E_1935_Zeitung_Nr.071
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BERN, Dienstag, 3. Sept. <strong>1935</strong><br />
Nummer 20 Rp.<br />
31. Jahrgang - N° 71<br />
ERSTE SCHWEIZERISCHE AUTOMOBIL-ZEITUNG<br />
Zentralblatt für die schweizerischen Automobil- und Verkehrsinteressen<br />
ABONNEMENTS-PREISE:<br />
Ausgabe A (ohne Versicherung) halbjährlich Fr. 5.—, jährlich Fr.<br />
Ausland mit Portozuschlag, wenn nicht postamtlich abonniert<br />
Ausgabe B (mit gew. Untallversich.) vierteljährlich Fr. 7.50<br />
Ausgabe C (mit Insassenversicherung) vierteljährlich Fr. 7.50<br />
Festigkeit tut not!<br />
Mit dieser Devise schliesst die Eingabe der<br />
« Litra» an die eid'g. Räte. Und diese nämlichen<br />
Worte rufen wir euch Automobilisten<br />
zu, überzeugt davon, dass, wer immer unsere<br />
noch folgenden kritischen Ausführungen<br />
zum Inhalt der Litrabroschüre nicht nur vom<br />
einseitigen Eisenbahnerstandpunkt, sondern<br />
vom weitblickenderen eines am gesamten<br />
Verkehr Interessierten aus betrachtet, diesen<br />
Ruf aufnimmt und sein Möglichstes beiträgt<br />
zur Wahrung ureigenster und damit<br />
auch von Landesinteressen.<br />
« Irrwege der Gegner •»<br />
lautet der erste Abschnitt, in welchem es<br />
gleich mit Volldampf über die Automobilisten<br />
hergeht und zwar in folgender Form :<br />
« Dieser Unmut (wegen der jüngsten Benzinzollerhöhung)<br />
gebärdet sich um so massloser,<br />
als die seinerzeitigen Eingaben der<br />
Automobilverbände an die eidg. Räte den<br />
Bundesrat von den als notwendig erachteten<br />
-Massnahmen nicht abzuhalten vermochten.»<br />
Weil also die Automobilisten dem nimmersatten<br />
Moloch Fiskus ein energisches Halt<br />
entgegenrufen, werden sie vor dem ganzen<br />
Volk als Verräter angekreidet, ausgerechnet<br />
von den geistigen Vätern der «Litra», in<br />
deren Statuten von «einem angemessenen<br />
Verkehrsausgleich zwischen den Eisenbahnen<br />
und den übrigen Verkehrsmitteln, sowie<br />
von einer Anpassung unserer Verkehrswirtschaft<br />
an die sich ändernden wirtschaftlichen,<br />
technischen, hygienischen und sozialen Tatsachen<br />
und Notwendigkeiten » gefaselt wird.<br />
Qrössere Spiegelfechterei und skrupellosere<br />
Vertretung einseitiger Interessen ist man<br />
nicht einmal vom Eisenbahnerverband gewöhnt,<br />
um so erstaunlicher also von dieser<br />
über Parteien und Verbänden stehenwollenden<br />
Dachorganisation.<br />
Weiter kommt die Broschüre auf die mit<br />
der Benzinzollerhöhung zusammenhängenden<br />
Aktionen zu sprechen. Dem A.C.S. wird dabei<br />
'die Berechtigung abgesprochen, sich wegen<br />
der ungleichen Behandlung von Einheimischen<br />
und Fremden bezüglich Benzinpreis<br />
zur Wehr zu setzen, mit der tiefsinnigen Begründung,<br />
dass «dieselben Verkehrsverbände<br />
sich seinerzeit nicht veranlasst sahen,<br />
gegen die gleichfalls einseitig zugunsten des<br />
Fremdenverkehrs vorgenommene Verbilligung<br />
der Personentarife der Bahnen Einspruch<br />
zu erheben». Hätten diese jedoch damals<br />
sich wirklich erlaubt, dem am Narrenseil<br />
herumgeführten Schweizervolk zu sagen,<br />
dass es nicht nur die Schulden der S.B.B, zu<br />
tragen habe, sondern daneben die höchsten<br />
'Fahrtaxen aller Bahnen der Welt bezahle,<br />
F E U I L L E T O N<br />
Die Versuchung<br />
des Joos Utenhoven.<br />
Von Karl Rosner.<br />
Neben dem Diener schritt Joos Utenhoven<br />
her.<br />
Durch schmale Gänge ging es wieder und<br />
über enge steile Treppen.<br />
Ihm war, er schritte da auf einem Schiff,<br />
auf einem Boden, der sich leise hob und<br />
senkte.<br />
Durch Korridore und gewölbte Warteräume<br />
führte ihn der Diener, vorbei an hundert<br />
zeitverbrauchten Türen mit vertretenen Dielenbrettern<br />
und abgegriffenen Klinken. Hall<br />
von verlorenen Schritten und von aufgelösten<br />
Menschenstimmen lag überall als wirres<br />
Tosen zwischen den Mauern rings gefangen.<br />
Joos Utenhoven dachte: Auskünfte — ?<br />
«— werden ersucht — sich zwecks Auskunftserteilung<br />
— gefälligst einzufinden —»<br />
Ja, was — was hatte dieser graue skurrile I<br />
Herr ihn denn gefragt —? Nichts —<br />
nichts —!<br />
Wirr s«ar er, spürte aufgerührt, dass seine<br />
10.-<br />
Erscheint jeden Dienstag und Freitag<br />
Wöchentliche Beilage .Autler-Feierabend". Monatlich 1 mal „Gelbe Liste"<br />
REDAKTION U.ADMINISTRATION: Breitenrainstr. 97, Bern<br />
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währenddem Ausländer auf den dem<br />
Schweizervolk gehörenden Eisenbahnen um<br />
ein Vielfaches billiger transportiert würden,<br />
hätte u.E. eine derartige Aufklärung unter<br />
dem Motto «Schuster bleib bei deinen Leisten<br />
» einen ungeheuren Proteststurm ausgelöst.<br />
Damit auch der T.C.S. nicht ohne ein<br />
blaues Auge davonkomme, wird an dessen<br />
Eingabe an den Bundesrat erinnert, die auf<br />
die Gefahren aufmerksam macht, welche<br />
dem schweizerischen Tourismus und der<br />
schweizerischen Hotellerie aus der durch ein<br />
allzustarkes Anziehen der Benzinzollschraube<br />
ausgelösten Abwanderung einheimischer Automobilisten<br />
ins benachbarte Ausland erwachsen<br />
könnten. Um dem angeblich landesfeindlichen<br />
Verhalten des T.C.S. die Krone<br />
aufzusetzen, heisst es in der Litraauslassung:<br />
< Logischerweise würde dazu auch die Feststellung<br />
gehören, dass es schon früher zur<br />
Hauptsache die Automobilverbände waren,<br />
die trotz den gegenüber der Schweiz höheren<br />
Benzinpreisen des Auslandes durch Veranstaltung<br />
von Gesellschaftsfahrten die Mitglieder<br />
animierten, ihre Ferien im Ausland<br />
zu verbringen.»<br />
Es sind sonderbare Käuze, die sich zu derartigen<br />
Feststellungen aufschwingen und geflissentlich<br />
übersehen,« -dass allerdings* der<br />
Automobilist, für dessen alte Tage nicht die<br />
Steuerzahler sorgen, der keine von der Verwaltung<br />
bezahlten Dienstkleider tragen kann,<br />
noch weniger mit Freifahrtscheinen die Heimat<br />
oder das Ausland zu bereisen Gelegenheit<br />
hat, wohl aber vom Bund und den Kantonen<br />
wie eine Zitrone ausgequetscht wird,<br />
seine Ferien tatsächlich teilweise ausserhalb<br />
der rotweissen Grenzpfähle verbringt, dass<br />
aber im Jahresbericht 1934 des Schweiz.<br />
Eisenbahnerverbandes auf Seite 222 folgender<br />
Aufruf steht: « Es ist im höchsten Grade<br />
bemühend, zusehen zu müssen, wie unsere<br />
prächtigen Ferienheime, die weder Mühe<br />
noch Kosten scheuen, um ihren Gästen den<br />
Aufenthalt so angenehm als möglich und<br />
finanziell erträglich zu machen, halbleer dastehen,<br />
derweil ein schöner Teil unserer Mitglieder<br />
sich im Ausland tummeln und dort<br />
ihr gutes Geld verbrauchen.» Kommentar<br />
überflüssig!<br />
Mit der Bemerkung: «Wie wenig hemmend<br />
übrigens der erhöhte Benzinpreis auf den<br />
Automobilverkehr im Inland einwirkte, konnte<br />
an den vergangenen Sonntagen auf unseren<br />
Hauptdurchgangsstrassen jeder unvoreingenommene<br />
Beobachter feststellen» glauben die<br />
Litraleute, bereits heute schon Rückschlüsse<br />
auf die Wirkung der erhöhten Benzinpreise<br />
Sicherheit durch all das ineinanderlaufende,<br />
zweideutige Gerede erschüttert war: Der<br />
Graue hielt den Rave nicht für schuldig —<br />
hielt den Beweis, dass gerade der es war,<br />
nicht für erbracht —. Und was — was<br />
wollte er mit all dem anderen Zeug —?<br />
Spiel — ? — wirklich nichts als leeres Spiel<br />
eines senil gewordenen Besserwissers. Oder<br />
glaubte er wirklich, dass vielleicht er — dass<br />
er — ?!<br />
Zwei — drei Schritte blieb er zurück hinter<br />
dem Führer, so wild schlug ihm das Herz.<br />
Menschen waren um ihn — wartende, hastende,<br />
«rufende Menschen. Und wieder dieser<br />
dumpfe, einengende Dunst von Angst und<br />
Elend —<br />
Jetzt lag ein Blick fragend auf ihm — da<br />
schritt er hinter diesem Menschen weiter.<br />
Und während ihn der Bote nach der grossen<br />
Treppe wies und da zurückblieb, sprang<br />
es wieder in ihm auf: — der Graue — woher<br />
scheint er mir nur so bekannt —? Wo habe<br />
ich die matten Augen, das überschmale, hagere<br />
Gesicht nur schon gesehen —?<br />
Halb zwölf schlug es soeben von dem Turme<br />
der Georgenkirche, als Utenhoven aus<br />
dem dunklen Torgewölbe des Polizeipräsidiums<br />
hinaus in das von mittägigem Lichte<br />
ziehen zu dürfen. Wer allerdings mit derartigen<br />
Behauptungen aufrücken will, sollte<br />
eine längere Beobachtungsdauer ins Feld<br />
führen können und nicht rein gefühlsmässig<br />
urteilen. Uns will im Gegenteil scheinen, der<br />
erhöhte Benzinzoll werde in seinen negativen<br />
Wirkungen schon jetzt fühlbar, weist doch<br />
der internationale Autotourismus, trotz verbilligter<br />
Brennstoffabgabe, auch im Juli a. c.<br />
einen Ausfall auf, denn in den ersten 7 Monaten<br />
des laufenden Jahres ist gegenüber der<br />
vorjährigen Parallelperiode ein Manko von<br />
rund 70 000 Logiernäohten zu verzeichnen.<br />
Trotzdem der Grosshandel wegen den zum<br />
Bersten gefüllten Benzinlagern bis anhin nur<br />
einen bescheidenen Rückgang in der Umsohlagtätigkeit<br />
zu verzeichnen hat (er dürfte<br />
ungefähr 10 Prozent betragen), melden die<br />
hauptsächlichsten Grenztankstellen einen<br />
Minderabsatz bis zu 50 Prozent. Im Mittel<br />
darf man mit einem 30 Prozent betragenden<br />
Minderkonsum im Vergleich zur Preisbasis<br />
von 36 Rp. pro Liter rechnen. Ueber die Auswirkungen<br />
des Bundesratsbeschlusses vom<br />
25.(26. Juni <strong>1935</strong> wollen wir noch kein Urteil<br />
abgeben; wir behalten uns vor, die Bilanz im<br />
nächsten Frühjahr zu ziehen.<br />
Achtlos gehen die Verfasser der Broschüre<br />
auch am Rückgang des schweizerischen Motorfahrzeugbestandes<br />
vorbei. Völlig unbekannt<br />
scheint ihnen die Tatsache, dass Ende<br />
1931 der höchste Motorfahrzeugbestand in<br />
unserem Land erreicht wur^e. Während 1933<br />
bereits ein Rückschlag um '\2 000 Wagen zu<br />
Verzeichnen war und Ende' September 1934<br />
(im 1 "Vergleich zu 1931) iihmpr noch ein<br />
Manko von 6000 Einheiten vorlag, dürfte sich<br />
dasselbe nicht nur bis anfangs <strong>1935</strong>, sondern<br />
speziell bis Ende des laufenden Jahres unzweifelhaft<br />
vergrössern.<br />
Den Gipfel demagogischer Interpretationskünste<br />
leistet sich die Litra-Eingabe im 2. Abschnitt:<br />
x<br />
r<br />
« Grundsätzliches zur Höhe der Zollgebühren<br />
»,<br />
wird darin doch das Kunstsstück fertiggebracht,<br />
das Benzin in die Gruppe der Luxusartikel<br />
einzureihen! Luxus nennen es diese<br />
Herren, wenn die Möglichkeit raschester<br />
ärztlicher Hilfe vom Gebrauch des Motorfahrzeuges<br />
abhängt; Luxus ist es, wenn Bauer<br />
und Gärtner mit dem Auto ihre Produkte zu<br />
Markt bringen; Luxus ist es auch, wenn der<br />
Handelsreisende seine Muster im Wagen mitführt;<br />
Luxus vor allem aber ist der Sommerund<br />
Winter-Postbetrieb der eidg. Postverwaltung;<br />
als Luxus werden die Fahrten der<br />
Arbeiter zur abgelegenen Arbeitsstätte bezeichnet;<br />
zu tiefst in die Hölle aber wird der<br />
auf der Strasse rollende werk- oder gewerbsmä'ssige<br />
Güterverkehr verdammt.<br />
Bestimmend für die Höhe der Zollansätze,<br />
wird ausgeführt, seien die Interessen der all-<br />
überflutete Gewoge des Alexanderplatzes<br />
trat. Und so laut war der Lärm dieses Getriebes,<br />
dass er die dunklen Glockenschläge,<br />
kaum dass sie niederfielen, in sich zerstampfte<br />
und zerrieb.<br />
Als eine anstürmende Brandung drang<br />
dieser Prall von hinhastenden Menschen, von<br />
Autos, Lastwagen, riesigen Omnibussen, das<br />
Hämmern der Elektrischen, das Rufen, Räderrasseln,<br />
das Stampfen schwerer Rammen von<br />
den Baugerüsten auf ihn ein, verwirrte ihn,<br />
traf ihn so jäh, dass er in dunkler Hemmung<br />
für einen Augenblick den Schritt verhielt und<br />
zögerte, sich diesem Trubel hinzugeben.<br />
Erst als einer der Schupos, die da vor dem<br />
Tore standen, fragend zu ihm hinüberblickte,<br />
überwand er das. Er warf den Kopf hoch und<br />
durchstiess sein Zaudern.<br />
Drüben, jenseits des Platzes, standen Autos.<br />
Schon war er im Begriff, die Hand zu heben<br />
und zu winken — da Hess er es: — wohin?<br />
— wohin wollte er jetzt —?<br />
Ziellos, leer, ohne Inhalt lag der Tag vor<br />
ihm. Und unklar war ihm, wie er sich jetzt<br />
von diesem betäubend lauten Strom der Menschen<br />
treiben Mess, als hätte er etwas versäumt,<br />
vergessen — als hafte er noch irgendwie<br />
an diesem riesigen roten Häuserklotze,<br />
INS ERTIONS-PREIS:<br />
Die achtgespaltene 2 mm hohe Grundzeile oder deren Raum 45 Rp.<br />
Grössere Inserate nach Spezialtaril.<br />
Inseratenschlnss 4 Taue vor Erscheinen der Nummern<br />
Wir berichten heute<br />
über:<br />
Querschnitt.<br />
Grosser Deutscher Bergpreis.<br />
Stilfserjoch-Rennen.<br />
Wie bestimmt man Geschwindigkeiten?<br />
Bilder: Seite 8.<br />
Seite 10: Reminiszenzen zum<br />
Grossen Preis.<br />
gemeinen Volkswirtschaft, zu deutsch: diejenigen<br />
der Eisenbahnen. Das Schicksal der<br />
35 000 in der Automobilwirtschaft beschäftigten<br />
Personen berührt die Litra-Leute, vorausgesetzt,<br />
dass die 31 091 Bundesbahnangestellten<br />
zu ihrer Sache kommen, nicht im geringsten!<br />
Das in den Motorfahrzeugen investierte:<br />
Kapital von rund 1 Milliarde Franken, ganz<br />
abgesehen von den in Fabriken, Zubehörindustrien,<br />
Reparaturwerkstätten und Verkaufsmagazinen<br />
arbeitenden Mitteln, scheint den<br />
nämlichen Kreisen, sofern die verlochten<br />
S. B. B.-Milliarden gerettet werden können,<br />
belanglos! Auch der mehr als 400 000 000 Fr.<br />
betragende Jahresumsatz aus Motorfahrzeugverkehr<br />
macht diesen neuzeitlichen «Verkehrsfachmännern<br />
» nicht den bescheidensten<br />
Eindruck!<br />
Wir bedanken uns dafür, den Parlamentariern<br />
als Luxustierchen, denen man das<br />
Fell beliebig über die Ohren ziehen kann, vorgestellt<br />
zu werden. Hoffentlich erinnern sich<br />
einige unserer Volksvertreter beim Lesen dieses<br />
Litra-Elaborates, dass selbst sie,sich dem<br />
Automobil nicht ungern anvertrauen und dieser<br />
oder jener stellt beschämt fest, zu den<br />
Luxuswagenbesitzern zu zählen. Die 69 744<br />
Personenwagen, welche Ende September 1934<br />
| in unserm Lande festgestellt wurden, repräsentieren<br />
nach Auffassung dieser Weisesten<br />
unter den Weisen : « 27 1 Benzin pro 100 km<br />
fressende Luxuswagen, die mit Leichtigkeit<br />
die sich aus der Zollerhöhung ergebende<br />
Mehrbelastung zu tragen vermögen — sonst<br />
sollen sie eben die billigere Bahn benützen »!<br />
Schon diese kleine Auswahl zeigt, mit wessen<br />
Geistes Kind wir es zu tun haben; wir betonen<br />
neuerdings, dass nicht diese einseitige,,<br />
unobjektive, den tatsächlichen Verhältnissen<br />
widersprechende Darstellung das Beschä-,<br />
mendste an der neuen Aktion gegen die Automobilisten<br />
ist, sondern Viel bedenklicher muss<br />
die von bürgerlicher politischer Seite erhalt<br />
tene Unterstützung berühren.<br />
der ihm im Rücken lag— als wäre da oben indem<br />
verbrauchten schmalen Zimmer zwischen<br />
den gelben wackeligen Büromöbeln etwas,<br />
das ihm jetzt fehlte — ein Stück seines<br />
Denkens, seines Wesens — zurückgeblieben.<br />
Unter der Ueberführung der Stadtbahn<br />
ging er durch. Ein Zug rasselte eben dröhnend,<br />
eisenklirrend darüber hin.<br />
War denn das immer so — ?<br />
Fremd schien ihm alle Umwelt — die Häuser<br />
mit den lauten Schaufenstern, die Menschen<br />
—•. Wie selten man in diese Gegend<br />
kam. Wie eine andere Stadt — ein anderes,<br />
Berlin war alles das —<br />
Die Königstrasse ging er hinunter. Gedränge<br />
überall um ihn. Farben und Gesten,<br />
die vorüberjagten. Fand sich, da er vor dem<br />
rostbraunen Ziegelbau des Rathauses, dort,<br />
wo die Strasse sich zum Platze weitet, abseit<br />
des Menschenstromes und gleichsam von<br />
ihm ausgeschieden und an diesen Strand geworfen,<br />
stillestand. Wusste mit einem Male,<br />
dass er die ganze Zeit, seit sich die Tür des<br />
Zimmers zwischen ihm und dem Doktor von<br />
Adriani geschlossen hatte, ohne sich selbst<br />
darüber klar zu sein, mit allen Sinnen diesen<br />
einen, einzigen Gedanken geschleppt, umspäht<br />
beklopft, behorcht hatte: — der
Dass naoh diesen Musterbeispielen auch<br />
das 3. Kapitel<br />
« Der Charakter des Benzinzolls »<br />
mit der gleichen Elle zu messen ist, dürfte<br />
verständlich sein. Darin wird die Behauptung<br />
« von der Ersetzung des Schienenweges durch<br />
die Strasse» aufgestellt. Man darf fast annehmen,<br />
dass sich die Verfasser dieser Schrift<br />
während der Abstimmungskampagne über das<br />
Verkehrsteilungsgesetz nicht nur auf dem<br />
Mond, sondern eher auf dem Mars aufhielten,<br />
unmöglich könnten sie sonst die loyale Haltung<br />
der Automobilverbände und das aktive<br />
Eintreten der Aspa für die Vorlage so schnell<br />
vergessen. Was kann das Auto dafür, dass<br />
die Bahnen krampfhaft an unhaltbaren Positionen<br />
festhalten, anstatt planmässiges Einstellen<br />
bestimmter unrentabler Linien durchzuführen?<br />
Die Generaldirektion der S. B. B.<br />
selbst wies ja in ihrer Kampfschrift von 1930<br />
auf eine solche Verkehrspolitik des Auslandes<br />
hin, die sicher auch volkswirtschaftlich weitblickender<br />
ist als Versuche, kapitalistische<br />
Werte in Einrichtungen, die teilweise ihre<br />
Existenzberechtigung längst einbüssten, zu<br />
schützen! Und wiederum, was kann das Auto<br />
dafür, dass im Lande des klassischen Maschinen-<br />
und Motorenbaues und der hochentwickelten<br />
Starkstromtechnik erst zwei Leichttriebwagen<br />
für Auflockerung des Schienenverkehrs<br />
sorgen, während das Ausland, zum<br />
Teil mit schweizerischen Konstruktionen, in<br />
dieser Hinsicht um etliche Jahre voraus ist?<br />
Liest man den Satz: «Wenn sämtliche<br />
Zweige unserer Volkswirtschaft zur Sicherung<br />
ihrer Existenz den Schutz des Staates<br />
anrufen und auch zugebilligt erhalten, dann<br />
hat der Staat nicht nur das Recht, sondern<br />
auch die Pflicht, diejenigen Unternehmen zu<br />
schützen, auf deren Existenz sich unsere gesamte<br />
Volkswirtschaft entwickelt hat und<br />
noch heute ruht», so muss man sich allen<br />
