E_1939_Zeitung_Nr.060
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BERN, Dienstag, 25. Juli <strong>1939</strong><br />
Nummer 20 Cts.<br />
35. Jahrgang — No 60<br />
ERSTE SCHWEIZERISCHE AUTOMOBIL-ZEITUNG<br />
Zentralblatt für die schweizerischen Automobil- und Verkehrsinteressen<br />
ABONNEMENTS. PREISE:<br />
Autgabe A (ohne Versicherung) halbjährlich Fr. 5.—, Jihrllch Fr. 10.—.<br />
Ausland mit Portozuschlag, wenn nicht postamtlich abonniert.<br />
Ausgäbe B (mit gew. Unfallversich.) vierteljährlich Fr. 7.5u.<br />
Ausgabe C (mit Insassenversicherung) vierteljährlich Fr. 7.75.<br />
Verweigerung des Führerausweises wegen<br />
Nichtbezahlung der Steuern<br />
Es ist schon vielfach vorgekommen, dass<br />
einem Motorfahrzeugführer,' der einen Führerausweis<br />
lösen oder einen solchen erneuern<br />
lassen wollte, die Ausstellung, oder Erneuerung<br />
mit der ' Begründung verweigertwurde,<br />
er habe seine Gemeinde- und Staatssteuern<br />
nicht bezahlt. Abgesehen davon,<br />
dass sich damit unter Umständen eine bereits<br />
in bedrängten finanziellen Verhältnissen<br />
sich befindende Person der ihr verbleibenden<br />
Verdienstmöglichkeit als Chauffeur,<br />
Reisender usw. beraubt sehen kann und somit<br />
eine Verweigerung des Führeräusweises<br />
schon vom rein menschlichen Gesichtspunkt<br />
aus anfechtbar ist, trifft das in noch gesteigertem<br />
Mass vom- rechtlichen Standpunkt<br />
aus zu.<br />
i i i<br />
Die Gründe, aus denen die Erteilung eines 1<br />
Führerausweises verweigert werden kann,<br />
sind in Art. 9 und _io des Automobilgesetzes,<br />
sowie in Art. 31—34 der Vollziehungsverordnung<br />
abschliessend aufgezählt. Von<br />
Gesetzes wegen darf der Führerausweis njcht<br />
erteilt werdeiP^etsmifertt^eHia^tSi<br />
iahr noch nicht vollendet haben, die nicht<br />
urteilsfähig oder durch korpefliches oder gei-.<br />
stiges Gebrechen an der' sichern Führung<br />
des Fahrzeugs behindert, die dem Trunke ergeben<br />
sind, oder die aus andern, durch die<br />
Bewilligungsbehörde zu überprüfenden Gründen<br />
nicht geeignet erscheinen. Diese Geheralklausel<br />
gibt der Erteilungsbehörde nun<br />
keineswegs etwa das Recht, aus beliebigen<br />
Gründen die Erteilung des Führeräusweises<br />
zu verweigern.<br />
Massgebend ist immer nur die Nichteignung.<br />
Aus einem andern Grunde als demjenigen<br />
der mangelnden Eignung darf der Ausweis<br />
nicht verweigert werden, insbesondere namentlich<br />
nicht aus wirtschaftlichen, sozialen<br />
oder moralischen Motiven heraus, ebensowenig<br />
aber auch im Hinblick auf Erwägungen<br />
vormundschaftlicher Fürsorge (z. B. um<br />
den Bewerber vor unnötigen Ausgaben zu<br />
bewahren). Als andere Gründe, welche die<br />
Eignung im Sinne des Gesetzes ausschliessen<br />
können, fallen z. B. in Betracht : hohes<br />
Alter, .und. daraus resultierende Unbeholfenheit<br />
und Gebrechlichkeit, ferner andere Laster<br />
als Trunksucht, wie z. B. Hang zum<br />
Genuss von Rauschgiften und dergleichen,<br />
psychische Eigenarten sowie sittliche Mängel,<br />
die auf fehlendes Verantwortungsbe-<br />
F E U I L L E T O N<br />
Rätsel um Muriel.<br />
Roman von Johann Friedrich.<br />
(Schluss.)<br />
Und ausserdem, mein Lieber, ganz im<br />
Vertrauen, ich fühle mich eigentlich noch zu<br />
jung zur Schwiegermutter.»<br />
« O !» macht Mr. Saxtorph. Lady Constanza<br />
findet, dass es eigentümlich klingt.<br />
« Findest du mich alt geworden ? » fragt<br />
sie sofort etwas ängstlich.<br />
« Durchaus- nicht, Constanza. Du wirst sogar<br />
immer jünger. Nur —»<br />
« Nur ? »<br />
«Nur fürchte ich, du wirst deinem Schicksal,<br />
bald Schwiegermutter zu werden, doch<br />
nicht entgehen. Hat nicht Sir Andrew Law<br />
in letzter Zeit sehr viel in deinem Hause verkehrt<br />
? »<br />
« Allerdings. Er ist ein reizender Mensch<br />
und hat eine grosse Karriere vor sich. Aber<br />
du wirst wirklich ein Pfahlbürger, Lewis.<br />
Die heutige Jugend — so eine Freundschaft<br />
Erscheint jeden Dienstag und Freilag<br />
Wöchentliche Beilage „Auto- Magazin". Monatlich 1 mal „Gelbe Liste"<br />
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Gesehilftstelle Zttrlth : L8wenstrasse 51, Telephon 39.743<br />
wusstsein schliessen lassen. Dabei Ist aber<br />
auch hier wieder' festzuhalten, dass nicht der<br />
sittliche Mangel als solcher, sondern einzig<br />
und allein eine-daraus sich ergebende Gefahr<br />
für den Verkehr die Verweigerung des Ausweises<br />
rechtfertigt. Der Führeräusweis darf<br />
daher nicht wegen eines ^Verhaite'ns oder<br />
Vergehens verweigert werden, das als- solches<br />
keine Beziehung zur' FührereTgnühg hat.<br />
Es steht somit der Behörde, in 1 deren Händen<br />
die Kompetenz, züf Ausstellung der Ausweise<br />
zuständig liegt, nicht zu,, bei: Vornan^<br />
densein der gesetzlichen' Voraussetzungen<br />
die Fahrbewilligung aus andern Grpnden zu<br />
verweigern, z. B. weil gegen den Gesuchsteller<br />
Verlustscheine bestehen oder weil er<br />
seine ordentlichen Steuern noch nicht bezahlt<br />
hat. Sobald die Voraussetzungen des<br />
Automobilgesetzes und der Vollziehungsverordnung<br />
erfüllt sind, 'besitzt jedermann einen<br />
Anspruch auf Ausstellung des entsprechenden<br />
Ausweises.. Auch eine. 'Bedüffniskfeusel<br />
kommt j^hi^Fra^J^me^^ B.<br />
dä'rf
•» AUTOMOBIL-REVUE ÖIENSTAG, 25. JTJLI <strong>1939</strong> — 60<br />
Güterstrasschen<br />
oder Durchgangsstrasse?<br />
Bekanntlich hat im Anschluss an die Abstimmung<br />
über die Sustenpaßstrasse das<br />
Urnervolk gleichzeitig dem Projekt eines<br />
Oütersträsschens von Flüelen nach Bauen<br />
zugestimmt. Es lag nun nahe, vor Inangriffnahme<br />
der Bauarbeiten zu versuchen, dieses<br />
Projekt mit demjenigen der linksufrigen<br />
Vierwaldstätterseestrasse in Ueberemstimmang<br />
zu bringen. Letzte Woche fand nun in<br />
Flüelen eine Konferenz statt, die durch Delegationen<br />
der Regierungen von Uri und Luzern,<br />
des kantonalen Gewerbeverbandes Uri<br />
und der meistinteressierten Gemeinden am<br />
linken Seeufer beschickt war.<br />
An dieser vom urnerischen Baudirektor<br />
geleiteten Konferenz kristallisierte sich im<br />
Verlauf der Diskussion einhellig die Auffassung<br />
heraus, dass es geboten erscheine, unter<br />
der Führung von Luzern in Bern nochmals<br />
einen Vorstoss zu unternehmen, um die Frage<br />
des Baues einer Durchgangsstrasse definitiv<br />
abzuklären, bevor an die Ausführung des<br />
Oütersträsschens herangetreten werde.<br />
Zweifellos kommt vom militärischen Gesichtspunkt<br />
aus betrachtet einer linksufrigen<br />
In der Schweiz ereigneten sich Im Monat<br />
Juli des letzten Jahres durchschnittlich täglich<br />
73 Verkehrsunfälle.<br />
Jeder Strassenbenützer kann sich durch<br />
Vorsicht und vermehrte Beachtung der Verkehrsregeln<br />
erfolgreich am Kampf gegen den<br />
Verkehrsunfall beteiligen.<br />
ACS<br />
Vierwaldstätterseestrasse grosse Bedeutung<br />
zu, speziell hinsichtlich einer leistungsfähigen<br />
Verbindung mit der Gotthardstellung.<br />
Im System der Gotthardverbindungen nimmt<br />
bekanntlich die Axenstrasse eine besondere<br />
Stellung ein. Diese weltbekannte Strasse ist<br />
und wird auf urnerischem Terrarium grosszügig<br />
ausgebaut. Dessenungeachtet dürfte diese<br />
Strecke aus geologischen Gründen als sehr<br />
exponiert zu bezeichnen sein, so dass sich<br />
eine Parallelverbindung am linken Seeufer<br />
mit guten Gründen vertreten lässt. In der<br />
Diskussion kam allerdings die Meinung zum<br />
Ausdruck, dass das linksufrige Strasseniprojekt<br />
in Bern grösstenteils in Berücksichtigung<br />
der Verhandlungen um das Pragelprojekt<br />
