E_1935_Zeitung_Nr.051
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BERN, Dienstag, 25. Juni <strong>1935</strong><br />
Nummer 20 Rp.<br />
31. Jahrgang - N» 51<br />
ERSTE SCHWEIZERISCHE AUTOMOBIL-ZEITUNG<br />
Zentralblatt für die schweizerischen Automobil- und Verkehrsinteressen<br />
ABONNEMENTS-PREISE:<br />
Aasgabe A (ohne Versicherung) halbjährlich Fr. 5.—, jährlieh Fr. IC-<br />
Ausland mit Portozuschlag, wenn nicht postamtlich abonniert<br />
Ausgabe B (mit gew. Unlallversich.) vierteljährlich Fr. 7.50<br />
Ausgabe C (mit Insassenversicherung) vierteljährlich Fr. 7.50<br />
Jedermann und der Verkehr<br />
Jeder Mensch, Erwachsener oder Kind, chen Bedingungen zu erfahren. Wissen und<br />
Bewohner einer grossen Stadt oder des Bewusstsein treten dahinter bei weitem zurück.<br />
kleinsten Dorfes im versteckten Winkel eines<br />
entlegenen Landes, ist Träger des Verkehrs,<br />
ob als Fussgänger oder im Sinne der heit eine fortlaufende Unterrichtung über<br />
Aus diesem Grunde ist für die Allgemein-<br />
Fortbewegung von Personen und Gütern<br />
mittels tierischer oder maschineller Kraft. die Durchschnittswerte der Verkehrssicherheit<br />
Solange der Mensch die Erde bevölkert,<br />
ist das so gewesen, und es kann gar nicht besonders wichtig. Denn so, wie sich andere<br />
anders sein, denn das irdische Tun der Menschen<br />
richtet sich ausschliesslich auf Gekehrt<br />
gilt der Satz genau so, dass nämlich<br />
verhalten, verhalte auch ich mich. Umgewinn<br />
und Austausch materieller und geistiger<br />
Güter; Mensch kommt zu Mensch nicht leidenschaft zieht, weil es deren Verhalten<br />
mein mangelhaftes Verhalten andere in Mit-<br />
aus der Kraft des Willens, sondern seiner mitbestimmt.<br />
Bestimmung gemäss. Aus dieser Grundtatsache<br />
ergeben sich eine Reihe von Schluss- erschöpft; es knüpfen daran 'die verschie-<br />
Damit ist die Tragweite der Regel nicht<br />
!folgerungen, die zu allen Zeiten gegolten denartigsten Beobachtungen an, die jeder<br />
haben und auch für die hohe Stufe der gegenwärtigen<br />
Verkehrsentwicklung unverän-<br />
anstellen sollte.<br />
Verkehrende mit sich selber immer wieder<br />
dert von Bedeutung sind.<br />
Wie reagieren wir z. B. auf die von der<br />
Verkehr kann niemals Selbstzweck sein, Oeffentlichkeit getroffenen Verkehrseinrichtungen?<br />
schreibt D. W. Schaefer sehr richtig in der<br />
*Verkehrswarte», der wir diese Ausführungen<br />
entnehmen. Er ist vielmehr dazu be-<br />
Gruppen unterscheiden, die unserem Be-<br />
Auf den ersten Blick lassen sich drei<br />
stimmt, dem Menschen zu dienen. Mithin erfüllt<br />
jeder, der sich- des Verkehrs zur Be-<br />
uns selten darüber so weit Rechnung ablewusstsein<br />
schon so eingeprägt sind, dass wir<br />
friedigung, seiner Interessen bedient, zugleich gen, als es gut wäre.<br />
ejnen Dienst an seinen Mitmenschen. Sein<br />
Interesse ist Bestandteil des Interesses aller;<br />
Die eine Gruppe warnt uns überwiegend<br />
darin findet er ebenso seine Ausweitung wie<br />
vor Gefahren, die uns zum Verhängnis werden<br />
könnten; die andere legt uns Beschrän-<br />
sfeine Beschränkung. Der Missbrauch ist in<br />
gleichem Masse Gefährdung des eigenen kungen im fremden Interesse auf; die dritte<br />
Lebensbereiches wie des der Mitmenschen. bezweckt beides in einem. ,<br />
Daher ist auch der Staat als der alleinige Zur ersten gehören alle Bezeichnungen<br />
Vertreter der Allgemeinheit Träger der Verkehrsregelunghängen,<br />
zur zweiten die Kenntlichmachung<br />
vor gefährlichen Wegestrecken, Kurven, Ab-<br />
Immer wieder erweist es sich als eine eigenartige<br />
Erscheinung der inneren Zusam-<br />
von Schulen und Krankenhäusern, an denen<br />
man nicht nur mit weniger Lärm, sondern<br />
menhänge des Lebens, dass ein Unheil selten<br />
allein kommt. So mag ein Verkehrs-<br />
soll, weil Kinder oder körperlich Behinderte<br />
auch mit besonderer Vorsicht vorbeifahren<br />
unfall noch so eigen geartet sein, er wird gefährdet werden könnten. Zur dritten sind<br />
ganz ähnliche Unfälle nach sich ziehen. Wir solche Zeichen hinzuzuzählen, die wie Eisenbahn-<br />
oder Strassenbahnwarnungen die<br />
brauchen nur die Tageszeitung aufzuschlagen,<br />
und schon finden wir im Zusammenhang Gefahr schwerwiegender Zusammenstösse in<br />
mit dem Bericht über einen Verkehrsunfall unser Bewusstsein rufen wollen.<br />
den über einen andern, dessen Begleitumstände<br />
ihm ganz verwandt sind. Oder wir werden wir die erste Gruppe dankbar be-<br />
Da wir uns stest einmal der Nächste sind,<br />
erinnern an die oft beredeten, ganz harmlosen<br />
Stellen auf den Landstrassen aller dritte gerade hinnehmen.<br />
grüssen, die zweite ungern sehen und die<br />
Gegenden, die scheinbar mit magischer Gewalt<br />
Unfälle in ganzen Serien hervorrufen. hen, dass jede nicht nur uns dient, sondern<br />
Erst in zweiter Linie werden wir einse-<br />
•Mit unterirdischen Strömen hat das wahrscheinlich<br />
gar nichts zu tun, wohl aber mit seinen Ausdruck findet, dass niemand allein<br />
allen, dass also auch hierbei das Gesetz<br />
der suggestiven Empfänglichkeit des Menschen,<br />
mit seiner Anlage und Neigung, glei-<br />
Seiten, jede Strasse zwei Richtungen. Kom-<br />
auf der Welt ist. Jedes Ding hat seine zwei<br />
ches Schicksal wie ein anderer unter gleimen<br />
wir aus der einen, kann ebensogut ein<br />
F E U I L L E T O N<br />
Die Versuchung<br />
des Joos Utenhoven.<br />
Von Karl Rosner-<br />
(4, Fortsetzung.)<br />
Starr stand er, sah ihr Bild, wie sie da<br />
hingesunken lag — die Arme, Hände — und<br />
den kleinen Einschuss an der Brust —. Den<br />
Teppich um sie und die goldglitzernde Nadel—<br />
Er schüttelte den Kopf: — nein — keine<br />
Waffe —<br />
Der Kommissar hob seine Schultern an. Er<br />
meinte gutmütig: «Herr Utenhoven — ist ja<br />
traurig — aber jetzt reissen Sie sich mal zusammen<br />
— muss doch sein. Und wollen doch<br />
erst einmal hören, was die Herrschaften zu<br />
sagen haben. Selbstmord, meint ja der Herr<br />
Sanitätsrat draussen — nun kann ja sein —<br />
und wenn's so ist, dann werden wir ja auch<br />
nicht lange belästigen.»<br />
Ueber die Stirn strich sich Joos Utenhoven<br />
hin — ja — ja, gewiss — man musste<br />
hören —<br />
Vor ihm schritten die beiden durch das<br />
Esszimmer, auf dessen Tisch die Frühstücksgedecke<br />
noch standen, durch den Salon. Vor<br />
einem Gemälde, das* in raschem Hinwurf<br />
Erscheint Jeden Dienstag und Freitag<br />
Wöchentliche Beilage .,Aut1er-Feierabend". Monatlich 1 mal „Gelbe liste"<br />
REDAKTION u. ADMINISTRATION: Breitenrainstr. 97, Bern<br />
Telephon 28.222 - Postcheck III414 - Telegramm-Adresse: Autorevue, Bern<br />
Geschäftsstelle Zürich: Löwenstrasse 51, Telephon 39.743<br />
das Bildnis eines Fliegeroffiziers in Feldgrau<br />
mit offenem Lederkoller und Sturzhelm,<br />
das blaue Tatzenkreuz des Pour le merite<br />
am Halse, zeigte, verhielt Herr Köpke für<br />
einen Augenblick den Schritt: kühn, hart,<br />
mit einem Blick wie Stahl sah da ein junger<br />
kampfgewohnter Gladiator auf den Gegner<br />
in der Ferne —<br />
Die untersetzte stämmige Gestalt straffte<br />
sich auf, er sah zurück nach Utenhoven, die<br />
Hacken seiner Schuhe klappten leise an:<br />
«Der Herr Hauptmann war Flieger?»<br />
Ein Nicken nur.<br />
«— waren noch andere Zeiten —»<br />
Dann standen sie wieder im Arbeitszimmer<br />
drüben, wo sie den Sanitätsrat, Rave<br />
und das immer noch mit ihrem Tüchlein die<br />
verweinten Augen tupfende Fräulein Erler<br />
fanden.<br />
«Ich darf mich setzen?» sagte Herr Köpke,<br />
Hess sich, ohne erst eine Antwort abzuwarten,<br />
an dem mit einem alten Bucharateppich<br />
überdeckten Mitteltische nieder und wies<br />
seinen Kollegen nach dem Schreibtische des<br />
Hausherrn hin.<br />
Mit einem Blick, der unbeholfen fragend<br />
über Joos Utenhoven streifte, griff der Herr<br />
Schwieger von dem breiten Schreibstuhl Besitz,<br />
kramte umständlich Papier und Feder<br />
aus der Aktentasche, legte das alles handlich<br />
vor sich. hin.<br />
anderer von der entgegengesetzten herkommen.<br />
Meine Vorsicht behütet mich und ihn,<br />
seine Aufmerksamkeit ihn und mich.<br />
Es handelt sich demnach nicht um eine<br />
zusätzliche Leistung von mir, um ein Entgegenkommen,<br />
zu dem ich vielleicht gar nicht<br />
aufgelegt bin, das der andere nicht einmal<br />
verdiente, etwa, weil er womöglich ein<br />
schlechter Mensch ist, sonden in jedem Falle<br />
ebensolwohl um die Betätigung meines Selbsterhaltungstriebes,<br />
wie um die Erfüllung meiner<br />
menschlichen und staatsbürgerlichen<br />
Pflicht gegenüber dem anderen.<br />
Meinetwegen darf ich mir allerlei Geschicklichkeit<br />
und Sicherheit zutrauen;<br />
weiss ich aber denn, ob auch der andere<br />
darüber verfügt? Mit dem geringsten Ausserachtlassen<br />
meiner Vorsicht erhöhe ich<br />
nicht nur das Risiko der Situation, wie man<br />
so schön sagt, nein, ich bringe sehr viel<br />
mehr in Gefahr: mich, den andern, alle die<br />
Menschen, für die ich als Familienvater,<br />
Freund, Schuldner, Träger einer Aufgabe<br />
verantwortlich bin. Meine Verantwortung<br />
vom Ausmass vieler Jahre, eines ganzen<br />
Menschenlebens ballt sich in den Bruchteil<br />
einer Sekunde zusammen.<br />
Die Beispiele hierzu mag sich jeder aus<br />
dem täglichen Leben selber bilden; sie begegnen<br />
uns auf Schritt und Tritt. Es ist auch<br />
durchaus nicht allein das Motorfahrzeug mit<br />
seiner Geschwindigkeit, das dem Verkehrs-<br />
3?ilde das Gepräge gibt; es ist ebensogut der<br />
Hundebesitzer, der seinen Hund nicht führt,<br />
so' dass er dem Motorfahrzeugführer zum<br />
Verhängnis wird, der das Tier nicht überfahren<br />
möchte; es ist das alte Mütterchen,<br />
das nicht mehr über den flinken Schritt eines<br />
jungen Mädchens verfügt und doch ohne<br />
jegliche Rücksicht auf seine Behinderung die<br />
Strasse überquert. Jedermann ist es, der<br />
nicht seine volle Aufmerksamkeit der Tatsache<br />
widmet, dass er sich im Verkehr befindet.<br />
Vor allem aber fehlt der, der sich<br />
damit beruhigt, dass es doch immer gewisse<br />
Umstände oder bestimmte Ursachen seien,<br />
die die Unfälle herbeiführten. Umstände und<br />
Ursachen sind nichts anderes als Erscheinungen<br />
im Rahmen des menschlichen Lebens,<br />
dessen Fülle an Möglichkeiten uneingeschränkt<br />
so gewaltig und unübersehbar<br />
ist, wie es Menschen an der Zahl gibt, wie<br />
sich in einem fort die Bedingungen der Witterung,<br />
des Lichtes, der Landschaft verändern,<br />
ohne dass wir darüber Gewalt hätten.<br />
Das soll gewiss nicht zur Aengstlichkeit<br />
führen, aber unter allen Umständen zum eigenen<br />
Mass. Ich muss mich fragen, wie<br />
gross<br />
Herr Köpke sagte: «Also, wenn ich jetzt<br />
bitten darf —», und dabei strich er sich mit<br />
Daumen und Zeigefinger der kurzen offenen<br />
Linken in einer bürstenden Bewegung zwei-,<br />
dreimal rasch, energisch den drahtigen<br />
Schurrbart empor und fasste mit den flitzenden<br />
Augen die Aufmerksamkeit der Menschen<br />
um ihn zusammen. Sein Blick traf den<br />
Sanitätsrat, der neben einer Säule mit dem<br />
Reiterstandbild des Celleoni stand und eilig<br />
nickerte, Fred Rave und das Fräulein Lissy<br />
Erler —<br />
Und dann: «Die tote Dame drüben ist<br />
Frau Utenhoven?» Er hob das Kinn zu Utenhoven:<br />
«Ihre Frau?»<br />
Der andere, der seinen Hinterkopf gegen<br />
das Holz gepresst, mit halbgeschlossenen<br />
Augen am Türrahmen lehnte, zuckte nur<br />
leise.<br />
«Vorname?»<br />
«Elke-Maria», stiess Utenhoven vor.<br />
«Elke? Elke-Maria?»<br />
«Ja!» Kaum dass die Stimme ihm gehorchen<br />
wollte.<br />
«Das junge Fräulein und der Herr Doktor<br />
meinen, es läge Selbstmord vor —»<br />
Der Sanitätsrat an der Säule nickte wieder,<br />
die schweren Lider schlugen.<br />
«Nun — wird ja wohl auch sein. Wer hat<br />
die Tote zuerst gefunden?»^.<br />
Schweigen —><br />
INS ERTIONS-PREIS:<br />
Die achtgespaltene 2 mm hohe Grundzeile oder deren Raum 45 Rp.<br />
Grössere. Inserate nach Spezialtarif.<br />
InseratenseMuss 4 Tane vor Erscheinen der Nummern<br />
Wir berichten heute<br />
über:<br />
Das «blaue» Benzin — ein neuer<br />
staatlicher Beutezug.<br />
Grosser Preis von Frankreich.<br />
Die Nachfolgerin der «Motte».<br />
Patschen und Knallen<br />
Vor neuem Kampf.<br />
Bilder: Seite 4.<br />
mein Anteil am Verkehr<br />
ist, und danach mein Anrecht auf die Ausnutzung<br />
seiner Möglichkeiten bestimmen.<br />
So wird ein Berufsfahrer ganz andere Grundbedingungen<br />
für sich in Anspruch nehmen<br />
dürfen als ein Gelegenheitsfahrer. Darunter<br />
ist nun nicht etwa der zu verstehen, der nur<br />
ab und zu ein Fahrzeug steuert, sondern jeder,<br />
dessen berufliches Schwergewicht woanders<br />
liegt. Stets habe ich mich zu fragen,<br />
was die Hauptrichtung meines Denkens ist:<br />
bin ich in erster Hinsicht Reisender, Milchmann,<br />
Erholungsuchender oder, nur Fahrer?<br />
Der Nur-Fahrer braucht gar nicht die bis<br />
ins feinste entwickelte Verkehrsregelung; er<br />
fühlt, wo ein anderer beachten muss. Lasse<br />
ich mir denn im täglichen Leben von jedem<br />
Beliebigen sagen, was du kannst, kann ich<br />
auch? Bin ich als Kaufmann ein ebenso guter<br />
Ingenieur, als Handwerker ein gleich<br />
sicherer Jurist? Mit dem Verkehr verhält es<br />
sich dem Grundsatz nach nicht viel anders,<br />
wenn auch in der Auswirkung die gleiche<br />
Erziehung gleiche Bedingungen schaffen<br />
wird, wie auch eine vernünftige Verkehrsregelung<br />
vom guten Durchschnitt auszugehen<br />
hat.<br />
So mag die technische Fertigkeit eines<br />
jungen Menschen der eines älteren überlegen<br />
sein; ein Kind mag flinker auf alles<br />
achthaben als ein beruflich stark in Anspruch<br />
genommener reifer Mann. Deswegen spricht<br />
doch die menschliche Vernunft dafür, den<br />
Führerausweis nur von einem bestimmten<br />
Lebensalter an zu gewähren und dem Kinde<br />
mehr Hinweise auf die Innehaltung der Verkehrsbestimmungen<br />
zu widmen, weil sich<br />
das Verantwortungsbewusstsein erst mit den<br />
Jahren festigt.<br />
Was aber hier zur Forderung erhoben wird,<br />
gelte auch als Inhalt der Verständigkeit.<br />
Und das Fräulein Lissy Erler dachte erregt:<br />
— eigentlich gar nicht wie ein Detektiv<br />
sieht er aus — mehr so —. Nein — wenn<br />
sie da so dachte, wie Harry Piel die Detektive<br />
machte — viel natürlicher! — Sie<br />
musste schlucken.<br />
Herr Köpke Hess inzwischen die blanken<br />
Augen fragend von einem zum anderen laufen,<br />
und auch Herr Schwieger, der schreibend<br />
mit dem Rücken gegen die anderen gesessen<br />
hatte, drehte den Kopf im Nacken, so<br />
dass die dicken, einander bedrängenden Falten<br />
seines Genickes rot anliefen und sich<br />
über dem Kragenrand verlagerten. Er meinte<br />
gutmütig einladend: «Na — einer muss es<br />
doch gewesen sein.»<br />
Der Sanitätsrat sagte endlich: «Als ich<br />
heraufgerufen wurde, fand ich diesen Herrn»,<br />
und er wies auf Rave, der jetzt am Fenster<br />
stand und, beide Hände um den Messingriegel<br />
gekrampft, blicklos hinunter auf die<br />
Strasse starrte, «und da das Fräulein —»<br />
«Wer hat Sie gerufen?»<br />
«Der Portier —»<br />
Also muss doch vor Ihnen ausser den beiden<br />
auch der Portier schon hier gewesen<br />
sein?»<br />
Der Sanitätsrat hob die offenen Hände und<br />
zog die Schultern an. Ganz schmal und belanglos<br />
wurde das alte Herrchen, wie es so<br />
stand.
Niemand verlange mehr vom andern, als die<br />
Wahrung der Verkehrssicherheit unter Berücksichtigung<br />
aller besonderen Verhältnisse<br />
der Zeit und des Ortes erheischt; niemand<br />
sei des anderen Büttel, auch die Polizei<br />
nicht. Es gibt zahllose Fälle, in denen man<br />
zu Hilfen greifen muss, die den Bestimmungen<br />
nicht entsprechen, die aber gar keine<br />
andere Wahl bieten.<br />
Das erweise folgendes Beispiel: Es ist<br />
Nebel und Nacht. Da kann es sein, dass ich<br />
noch am besten mit Stadtlichtern fahre, weil<br />
ich dann nicht vom eigenen Licht geblendet<br />
werde und wenigstens noch die Baumreihe<br />
erkennen kann. Dem übrigen Verkehr kann<br />
ich gerecht werden, indem ich wie ein<br />
Schiff mit seinem Nebelhorn in regelmässigen<br />
Abständen Signal gebe. Merke ich,<br />
dass sich ein anderes Fahrzeug nähert, halte<br />
ich mich nach Möglichkeit an der rechten<br />
Strassenseite und bleibe stehen.<br />
Ein anderes: Ein Automobil kommt mir<br />
entgegen; da zwischen ihm und mir eine<br />
Bodensenkung liegt, ist also die Luftlinie<br />
kürzer als der Weg unter den Rädern ist,<br />
täusche ich mich in der Entfernung und<br />
blende früher ab, als notwendig wäre. Sollte<br />
zwischendurch der Ankommende noch einmal<br />
aufblenden, dann brauche ich mich<br />
nicht gleich zu erbosen; denn der andere<br />
ist womöglich rücksichtsvoller als ich, weil<br />
er sich überzeugen will, was unmittelbar<br />
vor ihm sein könnte: ein Radfahrer, ein<br />
Handwagen, die er trotz des Katzenauges<br />
auf weitere Entfernung nicht sehen konnte.<br />
Das starre Rechtsanhalten ist womöglich die<br />
Gefahr für den Fussgänger, die ich vermeiden<br />
soll und möchte.<br />
In vielen anderen Fällen wird der Gesamteindruck,<br />
den ich nach der Beschaffenheit<br />
meines Fahrzeuges und durch mein<br />
Verhalten erwecke, der beste Ausweis dafür<br />
sein, ob ich mich ungewollt oder leichtfertig<br />
im Widerspruch zu den Bestimmungen<br />
befinde. Wenn ich mich darauf berufen<br />
kann, dass ich mich nicht aus Uebermut oder<br />
fahrlässig eines Verstosses schuldig gemacht<br />
habe, steht mir zumindest ein moralisches<br />
Recht zur Seite, um eine Ausnahme von der<br />
Regel zu bitten.<br />
Ausschlaggebend ist stets, dass ich das<br />
Aeusserste tue und mich nicht auf das eben<br />
noch Ausreichende verlasse. Denn gar zu<br />
oft liegt der schädigende Erfolg gar nicht<br />
beim Sünder, sondern beim "Unschuldigen.<br />
In allen Gegenden des Landes wird an<br />
den Landstrassen gearbeitet. Mitunter kann<br />
der Verkehr nicht völlig unterbunden und<br />
umgeleitet werden; sondern er wird in gewissen<br />
Zeitabständen durchgeschleust. Lässt<br />
sich denn nun das Arbeitsgerät, meinetwegen<br />
der eiserne Karren, nicht noch um einen<br />
halben Meter weiter forträumen, damit das<br />
Motorfahrzeug ungehindert vorbeikommen<br />
kann? Warum wird er haargenau so stehen<br />
gelassen, dass nur bei hundertwertiger Geschicklichkeit<br />
gerade noch ein Wagen vorüberkommt,<br />
aber die Beule im Kotflügel<br />
trotzdem der unvermeidliche geringste<br />
Schaden ist? Oder muss sich der Radfahrer<br />
oder der Fussgänger an einer Sperre genau<br />
dahin stellen, wo es befohlen ist, weil die<br />
Grenze nun einmal irgendwo gezogen werden<br />
muss, kann er nicht von sich aus die<br />
paar Meter zugeben, um es dem Automobil<br />
leichter zu machen und sich selbst vor Schaden<br />
zu behüten?<br />
Weiterhin nimmt eine so wichtige Rolle<br />
im Verkehr<br />
das falsche Müssen<br />
ein. Das gibt es gar nicht, soweit es sich um<br />
Dinge handelt, die ausserhalb der eigenen<br />
Einwirkung liegen. Weiss man denn in allen<br />
Fällen voraus, ob nicht doch im Zuge<br />
des vorgesehenen Weges eine Sperrung besteht,<br />
so dass ein Umweg gewählt werden ;<br />
Aber das kleine Fräulein Erler raffte sich<br />
jetzt mutig auf: «Ich habe durch das Sprachrohr<br />
unten angerufen, weil ich mir gar nicht<br />
hier zu helfen wusste — und da ist der Portier<br />
auch gleich gekommen und hat den<br />
Herrn Doktor geholt — weil er doch auch<br />
im Hause wohnt —»<br />
Jetzt war auch der Sanitätsrat einverstanden<br />
— «Fränkel — Sanitätsrat Fränkel —».<br />
Aber dieser Gewaltige da an dem Tisch<br />
nahm kaum Notiz davon. Er hatte sich dem<br />
Mädchen zugewendet und sagte: «Schön —<br />
also vorher waren Sie da, Fräulein Erler und<br />
Herr Rabe —?»<br />
«Rave —», verbesserte Utenhoven.<br />
«Und wer von Ihnen beiden war zuerst<br />
hier?»<br />
Da hob das Fräulein Lissy Erler erregt<br />
hinweisend ihre Hand: «— dort — dort der<br />
Herr. Er hat mir ja doch aufgemacht, wie<br />
ich aus dem Geschäft gekommen bin — weil<br />
ich Herrn Utenhoven die Mappe holen sollte,<br />
die er zu Hause auf dem Schreibtisch hatte<br />
liegenlassen —»<br />
Herr Schwieger hob den Kopf von seinem<br />
Protokoll und sah um sich: ja, da.rechts von<br />
ihm, neben der grossen Vase mit dem weissen<br />
Flieder lag eine Aktenmappe.<br />
muss; weiss ich, ob ein Reifen platzt, ob<br />
eine Verkehrskontrolle mich aufhält?<br />
Da wird aber gesagt, man müsse zum<br />
Zuge, man müsse eine Verabredung einhalten.<br />
Wenn man etwas «muss», dann bedenke<br />
man auch vorher alle Möglichkeiten, die entgegenstehen<br />
könnten. Das Müssen kann<br />
sich immer nur auf das Ziel beziehen, nie<br />
auf den Weg dahin. Dass ich etwas erreichen<br />
muss und dafür alles einsetze, ist gewiss<br />
männliche Art; es gehört aber dazu vor<br />
allem die Besonnenheit, die ruhige Ueberlegung.<br />
Der bringt es bestimmt zu nichts, der<br />
die Schuld in den Umständen sucht. Der geringste<br />
Mangel an Bedacht gefährdet schon<br />
das Ziel und schafft unabsehbare Folgen, die<br />
es in immer weitere Ferne rücken.<br />
Die Dringlichkeit, mit der jedermann den<br />
Fahrer davon zu überzeugen sucht, dass es<br />
allerhöchste Zeit sei, macht den Fahrer unsicher.<br />
Er ist ein Angestellter und abhängig;<br />
er will es mit seinem Brotgeber nicht<br />
verderben; das Angebot an guten Fahrern<br />
ist ja so gross, und er lässt ein paar Vorsichten,<br />
ganz unscheinbare, ausser acht —<br />
und schon ist das Unheil geschehen.<br />
Warum auch muss jedermann launenhaft<br />
sein; warum ist er nicht freundlich, höflich,<br />
hilfsbereit, bescheiden? Warum ist er neidisch,<br />
dass er zu Fuss laufen muss, wenn<br />
ein anderer fährst; warum ärgert er sich,<br />
dass ein anderer mehr Pferdestärken in seinem<br />
Wagen hat? Warum überträgt er soziale<br />
Voreingenommenheit, das Selbstgefühl<br />
seiner eigenen Stellung, auf den Verkehr,<br />
der doch für alle da ist? Warum ist er schadenfroh,<br />
wenn ein anderer mal angehalten<br />
wird oder sich in der Strasse verfahren hat?<br />
Kann er denn nicht jederzeit in die gleiche<br />
Lage kommen?<br />
Der Verkehr ist ein Teil des Lebens.<br />
Daher ist sein Ausgangspunkt nicht die<br />
Strasse, nicht das Fortbewegungsmittel, sondern<br />
der Mensch. Wie er sich in allem übrigen<br />
verhält, wird er sich auch im Verkehr<br />
verhalten. Es gibt weder den rücksichtslosen<br />
Motorfahrer noch den leichtsinnigen<br />
Fussgänger. Stets ist es der Mensch.<br />
Daher hat auch Verkehrserziehung beider<br />
Erziehung des Menschen zu beginnen. Daher<br />
ist es grundfalsch, den Verkehr nur unter<br />
dem Gesichtswinkel seines technischen Entwicklungsstandes<br />
: - und der sich daraus-ergebenden<br />
Möglichkeiten zu betrachten, .anstatt<br />
den Sinn, wie überall im Leben, nach den<br />
sich aus den Möglichkeiten als das Höhere<br />
ergebenden Pflichten gegenüber dem Volksganzen<br />
zu bestimmen.<br />
So merke sich jedermann rechtzeitig: Das<br />
Zuwenig ist stets der grössere Aufwand an<br />
Wagnis und Einsatz! Das Zuviel an Rücksicht<br />
ist immer richtig und gut!<br />
Schweizerische Rundschau<br />
«So — dort der Herr?» sagte dann Herr<br />
Köpke, und seine Stimme hatte plötzlich einen<br />
witternden Klang. Zugleich rückte er<br />
seinen Stuhl und drehte sich Fred Rave zu,<br />
der, scharf umrissen von dem hell flutenden<br />
Licht, als eine dunkle Silhouette jetzt mit<br />
dem Rücken gegen das Fenster stand. Und<br />
wiederholte dann: « und der hat Ihnen aufgemacht?»<br />
Herr Köpke wartete. Die kurzen Finger<br />
trommelten auf der Bucharadecke. Dann lag<br />
sein Blick wieder auf dem Mädchen: «—und<br />
als Sie kamen — als Herr Rave Ihnen öffnete<br />
—» Er unterbrach den Satz, ein anderer<br />
Einfall kam ihm, und er sah zu Utenhoven<br />
auf: «Halten Sie denn kein Mädchen? Ist<br />
doch wohl kaum möglich?»<br />
«Natürlich ist ein Mädchen da.»<br />
«Und warum hat die nicht geöffnet, als<br />
das Fräulein kam?»<br />
Jöos Utenhoven schwieg, und das kleine<br />
Fräulein, das nun wieder schluchzen musste,<br />
sagte: «— nein — es war niemand da — ich<br />
bin doch hinausgelaufen in die Küche, in<br />
meiner Angst — nein — die war sicher nicht<br />
zu Hause.»<br />
Herr Köpke wurde milde: .«So regen Sie<br />
sich doch nicht auf —t<br />
AUTOMOBIL-REVUE <strong>1935</strong> - N°51<br />
Das «blaue» Benzin —ein neuer<br />
staatlicher Beutezug.<br />
Wir haben in der letzten Ausgabe bereits<br />
von der überraschenden Initiative des Volkswirtschaftsdepartementes<br />
berichtet, das die<br />
am schweizerischen Benzinmarkt sowie die<br />
am Fremdenverkehr interessierten Verbände<br />
und Organisationen zu einer eiligen Sitzung<br />
(es wurde teilweise sogar telegraphisch aufgeboten!)<br />
nach Bern einberief, um die Frage<br />
der verbilligten Abgabe von Benzin an die<br />
ausländischen Gäste zu prüfen. Schon vorgängig<br />
dieser Sitzung empfahlen wir den<br />
Vertretern der Strassenverkehrsinteressenten<br />
als den hauptsächlichsten Benzinkonsumenten,<br />
grösste Zurückhaltung, gegenüber dem<br />
behördlichen Vorschlage, weil dieses Entgegenkommen<br />
für die Fremden nur die eine<br />
Seite des Problems darzustellen scheint. Der<br />
Verdacht lag nahe, dass die Rechnung, d. h.<br />
die voraussichtliche Finanzierung dieses<br />
Propagandamittels den schweizerischen Motorfahrzeugbesitzern<br />
Überbunden werden<br />
sollte.<br />
Soweit etwas über die hinter geschlossenen<br />
Türen geführten Debatten in Erfahrung gebracht<br />
werden konnte, hat sich unsere Vermutung,<br />
dass das billige Fremdenbenzin nur<br />
ein Manöver sei, um den gutmütigen Eidgenossen<br />
eine neue und recht kräftige Belastung<br />
des Benzins schmackhaft zu machen, in grossem<br />
Umfange bestätigt.<br />
Dem «genialen» Plane, der aber nur eine<br />
wenig gelungene Kopie des italienischen<br />
Beispieles darstellt, über das an dieser Stelle<br />
kürzlich ausführlicher berichtet wurde, liegt<br />
nämlich folgende rechnerische Ueberlegung<br />
zu Grunde: Das Fremdenbenzin, das 2um<br />
Unterschied gegen das teure Benzin der eigenen<br />
Landsleute blau gefärbt würde, sollte<br />
mit einem Rabatt von 10 bis 15 Rappen pro<br />
Liter an die ausländischen Gäste abgegeben<br />
werden. Die Vergünstigung sollte versuchsweise<br />
dieses Jahr auf die drei Monate Juli,<br />