Ernstes die Frage vorlegen, ob tatsächlich ein<br />
ehemaliger Bundesrat, zwei Ständeräte und<br />
noch ein Nationalrat derart konfuses Zeug mit<br />
ihrem Namen decken. Einmal sei darauf hingewiesen,<br />
dass es.nicht das Auto ist, sondern<br />
in erster Linie ja die Bahnen, die den Schutz<br />
des Staates anrufen, die gleichen Kreise, die<br />
sich während beinahe einem Jahrhundert mit<br />
grösster Rücksichtslosigkeit über den mittelalterlichen<br />
Strassenverkehr hinwegsetzten<br />
und das gesamte Fuhrhaltergewerbe vernichteten.<br />
Hohnlächelnd haben sie den Sieg des<br />
Dampfes gepredigt und gefeiert und sind dabei<br />
nicht gerade wählerisch mit dem schönen<br />
Sprichwort: «Willst du nicht der meine sein,<br />
dann schlag ich dir den Schädel ein » umgegangen.<br />
« Zusammenfassend ist», laut Litrabericht,<br />
«die Berechtigung erhöhter Zollansätze für Betriebsstoffe<br />
des Motorfahrzeugverkehrs von<br />
rein zollpolitischen Gesichtspunkten aus begründet<br />
durch Rücksichten auf:<br />
1. Ausgleich der Handelsbilanz,<br />
2. Schutz der Bahnen, damit<br />
3. Schutz des für die Bahnen im Inland<br />
vorhandenen Betriebsstoffes (Elektrizität),<br />
4. Schutz der vom Bahnbetrieb lebenden<br />
einheimischen Industrien,<br />
5. Einschränkung des Verkehrsluxus. ><br />
Es dürfte sich erübrigen, näher auf derartige<br />
Kunstkniffe einzugehen, denn erwiesenermassen<br />
brachten es die S. B. B. schon<br />
vor dem Aufkommen des Automobils als<br />
Konkurrenzfaktor, aus bekannten Gründen,<br />
auf keinen grünen Zweig. Für diese Entwicklung<br />
einzig und allein das Motorfahrzeug verantwortlich<br />
zu erklären, ist eine Kampfweise,<br />
die wir schon längst überwunden zu haben<br />
glaubten. Wie der Benzinzoll zum Ausgleich<br />
der Handelsbilanz beitragen soll, bleibt uns<br />
unerklärlich, stellte doch das Volkswirtschaftsdepartement<br />
vor kurzem fest, am Bau<br />
glaubte nicht an die Schuld des Fred Rave doch ein Recht auf ihn — er ist doch mein —!<br />
— der wollte ihm seine Vergeltung, seine gerechte<br />
Rache an dem Zerstörer seines bens gestohlen und vernichtet hat, gehört<br />
Der Mensch, der mir das Beste meines Le-<br />
Glückes rauben —!<br />
doch mir — den lass ich mir nicht nehmen —<br />
Er schüttelte den Kopf — so hart, so heftig auch von diesem verstaubten und verkalkten<br />
— dass einer, der vorüberging, ein bramsigdicker<br />
Mann mit einer Aktenmappe, der nach Die weinerlich und geheimnisvoll gesenk-<br />
Schwätzer nicht —!<br />
dem Rathaustore strebte, den Schritt verhielt,<br />
sich umwandte und ihn verwundert wie sie vor ihm die Kette der Indizien zerte<br />
Flüsterstimme glaubte er wieder zu hören,<br />
musterte.<br />
pflückte — die dürre Altershand sah er, wie<br />
Joos Utenhoven fing den Blick:<br />
sie mit ihrem wohlgepflegten Krallennagel<br />
«He — wünschen Sie etwas?!» Kampfgierig,<br />
kehlig stiess er das hervor, und seine band klopfte —<br />
auf den Aktendeckel mit dem roten Quer-<br />
Augen bohrten sich herausfordernd in das Was sagte dieses Band? Fertig zur Weitergabe<br />
an den Staatsanwalt —! Die Kom-<br />
Gesicht des Dicken.<br />
«Wieso —?» Wie einer, der nur künstlich missare Schwieger und Köpke, die von dem<br />
aufgeblasen war und dem die Luft entwich, ersten Augenblick an alles mitangesehen, mit-<br />
hatten, waren der Ueberzeugung, dass<br />
dass er schrumpfte, zusammenfiel, sah ererlebt<br />
mit einem Male aus.<br />
Rave schuldig war —<br />
«Ich meine nur —.»<br />
Und galt denn das nicht mehr als alles<br />
Da drehte sich der andere und schlich mit hirnrissige Besserwissen und Spintisieren vor<br />
eingezogenem Kopf davon.<br />
einem wackeligen grünen Tisch?<br />
Wieder tauchte Joos Utenhoven in die Das Blut brandete auf in ihm, die Nerven<br />
Menge ein.<br />
Ueber die Kurfürstenbrücke trieb er, löste<br />
sich von dem Zug der Strasse, stand fern<br />
dem Menschenstrome beinahe einsam vor<br />
dem Begasbrunnen.<br />
In seinem Hirn kreiste allein wieder der<br />
eine alles erstickende Gedanke: — ich habe<br />
Versenkbare Fussgängerschutzlnseln.<br />
In Nürnberg wurde versuchsweise eine versenkbare<br />
Fussgänger-Schutzinsel angelegt.<br />
Durch die Versenkbarkeit der Insel will man<br />
vermeiden, dass in verkehrsarmen Nachtstunden<br />
eine Beleuchtung der Insel erforderlich<br />
ist, oder dass ohne besondere Beleuchtung<br />
der Insel durch deren schwere Sichtbarkeit<br />
eine unnötige Gefahr für den Verkehr<br />
entsteht.<br />
300 km Radfahrerweg für eine Stadt<br />
Berlin will in den nächsten Jahren 300 km<br />
Radfahrerwege bauen, die sich bis in den innersten<br />
Stadtgürtel vorziehen sollen. Bereits<br />
jetzt stehen dem Radfahrerverkehr etwa 300<br />
km an besonderen Verkehrsstreifen zur Verfügung,<br />
die aber hauptsächlich in den Aussenquartieren<br />
liegen. Nun soll auch das<br />
Stadtzentrum diesem Sonderweg erschlossen<br />
werden.<br />
Die dritte Reichsautobahnteilstrecke vor der<br />
Vollendung.<br />
Als dritte Teilstrecke der Reichsautobahnen<br />
steht jetzt die an die Autobahn Frankfurt-<br />
Darmstadt anschliessende Strecke Darmstadt-<br />
Mannheim-Heidelberg vor der Vollendung.<br />
Eröffnung voraussichtlich Ende September.<br />
10,000 Landstreicher haben eigene Wagen.<br />
In einer amerikanischen Statistik wird festgestellt,<br />
dass die Zahl der Landstreicher, die<br />
über einen eigenen Wagen verfügen, in den<br />
strafften sich in einem Wittern von Gefahr.<br />
Und wieder, wie vorhin, da der Dicke vor<br />
dem Rathaus sich musternd nach ihm umgesehen<br />
hatte, quoll trotzige Abwehr in ihm<br />
auf, fühlte er sich bereit, den Gegner anzunehmen.<br />
Was hatte denn dieser senile Krippensetzer<br />
AUTOMOBIL-REVUE<br />
Vereinigten Staaten gegenwärtig lOßOO betrage.<br />
Diese Wagen sind allerdings in der<br />
Regel weder gekauft noch gestohlen worden,<br />
sondern es handelt sich fast durchwegs um<br />
Fahrzeuge, die von ihren Besitzern auf der<br />
Landstrasse stehen gelassen wurden, weil sie<br />
altersschwach geworden waren. Reine Freude<br />
haben die Landstreicher beim Gebrauch dieser<br />
Fahrzeuge sicher nicht.<br />
i s t i s c h e r<br />
und die Raaber-Waggon-Fabrik, beschlossen,<br />
die Lastwagenproduktion wieder aufzunehmen.<br />
Das eine Werk ist bestrebt, einen billigen<br />
Typ für den Inlandmarkt herauszubekommen,<br />
wovon es jährlich 300 Stück abzusetzen<br />
hofft, während das andere Unternehmen<br />
mit einem ebenfalls billigen Modell in<br />
den Orientmarkt einzudringen versucht.<br />
Nachdem die Motorisierung des Strassenverkehrs<br />
in Ungarn immer grössere Fortschritte<br />
macht, standen doch Ende Juni des<br />
laufenden Jahres bereits 26,000 Automobile in<br />
Betrieb, so wäre die ungarische Industrie<br />
nicht abgeneigt, auch den Bau von Personenwagen<br />
aufzunehmen, sofern für neu in den<br />
Verkehr gestellte Automobile eine zweijährige<br />
Steuerbefreiung eingeräumt wird.<br />
Der Ausbau der deutschen motorisierten<br />
Strassenpolizei.<br />
Der Verkehrspolizeireferent im Reichsinnenministerium<br />
teilt mit, dass die motorisierte<br />
Strassenpolizei, deren Ausbau für die<br />
nächsten zwei Jahre im ganzen Reiche geplant<br />
ist, nach Abschluss dieser Arbeit etwa<br />
1500 Mann auf rund 700 Fahrzeugen umfassen<br />
wird. Zur Zeit sind in sechs preussischen<br />
stigen Freipass für wenig Geld beschaffen zu können.<br />
Zudem Halt an nur zwei Zollämtern.<br />
Provinzen 100 Beamte auf 50 Fahrzeugen<br />
eingesetzt. Wenn diese 100 Beamten in einem<br />
Monat nicht weniger als 30,000mal einscher<br />
Freipass, deutsches Triptyk- oder Grenzpas-<br />
Neuer Zustand: Erforderlich sind: Schweizerigreifen<br />
mussten, dann werde wohl niemand sierscheinheft, Nationalitätsschild, Reisepässe für<br />
alle Wageninsassen. Dazu zeitraubender Halt an<br />
die zwingende Notwendigkeit einer solchen<br />
Einrichtung bezweifeln wollen. Alle Beamten<br />
der Strassenpolizei seien gewandte Fahrer<br />
und Männer mit grosser Praxis- Sie seien<br />
in Sonderkursen für ihre Aufgaben geschult,<br />
um Helfer und Freund des Verkehrs zu sein.<br />
Neben der Ueberwachung des gesamten<br />
Strassenverkehrs sei vor allen Dingen die<br />
laufende Kontrolle des Verkehrs- und betriebssichern<br />
Zustandes der Fahrzeuge von<br />
Bedeutung.<br />
Die vorläufig in Preussen organisierte<br />
motorisierte Strassenpolizei wird nach einem<br />
Beschluss des Reichsinnenministers auf den<br />
Lastwagenproduktion in Ungarn.<br />
Vor ca. 3 Jahren sahen sich zwei den Lastwagenbau<br />
betreibende Firmen wegen ungß' und in die Gendarmerie eingegliedert. Es<br />
1. April 1936 auf das ganze Reich ausgedehnt<br />
nagender Aufträge gezwungen, die Produktion<br />
einzustellend Nachdem im laufenden Jahr" 50 Mann und je 18 bis 22 Fahrzeugen. Als<br />
sind 31 Kommandos vorgesehen mit je 45 bis<br />
die Nachfrage ständig zunimmt, haben dieStandorte kommen unter andern München,<br />
beiden Fabriken, die Staatliche Eisenwerke Freiburg i. Br. und Stuttgart in Frage.<br />
einer zweiten Pneufabrik kein Interesse zu<br />
haben, weil mit Autoreifen ein glänzendes<br />
Kompensationsgeschäft möglich sei. Wir sehen<br />
davon ab, zu untersuchen, wie mancher<br />
Industrielle sein Unternehmen schliessen<br />
müsste, wieviele Tausende von Arbeitern auf<br />
die Strasse gestellt würden, wenn nicht mit<br />
Hilfe der importierten Brennstoffquantitäten<br />
unser schrumpfender Export belebt werden<br />
könnte! Nationalrat Tschumi, als Präsident<br />
der nationalrätlichen Zolltarifkommission,<br />
wäre doch in der Lage gewesen, die Verfasser<br />
dieser Broschüre besser über die Zusammenhänge<br />
von Benzinzoll und Export schweizerischer<br />
Industrieprodukte aufzuklären!<br />
Was den Schutz des für die Bahnen im Inland<br />
vorhandenen Betriebsstoffes anbelangt,<br />
sei nur auf das im Ausbau begriffene Etzelwerk<br />
hingewiesen, dessen Baupolitik mit aller<br />
Deutlichkeit illustriert, was aus voreiligen<br />
Vertragsabschlüssen resultieren kann. 1929<br />
behaupteten die S. B. B., gestützt auf die bisherige<br />
Verkehrsentwicklung stelle sich der<br />
Verkehr auf den Bundesbahnen im Jahre 1940<br />
auf 152,4 % des jenigen des Jahres 1926, d.h.<br />
die S.B.B. benötigten 1940 also 645 Mill. kWh.<br />
Gleichzeitig erscholl der Mahnruf, 1932 seien<br />
die bahneigenen Energiequellen erschöpft und<br />
die Bundesbahnen hätten auf diesen Zeitpunkt<br />
für neue zu sorgen. Pro 1931 rechnete man<br />
mit einem Energiebedarf von 514 Mill. kWh,<br />
pro 1932 mit einem solchen von 540 Mill.<br />
kWh; effektiv betrug die Energieabgabe an<br />
die S. B. B. pro 1930/31 413, 1931/32 414,<br />
1932/33 419 und 1933/34 447 Mill. kWh. Nach<br />
Fertigstellung des Etzelwerkes stehen dem<br />
schweizerischen Energiemarkt weitere 135<br />
Mill. kWh. zur Verfügung, wovon 71,8 Mill.<br />
kWh. auf die S.B.B, entfallen. Glauben die<br />
Verfasser der neuen Kampfschrift wirklich,<br />
dass durch künstliche Abwürgung des Motorfahrzeugverkehrs<br />
die weisse Kohle der bahneigenen<br />
Kraftwerke schlankweg untergebracht<br />
werden könne, oder sind sie nicht auch der<br />
mit all seinen unsicher und unzweideutig umhertastenden<br />
Redensarten überhaupt von ihm<br />
gewollt ? Mit seinen Taschenspielermätzchen,<br />
seinem sophistischen Getue ? Was hatte er<br />
gesagt: «Keiner ist sicher vor Indizien» —<br />
und dann: «— wenn vielleicht ich vor diesem<br />
Rave dagewesen wäre in der Wohnung —<br />
oder Sie —». Ging das etwa im Ernst auf<br />
ihn ? Unsinn! Schaumschlägerei ! Mochte<br />
der alte Narr doch ruhig sich verspinnen in<br />
seine uferlosen «Möglichkeiten» — hier, in<br />
dem Aktenstücke, waren Tatsachen gehäuft,<br />
die wie mit Fingern nur auf einen wiesen:<br />
Fred Rave —. Und den Mann, der ihn so getroffen<br />
hatte, den Hess er nicht. Den wollte<br />
er am Boden sehen —der war ihm verfallen!<br />
Wieder, vom Dome drüben, kamen Glokkenschläge<br />
— breit, hallend schwangen sie<br />
hier in die Weite, gössen sich nieder in die<br />
Tiefe: zwölf Uhr —<br />
Da raffte sich Joos Utenhoven gewaltsam<br />
los aus diesem zähen Sturme seiner Abwehr,<br />
seines Hasses, tat ein paar Schritte —<br />
schreckte auf, als unweit von ihm einer, der<br />
vorüberkam — ein schlanker, hochgewachsener<br />
Herr mit weissem Schnurrbart, klugen,<br />
hell blickenden Augen —die Hand zum Hute<br />
hob und nickte. Griff zugleich selber grüssend<br />
hoch — wusste, als der nun schon vorüber<br />
war; Falke — richtig, Geheimrat Falke —•<br />
<strong>1935</strong> — No 71<br />
Meinung, dass die S.B.B, aus ihrer Elektrizitätspolitik<br />
weitere Lasten zu übernehmen<br />
haben, die neben anderem den dringend erwünschten<br />
Taxabbau verhindern?<br />
Unzweifelhaft sind bei der herrschenden<br />
Wirtschaftslage die wenigen Produkte, die<br />
unser rohstoffarmer Boden hervorgibt, nach<br />
Möglichkeit auszunützen. Bekanntlich ist es<br />
aber gerade die Automobilwirtschaft, welche<br />
in dieser Hinsicht den Holzreichtum unseres<br />
Landes zu verwerten versucht und zur technischen<br />
Lösung dieser Aufgabe bereits erhebliche<br />
Mittel zur Verfügung stellte. Die Herren<br />
in und hinter der Litra könnten sich den Dank<br />
des ganzen Landes sichern, wenn sie ihre für<br />
die Bekämpfung des Automobils bereitgestellten<br />
Gelder der Wissenschaft zur Verfügung<br />
hielten, um nicht nur die weisse Kohle zu<br />
schützen, sondern vor allem das Holz, und<br />
besonders das Bergholz, zum nationalen<br />
Brennstoff entwickeln zu helfen. Wy.<br />
C»*enzve*l«dBi»<br />
Um was geht die Wurst? Die Mitteilung, dass<br />
die deutschen Reichsbehörden beabsichtigen, die<br />
zollfreie Zone Jestetten-Lottstetten auf den 1. Oktober<br />
<strong>1935</strong> aufzuheben, hat in den ostschweizerischen<br />
Automobilisten- und Verkehrskreisen wie eine Bombe<br />
gewirkt. Man ist sich rasch klar geworden, -welch<br />
unangenehme Auswirkungen diese Massnahme für<br />
einea wesentlichen Teil des schweizerischen Lokalund<br />
Durchgangsverkehrs mit sich bringen wird.<br />
Man vergegenwärtige sich folgenden Vergleich:<br />
Gegenwärtiger Zustand: Nötig nur gültiger Freipass<br />
und schweizerischer Führer und Verkehrsausweis,<br />
somit keine Zolldokumente, Reisepässe, Nationalitätsschild.<br />
Zudem bestand die Möglichkeit, sich<br />
beim schweizerischen Zollamt ohne schweizerische<br />
Zollquittung für die Wageneinfuhr einen kurzfri-<br />
vier Zollämtern (zwei schweizerische und zwei<br />
deutsche.<br />
Es ist klar, dass man sich inskünftig stets hüten<br />
würde, via Bülach, Rafz, Jestetten nach Schaffhausen<br />
zu fahren, da man gewöhnlich bei Inlandsfahrten<br />
nicht all diese Dokumente und Ausweise mit<br />
sich führt. Durch die Benützung der Route über<br />
Winterthur-Andelfingen würde somit dem Bezirk<br />
Bülach ein grosser Teil interessanten Durchgangsund<br />
Ausflugsverkehr (Rheinfall) vollständig entgehen<br />
und ihm so eine grosse wirtschaftliche Benachteiligung<br />
entstehen.<br />
V<br />
ZSSvchev N«*tiBZ«n<br />
Zürich propagiert Verkehrsabschrankungen.<br />
Nachdem von seilen der Verkehrsinteressenten schon<br />
früher auf die Bedeutung der Schutzabschrankun-«<br />
gen bei wichtigen Strassenkreuzungen nachdrücklich<br />
hingewiesen worden war, wurden dann in Zürich<br />
erste Versuche an der Bahnhofstrasse unternommen,<br />
die sich denn auch bestens bewährten.<br />
Aber trotzdem blieb es bei den Versuchen, da sich<br />
in der weitern Verwendung dieser Schutzvorrichtungen<br />
eine gewisse Opposition behördlicherseits<br />
geltend machte.<br />
Nachdem es sich nun in den der Verkehrswoche<br />
folgenden Wochen gezeigt haben dürfte, dass es bei<br />
vielen Strassenbenützern und besonders bei den<br />
Fussgängern noch langer und zahlreicher Bestrebungen<br />
bis zur endgültigen Besserung bedarf und<br />
die an Ort und Stelle angebrachten Vorkehren die<br />
wirksamsten sind, wurden nun in Zürich neue solche<br />
Verkehrsabschrankungen angebracht, wodurch<br />
es am besten möglich sein dürfte, die Fussgänger<br />
von der diagonalen Ueberquerung der Verkehrsplätze<br />
abzuhalten.<br />
Die Anbringung solcher Schutzketten kann den<br />
zuständigen Polizeibehörden der Schweizerstädte<br />
nicht genug anempfohlen werden. Eine von der<br />
Stadt Berlin für die Jahre 1927/28 und 1933/34<br />
vorgenommene, Statistik zeigt, dass an all den Plätzen<br />
mit solchen Abschrankungen die Unfallzahlen,<br />
erheblich abgenommen haben; an einem der verkehrsreichsten<br />
Plätze ist dieselbe von 214 auf 125,<br />
d. h. um fast 50 Prozent zurückgegangen. Und zwar<br />
betraf dieser Rückgang vornehmlich Fussgänger, da<br />
die Abschrankungen bewirkten, dass die Strasse nur<br />
noch an den offenen Stellen überquert "wurden. —<br />
Die Beispiele in Zürich haben auch gezeigt, dass<br />
sich diese Abschrankungen in solcher Art und Weise<br />
anbringen lassen, dass das gesamte Strassenbild in<br />
seiner « Schönheit» keineswegs beeinträchtigt wird«<br />
der wohnte ja da hinten irgendwo im Apothekerflügel<br />
—<br />
Und dann war es ihm noch, als hätte ihn<br />
aus diesem Nicken, diesem Blick etwas wie<br />
warme Anteilnahme gut gestreift —<br />
Auch der hat sie gekannt, musste er denken.<br />
Fühlte dabei, da er mechanisch weiterschritt,<br />
wie wieder diese eine Frage aufkroch<br />
in ihm, ihn ziellos machte und sich lähmend<br />
vor seine Füsse warf: wohin —? wohin —?<br />
Was eben noch Auftrieb in ihm gewesen<br />
war, sank ab, erstickte unter ihr: Wohin —?<br />
wohin —? Nur Leere, Einsamkeit und Losgelöstheit<br />
blieben —.<br />
Durch die Tore und über die weiten und<br />
verschwiegen stillen Höfe des alten Schlosses<br />
schritt er, sah drüben dann das Grün des<br />
Lustgartens vor sich. Bog ab über die Schlossbrücke<br />
— und scheute doch wieder zurück,<br />
da er den breiten Zug der «Linden» vor sich<br />
aufgeschlossen sah. Fand sich am Ende auf<br />
das eiserne Geländer am Spreelauf hingebeugt,<br />
den Blick auf dem träg-dunklen Wasser<br />
und auf einem da an dem Ufer festgetäuten,<br />
schwarz überdachten, langen Kahn:<br />
— ein Walfisch —. Da stand es auf einer<br />
Tafel: — hier konnte man für zwanzig Pfennig<br />
einen richtigen ausgestopften Riesenwalfisch<br />
sehen.<br />
(Forts, im «Autler-Feierabend» S. 13.)
