E_1936_Zeitung_Nr.015
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BERN, Freitag, 21. Februar <strong>1936</strong><br />
Nummer 20 Rp.<br />
32. Jahrgang - N» 15<br />
ERSTE SCHWEIZERISCHE AUTOMOBIL-ZEIT<br />
Zentralblatt für die schweizerischen Automobil- und Verkehcsint€ressen<br />
ABONNEMENTS-PREISE:<br />
Aosgai» A (ohne Versicherung) halbjährlich Fr. 5.—, jährlich Fr.<br />
Ausland mit Portozuschlag, wenn nicht postamtlich abonniert<br />
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Mixer im Bundeshaus<br />
Schon im grauen Altertum galten Leute,<br />
die ein gut Tränklein zu mischen verstanden,<br />
als eine Art Hexenmeister, teils mit Ehrfurcht,<br />
teils mit Grauen in ihrer geheimnisvollen Hexenküche<br />
bestaunt, denn man war nie sicher,<br />
ob sie nicht so beiläufig auch ein bisschen Gift<br />
hineinmischten. Die Leute, die gerne Tränklein<br />
mischen, sind noch nicht ausgestorben;<br />
unser aufgeklärtes Zeitalter hat sie eingeteilt<br />
in die illegale Gruppe der Kurpfuscher und<br />
in die legalen Gruppen der Chemiker, der<br />
Apotheker und der Barmixer. Alle diese Gruppen<br />
sollen übrigens gut rentieren! Vielleicht<br />
ist das der Grund, weshalb auch das Bundeshaus<br />
seit einiger Zeit eine Bar oder Apotheke<br />
eröffnet hat, wo sich-Madame Helvetia auf das<br />
Mixen oder Mischen verlegt. Als erstes Wunderprodukt<br />
wurde dort der Schweizerwein,<br />
diese geniale Verwirklichung einer volkswirtschaftlichen<br />
Erlösungsidee, gestartet. Sie hat<br />
westlichen und östlichen Geist liebevoll und<br />
Lesen Sie unser<br />
Feuilleton „Der Seewolf"<br />
Seite 7<br />
Erseheint jeden Dlenstaji und Freitag<br />
Wöchentliche Beilage „Auto-Magazin". Monatlich 1 mal .Gelbe Liste"<br />
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Geschäftsstelle Zürich: Löwenstrasse 51, Telephon 39.743<br />
werde zum Schaden des Fiskus und der notwendigen<br />
wirtschaftlichen Belebung weiterhin<br />
zurückgehen. Sie machten darauf aufmerksam,<br />
dass nur ein kleiner Teil der Automobilisten<br />
das Auto als Luxusfahrzeug benütze,<br />
während die erdrückende Mehrheit — Geschäftsleute,<br />
Händler und Gewerbetreibende<br />
— es im Handel und Erwerb gebrauchen<br />
muss, wobei angesichts der ohnehin hohen<br />
Unterhaltkosten die Betriebsspesen eine<br />
grosse Rolle spielen. Von besser orientierter<br />
Seite wurde dem entgegengehalten, dass die<br />
Automobilisten, die ja doch nur Hühner,<br />
Hunde und harmlose Strassenpassanten überfahren,<br />
dies fälschlicherweise behaupten;<br />
dass es ihnen am nötigen Opfersinn und Patriotismus<br />
fehle, und dass sie mit ihren Warnungen<br />
und Mahnungen in der Presse lediglich<br />
einen unzulässigen Druck ausüben wollen,<br />
während beispielsweise der Marsch der Bauern<br />
auf Bern oder die Drohungen der Winzer<br />
möglichst innig miteinander gepaart und das eine wirkliche Notlage verraten. Wer ein strichene Tatsache, das Benzin sei ein ausländischer<br />
Artikel, der importiert werden<br />
Gemisch als gesamteidgenössischen Zeitgeist Auto hat, soll überhaupt schweigen und berappen!<br />
Und sogar der Herr Bundespräsi-<br />
müsse, als wirtschaftlicher Vorteil des ein-<br />
der wirtschaftlichen Verständigung an die Bevölkerung<br />
billig abgeliefert.<br />
dent war der Meinung, man dürfe zwar die heimischen Alkohols voll zur Geltung gelange.<br />
Damit würden die nebensächlichen<br />
Biersteuer nicht erhöhen, weil dies einen<br />
Leerung des Schnapslagers — au! Kosten Konsumrückgang bringen könnte, dagegen Begleiterscheinungen der verminderten Zolleinnahmen,<br />
an die das Benzin den Löwenanteil<br />
des Automobils.<br />
solle man ruhig die Benzinzollerhöhung beschliessen,<br />
denn hier sei der Konsumrück-<br />
liefert, und der exportfördernden Wirkung<br />
Auf jeden Fall, schmolzen die Lager zusammen<br />
wie der Schnee in der Märzensonne, so gang nur auf die Krise zurückzuführen! 'des Importbenzins als Kompensationsartikel<br />
dass die Eidg. Alkoholverwaltung, die zuGlücklicherweise hat sich der Nationalrat noch nebensächlicher.<br />
ihrem respektablen Schnapslager auch ein dieser zwingenden Logik nicht verschlossen.<br />
Jahresdefizit von 21 Millionen Fr. aufgestapelt<br />
hat, vor Neid erblasste. Warum sollte gewickelt, wenn sie in einem Leitartikel ge-<br />
Die «Appenzeller <strong>Zeitung</strong>» ist deshalb schief<br />
(Fortsetzung folgt.)<br />
eine so glänzende Mixeridee, die den Mischschrieben<br />
hat:<br />
wein zum Tischwein gemacht hat, nicht auch<br />
geeignet sein, das Schnapslager abzubauen?<br />
Dem Nationalrat leuchtete dieser Gedanke<br />
sofort ein, und er beauftragte den Bundesrat,<br />
die Frage der Beimischung von Alkohol zum<br />
Benzin zu prüfen. Derart könnte der Automobilist,<br />
der sich ohnehin während der Fahrt<br />
des Alkohols zu enthalten hat und deshalb mitschuldig<br />
ist am geringen Konsum, nicht nur<br />
an der Verminderung des Defizits, sondern<br />
auch des Schhapslagers der Alkoholverwaltung<br />
mithelfen. Also lanciere man den zweiten<br />
Schlager: dem alkoholfreien Autofahrer<br />
alkoholisiertes Benzin! Mit Spannung sieht<br />
man dem klassenversöhnenden Tränklein entgegen,<br />
das der volkswirtschaftlichen Apotheke<br />
oder der die sozialen Gegensätze überbrückenden<br />
Versöhnungsbar des Bundeshauses<br />
entspringen soll. Und wenn vor hundert<br />
Jahren die Bauern gesungen haben: «Die<br />
Herre vo Züri und Bärn, vo Solothurn, Basel,<br />
Luzärn, sie möchte de Puure ihr Land vermässe...»,<br />
so üben die Automobilisten heute<br />
vorsorglicherweise und sinngemäss folgenden<br />
Text: «Die Puure vo Züri und Bärn, vo<br />
Solothurn, Aargau, Luzärn, sie möchte de<br />
Autler s'Bänzin vermässe...»<br />
Als Nichtautomobilist hat mich «der Haber<br />
gestochen»! Geblendet von der neuen Schlageridee,<br />
habe ich beschlossen, Beweismaterial<br />
aus den <strong>Zeitung</strong>en zusammenzustellen und<br />
einige Angaben von Fachleuten zu sammeln,<br />
um die Automobilisten, die diesem Versuch<br />
sehr skeptisch gegenüberstehen, zu bekehren.<br />
Und da es heisst, dass die Automobilzeitungen<br />
immer nur gegen die bundesrätlichen und nationalrätlichen<br />
Beschlüsse protestieren, statt<br />
sie zu begrüssen, will ich mich in die «Höhle<br />
des Löwen» wagen und an die «Automobil-<br />
Revue» wenden!<br />
Halt, Autler, das ist was anderes !<br />
Als im Nationalrat die Benzinzollerhöhung<br />
behandelt wurde, gab es auch Volksvertreter,<br />
die der Meinung Ausdruck verliehen, der Bogen<br />
werde überspannt, und der Konsum<br />
«Man denkt da immer zuerst ans Automobil,<br />
das einen schönen Teil der Belastung tragen<br />
muss. Man denkt aber zu wenig an die Benzinmotoren,<br />
die in Landwirtschaft, Gewerbe und<br />
Industrie verwendet werden. Ebensowenig denkt<br />
man an das gesamte Autogewerbe, wie die Montageindustrie,<br />
die Reparaturwerkstätten, das<br />
Lastwagengewerbe usw. Oder denkt man etwa<br />
zu viel an sie? Jedenfalls ist die neue Belastung<br />
geeignet, diese weit verästelte Wirtschaftsgruppe<br />
noch drückender unter das Joch der Krise zu<br />
zwingen. Und dabei hat ein Nationalrat noch<br />
gefunden, die Grenze der möglichen Belastung<br />
sei noch nicht erreicht, auch wenn der Zoll auf<br />
28 Fr. erhöht werde. Soll etwa die Beimischung<br />
von Bundesalkohol zum Benzin, die eine weitere<br />
Verteuerung des unentbehrlichen Betriebsstoffes<br />
zur Folge haben müsste, nochmals auf dem<br />
Buckel der Benzinkonsumenten geschehen? Es<br />
kommt ja nicht von ungefähr, dass verschiedene<br />
Wirtschaftszweige, wie die Landwirtschaft, die<br />
Arbeitnehmergruppen usw. ihre Kreise von der<br />
neuen Belastung ausnehmen wollten. Wirkt es<br />
schon stossend, dass die fremden Autofahrer mit<br />
billigerem Benzin in der Schweiz herumreisen<br />
dürfen als die einheimischen, so werden neue<br />
Ausnahmen, wie sie die Landwirtschaft für ihre<br />
Kleinbetriebe verständlicherweiee erreicht hat,<br />
noch mehr Unwillen erzeugen... Und die Sanierung<br />
der Bundesfinanzen und der Bundesbahnen<br />
mit der teilweisen Lahmlegung eines<br />
ganzen grossen Gewerbes erkaufen, könnte man<br />
der Austreibung des Teufels mit Beelzebub vergleichen.<br />
Auf keinen Fall darf die an sich wünschenswerte<br />
Beimischung des unverkäuflichen<br />
Bundesalkohols zum Benzin nochmals zu Lasten<br />
der Benzinkonsumenten geschehen.<br />
Seither ist bekannt geworden, dass in<br />
einer ganzen Anzahl Kantone die Einlösung<br />
der Nummernschilder stark zurückgegangen<br />
ist und Bartel sehen muss, wo er den Most<br />
holt. Aber das ist natürlich nur eine organisierte<br />
Sabotage der Automobilisten und somit<br />
ein unzulässiges Unterfangen.<br />
kürzlich in einer Anzahl <strong>Zeitung</strong>en eine Korrespondenz<br />
aus dem urschweizerischen<br />
Kanton Schwyz behauptete :<br />
«Obwohl der Schwyzer Kantonsrat mit 48 gegen<br />
6 Stimmen dem Steuergesetz, das dem Kanton<br />
endlich eine Erwerbssteuer bringen möchte,<br />
zugestimmt hat, dürften die Chancen der Vorlage<br />
in der Volksabstimmung kaum gut sein.<br />
Von den Kantoneräten waren nämlich bei der<br />
Abstimmung nur etwa 60 Prozent anwesend.<br />
Die andern wollten offenbar wegen der Volksstimmung<br />
nicht Stellung nehmen. An der Opposition<br />
gegen das neue Steuergesetz sind so<br />
ziemlich alle Volkskreise beteiligt...»<br />
Nun hat allerdings der vom Nationalrat<br />
angenommene Art. 33, Abs. 2, des Bundesbeschlusses<br />
über das Finanzprogramm einen<br />
Nachteil, wenn er bestimmt, die Beimischung<br />
von Obstspiritus zum Benzin sei anzuordnen,<br />
« wenn sie technisch und volkswirtschaftlich<br />
zweckmässig ist». Es sei deshalb versucht,<br />
die volkswirtschaftliche Apotheke des Bundeshauses<br />
auf die Möglichkeiten zur Beseitigung<br />
der technischen und wirtschaftlichen<br />
Nachteile aufmerksam zu machen, damit die<br />
auch vom Herrn Bundespräsidenten unter-<br />
Wie es nicht anders zu erwarten war, hat<br />
die Alpenstrasseninitiative im grossen ganzen<br />
ein stilles Berägbnis gefunden. Dass sich<br />
die gouvernementale Presse, wie «Bund ><br />
und «Neue Zürcher-<strong>Zeitung</strong>» nicht zum<br />
Rückzug der Initiative äussern werde, hat<br />
uns weiter nicht erstaunt. Jedoch hätte man<br />
erwarten können, dass wenigstens aus den<br />
Alpenstrassenkantonen das Echo ein stärkeres<br />
wäre. Dass dies nicht der Fall war, ist<br />
jedenfalls dem Umstände zuzuschreiben, dass<br />
gerade die Alpenstrassenkantone mit dem<br />
Rückzug zufrieden sind, weil sie mit Recht<br />
befürchteten, dass durch die Abstimmung<br />
der Entscheid nochmals weiter hinausgezogen<br />
worden wäre und dass wieder ein Sommer<br />
vergangen wäre, ohne dass an den Alpenstrassen<br />
gebaut worden wäre. Im allgemeinen<br />
können wir feststellen, dass die<br />
Presse als Hauptgrund für den Rückzug der<br />
Alpenstrasseninitiative die Verschleppungstaktik<br />
des Bundesrates<br />
recht hat man wohl gewissen Kreisen der<br />
Interessenten selbst eine laue Haltung vorgeworfen.<br />
Angesichts der Zermürbungtaktik,<br />
die von Seiten der Behörden seit zwei Jahren<br />
getrieben wurde, muss es nicht erstaunen,<br />
wenn die Begeisterung für die Initiative<br />
abgeflaut ist.<br />
Im Nachstehenden begnügen wir uns, einige<br />
der bezeichnendsten Pressekommentare<br />
anzuführen :<br />
Die «Naiional-<strong>Zeitung</strong>» schreibt; cWenn sich<br />
das Initiativ-Komitee zur Zurückziehung der Initiative<br />
entschlossen hat, so befand es sich in einer<br />
Zwangslage, in die ee durch den Bundesrat hinein-<br />
Verschone unsere Häuser, zünd lieber<br />
andere an !<br />
Besonders in schwyzerischen <strong>Zeitung</strong>en hat manövriert worden ist. Der Bundesrat hat allen<br />
man energisch für die Belastung der Automobilisten<br />
Stimmung gemacht, in der Mei-schleppt, um sie abzuwürgen. Leider<br />
schriftlichen und mündlichen Protesten zum Trotz<br />
die AI penstrassen- Initiative vernung,<br />
dass in der heutigen Zeit ohne Murren ist das Verständnis für die wirtschaftliche Notwendigkeit<br />
eines umfassenden Strassenausbaues<br />
Opfer zu bringen sind. Es ist deshalb eine<br />
Verleumdung, wenn behauptet wird, im<br />
auch einzelnen Initianten abhanden gekommen.<br />
Wenn sich die H o t e 11 e r i e auf einmal als nicht<br />
Kanton Schwyz sei die Opferbereitschaft so besonders stark am Alpenstrassen-Bau interessiert<br />
gering, dass man dort schon fünf- oder erklärte (aus der Befürchtung heraus, die direkten<br />
sechsmal ein Erwerbssteuergesetz verworfen<br />
habe und als einziger Kanton noch keine<br />
Bundesleistungen für Hotel-Sanierungen könnten<br />
verkürzt werden), so hat dieser Rückenschuss um<br />
so mehr Verärgerung ausgelöst, als die Initiative<br />
Einkommensteuer besitze. Und es muss als in erster Linie in Hinsicht auf unser Fremdengewerbe<br />
lanciert worden ist. Wenn ferner Greuelmärchen angesehen werden, wenn<br />
die<br />
IONS-PREIS:<br />
ohe Grundzeile oder deren<br />
rate nach<br />
aae<br />
Soeben ist das Plakat des Genfer Salons erschienen,<br />
das vom bekannten Genfer Künstler Henri Fehr<br />
stammt. Der Grund der Affiche ist blau gehalten.<br />
Auf der linken Seite unterscheiden wir einen Teil<br />
der Weltkugel, von welcher sich in Halbkreis-Forjn<br />
das Wort Genf, sowie das Datum der Ausstellung<br />
abhebt. Von rechte kommend, stoppt ein "eleganter,<br />
moderner Wagen, der hinter sich, gleich einem<br />
Kometen, einen doppelten Schweif zurücklässt.<br />
Pressestimmen<br />
zum Rückzug der Alpenstrassen-Initfative<br />
gouvernemental eingestellten Vertreter des Verbandes<br />
Schweizerischer Strassenbaufachmänner der<br />
Initiative unbegreiflicherweise plötzlich die Unterstützung<br />
versagten, so bildete das eine weitere Enttäuschung<br />
für die Urheber der Initiative.<br />
Mit dem Rückzug der Alpenstrassen-Initiative<br />
haben die finanziellen über die wirtschaftlichen Erwägungen<br />
den Sieg davon getragen. Es ist ein<br />
Wahn, zu glauben, dass mit den auf zwölf Jahr»<br />
befristeten 7 Jahresmillionen unser Alperistrassennetz<br />
nach den wirklichen Erfordernissen modernisiert<br />
werden könne Für die Kantone des Flachlandes<br />
vollends bleibt nichts übrig für den Ausbau<br />
der Fernverkehre- und Zufahrtsstrassen, der<br />
ihren Arbeitslosen das ganze Jahr hindurch Beschäftigungsmöglichkeiten<br />
geboten hätte. Die Quittung<br />
für die Verkennung der Lage werden wir in<br />
den folgenden Jahren aus der abfallenden Frequenz<br />
des schweizerischen Automobil-Fremdenverkehrs<br />
herauslesen können. ><br />
Die «Basler Nachrichten» schreiben: «Der R-ückzugßbeschluss<br />
zeigt, dass auch die hinter der Initiative<br />
stehenden Verkehrsverbände sich der ernsten<br />
finanziellen Situation — in die das in Bern vertrölte<br />
Volksbegehren «glücklich> hineingeraten<br />
erkannt hat. Zu Un-<br />
ist — nicht verschliessen. Gewiss sprechen heute<br />
finanzielle Erwägungen gegen die in der Initiative<br />
verlangte Fixierung erbeWicher Mittel aus dem<br />
Benzinzoll zum Zwecke eines Alpenstrassen-Ausbaues<br />
von Bundes wegen. Die wirtschaftlichen<br />
Momente, aus denen das Begehren entstanden<br />
ist — Belebung des Verkehrs, der Hötellerie<br />
und des Autogewerbes und produktive Arbeitsbeschaffung<br />
im Groseen — sind freilich durch<br />
die jüngsten Entwicklungen keineswegs überholt<br />
Wir berichten heute<br />
über:<br />
Was sagt man zum Rückzug<br />
der Alpenstrasseninitiative?<br />
Rund um die Berliner Automobilausstellung<br />
Das Auto auf Schnee und Eis<br />
in Engelberg<br />
Technische Vorschau zum<br />
Genfer Salon<br />
LZ 129 startbereit<br />
Bilder: Seite 10
2 AUTOMOBIL-REVUE FREITAG, 21. FEBRUAR <strong>1936</strong> — N° 15<br />
worden. Man denke nur an die Grossglocknerstrasse.<br />
Es wird sehr viel vom Einsatz der für den<br />
Strassenausbau geretteten sieben Bundesmillionen<br />
pro Jahr abhängen, ob es trotz den für die Grosse<br />
der Aufgabe wohl allzu knapp bemessenen Mitteln<br />
wenigstens einigermassen gelingen wird, im Zusammengehen<br />
mit den Kantonen den Rückstand<br />
in den nächsten zehn Jahren wenigstens<br />
einigermassen aufzuholen, in den die<br />
Schweiz durch jahrelange Vernachlässigung eines<br />
Zeitgebotes von internationaler Bedeutung gegenüber<br />
allen ihren Nachbarländern leider geraten ist.<br />
Die Gefahr ist nicht von der Hand zu weisen, dass<br />
die durch den Rückzug der Initiative
N° 15 — FREITAG, 21. FEBRUAR <strong>1936</strong> AUTOMOBIL-REVUE<br />
Jahres als Zahlungsmittel für Transportgebühren<br />
der S.B.B, im Personen- und Güterverkehr<br />
verwendet werden. Die finanzielle<br />
Einbusse durch die 50 % Mehrwert gegenüber<br />
der Obligation soll nach Ansicht des<br />
Verfassers durch den zu erwartenden Mehrverkehr<br />
ohne gleichzeitige proportionale<br />
Steigerung der Betriebsausgaben ausgeglichen<br />
werden...<br />
Mit andern Worten also : Dr. v. 'Waldkirch<br />
will eine Sanierung der Bundesbahnen<br />
allein auf Kosten der Obligationäre. Sie sollen<br />
ihr Kapital verlieren und dafür die leeren<br />
Eisenbahnwagen bevölkern. Sicher ein origineller<br />
Vorschlag ! Ob sie aber damit einverstanden<br />
sind, steht auf einem andern<br />
Blatt. Sie haben gewiss ihr Geld nicht in<br />
SJ3.B.-Obligationen angelegt, um einmal gratis<br />
ein ganzes Jahr recht viel Eisenbahnfahren<br />
zu können, sondern um die Zinsen<br />
einer sichern Anlage zu ziehen. Zwischen<br />
einer Abschreibung der Obligationen und<br />
einer Umwandlung in Gutscheine für Eisenbahnfahrten<br />
besteht für denjenigen, dem die<br />
S.B.B.-Obligationen eine Kapitalanlage bedeuten,<br />
kein sehr grosser Unterschied. Allerdings<br />
wird er, anstatt das Billet zu bezahlen,<br />
ein Jahr lang gratis im Land herumgondeln<br />
können. Man darf aber nicht vergessen, dass<br />
das Bahnfahren an und für sich noch nicht<br />
ein Vergnügen ist — ausser vielleicht für<br />
kleine und grosse Kinder. Gewöhnlich sind<br />
mit einer Reise gewisse andere Zwecke verbunden,<br />
sei es ein Geschäft oder ein Besuch.<br />
Aber die Geschäfte sind stark zurückgegangen,<br />
die Besuche und selbst die Ferienreisen<br />