bis anhin keine weitere Unterstützung<br />
gefunden habe. Nachdem jedoch der Bau<br />
eines Gütersträsschens über den Pragel genehmigt<br />
sei, könne eine andere Stellung der<br />
eidg. Behörden wohl erwartet werden; denn<br />
schon mit Rücksicht auf das zweite Alipenstrassenprogramm<br />
müsse man sich im Bundeshaus<br />
mit neuen Strassenprojekten beschäftigen.<br />
Als Resultat der Flüelerkonferenz zeitigte<br />
sich die Forderung, bei den zuständigen Departementen<br />
in Bern, und zwar in Verbindung<br />
mit den übrigen « Gotthardkantonen »<br />
bezüglich der linksufrigen Vierwaldstätterseestrasse<br />
nochmals einen weiteren Vorstoss<br />
zu unternehmen und mit den weiteren Vorarbeiten<br />
zum Bau des Oütersträsschens<br />
Flüelen-Bauen bis Ende des laufenden Jahres<br />
noch zuzuwarten.<br />
« 0, ich meinte nur so! > entschuldigt sich<br />
der allmächtige Chef des Geheimen Dienstes<br />
und entfernt sich äusserlich verlegen und<br />
innerlich sehr erheitert.<br />
Eine stark geschnürte und etwas echauffierte<br />
Lady bekommt ihn am Aermel zu<br />
fassen.<br />
« Sir Maxwell! > schnauft sie hinter Ihrem<br />
Spitzentuch, «wissen Sie, dass ich manchmal<br />
glaube, Sie tun nur so unschuldig! Jedenfalls<br />
müssen Sie doch auch gehört haben,<br />
unter wie eigenartigen Umständen unser<br />
junges Paar sich verlobt haben soll. Man<br />
sagt, Granaten mussten explodieren und ein<br />
Schiff musste sinken, ehe es so weit war.<br />
Ich hätte da lieber verzichtet! »<br />
« Meine Allergnädigste — ! »<br />
« Doch, doch, lieber Freund. Obwohl Lord<br />
Charles ein entzückender Mensch und eine<br />
gute Partie ist, aber —. Oder sind Sie anderer<br />
Ansicht? ><br />
« Vielleicht, wenn ich so sagen darf», Sir<br />
Maxwell scheint äusserst verlegen, < vielüeicht,<br />
Mylady, ist ein Schiffbruch vor der<br />
Ehe besser, als einer in der Ehe. ><br />
« Sie Schäker ! > Die korpulente Dame<br />
schüttelt sich vor Lachen und unterzieht dabei<br />
ihre Korsage einer enormen Zerreissprobe.<br />
Sir Maxwell ist aber schon wieder von<br />
ihrer Seite verschwunden. Mit dem Spürsinn<br />
und der Zielstrebigkeit, die seine Stellung<br />
begründet haben, gelingt es ihm, endlich<br />
das junge Paar an einer isolierten Stelle<br />
des Wintergartens zu treffen.<br />
Grosser Preis von Deutschland<br />
Sieger Mercedes-Benz mit Caracciola in 4Std. 8 Min. 41,8 Sek. mit einem<br />
Stundenmittel von 121 km — Müller auf Auto-Union Zweiter mit 58 Sek.<br />
Ruckstand. — 250 000 Zuschauer.<br />
Cochem, 22. Juli <strong>1939</strong>.<br />
Mercedes-Benz hat gewonnen, verdient gewonnen,<br />
aber der Sieg war nicht leicht. Es sah<br />
im Gegenteil ein Zeitlang ganz so aus, als<br />
sollte sich das Resultat von .Reims wiederholen,<br />
und die Beklemmung der Mercedes-<br />
Anhänger löste sich buchstäblich erst, mit der<br />
letzten Runde, als das Ergebnis des unerhört<br />
verbissenen, mit Einsatz der allerletzten Kräfte<br />
geführten Kampfes feststand.<br />
Dem aufmerksamen Beobachter des Trainings<br />
schien es, als ob der um eine Nuance<br />
kräftigeren Reprisen der Auto-Union-Wagen<br />
eine um ein Geringes überlegene Strassenhaltung<br />
der Mercedes gegenüberstände. Das bedigte,<br />
dass der Ausgang der Schlacht in gewissem<br />
Sinne von der Wetterlage während der<br />
vier Stunden des Rennens abhängen würde.<br />
Die Leute vom Bau tippten deshalb auf einen<br />
vielleicht zwar knappen Sieg der Auto-Union<br />
bei trockener Piste, auf einen ebenso knappen<br />
Vorsprung von Mercedes bei Regen. Und der<br />
Verlauf des Kampfes hat diese Voraussage<br />
bestätigt.<br />
Deutlich schied sich das Rennen in drei<br />
Phasen,<br />
die man etwa wie folgt charakterisieren könnte:<br />
Zu Beginn das ungestüme Drängen der<br />
Jungen, bei der Auto-Union in der fühlbaren<br />
Absicht, Mercedes zu forcieren. Diese Taktik<br />
führte, was Lang und Brendel betrifft, zum<br />
Erfolg, doch musste allerdings auch Stuck<br />
daran glauben. Die zwei gewiegten Taktiker<br />
Caracciola und Nuvolari dagegen hielten zurück<br />
und begnügten sich damit, die anderen;<br />
führen zu lassen. In der Mitte des Rennens<br />
der Regenschauer, der Caracciola erlaubt,<br />
seine Karten auszuspielen und der den Drauf-,<br />
ganger Hasse aus der Bahn wirft. Zum Schluss<br />
der aufregende, mit nervenaufreibender Verbissenheit<br />
geführte Endspurt, den die kluge<br />
Berechnung und eiserne Willenskraft Caracciolas<br />
zu dessen Gunsten entscheidet .. .<br />
Einer liebenswürdigen Einladung Direktor Muf*s<br />
von der schweizerischen Mercedes-Benz-Vertrettiflg"*<br />
folgend, begab sich ein Trüpplein schweizerischer<br />
Berichterstatter auf die über die 600 km lange Reise<br />
nach Cochem, die ohne Beschwer und Ermüdung<br />
in etwa 10 Fahrstunden zurückgelegt wurde. Im<br />
freundlichen Mosel-Städtchen gingen allerdings die<br />
nächtlichen Wogen der Festvorfreude hoch und die<br />
etwas merkwürdig anmutende Warnung eines<br />
Strassenschildes «Achtung, Mosel» (bei uns wäre<br />
das etwa «Achtung, Fendant») erschien nicht ganz<br />
unberechtigt.<br />
Eine Stunde vor Start drängt sich eine 260000-<br />
köpfige Menschenmenge auf der Eifel, eifrig die<br />
Vorgänge des Trainings und den gestrigen Brand<br />
von Nuvoilaris Wagen kommentierend. An den<br />
Boxen herrscht fieberhafte Tätigkeit, Reifen werden<br />
hin und her gerollt, über die Motoren beugen sich<br />
grübelnde Köpfe, hin und wieder durchschneidet<br />
ein grelles, metallisches Aufheulen die Luft. Das<br />
Wetter, das von der gestrigen Sommerhitze auf<br />
dichte Bevölkung hinübergewechselt hat, stellt die<br />
Motorenwarte vor die gewohnte Aufgahe. Der Lautsprecher<br />
verkündet, dass Stuck, Nuvolari und Meier<br />
den neuen Wagen der Auto-Union mit DöppelgeMäse<br />
fahren. Inzwischen wird es gegen 11 Uhr,<br />
die Wagen stellen sich in der Reihenfolge, welche,<br />
den im Training gefahrenen Hundenzeiten entspricht,<br />
hinter der Startlinie auf, wobei es einigermassen<br />
Ueberraschung erweckt, dass der junge<br />
Mercedes-Nachwuchsfahrer Brendel, der Hartmann<br />
ersetzt, vor der ersten Garnitur der Auto-Union<br />
Platz nimmt. Die<br />
Startreihenfolge<br />
lautet nämlich, von links nach rechts:<br />
1. Reihe:<br />
Caracciola Brauchlfsch Lang<br />
(Mercedes-Benz) (Mercedes-Benz (Mercedes-Benz)<br />
2. Reihe:<br />
Brendel<br />
Muller<br />
"(Mercedes-Benz)' (Auto-Union)<br />
3. Reihe:<br />
Pietsch Stuck Nuvolari<br />
(Maserati) (Auto-Union) (Auto-Union)<br />
4. Reihe:<br />
Hasse<br />
Meier<br />
(Auto-Union) (lAuto-Uniön)<br />
5. Reiher<br />
Sommer Dreyfus Villoresi<br />
(Alfa Romeo) (Delahaye) (Maserati)<br />
6. Reihe:<br />
Raph<br />
Joa<br />
(Delahaye)<br />
(Maserati)<br />
7. Reihe:<br />
Mandirola<br />
Mazaud<br />
(Maserati)<br />
(Delahaye)<br />
Die Startkanone blitzt auf und sofort übernimmt<br />
Caracciola die Spitze, von Stuck auf den Feräen<br />
gefolgt. Doch schon einige Sekunden später passiert<br />
auf der Gegengeraden Lang als Erster, mit Brauchitsch<br />
am Heck, Nach kurzer Zeit kommt die<br />
Meldung durch, dass Lang am Karussel bereits in<br />
beträchtlichem Vorsprung liegt. Gleich darauf fegt<br />
er an den Tribünen vorüber, mit 48,1 Sek. Vorsprung<br />
vor Braiichitsch; Längs Durchschnitt von<br />
118,7 km/St, erscheint indessen noch nicht besonders<br />
hoch. Müller ist Dritter, es folgen Pietsch,<br />
Caracciola, Nuvolari und Stuck. Die andern sind<br />
schon klar distanziert. Villoresi hält bereits an der<br />
Boxe und. baut.<br />
Zweite Runde: Längs Vorsprung hat sich gehalten,<br />
doch trudelt er im Leerlauf daher und geht<br />
