E_1936_Zeitung_Nr.081
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BERN, Dienstag 6. Oktober <strong>1936</strong><br />
Nummer 20 Cts.<br />
32. Jahrgang - N° 81<br />
ERSTE SCHWEIZERISCHE AUTOMOBIL-ZEITUNG<br />
Zentralblatt für die schweizerischen Automobil- und Verkehrsinteressen<br />
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Abwertung im Lichte der Wirtschaft<br />
Nach der Abwertung des Frankens haben<br />
wir die Strassenbenützer, Organisationen der<br />
Automobilwirtschaft sowie einzelne Firmen um<br />
ihre Auffassung über die Auswirkungen der<br />
Abwertung auf dem Gebiet des Automobilwesens<br />
befragt und veröffentlichen im Nachstehenden,<br />
im Anschluss an die von der Via Vita beim<br />
Bundesrat geltend gemachten Poetulate, die uns<br />
zugekommenen Antworten.<br />
Red.<br />
DIE POSTULATE DER VIA VITA.<br />
Nach ihrer Sitzung vom vergangenen Freitag<br />
hat die Via Vita folgenden Brief an den<br />
Bundesrat gerichtet:<br />
Sehr geehrter Herr Bundespräsident,<br />
Sehr geehrte Herren Bundesräte!<br />
Der Ausschuss der Via Vita befasste sich<br />
gestern mit der durch die Abwertung veränderten<br />
Lage unserer Volkswirtschaft und insbesondere<br />
unserer Verkehrswirtschaft. Wir<br />
gestatten uns, Ihnen, gestützt auf diese Beratungen,<br />
die nachstehenden Zielsetzungen<br />
und Postulate der Strassenverkehrsinteressenten<br />
darzulegen.<br />
Ohne der Stellungnahme der andern durch<br />
die Abwertung betroffenen Wirtschaftskreise<br />
vorgreifen zu wollen, erachten wir als das<br />
Zentralproblem der gesamten Wirtschaftspolitik<br />
—und wir schätzen uns glücklich, dass<br />
die Sprecher des Bundesrates in der Bundesversammlung<br />
die Richtigkeit dieser Auffassung<br />
bestätigt haben — die Vermeidung von<br />
Preissteigerungen und die Ausnützung der<br />
durch die Abwertung ermöglichten Erleichterungen.<br />
Die zwingende Folgerung aus diesen<br />
Zielsetzungen ist, dass folgende Postulate<br />
raschestens verwirklicht werden müssen:<br />
1. Die Abwertung führt notwendig zu einer<br />
ungefähr vierzigprozentigen Verteuerung aller<br />
aus dem Ausland eingeführten Waren, soweit<br />
diese nicht aus Frankreich oder Holland stammen.<br />
Trotzdem darf das schweizerische<br />
Preisniveau im Interesse des Exportes, des<br />
Fremdenverkehrs als auch der Inlandwirtschaft<br />
nicht oder nur in geringem Masse steigen.<br />
Dies bedingt, dass die Preisbildung auf<br />
Grund der innerschweizerischen Kostenelemente,<br />
insbesondere die Verkehrskosten, eine<br />
#<br />
Entlastung erfahren muss.<br />
Die zu einer solchen Entlastung führenden<br />
Massnahmen, die nach unserer Auffassung in<br />
ihrer Gesamtheit angewendet werden müssen,<br />
sind:<br />
a) die Senkung aller auf dem Strassenverkehr<br />
lastenden Fiskalzölle, mindestens in<br />
dem Umfange, der zur Kompensation der<br />
Importpreissteigerung erforderlich ist;<br />
b) der Verzicht auf jede Belastung des<br />
Strassenverkehrs im Zusammenhang mit<br />
der Sanierung der Alkoholverwaltung;<br />
c) die Ausschaltung aller Tendenzen zur Belastung<br />
der Volkswirtschaft im einseitigen<br />
Interesse anderer Verkehrszweige.<br />
2. Aus den automobilistischen Kreisen kam<br />
seit langem immer wieder der Vorwurf an<br />
die die Fremdenverkehrspolitik leitenden Organisationen,<br />
dass diese ob" der Förderung<br />
des Ausländerverkehrs den innerschweizerischen<br />
Tourismus vernachlässigten. Die Abwertung<br />
macht die schon längst fällige Umstellung<br />
erst recht unaufschiebbar.<br />
Erlauben Sie uns zum Schluss die Bemerkung,<br />
dass wir Sie aus der Sorge um die<br />
Entwicklung unseres Landes mit besonderem<br />
Ernst um die Verwirklichung dieser Postulate<br />
ersuchen; denn wir wissen, dass eine konsequente<br />
Politik zur Niedrighaltung der Preise<br />
auf die psychologischen Faktoren, die letzten<br />
Endes über die weitere Entwicklung der Dinge<br />
entscheiden, den massgebenden Einfluss ausübt<br />
Genehmigen Sie, sehr geehrter Herr Bundespräsident,<br />
sehr geehrte Herren Bundesräte,<br />
den Ausdruck unserer vollkommenen<br />
Hochachtung.<br />
/ Via Vita<br />
Der Präsident: Dechevrens.<br />
DIE AUFFASSUNG DER SCHWEIZERI-<br />
SCHEN BENZIN-UNION.<br />
Die schweizerische Benzin-Union erhofft<br />
von der Frankenabwertung eine bald sich bemerkbar<br />
machende Hebung des Fremdenverkehrs,<br />
eine Förderung des Exportes schweizerischer<br />
Fabrikate nach dem Ausland und<br />
damit eine allgemeine Belebung des inländischen<br />
Geschäftes. Als wichtigste Frage erscheint<br />
uns die weitere Aufrechterhaltung<br />
eines schweizerischen Einheitspreises für<br />
Benzin. Die bestehende Marktordnung, die getragen<br />
wird von der schweizerischen Benzin-<br />
Union in ihrer Zusammenarbeit mit den Konsumentenverbänden,<br />
gewährleistet die Beibehaltung<br />
des auf Durchschnittskosten aufgebauten<br />
Einheitspreises. Jede Erschütterung<br />
dieser auf Landesdurchschnitten basierenden<br />
und damit gerechten Marktordnung müsste zu<br />
einer sofortigen Einführung von Regionalpreisen<br />
führen, was für die innere Schweiz,<br />
ganz besonders aber für die Reisegebiete des<br />
Berglandes, damit also für Fremdenverkehr<br />
und Hotellerie, eine erhebliche Erhöhung der<br />
Benzinpreise im Gefolge hätte. Für den Automobilisten<br />
besteht nach der Frankenabwertung<br />
die erste erfreuliche Auswirkung der<br />
vorbildlichen Zusammenarbeit von Lieferanten<br />
und Konsumenten darin, dass dank der<br />
umfassenden Organisation des schweizerischen<br />
Benzinmarktes die Cosuma am vergangenen<br />
Samstag in der Lage war, folgendes<br />
Communique zu verbreiten:<br />
« Cosuma teilt mit, dass die Benzinpreise<br />
auch im Oktober unverändert bleiben.»<br />
Schweizerische Benzin-Union.<br />
CHARLES DECHEVRENS,<br />
Präsident der Schweiz. Syndikalkammer der<br />
Auto-, Motorrad- und Fahrradindustrie usw.<br />
Der Bundesrat hat den richtigen Moment<br />
gewählt. Man kann indessen seine Massnahme<br />
nur im Prinzip gutheissen. Ein Fehler ist damit<br />
begangen worden, dass man in einem festep<br />
Mass abgewertet hat, anstatt den Franken<br />
lediglich dem Pfund anzupassen. Sollten<br />
sich nämlich England und Amerika entschliessen,<br />
auf einer anderen Basis als beispielsweise<br />
auf dem Ansatz von 48 abzuwerten, so<br />
wird sich auch für uns die Notwendigkeit<br />
einer weiteren Abwertung ergeben, womit<br />
wir der Vorteile der eben erst vorgenommenen<br />
verlustig gingen.<br />
Sofern die Lebenskosten nicht steigen, kann<br />
die Abwertung günstige Auswirkungen zeitigen,<br />
macht sich doch bereits eine gewisse<br />
Wiederbelebung der Geschäfte bemerkbar.<br />
Der Bundesrat muss jedoch die Zügel kräftig<br />
in die Hand fassen. Auf keinen Fall darf<br />
eine Verteuerung in der Binnenwirtschaft<br />
eintreten. Diese Folge zu verhindern, hat die<br />
Preiskontrolle ihres Amtes zu walten, müssen<br />
zudem die Zollansätze ermässigt werden.<br />
Bereits hat der Bundesrat diesen Weg eingeschlagen,<br />
wenn vielleicht auch etwas ängstlich.<br />
Warum nur für ein paar wenige Warengattungen<br />
Zollerleichterungen gewähren, anstatt<br />
von allem Anfang an auf sämtlichen Artikeln<br />
eine durchgehende Reduktion von sagen<br />
wir 15% zu dekretieren und dabei für<br />
eine gewisse Anzahl davon gleich noch einen<br />
Schritt weiterzugehen, natürlich mit Ausnahme<br />
des Luxus (dem allerdings das Benzin<br />
auf keinen Fall zugezählt werden darf)?<br />
Oder man hätte, nach einer anderen Formel<br />
Paris, den 1. Oktober <strong>1936</strong>.<br />
Wie sägt doch der Italiener: «Chiva piano,<br />
va sano». Zu deutsch heisst das etwa soviel<br />
wie : «Bedächtigkeit führt am sichersten<br />
zum Ziel.» Nimmt man den Pariser Automobil-Salon<br />
unter die Lupe und wandert von<br />
Marke zu Marke, um die Fortschritte in der<br />
Entwicklung der Personenwagen zu studieren,<br />
die seit letztem Jahre vor sich gingen,<br />
so wird man finden, dass dieses Wort gerade<br />
auf ihn vorzüglich zutrifft.<br />
Die meisten Konstrukteure haben es sich<br />
Wir berichten heute<br />
über:<br />
Ruesch siegt in England.<br />
Grosser Preis von Amerika.<br />
Nochmals Spritbeimischungszwang.<br />
Stände am Pariser Salon.<br />
Pioniere des Automobils.<br />
Bilder: Seite 8.<br />
vorgehend, die Zölle auf allen für den Lebensunterhalt<br />
unerlässlichen Waren pauschal<br />
herabsetzen können.<br />
Davon abgesehen, müssen sich die Ausgaben<br />
massive Abstriche gefallen lassen, allenvoran<br />
die Subventionen, deren Totalfoetrag<br />
eine Kürzung um sagen wir 15% erfahren<br />
sollte. Wenn sich auch der Bundesrat diesem<br />
dringenden Gebot nicht zu verschliessen<br />
scheint, so hat er seinen Willen, ihm nachzuleben,<br />
einstweilen erst damit dokumentiert,,<br />
dass er die Exportbeiträge fallen Hess, die<br />
einzige Subvention, die noch gerechtfertigt<br />
war. Auf jeden Fall: fort mit den Schutzzöllen!<br />
Der Exekutive bleibt nur die Wahl zwischen<br />
Abwertung und Protektionismus, zwei<br />
Richtungen, die sich schlechterdings nicht<br />
miteinander in Einklang bringen .lassen.<br />
Für uns liegt der Weg unserer Pflicht klar<br />
vorgezeichnet, sofern die Entwicklung der<br />
Dinge uns nicht davon abdrängt. Und diese<br />
Pflicht heisst: Abkehr von der Politik der<br />
Kritik — die zwar gewisse Erfolge gebracht<br />
hat — und entschlossene Mitarbeit an den<br />
neuen Aufgaben. Wenn es uns gelingt, alle<br />
lebendigen Kräfte des Landes um die Regierung<br />
zu scharen, dann dürfen wir hoffen, aus<br />
der durch die Abwertung geschaffenen Lage<br />
all jenes Gute herauszuschöpfen, das sie im<br />
Keim in sich trägt, und der Krise zu entrinnen,<br />
unter deren Druck wir so lange seufzten.<br />
(Fortsetzung Seite 2.)<br />
Was der Pariser Salon <strong>1936</strong> technisch bietet<br />
diesmal versagt, mit grossen Neuerungen<br />
herauszurücken und im wesentlichen darauf<br />
beschränkt, die vorhandenen Modelle durch<br />
gewisse Verfeinerungen noch anziehender zu<br />
gestalten. Wo neue Typen herauskamen, halten<br />
sie sich meist in ihrem Aufbau im grossen<br />
und ganzen an die früheren Ausführungen<br />
derselben Marke. Nur ganz wenige Aussteller<br />
zeigen wirklich radikale Aenderungen<br />
und auch hier kommen sie nicht unerwartet,<br />
da sie gewissermassen im Zuge der Entwicklung<br />
liegen.<br />
S B<br />
<strong>1936</strong><br />
Glossen<br />
eines Schlachtenbummlers.<br />
Der diesjährige Salon ist am schönsten dekoriert<br />
Ton allen, die ich bisher sah. Mit einigen der<br />
ausgestellten Marken ist es umgekehrt. Das Bestreben,<br />
seinem neuen Modell unter allen Umständen<br />
ein neues Gesicht zu geben, führt teilweise<br />
zu Formen, die von Geschmacksverirrung<br />
nicht mehr weit entfernt sind. Gott sei Dank nicht<br />
bei allen.<br />
Chiron die Hand gedrückt. Er ist gleicher Meinung.<br />
Seine Worte scheinen mir für den Druck<br />
nicht ganz geeignet.<br />
Dieser Salon steht im Zeichen der wirtschaftlichen<br />
Schwierigkeiten und Umwälzungen der letzten<br />
Monate. Die vielen Fabrikbesetzungen sind<br />
schuld, dass die technische'Weiterentwicklung vielfach<br />
unterbleiben musste — so sagt man mir wenigstens<br />
— nun kommt noch die Frankenabwertung<br />
als neues Moment der Unsicherheit dazu — wie soll<br />
man da arbeiten können? Uebrigens Abwertung —<br />
der alte Franken hiess der Poincare-Franken, der<br />
neue (jetzige) ist der «Volksfront-Franken» •.—<br />
nicht zu verwechseln mit unsenn «Volksbank-<br />
Franken >!<br />
M. Louis Renault inspiziert zum letztenmal seinen<br />
Stand vor dem Präsidenten-Besuch. Sein<br />
energiegeladener Kopf trägt heute einen merkwürdigen<br />
Zug der Resignation. La devalvation...<br />
Uebrigens nochmals die Abwertung: Ich habe<br />
einige prominente Industrielle und auch Schweizer<br />
Geschäftsleute über ihre Meinung befragt. Die Antwort<br />
ist überall ein ratloses Achselzucken. Die<br />
Italiener erwarten die für die nächsten Tage vorausgesagten<br />
Entscheidungen ihres Duce. Die Franzosen<br />
erwarten Preiserhöhungen. Die Schweizer<br />
warten ab. Wer aber einen Wagen kaufen will,<br />
der kauft am besten sofort, der Meinung sind sie<br />
alle einstimmig. Umsomehr, als die meisten Modelle<br />
sich technisch kaum geändert haben. Also,<br />
wer Geld hat...<br />
•<br />
Der meistbewunderte Wagen der Ausstellung ist<br />
ein Delahaye mit einer Sport-Spezialkarosserie von<br />
unerhört raffiniertem Luxus. Aber da sieht man's<br />
nun wieder: Wenn ein französischer Karosserie-<br />
Künstler in Luxus machen darf, so ist er nicht<br />
mehr zu halten. Da sitzen nun die Scheinwerfer<br />
in den vordersten Spitzen der Kotflügel, genau an<br />
der exponiertesten Stelle, und die hinteren Kotflügel<br />
gar sind in unendlich feine Spitzen nach<br />
hinten ausgezogen. Und in der spitzigsten Spitze<br />
der Spitzen sitzen, ausgerechnet Schluss-, bzw.<br />
Stopplicht derart, dass sie beim ersten Rückwärtsparkieren<br />
bestimmt zum Teufel gehen. Denn die<br />
bleistiftdünnen Stoßstangen geben etwa soviel<br />
Schutz wie die Gläser selber und wackeln jetzt<br />
schon, wenn einer in der Nähe hustet, derart überzeugend,<br />
dass man sie schon am ersten Ausstellungstag<br />
sacht und still wieder entfernte. Dabei<br />
hätte eine Marke / wie Delahaye einen solchen<br />
Reisser auf seinem Stand gar nicht nötig — er<br />
gehört ohnehin mit Peugeot zu den meistbesuchten.<br />
Warum sieht man übrigens diese gute Marke so<br />
wenig bei uns?<br />
Freitag vormittag schlag 10 Uhr Hesuch des<br />
Präsidenten der Republik. Goldstrotzende Kürassiere<br />
mit schwarzen Fliegenwedeln am Hinterkopf,<br />
Marseillaise — Polizisten — und dann Er. Sehr<br />
sympathisch, sicher ein braver Mann; er gibt sich<br />
Mühe, jedem «seiner Kunden» etwas Angenehmes<br />
zu sagen. Anderthalb Stunden "später hat er seinen<br />
Rundgang beendet und fährt heim im angenehmen<br />
Bewusstsein erfüllter Repräsentationspflicht.<br />
Mlle Ginette, die liebenswürdige Sekretärin des<br />
Salons, hat ein Gedächtnis, unglaublich so was<br />
Mich bat sie doch ßchon seit einigen Jahren nioht<br />
mehr gesehen, aber ohne dass ich mich vorzustellen<br />
brauche, begrüsst sich' mich sofort mit Namen<br />
und drückt mir meine Karte in die Hand.<br />
Wenn doch nur unsere Bundesräte und Politiker<br />
mit einem solchen Erinnerungevermögen begabt<br />
wären! Aber vielleicht können sie das nicht brauchen,<br />
denn ein Haupterfordernis ihres Berufes<br />
scheint es ja zu sein, gegebene Zusicherungen möglichst<br />
schnell vergessen zu können. Nicht?<br />
Der Salon ist dünn, sehr dünn besucht, nicht<br />
einmal meine französischen Berufskollegen können<br />
das ableugnen. Und die bringen doch sonst noch<br />
ganz andere Künststücke fertig!<br />
Probefahrt bei Bugatti. Heiliger Bimbam! Vorsichtig<br />
und ahnungsvoll, wie ich nun einmal bin,<br />
trat ich mit leerem Magen an. Aber es kam nicht<br />
so schlimm — « nur » 150 km — aber in der belebten<br />
Hauptstrasse von St. Cloud. Im dritten Garl?<br />
kam er « nur auf 120. Ich erholte mich ziemlich<br />
rasch. Mit dieser Kanone kann man eogar auch<br />
langsam fahren. Geschmeidig, wie ein Amerikaner,<br />
auch ebenso geräuschlos. Meine Hochachtung!<br />
Talbot zeigt die Wiedereröffnung der Fabrik auf<br />
Montag an. Das soll wohl heissen, wenn's die Gewerkschaften<br />
erlauben?<br />
Die Fortsetzung unseres Roman-Feuilletons<br />
« Musik der Nacht »<br />
folgt in der nächsten Freitagnummer.
Das « Gang hü » im Pianostil,<br />
das man fast allenthalben antrifft, hat ja entschieden<br />
auch sein Gutes. Es ist eine Zeit der<br />
Besinnung, die zwischenhinein sicher einmal<br />
nottut. Was bisher vielleicht zum Teil<br />
Schlagwort war, tritt nun in die Epoche der<br />
Bewährung ein, aus der letztendlich das Beste<br />
als Sieger hervorgeht.<br />
Im Karosseriebau<br />
mehren sich die Zeichen, die darauf hindeuten,<br />
dass die Jahre bis zur allgemeinen Anwendung<br />
der wirklichen Stromlinienform gezählt<br />
sind. Wenn Peugeot eine Stromlinienkarosserie,<br />
wie sie aus der äussern Form<br />
des Typ 402 vielleicht in einigen Jahren hervorgehen<br />
wird, in den Mittelpunkt seines<br />
Standes rückt, so hat er dabei gewiss gefühlsmässig<br />
richtig gehandelt. Was heute noch<br />
sehr ungewohnt anmutet, wird übermorgen<br />
sicher allgemein als notwendig und richtig<br />
anerkannt werden.<br />
Betrachtet man nicht schon jetzt den Tatra-Stromlinienwagen<br />
in seiner unveränderten<br />
Form fast als alten Bekannten, da man<br />
sich an seine Erscheinung seither gewöhnt<br />
hat? Und hat sich nicht der allerdings weit<br />
weniger aus dem Rahmen des üblichen fallende<br />
Chrysler-Stromlinienwagen ebenfalls<br />
allen Kritikastern zum Trotz längst durchgesetzt?<br />
Zum Tummelplatz der Künstler, Karosseriefabrikanten<br />
und «Industrial-Designers»<br />
scheint sich die<br />
Motorhaube<br />
zu entwickeln. Ihr ein neues Gesidht zu verleihen<br />
ist mit ganz geringen Mitteln möglich,<br />
was mancherorts bis zur Neige ausgenützt<br />
•wird. Zierstäbe an der Seite, gegossene Kühlergitter<br />
als Abschluss nach vorn und andere<br />
Mittel dienen dazu. Ueberhaupt wird mit verchromten<br />
Verzierungen nicht überall gespart.<br />
Das Innere der Karosserien<br />
ist, abgesehen von den Aenderungen rund um<br />
den Führersitz, diesmal so ziemlich gleich<br />
geblieben. Nur ein Wunsch besteht immer<br />
noch zu Recht: Wäre es nicht möglich, besonders<br />
bei kleinen und mittleren Wagen,<br />
etwas mehr Bedacht auf den bequemen Einstieg<br />
zum Führersitz zu nehmen? Denn<br />
schiiesslich ist ja der Wagen nicht als Turngerät<br />
gedacht. Die vordem Sitze Hessen sich<br />
mit einfachen Mitteln leicht verschiebbar einrichten,<br />
wie dies an einigen amerikanischen<br />
Wagen bereits zu sehen ist. Erhebliche Aenderungen<br />
vollziehen sich immer noch<br />
am Schaltbrett und in seiner Umgebung. .<br />
Man empfindet deutlich das Streben, die<br />
sämtlichen Bedienungsgriffe so nahe wie<br />
möglich ans Lenkrad heranzurücken, damit<br />
der Fahrer während der Fahrt die Hände<br />
kaum vom Lenkrad nehmen zu müssen<br />
braucht. Der Schalter für das Hörn und die<br />
Äbblendung sitzen neuerdings an vielen Modellen<br />
direkt an der Lenksäule, von wo die<br />
eigentlichen Handhebel bis in die Griffweite<br />
der Hände des Fahrers gelangen. Der<br />
Handbremshebel<br />
sucht ebenfalls nach neuen Lagen, wo er nicht<br />
allzusehr stört. Man hat ihn neuerdings auch<br />
schon an die äussere Karosseriewand versetzt,<br />
so dass man dann auf der einen Seite<br />
ihn, auf der andern aber den Schalthebel zu<br />
bedienen hat. Unter der Voraussetzung, dass<br />
er leicht erreichbar ist, hat auch dia Placierung<br />
unter dem Armaturenbrett viel für sich.<br />
Denn vorläufig gibt's einmal heute nichts zu<br />
essen! Die Hotel- und Restaurations-Gewerkschaft<br />
streikt. Die Etablissements auf den Boulevards —<br />
alles geschlossen, Vorhänge runter. In meinem<br />
Hotel wird zwar nicht gestreikt, aber heimlich, sozusagen.<br />
Alles hat Räuberzivil angelegt, so dass<br />
ich den Portier mit einem Minister verwechsle, dem<br />
er ähnlich sieht. Hoffentlich ist der Minister nun<br />
nicht beleidigt, beim Portier habe ich mich entschuldigt,<br />
Streikposten werden von der Polizei sanft, aber<br />
unwiderstehlich davonkomplimentiert.<br />
In einer offengebliebenen Bar der Rue Auber<br />
eine Streikdelegation, 6 Mann hoch. Der Inhaber,<br />
klein, aber oho! haut dem Wortführer blitzartig<br />
links und rechts eine ins Zifferblatt und feuert<br />
ihn mitsamt seinen 5 Kollegen in einem Haufen<br />
zum Tempel hinaus, bevor sie noch wissen, was<br />
eigentlich passiert ist. Ich bin tiberzeugt, sie wissens<br />
jetzt noch nicht. Die Angestellten grinsen, es<br />
sind scheint's alles Feuerkreuzler. der «Patron», ein<br />
ehemaliger Kriegsflieger — demnach heute einmal<br />
— zur Abwechslung — Fluglehrer. Tüchtig.<br />
Die Fremden verlassen Paris in Panik. Ich aber,<br />
ich habe Mut, ich bleibe. Hunger habe ich auch.<br />
In dunkler Nacht — mein Magen knarrt — (Verzeihung!)<br />
finde ich eine versteckte Bude, darin<br />
eine duftende Knoblauchwurst. Im Hotel sieht<br />
man mich jetzt so merkwürdig an — ist es, weil<br />
ich nun der einzige Gast bin, oder ist es die<br />
Wurst? Der Minister — siehe oben — umkreist<br />
mich in diskretem Abstand. Ich fühle mich schuldbewusst,<br />
aber satt.<br />
Auf dem Boulevard ein «Sidi> mit Pelzen. (Früher<br />
waren's immer Teppiche.) Kein Blaufuchs, eher<br />
Das Instrumentenbrett<br />
scheint sich in der Richtung auf möglichste<br />
Vereinfachung zu entwickeln. Um diesen Eindruck<br />
zu unterstreichen, sind kombinierte Instrumente<br />
mit mehreren Skalen und Zeigern<br />
jetzt grosse Mode.<br />
Dem Scheibenwischer lässt man noch vermehrte<br />
Aufmerksamkeit zukommen, was aus<br />
der da und dort zu treffenden Abänderung ersichtlich<br />
ist. Das Leitmotiv lautet, den Drehpunkt<br />
von oben nach unten zu verlegen. Bei<br />
Schneefall ist diese Lösung besser; ausserdem<br />
wird auch die Möglichkeit ausgeschaltet,<br />
dass der Luftzug den Winker bei rascher<br />
Fahrt in unerwünschter Weise in seiner Funktion<br />
behindert.<br />
Eine von jenen Kleinigkeiten, die bisher am<br />
Wagen noch der Lösung harrten, war das<br />
Türschloss. Um die Türen richtig zu schliessen,<br />
bedurfte es schwungvollen Zuschlagens,<br />
was ein Geräusch verursacht, das bereits<br />
auch ins Geräuschkabinett des Radio-Onkels<br />
Eingang gefunden hat. Der Wunsch nach<br />
einer Türe, die sich ohne « Päng » schliessen<br />
lässt, ist nun in Erfüllung gegangen. Zweifellos<br />
wird das erstmalig bei Studebaker gezeigte<br />
Schloss rasch'weitere Anhänger finden.<br />
Im Motorenbau<br />
hat das neue Jahr nur sehr wenige Aenderungen<br />
grundlegender Natur gebracht. Dazu gehört<br />
die Verwendung eines dritten Kurbelwellenlagers<br />
bei Vierzylindermotoren, die üir<br />
folge der ständigen Erhöhung von Kompression<br />
und Drehzahl notwendig geworden ist.<br />
Berliet und Austin können als Beispiele hiefür<br />
dienen.<br />
Als Neukonstruktion verdient der Motor des<br />
neuen Lanciamodells gebührende Beachtung:<br />
Seine vier verschränkten Zylinder ergeben<br />
eine sehr gedrängte Bauart. Interessant ist<br />
daran unter anderem die Ventilbetätigung<br />
durch Kipphebel. Da nämlich die äusseren<br />
Ventile durch einfache Kipphebel nicht zu erreichen<br />
sind, überträgt sich die Bewegung<br />
vom ersten Kipphebel in der Nähe der zentral<br />
gelegenen Nockenwelle auf weitere, die ihrerseits<br />
die äusseren Ventile betätigen.<br />
Eine leichte Erhöhung des Kompressionsverhältnisses<br />
hat auch weiterhin angehalten.<br />
Unverkennbar ist auch, dass<br />
im Bau von Personenwagen-Dieselmotoren<br />
Fortschritte erzielt<br />
wurden. Bosch hat eine neue Start-Vorrichtung<br />
zur Erleichterung, des Anlassens herausgebracht,<br />
die auf die Glühkerzen ZU verzichten<br />
gestattet. Mit Hil|e einer speziellen<br />
Pumpe spritzt man damit in einen an die Ansaugleitung<br />
angeschlossenen, elektrisch ejr?<br />
hitzten Raum ein paar Tropfen Gasöl ein, r die<br />
verdampfen und ein zündfähiges Gemisch; eijr<br />
