E_1935_Zeitung_Nr.091
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BERN, Dienstag, 12. November <strong>1935</strong><br />
Nummer 20 Rp.<br />
31.Jahrgang - N° 91<br />
ERSTE SCHWEIZERISCHE AUTOMOBIL-ZEITUNG<br />
Zentralblatt für die schweizerischen Automobil- und Verkehrsinteressen<br />
ABONNEMENTS-PREISE:<br />
Ausgabe A (ohne Versicherung) halbjährlich Fr. 5.-, jährlich Fr. 10.—<br />
Ausland mit Portozuschlag, wenn nicht postamtlich abonniert<br />
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Ausgabe C (mit insassenversicherunsO vierteljährlich Fr. 7.50<br />
Qtassc Jhoje&te ~ Meine JxUea!<br />
Wohl in wenigen kultivierten Ländern liegen<br />
auf verkehrspolitischem Gebiet derart unabgeklärte<br />
Verhältnisse vor wie in unserer<br />
Eidgenossenschaft mit ihren 24 Ständen, eine<br />
Feststellung, die sowohl für den Eisenbahnwie<br />
auch für den Strassenverkehr gilt. Während<br />
einerseits beim Schienenweg Woche<br />
um Woche neue Millionenverluste zu den<br />
bestehenden kommen, marschiert anderseits<br />
auch die Strassenbaupolitik in Kreise herum.<br />
Das im Mai 1934 eingereichte, mit rund<br />
148,000 Unterschriften versehene Volksbegehren<br />
zum Ausbau der Alpenstrassen und<br />
ihrer Zufahrtswege ruht seither in irgend<br />
einer Bundesschublade und soll, wenn dann<br />
die eidg. Räte in der Dezembersession zur<br />
Benzinzollpolitik des Bundesrates Stellung<br />
genommen haben, «beförderlichst > dem<br />
Volke unterbreitet werden. Um der Initiative<br />
den gewünschten « Erfolg » zu sichern,<br />
beginnt sich da und dort in unserem Lande<br />
schon heute die Opposition bemerkbar zu<br />
machen. Vorab kündigte ihr die Oberallmeind-Genossenschaft,<br />
Korporation Schwyz,<br />
den Kampf an, von der Erwägung ausgehend<br />
: Erst Bau des Prageis mit möglichst<br />
grosser eidgenössischer Hilfe — mögen die<br />
andern Kantone 4ann zusehen, wie sie zu<br />
ihrem Rechte kommen ! Den zweiten Fusstritt<br />
erhielt die<br />
Alpenstrasseninitiative<br />
vom Waadtland, empfahl doch dort kürzlich<br />
die waadtländische Regierung in ihrem Bericht<br />
über die « affaires föderales» deren<br />
Verwerfung. Vornehmlich sind es föderalistische<br />
Erwägungen, die diesen sonderbaren<br />
Vorschlag auslösten, denn die Waadtländer<br />
beliebten die in der Initiative vorgesehene<br />
Uebertragung der Kompetenz zum Bau der<br />
Alpenstrassen und ihrer Zufahrtswege auf<br />
den Bund als eine staatspolitische Ungehörigkeit<br />
zu betrachten. Man scheint jenseits<br />
der Sense vergessen zu haben, dass der<br />
schweizerische Bundesstaat auch mehrere<br />
weniger bemittelte Stände umfasst, die immer<br />
wieder darauf hinweisen, wie unmöglich<br />
es für sie sei, aus eigenen Kräften an<br />
den Ausbau des für ihre Wirtschaft so' lebensnotwendigen<br />
Gebirgsstrassennetzes heranzutreten.<br />
Den Höhepunkt verworrener Strassenbaupolitik<br />
stellt mit Rücksicht auf die Verwerfungsvorschläge<br />
des waadtländischen Staatsrates<br />
die, auf Grund einer Interpellation, vom<br />
Lausanner Gemeinderat angenommene Tagesordnung<br />
folgenden Inhalts dar:<br />
Erscheint Jeden Dienstag und Freitag<br />
Wöchentliche Beilage .Autler-Feierabend". Monatlich 1 mal „Gelbe ISsW<br />
REDAKTION u. ADMINISTRATION: Breitenrainstr. 97, Bern<br />
Telephon 28.222 - Postcheck III414 - Telegramm-Adresse: Autorevue, Bern<br />
Gesehiftsstellc Zfliieh: Lfiwenstrasse 51, Telephon 39.743<br />
«In der Ueberzeugung, dass der Umbau eines<br />
der beiden Simplotunnels in einen StraSsentunnel<br />
für die Stadt Lausanne von grösster Bedeutung<br />
sein könnte, lädt der Gemeinderat den Stadtrat<br />
ein, dieses Problem weiterhin aufmerksam zu verfolgen,<br />
sich mit dem Staatsrat ins Einvernehmen<br />
zu setzen, sowie dem Gemeinderat über das Ergebnis<br />
seiner diesbezüglichen Schritte Bericht zu erstatten^<br />
Man muss sich schon fragen, wohin eine<br />
solche Politik führen muss, d. h. wenn der<br />
eine «hüst» und der andere «hott» fuhrwerkt,<br />
wenn ein Kanton gegen den andern<br />
die Bewohner einer Talschaft gegen diejenigen<br />
der benachbarten, die Gemeindebürger<br />
von A gegen die von B. und Nationalrat X<br />
gegen Ständerat Y ausgespielt wird, — eine<br />
Tragödie — die ausgerechnet in dem Lande<br />
zur Aufführung kommt, in welchem vor Wahltagen<br />
Tausende von Plakaten in weithin<br />
leuchtenden Farben von Einigkeit und Gleichheit<br />
sprechen. Während wir zanken und streiten,<br />
keiner dem Nachbarn etwas gönnt, und<br />
jeder eigensinnig auf seinen engstirnigen Eigenvorteil<br />
erpicht ist, freuen sich an unseren<br />
Grenzen die 4 umliegenden Staaten, in der Erwartung,<br />
man werfe sich im Reiseland «par<br />
excellence » noch möglichst lange Bengel zwischen<br />
die Beine. Mit voller Ueberzeiigung (hat<br />
uns letzthin ein bekannter Wissenschafter und<br />
Praktiker auf dem Gebiete des in- und aus-;<br />
ländischen Strassenbaues erklärt: « Uns geht<br />
es noch viel zu gut, als dass man selbst in der<br />
Schweiz erkennen würde, wie wir den Anschlussauf<br />
der ganzen Linie verpassen.»<br />
Bundesrätliohe Benzinzollpolitik, verbilligte<br />
Abgabe des Brennstoffes für Ausländer, zusammen<br />
mit der rückständigen Einstellung<br />
des Bundes und mancher Kantone zu Strassenbaufragen,<br />
vornehmlich zu solchen im Alpengebiet,<br />
stellen markante Etappen einer<br />
Politik dar, welche nur auf<br />
Momentanvorteile erpicht,<br />
das zukünftige Endergebnis darüber vergisst.<br />
Wohin ein solcher Zickzackkurs führen muss,<br />
beweisen die rückläufigen Ergebnisse des internationalen<br />
Autotourismus, und werden bald<br />
auch die Einnahmenausfälle der kantonalen<br />
Motorfaihrzeugkontrollen und der eidgen. Benzinzollkassen<br />
belegen, ganz abgesehen von<br />
der Tatsache, dass es unendlich schwer fallen<br />
dürfte, den auf den vorzüglich ausgebauten<br />
ausländischen Alpenstrassen eingefahrenen<br />
Autotouristen wieder auf schweizerisches<br />
Territorium zu lenken.<br />
(Fortsetzung Seite 2.)<br />
Vermehrter Verkehrsunterricht<br />
in der Schule.<br />
Das ist der dringende Wunsch des st. gallischen<br />
Erziehungsrates, der vor wenigen Wochen<br />
das nachfolgend wiedergegebene Zirkular<br />
an die Schulbehörden des ganzen Kantonsgebietes<br />
richtete:<br />
«Die durch den motorisierten Verkehr •wesentlich<br />
gesteigerten Gefahren der Strassenbenützung<br />
machen es der Schule zur Pflicht, die Kinder auf<br />
diese Gefahren aufmerksam zu machen und zur<br />
richtigen Strassenbenützung anzuleiten. "Wir haben<br />
deshalb schon seit Jahren in die Hand jedes Schulkindes<br />
ein Verkehrsbüchlein abgeben lassen und<br />
die Lehrerschaft in verschiedenen Erlassen verpflichtet,<br />
immer wieder Verkehrsunterricht zu erteilen.<br />
Wir sind uns bewusst, dass die Erfolge des Verkehrsunterrichtes<br />
stets begrenzte sein werden. Das<br />
ugendliche Alter ist für Ablenkung der Aufmerksamkeit<br />
sehr empfänglich und übersieht leicht drohende<br />
Gefahren. Die Lenker von Motorfahrzeugen<br />
werden mit dieser Tatsache immer zu rechnen haben<br />
und sich darauf einrichten müssen.<br />
Diese Feststellung darf die Schule indessen<br />
nicht abhalten, im Unterrichte alles zu tun, WEIS ZU<br />
einer möglichst lichtigen Strassenbenützung beiträgt.<br />
Es ist beobachtet worden, dass dem Verkehrsunterrichte<br />
in verschiedenen Gemeinden ein<br />
guter Erfolg beschieden war. In andern Gemeinden<br />
ist indessen im Strassenbenehmen der Jugend<br />
noch wenig von dieser Unterrichtsauswirkung zu<br />
bemerken. Leider mussten wir auch feststellen,<br />
dass da und dort das Verkehrsbüchlein seit Jahren<br />
nicht mehr gebraucht wird, obschon es ein vorzügliches<br />
Lehrmittel genannt zu werden verdient.<br />
In letzter Zeit sind Versuche gemacht worden,<br />
Polizei für die Erteilung des Verkehrsunterrichtes<br />
beizuziehen. Es dürfte gegeben sein, dass für diese<br />
Mithilfe im Verikehrsunterricht nur solche Polizeiorgane<br />
beigezogen werden, die pädagogisches Geschick<br />
aufweisen und mit Kindern gut umzugehen<br />
wissen. Die Verantwortung für die Erteilung des<br />
Verkehrsunterrichtes bleibt auf alle Fälle beim<br />
Lehrer. Es wird sich empfehlen, dass die Mithilfe<br />
der Polizei dabei auf praktische Uebungen mit<br />
Klassen auf der Strasse beschränkt wird. In diesem<br />
Sinne scheint uns die Zusammenarbeit von<br />
Schule und Polizei bei der Lösung dieser heute<br />
wichtig gewordenen Schulaufgabe erstrebenswert zu<br />
sein.<br />
Wir ersuchen die Lehrerschaft erneut und dringend,<br />
jedes Jahr mehrmals Verkehrsunterricht zu<br />
erteilen; es bietet sich in den meisten Fächern Gelegenheit<br />
dazu. Wir werden die bezirksschulrätlichen<br />
Inspektoren beauftragen, bei Abnahme der<br />
schriftlichen Prüfungen auch Themen behandeln<br />
zu lassen, die den Verkehrsunterricht betreffen.<br />
Wir laden ferner die Herren.Ortssehulratspräsidenten<br />
ein, auch bei den mündlichen Examen sich<br />
über die Erfolge des Verkehrsunterrichts zu vergewissern,<br />
indem sie über Kenntnisse auf diesem Gebiete<br />
prüfen lassen. ><br />
Mit der Weisung an Schulbehörden und<br />
Lehrerschaft, dem Verkehrsunterricht vermehrte<br />
Aufmerksamkeit zu schenken, jährlich<br />
mehrere Male und in den verschiedensten Fächern<br />
auf das Thema einzugehen, nähert sich<br />
der st. gallische Erziehungsrat nur dem seinerzeit<br />
schon vom Chef des eidg. Justiz- und<br />
Polizeidepartementes als erstrebenswert be-<br />
INSERTIONS-PREIS:<br />
Die aehtgespaltene 1 mm hofte Grandzelle oder deren Raum 45 Rp.<br />
GrSssere Inserate nach Spezialtarif.<br />
Inseratenschlnss 4 Tan« vor Erscheinen der Nummern<br />
Wir berichten heute<br />
Ober:<br />
Die Entwicklung der E. R. A.<br />
Vermehrte Pflege des Geländesportes.<br />
Unser Motorfahrzeug-<br />
Aussenhandel.<br />
Das Strassenbauprogramm des<br />
Kantons Graubiinden.<br />
Hekatomben der Rekordfliegerei.<br />
Der kolbenlose Verbrennungsmotor.<br />
Der gebrandmarkte Fahrer.<br />
zeichneten Ziel einer obligatorischen Verkehrserziehung<br />
der Jugend durch die Schule.<br />
Das Problem ist im St. Gallischen umso aktueller<br />
geworden, als dieses Jahr in Wil auf<br />
die Initiative des TCS hin, der interessante'<br />
Versuch unternommen wurde, ganze Schulklassen<br />
durch Polizeiorgane mit den wichtigsten<br />
Verkehrsvorschriften und Regeln-bekannt'<br />
zu machen. Die dort gemachten Erfahrungen,<br />
decken sich mit den günstigen Ergebnissen,<br />
die ein ähnlicher Unterricht in einer Winterthurer<br />
Schule gezeitigt hat. Es ist daher nur<br />
gegeben, dass der Erziehungsrat diese Zusammenarbeit<br />
zwischen Schule und Polizei<br />
als wünschbar bezeichnet.<br />
Wenn im übrigen manche Lehrer, die nicht<br />
selbst Fahrer sind, dem Verkehrsunterricht<br />
nicht sonderlich grosses Interesse entgegenbringen,<br />
so vielleicht auch deshalb, weil es<br />
ihnen an geeignetem Unterrichtsmaterial fehlt.<br />
Die Verkehrsfibel mag ihren Zweck erfüllen,<br />
aber es gibt noch zahlreiche andere Hilfsmittel,<br />
die Lehrer und Schüler anregen. Wir erinnern<br />
nur an die von den beiden grossen automobilistischen<br />
Landesverbänden herausgegebenen<br />
Verkehrswandbilder, Klebbilder et<br />
Denn im seichten, stillen Wasser der halbmondförmigen<br />
Inselbucht, teilweise von bluten-<br />
und lianengeschmückten Baumriesen<br />
überschattet, die dem sumpfigen Ufer entragen,<br />
steht vor unsern Augen eine Anzahl<br />
Hütten auf Pfählen.<br />
Ein Hund bellt. Eben schmettert das<br />
Grammophon aus dem Innern des grossen<br />
Gebäudes mit der primitiven Veranda den<br />
Carmenmarsch, der aber rasch in einem<br />
Kreischen der Nadel endet.<br />
Gestalten stürzen auf die lange Veranda.<br />
Typische Seringueiros, Gummisucher in bunten<br />
Lumpen, ein riesiger, blauschwarzer<br />
Neger mit entblösster Brust und drei, vier,<br />
nein ! sechs Mädchen ! Wieder entlockt mir<br />
die Verblüffung ein Kraftwort, und nun winken<br />
die Leute, schreien und rufen. Der Carmenmarsch<br />
schmettert von neuem seine rasende<br />
Musik, und eine etwas brüchige Stimme<br />
tremoliert dazu: «Auf in den Kampf,<br />
Torero !»<br />
Jetzt legen wir an der beschlammten<br />
Holztreppe an, klettern langsam nach oben.<br />
Uno, Dos und Tres bleiben im Kanu sitzen,<br />
drehen sich Zigaretten und rauchen. Alles<br />
andere geht sie nicht im mindesten an! Vor<br />
sich hinstarrend, ziehen sie den Rauch ein,<br />
blasen die Wangen zu Halbkugeln auf, verschlucken<br />
ihn und stossen ihn durch die<br />
Nüstern wieder von sich.<br />
«Madre de Däos, Ernesto!» empfängt<br />
mich eine jubelnde Stimme, und der banditenähnlichst<br />
aussehende Mann — ein ehrlicher<br />
Gummisucher namens Benito, den ich<br />
von Santarem her kenne, schlingt seine Arme<br />
um mich. Wir beklopfen uns nach südamerikanischer<br />
Art gegenseitig den Rücken,<br />
dann schütteln Henderson und ich eine<br />
Menge Hände. Braune, harte und schmutzige<br />
von Seringueiros, und milchkaffeegelbe,<br />
kleine, zarte, nach Puder duftende von den<br />
Mädchen.<br />
Johlend schiebt uns der Haufe in die Türöffnung,<br />
über der ein grünes Schild hängt,<br />
auf das jemand mit kindlicher Kunst die<br />
Worte «Grand Hotel Dom Pedro > malte.<br />
Lächelnd, sich die Hände reibend, tritt mir<br />
ein in sauberm Tropenanzug steckender<br />
Mann entgegen, und seine schleimige Stimme<br />
fragt unterwürfig, was die «illustrisimos<br />
Senhores» wünschen! Ob Gin oder Whisky,<br />
Bier oder Wein. Vielleicht sei auch ein<br />
Schläfchen in der Hängematte gefällig ? Juanita<br />
oder Carmella würden uns gerne so<br />
lange ihren Raum abtreten.<br />
Ein böser Blick auf die sich scheu drükkenden<br />
Mädchen begleitet diese Tirade, und<br />
jemand lacht im Hintergrunde: «Illustrisimos<br />
Senhores, hehe! Die Kerle sehen genau<br />
so abgerissen aus wie wir. Nicht besser und<br />
nicht schlechter. Warum macht denn Urubu<br />
solch Getue ? »<br />
< Schweig ! » raunt jemand hörbar. « Halt<br />
das Maul, 's ist doch der Gringo, der Americano,<br />
der die Orchideen sucht. Der hat<br />
Geld ! Und den andern kennt Benito ! ><br />
Ich betrachtete immer noch den Mann im<br />
säubern Anzug, der der Wirt des Grand Hotel<br />
Dom Pedro sein muss. Wenn es einen<br />
Menschen gibt, der einem Königsgeier so<br />
auffallend ähnelt, dann ist es dieser phantastische<br />
Urwaldhotelier! Hände hat er wie<br />
grosse, dünne Klauen, die sich fortwährend<br />
nervös spreizen und schliessen. Ein Kinn,<br />
unter dem der rosig geäderte Kropf hängt<br />
Dünne Lippen, die schnabelartige Nase, rot<br />
umrandete Pupillen und darüber der schmale,<br />
eiförmige Kahlschädel.<br />
Und die Verwunderung über dies alles,<br />
über die Kneipe hier in tiefster Wildnis, entlockt<br />
mir die burschikosen Worte : « Diablo,
Grosse Projekte — kleine Taten !<br />
Fortsetzung von Seite 1.<br />
Im Gegensatz zu unserer Alpenstrassenpolitik<br />
— Tempo mit möglichst gedrosseltem<br />
Motor — tauchen an allen Ecken und Enden<br />
kühnste Bauprojekte auf, ohne geringste<br />
Rücksicht darauf, dass dem ganzen Lande,<br />
mit vorerst beschleunigtem Ausbau des bestehenden<br />
Netzes, unter möglichst starker Konzentration,<br />
im Rahmen der vorhandenen<br />
Mittel wohl besser gedient wäre.<br />
Die Tatsache, dass die schweizerische<br />
Eisenbahnpolitik<br />
zu Ende des letzten und zu Anfang dieses<br />
Jahrhunderts die Grundlage der heutigen<br />
Schuldenwirtschaft unseres grössten Staatsbetriebes<br />
schuf, sollte unserem Volke doch<br />
soweit die Augen öffnen, um vor einem ähnlichen<br />
Vorgehen auf dem Gebiete des Strassenbaus<br />
zu warnen. Erinnern wir uns der teilweise<br />
unmöglichen Linienführungen verschiedener<br />
Strecken, der vielen Alpenbahnprojekte<br />
oder der auf dem Gebiete der Binnenschifffahrt<br />
ausgeheckten Mammutvorschläge, —<br />
denn man sah den Tag, an dem durch die<br />
Juralandseen eine direkte Verbindung zwischen<br />
Rhone und Rhein hergestellt, oder der<br />
Verwirklichung der noch grosszügigeren Kainaltreppenprojekte<br />
über den Alpenwall, in<br />
nicht mehr weiter Ferne, — bestände sicherlich<br />
Grund genug, um bis heute im Projektverfassen<br />
etwas zurückhaltender geworden<br />
zu sein. Doch weit gefehlt! Mit dem Siegeszug<br />
des Motorfahrzeuges hält ein solcher der technischen<br />
Phantasie Schritt. Ist auch im Zeichen<br />
des wirtschaftlichen Schrumpfungsprozesses<br />
das Suchen der infolgedessen stark gebremsten<br />
Technik nach neuen Arbeitsmöglichkeiten<br />
vollkommen verständlich, muss trotzdem darauf<br />
hingewiesen werden, dass noch so kühne<br />
technische Träume, selbst wenn sie sich mit<br />
den vorhandenen Mitteln ohne weiteres verwirklichen<br />
liessen, unter keinen Umständen<br />
mit den Rentabilitätsprinzipien in Streit geraten<br />
dürfen. Schon aus diesem Grunde ist es<br />
zu begrüssen, dass Ing. K. Jegher kürzlich im<br />
Schosse des Zürcher Ingenieur- und Architekten-Vereins<br />
auf die technischen Möglichkeiten<br />
und wirtschaftlichen Bedürfnisse solcher Bauten<br />
zu sprechen kam. Der Referent behandelte<br />
vornehmlich das<br />
Senhor, Sie haben ja eine verdammt komische<br />
Fratze!» Zwei Männer brüllen vor<br />
Lachen, ein Mädchen kichert und verstummt<br />
sofort, als die Geieraugen sie voll umfassen.<br />
Henderson, der sehr gut Portugiesisch beherrscht,<br />
spinnt meine Rede weiter : « Wie<br />
ein Königsgeier sehen Sie faktisch aus, Senhor,<br />
schätze ich !»<br />
Laut ruft Freund Benito, die weissen Zähne<br />
entblössend: « Gut gesagt, Senhor! Wir nennen<br />
ihn auch nur Urubu, den Geier!»<br />
Einen bösen Blick nach Benito schleudernd,<br />
fragt der so Bezeichnete nochmals<br />
kriecherisch nach unsern Wünschen. Die<br />
Spannung, die sekundenlang in der heissen<br />
Luft hing, bricht, und bald sitzen wir mit<br />
Mädchen und Männern am Tisch, scherzen<br />
und trinken Cachassa. Immer wieder fliegt<br />
mein Blick nach dem «Urubu» hin, der<br />
scheinbar gleichgültig hinter der rohen Bretterbar<br />
steht. Und dann betrachte ich wieder<br />
die Mädchen. Da ist die hübsche, schwarzlockige<br />
Juanita, die sich eng an Benito hält.<br />
Dann Carmen und Bella, beides ziemlich<br />
braune Brasilianerinnen, wie es sie überall<br />
in den Ansiedlungen gibt. Ferner sind da<br />
noch Fernanda, Chica und Sara, deren hübscher<br />
Mund drastische Reden führt, und die<br />
trinken können wie beurlaubte Schiffsheizer.<br />
Alle sind geschminkt, gepudert, parfümiert<br />
und für diese gottverlassene Gegend überraschend<br />
nett gekleidet. Und aller Augen<br />
Das nennt man Glück !<br />
Wie aus einem bayrischen Städtchen gemeldet<br />
wird, löste sich plötzlich der Klöppel<br />
der in der Turmzinne eines Stadttores befindlichen<br />
Glocke und durchschlug das Dach einer<br />
eben den Torbogen durchfahrenden Limousine.<br />
Der Klöppel fiel zwischen zwei Damen auf<br />
den Rücksitz, ohne jemanden zu verletzen.<br />
Das war wohl mehr als Glück für die Wageninsassen<br />
sowie auch für die Stadtgemeinde.<br />
Die Untersuchung ergab, dass der Klöppel in<br />
der Glocke mittels eines Lederriemens aufgehängt<br />
war, der im Laufe der Jahre morsch geworden<br />
war.<br />
Wie ist der künftige Volkswagen konstruiert?<br />
Für den französischen Volkswagen wurden<br />
41 Vorschläge eingereicht, von denen 36 Vierradwagen<br />
und 5 Dreiradwagen behandeln. Für<br />
die Vierradwagen wurden bei 3 Vorschlägen<br />
vornliegender Motor und Hinterradantrieb gewählt,<br />
21 Entwürfe Heckmotor, 12 Entwürfe<br />
Vorderradantrieb, wobei drei Konstrukteure<br />
vorschlagen, die Hinterräder lenkbar zu machen,<br />
Dreiradwagen 4 Entwürfe, zwei Vorderräder<br />
und ein Hinterrad, ein Vorschlag sieht<br />
ein Vorderrad und zwei Hinterräder vor.<br />
Ein Austin-Rennwagen für 1936.<br />
Ermuntert durch die Erfolge der englischen<br />
ERA-Fahrzeuge und anderen englischen Kleinwagen,<br />
soll die Firma Austin sich entschlossen<br />
haben, für das nächste Jahr ebenfalls eine<br />
Rennmaschine aufzulegen. Es würde sich dem<br />
Vernehmen nach um einen Wagen mit 1100-<br />
ccm-Motor handeln, der an die 200 km/St, entwickeln<br />
soll. Es wäre im Interesse der kommenden<br />
Sportsaison zu begrüssen, wenn die<br />
Zahl der an Rennen sich beteiligenden Marken<br />
wiederum zunimmt, da damit sowohl in<br />
sportlicher als auch in technischer Hinsicht<br />
die Bedeutung der Veranstaltungen nur gewinnen<br />
kann.<br />
In drei Tunnelvarianten ist der<br />
i<br />
Bernhardin<br />
vertreten; die Variante mit 5 km Länge verlangte<br />
am wenigsten Strassenrieubauten. Für eine Lukmanier-Tödi-Verbindung<br />
setzt sich bekanntlich der<br />
Tessiner Kantonsingenieur Gianella ein. Bereits<br />
sind - mehrere Varianten ausgearbeitet, die beabsichtigen,<br />
den nur 1900 m hohen Lukmanier im<br />
Winter offenzuhalten und von Truns im Vorder-'<br />
rheintal einen 14 km langen Basistunnel direkt<br />
nach Thierfeld bei Linthal durchzubohren. In<br />
Nr. 37 der «A.-R.> berichteten wir bereits ausführlich<br />
über die verschiedenen<br />
Lukmanier-Tödl-Pro]ekte.<br />
Von Glarner Seite wird das Panixertunnel-Projekt<br />
propagiert, dessen Realisierung ohne den Ausbau<br />
der Zufahrtsstrasse Disentis-Panix auf etwa 14<br />
Millionen Fr. zu stehen käme.<br />
Den erwähnten beträchtlichen Bausummen<br />
stellte der Referent die zur Offenhaltung der<br />
Strecke Chur - Lenzerheide - Julier- - Maloja -<br />
Bernina während des letzten Winters verausgabte<br />
Summe in der Höhe von 85,000 Fr. gegenüber.<br />
Nicht zu Unrecht verwies Ing. Jegher auf die<br />
wirtschaftliche Seite<br />
all dieser Projekte, d. h. auf die Bedürfnisfrage,<br />
für welche bis heute einwandfreie Grundlagen nicht<br />
geschaffen wurden, fehlt es doch an einer zusammenfassenden<br />
Statistik über den Automobilverkehr<br />
in den Alpen. Bevor der Frequenzanteil der Ausländer<br />
und die Frequenzstärke der Jahreszeiten nicht<br />
abgeklärt seien, könne von einer seriösen Kalkulation<br />
nicht gesprochen werden. An Hand der dem<br />
Referenten zur Verfügung stehenden statistischen<br />
Unterlagen wurde versucht, die Verhältnisse rech-<br />
Problem der Alpenstrassentunnels, system alt unmöglich erweisen. Im Zusammenbang<br />
mit dem Montblanc-Projekt ist ferner auch<br />
von denen bekanntlich mehr als ein Dutzend<br />
dasjenige der Unterführung des<br />
angepriesen werden. Trotzdem unsere Leser<br />
laufend über die einzelnen Projekte orientiert<br />
Col de Ferret ' - r :'.<br />
werden, glauben wir dennoch zusammenfassend<br />
über den Vortrag Jeghers berichten zu gen Tunnel, in 1900 m Höhe, den Grossen St. Bern-<br />
wiederum aufgetaucht, das durch einen 6 km lanhard<br />
auch während der Wintermonate befahrbar<br />
sollen, um mehr vom Gesichtspunkt des Technikers<br />
aus so einen Gesamtüberblick über die Ernsthafter seien die Projekte für die Winter-<br />
machen möchte.<br />
verschiedenen Tunnelprojekte zu vermitteln. Befahrbaffkeit der<br />
Das Projekt Monod beabsichtigt, das<br />
Gotlhardroute<br />
Mont-Blanc-Massiv<br />
aufzufassen. Von tessinischen Interessenten wird<br />
bekanntlich ein 3 km langer Tunnel in der Tremola<br />
bis zur Lucendrobrücke (Nordrampe, Ab-<br />
init einem Doppeltunnel zu durchstechen, Einbahnbetrieb<br />
in jeder Richtung. Die beiden 12,5 km langen<br />
Tunnelstrecken erhielten eine Fahrbanhbreite geschlagen. Da diese Unterführung eine Steigung<br />
zweigung gegen Lucendrosee, 1200 m Höhe) vor-<br />
von 5 Metern; das bei Ghamonix gelegene Nordportal<br />
ist auf 1240 m Höhe vorgesehen, das Süd-<br />
um so mehr, als die Strasse von Hospenthal bis,<br />
von 11% aufweise, käme sie wohl kaum in Frage,<br />
portal in 1340 m. Höhe, bei Entreves im Aostatal. zur Lucendrobrücke im Winter ohnehin offengehalten<br />
werden müsste. Gründlich durchgearbeitet<br />
Die Verfasser rechnen, bei einer Bausumme von<br />
300 Mill. franz. Fr., mit einer Jahresfrequenz von hingegen «ei das Projekt Grüner, welches einen 15<br />
100,000 Automobilen. Dem Referenten scheint allerdings<br />
aber, die Projektverfasser hätten die schen Airolo und der Sprengibrücke oberhalb Gö-<br />
Kilometer langen Tunnel, in 1200 m Höhe, zwi-<br />
Hauptsache bei der Anlage von Automobiltunnels schenen, vorsieht, mit einer Bausumme allerdings<br />
vergessen, nämlich den Einbau von Lüftungsanlagen!<br />
Für den<br />
bat der Projektverfasser in Abständen von je<br />
von nicht weniger als'80 Mill. Fr. Zur Entlüftung<br />
Simplon<br />
3 km senkrechte Schächte vorgesehen. Dieses System<br />
der Querlüftung von unten und Luftabfuhr<br />
eieht das Projekt Perrin und Tuscher bekanntlich<br />
vor, das Eisenbahngeleise im Tunnel zu belassen, nach oben sichere eine gleichmässige Atmosphäre<br />
auf dass es jederzeit, besonders -während den im Innern. Bei zweispuriger Fahrbahnbreite von<br />
Sommermonaten, auch der Bahn zur Verfügung 6,5 m rechne man im ersten Ausbau mit einer<br />
stehe. Der Autoverkehr würde im stündlichen Richtungswechsel<br />
mit 80 Wagen durchgeführt. Nach in jeder Richtung, bei Vollausbau stündlich 250<br />
Leistungsfähigkeit von 75 Wagen in der Stunde<br />
Ansicht Jeghers dürfte sich in der Praxis das von Wagen je Richtung, was einem Jahresdurchschnitt<br />
den beiden Projektanten vorgesehene Lüftungs-<br />
von 300,000 Automobilen entsprechen würde.<br />
AUTOMOBIL-REVUE BERN, 12. NOVEMBER <strong>1935</strong> — N<br />
Aengstlich flüstert Sara : < Ah, Senhor, es<br />
war himmlisch! Obwohl ich den Urwald<br />
manchmal fürchtete. Aber Senhor Urubu, ich<br />
möchte dennoch diese Reise gerne noch mal<br />
machen! ><br />
Urubus kahle Stirn zuckt, und der Schlitz<br />
seines Mundes stösst höhnisch hervor: « Das<br />
wirst du nicht, Schätzchen. Es ist immerhin<br />
beschwerlich. Sei lieb zu den Senhores, und<br />
du wirst hier wie im Paradiese leben. Sieh<br />
nur die schönen Kleider, die du anhast. Ja,<br />
ja, hihi! Papa Urubu sorgt für seine Kinderchen<br />
! »<br />
Die Männer spielen Karten, lachen und<br />
schreien durcheinander. Benito und Juanita<br />
schauen sich zärtlich in die Augen, und unwillkürlich<br />
drängt sich mir der Gedanke auf:<br />
das ist mehr als Zeitvertreib zwischen den<br />
beiden. Die zwei haben einander gern! Aber<br />
was zum Teufel geht's dich an, Orchideenjäger<br />
?<br />
Hendersons Blicke wandern ruhelos durch<br />
das geräumige Schankzimmer. Sara unterbricht<br />
meinen Gedankengang, wie sie sich<br />
mit unterdrücktem Ton an den Wirt wendet:<br />
«O Papa Urubu, ich werde kein Fieber<br />
bekommen wie Ramonä ? Ai Virgen, ich will<br />
sehr artig sein und alles tun, was Sie wünschen,<br />
nur geben Sie mir immer die Medizin<br />
!» Er flüstert zornig : « Schweig, Plaudertasche<br />
!» Laut fügt er in väterlichem<br />
Tone hinzu : «Du bekommst doch jeden<br />
Abend dein Chinin, Täubchen ! »<br />
« Ja ! » seufzt sie. « Ja, es ist wahr, aber<br />
es macht müde und traurig, nimmt auch<br />
allen Hunger !»<br />
Im Fortgehen ruft er mir zu: «Noch ein<br />
Schlückchen ? » Langsam schlendre ich hinter<br />
ihm her, lehne die Ellenbogen auf die<br />
Bar und beobachte, wie er eine Flasche<br />
schales Bier ins Glas leert < Senhor Urubu<br />
?><br />
Er wendet mir voll sein erstauntes Gesicht<br />
zu, schaut mich an und harrt weiterer<br />
Fragen. «Senhor Urubu, wie kommt es,<br />
dass es hier im Herzen der Caripunhas ein,<br />
ein... > ich suche die Worte — « eine Trinkund<br />
Weiberhölle gibt? Das ist das grösste<br />
Wunder, das ich im Sertao je erlebte!»<br />
Er lächelte geschmeichelt: « Es hat Mühe<br />
und Geld gekostet, alles hierher zu schaffen,<br />
Senhor. Sorge und viele Milreis, aber ich<br />
scheue keine Kosten, um meinen Freunden,<br />
den braven Seringueiros, das Leben angenehm<br />
zu machen! Und sie danken mir's.<br />
Sämtliche Gummisucher des Coronel Numez<br />
trinken ihren Schnaps im Grand Hotel Dom<br />
Pedro!»<br />
< Gibt es denn wirklich eine Plantage hier<br />
in der Nähe? » (Fortsetzung Seite 7).