August und September beschränkt bleiben.<br />
Auf Grund der letztjährigen Fremdenfrequenz<br />
ergäbe sich in dieser Zeit ein Einnahmenausfall<br />
von rund einer Million Franken,<br />
denn die Fremden würden bei einem Preisansatz<br />
von rund 20 Rappen pro Liter Benzin<br />
praktisch keinen Zoll bezahlen. Der<br />
Staat allein käme also zu kurz. Wenn er ein<br />
solches Opfer für die Verkehrswerbung und<br />
mit Rücksicht auf die ihm zufliessenden Benzinmillionen<br />
auf sich zu nehmen bereit ist,<br />
dann wird weiter niemand etwas dagegen<br />
einzuwenden haben. Nun zeigt sich aber bereits<br />
der plumpe Pferdefuss, der dem ganzen<br />
Projekt anhaftet. Die Herren Schlaumeier<br />
der Handelsabteilung traten nämlich an das<br />
Autogewerbe mit dem Ansinnen heran, die<br />
Zisternenbezüger möchten pro Liter auf rund<br />
3,5 Rappen Preismarge verzichten, was eine<br />
Preiseinbusse von rund 800,000 Franken ergäbe.<br />
Für die verbleibende Differenz von<br />
200,000 Franken wird man sich wohl nach<br />
einem anderen Opfer umsehen wollen.<br />
Wir können uns hier nicht mit der an das<br />
Autogewerbe ergangenen Zumutung näher<br />
auseinandersetzen, denn dessen Verband<br />
wird dem Volkswirtschaftsdepartement von<br />
sich aus gewiss die richtige Antwort erteilen<br />
und dieses mit den ausserordentlichen<br />
gespannten Preisverhältnissen und äusserst<br />
kalkulierten Margen auf dem inländischen<br />
Benzinmarkt vertraut machen, Sofern dies<br />
im Bundeshaus noch nicht bekannt sein sollte.<br />
Wogegen wir uns aber mit aller Energie zur<br />
Wehr setzen, ist die neuerdings an den Tag<br />
tretende Mentalität, die Motorfahrzeugbesitzer<br />
(denn, wenn das Autogewerbe direkt für<br />
die Verbilligung des blauen Benzins herangezogen<br />
wird, so muss der Automobilist indirekt<br />
die Zeche mitbezahlen helfen) zu<br />
finanziellen Leistungen heranzuziehen, die<br />
wohl der Hotellerie und dem Gewerbe, keineswegs<br />
aber den Motorfahrzeughaltern als<br />
solchen zugute kämen.<br />
Von" der Heranziehung des Autogewerbes<br />
zur alleinigen Begleichung der Rechnung<br />
bis zur•'pauschalen Mehrbelastung des Benzins<br />
für den Inlandkonsumenten in Form erhöhter<br />
Benzinzölle ist dann kein weiter Weg<br />
mehr.<br />
Wenn weiter oben der Vorschlag des<br />
blauen Fremdenbenzins als eine schlechte<br />
Kopie des italienischen Beispiels bezeichnet<br />
wurde, so nicht nur in bezug auf die Frage<br />
der Finanzierung. Wird nämlich die Bedürfnisfrage<br />
erörtert, so kommt man glattweg<br />
zu deren Verneinung, weil bei uns ganz andere<br />
Voraussetzungen bestehen, als dies auf<br />
Sie nickte nur und trocknete an ihren Augen,<br />
rückte ihre blaue Kette.<br />
Da wandte sich Herr Köpke dem Manne<br />
zu, der bisher noch mit keinem Worte an<br />
dem Verhör beteiligt war.<br />
«Herr Rave, sagen Sie uns also, was nach<br />
Ihrer Meinung vorgegangen ist. Wir wissen<br />
jetzt: Sie sind allein gewesen mit der Frau<br />
— der Toten: was hat sich da ereignet? —<br />
Fred Rave war vom Fenster weg zwei<br />
Schritte in das Zimmer vorgetreten. Bleich<br />
und mit flackernden Zügen stand der gepflegte,<br />
überschlanke Mann jetzt vor dem<br />
Kommissar, hielt seine Hände klammernd<br />
um die Lehne eines Stuhles. Er öffnete den<br />
Mund, schien etwas sagen zu wollen — und<br />
schloss ihn wieder — schüttelte sich nur.<br />
«Also, was wissen Sie ?»<br />
Da stiess er vor: «Nichts weiss ich —».<br />
Der Kommissar zog seine Brauen hoch :<br />
«Nichts wissen Sie —?» Musternd, taxierend<br />
sah er an ihm nieder : Er mochte sechs,<br />
acht Jahre jünger sein als Utenhoven, sah<br />
aber mit den blauen Schatten um die Augen<br />
und mit den von einem kleinen Schnurrbärtcheri<br />
kaum Verdeckten Zerrfalten um den<br />
Mund ganz reichlich abgetrieben aus; Auf<br />
Grund der tatsächlichen Verhältnisse in Italien<br />
oder einem weiteren Ausland der Fall<br />
ist. In diesen Ländern spielt die direkte fiskalische<br />
Belastung des Motorfahrzeuges in<br />
Form von Automobil- und Motorradsteuern,<br />
von Gebühren auf Fahrbewilligungen usw.<br />
nur mehr eine sehr geringe Rolle, indem<br />
diese Steuern sehr stark ermässigt oder<br />
gar gänzlich aufgehoben wurden. Dagegen<br />
sichert sich der Staat eine bedeutende Finanzquelle<br />
durch die stärkere Belastung des<br />
Benzins. Da aber der ausländische Gast nun<br />
nicht in gleichem Masse wie der im Inland<br />
ansässige zur Beitragsleistung an den Fiskus<br />
herangezogen werden kann, gleichzeitig<br />
aber nicht durch einen übersetzten Benzinpreis<br />
von seinen Reiseplänen abgehalten<br />
werden soll, so will man nun neuerdings dem<br />
Fremdenverkehr durch den für Ausländer<br />
verbilligten Brennstoff einen Auftrieb geben.<br />
Dabei geht man recht beachtenswerte<br />
Wege, indem einmal der zu gewährende Rabatt<br />
nach der Dauer des Aufenthaltes (bis<br />
zu vier Wochen oder mehr) abgestuft wird.<br />
Im weiteren erhält der Ausländer die Preisermässigung<br />
von Fall zu Fall, d. h. bei jeder<br />
Benzinaufnahme. Der fremde Autotourist<br />
kann den Brennstoff gegen besondere Coupons<br />
beziehen, die ihm bei der Einfahrt ausgehändigt<br />
werden und. mit welchen er sich<br />
für den Bezug des billigen Benzins ausweist.<br />
Der Vorschlag der schweizerischen<br />
Behörden geht aber dahin, eine Preisvergünstigung<br />
nach einem Mindestaufenthalt von<br />
fünf Tagen eintreten zu lassen. Die Vergütung<br />
würde aber beim Verlassen des Landes<br />
erfolgen, wobei einfach ein theoretischer<br />
Benzinkonsum von 20 Litern pro Tag angenommen<br />
und eine entsprechende pauschale<br />
Rückvergütung von baren 15 Schweizerfranken<br />
(die der ausreisende Gast dann noch<br />
ins fremde Land mitnimmt!) zu leisten wäre.<br />
Auch hier ist zu erkennen, dass man beider<br />
Wahl der anzuwendenden Mittel eine denkbar<br />
unglückliche Hand bewies und vom italienischen<br />
Beispiel wirklich nur gerade das<br />
Verkehrte imitieren will, kurzum einen VeN<br />
such mit vollständig untauglichen Mitteln<br />
beabsichtigt.<br />
Es ist daher durchaus begreiflich, wenn<br />
die Vertreter der Motorfahrzeugbesitzerund<br />
des Autogewerbes das. Ansinnen einmütig<br />
und energisch ablehnten. Es konnte nicht<br />
überraschen, dass die am Fremdenverkehr<br />
direkt interessierten Organe dem Projekt<br />
an und für sich sympathisch gegenüberstanden.<br />
Dabei wird freilich übersehen, dass der<br />
jetzige Benzinpreis in der Schweiz, wenigstens<br />
für die Gäste aus den umliegenden<br />
Ländern, bereits ein genügender Ansporn<br />
bedeutet und sich sehr vorteilhaft mit den<br />
Preisen in den Heimatländern vergleichen<br />
lässt. Wenn der Gast in noch stärkerem<br />
Masse von der «Billigkeit» der Schweiz überzeugt<br />
werden soll, dann muss das auf anderen<br />
Gebieten geschehen, die aber mit dem<br />
Automobilbetrieb auch gar nichts zu tun haben.<br />
Auf alle Fälle hätte es nicht der an den<br />
Tag gelegten Eile bedurft, um den Vorschlag<br />
des blauen Benzins zu beraten. Dem Entwurf<br />
haften alle Nachteile eines überstürzten<br />
Machwerkes an, das den Autoren wenig<br />
Ehre einträgt und zudem durchaus untauglich<br />
ist, um den Fremdenverkehr sanieren<br />
zu wollen. Es wäre eines von den vielen<br />
Pflästerchen, die appliziert werden, nur weil<br />
man nicht den Mut aufbringt, mit dem richtigen<br />
Operationswerkzeug einzugreifen und<br />
nicht nur die Wunde, sondern ihre tieferen<br />
Ursachen auszuheilen • und auszumerzen!<br />
Bleiben wir also ruhig beim farblosen Benzin.<br />
Blau färben können wir es immer noch,<br />
wenn es je für alle Konsumenten und nicht<br />
nur für den Ausländer billiger werden sollte!<br />
den scharfen Bügelfalten des hellen Frühjahrsanzuges<br />
und auf den blanken braunen<br />
Halbschuhen haftete der misstrauisch abschätzende<br />
Blick des Herrn Köpke, während<br />
er langsam sagte : «Nein, lieber Herr, das<br />
kann doch wohl nicht stimmen — ?»<br />
Fred Rave warf den Kopf auf: «Sie —<br />
ich bin auch nicht Ihr .lieber Herr' —!»<br />
Aber der Stämmige tat das mit einem Heben<br />
seiner breiten Schultern ab: Mein Gott<br />
— derlei war man gewohnt, und meistens<br />
war's dann nicht gerade ein Zeichen von<br />
sehr grosser Sicherheit. Nein — immer mit<br />
der Ruhe — sonst hatte man am Ende nur<br />
noch Schererei. Sah dann zu Utenhoven auf:<br />
«Sie kennen sich?»<br />
Joos Utenhoven rückte sich gerade: «Jawohl<br />
— wir kennen uns.»<br />
So kurz und abweisend war das hervorgestossen,<br />
dass der Blick des Kommissars<br />
verwundert auf ihm haften blieb. Er fragte:<br />
«Haben Sie gewusst, Herr Utenhoven, dass<br />
sich Herr Rave hier in Ihrer Wohnung zu<br />
Besuch fand ?»<br />
Joos Utenhoven sah mit hartem Blick geradeaus<br />
: «Ich habe nichts davon gewusst<br />
und hätte es auch nicht für möglich gehalten.»<br />
(Fortsetzung im dAutler-Feierdben&O. •.
51 — AUTOMOBIL-REVUE<br />
Sportnachrichten<br />
Der Grosse Preis von Frankreich<br />
Caracciola (Mercedes-Benz) siegt vor Brau-<br />
chitsch (Mercedes-Benz) mit einem Mittel<br />
von 124,571 kmStd. — Zahlreiche Ausfälle<br />
haben ein monotones Rennen zur Folge.<br />
Fünf Rennen, fünf Siege, wahrlich keine<br />
.schlechte Bilanz für einen Rennstall. Aber<br />
eigentlich war es mehr wie ein Einzelsieg,<br />
den sich Mercedes-Benz im Grossen Preis<br />
von Frankreich geholt hat, denn schon nach<br />
der Hälfte des Rennens lagen die drei Mercedes-Benz-Maschinen<br />
an der Spitze und<br />
lösten sich gegenseitig in der Führung ab.<br />
Wegen Motorschwierigkeiten fiel dann Fagjoli<br />
später etwas zurück, so dass sich Zehender<br />
(Maserati) zwischen ihn und Brauchitsch<br />
hineinschieben konnte und den Lauf<br />
als Dritter beendete.<br />
Auto-Union war wieder arg vom Pech<br />
verfolgt und einzig Rosemeyer vermochte<br />
sich, nachdem er den Wagen von Varzi<br />
übernommen hatte, als Fünfter zu plazieren.<br />
Sommer (Maserati), der für Etancelin eingesprungen<br />
war, traf mit fünf Runden Verspätung<br />
als Letzter ein.<br />
Der Sefac-Wagen hatte sich nach einigen<br />
Trainingsfahrten, die sehr bescheiden ausfielen,<br />
zurückgezogen und blieb dem Start<br />
fern. Wann und wo diese Maschine in einem<br />
Rennen beteiligt sein wird, kann wohl niemand<br />
mit Bestimmtheit sagen.<br />
Hervorragende Leistungen haben zu Beginn<br />
des Rennens die beiden Alfa Romeo<br />
von Nuvolari und Chiron gezeigt. Sie sind<br />
überaus schnell, aber noch nicht widerstandsfähig<br />
genug, um längere Strecken<br />
durchzustehen. Die alten Chassis waren der<br />
erhöhten Geschwindigkeit nicht gewachsen<br />
und so zeigten sich bei beiden Fahrzeugen<br />
nach 150 bzw. nach 70 km Defekte in den<br />
Uebertragungsorganen.<br />
Der einzige Bugatti, der von Benoist gesteuert<br />
wurde, lag von Anfang an hoffnungslos<br />
zurück und schied auch bald aus, derweil<br />
Maserati sehr ehrenvoll abgeschnitten<br />
hat, indem beide gestarteten Maschinen die<br />
500 km durchhielten.<br />
Tausende und aber Tausende von Zuschauern<br />
pilgerten vergangenen Sonntag auf<br />
die in der Nähe von Paris -in hügeligem<br />
Gelände gelegene Montlhery-Bahn hinaus.<br />
Auf allen Plätzen, die dem Publikum zugänglich<br />
waren, standen die Leute dicht gedrängt<br />
und warteten ungeduldig auf den<br />
Start der in der Sonne glitzernden Boliden.<br />
Ueber die Piste ging ein angenehmes Lüftchen,<br />
so dass die atmosphärischen Vorbedingungen<br />
für die Motoren bedeutend günstiger<br />
waren als im letzten Jahr, wo das<br />
Thermometer bis auf 41 Grad hinauf kroch.<br />
« Wer wird wohl siegen?» war vorläufig<br />
die grosse Frage. Auto-Union oder Mercedes-Benz?<br />
Oder vielleicht sogar Alfa Romeo?<br />
Man dachte zurück ins Jahr 1914, damals,<br />
als Mercedes einen so überlegenen<br />
Erfolg gelandet hatte, aber man vergass<br />
auch nicht die Jahre 1928, 1929, 1930 und<br />
1931, wo der Grosse Preis von Frankreich<br />
eine Beute von Bugatti wurde.<br />
Mit der Tatsache, dass in diesem Jahr das<br />
Rennen von einer ausländischen Maschine<br />
gewonnen würde, hatte man sich in Frankreich<br />
schon lange abgefunden. Der Sefac-<br />
Wagen trat gar nicht an und Benoist erschien<br />
nicht, wie ursprünglich angenommen,<br />
mit einem 3,8-Liter-Bugatti, sondern nur mit<br />
einem 3,3 Liter, der somit gegen die übrigen<br />
weit stärkeren Maschinen keine Aussichten<br />
auf Erfolg haben konnte. Auto-Union<br />
hatte unter der Führung von Varzi und<br />
Stuck zwei Wagen mit 5,5 Liter Zylinderinhalt<br />
mitgebracht, während Rosemeyer<br />
eine 4,8-Liter-Maschine zur Verfügungstand.<br />
Alfa Romeo und Mercedes-Benz verfügten<br />
über Motoren von je rund 4000 com. Im Verlaufe<br />
des Rennens zeigte es sich wiederum,<br />
dass nicht nur der Zylinderinhalt eines<br />
Fahrzeuges allein massgebend ist, sondern<br />
dass noch eine Menge anderer Faktoren mitspielen.<br />
Maschinen mit grossem Hubvolumen mögen<br />
vorteilhaft sein, wenn sie wirklich ausgefahren<br />
werden können, doch für Rennen mit<br />
vielen und teilweise scharfen Kurven scheint<br />
ein Überschreiten eines Hubvolumens von ca.<br />
4,5 Liter zwecklos, besonders bei einer Bahn,<br />
die noch einige Schikanen aufweist. Spitzengeschwindigkeiten<br />
über 300 km/St, haben<br />
da gar keinen Sinn, und was die Beschleunigung<br />
anbetrifft, so ist sie durch den Reibungskoeffizienten<br />
zwischen Reifen und Boden<br />
beschränkt; Auto-Union baut ihre<br />
Maschinen wohl etwas zu sehr auf hohe<br />
Spitzengeschwindigkeiten, während Mercedes-Benz<br />
bei der Konstruktion ihrer Wagen<br />
mehr die Bahnen, auf denen sie starten müssen,<br />
stark berücksichtigt und hier zwischen<br />
Leistung, Gewicht und Bahn ein ganz ideales<br />
Verhältnis geschaffen haben.<br />
Das Training.<br />
Am letzten Donnerstag wurden die ersten Trainingsfahrten<br />
aufgenommen. Neben den deutschen<br />
Fahrern, die vollzählig erschienen, traf nur Zehender<br />
mit seinem Maserati an. Stuck drehte eine<br />
Runde in 5 Min. 28,8 Sek. (Mittel 136 km/St.), dann<br />
folgten Rosemeyer mit 5:37,5, Brauchitsch mit 5:46,6,<br />
Caracciola mit 5:48,7. Varzi und Fagioli fuhren<br />
ebenfalls einige Runden, doch in sehr verhaltenem<br />
Tempo. Am Freitag trafen auch die übrigen Piloten<br />
ein, Lehoux und Benoist allerdings ohne Maschinen-<br />
Varzi drückte die Rundenzeit auf 5:20,1<br />
(Mittel 140,6 km/St.) herunter, während Nuvolari<br />
drei Sekunden mehr benötigte. Die Zeiten von Stuck,<br />
Caracciola, Fagioli, Chiron und Rosemeyer schwankten<br />
zwischen 5:31,5 und 5:4t,2. Nur Zehender kam<br />
nicht unter 6 Minuten; er brauchte 6:10,8. Von der<br />
Trainingsgelegenheit am Samstag machten nur Wenige<br />
Gebrauch. Neben Nuvolari und Chiron tauchte<br />
nun auch Lehoux mit seinem Sefae auf. Er fuhr<br />
zwei cgemütliche» Runden. Es zeigten sich alsbald<br />
Störungen im Kompressor, und man bekam jetzt<br />
schon den Eindruck, dass diese französische Neukonstruktion<br />
im Rennen selbst nichts auszurichten<br />
hätte. Vielleicht hat man sie auch aus diesem<br />
Grunde gar nicht starten lassen. Auch der Wagen<br />
von Benoist blieb beträchtlich hinter der Geschwindigkeit<br />
seiner Konkurrenten zurück.<br />
Der Rennverlauf.<br />
Nachdem am Vormittag der Grosse Preis<br />
für Motorräder zur Durchführung kam, wurden<br />
kurz nach halb 1 Uhr die 11 Maschinen<br />
auf den Startplatz gerollt. Der Sefac war<br />
nicht von der Partie und Etancelin, der keine<br />
Lust hatte, mit seinem alten Maserati den<br />
Abschluss des Feldes zu bilden, überHess<br />
seine Maschine Sommer. Die Aufstellung der<br />
Fahrzeuge wurde in folgender Reihenfolge<br />
vorgenommen:<br />
Stuck Nuvolari Varzi<br />
(Auto-Union) (Alfa Romeo) (Auto-Union)<br />
Chiron<br />
Caracciola<br />
(Alfa Romeo) (Mercedes-Benz)<br />
Brauchitsch Fagioli Rosemeyer<br />
(MercedesBenz) (Mercedes-Benz) (Auto-Union)<br />
Zehender<br />
Benoist<br />
(Maserati)<br />
(Bugatti)<br />
Sommer<br />
(Maserati).<br />
Das Rennen geht über 40 Runden, was einer<br />
Gesamtstrecke von 500 km gleichkommt.<br />
Punkt 1 Uhr fällt die Startflagge und die elf<br />
Boliden sausen unter ohrenbetäubendem Lärm wie<br />
aus dem Rohr geschossen davon. Caracciola übernimmt<br />
sogleich die Spitze, aber nicht für lange<br />
Zeit, denn schon gehen Stuck und Nuvolari an ihm<br />
vorbei. Letzterer bedrängt nun auch Stuck und<br />
vermag an ihm vorbeizuziehen. Der Mantuaner<br />
führt nun mit gesteigertem Tempo allen voran.<br />
Glänzend, wie er die Schikanen meistert, keiner<br />
kommt ihm hier nach. Nach der ersten Runde<br />
saust er mit 100 m Vorsprung unter grossem Jubel<br />
der Zuschauer an der Tribüne vorbei. Hinter<br />
ihm folgen in wilder Jagd Stuck, Varzi, Caracciola,<br />
Chiron, Brauchitsch, Fagioli, Rosemeyer, Benoist<br />
und Sommer. Der Kampf zwischen den roten und<br />
weissen Maschinen dauert an, doch Nuvolari behält<br />
immer noch die Spitze. Mercedes-Benz und<br />
Auto-Union bedrängen ihn, aber keiner vermag<br />
Nuvolari zu überholen. Immer in den Schikanen<br />
schnappt er dem nachfolgenden Rudel davon und<br />
gewinnt regelmässig 50 m. Bald liegt er mit 600 m<br />
Vorsprung an der Spitze, doch 500 km sind ein<br />
langer Weg und noch niemand wagt, trotz den<br />
günstigen Voraussetzungen, so recht an einen italienischen<br />
Sieg zu glauben.<br />
In der dritten Runde ereignet sich ein kleiner<br />
Zwischenfall. Die Motorhaube von Be^oist's Bugatti<br />
wird plötzlich durch den Luftdruck in die<br />
Höhe getragen und (liegt über "des Fahrers Kopf<br />
hinweg, glücklicherweise, ohne ihn zu treffen- Der<br />
Franzose verliert dadurch viel Zeit und fällt auf<br />
den letzten Platz zurück, Varzi fährt bereits an<br />
den Boxen vor, wfthrend Caracciola einen Generalangriff<br />
auf den Ausreisser unternommen hat. Somit<br />
gehen die Piloten in folgender Reihenfolge in<br />
die 4. Runde: Nuvolari, Caracciola, Chiron, Stuck,<br />
Fagioli, Brauchitsch, Rosemeyer, Sommer, Zehender,<br />
Benoist.<br />
Der Abstand zwischen Nuvolari und Caracciola<br />
wird immer kleiner, jetzt liegen sie dicht hintereinander<br />
und halten sich eine Zeitlang die Waage.<br />
Doch in der fünften Runde geht Caracciola vor<br />
und Rad an Rad flitzten nun die beiden über die<br />
Piste mit einem Mittel von 134 km/St.; aber es<br />
scheint, dass sie ihre Maschinen noch lange nicht<br />
ausfahren und ihre Kräfte für einen Endkampf<br />
schonen wollen. In der siebenten Runde Teisst<br />
Nuvolari das Kommando wieder an sich und Caracciola<br />
folgt ihm auf den Fersen.<br />
Inzwischen ist Chiron verschwunden. Wo bleibt<br />
er nur? Stuok kommt in gemächlichem Tempo zu<br />
den Boxen gefahren und gibt auf. Seine Bremsen<br />
sind nicht in Ordnung. Auch Benoist scheidet aus.<br />
Und da trudelt nun auch Chiron zum Ersatzteillager,<br />
hält .für kurze Zeit an, nimmt aber in der<br />
Folge das Rennen wieder auf und muss dann<br />
aber nach 70 km Fahrt wegen Getriebeschadens<br />
endgüUig aufgeben. Auch Varzi fährt immer wieder<br />
bei den Boxen vor und lässt die Kerzen wechseln.<br />
haben sich den Weltmarkt erobert.<br />
62% aller in Amerika verkauften<br />
Zündkerzen sind Ä-C. - Der Verkauf<br />
von A-C Kerzen allein ist somit grösser<br />
als derjenige aller andern Marken<br />
zusammen. - Die bekanntesten<br />
Automobile, wie Cadillac, Chevrolet,<br />
Chrysler, Dodge, Nash, Packard,<br />
Plymouth etc. haben als Original-<br />
Ausrüstung A-C Zündkerzen.<br />
In der Schweiz ist die amerikanische<br />
Ausführung der A-C Zündkerze im<br />
Handel, die sich dank ihrer fünf technischen<br />
Vorteile den ersten Platz in<br />
der Welt gesichert hat. Es gibt eine<br />
passende A-C Kerze für jeden Motor,<br />
europäischen oder überseeischen<br />
Fabrikates. - Verlangen Sie nur<br />
diese Marke bei Ihrem Garagisten.<br />
Generalvertretung<br />
der A-C Zündkerzen, A-C Oelfilter<br />
und A-C Benzinpumpen für die<br />
deutsche Schweiz und den Tessin:<br />
WEWERKA<br />
Spezlalhaus für Auto-Ersatzteile<br />
ZÜRICH - Seehofstrasse 3 - Telefon 41.628<br />
BASEL - Steinentorstrasse 11 - Telefon 47.977<br />
BERN - Effingerstrasse 33 - Tetefon 26.128<br />
Klassement nach 150 km:<br />
1. Nuvolari (Alfa Romeo), 1:07:00,3; 2. Caraociola<br />
(Mercedes-Benz), 1:07:08,7; 3. Fagioli (Mercedes-Benz),<br />
1:07:55; 4. Brauchitsch (Mercedes-<br />
Benz), 1:08:23,7; 5. Zehender (Maserati), 1:12:25,4;<br />
6. Varzi (Auto-Union), 1:17:41,2; 7. Sommer (Maserati).<br />
1:32:42,2.<br />
Aussichten auf den Sieg haben jetzt nur noch<br />
Nuvolari, Caracciola, Fagioli oder Brauchitsch;<br />
die übrigen kommen nicht mehr mit und fallen<br />
weit zurück. Die drei Mercedes-Benz liegen in grösseren<br />
Abständen hinter einander und haben es alle<br />
auf Nuvolari abgesehen, der ganz allein an der<br />
Spitze liegt und ununierbrochen gehetzt wird.<br />
Kann er diese Uebermacht auf die Dauer ertragen?<br />
Mercedes wird sich diese günstige Gelegenheit<br />
nicht entgehen lassen. Und' in der vierzehnten<br />
Runde gibt der Mantuaner auf; seine Maschine<br />
war dem mörderischen Tempo erlegen.<br />
Klassement nach 300 km:<br />
1. Caracciola (Mercedes-Benz), 2:18:53.9; 2.<br />
Brauchitsch (Mercedes-Benz), 2:18:54,6; 3. Fagioli<br />
(Mercedes-Benz), 2:19:10,6; 4. Zehender (Maserati),<br />
2:32:48.<br />
Nun hatte Mercedes-Benz freie Bahn. Caracciola<br />
führt an vor Fagioli und Brauchitsch. Gefährliche<br />
Konkurrenz war keine mehr da, und so wurde das<br />
Tempo vermindert. Die drei deutschen Wagen rückten<br />
näher zusammen und lösten sich in der Führung<br />
ab. Das Rennen wurde dadurch schon nach<br />
der Hälfte des Verlaufs sehr monoton, und bereits<br />
begannen die Zuschauer abzuwandern. In der 22.<br />
Runde bekam es Fagioli mit Motorschwierigkeiten<br />
zu tun, so dass er bei den Boxen vorfahren musste.<br />
Zehender vermochte sich dadurch vor Fagioli auf<br />
den dritten Platz zu schieben und behielt diesen<br />
bis zum Schluss des Rennens. Rosemeyer, der den<br />
Wp,gen von Varzi übernommen hatte, und Sommer<br />
lagen in aussichtsloser Position. Der Sieg von Mercedes-Benz<br />
war gesichert. Mit wenigen Metern Abstand<br />
durchjagten Caracciola und Brauchitsch das<br />
Zielband. Alle andern lagen zwei und mehr Runden<br />
zurück.<br />
Das Klassement:<br />
1. Caracciola (Mercedes-Benz) 4 St. 00 Min.<br />
54,6 Sek. (Mittel 124,571 km/St.).<br />
2. Brauchitsch (Mercedes-Benz) 4:00:55,1 (Mittel<br />
124,566 km/St).<br />
3. Zehender (Maserati) zwei Runden zurück.<br />
4. Fagioli (Mercedes-Benz) drei Runden zurück.<br />
5..Rosemeyer (Auto-Union) vier Runden zurück.<br />
6. Sommer (Maserati) fünf Runden zurück.<br />
Schnellste Runde: Nuvolari (Alfa Romeo)<br />
5:29,1 (Mittel 136,784 km/St.).<br />
Die Pechsträhne, die sich über die Auto-<br />
Union in diesem Jahr niedergelegt hat, verfolgt<br />
sie nicht nur auf der Piste selbst, sondern<br />
sogar ausserhalb des Rennfeldes. So<br />
ereignete sich in der Nacht auf den letzten<br />
Donnerstag unweit der Montlhery-Bahn ein<br />
schwerer Zusammenstoss, indem ein Lastwagen,<br />
der aus der Richtung Orleans kam,<br />
in die Kolonne der vier Auto-Union-Transportwagen<br />
hineinfuhr und einen derselben<br />
in den Strassengraben hinunterdrückte. Unglücklicherweise<br />
wurden dabei zwei Leute<br />
des Begleitpersonals ziemlich schwer verletzt.<br />
Das I. Rundrennen von Turin. Das Reglement.<br />
Am 7. Juli kommt auf einer 4088 Kilometer langen<br />
Piste im Valentino Park in Turin ein Rundrennen<br />
zum Austrag, das in drei Vorläufen von je 20<br />
Runden und einem Endlauf von 40 Runden durchgeführt<br />
wird. Die Veranstaltung ist offen für alle<br />
Rennwagen, ohne Einschränkung des Zylinderinhaltes<br />
oder des Wagengewichts.<br />
Für die drei Vorläufe sind folgende Preise vorgesehen:<br />
1. Preis 3880 Lire; 2. Preis 1940 Lire und<br />
3. Preis 970 Lire, während für den Endlauf 49,470<br />
Lire zur Verteilung kommen, wovon der Erste<br />
29,100 Lire, der Zweite 14,550 Lire und der Dritte<br />
5820 Lire erhält.<br />
Die nächsten Ausland-Starts der Auto-Union.<br />
Am nächsten Sonntag (30. Juni) kämpft die Auto-<br />
Union gleich an drei Fronten: Beim «Grossen Preis<br />
von Barcelona» mit Varzi und Rosemeyer, beim<br />
«Grossen Preis der Schweiz» für Motorräder mit<br />
Ley, W. Winkler und Kluge. Schliesslich beim<br />
Kesselberg-Rennen mit Hans Stuck in der Rennwagenklasse.<br />
Bei dem 8 Tage darauf (7. Juli) folgenden<br />
«Grossen Preis der Marne» ist die Auto-Union<br />
durch Stuck und Vaizi vertreten. Wieder eine Woche<br />
später, am 14. Juli, findet man Stuck, Varzi<br />
und voraussichtlich auch Rosemeyer schon wieder<br />
beim «Grossen Preis von Belgien».<br />
Internationaler Sportkalender <strong>1935</strong><br />
Juni.<br />
29.—30. Oesterreich: III. Oesterrelchlsche Alpenfahrt.<br />
30. Deutschland: Kesselberg-Rennen.<br />
30. Frankreich: III. Meeting von Lothringen.<br />
30, Spanien: Grosser Preis von Pen ja Rhin.<br />
Juli.<br />
6. Enoland: Rennen um den Pokal des Britischen<br />
Kaiserreiches (British Empire Trophy Race).<br />
7. Italien: Rundrennen von Turin.<br />
7. Frankreich: X. Grosser Preis der Marne.<br />
14. Belgien: Grosser Preis von Belgien.<br />
21. Frankreich: Rundstreckenrennen von Dieppe.<br />
27.-28. Frankreich: II. Sternfahrt Touquet-Paris-<br />
Plage.<br />
28. Deutschland: Grosser Preis von Deutschland.<br />
28. Frankreich: II. Rundstreckenrennen von Albi-<br />
Btois.<br />
August.<br />
1.—9. Frankreich, Schweiz, Italien, Deutschland,<br />
England, Oesterreich: VII. Internationale Alpenfahrt.<br />
4. Frankreich: Grosser Preis von Commlnges.<br />
4. Italien: Rundsfreckenrennen von Montenero<br />
(Coppa Clano).<br />
4. Oesterreich: Bergrennen am Grossglockner.<br />
5. England: Rennen in Brooklands.<br />
11. Italien: IV. Targa Abruzzo (24-Sfunden-Fahrt).<br />
15. Italien: XL Coppa Acerbo.<br />
18. Frankreich: IV. Grosser Preis von Nizza.<br />
18. Schweden: III. Grosser Sommerpreis von<br />
Schweden.<br />
22.—25. Belgien: Zuverlässigkeitsfahrt Liege-Rom-<br />
Liege.<br />
25. SCHWEIZ: II. GROSSER PREIS DER<br />
SCHWEIZ.<br />
31. England: XIV. Tourist Trophy in England.<br />
Alpenfahrten<br />
sind sicherer und viel genussreicher<br />
mit dem prächtigen<br />
Tourenbuch:<br />
Automobilführer<br />
durch die Alpen.<br />
Zu beziehen durch alle grösseren Buchhandlungen<br />
und beim Verlag Hallwag, Bern.