werden eingeschränkt. Hat man jedoch kein<br />
Geld für Ferien und Besuche, dann ist es<br />
auch mit dem Eisenbahnfahren Essig. Von<br />
ihren Gratisbilletten haben die Obligationäre<br />
der S.B.B. also nicht viel, wenn man sie<br />
anderseits um die Zinsen bringt, mit denen<br />
Winterprüfungsfahrt für Automobile<br />
in Engelberg<br />
Unter idealen Witterungsverhältnissen wird<br />
morgen Samstag und Sonntag die zweite<br />
schweizerische Winterprüfungsfahrt für Automobile<br />
in Engelberg durchgeführt. Die Sektion<br />
Luzern des A.C.S. hat in den vergangenen<br />
Wochen zusammen mit dem Kurverein<br />
Engelberg ihren umfangreichen Organisationsapparat<br />
nach allen Richtungen der<br />
Schweiz spielen lassen, um der erfolgreichen<br />
ersten Veranstaltung dieser Art eine wenn<br />
möglich noch würdigere zweite Auflage anreihen<br />
zu können. Leider sind die Anmeldungen<br />
bei den Veranstaltern nicht in der<br />
Zahl eingetroffen, wie man dies auf Grund<br />
des letztjährigen Erfolges mit Recht hatte<br />
annehmen dürfen. Kurz vor Redaktionsschluss<br />
wird uns telephoniert, dass die Startliste,<br />
die in der letzten Nummer der «A.-R.»<br />
veröffentlicht wurde, noch einige Aenderungen<br />
erfahren hat. Es liegen nunmehr 18 definitive<br />
Anmeldungen vor, während am ersten<br />
Wettbewerb im Februar 1935 von 25<br />
eingeschriebenen Fahrern total 22 zur Konkurrenz<br />
antraten. Die vorliegende Meldezahl<br />
äst demnach äusserst mager ausgefallen.<br />
Hoffen wir, dass als Entgelt für diese schwache<br />
Beteiligung die engere und weitere Umgebung<br />
von Luzern und Engelberg um so<br />
grösseres Interesse an diesem Anlass zeige<br />
und die ganze Veranstaltung trotzdem den<br />
Stempel eines aussergewöhnlichen sportlichen<br />
Ereignisses aufgedrückt erhalte.<br />
Am Samstagnachmittag ist in Luzern Start<br />
zur Zuverlässigkeitsfahrt nach Engelberg.<br />
Die genaue Streckenführung wird den Konkurrenten<br />
erst kurz vor dem Start bekanntgegeben,<br />
ebenfalls die Durchschnittsgeschwindigkeit,<br />
die sie zwischen den einzelnen<br />
Kontrollposten einzuhalten haben. Kilometerzähler<br />
und Geschwindigkeitsmesser<br />
werden während der Fahrt plombiert.<br />
In der Nacht zum Sonntag sind die Wagen<br />
unter freiem Himmel zu parkieren. Um 8.30<br />
Uhr früh wird ihnen Gelegenheit gegeben,<br />
innerhalb einer bestimmten Frist zu starten<br />
und 50 Meter zurückzulegen. Der Nachmittag<br />
vereinigt die Teilnehmer zur Slalomfahrt.<br />
Das Programm für die beiden Tage lautet<br />
wie folgt:<br />
Samstag, den 22. Februar:<br />
13.30 Uhr: Start zur Zuverlässigkeitsfahrt beim<br />
Clubheim des A.C.S., Luzern, Löwenstrasse<br />
3.<br />
21.00 Uhr: Zusammenkunft im Bellevue-Terminus,<br />
Engelberg (Tanz und Kostümball).<br />
Sonntag, den 23. Februar:<br />
8.30 Uhr: Startprüfung.<br />
11.30 Uhr : Bankett im Hotel Hess.<br />
U.00 Uhr : Slalomprüfung auf dem Eisfelde.<br />
21.00 Uhr: Beginn des Autoballes im Konzertsaal<br />
des Grand Hotel<br />
22.00 Uhr ca.: Preisverteilung.<br />
sie vielleicht ihre übrigen Reiseausgaben<br />
hätten finanzieren können.<br />
Wie der «originelle > Vorschlag Waldkirchs<br />
von den S.B.B.-Obligationären wohl<br />
aufgenommen wird ? Eine Woge ungeteilter<br />
Begeisterung wird der seltsame Fund kaum<br />
auslösen.<br />
gr.<br />
Sportnachrichten<br />
Samstag und Sonntag:<br />
S4*«axs4&n<br />
Zürich und der Anschluss an die deutschen<br />
Autobahnen. Noch im letzten Sommer wurde Eyston vor neuen Grosstaten:<br />
Kaum hatte G.E.<br />
auf eine Anfrage Zürcher Verkehrskreise bei T. Eyston seine Rekord-<br />
in Montlhery ab-<br />
süddeutschen Reichsbehörden über die Ge-tahrtestaltung<br />
der Anschlussrouten der Schweiz an geschlossen, reiste er nach<br />
die deutschen Autobahnen die für Zürich England ab, wo er am<br />
24. Februar auf der Pendine<br />
Beach mit dem hier<br />
wenig angenehme Antwort erteilt, dass nur<br />
die Routen Karlsruhe-Basel (Rheinlinie) und abgebildeten «Flying<br />
München-Bodensee geplant seien. Nun scheint Spray, neue Rekordversuche<br />
in der Kategorie<br />
es aber, dass sich die Stuttgarter Verkehrskreise<br />
zu wehren beginnen und energisch nehmen will.<br />
« Dieselmotoren » unter-<br />
die Realisierung der Verbindung Stuttgart-<br />
Zürich anzustreben suchen. Und zwar weicht<br />
die Trasseeführung der neuen Autostrasse in<br />
der Weise vom bisherigen Strassenzug Stuttgart-Zürich<br />
ab, dass von Stuttgart aus die<br />
Strasse westlich Tübingen und Hechingen<br />
vorbeiführen würde, um dann südlich Baiingen<br />
in östlicher Richtung abzubiegen, um,<br />
Rottweil und Donaueschingen ganz beiseite<br />
lassend, über Tuttlingen gegen Singen zu leiten<br />
und östlich Thayngen die Schweizergrenze<br />
zu erreichen.<br />
Dieses neue Projekt dürfte die Zürcher<br />
Verkehrskreise wohl ausserordentlich interessieren,<br />
denn eine Verbindung mit Stuttgart<br />
ist für die Limmatstadt mindestens so wichtig<br />
wie diejenige mit München resp. via Basel<br />
mit Karlsruhe. Es ist daher^anzunehmen,<br />
dass bezügliche Fühlungnahme mit den deutschen<br />
Interessenten raschestens Platz greift.<br />
Provisorische Startliste.<br />
Epper Ernst, Luzern (Plymouth)<br />
Fiedler Z., Zürich (Fiat-Balilla)<br />
Bossart Ad., Zürich (Mercedes-Benz)<br />
Hirzel Rob., Zürich (Mercedes-Benz)<br />
Koch Eug.. Zürich (Mercedes-Benz)<br />
Hahn K., Luzern (Buick)<br />
Kaufmann Dr. P., Luzern<br />
Achermann F. Stans (M. G.)<br />
Zgraggen Emil, Hergiswil (Chrysler)<br />
Hofmann Hans O., Zollikon-Zürich (Chrysler)<br />
Corrodi A., Zürich (Röhr)<br />
Bucher Jos., Luzern (Delage)<br />
Die echten U NION-SCHNEEK<br />
Fachgeschäften erhältlich,<br />
Verlangen Sie aber ausdrücklich<br />
Huber F. F., Luzern (Chevrolet)<br />
Serrier, Luzern (Chevrolet)<br />
Ehrismann-, Luzern (Chevrolet)<br />
Leutn. Wasmer - Leutn. Flückiger (JL G.)<br />
Leutn. Gerber - Leutn. Schubert (Adler)<br />
Hsptm. Doerks - Leutn. Fischer - Leutn. Meyer<br />
(Graham).<br />
Internationale Sternfahrt<br />
zum Genfer Salon.<br />
20.—24. März <strong>1936</strong>.<br />
Dem soeben ausgearbeiteten Reglement entnehmen<br />
wir u. a.:<br />
Mit „Original-Union-Schneeketten"<br />
mit Zickzackanordnung<br />
können Sie Ihren Wagen auch<br />
im Winter restlos ausnützen.<br />
Union A.-G., Schneekettenfabrik, Biel<br />
Generalvertreter: Henri Bachmann,<br />
Biel, Spitalstrasse 12b, Telephon 48.42<br />
Genf, rue de Fribourg 3, Telephon 26.343<br />
Zürich, Löwenstrasse 31, Telephon 58.824<br />
Ausrüstung:<br />
Die Ausrüstung sämtlicher Automobile muss<br />
den Bestimmungen von Art 2 des Anhanges C zum<br />
Code Sportif International entsprechen. Alle Wagen<br />
müssen mit Anlasser versehen sein. Offene<br />
Automobile sind mit einem Verdeck auszustatten.<br />
Die Streckenführung<br />
kann der oben veröffentlichten Uebersicht entnommen<br />
werden. Für alle Etappen gilt ein Stundenmittel<br />
von 40 km/St., mit Ausnahme der Strecken<br />
von Zürich nach St. Moritz und von St. Moritz<br />
nach Chur, für welche eine Durchschnittsgeschwindigkeit<br />
von 35 km/St in Anrechnung gebracht<br />
wird.<br />
Konkurrenten, die über die einzelnen Etappen<br />
mehr oder weniger Zeit benötigen als im Logbuch<br />
vorgeschrieben ist, werden pro Minute<br />
Differenz<br />
Teilnehmer:<br />
auf Etappen bis zu 100 Kilometer Länge mit 3<br />
Es werden zwei Klassen von Konkurrenten Strafpunkten bedacht, während auf Etappen von<br />
unterschieden, nämlich:<br />
über 100 Kilometer Länge 6 Strafpunkte pro Minute<br />
Unterschied berechnet werden.<br />
Gruppe A: Aussteller am Salon. Sie haben eine<br />
Equipe von drei Wagen zu stellen, deren Modell Die Wagenabnahme findet Freitag, den 20. März,<br />
am diesjährigen Salon zu sehen ist, und bewerben zwischen 8 und 11 Uhr vormittags, auf dem Parkplatz<br />
beim Palais des Expositions statt. Start ist<br />
sich um die «Coupe du Salon».<br />
Gruppe B: Einzelfahrer auf serienmässig hergestellten<br />
Tourenwagen, die um die «Coupe de Ge-<br />
Freitag abend 17.30 Uhr mit einminütigem Abstand<br />
zwischen den einzelnen Wagen. Für Garage<br />
neve» in Wettbewerb treten.<br />
und Unterkunft während der Dauer der Sternfahrt<br />
hat jeder Konkurrent selber zu sorgen.<br />
Nach der Rückkunft in Genf<br />
haben die Automobile auf dem geschlossenen Parkplatz<br />
beim Palais des Expositions Aufstellung zu<br />
nehmen. Am Tage nach dem Eintreffen in Genf,<br />
also am 24. März, findet die Prüfung der Wagen<br />
statt, wobei für vorgefundene Mängel wiederum<br />
Strafpunkte berechnet werden, deren Höhe zwi-,<br />
sehen 2 und 20 pro «Vergehen» schwankt.<br />
Klassierung.<br />
Sonntags zum Skifahren<br />
I<br />
wochentags dem Berufe nach!<br />
MIT STAHLQUERKETTEN<br />
ETTEN sind. In allen Garagen<br />
und<br />
ORIG INAL-UNION-Schneeketten.<br />
Für die beiden Startgruppen A und B wird js<br />
ein Generalklassement aufgestellt:<br />
Gruppe A: Beim Start werden pro Wagen 1000<br />
Punkte gutgeschrieben, pro Equipe also 3000, von<br />
denen event. eingeheimste Strafpunkte in Abzug<br />
gebracht werden Die Equipe mit der höchsten verbleibenden<br />
Punktzahl ist Siegerin in der Kategorie<br />
A.<br />
Gruppe B: Jedem Wagen werden beim Start<br />
1000 Punkte gutgebracht, von denen ebenfalls Strafpunkte<br />
abgezogen werden. Sieger ist der Wagen<br />
mit der grössten Punktzahl<br />
Preise:<br />
Den Erstplacierten in der internationalen Sternfahrt<br />
winken folgende Preise:<br />
Kategorie A: 1. Coupe du Salon; 2. Genfer Medaille;<br />
3. Genfer Plakette.<br />
Kategorie B: 1. Coupe de Geneve; 2. Salon-Medaille;<br />
3. Salon-Plakette.<br />
Konkurrenten mit gleicher Punktzahl werden,<br />
ex aequo erklärt. Alle übrigen Teilnehmer, welche,<br />
die Sternfahrt beendigen, erhalten eine Erinnerungs-Plakette.<br />
Nennungen:<br />
Die Sektion Genf des A. C. S., 1, Place des Alpes,<br />
in Genf nimmt Anmeldungen, die vom Nenngeld<br />
im Betrage von 50 Schweizerfranken begleitet<br />
sein müssen, bis zum 12. März <strong>1936</strong> entgegen.<br />
Etappentabelle zur internationalen Sternfahrt<br />
nach Genf.<br />
Zur Verfüg.<br />
Etappen Distanz in Km stehende Zeit<br />
St. Min. Sek*<br />
1. Tag, 20. März. Start 17.30 Uhr.<br />
Genf (Startort) 0<br />
Genf - Bern 153 3 49 30<br />
Bern-Zürich 135 3 22 30<br />
Zürich - St. Moritz 204 5 40 —<br />
492<br />
2. Tag, 21. März. Start 13.00 Uhr.<br />
St. Moritz - Chur 78 2 10 —<br />
Chur - Kreuzungen 132 3 18 —<<br />
Kreuzungen - St. Gallen 60 1 30 —<br />
270<br />
3. Tag, 22. März. Start 7.00 Uhr.<br />
St. Gallen - GJarus 71 1 46 30<br />
Glarus • Schaffhausen 100 2 30 —<br />
Schaffhausen - Zürich 50 1 10 —<br />
Zürich-AHdorf 74 1 51 —<br />
Altdorf - Luzern '53 1 19 30<br />
Luzern - Basel 96 2 24 —<br />
444<br />
4. Tag. 23. März. Start 7.00 Uhr.<br />
Basel Chaux-de-Fonds<br />
Chaux de-Fonds - Freiburg<br />
Freiburg - La Pont<br />
La Pont - Bulle<br />
Bulle • St. Maurice<br />
St. Maurice - Genf<br />
69<br />
85<br />
72<br />
91<br />
Total<br />
493<br />
1699 km.<br />
2 28 30<br />
1 43 30<br />
2 07 30<br />
1 55 30<br />
1 48 —<br />
2 16 30
AUTOMOBIL-REVUE<br />
FREITAG, 21. FEBRUAR <strong>1936</strong> — N° 15<br />
Technische Vorschau zum Genfer Salon <strong>1936</strong><br />
Mit gespanntem Interesse sehen alle Fachkreise<br />
der Eröffnung des diesjährigen Automobilsalons<br />
in Genf entgegen. Wieder reiht<br />
sich einer technischen Entwicklung, die<br />
schon ein halbes Jahrhundert umfasst, ein<br />
neues ereignisreiches Jahr an. Allerhand<br />
Neues hat die Zeit seit dem letzten Salon<br />
hervorgebracht, Neues, das zum Teil in aller<br />
Stille erstand, zum andern aber bereits bekannt<br />
geworden ist. So oder so — vor dem<br />
Schweizer Automobilisten werden diese Errungenschaften<br />
erst am Genfer Salon <strong>1936</strong><br />
debütieren.<br />
Selbstverständlich darf man nicht erwarten,<br />
dass im Laufe eines einzigen Jahres der<br />
gesamte Automobilbau<br />
Kopf gestellt worden sei. Immerhin — rein<br />
äusserlich wird man schon grundlegende<br />
Formänderungen wahrnehmen, daneben allerdings<br />
gleichzeitig konstatieren, dass die konservative<br />
Stromlinie noch ausgiebig vertreten<br />
und dass die von Chrysler ursprünglich<br />
geschaffene Stromlinienform nunmehr in verschiedenen<br />
Abwandlungen auch an mittleren<br />
und kleineren Wagen anzutreffen ist. Daneben<br />
freilich erwarten den Besucher in Genf<br />
Fahrzeuge, die « von Kopf bis Fuss auf —<br />
Stromlinie eingestellt > sind, Wagen also, die<br />
uns noch vor wenigen Jahren als futuristischer<br />
Traum erschienen wären. Dass auch<br />
der<br />
Komfort<br />
Verbesserungen erfuhr, ist eigentlich eine<br />
Selbstverständlichkeit. So wird man Kleinwagen<br />
von erstaunlicher Geräumigkeit finden,<br />
denn durch Verzicht auf das Trittbrett<br />
haben auch sie, trotz ihrer geringeren Gesamtbreite,<br />
an innerer Breite und damit an<br />
Bequemlichkeit gewonnen. Nicht jedermann<br />
gestattet die heutige Wirtschaftslage die Anschaffung<br />
eines mittleren oder grossen Wagens.<br />
Die Konstrukteure haben sich dieser<br />
Einsicht nicht verschlossen, so dass eine<br />
Reihe auserlesener Kleinwagen zur Verfügung<br />
stehen, die auch verwöhnte Ansprüche<br />
befriedigen werden.<br />
Von den für Ende dieses Jahres oder anfangs<br />
des nächsten erwarteten Kleinstwagen<br />
wird noch nicht viel zu entdecken sein. Man<br />
ginge jedoch fehl, diese mehr oder weniger<br />
ausgesprochene Abwesenheit als Zeichen dafür<br />
zu werten, dass sich unsere europäische<br />
Industrie als unfähig erweist, den « Wagen<br />
des kleinen Mannes » in der Preislage von<br />
maximal 1500 Fr. zu schaffen, der zwei Personen<br />
Platz bieten und auch äusserlich nicht<br />
nur Verkehrsmittel sondern Automobil sein<br />
solL Sowohl Frankreich als Deutschland<br />
haben in dieser Hinsicht etwas in petto, doch<br />
scheint der endgültige Entschluss den in<br />
Frage kommenden Firmen einiges Unbehagen<br />
zu verursachen. Man betrachtet ihn als<br />
Sprung ins Ungewisse. Inzwischen wirft<br />
Japan einen Kleinwagen zum verblüffenden<br />
Preis von 1000 Fr. auf die asiatischen<br />
Märkte. Hoffen wir, das «alte» Europa<br />
werde sich nicht überrumpeln lassen, son-<br />
sich aufrappeln, bevor ihm das komplett auf dendern Land<br />
der aufgehenden Sonne den Rang streitig<br />
macht Doch kommen wir zurück zur<br />
technischen Entwicklung<br />
des Automobils im abgelaufenen Jahr. Neben<br />
neuartigen Formen verraten die Karosserien<br />
sonst noch allerhand interessante Neuerungen.<br />
Eine dieser Ueberraschungen erleben<br />
wir in der Einführung des Ganzmetalldaches<br />
an gewissen Wagen. Es tritt an die Stelle<br />
des bisherigen mit Gummistoff überzogenen<br />
inneren Dachteils. Bildeten bis jetzt die<br />
Seitenwände und die Rückwand mit der<br />
Dachwölbung je einen gemeinsamen Pressteil,<br />
so erscheinen nun Dachwölbung und<br />
Vorderpartie oft als ein einziges Stück, das<br />
in derselben Art wie bisher mit den übrigen<br />
Hauptteilen verschweisst wird. Rein äusserlich<br />
lässt sich diese Bauart allerdings nur<br />
am Dache erkennen. Sie offenbart eher in<br />
fabrikatorischer Hinsicht neue Wege und<br />
muss unter diesem Gesichtspunkt als bemerkenswert<br />
angesprochen werden.<br />
Die Motoren<br />
werden dem Kenner mit vielerlei Interessantem<br />
aufwarten. Als einer der «Hauptschla-.<br />
ger T> wird der Personenwagen-Dieselmotor<br />
hervortreten, der von Saurer entwickelt<br />
worden ist und nach dem bisher nicht übertroffenen<br />
direkten Einspritzverfahren mit<br />
Doppelwirbelung arbeitet. Daneben bringen<br />
heute auch einige andere Firmen Personenwagen-Dieselmotoren<br />
auf den Markt, so dass<br />
man sich in dieser Richtung auf allerhand<br />
gefasst machen darf.<br />
Was weiter zu vermelden wäre? Beispielsweise<br />
die Fortschritte in der Entwicklung<br />
der Zweitaktmotoren, in denen nach<br />
Einführung einer neuen Spülmethode an<br />
Stelle von Kolben mit Ablenknase solche mit<br />
leicht gewölbtem Boden Verwendung finden.<br />
Kompressoren mit Gebläse sind schon an<br />
zahlreichen Wagen entweder auf Wunsch<br />
oder zum allgemeinen Einbau vorgesehen.<br />
Dass auch heuer wieder eine Steigerung des<br />
durchschnittlichen Kompressionsverhältnisses,<br />
der Leistung und Drehzahl der Motoren<br />
eingetreten ist, überrascht weiter nicht, da<br />
die Weiterentwicklung nach dieser Richtung<br />
hin tendierte.<br />
Die Chasslsrahmen<br />
werden ständig verwindungssteifer. Galt vor<br />
einigen Jahren in dieser Hinsicht die Einführung<br />
der Kreuztraverse als ultima ratio,<br />
so geht man jetzt auch dazu über, Rahmen<br />
mit zwei getrennten Längstraversen durch<br />
deren Ausführung als Hohlprofile verwindungssteif<br />
zu gestalten. Es bietet nicht geringes<br />
Interesse, zu verfolgen, wie sich allmählich<br />
der Rahmen mit Kreuzversteifung<br />
zum X-Rahmen entwickelt, der eine Tieferlegung<br />
des Wagenbodens ohne erhöhten<br />
äusseren Rand gestattet. Eine gewisse Erhöhung<br />
des Bodens in Wagenmitte stört nicht<br />
und wird zur Erzielung einer günstigeren<br />
äusseren Form gerne in Kauf genommen.<br />
Dass die Zentralrohr-Rahmen schon verschiedene<br />
Anhänger besitzen, kann bei der<br />
Einfachheit dieser Konstruktion weiter nicht<br />
verwundern, um so weniger als sich dadurch<br />
mit einfachsten Mitteln Torsionssteifheit<br />
erreichen lässt.<br />
Auf dem Gebiete des<br />
Abfederung und Einzelaufhängung<br />
der Räder weitere Fortschritte verzeichnen,<br />
hat wohl niemand ernsthaft bezweifelt<br />
Heute existieren schon viele Dutzende von<br />
erfolgreichen Konstruktionen, bei denen Spiralfedern<br />
ausgedehnte Verwendung finden.<br />
Währenddem die Einzelabfederung der Vorderräder<br />
schon fast überall durchgedrungen<br />
ist, gehen die Meinungen über deren Nützlichkeit<br />
für die Hinterachse noch sehr auseinander.<br />
Sicher beschert uns auch der Zubehörmarkt<br />
manche interessante Neuerung, doch<br />
wollen wir darin der Ausstellungsbeschreibung<br />
nicht vorgreifen. Kein Zweifel, dass<br />
auch der diesjährige Salon mit einem durchschlagenden<br />
Erfolg schliessen wird.<br />