zeugen.<br />
" ' , r<br />
Hanomag hat neben seinem Vierzylindernun<br />
noch einen sechszylindrigen Personeriwagen-Diesel<br />
herausgebracht, der zu Vorführzwecken<br />
zur Verfügung steht und bei, 3700<br />
T/Min. 50 Brems-PS hergibt.<br />
Die Kraftübertragung<br />
hat keine grossen Sprünge gemacht. Vorwählgetriebe<br />
und automatische 'Kupplungen<br />
führen sich nur zögernd ein. Der Grund dafür<br />
liegt wohl nicht zuletzt darin, dass sie nicht<br />
immer in dem vom Fahrer gewünschten Moment<br />
schalten. Dieser Vorwurf ist allerdings<br />
bei Panhard durch eine Vorrichtung gegenstandslos<br />
geworden, die eine vorübergehende<br />
Ausschaltung der Automatik bezweckt.. In den<br />
Hinterachsen findet jetzt hauptsächlich bei<br />
den Amerikanern die Hypoid-Verzahnung Anwendung.<br />
Sie verfolgt den Zweck, ein möglichst<br />
geräuschloses Arbeiten bei tiefer Bodenlage<br />
zu gewährleisten.<br />
c Wauwau». Er verlangt 600, mein Kollege, gottesfürchtig<br />
und unerfahren, denkt ihn loszuwerden<br />
und offeriet 50. Schon hat er ihn. Jetzt vergiesst<br />
er Schweisstropfen vor Nachdenken, wie er ihn<br />
über die Grenze bringen soll, ohne geschnappt zu<br />
werden. Geschieht ihm recht, wer wird auch so die<br />
Preise verderben!<br />
Die Kellner streiken, weil sie nur noch 5 Tage<br />
in der Woche arbeiten wollen. Das möchte ich<br />
eigentlich auch. Muss ich doch manchmal 8 Tage<br />
pro Woche arbeiten.<br />
Die. Stechmücken in meinem Zimmer streiken<br />
leider nicht. Auch die bereits erwähnte Wurst<br />
scheint noch nicht, ganz tot gewesen zu sein.<br />
Heute wird mir die hohe Ehre zu teil, vom<br />
Chauffeur des früheren Präsidenten Fallieres zum<br />
Salon geführt zu werden. Diese Ehre kostet mich<br />
genau 6 Franken und für den gleichen Preis können<br />
Sie's auch haben, denn er ist jetzt Taxichauffeur.<br />
Von seinen drei oder vier bunten Vögeln im<br />
Knopfloch kann er nämlich nicht leben. Grandeür<br />
et Decadence.<br />
Das gleiche Wort könnte man auf eine Marke<br />
anwenden, die noch vor kurzem zu den meistgekauften<br />
in Europa .gehörte. Ihr Stand wird direkt<br />
gemieden, obwohl die Wagen sicher nicht besser<br />
und nicht schlechter geworden sind. Wäret du<br />
bei deinen Pneus geblieben.<br />
Auch bei den Zubehörständen glänzen die wirklichen<br />
Neuheiten durch Abwesenheit<br />
Mehrere Wagen haben gleich 3 Scheibenwischer,<br />
die sorgfältig ausgerichtet senkrecht in die Windschutzscheibe<br />
hineinstehen. Von" oben herunter,<br />
wohlverstanden Wenn das schön oder gar praktisch<br />
sein soll, so bedanke ich mich. Türgriffe sind<br />
meistens versenkt; das ist gut.<br />
(Schlüsse folgt)<br />
AUTOMOBIL-REVUE DIENSTAG. 6. Oktober <strong>1936</strong> — JJO 81<br />
Das Chassis<br />
zeigt fast nirgends Aenderungen von massgebendem<br />
Einfluss. Der torsionssteife Rahmen<br />
ist Trumpf. Ein besonders schönes Exempel<br />
bieten die zwei blanken Chassis von Renault,<br />
deren Längsträger aus je zwei U-förmigen<br />
Teilen besteht, die man zusammen-«gesandwicht»<br />
und in ihren Nähten verschweisst hat.<br />
•Als besonderes Merkmal springt<br />
i die vermehrte Verwendung von Silentblock-<br />
Gummilagerungen für alle möglichen Zwecke<br />
in die Augen. Man" findet sie zur Abstützung<br />
der Karosserie auf dem Chassis, zur vibrationsdämpfenden<br />
Aufhängung des Motors, zur<br />
Befestigung von Stossdämpfer und Schubrohr<br />
und sogar bei der Konstruktion von<br />
Schwinghebeln als Drehpunkt.<br />
Die Einzeiabfederung<br />
ist jetzt auf einem Punkte angelangt, wo die<br />
Entwicklung keineswegs mehr stürmisch vor<br />
sich geht. Eine Ausnahme von der allgemeinen<br />
Regel macht der neue Lanciawagen, der<br />
unter die Vollschwingachser gehört. .Hier hat<br />
WIE DIE AUTOMOBILINDUSTRIE<br />
DARÜBER DENKT.<br />
Die Automobilindustrie gehört zu jenen Industrien,<br />
die notgedrungen ihr gesamtes Rohmaterial<br />
aus dem Auslande beziehen müssen.<br />
Dabei handelt es sich fast durchwegs um sehr<br />
hochwertiges und daher teures Material. Aber<br />
auch einzelne Halbfabrikate müssen im Ausland<br />
gekauft werden, insbesondere solche, die<br />
wegen der Verschiedenartigkeit, der Wagentypen<br />
nur in kleinen Serien hergestellt werden<br />
können und deren Herstellung in der Schweiz<br />
daher nicht lohnend ist. Dazu gibt es Bestandteile,<br />
die wegen dem Patentschutz aus<br />
anderen Ländern bezogen werden müssen.<br />
Genaue Berechnungen haben ergeben, dass<br />
durch die Frankenabwertung eine Verteuerung,<br />
des fertigen Fahrzeugs um etwa 12 Prozent<br />
eintritt. Ob aber diese Verteuerung, in<br />
vollem Umfange von der schweizerischen<br />
Käuferschaft getragen werden muss, lässt sich<br />
noch nicht feststellen. Der endgültigen Preisfestsetzung<br />
muss eine genaue Prüfung all<br />
jener Faktoren vorangehen, die preisverbilligend<br />
wirken können. So wird die Industrie'<br />
zu prüfen haben, ob sie ihr Material nicht in<br />
•vermehrtem Umfange in Ländern beziehen<br />
kann, die gleich der Schweiz ihre Valuta abgewertet<br />
haben.<br />
Die Erwartung weiter Kreise, die Automobilindustrie<br />
werde nach der Frankenabwertung<br />
ihren Export in bedeutendem Umfange<br />
steigern können, dürfte kaum zutreffen. Wie<br />
bereits erwähnt,,muss mit' einer Verteuerung<br />
des fertigen Produkts gerechnet werden. Dazu<br />
kommt, dass gemäss Beschlüssen des Bundesrates<br />
und des Ständerates die Fabrikationszuschüsse<br />
aus den Mitteln der produktiven<br />
Arbeitslosenfürsorge dahinfallen. Beide<br />
Faktoren zusammengerechnet, ergibt sich für<br />
den ausländischen Kunden ein Preis* der nur<br />
unwesentlich unter jenem steht, der ihm vor<br />
der Abwertung angeboten werden konnte.<br />
Eine Ausweitung des Exportes lässt sich also<br />
nicht erwarten. Dies ist ausserordentlich bedauerlich,<br />
da sie einen teilweisen Ausgleich<br />
gegen den infolge der Wirtschaftskrise sinkenden<br />
Absatz in der Schweiz gegeben hätte.<br />
0. Zipfel,<br />
Direktor der AG. Ad. Saurer, Arbon.<br />
AUTOMOBILHANDEL UND ABWERTUNG.<br />
Diejenigen Konzerne, welche in der<br />
Schweiz montieren und noch eine Igrössere<br />
Anzahl Wagen auf Lager haben,, die durch<br />
die Modelle 1937 überholt werden, dürften<br />
die Gelegenheit der Frankenabwertung b.egrüssen,<br />
um diese Wagen zu den bisherigen<br />
Preisen abzustossen. Dass alle durch die<br />
Händler neu importierten Automobile, entsprechend<br />
dem höhern Einstandspreis, auch<br />
teurer abgegeben werden müssen, ist selbstverständlich.<br />
Die Preiserhöhung wird sich, sofern die<br />
Zölle gleichbleiben, um ca. 20 % herum bewegen.<br />
Soweit sofort Ersatzteile vom Ausland bezogen<br />
werden, ist eine sofortige Preiserhöhung,<br />
entsprechend den erhöhten Einstandspreisen,<br />
ebenfalls unumgänglich.<br />
Nach den bundesrätlichen Vorschriften<br />
wird vorläufig beabsichtigt, den Händler zu<br />
zwingen, die Lagerbestände zu den bisherigen<br />
Preisen abzugeben. Sofern der Bundesrat<br />
diese Absicht durchführen sollte, würde<br />
dies den Ruin vieler Geschäfte bedeuten.<br />
Der Kaufmann muss die Lagerbestände so<br />
absetzen, um mit den Eingängen das Lager<br />
wieder zu komplettieren. Ist dies nicht möglich,<br />
so gibt es nur zwei Auswege, entweder<br />
entsprechend grössere Investierung des Geschäftskapitals,<br />
oder Schrumpfung des Betriebes.<br />
Eine sichere Prognose für die kommenden<br />
Aufschläge kann deswegen nicht gestellt<br />
somit Lancia die Hinterachs-Einzelabfederung<br />
erstmals angewendet. Die verschiedenen andern<br />
Marken, die mit neuen Typen mit einzeln<br />
abgefederten Vorderrädern aufwarten,<br />
können durchwegs auf ihre Erfahrung auf<br />
diesem Gebiet hinweisen. Eine Zählung der<br />
mit Einzelabfederung versehenen Marken ergäbe,<br />
dass diese Abfederungsart keine neuen<br />
Vorkämpfer gefunden hat<br />
Welche Schlüsse auf die zukünftige Entwicklung<br />
lässt der Pariser Salon zu? Man kann die<br />
technischen Eindrücke jier Schau dahingehend<br />
zusammenfassen, dass keinerlei neue Gesichtspunkte<br />
und Tendenzen aufgetaucht sind.<br />
Es mag deshalb berechtigt scheinen, vom<br />
kommenden Jahr im Automobilbau keinerlei<br />
Umwälzungen zu erwarten. Möglich zwar,<br />
dass an den Ausstellungen von England, New<br />
York und Berlin noch eine grössere Zahl<br />
neuer Modelle erscheinen, doch dürften sie<br />
ebenfalls im Zeichen des langsamen Fortschritts<br />
stehen.<br />
-b-<br />
Abwertung im Lichte der Wirtschaft<br />
Fortsetzung von Seite- 1.<br />
werden, weil möglicherweise einzelne Importländer,<br />
welche ihre Währung beibehalten,<br />
für die Schweiz spezielle Exportprämien<br />
aussetzen, wobei sich dann auch die Preise<br />
der übrigen Wagen etwas darnach richten<br />
müssen.<br />
Dr. H. Frei-Zamboni,<br />
Sekretär des Zürcher. Autohändlerverbandes.<br />
KATASTROPHALE AUSWIRKUNGEN,<br />
SAGT DAS SCHWEIZ. AUTOGEWERBE.<br />
Für den Bezug seiner Artikel ist das<br />
schweizerische Autogewerbe hauptsächlich<br />
auf das Ausland angewiesen, und zwar auf<br />
Amerika, England, Deutschland und zum Teil<br />
die nordischen Staaten, also alles Länder, die<br />
für uns heute eine hohe Valuta haben. Es ist<br />
unzweifelhaft, dass die Abwertung des<br />
Schweizerfrankens eine Erhöhung der Einstandspreise<br />
für alle Waren aus den obigen<br />
Ländern von zirka 43 % nach sich ziehen<br />
wird. Natürlich muss sich diese Verteuerung<br />
auch automatisch auf die Verkaufspreise auswirken,<br />
hauptsächlich bei jenen Artikeln, wo<br />
seit-einigen Jahren entsprechend der Forderung<br />
des Bundesrates systematisch abgebaut<br />
worden ist. Diesen Abbau hat das schweizerische<br />
Autogewerbe durchgeführt, weil es sich<br />
bewusst war, dass ein vermehrter Rückgang<br />
des Autoverkehrs nur durch eine Senkung<br />
der Preise vermieden werden könne, um so<br />
die in den letzten Jahren durch die fiskalischen<br />
Massnahmen des Bundes erfolgte Belastung<br />
des Automobils einigermassen auszugleichen.<br />
Fasst man alle Folgen der Abwertung des<br />
Schweizerfrankens zusammen, dann erscheint (<br />
sie für das schweizerische Autogewerbe als<br />
eine Katastrophe, die unsere Existenzgrundlagen<br />
um so schwerer erschüttern wird, als<br />
auch eine neue Erhöhung des Benzinpreises<br />
um 3—4 Rp. pro Liter droht, ohne dabei die<br />
Alkoholmillionen, die der Automobilismus<br />
ausgleichen sollte, zu berücksichtigen.<br />
Die Auswirkungen dieser neuerlichen Preissteigerungen<br />
werden die sein, dass der Automobilist<br />
seinen Fahrbetrieb noch weiter einschränken<br />
wird. Diese voraussehbaren Einschränkungen<br />
sind aber gleichbedeutend dem<br />
Ruin des schweizerischen Autogewerbes.<br />
Das schweizerische Autogewerbe wird sich<br />
auch weiterhin bemühen, seine Verkaufspreise<br />
der heutigen Situation, trotz einer zirka<br />
43% igen Erhöhung der Einstandspreise, anzupassen.<br />
Der Bundesrat weiss schon lange,<br />
dass dieser Wirtschaftszweig schwer notleidend<br />
ist, und deshalb glauben wir, von ihm<br />
fordern und erwarten zu dürfen, dass durch<br />
eine Herabsetzung des stark übersetzten Benzinzolles<br />
die Rettung des schweizerischen<br />
Autogewerbes ermöglicht wird.<br />
Nach der Abwertung unseres Schweizerfrankens<br />
sollte ein Benzinpreis von nicht mehr<br />
als 40 Rp. für die Zukunft in Frage kommen.<br />
Ueberdies müssen jetzt unsere jahrelangen<br />
Forderungen bei den Kantonen um Herabsetzung<br />
der Automobilsteuer einmal ernstlich<br />
geprüft und die Reduktion vorgenommen werden.<br />
Der Einzug der Prämien für die Haftpflicht<br />
der Automobile bedarf ebenfalls einer<br />
Neuregelung, damit die Prämie nur für die<br />
Zeit entrichtet werden muss, da wirklich gefahren<br />
wird. Wir denken hier an ein Markensystem,<br />
wobei jeder Automobilist an einem<br />
beliebigen Postschalter seine Versicherungsmarke<br />
lösen kann.<br />
Unsere oberste Landesbehörde soll und<br />
muss sich absolut klar darüber sein, dass<br />
durch den Ruin des schweizerischen Autogewerjbes<br />
zirka 6000 Familien oder rund<br />
30000 Personen brotlos werden. Deshalb<br />
rechnen wir unbedingt auf ein rasches Einsehen<br />
behördlicherseits..<br />
R. HUHker, Präsident des<br />
Autogewerbeverbandes der Schweiz.
81 — DIENSTAG, 6. OKTOBER <strong>1936</strong> AUTOMOBIL-REVUE<br />
Sportnachrichten<br />
Grosser Preis von Amerika<br />
am nächsten Montag<br />
Eine gefährliche Piste.<br />
Zu Ende der vergangenen Woche sind sowohl<br />
die Mannen des Modaneser Rennstalles,<br />
Nuvolari, Brivio und Dr. Farina nach fröhlicher,<br />
abwechslungsreicher Atlantik-Ueberfahrt<br />
auf dem Schnelldampfer «Rex», als<br />
auch der Franzose Philipp Etancelin in New-<br />
York an Land gegangen. Sie alle haben bald<br />
nach der Ankunft in der Neuen Welt die 4<br />
Meilen lange Strassen-Piste in Long Island<br />
draussen in Augenschein genommen, von der<br />
seit Monaten in der Fachpresse der ganzen<br />
Welt die Rede ist, wird sie doch der Schauplatz<br />
des ersten Rennens sein, in welchem<br />
amerikanische und europäische Piloten die<br />
Klingen kreuzen. Es wird sich für Amerika<br />
gewissermassen um eine Sensation handeln,<br />
figurierte doch bis heute in seinem Sportkalender<br />
keine Veranstaltung, die sich mit den<br />
Grossen Preisen auf den europäischen Strassen-Rundstrecken<br />
vergleichen Hesse. In der<br />
Absicht, auch in den Vereinigten Staaten einmal<br />
ein Strassenrennen zu organisieren,<br />
wurde mit ungeheurem Kostenaufwande in<br />
der Nähe des bekannten New-Yorker Flugplatzes<br />
Rooseveltfield — von wo seinerzeit<br />
Lindbergh zu seiner Ozeanüberquerung aufstieg<br />
— eine 4 Meilen = 6,4 km lange Bahn<br />
erstellt, deren schmälste Stelle 18 m, die breiteste<br />
aber 30 m breit ist, so dass Ueberholungen,<br />
selbst in den Kurven, bei grösster<br />
Geschwindigkeit möglich sein werden. iEs ist<br />
weiter nicht verwunderlich, wenn die französischen<br />
und italienischen Rennfahrer drüben<br />
eine Anlage vorzufinden hofften, die den<br />
Grand-Prix-Strecken in Europa, sei es von<br />
Monza, vom Nürburg-Ring oder von Mont-<br />
Ihery etc. gleicht.<br />
1 Doch weit gefehlt! Nichts von alledem!<br />
Die drüben versammelten europäischen Asse<br />
des Volants erklären unisono, so etwas noch<br />
nie gesehen zu haben. Die Roosevelt-Piste<br />
habe<br />
mit den Rennstrecken des Abendlandes<br />
' nicht die geringste Aehnlichkelt,<br />
lasse sich aber auch mit den alten amerikanischen<br />
Rennbahnen nicht vergleichen. Indessen<br />
sind die Amerikaner hoch und heilig<br />
davon überzeugt, die deutschen, französischen<br />
und italienischen Bahn-Anlagen « kopiert» zu<br />
haben. 1,1 km misst die längste Gerade; die<br />
übrige Streckenführung ist äusserst kurvenreich,<br />
Windungen ohne Ende und, man staune!<br />
die ganze Bahn ist topfeben, ohne irgendwelche<br />
Ueberhöhung! Männiglich ist der Ansicht,<br />
dass der Grosse Preis von Amerika<br />
unter diesen Umständen eher einer zirkusmässigen<br />
Veranstaltung ähneln werde als einem<br />
AutomobilnRennen. Die primitivsten Grundsätze,<br />
welche durch die heutige Renntechnik<br />
bedingt sind, hat man ausser Acht gelassen;<br />
alles wurde hingegen getan um dem Publikum<br />
'etwas zu bieten, das es tatsächlich noch nie<br />
gekostet haben dürfte.<br />
Etancelin hat mit einem französischen<br />
Pressevertreter an Bord eines Tourenwagens<br />
die Rundstrecke im 50-Kikxmeter-Tempo abgefahren<br />
und<br />
' sah sich dabei in einer Kurve über die<br />
Bahn hinausgetragen,<br />
was ihn die Aeusserung fallen liess, es werde<br />
am nächsten Montag ein Rennen absetzen,<br />
bei welchem das Publikum Akrobatie in Reinkultur<br />
zu sehen bekäme. Der französische Pilot<br />
macht kein Hehl daraus, dass alles vorgekehrt<br />
worden sei für die Sicherheit des<br />
J ublikums, aber nichts für diejenige der Faher.<br />
Die Organisatoren jedoch, darauf aufmerksam<br />
gemacht, lassen sich durch solche<br />
Feststellungen nicht im geringsten beeindrucken<br />
und sind im Gegenteil der Meinung,<br />
eine reibungslose Abwicklung des Anlasses<br />
sichergestellt zu haben.<br />
Der französischen Meinung schliessen sich<br />
die Leute von der Scuderia Ferrari durchwegs<br />
an. Nuvolari findet den Parcours<br />
unterhaltend und interessant, aber äusserst<br />
schwer und gefährlich.<br />
Er unterhielt sich längere Zeit mit den beiden<br />
bekannten amerikanischen Piloten Shaw<br />
und Ways, die ihm ihre — im Vergleich zum<br />
neuen Alfa — geradezu schmächtig zu nennenden<br />
Maschinen mit dem Vierzylinder-<br />
Miller-Motor zeigten, welche sie am 12. Oktober<br />
im Kampf um die Coupe Vanderbilt<br />
steuern werden. Der Mantuaner ist jedoch<br />
der Ueberzeugung, dass die amerikanischen<br />
Wagen- nicht als ernstliche Gegner des Mailänder<br />
Produktes aufzufassen sind, um so<br />
mehr, als sie in technischer Hinsicht bedeu-<br />
Vor unübersehbaren Mensdhenmassen kam<br />
am letzten Samstag auf der Donington-Park-<br />
Rundstrecke der internationale Grosse Preis<br />
von Donington, das letzte englische Strassenrennen<br />
des Jahres, zum Austrag. Er wurde<br />
zu einem<br />
grossartigen und wohlverdienten Erfolg unseres<br />
Landsmannes Hans Riiesch auf Alfa<br />
Romeo 3800 ccm (8 Zylinder),<br />
der im zweiten Teil des Rennens vom Engländer<br />
Richard Seaman, dem berühmten Delage-Fahrer,<br />
am Steuer abgelöst wurde.<br />
Ruesch/Seaman legten die 306 Meilen bei einer<br />
Durchschnittsgeschwindigkeit von 111,391<br />
km/St, in 4:26:00 zurück.<br />
Auf dem zweiten Platz landete C. E. C.<br />
Martin, ebenfalls auf Alfa Romeo, mit einem<br />
Stundenmittel von 110,103 km und an dritter<br />
Stelle der Engländer Whitehead auf E. R. A.<br />
1,5 Liter mit 108,833 km/St. Prinz Bira verlor<br />
auf dem alten Maserati Seamans beim<br />
Start kostbare Zeit, die er nicht mehr aufzuholen,<br />
vermochte. — Wie wir in der letzten<br />
Nummer ankündigten, brachte der Grosse<br />
Preis von Donington ein Wiedersehen mit<br />
Kaye Don, der einen Delahaye in den Kampf<br />
führte, jedoch, wegen eines Getriebeschadens<br />
ins Hintertreffen geriet.<br />
Nach der ersten der 120 zu fahrenden Runden<br />
lag Cholmondeley - Tapper in Front.<br />
Ruesch auf Alfa Romeo machte ihm das Rennen<br />
jedoch von Anfang äusserst heiss und<br />
eroberte denn auch zu Ende der vierten<br />
Runde die Spitze, die er nicht mehr abgab.<br />
Im Gegenteil, er sicherte sich 1 sogar einen<br />
ansehnlichen Vorsprung, den er von Runde<br />
zu Runde vergrösserte. Bereits nach der 10.<br />
tende Mängel aufweisen, worunter primitive<br />
Bremsen und vollkommen ungenügende Abfederung<br />
für ein Rennen dieser Art nur zwei<br />
der augenfälligsten sind.<br />
Im Verlaufe der Ausscheidungsrennen vom<br />
vergangenen Sonntag, von denen die Resultate<br />
zur Stunde noch nicht vorliegen, wird<br />
man ja bereits ein ziemlich genaues Bild<br />
darüber erhalten haben, wie die Aktien für<br />
die europäischen und amerikanischen Konkurrenten<br />
stehen.<br />
Um den Grossen Preis von Frankreich.<br />
Als Datum für den nächstjährigen Grossen<br />
Preis von Frankreich hat die Sportkommission<br />
des französischen Automobil-Clubs in<br />
ihrer letzten Sitzung den 4. Juli 1937 festgelegt.<br />
Im grossen und ganzen wurde das Reglement<br />
des Grossen Preises von <strong>1936</strong> aufrechterhalten.<br />
Das Rennen bleibt also auch<br />
1937 den kompressorlosen Sportwagen reserviert,<br />
wobei als einziger Unterschied zu registrieren<br />
ist, dass nächstes Mal auch geschlossene<br />
Vehikel zugelassen werden. Für die Wagen<br />
bis zu 1500 ccm Hubvolumen wird 1937<br />
ein spezieller Preis gestiftet, so dass um den<br />
eigentlichen Grand Prix nur Wagen mit über<br />
1500 ccm Zylinderinhalt konkurrieren können.<br />
Es scheint nun mit ziemlicher Sicherheit festzustehen,<br />
dass das Rennen in Montlhäry zum<br />
Austrag gelangt.<br />
Grosser Preis von Monaco 1937.<br />
Das Organisationskomitee des Grossen<br />
Automobilpreises von Monaco hat dieser<br />
Tage in einer Vollsitzung beschlossen, das<br />
nächstjährige Rennen nicht mehr über die<br />
Ostertage austragen zu lassen. Die Veranstaltung,<br />
welche seit einer Reihe von Jähren<br />
den eigentlichen Sportsaisonauftakt bildet,<br />
Hans Rutsch siegt in Donington<br />
Runde lag er 27 Sekunden vor Cholmondeley-Tappers<br />
Maserati, während Whitehead<br />
seinerseits mit dem kleinen E. R. A. nur 11<br />
Sekunden hinter diesem einherfuhr. Um die<br />
30. Runde, also nach dem ersten Viertel des<br />
Rennens, gelang es dem E. R. A.-Piloten, den<br />
2. Platz zu erkämpfen. Bald darauf wurden<br />
jedoch sowohl Cholmondeley als auch<br />
Whitehead von C. E. C. Martins Alfa überholt.<br />
lVjj Stunden nach dem Start fuhr Whitehead<br />
zur Boxe, um Brennstoff zu tanken. Inzwischen<br />
wurde bekannt, dass Cholmondeley-<br />
Tapper bei der Macleanskurve über das Strassenbord<br />
hihausgerannt sei. wobei die Steuerung<br />
seines Maserati so arge Beschädigungen<br />
erlitt, dass an ein Weiterfahren nicht mehr<br />
zu denken war. Dobsons Alfa, der indessen<br />
um einen Rang vorgerückt war, sah sich von<br />
Whiteheads E. R. A., der nunmehr von Walker<br />
geführt wurde, nicht lange hernach wieder<br />
auf den vierten Platz zurückversetzt.<br />
Bei Halbzeit, also genau nach der 60.<br />
Runde, tankte auch der in geradezu bestechender<br />
Form führende Spitzenreiter Hans<br />
Ruesch, dessen bewundernswerte Leistung<br />
um so höher eingeschätzt werden muss, als<br />
es sich um des Zürcher Fahrers ersten Donigton<br />
Grand Prix handelt. Seaman übernahm<br />
den Wagen alsbald und vermochte die von<br />
Ruesch eroberte Position auch bis zum Schluss<br />
des Rennens innezuhalten. Die Bahnrekorde<br />
von der 10. bis zur 120. Runde wurden samt<br />
und sonders geschlagen und der Vorjahrrekord<br />
um ganze 21 Minuten überboten.<br />
Hans Ruesch fuhr auch die schnellste Runde<br />
des Tages. Erwähnen wir noch, dass der<br />
Zuger Rennfahrer Christian Kautz auf Maserati<br />
bald nach Halbzeit wegen eines Maschinenschadens<br />
aufgeben musste.<br />
soll voraussichtlich am 8. August 1937 durchgeführt<br />
werden. Sie wird damit dem Grossen<br />
Preis der Schweiz im internationalen Sportkalender<br />
um 14 Tage vorausgehen.<br />
Prinz Bira organisiert ein Rennen.<br />
Im Lande der weissen Elefanten.<br />
Prinz Bira, der berühmte siamesische<br />
Prinz, welcher in der verflossenen Saison<br />
auf ERA verschiedene Erfolge in die Tasche<br />
steckte und auch am internationalen Kleinwagenrennen<br />
in Bern startete, wo er, in<br />
guter zweiter Position liegend, aufgeben<br />
musste, trägt sich mit dem Gedanken, im<br />
nächsten Sommer auf einer Strassenfundstreeke<br />
in Siam ein Rennen zu organisieren,<br />
welches den Piloten des fernen Ostens reserviert<br />
bleiben soll. « Bira », der im Hauptberuf<br />
Bildhauer ist und die verschiedenen<br />
Kleinwagenrennen, gewissermassen im Ne
solch hohen Geschwindigkeiten zu befahren.<br />
Es wurden denn auch sofort Verhandlungen<br />
mit dem beteiligten Kanton Uri eingeleitet,<br />
um denselben zu veranlassen, den nicht nur<br />
wegen des Klausenrennens, sondern auch<br />
