E_1935_Zeitung_Nr.059
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BERN, Dienstag, 23. Juli <strong>1935</strong><br />
Nummer 20 Rp.<br />
31.Jahrgang - N° 59<br />
ERSTE SCHWEIZERISCHE AUTOMOBIL-ZEITUNG<br />
ZentraJblatt für die schweizerischen Automobil- und Verkehrsinteressen<br />
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Aus der Mappe des Technikers<br />
Fahrgeschwindigkeit und<br />
Benzinverbrauch.<br />
Ueber den Einfluss der Geschwindigkeit<br />
auf den Benzinverbrauch gibt es die verschiedensten<br />
Meinungen. Nicht selten stösst<br />
man z. B. auf die Ansicht, dass der Brennstoffverbrauch<br />
um so niedriger sei, je schneller<br />
man fahre. Denn — so kalkulieren ganz<br />
Pfiffige — wenn ich sehr schnell von A nach<br />
B fahre, läuft der Motor nur kurze Zeit und<br />
kann deshalb nur wenig verbrauchen. Andere<br />
glauben wieder, durch abwechslungsweises<br />
Beschleunigen und Ausrollenlassen<br />
Brennstoff sparen zu können, in der Annahme,<br />
dass der Motor dann nur beim Anziehen<br />
von dem teuren Nass schluckt.<br />
Beides ist falsch. Der Schnellfahrer vergisst,<br />
dass der Motor über die Distanz zwischen<br />
A und B genau gleichviel Umdrehungen<br />
macht, ob man nun rast oder bummelt.<br />
Im ganzen hängt aber der Benzinverbrauch<br />
hier von den Gasladungen ab, die bei der<br />
Gesamtumdrehungszahl des Motors durch<br />
die Zylinder geflossen sind. Das Gas strömt<br />
dem Motor nicht gleichmässig, etwa unter<br />
der Wirkung eines Gefälles, zu, sondern es<br />
wird von den Kolben bei jeder Umdrehung<br />
der Kurbelwelle angesogen. Die Methode<br />
des zweiten' Brennstoffhungerkünstlers jedoch<br />
wird hauptsächlich von der Leerlaufvorrichtung<br />
durchkreuzt, wie wir noch sehen<br />
werden.<br />
Wenn wir von der Grundtatsache ausgehen,<br />
dass es der Brennstoff ist, der die zur<br />
Bewegung des Wagens nötige Energie liefert,<br />
gelangen wir mit einem Schritt zur Erkenntnis,<br />
dass die Brennstoffverbrauchsmenge<br />
auch mit dem Aufwand an Energie<br />
zusammenhängen muss. Wann ist nun zur<br />
Fortbewegung des Fahrzeugs der geringste<br />
Energieaufwand nötig? Zweifellos dann,<br />
wenn sich das Fahrzeug mit kleiner Geschwindigkeit<br />
gleichmässig auf der Ebene<br />
fortbewegt. Jede Beschleunigung und jede<br />
Steigung würden einen Mehraufwand an<br />
Energie verlangen.<br />
Von der Geschwindigkeit ist der Energieaufwand<br />
deshalb abhängig, weil mit ihrer<br />
Zunahme der Luftwiderstand stark ansteigt.<br />
(Die Zunahme des reinen Rollwiderstandes<br />
ist daneben so klein, dass sie praktisch nicht<br />
Die Versuchung<br />
des Joos Utenhoven.<br />
VOM Karl Rosner.<br />
(11. Fortsetzung.)<br />
Leerer war der Saal geworden —<br />
—und unruhiger ihre schlanken, schmälen<br />
Hände, auf deren Spiel er so gerne niedersah,<br />
die er aufnehmen und in seinen Händen<br />
halten und küssen mögen — und blasser, gespannter<br />
das feine Gesichtlein, das sich nicht<br />
hatte merken lassen wollen, was es durchkämpfte<br />
und durchlitt.<br />
Wortlos — den Kopf geneigt, um ihren<br />
Niederbruch in einer letzten Scham vor ihm<br />
zu bergen — hatte sie nach dem Tüchlein getastet<br />
— und dann doch ihren lang verteidigten<br />
Stolz hinsinken lassen und verloren gegeben<br />
— nein: nie — nie hätte sie gedacht,<br />
dass es so werden könnte — denn das war<br />
keine Ehe mehr — und war für sie nur Unglück,<br />
'Qual und Sorge. Schlecht? — nein,<br />
schlecht war er sicher nicht — aber: was<br />
wusste sie denn nooh von ihm! Jetzt dieses<br />
hier — nicht von der Kränkung und Rücksichtslosigkeit<br />
gegen sie wollte sie sprechen.<br />
Aber wer waren diese beiden peinlichen Menschen<br />
gewesen? Geschäftlich müsse er verhandeln,<br />
hatte er gesagt. Was konnte sie ihm<br />
denn noch glauben? Er log doch — log —<br />
fand nichts dabei — log wie ein verdorbenes<br />
Kind — man wusste nie, woran man war.<br />
in Betracht kommt.) Durch wissenschaftliche<br />
Versuche weiss man, dass der Luftwiderstand<br />
nicht nur einfach proportional,<br />
sondern quadratisch mit der Geschwindigkeit<br />
zunimmt. Bei doppelter Geschwindigkeit<br />
z. B. ist der Widerstand viermal so<br />
gross, bei dreifacher Geschwindigkeit neunmal<br />
usw. Bei hohen Fahrgeschwindigkeiten<br />
erfordert die Ueberwindung des Luftwiderstandes<br />
schliesslich den Aufwand der ganzen<br />
Motorleistung. In der Hauptsache ist es<br />
also die Luft, die die Maximalgeschwindigkeit<br />
eines Automobils begrenzt. Von ihrem<br />
hemmenden Einfluss erhält man dabei den<br />
besten Eindruck, wenn man weiss, dass bei<br />
den Rennwagen Segraves und Campbells<br />
nahezu 1000 PS als Gegendruck notwendig<br />
waren.<br />
Danach könnte man annehmen, dass zur<br />
Verminderung der Luftreibung, der dagegen<br />
aufzuwendenden Energie und letzten Endes<br />
des Brennstoffverbrauches eine möglichst<br />
niedrige Fahrgeschwindigkeit, beispielsweise<br />
15 km/St., am günstigsten wäre. Praktisch<br />
verlangt aber noch ein anderer Faktor Berücksichtigung,<br />
nämlich der Wirkungsgrad<br />
des Motors. Dieser zeigt nun aber umgekehrt<br />
ansteigende Tendenz, wenigstens bis<br />
zu einer gewissen mittleren Tourenzahl hinauf.<br />
Dazu kommt noch, dass man bei sehr<br />
langsamer Fahrweise gezwungen wäre, ba'd<br />
mehr, bald weniger Gas zu.geben,, um kleine<br />
Unebenheiten -des Terrains' auszugleichen.<br />
Aus diesen Gründen kann nur einKompTO-'<br />
miss das günstigste Resultat ergeben, Praktisch<br />
hat man festgestellt, dass die /hinsichtlich<br />
des Brennstoffverbrauches vorteilhafteste<br />
Geschwindigkeit etwa bei 35 Stundenkilometern<br />
liegt.<br />
Im übrigen kann man als Faustregel annehmen,<br />
dass der Brennstoffverbrauch immer<br />
ziemlich genau der jeweiligen Stellung<br />
der Drosselklappe entspricht. Wer also mit<br />
halb geöffneter Drosselklappe fährt, indem<br />
er das Gaspedal nur halb niederdrückt,<br />
braucht ungefähr nur halb soviel Brennstoff<br />
als ein anderer, der mit dem gleichen Motor<br />
mit Vollgas fährt. Die Motortourenzahl<br />
spielt dabei unerwarteterweise fast keine<br />
Rolle. Praktisch bedeutet das, dass es rationeller<br />
ist, in einem kleineren Gang mit<br />
wenig Gas eine Steigung zu überwinden, als<br />
sie in der Direkten mit Vollgas zu bezwingen.<br />
Die Regel der Proportionalität der Dros-<br />
Vielleicht dass er jetzt irgendwo an einem<br />
Spieltisch sass und wieder Unsummen vertat<br />
— die nicht mehr da waren — oder dass<br />
sie ihm wieder Kokain oder Morphium verkauften.<br />
Immer noch, während ihre Qual sich so ergossen<br />
hatte, war die Musik gedämpft an<br />
sie herangekommen. Die schmale heiss geliebte<br />
Hand hatte er ergriffen und gehalten<br />
— hatte leise und tröstend wie zu einem hilflosen<br />
Kind zu ihr geredet. Befreiung war dabei<br />
in ihm gewesen: da hatte jetzt das Glück<br />
sich vor ihm aufgetan, dass er nur seine<br />
Hände danach auszustrecken brauchte, um es<br />
zu halten!<br />
Und sie, versponnen in ihre Verzweiflung<br />
und ganz nur bei dem anderen: — gut? —<br />
nein — nichts konnte werden, denn alles war<br />
zerstört und war zerfallen — alles. Nicht<br />
nur Vertrauen und Glauben. Was sie von<br />
ihren Eltern an Vermögen mitbekommen<br />
hatte, war vertan — und zweimal schon<br />
hatte ihr Vater die Schulden für Fred zahlen<br />
müssen, und Auftritte hatte es da gegeben.<br />
Dass sie sich von ihm trennen solle, hatte ihr<br />
Vater verlangt — dass sie zurück nach Hause<br />
kommen solle —<br />
«Und warum hast du dich nicht frei gemacht?<br />
— warum bist du bei ihm geblieben<br />
— Elke-Maria?»<br />
Sie hatte nur den Kopf gerührt — die<br />
schmalen Schultern wie im Frost angezogen.<br />
«Liebst du ihn denn? Kannst du nicht frei<br />
werden von ihm?»<br />
Da hatte sie gesagt: «Was wird aus ihm,<br />
wenn auch ich ihn verfasse?»<br />
selklappenstellung und des Brennstoffverbrauches<br />
erklärt aber auch die scheinbare<br />
Unstimmigkeit zwischen dem katalogmässigen<br />
und dem. praktischen Brennstoffverbrauch.<br />
Der vom Fabrikanten angegebene<br />
Brennstoffverbrauch entspricht der günstigsten<br />
Geschwindigkeit von etwa 35 km'St.<br />
und damit einer Drosselöffnung von etwa<br />
einem Viertel. Welcher Fahrer kann aber<br />
guten Gewissens behaupten, dass er einmal<br />
über eine Strecke von 100 km mit nur r A Gas<br />
gefahren sei? Wohl keiner. Sonst hätte er<br />
eingesehen, dass der Katalogbrennstoffverbrauch<br />
doch nicht übertrieben ist, dass er<br />
vielfach sogar noch unterschritten werden<br />
kann. Dafür aber, dass der Fabrikant eine<br />
günstige und nicht z. B. die schlechtestmögliche<br />
Verbrauchsziffer angibt, wird man ihm<br />
wohl kaum einen Vorwurf machen wollen.<br />
Damit bleibt nur zu erklären, weshalb<br />
sich durch abwechslungsweises Beschleunigen<br />
und Ausrollenlassen des Wagens oder<br />
bei abwechslungsweisem Berg- und Talfahren<br />
kein Brennstoff sparen lässt. Wie bereits<br />
erwähnt, macht hier hauptsächlich die<br />
Leerlaufvorrichtung einen Strich durch die<br />
Rechnung. Man darf nämlich nicht vergessen,<br />
dass der Motor durch die Leerlaufdüse<br />
auch dann Brennstoff erhält, wenn die Drosselklappe<br />
geschlossen ist. Im gewöhnlichen<br />
Leerlauf des Motors bei 3-400 Touren ist die<br />
verbrauchte Menge allerdings nur klein. Sie<br />
nimmt aber beträchtlich zu,_sobald der Motot,<br />
von aussert zwangsläufig auf einer höheren<br />
Tourenzahl gehalten wird, wie es beim<br />
Ausrollen aus. rascher Gangart oder beim<br />
Bergabfahren häufig der Fall ist. Durch die<br />
Pumpenwirkung des Motors steigt in diesem<br />
Fall der Unterdruck im Ansaugrohr stark<br />
an, so dass der Brennstoff mit Gewalt aus<br />
der Leerlaufdüse herausgerissen wird. Der<br />
spezifische Verbrauch erreicht dabei ganz<br />
respektable Höhen und überwiegt unter Umständen<br />
sogar den der Fahrt in der Ebene.<br />
-at-<br />
Einflüsse der Hitze auf den<br />
Motor.<br />
Als unangenehmste Störung wird das Kochen<br />
des Kühlwassers empfunden, von dem<br />
bei heissem Wetter und an langen Steigungen<br />
noch verhältnismässig viele Wagen betroffen<br />
werden. An und für sich besteht<br />
keine Gefahr, wenn der Kühler gelegentlich<br />
Und über ihn war wieder würgend die Erkenntnis<br />
hergefallen: noch immer ist der<br />
andere in ihr!<br />
Die Musiker hatten schon ihre Instrumente<br />
eingepackt, die Kellner waren schon dabei<br />
die Vasen mit den Blumen von den Tischen<br />
abzunehmen, die Lichter da und dort zu<br />
löschen, als auch sie endlich aufgebrochen<br />
waren.<br />
Gegen zwei Uhr war es geworden — Fred<br />
Rave war nicht mehr gekommen.<br />
Still, qualvoll dann der Weg — der Mann<br />
stand zwischen ihnen. Bis an die Tür ihres<br />
Hauses hatte er sie gebracht. Sein letztes<br />
Wort zu ihr: «Ich werde morgen mit Fred<br />
über alles sprechen —»<br />
Es war nicht mehr dazu gekommen.<br />
Denn wenige Stunden später — morgens<br />
—,. als er sich eben fertig machte, hatte ihn<br />
schon das Telephon gerufen:<br />
— sie — ihre Stimme. Erregt und drängend<br />
— unter Tränen: Fred sei ganz spät<br />
gekommen — sei aufgeregt und überreizt gewesen<br />
wie noch nie — * habe sich gleich in<br />
sein Zimmer eingeschlossen und da herumrumort.<br />
Auf all ihr Rufen, Bitten keine Antwort<br />
— nur, dass sie ihn in Ruhe lassen<br />
solle. Und jetzt, soeben sei er plötzlich mit<br />
einem Handkoffer herausgekommen und eilig<br />
ohne Frühstück, ohne irgend.mehr zu sagen,<br />
als dass er verreisen müsse, fortgegangen.<br />
Joos Utenhoven hob den Kopf. Die Hände<br />
lagen fest und greifend um die Knäufe der<br />
Armlehnen seines Sessels: ..<br />
Wir berichten heute<br />
üben<br />
Gegen die Gefahren der<br />
Niveaukreuzungen.<br />
Der Grosse Preis von Dieppe.<br />
21 neue Weltrekorde.<br />
Probleme der Gemischbildung.<br />
Bilder: Seite 8.<br />
etwas Dampf von sich gibt Solange die<br />
Zylinder noch von Wasser umgeben sind,<br />
können sie sich ja nicht viel mehr als auf<br />
100 Grad, der Höchsttemperatur des unter<br />
atmosphärischen Druck stehenden Wassers,<br />
erhitzen. Verdampft aber soviel Wasser,<br />
dass die Zylinder bereits teilweise oder gar<br />
gänzlich trockengelegt werden, was je nach<br />
System und Fassungsvermögen des Kühlsystems<br />
3 bis 15 Minuten erfordert, dann besteht<br />
die Möglichkeit, dass infolge Versagens<br />
der Schmierung schwere Schäden eintreten.<br />
Während bei normaler Fahrt in der Ebene<br />
der Ventilator fast überflüssig ist, hängt bei<br />
Gebirgsfahrten die Temperatur der Kühlanlage<br />
fast vollkommen von seiner Wirkung ab.<br />
Bei Fahrtgeschwindigkeiten unter 30 km'St.<br />
genügt der Fahrtwind nicht mehr allein zum<br />
Wegtransport der Wärme aus dem Kühler,<br />
besonders dann nicht, wenn der Motor in<br />
einem kleineren Gang mit hoher Tourenzahl<br />
und unter voller Belastung läuft, wie es an<br />
einer starken Steigung der Fall ist. Man hat<br />
also allen Anlass, dafür zu sorgen, dass der<br />
Antriebsriemen immer unter der richtigen<br />
Spannung steht. Bei alten Wagen lässt sich<br />
oft eine Neigung zum Kochen einzig durch<br />
Verbesserung des Ventilatorantriebs beseitigen.<br />
Als solche Verbesserung ist z. B. der<br />
Ersatz eines Flachriemenantriebes durch<br />
einen Keilriemenantrieb zu betrachten. Ist der<br />
Ventilator nicht ganz nahe hinter dem Kühler<br />
angeordnet, so bedarf es zur Verbesserung<br />
seines Wirkungsgrades einer trichterförmigen<br />
Luftführung aus Blech. Häufig<br />
kann auch durch bessere Formgestaltung des<br />
Das war damals die äussere Form des Abganges<br />
Fred Raves aus dem Leben Elke-<br />
Marias gewesen — sein Ausscheiden von der<br />
Berliner Szene, auf der er Schulden über<br />
Schulden hinterlassen hatte — Wechsel und<br />
«Ehrenscheine», die er niemals hätte bezahlen<br />
können.<br />
Am Tage nach seinem Verschwinden waren<br />
dann die beiden jämmerlich-feigen, wehleidigen<br />
Briefe von ihm gekommen. Der eine<br />
an die hilflos zurückgelassene Frau: es wäre<br />
ihm nach grossen Spielverlusten in der letzten<br />
Nacht kein anderer Weg geblieben — er<br />
wolle sehen, ins Ausland zu kommen und sich<br />
dort eine Existenz zu schaffen. Er wisse,<br />
wie schwer er an ihr gefehlt hätte — sie<br />
möge ihm in ihrer Güte verzeihen. Und sie<br />
sei jung und würde sich ein neues Leben aufbauen.<br />
Der zweite Brief an ihn: er bitte ihn'<br />
als seinen Freund, dem er so viel verdanke,<br />
er möge alles tun, das Schlimmste — die<br />
Verfolgung durch Gerichte — von ihm fernzuhalten.<br />
Und er möge sich Elmas annehmen,<br />
für die er ja auch Freundschaft — und vielleicht<br />
mehr noch empfinde —<br />
Joos Utenhoven stiess wieder das dumpf<br />
würgende Lachen vor: Feigling und Lump!<br />
Ging flüchtig — und gab da noch aus der<br />
Ferne seinen Segen! — Feigling und Lump<br />
— damals so wie heute —!<br />
Den Sessel schnellte er mit einem Ruck<br />
zurück, sprang auf, schüttelte sich, als risse<br />
er damit dies ganze Netz aus aufgestiegener<br />
Erinnerung, das ihn umstrickt gehalten hatte,<br />
ra Fetzen, würfe es von sich.<br />
^Fortsetzung im «Aatler-Feierabend».)