Saugnäpfe zur Verhinderung des Schien«<br />
derns auf glitschiger Fahrbahn. Die vorliegende<br />
Erfindung eines Schweizers scheint<br />
uns weniger ihrer gezeigten Ausführung als<br />
ihres Ideengehaltes wegen einer kurzen Besprechung<br />
würdig. Obwohl uns die praktischen<br />
Schwierigkeiten bekannt sind, die sich<br />
einer solchen Konstruktion in den Weg stellen<br />
werden, scheint uns doch ihre konstruktive<br />
Durchbildung nicht unmöglich.<br />
Der Erfinder bezweckt, mit Hilfe von senkbaren<br />
Saugschienen (oder besser Saugnäpfen<br />
grosser Abmessungen), die Bodenhaltung des<br />
Wagens zur Abbremsung zu vergrössern, sobald<br />
er auf glitschigem Asphalt oder vereister<br />
Strasse ins Schleudern gerät. Da die<br />
Hilflosigkeit des Fahrers in solchen Fällen<br />
den meisten Automobilisten bekannt ist, wäre<br />
eine wirksame und praktische Notbremse<br />
sicher erwünscht. Ob die vorliegende Erfindung<br />
sich in der Praxis einführen lässt<br />
Getriebebaues<br />
wendet sich das Hauptinteresse den Neuerungen<br />
zu, die eine Erleichterung oder Automatisierung<br />
des Schaltvorganges anstreben.<br />
Weitaus bei den meisten Wagen trifft man<br />
heute synchronisierte Getriebe, deren schrägoder<br />
schraubenverzahnte Räder, einen geräuschlosen<br />
Lauf gewährleisten. Einige interessante<br />
Verbesserungen finden allmählich<br />
auch im Spezialgebiet der Kupplungen Eingang.<br />
Zweck der Uebung : Man will die Bedienung<br />
des Kupplungspedals überflüssig<br />
machen, so dass der Fahrer ständig den tnüsste durch Versuche entschieden werden.<br />
einen Fuss auf dem Bremspedal und denLeider fehlen dem Erfinder die Mittel, um<br />
andern auf dem Gashebel ruhen lässt Dass sein Patent selbst in die Wirklichkeit umzusetzen.<br />
auch die<br />
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N° 15 — FREITAG, 21. FEBRUAR <strong>1936</strong> AUTOMOBIL-REVUE<br />
Tech<br />
Si»»^»dhsB«aail<br />
II. Antwort 9730. Gebrauchte Chenard t Walcker-<br />
Ersatztetle. Zuschriften weitergeleitet.<br />
Antwort 9731. Petrolvergaser. Zuschriften weite<br />
reeleitet.<br />
Frage 9736. Wismut-Bezugsquelle. Wo kann<br />
Wismut bezogen werden? E. St. in L.<br />
Frage 9737. Zündkerzen für Holzgasbetrieb.<br />
Welcher Zündkerzentyp ist für Wagen mit Holzgasgeneratoren<br />
am ehesten zu empfehlen?<br />
M.G.inL.<br />
Rakete aueh im luftleeren Räume infolge des<br />
Rückstosses vorwärts kpmmt. Mein Freund hat<br />
dagegen die Ansicht, dass eich der austretende<br />
Gasstrom auf die umgebende Luft stützen muss<br />
und deshalb im luftleeren Raum nicht wirken kann.<br />
Meiner Einwendung, dass das Gewehr doch auch<br />
einen Rückstoss ergebe, stellt er die Behauptung<br />
entgegen, dass ein solcher im luftleeren Räume<br />
nicht erfolgen würde Ich wäre Ihnen deshalb verbunden<br />
für Ihr Urteil. Desgleichen möchte ich<br />
wissen, ob eine Flüssigkeit beim Austritt aus einer<br />
Düse Geschwindigkeit oder Druck hat<br />
H. B. in P.<br />
Antwort: Die Rakete würde sich infolge der<br />
Reaktionswirkung der mit hoher Geschwindigkeit<br />
austretenden Gase auch im luftleeren Räume fortbewegen.<br />
Man kann sich das z. B. damit vordemonstrieren,<br />
dass man aus einer ruhenden Gondel<br />
am Seeufer einen Tellensprung riskiert. Das<br />
Boot wird dann ähnlich dem Gessler's auf den See<br />
hinausgetrieben, während gleichzeitig der Abspringende<br />
das Ufer erreicht Man kann auf diese<br />
Weise das Argument mit dem Luftwiderstande unwirksam<br />
machen, denn das Boot ist ihm ja ebensosehr<br />
ausgesetzt, wie der Teil-Darsteller.<br />
Eine Flüssigkeit oder ein Gas hat beim Austritt<br />
aus einer Düse sowohl Geschwindigkeit als<br />
Diuck. Ihr wesentliches Merkmal ist aber die Geschwindigkeit,<br />
denn die Düse hat den Zweck, ein<br />
Druck-Potential in kinetische Energie umzusetzen,<br />
die dann wieder in Turbinen Arbeit leisten kann.<br />
Bei mehrstufigen Turbinen ist nach der ersten<br />
Expaneionsstufe allerdings noch ein grosser Teil<br />
der Energie in Form von Druckenergie im Gase<br />
aufgespeichert, während nur ein geringerer Teil<br />
schon in Geschwindigkeitsenergie umgewandelt<br />
wurde.<br />
Frage 9745. Einstellbarer Stossdämpfer. Wie<br />
funktioniert ein einstellbarer Stossdampfer (Sliock<br />
Absorber)? Ich erinnere mich, gelesen zu haben,<br />
dass es solche gibt, die während der Fahrt eingestellt<br />
werden können. Stimmt das? F. H. in K.<br />
Antwort: Es existieren Stossdämpfer zur<br />
Dämpfung der Federausschläge des Wagens, die<br />
mit Hilfe einer hydraulischen Druckverstellung ar-<br />
zugleich ausgebildet. Bei jedem Ausschlag erzeugt<br />
er im Leitungssystem, das die Dämpfer miteinander<br />
verbindet, einen gewissen Oeldruck. Da bei<br />
starken und raschen Ausschlägen infolge schlechter<br />
Strassen oder hoher Geschwindigkeit die Dämpfung<br />
stärker sein soll, besitzt jeder Stossdämpfer<br />
ein von diesem Oeldruck beeinflusstes Ventil, das<br />
den Durchfluss(ruerschnitt von einer Kammer des<br />
Stossdämpfers in die andere durch den Druck im<br />
Leitungssystem regelt. Je höher der Druck ist,<br />
desto geringer wird der Durchflussquerschnitt eingestellt.<br />
Damit der Regulierdruck nicht beliebig<br />
ansteigen kann, ist ein am Armaturenbrett einstellbares<br />
Ueberlaufventil vorgesehen. Neben der<br />
automatischen Regulierung des Druckes durch das<br />
schnellere oder langsamere Ausschlagen des Pumpenkolbens<br />
kann also die Dämpfung vom Fahrer<br />
noch in «ewissen Grenzen verändert werden.<br />
Purist.<br />
s P<br />
•«»da<br />
al<br />
Ein hydraulischer Bremsausgleich. Zu den<br />
grossten Vorteilen der hydraulischen Bremse<br />
gehört zweifellos der vorzügliche Ausgleich<br />
der Bremskraft auf alle vier Räder, der sich<br />
mit ihr erreichen lässt. Er ist mit ein Grund<br />
für die rasche Einführung dieses Bremssystems.<br />
Um den hydraulischen Ausgleich<br />
auch für mechanische Bremsen verfügbar zu<br />
machen, bringt eine amerikanische Firma nun<br />
eine billige hydraulische Ausgleichvorrichtung<br />
heraus, die sich zum nachträglichen Einbau<br />
in alle mechanischen Bremsen eignet.<br />
Unser Bild zeigt diesen Bremsausgleich,<br />
eingebaut in das Zuggestänge einer mechanischen<br />
Bremse. Er besteht aus zwei Zylindern<br />
mit Kolben, dje untereinander durph<br />
einen kurzen Schlauch verbunden sind. Zum<br />
Einbau wird ein Stück jeder Zugstange herausgeschnitten<br />
und darauf die eine Seite am<br />
Stempel, die andere am Zylinder befestigt.<br />
Jede Differenz in der Einstellung der Bremse<br />
wird damit ausgeglichen. Die Stempel werden<br />
durch Gummidichtungen öldicht abgeschlossen.<br />
Wo zwei solche Einheiten Verwendung finden,<br />
können die Bremsen je einer Achse<br />
gegeneinander ausgeglichen werden. Auf<br />
Wunsch können mit ähnlichen Mitteln auch<br />
die Bremsen der beiden Achsen paarweise<br />
aufeinander abgestimmt werden. Der Weg der<br />
Kolben wird durch Anschläge in den Zylindern<br />
begrenzt, so dass im Falle einer Verletzung<br />
des Ausgleiclisystems die Bremse<br />
nicht versagt<br />
Die Zylinder werden schon in der Fabrik<br />
mit Glyzerin gefüllt und bedürfen keiner<br />
Nachfüllung, da sie absolut zuverlässig abdichten.<br />
Aus diesen Gründen wurde auf eine<br />
spezielle Einfüllöffnung verzichtet.<br />
Frag« 9738. Gasana)ysen-Messgtr8te. Wer fabriziert<br />
Messgeräte ?ur läufenden Feststellung des<br />
CÖ-, COj- und HrGebaltes einer Gasraisehung?<br />
M. G. in L.<br />
Frage 9743. Alte Motorräder von 1894. Eine<br />
Firma Bürgin in Basel hatte um 1§94 etwa 100<br />
SStück HildebrandTWolfmüllerTMptorräder im Beait?,<br />
die sie nicht verkaufen konnte. Wer kann<br />
Auskunft darüber erteilen, wo ein solches Rad besichtigt<br />
werden dürfte? Wa. 0. in H. I =c Ueberlaufventil, K =? Stossdämpfer, L = Stoss-<br />
Chassis mit hydraulischem Stossdämpfer-System.<br />
dämpfer-Pumpe.<br />
Fragt 9744. Raketenflug-Probleme. Mit einem<br />
freunde dielsutierte ich über das Problem des Raketen-rFlugzeuges.<br />
Meine Ansicht ist die, dass die<br />
beiten. Neben der Handverstellung weisen neue<br />
Modelle auch eine automatische Verstellung auf.<br />
Sie funktionieren folgendermassen:' Am Chassis ist<br />
bei jeder Feder ein Stossdämpfer K eingebaut.<br />
Einer davon (L) ist als Stossdämpfer und Pumpe<br />
Schnitt der Stossdämpfer-Pumpe. A = Oeldruck-<br />
Ueberlaufventil, B = Druckregelventil, G = Oelaustritt<br />
aus der Pumpe, D = Oeleintritt in die<br />
Pumpe.<br />
Anfragt 576. Vortrittsrecht In einer Tageszeitung<br />
ist eine Unfallmeldung, in der behauptet<br />
wird, dass eip ron rechts kommender Velofahrer<br />
vor einem Auto den Vortritt habe. Nach Art. 27<br />
des M. F G. hat dies aber nur ein gleichzeitig von<br />
rechts kommendes Motorfahrzeug. Die in der <strong>Zeitung</strong><br />
vertretene Auffassung ist meines Erachtens<br />
falsch und kann früher oder später jedem Automobilisten<br />
gefährlich werden. Wie steht es mit der<br />
Gefichtspraxis? G. St in Z.<br />
Antwort: Es ist richtig, dass Art. 27 M. F. G.<br />
nur von Motorfahrzeugen spricht und seinem Wortlaut<br />
nach nur da« Zusammentreffen von Motorfahrzeugen<br />
an einer Strassenkreuzung, Strassengabelung<br />
oder Strasseneinmündung ordnet. Das<br />
Zusammentreffen anderer Kategorien von Strassenbenützern<br />
unter sich ist in Art. 30 für die Fahrräder,<br />
in Art. 33 für die Fahrzeuge mit Tierbespannung,<br />
Handkarren und Zugwagen und in<br />
Art. 34 für die Reiter und Viehherden in der Weise<br />
geordnet, dass die Bestimmungen des Art. 27 für<br />
diese Fälle «sinngemäss» anwendbar erklärt werden.<br />
Ueber das Zusammentreffen von Angehörigen<br />
der einen Kategorie mit Angehörigen einer andern<br />
dieser verschiedenen Kategorien ist, ebenfalls<br />
«sinngemäss» das nämliche zu sagen wie über das<br />
Zusammentreffen mit diesen verschiedenen Kategorien,<br />
mit andern Worten, ein Motorfahrzeug hat<br />
einem von rechts kommenden Handkarren usw.<br />
den Vortritt zu lassen! Diese Auffassung ist allerdings<br />
weder im Gesetz noch in der Vollziehungsverordnung<br />
ausgedrückt. Wir halten sie auch für<br />
absolut falsch. Sie wird aber von den Kommentatoren<br />
sowohl als auch von den Gerichten als richtig<br />
bezeichnet und infolgedessen in den Urteilen<br />
auch angewandt. Es liegen diesbezüglich bereits<br />
eine Mehrzahl oberinstanzlicher Urteile vor, in denen<br />
dieser falsche Grundsatz ausdrücklich als bindend<br />
erklärt worden ist, mit der Begründung, diese<br />
Stellungnahme sei im Interesse der Verkehrssicherheit<br />
erforderlich. Diese zuungunsten des Motorfahrzeuges<br />
lautende Gesetzes-Interpretation ist<br />
nur einer der vielen Beweise dafür, wie sehr man<br />
noch darauf bedacht ist, die freie Entwicklung des<br />
Motorfahrzeugverkehrs künstlich zu hemmen.<br />
Das unbeständige Wetter<br />
erhöht die Schwierigkeiten des Inbetriebsetzens des<br />
Motors und erschwert zudem deren ohnehin schon<br />
schwierige Einregulierung. Die Folgen:<br />
mangelhaftes Anfahren<br />
unregelmässige Fahrweise<br />
Aussetzen des Motors<br />
« schwaches Anzugsvermögen<br />
überxnässiger Brennstoffverbrauch.<br />
Vermeiden Sie diese Unannehmlichkeiten, indem Sie<br />
Ihren Motor durch Ihren Garagisten mit einem<br />
hat seine ganze Nervosität verToren, seitdem<br />
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Berliner<br />
Hanomag.<br />
Hier sehen wir alte Bekannte: die Typen Garant,<br />
Kurier, Rekord und Sturm. Garant und Kurier<br />
besitzen den gleichen Vierzylindermotor zu<br />
1100 com; der Unterschied liegt in der Ausführung<br />
des Fahrgestells. Der «Garant» ist ein einfach,<br />
aber ausserordentlich solid ausgebildeter Starrachser,<br />
der durch einen kräftig gehaltenen Rahmen<br />
immerhin eine recht gute Strassenlage erzielt, während<br />
beim «Kurier», der den anderen grösseren<br />
Typen im wesentlichen gleicht, für die Vorderräder<br />
Einzelradfederung vorgesehen ist.<br />
Wie bereits am Pariser Salon, zeigt Hanomag<br />
nunmehr auch in Berlin die vollautomatische, öldruckbetätigte<br />
Kupplung. Hier handelt es sich um<br />
eine Neuerung, die sich durch besonders einfachen<br />
Aufbau auszeichnet Ein Kupplungsfusshebel ist<br />
nicht mehr vorhanden, die Kupplung ist mit dem<br />
Gashebel verbunden, doch erfolgt das Ein- und das<br />
Auskuppeln ohne Kraftaufwand vollkommen selbsttätig.<br />
Das Einkuppeln erfolgt durch Oeldruck. Eine<br />
Kupplungsfeder ist nicht vorhanden. Für die Erzeugung<br />
des Oeldruckes wird die gewöhnliche<br />
Schmierpumpe des Motors verwendet.<br />
Wenn man den Gashebel niederdrückt, so wird<br />
zuerst eingekuppelt und dann beim weiteren Niedertreten<br />
Gas gegeben. Das Einkuppeln erfolgt<br />
ganz allmählich und man hat daher Zeit, den Gashebel<br />
gleich weiterzutreten, um die für das Anfahren<br />
des Wagens erforderliche Motordrehzahl zru<br />
erreichen. Dadurch hat man es in der Hand, auch<br />
in der Steigung mit viel Gas anzufahren. Das<br />
gleichzeitige Bedienen von Gashebel und Kupplungshebel<br />
fällt also bei dieser neuartigen Kupplung<br />
vollkommen weg; ein Fuss ruht immer auf<br />
•dem Gashebel, der andere auf der Bremse, so dass<br />
die Bremsbereitschaft wesentlich erhöht wird. Dies<br />
bedeutet eine nicht zu unterschätzende Erhöhung<br />
der Sicherheit.<br />
Wenn während der Fahrt der Gashebel gänzlich<br />
zurückgenommen wird, dann wirkt die Kupplung<br />
als Freilauf. Hingegen kann der Motor zur<br />
Abwärtsfahrt im Gebirge als Bremse in der üblichen<br />
Weise benützt werden, weil man einfach den<br />
Gashebel nur so weit zurücknimmt, dass der Motor<br />
im Leerlauf arbeitet, so dass die Kupplung<br />
nicht gelöst wird.<br />
Der geübte Bergfahrer wird vielleicht die Ausführung<br />
mit einem eigenen Kupplungspedal vorziehen,<br />
weil das Feingefühl, das von menschlicher<br />
Ueberlegung gelenkt wird, durch nichts ersetzt<br />
werden kann. Der Anfänger und der technisch weniger<br />
talentierte Fahrer aber wird es sehr begrüssen,<br />
dass man bei Hanomag nach Wunsch einen<br />
Kupplungsautomaten erhalten kann, der sich durch<br />
höchst einfache Ausbildung (daher Betriebssicherheit)<br />
und durch sinngemässes Arbeiten auszeichnet.<br />
AutomobiVAusstellung<br />
Von Stand zu Stand<br />
Schluss des Berichtes unseres Sonderkorrespondenten.<br />
kommt. Diese Typen haben sämtliche vorne achslose<br />
Aufhängung der Vorderräder durch Querfedern<br />
und Querlenker. Ausserdem sieht man ei-<br />
ccm. Die Fahrgestelle dieser bewährten Typen wur-<br />
1681 ccm, W240 zu 1949 ccm und W 250 zu 2241<br />
Hansa.<br />
Vor zwei Jahren kam diese Bremer Marke mit nen grossen Horch als Pullman-Limousine mit 7 den nur insofern abgeändert, als nunmehr auch<br />
zwei neuen Typen zu 1100 und zu 1700 com heraus,<br />
die sich konstruktiv als ausgezeichneter Wurf Sämtliche Wagen weisen ein Vierganggetriebe Schliesslich verdient die äusserlich am auffal-<br />
Sitzen in vollendeter Ausstattung.<br />
die Vorderräder Einzelfederung aufweisen.<br />
erwiesen. Das Fahrgestell war nach den modernsten<br />
Gesichtspunkten ausgebildet. Selbstverständ-<br />
und synchronisiert sind.<br />
achtete Neuschöpfung besondere Erwähnung: die<br />
auf, bei dem die oberen drei Gänge geräuscharm lendsten und am meisten von den Besuchern belich<br />
vorne und hinten Schwingachsen, Zentralrahmen,<br />
tiefe SchwerpunkUage, obeagesteuerter<br />
Opel.<br />
eich genau mit jenem der Type W 250, aber die<br />
Karosseriespezialtype W 251. Das Fahrgestell deckt<br />
Motor. Dazu Karosserien von besonderer Schnittigkeit.<br />
Type «P 4» heraus. Sie wurde aus dem jahrelang ihrer Linie mutet sie in vieler Hinsicht ausgespro-<br />
Vor einigen Monaten kam Opel mit der neuen Karosserie ist grundlegend anders gestaltet. In<br />
Nach Konsolidierung der Finanzlage des Werkes<br />
eröffnete sich die Möglichkeit, für das Jahr gesetzten Modell 1,2 Liter entwickelt. Der neue Mo-<br />
Reich liebt man immer mehr schön abgerundete<br />
unverändert gebauten und in riesigen Massen abchen<br />
amerikanisch an. Aber auch im Deutschen<br />
<strong>1936</strong> mit einer vollkommen neuen Type herauszukommen,<br />
' während die beiden bisherigen Voll-<br />
aber gleichviel wie der bisherige etwas stärkere mige Gepäckbehälter. All dies bietet der neue Wator<br />
besitzt einen Hubraum von 1066 ccm. leistet Formen, grosse Innenräume und angebaute geräuschwingachser<br />
auch weiterhin gebaut werden. Motor. Fahrgestell und Limousinenaufbau wurden gen. Die Abrundung der äusseren Linien ist weitgehend<br />
durchgefühlt und erstreckt sich auch auf<br />
Die neue Type trägt die Bezeichnung «Privat» in allen wesentlichen Teilen von früher her übernommen.<br />
Lediglich das Gesicht des Wagens wurde die Motorhaube, die in weicher Rundung in die<br />
und verdient nicht nur vom Gesichtspunkte des<br />
äusserst niedrigen Preises — bei einem Motor zu etwas verändert, da nunmehr eine gefällige Kühlerverkleidung<br />
vorhanden ist, die auch die Kot-<br />
des neuen Wagens zeichnet sich durch Behaglich-<br />
Kühlerverkleidung übergeht. — Der Innenraum<br />
3,5 Liter Hubraum — sondern auch in konstruktiver<br />
Hinsieht volle Beachtung. Der Sechszylindermotor<br />
entwickelt 90 PS und verleiht dem Wagen ist, dass diese viersitzige Kleinlimousine bei Anflügelverbindungestange<br />
verdeckt. Bemerkenswert<br />
eine Höchstgeschwindigkeit von etwa 125 km/h. bringung des Ersatzrades in der vorderen Kotflü-<br />
Neuartig ist die Gestaltung des vorderen und des<br />
hinteren Fahrwerkes. Die Vorderräder werden<br />
durch gleich lange Ouerlenker geführt, die eine<br />
Parallelfübrung der Räder sicherstellen und damit<br />
das für die Lenkruhe nachteilige Kippen der Räder<br />
vermeiden. Die AMederun? erfolgt durch S^h^aubenfedern,<br />
die schräg zwischen den Radlenkern<br />
liegen und gegen den Rahmen gepresst werden.<br />
Für die Gelenke sind Silentblocks verwendet. Die<br />
Hinterachse des neuen Hansa ist wie bei den kleineren<br />
Typen eine Pendelachse mit Gelenkfuhrnng<br />
der Achstrompeten, so dass gesonderte Schubstreben<br />
für die Uebertragung der Antriebs- und Bremsreaktionskräfte<br />
nicht erforderlich sind. Auch bei<br />