wegen des übrigen Touristenverkehrs unhaltbaren<br />
Zustand durch Ausbau der Klausenstrasse<br />
auf dem Urnerboden zu beseitigen.<br />
Das Verlangen wurde denn auch nirgends<br />
bestritten und die Urner Behörden haben sich<br />
dieses Jahr daran gemacht, die verrufene<br />
Urnerbodenstrecke zu verbessern. Es wurden<br />
Projekte ausgearbeitet und deren Finanzierung<br />
geprüft, wobei sich leider ergab, dass<br />
der Vorschlag für den Bau einer Betonstrasse<br />
der hohen Kosten wegen nicht verwirklicht<br />
werden kann. So musste denn dieses Projekt<br />
leider fallen gelassen und ein etwas weniger<br />
kostspieliges gewählt werden, das nun so<br />
weit gediehen sein soll, dass mit dessen Inangriffnahme<br />
nächstes Frühjahr begonnen<br />
werden dürfte. Der Ausbau wird sich aber<br />
voraussichtlich auf den ganzen Sommer<br />
1937 erstrecken, so dass die Abhaltung des<br />
Klausenrennens im nächsten Jahr schon aus<br />
diesem Grunde verunmöglicht sein dürfte.<br />
Wir wir erfahren, ist denn auch die Abhaltung<br />
des Klausenrennens im nächsten Jahr<br />
von den organisierenden A. C. S.-Sektionen<br />
nicht in Vorschlag gebracht worden, so dass<br />
ein Eintrag im internationalen Automobilsportkailender<br />
1937 unterbleiben wird. Eine<br />
Wiederholung des grössten schweizerischen<br />
Bergrenne'ns wird somit frühestens für 1938<br />
in Betracht kommen.<br />
V<br />
Luftfahrt<br />
Luftrennen<br />
London—Johannisburg.<br />
Eine einzige Equipe am Ziel!<br />
Das Luftrennen London-Johannisburg, welches<br />
wir in der Freitagausgabe bis zu dem<br />
Moment verfolgt haben, da der Spitzenflieger<br />
Captain Halse mit seiner Percival Mew<br />
Gull sozusagen angesichts des letzten fakultativen<br />
Etappenortes Salisbury in Süd-Rhodesia<br />
eine Notlandung vornehmen musste,<br />
wobei er schweren Bruch machte, bedeutet<br />
für die Organisatoren ein eigentliches Fiasko,<br />
zu dem allerdings die Verkettung verschiedener<br />
unglücklicher Umstände ganz<br />
wesentlich beitrug. Von den 9 Flugzeugen"<br />
englischer Provenienz, die am letzten Dienstag<br />
in Portsmouth nach Südafrika starteten,<br />
hat ein einziges das Ziel erreicht, so dass die<br />
Ausfälle über 88 %<br />
betragen, eine Quote, die bis heute wohl in<br />
keinem derartigen Wettbewerb erreicht worden<br />
ist. Einen äusserst tragischen Äbschluss<br />
hat der Flug der Mannschaft Findlay/Morgan/<br />
Waller/Peachy genommen, deren Maschine<br />
sich beim Start von Abercorn in Rhodesia<br />
überschlug und in Trümmer ging. Während<br />
Waller und Peachy nur Verletzungen leichterer<br />
Natur erlitten, wurden Findlay und<br />
Morgan auf der Stelle getötet. Da inzwischen<br />
noch einige Einzelheiten über den Verlauf<br />
des Rennens bekannt geworden sind, geben<br />
wir die Hauptmomente der ganzen Veranstaltung<br />
nochmals in grossen Zügen wieder.<br />
Schon auf der ersten Etappe von London<br />
nach Belgrad blieben Allington und Booth<br />
auf British Airdraft Eagle in Bayern liegen<br />
und fielen aus. Bald nach dem Abflug von<br />
der jugaslawischen Hauptstadt sah sich auch<br />
Miller zur Aufgabe gezwungen und Viktor<br />
Smith, «the Unlucky», wie er in britischen<br />
Aviatikerkreisen genannt wird, da er in all<br />
seinen luftsportlichen Unternehmungen von<br />
rabenschwarzem Pech verfolgt ist, schied in<br />
Mazedonien aus der Konkurrenz, nachdem<br />
er seinen Apparat bei einer Notlandung nicht<br />
mehr rechtzeitig abfangen konnte und es<br />
einmal mehr Bruch gab. Tommy Rose endlich<br />
passierte ein ähnliches Malheur bei seiner<br />
Ankunft in Kairo, was ebenfalls das Zei-<br />
•chen zum Abbruch des Rennens war.<br />
Es dauerte nicht lange, bis im ohnehin<br />
bereits gehörig gelichteten Felde weitere<br />
Lücken eintraten. In Khartum blieb Clouston<br />
stecken; ein Kolbendefekt warf auch ihn unbarmherzig<br />
aus dem Wettbewerb und den<br />
einzigen Konkurrenten, der ihm zeitlich um<br />
6 Stunden voraus war, Captain Halse, traf,<br />
wie berichtet, das Schicksal kurz vor Salisbury,<br />
wo er, der als grosser Favorit gestartet<br />
war, seine Maschine ebenfalls bei einer<br />
Notlandung zertrümmerte.<br />
Verblieben noch Scott und Gtithrle, die am<br />
Mittwochabend um 19 Uhr 35 in Abercorn<br />
niedergingen und alsdann von einer solchen<br />
Müdigkeit übermannt wurden, dass an ein<br />
Weiterfliegen nicht gedacht werden konnte.<br />
Sie nahmen die letzte Etappe um 3.45 Uhr<br />
Donnerstag früh in Angriff und erreichten<br />
das Ziel, Johannisburg, um 11.36 Uhr vormittags,<br />
nachdem sie diese Stadt mit der bri-,<br />
tischen Metropole in<br />
••-;.<br />
AUTOMOBIL-REVUE DIENSTAG. 6. Oktober 1938 •— N" 81<br />
52 Stunden 56 Minuten<br />
verbunden hatten, was einer Durchschnittsgeschwindigkeit<br />
von 195 km/St, entspricht.<br />
Wenn dieses Resultat schon eine ganz respektable<br />
Leistung darstellt, so ist doch nicht<br />
anzunehmen, dass die Organisatoren davon<br />
befriedigt sind, hofften sie doch, der Sieger<br />
werde für die 9700-km-Strecke maximal 34<br />
bis 36 Stunden benötigen.<br />
Von den beiden übrigen Equipen musste<br />
LIewelyn mit seinem Begleiter Hughesdon<br />
in der Nähe des Tanganyikasees niedergehen;<br />
auch sein Apparat wies zu grosse Beschädigungen<br />
auf, als dass eine Fortsetzung<br />
des Raids hätte in Frage kommen können.<br />
Findlay/Morgan/Waller/Peachy endlich sind<br />
einem Unglück zum Opfer gefallen, das wir<br />
weiter oben bereits beschrieben haben.<br />
Das englischerseits äusserst pompös aufgezogene<br />
Rennen, für welches der südafrikanische<br />
Grossindustrielle Schlesinger 10,000<br />
Pfd. Sterling stiftete, hat somit ein Ende genommen,<br />
das man in Fachkreisen wohl nicht<br />
im entferntesten vorausahnte. Fy.<br />
Ein neuer schweizerischer<br />
Segelflug-Dauerrekord<br />
wurde vom Berner Segelflieger Fritz<br />
Schreiber, einem Bruder des Oberexperten<br />
für Segelflug beim eidg. Luftamt, Hermann<br />
Schreiber, am vergangenen Dienstag/Mittwoch<br />
aufgestellt. Er verbesserte an Bord<br />
eines Spyr-Seglers den vom Oltener Segelflieger<br />
Glur unlängst etablierten schweizerischen<br />
Dauerflugrekord von 16 :12 :00 auf<br />
25 : 50 : 00!<br />
«Himmeislaus» auch in Frankreich<br />
verboten.<br />
Die vielerorts nicht verstandene Zurückhaltung<br />
der Schweizer Flugsportbehörden und<br />
Abnahmestellen hat nun eine glänzende Rechtfertigung<br />
erfahren, indem selbst in Frankreich,<br />
dem Geburtslande der « Pou-du-Ciel»,<br />
die technischen Behörden nach eingehenden<br />
Prüfungen dazu gekommen sind, den Maschinen<br />
dieser Bauart keine Flugbewilligung zu<br />
erteilen, da sie in verschiedener Richtung<br />
nicht den Vorschriften für Sicherheit und Stabilität<br />
entsprechen. Selbst mit stärkeren Motoren<br />
wird der «Himmelslaus» das Flugfähigkeitszeugnis<br />
vorenthalten und dem<br />
schwergeprüften und enttäuschten Konstrukteur<br />
eine durchgreifende Abänderung seiner<br />
Konstruktion anempfohlen. Durch diesen Entscheid<br />
hat ein viel Todesopfer aufweisendes<br />
Kapitel der Popularisierung des Flugsportes<br />
und des Flugzeuges für jedermann einen Halt<br />
gemacht, den zum Beispiel unsere technischen<br />
Organe des Luftamtes vorausgesehen haben.<br />
Neuer Welthöhenrekord<br />
im Flugzeug.<br />
Der vom Franzosen Detre im vergangenen<br />
August aufgestellte und auf 14,843 m hinaufgeschraubte<br />
Welthöhenrekord im Landflugzeug<br />
ist neuerdings überboten worden. Rekordbrecher<br />
ist diesmal der englische Geschwaderführer<br />
Swayne. Er ist am Dienstagvormittag<br />
vom Flugplatz Farnborough in<br />
England aufgestiegen und hat die respektable<br />
Höhe von 15,230 m erreicht<br />
Swayne bediente sich einer Bristol-Eindecker-Spezialkonstruktion,<br />
welche mit einem<br />
«Bristol-Pegasus»-Motor von 860/900 PS ausgerüstet<br />
ist. Der Flug dauerte genau 3*£<br />
Stunden. Auf 15,000 m Höhe wurde von<br />
Swayne eine Temperatur von —39 Grad gemessen.<br />
Swissair-Verkehr im August <strong>1936</strong>.<br />
Die soeben bekanntgegebenen Verkehrsziffern<br />
der Swissair für den Monat August zeigen<br />
wiederum — trotz der nicht gerade ideal<br />
zu nennenden Witterungsverhältnisse — eine<br />
erfreuliche Aufwärtsbewegung. Der gesamte<br />
Streckenverkehr umfasste 692 Flugstunden,<br />
während welcher eine Totalstrecke von<br />
158,564 km zurückgelegt wurde. Insgesamt<br />
wurden im August 206,761,3 Tonnenkilometer<br />
im regelmässigen Verkehr angeboten; die<br />
Ausnutzung betrug 135,063,8 tkm oder 65,3<br />
Prozent, ein recht bemerkenswertes Resultat.<br />
Die Regelmässigkeitsquote des Streckendienstes<br />
wurde mit 97,8 % errechnet, während<br />
die Pünktlichkeit mit 93,4 % etwas gesunken<br />
ist.<br />
Der Luftverkehr Paris-London 17 Jahre alt.<br />
Letzte Woche wurde auf dem Flugplatz<br />
Croydon das Jubiläum des 17. Jahrestages<br />
der ersten Luftverkehrslinie London-Paris<br />
gefeiert. Der Pilot des ersten Verkehrsflugzeuges<br />
der Strecke war Capt. Bill Lawford,<br />
der immer noch als Kontrolloffizier des Flugplatzes<br />
Croydon aktiv im Luftverkehr tätig<br />
ist. Die beiden ersten Passagiere dieser Linie<br />
sind seinerzeit als Helden gefeiert worden,<br />
während heute täglich Hunderte von Passagieren<br />
in bequemen Riesenflugzeugen zwischen<br />
London und Paris befördert werden.<br />
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DIENSTAG, 6. OKTOBER <strong>1936</strong><br />
V>U dUV>w4d tidea<br />
Alkoholbudget- und Beimischungsdebatte im Nationalrat.<br />
Das Parlament hat gesprochen. Mit der<br />
Annahme des famosen Alkoholbudgets durch<br />
den Nationalrat, das er in der Junisession —<br />
entgegen allen geheiligten parlamentarischen<br />
Gepflogenheiten — an den Bundesrat zurückgewiesen,<br />
ist uns der Spritbeimischungszwang<br />
endgültig und unwiderruflich beschert worden.<br />
Ueber das flammende, von leidenschaftlichem<br />
Gerechtigkeitssinn getragene «J'accuse»<br />
des Genfers Lachenal, über die eindringliche<br />
Warnung Minister Stuckis, über die<br />
Bedenken des Unabhängigen Schnyder hinweg<br />
hat die Volksvertretung in kühler Gelassenheit<br />
die Zumutung sanktioniert, das Automobil<br />
für das klägliche Versagen der Alkoholverwaltung,<br />
für das Fiasko eines Regiebetriebes<br />
büssen zu lassen, woran es nicht der<br />
Schimmer einer Schuld trifft Das möchten<br />
wir auch heute wieder festgehalten haben.<br />
Man komme uns nicht mit dem «tröstlichen »<br />
Einwand, das Motorfahrzeug kriege ja die<br />
Folgen der Beimischung nicht zu spüren.<br />
Schon der mit dem Beschluss geschaffene<br />
Präzedenzfall gibt zu den schwersten Bedenken<br />
Anlass, ist er doch geeignet, eine ganz<br />
neue, ungemein «vielversprechende» Aera<br />
fiskalpolitischer Tätigkeit einzuleiten, der sich<br />
wunderbare Wege eröffnen..*<br />
Ganz unerwartet freilich kam dieser Ausgang<br />
der Redeschlacht nicht, denn das Alkoholbudget<br />
fand einen Nationalrat vor, dessen<br />
Widerstandswille durch die vorangegangene<br />
Debatte über die Abwertung erschüttert und<br />
ins Wanken geraten war. Und wer die mehrstündige<br />
Diskussion verfolgte, der konnte sich<br />
des Eindrucks nicht erwehren, als ob der<br />
etwas mitgenommene Rat nur darauf dränge,<br />
unter dieses leidige Kapitel Alkohol, von dem<br />
man nachgerade genug hatte, endlich einmal<br />
den Schlußstrich zu ziehen, ob gehauen oder<br />
gestochen.<br />
Wenn es dessen überhaupt noch bedurfte,<br />
so wurde ihm dieser Entschluss erleichtert<br />
durch den Rückzug von Herrn Lachenais<br />
Rückweisungsantrag. Was ihn dazu bewogen<br />
haben mag? Wohl die bindende Zusage Bundespräsident<br />
Meyers, dass mit der Genehmigung<br />
des Budgets noch nichts über eine Erhöhung<br />
des Benzinpreises als Folge der Beimischung<br />
ausgesagt sei und dass der Bericht<br />
über die Reorganisation der Alkoholverwaltung<br />
ungefähr auf Jahresende erscheine. In<br />
Zusammenhang mit der Abwertung werde der<br />
Benzinpreis eine Neuregelung erfahren und<br />
dabei sollten sich Mittel und Wege finden lassen,<br />
den Beimischungszwang ohne eine Preisveränderung,<br />
ohne Mehrbelastung des Automobilisten<br />
zu verwirklichen.<br />
Um es zu wiederholen: Mit der Abwertung<br />
steigt der Benzinpreis an der Grenze um 3—4<br />
Rappen, sagen wir um 3,5 Rp. Darin aber,<br />
dass der Bundesrat neben der sofortigen Bestandesaufnahme<br />
für Kohle, Mehl, Hafer usw.<br />
auch diejenige für Benzin angeordnet hat,<br />
scheint doch das Eingeständnis zu liegen, er<br />
zähle auch den Treibstoff mit zu den unentbehrlichen<br />
Bedarfsartikeln. Sofern nun aber<br />
der in einsamer Höhe thronende Benzinzollansatz<br />
von 320 % des Warenwertes um 3,5<br />
Rp. ermässigt werden sollte, darf man wohl<br />
annehmen, der Bund werde es (wenn's auch<br />
schwer fällt) über sich bringen, gleich auf<br />
4,5 Rp. zu gehen, womit das Gemisch dann<br />
auf 43 Rp. zu stehen käme. Mit einer blossen<br />
Anpassung des Zolls, mit der Beibehaltung<br />
des status quo also kann sich der motorische<br />
Verkehr indessen nicht zufrieden geben. Wie<br />
hat sich doch Bundespräsident Meyer geäussert:<br />
Der Verkehr müsse sich wieder beleben!<br />
Die logische Konsequenz daraus aber heisst:<br />
Herab mit dem Benzinpreis auf 36 Rappen!<br />
Dann wird der Verkehr neue Impulse, neuen<br />
Auftrieb erhalten. Wer a sagt, Herr Bundespräsident,<br />
muss auch b sagen!<br />
FILM DER DISKUSSION<br />
Herr Stutz, der Kommissionsreferent, will die<br />
Frage der Beimischung von Alkohol zum Benzin<br />
zuerst anschneiden, weil sie in der automobilistischen<br />
Presse sehr starke Diskussionen ausgelöst hat.<br />
Die von der Alkoholverwaltung eingesetzte technische<br />
Kommission hat veranlasst, dass die Eidg.<br />
Materialprüfungsanstalt in Verbindung mit der<br />
Postverwaltung Versuche nach dieser Richtung hin<br />
durchführte.<br />
In seinem Bericht kommt Prof. Sohlaepfer zum<br />
Ergebnis, dass die Beimischung von 15—20°/o Alkohol<br />
einen Treibstoff liefere, der den Nutzeffekt<br />
des reinen Benzins übertreffe, ohne dass Aenderungen<br />
am Motor nötig wären. Die Verwendung<br />
von unentwässertem Alkohol unter Beigabe eines<br />
Stabilisators lieferte in ebenem Gelände günstige<br />
Resultate, doch tritt ein beträchtlicher Mehrverbrauch<br />
ein, sobald Steigungen zu überwinden sind;'<br />
AUTOMOBIL-REVUE<br />
Für die Beimischung kommt nur entwässerter Alkohol<br />
in Frage, ein Standpunkt, den auch die Ver-<br />
müssen Bewegungsfreiheit und Möglichkeit der Entkoholverwaltung<br />
su betrauen. Dem « neuen Mann ><br />
treter der Armee teilen. Auf jeden Fall ist diefaltung gegeben werden, denn es wäre ein Unding,<br />
Frage der Beimischung nach der technischen Seite ihm zuzumuten, in den Fußstapfen seines Vorgängers<br />
zu wandeln und dessen Ideen zu übernehmen.<br />
hin abgeklärt. Im übrigen empfiehlt die Kommission,<br />
vorderhand nur eine Entwässerungsanlage Hier ist ein Fehler begangen worden, eine Herausforderung<br />
an die Adresse jener, die ehrlich und<br />
in Betrieb zu nehmen, deren Standort sich in der<br />
Innerschweiz befinden müsste.<br />
aufrichtig bemüht waren, dem Bundesrat die Gefahren<br />
aufzuzeigen, die sich erheben, wenn der<br />
Wenn die Via Vita in ihrer Eingabe vom 5. September<br />
eine Einschränkung oder Unterbindung der bisherige Weg weiter beschritten wird.<br />
Alkoholeinfuhr verlangt und die Behauptung aufgestellt<br />
hat, die Alkoholverwaltung zahle bei derin der Mangelhaftigkeit des Gesetzes<br />
Gewiss, das katastrophale Defizit liegt zum Teil<br />
begründet.<br />
Beimischung eine Million drauf, so ist darauf zu<br />
erwidern, dass sie einzig am Importsprit verdienen<br />
kann. Mittel und Wege zur Beschränkung der Alkoholproduktion<br />
werden gesucht und befinden sich<br />
zur Zeit teilweise auch bereits in Anwendung. Zu<br />
überlegen bleibt, ob die Entwässerung nicht zusammen<br />
in einem Arbeitsgang mit der Rektifikation<br />
verbunden werden könnte. Der Nationalrat hat das<br />
Budget zurückgewiesen mit dem Auftrag, den ganzen<br />
Komplex der Alkoholfrage nochmals zu studieren.<br />
Das ist geschehen. Die Fachkommission hat<br />
eine ganze Reihe neuer Massnahmen angeregt. Was<br />
heute noch fehlt, sind die Vorschläge für eine Förderung<br />
der Umstellung des Obstbaues. Aenderungen<br />
am Budget sind vom Bundesrat nicht beantragt worden,<br />
wohl aber hat er Erklärungen über die von<br />
ihm beabsichtigte Neuordnung abgegeben. Zweifellos<br />
werden einige Ausgabeposten des Budgets<br />
durch die Abwertung eine Reduktion erfahren, so<br />
dass der auf eine halbe Million berechnete Ueberschuss<br />
bestimmt überstiegen wird.<br />
Herr Paschoud referiert in französischer Sprache<br />
für die Kommission. Ohne eine Aenderung des<br />
gegenwärtigen Systems kann man dem Bund nicht<br />
zu Neueinnahmen verhelfen. Wenn nun die Umstellung<br />
des Alkoholregimes erfolgen muss, so erhebt<br />
sich dabei auch die Frage, ob es nicht angezeigt<br />
wäre, zum alten System zurückzukehren, denn<br />
die gegenwärtige Regelung lähmt den Handel vollständig.<br />
Der Redner befassj sich sodann mit den<br />
in der Nachtragsbotschaft angeführten Massnahmen<br />
und kommt dabei auch auf die Spritbeimischung<br />
zu sprechen, das einzige Mittel, um den<br />
Vorräten einen Abfluss zu verschaffen. Es handelt<br />
sich hier lediglich um eine vorübergehende und in<br />
quantitativer Hinsicht beschränkte Hilfe. Durch<br />
dieses Vorgehen würde der Benzinpreis um einen<br />
Rappen erhöht, aber auf der andern Seite bietet es<br />
nicht zu unterschätzende Vorteile für die Landesverteidigung.<br />
„Zart mit diesem !Badget und dem O&eU<br />
mi&chuHQSizwang." faedeet TlatUutattat<br />
£adienal.<br />
Herr Lachenal dankt dem — übrigens im Saal<br />
anwesenden — Alkoholdirektor Tanner dafür, dass<br />
er die Konsequenzen gezogen und seine Demission<br />
eingereicht hat. Um so grösser ist die Verblüffung,<br />
dass Bundesrat und Finanzdepartement von diesem<br />
Rücktritt noch keine Kenntnis haben nehmen<br />
wollen und noch keine Anstalten für die Wahl eines<br />
Nachfolgers getroffen worden sind. Es ist auch<br />
ein starkes Stück, dass im Departement die Absicht<br />
bestand, den bisherigen Inhaber dieses Postens<br />
mit der Prüfung der Reorganisation der Al-<br />
Aber der Vorwurf kann Herrn Tanner nicht erspart<br />
bleiben, dass er nicht sofort Alarm schlug,<br />
als er der bedenklichen Entwicklung der Dinge gewahr<br />
wurde, dass er sie durch Budgets verschleierte,<br />
welche der Wirklichkeit nicht gerecht wurden.<br />
Heute scheint der Bundespräsident einen n$eh<br />
gefährlicheren Weg einschlagen zu wollen, denn betrachtete<br />
man in den bisherigen Kritiken gegen die<br />
Alkoholverwaltung den Bundesrat mehr als ein<br />
Opfer denn als Miturheber, so darf man sich nicht<br />
wundern, wenn das Volk jetzt anfängt, die Verantwortlichkeit<br />
direkt dem Bundesrat zuzuschieben, sofern<br />
er auf seinem bisherigen Verhalten beharrt.<br />
Das Vorgehen, nacheinander zwei Budgets auszuarbeiten,<br />
von denen keines der Wirklichkeit Rechnung<br />
trug und deren fiktive Verbesserung einzig<br />
und allein auf dem famosen Spritbeimischungszwang<br />
beruhte, dieses Vorgehen hat das Mass voll<br />
gemacht. Man will 60.000 Hektoliter Alkohol in<br />
Brennstoff umwandeln, aber dabei besteht gar keine<br />
definitive Absicht, die Beimischung zu verwirklichen,<br />
noch sind die hiefür nötigen Vorarbeiten an<br />
die Hand genommen worden. In Tat und Wahrheit<br />
schliesst das Budget mit einem<br />
Defizit von 5% Millionen<br />
ab. Ueber die Beimischung hat man vcn den Kommissionsreferenten<br />
nur Banalitäten vernommen.<br />
Die Frage ist nicht die, ob es gelingt, dem Benzin<br />
10% oder 20% Alkohol beizumischen, sondern die,<br />
wie teuer das "Experiment zu stehen kommt, ob es<br />
nützlich und angezeigt ist. Warum stellt man den<br />
Einnahmen aus dem Verkauf von 60.000 Hektoliter<br />
Alkohol nicht den allerdings weniger erfreulichen<br />
Posten der direkten und indirekten Kosten gegenüber,<br />
die sich um 2,5 Millionen herum bewegen?<br />
Diese Summe nämlich erheischt die Einführung der<br />
Spritbeimifichung. Gewiss sind Versuche mit dem<br />
Gemisch unternommen worden, aber die Erfahrungen<br />
haben gelehrt, dass die Zukunft dem Dieselmotor<br />
gehört. Man frage doch einmal die Post- und<br />
Telegraphenverwaltung um ihre Meinung und man.<br />
wird die Antwort erhalten, dass die Alpenwertungsfahrt<br />
klar und einwandfrei die Ueberlegenheit<br />
des Diesels erwiesen hat.<br />
Warum wagt man nicht, ein Budget mit einem<br />
Fehlbetrag von 5,6 Millionen vorzulegen, wie es den<br />
Tatsachen entspricht? Weil man Angst vor dem<br />
Geständnis hat, die Regie arbeite mit Verlust Als<br />
ob das ein Geheimnis wäre! Ich würde auch einen<br />
defizitären Voranschlag annehmen, weil ich mir<br />
nicht verhehle, dass man heute daran nichts ändern<br />
kann. Wenn ich die Rückweisung beantrage,<br />
so liegt darin das einzige Mittel, um die Behörden<br />
zu zwingen, wenigstens einen<br />
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welche sie aber nur mit unverständlichem Zögern<br />
herantreten.<br />
Ob der Bundesrat den Beimiechungszwang verwirklichen<br />
kann und will, das wissen wir auch<br />
heute nach dem Erscheinen der unglückseligen<br />
Nachtragsbotschaft noch nicht mit Bestimmtheit.<br />
Wohl spricht man von einem Erlös von 5 Millionen<br />
aus den 60 000 Hektolitern Alkohol, aber zugleich<br />
vergisst man, uns über die Absichten des Bundesrates<br />
aufzuklären und begnügt sich mit dem Hinweis,<br />
er sei im Begriff, die Angelegenheit zu studieren<br />
Der Haupteinnahmeposten des Budgets, die<br />
5 Millionen auß der Spritbeimischung, sind zweifelhaft<br />
und anderseits steht auch die Höhe der Ausgaben<br />
heute noch keineswegs fest. Wenn die Direktion<br />
einer Aktiengesellschaft ein derartiges Budget<br />
vorleben würde und später der Konkurs über sie<br />
hereinbräche, dann frage ich mich, ob nicht die<br />
Strafbehörden einschreiten würden, um sie zur Verantwortung<br />
zu ziehen.<br />
Die Automobilisten sind bereit, die Spritbei/nischung<br />
zu akzeptieren, sie sträuben sich nicht gegen<br />
die Entlastung der Regie. Aber sie verspüren<br />
nicht die geringste Lust, für die von der Alkoholyerwaltur.g<br />
immer und immer wieder begangenen<br />
Fehler zu büssen.<br />
Von ihrer Berechtigung hat meine Kritik am<br />
Juni-Budget nichts eingebüest. Es ist nicht aufrichtig.<br />
Brächte man wenigstens den Mut auf, 'ins<br />
jetzt einen Voranschlag zu unterbreiten, der mit<br />
einem Fehlbetrag abschliesst, so besäesen wir wenigstens<br />
die Garantie, inskünftig von derartigen<br />
Missgriffen verschont zu bleiben. Entgegen aller<br />
Vernunft, entgegen allen Grundsätzen der Buchhaltung<br />
frisiert man einen defizitären Voranschlag<br />
um und verheisst uns einen Ueberschuss. Dabei ist<br />
es- durchaus kein Geheimnis, dass sich am Budget<br />
nicht ein Jota geändert hat. Was man une hier<br />
vorsetzt, ist nichts anderes als ein<br />
Papier-Budget.<br />
Im selben Moment, da das Volk die schweren<br />
Auswirkungen der Abwertung zu spüren kriegt, im<br />
selben Moment, da man an den Schweizerbürger<br />
