E_1936_Zeitung_Nr.075
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BERN, Dienstag, 15. September <strong>1936</strong><br />
Nummer 20 Rp.<br />
32. Jahrgang - N« 75<br />
ERSTE SCHWEIZERISCHE AUTOMOBIL-ZEITUNG<br />
Zentralblatt für die schweizerischen Automobil- und Verkehrsinteressen<br />
ABONNEMENTS-PREISE:<br />
Ausgabe A (ohne Versicherung) halbjährlich Fr. 5.—, jährlich Fr.<br />
Ausland mit Portozusehlaf, wenn nicht postamtlich abonniert<br />
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Aussähe C (mit Insassenversicheruna) vierteljährlich Fr. 7.50<br />
Die Auswirkungen der eidg. Benzinzollpolitik<br />
Bei der am 25. Juni 1935 durch dringlichen<br />
Bundesbeschluss vorgenommenen Erhöhung<br />
des BenzJnzolles von 20 Fr. auf 28 Fr. pro<br />
100 kg Benzin, resp. von 17 auf 23% Rappen<br />
pro Liter, setzte unsere oberste Landesbehörde<br />
einen Importrückgang von 10—15 %<br />
der im Jahre 1934 erzielten Maximaleinfuhr<br />
von 218,540 t in Rechnung. Man nahm also<br />
eine weitere jährliche Benzin- und Benzoleinfuhr<br />
von 186,000 bis 197,000 t an. Immerhin<br />
setzte der eidg. Finanzminister die ungeachtet<br />
des Importausfalles aus «dieser Zollerhöhung<br />
resultierenden Mehreinnahmen auf<br />
16 Millionen Fr. fest, welche Summe denn<br />
auch ins Finanzprogramm 2 eingestellt<br />
wurde.<br />
Nun kamen während der ersten 8 Monate<br />
des laufenden Jahres im ganzen 1,260,288 q<br />
Benzin und Benzol zur Einfuhr gegenüber<br />
1,374,259 q während der vorjährigen Parallelperiode,<br />
d.h. der Import ging um 113,971 q<br />
zurück. Nachstehende Darstellung vermittelt<br />
ein genaues Bild dieses mehr als Sprozentigen<br />
Rückganges:<br />
Benzin- und Benzoleinfuhr.<br />
1934 1935 <strong>1936</strong><br />
q q; q<br />
Januar 111011 118 863 95 207<br />
Februar 113 457 129 003 127 040<br />
März 158 362 125 406 135 541<br />
April 176 516 164 986 157 306<br />
Mai 214 384 195 990 177 542<br />
Juni 208 291 215 828 185 273<br />
Juli 209 035 211519 182 916<br />
August 238 769 212 664 199 463<br />
September 200 347 202187<br />
Oktober 220 748 207 826<br />
November 169 272 147 957<br />
Dezember 165 278 134 695<br />
2 185 470 2066 925<br />
Zugegeben ist nun, dass sich dieser Rückschlag<br />
in den erwarteten Bahnen bewegt.<br />
Die bedenklichen Folgen der durch diese<br />
Tatsache hervorgerufenen Erwerbsschrumpfung<br />
beim gesamten Automobilgewerbe allerdings<br />
sind in dieser Rechnung nicht inbegriffen,<br />
wiegen aber zweifellos viel schwerer<br />
als gemeinhin angenommen. Immerhin verzeichnen<br />
mit Ausnahme des März alle vergangenen<br />
Monate zum Teil ganz erhebliche<br />
Einfuhrausfälle. Wir verweisen nur auf den<br />
August <strong>1936</strong>, die typische automobilistische<br />
Hochsaison, mit seiner um 13,201 q geringeren<br />
Importziffer. Dass der motorisierte<br />
Strassenverkehr auf diese starke Erhöhung<br />
des Benzinpreises nicht stärker reagierte,<br />
F E U I L L E T O N<br />
Musik der Nacht.<br />
Roman von Joe Lederer.<br />
10. Fortsetzung.<br />
Ich bin für meinen Onkel und gegen die Vernunft.<br />
Aber gerade deshalb hab ich manchmal<br />
eine solche Sehnsucht nach Menschen,<br />
bei denen man nicht fürchten muss, dass sie<br />
eines Morgens nicht mehr zum Frühstück er-<br />
10.-<br />
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also nicht noch wesentlichere Einbussen verzeichnet,<br />
ist der beste Beweis für dessen bedeutsame<br />
Stellung innerhalb der schweizerischen<br />
Verkehrswirtschaft, in erster Linie<br />
als Preisregulator hinsichtlich der übersetzten<br />
Tarifansätze der Schiene. Gerade die<br />
ganz aussergewöhnliche Verquickung aller<br />
schweizerischen Wirtschaftsfragen und Wirtschaftsnöte<br />
führt in letzter Zeit immer mehr<br />
zur Erkenntnis, dass unser Land ganz einfach<br />
gezwungen ist, seine ganze Wirtschaftsführung<br />
und Preisbildung vernünftigerweise<br />
wieder mehr nach dem ausländischen Niveau<br />
zu orientieren. Dabei gewinnt die Ueberzeugung<br />
zusehends an Ausdehnung: Hohe inländische<br />
Transportkosten bedeuten unbedingt<br />
eine Fesselung von Industrie, .Handel<br />
und Gewerbe. Mag^ daher allen Tariffragen<br />
der Schiene noch so sehr der Ruf des noli<br />
me tangere vorausgehen, unsere Wirtschaft<br />
muss von diesem Hemmschuh befreit werden.<br />
Es geht nicht an, aus Schrecken vor<br />
der unerfreulichen Situation unserer Bundesbahnen,<br />
die Augen vor den immer gebieterischer<br />
werdenden Notwendigkeiten zu ! verschliessen<br />
und die Lage durch ein in die<br />
Höheschrauben der Transportkosten der<br />
Strasse zu retten versuchen. Diese unglückliche<br />
Preispolitik wird sich je länger je mehr<br />
rächen, als unser Land nicht nur eine<br />
schlechte Rohstoffbasis, sondern dazu noch<br />
eine nicht viel bessere Verkehrslage aufweist.<br />
Wenn wenigstens die Drosselung der natürlichen<br />
Verkehrsentwicklung der Strasse<br />
infolge übermässiger Belastung der Treibstoffe<br />
sich einzig in rückläufigen Benzin- und<br />
Benzol-Einfuhrziffern bemerkbar machte ! In<br />
immer schärferem Masse machen sich jedoch<br />
die nachteiligen Folgen dieser Politik auch<br />
beim Import der Motorfahrzeuge und deren<br />
Zubehörteilen geltend. Um so bemühender<br />
das gegenwärtige Schauspiel der unterschiedlichen<br />
politischen Behandlung von Benzin<br />
und Bier! So sehr wir den Brauern und<br />
Wirten Erfolg wünschen in ihrer Abwehr<br />
gegen die steten neuerlichen Beutezüge des<br />
Bundesfiskus, so sehr müssen wir darauf<br />
dringen, dass auch den Benzinkonsumenten<br />
und den 50,000 im schweizerischen Automobilgewerbe<br />
Beschäftigten Recht widerfahre.<br />
Man messe mit gleicher Elle !<br />
Im Gegensatz zu den Benzin- und Benzolimporten<br />
ist die Entwicklung der Gasölimporte<br />
schon heute als höchst bedenklich zu<br />
qualifizieren :<br />
Sybil klammerte die Hände um Lukas'<br />
Nacken und horchte. Knisterte es nicht durch<br />
die Stille, ruhelos, wie Schutt in bröckelndem<br />
Mauerwerk?<br />
«Vielleicht kommt ein Gewitter...»<br />
Lukas prüfte den Himmel und beugte sich<br />
verliebt zu ihrem Mund.<br />
«Hilf mir doch — so hilf mir doch...»<br />
Alber Sybil flüsterte, ohne die Lippen zu<br />
regen, es klang nur wie ein Hauch.<br />
«Sie seufzte», dachte Lukas bedrückt Aber<br />
er vergass es gleich.<br />
«Also so siehst du aus... warum lachst du?<br />
Bin ich kindisch, Lieber? loh will dich ansehen,<br />
so lange ich es noch kann. Denn<br />
morgen — — nein, wir denken jetzt nicht<br />
an morgen! Was hast du an der Schläfe —<br />
eine Narbe ? Warst du im Krieg ? Ist es<br />
schrecklich gewesen ? ><br />
Sybil sprach hastig, wartete keine Antwort<br />
ab. Ihre Stimme jagte immer weiter, beschwörend,<br />
atemlos. So viele Worte mussten<br />
noch gesagt werden, und es war spät,<br />
die Minuten tickten vorbei, unersetzlich und<br />
kostbar wie nie vorher.<br />
« Du musst mir erzählen, du musst mir viel<br />
erzählen ! Hast du Geschwister, Freunde ?<br />
Du bist fleissig, nicht wahr ? Sitzst immer<br />
über deinen Plänen, rechnest, zeichnest ?<br />
Und wenn du den Bau kontrollierst, dann<br />
grüssen dich die Arbeiter, haben Respekt vor<br />
dir... Bist du freundlich zu ihnen, bist du<br />
ein guter Herr? Dass ich dich früher nie<br />
gesehen hab, die Stadt ist doch so klein, jeder<br />
kennt jeden. Und nicht einmal deinen<br />
Namen hab ich gehört... Alber wir leben ja<br />
hin, wissen nicht einmal von uns selbst etwas<br />
Genaues...»<br />
« Wir ... », sagte Sybil. Sie zuckte verächtlich<br />
die Brauen. «Lackierte Puppen in<br />
einer Spielzeugwelt. Alles so hübsch, so<br />
bunt, so niedlich — und klein wie unser Hirn.<br />
Der Golfplatz, das Motorboot, man trägt<br />
Blau, und Angela hat ihren geschiedenen<br />
Gatten wieder geheiratet. Bar, die Bridgepartie,<br />
Theater — wird Tulipan das Derby<br />
machen ? So leben wir, siehst du, es ist ein<br />
furchtbares Leben, ich hatte so viel Pläne,<br />
ich wollte... Nein, nicht wieder küssen !<br />
Sei gut, sei lieb, leg deinen Kopf an meine<br />
Gasölimporti<br />
1934 1935 <strong>1936</strong><br />
q 1 q<br />
Januar<br />
Februar<br />
7 931<br />
4 073<br />
14669<br />
2 707 *<br />
1861<br />
14Ö7<br />
März 2650 9601 5040<br />
April 7 672 11130 1021<br />
Mai 3 977 9 803 3032<br />
Juni 5 371 13 084 6163<br />
Juli 5 346 5198 2 916<br />
August 5 238 12 730 10 086<br />
September 3166 17 672<br />
Oktober 9 337 22187<br />
November 18 498 12 527<br />
Dezember 12 089 22168<br />
85 329 153 476<br />
Einer Einfuhr von 78,922 q während der<br />
ersten 8 Monate des Vorjahres stehen in der<br />
diesjährigen Vergleichsperiode ganze 31,626 q<br />
gegenüber. Dabei weist der Monat August<br />
mit seiner Mindereinfuhr von rund 2500 q<br />
verglichen mit dam vorjährigen Parallelmonat<br />
noch die höchste Importmenge von allen<br />
8 Berichtsabschnitten des laufenden Jahres<br />
auf. Es beträgt demnach der Rückschlag bei<br />
den Gasölimporten 47,296 q oder volle 58 % \<br />
Diese Ziffern dürften doch sicher selbst für<br />
imsern Bundesrat Beweiskraft genug besitzen<br />
hinsichtlich der Zweischneidigkeit seiner<br />
Benzin- und Gasölpolitik. Oder wird zuständigen<br />
Orts erst der Ruin der schweizerischen<br />
Automobilwirtschaft, insbesondere<br />
des Schwerverkehrs, als beweiskräftig anerkannt<br />
?<br />
Doch während die Einfuhrziffern für Benzin,<br />
Benzol, Gasöl, Motorfahrzeuge verschiedenster<br />
.Kategorien einem ununterbrochenen<br />
Schrumpfungsprozess unterliegen, der mit<br />
Bezug auf die Lage der schweizerischen<br />
Motorfahrzeug- und Zubehörindustrien, des<br />
Garagen- und Reparaturgewerbes Schlimmstes<br />
voraussehen lässt, gibt es in der schweizerischen<br />
Aussenhandelsbi'lanz wenigstens<br />
eine Position, die sich in stetigem Aufstieg<br />
befindet: die ominösen,- weder durch juristische<br />
noch kommerzielle Kunstkniffe zu<br />
begründenden Alkoholimporte.<br />
Alkoholimporte:<br />
1934 1935 <strong>1936</strong><br />
bl hl hl<br />
Januar 6908 567 2848<br />
Februar 5700 132 3227<br />
März 3551 133 1887<br />
April 6369 — 2834<br />
Mai 3781 472 3982<br />
Juni 3686 — 2643<br />
Juli 934 — 3937<br />
August 4221 — 3754<br />
September 2795 —<br />
Oktober 1653 414<br />
November 2817 2249<br />
Dezember 1702 4895<br />
44,117 8862<br />
Benzin, Benzol und Gasöl stellen Produkte<br />
dar, zu deren Einfuhr wir gezwungen sind.<br />
Schulter. Ich will dein Gesicht kennen, ich<br />
will es auswendig lernen, dass ich es noch an<br />
meinem letzten Tag aufsagen kann wie einen<br />
Spruch: hohe Stirn, schöner Mund, schöne<br />
Augen... aber die sind noch nicht erwachsen,<br />
die sind um zwanzig Jahre jünger als<br />
du! Ich kann mir denken, dass deine Mutter<br />
sehr stolz ist auf dich... Ich habe schon<br />
lang keine Eltern, Mama ist gestorben, da<br />
war ich noch ein kleines Mädchen. Aber man<br />
darf nicht davon sprechen — sie ist nicht<br />
daheim gestorben, sondern in der Wohnung<br />
ihres Geliebten. Ein Tenor, berühmt... ich<br />
habe Photos von ihm gesehen, mein Gott,<br />
ein fetter, gelangweilter Mann, aber sie muss<br />
ihn sehr geliebt haben. Ich hab alles erst<br />
viel später erfahren, niemand durfte davon<br />
wissen. Es hätte Papa die Karriere kosten<br />
können ! Mama war so schön — ach, so<br />
schön # und zart und elegant! »<br />
Syb'il beugte den Kopf und starrte in die<br />
schwankenden Lichtkugeln der Laternen.<br />
< Ich erinnere mich noch deutlich an sie.<br />
Ihr Haar war dunkel wie meines, und sie<br />
hatte immer den Mund ein wenig offen. Es<br />
war so drollig, es sah aus, als staunte sie unaufhörlich<br />
über das Leben. Sie war erst vierunddreissig<br />
— ein Herzschlag, aus. Noch im<br />
Sarg war sie eine kleine süsse Dame, die das<br />
INSERTIONS-PREIS:<br />
Die achtgespaltene 2 mm hohe Grundzelle oder deren Raum 45 Rp.<br />
Grössere Inserate nach Spadaltarit<br />
Inseratengehluss 4 Tan« vor Erscheinen der Nummern<br />
Wir berichten heute<br />
Ober:<br />
Kampf der Beimischung.<br />
Grosser Preis von Italien:<br />
Abermals Rosemeyer auf<br />
Auto-Union.<br />
Verkehrsteilung in Schweden.<br />
Oesterreichische Erfahrungen<br />
mit der Spritbeimischung.<br />
Titlis-Autotunnelprojekt.<br />
Alkohol aber gibt es innerhalb der schweizerischen<br />
Grenzpfähle seit Bestehen des neuen<br />
Alkoholgesetzes in Hülle und Fülle. Die eidgenössischen<br />
Schnapsquellen sollen in den<br />
letzten Jahren so reichlich geflossen sein,<br />
dass sich der Alkoholdirektor auf die Suche<br />
nach zu mietenden Tanks begeben musste.<br />
Die der Alkoholverwaltung gehörenden DeJsberger<br />
Tanks aber standen zur selben Zeit<br />
gratis zur Verfügung einer Basler Firma !<br />
Noch immer macht das Märchen vom typisch<br />
schweizerischen Geschmäcklein des einheimischen<br />
Alkohols die Runde, als Tarnung<br />
wohl für die ausländischen Spritimporte.<br />
Der Vizedirektor der eidg. Alkoholverwaltung<br />
spinnt den Fäden gar noch weiter : Die<br />
kapitalintensive chemische Auslandskonkurrenz<br />
der schweizerischen chemisch-pharmazeutischen<br />
Branche würde nämlich, so ineint<br />
er, bei Verwendung von erstklassigem inländischem<br />
Industriesprit durch die letztere<br />
schon dafür sorgen, dass Japaner, Chinesen,<br />
Malayen und am Ende auch Hottentotten<br />
sich wegen des typisch schweizerischen<br />
Sohnapsgeschmäckleins solcher Produkte beschweren.<br />
1304 hl Alkohol wurden während der ersten<br />
8 Monate des Vorjahres eingeführt. Dies<br />
Jahr beträgt der Import während der gleichen<br />
Zeitspanne 25,122 hl Sprit, d. h. 1800 %<br />
mehr als in der entsprechenden Vorjahresperiode<br />
! Selbst wenn man die Ausfuhrziffern<br />
unserer chemischen Industrie durch ein Vergrösserungsglas<br />
betrachtet, findet man beim<br />
besten Willen keine Exportzunahme, wie sie<br />
sich in konsequenter Auswirkung der Tannersehen<br />
Einfuhrbegründungen ergeben musste.<br />
Wie lange soll sich eigentlich der Steuerzahler<br />
noch durch solch fürstlich entlöhnte Märchenerzähler<br />
zum Narren halten lassen ?<br />
Schluss mit der Misswirtschaft forderte<br />
der 5. Juli <strong>1936</strong>. Wer ist verantwortlich für<br />
deren Fortdauern? Und was sagt der Bundesrat<br />
zu diesen Praktiken?<br />
Kruzifix zwischen den Händen hielt wie einen<br />
Blumenstrauss...<br />
Ich glaube, wir sind keine ehrbare Familie<br />
», sagte Sybil. « Man hält uns nur dafür<br />
weil wir immer versuchten, unsere Geschiebten<br />
heimlich abzumachen, ohne dass es andere<br />
erfuhren. Sogar Papa, dieser geliebte<br />
Bürokrat, hat am Ende Schande über uns<br />
gebracht, und man musste lügen, vertuschen,<br />
die Vorhänge zuziehen. Ach, alle meine Verwandten<br />
: sie sind so korrekt, Tag für Tag<br />
nichts als ehrbar, und dann, plötzlich, da<br />
packt es sie, und sie gehen hin und tun unsinnige<br />
Dinge. Ein Onkel von mir fuhr als<br />
Fünfzigjähriger nach Siam, um zu jagen.<br />
Glaubst du, dass es dort überhaupt Wild<br />
gibt ? Ich glaub es nicht. Er hatte genug von<br />
seiner Anständigkeit und wollte vagabundieren.<br />
Sechs Jahre lang hörte man kein Wort<br />
von ihm, wir hielten ihn alle für tot. Aber<br />
dann kam er zurück, wie von einem Spaziergang,<br />
war wieder vernünftig, legte Patience<br />
und spielte Schach mit seinen Söhnen...<br />
Ich finde, das ist eine gute Art zu leben.