Die Schweiz. Autowirtschaft im Bilde<br />
ÄÜTOMOBIL-REVUE <strong>1935</strong> -N» 51<br />
Die Front der Automobilwerke. Links das Verwaltungsgebäude mit den Bureaux im ersten Stock und<br />
einem Ausstelhmgslokal j m Parterre. Rechts ein weiteres Ausstellungslokal mit anschliessenden Lagerräumen.<br />
Die in der Mitte befindliche Einfahrt führt zu dem grossen Hofareal, das von den übrigen<br />
Werkanlagen der Firma umsäumt ist. *<br />
Die Schaufenster der Garage Sihlhb'lzli. Man ersieht aus dem Bilde auch die moderne Front des ganzen<br />
Gebäudes, in welchem gleichzeitig die Garage untergebracht ist<br />
Teilansicht der geräumigen und übersichtlichen Einstellhalle.<br />
In der .Reparaturabteilung. Hier werden in hohen, lichten Räumen die reparatur- und revisionshe-,<br />
dürftigen Wagen auf Herz lind Nieren geprüft. . _'_"i<br />
Grossgarage Sihlhölzli, P. Gläftli, Zürich. Die Gebäulichkeiten wurden im Jahre 1932 erstellt und<br />
bedecken 3600 Quadratmeter. Sie wurden nach den jüngsten Erfahrungen im Garagebau entworfen<br />
und ausgeführt Bei allseitig beguemer und übersichtlicher Ein- und Ausfahrt, besteht für rund<br />
100 Wagen Garagemöglichkeit Die Garagierung erfolgt nach dem amerikanischen Ringsystem, wo<br />
mittels mehrerer Drehbühnen und -Scheiben das Fahrzeug sicher und ohne eigene Kraft an der gewollten<br />
Stelle untergebracht werden kann. Die Firma hat die Generalvertretung der Personenwagenmarke<br />
«Hansa», sowie der Kleinlieferungswagen «Goliath» und «Hansa-Lloyd» inne. Ein zünftiger<br />
Garagebetrieb mit Abschleppdienst etc. stellt natürlich neben dem Autohandel ein Hauptgebiet der<br />
Tätigkeit des Unternehmens dar, für welches der Alleininhaber P„ Glättli die Leitung übernommen hat<br />
Die AMiompbiiv^erke.Franz AG-, Zürich. Die Firma, •welche bis 1929 auch die Fabrikation vonJULSt<br />
*ägen Betrieb, bestellt "schön bald20 Jahre und" zählt "zu den'ältesten und bedeutendsten Unternen-f<br />
men der Branche. Ihre Geschäftslokalitäten, zu welchen neben Ausstellungs- und Bureauräumlichkeiten,<br />
zahlreiche Einstellhallen mit Einzelboxen, eine modern eingerichtete Autoreparaturwerkstätte,<br />
sowie eine eigene Autospenglerei, Wagenwaschanlagen, Benzinstationen etc. gehören, beanspruchen im<br />
gesamten ein Areal von rund 7000 Quadratmetern Die von der Unternehmung vertretenen Marken<br />
sind in getrennten Ausstellungshallen untergebracht. Im gesamten werden im Jahresdurchschnitt<br />
mehr als 70 Angestellte und Arbeiter beschäftigt, worunter sich langjährige Spezialisten auf den verschiedenen<br />
Gebieten, der Autotechnik befinden.<br />
DIE REKORDFAHRTEN MIT DEM<br />
ALFA ROMEO BIMOTORE<br />
« Avanti Nuvolari»! Anlässlich seines gelungenen<br />
Rekordversuches, wobei Nuvolari auf dem Alfa<br />
Romeo Bimotore zwei neue Rekorde für den flie^<br />
genden Kilometer und die Meile erzielte und dabei<br />
eine Höchstgeschwindigkeit von über 330 km/St<br />
erreichte. Der Start zur Rekordfahrt gestaltete sich<br />
unter Assistenz eines zahlreich erschienenen Publikums<br />
zu einer begeisterten Ovation für den erfolgreichen<br />
Mantuaner,<br />
Die Fahrt zum Sieg. Rechts: "K. Caracciolä laviert<br />
hier zwischen einem der drei in Montlhery eingebauten<br />
Hindernisse hindurch. Er bat hier mit seinen<br />
Marken-Kollegen bereits die unbestrittene Führung<br />
inne und befindet sich allein auf weiter Flur.<br />
ERSTE EINDRÜCKE VOM GROSSEN<br />
PREIS VON FRANKREICH<br />
Oben: R. Caracciola, der sich nach dem taktisch<br />
hervorragenden Sieg im Eifelrennen vom letzten<br />
Sonntag nun auch im Grossen Preis von Frankreich<br />
als Erster placieren konnte. Er verhalf damit<br />
Mercedes-Benz zu einem weiteren eindrücklichen<br />
Erfolg, in der mit dem Grossen Preis von<br />
Monaco' begonnenen Siegesserie dieser Saison. Hier<br />
sehen wir «Carratsch», wie er sich vor dem Rennen<br />
zu den Bozen begibt
II. Blatt<br />
BERN, 25. Juni <strong>1935</strong><br />
Automobil-Revue<br />
N°51<br />
II. Blatt<br />
KERN, 25. Juni <strong>1935</strong><br />
fpovt in d<<br />
Sdi<br />
Um das Klausenrennen 1936. Wie man aus gut<br />
informierten Kreisen vernimmt,, dürfte der Austrag<br />
des Klausenrennens im Jahre 1936 wesentlich von<br />
der Erhältlichmachung akzeptabler Bedingungen<br />
d^r beteiligten Kantone und Ländbesitzer-abhängig<br />
gemacht werden. Die gegenwärtig unternommenen<br />
Verhandlungen in Uri und Glarus werden wohl<br />
in Bälde darüber Klarheit schaffen, ob eine Einigung<br />
auf akzeptabler Basis möglich ist oder ob der<br />
A.C.S. als finanziell allein verantwortlicher Club<br />
auf das grösste und schönste Bergrennen des Kontinents<br />
vernichten muss. Der früher bestandene,<br />
nicht etwa durch Ueberschüsse früherer Klausenrennen,<br />
sondern durch aueserordentliche Subventionen<br />
des A.CJS. geschaffene Klausenfonds ist durch<br />
das letztjährige, durch das Schlechtwetter bedingte,<br />
grosse Defizit vollständig bis auf den letzten Rappen<br />
aufgebraucht worden, so das« ein solches Defizit<br />
nicht mehr in den Kauf genommen werden<br />
darf. Es muss daher Pflicht aller beteiligten Kreise<br />
sein, alles zu tun, damit auch für den Fall ungünstiger<br />
Witterungsverhältnisse ein allzu grosses finanzielles<br />
Risiko vermieden werden kann.<br />
Und da ist es unerlässlich, dass alle mithelfen.<br />
Die Bezahlung von Reklame- und Vergnügungssteuern<br />
— wer hat eigentlich das Vergnügen, sicher<br />
nicht die Organisatoren — wie dies bis anhin<br />
der Fall war, kann nicht mehr in Betracht kommen.<br />
Die Landbesitzer sollten sich anderseits dazu<br />
verstehen können, dass sie über die Vergütung des<br />
effektiven Landschadens hinaus • —- und auch dieser<br />
darf, nicht übersetzt sein — keine Forderungen<br />
erheben, ,d. h. nicht mit dem Klausenrennen ein<br />
Geschäft machen zu wollen. Die Vergütungen an die<br />
Feuerwehr- und Sanitätetaannschaften müssen auf<br />
ein solches Mass herabgesetzt werden, dass solches<br />
für die Organisatoren tragbar ist. Auch die Hotels<br />
in den. beteiligten Gegenden müssen ihre Preise<br />
derart den heutigen Zeitverhältnissen anpassen,<br />
dass die Fahrer, nicht wie letztes Jahr, gezwungen<br />
werden, von den Organisatoren höhere als die vereinbarten<br />
Entschädigungen zu verlangen, weil sich<br />
die Hotelkosten höher stellten, als sie andernorts<br />
in viel besseren und komfortablem Hotels bezahlen<br />
müssen.<br />
Es wird in den nächsten Wochen im Lande<br />
Fridolins und des Uristiers um die «Wurst» gehen.<br />
Ueber eines wird man sich aber klar sein müssen:<br />
Der A.C.S. ist heute auf den Austrag des Klausenrennens<br />
nicht mehr angewiesen, er hat im Grand<br />
Prix in Bern besten Ersatz. Sein Entschluss wird<br />
daher ein rascher und unzweideutiger sein: Sind<br />
die Bedingungen nicht annehmbare, so dürfte die<br />
Anmeldung des Klausenrennens im internationalen<br />
Automobilkaleffder des Jahres 1936 ebenso fehlen,<br />
wie dies für <strong>1935</strong> der Fall war. Den Schaden wird<br />
aber nicht der A.C.S., sondern die beteiligte Gegend<br />
habefl, lind der dürfte nach jien Konstatierungen<br />
der letzten Jafire nicht so gering sein. V<br />
Automobil-Rennen in Basel. Am 11. August<br />
findet in Basel wiederum ein grosses kombiniertes<br />
Sportmeeting statt, wie es bereits 1933 mit ausgezeichnetem<br />
Erfolg durchgeführt worden ist. Das<br />
Programm sieht u. a. auch wieder ein Automobil-Rennen<br />
vor, und zwar in der Form eines<br />
Verfolgungsrennens über 10 Runden (ca. 16 km).<br />
Automobilisten, welche die Absicht haben, sieh an<br />
diesem Rennen zu beteiligen, erfahren Näheres<br />
durch das Sekretariat der Sektion Basel des Automobil-Club<br />
der Schweiz, Zentralbahnplatz, Basel.<br />
Autavia Zürich <strong>1935</strong>. Nachdem seit 1932 eine<br />
Durchführung einer Autavia, des so beliebten Wettbewerbes<br />
zwischen Flugzeugen und Automobilen<br />
leider nicht möglich war, indem die nötigen Militärmaschinen<br />
nicht mehr zur Verfügung gestellt<br />
wurden, steht nun dieses Jahr erstmals wieder eine<br />
solche Veranstaltung auf dem Zürcher Sportprogramm.<br />
Die Sektion Zürich des A.C.S., die Mötorfluggruppe<br />
der Sektion Zürich des Ae.C.S. und« die<br />
Ortsgruppe Zürich der Avia haben sich in initiativer<br />
Weise zusammengetan und für Samstag, den<br />
29. Juni, bei ungünstiger Witterung am 6. Juli,<br />
eine Autavia Zürich <strong>1935</strong> angekündigt. Es sind<br />
10 bis 11 Equipen, bestehend aus je einer Flugzeug-<br />
und je zwei Automobilbesatzungen vorgesehen,<br />
die auf den zu Beginn der Konkurrenz bekanntgegebenen<br />
2 Meldeachsen auszukundschaften<br />
und je ein Auto zu je einem ausgelegten Kreuz<br />
zu dirigieren haben.<br />
Das Reglement wurde derart aufgestellt, dass jeder<br />
Zufall möglichst ausgeschaltet ist; eine Neuerung<br />
wird auch in der Weise vorgenommen, dass<br />
für die Zwischenlandungen nur ein Flugplatz in<br />
Frage kommt. Es steht dann dem Piloten frei,<br />
beide Autos oder nur eines dorthin zu dirigieren.<br />
Die Besammlung der Equipen erfolgt um 14.30<br />
Uhr auf dem Zivilflugplatz Dübendorf; nach Bekanntgabe<br />
der zwei Meldeachsen, in deren nächster<br />
Nähe die Kontrollposten liegen, erfolgt Startfreigabe<br />
der Flugzeuge und Autos. Als Zwischenlandungsplatz<br />
wurde der Flugplatz Kloten bestimmt,<br />
wo sich auch die Autos einfinden. Für die Bewertung<br />
massgebend sind die Zeiten von der StaTtfreigabe<br />
bis zur Abgabe der Kontrollkarten am<br />
einen Kontrollposten und von der Startfreigabe bis<br />
zur Abgabe der Karte am andern Kontrollposten.<br />
Si»«»»t<br />
£•»<br />
^Luslsand<br />
Der VI. Grosse Preis von Penya Rhin.<br />
Der Grosse Preis von Penya Rhin, der zuerst<br />
auf den 2. Juni <strong>1935</strong> angesagt war und<br />
dann wegen finanziellen Schwierigkeiten<br />
verschoben werden musste, kommt nun am<br />
30. Juni auf der 3,79 km langen Rundstrecke<br />
im Montjuich Park in Barcelona zum Austrag.<br />
Das Rennen ist offen für Rennwagen,<br />
die der Grand-Prix-Formel entsprechen, und<br />
führt über eine Distanz von ,265 km ..(70<br />
Runden).<br />
Als Preise stehen 33,000 Pesetas zur Verfügung,<br />
wo.von dem Ersten 15,000, dem Juni werden an Bord der « Berengaria » drei<br />
John Cobb ist bereit für Amerika. Am 26.<br />
Zweiten 8000, dem Dritten 5000, dem Vierten<br />
3000, und dem Fünften 2000 zufallen.<br />
Mercedes-Benz soll bereits ihre Nennungen<br />
zugesagt haben und sich durch Fagioli<br />
und Cafacciola vertreten lassen. Man erwartet<br />
auch die Teilnahme der Auto-Union und<br />
der Scuderia Subalpjna. derweil die Scuderia<br />
Ferrari bereits zwei Meldungen, Nuvolari<br />
und Brivio, abgegeben hat.<br />
Im letzten Jahr ging Varzi als Sieger dieses<br />
Rennens hervor, indem er die Strecke<br />
mit einem Mittel von 104 km/St, meisterte.<br />
Der Rundenrekord gehört Chiron mit 108,3<br />
km/St. Durchschnitt.<br />
Internationales Kesselbergrennen. Das Reglement.<br />
Am 30. Juni kommt auf der neuen<br />
Kesselbergstrasse auf einer Strecke von 5<br />
km das X. internationale Kesselbergrennen<br />
zur Durchführung. Die Veranstaltung ist offen<br />
für Sport- und Rennwagen, die dem Anhang<br />
C des internationalen Automobilsportgesetzes<br />
der A.I.A.C.R. entsprechen.<br />
Das Training findet vom 27. bis 29. Juni<br />
je von 3 Uhr 45 bis 7 Uhr 30 morgens statt,<br />
wobei alle Konkurrenten am 28. und 29. Juni<br />
drei Trainingsfahrten zu erledigen haben, für<br />
die eine bestimmte Mindestzeit verlangt<br />
wird.<br />
Die Rennen werden in folgenden Klassen<br />
ausgetragen : Sportwagen : bis 800, bis 1100,<br />
bis 1500, bis 20O0 und über 2000 ccm; Rennwagen<br />
: bis 800, bis 1500 und über 1500 ccm.<br />
In jeder Klasse und in jeder Kategorie<br />
kommen folgende Preise zur Verteilung:<br />
1. Preis 1000 Rm.; 2. Preis 600; 3. Preis 400;<br />
4. Preis 200, und 5. Preis 100.<br />
Unter den Bewerbern finden sich auch die<br />
beiden Schweizer Ruesch (Maserati) und<br />
Kessler (Maserati). Die Auto-Union entsendet<br />
den Streckenrekordinhaber Hans Stuck.<br />
Ferner starten Kohlrausch (M.G.), der Ungar<br />
Hartmann (Maserati), • die Italiener<br />
Castelbarco, Lurani und Battilana, der<br />
Tscheche Soyka und Steinweg mit seinem<br />
Spezial-Bugatti. Von besonderem Interesse<br />
ist .die Teilnahme des Engländers Seaman<br />
auf -dem E. R. A.-Wagen, „der kürzlich auf<br />
dem Nürburg-Ring so glänzend abschnitt.<br />
englische Rennfahrer die Fahrt nach Amerika<br />
antreten. Es sind dies John Cobb, Rose-<br />
Richards und Dodson, die mit dem bekannten<br />
« Napier Railton » Angriffe auf verschiedene<br />
Weltrekorde (zwischen 10 Meilen und<br />
24 Stunden) unternehmen wollen. Als Piste<br />
haben sie einen ausgetrockneten Salzsee Im<br />
Staate Utah auserwählt<br />
Man darf wahrlich, gespannt sein, was bei<br />
diesen Rekordversuchen herausschauen wird.<br />
Sollte es den Engländern tatsächlich gelingen,<br />
neue Bestzeiten aufzustellen, so würden<br />
die Amerikaner sogleich wieder versuchen,<br />
diese Leistungen erneut zu überbieten. *<br />
Ein neuer Rennwagen? In der italienischen<br />
Presse liest man, dass eine der grössten<br />
und berühmtesten Automobilfabriken der<br />
Halbinsel sich mit der Konstruktion von<br />
neuen Rennwagen beschäftigt. Ein Name<br />
wird nicht genannt, und es bleibt dem Leser<br />
offen, das betreffende Unternehmen zu erraten.<br />
Der Acerbo-Pokal. Auf der am 25,8 km langen<br />
Rundstrecke von Pescara kommt am 15. August<br />
der Acerbo-Pokal zur Durchführung, der über<br />
eine Distanz von 516 km ausgetragen wird. Die<br />
Wagen starten in zwei Klassen: bis 1500 ccm und<br />
über 1500 ccm. Bei den «Grossen> kommen folgende<br />
Preise zur Verteilung: 1. Preis 48,500 Lire;<br />
2. Preis 24,250 Lire; 3. Preis 14,550 Lire; 4. Preis<br />
9700 Lire.<br />
Die Lastwagen-Nummer <strong>1935</strong><br />
der Illustrierten Automobil-Revue<br />
ist soeben erschienen. Sie enthält u.a. folgende<br />
Artikel :<br />
Die Lage der schweizerischen Automobilindustrie.<br />
Eine technische Uebersicht der in der Schyteiz<br />
vertretenen Lastwagen. :<br />
Strassenbahnen oder Autobusse?<br />
Omnibusfernverkehr in den U. S. A.<br />
Die Ergänzung von Pferd und Lastwagen:<br />
Der Traktor.<br />
Die Verwendung des Lastwagens im Dienst<br />
der Armee.<br />
Der Nutzkraftwagen im städtischen' Dienst.<br />
Das reichbebilderte Heft ist zum Preise<br />
von 1 Fr. an allen. Kiosken erhältlich sowie<br />
Tjeim Verlag der «Automobil-Revue».<br />
GROSSER PREIS DER SCHWEIZ <strong>1935</strong><br />
30. Juni in BERN, Bremgartenwald-Rundstrecke<br />
Bedeutendstes europäisches Rundstreckenrennen<br />
FÜR MOTORRÄDER UND SEITENWAGEN<br />
Die besten internationalen Rennfahrer am Start<br />
Sonntag, den 30. Juni<br />
8 Uhr 00: Rennen der Klassen 350 qcm und 250 ccm.<br />
11 Uhr 30: Rennen der 600 ccm und 1000 ccm Seitenwagen.<br />
14 Uhr 30: Rennen der Halbliterklasse.<br />
Extrazüge, Gedeckte Tribüne'für 4000 Personen, Restauration.<br />
Eintrittspreise: Donnerstag und Freitag (Training) 50 Rp., Samstag Fr. 1.-. Tribünenzuschlag 50 Rp.<br />
Sonntags: Tageskarte Fr. 3.50, ab 12.30 Uhr Fr. 2.50, Militär Fr. 2.-, Kinder 50 Rp.<br />
Tribünenzuschläge: Loge Fr. 8.-, Logenbankette Fr. 5.-, Sperrsitz Fr. 4.-, I. Platz<br />
Fr. 3.-, II. Platz Fr. 2.-.<br />
Vorverkaufsstellen in Bern: Berner Handelsbank, Keisebureaux Kehrli & Oeler und Asco.<br />
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Die Nachfolgerin der «Motte». Wie die<br />
de Havelland Aircraft Company offiziell bekannt<br />
gegeben hat, wird der Bau des berühmten<br />
de Havilland «Moth»-Schul- und<br />
Sportflugzeuges eingestellt.. An Stelle dieser<br />
Maschine, die mit geringen Abänderungen 10<br />
Jahre lang gebaut und in über 4000 Exemplaren<br />
über die ganze Welt verbreitet wurde,<br />
tritt die «Hornet-Moth», übersetzt «Hornissen-Motte»,<br />
wiederum ein verspannter Doppeldecker,<br />
bei dem jedoch die beiden Sitze<br />
nebeneinander angeordnet und in einer geschlossenen<br />
Kabine untergebracht sind. Vom<br />
offenen Mottentyp wird nur die «Tiger Moth»<br />
weiter fabriziert, die in mehreren Armeen<br />
als Trainingsflugzeug, und bei zahlreichen<br />
Clubs als Akrobatik-Schulmaschine Verwendung<br />
findet.<br />
Die neue «Hörnet Moth» hat sich zum<br />
erstenmal am letztjährigen englischen Kingscub-Rennen<br />
bemerkbar gemacht. In mehreren<br />
Exemplaren wurde sie seitdem weiter<br />
ausprobiert und weiter entwickelt. Heute haben<br />
wir in der < Hornet-Moth > den Typus<br />
eines robusten kleinen Zweideckers vor uns,<br />
der sich ebenso gut für die Touristik wie für<br />
die Flugschulung und den Sport eignen<br />
dürfte. Die Eignung der Maschine für die<br />
Touristik ergibt sich aus der komfortablen<br />
Kabinenausrüstung und der verhältnismässig<br />
hohen Geschwindigkeit. Mit Recht können<br />
die Hersteller darauf hinweisen, dass die<br />
Reisegeschwindigkeit der «Hörnet - Moth»<br />
rund dreimal so hoch ist wie die Reisegeschwindigkeit<br />
eines durchschnittlichen starken<br />
Wagens, ohne dass ihr Benzinverbrauch<br />
denjenigen des Automobils übersteigt. Die<br />
Eignung für den Schul- und Sportbetrieb ergibt<br />
sich aus der robusten Bauart, der leichten<br />
Verständigungsmöglichkeit zwischen dem<br />
Lehrer und Schüler und den ausgezeichneten<br />
Flugeigenschaften. Das Verhältnis der Maximalgeschwindigkeit,<br />
211 km/St., zur Landegeschwindigkeit,<br />
64,5 km/St., beträgt 3,28 : 1.<br />
Einmal in der Luft lässt sich die Hornet-<br />
Moth allein mit dem Steuerknüppel bedienen,<br />
ohne dass das Seitensteuer berührt wird.<br />
Auch absichtlich ist sie dabei nur sehr schwer<br />
in die Vrille oder andere gefährliche Fluglagen<br />
zu bringen. Trotz ihrer grossen Eigen-<br />
verschiedene Ansichten des<br />
neuen de Havilland-Flugzeuges<br />
c Hornet-Moth »,<br />
•das die seit zehn Jahren<br />
gebaute « Moth » ablösen<br />
wird. Abmessungen; Flügelspann-weite<br />
9,96 tn,<br />
Länge 7,56 m, Flächeninhalt<br />
20,45 m s , Leergewicht<br />
563 kg, Fluggewicht<br />
885 kg, Maximalgeschwindigkeit<br />
203 km/St.,<br />
Reisegeschwindigkeit 178,5<br />
km/St., Landegeschwindigkeit<br />
64,5 km/St<br />
Stabilität verfügt sie aber bei Mitbenutzung<br />
des Seitensteuers doch wieder über genügend<br />
Nervosität, um den Ansprüchen des Sportfliegers<br />
gerecht zu werden.<br />
Die zur Verbesserung der Aerodynamik<br />
sich nach aussen stark verjüngenden Flügel<br />
haben zwei Holzholme, Holzrippen,. Sperrholzeintrittskante<br />
und Leinwandbespannung.<br />
Sie lassen sich nach Herausnehmen je eines<br />
Bolzens an den Rumpf zurückklappen. Die<br />
Verwindungsklappen haben Massenäusgleich<br />
und sind nur im unteren Flügel vorgesehen,;<br />
Der Rumpf bildet einen Sperrholzkasten mit<br />
Holzholmen und Spanten als Versteifung. Die<br />
Leinwandbespannung ist an besonderen<br />
Formrippen befestigt. Die Seitensteuerflosse<br />
hat Holzgerippe und Sperrholzbeplankung,<br />
die Stabilisationsflächen, Höhensteuerflächen::<br />
und Se'itensteuerflächen haben Holzgerippe<br />
und Leinwandbespannung. Das Seitensteuer<br />
ist aerodynamisch und statisch ausgeglichen.<br />
Die Höhensteuerflächen haben kleine, durch<br />
Bowdenzüge verstellbare Trimmklappen .an:<br />
der Austrittskante.<br />
..^.'<br />
Das Fahrgestell ist geteilt, hat Dowty-<br />
Stossdämpfer, Mitteldruckbereifung, Bendix-<br />
Bremsen und eine Strebenverschalung,.die<br />
sich verdrehen lässt und dann, indem sie mit<br />
der Breitseite in der Flugrichtung liegt, beim<br />
Landen als Luftbremse wirkt. Das Vollgummi-Schwanzrad<br />
ist allseitig drehbar gelagert.<br />
Als Motor dient der 130 HP Gipsy-Major-<br />
Vierzylinder mit Luftkühlung.- Auf Wunsch<br />
ÄOTDMQBTL-REVUE 1535 - N f 51<br />
»7961<br />
kann ein elektrischer Anlässer • eingebaut<br />
werden. Der Benzinbehälter fasst 159 Liter,<br />
der Oelbehälter 9 Liter.<br />
Die Innenbreite der Kabine beträgt 85 cm.<br />
Hinter den beiden Sitzen schliesst sich ein<br />
Gepäckraum von 70 cm Länge an. Das Kabinendach<br />
ist verglast, die Seitenscheiben<br />
sind verschiebbar. Die Doppelsteuerung hat<br />
einen gemeinsamen zwischen den Sitzen liegenden<br />
Knüppel, der sich oben gabelt<br />
Technische Charakteristiken:<br />
Maximalgeschwindigkeit auf Meereshöhe<br />
211 km/St.<br />
Reisegeschwindigkeit auf 300 m Höhe<br />
178,5 km/St<br />
Benzinverbrauch bei Reisegeschwindigkeit<br />
26,8 l/St.<br />
Mindestgeschwindigkeit<br />
64,5 km/St.<br />
Startweg 146 ±18m<br />
Auslauf weg 114 ±18m<br />
Steiggeschwindigkeit<br />
244 m/Min.<br />
Gipfelhöhe absolut 5430 m.<br />
Unterirdischer Flughafen für 600 Flugzeuge<br />
? Ein amerikanischer Ingenieur hat<br />
auf Anregung einer Luftverkehrsgesellschaft'<br />
einen Plan für "einen unterirdischen Flughafen<br />
für 600 Verkehrsflugzeuge entworfen.<br />
Der Flughafen soll direkten Anschluss an<br />
Untergrundbahn und Eisenbahn haben, so<br />
dass die Passagiere aus dem Flugzeug<br />
gleich in die andern Verkehrsmittel umsteigen<br />
können. Im unterirdischen Hafen besteigt<br />
bezw. verlässt der Fahrgast "das Flugzeug.<br />
Der Transport der Maschinen an die<br />
Oberfläche erfolgt auf einer Gleitbahn.-Die<br />
Abflug- und Landestelle wird durch eine<br />
grosse kreisförmige Decke aus Stahl und<br />
Beton gebildet, die auch bombensicher ist<br />
Für den Fall eines Luftangriffes enthält der<br />
Hafen auch genügend gasdichte Luftschutzkeller.<br />
K.<br />
Frau fliegt 11,800 m hoch. Die bekannte<br />
französische Fliegerin Maryse Hilsz hat<br />
ihren eigenen Höhenweltrekord für Frauen<br />
von 9791 m auf 11,800 m verbessert. Es ist<br />
das erstemal, dass eine Frau die 10,000-<br />
Meter-Grenze überschreitet Die Fliegerin<br />
hat für diese hervorragende Leistung einen<br />
600-PS-MiHtär-Eindecker benutzt<br />
In 16% Stunden England-Afrika und zurück.<br />
Der englische Flugzeugkonstrukteur<br />
Kapitän W. E. Percival vollbrachte eine ganz<br />
hervorragende Leistung mit einem Kleinflugzeug.<br />
Er flog in einem Tag von England<br />
nach Afrika und zurück. Nachts 1 Uhr 30<br />
startete er in Gravesend bei London. Nach<br />
7 Stunden 10 Min. landete er auf dem Flugplatz<br />
Oran in Afrika, wo er ein Frühstück<br />
einnahm, während dessen seine Maschine<br />
neu getankt wurde. Schon nach wenigen Minuten<br />
startete er zum Rückflug, für den er<br />
infolge ungünstiger Winde 9 Stunden 45 Min.<br />
benötigte. Abends 18 Uhr 25 landete er nach<br />
dem 4280 km langen Flug wieder in Gravesend.<br />
Neue amerikanische Grossmotoren.- Zwei<br />
grosse Detroiter Automobilfabriken arbeiten<br />
im Auftrage der amerikanischen Regierung<br />
hinter verschlossenen Türen am Bau eines<br />
grossen Flugmotors von ähnlich hoher Leistung<br />
wie der Fiat-Motor, mit dem der<br />
Macchi-Castoldi-Renneindecker des Weltrekordmannes<br />
Agello oder der Rolls-Royce-<br />
Motor, mit dem Campbells «Blue Bird> ausgerüstet<br />
ist. Der Motor ist für die amerikanische<br />
Heeresluftfahrt bestimmt, soll jedoch<br />
vorerst, in zwei Exemplaren, in einen<br />
Ueberrennwagen eingebaut, auf der Erde<br />
ausprobiert werden, wobei man dann gleichzeitig<br />
auch einen neuen Automobilweltrekord<br />
aufzustellen erhofft. Als Piste für diese<br />
Versuchsfahrten ist bereits der eingetrocknete<br />
Salzsee im Staate Utah in Aussicht genommen.<br />
Wie inoffiziell berichtet wird, soll der neue<br />
Motor bei einer Leistung von 1800 PS nicht<br />
länger als 90 cm und nur halb so hoch sein,<br />
wie bisherige Motoren von gleicher PS-Zahl.<br />
Die geringen Abmessungen haben den<br />
Zweck, den Einbau der Motoren im Flügelprofil<br />
zu ermöglichen.<br />
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de<br />
Fahie<br />
Das Patschen und Knallen.<br />
(Schluss aus Nr. 5.)<br />
Glühzündungen.<br />
nasen, welche die bei der Verbrennung auf-<br />
Temperatur nicht schnell genug<br />
Schliesslich ist eine Entzündung des ein-genommenströmenden<br />
Frischgases und ein Zurückschlagen<br />
in den Vergaser nicht nur durch stellen vorhanden, deren scharfe Ränder<br />
.abgeben können, oder im Guss sind Lunker-<br />
das brennende Gas, sondern durch jede genügend<br />
heisse Glühstelle im Zylinder mög-<br />
Knallen Im Auspuff.<br />
zum Glühen kommen.<br />
lich. Solche Glühstellen sind weitaus häufiger,<br />
als allgemein angenommen wird. zeigt erstmalig, dass eine zu reichliche Ein-<br />
Die Bildung von Brennstoffrückständen<br />
Bei der Behandlung der Vergasereinstellung<br />
wurde wiederholt darauf hingewiesen, Verbrauch noch weitere Nachteile zur Folge<br />
stellung des Vergasers neben dem höheren<br />
dass die Hauptdüse nur für den Brennstoffaustritt<br />
im höchsten Drehzahlbereich massbrennt<br />
schwelend, weil der. Kohlenstoff nicht<br />
haben kann. Ein zu reiches Gemisch vergebend<br />
ist. Dennoch kann man immer wieder<br />
festzustellen, dass in Verkennung der tatgibt<br />
eine wesentlich geringere Energieaus-<br />
zu CO 2 , sondern zu CO verbrennt. Das ersächlichen<br />
Verhältnisse eine zu kleine Hauptdüse<br />
als < Spardüse > verwendet wird, so bei zu armem Gemisch bereits beschriebebeute<br />
und ein langsames Abbrennen mit den<br />
dass der Motor gerade bei der höchsten thermischen<br />
Beanspruchung ein zu armes Gebrennt<br />
der Brennstoff überdies nicht vollnen<br />
Nachteilen. Wegen des Luftmangels vermisch<br />
erhält und so mit Sicherheit überhitzt ständig, sondern es gelangen unverbrannte<br />
wird. Für diese Belastung liegt dann der Teile in den Auspuff, mischen sich dort mit<br />
Glühwert der normal verwendeten Kerze zu Luft und entzünden sich, wenn genügend<br />
niedrig, die Elektroden können die aufgenommenen<br />
Wärmemengen nicht mehr schnell che Erscheinung tritt auf, wenn die Ladung<br />
heisse Glühstellen vorhanden sind. Die glei-<br />
genug ableiten und fangen an zu glühen.<br />
Dieses Glühen ist an einem ganz charakteristischen<br />
