E_1936_Zeitung_Nr.006
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BERN, Dienstag, 21. Januar <strong>1936</strong><br />
Nummer 20 Rp.<br />
32. Jahrgang - N° «<br />
ERSTE SCHWEIZERISCHE AUTOMOBIL-ZEITUNG<br />
Zentralblatt für die schweizerischen Automobil- und Verkehrsinteressen<br />
ABONNEMENTS-PREISE:<br />
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Mot. Kan. Bttr.<br />
Geschütz-Ablad mittels Verladeschienen.<br />
Geschichtliche Entwicklung.<br />
Die Anfänge der Motorisierung unserer<br />
Armee gehen bis ins Jahr 1892 zurück, in<br />
welchem Jahre in einem Wiederholungskurs<br />
mit einem Dampfautomobil Panzerplatten<br />
von Andermatt nach der Galenhütte transportiert<br />
wurden. 1901 beschaffte die Armee<br />
fünf Personenautomobile, und im Jahre 1905<br />
wurde für den «Automobildienst» ein Kredit<br />
von Fr. 20,000 bewilligt. Die Militärorganisation<br />
von 1907 sah vor, dass geeignete Soldaten<br />
aller Waffengattungen und auch Hifisdienstpflichtige<br />
zum « Automobildienst > abkommandiert<br />
werden konnten und im Kriegsfalle<br />
ausserdem Freiwillige (Chauffeure)<br />
unter Militärgesetz zu 'stellen wären; die<br />
notwendigen Fahrzeuge sollten für den Friedensdienst<br />
eingemietet, für den Aktivdienst<br />
requiriert werden. Die Truppenordnung von<br />
1911 ging noch einen Schritt weiter und sah<br />
für die höheren Stäbe « Offiziere » vom freiwilligen<br />
Automobilkorps vor, die zum grossen<br />
Teil, mit ihren eigenen Autos einzurücken<br />
hätten. Die auf diese Weise in Stäben eingeteilten<br />
« freiwilligen Automobiloffiziere »<br />
erhielten den Hauptmannsrang und eine besondere<br />
Uniform, ähnlich, wie dies heute<br />
noch bei den Feldpredigern der Fall ist.<br />
Erscheint jeden Dienstao und Freitag<br />
Wöchentliche Beilage „Auto-Maaazin". Monatlich 1 mal .Gelbe Liste"<br />
REDAKTION U.ADMINISTRATION: B reiten rainstr. 97. Bern<br />
Telephon 28.222 Postcheck' 111 414 - Telegramm-Atiresse: AutoreTue, Bern<br />
Geschäftsstelle Zürich: Löwenstrasse 51, Telephon 39.743<br />
2)ie IHalaüsieiunQ (ut&ete* Axmee<br />
I.<br />
Major von Erlach. Instruktionsoffizier.<br />
[ Dank dieser Organisation waren im Jahre<br />
1914 etwa 159 Personenwagen und ca. 180<br />
Lastwagen für die Bedürfnisse der Armee<br />
sichergestellt. Bei Ausbruch des Weltkrieges<br />
wurden Motorfahrzeuge requiriert und eingeschätzt.<br />
Die freiwilligen Chauffeure reichten<br />
aber nicht aus, so dass noch eine Anzahl<br />
fahrkundiger Leute aus anderen Truppengattungen<br />
umgeteilt werden mussten; leider<br />
befanden sich unter diesen Umgeteilten nicht<br />
immer die besten Elemente. Im Laufe des<br />
Jahres 1917 schaffte der Bund dann etwa<br />
400 Stück 3-Tonnen-Lastwagen an, von denen<br />
bei Kriegsschluss etwa 250 Stück an die<br />
Militärverwaltungen (Zeughäuser, Munitionsfabriken<br />
usw.) und an die eidg. Postverwaltung<br />
abgegeben wurden. Der Rest dieser<br />
zum Teil heute noch existierenden Fahrzeuge<br />
kam in die Motorwagen-Parkverwaltung<br />
nach Thun. Der Motorwagendienst<br />
wurde als Dienstzweig (wie heute zum Beispiel<br />
noch die Feldpost) der Generalstabsabteilung<br />
unterstellt.<br />
Für die Kaders wurden technische Kurse<br />
eingeführt, in denen die Leute technisch<br />
weitergebildet wurden; die «freiwilligen<br />
Automobiloffiziere» wurden nachträglich in<br />
Offiziersschulen aufgeboten, oder zu den<br />
rückwärtigen Formationen versetzt.<br />
Bald genügte aber auch den Mannschafts-<br />
bestand nicht mehr, und es mussten eigene<br />
Motorfahrerrekrutenschulen eingeführt werden,<br />
deren erste im Jahre 1921 stattfand.<br />
Die auf 1. Januar 1925 in Kraft getretene<br />
neue Truppenordnung, die heute noch gültig<br />
ist, bestätigte diese provisorische Ordnung,<br />
im allgemeinen und schaffte aus dem bisherigen<br />
Dienstzweig die neue Truppengattung,<br />
die «Motorwagentruppe », welche der Generalstabsabteilung<br />
(Sekt. Transporte) noch<br />
unterstellt blieb. Seit 1. Januar 1935 ist die<br />
Motorwagentruppe nun der Abteilung für<br />
Kavallerie unterstellt, und ab l. Januar <strong>1936</strong><br />
traten auch die Radfahrer, die bisher zur Infanterie<br />
gehörten, auch zur Kavallerie über,<br />
so dass alle « leichten Truppen» vereinigt<br />
sind.<br />
Gegenwärtige Organisation.<br />
a) Personal.<br />
Heute umfasst die Motorwagentruppe einen<br />
Bestand von über 10,000 Mann. Die Bezeichnung<br />
« Motorwagentruppe » stimmt eigentlich<br />
nicht mehr, da seit 1932 nicht nur die<br />
Motor wagen fahrer, sondern auch die<br />
Motorradfahrer dazu gehören; in nächster<br />
Zeit werden ausserdem auch die Panzerwagenfahrer<br />
dazu gehören, so dass bei der<br />
geplanten Neuorganisation der Armee die<br />
Bezeichnung richtigerweise in «Motortruppe<br />
» abgeändert werden sollte.<br />
Der jährliche Rekrutenbestand von ca. 350<br />
Motorfahrern und etwa 60 Motorradfahrern<br />
reicht natürlich nicht aus, um alle Abgänge<br />
auszufüllen, so dass jährlich ebenso viele<br />
Mannschaften aus andern Truppengattungen<br />
zur Motorfahrertruppe umgeteilt werden<br />
müssen; diese Umteilungen erfolgen jeweils<br />
beim Uebertritt vom Auszug in die Landwehr,<br />
nachdem der betreffende Mann durch<br />
Motorfahreroffiziere an einer Fahrprüfung<br />
geprüft wurde und dabei seine Eignung als<br />
Motorfahrer bewiesen hat. Aber auch die<br />
Rekruten werden bei der Rekrutenaushebung<br />
nicht ohne weiteres der Motorfahrertruppe<br />
zugeteilt, sondern erst nach eingehender<br />
IN SERTIONS -PREIS:<br />
Die achtgespaltene 2 mm hohe Grundzeile oder deren Raum 45 Rp.<br />
Grossere Inserate nacb Spezialtaril<br />
Inseratensehluss 4 Tane vor Erseheinen der Nnmmern<br />
Wir berichten heute<br />
über:<br />
Rückläufiger Autotourismus.<br />
Vor der 15. internat. Sternfahrt<br />
nach Monte Carlo.<br />
Technische Einzelheiten eines<br />
Modell-Flugmotors.<br />
Kampf um den Benzinzoll.<br />
Schwingachsen.<br />
Das Auto von Heute.<br />
Aus dem Parlament.<br />
Unser neuer Roman.<br />
Eignungsprüfung. Jeder, der zur Motorfahrertruppe<br />
will, muss vor allen Dingen dem<br />
Aushebungsoffizier seine kantonale Fahrbewilligung<br />
vorweisen können; der Aushebungsoffizier<br />
kann dann den Mann provisorisch<br />
für die Motorwagentruppe vormerken;<br />
seine definitive Zuteilung erfolgt aber erst,<br />
nachdem von Motorfahreroffizieren seine<br />
Fahrkenntnisse und sein Bildungsgang, sowie<br />
seine zivile Tätigkeit festgestellt ist!<br />
Grundsätzlich sollen nur Leute, die auch im<br />
Zivil beruflich mit dem Automobil zu tun<br />
haben, zur Motorwagentruppe eingeteilt werden;<br />
für den Motorradfahrer ist die Haltung<br />
eines eigenen Motorrades Bedingung. Diese<br />
Bedingungen sind absolut notwendig, um die<br />
Gewissheit zu haben, dass die Leute auch<br />
ausserdienstlich noch Fahrgelegenheit haben,<br />
da sonst in den jährlichen Wiederholungskursen<br />
infolge Ungewohntheit leicht Unfälle<br />
entstehen könnten.<br />
Die bisher 77 Tage dauernde Rekrutenschule<br />
wird ab <strong>1936</strong> auf 76 Tage verkürzt;<br />
in dieser Zeit werden die zivilen Automobil-<br />
fahrer in militärischer Motorfahrer ausgebildet.<br />
Dabei wird ganz besonderen Wert auf<br />
F E U I L L E T O N<br />
Unser neuer Roman.<br />
Führten wir durch unser letztes Feuilleton<br />
unsere Leser in die Urwälder Südamerikas,<br />
erlebten sie dort das glühende Wunder und<br />
alle Schrecken des Orchideenwaldes, so wird<br />
sie unser neuer Roman<br />
Der Seewoli, von Jack London.<br />
Abenteuern ganz anderer Natur entgegenführen.<br />
Nicht mehr der Wald, sondern das Meer<br />
wird ihnen sein Lied singen. Jack London,<br />
dieser Vagabund von Gottes Gnaden, versteht<br />
es, wie kaum ein anderer Dichter unserer<br />
Zeit, uns mit seiner Schönheit und seinen<br />
Gefahren vertraut zu machen.<br />
Jack London? — Er hat nichts von den<br />
alten Schriftstellertraditionen übernommen.<br />
Lyrische Stimmungen und alle Inspirationen<br />
verlachend, , ickt er das Leben an wie und<br />
wo es sich bietet. Phrasenhafte Aesthetik ist<br />
ihm fremd. So werden seine Werke, die bildhaft,<br />
glühend, intensiv und abenteuerlich zugleich<br />
sind, dem Leser stets von neuem zum<br />
Erlebnis. Walter Steinbach nannte sie einmal<br />
mit Recht «ein Heilmittel gegen die Dekadenzerscheinungen,<br />
an denen Europa krankt».<br />
Der Seewolf, Erlebnisse unter den Robbenlängern<br />
der Beringsee, ist wohl eines der<br />
besten Werke dieses Dichters. Das Epos vom<br />
Menschen unserer Tage, dem der Kampf zur<br />
Freude wird, kühn, phrasenlos und klarstirnig.<br />
Ein Mensch, vor dessen Ausbrüchen,<br />
vor dessen Brutalität man erschrickt, dessen<br />
Untergang man aber am Ende doch bedauert.<br />
So haben wir die feste Ueberzeugung, dass<br />
auch dieser Roman den ungeteilten Beifall<br />
unserer Leser finden wird. Die Redaktion.<br />
Der Seewolf.<br />
Von Jack London.<br />
Copyright 1926 by Universitas.<br />
Erster Teil.<br />
Ich weiss kaum, wo beginnen, wenn ich<br />
zuweilen auch im Scherz Charley Furuseth<br />
alle Schuld gebe. Er besass ein Sommerhaus<br />
auf dem Lande, in Mill Valley, im Schatten<br />
des Tamalpais, bezog es aber nur, wenn er<br />
sich die Wintermonate vertreiben und, um<br />
auszuspannen, Nietsche und Schopenhauer<br />
lesen wollte. Kam der Sommer, so gab er<br />
einem heissen, staubigen Dasein in der Stadt<br />
mit unablässiger Arbeit den Vorzug. Wäre<br />
es nicht meine Qewonnheit gewesen, ihn allwöchentlich<br />
von Sonnabend nachmittag bis<br />
Montag morgen zu besuchen, so hätte mich<br />
eben dieser Januar-Montagmorgen nicht auf<br />
der Bucht von San Francisco gesehen.<br />
Das Schiff, auf dem ich mich befand, bot<br />
alle Sicherheit. Die «Martinez» war eine<br />
neue Dampffähre, die ihre vierte oder fünfte<br />
Fahrt auf der Route Sausalito-San Francisco<br />
zurücklegte. Aber der dichte Nebel, der die<br />
Bucht wie mit einer Decke überzog, und von<br />
dem ich als Landratte keine rechte Vorstellung<br />
hatte, war gefahrdrohend. In der Tat<br />
erinnere ich mich noch der sanften Erregung,<br />
mit der ich meinen Platz vorn auf dem<br />
Oberdeck gerade unterhalb des Lotsenhauses<br />
eingenommen hatte, während die Geheimnisse<br />
des Nebels meine Phantasie umspannen.<br />
Es wehte eine frische Brise, und eine<br />
Zeitlang befand ich mich allein, in feuchte<br />
Finsternis gehüllt — allein und doch nicht<br />
allein, denn ich hatte das unbestimmte Gefühl,<br />
dass sich der Lotse und noch ein Wesen,<br />
das ich für' den Kapitän hielt, oben im<br />
Glashause über meinem Kopfe befanden.<br />
Ich dachte daran, wie bequem die Arbeitsteilung<br />
war, die mich der Mühe enthob, Nebel,<br />
Winde, Gezeiten und Schiffahrtskunde<br />
zu studieren, und mir doch erlaubte, meinen<br />
Freuna jenseits der Bucht zu besuchen. Ich<br />
stellte Betrachtungen über den Vorteil der<br />
Spezialisierung des Menschen an. Das Sonderwissen<br />
eines Lotsen und eines Kapitäns<br />
genügte für viele Tausende, die ebensowenig<br />
von See und Schiffahrt verstanden wie<br />
ich. Und ich wiederum hatte es nicht nötig,<br />
meine Kräfte auf das Studium unzähliger<br />
Dinge zu verschwenden, sondern konnte<br />
mich auf einige wenige konzentrieren, wie<br />
augenblicklich auf eine Untersuchung der<br />
Stellung Poes zu der übrigen amerikanischen<br />
Literatur — worüber ich, nebenbei bemerkt,<br />
gerade einen Aufsatz in der Zeitschrift « Atlantic<br />
» geschrieben hatte. Als ich an Bord<br />
gekommen war, hatte ich beim Durchschreiten<br />
der Kajüte einen starken Herrn mit den<br />
Augen verschlungen, der in der « Atlantic »<br />
und offenbar gerade in meinen Aufsatz vertieft<br />
war. Und auch hier wieder das System<br />
der Arbeitsteilung: Das Sonderwissen von<br />
Lotsen und Kapitän brachten den starken<br />
Herrn sicher von Sausalito nach San Francisco<br />
und erlaubten ihm dabei, sich an den<br />
Früchten meines Sonderwissens über Poe zu<br />
laben.<br />
Ein Mann mit rotem Gesicht unterbrach<br />
meine Betrachtungen. Er warf geräuschvoll<br />
die Kaiütentür hinter sich zu und stapfte<br />
schwerfällig aufs Deck hinaus. Er warf einen
den peinlich gründlichen Fahrzeugunterhalt<br />
gelegt; aber auch technisch werden die<br />
Motorfahrer so weit geschult, dass sie die<br />
hauptsächlichsten Störungen an ihrem Fahrzeug<br />
selbst beheben können. Für eigentliche<br />
Reparaturen werden besondere Motormechaniker<br />
ausgebildet. Als solche kommen nur<br />
ausgelernte Automobilmechaniker mit bestandener<br />
kantonaler Lehrlingsprüfung in<br />
Frage. Leider hat sich gezeigt, dass trotz<br />
dieser Bedingungen sich nur etwa 10 % dieser<br />
« Automechaniker» als Militär-Motormechaniker<br />
eignen, weil die andern zu wenig<br />
allgemeine Kenntnisse besitzen.<br />
Ausser den Rekruten der Motorwagentruppe<br />
bestehen auch alle Motorfahrer der<br />
Genie und Fliegertruppe, sowie alle Motorradfahrer-Rekrutenschule<br />
in Thun, womit erreicht<br />
wurde, dass die motortechnische Ausbildung<br />
in der ganzen Armee die gleiche ist.<br />
Zur Weiterausbildung zum Unteroffizier<br />
werden im allgemeinen nur Leute vorgesehen,<br />
die schon vom Zivilleben her gewöhnt sind,<br />
selbständig zu arbeiten, also solche, die entweder<br />
schon auf eigene Rechnung, oder dann<br />
im väterlichen Geschäft arbeiten, oder Aussicht<br />
haben, sich in absehbarer Zeit selbständig<br />
zu machen. In der nunmehr von 37 auf<br />
34 Tagen gekürzten Unteroffiziersschule lernt<br />
jeder Motorrad fahren; ausserdem müssen die<br />
angehenden Unteroffiziere vorkommende Pannen<br />
rasch erkennen und selbständige Gruppen<br />
von ca. 5 Lastwagen im Marsch und in der<br />
Unterkunft führen können. Damit sämtliche<br />
Motorfahrer-Unteroffiziere den Winterdienst,<br />
der gerade im Automobilfach ja bedeutend<br />
schwieriger ist, als der Sommerdienst, kennen<br />
lernen, ist die Unteroffiziersschule in den<br />
24 100 Wagen weniger als im Vorjahre haben<br />
1935 unsere verschiedenen Grenzstellen<br />
passiert. Ununterbrochen stieg der Strom der<br />
ausländischen Autotouristen bis zum Jahre<br />
1934 an, um damals bei 267 294 gezählten<br />
Grenzübertritten das Maximum zu erreichen.<br />
Der Rückfall auf 243 194 Motorfahrzeuge entspricht<br />
ungefähr einem Logiernächteausfall<br />
von 21 600 und einem indirekten Exportveriust<br />
von 5,4 bis 6 Mill. Fr. Als betrübend an<br />
diesem Resultat ist die Tatsache mit in Kauf<br />
zu nehmen, dass allen Warnungen zum Trotz<br />
die preispolitische Bevorzugung der ausländischen<br />
Automobilisten neben den der Staatskasse<br />
entgangenen Einnahmen sich zudem<br />
noch in einem volkswirtschaftlichen Verlust<br />
präsentiert.<br />
Wir haben an dieser Stelle immer und<br />
immer wieder vor einer derartigen Politik gewarnt,<br />
da die Abgabe von billigerem Benzin<br />
nur ein Pflästerchen auf eine Wunde verkörpert,<br />
mit dem sich diese niemals heilen lässt.<br />
Auf die Hintergründe der verbilligten Brennstoffabgabe<br />
an ausländische Automobilisten<br />
haben wir schon mehrmals hingewiesen. Es<br />
lag ihr namentlich der Gedanke zugrunde,<br />
durch Bevorzugung des schweizerischen<br />
Fremdengewerbes die Gruppe der für einen<br />
niedrigeren Benzinpreis kämpfenden Verbände<br />
zu schwächen, welche sich seinerzeit<br />
in der Oltener Resolution zusammengefunden<br />
haben. Dass der Schuss diesmal die den<br />
grössten Nutzen aus einer derartigen Preispolitik<br />
erwartenden Kreise selbst trifft, sollte<br />
als heilsame Lehre gewertet werden, die eine<br />
um so eindeutigere Sprache redet, als auch<br />
einheimische Automobilisten in vermehrtem<br />
Masse ausländische Tourengebiete bevorzugten.<br />
Es sind eine Reihe von Faktoren, die dem<br />