JCcunpf de* {Beimischung*<br />
Kürzlich haben wir unter dem Titel<br />
« Grosskampftage in Sicht » auf der schweizerischen<br />
Automobilwirtschaft drohenden Gefahren<br />
hingewiesen. Dieser Erwerbszweig,<br />
mit seinen zahlreichen direkten und indirekten<br />
Ausstrahlungen auf unsere gesamte<br />
Volkswirtschaft, ja sogar auf die Sohweiz.<br />
Bundesbahnen, soll nun neuerdings in die<br />
Zange genommen werden. Am letzten Dienstag<br />
hat nämlich die nationalrätliche Alkoholkommission<br />
(Präsident: Nationalrat Stutz)<br />
dem Alkoholbudget samt vorgesehener Beimischung<br />
zugestimmt.<br />
Bekanntlich hatte der Ständerat die Vorlage<br />
bereits in seiner Juni-Session angenommen.<br />
Bedauerlich, aber wahr — sämtliche<br />
von den Benzinkonsumenten gegen diesen<br />
wirtschaftlichen Unsinn ins Feld geführten,<br />
wohlbegründeten Argumente haben nichts<br />
gefruchtet. Selbst die Einmütigkeit des<br />
5. Juli <strong>1936</strong> vermochte gewisse Parlamentarier<br />
nicht zu überzeugen und ihnen die Augen<br />
dafür zu öffnen, dass es um eine Frage<br />
geht, die den Existenzkampf weitester<br />
Schichten unseres Volkes noch härter gestaltet.<br />
Wohl ist noch nicht aller Tage Abend,<br />
denn das Plenum des Nationalrates hat sich<br />
in seiner demnächst beginnenden Herbstsession<br />
neuerdings mit dem Alkoholbudget auseinanderzusetzen,<br />
nachdem dieses am zweitletzten<br />
Tag der Junisession nur mit 3 / 12 angenommen<br />
wurde. Dieser in der Geschichte<br />
eidgenössischer Budgets einzig dastehende<br />
Vorgang dürfte also ein recht interessantes<br />
Nachspiel zeitigen- Für den Moment liegen<br />
die Dinge so:<br />
Unabhängig von der Genehmigung oder<br />
Ablehnung des Voranschlages der eidg. Alkoholverwaltung<br />
hatte der Bundesrat laut<br />
Finanzprogramm 2 das Recht, den Beimischungszwang<br />
einzuführen; am 30. Mai <strong>1936</strong><br />
hat er denn auch, entsprechend beschlossen.<br />
Am 15. Juni a. c. genehmigte der Ständerat<br />
das den eidgenössischen Räten vorgelegte<br />
abgeänderte Budget der Alkoholverwaltung,<br />
das einen Einnahmenüberschuss von<br />
504,000 Franken vorsah.<br />
Der Nationalrat hat dieses selbe Budget in<br />
der Folge abgelehnt.<br />
Als Auftakt der letzten Phase ist nun die<br />
Zustimmung der nationalrätlichen Alkoholkommission<br />
zum bundesrätlichen Ergänzungsbericht<br />
vom 28. August a. c. über die<br />
Vorbereitungen für die Durchführung der<br />
Verwertung der nächsten Kartoffel- und<br />
Obsternte erfolgt. Der vom Bundesrat zur<br />
Genehmigung empfohlene Voranschlag der<br />
Alkoholverwaltung sieht nach wie vor die<br />
Beimischung von Sprit zum Benzin vor.<br />
Und nun tritt die Handlung ins entscheidende<br />
Stadium: Behandlung des abgeänderten<br />
Voranschlages durch den Nationalrat in<br />
der Herbstsession!<br />
Noch weiss niemand, wie die Würfel fallen.<br />
Doch hegen wir besser keine trügerischen<br />
Illusionen! Das Ringen wird nicht<br />
leicht sein, denn die hinter und vor den Kulissen<br />
gegen die Benzinkonsumenten mobilisierten<br />
Kräfte sind nicht zu unterschätzen.<br />
Wohl dürfen wir auf ein paar überzeugte und<br />
deshalb unentwegte parlamentarische Streiter<br />
für unsere Sache zählen. Doch vergessen<br />
•wir nicht, dass ihr Stand schwer sein wird —<br />
nicht gegen mittelalterliche, sondern gegen<br />
altertümliche Anschauungen und Auffassungen<br />
gilt es sich zur Wehr zu setzen. Zwei<br />
Vertreter der Via Vita haben in Lausanne<br />
scheinen, weil ihnen nachts die Idee kam,<br />
den Niagara zu durchschwimmen oder die<br />
Bank von Monte Carlo zu sprengen. Ich verehre<br />
Menschen, die genau wissen, was sie<br />
wollen und auf ihren Schild schreiben: ,0b<br />
immer Treu und Redlichkeit'. Im ersten Augenblick<br />
schon hab ich gespürt, dass du zu<br />
ihnen gehörst, zu den Treuen, Redlichen, die<br />
ich immer nur von weitem beobachtet habe...<br />
Liebling, warum bist du so ernst ? Gib mir<br />
deine Hand, ich möchte immer so durch die<br />
Nacht fahren, deine Hand halten, dein Gesicht<br />
streicheln. Dabei sind wir gleich in der Stadt<br />
— ach wir Armen ! » Aber wir bleiben noch<br />
beisammen, ja ? ><br />
Sybil betrachtete ihn unruhig. Warum gab<br />
er keine Antwort ? Sie strich mit dem Zeigefinger<br />
über seine Stirn.<br />
«Fort mit diesen Falten! Woran denkst<br />
du ? Wenn es etwas ist, das dich ärgert,<br />
dann vergiss es für heute... ><br />
< Es ist nichts Ärgerliches », sagte Lukas.<br />
« Nur ein Telephonanruf. »<br />
Er beugte sich vor und rief dem Chauffeur<br />
zu, dass er bei der nächsten Automatenzelle<br />
halten sollte.<br />
Dann fasste er wieder Sybils Hand, streichelte<br />
sie leise. Aber er sprach noch immer<br />
kein Wort, und die Falten auf seiner Stirn<br />
verschwanden nicht. Wahrscheinlich dachte<br />
er nach, aber es musste etwas Wichtigeres<br />
der versammelten Alkoholkommission einmal<br />
mehr erfolglos den Standpunkt der Motorfahrzeughalter<br />
und Benzinkonsumenten in<br />
Sachen Beimischung unterbreitet. Die nachfolgende<br />
schriftliche Fixierung ihrer Argumente<br />
zeigt, dass man selbst für überzeugendste<br />
Darlegungen taub ist:<br />
< Der Bundesrat hat am 26. August d. J. die<br />
« Via Vita > durch die Herren Bundesräte Meyer<br />
und Pilet-Golaz empfangen und wir haben ihn ersucht,<br />
die Möglichkeit einer Entlastung des Motorfahrzeuges<br />
zu prüfen, da die gegenwärtigen Lasten<br />
es geradezu erdrücken und damit diese wichtige<br />
Wirtschaftsbranche in eine äusserst kritische Lage<br />
bringen.<br />
Der Benzinverbrauch sinkt, die Einfuhr von<br />
Wagen ebenso. Handel und Gewerbe können<br />
ihren Verpflichtungen nicht mehr nachkommen.<br />
Die Industrie ist am Ende angelangt und jede<br />
Woche steigert sich die Zahl der Arbeitslosen dieser<br />
Branche.<br />
Wir führten das Beispiel mannigfacher Staaten<br />
an, insbesondere Oesterreichs, welche die Bedeutung<br />
des Motorfahrzeuges für das Gemeinwohl verstanden<br />
haben und die durch eine den gegenwärtigen<br />
Notwendigkeiten Rechnung tragende Politik eine<br />
rationelle Entwicklung des Strassenverkehrs ermöglicht<br />
haben.<br />
Der Mehrertrag der Fiskaleinnahmen ist bedeutend<br />
gewesen und wir sind überzeugt, dass eine<br />
Entlastung an Stelle einer weiteren Belastung auch<br />
bei uns die gleiche Wirkung hätte.<br />
Wenn ausländische Beispiele geeignet sind zu<br />
überzeugen, so möchten wir Ihnen noch die Beschlüsse<br />
des Grand Conseil Economique de France<br />
anführen, welche von der Regierung eine ernstliche<br />
Herabsetzung der dem Automobil auferlegten Fiskallasten<br />
neben einer Ausbesserung und einem<br />
Ausbau der Strassen verlangen.<br />
Anbei die Uebersetzung des Textes der Resolution:<br />
« In der Absicht, einer allgemeinen Herabsetzung<br />
der Fiskallasten und einer Besserung der nationalen<br />
Volkswirtschaft zu dienen, wäre es zweckmässig<br />
und dringend, versuchsweise die Gebühren<br />
auf flüssige Treibmittel für den Strassenverkehr<br />
um 50 Prozent herabzusetzen, was eine Ermässigung<br />
des Hektoliterpreises für Tourismus-Treibmittel<br />
um Fr. 27.— und der Treibmittel für Lastwagen<br />
um Fr. 13.50 bedeuten würde.»<br />
Geben Sie sich Rechnung davon, wie lebenswichtig<br />
es für uns ist, zu einem möglichst niedrigen<br />
Preis der Motortreibmittel zu gelangen, nachdem<br />
Deutschland, Italien, Oesterreich und nunmehr auch<br />
Frankreich dazu gelangt sind, ihre früheren Methoden<br />
vollkommen umzustürzen. '<br />
Mit der vorgesehenen Herabsetzung wird Frankreich<br />
für Tourismus-Treibmittel zu einem Literpreis<br />
von 40—42 Schweizer Rappen, die Verkehrssteuern<br />
eingeschlossen, kommen, während der gegenwärtige<br />
Preis bei uns 43 Rappen beträgt und ungefähr 15<br />
Rappen zuzusetzen sind :für die Verkehrstaxen und<br />
Gebühren.<br />
So ist die Gesamtlage. Sie zeigt uns klar, dass<br />
jede weitere Belastung ausgeschlossen<br />
ist, dass die fiskalische Höchstbelastung schon überschritten<br />
wurde und dass wir uns in Richtung auf<br />
eine Deflation bewegen müssen.<br />
Um den Voranschlag der Alkoholverwaltung ins<br />
Gleichgewicht zu bringen, wenn ein Gleichgewicht<br />
heute überhaupt möglich ist, wünschen Sie dein<br />
Motorfahrzeug 60 000 hl zu Fr. 70 = Fr. 4 200 000<br />
zu verkaufen.<br />
Diese Verkaufsmenge wird den bestehenden<br />
Stocks entnommen, deren Kaufpreis von Fr. 1.80<br />
auf 25 Rappen pro Liter herabgesetzt wurde.<br />
Wenn es sich um eine einzelne Operation betreffend<br />
60 000 hl handeln würde, so würden wir<br />
die Schlussfolgerung verstehen, welche dahin ginge:<br />
Wir haben zu viel gekauft, zu teuer, wir haben<br />
amortisiert und suchen unseren Stock aufs beste<br />
zu liquidieren. Sie haben uns aber mitgeteilt, dass<br />
es sich um eine provisorische Lösung für mehrere<br />
Jahre handeln soll, so dass Sie notwendigerweise<br />
dazu kommen werden,<br />
Verluste aufzuhäufen,<br />
sei es für das Budget der Alkoholverwaltung, sei es<br />
für das Bundes-Budget.<br />
Ob entwässerter oder nicht entwässerter Alkohol,<br />
zu wieviel Prozent die Mischung hergestellt werden<br />
soll, diese Fragen sind durch die Sachverständigen<br />
noch nicht voll abgeklärt; sicher ist soviel, dass nur<br />
ein Treibmittel mit hohem Alkoholgehalt in Frage<br />
sein als ein Telephongespräch. Ging seine<br />
Redlichkeit so weit, dass er an Konstantin<br />
dachte ? War seine Treue so gross, dass ef<br />
nicht dulden wollte, dass Sybil die Treue<br />
noch mehr verletzte? Ach, diese Treue, sie<br />
war zersprungen wie Glas und kein Prunkf<br />
stück mehr. Die Liebe zu Konstantin war<br />
echt und ohne Falsch, Hess sich beweisen<br />
und nachrechnen wie eine mathematische<br />
Formel. Aber es musste ein Fehler in ihr<br />
stecken, den man bis jetzt nur übersehen<br />
hatte, weil das Endresultat trotzdem stimmte.<br />
In der grossen Rechnung dieser Liebe musste<br />
irgendwo ein furchtbarer Irrtum sein...<br />
Der Wagen schaukelte langsam weiter.<br />
Die Kastanien waren aufgewacht, windbewegt<br />
und raschelnd. Ein wenig Kühle lag in<br />
der Luft, Tau duftete von den Bäumen.<br />
Das Auto tat ein paar holprige Sprünge<br />
und hielt neben einer grauen Telephonzelle.<br />
Lukas murmelte etwas, das eine Entschuldigung<br />
sein sollte, und stieg aus. Aber nach<br />
zwei Schritten blieb er stehen, überlegte,<br />
kam wieder zurück.<br />
« Was hast du ? > fragte Sybil geduldig.<br />
Sie begriff nichts, als dass ihn etwas quälte.<br />
« Lukas, was ist mit dir ? ><br />
Er sah sie ratlos an und versuchte, zu<br />
lächeln. Endlich sagte er:<br />
«Du solltest mitkommen.<br />
allein sein...»<br />
AUTOMOBIL-REVUE T>TFVN9T.AfV 1* RT.PTPATTITTI 1O«M* "WO 75<br />
Ich will nicht<br />
kommen dürfte. Die Erfahrungen sind in den meisten<br />
Staaten überzeugend gewesen.<br />
Wir hätten beispielsweise eine Mischung von<br />
45% Alkohol und 55% Benzin d. h.<br />
60.000 hl Alkohol<br />
70.000 hl Benzin<br />
180.000 hl im Total.<br />
Der Gestehungspreis dieser Mischung -wird der<br />
folgende sein:<br />
60.000 hl a Fr. 70.— = Fr. 4.200.000.—<br />
70.000 hl ä Fr. 8.— = » 560.000.—<br />
Fr. 4.760.000.—<br />
d. h. der Liter zu Fr. —.37.<br />
Dies alles ohne Einbeziehung der Kosten für<br />
die Beimischung, für den Transport und die Verteilung.<br />
Um zu einer Mischung zu gelangen, welche den<br />
Eigentümern von Motorfahrzeugen keine zusätzlichen<br />
Kosten erzeugt, wird man sie zu 15% unter<br />
dem Preise des reinen Benzins verkaufen müssen,<br />
da der Verbrauch der Mischung Alkohol-Benzin<br />
« poids lourd > zwischen 15 und 20% höher ist als<br />
der Benzinverbrauch. (Ergebnisse des Auelandes,<br />
•welches diesen Treibstoff zwischen 15 und 20%<br />
billiger als reines Benzin vertreibt.)<br />
Der Detailpreis würde infolgedessen nicht höher<br />
als 36 Rp. sein dürfen; wenn es möglich wäre,<br />
diesen Treibstoff bei Säulenhaltern unterzubringen,<br />
so müsste das Bundesbudget folgende Belastung<br />
auf sich nehmen:<br />
Verlust an Zoll:<br />
130.000 hl ä Fr. 23.35 = (rund) Fr. 3.000.000.—<br />
Transport-, Beimischungs-, Verteilungskosten<br />
und Handelsspanne<br />
zu Fr. 15.—, pro hl geschätzt<br />
= 130.000 hl a Fr. 15.— = Fr. 2.000.000.—<br />
Verlust für das Bundesbudget Fr. 5.000.000.—<br />
ohne den Verlust zwischen Kaufpreis des Fruchtalkohols<br />
und Verkaufspreis des reinen Alkohols für<br />
Treibmittel einzubeziehen.<br />
Diese Lösung kann nicht in Frage kommen,<br />
denn es ist unmöglich ein Verteilungsnetz für dieses<br />
Treibmittel herzustellen; angesichts der enormen<br />
Investierungskosten und der geringen Verbrauchsmöglichkeiten.<br />
E6 ist vorgeschlagen worden, das die Militärund<br />
Postverwaltung den grösseren Teil der Mischung<br />
übernehmen sollten und dass der Rest den<br />
Zisternenbezügern angeboten werde.<br />
Sie werden mit uns einig gehen, dass weder die<br />
Armee noch die Post oder die Zisternenbezüger<br />
einen Preiszuschlag tragen sollten. Infolgedessen<br />
dürfte der<br />
Verlust für das Bundesbudget<br />
folgendes Bild zeigen:<br />
Verlust an Zollgebühren auf<br />
60.000 hl Fr. 1.410.000.—<br />
Transport-, Beimischung- u. Verteilungekosten,<br />
130.000 hl a<br />
Fr. 2.— > 260.000.—<br />
denen beizuzählen ist, die Preisdifferenz<br />
zwischen dem von der<br />
Militär- und Postverwaltung bezahlten<br />
Preis und dem Preis von<br />
37 Rappen, auf welchen die vorgeschlagene<br />
Beimischung zu stehen<br />
käme Fr. 1.670.000.—<br />
Der<br />
gegenwärtige Durchschnittspreis<br />
für die Militärverwaltung<br />
beträgt Fr. 8.85, von welchem<br />
15% für den Mehrverbrauch abzuzählen<br />
sind = Fr. 7.52, so<br />
dass die Differenz Fr. 29.48<br />
pro hl beträgt, d. h. für 60.000 hl<br />
Die Zisternenbezüger würden ein<br />
Total von 70.000 hl erhalten, das<br />
ihnen zum gegenwärtigen Durchschnittspreis<br />
minus 15%, d. h.<br />
Fr. 29.— pro hl fakturiert werden<br />
müsste.<br />
Differenz Fr. 8.— pro hl<br />
1.770.000.—<br />
560.000.—<br />
Verlust für den Bund Fr. 4.000.000.—<br />
Jedenfalls würde die in Aussicht genommene<br />
Beimischung von Alkohol zu Benzin unserer Volkswirtschaft<br />
kosten:<br />
1. die Differenz zwischen dem gegenwärtigen<br />
Kaufpreis des<br />
Fruohtalkohols Fr. 1.80 pro 1<br />
und dem Verkaufspreis<br />
Fr. 0.70 pro 1<br />
Fr. 1.10 pro 1<br />
Verlust für 60.000 hl Fr. 6.600.000.—<br />
2. den durch die Beimischung und<br />
die Mindestverteilung hervorgerufenen<br />
Verlust von » 4000.000.—<br />
so dass das Bundesbudget belastet<br />
würde mit jährlich Fr. 10.000.000.—.<br />
Sybil stolperte über ihre Handtasche und<br />
warf sie auf den Sitz zurück.<br />
« Gern.»<br />
Sie war bereit, ihn überall zu begleiten<br />
und, falls diese Nacht in der Hölle endigen<br />
sollte, ihn auch dort nicht allein zu lassen.<br />
Aber es war kindisch von ihm, zu verlangen,<br />
dass sie neben ihm blieb, wenn er Telephongespräohe<br />
führte.<br />
Die Zelle war eng wie eine Gruft, roch<br />
nach kaltem Zigarrenrauch und Staub. An<br />
eiserner Kette schwankte ein zerfetztes Telephonbuch.<br />
« Elendsquartier », dachte SybiL Sie hatte<br />
Herzklopfen und war verwirrt, als hätte<br />
Lukas gefordert, dass sie für die nächsten<br />
Jahrzehnte dieses Elendsquartier mit ihm<br />
teilen sollte. Die Hölle schien dagegen ein<br />
friedliches Heim zu sein.<br />
Aber Lukas dachte nicht daran, Schicksalsfragen<br />
zu stellen. Er hatte nervös die<br />
Nummer genannt und hielt jetzt Sybil bei<br />
der Hand, als hätte er Angst, dass sie plötzlich<br />
fortlaufen könnte. Aus dem Hörer blökte<br />
das Verbindungssignal, laut und unermüdlich.<br />
Sybil drückte das Ohr an die Aussenseite<br />
des Hörers, horchte mit<br />
< Es kommt niemand. Es ist doch schon<br />
spät, man wird schlafen. »<br />
Wir halten es für unsere Pflicht, Sie IU ersuchen,<br />
die Lösung des Problems unter dem Gesichtspunkt<br />
der<br />
Herstellung reinen Alkohols<br />
zu prüfen, eine Produktion die nach Vorschlägen,<br />
die der Alkoholverwaltung gemacht -worden sind,<br />
zum Preis von Fr. 5.40 pro hl möglich wäre, wobei<br />
chemisch reiner Alkohol, ohne Geruch noch<br />
Geschmack herstellbar wäre, der zu einem Durchschnittspreis<br />
von über Fr. 70.— pro hl verkauft<br />
werden könnte.<br />
Diese Lösung würde den Verlust von<br />
Fr. 4.000.000.— ausschalten, der durch den Verkauf<br />
und die Verteilung der Mischung Alkohol-<br />
Benzin hervorgerufen würde.<br />
Die Alkoholverwaltung ist genötigt Fr. 1.80 beziehungsweise<br />
Fr. 1.55 für das zu bezahlen, was sie<br />
nur zu Fr. 0.70 oder Fr. 0.80 realisieren kann. Sie<br />
hat die Verpflichtung, die Mengen auf das Minimum<br />
zu beschränken und niemand wird ihr einen<br />
Vorwurf machen, wenn sie fordern würde, dass<br />
die Differenz auf das Konto Subvention für die<br />
Landwirtschaft übernommen werde.<br />
Einschränkung oder Unterbindung der Einfuhr,<br />
Beschränkung der Herstellung von Fruchtalkohol<br />
und Herstellung von absolutem Alkohol, dessen<br />
Stocks im Mobilisationsfalle sofortige Verwendung<br />
für den Fahrzeugverkehr finden könnten, ist unseres<br />
Erachtens eine wirtschaftlich richtige Lösung,<br />
richtiger als ein Beimischungsverfahren zu<br />
forcieren, das dem Staatsbudget Millionen kostet,<br />
ohne irgend jemand von Nutzen zu sein. »<br />
Trotz dieser grossen Eindringlichkeit, die<br />
vor allem auf dem angeführten Tatsachenmaterial<br />
beruht, blieb der Bericht ohne sichtbaren<br />
Einfluss auf die Mehrzahl der Mitglieder<br />
der Alkoholkommission. Wie wird seine<br />
Wirkung auf die übrigen Nationalräte sein?<br />
Wir wagen kaum zu hoffen. Es scheint, als<br />
sei jede Art und Weise gut und richtig, die<br />
zur Vernichtung der schweizerischen Automobilwirtschaft<br />
führt. Dass dadurch die auf<br />
die Motorisierung aufgebaute Neugestaltung<br />
unserer Armee durch die Behörden selbst<br />
vereitelt wird, scheint man noch nicht gemerkt<br />
zu haben. Noch gaben wir keiner der<br />
Stimmen Raum, die im Hinblick auf die Wehranleihe<br />
Zusammenhänge zwischen Belangen<br />
der Armee und den auf dem Automobil ruhenden<br />
Belastungen nachwiesen. Sollte man<br />
allerdings zuständigen Orts die ratenweise<br />
Erwürgung des motorisierten Strassenverkehrs<br />
und die Sanierung der verfuhrwerkten<br />
Alkoholverwaltung zu Lasten Dritter den<br />
landesverteidigungspolitischen Interessen voranstellen,<br />
dann werden wir nicht mehr hinter<br />
dem Berge halten!<br />
Toufismus<br />
Grossglockner meldet Rekordbesuch. Bis<br />
Ende August verzeichnet die Grossglockner-<br />
Alpenstrasse eine Frequenz von 124,300 Passagieren<br />
mit 19,272 Motorfahrzeugen, 4316<br />
Autobussen, 4317 Motorrädern und 6420<br />
Fahrrädern. Im August allein betrug der Anteil<br />
den ausländischen Fahrzeuge an der Gesamtfrequenz<br />
nicht weniger als 50,2 %. Das<br />
stärkste ausländische Kontingent stellte die<br />
Tschechslowakei, und zwar entfielen auf<br />