91 — BERN. ß. NOVEMBER <strong>1935</strong> AUTOMOBIL-REVUE<br />
Die E.R.A. (Englisih Racing Automobiles,<br />
iLtd.) hat vor kurzem eine reich illustrierte<br />
Broschüre herausgegeben, die den ganzen<br />
Werdegang dieses erfolgreichen Unternehmens<br />
enthält. Das geschmackvoll und elegant<br />
aufgebaute Heftchen wird durch ein<br />
Vorwort Lord Howes eingeleitet und bietet so<br />
viel Interessantes, dass wir es nicht verfehlen<br />
möchten, hier die wichtigsten<br />
ten wiederzugeben (Die Red.).<br />
Sportnachrichten<br />
Die Entwicklung der E.R.A.<br />
Einzelhei-<br />
Es war im Jahre 1933, als sich Raymond<br />
Mays, Peter Berthon und Murray Jamieson<br />
zusammenfanden mit der Absicht, einen<br />
schnellen und leistungsfähigen Rennwagen zu<br />
bauen. Schon nach drei Monaten war die<br />
erste Maschine fahrbereit; es handelte sich im<br />
grossen und ganzen um ein Riley-Fahrzeug,<br />
das aber durch verschiedene Verbesserungen<br />
und Umänderungen gegenüber dem Originalrennwagen<br />
bedeutend leistungsfähiger war.<br />
Diese neue Maschine, deren Zylinderkopf von<br />
Berthon und Kompressor von Jamieson entworfen<br />
worden sind, war bekannt unter dem<br />
Namen « White Riley »; sie erwies sich auch<br />
bald als eine äusserst glückliche Konstruktion,<br />
denn ihr gelang es als erste den schon<br />
seit langem von Stuck gehaltenen Rekord auf<br />
der Bergstrecke von Shelsley Walsh zu unterbieten.<br />
Auch auf der «Bergstrecke» der<br />
Brooklandsbahn lieferte dieser «White Riley»<br />
einige ganz erstklassige Rennen.<br />
Zu Mays, Berthon und Murray gesellte sich<br />
bald noch ein Dritter, Humphrey Cook, der<br />
eigentliche Initiant und Gründer der E.R.A.,<br />
die kurz vor Weihnachten 1933 ins Leben gerufen<br />
wurde. Und nun entstand die erste<br />
E.R.A.-Maschine. Reid Railton entwarf das<br />
Chassis, während als Motor wiederum der<br />
Sechszylinder von Riley Verwendung fand.<br />
Der Bau dieses Fahrzeuges wurde im Heim<br />
von Mays in Bourne (Lincolnshire) vorgenommen,<br />
wo im Verlaufe der Zeit ein kleines<br />
Werk entstand.<br />
Am 22. Mai 1934 trat diese englische Neukonstruktion<br />
erstmals an die Oeffentlichkeit<br />
als auf der Brooklandsbahn die ersten Versuchsfahrten<br />
unternommen wurden. Mays<br />
fuhr Runde um Runde; die Strassenhaltung<br />
war zunächst nicht hervorragend und es war<br />
keine Kleinigkeit, das Fahrzeug auf unebenem<br />
Boden zu meistern. Der Motor hingegen arbeitete<br />
vorzüglich. Es folgten nun Versuche mit<br />
verschiedener Einstellung der Stossdämpfer<br />
und verschiedenem Luftdruck in den Reifen,<br />
doch ohne Erfolg. Das Rennen, in dem man<br />
die neue E.R.A.-Maschine ursprünglich debütieren<br />
lassen wollte, musste infolgedessen fallen<br />
gelassen werden.<br />
Das Chassis erfuhr nun durchgehende Veränderungen<br />
und die folgenden Veranstaltungen,<br />
an welcher sich die E.R.A. beteiligte, bestätigten,<br />
dass in Beziehung auf Strassenhaltung<br />
ganz gewaltige Fortschritte gemacht<br />
^wurden. Verständlicherweise zeigten sich<br />
-mch hier die üblichen «Kinderkrankheiten»,<br />
die nun mal nicht zu umgehen sind.<br />
Der erste Auslandstart ging in Dieppe vor<br />
sich; der Erfolg war nicht sehr bedeutend;<br />
allerdings erwies sich die E.R.A.-Maschine<br />
als äussert schnell und gefährlich, doch<br />
ein Kipphebelbruch warf sie frühzeitig aus<br />
dem Rennen.<br />
Nun folgten einige Rekordfahrten auf der<br />
Brooklandsbahn, die deutlich den Beweis<br />
für die Leistungsfähigkeit der Erzeugnisse<br />
von E.R.A. ablegten. Sowohl in der Klasse<br />
1100 ccm wie auch in der Klasse 1500 ccm<br />
erzielten Cook bezw. Mays über die «Bergstrecke»<br />
der klassischen Bahn neue* Bestzeiten<br />
und auch über den stehenden Kilometer<br />
und die stehende Meile wurden in<br />
beiden Klassen neue internationale Rekorde<br />
geschaffen. Die Serie der grossen Erfolge<br />
E.R.A.'s hatte begonnen.<br />
Für die Shelsley-Walsh-Bergrennen wurde<br />
nun auch noch ein 2-Liter-Typ geschaffen,<br />
der dann auch mit 44 1/5 Sek. die beste<br />
Tageszeit schuf und selbst Whitney Straight<br />
mit seinem 3-Liter-Maserati hinter sich lassen<br />
konnte. Eine Woche später kam die Nuffield-Trophy<br />
in Donington zur Austragung,<br />
die mit einem 1500-ccm- und einem 1100-<br />
ccm-Wagen beschickt wurde. Mays, der den<br />
Eineinhalbliter - Typ steuerte, konnte das<br />
über 100 Meilen führende Rennen mit einem<br />
Durchschnitt von 61,51 Meilen/St, gewinnen,<br />
während Cook auf dem sechsten Platz landete.<br />
Ungefähr zur selben Zeit erzielte Mays<br />
auf einem Zweilitermodell über den stehenden<br />
Kilometer sogar einen Weltrekord, indem<br />
er die damals von Ruesch gehaltene<br />
Bestleistung um rund eine Stundenmeile<br />
überbot (der Weltrekord über den stehenden<br />
Kilometer ist inzwischen von Stuck (Auto-<br />
Union) noch weiter verbessert worden).<br />
Während des Winters 1934/35 wurde nicht<br />
geruht. Die Maschinen wurden noch verbessert<br />
und die in der Saison 1934 gemachten<br />
Erfahrungen ausgewertet. Verschiedene Rennfahrer<br />
wünschten eine E.R.A.-Maschine käuflich<br />
zu erwerben, und so mussten die Werkstätten<br />
vergrössert werden.<br />
Was dann die Saison <strong>1935</strong> brachte, ist uns<br />
noch in bester Erinnerung und wäre es überflüssig,<br />
hier noch näher darauf einzugehen.<br />
Die E. R. A. - Maschinen eilten von Sieg zu<br />
Sieg und gewannen auf dem Kontinent alle<br />
Kleinwagenrennen, an welchen sie sich beteiligten.<br />
In England selbst hatten sie weniger<br />
Glück, was aber auch zum Teil von der Art<br />
und Weise der Austragung der englischen<br />
Rennen, die noch fast alle nach einer Handicapformel<br />
durchgeführt werden, abhängen<br />
mag.<br />
Jedenfalls hat sich in der vergangenen<br />
Saison E.R.A. unter den 1500-ccm-Maschinen<br />
als eine Klasse für sich erwiesen und die<br />
übrigen Marken werden bis 1936 tüchtige<br />
Arbeit leisten müssen, wenn sie den Vorsprung<br />
von E.R.A. einholen wollen.<br />
Das Programm von Maserati für 1936. Maserati<br />
beabsichtigt, für das Jahr 1936 eine neue<br />
1500 - ccm - Maschine herauszugeben; der<br />
Sechszylindermotor soll aus drei Blöcken zusammengesetzt<br />
sein und bei einer Tourenzahl<br />
von 7000/Minute eine Spitzengeschwindigkeit<br />
von 240 bis 250 km/St, erreichen. Man will<br />
mit diesem Typ den erfolgreichen englischen<br />
E.R.A.-Erzeugnissen eine ebenbürtige Maschine<br />
entgegensetzen, denn die älteren 1500-<br />
ccm-Modelle von Maserati waren der englischen<br />
Konstruktion in der vergangenen<br />
Saison nicht mehr gewachsen.<br />
Der neue Grand-Prix-Wagen von Maserati,<br />
der bereits in einigen Rennen eingesetzt worden<br />
ist, aber noch keine überzeugenden Leistungen<br />
zeigen konnte, wird für 1936 noch<br />
weitere Verbesserungen erfahren. Es handelt<br />
sich bekanntlich um eine 8-Zylinder-Maschine<br />
in V-Form mit einem Hubvolumen von 4244<br />
ccm, die bei einer maximalen Tourenzahl von<br />
5500/Minute ca. 400 PS abgeben soll. Die<br />
Zylinder sind zu je zwei Stück in einem Block<br />
vereint. Die Räder sind vorn und hinten unabhängig<br />
abgefedert. Das Gewicht der Maschine<br />
beläuft sich ohne Brennstoff, Reifen<br />
und Wasser auf 740 kg und erreicht im rennbereiten<br />
Zustand mit dem Piloten zusammen<br />
zirka 1100 kg. Daraus resultiert somit eine<br />
spezifische Leistung von 2,7 kg/PS, die als6*»«»a>tf in<br />
äusserst günstig bezeichnet werden darf.<br />
Den Bau der berühmten 1100-ccm-Vierzylindermaschme<br />
wird Maserati auch für 1936 in<br />
ziemlich unveränderter Form beibehalten,<br />
denn dieser Typ gehört auch heute noch zu<br />
den schnellsten und leistungsfähigsten Maschinen<br />
seiner Klasse.<br />
Das Urteil im Fall Chäteau-Thierry. Vergangenen<br />
Freitag hat die Gerichtsverhandlung<br />
über den Unglücksfall von Chäteau-Thierry,<br />
dem bekanntlich acht Personen zum Opfer gefallen<br />
sind, ihr Ende gefunden. Der Fahrer<br />
Cattaneo, der seinerzeit in die Menschenmenge<br />
hineinraste, ist freigesprochen worden, während<br />
der Organisator der Veranstaltung, Victor<br />
Breyer, zu einer Busse von 200 frz. Franken<br />
und ferner zur Auszahlung von folgenden<br />
Entschädigungen verurteilt wurde: An die<br />
Hinterbliebenen der seinerzeit tödlich Verunglückten<br />
305 000 Fr., an die Verletzten, die inzwischen<br />
vollständig genesen sind, 7000 Fr.<br />
und an die Verletzten, die heute noch an den<br />
Folgen des Unglücksfalles zu leiden haben,<br />
87 000 Franken.<br />
Die französische Presse glaubt, dass dieses<br />
Urteil, das die ganze Schuld und Verantwortlichkeit<br />
einem einzigen zufügt, im Automobilsport<br />
noch ungünstige Auswirkungen<br />
zeigen wird, denn niemand wird mehr unter<br />
diesen Umständen ein Organisationskomitee<br />
präsidieren wollen. Es besteht also die Möglichkeit,<br />
dass der französische Automobil-<br />
Sportkalender eine Kürzung erfährt; wenn<br />
aber diejenigen Rennen darin verschwinden,<br />
die für die Zuschauer eine Gefahr bilden, so<br />
gäbe es dabei gewiss nichts zu bedauern.<br />
Der Grosse Preis von Südafrika, der auf den<br />
1. Januar 1936 angesetzt ist, kommt auf einer<br />
19,308 km langen Rundstrecke bei East London<br />
zur Durchführung und geht über eine Gesamtstrecke<br />
von 347,544 km (18 Runden).<br />
Die erste Auflage erlebte diese Veranstaltung<br />
am 27. Dezember 1934, und wurde damals von<br />
Whitney Straight (Maserati) mit einem Mittel von<br />
152,69 km/St gewonnen.<br />
Wie wir in der letzten Nummer der cA. R.»<br />
berichteten, soll sich Seaman für den Grossen Preis<br />
von Südafrika mit einer Auto-Union-Maschine eingeschrieben<br />
haben. Diese Nachricht erweist sich<br />
aber bis heute noch als sehr unsicher; dagegen ist<br />
die Teilnahme folgender Fahrer mit grosser. Bestimmtheit<br />
zu erwarten: Wimille (Bugatti), Lord<br />
Howe (Delage), Austen Dobson (Riley), Arthur<br />
Dobson (Alfa Romeo), Mlle Helle Nice (Bugatti),<br />
Miss Ellison (Bugatti).<br />
Die Austragung des Rennens jeschieht nach<br />
einer HandicapformeL<br />
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Vermehrte Pflege des Gelandesports.<br />
Es ist heute nicht jedermanns Sache, an<br />
einem Berg- oder Flachrennen teilzunehmen,<br />
da hiezu der Besitz einer geeigneten Maschine<br />
unerlässlich ist. Das hat in Deutschland<br />
dazu geführt, den Geländesport wieder<br />
etwas mehr zu pflegen, wo die Teilnahme<br />
mit einem einigermassen leistungsfähigen<br />
serienmässigen Wagen sehr wohl möglich<br />
ist. Nun soll 1936 erstmals wieder eine internationale<br />
Alpenfahrt nur durch die Schweiz<br />
ausgefahren werden, aber diese kann kaum<br />
als eine ausgesprochene Geländefahrt angesproehen<br />
werden und vor allem eine weitaus<br />
mehrheitliche Beteiligung von Auslandsfahrern<br />
aufweisen, also nicht dem einheimischen<br />
Fahrernachwuchs dienen, was aber<br />
mit einer solchen Geländefahrt gerade bezweckt<br />
werden soll.<br />
Es wäre daher wünschenswert, wenn die<br />
Nationale Sportskommission den Austrag<br />
einer schweren, mehrtägigen Geländeprüfung<br />
durch verschiedene Kantone mit geeigneten<br />
Strassenstrecken an die Hand nehmen würde.<br />
Und zwar als nationaler Wettbewerb<br />
nur für schweizerische Fahrer bestimmt und<br />
nur für seriengemässe Tourenwagen. Es soll<br />
sich neben der Prüfung der eigentlichen<br />
Fahrfähigkeiten der Konkurrenten vornehmlich<br />
darum handeln, festzustellen, welche<br />
Leistungen seriengemässe Tourenwagen auch<br />
bei etwas schwierigeren Strassenverhältnissen<br />
zu liefern vermögen. Dabei ist es nicht<br />
gerade nötig, dass solch ausserordentlich<br />
schwierige Prüfungsstrecken gewählt werden<br />
wie bei der deutschen Dreitage-Harzprüfung<br />
oder bei der internationalen Sechstage-Motorradfahrt<br />
in Oberbayern. •<br />
Bei den Schweizer Fahrern würde ein<br />
solch neuartiger Wettbewerb sicherlich besten<br />
Anklang finden und auch dem Zuschauer<br />
würden sich bei besonders interessanten<br />
Strecken wie Steilprüfung usw. interessanteste<br />
Momente bieten. Die Organisation<br />
der Veranstaltung selbst könnte auf die<br />
Weise erleichtert werden, dass vier oder<br />
fünf Sektionen die Durchführung übernehmen,<br />
wodurch sich auch die finanzielle Seite<br />
befriedigend lösen Hesse. Für die Schweizer<br />
Vertreter der verschiedenen Automarken<br />
aber würde sich eine einzigartige Gelegenheit<br />
bieten, ihre Fabrikate in schwierigem<br />
Gelände unter Beweis zu stellen. V<br />
Zur Internationalität der schweizerischen Bergrennen.<br />
In Nr. 88 der «A.-R.» gaben wir eine Meinungsäugserung<br />
schweizerischer Rennfahrer wieder,<br />
die kritisch zur Zulassung ausländischer Konkurrenten<br />
zu den nationalen Veranstaltungen Stellung<br />
nahm. Wir haben daraufhin einige Person*<br />
lichkeiten, die massgeblich an der Organisation<br />
solcher Rennen beteiligt sind, um ihre Ansicht gebeten.<br />
Herr O. Zwahlen, Lugano, der<br />
Spiritus rector des Monte Ceneri-Rennens, ausseid<br />
sich zu dieser Angelegenheit wie folgt;<br />
Die Aeusserung aus Fahrerkreisen hat mich<br />
sehr interessiert. Vom Standpunkt des schweizer*«<br />
sehen Teilnehmer« aus begreife ich diese Stellung«<br />
nähme recht gut Es gilt aber auch die andere,<br />
nämlich die organisatorische, Seite des Problems,<br />
zu würdigen. Es ist nun leider eine feststehende<br />
Erfahrungstatsache, dass die Bergrennen an Popularität<br />
verloren haben und das Publikum nicht<br />
mehr das nämliche Interesse hiefür aufbringt wie<br />
in früheren Jahren. Nun ist aber eine grosse Zuschauermenge<br />
nicht nur vom sportlichen, sondern<br />
ebensosehr vom finanziellen Gesichtspunkt der<br />
Organisatoren aus sehr notwendig. Sektionen, die<br />
nun seit Jahren solche Rennen durchgeführt haben<br />
und bei den letzten Wiederholungen für immer<br />
grössere Einnahmenausfälle aus der eigenen<br />
Kasse aufkommen mussten, werden sich die erneute<br />
Durchführung der Veranstaltungen sicher<br />
reiflich überlegen. Es ist auch für die organisierenden<br />
Vorstände und Mitglieder keine Kleinigkeit,<br />
neben all der Mühe und Arbeit noch die Verantwortung<br />
für Defizite von vielen hundert oder<br />
gar einigen tausend Franken auf sich nehmen zu<br />
müssen.<br />
Um daher das Interesse und damit auch die<br />
Einnahmen aus solchen Rennen zu heben, haben<br />
einzelne Sektionen zu dem propagandistisch wertvollen<br />
Hilfsmittel gegriffen und einige wenige Fahrer<br />
aus dem benachbarten Ausland, die in der<br />
Sportwelt ©inen guten Namen haben, zur Teilnahme<br />
verpflichtet. Es hat sich dann auch gezeigt,<br />
dass deren Start und die Konkurrenz zwischen<br />
einheimischen und fremden Fahrern da«<br />
Publikum wieder in vermehrtem Masse anzog.<br />
Vom rein nationalsportlichen Standpunkt ans<br />
gesehen mag diese Lösung kritisiert werden, allein<br />
ohne die erwähnten finanziellen Ueberlegungen<br />
kommt man nicht aus. Es liegt gewiss auch nicht<br />
im Intereses der Fahrer, wenn sich die veranstaltenden<br />
Sektionen bei solchen Rennen finanziell<br />
auspumpen, indem sie alsdann noch weniger als<br />
bisher imstande wären, den Teilnehmern betr. Erlass<br />
des Nenngeldes, Reiseentschädigungen usw.<br />
entgegenzukommen.<br />
Vielleicht muss das ganze Problem von einer<br />
andern Seite her angepackt werden. Es sollte ein<br />
kräftiger Fonds bestehen, der die bei nationalen<br />
Rennen entstehenden Verluste übernehmen könnte.<br />
Dieser könnte vielleicht so geäufnet werden, dass<br />
während ein bis zwei Jahren ein kleiner Betrag,<br />
vielleicht je 1 Fr., von den Mitgliederbeiträgen<br />
für diesen besonderen Zweck beiseite gelegt würde.<br />
Mit einem solchen Fonds im Rücken könnten die<br />
Sektionen dann ohne weiteres auf die Beiziehung<br />
fremder Fahrer verzichten, sofern die N. S. K. dies<br />
vorschreiben möchte. Dies einige rein persönliche<br />
Gedanken zu dem in die Diskussion geworfenen<br />
Thema.