Windflügels die Kühlwirkung verbessert<br />
werden.<br />
Liegt die Schuld am Heisswerden des Motors<br />
weniger am Ventilator, als vielmehr an<br />
der ungenügend raschen Wasserzirkulation,<br />
so kommt dafür als Ursache eine Verkalkung<br />
der Kühlerkanäle oder eine teilweise Verstopfung<br />
der Verbindungsschläuche durch<br />
aufgelöste Gum'mifetzen oder Quetschungen<br />
in Frage. Zu klein bemessene Querschnitte<br />
sind bei modernen Wagen selten. Bei Pumpenkühlungen<br />
kann es jedoch noch vorkommen,<br />
dass die Pumpe versagt, z.B. dann,<br />
wenn man sie im Winter einmal hat einfrieren<br />
lassen. Steigt bei Motoren mit Thermosiphonkühlung<br />
die Temperatur nach anfänglich<br />
langsamem Anstieg plötzlich sehr rasch,<br />
so deutet das auf Wassermangel. Jede Wasserzirkulation<br />
hört hier nämlich auf, sobald<br />
der obere Wasserbehälter trocken liegt.<br />
Durch sachgemässes Fahren kann man<br />
einer Neigung zum Kochen ziemlich weitgehend<br />
begegnen. Ist man schon einmal gezwungen,<br />
langsamer als 40 km^St. zufahren,<br />
dann suche man nicht trotzdem noch, die<br />
Steigung in der Direkten zu erzwingen. Der<br />
Motor erhitzt sich viel weniger, wenn man<br />
einen kleineren Gang, einschaltet und nun<br />
mit Halbgas fährt, weil so die Wirkung des<br />
nun schneller drehenden Ventilators besser<br />
zur Geltung kommt. Selbstverständlich ist<br />
die Zündung immer soviel vorzustellen, dass<br />
der Motor gerade noch nicht klopft.<br />
Andere Ursachen für ein Heisswerden des<br />
Motors sind verrusste Zylinder, Aussetzer in<br />
der Zündung, ein zu benzinreiches Gasgemisch,<br />
schlecht eingestellte Ventile und eine<br />
verstopfte Auspuffleitung. Auf die Wichtigkeit<br />
genügend grosser Abflussquerschnitte<br />
für die Warmluft unter der Motorhaube<br />
wurde bereits hingewiesen. Als Beweis dafür<br />
kann gelten, dass bei einigen Wagen<br />
schon ein Hochstellen der Motorhaube genügt,<br />
um Ueberhitzungserscheinungen zum<br />
Verschwinden zu bringen.<br />
-s.<br />
Gegen die Gefahren der<br />
Niveaukreuzungen.<br />
Internationale Regelung und Vereinheitlichung<br />
der Zeichen.<br />
Die unheimliche Häufigkeit von Katastrophen<br />
an den Kreuzungspunkten von Strassen<br />
und Eisenbahngeleisen hat, wie bekannt, schon<br />
seit Jahren in allen verkehrsreichen Ländern<br />
die Frage eines wirksamen und systematischen<br />
Schutzes solcher Uebergänge in. den<br />
Vordergrund gerückt; so im besonderen auch<br />
in der Schweiz, als deren Delegierter der<br />
Direktor der Eisenbahn-Abteilung des Eidg.<br />
Post- und Eisenbahndepartements, Ingenieur<br />
Hunziker, an den entsprechenden, unter der<br />
Aegide des Völkerbundes veranstalteten internationalen<br />
Beratungen teilgenommen hat.<br />
Dieser Umstand darf umsomehr hervorgehoben<br />
werden, als in der Tat die schon im<br />
Jahre 1929 erlassene bundesrätliche Verordnung<br />
betreffend den Abschluss und die Signalisierung<br />
von Niveaukreuzungen der Eisenbahnen<br />
mit öffentlichen Strassen und Wegen<br />
(ergänzt durch den Bundesratsbeschluss vom<br />
28. November 1934) in der Hauptsache auch<br />
der nun angestrebten internationalen Regelung<br />
als Grundlage dient. Eine solche erscheint<br />
immer dringender, seit durch die Verwendung<br />
von Schnelltriebwagen auf den<br />
Eisenbahngeleisen und durch den zunehmenden<br />
Motorverkehr auf der Strasse die mit<br />
den Uebergängen verbundene Gefahren noch<br />
gestiegen sind, so dass energische Sicherheitsvorkehrungen<br />
sowohl im Interesse des<br />
nationalen als auch des internationalen Verkehres<br />
unerlässlich werden. Vom Standpunkte<br />
des letzteren aus genügt es nicht,<br />
dass die erforderlichen Vor- und Warnsignale<br />
an sich möglichst klar und praktisch<br />
sind, sondern sie müssen, um keine Verwirrung<br />
aufkommen zu lassen, auch einheitlich<br />
sein.<br />
Eben deshalb befasst sich das Ständige<br />
Eisenbahn- und das Strassenkomitee des<br />
Völkerbundes mit diesem Problem. Daneben<br />
ist ein unabhängiger Unterausschüss eingesetzt<br />
worden, der seine Arbeiten kürzlich beendet<br />
hat, so dass der Moment als gegeben<br />
erscheint, sich mit diesen näher zu befassen.<br />
Nach wiederholten Zusammenkünften in Genf<br />
und nach einer in 21 Staaten veranstalteten<br />
Enquete, die eine sehr aufschlussreiche Dokumentierung<br />
geliefert hat, ist das erwähnte<br />
Problem nun einer internationalen Lösung<br />
nähergebracht worden. In einer einstimmig<br />
angenommenen Resolution wird erklärt, dass<br />
die nun bereits genügend vorbereitete Regelung<br />
der internationalen Vereinheitlichung<br />
der Signalsysteme für den Schutz bei Niveaukreuzungen<br />
Gegenstand eines Konventionsentwurfes<br />
bilden könne, der einer besonderen<br />
internationalen Konferenz zu unterbreiten<br />
wäre. Dieser würden also bereits<br />
bestimmte Vorschläge, die in einem Bericht<br />
des erwähnten Unterausschusses enthalten<br />
sind, vorliegen.<br />
Schon bisher war, durch eine internationale*<br />
Konvention vom 24. April 1926 (ergänzt<br />
durch eine weitere vom 30. März 1931) ein<br />
gewisses einheitliches Signalisierüngssystem i<br />
vereinbart worden, wonach- die Zeichen für<br />
Niveaukreuzungen die Form von Dreiecktafeln<br />
haben müssen, die, wenn es sich um<br />
einen Uebergang mit Barrieren handelt, ein<br />
Gatterzeichen, und bei einer Kreuzung ohne<br />
Schranken, ein stilisiertes Lokomotivbild zu<br />
enthalten haben. Unklarheit bestand allerdings<br />
darüber, welches dieser beiden Bilder bei<br />
solchen Niveauübergängen anzubringen wäre,<br />
die zwar keine Barrieren haben, aber mit*<br />
telst optischer und akustischer Signale besonders<br />
markiert sind. Diese Unsicherheit ist<br />
dadurch behoben worden, dass.man beschloss,<br />
das Gatterzeichen ausschliesslich für Niveauübergänge<br />
zu reservieren, die tatsächlich<br />
durch Barrieren geschützt sind, während<br />
man das Lokomotivbild bei allen anderen<br />
Kreuzungen, ob diese bewacht sind oder nicht,<br />
auf den dreieckigen -Vorsignalen anzubringen<br />
hätte.<br />
Faktisch sind diese Zeichen heute schon<br />
stark verbreitet, wobei jedoch zwischen der<br />
Tatsache und der juristischen Verpflichtung<br />
unterschieden werden muss. Durch die erwähnte<br />
internationale Konvention halben sich<br />
die vertragsschliessenden Teile verpflichtet,<br />
wenn sie solche Zeichen einfuhren, nur die im<br />
Abkommen festgesetzten anzuwenden und<br />
alle anderen auszuschliessen, auch wenn sie<br />
dem gleichen Zwecke dienen. Das Obligatoriurh<br />
betrifft also lediglich die Form und<br />
das Aussehen der Zeichen, schafft aber noch<br />
keine positive Verpflichtung hinsichtlich ihrer<br />
allgemeinen Anwendung. Tatsächlich gibt es<br />
immer noch Staaten, die sogar die Konvention<br />
angenommen, aber trotzdem noch keine<br />
allgemeinen Massnahmen getroffen haben,<br />
ihrerseits die gesetzliche Verpflichtung zur<br />
Aufstellung und Unterhaltung der vereinbarten<br />
Signale vorzuschreiben.<br />
In den Vorschlägen zu der neuen Konvention<br />
wird zwischen 3 Kategorien von Niveauülbergängen<br />
unterschieden, für die jeweilen<br />
ein besonderes Signalisierüngssystem Platz<br />
zu greifen hätte. Es sind dies:<br />
A. Uebergänge mit Barrieren.<br />
B. Uebergänge ohne Barrieren, aber mit automatischer<br />
Signalisierung.<br />
C. .Uebergänge ohne Barrieren und ohne automatische<br />
Signalisierung.<br />
Es mag von Interesse sein, bei diesem Anlass<br />
die Grundsätze darzulegen, die der Unterausschuss<br />
für das Signalisierüngssystem<br />
jeder dieser 3 Kategorien festgesetzt hat. .<<br />
A. Uebergänge mit Barrieren.<br />
Oft' ist die'Erfahrung gemacht wordenV dass<br />
Motörfahrzeügfühfer; ? besonders in"der "Nacht,<br />
r %egen<br />
heruntergelassen« Barrieren in voller Fahrt<br />
anrennen. Dem Komitee erschien daher die Vor-"<br />
schrift unerlässlißh, dass.. die Barrieren nicht nur<br />
in einer auffallenden Weise angestrichen werden<br />
(Rot und Weiss oder Rot und Hellgelb), sondern<br />
dass sie in der Nacht mit rot reflektierenden Glaskörpern<br />
oder mit einem roten Licht versehen oder<br />
durch einen, Scheinwerfer beleuchtet.,sind (rot),<br />
wenn sie nicht offen stehen.<br />
' . ' •<br />
Von verschiedenen Seiten wurde die'Wünschbarkeit<br />
von zusätzlichen Vorkehrungen betont, die-geeignet<br />
sind, die besondere Aufmerksamkeit der<br />
Fahrzeuglenker auf sich zu ziehen. In dieser Richtung<br />
wurden die nachstehenden Vorschläge gemacht:<br />
1. den Rand der schon nach den früheren<br />
Konventionen an solchen Stellen obligatorischen<br />
Dreiecktajfel mit reflektierenden Glaskörpern •> in<br />
weisser oder gelber Farbe zu versehen; 2. längs der<br />
Strasse, auf der Strecke zwischen dem dreieckigen<br />
Vorsignal und dem Uebergang, eine Reihe von Di-><br />
stänzpfählen aufzustellen; 3. bei dem Uebergang<br />
selbst auffallend angestrichene Bretter (Rot und<br />
Weiss oder Rot und Hellgelb) anzubringen. ,'<br />
Das Komitee war der Auffassung, dass nicht<br />
alle obenerwähnten zusätzlichen Verkehrungen bei<br />
sämtlichen Niveauübergängen der Kategorie A vorzuschreiben<br />
seien. Es sprach sich vielmehr dafür<br />
aus, dass auf den Strassen mit starkem motorisiertem<br />
Verkehr mindestens eines der drei vorgeschlagenen<br />
zusätzlichen Signale angewandt werde. Ferner<br />
soll bei Barrieren, die aus der Entfernung bedient<br />
werden (sei es durch einen Eisenbahnbeamten,<br />
sei es auf automatischem Wege), ein akustisches<br />
oder optisches Signal in Erscheinung treten,<br />
das noch rechtzeitig die Strassenbenützer darauf<br />
aufmerksam macht, dass die Barrieren geschlossen<br />
werden.<br />
B. Uebergänge ohne Barrieren, aber mit<br />
automatischer Signalisierung.<br />
Für diese Kategorie gilt, wie bereits erwähnt,<br />
als Vorsignal die Dreiecktafel mit dem symbolischen<br />
Lokomotivbild. Im weiteren aber darf, bei solchen,<br />
gegenüber der ersten Kategorie schon gefährlichem<br />
ren Uebergängen ein zweites Zeichen nicht fehlen.<br />
Dieses besteht in einem knapp vor den Eisenbahnschienen<br />
angebrachten Andreas-Kreuz, und zwar<br />
in einfacher Form, wenn es sich um eine eingeleisige,<br />
und als Doppelkreuz, wenn es sich um eine<br />
AUTOMOBIL-REVUE <strong>1935</strong> -<br />
zwei- oder mehrgeleisige Anlage handelt. Diese<br />
Kreuze sollen einheitlich mit rot-weissem oder rothellgelbem<br />
Anstrich versehen sein, ebenso wie die<br />
Ständer, die sie tragen. Ferner ist unmittelbar vor<br />
dem Eisenbahngeleise ein automatisches Signal anzubringen,<br />
das vor dem anfahrenden Zug warnt.<br />
Es muS8 bei Tag und Nacht aus einem oder mehreren<br />
Blinklichtern in roter Färbe bestehen, die<br />
den Strassenbenützern kategorisches «Halt» gebieten<br />
und ausserdem von einem akustischen Signal<br />
begleitet sein muss. Auf Strassen mit starkem Motorfahrzeugverkehr<br />
ist dieses System noch durch<br />
ein weisses Blinklicht bei freiem Uebergang oder<br />
durch eine der drei obgenannten zusätzlichen Vorkehrungen<br />
zu ergänzen.<br />
C. Uebergänge ohne Barrieren und ohne<br />
automatische Signalisierung.<br />
"Während bei den Kategorien A und B keine<br />
Vorschriften hinsichtlich der Sichtbarkeit des Eisenbahngeleises<br />
für die Strassenbenützer gemacht<br />
werden — deren Fehlen dort eben durch die Signalisierungsmassnahmen<br />
genügend korrigiert sein<br />
dürfte —, stellt sich diese Frage anders für die<br />
Uebergang«, die weder Barrieren noch automatische<br />
Signalisierungsanlage besitzen. Hier ist es<br />
von grösster Bedeutung, dass der Tahrer den herannahenden<br />
Zug sieht und damit Zeit findet,<br />
vor der Ueberguerung der Kreuzung zu stoppen<br />
oder noch rechtzeitig auf die andere Seite zu kommen.<br />
Zu der Vorschrift, dass auch diese Uebergänge<br />
durch die Dreiecktafel mit der Lokomotive<br />
und das Kreuzsignal gekennzeichnet sein müssen,<br />
kommt hier noch die weitere eines Ergänzungssignales<br />
durch ein Blinkfeuer von Orange-Farbe<br />
oder der Anwendung eines der wiederholt genannten<br />
zusätzlichen Zeichen hinzu.<br />
Obligatorisch sollen die hier dargelegten<br />
Vorkehrungen bei Uebergängen von Strassen<br />
Über Geleise von Hauptbahnen sein. Für Lokal-<br />
und Strassenibahnen empfiehlt das Komitee<br />
grundsätzlich das gleiche System; immerhin<br />
sollen die Regierungen- hier befugt<br />
sein, eventuell gewisse Vereinfachungen vor-<br />
Dreyfus (Alfa Romeo) gewinnt das Rennen<br />
der Wagen über 1500 ccm vor Chiron (Alfa<br />
Romeo) und Wimille (Bugatti). — Ruesch<br />
Fünfter. — Fairfield (E.R.A.), siegt im Klein<br />
wagen-Rennen.<br />
Wie erwartet ist der Grosse Preis von<br />
Dieppe zu einem weiteren Erfolg der Scuderia<br />
Ferrari geworden, die mit Chiron und<br />
Dreyfus die beiden ersten Plätze belegte.<br />
Etancelin, den man mit besonderer Spannung<br />
erwartete und dessen neuen 4,5 Liter Maser<br />
rati man auch gerne auf der Rundstrecke<br />
von Dieppe gesehen hätte, musste leider forfait<br />
erklären, da seine Maschine scheinbar<br />
noch an den Folgen des Grossen Preises der<br />
Marne leidet und bis jetzt nicht wieder bereit<br />
gestellt werden .konnte. Zum Glück ist es<br />
dem Organisationskomitee aber in letzter<br />
Stunde gelungen, Wimiile und Benoist, beide<br />
auf Bugatti, zu verpflichten, denn ersterer<br />
war der einzige, der das Tempo der Alfa Romeo-Fahrer<br />
zu halten vermochte und der gegen<br />
die Uebermacht des italienischen Rennstalles<br />
ein bestechendes Rennen lieferte. Dabei<br />
muss noch berücksichtigt werden, dass<br />
Wimille wegen verspäteter Ankunft der Bugatti-Maschinen<br />
keine Möglichkeit mehr besass<br />
zu trainieren und sich rechtzeitig mit<br />
der Strecke vertraut zu machen. Aus diesem<br />
Grunde ist seine Leistung doppelt beachtenswert.<br />
• Wimille ist es letzten Endes auch zu.yer-<br />
| danken, wenn der Verlauf der ganzen Vef-<br />
Iänstaltuhg interessante und abwechslungsreiche<br />
Momente bot, denn das gesamte übrige<br />
Feld ist von den Spitzenfahrern mehrere<br />
Male überrundet worden.<br />
Das Rennen der kleinen Wagen bestätigte<br />
erneut die hohe Klasse der E.R.A.-Maschinen,<br />
indem Fairfield mit einem 1100 ccm Fahrzeug<br />
gegen fast durchwegs grösser dimensionierte<br />
Motoren, den .Lauf für sich entschied, nachdem<br />
Seaman und Mays, beide ebenfalls auf<br />
E.R.A,, zeitweise das Feld anführten, aber<br />
dann durch Maschinenschaden ausschieden.<br />
Das Training,<br />
das für Freitag und Samstag je von 6 bis %8 Uhr<br />
angesetzt war, brachte trotz der frühen Stunde<br />
schön zahlreiche Zuschauer an die Rennstrecke. Da<br />
Etancelin und Zehender forfait erklärt hatten, und<br />
die* für sie eingesprungenen Bugatti-Fahrer Wimille<br />
und Benoist noch gar nicht erschienen waren,<br />
konzentrierte sich natürlich das Hauptinteresse<br />
auf Chiron und Dreyfus, die gleich von Anfang<br />
an ein flottes Tempo vorlegten und beide den<br />
vOn.Lehoux gehaltenen, Rekord aus dem Jahre 1933<br />
mit 3 Min. 41 Sek. (Mittel 129,217 km/St.) beträchtlich<br />
unterboten. Chiron, der immer noch an den<br />
Folgen einer Grippeerkrankung leidet, drehte eine<br />
Runde in 3:32,1 (Mittel 138,33 km/St.), während<br />
Dreyfus auf 3:33,8 (Mittel 137,231 km/St.) kam.<br />
An dritter Stelle folgte Lehoux mit seinem von<br />
Villapadierna erworbenen Maserati mit 3:37,6.<br />
Auch Farina machte einen ausgezeichneten Eindruck<br />
mit 3:40,9 (Mittel 132,820 km/St.). Alle übrigen<br />
Fahrer blieben unter 130 Stundenkilometer:<br />
Featherstonhaugh 3:46,1; Ralph 3:58,5; Clifford<br />
4:01,2; Ohaude 4:09,4; Shuttleworth 4:13; Brunet<br />
4:22,2; Martin 4:45,8 und Eccles 4:58,1.<br />
Im Verlaufe des Tages erwartete man vergeblich<br />
die Ankunft der beiden Bugatti-Maschinen für Wimille<br />
und Benoist.<br />
Bei den kleinen Wagen (Klasse bis 1500 com)<br />
war am ersten Trainingstag Fairfield (E.R.A.)<br />
der Schnellste. Seine beste Rundenzeit lautete<br />
3:52,1 (Mittel 126,411 km/St.). Der Engländer ist<br />
bis dahin auf dem Kontinent wenig bekannt; doch<br />
dass mit ihm in Zukunft in den Rennen der 1,5-<br />
Liter-KIasse zu rechnen sein wird, konnte man aus<br />
seiner glänzenden Fahrweise bald ersehen. Auf der<br />
Insel Man hat er im Mai das Mannin-Beg-Rennen<br />
gegen schärfste einheimische Konkurrenz gewonnen<br />
und Fahrer wie, Dixon stark distanziert.<br />
Ausgezeichneten Eindruck hinterliessen auch<br />
Lord Howe, der mit seinem zehnjährigen Delage<br />
nur 3:54,7 benötigte. Ebenso war man von den<br />
vorzüglichen Leistungen von Bira überrascht. Man<br />
hatte bis jetzt noch nicht viel von einem Bira gehört<br />
und erfuhr dann, dass sich hinter jenem<br />
Pseudonym der Name eines siamesischen Prinzen<br />
verbarg.<br />
Mays, Seaman, Rovere und Cook erledigten die<br />
Strecke mit rund 120 Stundenkilometer Durchschnitt.<br />
Mme. Stewart, die den neuen Derby ins<br />
Treffen führte, kam auf 4:39,9 und war trotz sehr<br />
vorsichtiger Fahrt immer noch schneller wie Rayson,<br />
dem scheinbar die nötige Rennerfahrung noch<br />
fehlt.<br />
Auch am Samstag, herrschte wieder reger Betrieb<br />
auf der Piste' von Dieppe. In Abwesenheit von Ghiron<br />
brach Dreyfus dessen Rundendrekord vom Vortage<br />
gleich zu Beginn des Trainings mit 3:29,6<br />
(Mittel: 139,98 km/St.). Auch, die übrigen Fahrer<br />
zunehmen. Für die Strecken von Lokal- und<br />
Strassenbahnen, die durch Ortschaften hindurchgehen<br />
wäre die Regelung den kompetenten<br />
Behörden jedes einzelnen Landes zu<br />
überlassen.<br />
Ausser diesen Vorschlägen, die, wie gesagt,<br />
durch eine neue Konvention verwirklicht<br />
werden sollen, wurden von dem Komitee,<br />
sowie den anderen sich mit dieser Frage<br />
befassenden Völkerbundsausschüssen eine<br />
Reihe von Wünschen geäussert. Diese gehen<br />
selbstverständlich vor allem dahin, dass bei<br />
der Anlage neuer Eisenbahnlinien Niveauübergänge<br />
vermieden, im übrigen die bestehenden<br />
möglichst abgeschafft, beziehungsweise<br />
durch Unter- oder Ueberführungen<br />
ersetzt werden.<br />
Sportnachrichten<br />
Die Rundrennen von Dieppe.<br />
wurden durchwegs schneller, und nur wenige btf»<br />
nötigten für die 8,1 km lange Strecke mehr wie<br />
4 Minuten. Unser Schweizer Ruesch war mit von<br />
der Partie und erledigte seine schnellste Runde in<br />
3:47,3 (Mittel: 129,08 km), womit er die fünftbeste<br />
Zeit aufstellte.<br />
Wimille und Benoist waren ohne ihre Gefährte<br />
erschienen. Letztere wurden am Freitag abend von<br />
Molsheim weggesandt, so dass die beiden Franzosen<br />
ohne jegliche Trainingsgelegenheit ins Rennen<br />
gehen mussten. Wimille war die Rundstrecke allere<br />
dings von früher her bekannt, doch hatte sie Benoist<br />
noch nie befahren. Lord Howe stellte letzterem seinen<br />
3,3-Liter-Bugatti zur Verfügung, doch konnte<br />
Benoist nur wenige Runden ziehen.<br />
Bei den kleinen Wagen unterbot Seaman den<br />
Rekord von Fairfield mit 3 :42,9 und war mit einem<br />
Durchschnitt von 131,638 km/St, schneller wie manche<br />
dreilitrige Maschine. Dann folgten Mays mit<br />
3 : 44,9, Bira mit 3 :54, Maillard-Brune mit 3 : 55,6<br />
und Veyron mit 3:56,3. Nach diesen Ergebnissen<br />
war kaum mehr an einem E.R.A.^Sieg zu zweifeln,<br />
derweil bei den cGrossen» die Scuderia Ferrari mit<br />
Chiron und Dreyfua wohl nicht zu schlagen waren.<br />
Das Rennen der Klasse 1500 ccm,<br />
das am Samstag nachmittag zur Austragung ge«<br />
langte und über eine Zeit von zwei Stunden führte,<br />
vereinigte 19 Piloten: Fairfield (E.R.A.), Mays<br />
(E.R.A.), Seaman (E.R.A.), Lord Howe (Delage),<br />
Bira (E.R.A.), Cook (E.RA.), Rovere (Maserati),<br />
Veyron (Bugatti), Hertzberger (M.G.), Berrone (Maserati),<br />
Guilbaut (Bugatti), Rayson (Bugatti), Bäumer<br />
(M.G.), Thorpe (Frazer Nash), Mme Stewart<br />
(Derby), Dubois (Bugatti), Eccles (Bugatti), Maillard-Bruhe<br />
(M.G.), Breillet (Salmson).<br />
Der Schweizer Ruesch konnte'in dieser Klasse<br />
leider nicht an den Start gehen, da seine Maschine<br />
eine Woche vorher im Training zum Grossen Preis<br />
von Albi einen Getriebeschaden erlitten hatte und<br />
die Zeit nicht ausreichte, das Fahrzeug wieder in<br />
Ordnung zu stellen.<br />
Punkt 16 Uhr donnern die Wagen davon. Das<br />
Wetter ist ziemlieh ungünstig; ein heftiger Wind<br />