1000 ausländische Fahrzeuge rund 206 auf<br />
dieses Land. An zweiter Stelle folgt Italien<br />
mit 160 Automobilen. Aus Grossbritannien<br />
kamen 104, aus den Niederlanden 96, Frankreich<br />
93, Deutschland 80, aus der Schweiz<br />
79, Ungarn 47, Belgien 45, Jugoslavien 31,<br />
Dänemark 16, Rumänien 10, Polen 7, Schweden<br />
6 und Aegypten 4 Motorfahrzeuge.<br />
Diese Zahlen beweisen mit aller Deutlichkeit,<br />
dass der Ausbau des schweizerischen<br />
Alpenstrassennetzes ein unbedingtes Erfordernis<br />
und kein Luxus ist. Vielleicht revidiert<br />
gelegentlich auch der eidgenössische<br />
Oberbauinspektor seine im Mai vertretene<br />
Auffassung, dass das Umfahrenwerden der<br />
Schweiz noch nicht eingesetzt habe.<br />
Da riss das Signal ab, eine Frauenstimme<br />
tönte auf, dünn und hell.<br />
« Ja », sagte Lukas. < Ich bin es. Hast du<br />
dich sehr geängstigt? Ich konnte nicht eher<br />
anrufen, es tut mir so leid, es war ganz "unmöglich<br />
...»<br />
Sybil hörte unverständliche Worte summen,<br />
stockend, mit vielen Pausen. Dann kam<br />
eine grosse schwarze Stille.<br />
« Mit wem sprichst du ? » flüsterte Sybil.<br />
« Wer ist das ? ><br />
« Ich habe mit Baurat Wagner eine wichtige<br />
Unterredung >, sagte Lukas in den Apparat<br />
«Und und ich muss noch eine<br />
Menge mit ihm besprechen.» Er log ungeschickt,<br />
aber tapfer. Es klang wie «Hier<br />
stehe ich, Gott helfe mir, ich kann nicht besser<br />
lügen. ><br />
« Ob ich... ? Natürlich, ich hab schon<br />
längst gegessen. Ich komme bald heim, ja,<br />
sehr bald. Aber du sollst nicht warten. Ich<br />
bitte dich...»<br />
Die Stimme unterbrach ihn. Sie hatte nicht<br />
mehr diesen hellen Ton, Unruhe war in ihr,<br />
klang durch alle Worte wie trübes Glockenlauten.<br />
< Eine Ausrede ? » fragte Lukas. Er holte<br />
Atem und erklärte matt:<br />
« Hab ich je Ausreden gebraucht ? »<br />
(Fortsetzung folgt)
JJ075 = DIENSTAG, 15. SEPTEMBER' i$3b<br />
Sportnachrichten<br />
Grosser Preis von Italien in Monza<br />
Wiederum Auto Union, wiederum Rosemeyer — Nuvolari (Alfa Romeo)<br />
erringt sich den zweiten Platz — Stuck und Varzi ausgeschieden — Ein<br />
an Kampf und Spannung nicht eben reiches Rennen<br />
DAS TRAINING VOM DONNERSTAG...<br />
Vor mehreren hundert Personen, welche das Geschehen<br />
auf der Piste von den Tribünen aus und in<br />
der Nähe der Boxen mit grösstem Interesse verfolgten,<br />
entwickelte sich am Donnerstag ein reger Trainingsbetrieb.<br />
Rosemeyer, von Delius und Hasse begaben<br />
sich zuerst auf die Bahn. Der blonde Auto-<br />
Union-Fahrer, der in der vergangenen Saison von<br />
Sieg zu Sieg eilte, absolvierte vorerst einige Rekognoszierungsrunden<br />
und ging dann aufs Ganze, Um<br />
schon nach kurzer Zeit mit 2:56,4 (142,856 km/St.)<br />
die schnellste Runde des Tag'es zu drehen, von Delius<br />
erreichte minimal 3:01 und Hasse 3:03. Etwas<br />
später erschienen auch Stuck und Varzi auf der<br />
Piste, von denen der erste als schnellste Zeit 2:58,8<br />
registrierte, während es Varzi mit dem Trainingswagen<br />
auf 3:02 brachte. — Aber auch die Scuderia<br />
Ferrari blieb nicht tatenlos. Sowohl Nuvolari als<br />
auch Farina und Dreyfus trainierten mit dem 12-<br />
Zylinder-Modell, während für Brivio, der am Mittwoch<br />
leicht verunglückte, sein Stallgefährte Pintacuda<br />
eingesprungen ist, dem am Sonntag ein 8-Zylinder-Rennwagen<br />
anvertraut wird. Nuvolaris Minimalzeit<br />
wurde mit 3:00,6 chronometriert.<br />
...UND VOM FREITAG<br />
Die am Donnerstag gefahrenen Zeiten konnten<br />
am Freitag nicht mehr erreicht werden, da der<br />
Grossteil des Trainings verregnet wurde und die<br />
nasse Bahn somit alle Fahrer zu grösster Vorsicht<br />
zwang. Es stellte sich heraus, dass die Piloten bei<br />
nasser Piste durchschnittlich 20 Sekunden mehr benötigen.<br />
Am schnellsten war Achille Varzi mit 3:19,<br />
während Rosemeyer auf 3:20,8 und Stuck auf 3:24<br />
kamen. Die Alfa-Romeo-Leute begannen ihr Training<br />
erst, als der Regen aufgehört hatte und die<br />
Bahn bereits wieder angetrocknet war. doch vermochte<br />
Nuvolari auch diesmal nicht unter 3:06,8 zu<br />
\drehen. Es wird indessen versichert, dass der Manrtuaner,<br />
wie auch die übrigen Mannen von der Scuderia<br />
Ferrari, sehr verhalten fuhren und am Sonntag<br />
etliche km/St, mehr vorlegen können. Na, werden<br />
ja sehen! — Auch die Maserati-Wagen haben<br />
mehrere Runden hinter sich gebracht. Trossis Zeit<br />
auf dem 8-Zylinder wurde mit 3:23 gestoppt, diejenige<br />
von Dusio, ebenfalls auf einem 8-Zylinder,<br />
mit 3:52. Ghersi hat einen 6-Zylinder-Wagen zu<br />
seiner Verfügung, Biondetti einen 8-Zylinder in Linie,<br />
mit dem er jedoch keine beachtenswerten Zeiten<br />
herausholen konnte, da der Motor sehr unregelmässig<br />
arbeitete. Trossis Ersatzpilot Bianco, der im<br />
Rennen der 1500-com-Wagen in Bern so rabenschwarzes<br />
Pech hatte, kam mit 3:29 nahe an die<br />
Zeit des Grafen heran. — Interessant waren am<br />
Freitag auch die Reifenwechsel- und Tank-Experimente,<br />
welche an den Boxen der Scuderia Ferrari<br />
vorgenommen wurden. Man hatte in Bern gesehen,<br />
in welch verblüffender Zeit die Mechaniker der<br />
Auto-Union diese Manöver erledigen und war sich<br />
natürlich hewusst, dass hier noch etliche Sekunden<br />
gewonnen werden können. Es gelang den italienischen<br />
Mechanikern und Helfern, in 25 Sekunden zu<br />
tanken und zwei Hinterreifen zu ersetzen, was als<br />
eine erstaunliche Leistung taxiert werden muss.<br />
€in 7aDoritensieg<br />
Mit dem am letzten Sonntag auf dem Autodrom<br />
von Monza ausgetragenen Grossen<br />
Preis von Italien klang der Reigen der<br />
grandes 6preuves dieser Saison aus. Einmal<br />
mehr feierte dabei die Auto-Union mit Bernd<br />
Rosemeyer einen klaren Triumph, an dem es<br />
nichts zu tippen gibt, nahm doch das Rennen<br />
in jeder Beziehung einen absolut regulären<br />
Verlauf. Allerdings fehlte es dabei fast vollkommen<br />
an Spannung, an unvorhergesehenen<br />
Verschiebungen und an Ereignissen, welche<br />
den etwas monotonen Ablauf der Runden<br />
unterbrochen hätten. Der einzige Kampf<br />
nämlich, den die verhältnismässig bescheidene<br />
Zuschaüermenge erlebte, war die in den<br />
letzten Runden durch Delius inszenierte Jagd<br />
auf Dreyfus, wobei dem Deutschen das Husarenstücklein<br />
gelang, dem Alfa-Piloten noch<br />
rasch vor Torschluss den dritten Platz zu<br />
entreissen.<br />
Nach der vierten Runde übernahm Rosemeyer<br />
die Spitze, um sie, ohne sich je besonders<br />
anstrengen oder gar ausgeben zu<br />
müssen, bis ans Ende der 504 km beizubehalten.<br />
Wie in den Grossen Preisen von<br />
Deutschland und der Schweiz gewann Rosemeyer,<br />
dem in seinem Wagen ein absolut zuverlässiges<br />
mechanisches Mittel zur Verfügung<br />
stand, fast ganz nach Belieben, prompt<br />
auf die Angriffe Nuvolaris reagierend und<br />
ebenso prompt sein Tempo wieder mässigend,<br />
wenn der Gegner nachliess. Gewiss,<br />
es gab so etwas wie einen Zweikampf zwischen<br />
den beiden, aber er erstreckte sich<br />
bloss über 25 Runden und war mit dem Momenf<br />
entschieden, da Nuvolari zum Tanken<br />
an die Boxe fuhr. Während dieser 175 km<br />
herrschte wenigstens etwas Leben in der<br />
Bude, denn sowohl der Deutsche wie der<br />
Italiener spulten ihre Runden in Zeiten unter<br />
3 Minuten herunter.<br />
Trotzdem konnte es niemandem verborgen<br />
bleiben, dass der unentwegt kämpfende<br />
Mantuaner nichts zu bestellen hatte und dass<br />
seine hartnäckigen Versuche, den Gegner zu<br />
erreichen, zur Erfolglosigkeit verurteilt waren.<br />
Von der 5. bis zur 20. Runde fegten die<br />
beiden Spitzenreiter mit beinahe unverändertem<br />
Abstand über die Piste. Nicht dass Rosemeyer<br />
dabei hätte forcieren müssen, im Gegenteil,<br />
er schonte seinen Wagen, wohl in<br />
der Voraussicht, er werde ihn während der<br />
zweiten Hälfte voll beanspruchen müssen.<br />
Aber davon war nicht die Rede, denn die<br />
Würfel fielen schon in der 31. Runde, als<br />
Nuvolari zum erstenmal seinen Tank auffüllen<br />
Hess. Von diesem Augenblick an konnte<br />
es sich Rosemeyer leisten, auf Nummer sieher<br />
zu fahren und seine Runden in 3 Min. 05<br />
bis 3 Min. 010 zu drehen, zumal er sich<br />
ausser jeglicher Gefahr befand, sofern wenigstens<br />
der Wagen durchhielt. Umgekehrt erkannte<br />
Nuvolari klar genug, dass alle Liebesmüh<br />
umsonst, und dass gegen Rosemeyer<br />
kein Kraut gewachsen sei. Also bändigte er<br />
sein Temperament und seinen Tatendrang,<br />
um sich die Anwartschaft auf den 2. Platz<br />
nicht zu versieben.<br />
Leider verschwanden sowohl Stuck wie<br />
auch Varzi bald nach dem Start vom Schauplatz,<br />
womit die Hoffnungen der Auto-Union<br />
allein auf Rosemeyer ruhten. Aber er entledigte<br />
sich seiner Aufgabe 'einmal mehr mit<br />
überzeugender Bravour. Freilich blieb auch<br />
Nuvolari seinem Ruf als Campiomissimo<br />
nichts schuldig, und wenn er auf den Geraden<br />
an Boden verlor, so suchte er ihn auf den gemischten<br />
Strecken des Parcours und in den<br />
Schikanen wieder gut zu machen. Farina<br />
kriegte es mit dem Rennpech zu tun; denn<br />
nach einem vielversprechenden Anfang warf<br />
ihn zuerst ein Reifendefekt zurück. Nicht genug<br />
damit, zwang ihn hernach ein Stossdämpferdefekt<br />
zur Aufgabe. Eine gleichmässige<br />
Partie lieferte Dreyfus, und wenn er sich<br />
gegen Schluss hin von dem mächtig aufkommenden<br />
Delius unterkriegen Hess, so lag das<br />
weniger am Fahrer wie am Wagen, zumal der<br />
Alfa-12-Zylinder, wie man auch in den italienischen<br />
Sportkreisen unumwunden zugibt, in<br />
Nach dem<br />
AUTOMOBIL-REVUE<br />
den Belangen der Schnelligkeit nicht an die<br />
Auto-Union herankommt. Die Maserati<br />
standen abermals auf verlorenem Posten<br />
und vermochten überhaupt nicht mitzureden.<br />
Kaum zu zählen waren die Runden, die sie an<br />
Rosemeyer abtreten mussten. Alles in allem:<br />
ein mattes Ende der Saison <strong>1936</strong> und eine<br />
recht magere sportliche Ausbeute. Womit<br />
allerdings der neuerliche Erfolg der Auto-<br />
Union nicht im geringsten geschmälert sein<br />
soll.<br />
Der Verlauf des Rennens.<br />
Bei sengender Hitze nehmen die 12 Wagen<br />
in nachstehender Reihenfolge am Start Aulstellung<br />
:<br />
1. Reihe: Nuvolari (Alfa Romeo), Stuck (Auto-<br />
Union), Rosemeyer (Auto-Union).<br />
2. Reihe: Varzi (Auto-Union), Delius (Auto-<br />
Union).<br />
3. Reihe: Dreyfus (Alfa), Pintacuda (Alfa). Farina<br />
(Alfa).<br />
4. Reihe: Dusio (Maserati), Trossi (Maserati).<br />
5. Reihe: Ghersi (Maserati), Biondetti (Maserati).<br />
Sofort mit dem Startzeichen geht Stuck<br />
auf und davon, gefolgt von Nuvolari, Rosemeyer,<br />
Varzi und Delius. Ein paar kurze<br />
Minuten, da taucht in der Südkurve der silberglänzende<br />
Wagen Stucks als Erster auf;<br />
50 Meter hinter ihm liegt Nuvolari, der Rosemeyer<br />
dicht auf den Fersen hat. Etwas weiter<br />
zurück preschen Varzi, Delius, Dreyfus, Farina,<br />
Trossi Pintacuda, Biondetti und Dusio<br />
vorüber. Ghersi hält wegen Kerzendefekts an<br />
und wird nicht mehr gesehen. Auch in der<br />
2. Runde behauptet sich Stuck in Führung,<br />
aber hinter ihm hat sich Rosemeyer an Nuvolari<br />
vorbei auf den 2. Platz geschoben.<br />
Noch immer trennen Varzi 6 Sekunden von<br />
Nuvolari, im übrigen sind die Positionen unverändert,<br />
aber das Feld hat sich bereits<br />
stark auseinandergezogen. In der 3. Runde<br />
setzt Stuck noch etwas zu; Varzi muss indessen<br />
seinen 4. Platz an Delius abtreten und<br />
auch Dreyfus wie Farina fallen etwas zurück.<br />
Kurz entschlossen setzt Rosemeyer in der<br />
4. Runde zur Attacke auf Stuck an und entwindet<br />
ihm die Spitze, um sie bis zum Schluss<br />
nicht mehr abzugeben. Jetzt leiten die beiden<br />
Sptzenreiter ihre Offensive ein, aber es gelingt<br />
ihnen nicht, Nuvolari abzuhängen, denn<br />
der Mantuaner riecht Lunte und reagiert<br />
unverzüglich. Und wenn die beiden Deutschen<br />
ihre Runden in 3.02 drehen, so verzeichnet<br />
der Italiener Zeiten, die nur um Sekundenbruchteile<br />
höher liegen. Man schreibt die 8.<br />
Runde, da nimmt Nuvolari Stuck aufs Korn,<br />
trägt einen rasanten Angriff vor und knöpft<br />
Grossen Pros von Monaco<br />
Grossen Preis von Tripoli<br />
Grossen Preis von Tunis<br />
Grossen Preis von Frankreich<br />
Grossen Preis der Marne<br />
Grossen Preis von Deauville<br />
Grossen Preis von Deutschland<br />
Grossen Preis der Schweiz<br />
Grossen Bergpreis von Deutschland<br />
ist die<br />
BOSCH-KERZE<br />
auch wieder die<br />
GROSSEN PREIS VON ITALIEN<br />
1«<br />
im<br />
Rosemeyer auf Auto-Union<br />
Die QUALITÄT*-KERZE,<br />
auch im Alltagsgebrauch<br />
BOSCH-KERZE<br />
ihm unter dem frenetischen Beifall der Zuschauer<br />
den zweiten Platz ab. Auch Varzi hat<br />
sich inzwischen wieder an Delius herangepirscht<br />
Stand nach 10 Randen :<br />
1. Rosemeyer (Auto-Union) 30.48,6, Stundenmittel<br />
136,3.<br />
2. Nuvolari (Alfa Romeo) 31.01.<br />
3. Stuck (Auto-Union) 31.03.<br />
4. Delius (Auto-Union) 31.26.<br />
5. Varzi (Auto-Union) 31.27,3.<br />
6. Dreyfus (Alfa Romeo) 31.41.<br />
Varzis Motor scheint nicht recht im<br />
Strumpf zu sein. Tatsächlich verzichtet denn<br />
auch der Auto-Union-Fahrer in der 12. Runde<br />
auf die Weiterfahrt, doch übernimmt Hasse<br />
an seiner Stelle den Wagen. Nicht für lange<br />
allerdings, dann verschwindet auch er vom<br />
Schauplatz. Rosemeyer ist inzwischen noch<br />
schneller geworden, doch Nuvolari, von seiner<br />
Boxe aus unterrichtet, bleibt ihm die Antwort<br />
nicht schuldig. Aber der Deutsche verfügt<br />
noch über weitere Reserven und in der<br />
14. Runde schafft er eine Zeit von 2 Min. 59,6,<br />
was einem Durchschnitt von 140 km 311 entspricht.<br />
Nach wie vor verteidigt Stuck den<br />
3. Platz und lässt Nuvolari nicht aus dem<br />
Auge. Delius folgt als Vierter und Farina hat<br />
nunmehr seinem Markenkollegen Dreyfus<br />
nach Nachsehen gegeben. Die Jagd zwischen<br />
Nuvolari und Rosemeyer ist in vollem Gang*<br />
da bleibt plötzlich Stuck aus. Er hat mit dem<br />
Hinterteil seines Wagens eine der Schikanen<br />
berührt, wobei der Wagen aus der Kurve<br />
heraus gegen einen Baum geschleudert<br />
wurde.<br />
Glücklicherweise läuft der Zwischenfall für<br />
Stuck mit einigen leichten Schürfungen ab. Bei<br />
ihrer Hetzjagd haben Rosemeyer und Nuvolari das<br />
übrige Feld einfach stehen gelassen und bilden die<br />
Spitzengruppe allein auf weiter Flur. Mit Sperberaugen<br />
bewachen sie sich und kaum verändert<br />
sich der Abstand zwischen ihnen.<br />
Stand bei 20 Runden (140 km):<br />
1. Rosemeyer 1 Std. 01' 10"<br />
2. Nuvolari 1 Std. 01' 23"<br />
3. Deliue 1 Std. 02' 11"<br />
4. Farina 1 Std. 02' 53"<br />
5. Dreyfus 1 Std. 03' jO5"<br />
6. Trossi 1 Std. 05' 54"<br />
Der Durchschnitt des Leaders ist auf 137,4 km/1<br />
St. angestiegen. Im übrigen: Nichts Neues zu vermeiden,<br />
weder von der Front, noch von den < rückwärtigen<br />
Etappen». Eine unverkennbare Monotonie<br />
schleicht sich in das Rennen ein. Die 29. Runde<br />
sieht Farina beim Tanken und beim Reifenwechsel<br />
an der Boxe, wobei er 32 Sek. einbüsst und Dreyfus<br />
den Vortritt überlassen muss. In der nächsten<br />
Runde entschliesst sich auch Nuvolari zum Pneuwechsel,<br />
eine Operation, die ihn 50 Sek. kostet, weil<br />
ein Rad blockiert. Damit steigt Delius vorübergehend<br />
an 2. Stelle empor. Wesentlich besser kommt<br />
Dreyfus weg, dessen Tankhalt in der 31. Runde<br />
bloss 26. Sei. dauert, ein schlagender Beweis für<br />
die Fixigkeit der Mechaniker von Alfa, die damit<br />
ihren deutschen «Kollegen > kaum mehr nachstehen<br />
dürften. Ununterbrochen fast reihen sich jetzt<br />
die Verpflegungshalte aneinander. Rosemeyer landet<br />
in der 35. Runde an seiner Boxe, wechselt die<br />
beiden Hinterreifen und fasst neuen Brennstoff, 39<br />
Sekunden gehen dabei drauf, aber der Vorsprung,<br />
den sich der Deutsche in der ersten Hälfte des Rennens<br />
errungen, genügt vollauf, um ihm auch weiterhin<br />
die Führung zu sichern. Bei 35 Runden, d. h.<br />
in der Mitte des Rennens, lautet die Rangordnung:<br />
1. Rosemeyer 1 Std. 46" 01"<br />
. 2. Delius 1 Std. 48' 25»<br />
3. Nuvolari 1 Std. 49' 14"<br />
4. Farina 1 Std. 50' 50"<br />
5. Dreyfue 1 Std. 51' 24"<br />
Nunmehr ist jedoch die Reihe auch an Delns,<br />
der bei der Reparatur einer Oelleitung 6 Minuten<br />
und damit etliche Plätze verliert. Farina ist jetzt<br />
Dritter und Dreyfus Vierter. Abermals schaltet in<br />
der 39. Runde Farina einen Tankhalt ein, denn das<br />
Reservoir der Alfa besitzt ein bedeutend kleineres<br />
Fassungsvermögen als dasjenige der Auto-Union.<br />
Die Entscheidung ist gefallen; immer stärker<br />
bricht die Eintönigkeit durch. Nuvolari verzeichnet<br />
in der 40. Runde einen Rückstand von 1 Min.<br />
26 Sek., den aufzuholen glatt ein Ding der Unmöglichkeit<br />
ist. Zwischenhinein lässt sich Trossi am<br />
Lenkrad seines Maserati durch Bianco ersetzen, der<br />
das Rennen hübsch gemächlich und geruhsam zu<br />
Ende fährt. Auch Rosemeyer darf sich jetzt ordentlich<br />
Zeit lassen, zumal ihm von. Nuvolari längst<br />
keine Gefahr mehr droht. Kein Wunder, dass die<br />
Rundenzeiten des Deutschen auf 3,06 anwachsen<br />
und dass der Durchschnitt nach 50 Runden auf<br />
135,6 km/St gesunken ist. In der 57. Runde bleibt-<br />
Farina in einer Schikane hängen — immer und<br />
immer wieder diese heimtückischen Schikanenl —<br />
verbiegt dabei ein Rad, beschädigt obendrein die<br />
Hinterachse und hat keine andere Wahl mehr, als<br />
zum Rückzug za blasen. Auch Dreyfus verpflegt<br />
jetzt zum zweitenmal und benötigt dafür 27 Sek.<br />
Nuvolari erledigt diese Angelegenheit kurz darauf<br />
in 47 Sek. und muss dabei weiteres Terrain an<br />
Rosemeyer abtreten. Die Monotonie wäre geradezu<br />
lähmend, entfesselte nicht in diesem Moment Delius<br />
eine Verfolgungsjagd auf Dreyfus, um seinen<br />
dritten Platz zurückzuerobern. Und siehe, der < Anschlag»<br />
glückt; unaufhaltsam stösst der Deutsche<br />
vor; 7 Runden vor Schluss hat er es geschafft<br />
und seinen Gegner geschnappt. Ein paar Minuten<br />
noch und Rosemeyer passiert nach einem glänzenden,<br />
taktisch klug gefahrenen Rennen das Zielband<br />
als Sieger, umbraust vom Jubel der Menge, die<br />
natürlich auch Nuvolari eine rauschende Ovation<br />
darbringt<br />
Schlussklassement.<br />
1. Rosemeyer auf Auto-Union, 72 Runden = 504<br />
km in 3:43:25 (Stundenmittel 135,352 km).<br />
2. Nuvolari auf Alfa Romeo, 3:45:30,6.<br />
3. Delius auf Auto-Union 3:44:07,2 (70 Runden).<br />
4. Dreyfus auf Alfa Romeo, 3:44:59 (70 Runden).<br />
5. Pintacuda auf Alfa Romeo, 3:44:11,4 (68 Runden).<br />
6. Dusio auf Maserati 3:45:13,4 (59 Runden).<br />
7. Bianco-Trossi auf Maserati 3:44:59,8 (49 Runden).<br />
Schnellste Runde: Rosemeyer (Auto-Union), der<br />
die 14. Runde in 2 Min. 59,6 Sek., d. h. mit einem<br />
Stundenmittel von 140.311 km, absolviert.