Unser Motorfahrzeug-Aussenhandel<br />
Während den ersten 9 Monaten des laufenden<br />
Jahres stellen sich die von der Zollstatistik<br />
erfassten Gesamtumsätze auf 8316<br />
Einheiten (9346), was zusammen mit den Zubehörteilen<br />
einem Umsatzgewicht von 11,6<br />
(13,0) Millionen kg und einem Umsatzwert<br />
von 35,2 (41,2) Millionen Fr. entspricht. Auf der<br />
Einfuhrseite werden 8115 (9203) zollstatistische<br />
Motorfahrzeug-Einheiten im Werte von 24,6<br />
(31,6) Millionen Fr. ausgewiesen, was somit<br />
einer Mindereinfuhr von 7 Millionen Fr. entspricht.<br />
Demgegenüber verzeichnet die Ausfuhr<br />
eine Steigerung von 143 auf 201 Einheiten,<br />
welche einen Wert von 10,5 (9,6) Millionen<br />
Fr." repräsentieren. Dem vermehrten Export<br />
von 58 Einheiten steht somit wertmässig<br />
nur eine Zunahme um 946,498 Fr. gegenüber.<br />
Was den automobilistischen<br />
September-Aussenhandel<br />
anbetrifft, so zeigt die Einfuhr im Vergleich<br />
zu derjenigen der vorjährigen Parallelperiode<br />
eine sehr starke Schrumpfung. Wertmässig<br />
entspricht der Rückgang des diesjährigen<br />
Septemberimportes ungefähr demjenigen der<br />
Monate Juli und August zusammen. Trotz der<br />
ansehnlichen Exportzunahme, die bekanntlich<br />
grösstenteils eine Folge des Kompensationsverkehrs<br />
ist, haben die September-Umsätze<br />
einen Rückgang zu verzeichnen, der denjenigen<br />
der beiden Vormonate um das Anderthalbfache<br />
übertrifft. Wie sich wertmässig die<br />
Ein- und Ausfuhr im letzten Berichtsquartal<br />
entwickelt haben, geht aus nachfolgender<br />
Zusammenstellung hervor:<br />
Einfuhr Ausfuhr Differenz<br />
Jnli ... — 497.020 + 267.499 — 229.521<br />
August. . . — 470.028 + 216.937 — 253.091<br />
September . — 967.320 + 227.543 — 739.777<br />
3. Quartal . — 1.934.368 + 711.979 — 1.222.389<br />
Umgesetzt wurden im September <strong>1935</strong> 500<br />
(717) zollstatistische Einheiten im Werte von<br />
2,6 (3,4) Millionen Fr., was somit einem Minderumsatz<br />
von 739,777 Fr. entspricht. An den<br />
Gesamtumsätzen sind die Importe mit 472<br />
(699) Einheiten im Werte von 1,45 (2,41) Millionen<br />
Fr. beteiligt. Was die Herkunft der 431<br />
(673) eingeführten Automobile und Chassis<br />
anbetrifft, so stammen 120 (262) aus den Vereinigten<br />
Staaten von Amerika, 95 (154) aus<br />
Deutschland, 90 (76) aus Grossbritannien, 84<br />
(76) aus Italien, 34 (102) aus Frankreich, 10<br />
(2) aus Oesterreich und 6 (0) aus der Tschechoslowakei,<br />
während aus Polen kein<br />
mobil gegenüber 1 Stück im September des<br />
Vorjahres importiert wurde. Auf das September-Exportgeschäft<br />
entfallen 28 (18) Einheiten<br />
im Werte von 1,24 (1,01) Millionen Fr. Der<br />
einheitsmässigen Zunahme um 10 Stück steht<br />
somit eine wertmässige von nur 227,543 Fr.<br />
gegenüber.<br />
Das 3. Quartal zeichnete sich im Vergleich<br />
zu den beiden Vorquartalen als bester Geschäftsabschnitt<br />
bezüglich des Exportes<br />
Schweiz. Automobilerzeugnisse aus. Was<br />
jedoch den Gesamtumsatz anbetrifft, so liegen<br />
die Ergebnisse des 3. Quartals etwas höher<br />
als diejenigen,des ersten, hingegen um 3,6<br />
Millionen Fr. niedriger als im 2. Quartal, wie<br />
dies aus nachstehender Zusammenstellung<br />
hervorgeht.<br />
1. Quartal<br />
2. Quartal<br />
3. Quartal<br />
Januar-Sept.<br />
Einfuhr<br />
6.824.259<br />
10.858.100<br />
6.982.040<br />
24.664.399<br />
Ausfuhr<br />
3.159.267<br />
3.583.260<br />
3.820.725<br />
Total<br />
9.983.526<br />
14.441.360<br />
10.802.765<br />
10.563.252 35.227.651<br />
Während des<br />
3. Quartals <strong>1935</strong><br />
wurden im gesamten 2299 (2702) Einheiten<br />
im Werte von 10,8 (12,0) Millionen Fr. umgesetzt.<br />
Im Verlaufe dieses Quartals haben die<br />
Automobil-Importe einen Rückgang von 2651<br />
auf 2217 zollstatistische Einheiten und wertmässig<br />
einen solchen von 8,9 auf 6,9 Millionen<br />
Fr. zu verzeichnen (—1,93 Millionen Fr.).<br />
Die im 3. Quartal in der Höhe von 2097<br />
(2515) Stück eingeführten Automobile und<br />
Chassis sind aus folgenden Ländern bezogen<br />
worden: 691 (921) Motorfahrzeuge aus den<br />
Vereinigten Staaten, 714 (633) aus Deutschland,<br />
297 (316) aus Grossbritannien, 256 (271)<br />
aus Italien, 164 (373) aus Frankreich, 27 (9)<br />
aus Oesterreich, 18 (0) aus der Tschechoslowakei,<br />
2 (1) aus Belgien, während Polen im<br />
Berichtsabschnitt am schweizerischen Einfuhrgeschäft<br />
nicht interessiert war. Im Verlaufe<br />
des 3. Quartals sind 8 Automobile nach<br />
Vornahme der notwendigen Reparaturen wiederum<br />
in unser Land eingeführt worden, und<br />
zwar 5 Wagen aus Frankreich und 3 aus<br />
Deutschland.<br />
Ausgeführt wurden in der nämlichen Zeit<br />
82 (51) Motorfahrzeuge und Chassis im Gewicht<br />
von 932,376 (728,646) kg und im Werte<br />
von 3,8 (3,1) Millionen Fr.<br />
Was die prozentmässige Beteiligung der<br />
einzelnen Zollkategorien *) am schweizerischen<br />
Motorfahrzeug-Aussetthandel -während<br />
ÄUTOMOBIL-REVUE BERN, T2. ITOVEMBER f939 ^- N° 91<br />
des 3. Quartals anbetrifft, so gebt dies aus<br />
nachstehender Tabelle hervor.<br />
Einfuhr<br />
Ausfuhr<br />
<strong>1935</strong> 1934 <strong>1935</strong> 1934<br />
2.40 2.07 1.45 4.83<br />
0.09 0.08 0.08 0.007<br />
18.04 12.07 0.10 0.08<br />
29.36 35.31 0.78 0.20<br />
25.08 25.67 0.87 0.49<br />
21.04 21.77 59.35 51.01<br />
0.28 0.19 0.005<br />
0.08 0.0001 0.0002<br />
0.30 0.11 0.02 0.01<br />
3.20 2.58 36.23 34.44<br />
0.13 0.14 1.10 0.93<br />
Am Importgeschäft waren während des 3.<br />
Quartals 15 verschiedene Lieferstaaten laut<br />
folgender Zusammenstellung beteiligt:<br />
Deutschland<br />
Oesterreich<br />
Frankreich<br />
a<br />
b<br />
c<br />
d<br />
stock<br />
36<br />
319<br />
311<br />
53<br />
26<br />
q kg Wert in Fr.<br />
69.41 49.676<br />
8.95<br />
2329.49<br />
3083.67<br />
763.53<br />
857.43<br />
7.58<br />
f<br />
g<br />
il 22.20<br />
h<br />
43<br />
i 144.99<br />
k<br />
2.26<br />
1 11.37<br />
abd 2.23<br />
23 237.16<br />
e 4 54.41<br />
fg<br />
11.23<br />
24<br />
k 1.95 1.014<br />
1<br />
1 50<br />
a 7 14.06 10.479<br />
b 1 5.46 2.225<br />
c 2 14.41 2.900<br />
Total<br />
3.456<br />
570.464<br />
787.081<br />
187.942<br />
488.461<br />
3.404<br />
5.697<br />
569<br />
141.825<br />
4.634 2.243.209<br />
6.939<br />
846<br />
84.432<br />
17.710<br />
7.397<br />
237<br />
118.625<br />
*) Liste der Zollkateronen.<br />
a) Motor-Zwei- und Dreiräder, ohne Lederüherzusr<br />
(Position 913 a);<br />
b) Motor-Zwei- und Dreiräder, mit Lederüberzug<br />
(Pos. 913 b);<br />
c) Automobile und Chassis im Stückgewicht unter<br />
800 kg (Pos. 914 a);<br />
d) Automobile und Chassis im Stückgewicht «wischen<br />
800 und 1200 kg (Pos. 914 b);<br />
e) Automobile und Chassis im Stückgewicht zwischen<br />
1200 und 1600 kg (Pos. 914);<br />
f) Automobile und Chassis im Stückgewicht über<br />
1600 kg (Pos. 9Hd);<br />
g) Karosserien aller Art für Automobile (Position<br />
914 e);<br />
b.) Elektrokarren (Pos. 914 s);<br />
i) Traktoren ohne Karosserie (Pos. 914 f);<br />
k) Elektrische Apparate nun Anlassen, zur Zündung,<br />
zur Beleuchtung und Fahrsicherung für<br />
Motorfahrzeuge und Fahrräder; Scheibenwischer<br />
und andere Apparate, sowie Teile von<br />
solchen (Pos. 924 c);<br />
1) Kilometerzähler für Motorfahrzeuge (Position<br />
924 d);<br />
(Zubehörteile der einzelnen Kategorien inbegriffen.)<br />
Stock a kz<br />
d 140 1435.40<br />
e 10 257.04<br />
f 3 257.02<br />
g 7.57<br />
i<br />
17.00<br />
k 17.67<br />
1<br />
49<br />
Italien a 6 9.50<br />
c 158 1111.85<br />
d 71 726.11<br />
e 25 367.60<br />
f 2 174.14<br />
g 1.86<br />
i<br />
1<br />
9.25<br />
II<br />
35<br />
Belgien a 22 41.83<br />
e 1 13.26<br />
f 1 38.68<br />
35<br />
1.95<br />
I1 2<br />
18<br />
Niederlande f<br />
k<br />
30<br />
81.14<br />
Grossbritannien a 36 1124.49<br />
cdef 156 1203.88<br />
114 227.67<br />
16 371.23<br />
11 3.35<br />
18.87<br />
f 1 6.03<br />
k<br />
24<br />
1<br />
Irischer Freistaat<br />
i<br />
15<br />
Spanien f 25<br />
k 96<br />
Schweden f<br />
k<br />
Polen<br />
a<br />
f<br />
Tscheohoslowak. o<br />
e<br />
f<br />
kkf<br />
Japan<br />
Kanada<br />
Ver. Staaten<br />
17 128.05<br />
1 16.58<br />
8.89<br />
3.68<br />
7<br />
4<br />
151<br />
24<br />
Wert in Fr.<br />
312.626<br />
100.052<br />
134.597<br />
4.122<br />
9.880<br />
27.620<br />
12.31<br />
7.087<br />
348.964<br />
195.868<br />
158.990<br />
128.371<br />
1.025<br />
36<br />
12.270<br />
1.207<br />
20.253<br />
2.690<br />
11.913<br />
185<br />
2.452<br />
70<br />
430<br />
550<br />
64.928<br />
302.626<br />
303.767<br />
56.500<br />
241.699<br />
1.243<br />
8.124<br />
8.704<br />
612<br />
37.563<br />
980<br />
141<br />
670<br />
141<br />
520 1.090<br />
50 500<br />
13 100 600<br />
1 15<br />
7.34 3.800 3.815<br />
34.870<br />
8.500<br />
7.094<br />
2.570 53.034<br />
60 60<br />
18 285 285<br />
7.927<br />
366.300<br />
1.218.476<br />
443.682<br />
9.460<br />
2.476<br />
79<br />
13.38<br />
1729.82<br />
6222.96<br />
11*6.01<br />
27.89<br />
10.71<br />
32.22<br />
Total<br />
605.732<br />
853.818<br />
988.203<br />
25.553<br />
1.011 2.074.885<br />
III.Quartall935 a 117 240.80 167.304<br />
b 1 16.64 6.527<br />
c 652 4708.29 1.259.824<br />
d 810 8416.04 2.050.074<br />
e 568 7923.05 1.750.860<br />
f 67 2913.08 1.468.799<br />
g 38.84 19.676<br />
S 1 22.20 5.697<br />
i 1 47.17 21.226<br />
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Einfuhr 434 5765.30 1.934.368<br />
In den auswärtigen Automobilhandelsbeziehungen<br />
hat sich in den letzten Monaten insofern<br />
ein Wechsel vollzogen, als die Vereinigten<br />
Staaten von Amerika, unser bis anhin<br />
hauptsächlichster Lieferant von Automobilmaterialien,<br />
von Deutschland überflügelt<br />
worden ist. Schon die Aussenhandelsausweise<br />
der Monate Juli und August haben Deutschland<br />
an erster Stelle gesehen, und zwar in<br />
einem Umfang, dass trotz den grössern amerikanischen<br />
September-Lieferungen es den<br />
Amerikanern nicht möglich war, den Vorsprung<br />
einzuholen. Unsere nördlichen Nachbarn<br />
haben während des 3. Quartals im Vergleich<br />
zur entsprechenden Periode des Vorjahres<br />
eine Zunahme ihrer Lieferungen am<br />
schweizerischen Gesamtbedarf von 27,46 auf<br />
32,12 % zu verzeichnen. Demgegenüber sind<br />
die amerikanischen Lieferungen von 33,06 auf<br />
29,71 % zurückgegangen. Rangmässig folgen<br />
alsdann Grossbritannien mit 14,15 % (13,40),<br />
Italien mit 12,22 (13,43) %, Frankreich mit<br />
8,67 (11,39) %, Oesterreich mit 1,69 (0,68) %,<br />
Tschechoslowakei mit 0,75 (0,01) % und Belgien<br />
mit 0,53 (0,34) %. Diese aufgeführten<br />
Lieferanten haben nicht weniger als 99,84<br />
(99,77) % unserer gesamten automobilistischen<br />
Auslandsankäufe gedeckt.<br />
(Schluss folgt.)<br />
Deutschlands Automobil-Aussenhandelsumsätze.<br />
Im Monat September <strong>1935</strong> wurden 515<br />
(771) fertige Wagen im Werte von 527,000<br />
Rm. (1,60 Mill.) eingeführt. Die diesjährige<br />
Septembereinfuhr verteilte sich auf 178 Personenwagen,<br />
328 Chassis und 9 Lastwagen.<br />
In der nämlichen Zeit wurden 1768 (945) fertige<br />
Wagen exportiert, und zwar 1271 Personenwagen,<br />
160 Chassis und 337 Lastwagen.<br />
Der Gesamtausfuhrwert stellte sich für<br />
die 1768 Fahrzeuge auf 3,5 Mill. Rm. gegenüber<br />
einem solchen von nur 1,9 Mill. Rm. in<br />
der entsprechenden Vorjahrsperiode.<br />
Vom 1. Oktober 1934 bis 30. September<br />
<strong>1935</strong> wurden insgesamt Motorfahrzeuge Im<br />
Werte von 13,3 Mill. Rm. importiert gegenüber<br />
einem Importwert von 12,6 MilL Rm. in<br />
der entsprechenden Periode der Jahre 1933<br />
und 1934, war seiner wertmässigen Zunahme<br />
um 5,3 % entspricht. Am fertigen Wagen<br />
sind im Berichtsabschnitt 1934/35 7181 Stück<br />
gegenüber 5113 Einheiten 1933/34 eingeführt<br />
worden, was einer Zunahme um 40,4 % entspricht.<br />
In der Vergleichsperiode sind die<br />
amerikanischen Einfuhrquoten von 2578 auf<br />
2366 oder um 8,2 % zurückgegangen, während<br />
die italienischen eine Steigerung von<br />
1781 auf 3924 oder um 120,3 % zu verzeichnen<br />
haben.<br />
Ausgeführt wurden vom 1. Oktober 1934<br />
bis 30. November <strong>1935</strong> 20,267 (14,612) Motorfahrzeuge<br />
oder 5655 resp. 38,7 % mehr<br />
als im Vorjahre. Wertmässig ist die Ausfuhrsteigerung<br />
von 30,0 auf 42,2 Mill. Rm. oder<br />
um 40,7 % angestiegen, gegenüber einer gewichtsmässigen<br />
Exportsteigerung von 60,5%.<br />
Der Ausfuhrüberschuss stellt sich 1934/35 auf<br />
28,9 gegenüber 17,3 Mill. Rm. in der entsprechenden<br />
Vorjahrsperiode, was somit<br />
einer Steigerung um 66,6% entspricht. Der<br />
spezifische Wert je 100 kg eingeführter Automobile<br />
und Bestandteile ist von 186 auf<br />
183 Rm. gesunken, wogegen der Exportwert<br />
einen Rückgang von 205 auf 180 Rm. pro<br />
100 kg zu verzeichnen hat. Während sich<br />
also der Ausfuhrüberschuss stückmässig<br />
mehr als verdoppelt hat, hat er sich wertmässig<br />
nur um rund 67 % verbessert, a<br />
Sfvassen<br />
Das Strassenbauprogramm des Kantons<br />
Graubünden. Der Kleine Rat des Kantons<br />
Graubünden hat dem Grossen Rat unlängst<br />
zwei wichtige Botschaften zugehen lassen,<br />
enthält doch die erste das 3. kantonale Strassenbauprogramm<br />
und die zweite die dafür<br />
notwendigen Finanzaktionen. Wie wir dem<br />
«Freien Rätier» entnehmen, lehnt sich das<br />
3. Strassenbauprogramm an das eidgenössische<br />
Alpenstrassenausbauprogramm an, das,<br />
auf 5 Jahre verteilt, mit einem Kostenvoranschlag<br />
von 126 Millionen Fr. rechnet.<br />
Als generelles Banprogramm hat der Kleine<br />
Rat für die Jahre 1936—40 dem Bundesrat<br />
den Ausbau folgender Strassen vorgeschlagen:<br />
1. Ghur-Lenzerheide-Julier-Castasegna; im Kostonvoranschlag<br />
von 7,15 Mill. Fr.<br />
2. Landquart-Klosters-Davos (2,37 Mill. Fr.).<br />
3. Reiohenau-Disentis (4 Mill. Fr.) und<br />
4. Chur-Thusis-Splügen mit 2,4 Mill. Fr.<br />
Danach sehen die 4 Projekte Gesamtaufwendungen<br />
im Betrage von 15,92 Millionen<br />
Fr. vor, wovon H der Kosten, d. h. jährlich<br />
eine Million Franken durch den Kanton Graubünden<br />
zu übernehmen wären. Dazu kommen<br />
die Aufwendungen des 3. Bauprogrammes in<br />
der Höhe von 4,5 Millionen, wofür der Kanton<br />
jährlich weitere 900,000 Fr. aufbringen<br />
muss. In dieses Programm, das ebenfalls in<br />
den Jahren 1936—40 durchgeführt werden<br />
soll, sind einbezogen:<br />
1. Der Strassenzug von der St, Galler- resp.<br />
Lichtensteiner-Grenze bis Chur, 2. Ohur-cArosa, 3.<br />
Splügenpass, 4. Engadinerstrasse von Zuoz über<br />
Schuls bis Landesgrenze, 5. Berninapass und<br />
-Stiasse, d. h. von Pontresina über Poschiavo bis<br />
zur Landesgrenze, 6. Albulapass und -Strasse von<br />
Ponte über Preda nach Tiefencastel, 7. Landwasserstrasse<br />
(Davos bis Lenz), 8. Umbrail, 9. Lukmanier,<br />
10. Ilanz-Vrin und Ilanz-Vals und 11.<br />
Schynstrasse (Thusis-Tiefencastel).<br />
Das 3. Bauprogramm sieht weiterhin den<br />
Ausbau der Kommunalstrassen vor, wofür<br />
jährlich 100,000 Fr. aufgewendet werden<br />
sollen.<br />
Die für den bündnerischen Strassenbau in<br />
den Jahren 1936—40 vorgesehene Summe, soweit<br />
der Kanton für die Finanzierung der<br />
auszuführenden Projekte in Frage kommt,<br />
stellt sich auf 10,8 Millionen Fr., ein Betrag,<br />
der aus den laufenden Einnahmen nicht gedeckt<br />
werden kann.<br />
In einer besonderen Botschaft behandelte<br />
deshalb der Kleine Rat die Finanzierung der<br />
projektierten Strassenbauten. Diese soll laut<br />
Art. 2 des Entwurfes gesetzesmässig veranker<br />
werden, indem derselbe den Erlass eines<br />
Gesetzes, betr. «Beschaffung der Mittel für<br />
den Strassenbau von 1936—40» vorsieht. Danach<br />
soll die Finanzierung dieser Aufwendungen<br />
folgendennassen geschehen:<br />
a) Vorerst werden dem neuen Strassenkonto,<br />
Programm 1936—40 die für diese Jahre festgestellten<br />
Ueberschüsse der Landesrechnung beim Strassenwesen<br />
zugeführt<br />
b) Weitere laufende Mittel zur Verzinsung und<br />
Amortisation des neuen Vorschusses werden durch<br />
Einführung einer kantonalen Zusatzabgabe zur<br />
eidgen. Krisenabgabe, durch eine Erhöhung der<br />
kantonalen Nachlassgebühr, durch eine beschränkte<br />
Umsatzsteuer auf Zahlungen des Gastgewerbes und<br />
durch eine Garazierungsabgabe beigebracht.<br />
Die Krisenabgabe soll in Form eines Zuschlages<br />
von 40% zur eidgenössischen Krisenabgabe<br />
erhoben werden, während die Erhöhung<br />
der Nachlassgebähr nicht an eine bestimmte<br />
Skala gebunden ist. Die Umsatzabgabe<br />
auf Zahlungen des Gastgewerbes ist so<br />
gedacht, dass die Betriebsinhaber verpflichtet<br />
werden, bei jeder « Zahlung für Zinsen, Lieferungen<br />
und gewerbliche Arbeiten» eine Umsatzabgabe<br />
von V*% abzuziehen und diesen<br />
Betrag dem Kanton abzuliefern. In besondern<br />
Fällen kann der Kleine Rat einen Betrieb von<br />
der Abgabepflicht entbinden oder diese billigerweise<br />
reduzieren. Die Garantlerungsabgäbe<br />
ist mit 20 Cts. für jede Garägierungsnacht<br />
eines Motorwagens angesetzt; wo längere<br />
Miet- und Verwahrungsverträge abgeschlossen<br />
werden, kann die Abgabe je nachdem<br />
bis zu 75% reduziert werden.<br />
Das am 1. Mai 1936 in Kraft tretende Gesetz<br />
soll eine Geltungsdauer von 10 Jahren<br />
haben. Bezüglich der Krisenabgabe hat es<br />
rückwirkende Kraft auf 1. Januar 1936.<br />
Zweifellos werden die Anträge im Rat und<br />
im Volk zu lebhaften Debatten Anlass geben.<br />
Obschon der Kanton Graubünden bis vor<br />
wenigen Jahren dem Motorfahrzeug den Eintritt<br />
verweigerte, so dürften unsere Miteidgenossen<br />
an der Ostmark inzwischen doch<br />
eingesehen haben, dass nur eine weitgehende<br />
Förderung des motorisierten Strassenverkehrs<br />
der Volkswirtschaft und namentlich<br />
der bündnerischen Hotellerie den grösstmöglichen<br />
Nutzen bringt. Die Bündner kennen<br />
wohl am besten aus eigener Erfahrung,<br />
wie gewaltig sich der Internationale Autotourismus<br />
in den beiden Nachbarländern<br />
Italien und Oesterreich entwickelt hat, so<br />
dass das Bündnervolk, welches zweifellos<br />
durch die Rhätischen Bahnen bereits übergebührlich<br />
belastet ist, die neuen Opfer im<br />
Interesse der gesamten Volkswirtschaft auf<br />
sich zu nehmen gewillt sein wird.<br />
Ausbau der Ibergereggstrasse ? Auf Veranlassung<br />
des schwyzerischen Verkehrsvereins<br />
ist bekanntlich schon im Jahre 1929/30<br />
ein Projekt zum Ausbau der Ibergereggstrasse,<br />
d. h. des lanschaftlich äusserst reizvollen<br />
Überganges von Schwyz nach Oberiberg<br />
zur Diskussion gestellt worden, ohne<br />
leider auf grösseres Interesse zu stossen.<br />
Wie nun die «Gotthardpost» berichtet, wird<br />
zurzeit die Frage geprüft, diesen Ausbau<br />
eventuell durch den freiwilligen Arbeitsdienst<br />
mit Bundessubventionen durchführen<br />
zu lassen. Die Baukosten dürften die Summe<br />
von ca. 120,000 Fr. erreichen, sofern nicht<br />
ähnliche im Bereich der Praxis liegende<br />
Kostenüberschreitungen wie beispielsweise<br />
am Passwang oder der Gandriastrasse vorkommen,<br />
a<br />
Verantwortliche Redaktion:<br />
Dr. A. Buch!, Chefredaktion.<br />
W. Mathys. — Dr. E. Waldmeyer.<br />
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Landes. Warum? Weil ihr gross angelegter Ziehungsplan jedem<br />
Wunsch entspricht, weil sie — statt kein Ende zu finden tn<br />
weniger als einem Jahr restlos durdigeführt wird.<br />
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spät kamen und dass fortan der Post-Datumstempel der Einzahlung<br />
die Reihenfolge des Versandes bestimmt.<br />
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Seva-Lotterie
Luftfahrt<br />
Neue schweizerische Militärflugzeuge. Vor<br />
einiger Zeit wurden von unsern Militärbehörden<br />
in England einige Militärflugzeuge<br />
modernster Konstruktion in Auftrag gegeben.<br />
Es handelt sich dabei um je zwei Versuchsflugzeuge<br />
(Prototypen) der bekannten<br />
englischen Flugzeugfabriken Hawker Engineering<br />
Co. Ltd. in Kingston-on-Thames (Surrey)<br />
und Fairey Aviation Co. Ltd. in Hayes<br />
(Middlesex). Das erste Flugzeug ist eine<br />
neue Type « Demon » mit 860-PS-Hispanomotor<br />
mit Kompressor und Untersetzungsgetriebe,<br />
das andere ein sog. Mehrzweckflugzeug<br />
(wie auch ersteres), d.h. es findet<br />
Verwendung als leichtes Bomben-, Aufklärungs-,<br />
wie auch als Jagdflugzeug. Diese<br />
Fairey-« Fox» wird gegenwärtig in Thun<br />
und Dübendorf von unserer Fliegertruppe<br />
erprobt. Auch dieses Flugzeug hat den bewährten<br />
Hispano Ybrs mit untersetztem Getriebe<br />
und Kompressor als Kraftquelle. Die<br />
Leistungsdaten des Flugzeugs sind folgende:<br />
Höchstgeschwindigkeit mit Vollast in 4000<br />
m Höhe über 320 km/St. Anlaufstrecke beim<br />
Start ca. 175 m, Auslaufstrecke beim Landen<br />
200—220 m, was für unsere schweizerischen<br />
Verhältnisse als gut bewertet werden<br />
darf. Mit Vollast (Pilot, Beobachter,<br />
Funkgeräten, leichten Bomben, MG und Munition<br />
nebst Betriebsstoffen benötigt dieses<br />
Kriegsflugzeug für die Höhe von 6000 m<br />
eine Steigzeit von nur etwa 12 Min. Die<br />
Bewaffnung besteht aus 2, durch den Propellerdrehkreis<br />
feuernden Maschinengewehren.<br />
Die Waffe des Beobachters besteht in<br />
einem doppelläufigen Maschinengewehr, System<br />
Furrer, der eidg. Waffenfabrik Bern.<br />
Piloten- und Beobachtersitz können durch<br />
einen verschiebbaren Cellon-Kabinenaufsatz<br />
vor starkem Fahrtwind vollkommen geschützt<br />
werden.<br />
Beistehende Aufnahme zeigt den neuen<br />
Fairey-Militärdoppeldecker im Fluge.<br />
Hekatomben<br />
der Rekordfliegerei.<br />
Kingsford Smith auf einem England-Austra-<br />
Henflug verschwunden.<br />
Ueber dem bengalischen Meerbusen suchen 37<br />
Flugzeuge der Royal Air Force des äussersten<br />
Ostens fieberhaft nach dem seit Freitag, den 8. November<br />
früh vermissten berühmten, australischen<br />
Langstrecken-Piloten Sir Charles Kingsford Smith.<br />
Dieser hat am 6. November um 7.27 Uhr MEZ.<br />
England mit dem Hilfspiloten Pethybridge verlassen,<br />
um den aus dem London-Melbourne-Rennen 1934<br />
stammenden Rekord für diese Strecke von 2 Tagen<br />
4 Stunden 33 Minuten zu verbessern. Um 17.47<br />
Uhr machte die Lockheed-Altair-Maschine Zwischenhalt<br />
in Athen. Donnerstag berührte die Equipe<br />
bereits Bagdad, und um 12.55 Uhr MEZ. ging die<br />
cLady Southern Cross» in Allahabad nieder, um<br />
eine Stunde später das Rennen in Richtung Singapore<br />
fortzusetzen. Seither hat man von ihr nichts<br />
mehr vernommen. Wenn diese Zeilen erscheinen,<br />
ist Kingsford Smith bereits 4mal 24 Stunden in<br />
Singapore überfällig, und man muss schon reichlich<br />
optimistisch eingestellt sein, um zu glauben,<br />
dass man ihn und seinen Gefährten noch heil antreffen<br />
werde. Der Australier Melrose, der ebenfalls<br />
nach Australien unterwegs •war, um den Rekord<br />
Das «Fairey-Foxj-Kampfflugzeug, das neben einem «Hawiker Demon» im Hinblick auf eine eventuelle<br />
kommende Neuausrüstung unserer Fliegertruppe gegenwärtig von den Militärbehörden in Thun und,<br />
Dübendorf ausprobiert wird.<br />
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AUTOMOBIL-REVUE BERTT, 12. NOVEMBER <strong>1935</strong> —> N° 91<br />
Bas dreimotorige italienische Bombenflugzeug Savoia S. 79, eine Variante der hier schon näher beschriebenen<br />
Savoia-Verkehrsflugzeuge, mit dem unlängst ein neuer Weltrekord aufgestellt worden ist.<br />
Mit 6 Tonnen Last erreichte das 1800-PS-Flugzeug eine Geschwindigkeit von 410 km/St.<br />
für die Tourenflugzeuge zn schlagen, sah sich über<br />
dem Golf von Bengalen von Kingsford Smith überholt,<br />
bei welcher Gelegenheit Melrose festgestellt<br />
haben will, dasss der Lockheed-Racer des Rekordfliegers<br />
nicht in einwandfreiem Zustande war.<br />
Kurz, Smith ist verschwunden, und wie immer in<br />
solchen Fällen werden bereits die verschiedensten<br />