Klirren meist schon viel früher<br />
festzustellen, ehe der Vergaser rebelliert und<br />
beim Gaswechsel zurückspuckt. Fast noch<br />
häufiger als eine glühende Kerze bilden aber<br />
Rückstände im Verbrennungsraum wegen<br />
ihrer schlechten Wärmeleitung die Ursachen<br />
zu Glühzündungen. Sobald die Kolbenringe<br />
nach längerer Betriebszeit in ihrer Spannung<br />
stärker nachgelassen haben, wird aus dem<br />
Kurbelgehäuse Oel in den Verbrennungsraum<br />
gedrückt und verbrennt hier. Dieses Hochpumpen<br />
von Oel ist natürlich besonders<br />
stark, wenn der Entlüfter nicht richtig in<br />
Ordnung ist und nicht für den notwendigen<br />
Unterdruck im Kurbelgehäuse sorgt.<br />
Bei Zweitaktmotoren mit ihrer Gemischschmierung<br />
ist eine starke Rückstandsbildung<br />
meist auf eine zu ölhaltige Mischung<br />
zurückzuführen. In Uebertragung früherer<br />
Verhältnisse mischen viele Fahrer noch 1 :10<br />
bis 1 :12, während auch bei knapper Einstellung<br />
bei der heute bestehenden Oelqualität<br />
unbedenklich ein Mischungsverhältnis<br />
von 1 :20 gefahren werden kann. Auch eine<br />
zu reichliche Vergasereinstellung — besonders<br />
im Uebergang — kann zur Rückstandsbfldung<br />
führen und damit Glühkeme im Verbrennungsraum<br />
schaffen.<br />
Gar nicht einmal so selten kommen Bearbeitungsfehler<br />
als Glühstellen in Betracht.<br />
Bei einem oberflächlich bearbeiteten Zylinderkopf<br />
findet man häufig vorstehende Guss-<br />
durch Zündaussetzer unverbrannt in den<br />
Auspuff gelangt. Darauf ist auch das starke<br />
Knallen beim Betätigen des Kurzschliessers<br />
zurückzuführen. Die erste Zündung nach dem<br />
Kurzschliessen entzündet die Zylinderladung,<br />
die dann beim Ausströmen die Frischladung<br />
im Auspuffsystem zur Verbrennung bringt.;<br />
Schlusswort.<br />
Das Knallen im Vergaser und im Auspuffsystem<br />
erfüllt im Betrieb eines Motors die<br />
gleiche Funktion wie die Schmerzen in einem<br />
tierischen Organismus : es ist unangenehm,<br />
aber es zeigt die Unregelmässigkeit im Verbrennungsverlauf<br />
an und gibt so die Möglichkeit,<br />
einzugreifen, ehe schwere Betriebsschäden<br />
die Gesamtfunktion in Frage stellen.<br />
Vergaserbrand. Die so gefürchteten Vergaserbrände<br />
sind auf die verschiedensten<br />
Ursachen zurückzuführen. Der Oelkohlenansatz<br />
im Zylinder, der sich auch durch<br />
Motorklopfen bemerkbar macht, wird mit<br />
der Zeit glühend und bewirkt so eine vorzeitige<br />
Entzündung des Brennstoff-Luftgeniisches.das<br />
nun brennend durch das Einlassventil<br />
auf den Vergaser übertritt und einen<br />
Vergaserbrand auslösen kann. Ein Brennstoffgemisch,<br />
welches zu wenig Brennstoff<br />
enthält, verursacht gleicherweise Rückschläge<br />
in den Vergaser und das bekannte Vergaserknallen.<br />
Es ist nun nicht immer eine<br />
falsche Vergasereinstellung die Ursache dieser<br />
Brennstoffarmut, sondern diese • kann<br />
sich besonders bei kalter Witterung durch<br />
nicht genügend vorgewärmte A'nsaugluft einstellen,<br />
oder dadurch, dass bei noch kaltem<br />
Motor und Ansaugrohr sich ein Teil des vernebelten<br />
Brennstoffes auf dem langen Wege<br />
ausscheidet; auch kann bei wasserhaltigem<br />
Brennstoff ein Wassertropfen in die Düse<br />
gelangen, so dass sich beim Vernebeln Wasser<br />
mit Brennstoff vermengt und hierdurch<br />
ein schwaches Gemisch erzeugt wird. Ein<br />
steckengebliebenes Einlassventil führt besonders<br />
oft zu einem Vergaserbrand. Man<br />
soll deshalb die Ventile rechtzeitig kontrollieren<br />
und einschleifen.<br />
Als erstes ist bei einem Vergaserbrand die<br />
Benzinzufuhr abzustellen und der Motor mit<br />
Vollgas laufen zu lassen, damit der im<br />
Schwimmergehäuse und in der Leitung befindliche<br />
Brennstoff schnellstens verarbeitet<br />
wird. Die Maschine soll also nicht abgestellt<br />
werden, sondern muss von selbst stehen<br />
bleiben, wenn aller Brennstoff verbraucht<br />
ist. Falsch ist es, den Brand mit Wasser<br />
löschen zu wollen, denn dadurch würde der<br />
Brandherd nur vergrössert. Am einfachsten<br />
wird der Vergaser mit Decken zugedeckt,<br />
damit das Feuer erstickt, oder, was noch<br />
zweokmässiger, das Feuer wird durch spezielle<br />
Löschapparate, welche an keinem<br />
Wagen fehlen sollten, bekämpft.<br />
Motor mit Drehschiebersteuerung, Oelkühlung<br />
und Leichtmetallzylinder. Wir haben<br />
schon verschiedentlich auf die Versuchsarbeiten<br />
des Engländers Cross hingewiesen,<br />
die auf die Entwicklung eines gebrauchsreifen<br />
Drehschiebermotors hin gerichtet sind.<br />
Unter allen Konstrukteuren, die sich bisher<br />
mit dem Gedanken des Ersatzes der Ventilsteuerung<br />
durch eine Drehschiebersteuerung<br />
befasst haben, scheint Cross noch am erfolgreichsten<br />
gewesen zu sein. Die bisherigen<br />
Motoren von Cross sind nicht nur gelaufen,<br />
sie zeigten sogar eine aussergewöhnlich<br />
hohe spezifische Leistungsfähigkeit und waren<br />
in dieser Beziehung den Ventilmotoren<br />
bedeutend überlegen. Die Schwierigkeiten,<br />
die dem Bau eines Drehschiebermotors von<br />
Anfang an entgegenstehen, wurden von<br />
Cross mit viel Geschick überwunden. Für<br />
genügende Abdichtung der Schieber sorgen<br />
die elastisch ausgebildeten Ränder der<br />
Durchgangsschlitze im Zylinderkopf, für die<br />
Kleinhaltung der mechanischen Verluste und<br />
Auesenansicht des Zylinderkopfes des Cross-<br />
4-ZyIinder-Dreh6chieber-Motors.<br />
der Oelverluste ein raffiniert durchgebildetes<br />
Schieberschmiersystem. Die hohe spezifische<br />
Leistungsfähigkeit kam bei den ersten<br />
Crossmotoren hauptsächlich durch die<br />
angewandten ausserordentlich hohen Kompressionsverhältnisse,<br />
bis 12 :1, zustande«.<br />
Diese wurden wieder dadurch ermöglicht,<br />
dass der Schieber viel geringere Temperaturen<br />
aufweist, als etwa das Auspuffventil<br />
eines Ventilmotors, das sich häufig in dunkelrot<br />
glühendem Zustand befindet, und deshalb<br />
die Detonationsneigung der Gemischladung<br />
von vornherein erhöht. Aber auch<br />
sonst hat Cross sehr sorgfältig auf gute<br />
Wärmeableitung geachtet, so benützte er<br />
z. B. schon beim ersten Versuchsmotor<br />
einen Zylinder aus Leichtmetall, der direkt,<br />
ohne eingezogene Laufbüchse, als Kolbenlaufbahn<br />
dient. Nebenbei bemerkt bedingte<br />
dies auch eine neuartige Ausführung des<br />
Kolbens. Da Leichtmetall auf Leichtmetall<br />
nicht gut gleitet, Hess Cross die Dichtungsringe<br />
seines Kolbens über den Kolbenmantel<br />
hervorstehen und als Führungsorgane wirken.<br />
Was die Kühlung des Drehschiebers<br />
anbetrifft, so stellte Cross ursprünglich nur<br />
auf die Kühlwirkung der den Drehschieber<br />
durchströmenden Frischgase ab. Bei spätem,<br />
Ausführungsformen war dann für den Dreh- !<br />
Schieber eine Wasserdurchflusskühlung vorgesehen.<br />
Ganz besonders interessant ist nun die<br />
neueste Ausführung des Crossmotors, bei<br />
welcher weitgehend das Schmieröl zur Kühlwirkung<br />
herangezogen wird. Bei einem schon<br />
bestehenden 500-ccm-Einzylinder-Motorradmotor<br />
ist dazu der Zylinder doppelwandig<br />
ausgeführt. Die innere Wandung wird durch<br />
die Laufbüchse gebildet, die äussere durch<br />
den mit Kühlrippen versehenen Kühlmantel<br />
und der Zwischenraum ist mit Oel aufgefüllt,<br />
das durch eine Pumpe beständig in Zirkulation<br />
erhalten wird und das somit eine<br />
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N° 51 — <strong>1935</strong> AUTOMOBIL-REVUE 9<br />
Dem Oel ist also hier eine ganz ähnliche Auf- (<br />
gäbe übertragen wie dem Wasser in einem<br />
wassergekühlten Motor. Zur Kühlung des<br />
Kühlmittels dient allerdings nicht ein spezieller<br />
Radiator, vielmehr geben die Kühlrippen<br />
des Zylindermantels die Wärme direkt an<br />
die Luft ab. Eine weitere Verbesserung der<br />
Kursverhältnisse erreicht Cross dadurch,<br />
dass er mit der Oelpumpe beständig einen<br />
Oelstrahl gegen den Kolbenboden spritzt.<br />
Die beistehenden Skizzen zeigen das Projekt<br />
eines Cross-Drehschieber-Vierzyllndermotors.<br />
Auch hier geschieht die Ableitung<br />
der Wärme von den Leichtmetalilzylinderbüchsen<br />
an den Leichtmetallzylindermantel<br />
durch Oel, das die Zwischenräume durchströmt.<br />
Weiter ist aber auch der Drehschieber<br />
mit einem Mantel umgeben, in welchem<br />
beständig Oel zirkuliert. Und schliesslich<br />
sind sogar im Drehschieber selbst noch Passagen<br />
für das Kühlöl vorgesehen. Das von<br />
der Pumpe im Kurbelgehäuse angesaugte<br />
Oel wird zuerst in den obersten Teil des<br />
Motors gedrückt, wo es aus dem Rohr ilberfliesst.<br />
Vom Kühlmantel des Drehschiebers<br />
gelangt es durch den Kanal c in die Hohlachse<br />
des Drehschiebers b, schmiert die<br />
Gleitflächen des Drehschiebers, kühlt diesen<br />
und läuft dann den Zylinderbüchsen entlang<br />
wieder ins Kurbelgehäuse ab. Da Cross auch<br />
bei seinen 4-ZyIinder-Motoren auf einen besonderen<br />
Oelkühler verzichten will und einzig<br />
mit der Wärmeabstrahlungswirkung des<br />
mit Rippen versehenen Zylindermantels auszukommen<br />
glaubt, ergäbe sich eine sehr<br />
kompakte Kraftquelle, die sich z. B. vorzüglich<br />
zum Einbau im Heck des Wagens eignen<br />
würde. Ein solcher Motor mti'sste auch<br />
leichter ausfallen, als ein Motor mit Wasserkühlung<br />
und wäre daneben voraussichtlich<br />
noch bedeutend billiger und zuverlässiger. .<br />
Einige Versuchsexemplare solcher Moto-<br />
. ren sind schon gelaufen und haben sich im<br />
T#iI*cötUtt dtiren den 61-<br />
sekühlten C<br />
•r.Preh«ehie<br />
a, b, c, h = Oeldurehlässe,<br />
e = Oelzufuhrrohr, d =<br />
Frischg;as?ufuhr-Ri<br />
kanal, f = Anachluss des<br />
Sausrohres, g ,= Mündung<br />
des Auspuffkanals.<br />
allgemeinen gut bewährt. Man kann deshalb<br />
nur gespannt darauf sein, welche endgültigen<br />
Früchte die Durchentwicklung dieses Systems<br />
zeitigen wird.<br />
-s.<br />
Frage 944«. Wer liefert den e!d9«ios*lsehen Vorschriften<br />
angepasste Schlusslampen für Autos, welche<br />
oben und unten Lichtechjitz^ haben zur Beleuchtung<br />
des Nummern- und Nationalitätenschildes?<br />
H. S. in Ä.<br />
Frage 9449. Polieren einer matt gewordenen<br />
Windschutzscheibe. Die Wi««herflache an einer<br />
Autoscheibe hat sich durch den Gebrauch vom anhaftenden<br />
Staub so stark abgeschmirgelt, dass die<br />
Durchsiebt dadurch trübe and unmöglich geworden<br />
ist. Kennen Sie vielleicht ein Mittel, womit<br />
die Fläche wieder poliert, d- h. glasklar gemacht<br />
werden könnte? S. B. in B,<br />
Antwort: Das Policren von Glasplatten geschieht<br />
handwerksmässig durch mit feinstem Filz<br />
bekleidete Holzpuffer, wobei als Schleifmittel feinster<br />
Schmirgel zusammen mit Eisenrot benutzt<br />
wird. Anstatt diese heikle Arbeit selbst »usiufüh.<br />
ren, überlassen Sie aber das Polieren besser einem<br />
Spezialisten.<br />
at.<br />
Frag« 9450. Blendung durch die Windschutz«<br />
scheibenkante. Die Uriterkante der oberen Windschutzscheibenhälfte<br />
meines Wagens kann unter<br />
Umständen am Sonnenlicht so stark reflektieren,<br />
dass ich am Seh«n direkt behindert bin. Ein Verändern<br />
des Anstellwinkels.der Scheibe nütut nichts.<br />
Eine Zeitlang suchte ich dem Uebel durch Verkleiden<br />
der Scheibenunterkante mit einem Gummifalz<br />
abzuhelfen. Der Gummistreifen «rwies sich aber<br />
ebenfalls als störend,••da er direkt in der Sichtrichtung<br />
liegt. Für einen Rat wäre ich Ihnen sehr<br />
dankbar. L. E. in T.<br />
Antwort: In den meisten Fällen wird die<br />
Blendung vollkommen beseitigt, indem man die untere<br />
Scheibenkante mit eehwarzem Emaillack anstreicht.<br />
Eine Störung der Durchsicht ist dabei<br />
durch den schmalen schwaraen Streiten nicht ro<br />
befürchten. ~ at.<br />
Frage 9451. Qelverbrauch. Hat die Fahrgeschwindigkeit<br />
beim Autemobil einen grossen Eiiiflus»<br />
auf de» Oelverbrauch de» Motors?- Woher<br />
ka»n -es komroeBy wenn ein -Motor* -dessen Kolbeji<br />
nur massiges Spiel haben, viel zu viel Oel verbraucht,<br />
wobei eiber ausgeschlossen ist, da,ss dieses der Geschäftszeit erfolgte. Es fehlen leider Ent-<br />
ursacht worden ist, wenn die Wegnahme ausserhalb<br />
Oel durch Undichtigkeiten im Kurbelgehäuse verloren<br />
geht? R. D. in W. die Haftung eventuell auch aus Hinterlegungsverscheide<br />
über diese Frage. Wir glauben aber, dass<br />
Antwort: Der Oelverbrauch eines Motors trag hergeleitet werden kann, in dem Sinne, dass<br />
nimmt im allgemeinen mit steigender Motortoumi- der Garageeigentüraer verpflichtet ist, für genügende<br />
Versorgung der Wagen besorgt zu sein,<br />
*ahl eehr stark zu. Versuche der Standard-Gesellschaft,<br />
die auf einer amerikanischen Rennbahn mit und dass er deshalb haftet, wenn der Wagen auch<br />
einer Anzahl serienmässigen Tourenwagen durchgeführt<br />
wurden, haben ergeben, dass der Oelver-<br />
ausserhalb der Geschäftszeit aus seiner Werkstätta<br />
weggenommen wird. Als Schaden käme nur der<br />
brauch bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von<br />
verbrauchte Brennstoff in Frage, eventuell auch, sofern<br />
es sich um eine grössere Kilometerzahl han-<br />
90 Stundenkilometern sechsmal grösser ist als bei<br />
50 Stundenkilometern Durchschnitt, während zum<br />
delt, ein gewisser Amortisationsansatz.<br />
Vergleich der Brennstoffverbrauch bei d«r höheren Auf Frage 2 teilen wir Ihnen mit, dass die Sektion<br />
Zürich des A. C. S. einen technischen Aus-<br />
Geschwindigkeit nur l,3mal grösser war.<br />
kunftsdienst unterhält, der sioh insbesondere auch<br />
Abgesehen von der Fahrgeschwindigkeit hängt<br />
der Oelverbrauch eines Motors sehr stark vom vertikalen<br />
Spiel der Kolbenringe in ihren Nuten und<br />
von den Oelmengen ab, die seitlich an den Pleuellagern<br />
austreten. Schlechte Passung der Kolbenringe<br />
bewirkt, dass diese wie Pumpen wirken und<br />
bei jedem Kolbenhub Oel in den Verbrennungsraum<br />
hinaufsehieben. Zuviel Oel tritt an den Pleuellagern<br />
meistens dann aus, wenn die Lager stark abgenützt,<br />
schlecht eingepaest oder mit falschen Nuten'<br />
versehen wurden. Es gelangt dann zuviel Oel an<br />
die Zylinderwände und die Kolben schaffen dieses<br />
Oel wieder teilweise in den Verbrennungsraum<br />
hinauf, wo es verbrennt.<br />
-s.<br />
luvfix«. S|»v«»«ia9<br />
Anfrage 523. Arbeitszeitheft. Von Beruf Käser<br />
und in einer Käserei als Käser arbeitend, habe ich<br />
zirka 40 km mit einem 2-T.-Lastwagen zu fahren.<br />
•Bei einer solchen Fahrt wurde ich kontrolliert und<br />
wegen Fehlens des Kontrollheftes angezeigt. Habe<br />
ich als Nichtberufechauffeur ein Arbeitsbuch zu<br />
führen? W. M. in C.<br />
Antwort: Nach Art. 3 der Verorclmmg über<br />
die Arbeits- und Ruhezeit der Berufsfahrer sind<br />
nur die Personen verpflichtet, ein Kontrollheft zu<br />
führen, die durchschnittlich mehr als vier Stunden<br />
täglich einen Lastwagen lenken. *<br />
Anfrage 524. Haftung für Strolchenfahrt. —<br />
Ueberprüfung von Reparaturrechnungen. 1. Am 30.<br />
November 1034 übergab ich meinen neuen Wagen<br />
zur Vornahme einer kleineren Reparatur einer Auto-<br />
Werkstätte. Ueber die Mittagspause benutzte ein<br />
Lehr junge den Wagen zu einer Strolchenfahtt. —<br />
Kann ich den Garagsbesitzer hiefür verantwortlich<br />
machen und ihm Rechnung stellen? (Betriebsstoff'<br />
verbrauch etc.) Ich beabsichtige dies zu tun, sozusagen<br />
als Gegenforderung auf eine offensichtlich<br />
übersetzte Rechnung.<br />
2. Gibt es eine Stelle, wo detaillierte Fakturen<br />
fachmännisch und unvoreingenommen nachgeprüft<br />
werden? Wenn nicht, sollte die Schaffung einer<br />
solchen geprüft werden. Die Klagen über Ueberforderung<br />
der Automobilisten durch Autoreparateure<br />
sind allgemein. Dr. H. W. in Z.<br />
Antwort: Prinzipiell ist unseres Erachtens<br />
der Garagebesitzer für den Schaden verantwortlich,<br />
der daraus entsteht, dass einer seiner Arbeiter einen<br />
bei ihm eingestellten Wagen zu einer Strolchenfahrt<br />
benützt. Immerhin lässt sich auch der Einwand<br />
bringen, dass der Schaden nicht in Ausübung der<br />
-dienstlichen oder geschäftlichen Verrichtungen verr<br />
mit der Nachprüfung von Reparaturrechnungen befasst-<br />
Dieser Auskunftsdienst ist für Mitglieder<br />
vollkommen kostenlos. Sollten Sie nicht Mitglied<br />
des Clubs sein, so wird Ihnen nichts anderes übrig<br />
bleiben, als die Rechnung durch einen der auf dem<br />
Platze Zürich ansässigen Automobilexperten auf Ihre<br />
Kosten nachprüfen zu lassen, da andere neutrale<br />
Ueberprüfungsstellen fehlen.<br />
O<br />
Anfrage 525. Mangelhafte Reparaturen. Ich<br />
übergab einer Firma einen Zylinderblook samt Zylinderkopf,<br />
welche infolge Einfrierens gerissen<br />
waren, «um Schweissen. Nach Erhalt musste ich<br />
konstatieren, dass der Zylinderblock dennoch undicht<br />
war, so dass das Wasser herausrann. Auch<br />
nach einer zweiten Reparatur war der Zylinderblock<br />
immer noch undicht. Nachdem die Reparatur<br />
zum aweiten Male mangelhaft ausgeführt wurde,<br />
habe ich einen gerichtlichen Experten zugezogen,<br />
welcher erklärt, dass die Arbeit mangelhaft und<br />
nicht fachgemäss ausgeführt wurd«. Der betreffenden<br />
Firma habe ich meine Reklamationen telephonisch<br />
und schriftlich mitgeteilt und den Zylinderblock<br />
samt Kopfdeckel zum dritten Male zur<br />
gleichen Reparatur eingesandt. Alsdann wurde der<br />
Zylinderblock richtig geschweisst, so dass dieser<br />
vollständig dicht ist. Der Zylinderkopf lässt jedoch<br />
bei starker Erwärmung des Motors immer noch<br />
etwas Wasser durch.<br />
Durch diese mangelhafte Ausführung sind mir<br />
bedeutende Unkosten entstanden, so das« sich mein<br />
Kunde, dem ich den Wagen nicht auf den versprochenen<br />
Termin abliefern konnte, genötigt sah,<br />
einen andern Lastwagen mit Chauffeur zu engagieren,<br />
um die Kundschaft bedienen zu können.<br />
Mein Kunde macht mich für die daraus entstandenen<br />
Spesen haftbar. -Ich habe meinerseits den<br />
Schweizer für meinen direkten sowie indirekten<br />
Schaden haftbar gemacht, jedoch lehnt dieser meinen<br />
Schadenanspruch ab. Kann ich die Firma für<br />
den mir entstandenen Schaden haftbar machen?<br />
A. S. in B.<br />
Antwort: Zwischen Ihnen als Besteller und<br />
der Firma als Unternehmerin ist bezüglich des<br />
Schweissens der Zylinderbestandteile ein Werkvertrag<br />
abgeschlossen worden. Nach den einschlägigen<br />
Bestimmungen des Q.R. kann vom Unternehmen<br />
bei mangelhafter Reparatur Schadenersatz verlangt<br />
werden, sofern dem Besteller ein Schaden<br />
erwachsen ist und den Unternehmer ein Verschulden<br />
trifft. Die erste Voraussetzung ist gegeben.<br />
Bezüglich des Verschuldens steht dem Unternehmer<br />
der Exkujpationsbeweis zu. Oh Sie gegen die Firma<br />
durchdringen werden oder nicht, hängt also wesentlich<br />
davon ab, ob es dieser gelingt, sich zu<br />
exkulpieren.. ; --•--• .-:••- *<br />
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22jährig, Militärfahrer,<br />
51 — <strong>1935</strong> AUTOMOBIL-REVUE 11<br />
Sivassen<br />
Völkerbundsausschuss für den Strassenverkehr.<br />
In seiner 9. Tagung prüfte der Ausschuss besonders<br />
die Frage, wie der Strassenverkehr weniger gefährlich<br />
gestaltet werden könne. Es wurde eine Entschliessüng<br />
angenommen, worin festgestellt wird,<br />
dass das Problem der Signalisierung der Geleise-<br />
Übergänge nun. genügend studiert sei, so dass an die<br />
Ausarbeitung einer allgemeinen Konvention herangetreten<br />
werden könne, die einer internationalen<br />
Konferenz za. unterbreiten sei. Im übrigen stimmte<br />
der Ausschuss mehreren Empfehlungen zu, u. a.<br />
einer über die Strassensignalisierung, wie einem<br />
Projekt betr. Regelung des Strassenverkehrs an<br />
Strassenkreuizungen mit Lichtsignalen.<br />
Wallenseetalstrasse. Die glarnerischen Gemeinden<br />
Bilten, Mühlehorn, Nieder- und Oberurnen<br />
haben an den Regierungsrat eine Eingabe gerichtet,<br />
in welcher dringend ersucht wird, im Hinblick auf<br />
den Bündesbeschluss betreffend die finanzielle Unterstützung<br />
des Baues von Alpenstrassen zusammen<br />
mit dem Kanton St. Gallen, der Eidgenossenschaft<br />
das- Projekt" für den Bau einer Wallenseetalstrasse<br />
vorzulegen. Neben Hinweisen über die Wahl des<br />
Trasses sieht die Eingabe eine Reihe von Auszügen<br />
aus amtlichen Aeusserungen vor, die die Sympathie<br />
der Glarner Regierung für den Bau der Wallenseestrasse<br />
betonen, unter der Voraussetzung aber, dass<br />
namhafte. Bundesbeiträge erhältlich seien. In der<br />
Sitzung des Landrates vom 3. Juli wird der Regierungsrat<br />
seine Stellungnahme zu dieser Eingabe<br />
bekanntgehen.<br />
Die Fahrzelten auf Walliser Seitenstrassen. Bekanntlich<br />
bestehen auf einigen Walliser Nebenstrassen<br />
ebenso wie auf der Strasse über den<br />
Grossen St. Bernhard zwischen Cantine de Proz<br />
und dem Hospiz Vorschriften, denen zufolge nur<br />
zu bestimmten Zeiten die Strasse in bestimmten<br />
Richtungen befahren werden darf. DuTCh eine<br />
Verfügung des Staatsrates wurden für die folgenden"<br />
Strecken neue Bestimmungen getroffen: Route<br />
Lourtier-Fionnay: Bergfahrt verboten von<br />
10 Uhr 45 bis 11 Uhr und von 16 Uhr 40 bis 17<br />
Uhr 30, Talfahrt verboten von 8 Uhr 30 bis 9 Uhr<br />
30 und von 14 Uhr 30 bis 15 Uhr 30; Route Lee<br />
Vaiettes-Champex: Bergfahrt verboten von<br />
8 bis 9 Uhr, von 11 Uhr 10 bis 12 Uhr 10, von<br />
14 bis 15 Uhr und von 16 Uhr 20 bis 18 Uhr 20,<br />
Talfahrt verboten von 10 bis 11 Uhr, von 13 Uhr 10<br />
bis 14 Uhr, von 16 bis 17 Uhr und von 18 bis 19<br />
Uhr; Route Vex-Mayens de Sion: Bergfahrt<br />
erlaubt zu den geraden Stundenzeiten (beispielsweise<br />
von 8 bis 9 Uhr),. Talfahrt erlaubt zu<br />
den ungeraden Stunden (beispielsweise von 9 bis<br />
10 Uhr).<br />
Furka geöffnet. Der Furkapass ist letzten Samstagnachmittag<br />
dem durchgehenden Verkehr geöffnet<br />
worden. Die Oeffnung der Grimselstrasse wird voraussichtlich<br />
im Verlaufe dieser Woche erfolgen.<br />
Vorübergehende Sperrung der Seedammbrücke<br />
bei Rapperswil. Die notwendig gewordene Erneuerung<br />
des Belages auf der Drehbrücke des Seedammes<br />
wird voraussichtlich in der ersten Woche<br />
Juli'vorgenommen werden. Der Verkehr über den<br />
Seedamm bleibt alsdann für ungefähr vier Tage<br />
gänzlich 'unterbrochen. ~ Die Umleitung' hat über<br />
Uznach-Lachen zu erfolgen.<br />
Toufismus<br />
Billiges Benzin in Italien — erst nächstes Jahr?<br />
Entgegen den bisherigen Bekanntmachungen, aus<br />
welchen zu schliessen war, dass die Einführung<br />
d?s verbilligten Benzins für ausländische Touristen<br />
ßofort in Kraft trete und ohne besondere Formalitäten<br />
durch Ausfolgung eines Anweisungsheftes<br />
seitens des Grenzpostens erhältlich sei, kommt nunmehr<br />
aus Italien die Nachricht, dass das verbilligte<br />
Beilzin voraussichtlich erst im nächsten Jahr erhältlich<br />
sein werde. Ausserdem besagen die letzten<br />
Nachrichten, dass der Tourist nur dann' in den<br />
Bezug des billigeren Benzin« gelange, wenn er sich<br />
eine bestimmte Mindestzeit in Italien aufhalten<br />
werde und wenn er dies beim Eintritt nach Italien<br />
im vornhinein durch den Besitz von einer entsprechenden<br />
Anzahl von Hotelgutscheinen nachweisen<br />
könne. Diese Nachricht unterscheidet sich<br />
sehr wesentlich von den bisher vorliegenden Mitteilungen.<br />
Wir haben uns daher an eine zuständige<br />
Stelle in Italien gewandt und werden nach Erhalt<br />
einer authentischen Auskunft nochmals auf die<br />
Angelegenheit zurückkommen.<br />
Citroen-Gläubiger-Versammlung. Ende letzter<br />
Woche versammelten sich die Gläubiger der bekannten<br />
französischen Automobilwerke Citroen zwecks"<br />
Stellungnahme zu den seitens der neuen Interessenten<br />
des Unternehmens unterbreiteten Reorganisationsprojekten.<br />
Nachdem sich die Gesellschaff bereit<br />
-erklären konnte, das von den Gläubigern seinerzeit<br />
abgelehnte Angebot zu deren Gunsten zu<br />
modifizieren, haben von den 28 009 vertretenden<br />
Gläubigern sich deren 19 366, welche Forderungen<br />
in der Höhe von 670,4 Mill. Fr. vertraten (bei einer<br />
Gesamtforderung von 716,4 Mill. Fr.), für den Vorschlag<br />
und 8634 gegen denselben ausgesprochen,<br />
womit der Nachlass nicht nur zahlen-, sondern<br />
auch summenmässig bestätigt worden ist. Gegenüber<br />
dem ersten Sanierungsprojekt unterscheidet<br />
sich der angenommene Plan durch Reduktion der<br />
in Obligationen zu leistenden Rückzahlungen von<br />
60 auf 50%, die aber in den ersten 4 Jahren nicht<br />
zu 2,5%, sondern zu 3ü% und zu 3,5% vom<br />
5 Jahr an verzinst werden müssen. Daneben erhalten<br />
die Gläubiger für den Rest ihrer Forderungen<br />
Gewinnanteile mit einem 30% betragenden Anspruch<br />
des Reingewinnes, aber nur bis zur Rückzahlung<br />
der Hälfte der Forderung... Im weitern<br />
soll das Aktienkapital von 400 auf 75 Mill. Fr.<br />
herabgesetzt werden mit nachfolgender Erhöhung<br />
auf 135 Mill. Fr., wobei Michelin, die Bancme de<br />
Paris und Lazard Freres, die neuen Interessenten<br />
der Citroen-Gesellschaft, die Garantie für die Kapitalerhöhung<br />
übernehmen.<br />
n<br />
A„ C. S.<br />
Delegiertenversammlung des A. C. S. Der Delegiertenv,ersammmlung<br />
des A~C. S. vom 22723. Juni<br />
kam diesmal erhöhte Bedeutung zu, weil dieselbe<br />
mit einem Zentralfest verbunden War, für welches<br />
die Sektion Tessin ein verlockendes Programm jn<br />
Aussicht gestellt hatte. Es :war daher verständlich,<br />
wenn sich ausser den Sektionsdelegierten noch zahlreiche<br />
andere Mitglieder des A. C. S. mit ihren Angehörigen<br />
am 22. Juni in Lugano Rendez-vous gaben.<br />
An der Delegiertenversammlung vom 22. Juni,<br />
welche von 26 Sektionen mit 134 Delegierten beschickt<br />
war und unter den! Vorsitz von Herrn Zentralpräsident<br />
Dr. Mende einen prompten Verlauf<br />
nahm, wurden vorerst die statutarischen Geschäfte<br />
behandelt. Der vorgelegte Jahresbericht, welcher<br />