eiste Schweizerische<br />
Jladiostafeüe <strong>1936</strong><br />
Diese grossangelegte Propaganda-Aktion<br />
für den schweizerischen Rundspruch verband<br />
alle Schweizer Studios. Die 6 verschiedenen<br />
Mannschaften mit ihren Läufern, Radfahrern,<br />
Schwimmern, Automobilisten, Reitern<br />
und Fliegern usw. fochten einen Qrosskampf<br />
um das goldene Mikrophon aus. Von<br />
Bern führte die Strecke nach Lugano, von<br />
dort nach Zürich, Basel, Genf und> über Lausanne<br />
zurück nach Bern.<br />
Am Sonntag morgen schickt der Starter auf<br />
dem Bundesplatz die 6 Mannschaften auf ihre 821,3<br />
km lange Reise. Die Läufer machen den Beginn<br />
und der Berner Salvisberg führt bis zur Abnahmestelle<br />
durch die Radfahrer. Im folgenden Teilstück<br />
unterläuft dem Berner Radfahrer das Missgeschick,<br />
die Stafettenrolle fallen zu lassen. In voller Jagd<br />
geht es jetzt mit der zweiten Rädfahrerablösung<br />
bergab ins Belpmoos. Mit den Konkurrenten fährt<br />
ein ganzer Schwärm von offiziellen und halboffiziellen<br />
Autos. Wir sind noch 500 m vom Flugplatz<br />
entfernt und erwarten jeden Augenblick das Surren<br />
der aufsteigenden Flugzeuge zu hören. Aber es<br />
bleibt still. Die ungünstigen Wettermeldungen haben<br />
die Rennleitung gezwungen, das Schlechtwetterpnogramm<br />
durchzuführen, womit sich die Gesamtstrecke<br />
auf 626,3 km verkürzt. Auch für den Fall,<br />
dass die Flugzeuge Lugano gut erreicht hätten,<br />
muss man befürchten, dass sie infolge des Nebels<br />
nicht mehr aufsteigen können, um so mehr, als<br />
auch Zürich schlechtes Wetter meldet<br />
Die Strecke Lugano-Bellinzona<br />
trird aber trotzdem durchlaufen und durchfahren.<br />
Die Zeiten der einzelnen Mannschaften gelten auch<br />
für das Gesamtklassement. Während Zürich als<br />
erste Mannschaft auf dem Flugplatz Belpmoos eintrifft,<br />
gefolgt von Lausanne und Lugano, holt Lugano<br />
bei der Etappe Lugano-Bellinzona über zwei<br />
Minuten auf, so dass in Bellinzona Lugano mit<br />
zwei Minuten Vorsprung an erster Stelle steht, vor<br />
Lausanne und Genf.<br />
Bern-Zürich und Zürich-Basel.<br />
Grosse*<br />
Der Grosse Preis von Italien in Monza. Das Defilä der Konkurrenten vor der Ehrentribüne. Vorn die drei Alfa von Dreyfus (No 24), Brivio (20) und<br />
Nuvolari (18), dahinter die vier Auto-Union von Stuck (No 2), Rosemeyer (4), Varzi (6) und Delius (8).<br />
Rechts: Rosemeyer auf Auto-Union, der nachmalige Sieger, führt den Tanz mit ein paar Metern Vorsprung ror Nuvokri, der als Zweiter einkam.<br />
Gesamtresultate der drei Etappen Lugano-<br />
Bellinzona, Bern-Zürich und Zürich-Basel.<br />
1. Lugano 3.01'20,9"<br />
2. Basel 3.07'17,2"<br />
3. Zürich 3.08'00,4"<br />
4. Genf 3.08'22,8"<br />
5. Bern 3.17'00,2"<br />
6. Lausanne 3.17*29,2"<br />
Überraschungen während der Etappe Basel-<br />
Genf.<br />
AUTOMOBIL-REVUE DIENSTAG, 15- SEPTEMBER <strong>1936</strong> = N° 75<br />
l»»c»<br />
ȣ* von Italien im Bild<<br />
Nach der Kreuzfahrt der Motorboote im Genfer<br />
Hafen tragen Läufer und knatternde Motorräder<br />
die Stafette nach Versoix. Dort wird sie von Automobilisten<br />
übernommen, welche sie in rasender<br />
Fahrt nach dem Stade de Vidy bei Lausanne<br />
führen.<br />
Und wirklich trifft die erwartete Ueberraschung<br />
ein: die 6 Automobile, deren Maximalpferdestärke<br />
reglementarisch festgelegt ist, langen wider Erwarten<br />
mit beträchtlichen Abständen ein. Der Zürcher<br />
Fischer durchfährt die 46,2 km in rund 20<br />
Minuten, gefolgt von Scheibler (Bern), den Wagen<br />
von Genf und Lugano. Der Basler Dr. Karrer, dessen<br />
Wagen tags zuvor verbrannt war und der einen<br />
Ersatzwagen fuhr, kam als Letzter an. Damit ist<br />
Zürich vor Lugano an die erste Stelle gerückt.<br />
Die Geherstrecke von 4,4 km hat die Luganeser<br />
noch weiter ins Hintertreffen geworfen. Frigerio<br />
läuft mit über 10 Minuten Verspätung auf den<br />
Ersten ein, wobei allerding« zu bedenken ist, dass<br />
er am Vortage das Wettgehen «Rund ums Elsass»<br />
bestritten hat<br />
Letzter Akt: die Entscheidung in Bern. Schon<br />
donnern die Flugzeuge, die Läufer stehen voller<br />
Spannung bereit. 12000 Zuschauer umsäumen die<br />
Arena. Ein Läufer, zwei Radfahrer und ein Faltbootfahrer<br />
werden noch für die Farben ihrer<br />
Equipen in den Kampf ziehen. Ein Reiter und<br />
zum Schluss ein Läufer, derselbe, der am Morgen<br />
die Startstrecke gelaufen ist, bestreiten den Finish.<br />
Wer wird das goldene Mikrophon erringen?<br />
Im Stadion Neufeld.<br />
Wachsende Spannung liegt über dem Neufeld-<br />
Stadion, dessen Tribünen dicht besetzt sind.<br />
Wer wird als Erster auf dem Kampfplatz auftauchen<br />
und damit über Sieg oder Niederlage seiner<br />
Mannschaft entscheiden? Da. Wirz erscheint,<br />
der Läufer der Equipe Zürich! Kurz hernach<br />
stürmt der Basler in den Kampfplatz und lebhafter<br />
Beifall empfängt den kleinen Tessiner. Die<br />
Würfel sind gefallen, die cSchlacht> ist aus.<br />
Endklassement aller 6 Etappen :<br />
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Ein lehrreiches fiskalpolitisches<br />
Beispiel.<br />
Die Einstellung Oesterreichs<br />
dem Motorfahrzeug ist, von jener .Zwiespältigkeit<br />
beherrscht, die in den letzten Jahren<br />
«uch für die Kräftverk'ehrspolittk anderer<br />
leuropäischer Länder massgebend geworden<br />
ist. jährend die Regierung dem'Personenwagen<br />
steuerliche Erleichterungen' gewährt<br />
hat, um ihm nach den schweren EinBussen<br />
im Verlaufe der Krise, wieder aufzuhelfen,<br />
hielt sie beim Lastauto "krampfhaft an einem<br />
System von Beschränkungen fest» das, hier<br />
wie auch anderwärts keinen andeÄjSZweck<br />
Chatte, als den Wettbewerb der Sträsise gegenüber<br />
der Eisenbahn auf ein j^mtestmass<br />
>zu beschränken.<br />
Die Folgen einer solchen Poffiifc müssen<br />
für den Automobilverkehr eines Landes von<br />
der wirtschaftlichen Struktur Oesterreichs<br />
«denkbar ungünstig sein. Der Nutzen, der dem<br />
•privaten Personenwagenyerkehr daraus erwachsen<br />
ist, dass die auf ihm' ruhenden öffentlichen<br />
Lasten eine Milderung erfahren<br />
Biaben, kann die Schäden nicht aufwiegen,<br />
jdie sich aus der Lähmung des gewerblichen<br />
tSchwerverkehrs ergeben haben.<br />
Die von der < Arbeitsgemeinschaft für das<br />
fKraftfahrwesen in Oesterreich» kürzlich veröffentlichten<br />
Ziffern der Bestandsstatistik beweisen<br />
die Richtigkeit dieser Feststellung 1<br />
/besser als lange Auseinandersetzungen:<br />
Motorfahrzeugbestand In Oesterreich*)<br />
Personen- Last- Omni-<br />
•wagen Taiis -wagen**) busse "Total<br />
«933 17.830 5.161 15.377 2.407 40,775<br />
Ü934 18.496 5.050 15.200 2.397 41.143<br />
1935 20.802 5.052 15.478 2.478 43.810<br />
Ü936 23.973 4.960 15.320 2.545 46.798<br />
*) Stand jeweik per 30. Juni.<br />
**) Einschl. Spezialfahrzeuge. :<br />
Urteilt man lediglich nach den Gesamtziflern,<br />
so hat sich in den letzten Jahren eine<br />
bemerkenswerte Erholung im österreichischen<br />
Autoverkehr durchzusetzen vermocht.<br />
Genauer betrachtet zeigt sich jedoch, dass<br />
diese Erholunng ausschliesslich auf den Personenwagen<br />
beschränkt geblieben ist. Besonders<br />
deutlich treten dabei die günstigen Auswirkungen<br />
der im Frühjahr 1935 aufgehobenen<br />
Steuer für diese Fahrzeuggruppe in Erscheinung,<br />
während die unverändert gebliebenen,<br />
den Gütertransport einengenden Beschränkungen<br />
in einer klar sichtbaren Stagnation<br />
des Nutzkräftverkehtr zum Ausdruck<br />
kommen. Die Tatsache, dass der Bestand an<br />
Lastwagen trotz der Wirtschaftsbelebimg im<br />
letzten Jahr sogar einen Rückgang erfahren<br />
Tiat, wiegt in der Bilanz der Motorisierung<br />
Oesterreichs um so schwerer, als ; attcti die<br />
Zunahme der im Verkehr befindlichen Personenfahrzeuge<br />
sich überwiegend auf Kleinwagen<br />
beschränkt.<br />
Unter diesen Umständen können sich in<br />
Oesterreich vorerst auch jene belebenden<br />
Kräfte nicht voll entfalten, die In andern<br />
Ländern vom Wiederaufstieg des motorisierten<br />
Strassenverkehrs auf die Volkswirtschaft<br />
ausgegangen sind. Kennzeichnend ist z.B.,<br />
dass man in Fachkreisen die Steigerung, des<br />
österreichischen Benzinverbrauchs für <strong>1936</strong><br />
gegen das Vorjahr nur mit 4—5 % veranschlagt,<br />
obwohl sich die Zahl der Personenwagen<br />
um 15 % 'erhöht bat. Anderseits hat<br />
die Drosselung des Nützkraftverkehrs den<br />
Bahnen keinen ersichtlichen Vorteil gebracht,<br />
denn die Einnahmen der Bundesbahnen haben<br />
sich in den Monaten Januar—Juni dieses<br />
Jahres gegen den Vergleichsabschnitt <strong>1936</strong><br />
um 2,5 Millionen S auf 122*6 Millionen S<br />
vermindert, nachdem de,r Rückgang, im Vorjahr<br />
gegen 1934 3,6 Millionen S betragen<br />
hatte.<br />
Redifsp<br />
Vorsicht beim Wenden!<br />
Mas dem Bnndesgerldht.) '<br />
Auf der Strasse Fleurier - Les Verrieres<br />
folgten sich am 16. Oktober 1933 ein Auto<br />
und ein Motorrad in etwa 100 m Entfernung<br />
und einem Tempo von ungefähr 60 km. Als<br />
sich das Auto der von Les Bayards herkommenden<br />
Strasse näherte, wollte der ^ütomq-'<br />
bilist seinen Wagen wenden. Die Strasse na
R AUTOMOBIL-REVUE DIENSTAG, 15. SEPTEMBER <strong>1936</strong><br />
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6 8 4/5 1935 4200—<br />
6 13 4/5 1931 1700—<br />
6 13 6/7 1932 2800—<br />
6 13 4/5 1933 3000—<br />
4 7 2/4 1927 600—<br />
4 7 2 1928 700—<br />
6 15 4 1928 450—<br />
6 18 4/5 1929 800—<br />
6 15 4 1930 700—<br />
6 13 4/5 1930 700—<br />
4 12 4/5 1930 450—<br />
8 19 4/5 1932 1500—<br />
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Die Kehlen schlacken mit Behagen<br />
Des Gerstensaftes weisse Kragen;<br />
Der Ranch der Stumpen sehwärt die Luft,<br />
Erfüllt den Raum mit seinem Dutt.<br />
Fahrt Ftitzig fort: „Ja, die Revue<br />
Enttäuschte mich nun wirklich nie,<br />
Sie hat mich aus verzwickten Lagen<br />
Schon oft befreit, ich muss es sagen.<br />
Einst musst' ich einem alten Kunden<br />
Mehr als zweitausend Franken stunden,<br />
Er hatte einen Hauten War*,<br />
Dagegen keinen Cent in bar.<br />
Ich hatte einen Wagen notig,<br />
Drum machte ich mich anerbötig<br />
Dam beim Verkaufe beizusteh'n<br />
Und ihm das ganze Ding zu dreh'n.<br />
Ein Inserat in der Revue<br />
Verschuf uns Int'ressenten, die<br />
Die Waren gegens Auto nahmen,<br />
Wodurch wir prompt zum Ziele kamen."<br />
witzig wie Plitzte,<br />
Benutze die Auto-Eevue,<br />
Sie spart Dir viel Arbeit und Müh'<br />
Druck. Cliche> 'und Verlag: HALLWAG A.-G., Hällersche Buchdruckerei und Wagnersche Verlagsanstalt, Bfirn.