internationalen Autotourismus seine Bahnen<br />
vorschreiben. Dass wir an diesem im Aufstieg<br />
raschen Blick auf das Lotsenhaus, betrachtete<br />
den Nebel, stapfte hin und zurück über<br />
das Deck (es sah aus, als hätte er künstliche<br />
Beine) und blieb endlich spreizbeinig und mit<br />
einem Ausdruck herber Freude im Gesicht<br />
neben mir stehen. Ich ging wohl nicht fehl in<br />
meiner Vermutung, dass er seine Tage auf<br />
dem Meere verbracht hatte.<br />
« Scheussliches Wetter ! Ein Wetter, das<br />
einem vorzeitig graue Haare verschafft ! »<br />
rief er und nickte in der Richtung des Lotsenhauses.<br />
*<br />
« Ich hätte nicht geglaubt, dass hier besondere<br />
Kunst nötig sei! » antwortete ich.<br />
« Es sieht so einfach aus wie das ABC. Der<br />
Kompass gibt die Richtung an. Entfernung<br />
und Fahrgeschwindigeit sind bekannt. Ich<br />
sollte meinen, dass alles mit mathematischer<br />
Genauigkeit zu berechnen wäre ! »<br />
« Kunst! > schnaubte er. «Einfach wie<br />
das ABC ! Mathematische Genauigkeit! »<br />
Er schien sich zu recken, stemmte sich<br />
nach hinten gegen den Wind und starrte<br />
mich an : «Wie steht es zum Beispiel mit<br />
Ebbe und Flut hier im ,GoIdenen Tor' ?»<br />
fragte oder brüllte er vielmehr. «Welche<br />
Fahrt macht die Ebbe ? Wie läuft die Strömung,<br />
he ? Bitte, horchen Sie mal! Die<br />
strengen Winter verlegt und beginnt jeweils<br />
am ersten Montag nach Neujahr.<br />
Nach dem Abverdienen in einer Rekrutenschule,<br />
was für alle neu ernannten Korporale<br />
obligatorisch ist, können geeignete Unteroffiziere<br />
in die jeweils Anfang September beginnende<br />
Aspirantenschule einberufen werden,<br />
um dann auf Ende des Jahres zum Leutnant<br />
der Motorwagentruppe ernannt zu werden.<br />
Ein Motorfahrer kann also frühestens auf<br />
Ende des auf die Rekrutenschule folgenden<br />
Jahres Offizier werden. In der Aspirantenschule<br />
selbst, die von ursprünglich 45 Tagen<br />
bald auf 62 Tage verlängert wurde und ab<br />
<strong>1936</strong> sogar 83 Tage dauert, werden die angehenden<br />
Offiziere technisch und auch theoretisch<br />
soweit geschult, dass sie imstande<br />
sind, die Fachliteratur selbst zu studieren. Für<br />
diesen technischen Unterricht stehen neben<br />
dem vorbildlich eingerichteten Modellsaal der<br />
Schulen der Motorwagentruppe eine Anzahl<br />
ausgezeichneter Lehrfilme zur Verfügung.<br />
Neben der technischen Ausbildung lernen die<br />
Aspiranten auch, kleine Detachemente taktisch<br />
richtig zu führen und den Artillerie-Traktor<br />
zu verwenden.<br />
An Stelle des bisherigen technisch-taktischen<br />
Kurses von 13 Tagen, den die Oberleutnants<br />
an Stelle der Zentralschule I der<br />
kombatanten Truppengattungen zu bestehen<br />
hatten, tritt ab <strong>1936</strong> der taktisch-technische<br />
Kurs I, der eine Dauer von 20 Tagen hat.<br />
Hauptleute, die zur Weiterausbildung vorgemerkt<br />
sind, haben ausser dem taktisch-technischen<br />
Kurs II von ebenfalls 20 Tagen während<br />
4 Wochen in einer Rekrutenschule Dienst<br />
als Abteilungskommandant ^u leisten.<br />
Fortsetzung folgt.<br />
Autotowdsmus<br />
begriffenen Fremdenstrom immer weniger<br />
partizipieren, braucht kaum zu verwundern,<br />
namentlich wenn wir unser Gebirgsstrassennetz<br />
mit den ausländischen Neubauten vergleichen.<br />
Für Subventionen aller Art, speziell<br />
für solche mit politischem Einschlag, richten<br />
wir jährlich Millionenbeträge aus, während<br />
für den Ausbau der schweizerischen Alpenstrassen<br />
nicht einmal die vom Bundesrat vorgeschlagenen<br />
7 Mill. Fr. aufgebracht werden<br />
sollen. Und dann wundert man sich, wenn der<br />
Ruf der Schweiz als Reiseland immer mehr<br />
ins Wanken gerät? Gerade am Beispiel des<br />
internationalen Autotourismus lassen sich die<br />
unheilvollen Auswirkungen der bundesrätlichen<br />
Benzinzollpolitik verfolgen — vollkommen<br />
abgesehen von den der ganzen inländischen<br />
Erwerbswirtschaft zugefügten Schäden.<br />
Wenn ein Benzinpreis für ausländische Gäste<br />
attraktiv wirken soll, dann müsste er noch<br />
bedeutend unter dem geltenden Vorzugsansatz<br />
von 37 Rp. liegen, da schon der höhere<br />
Pneuverbrauch auf unseren « wunderbaren »<br />
Hochstrassen der Alpen viel teurer zu stehen<br />
kommt, als die Benzinpreisdifferenz zwischen<br />
dem für Inländer und Ausländer geltenden<br />
Ansatz ausmacht. Dass die übrigen Vergleichsposten<br />
alle zu unseren Ungunsten sprechen,<br />
brauchen wir kaum näher zu erörtern,<br />
genügt doch schon, der Preis einer inländischen<br />
mit einer im Ausland gekauften Ansichtskarte<br />
verglichen zu werden. Und dann<br />
herrscht bei uns noch eine gewisse Mentalität<br />
vor, die unter keinen Umständen den festgefahrenen<br />
Karren auf ein anderes Geleise<br />
schieben will, sondern die glaubt, wir hätten<br />
auch in Zukunft ein Recht, wie von einem<br />
babylonischen Turm herab auf die übrigen<br />
Völker herunterblicken zu dürfen.<br />
Eindrucksvoller als alle Worte sind Zahlen.<br />
Wer die nachstehenden Tabellen etwas eingehender<br />
betrachtet, dem wird zweifellos die<br />
Glocke einer Ankerboje. Wir sind gerade<br />
darüber! Merken Sie, wie wir den Kurs<br />
ändern ? »<br />
Aus dem Nebel erklang das klagende<br />
Stöhnen einer Schiffsglocke, und ich sah, wie<br />
der Lotse das Steuerrad mit grosser Schnelligkeit<br />
drehte. Das Läuten, das eben noch<br />
vor uns zu tönen schien, kam jetzt von der<br />
Seite. Unsere eigene Schiffspfeife fauchte<br />
heiser, und von Zeit- zu Zeit quollen die Töne<br />
anderer Pfeifen aus dem Nebel hervor.<br />
«Das ist eine Fähre!» sagte der Fremde,<br />
als jetzt rechts Pfeifen ertönte. «Und da!<br />
Hören Sie? Da bläst einer mit dem Munde!<br />
Höchstwahrscheinlich ein kleiner Schoner.<br />
Aufpassen, Mr. Schoner! Ach, hab' ich's nicht<br />
gedacht! Jetzt ist bei denen die Hölle los! »<br />
Die unsichtbare Fähre stiess ein Nebelhornsignal<br />
nach dem andern aus, und das kleine<br />
Hörn tutete schreckenerregend.<br />
«Und jetzt beweisen sie sich gegenseitig<br />
ihre Hochachtung und versuchen, klarzukommen<br />
», fuhr der Mann mit dem roten Gesicht<br />
fort, als das rasende Pfeifen aufhörte.<br />
Sein Gesicht glänzte, seine Augen blitzten<br />
vor Aufregung, während er mir die Laute der<br />
Nebelhörner und Sirenen in die menschliche<br />
Sprache übersetzte.<br />
AUTOMOBIL-REVUE DIENSTAG. 21. JANUAR <strong>1936</strong> —<br />
Gefährlichkeit der gegenwärtigen Lage bewusst<br />
sein, um so mehr, als wir wie kein<br />
Land der Erde auch auf den indirekten Export<br />
angewiesen sind. Von den Parlamentariern<br />
hoffen wir allerdings kaum, dass sie<br />
sich den Fremdenverkehrsproblemen etwas<br />
eingehender annehmen, zeigt doch das Feilschen<br />
und Markten um den Taggeld- und<br />
Reiseentschädigungsabbau, nach welchen<br />
« grossen Gesichtspunkten » die parlamentarische<br />
Kompassnadel am ehesten einzuspielen<br />
bereit ist.<br />
Im Dezember 1935 sind insgesamt nur 5167<br />
Automobilisten zu kürzerem oder längerem<br />
Aufenthalt in unser Land gekommen, gegenüber<br />
8584 in der vorjährigen Parallelperiode.<br />
Wie sich der Dezembergrenzverkehr während<br />
den letzten vier Jahren entwickelt hat, geht<br />
aus nachstehender Zusammenstellung hervor:<br />
Dez. Dez. Dez. Dez.<br />
1932 1933 1934 1935<br />
Prof. Eintrittskarten 3638 3919 5818 2977<br />
Freipass 590 452 645 918<br />
Triptyks und Grenzpassierscheine<br />
1609 1585 2121 1269<br />
Kontrollscheine — — — 3<br />
Total 5837 5956 8584 5167<br />
Durch die Dezemberminderfrequenz steigt<br />
der diesjährige Gesamtausfall auf 24 100 Wagen<br />
an. Aeusserlich fällt diese Ziffer wie auch<br />
der ihr zugrunde liegende volkswirtschaftliche<br />
Ausfall kaum ins Gewicht. Sie ist aber für die<br />
Stellung der Schweiz als einem bis anhin<br />
führenden Fremdenverkehrsgebiet recht symptomatisch,<br />
speziell in Berücksichtigung der<br />
dem internationalen Autotourismus innewohnenden<br />
Entwicklungstendenzen.<br />
Aus nachstehender Zusammenstellung geht<br />
die Entwicklung des Autotourismus in den<br />
einzelnen Berichtsabschnitten der beiden letzten<br />
Jahre hervor:<br />
1934 1935<br />
Januar 5 551 6 627<br />
Februar 6 606 6142<br />
März 9 873 7 891<br />
April 17 686 16 999<br />
Mai 23 883 14981<br />
Juni 22 010 26 969<br />
Juli 40 794 39124<br />
August 66 998 63 479<br />
September 38 674 34 645<br />
Oktober 16 321 12 773<br />
November 8 852 8 317<br />
Dezember 10 376 5167<br />
Total 267 294 243194<br />
1935 weisen nur die Monate Januar und<br />
Juni höhere Frequenzen als die entsprechenden<br />
Vorjahresmonate auf. Alle übrigen Berichtsabschnitte<br />
haben rückgängige Frequenzziffern<br />
zu verzeichnen, so dass sich daraus<br />
der bereits erwähnte Gesamtausfall von<br />
24 100 Motorfahrzeugen ergibt. Eine weitere<br />
Tabelle orientiert über die Entwicklung des<br />
internationalen Autotourismus in der Schweiz<br />
nach Ländern geordnet:<br />
Okt. Nov. Dez.<br />
Frankreich 6282 4773 2569<br />
Deutschland 3309 1948 1148<br />
Italien 1908 1141 956<br />
Grossbritannien 251 79 114<br />
Oesterreich 332 224 66<br />
Niederlande 168 50 69<br />
Belgien 114 55 60<br />
Nord- und Südamerika 89 38 32<br />
Ungarn, Jugoslawien. Tschechoslowakei,<br />
Polen 83 15 18<br />
Rumänien, Bulgarien, Griechenland,<br />
Albanien 11 3 —<br />
Dänemark, Schweden. Norwegen 45 17 7<br />
Spanien, Portugal 76 29 29<br />
Litauen, Lettland, Estland,<br />
Finland, ü. d. S. S. R. 11 1 2<br />
Afrika 73 13 7<br />
Asien 16 10 —<br />
Australien 5 1 —<br />
Total 12 773 8397 5167<br />
Auf den eigentlichen Grenzverkehr entfallen<br />
im November 538 Wagen, auf den Touristenverkehr<br />
4466 Automobile, während an<br />
Lastwagen deren 143 unsere verschiedenen<br />
Grenzstellen passierten.<br />
Wie sich die ländermässige Verteilung der<br />
in unser Land eingefahrenen Motorfahrzeuge<br />
« Das da links ist eine Dampfsirene. Und<br />
hören Sie bloss diesen Burschen, der schreit,<br />
als sässe ihm ein Frosch in der Kehle: meiner<br />
Meinung nach ein Motorschoner, der gegen<br />
die Ebbe ankämpft! »<br />
Eine schrille kleine Pfeife, die wie verrückt<br />
pfiff, war gerade vor uns und anscheinend<br />
sehr nahe. Auf der « Martinez » wurden Gongs<br />
angeschlagen.<br />
Unsere Schaufelräder hielten an, ihr Pulsschlag<br />
starb, setzte dann wieder ein. Die<br />
schrille kleine Pfeife voraus klang wie das<br />
Zirpen einer Grille in dem Geschrei grosser<br />
Tiere, schoss seitwärts durch den Nebel und<br />
wurde schnell schwach und immer schwächer.<br />
Durch einen Blick ersuchte ich meinen Gefährten<br />
um Aufklärung.<br />
« Den sticht der Haber », sagte er. «Ich<br />
wünschte fast, wir hätten den kleinen Hammel<br />
in den Grund gebohrt! Diese Bengels machen<br />
die Verwirrung nur noch ärger. Und wozu<br />
sind sie nütze? Da ist Gott weiss was für ein<br />
Esel an Bord, fährt von Pontius zu Pilatus,<br />
macht mit seiner Pfeife einen Höllenlärm und<br />
erzählt der ganzen Welt: Passt auf, hier<br />
komme ich! Und dabei kann er selber nicht<br />
aufpassen. Die Kerle haben auch nicht das<br />
geringste Anstandsgefühl!»<br />
Auto<br />
bilistischer<br />
Benzin aus Abgasen.<br />
Zur Zeit werden in Amerika Versuche unternommen,<br />
Abgase, die etwa 20—24 Prozent<br />
Aethylen und etwa gleichviel andere ungesättigte<br />
Kohlenwasserstoffe enthalten, zu Benzin<br />
aufzuarbeiten. Sie werden zu diesem Zweck<br />
bei 230 Grad und 15 Stunden über Kontaktmassen<br />
geleitet, wo sie sich polymerisieren.<br />
28,3 Kubikmeter Gas liefern 11 j—302 Liter<br />
Brennstoff, davon bis 75 Prozent Motortreibstoffe<br />
mit der Oktanzahl SO—82. Diese immerhin<br />
bemerkenswerte Ausbeute lassen eine<br />
grosstechnische Anwendung des Verfahrens<br />
für die nächste Zeit erwarten.<br />
Geht Schweden zum Rechtsverkehr über?<br />
Die Frage, ob Schweden vom Linksverkehr<br />
zum Rechtsverkehr übergehen soll, ist noch<br />
immer nicht entschieden. Das Sachverständigenkomitee<br />
hat die Aenderung mit der Motivierung<br />
empfohlen, dass sowohl bei den<br />
schwedischen Auto- und Motorfahrern im<br />
Auslande als bei den Fahrern anderer Länder<br />
in Schweden die Unglücksfälle verringert<br />
würden.<br />
In letzter Zeit sind aber wieder grosse Bedenken<br />
über die Zweckmässigkeit der Aenderung<br />
der Verkehrsrichtung aufgetaucht,<br />
und die Motor-Union hat beschlossen, die<br />
Meinung ihrer Mitglieder einzuholen. Es sind<br />
nun 140 000 Motorfahrzeugbesitzer gebeten<br />
worden, durch Fragebogen ihre Meinung in<br />
dieser Frage zu äussern.<br />
Motoraustausch-Verfahren.<br />
Die europäischen Ford-Motor-Werke melden<br />
eine Neuerung ihres Kundendienstes<br />
durch die Einführung des bereits in Amerika<br />
erprobten Motor-Austauschverfahrens. Während<br />
der Kunde früher, wie jeder andere<br />
Wagenbesitzer, gezwungen war, bei einer<br />
Generalüberholung seines Wagens denselben<br />
solange stillzulegen, bis die Reparatur ausgeführt<br />
war, kann er jetzt im Austauschverfahren<br />
von jedem autorisierten Fordvertreter innerhalb<br />
weniger Stunden einen andern Motor<br />
einbauen lassen; der im Werk bereits generalüberholt<br />
und neuwertig ist. In kürzester<br />
Zeit erfährt mithin der reparaturbedürftige<br />
Wagen künftig eine Verjüngung, die noch<br />
nicht einmal kostspielig zu nennen ist. Die<br />
Motoren - Austauschmöglichkeit betrifft zunächst<br />
nur zwei Typen.<br />
auf die beiden letzten Jahre verteilt, zeigt<br />
nachstehende Tabelle:<br />
1935 1934<br />
Frankreich 132 692 141084<br />
Deutschland 56 973 53 247<br />
Italien 28514 47112<br />
England 5 659 5 575<br />
Oesterreich 4 517 4426<br />
Niederlande 4 815 5 459<br />
Belgien 3 210 4 363<br />
Nord- und Südamerika 1545 1112<br />
Ungarn, Jugoslawien, Tschechoslowakei,<br />
Polen 1638 1580<br />
Rumänien, Bulgarien, Griechenland,<br />
Albanien 246 267<br />
Dänemark, Schweden, Norwegen 756 722<br />
Spanien, Portugal i 1034 1 131<br />
Litauen, Lettland, Estland.<br />
Finland, Russlanä 116 76<br />
Afrika (inbegriffen Marokko.<br />
Tunis, AegTpten) 1313 1025<br />
Asien (inbegriffen Türkei) 141 53<br />
Australien 25 12<br />
Mit aller Deutlichkeit geht aus der diesjährigen<br />
Entwicklung hervor, wie empfindlich die<br />
Schweiz auch auf autotouristischem Gebiet ins<br />
Hintertreffen geraten ist. Die verbilligte Benzinabgabe<br />
war also keineswegs in der Lage,<br />
die unser Land benachteiligenden Faktoren<br />
auszugleichen.<br />
a<br />
Sein unberechtigter Wutausbruch belustigte<br />
mich sehr, und während er in seiner Empörung<br />
auf und ab stapfte, überliess ich mich<br />
wieder der Romantik des Nebels. Und wahrlich:<br />
Romantisch war dieser Nebel, wie der<br />
graue Schatten unendlicher Mysterien, die<br />
über diesem dahingleitenden Fleckchen Erde<br />
brüteten, während die Menschen, winzige<br />
Sonnenstäubchen und -fünkchen, zu krankhaftem<br />
Wohlgefallen an der Arbeit verdammt,<br />
ihre Holz- und Stahlmechanismen durch das<br />
Herz dieses Mysteriums zu jagen suchten,<br />
sich blindlings ihren Weg durchs Unsichtbare<br />
bahnten und sich Worte der Zuversicht zuschrien,<br />
obgleich ihnen das Herz vor Ungewissheit<br />
und Furcht zitterte. Das Lachen meines<br />
Gefährten brachte mich wieder zu mir.<br />
Auch ich hatte getastet und gezappelt, während<br />
ich mir einbildete, scharfsichtig das Mysterium<br />
zu durchschauen.<br />
«Holla! Da kommt uns jemand ins Gehege!<br />
» sagte er. «Hören Sie? Er kommt<br />
schnell. Gerade voraus! Ich wette, er hört<br />
uns noch nicht. Es weht in der falschen Richtung.<br />
»<br />
Die frische Brise kam uns gerade entgegen,<br />
und ich hörte deutlich die Schiffspfeife ein<br />
wenig seitwärts und dabei dicht vor uns.<br />
Fortsetzung Seite 6.