der Hinterachse finden Silentblocks für die Federgehänge<br />
Verwendung, so dass es hier ebensowenig<br />
Schmierstellen gibt. .<br />
Horch.<br />
Die Repräsentationsmarke der Auto-TJuion stellt<br />
wieder Wagen von vollendeter Eleganz aus. Im<br />
wesentlichen handelt es sich um die bisherigen Modelle,<br />
an denen nur geringfügige kleine Veränderungen<br />
vorgenommen wurden. Als der weitaus<br />
schönste Wagen seiner Preisklasse beherrscht ein<br />
viersitziges Sporteabriolet der TTünf-Liter-Type den<br />
ganzen Stand. Der Wagen ist mit der Horch-<br />
Doppelgelenkachse ausgestattet. Sie stellt an sich<br />
keine Einzelradfederung dar, da die beiden Räder<br />
durch eine Rohrtraverse verbundon sind. Hingegen<br />
ist das Differential, die Hauptmasse der gewöhnlichen<br />
Starrachse, am Rahmen befestigt, und der<br />
Antrieb der beiden Räder erfolgt durch Doppelgelenkhalbwellen.<br />
Die ungefederten Massen sind<br />
ausserordentlioh leicht, und die Neigung zum Abspringen<br />
der Räder vom Boden verringert sich dadurch<br />
in sehr starkem Mass. Andererseits ermöglicht<br />
die Doppelgelenkachse die Verwenduns weicher,<br />
langer Blattfedern, so dass in gewisser Hinsicht<br />
diese Konstruktion die Vorzüge der Pendelachse<br />
(Einzelradfederung) mit jener der Starrachse<br />
vereinigt<br />
Weiter sieht man ein viertüriges Cabriolet des<br />
Typs 830, einen der geräumigsten Viersitzer der<br />
Ausstellung in dieser Preislage. Der Achtzylinder-<br />
V-Motor, dessen Baulänge jener eines Vierzylindermotors<br />
entspricht, nimmt nur wenig Raum in<br />
Anspruch, was dem Innenraum des Wagens zugute<br />
gelmulde mit einem grossen Gepäckträger ausgestattet<br />
wird, was die Mitnahme erheblicher Gepäcksmengen<br />
erlaubt<br />
Als mittleren Typ .finden wir den «Olympia»<br />
mit einem Vierzylindermotor zu 1279 ccm Hubraum,<br />
der in der selbsttragenden Karosserie aufgehängt<br />
ist. Die Vorderräder sind achslos gefedert,<br />
die Hinterräder jedoch durch eine Starrachse geführt.<br />
Während der kleine Wagen mit Drei- odor<br />
Vierganggetriebe erhältlich ist, wird der Typ Olympia<br />
nur mit einem Dreiganggetriebe geliefert.<br />
Die Reihe wird nach oben abgeschlossen durch<br />
den Sechszylinder-Typ zu 2 Liter Hubraum, der<br />
keine Aenderungen aufweist, sich aber durch einen<br />
ausgezeichneten, sehr elastischen und lebhaften<br />
Motor auszeichnet. Bemerkenswert die geräumigen<br />
Karosserien.<br />
Dar Zweilitertyp wird mit drei verschiedenen<br />
Fahrgestellängen geliefert und ermöglicht so verschieden<br />
grosse Karosserien, und zwar Viersitzer<br />
zu zwei und vier Türen sowie einen sehr langen<br />
Sechssitzer. Ausserdem wird erstmals diese Type<br />
mit einer für den Geländesport geschaffenen Spezialkarosserie<br />
gezeigt.<br />
Wanderer.<br />
Hier sehen wir einen neuen Kompressor-Sportwagen!<br />
Es handelt sich um den Sechszylindermotor<br />
zu 1949 ccm, der nunmehr durch einen Kompressor<br />
für schnellste Fahrt ausgerüstet wurde. Der<br />
Wagen macht gut und gern seine 145 km/St Der<br />
Kompressor liegt zwischen Vergaser und Motor,<br />
läuft ständig mit, kann also nicht gesondert einund<br />
ausgeschaltet werden und führt daher über<br />
den ganzen Drehzahlenbereich zu einer Leistungssteigerung<br />
und zu einer Erhöhung des Anzugsvermögens.<br />
Die Höchstleistung des Motors mit Kom- '<br />
FREITAG, 21. FEBRUAR <strong>1936</strong> — N° 15<br />
pressor beträgt 85 PS, gegenüber dem gleichen Motor<br />
ohne Kompressor mit 40 PS.<br />
Sehr bemerkenswert ist auch das Fahrgestell<br />
des neuen Sportwagens' ausgebildet. Die Vorderräder<br />
sind achslos aufgehängt und durch eine<br />
Querfeder gefedert. Die Hinterachse ist eine Starrachse<br />
mit der Federnanordnung wie bei der<br />
D. K. W.-Schwebeachse. Dadurch erreicht der Wagen<br />
eine grosse Stabilität gegen das lästige Hinausneigen<br />
des Aufbaues in der Kurve.<br />
Im übrigen werden die Gebrauchswagentypen<br />
beibehalten wie bisher: W 235 mit einem Motor zu<br />
keit und sorgfältige Durchbildung aus. Die Karosserie<br />
und das ausgezeichnet auf der Strasse liegende<br />
schnelle Fahrgestell ergeben in ihrer Verschmelzung<br />
einen sportlichen Reisewagen für den<br />
Alltag wie für grosse Fahrten. Der neue Typ W 251<br />
wird als Limousine sowie als Cabriolet geliefert<br />
Zu unserer Besprechung des Hanomag-Standes<br />
ist berichtigend nachzutragen, dass nunmehr auch<br />
die Type Garant für die Vorderräder Einzelradfeierung<br />
wie die anderen Typen besitzt<br />
CBilder auf Seite 10.)<br />
Deutsch-schweizerischer Wirtschaftsvertrag. Die<br />
seit einiger Zeit in Berlin geführten Verhandlungen<br />
zwischen einer schweizerischen und einer deutschen<br />
Delegation sind am 11. Februar mit der Unterzeichnung<br />
mehrerer Zusatzvereinbarungen zu<br />
dem bestehenden Abkommen über den Waren- und<br />
Zahlungsverkehr abgeschlossen worden. Um die<br />
Ausnützung der für die schweizerische Warenausfuhr<br />
nach Deutschland gemäss dem Verrechnungsabkommen<br />
vom 17. April 1935 zur Verfügung stehenden<br />
Summe von 13 Millionen Franken monatlich<br />
wirksamer zu gestalten, sind die Zahlungskontingente<br />
einzelner Positionen den tatsächlichen<br />
Bedürfnissen besser angepasst worden.<br />
Die handelspolitischen Vereinbarungen betreffen<br />
eine auf bestimmte Kontingentsmengen beschränkte<br />
Herabsetzung gewisser Seidenzölle des<br />
deutschen Tarifes sowie eine Neuregelung der<br />
schweizerischen Kunstseideneinfuhr in Deutschland<br />
auf deutscher Seite sowie eine Neuregelung<br />
des Zolles für gewisse elektrische Automobilapparate<br />
und für Wachstuch auf schweizerischer Seite.<br />
Die Vereinbarungen treten am 1. März <strong>1936</strong> in Kraft<br />
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« • » '<br />
NöI5 FREITAG, 21. FEBRUAR <strong>1936</strong> AUTOMOBIL-REVUE<br />
F E U I L L E T O N<br />
8. Fortsetzung.<br />
Er musste leicht aufwärts klettern, denn das<br />
Segel stand nach oben. Das Fall, das durch<br />
verschiedene Blöcke am Gaffel und Mast lief,<br />
gab ihm einige Stützpunke für Hände und<br />
Füsse. Aber das schlimmste war, dass der<br />
Wind nicht kräftig und stetig genug wehte,<br />
umdas Segel zu blähen. Als er sich etwa in<br />
der Mitte befand, machte die .Qhost' eine<br />
Schlingerbewegung nach Luv und wieder zurück<br />
in ein Wellental. Harrison hielt inne<br />
und klammerte sich fest. Achzig Fuss unter<br />
ihm, könnte ich seine krampfhaften Muskelbewegungen<br />
sehen: er kämpfte um sein Leben.<br />
Das : Segel wurde schlaff und schwang mittschiffs.<br />
Das Fall gab nach, und obgleich sich<br />
das. alles mit grosser Schnelligkeit abspielte,<br />
konnte ich doch sehen, wie es durch sein Körpergewicht<br />
sackte. Dann schwang die Gaffel<br />
mit einem Ruck zur Seite, das grosse Segel<br />
schwoll wie aus der Kanone geschossen, und<br />
die - dreifache Reihe- von Reffseisingen<br />
klatschte wie eine Gewehrsalve gegen die<br />
Leinwand. Harrison sauste, immer noch festgeklammert,<br />
durch die Luft, aber das Fall<br />
straffte sich wieder mit einem scharfen Ruck.<br />
Es war wie ein Peitschenhieb. Da verlor er<br />
den Halt. Die eine Hand wurde losgerissen,<br />
die andere krampfte sich einen Augenblick<br />
verzweifelt iest, dann folgte auch sie. Der<br />
Körper sauste hinunter, aber glücklicherweise<br />
blieb er mit den Füssen hängen. Durch eine<br />
schnelle Bewegung gelang es ahm, das Fall zu<br />
packen, aber es dauerte nicht lange, bis er sich<br />
wieder hochgeschwungen hatte. Da hing er<br />
— ein kläglicher Anblick.<br />
«Wetten, dass ihm heute das Abendbrot<br />
nicht schmecken wird », hörte ich Wolf Larsen<br />
sagen, dessen Stimme um die Ecke der<br />
Kombüse zu mir drang. « Johansen, abhalten.<br />
Passen Sie auf! Jetzt kommt die Bö.»<br />
Harrison musste sich sehr elend fühlen.<br />
Lange klammerte er sich an seinen schwankenden<br />
Halt, ohne auch nur einen Versuch zu<br />
machen, sich zu bewegen. Aber Johansen<br />
trieb ihn an, seine Aufgabe zu vollenden.<br />
«Es ist eine Schande! » hörte ich Johnson<br />
in langsamem, aber korrektem Englisch knurren.<br />
Er stand beim Grossmast, ganz nahe bei<br />
mir. «Der Junge hat guten Willen. Mit der<br />
Zeit •wird'er'es-schGir lernen.- -Aber das ist;.« •*••<br />
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Von Jack London.<br />
Er machte eine Atempause und beendete dann<br />
sein Urteil: « Mord! »<br />
«Willst du still sein!» flüsterte Louis ihrri<br />
zu. «Wenn dir dein Leben lieb ist, so halt<br />
den Mund.»<br />
Aber Johnson knurrte weiter.<br />
Der Jäger Standish sagte zu Wolf Larsen;<br />
« Das ist mein Puller, und Ich möchte ihn nicht<br />
verlieren.»<br />
« Stimmt, Standish», lautete die Antwort.<br />
« Wenn du ihn im Boot hast, ist er dein Puller,<br />
solange ich ihn aber hier an Bord habe, ist er<br />
mein Matrose, und da mache ich mit ihm, was<br />
mir gefällt.»<br />
«Aber das ist doch kein Grund...» begann<br />
Standish erregt.<br />
.« Es ist gut», unterbrach ihn Wolf Larsen.<br />
«Ich habe meine Meinung gesagt, und damit<br />
genug. Der Mann gehört mir, und wenn es<br />
mir passt, kann ich Suppe aus ihm kochen und<br />
sie essen.»<br />
Die Augen des Jägers funkelten zornig,<br />
aber er drehte sich um und ging die Treppe<br />
zum Zwischendeck hinab, wo er stehenblieb<br />
und hinaufsah. Alle Mann befanden sich an<br />
Deck, und alle Augen waren nach oben gerichtet,<br />
wo ein menschliches Wesen mit dem<br />
Tode rang. Die Gefühllosigkeit dieser Menschen<br />
war entsetzenerregend. Ich, der ich<br />
abseits vom Trubel der Welt gelebt hatte,<br />
hätte mir nie träumen lassen, dass es draussen<br />
so zuging.<br />
Doch zurück zu Harrison! Johansen<br />
schmähte und beleidigte den armen Kerl,<br />
aber es dauerte volle zehn Minuten, bis er ihn<br />
wieder in Bewegung gebrächt hatte. Kurz<br />
darauf hatte er das Ende der Gaffel erreicht,<br />
wo er sich, auf der Spiere reitend, besser<br />
festhalten konnte. Er machte das Schoot klar<br />
und hätte nun am Fall entlang zum Mast zurückklettern<br />
können. Aber er hatte den Kopf<br />
verloren. So unsicher seine jetzige Lage war,<br />
wollte er sie doch nicht mit der noch unsichereren<br />
auf dem Fall vertauschen.<br />
Er backte auf den luftigen Weg, der er passieren<br />
sollte, und dann hinunter aufs Deck.<br />
Noch nie hatte ich soviel Furcht auf dem Gesicht<br />
eines Menschen ausgeprägt gesehen.<br />
Vergebens rief Johansen, dass er herunterkommen<br />
solle. Jeden Augenblick konnte er<br />
von der Gaffel geschleudert werden, aber er<br />
war hilflos vor Angst. Wolf Larsen, der, in.<br />
eine Unterhaltung mit Smoke vertieft, auf und<br />
nieder schritt, nahm keine Notiz von ihm, nur<br />
rief er dem Mann am Rad einmal scharf zu:<br />
« Du bist aus dem Kurs, Mann! Pass auf, dass<br />
du dir keine Unannehmlichkeiten zuziehst',» .J<br />
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« Jawohl, Käptn », erwiderte der Rudergast<br />
und drehte das Rad.<br />
Er hatte die ,Qhost' ein paar Strich aus dem<br />
Kurs gebracht, damit das bisschen Wind das<br />
Vorsegel füllen und prall halten konnte. Er<br />
hatte dem unglückseligen Harrison helfen wollen,<br />
auf die Qefahr hin, Wolf Larsens Zorn<br />
heraufzubeschwören.<br />
i Wohl eine halbe Stunde verging. Da sah<br />
ich Johnson in einem Wortwechsel mit Louis.<br />
Er endete damit, dass Johnson den Arm des<br />
andern, der ihn halten wollte, beiseite schob<br />
und nach vorn ging. Er überquerte das Deck,<br />
sprang in die Takelung und begann zu klettern.<br />
Aber das schnelle Auge Wolf Larsens<br />
hatte ihn erfasst.<br />
« Hallo, Mann, wohin? » rief er.<br />
Johnson hielt im Klettern inne. Er blickte<br />
seinem Kapitän in die Augen und sagte langsam:<br />
« Ich will den Jungen herunterholen. ><br />
«Du wirst herunterkommen, und das ein<br />
bisschen plötzlich. Verstanden? Runter! »<br />
' Johnson zögerte, aber der langjährige urlbedingte<br />
Gehorsam gegen den Herrn des<br />
Schiffes übermannte ihn, er glitt aufs Deck<br />
herab und ging nach vorn.<br />
ist so voller Roheit wie das Meer voller Bewegung.<br />
Manchen macht dies krank, manchen<br />
jenes. Das ist alles.»<br />
« Aber Sie, der Sie Spott mit Menschenleben<br />
treiben, legen Sie dem Leben gar keinen<br />
Wert bei? » fragte Ich.<br />
« Wert? Was für Wert? » Er sah mich an,<br />
und obwohl seine Augen ruhig und unbeweglich<br />
waren, erschien doch ein zynisches Lächeln<br />
in ihnen. « Was für einen Wert? Wie<br />
ermessen Sie es? : Wer schätzt es? »<br />
«Ich selbst», gab ich zur Antwort.<br />
« Wieviel ist es Ihnen denn wert? Das Leben<br />
eines andern, meine ich. Nun, heraus damit!<br />
Was ist es wert?»<br />
Der Wert des Lebens? Wie sollte Ich eine<br />
solche Frage stehenden Fusses beantworten?<br />
Die Heiligkeit des Lebens war für mich immer<br />
etwas Gegebenes gewesen. Dass es einen<br />
Wert besass, war eine Wahrheit, die ich nie<br />
bezweifelt hatte. Und als er diese offenbare<br />
Wahrheit jetzt anfocht, war ich ratlos.<br />
«Wir sprachen gestern davon», sagte er.<br />
«Ich behauptete, das Leben sei ein Gärstoff,<br />
ein Ferment, das Leben frässe, um selbst leben<br />
zu können, und das Leben sei nichts als<br />
erfolgreiche Gemeinheit. Nun, wenn es auf<br />
Angebot und Nachfrage ankommt, so ist das<br />
Um halb sechs ging ich hinunter, um denLeben das Billigste auf der Welt. Es gibt soundso<br />
viel Wasser, soundso viel Erde, sound-<br />
Kajütentisch zu decken, aber ich wusste kaum,<br />
was ich tat, denn immer sah ich den totenbleichen,<br />
zitternden Menschen vor mir, dermöchte, gibt es zur Unendlichkeit.<br />
so viel Luft, aber Leben, das geboren werden<br />
sich wie ein Käfer an die Gaffel klammerte. «Sie haben Darwin gelesen», sagte ich,<br />
Als ich um sechs Uhr an Deck kam, um das «aber Sie haben ihn missverstanden, wenn<br />
Abendbrot aufzutragen, sah ich Harrison immer<br />
hoch in derselben Lage. Die Unterhal-<br />
Dasein Ihr mutwilliges Vernichten von Leben<br />
Sie den Schluss ziehen, dass der Kampf ums<br />
tung bei Tisch drehte sich um andere Dinge. rechtfertigt.»<br />
Kein einziger schien sich für das so grundlos<br />
gefährdete Leben zu interessieren. Als ich<br />
aber noch einmal nach der Kombüse musste, :<br />
sah ich zu meiner Freude Harrison nach der<br />
Back schwanken. Er hatte endlich den Mut<br />
zum Herunterklettern gefunden.<br />
Ehe ich diesen Gegenstand verlasse, muss<br />
ich eine Unterhaltung berichten, die ich mit<br />
Wolf Larsen in der Kajüte hatte, als ich das<br />
Geschirr aufwusch.<br />
«,Sie sahen sehr schlecht aus. heute nachmittag<br />
», begann er. « Was fehlte Ihnen? »<br />
Er wusste natürlich gut, was mich beinähe<br />
o elend wie Harrison gemacht hatte, er wollte<br />
mich nur reizen.<br />
Ictantwortete: «Es war die rohe Behandlung<br />
des Jungen.»<br />
Er. lachte kurz: «Wohl eher Seekrankheit.<br />
Mancher kriegt sie, mancher nicht.»<br />
"'«-Nein, das war es nicht», antwortete ich.<br />
gewiss», fuhr er fort- « Die Erde<br />
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Er zuckte die Achseln. « Sie wissen wohl,<br />
dass Sie dabei nur an das menschliche Leben<br />
denken, denn auf Fleisch, auf Geflügel und<br />
Fische verzichten Sie so wenig wie ich oder<br />
sonst jemand. Und menschliches Leben unterscheidet<br />
sich in keiner Beziehung von tierischem.<br />
Warum sollte ich sparsam sein mit<br />
diesem Leben, das so billig und wertlos ist?<br />
Es gibt mehr Matrosen als Schiffe für sie auf<br />
dem Meere, mehr Arbeiter als Maschinen für<br />
sie. Sie leben ja auf dem Lande, und Sie wissen<br />
doch, dass man Ihre Armen in den ungesundesten<br />
Stadtvierteln unterbringt und Hunger<br />
und Pest auf sie loslässt, und dass die<br />
Zahl derer beständig wächst, die aus Mangel<br />
an einem Stückchen Brot und einem Bissen<br />
Fleisch zugrunde gehen. Ist das nicht Vernichtung<br />
von Leben? Haben Sie, je die Londoner<br />
Dockarbeiter wie wilde Tiere um eine<br />
Arbeitsgelegenheit kämpfen sehen? »<br />
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AUTOMOBIL-REVUE FREITAG, 21. FEBRUAR <strong>1936</strong> 15<br />
Fortsetzung von Seite 3.<br />
„L.Z. 129" startbereit<br />
(Schluss.)<br />
Seit Kriegsende hat sich in der äussern<br />
Formgebung der Luftschiffe die Tendenz<br />
durchgesetzt, den Schlankheitsgrad L:D<br />
mehr und mehr zu verkleinern. «L. Z. 113»,<br />
das letzte bei Kriegsende beinahe fertiggestellte<br />
Marineluftschiff hatte noch ein<br />
Verhältnis der Länge L zum Durchmesser<br />
D von 8,8. Es folgt die «Bodensee» mit<br />
L:D 6,5, die «Los Angeles» mit 7,2, während<br />
«Graf Zeppelin», der sich ,in seinen<br />
Massen nach denen der vorhandenen Bauhalle<br />
richten musste* mit 7,8 aus dieser<br />
Eeihe herausfällt. Der startbereite «L. Z.<br />
129» weist einen L:D von 6 auf. Die<br />
«Akron» hatte ein solches von 5,9, während<br />
die Engländer bei «E 100» und «R 101»<br />
noch weiter gingen, hatten doch diese<br />
Schiffe einen L:D von 5,5 resp. 5,7.<br />
Der Uebergang zu plumperen Bauformen<br />
ist aerodynamischer und statischer<br />
Art, haben doch Versuche im Windkanal<br />
ergeben, dass der Widerstand bei L:D =<br />
5*5 bis 6 einen Kleinstwert erreicht. Fahrtechnisch<br />
ist ein gewisser Einfluss der<br />
Schlankheit auf die Steuerbarkeit des<br />
Schiffes erkennbar. Das plumpere Schiff<br />
ist infolge seines kleinern Massenträgheitsmomentes<br />
um die Hochachse wendiger,<br />
während das schlankere ruhiger im<br />
Kurse liegt. Doch ist in diesem Punkte<br />
der Stabilisierungsgrad und die Grosse<br />
der Ruderflächen ausschlaggebend. Da ein<br />
gleicher Schiffsinhalt beim plumpern<br />
Schiff von einer kleinern Oberfläche umspannt<br />
wird, so bedeutet dies eine Ersparnis<br />
an Hüllen- und Zellenstoff, zum Teil<br />
auch an Tragwerk. In statischer Hinsicht<br />
ist das grosse Widerstandsmoment des<br />
plumpern Schiffes natürlich erwünscht;<br />
doch gibt es hier eine Grenze, jenseits<br />
deren das hierdurch ersparte Gewicht bei<br />
den Hauptringen sehr schnell mit dem<br />
Durchmesser steigt.<br />
«L. Z. 129» zeichnet sich gegenüber den<br />
frühern Grossbauten von Luftschiffen dadurch<br />