Hypothesen laut über die Möglichkeiten und Voraussetzungen,<br />
unter denen er noch lebend aufgefunden<br />
werden könnte.<br />
Kingsford Smith ist ein bedeutender Flieger,<br />
ein bald viel umschwärmter Glückspilz und bald<br />
vom Unheil verfolgter Pechvogel. Wir werden uns<br />
keiner Uebertreibung schuldig machen, wenn wir<br />
ihn einen siegreichen Bezwinger der Distanzen<br />
nennen. Er hat den Stillen Ozean in beiden Richtungen<br />
als Erster überquert — er schlug Rekorde<br />
auf der Lieblingsroute der Langstreckenflieger England-Australien<br />
und umgekehrt — er schwirrte<br />
auch über den nordamerikanischen Kontinent und<br />
kann, was nach wie vor als prächtige Leigstung<br />
taxiert werden muss, auch eine Ost-West-Traversierung<br />
des Nordatlantiks von Irland via Harbour<br />
Grace N. F. nach New York in seinem reichhaltigen<br />
Logbuch nachweisen. Nebenbei gewissermassen hat<br />
er gelegentlich mal einen Flug von Australien nach<br />
Neuseeland und zurück absolviert. Als erfahrungsreiches<br />
«As» hat er im Herbst 1934 auch seine<br />
Meldung für das London-Melbourne-Air Race abgegeben.<br />
Leider war es ihm dann nicht vergönnt,<br />
zu starten, indem seine Maschine auf der Ueberführung<br />
von Australien nach Mildenhall etliche<br />
Male Motorschaden erlitt, der ihn den Ausgangspunkt<br />
zum grössten fliegerischen Ereignis der vergangenen<br />
Jahre nicht rechtzeitig erreichen liess.<br />
Er hätte in jenem Rennen als grosser Favorit gegolten.<br />
Der Gedanke, der von Campbell Black und<br />
C. W. A. Scott damals aufgestellten Bestleistung die<br />
Spitze zu brechen, musste ihn als verwegenen und<br />
draufgängerischen Aviatiker mächtig locken. Ein<br />
erster Versuch wurde am 23. Oktober unternommen<br />
miserable atmosphärische Verhältnisse zwangen<br />
in über Griechenland zur Umkehr. So ist er vergangenen<br />
Mittwoch zum zweiten... und vielleicht<br />
letztenmal gestartet<br />
Sein aviatisches Leben -war von beinahe unvergleichlicher<br />
Intensität Hier seine grössten, wichtigsten<br />
Leistungen:<br />
Im Juni 1928 hat er,sich der Welt als brillanter<br />
Pilot vorgestellt, als er mit drei Kollegen auf dem<br />
dreimotorigen Fokkerflugzeug « Kreuz des Südens »<br />
den Stillen Ozean von Kalifornien nach Brisbane<br />
via Honolulu und Suva traversierte. Der Flug nahm<br />
9 Tage in Anspruch, wovon 83 Stunden 29 Minuten<br />
effektive Flugzeit. — Drei Monate darauf hat er<br />
ebenfalls als Erstling die südaustralische Stadt Sidney<br />
mit Christ Church auf Neuseeland verbunden.<br />
Für den Frühling 1929 war ein Rekordflug von<br />
Australien nach England beabsichtigt. Schon während<br />
der ersten Ueberlandetappe von Sidney nach<br />
Wyndham' (Nordaustralien) ging ihm der Betriebsstoff<br />
aus. Resultat: Notlandung auf einer Schlammbank<br />
und zwölf Tage absolute Verschollenheit —•<br />
worauf er und seine Kameraden in bester Verfassung<br />
aufgefunden wurden. Anfang Juli schuf er<br />
es dennoch: er erreichte England nach 12 Tagen<br />
21 Stunden und 18 Minuten. •<br />
1930- 25.-27. Juni. Flug Dublin-Neufundland-<br />
New York, immer auf seiner < Southern Cross », die<br />
ihn um die ganze Erde trug. — 9.—19. Oktober Rekordflug<br />
London-Australien in 9 Tagen 22 Stunde».<br />
Zu Beginn des Jahres 1933 flog er mit Passagieren<br />
nach Neuseeland, und der Oktober sah ihn<br />
wieder auf einem Raid London-Australien begriffen,<br />
welche Strecke er diesmal in 7 Tagen i Stunden 47<br />
Minuten hinter sich brachte.<br />
Seine letzte stupende Tat reicht in den Herbst<br />
1934 zurück, als er den Pazifischen Ozean von Westen<br />
nach Osten, von Brisbane via Fidschi- und Hawai-Inseln<br />
nach San Franzisko, überflog. Es handelte<br />
sich nicht um einen Rekordflug. Kingsford<br />
Smith wollte vielmehr die Start- und Landungsbedingungen<br />
auf dieser Route studieren, auf der er in<br />
absehbarer Zeit einen regelmässigen Post- und Passagierverkehr<br />
hoffte einrichten zu können.<br />
Vor dem Start zu seinem jüngsten Flus hat et<br />
die Erklärung abgegeben, dass dies sein letzter Rekordflug<br />
sein werde, da er die Leitung der regelmässigen<br />
Linip Australien-Neuseeland zu übernehmen<br />
gedenke. Wenn nicht in letzter Stunde irgendetwas<br />
wie ein Wunder geschieht, dann scheint diese<br />
Erklärung auf tragische Weise in Erfüllung gegangen<br />
zu sein: Es wäre Kingsford Smith's letzter Flug<br />
überhaupt gewesen. Ein blasser Hoffnungsschimmer<br />
aber bleibt noch bestehen, dass der Luftfahrt<br />
dieser vielseitige, sympathische und interessante<br />
Pionier weiterhin erhalten bleibt, die Möglichkeit<br />
nämlich, dass er in einer unwirtlichen Gegend Hinterindiens<br />
oder auf einer Insel des malayischen Archipels<br />
zu einer Notlandung gezwungen wurde. A. FT.<br />
Ziehen Sie alles in Rechnung: die wahrscheinliche Lebensdauer und damit die notwendige<br />
Amortisation, die Kosten für den Unterhalt, die Betriebsauslagen an Oel, Brennstoff,<br />
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91 — BERN, 12. NOVEMBER I93G AUTOMOBIL-REVUE<br />
Blumenhölle am Jacinto.<br />
Fortsetzung von Seite 2.<br />
Urubu knackt mit den Fingern. « Si, Senhor,<br />
Coronel Numez beschäftigt zwanzig<br />
Seringueiros auf seiner Kautschukpflanzung.<br />
Und manchmal ebenso viele freie Gummisuch<br />
?r, die er ausrüstet und dafür den Ertrag<br />
ihrer gefährlichen Kanureisen einsteckt<br />
Häufig bringen sie auch Indianer für den Coronel<br />
! » Er bricht ab, sieht mein Staunen<br />
und erklärt weiter: «Drei Kilometer stromab<br />
liegt der Platz. Und es gibt einen Wasserlauf,<br />
der den grössten Teil des Jahres mit<br />
dem Madeira in Verbindung steht. Und der<br />
Coronel besitzt ein kleines Dampfboot!»<br />
Ich schaue ihm tief in die kalten Augen.<br />
«Urubu, wie lange lebt eine Senhorita bei<br />
Ihnen ? »<br />
Er glitzert mit den rotumränderten Pupillen,<br />
sein Kropf spannt sich straff, als er entgegnet<br />
: «Ah, Senhor, das Klima äst sehr<br />
schlimm hier, trotz Chinin. Aeusserst<br />
schlimm, den Heiligen sei es geklagt! Nach<br />
vier bis fünf Monaten muss ich stets Ersatz<br />
schaffen. Manchmal ist der Coronel so gütig<br />
und bringt die neuen Damen mit seinem<br />
Dampfer. Oft aber auch tun es die braven<br />
Seringueiros. Nur ist die Fahrt dann lang<br />
und beschwerlich.»<br />
* Was geschieht mit den... den Ausrangierten,<br />
Urubu ? »<br />
Wieder glättet sich die glänzende Haut<br />
des Kropfes, über den viele rosa Aederchen<br />
laufen, und der Geiermund entgegnet zynisch<br />
: Santa Maria! ich tue ja alles, was<br />
möglich ist, aber die meisten sterben. Es<br />
stirbt sich schnell hier an den Strömen. Jedoch,<br />
hihi, Gott sei Dank! gibt es Ersatz.<br />
Gefällt Ihnen Sara? Oder Carmelia? Letztere<br />
spielt wundervoll Gitarre, Senhor !»<br />
Zornig entgegne ich: «Es stirbt sich<br />
schnell, ja. Aber nicht leicht, Urubu!» Und<br />
ihm ins Auge schauend, sage ich langsam:<br />
«Urubu, Sie sind ein Schuft, ein Sauhund,<br />
und ich bedaure, dass ich kein Brasilianer<br />
bin ! > Er zuckt zurück, als ich fortfahre :<br />
« Weil es mir dann ein Vergnügen bereiten<br />
würde, Ihnen ein Messer in die Kehle zu<br />
stossen! ><br />
Ich wende mich ab, setze mich zu Henderson<br />
und erzähle ihm mein Gespräch. Er<br />
nickt und brummt: «Ein zweites Remate de<br />
Males. Nur viel langweiliger und zehnfach<br />
ungesünder. Schätze aber dennoch, dass wir<br />
uns hier einige Tage ausruhen wollen, können<br />
dem alten Numez mal einen Besuch abstatten.<br />
Vielleicht erfahren wir bei ihm, warum<br />
die Caripunhas so aufsässig wurden.<br />
Steckt irgend 'ne schmutzige Geschichte dar<br />
hinter, vermute ich. Sklavefei oder so! ><br />
Nach dieser für ihn langen Rede trinkt er<br />
sein Glas leer und spielt weiter Domino mit<br />
Sara.<br />
Die Mädchen mit den fiebergelben Augen<br />
lachen. Jede bemüht sich nach Kräften, die<br />
Gummijäger zum Trinken zu veranlassen.<br />
Urubu steht vor dem bunten Flaschenregal<br />
und schaut bald die eine, bald die andere an,<br />
die unter seinem Blick zusammenzuckt.<br />
Hart sind die Gesichter der Männer. Hart,<br />
verwegen oder tierisch stumpf. Der herkulische<br />
Neger, ein Aufseher über die Indianerpeone<br />
des Coronel, säuft unheimliche Mengen<br />
Cachassa und zeigt prahlend die schwellenden<br />
Gebirge seiner Muskeln. Eine Peitsche<br />
hängt ihm am breiten Gürtel, mit der er<br />
manchmal scherzhaft nach einer gelbgesichtigen<br />
Schönen wippt. Gleichgültig oder unter<br />
brüllendem Gelächter schauen die Urwaldmänner<br />
diesem Spiel zu.<br />
Benito hat den Arm um die Taille der<br />
hübschen Juanita gelegt, und beide schauen<br />
sich an. Für sie ist die Welt in diesem Augenblick<br />
winzig klein. Denn sie sind sich<br />
selbst Welt und Dasein!<br />
Urubu steht wieder vor mir, setzt eine<br />
Flasche auf den besudelten Tisch. Die Gläser<br />
füllend, verzieht er sein Raubvogelgesicht<br />
zu breiten Falten und lockt: « Echter .Black<br />
and White', Senhores. Sie tun mir doch die<br />
Ehre an? Und nachher machen wir wohl ein<br />
kleines Spielchen! »<br />
Henderson fährt hoch: «Poker?» «Ja!»<br />
nickt der Wirt und betrachtet dann lauernd<br />
den Amerikaner, dem das Kartenfieber mit<br />
einmal aus den Augen leuchtet.<br />
«Ich spiele nicht. Karten verstehe ich<br />
nicht! » rufe ich, und der unbegreifliche Henderson<br />
knurrt bitterböse: «Langweiliger Teufel!<br />
» Der Geier Hess sich nieder, und sein<br />
Wink brachte zwei verlegen grinsende Männer<br />
an den Tisch. « Ferreira und Angelo! Beide<br />
Senhores sind auf amerikanischen Schiffen<br />
gefahren und spielen sehr gut Poker! »<br />
erklärt Urubu geschmeidig.<br />
« Allright, setzt euch! » schmunzelt Henderson,<br />
und der eine radebrecht: « Yes, Sir, wir<br />
bringen die viel Banana mit Standard Oilship<br />
nach Philadelphia. Schöne Land, Amerika,<br />
Gottes Land! »<br />
Mir ist die ganze Komödie unsäglich widerlich.<br />
Wut flammt in mir auf, schauert<br />
durch meine Nerven und kämpft mit der Verwunderung,<br />
als der sonst so misstrauische<br />
Henderson eine wohlgespickte Brieftasche<br />
aus dem wasserdichten Zelluloidbrustbeutel<br />
zieht<br />
«Senhores!» knirsche ich auf einmal,<br />
« Senhores, wenn falsch gespielt wird, so hol*<br />
euch der Satan! »<br />
Merkwürdig, der Tropenkoller muss mich<br />
doch wieder befallen haben? Wie würde mein<br />
Mund sonst diese heftigen Worte ausstossen<br />
und mein Körper so willenlos handeln? Ich<br />
habe ja plötzlich den Revolver in der Hand,<br />
und die Mündung richtet sich direkt auf Urubus<br />
Magen!<br />
•<br />
Jedoch jetzt bin ich kalt wie Eis und warte.<br />
Warte wie eine Maschine auf das Wort, das<br />
den Druck meines Fingers auslösen wird.<br />
Henderson aber nimmt mir ganz langsam<br />
die Waffe fort, steckt sie zurück in die Halfter.<br />
Urubu, dessen Gesicht schmutzig grau<br />
wurde, presst ein: «Was ist das?» hervor.<br />
Die Männer springen auf, sind sichtbar in<br />
zwei Parteien geschieden. Der eine Haufe<br />
glotzt feindselig herüber; braune Finger<br />
ruhen auf Messergriffen, und ein Karabinerschloss<br />
knackt.<br />
Die andern schauen beinah freundlich drein,<br />
schieben sich langsam zwischen uns, und ein<br />
vierschrötiger Mann sagt bedächtig: «Bueno,<br />
bueno! Es musste so kommen. Wir alle wissen<br />
lange, dass Urubu ein Gauner ist, und<br />
dieser junge Gringo hier hat's ihm trefflich<br />
gegeben. Trefflich! Die Heiligen sind Zeugen!<br />
» Vereinzeltes Gelächter, dann wieder<br />
drohende Stille.<br />
Die sechs Mädchen schieben sich zitternd<br />
in den Hintergrund, schauen angstvoll auf<br />
mich. Da dröhnt des Negers Stimme: «Was<br />
fällt dem Gringo, dem Landfremden ein, hier<br />
Zwietracht zu stiften? Reisst ihm das Herz<br />
aus dem Leibe, Amigos! »<br />
Benito spielt mit seinem säbelähnlichen<br />
Messer, lässt es durch die Luft pfeifen,<br />
l«Wem? Ernesto? Das ist ein guter Muchacho.<br />
Und du, schwarzer Juan, bist ein<br />
Sklavenschinder, genau so wie dein Herr, der<br />
sich Coronel nennt und für den ich am längsten<br />
schuftete! » Urubu spreizt die Hände,<br />
murmelt beschwörend: «Senhores, Senhores!»<br />
«Und die ganze dramatisch gespannte Atmosphäre,<br />
durch die jede Sekunde der Knall<br />
des Revolvers und das Schwirren der Machetes<br />
rasen kann, zerbricht auf einmal. Zerbricht<br />
an den lächerlich phlegmatischen<br />
Worten Hendersons, der, die Arme auf den<br />
Tisch gestützt, eintönig ausstösst: «Senhores,<br />
lasst uns nun mal pokern. Nachher könnt ihr<br />
euch umbringen! »<br />
Der Neger, dem die Zornesfalten noch in<br />
dicken Wülsten auf der niedern Stirn zittern,<br />
lacht zuerst Lacht, bis sein Gesicht ein einziger<br />
schwarzer Kreis ist, in dem der von<br />
blitzenden Zähnen umrandete Mund als dunkelrote<br />
Höhlung leuchtet. Lacht, bis er sich<br />
mit den gewaltigen Händen auf Hüften und<br />
Schenkel klatscht Lacht, bis er stöhnend in<br />
den nächsten Sessel sinkt. Und alle lachen<br />
wir nun aus Leibeskräften, sekundiert von<br />
dem Kichern der Mädchen, die sofort wieder<br />
näher hüpfen.<br />
Nur einer ist still. Urubu! Sein Blick<br />
schweift zwischen Henderson und mir hin<br />
und her. Tücke glitzert kalt in diesen Augen,<br />
die sich endlich fest auf die Brieftasche des<br />
Amerikaners heften.<br />
Immer von neuem prustet der Schwarze<br />
los, würgt dann heraus: « Ah, diese Gringos,<br />
wer könnte je ihren Gedankengang verstehen!<br />
Urubu, eine Flasche! Und etwas Besseres<br />
als Cachassa. Der junge Gringo bezahlt!»<br />
Ich nicke, und Henderson murmelt: «Yes,<br />
schätze ich, dass du das den Kerlen schuldest.<br />
Ich gebe dir den Mammon. Kalkuliere<br />
aber, dass du nichts dagegen hast, wenn dir<br />
das am Gehalt abgezogen wird, mein hoffnungsvoller<br />
Orchideensammler! » Laut ruft<br />
er: «Pokerkarten her. Meiner Mutter Sohn<br />
will einen Royal Flush produzieren! »<br />
Urubu eilt hinter die Bar, kredenzt Drinks<br />
nach allen Seiten. Und ich stosse mit dem<br />
Neger Juan an. Er grinst gutmütig, aber in<br />
seinen runden Pantheraugen schimmert eine<br />
unheilvolle Drohung. Benito lotst mich an den<br />
nächsten Tisch, wo man mich freudig lärmend<br />
niederzieht. Wir trinken Whisky. Er<br />
brennt in der Kehle, breitet rote Schleier vor<br />
den Blick, und nur mühsam sehe ich, wie<br />
Henderson mit Urubu und den beiden Kerlen,<br />
die einst auf einem Bananendampfer fuhren,<br />
Karten spielt.<br />
Sara schaukelt sich in der buntgewirkten<br />
Hängematte und führt mit den in roten Schuhen<br />
steckenden Füssen eine ausdrucksvolle<br />
Pantomime auf.<br />
Wie Francesca in den Bädern von Lucca,<br />
als sie von ihrem Abbate erzählte!<br />
(Fortsetzung folgt.)<br />
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Der kolbenlose Verbrennungsmotor von<br />
Larsen. Einer der Hauptgründe dafür, dass<br />
man bei den heutigen Verbrennungsmotoren<br />
die Tourenzahl nicht beliebig hoch steigern<br />
und so auch die übliche Leistung nicht über<br />
eine gewisse Leistung hinausbringen kann,<br />
ist der, dass die hin- und hergehenden Teile,<br />
Vor allem die Kolben und Ventile, schon<br />
bald unverhältnismässig grosse Massenkräfte<br />
auftreten lassen, die nicht nur den mechanischen<br />
Wirkungsgrad" der Maschine verschlechtern,<br />
sondern unter Umständen von<br />
den heute zur Verfügung stehenden Materialien<br />
gar nicht mehr aufgenommen werden<br />
können. Sobald es dagege'n gelingen würde,<br />
eine ähnlich wirkende Maschine mit nur<br />
rotierenden Teilen herzustellen, könnte man<br />
sie ungleich viel rascher laufen lassen und<br />
für eine gegebene Leistung viel kleiner<br />
bauen. Dieses lockende Ziel hat denn auch<br />
schon häufig Anlass zur Projektierung ent-<br />
sprechender Konstruktionen gegeben, ohne<br />
4ass aber bis jetzt eine praktisch schon bewährte<br />
Konstruktion vorläge.<br />
Eine der neuesten Versuchsausführungen<br />
auf diesem Gebiet stellt der dänische Larsenmotor<br />
dar, der beistehend skizziert ist. Es<br />
handelt sich hier, rein äusserlich betrachtet,<br />
um die Kombination zweier Exzentergebläse.<br />
Beide Gebläse sitzen auf ein und derselben<br />
Welle. Das eine von ihnen hat die Aufgabe,<br />
die Frischgase vom Vergaser anzusaugen<br />
und vorzukomprimieren. Das andere nimmt<br />
die vorverdichteten Frischgase auf, komprimiert<br />
sie nochmals und lässt dann die eingeleitete<br />
Explosion arbeitsleistend auf seinen<br />
Rotor einwirken.<br />
Aus den übereinanderstehenden Querschnitten<br />
unserer Abbildung ist der innere<br />
Aufbau der beiden Organe schematisch dargestellt.<br />
Um sich die Wirkungsweise der<br />
Maschine zu vergegenwärtigen, nehme man<br />
an, dass die Rotoren beider Organe sich entgegengesetzt<br />
dem Uhrzeiger-Drehsinn drehen<br />
würden. Das untere, als Ladepumpe wirkende<br />
Organ saugt dann in der Öefmung<br />
rechts oben Frischgas an, da sich der Raum<br />
zwischen dem Rotor und den in ihm verschiebbar<br />
gelagerten, unter Federdruck der<br />
Gehäusewand entlang gleitenden Paletten<br />
beständig vergrössert, bis sich der Rotor<br />
aus der eingezeichneten in eine dazu um<br />
90 Grad verdrehte Stellung gedreht hat. Der<br />
Einfachheit halber kann man auch annehmen,<br />
Der kolbenlose Larsen-Veibrennungsmotor m verschiedenen Schnitten.<br />
dass die Paletten die Frischgase von der<br />
Einlassöffnung rechts oben zur Auslassöffnung<br />
rechts unten hinüberschaufeln. Wie<br />
schematisch durch Pfeile angedeutet, gelangt<br />
dann die betreffende Frischgasmenge durch<br />
den Einlassschlitz rechts oben in das Arbeit<br />
leistende Organ der Maschine. Durch die<br />
Drehung des Motors und seiner Paletten<br />
wird die Frischgasladung zunächst bei der<br />
weiteren Viertelsdrehung der Maschine in<br />
dem halbsichelförmigen Raum zusammengedrückt,<br />
der zuoberst in der Skizze ersichtlich<br />
ist. Bei einer nochmaligen Viertelsumdrehung<br />
des Rotors verkleinert sich der<br />
Raum dieser Kammer, die durch den Rotor,<br />
die Gehäusewand und die Paletten gebildet<br />
wird, auf eine Minimum. Im höchstkomprimierten<br />
Zustand kann sich die Frischgasladung<br />
nur noch in der gestrichelt eingezeichneten<br />
halbkugeligen Einbuchtung des<br />
Rotors aufhalten. In diesem Moment wird<br />
sie durch eine Zündkerze entzündet. Hat die<br />
betreffende Kammer, analog dem Kolben, die<br />
Totpunktstellung überschritten, so wirkt sich<br />
nun der erhöhte Gasdruck auf die jeweils in<br />
der Drehrichtung vorn liegende, weiter aus<br />
dem Rotor herausstehende Palette stärker<br />
aus als auf die nachfolgende Palette und hat<br />
so einen Antrieb des Rotors zur Folge. Die<br />
Antriebswirkung hält so lange an, bis die<br />
vorauslaufende- Palette der betreffenden<br />
Kammer den Auslaßschlitz freigibt, der in<br />
der Skizze als zweitoberste Oeffnung durch<br />
einen Pfeil angedeutet ist. Die nachfolgende<br />
Palette drückt dann auch noch den Rest der<br />
Verbrennungsgase zu dieser hinaus.<br />
Statt übereinander wie im Schema, sind,<br />
wie schon erwähnt, das als Ladepumpe wirkende<br />
und das Arbeit abgebende Organ hintereinander<br />
auf einer gemeinsamen Welle<br />
angeordnet. In der Schnittzeichnung links<br />
ist bei C ein Teil des Rotors der Ladepumpe<br />
und bei D ein Teil des Rotors des Arbeitsorgans<br />
sichtbar. Im unteren aufgeschnitten<br />
gezeichneten Gehäuseteil des Arbeitsorganes<br />
sind, durch Pfeile markiert, auch die Einund<br />
Auslaßschlitze zu sehen. Es ist der Auslaßsammelkanal.<br />
Bei A wird angedreht.<br />
Die grosse Frage ist bei dieser wie auch<br />
bei allen ähnlichen "Maschinen "die, ob -sich<br />
die Paletten gut genug abdichten und temperatur-unempfindlich<br />
genug ausführen lassen.<br />
Wenn das gelänge, so würde ein solcher<br />
Rotationsverbrennungsmotor den Kolbenmotor<br />
in kurzer Zeit verdrängen. Das<br />
Problem einer praktisch einwandfreien konstruktiven<br />
Durchbildung erscheint jedoch<br />
vorläufig nur schwer lösbar und auch vom<br />
Earsenmotor ist hierüber noch nichts nähebekannt,<br />
-th-<br />
Eine Klingel als Signalinstrument Bei den<br />
vielfachen Anwendungsarten, in denen Glokken<br />
sonst als Signalinstrumente und Schallerzeuger<br />
anzutreffen sind, kann es eigentlich<br />
verwundern, dass die Glocke bisher noch nicht<br />
Aufbauskizze der durch einen kleinen Elektromotor<br />
betätigten neuen Klingel, die. als Signal für Motorfahrzeuge<br />
Aussicht auf Einführung hat.<br />
als Signalinstrument für Motorfahrzeuge Aufnahme<br />
fand. Hauptsächlich dürfte der Grund<br />
dafür darin bestanden haben, dass geeignete<br />
Mechanismen fehlten, um die Glocke zum<br />
Schwingen anzuregen. Der Mechanismus, wie<br />
ihn die Hausklingeln aufweisen, ist zu wenig<br />
leistungsfähig, und die Betätigungsarti durch<br />
Fusstritte, wie sie bei den Strassenbahnen in<br />
Gebrauch steht, ist für den Motorfahrzeuglenker<br />
zu unbequem.<br />
Unlängst hat nun jedoch Siemens-Schuckert<br />
eine elektromotorisch betätigte Klingel geschaffen,<br />
die für manche Verwendungszwecke,<br />
nicht zuletzt auch für das Auto, ganz gute<br />
Zukunfts-Aussichten haben dürfte. Die beistehende<br />
Skizze zeigt diese neue Klingel<br />
teilweise im Schnitt. Anstelle eines Klöppels<br />
dient zum Anschlagen der Glocke eine in<br />
einer zylindrischen Bohrung geführte Stahlkugel.<br />
Die Kugel wird dadurch zu raschem<br />
Auf- und Abwärtsspringen gebracht, dass die<br />
Scheibe, auf der sie ruht, bei jeder Umdrehung<br />
eine Nocke unter ihr durchzieht. Der Antrieb<br />
der Scheibe ihrerseits erfolgt durch einen<br />
kleinen Elektromotor, der zum Anschluss an<br />
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und stärker wird die Glocke natürlich<br />
angeschlagen. Schon bei kleinen Ausmassen<br />
soll der neue Signalapparat einen sehr "weit<br />
hörbaren auffallenden Ton abzugeben imstande<br />
sein. Ein besonderer Vorteil dürfte<br />
•darin bestehen, dass man mit ihm im Gegensatz<br />
zu den Hupen die Intensität des Signals<br />
sehr leicht abstufen kann, indem man z. B.<br />
entweder den Motor nur ganz kurz und<br />
schwach anlaufen, oder ihn durch entsprechend<br />
längeres Betätigen des Kontaktes auf<br />
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Reibflächen aus einem eingegossenen<br />
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während der Hauptkörper der Trommel<br />
selbst aus gepresstem Stahlblech besteht.<br />
Bezweckt wird mit dieser Sonderausführung<br />
hauptsächlich eine gleichmässigere<br />
Abnützung der Reibflächen. Die gusseisernen<br />
Reibflächen bleiben ständig glatt, da der<br />
in ihnen enthaltene Graphit eine gewisse<br />
Schmierwirkung bewirkt, während im Gegensatz<br />
dazu reine Stahlblechbremstrommeln<br />
an den Reibflächen leicht Anfressungserscheinungen<br />
und Riefjenbildung zeigen. Abgesehen<br />
davon ist jedoch die Gusseisen-armierte<br />
Bremstrommel auch viel steifer. Sie bleibt<br />
beständig rund, neigt nicht dazu, sich zu<br />
verziehen und verbürgt auch aus diesem<br />
Grunde eine gleichmässigere Bremswirkung.<br />
Bchematische Darstellung des Herstellungsvorganges<br />
der neuen Bremstrommeln.<br />
Während bei den bisherigen armierten<br />
Bremstrommeln der zylindrische Teil der<br />
Stahltrommel immer beibehalten wurde,<br />
werden nun neuerdings nach einem patentierten<br />
Verfahren auch armierte Trommeln<br />
ohne zylindrischen Teil hergestellt. Das Herstellungsverfahren<br />
ist durch die beistehende<br />
Skizze charakterisiert. In einer Gussform B<br />
wird zuerst der Seitenflansch A der angehenden<br />
Bremstrommel eingelegt. Mitsamt<br />
dieser Seitenscheibe kommt nun die Form<br />
auf eine Maschine, durch welche sie in<br />
rasche Rotation gesetzt wird. Während die<br />
Form rotiert, lässt man durch den Einguss C<br />
flüssiges Gusseisen einlaufen. Infolge der<br />
Zentrifugalkraft verteilt sich das flüssige<br />
Metall sofort gleichmässig auf den Umfang<br />
und geht durch seine Hitze auch mit den<br />