von einer gedeihlichen Entwicklung des Glubs und<br />
seiner 27 Sektionen Zeugnis ablegt, wurde unter<br />
Verdankung genehmigt, ebenso die Jahresrechnung,<br />
über welche der Quästor, Herr Devaud. referierte.<br />
Den Cluborganen wurde einmütig Decharge unter<br />
Verdankung der grossen geleisteten Arbeit''erteilt.<br />
Die Annahme der neuen Zentralstatuten an der<br />
letzten ausserordentlichen' -DelegiertenVersammlung<br />
in Genf hatte zur Folge, dass die Cluborgane, soweit<br />
deren Wählbarkeit in den Kompetenzen der<br />
Delegiertenversammlung lag, neu bestellt werden<br />
mussten. Aus einer Reihe verschiedener Wahlvorschläge<br />
heraus wurden folgende Wahlen vorgenommen:<br />
Zum Zeritralpräsidenten wurde mit besonderer<br />
Akklamation einstimmig Herr Dr. E. Mende, Bern,<br />
gewählt. Dem Direktions-Komitee gehören ferner<br />
noch an die Herren: Nationalrat Dr. Bossi, Lugano;<br />
C. J. Bucher, Luzern; F. Devaud, Genf; H. Hürlimann,<br />
Zürich; W. Imhoff, Basel; 0. Kofmehl, Solothurn;<br />
A. Serment, Le Mont; Dr. R. von Stürler,<br />
Bern. Die ständigen Kommissionen wurden wie<br />
folgt bestellt:<br />
Nationale Sportkommission: A. TöndurTi Zürich<br />
(Präsident); M. Baumgartner, Lausanne; Dr. C.<br />
Frei, Davos; A. Geneux, Genf; W. E. Huber, Bern;<br />
E. Lumpert, St. Gallen; Dr. G. Napp, Basel;. B.<br />
Pierrehumbert, Le Locle; 0. Zwahlen, Lugano.<br />
Touristikkommission: R. Faillettaz, Lausanne<br />
(Präsident); J. Baumeier, Luzern; Oh. Ernens,<br />
Genf; Dr. A. Hofmann, Locarno; P. Lareida, St. Moritz;<br />
Dr. W. Moosberger, Ermatingen; W. Ruckstuhl,<br />
Langenthai; H. Schmidt, Basel; F. Steinfels,<br />
Zürich.<br />
Verkehrskommission: Dr. Th. Gubler, Basel (Präsident);<br />
L. Billy, Genf; Dr. J. BourgkneChti' Frlbourg;<br />
F. Frey, Zürich; Dr. E. Gay, Sion; Dr. Rey,-<br />
Lausanne; A. de Reynier, Neuchätel; A. WirZj Siggenthal;<br />
Thurnheer. Nidau.<br />
Versicherungskommission: W. Badertscher." Zu-'•<br />
rieh (Präsident); J. Bohy, Genf; Dr. F. Hagenbuch,-<br />
Aarau; Th. Moser, Biel; Dr. J. Rietmann, Frauenfeld;<br />
Dr. R. von Stürler, Bern; H, Wächter. Winterthur.<br />
Nach Bestellung der Kontroll- und Geschäftsprüfungsstelle<br />
winde noch grundsätzlich der Neuregelung,<br />
des Zollbürgschaftsdienstes zugestimmt<br />
und mit einer klar und positiv gehaltenen, einstimmig<br />
beschlossenen Resolution gegen die Gewährung<br />
von verbilligtem Benzin an zu vorübergehendem<br />
Aufenthalt in die Schweiz einreisenden Auslands*<br />
autqjouristen auf Kosten der scHweiierischen Automobilisten<br />
Steljung genommen, 1 Wenn nach aus-'<br />
ländischem Beispiel von offizieller Seite aus zu<br />
einem solch touristischen Dumping gegriffen" werden<br />
soll, darf dies in keiner Weise in Form "einer<br />
Benzinzollerhöhung für die einheimischen Motorfahrzeugbesitzer<br />
geschehen, zumalen sich eine solche<br />
Aktion gegen die demokratischen "Prinzipien<br />
unseres Landes richten, würde.<br />
Herr A. Töndury, Präsident der .Nationalen<br />
Sportkommission, gedachte mit ehrenden Worten<br />
der schönen, sportlichen „Erfolge, welche-verschiedene,<br />
schweizerische Fahrer im Laufe des Jahres<br />
1934 im Ausland errungen haben. Die Delegierten-<br />
Versammlung und das Zentralfest pro 1937 wurden<br />
an die Sektion Bern vergeben.<br />
Auf 19.30 Uhr hatten die Stadtbehörden von Lugano<br />
die Teilnehmer am A.CS.-Zentralfest zu einem<br />
Aperitif ins Hotel «Majestic» geladen, wo um<br />
20 Uhr das offizielle Bankett, stattfand, das auch<br />
Anlass gab, des 10jährigen Jubiläums des erfolgreichen<br />
Bestehens der Sektion Tessin zu gedenken.<br />
Die Herren Zentralpräsident Dr. Mende und Nationalrat<br />
Dr. Bossi hielten sehr beifällig aufgenommene<br />
Ansprachen. Ein stark besuchter Bal^ mitverschiedenen<br />
Ueherraschungen, wozu die Stadt Lugano<br />
noch die herrliche Illumination der Tessiner<br />
Touristenmetropole beigesteuert hatte, und der einen<br />
sehr vergnügten Verlauf nahm, beschloss den<br />
Abend.<br />
Der prächtige Sonntagvormittag führte die<br />
grosse A.C.S.-Gemeinde auf einer herrlichen Seefahrt<br />
bis gegen Porlezza hin, wobei man nicht nur<br />
Gelegenheit hatte, wieder einmal die mannigfachen<br />
Schönheiten des Luganersees kennen zu lernen,<br />
sondern auch, die imponierenden Kunstbauten der<br />
neuen Gandriastrasse zu bewundern. Am Mittag<br />
traf man sich zu einer Garden-Party mit kaltem<br />
Buffett in den schönen Gartenarilagen des Park-<br />
Hotel. Auch hier wiederum wartete die Sektion<br />
Tessin mit einer angenehmen Ueberraschung auf,<br />
ein Gemischter Chor bot in Original Tessiner Trachten<br />
schöne, mit starkem Beifall aufgenommene Gesansrs-<br />
und Tanzvorträge dar.<br />
So liahm das <strong>1935</strong>er Zentralfest" des A.C-S. in<br />
jeder Beziehung einen sehr erfolgreichen: Verlauf,<br />
wofür man der Sektion Tessin zu besonderem Dank<br />
verpflichtet ist. Die Veranstaltung . dokumentierte<br />
wieder einmal mehr, dass sich die Entwicklung des<br />
A.C.S. in starker Kurve nach aufwärts bewegt und<br />
man allseits bestrebt ist, den Mitgliedern 'tmd üem<br />
schweizerischen und internationalen Automohilisleisten.<br />
mus die besten, erfolgversprechenden Dienste zu<br />
Nachgetragen eei noch, dass mit dem Zentralfest<br />
eine Sternfahrt.<br />
nach Lugano verbunden war. An derselben nahmen<br />
13 Teilnehmer verschiedener Sektionen teil.<br />
Die Bewertung war abgestellt auf die zurückge-<br />
Ie?te Kilometerdistanz, die eingehaltene Durchschnittsgeschwindigkeit,<br />
sowie auf touristische Konstatierungen,<br />
welche die Teilnehmer im Verlaufe<br />
der Fahrt zu machen hatten. Die Rangliste der<br />
Erstplacierten- stellte sich wie folgt: 1. Dr. Napp,<br />
Basel, 97 Punkte; 2. Passavant, Basel, 86 Pkte.;<br />
3. Lareida, St. Moritz, 95 Pkte.; 4. Zürcher, Zug,<br />
91 Pkte.; 5. Roth, Lyss, 90 Pkte. Des ausgesetzten<br />
Sektionspreis holte eich die Sektion Basel.<br />
SEKTION BERN. : Auto-Slalom in Interlaken.<br />
Zum drittenmal veranstaltet der rührige Verkehrsverein<br />
Interlaken in Verbindung mit der Sektion<br />
Bern des A.C.S. am 6. und 7. Juli <strong>1935</strong> den durch<br />
seine Eigenart weit herum bekannten Auto-Slalom.<br />
Den Veranstaltern steht auch dieses Jahr wieder<br />
die gewundene und abwechslungsreiche Anlage des<br />
Kursaalgartens zur Verfügung, ein Prüfungsplatz<br />
wie er seiner Art wohl kaum anderswo zu finden<br />
ist. Daher auch das Wortspiel « Auto-Slalom », das<br />
auf die Serpentinen und Engnisse der schönen<br />
Interlakener Kurgarten - Anlage zurückzuführen<br />
ist. Diese automobilistische Geschicklichkeitsprüfung,<br />
welche jedem Automobilisten offen steht, findet<br />
teils Samstagnachmittag, den 6. Juli, teils<br />
Sonntag;-den 7. Juli, statt. Daneben verleihen gesellschaftliche<br />
Anlässe dem sportlichen Wettbewerb<br />
einen gediegenen Rahmen. Das Programm, das<br />
Interessenten gerne zugeschickt wird, dürfte manchen<br />
Automobilisten zu einem Wochenend in der<br />
Oberländer Metropole veranlassen. * Anfragen und<br />
Einschreibungen sind an den Verkehrsverein In-<br />
-terlaken zu richten. •• h.<br />
SEKTION ST. GALLEN-APPENZELL. Treffen<br />
auf |ltios und Unterwasser, Sonntag, den 30.. Juni<br />
<strong>1935</strong>. Auf dem Alpboden, dem Gebiet von iltios,<br />
oberhalb Unterwasser werden am letzten Sonntag<br />
im Juni Mitglieder und Angehörige der Sektion<br />
St. Gallen-Appenzell des A.C.S. zu einem fröhlichen<br />
Treffen erwartet. Die Wagen werden mittags beim<br />
Kurhaus «Sternen» in Unterwasser parkiert, dann<br />
geht es mit A.C.S.-Extrafahrten auf der Drahtseilbahn<br />
hinauf nach Iltios zum Picknick und weiterer<br />
Unterhaltung. Von vier Uhr ab spielt die Tanzmusik<br />
im Kurhaus «Sternen>, Unterwasser, auf.<br />
Die Kommission erwartet eine recht rege Beteiligung.<br />
B.<br />
SEKTION ZÜRICH. Die mit der Motorfluggruppe<br />
der Sektion Zürich des Ae.C.S. und der<br />
Ortsgruppe Zürich der Avia geführten Unterhandlungen<br />
haben ergeben, dass für die am 29. Juni<br />
von Dübendorf AUS stattfindende A u t a v i a 10 bis<br />
11 ! Flugze'uge zur Verfügung stehen werden, so dass<br />
mit der Beteiligung von 20 bis 22 Automobilen gerechnet<br />
werden kann (je zwei pro Equipie). Für die<br />
an der Sektionsmeisterschaft teilnehmenden<br />
1 Automobilisten wird für jeden Kontrollposten:<br />
".ein gesondertes Klassement erstellt und<br />
die Fahrer entsprechend bewertet.<br />
Die Gottfried-Keller-Fahrt zum<br />
Eidg. Sängerfest in Basel scheint sich zu einem<br />
grossen Ereignis auszugestalten. Die kostümierte<br />
Gruppe wird die Diöhtergestalt Meister Gottfrieds<br />
und das, Fähnlein der sieben Aufrechten umfassen,<br />
wie solches alljährlich zum besonderen Prunkstück<br />
des Sechseläutenumzuges gehört. Der Verkauf der<br />
Eintrittskarten für das Festspiel des Sängerfestes<br />
hat in Zürich beim Sektionssekretariat bereits eingesetzt<br />
und für ein währschaftes Chirsi-Essen in<br />
Jfaestal haben die Basler Freunde ebenfalls vorgesorgt.<br />
^OBVSGRUP^E WINTERTHUR DER SEKTION<br />
.ZÜRICH. Gegen 50 Mitglieder fanden sich am<br />
ISr Juni zur Besichtigung der Schweiz. Kabel-,<br />
Draht- und Gummiwerke R. und E. Huber AG. in<br />
Bfäffikon ein. Unter kundiger Führung wurden<br />
die verschiedenen Anlagen und. vor allem die er-<br />
-weiterte und modernst eingerichtete PneufabrikatioTo.<br />
besichtigt. Anlässlich des anschliessenden im<br />
Gasthof «Hecht» offerierten Imbisses dankte der<br />
Präsident' der Ortsgruppe, Herr Dr. G. Hasler, für<br />
.die lehrreiche Besichtigung.<br />
T. C. S.<br />
Autosektion Aargau<br />
Werktagsausfahrt. Sehr geehrte Clubmitglieder!<br />
Hiermit laden wir Sie mit Ihren Angehörigen und<br />
Freunden zu einer Werktagsausfahrt auf Montag,<br />
den 1; Juli <strong>1935</strong>; nach Langenthai ein. In Langenthal<br />
wird unter fachmännischer Führung die bestbekannte<br />
Porzellanfabrik Langenthai AG. besichtigt.<br />
1.30 Uhr: Besammlung der Teilnehmer vor dem<br />
Regierungsg'ebäude in Aarau.<br />
2,15 Uhr: Kurzer Zwischenhalt beim Bahnhof Rothxist,<br />
damit sich die Mitglieder aus Zolingen<br />
und Umgebung der Kolonne anschliessen können.<br />
Wir haben, deshalb in unser Sportprogramm<br />
eine Werktagsfahrt aufgenommen, um denjenigen<br />
Mitgliedern die Teilnahme an einer Clubausfahrt<br />
zu ermöglichen, die jeweils an unsern sonntäglichen<br />
Clubanlässen nicht teilnehmen können.<br />
Wir koffen, dass die vorgeschlagene Clubausfahrt<br />
bei unsern Mitgliedern grosses Interesse finden<br />
wird und rechnen auf eine zahhlreiche Beteiligung!<br />
_ . Der Vosrtand.<br />
Zur Beachtung! Wir machen unsere Mitglieder<br />
nochmals darauf aufmerksam, dass sich das Office<br />
des T.C.S. in Aarau, Postgebäude, 2. Stock, befindet.<br />
Für die Lösung von Triptyks'und Passierscheinen<br />
wende man 6ich dorthin!<br />
Autosektion Waldstätte<br />
; Stammtisch. Anlässlich des letzten Brauereibei<br />
süches wurde von verschiedenen Mitgliedern, der<br />
Wunsch :geäussert, es möchte im T. G. S. Sektion<br />
•Wäldstätte ein besserer Zusammenhang der Mitglieder<br />
aufleben. Dazu wurde in der letzten Vorstandssitzung<br />
dem Wunsche ( entsprochen und beschlössen,<br />
jeden Freitag "einen" "Stämmtisch einzuberufen,<br />
welcher nun schon zweimal mit Erfolg<br />
stattgefunden hat. Der Stammtisch soll uns jeweils<br />
zu unseren Mitgliedern führen, und zwar jeden<br />
Freitag an einen andern Ort. Der Ort wird immer<br />
vom Stammtisch selbst wieder festgelegt und den<br />
übrigen Mitgliedern in der Freitag-Nummer der<br />
< Automobil-Revue » bekannt gegeben. Nicht-Abonnenten<br />
können sich jeweils auf dem Sekretariat,<br />
Tel, 24.444 erkündigen. Wir hoffen gerne, dass<br />
es-jedem Mitglied das,einte oder andere Mal möglich<br />
sein wird, am Freitag eine Stunde im Kreise<br />
des T. C. S. zu verweilen. Der Vorstand.<br />
Veranstaltungen.<br />
Alpenwertungsfahrt für Ersatzbrennstoffe. Die<br />
Schweizerische Gesellschaft für das Studium der<br />
Motorbrennstoffe teilt folgendes mit: ;<br />
Anlässlich der I. Internationalen Alpenwertungsfahrt<br />
für Kraftfahrzeuge mit Ersatzbremistoffen<br />
wurde die Schweiz. Gesellschaft für das Studium<br />
der Motorbrennstoffe ersucht, im Jahre <strong>1935</strong> eine<br />
zweite Alpenwertungsfahrt zu organisieren, um<br />
eine Reihe noch offener technischer und wirtschaftlicher<br />
Fragen weiter abzuklären. Die diesbezüglichen<br />
Vorarbeiten wurden alsbald in Angriff genommen<br />
und ein technisches Programm für die<br />
Fahrt aufgestellt, das wesentlich vom früheren abwich;<br />
desgleichen wurden auch die Finanzierungsfragen<br />
mit den interessierten Kreisen besprochen.<br />
Die erste Bekanntgabe über die Vorarbeiten für die<br />
geplante zweite internationale Alpenwertungsfahrt<br />
für Kraftfahrzeuge mit Ersatzbrennstoffen erfolgte<br />
im Dezember 1934. Es war für den Wettbewerb eine<br />
maximale Dauer von 12 Tagen in Aussicht genommen,<br />
um die Teilnehmer nicht allzusehr zu belasten<br />
und durch ein sorgfältiges, überlegtes Programm<br />
trotzdem wertvolle technische und wirtschaftliche<br />
Ergebnisse zu gewinnen. Fast gleichzeitig<br />
wurde nun aber bekannt, dass eine internationale<br />
Wertungsfahrt für Ersatzbrennstoffe durch<br />
den R.A.C.I. und den A.C.F. beschlossen worden ist,<br />
die vom 23. Juni bis zum 16. Juli <strong>1935</strong> dauern soll<br />
und von Rom über Mailand, Turin, Lyon, Luxemburg,<br />
Brüssel nach Paris führt, ferner eine deutsche<br />
Wertungsfahrt von langer Dauer in Aussicht<br />
genommen war und nun definitiv im September<br />
<strong>1935</strong> abgehalten werden soll. Im Hinblick darauf<br />
haben die mit den Vorarbeiten betrauten schweizerischen<br />
Organisationen den Beschluss gefasst, die<br />
Fahrt nicht im Jahre <strong>1935</strong> durchzuführen, sondern<br />
auf einen spätem Zeitpunkt zu verschieben. Dieser<br />
Entschluss erfolgte nicht zuletzt deshalb, damit den<br />
interessierten Kreisen nicht zu grosse Opfer zugemutet<br />
werden, um eine vom technischen und wirtschaftlichen<br />
Gesichtspunkte aus betrachtete, nicht<br />
erwünschte Zersplitterung zu vermeiden. Es wäre<br />
wünschbar, dass künftig derartige Konkurrenzen<br />
mit internationalem Charakter nach einheitlichen<br />
Gesichtspunkten durchgeführt werden könnten.<br />
Akuritolcunrxc»<br />
Zürcher Stadtomnibusbetrieb. Die Betriebslänge<br />
des Zürcher Stadtomnibusses betrug Ende<br />
1934 21,093 km. Für den Personenverkehr wurden<br />
im Fahrdienst 1,713,018' (1,715,330) Wagenkilometer<br />
geleistet, während die Gesamtleistungen,<br />
d. h. mit Einschluss der Dienstfahrten, 1,785,508<br />
(1,755,713) km ausmachten, wobei die Dienstfahrten<br />
allein um 44,34% gestiegen sind. Mit Benzinmotoren<br />
wurden 1,478,021 (1,430,672) oder 3,23%<br />
mehr Wagenkilometer geleistet als im Vorjahr,<br />
während die mit Rohölmotoren erreichten Wagenkilometerleistungen<br />
von 325,041 auf 307,487 oder<br />
um 5,4% zurückgingen. An Benzin wurden891,140<br />
oder 60 Liter pro 100 km und an Rohöl 117,061<br />
oder 38 Liter pro 100 km verbraucht. Befördert<br />
wurden 6,766,507 (6,833,228) Personen und dabei<br />
im ganzen 1,423,054 (1,439,532) Fr. vereinnahmt.<br />
Die gesamten Betriebseinnahmen von. 1,428,299<br />
(1,444,802) Fr. sind gegenüber dem Vorjahre um<br />
16,503 Fr. (1,14%) geringer; die reinen Betriebsausgaben<br />
von Fr. 1,173,027 (1,097,149) Fr. sind<br />
um 75,878 Fr. oder 6,92% höher als im Vorjahr.<br />
Zur Deckung der reinen Betriebsausgaben bedurfte<br />
es 82,13% (75,94%) der Gesamteinnahmen. Im<br />
Tagesdurchschnitt betrugen die Einnahmen aus<br />
dem Personenverkehr Fr. 3899 (3944) Fr., denen<br />
an reinen Betriebsausgaben Fr. 3214 (3006) gegenüberstehen.<br />
Im Ueberland-Autobusbetrieb wurden 322,863<br />
(386,418) Wagenkilometer geleistet (—16,45%).<br />
Auch hier sind die Dienstfahrten stark angestiegen,<br />
und zwar von 8000 auf 11,785 km oder um<br />
32,35%. Der Verbrauch an Benzin betrug 46,438<br />
Liter oder 49 Liter pro 100 km und an Rohöl<br />
57,782 Liter oder 23 Liter pro 100 km. Der Reehnungsabschluss<br />
zeigt bei Fr. 142,466 Gesamteinnahmen<br />
und Fr. 160,131 reinen Betriebsausgaben<br />
einen Ausgabenübersehuss von Fr. 17,665. a<br />
lo<br />
Neugründung:<br />
Egli & Kälin, Auforeparaturwerkstätte, Zürich.<br />
E. Egli und R. Kälin, beide in Zürich, haben unter<br />
dieser Firma eine Kollektivgesellschaft eingegangen.<br />
Zweck der Unternehmung ist der Betrieb einer<br />
Autoreparaturwerkstätte (Lancia-Service). Domizil:<br />
Hohlstrasse.<br />
WIGA-Vertrieb AG., automobiltechnische Neuheiten,<br />
Baden. Unter dieser Firma wurde eine Aktiengesellschaft<br />
mit einem Kapital von 10.000 Fr,<br />
gegründet. Zweck der Firma ist der Vertrieb der<br />
von der Firma «WG», Apparatenbau AG. für automobiltechnische<br />
Neuheiten in Baden hergestellten<br />
Produkte. Sie unterhält ein technisches Bureau<br />
und betreibt den Handel mit Automobilen und'Aütomobilbestandteilen.<br />
Mitglieder des Verwaltungsrates<br />
sind: F. Brunner, Ing., als Präsident und H. Witzig,<br />
Hauptmann, beide in Zürch. Sie führen Kollektivunterschrift.<br />
Geschäftsdomizil: Theaterplatz.<br />
Verantwortliche Redaktion:<br />
Dr. A. Böchl, Chefredaktion.<br />
W. Mathys. — Dr. E. Waldmeyer.<br />
Telephon der Redaktion: 28 222 (Hallwag)<br />
Ausserhalb der Geschäftszeit: 23.295.<br />
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Ford baut 1.000.000 V-8-Wagen in 12 Monaten.<br />
Der «Telegraaf» erfährt aus Detroit, dass die Ford-<br />
Werke den 2.000.000sten V-8-Wagen geliefert haben,<br />
haben. Die zweite Million ist in weniger als einem<br />
Jahr gebaut worden.<br />
tssoluhe
12 AUTOMOBIL-REVUE <strong>1935</strong> — N° 50<br />
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„Potz, wie das glitzert,<br />
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Bern, Dienstag, 25. Juni <strong>1935</strong> HL Blatt der „Automobil-Revue" N*>&1<br />
lUngang, mt Tlleascheft...»<br />
Ein Streich des Freiherrn Adolf von Knigge.<br />
Weimar, im Jahre 1785. Im .grossherzoglichen<br />
Schloss ist eine glänzende Gesellschaft'<br />
versammelt An den langen silberbeladenen<br />
Tafeln sitzen die Vertreter der Kunst, der<br />
Wissenschaft, der Regierung und der holden<br />
Weiblichkeit beim Souper.<br />
Freiherr Adolf von Knigge flirtete, wie immer<br />
über beide Ohren verliebt, mit der entzückenden<br />
jungen Hofdame ihm gegenüber^<br />
Aber die Unterhaltung verläuft ziemlich einseitig.<br />
Das vornehme eitle Fräulein verspürt<br />
nicht die geringste Zuneigung für den als<br />
Luftikus bekannten Habenichts und Bücherschreiber<br />
und erwidert seine Annäherungsversuche<br />
mit kühlem Hochmut. Und so gibt<br />
der Freiherr schliesslich sein hoffnungsloses<br />
Bemühen in plötzlich aufsteigendem Aerger<br />
über das geziert tuende Ding auf.<br />
Aber da bemerkt er etwas Seltsames: Das<br />
Hoffräulein macht sich heimlich etwas unter<br />
dem Tisch zu schaffen... Knigge späht vorsichtig<br />
unter das Tischtuch und sieht, wie die<br />
Dame einen ihrer zierlichen Stöckelschuhe<br />
vom Füss abstreift. Er drückt offenbar, weil<br />
er zu eng ist.<br />
Kurz entschlossen streckt Knigge seine<br />
Beine aus und schiebt das Schühlein langsam<br />
zu sich heran, lässt dann seine Serviette fallen,<br />
bückt sich nach ihr und steckt dabei das<br />
winzige Ding in seine Rocktasche.<br />
Das Souper ist beendet, alle stehen auf, im<br />
grossen Saal erklingen schon die ersten Tanzweisen.<br />
Nur das Hoffräulein sitzt vereinsamt<br />
auf ihrem Stuhl im Speisesaal, hat ein puterrotes<br />
Gesicht und sucht verzweifelt nach dem<br />
verlorenen Schuh. Die Gesellschaft wird allmählich<br />
aufmerksam auf die seltsame Dame<br />
an der langen, leeren Tafel. Und schliesslich<br />
tritt ein Kavalier zu ihr und fordert sie zum<br />
Menuettwalzer auf.<br />
j, Die Hofdame wird noch röter, stammelt<br />
etwas von Müdigkeit und fährt wild mit einem<br />
bestrumpften Füsschen unter der Tafel herum.<br />
Aber der Ausreisser bleibt verschwunden.<br />
Doch in diesem Augenblick erscheint ein goldbetresster<br />
Lakai. Auf hocherhobenem, silbernem<br />
Tablett trägt er einen merkwürdigen<br />
Gegenstand in den Saal: einen zierlichen<br />
Stöckelschuh. ..*<br />
Die Versuchung<br />
des Joos Utenhoven.<br />
(Fortsetzung au3 dem Hauptblatt.)<br />
«Wenn ich recht verstehe: Sie sind verfeindet?»<br />
«Verfeindet —? Nein — das ist wohl nicht<br />
das rechte Wort —»<br />
Herr Köpke nahm es für ein Zugeständnis.<br />
Er fragte: «Und wie war das mit der Frau?<br />
— Hat Ihre Frau Ihnen etwas davon gesagt<br />
oder angedeutet, dass sie Besuch erwarte,<br />
eben den Herrn Rave —?»<br />
«Nein —.»<br />
«— und Ihre Frau hat auch gewusst, dass<br />
Sie -?»<br />
«Sie hat gewusst, dass Herr Rave in unserem<br />
Hause nichts zu suchen hatte.»<br />
«Hm —.» Herr Köpke schwieg und strich<br />
sich mit. dem Daumen und dem Zeigefinger<br />
seiner kurzen offenen Hand zwei-, dreimal<br />
eilig aufwärts bürstend seinen Schnurrbart<br />
hoch. Mit einer kurzen Wendung kehrte • er<br />
sich dann Fred Rave wieder zu. Die Stimme<br />
hatte plötzlich einen andern Klang: «Warum<br />
sind Sie heute hierher gekommen?»<br />
Der Angerufene, der mit gesenktem Blick<br />
vor sich hin gestarrt'hatte, fuhr auf. Er war<br />
verwirrt und. aufgestöbert, stiess hervor:<br />
Einzug des Sommers in unseren Alpen. my Idyllischer Weg bei Adelboden;<br />
im Hintergrunde d der Grosslohner.<br />
(Photo Gyger.)<br />
Vor dem Hause zur QueCäuf Heiletsboden<br />
stehen zwei kleine Bergwagen, * schon teilweise<br />
mit Hausrät beladen. Immer noch<br />
trägt man allerlei Sachen aus den.scheinbar<br />
unerschöpflichen Stuben und Kammern heraus,<br />
Spiegel, Wandbilder, Küchengeräte, gefüllte<br />
Schubladen, die in die bereits fest-<br />
«Warum? warum ich —? Nun — ich kam<br />
vorüber, und ich dachte —»<br />
«Was dachten Säe? Vielleicht dass um<br />
halb zehn Uhr vormittags die richtige Zeit<br />
sei, um Besuche abzustatten —? Ihr Kommen<br />
muss doch einen bestimmten Zweck<br />
gehabt haben?»<br />
Fred Rave schluckte, seine Hände flatterten<br />
in einem hilflosen Erklären hoch, er<br />
blickte scheu hinüber zu Joos Utenhoven:<br />
«Wir haben uns doch einmal nah gestanden<br />
—»<br />
Aber der drüben rührte nur hart abweisend<br />
den Kopf,, das hiess klar, unumstösslich:<br />
nein — und es gibt keinen Weg und<br />
keine Brücke zwischen ihm und mir.<br />
Und Herr Köpke, der die Bewegung mit 1 .<br />
den wachsam umflitzenden Augen fing, fuhr<br />
mit der kurzen Hand quer schneidend durch<br />
die Luft und sagte: «— hält nur auf! —<br />
Aber soll ich Ihnen sagen, was Sie gedacht;<br />
haben, Herr Rave? Sie. dachten, dass Sie<br />
jetzt, halb zehn Uhr vormittags, Herrn Utenhoven,<br />
dessen Gewohnheiten Sie kennen,<br />
todsicher nicht mehr zu Hause finden wür-><br />
den.»<br />
Fred Rave schüttelte den Kopf — so heftig<br />
warf er ihn herum, dass die Strähnen'<br />
seiner Haare wippten. Er stiess empört her--<br />
vor: «Wie kommen Sie dazu —!» Die helle...<br />
Stimme überschlug sich — brach ihm ab. \<br />
Aber das alles wirkte trotz der augenfällig<br />
echten inneren Erregung doch nicht ganz.<br />
Die Gäste sind aufs höchste verwundert.<br />
Der Diener aber geht mit undurchdringlicher<br />
Miene durch ihre Reihen in den Speisesaal.<br />
Der Hofdame bleibt schier das Herz stehen,<br />
als sie ihren Schuh auf dem Tablett erblickt.<br />
Der Lakai aber tritt auf sie zu, überreicht ihr<br />
den Schuh und spricht mit einem tiefen Bückling:<br />
«Dieser Schuh wurde soeben von einem<br />
Boten für Mademoiselle abgegeben. Die gnädige<br />
Demoiselle hätte ihn zu Hause vergessen...»<br />
Das eitle Fräulein ergriff, bebend vor<br />
Scham und Zorn, ihren Schuh, streifte ihn<br />
flugs über den Fuss und enteilte, während sich<br />
alle Gesichter im Saal zu lachender Schadenfreude<br />
verzogen.<br />
Jeder aber wusste, wem das Dämchen diese<br />
peinliche Blamage zu verdanken hatte...<br />
foe.<br />
^vtqhdmat in Hot<br />
...... Von Alfred Hüggenberger.<br />
Sicher, trug in sich irgendwo etwas Verhülltes,<br />
einen Bruch.<br />
Der Kommissar sah ruhig auf den aufgewühlten<br />
Mann.- ;<br />
Nach einer Weile meinte er schliesslich :<br />
.«Sehen Sie mal, Herr Rave — ich muss hier<br />
doch meine- Pflicht erfüllen. Dabei können<br />
Sie mir vielleicht helfen — und das kann<br />
doch auch in Ihrem Interesse sein — is'<br />
so?»<br />
1<br />
Ein wenig ruhiger wurde der andere. Man<br />
sah, wie er da bleich: und unruhvoll im Seitenlicht<br />
des Fensters stand, an seinem Rocke<br />
rückte, mit, den Fingern über seine Schläfe<br />
glitt: er suchte sich zu sammeln. Am Ende<br />
nickte er-:'«Nun — bitte — ja —: Was wollen<br />
Sie —»<br />
Und Herr Köpke schob breit sein Kinn vor,<br />
sagte: «Also. Wie ist nach Ihrer Meinung<br />
die Frau Utenhoven umgekommen?»<br />
Da wurde das Gesicht dieses umstellten<br />
Mannes- wieder - zur gequälten zuckenden<br />
Larve* Aber noch einmal riss er sich zusammen<br />
:<br />
«Nachrmeiner-Meinung?-Ich — nun ja —<br />
das; Leben hat sie sich, genommen!»<br />
: «Sie* glauben: also auch an Selbstmord?»<br />
«Ja, "was denn sonst?! ! »<br />
Und : plötzlich, überwältigt von seiner Erschütterung,<br />
wandte er. sich und warf sich in<br />
den Ledersessel, in dem er erst gesessen<br />
hatte, und barg laut aufschluchzend sein Gesich<br />
in die Hände.<br />
nä Pension.<br />
Ühtfer Kommoder eingeschoben werden.<br />
Es ist eine gewisse; Eilfertigkeit im Hinund<br />
Widergehen der Menschen. Die Luft ist<br />
schwül, es kann am Nachmittag ein Gewitter<br />
geben. Abschiedsstimmung, es fällt kein<br />
Scherzwort. Der Auszug steht unter Zwang,<br />
denn der B e r g droht, weil ein übelgesinnter<br />
Nachbar den Schutzwald ob deim alten<br />
Heimwesen geschlagen hat. Wohl scheint<br />