N°6 DIENSTAG, 21. JANUAR <strong>1936</strong> AUTOMOBIL-REVUE<br />
Sportnachrichten<br />
Vor der 15. internationalen<br />
Sternfahrt nach Monte Carlo.<br />
Viermal vierundzwanzig Stunden nach Er-<br />
Trotz der als sicher geltenden Opposition im<br />
Stadtrat von Paris nimmt das Projekt der Durch-<br />
eines Grossen Preises von Frankreich vom<br />
scheinen dieser Zeilen werden von 12 ver-führunschiedenen<br />
Punkten Europas aus 105 Konkurrenten<br />
zur 15. Internationalen Sternfahrt deutlichere Formen an. Wir haben in Nr. 1 der<br />
Jahre 1937 im Pariser Bois de Boulogne immer<br />
nach Monte Carlo starten und damit den A.-R. des laufenden Jahres bereits in einer kurzen<br />
Notiz auf diesen Plan hingewiesen, dessen Organisation<br />
schon ziemlich weit fortgeschritten ist. Je-<br />
Auftakt geben zu den Grossereignissen, die<br />
uns im diesjährigen internationalen Sportkalender<br />
vorbehalten sind. Diese Sternfahrt<br />
ist von den alle Jahre stattfindenden Mammutveranstaltungen<br />
nicht mehr wegzudenken.<br />
Auf sie konzentriert sich während fünf Tagen<br />
das Interesse der gesamten automobilistisch<br />
und touristisch orientierten Welt. Man bedenke<br />
doch nur, was es heisst: 105 begeisterte,<br />
eingefleischte Tourenfahrer haben seit<br />
Wochen peinlich genaue Vorbereitungen getroffen,<br />
um am 25726. Januar auf ein Signal<br />
von einem reglementarisch bestimmten Orte<br />
an der Peripherie Europas in Richtung Monte<br />
Carlo loszurollen. Dies also ausgerechnet zu<br />
der Jahreszeit, da die Strassenverhältnisse<br />
für die Autos am ungünstigsten sind. Die Konkurrenten<br />
werden unter Umständen auf ihrer<br />
Tausende von Kilometern langen, anstrengenden<br />
Reise über den europäischen Kontinent<br />
die ganze Skala von möglichen Wetterlagen<br />
durchzukosten haben: Sturm und Schneegestöber,<br />
Kälte, Regen, Sonnenschein, um<br />
dann (hoffentlich!) in Monte Carlo zum guten<br />
Abschluss bei frühsommerlicher Wärme und<br />
unter strahlendem Himmelsblau durchs Ziel<br />
zu fahren. Dass solche Strapazen an die Teilnehmer<br />
bedeutende physische Anforderungen<br />
stellen — der Schlaf ist für die Dauer der<br />
Sternfahrt so gut wie ausgeschaltet —, dürfte<br />
selbstverständlich sein. Zur physichen Anstrengung<br />
des Fahrers kommt die ungeheure<br />
Leistung des Motors, die dieser ununterbrochen<br />
herzugeben hat.<br />
"•• Wir haben in einer früheren Ausgabe unfern<br />
Lesern die bereinigte Startliste präsentiert.<br />
Wenn wir damals von 109 Nennungen<br />
sprachen und heute nur von 105 Startenden<br />
die Rede ist, so hat dies seinen Grund darin,<br />
dass sich vier Fahrer vorsorglicherweise für<br />
zwei Startplätze angemeldet haben. Es betrifft<br />
dies: Nr. 1 Ch. Lahaye—R. Quatresous<br />
(Tallinn und Athen), Nr. 41 Mme L. Schell—<br />
L. Schell (Tallinn und Athen), Nr. 86 E. Kozma—J.<br />
Martinek (Tallinn und Athen), und<br />
Nr. 98 Col. A. Berlescu (Athen und Bukarest,<br />
Für die einzelnen Startorte werden je nach<br />
Entfernung von Monte Carlo und entsprechend<br />
der auf der betr. Strecke zu überwindenden<br />
Schwierigkeiten eine im Reglement<br />
niedergelegte Anzahl von Gutpunkten festgesetzt.<br />
Sie lauten für die einzelnen Plätze wie<br />
folgt: Athen (3868 km) 506 P., Tallinn (4000<br />
km) 503 P., Bukarest (3844 km) 503 P., Palermo<br />
(4136 km) 501 P., Umea (3812 km)<br />
501 P., Stavanger (3728 km) 501 P., John<br />
p'Groats (3338 km) 496 P., Valenca (2978<br />
km) 495 P., Neapel (3300 km) 493 P., Glasgow<br />
(2714 km) 487 P., Berlin (2096 km) 480 P.,<br />
Amsterdam (1524 km) 475 P.<br />
Zerpflücken wir einmal die uns vorliegenden<br />
statistischen Angaben über das Rallye<br />
von Monte Carlo. Da ist vorab die interessante<br />
Tatsache zu konstatieren, dass Palermo,<br />
das im vergangenen Jahre von 35 Fahrern<br />
zum Ausgangspunkt gewählt worden war,<br />
mit ganzen drei Teilnehmern auf der Startliste<br />
figuriert. Deutlicher als mit dieser Feststellung<br />
kann wohl die Auswirkung der internationalen<br />
Lage gerade auf diese Veranstaltung<br />
nicht dokumentiert werden. Die Italiener sind<br />
in allererster Linie dadurch an der Teilnahme<br />
verhindert worden, als ihnen die Devisenausfuhr<br />
ins Ausland untersagt ist und sie somit<br />
in ihrer Bewegungsmöglichkeit ausserordentlich<br />
eingeschränkt sind. Einen bedeutenden<br />
Aufschwung hingegen hat Athen zu verzeichnen.<br />
Die Startzahl hat sich für die Akropolisstadt<br />
von 6 im Jahre 1935 auf 22 erhöht. Tallinn<br />
weist 27 gegen 20 im letzten Jahre auf.<br />
Ganz gewaltig scheint das Interesse für die<br />
Strecke Umea—Monte Carlo gesunken zu<br />
sein. Im Gegensatz zu 32 Fahrern an der<br />
14. Sternfahrt haben sich diesmal "nur noch<br />
9 einschreiben lassen. Aehnlich steht es mit<br />
Stavanger, das 8 Konkurrenten gegen 29 auf<br />
den Weg schickt.<br />
In den letzten anderthalb Wochen haben<br />
sich die meisten gemeldeten Fahrer zu dem<br />
von ihnen gewählten Ausgangspunkt begeben,<br />
wo nochmals eine letzte Ueberholung der<br />
Motoren vorgenommen wird. Ueber die Geschicklichkeitsprüfung<br />
nach Eintreffen in<br />
Monte Carlo, sowie über weitere Einzelheiten<br />
werden wir in der Freitagnummer noch zu<br />
berichten haben.<br />
Forfait-Erklärungen.<br />
Soeben erfolgt die Bekanntgabe des Forfaits<br />
von folgenden Fahrern: Nr. 18 Vallee<br />
auf Bugatti (Startort Stavanger), Nr. 45<br />
Grimmond-Gregory auf Railton (Startort<br />
Stavanger), Nr. 47 Real-Cora auf Renault<br />
(Startort Athen), Nr. 51 Berry-Kenny, auf<br />
Ford (Startort Tallinn!<br />
Der projektierte Grosse Preis von Frankreich<br />
1937 im Bois de Boulogne.<br />
denfalls kann man nicht von einem überstürzten<br />
Vorgehen seitens des Automobil-Clubs von Frankreich<br />
sprechen, der in dieser Angelegenheit schon<br />
im Jahre 1934 zu sondieren begonnen hat, als die<br />
Idee anlässlich einer Sitzung der Nationalen Sportkommission<br />
auftauchte". Ursprünglich war ein solches<br />
Rennen schon für <strong>1936</strong> vorgesehen. Als jedoch<br />
Paris die internationale Ausstellung im Jahre<br />
1937 übernahm, rückte man das Datum um ein<br />
Jahr hinaus und gedachte den «Grossen Ausstellungs-Preis><br />
zu einer Veranstaltung von ausserordentlichem<br />
propagandistischem Werte auszugestalten.<br />
Die Gegner des Planes weisen darauf hin,<br />
dass der klassische Grosse Preis von Frankreich<br />
der Rennbahn von Montlhery nicht streitig gemacht<br />
werden sollte, wogegen die Anhänger des Bois de<br />
Boulogne-Projektes das Argument geltend machen,<br />
dass das Rennen auf der Montlhery gegebenenfalls<br />
gleichwohl stattfinden könne.<br />
Wie dem auch sei, die Vorarbeiten für den<br />
Grossen Preis von Frankreich 1937 in den Strassenanlagen<br />
des Bois de Boulogne sind schon weit gediehen.<br />
Die Führung der Rennstrecke ist bereits<br />
bestimmt. Sie wird ungefähr 7 Kilometer Länge<br />
aufweisen und durchwegs mindestens 8 m breit<br />
und für Rennzwecke sehr gut geeignet sein. Das<br />
Strassen-Teilstück vor den Tribünen der Pferderennbahn<br />
von Longchamp muss erst konstruiert<br />
werden, was geschehen kann, ohne mit der Pferderennbahnanlage<br />
in Kollision zu kommen. Die Einschaltung<br />
verschiedener Schikanen sowie das Vorhandensein<br />
von 16 Spitzkurven und 6 Flachkurven<br />
wird die Rennstrecke im Bois de Boulogne zu einer<br />
der interessantesten machen.<br />
Natürlich -war es unumgänglich, bei der Aufsichtsbehörde<br />
des Bois de Boulogne um die Erlaubnis<br />
für die mannigfaltigen, nötigen Bauarbeiten<br />
nachzusuchen. Der von diesem Amte erstellte Kostenvoranschlag<br />
für die erforderlichen Neukonstruktionen<br />
und Vorsichtsmassnahmen (Erstellung des<br />
Strassenteilstückes vor der Haupttribüne, Einfassung<br />
der Kurven mit Sandsäcken, weitere Schutzmassnahmen<br />
gegenüber dem Publikum, Bau von<br />
verschiedenen Nebentribünen sowie einer Passarelle<br />
bei Longchamp und endlich Umzäunung der<br />
Rundstrecke) lautet auf 1,6 Millionen frz. Franken.<br />
Auch mit den Polizeibehörden hat der Automobil-Club<br />
von Frankreich betr. des einzurichtenden<br />
Sicherheits- und Absperrungsdienstes bereits<br />
Rücksprache genommen. Die Tribünen werden<br />
45 500 Personen fassen, während auf den Rasenplätzen<br />
innerhalb der Rundstrecke etwa 1O0OO0<br />
Zuschauer Unterkunft finden dürften. Ferner besteht<br />
Parkierungsmöglichkeit für 10 700 Automobile.<br />
In Anbetracht der verschiedenartigen<br />
Wetterverhältnisse,<br />
mit denen<br />
die Monte-Galo-Sternfabrer<br />
zu rechnen haben,<br />
müssen sie äusserst umfangreiche<br />
Vorbereitungen<br />
treffen. Unser Bild zeigt<br />
den Engländer H. E. Symons.<br />
der von Athen aus<br />
startet und seinen Wagen<br />
mit Zentralheizung ausgerüstet<br />
hat und ausserdem<br />
zwei Spezial-Skis mitführt,<br />
die er gegebenenfalls<br />
an den Vorderrädern<br />
befestigen kann.<br />
Die Organisationskosten (inbegriffen Preise an<br />
die Fahrer, Ordnungsdienst, Steuerabgabe etc.) sind<br />
auf 1,4 Mill. Franken voranschlagt, so dass sich die<br />
Gesamtausgaben auf etwa 3 Millionen Franken stellen<br />
würden, welchem Betrag voraussichtlich etwa<br />
2,5 Mill. franz. Franken gegenüberstehen.<br />
In Anbetracht des einzigartigen Unternehmens<br />
macht natürlich der Automobil-Club von Frankreich<br />
aus seiner Meinung kein Hehl, dass es nicht vorsichtig<br />
wäre, den Grossen Preis vom Bois de ,Boulogne<br />
und denjenigen von Montlhery zu organisieren.<br />
Es wird der Hoffnung Ausdruck verliehen,<br />
dass man alle Kräfte auf den «Grossen Ausstellungspreis<br />
1937» konzentriert und nicht durch Zersplitterung<br />
den Erfolg beider Rennen in Frage stellt.<br />
XV. Internationale Zuverlässigkeitsfahrt<br />
Paris-Nizza.<br />
Für die 15. Internationale Zuverlässigkeitsfahrt<br />
von Paris nach Nizza, welche vom 4. bis 9. April<br />
zur Durchführung kommt, wird das Reglement in<br />
einigen Tagen erscheinen. Es wird indessen von<br />
demjenigen des letzten Jahres nur wenig abweichen,<br />
so dass die Hauptrichtlinien schon heute bekannt<br />
sind.<br />
An dieser Prüfung können Wagen teilnehmen,<br />
die am Salon 1932 oder an einer spatem Ausstellung<br />
gezeigt wurden und demzufolge im Katalog<br />
des Erbauers pro 1933 oder später eingetragen sind.<br />
Die Mindestmasse für die konkurrierenden Wagen<br />
wurden etwas herabgesetzt, was namentlich von den<br />
Kleinwagenbesitzern sehr begrüsst werden dürfte.<br />
So ist für die vordere Höhe des Sitzpolsters ein<br />
Minimum von 18 cm gegen 22 cm im vergangenen<br />
Jahr festgelegt worden, während der Abstand vom<br />
Polster bis zum Verdeck mindestens 72 cm gegen<br />
80 cm im Vorjahr betragen muss.<br />
Pour vous eviter le danger<br />
des routes grasses<br />
de Tasphalte mouille<br />
des chemins houe&ix<br />
ROOLEZ sur PNEUS<br />
Die Startprüfung wird unter den gleichen Bedingungen<br />
wie früher vor sich gehen, mit dem einzigen<br />
Unterschied, dass die Fahrer 30 Sekunden<br />
nach dem Startzeichen den Platz verlassen haben<br />
müssen. Alsdann werden für jede Verspätung<br />
Strafpunkte in Anrechnung gebracht, und zwar für<br />
die erste halbe Minute deren 25 und nach einer<br />
Minute 50. Beschleunigungs- und Bremsprüfung<br />
werden auf einer Strecke von 2 mal 200 Meter ausgetragen<br />
im Gegensatz zu 2 mal 100 Meter im letzten<br />
Jahr.<br />
Tenni versucht sich auch im Automobil-<br />
Rennsport.<br />
Der italienische Motorradrennfahrer Omobono<br />
Tenni, von dem die Presse unlängst meldete, dass<br />
er in der kommenden Saison wieder auf Guzzi<br />
starte, •wird nach neuesten Nachrichten <strong>1936</strong> auch<br />
an Auto-Rennen teilnehmen und sich somit abwechslungsweise<br />
dem Motorrad- und Auto-Rennsport<br />
widmen. Er wird als Mitglied der offiziellen<br />
Maserati-Equipe genannt, welche Firma ihm einen<br />
neuen 6-Zylinder-Wagen der 1100-ccm-Klaese anvertraut.<br />
Es ist sehr wahrscheinlich, dass Tenni<br />
mit diesem Modell am italienischen Tausendmeilenrennen<br />
debütiert. Der ursprüngliche Motorradfahrer<br />
folgt somit dem Beispiel einer ganzen<br />
Reihe seiner Kollegen, u. a. Nuvolari und Varzi,<br />
die passionierte Solofahrer waren, bevor sie zum<br />
Rennwagen hinüberwechselten. Tenni, der seine<br />
grosse Klaese als Rennfahrer bewiesen hat — er<br />
gewann im vergangenen Jahre die italienische Meisterschaft<br />
— dürfte auch am Volant des Maserati-<br />
Rennwagens Hervorragendes leisten.<br />
Auto-Union in Monza. Nachdem Mercedes-Ben«<br />
bereits im vergangenen Dezember zu Probefahrten<br />
auf der Monza-Bahn erschienen ist, wird sich demnächst<br />
auch die Auto-Union zum Training daselbst<br />
einfinden. Wie wir vernehmen, werden sich die<br />
Rennfahrer und das technische Personal am Sonntag,<br />
den 26. Januar, in Monza besammeln, um mit<br />
dem Training am Montag zu beginnen. Ob Rosemeyer<br />
daran teilnehmen kann, steht noch nicht fest,<br />
da er momentan unpässlich ist.<br />
Grosser Preis von Pau. Das vom Automobil-Club<br />
Basco-Bearnais der Sportkommission des Automobil-<br />
Clubs von Frankreich vorgelegte Reglement für den<br />
diesjährigen Grossen Preis von Pau ist genehmigt<br />
worden und dürfte in wenigen Tagen erscheinen.<br />
Gleich wie im letzten Jahr steht das Rennen für<br />
Wagen mit mehr als 1500 ccm Inhalt offen. Die<br />
Länge der zurückzulegenden Strecke hat eine Erhöhung<br />
erfahren: an Stelle der im vorigen Jahr<br />
vorgeschriebenen 80 Runden (total 221 km 520)<br />
müssen diesmal 100 Runden gefahren werden =<br />
276 km 900.<br />
Alfieri wahrscheinlich an der Mille Miglia. Es<br />
verlautet, dass Ing. Alfieri, der im vergangenen<br />
Jahr auf einem Alfa Romeo etliche Erfolge errungen<br />
hat, mit der Firma Maserati in Unterhandlungen<br />
getreten sei, um einen Wagen für die Teilnahme<br />
am Tausendmeilenrennen von Brescia zu erhalten.<br />
Etancelin als Einzelfahrer auf Maserati. Der<br />
französische Rennfahrer Etancelin, der in der letzten<br />
Saison verschiedentlich vom Pech verfolgt war,<br />
wird <strong>1936</strong> als Einzelfahrer an den Rennen erscheinen,<br />
und zwar wiederum auf Maserati.<br />
LUFTFAHR<br />
Technische Einzelheiten<br />
eines Modell-Fluqmotors.<br />
Vor einiger Zeit brachten wir Bilder eines Schienenwagen-Modells<br />
der entgleisungssicheren Bahn<br />
von Professor Wiesinger, das durch einen amerikanischen<br />
Motor kleinster Abmessungen angetrieben<br />
wurde. Wir sind nun in der Lage über die<br />
technischen Einzelheiten dieses Liliputaners unter<br />
den Motoren zu berichten, der speziell zum Einbau<br />
in Flugzeug-Modelle mit Spannweiten der Tragflächen<br />
von 1,5—3 m konstruiert wurde.<br />
Bei einer Bohrung von 2,22 cm und einem<br />
Hube von 2,54 cm entwickelt dieser Kleinst-Zweitakter<br />
mit Kurbelkastenspülung rund 0,2 PS. Sein<br />
Drehzahlbereich liegt zwischen 1200 und 10.000<br />
Touren pro Minute. Das Kurbelgehäuse, das aus<br />
einer Aluminium-Silizium-Legierung besteht, enthält<br />
eine einseitig gelagerte Kurbelwelle aus legiertem<br />
Stahl. Zur Verbesserung ihrer gleitenden<br />
Oberflächen sind diese nach dem Schleifen gehont<br />
worden. Zur Lagerung wird eine Bronze-Büchse<br />
verwendet, die im Kurbelgehäuse eingepresst ist.<br />
Sie wird durch einen Oelkanal von oben geschmiert,<br />
wobei das Oel von einer kleinen Plattform am untern<br />
Zylinderende zufliesst. Dicht am Ende der La-
gerung sitzt auf der Kurbelwelle ein aufgeteilter<br />
Flansch zur Befestigung des Propellers, der zwischen<br />
diesen und einen losen Flansch am Wellenende<br />
eingeklemmt wird.<br />
Der Zylinder mit den Kühlrippen und der Kolhen<br />
sind aus legiertem Stahl angefertigt, wobei<br />
beide erwähnten Teile aus «dem Vollen> gedreht<br />
werden müssen. Der kurze Ansatz des Ansaugstutzens<br />
ist ebenso wie der Mantel des Führungskanals<br />
für die Spülluft aufgeschweisst. Der Kolben<br />
ist zur Verbesserung der Laufeigenschaften (Stahl<br />
auf Stahl) gehärtet, geschliffen und gehont. Der<br />
Kolbenbolzen aus Werkzeugstahl ist gegen seitliche<br />
Verschiebungen gesichert, so dass kein Anfressen<br />
befürchtet werden muss. Neben den erwähnten<br />
Teilen ist auch die Pleuelstange aus legiertem<br />
Stahle hergestellt<br />
2-Takt-Modell-Flugmotor mit Kurbelkasten-Spülung.<br />
Leistung 0,2 PS, Drehzahlbereich 1200—10.000<br />
T/Min., Bohrung 22,2 mm, Hub 25,4 mm.<br />
Das Zündsystem besteht aue sehr wenigen Teilen.<br />
Der Unterbrechernocken bildet ein Stück mit<br />
dem Befestigungsflansch des Propellers. Eine Feder<br />
mit Tungsteinkontakt wird durch ihn zur Unterbrechung<br />
des Stromes im richtigen Moment veranlasst.<br />
Der Gegenkontakt ßitzt auf einem isolierenden,<br />
rund um das Lager auf dem Kurbelgehäuse<br />
geführten Bing. Zur Zündverstellung dient ein<br />
Hebel auf der Oberseite der Unterbrecher-Einrichtung.<br />
Eine Zündspule und eine Taschenbatterie mit<br />
zwei Elementen vervollständigen nebst der Zündkerze<br />
und dem Zündkabel die Zünd-Ausrüstung.<br />
Zündspule und Batterie sind in uneerm Schnittbild<br />
nicht ersichtlich.<br />
Der Benzintank, Brennstoff-Filter, Benzin-Zuleitung<br />
und Vergaser mit Ansaugstutzen bilden eine<br />
Einheit, die mit dem Motor durch Zusammenmontieren<br />