II. Blatt<br />
BERN, 15. Sept. <strong>1936</strong><br />
Automobil-Revue<br />
No 75<br />
II. Blatt<br />
BERN, 15. Sept. <strong>1936</strong><br />
Der neue Wolseley 14/56 PS 6-Zylinder<br />
(Nach schweizerischer Steuerberechnung 9/56 PS)<br />
Mit diesem neuen Modell, das den bisherigen<br />
Typ «14 » von Wolseley ersetzt, bringt<br />
die Firma einen Wagen auf den Markt, der<br />
punkto Komfort und Verfeinerungen im technischen<br />
Aufbau allen Ansprüchen gerecht werden<br />
dürfte, die man an einen modernen Wagen<br />
der mittleren Grössenklasse zu stellen<br />
gewohnt ist. Seine Abmessungen gestatten,<br />
auf der hinteren Bank bequem drei Personen<br />
unterzubringen, während die Breite der<br />
Wagen-Vorderpartie dem Fahrer und einem<br />
Passagier reichlichen Ellbogenraum lässt.<br />
Der Motor<br />
musste sich gegenüber dem letzten Jahr verschiedene<br />
Aenderungen gefallen lassen, die<br />
allerdings keineswegs etwa unerprobte Neuerungen<br />
darstellen, hatten sie doch durchwegs<br />
^Gelegenheit, sich am letztjährigen nächstfcrösseren<br />
Modell 16 zu bewähren. Wir nennen<br />
da die Verlängerung des Hubes von 90 auf<br />
mm, wodurch sich der Hubraum auf<br />
»818 ccm vergrößerte, und die Bremsleistung<br />
auf 54 PS bei 4000 U/Min, erhöhte, ferner<br />
«die Abänderung des Steuerungsantriebes, der<br />
Jetzt nicht mehr von einer obenliegenden Nokkenwelle,<br />
sondern von unten über Stossßtangen<br />
und Kipphebel erfolgt. Man rühmt<br />
«deshalb dem Motor nach, dass sich sein Zylinderkopf<br />
zur Entrussung besonders leicht<br />
demontieren lasse.<br />
Nach Fahrversuchen der englischen Zeitschrift<br />
« The Autocar » erteilt der Motor dem<br />
•Wagen eine Maximalgeschwindigkeit<br />
115 km/Std. im direkten Gang. Die Motordrehzahl<br />
steigt hierbei auf 4600 U/Min.,<br />
während sie bei einer normalen Fahrgeschwindigkeit<br />
von 70 km/Std. 2840 U/Min, erreicht.<br />
Für die gute Literleistung des Motors<br />
ist nicht zuletzt die verhältnismässig hohe<br />
Verdichtung von 1 :6,3 verantwortlich, die<br />
natürlich auch den Brennstoffverbrauch günstig<br />
beeinflusst..<br />
Von besonders ingeniöser Bauart sind die<br />
Kolben, deren obere Partie aus Aluminium<br />
besteht, um der guten Wärmeleitfähigkeit dieses<br />
Materials in der Umgebung des Kolbenbodens<br />
teilhaftig zu werden. Der Kolbenmantel<br />
dagegen besteht zur Verminderung der<br />
Abnützung aus Stahl. Für die sorgfältige<br />
Durchbildung des Motors sprechen weiter die<br />
spezielle Anordnung der Oelansaugöffnung,<br />
die sich ständig an der Oberfläche des Oels<br />
im Motorsumpf hält, wodurch nur sauberes<br />
Oel ins Schmiersystem gelangt. Die schwereren<br />
Verunreinigungen dagegen setzen sich in<br />
Seitenansicht des<br />
Wolseley 14/56 PS.<br />
der untersten Partie des Oelsumpfes nieder,<br />
von wo sie keine Gelegenheit haben, in den<br />
Oelkreislauf einzutreten.<br />
Das Chassis<br />
ist gegenüber der diesjährigen Ausführung<br />
noch verwindungssteifer geworden. Seine<br />
hohlen, kastenförmigen Längsträger weisen<br />
zur Qewichtserleichterung im Steg zahlreiche<br />
Bohrungen auf.<br />
Merkwürdig berührt auf den ersten Blick,<br />
dasSidie Vorderräder noch nicht einzeln ab-<br />
gefedert sind, doch darf man hier nicht<br />
ausser Acht lassen, dass der Wagen eben<br />
die englische Konstruktionspraxis verkörpert<br />
und dass sich unter den englischen Konstrukteuren<br />
bisher erst eine Minderheit zur Bevorzugung<br />
der.Einzelabfederung durchringen<br />
konnte. Die hydraulischeff Stossdämpfer und<br />
vibrationsfreie Aufhängung des Motors gewährleisten<br />
ohnedies eine weiche und angenehme<br />
Fahrt.<br />
Eine Anzahl von « Schikanen »<br />
verdienen ganz besonderer Erwähnung. Als<br />
grosse Annehmlichkeit registrieren wir das<br />
Vorhandensein einer hydraulischen Wagenhebe-Einrichtung,<br />
deren vier Stempel das<br />
Fahrzeug in weniger als einer Minute hoch<br />
genug heben, um einen.Pneu auswechseln zu<br />
können.<br />
Während an den meisten Wagen lediglich<br />
der Sitz des Fahrers verstellbar eingerichtet<br />
ist und das Lenkrad unbeweglich auf seinem<br />
« angestammten» Platze verharrt, hat Wolseley<br />
eine. Lenksäule, geschaffen, bei der sich<br />
das Lenkrad verstellen und der jeweiligen,<br />
bequemsten-Lage anpassen lässt. Ein kleiner<br />
Handgriff an der Lenksäule und schon ist's<br />
geschehen!<br />
Dank der sorgfältigen Ausbildung der Entlüftung<br />
des Wagens und der guten Abdichtung<br />
gegen den Mbtorraum hin können übelriechende<br />
und giftige Abgase sich nicht im<br />
Innenraum des Wagens ansammeln. Dabei<br />
wurde ein heute oft benutztes Verfahren angewandt,<br />
um das Austreten von Oeldämpfen<br />
aus dem Moor zu verhindern. Es besteht darin,<br />
dass man die Dämpfe vom Luftfilter ansaugen<br />
lässt. Und nun noch eine Einzelheit,<br />
welche der Steigerung des Komforts dient:<br />
Damit man sich in dem geräumigen Innenraum<br />
nicht allzu einsam vorkommt, wenn<br />
man- die hintere Sitzbank nur zu zweien benützt,<br />
weist nämlich die Rücklehne in der<br />
Mitte einen herausklappbaren Teil auf, der<br />
breit genug ist, um zwei Personen eine Armstütze<br />
zu gewähren. Eine Kleinigkeit vielleicht?<br />
Oder doch mehr? Letzten Endes sind<br />
es doch manchmal gerade solche Details, die<br />
sehr viel ausmachen und einem den Wagen<br />
erst so recht eigentlich zum unentbehrlichen<br />
Gefährten werden lassen. Man wird sie spä-<br />
Mx- kaum noch missen wollen... #<br />
Von einem kleinen Irrtum, den uns<br />
der Setzkastenkobold in der letzten Nummer<br />
spielte, indem dort in der zweiten<br />
Notiz beim Niederdruckverfahren eine Verdichtung<br />
von 1:55 angegeben war, während<br />
sie natürlich richtigerweise 1:5,5 beträgt.<br />
Dass die Schmutz-Bremsen AG. in Bern<br />
mit der bekannten Teves AG. in Frankfurt<br />
am Main einen Lizenzvertrag abgeschlossen<br />
haben, um die Schmutz-Bremsen nunmehr<br />
auch in Deutschland herzustellen.<br />
Dass eine amerikanische Automobil?<br />
fabrik ihre Fensterrahmen aus einer neuen<br />
Pressmasse herstellt, wodurch sich gegenüber<br />
der bisherigen Stahlausführung pro<br />
Wagen 4,5 kg einsparen lassen. Allerdings<br />
sollen die rohen Pressrahmen etwas teurer<br />
zu stehen kommen, was sich aber durch<br />
die einfachere Nachbehandlung (Wegfall<br />
von Verchromung und Polieren, da der<br />
Kunststoff metallfarbig ist) mehr als einholen<br />
lässt.<br />
Dass die von uns vor längerer Zeit beschriebenen<br />
Versuche mit Kurzwellensendern<br />
und Empfängern zur Zeichengebung<br />
vor dem Ueberholen auf einer Wellenlänge<br />
von 4 m erfolgreich durchgeführt<br />
werden konnten.<br />
Von einem neuen Leichtmetallkolben,<br />
der rund um das Kolbenbolzen-Auge Querrillen<br />
zur Verhinderung des Anfressens<br />
aufweist und der so konstruiert ist, dass<br />
er sich durch die Erwärmung gleichmässig<br />
rund ausdehnt und auch durch die Gasdruckkräfte<br />
nicht deformiert wird, so dass<br />
er mit sehr geringem Spiel eingebaut werden<br />
darf.<br />
Von einer Autodafee im «wahrsten Sinne»<br />
des Wortes, die nicht in Spanien, sondern<br />
in Kapstadt abgehalten wurde, indem man<br />
80 rücksichtslosen Fahrern ihre Autos abnahm<br />
und auf einem Platz vor der Stadt<br />
dem Flammentode überlieferte.<br />
Zwei Fliegerbücher<br />
Ein Amerikanerwagen<br />
Mit minimalem Benzinverbrauch<br />
In der Schweiz montiert.<br />
Der Dodge <strong>1936</strong> gilt nicht umsonst als<br />
Prototyp der neuzeitlichen Automobilkonstruktion:<br />
Er ist schmissig in der Linien»<br />
führung — luxuriös ausgestattet — der<br />
härtesten Beanspruchung gewachsen —<br />
unter allen denkbaren Verhältnissen<br />
aussergewöhnlich angenehm und sicher<br />
zu fahren — sparsam im Brennstoffverbrauch<br />
— und dazu durch<br />
Saurer in Arbon montiert.<br />
Fratelli Ambrosoli, Locarno<br />
BASEL: Ed. ConteUy Hochfitrasse 26<br />
BERN: Gebr. Marti, Eigerplatz 2<br />
BRUGG: Zulauf, Garage<br />
LANGENTHAL: Moser & Cie.<br />
LUZERN: Capitol-Garage<br />
WEINFELDEN: J. Minikus, Schlossgarag»<br />
WINTERTHUR: H. Roos<br />
ZÜRICH: Garage-Metropol A^G., ütoquai 49<br />
JOHN TRANUM<br />
Ein Leben zwischen Himmel<br />
und Erde<br />
Umfang 240 Seiten mit 16 Photos<br />
Kartoniert Fr. 4.15,, Leinen Fr. 5.6S<br />
John Tranum gilt als der kühnste Fallschirmabspringer<br />
der Welt. Tausende von<br />
Menschen hat er durch seine unglaublichen<br />
Leistungen begeistert. Man kann dieses<br />
Buch kaum aus der Hand legen, ohne es<br />
von der ersten bis zur letzten Seite gelesen<br />
zu haben. Es packt und reißt mit,<br />
und man sieht den Luftakrobaten, Kunstflieger<br />
und Fallschirmpüoten förmlich vor<br />
sich, wie er immer wieder neue Sensationen<br />
sucht und ausführt, wie es in den<br />
verzweifeltsten Situationen zum Schluß doch<br />
immer wieder einigermaßen günstig für<br />
ihn ausgeht bis zu dem Märztag 1935, wo<br />
der Tod ihn von der Ausfuhrung seines<br />
Weltrekordabsprunges zurückhält.<br />
Ein englischer Flieger<br />
erzählt<br />
Fast 2 Millionen Kilometer durch die Luft<br />
Von Captain G. P. OLLEY<br />
Mit "einem Vorwort von Hauptmann Kohl<br />
Umfang 240 Seiten mit 16 Photos<br />
Kartoniert Fr. 4.15, Leinen Fr. 5.65<br />
Olley ist ein englischer Kriegsflieger, der<br />
auch heute noch als Verkehrspilot tätig ist.<br />
Fast 2 Millionen Luftkilometer hat er zurückgelegt.<br />
Aus den 20 Jahren seiner<br />
erlebnisreichen Fliegerlaufbahn erzählt<br />
er. Der Bericht beginnt mit seiner fliegerischen<br />
Ausbildung und den Abenteuern<br />
als Frontflieger. Und dann schildert Olley<br />
Einzelheiten aus der unendlichen Fülle<br />
dessen, was er als Pilot, der besonders<br />
zu Spezialflügen nach allen Erdteilen Verwendung<br />
findet, beobachtet hat. Persönlichkeiten<br />
der Diplomatie, Dollarmillionäre,<br />
Großwildjäger, Filmstars, Kranke, Tiere<br />
und kostbare Pflanzen hat er in die entlegensten<br />
Gebiete der Erde geflogen. So ist<br />
Olley wie kaum ein anderer berufen, die<br />
unbegrenzten Möglichkeiten der Luftwege<br />
darzustellen. Sein Buch bietet auch dem<br />
' Fachmann Unterhaltung und Anregung.<br />
In allen Buchhandlungen und Bahnhoffciosken<br />
erhältlich, sonst beim<br />
Wilhelm-Goldmann-Verlag,<br />
Bern, Viktoriarain 16
8 AUmr.OBIL-REVUE DIENSTAG, 15. SEPTEMBER <strong>1936</strong> — N° 75<br />
Praktisches Wissen<br />
i Quietschgeräusche bei Bremsen.<br />
Bei Automobilbremsen tritt beim Anhalten<br />
kurz vor dem Stillstand oft ein lästiges<br />
Quietschgeräusch auf. Nach Versuchen von<br />
Buchmann (Heinrich Hertz-Institut für<br />
Schwingungsforschung) ist dies darauf zurückzuführen,<br />
dass die Bremstrommel in<br />
Schwingungen gerät. Es wurde dazu eine<br />
Automobilbremstrommel, deren Quietschgeräusch<br />
eine Tonhöhe von 600^-700 Hz besass,<br />
auf elektrischem Wege erregt. Im Bereich<br />
dieser Frequenzen führte dabei die<br />
Trommel radiale Schwingungen aus. Die<br />
Schwingungserregung kann nur eintreten,<br />
wenn die Reibung mit wachsender Gleitgeschwindigkeit<br />
abnimmt. Ein solcher Verlauf<br />
der Charakteristik entsteht, wenn sich zwischen<br />
Bremsbelag und Trommel ein Flüssigkeitsfilm<br />
befindet. Bei trockenen Bremsbelägen<br />
wächst aber die Reibung mit zunehmender<br />
Geschwindigkeit. Das Auftreten eines<br />
Quietschgeräusches ist daher wahrscheinlich<br />
an das Vorhandensein einer Flüssigkeitsschicht<br />
gebunden. Für diese Auffassung<br />
spricht auch die Beobachtung, dass bei den<br />
Versuchen die heissgelaufene Bremse fast<br />
nie quietschte und dass Feuchtigkeit aufsaugende<br />
Bremsbeläge weniger zum Quietschen<br />
neigen als metallähnlich harte. A.<br />
•»»«•Itt<br />
sehe Winke<br />
Nicht zu viel ölen ! Vom Beginn seiner<br />
motorsportlichen Laufbahn an wird dem<br />
Autosäugling immer wieder gepredigt: wer<br />
gut schmerr, der gut fährt! Immer gut ölen,<br />
immer gut schmieren — dann läuft alles<br />
buchstäblich wie in Butter ! Und entsprechend<br />
dieser guten Lehre spart der folgsame<br />
Autler nicht mit Oel und Fett, und alles läuft<br />
ruhig und schön. Bis eines Tages die Maschine<br />
plötzlich stehen bleibt. Nanu ? Benzin<br />
ist da, die Kompression ist nicht « verbogen»,<br />
die Zündung... ja, wo ist die geblieben<br />
? Keine noch so schwache Andeutung<br />
von Strom ! Und wenn man der Sache nachgeht,<br />
hat man zu gut geölt. Die Lichtmaschine<br />
nämlich! Das Oel hat den Kollektor<br />
mit einem hübschen Film fettig überzogen,<br />
hat die Kohlenbürsten durchtränkt — und da<br />
gibt es natürlich keinen Kontakt mehr! Vorsicht<br />
daher bei der Ölung der Lichtmaschine<br />
— ein paar Tropfen für sie in längeren Zeitabständen<br />
reichen vollkommen aus. cpr.<br />
Die Scheinwerfer stehen falsch. Gelegentlich<br />
erlebt man es zu seiner Ueberraschung,<br />
dass man in der Dunkelheit von entgegenkommenden<br />
Autlern angeblinkt wird, zum<br />
Zeichen, dass sie sich geblendet fühlen, obwohl<br />
man selbst als höflicher Mann schon<br />
abgeblendet hat. Das Iä'sst darauf schliessen,<br />
dass die Scheinwerfer nicht richtig eingestellt<br />
sind. Besonders bei neuen Wagen, die<br />
gerade erst aus der Fabrik kommen, kann<br />
man diese Flüchtigkeitsfehler in der Montage<br />
recht häufig feststellen. Es kann aber auch<br />
sein, dass infolge der durch das Fahren hervorgerufenen<br />
Erschütterungen die Scheinwerfer<br />
sich etwas gelockert und oben etwas<br />
nach hinten geneigt haben, so dass tatsächlich<br />
trotz Abblendens andere Fahrer geblendet<br />
werden. Schliesslich auch kann der Fehler<br />
darin liegen, dass die Scheinwerfer eingestellt<br />
wurden, als die Hintersitze des Wagens<br />
nicht besetzt waren ; wenn dann der<br />
Wagen hinten belastet wird, werden die<br />
Scheinwerfer naturgemäss etwas nach oben<br />
gerichtet und können auch bei Abblendlicht<br />
blenden.<br />
Wenn man also wiederholt angeblinkt wird,<br />
so soll man unbedingt die Einstellung seiner<br />
Scheinwerfer entsprechend abändern, cpr.<br />
Verchromte «Kleinigkeiten» bedürfen auch<br />
der Pflege. Am modernen Wagen sind eine<br />
Menge kleiner und grosser Teile als Schutz<br />
gegen die Angriffe der atmosphärischen<br />
Luftfeuchtigkeit verchromt ausgeführt. Während<br />
man die Pflege der grossen Chromteile<br />
schon darum nicht vernachlässigt, weil ihr<br />
Glanz wesentlich zum guten Aussehen des<br />
Wagens beiträgt, so kann es leicht passieren,<br />
dass die kleineren verchromten Partien<br />
übersehen werden, da sie keine grosse und<br />
zusammenhängende Fläche aufweisen und infolgedessen<br />
ein Ermatten nicht so stark in<br />
Erscheinung tritt.<br />
Wenn dann nach einiger Zeit Korrosionserscheinungen,<br />
die mit einem Rostanflug vergleichbar<br />
sind, auftreten, so wird es höchste<br />
Zeit, dass man Remedur schafft. Ueberraschend<br />
gelingt dies durch Behandlung mit<br />
einer in Paraffinöl getauchten Zahnbürste,<br />
die in kurzer Zeit die ganzen Rostspureh<br />
entfernt. Bei grössern polierten Flächen eignet<br />
sich dagegen diese Methode nicht, was<br />
hier ausdrücklich festgehalten sei. -b- .<br />
T«*«h<br />
«•><br />
««fax«<br />
Frag« 9951. Lieferant von Komprtssortn.<br />
liefert die UTO-Kompressoren? A. S. in B.<br />
Antwort: Adresse schriftlich mitgeteilt.<br />
Wer<br />
Frage 9952. Sorgen mit der Konuskupplung.<br />
Mein alter Wagen hat in letzter Zeit eine unangenehme<br />
Eigenart entwickelt, indem seine Kupplung<br />
stark rupft. Es handelt sich hiebei um eine Konuskupplung<br />
mit Lederbelag. R. Z. in D.<br />
Antwort: ,Da diese Störung erst seit kurzem<br />
auftritt, liegt die Vermutung nahe, dass der Lederbelag<br />
zu trocken geworden ist und brüsk angreift.<br />
Das Mittel zur Abhilfe besteht darin, dass man das<br />
Leder mit einer Holzraspel aufrauht und darauf mit<br />
Fischtran einreibt, welch letzte Behandlung solche<br />
Belage auch vor der Inbetriebnahme erhalten.<br />
Konuskupplungen sind im allgemeinen dafür<br />
bekannt, dass sie ein wenig rauh eingreifen, weshalb<br />
man heute im Automobilbau hauptsächlich flache<br />
Scheibenkupplungen verwendet. -b-<br />
Frage 9953. Zusätzliche, elektrische Benzinpumpe.<br />
Da seit einiger Zeit meine Brennstoffpumpe<br />
(mechanischer Typ) nicht mehr einwandfrei<br />
funktioniert und trotz verschiedener Revisionen' der<br />
Fehler nicht gefunden wurde, möchte ich eine elektrische<br />
Benzinpumpe parallel schalten. Halten Sie<br />
dies für richtig und hat es in keiner Weise irgend<br />
einen ungünstigen Einfluss? F. K. in S.<br />
Antwort: Falls es tatsächlich unmöglich ist,<br />
die Pumpe hier reparieren zu lassen, so könnte immer<br />
noch daran gedacht werden, sie zu demontieren,<br />
sie zur Revision in die Fabrik zu senden und<br />
einstweilen mit einer Ersatzpumpe zu fahren. Eine<br />
Parallelschaltung einer gut arbeitenden und einer<br />
streikenden Pumpe können wir als technisch nicht<br />
einwandfrei nicht empfehlen, obwohl sich dadurch<br />
weiter keine Störungen ergeben werden, es sei<br />
denn, dass die Ventile der mechanischen Pumpe<br />
nicht mehr dicht schliessen. Wenn auf die mechanische<br />
Brennstoffpumpe verzichtet werden soll, so<br />
könnte schliesslich auch die ganze Pumpenarb»'t<br />
der elektrischen Pumpe überlassen werden. 00<br />
Frage 9954. 7—8-PS-Wagendaten. Wie hoch<br />