fegt über die Piste und treibt schwarze Wolken<br />
vor sich hin, die sich jeden Augenblick zu entladen,<br />
drohen.<br />
Die erste Runde wird mit einem Durchschnitt,<br />
von 125 km/St, erledigt; Seaman führt knapp vor<br />
Mays; Rad an Rad rasen sie an der Tribüne vorbei.<br />
Die Nachfolgenden: Lord Howe, Veyron, Rovere<br />
und Bira, sind bereits leicht zurückgefallen.<br />
Doch schon in der folgenden Runde hat sich das<br />
Bild geändert. Bira, der kleine siamesische Prinz,<br />
hat Rovere, Veyron und Lord Howe hinter sich gebracht,<br />
und nun liegen drei E.R.A.-Maschinen an<br />
der Spitze. Die Ueberlegenheit dieses englischen Erzeugnisses<br />
kommt deutlich zum Ausdruck.<br />
Bereits sind zwei Fahrer ausgeschieden: Mme<br />
Stewart mit ihrem neuen Derby und Breillet auf<br />
Salmson.<br />
In der fünften Runde bleibt Seaman aus, und<br />
Mays liegt nun 1:05 vor Bira, der von Lord Howe<br />
stark bedrängt wird. Prinz und Lord hetzen sich<br />
gegenseitig, und die Folge ist, dass beide an den<br />
Boxen vorfahren müssen, um die Zündkerzen auszuwechseln.<br />
Aber während bei Bira alles glatt vor<br />
sich geht und er nach wenigen Sekunden die Fahrt<br />
wieder aufnehmen kann, verliert Lord Howe soviel<br />
Zeit, dass er das Rennen in der Folge aufgibt.<br />
Inzwischen eind im Fahrerfeld einige Verschiebungen<br />
eingetreten. Während Mays immer noch<br />
führt, hat sich sein MaTkenkollege Fairfield auf<br />
den zweiten Platz vorgeschoben, gefolgt von Berrone,<br />
Veyron, Bira, Cook und Rayson. Der Abstand<br />
zwischen dem Ersten und dem Mittelfeld<br />
wird immer grösser. Mehr wie zwei Minuten ist<br />
der Vonsprung des Spitzenfahrers; aber in der 14.<br />
Runde muss er neue Kerzen einsetzen lassen und<br />
benützt diese Gelegenheit auch dazu, um Brennstoff<br />
und Oel nachzufüllen. Merkwürdigerweise<br />
dauert die ganze Angelegenheit mehr wie fünf Minuten.<br />
Mays dreht noch eine Runde und scheidet<br />
nachträglich durch Kolbenbruch aus.<br />
Durch den Ausfall von Mays ist Farrfield in<br />
Führung gekommen, gefolgt von Veyron, Bira,<br />
ook, Berrone, Rayson, Hertzberger, Rovere und<br />
Guilbaut. Zwischen dem Zweiten und Dritten entwickelt<br />
sich ein erbitterter Zweikampf, dem der<br />
Franzose in der 28. Runde unterliegt Nun bleibt<br />
die Reihenfolge der Piloten bestehen. Rovere, der<br />
den kleinen 1,1-Liter-Maserati steuert, der bekanntlich<br />
mit Furmanik den Rekord über den fliegenden<br />
Kilometer mit 222,634 km/St, hält, dreht noch kurz<br />
vor TorecMuss die schnellste Runde mit 3:47,5 (Mittel<br />
129,597 km/St.).<br />
Das Klassement:<br />
1. Fairfield (EJl.A.) in zwei Stunden 243,9*6<br />
km (Mittel 121,973 km/St.); 2. Bira (E.R.A.)<br />
•242,096 km; 3. Veyron (Bugatti), 241,502 km; 4.<br />
Cook (E.R.A.) 238,854 km; 5. Berrone (Maserati)<br />
237,5. km; 6. Rayson (Bugatti) 231,81 km; 7.<br />
Hertzberger (M. G.) 230,226 km; 8. Rovere (Maserati)<br />
228,121 km; 9. Guilbert (Bugatti) 219,8 km.<br />
Schnellste Runde: Rovere (Maserati).<br />
3:47,5 (Mittel 129,597 km/St).<br />
Das Rennen der «Grossen»<br />
war für Sonntag um 14 Uhr 15 angesetzt und<br />
ging über drei Stunden Zeit. Das Wetter gestaltete.<br />
sich besser wie am Vortage; allerdings<br />
blies auch jetzt ein ziemlich kühler<br />
Wind, doch die Sonne vermochte hie und da<br />
durch die dichten Wolken durchzudringen
59 - <strong>1935</strong> KCTUD<br />
und strahlte eine wohltuende Wärme über<br />
die zahlreich erschienenen Besucher aus.<br />
Kurz vor 14 Uhr wurden die Boliden auf<br />
die Piste gerollt und in nachstehender Startreihenfolge<br />
aufgestellt:<br />
Lehoux Chiron Dreyfus<br />
(Maserati) (Alfa Romeo) (Alfa Romeo)<br />
Wimille<br />
Farina<br />
(Bugatti)<br />
(Maserati)<br />
Lord Howe<br />
(Bugatti)<br />
Featherstonhaugh<br />
(Maserati)<br />
Benoist<br />
(Bugatti)<br />
Shuttleworth<br />
Ruesch<br />
(Alfa Romeo)<br />
(Maserati)<br />
Martin Raph Eccles<br />
(Bugatti) (Alfa Romeo) (Bugatti)<br />
Clifford<br />
Brunet<br />
(Maserati)<br />
(Maserati)<br />
Leith<br />
Chaude<br />
(Bugatti)<br />
(Bugatti)<br />
Chiron übernimmt gleich vom Start weg<br />
die Führung vor Farina, Dreyfus, Wimille,<br />
Lehoux und setzt ein flottes Tempo vor, Indem<br />
er die Startrunde mit einem Mittel von<br />
132 km/St, hinter sich bringt. Farina kann<br />
seinen zweiten Platz nicht lange halten und<br />
muss schon nach wenigen Kilometern Dreyfus<br />
weichen, während Lord Howe nach der<br />
ersten Runde an den Boxen vorfährt, um die<br />
Kerzen auswechseln zu lassen. Wimille, der<br />
zu Beginn des Rennens noch hinter Farina<br />
lag, geht an diesem vorbei und verweist ihn<br />
auf den vierten Platz. Damit haben sich die<br />
drei schnellsten Fahrer vom übrigen Feld<br />
losgelöst. Die Entfernung zwischen der Spitzengruppe<br />
(Chiron, Dreyfus und Wimille)<br />
und dem Mittelfeld wird immer grösser.<br />
Benoist, der zweite Bugatti-Fahrer hat bereits<br />
wegen Kerzendefekt aufgegeben. Er<br />
fuhr das erste Mal auf dieser Piste ohne genügendes<br />
Training und konnte somit sein<br />
Können keineswegs ganz entfalten.<br />
In der vierten Runde übernimmt Dreyfus<br />
das Kommando, doch bleiben die beiden<br />
Scuderia Ferrari-Fahrer immer dicht beisammen<br />
und Wimille folgt ihnen mit 10 bis 15 Sekunden<br />
Abstand. In der sechsten Runde gibt<br />
letzterer beim Vorbeifahren an seiner Boxe<br />
ein Zeichen. Irgend etwas scheint mit seiner<br />
laschine nicht in Ordnung zu sein, aber er<br />
hält nicht an. Hinter ihm liegen in einiger<br />
Entfernung Farina, Lehoux, Shuttleworth,<br />
Raph und Ruesch. Die elfte Runde bringt<br />
Farina an die Boxen und Lehoux rückt damit<br />
auf den vierten Platz vor, während Chiron<br />
und Dreyfus ihre Plätze erneut vertauschen.<br />
Klassement nach der 1. Stunde:<br />
1. Chiron (Alfa Romeo), 134,888 km; 2. Dreyfus<br />
(Alfa Romeo), 5 Sek. zurück; 3. Wimillie (Bugatti),<br />
12 Sek. zurück; 4. Lehoux (Maserati), 1 Min. 40<br />
Sek. zurück; 5. Shuttleworth (Alfa Romeo); 6. Raph<br />
(Alfa Romeo); 7. Ruesch (Maserati); 8. Brunet (Maserati).<br />
In der 20. Runde muss Lehoux wegen<br />
Brennstoffverlustes auf offener Strecke anhalten<br />
und auf die Weiterfahrt verzichten.<br />
Dadurch rücken Shuttleworth, Raph, Ruesch<br />
und Brunet je einen Platz nach vorn. Kurz<br />
Äach der Hälfte des Rennens fährt Chiron<br />
am Ersatzteillager vor und tankt in 40 Sekunden.<br />
In der Zwischenzeit sind Dreyfus<br />
nd Wimille an ihm vorbei gegangen. Eine<br />
Runde später tankt auch Dreyfus, derweil<br />
Wimille für kurze Zeit die Spitze übernimmt,<br />
bis er selbst auch seinen Tank auffüllen lassen<br />
muss. Dabei verliert er bedeutend mehr<br />
Zeit, wie die beiden Alfa Romeo-Fahrer, und<br />
sein Rückstand gegenüber Chiron vergrössert<br />
sich auf 47 Sekunden. Von grossem<br />
Pech verfolgt war Lord Howe; beim Tanken<br />
überschüttete ihn sein Mechaniker mit Brennstoff,<br />
so dass der Engländer sich vollständig<br />
umziehen tnusste. Trotz dem grossen Zeitverlust<br />
nahm er die Fahrt wieder auf, verfehlte<br />
aber kurz darauf eine Kurve und gab<br />
in der Folge auf.<br />
Nach der zweiten Stunde übernimmt wieder<br />
Dreyfuss die Führung vor Chiron und<br />
Wimille, Der Vierte, Shuttleworth, liegt nicht<br />
weniger als drei Runden zurück. Wimille<br />
setzt nun alles auf eine Karte; in glänzendster<br />
Manier dreht er Runde um Runde und<br />
rückt Chiron immer näher. Letzterer muss in<br />
der 42. Runde anhalten und die Bremsen einstellen<br />
lassen. Nun geht Wimille auf den<br />
zweiten Platz vor, doch kaum war dieser an<br />
den Boxen vorbei gerast, als Chiron das Rennen<br />
schon wieder aufnimmt und sich auf die<br />
Verfolgung des Bugattifahrers macht, die<br />
zum spannendsten Ereignis des ganzen Rennens<br />
wird. Chiron drückt Wimille gewaltig<br />
und zwingt ihn zur Anspannung all seiner<br />
Kräfte. Durch die Jagd nähert sich aber der<br />
Bugatti-Fahrer auch immer mehr dem führenden<br />
Dreyfus und bald liegen die beiden<br />
nur noch 19 Sekunden auseinander. Das Rennen<br />
dauert noch 25 Minuten. Wird es Wimille<br />
noch schaffen? Wird er die Hoffnungen des<br />
französischen Publikums erfüllen können?<br />
Seine Maschine hält leider dem forcierten<br />
Tempo nicht mehr stand. Sie gibt in ihrer<br />
Leistungsfähigkeit sichtbar nach und in 46.<br />
Runde, 5 Minuten vor Schluss, hängt Chiron<br />
Wimille ab.<br />
Im Mittelfeld fiel inzwischen Raph ziemlich<br />
stark zurück, so dass Ruesch hinter Shuttleworth<br />
auf den fünften Platz vorrücken konnte<br />
und sich vor Farina und Brunet plazierte. Es<br />
ist dies eine glänzende Leistung unseres<br />
Schweizer-Fahrers, denn Farina ist ein äusserst<br />
gefährlicher und erfahrener Gegner,<br />
der nicht leicht abzuschütteln ist.<br />
Trotz dem glänzenden Endspurt, den Chiron<br />
eingesetzt hatte, vermochte er seinen<br />
Teamkameraden nicht mehr zu gefährden.<br />
Dreyfus gewann mit 20 Sek. Vorsprung und<br />
hatte eine Gesamtstrecke von 400,191 km<br />
hinter sich gebracht, was einer mittleren<br />
Stundengeschwindigkeit von 133,397 km entspricht.<br />
Chiron erledigte in derselben Zeit<br />
etwa 600 m weniger, während Wimille auf<br />
396,397 km kam.<br />
DAS KLASSEMENT:<br />
1. Dreyfus (Alfa Romeo) in drei Stunden 400491<br />
Kilometer (Mittel 133,397 km St.).<br />
2. Chiron (Alfa Romeo). 399,602 km.<br />
3. Wimille (Bugatti). 396,397 km.<br />
4. Shuttleworth (Alfa Romeo), drei Runden zurück.<br />
5. Ruesch (Maserati), drei Runden zurück.<br />
6. Farina (Maserati), drei Runden zurück.<br />
7. Brunet (Maserati), vier Runden zurück.<br />
8. Raph (Alfa Romeo), vier Runden zurück.<br />
Die Sternfahrt nach Dieppe.<br />
Anlässlich der Rundrennen von Dieppe kam<br />
auch eine Sternfahrt zur Durchführung, deren<br />
Teilnehmer am Freitag in Dieppe eintrafen. Am<br />
Samstag wurden dann ihre Fahrzeuge noch einigen<br />
Spezialprüfungen (Start-, Brems- und Beschleunigungsprüfungen)<br />
unterzogen, wobei aus den 39 Konkurrenten<br />
Am'baud (Ford) mit einer Punktzahl<br />
von 696 als Gesamtsieger hervorging.<br />
Das Klassement der Sternfahrt:<br />
1. Ambaud (Ford) 696 Punkte; 2. Mme. Simon<br />
(Ford) 689 P.; 3. Rougier (Citroen) 688 P.; 4. Mme.<br />
Jarnac (Terraplane) 688 P.; 5. Mme. Rouault (Delahaye)<br />
683 P.; 6. Caffart (Delahaye) 681 P.; 7. De<br />
Bremond (Alfa Romeo) 671 P.; 8. Mme. Savoie<br />
(Renault) 663 P.; 9. Mme. de Barry (Ford) 663 P.;<br />
10. Quinault-Perrier (Delahaye) 662 P.<br />
Nochmals der Grosse Preis<br />
von Belgien.<br />
Unsere Nachschau über dieses Rennen,<br />
dessen Start hauptsächlich im romanischen<br />
Blätterwald viel zu reden gab, hat noch<br />
zwei deutsche Fachleute auf den Plan gebracht.<br />
Wir lassen deren Ausführungen<br />
gerne und um so eher folgen, als uns beide<br />
aus gelegentlicher Mitarbeit an unserem<br />
Blatt als durchaus zuverlässige und fachkundige<br />
Sportsleute bekannt sind. Zudem<br />
gehen wir nach dem Prinzip des alten<br />
Sprichwortes : «...man muss sie hören alle<br />
beed!» Und nun lassen wir diesen Gewährsleuten<br />
das Wort:<br />
Lieber Herr Dr.!<br />
Ich lese die «Automobil-Revue» wegen ihrer<br />
sehr sachlichen und immer auf sportliche Fairness<br />
eingestellten Berichte über alle<br />
Veranstaltungen sehr gerne. Dieses Mal ist aber<br />
offenbar Ihr Berichterstatter bei der Abfassung<br />
seiner «Streiflichter über den belgischen Grand<br />
Prix> unrichtig unterrichtet gewesen. Ich muss als<br />
objektiver Zuschauer des Rennens, der sehr genau<br />
beobachtete, zugeben, dass Caracciola zum frühesten,<br />
.bei der angewandten Startmethode möglichen<br />
Bruchteil der Startsekunde abgefahren ist. Weil<br />
der Start selbst so ungenau signalisiert wurde,<br />
blieben in der vorderen Reihe Dreyfus auf Alfa<br />
Romeo und Lehoux auf Maserati stehen, als der<br />
Start schon frei war. Sie können beide Momente<br />
auf den beiliegenden Aufnahmen sehr deutlch erkennen.<br />
Für unbefangene Zuschauer hat nun das<br />
Abbrausen Caracciolas, nachdem er einmal bei gesenkter<br />
Startflagge (siehe Photo Bilderseite) seitlich<br />
vorbei war, den Eindruck eines absolut zu<br />
frühen Starts gemacht, vollends nachdem die beiden<br />
genannten Konkurrenten in der vordersten<br />
Reihe durch ihren zögernden Start das ganze Feld<br />
aufhielten. Der Hauptgrund für den ungenau gegebenen<br />
Start war die Uhr des Starters, die nicht<br />
einmal einen Sekundenzeiger besass, so dass der<br />
Starter über seinen Minutenzeiger peilte, bis er<br />
echliesslich (als alter Mann) ein heftiges Startzeichen<br />
mit der linken Hand, in welcher er die Uhr<br />
hielt, gab und dann erst die Flagge herunterzog.»<br />
Im weiteren wird uns die folgende Schilderung<br />
zur Verfügung gestellt:<br />
« Ein Teil der ausländischen Fachpresse stellt<br />
sich auf den Standpunkt, dass Caracciola beim<br />
«Grossen Preis von Belgien» nur deshalb sofort<br />
an die Spitze gehen konnte, weil er vor dem Senken<br />
der Startflagge losgefahren sei und deshalb<br />
laut dem internationalen Reglement sogar mit zwei<br />
Minuten Zeit-Strafe zu belegen sei. Nebenbei wäre<br />
Mercedes-Benz trotz dieser Zeitstrafe der Sieg nicht<br />
zu nehmen gewesen, denn Garacciola lag am Ziel<br />
acht Kilometer vor Chiron, der also erst drei Minuten<br />
später eintraf. Ausserdem aber ist es absolut<br />
unrichtig, dass Caracciola zu früh losgefahren sei,<br />
denn zwei Startaufnahmen weisen eindeutig nach,<br />
dass Caracciola seinen Platz erst in dem Moment<br />
verliess, als die Flagge schon den Boden berührte.<br />
Dass er drei Sekunden später schon 200 Meter<br />
vor dem ganzen Felde lag, hing damit zusammen,<br />
dass Dreyfus seinen Alfa Romeo in der ersten<br />
Startreihe nicht sofort wegbrachte, sondern beim<br />
Einkuppeln den Motor halb abwürgte. Neben ihm<br />
bemühte sich gleichzeitig Lehoux krampfhaft, mit<br />
seinem alten Maserati wegzukommen, was auch<br />
nicht so schnell ging. Diese beiden vorderen Teilnehmer<br />
hielten also das ganze Feld auf und nur<br />
Caracciola konnte seitlich auf dem Strassenbankett<br />
vorfahren, wodurch für nicht ganz aufmerksame<br />
Zuschauer der Eindruck eines Frühstarts entstand,<br />
zwei photographische Aufnahmen beweisen, wie gesagt,<br />
ganz genau, dass die Staxtflagge längst unten<br />
»ar, als Caracciola losfuhr. »<br />
Wir haben, wie dies auch aus der Nachschau<br />
hervorgeht, den Frühstart von Caracciola<br />
nicht allzu tragisch genommen, weil,<br />
wenn er wirklich stattfand, nichts Aussergewöhnliches<br />
war und weil der Vorsprung das<br />
Rennen nicht entschieden hat. Dagegen erachteten<br />
wir es als unsere' Pflicht und das<br />
besondere Recht eines schweizerischen<br />
Sportblattes, über die massgeblichen Mel-<br />
Kraftfahrsport-nuhgen zu berichten, welche die Veranstal-<br />
haben sich den Weltmarkt erobert.<br />
62%, aller in Amerika verkauften<br />
Zündkerzen sind A-C. - Der Verkauf<br />
von A-C Kerzen allein ist somit grösser<br />
als derjenige aller andern Marken<br />
zusammen. - Die bekanntesteh<br />
Automobile, wie Cadillac, Chevrolet,<br />
Chrysler, Dodge, Nash, Packard,<br />
Plymouth etc. haben als Original-<br />
Ausrüstung A-C Zündkerzen.<br />
In der Schweiz ist die amerikanische<br />
Ausführung der A-C Zündkerze im<br />
Handel, die sich dank ihrer fünf technischen<br />
Vorteile den ersten Platz in<br />
der Welt gesichert hat. Es gibt eine<br />
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tung und die tatsächlichen oder vermeintlichen<br />
Zwischenfälle im Auslande aufkommen<br />
Hessen. Noch selten war der Ton in den<br />
französischen und italienischen Fachorganen<br />
so scharf, wie nach diesem Rennen. Möglicherweise<br />
ist man nach der ununterbrochenen<br />
Fortsetzung der deutschen Siegesserie hl<br />
diesen Ländern auch noch etwas nervöser<br />
und empfindlicher geworden.<br />
Die Tatsache aber bleibt trotz alledem bestehen,<br />
dass das jetzige Startsystem den<br />
Anforderungen in keiner Weise mehr entspricht<br />
und zu fehlerhaften Zeitnahmen und<br />
unregelmässigem Rennbeginn der Maschinen<br />
Anlass gibt. Es wäre daher nach unserer<br />
Meinung Pflicht der internationalen Sportkommission,<br />
sorgfältigere Startmethoden zu<br />
prüfen und in Vorschlag zu bringen.<br />
Wie<br />
wäre es, wenn gerade die deutschen Vertreter<br />
in diesem internationalen Forum den Antrag<br />
einbrächten? Die ausschlaggebende Beteiligung<br />
der deutschen Industrie an den<br />
Rennen legitimiert sie hiezu ganz besonders<br />
und man würde wohl gerade in jenen Ländern,<br />
die erst jetzt die Nachteile der bisherigen<br />
Startmethode zu erkennen scheinen,<br />
die Geste zu schätzen wissen.<br />
Die neuen Rekorde von<br />
John Cobb.<br />
Wie wir noch kurz in der letzten Nummef<br />
der «Automobil-Revue» meldeten, ist es den<br />
drei Engländern, Cobb, Rose-Richards und<br />
Dodson gelungen mit 5201,5 km einen neuen<br />
24 Stunden-Rekord aufzustellen und die von<br />
Jenkins gehaltene Bestleistung um rund 300<br />
km zu überbieten. In der selben Zeit sind aber<br />
noch 20 andere Rekorde, die teils Hans Stuck<br />
(Auto-Union), teils Jenkins (Pierce Arrow)<br />
gehörten, gefallen.<br />
Während der Rekordfahrt der drei Engländer<br />
herrschte tagsüber eine ungeheure<br />
Hitze, wobei das Thermometer 46 Grad Celsius<br />
anzeigte. Trotz der harten Salzkruste,<br />
mit der das Bett des ausgetrockneten Sees<br />
überzogen ist, zeigten sich nach 12stündiger<br />
Fahrt grosse Schlaglöcher und tiefe Furchen,<br />
so dass die Piste gewechselt werden musste.<br />
Aber auch dort entstanden gegen Ende der<br />
Fahrt zahlreiche Risse und Unebenheiten.<br />
Die unangenehme Erscheinung bei dieser Rekordfahrt<br />
war wohl der feine Salzstaub, der<br />
die Gesichter der Faher mit einer dicken<br />
Salzschicht überzog und ihnen heftige<br />
Schmerzen bereitete. Dodson musste sogar<br />
halb bewusstjos aus dem Wagen gezogen<br />
werden. In der Nacht zischte ein scharfer<br />
Wind über die Rundstrecke und brachte<br />
selbst den 23 Liter Wagen ins Schwanken.<br />
Die neuen Rekorde sind folgende:<br />
Neuer Rekord Alter Rekord<br />
km/St. km/St.<br />
50 Kilometer: 248,580 241,73 Hans Stuck<br />
50 Meilen 247,196 243,88 do.<br />
100 Kilometer 246,439 244,91 do.<br />
100 Meilen 246,148 216,87 do.<br />
200 Kilometer 246,616 217,08 A. Jenkins<br />
200 Meilen 235,770 212,72 do.<br />
500 Kilometer 236,398 213,19 do.<br />
500 Meilen 237,636 213,42 do.<br />
1000 Kilometer 233,356 213,46 do.<br />
1000 Meilen 233,242 210,68 do.<br />
2000 Kilometer 230,942 208,57 do.<br />
2000 Meilen 221,864 206,94 do.<br />
3000 Kilometer 223,360 206,84 do.<br />
3000 Melien 217,422 205,24 do.<br />
4000 Kilometer 215,249 206,09 do.<br />
5000 Kilometer 216,923 204,75 do.<br />
1 Stunde 245,747 217,10 Hans Stuck<br />
3 Stunden 237,546 213,38 A. Jenkins<br />
6 Stunden 232,730 210,50 do.<br />
12 Stunden 225,050 208,80 do.<br />
24 Stunden 217,019 204,74 da<br />
Die Rennwagen der Auto-Union sind -wie*<br />
der da. Die Rennwagen der Auto-Union, die<br />
nach dem Grossen Preis von Frankreich bekanntlich<br />
von den internationalen Wettbewerben<br />
ferngehalten und im Werk einer<br />
Durchsicht unterzogen wurden, haben Ende<br />
der letzten Woche unter den Händen der<br />
Rennfahrer Rosemeyer und Stuck auf dem<br />
Nürburgring das Training wieder aufgenommen<br />
und die 500-Kilometerstrecke, die im<br />
Grossen Preis von Deutschland verlangt<br />
wird, anstandslos und ohne Störungen zurückgelegt.<br />
Nach zuverlässigen Informationen<br />
sollen die erzielten Rundenzeiten sämtlich<br />
unter 11 Minuten liegen. Bei dem Training<br />
ist der zum technischen Stab der Auto-Union<br />
gehörige Ingenieur Horst von Eberan mit<br />
dem Alfa-Romeo-Trainingswagen des Werks<br />
verunglückt. Die Fahrer liegt schwer verletzt<br />
im Krankenhaus zu Adenau.<br />
Das Rundrennen von Varese<br />
kam letzten Sonntag auf einer 3,2 km langen Rundstrecke<br />
zur Durchführung und wurde in drei Klassen<br />
(1100, 2000 und über 2000 com) ausgefahren,<br />
wobei die kleinsten Maschinen 20 (64 km), die mittleren<br />
25 (80 km) und die grossen 30 Runden (96<br />
km) zurückzulegen hatten.<br />
In der Klasse 1100 cem siegte Bianco auf Maserati<br />
mit einem Mittel von 79,639 km/St, vor Bergamini<br />
(Maserati) und Gilera .(Fiat). Auch die<br />