die Gefahr noch nicht unmittelbar bevorzustehen,<br />
aber sie schwebt über dem Hause<br />
wie das Schwert am Faden. Es haben» sich<br />
hoch am Steilhang Risse gezeigt. Hannes<br />
Fryner hat Wunn und Weide an eine Sömmerungsgemeinschaft<br />
verkauft und eirinkleines<br />
Gut auf der Sonnseite des Berges erworben.<br />
Endlich ist der grösste Teil'der Habseligkeiten<br />
verstaut und geborgen. Hannes 1 geht<br />
noch einmal nachprüfend um beide' Wägen<br />
herum und zieht da und dort einen ; Bindestrick<br />
fester an. Inzwischen haben- die zwei<br />
neuen Nachbarn, die sich freundlich" zum<br />
Hilfsdienst angeboten, die Gespanne aus dem<br />
Stall geholt.<br />
Der Bauer steht jetzt neben seiner Frau<br />
unter der Haustüre. « Also, lasst euch Zeit,<br />
es hat ja keine Eile. Ich bin um 4 Uhr mit<br />
einem Wagen zurück, und dann wollen wir<br />
in Gottes Namen vom Heiletsboden Abschied<br />
nehmen. •* Er geht nach dem Brunnen hinüber,<br />
um einen Schluck Wasser zu trinken.<br />
Die grauen Bergochsen haben bereits angezogen,<br />
die Fuhrwerke bewegen sich auf dem<br />
dürftigen Strässchen gemach der neuen Heimat<br />
entgegen. Fryner schreitet gesenkten<br />
Hauptes hinterher, er sieht sich nie um. Ihm<br />
ist, als beobachte der Berg sein Tun heimlich<br />
mit finstern Blicken.<br />
Beth und Eveli sitzen auf dem Hausbänk-<br />
Iein; die Mutter steht, an die Holzwand gelehnt,<br />
neben ihnen, den Jüngsten an der<br />
Hand. « Gelt, Mutter, es ist auf der andern<br />
Seite vom Berg^ auch schön ?» fragt und<br />
tröstet Hansli treuherzig. Sie kann ihm nicht<br />
antworten, sie drückt ihm nur leise die<br />
Hand. —<br />
Im ausgeräumten Hause wird nun wacker<br />
geschrubbt und gebohnt, das Heim zur Quell<br />
soll in Ehren verlassen werden. Auch Bethli<br />
rührt sich schon fleissig. Der Knecht Felix<br />
- trägt Wasser zu. Nachdem er am frühen<br />
Nachmittag wieder einmal nachdrücklich<br />
nach dem Wetter ausgeschaut ha^, macht er<br />
sich rasch in die Stube hinein, wo.'Ffau Eva<br />
eben damit beschäftigt ist, weissen Sand auf<br />
die blanken Dielen des Fussbodens zu<br />
streuen. « Wenn sie nur drüben noch alles<br />
unter Dach bringen », sagt er besorgt. « Es<br />
Still war es jetzt — still, bis auf dieses<br />
Schluchzen, das den Raum durchzitterte.<br />
Das Fräulein Lilly Erler drückte beide<br />
Hände mit dem zu einem kleinen runzeligen<br />
Ball zerdrückten Tüchlein an ihre Brust:<br />
entsetzlich aufregend war das doch —. Und<br />
warum sie den Armen jetzt nicht in Ruhe<br />
Hessen, wenn er doch ohnehin schon alles<br />
sagte, was er wusste —!<br />
Herr Schwieger aber vor dem Schreibtisch<br />
drehte wieder langsam den Kopf, dass<br />
sich die feisten Falten seines Nackens zu<br />
neuen Ueberschneidungen gruppierten. Die<br />
Füllfeder hielt er, bereit, den Fortgang aufzuzeichnen,<br />
zwischen seinen Fingern. Die<br />
Bäckchen blühten. Ein Blick seines behaglich<br />
selbstzufriedenen Gesichtes traf in die<br />
Augen des Kollegen und traf da auf ein zustimmendes<br />
Nicken : Es war schon richtig<br />
so, und man war auf dem rechten Wege —<br />
Herr Köpke trommelte den Hohenfriedberger<br />
auf dem Buchara. Nur jetzt nicht drängen,<br />
dachte er — vielleicht ist jetzt schon<br />
Schluss. Und er sah ungerührt über die müden,<br />
mitleidschweren Judenaugen des alten<br />
Herrchens hin, der da in der Ecke neben<br />
dem Marmorsockel mit dem Reiterstandbild<br />
stand, und dessen Finger ruhlos an der dünnen<br />
Uhrkette spielten. Er wartete, ob da aus<br />
diesem stiller werdenden Schluchzen sich<br />
nicht doch noch eine Erklärung, ein Geständnis<br />
lösen werde.<br />
(Fortsetzung Seite 20.)<br />
Keine Kurtaxe<br />
TELEFON: STECKBORN N211 fH inT\ I I<br />
PERS.LEJTUNG:PETER WIELAND VJl I I w W n<br />
kA r*c ^ Ä zwischen Steckborn<br />
tCl oCv und Mammern<br />
Keine Kurtaxe
kommt bös über die Pfandegg herauf. Ich<br />
meine, wir sollten die Läden aufziehen.»<br />
Eva sieht erschrocken auf. «Ja — ist es<br />
schon so weit ? »<br />
« Geht, seht selber ! »<br />
Ohne auf den Befehl zu warten, stapff der<br />
Knecht draussen eilfertig die Stiegen hinauf,<br />
um droben nach dem Rechten zu sehen. Und<br />
bereits fällt dumpfes Grollen in die schwüle<br />
Stille herein. Die Frau ist kaum vor das<br />
Haus getreten, so schlägt sie die Hände über<br />
dem Kopf zusammen. « Hilf Gott — was will<br />
das werden ? > Von Westen rückt eine<br />
schwarzgelbe Wand heran, von grellen<br />
Blitzstrahlen durchzuckt. Die ersten Tropfen<br />
fallen, mit groben Hagelkörnern vermischt<br />
Das Taglicht wird stumpf und tot, ein plötzliches<br />
Einnachten meldet sich.<br />
Hinein in die Stube ! Die Läden herauf!<br />
Schon hämmert und klirrt es, ein paar nussgrosse<br />
Schlössen liegen auf dem gehöhnten<br />
Fussboden...<br />
Sturm wacht auf, Sturm ! Haltet zusammen,<br />
ihr Wände und Bohlen ! Hagel trommelt<br />
an die Läden : Aufmachen ! Der jüngste<br />
Tag! Wollt ihr in eurem Binsenhaus der<br />
heiligen Gewalt spotten, Wir legen um!<br />
Widerstand ist uns Hohn !<br />
Die fünf Menschen sitzen zusammengekauert<br />
auf der Ofenbank. Die Kinder schluchzen<br />
und weinen. Der Knecht Felix sagt zu<br />
ihnen : «Fürchtet euch nicht, es hat auch<br />
schon so getan.»<br />
Eine halbe Stunde — eine Stunde — —<br />
gibt es kein Helfen mehr ?... Der Hagelschlag<br />
hat nun zwar nachgelassen; aber ein<br />
Wassertosen ist ums Haus, wie wenn ein<br />
Fluss seine Schleusen durchbrochen hätte.<br />
Eva geht in den Hausgang, um durch den<br />
Türspalt einen Blick hinauszutun. Sie sieht<br />
nur an eine graue Mauer hin. Es ist kein<br />
Regen, es ist eine lebendige Wasserwand.<br />
Und jetzt kommt es gelb und schlammig<br />
auf dem Boden daher, ein Strom von flüssigem<br />
Lehm mit. Holz und Steinen vermischt.<br />
Sie vermag die Türe nicht mehr ins Schloss<br />
zu schlagen, die dicke Flut wälzt sich in den<br />
Hausgang herein, die Frau kann mit knapper<br />
Not in die Stube entrinnen. Man hört, wie<br />
sich das Ungeheuer draussen in die Küche<br />
hineinfrisst und durch die zerbrochene Gadentüre<br />
tosend wieder hinausstürzt.<br />
Es kann nicht anders sein, der Berggeist<br />
sitzt auf dem hohen Kamm des Wetterstuhles.<br />
Die Zornrute in der Faust, ruft er allen<br />
bösen Dämonen schauerlichen Befehl zu:<br />
« Brecht hervor, brecht immer wieder hervor<br />
! Der Tag ist euer! Rennt die Felsen<br />
an ! Giesst Wasser in die Spalten des Erdreiches!<br />
Schafft, dass der feste Boden birst!<br />
Habt eure Lust am grässlichen Werk !<br />
Das Haus erzittert vor dem Wasserschwall,<br />
der es durchströmt. Die Menschen<br />
in der Stube sind ganz still geworden; nur<br />
der kleine Knabe wimmert leise und Iässt<br />
immer wieder seinen tiefsten Herzenswunsch<br />
laut werden : « Wenn nur der Vater<br />
da wäre ! » Frau Eva hält ihn fest in die<br />
Arme gepresst und spricht ihm tröstend zu:<br />
«Bis nur still, es wird jetzt bald aufhören.»<br />
Ja, es Iässt nach. Das schwere Unwetter<br />
hat sich an seiner eigenen Wut erschöpft,<br />
fast von einer Minute auf die andere hört<br />
der Guss auf. Aber als Felix jetzt einen Laden<br />
herunterlässt, bietet sich den Aufatmenden<br />
ein trauriger Anblick dar. Auf der Wiesenmulde<br />
unter der von Erdschlipfen arg<br />
verwüsteten Brockenweide dehnt sich ein<br />
gelber See,"und immer noch stürzen tosende<br />
Bäche über die Steilhalde herab.<br />
Plötzlich schreit Bethli kreischend auf:<br />
< Die Stube läuft, die Stube läuft! » Sie hat<br />
sich nicht geirrt: das Haus zur Quell gleitet<br />
mit Grund und Boden langsam niederwärts.<br />
« Kommt! > ruft Frau Eva, « kommt! »<br />
Sie fliegt mit dem Knaben in den fusstief mit<br />
Schlamm bedeckten Gang hinaus aber<br />
vor der Haustüre klafft ein Erdriss, der jetzt<br />
langsam breiter wird und das gelbe Wasser<br />
des Sees gierig schlingt.<br />
Gleiten, langsames Gleiten. Die Mutter<br />
betet laut, und die Kinder klammern sich<br />
schreiend an sie. Ein Glas mit Blumen fällt<br />
vom Tisch, weil dieser nicht mehr auf ebener<br />
Fläche steht. Eveli geht hin und hebt das<br />
Glas auf. «Es hat ihm nichts gemacht»,<br />
sagt es unter Tränen lächelnd.<br />
Als hätte das Unheil allein auf dieses Kinderlächeln<br />
gewartet, kommt nun der Erdschlipf<br />
mit einigem Schüttern und Krachen<br />
zum Stillstand. Die alten Tannen und Buchen<br />
auf der Höhe der Bärwand haben seine<br />
Wucht aufgehalten. Durch die seitliche Gadentüre<br />
findet sich ein Weg ins Freie und<br />
auf den festen Boden hinüber. Gerettet!...<br />
Das Haus zur Quell steht da, wie von Gott<br />
selber gerichtet. Es ist, als müsste es plötzlich<br />
einen grässlichen Schrei ausstossen.<br />
Keinen Hilferuf, eine gellende Anklage.<br />
Nein, es bleibt stumm. Nur ein Aechzen<br />
geht hin und wieder durch das gequälte Gebälk,<br />
das nun auch die Last des mit ihm<br />
gleichsam verwachsenen Ahornbaumes nebenan<br />
tragen muss. Er hat sich schwer auf<br />
das Dach hingesenkt Freigelegtes Wurzelwerk<br />
starrt fragend in den leeren Raum.<br />
Auch in seiner bittern Not tut das Haus dem<br />
Baume den Gefallen gern. Das ist der Dank<br />
dafür, dass er. es hundert Jahre hindurch geschützt<br />
hat<br />
Die diel Visionen des<br />
Tttautfate*<br />
Verärgert und müde sassen wir im Halbdunkel<br />
der Jagdhütte und trockneten unsere<br />
Kleider am prasselnden Feuer. Draussen 5 '<br />
brauste der Sturm über die Alm, dichter £<br />
Regen trommelte gegen die Läden.<br />
Drei anstrengende Tage in Nässe und 1<br />
Kälte, ohne Wild auch nur gesehen zu haben,<br />
das war für leidenschaftliche Weidgesellen<br />
Grund genug, in grämlichster Stimmung<br />
zu sein. Nur langsam tropften die Gespräche<br />
dahin, bis sie unversehens von der<br />
Erde fort ins Metaphysische gerieten.<br />
«Ich will euch eine Geschichte erzählen»,<br />
begann der sonst so schweigsame Dr. Mauthner,<br />
«die hierher gehört, in diese stürmische<br />
Nacht, in diese ächzende Hütte, in diese un-<br />
AUTOMOBIL-REVUE <strong>1935</strong> - N» 51<br />
heimliche Atmosphäre Ich will keinen<br />
überzeugen, aber ich habe es selbst erlebt,<br />
nüchtern, einwandfrei! Ich erzähle nur<br />
Tatsachen — kombinieren müsst ihr selbst!»<br />
«Im Herbst vor drei Jahren geschah es<br />
das erste Mal!», so begann er. «Ich war damals<br />
zur Hochwildjagd meines Freundes<br />
Hohner eingeladen und wohnte in einem Nebengebäude<br />
des Gutshauses. Jeden Morgen,<br />
vor Sonnenaufgang, weckte mich der Wildhüter,<br />
indem er mit seinem Stock an die<br />
Fensterläden klopfte. Wieder einmal zerriss<br />
sein Klopfen meinen bleiernen Schlaf. Jäh<br />
sprang ich aus dem Bett und öffnete die Läden!<br />
Es war stockdunkel draussen. Feuchter<br />
Nebel umzog das Haus, der nahe Wald<br />
rauschte und stöhnte.<br />
Gerade wollte ich die • Fenster wieder<br />
schliessen, weil ich glaubte, geträumt zu<br />
haben — da war mir's, als hörte ich vom<br />
Zaun her das Stampfen eines Pferdes. Ich<br />
strengte meine Augen an. Nichts. Plötzlich<br />
trieb der Wind die Wolken für einen Augenblick<br />
auseinander und bleiches Mondlicht<br />
fiel auf den Weg. Jetzt sah ich es genau :<br />
Ein dunkler, schlanker Herr hielt ein Pferd<br />
am Zügel und kam ziemlich nahe auf mich<br />
zu. Dann stand er unbeweglich vor mir und<br />
pfiff ein Lied vor sich hin. Sein Gesicht war<br />
milchig-weiss, die Hände knochig-lang. Er<br />
nickte mir zu und grinste mich an.<br />
Ein Schauer durchfuhr meinen Körper.<br />
Ich stand wie gebannt. Als er mir winkte,<br />
hielt es mich nicht länger, ich stürzte hinaus.<br />
Das eingerostete Schloss gab nicht<br />
gleich nach, und das war mein Glück. Denn<br />
als ich endlich ins Freie trat, sauste um Zentimeterbreite<br />
eine donnernde Last an mir<br />
vorbei zur Erde. Der Luftdruck riss mich<br />
mit zu Boden, aber ich wurde nicht verletzt<br />
Und nun sah ich, was geschehen war: Eine<br />
uralte morsche Eiche war in sich zusammengebrochen<br />
und hätte mich fast erschlagen.<br />
Der Reiter stand noch immer am Zaun.<br />
Als ich ihm etwas zurufen wollte, lösten sich<br />
seine Konturen in Schatten auf. Dunkel und<br />
still war wieder die Nacht. Später legte ich<br />
mich ins Bett und schlief lange nicht ein.<br />
Als ich am Morgen erwachte, es war ein<br />
Regentag, an dem nicht geweckt wurde,<br />
glaubte ich zu nächst, das Ganze geträumt<br />
zu haben. Als ich aber dann den zerschmetterten<br />
Baum liegen sah, gab's keinen Zweifel<br />
mehr: Der Spuk war Wirklichkeit! —<br />
Eine unbegreifliche Geschichte, gewiss, und<br />
ich zergrübelte mir lange darüber den Kopf.»<br />
" Mauthner nahm einen tiefen Schluck aus<br />
seinem Glas, schloss für einen Moment beide<br />
Augen, dann begann er aufs neue: «Ein<br />
Jahr später war's, genau auf den Tag ein<br />
Jahr! Ich war geschäftlich in London und<br />
wohnte im «Continental». Da ich meine Arbeit<br />
zu einem guten Abschlüss geführt hatte,<br />
kehrte ich in glänzender Laune ins Hotel.<br />
zurück, um mich fürs Theater umzuziehen.<br />
In der Halle war reges Leben. Musik kam<br />
aus der Bar, hundert Lichter brannten. Eine<br />
Situation also, die weder spukhaft noch unheimlich<br />
war. Da ich im vierten Stock<br />
wohnte, wartete ich auf den Lift. Es dauerte<br />
ein Weilchen. Als er endlich kam, hatten<br />
sich eine Menge Leute angesammelt und im<br />
Nun war der Fahrstuhl besetzt<br />
Schon wollte ich mich noch hineindrängen,<br />
da — da sah ich ein milchig-weisses<br />
Gesicht. Ein dunkler, schlanker Herr stand<br />
in der ersten Reihe der Gäste. Er verbeugte<br />
sich spöttisch, seine knochigen Hände machten<br />
dabei eine einladende Geste.<br />
Mit übermenschlicher Kraft versuchte ich,<br />
den Bann, der mich gefangen hielt, zu brechen,<br />
die Glieder wurden mir dabei schwer<br />
wie Blei, alles versank in dichte Schleier<br />
um mich herum — aber in letzter Minute gelang<br />
mir doch noch das Unmögliche: ich<br />
machte kurz kehrt und eilte die Stufen der<br />
Treppe hinauf. Die Beine zitterten mir dabei.<br />
Der Fahrstuhl glitt leise an mir vorbei,<br />
in seinem gläsernen Käfig aufwärts. In der<br />
zweiten Etage hörte ich ihn einen Moment<br />
halten, dann fuhr er weiter. Da plötzlich ertönte<br />
über mir ein unheimliches Knacken,<br />
ein knirrschendes Dehnen und Zerren, dann<br />
kam ein langhinkrachendes Zerreissen —<br />
in der gleichen Sekunde sauste der menschengefüllte<br />
Kasten an mir vorbei in die<br />
Tiefe. Das ganze Haus erzitterte beim Aufschlagen.<br />
Die grässlichen Schreie, die der<br />
eisigen Stille folgten, Hessen mich ohnmächtig<br />
zusammensinken<br />
Nach zwei Stunden war alles wieder vorbei.<br />
Der Hotelverkehr wickelte sich in gewohnheitsmässiger<br />
Ruhe ab. Ich sass in der<br />
Halle, und alle gratulierten mir. Und mit einem<br />
Zynismus, der heute noch an meinem<br />
Herzen frisst, sagte ich halblaut vor mich<br />
hin: «Entwischt, alter Junge — gerade noch<br />
entwischt —!» Der dunkle, schlanke Herr<br />
war übrigens nicht unter den Opfern. Wie<br />
ich erfuhr, war er bereits in der zweiten<br />
Etage ausgestiegen.»<br />
Das Feuer war am Verlöschen. Der Erzähler<br />
sass aufrecht da. Er lächelte ein<br />
kleines Lächeln. Später, als er schon auf<br />
dem Heu lag, drehte er sich nochmals herum<br />
und sagte: «Vergesst den dreizehnten<br />
des kommenden Monats nicht, dann ist's genau<br />
das dritte Jahr »<br />
Und doch hatten wir den Abend in der<br />
Jagdhütte längst vergessen. Die Dinge des<br />
täglichen Lebens hatten die Spukgeschichte<br />
ausgelöscht und verweht Vielleicht hatten<br />
wir wir auch nicht recht daran geglaubt Da<br />
passierte die Sache mit der «Reliance»:<br />
Auf dem Luxusdampfer der Nord-Linie<br />
brach auf unerklärliche Weise Feuer aus. •<br />
Unter den Opfern war auch unser Freund<br />
Mauthner. Die Flammen hatten ihn im<br />
Schlaf überrascht und fast zur Unkenntlichkeit<br />
verbrannt. Alle <strong>Zeitung</strong>en brachten<br />
spaltenlange Berichte. Wir kauften jedes<br />
erreichbare Exemplar. In einem Bericht<br />
fanden wir die kleine Notiz: — kurz vor der<br />
Abfahrt in Southampton war ein dunkler,<br />
schlanker Herr an Bord gekommen, der auf<br />
den Namen Morus telegraphisch eine Kabine<br />
bestellt hatte.<br />
Es war die Kabine neben der unseres<br />
Freundes, wie wir feststellen konnten. H. K.<br />
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Noch sind Tripolis und Avusrennen nicht<br />
vergessen und bilden nach wie vor Gesprächsstoff<br />
für Beteiligte und auch Unbeteiligte.<br />
Wir aber rüsten schon wieder zu<br />
neuem Kampf. Sie werden verstehen können,<br />
, dass gerade ich ganz besonders darauf<br />
•* brenne, mich meinen Gegnern erneut zu stellen,<br />
denn ich hatte ja in diesem Jahre fürs<br />
erste reichlich Pech.<br />
Mein Auto Union-Rennwagen war glänzend<br />
im Schuss, die Maschine so schnell,<br />
wie ich sie haben wollte, der Motor und<br />
alles, was dazu gehört, tadellos. Ich fühlte<br />
mich meinen Gegnern überlegen — und doch<br />
brachten mich in Tripolis, wie auch auf der<br />
Avus unvorhergesehene Zwischenfälle um<br />
den erhofften Sieg. Aber ich bin deshalb bei<br />
Gott nicht entmutigt Im Gegenteil: mit um so<br />
grösserer Zuversicht sehe ich den neuen<br />
Kämpfen entgegen — schliesslich sind wir<br />
ja erst am Anfang der Saison, die bedeutendsten<br />
Rennen stehen noch bevor. Ich denke<br />
jetzt nur an den Grossen Preis von Deutschland,<br />
den Grossen Preis von Belgien, den<br />
Grossen Preis der Schweiz, den Grossen<br />
Preis von Italien, den Grossen Preis von<br />
Spanien, Coppa Acerbo, — abgesehen von<br />
den Bergrennen, die ich ja ganz besonders<br />
liebe.<br />
Ich wurde natürlich in der letzten Zeit<br />
von allen Seiten mit der Reifenfrage bestürmt,<br />
ein Thema, das plötzlich wieder ganz<br />
im Vordergrund des Interesses s'teht. Ich<br />
überlasse es aber lieber den eigentlichen<br />
Fachleuten, sich darüber zu äussern, denn<br />
schon diese sind um eine völlig befriedigende<br />
Antwort verlegen. Eines steht aber fest: die<br />
deutschen Rennwagen erreichten, was Zuverlässigkeit<br />
und Schnelligkeit betrifft, —<br />
selbstverständlich auch unter Verwertung der<br />
neuesten aerodynamischen Erkenntnisse —<br />
einen ungeheuren Vorsprung, dem sich die<br />
Reifenindustrie erst wieder auf Grund der<br />
gesammelten praktischen Erfahrungen anpassen<br />
muss. Dass daran fieberhaft gearbeitet<br />
und dies auch erreicht wird, ist meine feste<br />
Üeberzeugung.<br />
Theorien gibt es m. E. im Rennsport weniger<br />
denn je. Auch Vergleiche hinken. Das sah<br />
man gerade am besten auf der Avus. Mir<br />
wurde allenthalben zum Vorwurf gemacht,<br />
dass ich auf der Avus zu schnell gefahren<br />
wäre und dadurch meinen Sieg verschenkt<br />
hätte. Dem muss ich wiedersprechen. Ich<br />
habe mich im Vortraining überzeugt, dass<br />
die Reifen eine sehr hohe Geschwindigkeit<br />
aushalten und vertraute dieser Erkenntnis.<br />
Ich hatte dann beim Vorlauf im Rennen<br />
selbst Gelegenheit, nochmals die Probe aufs<br />
Exempel zu machen und habe ohne irgendwelche<br />
Schwierigkeiten die schnellste Runde<br />
des Tages mit 259 St./km gedreht, wobei die<br />
Reifen die 5 vorgesehenen Runden tadellos<br />
hielten. Ich bin dann im Hauptlauf bedeutend<br />
verhaltener gefahren — ca. 244/245 km Stunden-Geschwindigkeit,<br />
mit dem Ergebnis, dass<br />
sich schon in der dritten Runde der Protektor<br />
löste. Das gleiche Missgeschick ist mir<br />
dann noch zweimal zugestossen, wodurch<br />
ich natürlich soviel Zeit verlor, dass an<br />
einen Sieg nicht mehr zu denken war.<br />
Meinem Stallgefährten Varzi ging es.nicht<br />
viel anders. Er hatte schon im Vorlauf nach<br />
der vierten Runde Defekt. Seine Reifen hielten<br />
zwar dann im Hauptlauf fünf Runden bis<br />
zum vorgesehenen Wechsel, wobei die Reifen<br />
sich noch im tadellosen Zustand befanden.<br />
Die neu aufgelegten Reifen jedoch waren<br />
dann bei gleichem Tempo nach drei Runden<br />
hinüber, obwohl das Tempo von Varzi und<br />
Fagioli so ziemlich das gleiche war.<br />
Warum also die einen Reifen hielten und<br />
die anderen nicht, wird mir immer ein Rätsel<br />
bleiben. Wenn man eben Pech hat, ist nichts<br />
zu machen, und wer Glück hat, der kann<br />
lachen. Mit dieser Erkenntnis muss man sich<br />
als Rennfahrer ein für allemal abfinden.<br />
Schon in Tripolis verfolgte uns das Pech.<br />
Varzi sah gegen Schluss des Rennens schon<br />
als der totsichere Sieger aus. Bei der 35.<br />
Runde hatte er nach dem offiziellen Zeitprotokoll<br />
über zwei Minuten Vorsprung vor dem<br />
Zweiten (Caracciola) — entgegengesetzt viel<br />
verbreiteter irrtümlicher Darstellungen —<br />
als ihm der Protektor in hohem Bogen absprang<br />
und er nur mit Mühe und Not das in<br />
der Mitte der Strecke errichtete Reifen-Reserve-Depot<br />
erreichte und wechseln musste.<br />
Er erhielt dort einen Reifen mit zu starkem<br />
Profil, der der notwendigen Geschwindigkeit<br />
nicht gewachsen war und hatte nicht nur seinen<br />
grossen Zeitvorsprung eingebüsst sondern<br />
wurde erneut zu verhaltener Fahrt gezwungen.<br />
So konnte er nur als Zweiter das Ziel<br />
erreichen. Das war natürlich auch ausgesprochenes<br />
Missgeschick, gegen das eben<br />
nichts zu machen ist.<br />
Mit diesen Feststellungen will ich keinesfalls<br />
die Siege der anderen irgendwie schmälern.<br />
Ich will damit nur darlegen, dass zu<br />
jedem Rennen auch mit der besten und<br />
schnellsten Maschine eine Portion Glück<br />
gehört<br />
Mick in die Weit<br />
Moderne Stadt im Dschungel.<br />
Kürzlich ist die neue Hauptstadt von Britisch-Rhodesien,<br />
Lusaka, feierlich eingeweiht<br />
worden. Die Stadt ist mitten im Dschungel<br />
Afrikas buchstäblich aus dem Nichts entstanden.<br />
Vor vier Jahren strichen noch die<br />
"wilden Tiere auf ihrem Gebiet herum, bis<br />
die Regierung den Beschluss fasste, eine<br />
neue Hauptstadt Rhodesiens zu schaffen.<br />
Die bisherige Hauptstadt Livingstone lag<br />
nämlich viel zu weit im Süden der Kolonie<br />
und die Verwaltung wurde dadurch stark<br />
kompliziert. Im Jahre 1931 wurde der<br />
Grundstein der neuen Stadt gelegt. Seither<br />
arbeitete man Tag und Nacht, bis das Wunder<br />
inmitten des Urwaldes zur Wirklichkeit<br />
wurde. Es entstand eine ganz moderne Siedlung,<br />
die schon jetzt mehr als zwanzig Kilometer<br />
breiter und schön bepflanzter Strassen<br />
aufweist. Sogar eine aufgerauhte Asphaltdecke<br />
ist auf jeder Strasse vorhanden,<br />
um allen Erfordernissen des Automobilverkehrs<br />
zu genügen. Die Kanalisationsanlagen<br />
sind durchweg erstklassig; ausserdem sind<br />
ungefähr fünfzig Kilometer unterirdischer<br />
Kabelleitungen vorhanden. Die Erbauer Lusakas<br />
sind überzeugt, dass diese komfortable<br />
europäische Stadt inmitten des Dschungels<br />
schon in wenigen Jahren berufen sein wird,<br />
in der Entwicklung des schwarzen Erdteils<br />
eine grosse Rolle zu spielen.<br />
Zahme Schmetterlinge.<br />
Bisher konnte man glauben, dass Schmetterlinge<br />
sich nicht in der Weise beeinflussen<br />
lassen, dass man von einer Zähmung sprechen<br />
kann. Diese Auffassung wird aber von<br />
der Praxis mehr und mehr widerlegt Wenn<br />
man natürlich auch nicht von der Zähmung<br />
in weitgehendem Sinne oder gar von einer<br />
Dressur zu sprechen vermag, so steht doch<br />
fest, dass man gewisse Falterarten allmählich<br />
in einem grossen Grade zutraulich machen<br />
kann. Dabei greift man zu dem Mittel, die<br />
Falter durch Verabreichung von Süssigkeiten<br />
zu zähmen. Ein anderer Fortschritt auf dem<br />
Gebiete der Schmetterlingskunde kann darin<br />
gesehen werden, dass man Stinktiere unter<br />
diesen Geschöpfen festgestellt hat Es war<br />
schon immer bekannt, dass manche Schmetterlinge<br />
angenehme Wohlgerüche von sich<br />
geben. Bei den Düften, die der menschlichen<br />
Nase angenehm sind, wie man sie bei heimischen<br />
Arten an Weisslingen wahrnehmen<br />
kann, handelt es sich um die Anlockung des<br />
andern Geschlechts. Die « Stinktiere » dagegen<br />
1 verwenden den unangenehmen Geruch<br />
als Waffe im Kampf ums Dasein, verschiedene<br />
tropische Arten verbinden den unangenehmen<br />
Geruch noch mit einem unangenehmen<br />
Geschmack, der die Vögel von dem<br />
Fressen dieser Schmetterlinge abhält.<br />
Schwachsinniges Mädchen wird — Gedächtnisphänomen.<br />
Ein seltsames medizinisches Phänomen<br />
wurde in der letzten Zeit an einer Londoner<br />
Klinik beobachtet. Vor einem Jahr<br />
wurde ein junges Mädchen, das seit seiner<br />
Geburt schwachsinnig war und an hysterischen<br />
Angstanfällen litt, in die Klinik eingeliefert.<br />
Man unterwarf sie einer besonders<br />
gründlichen Klar, und die Patientin<br />
begann langsam zu genesen. Die Angstanfälle<br />
wurden immer seltener und hörten<br />
schliesslich vollkommen auf. Gleichzeitig<br />
aber wurde eine erstaunliche Steigerung<br />
ihrer geistigen Fähigkeiten festgestellt.<br />
Nachdem sie vor kurzem als geheilt entlassen<br />
wurde, nahm man mit ihr eine Intelligenzprüfung<br />
vor. Die Ergebnisse waren<br />
verblüffend. Das früher schwachsinnige<br />
Mädchen, löste mathematische Aufgaben<br />
von solcher Schwierigkeit, dass es unter<br />
anderen Umständen jahrelangen Studiums<br />
bedurft hätte, um sie 'bewältigen zu<br />
können. Auch ihr Gedächtnis hat in erstaunlichem<br />
Masse zugenommen. Die Patientin<br />
ist imstande, von einem Buch, das<br />
sie nur einmal gelesen, nachträglich ganze<br />
Seiten aus dem Gedächtnis zu wiederholen.<br />
Die Aenzte halten sie für ein besonderes<br />
Gedäohtnisphänomen, und das Institut hat<br />
beschlossen, das Mädchen auf eigene Kosten<br />
ausbilden zu lassen.<br />
Reise um die Welt in 21 Tagen.<br />
Wie die Panamerican Airways berechnet,<br />
wird eine normale Reise um die Welt nach<br />
der Einrichtung eines fahrplanmässigen Flugverkehrs<br />