stellt sich der Benzinverbrauch eines 7—8-PS-Wagens<br />
im Durchschnitt? Und wieviel Oel verbraucht<br />
solch ein Wagen? Kann man einen Unterschied<br />
im Oel- und Brennstoffverbrauch entdecken, wenn<br />
man das einemal mit unbesetztem Automobil fährt<br />
und das nächstemal mit vollbesetztem Wagen? Wie<br />
hoch ist dieser Unterschied ungefähr? M. V. in S.<br />
Antwort: Der Brennstoffverbrauch eines<br />
Fahrzeugs dieser Grössenklasse schwankt im allgemeinen<br />
zwischen 10 und 12 Liter Benzin/100 km.<br />
Den Oelverbrauch darf man mit 1—1,5 Liter pro<br />
1000 km einsetzen und bleibt damit immer noch auf<br />
der sicheren Seite.<br />
Ein Unterschied im Oelverbrauch ist nicht festzustellen,<br />
wenn man statt allein mit vollbesetztem<br />
Wagen fährt. Der Unterschied im Benzinverbrauch<br />
beziffert sich auf rd. 10 Prozent, wenn man noch<br />
drei Mitfahrer mitnimmt, ist also nicht sehr beträchtlich,<br />
-b-<br />
Frage 9955. Vorfeile einer DoppelzDndung. Hat<br />
es einen Zweck, an einem Motor sowohl Magnetais<br />
auch Batteriezündung nebeneinander vorzusehen?<br />
Mir scheint diese Duplizität absolut" unerwünscht, da<br />
sie eine Komplikation ohne wesentliche Vorteile<br />
bringt Denn die Betriebssicherheit ist doch heute<br />
so ausgezeichnet, dass ein Zündsystem absolut genügen<br />
sollte. F. W. in W.<br />
Antwort: Zugegeben, dass die Zünder heute<br />
so zuverlässig arbeiten, dass normalerweise ein Nebeneinander<br />
von zwei Zündapparaten nicht erwünscht<br />
ist, weil es die Maschine verteuern müsste.<br />
Etwas anderes ist es aber, wenn es sich nicht um<br />
Automobile, sondern um Flugmotoren handelt, denn<br />
dort verlangt man möglichst noch mehr als hundertprozentige<br />
Sicherheit (so dies möglich wäre!), und<br />
deshalb schreiben die Gesetze in vielen Ländern vor,<br />
dass Flugmaschinen ein doppeltes Zündsystem<br />
haben. Doppelt genäht hält nun einmal besser.<br />
Uebrigens haben die zwei vorgesehenen Zündkerzen<br />
noch einen anderen Zweck, der allerdings<br />
mehr im Hintergrund liegt. Sie verbessern nämlich<br />
den Wirkungsgrad des Motors, wenn sie sich im<br />
Verbrennungsraum ungefähr gegenüberliegen oder<br />
doch weit genug voneinander entfernt sind. Messungen<br />
mit Abgas-Analysatoren ergaben, dass die<br />
Abgase bei einem Versuchsmotor, der einmal mit<br />
einer und nachher mit zwei Kerzen betrieben wurde,<br />
im letzteren Fall beträchtlich weniger unverbrannte<br />
Reste enthielten. Auch Verbrauchsmessungen stimmen<br />
mit diesem Resultat überein. Dieser bessere<br />
Wirkungsgrad des Doppelzünder-Motors rührt davon<br />
her, dass sich bei ihm die Verbrennung rascher<br />
durch den Verbrennungeraum fortpflanzt, da die<br />
Entzündung an zwei weit entfernten Punkten erfolgt.<br />
^<br />
fuvastf.<br />
Sf»<br />
edhs<br />
Anfrage . Verlorene Papiere des Wagens. Im<br />
November 1935 kaufte ich einen alten Bugatti-<br />
Wagen. Ueber den Winter habe ich ihn komplett<br />
revidiert und betriebsfertig gemacht. Da der Wagen<br />
aber lange nicht mehr eingelöst wurde, sind die<br />
Ausweispapiere wie Zollquittung etc. verloren gegangen.<br />
Die Chassis-Nummer ist nicht mehr vorhanden.<br />
Die Motornummer lautet 1299. Ich möchte<br />
den Wagen nun einlösen und bitte Sie, mir mitzuteilen,<br />
was ich in diesem Falle zu tun habe. * J B. in Z.<br />
Antwort: Sie geben leider in Ihrer Zuschrift<br />
nicht an. welches Modelljahr der fragliche Bugatti-<br />
Wagen ist. Die Oberzolldirektion in Bern führt seit<br />
dem Jahre 1930 'eine Kontrolle über sämtliche Wagen.<br />
Unter Angabe der Motornummer ist es ohne<br />
weiteres möglich, eine Verzollungsbestätigung zu erhalten,<br />
sofern der Wagen nicht vor dem Jahre 1930<br />
eingeführt wurde. Sollte der Wagen schon früher<br />
eingeführt worden sein, so hätten Sie an Hand von<br />
entsprechenden Bestätigungen der kantonalen Motorfahrzeugkontrollen<br />
den Nachweis zu leisten, dass<br />
der Wagen seit mehreren Jahren in der Schweiz<br />
stand und unter Schweizer Nummern zum Verkehr<br />
zugelassen war. In diesem Falle wird Ihnen die<br />
Oberzolldirektion in Bern eine entsprechende Erklärung<br />
über die erfolgte Verzollung ausstellen.<br />
Was sodann noch die von Ihnen als verloren angegebene<br />
Chassisnummer anbetrifft, so teilen wir<br />
Ihnen mit, dass Bugatti keine getrennten Chassisnummern<br />
führt, sondern nur Motornummern, die<br />
gleichzeitig auch für das Chassis gelten. O<br />
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N« 75 DIENSTAG, 15. SEPTEMBER T93Ö AUTOMOBIL-REVUE<br />
Das schwedische Verkehrsteilungsproblem<br />
Wie in zahlreichen anderen Ländern, sind<br />
auch in Schweden Kräfte am Werk, die auf<br />
eine Beschränkung des motorisierten Strassenverkehrs<br />
zugunsten der Eisenbahn hinzielen.<br />
Auch hier haben die interessierten Kreise<br />
es nicht als ihre einzige Aufgabe betrachtet,<br />
die Sanierung der Bahnen durch eine Reorganisation<br />
an Haupt und Gliedern: durch<br />
technische und administrative Verbesserungen<br />
und durch Anpassung der Verkehrsleistungen<br />
an die veränderten Bedürfnisse der<br />
Verkehrsnehmer herbeizuführen, sondern ihre<br />
ganze Weisheit hat sich darin erschöpft, eine<br />
Koordination zwischen Schiene und Strasse<br />
anzustreben, die nach bekanntem Rezept das<br />
Automobil der Kontrolle und Verfügungsgewalt<br />
der Eisenbahnen unterwerfen sollte.<br />
Dank der Einsicht des Parlaments ist dieser<br />
Anschlag auf den Verkehr der Strasse vereitelt<br />
worden und es sieht so aus, als ob dem<br />
Automobilverkehr Schwedens auch weiterhin<br />
seine Bewegungsfreiheit erhalten bleiben<br />
soll.<br />
Bereits im Jahre 1934 hatte die Regierung<br />
einen Ausschuss eingesetzt, der eingehende<br />
Untersuchungen darüber anstellen sollte, welche<br />
Schritte zweckmässigerweise zur «Regelung»<br />
des gewerblichen Motorfahrzeugverkehrs<br />
unternommen werden könnten. Im<br />
Mai vorigen Jahres legte der Ausschuss seinen<br />
Bericht vor, der jedoch beim Publikum<br />
und in der Presse eine so schlechte Aufnahme<br />
fand, dass die Regierung darauf verzichtete,<br />
irgendwelche Massnahmen zur Durchführung<br />
der vom Komitee gemachten Vorschläge<br />
zu ergreifen.<br />
Die Interessenten der Bahnen Hessen Jedoch<br />
die Sache nicht auf sich beruhen. Auf<br />
ihr Betreiben wurde im Dezember 1935 ein<br />
neuer inoffizieller Ausschuss gebildet, in dem<br />
der bekannte schwedische Strassen- und<br />
Wasserbau-Fachmann Lübeck präsidierte.<br />
Auch dieser Ausschuss sollte sich in erster<br />
Linie mit dem Problem befassen, wie die<br />
verschiedenen Transportmittel zu koordinieren<br />
seien, um im Rahmen eines kontrollierten<br />
Wettbewerbs die günstigsten Ergebnisse<br />
sicherzustellen. Im besonderen wurde ihm<br />
aufgegeben, die Möglichkeit und Zweckmäs*<br />
sigkeit einer Aufteilung des beruflichen Strassenverkehrs<br />
in Lang- und Kurztransporte in<br />
der Absicht zu erforschen, die ersteren einer<br />
besonderen Kontrolle zu unterstellen. Dabei<br />
sollte auch geprüft werden, wie sich die geltenden<br />
Konzessionsbestimmungen am besten<br />
verschärfen Hessen, um diese Kontrolle so<br />
wirksam wie möglich zu gestalten. Schliesslich<br />
hatte das Komitee darüber zu berichten,<br />
ob eine Aenderung in der geltenden Motorfahrzeugbesteuerung<br />
unter dem Gesichtswinkel<br />
einer zusätzlichen Belastung der schweren<br />
Wagenklassen wünschenswert sei.<br />
Wie vorauszusehen war, lauteten die Empfehlungen<br />
des Lübeck-Ausschusses ganz im<br />
Sinne der angestrebten Beschränkungen des<br />
Strassenverkehrs. Der im März dieses Jahres<br />
veröffentlichte Bericht stimmte in allen<br />
wesentlichen Punkten mit den Ergebnissen<br />
tiberein, zu denen bereits das Regierungs-<br />
Komitee gekommen war; insbesondere wurde<br />
die Teilung des motorisierten Strassenverkehrs<br />
in einen Fern- und Kurzstreckenverkehr<br />
und dementsprechend die Einführung<br />
unterschiedlicher Beförderungsbestimmungen<br />
auf das wärmste befürwortet.<br />
Dieser Bericht hat in der schwedischen<br />
Oeffentlichkeit natürlich die gebührende Ablehnung<br />
gefunden. Unter dem Eindruck der<br />
scharfen Pressekritiken hat die Regierung<br />
sich veranlasst gesehen, ihn einem besonderen<br />
Ausschuss des Rijksdags zur Prüfung<br />
vorzulegen. Mit grosser Mehrheit hat dieser<br />
Ausschuss den Bericht verworfen und eine<br />
neue Untersuchung des ganzen Fragenkomplexes<br />
empfohlen. Diesmal ist allerdings die<br />
sehr wichtige Bedingung gestellt worden,<br />
dass künftige Vorschläge für eine Neuregelung<br />
des Kraftverkehrs keine Bestimmungen<br />
vorsehen dürfen, die darauf abzielen, seine<br />
Freiheit fühlbar einzuengen. Das Rijksdags-<br />
Komitee empfahl weiterhin, dass die Bahnen<br />
vor allem danach trachten müssten, aus eigener<br />
Kraft ihre heutigen Schwierigkeiten<br />
zu überwinden, mit der Rationalisierung des<br />
Bahnbetriebs endlich zu beginnen und ihre<br />
Verkehrstarife einer gründlichen Revision zu<br />
unterziehen.<br />
Ende Juni hat der Rijksdag über den Bericht<br />
des Sonderausschusses beraten. In beiden<br />
Kämmern wurden die Empfehlungen des<br />
Lübeck - Ausschusses niedergestimmt. Der<br />
schwedische Automobilverkehr braucht fürs<br />
erste kaum mehr zu befürchten, die Kosten<br />
für die Reorganisation der Eisenbahnen tragen<br />
zu müssen.<br />
Sehr komplettes Lager zu neu herabgesetzten General-Motors-Preisen in<br />
Und welch unergründliche Massnahme<br />
sieht der bei uns in Vorbereitung befindliche<br />
dringliche BundesratsbescMuss zur Sanierung<br />
des schweizerischen Verkehrswesens<br />
vor? Am 3. September a. c. ist in einer dreistündigen<br />
Besprechung zwischen dem Chef<br />
des eidgenössischen Post- und Eisenbahndepartements<br />
und der Geschäftsleitung des<br />
Personals öffentlicher Dienste u. a. auch das<br />
Problem Schiene-Strasse erläutert worden.<br />
Diese Aussprache wurde mehr oder weniger<br />
dazu benützt, den Bundesrat über die durch<br />
die bisherigen Projekte betreffend die Sanierung<br />
des Verkehrswesens, besonders zwischen<br />
der Leitung der Bundesbahnen einerseits<br />
und dem gesamten Personalkörper<br />
dieses grössten Bundesbetriebes anderseits<br />
geschaffenen Spannungen " zu orientieren.<br />
Wie einseitig, aber auch kurzsichtig<br />
die Einstellung des Bundesbahnpersonals zu<br />
den in Vorbereitung befindlichen Massnahmen<br />
ist, geht wieder einmal mehr aus dem Leitartikel<br />
des letzten «Eisenbahners» hervor,<br />
steht doch u. a. darin geschrieben:<br />
! « Die Automobilisten wehren sich mit allen Mitteln<br />
gegen den sog. Beimischungszwang, gegen die<br />
geplante eidgenössische Verkehrssteuer, gegen jedes<br />
Opfer (!), das man ihnen mit Rücksicht auf die<br />
Finanzlage des Staates zumuten will und sie haben<br />
ihrem Unmut am 5. Juli in recht eigentümlicher<br />
Weise Luft gemacht. Ihre Opposition richtet sich<br />
auch gegen eine vernünftige und im allgemeinen<br />
Interesse liegende Regelung des Verkehrs zwischen<br />
Schiene und Strasse. Sie fahren in ihren <strong>Zeitung</strong>en<br />
in scharfer Weise über den Bund her, kritisieren<br />
den Staat nach Kanten und Noten, sie finden<br />
aber trotzdem — oder vielleicht gerade deswegen?<br />
— stets willig Gehör beim Bundesrat als<br />
oberste Landesbehörde. »<br />
Eine Gewerkschaft, die auf einem Lohnniveau<br />
sitzt, das vom ganzen Schweizervolk<br />
getragen werden muss, deren engstirnige<br />
Opposition gegen jede Anpassung und nicht<br />
zuletzt für Fracht- und' Personentarifansätze<br />
verantwortlich ist, die in der Welt nicht ihresgleichen<br />
finden, ist zuletzt berufen, den<br />
Automobilisten neue Opfer aufbürden zu wollen,<br />
um sich so gut als möglich selbst um<br />
die Tragung derselben herumzudrücken.<br />
Zickzack In der Strassenbaupolitik.<br />
Am 5./6. September a. c. tagte in Arosa die Delegiertenversammlung<br />
des bündnerischen Hoteliervereins.<br />
Bei diesem Anlass erfolgte auch eine<br />
Orientierung über die Beratungen und Entschlüsse<br />
des Bundesrates betr. Ausbau der Alpenstrassen.<br />
Mit Befremden stellten die Bündner Hoteliers dabei<br />
fest, dass den Bedürfnissen und Interessen der<br />
bündnerischen Verkehrspolitik in keiner Weise<br />
Rechnung getragen wurde. Nach Ansicht der Versammlung<br />
kann eine verbesserte Kerenzerbergstrasse<br />
Obstalden-Quarten die Walenseetalstrasse<br />
nicht ersetzen und es muss die vorgeschlagene Lösung<br />
deshalb abgelehnt werden. Graubünden,—<br />
dessen landesgesetzlicher Anspruch auf eine Östalpenbahn<br />
bis heute unbefriedigt blieb — habe<br />
schon aus diesem Grunde unbedingt Anspruch auf<br />
eine erstklassige, während den Sommer- und Wintermonaten<br />
fahrbare Zufahrtsstrasse. Die bündnerische<br />
Hotellerie müsse deshalb mit äusserster<br />
Energie auf den Bau der Walenseetalstrasse dringen.<br />
Jedes neue Alpenstrassenproiekt in diesem<br />
Gebiete falle solange ausser Diskussion, als der<br />
Bau der Walenseetalstrasse nicht gesichert sei.<br />
Nur diese diene den Interessen des ganzen Kantons.<br />
Sollten späterhin weitere Strassenprojekte in<br />
Betracht gezogen werden, dann falle die Wahl<br />
zwischen den heute genannten Segnes- und Panixerstrassen<br />
zweifellos zugunsten der letzteren aus:<br />
Uns erscheint es jedenfalls sehr fraglich, dass<br />
eine derartige, auf die Spitze getriebene Interessenpolitik<br />
den Bedürfnissen unseres Landes gerecht<br />
zu werden vermag. Die Linienführung unserer<br />
Eisenbahnen liefert uns hinreichend Anschauungsmaterial<br />
über eine Verkehrspolitik, die nicht<br />
gerade erfreuliche Früchte zeitigte und nicht zuletzt<br />
für die Schuldenwirtschaft der Bahnen verantwortlieh<br />
zu machen ist. Ausgerechnet in dem<br />
Momente, da mit eidgenössischer Unterstützung<br />
endlich einmal Alpenstrassenbauten in Angriff genommen<br />
werden sollen, machen sich Kräfte bemerkbar,<br />
die das noch auf schwachen Füssen stehende<br />
Werk zu unterminieren versuchen. Würde'<br />
wenigstens das Bündner Oberland die grossen<br />
Fremdenverkehrszentren dieses Kantons beherbergen,<br />
dann stünde eine Verbindung dieses Landesteils<br />
mit dem Kanton Glarus wirklich im Mittelpunkt<br />
des Interesses. Unbegreiflich, wie man<br />
alte, aus dem letzten Jahrhundert datierende Eieenbahnansprüche<br />
heute in die Waagschale der<br />
Strassenbaupolitik zu werfen versucht. Der Kanton<br />
Graubünden zeigt wieder einmal mehr die<br />
schwachen Stellen der schweizerischen Verkehrspolitik.<br />
Mit mindestens ebenso grosser Berechtigung<br />
könnten schliesslich alle Landesteile ihre<br />
Ansprüche anmelden. Dieses «Hüst und Hott» im<br />
Strassenbau reiht sich würdig an dasjenige im seinerzeitigen<br />
Eisenbahnbau anl Von letzterem blieb<br />
ein Schuldenberg, der nicht nur uns, sondern noch<br />
den kommenden Generationen manche Nuss zu<br />
knacken gibt. Wollen wir auf dem Gebiete des<br />
Strassenbaues aus lauter Kantönligeist ebenso<br />
«fürsorglich» sein?<br />
Die Verkehrsunfälle im Kanton Thurgau. Im<br />
Monat August ereigneten sich auf dem Gebiete des<br />
Kantons Thurgau insgesamt 54 Verkehrsunfälle,<br />
wovon 3 einen tödlichen Ausgang zur Folge hatten.<br />
In 11 Fällen wurden 11 Personen schwer, aber nicht<br />
tödlich verletzt, während in 41 Fällen 27 Personen<br />
leichte Verletzungen erlitten. Der durch die Unfälle<br />
verursachte Sachschaden beläuft sich auf über<br />
Fr. 11.000.—. Aus der statistischen Zusammenstellung<br />
der Unfallursachen geht hervor, dass allein<br />
23 Velofahrer die primäre Ursache eines Unfalles<br />
waren. Unvorsichtiges Fahren und Nichtbeachten<br />
des Vortrittsrechtes hatten 18 Unfälle zur Folge,<br />
übersetztes Tempo und Nichtbeherrschen des Fahrzeuges<br />
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10<br />
AUTOMOBIL-REVUE DIENSTAG, 15. SEPTEMBER <strong>1936</strong> — N° 75<br />
Erfahrungen mit der Spritbeimischung<br />
in Oesterreich.<br />
Ein schwerer Schlag für die österreichische<br />
Mineralölwirtschaft war es, als Mitte 1932<br />
dem Drängen der Agrarier nachgegeben und<br />
die Benzinproduzenten gezwungen wurden,<br />
10,000 hl Spiritus zu übernehmen. Wenn auch<br />
kein Beimischungszwang vorgeschrieben war,<br />
so konnten die Benzinfirmen mit dem zwangsweise<br />
übernommenen Spiritus nichts anderes<br />
machen, als ihn wegen verbotenem Weiterverkauf<br />
beizumischen. Begründet wurde diese<br />
Massnahme mit der Ueberproduktion an Spiritus,<br />
der schlechten Lage der Brennereien<br />
und mit autarktischen Motiven. Dabei nahm<br />
man aber auf die ebenfalls ungünstige Situation<br />
der Erdölindustrie und auf die Tatsache,<br />
dass ein beträchtlicher Teil des für die Spirituserzeugung<br />
notwendigen Rohstoffes ebenfalls<br />
importiert werden muss, keine Rücksicht.<br />
Doch die Agrarier gaben sich damit<br />
nicht zufrieden. Im Januar 1934 wurden die<br />
Verhandlungen über eine Erhöhung der von<br />
den Benzinfirmen zu übernehmenden Spiritusquote<br />
wieder aufgenommen, und da sie<br />
zu keinem Resultat führten, wurde am 6. Juli<br />
1934 eine neue Beimischungszwanigsverordnung<br />
erlassen, die die Beimischung von<br />
50,000 hl Spiritus vorschrieb.<br />
Betrachten wir einmal die volkswirtschaftliche<br />
Rechnung dieser als Hilfe für die Landwirtschaft<br />