Klasse löOO cem wurde zu einem Erfolg für dieselbe<br />
Marke, indem Graf Lurani die 80 km in 1:09,2<br />
meisterte (Mittel 82,750 km/St.). In der unbeschränkten<br />
Klasse gewann Belmondo (Alfa Romeo)<br />
mit einem Durchschnitt von 84,862 km/St, und verwies<br />
Cornaggia (Alfa Romeo) und Minozzi (Alfa<br />
Romeo) auf den zweiten bzw. dritten Platz. Letzterer<br />
drehte die schnellste Runde des Tages mit<br />
88,687 km/St
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N» 59 — <strong>1935</strong> AUTOMOBIL-REVUE<br />
Techn. Rundschau<br />
Probleme der Gemischbildung.<br />
Die heutigen Vergaser lösen das Problem<br />
der Gemischbildung durch Vernebelung des<br />
Treibstoffes in die vom Motor eingesaugte<br />
Verbrennungsluft. Die Strömungsgeschwindigkeit<br />
bei Vollgas erreicht beachtliche<br />
Werte und liegt im Durchschnitt zwischen<br />
100—200 m pro Sekunde. Durch den Saugstrom<br />
aus der kalibrierten Düse gerissen,<br />
zerstiebt der Brennstoff in feinste Teilchen.<br />
Diesem Vorgang würde kein flüssiger Brennstoff<br />
Widerstand bereiten. Damit aber die<br />
Qleichmässigkeit des erzeugten Gemisches<br />
erhalten bleibt, ist erforderlich :<br />
1. dass die Nebeltropfen klein genug sind;<br />
sie müssen unter 1/10 mm Grosse haben und<br />
2. der Brennstoff muss einen gewissen<br />
Grad der Flüchtigkeit besitzen, leichtflüchtig<br />
sein.<br />
Sind diese Forderungen nicht erfüllt, kondensiert<br />
der Treibstoff im Ansaugrohr, verflüssigt<br />
sich also wieder. Damit aber tritt<br />
eine Entmischung des durchs bestimmte<br />
Mass (kalibrierte) der Düse gewünschte<br />
Verhältnis von Brennstoff und Luft ein und<br />
der Motor erhält ein «mageres» (das heisst<br />
mit zu wenig Brennstoff gesättigtes) Gemisch,<br />
das eine schlechte Verbrennung und<br />
unbefriedigende Leistungen ergibt. Eine gewisse<br />
Gefahr bedeutet in dieser Hinsicht die<br />
Drosselklappe, da sie Schwankungen des<br />
Unterdruckes im Ansaugsystem ergibt, die<br />
ebenfalls zu solchen Kondensatbildungen<br />
führen. Man sucht dies dadurch zu verhindern,<br />
dass man die Ansaugluft vorwärmt<br />
oder die Saugleitung beheizt. Da aber eine<br />
Erhitzung des Gemisches naturgemäss auch<br />
bereits zu grösserer Ausdehnung dieses<br />
führt, kann dies nur bis zu einem bestimmten<br />
Grade getrieben werden, da sonst die<br />
Zylinderfüllung so schlecht wird, dass sich<br />
hieraus Leistungsabfall ergibt.<br />
Ein weiterhin schwerwiegendes Moment<br />
ist die urplötzliche Abbremsung'des mit 100<br />
bis 200 Sek.rMetern eintretenden Gemischstromes<br />
beim Eintritt in die Ventilkammern<br />
resp. den Zylinder. Der Konstrukteur sucht<br />
dem dadurch zu entgehen resp. zu begegnen,<br />
dass er durch konstruktive Gestaltung diesen<br />
Luftstrom in rasende Wirbelung versetzt.<br />
Er wird trotzdem nicht in allen Fällen<br />
verhindern können, dass Tröpfchen aus<br />
der Ladung ausfallen und sich dadurch der<br />
Verbrennung entziehen. Diese fallen auf den<br />
Kolbenboden und sind die Veranlassung der<br />
berüchtigten Oelkohlebildung, oder was fast<br />
noch gefürchteter ist, sie setzen sich an die<br />
Zylinderwand, lösen den dort haftenden Oelfilm<br />
und werden mit dem rücklaufenden Kolben<br />
in das Kurbelgehäuse gebracht, wo sie<br />
zur Verdünnung unseres Oeles führen und<br />
damit zum Schädling erster Ordnung für<br />
unseren Motor werden.<br />
Aus diesem Grunde fordert unser Motorfahrzeugmotor<br />
zu seinem Betriebe ausgesprochen<br />
leichtflüchtige Brennstoffe, und<br />
fast alle Versuche, im gemischverdichtenden<br />
Motor Schwerbrennstoffe zu benützen,<br />
waren bisher zum Scheitern verurteilt.<br />
Kennen Sie alle Schmierstellen Ihres Wagens<br />
? Der härteste Stahl, jeder noch so gute<br />
Werkstoff kann seine Widerstandsfähigkeit<br />
nur so lange behaupten, als die Reibung<br />
durch Verwendung zweckentsprechenden<br />
Oels und Fetts in erträglichen Grenzen gehalten<br />
wird. Die Materialforschung der letzten<br />
Jahre allein hätte dem Auto nicht zu<br />
seiner jetzigen Robustheit verholfen, wenn<br />
nicht die Erdölforschung zugleich bestrebt<br />
gewesen wäre, den Gütegrad der Schmiermittel<br />
noch ständig zu steigern. Dadurch<br />
ist die Abnutzung auch der besonders kräftig<br />
beanspruchten. Metallteile während des<br />
Betriebs des Automobils auf eine ungemein<br />
niedrige Stufe gesunken. Das heisst : die<br />
Mittel, die eine lange Lebensdauer des Automobils<br />
verbürgen, hat die Industrie geschaffen<br />
— aber den Erfolg sicherzustellen bleibt<br />
Aufgabe des Autofahrers. In seine Hand ist<br />
es gegeben, alle Schmierstellen ausreichend<br />
mit den für die Maschine geeigneten Schmiermitteln<br />
zu versehen, er muss dafür sorgen,<br />
dass nirgends das Spiel der Metallteile gehemmt<br />
wird. Gewissenhafte Autofahrer bedienen<br />
sich dabei einer Schmiertabelle, um<br />
ja keine Stelle zu vergessen, und sie fahren<br />
dabei am besten. Immerhin gehört das Abschmieren<br />
nicht gerade zu den Annehmlichkeiten<br />
des Autobetriebes, und deshalb ist die<br />
Vernachlässigung dieser Prozedur durch die<br />
weitaus grössere Zahl der Autofahrer begreiflich.<br />
Einige Autotypen machen es daher<br />
dem Automobilisten besonders leicht: sie<br />
verlangen nur noch, dass auf einen Knopf<br />
gedrückt wird, die Schmierung erfolgt dann<br />
automatisch. Bei manchen Wagenkonstruktionen<br />
konnte jedoch infolge schwerer Zugänglichkeit<br />
nicht für sämtliche Schmierstellen<br />
Zentralschmierung eingerichtet werden,<br />
so dass einige davon noch besonderer<br />
Wartung bedürfen. Man sollte sich" daher unbedingt<br />
vergewissern, welche Stellen nicht<br />
an das Zentralschmiersystem angeschlossen<br />
sind. Es herrscht vielfach noch Unkenntnis<br />
darüber, dass beispielsweise das achsiale<br />
Lager in der Kupplung nicht immer automatisch<br />
versorgt wird. In diesem Falle muss<br />
der Fahrer dieses Organ selbst mit einem<br />
zähflüssigen Schmiermittel schmieren. Wer<br />
dieses wichtige Organ vernachlässigt, darf<br />
sich über die Notwendigkeit einer häufigen<br />
Erneuerung des Lagers nicht wundern.<br />
*•»<br />
Frage 9478. Tachometer. Ich besitze einen Amerikaner-Wagen,<br />
Modell 1931. Es ist mir nun bekannt,<br />
dass die Tachometer dieser Wagen im Durchschnitt<br />
bis zu 10% zu viel anzeigen. Nun würde<br />
es mich interessieren, zu wissen, ob dies auch bei<br />
den angegebenen absolut gefahrenen Kilometern zutrifft.<br />
Nach diesen Angaben berechne ich nämlich<br />
den Benzinverbrauch meines Wagens pro 100 km<br />
jeden Monat und ich möchte mich da keiner Selbsttäuschung<br />
hingeben, indem ich den Benzinverbrauch<br />
auf, sagen wir mal 2000 km Fahrt, laut Angaben<br />
des Tachometers ausrechne und in Wirklichkeit bin<br />
ich vielleicht nur 1800 km gefahren.<br />
Ich habe schon die Angaben des Tachometers<br />
verglichen mit Kilometer-Angaben auf einer Karte<br />
und dabei keinen wesentlichen Unterschied herausgefunden,<br />
so dass ich glaube, dass diese Angaben<br />
so ziemlich genau sind, aber es würde mich doch<br />
freuen, wenn Sie Ihre Ansicht mitteilen würden.<br />
W T. in B.<br />
Antwort- Auch der beste Kilometerzähler ist<br />
nie ganz genau, da er abhängig ist vom Durchmesser<br />
der Pneus; sind diese stark abgenützt, dann<br />
muss sich das Rad etwas mehr drehen, bis es auf<br />
der Strasse einen Kilometer abgerollt hat. Am Instrument<br />
wird aber schon vorher ein Kilometer angezeigt.<br />
Da der Kilometerzähler am Getriebe angeschlossen<br />
ist, muss sein Uebersetzungsgetriebe dem<br />
Hinterraddurchmesser und dem Untersetzungsverhältnis<br />
der Hinterachse angepasst sein. Zum Beispiel<br />
bei einem Hinterraddurchmesser von 715 mm<br />
und einem Hinterachsuntersetzungsverhältnis von<br />
5,6 müsste das Hinterrad 125,7 Umdrehungen machen,<br />
damit der Kilometerzähler 1 Kilometer anzeigt.<br />
Ist aber der Pneu um 1 % cm abgefahren,<br />
ist der Durchmesser nur noch 685 mm gross. Jetzt<br />
würde aber der Kilometerzähler schon nach 958<br />
Meter Fahrstrecke einen neuen Kilometer anzeigen.<br />
Das Instrument zeigt in diesem Falle 4,2% zu wenig<br />
an.<br />
Etwas ganz anderes ist der Tachometer. Dieser<br />
ist abhängig von Federn, die den Zeiger immer wieder<br />
gegen Null drücken, während eine von der Geschwindigkeit<br />
abhängige Kraft versucht, ihn gegen<br />
die hohen Zahlen zu verdrehen. Am billigsten wird<br />
dies erreicht auf elektromagnetischem Wege, dafür<br />
sind solche Instrumente selten zuverlässig und sehr<br />
oft defekt. Teurer, aber zuverlässiger, sind die mechanischen<br />
Instrumente, wie sie in der Schweiz von<br />
Hasler, Efap usw. hergestellt werden. Aber auch<br />
bei diesen kann durch unsachgemässe «Reparatur»<br />
eventuell veranlasst werden, so dass die Anzeige<br />
nifeht mehr stimmt.<br />
Sie können selber Ihren Tachometer eichen,<br />
wenn Sie folgende Methode verfolgen: Sie machen<br />
am Hinterrade einen Kreidenstrich, einen ebensolchen<br />
auf der Fahrbahn. Sie fahren nun langsam<br />
geradeaus und lassen durch eine zweite Person die<br />
Umdrehungen des Hinterrades zählen. Nach 20<br />
Umdrehungen halten Sie an und messen mit einem<br />
Messband den zurückgelegten Weg. Sie können daraus<br />
den effektiven Radumfang bestimmen (z. B. gemessen<br />
für 20 Umdrehungen 43,20 Meter), geteilt<br />
durch 20 gleich 2,16 Meter Radumfang). Sie bocken<br />
nun den Wagen einseitig auf, so dass nur ein Hinterrad<br />
in der Luft dreht, während das andere Hinterrad<br />
am Boden bleibt und zur Sicherheit verkeilt<br />
wird. Sie lassen nun den Motor laufen und schalten<br />
den direkten Gang ein; mit dem Handgashebel<br />
stellen Sie nun auf eine bestimmte Geschwindigkeit<br />
ein, z. B. genau 40 km/St. Mit einem überall erhältlichen<br />
Tourenzähler werden nun die Umdrehungen<br />
des in der Luft drehenden Rades einer halben Minute<br />
gezählt, z. B. 361 Umdrehungen. Sie multiplizieren<br />
diese Zahl mit dem effektiven Radumfang,<br />
also 2,16 Meter, sowie mit der Zahl 6 und dividieren<br />
durch 100 und erhalten die effektive Geschwindigkeit<br />
in km/St. Im vorliegenden Falle würde sich<br />
ergeben 361 X 2,16 X 6 = 4580, geteilt durch<br />
100 = 46,8 km/St., anstatt 40 km/St., wie vom<br />
Tachometer angezeigt. Das Instrument würde in<br />
diesem Fall 6,8 km /St. zu wenig anzeigen oder<br />
i.A/4% zu wenig. Sie können diese Prozedur für<br />
verschiedene Geschwindigkeiten an der Instrumentskala<br />
durchführen und erhalten somit ein Bild davon,<br />
ob Ihr Tachometer bei allen Geschwindigkeiten<br />
immer gleich viel Prozent zu viel oder zu wenig anzeigt,<br />
was auf ein fehlerhaftes Antriebsübersetzungsverhältnis<br />
schliessen lässt, oder der Tachometer<br />
zeigt bald mehr, bald weniger Prozente Abweichung<br />
von der wirklichen Geschwindigkeit an, was auf<br />
einen schlechten Zustand des Tachometers selbst<br />
schliessen lässt.<br />
Capo.<br />
Frage 9479. Wirken Niederdruckpneus bremsend?<br />
Stimmt es, dass Niederdruckpneus der Fortbewegung<br />
einen grösseren Widerstand entgegensetzen und deshalb<br />
einen Wagen langsamer machen? R. K. in Z.<br />
Antwort- Diese Ansicht ist nur bedingt richtig,<br />
nämlich dann, wenn Hochdruckpneus und Niederdruckpneus<br />
in ihrem Verhalten beim Fahren auf<br />
guten glatten Strassen verglichen werden Hier absorbiert<br />
der Hochdruckpneu tatsächlich weniger Motorarbeit,<br />
weil er weniger durchwalkt wird und<br />
auch auf dem Boden weniger Reibung hat. Auf<br />
guten Straesen wird deshalb ein mit Hochdruckpneus<br />
versehener Wagen immer etwas schneller<br />
sein, eine Tatsache, von der auch die meisten Rennfahrer<br />
Gebrauch machen.<br />
Auf ausgesprochen holprigen Strassen erlaubt<br />
dagegen wieder der Niederdruckpueu eine bessere<br />
Motorausnützung. Ganz abgesehen davon, dass er<br />
das Fahren viel angenehmer gestaltet, macht er es<br />
unnötig, dass die Räder jeder Strassenunebenheit<br />
folgen. Der Motor braucht dann die Räder und die<br />
Maschine auch nicht fortwährend über die Hindernisse<br />
hinwegzuheben, was besonders bei höheren<br />
Fahrgeschwindigkeiten einen ganz beträchtlichen<br />
Teil seiner Leistung absorbieren kann. Auf ausgesprochen<br />
holprigen Strecken wird deshalb der mit<br />
Niederdruckpneus bereifte Wagen eine höhere<br />
Maximalgeschwindigkeit entfalten. Allerdings wird<br />
diese Maximalgeschwindigkeit nicht so hoch sein,<br />
wie die der mit Hochdruck bereiften Pneus ausgerüsteten<br />
Wagen auf glatten Strassen.<br />
Sie können ein Auto mit jedem Oel schmieren. Ihre Erwartung,<br />
durch billige Oele Ersparnisse zu erzielen, wird sich aber nicht<br />
erfüllen. Ungenügend schmierfähiges Oel muss häufig gewechselt<br />
werden, hat einen grossen Verbrauch und beschleunigt<br />
auch den Materialverschleiss. Häufige kostspielige Reparaturen<br />
und vorzeitige Unbrauchbarkeit des Motors sind die Folge.<br />
Darum muss das Beste gerade gut genug seinl<br />
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garantiert ein einwandfreies Arbeiten der Maschine auch bei<br />
höchster Beanspruchung und ist durch geringen Verbrauch und<br />
lange Verwendbarkeit das praktisch billigste Schmiermittel.<br />
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6 AUTOMOblL-REVUE <strong>1935</strong> - N° 59<br />
Dolomitenfahrt.<br />
Nächsten Samstag, den 27. Juli, wird nun zur<br />
Dolomitenfahrt gestartet, die die «Automobil-Revue»<br />
organisiert hat. Die Reisevorbereitungen sind bis in<br />
alle Einzelheiten getroffen, und alle Voraussetzungen<br />
für eine genussreiche Ferienfahrt sind vorhanden.<br />
Die Fahrt dauert bis zum 4. August, nimmt<br />
ihren Ausgang in Zernez und führt über die schönsten<br />
Dolomitenpässe, wie Karerpass, Pordoijoch,<br />
Falzaregopass, führt auch über Kriegsstrassen in<br />
die Nähe der Dreizinnen, hinunter nach Venedig,<br />
dann auf den Monte Grappa, an den Gardasee und<br />
über den Berninapass wieder in die Schweiz zurück.<br />
Wer sich noch für diese Fahrt interessiert und<br />
sich rasch entschliessen kann, mitzukommen, der<br />
felephoniere oder telegraphiere uns. Anmeldungen,<br />
die bis Mittwochabend eingehen, können wir berücksichtigen,<br />
indem noch zwei bis drei Wagen an<br />
der Fahrt teilnehmen könnten. Die Zahl der teilnehmenden<br />
Wagen bleibt jedoch beschränkt.<br />
*. c. s.<br />
SEKTION AARGAU. Jungfraufahrt. Für die<br />
am 21.12%. Juli nächsthin stattfindende Fahrt nach<br />
Grindelwald und Jungfraujoch sind die Anmeldungen<br />
recht zahlreich eingegangen. Die Kosten pro<br />
Teilnehmer belaufen sich auf Fr. 4'5. —, alles inbegriffen<br />
(Nachtessen, Zimmer, Frühstück in Grindelwald,<br />
Fahrt Grindelwald-Jungfraujoch retour mit<br />
Mittagessen, Service, Taxen etc.), ein ausserordentlich<br />
vorteilhafter Preis, wenn man bedenkt, dass<br />
der normale Billettpreis für die Fahrt Grindelwald-<br />
Jungfrau retour allein Fr. 50.15 ausmacht. In<br />
Grindelwald werden die Teilnehmer einen recht<br />
fröhlichen und vergnügten Abend verbringen —<br />
das Grand Hotel Bear besitzt ein ganz erstklassiges<br />
Orchester, das für Stimmung und Tanz besorgt<br />
sein wird. Weitere Anmeldungen sind unverzüglich<br />
unserem Sekretariate in Aarau (Telephon 20.60)<br />
aufzugeben.<br />
BERNISCHER KANTONALVERBAND. Picknick<br />
in den Freibergen. Die starken Regengüsse,<br />
welche am Samstag über den Berner Jura niedergingen<br />
und den Picknickplatz zwischen Les Genevez<br />
und Le Gernil besonders ausgiebig bedachten, veranlassten<br />
die einladende Sektion Seeland-Jura, die<br />
für den 21. Juli angesagte Verbandsfahrt abzublasen.<br />
Das Picknick gelangt nun kommenden<br />
Sonnt a.g zur Ausführung. Da keine nochmalige<br />
Verschiebungsmöglichkeit besteht, hoffen die Seeländer<br />
auf schönes Wetter. Programm und Abhaltungsort<br />
bleiben sich gleich. h.<br />
SEKTION ST. GALLEN-APPENZELL. Treffen<br />
auf Iltics ob Unterwasser. Die grosse Beteiligung<br />
am Treffen auf IKios, dieser prächtigen Alp am<br />
Fusse der Ghurfirsten, auf über 1400 Meter Höhe,<br />
hat gezeigt, dass die Vergnügungskommission bei<br />
der Auswahl des Ausflugszieles gut beraten war.<br />
Der Automobilist von heute ist in Bezug auf die<br />
Reiseziele ein enfant gäte. Man ist genötigt, nach<br />
neuen Reizen zu suchen. Die von der Westschweiz<br />
ausgegangene Bewegung des Autocamping hat auch<br />
ob Unterwasser, auf Alp Kühboden, entgegengesetzt<br />
von Utios, ein reizendes Plätzchen leserviert. Auf<br />
der Suche nach neuen Wegen sind auch kombi-<br />
ndepte Bergfahrten mit Fusswanderungen aufgetaucht.<br />
Die am 30. Juni durchgeführte Ausfahrt<br />
war eine Kombination von Auto und Bergbahn mit<br />
Picknick und Rast in idealer Alpenwelt. Bei herrlichstem<br />
Wetter trafen die zahlreichen Wagen am<br />
Parkplatz in Unterwasser ein und gleich von 12<br />
Uhr an führten vier vollbesetzte A.C.S.-Extrafahrten<br />
mit je 43 Personen den steilen Berg hinan zur<br />
Alp Utios. Ueber schwungvolle Viadukte trug der<br />
elegante Wagen die erwartungsvollen Gäste hinauf<br />
in das prachtvolle Alpidyll, wo Festes und Flüssiges<br />
aus dem Rucksack dem Gaumen und Magen<br />
geopfert wurden. Aber auch der Wirt des Berghaus<br />
und Restaurant Utios hatte einen währschaften<br />
Stand errichtet, wo allerlei Erfrischendes, was im<br />
Rucksack leicht verdirbt, zu haben war, ebenso<br />
Getränke bis zum schwren Kaffee. Eine flotte,<br />
sangesfreudige Musikkapelle sorgte für Unterhaltung.<br />
Nach der Talfahrt füllten sich die sorgfältig<br />
abgekühlten Räume des Hotel Sternen in Unterwasser,<br />
wo die Tanzfreudigen bei flotter Tanzmusik<br />
auf ihre Rechnung kamen. Zu den international<br />
eingstellten Gesangseinlagen kamen Produktionen<br />
heiterer, einheimischer Klänge unseres vieljährigen<br />
Mitgliedes Robert Nüesch, Rüthi, der für seine<br />
leichtbeschwingte Muse rauschenden Beifall fand.<br />
Bei den Heimfahrten zeigten sich die Toggenburger<br />
Berge in klarster Silhouette und schönstem Abendglanz.<br />
B.<br />
SEKTION ZÜRICH. Gegen 200 Erwachsene und<br />
über 50 Kinder feierten am 14. Juli oberhalb des<br />
schön gelegenen Gyrenbades eine fröhliche Aelplerchilbi.<br />
Es war ein lustig Leben, zu dem die 45<br />
Mann starke Musikgesellschaft von Turbenthal aufspielte.<br />
Lustig die Konkurrenzen, wo Preisschiessen,<br />
Steinstossen, Kässtechen, Seilziehen, Ballonwettblasen<br />
und Karettenrennen miteinander abwechselten,<br />
derweilen sich die Kinderschar an amüsanten<br />
Spielen ergötzte. In jeder Beziehung ein wohlgelungener<br />
und gut organisierter Anlass, der nach Wiederholung<br />
in kommenden Jahren ruft.<br />
Der Vorverkauf für den Grossen Preis der<br />
Schweiz in Bern ist im Sektionssekretariat bereits<br />
eröffnet und wurde auch schon in Anspruch genommen.<br />
Wer sich gute Plätze sichern will, tut gut,<br />
sich rasohestens die Zutrittskarten reservieren zu<br />
lassen.<br />
In den neuen Zentralrat des A.C.S. hat die Sektion<br />
Zürich die Herren M. Gassmann, F. Frey, F.<br />
Steinfels und Dr. G. Hasler abgeordnet. Ersatzmann<br />
ist Herr H. Häsler. Als Delegierter in der<br />
Kant. Strassenverkehrsliga Zürich amtet Herr Heinrich<br />
Hürlimann.<br />
Die Sportkommission hat das Reglement für das<br />
Hindernisfahren in Dübendorf vom 18. August festgelegt.<br />
Vorgesehen ist ein Einzelfahren, diesmal auf<br />
vier Runden ausgedehnt, und ein Paarfahren über<br />
awei Runden. Die Konkurrenz spielt sich wiederum<br />
auf der Strassenstrecke vom Sportfluzeughangar<br />
zum grossen Hangar ab. Die Fahrer sind diesmal<br />
in Amateure und Experten eingeteilt; zudem sind<br />
die eingelegten Schikanen so vorgesehen, dass ein<br />
gerechter Ausgleich zwischen den schwach- und<br />
starkmotorigen Wagen zum voraus gesichert ist.<br />
Rennwagen und Wagen mit Kompressormotoren<br />
sind nicht zugelassen; letztere können eventuell hors<br />
concours starten. Das Nenngeld beträgt Fr. 10.—.<br />
Mindestens ein Drittel der Fahrer erhält Preise.<br />
Nennungsschluss: 14. August <strong>1935</strong>.<br />
-.'<br />
T. C. S.<br />
Autosektion Aargau<br />
Die auf 21. Juli angesagte Sternfahrt musste der<br />
ungünstigen Witterung wegen verschoben werden<br />
und soll nun kommenden Sonntag zum Austrag gelangen.<br />
Nähere Mitteilungen folgen an dieser Stelle<br />
in der Freitagnummer.<br />
Autosektion St. Gallen-Appenzell<br />
