drama der grossen Szene.<br />
Die grosse Szene, wenn sie den Zeugenstuhl<br />
bestieg. Oh Gott, läss mir genüg däranliegen.<br />
Lass mein Gehirn nicht in kleine Stücke<br />
zerfallen. Lass mir daranliegen, was mit<br />
Walross hat die Stirn gerunzelt, als es Mrs.<br />
Snuggs zuhörte.. Das Walross glaubte Mrs.<br />
Snuggs!<br />
Niemals noch hatte das Walross vorher die<br />
Stirne gerunzelt, wie jetzt, da, es Mrs. Snuggs<br />
zuhörte; auch die ganze Reihe der Geschworenen,<br />
zur selben Gelegenheit. So hatten sie<br />
nach Mrs. Snuggs die Stirne gerunzelt und<br />
nachdem die Aerzte gesagt hatten, dass der<br />
Dolch hineingebohrt worden sein musste. Du<br />
auf Mr.. Terrys Schoss an diesem Abend. Oh<br />
Mrs. Snuggs, wie konnten Sie nur, Hilf mir<br />
doch, ihnen zu sagen, dass es nicht so war.<br />
Den beiden Reihen Geschworenen dort ohne<br />
Beine. Der Rosenquarzdolch war hineingestochen<br />
worden, sagten die klugen Aerzte.<br />
Der Doktor, der wie Shakespeare aussah und<br />
der Kartoffeldoktor auf den Zahnstocherbeinen.<br />
Hilf mir doch, dass sie verstehen. Ich<br />
sage Ihnen, Sie zwölf von der Hüfte aufwärts,<br />
ich habe ihn umgedreht! Ich habe sein<br />
Gesicht aufwärtsgedreht. Sie da draussen.<br />
Angeschwollenes Meer. Sie auf der Geschworenenbank.<br />
Hören Sie! Wenn ich ihn nur<br />
nicht umgedreht hätte, dann hätten Sie es<br />
verstanden. Aber ich wusste es nicht, wissen<br />
Sie. Er lag so still dort! Martin, lieber<br />
Martin, kannst du mir nicht helfen! Ich bin<br />
so müde — Martin... ;,<br />
Sie konntei die Beine nicht schleppen, sie;<br />
waren wie aus Granit. Die fühllosen Beine<br />
eines Grabsteinbildes. Die Beine, die sie<br />
zum Zeugenstühl tragen sollten. Konnte nicht.<br />
«Sie haben nichts zu fürchten. Sie werden<br />
in Ihrer einfachen' und aufrichtigen Gerad- ><br />
heit das Gebäude der falschen Zeugenaus- v<br />
sage, das-gegen Sie aufgerichtet wurde, niederreissen.»<br />
aber Martin liegt nichts daran, ob ich es getan<br />
habe oder nicht. Das ist mein Martin.<br />
Martin liegt nichts daran. Ist das nicht herr-<br />
Sie haben nichts zu fürchten. Das war<br />
lich! Ihr Augen, warum liegt euch so furchtbar<br />
viel daran, da mir doch nichts daran-<br />
richtig." Wie'konnte auch jemand, dem an<br />
nichts etwas lag, Furcht .empfinden? Und<br />
liegt?<br />
doch, Martin, lieber, lieber Martin, dessen Deneen flüsterte. Deneen flüsterte. «Fassen<br />
Sie Mut, halten Sie Ihre Nerven und<br />
Gesicht so verzerrt war, und liebe, liebe<br />
Leuchtfeueraugen, es tat doch weh, für sie Ihren Kopf beisammen und merken Sie sich,<br />
zu fürchten.<br />
dass Sie nichts zu fürchten haben. Es liegt<br />
Niemals während der ganzen Verhandlung alles in Ihren Händen. Zerstören Sie die falschen<br />
Zeugenaussagen. Erinnern Sie sich<br />
war das Meer der Gesichter so gross gewesen.<br />
Das brodelnde Meer, das von Polizisten jeden Punktes, den Sie erwähnen müssen.<br />
mit Gummiknütteln zurückgetrieben wurde. .Sprechen Sie mit Nachdruck.<br />
Gestalten, die wie Fliegen an den hohen Fen- nicht, liebe Miss Sargossa,<br />
stersimsen hingen. Humanitätsgeruch. Eilen*<br />
Kommen. Gehen. Das Hinundherlaufen der<br />
Beamten,-Stenographen und Schreiber. Das<br />
Aufundzuklappen von Aktentaschen. Sesselrücken,<br />
Das brandende Meer schlug zu eine*<br />
hohen Flut an diesem Morgen. Zur hohen<br />
Flut von .Erwartung-, Zur „hohen Flut dey<br />
höchsten Steigerung. Zur hohen Flut w§gen<br />
der Zeugenaussage der BeschuldjgSear 5•-,.<br />
Vergessen Sie<br />
vergessen Sie<br />
nicht, auf Ihre Weise zu erklären, genau so<br />
wie Sie es mir erklärt haben, wieso Mrs.<br />
Snuggs Sie zufällig auf Terrys Schoss sitzend<br />
fand. Dass Sie hingezerrt worden waren.<br />
Dass Sie sich wehrten loszukommen.<br />
Bekämpfen Sie die lügnerische Aussage<br />
Ihrer alten Hausfrau. Erklären Sie den Leuten,<br />
wie Sie' den 'Körper umgedreht haben.<br />
Legen Sie Ihr Herz bloss. Sie, Miss Sargossa,<br />
sind Ihre beste Verteidigerin. Kämp-<br />
Der Staat contra Orchid SargossäA Merkwürdig.<br />
Der grosse gewaltige Staat und nur fen Sie sich in die zwölf Herzen der zwölf<br />
mir geschieht./Martin da draussen, Liebster, Orchid Sargossa. Nanas Tochter aus der Geschworenen.»<br />
Lieber. Die Leuchtfeueraugen. Die lieben Prince Street. Auch Nana muss ein Traum Kämpfen Sie. Wenn es nur möglich wäre,<br />
;<br />
Leuchtfeueraugen. Oh Gott, hilf mir aus dieser<br />
Stumpfheit. Es steht so viel auf dem Wo ist Martin? Halt. Halt Sie sollen doch len und dann irgendwo aufzuwachen — weit<br />
gewesen sein.<br />
"'"' statt dessen in einen tiefen Schlaf zu verfal-<br />
Spiele. Die Aerzte haben gezeigt, wie deraufhören, ihn an die Wand zu drücken. Armer<br />
Martin im Gedränge. Und die Augen. Der Staatsanwalt brüllte wieder. Es war<br />
weg —in einem Garten.-<br />
Dolch hineingestochen worden sein musste.<br />
Warum hast du mich ihn umdrehen lassen Da waren sie- in der dritten Reihe links. schrecklich. Er war ganz verzerrt wie ein<br />
in dieser Nacht, Gott? Wie Mrs. Snuggs die Liebe Augen. Merkwürdige und entsetzte heulender Derwisch. Ein heulender Derwisch.<br />
Was war das? Deneen nannte ihn<br />
Wahrheit über die Gesellschaft dieser Nacht Augen. Ich habe es nicht getan, ihr Augen.<br />
schrecklich, schrecklich verdreht hatte. Das Martin weiss, dass ich es nicht getan habe, so. Nachschlagezimmer. Oh, sie konnte wohl<br />
Der Giessenparksee bei<br />
Bad Ragaz. Im Hinfergrund<br />
Gonzen und Alvier.<br />
(Photo Brandt.)<br />
niemals wieder in das Nachschlagezimmer<br />
gehen. Bloss daran denken! Klirren von<br />
Schlüsseln.<br />
Ah, wer hat dich so fest in diesen gelben<br />
Sessel mit den Armlehnen niedergedrückt?<br />
In denselben Sessel, in den sich Mrs. Snuggs<br />
gesetzt hatte. Der Zeugenstuhl, natürlich.<br />
Die feuchten Lippen der Frauen da draussen<br />
in dem Meer. Die Gesichter der Männer,<br />
die auf den Kragenspitzen auflagen. Das<br />
brodelnde Meer hatte sich in ein gefrorenes<br />