auf dem gleichen Motorbock verbunden ist.<br />
Je nach der Drehzahl genügt der Tankinhalt für<br />
eine Betriebsdauer von 10—18 Minuten.<br />
Die Verbrennungsluft wird durch ein horizontales<br />
Ansaugrohr mit Ventil am Düsenröhrchen<br />
vorbeigesaugt, das auf der Zylinderseite eine kleine<br />
Oeffnung aufweist. Eine Reguliernadel erlaubt die<br />
Einstellung der gewünschten Gemischzusammen-<br />
6etzung. Der Brennstoff steigt aus dem Filter unten<br />
am Tank durch ein Steigrohr in die Düse. Das<br />
Gemisch wird durch eine vom Kolben nahe dem<br />
obern Totpunkte frei gegebene Oeffnung ins Kurbelgehäuse<br />
gesaugt, dort auf Spüldruck komprimiert,<br />
worauf es durch eine zweite, vom Kolben zeitweise<br />
verdeckte Oeffnung via Spülluftkanal in den Zylinder<br />
gelangt. Die Ablenkung des Spülstromes besorgt<br />
eine rippenförmige Ablenknase.<br />
Der Motor, der nur 625 Gramm wiegt, hat schon<br />
vielfach seine Eignung bewiesen. Etwas unproportioniert<br />
scheint auf den ersten Blick die Zündkerze<br />
zu sein. Doch muss natürlich trotz der kleinen Abmessungen<br />
die Zündspannung mehrere Tausend<br />
Volt betragen, was verständlich macht, dass die<br />
Isolation und damit auch die Zündkerze nicht allzu<br />
klein ausgeführt werden darf.<br />
Die Leistungen des Alpar-Luftverkehrs 1935.<br />
Während der Flugsaison des vergangenen Sommers<br />
(1. April bis 5. Oktober) hat die Alpar den<br />
grössten Teil der Luftverbindungen in der Schweiz<br />
betrieben. Ihre Flugzeuge verkehrten zwischen<br />
Basel, Bern, Lausanne, Genf und Biel sowie La<br />
Chaux-de-Fonds und sicherten allen diesen Städten<br />
ausgezeichnete Anschlüsse an die internationalen<br />
Luftverkehrslinien.<br />
Das täglich zu befliegende Liniennetz hatte eine<br />
Länge von 1310 km. Es wurden dafür eingesetzt:<br />
zwei fünfplätzige Comte-Flugzeude, ein fünfulätziges<br />
Fokker-Flugzeug, alle drei einmotorig. Weitere<br />
Flugzeuge wurden für Alpenflüge und Sonderflüge<br />
verwendet. Ende September konnten zudem die<br />
ersten Flüge mit dem zweimotorigen Schnellflugzeug<br />
Koolhoven aufgenommen werden.<br />
Die durchschnittliche Reisegeschwindigkeit auf<br />
den Alpenstrecken betrug 150 km pro Stunde.<br />
Der Flugplan sah die Ausführung von total 2644<br />
Kursflügen vor. Von diesen gelangten 2623 zur<br />
Durchführung oder 99,2%. Auf die einzelnen Linien<br />
bezogen ergibt sich folgende Regelmässigkeit:<br />
Basel-La Chaux-de-Fonds - Lausanne-Genf 99,5%,<br />
Basel-Bern-Lausanne-Genf 99,7 %, Lausanne-Bern-<br />
Basel 98,5%. Mit Ausnahme der Linie Genf-Lausanne<br />
(86%), wo besondere Verhältnisse vorlagen,<br />
ist die Regelmässigkeit demnach auf einem recht<br />
hohen Stand angelangt.<br />
An Passagieren wurden total auf den Alparlinien<br />
befördert 2900 Personen. Die meisten Passagiere<br />
benützten die Fluglinie Lausanne - Bern-<br />
Basel (Morgen- und Abendkurs), nämlich 1068<br />
Personen, wogegen die Verbindung Basel - Bern-<br />
Lausanne-Genf 1010 Reisende aufwies.<br />
Die grosse Bedeutung des Alparnetzes eeht auch<br />
aus der Tatsache hervor, dass 936 Personen auf<br />
internationalen Strecken weiterreisten oder von solchen<br />
auf Alparlinien übergingen. Von dieser Zahl<br />
reisten allein 426 Passagiere über die Strecke Lausanne-Bern-Basel.<br />
Die beförderte Post erreichte ein Gewicht von<br />
24 500 kg, wobei die Linie von Basel über den Jura<br />
nach Genf mit 11 600 kg an der Spitze steht. Es<br />
folgt ihr im Range unmittelbar nach die Linie von<br />
Basel über Bern nach Genf mit 10 500 kg.<br />
Frachtsendungen wurden im Gewicht von 5760<br />
kg und Gepäckstücke im Gewicht von 4900 kg befördert.<br />
AUTOMOBIL-REVUE DIENSTAG, 21. JANUAR <strong>1936</strong> — N r 6<br />
Die Linienpiloten der Alpar haben auch 1935<br />
ganz erhebliche Leistungen vollbracht. Es standen<br />
fünf Piloten ständig und zwei zuden» vorübergehend<br />
im Flugdienst Sie waren zusammen 1753<br />
Stunden oder 73 Tage und 1 Stunde in der Luft.<br />
An der Spitze steht Pilot Schüpbach mit 563 Stunden,<br />
dicht gefolgt von Pilot Sauge mit 538 Stunden.<br />
Weiter flogen Pilot Eberschweiler 212 Stunden,<br />
Direktor Pillichody 157 und Püot Robert 156<br />
Stunden.<br />
Die beiden grössern Verkehrsflugzeuge der Alpar<br />
sind 752 und 607 Stunden in der Luft gewesen, was<br />
einer Flugstrecke von zusammen 200000 km entspricht<br />
oder einer fünfmaligen Aeqnatorumfliegung.<br />
Eine Leistung, welche bemerkenswert auch deshalb<br />
ist, weil sie ohne die geringste technische Störung<br />
vollbracht wurde.<br />
an.<br />
Flu^nof<br />
Ellsworth und Kenyon aufgefunden und<br />
gerettet. Nach beinahe zweimonatiger Verschollenheit<br />
sind der Polarforscher Ellsworth<br />
und sein Pilot Hollyck-Kenyon am<br />
16. Januar vom Expeditionsschiff «Discovery<br />
II» bei bester Gesundheit aufgefunden<br />
und gerettet worden. Als sich das zu Nachforschungen<br />
ausgefahrene Schiff der Walfischbucht<br />
näherte, erkannte dessen Besatzung<br />
auf eine Distanz in der Nähe einer<br />
Eisbarriere einen orangefarbigen Flecken. Es<br />
wurde eine Leuchtrakete hochgejagt, ohne<br />
dass eine Antwort folgte. Alsbald stieg von<br />
der «Discovery II» ein Moth-Flugzeug zu<br />
einem Erkundungsfluge auf in Richtung<br />
Little America. Der wahrgenommene orangefarbige<br />
Flecken entpuppte sich als ein<br />
Zelt, aus welchem Kenyon hervorkroch, sobald<br />
er den Motorenlärm hörte. Man Hess<br />
ihm mittels Fallschirm Lebensmittel und<br />
Post abwerfen. Kenyon machte sich um die<br />
Mittagszeit des 16. Januar auf den Weg,<br />
um die «Discovery zu erreichen. Er teilte<br />
mit, dass auch Ellsworth in guter Verfassung<br />
sei, worauf ein Teil der Hilfsexpedition<br />
aufbrach, um Ellsworth an Bord des Schiffes<br />
zu holen. Auf dem Fluge nach Little<br />
Amerika, zu dem sie am 23. November 1935<br />
aufstiegen, ging ihnen in 30 km Entfernung<br />
vom Ziel der Brennstoff aus, so dass sie<br />
niedergehen mussten. Bei der Landung<br />
wurde der Radiosendeapparat derart beschädigt,<br />
dass eine Bekanntgabe der Position<br />
unmöglich war.<br />
Neue Aufträge der Imperial Airways. In<br />
Anbetracht der Tatsache, dass die Vorbereitungen<br />
für einen regulären Transatlantikdienst<br />
bereits in vollem Gange sind und man<br />
denselben bereits im Frühjahr 1937 eröffnen<br />
zu können hofft, haben die Imperial Airways<br />
29 Wasserflugzeuge vom Typ der Short-<br />
Eindecker mit vier Motoren in Auftrag gegeben.<br />
Einer dieser Apparate wird einen<br />
Brennstofftank besitzen, der erlaubt, den<br />
Aktionsradius auf 5000 km zu erhöhen, wodurch<br />
der Atlantik von New York nach England<br />
ohne Zwischenlandung überflogen werden<br />
kann.<br />
«Lieutenant de Vatsseau Paris» muss demontiert<br />
werden. Am Abend des 17. Januar ist es einem<br />
Redaktor des Pariser «Excelsior» gelungen, mit<br />
dem Kommandanten des vor Pensacola gesunkenen<br />
Riesenwasserflugzeuge «Lieutenant de Vaisseau<br />
Paris», Bonnot, in telephonische Unterredung zu<br />
treten. Auf die wenigen gestellten Fragen teilte<br />
Bonnot mit, dass er hoffe, das Flugschiff in den<br />
nächsten Tagen heben zu können. Es werde aber<br />
nötig sein, den Schiffskörper zu demontieren. Die<br />
Bordinetrumente seien nicht beschädigt worden.<br />
Hingegen würden verschiedene reparaturbedürftige<br />
Teile des Flugzeugs an Ort und Stelle neu erstellt<br />
werden müssen. Kapitän Bonnot gab der bestimmten<br />
Hoffnung Ausdruck, ebenfalls auf dem Luftweg<br />
nach Frankreich zurückzukehren. Interessant<br />
ist noch festzuhalten, dass der Tornado, der das<br />
Flugschiff zum Sinken brachte, von den Wettermeldestationen<br />
nicht angezeigt war und plötzlich<br />
hereinbrach.<br />
Ein Sportflug Paris—Madagaskar. Frau Finat,<br />
die Witwe des am 19 April 1935 auf dem Rückflug<br />
von Madagaskar nach Paris in Ostafrika verunglückten<br />
französischen Fliegers Maurice Finat, hat<br />
mit dem Piloten Maurice Raynaud einen Sportflug<br />
von Paris nach Tanarive auf Madagaskar angetreten.<br />
Die Equipe, die den Flug an Bord eines<br />
lOOpferdigen Eindeckers unternimmt, hat nach<br />
Zwischenlandungen in Avisnon und Marseille-Marignane<br />
am Samstagnachmittag Tunis erreicht.<br />
Aero-Club der Schweiz.<br />
Statistik des Segelfluobetriebes des Aero-Clubs<br />
der Schweiz im Jahr« 1935. Im Jahre 1935 haben<br />
37 Segelflug
N°6 — DIENSTAG, 21. JANTJiAR <strong>1936</strong> AUTOMOBIL-REVUE<br />
Schweizerische Rundschau<br />
Im Kampf<br />
um die Benzinzollerhöhung.<br />
Wie in der letzten Nummer berichtet,<br />
glaubt die «Litra», Schweiz. Liga für rationelle<br />
Verkehrswirtschaft, die seitens der Automobilisten<br />
- Verbände der Oeffentlichkeit<br />
übergebenen Zahlen gegen die Benzinzollzuschläge<br />
einer Richtigstellung unterziehen<br />
zu müssen. Bekanntlich lässt diese, letzten<br />
Herbst gegründete Vereinigung immer nur<br />
dann von sich hören, wenn es gilt, die eidg.<br />
Parlamentarier gegen die Automobilisten ins<br />
Feld zu führen, wie sie dies auch wieder in<br />
der neuesten Eingabe an die Bundesversammlung<br />
praktiziert.<br />
Wenn die «Litra» behauptet, dass die Tendenz<br />
des Rückschlages in der Benzineinfuhr<br />
schon in der zweiten Hälfte 1934 festzustellen<br />
war, so weist sie damit nur auf das dem<br />
Benzineinfuhrgeschäft innewohnende Bestreben<br />
hin, aus aussenhandelspolitis'ch bedingten<br />
Erwägungen, stärkeren Schwankungen<br />
unterworfen zu sein. Hingegen sei hervorgehoben,<br />
dass alle bisherigen kleineren<br />
Importmengen stets wieder in der folgenden!<br />
Berichtsperiode durch vermehrte Einfuhr<br />
ausgeglichen wurden, während im letzten<br />
Quartal des Vorjahres die importierten Benzinmengen<br />
ununterbrochen nach unten tendieren.<br />
Wenn aus dieser kleinen Reihe statistischer<br />
Angaben bereits Schlüsse gezogen<br />
werden sollen, so deutet immerhin die letztjährige<br />
Entwicklung auf anders gelagerte<br />
Verhältnisse im schweizerischen Benzinkonsum<br />
hin, als dies noch 1934 der Fall war und<br />
die zweifellos grossenteils als Auswirkungen<br />
der bundesrätlichen Benzinzollpolitik gewertet<br />
werden müssen.<br />
Dass die «Litra» sich die Behauptungen<br />
der Oberzolldirektion, welche den rückläufigen<br />
Benzinkonsum als Folge der Wirtschaftskrise<br />
darzustellen versucht, ebenfalls zu eigen<br />
-macht, erstaunt uns keineswegs. Die Automobilisten<br />
haben aber auch niemals behauptet,<br />
die derzeitigen wirtschaftlichen Depressionsverhältnisse<br />
würden an der schweizerischen<br />
Automobilwirtschaft wirkungslos vorübergehen.<br />
Insbesonders sei einmal mehr<br />
hervorgehoben, dass die Benzinzollmassnahmen<br />
zusammen mit dem veralteten Pauschalsteuersystem<br />
der Kantone, die derzeitig an<br />
und für sich schon schwierige Lage um ein<br />
Bedeutendes nur noch mehr verschlechtert.<br />
Auch uns ist bekannt, dass die steigende des unterstützt, war ebenfalls zu erwarten.<br />
Motorisierung Deutschlands teilweise auf die Wie sich die Automobilisten diesen Rechenkünsten<br />
gegenüber einstellen, und wie diese<br />
künstlich angeregte Binnenkonjunktur zurückzuführen<br />
ist; dessen ungeachtet wird eigentlich zu bewerten sind, ist bereits kürz- i<br />
auch die «Litra» nicht bestreiten wollen, lieh an dieser Stelle behandelt worden.<br />
dass die seitens der neuen Regierung eingeführten<br />
Steuererleichterungen wie auch die verschärfte Zug zum Kleinwagen keine<br />
Wir gehen mit der «Litra » einig, dass der<br />
Neu-<br />
auf dem Gebiete des Strassenbaues in Angriff<br />
genommenen Bauarbeiten den Personen-<br />
und Lastwagenverkehr ganz erheblich<br />
förderten. Die alten, in Deutschland praktizierten<br />
Automobilsteuergesetze hatten seinerzeit<br />
nicht nur stark ins Gewicht fallende<br />
Ausserbetriebssetzungen nach sich gezogen,<br />
sondern zudem noch eine Ueberalterung des<br />
ganzen Lastwageribestandes herbeigeführt.<br />
Wenn nun diese durch eine automobilfeindliche<br />
Steuerpolitik verursachte Drosselung<br />
des gesamten motorisierten Strassenverkehrs<br />
einer gegenteiligen Entwicklung Platz gemacht<br />
hat, so zeigen die deutschen Verhältnisse,<br />
wenn auch durch die künstliche Binnenwirtschaft<br />
teilweise akzentuiert, doch die<br />
nämlichen Erscheinungen, wie sie in der<br />
Tschechoslowakei, in Oesterreich, Jugoslawien<br />
und überall in jenen Ländern zu verzeichnen<br />
waren, in denen die motorfahrzeugfeindliche<br />
Einstellung durch eine etwas weitblickendere<br />
Steuerpolitik abgelöst wurde.<br />
Zudem hat auch die positive Lösung des<br />
Verkehrsteilungsproblems Schiene und Strasse<br />
in Deutschland zu einer beachtenswerten Erhöhung<br />
des Lastwagenbestandes geführt, im<br />
Gegensatz zu den diesbezüglichen Verhältnissen<br />
in der Schweiz, wo seit dem 5. M#i<br />
1935 das ganze Problem auf die lange Bank<br />
geschoben wurde.<br />
Im weitern behauptet die «Litra», dass sich<br />
die seitens der Automobilisten-Verbände<br />
künstlich geschaffene Stauung der Nachfrage<br />
überleben werde. Wir können diese Ansicht<br />
nicht teilen, denn in keinem Land der Erde<br />
lässt sich der Bürger so wenig Vorschriften<br />
machen, was er zu tun oder zu lassen hat,<br />
wie in der Schweiz, am wenigsten, wenn derartige<br />
Verhaltungsmassnahmen von Verbänden<br />
ausgegeben werden. Es ist die vollkommen<br />
auf anderer Einstellung beruhende Einstellung<br />
der Privatwirtschaft im Vergleich<br />
zur Staatswirtschaft, die sich in den vermehrten<br />
Stillegungen dokumentiert, wie auch<br />
erscheinung verkörpert, sondern seit einigen<br />
Jahren, sowohl in der Schweiz wie in allen<br />
andern Ländern, festzustellen ist. Es waren<br />
aber vor allem finanzielle Erwägungen, namentlich<br />
hinsichtlich des Steueraufkommens,<br />
sei es in direkter (Pauschalsteuer), oder indirekter<br />
Form (Zölle), welche die Automobilkonstrukteure<br />
zur Schaffung von immer rationeller<br />
arbeitenden Motoren zwangen. Als Gegenbeispiel<br />
sei auf die Vereinigten Staaten von<br />
Amerika hingewiesen, die als das am stärksten<br />
motorisierte Land der Welt eine zu Europa<br />
direkt gegensätzlich eingestellte Konstruktionstendenz<br />
verfolgen. Wir können uns<br />
ebenfalls der Ansicht anschliessen, dass vom<br />
Standpunkt eines rationellen Verkehrs das<br />
Vordringen des kleinen und mittelgrossen Wagens<br />
durchaus zu begrüssen sei. Allerdings<br />
wird eine derartige Entwicklung auf gewisse<br />
Hindernisse stossen, die sich besonders für<br />
den Fiskus nachteilig auswirken müssen, insofern,<br />
als die Besitzer von schweren Wagen<br />
zum Ankauf leichterer Einheiten übergehen,<br />
während Bevölkerungskreise, die früher in der<br />
Lage gewesen wären, einen Kleinwagen anzuschaffen,<br />
heute die notwendigen finanziellen<br />
Mittel nicht mehr aufbringen, um in die Kategorie<br />
der Automobilbesitzer einzurücken, wobei<br />
für viele Gewerbetreibende nicht der Anschaffungspreis,<br />
sondern die Betriebskosten<br />
ausschlaggebend sind.<br />
Die « Litra » kommt im weitern auf die Stilllegungsziffern<br />
zu sprechen, wobei ihr besonders<br />
die Eingabe der kantonalen Strassenverkehrsliga<br />
des Kantons Zürich am Herzen zu<br />
liegen scheint. In dieser Schrift ist nicht behauptet<br />
worden, die Zunahme der Ausserbetriebsetzungen<br />
betrage 45 Prozent, sondern es<br />
seien bis 6. Januar <strong>1936</strong> 45 Prozent mehr Automobile<br />
ausser Betrieb gesetzt worden, als in<br />
der entsprechenden Vorjahresperiode, während<br />
der Anteil der stillgelegten Wagen am<br />
Gesamtbestand 27 Prozent betrage. Gerade<br />
dieses Beispiel zeigt, wie bewusst die «Litra»<br />
das seitens der Automobilistenverbände unterbreitete<br />
Zahlenmaterial herabzuwürdigen versucht<br />
und dabei auf Kniffe verfällt, die einer<br />
« Liga für rationelle Verkehrswirtschaft» sich<br />
nennenden Vereinigung nicht gerade gut ansteht.<br />
der Wille, sich gegen eine Steuerpolitik zu<br />
wehren, die den Bogen allzu straff gespannt<br />
hat.<br />
Dass wiederum die «Litra» die Auffassung<br />
der Oberzolldirektion betreffend Auswirkung<br />
der Zollerhöhung auf die Einnahmen des Bunin<br />
der Schlussfolgerung kommt die «Litra»<br />
zur Auffassung, dass die Beweisführung der<br />
Automobilistenverbände gegen die Benzinzollerhöhung<br />
nicht haltbar sei. Die Zollerhöhung<br />
von 20 auf 28 Fr. pro 100 kg Benzin hat die<br />
ihr von den Automobilvertretern zugeschriebene<br />
Auswirkung nicht gezeitigt, sondern sie<br />
habe die Verhältnisse unbeeinflusst gelassen.<br />
Schon im Anschluss an die Diskussion über<br />
die am 25. Juni 1935 dekretierte Zollerhöhung<br />
haben wyj die Ansicht vertreten, es sei vollkommen<br />
nutzlos, sich mit den Eisenbahn-Anhängern<br />
über diese Probleme zu streiten. Viel<br />
klüger sei es, das I. Quartal <strong>1936</strong> abzuwarten<br />
und dann die kantonalen Finanzdirektoren<br />
sprechen zu lassen. Wenn in Basel jedes<br />
fünfte Motorfahrzeug ausser Betrieb gesetzt<br />
wird, in Zürich mehr als jedes vierte und in<br />
allen andern Kantonen eine ähnliche Entwicklung<br />
sich abzeichnet, so glauben wir dennoch,<br />
dass die Resultate der zahlenmässigen Auswirkungen,<br />
wie sie von den Automobilstenverbänden<br />