Wir möchten unsere Mitglieder nochmals auf<br />
die dreitägige Fahrt ins Berner Oberland, mit Abstecher<br />
nach Jungfraujoch, 10./12. August, aufmerksam<br />
machen. Alle Details sind der Einladung zu<br />
den Sommerfahrten, welche im Juni allen Mitgliedern<br />
zugestellt wurde, zu entnehmen.<br />
Wir bitten die Interessenten um möglichst frühzeitige<br />
Anmeldung, da der Anmeldeschluss auf<br />
5. August festgesetzt worden ist.<br />
ORTSGRUPPE ST. GALLEN-APPENZELL. Wir<br />
möchten auch noch an dieser Stelle alle Glubtnitglieder<br />
auf die Nachmittags-Ausfahrt vom nächsten<br />
Sonntag, den 28. Juli nach Eichlitten aufmerksam<br />
machen.<br />
Wie Sie aus der Einladung von anfangs Juli<br />
ersehen konnten, wollen wir wieder einmal ein<br />
paar gemütliche Stunden miteinander verleben. Wir<br />
dürfen Ihnen heute schon verraten, dass von der<br />
Seite des Hoteliers und von unserer Kommission<br />
alles sehr gut vorbereitet ist, um Ihnen in jeder<br />
Beziehung den Aufenhalt in Eichlitten so angenehm<br />
wie nur möglich zu gestalten.<br />
Sicher haben Sie den Ihnen letzthin zugesandten<br />
Prospekt gut studiert und sind mit uns zur vollen<br />
Ueberzeugung gekommen, dass Eichlitten ein vortrefflicher<br />
Treffpunkt ist.<br />
Wir freuen uns heute schon, Sie recht zahlreich<br />
begrüssen zu können.<br />
Bei zweifelhafter Witterung gibt die Telephonzentrale<br />
ab morgens 9 Uhr Auskunft. Kn.<br />
Besuchen Sie bitte jeden Mittwochabend unsern<br />
«Stamm» im Hotel Hirschen.<br />
^kux d^n Verbänden<br />
Kantonale Strassenverkehrsliga Zürich. Nachdem<br />
die Kantonale Strassenverkehrsliga Zürich sich<br />
neue Statuten gegeben hat, nahm der neugewählte<br />
Vorstand, in den jeder Verband einen Vertreter abordnet,<br />
folgende Bestellung seines Bureaus vor:<br />
Präsident: F.' X. Marzohl; Vizepräsident: Burck;<br />
Kassier- 0. Hauser, Sekretär: Heinrich Hürlimann,<br />
wobei dem Arbeitsausschuss ausser diesen Herren<br />
noch angehören die Herren Trösch, Dr. Hoerni und<br />
Huber. Neu aufgenommen wurde als Mitglied der<br />
Ostschweizerische Motorradfahrer-Verband (O.M.V.).<br />
Die befriedigende Durchführung der Verkehrswochen<br />
in Zürich und Winterthur gab Anlass zu<br />
einer öffentlichen Dankeserklärung an alle Strassenbenützer<br />
und die beteiligten städtischen Polizeiorgane<br />
in der Presse. — Die Kantonale Strassenverkehrsliga<br />
befasst sich in intensiver Weise mit<br />
der durch die Verwerfung des Verkehrsgesetzes geschaffenen<br />
neuen Sachlage, wobei die Verbände eingeladen<br />
wurden, ihr alle für das weitere Vorgehen<br />
zweckdienlichen Postulate so rasch als möglich zukommen<br />
zu lassen, indem man mit den weiteren<br />
Vorarbeiten keine Zeit unnütz verloren gehen lassen<br />
will. Die Liga ist gewillt, die Interessen der Strassenhemützer<br />
im weitern Kampf um ein neues Verkehrsgesetz<br />
aufs tatkräftigste zu vertreten und zu<br />
schützen.<br />
V<br />
CHAUFFEUR-VEREIN ZÜRICH<br />
Ferienmonat August. In Anbetracht<br />
der üblichen Ferien<br />
fällt die August-Monatsversammlung<br />
aus. Wir wünschen<br />
allen unsern verehrten Mitgliedern<br />
mit ihren Angehörigen<br />
recht frohe Tage und gute Erholung.<br />
Die nächste Monatsversammlung<br />
findet Mittwoch, den 4. September <strong>1935</strong><br />
im Vereinslokal Du Pont statt. Anlässlich unserer<br />
Kassenrevision mussten wir feststellen, dass noch<br />
einige Mitglieder mit ihren finanziellen Verpflichtungen<br />
im Rückstande sind, speziell mit dem fälligen<br />
Sterbebeitrag. Die Säumigen werden hiemit<br />
aufgefordert, ihre Treffnisse sofort auf unser Postcheck-Konto<br />
VIII 14747 einzuzahlen. Gleichzeitig<br />
machen wir bekannt, dass an Mitglieder die neue,<br />
sehr gute Automobilkarte der Schweiz zu sehr niedrigem<br />
Preise verkauft wird. Bestellungen sind an<br />
den Präsidenten zu richten. Bitte Adressen-Aenderungen<br />
sofort bekanntgeben, ansonst Organ-Verlust.<br />
Wir möchten nochmals auf unser lOjähriges<br />
Vereins-Jubiläumsfest im grossen Saale der Kaufleuten<br />
aufmerksam machen und ersuchen alle Mitglieder,<br />
sowie deren Angehörige jetzt schon zum<br />
guten Gelingen des Festes mitzuhelfen. Gaben in<br />
bar und natura werden jetzt schon entgegengenommen,<br />
auch selbstverfertigte Arbeiten.<br />
Der Vorstand.<br />
Äulomobilwirfschaft<br />
Aus technischem Versehen sind in der letzten<br />
Nummer die nachstehend erwähnten drei Firmen<br />
unter einer falschen Rubrik veröffentlicht worden.<br />
Wie aus dem Inhalt ohne weiteres hervorgeht, handelt<br />
es sich bei diesen Firmen um personelle Aenderungen,<br />
so dass die richtige Eingliederung lautet:<br />
Personelles.<br />
•Oefiker & Co., Motorwagenfabrik, Zürich. Hau«<br />
Reber & Joseph Koch sind aus dem Anfsichtsrat<br />
ausgeschieden.<br />
Eros Rizzi, Automobilkarosserien, Giubiasco. Inhaber<br />
der Firma ist Eros Rizzi in Bellinzona. Betrieb<br />
einer Automobilkarosseriewerkstätte.<br />
Arthur Bally, Garage, Avenches. Inhaber der<br />
Firma ist Arthur Bally in Avenches. Betrieb einer<br />
Autogarage und Reparaturwerkstätte.<br />
Verantwortliche Redaktion :<br />
Dr. A. Büchi, Chefredaktion.<br />
W. Mathys. — Dr. E. Waldmeyer.<br />
Telephon der Redaktion- 28 222 (Hallwag)<br />
Außerhalb der Geschäftszeit: 23.295.<br />
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Mehr als ein Drittel! Die grosse Luxus-Zeitschrift<br />
< Fortune » hat ihren Lesern folgende Frage<br />
gestellt: « Welchen Wagen werden Sie bei Ihrer<br />
nächsten Anschaffung wählen?» Mehr als ein.<br />
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20 Sekunden hat.<br />
Der umstrittene Start. Die Aufnahme, die unmittelbar nachdem der Starter (rechts im Bilde) seine<br />
weisse Fahne gesenkt hatte, gemacht worden war, trägt wesentlich zur Abklärung der umstrittenen<br />
StaTtordnuhg bei. Ganz links erkennt man Oaracciola, der haarscharf neben der Abzäunung vorbeizielt,<br />
um-dann frei von dem übrigen Feld losziehen zu können. Unmittelbar rechts neben ihm<br />
Lehoux, etwas zurück Wimille und weiter rechts ungefähr auf gleicher Höhe wie Lehoux sieht man<br />
Dreyfus. Wenn Garacciola wirklich etwas verfrüht losgezogen sein sollte, dann hat es sich um eine<br />
Zeitdifferenz von 'höchstens Sekundenbruchteilen gehandelt, nicht aber um einen so krassen Frühstart,<br />
wie dies französische Blätter wahr haben wollen. Als viel wahrscheinlicher kommt die Dar-<br />
Stellung in Frage, die uns nachträglich zuging und in der heutigen Ausgabe wiedergegeben ist.<br />
Das Kleinwagen-Rennen am Grossen Preis von Dieppe. In der vordersten Startreihe von .links<br />
nach rechts: Seaman. Mays und der Sieger Fairfield. Dahinter die «Prinzenreihe»: Bira (Pseudonym<br />
für einen siamesischen Prinz) und ^ Graf Howe, der englische Herrenfahrer, der an keiner<br />
Rennveranstaltung auf dem Kontinent fehlt.<br />
Wie alles kam! Di«<br />
beiden Erstplacierten,<br />
Garacciola und<br />
von Brauchitsch<br />
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Rennen ihre Eindrücke<br />
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Bern, Dienstag, 23. Juli <strong>1935</strong> II. Blatt der „Automobil-Revue" No.59<br />
Greift zum Becher und lasst das ScheltenJi<br />
Die Welt ist blind.<br />
Sie fragt, was die Menschen gelten,<br />
Nicht, was sie sind.<br />
Uns aber lasst zechen und krönen<br />
Mit Laubgewind<br />
Die Stirnen, die noch dem Schönen<br />
Ergeben sindi<br />
HxiuMUd<br />
Von Heinrich Leuthold.<br />
Vrid bei den Posaunenstössen,<br />
Die eitel Wind,<br />
Easst uns lachen über Grossen,<br />
Die keine sindl<br />
ScPuicfitewteti<br />
Nachdruck verEotenl-<br />
An einem Jener Waren Herbsttage, die wie<br />
eine Erinnerung an den Frühling sind, sah<br />
er sie zum erstenmal. Am Tag zuvor war er<br />
aus der Fremde heimgekehrt und schaute<br />
jetzt vom Fenster aus der Nachbarschaft<br />
umher, ob sich in den Jahren seiner Abwesenheit<br />
etwas verändert habe. In ihm war<br />
noch jenes leise Fremdsein, das jeder Heimkehrer<br />
mitbringt, aber auch der stille Frieden,<br />
den das Geborgensein nach langer,<br />
schwerer Zeit verleiht. Bekannte nickten<br />
ihm vertraulich zu und er gab ihre Grüsse<br />
etwas scheu lächelnd zurück. Da sah er sie<br />
am Fenster stehen. Sie hatte ein zierliches<br />
Figürchen und einen schwarzen Wuschelkopf.<br />
Eingebettet in das Haar war ein Gesicht<br />
wie ein heller, froher Sonnentag. Neugierig<br />
schaute sie zu ihm hin. Er grüsste mit<br />
einem frohen Lachen um den Mund und fast<br />
hätte er laut aufgelacht, als sie verwirrt zurücktrat.<br />
So hell der Tag auch war, jetzt<br />
war er für ihn noch lichter und unbewusst<br />
summte er eine jener„ kleinen Melodien vor<br />
sich hin, die er in der Fremde gehört hatte.<br />
Seine gute Laune hielt auch all die Fragen<br />
aus, die er beantworten musste, um die Neugierde<br />
seiner Verwandten und Bekannten zu<br />
stillen. —<br />
In den folgenden Tagen schaute er immer<br />
wieder zu dem Fenster auf, an dem er sie<br />
zum erstenmal gesehen'hatte. Sah er sie, so<br />
war für den Rest des Tages in ihm ein leises<br />
Klingen. Er gab sich keine Rechenschaft,<br />
woher das kam, freute sich seiner Zufriedenheit<br />
und arbeitete leicht und beschwingt<br />
wie selten. Einmal — er hatte gearbeitet und<br />
die Arbeit war ihm besonders gut gelungen<br />
— stand er fröhlich vom Schreibtisch auf und<br />
ging pfeifend im Zimmer auf und ab. Lange<br />
schon galt sein erster Blick ihrem Fenster.<br />
Auch jetzt sah er sie wieder und neben ihr<br />
die Mutter. Ermunternd nickte sie ihm zu,<br />
doch er tat, als sähe er es nicht, ging weiter<br />
auf und ab und pfiff. Sein Herz hämmerte<br />
laut und plötzlich pfiff er so falsch, dass sie<br />
sich entsetzt die Ohren zuhielt und vom<br />
Fenster floh.<br />
Jetzt erst wurde er sich bewusst, dass er<br />
«inen Fehler begangen hatte. Warum war er<br />
nicht stehen geblieben und hatte ihren Gruss<br />
laut und freundlich beantwortet? — Warum<br />
hatte er so falsch gepfiffen, dass sie durchging?<br />
— Warum das alles? — Die Warum,<br />
die ihn für den Rest des Tages bedrängten,<br />
nahmen kein Ende mehr, bis er über sich<br />
zornig aus dem Hause floh. —<br />
Tage vergingen, in denen er sie nicht sah.<br />
Unruhe wuchs in ihm auf und hetzte ihn<br />
rastlos umher. Seine Laune sank auf den<br />
Nullpunkt herab; der Schlaf floh aus seinen<br />
Nächten. Jetzt sass er oft bis zu den frühen<br />
Morgenstunden über seiner Arbeit, schrieb<br />
einige Zeilen und fragte sich dann stundenlang,<br />
wo sie ist oder murmelte ihren Namen<br />
vor sich hin. Einmal gelang es ihm noch im<br />
letzten Augenblick, ein Blatt Papier — auf<br />
das er in endlosen Reihen ihren Namen geschrieben<br />
hatte — seiner Mutter aus den<br />
Händen zu nehmen. Nur nicht verraten, nur<br />
nicht noch zu aller Unruhe die neugierigen<br />
Fragen der Mutter beantworten müssen, die<br />
7— so gut sie gemeint waren — ihn doch<br />
nur quälen würden...<br />
Nach trüben Tagen kommt auch<br />
Sonnenschein. Auch für ihn lachte die Sonne<br />
wieder hinter den Wolken hervor und vertrieb<br />
das graue Gespenst des Unmuts aus<br />
seinem Gesicht. Durch die Strassen bummelnd,<br />
sah er sie plötzlich vor sich her gehend.<br />
Noch nie war er ihr bis jetzt auf der<br />
Strasse begegnet und doch wusste er sofort,<br />
dass sie es war. Nur so konnte sie gehen,<br />
nur so die Füsse setzen und den Kopf in den<br />
Nacken werfen. Vergessen war, was er um<br />
sie geduldet hatte; das Herz hämmerte wieder<br />
stark gegen die Rippen und sein frohes<br />
Leuchten kam in seinen Blick. Er war fürs<br />
erste zufrieden, so still hinter ihr gehen zu<br />
können und sie ungestört anzusehen, doch<br />
dann erwachte der Wunsch in ihm, mit ihr<br />
zu sprechen.<br />
Für jeden anderen wäre es leicht, ]a, eine<br />
Selbstverständlichkeit gewesen, doch für ihn<br />
war es ein heroisches Unternehmen. Frauen<br />
und Mädchen gegenüber war er scheu und<br />
im Verkehr steif und gezwungen. Noch nie<br />
hatte er seine Schüchternheit überwinden<br />
können und ein fremdes Mädchen auf der<br />
Strasse angesprochen. Auch jetzt zögerte er<br />
lange, legte sich in Gedanken jedes Wort<br />
zurecht, das er sagen wollte, und schritt<br />
dann rascher aus. Bald hatte er sie eingeholt,<br />
zog den Hut, grüsste kurz und... ging<br />
vorbei; kaum, dass er den Mut aufbrachte,<br />
sie anzusehen. Auch sie dankte ihm nur kurz.<br />
Sie verzog den Mund wie ein Fisch, der nach<br />
Luft schnappt, ohne einen Ton von sich zu<br />
geben, und neigte den Kopf so gnädig wie<br />
ein Fürst, der einem Bettler Audienz erteilt.<br />
—<br />
Erst war er auf sich selbst zornig, schimpfte<br />
sich einen feigen Narren, der nicht in die<br />
Welt passt, dann aber wandte sich sein<br />
Zorn gegen sie. Sicher war sie eine hochmütige<br />
Gans, die sich einbildete, er müsse<br />
sich vor ihr bis zur Erde verneigen und sicher<br />
war sie nicht wert, dass er ihr auch nur<br />
einen Gedanken schenkte. Das Ende vom<br />
Liede war, dass seine Laune jetzt wieder<br />
unter den Nullpunkt sank. War er zuvor nur<br />
unruhig, so zerschlug er sich jetzt mit Gott<br />
und der Welt und hätte doch nicht sagen<br />
können, gegen wen sich seine Empörung<br />
richtete. Noch schlimmer wurde es, als er<br />
gezwungen war, jeden Tag den gleichen<br />
Weg wie sie zu gehen. Da rannten sie anwieder<br />
einander vorbei, grüssten sich scheu, mit<br />
.« •»'<br />
Ferien im Sommer. -••-• •*<br />
Der Traum eines langen, Jahres ist Wahrheit geworden.<br />
beleidigender Kurie und zerbrachen sich<br />
beide den Kopf, wodurch sie das Missfallen<br />
des andern erregt hatten. Darüber verging<br />
über ein Jahr.<br />
Doch endlich musste er sie ansprechen. Es<br />
war, als wollte ihm das Schicksal selbst zu<br />
Hilfe kommen. Eine kleine Gefälligkeit, die<br />
sie ihm erwiesen hatte, zwang ihn, ihr zu<br />
danken. Wie ein Schwimmer, so stürzte er<br />
sich kopfüber in dieses Erlebnis. Für Sekunden<br />
sah er ein frohes Aufleuchten in ihren<br />
Augen. Sie warf den Kopf in den Nacken,<br />
wie in Freude, dass das Eis zwischen ihnen<br />
zu schmelzen begann. Hätte er sich jetzt<br />
natürlich geben können, so wäre sicher alles<br />
gewonnen gewesen; doch auch jetzt gelang<br />
es ihm nicht, seine Scheu zu überwinden. Er<br />
stotterte beim Sprechen, sprach wie ein<br />
Schüler vom Wetter, fragte sie nach ihrem<br />
Namen, den er schon lange kannte — kurz,<br />
er benahm sich so, dass sie den schlechtesten<br />
Eindruck von ihm bekommen musste.<br />
Als er dann noch bemerkte, wie das Leuchten<br />
in ihren Augen langsam verglomm, da<br />
packte ihn die Verzweiflung, dass er sich<br />
ungeschickt entschuldigte und rasch davonrannte.<br />
Wieder trübten auf Monate hinaus Wolken<br />
den Himmel seiner stillen Liebe. Die Einsamkeit<br />
des Schüchternen drückte ihn nieder<br />
wie eine schwere Last. Immer scheuer<br />
wurde er im Verkehr mit Menschen, zog sich<br />
immer mehr in sich selbst zurück und suchte<br />
in seiner Arbeit Erlösung vom eigenen, zerquälten<br />
Ich, die ihm die Welt nicht bieten<br />
konnte. Lange schon war er sich darüber<br />
klar, dass er das Mädchen liebte wie noch<br />
nie eine Frau. Alle seine: Gedanken gehörten<br />
ihr, alle seine Handlungen beging er unter<br />
dem Einfluss ihres Wesens, alle seine Arbeiten<br />
waren Widmungen an sie. Er arbeitete<br />
viel in diesen Monaten, wuchs über sich<br />
selbst hinaus und wusste, dass er-es nur ihr<br />
zu danken hatte, die davon nichts wusste<br />
und immer noch seinen Gruss nur kurz —<br />
und wie er zu fühlen glaubte — ablehnend<br />
beantwortete. Die gramdurchwachten Nächte<br />
gruben in dieser Zeit Falten in seine junge<br />
Stirn. Oft grübelte er: Ich bin arm. Alles<br />
wird anders werden, wenn ich erst Geld<br />
habe! Doch dann zankte er sich selbst. Seine<br />
Liebe duldete nicht mehr, dass er ihr auch<br />
nur in Gedanken zu nahe trat —<br />
Zwei Jahre waren schon verflogen, aus<br />
dem heiteren jungen Menschen war ein ernster<br />
Arbeiter geworden, der seine Wünsche<br />
still in sich verschloss und nur noch ein Ziel<br />
kannte: die Welt zur Achtung vor seiner<br />
scheuen Person zu zwingen. —•<br />
Noch sah er sie jeden Tag — sie war immer<br />
noch sein erster und letzter Gedanke<br />
•— und freudig hätte er für ein Lächeln von<br />
ihr all die Erfolge seiner unermüdlichen Arbeit<br />
geopfert. Auch stiller war er jetzt und<br />
zürnte ihr nicht mehr wegen ihrer vermeintlichen<br />
Kälte, doch er erhoffte auch nichts<br />
mehr von der Zukunft. —<br />
Der Oktober kam ins Land, der Altweibersommer<br />
spannte seine Fäden aus. Das<br />
schöne Wetter lockte auch ihn vom Schreibtisch<br />
fort, hinaus in den im Herbstschmucke<br />
prangenden Wald. Versunken in seine Gedanken<br />
schritt er dahin und achtete nicht auf<br />
die Wege. Da sah er sie vor sich. Erst wollte<br />
er umkehren, dann wallte ein heisser, unbegründeter<br />
Zorn in ihm auf. Mit langen<br />
Schritten holte er sie ein, zog brüsk den Hut,<br />
um sie gleich mit der Frage zu überfallen,<br />
was sie eigentlich gegen ihn hätte. Ihre<br />
Blicke hingen in so schmerzhaftem Staunen<br />
an ihm, dass es ihm wehe tat. «Ich habe<br />
nichts gegen Sie — nein — im Gegenteil!»<br />
sagte sie dann so leise, dass er sie kaum<br />
verstand. Da raffte er sich auf und erzählte,<br />
wie er sie verdächtigt habe, sie sei hochmütig.<br />
Er sprach auch von sich selbst, gestand<br />
ihr seine Schüchternheit ein — sprach<br />
und sprach und konnte nun kein Ende mehr<br />
finden. Was sich in den Jahren der Einsamkeit<br />
aufgestaut hatte in ihm, floss jetzt heraus.<br />
Sie hörte ihm zu, dann und wann<br />
huschte ein Lächeln über ihr Gesicht und<br />
zuletzt sagte sie ihm, dass auch sie ihn für<br />
hochmütig gehalten habe — und dann auch<br />
wieder dachte, sie hätte ihn beleidigt. Trotzdem<br />
habe sie aber nie den Mut aufgebracht,<br />
ihn zu fragen. —<br />
Als das letzte Wort gesprochen war, hielt<br />
er sie in den Armen...<br />
Später nannten sie sich oft inr Scherz «die<br />
Schüchternen». Er sagte dann meist: «Wäre<br />
ich nicht schüchtern gewesen, so wäre ich<br />
nie das geworden, was ich heute bin!»J—<br />
J$casWxuüsdwL !Beeqmeistec<br />
Endlich wird Stuck*) doch zu seinem Recht<br />
kommen. Was in Argentinien ihm nicht beschieden<br />
war, in Brasilien wird es gern und<br />
doppelt gut gemacht: Es geht an den Start!<br />
«Grosser Preis von Brasilien»?<br />
So schreit es dann wieder aus allen <strong>Zeitung</strong>sspalten,<br />
von allen Plakaten, aus allen<br />
Reklamefilmen der «Cinemas». Ganz Rio<br />
spricht nur von diesem Autorennen. Stucks<br />
Hotel wird zum Tummelplatz der Presse.<br />
Die Reporter und Kameramänner überstürzen<br />
sich, Zimmer gerade in diesem Hotel zu belegen,<br />
denn sie wollen jeden Schritt bewachen,<br />
jede Minute bei ihm sein und spaltenlang<br />
über das Leben des europäischen Bergmeisters<br />
berichten. Südamerikas Presse und<br />
Europas Presse ein Unterschied von Tag und<br />
Nacht. Die alte Welt könnte in Aufruhr stehen<br />
— hier gilt nur das Autorennen. Stuck<br />
weiss sich nicht mehr zu retten, er kann<br />
nichts mehr erzählen, was er nicht schon<br />
hundertmal erzählt hätte und er kann keine<br />
<strong>Zeitung</strong>sberichte mehr lesen. Er flüchtet.<br />
Wenn Heinrich mit dem Wagen vorfährt, ist<br />
Hans schon lange durch einen Dienstboten-<br />
Eingang im Hotel verschwunden. Die Reporter<br />
stürzen sich auf Heinrich und der erzählt<br />
ihnen in seiner Ruhe auf schwäbisch<br />
das Blaue vom Himmel. Die Berichterstatter,<br />
die deutsch sprechen, verstehen auch davon<br />
nur die Hälfte — das genügt ihnen aber vollkommen.<br />
Heinrich erreicht, was er erreichen<br />
will: er kriegt so manchen Humpen prachtvollen<br />
eisgekühlten Bieres. — Während die<br />
Reporter in der Halle ihren brasilianischen<br />
Blättern über deutsche Sportsleute telefonieren,<br />
sitzt Paula in der ersten Etage an der<br />
*) Wir entnehmen die nachstehende Schilderung<br />
deT interessanten Biographie von E. Rosemann über<br />
Hans Stuck (Paul Neff-Verlag. Berlin), die den<br />
schweizerischen Bekannten und Bewunderern dieses<br />
Spitzenfahrers sehr empfohlen werden kann.<br />
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Ed. Leimgruber, Bes.