appelliert, die Wehranleihe zu zeichnen, erleben<br />
wir es, dass ein Regiebetrieb, der uns bis heute<br />
35 Millionen gekostet hat, seiner Umstellung und<br />
Anpassung an die veränderte Situation Schwierigkeiten<br />
in den Weg legt. Es fehlt an der Festigkeit<br />
und am Willen, einem Zustand ein Ende zu bereiten,<br />
der die Bezeichnung « Skandal » verdient.<br />
Wäre die Hoffnung berechtigt, dass die Reorganisation<br />
wirklich in einem neuen Geist vorgenommen<br />
würde, ich hätte mich mit Sem Budget einverstanden<br />
erklären können. Daran aber zweifle ich stark,<br />
denn die Botschaft des Bundesrates lässt seine Absichten<br />
nur sehr schwer erkennen. Ich glaube nicht,<br />
dass mein Urteil zu scharf ist, hat doch Ständerat<br />
Käser, der Präsident der ständerätlichen Alkoholkommission,<br />
im ostschweizerischen Tagblatt erklärt,<br />
dass die Regie vor unsaubern Machenschaften<br />
kapituliere und dass für das Geschäftsjahr<br />
1935/36 ein Fehlbetrag von 21 Millionen zu erwarten<br />
stehe, womit das Defizit auf 35 Millionen Fr.<br />
anwachse. Ueberdies habe die Regie für 1935 den<br />
Erlös aus dem Alkoholverkauf auf 15 Millionen<br />
Franken eingeschätzt, in der Tat tmd Wahrheit<br />
aber haben sich die Verkäufe nur auf eine Million<br />
belaufen. Herr Käser kommt zum Sehluss, dass die<br />
Regie den unglaublichsten Umgehungs- und Hinterziehungsmanövern<br />
geduldig zuschaue. Sie müsse<br />
inskünftig den Mut und die Energie aufbringen,<br />
einzuschreiten und ihren geraden Weg zu gehen.<br />
Der, Nachfolger Herrn Tanners sollte sobald als<br />
möglich ernannt und mit den nötigen Vollmachten<br />
und Instruktionen versehen -werden. Die Rückweisung<br />
des Budgets bedeutet, dass der Bundesrat uns<br />
im Dezember einen Bericht vorlegt, der eine<br />
unverzügliche Besserung gewährleistet<br />
Er sage uns doch endlich, ob er eeine Vollmachten<br />
in dem von mir vorgeschlagenen Sinn anwenden<br />
will! Könnte er mir diese Zusicherung geben und<br />
sie durch Taten untermauern, so bestände für mich<br />
kein Grund mehr, dem Budget die Annahme zu<br />
verweigern. So aber wie es sich jetzt präsentiert,<br />
bleibt es ein schemenhaftes Gebilde, dem zuzustimmen<br />
ich nicht verantworten kann.<br />
Der Redner stellt deshalb folgende Anträge:<br />
1. Festhalten an der Differenz.<br />
2. Genehmigung des Voranschlags für Oktobex,<br />
November und Dezember.<br />
3. Der Bundesrat wird eingeladen, im Dezember<br />
einen heuen Voranschlag einzureichen sowie, einen<br />
Bericht, der auf dem Studium und den Anträgen<br />
des Nachfolgers von Herrn Tanner fusst.<br />
Bigler (Fr.-Dem., Bern) betont, dass die Herabsetzung<br />
der Prodüzentenpreise bei den Bauern Beunruhigung<br />
hervorgerufen habe. Die Lösung des Alkoholproblems<br />
darf nicht ihnen auferlegt werden,<br />
und es ist bedauerlich, dass der Bundesrat diesen<br />
Weg gewählt hat (— und für uns Automobilisten?<br />
Red.). Der Redner protestiert gegen die Umkrempelung<br />
der ursprünglichen Bestimmungen des Gesetzes<br />
und beantragt Rückweisung des Budgets.<br />
Meili (B. P., Thurgau) wendet sich gegen die<br />
Richtpreise, die nunmehr die Mindestpreise ersetzen<br />
sollen, während Reinhard (Soz., Bern) gegen alt<br />
Bundesrat Musy polemisiert, den eine erhebliche<br />
Mitschuld an der Lage der Alkoholverwaltung treffe.<br />
Daneben lässt es sich allerdings nicht bestreiten,<br />
dass das Parlament für die gegenwärtigen Zustände<br />
mitverantwortlich ist. Oehninger (B. P., Zürich)<br />
gibt die Erklärung ab, dass die Bauernfraktion<br />
dem Budget zustimme, die differenzierten<br />
Preise, welche der Bundesrat in seinen Massnahmen<br />
zur Durchführung der diesjährigen Ernte vorgesehen,<br />
jedoch ablehne.<br />
See tBundespcäsidmt cepliziect<br />
Bundespräsident Meyer erinnert an die Nachtragsbotschaft,<br />
worin alles Berücksichtigung fand,<br />
was in der Juni-Debatte angeregt wurde. Wenn man<br />
sagt, das Budget sei nicht ehrlich, so ist das ein<br />
Vorwurf gegen die beiden Alkoholkommissionen,<br />
welche seit dem Sommer den Fragenkomplex nach<br />
allen Richtungen geprüft haben. Herr Lachenal<br />
wollte mit seiner Kritik eine Demonstration (!) inszenieren,<br />
wie sie in gewissen Kreisen ja sehr beliebt<br />
ist (oho,'man hat den 5. Juli noch nicht verdaut?!<br />
Red.). Die Nachtragsbotschaft enthält das,<br />
was seit dem Juni in organisatorischer Hinsicht<br />
festgelegt worden ist. Wenn die Revisionsvorlage<br />
noch auf sich warten lässt, so deshalb, weil der<br />
Bundesrat bei der diesjährigen Ernte die von ihm<br />
getroffenen .Vorkehrungen praktisch erproben will.<br />
Ein neuer Entwurf über die Begrenzung der Zahl<br />
der Brennauftraggeber liegt auf dem Tisch des<br />
Bundesrates, ebenso eine Vorlage über den steuerfreien<br />
Eigenbedarf. Bei den neuen Uebernahmepreisen<br />
bringt auch die Landwirtschaft erhebliche<br />
Opfer; das mögen sich jene merken, welche sich<br />
dagegen wehren, das Ihrige an die Sanierung beizutragen<br />
(als ob wir nicht sonst genug und übergenug<br />
auf den Altar des Fiskus legten!).<br />
Im Hintergrund der Kritik, die in ihrer Vehemenz<br />
alle Schranken überschritten hat, steht die<br />
Beimischung. Im Grundsatz ist sie schon vor Monaten<br />
beschlossen worden, und zwar auf Grund der<br />
Untersuchungen der technischen und wissenschaftlichen<br />
Fachkreise, woraus hervorgeht, dass sie die<br />
Brauchbarkeit des Benzins nicht schädigt, wenn sie<br />
mit entwässertem Alkohol erfolgt. An der Konferenz<br />
im Bürgerhaus in Bern, die alle Interessenten<br />
umfasste, ist nicht eine Stimme gegen die Möglichkeit<br />
und die Vernünftigkeit einer solchen Massnahme<br />
laut geworden (ja, weil dabei die Frage des<br />
Preises zum vornherein nicht in die Diskussion einbezogen<br />
worden war. Red.). Dass sie Komplikationen<br />
bringt, soll nicht bestritten werden, sie gelangt<br />
aber auch nicht zur Durchführung ohne Fühlungnahme<br />
mit den Interessenten.<br />
An sich würde die Beimischung keinem Widerstand<br />
begegnen; Anlass zur Kritik gibt die Preisfestsetzung.<br />
Man scheint sich ja auf die grandiose<br />
Demonstration (gemeint ist wiederum der 5. Juli!<br />
Red.) allerhand zugute zu halten. Ein effektiver<br />
Beschluss über den Abgabepreis des Gemischs ist<br />
vom Bundesrat aber noch gar nicht gefasst worden,<br />
vielmehr hat er nur den Uebernahmepreis mit 70<br />
Franken pro hl festgesetzt. Es steht also noch keineswegs<br />
fest, ob das Benzin einen Aufschlag von<br />
0,8 Rp. pro Liter erleiden werde. Dabei hat der<br />
Präsident des Automobil-Clubs, Dr. Mende, an einer<br />
Konferenz erklärt, er wolle sich nicht mit einem absoluten<br />
Nein verabschieden. Wenn sich der Automobilist<br />
wehrt, an die Sanierung der Alkoholverwaltung<br />
herangezogen zu werden, weil er sich sagt,<br />
es treffe ihn keine Schuld, ,so ist das begreiflich.<br />
Beim besten Willen und bei allen Bemühungen um<br />
eine Reorganisation aber lässt sich die Alkoholverwaltung<br />
nicht anders sanieren als durch allseitige<br />
Opfer.<br />
Mit der Abwertung hat sich indessen die Lag«<br />
geändert. Die Frage des Benzinpreises wird einer<br />
neuen Untersuchung unterzogen, zusammen mit<br />
allen andern Preisfragen.<br />
Wenn die Vorräte einmal aufgebraucht sind,<br />
wird das Defizit von selbst verschwinden. Von der<br />
Demission Herrn Tanners hat das Finanzdepartement<br />
Kenntnis genommen und die Mitteilung auch<br />
an den Bundesrat weitergeleitet. Aber wir brauchen<br />
Herrn Tanner noch, weil uns bei den organisatorischen<br />
Arbeiten, die nun bevorstehen, kein Neuling<br />
beraten kann. Wir müssen einen Mann zur Seite<br />
haben, der sich in allen Einzelheiten auskennt. Sowohl<br />
die ständerätliche als auch die nationalrätliche<br />
Kommission ist, mit Ausnahme Herrn Biglers, einstimmig<br />
für den Voranschlag eingetreten.<br />
Seiler (Fr.-Dem., Baselland) setzt sich für die<br />
Annahme des Budgets ein. Das Uebel liegt schon<br />
in der Verfassung, dazu kommt der Druck des Parlaments<br />
auf die Alkoholverwaltung, kommen zahlreiche<br />
innere Widersprüche. Seit der Sommer-Session<br />
ist eine gewaltige Arbeit geleistet worden; es<br />
trifft nicht zu, dass das Budget den Stempel der<br />
Unehrlichkeit an sich trage. Zweifellos bilden die<br />
4,2 Mill. Einnahmen aus der Spritbeimischung den<br />
strittigen Posten. Darüber heisst es sich klar werden,<br />
oh wir ihn im Budget haben müssen. Man vergesse<br />
nicht, dass der Voranschlag in einem Zeitpunkt<br />
aufgestellt werden muss, da sich dessen<br />
Hauptelemente noch nicht überblicken lassen. Nach<br />
ruhiger Ueberlegung sollte man das Budget genehmigen<br />
mit dem Bewusstsein, dass es nicht anders<br />
gestaltet sein kann, weil es unmöglich ist, alles vorauszusehen.<br />
Vonmoos (Fr., Graubünden) bittet den Bundesrat<br />
schon aus Gründen der Landesverteidigung, am<br />
Beimischungszwang festzuhalten. Die Motorisierung<br />
der Armee erfordert bedeutende Mengen von<br />
Brennstoffvorräten. Im übrigen sollte der Bundesrat<br />
die Errichtung privater Entwässerungsanlagen<br />
begünstigen, ebenso wie er es sich angelegen lassen<br />
sein sollte, .die Gewinnung von Alkohol aus der<br />
Holzkohlenverzuckerung zu fördern.<br />
Schnyder (Unabh., Zürich) fordert ein rascheres<br />
Tempo in der Umstellung. Wenn der Beimischungszwang<br />
beschlossen wird, so ist dies der einfachste<br />
Weg, sich der Spritüberschüsse zu entledigen. Damit<br />
aber laufen wir auch Gefahr, dass die ganze<br />
Umstellung wieder einschlafen und alles beim alten<br />
bleiben würde.<br />
Muüstec StudU bucht eine £OHZC füc<br />
das Autal<br />
Stucki (Fr., Bern): Die von Herrn Lachenal vertretene<br />
Auffassung wird in weitesten Kreisen des<br />
Volkes geteilt, muss also ernst genommen werden.<br />
Psychologisch und politisch kommt der finanziellen<br />
Seite des Beimischungszwanges eine Bedeutung zu,<br />
die man nicht unterschätzen darf. Damit stösst man<br />
grosse Kreise des Landes ab, man erweckt bei ihnen<br />
den Glauben, sie werden ungerecht behandelt. Der<br />
Redner steht nicht im Geruch eines Automobilfreundes,<br />
er ist auch gegen den Verbandsterror am<br />
5. Juli mit aller Entschiedenheit aufgetreten. Im<br />
Kampf gegen die Automobilisten hat er indessen<br />
die Ueberzeugung gewonnen, dass es ein unverzeihlicher,<br />
schwerer Fehler wäre, einer Wirtschaftsgruppe<br />
gegenüber, die der Fiskus schon ausserordentlich<br />
stark heranzieht, auch nur die allergeringste<br />
zusätzliche Belastung in Verbindung mit<br />
der Alkoholfrage zuzumuten. Dabei handelt es sich<br />
keineswegs um die 0,8 Rappen, denn nach den<br />
Erklärungen des Bundespräsidenten ist der Entscheid<br />
über den Abgabepreis noch gar nicht gefallen.<br />
Wenn durch die Abwertung den Automobilisten<br />
neue Lasten zugemutet würden, dann<br />
könnte man dies verstehen, denn das hätte bei<br />
ihnen den Eindruck einer Naturkatastrophe erweckt,<br />
der man sich untenwerfen muss. Viel schlimmer<br />
aber ist es, ihnen kleinere Lasten aufzubürden,<br />
wenn sie in Verbindung stehen mit dem Misserfolg<br />
eines schlechten Gesetzes. Das erträgt man nicht,<br />
und darin liegt das psychologische Moment, das es<br />
im Auge zu behalten gilt. Man hüte sich davor, bei<br />
ihnen den Eindruck aufkommen zu lassen, sie<br />
hätten für Sünden zu büssen, für die sie nicht<br />
verantwortlich sind.<br />
Musy (Kath.-kons., Freiburg) verteidigt sich<br />
gegen die Kritik Reinhards und betont, dass die<br />
heutige Lage aus der Täuschung der Behörden bei<br />
ihren Erhebungen entstanden ist.<br />
Nach einem Votum Grünenfelders (Kath.-kons.,<br />
St. Gallen) und nach einer Replik Reinhards auf<br />
die Darlegungen von alt Bundesrat Musy erhält<br />
der Kommissionsreferent Stutz nochmals das Wort,<br />
wobei er den Vorwurf Lachenais, die Berichterstattung<br />
sei banal gewesen, zurückweist. Er bestreitet<br />
auch, dass die Verwirklichung des Beimischungszwanges<br />
das Interesse an der Umstellung auf den
N° 81 — DIENSTAG, 6. OKTOBER <strong>1936</strong> AUTOMOBIL-REVUE<br />
Obstbau und an der Gesetzesrevision beeinträchtigen.<br />
Lachenal charakterisiert seinen Rückweisungsantrag<br />
als einen Protest gegen die Zumutung, mit<br />
der Benzinverteuerung um einen Rappen die Automobilisten<br />
für das Versagen der Alkoholverwaltung<br />
büssen zu lassen. Er ist bereit, den Antrag zurückzuziehen,<br />
sofern Bundespräsident Meyer ihm die<br />
Zusicherung geben kann, dass die Erhebung dieses<br />
Zuschlages unterbleibt. Im weitern wünscht er die<br />
möglichst baldige Vorlegung des Berichtes über die<br />
Reorganisation der Alkoholverwaltung; damit würde<br />
eine gewisse Beruhigung eintreten.<br />
Bundespräsident Meyer weist darauf hin, dass<br />
die Annahme des Budgets nicht gleichbedeutend sei<br />
mit einem Beschluss in der Frage des Beimischungspreises<br />
und dass sie keine Billigung der Kostenüberwälzung<br />
enthalte. Der Beimischungszwang ist<br />
beschlossen, der Preis wird aber vorläufig nicht<br />
festgelegt, zumal ja nach der Abwertung sämtliche<br />
Preispositionen, die mit dem Ausland in Beziehung<br />
stehen, darunter auch diejenige des Benzins, neu<br />
überprüft und geregelt werden müssen. Wenn dann<br />
das Volkswirtschaftsdepartement den Benzinpreis<br />
bestimmt, so sollte es sich einrichten lassen, dass<br />
aus der Einführung der Beimischung keine weitere<br />
Verfeuerung entsteht. Damit könnten sich auch die<br />
Vertreter des Automobils wohl begnügen. Auf die<br />
zweite Frage Lachenais eingehend, erklärt Bundespräsident<br />
Meyer, der Bericht über die Reorganisation<br />
der Alkoholverwaltung werde ungefähr bis Ende<br />
des Jahres festgestellt sein.<br />
Unter diesen Umständen und angesichts der ihm<br />
vom Bundespräsidenten abgegebenen Zusicherungen<br />
zieht Herr Lachenal seinen Rückweisungsantrag<br />
zurück und das Budget der Alkoholverwaltung wird<br />
einstimmig genehmigt.<br />
Aus dem Bundesrat<br />
Fristverlängerung für provisorisch<br />
bewilligte Vorrichtungen<br />
am Auto.<br />
Das Eidg. Justiz- und Polizeidepartement<br />
hat am 1. Oktober folgendes Rundschreiben<br />
an die kantonalen Regierungen erlassen:<br />
Wir nehmen Bezug auf unser Kreisschreiben<br />
vom 10. Oktober 1935 betreffend die in<br />
Anwendung von Art. 12, Abs. 5, der Vollziehungsverordnung<br />
zum eidgenössischen Automobilgesetz<br />
zum Sammeln von Erfahrungen<br />
provisorisch zugelassenen Vorrichtungen und<br />
verlängern hiermit die auf Ende <strong>1936</strong> befristeten<br />
Bewilligungen bis 31. Dezember 1938. Es<br />
betrifft dies:<br />
I. Beleuchtung.<br />
a) Allgemeines.<br />
1. Verzicht auf das Stopplicht bei Motorwawagen,<br />
deren Geschwindigkeit 20 km/St,<br />
nicht übersteigen kann (unser Kreislchreiben<br />
vom 6. Dezember <strong>1936</strong>);<br />
ZVerzicht auf das rote Schlusslicht der land-<br />
', wirtschaftlichen Traktoren. Eine rote<br />
Reflexlinse von mindestens 5 cm Durchmesser<br />
genügt;<br />
3. Betreffend Beleuchtung der Gepäcktransportanhänger<br />
siehe Ziffer II. 4 hiernach.<br />
b) Zulassung bestimmter Beleuchtungssysteme.<br />
.1. Frey-Licht, unter gewissen Bedingungen;<br />
2. « Kurvli »-Nebel- und Kurvenlicht (System<br />
Krumper), unter gewissen Bedingungen;<br />
3. Osram-Bilux-Ambra-Lampe mit Gelbfärbung;<br />
4. Perpetuum-Schirm;<br />
5. Philips-Selektivalampen mit kadmiumgelbem<br />
Glas;<br />
6. SWE-Licht (als Nebellicht);<br />
7. Tungsram-Bicolor-Lampen, Sockelbezeichnung<br />
Duolux A 78-51 und Duolux A 78-61;<br />
8. Zeiss-Zeseaps-Scheimverfer, unter gewissen<br />
Bedingungen.<br />
II. Bremsen.<br />
1. Verzicht auf Vierradbremsen für" Motorwagen,<br />
deren Höchstgeschwindigkeit 20<br />
km/St, nicht übersteigen kann;<br />
2. Verzicht auf schon im Verkehr stehenden<br />
landwirtschaftlichen Traktoren auf die<br />
Bremseinrichtung gemäss Art. 38, Abs. 1,<br />
lit. b, MFV. Eine Bremseinrichtung mit<br />
einer Bedienungsvorrichtung genügt;<br />
3. Verzicht auf die Bremse bei Einrad-Anhängern<br />
bis zu 800 kg Gesamtgewicht;-<br />
4. Verzicht auf die Bremse, den Unterlegkeil<br />
und die vordere und hintere Beleuchtungsvorrichtung<br />
(an deren Stelle genügt hinten<br />
links eine rote Reflexljnse von mindestens<br />
5 cm Durchmesser) bei Gepäcktransportanhängern<br />
a) an schweren Gesellschaftswagen, die<br />
fahrplanmässig auf einer bestimmten<br />
Strecke verkehren, soweit diese Anhänger<br />
ein Gesamtgewicht von 1 t nicht<br />
übersteigen, höchstens 3,8 m lang (inklusive<br />
Deichsel), 1,5 m breit und 2,1 m<br />
hoch sind (alle Masse inklusive Ladung),<br />
b) an Personenwagen, die fahrplanmässig<br />
auf einer bestimmten Strecke verkehren,<br />
soweit diese Anhänger ein Gesamtgewicht<br />
von 500 kg nicht übersteigen,<br />
höchstens 2,5 m lang (inklusive Deichsel),<br />
1,2 m breit und 1,8 m hoch sind<br />
(alle Masse inklusive Ladung).<br />
Die rückwärtigen Beleuchtungsvorrichtungen<br />
des Zugwagens müssen zu äusserst<br />
links angebracht sein.<br />
III. Bereifung.<br />
• Luftkammerreifen für die Anhänger.<br />
IV. Besondere Vorrichtungen für Traktoren.<br />
1. Verzicht auf die Anbringung einer Schutzvorrichtung<br />
für den Führersitz auf allen<br />
schon verkehrenden oder in der Versuchszeit<br />
neu in Verkehr kommenden Industrietraktoren<br />
mit einer Höchstgeschwindigkeit<br />
von 20 km/St., die nachweisbar auch in der<br />
Landwirtschaft verwendet werden; ferner<br />
auf den jetzt schon verkehrenden Traktoren<br />
mit einer Höchstgeschwindigkeit von<br />
20 km/St., die nur als Industräetraktoren<br />
verwendet werden;<br />
2. Verzicht auf Rüückblickspiegel, Scheibenwischer<br />
und Fahrtrichtungsanzeiger für<br />
alle 20 km/St.jQeschwindigkeit nicht übersteigenden<br />
Traktoren, die gemäss vorstehender<br />
Ziffer 1 die Schutzvorrichtung des<br />
Führersitzes nicht zu haben brauchen.<br />
V.<br />
Fahrtrichtungsanzeiger für Motorräder, die<br />
aus zwei bei Tag und Nacht orange leuchtenden<br />
Zeigern bestehen, von denen der eine in<br />
der Mitte vorn und der andere in der Mitte<br />
hinten am Motorrad angebracht ist und die<br />
bei Betätigung beide gleichzeitig nach der<br />
gewünschten Richtung hin ausschlagen, wobei<br />
die Richtung auf grössere 'Entfernung deutlich<br />
wahrnehmbar sein muss.<br />
VI.<br />
Anhänger an Personenwagen zum Transport<br />
von Segelflugzeugen bis zu einer Gesamtlänge<br />
von 11 m, unter gewissen Bedingungen.<br />
VII.<br />
Leuchtendes Kontrollschüd «Olgiati» mit<br />
weisser Zelluloidplatte.-<br />
V^a*l«Bha»<br />
Er spukt noch immer, der «Wunschtraum»<br />
gewisser Köpfe nach der Einführung eines<br />
autofreien Sonntags. So hat der evangelische<br />
Pressedienst sich veranlasst gefühlt,<br />
diese bizarre Forderung neuerdings aufzugreifen,<br />
weiss er doch zu berichten, dass in<br />
der religiösen Presse und in kirchlichen<br />
Verbänden immer deutlicher der Ruf nach<br />
autofreien Festtagen erhoben werde. Einige<br />
verlangen für die Zukunft einen autofreien<br />
Karfreitag, andere einen autofreien Bettag.<br />
So schrieb der «Schweizer Sonntagsfreund»<br />
u. a. :. « Dass ein solcher autofreier Bettag<br />
organisatorisch durchführbar wäre, das hat<br />
die Via Vita glänzend bewiesen. Sie würde<br />
sich den Dank des ganzen Schweizerlandes<br />
sichern, wenn sie diesen von Tausenden<br />
unterstützten Ruf aufnähme und erfüllte:<br />
Gebt uns den autofreien Bettag! Wir hoffen,<br />
dass einflussreiche Stellen, wie etwa der<br />
Schweizerische evangelische Kirchenbund<br />
und die Konferenz der schweizerischen Bischöfe,<br />
diese Forderung aufnehmen und zum<br />
Ziel führen.» Es geht doch nichts über die<br />
heilige Einfalt!<br />
Die Strassenverkehrsunfälle in Basel im<br />
Jahr 1935. Das soeben erschienene ausgezeichnete<br />
«Statistische Jahrbuch des Kantons<br />
Baselstadt > für 1935 befasst sich auch<br />
in ausführlichen Darstellungen mit Verkehrsfragen<br />
und insbesondere mit Betrachtungen<br />
über den Verkehrsunfall. In einem Anhahg<br />
fasst der Leiter des Basler statistischen Afntes,<br />
Dr. Jenny; die Resultate der Erhebungen<br />
in einem kurzen Artikel zusammen, den wir<br />
wegen seines allgemeingiltigen Inhalts im<br />
folgenden auszugsweise wiedergeben:-.<br />
Wiederum ist die Gesamtzahl der polizeilich<br />
gemeldeten Strassenverkehrsunfälle gegenüber<br />
dem V,orjahr weiter gesunken. Gegenüber<br />
der Höchstzahl von 1135 im Jahre<br />
1932 sind es nun im Jahre 1935 mit 969 Meldungen<br />
156 oder 14 % weniger. Aus der für<br />
die Jahre 1931—1933 fast konstanten Zahl der<br />
Meldungen durfte man auch auf deren Vollständigkeit<br />
für das Käntonsgebiet, von den<br />
Bagatellfällen natürlich abgesehen, schliessen.<br />
Verglichen mit dem fünfjährigen Durchschnitt<br />
1930/34 bleibt die Zahl der Fälle des Jahres<br />
1935 gut um 10 % zurück, und man wird<br />
diesen deutlichen Rückgang, der Zufälligkeiten<br />
ausschliesst, den Verkehrsregelungen der<br />
Behörde zuschreiben dürfen... Unter den<br />
Monaten weisen nur Januar, Mai und Juni<br />
Zunahmen auf, unten den Tagesstunden nur<br />
die 11., 14. und 15., diese letztere einzig sehr<br />
stark.<br />
Was die beteiligten Objekte anbetrifft, ist<br />
zu bemerken, dass bei einem Gesamtrückgang<br />
von 2163 auf 1895, also um 268, die<br />
Fussgänger einzig eine Zunahme aufweisen,<br />
und zwar von 159 auf 182. Bei den Automobilen<br />
dagegen, die fast die Hälfte der Beteiligten<br />
stellen, beträgt der Rückgang 206, bei<br />
den Velos 74. Seit 1933 ist die Beteiligung<br />
der Automobile um 479 oder 35 % zurückgegangen.<br />
Bei den Gliederungen nach Zusammenstossarten<br />
machen nur die Gruppen<br />
Autos oder Velos mit Fussgängern sowie die<br />
nicht näher bezeichnete Gruppe der « übrigen<br />
> Ausnahmen von der allgemeinen rückläufigen<br />
Bewegungserscheinung. Beim «Fus£ganger»<br />
wird also eine etwas intensivere<br />
Verkehrsbelehrung einsetzen müssen ..i *<br />
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8<br />
AUTOMOBIL-REVUE DIENSTAG. 6. Oktober <strong>1936</strong> — N° 81<br />
9aris <strong>1936</strong> im «Bilde<br />
ß I AN CHI<br />
Gesamtüberblick über den Pariser Salon <strong>1936</strong>.<br />
Der Präsident der Republik, Lebrun, besichtigt<br />
Cotal-Vorwähl-Getriebe, das an verschiedenen<br />
den Pariser<br />
französischen<br />
Salon. Er interessiert sich hier für das<br />
Marken Verwendung findet<br />
Ein Ausschnitt des Standes von Austin. Rechts aussen das Chassis des kleinen Austin von 750 ccm<br />
Zylinderinhalt. Als Neuerungen weist dieser Wagen Girlingbremsen, dreifach gelagerte Kurbelwelle<br />
vordere Abstüizung • des Schubrohres in Gummi auf.<br />
Bugatti 3,3-Liter-Motor mit zwei obenliegenden Nockenweljen, dessen Konstruktion aus dem Rennwagenbau<br />
bekannt ist und der mit oder ohne Kompressor auch in die Personenwagen eingebaut wird.<br />
Das Stromlinienwagen-Modell 1940 (?) von Peugeot, das im Mittelpunkt der Aufteilung dieser Firma<br />
steht.<br />
Das ntue RMault-GesichL Woran erinnert es auch schon?<br />
Mercedes-Benz. Typ 540 mit Kompressor. 2—3sitziges Coupe mit allen Schikanen.<br />
Der Stromlinien-Sportwagen Im Ztntrum d*s Standes von Delahaye.