unterbreitet wurden, viel eher der<br />
Wirklichkeit entsprechen, als die von den<br />
Gegnern des Automobilismus vorgebrachten<br />
Argumente.<br />
o<br />
Jkuti«»l*UB*S€&<br />
Winteralpenposten. Die anhaltend ungünstigen<br />
Witterungs- und Schneeverhältnisse müssen sich<br />
naturgemäss in der Frequenzentwicklung der Winteralpenposten<br />
widerspiegeln. So verzeichnet die<br />
4. Betriebswoche vom 6. bis 12 Januar a. c. im<br />
Vergleich zur vorjährigen Parallelperiode einen<br />
Rückschlag von 4056 Passagieren, indem insgesamt<br />
auf den 15 geführten Kurslinien nur 9653 gegenüber<br />
13.709 Personen befördert wurden. Auf den<br />
neu eröffneten Linien Stalden-Saas Baien und Zer<br />
nez-Münster wurden 77 resp. 162 Passagiere transportiert,<br />
so dass der Ausweis der 4. Woche des<br />
laufenden Jahres mit einer Gesamtfrequenz von<br />
9892 Passagieren abschliesst. Den grössten Ausfall<br />
verzeichnet der Kurs Balsthal-Waldenburg mit<br />
—1243 Personen, da letztes Jahr während der<br />
4. Betriebswoche in Langenbruck eine grosse<br />
Sprungkonkurrenz stattfand. Auch die Kurse Nesslau-Buchs<br />
mit —808, St. Moritz-Maloja-Castasegna<br />
mit —550, Schwarzenburg-Riffenmatt mit —£61 und<br />
Bern-Gurnigel-Selibühl mit —386 haben ansehnliche<br />
Frequenzeinbussen aufzuweisen, bedingt<br />
durch die schlechten Schneeverhältnisse im Jura<br />
und Voralpengebiet.<br />
Verantwortliche Redaktion:<br />
Dr. A. Büchi, Chefredaktion.<br />
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Der Seewolf.<br />
Von Jack London.<br />
Fortsetzung von Seite 2 '<br />
« Dampffähre? » fragte ich.<br />
Er nickte und fügte dann hinzu: «Würde<br />
sonst nicht so wie nach der Richtschnur laufen!<br />
» Er lachte unterdrückt. «Da jjben werden<br />
sie unruhig.»<br />
Ich blickte hinauf. Der Kapitän hatte Kopf<br />
und Schultern zum Lotsenhaus herausgesteckt<br />
und starrte .gespannt in den Nebel, als<br />
könnte er ihn durch blosse Willensanstrengung<br />
durchdringen. Sein Gesjcht war unruhig,<br />
wie jetzt auch das meines Gefährten, der<br />
an die Reling gestapft war und ebenso gespannt<br />
in die Richtung starrte, aus der er die<br />
unmittelbare Gefahr vermutete.<br />
Dann kam es. Es geschah mit unfassbarer<br />
Schnelligkeit. Der Nebel wich, wie von einem<br />
Keil gespalten. Der Bug eines Dampfschiffes<br />
tauchte auf, zu beiden Seiten Nebelfetzen mitziehend<br />
wie Seegras auf der Schnauze des<br />
Leviathans. Ich konnte das Lotsenhaus sehen<br />
und bemerkte einen weissbärtigen Mann, der<br />
sich, auf die Ellbogen gestützt, weit herauslehnte.<br />
Er trug eine blaue Uniform, und ich<br />
entsinne mich noch, wie sauber und freundlich<br />
er aussah. Seine Ruhe wirkte unter diesen<br />
Umständen furchtbar. Er beugte sich dem<br />
Geschick, marschierte Schulter an Schulter<br />
mit ihm und berechnete kühl den Schlag.<br />
Wir er so dalehnte, warf er uns einen<br />
ruhigen und nachdenklichen Blick zu, ajs<br />
berechne er genau den Punkt des Zusammenstosses,<br />
und nahm nicht die geringste Notiz<br />
von unserem Lotsen, der, blass vor Wut,<br />
schrie: «Nun habt ihr's fertiggebracht! »<br />
Als ich mich umsah, nahm ich wahr, dass<br />
die Bemerkung zu einleuchtend war, um noch<br />
einer Erläuterung zu bedürfen.<br />
«Halten Sie sich an irgend etwas fest».<br />
sagte der Mann mit dem roten Gesicht zu<br />
mir. Er polterte nicht mehr, es schien, als<br />
wäre er von der übernatürlichen Ruhe des<br />
andern angesteckt. « Hören Sie das Kreischen<br />
der Frauen », sagte er grimmig — fast bitter.<br />
Mir kam es vor, als hätte er das alles schon<br />
einmal durchgemacht.<br />
Ehe ich noch seinem Rat folgen konnte,<br />
war der Zusammenstoss schon erfolgt. Wir<br />
mussten wohl gerade mittschiffs getroffen<br />
worden sein, denn ich sah nichts, und der<br />
fremde Dampfer war schon aus meinem Gesichtskreis<br />
geglitten. Die « Martinez » krengte<br />
stark, das Holzwerk krachte und splitterte.<br />
Ich wurde auf das feuchte Deck geschleudert,<br />
und bevor ich mich aufrichten konnte, hörte<br />
ich auch schon das Kreischen der Frauen. Es<br />
waren die unbeschreiblichsten, haarsträubendsten<br />
Töne, die ich je gehört, und mich packte<br />
panischer Schrecken. Mir fiel ein, dass in der<br />
Kajüte ein Haufen Rettungsgürtel lag, ich<br />
wurde aber von der wildstürmenden Menge<br />
Männer und Frauen an der Tür aufgehalten<br />
und zurückgedrängt. Ich weiss nicht mehr,<br />
was in den nächsten Minuten geschah, wenn<br />
ich auch die deutliche Vorstellung habe, dass<br />
ich von den Gestellen an Deck Rettungsgürtel<br />
herunterriss, die der Mann mit dem roten Gesicht<br />
den hysterischen Frauen umlegte. Dieses<br />
Bild ist meinem Gedächtnis so scharf und<br />
deutlich eingeprägt wie ein wirkliches Bild.<br />
Es ist ein Gemälde, das ich immer noch vor<br />
mir sehe: Die zackigen Ränder des Loches in<br />
der Kajütenwand, durch das der graue Nebel<br />
hereinwirbdte und kreiste; die leeren Sitze,<br />
auf denen alles herumlag, was den Eindruck<br />
plötzlicher Flucht erweckte: Pakete, Handtäschchen,<br />
Schirme Ueberzieher; der starke<br />
Herr, der meinen Aufsatz studiert hatte und<br />
jetzt, in Kork und Segelleinen eingeschlossen,<br />
die Zeitschrift noch in der Hand hielt und<br />
mich mit eintöniger Dringlichkeit fragte, ob<br />
ich an eine Gefahr glaube; der Mann mit dem<br />
roten Gesicht, der schwerfällig auf seinen<br />
künstlichen Beinen stapfte und tapfer einer<br />
Frau nach der andern den Rettungsgürtel umschnallte,<br />
und schliesslich das Tollhaus kreischender<br />
Weiber.<br />
Dies Schreien der Weiber fiel mir am meisten<br />
auf die Nerven. Und dem Manne mit dem<br />
roten Gesicht muss es ebenso ergangen sein;<br />
denn noch ein anderes Bild haftet mir in der<br />
Erinnerung und wird nie daraus schwinden:<br />
Der starke Herr stopft meine Zeitschrift in die<br />
Tasche seines Ueberziehers und blickt sich<br />
neugierig um. Eine wirre Masse von Frauen<br />
und weissen, verzerrten Gesichtern und offenen<br />
Mündern kreischt wie ein Chor verlorener<br />
Seelen. Da wirft der Mann mit dem roten<br />
Gesicht — es ist jetzt purpurfarbig vor Zorn<br />
— die Arme hoch, als wäre er Donar, der<br />
Blitzschleuderer, und ruft: «Ruhe, ich bitte<br />
mir Ruhe aus! » Ich weiss noch, dass dieser<br />
Anblick mich plötzlich zum Lachen reizte. Ich<br />
fühlte im selben Augenblick, wie ich selbst<br />
hysterisch wurde, denn es waren Frauen von<br />
meinem Stamme, wie meine Mutter und meine<br />
Schwester, und die Todesfurcht lag über<br />
AUTOMOBIL-REVUE DIENSTAG, 21. JANUAR <strong>1936</strong> — N° 6<br />
ihnen, und sie wollten nicht sterben. Die Töne,<br />
die sie ausstiessen, gemahnten mich an das<br />
Quieken von Schweinen unter dem Schlächtermesser,<br />
und ich war entsetzt über diese<br />
Aehnlichkeit. Frauen, die der erhabensten<br />
Empfindungen, der zärtlichsten Gefühle fähig<br />
waren, standen mit offenen Mündern da und<br />
schrien wie die Schweine. Sie wollten leben,<br />
waren hilflos wie die Ratten in der Falle und<br />
schrien.<br />
Das Entsetzen trieb mich an Deck hinaus.<br />
Ich fühlte mich krank, elend und voller Ekel.<br />
Ich setzte mich auf eine Bank. Schemenhaft<br />
sah und hörte ich, wie Männer umherliefen<br />
und versuchten, die Boote hinabzulassen. Die<br />
Szene war genau so, wie ich sie aus Beschreibungen<br />
in Büchern kannte. Das Tauwerk<br />
klemmte sich fest. Nichts klappte. Ein Boot<br />
mit Frauen und Kindern wurde an den Davits<br />
hinuntergefiert. Es füllte sich mit Wasser und<br />
kenterte. Ein anderes hing noch mit einem<br />
Ende oben, während das andere schon unten<br />
war, und so blieb es hängen. Der fremde<br />
Dampfer, der unser Unglück verschuldet<br />
hatte, liess nichts von sich hören, obwohl man<br />
meinte, dass er uns zweifellos Boote zu Hilfe<br />
schicken würde.<br />
Ich stieg zum unteren Deck hinunter. Anscheinend<br />
sank die « Martinez » sehr schnell,<br />
denn ich sah das Wasser jetzt dicht unter<br />
mir. Viele Passagiere sprangen über Bord.<br />
Die im Wasser waren schrien, man solle sie<br />
wieder an Bord holen. Aber kein Mensch<br />
kümmerte sich um sie. Ein Schrei ertönte:<br />
« Wir sinken! » Ich wurde von der jetzt eintretenden<br />
Panik angesteckt und stürzte mich<br />
in einer Flut von Körpern über Bord. Wie<br />
ich ins Wasser kam, weiss ich nicht mehr,<br />
v\4as ich aber sofort begriff, war, warum alle,<br />
die drinnen schwammen, sich so sehnsüchtig<br />
auf den Dampfer zurückwünschten. Das<br />
Wasser war kalt — so kalt, dass es schmerzte.<br />
Als ich hineinsprang, hatte ich ein Gefühl,<br />
als wäre ich in Feuer geraten. Die Kälte<br />
drang bis ins Mark, sie war wie der Griff des<br />
Todes. Vor Angst und Schrecken schnappte<br />
ich nach Luft, versuchte zu atmen, bevor mich<br />
noch der Rettungsgürtel an die Oberfläche<br />
getrieben hatte. Der Salzgeschmack brannte<br />
mir im Munde, und ich erstickte fast an der<br />
beissenden Lauge, die mir Kehle und Lungen<br />
füllte. Aber das Furchtbarste war die Kälte.<br />
Ich fühlte, dass ich nur wenige Minuten aushalten<br />
konnte. Rings um mich im Wasser<br />
rangen und zappelten Menschen. Ich hörte,<br />
wie sie sich gegenseitig anriefen. Daneben<br />
hörte ich das Plätschern von Riemen; offenbar<br />
hatte der fremde Dampfer seine Rettungsboote<br />
.herabgelassen. Die Sekunden flogen,<br />
und ich wunderte mich; dass ich immer noch<br />
lebte. Meine unteren Gliedmassen waren ganz<br />
empfindungslos, eine eisige Starre krallte<br />
sich mir ums Herz und durchdrang es. Kleine<br />
Wellen brachen unausgesetzt mit boshaft<br />
schäumenden Kronen über meinen Kopf hinweg<br />
und in meinen Mund und drohten, mich<br />
immer wieder zu ersticken.<br />
Der Lärm wurde undeutlich. Das letzte,<br />
was ich hörte, war ein Chor von verzweifelten<br />
Schreien in der Ferne, der mir sagte, dass die<br />
«Martinez» untergegangen war. Dann —<br />
wieviel Zeit verstrichen war, weiss ich nicht<br />
— kam ich in einem plötzlichen Anfall überwältigender<br />
Angst zu mir. Ich war allein. Ich<br />
hörte weder rufen noch schreien — nur das<br />
Plätschern der Wellen, gespensterhaft, widerhallend<br />
von der Nebelwand. Eine allgemeine<br />
Massenpanik ist nicht so furchtbar wie die, die<br />
einen einzelnen Menschen packen kann, und<br />
die Beute einer solchen Panik war ich. Wo<br />
trieb ich hin? Der Mann mit dem roten Gesicht<br />
hatte gesagt, dass die Ebbe durch das<br />
« Goldene Tor » hinausströmte. Dann wurde<br />
ich also auf die hohe See hinausgetrieben!<br />
Und der Rettungsgürtel, der mich trug?<br />
Konnte er nicht jeden Augenblick in Stücke<br />
gehen? Ich hatte gehört, dass diese Dinger<br />
oft aus Papier und Binsen gemacht waren,<br />
die sich schnell vollsogen und alle Tragfähigkeit<br />
verloren. Und dabei hatte ich nicht die<br />
geringste Ahnung vom Schwimmen! Ganz<br />
allein trieb ich, offenbar mit der Strömung,<br />
in die graue chaotische Unendlichkeit hinaus.<br />
Ich gestehe, dass ich mich wie ein Wahnsinniger<br />
benahm.' Ich kreischte, wie die Frauen<br />
es getan, und schlug mit meinen starren Händen<br />
wild das Wasser.<br />
Wie lange das dauerte, weiss ich nicht<br />
Eine Ohnmacht überkam mich, aus der ich<br />
keine andere Erinnerung behielt, als dass sie<br />
einem langen, schmerzhaften Schlafe glich.<br />
Nach Jahrhunderten erwachte ich, und da<br />
erblickte ich, fast über meinem Kopfe, den<br />
Bug eines Fahrzeuges, das langsam aus dem<br />
Nebel auftauchte, und darüber dicht hintereinander<br />
drei dreieckige, prall vom Wind geblähte<br />
Segel. Wo der Bug das Wasser durchschnitt,<br />
schäumte und gurgelte es heftig, und<br />
es schien geradeswegs auf mich loszukommen.<br />
Plötzlich tauchte der Bug nieder und<br />
überschüttete mich klatschend mit einem<br />
mächtigen Wasserschwall. Dann glitt die<br />
lange schwarze Schiffswand so nahe vorbei,<br />
dass ich sie mit den Händen hätte greifen<br />
können. Ich versuchte es, mit einem wahnsinnigen<br />
Entschluss, meine Nägel ins Holz zu<br />
krallen, aber meine Arme waren schwer und<br />
leblos. Wieder wollte ich rufen, brachte aber<br />
keinen Ton heraus. (Fortsetzung folgt.)<br />
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Nach einer nicht besonders langen, dafür<br />
aber um so intensiveren Entwicklung hat<br />
sich die unabhängige Aufhängung und Abfederung<br />
der Vorderräder jetzt allgemein<br />
durchgesetzt. Es ist deshalb weiter nicht verwunderlich,<br />
dass sie unter der Bezeichnung<br />
* Schwingachse» ebensosehr zum Schlagworte<br />
geworden ist wie etwa die «Stromlinie<br />
». Hier wie dort stellt das Schlagwort<br />
einen Sammelbegriff dar, dessen Grenzen<br />
manchmal etwas verwischt sind.<br />
Die unabhängigen Radaufhängungen lassen<br />
sich nach der Art der Bewegungen des ausschlagenden<br />
Rades in zwei grosse Gruppen<br />
einteilen. Einmal können alle jene Systeme<br />
zusammengefasst werden, bei denen der Ausschlag<br />
des Rades in parallelen Ebenen erfolgt.<br />
Bei einer zweiten Gruppe ist jede<br />
Durchfederung des Rades von einem bestimmten<br />
Winkelausschlage begleitet. Man<br />
mag allerdings bei der Einteilung auch noch<br />
nach andern Gesichtspunkten vorgehen. Es<br />
könnte zum Beispiel unterschieden werden<br />
zwischen Bauarten, bei denen die senkrechte<br />
Projektion der Wagenspur bei allen Ausschlägen<br />
unverändert bleibt und solchen, bei<br />
denen sie sich mit dem Grade der Durchfederung<br />
ändert. Beide Einteilungen haben<br />
ihre Berechtigung. Es kommt nur darauf an,<br />
welches Kriterium man als das wichtigere<br />
ansieht, den Winkelausschlag des Rades oder<br />
die Veränderung der Spurweite. Während<br />
Winkelausschläge sich infolge der Kreiselwirkung<br />
der Räder speziell an der Lenkung<br />
der Vorderräder bemerkbar machen, sind anderseits<br />
geringe seitliche Verschiebungen der<br />
Räder nicht besonders schädlich. Denn eine<br />
geringfügige Verschiebung der Kontaktpunkte<br />
am Boden wird zum grössten Teile<br />
durch Formänderungen des abrollenden Pneus<br />
aufgenommen. Wir halten deshalb den Winkelausschlag<br />
der Räder für das massgebende<br />
Merkmal und werden die einzelnen Bauarten<br />
nach ihm in zwei Gruppen scheiden, nämlich<br />
solche, die einen Winkelausschlag ergeben<br />
und solche, die einen parallelen Ausschlag<br />
der Räder aufweisen.<br />
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Einzelabfederung der Vorderräder hatte<br />
die Firma Lancia aufzuweisen. Bei jenen Wagen<br />
bewegen sich die Vorderräder senkrecht<br />
auf und ab, so dass sich die vertikale Projektion<br />
der Spur nicht ändert (Prinzipskizze<br />
Fig. 1). Zur Abfederung werden Spiralfedern<br />
verwendet, die in senkrechten, zylindrischen<br />
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entstanden die verschiedenen Schwinghebel-<br />
Anordnungen, wie wir sie an modernen Wagen<br />
finden. Obwohl die Zahl der erprobten<br />
Lösungen sehr gross ist, lassen sich unter<br />
ihnen doch gruppenweise gewisse Aehnlichkeiten<br />
konstatieren. Eine typische Lösung<br />
jeder dieser Klassen soll im folgenden besprochen<br />
werden.<br />
Eine parallele Radführung mit besonders<br />
einfachen Mitteln erstreben Bauarten nach<br />
Fig. 2 mit Torsionsfederung. Die Schwinghebel<br />
sind hier horizontal und parallel zur<br />
Längsachse des Wagens angeordnet, während<br />
ihre Drehachsen quer zur Fahrtrichtung<br />
stehen. Neben Torsionsstäben eignen sich<br />
Abfederung der Vorderräder beim neuen<br />
Alfa Romeo.<br />
dazu bewogen haben, solche Schwinghebel<br />
für die Hinterräder seines Volkswagens zu<br />
verwenden, den wir in der letzten Ausgabe<br />
der «Automobil-Revue» eingehend beschrieben.<br />
Statt eines einzigen Schwinghebels pro<br />
Rad können zwei übereinander angeordnet<br />
werden, wie dies aus unserer Illustration hervorgeht.<br />
Sehr häufig wird eine Vorderrad-Aufhängung<br />
nach Fig. 3 angetroffen. Mit ihr kann<br />
zwar ein paralleler Radausschlag erzielt<br />
Fig. 2.<br />
werden, doch verschiebt sich das Rad dabei<br />
zur Abfederung solcher Schwinghebel auch sowohl seitlich als auch senkrecht. Zur Abfederung<br />
solcher Schwingachskonstruktionen<br />
Torsions-Gummi-Federüngen. Gummi ist als<br />
Konstruktionsmaterial für diesen Zweck sehr kommen neben Q'uerfedern auch Spiralfedern<br />
gut geeignet, da er selbst dämpfend wirkt, so oder Torsionsabfederungen in Frage, die in<br />
dass man ohne Stossdämpfer auskommt. Da den verschiedensten Anordnungen Verwendung<br />
finden. Zur Vereinfachung wird manch-<br />
der Gummi durch den Fahrwind immer genügend<br />
gekühlt ist und durch das Chassis<br />
und die Karosserie vor einer direkten Sonnenbestrahlung<br />
geschützt wird, sind Befürchtungen<br />
über die Haltbarkeit unbegründet.<br />
Einem Eindringen von Oel kann leicht vorgebeugt<br />
werden.<br />
Dass durch die Veränderung des Radstandes<br />
während der Durchfederung auch der<br />
Lenkradius gewissen Schwankungen unterworfen<br />
ist, wirkt sich praktisch nicht aus, da<br />
diese Wirkung sehr geringfügig ist. Auf jeden<br />
Fall hat diese Lösung den grossen Vorzug,<br />
dass sie mit einem Minimum von Lagerstellen<br />
auskommt. Dies dürfte Dr. Porsche<br />
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Fig. 4.<br />