gedachten Massnahme. Benzin<br />
kostete damals 10 S pro 100 Liter loko<br />
Wien ohne Abgaben. Die Abgaben, nämlich<br />
Benzinsteuer, Zoll, Warenumsatzsteuer und<br />
Krisensteuer betrugen 34 S, die Spesen<br />
1 S, so dass der Gestehungspreis rund 45 S<br />
pro 100 Liter Benzin ausmachte. Der Wiederverkaufspreis<br />
an die Grossbezüger war damals<br />
48—50 S, der Tankstellenpreis 52—55 S.<br />
Spiritus wurde staatlich von der Spirituszentrale<br />
bewirtschaftet. Der Gestehungspreis<br />
für industriell erzeugten Rohspiritus belief<br />
sich auf SO S, für landwirtschaftlich erzeugten<br />
auf 132 S pro 100 Liter ohne Abgaben.<br />
Da nur wasserfreier Alkohol für die Beimischung<br />
überhaupt verwendet werden kann,<br />
kamen noch 15 S für Raffination und 3 S<br />
für Entwässerung dazu. Die Spesen der Beimischung<br />
betrugen 1 S, so dass sich also<br />
der landwirtschaftliche Spiritus, zu dessen<br />
Gunsten die Beimischungsaktion erfolgen<br />
sollte, auf rund 150 S exklusive aller Abgaben<br />
stellte. Dabei muss noch erwähnt werden,<br />
dass Alkohol eine viel geringere thermische<br />
Energie hat wie Benzin, so dass die erfahruragsgemäss<br />
rationellste Mischung von 80 %<br />
Benzin und 20 % Spiritus auf Grund vieljähriger<br />
Versuche eine 5- bis 8-prozentige -Minderleistung<br />
gegenüber reinem Benzin aufweist,<br />
d. h. dass an Stelle von 100 Liter<br />
Benzin 105 bis 108 Liter Gemisch erforderlich<br />
sind.<br />
Der Benzinkonsum für automobilistische<br />
Zwecke betrug ca. 1,500,000 hl. Da dieser<br />
Menge 50,000 hl Alkohol beigemischt werden<br />
sollten, musste diese Beimischung in der<br />
Weise erfolgen, dass ein Teil dieses Benzinquantums,<br />
nämlich 200,000 hl, im Verhältnis<br />
4 : l mit Spiritus gemischt werden mussten,<br />
so dass für den Konsum 1,250,000 hl reines<br />
Benzin und 250,000 hl Gemisch zur Verfügung<br />
standen. Dies bedeutet zunächst eine<br />
Zersplitterung der bisher einheitlichen Konsumdeckung,<br />
welche die Verkaufs- und Verteilungsspesen<br />
erhöhen musste, wobei noch<br />
berücksichtigt werden muss, dass aus technisch-chemischen<br />
Gründen die bestehenden<br />
Tankstellen nicht gleichzeitig für Benzin und<br />
Gemisch verwendet werden konnten.<br />
Die finanziellen Auswirkungen waren daher<br />
folgende : Die Spirituszentrale verlangte<br />
für den Beimischungsspiritus 80 S pro hl.<br />
Die Benzinfirmen mussten daher statt 45 S<br />
für Benzin inklusive Abgaben 80 S bezahlen,<br />
hatten also bei einem Quantum von 50,000 hl<br />
1,750,000 S Mehrkosten. Dazu kam der Mindererlös<br />
für die 250,000 hl Gemisch, die wegen<br />
der geringeren Leistungsfähigkeit um<br />
5 S pro Hektoliter billiger abgegeben werden<br />
mussten als Benzin. In Ungarn und<br />
Frankreich z. B. war das Gemisch um 10 %<br />
billiger als Benzin. Der Mindererlös betrug<br />
dadurch 1,250,000 S. Zusammen wurde also<br />
die Mineralölwirtschaft mit 3,000,000 S belastet.<br />
Mindestens ebenso bedenklich waren aber<br />
die Wirkungen dieser Beimischungsaktion in<br />
fiskalischer Beziehung. Da der landwirtschaftliche<br />
Spiritus auf 150 S kam, entstand<br />
für die staatliche Spiritusstelle bei Abgabe<br />
von 50,000 hl zu 80 S, für den sie 150 S bezahlen<br />
musste, ein Verlust von 3,500,000 S.<br />
1600 km langer Schlepp-Segelflug.<br />
Kürzlich wurde in vier Etappen die 1600 km<br />
lange Strecke Kapstadt-Johannesburg durch<br />
einen Segelflieger im Schlepp eines Motorflugzeuges<br />
zurückgelegt.<br />
Autostrassenprojekte in Belgien.<br />
Der angekündigte Boa einer Autobahn<br />
Ostende - Brüssel ist bereits in Angriff genommen<br />
worden. Mit der Strecke Brüssel -<br />
Aachen wird ein weiteres Teilstück der<br />
geplanten Autofernverkehrsstrasse London-<br />
Istanbul entstehen. Weiter ist der Bau von<br />
Autostrassen geplant zwischen Brüssel und<br />
Luxemburg, Brüssel und Antwerpen, Brüssel<br />
und Roubaix, Brüssel und Quievrain und<br />
zwischen Antwerpen und Le Zoute.<br />
Sanierung des französischen Automobilmarktes.<br />
Die Syndikalkammer der französischen<br />
Automobilfabrikanten gibt bekamt, dass die<br />
neuen Wagen an die Kundschaft nur zu den<br />
von den Fabrikanten angesetzten Katalogpreisen<br />
verkauft werden. In Erwartung von<br />
Ausführungsbestimmungen haben sich die<br />
Markenhändler bereits verpflichtet, neue Wagen<br />
nicht unter dem Tarife der Fabrikanten<br />
abzusetzen und Gelegenheitswagen nicht<br />
über den offiziell gültigen Höchstpreisen zurückzunehmen.<br />
Deutschlands Neuzulassungen an Motorfahrzeugen.<br />
Im Monat August sind 42,443 Motorfahrzeuge<br />
neu in den Verkehr genommen worden<br />
oder 14% weniger als im Vormonat, immerhin<br />
aber 22% mehr als in der entsprechenden<br />
Vorjahresperiode. An Personenwagen kamen<br />
18,151 oder 13% mehr als im Vormonat, an<br />
Lastwagen 5005 oder 7% weniger und an<br />
Motorrädern 18,400 oder 17% weniger als im<br />
Vormonat neu in den Verkehr.<br />
Dazu kam noch, dass der Staat bei diesen<br />
50,000 hl auf die Abgaben im Ausmass von<br />
34 S pro hl verzichtete, da sich der Preis<br />
von 80 S exklusive aller Abgaben verstand,<br />
ein weiterer Ausfall für den Fiskus von<br />
1,700,000 S, d. h. also ein Gesamtverlust von<br />
5,200,000 S entstand.<br />
Die ganze Spritbeimischungsaktion hatte<br />
einen volkswirtschaftlichen Verlust von über<br />
8 Millionen S zur Folge, dem ein Gewinn<br />
von nur 1 Million S gegenüberstand, ein<br />
deutlicher Beweis dafür, dass der volkswirtschaftliche<br />
Schaden eines interventionistischen<br />
Eingriffes viel grösser ist als der Nutzen,<br />
den eine kleine Zahl von Interessenten<br />
durch ihn erhält. Trotz diesen nicht gerade<br />
ermunternden Tatsachen, die nicht nur<br />
Oesterreich, sondern auch andere Länder<br />
mit der Alkoholbeimischung durchzukosten<br />
haben, will man auch bei uns an dieses zum<br />
vorneherein verfehlte Experiment herantreten.<br />
WÄ<br />
«.ftl.'chc**<br />
Steuererleichterungen, nicht Steuererschwerungen<br />
zur Hebung der Motorisierung. Bekanntlich<br />
versucht Polen als eines der am<br />
schwächsten motorisierten Länder Europas<br />
durch Gewährung von Steuererleichterungen<br />
die Motorisierung, und zwar nicht zuletzt im<br />
Hinblick auf militärische Bedürfnisse, zu<br />
heben. Die Ausführungsbestimmungen zum<br />
Dekret des Staatspräsidenten vom 15. Mai<br />
<strong>1936</strong> betreffs Steuererleichterungen beim<br />
Kaufe von Motorfahrzeugen besagen, dass<br />
diejenigen Käufer, die bis 1. Januar 1938 ein<br />
Motorfahrzeug, einen Traktor oder ein Motorrad<br />
direkt bei einem polnischen Verkaufsunternehmen<br />
erwerben, bei einem Kaufpreis<br />
von nicht mehr als 12,000 Zloty diesen von<br />
der Summe des Jahreseinkommens in Abzug<br />
bringen können. Unter (Motorfahrzeugen sind<br />
alle Teile einschliesslich Fahrgestell und<br />
Karosserie zu verstehen. Der Vorbehalt des<br />
Verkäufers, dass das Fahrzeug bis zur Zahlung<br />
der letzten Verkaufsrate sein Eigentum<br />
istischer<br />
Spielstrassen für Kinder in England.<br />
Um die Beteiligung von Kindern an den<br />
Verkehrsunfällen nach Möglichkeit auszuschliessen,<br />
hat die Stadt Salford eine Beschränkung<br />
der Zahl der Verkehrsstrassen<br />
bleibt, ist für die Zuerkennung der Steuererleichterung<br />
ohne Bedeutung. Die Erleichterung<br />
kann einem Käufer nur einmal gewährt<br />
werden, es sei denn, dass bis zum 1. Januar<br />
1938 ein zweites Fahrzeug gekauft wird und<br />
der alte Wagen über 80 Prozent des Anschaffungswertes<br />
eingebüsst hat.<br />
Gleichzeitig ist zur Herabsetzung der Benzinpreise<br />
die Steuer für Benzin von 12 auf 9<br />
Zloty je 100 kg reduziert worden. Ferner<br />
wurde der für den Strassenfonds bestimmte<br />
Zuschlag auch für Benzin von 12 auf 10,86<br />
Prozent herabgesetzt.<br />
Wie lange geht es noch, und wie gross<br />
müssen die Verluste der schweizerischen Automobilwirtschaft<br />
werden, bis man sich auch<br />
bei uns, und zwar nicht zuletzt im ureigensten<br />
Interesse des Fiskus selbst, zu einer solchen<br />
Steuerpolitik bequemt?<br />
Gründung einer Exportgemeinschaft deutscher<br />
Automobilfabriken. In Berlin ist mit<br />
einem Kapital von 100,000 Rm. die Exportgemeinschaft<br />
deutscher Automobilfabriken<br />
A.G. gegründet worden. Zwecks des Unternehmens<br />
ist die Förderung der Ausfuhr deutscher<br />
Automobile, Motorräder und deren Bestand-<br />
und Zubehörteile durch Ausbau des<br />
ausländischen Kundendienstes. Dem Unternehmen<br />
gehören folgende deutsche Automobilfabriken<br />
an: Auto-Union, Adlerwerke,<br />
Bayrische Motorenwerke, Büssing-NAG,<br />
Daimler-Benz, Hentschel & Sohn, Krupp und<br />
Maybach-Motorenbau.<br />
Aus der Erdölindustrie. Die ersten vier<br />
Monate des laufenden Jahres haben im<br />
Durchschnitt aller an der Erdölgewinnung<br />
beteiligten Länder eine Tagesproduktion von<br />
673,000 t erbracht, eine Zahl, die um mehr<br />
als 7 % höher liegt als im selben Zeitabschnitt<br />
des Vorjahres. An der Spitze maTschiert<br />
Russland mit einer Steigerung der<br />
Ausbeute um 10,7 %, und der Irak bleibt mit<br />
10,4 % nur um ein Geringes zurück, währenddem<br />
in Amerika, das einen Rekordkonsum<br />
an Benzin verzeichnet, die Petrolgewinnung<br />
um 5,9 % angewachsen ist<br />
Zum TitHs-Autotunnelprojekt<br />
Der Gemeinderat von Engelberg hatte auf den<br />
11. September einen weiteren Interessentenkreis zu<br />
einer Besprechung des Titlisdurchstichprojektes eingeladen.<br />
Nach 'diesem Projekt könnte mit einem<br />
Tunnel von ca. 4 km Länge und wenigen Kilometern<br />
Strassenbau die Verbindung Luzern-Engelberg-<br />
Wassen hergestellt werden. Ca. 8 km würden mit<br />
der geplanten Sustenstrasse zusammenfallen. Dass<br />
in weiten Kreisen für ein solches Projekt grosses<br />
Interesse besteht, hat sowohl der Besuch wie der<br />
Verlauf dieser Versammlung bewiesen. Der Talammann<br />
von Engelberg, Dr. K. Amberg, konnte<br />
vorgenommen. 170 Strossen sind für dengegen 20 Offiziere, Vertreter der Regierungen von<br />
Obwalden und Nidwaiden und Verkehrsinteressenten<br />
aus den Kantonen Basel, Aargau, Zürich, Lu-<br />
Durchfahrtsverkehr von Automobilen völlig<br />
gesperrt und zu Spielstrassen für Kinder erklärt<br />
worden. Diese Spielstrassen verteilen sen<br />
zern, Öbwalden, Nidwaiden, Uli und Tessin begrüs-<br />
sich gleichmässig auf die verschiedenen Ḣauptmann Hess, Engelberg, hielt ein Referat<br />
über die militärische Bedeutung des Projektes, wobei<br />
er in der Hauptsache die den Lesern der «Auto-<br />
Stadtteile. Alle andern Strossen hingegen<br />
sind ausschliesslich dem Verkehr vorbehalten, mobil-Revue» bereits bekannten Gedankengänge<br />
spielende Kinder werden hier nicht geduldet. entwickelte (Vergl. Nr. 67 vom 18. August). In Ergänzung<br />
dazu kam er aber auch auf die grosse Be-<br />
Die Spielstrassen sind durch entsprechende<br />
deutung zu sprechen, die dem Projekt in bezug auf<br />
Schilder gekennzeichnet.<br />
die beiden wichtigen strategischen Linien, die durch<br />
das Reusstal und das Haslital führen, zukommt<br />
Gerade diese Ausführungen fanden bei den zahlreich<br />
anwesenden Offizieren das grösste Interesse.<br />
Der deutsche Autotnobilersatzbedarf.<br />
Für die nächsten zwei Jahre schätzt man In der Diskussion, die von Oberst Odermatt, Oberst<br />
den Ersatzbedarf der deutschen Automobil-<br />
Guex, Oberstlt. Cattani (der speziell den grossen<br />
wirtschaft auf 240,000 Einheiten. Für die<br />
Automobilindustrie resultiert daraus eine gute<br />
Auftragsreserve, die aber vornehmlich den<br />
Fabriken kleiner und billiger Wagen zugute<br />
kommen dürfte.<br />
Amerikas Automobilbilanz.<br />
Im Monat August sind nach vorläufigen<br />
Schätzungen insgesamt 270,000 Personenund<br />
Lastwagen hergestellt worden, womit<br />
sich die amerikanische Automobilproduktion<br />
in den ersten 8 Monaten des laufenden Jahres<br />
auf 3212,000 Einheiten stellt. Gegenüber der<br />
entsprechenden Vorjahres-Periode verzeichnen<br />
die diesjährigen Produktionsziffern eine<br />
Zunahme um zirka 13% oder rund dreimal so<br />
viel wie in den ersten 8 Monaten des Krisenjahres<br />
1932, wie dies aus nachstehender Zu~<br />
sammenstellung hervorgeht:<br />
August 8 Monate<br />
1932 90 320 1070 350<br />
1933 236 410 1475 300<br />
1934 234 810 2 215 370<br />
1935 239 990 2 843 940<br />
<strong>1936</strong> 270000 3 212 000<br />
Strassen<br />
Vorteil des ganzjährigen Verkehrs hervorhob),<br />
Oberstlt. Gamma und von Major Farner benützt<br />
wurde, wurde durchwegs die grosse militärische<br />
Wünschbarkeit dieser Verbindung unterstrichen."<br />
Das «weite Referat von Kurdirektor DT. J. Hess<br />
zeigte, dass mit diesem Projekt auch verkehrspolliisch<br />
höchst wertvolle Verbindungen geschaffen<br />
würden und besonders autotouristisch ungeahnte<br />
Möglichkeiten erschlossen würden. Anhand von<br />
eindrucksvollen statistischen Zusammenstellungen<br />
zeigte er den rapiden Aufschwung des Autotouris.<br />
mus auf und bewies den grossen Anteil der Automobilisten<br />
unter den einheimischen und ausländischen<br />
Kurgästen. Ingenieur Bartholomäi versicherte<br />
die Versammlung, dass man in den Automobilistenkreisens<br />
Luzerns diesem Projekte höchst<br />
sympathish gegenüberstehe. Er betonte vor allem,<br />
dass mit einem Durchgangsverkehr durch Engelberg<br />
ein an Naturschönheiten selten reiche Gegend<br />
in zahlreiche Rundfahrten hineinkombiniert werden<br />
könnte.<br />
Sowohl der Vertreter der Regierung von Nidwalden,<br />
Landammann Christen, wie auch der Kulturingenieur<br />
dieses Kantons, Schildinecht, bezeugten<br />
ihr grosses Interesse am vorliegenden Projekt.<br />
Sie liessen aber deutlich durchblicken, dass in Nidwalden<br />
die Entscheidung zwischen diesem Projekte<br />
und der Jinksufrigen VferwaldstStterseestrasse, die<br />
sich ja als Konkurrenzprojekte ausschliessen, noch<br />
nicht gefallen ist. Nachdem der Kanton Nidwaldßn<br />
die Möglichkeit besitzt, sich sozusagen ohne Kosten<br />
und mit fast sämtlichen Gemeinden bei der Realisierung<br />
des Titiisdurchstiches in die internationale<br />
Gotthardroute einzuschalten, dürfte dem Nidwaldnervolk<br />
die Wahl wahrlich nicht schwer fallen.<br />
Der Vertreter der Regierung von Obwalden, Regierungsrat<br />
Infanger und kantonaler Militärdirektor,<br />
begrüsste das Werk indem er nochmals die<br />
grosse militärische Bedeutung desselben hervorhob.<br />
Sehr interessant waren auch die Ausführungen des<br />
Leiters des Verkehrswerbedienstes der Zentralschweiz,<br />
Direktors Leopold Hess, wie auch die automobilistischen<br />
Erwägungen von Dr. Schmidlin vom<br />
A.C.S. Zürich.<br />
'Technisch kann das Problem mit einem 4-kmoder<br />
6-km-Tunnel gelöst werden. Beim 4-km-Tunnel<br />
musste auf der Engelberger Seite die Strasse in einer<br />
Schlaufe über Niedersurenen an den Grassenberg<br />
hinaufgeführt werden. Es könnte dadurch auf<br />
der Urner Seite auf ca. 1700 m Höhe das Kleinalptal<br />
gewonnen werden. Von dort bis an die Sustenstrasse<br />
wären dann noch ca. 2 km Strassenbau nötig.<br />
Vom finanziellen und touristischen Standpunkt<br />
aus wäre diese Lösung vorzuziehen. Beim 6-km-<br />
Tunnel würde das Nordportal auf ca. 1260 m Höhe<br />
unmittelbar über der Talsohle im Talabschluss beginnen.<br />
Das Südportal würde auf 1560 m zu liegen<br />
kommen, so dass im Tunnel auf 6 km ca. 300 m<br />
Steigung zu überwinden wären. Beide Varianten<br />
müssen vorerst noch genau fachmännisch studiert<br />
werden. Die geologischen Verhältnisse dürfen im<br />
grossen und ganzen als durchaus günstig angesehen<br />
werden, da der 4-km-Tunnel vermutlich ganz,<br />
der 6-ikm-Tunnel zu seinem überwiegenden Teil in<br />
die Zone des Erstfelder Granites zu liegen käme.<br />
Genaue Kostenvoranschläge für die beiden Tunnelvarianten<br />
liegen noch nicht vor. Ein Fachmann<br />
schätzte die Kosten auf ca. 10 Millionen Franken.<br />
Man glaubt, dass bei dem hohen militärischen<br />
Werte des Projektes der Bund dermassen daran<br />
interessiert sei, dass er es finanziell ermöglichen<br />
werde. Vielleicht würde die Ueberaeichnung der<br />
Wehranleihe eine Möglichkeit schaffen. Schliesslich<br />
wurde auch mit grossem Applaus der Vorschlag<br />
aus den Automobilistenkreisen Luzerns entgegengenommen,<br />
auf privatem Wege die Geldmittel zu<br />
beschaffen. Nachdem die Schweizer für eine ausländische<br />
Konkurrenzstrasse privat ihr Geld hergegeben<br />
haben, sollte dies auch für «in nationales<br />
Werk von dieser Bedeutung möglich sein. Mit Hilfe<br />
von Arbeitelosen aus unseren Städten, die an diesem<br />
Tunnel- und Strassenbau beschäftigt würden<br />
(als Gegenwert würden die betreffenden Städte die<br />
Arbeitsloßensubvention •dem Werke ausbezahlen) und<br />
mit der Erhebung einer Tunnelgebühr glaubt man<br />
auf die Rechnung kommen zu können.<br />
Die Versammlung beschlöss- einmütig die Gründung<br />
eines Initiativ-Komitees, dem die weitere Verfolgung<br />
dieses militärisch wie verkehrstechnisch so<br />
vielversprechenden Projektes anvertraut wird. Da<br />
die Sustenstrasse durch diese Möglichkeit militärisch<br />
wie verkehrstechnisch noch bedeutend aktueller<br />
wird, dürfte ihr ohne Zweifel die Priorität<br />
zuerkannt werden. Dr. P. H.<br />
Pf EM BACH STR. 69<br />
DAt BESTE BENZ IN FÜR J E DE ! AU TO!