aus, dass die Passagierräume von<br />
400 m ! Bodenfläche mittschiffs angeordnet<br />
sind. Zweistockwerkartig untergebracht<br />
enthält die Oberpartie Speisesaal, Wandelhalle,<br />
Schreib- und Lesezimmer, sowie die<br />
Kabinen mit 50 Betten; die untere Rauchsalon,<br />
Bad, Schiffsbureau, Küche und Besatzungsräume.<br />
Der Führerraum (Steuerund<br />
Navigationsraum) weist eine Länge<br />
von 10 m auf und liegt am Bugteil des<br />
Schiffes. Ueber diesem ist die Funkstation<br />
angeordnet, welche ihren Strom von einer<br />
Beim Streichen der Hülle. (Photo: Luftschiffbau Zeppelin.)<br />
130» begonnen wird. Die Pläne für dieses<br />
Schiff sind bereits fertig erstellt. Alle<br />
erforderlichen Vorrichtungen befinden<br />
sich in den Werftwerkstätten in Arbeit,<br />
so dass nach Eintreffen der notwendigen<br />
Baustoffe mit dem Neubau auf breitester<br />
Basis begonnen werden kann, während<br />
mit der Herstellung kleinerer Einzelheiten<br />
schon begonnen werden konnte.<br />
Im grossen und ganzen wird dieser<br />
Ozeanriese die gleichen Abmesungen wie<br />
«L.Z. 129» aufweisen: Länge 246 m, grösster<br />
Durchmesser 41 m, Nenngasinhalt<br />
190 000 m*. Dagegen sind u. a. bei der An-<br />
der Passagierräume einige Ergänzun-<br />
im Schiffsinnern befindlichen und vonlage<br />
zwei Oelmotoren betriebenen elektrischen gen in Aussicht genommen.<br />
Zentrale erhält. Der nämliche Energiespender<br />
liefert ferner die Elektrizität für nischen Luftverkehrs werden die Werft-<br />
Im Zuge der Ausdehnung des transozea-<br />
das Lichtnetz und die Küche, während das anlagen in Friedrichshafen bedeutend erweitert.<br />
Bereits ist mit der Errichtung<br />
Warmwasser ihrer Oelmotoren zur Speisung<br />
einer kombinierten Warmwasser- einer 150 m langen Eingbauhalle begonnen<br />
worden. Neben der eigentlichen gros-<br />
Luftheizung dient.<br />
Ehe dieses zweite Ozeanluftschiff fertiggestellt<br />
ist, wurde bereits der Auftrag für ruht, werden in einer neuen Spezialwerksen<br />
Halle, in der heute noch «L. Z. 129»<br />
ein weiteres Grossluftschiff erteilt. Nach stätte die 36eckigen Dural-Ringe des<br />
Beendigung der ersten Probefahrten wird Schiffsgerippes hergestellt. Wie bei «L. Z.<br />
«L. Z. 129» nach dem Flughafen Löwenthal<br />
überführt, während in Friedrichs-<br />
auch bei «L. Z. 130» in den Händen von<br />
129» wird die Leitung der Bauarbeiten<br />
hafen sofort mit der Kiellegung des «L. Z. jDipl. Ing. Knut Eckener liegen.<br />
Weitere Anmeldungen zum Grossen Preis<br />
von Pau. Nachdem wir in unserer letzten<br />
Ausgabe von der endgültigen Teilnahme der<br />
Scuderia Ferrari mit ihren Spitzenreitern<br />
Nuvolari, Brivio und Farina am Grossen<br />
Preis von Pau berichten konnten, sowie von<br />
der definitiven Meldung Raymond Sommers<br />
auf Alfa Romeo, haben sich inzwischen vier<br />
weitere Fahrer für diesen ersten G. P. der<br />
Saison vormerken lassen, nämlich Raph auf<br />
Alfa Romeo, Robert Brunet, Villapadierna<br />
und Etancelin auf Maserati.<br />
In den letzten Wochen wurde die 'Rundstrecke<br />
von Pau bedeutend ausgebessert,<br />
u. a. verschiedene Kurven überhöht, so dass<br />
die Piste am 1. März in einwandfreiem Zustand<br />
sein dürfte.<br />
Das Training wurde auf Freitag den 28.<br />
und Samstag den 29. Februar, je von 12.15<br />
bis 13.45 Uhr angesetzt.<br />
Grosser Preis von Schweden. Am Grossen<br />
Preis von Schweden, der am kommenden<br />
Sonntag ausgetragen und von 44 Fahrern<br />
beschickt sein wird, wie wir unlängst melden<br />
konnten, nehmen u. a. folgende Konkurrenten<br />
teil : Ebb auf Mercedes-Benz; Björnstad<br />
und Widengren auf Alfa Romeo; Elo,<br />
Johannson und Sundstedt auf Bugatti und<br />
Rolander und Westerblom auf Amilcar. Ferner<br />
ist Hartmann aus Budapest auf Maserati<br />
gemeldet.<br />
Scuderia Subalpina wird Scuderia Torino. Die<br />
ehemals an zahlreichen Rennen zu bedeutendem<br />
Ansehen gelangte Scuderia Subalpina hat unlängst<br />
eine Umbildung erfahren und wird als Scuderia<br />
Torino weiterhin an den Rennanlässen erscheinen.<br />
Als Direktor steht der neuen Organisation der Torineser<br />
Rennfahrer Giorgio Ambrosini vor. Die<br />
Mannschaft besteht aus Siena, Dusio und Ghersi<br />
und dürfte 'wahrscheinlich noch vergrössert werden.<br />
Was das Material der neuen Scuderia anbetrifft,<br />
so hat sie vom Subalpina-Rennstall sämtliche,<br />
Maserati-Rennwagen übernommen. Aller Wahr-"<br />
scheinlichkeit nach dürfte die Scuderia Torino am<br />
Grossen Preis von Monaco debütieren.<br />
«Circuit Inconnu» In Spanien. Diese Veranstaltung<br />
litt unter miserablem Wetter. Von fünf gemeldeten<br />
Wagen sind drei am Ziel angekommen,<br />
nämlich 1. Fernando, 2. Quintana, 3. Olano.<br />
TaruffI fliegt. Rekordinhaber Piero Taruffi, von<br />
dem wir seinerzeit kundgaben, dass er in Rom das<br />
Fliegen erlerne, hat das Pilotenbrevet kürzlich mit<br />
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•N° 15 — FREITAG, 21. FEBRUAR' <strong>1936</strong> AUTOMOBIL-REVUE 9<br />
T.C.S.<br />
Autosektion St. Gallen-Appenzell<br />
Letzte Woche tagte unter dem Vorsitz des Sektionspräsidenten<br />
Herrn E. Lutz, Flawil, der Gesamtvorstand<br />
unserer Sektion, um die Jahresrechnunj!<br />
pro 1935 entgegenzunehmen. Infolge verschiedener<br />
unvorhergesehener Auslagen für Verkehrserziehung<br />
und die Nationalratswahl-Kampajjne<br />
schliesst die Rechnung erstmals mit einem Rückschlag<br />
ab.<br />
Der Vorstand beschliesst, die Generalversammlunn<br />
auf Sonntag, den 19. April <strong>1936</strong>, nachmittags<br />
2 Uhr, ins Restaurant zum «Schneggen» nach<br />
Buchs einzuberufen. Es ist in Aussicht genommen,<br />
eine Reduktion des Jahresbeitrages vorzuschlagen.<br />
In der jetzigen Zeit wird ein derartiger Antrag bei<br />
den Mitgliedern kaum auf Opposition stossen. Bezüglich<br />
der Rückvergütung an die Ortsgruppen soll<br />
eine Neuordnung Platz greifen, worüber die Mitglieder<br />
an der Generalversammlung Beschluss zu fassen<br />
haben werden.<br />
Mit Rücksicht auf die Kosten wird von der Herausgabe<br />
eines gedruckten Jahresberichtes pro 1935<br />
Umgang genommen. Der Jahresbericht wird auszugsweise<br />
in der «Automobil-Revue» veröffentlicht<br />
werden.<br />
Die Wiedergründung der St: Gallisch-Appenzellischen<br />
Strassenverkehrsliga, welcher vorläufig nur<br />
die motorisierten Verbände angehören, ist vollzögen.<br />
In den Vorstand der Verkehrsliga wird als Mitglied<br />
unser Sektionspräsident Herr E. Lutz, Flawil. delegiert<br />
Fz.<br />
SEKTION BERN. Autofahrten In Bulgarien.<br />
Es war wirklich automobilistisches Neuland für<br />
uns Zentraleüropäer, das uns am letzten Montag<br />
im Rahmen eines Vortragsabends des A. C. S. gezeigt<br />
wurde. In einer recht unterhaltsamen Dialektplauderei,<br />
begleitet von einer Menge Lichtbilder,<br />
verstand es Herr Dr. med. H. Walthard meisterhaft,<br />
die Zuhörer mit Land und Leuten von Bulgarien<br />
bekanntzumachen. Von Sofia, der Hauptstadt<br />
aus, führten ihn seine Reisen nach Norden und<br />
Süden, durch. Tal und Gebirge und zuletzt in einer<br />
längern Fahrt quer durch das ganze Land bis ans<br />
Schwarze Meer.<br />
Vor allem interessierte, was der Vortragende<br />
über die Strassen Bulgariens erzählte, die in ihrer<br />
Anlage meist mustergültig sind, deren Ausbau aber<br />
leider sehr häufig unvollendet geblieben ist. Dabei<br />
,ist aber zu erwähnen, dass überall sehr eifrig am<br />
Weiterausbau gearbeitet wird, so weit es eben im<br />
Jlahmen des Möglichen eines nicht mit Glücksgütern<br />
reich gesegneten Landes liegt. Die Strassenpolizei<br />
ist meistens recht gut. Die Benzinversorgüng<br />
ist noch nicht so ausgeklügelt wie bei uns<br />
und einen Reservekanister mitzunehmen dürfte<br />
immer empfehlenswert sein. Die Fahrprüfung in<br />
Bulgarien abzulegen ist nicht leicht, auf alle Fälle<br />
viel schwieriger als bei uns.<br />
Prächtig waren die Bilder aus dem Volksleben,<br />
waren sie nun aus der aufblühenden Hauptstadt<br />
Sofia, aus den Landstädtchen oder aus den Bauerndörfern.<br />
Primitiv sind noch die Hilfsmittel in<br />
der Landwirtschaft, daneben sah man Bilder von<br />
modern und hygienisch einwandfrei eingerichteten<br />
Käsereien und kurz darauf wieder höchst einfache<br />
Hütten nomadisierender Hirten. Interessant ist<br />
auch all das, was mit der Rosenöl-Industrie zusammenhängt.<br />
Im ganzen genommen, ein Land<br />
reich an Gegensätzlichkeiten, ein Land aber zugleich<br />
mit prachtvollen Landschaftsbildern von einer<br />
bezaubernden Harmonie. Einzig schön ist der<br />
Blick weit über Berg und Tal von der Höhe des<br />
Schipkapasses aus, dieses in der Geschichte berühmt<br />
gewordenen Ueberganges, der so viel Kämpfe<br />
und Blutvergiessen sah.<br />
Und zuletzt das Meer, der Strand, der moderne<br />
Badeort am tiefblauen und ja nicht etwa schwarzen<br />
«Schwarzen Meer». — Gelockt werden die<br />
Ausführungen des Vortragenden wohl manchen<br />
haben, auch einmal selbst eine Fahrt in den Balkan<br />
zu unternehmen. Aber ob sich der Wunsch eines<br />
jeden so leicht in die Tat umsetzen lässt, das<br />
steht wieder auf einem andern Blatt. — Herr Dr.<br />
Perlet, der Vizepräsident der Sektion Bern des<br />
A. C. S., verdankte dem Referenten seine gediegenen<br />
Ausführungen mit warmen Worten.<br />
ORTSGRUPPE WINTERTHUR DER SEKTION<br />
ZÜRICH. Die Winterthurer Ortsgruppe hält Donnerstag,<br />
den 12. März, 19.15 Uhr, im Bahnhofbüfett<br />
in Winterthur ihre ordentliche Generalversammlung<br />
ab, die sich im ersten geschäftlichen<br />
Teil mit den statutarischen Traktanden, Geschäftsbericht,<br />
Jahresrechnung, Wahlen usw., zu befassen<br />
hat. Im zweiten Teil, zu dem auch die Angehörigen<br />
eingeladen sind, wird Herr Dr. H. Weisbrod, Züriph,<br />
seinen neuen Filmvortrag über «Im Auto<br />
zum nördlichen Eismeer» halten, der an der Premiere<br />
in Zürich so grossen Erfolg erntete. V<br />
Der Verband der Experten in Frankreich ist<br />
gegründet. Mit der Ausdehnung der «Pou-du-Ciel»-<br />
Bewegung machte sieh die Notwendigkeit bemerkbar,<br />
eine unabhängige Organisation zu gründen mit<br />
der Aufgabe, die ersten «Schritte» der Amateur-<br />
Konstrukteure zu erleichtern, und zwar indem sie<br />
ihnen' erfahrene Piloten und Techniker zur. Verfügung<br />
stellte.<br />
Diese Organisation, die wie schön lange, in unserem<br />
Programme Lotten (welches seinerzeit dem<br />
Schweizer. Luftamt vorgelegt wurde), ist jetzt in<br />
Frankreich verwirklicht worden. Es ist ohne Zweifel,<br />
dass diese Initiative von den Amateur-Konstrukteuren<br />
mit -grossem Interesse aufgenommen<br />
wird, da sie für wenig Geld die Möglichkeit haben,<br />
Ihren Apparat regulieren zu lassen und damit die<br />
Schäden durch ihre Unerfahrenheit vermeiden<br />
werden.<br />
Es ist zu bemerken, dass die Association Francaise<br />
Aerienne, der diese Neuerung zu verdanken<br />
ist, damit nicht einen Zwang auf die Amateur-Kon-<br />
CHAUFFEUR-VEREIN<br />
SCHAFFHAUSEN<br />
Der Vorstand lädt alle Mitglieder<br />
auf kommenden Sametag,<br />
den 22. Februar zu einem<br />
SCHAFFHAUSEN gemütlichen Faschingsabend ins<br />
Stammlokal ein. Unser Kassier<br />
R. Ging hat Bockmützen zur Verfügung. Wir bitten<br />
die Aktiv- und Passivmitglieder höflich um<br />
vollzähligen Aufmarsch.<br />
Mit Chauffeurgruss: Der Vorstand.<br />
" T. F. 986. Spanien. Werden für Fahrten nach<br />
Spanien der internationale Führerschein und der<br />
internationale Zulassungsschein noch verlangt, oder<br />
sind diese Dokumente für Spanien auch nicht mehr<br />
nötig wie für Frankreich, Deutschland, Oesterreich<br />
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Röllibutzen aus der March<br />
Brauchtum<br />
Vielleicht ist alles Brauchtum in seinem letzten<br />
Ursprung religiös; sicher sind das alle Bräuche, die<br />
mit dem Leben und Sterben des Menschen zusammenhängen.<br />
Von einem Brauch, der heute vielfach<br />
den Charakter einer blossen Belustigung hat, gilt<br />
das aber mit aller Sicherheit: von der Fasnacht<br />
oder «Fastnacht», wie die Schriftsprache sagt. Es<br />
sei hier nebenbei bemerkt, dass «Fasnacht» und<br />
«Fastnacht» zwei verschiedene Worte mit zwei<br />
verschiedenen Bedeutungen sind, die ausser der<br />
klanglichen Aehnlichkeit nichts miteinander zu tun<br />
haben. «Fasnacht» bedeute die Nacht, wo man<br />
cfasen», das heisst ausgelassen sein, wüsttun kann,<br />
während «Fastnacht» deutlich von «Fasten» abzuleiten<br />
ist und an die Fastenzeit anklingt, die nach<br />
der Fasnacht beginnt. Aelter ist natürlich die mundartliche<br />
«Fasnacht».<br />
Das Brauchtum habe vielleicht eine religiöse<br />
Wurzel, sagten wir oben. «Religiös» bedeutet hier<br />
allerdings nicht etwa «kirchlich», sondern «kultischheidnisch».<br />
Denken wir uns einen Augenblick in<br />
die Seele des Höhlenbewohners hinein, der aus<br />
den primitivsten und subjektivsten Voraussetzungen<br />
sich ein Weltbild zurechtmachte! Er verehrt die<br />
Sonne als die sichtbare Spenderin alles Lebens, er<br />
glaubt an die Zauberkräfte von Symbolen und geheimnisvollen<br />
Formeln. Der Winter, die Nacht sind<br />
für ihn böse Mächte oder Dämonen; der helle Tag,<br />
der spriessende Frühling, der wächsige Sommer,<br />
der fruchtbare Herbst zeigen ihm das Wirken der<br />
guten Gottheit.<br />
Wenn man sich vorstellt, was der Winter mit<br />
seiner Kälte und seinen langen Nächten für den<br />
primitiven Menschen bedeutet hat, so begreift man<br />
seinen Jubel über die Sonnenwende im Dezember<br />
vollauf, und die Ausgelassenheit der Fasnacht, unmittelbar<br />
vor Frühlingsbeginn, erst recht, erwacht<br />
doch nicht nur die äussere Natur zu neuem Leben,<br />
sondern auch der Mensch. Wozu aber die Maske,<br />
die Verkleidung? Die hatten wohl den Sinn, dass<br />
der Mensch mit der grausigen Larve den bösen<br />
(Photo
12 Awtomofcfl-Revtie — 15<br />
Prinz Karneval<br />
vor Gericht<br />
«la Dertgira nauscha» — zu Deutsch: «Das<br />
Strafgericht» —, so nennt sich ein im romanischen<br />
Quellgebiet des Rheins beheimatetes Fastnachtsspiel,<br />
das sich im Laufe der Jahrhunderte zu einem<br />
der eigenartigsten und populärsten Produkte der<br />
rätoromanischen Volksliteratur entwickelt hat.<br />
Das diesem Spiele zugrunde liegende Motiv:<br />
der Kampf zwischen Winter und Sommer, ist uralt<br />
und ist schon früh in den verschiedensten Sprachen<br />
der Welt dramatisch verwertet und dargestellt worden.<br />
Seit dem Mittelalter hat dieser Natur-Mythus<br />
in seiner dichterischen Gestaltung vielfach eine<br />
Umwandlung, gewissermassen eine «Christianisierung»<br />
seiner ursprünglichen Bedeutung erfahren,<br />
indem das Symbol des Winters durch den Prinzen<br />
Karneval, die Personifikation des Sommers durch<br />
die Fastenzeit ersetzt worden ist. Wie ja auch die<br />
während der Fastnacht noch vielerorten übliche<br />
Beerdigung oder Verbrennung der (ursprünglich<br />
den «Winter» darstellenden) Strohfigur heute zumeist<br />
als eine dem Prinzen Karneval geltende Abschieds-Zeremonie<br />
aufgefasst wird.<br />
Auch in der «Dertgira nauscha», deren älteste<br />
uns erhaltene Fassung ,aus dem Jahre 1764 stammt,<br />
treten nicht mehr Winter und Sommer, sondern<br />
Prinz Karneval Iromanisch: «Junker Tscheiver») und<br />
Frau Fasten («Dunna Cureisma») sich im Kampfe<br />
gegenüber. Was diesem rätischen Spiele eigentümlich<br />
ist und es von den motivisch gleichartigen<br />
Dramen anderer Nationen unterscheidet, das ist<br />
der Umstand, dass die beiden Widersacher ihren<br />
Streit nicht unter sich austragen, dass die Kontroverse<br />
vielmehr auf dem Prozesswege seine Erledigung<br />
findet, wobei die Gerichtsverhandlungen genau<br />
nach den im Grauen Bunde dereinst geltenden<br />
Rechtsregeln geführt werden.<br />
Der Verlauf des Gerichtsspieles, das, auf offenem<br />
Dorfplatze aufgeführt, durch Jahrhunderte hindurch<br />
die beliebteste Fastnachtsunterhaltung der<br />
Sursilvanen bildete, ist in Kürze zusammengefasst<br />
folgender:<br />
Nqch dreimaliger Vorladung durch den Gerichtsweibel,<br />
erscheint in altertümlicher hudliger Tracht,<br />
eine aus Schneckengehäusen bestehende Rosenkranzkette<br />
um das Handgelenk gewunden, Frau<br />
Fasten vor den versammelten Herren des Gerichts<br />
und macht geltend, dass Prinz Karneval durch unerhörte<br />
Verführungskünste das Volk vom Himmelsweg<br />
abbringe, das alte Vätersitte der neuen Kleiderpracht<br />
weichen müsse. Sie erbittet sich vom<br />
Gericht einen amtlichen Beistand, der sich aber —<br />
ungalant genug — der hässlichen, ausgemergelten<br />
Alten als Fürsprech zu dienen, nur ungern herbeilässt.<br />
In seiner Klagerede weist er auf die Wohltat<br />
eines arbeitsamen, frommen Lebens hin, während<br />
Prinz Karneval nachts und während der Mette<br />
Schafe, Kälber und Hühner stehle und dann behaupte,<br />
Zigeuner oder der Bär hätten es getan,-<br />
der gleiche Schelm verlocke die Jugend zu Tanz<br />
und Liebelei, verleite die Frauen dazu, Butter und<br />
Korn zu verschachern, um aus dem Erlös Wein und<br />
eitlen Putz zu kaufen. Nun wird Prinz Karneval,<br />
der sich gerade in lustiger Gesellschaft befindet,<br />
durch den Gerichtsweibel herbeigeholt. Unbekümmert<br />
um die ernsten Mienen der Richter gibt<br />
der gesellige Junker seiner Freude darüber Ausdruck,<br />
eine so grosse Menschenmenge anzutreffen,<br />
und er fordert das Volk auf, sich ihm, dem<br />
frohen Tanzmeister, anzuschliessen. Es fällt ihm<br />
nicht schwer, einen gerne bereiten Fürsprech zu<br />
finden, der des langen und breiten darlegt, wie<br />
schädlich die erfrorenen Schnecken für den Magen<br />
seien, wie wenig die abgerahmte Milch der<br />
Fastenzeit den Menschen zusage. Ueberdies<br />
trumpfte er mit dem hohen Preis der Fische auf<br />
und nimmt die Frauen wegen ihrer schönen Kleider<br />
in Schutz.<br />
Es folgt lebhafte Rede und Gegenrede, wobei<br />
dem Prinzen seine Kahlköpfigkeit als Folge seines<br />
liederlichen Lebenswandels vorgehalten wird,<br />
während dieser wieder die ausgemergelte Hässlichkeit<br />
der geizigen Alten bespöttelt. — Nach '<br />
eingehender Beratung entscheidet das Gericht:<br />
Wenn in der Nacht vor Aschermittwoch die<br />