an : die Boxe. In das allgemeine Bedauern mischt<br />
sich ein Aufschrei der Ueberraschung, als plötzlich<br />
Pietsch mit seinem Maserati vorbeiprescht, heftig<br />
bedrängt von Nuvolari. Der Aufenthalt kostet Lang<br />
den ganzen Vorsprung und noch etwas mehr, als<br />
er wieder davonbraust. Villoresi hält zum zweitenmal<br />
und baut neuerdings. Die kompressorlosen<br />
Delahaye bleiben deutlich zurück. Abermals heult<br />
die wilde Meute vorüber, doch jetzt hat sich<br />
Nuvolari die Spitze erkämpft<br />
und hält sie mit allerdings nur geringem Vorsprung<br />
vor Müller und Caracciola. Lang, der nunmehr<br />
an siebenter Stelle liegt, biegt hinter den<br />
Boxen wieder in die Zielgerade und gibt auf- Bas<br />
gleiche MisegeßcMck trifft Stuck. Sommer hat schon<br />
in der zweiten Runde verzichtet. Und jetzt sieht<br />
sieh auch Meier zu längerem Aufenthalt gezwungen.<br />
Bei der kürzen Zeit, die das Rennen erst dauert,<br />
hat es schon beträchtliche Ausfälle hervorgerufen.<br />
Villoresi kommt zur Boxe und baut. Nuvolari« Vorsprung<br />
beträgt jetzt 3 Sekunden auf Caracciola,<br />
dem in kurzen Abständen .Mülller, Brendel, Hasse,<br />
Pietsch folgen. Der junge Brendel zeichnet sich<br />
aus, fährt er doch mit 130,6 km/St. Durchschnitt<br />
die Mäher schnellste Runde. Gleich darauf wird er<br />
jedoch das Opfer seines Temperaments und macht<br />
Bekanntschaft mit dem Strassengraben, was zur<br />
« Meine Lieben», sagt er und ist plötzlich<br />
ein anderer Mensch, «ich wollte Sie noch<br />
einmal allein sprechen, um Ihnen auch im<br />
Namen des Amtes meinen Dank und meine<br />
herzlichsten Glückwünsche auszudrücken.<br />
Ihr letzter Erfolg macht mir den Abschied<br />
von Ihnen noch schwerer. ><br />
« Und unser Hochzeitsgeschenk? » Muriel<br />
lächelt ihren vormaligen Chef vielsagend an.<br />
« Richtig ! Ich konnte es Ihnen natürlich<br />
nicht abschlagen, Lady Muriel. Ich habe veranlasst,<br />
dass man diesen Dr. Martinez und<br />
seinen Spiessgesellen Don Paulo nur über<br />
die Grenze abgeschoben hat. Vor dem Zucht-,<br />
haus, in das Captafa Black nach seiner Wie-"<br />
derherstellung wahrscheinlich Wandern wird,<br />
habe ich sie Ihretwegen bewahrt. Ich hoffe<br />
aber, dass ihnen das Ende dieses Aguillar<br />
unter den von ihm zur Explosion gebrachten<br />
Granaten eine Warnung sein wird und. däss<br />
sie nicht mehr versuchen werden, durch<br />
Waffenschmuggel unsere Gesetze zu übertreten<br />
und die Bemühungen um den Frieden<br />
zu erschweren. Gewarnt sind sie jedenfalls<br />
und überwacht werden sie in .Zukunft auch. »<br />
«Sie sind so nett, Sir Maxwell >, bedankt<br />
sich Muriel, «ich weiss wohl, dass Ihnen so<br />
etwas gegen den Strich seht. Aber schliesslich<br />
haben die beiden mein Glück mitbegründet.<br />
><br />
«Und auch meines! » fügt Charles mit<br />
Ueberzeugung hinzu.<br />
«Ich mache im allgemeinen keinen Anspruch<br />
darauf, mit Eros verglichen zu /werden<br />
», schmunzelt der rundliche Sir Maxwell,<br />
« aber ehe ich diesen Ausländern das Verdienst<br />
überlasse, Ursache Ihres Glückes zu<br />
sein, möchte ich doch in aller Bescheidenheit<br />
darauf hinweisen, dass ich es war, der Sie<br />
zuerst zur Scheinehe zusammengegeben<br />
hat.»<br />
« Wir werden Ihnen das nie vergessen»,<br />
versichert Charles, «man sollte Sie auch<br />
zum Chef des Geheimen Minnedienstes machen,<br />
Sir Maxwell! »<br />
« Sagen Sie das ja nicht laut! > wehrt der<br />
Leiter des Intelligence Service entsetzt ab.<br />
«Wir sind so schon Mädchen für alles<br />
und am Ende wird, man noch von uns verlangen,<br />
dass. wir eine Abteilung für Heiratsvermittlung<br />
angliedern. ><br />
Dann merkt Sir Maxwell, dass eine Gruppe<br />
anderer Gäste herzusehen beginnt, und so<br />
kürzt er den-Abschied schnell ab. Es ist ihm<br />
so zur Gewohnheit geworden, sich im Verborgenen<br />
zu halten, dass er gar nicht mehr<br />
anders, kann. Sobald er mit einem herzlichen<br />
« Hals- und Beinbruch für die Ehe !»<br />
verschwunden ist, zieht Charles Muriel in<br />
eine ganz verschwiegene Ecke.<br />
« Muriel! » flüstert er, « nur eine Sekunde<br />
Einsamkeit und eine Frage ! »<br />
« Ja? > sagt Muriel und lehnt sich an seine<br />
Schulter.<br />
« Bist du zufrieden, Muriel? »<br />
« Ich bin glücklich, Charles. Und du? ><br />
«Ich bin der glücklichste Ehemann Grossbritanniens<br />
!»<br />
Folge hat, dass er auf der Strecke bleibt Glücklicherweise<br />
zieht er selbst sich unverletzt aus der<br />
Affäre. Hartnäckig kleben die beiden Spitzenreiter<br />
Nuvolari und Caraocioda aneinander. Nur 5 Sek.<br />
trennen die beiden, und man bekommt den Eindruck,<br />
dass sich das Rennen mit einem Duell<br />
zwischen ihnen zuspitzen wird. Allerdings gibt<br />
Müller mit weiteren nur 58,6 Sek. Abstand deutlich<br />
zu erkennen, dass er auch noch ein gewichtiges<br />
Wort mitzureden im Sinne hat. Zur Aibwechslung<br />
nimmt unterdessen ViEoresi wieder einmal<br />
seine Bautätigkeit auf. In der sechsten Runde erfoJrt<br />
der<br />
Coup de theätre : Caracciola hat die Spitze<br />
an sich gerissen<br />
und der dichtauffoligende Nuvolari mu&s ausgerechnet<br />
in diesem Moment tanken. Das kostet ihn<br />
eine Minute und wirft ihn in vierte Position hinter<br />
Müller und Hasse zurüok. Jetzt hält Brauchitsch<br />
an der Boxe; der Mechanikerschwarm entwickelt<br />
eine emsige Tätigkeit um einen Wagen. Plötzlich<br />
ein Ahl des allgemeinen Bedauerns, der Wagen<br />
wird seitwärts geschoben, Brauchitsch scheidet<br />
au«. So ruhen die Hoffnungen im Lager von Mercedes-Benz<br />
einzig noch auf Caracciola, der allein<br />
gegen die vier Auto-Union-Wagen kämpft, eine<br />
harte, fast unlösbar erscheinende Aufgabe. Nuvolari<br />
eteuert gegen die Box und deutet auf sein<br />
linkes Hinterrad: Pneuwechsel, wobei auch die<br />
Motorenhaube abgenommen wird. Ob ihm dieser<br />
neue Halt den Anschluss kostet? Schon will er<br />
auf die Reise — mein Manuskript bekommt einen<br />
Fettfleck. Wirklich rührend, die Fürsorge von Mercedes<br />
für «eine Gäste. LZ 130, der neue Zeppelin,<br />
zieht majestätisch seine Kreise über der Piste. Inzwischen<br />
ist der Vorsprung Caracciolas gegenüber<br />
Müller auf 11 Sek. angewachsen; dem Auto-Union-<br />
Fahrer folgt nur 3 Sek. zurück sein Stallgenosse<br />
Haeee. Nuvolari bleibt als Vierter in Reserve und<br />
Fünfter ist Pietsch, der 4 Min. zwischen sich und<br />
Villoresi gelegt hat. Uehrigene wird der letztere<br />
gleich darauf aus der Bahn getragen und baut<br />
jetzt endgültig ab.<br />
In der folgenden, neunten Runde, erleben die<br />
Zuschauer einen aufregenden Moment: Caracciola,<br />
dessen Vorsprung auf eine Sekunde zusammengeschrumpft<br />
ist. wird zum Pneuwechsel angehalten,<br />
ebenso aber auch sein hartnäckiger Verfolger Müller,<br />
währenddem fast im nämlichen Augenblick<br />
nasse das Kommando übernimmt.<br />
Die Menge steht in höchster Spannung: Wer von<br />
den beiden fährt zuerst wieder los, Müller oder<br />
Caracciola? Müller ist es, der unter lautem Beifall<br />
abhaut, währenddem Caracciola durch Kerzenwechsel<br />
zurückgehalten wird.<br />
Müller in Front — dann wieder Hasse.<br />
Doch in der nächsten Runde schon ändert sich<br />
das Bild wieder, denn jetzt ist es Hasse, der seine<br />
Finken tauschen muss. Er erledigt das in der<br />
Rekordzeit von 36 Sekunden und schiebt sich damit<br />
zwischen Müller und Caraccida. Nuvolari absolviert<br />
mit uhrwerksgleicher Regelmässigkeit seine.<br />
Runden, unauffällig aber sicher Sekunde um Sekunde<br />
aufholend. TSur noch 1 Min. 58 Sek. beträgt<br />
jetzt sein Rücketand auf Caracciola. Damit hat sich<br />
deutlich eine Spitzengruppe ausgeschieden; Pietsch<br />