N° 71 - <strong>1935</strong> AUTOMOBIL-REVUE 3<br />
Sportnachrichten<br />
Das Stilfserjoch-Rennen.<br />
Tadln! (Alfa Romeo) fährt mit 58,91 km/St.<br />
neuen Streckenrekord. Ruesch (Maserati)<br />
belegt einen ehrenvollen vierten Platz.<br />
Das am vergangenen Sonntag auf der 14<br />
Kilometer langen Strecke zwischen Trafoi<br />
und Stilfserjoch zur Durchführung gekommene<br />
Rennen brachte eine kleine Ueberraschung,<br />
indem es Tadini (Alfa Romeo) gelang,<br />
seinen Teamkollegen Nuvolari (Alfa Romeo)<br />
um mehr wie 17 Sekunden zu distanzieren,<br />
zugleich mit einem Mittel von 58,91<br />
km/St, seinen eigenen Streckenrekord um<br />
drei Stundenkilometer verbessernd.<br />
Aber nicht nur Tadini allein unterbot seine<br />
vor zwei Jahren aufgestellte Bestleistung: es<br />
gelang auch noch 'neun andern Fahrern, die<br />
Piste unter dem Streckenrekord zu erledigen,<br />
was bei den günstigen Witterungsverhältnissen<br />
weiter gar nicht so verwunderlich war.<br />
Die Sonne brannte in den unteren Regionen<br />
wieder recht kräftig und hatte von ihrer sommerlichen<br />
Wärme noch gar nichts eingebüsst.<br />
Ursprünglich erwartete man eine scharfe<br />
Auseinandersetzung zwischen Nuvolari (Alfa<br />
Romeo) und Varzi (Auto-Union), die leider<br />
ausblieb. Der Auto-Union-Fahrer kam nicht<br />
richtig jn Schuss, was aber mehr seiner Maschine<br />
wie dem Piloten selbst zuzuschreiben<br />
war. Allerdings zog Varzis Gefährt in den<br />
kurzen Geraden gewaltig davon, doch in den<br />
Kurven erwies es sich als zu lang und zu<br />
wenig wendig und verlor dadurch wertvolle<br />
Zeit. So gelang es sogar Bianco auf seinem<br />
1500-ccm-Maserati, sich vor Varzi zu schieben,<br />
und selbst der absolute Sieger der Sportwagen,<br />
Pintacuda (Alfa Romeo), war um einige<br />
Sekunden schneller.<br />
Die Auto-Union verfügt allerdings über<br />
einen speziellen Typ, der nur für Bergrennen<br />
Verwendung findet, doch ist dieser vergangenen<br />
Sonntag Stuck überlassen worden, der<br />
damit im Grossen Deutschen Bergpreis an<br />
den Start ging. Dass die übrigen* Modelle, die<br />
sonst für Rundstreckenrennen bestimmt, für<br />
den Berg völlig ungeeignet sind, hat die Fahrt<br />
von Varzi deutlich bewiesen. In einer so kurvenreichen<br />
Strasse, wie sie die Rennstrecke<br />
vom Stilfserjoch darstellt, ist Wendigkeit des<br />
Fahrzeuges wichtiger, wie eine Unzahl von<br />
PS., die doch nur für ganz kurze Distanzen<br />
zur Anwendung kommen können. Immerhin<br />
hat sich Varzi mit seiner Maschine ausgezeichnet<br />
gehalten und die 45 Kurven in Anbetracht<br />
der Umstände bravourös hinter sich<br />
gebracht.<br />
In der Klasse 1100 ccm der Rennwagen kam<br />
es zu einem Dreikampf M. Q., Maserati und<br />
Fiat, woraus die englische Marke unter der<br />
Führung von Cecchini siegreich hervorging.<br />
In unglaublichem Tempo surrte das kleine<br />
Wägelchen den Berg hinan und vermochte<br />
sich sogar mit dem Mittel von 54,076 km/St,<br />
im Gesamtklassement an zehnter Stelle zu<br />
placieren. Der Lauf der Klasse 1500 ccm<br />
war eine Angelegenheit der «Maseratisten»,<br />
ße mit Bianco, Tuffanelli, Berrone und Castelbarco<br />
die vier ersten Plätze belegten,<br />
während bei den Zweilitermaschinen Fumagalli<br />
auf Bugatti erfolgreich war.<br />
Den Clou des Tages bildete natürlich der<br />
Start der unbeschränkten Klasse, wo sich<br />
Varzi, Nuvolari, Tadini, Ruesch und Dusion<br />
gegenüber standen. Tadini, der italienische<br />
Bergspezialist, zog in überragender Fahrt den<br />
Berg hinauf und meisterte die Kurven in bestechender<br />
Manier. Mit 14:15,54 für die 14 km<br />
lange Strecke schuf, er einen neuen absoluten<br />
Rekord und verwies Nuvolari, Dusio,<br />
Ruesch und Varzi auf die hinteren Plätze. Bei<br />
Nuvolari muss allerdings berücksichtigt werden,<br />
dass er ohne jegliches Training ins Rennen<br />
ging, denn der Mantuaner traf erst am<br />
Samstagabend in Trafoi ein, und es blieb ihm<br />
einzig die Möglichkeit, die Route mit seinem<br />
Privatwagen zu befahren.<br />
Ganz glänzend verhielt sich Ruesch, der<br />
mit 14:45,69 nur dreissig Sekunden hinter<br />
den Sieger zu liegen kam und ebenfalls den<br />
bestehenden Streckenrekord zu unterbieten<br />
vermochte.<br />
Bei den Sportwagen erwies sich Pintacuda<br />
(Alfa Romeo) als der Schnellste. Er benötigte<br />
14:39,42 und zeitigte damit die absolut viertbeste<br />
Zeit des Tages. Lurani (Maserati) siegte<br />
in der Klasse 1500 ocm, während Gilera (Fiat)<br />
und Pertile (Alfa Romeo) in den Klassen 1100,<br />
bzw. 2000 ccm, zu Ehren kamen. Interessant<br />
war die Maschine des letztern, die aus<br />
einem Bugatti-Ghassis und einem Alfa Romeo-Motor<br />
zusammengebaut war.<br />
Das Klassement.<br />
Rennwagen:<br />
Klasse 1100 ccm: 1. Gecohini (M.G.) 15:31,7 (Mittel<br />
54,76 km/St.); 2. Bergamini (Maserati) 16:<br />
20,66; 3. Musso (Fiat) 22:46,21.<br />
Klasse 1500 ccm: 1. Bianco (Maserati) 14:46,05<br />
(Mittel 56,884 km/St.); 2. Tuffanelli (Maserati) 14:<br />
54,57; 3. Berrone (Maserati) 14:59,4; 4. Gastelbarco<br />
(Maserati) 15:25,98.<br />
Klasse 2000 ccm: 1. Fumagalli (Bugatti) 15:<br />
49,16 (Mittel 53,107 km/St.); 2. Queroielo (Maserati)<br />
16:47,23.<br />
Klasse über 2000 ccm: 1. Tadini (Alfa Romeo)<br />
14:15,54 (Mittel 58,905 km/St.), neuer Streckenrekord;<br />
2. Nuvolari (Alfa Romeo) 14:32,7; 3. Dusio<br />
(Maserati) 14:36,18; 4. Ruesch (Maserati) 14:45,69;<br />
5. VaMi (Auto-Union) 14:51,61.<br />
Sportwagen:<br />
Klasse 1100 ccm: 1. Gilera (Fiat) 16:01,73 (Mittel<br />
52,4 km/St.); 2. Baruffi (Maserati) 16:24,35; 3.<br />
Beccaria (Fiat) 16:39,12.<br />
Klasse 1500 ccm: 1. Lurani (Maserati) 14:57,63;<br />
2. Barbieri (B.P.M.) 15:10,81; 3. Carnevali (Bugatti)<br />
16:19,37.<br />
Klasse 2000 ccm: 1. Pertile (Alfa Romeo) 16:<br />
27,55 (Mittel 51,032 km/St.); 2. Arezzi (Alfa Romeo)<br />
16:45,68; 3. Castellano (Alfa Romeo) 17:11,21.<br />
Klasse über 2000 ccm: 1. Pintacuda (Alfa Romeo)<br />
14:39,42 (Mittel 57,311), beste Zeit aller Sportwagen;<br />
2. Minozzi (Alfa Romeo) 15:21,11; 3. Belmondo<br />
(Alfa Romeo) 15:23,74; 4. De Pretz (Alfa<br />
Romeo) 15:30,71.<br />
Grosser Bergpreis<br />
von Deutschland.<br />
Stuck (Auto-Union) fährt mit 85,6 km/St, die<br />
beste Tageszeit. — Seaman (E.R.A.) kommt<br />
mit seiner 1500 ccm-Maschine auf 85,5 km/St.<br />
— Kessler (Maserati) wird Dritter hinter<br />
Seaman und Mays. — Kautz (Alfa Romeo)<br />
siegt in der Sportwagenkategorie der Klasse<br />
2000 ccm.<br />
Trotzdem das Interesse für Bergrennen<br />
bei den Zuschauern in letzter Zeit sichtlich<br />
abgeflaut ist, fanden sich doch gegen die<br />
40,000 Zuschauer auf der 12 km langen Bergstrecke<br />
zwischen Freiburg-Günterstal und<br />
der Schauinslandpasshöhe ein; allerdings hat<br />
das herrliche Wetter nicht wenig zu diesem<br />
grossen Erfolg beigetragen. Wälder und<br />
Wiesen schillerten im glänzenden Sonnenschein<br />
und bis gegen Mittag wurde die Hitze<br />
so drückend, dass man gerne ein schattiges<br />
Plätzchen aufsuchte und zeitweise an die<br />
kühlen Tage der vergangenen Woche zurückdachte.<br />
Man hatte allgemein mit einem. neuen<br />
Streckenrekord gerechnet, doch waren die<br />
Vorbedingungen hiezu nicht allzu günstig,<br />
indem die erst kurz vor dem Rennen fertiggestellten<br />
Teilstücke der neuausgebauten<br />
Strecke nur ungenügenden Halt boten, so<br />
dass diese Strecken mit grösster Vorsicht<br />
befahren werden mussten. So kam der<br />
schnellste Fahrer des Tages, Stuck auf Auto-<br />
Union, « nur » auf 85,6 km/St, und blieb damit<br />
mehr wie 3 km hinter seiner Jetztjährigen<br />
Leistung zurück. Seaman kam mit seiner<br />
1500 ccm-Maschine auf 85,5 km/St Die<br />
schneidige Fahrt Seamans mit seinem leichten<br />
Gefährt war eine Klasse für sich und bewies,<br />
dass der Engländer in den Bergen<br />
ebenso gut zu Hause ist, wie auf den Rundstrecken.<br />
Ueberhaupt zeitigte der diesjährige Grosse<br />
Deutsche Bergpreis ganz merkwürdige Ergebnisse.<br />
So war z. B. Balestrero mit seinem<br />
Sportwagen schneller wie mit seiner 3000-<br />
ccm-Rennmaschine, erreichte aber dort nicht<br />
einmal die Zeit von Kohlrausch auf einem<br />
750-ccm-M. G., der in seiner Klasse 10 Sekungen<br />
vor Bäumer (Austin) eintrat<br />
Jn der Klasse 1500 ccm siegte, wie schon<br />
oben erwähnt, Seaman (E. R.A.) vor Mays<br />
(E. R. A.) und Kessler (Maserati), wobei alle<br />
drei den im letzten Jahr von dem Schweizer<br />
aufgestellten Klassenrekord von 79,7 km/St,<br />
ganz beträchtlich unterboten. Aber auch Kesslers<br />
Leistung ist beachtenswert, steht doch<br />
sein Mittel nur 4 Stundenkilometer unter demjenigen<br />
von Stuck, der übrigens in seiner<br />
Klasse als einziger Fahrer an den Start ging.<br />
Balestrero (Alfa Romeo) und Wimmer (Bugatti)<br />
standen sich in der Klasse 3000 ccm gegenüber.<br />
Der Italiener war mit 9:09,9 um<br />
einige Sekunden schneller und entschied den<br />
Lauf für sich.<br />
Schöne Leistungen bekam man auch in der<br />
Sportwagenkategorie zu sehen, in der Pohl<br />
(Bugatti) mit 9:01,9 die beste Tageszeit errang.<br />
Bei den 1100-ccm-Maschinen distanzierte<br />
Brudes (M. G.) seine Rivalen Briem<br />
(Amilcar), Pohl (M. G.) und Hummel (Amilcar)<br />
ziemlich deutlich und erledigte die 12<br />
Kilometer in 9:22,3, was einem Mittel von<br />
76,8 km/St, entspricht In der Klasse 1500<br />
ccm gewann Sojka (Bugatti), und bei den<br />
Zweiliterwagen verwies der Schweizer Kautz<br />
(Alfa Romeo) den B. M. W.-Fahrer von Delius<br />
auf den zweiten Platz und bestätigte damit<br />
seine Qualitäten als routinierter Bergfahrer.<br />
Bei den Fahrzeugen mit unbeschränktem<br />
Zylinderinhalt trafen Hartmann (Bugatti), Balestrero<br />
(Alfa Romeo) und Pohl (Bugatti)<br />
aufeinander; letzterer zeigte sich seinen Konkurrenten<br />
leicht überlegen und fertigte die<br />
Strecke in 9:01,9 ab. Balestrero und Hartmann<br />
folgten auf dem zweiten, bzw. dritten<br />
Platz.<br />
Das Klassement<br />
Rennwagen:<br />
Klasse 1100 ccm: 1. Kohlrausch (M.G.) 9:07,1<br />
(Mittel 78,9 km/St.); 2. Bäumer (Austin) 9:18,9.<br />
haben sich den Weltmarkt erobert.<br />
62°/ 0 aller in Amerika verkauften<br />
Zündkerzen sind Ä-C. - Der Verkauf<br />
von A-C Kerzen allein ist somit grösser<br />
als derjenige aller andern Marken<br />
zusammen. - Die bekanntesten<br />
Automobile, wie Cadillac, Chevrolet,<br />
Chrysler, Dodge, Nash, Packard,<br />
Plymouth etc. haben als Original-<br />
Ausrüstung A-C Zündkerzen.<br />
In der Schweiz ist die amerikanische<br />
Ausführung der A-C Zündkerze im<br />
Handel, die sich dank ihrer fünf technischen<br />
Vorteile den ersten Platz in<br />
der Welt gesichert hat. Es gibt eine<br />
passende Ä-C Kerze für jeden Motor,<br />
europäischen oder überseeischen<br />
Fabrikates. - Verlangen Sie nur<br />
diese Marke bei Ihrem Garagisten.<br />
Generalvertretung<br />
der A-C Zündkerzen, A-C Oelfilter<br />
und A-C Benzinpumpen für die<br />
deutsche Schweiz und den Tessin:<br />
WEWERKA<br />
Spezialhaus für Auto-Ersatzteile<br />
ZÜRICH - Seehofstrasse 3 - Telefon 41.626<br />
BASEL - Steinentorstrasse 11 - Telefon 47.977<br />
BERN - Effingerstrasse 33 - Telefon 26.126<br />
Internationaler Sportkalender <strong>1935</strong><br />
September.<br />
7. England: XIV. Tourist Trophy in England.<br />
8. Italien: Grosser Preis von Italien.<br />
21. England: 500-Meilen-Rennen in Brooklands.<br />
22. Spanien: Grosser Preis von Spanien.<br />
28. England: Shelsley-Walsh-Bergreronen.<br />
29. Tschechoslowakei: Masaryk-Rundstreckenrennen.<br />
Oktober.<br />
5. England: Donington-Park-Rennen.<br />
6. Rumänien: Bergrennen von Feleac.<br />
13. Italien: Preis des Prinzen von Piemont (Rundstreckenrennen<br />
von Neapel).<br />
19. England: Rennen in Brooklands.<br />
27. Griechenland: Grosser Preis* der Akropolis in-<br />
Griechenland.<br />
Klasse 1500 ccm: 1. Seaman (E.R.A.) 8:25,1 (Mittel<br />
85,5 km/St.); 2. Mays (E.R.A. 8:36,8; 3. Kessler<br />
(Maserati) 8:52,1.<br />
Klasse 3000 ccm: 1. Balestrero (Alfa Romeo)<br />
9:09,9 (Mittel 78,2 km/St.); 2. Wimmer (Bugatti)<br />
9:14,1.<br />
Klasse über 3000 ccm: 1. Stuck (Auto-Union)<br />
8:24,1 (Mittel 85,6 km/St.), absolut beste Zeit des<br />
Tages.<br />
Sportwagen:<br />
Klasse 1100 ccm: 1. Brudes (M.G.) 9:22,3 (Mittel<br />
76,8 km/St.); 2. Briem (Amilcar) 9:54,5; 3. Pohl<br />
(M.G.) 10:19,8; 4. Hummel (Amilcar) 10:36,3.<br />
Klasse 1500 ccm: L Sojka (Bugatti) 9:40,2 (Mittel<br />
74,4 km/St.).<br />
Klasse 2000 ccm: 1. Kautz (Alfa Romeo) 9:41'<br />
(Mittel 74,3 km/St.); 2. von Delius (B.M.W.) 10:<br />
00,5.<br />
Klasse ober 2000 ccm: 1. Pohl (Bugatti) 9:01,9<br />
(Mittel 79,7 km/St.); 2. Balestrero (Alfa Romeo) &:<br />
08.7; 3. Hartmann (Bueatti) 9:17,3.<br />
Der Grosse Preis von Spanien, der am<br />
22. September auf dem Circuit San Sebastian<br />
zur Austragung gelangt, wird abermals die<br />
Rennställe Mercedes-Benz, Auto-Union, Ferrari<br />
und Subalpina vereinen, so dass hier<br />
kurz vor Saisonschluss noch ein'höchst interessantes<br />
Treffen in Aussicht steht<br />
Campbell und Eyston in Amerika. In<br />
einem Flussbett in der riesigen Salzebene<br />
bei Bonville im Staate Utah ist eine Autorennstrasse<br />
im Bau, die 100 Meter breit und<br />
13 Meilen (20,8 km) lang werden soll, und<br />
auf der sowohl Eyston, wie auch Campbell<br />
neue Bestleistungen aufzustellen hoffen. Die<br />
beiden Engländer sind bereits in New-York<br />
eingetroffen, von wo aus sie nach kurzem<br />
Aufenthalt nach Salt Lake City Weiterreisen<br />
werden.<br />
Das Rundrennen von Modena kommt am ¥5.<br />
September <strong>1935</strong> zur Durchführung und wird für<br />
die italienische Meisterschaft gewertet. Voraussichtlich<br />
dürfte es zu einem Zweikampf Alfa Romeo-<br />
Maserati kommen, wobei beide Rennställe über ihre<br />
neuen Maschinen verfügen werden. Für die Scuderia<br />
Ferrari wird unter andern Nuvolari an den<br />
Start gehen, während die Scuderia Subalpina für<br />
diese Veranstaltung Varzi gewinnen wilL<br />
Das Shelsley-Walsh-Bergrennen kommt am 28.<br />
September <strong>1935</strong> auf einer nur 1000 Yards langen<br />
Bergrampe zur Durchführung und feiert in diesem<br />
Jahr zugleich seinen dreissigsten Geburtstag, denn<br />
bereits 1905 kam diese Veranstaltung zum erstens<br />
mal zum Austrag.<br />
Das Rennen ist offen für Renn- und Sportwagen,<br />
die je in die Klassen 750, 1100, 1500, 5000,. 3000,<br />
5000 und über 5000 ccm unterteilt werden. Im ganzen<br />
werden maximal 80 Nennungen, wovon zehn für<br />
Damen reserviert sind, zugelassen. Jeder Konkurrent<br />
darf die Piste zweimal befahren, aber nur<br />
dann, wenn er das erste Mal nicht über 60 Sekunden<br />
hinaus kommt. Für das Klassement zählt dies<br />
bessere Leistung.<br />
Das VI. Masaryk-Rundrennen. Wie wir schon<br />
früher bekannt gaben, kommt das VI. Masaryk-<br />
Rundrennen am 29. September <strong>1935</strong>' auf dem 29,142<br />
km langen Masaryk-Ring zum Austrag. Die Veranstaltung<br />
wird in zwei Läufe unterteilt: bia<br />
1500 ocm und über 1500 ccm, wobei die Fahrzeuge<br />
15 (437,13 im) bzw, 17 (495,414 im) Rua-i<br />
den zu erledigen haben.<br />
Die maximale Steigung der Piste beträgt T%%<br />
der tiefste Punkt liegt 215 m und der höchst©<br />
455 m über Meer, so dass sich eine gesamte Höhendifferenz<br />
von 240 m ergibt.<br />
Das Donington-Park-Rennen. Das R e g 1 ! e-*»<br />
m e n t. Am 5. Oktober <strong>1935</strong> findet auf der 2,55 Meilen<br />
langen Rundstrecke im Donington-Park (England,<br />
12 Meilen von Nottingham entfernt) ein Rennen<br />
statt, das offen ist für Maschinen, die ohne Bereifung,<br />
Wasser, Brennstoff und Reserveräder nicht<br />
mehr wie 870 kg wiegen. Die Anzahl der Fahrer<br />
bleibt auf 15 beschränkt, wobei im Falle, dass mehr<br />
Nennungen eingehen sollten, die Auswahl der Konkurrenten<br />
vom organisierenden Club vorgenommen<br />
wird. Als Preise kommen zur Verteilung für den<br />
Ersten 400, für den Zweiten 200, für den Dritten<br />
100, für den Vierten 50, für den Fünften 25 und für<br />
den Sechsten 15 Pfund.<br />
Das Rennen führt über 120 Runden der 2,55 Meilen<br />
langen Piste, was einer Gesamtdistanz von 306<br />
Meilen entspricht. Für das offizielle Training sind<br />
Mittwoch, Donnerstag und Freitag, den 2., 3. bzw. 4.<br />
Oktober angesetzt worden, an welchen Tagen die<br />
Rundstrecke den Fahrern von 9—17 Uhr zur Ver-t<br />
fügung steht.<br />
Das Donington-Rennen wird offen ausgetragen,<br />
so dass auch eine Beteiligung der grossen kontinentalen<br />
Rennställe möglich ist. Englischen Meldungen<br />
\ ist übrigens zu entnehmen, dass sowohl mit Mer-i<br />
1 cedes als Auto-Union Verhandlungen wegen deren,<br />
' Entsendung einiger Eährer im Gange sinä.