grosse Glocke läute, habe Prinz Karneval ausserhalb<br />
der Landesgfenzen zu sein und dürfe mit seinem<br />
Gefolge unter Strafe von hundert Kronen die<br />
Landschaft Disentis zehn Monate lang nicht betreten.<br />
Nach der Urteilsverkündung, die das Zuschauerpublikum<br />
teils mit lautem Beifall, teils mit Protestrufen<br />
und Wehklagen beantwortet, wird der Prinz<br />
Karneval von den Gerichts-Schergen auf einem<br />
grossen Schlitten durchs Dorf gezogen, mitten auf<br />
dem Dorfplatz in ein Feuer geworfen und hierauf<br />
mit brennenden Besen aus dem Dorf gejagt.<br />
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Die Maske<br />
(Zu unserer Büderseite)<br />
Von Th. B. Strasser<br />
Ein Gesicht auf dem Gesicht,<br />
ein lebendes und eins aus Pappe.<br />
Seht mich an. Erkennt ihr nicht<br />
gleich das Närrchen an der Kappe?<br />
Hört der Schellen Kling-Geläut.<br />
Konfetti schneit's auf alle Strassen,<br />
und ich darf zum Spasse heut<br />
laut euch in die Ohren blasen.<br />
Kitzelt euch das Trommelfell?<br />
Gönnt mir heut die tolle Weise.<br />
Auch die liebe Zeit geht schnell,<br />
und aus Närrchen werden Greise.<br />
Ein Gesicht auf dem Gesicht,<br />
keines ein ganz schlechtes.<br />
Beide zeigen schickt sich nicht.<br />
Welches ist mein echtes?<br />
Von der Geburt eines Bühnenwerks ist<br />
schon allerhand verraten worden. Von Dichtern<br />
und Komponisten war dabei die Rede,<br />
also von jenen glücklichen Leuten, die bloss<br />
notieren, was ihnen gerade einfällt, während<br />
andere schwer arbeiten müssen, und von<br />
Schlagern der Saison, von gefüllten Theaterkassen<br />
und gefeierten Künstlern. ' Wer aber<br />
sprach vom technischen Apparat, von den Maschinen<br />
und Instrumenten? Man denkt, all die<br />
märchenhaften Szenerien, schreckhaften Blitze,<br />
schaurigen Donner, strömenden Regen und<br />
lachenden Sonnenscheine liegen nur so nebenbei<br />
auf Lager. Leider nicht. Es sind dafür<br />
neben Raum und Zeit und Material; viele kundige<br />
und fleissige Hände nötig. Und manche<br />
Stange guten Goldes... Und während so ein<br />
Theaterstück von den Künstlern memoriert,<br />
probiert, repetiert und von der Regie «gestellt<br />
» wird, müssen auch Dekorationen entworfen,<br />
gezimmert, gemalt, Projektionsbilder<br />
hergestellt, Kostüme geschneidert und allerhand<br />
andere Dinge getrieben werden.<br />
Dem Dichter — und wohl auch seinem Publikum<br />
— genügt es eben nicht, dass das<br />
Stück nur auf einer leeren Bühne gesprochen<br />
Stadttheater Ab «»
NÖ 15 — Automobil-Ren»<br />
Karl Keller-Tarnuzzer<br />
Wie die Rheininsel unterging<br />
Diese interessante Schilderung ist dem kürzlich<br />
in K. Thienemanns Verlag, Stuttgart, erschienenen<br />
Buch « Die Inselleute vom Bodensee<br />
>, eine Erzählung aus der späten Bronzezeit<br />
von Karl Keller-Tarnuzzer. entnommen.<br />
Der Kleine Pfeil konnte den Abend kaum<br />
erwarten. Er rief alle Knaben des Inseldorfes<br />
zusammen, erzählte ihnen von seiner merkwürdigen<br />
Entdeckung und lud sie zur Erzählung<br />
des Mondpriesters ein. Die Alten lächelten<br />
über den Eifer der Knaben, sie kannten<br />
die Geschichte, die der Priester zu melden<br />
hatte, schon längst, aber sie war heiliges Sagengut,<br />
das nur der Priester weitererzählen<br />
durfte. Sie freuten sich, dass nun auch ihre<br />
Knaben des seltsamen Wissens teilhaftig wurden.<br />
Es war ja etwas so Herrliches, die Geschichte<br />
seiner engeren Heimat zu kennen.<br />
Als die Lichter in den verschiedenen Hütten<br />
brannten, sammelte sich die Knabenschar erwartungsvoll<br />
vor dem Hause des Priesters.<br />
Der öffnete die Tür und hiess sie eintreten.<br />
Rings um das Herdfeuer lagerten sich die<br />
wissbegierigen Schüler, und der Priester hub<br />
an;<br />
« Der Kleine Pfeil hat heute seinen Bären<br />
begraben, und da fand er in der Erde Schoss<br />
sonderbare Dinge von Menschenhand, die aber<br />
nicht denen gleichen, die heute die Menschenhand<br />
schafft. Hört, was sich bei uns in alten<br />
Zeiten zugetragen hat:<br />
Es gab eine Zeit, da ging der Rhein jahraus,<br />
jahrein, tagein, tagaus höher, als er heute<br />
geht, noch höher, als wir jetzt befürchten, dass<br />
er in diesem Sommer steigen wird. Da war<br />
unsere Insel noch keine Insel, sondern nur<br />
eine Untiefe im Strom. Das sind unzählig<br />
viele Jahre her, so viel Jahre als ein Topf<br />
Haselnüsse zählt, wenn er voll ist. Da kam<br />
den Rhein herauf ein fremdes Volk und sah<br />
diese Untiefe im Rhein und sah, dass die<br />
Stelle geschützt war vor wildem Getier und<br />
vor bösen Menschen, und es beschloss, auf<br />
dieser Untiefe ein Pfahlbaudorf zu bauen, wie<br />
ihr es ähnlich kennt vom Pfahlbaudorf weiter<br />
unten im Rhein. Dieses Volk kannte noch kein<br />
Metall. Die Bronze, das Gold, das Blei, die<br />
wir kennen und brauchen, waren ihm unbekannt.<br />
Alle seine Werkzeuge bestanden aus<br />
Stein oder aus Knochen oder aus Holz, seine<br />
Waffen und sein Schmuck waren ebenfalls aus<br />
Knochen gefertigt. Es war auch in der Kunst<br />
der Töpferei nicht so erfahren wie wir, verstand<br />
nicht, seine Krüge so hart zu brennen<br />
wie wir und nicht, sie so schön zu verzieren<br />
wie unser Töpfer, der ein wahrer Künstler ist.<br />
Aber es verstand, kunstvolle Gewebe zu flechten<br />
und zu sticken und zu weben; es fertigte<br />
starke Fischernetze, wie wir sie heute noch<br />
nicht besser machen können. Es zähmte wie<br />
wir schon Kühe und Schweine, Ziegen und<br />
Schafe, nur das Pferd, das auch bei uns nur<br />
die reichen Leute besitzen, kannte es noch<br />
nicht. Es pflanzte Getreide und Gemüse wie<br />
wir und pflegte den Apfelbaum und den Birnbaum.<br />
Gar kunstvoll war, was diese Leute aus<br />
Feuerstein schufen. Zierliche Pfeilspitzen fertigten<br />
sie aus ihm. Pfeilspitzen, die auf der<br />
Jagd ebenso tauglicH waren, wie unsere Bronzepfeilspitzen.<br />
Mit den breiten Schabern bearbeiteten<br />
sie die Tierfelle, mit den feinen<br />
Nadeln bohrten sie in diese Felle dünne Löcher,<br />
durch die sie Tiersehnen zogen, so dass<br />
sie sie als schützende Mäntel brauchen konnten.<br />
Wenn sie besonders grosse Feuersteinwerkzeuge<br />
herstellen wollten, dann mussten<br />
sie den Feuerstein von einem Händler beziehen,<br />
der jedes Jahr den Rhein heraufkam, so<br />
wie wir jetzt die Bronze von dem Händler<br />
kaufen, der uns alljährlich, vom See her kommend,<br />
besucht. Unter den Feuersteinarbeitern<br />
muss ein ganz besonders geschickter Geselle<br />
gewesen sein. Er machte die erste Steinsichel,<br />
die fast genau so aussieht wie unsere Bronzesichel.<br />
Die war ein gar tüchtiges Werkzeug,<br />
und überall versuchte man, sie nachzumachen.<br />
Aber keinem gelang es, und auch nach ihm<br />
hat kein zweiter eine solche Feuersteinsichel<br />
mehr zustande gebracht.<br />
So lebte dieses Volk auf der Untiefe viele<br />
Jahre lang. Zehnmal starb der Häuptling, so<br />
lange dauerte das Dorf. Da kam ein mächtiger<br />
Sturm über das Pfahlbaudorf hinweggebraust<br />
und verschlang die Hütten, riss die Pfähle um,<br />
Menschen und Vieh trieben den Rhein hinunter.<br />
Das Vieh ertrank, die Menschen konnten<br />
sich retten; denn sie konnten schwimmen so<br />
gut wie wir. Nur einige ganz kleine Kinder,<br />
die noch nicht einmal gehen konnten, versanken<br />
in den Fluten und konnten von ihren<br />
Müttern nicht mehr begraben werden.<br />
Und wieder verging eine lange Zeit. Nichts<br />
verriet mehr, dass hier fröhliche Menschen gehaust<br />
hatten. Nur auf dem Boden der Untiefe<br />
lagen die Reste der alten Wohnungen, die<br />
Steinbeile und alle anderen Werkzeuge. Der<br />
Rhein wälzte Steine und Sand, Schnecken und<br />
Muscheln darüber hin und deckte alles zu, so<br />
dass man nach langen Jahren auf dem Grunde<br />
des Wassers die Spuren des alten Volkes nicht<br />
mehr entdecken konnte.<br />
Und wieder geschah es, dass ein Volk, diesmal<br />
von Mitternacht her, an den Rhein kam<br />
und den grossen Strom, das fruchtbare Land<br />
und die weiten Wälder voll Wild erblickte.<br />
Und auch die Mitternachtsleute beschlossen;<br />
hier zu bleiben und sahen wieder die Untiefe<br />
im Wasser, die ihnen Schutz zu gewähren<br />
schien. In wochenlanger Arbeit rammten sie<br />
Pfähle in den Schlamm, legten lange Balken<br />
quer darüber, dass bequeme Böden entstanden,<br />
auf denen man gehen konnte wie auf dem<br />
sicheren Erdboden. Auf diesen Böden bauten<br />
sie ihre Häuser, so viel wie zwei Menschen<br />
Finger an den Händen haben.<br />
Auch das Mitternachtsvolk kannte noch<br />
keine Bronze, kein Gold und kein Blei. Nur<br />
das Kupfer kannte es schon, aber es verwendete<br />
es fast nie als Werkzeug, da es zu weich<br />
war und sich bei der Arbeit verbog. Ein Beil,<br />
das aus Kupfer bestand, hatte schon nach<br />
wenigen Hieben eine plattgedrückte Schneide.<br />
So blieben die Mitternachtleute denn bei den<br />
Stein- und Knochenwerkzeugen. Ihre Feuersteinmesser<br />
und Feuersteindolche waren grösser<br />
als die der früher den Rhein heraufgekommenen<br />
Menschen. Am besten verstanden sie,<br />
ihre steinernen Lanzenspitzen zu bilden. Aber<br />
ihre Geschirre waren viel schlechter. Sie verstanden<br />
es nicht mehr, sie so gut zu brennen,<br />
aber dafür erfanden sie vielerlei Verzierungeni<br />
die aber immer noch nicht die Schönheit der<br />
unsern erreichten.<br />
Die Mitternachtleute blieben nicht gar lange<br />
auf unserer Untiefe. Nur viermal wechselte ihr<br />
Häuptling. Da kamen fremde Menschen von<br />
kostbare Metall, den gelben Stein, wie sie es<br />
nannten, zu erwerben. Stolz steckten sie ihre<br />
Beile in die Gürtel und trugen grosse Nadeln<br />
in den Gewändern, und die Frauen prahlten<br />
mit breiten Armbändern und zierten und<br />
spreizten sich. Es war ein richtiger Hochmut<br />
über die Menschen gekommen. Ihre Pfahlbauhütten,<br />
in denen sie so ruhig und sicher gewohnt<br />
hatten, wurden ihnen zu eng. Sie glaubten,<br />
die wilden Tiere nicht mehr fürchten zu<br />
müssen, meinten, jeden Feind abwehren zu<br />
können, und bedachten nicht, dass auch der<br />
Feind unterdessen in den'Besitz der Bronze<br />
gekommen war und sie mit gleichen Waffen<br />
* bekämpfen konnte.<br />
Viele verliessen im Uebermut ihre Dörfer<br />
auf den Pfahlbaurosten und siedelten nach<br />
Abend her, die brachten die Bronze mit, zeigten<br />
das kostbare, glänzende Metall, und dieser bauten, aber auch neue Felder roden, neue<br />
den Berghöhen hinauf, wo sie stattliche Häu-<br />
Mitternachtleute staunten über den seltsamen, Obstbäume pflanzen mussten, und wo der<br />
schweren Stein und über dessen Gebrauch. Fisch ein seltenes Wild wurde. Nur an wenigen<br />
Orten waren die Menschen klug genug,<br />
Und wie ihnen, so erging es allen anderen<br />
Menschen, die damals in den Seen lebten. Ihr ihre Pfahlbauten nicht aufzugeben, der einmal<br />
müsst nämlich wissen, dass die Menschen damals<br />
ziemlich zahlreich geworden waren, und hatten auch das bessere Teil erwählt. Das<br />
angenommenen Heimat treu zu bleiben. Diese<br />
dass solche Pfahlbauten von Mitternachtleuten zeigte sich, als nacfi langer Zeit die auf den<br />
und Leuten vom Mittag überall standen, auch Berg gezogenen Menschen, die da oben doch<br />
an unserm See und in den andern Seen. Und nicht recht heimisch geworden waren, wieder<br />
allen diesen Menschen wurde das neue Metall herunterkamen, wehmütig die alten Pfahlbaustätten<br />
ansahen und der vergangenen Zeiten<br />
gebracht.<br />
Da wurden die Menschen unzufrieden mit gedachten, um sich schliesslich wieder aufs<br />
ihren Behausungen. Sie fieberten danach, das neue in den Seen ihre Heimstätten zu erbauen.<br />
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Cours preparatolre du 15 avril au IS juillet <strong>1936</strong>.<br />
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Ouvertüre de l'aaatt scolaire: 15 avril <strong>1936</strong>.<br />
Deux cours de vacanoes en etc.<br />
Demander renseign. et progr. au Olrecteur P.-H. Vullleme.<br />
Zu den Uebermütigen gehörten auch die<br />
Mitternachtleute unserer Untiefe. Auch sie<br />
zogen hinauf nach den Höhen und wollten von<br />
ihrem alten Heim nichts mehr Wissen. Im<br />
Laufe der Jahre zerstörten Wind und Wetter<br />
die verlassenen Hütten. Das Schilf faulte auf<br />
den Dächern und wurde vom Sturm in den<br />
Strom geweht. Der Regen zermürbte die Hauswände,<br />
und sie fielen ein. Die Böden sanken<br />
in die Tiefe, und die Balken wurden morsch<br />
und hingen in das Wasser hinunter. Der Wellenschlag<br />
vollendete das Zerstörungswerk.<br />
Nach langen Jahren war alles, was an du einstige<br />
Dorf erinnerte, in der Flut versunken,<br />
und das zurückgelassene Besitztum der Mit«<br />
ternachtleute wurde wiederum zugedeckt vom<br />
Sand und von den Steinen, die der Strom<br />
dahinwälzt.<br />
Aber es breiteten sich neue merkwürdige<br />
Ereignisse vor. Nach weiteren vielen Jahren<br />
begann sich der Seespiegel allmählich zu senken,<br />
und der Rhein führte nicht mehr so viel<br />
Wasser. Und mehr als Manneshöhe verlor er<br />
an Tiefe. Da trat die Untiefe mit den Resten<br />
der alten Dörfer als Insel aus dem Strom hervor.<br />
Da erst entstand unsere Insel, die uns<br />
Heimat bietet.<br />
Es war der Urgrossvater deines Grossvaters,<br />
Kleiner Pfeil, der vom Berg herab auf den<br />
Rhein blickte und die Insel sah und beschloss,<br />
sie zur Wohnung für seine Dorfgenossen zu<br />
machen. Unter seiner Führung wurden die<br />
ersten Hütten gebaut und zum Schutz gegen<br />
Feinde und gegen das Wasser die Palissade<br />
um die ganze Insel errichtet. Er gehörte zur<br />
Sippe derer, die einst die Untiefe im Uebermut<br />
verlassen hatten. Er suchte wieden den<br />
alten Platz auf, wenn es auch kein Pfahlbau<br />
mehr war, da die Insel selbst Schutz genug<br />
bot. Und er erzählte von seinen Vorfahren, so<br />
wie es ihm überliefert worden war, und was<br />
er berichtete, verbreitete sich von Mund zu<br />
Mund weiter bis in die heutige Zeit. Und ihr,<br />
Knaben, besonders du, Kleiner Pfeil, ihr sollt<br />
die Geschichte einst euren Kindern weitererzählen,<br />
damit sie ihre Heimat lieben lernen<br />
und erfahren, dass es dem Menschen immer<br />
dort am besten geht, wo seines Vaters Hütte<br />
stand.<br />
Was der Kleine Pfeil heute im Grabe des<br />
Bären gefunden hat, das sind die Ueberreste<br />
des Besitzes der Mitternachtmenschen gewesen,<br />
die einst hier hausten. Wenn er noch tiefer<br />
gegraben hätte, dann würde er auch die<br />
Ueberreste der ersten Siedler an unserer<br />
Stelle, die von Abend her gekommen waren,<br />
gefunden haben. Ihr wisst, dass heute unserem<br />
Inseldorf grosse Gefahr droht. Der Rhein<br />
wächst stetig, und wir können nicht wissen, ob<br />
er nicht wieder so hoch steigen wird, wie er<br />
einst war. Wir wissen nicht, ob er unser Dorf<br />
vernichten und ob er je wieder in sein gewohntes<br />
Bett zurückfliessen wird. Aber mögen<br />
die Götter es lenken, wie sie wollen, wir werden<br />
wieder in unsere Heimat zurückkehren,<br />
wenn die Wasser säe zerstören sollten. Und<br />
wenn wir das Dorf nicht mehr so bauen können,<br />
wie es heute dasteht, so wollen wir wieder<br />
einen Pfahlbau in die Fluten stellen und<br />
leben, wie man einst an dieser Stelle gelebt<br />
hat. Jetzt, ihr Knaben, geht zur Ruh. Es drohen<br />
schwere Tage. Ich will den Mondgott bitten,<br />
dass er die Gefahr von uns wende! »
14 lutomoM-Revne — N° 15<br />
Flims im Schnee<br />
Zurrt, erstenmal fand, das Schweizerische Skirennen<br />
1907 ; in'Davos statt'. Dauerlauf, Sprungkonkurrenz;<br />
Militärlauf, Stilfahren, Damenlauten und Fassdaubenrennen<br />
umfasste das Programm. Noch war<br />
das Ganze nicht ausgewogen und aus straffen<br />
Disziplinen zu einer Höchstleistungsprobe des<br />
durchgebildeten Skilaufs ausgebaut. Stil und Kleidung,<br />
Schanzen und Pisten, Körperbildung und geistige<br />
'Einstellung, Technik und Erfahrung entsprachen<br />
den Möglichkeiten des neuen Gerätes noch<br />
nicht. Aber 1907 schon und 1922, als das Schweizerische<br />
Skirennen zum zweiten Male in Davos ausgetragen<br />
wurde, war die Begeisterung vorhanden<br />
in höchstem Mass. Mussten nicht die Anfänge des<br />
Schweizer Skilaufs, aus denen in kurzer Zeit die<br />
grosse Sportbewegung entsprang, von Energie und<br />
Zukunft völlig geladen sein?<br />
In 30 Jahren reifte, formte und bändigte sich<br />
der sportliche leistungsdrang, bis er zuletzt, dank<br />
der, methodischen Einheitsschule, ein allgemeines,<br />
beinahe selbstverständliches Können zeitigte, aus<br />
dem die Höchstleistung einzelner wie etwas Voll--<br />
kommenes ragt. Die Zuschauer, die heute selber<br />
zur Zunft gehören, erwarten am nationalen Skifest<br />
eine Beherrschung der Technik, die nichts zu wünschen<br />
übrig lässt.<br />
Von den Verbänden werden denn auch die<br />
Senioren mit scharfer Sonde geprüft: dem Schweizerischen<br />
Skirennen, bei dem sich die Elite misst,<br />
gehen die regionalen Wettkämpfe voraus. Die<br />
Meisterschaften in Langlauf, Sprunglauf, Abfahrt<br />
und' Slalom und die Schweizerische Skimeisterschaft<br />
in der Kombination sind Prüfungen, die keiner<br />
zufällig mit Erfolg besteht. Dass um die Titel<br />
sich auch Ausländer bewerben können, erhöht nur<br />
die Verpflichtung, das Beste zu leisten zu Ehren<br />
der Schweiz. Die Damen, für die es bisher keine<br />
Verbandsmeisterschaften gab, tragen heuer zum<br />
erstenmal den Kampf um den Sieg in der Zweierkombination<br />
aus Abfahrt und Slalom und um den<br />
Einzelsieg in beiden Disziplinen aus.<br />
Mit den nationalen Rennen sind die Militärläufe<br />
der schweizerischen Armee verbunden. Sport und<br />
Wehrhaftigkeit verbinden sich im alpinen Skilauf<br />
und sichern gemeinsam die Beherrschung unseres<br />
gesamten Geländes zu jeder Jahreszeit. Die nordischen<br />
Bretter haben nicht nur eine erstaunliche,<br />
verjüngende Volksbewegung, sondern auch eine<br />
.bedeutende Verbesserung der Landesverteidigung<br />
zur Folge gehabt. Militärisch wichtig sind vor allem<br />
Patrouillenlauf und Stafettenlauf7 dies Orientierungssinn,<br />
Ausdauer und Kameradschaftsgeist erhöhen.<br />