N° 75 — DIENSTAG, 15.. SEPTEMBER <strong>1936</strong> AUTOMOBIL-REVUE 11<br />
Der Sf. Galler Unionplatz. In den nächsten Tagen<br />
dürfte der verkehrspolizeiliche Umbau des Blujimenberg-Unionplatzes<br />
der Vollendung entgegengehen.<br />
Der Unionplatz •weist zu allen Tageszeiten<br />
und besonders bei Geschäftsanfang und -schluss<br />
einen sehr lebhaften Verkehr auf. Auf dem Union-<br />
;!platz kreuzen sich sechs Strassen und auf dem Bluixnenbergplatz,<br />
der -organisch mit dem Unionplatz<br />
'zusammenhängt, fünf. Der grösste Teil des Fahrzeug-<br />
und Fußgängerverkehrs unserer Stadt geh<br />
über diese Plätze. Durch den erfolgten Umbau,<br />
•welcher eine klare Scheidung des Fussgänger- -und<br />
Fahrverkehrs erstrebte, ist eine möglichst grosse<br />
[Verkehrssicherheit erreicht worden.<br />
••"<br />
Die Führung des Fährverkehrs ' auf dem<br />
Unionplatz vom Hechtplatz nach dem'Bahnhof,<br />
von Osten nach Westen, geht nördlich i*n der<br />
Verkehrsinsel vorbei und umgekehrt zwischen Inse<br />
und Tramhäuschen hindurch. Der Fahrverkehr<br />
nach dem Obern Graben wird zwischen Tramhäus-<br />
|Chen und Gaf6 Neumann und umgekehrt zwischen<br />
'dem Garten der Union und dem Tramhäuschen<br />
'durchgeführt, wodurch diese ibeiden Strassen den<br />
Einbahnverkehr erhalten. Diese Regelung bedingte<br />
J den Einbahnverkehr auch für den Untern Graben<br />
•mit der Einfahrt vom Ünionplatz her, wodurch der<br />
dortige Autopark auf die Ostseite der Strasse verlegt<br />
werden musste.<br />
Auf dem Blumenbergplats wurde der<br />
lAutopark von der Mitte auf beide Seiten hinaus verilegt<br />
und, wie auf dem Unionplatz, mit Steinschwel-<br />
'len eingefasst. Die Fährbahn führt durch die Mitte<br />
des Platzes und ist durch Verkehrsteiler klargelegt<br />
Für den Fussgängerverkehr sind Sijcherheitsstreifen<br />
um, die Verkehrsplätze heVurn. und<br />
idurch den Unionplatz hindurch gezogen, welche mit<br />
Nägeln sichtbar und' durch die Abschrankungen<br />
•zwingend gemacht worden sind. Die Fussgängeretreifen<br />
bieten den Benutzern volle Sicherheit, da<br />
die Fahrzeuge ihre Geschwindigkeit zu massigen<br />
oder nötigenfalls anzuhalten haben, damit die darauf<br />
befindlichen Fussgänger ungehindert die Fahrbahn<br />
überqueren können.<br />
Die Kanzel für den Verkehrspolizeimann wurde<br />
•auf das vorgezogene nördliche'Trottoir gestellt, von<br />
wo aus der Verkehr sicher geleitet werden kann.<br />
Wenn nun alle Strassenbenützer, die Eussgänger<br />
und Fahrzeugführer, sich der neuen Verkehrsord-<br />
Dung fügen, was nach der Verkehrserziehung auf<br />
dem Hechtplatz leicht sein dürfte, so wird sich der<br />
Verkehr auf diesen Plätzen sicher und reibungslos<br />
abwickeln. C. K.<br />
Jkus d^na<br />
Lese<br />
Ohne Verantwortlichkeit der Redaktion.<br />
Zum Rückgang Im Automobilgewerbe. Kürzlich<br />
•erkündete das Radio, dass im Aütogewerbe, Benzänzinverbrauch<br />
inbegriffen, ein empfindlicher<br />
Rückgang zu konstatieren sei und däss der Bundesrat<br />
diesem Rückgang grösste Aufmerksamkeit<br />
schenke. Vorerst müsste man fragen: Nützt<br />
es etwas, darüber noch Worte zu verlieren und die<br />
Spalten der <strong>Zeitung</strong>en zu füllen? Wie oft ist schon<br />
darauf hingewiesen wördeitt "Genützt hat es nlents,<br />
im Gegenteil. Interessant ist die Tatsache, dass zuerst<br />
die Kinder und verwandten Kinder von Eisenbahnern,<br />
d. h. von Kondukteuren, 'Krämpern und<br />
übrigen Angestellten der Transportanstalten unverblümt<br />
erklären: die Automobilisten seien an der<br />
ganzen Misere^ d.h. der Defizite schuld. Und diese<br />
Verseuchung, diese Vorspiegelung falscher' Tatsachen<br />
ergreift immer weitere Kreise, und man hört immer<br />
am liebsten auf die Draufgänger, nur sollten diese<br />
dann eine geraume Zeit das .Maul halten, wenn sie<br />
falsch- gewaschelt haben. Der Benzinpreis ging ja<br />
bekanntlich von 36 auf 43 Rappen hinauf- Wo ist<br />
nun der Erfolg? Hatten die Bahnen mehr Frequenz?<br />
Warum wagt man es nicht; den Benzinpreis<br />
auf 1 Fr. per Liter hinaufzusetzen? Antwort: So<br />
dumm will halt doch niemand sein. Ein solches<br />
Experiment müsste wohl bald abgeändert werden:<br />
Schreiber dies ist in- keinem Automobil verband und<br />
an keinem Autogewerbe beteiligt. Er beziahlte äff<br />
Zollgebühren für seinen Wagen rund Fr. 2500.-^-.<br />
Hätte der Bund das Geld zu 4% an Zins gelegt, so<br />
könnte er alljährlich Fr. 100.— als. Zinserträgnisse<br />
einstreichen. Sicher brauchen.die wenigsten Schweizerbürger<br />
für Bahnauslagen pro Jahr Fr. 100.—.<br />
Dazu bekommt der Bund von jedem Liter Benzin<br />
ca. 23/4 Rp. Je höher'der Benzinpreis,<br />
desto weniger wird gefahren, das ist<br />
ja sonnenklar. Ich selbst fahre meinen Wagen<br />
jetzt das dritte Jahr. Im letzten Jahr, d. h. seit<br />
der Benzinpreiserhöhung, habe ich 1020 km gefahren.<br />
Voraussichtlich werde ich meinen Wagen nächstes<br />
Jahr einstellen, denn 43 Cts. per. Liter sind mir<br />
einfach zu teuer. Dann greife ich wieder zum Spazierstock<br />
und freue mich über die kommende. 'Katzensteuer,<br />
damit das Miauen im kommenden Hornung<br />
verstummt Und, ich bin eben nicht allein in<br />
meinem^ Denken, und vielen wird jetzt klar, warum<br />
es weniger Reifen braucht, weniger Bestandteile,<br />
weniger Reparaturarbeiten. Die Steuerschraube<br />
muss lockerer werden, dann wird's schon -wieder<br />
gehen. Das ist das beste Mittel zur Ankurbelung<br />
der Wirtschaft. Wer Ohren hat zu hören, der höre!<br />
G. W, in- T,<br />
Dtr wirtschaftliche Unsinn der Spritbeimischung.<br />
Im Artikel « Wer übernimmt die Verantwortung? »<br />
in No. 74 Ihres geschätzten Blattes steht .der Satz:<br />
c Da die Automobilisten und Benzinkonsumenten<br />
jedoch ziemlich sicher einen Teil dieser Zeche<br />
(gemeint ist das Defizit der AlköholVerwaltung)<br />
berappen müssen ...><br />
.7;'.%"<br />
Mit dieser zahmen Einstellung würden wjy "Benzinverbraucher<br />
nicht viel erreichen. Auf alle Fälle<br />
sind wir Automobilisten keinesfalls dieser Meinung<br />
und wir werden uns gegen jede neue Belastung in<br />
irgend welcher Form wehren, auch wenn der<br />
5. Juli, mit der Sympathie grosser Schichten der<br />
Bevölkerung, in verbesserter Auflage wiederholt<br />
werden muss. Wenn wir von einem Fahrzeug, das<br />
wir besitzen, keinen Gebrauch machen, eo ist dies<br />
für niemanden eine Bedrohung, wie ein « zweiter<br />
Marsch der Bauern, auf .Bern, bei dem, es nicht<br />
mehr so glimpflich ablaufen würde, wie beim etsten<br />
»: (Offener Brief des Herrn Laur an He,rrn<br />
National Duttweiler).' Bei dieser' " Gelegenheit<br />
hörte man keine Pfuirufe im Bundeshaus und auch<br />
kein « unerhörte Sprache >^ seitens des Herrn ;Nationalrat<br />
Walther in Lüzern. Wahrscheinlich deshalb<br />
nicht, weil diese Stimme aus dem eigenen<br />
Lager kam. Man sage -uns-also nicht,-^dass-wir<br />
uns eine andere Sprache angewöhnen müssfen.<br />
Man• diskutiert auch viel zu viel in-'den FäcTiizeituneen<br />
des Automobilismus über die technische<br />
Seite des Problems der Alkoholbeimischung und<br />
gibt sich damit den Anschein, einlenken zu wollen.<br />
(Die «A.-R. » hat von Anfang an das Tannersche<br />
Beimischungsprojekt vornehmlich aus wirtschaftlichen<br />
Ueberlegungen heraus bekämpft. Daneben<br />
ist es Pflicht eines Fachblattes, auch die damit<br />
zusammenhängenden technischen Probleme zu<br />
behandeln. Red.) Halten wir den wirtschaftlichen<br />
Unsinn fest, der darin besteht, 6 Millionen Liter<br />
Alkohol im Werte von lM Millionen Franken mit<br />
einem Kostenaufwand von weiteren 1,2 Millionen<br />
Franken zu entwässern, um das so gewonnene Produkt<br />
als Betriebsstoff, der einen Wert von 450.000<br />
Franken darstellt, zu verwenden. Nur in einer<br />
Amtsstube kann ein solches Projekt ausgeheckt<br />
werden. Hat man fm Bundeshause keinen Sinn<br />
dafür, wie aufreizend solche Machenschaften nicht<br />
nur auf den Benziflverbraucher, sondern auf jeden<br />
denkenden Bürger wirken müssen, ganz abgesehen<br />
von Geschichten über < berstend volle Lager > bei<br />
gleichzeitiger Einfuhr grosser Quantitäten ausländischen<br />
Alkohols, wie übrigens auch die verbilligte<br />
Abgabe von Benzin an die in allem und jedem<br />
bevorzugte Wirtschaftsgruppe? Diese kurz vor dem<br />
5. Juli beschlossene Massnahme vermochte übrigens<br />
keinen Keil in die Front der Automobilisten<br />
zu treiben, wie die Ereignisse zeigten.<br />
Im. nämlichen Artikel Ihres Blattes wird der<br />
ehemalige Chef des Volkswirtschaftsdepartementes<br />
mit Recht als zum grossen.Teil für die jetzige Lage<br />
verantwortlich erklärt. Er hat aber doch die Situation<br />
erkannt und wollte das Steuer herumwerfen<br />
(Aarauer Rede). Was geschieht aber seit seinem<br />
Rücktritt? Preisaufschlag auf Preisaufschlag, selbst<br />
auf Artikeln, die, wie die Butter, bei uns nur zum<br />
Vierfachen des Weltmarktpreises zu haben waren.<br />
Die Weinbauern haben das Schlagwort von der<br />
cKrise im Weinhau» erfunden, um beim Subventionssegen<br />
nicht leer auszugehen. Trotz offener<br />
Obstruktion gegen die Weinsteuer setzten diese<br />
Kreise kürzlich beim Bundesrat die neue Belastung<br />
der Konsumenten von ausländischen Weinen durch.<br />
Welche Sprache sprechen denn Leute, die solches<br />
fertig bringen, im Bundeshaus? Zur Besänftigung<br />
der Oeffentlichkeit werden solche Beschlüsse nun<br />
jeweilen mit der Mitteilung versehen, dass ursprünglich<br />
mehr gefordert worden sei, als man jetzt<br />
bewilligt habe. J- Z. in B.<br />
*. C- S.<br />
SEKTION AARGAU. Zur Besichtigung der<br />
Firestone-Pneufabrik in Pratteln sind unsere Mitglieder-mit<br />
ihren Angehörigen und Bekannten eingeladen<br />
auf nächsten Donnerstag, 17. September<br />
<strong>1936</strong>. Punkt 15 Uhr-treffen sich alle Teilnehmer<br />
bei der Fabrik in Pratteln, wo die Gesellschaft, in<br />
Gruppen aufgeteilt, einen Einblick in diese aufs<br />
modernste eingerichteten Werke erhalten wird.<br />
Für die Rückfahrt dürfte ein Rendez-vous-Ort in<br />
Pratteln vereinbart werden. Da die Firestone-<br />
Werke die ungefähre Teilnehmerzahl wissen möchten,<br />
bitten wir, sich bei unserem Sekretariate in<br />
Aarau anmelden zu wollen. Wir hoffen gerne, dass<br />
unsere Mitglieder als Anerkennung für das Entgegenkommen<br />
der Firestone-Werke recht zahlreich<br />
erscheinen werden. .-. , :<br />
SEKTION BERN. Wo fehlt's? Das Sekretariat<br />
der Sektion Bern stellt mit wachsender, Besorgnis<br />
fest, dass mehr als ein Drittel aller'Meldungen<br />
wegen undiszipliniertem Fahren Fälle betreffen,'die<br />
sich auf der Strasse Bern-Thün ereignet haben.<br />
Meistens handelt es sich bei den Anzeigen um gefährliches<br />
Ueberholen (Durchdrücken).<br />
Wer an den letzten schönen Sommersonntagen Gediegenheit<br />
hatte, diese Strasse zu fahren, weiss wie<br />
dicht sich die Wagen in beiden Richtungen aufeinander<br />
folgen und dass ein Ueberholen bei diesem<br />
starken Verkehr geradezu zur Unmöglichkeit wird.<br />
Wenn es der Zufall will, dass ein langsam fahrendes,<br />
Vehikel die Spitze der langen Kolonne" hält,<br />
ist -der Drang zum Vorfahren doppelt gross. Nicht<br />
der schnellfahrende Automobilist ist Schuld an den<br />
vielen Rapporten, wohl aber die für den stossweisen<br />
Ausflugsverkehr gänzlich ungenügende Bern-Thun-<br />
Strasse, welche wegen ihren langen Innerortsstrecken<br />
und der geringen Strassenbreite in der<br />
ganzen Schweiz und nun auch schon im Ausland<br />
verschrien ist.<br />
Leider steht dem Automobilisten zwischen Bern<br />
und Thun keine geeignete Entlastungsstrasse zur<br />
Verfügung, damit der eilige Fahrer einen anderen<br />
Weg nehmen könnte. Er muss rechts der Aare<br />
bleiben und das endlose Kolonnenfahren an Sonntagen<br />
als ein unabwendbares Geschick hinnehmen.<br />
Solange aber der Stfassenbauer die Sache nicht<br />
energisch an die Hand nimmt, solange darf man<br />
auf diesem Strassenstück auch keine" bessere Verkehrsordnung<br />
erwarten. h.<br />
SEKTION ZÜRICH. Die Sekfionsmeisterschaft<br />
<strong>1936</strong> geht dem Ende zu, am 3. Oktober folgt als<br />
letzte Veranstaltung die Schnitzeljagd. Die Mitglieder,<br />
haben sich dieses Jahr in erfreulich grosser<br />
Zahl für die Sektionswettbewerbe interessiert, lagen<br />
doch nicht weniger als 17 Experten und 24<br />
Amateure im Rennen. Bekanntlich entscheiden für<br />
die Schlussklassierung die drei besten Resultate jedes<br />
Konkurrenten. Heute, d. h. vor dem. letzten<br />
Wettbewerb, liegen die Resultate so, dass sich folgende<br />
vorläufige Reihenfolge ergibt:<br />
Experten: A. Fahrer mit .3 Resultaten: Gübelin<br />
H., Zürich, 6 Punkte; Jenny W., Zürich, 8 Punkte;<br />
Schober E., Zürich, 14 Punkte; Levy M., Zürich,<br />
18 Punkte; Schlotterbeck R., Zürich, 21 Punkte. —<br />
B. Fahrer mit nur zwei Resultaten: Campolongo E.,<br />
Zürich, 2 Punkte; Bosshardt A., Zürich, und Maag<br />
E., Zürich, je 4 Punkte; Boll} M., Zürich, 14 Punkte;<br />
Corrodi A., Zürich, 16 Punkte. — Es befinden sich<br />
somit noch 10 Fahrer im Wettbewerb, wobei die<br />
Chancen, speziell mit Rücksichtnahme auf die Konkurrenten,<br />
die erst zwei Wettbewerbe bestritten haben,<br />
noch sehr offene sind.<br />
Amateure: A. Fahrer mit drei Resultaten: Kahn<br />
H, G., Küsnacht, 6 Punkte; Locher M., Kilchberg,<br />
7 Punkte; Müller A., Zürich, 12 Punkte; Bertschinger<br />
J., Zürich, 13 Punkte; Scotoni A., Zürich, 21<br />
Punkte; Dr. Brändli M., Winterthur, 23 Punkte. —<br />
Fahrer mit nur zwei Resultaten: Locher W., Zürich,<br />
4 Punkte; Baer W., Zürich, 9 Punkte; Bestebreurtje<br />
A., Küsnacht, Borsari A., Zollikon, und Dr. Borsari<br />
E., ZoJUkon, je 10 Punkte. — Auch hier stehen bei<br />
den noch in Konkurrenz, befindlichen. 11 Teilneh-,<br />
encdi.e ^Chancen ziemlich offen. Den Schlußstrich;<br />
wird auch hier die Schnitzeljagd ziehen.<br />
Begünstigt von einem prächtigen Sommertag<br />
führte die Ortsgruppe Winterthur am 3. September<br />
eine wohlgelungene Säntisfährt ,durch. Durchs;<br />
prächtige Appenzellerland* erreichten die 60 Teil-<br />
'nebimfer'gegen Mittag die Scnwägalpi wo'beim' gemeinsamen<br />
Mittagessen Herr Dr~-G. Hasler im Namen<br />
des Vorstandes der Ortsgruppe Willkomm entbot.<br />
In zwei Fahrten ging's dann mit den roten<br />
Vehikeln der Seilschwebebahn hinauf zur herrlichen<br />
Säntisauslugwarte, wo eine umfassende Fernsicht<br />
der Winterthurer Automobilisten harrte.<br />
..Der von den Damenmitgliedern für den 9. September<br />
vorgesehene Besuch des Strandbades Sonnenfeld<br />
bei Männedorf konnte der unfreundlichen<br />
Witterung wegen leider nicht durchgeführt werden.<br />
Dafür trafen sich die Damen am 10. September zu<br />
einem gemütlichen Tee im Hotel Baur au Lac in<br />
Zürich. Als nächste Veranstaltung ist eine Fahrt<br />
ins Blaue für den Monat Oktober vorgesehen, die<br />
den Teilnehmern verschiedene interessante Ueberraschungen<br />
verheisst.<br />
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