W>81<br />
II. Blatt<br />
BERN, 6. Okt. <strong>1936</strong><br />
N»81<br />
II. Blatt<br />
BERN, 6. Okt. <strong>1936</strong><br />
Ein Rundgang durch die Stände<br />
am Pariser Salon <strong>1936</strong><br />
Mercedes.<br />
Diese Firma, die schon in allen Zweigen<br />
des Automobilismus Hervorragendes geleistet<br />
•hat und dank ihrer Tradition, die auf die ersten<br />
Anfänge des Automobilbaues überhaupt<br />
zurückgeht, wie wenige dazu berufen ist, an<br />
der Weiterentwicklung der Wagen einen gewichtigen<br />
Anteil zu nehmen, hat sich in ihrer<br />
Entwicklungsarbeit diesmal eine kleine Atempause<br />
gegönnt. Selbstverständlich fehlt unter<br />
den Ausstellungsobjekten auch der 170 V<br />
nicht, der sich seit seinem Erscheinen bereits<br />
als sehr glücklicher Wurf erwies,, wofür seine<br />
Der Heck-Motor 3es Mercedes<br />
170 H. 1) Warmluftführung<br />
zum Innern<br />
der Karosserie; 2) Auspuffrohr;<br />
3) Kühler; 4)<br />
Ventilator; 5) Kühlwaesertank;<br />
6) Luftführung<br />
«um Vergaser; 7) Luftfilter,<br />
Verkaufserfolge sprechen. Sein Fahrgestell<br />
ist auch hier, wie schon in Genf, blank ausgestellt.<br />
An Karosserien stehen eine grosse<br />
Auswahl von Typen zur Verfügung, die diesen<br />
Vollschwingachser für die verschiedensten<br />
Zwecke geeignet machen.<br />
In gewissem Sinne als Neuheit ist der Dop-<br />
pelschwingachser Typ 230 zu werten, der aus<br />
dem früheren Modell 200 heraus entwickelt<br />
wurde. Er entspricht, abgesehen vom Motor,<br />
dessen Hubvolumen eine Vergrösserung um<br />
zirka 12% erfuhr, im Grundaufbau »der mit<br />
dem langen Radstand versehenen Ausführung<br />
dieses erwähnten Modells. Vertreten ist er<br />
durch einen moosgrünen Innenlenker mit 4<br />
bis 5 Plätzen.<br />
DrjppeTscrrwfngachschassis, als Vorführwagen<br />
zur Verfügung steht. Als Hauptneuerung besitzt<br />
er nun eine Bosch-Vorwärmvorrichtung,<br />
dank der die Glühkerzen für den Kaltstart<br />
wegfallen durften.<br />
Der Doppelschwingachser Modell 290 ist<br />
auf dem Stand von Mercedes in,Form eines<br />
zweitürigen, zweifenstrigen Cabriolets vertreten.<br />
Der neue Achtzylinder-Doppelschwingachswagen<br />
Modell 540 mit Kompressor, das<br />
gewichtigste Prachtstück des Mercedes-Standes,<br />
ist auf höchste Ansprüche zugeschnitten.<br />
Mit einer gestoppten Höchstgeschwindigkeit<br />
von 160 km/St, gehört er zu den leistungsfähigsten<br />
Sportwagen überhaupt. An seiner<br />
Karosserie fällt neben der wuchtigen Linie<br />
das ausserordentliche Raffinement auf, mit<br />
dem auch auf die hintersten Details Bedacht<br />
genommen wurde. Sogar die Ersatzräder legen<br />
Zeugnis davon ab, indem ihre Felgen<br />
ebenso wie die montierten Räder verschliessbare<br />
Hülsen zum Anbringen von Auswuchsgewichten<br />
besitzen.<br />
Von nicht zu unterschätzender Bedeutung<br />
für die Zukunft dürfte sich schliesslich der<br />
Renault<br />
neuerdings vervollkommnete Personenwagen- Auch diese grosse französische Firma<br />
Dieselmotor erweisen, der, eingebaut in einkonnte sich entsprechend der allgemeinen<br />
Tendenz des diesjährigen Salons darauf beschränken,<br />
durch Verbesserung einiger Einzelheiten<br />
und ein neues Kühlergesicht den<br />
diesjährigen Modellen ihr eigenes Gepräge zu<br />
geben. Man konstatiert insbesondere, dass<br />
diesmal das Hauptgewicht auf die grösseren<br />
Typen gelegt wurde, Modelle, die mit ihren<br />
5—8 Sitzplätzen punkto Grosse den Vergleich<br />
mit den geräumigen Karosserien amerikanischer<br />
Provenienz sehr wohl aushalten.<br />
Im mechanischen Teil hat sich neben den<br />
6- und 8-Zylindermotoren, die einen tiefer<br />
hinabreichenden Kühlmantel erhielten, grundsätzlich<br />
nichts verändert. Einen sehr stabilen<br />
Eindruck hinterlassen die ausgestellten<br />
blanken Chassis, deren kastenförmige Längsträger<br />
aus zwei sandwichartig mit ihren Flanschen<br />
zusammengeschweissten Längsträgern<br />
bestehen und untereinander durch wenige<br />
ebenfalls torsionssteife Rohre verbunden sind.<br />
Die Aufhängung des Wagens in drei Punkten<br />
stellt keine Neuheit dar. Ihr wesentliches<br />
Merkmal besteht in der Anwendung von zwei<br />
normalen Halbelliptikfedern für die Abstützung<br />
der Vorderachse und einer querliegenden<br />
ebensolchen Feder für die starre Hinterachse.<br />
In den nichtfranzösischen Ländern<br />
wird man am Chassis nicht zuletzt den Uebergang<br />
zu den Reifendimensionen auf Zollbasis<br />
als angenehme Neuerung zu schätzen wissen.<br />
Zu jenen Kleinigkeiten, die so quasi das<br />
Tüpfchen aufs i bedeuten, zählen die an den<br />
grösseren Modellen vorgesehenen Kofferräume,<br />
die sowohl ,von aussen als auch vom<br />
Wageninnern zugänglich sind, ferner die in<br />
doppelter Garnitur vorn und hinten angebrachten<br />
Winker, die ebenfalls in zweifacher<br />
Ausführung angebrachten Hörner und was<br />
der Dinge mehr sind.<br />
Lancia.<br />
überrascht den Besucher seines Standes mit<br />
einer Neuheit, dem Typ Ardennes, der als Innenlenker<br />
gezeigt wird. Während seine Motorhaube<br />
immer noch das bekannte Lancia-<br />
Gesicht zeigt, ist der Hinterteil nach den<br />
Erfordernissen der Aerodynamik ausgebildet,<br />
wobei der Gepäckraum nicht über die her*<br />
untergezogene Rückwand vorsteht.<br />
Um die Zugänglichkeit zum Motor und seinem<br />
Zubehör, die ja bekanntlich bei modernen<br />
Wagen manchmal zu wünschen übrig<br />
lässt, zu verbessern, ist neben den seitlichen<br />
Flügeln der Motorhaube auch die Kühlerverschalung<br />
demontabel eingerichtet Hiemit gewinnt<br />
man Zugang zur Lichtmaschine und<br />
Brennstoffpumpe, die vor dem Kühlerblock<br />
angebracht ist. Der Vierzylindermotor von<br />
rund 1200 ccm Hubraum bietet dank seiner<br />
einzigartigen Bauart ganz besonderes Interesse.<br />
Seine Zylinder sind nämlich in leichter<br />
V-Form verschränkt angeordnet, womit sich<br />
eine besonders gedrängte Bauart erzielen<br />
Hess. Ein Schnittmodell führt einer interessierten<br />
Besucherschar die Betätigung der<br />
Ventile vor Augen. Eine zentral gelegene<br />
Nockenwelle betätigt die auf der Innenseite<br />
(Einlass) gelegenen Ventile über Kipphehel<br />
und die Auspuffventile über eine Kombination<br />
von Kipphebeln.<br />
Das Chassis, das im Gesamtaufbau demie-»<br />
nigen des grössern Typs Belna ähnelt, weist<br />
im Gegensatz zur bisherigen Tradition vorn<br />
und hinten Einzelabfederung auf. Dieses Mo*<br />
dell stellt damit den einzigen Wagen dar, der<br />
auf die Pariser Ausstellung dieses Jahres mit<br />
einer neuen Einzelabfederung der Hinterräder<br />
herauskam.<br />
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10 AUTQMÜB1L-REVUE DIENSTAG, 6. Oktober <strong>1936</strong> — N°<br />
Fiat.<br />
Diese Firma ist in Paris unter zwei verschiedenen<br />
Namen vertreten. Während an<br />
dem unter dem Namen Fiat «segelnden»<br />
Stand ausschliesslich die Vertreter des Typs<br />
1500 anzutreffen sind, werden die zwei kleineren<br />
Typen Balilla und Modell 500 am Stande<br />
von Simca gezeigt. Diese Unterteilung der<br />
Fiatwagen hat ihre Begründung darin, dass<br />
die zwei kleineren Bauarten von Simca in<br />
Frankreich hergestellt werden und nur die<br />
grösseren Wagen Importprodukte sind.<br />
Bei Fiat finden wir neben zwei vierplätzigen<br />
Serienkarosserien vom Typ 1500 ausserdem<br />
ebensoviele Spezialkarosserien, die durch Pi-<br />
Der Führersitz des Fiat 500. 1) Anlasser-Betätigung;<br />
2) Zündschlüssel; 3) Startklappen-Betätigung;<br />
4) Schalthebel; 5) Handbremshebel; 6) Benzinhahn.<br />
nin und Farina hergestellt wurden. Darunter<br />
fallen speziell die edlen Linien eines grauen,<br />
zweiplätzigen Coup6s auf, das im Vordergrunde<br />
der Ausstellung steht. Neben ihm finden<br />
wir ein blaues Cabriolet mit vier Plätzen.<br />
Der Stand von Simca ist dauernd von einer<br />
grossen Besucherzahl belagert, die sich für<br />
die ausgestellten Kleinfahrzeuge, hauptsächlich<br />
aber für den zweiplätzigen Typ 500 interessieren,<br />
der für Paris neu ist und auch als<br />
blankes Chassis gezeigt wird.<br />
Da wir alle diese Wagenmodelle schon bei<br />
früherer Gelegenheit ausführlicher besprochen<br />
haben, können wir hier auf eine Beschreibung<br />
•verzichten.<br />
Bugatti.<br />
Diese Firma, die sich auf die Fabrikation<br />
von hochklassigen Wagen spezialisiert<br />
hat, baut in alle ihre Modelle den von den<br />
Eennmodellen her bekannten 3,3-Liter-Motor<br />
ein. Beim Modell Grand Sport besitzt<br />
der Motor zur Steigerung seiner ohnehin<br />
hervorragenden Leistung noch einen Kompressor,<br />
doch machen schon die kompressorlosen<br />
Wagen laut Fabrikgarantie in<br />
der Ebene ehrliche 150 km/St., was den<br />
meisten Sonntags- und auch sogar den<br />
routinierten Werktagsfahrern genügen<br />
dürfte. Es handelt sich bei diesem Motor<br />
um die bewährte Bugatti-Konstruktion<br />
mit zwei obenliegenden Nockenwellen, wie<br />
man sie dieses Jahr sogar für den neuen<br />
- Grand-Prix-Wagen beibehalten hat. —•<br />
Bemerkenswert ist die ausgezeichnete<br />
Strassenlage dieser auf Grund der Benn-<br />
. erfahrungen entstandenen Wagen. Man<br />
hat, wie wir konstatieren konnten, auch<br />
bei Höchstgeschwindigkeiten ein absolut<br />
sicheres Gefühl. Wenn man anhand früherer<br />
Erfahrungen glaubte, einen etwas<br />
lauten Motorgang voraussetzen zu müssen,<br />
so zeigte sich auf der Fahrt, dass diese<br />
Erwartung sich bis zu einer Geschwindigkeit<br />
von fast 100 km/St, nicht erfüllte.<br />
Erst von da an steigerte sich das Motorgeräusch<br />
um eine Spur.<br />
Ausgestellt hat Bugatti eine beträchtliche<br />
Zahl dieses Modells mit verschiedenen<br />
Karosserien. Am Chassis selbst hat<br />
sich ja nichts von Belang irgendwie geändert.<br />
Im Vordergrund des Publikumsinteresses<br />
steht wohl jener silberige offene<br />
Sport-Zweisitzer mit aerodynamischer<br />
Verkleidung der Kader. Die Verschalung<br />
der Vorderräder ist bei ihm in zwei Teile<br />
gegliedert, von denen sich der vordere<br />
mit den Kadern einschlagen lässt. Die hintere,<br />
auslaufende Partie ist dagegen fest<br />
mit dem Chassis verbunden.<br />
Als weiteres, ganz besonders schönes<br />
Ausstellungsobjekt fiel uns ein zweiplätziges<br />
Coupe auf, dessen edle Linien für<br />
einen Concours d'Elegance wie gemacht<br />
erschienen. Und nun noch eine Mitteilung,<br />
die sicher allgemeinem Interesse begegnen<br />
wird: Die schweizerische Bugatti-Filiale<br />
ist frisch organisiert worden.<br />
Adler.<br />
Am Stande von Adler grüssen uns die<br />
altbekannten Gesichter, die sich kaum<br />
verändert haben. Auch der mechanische<br />
Teil konnte, abgesehen von einigen Kleinigkeiten,<br />
ins neue Automobiljahr hinüber<br />
mitgenommen werden. Bei den kleinen<br />
Serienmodellen bemerken wir eine<br />
gegen früher etwas vermehrte Bombierung<br />
der Seitenwände, was die Linie zweifellos<br />
noch .verbessert hat<br />
Zu den neuen Annehmlichkeiten zählen<br />
wir den an die Lenksäule montierten Abblendschalter,<br />
wie er dieses Jahr bei einer<br />
grossen Zahl von Wagen en vogue ist. Zu<br />
seiner Betätigung braucht der Fahrer die<br />
Hände nicht vom Lenkrad zu heben, da<br />
er sich leicht mit der Fingerspitze erreichen<br />
lässt. Der Getriebeschalthebel sitzt<br />
wie bisher unter dem Lenkrad an der<br />
Lenksäule, also ebenfalls in nächster<br />
Griffnähe.<br />
Neben diesen Fahrzeugen der kleineren<br />
Klasse hat Adler weiter zwei auf die grösseren<br />
Chassis-Modelle aufgebaute Cabriolets<br />
mit drei und vierplätzigen Karosserien<br />
am Stand. Auch bei ihnen lassen sich<br />
höchstens Detail-Aenderungen erkennen,<br />
während sich der Wagen in seinen Grundzügen<br />
gar nicht verändert hat.<br />
Auto-Union:<br />
Audi, D.K.W.. Horch, Wanderer.<br />
Dieser international durch seine Rennerfolge<br />
berühmt gewordene Konzern zeigt<br />
Vertreter einer jeden seiner verschiedenen<br />
Mitgliedfirmen. Neukonstruktionen gründlegender<br />
Art sind nicht anzutreffen, dagegen<br />
findet sich im Mittelpunkt der Ausstellungsobjekte<br />
ein Wagen, der als verhältnismässig<br />
junge Schöpfung noch nicht<br />
allgemein bekannt geworden sein dürfte:<br />
Der Wanderer-Sportwagen mit Kompressor,<br />
der erstmals dieses Jahr in Berlin<br />
auftauchte. Karossiert ist er als Sport-<br />
Zweisitzer mit elfenbeinfarbener, schwarz<br />
verzierter Lackierung, dessen Schnitt<br />
schon seine Rasse vermuten lässt. Sein<br />
sechszylindriger 2-Liter-Motor mit ständig<br />
mitlaufendem Kompressor erteilt ihm denn<br />
auch eine Höchstgeschwindigkeit von<br />
145—150 km/St., da er 85 PS zu leisten vermag.<br />
Seine übrigen Hauptmerkmale lassen<br />
sich stichwortweise folgendermassen<br />
zusammenfassen: Kastenrahmen vorn auf<br />
Schwingachsen, hinten aber auf Schwebeachse<br />
abgestützt, Gewicht 1000 kg, verbürgt<br />
gute Beschleunigungseigenschaften,<br />
hydraulische Bremsen, Eindruckzentralschmierung.<br />
Als weitere Modelle figurieren auf dem<br />
Stand ein Wanderer-Vollschwingachser<br />
mit Sechszylinder-Motor von 2,3 Liter Zylinderinhalt,<br />
der dank seiner siebenfach<br />
gelagerten Kurbelwelle und den übrigen<br />
Konstruktionsmerkmalen hervorragend<br />
geräuschlos und vibrationsfrei läuft; ferner<br />
der bekannte Frontantriebswagen von<br />
Audi, der als Cabriolet karossiört ist"und<br />
nur unerhebliche Abänderungen gegenüber<br />
dem letzten Jahrgang aufweist; und<br />
endlich als dritten und vierten im Bunde<br />
der Vollschwingachser die Horchwagen,<br />
Modelle 853 und 830 BL, von denen der<br />
erste einen achtzylindrigen 5-Liter-Reihenmotor,<br />
Servobremsen und Kastenrahmen<br />
aufweist und als Sport-Cabriolet karosiert<br />
ist, während der zweite den bekannten<br />
V-Motor von 3,5 Liter Hubraum<br />
unter seiner Haube birgt.<br />
Als Vertreter der Kleinwagenklasse<br />
endlich beschickt die Auto-Union ihren<br />
Stand mit dem Zweizylinder-Zeitakter von<br />
DKW, dessen Motor und Aufbau dank<br />
seiner weiten Verbreitung schon zu den<br />
alten Bekannten zählt.<br />
Berliet.<br />
Diese berühmte Lyoner Fabrik hat sich<br />
schon in früheren Jahren nfeben dem Lä#-<br />
wagenbau auch mit der Herstellung von<br />
Personenwagen abgegeben. Eine Zeitlang<br />
hat sie dann das Hauptgewicht auf die<br />
Weiterentwicklung ihrer Lastwagen gelegt<br />
und kommt nunmehr dazu zurück,<br />
auch dem Personenwagen ihr besonderes<br />
Augenmerk zuzuwenden.<br />
Auf dem Personenwagenstand ist sie<br />
neben verschiedenen karossierten Wagen<br />
auch mit einem neudurchkonstruierten<br />
Personenwagen-Chassis von 2, Liter Hubraum<br />
vertreten. Sein Vierzylindermotor<br />
ist dreifach gelagert und erteilt dem Fahrzeug<br />
eine Höchstgeschwindigkeit von ca.<br />
120 bis 125 km/St. Die Abstützung des<br />
Rahmens geschieht vorn durch eine Querfeder,<br />
die zur Führung der Räder beidseitig<br />
durch-zwei übereinander liegende<br />
Schwinghebel mit Silentblock-Lagerung<br />
unterstützt wird.'<br />
Die Hinterachse ist starr und weist zur<br />
Uebertragung ,der Bremskräfte auf. das<br />
Chassis ein Schubrohr auf, in dessen Innerem<br />
die "hintere Hälfte der Antriebswelle<br />
nach hinten führt. Hydraulische<br />
Stossdämpfer hinten und Reibungsstossdämpfer<br />
vorn, die direkt auf den untern<br />
Schwinghebeln sitzen, komplettieren das x<br />
Bild der Abfederung dieses bemerkenswerten<br />
Wagens.<br />
Aufgefallen ist uns, dass auch Berliet<br />
den Schalthebel und Handbremshebel<br />
nicht auf der gleichen Seite des Lenkrades<br />
anordnet.<br />
Einen besonders reichhaltig beschickten<br />
Stand zeigt Berliet neben seinem Lastwa--<br />
genstand der Haupthalle noch im Erdgeschoss.<br />
Der Hauptakzent liegt dort auf der<br />
Anwendung billiger Brennstoffe, sei es<br />
nun durch den Dieselmotor, der auf Grund<br />
einer Ricardo-Lizenz gebaut wird, oder<br />
durch den Berliet-Imbert-Holzgas-Lastwagen,<br />
der mit einem speziellen für Holzgasbetrieb<br />
gebauten Motor versehen" ist. Wir<br />
finden hier noch die grossen Gas-Reiniger,<br />
welche seit der Einführung der Gaskühlung,<br />
wie sie die Firma Imbert seither<br />
baut, in Wegfall kommen durften.<br />
Interessant ist auch ein schwerer Lastwagen<br />
mit nach vorn neben den Motor gerücktem<br />
Führersitz, wodurch 1,2 m an<br />
Länge profitiert werden, was entweder<br />
dem Lenkradius oder der manchmal benötigten<br />
grossen Brückenlänge zustatten<br />
kommt.<br />
, Austin.<br />
Recht zahlreich rückt Austin mit seinen<br />
Neukonstruktionen, die wir vor einigen<br />
Wochen signalisieren konnten, auf. Das<br />
heisst, es handelt sich auch hier mehr um<br />
eine Weiterentwicklung bestehender Bauarten,<br />
die durch Verbesserungen an Einzelheiten<br />
ohne grundlegende Aenderung<br />
der Konstruktionsgedanken entstanden.<br />
Nehmen wir uns gerade einmal das<br />
Chassis des Austin Baby vor. Sein Rahmen<br />
konnte mit geringen Abänderungen<br />
seit 1922 beibehalten werden und zeigt die<br />
heute auch an andern Kleinwagen angetroffene<br />
Hinterrad-Abstützung mittels<br />
Viertel-Elliptikfedern, welche am Hinterende<br />
des Chassis fixiert und quasi als<br />
seine elastische Verlängerung aufzufassen<br />
sind. Das Schubrohr, dem die Uebertragung<br />
der Bremskräfte vom Hinterachsgehäuse<br />
auf den Rahmen obliegt, ist jetzt an<br />
seinem vordem Drehpunkt in Silent-<br />
Biocks gelagert. Die leicht nachstellbare<br />
Girlingbremse mit Drahtseilzug hat auch<br />
hier Eingang gefunden.<br />
Eine wichtige Neuerung zeigt der vierzylindrige<br />
Motor, dessen Kurbelwelle neuerdings<br />
dreifach gelagert ist, was einen<br />
ruhigeren Lauf gewährleistet.<br />
An den grösseren Wagen änderte sich<br />
vor allem die Karosserien, die sich in gefällig<br />
zurückhaltenden Formen ergehen.<br />
Die Motoren aller Wagen, also auch die<br />
Die Kurbelwelle des Austin 7 hat ein drittes Lager<br />
in ihrer Mitte erhalten, wodurch sie bedeutend steifer<br />
geworden ist. 1) Rollenlager; 2) Gleitlager in<br />
Kurbelwellenmitte; 3) doppelte Kugellagerung,<br />
Sechszylinder, sind in Gummi gelagert,<br />
so dass sich Vibrationen nicht auf das<br />
Chassis übertragen können. Ist es nötig<br />
zu sagen, dass sämtliche Wagen Lederpolsterung<br />
aufweisen, die Stören für das<br />
Rückfenster vom Fahrer betätigt werden<br />
können, der Wagen mit einem Gepäckraum<br />
versehen ist, in dem ein Gepäckstück<br />
nicht mit Einbuchtungen und Vorsprüngen<br />
in Konflikt kommt, während in<br />
seinem «Parterre» genügend Platz vorhanden<br />
ist, um auch den Reservepneu zu<br />
verstauen.<br />
Hanomag.<br />
Als Hauptattraktionspunkt finden wir bei<br />
Hanoniag einen Wagen mit eingebautem Vierzylinder-Dieselmotor.<br />
Ihm ist ausserdem ein<br />
grösserer Bruder erstanden, der bei gleicher<br />
Bohrung und dem bisherigen Hub einen Hubraum<br />
von 2,4 Liter besitzt, im übrigen aber<br />
der Vierzylinder-Ausführung in allen Stücken<br />
nachgebildet ist. Wie sie besitzt er eine<br />
Bosch-Anwärmvorrichtung, durch welche die<br />
Glühkerzen in Wegfall kommen. Bei der gegenwärtigen<br />
Devisenlage Deutschlands erweckt<br />
dieser Fortschritt im Bau der kleinen<br />
Dieselmotoren begreiflicherweise beträchtliches<br />
Interesse, denn an Sparsamkeit im<br />
Brennstoffverbrauch lässt sich der Diesel eben<br />
einfach nicht schlagen.<br />
Ebenfalls neu istdie-jetzt auf Wünsch eingebaute,<br />
automatische Kupplung, deren Modell<br />
man anlässlich des Genfer Salons schon<br />
bewundern konnte. Was -die bisherigen Modelle<br />
Garant, Rekord und. Sturm anbetrifft, so<br />
sind sie-mit geringen Modifikationen auch ins<br />
"Heue Fabrikationspragramm eingegangen und<br />
am Stande vertreten. Ihr Aufbau und ihre<br />
Abmessungen dürfen deshalb als bereits, bekannt<br />
vorausgesetzt werden.<br />
Packard.<br />
tft 2fi£ 01<br />
Wie die meisten Aussteller konnte sich<br />
; auch Packard diesmal im wesentlichen, mit<br />
geringen. Abänderungen einiger -Einzelheiten<br />
J begnügen, ohne sich auf einen neuen, von der<br />
Firma bisher an keinem Modell beschrittenen<br />
Weg zu begeben. Als wichtigste Neuerung<br />
'.verdient die Einführung der hydraulischen<br />
, Bremse besondere Erwähnung..<br />
Weiter ist hervorzuheben, dass sich dieser<br />
Vertreter des klassischen amerikanischen<br />
Aütomobilbaues nunmehr vollkommen zur<br />
Eiazelabfederung der Vorderräder bekennt,<br />
Besichtigung des Pariser Salons<br />
durch Präsident Lebrun.<br />
Paris (Sonntag), 4. Oktober <strong>1936</strong>.<br />
Der meist als erster «Jour de Gala» vorgesehene<br />
Freitag bringt dem Automobil-Solon die Ehre des<br />
Besuches von Herrn Lebrun, Präsident der Republik.<br />
Zur angesetzten Stunde sind verhältnismässig<br />
nur wenige Besucher anwesend, wie denn überhaupt<br />
während der ganzen Zeit, ausgenommen<br />
vielleicht Sonntag, der Besuch nicht so rege i«t<br />
wie andere Jahre. Die Krise macht sich darin deutlich<br />
bemerkbar und sollte ja auch im Streik des<br />
Hotelpersonals vom Samstag ihren Niederschlag<br />