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W 71 — <strong>1935</strong><br />
Der Grosse Preis von Italien kommt, wie<br />
wir bereits in der vergangenen Nummer, der<br />
c A.-R.» meldeten, am 8. September auf der<br />
Monzabahn zur Austragung. Die Piste führt<br />
über eine Distanz von 6,89 km, wobei 75<br />
Runden gefahren werden müssen, also total<br />
502 km. Als Preise stehen 130,000 Lire zur<br />
Verfügung, von welchen dem Ersten 50,000,<br />
dem Zweiten 28,000, dem Dritten 20,000, dem<br />
Vierten 14,000, dem Fünften 9500, und dem<br />
Sechsten 4600 zufallen. Ein Restbetrag von<br />
nun aber inzwischen in den Uebertragungsorganen<br />
eine Verstärkung erfahren haben.<br />
Auch Maserati wird ihre Neukonstruktion<br />
von 4,25 Liter ins Treffen entsenden und sie<br />
dem Franzosen Etancelin anvertrauen. So<br />
stehen sich also im Grossen Preis von Italien<br />
sechs verschiedene Marken gegenüber und<br />
man darf wirklich gespannt sein, wie sich<br />
die einzelnen Neukonstruktionen gegenüber<br />
den bisher überlegenen deutschen Erzeugnissen<br />
verhalten werden.<br />
Die 6,89 \m lange Piste von Monza, wo am 8. September <strong>1935</strong> der Grosse Preis von Italien zum Austrag<br />
gelangt. Die links oben gezeichnete Skizze veranschaulicht die Art der vier eingefügten Schikanen.<br />
Die beiden <br />
•># in «K<br />
Sdi<br />
Auch das Monte-Ceneri-Rennen in Frage<br />
gestellt. Nach der Absage der Bergprüfungsfahrt<br />
Rheineck-Walzenhausen blieb das für<br />
den 22. September vorgesehene Ceneri-Rennen<br />
als einziges Bergrennen auf dem nationalen<br />
Sportprogramm dieser Saison. Mit um<br />
so grösserem Interesse sah man daher dieser<br />
Veranstaltung, die bereits letztes Jahr ausgefallen<br />
war, entgegen.<br />
Nun erfahren wir, dass die Durchführung<br />
des Rennens, für welches die organisatorischen<br />
Vorarbeiten ziemlich stark fortgeschritten<br />
waren, sehr stark in Frage gestellt<br />
ist. Die Veranstalter hatten die Absicht, genau<br />
wie vor zwei Jahren, aus dem benachbarten<br />
Italien einige prominente Fahrer zur<br />
Teilnahme einzuladen, um dem Rennen nicht<br />
nur eine besondere sportliche Note zu verleihen,<br />
sondern um sich auf diese Weise auch<br />
den nötigen Publikumserfolg sichern zu können.<br />
Nun hat die Beteiligung ausländischer<br />
Konkurrenten an einem nationalen Rennen<br />
seine formellen Schwierigkeiten, die allerdings<br />
nicht von Bedeutung sind, wenn von<br />
keiner Seite irgendwelche Einwände erhoben<br />
werden. Im internationalen Sportkalender ist<br />
aber für den nämlichen Tag der Grosse Preis<br />
von Spanien eingetragen und dessen Organisatoren<br />
scheinen Bedenken zu haben, das<br />
Monte-Ceneri-Rennen könnte ihnen einige in-^<br />
teressante italienische Nominationen entziehe,<br />
weshalb von dieser Seite Vorstellungen<br />
erfolgten. Nach den Bestimmungen der internationalen<br />
Sportreglemente sind diese Einwände<br />
durchaus gerechtfertigt, obwohl sie<br />
praktisch wohl weit über das Ziel hinausschiessen.<br />
Bei den eingeladenen Gästen, die übrigens<br />
zum Teil ihre Zusage gegeben hatten, handelte<br />
es sich zwar um sehr qualifizierte Fahrer,<br />
aber mit einer einzigen Ausnahme nicht<br />
um Piloten, welche die Absicht gehabt hätten,<br />
in Spanien zu starten. Da aber durch<br />
den Ausfall der schweizerischen Meisterschaft<br />
die Tessiner Organisatoren zu wenig<br />
Gewähr für eine gut besetzte inländische<br />
Startliste haben und anderseits ihre Gründe<br />
für die Berücksichtigung ausländischer Konkurrenten<br />
durchaus stichhaltig sind, so kann<br />
man es ihnen nicht verargen, wenn sie unter<br />
den gegebenen Umständen von der Durchführung<br />
des Rennens absehen wollen. Dio<br />
Angelegenheit ist bereits im Schosse der nationalen<br />
Sportkommission besprochen worden,<br />
die Mittel und Wege suchen möchte, um<br />
den prächtigen Anlass doch noch zu sichern.<br />
Allein ein bestimmter Besohluss ist nicht gefasst<br />
worden, und nachdem der Termin immer<br />
näher heranrückt, ohne dass eine entscheidende<br />
Wendung in der Lage der Dinge<br />
eintritt, so muss leider angenommen werden,<br />
dass auch das Ceneri-Rennen sang- und<br />
klanglos aus der Liste falle.<br />
Der Grosse Preis von Genf ist nun, wie<br />
wir schon früher bekannt gaben, gesichert<br />
und soll an einem Sonntag im Mai 1936 zur<br />
Durchführung gelangen. Die Veranstaltung<br />
wird verbunden mit einer staatlich bewilligten<br />
Sweepstake-Lotterie, bei der alle verkauften<br />
Eintrittskarten an der Ziehung teilnehmen<br />
werden. J. Maynet, der eigentliche<br />
Initiant des Grossen Preises von Genf, plant<br />
längs der Piste Sitzplätze für 36,000 Personen<br />
zu errichten, wobei die Sitzplatzanlage<br />
grösstenteils überdacht werden solL<br />
Die VorbereitungsarbeiteQ dürften demnächst<br />
aufgenommen werden.<br />
Bergprüfungsfahrt Sarnen-Stalden abgesagt.<br />
Der Vorstand der Sektion Luzern des<br />
A.C.S. hat beschlossen, von der Abhaltung<br />
der Bergprüfungsfahrt Sarnen-Stalden abzusehen,<br />
da nicht die genügende Zahl von Meldungen<br />
eingegangen sind. -h.<br />
Im Jahre <strong>1935</strong> wurden<br />
sämtliche Rennen<br />
und Sternfahrten auf<br />
ADHERISIERTEN PNEUS<br />
ausgetragen und gewonnen. Die letzte<br />
anstaltung war der<br />
•• Carraciola<br />
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Mit Beginn der Herbstsaison erweist sich das Adherisleren als<br />
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verursacht kann dafür voll verantwortlich gemacht werdeni<br />
wenn er seine Pneus vorher nicht adherisieren Hess.<br />
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Bellinzona: Grand Garage S. A.<br />
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Bern: Rufer E., Speichergasse 25.<br />
Biel: Pneuhaus A.-G., Gouiffistrasse 9.<br />
Burgdorf: Bahnhof-Garage.<br />
Chur: Garage Willy & Cie.<br />
Davos-Platz: Central-Garage, M. Oberrauch.<br />
Delemont: Ch. Mercay.<br />
Frauenfeld: Kreuz-Garage, Bührer & Schuppli.<br />
Freiburg: Garage de la Gare, Spicher & Cie.<br />
Genf: Bally Ernest, 43, rue des Päquis.<br />
Glarus: Garage Milt.<br />
Langenthai: Garage Geiser.<br />
Lausanne: Garage de l'Est, 3, Perdonnet.<br />
Lausanne: Garage Olympia S.A., 25, av. de<br />
la Gare.<br />
Lausanne: Red-Star S. A., 8, av, du Löman.<br />
Lenzburg: Garage Wirthlin, Schützenmatt-<br />
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Luzern: Pneumatikbaus, Obergrundstr. 26.<br />
Luzern: Auto-Service, Trtcheel & Cie.<br />
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Ölten: Ftaeuhaus A.-G., Aaraueratr*sse 78.<br />
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Schaffhausen: Tivoli-Garage, Guyan & Cie.<br />
Solothurn: Garage Schnetz & Cie.<br />
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Wie bestimmt man Geschwindigkeiten ?<br />
Alles rollende Material, gleichgültig ob Bahnen,<br />
Personen- oder Lastautomobile, haben<br />
in voller Fahrt eine Geschwindigkeit aufzuweisen,<br />
welche das Verhältnjs des zurückgelegten<br />
Weges zur dazu aufgewandten Zeit<br />
darstellt. Die im Volksmund gebräuchliche<br />
Bezeichnung Schnelligkeit ist falsch, denn<br />
Schnelligkeit ist weiter nichts als eine Geschwindigkeit;<br />
es ist dabei gleichgültig, ob<br />
die Bewegung, die einem Eisenbahnzug erteilt<br />
wird, eine schnelle oder langsame ist,<br />
Geschwindigkeit hat deshalb der betreffende<br />
Eisenbahnzug immer. Man erkennt hieraus,<br />
dass die Bezeichnung Schnelligkeit nur eine<br />
Eigenschaft ist, während die Geschwindigkeit<br />
ein Mass darstellt. Um nun Geschwindigkeiten<br />
bestimmen zu können, müssen immer<br />
zwei Grossen gegeben sein; der zurückgelegte<br />
Weg in Metern und die Zeit, in welcher<br />
dieser Weg durchfahren wurde, letztere<br />
ausgedrückt in Sekunden. Für die Bezeichnung<br />
gilt denn die Beziehung :<br />
Weg<br />
Geschwindigkeit = -=—T<br />
Zeit<br />
wobei zu beachten ist, dass die Geschwindigkeit<br />
nicht direkt proportional der Zeit ist,<br />
sondern proportional ihrem reziproken Wert.<br />
Ein Beispiel soll dies erläutern. Wenn man<br />
1 km in 1 Minute in einem Auto zurücklegt,<br />
dann fährt dieses mit einer Geschwindigkeit<br />
von 60 :1, also 60 km in der Stunde. Legt<br />
nun derselbe Wagen durch Verminderung<br />
seiner Bewegung diesen 1 km in 2 Minuten<br />
zurück, so fährt man mit 60 : 2 gleich 30 km<br />
in der Stunde. Hieraus würde man nun ohne<br />
weiteres für 1,5 Minuten den Mittelwert von<br />
1 und 2 Minuten wählen, welcher in unserem<br />
Falle 30+60:2 gleich 90 :2 oder 45 km in<br />
der Stunde beträgt. Dass diese letzte Rechnung<br />
falsch ist, soll uns nachfolgender Beweis<br />
erbringen. Braucht der Wagen zu 1,5<br />
Minuten l km, dann braucht er zur halben<br />
Minute den dritten Teil von 1 km, gleich<br />
10,000 :3 = 333 m, in der Minute 2X333<br />
= 666 m und in 1 Stunde 60X666 = <br />
40,000 m, gleich 40 km und nicht wie oben<br />
ermittelt wurde, 45 km in der Stunde. Um<br />
nun Automobilführern und Motorradfahrern<br />
diese Kopfrechnungen zu ersparen, hat man<br />
einfachere Regeln aufgestellt, welche es gestatten,<br />
ohne weiteres im Kopf Fahrgeschwindigkeiten<br />
zu errechnen. Diese leicht<br />
im Gedächtnis zu behaltende Regel lautet :<br />
Die Fahrgeschwindigkeit in Kilometer pro<br />
Stunde erhält man, wenn man die Anzahl der<br />
in 1 Minute durchfahrenen 100 Meter oder<br />
Hektometer mit der Zahl 6 multipliziert. Ein<br />
Beispiel soll diese Regel klar machen. Ein<br />
Auto durchfährt in 1 Minute 700 Meter gleich<br />
7 Hektometer, seine Geschwindigkeit ist<br />
dann nach obigem mit 7X6 = 42 km pro<br />
Stunde errechnet. Der Beweis hierfür soll im<br />
nachstehenden erbracht werden.<br />
Zurückgelegt werden 700 m in 1 Minute<br />
60 • 700 m in 1 Stunde<br />
60 • 700 .<br />
• -— km in 1 Stunde<br />
oder gekürzt 6X7 km in 1 Stunde.<br />
Ausser dieser Regel ist man auf eine<br />
zweite verfallen, bei welcher man die Fahrgeschwindigkeit<br />
in km pro Stunde folgendermassen<br />
ermittelt: Man dividiert die sekundliche<br />
Fahrzeit, die man für 100 m braucht, in<br />
die Zahl 360. Hierfür ein Beispiel: Hat ein<br />
Lastautomobil zu 100 m Wegstrecke 20 Sekunden<br />
gebraucht, so ist seine Fahrgeschwindigkeit<br />
360 :20 = 18 km pro Stunde.<br />
Der Beweis hierfür ist folgender :<br />
In 20 Sekunden sind 100 m zurückgelegt<br />
100<br />
,, 1 Sekunde » T^T m<br />
20<br />
3600 Sekunden 3600 100<br />
IRBI<br />
1000 • 20<br />
gekürzt in 1 Stunde 360 :20 km.<br />
Diese Regel kann man statt auf 100 Meter<br />
auch auf 1 Kilometer ausdehnen, man hat nur<br />
die Anzahl Sekunden, die* man für 1 Kilometer<br />
braucht, in die Zahl 3600 zu dividieren.<br />
Braucht z. B. ein Elektroautomobil zu 1 km<br />
90 Sekunden, dann beträgt seine Fahrgeschwindigkeit<br />
3600 :90 = 40 km pro Stunde.<br />
Der Beweis hierfür ergibt sich aus folgendem<br />
:<br />
In 90 Sek. durchfährt das Elektroautomobil<br />
1 km;<br />
1 „ —- eines Kilometers;<br />
yu<br />
,3600<br />
3600<br />
1 . . 3600.<br />
X -^rkm oder _. km.<br />
Will man nun, wie allgemein in der Mechanik<br />
üblich, diese Geschwindigkeit in Kilometer<br />
pro Stunde, in Meter pro Sekunde, also<br />
in dem kleinern Mass ausdrücken, so braucht<br />
man bloss das bekannte grosse Mass in Kilometer<br />
pro Stunde durch<br />
3000 Sekunden hat die Stunde^ __ ß ^<br />
1000 Meter hat das Kilometer ~ '<br />
AUTOMOBIL-REVUE <strong>1935</strong> —<br />
zu dividieren, und umgekehrt ist eine Geschwindigkeit<br />
v in Meter pro Sekunde zu<br />
verwandeln, so ist dieses v um<br />
3600 Sekunden<br />
1000 Meter<br />
zu vergrössern, also zu multiplizieren.<br />
Hat man nun auf einer Fahrt ermittelt,<br />
dass das Automobil in einer Sekunde 20 m<br />
gefahren ist, so beträgt diese Geschwindigkeit<br />
in km pro Stunde, also im grossen Mass<br />
ausgedrückt, V = 3,6 • v'= 3,6 • 20 = 72 km<br />
pro Stunde, und umgekehrt, hat man 36 km<br />
pro Stunde zurückgelegt und man will das<br />
Kleine Mass v angeben, so besteht die Beziehung<br />
:<br />
v = ^ = — = 10 m pro Sekunde,<br />
d. h. das Automobil hat. bei 36 km stündlicher<br />
Geschwindigkeit pro Sekunde einen Weg<br />
von 10 m zurückgelegt.<br />
PvakfKche<br />
Um die Ecken sehen. Ein Taschenspiegel<br />
kann unschätzbare Dienste leisten, wenn es<br />
bei Reparaturen am Wagen Arbeiten auszuführen<br />
gilt, die der direkten Sicht nicht zugänglich<br />
sind. Die Handhabung des Taschenspiegels<br />
wird dabei aber noch bedeutend erleichtert<br />
und die Verwendbarkeit des Spiegels<br />
vervielfältigt, wenn man auf der Spiegelfassung<br />
einen Griff aus zusammengedrilltem<br />
Draht auflötet. Je nach Bedarf kann<br />
man dem Drahtgriff von Fall zu Fall eine<br />
Der mit einem Drahtgriff<br />
versehene Taschenspiegel.<br />
W^nke<br />
andere Form geben, und bei Nichtverwendung<br />
hängt man den Spiegel mit der Drahtschlinge<br />
an einem Nagel auf. at.<br />
Ausgeleierte Bolzen und Schrauben für die<br />
kein passender Ersatz zur Hand ist, lassen<br />
sich wieder verwendbar machen, indem man<br />
sie der Länge nach mit einer Bohrung und<br />
kreuzweise mit einem gesägten Schlitz versieht,<br />
und indem man zuletzt in die Bohrung<br />
einen Stift von etwas grösserem Druchmesser<br />
als das Bohrloch eintreibt. Das Gewinde<br />
erhält dadurch einen grösseren Durchmesser<br />
Filiale Neuchätel, Telephon 43.67<br />
Solothurn. Telephon 20.42<br />
und seine einzelnen Gänge werden besser<br />
fassen.<br />
-at.<br />
Entrostungsmittel. Ein gutes ausprobiertes<br />
Entrostungsmittel für kleine Gegenstände,<br />
wie Schrauben usw., kann man sich selbst<br />
ansetzen, indem man Zinkchlorid in Wasser<br />
auflöst bis die Lösung gesättigt ist, d. h. bis<br />
ein kleiner Rest des Salzes ungelöst bleibt.<br />
Man legt die Teile über Nacht hinein, reibt<br />
sie dann gut und spült sie in Wasser ab.<br />
Tech<br />
Si><br />
>
71 — <strong>1935</strong><br />
A. C. S.<br />
SEKTION BERN. Neuer Verkehrsplan Kaslno-<br />
Jplatz. Auf Anregung der kantonal-bernischen Stras-<br />
«enverkehrsliga, in welcher zum Schütze ihrer gemeinsamen<br />
Interessen alle führenden Verkehrsverlbände<br />
des Kantons Bern zusammengeschlossen sind,<br />
Jässt die Baudirektion des Kantons Bern die Pläne<br />
•über die vorgesehene Verkehrsregelung des umgeänderten<br />
Kasinoplatz-Projektes im Erdgeschoss der<br />
Universität Bern, Zimmer NT. 6, ausstellen.<br />
Die Pläne können eingesehen werden von Dienslag,<br />
den 3. September bis und mit Freitag, den<br />
6. September <strong>1935</strong> jeweilen nachmittags von 14 bis<br />
17 Uhr und abends von 20—22 Uhr. Angesichts der<br />
grossen Bedeutung, die dem umgeänderten Kasinoplatz-Projekt<br />
in Automobilistenkreisen begegnet,<br />
»ei die freundlich zugestandene Einsichtnahme der<br />
regen Beachtung der Sektionsmitglieder und weiteren<br />
Interessenten empfohlen. h.<br />
SEKTION LUZERN. Zum AutomobllimglDck des<br />
belgischen Königspaars. Der tragische Unglücksfall,<br />
dem letzten Donnerstag die hochgesinnte und<br />
(einfühlende Königin Astrid von Belgien zum<br />
Opfer fiel, hat das ganze Schweizervolk tief erschüttert.<br />
Seiner Majestät dem König Leopold III.<br />
>ron Belgien, der Mitglied der Sektion Luzem des<br />
Ä.G.'S. ist, entbot daher deren Präsident Dr. jur.<br />
Alb. Riedweg mit einer tiegefühlten Adresse die<br />
aufrichtigsten Kondolationen und übersandte eine<br />
jprächtige Blumensipende.<br />
-h.<br />
SEKTION ZÜRICH. Die Damen-Sportveranstaltung<br />
vom 14. September verheisst eine äusserst interessante<br />
Ziel- und Zuverlässigkeitsfahrt, bei der<br />
es nicht nur auf richtiges Fahren nach der vorgeschriebenen<br />
Durchschnittsgeschwindigkeit, sondern<br />
auch auf genaues Kartenlesen und entsprechende<br />
Orientierung im Gelände ankommt. Es wird verschiedene<br />
interessante Nüsse zu knacken geben!<br />
Für die Sektionsmeisterschaft, die am 29. September<br />
mit der Gymkhana ihre Fortsetzung erfährt,<br />
Kegen immer noch 34 Konkurrenten im Rennen.<br />
Da von den Resultaten der vier vorgesehenen Wettbewerbe<br />
nur deren drei für die Schlussklassierung<br />
massgebend sind, so haben noch etliche Bewerber<br />
recht gute Aussichten.<br />
T. C. S.<br />
Autosektion St. Gallen-Appenzell<br />
GRUPPE APPENZELL A.-RH. Koch einmal<br />
feelangt der Vorstand an die geschätzten Mitglieder<br />
mit der höfl. Einladung, an der nächsten Pick-<br />
Inick-Fahrt, welche uns am 22. September (event.<br />
*89. September) 1938 nach dem schönen Aelpli ob<br />
Jnterwasser führen soll, zahlreich teilzunehmen,<br />
i Da unsere letzte Ausfahrt nach dem Schneggen<br />
pufolge schlechtem Wetter schwach besucht wurde,<br />
ihoffen wir diesmal bei Petrus auf bessere Unterstützung,<br />
damit recht viele Mitglieder diesem Aufjruf<br />
folgen können.<br />
Da die Gruppe St. Gallen-Stadt am 8. September<br />
(event. 22. Sept.) eine Balkmverfolgunsr zur<br />
{Durchführung bringt und wir unsere geschätzten<br />
Mitglieder bitten, sich zu dieser sehr beliebten<br />
sportlichen Veranstaltung zahlreich zu melden (es<br />
sollen für die Glücklichen schöne Preise winken),<br />
so müssen wir unsere Fahrt je nach Wetter, also<br />
am 22. event 20 September zur Durchführung<br />
bringen. Das Aelpli liegt reizend schön ob Unterwasser<br />
am Fusse des Säntis und ist auf guten<br />
Strassen leicht erreichbar. Weder Musik noch<br />
Tanz wird das rührige Alpleben stören, da wir<br />
uns nur beschaulich der schönen Bergwelt widmen<br />
wollen.<br />
Persönliche Einladungen folgen nach. Reservieren<br />
Sie also folgende Daten für unsere Gruppe:<br />
Am 8. September eur Ballonverfolgung nach<br />