:AUTQMOBJL-REVUE<br />
Stwima&qeMied<br />
Heinrich Lämmlm.<br />
Vorbei 'die Zeit der Träume,<br />
Vorbei das letzte Hoffen.<br />
Sturmvogel singt sein Lied: ~ Narr, ziehe jetzt hinaas. —<br />
Es'eilt die Zeit, die Zeit entflieht; Dir blüht kein Glück im stillen Haus;\<br />
Kein Sehnen misst die Räume,<br />
Die Welt nur steht dir offen.<br />
Die unser Leid durchzieht.<br />
Da trag dein Leid hinaus.<br />
Vorbei des Glückes Tage.<br />
Sturmvogel fliegt und schreit<br />
Von seinem Leid, von deinem Leid. —» '<br />
Was nützt dir, Narr, die Klage? —<br />
Kein Wort hat Ewigkeit.<br />
Nachdruck verboten<br />
<strong>1935</strong>—No 59<br />
Ein Stück Brünig lind Grimselsträsse: Im Dorf<br />
Brienz im Berner Oberland.<br />
Schreibmaschine und berichtet deutschen<br />
Blättern über brasilianische Moden. So ist<br />
das nun einmal. —<br />
Sechzig Kilometer ist die Rennstrecke<br />
lang. Eine einwandfreie, ja geradezu wundervolle<br />
Asphaltstrasse ist es, die von Rio de<br />
Janeiro nach Petropolis führt. Petropolis ist<br />
die Residenz der Millionäre und solcher, die<br />
es werden wollen, eine bezaubernde Villenund<br />
Gartenstadt. Der Weg dahin führt durch<br />
dichtesten Urwald, in dem Mistiti-Aeffchen<br />
mehr Lärm machen als ein Mercedes-Kompressor.<br />
Die Kurven dieser Rennstrecke sind<br />
sogar überhöht — was Millionäre sich doch<br />
alles leisten können. Sechzig Kilometer, das<br />
ist schliesslich wirklich das längste Bergrennen<br />
der Welt. Man klettert dabei vom Meeresspiegel<br />
tausend Meter aufwärts. Auf dieser<br />
Strecke gibt es auch schon einen Rekord.<br />
Der steht auf 33 Minuten. Ein Bugatti ist da,<br />
der gilt als Stucks schärster Konkurrent. Ein<br />
Bugatti — der ist schliesslich auch gar nicht<br />
zu verachten. Sie sagen: der Deutsche kommt<br />
mit seinem langen schweren Wagen nicht<br />
so gut durch die Kurven. Da muss er ja viel<br />
zu viel Zeit verlieren. Da haben sie auch nicht<br />
so ganz Unrecht — aber sie vergessen, dass<br />
Europas Kurvenspezialist in diesem Wagen<br />
JkÄÄfei<br />
sitzt — Zehntausende Menschen, das war das bei und ist nicht mehr zu sehen. Sie beobachten<br />
dann schon wieder den nächsten<br />
höchste, was man jemals in Brasilien an Zuschauern<br />
für ein Autorennen aufbringen Punkt und berechnen die Zeit zwischen Auftauchen<br />
des einen und des andern Wagens,<br />
konnte. Jetzt,-.—- die Strecke ist noch nicht<br />
einmal gesperrt, sind es schon deren 50,000. zwischen Auftauchen und Verschwinden. Und<br />
Das ist bei keinem Sportereignis bisher dagewesen,<br />
obgleich die Brasilianer Sportenthu-<br />
weisse Punkt ist der Mercedes. Er wächst<br />
dann wird immer noch gewettet. — Der<br />
siasten sind, jeder Mann treibt Sport und und wächst, man hört das absatzweise Heulen<br />
des Kompressors, mal kurz, mal länger,<br />
jede Frau. — Automobilsportveranstaltungen<br />
zu organisieren, das aber hat man noch nicht dann ist er da, fegt durch die Kurve, man<br />
heraus. Da können unsere amerikanischen bewundert Stucks Technik — der aber ist<br />
Freunde noch viel lernen. Es ist mehr noch schon längst über das Ziel hinausgeschossen.<br />
eine Zerstreuung, wird nicht so ernst genommen<br />
wie bei uns. Doch diesmal ist man aus rigen Rekord um mehr als 9 Minuten unter-<br />
— Er hat — so stellt man fest — den bishe-<br />
dem Häuschen. Nicht das Automobilrennen boten, von 33 auf 23,14 Minuten gedrückt. —<br />
ist es, dass sie interessiert, sondern der Mit solcher Zeit hat man niemals gerechnet.<br />
Meister des Automobils.<br />
Der Bugatti und der Fiat bleiben liegen.<br />
Die grossen,Wagen werden zuerst gestartet,<br />
.Stuck sitzt im Wagen, die Startflagge Grossen Bergpreises von Brasilien, zum Bra-<br />
In Petropolis wird Stuck, der Sieger des<br />
fällt, er ist unterwegs und braust nun die 60 silianischen Bergmeister ernannt und Paula<br />
Kilometer entlang, Kurve um Kurve, und bekommt einen herrlichen Strauss von 50<br />
wieder diese herrlichen Geraden, dann wieder<br />
ein Labyrinth von Kurven. — Sechzig sichts dieser Pracht (und dabei rechnet sie<br />
Orchideen. Sie versinkt in Andacht, ange-<br />
Kilometer lang — mehr als zwei Nürburgrunden.<br />
— Paula, steht oben in der Nähe des kosten würden — die ihr wiederum doch<br />
aus, dass diese Orchideen in Berlin 500 Mark<br />
Ziels. Sie, .wollte am Start bleiben, man hat noch lieber wären. So sind die Menschen nun<br />
es nicht zugelassen, sie sollte das Rennen so einmal!).<br />
verleben, wie es die eingeweihten Brasilianer Stuck fährt zurück nach Rio. Da kommt er<br />
erleben. Die haben da einen Punkt, von dem kurz nach Beginn der Rennstrecke an einem<br />
aus sie die Strecke fünfzehn Kilometer weit halb verfallenen Häuschen vorbei. Er hat dort<br />
überblicken können. Da taucht dann so ein bei einem zerlumpten, langbärtigen, prophetischen<br />
Alten schon oft gehalten, während<br />
Rennungeheuer, als ganz, kleiner Punkt auf,<br />
kommt ganz langsam näher, windet sich des Trainings. Der schimpfte immer auf<br />
durch die Kurven,, verschwindet für ein Stuck, wenn er da entlangraste und er hatte<br />
Weilchen, erscheint wieder,, wesentlich gewachsen,und<br />
imtjier schneller, dann hören sie; Diese seine Ansicht änderte sich nie, änderte<br />
nur einen Ausdruck : «Ein Verrückter ! » —<br />
das Brummen des Motors und dann wächst,, : sich, auch nicht, als S^ck ihn eines Tages<br />
der Wagen riesenschnell heran, stürmt vörf' "ein Stück im Rennwagen' mitnahm. Diese<br />
(7M^<br />
Idyll am Greifensee, ein schönes Ausflugsziel<br />
von Zürich aus.<br />
Ansicht hat sich nur unwesentlich jetzt, nach<br />
dem Rennen geändert. Stuck hält an, gibt<br />
ihm die Hand, es wird das letzte Mal sein<br />
vielleicht, dass er hier vorbeikommt. Der Alte,<br />
findet wieder nur wenige Worte: «Ein Verrückter<br />
— aber ein herrlich Verrückter!><br />
JsUecessante £cke<br />
Brandbekämpfung auf der « Normandle».<br />
Wohl veranlasst durch die zahlreichen<br />
Brandkatästrophen in der französischen Handelsmarine<br />
— nehmen auf dem neuen französischen<br />
Riesendampfer «Normandie > die<br />
Vorrichtungen zur Brandbekämpfung einen<br />
Umfang ein, der gewichtsmässig etwa einem<br />
Prozent der Qesamtverdrängung entspricht.<br />
Sägemehl In Gummiwaren.<br />
Gummiwaren können bis zu 50'^ Sägemehl<br />
enthalten, ohne dass es ihnen äusserlich<br />
anzusehen ist. Das gute elektrische Isoliervermögen<br />
und das geringe Gewicht des<br />
Sagemehles lassen diesen Zusatz in vielen<br />
Fällen wünschenswert erscheinen.<br />
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N» 59 - <strong>1935</strong><br />
Kleiner Streifzug durch die Literatur.<br />
*Ein Mann, der ohne Weib ist, lebt im Hause<br />
wie ein Wandersmann.» Was dieses alte<br />
Sprichwort sagt, das muss jeder Mann —<br />
selbst der verbissendste Junggeselle — immer<br />
wieder an sich selbst erfahren. Seinen<br />
letzten und tiefsten Sinn erhält das Leben erst<br />
durch die Liebe. Liebe und Frauen aber sind<br />
untrennbar verbunden. Man kann sich nicht<br />
zum einen bekennen, ohne um das andere zu<br />
wissen. Das ist Novalis Ansicht, wenn er<br />
schreibt: «Mit den Frauen ist die Liebe, und<br />
mit der Liebe die Frauen entstanden, und<br />
darum versteht man keines ohne das andere.<br />
Wer die Frauen ohne Liebe, und die Liebe<br />
ohne Frauen finden will, dem geht's wie den<br />
Philosophen, die den Trieb ohne das Objekt,<br />
und das Objekt ohne den Trieb betrachteten<br />
und nicht beide im Begriff der Aktion zugleich<br />
sahen,» — und weiter: «Frauen und<br />
Liebe trennt nur der Verstand.» — Ueber den<br />
Wert der Liebe für unser Leben sagt Lavater:<br />
«Reine Liebe macht den Traum des Lebens<br />
zur Wahrheit.» — Was aber ist Liebe? —<br />
Hoffmann von Fallersieben nennt sie das<br />
«grösste Wunder». («Der Wunder grösstes<br />
ist die Liebe») und Napoleon I. sagt: «Was<br />
ist Liebe? Eine Leidenschaft, welche den Erdkreis<br />
auf die eine Seite legt, um auf die andere<br />
Seite nichts zu legen, als den geliebten<br />
Gegenstand.» — Eine Leidenschaft nennt sie<br />
auch Heinrich Heine, wenn er singt: «Liebe!<br />
Sie ist die höchste und siegreichste aller Leidenschaften.»<br />
In ähnlicher Weise legt es auch<br />
Shakespeare aus: «Kein steinern Bollwerk<br />
kann der Liebe wehren; und Liebe wagt, was<br />
irgend Liebe kann.» Den Nagel auf den Kopf<br />
trifft Hippel, wenn er ausruft: «Die Liebe ist<br />
der Hauptschlüssel, der alles beim Menschen<br />
aufschliesst.»<br />
Von den Frauen und der Liebe ist es nur<br />
ein kleiner Schritt bis zur Ehe, die Krönung<br />
der Liebe, die Erfüllung der Lebensbestimmung.<br />
Hier war es der «ewige» Gotthelf, der<br />
das schöne Wort geprägt hat: «Im Hause<br />
muss beginnen, was leuchten soll im Vaterland.»<br />
— Da es kein Zuhause gibt, es sei denn<br />
in der Ehe, können wir dieses Wort ruhig auf<br />
.Sie beziehen. Was Gotthelf weiterhin über die<br />
Ehe sagt, wird immer und über alle Jahrhunderte<br />
hinweg Gültigkeit haben. Die Ehe, und<br />
Tut ihr die Familie ist für ihn die Grundlage<br />
- £fte<br />
des Staates, wie die Grundlage des Lebens<br />
überhaupt. So steht im «Zeitgeist und Bernergeist<br />
»: «Wenn einer von Haus schlägt,<br />
schlägt er auch von Gott.» Und eines der<br />
schönsten Worte aller Zeiten hat er für die<br />
Liebe selbst gefunden : « Was kein Königswort<br />
erzwingt, vermag die Liebe.» Dass er,<br />
für den die Liebe und die Ehe die Grundlage<br />
und den Inbegriff alles Guten und Hohen war,<br />
auch manches gute Wort für die Frau selbst<br />
fand, und ihren Lebenslauf, ist selbstverständlich.<br />
So sagt er einmal: « Erst gibt der liebe<br />
Gott einen Bräutigam, der schliesst das<br />
Herz auf, dann kommen Kinder und reinigen<br />
es, dann kommen Enkelkinder und erhalten<br />
es weich und warm, bis endlich Gott selbst<br />
kommt und es verklärt mit seiner Klarheit. »<br />
Auch vom Verhältnis zwischen Mann und<br />
Frau weiss er zu berichten. So erzählt er in<br />
« Hans Berner und seine Söhne» von der<br />
Ehefrau; «— welche, war der Mann daheim,<br />
ihn für ihren Herrn hielt, und war er nicht<br />
daheim, an seine Stelle trat und regierte, als<br />
wäre er es selbst.» Aber das Vreneli zieht<br />
auch die Grenze, indem es den Uli abblitzen<br />
lässt, «— ich bin nicht deine Magd, sondern<br />
deine Frau.»<br />
Ueber das Verhältnis der Ehegatten zueinander<br />
weiss auch Zschokke zu berichten:<br />
«Ehegatten gehören einander in der Not, wie<br />
am Tage des Glückes; jedes Gewitter des<br />
Lebens, jeder Sonnenstrahl trifft beide. Wenn<br />
aller andern Menschen Hilfe und Mitleiden<br />
flieht, — in der Ehe allein ist gegenseitiger<br />
und bleibender Beistand.» Ja, schon Homer<br />
und der Talmud haben sich damit beschäftigt.<br />
Homer singt:<br />
Nichts ist wahrlich so wünschenswert und. erfreuend,<br />
als wenn Mann tmd Weib, in herzlicher Liebe<br />
vereinigt,<br />
ruhig ihr Haus verwalten: dem Feind ein<br />
kränkender Anblick,<br />
aber Wonne dem Freund; und mehr noch geniessen<br />
sie selber,<br />
und im Talmud steht: « Gott hat das Weib<br />
nicht aus des Mannes Kopf geschaffen, dass<br />
sie ihm befehle, noch aus seinen Füssen, dass<br />
sie seine Sklavin sei, sondern aus seiner Seite,<br />
dass sie seinem Herzen nahe sei.»<br />
Mit zum Schönsten aber, was je über die<br />
ÄtrrowoBit-^EvOB<br />
Liebe gesagt, gesungen und geschrieben<br />
wurde, gehört das, was Frauen uns erzählten.<br />
So schreibt Bettina: «Vom Sonnenstrahl kann<br />
man keine goldenen Kronen flechten, das<br />
Haupt damit zu schmücken; und doch in dem<br />
Augenblick, wo er uns berührt, vergoldet und<br />
erleuchtet er uns,» — und an Armin: «Ich<br />
denke, wenn man ein Herz recht ernsthaft<br />
liebt, so liebt man die ganze Welt, und sie<br />
wird nur ein Spiegel für das Geliebte, wie der<br />
Strom für seine Ufer. — Die deutsche Sappho-<br />
Annette von Droste-Hulshoff klagt, nachdem<br />
sich der junge Levin verlobt hat:<br />
«Lebt wohl, es kann nicht anders sein!<br />
Spannt flatternd eure Segel aus,<br />
lasst mich in meinem Schloss allein,<br />
im öden geisterhaften Haus.<br />
Lebt wohl und nehmt mein Herz mit euch<br />
und meinen letzten Sonnenstrahl;<br />
er scheide, scheide nur sogleich,<br />
denn scheiden muss er doch einmal. — -^<br />
Verlassen, aber einsam nicht,<br />
erschüttert, aber nicht zerdrückt,<br />
solange noch das heil'ge Licht<br />
auf mich mit Liebesaugen blickt...»<br />
Und so wird es immer bleiben- Die Frau,<br />
die Liebe und die Ehe werden zu allen Zeiten<br />
im Mittelpunkt des Lebens stehen. L.<br />
JCaisee<br />
Die Opierschale bricht in Scherben,<br />
Der Sturm löscht deiner Fackel Licht.««<br />
Der Quell versiegt... die Sterne sterben —*<br />
Die Toten sterben nicht!<br />
so schrieb die Dichterin in ihrem «Lob der<br />
Toten». Und wahrhaft sie, die am 17. Februar<br />
1925 die Augen für immer schloss, lebt weiter<br />
— nicht nur durch ihre Werke — sondern<br />
auch im Gedächtnis der Bevölkerung von<br />
Beckenried, die am 14. Juli das ihr gesetzte<br />
Denkmal einweihte.<br />
Isabella Kaiser wurde am 2. Oktober 1866<br />
in Beckenried geboren. Sie ist gewissermassen<br />
ein literarisches Wunder; beherrschte sie<br />
doch die französische Sprache mit der gleichen<br />
Leichtigkeit wie ihre Muttersprache.<br />
Das versteht man erst, wenn man erfährt,<br />
dass sie lange Jahre in der welschen Schweiz<br />
und in Südfrankreich gelebt hat, aber auch<br />
dann staunt man noch immer über dieses Talent.<br />
Ihre ersten und grössten Erfolge wurden<br />
ihr denn auch von französischer Seite zuteil,<br />
obwohl sie auch in ihren französischen Werken<br />
empfindungsmässig immer Germanin war.<br />
In der deutschen Schweiz wurde sie erst später<br />
anerkannt.<br />
Ihre besten Schöpfungen auf epischem Gebiet<br />
in dieser Sprache sind ihre Romane «Die<br />
Friedenssucherin» und «Der wandernde See»,<br />
ein Nidwalder Roman, in denen sich ihre<br />
Eigenart am spürbarsten prägt. Nicht immer<br />
angenehm empfindet man den stellenweise<br />
übertriebenen Idealismus und die ins Süssliche<br />
gehende Romantik. Doch wird die Dichterin<br />
als Formtalent wohl immer neben andern<br />
genannt werden müssen.<br />
Die letzten Jahre ihres Lebens war sie<br />
durch Krankheit ans Haus — die reizende<br />
Eremitage in Beckenried — gefesselt, wo<br />
heute noch das Gedächtnis der Toten treu<br />
gehütet wird. Unverändert sind ihre Wohnräume<br />
und lassen das Bild der grossen Toten<br />
vor dem Besucher erstehen, der sich gerne<br />
mancher stillen Stunde erinnern wird, die er<br />
über ihren Werken verbracht hat« L,<br />
-Die «Sowienfriaadkieide*»<br />
Der überhandnehmende Sport hat sich begreiflicherweise<br />
auch in modischer Hinsicht<br />
auszuwirken vermocht, denn während es früher<br />
einmal neben dem Strapazkleid und der<br />
abendlichen Aufmachung noch unzählige modische<br />
Zwischenstufen, wie zum Beispiel das<br />
Nachmittagskleid «grösseren» und «kleineren»<br />
Stils gab, ist man heute endlich so weit, in<br />
der Hauptsache nur zwei wichtige Gruppen<br />
zu unterscheiden und zwar den «Tages-Stil»<br />
und die «Abendkleidung». Die früher erwähnten<br />
«Zwischen-Stufen» aber sind fast vollkommen<br />
verschwunden, was darauf zurückzuführen<br />
sein mag, dass die wirtschaftlichen<br />
Verhältnisse jede Frau zwingen, sparsam zu<br />
denken und die vorhandenen Mittel bei modischen<br />
Anschaffungen richtig einzuteilen, so<br />
dass eine gewisse Vereinfachung im Aufbau<br />
der jeweiligen Ausstattung und zugleich eine<br />
vernünftige Beschränkung auf möglichst we^<br />
nige Stücke sich von selbst ergab.<br />
Bekanntlich lässt die Alltagsmode eine ganz<br />
verblüffende Aehnlichkeit mit den sportlichen<br />
Kleidungsstücken erkennen, die durch Klarheit<br />
der Linie sowie durch Verzicht auf jede<br />
unnötige Kleinarbeit zum Ausdrucke kommt.<br />
In der letzten Zeit war das Bestreben der<br />
Modeschöpfer darauf gerichtet, für heisse<br />
Tage eine besonders «luftige» Aufmachung zu<br />
schaffen, was schliesslich dazu führte, flotte<br />
Strandkleider in den Vordergrund zu stellen,<br />
die allerdings — um trotz des betonten «Sonnen-Ausschnittes»,<br />
der für all diese Modelle<br />
bezeichnend ist — auch für die Stadt verwendbar<br />
zu sein — mit einer Umhülle vereinigt<br />
werden müssten. Diese Aufmachung ist<br />
es also, die uns den Begriff der sogenannten<br />
«Sonnenbrand-Aufmachung» geläufig macht,<br />
die ihrer Leichtigkeit und praktischen Note<br />
(nicht zuletzt vermutlich auch ihrer billigen<br />
Herstellungsmöglichkeit) wegen sehr verbreitet<br />
und beliebt ist.<br />
Trotzdem hier die allereinfachsten Schnitte<br />
und die ungezwungenste Machart am Platze<br />
ist, verraten selbst diese so schlichten Entwürfe<br />
jene Eigenart, die auf den «persönlichen<br />
Stil» der Trägerin Rücksicht nimmt<br />
Vor allen Dingen bemüht man sich, durch<br />