Rändern des Seitenflansches eine innige Verbindung<br />
ein, um so mehr, als in diesem noch<br />
Aussparungen D vorgesehen sind, die den<br />
Ring nach dem Erkalten positiv festhalten.<br />
f»ral«t<br />
scho<br />
W^nke<br />
Unterhalt von Kabelbremsen. Nicht selten<br />
geschieht bei modernen Wagen die Bremsbetätigung<br />
durch Kabel, die in einer Spiralhülle<br />
verlegt sind und deshalb keiner besonderen<br />
Führungsrolle bedürfen. So vorteilhaft<br />
wie diese Anordnung ihrer Einfachheit<br />
halber ist, so ungünstig kann sich bei ihr<br />
eine Nachlässigkeit im Unterhalt auswirken.<br />
Ueberlässt man die Kabelzüge dauernd sich<br />
selbst, so wird durch den sich in den Kabelhüllen<br />
bildenden Rost die Bremsbetätigung<br />
sehr stark erschwert; der Rost greift auch<br />
die Stelle an und vermindert damit deren<br />
Sicherheit-<br />
Gerade bei derartigen Kabelbremsen ist<br />
deshalb eine zuverlässige theoretische<br />
Schmierung besonders wichtig. Die Ein- und<br />
Austrittsstellen der Kabel sollten ausserdem,<br />
wenn möglich, durch dicht abschliessende<br />
Gummischläuche oder Ledermannschetten<br />
gegen den Eintritt von Spritzwasser und<br />
Schmutz geschützt sein. -at.<br />
Die Wasserpumpe tropft. Wenn auch das<br />
Tropfen der Wasserpumpe kaum zu einem<br />
erheblichen und für den Motor schädlichen<br />
Wasserverlust führen kann, so wird trotzdem<br />
jeder Automobilist, der seine Maschine<br />
liebt, den Fehler abzustellen versuchen, und<br />
das ist mit geringer Mühe möglich. Zunächst<br />
probiert man es damit, dass man<br />
Saurer-Dieselmotor | ro -^-e = = k;; »-* — —<br />
| TypPD-6Cyl. S e0 L ^ I T ^ ^ ^<br />
•?'_,, Bohrung; 80mm, Hub. 120mm 50 ^ $ r ä sys. . _ üüs<br />
1-5: Hubvolumen: 3.&IL K Ül ^ : /£. ^<br />
! * 30 /<br />
M 20<br />
Die Lcistungs- und Verbrauchskurven des neuen 3,6-Liter-Saurer-'SeohszyIinder-Personen-wagen-Dieselmotors,<br />
über den wir in der letzten Nummer einlässlich berichtet haben.<br />
die Stopfbüchse der Wasserpumpe nachzieht;<br />
in ihr befindet sich nämlich eine<br />
Packung, die durch dieses Nachziehen fester<br />
zusammengedrückt wird und so die Abdichtung<br />
wieder herstellen soll. Ausserdem kann<br />
man in die Wasserpumpe Fett geben, und<br />
zwar ein Fett, das durch heisses Wasser<br />
nicht gelöst wird, weil es sonst in die gesamte<br />
Kühlanlage verschleppt wird. Die<br />
Kühlanlage muss aber unbedingt sauber<br />
bleiben, wenn sie richtig funktionieren soll<br />
Wenn trotz Nachziehens der Stopfbüchse<br />
und trotz Fettens die Wasserpumpe weiterhin<br />
tropft, so bleibt nichts weiter übrig, als<br />
eine neue Packung einzulegen.<br />
Wodurch entstehen Lagerdefekte? Lagerdefekte<br />
sind «fast immer auf das Versagen<br />
der Schmierung zurückzuführen. Häufig trägt<br />
ein zu niedriger Oelstand im Kurbelgehäuse<br />
die Schuld oder ein Versagen der Oelförderung.<br />
Aber auch infolge Verstopfung eines<br />
Filters durch Staub, Schmutz, Schlamm, bei<br />
kaltem Wetter auch durch Eis oder durch<br />
Versagen der Pumpe, kann die Oelzufuhr zu<br />
den Lagern plötzlich aufhören. Wurde das<br />
Kurbelgehäuse beim Reinigen des Motors<br />
mit Petrol ausgespült, so werden oft Fremdkörper<br />
losgelöst, die dann in die Oelw'ege<br />
des Schmiersystems gelangen und die OeJ<br />
zufuhr unterbinden. Ausserdem kann auch<br />
durch Petrol, das in die Oelpumpe gelangt,<br />
ein plötzliches Abreissen der Oelsäule und<br />
damit eine Unterbrechung der Oelförderung<br />
eintreten. Das Kurbelgehäuse soll deshalb<br />
nie mit Petrol gereinigt werden, auch aus<br />
dem Grund nicht, weil sonst nachher das<br />
neue Oel durch die Petrolüberreste verschlechtert<br />
wird; vielmehr halte man sich<br />
strikte nur an die Verwendung von Spülöl.<br />
Die Verwendung des richtigen, hochwertigen<br />
Oels vorausgesetzt, lassen sich bei<br />
Einhaltung des vorgeschriebenen Oelstandes,<br />
regelmässiger Reinigung des Oelsiebes und<br />
vorschriftsgemäss vorgenommenem Ölwechsel<br />
Lagerstörungen fast mit absoluter Sicherheit<br />
vermeiden.<br />
Rost frisst das Auto. Auch der beste Stahl<br />
hat einen Feind, der ihn zur Strecke bringt,<br />
wenn nicht der Mensch rettend eingreift:<br />
Das Wasser. Wo dieses nämlich das blanke<br />
Metall trifft und länger verweilen kann, bildet<br />
sich mit der Zeit Rost. Und Rost frisst<br />
Stahl! Man muss also dafür sorgen, dass<br />
der Wagen dem Wasser keine Angriffsflächen<br />
bietet, dass jetzt in der nassen Jahreszeit<br />
besonders die meist stark vernachlässigte<br />
Unterseite des Fahrzeuges erst gründlich<br />
mal gereinigt und dann mit Rostschutzfarbe<br />
gestrichen wird. Aber das ist noch<br />
lange nicht genug. Es gibt « da unten» allerhand<br />
Wagenteile, die man nicht mit einem<br />
Farbüberzug versehen kann oder wo die<br />
Farbe nicht lange hält: Die Federn, die<br />
Bremsseile, Lenkungsteile usw.<br />
Auch hier hat man schon entsprechende<br />
Abwehrmassnahmen getroffen, hat ordentlich<br />
gefettet. Aber Fett und Oel sind empfindlich,<br />
verschwinden schon nach kurzer<br />
Zeit spurlos. Deshalb versuche man es mal<br />
mit einem andern Mittel, das vielen Fahrern<br />
nicht unbekannt ist, weil sie es als Zusatz<br />
zum Oel verwenden : mit kolloidalem Graphit.<br />
Er wird zwischen die Federn gebracht,<br />
wo nicht nur das Oel gut schmiert, sondern<br />
besser und länger der Graphit, der zwischen<br />
den Federblättern eine feine, glatte Schicht<br />
bildet. Und da Graphit nicht rostet, schützt<br />
er auch die Federn.<br />
Berichtigung. Im Bericht über den Personenwagendiesel<br />
aus den Konstruktionswerkstätten der<br />
Ad. Saurer AG., Arbon, wurde bei den Ergebnissen<br />
der Beschleunigungsversuche die Beschleunigung<br />
mit m'/sec. anstatt mit m/sec* angegeben. Wir nehmen<br />
gerne an, dass die mit der Materie vertrauten<br />
Leser das Quadratzeichen, welches sich so mutwillig<br />
auf Reisen begab, an den richtigen Ort rückversetzt<br />
haben.<br />
; — • '<br />
§• 10 •—i<br />
1 I I I I I || |[ I I T""~] I I 5 !Ö~" 1( 00 ~ ÖÖ 2C ÖÖ 2E X) 31 ÖÖ~<br />
220 »;—• * ^ • —. - ^ 2#S «_<br />
" ^E—^--^- -r—<br />
200 ^ sT" ^ -*= ^<br />
170 •<br />
«o<br />
20 40 60 70<br />
Ne —» efF. Leistung reef. auf Meereshöhe<br />
Tech<br />
s»<br />
Antwort 9622. Benzin- Oder Rohölmotor? Zuschrift<br />
weitergeleitet.<br />
Red.<br />
Antwort 9633. Titanic-Obenschmieröl. Zuschrift<br />
weitergeleitet.<br />
Red.<br />
Antwort 9634. M. T.-Obenschmiertabletten. Zuschrift<br />
weitergeleitet<br />
Red.<br />
Frage 9645. Abdichtung mit Seife. Ich habe<br />
gehört, dass man Undichtigkeiten in Benzinrohrleitungen<br />
oder Benzinbehältern behelfsmässig mit<br />
'Seife aihdichten kann. Welche Seifenart ist dafür<br />
erforderlich? Sind dabei noch besondere Massnahmen<br />
zu beachten? T. J. in J.<br />
Antwort: Man kann mit jeder beliebigen<br />
Seife eine Benzinleitung abdichten, denn sowohl<br />
Hart- als auch Weichseifen werden von Benzin<br />
nicht aufgelöst. Man muss nur um die Rohrleitung<br />
nach dem Abdichten mittels Seife Isolierband<br />
oder einen Stoffstreifen oder dgl. wickeln, um die<br />
Seife festzuhalten. Dadurch wird die Undichtigkeit<br />
vollkommen beseitigt. Wenn die Seife zu hart ist<br />
zum Aufschmieren, muss sie mittels Wasser etwas<br />
weich gemacht werden, damit sie knetbar<br />
wird. Wenn die Seife nicht durch mechanische<br />
Einwirkungen entfernt wird, hält diese Abdichtung<br />
beliebig lange Zeit.<br />
-at-<br />
Frage 9646. Bau eines Cyclecars. Ich habe mir<br />
einen verunfallten Dreiradwagen erworben, der bis<br />
auf „den Motor demoliert ist, und habe nun die<br />
Absicht, den Wagen von Grund auf neu zu bauen,<br />
was mir in der Werkstatt meines Vaters möglich ist.<br />
\Der Wagen hat ein Gesamtgewicht von 510 kg,<br />
das ich, wenn irgend möglich," reduzieren will.<br />
Ferner ein Motor, 4 Zylinder, 5 PS, von dem ein<br />
Rohr zum Räderkasten führt und von dort eine<br />
Kette auf das Treibrad, zwischen demselben das<br />
Getriebe. Das möchte ich so beibehalten. Dagegen<br />
habe ich die Absicht, vorn eine Einzelradabfederung<br />
anzubringen, die ich selbst anfertigen werde, ähnlich<br />
der von Praga-Baby-Konstr. Das Chassis<br />
möchte ich aus Stahlröhren mit autogengeschweissten<br />
Verbindungen anfertigen. Bremsen mech. mit<br />
Kabelzug. Betreffend der Länge des Radstandes<br />
bin ich im Ungewissen, wie ich am besten eine<br />
rechte Gewichtsverteilung erlange, um ein sicheres<br />
Kurvenfahren bei grösserer Geschwindigkeit möglich<br />
zu machen. Besonders bin ich verschiedener<br />
Ansicht, wie sich das verhält: vorn ist der schwere<br />
Motor mit Kühler, Federung, Steuerung, 2 Rädern<br />
und hinten nur der Räderkasten mit Radaufhängung,<br />
Kette und Treibrad. Das ist nach meinem<br />
Dafürhalten ein schlechtes Verhältnis, das Hauptgewicht<br />
vorn, wo kein Antrieb ist, und das kleine<br />
Gewicht hinten, wo der Antrieb ist. Ich. möchte<br />
Sie nun bitten, mir zu sagen, ob es so, wie ich angedeutet<br />
habe, möglich ist, einen günstigen Aufbaju<br />
zu gestalten. Oder würden Sie mir andere Wege<br />
vorschlagen? Die Karosserie werde ich später machen<br />
oder anfertigen lassen. A. B. in W.<br />
Antwort: Grundsätzlich wird es sich wohl<br />
empfehlen, beim Wiederaufbau des Wagens soviel<br />
Teile wie möglich von der alten Konstruktion zu<br />
übernehmen. Jede Neuanfertigung von Teilen würde<br />
sonst wahrscheinlich, selbst wenn Ihnen eine eigene<br />
Werkstatt zur Verfügung steht, soviel kosten, dass<br />
sich das Experiment gar nicht lohnt. Es ist ja nicht<br />
ausser acht zu lassen, dass man heute im Altwagenhandel<br />
schon für weniger als 1000 Fr. ganz<br />
respektable Fahrzeuge erwerben kann. Ob sich unter<br />
diesen Gesichtspunkten der Aufbau einer kompletten<br />
neuen Vorderfederung lohnt, möchten wir etwas<br />
bezweifeln. Am besten würden Sie jedenfalls auch<br />
hier schon vorhandene Aggregate zu erwerben<br />
;rachten. Vielleicht findet sich Brauchbares auf<br />
einem Autpfriedhof. Allzu wählerisch sollten Sie<br />
dabei im System nicht sein, sondern vielmehr darauf<br />
sehen, dass sich der Vorderachskomplex mögichst<br />
einfach in das ganze Chassis einfügen lässt.<br />
Aus Stahlrohren lässt sich wohl ein sehr leichter,<br />
ester Rahmen herstellen. Die Herstellung guter<br />
üchweissverbindungen an den Knotenpunkten er-<br />
'ordert aber bei dünnwandigem Stahlröhr nicht<br />
wenig Erfahrung und Uebung. Durch Variationen<br />
n der Länge des:Radstandes lässt sich die Gewichtsirerteilung<br />
nicht stark beeinflussen. Eine verhältnismässig<br />
starke Belastung der beiden Vorderräder<br />
st weder leicht zu vermeiden, noch überhaupt erwünscht,<br />
weil davon die Kippsicherheit des Wagens<br />
abhängt. Die grösste Kippsicherheit hätte der Wagen<br />
ja dann, wenn sich sein Schwerpunkt direkt<br />
wischen den Vorderrädern befände, eine Anordnung,<br />
die aber natürlich nicht angängig ist. Da<br />
andererseits das Hinterrad umsomehr zum Schwanen<br />
und Springen neigen wird, je weniger es beastet<br />
ist, muss zwischen der Anordnung, die die<br />
grösste Kippsicherheit ergibt und der Anordnung,<br />
ie den ruhigsten Lauf des Hinterwagens gewähr-<br />
«stet, ein Kompromiss geschlossen werden. Auch<br />
Wer halten Sie sich am besten an schon bestehende<br />
iTorbilder, sowohl was den Einbau des Motors und •)<br />
Getriebes, wie auch was die Anordnung der Sitze<br />
etrifft. Bei den bisherigen Dreiradwagen entfallen<br />
ingefähr % des Gewichtes auf die Vorderräder und<br />
Yi auf das Hinterrad,<br />
$P<br />
'»«!**.<br />
Anfrage 352. Unfallursachen. Als mehrjähriger<br />
Abonnent erlaube ich mir, Ihnen beigeschlossen die<br />
Akten eines Straffalles zu übersenden mit dem Ersuchen,<br />
mir mitzuteilen, wer Ihrer Ansicht nach für<br />
den entstandenen Unfall verantwortlich ist. Auf<br />
einer geraden, offenen Strecke fuhren drei Motorfahrzeuge<br />
(2 Automobile und 1 Motorrad) hintereinaridef.<br />
Als das vorderste Automobil (K) seinen<br />
Lauf stark verminderte, wich das zweite Automobil<br />
(S), um nicht mit dem ersten zu kollidieren, nach<br />
links aus und hielt an. Es fuhr dabei etwas über die<br />
Strassenmitte hinaus. Das Motorrad (M) tat das<br />
Gleiche, d. h. es stoppte und wurde nach links abgedreht.<br />
Im Moment, als dasselbe hinter dem zweiten<br />
Automobil hervorkam, wurde es von einem inentgegengesetzter<br />
Richtung fahrenden Automobil erfasst.<br />
Das kreuzende Automobil (V), für welches<br />
das Motorrad durch die voranfahrenden Automobile<br />
verdeckt war, konnte dasselbe erst erblicken, als<br />
es hinter dem 2. Automobil hervorkam. Dieses Automobil<br />
fuhr dann, durch den Zusammenprall mit<br />
dem Motorrad abgelenkt, gegen einen Baum. Der<br />
Anprall mit dem Baum hatte den Tod eines Insassen<br />
zur Folge, während der Motorradfahrer und sein<br />
Sozius mit Frakturea und Quetschungen davonkamen.<br />
J. W. in V.<br />
Antwort: 1. K. Gemäss Art. 26 MFG. ist der<br />
Führer eines Motorfahrzeuges verpflichtet, recht«<br />
zu fahren. Rechts fahren heisst jedoch nicht, längs<br />
des rechten Strassenrandes, sondern auf der rechten<br />
Strassenhälfte. K. hat sich somit bezüglich<br />
Art. 26 MFG. nicht vorschriftswidrig verhalten.<br />
Gemäss Art. 49 V. V. zum MFG. dürfen Motorfahrzeuge<br />
nur am Strassenrande anhalten. K. hielt<br />
sein Fahrzeug 1 m vom rechten Strassenrand entfernt<br />
an. Es fragt sich, ob er damit gegen Art. 49<br />
V. V. verstossen hat. Voraussichtlich ja, es sei denn,<br />
die Strassenverhältnisse hätten ein weiteres nach<br />
rechts Anhalten nicht ermöglicht. Dagegen ist aber<br />
jedenfalls diese Widerhandlung gegen Art. 49 V. V.<br />
nicht kausal mit dem Unfallereignis.<br />
Zudem geht aus den Akten nicht einwandfrei<br />
hervor, ob das Automobil Kalbermatten effektiv bereits<br />
angehalten hatte und nicht vielmehr nur langsam<br />
fuhr und dann erst auf den «Chlapf» hin sofort<br />
anhielt. Die Akten enthalten diesbezüglich einen.<br />
Widerspruch, so dass es jedenfalls fraglich ist, ob<br />
sich K. tatsächlich einen Verstoss gegen Art. 49<br />
V. V. hat zuschulden kommen lassen.<br />
2. S. Art. 48 V.V. zum MFG. schreibt vor, dass<br />
hintereinander fahrende Motorfahrzeuge nur so<br />
nahe aufschliessen dürfen, dass sich beim plötzlichen<br />
Anhalten des vorderen Fahrzeuges kein Zusammenstoss<br />
ereignen kann.<br />
Es besteht somit nach MFG., resp. V.V. der<br />
Grundsatz, dass das hintere Fahrzeug sich so zu<br />
verhalten hat, dass, falls das vordere plötzlich anhält,<br />
kein Zusammenstoss entsteht.<br />
S. sagt, er hätte nicht vorfahren wollen, da<br />
er den herankommenden Wagen V. gesehen hätte.<br />
Ein Grund, dieser Aussage nicht Glauben zu schenken,<br />
besteht m. E. nicht. Dagegen hat entweder S..<br />
das Verlangsamen des Automobils K. nicht rechtzeitig<br />
bemerkt, oder er war zu nahe aufgeschlossen,<br />
so dass, als K. stoppte, S. einen Zusammenstoss<br />
nur durch Ausbiegen nach links über die Strassenmitte<br />
hinaus verhüten konnte. Er liess jedoch dabei<br />
kreuzenden Fahrzeugen genügend Platz, indem<br />
der Wagen V. anstandslos passieren konnte. Es<br />
stellt sich nun die Frage, ob die Tatsache, dass S.<br />
für sein Anhalten einen Teil der linken Strassenhälfte<br />
beansprucht hat, mit dem Unfallereignis kausal<br />
ist. Sicher ist, dass dem Motorradfahrer, wenn<br />
das Automobil S. hinter dem Automobil K. angehalten<br />
hätte, statt hinten links seitlich gestaffelt,<br />
1,5 m zur Verfügung gestanden wäre, um allenfalls<br />
zwischen den Automobilen S. und V. hindurchzukommen.<br />
Aus der Tatsache aber, dass M.<br />
nicht imstande war, sein Motorrad rechtzeitig zu<br />
stoppen und, wie er selbst sagt, seine Maschine<br />
links abgedreht wurde, geht hervor, dass er diese<br />
eben nicht mehr beherrschte und somit voraussichtlich<br />
nicht in der Lage gewesen wäre, das Automobil<br />
V. zu kreuzen, ohne mit diesem zu kollidieren.<br />
Dass das Stopplicht am Automobil S. nicht geleuchtet<br />
haben soll, ist jedenfalls nicht bewiesen.<br />
Hätte das Schlusslicht nicht funktioniert, könnte<br />
u. U. eher ein Verschulden des S. am Unfallereignis<br />
angenommen werden, wobei hinwiederum zu bemerken<br />
ist, dass bei einem von M. zugegebenen Abstand<br />
von nur 20—30 m und einer Geschwindigkeit von<br />
50—60 km trotz Aufleuchtens des Stopplichtes zu<br />
wenig Bremsweg vorhanden gewesen wäre, um ein<br />
rechtzeitiges Stoppen ohne Zusammenstoss oder ohne<br />
Ausweichen zu ermöglichen.<br />
So käme ich denn zum Schlüsse, dass mit Rücksicht<br />
auf den schweren Fehler, der von M. begangen<br />
worden ist, das Verhalten des S. nicht kausal<br />
ist für das Unfallereignis.<br />
3. M.: Der Motorradfahrer fuhr für die von ihm<br />
innegehabte Geschwindigkeit zu nah aufgeschlossen.<br />
Aus diesem Grunde konnte er nicht mehr rechtzeitig<br />
anhalten. Aus diesem Grunde sah er nicht,<br />
was auf der Strasse vorging, aus diesem Grunde<br />
wurde er auch nicht von V. gesehen. Er beherrschte<br />
sein Fahrzeug nicht und verursachte damit die Kollision<br />
mit V. M. trifft somit ein Verschulden sowohl<br />
bezüglich der Kollision, als auch bezügl. der schweren<br />
Folgen.<br />
• 4. V.: Dieser konnte offenbar den nahe hinter S.<br />
fahrenden Motorradfahrer nicht sehen. Auch wenn<br />
er ihn gesehen hätte, müsste er nicht damit rechnen,<br />
dass dieser plötzlich in seine Fahrbahn kommen<br />
würde. Seine Geschwindigkeit war keine dea<br />
Verhältnissen nicht entsprechende. V. sah auf ca.<br />
130 m, dass das Automobil K. langsamer fuhr und<br />
dass hernach das Automobil S. gegen die Strassenmitte<br />
auswich und anhielt. Er durfte mit Recht<br />
annehmen, dass S. ihn eben gesehen und passieren<br />
lassen wollte. Es bestand deshalb für V. keine Veranlassung,<br />
irgendwelche Massnahmen zu treffen.<br />
Damit war er aber bereits so nah an das Automobil<br />
K. herangekommen, dass, als unerwartet der Motorradfahrer<br />
hinter dem Automobil S. hervorschoss,<br />
ein Anhalten technisch ausgeschlossen war. V.<br />
konnte und musste dieses Ereignis nicht voraussehen.<br />
Es trifft ihn deshalb an der Kollision mit<br />
dem Motorradfahrer kein Verschulden. Was nach<br />
der Kollision mit M. geschah, dafür ist V. nicht<br />
verantwortlich, nachdem er, wie bereits erwähnt,<br />
eine Kollision mit dem Motorradfahrer nicht voraussehen<br />
konnte und nachdem, so wie sich die Verhältnisse<br />
V. von weitem darstellten, kein Grund für<br />
ihn bestand, seine Geschwindigkeit herabzusetzen.<br />
Ich bin der Auffassung, dass das alleinige und<br />
ausschliessliche Verschulden am Unfall den Motorradfahrer<br />
M. trifft. Ich füge bei, dass sich diese<br />
Auffassung lediglich auf die mir vorgelegten Akten<br />
stützt, ohne nähere Kenntnis der Oertlichkeiten,<br />
eventuell aus den Akten nicht hervorgehende Verumständungea<br />
etc. *
BERN, DIENSTAG, 12. NOVEMBER <strong>1935</strong><br />
III. BLATT DER „AUTOMOBIL-REVUE" No91<br />
£w JCna(kaschicksa£'<br />
Eine Erzählung von Heinrich Lämmlin<br />
Er gab nur zerstreute Antworten in der<br />
Schule, dass der Lehrer endlich aufmerksam<br />
wurde und ihn fragte, was mit ihm los sei.<br />
c Hast du geschlafen, Flöry?» fragte er.<br />
Franz Florenz schaute den Lehrer nur an,<br />
gab aber keine Antwort. Was wollte denn<br />
dieser Mann, musste der ihn auch noch quälen?<br />
Erst als der Lehrer seine Frage energisch<br />
wiederholte, sagte er: «Ich habe nicht<br />
geschlafen! » Die Antwort klang so gleichgültig,<br />
dass der Lehrer stutzte. «Bist du<br />
krank, Junge? » fragte er besorgt. Aber der<br />
Florenzel schüttelte nur erstaunt den Kopf.<br />
Was der nur mit ihm hatte, warum der nur<br />
solche Fragen stellte? Er war noch niemals<br />
krank. Wer krank ist, hat Schmerzen, der<br />
kann nicht gehen und muss im Bett liegen.<br />
Nein, er war sicher nicht krank, es fror ihn<br />
nur, und dann musste er auch immer an<br />
Erika denken. Das war keine Krankheit Er<br />
konnte jetzt sogar lächeln, aber es war ein<br />
müdes, verzerrtes Lächeln, als er sagte: «Ich<br />
bin nicht krank, Herr Lehrer! »<br />
Der Lehrer deutete das Lächeln falsch. Er<br />
hatte ihn gern, den Jungen, der so still und<br />
so viel reifer war als die andern. Aber seit<br />
einiger Zeit war etwas nicht in Ordnung mit<br />
ihm. Und jetzt das Lachen, das wie Hohn<br />
aussah, das durfte er sich auch von ihm nicht<br />
bieten lassen. « Flöry », sagte er darum, « mit<br />
dir ist etwas los. Ich will nicht fragen, was<br />
es ist, aber ich verlange, dass du in der<br />
Schule aufmerksam bist Früher warst da der<br />
beste Schüler, doch wenn es so weiter geht,<br />
'dann bist du bald der schlechteste. Damit du<br />
aufpassen lernst, bleibst du heute eine Stunde<br />
länger hier! »<br />
Der Knabe erschrak. War es denn nicht<br />
genug, dass er hier sitzen musste, während<br />
der fremde Knabe mit Erika spielte? Was<br />
wollte denn nur der Lehrer? Konnte denn<br />
keines begreifen, dass er anders denken<br />
musste als sie, dass er Gedanken hatte, die<br />
nur ihm gehörten? Und jetzt sollte er auch<br />
noch länger hier bleiben, und das gerade<br />
heute! Alles in ihm bäumte sich gegen den<br />
iWillen des Lehrers auf, und wie ein Schrei<br />
klang es, als er sagte: «Ich kann nicht hier<br />
bleiben, Herr Lehrer! »<br />
«Du kannst nicht! So, warum kannst du<br />
1 'denn nicht, mein Junge? » fragte der Lehrer*<br />
flnd seine Stimme klang jetzt hart und rauh.<br />
Franz Florenz gab keine Antwort. Blass,<br />
mit trotzig verkniffenem Munde schaute er<br />
vor sich hin. Die Rechte hatte er fest um die<br />
Bank gekrallt, sein linker Arm hing schlaff<br />
herab. Kein Muskel zuckte an ihm. Ein Bild<br />
harten Trotzes stand er da.<br />
Und langsam, mit vorgebeugtem Körper<br />
kam der Lehrer auf ihn zu. Seine Geduld<br />
war zu Ende, seine Stimme vibrierte wie zu<br />
hart gespannte Metallsaiten. «Du kannst<br />
nicht, Junge? Warum kannst du nicht, willst<br />
" SVwtsetzung TOQ No, 89.<br />
Am Luganersw.<br />
du reden?» — Sein Arm schoss vor, tmd<br />
seine Hand legte sich schwer auf des Knaben<br />
Schulter. Aber der schwieg immer noch.<br />
Der Trotz des Misshandelten stieg in ihm<br />
auf. Warum schüttelte ihn der Lehrer jetzt?<br />
Er sprach nicht, nur seine Rechte krallte sich<br />
noch fester um die Bank und die Linke<br />
schloss sich zur Faust. Und wieder tauchte<br />
der Gedanke an Erika in ihm empor. Litt<br />
er nicht um sie? Doch daneben war auch die<br />
Erinnerung an den Schorsch, und die Freude<br />
verflog. Musste er nicht um seinetwillen leiden?<br />
In einer wilden Aufwallung stiess er<br />
den Arm des Lehrers fort und trat einen<br />
Schritt zurück. Seine Hände ballten sich, und<br />
von seinen Lippen brach ein zischender Laut<br />
Er handelte instinktiv, er hätte ja nicht den<br />
Mut gehabt, seinem Lehrer zu trotzen oder<br />
ihn zu beleidigen. So folgte ein heisses Erschrecken<br />
über seine Tat<br />
Auch der Lehrer war erschreckt einen<br />
Schritt zurückgetreten, stürzte aber gleich<br />
darauf wieder auf den Jungen los. Aber vor<br />
den angstvoll erweiterten Augen, die ihm aus<br />
dem bleichen Knabengesicht entgegenstarrten,<br />
Hess er die Hände wieder sinken, machte<br />
kurz kehrt und trat zu seinem Pult zurück.<br />
Die ganze Klasse hatte diesen Vorfall mit<br />
angstvoller Neugierde beobachtet; jeder<br />
Schüler bereit, sich vor dem ausbrechenden<br />
Donnerwetter zu ducken. Jetzt ging ein befreites<br />
Aufatmen durch die Reihen.<br />
Franz Florenz sah von allem nichts mehr«<br />
Eine Welt brach für ihn zusammen, und weinend<br />
setzte er sich nieder. Kein Gedanke war<br />
mehr in ihm, alles war leer und ausgebrannt<br />
Nur sein Herz klopfte hart in seiner Brust<br />
und war so schwer wie ein Stein. Nichts, gar<br />
nichts war mehr da, als er und der Druck<br />
auf der Brust, der schmerzte und zum Weinen<br />
zwang. Dann legte sich auch das, und<br />
nur kalte Schauer jagten über seinen Rücken.<br />
Allmählich bäumte sich sein Trotz wieder<br />
auf, die kalte Abwehr einer Welt, die er<br />