St. Gallen.<br />
Am 22. event. 29. September erwarten wir Sie<br />
oben am Aelpli zum Picknick.<br />
Mit TGS-jGruss: der Vorstand.<br />
ORTSGRUPPE ST. GALLEN-STADT. Bitte vergessen<br />
Sie nicht den Anmeldetermin (bis 4. Sept.)<br />
für die Ballonfuchsjagd der Ortsgruppe St. Gallen-<br />
Stadt.<br />
j^us den<br />
CHAUFFEUR-VEREIN ZÜRICH<br />
Monatsversammlung. Nach Ablauf<br />
des Ferienmonats findet<br />
Mittwoch, den 4. September<br />
<strong>1935</strong>, 20.15 Uhr, im Vereinslokal<br />
Du Pont, I. Stock, unsere Monatsversammlung<br />
statt. Alle Mitglieder<br />
sind gebeten, an dieser<br />
Zusammenkunft vollzählig und<br />
pünktlich teilzunehmen. Dag Haupttraktandum<br />
befasst sich mit unserem 10jährigen Vereins-Jubiläum.<br />
Es sollte im ureigensten Interesse jedes Mitgli©des_<br />
liegen, dem Anlass mit allen seinen Kräften<br />
beizustehen und zum guten Gelingen zu verhelfen.<br />
Der Erfolg der Veranstaltung kommt allen Kollegen<br />
samt deren Angehörigen zugut, darum mache<br />
es sich jedes Mitglied zur Pflicht, morgen mit<br />
Rat und Tat an der Monatsversammlung teilzunehmen.<br />
Die Vereinsleitung.<br />
*«H<br />
nden<br />
Neuartig« Werbung für den Autotourismus.<br />
Einen «Touristik-Völkerbund» nannte einer der<br />
Teilnehmer die Zusammenkunft, als bei einem<br />
gemeinsamen Nachtessen im Waldhaus Dolder in<br />
Zürich Abschied gefeiert wurde. Abschied — von<br />
der Schweiz. Abschied auch voneinander, aber<br />
Abschied, der kein dauernder sein soll, denn man<br />
will einander wiedersehen und vor allem auch die<br />
Schweiz.<br />
Das ist das Ergebnis eines neuen Schrittes der<br />
Schweizerischen Verkehrezentrale, mit dem Ziele,<br />
die am Auto-Tourismus interessierten und beteiligten<br />
Kreise des Auslandes mit den Schönheiten<br />
unseres Landes und eeinen sonstigen Vorzügen<br />
vertraut zu machen, damit sie in ihrer Heimat für<br />
unser Land werben. Ea werden deshalb die Leiter<br />
der Touristik-Abteilungen der grossen ausländischen<br />
Automobilverbände und die speziell dem<br />
AUTOMOBIL-REVUE<br />
Autotourismus dienenden Auskunftsbeämten der<br />
amtlichen schweizerischen Verkehrsbureaus in Berlin<br />
und London nach der Schweiz eingeladen. Und<br />
hier hat man diese Herren fünf Tage lang in einem<br />
von der eidgenössischen Oberpostdirektion<br />
zur Verfügung gestellten- Postauto durch einen<br />
grossen Teil der Schweiz geführt: Nahezu 1500<br />
Kilometer sind zurückgelegt worden, elf Pässe<br />
wurden dabei «gemacht». Der Weg führte an den<br />
bekanntesten Seen vorbei — mehr als ein Ausschnitt<br />
konnte in kurzen fünf Tagen natürlich<br />
nicht geboten werden, und so blieb z. B. die ganze<br />
Ostschweiz, d. h. alles, was nördlich und östlich<br />
vom Zürichse« liegt, ebenso unberücksichtigt wie<br />
z. B. der Klausenpass. Aber die schönsten Teile<br />
von Graubünden und die Gegend am Genfersee,<br />
und ebenso die rauschende Ueberfülle der Schönheiten<br />
der Innerschweiz glitten an den entzückten<br />
Besuchern vorbei. Die Organisation, die in den<br />
Händen von Dr. Senger von der Verkehrszentrale<br />
lag, hatte auch dafür gesorgt, dass die Gäste aus<br />
dem Auslande eich einen Begriff von den persönlichen<br />
Annehmlichkeiten machen konnten, die der<br />
Besucher der Schweiz harren: Unterkunft und<br />
Verpflegung (einschliesslich der anscheinend von<br />
den Gästen als besonders gut eingeschätzten Flüssigkeiten).<br />
Ein erster Erfolg ist bereits sichtbar geworden.<br />
Der Abschiedsabend in Zürich sah eine überaus<br />
fröhliche, von den Eindrücken der Reisetage ganz<br />
erfüllte Gesellschaft beieinander, und das kam u. a.<br />
darin zum Ausdruck, dass fast jeder sich gedrängt<br />
fühlte, seinem vollen Herzen Luft zu machen, wobei<br />
auch die zarte Andeutung, wie nützlich ein<br />
Repetitionskurs wäre, Zeugnis davon ablegte, wie<br />
sehr die Herren von dem befriedigt waren, was<br />
sie gesehen hatten.<br />
Besonders bemerkenswert war, dass von einer<br />
Seite es sogar als ein Vorzug gerühmt wurde, dass<br />
man zum Teil recht schlechtes Wetter erwischt<br />
hatte: «Denn, 60 sagte dieser Herr, nun haben wir<br />
gesehen, dass auch bei Regen und Sturm die<br />
Schweizer Strassen gut zu befahren sind.»<br />
Kurz: die zehn Herren, di« eich eingefunden<br />
hatten, sind als begeisterte Freunde des Autotourismus<br />
in der Schweiz wieder von uns gefahren,<br />
und sie werden von ihren schönen Eindrücken in<br />
ihrer Heimat berichten. Und damit hat sich die<br />
Schweizerische Verkehrszentrale neue Helfer gewonnen<br />
bei der Werbung für den Autotourismus<br />
in der Schweiz. R. V.<br />
Autoschönheitskonkurrenz in Zürich. Die eingegangenen<br />
Anmeldungen lassen ersehen, dass man<br />
an der Zürcher Autoschönheitskonkurrenz vom<br />
nächsten Samstag (7. September) eine reiche Fülle<br />
prächtiger und neuester Wägenmodelle bestaunen<br />
kann. Die Zuschauer haben bereits zur Vorprüfung,<br />
welche von 9—12 Uhr stattfindet, Zutritt. Alle konkurrierenden<br />
Wagen haben sich spätestens um 8<br />
Uhr auf dem Dolder-Eisfeld einzufinden, die Fahrzeuglenker<br />
für den Korso um 14.40 Uhr. Es findet<br />
ein Korso ohne und mit Auszeichnung statt. Die<br />
Zuschauer können an einem speziellen Zuschauerwettbewerb<br />
für die fünf schönsten Wagen teilnehmen,<br />
indem jeder Programmkäufer eine bezügliche<br />
Bewertungskarte erhält.<br />
V<br />
Touristik-Bulletin des A. C.S.<br />
Verkehrsvorschriften.<br />
D£fil6 der 4. Division vom 5. September <strong>1935</strong>.<br />
Für dieses zwischen Ettiswil und Alberswil bei<br />
Sursee stattfindende Defile gelten folgende Verkehrsvorschriften:-<br />
Der Durchgangs verkehr für zivile<br />
Fahrzeuge Zofingen - Reiden - Luzern und<br />
umgekehrt wird am 5. September <strong>1935</strong> von morgens<br />
7.00 bis 16.00 Uhr über Schottland - Triengen<br />
- Sursee - Neuenkirch und umgekehrt geleitet.<br />
.Während des Truppenanmarsches sind nachverzeichnete<br />
Strassen für den zivilen Motorfahrzeugverkehr<br />
in beiden Richtungen gesperrt:<br />
1. Reiden - Dagmersellen - Schote - Alberswil<br />
von 7.50 bis 10.30 Uhr.<br />
2. Reitnau - St. Erhard - Kaltbach - Wauwil-<br />
Wauwilermoos - Moos - »Ettiswil von 6.10 bis<br />
10.30 Uhr. .<br />
3. Soppensee - Wacht - Grosswangen - Ettiawil,<br />
Nottwil - Buttisholz - Oberkirch - Grosswangen<br />
von 7.00 bis 10.30 Uhr.<br />
4. Münster - Sursee und Hildisrieden - Sempach<br />
- Sursee von 6.40 bis 10.15 Uhr.<br />
5. Rohrbach - Huttwil - Gettnau - Neu-Kasteln<br />
von 8.00 bis 9.00 Uhr.<br />
6. Sursee - Mauensee - Ettiswil von 7.50 bis<br />
10.30 Uhr.<br />
7. Die Strasse Schöftland - Triengen - Büron -<br />
Geuensee - Sursee bleibt offen; Sursee darf nur<br />
mit Einwilligung der Verkehrspolizei über Nottwil<br />
und in entgegengesetzter Richtung passiert werden<br />
Ḋie Strasse Werthenstein - Wolhusen - Menznau<br />
- Willisau - Alberswil bleibt offen.<br />
8. Motorfahrzeuge, die zum Defilierfeld fahren<br />
wollen, haben nach Freigabe der Strassen Durchfahrtsberechtigung<br />
bis 15 Minuten vor Beginn de«<br />
Defiles (ca. 12 Uhr). Parkplätze werden in unmittelbarer<br />
Nähe des Defilierfeldes erstellt.<br />
Für die Wegfahrt nach dem Defile sind folgende<br />
Verkehrsanordnungen zu betrachten:<br />
1. Sofort nach Schluss des Defiles Abfahrt der<br />
offiziellen Motorfahrzeuge über Willisau-Luzern.<br />
2. Die Wegfahrt aller zivilen Motorfahrzeuge<br />
erfolgt ca. eine halbe Stunde später über Willisau -<br />
Luzern, Gettn.au - Huttwil und Ettiswil - Mauensee<br />
- St. Erhard.'"<br />
>,<br />
3. Die Motorfahrzeuge aus der Ostschweiz nehmen<br />
vorteilhaft An- und^ Abfahrt über Luzern -,<br />
Willisau.<br />
FORD Y-8 E- 5.900<br />
><br />
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bewährt sich auch<br />
auf schlechten Strassen, insbesondere derjenige von Fisk<br />
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AUTOMOBIL-REVUE <strong>1935</strong> — No 71<br />
Das «Gesicht» des neuen «Trossi»-Wagens, der mit einem 16zylindrigen Flug-motor ausgerüstet ist und<br />
nur 600 kg -wiegen soll. Er wird zur Zeit piobege fahren und ist für den Grossen Preis von Italien<br />
gemeldet,<br />
Neues Alpenstrassenprojekt. Vor kurzem sind im<br />
Zusammenhang mit den Ausbaubestrebungen des<br />
Lukmaniers drei verschiedene Varianten des Tödidurchstichs<br />
zur Diskussion gestellt worden. Nun<br />
unterbreitet die glar-nerische Baudirektion dem Regierungsrat<br />
ein generelles Projekt für den Ausbau<br />
einer Panixerstrasse, dem ein Kostenvoranschlag<br />
von rund 14 Mill. Fr. zugrunde gelegt ist. Auch<br />
diese Nordsüdverbindung, die von Elm bis Panix<br />
16 km beträgt, sieht einen Basistunnel vor, dessen<br />
Länge 5660 betragen soll. Eine Panixerstrasse würde<br />
die Verbindung Zürich-Disentis um 59 km verkürzen.<br />
Die Strassenführung ist so projektiert, dass<br />
die Route während des ganzen Jahres befahrbar ist.<br />
Demgegenüber ist hervorzuheben, dass die glarnerische<br />
Regierung nach wie vor den Ausbau der Kerenzerbergstrasse<br />
und den Bau der Prageistrasse in<br />
den Vordergrund stellt.<br />
Sommeralpenposten. In der 10. Betriebswoche<br />
wurden auf den 33 Kursliriien der eidgenössischen<br />
Postverwaltung 30,725 (30,095) Personen transportiert.<br />
Die Gesamtfrequenz erhöht sich aber vom<br />
19.—25. August auf 36,670 Passagiere, da auf den<br />
erstmals geführten Kursen Reichenbach-Griesalp,<br />
Meiringen-Schwarzwaldalp und Urnäsch-Schwär-<br />
zusammen noch 5945 Personen befördert wor-<br />
Strassenunterfiihrungen für das Vieh! Der Le-alser<br />
traut seinen Augen kaum, ist. aber verbürgte den sind, wobei die Säntislinie mit einer Frequenz<br />
Wahrheit: Die neuerbaute Strasse nach der Schwägalp<br />
(Talstation der Säntisschwebebahn) hat nicht ziffer aller Kurse aufzuweisen hat. Mit<br />
von 4112 Passagieren die grösste Beförderungs-<br />
Ausnahme<br />
weniger als drei Unterführungen, welche nur für<br />
das Vieh bestimmt sind. Die Tiere benutzen auch<br />
eigene Alpwege bei der Alpfahrt. Die Automobilisten<br />
werden also auch oben auf der Alp vom weidenden<br />
Vieh nicht belästigt, was wir an dieser Stelle gerne<br />
verdanken und anerkennen wollen, um so mehr als<br />
WIDMAHW<br />
S€i»«ass«en<br />
diese Unterführungen stellenweise sogar in. den<br />
Felsen gehauen werden mussten.<br />
Dieses Beispiel zeigt, wie man bei gutem Willen<br />
und gegenseitigem Verständnis eine allseitig befriedigende<br />
Lösung finden kann nach dem Prinzip:<br />
Dem Motorfahrzeug eine gute glatte Strasse, für<br />
die Pferde an starken Steigungen ein rauher, griffiger<br />
Bodenbelag, dAn Radfahrer ein besonderer<br />
Fahrstreifeh, dem Fussgänger ein schattiger, staubfreier<br />
Weg, und, wie es hier gemacht wurde: dem<br />
Vieh ein Weg, wo es den Verkehr nicht behindert.<br />
N.<br />
Aku4«»l*U H*S^<br />
der Strecke Nesslau-Buchs mit + 773 bewegen<br />
sich die Frequenzbelebungen in bescheidenem Rahmen.<br />
Grössere Eminissen haben zu verzeichnen die<br />
Strecken: Grimsel (—469), Chur-Lenzerheide-Julier-St.<br />
Moritz (— 283), Furka (—199). Schuls-<br />
Val Sinestra (—121), Melchtal (—113),<br />
Der «Trossis-Wagen, benannt nach seinem geistigen Vater und Finanzmann, dem Grafen<br />
Tiossi, einem bekannten italienischen, Herrenfahrer, in der Draufsicht. Es handelt sich um eine<br />
schine mit Vorderradantrieb.<br />
Der neue 3,8-Liler-Achtzylmder Alfa Romeo im Training auf der Monzabahn. T. Nuvolari sitzt am<br />
Steuer einer der beiden Maschinen, welche nächsten Sonntag in den Kampf eingesetzt werden sollen.<br />
Die zweite wird Chiron anvertraut, der bereits gestern seine erste Probefahrt damit unternommen hat.<br />
Offizielle Distributoren<br />
für die ganze Schweiz von<br />
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•:r
Bern, Dienstag, 3. September 193$ II. Blatt der „Automobil-Revue" Nr. 71<br />
2)o%t am A&eud<br />
Von Hermann Hesse.<br />
Im späten schrägen Goldlicht steht<br />
Das Volk der Häuser still durchglüht,<br />
in kostbar tiefen Farben blüht<br />
Sein Feierabend wie Gebet.<br />
Eins lehnt dem andern innig an,<br />
Verschmstert wachsen sie am Hang,<br />
Einfach und alt wie ein Gesang,<br />
Den keiner lernt und jeder kann,<br />
Gemäuer, Tünche, Dächer schief,,<br />
Armut und Stolz, Verfall und Glück,<br />
Sie strahlen zärtlich, sanft und tief<br />
Dem Abend seine Glut zurück.<br />
JUofaalwim<br />
Als die neue Motorspritze ankam, war das<br />
ganze Dorf auf den Beinen. Das war ein<br />
grösserer Rummel als bei der Kirchweih,<br />
und das wollte schon etwas heissen.<br />
Männer, Frauen und Kinder drängten sich<br />
am Dorfeingang, Blumengewinde waren<br />
über die Strasse gespannt und ein grosses<br />
Schild prangte in grellen Farben über dem<br />
Eingang zur Hauptstrasse.<br />
« Herzlich willkommen ! » — hatte der<br />
Dorfmaler in dreitägiger Arbeit daraufgemalt.<br />
Eigentlich hatte das Schild dem Empfange<br />
des Landespräsidenten dienen sollen,<br />
der aber noch im letzten Augenblick abgesagt<br />
hatte. Nun fand es heute wieder —<br />
oder besser — doch Verwendung, Von den<br />
Dorfbewohnern hätte keiner sagen können,<br />
auf wen der Willkommensgruss gemünzt<br />
war, auf die Kommission, die die Spritze in<br />
der Stadt abgeholt hatte, oder auf die<br />
Spritze selbst — Hauptsache, der Gruss<br />
hatte zur allgemeinen Freudeuder Bergdorf»<br />
bewohner Verwendung gefunden.<br />
Eine Stunde Weges vom Dorf entfernt<br />
hatte der Monteur, der zur ersten Vorführung<br />
von der Stadt mitgekommen war, seine<br />
liebe Not mit den Bauern, die in alle möglichen<br />
Ritzen und Löcher Blumen stecken<br />
wollten. Saugrob musste er werden, sonst<br />
hätten sie ihm noch alle Düsen verstopft<br />
«Steckt doch das Qrünfutter in eure<br />
Nasenlöcher oder fresst es selbst auf! > —<br />
brüllte er endlich empört, als alles Reden<br />
nicht fruchten wollte. Da Hessen die kranz-<br />
, windenden Feuerwehrleute die Spritze in<br />
Ruh. Der Hauptmann aber klopfte ihm begütigend<br />
auf die Schulter und sagte:<br />
« Nicht böse werden, Mann, es ist bloss<br />
wegen dem Affekt.»<br />
« Was da », sagte der Monteur — «ob ihr<br />
es wegen dem Effekt tut oder im Affekt —<br />
eine Motorspritze ist kein Pfingstochse; sie<br />
braucht Benzin und kein Qrünfutter ! ><br />
Die Feuerwehrleute knurrten über diese<br />
Zurechtweisung, aber als dann der Empfang<br />
trotz der nur wenig geschmückten Spritze<br />
herzlich ausfiel, wurden sie mit dem Monteur<br />
doch wieder gut Freund. Beim Festessen,<br />
das der Hauptmann aus seiner Tasche<br />
bezahlte, tranken sie alle Brüderschaft mit<br />
ihm. Nur der Häuptling selbst blieb nachdenklich.<br />
< Was ist denn los mit Euch, Hauptmann<br />
?» — fragte ihn der Spritzenmann.<br />
« Ja», — meinte der wackere Feuerwehr<br />
— ich muss halt immer denken, dass wir<br />
jetzt eine Spritze haben, aber auch, dass es<br />
jetzt sicher nirgends brennen will! »<br />
«Ist das Euer., ganzer Kummer ?> —<br />
lachte der andere — «da kann Euch geholfen<br />
werden. Da lasst Ihr einmal Alarm blasen<br />
und habt darin die beste Gelegenheit,<br />
die Spritze zu verwenden.» —<br />
Der Häuptling holte tief Atem, dann lachte<br />
er los:<br />
«Mann, Ihr habt recht, dass ich darauf<br />
nicht selbst kam.» — — " •<br />
„ Bis in die späte Nacht sassen die Feuerwehrleute<br />
beisammen, und keiner stand<br />
mehr ganz fest auf den Beinen, al,s, sie endlich<br />
nach Hause gingen. Die Spritze aber<br />
stellten sie in die Gemeindescheuer, da das<br />
Spritzenhaus noch nicht ganz fertig war.<br />
Der Ortsdiener, der ganz"sicher sein wollte, 1<br />
dass der Spritze auch nichts geschehen<br />
konnte, tat noch ein übriges und stellte ein<br />
altes Fahrgestell davor.<br />
Am andern Morgen um 4 Uhr erwachte<br />
der Häuptling. Nach der Kneiperei am vorhergehenden<br />
Abend schmerzte ihn jetzt der<br />
Kopf, und er dachte, dass ein wenig frische<br />
Luft wohl nichts schaden könne. Da er auch<br />
an die neue Motorspritze dachte, meinte er,<br />
das Luftschnappen Hesse sich ganz gut mit<br />
einem Nachtalarm verbinden, freute sich<br />
such etwas auf die verschlafenen Gesichter<br />
seiner Kollegen, zog sich rasch an und ging<br />
fort, um den Trompeter zu wecken.<br />
« Blase Alarm, draussen im Tobel ist der<br />
Teufel los » — sagte er zu ihm, nachdem es<br />
ihm mit vieler Mühe gelungen war, den<br />
Mann zu wecken. Dann marschierte er in<br />
aller- Gemütsruhe hinaus zum Brandplatz,<br />
während der Trompeter mit seiner Trompete<br />
das ganze Dorf in Aufruhr brachte!<br />
Lange . musste- der Häuptling warten, bis<br />
endlich jemand erschien, und dann war es<br />
die Dorfjugend. Die Feuerwehr kam erst,<br />
später an.<br />
Schon von weitem hörte der Hauptmann<br />
das Läuten der Glocke, die am Leiternwagen<br />
angebracht war, dann tauchten die<br />
Pferde aus der Dämmerung hervor. Gestalten<br />
sprangen ab, der Häuptling wollte schon<br />
loswettern, weil es so lange ging, bis der<br />
erste Zug eintraf, da sah er etwas* was ihm<br />
die Stimme verschlug.«<br />
Zwischen den grossen bunten Seglern, die<br />
in Arbe vor Anker lagen, schaukelte auch<br />
Matos frischgestrichene, weisse Barke auf<br />
der leicht bewegten Adria. Mato war gerade<br />
im Begriff, sein Segel zu raffen, als er uns<br />
an der Hafenmole bemerkte. « Guter Wind<br />
heute ! » lachte er, mit blitzenden Zähnen im<br />
braunen Gesicht. «Kommen Sie mit ? Ich<br />
lege Balanka aus.» Damit deutete er auf<br />
sein Fischgerät: zwei Kürbisse, zwei Steine,<br />
alles durch eine lange Schnur miteinanderverbunden,<br />
WKL eine Menge kleiner -spitzer<br />
Angelhaken, aufgereiht an dieser Schnur.