Meer verwandelt. Martin, lass dich nicht so<br />
gegen die Wand zurückdrängen. Die Augen<br />
— lass sie mir nicht verlöschen. Mr. Deneen.<br />
Lassen Sie mich. Ich weiss, was ich sagen<br />
will.<br />
«Euer Ehren, das ist die ganze, die einfache<br />
Wahrheit, wie es geschah. ><br />
«Sie werden lauter sprechen müssen, Miss<br />
Sargossa. Wenden Sie sich vielleicht ein<br />
wenig zu den Geschworenen hinüber.»<br />
«Euer Ehren, so geschah es...»<br />
Irgend jemand sass tief unten am Grunde<br />
einer ausgetrockneten Zisterne und sprach<br />
in einer kalten, klaren, hohlklingenden Stimme.<br />
Das warst du, die inmitten dieser Zisterne<br />
sass und die Zisterne war die gefrorene<br />
See.<br />
(Fortsetzung folgt.)<br />
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Bern, Dienstag, 28. Mai <strong>1935</strong> IV. Blatt der „Automobil-Revue" No. 43<br />
töe* ScfuneU&dUu}<br />
Eine Pfingstgeschichte von Emil HüglL<br />
So sicher als zu Weihnachten der geschmückte<br />
Christbaum in der «grosseri<br />
Stube» stand, so gewiss zu Ostern der<br />
mystische Hase sein Körbchen mit den bunten<br />
Eiern und den andern Köstlichkeiten'<br />
brachte, so gewiss war uns Kindern am<br />
Pfingstsonntag auch der erste grössere<br />
Frühlingsausflug, auf den ich mich immer<br />
unbändig freute.<br />
In der sonnigen Ecke der Veranda hatte<br />
die Mutter am Samstag vor Pfingsten einige<br />
Wassereimer aufgestellt, deren Inhalt die<br />
goldene Maisonne schön zu wärmen ver*<br />
stand.<br />
Nachdem die Geschwister ihr Bad überstanden<br />
hatten, kam ich, als der Jüngste, zuletzt<br />
an die Reihe. Es ging alles den gewohnten<br />
Gang. Nur fiel es mir auf, dass die Mutter<br />
heute mehr sprach, als es sonst ihre Art<br />
war. Dabei erklärte sie mir auch, warum sie<br />
uns Kinder besonders gerne am Abend vor<br />
Pfingsten bade; solches «Pfingstwasser»<br />
habe nach altem Glauben ganz besondere<br />
Kraft, und es werde wohl etwas Wahres<br />
daran sein. «So, nun sitz' recht ab, da<br />
Springinsfeld, dass ich das Sprüchlein sagen<br />
kann :<br />
«Pfingstenwasser, nun tue dich kund,<br />
Erhalt' mir das Bubli brav und gesund! *<br />
So plauderte die Mutter noch allerhand in<br />
ihrer Aufgeräumtheit und gab sich dabei mit<br />
mir die grösste Mühe.<br />
Nun geschah es aber, dass eben in diesem<br />
Augenblick am Hause die Glocke gezogen<br />
wurde und der « Spitz », der nicht weit von<br />
der Haustüre bei seinem Häuschen an der<br />
Kette lag, ein fürchterliches Gebell erschallen<br />
liess. « Gewiss ein Bettler », sagte die<br />
Mutter. « Und ich hab' die Tür sperrangelweit<br />
offen, gelassen. Komm', sitze nieder*, ich<br />
will schnell nachsehen !»<br />
Ich tat, wie die Mutter mich geheissen,<br />
setzte mich wieder ins Wasser, das noch immer<br />
eine gelinde Wärme hatte, und hörte,<br />
wie die Mutter erst den Hund besänftigte<br />
und dann mit einem Manne sprach, welcher,<br />
der* mir bekannten Stimme nach zu schliessen,<br />
niemand anders als der Briefträger war,<br />
Eh die Sonne in die Wende tritt,<br />
Lasst zum Feste hemmen unsern Schritt!<br />
Weithin blüht der Garten, bläht das Feld.<br />
Jahresmütag kündet sich der Welt.<br />
An Vergehen mahnt kein Blatt, kein Strauch. Und ein Raunen ist in der Natur:<br />
Und der Mensch vergisst des Sterbens auch. Gott geht letzt durch Stadt und Wald und<br />
;. Flur!<br />
Liebe, Jugend taumelt durch den Tag,<br />
Blütenlieder füllen Wald und Hag.<br />
Langsam steigt die Sonne noch hinan,<br />
Eh' sie an der Wende rasten kann.<br />
Die ersten Blüten am Thunersee.<br />
den der « Spitz» immer heftig anzubellen<br />
pflegte.<br />
und golden in die Veranda schien und der<br />
Flieder mit jedem warmen Windhauch seinen<br />
feinen Duft ringsumher ausstreute. Ich<br />
selber brauchte ja von meinem Platze aus<br />
nur den Arm auszustrecken, so erreichte ich<br />
eine seiner Blütentrauben, die da in Fülle an<br />
den Holzsäulen herabhingen.<br />
Ich war eben drauf und dran> meinen Arm<br />
wirklich nach einer Dolde auszustrecken, als<br />
es golden vor mir aufblitzte und im nächsten<br />
Augenblick ein prächtiger, von mir noch nie<br />
gesehener Schmetterling sich auf der Fliedertraufte<br />
vor meinen Augen wiegte, frohgemut<br />
die Flügel auf und zu bewegend, als<br />
wollte er so recht meine Blicke auf sich ziehen.<br />
Mir aber war es, als hätte sich da in<br />
meiner nächsten Nähe alle Herrlichkeit der<br />
Welt in Gestalt des goldgelben, mit dunklen<br />
Adern gezeichneten Schmetterlings niedergelassen.<br />
Es funkelte nur so vor mir, und<br />
nun sah ich auch, wie seine hintern Flügel<br />
an den Rändern blaue Bänder zeigten mit je<br />
zwei blutroten Tupfen und dass sie in feine,<br />
sanft geschwungene Zipfelchen ausliefen.<br />
Unwillkürlich und blitzschnell griff ich<br />
nach dem wundersamen Märchenvogel, der<br />
jedoch sogleich in die Luft aufflog, um sich<br />
auf einer höher hängenden Blütentraube niederzulassen.<br />
Leise und vorsichtig erhob ich<br />
mich aus dem Wasser, trippelte einen halben<br />
Schritt in dem Bottich vorwärts, und nun —<br />
hui! — glaubte ich ihn doch zu fassen. Umsonst<br />
! Er entwischte mir, und nun musste<br />
ich mich schon bequemen, aus dem Bade zu<br />
Und bevor das Jahr sich nieder schraubt, steigen, um ihm, der jetzt auf einer der<br />
Lasst uns rasten! Und eniblb'sst das Haupt! untersten Blütentrauben sass, wieder näherzukommen.<br />
Kaum aber, dass ich mit einem<br />
Spürt den Hauch ihr, den das Fest uns schickt?<br />
Fusse bereits draussen im Garten stand,<br />
Seht die Blüte, die zum Grusse nickt!<br />
Rast zu 74iftqstea<br />
Von Josef Robert Harrer.<br />
Pfingsten, Blütenfest'für alles Seitij<br />
Senk' den Segen in die Weit hinein!<br />
Freunde, eti die Sonne niedergeht,<br />
Feiert Pfingsten, weise im Gebet!<br />
So harrte ich denn in Ruhe des weitern,<br />
empfand es angenehm, dass die Sonne hell<br />
schwirrte er in goldenen Zickzacklinien weiter<br />
hinaus, um sich nun auf eine Rosenknospe<br />