nicht alltägliche Farbzusammen einerseits<br />
und durch die Zahl schöngemusterter Materialien<br />
andererseits gute Wirkungen zu<br />
erzielen und konnte durch die Besonderheit<br />
der das Kleid ergänzenden flotten Umhüllen<br />
einen neuen modischen Ausdruck finden.<br />
Noch niemals wurde so deutlich der Beweis<br />
dafür erbracht, dass es möglich sei, mit<br />
ganz geringen Mitteln allen modischen Anforderungen<br />
gerecht zu werden und es zeigt<br />
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12 AUTOMOBIL-REVUE <strong>1935</strong> — N° 59<br />
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Die Zufahrtsstrassen aus der ganzen Schweiz sind ersichtlich in O. R. Wagners<br />
CH Touring, Führer für Automobilfahrer, offizielle Ausgabe des T. C. S.<br />
sich wieder einmal, dass die Frauen eine<br />
wahre Meisterschaft bekunden, wenn- es sich<br />
darum handelt, sozusagen «aus dem Nichts»<br />
Schönes hervorzuzaubern.<br />
Das «Sonnenbrand-Kleid» oder besser gesagt:<br />
das «Sonnenbrand-Komplet» (zu dem<br />
es infolge der dazugehörigen Umhülle wurde)<br />
kann man eigentlich nur an Hand von Skizzen<br />
besprechen, die uns über diese Entwürfe<br />
Aufschluss zu geben vermögen.<br />
Wir wollen daher die einzelnen Schöpfungen<br />
unserer Gruppe näher ins Auge fassen:<br />
Den Anfang macht ein Skizzenblatt, dessen<br />
zweite Figur ein Trägerkleid aus blumiggemustertem<br />
Kreton mit Leinengürtel und<br />
Dass diese hochsommerlichen Kleider vielfach<br />
die erprobten faltigen Rockpartien bringen,<br />
ist fast selbstverständlich und es zeigt<br />
sich, dass sie in Verbindung mit den in Streifenform<br />
aufgelösten sogenannten «durchbrochenen»<br />
Oberteilen ein vollendetes Ganzes<br />
entstehen lassen! Blatt 3 stellt ein aus marineblauem<br />
Leinen hergestelltes Kleid in der<br />
eben besprochenen Zusammenstellung dar<br />
und sieht — des Kontrastes wegen einen jener<br />
ganz lichten doppelreihigen, stark geschweiften<br />
und glockig ausfallenden (möglichst<br />
aus «Naturleinen» verfertigten) Dreiviertelmäntel<br />
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uns das erste Bild das gleiche Kleid<br />
(durch ein auf einen Knopf verschlossenes,<br />
ganz kurzes «Spencer-Jäckchen» ergänzt)<br />
zeigt, wobei sich unsere Aufmerksamkeit<br />
ganz besonders auf die hufeisenförmigen Aufschläge<br />
lenken sollte, die — da sie ihre Verwandtschaft<br />
mit der Herrenmode ganz und<br />
gar nicht verleugnen können — mit Recht als<br />
«Smoking-Form» bezeichnet werden.<br />
Das zweite Skdzzenblatt macht uns mit<br />
einer der beliebtesten Formen des «Sonnenbrand-Kleides»<br />
vertraut und zwar mit dem<br />
betont glatten Schnitt, der den Vorteil leichter<br />
Reinigungsmöglichkeit bietet. Zu einem<br />
solchen Modell, das unbedingt einfarbig und<br />
zwar entweder in Weiss oder in einer blassen<br />
Pastellfarbe (hellblau, rosa oder maisgelb)<br />
gearbeitet werden sollte, nimmt sich<br />
ein loser Kreton-Umhang in leuchtenden<br />
Schattierungen vortrefflich aus, der übrigens<br />
heuer ebensogut auch zu dunklen Kleidern<br />
getragen werden könnte, also eine keineswegs<br />
kostspielige und doch ausserordentlich wirkungsvolle<br />
Umhülle darstellt, deren Anschaffung<br />
man keineswegs versäumen sollte.<br />
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Welsse Mäntel aus Seidenleinen oder Reliefseiden<br />
sind heuer sehr beliebte Umhänge<br />
zu dunklen Imprim6toiletten.<br />
Moden kommen und vergehen— Was<br />
heute führend ist, kann morgen schon verstossen<br />
werden. Um so auffälliger ist es,<br />
dass der lose weite Paletot schon die zweite<br />
Saison das Modebild beherrscht und wenn<br />
die Modepropheten recht behalten, wird er<br />
auch in der Wintersaison führend sein. Seine<br />
Länge wird -sich auf sieben Achtel ausdehnen,<br />
aber alles übrige wird gleich bleiben.<br />
Hüte aus Pike machen den englischen<br />
Strohmodellen Konkurrenz, Sie sind zwar<br />
nicht sehr praktisch, dafür aber fesch, und<br />
das ist doch für die moderne Frau das Ausschlaggebende.<br />
Porzellanblau und Weiss sind heuer sehr<br />
beliebte Farbenzusammenstellungen bei sportlichen<br />
Kleidern. Weisse Strand- und Tenniskleider<br />
werden, mit Gürteln, Taschen und<br />
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Mode werden mit Genugtuung diese Effekte<br />
auf so einfachen Kleidern zur Geltung gebracht<br />
finden, indem beispielsweise ein weisses<br />
Leinenmodell in stilisiert-primitiver Manier<br />
mit Segelschiffmotiven bestickt erscheint<br />
(letztes Modell).<br />
Der Lebhaftigkeit dieses Kleides entspricht<br />
eine um so ruhigere, dunkle Umhülle, der<br />
man in Anlehnung an die erfolgreichste<br />
Modeform den Capeschnitt geben sollte.<br />
(Vorletzte Figur).<br />
Natürlich muss der Wahl der Kleinigkeiten,<br />
die einer solchen Aufmachung erst das Gepräge<br />
der Vollständigkeit geben, grösste<br />
Sorgfalt gewidmet werden.<br />
Die heute eingehend erörterte «Sonnenbrand-Aufmachung»<br />
ist jedenfalls — darüber<br />
obwaltet in modischen Kreisen nicht der geringste<br />
Zweifel — die richtigste Aufmachung<br />
für Stadt und Land während der drückenden<br />
Hochsommer- und der oft noch heissen<br />
Frühherbst-Tage!<br />
Aufschlägen aus blauem Leinen aufgeputzt.<br />
Manchmal ist auch die Kappe und das Jäckchen<br />
blau gehalten. Handschuhe und Handtasche<br />
schliessen sich in diesem Falle diesem<br />
Farbenduo an.<br />
Jacken aus gestreutem oder kariertem<br />
Taft ergeben mit glatten Röcken sehr fesche<br />
Kostüme. Sie sind mit hoch angebrachte«<br />
Revers und im Direktoirestil gearbeitet.<br />
Der Reitanzug, wie er sein soll, besteht<br />
aus einer schwarzen Breecheshose, schwarzer<br />
Reitjacke, einer weissen Reiterkrawatte<br />
und einer steifen schwarzen Melone oder<br />
Zylinder. An warmen Sommertagen kann<br />
man die schwarze Reitjacke gegen eine aus<br />
Leinen oder Rohseide und die Melone gegen<br />
ein Riding-cap austauschen.<br />
Sonnenschirme aus gesponnenem Glas<br />
sind für den Strand das neueste in der Bademode.<br />
In dunklen Farben schützen sie vor*<br />
intensiven Sonnenstrahlen und sind gleichzeitig<br />
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N° 59 — <strong>1935</strong> AUTOMOBIL-PEVUB 13<br />
Die Versuchung<br />
des Joos Utenhoven.<br />
(Fortsetzung aus dem Hauptblatt.)<br />
Den Boden stampfte er: Vorbei —!<br />
Heraus aus diesem Sichverlieren in Vergangenheiten<br />
— jetzt galt die Stunde — und<br />
nur sie!<br />
Hager und hart war sein Gesicht, und ohne<br />
Mitleid waren die grauen Augen:<br />
— war aus all dem versunkenen Geschehen<br />
und aus dem Schlimmeren, was später heimlich<br />
hinter ihm gesponnen worden war, nur<br />
eines noch geblieben: Hass — Hass und der<br />
gierige Wille, den letzten Austrag mit dem,<br />
der ihm sein Glück tückisch zerbrochen hatte,<br />
bis zum Ende durchzuhalten. Nicht nachzulassen,<br />
sich an ihn zu heften und ihn zu treiben<br />
und zu jagen, bis er zusammenbrach, vernichtet<br />
niederstürzte —<br />
Kampflust sprang in ihm auf — ein wilder,<br />
hcisser Hammer schlug sein Herz —<br />
Er sah um sich: Bilder und Bücher. Das<br />
war einmal für ihn die Umwelt und das Heim<br />
gewesen, die er um seine Zugehörigkeit zu<br />
ihr geschaffen hatte. Der Hafen für die Sehnsucht,<br />
die nach allem wilden, unruhvollen Suchen<br />
in ihr Erfüllung sah.<br />
Dann sprach wieder das rote Blut — dann<br />
flog all dieser edle Plunder hin, und man<br />
stand nackt, Mann gegen Mann, im leeren<br />
Raum.<br />
Mochte es jetzt so gelten —!<br />
Am Nachmittag dieses gleichen Tages, als<br />
Utenhoven sich soeben von seinem einsamen<br />
Mittagstisch erheben wollte, an dem er, ohne<br />
eine Speise zu berühren, nur ein paar Tassen<br />
schwarzen Kaffee hinuntergewürgt hatte,<br />
schlug die Flurglocke an: der Kriminalkommissar<br />
Herr Köpke sprach noch einmal bei<br />
ihm vor.<br />
Allein kam er diesmal, ohne die Begleitung<br />
seines Kollegen Schwieger, brachte Geräusch,<br />
Betrieb in diese grausam tote Stille, war voll<br />
Geschäftigkeit und Drang, die Dinge hier zu<br />
fördern.<br />
Den drahtig harten Schnurrbart bürstete er<br />
eilig mit der hohlen Hand empor: Na — alles<br />
ging ja ruhig seinen Weg: Klassischer Fall,<br />
wie man so sagte. Und die Indizien lägen ja<br />
im Grunde so sonnenklar, dass der Herr<br />
Rave, der inzwischen von dem Kollegen<br />
Schwieger weiter verarztet würde, es doch<br />
jetzt wohl bald aufgeben würde, sich in sein<br />
verstocktes Schweigen zu hüllen.<br />
«Er sagt nichts aus?» Joos Utenhoven stiess<br />
die Frage gierig aus trockener Kehle vor.<br />
Nein — nein — er schweige. Aber das sei<br />
im Anfang ja das übliche. Vielleicht auch,<br />
dass er sich seinen Dreh erst ein wenig zurechtlegen<br />
wolle. Na, würde damit ja auch<br />
sehr weit nicht kommen. Und solch ein Dauerverhör<br />
täte oft Wunder — gerade bei dergleichen<br />
Nervenfritzen — und vielleicht heute<br />
abend, heute nacht schon würde er mürbe<br />
sein, zusammenklappen und sich zu dem Geständnis<br />
bequemen.<br />
Herr Köpke nickte — tat das damit ab,<br />
setzte von neuem an:<br />
Also — warum er käme? Ja — er hätte<br />
eben noch ein paar Fragen zu stellen. Gerade<br />
im Zusammenhang mit der Mitteilung, die ihm<br />
Utenhoven da zuletzt noch über die Beziehungen<br />
zu Rave gemacht habe. Und dann: da<br />
wäre doch auch noch das Mädchen, das am<br />
Morgen nicht hier gewesen sei. Wohl die<br />
junge Person, die ihm jetzt draussen geöffnet<br />
hatte? Also die Aussage von der stünde noch<br />
aus. Nun, da konnte man ja gleich einmal<br />
hören, was sie zu sagen habe. Aenderte, wie<br />
die Dinge lagen, im Grunde ja wohl kaum<br />
noch etwas an dem Gesamtbilde des Ganzen,<br />
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war aber doch zur Vollständigkeit und zur<br />
Abrundung unbedingt nötig — denn den Vorwurf,<br />
dass man da irgend etwas ausgelassen<br />
hätte, wollte man sich am Ende doch nicht<br />
etwa später von irgendeinem superklugen<br />
Vernehmungsrichter machen lassen !<br />
An dem noch mit dem Kaffeegeschirr gedeckten<br />
Esstisch Hess Herr Köpke sich nieder,<br />
kramte ein dickes Notizbuch aus der<br />
Tasche, legte es aufgeschlagen vor sich hin,<br />
blickte mit angestrengter Faltenstirne auf die<br />
Vermerke darin nieder. Räusperte sich dann<br />
geräuschvoll, reckte das starke Kinn:<br />
«Ich möchte erst um die paar Auskünfte<br />
noch bitten.»<br />
Joos Utenhoven hob die Hand und Hess sie<br />
wieder auf das Tischtuch sinken. Das hiess:<br />
ich stehe zur Verfügung, fragen Sie. Wartende<br />
Spannung lag gesammelt und gelassen<br />
auf seinen hageren Zügen.<br />
«Also, Sie haben mir gesagt, dass dieser<br />
Rave der erste Mann der Toten — Ihrer späteren<br />
Frau — gewesen ist. Wann und warum<br />
ist diese erste Ehe geschieden worden?»<br />
Die Lippen öffnete Joos Utenhoven, die ihm<br />
wie eingetrocknet aneinander haften wollten:<br />
«Vor nahezu sieben Jahren», sagte er, «und<br />
wegen böswilliger Verlassung von seiner<br />
Seite —» Er schwieg, setzte dann, als der<br />
Blick des anderen noch immer fragend, wartend<br />
auf ihm lag, hinzu: «Er hat hier unsinnige<br />
Spielschulden gemacht — ist dann seinen<br />
Gläubigern durchgebrannt und hat die<br />
Frau mittellos zurückgelassen. Die Schulden<br />
habe ich bezahlt — nein: nicht aus Freundschaft<br />
zu ihm oder aus Edelmut oder sonst<br />
einer idealen Regung! — aber weil ich nicht<br />
wollte, dass ihr Name durch Strafprozesse<br />
gehen sollte. — Die Scheidung ist mit seinem<br />
Einverständnis ausgesprochen worden. Er<br />
war damals in Cannes — der Brief, in dem<br />
er sich als allein schuldigen Teil bekennt,<br />
muss bei den Scheidungsakten sein.»<br />
«Hm —» Herr Köpke machte Notizen •<br />
fragte dann wieder: «Und seitdem bis jetzt<br />
haben Sie ihn nicht mehr gesehen? — nichts<br />
mehr von ihm gehört?»<br />
Ablehnend und verächtlich rührte sich Joos<br />
Utenhoven: «Nein — so ganz leicht bin ich<br />
den Herrn doch nicht los geworden. Etwa<br />
ein Jahr nach meiner Verheiratung ist schon<br />
der erste Brief gekommen: sehr unbefangen<br />
•— als ob nichts geschehen wäre — Bitten um<br />
nochmalige rasche Hilfe — er hätte in ein<br />
Nervensanatorium gehen müssen. Ich habe<br />
das Geld gesandt. Ein paarmal hat sich das<br />
so wiederholt — aus Budapest — aus Zoppot,<br />
Einmal war angeblich sein Unternehmen zusammengebrochen<br />
— das andere Mal war er<br />
nach seiner Mitteilung schwer erkrankt —»<br />
«Und Sie haben gegeben?»<br />
«Ja —»<br />
«Hat Ihre Frau Ihnen zugeredet? Wie hat<br />
sie sich denn überhaupt dazu verhalten?»<br />
Joos Utenhoven drehte den kleinen Löffel<br />
der Kaffeetasse, die da noch vor ihm stand,<br />
zwischen den Fingern. Er zögerte, es fiel<br />
ihm schwer, mit diesem hier über sie, über<br />
seine Tote, die damals unter diesen Forderungen<br />
sichtlich schamvoll gelitten hatte, zu<br />
reden. Er sagte langsam und um jedes Wort<br />
sich quälend: «Nein — niemals hat sie mich<br />
damals beeinflusst — bestimmt nicht — nein.<br />
Es war auch damals kein Zusammenhang<br />
zwischen dem - zwischen Rave und ihr. Geschämt<br />
hat sie sich, weil er so ohne jede Ehre<br />
und Würde war — geweint hat sie einmal,<br />
wie ich ihr einen dieser Briefe gezeigt habe<br />
— v und hat mir später rührend gedankt, Wie<br />
ich ihr erzählt habe, dass ich das Geld angewiesen<br />
hätte —»<br />
Herr Köpke sass mit vorgeschobener Unterlippe,<br />
die Schultern unbehaglich angehoben.<br />
Joos Utenhoven fragte: «Können Sie nicht<br />
verstehen, dass man vor einer Frau, die<br />
man —», er stockte, «mit der man so gut<br />
lebt und sich so glücklich fühlt - gerade nach<br />
diesem Vorgeschehen und ihren schweren Erfahrungen<br />
— dass man da nicht klein und<br />
nicht eng erscheinen will?»<br />
Der Kommissar sah wortlos auf den in das<br />
Fleisch gewachsenen Ehering an seiner kurzfingerigen<br />
Rechten nieder. Nein — wenn er<br />
sich das so bedachte — er lebte doch wahrhaftig<br />
auch ganz gut und ganz zufrieden mit<br />
seiner Alten — aber dass er Muttern zu<br />
Hause für so teures Geld den Grossartigen<br />
vormimen sollte —? Also viel Verständnis<br />
hatte er für diese Sache nicht.<br />
Er rührte sich: «Und dann —?»<br />
«Dann — vor etwa zwei Jahren — nein,<br />
etw*as länger ist es, im Winter ist er plötzlich<br />
hier wieder aufgetaucht. Als erster Geiger<br />
einer Jazztruppe, die in der ,Scala' konzertiert<br />
hat. Er war harmlos genug uns aufzusuchen<br />
— ich war sehr kurz — meine Frau<br />
hat diesen Besuch als sehr peinlich empfunden.<br />
Ein paar Tage darauf ist er in meinem<br />
Büro erschienen — ziemlich verglast, wohl<br />
wieder Kokain oder derlei. Der Zweck dieses<br />
Besuches kam bald heraus: er wollte wieder<br />
meine Hilfe. Schulden — Verluste — das<br />
übliche. Damals habe ich ganz entschieden<br />
abgelehnt — er möge sich für alle Folge unnütze<br />
Briefe und Besuche sparen — jetzt sei<br />
endgültig Schluss —»<br />
«Na — war ja an der Zeit!» sagte der Kommissar.<br />
Joos Utenhoven sprach darüber hin: «Es<br />
war nicht Schluss: vier Wochen später hat<br />
man mir einen Wechsel vorgelegt, auf dem<br />
mein Name gestanden hat. Ich habe ihn eingelöst<br />
und bin mit dem Papier in die Pension<br />
gefahren, in der er gewohnt hat. Vormittags<br />
war das — so um elf. Er wollte sich verleugnen<br />
lassen — hat noch im Bett gelegen —<br />
übernächtig — benommen. Geleugnet hat er<br />
keinen Augenblick, aber geheult und gejammert:<br />
er wisse selbst nicht, wie er dazu gekommen<br />
wäre, aber er hätte sich nicht anders<br />
helfen können — ich hätte ihm doch so oft<br />
geholfen — na! Ich habe ihn eine Erklärung<br />
schreiben lassen, dass er meine Unterschrift<br />
gefälscht hätte — ich habe das Blatt noch<br />
unter meinen Papieren, es steht zur Verfügung<br />
—»<br />
(Fortsetzung folgt)<br />
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Mit dem Wagen bis zu den blitz-blanken Boxen an der Talstation.<br />
Von da mit der Drahtseilbahn in 8 Min. mitten ins Hochgebirge.<br />
•BUBBBWBBBnBBBBBBBBBBtHIEBBn^nEg
U<br />
O&unte Cfvuwik<br />
Nächstenliebe und Eitelkeit.<br />
Selten genug kommt es vor, dass die<br />
Mode einmal eine Laune hat, die in ihrer<br />
Endwirkung sich in der Form der Nächstenliebe<br />
auswirkt. Um so bemerkenswerter ist<br />
die plötzlich in Hollywood aufgekommene<br />
« Mode » des Kinderadoptierens ! Angefangen<br />
damit hat AI Jolson, der sich aus dem<br />
Waisenhaus von Illinois ein 7jähriges Bübchen<br />
holte. Gloria Swanson fand das «so<br />
sweet» und ahmte das Beispiel mit einem<br />
Mädelchen nach. Und jetzt gab es kein Halten<br />
mehr : Constance Bennett, Wallace Beery,<br />
ja selbst der urkomische Hardy haben<br />
sich auf einmal «ein Kind angeschafft»,<br />