Zwei Schwinghebel mit ungleicher Armlänge.<br />
mal der eine oder gar beide Schwinghebel<br />
durch Querfedern ersetzt, die dann nicht nur<br />
die senkrechten Stösse, sondern auchBremsund<br />
Beschleunigungs-Reaktionen aufnehmen.<br />
Um die Veränderung der Spurweite während<br />
der Durchfederung zu vermeiden, werden<br />
vielfach die beiden Schwingarme eines<br />
Rades ungleich lang gemacht. Aus Fig. 4<br />
geht hervor, dass durch diese Massnahme die<br />
Spur stets gleich breit bleibt. Allerdings muss<br />
dabei eine leichte Neigung der Räder beim<br />
Ausschlagen in Kauf genommen werden (in<br />
Fig. 4 übertrieben gezeichnet), die aber zu<br />
gering ist, um sich irgendwie nachteilig auszuwirken.<br />
Diese Bauart wird deshalb von<br />
einer grössern Zahl bekannter Konstrukteure<br />
bevorzugt. Sie stellt einen Kompromiss zwischen<br />
der Lösung mit absolut parallelem<br />
Fig. 5.<br />
Schwingende Halbachse.<br />
Radausschlag und derjenigen mit konstanter<br />
Spurweite dar. Sie bildet deshalb einen<br />
Uebergang zu denjenigen Einzelrad-Aufhängungen,<br />
die eine stärkere Winkelverschiebung<br />
der Räder im Gefolge haben.<br />
Fig. 5 und 6 zeigen, wie diese Arten von<br />
Schwingachsen arbeiten. Da das Rad aussen<br />
nicht gelenkig, sondern, fest mit der entsprechenden<br />
Halbachse verbunden ist, fällt bei I<br />
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der Anwendung an angetriebenen Achsen das<br />
äussere Kreuzgelenk fort, was sich verbilligend<br />
auswirkt. In unserem Konstruktionsbeispiel<br />
zu Fig. 5 ist der Kraftübertragungsteil<br />
weggelassen, um die Ausführung der Radabstützung<br />
deutlicher in Erscheinung treten zu<br />
lassen. Damit bei der Anwendung solcher<br />
Schwingachsen für Vorderräder die 'Winkelbewegungen<br />
geringere Beträge erreichen,<br />
wurde die im Prinzip auf Fig. 6 ersichtliche<br />
Konstruktion entwickelt. Hier sind die Drehpunkte<br />
nicht nur nahe an die Wagenmitte<br />
heran-, sondern darüber hinausgerückt. Jede<br />
Vorderachshälfte ist deshalb länger als die<br />
Hinterachse des Derby-Wagens. Querfeder dient<br />
nur zur Abfederung nicht zur Führung des Rades.<br />
halbe Wagenbreite, so dass der Schwingradius<br />
gross und der Winkelausschlag klein<br />
ausfällt.<br />
Wenn man die grosse Zahl der möglichen<br />
Schwingachs-Konstruktionen durchgeht und<br />
sieht, wie viele verschiedene Lösungen erprobt<br />
und zum Teil wieder verlassen wurden,<br />
so ergibt sich die Bestätigung dafür, dass<br />
dieses Gebiet sich auch heute noch in voller<br />
Entwicklung befindet. Die lebensfähigsten<br />
Bauarten werden sich in den kommenden<br />
Jahren herauskristalisieren, wobei anzunehmen<br />
ist, dass sich, je nach der Preislage und<br />
Grosse der Wagen, verschiedene Ausführungen<br />
als zweckmässig herausstellen werden.<br />
Denn jede der beschriebenen Bauarten hat<br />
Fig. 6.<br />
Verlängerte, schwingende Halbachsen.<br />
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Preises oder in bezug auf die Fahreigenschaften.<br />
Es muss deshalb dem Konstrukteur<br />
vorbehalten bleiben, in jedem Falle die<br />
zweckmässigste Lösung zu finden.<br />
50 Jahre Automobil.<br />
Auf der vom 15. Februar bis 1. März stattfindenden<br />
Internationalen Automobil- und<br />
Motorradausstellung Berlin <strong>1936</strong> wird das<br />
erste Automobil der Welt gezeigt werden,<br />
das Carl Benz am 29. Januar 1886, also gerade<br />
vor 50 Jahren, patentiert wurde.<br />
Daimler und Benz kamen gänzlich unabhängig<br />
voneinander zur Erfindung des heute<br />
wichtigsten Verkehrsmittels. Daimler arbeitete,<br />
nachdem ihm am 16. Dezember 1883<br />
schon der erste schnellaufende Verbrennungsmotor<br />
der Welt patentiert worden war, zuerst<br />
an einem Motor-Zweirad, das — als erstes<br />
Motorrad der Welt — am 29. August<br />
1885 patentiert wurde.<br />
Carl Benz war in Mannheim im gleichen<br />
Jahr mit seiner Konstruktion des ersten<br />
brauchbaren Automobils der Welt soweit<br />
gekommen, dass er sie zum Patent anmelden<br />
konnte. Nach vielen gelungenen Versuchsfahrten<br />
im Hofe seiner Motorenfabrik machte<br />
er am 3. Juli 1886 in Mannheim seine erste<br />
öffentliche Probefahrt.<br />
Den Tag der Patentierung seiner Erfindung<br />
bezeichnet Carl Benz selbst als den «Geburtstag<br />
des Automobils».<br />
Er schreibt über diesen Tag, der sich am<br />
29. Januar <strong>1936</strong> zum 50. Male jährt, in seinen<br />
«Erinnerungen» wie folgt:<br />
«So war ich gegen Ende des Jahres 1885<br />
zu der Ueberzeugung gekommen, dass mein<br />
Wagen mehr sei als eine blosse Versuchskonstruktion,<br />
ohne praktische Verwendungsmöglichkeit<br />
und ohne wirtschaftlichen Zukunftswert.<br />
Jetzt hielt ich die Zeit für gekommen,<br />
eine Patentschrift und Patentzeichnung<br />
zu entwerfen und einzureichen. Die Patentschrift<br />
ist überschrieben: «Fahrzeug mit<br />
Gasmotorenbetrieb» und beginnt mit den<br />
Worten: «Vorliegende Konstruktion bezweckt<br />
den Betrieb hauptsächlich leichter Fuhrwerke<br />
und kleiner Schiffe, wie solche zur<br />
Beförderung von ein bis vier Personen verwendet<br />
werden.»<br />
«Der 29. Januar 1886 ist der Tag, an dem<br />
meine Erfindung patentrechtlich geschützt<br />
wird. Dieses erste Patent auf einen fertiggestellten<br />
und praktisch brauchbaren Motorwagen<br />
zur Beförderung mehrerer Personen<br />
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Am W.Januar 1886 wurde Carl Benz das Patent<br />
fOr das erste Automobil der Welt erteilt<br />
ist zum Geburtsschein des neuzeitlichen Motorwagens<br />
geworden. Obenstehendes Bild<br />
zeigt diesen Geburtsschein des Automobils,<br />
einen Auszug aus der Patentschrift<br />
Beim Einkauf von Schneeketten die Typenbezeichnung<br />
angeben. Besonders Gummiketten<br />
müssen sehr stramm auf dem Reifen<br />
sitzen. Aber auch Stahlketten dürfen nicht<br />
locker anliegen. Immerhin sollen sie auch<br />
nicht in den Pneu einschneiden. Damit man<br />
in jedem Falle die passende Schneekette erhält,<br />
ist es unerlässlich, dass man neben den<br />
Dimensionen des Pneus auch Typ und Marke<br />
angibt, da trotz gleicher Grössenbezeichnung<br />
die Abmessungen nicht in allen Punkten<br />
übereinstimmen.<br />
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Man soll deshalb auf vereisten oder sonst<br />
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Auspuffgase als Rattentod. Ein englischer<br />
Farmer kam auf die gute Idee, die giftige<br />
Wirkung der Auspuffgase an den Ratten auf<br />
seinem Hofe zu erproben. Dazu legte er an<br />
das Ende des Auspuffrohres einen flexiblen<br />
Schlauch an, während er das andere Ende<br />
in die Löcher steckte, die zum Rattenbau<br />
führten. Der Erfolg Hess nichts zu wünschen<br />
übrig und zeigte, dass selbst ein Rattenleben<br />
solchen Giftgasen nicht gewachsen ist.<br />
Techn. fppechsaal<br />
Frage 9710. Chassislack. Was ,für ein Lack<br />
kann zum Anstrich eines Chassis empfohlen werden?<br />
E. K. in B.<br />
Frage 9711. Neuwicklung eines Dynamo-Ankers.<br />
Beim Neuwickeln eines Dynamo-Ankers mit 20 Nuten<br />
und 41 Lamellen entsteht natürlicherweise ein<br />
Ende, das keine Lötstelle mehr hat. Darf man da<br />
ohne weiteres dieses Ende abschneiden oder muss<br />
es abisoliert werden? Soll man beim sogenannten<br />
Nutenschritt einen gegenüberliegenden Ausgleich<br />
herstellen? M. in B.<br />
Antwort: Die angegebenen Lamellen- und<br />
Nutenzahlen sind an ein und derselben Maschine<br />
unmöglich. Die andern Fragen scheiden damit auch<br />
aus. Wir empfehlen, die wirkliche Zahl der Nuten<br />
und Lamellen durch eigenen Augenschein festzustellen.<br />
Frage 9712. Synchronisieren der Zündung. Nach<br />
einer Reparatur lief der Motor meines Wagens unregelmässig,<br />
was ich auf eine Störung der Zündung<br />
glaubte zurückführen zu dürfen. Ich brachte<br />
ihn deshalb in eine Spezial-Werkstätte zur richtigen<br />
Einstellung der Zündung. Seitdem läuft er<br />
wieder gut, weil er synchronisiert wurde. Was bedeutet<br />
das? A. K. in M.<br />
Antwort: Synchronisieren der Zündung ist<br />
bei Motoren mit Doppel-Unterbrecher notwendig,<br />
damit die zwei Unterbrecher-Kontakte richtig zusammenarbeiten.<br />
Da man im Motorenbau zu immer<br />
höheren Tourenzahlen übergeht, wurde von gewissen<br />
Firmen der Weg beschriften, einen Unterbrecher<br />
mit zwei Unterbrecher-Kontakten herzustellen.<br />
Dadurch kann eine geringere Abnützung und<br />
ein genaueres Arbeiten erreicht werden. Um diese<br />
zwei Unterbrecher exakt aufeinander ^abzustimmen,<br />
v iind sogenannte Synchronisier-Apparate notwendig,<br />
so dass diese Einstellung nur in den Garagen richtig<br />
ausgeführt werden kann, wo solche Hilfsmittel<br />
vorhanden sind.<br />
Frage 9713. Anschluss des Scheibenwischers.<br />
Wir behandeln den Vakuum-Scheibenwischer und<br />
können uns über den Grund nicht einigen, weshalb<br />
bei Bergfahrt oder Beschleunigung der Wischer<br />
nicht, oder nur schwach arbeitet. Ich bitte Sie daher,<br />
mir als Frage 1 zu beantworten, wann der<br />
Unterdruck im Ansaugrohr grösser ist, bei geschlossener<br />
oder offener Drosselklappe, wobei immer<br />
angenommen sei, dass der Wagen in Fahrt sei. An<br />
Fig. 1.<br />
leinem Wagen habe ich den Anschluss zum Scheibenwischer<br />
laut erster Skizze vorgesehen. (Fig. 1.)<br />
Mein Kamerad geht hier ganz andere Wege.<br />
Seiner Ansicht nach spielt sich folgendes ab: Bei<br />
geöffneter Drosselklappe sei die Anschluss-Stelle<br />
von der Strömung nicht berührt, sie liege also in<br />
einem toten Winkel, weshalb eben der Wischer<br />
nicht arbeitet. Zu diesem Zwecke verlegt er den<br />
Anschluss nach seiner Zeichnung an folgende<br />
Stelle. (Fig. 2.)<br />
Nun befindet sich aber die gezeichnete Einengung<br />
auf der Höhe der Hauptdüse, also vor der<br />
Drosselklappe und,ich kann mir nicht denken, dass<br />
der Scheibenwischer überhaupt arbeitet, wenn man<br />
ihn dort anschliessen würde. Eine solche Einengung<br />
anderswo, z. B. nach der Drosselklappe vorzusehen,<br />
wäre doch gewiss unsinnig, wenn" sie doch<br />
nur den Zweck hätte, den Scheibenwischer zu gewisser<br />
Zeit (und zwar gerade dann, wenn er am<br />
nötigsten wäre) ruhen zu lassen. Vielleicht beantworten<br />
Sie mir als zweite Frage, was Sie davon<br />
halten. H. R. in S.<br />
Anschluss<br />
Fig. 2.<br />
Antwort- 1. Der Unterdruck im Ansaugrohr<br />
ist bei geschlossener Drosselklappe um ein Mehrfaches<br />
grösser als bei geöffneter Drossel. Ausserdem<br />
ist der Unterdruck von der Motordrehzahl abhängig.<br />
Wir brachten im technischen Sprechsaal<br />
No. 1 der «A.-R.» ein Bild, das die Abhängigkeit<br />
zwischen Motordrehzahl und Unterdruck im Ansaugrohr<br />
illustriert. Vielleicht bringt eine ungenaue<br />
Definition des Wortes «Unterdruck» gewisse Unklarheiten<br />
mit sich. Wir verstehen darunter die<br />
Differenz zwischen atmosphärischem Luftdruck und<br />
Druck im Ansaugrohr. Wenn also der Unterdruck<br />
gross ist, ist der absolute Druck im Ansaugrohr klein.<br />
Bei Bergfahrten und beim Beschleunigen ist die Drehzahl<br />
trotz geöffneter Drossel klein, der Unterdruck<br />
deshalb auch klein und der absolute Druck im<br />
Saugrohr gross. Der Scheibenwischer wird durch<br />
den Druck der atmosphärischen Luft betätigt, die<br />
nach geleisteter Arbeit ins Ansaugrohr gesogen<br />
wird. Es handelt sich also selbstverständlich nicht<br />
um einen Antrieb durch die kinetische Energie des<br />
angesaugten Gemisches, weshalb tote Winkel der<br />
Strömung keinen Einfluss haben. Der Unterdruck<br />
ist (abgesehen von den durch die Strömung verursachten<br />
Druckverlusten) im ganzen Ansaugrohr<br />
bis zur Drossel oder zur Düse ungefähr gleich.<br />
2. Bei geschlossener Drossel wird der Scheibenwischer<br />
beim Anschluss vor der Drossel nicht arbeiten<br />
oder nur sehr schlecht. Bei geöffneter Drossel<br />
pflanzt sich der Unterdruck bis zur Luftdüse<br />
fort. Sogar vor der Düse entsteht noch ein ziemlicher<br />
.Unterdruck. In diesem Falle arbeiten die<br />
Scheibenwischer sowohl beim Anschluss nach Fig. 1<br />
als auch nach Fig. 2. Aus Fig. 3 ist ersichtlich,<br />
das« möglicherweise der Anschlues von Fig. 2 in die<br />
Nähe des engsten Querschnittes der Drosselklappe<br />
fällt, was aus Fig. 2 nicht hervorgeht. Wir nehmen<br />
zwar kaum an, dass der Anschluss §ich neben der<br />
Leerlaufdüse bei B befindet, dagegen liegt er vielleicht<br />
bei A 1 In diesem Falle würde der Scheibenwischer<br />
auch bei geschlossener Drossel funktionieren,<br />
wenn auch nicht so gut, wie heim Anschluss<br />
Fig. 3.<br />
nach Fig. 1. TJebrigens sind die Strömungslinien in<br />
Fig. 2 nicht richtig gezeichnet. Bei einem korrekt<br />
bemessenen Lufttrichter löst sich die Strömung<br />
nicht von der Trichterwand ab. Der richtige Anschluss<br />
des Scheibenwischers ist aus Fig. 1 ersichtlich.<br />
Der Einbau einer zweiten Verengung des Ansaugrohres<br />
nach der Drossel ist nicht zulässig.<br />
Neben anderen Mängeln würde ein starker Abfall<br />
der Motorleistung eintreten.<br />
«•» '«eclvsai<br />
Anfrage 569. Kleinliche Handhabung des<br />
M. F. G. Ich verkaufte kürzlich nach Basel einen<br />
neuen Camion. Fas Fahrzeug wurde von einem<br />
Basler Experten abgenommen, aber nur für 1J^<br />
Tonnen Nutzlast, während mir bis heute in der<br />
ganzen Schweiz für den gleichen Wagen 3 t Nutzlast<br />
bewilligt wurden. Die Lastwagenvertretung<br />
verschaffte mir zuhanden des Experten eine spezielle<br />
Garantie für die Chassis-Tragkraft, der diese<br />
jedoch nicht akzeptieren will. Kann in dieser Sache<br />
vom juristischen Standpunkt aus etwas unternommen,<br />
werden? H. M. in J 1 ..<br />
Antwort: Sie können gegen den Entscheid<br />
des technischen Sachverständigen zuerst an die<br />
kant. Polizeidirektion und alsdann an den Regierungsrat<br />
rekurrieren. Der Entscheid des Regierungsrates<br />
ist dann allerdings nach Art. 15 M.F.G<br />
endgültig, es sei denn, er könnte wegen Willkür<br />
mit der staatsrechtlichen Beschwerde angefochten<br />
werden.<br />
In materieller Hinsicht ist Art. 11 VV. zum<br />
M.F.G. massgebend, der bestimmt, dass die Belastung<br />
des Fahrgestelles nicht grösser sein darf als<br />
es in den Garantiebestimmungen der Erstellerfirma<br />
vorgesehen ist. Ob auch eine niedrigere Belastung<br />
vorgeschrieben werden darf, ist fraglich.<br />
_ Sie werden gut tun, durch einen Basler Anwalt<br />
mit den kant. Behörden zu verhandeln. *<br />
Anfrage 570. Ersatz der Reparaturkosten.<br />
Ich habe einen alten Wagen gegen einen andern<br />
Occasionswagen mit entsprechender Nachzahlung<br />
eingetauscht. Der übernommene Wagen sollte, nach<br />
schriftlicher Bestätigung, in gutem Zustande sein.<br />
Bald stellte es sich heraus, dass verschiedene Fehler<br />
dem Kaufobjekt anhaften, was etliche Reparaturen<br />
notwendig machte. Nun verweigert der Verkäufer<br />
die Bezahlung der Reparatur-Rechnung<br />
mit der Einrede, dass ich die Arbeit in seiner Garage<br />
hätte machen lassen müssen. Die Entfernung<br />
von meinem Wohnort in jene Garage beträgt 30<br />
Kilometer. Zudem hatte ich, offen gestanden, nicht<br />
mehr viel Vertrauen zu seiner Arbeit, nachdem ich<br />
zweimal umsonst den Wagen hingebracht hatte<br />
und der Schaden doch nicht gründlich behoben<br />
worden war.<br />
Kann ich auf dem Rechtswege den Verkäufer<br />
zur Zahlung der Rechnung zwingen? E. Seh. inM.<br />
Antwort: 1. Der Verkäufer des Wagen»<br />
haftet Ihnen dafür, dass der Wagen die zugesicherten<br />
Eigenschaften aufweise. Tut er das nicht,<br />
was in Ihrem Falle offenbar zutrifft, so haben Sie<br />
Anspruch auf Ersatz des Minderwertes, der in der<br />
Regel soviel betragen wird, als die Beseitigung des<br />
Mangels kosten würde.<br />
Wenn Sie nun, statt Bezahlung des Minderwertes,<br />
was Ihr gutes Recht wäre, dem Verkäufer<br />
Gelegenheit geben würden, den Mangel zu beheben,<br />
so bedeutet das ein Entgegenkommen Ihrerseits<br />
Wenn nun der Verkäufer die ihm übertragenen<br />
Arbeiten schlecht ausführt und infolgedessen neue<br />
Mängel auftreten, statt dass die alten behoben würden,<br />
so kann man von Ihnen nicht verlangen, dass<br />
Sie sich noch einmal an ihn wenden. Sie haben<br />
also unseres Erachtens durchaus korrekt gehandelt,<br />
als Sie die Reparatur Ihrem Vertrauensmann<br />
übertrugen. Der Verkäufer schuldet Ihnen die Reparaturkosten,<br />
einerseits deshalb, weil die von ihm<br />
zu vertretenden Mängel die Reparatur notwendig<br />
machten, und anderseits, weil sein Arbeiter bei<br />
Ausführung dieser Reparaturen nicht genügend<br />
sorgfältig war.<br />
2. Wenn Ihnen der Verkäufer versprochen hat,<br />
er werde an Ihrem Wagen noch gewisse ergänzende<br />
Arbeiten ausführen, so muss er sein Versprechen<br />
halten. Tut er das nicht, so können Sie<br />
sich gemäss Art. 98 0. R. durch den Richter ermächtigen<br />
lassen, die Leistung auf Kosten des<br />
Schuldners durch einen andern vorzunehmen.<br />
Wir raten Ihnen, sich an einen Anwalt zu wenden.<br />
Wahrscheinlich wird es genügen; wenn dieser<br />
dem Verkäufer mit der Klage droht, so wird er<br />
wahrscheinlich nachgeben. *<br />
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10 AUTOMOBIL-REVUE (DIENSTAG, 21. JANUAR <strong>1936</strong> — N 6<br />