zu setzen. Ohne an irgend etwas<br />
sonst zu denken, als mir den Wundervogel<br />
zu .gewinnen, schlich ich ihm nach und<br />
haschte nach ihm, der mir abermals entkam.<br />
Und nun begann erst recht im Garten die<br />
Jagd. Ich trippelte über den Kies, eilte durch<br />
die Beete, schlich die kleinen Wege entlang,<br />
die durch sie führten, oder überhüpfte keck,<br />
was mir im Wege war. Bald spürte ich, wie<br />
meine Wangen zu glühen begannen, meine<br />
Hände vor Erregung leise zitterten, während<br />
Automobilisten:<br />
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es frostig über meinen Körper lief. Doch<br />
sieh, nun sass der Schmetterling gar auf<br />
einem Zweiglein des niederen Buchsgesträuchs,<br />
das die Gartenbeete ringsum einfasste.<br />
Wahrlich, näher war er mär noch nie<br />
gewesen, der Schmetterling aus dem Paradiese<br />
! Jetzt nur ganz leise, ganz vorsichtig<br />
an ihn herantrippeln, dann aber mit Blitzesschnelle<br />
mit den Händen niederwärts auf ihn<br />
zu, der sich nun sicher würde fangen lassen<br />
und wohl bisher nur Scherz mit mir getrieben<br />
hatte. Jetzt war ich auch schon ganz<br />
nahe am Busch, und nun — hoppsa! Pfeilschnell<br />
bog ich mich abwärts, griff nach dem<br />
leuchtenden Wunder und glaubte, es schon<br />
festzuhalten. Da verlor ich das Gleichgewicht<br />
und taumelte kopfvoran in das Gartenbeet,<br />
dessen aufgeweichte Erde mir an Gesicht<br />
und Händen kleben blieb. Noch war<br />
mir, ich hätte gespürt, wie der Schmetterling<br />
meine Stirne streifte; doch wie ich nun<br />
rasch aufstand und nach ihm ausschaute, flog<br />
er in schnellen Zickzackflügen davon, über<br />
den jungen Trauerweidenbaum hinweg, der<br />
in der Gartenecke stand.<br />
Im gleichen Augenblick trat die. Mutter<br />
wieder in die Veranda. Sie Hess einen nicht<br />
gelinden Angstschrei erschallen, als sie mich,<br />
den sie noch eben im wunderwirkenden<br />
Pfingstwasser weissgebadet hatte, wie einen<br />
Halbschwarzen draussen im Garten stehen<br />
sah.<br />
«Der Schmetterling — oh, der schöne<br />
Schmetterling!» klagte ich laut und begann<br />
bitterlich zu weinen, als ob ich nicht allein<br />
den Paradiesvogel, sondern das Paradies<br />
selber für immer verloren hätte. Da wusste<br />
denn die Mutter gleich, was geschehen war,<br />
und weil sie meine grosse Enttäuschung mitempfand,<br />
Hess sie es mit einigen sanften<br />
Vorwürfen bewenden. Natürlich musste sie<br />
mich nochmals ins Bad bringen, was mit<br />
einer den Umständen angemessenen Eile geschah.<br />
Dabei Hess sie mit ziemlichem Missvergnügen,<br />
wie ich wohl empfand — denn<br />
sie nannte mich jetzt nur « Gödi» anstatt<br />
« Gödeli » —, die Bemerkung fallen : « 's<br />
Pfingstwasser hat scheint's bei dir nicht angeschlagen,<br />
Gödi! Das war nicht brav, dass<br />
du so pudelnass herumgesprungen bist, und<br />
auch nicht gesund für dich! Pfingstwasser!»<br />
Sie wollte nochmals den Spruch hersagen,<br />
unterliess es jedoch und meinte nur: «Ach,<br />
wer weiss, was für dich gut ist! » Rasch<br />
fand sie aber ihre Ruhe wieder und erklärte<br />
mir, dass es "wohl das beste sein werde,<br />
wenn sie mich gleich zu Bette bringe; denn<br />
gewiss werde ich mich erkältet haben, und<br />
•REVUE AUTOMOBILE — Samedi, 25 mai <strong>1935</strong><br />
so gelte es, den bösen Folgen zu wehren,<br />
wenn ich morgen den Pfingstausflug wolle<br />
mitmachen können. Bei solchen Erwägungen<br />
glaubte ich in der Tat, mich- stillschweigend<br />
fügen zu sollen, so schwer mir dies auch fiel.<br />
Dennoch musste ich am folgenden Tag<br />
meine nasse Jagd nach dem Schmetterling,<br />
noch bitter büssen. Gelinde Fieber hatten<br />
sich eingestellt, und so durfte ich den Ausflug,<br />
auf den ich mich so sehr gefreut, nicht<br />
mitmachen. Eine gewaltige, schwere Enttäuschung,<br />
der ich trotz den Trostworten<br />
der Mutter mit immer erneutem Weinen<br />
Ausdruck gab.<br />
Doch siehe : Am Nachmittag des Pfingstsonntags<br />
ging die Mutter in das sonst meistens<br />
verschlossene Bücherzimmer des Vaters<br />
und kehrte mit einem prächtigen Bilderbuch<br />
zurück, das ich bisher nie gesehen<br />
hatte, ein Buch, in welchem die schönsten<br />
Schmetterlinge der Welt, vom kleinsten,<br />
feinsten in unseren Landen bis zu den handgrossen<br />
der fernen Sonnenländer, in allen<br />
Farben leuchtend, zu sehen waren. Wie 1 bescheiden<br />
nahm sich dagegen des Bruders<br />
kleines Buch «Buch der einheimischen<br />
Schmetterlinge » aus i<br />
So konnte ich denn in aller Ruhe die Wundervögel<br />
in ihrem wahren Glänze betrachten,<br />
und die Mutter erzählte mir von den<br />
Wandlungen, welche diese märchenhaften<br />
Wesen von der Raupe zur Puppe, von dieser<br />
zum beflügelten Farbenvogel machen. Und<br />
mir war, als ob ich nun hier im gemalten<br />
Bilde alle Herrlichkeit vor mir hätte, die mir<br />
tags zuvor mit dem goldenen Falter auf Nimmerwiedersehen<br />
entfloh.<br />
«Aber warum », so fragte ich die Mutter,<br />
«kommen sie denn nicht gleich als schöne<br />
Schmetterlinge auf die Welt und müssen zuerst<br />
solche Würmer sein ? »<br />
Ich musste sie mit dieser Frage in einige<br />
Verlegenheit gebracht haben, denn — ich erinnere<br />
mich noch, als ob es gestern gewesen<br />
wäre — da neigte sie ihr Haupt nachdenklich,<br />
wie um sich recht innerlich zu besinnen,<br />
und sagte dann in einem seltsam gehobenen<br />
Tone : •« Warum ? Vielleicht damit<br />
wir Menschen von ihnen lernen, uns auch zu<br />
etwas Besserem zu verwandeln. »<br />
Am spätem Nachmittag verfiel ich dann ineinen<br />
tiefen Schlaf, und da träumte mir, dass<br />
ich mich mit den Eltern und Geschwistern<br />
auf der Falkenfluh oben befinde, auf einer<br />
blumigen Wiese, von der aus man die. stolze<br />
Reihe der schimmernden Alpen sah. Auf der<br />
Wiese aber tummelten sich im goldenen<br />
Sonnenschein die wundersamsten Schmetterlinge,<br />
darunter noch viele weit schönere<br />