Harald Lloyd hat sogar Zwillinge aufgetrieben,<br />
und das bisher wegen seiner majestätischen<br />
Ruhe weithin berühmte Villenparadies<br />
vor den Toren von Los Angeles hallt<br />
plötzlich von Kindergeschrei wieder. Und<br />
das Schöne daran ist: jeder will natürlich<br />
den andern an «Elternliebe» übertreffen,<br />
und so sorgen die Eitelkeit auf der einen<br />
und die ständige gegenseitige Kontrolle auf<br />
der andern Seite dafür, dass die armen<br />
elternlosen Kleinen in ein wirkliches Paradies<br />
gekommen sind.<br />
Es ist nichts mehr mit Qretna-Green.<br />
Es hat sich in der Welt noch immer nicht<br />
herumgesprochen, dass auch in Gretna Green<br />
die Romantik ausgestorben ist. Vor ein paar<br />
Tagen traf bei dem allerdings auch heute<br />
noch weltberühmten Schmied von Gretna<br />
Green ein chinesisches Paar ein, das stehenden<br />
Fusses getraut werden wollte. Es handelte<br />
sich um einen 17jährigen Chinesen und<br />
eine 17jährige Chinesin, die offenbar bei<br />
ihren Eltern auf Widerstand mit ihren Heiratsabsichten<br />
gestossen waren und alle weiteren<br />
Erörterungen auf diese, nach ihrer Auffassung<br />
so einfachen Art und Weise aus dem<br />
Wege gehen wollten.<br />
Der berühmte Schmied Mr. Rennison<br />
musste dem Paar leider mitteilen, dass auch<br />
Gretna Green heute durch Regierungsbeschluss<br />
gezwungen sei, eine 21tägige Wartefrist<br />
einzuhalten. Man könne freilich diese<br />
Wartefrist nach vorheriger Anmeldung für<br />
die « Beteiligten » vereinfachen — aber ganz<br />
ohne gehe es nicht. Man riskiere jedenfalls<br />
später eine Nichtigkeitserklärung der Ehe.<br />
Ob die Chinesen Sagh Zu Kau und Li Sion<br />
diese langatmigen juristischen Erörterungen<br />
verstanden haben, steht nicht einwandfrei<br />
fest, jedenfalls mussten sie wieder umkehren<br />
und warten nun doch auf den Entscheid<br />
ihrer Eltern, um dann nach chinesischem<br />
Ritus zu heiraten — sofern sie sich nicht<br />
heimlich in Gretna Green anmeldeten und<br />
die Reise nach 21 Tagen noch einmal tun.<br />
In den letzten Jahren war es mehrfach zu<br />
ähnlichen Zwischenfällen gekommen. Das<br />
war unvermeidbar, denn Gretna Green galt<br />
ja schliesslich seit undenklichen Zeiten als<br />
das Paradies für alle jene, die über elterliche<br />
Entschlüsse hinweg eine Eheschliessung anstrebten.<br />
Die wuchtigen Hammerschläge am<br />
Amboss von Gretna Green haben wirklich<br />
einst manche Ehe fester geschmiedet als<br />
wenn sie irgendwo in einer grossen englischen<br />
Magistratshalle vollzogen worden<br />
wäre.<br />
Aber es warfen sich gleichzeitig auch aus<br />
sehr einflussreichen englischen Kreisen zu<br />
ÄUTOMOBIL-REVUE<br />
viele Beschwerden auf. Junge Lords und<br />
alte Peers machten unfassbare Dummheiten.<br />
Und aus diesem Grunde drängte man bei der<br />
englischen Regierung auf strikte Einhaltung<br />
der Rahmenvorschriften für die englische<br />
Eheschliessung. Seitdem lassen sich jene, die<br />
über die zerschlagene Romantik von Gretna<br />
Green Bescheid wissen, nur noch aus irgend<br />
einer ausgefallenen Laune heraus am Amboss<br />
von Gretna Green trauen. Die anderen<br />
warten daheim auf den Ablauf der einundzwanzig<br />
Tage...'<br />
Alt Falkenstein.<br />
die trutzige Burg am Eingang der Klus bei Balsthal<br />
Wie wachsen Pflanzen ?<br />
Seit mehr als einem Jahrzehnt weiss man,<br />
dass eine Pflanze nur in solchen Teilen<br />
wachsen kann, in denen bestimmte Hormone,<br />
die Wuchsstoffe oder Auxine, vorkommen.<br />
Sie befinden sich meist in den<br />
äussersten Spitzen der Organe, die deshalb<br />
allein wachsen. Ueberträgt man Auxine<br />
künstlich an andere Stellen der Pflanzen, so<br />
beginnen auch sie zu wachsen. Jetzt gelang<br />
der Nachweis, dass die verschiedene Verteilung<br />
positiver und negativer Elektrizität im<br />
Pflanzenkörper eine Lageverschiebung der<br />
Auxine hervorruft. Da die Verteilung der<br />
Elektrizität nach einfachen physikalischen<br />
Gesetzen von der Stellung der Pflanze abhängt,<br />
ist es wahrscheinlich, dass Wachstumsveränderungen,<br />
wie etwa die Wiederaufrichtung<br />
eines geknickten Grashalmes, auf<br />
diesem elektrisch-chemischen Wege zustande<br />
.kommen.<br />
Ein Mittagessen für ein Buch.<br />
Ein Buchhändler in Madrid inserierte, dass<br />
er jedem Käufer von Büchern im Werte von<br />
mindestens 15 Peseten ein gutes Mittagessen<br />
kostenlos darbiete. Am nächsten Tag war<br />
der Laden von Hunderten — hauptsächlich<br />
Studenten — belagert, die alle Bücher kaufen<br />
und gratis essen wollten. Der Buchhändler<br />
musste zeitweilig schliessen.<br />
Fünf Millionen Menschen leben von einem<br />
Dammbau!<br />
Seit einer Generation träumten die amerikanischen<br />
Ingenieure davon, den Colorado<br />
irgendwo absperren zu können, dort seine<br />
Wassermassen zu stauen, wo dieser Strom<br />
aus dem grossen Canon herunterkommt. Der<br />
Traum ist Wirklichkeit geworden. An der<br />
<strong>1935</strong> — N° 5g<br />
Stelle, wo Nevada, Colorado und Kalifornien<br />
zusammenstossen, ist der Damm emporgewachsen<br />
und nähert sich jetzt auch in den<br />
letzten Arbeiten der Vollendung.<br />
Schon heute leben 5 Millionen Menschen<br />
von diesem Damm. Und Präsident Roosevelt<br />
sagte, als die vorläufige Einweihung vor<br />
sich ging, als die 4 Millionen Kubikyards<br />
Erde bewegt waren: «Wir gehen mit Riesenschritten<br />
jener Zeit entgegen, in der Elektrizität<br />
und Kraft so billig werden, dass sie als<br />
Standard-Artikel für jede menschenmögliche<br />
Betätigung Verwendung finden können.> Der<br />
Colorado-Damm war ein richtiger Schritt auf<br />
dem Wege zu diesem Ziel.<br />
Der Mont-Blanc-Durchstich marschiert!<br />
Währenddem wird in Europa mit viel Eifef<br />
an dem grossen Mont-Blanc-Durchstich herumberaten.<br />
In Aosta fand in diesen Tagen<br />
eine Ingenieur-Konferenz statt, die sich absolut<br />
im Sinne eines Durchstichs durch den<br />
Mont-Blanc im Interesse einer kürzeren Verbindung<br />
von Rom nach Paris aussprach. Die<br />
Geologen haben bereits ihre Vorarbeiten begonnen.<br />
Das Kapital wäre aufzutreiben. Es<br />
fragt sich jetzt nur, ob nicht auch von der<br />
Schweiz aus mit einem Gotthard-Basistunnel<br />
oder mit einem Monte-Ceneri-Tunnel die Bedeutung<br />
des Mont - Blanc - Tunnels abgeschwächt<br />
würde.<br />
Ernsthaft wurde sogar jüngst der Vorschlag<br />
erörtert, einen der beiden Simplon-<br />
Tunnel für den Autoverkehr freizugeben.<br />
Denn schliesslich soll der Mont-Blanc-TunneJ<br />
gleichfalls eine Autodurchfahrt erhalten.<br />
So lässt sichs reisen !<br />
Dienen schon der Mont-Blanc-Durchstich<br />
und die anderen in diesem Zusammenhang<br />
erwähnten Pläne der schnellen Ueberwindung<br />
von Raum und Zeit, so muss man das in noch<br />
viel grösserem Masse von den riesigen Bahnbauten<br />
sagen, die seit Jahresfrist in Afrika in<br />
aller Eile vorwärts getrieben werden. Ob<br />
man von Tanger aus nach Süden fährt, oder<br />
von Marakesch aus nach Norden reisen will:<br />
überall findet man jetzt bereits elektrische<br />
Züge, die ohne Russ und Rauch auf gesicherten<br />
Schienensträngen entlang an eigens für<br />
die Tropen hergestellten Oberleitungen durch<br />
die afrikanische Welt rasen.<br />
Sie haben in ihrer Ausdehnung nur eine<br />
Konkurrenz: das sind die sibirischen Bahnen,<br />
die allerdings mehr aus strategischen Gründen<br />
einen dauernden Ausbau erfahren. Die<br />
Riesenstrasse, die zur Zeit in Alaska begonnen<br />
wird, und bis nach Feuerland hinunterführen<br />
soll, ist für den Motorverkehr gedacht,<br />
deshalb aber nicht weniger sensationell.<br />
Der Druck im Mittelpunkt der Erde<br />
ist ungeheuer gross, wie neue Berechnungen<br />
von G. E. Marsh zeigen. Demnach soll dort<br />
ein Druck von 4,890,000 Atmosphären herrschen;<br />
auf einem einzigen Quadratzentimeter<br />
Fläche lasten also nahezu 5 Millionen Kilogramm<br />
! Mit den schwersten und verwickeltesten<br />
Maschinen konnten bisher — z. B. für<br />
bestimmte wissenschaftliche Untersuchungen<br />
im Laboratorium — höchstens Drucke von<br />
20,000 Atmosphären erreicht werden.<br />
Vitaminmangel trotz Vitaminüberfluss.<br />
Das gegen Skorbut wirksame Vitamin C<br />
wird von gewissen Darmbakterien vernichtet.<br />
Bei einer krankhaften Ansiedlung dieser<br />
Bakterienarten im obern Dünndarm kann<br />
daher Skorbut auftreten, auch wenn die Nahrung<br />
grosse Mengen des Vitamins enthält<br />
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Winterregiment ist nun auch der voralpine Kurort<br />
Stoos (1300 m), diese liebliche Bergterrasse am<br />
Fronalpstock, urplötzlich zu vollem sommerlichem<br />
Leben erwacht.<br />
Wo noch vor etwas mehr als Monatsfrist meterhohe<br />
Schneelagen an des vergangenen Winters<br />
Macht und an verflossene Skifahrerherrlichkeit erinnerten,<br />
hat der ungebärdige, aber in diesem Falle<br />
willkommene Helfer « Föhn» in der letzten Zeit<br />
mächtig aufgeräumt und das satte Grün der Alp-<br />
•weiden und die unendliche Farbenskala einer mannigfachen<br />
Alpenflora hervorgezaubert. Bereits hat<br />
denn auch der Strom der Stoosbesucher und der<br />
Fronalpbesteiger verheissungsvoll eingesetzt.<br />
Ein kräftiger und schmelzender « Föhn > blies<br />
auch in das Taxgefüge der Drahtseilbahn Schwyz-<br />
Stoos, mit dem Erfolg, dass die Fahrtaxen während<br />
dieses Sommers um 30% an Werktagen und um<br />
40% an Sonntagen gegenüber den bisherigen normalen<br />
Fahrpreisen reduziert wurden.<br />
Durch diese zeitgemässe Massnahme dürfte es<br />
nun wohl fast jeder Börse möglich sein, die äusserst<br />
genussreiche und interessante Höhenfahrt auf<br />
den Stoos auszuführen.<br />
Wohl nirgends auch gelangt man aus dem Tiefland<br />
so rasch auf eine Höhe von 1300 m wie mit<br />
der Stoosbahn. Dauert doch die Fahrt von der Talstation<br />
auf den Stoos mit Ueberwindung von 700 m<br />
Höhendifferenz bloss elf Minuten. Ein dichter<br />
Fahrplan sorgt für günstige Verbindungen nach der<br />
Station Schwyz und dem Schiffshafen Brunnen.<br />
Für die mit dem Automobil ankommenden Beisenden<br />
steht bei der Talstation ein grosser Parkplatz<br />
und eine bahneigene Garage zur Verfügung.<br />
WK.<br />
Monte Generoso-Bahn. Der weitere Ausbau der<br />
Strasse, die von Mendrisio auf den Monte Generoso<br />
geführt wird, macht recht erfreuliche Fortschritte.<br />
So ist sie nun mit dem Automobil befahrbar bis<br />
Bella Vista in einer Höhe von 1223 m. Wie schon<br />
der Name sagt, geniesst man von diesem Punkt<br />
aus.einen ganz prachtvollen Rundblick, und es kann<br />
jedem Automobilisten nur empfohlen werden, den<br />
Ausflug hinauf an den Monte Generoso zu unternehmen;<br />
Von Lugano aus ist der Punkt leicht in<br />
einer Stunde bei gemütlicher Fahrt erreichbar.<br />
Alfred Döblin: «Pardon wird nicht gegeben»,<br />
Roman (Querido-Verlag, Amsterdam). Dieser grosse<br />
soziale Zeitroman spielt in den Jahren 1890 bis<br />
1905 in Berlin. Das Motto: « Entbehren sollst du,<br />
sollst entbehren » ist ebenso Leitmotiv der Vorgänge<br />
wie « Pardon wird nicht gegeben >. In drei Teilen:<br />
Armut, Konjunktur und Krisis wird die Geschichte<br />
einer Familie erzählt, die aus der Provinz in die<br />
Hauptstadt verschlagen wird. Aus völliger Verarmung<br />
führen Glück, Ehrgeiz und Protektion Mutter,<br />
Söhne und Tochter — der Vater, ein Nichtsnutz,<br />
ist in der Provinz gestorben — zu Ansehen<br />
und Wohlstand. Pardon wird nicht gegeben: Vom<br />
Schicksal nicht, von der Arbeiterschaft nicht, von<br />
den Herren nicht, von der Zeit nicht. Ein hartherziges<br />
Fatum treibt die Menschen dahin.<br />
Dieser Roman von Döblin erinnert von ferne an<br />
ein ähnliches Buch von Heinrich Mann: c Die Armen<br />
». Dichterisch ist Döblin Heinrich Mann überlegen.<br />
Politisch sind beide gleich ungerecht. Es ist<br />
nämlich furchtbar einfach, die menschliche Gesellschaft<br />
der Herren und Arbeiter zu scheiden und<br />
auf dieser schwarzweissen Scheidung soziale Anklagen<br />
und Verteidigungen schematisch aufzubauen.<br />
Dichter sollten nicht in die gleichen Fehler der Politiker<br />
fallen, die gröbere Ohren haben als Poeten.<br />
Es gibt Herren, die mehr arbeiten als Arbeiter, und<br />
es gibt Arbeiter, die ihr Leben so nichtstuerisch einzuteilen<br />
wissen wie Luxusexistenzen, nur dass Lebensnenner<br />
und Milieu einander nicht gleichen.<br />
« Pardon wird nicht gegeben » ist eine gewichtig©<br />
literarische Leistung, teilweise spannend wie ein<br />
Räuberroman, unerbittlich in der Verurteilung der<br />
deutschen Bourgeoisie, glorifizierend in der Zeichnung<br />
der kleinen Leute. Die politische Tendenz des<br />
Buches ist radikal sozialistisch, beklemmend in der<br />
Auseinandersetzung der Gegensätze, fanatisch in der<br />
Sondierung der sozialen Strömungen, der Typen<br />
und Ereignisse. Dieser Familienroman weitet sich<br />
damit zu einem anklägerischen und verurteilenden<br />
Zeit- und Gesellschaftsroman von packender Wirkung.<br />
Ein anarchistischer Zug ist unverkennbar.<br />
E. W.<br />
Der kartenlesende Fusswanderer:<br />
«Siehst Du, ich<br />
hab Dir immer gesagt, es<br />
finde sich eine Abkürzung,<br />
um an unser heutiges<br />
Ziel zu gelangen!»<br />
«Ist das nicht ein wunderbares<br />
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Guttannen (Grimselstrasse)<br />
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Benzinstation. Telephon 3.<br />
P. Rufibach, Bes.<br />
Innertkirchen Hotel Alpenrose<br />
T. c. s.<br />
Direkt an der Grimselroute. Bestbekannt für Küche und Keller. Bureschinken.<br />
Heimelige Lokalitäten. Schattiger Garten. Bescheidene Preise.<br />
Garage. Tel. 5.11.<br />
F. Urweider, Besitzer.<br />
Boltigen<br />
T.C.S. Hotel Simmenthai A.C.S.<br />
Bestbekanntes Haus. Schöner Garten.<br />
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von Fr. 7.— an. — Stets frische<br />
Forellen Bauernschinken — Garage — Reparaturwerkstätte<br />
Oel — Benzin. Tel. 551. L. Ricder-Hirschi, Bes.<br />
Gutgeführtes, bürgerliches Haus im Zentrum der Ortschaft. Selbstgeführte<br />
Butterküche. Lebende Forellen. Bescheidene Preise. Zimmer von Fr. 3'-<br />
an. Gedeckte Terrasse. Garage. Telephon 127.<br />
Ft. SCHNEIDER, Bes.<br />
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bei Gstaad. 1200m u.M. T.C.S.<br />
Bären «• Oldenhorn<br />
Altbek., renov. Haus. Restauration zu Jeder Tageszeit. Forellen.<br />
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Besthek. Haus im Zentrum der Ortschaft. Zimmer m. fliess. Wasser.<br />
Pens. v. Fr. 9.— an. Zimmer v. Fr. 4.— an. Soign. Küche. Leb..Forellen.<br />
Garage. Parkplatz. Tel. 48. Ch. Burri-Wüthrich, Bes.<br />
Das gutbürgerliche Haus mit seiner anerkannten Küche. Forellen.<br />
Schattiger Restaurationsgarten. Garage, Park. Telephon 9.<br />
Pensionspreis von Fr. 8.50 an.<br />
R. Rohrbach, Bes.<br />
Gut geführtes Haus an der<br />
schönen Autostrasse Spiez-Interlaken.<br />
Zimmer m. fliessendem<br />
Wasser. Pension v. Fr. 7.50 an.<br />
Forellen. Tel. 64.38. Garage-<br />
Boxen. M. Roth, Bes.<br />
Zweisimmen Hotel Bergmann T.C.S.<br />
GSTAAD Hotel National T.C.S.<br />
Kandersteg Hotel Alpenrose T.C.S.<br />
FAULENSEE<br />
AM THUNERSEE<br />
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Hotel Bären T.C.S.<br />
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Altbekanntes Haus. Gute Küche und<br />
Keller. Pension v. Fr. 7.— an. Zimmer<br />
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Grosse Scheidegg, Susten- und<br />
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Idealer Sommer - Aufenthalt.<br />
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1200 rri" vü. M.<br />
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Küche und Keller. Zeitgemässe<br />
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F. Loosli.<br />
durch die<br />
Automobil-Revue
ÄUTÖMOBIU-REVUE <strong>1935</strong> — !ft 5$<br />
Bei den grünen "BP" Tankstellen erhältlicht<br />
3*4<br />
„Oh! wäre fch doch so<br />
groß, daß ich mit die«<br />
sem glitzernden Ding<br />
da unten davon fliegen<br />
könnte!" Dle Elster<br />
meint damit das wunderbar<br />
glanzende Auto mit Standard-<br />
Super- Polish 111 poliert l)<br />
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Kurz : der uns mit unseren Mitteln zu zufriedenen<br />
Automobil-Besitzern macht.<br />
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von 2,3,4 u. 5 Tonnen, revidiert,<br />
teilweise mit Kipper ausgerüstet,<br />
sind als wirkliche Occasionen abzugeben.<br />
- Nähere Auskunft<br />
erteilt Chiffre Z3370 der Auto-<br />
mobil-Revue. Büro Zürich.<br />
fordern Tausende! Opel<br />
greift die Forderung auf, plant einen solchen Wagen,<br />
baut ihn, er wird rücksichtslos erprobt, immer<br />
weiter entwickelt, bis er jetzt - alle Forderungen<br />
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Druck. Gliches und Verlas: HALLWAG A.-C Hallersche Buchdruckerei und Wagnersche VerlagsanstaJt, Ben«.