zwischen dem asiatischen Manila<br />
und dem amerikanischen San Francisco im<br />
Herbst dieses Jahres genau 21 Tage dauern.<br />
Wenn jemand von New York rund um die<br />
Welt reisen will, braucht er 4% Tage nach<br />
London, 12 Tage von London über Singapore<br />
nach Manila, 3 Tage von Manila bis San<br />
Francisco, und 18 Stunden von San Francisco<br />
bis New York. Es handelt sich aber<br />
dabei nicht um gewagte Kunststücke, sondern<br />
um eine behäbige Reise für jedermann.<br />
Sobald die Europäer ihre schwimmenden<br />
Häfen gebaut und England seine regelmässige<br />
Kolonialroute gelegt haben wird, wird<br />
die fahrplanmässige Zeit auf 8 Tage zusammenschrumpfen.<br />
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Bern, Dienstag, 25. Juni <strong>1935</strong> IV. Blatt der „Automobil-Revue" No. 51<br />
GDEEEP<br />
Unzählige träumen von einem eigenen Besitze<br />
und wäre er selbst noch so klein, weil ja ten in harter Arbeit angelegt wurde, wenn<br />
Wenn dann im Laufe der Jahre der Gar-<br />
«die eigene Scholle» seit jeher das Ziel der die Wasser-Zuleitung gelegt ist, geht man<br />
Sehnsucht des Städters ist!<br />
daran, ein« Möglichkeit des Ueberaachtens<br />
. Auch die im Berufe stehende Frau und die zu schaffen, die zwar anfänglich recht primitiv<br />
ist, nach und nach aber entsprechend<br />
arbeitsüberbürdete Hausfrau sehnt sich mit<br />
J?echt nach ein paar Feierstunden in Luft, verbessert wird.<br />
Licht und Sonne, so dass es einen gewiss , Es wäre — selbst wenn es die Mittel gestatten<br />
würden — sicherlich ein arger Fehler,<br />
nicht wundern kann, wenn die Siedlungs- und<br />
Wochenend-Bewegung von Tag zu Tag im das Wochenendheim (das meist als «Einraum-Hütte»<br />
errichtet wird) ohne allzulange<br />
Zunehmen begriffen ist und eine gewaltige<br />
Anhängerschaft besitzt.<br />
Ueberlegung einrichten zu wollen, weil das<br />
Man merkt dann auch immer wieder, dass<br />
man es in der begreiflichen Freude am Besitze<br />
lernt, gar manche Unannehmlichkeit<br />
und Unbequemlichkeit mit in Kauf zu nehmen,<br />
denn fürs erste handelt es sich ja meist<br />
nur um ein bloß mangelhaft umzäuntes Grundstück,<br />
auf dem bestenfalls eine kleine Hütte<br />
für die Unterbringung der notwendigen Gartengeräte<br />
und der Liegestühle aufgestellt<br />
wird.<br />
9EBTE<br />
2)a& moderne Wochenendhaus<br />
as Haslital<br />
,ö&y(Dj<br />
Studium aller Möglichkeiten zu den allerschönsten<br />
Besitzer-Freuden gehört; man<br />
macht auch immer wieder die Beobachtung<br />
dass nur ein in seinen Einzelheiten genau<br />
überdachtes Wochenendhäuschen, das den<br />
Eigenheiten seiner Bewohner voll und ganz<br />
Aareschlucht<br />
angepasst ist, ein geschlossenes Ganzes<br />
bildet und stellt fest, däss nur dann die<br />
Wände «Behaglichkeit ausstrahlen»!<br />
Man darf nicht vergessen, dass das moderne<br />
«Einraum-Häuschen» Schlafraum und<br />
Wohnzimmer in einem bieten muss, so dass<br />
alles auf das praktischeste eingeteilt sein<br />
soll, wenn einer den anderen nicht behindern<br />
will und der Gesamteindruck ein günstiger<br />
sein soll, um vor allen Dingen auch die Gäste<br />
vor dem Gefühl des «Beengtseins», des «Zuvielseins»<br />
zu bewahren.<br />
Die Schlafstätten müssen also untertags<br />
entweder in Sitzgelegenheiten zu verwandeln<br />
oder derart in Nischen untergebracht sein,<br />
dass sie keinen kostbaren Raum in Anspruch<br />
nehmen.<br />
Unser erstes Bild zeigt die übereinander<br />
angeordneten, mit einem auf Rollen laufenden<br />
Vorhange verdeckten Betten. Auf der<br />
anderen Raum-Seite sehen wir die ebenfalls<br />
durch einen Vorhang abgeteilte Wasohnische,<br />
deren Boden mit Linoleum zu belegen<br />
und deren Vorhang an seiner Innenseite<br />
mit wasserdichtem Materiale aufzulegen<br />
wäre, um nicht — was angesichts der Enge<br />
des verfügbaren Raumes unvermeidlich<br />
wäre — immer durchnässt zu sein.<br />
Ein runder Tisch und gurten-bespannte<br />
Sessel, die auch im Garten verwendet werden<br />
können, sehen sehr nett aus und ein<br />
eingebautes Schränkchen für Flaschen und<br />
Gläser gibt dem holzverkleideten Räume<br />
eine erfreuliche Lebhaftigkeit!<br />
GrÖsster Beliebheit erfreuen sich die aneinanderstossenden,<br />
also eine,«Ecke» bildenden<br />
Lotterbetten, deren Polsterung mit Hilfe<br />
von Griffknöpfen, die man in unserem zweiten<br />
Bilde sieht, derart aufklappbar ist, dass<br />
im Innenraume die Bettwäsche untergebracht<br />
werden kann.<br />
Um die Sitzecke richtig auszufüllen, müsste<br />
der Tisch in diesem Falle viereckig sein.<br />
Wenn keine Lotterbetten, sondern nur einfache,<br />
mit buntem Leinen bespannte, aber<br />
nicht aufklappbare und entsprechend bedeutend<br />
billigere Diwans zur Verfügung stehen,<br />
ist:-es angezeigt, eine Wäschetruhe mit<br />
i ScMeiflackanstrioh vorzusehen, die gleich-<br />
•-- -zeMig' als «Eckpfeiler» dient und dem Ge-<br />
* «amtbilde gewiss wohnliche Behaglichkeit<br />
gibt, die bei Wocheneridhäuschen immer entscheidend<br />
sein sollte.<br />
An eine Seite des Ruhebetfes könnte ein<br />
kleines Schränkehen angestellt werden, das<br />
bloss etwas Wäsche und Badezeug fasst, also<br />
sehr praktisch ist und als Bett-Abschluss<br />
auph gut wirkt.<br />
•Die kleine Waschkoje wird, da die Ruhebetten<br />
bunt bespannt sind, mit einem einfarbigen<br />
Vorhange abgeschlossen, um den<br />
Raum vor unruhiger Wirkung zu bewahren.<br />
Die zu beiden Seiten des Zimmers aufzustellenden,<br />
mit dreigeteilter Polsterung versehenen<br />
sogenannten «Laden-Betten», in denen<br />
die Wäsche sehr leicht untergebracht<br />
werden kann, sehen wir im letzten Bilde<br />
und bemerken hier auch, dass in diesem<br />
Falle die beiderseits des Eingangs vorgesehene<br />
Anlage der Wasch- und Kochnische<br />
mit kleinen Lüftungsfenstern und Vorhangverkleidung<br />
nicht übel gelöst sei.<br />
Reichenbachfall<br />
Im übrigen ist hier jeder sein eigener Berater<br />
und «Erfinder», der längst gute und<br />
schlechte Erfahrungen gesammelt hat, um<br />
sie schliesslich für das eigene Heim im Grünen<br />
zu verwerten. ...<br />
Allenfalls müsste man sich — wenn man<br />
endlich so weit ist, eine kleine Wöcheflendhütte<br />
errichten zu können — über jede Kleinigkeit<br />
der Einrichtung klar sein, um .keine<br />
Enttäuschung zu erleben und nur Freude arn<br />
gelungenen Werke zu haben! R. H.<br />
Aus dem Reich de* THode<br />
Ein ärmelloses .« Trägerkleid > aus Leinen<br />
ist insofern eine wertvolle Bereicherung<br />
der hochsommerlichen Ausstattung, als es<br />
— mit verschiedenen Blusen — immer von<br />
neuem einen vollkommen veränderten Eindruck<br />
macht, also nach dem Wunsche nach<br />
«Verwandlung >, der jede Frau beherrscht,<br />
voll und ganz Rechnung trägt. In unseren!<br />
Bilde zeigen wir das seitlich geknöpfte,<br />
mantelartig verschlossene, also sehr leicht zu<br />
reinigende «Trägerkleid» in Verbindung mit<br />
einer dunklen, aber hell getupften Bluse,<br />
während die kleinen Rahmen-Zeichnungen<br />
noch eine Reihe weiterer Anregungen geben<br />
sollen: etwa die als oberste Figur dargestellte<br />
Kreton- oder Taft-Bluse mit flotter<br />
Masehe als Halsabschluss oder die kleinktrierte<br />
Waschbluse, mit breitem Aufschlagkragen<br />
und losen, kurzen Aermeln oder die<br />
dunkle (marineblaue, dunkelrote, efeugrürie)<br />
hochgeschlossene, rückwärts mit einem<br />
Schlitz versehene Bluse, deren Ausschnitt<br />
und Aermelchen mit weissen, appetitlich<br />
wirkenden Vorstössen versehen sein könnten<br />
(vorletztes Modell) oder endlich die im<br />
letzten Bilde dargestellte pastellfarbene<br />
Bluse.<br />
Man sieht also, dass das «Trägerkleid» für<br />
den Hochsommer in der Stadt und für die<br />
Urlaubsreise fast unentbehrlich ist und in<br />
seiner reizenden Jugendlichkeit gewiss vie^le<br />
Anhängerinnen finden wird, um so mehr als<br />
es späterhin als Hauskleid sehr gute Dienste<br />
zu leisten vermag.<br />
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18 AUTOMOBIL-REVUE <strong>1935</strong> — N" 51<br />
Raschelnder Taft und lustige Tapfen.<br />
Ist das nicht die wiedererstandene Mode<br />
aus Urgrossmutters Tagen? Wahrhaftig, unsere<br />
Künstler lassen sich immer deutlicher<br />
von der reizvollen Mode des vergangenen<br />
schmeicheln und von einer mit einem Blütentuff<br />
gehaltenen «Schmetterlingsmasche» ausgehen,<br />
deren bezaubernde Einfachheit unerreicht<br />
ist.<br />
Eine solche Abendaufmachung, die uns<br />
schon ihres jugendlichen Eindruckes wegen<br />
gefangen nimmt, könnte nicht nur in Taft,<br />
sondern auch in Organdy wiedergegeben<br />
werden, sollte aber auch in diesem Falle mit<br />
einem Taft-Unterkleide versehen sein, um das<br />
prickelnde Rauschen hören zu lassen, das<br />
schon unsere Vorväter reizvoll und verwirrend<br />
fanden...<br />
Weiss ist grosse Mode.<br />
Schon lange hat man nicht so viel weissen<br />
Aufputz auf den Kleidern gesehen. Die Monotonie<br />
und — seien wir aufrichtig — die<br />
Unkleidsamkeit der schwarzen Kleider wird<br />
ohne Ausnahme durch weissen Aufputz gehoben<br />
und dasselbe ist bei den dieses Jahr<br />
so beliebten dunkelblauen Ensembles der<br />
Fall. Weisse Pikee und neues^ens auch<br />
weisse Organdigarnituren werden in verwirrender<br />
Fülle angeboten. Grosse flache<br />
Maschen in unzähligen Variationen, duftige<br />
Gebilde, die halb wie Schmetterlinge, halb<br />
wie Blumen aussehen, kunstvoll arrangierte<br />
Enden, die_ geometrische Figuren erzeugen,<br />
von denen selbst Pythagoras sich nichts<br />
träumen Hessen, zieren die dunklen Kleider,<br />
sitzen am jetzt mehr spitzig gehaltenen Ausschnitt<br />
und lugen unter der Jacke hervor;<br />
diese Auffrischung ist ungemein kleidsam.<br />
Aber der Ehrgeiz der weissen Farbe geht<br />
nach höheren Dingen. Sie ist dieses Jahr<br />
berufen, Capes, Jacken und Dreiviertelmäntel<br />
zu liefern. Und zwar werden diese weissen<br />
Kleidungsstücke nicht nur in Kurorten,<br />
Seebädern oder an der Riviera getragen<br />
werden, sondern auch in der Stadt. Da ist<br />
z.B. eine weisse Pikeejacke, frisch und sommerlich,<br />
die zu einem dunkelblauen Rock<br />
getragen wird. Sie ist in der Taille etwas<br />
eingeschweift, hat kurze Aermel und ist<br />
vorn einreihig mittels grosser dunkelblauer<br />
Knöpfe verschlossen. Ein Offizierskragen<br />
bildet den Halsabschluss.<br />
Auf einem Rock aus schwarzem Satin<br />
wird ein weisses Bolero aus Taft von ungemein<br />
schicker Wirkung sein. Aus einem älteren<br />
Abend- oder Besuchskleid kann man sich<br />
ohne grosse Spesen einen solchen Satinrock<br />
machen und das weisse Taftjäckchen ist<br />
dann die. einzige Ausgabe. Solch ein Kostüm<br />
ersetzt kostspielige Toiletten für sommerliche<br />
Veranstaltungen, es gibt kaum' eine<br />
Gelegenheit, wo man damit nicht genügend<br />
elegant aussehen würde.<br />
Weisse Pikee- und Leinenkleider sind<br />
selbstverständlich auch auf der Liste der<br />
weissen Kleider von <strong>1935</strong>. Häufig sind' sie<br />
mit roten Knöpfen, auch mit roten Steppnähten<br />
geputzt. Dazu werden rot-weiss gestreifte<br />
Jacken getragen, ein sehr fescher<br />
Einfall, der viel Erfolg hat. Weisse Handschuhe,<br />
die einige Jahre hindurch wenigerzu<br />
sehen waren, sind wieder auf der Tagesordnung.<br />
Es gibt jetzt so viele waschbare<br />
Ledersorten, dass man sich nicht vor ihnen<br />
zu fürchten braucht. Der weisse Handschuh"<br />
stimmt mit der weissen Handtasche überein,<br />
die während der schönen Jahreszeit dominiert.<br />
Der dritte im Bunde ist der weisse<br />
Schuh aus Leinen oder Sämischleder, san-,<br />
dalenartig mit Spangen und Ajours,- der ?ip ; ,<br />
Hochsommer ohne Strumpf getragen wir
51 — <strong>1935</strong> ÄUTOMOBII>.REV«<br />
em unvorteilhaftes Zeichen, weil trockene<br />
Haare nicht ausfallen. Im Gegenteil: nur fette<br />
Haare erkranken.<br />
Das Einreiben mit Fetten ist deshalb nicht<br />
geboten, weil fette Haare sehr leicht schmutzig<br />
werden, den Staub verkleben und eine<br />
fette, hässliche Schmutzschicht schaffen. In<br />
Fällen ausnahmsweise trockener Haare kann<br />
man einen oder mehrere Tropfen Brillantine<br />
auf der Kopfhaut verreiben. K.<br />
In der modernen Medizin greift man immer<br />
häufiger bei Ernährungsstörungen der<br />
verschiedensten Art mit Früchtediät ein. Besonders<br />
schöne Ergebnisse wurden mit sogenannten<br />
Apfelkuren erzielt. Allerdings stellen<br />
sich manchmal bedeutende Schwierigkeiten<br />
beim Uebergang auf die gewöhnliche<br />
Kost ein. Wenn sich nämlich der Darm erst<br />
einmal an die Früchte gewöhnt hat, hält es<br />
anfänglich oft schwer, seine Tätigkeit wieder<br />
an die gewöhnliche gemischte Nahrung anzugleichen.<br />
Man muss eben nach den Früchtetagen<br />
nich zuviel einseitige Schleime, Mehlabkochungen,<br />
Breie, Zwieback usw. verabreichen.<br />
Auch grosse Mengen von Vollmilch<br />
eignen sich nicht zur Uebergangsnahrung.<br />
Bei der Früchtekur empfiehlt es sich, in<br />
den ersten Tagen ausschliesslich rohe<br />
Früchte zu geben. Besonders bei Kindern<br />
ist der Erfolg dieser reinen Früchtetage oft<br />
ganz verblüffend. Der Appetit steigt, das<br />
Allgemeinbefinden bessert sich. Da die<br />
Früchte viel Ballaststoffe und schwer verdauliche<br />
Zellulose enthalten, stellen sie<br />
gleichzeitig ein hervorragendes Mittel zur<br />
Anstachelung der Darmtätigkeit dar. Wegen<br />
ihrer Salzarmut sind sie als hervorragendes<br />
Hilfsmittel zur Beseitigung von Schwellungszuständen<br />
aller Art zu betrachten. Der Organismus<br />
des Wassersüchtigen wird schnellstens<br />
ausgeschwemmt, das krankhaft gesteigerte<br />
Gewicht fällt in den ersten Tagen regelmässig<br />
und beträchtlich. Falls bei Kindern<br />
wegen eines etwaigen schwächlichen<br />
•Allgemeinzustandes ein solcher Gewichtssturz<br />
nicht erwünscht ist, empfiehlt es sich,<br />
schon am zweiten Tage 100—600 Gramm<br />
ungezuckerte Buttermilch als Zusatznahrung<br />
zn verabreichen. Auch Mandelmilch und Ei-<br />
"weissmandelmilch sind hervorragende Unterstützungsnahrungen*<br />
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Wie lange soll man nun eine •vorwiegende<br />
Früchtediät geben? Bei Kindern heilen<br />
Darmstörungen in leichteren Fällen schon<br />
am Ende der zweiten Woche, bei schweren<br />
Dickdarmstörungen, die immer wieder zu<br />
Rückfällen neigen, müssen bei Zusatz von<br />
Leber, Fleisch, Eigelb- und Milchprodukten<br />
solche Früchtekuren viel länger durchgeführt<br />
werden. Neben Dannstörungen sind auch<br />
Fälle von Nierenentzündungen und Nierenbeckenerkrankungen<br />
mit Früchtediät zu behandeln.<br />
Bei Nierenkranken können ausserdem<br />
zuckerhaltige Nahrungsmittel als Znsatznahrung<br />
verwandt werden, die bei<br />
Darmerkrankungen wegen der Gärungsvorgänge<br />
besser nicht zur Verabreichung kommen.<br />
Bei der Auswahl der Früchte muss in<br />
erster Linie an rohen Apfelbrei gedacht werden;<br />
er wird sehr einfach hergestellt, indem<br />
man ganz reife, mürbe Aepfel schält, von<br />
Kernen und Kerngehäusen befreit und auf<br />
einer Glasreibe reibt. Von diesem Apfelbrei<br />
gibt man den Kindern zu jeder Mahlzeit 100<br />
bis 200 Gramm, Erwachsenen entsprechend<br />
mehr.<br />
Falls grosser Durst auftritt, empfiehlt sich<br />
als Getränk vorwiegend kalter Tee. Besonders<br />
bei zu Durchfall neigenden Darmkatarrhen<br />
tritt der Erfolg gewöhnlich sofort ein.<br />
Nach zwei reinen Apfeltagen empfiehlt es<br />
sich noch zwei bis drei Tage lang, ehe man<br />
zur Normalkost übergeht, eine eiweissreiche,<br />
gemüselose, milcharme Uebergangsdiät einzuhalten.<br />
Quarkkäse, Fleischbrühe mit Reis<br />
und Fleisch, Bananen, rohes Gelbei mit Zitrone<br />
und Zucker, geringe Schinkenmengen<br />
ohne Brot und Wasserkakao werden den<br />
Hauptbestandteil dieser Uebergangsdiät bilden.<br />
Es steckt eine bedeutende Heilkraft in unseren<br />
heimischen Früchten. Es ist anzunehmen,<br />
dass ihre Auswertung noch wesentliche<br />
Fortschritte macht, da die Anwendung<br />
von Früchtekuren<br />
steckt.<br />
erst in den Anfängen<br />
buntes Mfodei<br />
Energieverbrauch der Hausfrau.<br />
Venova W. Swartz hat für einige Betätigungen<br />
im Haushalt gemessen, welchen Energieaufwand<br />
sie erfordern. Als Versuchspersonen<br />
dienten Frauen zwischen 19 und 33<br />
Jahren. Mit einem Rucksackapparat nach<br />
Benedict wurde die Sauerstoffatmung für<br />
eine gegebene Zeit bestimmt. Auf den Liter<br />
verbrauchten Sauerstoff wurden 4,285 Kalorien<br />
gerechnet Die von ' an Paris<br />
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FEUILLETON<br />
. Die Versuchung<br />
des Joos Utenhoven.<br />
(Fortsetzung von Seite 13.)<br />
Als das ausblieb, -wandte er sich wieder<br />
an Joos Utenhoven: «Ich muss noch einiges<br />
fragen», sagte er. «Wann sind Sie heute früh<br />
aus Ihrer Wohnung fortgegangen?»<br />
«Wie jeden Tag zwischen halb und drei<br />
Viertel neun.»<br />
«Und wie war es mit Ihrer Frau? Hatten<br />
Sie eine Auseinandersetzung? Können Sie<br />
sich ihre Tat, wenn es sich hier um einen<br />
«Ja, ich trat ein —».<br />
«Und dann?»<br />
«Ich habe mich gewundert, dass alles so<br />
still war in der Wohnung —»<br />
, meinte Herr Köpke. Und dann, als<br />
brächte er da gerne einen leichten Ton in die<br />
Vernehmung: «— eben: da staunt der Fachmann,<br />
und der Laie wundert sich —* Bei<br />
alledem aber dachte er: was wird das nun<br />
bloss? — er hat doch etwas vor —?<br />
«Ja, und Sie standen also zunächst im<br />
Flur —?»<br />
Fred Rave nickte. Schweiss trat ihm feucht<br />
und glänzend auf die weisse Stirn — ein Irrlichtern<br />
lag in den dunklen Augen. Die Rechte<br />
Selbstmord handelt, erklären? Hat sie Ab-grifsichten dieser Art jemals geäussert?» Tasche seines Rockes, und dabei wiederholte<br />
jetzt verstohlen niedergleitend ta die<br />
Joos Utenhoven sah noch immer hart, verschlossen<br />
vor sich him Er sagte: «Nein, sie<br />
er: «— ja — ich stand erst im Flur —»<br />
Gespannt, bereit zum Ansprang sass der<br />
war wie immer, war auch nicht im geringsten<br />
Kommissar. Er dachte: Waffe—? Will er sich<br />
anders als an Jedem Tage.»<br />
— oder will er —? Und meinte ruhig, ohne<br />
«Wissen Sie, ob das Mädchen noch in der<br />
dass die Stimme aus ihrem feststellenden<br />
Wohnung war,, als Sie fortgingen?»<br />
Frageton glitt: «— und da haben Sie dann<br />
Der andere zögerte, die Stimme war bedeckt,<br />
als er dann redete: «Ich weiss es nicht,<br />
die Tür, die Sie offen vorgefunden hatten,<br />
offen gelassen? — oder zugedrückt —?»<br />
das Mädchen benutzt ja auch stets den zweiten<br />
Aufgang —. Aber jetzt, wie ich mich besinne,<br />
fällt mir ein, dass meine Frau gestern, Immer noch Bewegten sich seine Finger<br />
«Ich. habe sie zugedrückt —.><br />
wie das Mädchen den Abendtisch abnahm, seltsam tastend, suchend unter dem Tücke<br />
irgend etwas von einem Wege, einer Besorgung<br />
sagte, die sie heute früh gleich machen «Sehen Sie an —», sagte der Kommissat.<br />
der Tasche.<br />
sollte —. So wird sie wohl schon fort gewesen<br />
sein —»<br />
«Nur dass ich so allein war —.» Merkwür-<br />
«Und fiel Ihnen da etwas auf?»<br />
dig, wie die Stimme wieder zitterte. Sein<br />
Herr Köpke sann, die dicke Unterlippe vorgeschoben.<br />
Dann kamen seine Worte, lang-<br />
Taschentuch hatte Fred Rave jetzt hervorgezogen,<br />
hielt es geknüllt, geballt in seiner<br />
sam, tropfend, gleichsam als setze er da<br />
tastend Schritt vor Schritt:<br />
«Und als Sie gingen, haben Sie die Tflr<br />
hinter sich abgeschlossen?»<br />
«Ich —•? Nein. Aber meine Frau hat mich<br />
wie jeden Tag bis an die Tflr gebracht und<br />
hinter mir geschlossen.»<br />
«Das ist sicher?»<br />
«Ganz sicher — ja—»<br />
Mein Gott, mein Gott, dachte das kleine<br />
Fräulein Lissy Erler, während eine dunkel<br />
aufsteigende Angst sie überfiel: jetzt macht<br />
er ein Gesicht, als ob er irgend etwas ausgefunden<br />
hätte, jetzt setzt er an zu seinem<br />
Schlag —<br />
Herr Köpke sagte, wieder Wort um Wort<br />
mit Vorsicht reihend: Dann muss sie also<br />
nach Ihrem Weggehen noch jemand eingelassen<br />
haben, oder es hatte jemand anderer<br />
einen Schlüssel, mit dem er selbst geöffnet<br />
hat —?!» Und plötzlich überfiel sein Blick<br />
Fred Rave — sein Stuhl rückte herum — er<br />
fragte laut und Jäh: «Wie sind denn Sie<br />
hereingekommen —? He?!»<br />
, Aus seinen zitternden, gehöhlten Händen<br />
war der Kopf, das Gesicht gleichwie aus einer<br />
Rechten.<br />
Gift? dachte Herr Köpke, will er damft<br />
zum Munde? — Und sein Gewicht lag federnd<br />
auf dem angespannten Bein, dass er nur loszuspringen<br />
brauchte. Er fragte: «— und was<br />
haben Sie denn dann —?»<br />
Ueber die Stirne strich Fred Rave sich mit<br />
einem Tuche hin, Hess es dann wieder in die<br />
Tasche gleiten — aber da war — da war<br />
doch irgend etwas in der Hand zurückgeblieben<br />
—<br />
«Meine Sachen habe ich hingelegt —*»<br />
sagte die Stimme, in der immer noch diese<br />
verhaltene Erregung bebte, «und an die Tür<br />
zum Salon habe ich geklopft —»<br />
Herr Köpke hob den Kopf, schien nach der<br />
Richtung des Salons zu sehen: «— hier nach<br />
dem Zimmer nebenan —? — oder ist das der<br />
nächste Raum —?»<br />
Aber im gleichen Augenblick war er auch<br />
schon aufgesprungen — hielt diesen Arm —<br />
die Hand, die eben verstohlen in die Falten<br />
zwischen dem Polsterwerk des Ledersessels<br />
hatte gleiten wollen —<br />
Und während sich Fred Rave bleich und<br />
Schale hochschreckend aufgetaucht. So sahwortlos stöhnend unter den derben Griffen<br />
er aus entsetzten, starren Augen auf dendieser kurzen zupackenden Finger, unter der<br />
Kommissar. Die bleichen Lippen formten tonlos<br />
Worte, bebten.<br />
wand, sagte Herr Köpke, der nun selbst ein<br />
Last des vorgeworfenen untersetzten Körpers<br />
wenig ausser Atem war, hart:<br />
«— hereingekommen —?»<br />
«Wer hat Ihnen denn geöffnet?»<br />
«— nein — geben Sie mir nur den Schlüssel<br />
— Sie sparen uns da reichlich Zeit und<br />
Da rührte Fred Rave nur verständnislos<br />
den Kopf, die Augen flatterten taumelnd einher,<br />
als suchten sie ein Ziel, trafen auf Uten-<br />
Er Hess den Abgekämpften und Erschöpf-<br />
Mühe, wenn Sie ihn nicht erst verstecken —!»<br />
hoven — sanken nieder: Die Hände zuckten, ten und trat zu Joos Utenhoven, der wie erstarrt<br />
in Angespanntheit und gebundener Er-<br />
wollten jäh nach etwas Unsichtigem greifen<br />
—<br />
regung mit vorgestrecktem Halse den Kampf<br />
Er stiess hervor: «Die Tür — die Tür war<br />
mitangesehen hatte:<br />
offen, war nur angelehnt —»<br />
«Hier — sehen Sie — ist das Ihr Wohnungsschlüssel?»<br />
Aber die Stimme, die das von sich warf,<br />
Joos Utenhoven hörte kaum. Immer noch<br />
war ohne Kraft und ohne Glauben an die<br />
eigenen Worte.<br />
«Jetzt lügen Sie», sagte der Kommissar.<br />
Der andere klammerte sich fest an den Gedanken,<br />
der ihm einen Ausweg aufzutun<br />
schien. Die Worte jagten: «— wenn ich es<br />
schon sage, es muss jemand vergessen haben,<br />
sie zu schliessen — oder —»<br />
Herr Köpke winkte ab; er sagte ruhig, mit<br />
einem scheinbaren Verlassen seines Stand-<br />
seinen Blick auf dem Zusammengebrochenen,<br />
zog er den Bund aus seiner Tasche. Die<br />
Schlüssel klirrten aneinander, wie er mit flatternden<br />
Fingern den rechten aus der Zahl der<br />
anderen sonderte. Er hielt ihn hin: es war<br />
der gleiche Schlüssel.<br />
Herr Köpke nickte, er schien mit einem<br />
Male gut gelaunt. Den Schnurrbart strich er<br />
sich empor, warf dann den Fund seinem Kol-<br />
punktes:. «Schön, also nehmen wir das an.<br />
legen Schwieger zu: «Gleich Etikett anheften<br />
Man soll kein Dickkopf sein: möglich ist alles<br />
und gut verwahren.»<br />
— nicht?» Er sah um sich, schien Zustimmung Dann stand er wieder neben Rave, sah nieder<br />
auf diesen in sich zerbrochenen Mann,<br />
zu suchen. Aber in seiner Sachlichkeit und<br />
Ruhe blieb, wie er sich jetzt wieder an Fred der dumpf und wie versunken in ein wirres<br />
Rave wandte, doch ein Hinterhalt: Suchen auf das Bärenfell hinunter starrte.<br />
«Die Tür war also nur angelehnt, warum Der Stämmige dachte in einem Anfluge von<br />
soll nicht der Irrtum bei Herrn Utenhoven mitleidiger Ueberlegenheit: Könnte einem im<br />
liegen oder bei irgend jemand, der dann später<br />
noch nach ihm die Tür benützte. Es liegt Mit vorgestreckten Fingern rührte er ihn<br />
Grunde leid tun, so ein dummes Luder —<br />
doch, wenn ich recht taxiere, zwischen Herrn an der Schulter und fragte gutmütig:<br />
Utenhovens Gehen und Ihrem Kommen ein «Wollen Sie jetzt nicht reden, Herr —? Es<br />
Zeitraum von mindestens einer halben wäre doch ganz gut, wenn wir erführen,<br />
Stunde —?»<br />
wieso Sie einen Schlüssel zu der Tür hatten<br />
Fred Rave schwieg. Irgendein Vorhaben — die Sie offen fanden? — Oder kommt jetzt<br />
stieg da in ihm empor, ergriff ihn und erfüllte<br />
ihn.<br />
Der Kommissar stach einen kurzen Blick<br />
nach ihm und fragte weiter: «— und Sie, Sie<br />
traten also ein —?»<br />
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die Geschichte von dem Grossen Unbekannten,<br />
der vielleicht schon vor Ihnen in der<br />
Wohnung war, die Frau ermordet hat und<br />
dann die Türe offen Hess?»<br />
(Fortsetzung folgt)
No 51 - 1985<br />
2)te UUexesscutte £c£e<br />
%cwd<br />
Als die «Mauretania» am 20. November<br />
1907 vor dem schwarzen Wolkenkratzergebirge<br />
von Manhattan auftauchte und langsam<br />
durch den Hafen von New York fuhr,<br />
standen Hunderttausende von Menschen am<br />
Ufer, aus allen Fenstern winkte man, die Sirenen<br />
der Schiffe heulten: die «Mauretania»<br />
hatte in der unerhörten Rekordzeit von kaum<br />
fünf Tagen die Ueberfahrt gemacht, mit einer<br />
Geschwindigkeit von 28 Seemeilen, was bisher<br />
niemand für möglich gehalten hätte. In den<br />
Strassen Londons aber spielten sich zur glei-<br />
Band > für die « Europa »,<br />
Band » ist alles!<br />