waren, als ich sie in dem Buche gesehen.<br />
Bruder Fritz sprang ihnen nach und suchte<br />
sie mit seinem Netz zu fangen. Ich aber sass<br />
ruhig und wohlig im Grase zwischen den<br />
Blumen, und die Schmetterlinge kamen und<br />
setzten sich auf meine Hände, auf Arme und<br />
Knie, schauten mich an und Hessen sich auch<br />
selber in aller Ruhe betrachten. Und es waren<br />
silberne und goldene Falter darunter und<br />
selbst solche, die mit Diamanten und Edelsteinen<br />
besetzt waren! Aber nach keinem<br />
streckte ich mehr verlangend die Hände aus,<br />
denn ich fühlte, sie waren ja ohnedies alle,<br />
alle mein.<br />
Am Abend kehrten Vater und Geschwister<br />
nach Hause zurück. Letztere beeilten sich,<br />
mir von ihren Erlebnissen zu erzählen, und<br />
nicht ohne Stolz legte mir Bruder Fritz als<br />
Geschenk einen Schmetterling auf die Bettdecke,<br />
der, wie ich gleich erkannte, dem<br />
« Wundervogel» glich, welchem ich tags zuvor<br />
nachgesprungen war. Doch das zierliche<br />
Wesen war tot und weckte mehr mein Mitleid<br />
als meine Bewunderung. Er wollte mir<br />
den «Schwalbenschwanz » schenken; aber<br />
ich wünschte, dass er ihn nur behalten möge.<br />
Und was die andern auch erzählten, mir<br />
war, als hätte ich an diesem Tage in meinem<br />
kleinen Bette viel Schöneres erlebt und<br />
Herrlicheres gesehen, als sich die anderen<br />
trotz ihrem schönen Pfingstausflug nur denken<br />
konnten.<br />
TJUisikcdische JCwdosa<br />
Bereits die alten Griechen kannten Programm-Musik.<br />
Thimotheus stellte in seiner<br />
Komposition «Nautilos» einen Seesturm dar.<br />
Ein Spötter seiner Zeit meinte, in manchem<br />
brodelnden Kochtopf hätte es schon heftigere<br />
Stürme gegeben.<br />
An griechischer iMusik sind uns nur acht<br />
kleine, einstimmige Tonstücke erhalten geblieben.<br />
Darunter auch das Seikilos-Lied, das<br />
1883 durch Zufall auf einem Grabstein m<br />
Kleinasien entdeckt wurde.<br />
hohen Preis von 8000 Mark abzukaufen.<br />
Die Pflege der Instrumentalmusik lag im<br />
Mittelalter in den Händen der fahrenden<br />
Spielleute, die nach Rechtsprechung des<br />
Sachsenspiegels von vorneherein als ehrlos<br />
galten.<br />
In Venedig wurde 1637 das erste ständige<br />
Opertheater im Theater San Cassiano eröffnet.<br />
No 43<br />
Das älteste Musiklexikon überhaupt, das<br />
sowohl musiktechnisch als auch biographische<br />
Mitteilungen brachte, erschien in deutscher<br />
Sprache. Es war das Musikalische Lexikon<br />
oder Musikalische Bibliothek (1732)<br />
von I. G. Walther, einem nahen Verwandten<br />
von J. S. Bach.<br />
Die. Frau Johann Sebastian Bachs, des<br />
Thomaskantors'der reichen Stadt Leipzig,<br />
erhielt keine Witwenpension, sondern wurde<br />
aus Mitteln der öffentlichen Wohlfahrt unterhalten<br />
und starb im tiefsten Elend als<br />
«Almosenfrau».<br />
Das älteste uns erhaltene mehrstimmige<br />
Musikstück ist der aus dem Jahre 1240 stammende<br />
englische Sommer-Kanon.<br />
Der Notendruck mit beweglichen Typen<br />
wurde um 1500 von Ottavio Petrucci erfunden.<br />
Die erste Oper der Welt war die von Peri<br />
komponierte «Dafne», welche 1597 in Florenz<br />
das Licht der Welt erblickte. Die<br />
Dafne hatte das gleiche Schicksal wie die<br />
erste, viel später erschienene deutsche Oper,<br />
die ebenfalls «Dafne» hiess: von beiden ist<br />
nur der Text erhalten, die Noten sind verbrannt<br />
und verlorengegangen.<br />
Bei Aufführungen der Hamburger Oper<br />
um 1680 waren Enthauptungen, wobei als<br />
Blut rotgefärbtes Wasser floss, nichts Seltenes.<br />
Die ersten Konzerte des Leipziger Gewandhauses<br />
wurden 1781 durch Hiller eröffnet.<br />
Ihren Namen erhielten sie, weil sie in<br />
den Räumen des Gewändehauses stattfanden.<br />
Stradivari hat während seines Lebens<br />
mehrere hundert Geigen fertiggestellt. Von<br />
einer wundervoll verzierten Violine trennte<br />
er sich schwer. Es gelang erst dem Engländer<br />
Sir Hellier, dieses Instrument dem greisen<br />
Meister für den damals ungewöhnlich<br />
Bei der Aufführung der dritten Sinfonie<br />
von Bruckner im Jahre 1876 in Wien ergriffen<br />
die Zuhörer in einem verletzenden Unverstand<br />
nach und nach die Flucht. Nachdem<br />
die mitwirkenden Musiker sich diesem bösartigen<br />
Treiben angeschlossen hatten, blieb<br />
bei der letzten Note ßruckner fast allein im<br />
Saale.<br />
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man im allgemeinen einen kleinen Bürger der<br />
Vereinigten Staaten von Nordamerika versteht,<br />
geht der Ruf voraus, masslos ungezogen<br />
oder, um es höflicher auszudrücken, völlig<br />
unerzogen zu sein. Europäer, die von kleinen<br />
amerikanischen Verwandten besucht wurden,<br />
behalten zumeist für lange Wochen<br />
nachher noch einen nervösen Alpdruck vor<br />
diesen selbständigen Jungens und Mädels, die<br />
erhaben über jede Autorität, alles mit ihrer<br />
lärmenden Selbstsicherheit erfüllen und in<br />
Besitz nehmen. Nach der Ansicht ihrer minderjährigen,<br />
strenger erzogenen Vetterlein<br />
und Bäslein natürlich kommen Dick und Joan<br />
(wieviel weniger feierlich das schon klingt als<br />
Richard und Johanna!) aus einem reinen Kinderparadies.<br />
Immerwährend gibt es dort Eis<br />
und Bonbons, Sofas und Polsterstühle sind<br />
erlaubte Plätze für kindlich tollende Füsse,<br />
und die Versuche elterlicher Verbote, für was<br />
immer es auch sei, erscheinen restlos komisch.<br />
Es gibt statt dessen eine Art Verhandlungsrecht,<br />
bei dem der Erwachsene seine<br />
Wünsche vorzubringen und zu begründen<br />
hat; scheinen sie dem kindlichen Verstande<br />
einleuchtend — was in Amerika nun, obwohl<br />
bestimmt nicht erwartet, öfters vorkommt als<br />
anderswo — so wird ihnen entsprochen. Häufiger<br />
allerdings hat sich ein für die Eltern vereinfachtes<br />
und für die Kinder ergiebiges Verfahren<br />
ergeben, indem an Stelle der Gründe<br />
Bestechungen geboten werden. Für die Befolgung<br />
eines Wunsches der Eltern gibt es<br />