nicht verstand. Diese Abwehr wurde zur<br />
Angst die ihn zitternd nach dem Pulte des<br />
Lehrers horchen Hess. Jede seiner Bewegungen<br />
verfolgte er mit der gespannten Aufmerksamkeit<br />
eines gequälten Tieres, bereit sich<br />
zu ducken, bereit, seine Strafe hinzunehmen.<br />
Aber nichts geschah. Der Unterricht ging<br />
weiter; alles war wie gewöhnlich. Grausamer<br />
als jede Strafe war für ihn diese Folter des<br />
Wartens. Sie zermürbte und zerbrach seinen<br />
Trotz und seine Bereitschaft zu leiden, und<br />
damit zerbrach auch sein kindlicher Märtyrertraum.<br />
Da läutete die Glocke*<br />
Angstvoll fragend schaute er zu dem Lehrer<br />
hin. Ihre Blicke kreuzten sich, und der<br />
Lehrer nickte ihm zu. Seine Augen strahlten<br />
wieder die gleiche Qüte aus wie all die Jahre.<br />
Mehr als der Zorn, mehr als die Folter des<br />
Wartens erschütterte ihn diese Güte. Er<br />
konnte seinen Blick nicht VOP. den Augen des<br />
Schloss Nym.<br />
andern losreissen, bis dieser sagte: «Es ist<br />
gut, Flöry, Du kannst mit den andern gehen!<br />
»<br />
Da packte er seine Bücher zusammen und<br />
ging mit den andern hinaus; ging mit hängendem<br />
Kopf durch die Strassen und hatte<br />
das Gefühl, als trage er eine riesige Last die<br />
ihn niederbrechen und zu Boden drücken<br />
wollte. An Erika dachte er nur kurz, ging<br />
aber nicht zu ihr.<br />
Zu Hause warf er sich mit einem wilden<br />
Aufschrei auf sein Bett, krallte die Hände in<br />
die Decke und lag dann still. Bleierne Müdigkeit<br />
kam über ihn, das Zimmer tanzte einen<br />
Reigen, und dann versank alles.<br />
Als er wieder erwachte, war er immer noch<br />
müde. Die Hände waren weiss und trocken,<br />
seine Lippen zerrissen, und ein wilder Durst<br />
quälte ihn. Er wollte die Augen öffnen und<br />
Hess es doch wieder sein. Ganz still lag er.<br />
Im Zimmer tickte eine Uhr, leise erst dann<br />
laut und immer lauter, bis es ein Dröhnen<br />
war, das auf ihn einstürzte und ihn erschreckte,<br />
dass er von einer wilden Angst<br />
gepeinigt hochfuhr. Er schrie laut ohne es<br />
zu wisse*n; hatte die Augen geöffnet, ohne<br />
etwas zu sehen. Da legte sich eine kühle<br />
Hand begütigend auf seine Stirn. Noch dauerte<br />
es eine Weile, dann fiel die Angst von<br />
ihm ab, und sich scheu umsehend, schaute er<br />
in das vertraute Gesicht der Mutter. Da sank<br />
er mit einem erlösten Seufzer wieder in die<br />
Kissen zurück. Noch war es ihm, als streiche<br />
die kühle Hand über Augen und Stirn, dann<br />
zog ihn die Müdigkeit in die Tiefe — hinab<br />
*— hinab — immer tiefer hinab. Es war kein<br />
jäher Fall, war ein sanftes Dahingleiten, ein<br />
Erlöschen alles Schmerzlichen und Bewussten.<br />
Lange dauerte dieser Schlaf der Erschöpfung.<br />
Als er wieder erwachte, standen die<br />
Mutter und der Arzt an seinem Bette. Den<br />
Arzt kannte er, er hatte ihn einmal gesehen,<br />
als die Nachbarin krank war; er hatte eine<br />
tiefe Stimme, und wenn er sprach, klirrten<br />
die losen Scheiben an den Fenstern. Sein<br />
Lachen aber klang wie das Rollen eines Wagens<br />
auf holperigem Pflaster. Jetzt lachte er:<br />
« Gerettet Florenzel! Jetzt haben wir ihn<br />
durch, Frau Flöry.»<br />
Darauf beugte er sich über ihn und fühlte<br />
seinen Puls. Sein langer, weisser Bart strich<br />
dabei über des Jungen Gesicht hin, dass er<br />
lachen' musste.<br />
« Gut so, gut so! » sagte da der Arzt, und<br />
ehrliche Freude klang aus seinen Worten.<br />
Gesund, krank! Beides waren für den Knaben<br />
Begriffe, ungreifbar wie die Gesundheit<br />
selbst Krank, was war das? Irgendwo in<br />
seinem Unterbewusstsein lebte das Gefühl<br />
eines tiefen Falles irgendwohin ins Endlose.<br />
Vielleicht war dieses Endlose die Gesundheit<br />
— oder — die Krankheit — Lange sann er<br />
diesen Dingen nach und kam doch zu keinem<br />
Ziel.<br />
Es ging langsam mit der Genesung vorwärts.<br />
Die Müdigkeit lag ihm immer noch in<br />
den Gliedern, doch war sie jetzt ohne<br />
Schwere. Endlich kam auch der Tag, an dem<br />
er aufstehen durfte. Die Beine waren noch<br />
ohne Kraft und trugen ihn nicht. Er musste<br />
sich am Bett, am Tisch und an den Stühlen<br />
festhalten, um nicht umzusinken. Bei jedem<br />
s<br />
Schritt glaubte er m einen Sumpf zu treten,<br />
dessen zähe Masse seine Füsse festhalten<br />
wollte. Es war ein seltsames Empfinden, das<br />
ihn mit Angst und Freude zugleich erfüllte.<br />
Doch bald gewannen seine Glieder wieder die<br />
alte Kraft, und damit wurde auch der<br />
Wunsch, sich zu beschäftigen, wieder wach.<br />
So griff er eines Tages nach einem Buche<br />
und begann zu lesen. Doch bald legte er es<br />
wieder zur Seite. Das, was er da las, lag ihm<br />
so fern, dass er es nicht begreifen konnte;<br />
und doch war gerade dieses Buch einmal<br />
eines seiner Lieblingsbücher gewesen. Woher<br />
kam das? Stundenlang sann er dieser Frage<br />
nach, ohne eine Lösung zu finden. So waren<br />
mit der Krankheit viele Rätsel in sein Leben<br />
getreten, und nur ganz allmählich fand er<br />
sich wieder in sein früheres Leben zurück*<br />
Aber ein versonnener Ausdrück blieb seinem<br />
Gesicht von dieser Zeit an, der ihm ein ganz<br />
besonderes Gepräge gab.<br />
« Du, Florenzel, du bist ja ein ganz anderer<br />
geworden!» sagte Erika, als >sie ihn das<br />
erstemal sah. Dann lachte sie und riss ihn mit<br />
sich fort in den Wirbel ihres Alltags. Auch die<br />
alte Magdalena schaute ihn verwundert an<br />
Sein Lehrer reichte ihm die Hand und bat<br />
ihn, sich jetzt nicht zu sehr anzustrengen,<br />
sondern lieber nach Hause zu gehen, wenn er<br />
müde sei. Alle Leute kamen ihm verändert<br />
vor: viel gütiger und besser als früher.<br />
Sein Verhältnis zu Erika war bald wieder<br />
das gleiche wie vor seiner Erkrankung. Nur<br />
wenn sie vom Schorsch erzählte, stieg ihm<br />
die Zornröte in den Kopf. Wilder Hass loderte<br />
dann in ihm auf, der ihn fortriss und 1<br />
zu Reden verleitete, vor denen er selbst<br />
erschrack. Das erstemal schaute ihn Erika<br />
verwundert an, dann hatte sie Freude an<br />
seinem Zorn, lachte und reizte ihn immer<br />
mehr. Da verstummte der Knabe und nahm<br />
sich vor, sich nicht mehr vom Zorn hinreis-*<br />
sen zu lassen. Um so tiefer brannte sich der,<br />
Hass in seinem Innern ein, glühte dort, ihm<br />
selbst nicht bewusst, wie ein Funke unter der<br />
Asche, immer bereit beim ersten Luftzug<br />
emporzuflammen.<br />
Ein Jahr war vergangen. Es war das letzte<br />
Schuljahr, und plötzlich sah sich der Junge<br />
vor die Frage gestellt, was in Zukunft aus<br />
ihm werden sollte. Noch nie hatte er sich mit<br />
dieser Frage beschäftigt, und hatte sie die<br />
Mutter doch einmal angeschnitten, dann hatte<br />
er sie mit einigen Worten immer wieder zur<br />
Seite geschoben. Jetzt drängte ihn nicht nur<br />
die Mutter, sondern auch der Lehrer, sich zu<br />
entscheiden. Das ganze Leben kam ihm da<br />
verändert vor, schien plötzlich hässlicher. ;<br />
Die Menschen, die immerzu in ihn drangen*<br />
wurden ihm zum Schrecken, und er floh ihre<br />
Gesellschaft, wo er nur konnte. Warum<br />
drängten sie ihn denn so? War es nicht<br />
wichtig, alles genau zu prüfen, ehe er eine<br />
Entscheidung traf? Kam es denn auf Tage<br />
und Stunden an? Er hatte doch Zeit viel
Die bunte Seite<br />
Sklaven in Amerika<br />
Im hochzivilisierten Amerika gibt es noch<br />
heute einen geheimen Sklavenhandel. Das<br />
«Neue Wiener Journal» weiss darüber<br />
nachstehende Zeilen zu berichten : Es sind<br />
nicht weisse Menschen, die dort das Los der<br />
Sklaverei erdulden, sondern ein Teil jener<br />
chinesischen Einwanderer, die sich, allen<br />
Gefahren zum Trotz, immer wieder auf verbotenen<br />
Wegen ins Land zu schmuggeln<br />
suchen. Sie greifen zu den verzweifeltsten<br />
Mitteln, um dem Hunger und dem Elend<br />
ihrer Heimat zu entfliehen. Da sie oft nicht<br />
einmal so viel Geld besitzen, um die hohen<br />
Kosten der Ueberfahrt zu bezahlen, werden<br />
sie eine willkommene Beute der Seelenverkäufer.<br />
Menschenschmuggler zwängen sie zu<br />
Dutzenden in alte, abbruchreife Dampfer.<br />
Sobald die amerikanische Küste in Sicht<br />
kommt, beginnt für die Insassen des Schiffes<br />
die Hölle. Die Patrouillenboote der Küstenpolizei<br />
machen erbarmungslos Jagd auf<br />
die Menschenschmuggler und ihre < Schützlinge<br />
». Taucht eine solche Kontrolle auf, so<br />
müssen die bedauernswerten Passagiere in<br />
, Säcke und Kisten kriechen und im Lagerraum<br />
so lange bewegungslos verharren, bis<br />
die Polizei wieder den Dampfer verlassen<br />
lebt eine grosse Anzahl Chinesen, die geihrer<br />
Angst die Säcke mit der lebenden<br />
Fracht über Bord.<br />
Auf dem Festland wickelt sich dann ein<br />
regelrechter Sklavenhandel ab. In Amerika<br />
lebt eine grosse Anzahl Chinesen, die gewisse<br />
Gewerbe, wie z. B. die Wäschereien,<br />
fast ganz beherrschen. Sie arbeiten mit billigsten<br />
Hilfskräften und weder die Kunden<br />
noch die Behörden wissen, dass die Angestellten<br />
des ehrenwerten gelben Herrn oft<br />
richtiggehende Sklaven sind. Er hat sie von<br />
den Schmugglern um einen Betrag von 1000<br />
bis 1500 Dollar erworben. Die Sklaven hatten<br />
sich schon vor der Ueberfuhr verpflichtet,<br />
so lange Eigentum der Menschenschmuggler<br />
zu bleiben, bis sie ihre Schuld<br />
abgearbeitet haben. Und das bedeutet fünf<br />
oder sechs Jahre Sklaverei. Sie müssen 16<br />
bis 18 Stunden im Tag arbeiten, schlafen in<br />
einem engen Verschlag, bekommen schlechtes<br />
Essen und wagen sich kaum jemals auf<br />
die Strasse, da sie in ständiger Furcht vor<br />
der Einwanderungsbehörde leben. Ihr Sklavenhalter<br />
hat sie auf diese Weise vollständig<br />
in der Hand. Trotz der amerikanischen<br />
Krise blüht die illegale Einwanderung in den<br />
Staaten nicht weniger denn je. Die Alkoholhändler<br />
haben, seitdem die Hauptquelle ihres<br />
Einkommens versiegt ist, auf den Menschenschmuggel<br />
umgesattelt. Und sie finden immer<br />
wieder Opfer, die bereit sind, für den<br />
Eintritt nach den Vereinigten Staaten einige<br />
Jahre ihrer Freiheit zu opfern...<br />
ZtaäWlädchen fezwittaeHdie Satiata<br />
Eine der abenteuerlichsten sportlichen Leistungen<br />
der letzten Jahre haben soeben zwei<br />
junge Engländerinnen, Florence Blenkiron<br />
und Theresa Wallace, vollbracht. Die beiden<br />
haben auf einem Beiwagenmotorrad die ungeheure<br />
Strecke von London über Frankreich<br />
nach Kapstadt zurückgelegt und bereiten<br />
sich jetzt zur Rückkehr nach England<br />
vor. Die zwei jungen Damen waren gegen<br />
Ende des vorigen Jahres in London gestartet.<br />
In Marseille schifften sie sich ein. Von<br />
Algier ging die Motorradtour dann weiter.<br />
Volle drei Monate nahm die Ueberquerung<br />
der Sahara in Anspruch. Auf ihrer Fahrt<br />
hatten die Mädchen zahllose Abenteuer zu<br />
bestehen. Fünfhundert Kilometer vom Rande<br />
der Sahara entfernt, erlitt der Motor ihres<br />
Fahrzeuges eine so schwere Panne, dass sie<br />
Zeit! Gewiss, einmal musste er einen Beruf<br />
wählen, aber was für einen? Wusste er, was<br />
ein Schlosser,- ein Schreiner, ein Maler zu<br />
tun hatte und was von ihm verlangt wurde?<br />
Er kannte die einzelnen Berufe, er wusste,<br />
dass die Bäcker das Brot und die Metzger<br />
die Würste machten, aber das genügt doch<br />
sicher nicht. Er wusste von ihrer Beschäftigung<br />
auch nicht mehr als von den Menschen,<br />
denen er jeden, Tag auf der Strasse begegnete.<br />
Konnte er denn einfach zu so einem<br />
Menschen gehen und sagen: «Hier bin ich!<br />
Ich möchte deinen Beruf erlernen, mache aus<br />
mir, was du selbst bist! » Musste man denn<br />
nicht zuvor diesen Menschen erst kennenlernen;<br />
musste man nicht erst wissen, was so<br />
ein Beruf ist? Aber die Erwachsenen drängten<br />
alle, als gehöre kein Besinnen und kein<br />
Wissen dazu. Einmal behaupteten sie: diese<br />
Frage sei entscheidend für das ganze Leben,<br />
und auf der andern Seite taten sie, als sei<br />
das Leben nur dazu da, an den Entschluss<br />
eines Augenblickes fortgeworfen zu werden.<br />
Sie meinten es in ihrer Art sicher gut, aber<br />
helfen konnte ihm das nichts.<br />
«Was du werden sollst, Florenzel? Kannst<br />
du denn etwas anderes werden als ein Bücherwurm?»<br />
sagte eines Tages Erika zu ihm.<br />
Er schaute sie erst unwillig an. Ein Buchhändler?<br />
War es denn ein unwürdiges Gewerbe?<br />
war es für ihn nicht das beste? Buchhändler!<br />
Freude schoss in ihm hoch. Ja, das<br />
konnte er werden. Er hatte die Bücher gern,<br />
und der Alte würde ihn sicher als Lehrling<br />
annehmen. Erika hatte wieder einmal in ihrer<br />
schlagfertigen Frechheit das Richtige getroffen.<br />
Dem Triebe seiner Freude nachgebend,<br />
zog er sie an sich und küsste sie auf den<br />
Mund. Er hatte sie schon oft geküsst, sie<br />
waren ja gute Freunde, warum hätte er sie da<br />
nicht küssen sollen? Doch jetzt stiess ihn das<br />
Mädchen fast rauh von sich fort und sagte<br />
heftig: «Was willst du, Florenzel?»<br />
Auch er war erschrocken. Er hatte die<br />
leichte Wölbung ihres Busens gespürt und<br />
ahnte zum erstenmal dunkel, dass die Geschlechter<br />
mehr verbindet als Spiel und Arbeit,<br />
dass es zwischen ihnen noch andere<br />
Bindungen gibt als die Freundschaft. Wie ein<br />
Schatten hatte sich dieses Erkennen auf seine<br />
Freude gelegt, zog aber rasch wieder — wie<br />
eine Wolke vor der Sonne — vorbei.<br />
Gross war die Freude des Alten, als ihm<br />
der Knabe seinen Wunsch vortrug, und da<br />
auch die Mutter nichts dagegen hatte, war<br />
die Angelegenheit bald erledigt. Jetzt konnte<br />
Franz Florenz noch einige Wochen zu Erika<br />
und zum Spiele zurückkehren, ehe der erste<br />
' Teil seines Lebens für immer seinen Abschluss<br />
fand.<br />
Aber auch diese letzte Freude seiner Kinderzeit<br />
wurde dem Jungen vergiftet. Eines<br />
Tages war wieder der Schorsch da. Unangemeldet,<br />
wie das erstemal, war er gekommen;<br />
als Florenz von der Schule kommend eintrat,<br />
sass er am Tische bei der alten Magdalena<br />
und Erika. Bis jetzt hatte er ihn noch<br />
nicht gesehen, trotzdem wusste er gleich, wen<br />
er vor sich hatte. Der alte Hass und die<br />
Eifersucht loderten wieder in ihm auf und<br />
schnürten ihm die Kehle zu, dass sein Gruss<br />
rauh klang. Aber durch Erikas Spötteleien<br />
vorsichtig geworden, zwang er sich zu einem<br />
krampfhaften Lächeln. Dann sass er schweigend<br />
am Tisch und hörte der Unterhaltung<br />
zu. Es wurde nur über Familiendinge gesprochen,<br />
so dass sein Schweigen keinem auffiel.<br />
Später schickte die Alte die Kinder hinaus<br />
in den Hof.<br />
Franz Florenz, befangen in seinem Hass,<br />
setzte sich auf die Kellertreppe. Er, der sonst<br />
immer voll Gedanken war, wenn es galt,<br />
Abwechslung in das Spiel zu bringen, sagte<br />
heute kein Wort. Am liebsten hätte er sich<br />
fortgeschlichen in eine Ecke wie ein wundes<br />
8 Uhr, Sonntag<br />
nachmittags 3 Uhr.<br />
DL abend 12.NOV.<br />
En asteckedi Gsundheit, Dialektkomödie<br />
von J. Stehler (Dramat.<br />
Verein, Zürich).<br />
Mi abend 13 Nov. 7^ nr: Don<br />
U Juan er von<br />
> °P<br />
W. A. Mozart (A-Ab. 6).<br />
7<br />
DO. abend 14.NOV. Uhr: Vorstellung für Mittelschulen.<br />
Fr abend 15 NOV Madame Pompadour, Operette<br />
' ' von Leo Fall (A-Ab. 6).<br />
Sa. abend 16.NOV.<br />
Zum erstenmal: Eugen Onegin,<br />
Oper von P. TschaikowsVy".<br />
Mi. abend 13. Nov.<br />
Do. abend 14. Nov.<br />
Fr. abend 15. Nov.<br />
Sa. abend 16. Rar.<br />
So. nachm. 17. Nov.<br />
So. abend 17. Nov.<br />
Mo. abend 18. Nov.<br />
8 Uhr: Othello, von William<br />
Shakespeare.<br />
Das Geheimnis des Sir Anthony,<br />
Komödie von H. G. Tennyson<br />
Holme.<br />
Uraufführung: Cäsar In Rübllkon,<br />
Komödie aus der Gegenwart<br />
von Walter Lesen.<br />
Das Geheimnis des Sir Anthony.<br />
AUTOMOBIL-REVUE BERN, 12. NOVEMBER <strong>1935</strong> N« 91<br />
in einem kleinen arabischen Dorf vier Wochen<br />
verbringen mussten, bis die nötigen<br />
Bestandteile eingetroffen waren. In eine besonders<br />
gefährliche Situation gerieten sie,<br />
als ihre Maschine, etwa 30 Kilometer von<br />
der nächsten menschlichen Ansiedlung entfernt,<br />
plötzlich den Dienst versagte. Sie<br />
mussten nun das Motorrad 36 'Stunden hindurch<br />
in der glühenden Hitze vor sich herschieben,<br />
bis sie endlich halb ohnmächtig<br />
und verdurstet eine Militärstation erreichten.<br />
Im belgischen Kongo hatten sie einigemal<br />
unangenehme Begegnungen mit Elefantenherden.<br />
Die zwei mutigen Damen erklärten,<br />
dass sie ihre Tour trotz allen Gefahren<br />
und Strapazen herrlich fänden und sich auf<br />
die Rückfahrt freuten.<br />
JUUejptastiken 200 m tuUec dee £tdc<br />
Im Kochendorfer Salzbergwerk im Neckartal<br />
haben die Bergleute in jahrelanger mühevoller<br />
Arbeit in einer Tiefe von mehr als<br />
180 Meter einen riesigen Kuppelsaal aus dem<br />
Salzgestein ausgesprengt, der kürzlich vollendet<br />
wurde und für festliche Veranstaltungen<br />
und Konzerte unter der Erde benutzt<br />
werden wird. Vierundzwanzig Meter hoch<br />
wölbt sich der kreisrunde, unterirdische<br />
Festsaal, in dessen Wand auch eine Musikempore<br />
eingesprengt ist Umgeben ist der<br />
Saal von sechs gewölbten Nischen, die jetzt<br />
von zwei jungen Stuttgarter Bildhauern mit<br />
riesigen Reliefplastiken ausgeschmückt wurden.<br />
Eine dieser Plastiken, in einer Höhe<br />
von 4 Meter und einer Breite von J5 Meter,<br />
zeigt ein Bild aus dem Leben der heiligen<br />
Barbara, der Schutzpatronin der Bergarbeiter.<br />
Besonders interessant ist die Tatsache,<br />
dass bei dieser schwierigen Ausarbeitung<br />
der Plastiken aus dem Salzgestein nur die<br />
üblichen Werkzeuge der Bergleute, Bohrmaschine,<br />
Brechstange und Spitzhacke, verwendet<br />
wurden und die Bildhauer bei ihrer<br />
Tätigkeit weitestgehend von ganz gewöhnlichen<br />
Bergarbeitern unterstützt wurden,<br />
von denen einige aussergewöhnlich künstlerisches<br />
Verständnis und grosse Begabung<br />
für Steinmetzarbeiten zeigten.<br />
Zürcher Unterhaltungsstätten<br />
hea<br />
So. nachm. 17. Nov<br />
So. abend 17. NOV. Drei<br />
Aida.<br />
Walzer.<br />
Schauspielhaus Ah<br />
Di. abend 12. Nov.<br />
Cinema<br />
Cäsar in Rüblikon.<br />
ApollO Stauffacherstrasse 41.<br />
Der buntt Schleier, mit Greta Garbo.<br />
StlldlO Nord-SÜd Schiffländeplatz<br />
La Nuit du Carrefour, Beipr. Ch. Chaplin.<br />
ich gehe still in herbstlichen Gedanken.<br />
Ein Jahr ist überreif, bereit zu sterben.<br />
So ist, was Leben heisst, in seine Schranken<br />
gebunden und mass eines Tags verderben.<br />
Ein Jeder Kreislauf fängt sich selber ein,<br />
das Ende will sich stets dem Anfang neigen.<br />
Was gestern Traube war, ist heute Wein,<br />
ein neuer Lenz spielt auf zum neuen Reigen.<br />
Wir gehen eines Tages still dahin,<br />
um einer neuen Jugend Platz zu machen.<br />
Wächst ihr aus unserem Kreislauf ein Gewinn,<br />
kann sie auf ihre Weise weitermachen.<br />
So bringt der Herbst noch Feaer,LustundKraft,<br />
wenn er zur neuen Ernte Vorrat schafft<br />
Jerar*<br />
Der Pariser Kunstsammler Andre 1 GBchy<br />
hat festgestellt, dass das teuerste Taschentuch<br />
der Welt die Königin Elena von Italien<br />
ihr eigen nennt Das Tüchlein, an dem drei<br />
Künstler nicht weniger als zwanzig Jahre<br />
gearbeitet haben, ist hauchdünn und federleicht,<br />
und wenn man es zusammenrollt,<br />
kann man dieses ausserordentlich seltene<br />
Kunstwerk in einen kleinen goldenen Behälter,<br />
der nicht grösser ist als eine Haselnuss,<br />
unterbringen. Der Wert des Taschentuchs<br />
soll siebzigtausend Lire betragen. Es bilde!<br />
das schönste Stück der Sammlung der italienischen<br />
Königin. Die wertvollste Taschentuchsammlung<br />
der Welt ist jedoch, wie der<br />
französische Kunstsammler ausführt, nicht<br />
jene der italienischen Königin, sondern sie<br />
gehört dem Papst Ihr kommt an Wert die<br />
Sammlung der Königin Viktoria von England<br />
und die des Prinzen of Wales nahe.<br />
Tier, doch das ging jetzt nicht gut Er wusste menpressen, um das Schimpfwort, das ihnen<br />
selbst nicht, warum er den Schorsch hasste. entschlüpfen wollte, zurückzudrängen; musste<br />
sich festhalten am Geländer, um nichi<br />
Das war ein Aufbäumen in ihm, das in den<br />
Händen zuckte und ihn drängte, irgend etwas hinzuspringen und ihm das Mädchen zu en*-<br />
zu tun, irgend etwas zu zerbrechen, ein Gefühl,<br />
das ihm bis dahin fremd war. Da war Weh in ihm, dem er keinen Namen zn geben<br />
reissen. Und neben dem allem brannte das<br />
auch ein Schmerz in ihm, ein Druck auf der wusste, das aber da war und schmerzte wie<br />
Brust, der den Atem einengte und die Stimme ein Feuer.<br />
verschlug. Unterdessen jagten der Schorsch Da sprang das wilderregte Mädchen atd<br />
und die Erika durch den Hof, jauchzten und ihn zu. «Hailoh, Bücherwurm» — janchzta<br />
lachten, fingen sich ein und flohen sich wieder,<br />
waren so gar nicht fremd und taten ganz Wie ein Messer schnitt dieser Ruf dem<br />
sie — «wach doch auf!»<br />
so, als hätten sie jeden Tag miteinander Knaben in die Brust, und als ihn der Schorsch<br />
gespielt. Jedes Auflachen des Mädchens dann auch noch wiederholte, da kochte der<br />
schmerzte ihn, so dass er am liebsten auf-<br />
Zorn in ihm auf. Alle -Ueberlegung aber ver-<br />
geschrien hätte, wie in tiefem Weh. Undsank, als das Mädchen höhnisch rief: «Recht<br />
jedesmal, wenn der Schorsch sie eingefangen so! Recht so! » Wie ein gereiztes Tier, das<br />
hatte, wenn er sie im Taumel des Spiels in im Augenblick der Wut alle Sehen vergisst,<br />
den Armen hielt musste er die Lippen zusam- sprang er los. Kein Ruf, keine Warnung kam<br />
Sie schnell etwas im<br />
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des Hotel Engel in Baden, b. Turm.<br />
JOidsCauf<br />
Das teueesle Zaschentuch dec Weit<br />
von seinen Lippen. Gepeitscht von seinem<br />
Hass stürzte er auf den Schorsch, hörte<br />
nichts mehr, sah nur noch den Gegner, de<br />
ihm Schmerz bereitet hatte, dessen Anblicfc<br />
schon genügte, alle wilden Instinkte in ihm<br />
zu entfesseln. Im ersten Anlauf riss er ihn<br />
zu Boden und schlug dann wie ein Wahnsinniger<br />
auf ihn ein. Jeden Fausthieb, den er<br />
dem betäubten Gegner versetzte, begleitete<br />
er mit einem wilden Schrei, packte ihn darm<br />
am Halse und würgte ihn, nichts anderes<br />
empfindend als eine satanische Freude. Er<br />
fühlte nicht, dass das Mädchen ihn zurückreissen<br />
wollte, und erst der herbeieilenden<br />
Magdalena gelang es, ihn zurückzustossen.<br />
Betäubt und an allen Gliedern zitternd stand<br />
er da, wusste von nichts, fühlte nur eine Erleichterung,<br />
die ihm erlaubte, wieder Atem<br />
zu schöpfen. Er empfand eine Mattigkeit die<br />
schwer und doch angenehm auf allen Gliedern<br />
lastete. Wie lange dieser Zustand<br />
dauerte, das wusste er nicht.<br />
Wieder war es die alte Magdalena, deren<br />
Schrei ihn aus seiner Lethargie riss: «Himmel,<br />
er ist tot! Er rührt sich nicht mehr! »<br />
Er hörte diesen Schrei wie aus weiter<br />
Ferne. Als er sich umschaute, sah er Erika,<br />
die in tiefem Erschrecken vor ihm zurückwich.<br />
Erst erstaunt erfasste er den Sinn der<br />
Worte und drohte, unter ihrer Wucht zusammenzubrechen.<br />
Dann packte ihn wildes Entsetzen,<br />
das ihn forttrieb, das seine Beine zum<br />
Laufen zwang. Er wollte nicht laufen, aber<br />
er konnte auch nicht stehen bleiben. Plötzlich<br />
sah er sich mitten im Verkehr der Strasse,<br />
wusste, dass er zwischen Strassenbahnen und<br />
Autos rannte — wollte stehen bleiben und<br />
konnte nicht — wollte rufen und brachte keinen<br />
Laut heraus — sah plötzlich wieder den<br />
Schorsch, wie er dalag und sich nicht mehr<br />
rührte — hörte wieder den Schrei der alten<br />
Magdalena — fühlte ein tiefes Grauen vor<br />
sich selbst — stolperte und stürzte nieder —<br />
fühlte den Bruchteil einer Sekunde einen heftigen<br />
Schmerz im Kopfe...<br />
Die Strassenbahn, die ihn überfuhr, sah er<br />
nicht mehr.