finden.<br />
Mit dem Heranrücken der zehnten Stunde des<br />
Vormittags macht sich bei den Anwesenden eine<br />
gewisse gespannte Erwartung bemerkbar. Wer Reinen<br />
Platz nicht verlassen kann, wie beispielsweise<br />
die Zubehör-Vertreter auf der Balustrade, der wendet<br />
zum mindesten seine Blicke dem Haupteingan?<br />
zu, wo inzwischen die Ehrenwache in ihren alten,<br />
Uniformen Aufstellung genommen hat. Das !>••<br />
rühmte Musikkorps der Garde Republicaine warte*<br />
nur auf den Moment des Einsatzes. Punkt zehn<br />
Uhr ertönen die Kommandos der Ehrenwache, die<br />
mit gezücktem Krummsäbel in den «Senkel> fährt*<br />
Beim Erscheinen des Präsidenten in der Halle<br />
wird zur Begrüssung die Marseillaise gespielt.<br />
Blitzlichter zucken an allen Ecken und Enden auf<br />
und Photographen nehmen den Präsidenten au«<br />
diskreter Entfernung aufs Korn. Auch bei seinem •<br />
nachfolgenden Rundgang durch die Stände, wobei<br />
er in erster Linie die französischen Fabrikate, daneben<br />
aber auch beispielsweise Mercedes, besucht<br />
und sich an jedem Stande vom Chef der betreffenden<br />
Firma instruieren lässt, sparen die Photo-*<br />
reporter ihr Material nicht, ja zeitweise wird gerade<br />
serienweise «gefeuerwerkt».<br />
Uebereifrige Besucher und Reporter werden von<br />
den zahlreichen Polizisten, die ihm voraus den<br />
Weg «freilegen», zur Seite geschoben und in ihre<br />
Schranken zurückgewiesen, was angesichts der erwähnten,<br />
geringen Zußchauerzahl keine grosse<br />
Mühe machte.<br />
Die diesmal ausgezeichnet gelungene Decken*<br />
Dekoration ersetzt mit ihrer sonnenlichtvortäusehenden<br />
Beleuchtung das schöne Wetter, das dem<br />
Salon leider erst in seiner zweiten Hälfte hoM<br />
sein sollte. Dank der hellfarbigen Ausführung der<br />
Stoffbespannungen ist die ganze Halle bei schönem<br />
Wetter auch vom Tageslicht allein sehr gut beleuchtet,<br />
besser wohl als in manchen früheren<br />
Jahren.<br />
während bisher nur der «kleine » Achtzylinder<br />
Packard damit ausgerüstet war.<br />
Der neue Packard Sechszylinder dürfte<br />
wohl erst in New York zum ersten Male ausgestellt<br />
werden. Jedenfalls haben wir ihn auf<br />
dem Stande von Packard noch nicht angetroffen.<br />
Skoda.<br />
Diese dank ihren Leistungen auf allen Gebieten<br />
des Maschinenbaues, im Bau von Heeresmaterial<br />
und Automobilen berühmt gewordene<br />
tschechische Firma stellt in Paris<br />
ausschliesslich ihren Kleinwagen Typ 420<br />
aus, dessen interessantes Zentralrohrchassis<br />
man am letzten Genfer Salon bewundern<br />
konnte. Schwingachsen an allen vier Rädertl<br />
sowie der ganze Aufbau stempeln es zu einem<br />
der modernsten Kleinauto-Chassis. Da sich<br />
seit Genf in seiner Konstruktion keine wesentliche<br />
Veränderung vollzogen hat, können<br />
wir auf eine Beschreibung verzichten, um so>^<br />
mehr, als es sich natürlich ausschliesslich um<br />
Serienkarosserien handelt.<br />
Peugeot<br />
Der Stand von Peugeot kann mit allerhand<br />
Neuem aufwarten, sogar mit einem Modell,<br />
das vielleicht einmal 1940 oder noch später in<br />
Produktion genommen wird und wohl am<br />
ehesten eine Art Versuchsballon darstellt, um<br />
die Reaktion der öffentlichen 'Meinung zu erkunden<br />
und gleichzeitig das automobilistisch<br />
interessierte Publikum auf kommende Dinge<br />
vorzubereiten. Die Linie dieses ganz der<br />
Stromlinie verschriebenen Wagens lehnt sich<br />
sehr stark an die Form eines Flugzeugrumpfes<br />
an, welchen Eindruck die auf dem Rükken<br />
angebrachte Stabilisierflosse noch verstärkt.<br />
Da die hintere Wagenpartie in ein<br />
schlankes Heck ausläuft, hat man an Stelle<br />
eines normalen, horizontalen Stossfängers<br />
eine vertikale Pufferschiene vorgesehen.<br />
Als Basis für diesen Zukunftsaufbau diente<br />
ein Chassis vom Typ 402, das mit einem<br />
Cotal-Vorwählgetriebe ausgerüstet ist Aus<br />
dem Schaltbrett ragt an Stelle des Schalthebels<br />
ein Reversierschaltknopf hervor. Sogar<br />
die'Windschutzscheibe konnte sich der Unterordnung<br />
unter den Gedanken der Stromlinien<br />
nicht entziehen und ist deshalb aus gebogenem<br />
Sekurit angefertigt. Ausstellen lässt sie sich<br />
natürlich unter diesen Umständen nicht.<br />
Um die Winker vor dem enormen Luftzug<br />
zu schützen, denn der Wagen macht mit dem<br />
normalen Motor des Typ 402 seine 140 km/St.,<br />
was gegenüber dem heutigen Modell 402 einen<br />
Gewinn von 20 km/St, bedeutet, verlegte man<br />
ihre Drehpunkte nach unten.<br />
Als Ueberraschung Nr. 2 präsentiert Peugeot<br />
die « jüngere Schwester » des bisherigen<br />
und ohne Aenderungen beibehaltenen Modells<br />
402. In der äussern Form und ebenso im Gesamtaufbau<br />
auch des mechanischen Teils<br />
lässi sich eine frappante Familienähnlichkeit<br />
mit dem 402 nicht verleugnen. Als Ausnahme<br />
von dieser Regel sei beiläufig auf den Schalthebel<br />
hingewiesen, der hier in normaler Weise<br />
auf dem Getriebekasten sitzt, beim grösseren<br />
Modell aber aus dem Armaturenbrett hervor«<br />
ragt, Fodsetzuno Seite 11.
N° 81 — DIENSTAG, 6. OKTOBER <strong>1936</strong> AUTOMOBIL-REVUE 13<br />
Pioniere de$ Automobils<br />
Daimler-Benz<br />
Im vergangenen Frühling waren es 50 Jahre,<br />
dass Carl Benz vom kaiserlichen Patentamt in<br />
Berlin ein Patent über ein motorisch betriebenes<br />
Fahrzeug erhielt.<br />
Wir haben seinerzeit in der Automobil-Revue<br />
die Patentschrift wiedergegeben und das patentierte<br />
Fahrzeug näher beschrieben. Zweifelsohne<br />
handelte es sich um das erste in der praktischen<br />
Verwendung stehende und dann weiter bis zur<br />
vollen Verwertbarkeit entwickelte Automobil. Wenige<br />
Monate vorher, im August 1885, hatte das<br />
kaiserliche Patentamt in Berlin bereits an Gottlieb<br />
Daimler in Cannstatt zu seinem Grundpatent vom<br />
16. 12. 1883 über den ersten schnellaufenden Verbrennungsmotor<br />
ein Zusatzpatent für motorisch<br />
' angetriebene Fahrzeuge erteilt.<br />
Zwei selbständige Erfinder nebeneinander.<br />
Vollkommen unabhängig voneinander und ohne<br />
gegenseitige Kenntnis der Vorarbeiten und Versuche<br />
hatten die beiden grossen Männer den Gedanken<br />
des Kraftfahrzeugs aufgegriffen und technisch<br />
soweit entwickelt, dass an seine Verwirklichung<br />
herangegangen werden konnte. Die konstruktiven<br />
und technischen Grundideen waren erkannt<br />
und die Lösung der Probleme soweit gelungen,<br />
dass das Grundsätzliche bis auf den heuitgen<br />
Tag Geltung behalten hat.<br />
Doch mit der Erteilung der beiden Patente waren<br />
die gewaltigen Hindernisse, die sich vor den<br />
beiden grossen Erfindungen auftürmten, naturgemäss<br />
noch nicht überwunden. Wenn man heute<br />
•auf die verhältnismässig kurze Entwicklungsperiode<br />
•dieser.50 Jahre zurückblickt, kommt man zu dem<br />
Ergebnis, dass es mit die Zeitgenossen der beiden<br />
Erfinder gewesen sind, die der Entwicklung des<br />
AutomobiFs in seinen Anfängen grosse Schwierigkeiten<br />
in den Weg gelegt haben. Von verständnislosen<br />
Mitbürgern wegen der pferdelosen Wagen,<br />
die im Anfange noch nicht recht allein laufen<br />
wollten, verhöhnt und verlacht, blieben die beiden<br />
Männer unerschütterlich davon überzeugt, däss<br />
sich ihre Ideen verwirklichen lassen.<br />
Als Absatzgebiet stand in der Anfangszeit vorwiegend<br />
das damals sportlich stark interessierte<br />
Ausland zur Verfügung, wo sich auch kaufkräftige<br />
Kunden und Kapital fanden.<br />
Beginn der fabrikmässigen Erzeugung.<br />
Schon zehn Jahre vor der Jahrhundertwende<br />
haben beide Erfinder Fabriken für die Herstellung<br />
ihrer Wagen errichtet, und zwar Carl Benz die<br />
.Firma Benz & Co. in Mannheim und Gottlieb<br />
Daimler die Daimler-Motoren-Gesellschaft in Cannstatt<br />
bei Stuttgart.<br />
Das neue Beförderungsmittel erwarb sich in<br />
der ganzen Walt immer mehr Vertrauen und Anhänger<br />
und überwand auch die Bedenken, die<br />
amtlicherseits ursprünglich dagegen geltend gemacht<br />
worden waren. Die Menschheit stand inmitten<br />
einer Wende in der Geschichte des Verkehrswesens,<br />
und damit in den Begriffen über Zeit<br />
und Raum überhaupt. Bereits zeichneten sich die<br />
Umrisse der grossen Entwicklung ab, welche sich<br />
dem Motor als Schöpfer und Beherrscher neuer<br />
gewaltiger technischer und wirtschaftlicher Leistungsgebiete<br />
eröffnen sollte. Ihrer Zeit vorauseilend,<br />
erkannten die beiden Pioniere die ungeheuren<br />
Zukunftsmöglichkeiten des Motors.<br />
Mehr und mehr wandelte sich das Auto unter<br />
den Händen geschickter Konstrukteure. Jedes<br />
Jahr brachte neue Fortschritte und Verbesserungen;<br />
die Geschwindigkeiten steigerten sich (und sowohl<br />
die Form als auch die Ausstattung erinnerten kaum<br />
noch an das erste Fahrzeug. Die erweiterten<br />
Benz-Werke in Mannheim und das nach Untertürkheim<br />
übersiedelte Daimler-Werk waren und<br />
blieben Schrittmacher auf dem Wege der Weiterentwicklung<br />
des Motorfahrzeugs, sowohl auf dem<br />
Gebiete der Personen- als auch der Güterbeförderung.<br />
Ausserdem schlössen die Werke verschiedene<br />
Interessengemeinschaften ein, durch welche die<br />
Bedeutung und Stosskraft der Stammgesellschaften<br />
im Hinblick auf die kommende Nutzfahrzeug-Fabrikation<br />
wesentlich gehoben und der Aktionsradius<br />
erweitert wurde.<br />
Die Entwicklung nach der Jahrhundertwende.<br />
Von Jahr zu Jahr stiegen die Produktionsziffern<br />
der Daimler- und Benz-Fahrzeuge und mit ihnen<br />
die Belegschaften der beiden Werke, der Absatz<br />
dehnte sich und trug vor allem auch durch grosse<br />
Lieferungen nach dem Ausland und Uebersee<br />
dazu bei, den Namen Daimler und Benz<br />
internationales Ansehen zu verschaffen. Schon<br />
1911 konnten die Benz-Werke in Mannheim den<br />
Ruf für sich beanspruchen, die grösste Automobilfabrik<br />
Europas zu sein; sie hatten schon damals<br />
eine Bau-Serie von 1000 Wagen aufgelegt.<br />
Ein weiteres Kennzeichen der Aufstiegperiode<br />
beider Firmen waren die beispiellosen Erfolge, die<br />
se mit. ihren Fabrikaten auf Rennen und sonrigen<br />
Wettbewerben erzielten. Die Geschichte<br />
ler Automobilrennen beginnt mit den Namen<br />
Daimler und Benz und blieb mit ihnen bis zum<br />
heutigen Tag untrennbar verbunden. Es gab schon<br />
in jenen Janren keine Rennveranstaltung von Bedeutung,<br />
welche nicht die Fahrzeuge von Daimler<br />
und Benz am Start und meist auch als überlegene<br />
Sieger am Ziel sah. Namen leuchten auf<br />
wie Prinz-Heinrich-Fahrt, Herkomer-Konkurrenz,<br />
Semmering-tfennen, Gordon-Benett-Rennen u.a.m.,<br />
zugleich stolze Erinerungen für beide Firmen In<br />
einem ruhmvollen, aber auch arbeitsreichen Ausschnitt<br />
ihrer Entwicklung.<br />
Ein staunenswerter Rekord.<br />
Der gewaltige Respekt, den diese Leistunger<br />
abnötigten, steigerte sich zur Bewunderung, alr<br />
"es Benz gelang, 1911 in Amerika in der Bucht von<br />
Daytona einen Weltrekord aufzustellen, bei dem<br />
«ein Fahrzeua einen Stundendurchschnitt von 228<br />
in Gegenwart und Vergangenheit<br />
Kilometer erreichte. Erst neun Jahre später konnte<br />
dieser Rekord gebrochen werden.<br />
Mit dem dreifachen deutschen Sieg im Grand<br />
Prix 1914 schloss das vielseitige autosportliche<br />
Geschehen der Vorkriegszeit ab.<br />
Ein Jahr vorher konnten aber noch die Benz-<br />
Werke unter stärkster Konkurrenz den Kaiser-Preis<br />
für den besten deutschen Flugzeugmotor erringen.<br />
Die Erzeugnisse der Daimler und Benz besassen<br />
bei Kriegsausbruch unumstrittene Weltgeltung.<br />
Eine Entwicklung war eingeleitet, die nach menschlichem<br />
Ermessen die beiden Firmen zu glanzvoller<br />
Höhe führen musste.<br />
Der Ausbruch des Weltkrieges<br />
zerbrach diese grossen und wohlbegründeten<br />
Hoffnungen und zerstörte einen Aufstieg, der fast<br />
greifbar vor diesen beiden Unternehmungen lag.<br />
Das schwere nationale Schicksal und der Kriegszustand<br />
mit rund zwei Dutzend gegnerischen Staaten<br />
forderte die restlose Inanspruchnahme der Fabriken<br />
für die Zwecke der Landesverteidigung. Die<br />
Erzeugnisse privater Fahrzeuge kam unter diesen<br />
Umständen überhaupt nicht mehr in Betracht.<br />
Der konstruktive Rückschlag des Weltkrieges und<br />
die Schwierigkeiten nach dem Kriege.<br />
Die schwerste Not, die für die deutsche Automobilindustrie<br />
entstand, lag darin, dass die Wagen<br />
der Vorkriegszeit konstruktiv nicht weiter<br />
entwickelt werden konnten. Während in allen<br />
Ländern nach wie vor Privatfahrzeuge gebaut und<br />
daher deren Konstruktion sich immer weiter verbesserte,<br />
lag dieser Zweig bei den Mittelmächten<br />
vollkommen darnieder. Es fehlte an Geld und<br />
Material, irgendwelche Versuche anzustellen, und<br />
die konstruktiven Köpfe mussten in den Dienst der<br />
Kriegsindustrie gestellt werden.<br />
Als der Friede kam, erhoben sich für den Neuaufbau<br />
der Produktion unvorstellbare Schwierigkeiten.<br />
Die Produktionsmittel waren auf das Aeusserste<br />
abgenutzt, der Maschinenpark und die Fabrikeinrichtungen<br />
zum Teil unbrauchbar.<br />
Man stand eigentlich vor einem vollkommen<br />
neuen Anfang. Die Verbindungen auf dem Weltmarkt<br />
waren zerstört und ihre Wiederanknüpfung<br />
in psychologischer Hinsicht wie auch durch die<br />
Abkapselung der verschiedenen Staaten, besonders<br />
der Nachfolgestaaten, fast unmöglich. Zudem<br />
befand man sich im eigenen Lande inmitten<br />
eines politischen Umschwungs, Von dem man nfcht<br />
wusste, was er letzten Endes bringen würde. Das<br />
Automobil galt als Luxusgegenständ und war daher<br />
übertriebenen Steuerbelastungen ausgesetzt.<br />
Dazu kam die verheerende Inflation, die jede geschäftliche<br />
Kalkulation unmöglich machte.<br />
Der Neuaufbau.<br />
Die Schwere der Situation erkennend, schlössen<br />
die Firmen «Daimler Motoren-Gesellschafti<br />
und «Benz & Cie., Aktiengesellschaft» im Jahre<br />
1924 einen Interessengemeinschaftsvertrag, dem im<br />
Jahre 1926 die völlige Fusion der beiden Weltfirmen<br />
folgte. Die Geschäftsleitung, durch neue<br />
Männer ergänzt, hatte das Steuer des auf den<br />
Wogen einer irregeleiteten und ziellosen Wirtschaftspolitik<br />
wild schaukelnden Schiffes fest irj die<br />
Hand genommen. Ein neuer Geist zog ein in die<br />
Werkstätten und Bureaus, ein kämpferischer Geist,<br />
der wieder Anschluss suchte und fand an die Vorbilder<br />
der Gründer Gottlieb Daimler und Carl<br />
Benz.<br />
Eine fast übermenschliche Arbeit harrte der<br />
neuen Geschäftsleitung. Es galt — trotz äusserst<br />
beschränkter Finanzmittel — eine Umstellungsarbeit<br />
vorzunehmen, die den Zeiterfordernissen<br />
Rechnung trug. Auch in konstruktiver Hinsicht<br />
wurde eine grundlegende Umstellung auf allen<br />
Gebieten des Automobil- und Motorenbaues in<br />
Angriff genommen. Nicht immer war diesen Bemühungen<br />
Glück beschieden; Erfolge wechselten<br />
mit Rückschlägen. Doch zielklar und zielsicher<br />
verfolgte die Geschäftsleitung den Weg, durch<br />
konsequentes Zusammenfassen aller Kräfte das<br />
Erbe der Väter nicht nur zu erhalten, sondern<br />
es wieder zu gesundem und kräftigem Blühen ZB<br />
bringen.<br />
Es war ein glückliches Schicksat, dass dieser<br />
neue Abschnitt in der Geschichte des Unternehmens<br />
noch früh genug anbrach, um das Fundament<br />
seiner künftigen Entwicklung vor bevorstehenden<br />
zerstörenden Stürmen zu Kräftigen. Neue<br />
schwere Sorgen brachen über die Industrie herein,<br />
als eine verkehrsfeindliche und kurzsichtige Wirtschaftspolitik<br />
der damaligen Regierungen mit dem<br />
Jahre 1926 zu einem sprungweisen scharfen Abbau<br />
der Automobilzölle schritt und damit die<br />
deutsche Automobilindustrie inmitten ihrer Aufbauarbeit<br />
dem Flankenstoss der ausländischen, in<br />
Sonderheit amerikanischen Auto-Invasion aussetzte.<br />
Da die Umstellung der deutschen Automobilindustrie<br />
dem schnellen Tempo des Zollabbaus unmöglich<br />
zu folgen vermochte, brachte jede Zollherabsetzung<br />
automatisch einen Preissturz mit sich,<br />
und führte damit zu ganz enormen Verlusten. Es<br />
kam zur Blütezeit der ausländischen Montagewerkstätten<br />
und gleichzeitig zum Substanzverkehr der<br />
deutschen Werke. Die vielseitigen Belastungen<br />
durch behördliche Massnahmen stiegen und erstickten<br />
jede gesunde Aufstiegsmöglichkeit im<br />
Keim. Ueber diese gefährlichen Erschütterungen<br />
half auch nicht der steigende Absatz in den<br />
Jahren 1927 bis 1929 hinweg, weil er sich unter<br />
gleich ungünstigen Verhältnissen vollzog.<br />
Der beginnende Aufstieg.<br />
Nur harte Entschlüsse und deren konsequente<br />
Durchführung boten Gewähr dafür, dass sich die<br />
Firma Daimler-Benz in dieser schweren Zeit durchsetzen<br />
könne. Unverdrossen wurde immer wieder<br />
die Anpassung der Typenprogramme an die sich<br />
fortwährend ändernden Verhältnisse betrieben und<br />
an der Herausbringung neuer Konstruktionen und<br />
Modelle gearbeitet. So gelang es, die Firma innerlich<br />
zu festigen und zu füsten, so dass sie die<br />
mit den Jahren 1930/31 beginnende, ungeheuer<br />
schwere und durch die folgende Weltkrisis verschärfte<br />
Wirtschaftskatastrophe, die sich gerade<br />
in der Automobilindustrie verheerend auswirkte,<br />
verhältnismässig gut überstehen konnte.<br />
Die nun wiedergefundene gesunde innere Kraft<br />
der vereinigten Firma Daimler-Benz kam in der<br />
verschärften Krise des Jahres 1932 besonders zum<br />
Ausdruck, als es gelang, trotz des Absinkens der<br />
deutschen Produktionsziffer auf nur 50,000 Fahrzeuge<br />
als einzige Firma den Absatz in Personenwagen<br />
zu erhöhen. Damit war eine Aufwärtsentwicklung<br />
begonnen, die das Ergebnis eines harten<br />
Kampfes darstellte, und die dann in der Folge<br />
zu'einer unerhörten Blüte führte.<br />
•
14 AUTOMOBIL-REVUE<br />
Doppeljubiläum bei Bosch<br />
In jüngster Zeit beging Herr Robert Bosch seinen<br />
75. Geburtstag, während gleichzeitig die Firma<br />
Robert Bosch A.-G. den fünfzigjährigen Bestand<br />
feierte. Diese seltene Doppelfeier rechtfertigt einen<br />
Rückblick auf die Entwicklung des von Robert<br />
Bosch gegründeten Unternehmens.<br />
Robert Bosch wurde am 23. September als<br />
achtes Kind eines Bauern und Wirtes in Albeck<br />
bei Ulm geboren. In Ulm besucht Bosch die Realschule,<br />
Um sodann bei einem Mechaniker und<br />
Optiker als Lehrling einzutreten. Nach einer Wanderzeit<br />
und nach Leistung des Militärdienstes findet<br />
Robert Bosch Stellung als Mechaniker bei<br />
Schuckert in Nürnberg, bei Bergmann in New-<br />
York und bei Siemens in Woolwich. Dann eröffnet<br />
er<br />
1886 die erste Bosch-Werkstätte<br />
In einem Hinterhaus der Rotebühlstrasse in Stuttgart.<br />
Mit einem Gesellen und einem Lehrling werden<br />
Apparate aller Art gebaut und instandgesetzt.<br />
Bosch war damals Spezialist für Klingelanlagen<br />
in Gasthöfen.<br />
1887 der erste Zündapparat.<br />
Ein merkwürdiger, auf nebensächlichen Ursachen<br />
beruhender Zufall verschafft Bosch im<br />
Jahre 1887 den Auftrag zur Konstruktion eines<br />
Niederspannungs-Magnetzünders mit Abreissvorrichtung<br />
für einen kleinen Maschinenbauer. Damit<br />
wendet sich Bosch einem neuen Arbeitsgebiet<br />
zu, das ihn ganz fesselt und niemals mehr loslässt.<br />
Sein kleines handliches Unternehmen entwickelt<br />
sich langsam, aber stetig. Sechs Mechaniker<br />
werden von Bosch beschäftigt, und die Werkstatt<br />
wird in einen grösseren Raum verlegt. Im<br />
Jahre 1891 sind es acht Mechaniker, darunter als<br />
Lehrling Gottlob Honold, der später erster technischer<br />
Leiter des Unternehmens wird.<br />
Der tausendste Magnetzünder<br />
Wird am H.Oktober 1896 geliefert. Es handelt<br />
sich durchwegs um Niederspannungs-Magnetzünder<br />
für ortsfeste Motoren. In diesem. Jahr werden<br />
auch die ersten Versuche mit Magnetzündung an<br />
einem Motorrad und an einem Benzin-Automobil<br />
gemacht. Sie verlaufen erfolgreich, und nach<br />
vielen Mühen gelingt es Bosch, zwei Jahre später<br />
Daimler zu veranlassen, in seinen Automobilen<br />
Bosch-Magnetzünder einzubauen.<br />
Jahr 1931 neuerdings einen Rückschlag, der die<br />
Firmenleitung verantlasst, in grösserem Umfange<br />
die Erzeugung von<br />
Elekfro-Werkzeugen<br />
aufzunehmen. Die Zahl der Arbeiter beträgt im<br />
Jahre 1932 8400, im folgenden Jahr werden<br />
verschiedene weitere elektrische Geräte, so eine<br />
elektrische Blechschere und ein elektrischer Gravierer,<br />
in Herstellung genommen. Die Zahl der<br />
Arbeiter steigt 1933 auf 11,000 und 1934 auf<br />
Wenn man das fertige Fabrikat vor sich sieht,<br />
so ersteht in jedem technisch Interessierten der<br />
Wunsch, die Herstellung all der technischen Wunderwerke<br />
einmal genau verfolgen zu können. Allerdings<br />
erfordert eine Besichtigung der zahlreichen<br />
und riesigen Fabriken der Robert Bosch A.-G.<br />
viele Tage, wenn man nur einigermassen durch<br />
alle Abteilungen gelangen will. Deswegen können<br />
auch wir uns in der nachfolgenden kurzen Schilderung<br />