10 AUTOMOBIL-REVUE 71<br />
reich das Meer an Fischen ist, mag auch aus<br />
der Tatsache erhellen, dass die in der Nacht<br />
gefangenen Fische am andern Mittag, nach<br />
Schluss des Marktes, ins Meer geworfen<br />
werden — sofern sie bis dahin nicht an den<br />
Käufer zu bringen waren. Der Markt dauert<br />
nur ein paar Morgenstunden, meist ist um<br />
10 Uhr schon alles vorüber; die Hausfrauen<br />
von Arbe sind zeitig bei der Hand und sehr<br />
wählerisch beim Einkauf. Einen einzigen Tag<br />
alte Fische wären bestimmt unverkäuflich.<br />
Es ist auf der Insel keine Methode bekannt,<br />
Fische zu konservieren, zu salzen, zu räuchern<br />
oder einzudosen. Ausserdem gibt es ja<br />
frische Fische an jedem nächsten Tag —<br />
vorausgesetzt, dass nicht Sturm in der Nacht<br />
war, der einen Fang unmöglich macht. Aber<br />
halt, eine Ausnahme gibt es: der luftgetrocknete<br />
Stockfisch ist beliebt und wird bei der<br />
Inselbevölkerung wegen seines eigentümlich<br />
herben Geschmackes frischen Fischen oft<br />
vorgezogen, obgleich die Zubereitung viel<br />
mehr Arbeit erfordert: 24 Stunden lang<br />
mtiss er im Wasser liegen, dann wird er<br />
so lange geklopft, bis er biegsam und genügend<br />
weich ist und die Haut sich vom Fleische<br />
löst, danach eine gute Stunde in Salzwasser<br />
gekocht und mit Buttersauce und<br />
gelbgerösteten Zwiebeln serviert — falls man<br />
nicht vorzieht, ihn wie Salat anzumachen.<br />
Aber im übrigen verstehen die dalmatinischen<br />
Fischer ihre Fischbeute nicht vor dem<br />
'Verderben zu bewahren. Es ist noch —<br />
wie so vieles auf diesen adriatischen Inseln<br />
1 — wie zu Homers Zeiten.<br />
ftetiüuiscenzett zum<br />
(flössen %eis<br />
Der Grand Prix, diese hochsportliche und temporeiche<br />
Angelegenheit, die schon Wochen voraus<br />
alle Gemüter eingehend beschäftigte und auf Siedetemperatur<br />
brachte, ist vorbei. Vorbei das Hangen<br />
und Bangen um Sieger und Resultate — die Spannung<br />
gelegt — die Würfel gefallen. Mercedes-<br />
Benz mit seinen beiden prominentesten Fahrern<br />
Rudi Caracciola und Luigi Fagioli an der Spitze<br />
hat das Rennen für sich entschieden und damit<br />
die am Grossen Preis von Deutschland auf dem<br />
Nürburgring erwischte Niederlage deutlich wettgemacht.<br />
Ja, mehr als nur wett — Mercedes-Benz<br />
hat zusammen mit Auto-Union die italienischen<br />
Alfa Romeo-Fahrer deutlich vom Halse zu halten<br />
vermocht und sogar den Spitzenreiter der Scuderia<br />
Ferrari-Equipe, den unbezähmbaren Tazio Nuvolari,<br />
auf den 5. Platz verwiesen. Verdienterweise.<br />
Wohl offenbarte der Mantuaner eine prächtige<br />
Konstanz während des ganzen Rennens. Indessen<br />
reichte es nicht zum Ausholen und kaum zum<br />
Landen in den Kränzen. Dass die deutschen Wagen<br />
dem alten Alfa Romeo-Modell, das eben doch<br />
mit jedem Rennen älter wird und bald mit der<br />
seinerzeitigen Grossmutter von Rosenberger vergli*<br />
chen werden kann, weit überlegen eein würden,<br />
war wohl von Anfang an kaum von der Hand zu<br />
weisen. Was da bei den silbferblanken Mercedes-<br />
Rennern und den pfeilgeschwinden P-Wagen der<br />
Auto-Union aus den Motoren herausgeholt wird,<br />
ist glattweg phänomenal.<br />
*<br />
Schon der Samstag nachmitag mit seinem<br />
erstmals versuchten nationalen Kleinwagenrennen<br />
als Auftakt zu den bedeutenden Sonntags-Kämpfen<br />
machte Eindruck. Christen und Walther, welch<br />
letzterer offenbar etwas zu sehr forcierte, so dass<br />
der Motor bald zu bocken begann und echliesslich<br />
überhaupt nicht mehr wollte, brachten von Anfang<br />
an Spannung ins Treffen. Das war doch schon<br />
ganz nette Geschwindigkeit, während einzelne Konkurrenten<br />
eher behäbigen Spazierfahrern glichen.<br />
Die ersten Vorbeikömmlinge wurden eines besonders<br />
scharfen Blickes gewürdigt — was nachher<br />
folgte, wurde kaum mehr stark beachtet. Das Publikum<br />
verlangt nun einmal Sensationen und vor<br />
allem Tempo und nochmals Tempo, dass die~<br />
Schwarten krachen.<br />
Ja, das Publikum ist auch gar verwöhnt. Es<br />
gerät erst dort recht in Schwung und Ekstase, wo<br />
ihm etwas mehr «Sachen» serviert werden, um mit<br />
Caracciola zu sprechen. So von 150 « Sachen » an<br />
aufwärts, im Durchschnitt natürlich. Auf Geraden<br />
wird unter 200 nichts berücksichtigt. — Das erst<br />
ist ein rechter Frass für den Rennenthusiasten, da<br />
kommt er in sein wahres Element und benimmt<br />
sich dabei, als ob er höchst persönlich am Rennen<br />
beteiligt wäre. Man hat da welche gesehen, die mit<br />
zerrissenen Mienen, weit aufgesperrtem Mund und<br />
stierem Blick die Geschehnisse verfolgten, Typen,<br />
die ganz intensiv miterlebten — denen es in den<br />
gliedern juckte, wenn es im Osten wie toll zu krachen<br />
begann und einer wie aus dem Rohr geschossen<br />
daherdröhnte.<br />
*<br />
Hatten die Zuschauer, die längs der Strecke<br />
ausserhalb der Zielgeraden den wilden Kampf um<br />
Leben und Tod mitansahen, Gelegenheit, die raschen<br />
Gefährte beim Durchschlängeln zwischen den<br />
Kurven zu verfolgen und dabei die eminente Technik<br />
der verschiedensten Fahrer zu bewundern, so<br />
bot sich auch von der Haupttribüne aus immerfort<br />
die Möglichkeit, Zeuge des regen und stets wechselnden<br />
Lebens an den Boxen zu sein — ganz abgeshen<br />
vom Startmoment, das aus nächster Nähe<br />
zu betrachten immer etwas Interessantes ist. Mit<br />
Sperberaugen wird jeder Belegung an den Boxen<br />
unbedingte Aufmerksamkeit geschenkt und wir<br />
können versichern, dass jeder etwas mehr treiss<br />
als der andere.<br />
An sapnnenden Momenten fehlte es tatsächlich<br />
nicht. Wenn der Kompressorenlärm der Wagen<br />
bereits aus weiter Ferne deutlich vernehmbar<br />
war und dann diese Geschosse in mörderischem<br />
Tempo an den vollbesetzten Tribünen vorüberflitzten,<br />
so war dies allein schon eine Sache, die dem<br />
Publikum beinahe den Atem verschlug und allen<br />
zu Gemüte und in die Gebeine fuhr. Etwas für<br />
sich bedeutet jedesmal eine bevorstehende Ueberholung.<br />
Bei den einen zeigt sich das in Form<br />
von gesteigerten Pulsschlägen — bei den andern<br />
will das Herz stillstehen, so stark beeindruckt sie '<br />
jeder Vorgang auf der Rennpiste. Und erkühnt<br />
sich so ein Tausendkerl, einen oder gar zwei vor<br />
ihm die Bahn dahinziehende Wagen hinter sich<br />
zu weisen, so kann man beim Publikum die ganze<br />
Skala von möglichen Ausrufen deutlich vernehmen.<br />
«Ah» und «huh>, «höllisch» und «fabelhaft»,<br />
«glänzend» tönt es da immer wieder aufs neue.<br />
Ganz interessant ist das Tank-Manöver. Es soll<br />
möglichst rasch vor sich gehen, um den Zeitverlust<br />
auf ein Minimum zu beschränken. Haben Sie Nuvolari<br />
bei diesem Geschäft beobachtet? Nein? 40<br />
Sekunden hat bei ihm der Aufenthalt gedauert.<br />
Dabei hat er noch Zeit gefunden auszusteigen, sich<br />
einen enormen Schluck hinter die Binde zu gleisen<br />
(es dürfte wohl weder vino rosso noch lacrimacristi<br />
gewesen eein) und nach recht italienischer<br />
Art sich des im Rachen angesammelten Schleims<br />
zu entledigen. (Kein Wunder übrigens, wenn einem<br />
während 35 Runden dauerndem Ausharren<br />
die Spucke wegbleibt!) — Pietsch tankt noch rascher.<br />
Nachdem der neue Brennstoff durch Pressluft<br />
in den Tank getrieben wurde, rast er 6chon<br />
nach 32 Sekunden wieder auf und davon. — Dazu<br />
Verglichen, dauert die Angelegenheit beim Dottore<br />
Farina volle sieben Minuten. Dort wird der neue<br />
Most mit Kübeln eingeschenkt, wobei man sichtlich<br />
keinen grossen Wert darauf legt, die Arbeit<br />
beförderlichst zu erledigen. Povero Dottore I Immerhin<br />
zwei Runden Verlust — schade. Aber es<br />
stehen eben nicht allen Fahrern die Annehmlichkeiten<br />
eines Mercedes-Benz- oder Auto-Union-<br />
Stalles zur Vrfügung. — Ein andermal fährt Nuvolari<br />
vor die Boxen. Es hat eben zu regnen aufgehört.<br />
Der schnelle Tazio hat' noch nicht gestoppt,<br />
reicht dem Mechaniker die schmutzige Brille, der<br />
ihm gleichzeitig eine andere vorüberstreift und<br />
schon ist der rote Alfa wieder verschwunden.<br />
Pneuwechsel des Siegers Caracciola am Ersatzteillager.<br />
<strong>1935</strong> —N"<br />
Mit grösster Aufmerksamkeit verfolgen die<br />
zahlreichen Mechaniker der Daimler-Benz A.-G.<br />
im weissen Ueberdress den Stand der ihnen in<br />
langer Arbeit vertraut gewordenen Rennmaschinen.<br />
Dort verrichtet auch Mister Neubauer, der Rennleiter<br />
des Mercedes-Benz-Rennstalles, seine umfangreich<br />
angelegte Stoppuhrenkontrolle. Gegen<br />
den Schluss des Rennens tritt er jedesmal nahe an<br />
die Piste heran, wenn Caracciola, der stets weit vorn<br />
liegt, durch das Säuseln seines Kompressors von<br />
weitem das Nahen ankündigt, und stoppt seine<br />
Zeit sowie die Differenz zwischen ihm und seinen<br />
Nachfolgern. Wir kennen die Zeichensprache, die<br />
zwischen den Mercedes-Benz-Fahrern und ihrem<br />
Manager Neubauer verabredet wurde, nicht. Das<br />
öfters lebhafte Kopfnicken des wohlbeleibten<br />
Herrn, mit dem er seinen herannahenden Liebling<br />
Caratsch begrüsste. dürfte indessen bestimmt geheissen<br />
haben; «Rudi, das hast du bis jetzt fein<br />
gemacht. Nur brav aushalten. Tjal»<br />
Der «Hans» hat uns allen leid getan. Wir hätten<br />
ihm gerne eine Wiederholung seines letztjährlgen<br />
splendiden Sieges gegönnt. Doch mit der Maschine<br />
scheint's diesmal doch nicht so recht geklappt<br />
zu haben und vielleicht hat er die Flinte<br />
doch etwas reichlich früh ins Korn geworfen. Denn<br />
gegen Schluss hat Pietsch doch immerhin einige<br />
flotte Runden gedreht, was uns vermuten lässt,<br />
dass Hans selbst unvergleichlich mehr aus seiner<br />
«4» hätte herausholen können. So musste oder<br />
vielmehr wollte er sich für diesmal damit begnügen,<br />
neben Dr. Porsche und seiner Gattin Paula<br />
auf dem Laden der Boxe die Runden seiner Kollegen<br />
abzustoppen. Hans, wir wissen's, Du wirst<br />
bald genug wieder von Dir reden machen und das<br />
nächste Jahr wieder zu uns kommen, wenn schon<br />
Du diesmal rabenschwarzes Pech hattest Na jal<br />
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Jahit MS Weite<br />
Schöneres Wetter wie diesen Sommer<br />
könnten wir uns gar nicht wünschen. Strahlende<br />
Sonne und dazu immer wieder ein<br />
weicher kühler Wind, auf den Höhen und an<br />
Seen ist jetzt gut sein. Wer möchte da mit<br />
seinem Wagen nicht ins Weite fahren. Am<br />
schönsten wäre es eigentlich, so an einem<br />
schönen Morgen schnell in den Wagen zu<br />
huschen und ohne Ballast loszufahren. Jedoch,<br />
so geht es nicht, wenn wir eine Reise<br />
von Tagen oder gar ein paar Wochen vor<br />
uns sehen. Viele stehen jetzt mitten in Reisevorbereitungen.<br />
Und erleben die Qual, dass<br />
sie viel mehr mitnehmen möchten als die<br />
Koffer fassen. Auf einer Ausstellung war<br />
kürzlich ein Wagen mit Anhänger für das<br />
Gampingzelt zu sehen. Hoffentlich kommt<br />
Keiner auf die Idee, sich so einen Anhänger<br />
für Gepäck zuzulegen. Das würde auf Bergstrassen<br />
eine nette Belastung werden. Und<br />
die Frauen hätten noch viel mehr zu tun, für<br />
die Reise «Allernotwendigstes» einzukaufen.<br />
Wie viel zerquetschte Plisses und zerdrückte<br />
Röcke steigen ja schon jetzt aus Koffertiefen<br />
am Ende mancher Reisen, die nie gebraucht<br />
worden sind. Reisen wir mit möglichst wenig<br />
Gepäck, es trägt zur Erholung bei. Freilich<br />
eines sollten wir nie vergessen, den Vorsatz,<br />
guter Laune und liebenswürdig zu sein. Und<br />
Alles regieren und tyrannisieren seiner Umgebung<br />
einmal beiseite lassen. Da gibt es<br />
so viele Frauen, die sich für was Besonderes<br />
halten, weil sie nicht leicht zufrieden zu stellen<br />
sind. Was man ihnen anbietet oder serviert,<br />
muss eine strenge Kritik passieren. So<br />
geht es weiter: mit dem Zimmer, dem Sitzplatz<br />
im Speisesaal, den offenen oder geschlossenen<br />
Fenstern. Und wie viel manche<br />
Fahrtgefährtinnen an Nervosität verbreiten<br />
mit ihren ständigen Bemerkungen zum Fahrttempo,<br />
das ihnen einmal zu schnell dann<br />
wieder zu, i langsani;ist»...das,,'wis5en vielleicht,<br />
einige Fahrer, die deshalb lieber allein ausziehen.<br />
Nun das grosse Kapitel, was nehmen wir<br />
mit, was ziehen wir an ? Es ist mit der Ausrüstung<br />
für Autofahrten, wie für Bergtouren.<br />
Immer gibt es eine Menge Leute, die Touren<br />
in zu leichten unpassenden Schuhen machen<br />
und überall behindert sind. Und so gibt es<br />
Frauen, die am liebsten ihr elegantestes Teekleid<br />
anziehen möchten, wenn sie auf die<br />
Reise gehen. Die Unannehmlichkeiten kommen<br />
hinten nach. Eine Autoreise ist keine<br />
Fahrt zum Cocktail. Sie soll uns in Berührung<br />
mit der Natur bringen, mit Sonne, Luft<br />
und Licht. Sie soll unbehindertes Gehen ermöglichen,<br />
wenn uns eine Gegend anspricht<br />
und wir gerne einen schönen Punkt zu Fuss<br />
erreichen möchten. Wetterwechsel, plötzliche<br />
Kühle nach grosser Hitze, Sturm und Regen,<br />
dies Alles müssen wir vor Antritt einer Reise<br />
berücksichtigen.<br />
Am Anfang aller Reisen steht für Damen<br />
und Herren ein praktischer leichter und doch<br />
schützender Wollmantel, es sei denn dass der<br />
Besitz eines weichen eleganten Ledermantels<br />
sie dessen überhebt. Dann folgt ein seidener,<br />
imprägnierter Regenmantel, der manchmal<br />
sogar genügen kann. Um so mehr, wenn auch<br />
die zum Gehen so nützliche Windjacke nicht<br />
zu Hause bleibt und überdies ein wollener<br />
Tailleur aus einem guten nicht zu dünnen<br />
Stoff mitgeht. Der sportliche Tailleur gehört<br />
sogar zur Autoreise, ist kommentgemäss,<br />
natürlich mit nicht zu engem Rock» als<br />
Wickelrock oder mit ein paar Falten die richtiges<br />
Ausschreiten erlauben, die Jacke kurz,<br />
schneidermässig mit Täschchen. Dazu die<br />
Hemdbluse aus Waschseide aus Pique mit<br />
Schleife, und daneben das Heer leichter, wollener,<br />
kunstseidener und namentlich leinener<br />
Westen und Jumper, die das sportliche Tenue<br />
betonen und zugleich abwechslungsreich wirken.<br />
Eine schicke karrierte Seidenbluse, die<br />
rasch teestundenfähig machj, kann, noch mit-:<br />
gehen. Sehen wir auf gute Farbenharmonie,<br />
und vergessen wir nicht, dass Reisekleidung,<br />
die zählt, von tadelloser Frische sein sollte.<br />
Wenn irgendwo, so auf der Reise, wird eine<br />
Frau gesehen und sollte selbst so viel Achtung<br />
vor Mitreisenden, vor sich selbst und<br />
der Natur haben, nicht abgerissen mitzufahren.<br />
Als Kopfbedeckungen Kappen, allerlei<br />
Mützen und vor allem weiche, kleinrandige<br />
Filzhüte, die schützen und kleiden. Auch ein<br />
paar Echarpen, ein Foulard, das wir bei Wind<br />
über die Mütze binden, wenn wir gerne mit<br />
offenen Fenstern, offenem oder herabgelassenen<br />
Verdeck fahren. Dann waschlederne<br />
Handschuhe, am liebsten kräftige Peccaries<br />
oder auch sonst waschbare mit kurzen Stulpen,<br />
bequem zum Hineinschlüpfen. Peccaries<br />
sind überhaupt herrlich zum Selbstlenken.<br />
Sie kleben nicht am Volant. Dann leichte<br />
Strümpfe, neben festeren sportlicher Art,<br />
melierten oder zopfartig gestrickten, seien<br />
es leinene oder wollene,, je nach Neigung.<br />
Und der Schuh für die Reise immer kräftig,<br />
aus Boxcalf, Kroko oder Briarproof, es gibt<br />
ja ein ganzes Heer praktischer und mit Eleganz<br />
verarbeiteter sportlicher Halbschuhe.<br />
Ihre vielen Luftlöcher, heut nicht mehr unterlegt,<br />
machen sie bei aller Kräftigkeit des<br />
Leders angenehm und auch ihre Sohlen sind<br />
vielfach biegsam. Niedrige Absätze, gute<br />
Rahmenarbeit sind Grunderfordernisse eines<br />
Reiseschuhes. Das Briarproof hat überdies<br />
den Vorteil, sehr leicht, mit einer Gummibürste,<br />
wieder sauber zu sein. Es gilt dies<br />
auch für den Herrenschuh, worin sich dieses<br />
Material, neben dem schönen, glatten Elkleder<br />
weitgehend eingebürgert hat. Uebrigens<br />
sind gerade die Staubfarben, die gelblichbeige<br />
und grauen Töne für die Reise das vorteilhafteste'<br />
und weniger heiss als etwa ein<br />
schwarzer Schuh, der im Ganzen aus der<br />
Sommergarderobe des Herrn weitgehend<br />
verschwunden ist. Statt dessen tragen die<br />
Herren mit Vorliebe für die Strasse zu den<br />
vielen Grautönen ihrer Kleider — sie erscheinen<br />
auch im sportlichen Reiseanzug am<br />
Knickerbocker — häufig den schwarz galochierten,<br />
weissen Schuh, der freilich zum<br />
Fahren etwas heikel sein dürfte. Doch an<br />
Kurorten tauchen jetzt oft zu ganz weissen<br />
Leinenanzügen oder sonstigen hellsten Beige<br />
und Grau ganz weisse Herrenschuhe aus<br />
Elkleder, ausgiebig perforiert; auf, womit<br />
dem weissen Damenschuh ein eleganter Partner<br />
erstanden ist Uebrigens vergessen wir<br />
die Leinentrotteurs nicht, die auf manchen<br />
Fahrten recht dienlich sein können, immer<br />
schönes Wetter vorausgesetzt. Die Reiseausrüstung<br />
des Herrn wird den leichten Gabardinemantel<br />
umfassen, vielleicht auch einen<br />
Jpsen..Wollmantel mit Rückengurt und wenn<br />
ejs in die Berge geht, die Windjacke. Die<br />
.Knickerbockers sind sozusagen unentbehrlich<br />
und beim Fahren sehr angenehm. Wer<br />
dernier cri sein will, wird sich ein Ensemble<br />
aus rostbraunem englischem Wollstoff zulegen.<br />
Vielleicht mit einem weit auseinander<br />
stehenden Linienkaro oder das Veston<br />
mit kleinem Liniennetz in dunkel markiert<br />
Dieses Rost erscheint auch zu grauer Flanellhose<br />
und ist in dieser Zusammenstellung sehr<br />
kurortgemäss. Wenige Herren werden sich<br />
bei uns in Weste und dazu in weiter, langer<br />
Pelerine zeigen. Wohl aber mit abstechenden,<br />
leichten Vestons mit Rückengürtel und waschbarem<br />
Gilet. Leinenhendem ohne Aermel, weiss<br />
und farbig, man sieht sie viel in Blau, waschseidene<br />
Wäsche und poröses Gewirk sichern dem<br />
Fahrer Kühle und Bequemlichkeit. Weiche<br />
Filzhüte, neben sportlichen Berets und Mützen<br />
sind notwendig; sie sollten sich im Rahmen<br />
der farblichen Zusammenstellung des<br />
Herrenzugs halten, wie Cravatten und Hemden<br />
oder auch Gürtel aus Leder und Schnurgeflecht,<br />
wie es denn nicht gleichgiltig ist,<br />
wie ein. Fahrer oder Mitreisender sich ausstaffiert.<br />
Für kühle Tage und früh morgens<br />
tun leichte Wollpullovers gute Dienste. Noch<br />
eine Neuheit für den Herrn; neben der Armbanduhr<br />
mit drehbarem Zifferblatt nach innen,<br />
erscheint die Uhr in einem Lederrund,<br />
das an einer Kette hängt und mit einem Klipp<br />
an Weste oder Vestonrevers befestigt wird,<br />
die Uhr steckt dann in der Brust- oder We- -<br />
stentasche.<br />
-ss.<br />
jvecht machen fedetmann ist<br />
eine JCuast, die niemand kann<br />
Das Lieserl hatte bei Tisch so oft die<br />
Grossen darüber sprechen gehört, dass die<br />
Jugend jetzt ungezogen und unliebenswürdig<br />
sei, sich gegen das Alter insbesondere recht<br />
unehrerbietig benehme, so dass es sich vornahm,<br />
es anders zu machen. Sie wollte höflich<br />
sein, die Lieserl, und den Grossen zeigen,<br />
dass man nicht über alle jungen Menschen<br />
jetzt einfach den Stab brechen dürfe.<br />
Im allgemeinen hatte säe wenig Gelegenheit<br />