folgt a)ls « Cavalier seul» und die andern in der<br />
Reihenfolge Brendel, Dreyfus, Joa, Raph, Mazaud<br />
und Mandirola.<br />
Jetzt setzt der Regen ein. Das bedeutet nicht<br />
nur längere Rundenzeiten, sondern auch die Beeinflussung<br />
des Rennens im eingange erwähnten Sinn.<br />
Bei den minimen Zeitabständen vom Ersten zum<br />
Dritten — 12 bzw. 14 Sekunden — kann das sofort<br />
ins Gewicht fallen.<br />
Achtung, zwölfte Runde! Richtig, Caracciola hat<br />
Müller passiert und bedrängt mit 21 Sek. Rückstand<br />
Hasse, der aber mächtig aufgedreht haben<br />
muss, denn er hat nicht nur Müller die Spitze entrissen,<br />
sondern sogar 14 Sek. auf Caracciola gewonnen.<br />
Der einzige Vertreter der Schweizerfarben,<br />
Mandirola, der in diesem Moment zirka 3 Runden<br />
im Rückstand liegt, tankt vertotenerweise auf der<br />
Rückseite der Boxen und scheidet damit aus.<br />
Der Lautsprecher, verkündet etwas, das im Motorengeheul<br />
untergeht. Plötzlich ertönt aus der<br />
Ferne das nun schon gewohnte Geräusch der<br />
«Kreissäge»: Er kommt! Wer, wer?<br />
«Und du wirst deine .Freiheit und deine<br />
Abenteuer nicht vermissen? »<br />
Ehe Charles antworten kann, tönt hinter<br />
einer dichten Palmengruppe aus ahnungslosem<br />
Gespräch hervor die sonore Stimme<br />
eines überzeugten Junggesellen : « Glauben<br />
Sie mir, Oberst, jede Ehe ist ein Abenteuer.<br />
Und erst eine Ehe mit dieser Muriel Greentower!<br />
»<br />
« Da hörst du es ! > neckt Charles.<br />
« Am Ende bereust du schon ? > Muriels<br />
Stimme klingt nicht ganz unbefangen. Es ist<br />
nicht angenehm, an seinem Hochzeitstag<br />
nach vielen offiziellen Schmeicheleien das<br />
ungeschminkte Urteil der Welt zu hören.<br />
« Die Ehe mit dir wird mein liebstes, mein<br />
schönstes und mein grösstes Abenteuer<br />
sein ! » versichert Charles stürmisch.<br />
< Wirklich ? ><br />
«Bestimmt, Muriel! In dieses Abenteuer<br />
werde ich mich mit Liebe, mit wahrer Inbrunst<br />
und mit allem Elan stürzen — wie<br />
man sich an einem Geissen Sommertag in<br />
einen klaren, blauen See stürzt.»<br />
« Du bist so lieb und galant, Charles >, lobt<br />
Muriel mit lachenden Augen, «und ich bin<br />
ganz sicher, deine Absichten sind besser, als<br />
deine Vergleiche. Denn, weisst du, so abkühlend,<br />
wie kaltes Wasser, werde ich hoffentlich<br />
nicht auf dich wirken. > Und dann gibt<br />
sie Charles einen verstohlenen, heissen Kuss,<br />
d*r ihn von seinem ersten Eheirrtum gründlich<br />
aber angenehm heilt.<br />
Ende.
NO 60<br />
DIENSTAG, 25. JULI <strong>1939</strong><br />
Nummer 12, Caracciola an der Spitze!<br />
Hasse hat in seinem Drang, sich nicht unterkriegen<br />
M lassen, das Mass der Tollkühnheit überschritten,<br />
es reisst ihn aus der Bahn, seine Maschine zerschellt<br />
an einem Baum, er selbst kommt indessen<br />
heil davon. Rudi verzeichnet nunmehr einen Vorsprung<br />
von 21 Sekunden auf Müller, den er in der<br />
nächsten Runde auf 34 Sekunden erhöht. Ein Bravo<br />
übrigens für Pietsch, der sich wacker hält, ist er<br />
doch ausser den zwei Verfolgern Caraceiolas als<br />
einziger noch nicht überrundet, obwohl Rudi eben<br />
jetzt eine heftige Jagd auf ihn inszeniert, denn<br />
beim Passieren der Tribünen liegen sie nur noch<br />
etwa 40 m auseinander. Meier ist, wie der Lautsprecher<br />
verkündet, ein Opfer der nassen Piste geworden<br />
— wieder einer weniger. Als sei es nun<br />
genug, hört auf diese Nachricht hin der Regen auf.<br />
Sobald die Piste zu trocknen beginnt, hot die Auto-<br />
Union auch wieder auf. Nuvolari verringert seinen<br />
während des Regens auf 3 Minuten gestiegenen<br />
Rückstand in einer einzigen Runde um 30 Sekunden.<br />
Herrgott, gibt der Kerl aiber auch Sauce hinein!<br />
Pietsch, jetzt Vierter geworden, hüpft aus der<br />
Bahn, hüpft wieder hinein, bleibt im Rennen.<br />
Wir sind in der 15. Runde. Ein hübscher Anblick:<br />
Caracciola und Müller auf gleicher Höhe,<br />
nur — Müller vor der Tribüne. Caracciola mit<br />
39 Sek. Vorsprang auf der Gegengeraden. Die bei-<br />
Rudolf Caracciola gewann den G. P. von Deutschland<br />
zum sechsten Male.<br />
den können sich einen liebenswürdigen Blick zuwerfen.<br />
Nuvolari hält an der Boxe. Was ist los?<br />
Nichts, nur Schnaps für die. Kiste! Der Rundendurchschnitt<br />
steigt wieder an, Pietsch erscheint am,<br />
Ersatzteillager und holt sich den gebührenden Son-i<br />
derapplaus für sein Akrobatenstückchen.<br />
Nur acht Mann sind noch im Rennen,<br />
was, einem Ausfall von über 50% entspricht. So<br />
fürchterlich hat der Kampf die Reihen gelichtet.<br />
Einzig die Delahaye-Mannschaft liegt noch komplett<br />
im Rennen, aber mit mehreren Runden<br />
Rückstand.<br />
Die Auseinandersetzung nähert sich ihrem<br />
Höhepunkt,<br />
denn das ist es eben: Man weiss, dass Caracciola<br />
nochmals tanken muss. Wie es in dieser Beziehung<br />
um die Auto-Union steht, ist ungewiss. Wird aber<br />
Caracciolas knapper Vorsprung von 44 Sekunden<br />
ausreichen, um die Spitze halten zu können? Jetzt<br />
schwenkt Neubauer die Flagge, Caracciola fegt'<br />
heran, stoppt, knappe, präzise Bewegungen. Aller<br />
Blicke starren, aller Ohren spitzen sich nach seinem<br />
Verfolger. Noch sieht und hört man nichts<br />
von ihm — da braust Caracciola unter ungeheurem<br />
Beifall wieder davon — Rekord — 60 Liter<br />
Brennstoff in 17 Sekunden. Einige Sekunden verstreichen<br />
noch, bis er auf volle Fahrt kommt, der<br />
Vorsprung ist auf 14 Sekunden geschmolzen, doch<br />
die Spitze hält er. Noch drei Runden — eben meldet<br />
man Nuvolaris Passage aus dem Karussel, da<br />
taucht er auch schon auf, aber — im Leerlauf,<br />
mit rauchender Motorhaube rollt er zur Boxe.<br />
Schluss, aus! Alles bedauert den sympathischen<br />
Kämpen, der, schon Veteran, der Jugend noch die<br />
Eisen zeigt. Unterdessen ist das Ringen der beiden<br />
Vordersten aufs äusserste entbrannt, um jede<br />
Sekunde, nein um Bruchteile davon wird verbissen<br />
gekämpft. Die zähen Gegner geben das Letzte aus<br />
eich heraus, Caracciola fährt die schnellste Runde<br />
in 131.5 km/St. — und gewinnt dabei ganze zwei<br />
Sekunden auf Müller. Besser als alle Worte schildert<br />
diese Tatsache die unerhörte Härte des gigantischen<br />
Ringens, das zwischen den Spitzenreitern<br />
tobt. Da muss Müller tanken. Nur 18* Sekunden<br />
braucht er dazu, aber damit dürften die<br />
Würfel gefallen sein. 37 Sekunden trennen ihn<br />
nunmehr von Caracciola. Letzte Runde: Neubauer<br />
schwenkt irgend ein geheimnisvolles Zeichen, der<br />
NSK-Sturm märschiert zur Siegerehrung auf, in<br />
den Boxen beginnt man zu packen, die deutsche<br />
Nationalhymne ertönt, Caracciola passiert die Ziellinie<br />
als Sieger des Grossen Preises von Deutschland.<br />
Resultate:<br />
1. CARACCIOLA (Mercedes-Benz 1 ) 4 Std. 08 Mm.<br />
41 Vi Sek. (Stundenmittel 121,9 km).<br />
2. Müller (Auto-Union) 4 Std. 09 Min. 39'A Sek.<br />
(Stundenmittel 120,6 km).<br />
3. Pietsch (Maserati) 4 Std. 12 Min. 46 8 /» Sek.<br />
(eine Runde zurück).<br />
4. Dreyfus (Delahaye) 4 Std. 20 Min. 16*/s Sek.<br />
(zwei Runden zurück).<br />
5. Nuvolari (Auto-Union) 3 Sfd. 39 Min. 56VsSek.<br />
(drei Runden zurück).<br />
6. Raph (Delahaye) 4 Std. 11 Min. 43 4 /> Sek. (drei<br />
Runden zurück).<br />
7. Mazaud (Delahaye) 4 Std. 11 Min. 44,0 Sek.<br />
(drei Runden zurück).<br />
8. Joa (Maserati) 4 Std. 14 Min. 33Vs Sek. (drei<br />
Runden zurück).<br />
AUTOMOBIL-REVUE<br />
5. Bergrennen Develier-Les Rangiers<br />
Blancpain (Fribourg) auf Maserati fährt wiederum Tagesbestzeit. — de Montfort (Lausanne)<br />