JN« 91 — BERN, 12. NOVEMBER 1936<br />
Die Seite der Frau<br />
Qe* Aäexsautexschied<br />
in de* £he<br />
Wer mit ungetrübtem Blick die heutigen<br />
Eheverhältnisse überprüft, wird mit einigem<br />
Bedenken die Zunahme der Verbindungen<br />
feststellen, in denen ein oft recht erheblicher<br />
Altersunterschied zwischen den Partnern<br />
herrscht. Einerseits sieht man gereifte Männer<br />
sich ganz junge Mädchen zu Gattinnen<br />
erwählen, auf der andern Seite stehen aber<br />
auch Frauen, die an Jahren ihrem Gatten<br />
nicht unbeträchtlich voraus sind. Diese Tatsache<br />
findet nur zum Teil ihre Begründung<br />
to den Zeitverhältnissen, da es von jeher<br />
ältere Herren gab, die eine Verbindung mit<br />
jungen Frauen suchten und gereifte Frauen,<br />
die nach einem jungen Eheliebsten Umschau<br />
hielten. In früheren Zeiten fielen die Befürworter<br />
dieser ungleichen Ehen meist dem<br />
öffentlichen Spott anheim. Man denke an<br />
die Spielopern Rossinis, Aubers, Lortzings<br />
XL a., in denen der verliebte Vormund oder<br />
Önkel, die heiratslustige Wirtschafterin<br />
ständige stets belachte Figuren sind. Heute<br />
sieht man die ungleichen Ehen mit anderen<br />
Augen an. Es gibt viele Männer, die in jungen<br />
Jahren von ihrem Beruf oder auch<br />
ihrem vielseitigem Erleben so in Anspruch<br />
genommen waren, dass sie zur rechtzeitigen<br />
Wahl einer Ehegefährtin keine Zeit fanden<br />
und keine Lust verspürten. Sie schreiten<br />
dann in oft recht späten Jahren zu einer<br />
Heirat, die ihre Umgebung überrascht — ein<br />
ganz junges Mädchen reicht ihnen, geblendet<br />
durch ihre angebotene Stellung oder das zur<br />
Verfügung gestellte-Vermögen die Hand zu<br />
einem Lebensbund, der aller Voraussetzungen<br />
für eine naturgewollte Ehe entbehrt und<br />
die junge Frau erst zum Spielzeug, später<br />
zur Alterspflegerin ihres Gatten werden<br />
lässt und ihr fast immer den Verzicht auf<br />
die Mutterschaft auferlegt. Solche Verbindungen<br />
finden sich zumeist in gesellschaftlich<br />
höher stehenden Kreisen, sie verlaufen<br />
äusserlich meist tadellos. Man besitzt ja<br />
Haltung und Erziehung. Was sich jedoch<br />
hinter den Kulissen abspielt, lässt sich nur<br />
ahnen; nur selten bringt es ein Eheskandal,<br />
eine Scheidung an den Tag. Auf der andern<br />
Seite steht die gereifte Frau, die einen jüngeren<br />
Mann erwählt. Oft sind hier — namentlich<br />
im Mittelstand — praktische Erwägungen<br />
massgebend, so z.B. wenn eine Witwe<br />
den jüngeren Prokuristen ihres ererbten<br />
Geschäftes heiratet, um diesem eine zuverlässige<br />
Leitung zu sichern und ihren Kindern<br />
einen Vater zu geben, dessen Charakter sie<br />
erprobt hat. Diese Ehen laufen zumeist<br />
glücklich ab. Gemeinsame Interessen verbinden<br />
die Partner, nehmen sie ganz in Anspruch<br />
und schliessen « Seitensprünge » des<br />
Gatten aus, oder wenn solche vorkommen,<br />
wird die Frau klug genug sein, sie, wenn<br />
irgend möglich, zu übersehen. Auch in<br />
Künstlerkreisen trifft man derartige Zweckverbindungen,<br />
etwa, wenn eine bereits auf<br />
der Höhe ihrer Erfolge angelangte Künstlerin<br />
sich einen jungen Gatten wählt, der für<br />
sie die geschäftlichen Seiten ihres Berufes<br />
erledigt, sie auf ihren Kunstreisen begleitet<br />
und alles Störende von ihr fernhält. In diesem<br />
Falle ist der Gatte ein Impresario auf<br />
Lebenszeit, er nimmt eine Stellung ein, die,<br />
•wie zahlreiche Beobachtungen bestätigen,<br />
meist beide Teile voll befriedigt. Auch im<br />
Gastwirtschaftsgewerbe, im Modengewerbe<br />
und manchen anderen Berufen findet man<br />
diese Arbeitsteilung, bei der der geschäftstüchtige<br />
jüngere Mann sich durch « Einheirat<br />
» frühzeitig eine Position erringt, die ihm<br />
im gewöhnlichen Ablauf der Dinge erst später<br />
zugänglich wäre. Anders ist es jedoch in<br />
den vielen, gar zu vielen Ehen, in denen<br />
junge Männer, die aus der Bahn geworfen<br />
oder in'ihren Berufen gescheitert sind, Versorgung<br />
durch eine ältere Frau suchen. Hier<br />
ist und bleibt die Frau die allein Gebende,<br />
die Opfernde, deren Liebe mit Mütterlichkeit<br />
gepart sein muss, um den Haltlosen zu<br />
stützen, ihm Führerin zu sein und die guten<br />
Charaktereigenschaften in ihm zu wecken.<br />
Das wird mancher Frau eine schöne und<br />
hohe Aufgabe erscheinen, der sie sich freudig<br />
unterzieht, bis auch die stattliche ältere<br />
Frau gleichfalls der Zeit ihr Opfer bringen<br />
muss, sich allmählich nach Ruhe sehnt, während<br />
der jüngere Mann noch im Vollbesitz<br />
seiner Kräfte ist, nach Erlebnissen verlangt,-<br />
die ihm die Alternde, deren Empfinden sich<br />
in Kameradschaft und Freundschaft wandelte,<br />
nicht mehr zu geben vermag. Sie wird<br />
darunter um so mehr leiden, wenn es ihr<br />
nicht gelang, eine seelische und geistige<br />
Uebereinstimmung mit ihrem Gatten zu erreichen<br />
; sie sucht dann die schwindende<br />
Jugend krampfhaft, bis ins Lächerliche hinein,<br />
aufrechtzuerhalten und erntet dafür nur<br />
Spott — nicht nur von Seiten ihres Mannes.<br />
Wenn Kinder vorhanden sind, lassen sich<br />
tragische Verwicklungen wohl eher vermeiden<br />
oder abschwächen, andernfalls wird die<br />
Frau gut tun, sich eine Binde vor die Augen<br />
zu legen und geduldig zu warten, bis der<br />
Mann von seinen Abenteuern wieder zu ihr<br />
zurückkehrt. Es hängt bei solchen Ehen von<br />
dem Charakter, der Erziehung und dem<br />
Entwicklungsgang der beiden Partner ausserordentlich<br />
viel ab. Viel seelisches Feingefühl<br />
wird auf beiden Seiten nötig sein, um<br />
ein dauernd befriedigendes Zusammenleben<br />
zu gewährleisten, denn es bleibt immer der<br />
Stachel, dass der Mann der Empfangende,<br />
seine Frau die Energischere und Lebensklügere<br />
ist, während es eigentlich doch umgekehrt<br />
sein sollte, dass die Frau bei ihrem<br />
Gatten Schutz und Versorgung findet. Immerhin,<br />
so verständlich viele der ungleichen<br />
Ehen auch sind, sollten sie doch nicht zur<br />
Gewohnheit werden, vielmehr als Ausnahmeerscheinung<br />
gelten. Auch die Kinderfrage<br />
ist hier von Wichtigseit. Kinder eines älternn<br />
Mannes können unmöglich die gleiche<br />
Lebenskraft besitzen, wie solche aus normalen<br />
Ehen Geborene, anderseits umschliessen<br />
Schwangerschaft und Geburt bei Frauen,<br />
die um die Vierzig alt sind Gefahren, denen<br />
sie oftmals körperlich nicht mehr gewachsen<br />
sind. Schon aus diesen Gründen ist es<br />
nicht ratsam, Ehen, die einen grossen Altersunterschied<br />
der beiden Partner aufweisen,<br />
ohne Befragung eines Arztes einzugehen.<br />
Ja, im allgemeinen muss also vor dem<br />
Eingehen von Ehen zwischen Partnern mit<br />
grossen Altersunterschieden gewarnt werden.<br />
lüodtenendMeidung. fivc<br />
kaltes Wette*<br />
AUTOMOBIL-REVUE<br />
Die moderne Frau weiss genau, was sie der Ausstattung erreicht werde. Ganz im Ge-<br />
weiss jeder kultivierte Mensch 'die<br />
sich und ihrer Gesundheit schuldig ist undgenteil<br />
weiss demnach die Wichtigkeit, einmal in der « Eleganz der vornehmen Reserve » wohl einzuschätzen<br />
und hat das gesunde Verständnis,<br />
Woche völlig auszuspannen, entsprechend zu<br />
würdigen, hat es schätzen gelernt, sich vom hier Spreu von Weizen zu scheiden...<br />
Alltag loszulösen und sich einmal in der Woche<br />
in völliger Freiheit für den kommenden riment, bei dieser Art der Kleidung zu sehr<br />
Auch wäre es ganz entschieden ein Expe-<br />
Arbeitskampf zu rüsten!<br />
ins Modische zu verfallen, weil man dann<br />
Sie weiss aber ebensogut, dass riehtiges Gefahr läuft, der Mode zu viele Konzessionen<br />
Ausspannen mindestens einen ganzen Tag der zu machen und zu der betrüblichen Erkenntnis<br />
gelangen zu müssen, dass ein solches Klei-<br />
Ruhe erfordere, um den Alltag wenigstens<br />
für diese kleine Weile ganz hinter sich zu dungsstück eigentlich als Strapazaufmachung<br />
lassen.<br />
völlig ungeeignet sei, weil es viel zu rasch<br />
Und schliesslich ist eine Frau immer davon aus der Mode kommt, anstatt — wie es bei<br />
durchdrungen, dass eine Wochenend- oder derlei Dingen sein sollte — jahrelang aktuell<br />
Sonntagsfahrt nur dann das Wahre sein zu bleiben!<br />
könne, wenn sich nicht einen Moment lang Um nun die Richtlinien zu weisen, nach<br />
Bedenken geltend machen, ob sie auch mo-<br />
denen die «Wochenendausstattung » — wie<br />
disch auf der Höhe und nicht etwa in ihrer<br />
Ausrüstung als «unzulänglich» zu bezeichnen<br />
sei. (Nichts ist nämlich für eine Frau bitterer,<br />
als die Erkenntnis, den andern gegenüber<br />
ins Hintertreffen zu ge'raten, mit andern<br />
Worten: der « Konkurrenz » nicht standhalten<br />
zu können.<br />
Dies ist gewiss keine kleinliche, sondern<br />
eine durchaus begreifliche Auffassung, die so<br />
sehr in der weiblichen Einstellung verwurzelt<br />
ist, dass man ihr unbedingt Rechnung tragen<br />
muss.<br />
Die Anschaffung einer besonderen Ausflugs-<br />
und Wochenendkleidung aber wäre in<br />
der heutigen Zeit ein Luxus, den sich nur<br />
ganz Wenige gestatten dürfen.<br />
Es wird sich also darum handeln, diese<br />
Ausflugskleidung und die für Strapazzwecke<br />
fn der Stadt bestimmte Aufmachung zu einer<br />
Einheit zu verschmelzen.<br />
wir sie nennen wollen —.. aufgebaut sein<br />
sollte, machen wir mit unseren Bildern einige<br />
beachtenswerte Vorschläge und zeigen als<br />
erste Skizze: ein flauschiges Wollkleid mit<br />
rückwärts verschlossenem Passengürtel; unterhalb<br />
des reizvollen Rollkragens ist eine<br />
farbige Wollstickerei — fallendes Herbstlaub<br />
darstellend — zu sehen. Die gleiche Stickerei<br />
wiederholt sich auch auf den mit Wollquasten<br />
beschwerten Taschen.<br />
Zu einem solchen Kleide, das in Grün, Rostbraun<br />
oder Weinrot die richtige Basis für<br />
die nette Stickerei darstellt, für die man<br />
heuer so viel übrig hat, schlagen wir einen<br />
flauschigen Dreiviertelmantel mit hohen Stulpen<br />
und breiten Aufschlägen vor, der — um<br />
genügend warm zu halten und windundurchlässig<br />
zu sein — der neuesten Modeanregung<br />
zufolge mit einem Wildlederfutter zu versehen<br />
wäre.<br />
Daraus geht hervor, dass diese Kleidungsstücke<br />
weder zu « sportlich » noch auch zu ist.nett und überaus flott.<br />
Der kleine Hut mit der kecken Kielfeder<br />
« städtisch » wirken dürfen, um sich in jeden Ein anderer Vorschlag wäre der, ein Stra-<br />
zu arbeiten, dessen geschweifte<br />
Rahmen zu fügen. Gerade eine so oft undpazkostüm<br />
vielseitig zu verwendende Kleidung zu wählen<br />
aber erfordert gutgeschulten Geschmack und<br />
modisches Verständnis, so dass sich jene, die<br />
sich auf diesem Gebiete nicht -ganz sicher<br />
fühlen, unbedingt beraten lassen sollten.<br />
Zu den grössten Fehlern, die man hier begehen<br />
könnte, zählt der, etwas Auffälliges<br />
wählen zu wollen, da es zu den grundlegenden<br />
Irrtümern gehört, anzunehmen, dass die<br />
vorteilhafte Wirkung einer Frau durch markante<br />
Farben und hypermodische Machart<br />
« Russenjacke » mit sogenannten « Stegen »<br />
verschlossen erscheint und die mit einem mit<br />
Fell belegten Umlegkragen in sogenannte*<br />
« Militärform » versehen sein könnte. Als Ergänzung<br />
ist der kleine «Tonnenmuff» und<br />
die niedere Bosniakenmütze aus gleichem<br />
Fell gewiss geschmackvoll (zweites Bild).<br />
Immer erfolgreicher setzt sich die Mode<br />
der Ledermäntel und Lederpaletots durch, die<br />
mit Fellkragen und übereinstimmendem Pelzfutter<br />
versehen werden. Ein alter, schon unverwendbar<br />
gewordener Pelzmantel wird hier<br />
erfolgreich und nutzbringend zu verwerten<br />
sein (vorletzte Skizze).<br />
Das sowohl für sportliche Zwecke als auch<br />
für die Stadt bestimmte Jackenkleid hat nicht<br />
wie ehemals den streng traditionellen Schnitt,<br />
sondern wird durch allerlei nette Einfälle bereichert.<br />
So zum Beispiel sind die sogenannten<br />
« Weidmannstaschen », die (wie in unserer<br />
letzten Figur) in Fell dargestellt werden,<br />
eine fesselnde Modeneuheit, die unseren Damen<br />
viel Freude bereiten wird, wie jede Anregung,<br />
die flotten Stil hat, ohne aber im geringsten<br />
übertrieben zu sein!<br />
Uebertriebenheit ist und war immer der<br />
frühe Tod jeder Mode. Modische Sicherheit<br />
und Vornehmheit aber wurden stets zu einem<br />
vollen und dauernden Erfolge!<br />
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Menschen erfreuen sich in unserer alles<br />
nivellierenden, persönlichkeitsfeindlichen Zeit einer<br />
erstaunlichen Sympathie. Das Einmalige und<br />
Ueberragende einer grossen Gestalt, die einmalige<br />
Licht- und Schattenverteilung auf dem wechselvollen<br />
Schicksalsbild, das wird gerade von einer Generation<br />
geliebt, die selber kaum mehr die Möglichkeit<br />
hat, das eigene Geschick in kühner Linie<br />
über den Durchschnitt hinauszuführen. «Die seltsame<br />
Frau> Elisabeth, Kaiserin von Oesterreich<br />
und Mensch yon seltenen inneren und äusseren<br />
Gaben darf auch heute als ein Vorbild gelten, als<br />
das Idealbild einer lebendigen, edlen Persönlichkeit,<br />
deren Schicksal im Strahlpunkt der Oeffentlichkeit<br />
stand. Eine der Hofdamen urteilte einmal<br />
über Elisabeth: «Wie sie wirklich war und was an<br />
ihr so anziehend und bezaubernd wirkte, das kann<br />
kein Meissel und kein Pinsel wiedergeben, das war<br />
nur ihr eigen. Sie wird in der Legende fortleben,<br />
nicht in der Geschichte ... Egon Cesar Conte Corti<br />
bemühte sich, das Leben dieser Frau aus der verfälschenden<br />
Legende in das strahlende Licht der<br />
Geschichte herauszuheben und musste sich bei dieser<br />
grossen Aufgabe immer von dem einen Prinzip,<br />
dem der strengsten Wahrheit, leiten lassen.<br />
Unzählige bis jetzt verborgene Aktenschränke, Archive<br />
in aller Welt, wurden geöffnet, um das Leben<br />
dieser Flau nochmals zu beschwören, die in<br />
Genf durch Mörderhand verblutete. Das ganze<br />
phantastisch reiche Leben zieht in einem schillernden<br />
Bogen vorüber, in dem noch einmal die untergehende<br />
Zeit vor dem Krieg aufersteht. Die ^grossen<br />
politischen, geistigen und künstlerischen Gestalten<br />
des letzten Jahrhunderts werden in einer<br />
privaten und deshalb sehr reizvollen Perspektive<br />
gesehen. Corti hat sich bemüht, die Dinge seibor<br />
sprechen zu lassen und tritt ganz hinter die Darstellung<br />
zurück, ganz im Gegensatz zu den romantisierenden<br />
Biographen der neueren Zeit, in denen<br />
mehr geflunkert als erzählt wird. Dass teilweise<br />
privater Hofklatsch und familiäre Dinge der<br />
Kaiserfamilie mehr als für den Leser notwendig,<br />
ausgebreitet werden, hängt mit diesem spröden<br />
Stoff zusammen. Das WeTk ist jedenfalls erschöpfend,<br />
von unglaublicher Sorgfältigkeit und<br />
getragen von der geheimen Achtung des Verfassers<br />
zu der Heldin seiner Biographie. x.<br />
Abschied von Sowjetrussland. Tatsachenroman<br />
von A. Rudolf. Schweizer Spiegel-Verlag, Zürich.<br />
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die Herausgabe des vorstehenden Buches sehr<br />
wertvoll ergänzt worden. Das Thema Sowjetruss-<br />
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— Alkoholfreie Restauration —<br />
]*nd iit ja in dieser verworrenen Zeh immer interessanter<br />
und zugleich aktueller. Wenn dann die<br />
Materie — wie in diesem Werke, grundehrlich und,<br />
was die Hauptsache ist, bei aller Lebendigkeit der<br />
Sprache ausserordentlich sachlich und leidenschaftslos<br />
behandelt' wird, so ist das ganz besonders<br />
erfreulich. Der Weg nach Russland öffnet<br />
sich Rudolf, wie er vor vier Jahren als illegal arbeitender<br />
Kommunist von Frankreich ausgewiesen<br />
wird. Nun ist es ihm möglich, das Lehen der russischen<br />
Arbeiter und Bauern, die, wie den Propagandaberichten<br />
der «.Freunde der Sowjetunion»<br />
entnommen werden kann, ein durchwegs angenehmes<br />
Leben fristen, eingehend zu studieren. Infolge<br />
seines organisatorischen und sprachlichen<br />
Könnens wird er bald in höchste Aemter eingesetzt.<br />
Er hat Gelegenheit, nacheinander als Moskauer<br />
Korrespondent des «Appel des Sowjets»,<br />
dann als Funktionär der Komintern, schliesslich<br />
als Beamter der Roten Gewerksohafts-Internalkmalen<br />
und als stellvertretender Chefredaktor der Leningrader<br />
<br />
:«Ja, aber...><br />
«Ich hab' doch die grosse Pauke geschlagen<br />
und konnte nicht mehr bis in die Mitte<br />
reichen.»<br />
« Also wer von Ihnen beiden sass am Lenkrad? ><br />
« Ich natürlich! Mein Mann versteht vom Autofahren<br />
ja rein nichts! »<br />
Herr Professor Neunmalklug wachte auf<br />
— und sah zu seinem grössten Erstaunen,<br />
dass um ihn alles dunkel war. Er machte sofort<br />
Licht, guckte nach der Uhr, und es war<br />
dass «oben» noch eine Schicht existiert, die, unbekümmert<br />
um die sozialen Mängel, unter denen<br />
sich der Grossteil der «Genossen» und «Genossinnen»<br />
durchkämpft, in Saus und Braus zu leben Der Herr Professor setzte sich auf und<br />
sieben.<br />
versteht. Rudolfs Tatsachenbericht liest sich wie<br />
ein spannender Roman, der weiteste Verbreitung dachte nach: «Entweder ist es Spätnachmittag,<br />
und die Uhr ist sieben — dann muss<br />
verdient, weil er dazu angetan ist, all denjenigen<br />
eindringlich die Augen zu öffnen, die noch immer eine Naturkatastrophe in Verbindung mit einer<br />
Sonnenfinsternis eingetreten sein. Oder<br />
an das Märchen vom «Kommunismus» im Sowjetstaat<br />
glauben.<br />
A. Fy.<br />
es ist Morgen—dann gibt es gleichfalls keine<br />
andere Erklärung als eine plötzliche Umwälzung<br />
durch unbekannte Kräfte.<br />
JdeUte Ihüzett<br />
Vielleicht gibt es aber noch eine dritte<br />
Möglichkeit, die ich übersehen habe. In diesem<br />
Falle wären wir alle gerettet. Nämlich:<br />
Ziehungstermin. Wie wir Yernehmen, ist der<br />
Ziehungstermin der II. Seva-Lotterie auf den wenn ich vergessen hätte, die Uhr aufzuziehen<br />
— .*<br />
20. Dezemher angesetzt worden, nachdem mehr als<br />
% aller verfügbaren Lose bereits ihre Käufer gefunden<br />
haben.<br />
c Hast Du nun bald auf der Karte herausgefunden,<br />
ob der Weg nach links oder rechts •weiterfährt?<br />
»<br />
« Was lachst du ? » fragte der Vater, «Ich<br />
finde hier nichts zu lachen- » — «Ja Vater >,<br />
sagte des Söhnchen, « du weisst eben nicht,<br />
dass du auf deinem Hut sitzst!»<br />
«Meine Frau verwöhnt mich geradezu, sie<br />
zieht mir selbst die Stiefel aus!» — «Wenn<br />
du abends nach Hause kommst?» — .«Nein,<br />
wenn ich abends ausgehen will.».<br />
«Vorsicht, Herr Ober! Ihr Frack hängt ra<br />
meine Suppe!»<br />
«Das macht fast gar nichts, der Frack ist<br />
schon sehr alt.»<br />
Lehrer: « Also von den Tieren Issf maö<br />
das Fleisch — und was geschieht mit den<br />
Knochen ? »<br />
Schüler: «Die legt man auf den Tefle*-<br />
rand.»<br />
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T»JO 91 _ BERN. 12. NOVEMBER <strong>1935</strong> AUTOMOBIL-REVUE 11<br />
"^«••««•»•C^cl «&««©«<br />
Der gebrandmarkte Fahrer.<br />
Wie seinerzeit gemeldet, hat der Berliner<br />
Polizeipräsident die Weisung erlassen, dass<br />
die Motorfahrzeuge von Personen, welche<br />
sich schwerer und wiederholter Uebertretungen<br />
der Verkehrsvorschriften schuldig<br />
gemacht haben, mit einem Gelbkreuz an der<br />
Windschutzscheibe und ,auf der Rückwand<br />
gekennzeichnet werden. Ein Berichterstatter<br />
der «B.Z. am Mittag» fuhr nun während<br />
einiger Stunden mit solch einem gebrandmarkten<br />
Wagen in der Hauptstadt herum.<br />
Ueber seine Eindrücke bei dieser Fahrt<br />
äussert er sich in seinem Blatt wie folgt:<br />
Der Polizei-Inspektor legt gewichtig die funkelnagelneue<br />
Messingschablone auf die Windschutzscheibe<br />
und schwingt den dicken gelben Pinsel. —<br />
Es ist geschehen! — Leuchtend springt das gelbe<br />
Kreuz aus der spiegelnden Scheibe.<br />
Unauffällig •will ich durch die Wagenreihen<br />
vom Hofe rollen, aber das wachsame Auge eines<br />
Droschkenkutschers hat das 'gelbe auffällige Ding<br />
erspäht. Unter dem schadenfrohen Gelächter der<br />
Umstehenden gewinne ich die Strasse. — Lachen,<br />
dieser im allgemeinen herzerfrischende Ausbruch<br />
der Freude, kann sehr schmerzlich sein, wenn es<br />
mit dem Schaden zusammenhängt, den man selbst<br />
z.u tragen hat.<br />
Ich steuere geradewegs zum Potsdamer Platz.<br />
Vielmehr noch als in der Blücherstrasse sind hier<br />
die Passanten auf Verkehr eingestellt und vielmehr<br />
noch als dort häuft sich Spott und Hohn auf mein<br />
Haupt. Den erstaunten, schadenfrohen, misstrauischen<br />
oder zornigen Blicken kann ich zwar ausweichen,<br />
aber die nicht minder treffenden Worte<br />
und Ausrufe lassen sich schlecht überhören.<br />
Auf die Badfahrer übe ich eine ganz merkwürdige<br />
Wirkung aus. Ihnen, die sonst vielfach der<br />
Schrecken der Autos sind,, bin ich zum Schrecken<br />
geworden. Vorsichtig schlagen .sie ihre Bogen um<br />
meine Kotflügel und selbst wenn sie mich schon<br />
hinter sich" gelassen haben, trifft mich noch manch<br />
misstrauisch über die Schulter geworfener Blick.<br />
Auch die anderen Verkehrsbeteiligten tragen<br />
eine misstrauische Vorsicht zur Schau. Die Autos<br />
halten Abstand, Fussgänger stoppen ihren eiligen<br />
Schritt, ja eine ältere Frau, die vor mir ruhig hätte<br />