nur darauf beschränken, den Film des<br />
Werdeganges einiger der bekanntesten Bosch-<br />
Erzeugnisse abrollen zu lassen.<br />
Die Giesserei vermittelt uns einen Begriff von<br />
der Herstellung von Grundelementen für unzählige<br />
verschiedene Bosch-Erzeugnisse. Bei der Betrachtung<br />
des weiteren Fabrikationsvorganges in<br />
den verschiedenen Abteilungen trifft man immer<br />
wieder diese Gussteile an.<br />
Die Scheinwerferherstellung<br />
?st für den Automobilisten selbstverständlich besonders<br />
interessant. Da führt uns der Weg zuerst<br />
in das gigantische Presswerk, worin riesige<br />
Maschinen aus Blechtafeln die verschiedensten<br />
Formen stanzen. Mit einem einzigen Schlag wird<br />
aus einer grossen Blechtafel eine kreisrunde<br />
Scheibe ausgeschnitten und zu dem Reflektor geformt.<br />
In weiteren Maschinen erfolgt die genaue<br />
Bearbeitung des Innen- und Aussenrandes des<br />
Reflektors. Dazwischendurch muss der Reflektor in<br />
einen Glühofen wandern, damit die beim Pressen<br />
im Material entstandenen Spannungen verschwinden<br />
und damit er seine gleichmässige Form auch<br />
dann beibehält, wenn der überstehende, form-<br />
Die Hochspannungszündung<br />
war damals noch unbekannt. Man verwendete die<br />
Niederspannungszündung mit Abreisszündkerzen,<br />
die ursprünglich mechanisch und später bei den<br />
baltende Rand m einem weiteren Arbeitsgang<br />
Bosch-Abreisszündkerzen elektromagnetisch be-<br />
weggestanzt wird<br />
tätigt wurden. Im Herbst des Jahres 1901 gelingen<br />
Bosch die Versuche mit einer neuartigen<br />
Hochspannungszündung, womit die Konstruktion<br />
des Explosionsmotors um ein entscheidendes Stück<br />
vorwärtsgebracht wird.<br />
Die achtstündige Arbeitszeit<br />
wird von Robert Bosch am 1. August 1906 1h seinem<br />
nunmehr 562 Arbeiter und Angestellte zählenden<br />
Unternehmen eingeführt, eine für die damaligen<br />
Anschauungen hervorragende soziale Tat<br />
Aus Anlass der Herstellung der ersten halben Million<br />
Magnetzünder führt Bosch im Jahre 1910 in<br />
seinem rund 2000 Arbeiter zählenden Werk den<br />
freien Samstag-Nachmittag ein. Ueberall wird<br />
der Raum zu eng, und es müssen neue Fabrikanlagen<br />
gebaut werden, eigene Giessereien und<br />
Kraftwerke entstehen.<br />
Bei Kriegsausbruch<br />
sind bei Bosch 4726 Arbeiter und Angestellte beschäftigt.<br />
Die durch den Krieg verursachte Umstellung<br />
war daher für die Firma ausserordertflich<br />
einschneidend, mussten doch die Fabriken<br />
auf die Lieferung von Heeresbedarf eingerichtet<br />
werden.<br />
Als Folge des Weltkrieges werden die Auslandsverbindungen<br />
durch Beschlagnahme der<br />
Zweigunternehmungen unterbrochen. Robert Bosch,<br />
der durch den Krieg nicht reicher werden wollte,<br />
stiftet für Spitäler und für die Neckarkanalisation<br />
grosse Summen.<br />
Nach Friedensschluss<br />
schreitet die Leitung des Unternehmens unverzagt<br />
an den Wiederaufbau der Auslandsverbindungen.<br />
Gewaltige Schwierigkeiten sind in dieser Hinsicht<br />
zu überwinden.<br />
Krisen der Nachkriegszeit.<br />
Nach einer durch die Inflation hervorgerufenen<br />
Scheinkonjunktur tritt 1926 eine schwere<br />
Wirtschaftskrise ein, welche die Zahl der Arbeiter<br />
von 14000 auf 7000 zusammenschmelzen lässt.<br />
Die ständig ansteigende amerikanische Konkurrenz<br />
zwingt zu grundlegender Umstellung in Konstruktion<br />
und Fabrikation. Die Konstruktionen<br />
müssen auf eine einfachere und doch gleich<br />
leistungsfähigere Bauart umgestellt werden, in<br />
der Fabrikation ist der Uebergang zur Fertigung<br />
am laufenden Band unvermeidlich. Damit eröffnet<br />
sich für Bosch die Möglichkeit einer entschei-<br />
Robert Bosch am Anfang «einer Laufbahn.<br />
15,000, bis das Werk im Jahre <strong>1936</strong> eine Belegschaftszahl<br />
von fast 19,000 Köpfen umfasst<br />
Für Dieselmotoren<br />
baut Bosch seit 1925 Einspritzpumpen. Bekanntlich<br />
ist die Einspritzpumpe das entscheidende Gerät<br />
des Dieselmotors. Der Herstellung zuverlässiger<br />
und leichtregulierbarer Einspritzpumpen stehen<br />
denden Preissenkung und der Anpassung an diebedeutende Schwierigkeiten im Wege. Bosch ist<br />
amerikanische Konkurrenz. Zugleich gelingt es, es gelungen, ein Gerät zu schaffen, das sich in<br />
auch den Auslandsabsatz wieder in bedeutendem kurzer Zeit die ganze Welt erobern konnte. Dadurch<br />
wurde dem Unternehmen die seltene Umfange zurückzugewinnen. Trotzdem bringt das<br />
Möglichkeit<br />
zuteil, auf zwei verschiedenen Konstruktionsgebieten<br />
durch eine entscheidende Pioniertat<br />
Grosses zu leisten.<br />
Wenn heute auch infolge der allenthalben<br />
bestehenden Autarkiebestrebungen der Export<br />
nicht mehr jene prozentuelle Höhe erreicht,<br />
die er einst besass, so werden doch auch heute<br />
noch von allen Ländern der Erde Bosch-Erzeugnisse<br />
dank ihrer hervorragenden Qualität und<br />
kaum zu übertreffenden Zuverlässigkeit geschätzt<br />
und gekauft.<br />
Ein Rnnd^an^ durch die Boschwerke<br />
sen vielen Teilprüfungen ist es nach menschlichem<br />
Ermessen vollkommen ausgeschlossen, dass das<br />
fertige Fabrikat irgendwelche Mängel aufweist.<br />
Die Herstellung der Dynamomaschinen.<br />
Haben wir in der Scheinwerferabteilung die<br />
Erzeugung der mechanischen Elemente bewundert,<br />
so ist es bei der Fertigung der Lichtmaschinen in<br />
erster Linie der elektrische Teil, der uns in Staunen<br />
versetzt.<br />
Im Presswerk sammeln sich die Formstangen<br />
aus Kupfer und Tafeln aus Isolationsmaterial.<br />
Nach einer Kontrolle auf Masshaltigkeit und<br />
Oberfläche, auf die Wärmebeständigkeit und<br />
Druckfestigkeit werden in den Pressen die einzelnen<br />
kleinen Segmente des Kollektors gestanzt.<br />
Diese wandern zu einer Prüfstelle und werden<br />
dann in wechselvollen Reihen zu Lamellen zusammengesetzt.<br />
Gleichzeitig entstehen in einem<br />
anderen Teil des Werks die Kollektorbüchsen, und<br />
Rundstäbe verwandeln sich zu konischen Kollektorringen.<br />
Diese Einzelteile, sowie die isolierenden<br />
Streifen und Ringe aus Glimmer, die auch wieder<br />
einzeln geprüft worden sind, treffen nun an einer<br />
Stelle zusammen, dem Ort, wo der Kollektor seinen<br />
Entwicklungsgang beendet. Ueberflüssig, zu bemerken,<br />
dass auch er eine Prüfsfelle passiert, wo<br />
die einzelnen Lamellen auf Isolation und der<br />
ganze Kollektor auf Masshaltigkeit und Schleuderfestigkeit<br />
geprüft wird.<br />
Anderseits stanzt das Presswerk aus dünnen<br />
Stahlblechen sternförmige Gebilde, die den Kern<br />
des Ankers zu bilden bestimmt sind. Mit Rücksicht<br />
auf den remanenten Magnetismus stellt man ja bekanntlich<br />
den Ankerkern nicht aus einem massiven<br />
Stück her, sondern aus einzelnen Blechstük-<br />
Ein Teil der Bosch-Fabriken, worin ausschliesslieh Scheinwerfer für Automobile, Motorräder und<br />
Velos hergestellt werden.<br />
Die nächste Etappe in der Scheinwerferherstellung<br />
bildet die Galvanisierabteilung. In grossen aus Fiber gestanzt, die als erstes und letztes Stück<br />
ken. Ausserdem werden in gleicher Form Sterne<br />
Bädern erfolgt die chemische Reinigung des Bleches,<br />
hierauf die Vernickelung und nach einer der Wicklung zu vermeiden. Die Dreherei hat<br />
Verwendung finden, um Isolationsverletzungen an<br />
neuerlichen Reinigung schliesslich die Versilberung. gleichzeitig die Ankerachsen aus Stahlstäben an-<br />
Vernickelung und Versilberung gehen auf demgefertigt. Dann vereinigen sich diese Teile, und<br />
bekannten Wege der Elektrogalvanisation vor sich. durch das Aufpressen der lamellenförmigen Sterne<br />
Was jedoch hier auffällt, ist der vollautomatische auf die Achse entsteht der Anker, der eine Prüfung<br />
über sich ergehen lassen muss, worauf der<br />
Kollektor aufgepresst wird.<br />
Im weiteren Ablauf des Arbeltsprozesses nimmt<br />
dfe Wicklerei diesen mechanischen Grundteil auf.<br />
Einer solchen Wickelmaschine kann man geradezu<br />
stundenlang zusehen und kommt dabei aus dem<br />
Staunen über die tlntelligenz> nicht heraus, womit<br />
die Maschine die einzelnen Drahtwindungen in<br />
die schmalen Ausnehmungen legt und den Anker<br />
immer wieder um ein Stückchen weiterbewegt.<br />
Die folgende «Station» besorgt das Verlöten<br />
der Drahtenden an den einzelnen Lamellen des<br />
Kollektors. Durch besondere Maschinen werden<br />
die isolierten Drahtenden in Schlitze der einzelnen<br />
Lamellen eingepresst, der Kollektor taucht senkrecht<br />
in ein Zinnbad, wobei die Achse und der Teil<br />
des Kollektors, auf dem später die Kohlen schlei-<br />
Vorgang vom Anfang bis zum Ende<br />
Die weitere Herstellungsarbeit, das Aufpolieren<br />
des versilberten Reflektors, ist dann wieder eine<br />
Handarbeit an Spezialmaschinen.<br />
Daran schliesst sich das Zusammensetzen der<br />
Scheinwerfer ebenfalls am laufenden Band.<br />
Die Scheinwerferkontrolle.<br />
Die Scheinwerfer werden mechanisch und optisch<br />
geprüft. Diesem Zweck dient vor allem eine<br />
Schüttelvorrichtung. Wenn man sieht, wie hier die<br />
Scheinwerfer mit ihren Gestellen herumtanzen,<br />
möchte man glauben, sie müssten in wenigen Sekunden<br />
ruiniert sein. Aber es handelt sich darum,<br />
den Scheinwerfer so zu gestalten, dass er auch<br />
die im Fahrbetrieb auftretenden Stösse sicher<br />
aushält.<br />
Andererseits gibt es für die optische Prüfung<br />
einen sogenannten Lichtkanal, einen langen finsteren<br />
Gang, der mit Entfernungsmarken ausgerüstet<br />
ist. Der Scheinwerfer wird eingespannt und<br />
dann wird seine optische Leistungsfähigkeit geprüft.<br />
Die laufenden Prüfungen.<br />
Was die Fabrikation Bosch charakterisiert, ist<br />
der Umstand, dass in die Fliessfertigung nach<br />
jedem dritten oder vierten Arbeitsprozess, oftmals<br />
aber auch nach jedem einzelnen Arbeitsvorgang,<br />
eine Prüfstelle eingeschaltet wird. Mit Mikrometerschrauben<br />
und mit der Lupe, bei der elektrischen<br />
Ausrüstung mit feinsten Spezialmessgeräten,<br />
kontrollieren die Arbeiter immer wieder,<br />
ob die Teilerzeugnisse vollkommen in Ordnung<br />
sind. Der Aufwand, den diese Prüfungen erheischen<br />
ist ausserordentlich. Er erst lässt es dem<br />
Beschauer begreiflich erscheinen, wieso es<br />
Bosch gelungen ist, einen so ungewöhnlich hohen<br />
Grad von Zuverlässigkeit zu erreichen. Nach die-<br />
fen, durch eine Hülse abgedeckt werden. Das<br />
Verlöten geschieht also in einem Arbeitsvorgang<br />
für alle Lamellen gleichzeitig und vollkommen automatisch.<br />
Selbstredend entgeht auch der Anker einer genauen<br />
Prüfung nicht. Auf einer elektrischen Prüfvorrichtung<br />
wird Lamelle für Lamelle auf Windungs-<br />
und Kurzschluss kontrolliert und festgestellt,<br />
ob keine Lötungen einen zu hohen Widerstand<br />
aufweisen, oder ob Wicklungen unterbrochen<br />
oder am Kollektor unrichtig angeschlossen<br />
sind. Auch auf die Isolierfestigkeit gegen die<br />
Masse, sowie den elektrischen Widerstand der<br />
Wicklung und schliesslich die Ausmasse des<br />
Wickelkopfes erstreckt sich diese Prüfung,.<br />
Verhältnismässig einfach ist der weitere Vorgang<br />
bei der Fertigstellung des Ankers. Nach der<br />
Imprägnierung landet er in einem Trockenofen.<br />
Der Kollektor wird vorgedreht und mit einem Diamant<br />
poliert. Schliesslich stecken gewandte Hände<br />
die Ausgleichs- und Spritzscheiben auf und pres-<br />
DIENSTES, U. iJEföfer Tf99&<br />
Die Bosch-Magnete für Wagen und Flugzeuge werden<br />
unter Starkstrom geprüft, bevor sie auf de»<br />
Markt gelangen.<br />
sen die Kugellager auf. Vor uns liegt ein fertiger,<br />
blitzblanker Dynamoanker, dessen Herstellung das<br />
Werk weniger Minuten bildet. Die weitere Her*<br />
Stellung der Lichtmaschine vollzieht sich sehr rasch.<br />
Der Anker wird in das Polgehäuse eingeführt und<br />
die beiderseitigen Abschlussplatten, die gleichzei*<br />
tig die Lagerträger sind, durch lange Bolzen zu«<br />
sammengezogen. Daran gliedert sich der Einbat»<br />
der Kohlehalter, die Kohle selbst eingeführt und<br />
dann geschlossen. Mit wenigen Handgriffen sind<br />
die elektrischen Verbindungen hergestellt, da3<br />
Spannband aufgelegt und der Regler montiert.<br />
Letzter Akt: die Prüfung der Maschine auf ge*<br />
räuschloses Laufen, auf richtige Stromerzeugung<br />
und auf Hitzebeständigkeit im Dauerlauf, Reinigen<br />
und Lackieren der Aussenseite und endgültige<br />
Fettversorgung der Lager. Früher galt der<br />
Hochspannungsmagnetzünder als die beste, ein*<br />
fachste und zuverlässigste Zündung für den Explosionsmotor.<br />
Für die damalige Zeit war er dies<br />
auch, und für viele Verwendungszwecke, zum Beispiel<br />
an Rennwagen und Flugzeugen, ist er esfheute<br />
noch. Mit dem Hinzukommen der elektrischer»<br />
Lichtanlage erwuchs das Erfordernis nach einer<br />
Batterie und nach einer die Batterie aufladenden<br />
Dynamomaschine. Um sich einen getrennten Einbau<br />
und Antrieb von Magnetzünder und Lichtmaschine<br />
iDynamo) zv ersparen, hat man diese<br />
beiden Geräte in einem gemeinsamen Gehäuse<br />
zu einer mechanischen Einheit vereinigt, ohne<br />
dass deswegen deren elektrische Trennung aufgehoben<br />
worden wäre. Auf diese Weise entstand 1<br />
der Bosch-«Lichtmagnetzünder>. Später setzte sieb<br />
die Batterie-Zündung durch, die den Vorzug der<br />
Einfachheit und Billigkeit hat und ausserdem das<br />
Starten des Motors wesentlich erleichtert. Bei der<br />
Batteriezündung wird der Strom der Batterie auch<br />
für die Zündung verwendet, so dass man für die<br />
Verwandlung des Batteriestromes in Hochspannungs-Zündstrom<br />
und für dessen Verteilung zu<br />
den einzelnen Zündkerzen nur einen Unterbrecher,<br />
eine Zündspule (Induktionsspule) und einen<br />
Verteiler benötigt. Unterbrecher und Verteiler<br />
vereinigt man allgemein zu einem Gerät unter<br />
'der kurzen Bezeichnung «Zündverteiler!, der vom<br />
Motor angetrieben werden muss. Da dieser ausserdem<br />
die Dynamomaschine betätigt, wurde eine<br />
Bauart geschaffen, bei der der Zündverteiler unmittelbar<br />
an die Dynamomaschine angebaut ist.<br />
Dadurch wandelte sich die gewöhnliche Lichtma-*<br />
schiene zum «Lichtbatteriezünder».<br />
Die Ausstattung der Zeppelin-Luftschiffe mit<br />
Bosch-Erzeugnissen.<br />
Es entspricht dem hervorragenden Ruf der<br />
Bosch-Erzeugnisse, dass sowohl das Luftschiff<br />
«Graf Zeppelin>, das mit Benzinmotoren ausgestattet<br />
ist, Bosch-Erzeugnisse aufweist, als auch<br />
das neue Luftschiff «Hindenburg», dessen Kraftquelle<br />
bekanntlich Dieselmotoren bilden. Die<br />
Motoren des «Graf Zeppelin> besitzen Bosch-<br />
Magnetzünder, während die Dieselmotoren de»<br />
letztgenannten Bosch-Einspritzpumpen aufweisen.<br />
Wie sehr sich Robert Bosch stets bemühte, erstklassige<br />
Erzeugnisse zu schaffen, geht aus zwet<br />
Aeusserungen hervor, die den Mann und sei»<br />
Werk charakterisieren:<br />
«Es war mir immer ein unerträglicher Gedanke,<br />
es könne jemand bei Prüfung eines meiner<br />
Erzeugnisse nachweisen, dass ich irgendwie<br />
Minderwertiges leiste. Deshalb habe ich stets<br />
versucht, nur Arbeit, hinauszugeben, die jeder<br />
sachlichen Prüfung standhielt, also sozusagen/<br />
das Beste vom Besten war.><br />
TypJO<br />
Freigegeben im7ahr<strong>1936</strong><br />
1FT8%<br />
ErsfergrosserSiepffosemeyer-Aub-Umonl<br />
Gr.Pr.-vDevfschlandmsX<br />
Letzter grosserSiegRosemeyer-Auh-Unionl<br />
Gr. Preis der Schweiz<br />
Der neueste Bosch-Magnet, Typ JO. Nach seinem<br />
Sieg im Grossen Preis der Schweiz hat Rosemeyer<br />
auf Auto-Union, ausgerüstet mit dem Bosch-Magnet<br />
Typ JO, auch den Grossen Preis von Italien tewonnen,
N° 81 — DIENSTAG, 6. OKTOBER <strong>1936</strong> AUTOMOBIL-REVUE 15<br />
Nenes von Bosch<br />
Die neue grosse Bosch-Nebellampe<br />
Seit Bosch, das grosse Äutozubehörwerk mit fünfzigjähriger Tradition, die 1<br />
Bosch-Nebellampe<br />
geschaffen hat, können « Lichtsorgen » aus dem Abc des Autofahrers verschwinden.<br />
Schon seit Jahren ist die Bosch-Nebellampe von 120 mm Durchmesser die meist<br />
benützte Nebellampe und bis heute sehr beliebt.<br />
Nun Ist aber die grosse Bosch-Nebellampe, auf die so viele Fahrer warten,<br />
ebenfalls lieferbar. Was sie besonders auszeichnet, sei folgend kurz beschrieben:<br />
1. Die Lichtaustrittsöffnung beträgt 170 mm Durchmesser. Ihre äussere Form<br />
und die zu ihrer Herstellung aufgewandte Werkmannsarbeit machen sie zu einem<br />
Zierstück für jeden Wagen.<br />
2. Ihr Lichtbündel strahlt aussergewöhnlich breit (Lichtwänkel 160 °) und hell<br />
auf die Fahrbahn.<br />
3. Ihre optische Einrichtung ist so gebaut, dass praktisch kein Licht nach oben<br />
austritt. Infolgedessen verfügt sie über eine ausgeprägte Hell-Dunkel-Grenze und<br />
blendet nicht<br />
4. Sie entspricht den gesetzlichen Vorschriften in der Schweiz.<br />
5. Die grosse Bosch-Nebellampe wird in zwei Bauarten geliefert, -nämlich mit<br />
feststehendem Spiegel und mit dem sogenannten « Kippspiegel». Bei starkem Nebel<br />
kann der Kippspiegel durch einen im Innern eingebauten Elektromagnet nach vorne<br />
gekippt werden, wodurch das breite Lichtbündel in die bei dichtem Nebel einzig<br />
wirkungsvolle Lage (schräg nach unten) gelenkt wird und so auch den stärksten<br />
Nebel von uritenher durchdringt und aufhellt<br />
In der Bosch-Nebellampe stecken unzählige Versuchserfahrungen im Scheinwerferbau.<br />
Machen Sie sich diese zunutze, indem Sie Ihren Wagen mit der bewährten<br />
Bosch-Nebellampe ausrüsten. Sie erhalten dadurch besseres, breiteres Licht und<br />
ein schöneres Wagengesicht!<br />
Bosch-Nebellampen<br />
sind in folgenden Ausführungen lieferbar:<br />
Die „grosse" mit 170 mm Lichtaustrittsöffnung:<br />
NE 170/1 Feststehender Spiegel, Gehäuse schwarz lackiert, Deckelring<br />
verchromt.<br />
NE 170/3<br />
NE 170/6/1 \<br />
NE 170/12/1 /<br />
NE 170/6/3 \<br />
NE 170/12/3 /<br />
wie oben, jedoch vollständig verchromt.<br />
Elektromagnetisch, neigbarer Spiegel mit 6- od. 12-Volt-Elektromagnet.<br />
Gehäuse schwarz lackiert, Deckelring verchromt.<br />
wie oben, jedoch vollständig verchromt.<br />
Die nenen Klarslchtscheiben NORDLAND<br />
ohne Gummis an g er<br />
Rahmen ganz aus Leichtmetall, 3 Stufenschalter, Kontrollampe, Glas und<br />
Drähte leicht auswechselbar.<br />
Modell Standard<br />
Scheibengrösse 180x460 mm<br />
mit unbedingt dauerhaften Sitz<br />
Modell Doppel<br />
schön geschweisst<br />
Scheibengrösse 180 x 800 mm<br />
Scheibengrösse 180 x 900 mm<br />
Scheibengrösse 180 x 1000 mm<br />
Die „kleine" mit 120 mm LichtauitrittsÖffnung:<br />
NE 120/500 Gehäuse schwarz lackiert, Deckelring verchromt<br />
NE 120/800 Gehäuse vollständig verchromt<br />
Die nene<br />
Bosch - Hoclileistnngs - Zündspule<br />
Viele Motoren erfordern<br />
schlag an der Zündkerze<br />
durch die Art des verwendeten<br />
eine hohe elektrische Span-<br />
Brennstoffs, durch<br />
nung erforderlich. BOSCH<br />
aussergewöhnlich hohe Verdichtung<br />
hat deshalb auf Grund seiner<br />
und vor allem<br />
Erfahrungen eine Hochlei-<br />
wegen der üblich gewordenen<br />
sparsamen Vergasereinstellung<br />
stungszündspule entwickelt.<br />
Durch besonders verlust-<br />
eine besonders<br />
freie und sorgfältige Ausstungszündspule<br />
TH 6/1<br />
hohe Zündspannung. Mit TH 12/1 bildung und Abwägung der<br />
anderen Worten: In vielen<br />
Motoren ist zumFunkenübermagnetisch<br />
und elektrisch<br />
wirksamen Teile gelang es,<br />
ohne Erhöhung des Stromverbrauchs eine Zündspule zu schaffen, die<br />
gegenüber den bisher gebräuchlichen Typen ohne Mehrbeanspruchung<br />
der Unterbrecher-Eontakte erheblich grössere Leistung aufbringt Die<br />
Bosch-Hochleistungs-Zündspule TH 6/1 bzw. TH 12/1 (für 6- bzw. 12-Volt-<br />
Anlagen) ist auch äusserlich mit ihrem stabilen, formschönen Gehäuse aus<br />
dem Isolierwerkstoff «Resitex» und dem eingepressten starken Flansch eine<br />
Hochleistung technischer Formgebung und Verarbeitung.<br />
Verkauf durch die guten Fachgeschäfte
16<br />
AUTOMOBIL-REVUE DIENSTAG. 6. Oktober 193ß - N° 81<br />
MERCEDES-BENZ-AUTOMOBIL A.-G.<br />
BERN: Weissenbühlweg 40. Tel. 25.932<br />
ZÜRICH: Badenerstraße 119, Tel. 51.693<br />
BASEL: Aeschengraben 29. Tel. 47.954<br />
LAUSANNE: 2, Cheznin des Mouettes<br />
Bureau de vente et Service CENEVE,<br />
Garage Lombard, 110. rue Lombard<br />
VERTRETER: AIGLE: F. Lanz - LOCARNO: Motta & Biffoid - LUGANO: Descagni-Ferrari - ÖLTEN: Frey & von Feibert - REIDEN (Luzern)-<br />
Gebr. Zimmerli - ST. GALLEN: A. Germann - SCHAFFHAUSEN: F. Hübscher - SOLOTHURN: Schnetz & Co. - SURSEE: F. Wyder's Erben
PT° 81 — DIENSTAG, 6. OKTOBER <strong>1936</strong><br />
AUTUMOBIL-KEVUE 11<br />
Stände am Pariser Salon<br />
(Fortsetzung.)<br />
Delahaye.<br />
Im Zentrum des Publikums-Interesses steht<br />
hier der pikfeine, cremefarbige Roadster mit<br />
'den gelben Verzierungen, dessen schönen Leib<br />
man dank der Ausstellung auf einer motorisch<br />
angetriebenen Drehscheibe aus allen Perspektiven<br />
gemessen kann. Natürlich handelt es<br />
sich hier um eine Spezialkarosserie, deren<br />