auf Bugatti Kategorien-Doppel-Sieger bei den Touren- und Sportwagen. — l neuer<br />
Kategorien- und 7 Klassenrekorde. — Unfallfreier Verlauf. — Einwandfreie Organisation.<br />
Von der Sektion Les Rangiere des A.C.S. am vergangenen<br />
Sonntag durchgeführt, stieg zum fünftenmal<br />
das Nationale Bergrennen Develier-Les Rangiers<br />
für Automobile. Organisatoren und Konkurrenten<br />
hätten für die mit viel Liebe zur Sache und mit<br />
ebensolcher . Gründlichkeit vorbereitete, für die<br />
Schweizermeisterschaf.t zählende Veranstaltung. ein<br />
besseres Wetter verdient, als es sich ihnen über<br />
das"" Wochenende präsentierte. Schon während des<br />
Trainings vom Samstagnachmittag, bei dem bei den<br />
Tourenwagen de Montfort auf Bugatti. Portmann<br />
und HelMing auf Ford, bei den Sportwagen de Montfort<br />
auf Bugatti und bei den Rennwagen de Graffenried<br />
und Blancpain auf Maserati mit 3:54,2 resp.<br />
3.-54,4 als Schnellste gestoppt wurden, gase es zeitweise<br />
in Strömen, und auch am Sohntag, just als<br />
sich die Rennwagen an den Start begaben, ging<br />
es zu und her wie in einem Hexenkessel. Unter<br />
solch widrigen Umständen musste nicht nur die<br />
Hoffnung auf einen zufriedenstellenden Besuch<br />
seitens des Publikums, sondern auch auf eine Rekordausbeute,<br />
wie sie Rheineck-Walzenhausen gezeitigt<br />
hatte, begraben werden. Dass trotz dem<br />
regnerischen Wetter und der nassen Piste — die<br />
übrigens nach Aufhören der Regenfälle rasch antrocknete<br />
— die Kampfeskraft der Konkurrenten<br />
keineswegs erlahmt war, zeigt ein Blick auf die<br />
Resultatliste, die einen neuen Kategorienrekord bei<br />
den Tourenwagen und insgesamt 7 neue Klassenbestzeiten<br />
aufweist. Tagessieger wurde, wie schon<br />
in den Bergprüfungsfahrten Valangin-Vue des Alpes<br />
und Rheineck-Walzenhausen-Lachen, der Freiburger<br />
Blancpain, der seinen Maserati bei peitschendem<br />
Regen in 3:56,2 = 112,023 km/St, über die 7,35 km<br />
lange Piste steuerte, damit allerdings um 27 Sek.<br />
hinter dem von Biondetti auf einem viel stärkeren<br />
Alfa Romeo im Jahre 1936 aufgestellten Streckenrekord<br />
zurückblieb. Ebenfalls an einen VertreteT<br />
der welschen Schweiz, an de Montfort, Lausanne,<br />
auf Bugatti gingen die Kategoriensiege bei den<br />
Sportwagen und Tourenwagen, wobei «s ihm gelang,<br />
die bisherige Bestzeit für Tourenwagen um mehr<br />
als 11 Sekunden zu unterbieten.<br />
Ueber die sportliche Seite der Veranstaltung ist<br />
das Nähere in Kürze aus unserm Rennverlauf zu<br />
erfahren. An dieser Stelle wollen wir uns damit<br />
begnügen, dem Organisatioaskomitee und seinem<br />
Präsidenten, Herrn Irmin Levy, das verdiente Lob<br />
zu singen für die untadelige, einwandfreie Arbeit,<br />
die es in Zusammenhang mit diesem in jeder Hinsicht<br />
würdig verlaufenen Bergrennen geleistet hat.<br />
Die Rennleitung bemühte sich um eine flüssige,<br />
ununterbrochene Abfertigung der Konkurrenten am<br />
Start, was ausgezeichnet glückte, wurden doch<br />
innerhalb 1 % Stunden 58 Wagen (31 Touren-,<br />
15 Sport- und 12 Rennwagen, wovon 6 Doppeletarts)<br />
auf die Strecke entlassen. Bei der Wagenabnahme<br />
vom Sonntagvormittag im Schlosshof zu<br />
Delsberg durfte man mit Genugtuung feststellen,<br />
dass die Nationale Sportkommission, die durch<br />
ihren Präsidenten, Herrn Dr. N a p p (Basel)» eowie<br />
die Sportkommissäre HH. H u b e r (Bern) und<br />
Pierrehumbert- (Le Locle) vertreten war,<br />
alle Hebel in Bewegung setzt, um in unsern Sportbetrieb<br />
hinein eine immer straffere Disziplin und<br />
Ordnung zu bringen. Bei Touren- und Sportwagen<br />
wurden Stichproben bezüglich ihrer Uebereinstimmung<br />
mit den nationalen Sportgesetzen gemacht<br />
und von Herrn Vuilleutnier vom technischen<br />
Dienst de? ACS Brennstoffproben genommen, die<br />
verschiedenen Konkurrenten Überraschungen brachte,<br />
indem sie den eingefüllten Spezialbrennstoff<br />
durch einen handelsüblichen ersetzen mussten.<br />
Für Ordnung und Sportlichkeit war somit auf der<br />
ganzen Linie gesorgt und wenn wir eins zu kritisieren<br />
hätten, dann wäre es die gut einstiindige Verspätung,<br />
mit. der das abendliche offizielle Bankett<br />
und die anschliessende Preisverteilung um 8 Uhr<br />
anstatt um 7 Uhr gestartet wurden. Wenn kurz nach<br />
8 Uhr zahlreiche Konkurrenten aus der Ost- und<br />
Zentralschweiz im Gänsemarsch im Saal ceinmarechierten»<br />
und mit einem ulkigen Sprechchor um<br />
die Herausgabe der Preise baten, so mag dies den<br />
«Fehlbaren» als Hinweis darauf dienen, dass jene<br />
Fahrer, die nach Schluss der Veranstaltung mehr<br />
als 200 Kilometer bis zu ihrem Wohnort zurückzulegen<br />
haben, es als eine durchaus unnötige Geduldsprobe<br />
auffassen, wenn man sie bis zur Preisverteilung<br />
über Gebühr lange warten lässt.<br />
Der erste Lauf der Rennwagen.<br />
In langer Kolonne rollen nach dem Lunch die<br />
Wagen-der Konkurrenten und Offiziellen von Delsbeg<br />
zum Startpunkt ausserhalb des Dorfes Develier,<br />
voraus die Rennwagen, die wie an der Vue<br />
des Alpes und in Rheineck-Walzenhausen zweimal<br />
Startgelegenheit haben und punkt 14.30 Uhr das<br />
Rennen eröffnen. Fast schien es eine Weile, als<br />
ob der Wettergott auf den Beginn der Veranstaltung<br />
hin eine freundlichere Miene aufsetzen wolle.<br />
Doch weit gefehlt. Ausgerechnet in dem Moment,<br />
da der Basler Senn auf Maserati als Erster von<br />
dannen -braust, setzt ein arges Sudelwetter ein, das<br />
erst wieder aufhört, wie auch de Graffenried, Kessler,<br />
Blancpain und Christen, alle auf Maserati und<br />
Frau Stürzinger auf Bugatti den Blicken der am<br />
Start weilenden. Zuschauer entschwunden sind. Es<br />
ist mitunter ein sintflutartiger Regen, der niederprasselt,<br />
und natürlich einen ernsthaften Angriff<br />
auf den phantastisch hohen Streckenrekord des<br />
Italieners Biondetti auf Alfa Romeo von 3:29,4 =<br />
126,361 km/St, vollkommen verunmöglicht. Ana besten<br />
zieht sich der Freiburger Blancpain aus der<br />
Affaire, der eich als ausgezeichneter Schlechtwetterfahrer<br />
entpuppt und die 7,3J> Kilometer lange,<br />
tadellose und allen Anforderungen einer solchen<br />
Konkurrenz entsprechende Piste in 3:56,2 schafft,<br />
eine Zeit, die, wie sich später zeigt, die absolute<br />
Tagesbestleistung darstellt und in Anbetracht<br />
der äu'ssern Umstände als hervorragend taxiert werdendarf.<br />
Hart auf hart geht es bei diesem ersten Lauf<br />
im Kampf um die Plätze zwischen de Graffenried,<br />
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Kessler und Senn, die im Klassement nur je Vi Sekunde<br />
auseinanderliegen und mit etwas über 4 Minuten<br />
das bestmöglichste aus ihren Rennern herausgeholt<br />
haben. In der Zweiliterklasse will Christen<br />
bei diesem Wetter nicht recht in Form<br />
kommen, was ihm jedoch, wie wir sehen werden,<br />
im zweiten Berglauf um so besser und überzeugender<br />
gelingt. Auch Frau Stürzinger wird bei<br />
ihrem nochmaligen Auftreten beweisen, dass ihre<br />
Zeit von 5:33,6 in erster Linie auf Konto Regen<br />
zu buchen ist.<br />
Die Tourenwagen.<br />
Das Heer der Tourenwagen-Konkurrenten, die<br />
nun in rascher Folge auf die Strecke entsandt werden<br />
und Les Rangiers entgegeneilen, steht offenbar<br />
in der Gunst St. Petrus höher als die Betreuer<br />
der schneideren Boliden der Rennwagenkategorie.<br />
Prompt werden die Schleusen geschlossen, dann<br />
und wann bricht sogar die Sonne siegreich durch<br />
und die den Jurahängen entlang huschenden Nebelschwaden<br />
und Wolkenfetzen schaffen eine malerische<br />
Landschaftsszenerie. Auf Anhieb ist ein<br />