sl*u<br />
Zur Bezeichnung «Ottomotor». Dipl.-Ihg. Brüderlin<br />
hält nach seiner Veröffentlichung vom<br />
7. Januar <strong>1936</strong>, Nr. 2 der «Automobil-Revue», offenbar<br />
die Bezeichnung «Ottomotor» im Interesse<br />
der «Ehre der wissenschaftlichen Wahrheit« für<br />
ungeeignet. Es sei mir ein Wort dazu gestattet:<br />
Wenn es in der Angelegenheit um einen Patentprozess<br />
ginge, so würde Herr Brüderlin selbstverständlich<br />
recht haben. Die von ihm angeführten<br />
geschichtlichen Tatsachen sind unbestreitbar, mir<br />
bekannt und von mir nie bestritten worden. Sie<br />
haben aber mit der Frage der Begriffsbildung<br />
«Ottomotor» und «Ottoverbrennung» wenig zu tun.<br />
Soweit mir bekannt, gilt auch in der Schweiz nicht<br />
für die geschichtliche Priorität, wohl aber für den<br />
Nachweltsruhm derjenige Mann mehr, welcher<br />
eine Sache der Menschheit verwirklicht hat, der<br />
Mann der Tat, — als derjenige, der den Gedanken<br />
mehr oder weniger genau vorher veröffentlicht,<br />
patentiert, in einem Modell verwirklicht hat. Niemand<br />
wird den Begriff «Edison-Glühlampe» öder<br />
«Zeppelin-Luftschiff» für unrecht halten, obwohl<br />
beide bekanntermassen Vorgänger hatten. Auch<br />
sonst wird der Name eines verdienten Mannes häufig<br />
zur Kennzeichnung eines Begriffes benutzt, der<br />
in sein Arbeitsgebiet gehört, ohne geschichtlich<br />
allein auf ihn zurückzuführen zu sein. So ist die<br />
Bezeichnung «Galvanisierung» allgemein anerkannt,<br />
obwohl Galvani keineswegs die Galvanisierung<br />
erfunden hat. Ampere, Volt und Watt eind<br />
international anerkannte Begriffe, die keineswegs<br />
erschöpfend auf die dadurch geehrten Forscher zurückgehen.<br />
Aehnlich verhält es sich mit dem Begriff der<br />
«Ottoverbrennung» und des «Ottomotors» Otto hat<br />
nach verschiedenen Vorgängern zuerst den Viertaktmotor<br />
für die Mitwelt praktisch vorwärts gebracht.<br />
Das ist ein ungeheures Verdienst.<br />
Auf der anderen Seite besteht das dringende<br />
praktische Bedürfnis, als Gegenstück zur isothermen<br />
Gleichdruckverbrennung nach Diesel eine<br />
kurze eindeckende Bezeichnung für die instantane<br />
Gleichraumverbrennung des sog. «Explosionsmotors»<br />
zu haben. Der Begriff «Vergasermotor» deckt die<br />
Sache nicht. Der von Kutzbach eingeführte Begriff<br />
«Zündermotor» (im Gegensatz zum «Brennermotor»)<br />
dürfte auch nicht ausreichend sein, weil<br />
nicht das Mittel der Fremdzündung, sondern die<br />
instantane Gleichraumverbrennung das Gegenstück'<br />
zur Dieselverbrennung ist.<br />
So dürfte gleicherweise das Bedürfnis nach<br />
einer kurzen definierten Bezeichnung feststehen,<br />
wie auch die Tatsache, dass Otto sich in diesem<br />
Zusammenhang um die Menschheit zu verdient gemacht<br />
hat, dasß er diese Ehre verdient. Zu seinen<br />
Verdiensten gehört gerade auch sein Flugkolbenmotor,<br />
dessen erstaunlich günstiger Verbrauch<br />
heute noch fachmännischen Interesses wert ist, —<br />
der aber keineswegs den Grenzfall der reinen Ottoverbrennung<br />
(Gleichraumverbrennung) verwirklicht.<br />
Für diese Meinung, dass die Bezeichnung der<br />
instantanen Gleichraumverbrennung mit «Ottoverbrennung»<br />
richtig ist, kann ich zu meiner Freude<br />
gerade das ausserdeutsche Ausland anführen. Es<br />
wird auch Herrn Brüderlin wohl nicht unbekannt<br />
sein, dass man im französischen und englischsprachigen<br />
Schrifttum seit langen Jahren vom<br />
«Otto-Cycle» als Gegensatz zum «Diesel-Cycle» zu<br />
reden pflegt. Die Bezeichnungen «Lenoir-Motor»<br />
usw. für den genannten thermodynamischen Grenzfall<br />
der instantanen Gleichraumverbrennung oder<br />
aber für diejenigen praktischen Motoren, welche<br />
sich der Verwirklichung dieses Grenzfalles annehmen,<br />
habe ich ausser bei Herrn Brüderlin noch<br />
nirgendwo gefunden.<br />
Offenbar sind die der im deutschen Schrifttum<br />
verhältnismässig neuen Einführung der Begriffe<br />
«Ottoverbrennung» und «Ottomotor» zuvorgehenden<br />
Auseinandersetzungen nicht bekannt. Sie dürften<br />
hier auch nicht weiter interessieren, nachdem das<br />
nichtdeutsche Ausland mit dem Begriff «Otto-<br />
Cycle» seit langen Jahren das Vorbild gibt, dem<br />
sich das deutsche Schrifttum erst jetzt zögernd anechliesst.<br />
Herr Dipl.-Ing. Brüderlin wird wohl nicht mehr<br />
bestreiten wollen, dass ein Zweitaktmotor mit Vergaser<br />
und Fremdzündung ein «Ottomotor« ist und<br />
den thermodynamischen Grenzfall der «Ottoverbrennung»<br />
anstrebt.<br />
Wa. Ostwald.<br />
«I«<br />
«»n<br />
ecke<br />
Ohne Verantwortlichkeit der Redaktion.<br />
Könnte die Psychotechnik helfen? In den Nrn.<br />
100 und 102 ist von kompetenter Seite, die Frage<br />
einer Beeinflussung der Unfallzahlen mit Hilfe der<br />
Psychotechnik aufgeworfen worden. Ferner haben<br />
beide Einsender auf die Möglichkeit oder Notwendigkeit<br />
einer Prämien-Reduktion für unfallfreie<br />
Fahrer auf ihrer Haftpflichtversicherung hingewiesen.<br />
Was ist zu beiden Problemen vom rein praktischen<br />
Standpunkt aus zu sagen?<br />
Die Psychotechnik hätte zweifellos auf dem Gebiet<br />
der Unfallbekämpfung ein grosses und sehr<br />
dankbares Anwendungsgebiet. Erwiesenermassto ist<br />
bei der Mehrzahl der Strassenunfälle mit Motorfahrzeugen<br />
und Fahrrädern ein momentanes Versagen<br />
des einen oder andern der beteiligten Fahrzeuglenker<br />
zu konstatieren. Die Grundursache dieses<br />
Versagens kann physischer und psychischer<br />
Natur sein, meistens sogar spielen beide Komponenten<br />
zusammen. Ein erstes Versagen des Führers<br />
wird nun an der Motorfahrzeugprüfung festgestellt.<br />
Der Prüfling wird abgewiesen. Er muss<br />
sich zu einer zweiten Prüfung stellen. In der Zwischenzeit<br />
hat er oder sollte er Gelegenheit nehmen,<br />
um seinen Fehler, der zur Abweisung geführt hat,<br />
auszumerzen, sei es durch vermehrte Uebung in<br />
der Führung des Vehikels, sei es durch bewusste<br />
Schulung seiner Aufmerksamkeit auf den Fahrverkehr.<br />
Man kann sich nun fragen, ob die Psychotechnik<br />
z. B. schon nach der ersten oder erst nach<br />
der zweiten Abweisung einsetzen sollte. So wie die<br />
Motorfahrzeugprüfungen heute in der Mehrzahl<br />
unserer Schweizer Kantone gehandhabt und durchgeführt<br />
werden, sollte man meinen, dass der Kandidat<br />
genügend geprüft werde auf seine Fähigkeiten<br />
im Verkehr. Besteht er die Prüfung, so wird er<br />
nun sich selbst überlassen, bis er einen Unfall hat,<br />
und sich die Behörde mit ihm wieder zu befassen<br />
haben wird. Es wird dann seine Fahrerqualität<br />
vielleicht wieder geprüft, er hat eine Revisionsprüfung<br />
zu bestehen. Besteht er die 1. Prüfung<br />
aber nicht, so wird er abgewiesen, bis er entweder<br />
die Prüfung im 2., 3. oder 4. Male bestehen kann<br />
oder dann das Fahrzeugführen von selber aufgibt.<br />
VI.<br />
Reihen- oder V-Motoren.<br />
Bezüglich der Anordnung der Zylinder<br />
gibt es für den Konstrukteur zahlreiche<br />
verschiedene Möglichkeiten. Im Automobilbau<br />
herrscht die Lösung vor, einen Zylinder<br />
neben dem anderen in einer Reihe aufzustellen<br />
und dieselben zu einem Block zu<br />
vereinigen. Dementsprechend ergibt sich<br />
auch eine lange Kurbelwelle und überhaupt<br />
eine grosse Baulänge des Motors. Diese<br />
letztere ist vom Standpunkt der gesamten<br />
Durchbildung des Fahrzeuges nicht erwünscht.<br />
Man ist heute darüber hinaus, eine<br />
möglichst lange Motorhaube haben zu wollen,<br />
während sich die Fahrgäste in einem<br />
engen Raum zusammenpressen müssen.<br />
Man ist bestrebt, das Maschinenaggregat<br />
so raumsparend zu bauen, dass für den<br />
eigentlichen Zweck des Automobils, die Beförderung<br />
von Personen und deren Gepäck,<br />
ein möglichst grosser Raum zur Verfügung<br />
steht.<br />
Dies erreicht man einerseits dadurch,<br />
dass man den Motor selbst möglichst weit<br />
nach vorne schiebt — wesentlich weiter<br />
als in früheren Zeiten —, während anderseits<br />
der Motor an sich möglichst kurz gehalten<br />
werden soll. Eine Verkürzung des<br />
Reihen-Motors ist bei gegebener Zylinderzahl<br />
nicht möglich. Hingegen ist es möglich,<br />
die Zylinder nebeneinander zu stellen<br />
und derart V-förmig anzuordnen, dass die<br />
Pleuelstangen auf eine einzige in der Mitte<br />
liegende Kurbelwelle arbeiten. Damit erlangt<br />
der Achtzylinder-Motor, der sodann<br />
aus zwei Zylinderblöcken aus je vier Zylindern<br />
besteht, ungefähr die Länge eines<br />
Vierzylinder-Motors. Nicht unwesentlich<br />
ist hierbei auch der Vorzug, dass die Kurbelwelle<br />
viel kürzer wird als beim Reihenmotor,<br />
wodurch sich die vom Konstrukteur<br />
stets sehr bekämpften Schwingungen leichter<br />
beherrschen lassen als beim Reihenmotor.<br />
Ein Zwölfzylinder-Motor in V-vAnordnung; je<br />
sechs Zylinder bilden einen gemeinsamen, Block<br />
(Rolls Royce).<br />
Schliesslich besteht noch die Möglichkeit,<br />
die Zylinder paarweise liegend gegeneinander<br />
arbeiten zu lassen (Tatra) oder sternförmig<br />
anzuordnen.<br />
Mehrzylinder-Zweitaktmotoren.<br />
Wenn auch beim Zweitakt-Motor von -vornherein<br />
eine grosse Gleichmässigkeit des Taktes<br />
vorhanden ist, weil auf jede volle Umdrehung<br />
der Kurbelwelle ein Arbeitstakt entfällt, so besteht<br />
doch das Bedürfnis, auch diesen jn mehrzylindrigen<br />
Ausführungen zu bauen. Zur Beurteilung<br />
derselben müssen wir uns vor Augen<br />
halten, dass der Einzylinder-Zweitakt-Motor die<br />
gleiche Explosionsfolge aufweist wie ein Zweizylinder-Viertaktmotor.<br />
Demnach besitzt ein Zweitaktmotor mit 2 Zylindern<br />
genau die gleiche Explosionsfolge wie<br />
ein Viertaktmotor mit 4- Zylindern. Wenn wir<br />
also den Viertakt-Vierzylinder-Motor als die gegebene<br />
Ausführung für den leichten und mittleren<br />
Wagen bezeichnen können, so gilt das<br />
Gleiche vom Zweizylinder-Zweitaktmotor. Ein<br />
Zweitaktmotor mit 4 Zylindern hingegen arbeitet<br />
ganz gleich wie ein 8-Zylinder-Motor des Viertakter-Prinzips.<br />
Die Unterteilung des gegebenen<br />
Zylinderinhaltes auf mehrere Zylinder ist beim<br />
Zweitakt-Motor um so leichter und um so wirtschaftlicher<br />
durchführbar, als lediglich die Zähl<br />
der Kolben und Pleuelstangen zu vervielfachen<br />
ist, während besondere Kosten für Ventile usw.<br />
fortfallen.<br />
Man kann sich daher unter Verwendung eines<br />
Zweitakt-Motors schon für wenig Geld die Ela-<br />
stizität und Beschleunigung, also den motorischen<br />
Fahrkomfort eines normalen Achtzylinder-<br />
Motors leisten.<br />
Der vierzylindrige Zweitaktmotor in V-Form<br />
zeichnet sich durch besonders kurze Baulänge<br />
sowie durch die gleiche Explosionsfolge wie ein<br />
gewöhnlicher Achtzylindermotor aus (DKW),<br />
Der Massenausgleich.<br />
Der ruhige Lauf des Motors hängt zu<br />
einem erheblichen Teil von einem möglichst<br />
weitgehenden Ausgleich der in Bewegung<br />
befindlichen Massen ab. Der Laie stellt sich<br />
diese Aufgabe wesentlich leichter dar, als<br />
sie in Wirklichkeit ist. Es ist nämlich nicht<br />
ohne weiteres möglich, alle in Bewegung<br />
befindlichen Massen durch Gegengewichte<br />
auszugleichen, da die Bewegungsrichtung<br />
der einzelnen Massen sehr unterschiedlich<br />
ist und die auftretenden Kräfte von den<br />
verschiedenen Drehzahlen abhängig sind.<br />
Greifen wir vorerst die Kurbelwelle als<br />
solche heraus. Hier ist es natürlich ohne<br />
weiteres möglich, einen vollkommenen<br />
Massenausgleich herzustellen, indem man<br />
einfach auf der gegenüberliegenden Seite<br />
der Kurbeln Gegengewichte anbringt Von<br />
dieser Möglichkeit macht der Konstrukteur<br />
auch weitgehend Gebrauch. Ausserdem<br />
tritt innerhalb der Kurbelwelle selbst durch<br />
die verschiedene Stellung der Kurbeln ein<br />
gewisser Ausgleich der Massen auf.<br />
Schwieriger werden die Verhältnisse schon,<br />
wenn wir an der Kurbelwelle die Pleuelstangen<br />
befestigen. Im Ruhezustand kann natürlich auch<br />
hier ein Massenausgleich geschaffen werden,<br />
wenn man annimmt, dass die Pleuelstangen das<br />
Gewicht der einzelnen Kurbeln vergrössern, so<br />
dass einfach das Gewicht der Gegengewichte<br />
ebenfalls vergrössert werden muss. Man erreicht<br />
dadurch den sogenannten statischen Massenausgleich.<br />
Dieser statische Massenausgleich<br />
ist sogar bei einem Einzylinder-Motor<br />
möglich, indem man das Gegengewicht der Kurbelwelle<br />
so gross wählt, dass es das Gewicht<br />
der Kurbel wie auch der Pleuelstange vollkommen<br />
aufhebt. An einem Faden aufgehängt,<br />
würde demnach die Kurbelwelle bei einem solchen<br />
Ausgleich immer im Gleichgewicht bleiben.<br />
Nun liegen aber die Verhältnisse leider nicht<br />
so einfach, als dies hier gesagt wurde, da der<br />
Motor ja läuft und da sich die Pleuelstange<br />
nicht mit der Kurbelwelle in einer rotierenden<br />
Bewegung befindet. Der unterste Teil der Pleuelstange,<br />
der das Pleuellager trägt, befindet sich<br />
allerdings in einer drehenden Bewegung mit der<br />
Kurbel, der obere Teil hingegen beschreibt eine<br />
hin- und hergehende Bewegung mit zwei Umkehrungen<br />
der Bewegungsrichtung bei jeder vollen<br />
Drehung der Kurbelwelle.<br />
Dazwischen liegen unzählige Abstufungen<br />
zwischen der drehenden Bewegung des untersten<br />
Teiles und der geradlinigen Bewegung des<br />
obersten Teiles. Ausserdem vollführt die Pleuelstange<br />
noch um den im Kolben gelagerten Kolbenbolzen<br />
eine selbständige Winkelbewegung, die<br />
von dem Hub der Kurbelwelle und der Länge<br />
der Pleuelstange abhängig ist.<br />
Die Verhältnisse liegen also reichlich kompliziert<br />
Wenn man einen vollkommenen statischen<br />
Ausgleich der Massen durch Befestigung<br />
eines grossen Gegengewichtes an der Kurbelwelle<br />
herbeigeführt hat, dann gerät der Ausgleich<br />
sofort in Unordnung, sobald die Kurbelwelle in<br />
Bewegung gesetzt wird. Und als weiteres Uebel<br />
kommt hinzu, dass die statische Ausgeglichenheit<br />
der Massen um so weniger Gültigkeit behält,<br />
je schneller die Kurbelwelle, sich dreht<br />
Im allgemeinen nimmt man an, dass sich<br />
etwa ein Drittel der Pleuelstangenmasse in drehender<br />
Bewegung mit dem Kurbelzapfen befindet,<br />
während etwa zwei Drittel der Pleuelstange<br />
eine hin- und hergebende Bewegung vollführen.<br />
(Fortsetzung folgt.)<br />
Die Verwendung der Psychotechnik bei erstmals<br />
durchgefallenen Führer-Kandidaten wäre nach Ansicht<br />
des Unterzeichneten verfrüht. Abgesehen von<br />
rechtlichen Schwierigkeiten, um einen Zwang nach<br />
dieser Richtung ausüben zu können, so ist nicht zu<br />
übersehen, dass eben die erste Prüfung von verschiedenen<br />
Umständen begleitet ist, die ein Versagen<br />
des Prüflings in grossem Masse begünstigen. Nach<br />
der zweiten Prüfung steht die Situation nun wesentlich<br />
anders. Nachdem der Prüfling inzwischen<br />
durch Nach-Ausbildung gemachte Fehler korrigiert<br />
und zum mindesten in den allgemeinen praktischen<br />
Kenntnissen durch vermehrte Uebung einen<br />
gewissen Fahrstil sich angeeignet haben sollte,<br />
raüsste ein Versagen an der zweiten Prüfung doch<br />
zum mindesten den Verdacht aufkommen lassen,<br />
dass er ungeeignet zur Führung eines Vehikels ist<br />
Und da wäre die Psychotechnik das einzig richtige<br />
Beweismittel. Das Resultat einer psychotechnischen<br />
Untersuchung müsste für die Wiederzulassung zu<br />
einer dritten Motorfahrzeug-Prüfung entscheidend<br />
sein.<br />
Aber wenn man die Grenzen, wo die Psychotechnik<br />
einzusttzen hätte, noch weiter ausdehnen<br />
wollte, so dürfte doch sicher die Notwendigkeit in<br />
dem Moment vorliegen, wo ein Fahrer einen Unfall<br />
verursacht hat. Freilich setzte das eine einwandfreie<br />
Ermittlung der Schuldfrage voraus. Wenn<br />
auch zu sagen ist, dass einzelne Kantone in der<br />
zwangsweisen Unterstellung ihrer Unfallkandidaten<br />
unter die psychotechnische Untersuchung vorbildlich<br />
vorangegangen sind, so ist das aber leider gerade<br />
in denjenigen Kantonen nicht der Fall, wo der<br />
Prüfling nicht in dichtem Verkehr geschult werden<br />
konnte. Es wäre deshalb dringend zu empfehlen,<br />
dass nach dieser Richtung im ganzen Lande eine<br />
einheitliche Ordnung geschaffen würde. Denn nur<br />
so ist überhaupt einige Gewähr geboten, dass ein<br />
ausgesprochener «Unfäller » rechtzeitig aus dem<br />
Verkehr herausgenommen wird. — Nimmt man an,<br />
das Resultat dieser Untersuchung sei für den geprüften<br />
Unfallkandidaten günstig ausgefallen, so<br />
dass er, mit oder ohne Revisionsprüfung, wieder<br />
zum Verkehr zugelassen werden dürfte, so müsste,<br />
nach unserer Ansicht, das Versagen anlässlich des<br />
Unfalls auf anderen Ursachen beruhen, als die<br />
von der Psychotechnik festgestelltermassen nicht<br />
vorhandenen Störungen psychischer oder physischer<br />
Art. Es hätte diesfalls, besonders dann,<br />
wenn offensichtliche Charaktermängel vorliegen,<br />
die Aufsichtsbehörde mit entsprechenden Massnahmen<br />
einzugreifen. Um aber eine wirksame Kontrolle<br />
über diese Art von Fahrzeugführern ausüben<br />
zu können, müsste eine zentrale Stelle vorhanden<br />
sein, die das Verhalten des Fahrers registriert, sei<br />
es zum Zwecke der Meldung an die Wohnsitzbehörde,<br />
wo der Fahrer eingetragen ist, sei es zur<br />
Wahrung der öffentlichen Sicherheit, wenn derselbe<br />
immer und immer wieder als verkehrsgefährdend<br />
gemeldet wird. Eine solche Landesstelle hätte^<br />
dann die Möglichkeit, wirksam in die Bekämpfung<br />
der Strassenverkehrsunfälle einzugreifen.<br />
Was nun die Prämiierung der unfallfreien Fahrer<br />
durch reduzierte Haftpflichtversicherungsprämien<br />
anbetrifft, ist hiezu folgendes zu bemerken:<br />
Die Schwierigkeit der Durchführung einer Prämienvergünstigung<br />
für den unfallfreien Fahrer liegt<br />
unseres Erachtens in erster Linie darin, dass Halter<br />
(Versicherungsnehmer) und Lenker sehr oft,<br />
mindestens bei 25—30% der Gesamtfahrerzahl,<br />
nicht identisch sind. Welche Möglichkeit hätte also<br />
z. B. die Haftpflichtversicherungsgesellschaft, gegen<br />
einen ausgesprochenen Unfallkandidaten vorzugehen,<br />
der wohl Lenker des versicherten Fahrzeugs,<br />
aber nicht Halter ist? Umgekehrt, wie könnte<br />
dem unfallfreien Halter eine Prämienreduktion<br />
eingeräumt werden, wenn der Lenker seines Fahrzeugs<br />
jedes Jahr einen oder mehrere Unfälle verursacht?<br />
Natürlich könnte der Halter diesen Mann<br />
entlassen, aber derselbe taucht mit aller Wahrscheinlichkeit<br />
wieder bei einem andern Halter auf,<br />
der mit ihm die gleiche Erfahrung machen müsste.<br />
Zur Schaffung abgestufter Haftpflichtversicherungsprämien<br />
müsste unseres Erachtens jener Prozentsatz<br />
Unfallkandidaten, die mit den versicherungsgedeckten<br />
Haltern nicht identisch sind, ausgev<br />
schaltet werden können. Denn nur der Halter als.<br />
Versicherungsnehmer kann doch in das Privileg<br />
einer reduzierten Prämie eingestellt werden. Wie<br />
aber Hesse sich dieser Uebelstand beheben? Durch<br />
Zusammenarbeit mit einer Unfall-Landesstelle, wie<br />
sie vorgängig der Versicherungsfrage angetönt<br />
worden ist. Hier könnte sich die Versicherungsgesellschaft<br />
über die Qualität eines Fahrers erkundigen,<br />
sei er nun Halter oder blosser Lenker eines<br />
Fahrzeugs. Dem hier verzeichneten Fahrer-Leumund<br />
entsprechend könnte sie den antragstellenden<br />
Fahrzeughalter in die eine oder andere Prämienklasse<br />
aufnehmen.<br />
J. Hinden, Automobilexperte.<br />
Wie es vielen ergehen wird — ein Beitrag zum<br />
Thema: Autosteuern. Vielleicht interessiert Sie der<br />
Inhalt des nachfolgenden Briefes, den ich an daa<br />
Automobil-Amt meines Kantons sandte:<br />
«Mitfolgend übersende ich Ihnen die beiden<br />
Nummern-Tafeln meines Lieferungs-Wagens. Immer<br />
noch schwindender Geschäftsverkehr, äusserst<br />
gedrückte Preise und die stets zunehmende Belastung<br />
des Verkehrs zwingen mich, mich einzuschränken.<br />
Seit Einführung des erhöhten Benzinzolls<br />
ist meine Firma um über Fr. 500.— mehr belastet<br />
worden, gerade die Steuer und die Haftpflichtversicherung<br />
für obgenannten Lieferwagen.<br />
Es ist mir unter diesen Umständen auch nicht<br />
möglich, den schon seit zwei Jahren stillgelegten,<br />
aber noch vorhandenen Personenwagen in Betrieb<br />
zu nehmen.<br />
Ob ich den Lieferwagen nur vorübergehend oder<br />
für das ganze Jahr stillegen muss, hängt nicht nur<br />
vom Geschäftsgang, sondern auch davon ab, ob<br />
Erleichterungen in den Gebühren, in der Zahlungsweise<br />
der Gebühren und in der Zollbelastung des<br />
Benzins eintreten. Wie der Autobesitzer, welcher<br />
Automobile für seinen Broterwerb benötigt, heutzutage<br />
«geschoren» wird, geht über das Vernünftige<br />
hinaus und wird in der Branche zum Ruin führen.<br />
><br />
In den Amtsstuben scheint man immer noch<br />
der Ansicht zu sein, dass jedes Automobil ein Luxusgegenstand<br />
sei. Man will noch nicht einsehen,<br />