ihre guten Vorsätze auszuführen, denn Klein-<br />
Lieserls Leben verfloss ruhig und ohne besondere<br />
Ereignisse. Aber nun nahm sie neuestens<br />
Klavierstunden und durfte allein zum<br />
Professor fahren — mit der Elektrischen.<br />
Lieserl war furchtbar stolz auf ihre Schülerkarte,<br />
freute sich besonders, wenn die Elektrische<br />
so recht bummvoll war und sie immer<br />
sehr höflich < Pardon» sagen konnte,<br />
wenn sie jemand halb zerquetschte, und immer<br />
geschäftig aufspringen, wenn sie einmal<br />
sass und irgend ein Neueinsteigender keinen<br />
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12 AUTOMOBIL-REVUE <strong>1935</strong> — 71<br />
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Platz hatte. Die freundlichen Dankesworte<br />
freuten Lieserl sehr, sie kam sich ganz wichtig<br />
vor in dem Bewusstsein, « ich werde den<br />
Grossen schon zeigen, dass es auch noch<br />
nette junge Menschen gibt — heutzutage ! ><br />
Bis — ja — bis gestern war es gewesen !<br />
Neben Lieserl sass ein hübsches junges Fräulein,<br />
allerdings fand Lieserl ihre Lippen ein<br />
bisschen stark rot und die Wangen so schön<br />
gefärbt, wie die ihrer grossen Puppe. Auch<br />
das blonde Haar erinnerte sie an ihre Manzi<br />
daheim, so zerrupft und zerzaust sah es aus<br />
— aber trotzdem — Lieserl fand sie sehr<br />
hübsch. Und sicher auch der alte Herr, der<br />
jetzt eingestiegen war und die Augen nicht<br />
von dem Fräulein Hess. Und weil Lieserl<br />
doch ein nettes Kind war, stand sie geschäftig<br />
auf und sagte zu dem alten Herrn, der<br />
heftig seinen Schnurrbart drehte und die Augen<br />
rollte, weil er wohl nicht gerne stand:<br />
« Bitte, setzen Sie sich nur, alter Herr, Sie<br />
sind gewiss recht müde ! > Aber anstatt der<br />
erhofften Dankesworte brummte der unwirsch;<br />
t Dummer Fratz — bleib sitzen —•<br />
so alt, dass man mir Platz machen muss, bin<br />
ich noch lange nicht! > — Armes Lieserl,<br />
ganz verdutzt war sie ! Was ahnte sie davon,<br />
wie hart es ist, wenn man ein junges<br />
Ding mit feurigen Blicken bezaubern will<br />
und dabei zum alten Herrn gestempelt wird,<br />
dem man schonungslos Platz macht! Ja, ja<br />
— seitdem weiss das Lieserl immer nicht:<br />
soll sie nun nett sein gegen die Grossen oder<br />
lieber nicht?<br />
doch nicht!<br />
Recht macht man's ihnen ja<br />
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Hausfrau, Marie Harel, hat den göttlichen<br />
Es ist noch gar nicht so lange her, als ein Camembert erfunden, und dafür hat ihr das<br />
Präsident der Französischen Republik in Marseille<br />
das Schiff bestieg, um eine der Kolo-<br />
ein Denkmal gesetzt. Nur ein Mann teilt mit<br />
dankbare Volk in Vimoutiers, ihrer Heimat,<br />
nien des Landes zu besuchen. Die Maschinen ihr, den Ruhm, dass man ihm für die Erfindung<br />
eines Käse ein Denkmal gesetzt hat:<br />
liefen bereits, das Abfahrtssignal war gegeben,<br />
als der Küchenchef bemerkte, dass kein Antoine Roussel aus la Queuille, der «Autor«<br />
Roquefort-Käse an Bord sei. Der Kapitän, des ausserhalb Frankreichs kaum bekannten<br />
der die Schwäche des Präsidenten für seinen Auvergne-Käses. Frau von Montespan, Fa-<br />
des Sonnenkönigs, verstand es, dem<br />
Lieblingskäse kannte, Hess sofort die Ma-voritischinen<br />
stoppen, eine Kiste mit Roquefort grossen König mit Hilfe der verschiedenen<br />
wurde herbeigeschafft — und das Schiff des Käse-Crus hundert Saucearten zu bereiten,<br />
Präsidenten konnte in See gehen.<br />
während Frau von Sable, der «feinste der<br />
Die Anekdote ist nicht nur gut erfunden, sondern<br />
auch wahr. Sie zeigt besser als Worte, wie sämtliche Käsespezialitäten der französischen<br />
feinen Schnäbel», mit seltener Spürfindigkeit<br />
sehr man in Frankreich, den Käse schätzt. Provinzen ausfindig machte.<br />
Brillat-Savarin hat den berühmt gewordenen<br />
Satz geschrieben: «Ein Dessert ohne Käse —<br />
Es gab schon immer Frauen, die den Käse<br />
das ist wie eine Schöne, die nur ein Auge<br />
nicht um seiner selbst willen liebten, sondern<br />
hat». Da es glücklicherweise Schöne mit nur<br />
eines höheren Zweckes wegen: als Verschönerungsmittel.<br />
Die schöne Ninon de Lenclos<br />
einem Auge kaum gibt, so wird man logischerweise<br />
auch Desserts ohne Käse kaum<br />
verstand sich vortrefflich in der Kunst, die<br />
finden. Selbst in den Palasthotels, in denen<br />
Käsesorten mit passenden Weinlagen zu geniessen,<br />
um ihre Schönheit noch verführeri-<br />
alles was riecht, verdammt ist, wird stets<br />
zum Dejeuner eine Käseplatte vor der Süssspeise<br />
gereicht; allerdings gilt es als «nicht<br />
scher zu machen. Die berühmte Ninon hat<br />
dabei — nach instinktiver Frauenart — eines<br />
fein», Käse auch zum Diner anzubieten, es<br />
der Geheimnisse der Kunst, Käse zu essen,<br />
sei denn in Form einer Double- oder Tripleins<br />
Rollen gebracht: Alle grossen Feinschmecker<br />
sind sich slarüber einig, dass zum<br />
Creme, einer Bouchee ä la reine oder eines<br />
Souffle au fromage . . .<br />
vollen Genüsse eines guten Käse ein passender<br />
Wein gehört<br />
Wussten Sie übrigens, dass diese «Bouchee<br />
nach Königin-Art» wirklich von einer Welche Sünde wider den guten Geschmack,<br />
Königin auf dem Throne Frankreichs erfunden<br />
ist? Der Polin Marie Leczlnska, Gattin begiessen, anstatt mit herbem Medoc oder<br />
etwa einen Roquefort mit süssem Qraves zu<br />
Ludwigs XV., gebührt der Ruhm, diese geniale<br />
Pastete erdacht zu haben. Wenn man nischen Weichkäse, gehört natürlich norman-<br />
Burgunder! Zum Pont-1'Evgque, dem norman-<br />
behauptet, dass Frauen niemals Meister der nischer Cidre, und zum Gruyere, dem Schweizer<br />
Käse, soll man weissen Jurawein oder<br />
hohen Kochkunst sein könnten — wofür allerhand<br />
Begründungen in's Feld geführt werden<br />
— so scheint diese Theorie durch den ist es nicht ganz leicht, sich unter den eini-<br />
weissen Burgunder trinken. Für den Laien<br />
Käse Lügen gestraft zu werden.<br />
gen hundert Käsesorten auszukennen.<br />
!BCusea, die man fragen uwtd<br />
In Modekreisen ist man sich durchaus klar<br />
darüber, dass das Jackenkleid auch weiterhin<br />
modern bleiben und dass im Zusammenhange<br />
damit auch die modische Bedeutung<br />
der Bluse keine Einbusse erleiden werde.<br />
Man plant sogar eine noch viel phantasievollere<br />
Ausarbeitung und macht mit den eigenartigen<br />
«gezogenen Partien» den Anfang,<br />
die einem als Besuchsaufmachung gedachten<br />
Blusenmodell den Stempel des Neumodischen<br />
aufdrücken<br />
Einfachere Entwürfe werden mit Rüschen<br />
oder Falten versehen, die nicht nur die Aufschläge,<br />
sondern auch die halblangen Aermel<br />
und das Schössel «rahmen».<br />
Natürlich sind die herbstlichen Blusen in<br />
den neuesten Schattierungen gehalten, wobei<br />
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Grün, Braun, Weinrot usf., kurzum die Farbtöne<br />
der herbstlichen Natur, immer wieder<br />
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Als Leiterin eines bekannten Sanatoriums für<br />
Zuckerkranke hat Verfasserin sicher viel Gelegenheit<br />
gehabt, wertvolle Erfahrungen und Kenntnisse<br />
zu sammeln, die in diesem leichtverständlichen<br />
Ratgeber ihre Verwertung zum Besten der<br />
Zuckerkranken gefunden haben. Der Diabetiker<br />
kann 6ich durch diese Broschüre eingehend über<br />
sein Leiden orientieren, auch darüber, wie Besserung<br />
und Heilung erzielt werden können. Die am<br />
Schluss angegebenen Rezepte für erlaubte «Diii>etikerspeisen<br />
und Getränke» werden vielen Zuckerkranken<br />
willkommen sein.<br />
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In den Jahren zwischen 45—65, den sogenannten<br />
Wechseljahren, stellt sich der menschliche Körper<br />
von der Jugend zum Alter um. Hierdurch werden<br />
oft körperliche und seelische Veränderungen hervorgerufen,<br />
die äusserst schmerzhafte Beschwerden<br />
und gefährliche Erkrankungen zur Folge haben<br />
können, besonders dann, wenn die Umstellung zu<br />
plötzlich und zu krass erfolgt. Schon nach Kenntnisnahme<br />
weniger Seiten fühlt man, dass der Verfasser<br />
durch eingehendes Studium auf diesem Gebiete<br />
und auf Grund seiner reichen Erfahrunien<br />
während der Praxis über ein grosses Wissen auf<br />
diesem Gebiete verfügt, welches hier zum NuUen<br />
für die Patienten veröffentlicht wird. Der Löier<br />
findet in diesem verständlichen Ratgeber erprobte<br />
Mittel und Wege, wie die gefürchteten Wechseljahre<br />
am besten überwunden werden können, um<br />
ein beschwerdefreies Alter zu erreichen.
N° 71 — 1985 AUTOMOBIL-REVUE 13<br />
F E U I L L E T O N<br />
Die Versuchung<br />
des Joos Utenhoven.<br />
(Fortsetzung aus dem Hauptblatt.)<br />
Ihm zog es traumhaft durch den Kopf: soweit<br />
ich denken kann, steht dieser schwarze<br />
Kahn schon hier — und kann man diesen<br />
Walfisch sehen —. Und wie ich noch ein<br />
Junge war, habe ich oft gedacht, dass ich<br />
ihn sehen möchte — und habe mir weiss<br />
Gott was Schönes dabei vorgestellt —. Dann<br />
ist es aber nie dazu gekommen —<br />
Seltsam, wie manches Wollen seinen Sinn<br />
verliert —<br />
Er hob den Kopf, sah längs des Wasserlaufes<br />
und des Kupfergrabens nach den im<br />
prallen Sonnenglanz weiss, blendend widerstrahlenden<br />
Neubauten der Museen aus.<br />
Ob ich — ? Den neuerworbenen Altar des<br />
Quinten Massys wollte ich doch schon immer<br />
sehen —. Mit ihr — mit ihr noch wollte ich<br />
ihn sehen — drei Wochen ist das doch erst<br />
her, dass ich mit ihr davon gesprochen<br />
habe —<br />
Drei Wochen erst —!<br />
Er schüttelte den Kopf: nein —nein. Von<br />
dem Geländer löste er die Hände, wandte<br />
sich ab, der Strasse zu.<br />
Ein Auto kam langsam heran. Nach einer<br />
Fuhre schien der Fahrer auszuspähen. Da<br />
winkte er, Hess halten und stieg ein.<br />
Aber der Wagen fuhr nicht — stand — und<br />
das vom altem Froste blau gefleckte, breitflächige<br />
Gesicht des Fahrers blieb schief geneigt,<br />
fragend und horchend ihm zugewandt.<br />
Da wachte er aus seinem Suchen auf: —<br />
wohin? — wohin?<br />
Den Friedhof draussen sah er und das Beet<br />
mit Rosen — da war er heut noch nicht gewesen.<br />
Und er sah den Ausstellungssaal in<br />
der Bellevuestrasse, die hingereihten Bilder<br />
und Skulpturen, den kleinen Doktor, der wie<br />
in sich selbst verkrochen auf dem roten<br />
Samt des grossen Florentiner Sessels<br />
hockte —<br />
Simon Marane —? Ob er den jetzt aufsuchte<br />
und sprach ?<br />
Er zögerte.<br />
Den schmucklos kahl gewordenen Schreibtisch<br />
im Arbeitszimmer seiner Wohnung sah<br />
er, und der Umschlag mit Fred Raves schäbigen<br />
Bettelbriefen und mit dem Eingeständnis<br />
seiner Wechselfälschung fiel ihm ein. Das<br />
alles lag da immer noch so, wie er ers vor<br />
ein paar Nächten für Herrn Köpke zurechtgelegt<br />
hatte, verschlossen in der Lade.<br />
Jetzt war es reif — jetzt galt der neue<br />
Hieb —<br />
Der Dokor Adriani glaubte nicht an Raves<br />
Schuld? Schön — mochte sich der superkluge<br />
Herr das Bild, das er sich von dem<br />
Manne zurechtgefingert hatte, durch die Lektüre<br />
dieser Dokumente .ein wenig ergänzen!<br />
Er hob den Kopf: «Ja — fahren Sie in die<br />
Regentenstrasse —», sagte er.<br />
Die Stimme stiess mit einem Male wieder<br />
hart und klar aus seiner Kehle.<br />
Als Utenhoven eine halbe Stunde später<br />
vor seinem Schreibtisch sass und in die offene<br />
Mittellade niederblickte, vermisste er den<br />
Umschlag mit den Dokumenten an der Stelle,<br />
an die er ihn gelegt hatte.<br />
Vielleicht, dass er beim raschen Zuschieben<br />
der Lade über das Manuskript des «Bandlnelli»<br />
weg nach rückwärts in die Tiefe abgeglitten<br />
war —<br />
Er griff mit flach tastender Hand nach<br />
hinten in den Raum: ah, da — !<br />
Aber zugleich fühlte er da noch etwas —<br />
andere Papiere —<br />
Er zog sie vor: ein Päckchen Geldscheine<br />
— gleichwie in Hast unordentlich zusammengefaltet<br />
und zerknüllt —<br />
Ein jäher Schreck kam über ihn, er Hess<br />
das Päckchen aus den Fingern gleiten, sein<br />
Atem flog: Das war ja doch —<br />
Niemals in all der Zeit hatte er an das Qeld,<br />
das jetzt neben dem weissen Briefumschlage<br />
vor ihm auf der Schreibtischplatte lag, gedacht.<br />
Wie aus seinem Gedächnis fortgewischt<br />
war das gewesen —<br />
Wohin damit? — nach seiner Brust<br />
schnellte die Hand, wollte die Brieftasche<br />
vorziehen — und blieb gehemmt auf halbem<br />
Wege, sank wieder nieder, bebte leise im<br />
Puls seiner Erregung. Der Widerwillen, diese<br />
Scheine anzufassen, schob sich zwischen ihn<br />
und das angeknitterte Papier.<br />
Den Augenblick erlebte er noch einmal, in<br />
dem er damals dieses Päckchen Scheine hastend,<br />
besinnungslos beinah, im Aufruhr seiner<br />
Nerven — im Hass — im Hass gegen<br />
den tückischen Zerstörer seines Glückes hier<br />
hineingeworfen hatte.<br />
Damals; in jener Nacht — in jener letzten<br />
Nacht —<br />
Er schloss sekundenlang die Augen vor<br />
der aufbrandenden Erinnerung: vorbei —<br />
Aber auch dann, als die Erregung niederebbte,<br />
als sich ihm Gegenwart und Umwelt<br />
wiederum erschlossen — sein Arbeitszimmer<br />
hier, der Schreibtisch, diese Briefe und der<br />
Pack zusammengeknäulter Scheine — blieb<br />
immer noch das Zögern in ihm, zuzugreifen.<br />
Er ging dagegen an — er dachte: gehört<br />
denn das nicht etwa mir ? — ist es denn nicht<br />
mein Eigentum —? ! — und nur jetzt keine<br />
Unvorsichtigkeit und kein Versagen — !<br />
Und irrte, wie er auf die Scheine niederstarrte,<br />
jäh ab aus dieser Kette von Gedanken<br />
— sah vor sich gross, erschreckend eine<br />
andere Frage:<br />
— wenn man es aber sucht? — und danach<br />
forscht — ?<br />
Er — er muss es doch haben — er — Fred<br />
Rave —<br />
Als ob er nicht allein im Zimmer wäre, so<br />
war ihm mit einem Male —<br />
Hinüber zu dem Ledersessel vor dem Bärenfelle<br />
ging sein Blick: dort hatte er damals<br />
gesessen —<br />
Und plötzlich hielt er diesen Pack von<br />
Scheinen wieder in den Händen, stand vor<br />
dem Sessel, schob den Knäuel zwischen dem<br />
Sitze und der Lehne in die Tiefe —<br />
Stand wieder an dem Schreibtisch, dachte,<br />
während er das Empfinden hatte, als ob die<br />
Kälte dieses Leders ihm noch an seinen Fingern<br />
klebte und ihn ein fader Trangeruch<br />
umflösse: — fort — so, jetzt ist es fort — und<br />
wenn man es da findet, dann schliesst es den<br />
Ring, der um ihn liegt, nur fester noch —!<br />
Feig — ? — hinterhältig — ? Wer war feig<br />
und hinterhältig in sein Leben eingebrochen ?<br />
Nein — jetzt stand man im Kampf, und jedes<br />
Mittel galt — auch dieses hier — !<br />
Trotz und Befreiung stiegen in ihm auf,<br />
gaben ihm seine harte Ruhe wieder, trieben<br />
seinen unerschütterten Willen zum neuen<br />
Stosse.<br />
Auf dem Umschlage mit den Briefen Raves<br />
lag wiederum sein Blick. Jetzt war der rechte<br />
Augenblick, wo auch sie wirken sollten.<br />
Er sass an seinem Schreibtisch, er schrieb<br />
noch einmal den Begleitbrief, den er in jener<br />
Nacht, in der er diese Schriftstücke zusammengesucht<br />
hatte, schon geschrieben und<br />
dann im ersten Morgenlichte doch wieder<br />
vernichtet hatte: Der Kommissar Köpke habe<br />
bei einer der Besprechungen diese Papiere<br />
zu den Akten eingefordert — hier seien<br />
sie —. Und mit fester Hand setzte er auf den<br />
Umschlag die Adresse: «An den Vernehmungsrichter<br />
Dr. von Adriani, Polizeipräsidium,<br />
Zimmer 217.»<br />
Selbst trug er dann den Brief zur Post und<br />
fühlte sich gestärkt, erleichtert, spürte die<br />
Kraft des Anstosses und Handelns wieder<br />
auf seiner Seite, • als der Beamte ihm das<br />
Schreiben abgenommen und die Einschreibebestätigung<br />
zugeschoben hatte.<br />
'<br />
Würde man Ja jetzt sehen, wie das auf den<br />
Herrn von Adriani wirkte!<br />
Aber es kamen und gingen wieder Tage,<br />
und Herr von Adriani Hess nicht das geringste<br />
von sich hören. Still war es drüben<br />
— keine neue Vorladung und keine Stellungnahme<br />
zu dem Material dieser Briefe, nicht<br />
einmal eine Bestätigung des Einlaufs traf ein.<br />
Mit Ungeduld durchblätterte Joos Utenhoven<br />
bei jedem Posteingange die Skripturen<br />
zuerst nach einer Nachricht aus dem Präsidium<br />
— nichts — wieder nichts! Und ansteigend<br />
mit dieser Ungeduld des Wartens,<br />
wuchs auch die Unrast, die ihn umtrieb. Ihm<br />
war, als ob er erst zu Ruhe kommen und<br />
Entspannung finden könnte, wenn er die sichere<br />
Gewissheit hatte, dass dieser alte knickbeinige<br />
Stänker seine albernen Zweifel an der<br />
Täterschaft des Rave fallen gelassen habe —<br />
dass dieser heiss Gehasste dem Gericht nicht<br />
entgehen konnte. Zugleich auch spürte er in<br />
einer dunklen Tiefe, dass damit dann auch<br />
diese andere Spannung ihr Ende finden<br />
musste, die irgendwie aus der seltsamen Unterredung<br />
zwischen ihm und dem unsichtigen<br />
alten Herrn zurückgeblieben war —<br />
In sein Büro in der Bellevuestrasse ging er<br />
nicht anders, als um auch dort nachzusehen und<br />
zu hören, ob nicht ein Brief, ein Anruf für ihn<br />
eingelaufen wäre. Durchflog die Eingänge,<br />
blätterte in den neu angekommenen Journalen,<br />
Katalogen — und war im Grund mit den<br />
Gedanken weit von allem dem —, schob<br />
schliesslich, was da war, dem kleinen Doktor<br />
zu. Stand dann wohl eine Weile an dem<br />
Arbeitstisch des Simon Marane, Hess sich,<br />
ohne recht hinzuhören, Bericht ük$r den<br />
Lauf der Dinge geben — kam dann, ein<br />
wenig überstürzt, auf seinen Fall zu sprechen,<br />
erzählte, während der Verwachsene aus<br />
dunklen, schweren Augen an ihm vorbei still<br />
in die Ferne blickte, dass alles seinen glatten<br />
Weg ginge in dem Ablauf des vorgerichtlichen<br />
Verfahrens, dass jetzt das Material bei<br />
dem Vernehmungsrichter läge, der ganz der<br />
gleichen Meinung sei wie die zwei Kommis«<br />
sare, und dass mit einer Weitergabe der Akten<br />
an die Staatsanwaltschaft schon für ganz<br />
nahe Zeit zu rechnen sei —<br />
Antwort? Nein — nichts —. Der kleine<br />
Doktor schwieg — Hess den beladenen Blick<br />
da draussen oder Hess ihn wieder auf seine<br />
Bücher und auf die Papiere sinken — nickte<br />
wohl auch, während sich Gram um seine<br />
Mundwinkel verkroch, und während sein Atem<br />
als ein müdes Seufzen dem zerdrückten<br />
Brustkasten entwich.<br />
fFortsetzung folgt.)<br />
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Der Sprachgelehrte im Priesterrock.<br />
Im Alter von 77 Jahren starb vor kurzem<br />
in seinem Londoner Heim der katholische<br />
Priester William Kent, der fast 54 Jahre lang<br />
an der Kirche von St. Mary of the Angels in<br />
der Westmorelandroad tätig gewesen war.<br />
Kent, der die englische Insel nur ein einziges<br />
Mal in seinem Leben verlassen hatte und<br />
sich auch nur sehr selten aus seiner Vaterstadt<br />
London entfernte, sprach fliessend 54<br />
Sprachen. Seine einzige Auslandreise hatte<br />
ihn nach Belgien geführt. Neben den Obliegenheiten<br />
in seiner Kirche betätigte er sich<br />
als Lehrer für Theologie am St. Edmund's<br />
College. Seine grosse Leidenschaft war das<br />