noch mehr Eiscream, noch mehr Bonbons,<br />
oder eigentlich gibt es gar keine Waren, sondern<br />
es gibt Geld. Es gibt Cents, deren Wert<br />
der kleine Knirps sehr genau kennt und die<br />
er selbst nach Geschmack in Steckchen mit<br />
langen, abzulutschenden Süssigkeiten an der<br />
Spitze, in Kaugummi oder in Spielzeug verwandelt.<br />
Bei seinen Einkäufen bedient er sich<br />
übrigens selbst. Jeder kleine Junge, jedes<br />
kleine Mädchen hebt in seinem Drug-Store —<br />
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Der Sieg des<br />
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einem Laden, in dem es alles gibt, Medizin,<br />
Rauchwaren, belegte Brötchen, <strong>Zeitung</strong>en usw.<br />
— selber den Deckel vom grossen Bonbonglas,<br />
holt sich die Warenmenge, die ihm zusteht<br />
und gibt dann sein Geld dafür ab.<br />
Das alles gibt es auch für die Kinder des<br />
nördlichen Nachbarn der Vereinigten Staaten,<br />
für die kleinen Kanadierlein. Aber sie haben<br />
noch ein paar Vorrechte mehr, denn Kanada,<br />
die ganze Bevölkerung, kinderreiche Familien<br />
und alleinstehende Leute, sie alle lieben das<br />
• Kind und sie verwöhnendes, wo immer sie<br />
eine Möglichkeit finden.<br />
Die französische Bevölkerung Kanadas<br />
kennt noch kein Zwei- oder das noch modernere<br />
Keinkindersystem; sie empfindet selbst<br />
zehn und zwölf Kinder nicht, als Last.<br />
Bis sie fast erwachsen sind, dürfen Kinder<br />
ohne Fahrschein die Strassenbahn benutzen.;<br />
Sie brauchen auch, ihren Platz nicht für Erwachsene<br />
freizumachen; dagegen ist es keine<br />
Seltenheit, dass grauhaarige Männer oder<br />
Frauen aufstehen, um einen' Dreijährigen<br />
sitzen zu lassen. Mütter mit Kindern, die<br />
einen Platz angeboten bekommen, lassen fast<br />
immer die Kleinen sitzen und bleiben selbst<br />
stehen. Das «Sitzen» ist dabei gar nicht<br />
streng zu nehmen, denn wenn der kleine<br />
Fahrgast vorzieht, auf dem Sitz zu knien oder<br />
erstellen in Teermakadam,<br />
als bester und billigster<br />
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etwas zu turnen, wird schwerlich ein Einspruch<br />
zu gewärtigen sein.<br />
Es gibt in Kanada keinen Schulzwang. So<br />
finden sich auch die Eltern « guterzogener »<br />
Kinder damit ab, wenn der siebenjährige<br />
Abc-Schütze mitteilt, dass er heute auf seinen<br />
Schulbesuch zu verzichten gedenkt. Die Güte<br />
und Duldsamkeit der Lehrer, die Gesellschaft<br />
der Altersgenossen werden' ihn morgen von<br />
selbst zur Wiederaufnahme seiner Studien<br />
zurückbringen.<br />
Die Schutzleute sind die besten Freunde .der<br />
Kinder. Ihnen werden zuerst alle schlechten<br />
Noten gebeichtet. Aber sie führen auch mit<br />
wirklich mütterlicher Behutsamkeit Schulklassen<br />
und einzelne Kinder an der Hand<br />
über die Strasse, sie sind immer verständnisvoll<br />
und gut gelaunt. Ein Schutzmann sagte<br />
mir, dass sie sich mit voller Absicht darum<br />
bemühen, die Freundschaft und das Vertrauen<br />
der Kinder zu erwerben, damit sie im Schutzmann<br />
den Helfer in jeder Bedrängnis sähen,<br />
der so zu rechtzeitigem Eingreifen die beste<br />
Möglichkeit erhalte. Im übrigen sind die meisten<br />
Schutzleute selbst Familienväter und na-»<br />
türlich, der kanadischen Tradition getreu,<br />
sehr kinderfreundlich.<br />
Sie sind jetzt mit den dringendsten Neuanschaffungen<br />
derart beschäftigt, dass sie<br />
leicht die, Tücken des Wettergottes vergessen<br />
könnten, der Ihnen gelegentlich einen<br />
dicken Strich durch die modische Rechnung<br />
zu machen gewillt ist und Sie dann in<br />
grösste Verlegenheit bringt, weil Sie doch<br />
für Schlechtwetter nahezu « unausgerüste.t»<br />
sind. ' •<br />
Erst wenn es zu spät ist, werden Sie den<br />
Fehler einsehen und erkennen, dass sich der<br />
Geschmack einer Frau gerade in ihrer Regenkleidung<br />
bewähre, weil sie dann zu zeigen<br />
vermag, dass sie nicht nur die Gabe besitzt,<br />
komplizierte Kleider richtig zu tragen,<br />
sondern auch weiss, wie eine primitive<br />
« Regensache » aussehen soll!<br />
Wenn Sie sich bei der Zusammenstellung<br />
der Schlechtwetterkleidung im Vorhinein<br />
darüber klar sind, dass nur bei allergrösster<br />
Einfachheit der richtige «Stil» getroffen<br />
werden kann, werden Sie bestimmt niemals<br />
fehlgehen.<br />
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• Für den Sommer unterhalten die Stadtverwaltungen<br />
grosse Spielplätze, mit allen möglichen<br />
Turngeräten in sehr reicher Anzahl.<br />
Es gibt z. B. auf einem Platze oft 6 bis 8<br />
Riesenrutschbahnen, einen Rundlauf, ein Karussel,<br />
ein paar Ringe, einige Kletterstangen,<br />
so 10 kleine Rutschbahnen, 20 Kettenschaukeln,<br />
ein paar Wippschaukeln, Barren usw.<br />
Plantschbecken und grosse Rasenspielplätze<br />
sind gleichfalls zur Verfügung gestellt.<br />
Für den Winter gibt es eine Art künstlicher<br />
Rodelbahn, ebenfalls von den Stadtverwaltungen<br />
gehalten. Treppen führen zu kleinen Einstockhäuschen<br />
empor, auf deren entgegengesetzter<br />
Seite wasserübergossene, vereiste<br />
Holzbahnen mit handbreiten Seitenkanten, in<br />
langem Auslauf endigend, abwärts führen. Ein<br />
von der Stadt angestellter Mann sorgt für<br />
Ordnung, so dass fast nie ein Unfall vorkommt.<br />
Allerdings ist dieser Bobsleighsport<br />
für Kinder gefahrloser gemacht durch eine<br />
bestimmte Art kanadischer Schlitten, die ohne<br />
Kufen sich mit einem langen, flexiblen Holzsitz,<br />
auf den zumeist ein Kissen aufgeschnallt<br />
wird, am Boden ansaugen.<br />
Bemerkenswert erscheint auch noch der<br />
Reichtum der kanadischen Kinder an verhältnismässig<br />
teuren Spielsachen. Dreiräder,<br />
starke Holzwagen, für den Winter Schlitten,<br />
Skier und ähnliches besitzt fast jedes Kind<br />
in der besten Ausführung. Puppenwagen allerdings<br />
sind seltener, auch die kleinen Mädchen<br />
haben mehr sportliche Spielsachen. E. F.<br />
Sie werden in dieser Auffassung dadurch<br />