Schöpfer wir unbekannterweise aus seinem<br />
Werk als Künstler und nicht als Techniker<br />
erkennen.<br />
Diese Wahrnehmung wird noch dadurch<br />
unterstrichen, dass die Serienmodelle gerade<br />
dieser Marke eher eine zurückhaltend gediegene<br />
Note anschlagen und beispielsweise auf<br />
den praktischen, grossen Gepäckraum nicht<br />
verzichtet haben, um durch einen solchen Verzicht<br />
die Rückenlinie noch fliessender zu gestalten.<br />
Wer sich dieser Zweckmässigkeits-<br />
Einsicht nicht zu öffnen vermag, dem stehen<br />
daneben einige Modelle mit speziell strömungsgünstig<br />
ausgebildetem Heck zur Ver-<br />
Sügung, die den Akzent ebenfalls auf eine<br />
jgrosse Geräumigkeit des Kofferraums legen,<br />
ohne ihn jedoch aus der Rückwand im geringsten<br />
hervortreten zu lassen.<br />
Als Neuerscheinung sei der Typ 148 (18<br />
Steuer-PS) erwähnt, dessen obengesteuerter<br />
6-Zylindermotor mit Fallstromvergaser an<br />
Sder Bremse 85 PS abgibt. Das Vierganggetriebe<br />
kann auf Wunsch gegen ein Cotal-Vorjvählgetriebe<br />
vertauscht werden. Bei einem<br />
[Wagengewicht von nur 1050 kg steht diesem<br />
fahrzeug ungewöhnliches Beschleunigungsvermögen<br />
und eine sehr bedeutende Kraftireserve<br />
zur Verfügung. Auch hier trifft man<br />
Wie an diesem Salon mehrfach gezeigte.Anordnung<br />
von Schalt- und Bremshebel, von<br />
Idenen jeder auf einer Seite des Lenkrades-anfeebracht<br />
ist<br />
Matford.<br />
Die französische Ford-Gesellschaft ist mit<br />
einer stattlichen Zahl ihrer Serienmodelle,<br />
inklusive einem blanken Chassis, im Salon<br />
vertreten. Ihr Fabrikationsprogramm umfasst<br />
neben dem Matford, der französischen Version<br />
des berühmten Ford V-8 mit einem Hubraum<br />
von 3,6 Litern, auch ein im Prinzip identisches<br />
Modell mit einem solchen von nur<br />
2,2 Liter. Daneben fabriziert Matford als<br />
Luxuswagen den Lincoln-Zephyr.<br />
. Ueberden V-8-Motor von Ford.npch. Wojöte<br />
zu verlieren, hiesse Wasser in den Rhein trägen.<br />
Sein kleinerer Bruder leistet bei der<br />
gleichen Normal drehzahl von 3800 TJMin. immerhin<br />
noch 65 PS (gegen 90 der grossen<br />
Ausführung), was dem im Radstand um<br />
10 cm verkürzten Wagen noch ein günstiges.<br />
Leistungsgewicht sichert: Diese Verkürzung<br />
des Radstandes stellt die Hauptänderung' gegenüber<br />
dem normalen Typ dar. Im übrigen<br />
Sivassen<br />
Für die rechtsufrige Walenseestrasse. Anläss-v<br />
lich der Gewerbeau'sstellurig in Flums hielt der<br />
st. gallische Landammann Dr. Kobelt ein Referat,<br />
•über das Projekt einer Walensee-Talstrasse,; das'<br />
auch in Dr. Moler, dem Churer Stadtpräsidenten,<br />
einen Befürworter fand, während Öbering. Plattner<br />
(Zürich) das Problem von der fach technischen<br />
Seite aus beleuchtete. Die von etwa 8ÖO Mann besuchte<br />
Versammlung hiess folgende Resolution guti.<br />
«Die aus dem St. Galler Oberland unter Zuzug<br />
aus Graubünden, Zürich und Glarus stark besuchte<br />
Volksversammlung vom 3. Oktober in Flums stellt<br />
fest, dass nach wie vor selbst eine bestausgebaute,<br />
fcerenzerbergstrasse den Anforderungen der Ostschweiz<br />
nach einer ganzjährigen nationalen und'<br />
internationalen Nord-Süd-Verbindungsstrasse nicht<br />
genügen kann. Die Subventionierung der* Kerenzer- 1<br />
bergstrasse darf kein Präjudiz bilden gegen die<br />
rechtsufrige Walensee-Talstrasse. Die Versamm^ •<br />
hing betrachtet das finanziell undurchführbare und<br />
die ostschweizerischen Fremdenzentren . schwer<br />
schädigende Panixerprojekt als Ablen.kungsmanöver,<br />
um den Ausbau der Walenseestrasse zu verzögern<br />
und zu verhindern. Die Versammlung erklärt<br />
feierlich, dass die Ostschweiz den Kampf um<br />
ihr Recht auf eine Walensee-Talstrasse nie aufgeben<br />
wird. Die St. Galler Regierung wird ersucht,<br />
äem hohen Bundesrat unzweideutig zu erklären,.,<br />
dass der Kanton St. Gallen sich weigere* die Kerenzerbergstrasse<br />
auf seinem Gebiet abzunehmen,<br />
und weiterzuführen, solange nicht ein unwiderruflicher<br />
Bundesratsbeschluss den Bau der rechtsufrigen<br />
Walensee-Talstrasse sichert. Die drei Regierungen<br />
von Zürich, Graubünden und St. Gallen<br />
werden ersucht, in Bern keinen Zweifel über die<br />
unbedingte Forderung der Ostschweiz nach einer<br />
Walensee-Talstrasse aufkommen zu lassen.»<br />
Verbesserung der Strasse nach Engelberg.<br />
Seit kurzem befinden sich die Korrektionsarbeiten<br />
an der ßergstrasse von Grafenort<br />
nach Engelberg beim sogenannten c Rosshimmel<br />
> im Gang. Die Strasse wird hier auf<br />
eine Breite von 7 m ausgebaut. Trotz dieser<br />
Der V-12-Molor des Lincoln-Zephyr, der in manchen<br />
Stücken dem des Ford V-8 ähnlich sieht.<br />
finden wir auch bei ihm denselben Rahmen<br />
mit X-Taverse, die gleiche Spur vorn und<br />
hinten, die Trockenscheiben-Kupplung und<br />
das Synchromesh-Dreiganggetriebe.<br />
Sämtliche Modelle sind in allen gebräuchlichen<br />
Karosserieformen lieferbar, angefangen<br />
vom Coach bis zum Coupe und Serien-<br />
Cabriolet.<br />
Panhard.<br />
In nächster Nähe des Eingangs treffen wir<br />
auf den Stand von Panhard, einer Firma, die<br />
durch das zähe Festhalten am Schiebermotor<br />
und ihre schon früher gezeigten Panorama-<br />
Windschutzscheiben vom Rahmen des üblichen<br />
etwas abweicht. Im ganzen Gesichtsbereich<br />
des Fahrers befindet sich keine Säule,<br />
deren Breite den Augenabstand übertrifft, so<br />
dass hier für die Sicht keinerlei tote Winkel<br />
auftreten; Um auch nach der Seite und sogar<br />
gegen hinten die Aussicht frei von Hindernissen<br />
zu machen, wurde die Säule zwischen den<br />
zwei Seitenfenstern der normalen, geschlossenen<br />
Wägen am 1 untern Ende stark nach hinten<br />
gezogen. '',<br />
Die Karosserie ist sehr geräumig gehalten<br />
und bietet dank dem iMittelsteuer für drei Personen<br />
Räum. Uebrigehs ist das Lenkrad nicht<br />
genau zentral : gelegen, so dass der rechte<br />
Passagiersitz auf der Vorderbank etwas enger<br />
ausfällt als der zur Linken des Fahrers. Die<br />
äussere Form der, Karosserien zeigt einen<br />
eigenartigen, originellen Stil, der in mancher<br />
Beziehung vom üblichen abweicht.<br />
ßiri VorführObjekt klärt über die Wirkungsweise^<br />
der'durch das Vakuum der Ansaugleitung<br />
betätigten, automatischen Kupplung auf,<br />
welche die Bedienung; des Kupplungspedals<br />
überflüssig macht. Um auf die Motorbremse<br />
bei Talfahrten doch nicht verzichten zu müssen,<br />
hat man. einen Betätiguhgsknopf vorgesehen,<br />
durch den die Automatik ausser Funktion<br />
gesetzt wird. !<br />
Arbeiten erleidet der Automobilyefkehr keinen<br />
1 Unterbruch. ,<br />
" Trennung von Auto und Velo. Wenn Herr<br />
Regierungsrat Wehk" als- Präsident des<br />
schweizerischen Autostrassenvereins letzten<br />
Donnerstag die Wanderausstellung für Radfahrwege<br />
in Basel eröffnen konnte, so ist<br />
.dies der tatkräftigen: Initiative von Herrn<br />
Dr. Th. Gubler zu verdanken. Er hat es verstanden,<br />
die vom technischen Leiter der<br />
Reichsgemeinschaft für Radwegebau, Dr.<br />
Schacht, zusammengestellte Wanderausstellung,,<br />
durch aus; der ganzen Schweiz von ihm<br />
selbst, züsänimengetragenes Material erweitert,-uns<br />
Mn> auch in der Schweiz zugänglich<br />
zu machen. Nachdem Dr. Schacht kurz<br />
Wissen Sie, dass YACCO mit seinem<br />
stabilisierten Mineralöl 85% aller<br />
Automobil-Weltrekorde besitzt?<br />
Gen.-Vertr. I. d. Schweiz: 4. Schnyder, St. Niklausstr. 54, Solothum<br />
über die "Entwicklung und den heutigen<br />
Standides Radweggedankens in Deutschland<br />
orientiert hattet ergriff Herr Dr., Gubler das<br />
Wort zu einer knappen Einführung der zahlreichen<br />
Gäste in idas Wesen und die Idee,<br />
in die Zweckmässigkeit, die" Entwicklung<br />
und Notwendigkeit' des Radfahrweges bei<br />
uns in der Schweiz,- Die Kantone Baselstadt<br />
und Zürich sind, auf'dem Weg der Verwirklichung<br />
des-Gedankens schon ein beträchtliches'Stück<br />
gegangen und sie werden gefolgt<br />
von den Kantonen Solothurn, Luzern,<br />
ölarus Und St. Gallen. ', Unfallzählungen auf<br />
Strassen mit und auf Stfassen ohne Radfahrwege<br />
11 haben auf 10 km ein Verhältnis von<br />
3izü 25 (!) ergeben, so dass ; Behörden sund<br />
Kantone, die. heute mit dem Bau solcher Radfahrwege<br />
hintänhalten, sich eine grosse Verantwortung<br />
"aufladen. Man begreift ohne weiteres,<br />
dass Deutschland, das mit seinen<br />
17,000,000 Radfahrern einen Drittel des Fahrradbestandes<br />
der Welt aufweist, auf diesem<br />
Gebiete weit voran ist. Besitzt doch eine<br />
Stadt wie Magdeburg bereits 350 km Radwege<br />
im Stadtgebiet. Es bestehen in unserm<br />
Nachbarstaat im Norden bereits 7500 km<br />
Radwege.<br />
Da nun einmal, zum mindestens im städtischen<br />
Gebiet, in Europa das Fahrrad den<br />
Verkehr beherrscht, ist seine Trennung vom<br />
rascheren Automobil zu einer Tagesfrage geworden.<br />
Schon vor 35 Jahren hat sich Herr<br />
Dr. Gubler zum erstenmal für diesen Gedanken<br />
eingesetzt, jedoch erst ein Vierteljahrhundert<br />
später wurde die Idee in der Tagespresse<br />
aufgegriffen. Seither ist allerdings<br />
der Ruf nach solcher Trennung, nach dem<br />
Bau von Radwegen, nicht mehr zum Schweigen<br />
gekommen.<br />
Während des anschliessenden, von Herrn<br />
Dr. Gubler fortlaufend erläuterten Rundgangs<br />
durch die an höchst instruktivem und anschaulichem<br />
Material reiche Ausstellung<br />
selbst, hielten wir an interessanten Gedanken<br />
fest die Fortführung der Radwege über<br />
Strassenkreuzungen, was die Radfahrer zu<br />
korrektem Hintereinanderfahren anhält, sowie<br />
das Bestreben, die Radwege, wenn nicht<br />
ganz von den Ueberlandstrassen zu trennen,<br />
So doch womöglich ausserhalb vorhandener<br />
Bäume zu verlegen, was die Gefahr des Miteinbeziehens<br />
dieser Streifen in den Automobilverkehr<br />
zum vornherein ausschliesst.<br />
Es ist der Mithilfe der Regierung sowie<br />
der tatkräftigen Unterstützung des ACS und<br />
des TCS zu danken, dass diese allen Verkehrsteilnehmern,<br />
Radfahrern, Fussgängern<br />
und Automobilisten zu empfehlende, unentgeltliche<br />
Ausstellung in zentraler Lage, im<br />
ersten Stock des Stadtkasinos untergebracht<br />
werden konnte.<br />
rbc.<br />
Ce»elz3ebun^<br />
Ein neuer Anlauf. Nachdem am 15. Dezember<br />
1935 die Revision des schaffhauserischen<br />
Gesetzes über die Besteuerung der Motorfahrzeuge<br />
in der Volksabstimmung verworfen<br />
worden war, unterbreitet der Regierungsrat<br />
jetzt dem Grossen Rat einen neuen<br />
Revisionsentwurf. An Erleichterungen gegenüber<br />
dem jetzigen Gesetz sind vorgesehen:<br />
die quartalweise Einlösungsmöglichkeit, Ratenzahlung,<br />
50% ige Reduktion der Steuer<br />
auf Landwirtschaftstraktoren und Bevorzugung,<br />
einheimischer Produkte. Die im abgelehnten<br />
Entwurf vorgesehene starke Be-i<br />
Steuerung der Lastwagen wurde fallen gelitssen.<br />
Dagegen sind die mittleren Kategotpo:der.<br />
Motorfahrzeuge stärker belastet<br />
Ausland<br />
Kohlehydrierung als Mittel der Arbeitsbeschaffung.<br />
Die französische Regierung trägt<br />
sich mit der Absicht, im Rahmen ihres Arbeitsbeschaffungsprogramms<br />
auch die Herstellung<br />
von synthetischem Benzin an die<br />
Hand; zu netfmen. Bereits hat denn auch das<br />
Office National des Combüstibles Liquides<br />
sich dazu geäussert, welche der bisher praktizierten<br />
Hydrieryerfahren, bei denen Steinkohle,<br />
Braunkohle oder Erdölrückstände als<br />
Ausgangsmaterial dienen, zur Anwendung<br />
gelangen sollen. Es mag angezeigt sein* in<br />
diesem Zusammenhang darauf hinzuweisen;<br />
dass Frankreich bisher nur zwei Anlagen für<br />
die Kohlehydrierung besass, deren Produktion<br />
sich jedoch in bescheidenen Grenzen<br />
,hielt und die Treibstoffversorgung des Landes<br />
nur unwesentlich zu beeinflussen vermochte.<br />
Angesichts, der Tatsache, dass es<br />
bisher nicht gelungen ist, privates Kapital für<br />
die Kohleverflüssigung zu finden, beabsichtigt<br />
nun die Regierung, die aus, dem Arbeitsbeschaffungskredit<br />
verfügbaren Mittel diesem<br />
Zweck dienstbar zu machen.<br />
A. eis*<br />
SEKTION ZÜRICH. Die WintergerieralveVsammlung<br />
mit Martinimahl ist vom 12. auf den 19.<br />
November verschoben worden. Die Vergnügungskommission<br />
stellt für diesen Anlass wieder eine lustige<br />
Revue und eine amüsante Schnitzelbank nebst<br />
andern Darbietungen in Aussicht. — Grosses Interesse<br />
dürfte der ersten Vortragsmatinee vom 8. November<br />
zukommen. Der schon seit vier-Jahren in<br />
China weilende Schweizerforscher Walter Bosshafd,<br />
Peking, welcher Ende Oktober in die Schweiz zurückkehrt,<br />
wird erstmals in der Zürcher Sektion des<br />
ACS seinen interessanten Film- und Lichtbildervor<br />
trag über c Autofahrten in def Mongolei > halten, -<br />
Grosses Interesse hat die . Schnitzeljagd vom .3.<br />
Oktober gefunden, ein Zeichen'dafür, das» die Neuerung,<br />
an Stelle des gemeinsamen Startes dem Einzelstart<br />
den Vorzug zu geben, letztes Jahr besten<br />
Anklang gefunden hat.. Um t8& .üir besammelten<br />
sich die 25 Konkurrenten in Dübendorf, wo ihnen<br />
die letzten Instruktionen gegeben wurden. Von- Dubendorf<br />
aus ging es über Wangen und Oberillnau<br />
nach Agasul und über Weisslingen und die Kyburg<br />
hinab'ins Tösstal nach Sennhof. Von Seen aus<br />
wurde .links in den Eschenbergwald abgezweigt und<br />
an Winterthurs Toren vorbei Töss erreicht, von wo<br />
es auf unbekannten Zickzackwegen über Neuburg<br />
und Oberwagenburg hinüber nach Pfungen und an<br />
den dortigen Rebhängen aufwärts nach Buch ging.<br />
Dann eine lohnende Abfahrt durch die herbstliche<br />
Ircheigegend, am Schloss Berg vorbei nach Flaach<br />
und zum Ziel beim Gasthof zur «Ziegelhütte» am<br />
Rhein, in dessen gastliche Räume sich der Fuchs<br />
zurückgezogen hatte.<br />
Zirka 150 Meter nach jeder Strassenkreuzung<br />
resp. -abzweigung waren Schnitzel gestreut, und da<br />
es der Strassen recht Tuele oiod Terzwickte gab, wurdeir<br />
an Fahrer und Wagen ansehnliche Anforderungen<br />
gestellt.<br />
Die Konkurrenten gingen mit um "so greiserem<br />
Eifer ans Werk, als die Schnitzeljagd den letzten<br />
Wettbewerb der diesjährigen Sektionsmeieterschaft<br />
darstellte. Da die erstplacierten Meisterschaftsanwärter<br />
sehr nahe beieinander lagen, konnte ein<br />
guter oder schlechter Platz den Ausschlag geben,<br />
zumalen einige Konkurrenten erst zwei der vorgeschriebenen<br />
drei Wettbewerbe absolviert hatten-<br />
Es wurden denn auch durchweg sehr gute Zeiten<br />
gefahren, die Fahrer hatten das Kehren * auf der<br />
Strasse aus dem «ff» los und freuten sich an dieser<br />
gutaufgezogenen, herbstlichen. Autopirsch, die<br />
dann im Gasthof «Kreuz» in Rafz ihren Abechluss<br />
bei einem frohgestimmten Nachtessen fand, zu dem<br />
sich auch zahlreiche andere. Mitglieder mit ihren<br />
Angehörigen eingefunden hatten. Nach Begrüssung<br />
durch Herrn Präsident Gasemann und Ueberreichung<br />
eines Blumengrusses durch herzige in<br />
Rafzer Trachten gekleidete Kinder des grossen<br />
Gartenbaugeschäftes Gebr. Hauenstein konnte Herr<br />
W. Badertscher, Präsident der Sportkommission,<br />
folgende Rangliste der bei prächtigem Herbstwetter<br />
vorzüglich verlaufenen Schnitzeljagd bekannt<br />
geben, wozu beigefügt sei, dass drei Konkurrenten<br />
im Laufe des Wettbewerbes wegen Wagendefekles<br />
ausschieden und zwei weitere Konkurrenten trotz<br />
guten Zeiten der Klassierung wegen Nichtpassierens<br />
aller vier Kontrollposten verlustig gingen:<br />
1. Köberle G., Zürich, 1 Std. 24 Min. 50,4 Sek.;<br />
2. Bosshard W., Dürnten, 1:32:14; 3. Jenny W.,<br />
Zürich, 1:35:59,8; 4. Ulrich A., Zürich, 1:44:03,6;<br />
5. Schober E., Zürich, 1:47:11; 6. Scotoni A. E.,<br />
Zürich, 1:56:08,6; 7. Borsari Frl., Zollikon,' 1:56'<br />
09,8; 8. Borsari Dr., Zollikon, 2:10:47; 9. Brändli<br />
Dr., Winterthur, 2:11::13,6; 10. Campolongo E.,<br />
Zürich, 2:19:00,4; 11. Zimmermann M., Zürich,<br />
2:20:01; 12. Spillmann J., Zollikon, 2:23:01,8; 13.<br />
Schmidt C. .Zürich, 2:30:19,4; 4. Bosshardt A.,<br />
Zürich, 2:31:15;8;"' 15: Locher W., Zürich, 2:35:34;<br />
16,- Engler A., Zürich T 2:41:53,8; 17. Fischer' K.,<br />
Zürich 2:55:05,2; 18. Müller A., Zürich, 3:00:41.8;<br />
19. Levy M„ Zürich;' 3:06:31,4; 20. Locher M., Kilchberg,<br />
3:33:40,8. — Totaldistanz ca. 58 km..<br />
Die Resultate zeigten, idasa die Fährte sehr gut<br />
gelegt war, dass aber, auch allzu rasches Fahren<br />
wenig Vorteil brachte, Fuchsjagden können auch<br />
mit dem Kopf gewonnen werden. Die zwei, ersten<br />
Elätze wurden übrigens, von zwei" Amateuren belegt.<br />
' V<br />
&U9C «leni Yetbänden<br />
CHAUFFEUR-VEREIN ZÜRICH<br />
Monatsversammlung, 'Mittwoch<br />
den- 7. Oktober <strong>1936</strong>, 20.15 Uhr<br />
im Lokal Du Pont. Wir ersuchen<br />
unsere verehrten Mitglieder,<br />
vollzählig und pünktlich<br />
teilzunehmen, da , wichtige Beschlüsse<br />
zu fassen sind. Wir<br />
appellieren ah unsere Mitglie^<br />
der, in Zukunft die Versammlungen und Anlässe<br />
laut Jahresprogramm zu beachten. Der .Verein organisiert<br />
wiederum einen Flugtajj, der von. unserem<br />
Aktivmitglied und Pilot Ernst Zweifel durchgeführt<br />
wird. Anmeldungen werden an der Versammlung<br />
feqtgegen -genommen.,..Flugpreis Fr. 8..— inkl. Veri<br />
Sicherung pro- Person. Die Veranstaltung' findet<br />
Sonntag,, iea .11- Oktober <strong>1936</strong>, nachmittags ab<br />
1.30 Uhr statt, wo ebenfalls noch Anmeldungen angenommen<br />
werden. Im Anschhiss an den 1 Flugtag<br />
erfolgt der Sauserbummcl. Wir laden alle Mitglieder<br />
mit Ihren Angehörigen _und_ .Freunde_,_herzlich<br />
ein und erwarten recht zahlreichen Besuch.<br />
Mit Cbauffeurgrüss: Der Vorstand und Pilot. '<br />
• N. B. Bei schlechter Witterung wird der Flugfag<br />
auf' Sonntag, den 18.'Oktober <strong>1936</strong> verschoben.<br />
. • ' •• ^ •- .. . x . . .<br />
Amtliche Mitteilungen<br />
Clearingverkehr Schweiz-Italien.<br />
Einkaufe in der Schweiz domizilierfer Touristen<br />
während ihres Aufenthaltes in Italien. Die Schweizerische<br />
Verrechnungsstelle, Börs,enstrasse '26, Zürich,<br />
als 'vom Bundesrat mit der "Durchführung des<br />
Clearingverkehrs.. miL-dem... Ausland.betrautes offizielles<br />
Organ, macht ausdrücklich darauf aufmerksam,<br />
'dass: - •>- •<br />
1. Waren, welche von in der Schweiz domizilier^<br />
ten Touristen w&hrend ihres Aufenthaltes in Italieii<br />
zwecks nachheriger Einfuhr-in die Schweiz gekauft<br />
werden, gemäss den.Bestimmungen des mit Italien<br />
abgeschlossenen Zahlungsabkommens- vom '3. Dezember<br />
1935 im -Wege des schweizerisch-italienir<br />
sehen Clearings bezahlt werden müssen. Eine Bar-<br />
.Zahlung solcher Waren an, Ort.und Stelle ist unzutlässig.<br />
Um nachträgliche Unannehmlichkeiten miH<br />
den schweizerischen Glearftigorganen zu vermeiden!,<br />
.sollen, Käufe in Italien nur abgeschlossen werden!,<br />
wejin der Verkäufer bereit ist, auf Barzahlung zi<br />
vei ziehten und eine Zahlung, we.lc.he rder Kaufet<br />
ihm im Clearingwege aus der Schweiz zukommea<br />
zu lassen hätte, entgegenzunehmen. Da dem Verkäuifer<br />
eine Kreditgewährung an einen Unbekannte^<br />
nicht wohl zugemutet werden kann, wird s tter Verjsand<br />
der Ware in den meisten Fällen erst nach<br />
Eintreffen der Clearingzahlung in Italen stattfinfden<br />
können. |<br />
t. Von den Clearingbestimmungen„.^ausgenom>inen<br />
sind in Italien gekaufte sog. «Reiseandenken»,,<br />
soweit dieselben den Wert von Fr. .50^- (fünfzig<br />
Schweizerfranken) pro Person /nicht übersteigen,<br />
fliese Art Käufe^ werden .als- unter den Begriff<br />
«Reiseaußlagen» feilend betrachtet und dürfen deshalb<br />
am Kaufsiwt^in Lire beglichen werden. '<br />
3: Wer für Einfuhren von Waren italienischen<br />
•Ursprungs -durch direkfe-.Zahlungsjn Italien oder<br />
durch" Anwendung eitler anderen unzulässigen Zah;-<br />
lungsart-.gegien die Clearfngbestlirimung«n yprstösst,<br />
rhat 'für den\ dem Clearing, entgangenen Betraf<br />
Nachzahlung im CleaWngwegV zii "•leisten. \Ausseqdem<br />
können; für solche'. Clearingveretösse^ ijoch die<br />
in Art. 12 des Bundesratsbeschlusses vom 9. 12. 35<br />
niedergelegten Strafbest.immungen (Busse bis auf<br />
Fr. 10.000— oder Gefängnis bis auf-, 12. Monato;<br />
beide Strafen können Verbunden werden) in Anwendung<br />
kommen.<br />
Schwelzerische Verrechnungsstelle.<br />
Redaktion:<br />
Dr. A. Locher. — Dr. E. Waldmeyer (abw.)<br />
Dipl. Ina. F. O. Weber.<br />
Verantwortlich für die Herausgabe.:<br />
O, E. Wagner, r-> Rena Baebier,
Permanenter<br />
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Fährt Hitzig fort: „Ja, die Revue<br />
Enttäuschte mich nun wirklich nie,<br />
Sie hat mich aus verzwickten Lagen<br />
Schon ott befreit, ich muss es sagen,<br />
Solider, seriöser<br />
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Druck, Clichie und Verlag: HALLWAG A.-CL, Hallersche Buchdiuckerei und Waenersche Verlagsaastalt, B«m.