Studium der vergleichenden Sprachwissenschaften.<br />
Vater Kent studierte die Bibel und<br />
den Talmud im Original und baute von hier<br />
aus seine enormen Kenntnisse der lebenden<br />
Sprachen auf. Obgleich er viele Jahre lang<br />
taub war, half er Hunderten von Menschen,<br />
die sich ratsuchend an ihn wandten, beriet<br />
berühmte Gelehrte und Antiquitätenfirmen<br />
und trat vor Gericht als Sachverständiger<br />
auf. Trotzdem war er auf seine Sprachenkenntnisse<br />
keineswegs stolz. * Es gibt Tausende<br />
von Sprachen», pflegte er oft zu sagen,<br />
« und ich kenne nur 54 von ihnen, das<br />
ist ein Sandkorn in der Wüste.» Natürlich<br />
beschäftigte sich der Gelehrte im Priesterrock<br />
auch mit der englischen Sprache und<br />
ihren Idiomen. Vom Londoner Dialekt, dem<br />
Cockney, behauptete er, dass es sich besser<br />
für den Sprachunterricht eigne als das Hochenglisch.<br />
« In jeder Sprache der Welt, mit<br />
Ausnahme der unsrigen, wird der Selbstlaut<br />
« i» wie « i» ausgesprochen, und nicht wie<br />
« ai», dozierte er manchmal. « So sollte es<br />
auch sein, und nur unsere Freunde, die<br />
Cockney sprechen, haben diese, nämlich die<br />
richtige Aussprache.»<br />
Das Spukhaus.<br />
In einem kleinen Dörfchen von Sussex in<br />
dem Hause des Kleinbauern Bartholomew,<br />
flogen — wie wir in englischen Blättern lesen<br />
— die Gegenstände durch die Luft, verletzten<br />
die Anwesenden nicht unbeträchtlich und versetzten<br />
die Nachbarn in schauderndes Entsetzen.<br />
Bartholomew selbst ist ein einfacher, ruhiger<br />
Mann in den Vierzig, seine Frau ist tot<br />
und er lebt nur mit seiner Tochter Betty und<br />
seiner Nichte Rosie zusammen, die gelähmt<br />
ist und in einem Rollstuhl gefahren werden<br />
muss. Bis vor kurzem führten die drei ein<br />
ganz normales Leben und niemand kümmerte;<br />
sich um sie, die schwer genug ihr Leben"<br />
fristen mussten. Eines Nachts erwachte Betty,<br />
da sie etwas neben sich fallen hörte. Sie<br />
glaubte, der Vater habe etwas umgeworfen<br />
und machte Licht, um den Gegenstand aufzuheben.<br />
Als es hell war, sah sie auf dem<br />
Boden eine zerbrochene Porzellanvase liegen,<br />
die sonst im Fenster neben dem Parterre-Eingang<br />
gestanden hatte. Sie sah nach dem<br />
Vater, aber dieser lag in tiefem Schlaf in<br />
seinem Zimmer um die Ecke. Wie kam das<br />
zerbrochene Gefäss zu ihr in den zweiten<br />
Stock, wer hatte es dort zerschellt ? Die gelähmte<br />
Rosie lag mit weit aufgerissenen<br />
Augen in ihrem Bett. Jetzt erst bemerkte<br />
Betty, das Rosie nicht schlief. Sie rief sie an,<br />
aber Rosie antwortete nicht. Sie stierte gegen<br />
die Zimmerdecke und atmete schwer.<br />
Betty rüttelte sie so lange, bis sie mit einem<br />
Schrei erwachte. Betty hatte ganz den Eindruck,<br />
dass Rosie wie eine Schlafwandlerin<br />
erst jetzt zu sich gekommen war. Sie war mit<br />
Schweiss bedeckt und fühlte sich sehr matt,<br />
wie sie sagte, schlief aber bald ein. Von nun<br />
ab ereigneten sich derartige Vorfälle viel häufiger.<br />
Nicht nur leichte Gefässe, sondern auch<br />
ein schwerer Kupferkessel und ein ganzer<br />
Holztisch flogen mit Gewalt durch die Zimmer<br />
und barsten mit donnerndem Getöse.<br />
Rosie hing damit irgendwie zusammen, denn<br />
ihre Augen begannen immer kurz vorher<br />
glasig zu werden, sie stöhnte und erwachte<br />
erst nach dem Spuk. Mit Staunen und Grauen<br />
erlebten fast alle Bewohner des Dorfes das<br />
fliegende Mobiliar, nur Bartholomew war<br />
darüber ausser sich, da seine ganze, ohnedies<br />
kärgliche Einrichtung vernichtet zu werden<br />
drohte. Er wandte sich deshalb an die Versicherungsgesellschaft<br />
und verlangte Schadenersatz.<br />
Er war aber nur gegen Feuer und<br />
Einbruch versichert, nicht aber gegen Spuk<br />
und wurde deshalb abgewiesen. Inzwischen<br />
trafen aus London Spiritisten in hellen Scharen<br />
ein, um sich von den Phänomenen zu<br />
überzeugen. Sie hielten Seancen mit dem gelähmten<br />
Mädchen ab, und auch ohne Rosie,<br />
aber völlig erfolglos. Kein Geist meldete sich,<br />
die vierte Dimension schien wie ausgestorben.<br />
Schliesslich baten Mitglieder der Gesellschaft<br />
für psychische Forschung Bartholomew<br />
um Erlaubnis, Rosie in ein Sanatorium<br />
bringen zu dürfen, wo sie sie beobachten<br />
könnten. Der Onkel gab sehr gern seine Zustimmung<br />
und Rosie wurde in einem Krankenautobus<br />
in ein Sanatorium gebracht. Von<br />
diesem Augenblick an hörten die Phänomene<br />
auf. Rosie war wie verwandelt. Sie schien eine<br />
schwere und tiefgreifende Krisis durchzuma-<br />
AUTOMOBIL-REVUE<br />
chen. Nach einigen Tagen aber setzte das<br />
Wunder erst wirklich ein. Rosie begann sich<br />
zu bewegen. Nach den ersten hilflosen Versuchen<br />
gelang es ihr mit Unterstützung der«<br />
Aerzte, den Gebrauch der Glieder in wochenlangem<br />
Training zu erlangen. Rosie, seit Geburt<br />
ein Krüppel, wurde gesund. Der Spuk<br />
war zu Ende.<br />
nach Afrika hatte ich einen Sandwich und<br />
während des. Rückfluges überhaupt nichts<br />
gegessen. Eine Fliege, die sich in Algier in<br />
die Kabine meines Aeroplans verirrt hatte,<br />
summte vergnügt, als ich in England landete.<br />
Mir handelte es sich bei diesem Flug darum,<br />
die Leistungsfähigkeit einer billigen, kleinen<br />
englischen Maschine zu demonstrieren. Als<br />
ich morgens vor Sonnenaufgang in Croydon<br />
aufstieg, schimmerten die Wolken im Mondlicht.<br />
Herrlich war das Bild, das sich mir<br />
während meines Fluges über die Pyrenäen<br />
bot. Das Mittelländische Meer war durch<br />
eine Wolkenhülle meinen Blicken entzogen.<br />
Auf dem Rückflug sah ich die Erde nur ein<br />
paarmal zwischen den Pyrenäen und Tours.<br />
Sonst war unter mir immer ein Wolken- und<br />
England-AIgier-England an einem Tag.<br />
Wie kürzlich berichtet wurde, ist dem<br />
englischen Flieger Captain E. W. Percival<br />
die Bravourleistung gelungen, an einem Tag<br />
von England nach Afrika und wieder nach<br />
England zurückzufliegen. Nun veröffentlichen<br />
Londoner Blätter die Schilderung, die Captain<br />
Percival von seinem Rekordflug entwirft,<br />
der eine neue Etappe auf der ViaNebelmeer. Ich war während der ganzen<br />
Triumphalis des Flugwesens bedeutet. « In Reise völlig frei von Nervosität und fühlte<br />
Croydon nahm ich mein Frühstück», erzählte<br />
er, «in Oran in Algier nahm ich den etwa im Auto einen Tagesausflug nach Man-<br />
auch keine stärkere Ermüdung, als wenn ich<br />
Lunch, unternahm dann in einem Auto eine chester unternommen hätte. Der Klimawechsel<br />
machte sich bei meiner Landung in Al-<br />
kurze Spazierfahrt durch die von Palmen<br />
eingesäumten, von verhüllten Frauen, Männern<br />
im Turban und Kamelkarawanen wim-<br />
auf englische und nicht auf afrikanische Witgier<br />
unangenehm fühlbar, da meine Kleidung<br />
melnden Strassen der afrikanischen Stadt, terungsverhältnisse berechnet war. Ich hoffe,<br />
und war 17 Stunden nach meinem Abflug aus die von mir erzielte Flugzeit von 17 Stunden<br />
England wieder in Croydon. Auf dem Flug bald unterbieten zu können.»<br />
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Ein Alpenflug-Jubiläum.<br />
<strong>1935</strong> — No 71<br />
vfp. Am 23. September dieses Jahres wird es<br />
sich zum 25. Mal jähren, seit der Peruaner Geo<br />
C h a v e z als erster Flieger das Alpenmassiv überflogen<br />
hat. Er startete in Brig und landete nach<br />
erfolgreichem Fluge in Domodossola. Er hatte damit<br />
seinen Namen für alle Zeiten in das Goldene<br />
Buch der Luftfahrt eingetragen. Sein Flug war<br />
eine unerhörte Sensation, und wer heute, nach •25-<br />
jähriger riesiger Entwicklung, die lange Liste der<br />
unerschrockenen Helden nachschlägt, welche ihr Leben<br />
für die Entwicklung des Menschenfluges und<br />
die Erfüllung einer der heissesten Wünsche unseres<br />
Geschlechts opferwillig hingegeben haben, wird den<br />
Namen Geo Chavez an einer der ersten Stellen finden.<br />
Denn auch Geo Ghavez hat sein Leben eingesetzt.<br />
Nach erfolgreich beendetem Fluge von Brig<br />
über den Simplon stürzte er in Domodossola. Vier<br />
Tage noch lebte er. Dann war er ein toter Mann,<br />
aber ein Mann, vor dessen Mut wir uns heute noch,<br />
nach 25 Jahren, verneigen. Denn sein Flug steht<br />
würdig in einer Reihe mit jenen Heldentaten, die<br />
mit der ersten Ueberquerung des englischen Kanals,<br />
mit der Ueberquerung des Mittelmeeres und andern<br />
Grosstaten der ersten Zeit der Luftfahrt endigten.<br />
Vierzehn Tage vor seinem Alpenflug hatte Chavez<br />
in Issy bei Paris mit 2680 Metern einen neuen<br />
Höhenweltrekord aufgestellt. Nachdem er erstmals<br />
seine Maschine in einer solchen Höhe erprobt hatte,<br />
entschied er sich rasch für den Alpenflug und sagte<br />
zwei Meetings in Deauville und Bordeaux, für welche<br />
er sich verpflichtet hatte, ab, um zunächst einmal<br />
die Alpenroute zu rekognoszieren. Er tat dies<br />
mit einem italienischen Freund zusammen, und er<br />
äusserte sich voller Begeisterung über seinen Plan.<br />
Je nach Möglichkeiten wollte er sogar versuchen,<br />
bis nach Mailand zu kommen, trotzdem er sich selbst<br />
äusserte, dass die grösste Schwierigkeit des Fluges<br />
die Kälte in 2000 Meter Höhe über den Bergen sei.<br />
Allerdings nicht für sich selbst. Er war furchtlos.<br />
Wie wird der Motor sich benehmen, fragte er sich.<br />
Denn niemals bisher war ein Flug in dieser Höhe<br />
über eine Distanz von auch nur 20 bis 30 km ausgeführt<br />
worden. Welche Sorgen für uns Moderne,<br />
die wir mit Höhen von 4000 und 5000 Metern und<br />
Distanzen von Hunderten von Kilometern als Alltäglichkeiten<br />
rechnen! Nichts zeigt so sehr die Riesenfortschritte<br />
des Flugwesens wie dies, nichts so<br />
sehr das Heldentum eines Chavez wie dieses Wissen<br />
um die Unzulänglichkeit des damaligen Materials<br />
und um die Unsicherheit der Verhältnisse, denen<br />
nur der Einsatz höchsten Mutes, höchster männlicher<br />
Entschlossenheit zu begegnen imstande war.<br />
Welch unerhörte Sensation hat damals dieser<br />
Flug in der ganzen Welt ausgelöst! Die <strong>Zeitung</strong>en<br />
waren voll von spaltenlangen Berichten. Denkmünzen<br />
wurden geprägt, und schon ein Jahr nach Chavez'<br />
mutigem Experiment wurde ein provisorisches<br />
Denkmal in Brig errichtet. Seit 1920 steht an seiner<br />
Stelle ein würdiges Monument. Und 25 Jahre nach<br />
diesem ersten Alpenflug werden sich ebendort unter<br />
dem Patronat des Internationalen Luftfahrt-<br />
Verbandes die Delegierten aus aller Welt zusammenfinden,<br />
um Chavez zu huldigen, der als Erster die<br />
schwierigste der Hochstrassen der Welt dem Flugzeug<br />
geöffnet hat: diejenige über die Alpen.<br />
Eine Sirasse auf 4843 m Höhe.<br />
In Peru wurde soeben eine Strasse vollendet,<br />
die von Lima über den Cordillerenpass Antieona<br />
nach Oroya führt. Das bemerkenswerte an dieser<br />
Strasse besteht darin, dass ihr höchster Punkt, der<br />
Anticonapass, auf 4834 m Höhe liegt und sich die<br />
ganze Strecke von Lima nach Oroya, die eine Länge<br />
von 179 km aufweist, in 4—5 Stunden leicht bewältigen<br />
lässt. So kann der Autotourist innert<br />
weniger Stunden aus der. tropischen Meeresvegetation<br />
in die Ewigschneeberge hinein gelangen, wobei<br />
er wildromantische Landstriche von erhabener<br />
Schönheit durchfährt, durch welche die Strasse ia<br />
Schleifen, ähnlich den Kehren der Gotthardbahn,<br />
geführt werden musste.<br />
Peru erwartet von dieser Strasse eine bedeutende<br />
Hebung des Fremdenverkehrs. Dass sie auch<br />
einem grossen Touristikverkehr gewachsen ist und<br />
nicht die geringsten Schwierigkeiten bietet, geht<br />
schon daraus hervor, dass der peruanische Touring-Club<br />
vor einigen Wochen eine gemeinsame<br />
Fahrt nach Oroya durchgeführt hat, an der über<br />
30 "Wagen teilnahmen und die ohne den geringsten<br />
Zwischenfall verlief.<br />
Auch die Südamerikaner begreifen, welche Badeutung<br />
der Ausbau der Bergstrassen für den gesamten<br />
Touristikverkehr besitzt. Wie steht es mit<br />
den schweizerischen Alpenstrassen. denen in der<br />
Mehrzahl ein Ausbau vortrefflich bekommen würde?<br />
ÜswieHsptechsaat<br />
T. F. 984. Riviera. Ich habe 9 Tage ZUT Verfügung<br />
und möchte von Rüegsau aus über den<br />
Gotthard, dann Pallanza nach Mailand und von<br />
dort nach Genua und der italienischen und französischen<br />
Riviera entlang bis nach Marseille fah-<br />
Ten. Den Rückweg wenn möglich über Avignon,<br />
Grenoble. W. S. in R.<br />
T. A. 984. Das nachfolgende Itinerar dürfte<br />
zweckmässig sein:<br />
1. Tag: Rüegsau, Langnau, Escholzmatt, Wolhusen,<br />
Luzern, Küssnacht, Weggis, Vitznau, Gersau,<br />
Brunnen, Axenstrasse, Altdorf, Amsteg, Schöllenenschlucht,<br />
Andermatt, Gotthardpass, Airolo,<br />
Faido, Biasca, Bellirizona, Locarno, Brissago, Cannobio,<br />
Intra, Pallanza, 317 km.<br />
Besuch per Schiff der borromäischen Inseln.<br />
2. Tag: Pallanza, Gravellona, Baveno, Stresa,<br />
Arona, Sesto-Calende. und auf der Autostrada nach<br />
Milano, 103 km.<br />
Besichtigung von Milano.<br />
3. Tag: Milano, Binasco, Pavia, Casteggio. Voghera,<br />
Tortona, Serravalle, Busalle, Pontedecimo,<br />
Genua, 162 km.<br />
Besichtigung von Genua.<br />
4. Tag: Ausflug nach Nervi, Recco, Rapallo,<br />
Sta. Margherita-Ligure. Portofino, und wieder zurück<br />
nach Genua, 86 km.<br />
5. Tag: Genua, Voltri, Varazze, Savona, Noli,<br />
Imperia, San Remo, Ventimiglia, Menton, Monte<br />
Carlo, Nizza, 208 km.<br />
6. Tag: Aufenthalt in Nizza.<br />
7. Tag: Nizza, Antibes. Juan-les-Pins, Cannes,<br />
Antheor, St. Raphael. Frejus. St. Aygulf, Ste. Maxime,<br />
Cogolin, La Mole, Hyeres, Toulon, Sanary,<br />
Bandol. St. Cyr, Cassis, Marseille. 251 km.<br />
8. Tag: Marseille. Aix-en-Provence. St. Cannat,<br />
Lambesc. Senas, St. Andiol, Avignon. Orange, Mon-
71 <strong>1935</strong> AUTOMOBIL-REVUE 18<br />
auch dieser Stoff greift teilweise in sehr dunkle Gebiete<br />
des Betrugs, ja des Verbrechens hinein, so<br />
dass das Buch bewegter als der tollste Film, wahrer<br />
als jeder Kriminalroman wird, und dabei leider<br />
den Vorzug hat, bis ins Letzte wahr zu sein.<br />
Ein dichtes Netz von Bohrtürmen, Oelkonzernen,<br />
Rohrleitungen und Raffinerien umspannt den Erd-<br />
dragon, Pierrelatte, Montehmar, Loriol, Valence,<br />
St. Marcel, Bourg-de-Peage, St. Marcellin, Vinay,<br />
Tullins, Moirans, Grenoble, 325 km.<br />
9. Tag: Grenoble, le Touvet, ChambeTy, Aix-les-<br />
Baine, Albens, Alby, Anneoy, Cruseilles, St. Julien,<br />
Genf, Nyon, Morges, Lausanne, Moudon, Payerne,<br />
Murten, Giimmenen, Bern, Rüegsau, 327 km.<br />
ball.<br />
Meine Ihüzen<br />
Dahlienausstellung in Waldhaus-Lutzelflüh. Die<br />
diesjährige Dahlien- und Blumenausstellung findet<br />
vom 7. bis 12. September statt. Die Veranstaltung<br />
als grosses Blumenfest nimmt an Popularität jedes<br />
Jahr zu, so dass z.B. letztes Jahr eine Besucherzahl<br />
von über 20 000 Personen registriert wurde.<br />
Inzwischen sind die Anlagen wiederum bedeutend<br />
erweitert worden und haben an Reichhaltigkeit noch<br />
gewonnen.<br />
tBüchvtüsdi<br />
Flüssiges Gold. Ein Kampf um die Macht. Von<br />
Mohammed Essad Bey. 429 Seiten. E. G. Etthofen-<br />
Verlag, Berlin.<br />
Der junge Kaukasier Mohammed Essad Bey hat<br />
seine Feder an den Vorbildern der besten europäischen<br />
Journalisten geschult.<br />
einer unerhörten Spannung und raffiniert aufgebaut,<br />
werden alle seine leicht die Sensation streifenden<br />
Bücher zu typischen Publikumserfolgen. Das<br />
war schon der Fall mit dem Werk über die G.P.U.,<br />
« Die Verschwörung gegen die Welt», mit « Oel und<br />
Blut im Orient », und auch aus dem neuen Werk<br />
« Flüssiges Gold » steigt ein Funkenregen von kühnen<br />
Kombinationen, Ideen und Enthüllungen auf,<br />
dass man sich wie ein neugebackener atemloser Leser<br />
von Kriminalsensationen vorkommt. Immerhin,<br />
Hinter diesem Netz aber verbergen sich vor<br />
der Oeffentlichkeit die abenteuerlichsten Gestalten<br />
der Neuzeit, die grossen Beherrscher jener Flüssigkeit,<br />
die immer mehr zum Lebenselexier unserer<br />
Erde wird. Das Buch ist keine Wirtschaftsgeschichte<br />
mehr, denn die Phantastik des Oels wächst über<br />
den engeren Begriff der Wirtschaft hinaus, und die<br />
Kämpfe, die sich um dieses flüssige Gold abspielen,'<br />
sind wie die Entscheidungsschlachten vor dem tragischen<br />
Weltuntergang einer völlig irdisch gewordenen<br />
Menschheit. Der Kampf ums Oel wird immei<br />
mehr zu einem Kampf um die nackte Daseinsmöglichkeit<br />
eines Staates, eines Volkes. Mohammed Essad<br />
Bey weiss ungeheuer viel von den geheimen<br />
Zusammenhängen, dem Leser schwindelt es vor<br />
diesem Netz kühner Spekulationen und Finanzabenteuer.<br />
Der Kampf um das Oel, er muss heute<br />
als eine Phase der Weltgeschichte begriffen werden;<br />
hier ist er mit letzter Deutlichkeit und grauenhafter<br />
Anschaulichkeit aufgezeichnet. .X.<br />
Dr. J. C. Gasser: Karl Henklng, seine Persönlichkeit<br />
und sein Wirken. 116 Seiten, 9 Bilder.<br />
Verlag: A. Meili, Schaffhausen. Preis Fr. 3.—.<br />
Der Gelehrte, Historiker und Schriftsteller, Dr.<br />
Kühl, doch von Karl Henking, der beliebte Schaffhauser Lehrer,<br />
erlebt in diesem Buche seine Auferstehung. Das<br />
ganze Leben des stillen Menschenfreundes und bekannten<br />
Biographen Johannes von Müllers rollt<br />
beim Lesen vor uns ab, wir lernen ihn als Kantonsschüler<br />
und Student*- als Staatsbürger, Pädagoge<br />
und Forscher, aber auch als Privatmann und vorbildlichen<br />
Familienvater kennen und schätzen.<br />
Alle, die ihn gekannt und als grossen Menschen<br />
verehrten, wird diese gutgeschriebene und gelungene<br />
Biographie, mit der der Winterthurer Pfarrer<br />
Dr. Gasser dem toten Freunde ein schönes Denkmal<br />
gesetzt hat, eine willkommene Gabe sein. T>a.rüber<br />
hinaus dürfte sie aber auch allen Lesern Anregung<br />
und Bereicherung bieten. h. 1.<br />
Das Rütli 75 Jahre Nationaleigenjum. Ein Gedenkblatt,<br />
herausgegeben von der Rütli-Kommission.<br />
Bearbeitet von deren Mitglied Martin Gamma.<br />
Am 18. April <strong>1935</strong> waren 75 Jahre verflossen,<br />
seitdem der schweizerische Bundesrat das Rütli<br />
als Geschenk der Schweizerischen Gemeinnützigen<br />
Gesellschaft an die Eidgenossenschaft entgegennahm.<br />
Die Geschichte dieser 75 Jahre ist in der<br />
Schrift in klarer, übersichtlicher Weise festgehalten.<br />
Sie schliefst mit einem Mahnwort an. die Jugend.<br />
«Sie sind in allen Sachen furchtbar langsam.»<br />
«Nicht in allen, Ich werde schrecklich<br />
schnell müde.>. (Sydsvenska Dagbladet)<br />
«Die Firma muss in Zukunft auf eine Arbeitskraft<br />
verzichten! Sie verstehen doch,<br />
wie ich das meine, Becker, nicht wahr ?»<br />
«Gewiss, Herr Direktor — das tut mir aber<br />
leid, das Sie aufhören müssen!»<br />
(Hemmets Journal)<br />
« Das quietscht jetzt merkwürdig. » « Ich habe Dir schon lange gesagt, die Federn müssten wieder<br />
einmal geschmiert werden! »<br />
Die Zufahrtsstrassen aus der ganzen Schweiz sind ersichtlich in O. Ft. Wagners CH Tourlng, Führer für Automobilfahrer, offizielle Ausgabe desT. C. S.<br />
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