Das 30. Schweizerische Skirennen in Davos wird<br />
zu einem nationalen Fest, an dem sich Besucher<br />
aus der ganzen Schweiz und aus' dem Auslande<br />
zahlreich einfinden werden. Denn für die Fahrt zv<br />
diesem grossen Anlass ist von Dienstag, den 25. Februar,<br />
an die einfache Fahrkarte gültig, die Sonntag<br />
und Montag, den 1. und 2. März, zur Gratisrückfahrt<br />
berechtigt. Und die Davoser Hotellerie<br />
hat Pauschalpreise für 4]/j Tage, Aufenthalt, Festkarte,<br />
Eintritt zu den Rennen «alles inbegriffen»<br />
festgesetzt, die der gegenwärtigen Lage angepasst<br />
sind. Davos und sein Reich Parsenn sind gerüstet<br />
auf die grossen Tage von Ende Februar und Anfang<br />
März.<br />
Pauschal<br />
7 Tage ab<br />
Fr. 96.-<br />
Pauschal<br />
7Tajt ab<br />
Fr. 94.50<br />
mit seinen erlebnisreichen Abfahrten.<br />
Lassen Sie uns für Ihr leibliches Wohl<br />
sorgen — dann werden Sie einen<br />
maximalen Genuss aus Ihrer Wintersports-Betätigung<br />
herausholen.<br />
ist der Wintersport in Grindelwald.<br />
, Durch die Wengernalpbahn lässt man<br />
sich mühelos — und billig .'— nach der<br />
Höhe führen, um dann um so besser die<br />
Freuden der Abfahrt gemessen zu<br />
können. Und die Unterkunft bei uns<br />
bietet alles, was das feriehhungerige<br />
Herz sich wünschen mag.<br />
Kennen Sie die prächtigen Skifelder von Lenk, die<br />
alles umfassen, vom sanftesten Übungshang<br />
bis zur steilen, kitzligen Wald-<br />
Schussfahrt? — Führen Sie am nächsten<br />
Weekend Ihren Wagen versuchsweise<br />
Pauschal<br />
7 Taje ah<br />
Fr. «.-<br />
Pauschal<br />
7 Tat« ab<br />
Fr. 110.-<br />
(Photo Geiser, Waldhaus-Fluns)<br />
Zum 30. Schweizerischen<br />
Skirennen in Davos<br />
I<br />
Kommende Ereignisse<br />
28., 29. Februar, 1. März.<br />
22./23. Engelberg n. Schweiz. Winterprüfungsfahrt<br />
für Automobile<br />
2S./23. Kloster» Slalom und Abfahrtsrennen Weisafluhjoch-Serneus<br />
(Ski)<br />
22. Montana-Vermala Bobrennennen<br />
22./23. WUdhau« XX. Schweiz. 50 km Dauerlauf und<br />
IV. Schweiz. Staffellauf (Ski)<br />
23. Andermatl Abfahrtsrennen vom Winterhorn<br />
23. Arosa Weisshorn - Abfahrtsrennen und<br />
Eisfest<br />
23. Lenzerheide ' Gäste - Abfahrtsrennen um die<br />
Kurhaus- und Schweizerhof-Cups<br />
23. Oberiberg Roggenstock-Skiderby (Silberne<br />
Medaillen)<br />
23. Pontresiaa IV. Muraigl-Schuss, Abfahrtsrennen<br />
(Ski)<br />
23. Zermatt Amerikanisches Schiittelrennen<br />
23. : Neuch&tel Eiswalzerwettbewerb der«Association<br />
romande de patinage<br />
artistique»<br />
23. Daves Eiskameval und Schaulaufen<br />
23. Sam&den Langlauf (Ski)<br />
23. St. Moritz Skisprungkonkurrenz a. d. Olympiaschanze<br />
23. Montana-Vermala Skirennen<br />
23. Ri«-i Skirennen des Ski-Clubs Riffi<br />
23. Zuoz Kesch-Abfahrtsrennen<br />
23/24. St. Morifcs Boblet-Derby<br />
24. Lausanne Konzert des « Orchestre romand».<br />
Solistin: Mme Tagliaferro, Klavier<br />
24. r Saas-Fee Slalomrennen (Reinhold-Wanderbecher)<br />
24. St. Moritz VII. Kilometer lanee auf Ski<br />
24./2S. Basel Monstre-Trommelkonzerte (Kßchlin-Theater)<br />
23. Montana-Vermala Fastnacht: Umzug<br />
28. t Saas-Fee Sprungkonkurrenz<br />
26. St. Moritz « Das weisse Band von St. Moritz»,<br />
Abfahtsrennen (Skidub Alpina)<br />
27. Arosa Skirennen Schafrücken/Kulm<br />
27./2S. Silvaplana Wintersportfest mit Ski- und<br />
Schiittelrennen<br />
27. . St. Merib Slalomrennen des Skiclubs Alpina<br />
28.—1, Man Davos 30. Skirennen du Schweiz mit<br />
Militär-Skistafetten undPatrouillen<br />
lauf. Schweiz. Skimeisterschaft<br />
28. Adalboden Kombiniertes Abfahtsrennen für<br />
Gäste (Hahnenmoos Cup)<br />
28. Aiosa Schiittelrennen<br />
nach Lenk; das Wintersport-Erlebnis und<br />
die Unterkunft, die wir bieten, werden<br />
es Sie nicht gereuen lassen.<br />
Pauschal- und Weekend-Arrangements.<br />
haben wir zum erstenmal Winfersportgäste<br />
empfangen; während einem Vierteljahrhundert<br />
haben diese unserm Gebiete<br />
- unserm Hause Weltruf verschafft.<br />
Ist Ihnen diese Tatsache nicht Bürgschaft,<br />
dass auch Sie sich bei uns wohl fühlen<br />
werden? Skischule Fr. IS.- per Woche.<br />
Der Winter, wie er eigentlich aussehen sollte<br />
ZÜHFTI& VERPFLEGT UHD EINQURRT1ERT-<br />
Das Hahnenznoos lockt<br />
Parkhotel Bellevue, Adelboden<br />
Eine lustige Auf- und Ab-Partie<br />
Hotel BelvSdere, Grindelwald<br />
Sporthotel Wildstrubel, Lenk i. S.<br />
ITritöt*Vialtiin
in. Blatt<br />
Automobil-Revuö<br />
Nr. IS<br />
BERN, 21. Februar <strong>1936</strong><br />
Farben<br />
und Stoffe<br />
Die Bühne der Mode ist mit herrlichen Farben<br />
und Stoffen dekoriert. Es herrscht ein auffallender<br />
Zug nach Verfeinerung der Farben, ohne dass<br />
diese etwa schwächlich würden. Eigentlich verwässerte<br />
Töne gibt es nicht. Selbst das reine Weiss<br />
ist voll Kraft, einmal wärmer, dann wieder von<br />
leicht bläulicher Kühle. Farbstoffe und das Material<br />
der Gewebe selbst tragen zu dieser ausgesprochenen<br />
Kultiviertheit bei.<br />
Bald werden die lebenden Museen mit ihren<br />
köstlichen Vitrinen, unsere grossen Modehäuser, die<br />
neuen Stoffe und Farben zur Schau stellen, die so<br />
verführerisch wirken, dass es schwer ist, zu sagen,<br />
ob die Farbe oder die Kunst dieser schmiegsamen,<br />
molligen Gewebe die Frauen begehrlich machen.<br />
Zweifellos wirken so schöne, so abwechslungsreiche<br />
Woll-Seiden oder Mischstoffe anziehend,<br />
und .gleich stellt sich bei ihrem Anblick der Wunsch<br />
ein, sie als Kleid zu sehen. Wie Mantelstoffe unwillkürlich<br />
ein wenig ans Reisen mahnen und herrliche<br />
.Tüllarten oder Taffet uns zugleich die Vorstellung<br />
von Festaufführungen und Bällen bescheren.<br />
Jedes Material sucht gleichsam seine Erfüllung,<br />
seine schneidermässige Form,- es lässt sich nicht<br />
jedes Modell aus Jedem beliebigen Gewebe machen.<br />
Das Modell aber, das ihm angemessen ist,<br />
steckt geradezu darin, muss daraus herausgebildet<br />
werden, wie die Figur aus dem Stein. Alle heute<br />
herrschenden Stoffarten dienen der schönen Linie<br />
und dem Schmuck zugleich. Es kann sich die Erfindung<br />
im Reich der Weberei an der kunstvollen<br />
Drehung der Fäden, an ihrer Verflechtung, ihrer<br />
wechselnden Glätte, an ihrer ungleichen Dicke, ja<br />
an ihrer Verknotung gar nicht genug tun. Glänzende<br />
und matte Wollen treten zusammen, und der<br />
Effekt matt-glänzend erfüllt vielfach die im Gewebe<br />
gemusterten ein- oder mehrfarbigen Seidenstoffe.<br />
Kunstseide, die vielfach das Leuchten besorgt,<br />
wird nicht bloss mit Wolle oder reiner Seide<br />
vermischt, sie tritt selbst zu Leinen, das sich mit<br />
Ramie (einem Schilfgras) und Wolle vereint.<br />
Es melden sich Einflüsse aus China, nicht bloss<br />
in den zugespitzten Hüten, auch in den Farben,<br />
die überdies einzelne Töne aus altflandrischen Bildern<br />
verwerten. Die Handhabung der Farbe wird<br />
zu wirklicher Kunst, wetteifert mit raffinierten, gemalten<br />
Stilleben. Der in seinen Modellen sich so<br />
eigenartig ausdrückende Schweizer Andre Piquet,<br />
dessen Kollektion gerade dieses Frühjahr ob ihrem<br />
persönlichen Charakter sehr beachtet wird, greift<br />
zu kräftigen Farben. Frisches Rasengrün, Lackrot,<br />
das Lackrot chinesischer Arbeiten, und ein Blau,<br />
das dem Stahlblau ähnelt und von Marine- und<br />
Königsblau zusammengesetzt ist, treten dabei hervor.<br />
Es ist das Eigenartige dieser Haute-Couture-<br />
Farben, dass sie nie starr eine bestimmte Nuance<br />
festhalten, sondern Zwischentöne, voll Schmelz, in<br />
immer wieder überraschenden Klängen bringen.<br />
Wer ein wenig beobachtet, wird eines bemerken:<br />
die Modellstoffe grosser Haltung, wie die Zusammenstellung<br />
von mehreren oder auch nur zwei<br />
Farben am selben Modell machen oft das Cachet,<br />
Arm, aber glücklich<br />
das Unnachahmliche des Ganzen aus. Kopiert ist<br />
wohl die Linie vielleicht erhalten, nicht aber dieser<br />
bestrickende Reiz, diese Vornehmheit der Farbtöne.<br />
Typisch für diesen Sommer ist die Buntheit der<br />
Stoffe englischen. Charakters, wie auch mancher<br />
Jerseygewirke. Wird es ohne Braun gehen? so<br />
fragen wir uns zuerst. Wie viele Frauen können<br />
ohne Braun und seine Aufhellung gar nicht auskommen!<br />
Denn es kleidet sie, und sie besitzen die<br />
Accessoires in Brauntönen.<br />
Die Mode verliebt sich auch immer wieder in diese<br />
Farbe. Darum sehen wir neuerdings Tabak- und<br />
Goldbraun, sehen bei der Chanel wieder Beige,<br />
wie sie auch Grau heranzieht und Schwarz-Weiss<br />
aufgreift: Zweifellos wird gerade das Nachmittagskleid,,<br />
durch die Trauer in England beeinflusst, noch<br />
mehr als die Kollektionen es bereits ankünden, in<br />
Schwarz und Schwarz-Weiss erscheinen. Marine<br />
hat seinen früheren festen Platz wieder zurückerobert.<br />
Dankbar fürs Frühjahr ist Fraise, das aufgehellt<br />
zu einem heiteren, eigenartigen Rosa wird.<br />
Es mischt sich mit Hellblau an Garnituren. Es zeigt<br />
sich zu Schwarz als breiter Ledergürtel. Helles<br />
und dunkles Grünblau, zarte Mauve von Tulpen<br />
und abends wieder Lila — übrigens eine Halblianenfarbe<br />
— verlocken uns nach längerer Pause.<br />
Viel Farbe lebt auf in den Druckstoffen, wo<br />
Schwarz-Weiss mit einem satten Farbton verbunden,<br />
unter andern heraussticht. Ueber Druckstoffe<br />
liesse sich gesondert berichten. Aktuell werden<br />
sie mit der eigentlichen Sommerszeit. Vorerst gehört<br />
das Fefd den aufgeworfenen Wollstoffen, die<br />
noppig, oft haarig und sehr oft als die bekannten<br />
Cloques gewoben sind; die Freude an reliefierten,<br />
zusammengeschobenen Stoffen führt selbst zu erneuten<br />
Plissegeweben, Andere dagegen stellen<br />
sich mit Durchbrüchen vor, die beliebte Porosität<br />
weiterspinnend. Lustig sehen grobe, handgewobene<br />
Mantel- und Kleiderstoffe aus. Sehr ähnlich<br />
dem, was unsere Schweizer Handweberinnen<br />
schon seit einiger Zeit etwa phantasieren. Nur dass<br />
sie vielleicht noch nicht zu der Faser von — Kokosnüssen<br />
gegriffen haben, wie dies der Franzose<br />
Lesur tut. Währenddem Rodier hin und wieder In<br />
seine weichen, handgesponnenen Wollen glänzendes<br />
Zellophan einstreut, das der Mohairwolle<br />
im Effekt so ähnlich ist. Bei den Seidengeweben<br />
taucht als grösste Neuheit Taffet auf, der «en<br />
biais», also schräg gewoben ist und der sich herrlich<br />
zum Drapieren, zum Einwickeln und geradezu<br />
zum Abformen der Gestalt eignet. Bleibt ja doch<br />
das Modellieren der Figur immer noch Grundprinzip<br />
der Mode, trotz all der abwechslungsreichen<br />
Einfälle, Aermel auf die verschiedenste Art imponieren<br />
zu lassen, stoffreich ein- und aufzusetzen,<br />
ihnen vorne Weite zu geben oder sie eins werden<br />
zu lassen mit dem Kleid als Kimono, was freilich<br />
kein leichtes und vor allem kein bequemes Tragen<br />
ist. Doch damit trifft uns schon der Reflex der chinesischen<br />
Ausstellung in ihrem Zauber kräftiger<br />
und doch schmelzender Porzellantöne. -ss.<br />
(Photopress)<br />
m<br />
Fahren wir aus?<br />
Modisches<br />
Eine ehrgeizige Photographin<br />
«..Als König Carol von Rumänien kürzlich in Paris<br />
vypitte, hatte er in seinem Hotel ein merkwürdiges<br />
Erlebnis. Die neunzehnjährige Pariser Photographin<br />
tsöbell Petit hatte es sich in* den Kopf gesetzt,<br />
Pressephotographin zu werden. Aber das Glück<br />
war ihr-nicht hold, in allen Schriftleitungen schüttelte<br />
man den Kopf und sagte, man habe augenblicklich<br />
keinen Bedarf. Bis ihr der Leiter des Bilderteils<br />
einer Pariser Sonntags-<strong>Zeitung</strong> sagte: «Ja,<br />
wenn Sie eine besondere Aufnahme bringen könnten,<br />
die kein anderer bekommt, dann liesse sich<br />
über eine Mitarbeit reden!»<br />
... Das liess der ehrgeizigen Isabel! keine Ruhe<br />
mehr. Sie beschloss, der Redaktion eine Spezialaufnahme<br />
des Königs Carol von Rumänien zu bringen.<br />
Aber der Sekretär Seiner Majestät lehnte<br />
ab. Der König habe keine Zeit. Isabell verlor den<br />
Mut nicht. Sie mietete sich das Hotelzimmer oberhalb<br />
des Arbeitsraumes von König Carol. Dann<br />
liess sie sich mit einem Seil vom Balkon dieses Raumes<br />
zum Fenster des königlichen Gemaches herab.<br />
Stieg in das Arbeitszimmer des Königs und<br />
wartete, unter dem Schreibtisch kauernd, auf Seine<br />
Majestät.<br />
Als der König eintrat, zückte sie ihre Kamera<br />
und — schon hatte sich der Adjutant auf sie gestürzt.<br />
— Denn er vermutete ein Attentat und hatte<br />
die kleine Kamera für einen Revolver gehalten.<br />
Trotz ihres Weinens wäre die tollkühne Isabell<br />
unweigerlich verhaftet worden, wenn der König<br />
nicht selbst eingegriffen hätte und lachend bemerkte,<br />
man müsse für die Sorgen einer ehrgeizi-<br />
§en jungen Dame schon ein wenig Verständnis haen,<br />
auch wenn der Berufseifer einmal zu weit<br />
gehe. König Carol liess also eine ganze Reihe von<br />
Aufnahmen von sich machen und dann wurde Isabel!<br />
in Gnaden entlassen, nicht ohne von der Polizei<br />
eine strenge Verwarnung bekommen zu<br />
haben.<br />
« Grossmütterchen »<br />
Victoria .Photo (Zingg)<br />
— Allzumodisches<br />
Seitdem die Coutuners ihre Anregungen in<br />
alten Chroniken und Kostümbüdern ferner Zeitepochen<br />
suchen, seitdem sie Geschichtswerke<br />
studieren und Bilderausstellungen besuchen, hat<br />
die Mode einen durchaus künstlerisch-stilgerechten<br />
Aufschwung genommen. Mit Geschmack und<br />
Geschick verstehen sie es, die Gedanken in den<br />
zopfbekränzten Köpfen der Renaissancedamen den<br />
Lockenköpfen unserer Frauen anzupassen, die<br />
hohen Medici-Krägen, die bauschigen Puffärmel<br />
auch zeitgemäss-unromantischen Geschöpfen vorteilhaft<br />
zu gestalten. In Vorahnung der kaum eröffneten<br />
chinesischen Ausstellung in London sieht<br />
man schon seit Wochen an schönen Tagen im Bois,<br />
an feuchten, nebligen Nachmittagen bei den Tees<br />
die strengen, feierlichen Kopfbedeckungen der<br />
Ming-Dynastie, ebenso wie die flachen Kappen<br />
der Rikschakulis; die persischen und japanischen<br />
Helme und Mützen, wie die hohen Seidentoques<br />
der Tibetaner. Von den kranzförmigen Hüten, die,<br />
wie die Kämme der Geishas, das Profil begleiten,<br />
führt für phantasievolle Modistinnen nur ein kurzer<br />
Weg zur flämischen Haube der Spenderinnen auf<br />
den Altarblättem von van Eyck; zu den Heiligenscheinen<br />
der rührenden Madonnen von Meinung,<br />
die augenblicklich im kleinen Tuilerienmuseum,<br />
der Orangerie, die Blütezeit der flämischen Kunst<br />
des fünfzehnten und sechzehnten Jahrhunderts veranschaulichen.<br />
Vom Schicksal begünstigte Kundinnen<br />
öder solche, die es einstmals waren, erhalten<br />
von pietätvollen Modechefs hin und wieder<br />
eine Einladung, einen Blick auf die noch nicht gezeigten<br />
Kollektionen zu werfen. Da sah man in den<br />
letzten Tagen unter vielem anderen immer wiederkehrende<br />
Modelle von Jäckchen und Häubchen mit<br />
Plissees, Rüschen und Schleifen; von bauschigen<br />
Röcken mit Volants und Falten; auf dem Verzeichnis:<br />
«P'tite grand'mere» betitelt. Jawohl, die Grossmamas<br />
früherer Zeiten trugen solch helle, gefaltete<br />
Häubchen auf ihrem weissen Scheitel; sie sassen<br />
mit berüschten, weiten Jäckchen in ihren hohen<br />
Lehnstühlen am Fenster ihres stillen Wohnzimmers.<br />
Aber wo sind sie hingeraten, die gemütlichen, wirklich<br />
alten Grossmamas, die strickten und häkelten<br />
und strickten; immer bereit zuzuhören, nie mit sich<br />
beschäftigt, nur von dem Wunsche beseelt, zu raten<br />
und zu helfen? Man hält Umschau und findet keine<br />
solche Grossmama! Die eine traf man am Golfplatz,<br />
eifrig mit ihrem «score» zur Meisterschaft beschäftigt;<br />
die andere im Reisebüro, gerade im Begriff,<br />
eine Mittelmeerreise zusammenzustellen und die<br />
dritte mit einem Pack Bücher belastet auf dem Weg<br />
in die Universität zur Vorlesung eines berühmten<br />
Philosophen. Wird man jetzt früher Grossmama als<br />
einst? Und ist dieser Stand so unbeliebt, so gefürchtet,<br />
dass man sich nur ungern sichtbar und<br />
deutlich dazu bekennt; viel lieber über die Tatsache<br />
hinweg zur Tagesordnung übergeht? Und<br />
ist so eine neue Mode: «P'tite grand'mere» genannt,<br />
vielleicht ein zeitgemässer Appell an das<br />
bessere «Ich», diesen unbequemen Logisgast der<br />
weiblichen Seele?<br />
(N. F. P.)<br />
Modisches — Allzumodisches<br />
In Nairobi, der Hauptstadt der britischen Kolonie<br />
Kenya, erscheint die erste Modezeitschrift für Negerinnen.<br />
Chefredakteurin ist ein junge Negerin mit<br />
westeuropäischer Bildung. Diese hat in einem Leitartikel<br />
ihre grundsätzliche Meinung über die Mode<br />
für Negerinnen und Neger kundgegeben. Sie geht<br />
davon aus, dass die weisse Frau durch buntfarbige<br />
Stoffe nur gewinnen könne. Aber die schwarze,<br />
temperamentvolle Negerin werde durch schreiende<br />
Farben nur lächerlich. Sie müsse im Gegenteil<br />
gedeckte, unauffällige Pastellfarben tragen, die<br />
ihre- Erscheinung veredelten. Ausserordentlich<br />
scharf wendet sich der Artikel gegen die männliche<br />
Modesucht. Die Redakteurin ist der Meinung, dass<br />
ein Neger, der einen Zylinder und einen Schirm<br />
trage, zur Karikatur werde. Auch für ihn gelte der<br />
Grundsatz grösster Unauffälligkeit.<br />
Die Prager Lehrerschaft verlangt ein energisches<br />
Einschreiten gegen das Schminken, Haarfärben,<br />
Ondulieren und Nägellackieren von Schulkindern<br />
weiblichen Geschlechts. Dieser Unfug finde selbst<br />
bei ganz jungen Schülerinnen rasche Verbreitung,<br />
es genügt, dass einige Schülerinnen damit in die<br />
Schule kommen, damit bald ganze Klassen von dieser<br />
« Epidemie» erfasst werden. Sogar zehnjährige<br />
Mädchen erscheinen mit geschminkten Lippen,<br />
Dauerwellen, rotlackierten Fingernägeln, « Cypre-<br />
Parfüm ».<br />
Die Pariserinnen haben begonnen, -statt der<br />
üblichen Handtaschen Puppen zu nehmen. Diese<br />
erreichen annähernd natürliche Babygrösse, sind<br />
aber innen hohl; durch einen Reissverschluss können<br />
sie geöffnet werden und alle die Dinge in ihrem<br />
Innern aufnehmen, die bisher in den Handtaschen<br />
Platz fanden.