bestärkt werden, dass Sie schon oft beobachten<br />
konnten, dass eine Frau, die für reg.<br />
nerisches Wetter zu «gewählt», zu wenig<br />
« selbstverständlich », zu wenig « ungezwungen<br />
» gekleidet ist, eine geradezu « bemitleidenswerte<br />
» Figur abgibt, weil man immer<br />
den Eindruck hat, als ob sie vom «Regen<br />
überrascht» und in die ärgste Verlegenheit<br />
gebracht worden wäre, während jene, die<br />
das modische Rätsel dieser Aufmachung gelöst<br />
und die «Einfachheit» zur Parole gewählt<br />
haben, unbedingt die Richtigberatenen<br />
sind, weil ihre Aufmachung mit den Erfordernissen<br />
eines Regentages übereinstimmt.<br />
Gutes Material ist Voraussetzung jeder<br />
vernünftigen Regenkleidung, denn wie könnte<br />
ein so stark in Anspruch genommenes Stück<br />
gut wirken, wenn das Gewebe zerknüllt und<br />
unschön wäre ?<br />
Von dieser Erwägung ausgehend, sind die<br />
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die ganz glatt sind, also zückend. Das Kleid wäre aus kariertem Madas<br />
Wasser abtropfen lassen, während ein terial zu verfertigen, um die geschmackvolle<br />
rauhes Material die Feuchtigkeit aufsaugt, Kombination zweier verschiedener Stoffe<br />
also unbrauchbar ist!<br />
zur Geltung zu bringen.<br />
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Die «praktische Note» eines derartigen<br />
Kleidungsstückes soll keineswegs mit «freudloser<br />
Wirkung» verwechselt werden, darum<br />
sollten Sie, werm möglich, auch vor der Verarbeitung<br />
gemusterten Materiales nicht zurückschrecken,<br />
umsomehr als Sie dann das<br />
Kleidungsstück auch gelegentlich für schöne<br />
Tage und allenfalls für die geplante Sommerreise<br />
verwenden können, so dass Sie<br />
wieder einer argen Sorge ledig und einer<br />
bedeutenden Ausgabe enthoben sind!<br />
Auch die Zusammenstellung von einfarbigem<br />
und gemustertem Material spielt für die<br />
Regenausrüstung eine wichtige Rolle.<br />
Gemusterter Stoff hat jenen ganz besonderen<br />
Reiz, der tras immer von neuem bestrickt<br />
und gefangen nimmt, wenn wir den<br />
aus -, in-sich-gestreiftem Material hergestellten,<br />
in unserer Skizze festgehaltenen Allwettermantel<br />
betrachten. In der Hauptsache laufen<br />
die Streifen in Längsrichtung und nur<br />
Taschen und Sattel werden der Quere nach<br />
verarbeitet Der breite Gürtel gibt diesem<br />
Stücke jenen prägnanten «Blickfang», der<br />
jede unruhige Wirkung der Streifen ausschaltet<br />
Lose, rückwärts erweiterte Raglan-Paletots,<br />
die eine neue Linie ins Treffen führen,<br />
wird man aus wasserdichtem Material, das<br />
jenem der Trenchcoats ähnlich sein könnte,<br />
herstellen. Der Verschluss wird, dem Stil<br />
einer solchen Umhülle angepasst, durch Lederlaschen<br />
besorgt Ein kleiner, aufgeboge-<br />
Wenn -wir von den Armeniern hören, 00 denken<br />
wir gleich an all die Greuel, denen da« arme<br />
Volk im Laufe der Geschichte immer wieder ausgesetzt<br />
war. Schon in den 90er Jahren des verflossenen<br />
Jahrhunderts sind viele Tausende, namentlich<br />
Männer, hingemordet worden. Es blieben<br />
Witwen und Waisen im grössten Elend zurück.<br />
Damals schon haben sich eine Anzahl Schweizer<br />
werktätig für die Bedauernswerten eingesetzt, und<br />
in jene Zeit fällt die Gründung des Waisenhauses<br />
in Siwas, das bis nach dem Weltkrieg bestanden<br />
hat. Doch zwangen die •unsicheren Verhältnisse dazu,<br />
die Waisen nach der Schweiz zu bringen, wo<br />
sie in Begnins nnd Genf untergebracht werden<br />
konnten. Der Krieg brachte neue Verfolgungen für<br />
die noch Ueberlebenden dieses, unglücklichen Volkes.<br />
' Und wieder zeichnete sich schweizerische<br />
Liebestätigkeit aus und führte stur Gründung eines<br />
Waisenhauses auf dem Libanon, in Ghazir, durch<br />
den Bund schweizerischer Armenierfreunde. Bekanntlich<br />
gibt es unter den Annenierkindern viele<br />
blinde sowie verkrirppelte. Sie haben in diesem<br />
Heim Aufnahme gefunden und werden dort angeleitet,<br />
durch verschiedene Arbeiten wenigstens<br />
zum Teil ihren Unterhalt zu verdienen. In diesem<br />
schweizerischen Blinden- und Krüppelheim werden<br />
sie zum Handweben angelernt. Dort entstehen auch<br />
all die in den Farben so harmonischen Bodenteppiche,<br />
Vorlagen und Kissenplatten, die als Armenierteppiche<br />
bekannt sind. Diese Waisen führen<br />
alle einschlägigen Arbeiten -aus, auch das Fertigmachen<br />
der Teppiche, ferner flechten sie Körbe,<br />
stricken Spitzen und. Badeschuh«.<br />
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Wenn Sie eine ganz neue, überaus interessante<br />
Modelltype kennen lernen wollen,<br />
dann beschauen Sie sich das Jackenkleid<br />
(zweite Figur von links), das Sie im ersten<br />
Augenblick sicherlich für einen Mante.\<br />
hielten. Tatsächlich aber handelt es sich um<br />
ein auf Gürtelpasse gearbeitetes, leicht geblustes<br />
und mit aufgelegten Taschen versehenes<br />
Jäckchen und einen in der Mitte geknöpften<br />
Rock, alles aus wasserdichtem Leinen<br />
hergestellt und kantig abgesteppt; damit<br />
entsteht eine Aufmachung, die Sie als vorbildlich<br />
betrachten dürfen und die — bei geringen<br />
Ausgaben — sehr gute Dienste leistet<br />
Angesichts der so erfolgreichen Capemode<br />
war es sehr wahrscheinlich, dass sich- die<br />
Pelerine hin und wieder auch als Regenkleidung<br />
durchsetzen würde; die Vermutung hat<br />
uns nicht getäuscht, denn man sieht sehr geschmackvolle<br />
Capes und dazu passende<br />
Röcke aus flott gemustertem Modematerial<br />
und als Ergänzung : eine dunkle Weste aus<br />
Wildleder oder wasserdichtem Leinen, womit<br />
sich für die Regenkleidung ganz neue<br />
modische Möglichkeiten bieten.<br />
Ein einfacher Filz- oder Lederhut und ver.<br />
lässliche Regenschuhe mit sportlichem Einschlag<br />
sind für nasses Wetter unerlässlich,<br />
so dass Sie gerade auf diese Attribute der<br />
Aufmachung, deren Wichtigkeit Ihnen längst<br />
klar geworden ist besonderes Gewicht legen<br />