neuer Rekord geboren, von Stich auf Fiat nämlich,<br />
der in der Klasse 1100 ccm als Soloexperte<br />
die bisherige Bestzeit um 12 Sekunden untenbietet,<br />
während bei den Amateuren, ebenfalls in Solofahrti<br />
ein unter dem Pseudonym «Arret» konkurrierender<br />
Zürcher auf Fiat rund eine halbe Minute mehr<br />
benötigt. Und gleich hierauf trägt sich der Chauxde-Fonnier<br />
Mergy auf Lancia bei den Experten<br />
als neuer Rekordhalter in der Klasse 1500 com ins<br />
Goldene Buch ein und versetzt für einmal den Zuger<br />
Kaiser auf Opel auf den Ehrenplatz. Chauxde-Fonds<br />
stellt auch bei den Amateuren in Bütikofer<br />
auf Lancia den Sieger, der seinen Markengefährten<br />
Monferini um 10 Sekunden distanziert;<br />
während der Liestaler Handschin seinerseits als<br />
einer der wenigen die 6-Minuten-Grenze um. ein<br />
Erkleckliches überschreitet. Vom Rennen der<br />
Klasse 2000 ccm, an dem sich 5 Experten und 2<br />
Amateure beteiligten, ist zu sagen, dass der aus<br />
dem Jahre 1934 datierende und von Christian Kautz<br />
auf AC gehaltene Rekord von 5:12,2 weiterhin Bestand<br />
hat. Zu einer Familienangelegenheit von<br />
Citroen gestaltet sich der Kampf der Experten, wo<br />
der Genfer Baehler seinen Sieg an der Vue des<br />
Alpes wiederholt und Sehlotterbeck (Zürich) um<br />
nur 2 Seikunden schlägt. Diese beiden stellen ihre<br />
Kollegen stark in den Schatten, liegen sie doch<br />
bis zu über 54 Minute zurück. Dr. Pfosi (Zürich)<br />
auf Peugeot hat bei den Amateuren leichtes Spiel,<br />
um seinen einzigen Widersacher Bloch zu dominieren<br />
und seine in Valangin und Rheineok gefahrenen<br />
Siege eindrucksvoll zu bestätigen. Ein<br />
weiterer Rekord ist für die 3-Liter-Klasss zu vermelden,<br />
wo der Aargauer Weber mit seinem Bugatti<br />
abermals Lorbeeren erntet, indem er der sieben<br />
Jahre alten Bestzeit von Le Roy auf Voisin<br />
das Lebenslicht aushaucht und die Strecke in<br />
4:49,4 = 91,43 km/St bewältigt. Deknarco aut<br />
Alfa Romeo und Dr. Suter auf Citroen rücken dem<br />
ehemaligen Rekord bedenklich nahe und auch die<br />
Zeit von Frau Suter, die den gleichen Citroen<br />
steuert, darf sich wohl sehen lassen. Mehr als<br />
30 Sekunden zurück rangieren die Peugeotfahrer<br />
«Pietro» und Periat aus Fahy. Bollinger (Aeugst<br />
a. A.) auf Peugeot vermag sich mit einem Vorsprung<br />
von 3 Sekunden auf den Basler Straumann<br />
(Alfa Romeo) als erster Amateur zu klassieren.<br />
Mit einer Differenz von 10 Sekunden auf den Sieger<br />
gelangt der Walliser Sauthier auf Citroen auf<br />
den 3. Platz, es folgt der Lausanner Duval auf Talbot,<br />
dessen Gemahlin, sowie der Dels>berger Scbafheutle<br />
auf Terraplane auf dem noch halbnassen<br />
Parcours nicht recht auf Touren kommen. Mit Elan<br />
Entledigen sich die Anwärter auf die Tagesbestzeit<br />
der Tourenwagen in der Klasse über 3 Liter<br />
ihres Pensums. Was schon in Valangin der Fall<br />
war und aufs neue zu erwarten stand, trifft auch<br />
wirklich zu: der Lausanner Amateur de Montfort<br />
auf Bugatti schöpft den Rahm oben aib und stellt<br />
mit der fabelhaften Zeit von 4:26 = 99,473 km/St,<br />
nicht nur einen neuen Klassen-, sondern auch<br />
einen neuen Kategorien-Rekord auf die Beine, wobei<br />
der ersteTe mit 4:55,6 von Pfäffli auf Ford<br />
und der zweite von Zwimpfer auf Chrysler in der<br />
Klasse über 5 Liter mit 4:37,4 gehalten wurde.<br />
«Aryll> befindet sich mit seinem schweren Graham-<br />
Kompressor rund 50 Sekunden länger unterwegs<br />
und Locher (Zürich) auf Ford muss trotz aller<br />
Anstrengungen mit dem 3. Rang vorlieb nehmen.<br />
Auf Biegen und Brechen tobt der Kampf zwischen<br />
den beiden Experten, dem Basler Portmann und<br />
dem Rapperswiler Helbling auf Ford. Einzig der<br />
Chronometer ist in der Lage, hier Klarheit zu<br />
schaffen: Mit einer 6-Sekunden-Differenz schiesst<br />
der Basler, wie schon an der ersten und zweiten<br />
Bergprüfungsfahrt dieser Saison, vor Helbling den<br />
Vogel ab.<br />
Und nun sind die<br />
Sportwagen<br />
an der Reihe. Von den drei Konkurrenten, die den<br />
Sieg in der Klasse 1100 ccm untereinander ausmachen,<br />
schwingt diesmal bei de^n Experten der<br />
Zürcher Dattner mit seinem knallroten Stromlinien-<br />
Fiat, der in Rheineck-Walzenhausen an einem akuten<br />
Kerzendefekt litt, in der neuen Rekordzeit von 5:13,8<br />
einwandfrei oben aus. Bosshard placiert sich auf<br />
Singer als Dattners einziger «Gegner» automatisch<br />
an zweiter Stelle und Häffner (Zürich) auf Fiat<br />
bringt die Strecke, die sich nun wieder — stellenweise<br />
wenigstens — in trockenem Zustand präsentiert,<br />
in öolofahrt als einziger Amateur hinter<br />
sich.' Ala Solist in der 1,5-Liter-Klasse steuert<br />
Morel (Küssnacht) den BMW des Zürchers Dr<br />
Dold, der momentan im Militärdienst weilt, ohne<br />
allerdings den Rekord Graffenrieds ernsthaft in<br />
Gefahr zu bringen. Bei den 2-Liter-Wagen muss<br />
die 1936 von Dr. Bertani auf Alfa Romeo gefahrene<br />
Bestzeit von 4:33,8 nicht weniger als dreimal<br />
dranglauben. In eindrucksvollem Rennen bricht<br />
der Zürcher Kessler auf BMW diesem Maximum<br />
die Spitze, indem er es 11,4 Sekunden tiefer<br />
schraubt und den Berner Riesen auf der gleichen<br />
Marke bei den Experten auf den Platz verw&ist.<br />
In der Amateur-Gruppe behaupten sich cHenry»<br />
und Waeffler auf BMW, die mit 4:25,6 bzw. 4:32,4<br />
den Rekord ebenfalls zertrümmern und Dmval (Lausanne)<br />
auf Peugeot, sowie Kronauer (Winterthur)<br />
auf Alfa Romeo um nahezu eine Minute<br />
distanzieren. Trümpy (Glarus) bei den Amateuren<br />
und Pfäffli (Bern) bei den Experten holen<br />
sich ihre Preise auf Bugatti in der S-Liter-Klasse<br />
als Einzelgänger, wobei sich der Kategoriensieger<br />
von Rheineok mit einem Plus, von 11 Sekunden<br />
als der Schnellere erweist. Dass Montfort auch als<br />
schnellster Sportwagenfahrer aus dem Rennen hervorgehen<br />
würde, darüber konnte im vorneherein<br />
kein Zweifel bestehen. Dass er jedoch mit seiner<br />
Zeit inmitten der illustren Gesellschaft der Rennwagen-Piloten<br />
landen würde, wagte man doch<br />
nicht s» hoffen. Er figuriert demnach, m der
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N° 60 — DIENSTAG. 25. JÜLT <strong>1939</strong> AUTOMOBIL-REVUE<br />
Klasse über 3000 ccm mit Abstand auf die S.S.-<br />
Jaguar-Fahrer von Tscharner (Bern) und Hirt<br />
(Zürich) im ersten Rang und sicherte sich dadurch<br />
abermals einen Kategorien-Doppelsieg.<br />
Der zweite Lauf der Rennwagen.<br />
Zum Schluss steigt der vom Publikum mit Spannung<br />
erwartete zweit» Benglauf der Rennwagen,<br />
die nun bei fast völlig trockener Strasse alle<br />
Chancen haben, ihre im ersten Lauf registrierten<br />
Resultate zu verbessern. In der 1,5-Liter-Klasse<br />
M^»»'<br />
Der Basler Portmann auf'Ford, der sich<br />
nimmt der Basler Senn wiederum als Erster die<br />
Piste unter die Räder seines Maserati, stürmt in<br />
vehementem Tempo davon und wird mit den Tücken<br />
der Strecke in einer Manier fertig, die um so mehr<br />
Bewunderung erheischt, als Senn nicht nur zum<br />
erstenmal am Volant dieses Maserati sitzt, sondern<br />
sich seit 9 Jahren, als er im Kilometer-Lance von<br />
Giubiasco startete, überhaupt an keiner rennsportlichen<br />
Veranstaltung mehr beteiligte. Die Chronometreure<br />
notieren eine um 4,2 Sekunden kürzere<br />
Zeit als im ersten Start. Als Z-weiter saust de Graffenried<br />
bergan, geht, wie er uns später selber erklärt,<br />
aufs Ganze. Nun, etwas weniger wäre in diesem<br />
Falle mehr gewesen, insofern nämlich, ails er<br />
die Kräfte seines Maserati in der Kurve nach der<br />