16 Automobil-Revue —<br />
No 15<br />
Vom lOettec und JUOM Qdd<br />
lOUttecwettee wie noch nie<br />
Das meteorologische Institut von Sofia teilt mit,<br />
dass in den 50 Jahren seines Bestehens ähnliche<br />
Januartemperaturen wie in diesem Jahr noch nie<br />
verzeichnet worden seien. In Mittelbulgarien betrugen<br />
sie fast durchgehend 20—21 Grad C im<br />
Schatten. Infolgedessen haben die berühmten Rosenplantagen<br />
von Stare Zagora, ebenso wie die<br />
Mandelbäume im ganzen Lande bereits ihre volle<br />
Blüte erreicht.<br />
cpr.<br />
JU^euioettee macht xtecqesslkh<br />
Seit längerer Zeit wurden in Japan und<br />
Amerika von Biologen und Statistikern Untersuchungen<br />
über die Häufigkeit von Gehirnstörungen<br />
bei trockenem und bei feuchtem Wetter<br />
vorgenommen. Man stellte fest, dass Depressionszustände<br />
bei feuchtem Wetter viel leichter<br />
aufträten und auch stärkere Ausmasse erreichten<br />
als bei trockenem Wetter. Geradezu<br />
verblüffend aber waren ganz andere Zusammenhänge,<br />
die sich bei dieser Gelegenheit auftaten.<br />
Der japanische Arzt Dr. Hisazuka war nämlich<br />
längere Zeit als Werkstudent in einem<br />
Fundbureau tätig gewesen. Hier wurde ihm ein<br />
hochinteressantes Vergleichsmaterial zugänglich.<br />
Es zeigte sich nämlich, dass mit dem<br />
Einsetzen feuchter Witterung die Zahl der verlorengegangenen<br />
oder vergessenen Gegenstände<br />
steil in die Höhe ging, um sofort zu fallen,<br />
wenn eine Aenderung des Barometerstandes<br />
eintrat. Anfangs glaubte Hisazuka, lediglich<br />
Zufälle serienweise aufzeichnen zu können,<br />
doch nach und nach erkannte er in aller Deutlichkeit,<br />
dass sich hier rein tabellenmässig der<br />
Einfluss der Luftfeuchtigkeit auf die Gehirnzellen<br />
feststellen Hess.<br />
Er widmete nun einen grossen Teil seiner<br />
wissenschaftlichen Arbeitskraft der genauen<br />
Erkenntnis dieser rätselhaften Dinge. In Zusammenarbeit<br />
mit Lehrern und Bankiers ermittelte<br />
er schnell, dass die Zahl der Fehler<br />
bei Schulkindern und die Menge der Rechenfehler<br />
bei Bankbeamten sofort zunahm, wenn<br />
schlechtes Wetter zu erwarten stand. Wenn<br />
auch bis heute noch die direkten Zusammenhänge<br />
zwischen Luftfeuchtigkeit und Gehirnzellen<br />
in ihrer Auswirkung nicht ganz geklärt<br />
sind, so kann man doch schon annehmen, dass<br />
die Spannungsverhältnisse innerhalb der einzelnen<br />
Zellen massgebend sein müssen für die<br />
Vergesslichkeit oder erhöhte Tätigkeit jener<br />
Zellen.<br />
Um nun der Menschheit die nötigen Richtlinien<br />
zur Vermeidung schweren Schadens<br />
durch derartige « Regenvergesslichkeit » geben<br />
zu können, stellte der japanische Forscher<br />
unter Anlehnung an frühere amerikanische<br />
Beobachtungen ähnlicher Art sechs Punkte<br />
auf, durch die der Mensch sich beim Herannahen<br />
schlechten Wetters vorbeugend schützen<br />
kann. Unter diesen Richtlinien spielen Knoten<br />
in den Taschentüchern und fünfzehnmalige<br />
Wiederholung schwieriger Namen, der. Schirm,<br />
den man in den Hut stellen soll, das Notizbuch<br />
und der Terminkalender eine besondere<br />
Rolle.<br />
O&uul akinitqilt<br />
Eine Pariser <strong>Zeitung</strong> machte kürzlich eine Umfrage<br />
bei ihren Lesern, um näheres über die jetzt<br />
übliche Durchschnittshöhe der Mitgift für Töchter<br />
des franzöoschen Mittelstandes festzustellen. Es<br />
ergab sich das überraschende Resultat, dass die<br />
Gewohnheit der Mitgift als solche überhaupt gar<br />
nicht mehr in dem Masse allgemein und selbstverständlich<br />
ist wie früher. An ihre Stelle tritt mehr<br />
und mehr der Beruf. Junge Männer, die heute heiraten,<br />
legen meist weniger Wert auf Bargeld, als<br />
darauf, dass ihre Zukünftige eine Ausbildung genossen<br />
hat, die sie in die Lage versetzt, zu den<br />
Kosten des jungen Hausstandes beizutragen oder<br />
wenigstens im Notfalle sich selbst zu erhalten, cpr.<br />
«SalschnuUuzee» Qaimlet<br />
Vor wenig mehr als fünfzig Jahren stand in<br />
Cannstatt bei Stuttgart ein kleines Gebäude, das<br />
von den ehrsamen Bürgern mit scheelen Augen angesehen<br />
und scheu gemieden wurde. Es sollte darin<br />
«umgehen», hiess es. Und diesem Gerücht musste<br />
wohl schon etwas zugrunde liegen, denn fast jede<br />
Nacht tönte aus dem festverschlossenen Gebäude,<br />
dessen Fenster sorgfältig verhangen waren, ein geheimnisvolles<br />
Hämmern und Klopfen. Bis einige<br />
beherzte Bürger schliesslich auf die Vermutung<br />
kamen, das könnten nur Falschmünzer sein, die<br />
darin nächtlicherweise ihr lichtscheues Gewerbe betrieben.<br />
Sie alarmierten die Polizei, die auch sogleich<br />
bewaffnet auszog und mit rauher Hand an<br />
die Tür des Häuschens klopfte. Aber wie erstaunte<br />
sie, als ihr geöffnet wurde und sie erkennen<br />
musste, dass hier statt falschen Geldes das ehrliche,<br />
echte Gold der Zukunft gehämmert und gewonnen<br />
wurde. Da standen nämlich vor ihnen Gottlieb<br />
Daimler und Wilhelm Maybach, die in ihrer Werkstatt<br />
gemeinsam in aller Heimlichkeit sich und der<br />
Welt den neuen Explosionsmotor geschaffen hatten.<br />
£in süssec 3xdec<br />
Schoköladetaler haben wir als Kinder jeweils<br />
erhalten, wenn die Gotte auf Besuch kam und den<br />
Eindruck hatte, dass wir brave Kinder seien. Die<br />
Schokoladen-Fünfliber standen in hohem Ansehen,<br />
und wir hätten um alles in der Welt nicht auf die<br />
Stange der in Silberpapier verpackten süssen Bissen<br />
verzichtet. In ihrem bescheidenen Zweifränklerformat<br />
waren sie freilich nicht zu vergleichen mit<br />
einem neuesten Erzeugnis der Schokoladenrhünzenmdustrie.<br />
Soeben bringt die Schokoladefabrik Cailler<br />
einen handtellergrossen Taler, in Silber und in<br />
Gold, heraus, der durch seine Grosse und sein<br />
prägnantes Relief alles bisher Dagewesene aus dem<br />
Felde schlägt. Auf der Vorderseite der Medaille<br />
idemann<br />
Gemustertes Material erfreut sich heuer<br />
grösster Beliebtheit, wobei nicht nur die gebräuchlichen<br />
Fischgrätengewebe, sondern auch<br />
die gestreiften und karierten Stoffe in Betracht<br />
gezogen werden, die unter anderem mit<br />
viel Erfolg zu flotten, vollkommen durchgeknöpften<br />
Kasakkleidern verarbeitet und mit<br />
einer hellen Garnitur versehen werden (letztes<br />
Modell).<br />
Was die Besonderheiten der neuen Linie<br />
anbetrifft, so darf man sagen, dass die gestufte<br />
Kontur heuer viel von sich reden machen<br />
dürfte, da hier schon jetzt allerlei als<br />
sehr gelungen zu bezeichnende Versuche unternommen<br />
werden. In diesem Sinne will<br />
unser zweiter Entwurf gebührend gewertet<br />
sein, der uns mit einem Kleide und mit einem<br />
ganz neuartig geschnittenen « Paletot-Cape »<br />
sieht man das Plakatbild des Genfer Grand Prix<br />
mit der Inschrift «Grand Prix Automobile de Geneve,<br />
31 mai <strong>1936</strong>», auf der Rückseite ist das<br />
Genfer-Wappen mit dem alten Wappenspruch<br />
«Post tenebras lux» (nach der Finsternis das Licht)<br />
aufgeprägt. Und damit kein Goldhamster das Gold<br />
der Umhüllung als bare Münze nehme, heisst es<br />
noch «Chocolat au lait Cailler». Eine süsse Gabe,<br />
ein originelles Mitbringsel für grosse und kleine Kinder,<br />
die für das Süsse zu haben sind.<br />
Weisheit<br />
des<br />
Alltags<br />
vertraut macht, mit einer Schöpfung also, die<br />
uns unfehlbar neue modische Wege weist<br />
Wie immer zur Frühjahrszeit treten auch"<br />
diesmal geschmackvolle Faltenwirkungen in<br />
den Vordergrund, die aber diesmal nicht nur<br />
für sportliche Stücke, sondern auch für das<br />
Nachmittags- und Gesellschaftskleid des Früh*<br />
jahrs verwertet werden. Als dritte Figur zei^<br />
gen wir ein in der Sattelpartie faltig ansetzendes<br />
Kleid, das so tief abgesteppt wird, dass<br />
die Falten erst unten in lebhafter Art aufspringen<br />
und die ihnen gebührende «Bewegung<br />
» erhalten. In ähnlicher Weise sind auch<br />
die geschmackvollen Aermel behandelt, deren<br />
weite Kelchform während der warmen Jahreszeit<br />
im Strassenbilde oft zu bemerken sein<br />
dürfte.<br />
Gute Saucen<br />
Sauce Madere. 2 Weinglas voll Madeira-Wein<br />
und ein wenig Wasser werden zur Hälfte eingedickt,<br />
dann mit 2]/ 2 Deziliter Mirepoix vermischt, gut aufgekocht<br />
und zuletzt mit Y 2 Kaffeetasse voll Tomatenpüree<br />
verrührt.<br />
Sauce a la Maitre d'Hotel. (Feine Kräuter-<br />
Sauce.) 125 g Butter werden zerlassen, rasch einige<br />
Tropfen Zitronensaft dazugerührt und mit sehr fein<br />
gehackten Kräutern (Petersilie, Schnittlauch, Kerbelkraut,<br />
Estragon) vermischt. Meistens zu Fischen oder<br />
Gemüsen gereicht.<br />
Sauce Marengo. 2y 2 Deziliter Mirepoix werden<br />
aufgewärmt, mit 2 Löffel voll saurer Sahne, etwas<br />
Knoblauchsaft und 125 g in Butter gedünsteten und<br />
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Musst du jemanden etwas Unangenehmes sagen,<br />
so tue es ohne Schulterklopfen und Freundschaftslächeln.<br />
Sanfter Zuspruch vom Henker ist unerträglich,<br />
und ein Chirurg soll keine Unsicherheit<br />
verraten.<br />
Je enger menschliche Beziehungen sind, desto<br />
sicherer ist ihnen etwas Feindseligkeit beigemischt.<br />
Wer meint, dass Verbindungen, die er aus praktischen<br />
Gründen längere Zeit ungestört erhalten<br />
will, recht innig werden sollen, der irrt zu seinem<br />
Nachteil. Mit dem Geschäftspartner soll man nicht<br />
Golf spielen.<br />
Neben dem häufigen Fehler, von den eigenen<br />
Angelegenheiten zu viel zu sprechen, kommt der<br />
entgegengesetzte nicht selten vor, dass man hinsichtlich<br />
seiner selbst zu reserviert und zugeknöpft<br />
ist. Vertraulichkeit folgt dem Vertrauen, mit dem du<br />
selbst vorangehen musst. Das gilt doppelt denen<br />
gegenüber, die sich aus irgendeinem Grunde unsicher<br />
oder nicht auf gleicher Stufe fühlen, also<br />
etwa zwischen Alten und Jungen, Fortgeschrittenen<br />
und Anfängern. Der Lehrer, der sich nicht schämt,<br />
seinen Schülern eine kleine Schwäche preiszugeben,<br />
hat es leicht, ihr Vertrauen zu gewinnen.<br />
Unpünktlichsein ist ein Ausdruck der Ueberheblichkeit.<br />
«Was ihr versäumt, kann nicht so wichtig<br />
sein.> Deswegen gilt Pünktlichkeit gegen Höhere<br />
und Gleiche als Verpflichtung, gegen Niedrigergestellte<br />
ist sie eine Form von Höflichkeit — die<br />
«Höflichkeit der K Könige».<br />
Wer als Halbwüchsiger imstande war, mit seinem<br />
Vater ohne Trotz und Verlegenheit zu sprechen,<br />
wird als Mann mit Papst und Kaiser den rechten<br />
Ton zu finden wissen.<br />
Anekdoten<br />
(ho) Der polnische Pianist Paderewski befand sich<br />
in einem Salon in einem der ersten Warschauer<br />
Hotels, wo sich eine illustre Gesellschaft versammelt<br />
hatte. Man sprach über dies und das, und plötzlich<br />
wurde Paderewski gebeten, etwas zu spielen. Er<br />
weigerte sich zuerst unter der Ausrede, dass die<br />
Stunde schon zu sehr vorgeschritten sei, aber<br />
schliesslich überwogen die Bitten der Anwesenden.<br />
Der grosse Pole setzte sich an das Klavier und spielte.<br />
Es dauerte nicht lange, da klopfte der Kellner und<br />
übergab einen Zettel, der von dem Herrn stammte,<br />
der neben dem Salon wohnte.<br />
«Wenn Sie schon so spät Paderewskis Werke<br />
spielen », stand darauf, « dann spielen Sie wenigstens<br />
richtig.»<br />
Paderewski antwortete ebenfalls schriftlich: «Verzeihung,<br />
ich will es nicht wieder tun. Paderewski.»<br />
Wilhelm Busch, der berühmte Karikaturist, redete<br />
sehr ungern. Bei einem Festmahl zu seinen Ehren<br />
wurde er mit zahlreichen Ansprachen gefeiert.<br />
Busch freute sich darüber, antwortete aber mit<br />
keiner Gegenrede. Schliesslich neigte sich der<br />
Vorstand des Künstlervereins, der das Festmahl<br />
gab, zu Busch und flüsterte:<br />
«Verehrter Meister, dürften wir nach so viel<br />
Reden auch ein paar Worte von Ihnen erwarten? »<br />
Busch nickte ergeben und schlug an sein Glas.<br />
Als aller Augen gespannt sich zu ihm wandten,<br />
lächelte er etwas verlegen und rief dann laut und<br />
deutlich:<br />
« Ober, noch ein Helles!»<br />
Redaktion des Auto-Magazins:<br />
Dr. Hans Rud. Schmid.
JJO 15 — Automobil-Revue 17<br />
Rätsel »Ecke<br />
Schweizerisch-geographisches Rätsel<br />
Schwierige Sache,<br />
so ein geographisches Rätsel, wie wir's in Nr. 11<br />
hqtten. Die eilfertigen Löser haben die ganze<br />
Schweiz durcheinandergemacht, aber keiner hat<br />
mitten ins Schwarze getroffen. Gestehen wir's ein,<br />
dass die Bilder etwas zu klein, der Druck vielleicht<br />
auch etwas verschwommen-war. Aber die Rätselneffen<br />
und die Rätselnichten scheinen sich doch<br />
nicht alle Schweizer Landschaften genau eingeprägt<br />
zu haben. Es ist schon richtig, dass Weggis, Castagnola<br />
und Montreux gewisse Aehnlichkeiten haben,<br />
dass das Gotthard-Hospiz von einer gewissen Entfernung<br />
aus mit dem Berghaus von San Bernardino<br />
zu verwechseln ist; aber dass Laupen mit Burgdorf<br />
verwechselt wurde, dachte sich der Onkel nicht.<br />
Eher meinte er, man könnte auf Aarberg raten. Das<br />
Bild Nr. 11 mit dem Bergsee war wirklich schwer;<br />
einige haben darin den Grimselsee erkennen wollen,<br />
andere den Seealpsee — und dass jemand die<br />
Lüderenalp-Chilbi auf den Bachtel verlegt, ein anderer<br />
« Gurnigel » oder Saanenmöser vermutet,<br />
kann man nicht übelnehmen. Immerhin eine Feststellung:<br />
Wir schauen offenbar doch der Landschaft,<br />
die wir durchstreifen, zu wenig scharf ins Gesicht.<br />
Aber das hängt doch wohl mit dem Lebenstempo<br />
der heutigen Zeit zusammen, für das wir nicht verantwortlich<br />
sind. Hier die richtige Lösung des schweizerischen<br />
Landschaftsrätsels von Nr. 11:<br />
HUR1OB<br />
Bei Milliardärs.<br />
Auch amerikanische Multimillionäre haben ihre<br />
Sorgen. « Mein Verlobter ist gestern zweiter Vorsitzender<br />
unseres privaten Golfklubs geworden.»<br />
— « Gratuliere! » — « Danke. Ich freue mich auch<br />
sehr. Es war ein zu peinliches Gefühl, mit einem<br />
Mann verlobt zu sein, der gar nichts war.»<br />
Das Rückporto.<br />
Trafen sich zwei Schotten. «Haben Sie meinen<br />
Brief nicht erhalten? » — « Gewiss! » — «Ich habe<br />
Ihnen doch geschrieben, dass ich Sie um die Hand<br />
Ihrer Tochter bitte, und Sie haben es nicht einmal<br />
für nötig gehalten, mir zu antworten. »•— Der Schotte<br />
schaute verwundert: «Hatten Sie Rückporto beigelegt?<br />
»<br />
RMtselauflösung.<br />
1. Brissago. 7. Frauenfeld.<br />
2. Genf.<br />
3. Andermatt.<br />
4. Montreux.<br />
5. San Bernardino.<br />
6. Laupen.<br />
8. Monte Rosa.<br />
9. Sion.<br />
10. Murten.<br />
11. Fählensee-Altmann..<br />
12. liüderenchilbi.<br />
Nun hat der Onkel noch etwas auf dem Herzen.<br />
Ein Rätsellöser will ihn offenbar auf die Probe stellen<br />
mit der Frage-.<br />
Wo ist das Eulengebirge?<br />
Ein Auslandschweizer, der die Auto-Revue liebt<br />
und liest, will uns auf unsere geographische Kenntnisse<br />
prüfen. Kann ein Rätsellöser dem Onkel so<br />
nebenbei sagen, wo er dieses Eulengebirge zu<br />
suchen hat?<br />
Mit unserem .<br />
neuen geographischen Rätsel<br />
möchte der Onkel die Magazin*Leser ein wenig auf<br />
der Schweizerkarte spazieren führen. Nicht am<br />
Narrenseil, nur an der Leine. Die Sache ist nicht<br />
gerade einfach, aber wer einen guten Atlas oder<br />
ein paar Landkarten besitzt, wird die Nüsschen<br />
schon knacken können. Also frisch daran!<br />
Die Lösungen' müssen am 28. Februar im Besitz<br />
der Redaktion sein.<br />
1. Fluss<br />
2. Weinbauort<br />
3. Berühmter Felszirku»<br />
4. Alpenpaßttrasse<br />
5. Bergdörfchen an berühmter<br />
Alpenstrasse<br />
6. See<br />
7. Walliser Seitental<br />
8. Dorf und Ferienort<br />
9. Bergdörfchen<br />
10, Ebenfalls ein Gebirgsdorf<br />
11. Wenig bekannter<br />
Berg<br />
13. Altes Städtchen<br />
Die Anfangsbuchstaben<br />
•rgeben den lateinischen<br />
Namen eines Gewässers<br />
Beim Arzt rasselte das Telephon. «Hier ist<br />
Schneck, jawohl, Albert Schneck. Herr Doktor,<br />
meine Frau hat sich die Kinnlade ausgerenkt und<br />
kann kein Wort sprechen. Wenn Sie einmal vorbeikämen,<br />
nächste Woche oder wann, dann wäre es<br />
wirklich nett von Ihnen! »<br />
* *<br />
Das Postamt in Toledo bekam vor einiger Zeit<br />
, eine Drehtür. Die Gassenjungen fanden sie sensationell<br />
und spielten damit Karussell. Eines Tages<br />
• beschwerte sich ein Postbeamter bei seinem Vorstand;<br />
man möge doch die Gassenjungen fernhalten,<br />
damit auch die armen Postbeamten, die ein grösseres<br />
Recht daran hätten, in der Mittagspause einigemal<br />
zu ihrer Erholung mit der Drehtür herumfahren<br />
könnten ...<br />
Der Ehemann zu seinem Freund: «Ich kann nur<br />
so viel sagen: Ich habe manches Haar ixt der Ehe<br />
gefunden!» «Komisch — ich habe alle Haar« in<br />
der Ehe verloren!»<br />
«Marie », sagt die Hausfrau zu dem neu eingetretenen<br />
Mädchen, «dieses Service ist schon<br />
fünfzig Jahre alt... » « Keine Angst, gnädige Frau,<br />
ich rede nicht darüber.»<br />
Der Vater zum Sohn: «Hast du gestern apcnd<br />
noch meinen Wagen benützt?» «Ja, ich bin mit<br />
einem Kollegen spazierengefahren.» Darauf der<br />
Vater: «Hier, nimm das) Dein Kollege hat seinen<br />
Lippenstift verloren.»<br />
Er kennt sie besser.<br />
Ein englischer Käpten suchte eines Tages in<br />
einem kleinen weltverlorenen Hafen nach einer<br />
neuen Mannschaft. Da er, was er wollte, nicht finden<br />
konnte, heuerte er schliesslich, was er bekam ...<br />
Um Verwechslungen der ähnlich klingenden Namen<br />
der Angeheuerten zu vermeiden, gab er den<br />
Leuten einfach Nummern. Einige Zeit später starb<br />
einer der Bemannung und der Kapitän gab dem<br />
Segelmacher Auftrag, Nr. 7 zu beerdigen. Bald<br />
darauf meldete der Segelmacher: «Befehl ausgeführt;<br />
Nr. 17 beerdigt.» — «Nr. 17!?», rief der<br />
Kapitän aus. «Ich habe doch Nr. 7 gesagt! » — «Ich<br />
habe mich auch darüber gewundert, Käpten»,<br />
sagte der Segelmacher. «Als ich ihn einnähte,<br />
jammerte er fortwährend; «Ich nicht tot, Sir. Ich<br />
nicht tot, Sir ». Aber man weiss ja doch, wie diese<br />
Kerle lügen.»<br />
* *<br />
Der Direktor: «So sind wir uns also einig, junger<br />
Mann, dass du gleich nach der Konfirmation die<br />
Lehrlingsstelle hier für 35 Kronen im Monat antrittst.<br />
Hast du sonst noch etwas auf dem Herzen? »<br />
Der junge Mann: «Ja ... und wie ist es mit der<br />
Pension, Herr Direktor?»<br />
Vater zur kleinen Tochter: «Und was möchtest<br />
du werden, wenn du erwachsen bist?»<br />
«Weisst du, Vati, ich denke, am liebsten eine<br />
schrecklich reiche junge Witwe. »<br />
« Können Sie kochen? » « Nein. » « Können Sie<br />
waschen? » « Nein. » « Ja, was können Sie denn? »<br />
«I, i kann gar nix, i will ja nur als « Mädel für alles »<br />
gehn.<br />
«Erinnerst du dich noch, in welchem Jahr die<br />
kurzen Röcke Mode waren?»<br />
«Natürlich, es war dasselbe Jahr, in dem du<br />
plötzlich das Bedürfnis spürtest, eine Brille zu<br />
tragen!»<br />
Wie viele Pferde hat dieser Wagen?<br />
Sehr glaubhaft.<br />
(ho) Der Schneider des Sonnenkönigs hatte diesem<br />
einen Anzug verdorben. Der darob sehr aufgebrachte<br />
König wollte den Schneider allen Ernstes<br />
enthaupten lassen. Der Mann ff einte und wimmerte:<br />
«Was wimmerst du?» fragte der König.<br />
«Ich fürchte Eu%rer Majestät Zorn.»<br />
«Liegt dir soviel an deinem Kopf?»<br />
«Jawohl, Majestät.»<br />
« Aber er ist nicht viel wert.»<br />
«Wenn auch, Majestät, ich hänge doch aber<br />
daran.»<br />
«Geben Sie acht,<br />
nicht schmutzig machen,<br />
Sie mir die Strumpfe<br />
(Söndagsnisse)<br />
«Und woher wusste er, dass Sie die Richtige rOStfaCh 13,<br />
für ihn waren?»<br />
«Ich habe es ihm gesagt!»<br />
Was<br />
sagen Sie verehrte<br />
Leser und Leserinnen<br />
zu unserer<br />
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- - • * •<br />
18<br />
— «°15<br />
Hinter den Kulissen<br />
Mit Erläuterungen von Th. B.Strasser<br />
Links:<br />
Am Anfang des technischem<br />
Bühnenwerdens steht "der Plan,<br />
den ein Direktor, Regisseur<br />
oder, wenn sich's eine Bühne<br />
leisten kann, ein eigens dafür<br />
bestimmter Künstler, ein sogenannter<br />
Bühnenbildner, für jede<br />
einzelne Szene aufstellt.<br />
So sieht es im Atelier dieses<br />
Bühnenbildners aus, wenn er<br />
seine Dekorations- und Kostümentwürfe<br />
schafft.<br />
Die Dekorationen, einmal auf<br />
der Bühne aufgebaut, müssen<br />
dort auch ins richtige Licht gesetzt<br />
werden: Hierzu sind ganz<br />
. gewaltige und komplizierte Maschinen<br />
nötig, die jede Lichtabstufung<br />
vom ersten fahlen<br />
Dämmern bis zum strahlenden<br />
Sonnenglanz ermöglichen.<br />
Recht«:<br />
Die moderne Bühne braucht aber nicht nur Licht und Farben; sie muss sich auch sehr differenziert<br />
geräuschvoll benehmen können. Man hat nicht immer einen brüllenden Löwen an der Leine, kann weder<br />
das Meer aufbrausen noch eine Lawine niederdonnern lassen. Und Automobile und Flugzeuge rattern<br />
höchstens en miniature über die kleine Bühne. Und doch sind das alles Geräusche, die der moderne<br />
Theatertechniker braucht, wie der Hund seinen Schwanz. Wie geht das aber zu? Ganz einfach: wie auf<br />
obenstehendem Bild. Natürlich ist das Grammophon mit einem, mächtigen Verstärker verbunden.<br />
praussen aber, vor dem Hause,<br />
in der ganzen Stadt, hängen die<br />
Plakate, die auf das kommende<br />
Werk' hinweisen. Keine billige<br />
Zutat! Aber'auch sie muss sein.<br />
Der modernste Krach im Orchester<br />
oder auf der Bühne genügt<br />
nicht mehr: das heutige<br />
Theater kommt nicht drum herum,<br />
auch ausser dem Hause gebührend<br />
«Lärm» zu machen ...<br />
Solls aber einschlagen, dann braucht<br />
man drastischere Mittel; da muss<br />
schon ein künstlich erzeugter, wirklicher<br />
Blitz her.<br />
Für zartere Töne hat ein Musikverständiger<br />
zu sorgen. Metalltafeln (oder<br />
auch Röhren), die natürlich ganz genau<br />
abgestimmt sein müssen, geben<br />
beispielsweise ein herrliches Glockenspiel.)<br />
ta der Schneiderei sind mittlerweilen die Entwürfe in fertige Kostüme verwandelt worden.<br />
Die Bühnenproben müssen erweisen, ob sie sich dem Gesamtrahmen willig einfügen.<br />
Sonst gibt's für Meister Zwirn unerquickliche Stunden.<br />
Aus der Neuinszenierung von Smetana» Oper „Die verkaufte Braut", unter Leitung von<br />
Dir. H. Zimmermann am Berner Stadttheater.<br />
Auch die-gesamten Dekorationen müssen nochmals herhalten. Dekorationsproben auf der leeren<br />
Bühne genügen nicht. Man muss die Szenerie als Folie zu der sich in ihr bewegenden Künstlerschar<br />
beurteilen können. Die Generalprobe — so benannt, weil der General (-Direktor oder -Regisseur)<br />
einen ganzen Tag lang probiert, wie er es doch noch besser machen könnte, zerrt nicht nur<br />
alle Kunstler, sondern auch alle Techniker samt ihren Maschinen ins Rampenlicht.<br />
Aus dem Ciiaunscben M&rchcnipiel „Prinzes»!* Tauaendschön", da« R. Jenny (Musik E. Amon) neu bearbeitete.