die Strasse passieren können, bleibt stehen, als, sie<br />
das magische Zeichen sieht, rennt auf den Bürgersteig<br />
zurück und schüttelt drohend ihre magere<br />
Faust.<br />
Die Blicke der Verkehrsposten empfinde ich als<br />
körperlichen Schmerz, die der Passanten als Giftpfeile.<br />
Meine Ohren sind überwach geworden und<br />
registrieren jedes Wort mit peinlicher Deutlichkeit.<br />
Was ich auch tue — alles — es ist einer unerbittlichen<br />
Kritik ausgesetzt. Wenn ich bremse, und<br />
es quietscht ein bisschen — schon schreit es um<br />
mich herum. Wenn ich Gas gebe und der Motor<br />
brummt ein bisschen —schon werde-ich an mein<br />
«Kreuz» erinnert. Das Wort Gelb habe ich in den<br />
letzten zwei Stunden so oft und in soviel Verbindungen<br />
und Modulationen gehört, dass ich bereits<br />
gelb sehe — vor Wut natürlich.<br />
Ein Redaktionskollege folgte dem Gelbkreuz-Wagen<br />
auf kurze Distanz und machte<br />
dabei die nachstehenden Beobachtungen, die<br />
er ebenfalls in einem kurzweiligen Bericht<br />
zusammenfasste :<br />
Die Chauffeure auf dem Platz des Kraftverkehrsamt<br />
nehmen die Tatsache des ersten gebrandmarkten<br />
Verkehrssünders mit einer scheinbaren<br />
Gleichgültigkeit hin. Manche lächeln auch, aber<br />
süss-sauer. Wenn der graue Wagen an ihnen vorbeihuscht,<br />
dann schauen sie ihm nach, lange noch,<br />
lecken die Hälse und tuscheln hinterher eifrigst<br />
über die Möglichkeiten, die dem Fahrer wohl diese<br />
wenig angenehme Auszeichnung eingebracht hat.<br />
Am Potsdamer Platz hält der Gezeichnete.<br />
Bremst vorsichtig. Ein anderer Wagen kommt<br />
schnelle]; hinterher. Will in eine kleine Spalte hinein,<br />
die »zwischen dem grauen Wagen und einer<br />
Droschke frei bleibt. Doch plötzlich kreischen seine<br />
Bremsen. Er sieht das kleine gelbe Kreuz, das<br />
auch hinten am Nummerschild angebracht worden<br />
ist. Aha, der Erste! Ein eifriges Gucken. Der Verkehrssünder<br />
fährt an. Der andere nun ganz langsam<br />
hinterher, immer im vorsichtigen Abstand, so<br />
als wenn man in die Nähe eines wilden Tieres<br />
kommt. Dann fährt er noch langsam um die Ecke...<br />
Die Verordnung des Berliner Polizeipräsidenten<br />
hat gewirkt. Wer plötzlich das gelbe Kreuz aus<br />
dem .Verkehrsgewimmel herausleuohten sieht, bleibt<br />
stehen. Damen genieren sich nicht, lange dem<br />
Fahrer nachzusehen. Man zeigt immer wieder mit<br />
dem Finger nach. Die Köpfe der Menschen folgen<br />
den Bewegungen des gezeichneten Wagens. Das<br />
Auto mit dem gelben Kreuz fährt unter dauernder<br />
Kontrolle der Öffentlichkeit. Es ist so, als wenn<br />
alles aufpasst, dass der als unzuverlässig gekennzeichnete<br />
Fahrer nicht wieder irgendwelche Verkehrsfehler<br />
macht. Wie unter tausend Argusaugen<br />
muss der Gebrandmarkte (seinen Weg suchen.<br />
In der Potsdamer Strasse folgen längere Zeit<br />
zwei Motorradfahrer dem Gelbkreuzauto. Ein kleiner<br />
Lastwagen fährt mal vor dem Verkehrssünder,<br />
dann wieder einige Zeit hinterher. Nun ist er<br />
neben uns.<br />
Erfreut zeigt der Fahrer auf den grauen Wagen<br />
•Passen Se auf den da uff, det ia'n Gelbkreuzler!»<br />
Er ruft von seinem Führersitz herüber.<br />
Und dann geht es auf einmal über sein Gesicht,<br />
wie ein seliges Aufleuchten. Wieder ruft er<br />
herüber. «Den Strolch, den kenn ick: Der fährt<br />
immer so scharf! Der hats verdient!» Und dann<br />
beruhigt, fast selig lächelnd: «...schadet ihm gar<br />
nichts!»<br />
Immer das gleiche Bild. Wer den Wagen als<br />
gebrandmarkt erkennt, lächelt erst schadenfroh,<br />
wird dann erst und vermeidet es, dem Gelbkreuzler<br />
zu nahe zu kommen. Wie ein rohes Ei wird<br />
er umfahren. Man will mit ihm nichts zu tun<br />
haben. Man geht ihm aus dem Wege. Man denk<br />
an seine eigene Sicherheit und nimmt sich die Mah<br />
nung zu Herzen, die da leibhaftig und abschreckend<br />
herumfährt. Und tut das, was mit der Verordnung<br />
des Berliner Polizeipräsidenten beabsichtigt wurde;<br />
benimmt sich anständig und rücksichtsvoll im<br />
Verkehr.»<br />
Le<br />
Ohne Verantwortlichkeit der Redaktion.<br />
VortrIHsrecht von rechts, ohne Signal geben.<br />
Der von rechts Kommende hat den Vortritt. Am<br />
26. März 1934 hat der Bundesrat die Hauptstrassen<br />
bezeichnet, die das Vortrittsrecht besitzen, es sind<br />
195 solcher Strassen. Damit sind nun zweierlei<br />
Rechte beim Befahren ein und derselben Strassen<br />
zu beobachten. Innerhalb der Ortschaften und<br />
Städte verliert auch die Hauptverkehrsstrasse das<br />
Vortrittsrecht und es tritt das Recht des von rechts<br />
Kommenden an dessen Stelle. Durch die in den<br />
Städten durchgeführten Verkehrswochen darf oder<br />
soll nun auch nicht mehr gehupt werden.<br />
Da wo die Polizei den Verkehr regelt, da ist<br />
sicher ohne hupen durchzukommen. Wenn sich<br />
aber die Fussgänger noch nicht an die Verkehrsstreifen<br />
gewöhnt haben, da darf der Autofahrer<br />
nicht ohne Warnsignal zufahren, er ist nach dem<br />
Gesetz Art. 20 dazu verpflichtet, solches zu gebrauchen,<br />
wenn es die Sicherheit des Verkehrs erfordert.<br />
Verschiedene Verkehrsunfälle zeigen,<br />
dass das «Nichthupen» nicht<br />
einfach durchwegs Regel sein darf.<br />
. B. bei Strassenkreuzungen, die unübersichtlich<br />
sind, muss nach dem Sinn des Gesetzes gehupt werden,<br />
sofern nicht die optischen Lichtsignale wirksam<br />
sind (bei Tag). Bei schmalen Verkehrsstrassen<br />
ohne Trottoir in Villenquartieren, wo gewöhnlich<br />
noch an jeder Strassenkreuzung hohe Strauchhäge<br />
oder hohe Mauern stehen, da muss zur Sicherheit<br />
gehupt werden, und wo es unterlassen wird, muss<br />
dies bei einem Verkehrsunfall als ein Verschuldungsfaktor<br />
angerechnet werden. Es liegt sicher<br />
nicht im Sinne des Gesetzgebers, dass jedes Fahrzeug<br />
vor jeder Kreuzung anzuhalten hat, um sich<br />
zu überzeugen, dass kein Fahrzeug von rechts<br />
kommt, aber eine Orientierung ist absolut notwendig<br />
und deshalb ist die Fahrgeschwindigkeit entsprechend<br />
zu regulieren. Auch da, wo man annehmen<br />
könnte, dass kaum ein anderes Fahrzeug<br />
kommen wird, gebietet die Vorsicht anzunehmen,<br />
s komme eines, und entsprechend muss sich der<br />
Führer orientieren. Das Signalgeben allein<br />
gibt nicht das Recht zuzufahren, der<br />
Fahrer muss bis zur Stelle, wo er die<br />
Uebersicht gewinnt, so fahren, dass<br />
er eben zu keiner Verkehrsstörung<br />
Anlass gibt. Die Uebersicht erhält der Fahrer<br />
eines modernen Wagens, der fast lautlos daher<br />
kommt, erst dann, wenn er schon mit dem Fahrzeug<br />
mitten auf der Kreuzung steht.<br />
Wenn ich nun die Frage stelle, muss der Führer<br />
zuerst nach links oder muss er nun zuerst nach<br />
rechts schauen, so bin ich überzeugt, dass auch<br />
langjährige versierte Fahrer unsicher sind! Für<br />
Fussgänger auf der Kreuzungsstrasse, die von links<br />
kommen, ist mein Fahrzeug direkt gefährlich, und<br />
Fahrzeuge von rechts bringen mich in Gefahr.<br />
Wäre es bei dieser sehr wichtigen Ueberlegung vielleicht<br />
nicht besser gewesen, es wäre die Bestimmung<br />
aufgestellt worden, dass der von links Kommende<br />
den Vortritt habe? Dies würde bedingen,<br />
dass man in allen Fällen sich zuerst nach links<br />
orientieren muss. Wäre nicht diese »Vorschrift die<br />
richtige? Bei Aufstellung der Vorschrift wurde<br />
offenbar diese Ueberlegung nicht gemacht Bei weiteren<br />
Ueberlegungen muss man aber erkennen, dafs<br />
es ,d^ch richtig ist, wenn, der »von rechts-den VorS<br />
tritt erhält. Es spielt nämlich" die rechte Fahrbahn<br />
eine entscheidende Rolle. Der von rechts<br />
Kommende hat von dem die Fahrbahn<br />
kreuzend e'n Fahrzeug eine grössere<br />
Distanz, bietet also eine bessere<br />
Sicht als ein von links kommendes<br />
Fahrzeug, was hier von allergrösster<br />
Wichtigkeit ist. Es bietet sich mir beim<br />
Kreuzen mit vorsichtigem Fahren im Sinne von<br />
Art. 25 und 27 eher die Möglichkeit, mein Fahrzeug<br />
zum Stillstand zu bringen. Käme aber das Vortrittsrecht<br />
dem von links zu, so wäre ein Ansichtigwerden<br />
erst im Moment da, wo beide Fahrzeuge<br />
schon aufeinander wären.<br />
Wir finden bei vielen Automobilisten die Ansicht<br />
vertreten, dass man ruhig die Strassenmitte t<br />
nützen dürfe, und sogar soll, bis ein Fahrzeug entgegenkommt,<br />
erst dann gelte Art. 26 vom Rechtsfahren.<br />
Dies ist aber nur bedingt richtig und angängig,<br />
wenn keine Kreuzung da ist. Bei Kreuzungen<br />
ist aber dieser Art. 26 vom Rechtsfahren<br />
unbedingt und streng einzuhalten, wegen der.Sichtmöglichkeit.<br />
Die aufgeworfene Frage, ob man sich zuerst<br />
nach links oder nach, rechts orientieren soll, ist nun<br />
nach Obigem besser zu lösen. Für mich als Führer<br />
bildet der von rechts Kommende die Gefahr, während<br />
der von links nach dem Gesetz sich nach mir<br />
richten muss. Einen Fussgänger von links müsste<br />
ich aber schon sehen, wenn er in die Fahrbahn<br />
links von mir eintritt, also wenn ich auf gleicher<br />
Höhe mit ihm bin. Dann wird er mir freie Bahn<br />
lassen. Ich habe mich tatsächlich im<br />
Sinne des Gesetzes zuerst nach<br />
rechts zu orientieren. Es ist aber total<br />
falsch, wenn man sagen würde: Ich habe mich nur<br />
nach rechts zu orientieren. Als vorsichtiger<br />
Fahrermussichmichauchnachlinks<br />
orientieren, und zwar direkt unmittelbar<br />
nach meiner Orientierung nach<br />
rechts. Wenn mir im Sinne von Art. 25 bei<br />
einer Nichtachtung meines Vortrittrechtes durch<br />
den Fahrer von links die Möglichkeit gegeben ist,<br />
eine Verkehrsstörung zu verhindern, so bin ich<br />
dazu verpflichtet, auch wenn ein anderer das Gesetz<br />
übertreten hat.<br />
Die Erfahrungen sind die besten Lehrmeister.<br />
Wenn ich meine Erfahrungen einer 35jährigen<br />
Fahrpraxis und diejenigen einer 20jährigen Expertenpraxis<br />
zusammenfassen will, dann geschieht die,<br />
etwa nach folgenden Hauptfahrregeln:<br />
1. Fahre vorsichtig, d. h. wo eine Gefahr<br />
Dir drohen kann, nehme an, sie würde kommen<br />
und verlasse Dich nicht darauf, sie werde<br />
nicht kommen.<br />
2. Fahre immer rechts, schneide<br />
nie die Kurven.<br />
3. Bei Kreuzungen zuerst nach<br />
rechts und dann sofort nach links<br />
schauen.<br />
4. Lass Dich nie dazu verleiten, die<br />
Strassen fürWettrennen zu benützen.<br />
5. In Ortschaften, bei Kindern, um<br />
fahre die Gefahr in weitem Bogen.<br />
6. Schenke der Fahrbahn Deine<br />
ganze Aufmerksamkeit und nicht den<br />
Mitfahrern.<br />
7.' Auf der Fahrt lieber fünfmal essen<br />
als dreimal trinken.<br />
Tust Du das, dann fährst Du gut.<br />
Paul Landis, Ing., Automobil-Experte, Zürich<br />
T. C. S.<br />
Autosektion Glarus<br />
Unterhaltungsabend. Wir halten es entschieden<br />
mit den Glarnern: Man soll die Feste feiern wie<br />
sie fallen! Ohne dieses probate Rezept hätte man<br />
ob der Teilnahme vielleicht wegen der Zeitläufe<br />
Bedenken gehabt, vielleicht auch gefunden, es sei<br />
für derartige Anlässe noch reichlich früh. Kurzum,<br />
weder Organisatoren noch Clubmitglieder Hessen<br />
offenbar derartige Ueberlegungen aufkommen,<br />
sondern beantworteten prompt den Appell. So<br />
fand sich in dem für solche Anlässe besonders geeigneten<br />
und überaus ansprechenden Gesellschaftshaus<br />
in Ennenda eine frohe, festgestimmte Gesellschaft<br />
zusammen, die entschieden nach der<br />
Weisung des Conferenciers in «Optimismus»<br />
feierte.<br />
Wer etwas Tüchtiges leisten will oder für geistige<br />
Genüsse richtig vorbereitet sein soll, der,<br />
muss auch zweckentsprechend genährt sein. Diese<br />
Erfahrung machte man sich ebenfalls vorteilhaft<br />
zunutze und eröffnete das Programm daher mit<br />
einem gepflegten Nachtessen. Beim «Schwarzen»<br />
zeigte es sich dann gleich, wie richtig es gewesen<br />
war, sich gebührend vorzubereiten, denn schon<br />
Herr Dr. med. Büchi. der rührige Präsident der<br />
Sektion, ritt in>- seiner launigen Begrüssung eine<br />
rste humorvolle Attacke. Sein Ratschlag, wie<br />
die. notwendigen Einsparungen im Automobilbetrieb<br />
mit Rücksicht auf die hohe Benzinsteuer<br />
mit einer gesundheitsfördernden Lebensweise kombiniert<br />
werden möchten, verdiente eigentlich zur<br />
Erbauung der Zoll- und anderen hohen Kommisdonen<br />
in der kommenden Session der eidg. Räte<br />
lekanntgemacht zu werden.<br />
Sedlmayr, der Unverwüstliche oder vielmehr Unverbesserliche,<br />
zeigte mit all seinen Spässen und<br />
Schnurren, dass er tatsächlich der Conferencier<br />
on Format ist, als welcher er schon gedruckt im<br />
Programm vorgestellt wurde. Er vermag aus seiner<br />
vielseitigen künstlerischen Tätigkeit aus dem<br />
Vollen zu schöpfen und die vielen Tagesereignisse,<br />
welche direkt nach einem witzigen Kommentar<br />
rufen, sind ihm willkommene Beute zu entsprechender<br />
Glossierung. Kurzum er hatte, trotz der<br />
nicht unbeträchtlichen räumlichen Distanz, die<br />
ihn, den Rampenlichtbestrahlten, von seinen Zuhörern<br />
trennte, alsbald den persönlichen Kontakt<br />
mit der Festgemeinde gefunden und rasch war die<br />
Stimmung auf hoher Tourenzahl. Durch zwei Darbietungen<br />
bewies der Damen-Turnclub Ennenda,<br />
dass die elegante Kunst der Rhythmik überall zu<br />
Hause igt und picht das Vorrecht eines Berufsballetjes<br />
oder einer weitgereisten Girltruppe zu<br />
sein; braucht Diese Feststellung bezieht sich übrigens<br />
nicht nur auf die Bühne, denn auch auf<br />
dem allgemeinen Tanzparkett erwies sich die anwesende<br />
Damenwelt als sehr gewandt und wie zu<br />
Hause.<br />
Lolo, mit seinem musikalischen Auto, war wirkich<br />
eine Nummer für sich und man konnte ihm<br />
selbst seine kecksten Scherze nicht wohl nachtragen,<br />
als er so quasi zur Entschuldigung auf dem<br />
Auspuff» eine, nette Melodie dudelte, die jedeiv<br />
Konzertoboe gut angestanden hätte, oder wenn<br />
Lolo gar den Kotflügeln schmelzende Weisen entlockte.<br />
Recht «griffig» war sein abschliessendes<br />
Hupenkonzert, das übrigens auch in bezug auf die<br />
nxebung gewiss^nie unter die Anülärmverordngen<br />
fallen würde.<br />
"Dazu zwei Kapellen grundverschiedener Observanz.<br />
Auf der einen Seite der mondäne Jazz, verwaltet<br />
und wiedergegeben von den «Red Stars»,<br />
die zwar keineswegs aus dem schwärzesten Afrika,<br />
sondern irgendwo vom Zürichsee herkamen und<br />
auch ohne den fremdländischen Namen gut gefallen<br />
hätten. Daneben die grundsolidtn lind urohigen.<br />
Kleintaler, deren Klarinette und Trompete<br />
die Ländler munter in die Welt hinausbliesen. So<br />
konnte man die gesamte Skala der Tänze aus<br />
{•trössmutters Zeiten (über den Walzer geht doch<br />
nichts!) bis hinauf zum modernsten Step gemessen,<br />
und diese Möglichkeit, aus dem tänzerischen<br />
Vollen zu schöpfen, wäre kaum je unterbrochen<br />
worden, wenn nicht beide Gruppen gelegentlich<br />
ausgerechnet zusammen Pause geübt hätten. Dazwischen<br />
Polonaisen mit und ohne Lampions,<br />
Tanzwettbewerbe mit und ohne Preise, mit einem<br />
Wort, ein Ausflug in die Geselligkeit ohne Pannen<br />
und Aussetzer (um doch noch etwas beim Fach zu<br />
bleiben!). Und um eines werden die Delegierten<br />
der befreundeten grossen Sektionen die Glarner<br />
Kollegen beneidet haben: um den heimeligen intimen<br />
Rahmen, der dem Abend das Gepräge gab<br />
und der je länger je mehr das Vorrecht der Veranstaltungen<br />
kleinerer Sektionen bleiben wird.<br />
Hoffentlich fährt nächstes Jahr nicht schon alles<br />
im Kanton Glarus Auto und möchte Mitglied beim<br />
"T.'G. S. werden: es wäre schade um die jetzige<br />
Form der Jahresfeier! b.<br />
Autosektion Waldstätte<br />
Familienabend. Samstag, den 16. November<br />
<strong>1935</strong>, 20.15 Uhr, trifft sich die ganze T. G. S.-Familie<br />
im «Hotel Union» zum traditionellen Familienabend.<br />
Dieser segelt unter der Parole: « Durch<br />
Tanz und Kabarett zur Stimmung ».<br />
Auf Sonntag, den ,17. November, ist ein Katerbummel<br />
angesetzt, und zwar ab 15 Uhr im Hotel<br />
«Eisenbahn» in Sursee.<br />
Für den Samstag-Anlass steht der polizeilich<br />
bewachte Autopark auf dem Löwenplatz in der<br />
Hof-Weih und Löwenstrasse zur Verfügung.<br />
A- C. S.<br />
SEKTION BERN. Hochbetrieb im Vorwinter.<br />
Das Tätigkeitsprogramm für die nächsten paar Wochen<br />
sieht drei verschiedene Veranstaltungen vor.<br />
Am kommenden Samstag, 16. November, führt die<br />
Sportkommission zum dritten Male die Autofuchsjagd<br />
in der weiteren Umgebung Berns durch, ein<br />
Wettbewerb, der dank seiner leichtfasslichen Reglementierung<br />
bei sportlustigen Mitgliedern stets<br />
Anklang findet. Die bereits eingegangenen Anmeldungen<br />
lassen wiederum eine stattliche Beteiligung<br />
erhoffen. Meldeschluss: Freitag, den 15. November<br />
<strong>1935</strong>, 12 Uhr; spätere Anmeldungen sind zahlpflichtig.<br />
SEKTION ZÜRICH. Auiomobftmeisterschaft. Die<br />
diesjährige Sektionsmeisterschaft, welche die vier<br />
Konkurrenzen Autavia, Hindernisfahren in Dübendorf,<br />
Gymkhana in Zürich und Schnitzeljagd in<br />
sich schloss, hat einen sehr erfreulichen Verlau:<br />
genommen und wies eine ziemlich starke Beteiligung<br />
auf. Für die Schlussklassierung kamen die<br />
drei besten Resultate der genannten vier Veranstal<br />
tUHgen in Betracht, wobei bei der Autavia ein sepa<br />
"rates Klassement für die zwei Kontrollposten und<br />
bei den drei/andern ein solches für Amateure»und<br />
Experten gemacht wurde. Erstmals wurden daher<br />
dieses Jahr je eine Meisterschaft für diese beiden<br />
Fahrerkategorien ausgetragen. Für die Klassierung<br />
massgebend war die Punktzahl des Ranges<br />
der vier Wettbewerbe, doch fielen hiebei nur die<br />
an der Meisterschaft teilnehmenden Konkurrenten<br />
in Betracht.<br />
Nachdem sich anfänglich 19 Amateure und<br />
15 Experten, somit total 34 Konkurrenten am Meisterschaftswettbewerb<br />
beteiligt hatten, schieden nach<br />
und nach verschiedene Konkurrenten aus, so dass<br />
chliesslich nach dem letzten Lauf, der Schnitzeljagd,<br />
nur noch 5 Amateure und 7 Experten übrig<br />
blieben. Die nachfolgende Schlussklassieruag zeigt,<br />
dass der Kampf ein sehr heisser war und nur<br />
einzelne Punkte die Erstplacierten voneinander<br />
rennten:<br />
Amateure: 1. M. Locher, Kilchberg, 5 Pkte.;<br />
2. M. Fiedler, Zollikerberg, 6 P.; 3. A. May, Zürich,<br />
8 P.; 4. Ch. Zimmermann, Zürich, 10 P.; 5. J.<br />
Kuhn jun., Dieledorf, 11 P.<br />
Experten: 1. H. Kessler, Zürich, 5 Punkte;<br />
2..W. Jenny, Zürich, 6 P. ; 3. H. Gübelin, Zürich,<br />
7 P.; 4. A. Corrodi, Zürich, 10 P.; 5. A. Bosshardt,<br />
Zürich und P. Sibold, Zürich, je 12 P.; 6. H. Baumgartner,<br />
Zollikon, 14 P.<br />
Bereits liegen 300 Anmeldungen für das Herrenmartinimah!<br />
vom 14. November vor, worunter erfreulicher<br />
Weise auch von verschiedenen Vertretern<br />
der kantonalen und städtischen Behörden sowie<br />
befreundeten Verbänden und der Nachbarsekionen<br />
des AGS. Auch Herr Zentralpräsident Dr.<br />
Mende, Bern, wird am traditionellen Martinimahl<br />
unter den Zürcher Clubkollegen weilen. An der<br />
Revue wirken die bekannten Zürcher Akteure Gyr<br />
und Stump sowie die Sing-Vreneli mit, es wird<br />
eine sehr fröhliche Sache mit dieser Reise nach<br />
Afrika, die ein Zwischenspiel in Marseille vorsieht,<br />
werden.<br />
Die Damen treffen sich am 14. November zum<br />
Damenmartinimahl und im Dezember zum üblichen<br />
Nachmittagstee.<br />
2^u« dc^n<br />
Rottschaft der Aero-Amateure der Schweiz<br />
Sekretariat: 85, Servette, Genf<br />
Die «Poux» in der Schweiz. Von allen Seiten<br />
her erfahren wir, dass die Flügel der «Poux»<br />
wachsen. Die Liebhaber sind von einem freudigen<br />
Drang erfüllt und berichten uns über Bemühungen,<br />
Konstruktionen und Erfolge. Wir nehmen mit<br />
Vergnügen von all dem Notiz.<br />
Herr O. Isler in Baulmes ist mit der Bauarbeit<br />
seines «Pou» fertig und wind ihn nun sehr bald<br />
mit Tuch überspannen. Der Apparat ist mit einer<br />
Spezial-Landungs-Vorrichtung mit teleskopischen<br />
Stützen versehen -worden. Herr Isler hat sich<br />
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büffeln<br />
bis zum Ueberdruss, um schliesslich all die vielen<br />
Regeln dann, wenn man sie beim Sprechen braucht,<br />
doch nicht auf der Zunge zu haben, nein, das ist nicht<br />
die rechte Methode, um eine Fremdsprache zu lernen.<br />
Lassen Sie sich doch einmal ganz unverbindlich ein<br />
Probeheft der bewährten Selbstunterrichtsmethode<br />
von Prof. Grand kommen. Sie werden staunen: Hier<br />
weht ein anderer Wind, der den Staub veralteter<br />
Lehrmethoden herausgefegt hat. Jede Lektion ist<br />
lebendig und interessant und in der Wahl des Stoffes<br />
wirklich dem praktischen Leben entnommen. Die Regeln<br />
und Vokabeln gehen mühelos in den geistigen<br />
Besitz des Lernenden über, weil sie auf Grund tausend<br />
praktischer Beispiele erfasst werden.<br />
Die Methode von Prof. Grand bietet Ihnen aber auch<br />
deshalb die grösste Gewähr zum Erfolg, weil sie das<br />
einzige einheimische Sprachwerk dieser Art ist, das<br />
von bekannten Schweizer Autoren verfasst und demzufolge<br />
unserer geistigen Eigenart angepasst ist.<br />
Schon im Verlaufe eines Jahres vermögen Sie einen<br />
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Schrift beherrschen.<br />
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