Hufeisenkehre nicht genügend bändigt und als Folge<br />
davon eine t6te-ä-queue in Kauf nehmen muss, die<br />
Amateure: Solo. „Arret<br />
Experten: Solo. J. Stich<br />
Amateure: 1. J. Buttikoffer<br />
2. A. Monferini<br />
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Gruppe 1, bis 1100 cc<br />
Zollikon<br />
Fiat<br />
Chaux-de-Fonds Fiat<br />
Gruppe 2, 1101 bis 1500 cc.<br />
Chaux-de-Fonds Lancia<br />
Bulle ... Lancia<br />
Liestal -'-t Fiat<br />
das Rennen Yorzeitijt beendet. Pech hatte der Zürcher<br />
Kessler schon in Rheineck und es sei gleich<br />
Experten:<br />
erwähnt, dass es ihm auch in Develier treu geblieben<br />
ist. Nach einem prächtigen Start und denAmateure:<br />
ersten paar hundert Metern Fahrt machen sich<br />
Kerzenschäden bemerkbar, die einen erfolgreichen Experten:<br />
Abschluss der Partie aussichtslos erscheinen lassen.<br />
Auch, der Freiburger Blancpain bekommt es<br />
zu spüren, dass es dem Motor seines Maserati nicht<br />
sehr erträglich war, nach dem ersten Rennen auf<br />
einem 15 Kilometer langen Umwee zum Start zu-<br />
Amateure:<br />
t:*Äii :K^m^ilBKflHHNttaHHB<br />
als schnellster Tourenwagen-Experte erwies.<br />
rückkehren zu müssen. Unweit des Zieles<br />
auch er zahlreiche Aussetzer, deren Folgen sich in<br />
einem um 6,4 Sekunden schlechteren Resultat als<br />
während der Schlechtwetterfahrt kundtun. Immerhin<br />
bleibt er Tagesschnellster und Sieger seiner<br />
Klasse vor Senn. Graffenried und Kessler. Christens<br />
zweite und definitive Attacke auf die Tagesbestzeit,<br />
die er anschliessend an Blancpain in der<br />
2-Liter-KIasse reitet, ist ganz gross und das Ergebnis<br />
rund 20 Sekunden besser als beim ersten<br />
Start. Und wenn auch rund 2 Sekunden bis zu<br />
einem Kategoriensieg fehlen, so hat der sympathische,<br />
zähe Zürcher doch wenigstens einen neuen<br />
Klassenrekord unter Dach und Fach gebracht.<br />
Frau Stürzinger endlich, die das Rennen bescbliesst,<br />
benötigt 40 Sekunden weniger als das erstemal und<br />
gewinnt den Damenpreis.<br />
Resultate vom Bergrennen Develier—Les Rangiers<br />
1089 5.47,8 76,078<br />
1089 5.20,6 82,532 B<br />
1352 5.37,8 78,330<br />
1352 5.47,8 76,078<br />
1493 6.23,4 . 69,014<br />
Experten:<br />
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Experten:<br />
Amateure:<br />
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4. W. Bernath<br />
5. A. Marandan<br />
Solo. K. Häffner<br />
1. A. Dattner<br />
2. W. Bosshard<br />
E. de Graffenried<br />
H. Kessler<br />
M. Christen<br />
Frau L. Stürzinger<br />
Chaux-de-Fonds Lancia<br />
Zug<br />
Opel<br />
Gruppe 3, 1501 big 2000 ee.<br />
Zürich<br />
Peugeot<br />
Chaux-de-Fonds Citroen<br />
Geneve<br />
Citroen<br />
Zürich<br />
Citroen<br />
Neuchitel<br />
Citroen<br />
Chaux-de-Fonds Citroen<br />
Freiburg<br />
Citroen<br />
1352<br />
1488<br />
1991<br />
1911<br />
1911<br />
1911<br />
1911<br />
1911<br />
1911<br />
6.15,0<br />
5.37,0<br />
5.37,2<br />
6.03,2<br />
5.19,8<br />
5.21,8<br />
5.43,2<br />
5.47,2<br />
5.58,0<br />
84,000<br />
78,516<br />
78,469<br />
72,852<br />
82,739<br />
82,224<br />
77,097<br />
76,209<br />
73,901<br />
Gruppe 4, 2001 bis 3000 cc<br />
1. W. Bollinger Aeugst a.A. Peugeot 2140 6.09,0 85,631<br />
2. C. P. Straumann Basel Alfa Romeo 2309 5.12,0 84,807<br />
3. H. Sauthier Martigny Citroen 2867 5.19,2 82,894<br />
4. A. Duval Lausanne Talbot 2991 5.33,8 79,269<br />
5. Mme. M. Duval Lausanne Talbot 2991 6.12,2 71,090<br />
6. L. Schafheutle Delemont Terraplane 2724 6.32,2 67,465<br />
1. H. Weber Suhr Bugatti 2995 4.49,4 91,430 B<br />
2. F. Delmarco Yverdon Alfa Romeo 2309 5.03,0 87,326<br />
3. Dr. R. Suter Basel Citroen 2867 5.03,8 87,096<br />
4. Frau L. Suter Basel Citroen 2867 5.08,0 85,909<br />
5. „Pietro" Fahy Peugeot 2140 6.37,8 78,330<br />
6. H. Periat Fahy Peugeot 2140 5.39,8 77,869<br />
Gruppe 5, Ober 3001 ee.<br />
1. L. de'Montfort Lausanne Bugatti 3257 4.26,0 99,473 KB<br />
2. „Aryll" Bern Graham 3600 6.14,4 84,160<br />
3. W. Locher Zürich Ford 3620 5.21,0 82,429<br />
1. H. Portmann Basel Ford 3620 4.45,2 92,776<br />
2. H. Helbling Rapperswil Ford 3620 4.51,4 90,803<br />
SPOBTWAGEN.<br />
Amateure: Solo. H. It. Morel<br />
Gruppe 1, bis 1100 cc<br />
Zürich<br />
Zürich<br />
Fiat<br />
Fiat<br />
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1089<br />
5.39,2<br />
6.13,8<br />
78,007<br />
84,321 B<br />
Winterthur Singer 980 6.04,8 72,532<br />
Gruppe 2, 1101 bli 1500 cc.<br />
Küsnacht B.M.W. 1490 5.12,8 84,590<br />
Gruppe 3, 1501 bis 2000 cc.<br />
Amateure: 1. „Henri" Zürich B.M.W. 1971 4.25,6 99,623<br />
2. H. Wäfler Basel' B. M. W. 1971 4.32,4 97,136<br />
3. A. Duval '* Lausanne Peugeot 1991 5.21,6 82,276<br />
4. Ph. Kronauer Zürich Alfa, Romeo 1750 5.29,2 80,376<br />
Experten: 1. H. Kessler Zürich B. M. W. 1971 4.22,4 100,838 B<br />
2. F. Riesen Bern B. M. W. 1971 4.38,4 95,043<br />
Gruppe 4, 2001 bis 3000 ce.<br />
Amateure: Solo. H. Trümpy Glarus Bugatti 2300 4.20,0 101,769<br />
Experten: Solo. H. Pfaffli Bern Bugatti 2300 4.30,8 97,710<br />
Gruppe 5, über 3000 cc<br />
Amateure: 1. L. de Montfort Lausanne Bugatti 3257 4.04,4 108,265<br />
2. J. de Tscharner Bern SS. Jaguar 3485 4.36,2 95,800<br />
3. F. Hirt Zürich SS. Jaguar 3485 4.57,0 89,090<br />
BENNWAGEN.<br />
Gruppe 2, 1101 bis 1500 cc<br />
1. B. Blancpain Fribourg Maserati 1496 3.56,2 112,023<br />
2. Fahrt 4.02,6 109,068<br />
2. A. Senn. Basel Maserati 1496 4.07,0 107,125<br />
2. Fahrt 4.02,8 108,978<br />
Fribourg Maserati 1493 4.04,6 108,176<br />
Zürich Maserati 1493 4.06,8 107,212<br />
Gruppe 3, 1501 bis 2000 cc<br />
Zürich Maserati 1980 4.16,6 103,117<br />
2. Fahrt 3.57,8 111,269 B<br />
St. Gallen Bugatti 1990 5.33,6 79,316<br />
2. Fahrt 4.54,6 89,816<br />
Neuer Kategorien- und Klassenrekord.<br />
R = Neuer Klassenrekord. KK<br />
Speziaipreis für die beste Zeit der Damen: Frau Stürzinger, St. Gallen, auf Bugatti, mit 5.54,6 = 89,816 km/st.<br />
Speziaipreis für die beste Tageszeit der Amateure: de Montfort, Lausanne, auf Bugatti mit 4.04,4 — 108,265 km/st.<br />
Speziaipreis für die beste Tageszeit der Experten bei den Sportwagen: Kessler, Zürich, auf B. M. W. mit<br />
^4,22,4 = 100,838 km/st.<br />
Speziaipreis für die absolut beste Tageszeit: Blancpain, Fribourg, auf Maserati mit 3.56,2 = 112,023 km/st.<br />
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Seltsame Nebenbedürfnisse der Autoindustrie<br />
Die Zeitschrift « Automobile Facts » veröffentlicht<br />
eine Zusammenstellung: der Produkte,<br />
die w>n der Autoindustrie « nebenbei »<br />
verbraucht werden. Hiexu gehören unter anderm<br />
12 Fässer Lippenrot, die von mehreren<br />
Fabriken für besondere Farbschattierungen<br />
benutzt werden und direkt aus den<br />
Laboratorien der kosmetischen Industrie<br />
Stammen. Diawanten zum Schneiden<br />
von Ülas und für Bohrapparate werden für<br />
ein© Million Dollar jährlich konsumiert, und<br />
für je 10 Wagen aller Fabrikate sind 2V 2<br />
Riegel fester und 4,5 Liter flüssiger Seife<br />
erforderlich. Fünf Angoraziegen liefern<br />
die Polsterung; für einen Sedan. Ferner verbraucht<br />
die gesamte Industrie mehr als<br />
ilOO.OOO Bürsten verschiedenster Art pro<br />
Jahr. Jeder gegossene Motorblock erfordert<br />
500 Pfund besten Sandes.<br />
Eine einzige 'Fabrik hat weiter eitlen Jahresbedarf<br />
von 120.000 Yard Q a t, e und 5000<br />
kg Drillich, Aussondern verbraucht die<br />
Autoindustrie noch bei der Herstellung und<br />
Ausrüstung der Wagen : Achat, ö r a -<br />
natsteine, Arsen, Bora£, Qold,<br />
Silber» Quecksilber, Glimmer,<br />
Platin und Radium. B.<br />
Radio im Dienste der Verkehrssicherheit<br />
Auf zwei Ueberlandstrassen im Staate<br />