dass heutzutage der grössere Teil der Automobile<br />
eher als «Werkzeug» dient, wie der Hobelbank dem<br />
Schreiner oder der Ambos dem Schmied, und für<br />
viele eine Notwendijkeit sind, um sich durchzubrincen.<br />
J. B.
N° 6 — DIENSTAG, 21. JANUAR <strong>1936</strong> . ._. AUTOMOBIL-REVUE<br />
Unsere Rundfrage<br />
Wie laimscfU ich mh dm<br />
zukünftiam Tüaaen,?<br />
Der Sonntags-Sportfahrer fordert unverzüglich<br />
eine grosszügigere Dimensionierung<br />
der Motorhaube und nach Möglichkeit daraus<br />
hervorquellende mächtig eindrucksvolle Panzerschläuche<br />
für die Auspuffgase. Dazu natürlich:<br />
mörderisches Fahrtempo. Ein funkelnder<br />
Wagen aus lauter Spiegelflächen,<br />
vorzüglich geeignet zum Photographieren,<br />
dürfte die sehnlichste Sehnsuclit des Filmstars<br />
sein. Und dann kommen die Farbenbegeisterten:<br />
knallgelb oder knallrot gespritzt!<br />
Oder der technisch veranlagte Buchhalter<br />
als Autobesitzer würde sehr viel Wert<br />
darauf legen, mehrere Dutzend Messuhren<br />
am Armaturenbrett vorzufinden, damit er sein<br />
Bordbuch buchhalterisch fachgernäss führen<br />
kann. Um erhebliche Verstärkung der Hinterachsfederung<br />
bitten jene, die ihr bedauernswertes<br />
Limousinchen mal als Ausflugswagen<br />
am Sonntag, und dann mal wieder als Lastwagen<br />
am Werktag benötigen.<br />
Lasst mal den Automechaniker reden! Er<br />
hat ein ansehnliches Häufchen Wünsche gesammelt,<br />
bis ihm die Automobil-Revue Gelegenheit<br />
zur Aussprache gab. In erster Linie<br />
wünscht er jedem Auto einen Besitzer, der<br />
den Wagen sauber hält. Das ehrt den Mann<br />
am Steuer, nützt dem Fahrzeug und bewahrt<br />
den Mechaniker vor Maulwurfsbeschäftigung.<br />
Viele behaupten, sie hätten noch nie Rost gesehen.<br />
Oft genügt ein Blick in den Batteriekasten:<br />
er ist manchmal die reinste Rosterzeugungsanstalt.<br />
Eine üble Gewohnheit ist<br />
es auch, den Wagen erst dann in die Werkstatt<br />
zu schicken, wenn wirklich nichts mehr<br />
dran zu entdecken ist, das nicht piepst und<br />
klappert. Der Mechaniker lächelt dann freudig<br />
überrascht, wenn es heisst: Geräusche beheben.<br />
Aber dabei dreht sich ihm die Seele im<br />
Leibe herum.<br />
Der zukünftige Automobilmotor sollte eine<br />
einwandfreie Befestigung und Abdichtung der<br />
Oelwanne aufweisen. Sehr oft gehört heute<br />
noch viel Kork, zierliche Wattebäuschchen<br />
und ein bisschen Glück dazu, damit die Wanne<br />
dichthält. Dann gibt es kleinere Motoren mit<br />
Zylinderkopfbolzen, die so «dick-» sind, dass<br />
man erleichtert aufatmen kann, wenn das Anziehen<br />
der Muttern ohne Ausreissen vonstatten<br />
ging. Ferner gefällt auch dem Mechaniker<br />
die zweckmässige Stromlinie solange<br />
er nicht, wenn Ventile einzustellen sind, wegen<br />
dieser Stromlinie zum Schlangenmensch werden<br />
muss. Einer weiteren Erwähnung bedarf<br />
das Verlangen nach einheitlichem Gewinde.<br />
Gewiss wurden auf diesem Gebiete grosse<br />
Vereinfachungen erzielt. Aber es hat noch<br />
nicht aufgehört, Sorgenkind der Garage zu<br />
sein.<br />
Die modernsten geschlossenen Autos schikken<br />
sich an, das Aussehen vermummter Tankwagen<br />
zu erhalten. Der Blick ins Freie wird<br />
dabei immer unmöglicher. Hier wäre Einhalt<br />
zu gebieten. Und der zukünftige Wagen vom<br />
Standpunkt des Geniessers aus betrachtet?<br />
Natürlich alles vollautomatisch! Oder mindestens<br />
Schmiernippel, die klingeln, wenn sie<br />
kein Fett erhalten. Batterien, die nur dam<br />
gut arbeiten, solange sie nicht gepflegt werden.<br />
Oder Oelfilter, die vorzüglich reinigen<br />
und sich jegliches Kontrolliertwerden verbieten.<br />
Wi.<br />
Aus dem Parlament.<br />
Sind zur Zeit, da diese Zeilen geschrieben werden,<br />
die Würfel über die Benzinzollerhöhung auch noch<br />
nicht gefallen, so droht sie doch wie ein Damoklesschwert<br />
über den Häuptern der schweizerischen<br />
Automobilisten und es müsste bei der gegenwärtigen<br />
Konstellation, deren Charakteristikum in der<br />
Verkuppelung der Beiträge an den Ausbau der Alpenstrassen<br />
mit dem Benzinzoll liegt, fast ein Wunder<br />
geschehen, würde der Nationalrat der Erhöhung<br />
seine Zustimmung versagen. In einer ganzen<br />
Serie von Voten hat in unserer Volksvertretung<br />
der Wille, für die Gebirgsbevölkerung etwas zu tun,<br />
seinen Ausdruck gefunden; das Geld dafür soll<br />
aber offenbar der Automobilist aufbringen, weil er<br />
ja schliesslich der «Nutzniesser» besserer Strassen<br />
ist. Allerdings kommt man bei näherem Zusehen<br />
nicht um die Feststellung herum, dass noch jemand<br />
anders von der Modernisierung der Alpenstrassen<br />
mit profitiert: Bund, Kantone und Gemeinden<br />
nämlich. Sie ersparen sich dadurch etliche<br />
Millionen an Arbeitslosenunterstützung, aus einem<br />
Werk also, dessen Finanzierung letzten Endes das<br />
Motorfahrzeug — in Gestalt heraufgesetzter Benzinzölle<br />
— zu tragen hat.<br />
Wenn Herr Vonmoos im Verlauf der national-<br />
Tätlichen Debatte über die Alpenstrassen die Gefahren<br />
aufdeckte, welche der Schweiz als Fremdenverkehrsland<br />
aus der Konkurrenzierung durch unsere<br />
Nachbarstaaten drohen, dann wiederholte er<br />
damit weiter nichts als eine Binsenwahrheit.<br />
Daran gibt's auf jeden Fall nichts zu tippen,<br />
dass Oesterreich mit der Eröffnung der neuen<br />
Grossglocknerstrasse dem Autoverkehr nach seinem<br />
Gehiet mächtigen Auftrieb verliehen hat. Dieses<br />
Ziel aber erreichte es — und darin offenbart sich<br />
der grundlegende, fundamentale Unterschied gegenüber<br />
dem «Verfahren», das anscheinend bei unszur<br />
Anwendung gelangen soll — nicht auf dem<br />
Rücken der Automobilisten. Sondern ganz im<br />
Gegenteil: das gleiche Oesterreich, das mit einem<br />
Aufwand von Millionen die heute wohl grossartigste<br />
Alpenstrasse erstehen Hess, hat zu gleicher Zeit<br />
die dem Motorfahrzeug aufliegenden fiskalischen<br />
Lasten gemildert. Am 1. Mai 1935 hob es die Verkehrssteuern<br />
auf. Und dabei bleibt es. Denn schon<br />
die kurze Zeitspanne eines halben Jahres hat genützt,<br />
einen derart gründlichen Wandel der Anschauungen<br />
herbeizuführen, dass man sich zuständigen<br />
Orts entschlossen hat, die Steuerbefreiung als<br />
permanente Einrichtung beizubehalten. Wie hat<br />
sich doch Finanzminister Dr. Draxler über diese<br />
Massnahme geäussert? Sie habe die Wirtschaft befruchtet<br />
und belebt. Und ob sie es getan hat!<br />
Rund 7000 Fahrzeuge sind in Oesterreich seit dem<br />
Inkrafttreten der Steuerbefreiung neu in den Verkehr<br />
gesetzt worden. Beziffere sich 1934 der Höchststand<br />
auf 95.354 Einheiten, so kletterte er 1935<br />
auf 103.011 empor. Dabei muss jedoch erst noch<br />
der Umstand in Rechnung gestellt werden, dass<br />
sich die Aufhebung der Steuer keineswegs voll<br />
auszuwirken vermochte, sah sich doch in Industrie<br />
ausserstande, die plötzlich einsetzende Flut von Bestellungen<br />
zu bewältigen. Nicht genug damit waren<br />
auch die Kontingfinte für ausländische Wagen<br />
in ungeahnt kurzer Zeit erschöpft und selbst die<br />
Vorschüsse auf die Herbst- und Winterkontingente<br />
ginsen in vielen Fällen weg wie frische Semmeln.<br />
Als erste Folge zeitigte die Steuerbefreiung somit<br />
einen Maneel an Fahrzeugen, ein schlagender Beweis<br />
für das latente und nur durch fiskalische<br />
Ueberbelastung zurückgedrängte Bedürfnis des<br />
Landes nach dem Automobil. Mit dem Moment,<br />
da dieses Hemmnis fiel, schnellte die Nachfrage<br />
sprunghaft empor,- in einem Ausmass, dem weder<br />
der Handel noch die landeeeigene Industrie gewachsen<br />
waren.<br />
Ein neuer Angriff auf die Taschen des Automobils:<br />
der Spritbeimischungszwang.<br />
Mit der Gutheissung der Motion Müller im<br />
Ständerat, .deren Kernpunkt die Frage des Spritbeimischüngszwanges<br />
zum Benzin bildet, hat sich<br />
der Vorhang über einem neuen Abschnitt des Kapitels<br />
fiskalische Belastung des Automobils gehoben.<br />
Man hat damit «glücklich» einen neuen Weg zur<br />
Heranziehung des Motorfahrzeuges an die Sanierung<br />
des Bundeshaushaltes aufgedeckt, einen höchst<br />
willkommenen Weg sogar. Nach der Aufnahme zu<br />
schliessen, welche die beiden Kammern wie unser<br />
Herr Finanzminister dieser Idee bereiteten. Der<br />
Gedanke, das 21-Millionen-Defizit der Alkoholverwaltung<br />
durch die Automobilisten decken zu lassen,<br />
wirkt in seiner «Einfachheit» derart bestechend,<br />
dass es durchaus keiner prophetischen Gaben bedurfte,<br />
um vorauszusehen, dass auch der Nationalrat<br />
in den Fußstapfen der Ständevertreter wandeln<br />
würde. Und unsere dunkle Vorahnung hat uns nicht<br />
getäuscht. Ueber kurz oder lang wird der Automobilbesitzer<br />
auch noch berufen sein, in Form eines<br />
Zuschlages zum Benzinpreis auch noch für die<br />
Folgen einer verfehlten Alkoholgesetzgebung einzustehen.<br />
Als ob er nicht an den exorbianten Benzin-<br />
und Automobilzöllen, an den Steuern und Gebühren<br />
schon genug und übergenug hätte.<br />
Ueber das Thema Beimischungszwang entzündete<br />
sich die Diskussion in der Volkskammer naturgemäss<br />
an Art. 33, der von den gebrannten Wassern<br />
handelt. Die Kommissionsmehrheit hatte dazu<br />
einen Antrag eingebracht, worin als eine der<br />
Massnahmen zur Erzielung von Aktivüberschüssen<br />
der Alkoholverwaltung die Beimischung von Sprit<br />
zum Benzin vorsehen war, in dem Sinn, dass der<br />
Bundesrat vorerst einmal die Frage auf ihre technische<br />
Durchführbarkeit und ihre wirtschaftliche<br />
Nützlichkeit hin prüfe. Eine Kommissionsminder-<br />
.heit beantragte, mit sofortiger Wirkung eine Verpflichtung<br />
der Benzinimporteure zur Beimischung<br />
von Sprit zu statuieren, wobei er, analog der Motion<br />
Müller, von der Alkoholverwaltung zum Preis<br />
von höchstens 200 Fr. pro hl. abgegeben werden<br />
sollte, blies jedoch unmittelbar vor der Schlussabstimmung<br />
zum Rückzug.<br />
Nicht dass damit die Sache ad aeta gelegt worden<br />
wäre. Denn einerseits drang die Kommissionsmehrheit<br />
mit ihrer Forderung durch und anderseits<br />
verwarf der Rat einen Antrag Berthoud, der<br />
darauf ausging, der Preiserhöhung des Benzins<br />
durch den Spritbeimischungszwang einen Riegel<br />
zu schieben. Man kann die Katze nicht waschen,<br />
ohne sie nass zu machen, mag dabei die Erwägung<br />
des Rates gewesen sein.... Vielleicht wird ihm aber<br />
später die Erkenntnis aufdämmern, dass das Obligatorium<br />
der Spritbeimischung doch nicht jenes Allheilmittel<br />
verkörpert, als das er es gewertet hat.<br />
Seltsam, wie spurlos die Erfahrungen mit der Benzinzollerhöhung<br />
vom 25. Juni 1935 am Ratskollegium<br />
vorbeigegangen zu sein scheinen. Hat man<br />
wirklich die Zusammenhänge nicht erkannt, hat<br />
man der durch die Zollerhöhung hervorgerufenen<br />
Schrumpfung des Konsums so wenig Gewicht beigemessen,<br />
dass man es unbekümmert, und unbedenklich<br />
wagen konnte, im Prinzip eine abermalige<br />
Verteuerung des nachgerade kostbar gewordenen<br />
Nasses zu beschliessen und darauf obendrein die<br />
Hoffnung zu gründen, man könne auf diesem Weg<br />
den Fehlbetrag in der Alkoholverwaltung zum Verschwinden<br />
bringen?<br />
- Wie in der Ratsmehrheit, so fand der Beimischungszwang<br />
auch im Herrn Bundespräsidenten<br />
und Chef des Finanzdepartementes einen eifrigen<br />
Befürworter. Man glaubte ihm die Erleichterung<br />
nachfühlen zu können, welche ihm dieser «neue<br />
Weg» zur Beseitigung der Alkoholvorräte verschafft.<br />
Man glaubte es ihm auch, dass dieser Weg — von<br />
seinem Standpunkt aus gesehen — nur dann zum<br />
Ziele führen könne, wenn man dem Bundesrat Bewegungsfreiheit<br />
gewährt und ihm nicht heute schon<br />
Versprechungen darüber abnimmt, wie der Benzinpreis<br />
dabei festzusetzen sei.... Wie diese Bewegungsfreiheit<br />
ausgenützt werden soll, darüber kann<br />
man sich einstweilen lediglich in Vermutungen ergehen.<br />
Wir möchten aber nicht unterlassen, in<br />
diesem Zusammenhang unsern Herrn Finanzminister<br />
an seine eigenen Worte zu erinnern, die er am<br />
letzten Freitag im Nationalrat aussprach: dass die<br />
Sanierung der Alkoholverwaltung auf der Basis<br />
einer gleichmässigen Verteilung der Lasten auf alle<br />
Stände zu erfolgen habe. Und wir fragen: Lässt<br />
es sich mit diesem Grundsatz vereinbaren, dass<br />
man die Automobilisten auch hier tributpflichtig<br />
erklärt, jene Kreise, die bisher schon dem Staat<br />
mehr gegeben, als des Staates ist, and die zu immer<br />
neuen Opfern heranzuziehen man nicht müde<br />
wurde?<br />
Bis zur Frühjahrssession bleibt noch hinreichend<br />
Zeit, auch diese Frage gewissenhaft zu prüfen. Sie<br />
stellen, heisst auch sie verneinen.<br />
A.C.<br />
SEKTION BERN. Januar-Monatsversammlung.<br />
Das viel umstrittene Projekt eines für den Automobilverkehr<br />
umgeänderten Schienenweges durch<br />
den Simplontunnel II steht anlässlich der kommenden<br />
Monatszusammenkunft vom 27. Januar <strong>1936</strong><br />
im Hotel Schweizerhof zur Diskussion. Das Aktionskomitee<br />
für den Autostraseen-Tunnel Simplon lässt<br />
sich zu diesem Anlass durch die Herren Staatsrat<br />
J. Escher, Brig und den Schöpfer des Projektes,<br />
Herrn Ing. Louis Perrin, Genf, vertreten. Die Anwesenheit<br />
dieser beiden Herren, welche als die<br />
eigentlichen treibenden Kräfte des grosszügigen<br />
Planes gelten, gibt dem Vortrag eine besondere<br />
Note, um so mehr, als die Sektion Bern einen weiteren<br />
Interessentenkreis, teils pro, teils contra, zum<br />
Besuche des Vortrages sowie zur Teilnahme an der<br />
Diskusion eingeladen hat.<br />
Der Vortrag findet nächsten Montag, 27. Januar<br />
<strong>1936</strong>, 20.15 Uhr im grossen Saal des Hotels<br />
Schweizerhof statt. h.<br />
SEKTION ZÜRICH. Clubball. Neugierig, wie<br />
die Zürcher Automobilisten nun einmal sind, wollten<br />
sie in kriegskritischer Zeit doch auch einmal in<br />
Afrika gewesen sein, wo zur Zeit die Luft geschwängert<br />
ist mit Gasen, denen gegenüber motorische<br />
Abgase das reinste Parfüm bedeuten. Auf<br />
nach Afrika! lautete darum die Parole der<br />
Vergnügungskommission und mehr als 700 Mitglieder<br />
und Angehörige rückten am vergangenen Samstag<br />
reiselustig ins Grand Hotel Dolder ein, wo eine<br />
Araberdelegation, aus kriegsverschonten nördlichen<br />
Gefilden des schwarzen Erdteils stammend, Itineraires<br />
für die Clubfahrt nach Afrika verteilten, die<br />
einmal ausnahmsweise nicht aus dem Hallwag-Verlag<br />
stammten. Man kam aber trotzdem ins ersehnte<br />
Land, wenigstens für anderthalb Stunden,<br />
da die grosse A.C.S.-Revue «Mit oder ohne<br />
Scheinwerfer» in vier beweglichen Bildern Kunde<br />
gab, wie es einer Vergnügungskommission ergehen<br />
kann, wenn sie ohne eigene Frauen auf Entdeckungsreisen<br />
und die damit verbundenen Abenteuer<br />
auszieht und locker sitzende Brieftaschen<br />
durch noch lockerere Mädchen im Hafen von Marseille<br />
gestohlenerweise abhanden kommen. Die Furien<br />
der Strafe sind aber hinter ihnen ier; die holden<br />
Gattinnen sind es, die als « Nachreisende » die<br />
Spuren verbrecherischen ehemännlichen Tuns bis<br />
in die Wüstenstadt Sididubel-Hobsah verfolgen,<br />
und, sich im richtigen Moment entschleiernd, das<br />
Sündenquartett am «Säuohr > nehmen. Im letzten<br />
Bild wird vergeben, vergessen und verziehen; denn<br />
alle sind Sünder allzumal, und Schandtaten werden<br />
derart gebeichtet, dass der grösste Schwadroneur<br />
(es ist schwer zu sagen, wem in dem Quintett dieser<br />
Ehrentitel zukommt) klein und hässlich wird.<br />
Der Verfasser dieses fröhlichen Spieles blieb ungenannt,<br />
Thomas Mann ist es wohl kaum gewesen.<br />
In der viel beiächten Club-Revue, die vor brechend<br />
vollem Festsaal um die Geisterstunde ihren<br />
Anfang nahm, beteiligte sich eine gute Handvoll<br />
Clubmitglieder beiderlei Geschlechtes mit bestem<br />
Erfolg, assistiert mit zugezogenen Varietekräften,<br />
unter denen die ausserordentlich leicht gekleideten<br />
Tänzerinnen von « drüben her », die Pariser Chansonette<br />
Mira, ein Zauberkünstler und ein schweizerisches<br />
alpines Gesangsquartett genannt seien, das<br />
in letzter Stunde für die vertragsbrüchig gewordenen<br />
« Singvreneli» einsprang und das Auditorium<br />
in den Zwischenpausen so gut unterhielt, dass dem<br />
unhöflichen Quartett niemand eine Träne nachweinte.<br />
Der grösste Teil des Clubballes war eben diesem<br />
Ball reserviert; auf sämtlichen Tanzflächen des geräumigen<br />
vornehmen Hauses wurde getanzt und das<br />
ganz ausgezeichnete Hausorchester des Grand Hotel<br />
unter Leitung des modernen und mondänen Direktors<br />
Ammonini spielte dazu auf, hie und da unterbrochen<br />
durch kriegerische Attacken auf zwei kunstypll<br />
ausgestattete kalte Büffets, wo Zungen jeglichen<br />
Geschmackes auf ihre billige Rechnung kamen.<br />
Die A. C. S.-Tombola, reich beschickt wie immer,<br />
kann diesmal auch der Berichterstatter loben;<br />
er war einer der 125 Glückliehen, denen Frau Fortuna<br />
am Samstag einen freundlichen Blick zuwarf;<br />
mit dem eroberten Stoffliwehen zog er in den Morgenstunden<br />
fröhlich singend heimwärts.<br />
Eine Polonaise leitete den flott verlaufenen<br />
Abend ein; wer sie mitlief, bekam ein Apachentuch<br />
um die weibliche Gurgel und einen leise abfärbenden<br />
Panierfes auf das gelockte oder sonstwie ausgestattete<br />
Haupt. Wer Afrika noch näher kennen<br />
lernen wollte, ging in die Hafenkneipe von Marseille,<br />
oder in den Harem der Wüsenstadt, wo bei<br />
arabischem Laserbier afrikanische Siesten zu erleben<br />
waren, ging in die Bar oder in die Teehalle,<br />
nahm an der afrikanischen Riesenschlacht teil, die<br />
Ben Ali Wipf als Sieger sah, oder setzte sich sonstwo-<br />
in einen dolderafrikanisehen Winkel, wo bei<br />
Rier una Würstli der junge Tag sich mit Leichtigkeit<br />
erwarten Hess.<br />
Zwei Sportgrössen waren gerngesehene Gäste<br />
des Clubs, der schweizerische Tennismpister Eimer<br />
und der deutsche Bergmeister Hans Stuck. Und<br />
noch ein Name sei genannt, der von Kunstmaler R.<br />
Schniter, dessen tüchtigen Händen auch dieses Jahr<br />
die Dekorationen anvertraut waren; sein Pinsel<br />
zeichnete humorvoll die Welt von Marseille bis zu<br />
den Affen im afrikanischen Urwald. Auch freie<br />
Mode war mit ihren jüngsten und schönsten Kindern<br />
vornehm vertreten.<br />
W. B<br />
S. D. A. C.<br />
Rallye Feminin Paris-St. Raphael <strong>1936</strong>. Der<br />
Zentralvorstand des S.D.A.C. beschloss. der Einladung<br />
des A.-C. du Var zum 8. Rallye Feminin<br />
Paris-St. Raphael auch dieses Jahr Folge zu geben.<br />
Mitglieder und Interessentinnen wollen sich über<br />
nähere Angaben wenden an die Zentralpräsidentin:<br />
Frau Alice Glaser, Postfach 694, Bern.<br />
Tätiqkeitsprogramm für den Monat Februar<br />
<strong>1936</strong>. 7. Februar: Orientierungsvortrag über Versicherungswesen<br />
mit anschliessendem Lichtbildervortrag<br />
vom Rallye Feminin 1935. (Näheres durch<br />
die Tageszeitungen.) 14. Februar: Zusammenkunft<br />
im Clublokal. 21. Februar: Zusammenkunft im<br />
Clublokal (Wagen mitbringen). 28. Februar: Zusammenkunft<br />
im Clublokal (Ueberraschungen). —<br />
Die Teilnahme am Rallye Feminin <strong>1936</strong> wurde beschlossen.<br />
Aus den V
ÄXJTOMOBIL-REVUE<br />
Heute ist der Verkehr der Motorfahrzeuge selbst im<br />
tiefsten Winter so gross, als noch vor einem Dezennium<br />
im Hochsommer. Wer aber seinen Wagen<br />
im Betrieb hat, kommt aus den mannigfaltigsten<br />
Gründen täglich in die Notwendigkeit, die Eigentümer<br />
fremder Wagen festzustellen. Ihm dient es<br />
deshalb, zu Jahresbeginn ihr revidiertes Verzeichnis<br />
zu besitzen. Aus diesem Grunde fügen<br />
wir es unserem auf Neujahr erscheinenden automobilistischen<br />
Kalenderbuch bei. Die jährlich vorzunehmende<br />
Revision erstreckt sich sowohl auf<br />
die Vormerkung der Handänderungen, Neukäufe<br />
und Streichungen, als auf die sehr zahlreichen<br />
Domizil-, Berufs- und Firmenänderungen. Besitzer,<br />
welche bloss vorübergehend den Nummernschild<br />
deponierten, werden im Verzeichnis weiter geführt,<br />
sodass zu dessen Herausgabe die Lösung der Fahrbewilligungen<br />
pro <strong>1936</strong> nicht abgewartet zu werden<br />
brauchte, das Verzeichnis ist auch jetzt vollständig.<br />
Von 100<br />
gennummern<br />
BESTELL-SCHEIN<br />
finden Sie in diesem Buche Name, Beruf und Adresse der Besitzer. Zusammen<br />
mit dem technischen Teil und dem automobilistischen Bordbuch kostet es nur<br />
Fr. 7.50. Es kann beim Buchhändler, beim Clubsekretariat oder direkt beim<br />
Verlag bezogen oder bei dessen Geschäftsstellen abgeholt werden.<br />
Senden Sie sofort per Nachnahme<br />
. Automobil-Kalender <strong>1936</strong><br />
Verzeichnis d. Personenwagenbesitzer<br />
Name:<br />
Adresse :<br />
Ort etc.:<br />
Verlag Automobil-Revue<br />
Zürich<br />
Löwenstrasse 51 Breitenrainstrasse 97<br />
Genf<br />
7, Rue de la Confederation