müssten!<br />
Hier möchten wir jedoch die Aufmerksamkeit<br />
der Leser vor allem auf die handgewobenen Teppiche<br />
richten, die öfters zur Ausstattung von neuzeitlichen<br />
Wohnungen herangezogen werden. Sie<br />
bestehen aus einer starken Kette in Baumwolle<br />
und einem wollenen Schussgarn, das zwei- bis vierfädig<br />
ist und sowohl in Naturfarben, wie in lichtbeständigen<br />
Farbtönen zur Verwendung kommt<br />
Die Teppiche besitzen keine ausgesprochenen Muster,<br />
sondern sind entweder einfarbig oder abei<br />
meliert, wobei jeweils ein heller, fast weisser Naturton<br />
und naturfarbenes Grau, Beige oder Braun<br />
hinzutritt. Diese Teppiche wirken in ihren melierten<br />
Flächen, die besonders hell und freundlich aussehen,<br />
gerade in Wohnräumen neutral und ruhig<br />
ohne Monotonie. Da sie keinerlei Muster aufweisen<br />
können sie ebensogut freiliegen, wie mit Möbeln<br />
überstellt werden, ohne ihre Wirkung einzubüssen<br />
Das gleiche gilt übrigens, auch für die übrigen<br />
mit verschieden breiten Querstreifen belebten Teppiche,<br />
an denen sich die Streifen gegen die Schmalseiten<br />
oben und unten hin verteilen. Hier ist dei<br />
Grund entweder ganz einfarbig oder auch wiedei<br />
meliert, und zwar in Tönen, die sich in den Strei<br />
fen wiederholen, wie blau und weiss auf blau<br />
weiss meliertem Grund, oder auch einmal zu Braui<br />
ein Rot oder etwas Schwarz. Es herrscht in diesei<br />
farbigen Schattierungen viel Abwechslung, weshall<br />
sich diese Teppiche, die in verschiedenen Grösset<br />
hergestellt werden, für die verschiedensten Häumi<br />
und Zwecke eignen. Hervorzuheben sind Stücke mi<br />
sehr schönem hellen Blau zu Weiss, andere mi<br />
einem ansprechenden Karmin zu Weiss; aucl<br />
Braun und andere Farbtöne sind in andern Stükken<br />
wiederholt anzutreffen. Die Ausführung diesei<br />
Teppiche ist sehr solid. Die grossen, zwei auf drei<br />
JVwns<br />
ZÜRICH<br />
unümi
N° 43 - <strong>1935</strong> ÄÜTOMOBIÜ-REVUE<br />
Meter messendes sind zwei- bis. vierfädig und bleiben<br />
durch ihre Schwere gut am Boden haften. Sie<br />
sind leicht sauber zu halten und können unbedenklich<br />
von Zeit zu Zeit in warmem Seifenwasser gereinigt<br />
werden. Ausserdem gibt es noch kleinere<br />
Stücke und Vorlagen für Schlafzimmer, sowie<br />
überaus hübsche Kissenplatten. Die Schweizer<br />
Armenierfreunde, die dieses Waisenhaus unter ihre<br />
Obhut genommen haben, sind dafür besorgt, dass<br />
die dort hergestellten Arbeiten auch Absatz finden.<br />
Sie unterhalten deshalb in. Zürich eine Verkaufsstelle<br />
für die genannten Teppiche, die .sich an der<br />
Kirchgasse, unweit des Grossmünsters, befindet.<br />
Hier sehen wir eine stattliche Auswahl von Teppichen<br />
in verschiedenen Grossen und einer reichen<br />
Farbenauswahl.<br />
er.<br />
QcuadzÜQe desneuen<br />
Wohaens<br />
In Basel, in den weiten Hallen- der Schweizer<br />
Mustermesse, befindet sich eine Ausstellung, die<br />
den Namen Land- und Ferienhaus führt. Dem<br />
fertigen Haus mit bellen Holz- oder auch Linoleumböden,<br />
«u denen heute überdies Kork wie Gummi<br />
als -heue Stoffe treten, diesem noch leeren Haus<br />
hat rfer, Wohnbedart das Kleid zu liefern. Hiervon<br />
sölLÜiex. .eingehen! Hie.JRede sein. Die ganze Ausstellung<br />
gibt ja viel mehr als ihr Haupttitel sagt.<br />
Sie will' Vor altem,*'"wie- es ihre erläuternde Bezeichnung<br />
1 weiter ausdrückt, «einfaches Bauen und<br />
Wohnen; für .Wochenend, Ferien und Alltag» zei-r<br />
gen. ••JJsd~dj&>4m Freien So wohltuende Einfachheit,<br />
das Wegjassen, von allem erdenklichen Ballast, an-<br />
[en»: .ein? leichteres, unbeschwertes Wohnen auch<br />
dem Alltag vertraut machen. Ein neues Lebensgefühl<br />
steht hinter dem jetzigen Bauen mit seinen<br />
Sonnenterrassen und den breiten Fenstern. Licht,<br />
Luft und Sonne sollen einströmen in alle Räume,<br />
und dem Menschen Heiterkeit und Gesundheit<br />
spenden. Die Hygiene mit ihren Forschungsergebnissen<br />
spielt im Bereich des heutigen Wohnens eine<br />
gewichtige Rolle. Nicht zuletzt die Arbeitshygiene;<br />
die überall auf den gesundheitlichen Wert rationeller<br />
Arbeitsmethoden' hinweist, die Zeit Und<br />
Kräfte spart und den Menschen leistungsfähig erhält,<br />
'Grosser Wert wird dabei der fichtig •verstandenen<br />
Erholung zuerkannt, dem Aufenthalt ini<br />
Freien, dem Sich-Sonnen, dem täglichen Duschen<br />
und der Gymnastik. Aber es wird auch gegen die<br />
Staubplage angekämpft, und damit kommen wir zu<br />
einer weitgehenden, rationellen Gestaltung des Mobiliars<br />
wie der einzelnen Bauteile, die • keine Gediegenheit<br />
zu Staubansammlungen bieten' sollen,<br />
Weitgehende Waschibarkeit aller 'Textilien und<br />
leichtes Reinigenkönnen aller Möbel gehen damit<br />
Hand in Hand. Und so ruht die so veränderte Art<br />
der Möblierung auf grundsätzlichen Erwägungen,<br />
wie auf einem neuen Lebensgefühl, das Sich ja so<br />
sehf im Sport ausdrückt, und der in dieser Ausstellung<br />
mit Turngeräten, Badeutensilien und praktischen<br />
Reiseartikeln nicht vergessen ist.<br />
Dag breite Fenster reisst die Häuser auf. Sonne<br />
hineinlassend. Was ist die Folge davon? Es<br />
liegt nicht in der Absicht des Architekten, diese<br />
Sonnen- und Lichtflut wieder durch Anbringen von<br />
Lanibrequins öder Draperien illusorisch zu machen,<br />
hoch Stoffe zu verwenden, die dunkel und lichtempfindlich<br />
sind. Die weitgehende Verwendung<br />
heller Vorhangstbffe wird vielfach als Mode bezeichnet,<br />
was sie gar nicht ist. Sie ist nur die<br />
praktische Folge des einströmenden Lichtes. Um<br />
es ganz bestimmt zu sagen: Diese ganze Ausstellung<br />
ist modern, aber nicht modisch. Sie versucht, das<br />
Rationellste und Beste zu zeigen, was es heute auf<br />
Dürfen wir S) e an AUFFAHRT in<br />
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zum Dolce-far-niente erwarten?<br />
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Farn. TachümperUn-Källn, Pächter.