Jetzt tritt das neue Italien auf den Plan.<br />
< Rex», schon durch den Namen sum Träger<br />
der höchsten Auszeichnung prädestiniert, soll<br />
das «Blaue Band» erringen. Mussolini hat<br />
es befohlen. Zweimal täglich muss der Kommandant<br />
von der Rekordfahrt nach Rom telegraphieren.<br />
Und er macht es! Mit vier Stunden<br />
schlägt « Rex » die « Europa », wobei al<br />
lerdings dieser Rekord nicht allgemeine An<br />
erkennung findet. Denn «Rex» ist von dei<br />
üblichen Nordstrecke abgewichen, fährt vo<br />
Gibraltar nach New York. Und während noc 1<br />
der Streit der Meinungen über , den Ozea<br />
geht, macht ein vergessenes, einst berühmte:<br />
Schiff seine letzte Ueberfahrt: die «Maure<br />
chen Zeit Szenen ab, die in der späteren Zeit<br />
nur noch beim Waffenstillstand und den<br />
Feiern des « Silberjubiläums » überboten wurden;<br />
die Leute sangen, sammelten sich unter<br />
tania », die unmodern und unrentabel geworden<br />
ist, kommt nach Rosyth, auf den grossen<br />
Hoch-Rufen vor dem Gebäude der Cunardschottischen<br />
Schiffsfriedhof. Dort wird sie jn<br />
Schiffskompagnie, und in der Jubelstimmung<br />
Stücke geschnitten und tonnenweise als Alt<br />
hörte man ämtner wieder zwei Worte: «Blue<br />
metall verkauft. Ein trauriges Ende für eini<br />
Ribbon » — das « Blaue Band! »<br />
Königin! Da hat es die «Lusitania» besser ge<br />
habt, sie ist auf dem Felde der Ehre unter<br />
Das Blaue Band des Ozeans! Für alle seefahrenden<br />
Nationen bedeutet es seit jeher den<br />
gegangen.<br />
höchsten Triumph, die wertvollste Auszeichnung<br />
ihrer seemännischen Tüchtigkeit. Ein<br />
Jetzt ist die « Normandie » über den Ozösu<br />
gefahren, das grösste und schönste Schiff<br />
Stück Romantik hängt daran, wie an allen<br />
das die Menschen bisher erbaut haben. Mi<br />
grossen Errungenschaften. Sie spiegelt sich<br />
einer Geschwindigkeit von fast 30 Knoten,<br />
schon in dem Namen; «Blaues Band», erinnert<br />
das nicht an die Blaue Blume der uner-<br />
über 52 Stundenkilometer, hat sie die klassi-,<br />
sehe Rennstrecke zurückgelegt und damit den<br />
füllten romantischen Sehnsucht? Die Romantik<br />
wird dadurch gesteigert, dass das Blaue<br />
«Ruban bleu» für die Compagnje Generale<br />
Transatiantique und für Frankreich erobert.<br />
Band in Wirklichkeit gar nicht existiert. Es<br />
160 000 Pferdekräfte waren nötig, um dem<br />
ist ein Begriff geworden, der sich von der<br />
Riesenleib von 80 000 Tonnen diese Geschwindigkeit<br />
zu geben. Frankreich jubelt und Ame-<br />
Substanz losgelöst hat. Warum es gerade<br />
«Blaues» Band heisst? Darüber herrscht<br />
rika kennt heute nur eine Sensation: die<br />
keine Klarheit. Mit der ebenso genannten Auszeichnung<br />
des Hosenbandordens, des schwe-<br />
Immer grosser wird die Ritterschaft vom<br />
« Normandie ».<br />
dischen Seraphimenordens oder des russischen<br />
Andreasordens hat es nichts gemein. kühl rechnenden Finanziers, zehntausenden<br />
Blauen Band. Klar denkenden Ingenieuren,<br />
Zum ersten Male erhielt es die « Britannia » Arbeitern schwebt es als lockendes Ziel vor.<br />
im Jahre 1840. Ein Stück amerikanischer Rekordsucht<br />
und neuzeitlicher Sensationslust Epoche wird das Blaue Band vielleicht die<br />
Für die künftigen Geschichtsschreiber unserer<br />
steckt darin. Zweifellos hätte es auch schon seltsamste Mischung von technischem Können,<br />
neuzeitlicher Rekordsucht und Jüngst-<br />
in früheren Jahrhunderten so etwas wie das<br />
Blaue Band geben sollen. Selbst die Direktoren<br />
der heutigen Schiffsgesellschaften werden<br />
vergangener Romantik sein.<br />
zugeben müssen, dass die Phönizier oder Magalhaes,<br />
Vasco da Gama und Columbus grösseren<br />
Anspruch darauf gehabt hätten als die<br />
modernen Ozeanriesen.<br />
Jbvuesa<br />
Seit aber ein tüchtiger Reklamefachmann<br />
für die schnellste Verbindung zwischen Europa<br />
und Nordamerika das magische Blaue<br />
Band erfunden hat, spukt es in den Träumen<br />
aller Menschen herum, deren Schiffe auf dem<br />
Nordatlantik fahren. Das Blaue Band erringen!<br />
Es gilt nur für die Strecke EuroparNew<br />
York, welche in der modernen Schiffahrt die<br />
« Rennstrecke » geworden ist. Für die schnellste<br />
Verbindung mit Südamerika und Ostasien<br />
Werden zwar auch Auszeichnungen verteilt,<br />
aber das sind doch nur Orden zweiter Klasse.<br />
Das Blaue Band dagegen bedeutet mehr:<br />
Ehre, nationalen Triumph, grosses Interesse<br />
(vor allem der Amerikaner) für das schnellste<br />
Schiff der Welt, gute Einnahmen.<br />
Zweiundzwanzig Jahre hat die «Mauretania<br />
» das Blaue Band gehalten, ist sie ungekrönte<br />
Königin der. Meere geblieben. Nur einmal,<br />
während dieser langen Zeit war ihr Primat<br />
bedroht: im April 1912, als das damals<br />
schönste, beste und schnellste Schiff Kurs auf<br />
New York nahm. Die Rekordfahrt der « Titanic<br />
» ist auch ihre Todesfahrt geworden. Wieder<br />
regiert die « Mauretania », ihre vier Kamine<br />
werden von den Seeleuten aller Meere<br />
bewundert, und wenn sie aus dem Hafen von<br />
New York fährt, machen ihr die kleinen<br />
Die ersten Opern hatten keine Ouvertüren,<br />
Entweder wurde gleich mit dem Spiel begonnen<br />
oder man leitete die Opern mit einem<br />
Tusch ein.<br />
Als eine Symphonie von Haydn, bei der<br />
der Komponist selbst am Flügel sass, In London<br />
erstmalig aufgeführt wurde, stürmte, das<br />
vor Begeisterung rasende Publikum nach<br />
vorn, um Haydn zu beglückwünschen. Kaum<br />
hatte sich die Saalmitte, geleert, als der riesige<br />
Kronleuchter herabstürzte. Der Enthusiasmus<br />
der Hörer hatte sie vor dem sicheren<br />
Tode gerettet.<br />
Die siebente Sinfonie von Bruc1
Die Zufahrtsstrassen aus der ganzen Schweiz sind ersichtlich in O. R. Wagners<br />
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laufenden Band präsentiert sein neuestes Erzeugnis:<br />
Masaryk. Ludwig hat eine gewisse Spürnase für<br />
das, was verlangt wird: Schilderungen von Persönlichkeiten.<br />
Mit grosser Geschicklichkeit werden<br />
diese Gespräche wiedergegeben, die auf Schloss LanT<br />
bei Prag in deutscher Sprache mit dem Staatsmann<br />
geführt wurden. Als Gegenstück zu den<br />
«Gesprächen mit Mussolini» ist hier die Gedankenwelt<br />
des grössten Demokraten unserer Zeit festgehalten.<br />
Den Gesprächen geht eine Lebensschilderung<br />
voraus, die mit grosser Gewandtheit und<br />
Lebendigkeit durchgeführt ist und des Lesers volles<br />
Interesse erregt: Der Anfang dieser Schilderung<br />
sei hier wiedergegeben: «Es war einmal ^ein Kut-<br />
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AUTOMOBIL-REVUE <strong>1935</strong> — N°51<br />
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JxrfuUn sue lüeitau&steMwiq. in !Bcussel<br />
Die grosse Weltausstellung in der belgischen<br />
Hauptstadt veranlasst viele Automobilisten<br />
und Motorradfahrer, ihre diesjährige<br />
Ferienfahrt so zu legen, dass Brüssel berührt<br />
wird. In unserem Touristikbüro gehen täglich<br />
Anfragen unserer Leser ein, welche um<br />
Ratschläge und um die Zusammenstellung<br />
besonders lohnender Routen bitten. Wir geben<br />
daher im nachstehenden eingehende<br />
Ratschläge für solche Fahrten wieder.<br />
Die Zu- und Rückfahrt.<br />
Brüssel ist von der Schweizer Grenze rund 550<br />
Kilometer entfernt. Es ist daher zweckmässig, die<br />
Routen so zu legen, dass man nicht allein um des<br />
Zieles willen fährt, sondern dass man auch während<br />
der verhältnismässig langen Zu- und Rückfahrt<br />
Interessantes zu sehen bekommt. Hierzu ist<br />
es vor allem erforderlich, für die Rückfahrt einen<br />
anderen Weg zu wählen als für die Hinfahrt. Ohne<br />
wesentliche Umwege kann man in die Route folgende<br />
Sehenswürdigkeiten einbeziehen: Vogesen,<br />
Verdun mit seinen Schlachtfeldern und Forts,<br />
Aachen, Köln, das Rheintal, Frankfurt am Main,<br />
die neu eröffnete Reichsautobahn nach Darm Stadt,<br />
die «Bergstraese> des Odenwaldes, Heidelberg, das<br />
Neckartal, den Schrwarzwald.<br />
Es ist zweckmässig-, die kürzere und. schnellere<br />
Strecke für die Hinfahrt zu benützen, um dann<br />
die Zeiteinteilung für die Rückfahrt je nach der<br />
Dauer des Aufenthaltes in Brüssel bei der Ausstellung<br />
treffen zu können. Man wird also die zum<br />
Grossteil geradlinigen Strassen Frankreichs für die<br />
Hinfahrt benützen, die Rückfahrt hingegen durch<br />
Deutschland (Rheintal usw.) legen. Diesen Gesichtspunkten<br />
entsprechen auch die nachstehenden Vorschläge.<br />
Natürlich besteht keine Schwierigkeit, die<br />
vorgeschlagenen Routen aus persönlichen Gründen<br />
in der umgekehrten Richtung zu befahren.<br />
Die schnellste Strecke nach Brüssel.<br />
Für diejenigen Touristen, die auf dem schnellsten<br />
Weg nach Brüssel gelangen wollen, kommt<br />
die folgende Route in Betracht, wobei wir als Ausgangspunkt<br />
Basel, das für jeden Schweizer leicht<br />
erreichbar ist, angenommen haben:<br />
Basel - Beifort, 65 km — Lure, 97 km — Luxeuil,<br />
116' km — St. Loup, 127 km — Bains-les-<br />
Bains, 144 km — Darney, 167 km — N'eufchäteau,<br />
215 km — Commercy, 264 km — Verdun, 317 km<br />
— Stenay, 361 km — Sedan, 394 km — Charleville,<br />
415 km — Tremfolois, 434 km — Rocroi, 444<br />
km — Philippeville, 478 km — Charleroi, 540 km<br />
— Waterloo, 537 km — Brüssel, 555 km.<br />
Im Hinblick auf den guten Zustand der Strassen<br />
ist es möglich, diese Strecke Basel - Brüssel in<br />
einem Tag zu befahren. Wer am Samstag nachmittags<br />
wegfährt, wird vielleicht am gleichen Tag<br />
noch bis über Basel hinaus kommen, etwa bis Beifort<br />
oder Lure, der Nordwestschweizer sogar weiter,<br />
so dass sich die am folgenden Tag zu fahrende<br />
Etappe auf etwas über 400 km verringert.<br />
Die kürzeste Fahrt durch die Vogesen.<br />
Auch derjenige Tourist, der möglichst rasch<br />
nach Brüssel gelangen, die "Fahrt jedoch etwas<br />
kurzweiliger gestalten will, kann durch die Vogesen<br />
fahren, da einige gute Strassenzüge hierfür zur<br />
Verfügung stehen. Es sei vor allem auf folgende<br />
Strecke hingewiesen, die als die schnellste Route<br />
durch die Vogesen gilt:<br />
Basel - Mülhausen, 35 km — Thann, 56 km —<br />
Col de Bussang, 731 m, St. Maurice an der Mosel.<br />
90 km — Remiremont, 120 km — Epinal, 148 km<br />
— Nancy, 219 km — Pont-ä-Mousson, 247 km —<br />
Thiaucourt, 265 km — St Benoit, 272 km — Woel,<br />
280 km — Fresnes, 291 km — Verdun, 316 km.<br />
Diese Strecke ist genau gleich lang wie die im<br />
vorigen Abschnitt wiedergegebene Strecke über Beifort<br />
und Lure, doch ist sie etwas kurvenreicher<br />
und erfordert daher eine um etwa eine halbe<br />
Stunde längere Fahrzeit; die Fahrt ist jedoch kurzweiliger.<br />
Die Strasse ist ebenfalls durchwegs sehr<br />
gut. Die Weiterfahrt von Verdun nach Brüssel erfolgt<br />
auf der bereits angeführten Route über Sedan<br />
und Gharleroi.<br />
Eine längere Route durch die Vogesen.<br />
Wer gewillt ist, etwa drei Fahrstunden zuzugeben,<br />
um auf dem Weg nach Brüssel auch gleich<br />
(Fortsetzung folgt)<br />
die Vogesen näher kennen zu lernen, fährt am<br />
besten die folgende Strecke:<br />
!Büdte>0is(A<br />
Basel - Beifort, 65 km — Giromagny, 77 km —<br />
Col du Ballon (Beichensattel), 1178 m, am Fusse Vickj Baum: « Das grosse 1X1 ». Roman. Querido-Verlag,<br />
Amsterdam, 337 S. — Nach der «Helene<br />
des Ballon d'Alsace (Elsässer Belchen, 1250 m),<br />
03 km, landschaftlich sehr schöne Strecke mit zahlreichen<br />
Serpentinen — dann 3 km zurück zur Ab-<br />
grosse 1X1». Thema: Ein Ehebruch; eine<br />
Willfahr» und «Menschen im Hotel» nun «Das<br />
grosse,<br />
weigung der schmalen Strasse nach Masevaux,<br />
115 km — auf der aus dem Krieg berühmten Route<br />
Joffre nach Bitschweiler, 130 km — Thann, 133 km<br />
— Gernay, 139 km — hier beginnt die aussichtsreiche<br />
«Route des Cretes» (Kammstrasse der Vogesen)<br />
— vorbei am Hartmannsweilerkopf (zu Fuss<br />
20 Minuten), 151 km — hinauf zum Grand Ballon<br />
(Grosser Belchen, Sulzer Belchen, 1424 m), Hotel,<br />
162 km, zu Fuss auf die Spitze, 10 Minuten —<br />
Abstieg nach Markstein, 169 km — Gol du Herrenberg,<br />
178 km — Abzweigung der Strasse auf den<br />
Hoheneck (1361 m, 1,5 km, herrliche Aussicht!),<br />
188 km — Col de la Schlucht, 1159 m, 191 km<br />
(das Stück Markstein - Schlucht ist teilweise im<br />
Umbau) — auf der Hauptstrasse (R.N. 417) abwärts<br />
nach Longemer und über den kleinen Col de<br />
Martinpre, 800 m, nach Anould, 218 km — St. Die.<br />
230 km — Luneville, 280 km — Nancy, 309 km.<br />
Diese Strecke ist demnach zwischen Basel und<br />
Nancy um 90 km länger als die im vorstehenden<br />
Absatz beschriebene schnellste Strecke durch die<br />
Vogesen. Die Strecke Nancy - Verdun (siehe oben)<br />
st 97 km lang, die Strecke Verdun - Brüssel 238<br />
km; total Basel - Brüssel demnach 644 km. •<br />
Die Besichtigung der Schlachtfelder von<br />
Verdun.<br />
Bekanntlich tobte während des Weltkrieges ein<br />
erbitterter Kampf um diesen durch zahlreiche Forts<br />
eschützten .Platz. Angreifer wie Verteidiger haben<br />
hier Beweise höchster Tapferkeit und aufopferungsbereiten<br />
Ausharrens geliefert. Zählreich sind noch<br />
die Zeugen dieses furchtbaren Ringens: gigantische<br />
Festungswerke, erheblich zerstört, zerschossene Ortschaften,<br />
die als Mahnmale in ihrem zerstörten Zustand<br />
belassen wurden, Schützengräben, gänzlich<br />
verwüstete Wälder, und Friedhöfe, Friedhöfe von<br />
rschütternden Ausmassen.<br />
Von Verdun aus unternimmt man gewöhnlich<br />
zwei Rundfahrten zur Besichtigung der Forts und<br />
Schlachtfelder: eine westlich und eine östlich der<br />
Maas (Meuse). Die östliche, rechtsufrige Rundfahrt<br />
ist interessanter. Sie führt zum Tunnel • de Tavannes,<br />
zum Fort de Vaux und weiter zu dem berühmten<br />
Fort Douaumont, das in die Hände der<br />
deutschen Truppen gefallen war. Hier sieht man<br />
ausser dem Fort das grosse Gebeinehaus mit dem<br />
Leuchtturm, ein französisches Nationaldenkmal und<br />
in einiger Entfernung die zerstörte Ortschaft<br />
Douaumont. Die Rundfahrt geht weiter zum «Bajonnet-Graben>,<br />
durch den Ravin de la Mort nach<br />
Bras und zurück nach Verdun. Diese östliche Rundfahrt<br />
ist etwa 20 km lang; man benötigt. für dieselbe<br />
einschliesslich der Besichtigungen 2—3 Stunden;<br />
aber auch dann, wenn man nur eine Stunde<br />
zur Verfügung hat. ist die Rundfahrt löhnend.<br />
Die westliche Rundfahrt ist wesentlich länger,<br />
etwa 70 km; die Eindrücke, die sie vermittelt, sind<br />
nicht so ausgeprägt und konzentriert. Trotzdem<br />
kann sie sehr empfohlen werden, da sie durch die<br />
Argonnen führt und mehrere zerstörte und nicht<br />
wieder aufgebaute Ortschaften durchquert werden.<br />
Das Ziel dieser Rundfahrt ist Varennes. Man fährt<br />
zu dem bekannten Kampfplatz «Le Mort-Homme><br />
und allenfalls über Montfaucon (interessant) und<br />
Romagne. In der Nähe von Varennes besichtigt<br />
man den «Abri du Kronprinz», wo sich während<br />
der Kämpfe in diesem Gebiet der deutsche Kronprinz<br />
aufgehalten hat. Die Rückfahrt geht über<br />
Neuvilly oder (lohnender, zirka 10 km weiter) über<br />
La Chalade, Le Claon und Clermont-en-Argonne.<br />
Die beiden Rundfahrten lassen sich auch miteinander<br />
verbinden und in einem Zuge zusammenhängend<br />
befahren, indem man von Bras direkt<br />
gegen Westen fährt, die Maas übersetzt und den<br />
«Mort-Homme» als nächstes Ziel nimmt. Allenfalls<br />
kann man vom «Toten Mann», einer 295 m hohen<br />
Anhöhe, auch direkt nach Verdun zurückfahren.<br />
Zur Besichtigung der Schlachtfelder und Forts<br />
muss man nicht unbedingt in Verdun Standquartier<br />
nehmen. Lohnender ist es jedoch, in Verdun zu<br />
übernachten und mindestens einen halben Taj* in<br />
dieser Gegend zuzubringen.<br />
Rundfahrten in Belgien.<br />
Wer sich in Brüssel aufhält, wird nach Möglichkeit<br />
auch Rundfahrten in Belgien unternehmen,<br />
um dieses Land einigermassen kennen , zu lernen.<br />
In landschaftlicher Hinsicht vermag das Landesinnere,<br />
wenn man von einigen schönen Punkten,<br />
beispielsweise den Grotten von Rochefort, und Hau,<br />
absieht, allerdings wenig zu bieten, hingegen ist die<br />
Meeresküste sehr interessant, insbesondere auch die<br />
grossen, fashionablen Badeorte. Andererseits finden<br />
sich hervorragende Kunstschätze in den zahlreichen<br />
grösseren und kleineren Städten. Wir geben daher<br />
im nachstehenden Vorschläge für Rundfahrten mit<br />
Start und Ziel in Brüssel für einen, zwei, drei und<br />
vier bequeme Tage.<br />
Eintägige Rundfahrt von Brüssel aus: Brüssel -<br />
Malines - Antwerpen (Anvers) - Lierre - Aerschot*<br />
Löwen (Louvain) - Tervueren - Waterloo - Brüs^<br />
sei. 163 km.<br />
Zweitägige Rundfahrt von Brüssel aus: 1. Tag:<br />
Brüssel - Waterloo - Genappe - Les Quatre Bras -<br />
Namur - Dinant - Han - Rochefort (berühmte Grotten)<br />
- Laroche, 218 km. 2. Tag: Laroche - Maahay<br />
- Stavelot - Spa - Lüttich (Liege) - St. Trond -<br />
Löwen (Louvain) - Brüssel, 215 km. Total 433 km.<br />
Dreitägige Rundfahrt von Brüssel aus: 1. Tag:<br />
Brüssel - Waterloo - Nivelles - Braine-le-Comte -<br />
Enghien - Grammont - Audernarde - Renaix -<br />
Tournai, 156 km. 2. Tag: Tournai •- Coürtrai -<br />
Menin - Ypern (Ypres) - Furnes - Nieuport -<br />
Ostende, 144 km. 3. Tag: Ostende - Blankenberghe -<br />
Brügge (Bruges) - Gent (Gand) - Brüssel, 133 km.<br />
Total 433 km. Diese Fahrt lässt sich ebenfalls in<br />
zwei Tagen durchführen; sie schliesst die obensfehende<br />
zweitägige Route nicht aus, da erstere gegen<br />
Osten, die letztere gegen Westen führt.<br />
Viertägige Rundfahrt von Brüssel aus: 1. Tag:<br />
Brüssel - Malines - Antwerpen (Anvers), 48 km.<br />
Besichtigung der Stadt und des Hafens. 2. Tag:<br />
Antwerpen - Breda - Corinchem - Utrecht, 120 km.<br />
3. Tag: Utrecht - Woerden - Bodegraven - Leiden -<br />
Den Haag - Scheveningen - Delft - Rotterdam, 102<br />
km. 4. Tag: Rotterdam - Dordrecht - Willemsdorpmit<br />
der Fähre nach Moerdijk - Roosendal - Bergen<br />
op Zoom - Goes - Middelburg - Vlissingen - mit<br />
der Fähre nach Breskens - Gand - Brüssel, 211 km.<br />
Total 481 km. Diese Rundfahrt führt gegen Norden<br />
durch einen Teil Hollands. Sie lässt sich auch in<br />
drei, allenfalls sogar in zwei Tagen durchführen,<br />
man muss mehrmals Flüsse und einmal einen<br />
Meeresarm auf Fähren übersetzen; dies bietet keine<br />
Schwierigkeiten.<br />
grell aufflackernde Leidenschaft; wenige Tage einer<br />
romantischen Liebe. Personen: Landesgerichterat<br />
Droste, seine Gattin, Frank Davis, Marianne. Ort:<br />
Berlin. Vier Tage, dramatisch, rasch, heiss und<br />
übervoll an Erleben. Da die Frau Landesgerichtsrat:<br />
jung, zart, Mutter zweier Kinder, selbst noch<br />
Kind, aus wohlgeordneten bürgerlichen Verhältnissen,<br />
also unerfahren; eine grosse Liebe bringt<br />
ihr viel Unruhe, Leid, wenige Stunden voller Glück<br />
und den Tod. Da Frank Davis: reicher jungeT<br />
Amerikaner, elegant. Für ihn beginnt diese Liebe<br />
als Spiel, wird Ernst, endet für ihn als Episode;<br />
er reist von Europa ab ohne zu wissen, dass die<br />
geliebte Frau nicht mehr lebt. Da ist Herr Landesgerichtsrat<br />
Droste: verbissen in die Aufklärung<br />
eines Mordfailes, blind für dies, was um ihn vorgeht;<br />
feiert seinen richterlichen Triumph, erleidet<br />
die Bitternis des enttäuschten Mannes und den<br />
Tod seiner geliebten Frau. Da ist Marianne, Drostes<br />
alte Liebe, moderne Architektin, gewandt,<br />
sympathisch, sie ordnet die Trümmer dieser Ehe.<br />
Die Darstellung knapp, meisterhaft atemraubend.<br />
G.
N° 51 - <strong>1935</strong> AUTOMOBIL-REVUE<br />
scher und eine Köchin, die dienten, auf einem der<br />
Gflter des mächtigen Kaisers und schlössen die<br />
Ehe, nachdem die Herrschaft es ihnen erlaubt<br />
hatte; sie durften keinen Entschluss selber fassen,<br />
•weder Ort noch Beruf wechseln ohne Genehmigung<br />
ihres Herrn. So war vor neunzig Jahren in Osteuropa<br />
noch Sitte und Gesetz, das eben im Jahre<br />
jener Eheschliessung, 1849, unter dem Drucke<br />
schwerer Revolten aufgehoben wurde. Ihren ersten<br />
Sohn nannten sie Thomas, und, gerade weil sie<br />
nicht den Apostel meinten, wussten sie nicht, wie<br />
richtig sie sein Wesen trafen, denn es sollte ein<br />
Ungläubig-Gläubiger, ein Forschergeist werden, der<br />
alles von Menschen Ueberlieferte erst untersuchte,<br />
zugleich aber das von Gott Gesetzte hinnahm. Als<br />
ihn die Mutter beten lehrte, und dann das Wenige<br />
zeigte, was sie selber verstand, da betete sie selber,-<br />
ihn aus ihren dumpfen Kreisen dereinst erhaben<br />
zu sehen, und träumte vielleicht davon, er<br />
könnte selber einmal ein Herr werden, wie der<br />
Verwalter des Gutes oder ein Priester. Aber kein<br />
Vorzeichen sagte ihr, dass er mit weissen Haaren<br />
den apostolischen Kaiser in Wien vertreiben und<br />
dann in dessen Schlosse zu Prag sitzen würde als<br />
Herr des Landes und Haupt des Volkes der Tschechen.<br />
Und doch hat sich diese Legende ohne Wunder,<br />
ja, was noch wunderbarer ist, sie hat sich<br />
ohne den zielgesetzten Willen des Mannes zugetragen;<br />
sie war wirklich ein Werk der Vorsehung,<br />
und wer sie in diesem Lebenslauf nicht erkennt,<br />
mag immerhin im Dunkel des Zufalls leben.» In<br />
diesen wenigen Zeilen ist das Leben dieser Persönlichkeit<br />
in grossen Linien gezeichnet. Der Inhalt,<br />
der in die drei grossen Abschnitte: «Denken»,<br />
«Handeln», «Denken und Handeln» eingeteilt ist,<br />
lässt so im unveränderten gesprochenen Wort den<br />
Charakter des Redenden ausführlich aufleuchten,<br />
wie die abenteuerreiche Linie dieses unerhört erfolgreichen<br />
Lebens erkennen. Zu den unmittelbar<br />
fesselndsten Kapiteln gehören: «Wie man im Alter<br />
Revolutionär wird», «Wie man im Alter General<br />
wird», «Wie man einen Staat gründet», die durch<br />
ihre Tatsach'enschilderungen das grösste Interesse<br />
erregen. Eine Photo Masaryks ist dem Buche beigegeben.<br />
G.<br />
Der<br />
Start, das Kurvenfahren und das<br />
Bremsen.<br />
Der Sirassen.<br />
irdreissig Jahren<br />
(Aus der «Automobil-Revue» 1906.)<br />
Ist es nicht überraschend, dass mancher Fahrer<br />
mit einer Garnitur Pneumatiks 4000—5000<br />
Kilometer zurücklegt, wogegen der andere mit<br />
Pneumatiks derselben Marke kaum 1000 Kilometer<br />
hinter sich bringt, obwohl beide Wagen dasselbe<br />
Gewicht und dieselbe Schnelligkeit besitzen? Leichtfertig<br />
ist die Jugend mit dem Wort, aber nicht<br />
nur die Jugend, sondern auch der ältere Automobilist.<br />
Nun gut, wird er sagen, es waren gewiss<br />
dieselben Wagen, dieselbe Schnelligkeit und Pneumatiks<br />
derselben Marke. Nur hat der eine Automobilist<br />
eben Glück gehabt und gute Pneumatiks<br />
erwischt, der andere Pech gehabt und schlechte<br />
Pneumatiks erhalten.<br />
Wer schon einmal in das Getriebe einer grossen<br />
Pneumatikfabrik Einblick genommen hat, wird<br />
wissen, wie wenig stichhaltig eine solche Behauptung<br />
ist. Kein Zweifel, es kann möglich sein, dass einmal<br />
ein Reifen als Ausschussware aus der Form<br />
kommt. In diesem Falle wird das in der Fabrik<br />
gewöhnlich sofort entdeckt und man trifft die<br />
nötigen Vorkehrungsmassregeln, dass ein solcher<br />
Pneumatik nicht in den Handel kommt Des Pudels<br />
Kern liegt ganz wo anders. Die Wagen waren dieselben,<br />
die Pneumatiks waren dieselben, die Pferdekraft<br />
war dieselbe, nur die Lenker waren nicht dieselben.<br />
Man beobachte einmal einen vorsichtigen<br />
Fahrer und dann einen unvorsichtigen Fahrer. Der<br />
ältere, erfahrene Automobilist schaltet vorsichtig<br />
ein; der Wagen kommt nicht plötzlich, sondern<br />
ganz sanft in Bewegung, kaum dass die Tourenzahl<br />
des Motors die Masse des Wagens in Bewegung<br />
setzen kann. Langsam steigert er die Tourenzahl<br />
und wechselt erst im richtigen Augenblick die<br />
Schnelligkeiten. Kommt eine Kurve, wird das Tempo<br />
nicht durch .plötzliches Aufreissen des Gashebels<br />
erhöht, sondern durch sanfte, allmähliche Steigerung<br />
der Tourenzahl. Und ebenso wie der Fahrer<br />
gestartet ist, hält er wieder an, allmählich sanft<br />
bremsend, bis der Wagen förmlich von seihst zum<br />
Stillstand kommt. Betrachten -wir dagegen den unvorsichtigen<br />
Fahrer, so sehen wir, dass er vor der<br />
Abfahrt den Motor auf die höchste Tourenzahl<br />
bringt, indem er den Gashebel öffnet und Vorzündung<br />
gibt. Nun schaltet er ein, indem er die<br />
Kuppelung mit einem Ruck an ihre Stelle bringt.<br />
Wie von der Sehne geschossen springt der Wagen<br />
nach vorwärts und die Pneumatiks werden an der<br />
Anlagefläche förmlich aus den Felgen gerissen.<br />
Kurven bilden für diesen Fahrer kein Hindernis<br />
zu rascher Fahrt Wie ein 'Blitz gebt der Wagen<br />
in die Biegung, die Pneumatiks werden in der<br />
enormsten Weise auf seitlichen Druck beansprucht,<br />
und wenn sie nicht aus den Felgen springen, so ist<br />
das nur ein Verdienst des Pneumatik-Konstrukteurs.<br />
Und nun erst das Bremsen! Fussbremse und<br />
Handbremse werden iplötzlich mit einem Ruck angezogen,<br />
der Wagen knickt förmlich unter dieser<br />
doppelten Bremsung zusammen. Die Wagenräder<br />
schleifen 20, 35 und selbst 30 Meter auf der Erde.<br />
Man Tiecht den verbrannten Gummi in der Luft.<br />
Diese brutale Behandlung muss natürlich ruinös für<br />
die Pneumatiks sein und in 99 von 100 Fällen<br />
kann man darauf wetten, dass es nur der Fahrer<br />
ist, durch den die Lebensdauer der Reifen eine<br />
beschränkte wurde. Langsam und vorsichtig starten,<br />
die Kurven langsam und vorsichtig nehmen, allmählich<br />
und ohne plötzlichen Ruck bremsen, das<br />
ist das Rezept, um seine Peumatiks lange Zeit zu<br />
erhalten.<br />
und Luftverkehr Im Jahre 1950. Ob diese humorvollen Phantasien eines engl. Zeichners<br />
nicht doch noch einmal Wirklichkeit -werden?<br />
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