28 1933 — N° 13<br />
desn Gebiet des, wirklich modernen Wohnens gibt.<br />
Aber sie verzichtet aufi alles Willkürliche, Spielerische,<br />
die zum Begriff des Modischen gehören.<br />
Sie zeigt als Kleid der Wohnung belle ornamentlose<br />
Tapeten, die eine ruhige, gleichmässig helle<br />
Fläche erzielen und Bilder in ihrer Wirkung heben,<br />
nicht beeinträchtigen. Wie übrigens jedes Möbelstück<br />
und nicht zuletzt der Mensch vor einem<br />
ruhigen Grund besser zur Geltung gelangt. Auch<br />
da also wieder eine ruhige Ueberlegung, keine Willkür.<br />
Aehnlich steht es mit Teppichen, die den<br />
Raum nicht verdunkeln, noch durch grosse, aufdringliche<br />
Muster beunruhigen sollen. Beispiele<br />
aus der Schweizer Industrie und aus Handwebwerkstätten<br />
liefern hier Milieus und Läufer.<br />
Diese Ausstellung, die sich ja schweizerisch<br />
nennt, ist fast ganz mit einheimischen Produkten<br />
aufgebaut worden und bietet einen reichen Ueberblick<br />
über die vielen im Handel erhältlichen Artikel<br />
aus dem Bereich der neuen Wohnkultur. Nur<br />
gutes Material, gediegene Verarbeitung und höchste<br />
Zweckdienlichkeit im Verein mit veredelter Form<br />
und kultivierter Farbe, vereinen sich hier zu hoher<br />
Qualität Hier konnte nicht einfach von jedem<br />
Teilnehmer ausgestellt werden was er wollte, sondern<br />
der Schweiz. Werkbund, der für diese Abteilang<br />
verantwortlich ist, hat das Ausstellungsgut<br />
genau nach dem eben erwähnten QuaÜtätsbegriff<br />
geprüft und jedes Element der Wohnung gesondert<br />
zur Darstellung gebracht Eine neuartige, streng<br />
nach den einzelnen Elementen aufgebaute Gruppierung<br />
ist auf diese Weise zustande gekommen, die '<br />
vielseitig und nicht ermüdend ist. Die Prinzipien<br />
des neuen Wohnens gehen weiter in den schönen,<br />
aufgehellten Vorhangstoffen, den schlichten Tischdecken<br />
und hellen, farbenfeinen Möbelbezügen und<br />
der gediegenen Bettwäsche, den ungemusterten<br />
Wolldecken. Interessant ist es, neue Heizkörper<br />
aus Steinzeug zu sehen für elektrische Warmwasserheizung.<br />
Auch sie ist gut geformt, ohne alle<br />
überflüssigen Kanten. Verzierungen gibt es an<br />
diesen Ausstellungsobjekten nicht. Es bleibt hier<br />
.genug zu tun, überhaupt einmal auf wirklich gute<br />
Formen aufmerksam zu machen.' Wie oft werden<br />
unzweckmässige, ja hässlich geformte Dinge gekauft,<br />
nur deshalb, weil irgendein Dekor daran ist,<br />
das hierüber wegtäuscht<br />
Das Kapitel Beleuchtung ist besonders lehrreich.<br />
Es zeigt reiche Auswahl an ganz einfachen<br />
Typen aus Metall und Milchglas oder auch mit<br />
Schirmen aus hellem unverziertem Pergament.<br />
Sauber, formschön sind diese Dinge, zugleich rationell,<br />
weil staufrei und wenig Strom verbrauchende<br />
Sehr im Gegensatz zu lichtschluokenden, bemalten<br />
Oelpapieren, unruhigen Druckstoffen oder dunkel<br />
getöntem Alabaster.<br />
Die Möbel sind gruppiert in Kasten-, Sitz- und<br />
Tischmöbel. Und jede Gruppe unterscheidet wieder<br />
nach dem Gebrauch eine Anzahl Varianten. Ueberraschend,<br />
was da die Industrie an bequemen Arbeitsstühlen,<br />
einfachen Sitzen, Fauteuils. Esszimmerstühlen<br />
und Sesseln zu bieten hat. Sie all«<br />
passen sich dem Menschen, je^nach seinem Tun,<br />
an, sind leicht, raumsparend und mühelos sauber<br />
zu halten. Polster sind mobil, mit waschbaren<br />
Stoffen versehen. Liegemöbel führen das Prinzip<br />
durch, Sofa und Bett in einem zu sein. Tische<br />
haben meist abwaschbare Platten, ihre Beine versperren<br />
wenig Platz. Kastenmöbel sind ungefähr<br />
heute alle gleich hoch, durchschnittlich der Normalgrösse<br />
des Menschen entsprechend, 1,60 cm hoch.<br />
IhTe Aussenseiten sind glatt, Beine oder Sockel<br />
treten etwas zurück, um ein bequemeres Hinzutreten<br />
zu ermöglichen. Ein Prinzip, das heute auch<br />
für eingebaute Badewannen gilt. Innen sind die<br />
Kästen mit beliebig verstellbaren Tablaren, teilweise<br />
mit englischen Zügen versehen, mit Kleiderstangen,<br />
die nach vorne ausziehbar sind. Halbschränke<br />
als Büffets zeigen gleiche Einrichtung,<br />
sind wenig tief, richten sich nach mittlerer Tellergrösse.<br />
Die niedrigen, wenig vorspringenden<br />
Schränke von massiger Breite, beanspruchen weniger<br />
Platz und lassen namentlich, da sie niedrig<br />
und hell gehalten sind, den Raum grösser erscheinen,<br />
und gestatten freieres Zirkulieren. Eben dieses<br />
Bedürfnis nach Ungezwungenheit in der auch<br />
kleineren Wohnung führte zu diesen rationellen<br />
Gestaltungen, die zugleich darin gipfeln, viele<br />
Dinge auf gut ausgenütztem, beschränktem Raum<br />
leicht greifbar unterzubringen.<br />
Wir haben es hier vorwiegend mit drei SerienpTodukten<br />
unserer einheimischen Industrie z>» tun,<br />
nicht bloss bei den Möbeln, von denen die Sitzmöbel<br />
darin am meisten Anteil haben. Auch Küchengesehirr,<br />
Leuchten, ein grosser Teil der Keramik,<br />
Porzellan, Steingut Messer, Bestecke neue<br />
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und erfreuen das Auge durch gute Formen. Dies<br />
tun ebenso die reizvollen Rohrmöbel, die Liegestühle<br />
und Turngeräte, die hier einmal nicht modischen<br />
Gehäuse von Radios, die Badeeinrichtungen<br />
und verschiedenen Herde, worunter ein neuer<br />
Holzherd mit eingebautem Boiler. All diese Dinge<br />
passen in unsere Alltagswohnungen, sind vielfach<br />
auch weitgehend darin in Gebrauch. Am meisten<br />
ist noch zu tun auf dem Gebiet des Mobiliars, das<br />
grossenteils zu prunkvoll, zu sehr schonungsbedürftig<br />
und namentlich zu gross ist und deshalb viele<br />
Wohnungen ungemütlich macht. Die üblichen pompösen<br />
Leuchter, «inst für Kerzen bestimmt, haben<br />
mit elektrischem licht nichts zu tun. Sie wurden<br />
deshalb jrar nicht ausgestellt.<br />
Ein efgwtes Heim besitzen. E« ist ein *<br />
Gefühl des Geborgenseins, sein eigenes Heim zu<br />
besitzen. Und wer sich noch nicht in diesem glücklichen<br />
Gefühle wiegt, der trägt doch in seinem<br />
Innern den stärksten Wunsch dazu. Jeder kommt<br />
in seinem Leben wohl einmal an jenen Punkt, da<br />
er davon träumt, einen Erdenwinkel und ein Haus<br />
darauf sein eigen zu nennen.<br />
Es gab eine Zeit, da die Erfüllung dieses Wunsches<br />
nur wenigen vorbehalten war. Aber heute,<br />
wo uns so viele angenehme Dinge selbstverständlich<br />
geworden sind, ist diese Möglichkeit fast jedem<br />
zugänglich gemacht. Das erstaunliche Anwachsen<br />
der' Villenviertel und der Gartenquartiere von der<br />
Stadt in die Landschaft hinaus ist der sprechende<br />
Beweis dafür. Der allgemein-menschliche Wunsch,<br />
die alten Tage unter dem eigenen Dach zu verbringen,<br />
wird immer zahlreicheren Menschen in<br />
Erfüllung gehen. Seien wir froh darüber!<br />
Man ist beute soweit, auch zu bescheidenen<br />
Preisen sehr ansprechende, praktische und behagliche<br />
Familienhäuser zu "bauen. Das gilt vor allem<br />
für die modernen Villen aus Holz, wie sie die<br />
Winökler-Werke in Fribourg, eine unserer grossen<br />
schweizerischen Bauunternehmungen, die sich auf<br />
den Bau von Familienhäuser spezialisiert hat, baut<br />
Dje Holzkonstruktion, die während einigen Jahren<br />
vernachlässigt wurde, wird wieder von neuem<br />
geschätzt Man weis«, dass -Holz eines der besten<br />
Materialien zum Bauen ist Es ist leicht zu bearbeiten<br />
und isoliert ausgezeichnet - x<br />
Es ist bekannt, dass ein Holzhaus, ob im Chaleietil-<br />
oder nach modernen Plänen gebaut, r. im Soeomer<br />
frisch und im Winter warm ist. Die Nordländer<br />
und die Bewohner unserer AJj>entäler gaben<br />
dem Holzhaus den Vorzug.<br />
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im April des Vorjahres, wobei zu bemerken<br />
ist, dass bekanntlich voriges Jahr der Osterverkebr<br />
bereits auf den März fiel. Von den Gästen waren<br />
80 Prozent Schweizer, 9,2 Prozent Deutsche und<br />
8,3 Prozent Franzosen. Letztere haben sich in erfreulicher<br />
Weise gegenüber früher in vermehrter<br />
Zahl eingestellt.<br />
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Pferd scheu, wenn ein Auto kommt?»<br />
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sieht!»<br />
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