New York sind an verschiedenen Stellen<br />
RadiöSettder aufgestellt worden, die von<br />
Verkehrspolizisten bedient werden. Einige<br />
hundert Meter VOr jedem Sender Ist eine<br />
Warnungstafel: « Achtung ! Radio Welle 550<br />
einstellen I > Wenn die Fahrer dies tun, so<br />
hören sie die neuesten «Verkehrsnachrichten<br />
», beispielsweise etwa : « Vefkehrsverstopfung<br />
2 km voraus. Es ist besser, einen<br />
Umweg nach Westen über... zu machen.<br />
10 km südlich haben Regengüsse die Fahrbahn<br />
schlüpfrig gemacht.» Die Fahrer sind<br />
mit der Neuerung, die auch im Stadtverkehr<br />
angewendet wird, durchaus zufrieden. In<br />
Chicago dient eine solche Apparatur an einer<br />
wichtigen Kreuzung dazu, um zu sagen, wieviele<br />
Sekunden das grüne Licht noch leuchten<br />
wird,<br />
B.,<br />
Diebessichere Verschraubung für Scheinwerfer<br />
Eine Patentschraube, die nur von dem geöffnet<br />
werden kann, der einen Spezialschlüssel<br />
besitzt, wird von einer Zubehörfirma in<br />
Los Angeles auf den Markt gebracht. Die^<br />
Schraube dient zum Befestigen von Nebellichtern,<br />
Aussenspiegeln, der Batterie, und<br />
andern verhältnismässlg 'leicht zugänglichen<br />
Teilen, die erfahrungsgemäss am ehesten gestohlen<br />
werden. In Zukunft wird es Dieben<br />
nicht möglich sein, diese Teile vom Wagen<br />
zu entfernen, ohne sie ZU beschädigen;<br />
P....I**<br />
N» 60 DIENSTAG. 25. JULI <strong>1939</strong> AUTOMOBIL-REVUE<br />
Ostschweizer Strassenfragen.<br />
Nachdem die Strasse über den Alb is auf<br />
der Zürcherseite eine Verbesserung und<br />
Staubfreimachung erhalten hat, wehren sich<br />
die Interessenten aus dem Amt Affoltern für<br />
den Ausbau der Verbmdung Oberalbis-Mettmenstetten,<br />
die nicht nur eines staubfreien<br />
Belages entbehrt, sondern auch ungenügend<br />
breit ist und etliche unübersichtliche Kurven<br />
aufweist. Mit der Modernisierung des ganzen<br />
Strassenzuges Mettmenstetten-Oberalbis-<br />
Adliswil wird ein wesentlicher Teil des Verkehrs<br />
Luzern-Zürich und umgekehrt vom<br />
Sihltal nach der Albisstrasse abwandern, die<br />
bekanntlich von der Passhöhe einen imponierenden<br />
Ausblick über das ganze Zürichseegebiet<br />
vermittelt.<br />
In den ostschweizerischen Verkehrsinteressentenkreisen<br />
zeigt man sich etwas beunruhigt<br />
über die definitive Gestaltung der<br />
Hurdener Seedammstrasse. Am<br />
ersten Projekt sind aus Sparsamkeitsgründen<br />
gewisse Abstriche vorgenommen worden.<br />
Da seither das definitive Projekt, wie es zur<br />
Ausführung gelangt, nicht mehr veröffentlicht<br />
wurde, steht zu befürchten, dass diese<br />
nachträglichen Korrekturen, was die Strasse<br />
selbst anbetrifft, vielleicht etwas zu einschneidend<br />
ausgefallen sind. Man darf daher<br />
den Wunsch aussprechen, die Bauleitung<br />
resp. die beteiligten Kantone St. Gallen,<br />
Schwyz und Zürich mögen mit dem definitiven<br />
Projekt an die Oeffentlichkeit treten<br />
und auch über das Bauprogramm und allfällig<br />
notwendig werdenden Verkehrssperren<br />
Auskunft geben.<br />
Der Beschluss des Regierungsrates des<br />
Kantons Glarus, die Walenseetalstrasse<br />
auf eine Breite von 8 m zu bauen,<br />
hat in den Kantonen St. Gallen, Graubünden<br />
und Zürich ein sehr günstiges Echo gefunden.<br />
Es steht zu hoffen, dass mit dem Beginn<br />
des Teilstückes Niederurnen-Mühlehorn möglichst<br />
bald begonnen wird und das glaroerische<br />
Teilstück dem st. gallischen in der<br />
Fertigstellung bald nachfolgt. V<br />
Der habgierige Staat.<br />
Die Zürcher Verkehrsinteressenten haben schon<br />
wiederholt über die exorbitante Höhe der Ausstellgebühren<br />
für persönliche Reisepässe Klage geführt.<br />
Während andere Kantone sehr bescheidene Gebühren<br />
erheben, verlangt Zürich für die erstmalige<br />
Ausstellung Fr. 15.— für 1 Jahr Gültigkeit und<br />
Fr. 25.— für 3 Jahre; die Erneuerungsgebühr beträgt<br />
Fr 10.— für 1 Jahr und Fr. 20.— für 3 Jahre.<br />
Was für eine ergiebige Einnahmequelle sich der<br />
Kanton auch hier aus einer blossen Gebühr geschaffen<br />
hat, zeigen die letztjährigen Einnahmen,<br />
die von Fr. 525.000.— im Jahre 1937 auf nicht<br />
weniger als Fr. 599.600.— angestiegen sind. Die<br />
Zahl der von der Staatskanzlei abgegebenen Reisepässe<br />
betrug im Minimum 22 und im Maximum<br />
436 pro Tag.<br />
Es dürfte auch hier der Moment gekommen sein,<br />
da der Staat in Anpassung an die heutigen Verhältnisse<br />
einen angemessenen Abbau der übersetzten<br />
Passgebühren vornimmt. Denn in vielen Fällen<br />
handelt es sich keineswegs um Vergnügungsreisen<br />
ins Ausland, sondern um geschäftlich« oder<br />
ärztlich verordnete Badekuren oder Familienreisen.<br />
Nicht jedermann verfügt über das nötige Kleingeld,<br />
um sich solche «Sonderausgaben» leisten zu können..<br />
V<br />
Internationales Campingtreffen auf der<br />
Bächau.<br />
Trotz der grossen Zahl von Anmeldungen, welche<br />
für das internationale Campingtreffen auf der<br />
Bächau (29. Juli bis 15. August) eingegangen sind,<br />
hat das Organisationskomitee, um den Nachzüglern<br />
entgegenzukommen, den Beschluss gefaset, auf den<br />
Zuschlag zu verzichten, der ursprünglich für die<br />
nach dem 15. Juli eintreffenden Meldungen vorgesehen<br />
war. Interessenten können sich deshalb<br />
auch jetzt noch zum einfachen Nenngeld einschreiben<br />
(Adresse: Hans Meiss AG., Löwenetrasse 71,<br />
Zürich).<br />
Die Einrichtungen im Camp sind big auf einige<br />
Kleinigkeiten fertig. Vom nächsten Donnerstag an<br />
wird der Präsident des Schweiz. AutcnCamping-<br />
Glubs, Herr Felix Ducommun, im Camp selbst anwesend<br />
sein.<br />
Weiterbildungskurs für Karosseriespengler.<br />
Am 14. August <strong>1939</strong> wird im Berufslager Hard<br />
bei Winterthur ein zweiter Weiterbildungskurs für<br />
Karosseriespengler eröffnet, dessen Dauer sieben<br />
Wochen beträgt. Dieser Fachkurs wird vom Arbeitsamt<br />
Winterthur in Verbindung mit dem Verbände<br />
der schweizerischen Karosserie-Industrie und<br />
dem Bundesamt für Industrie, Gewerbe und Arbeit<br />
(Sektion für berufliche Ausbildung) durchgeführt.<br />
Zweck und Ziel der Veranstaltung ist, die Teilnehmer<br />
unter Anleitung eines tüchtigen Fachmannes<br />
beruflich weiter zu fördern. Als Teilnehmer kommen<br />
gelernte Karosseriespengler in Frage, die in<br />
der Regel das 30. Altersjahr nicht überschritten<br />
haben, beruflich gut ausgewiesen und im Besitze<br />
des Fähigkeitszeugnisses sind.<br />
Anmeldungen geeigneter Bewerber sind sofort<br />
an die zuständigen kantpnalen oder örtlichen Arbeitsämter<br />
zu richten, die in der Lage sind, jede<br />
weiter gewünschte Auskunft über den Kurs zu<br />
erteilen.<br />
Meldepflicht bei Wohnortswechsel des Führers.<br />
Der schweizerische Führerausweis enthält auf Seite<br />
3 eine eigene Rubrik «Wechsel des Wohnorts des<br />
Führers». Dass sie nicht nur etwa dekorativen<br />
Zwecken dient, sondern einen sehr realen Hintergrund<br />
besitzt, geht, was z. B. den Kanton Bern<br />
anbelangt, aus der Verordnung über Fuhrwerkverkehr<br />
und Strassenipolizei hervor. In Art. 32<br />
nämMch bestimmt sie, dass die Inhaber von Fahrzeug-<br />
und Führerausweisen gehalten sind, von jedem<br />
Wechsel des Wohnorts binnen 14 Tagen dem<br />
Strassenverkehrsamt Mitteilung zu machen. Auf<br />
Verstössen gegen diese Vorschrift steht eine Busse,<br />
weshalb die Führer von Motorfahrzeugen nur in<br />
ihrem eigenen Interesse handeln, wenn sSe einen<br />
allfälligen Wofaortsweohsel binnen der angegebenen<br />
Frißt dem Strassen
.Automobll-Revue" — Hr. 60 BERN, Dienstag, 25. Jon <strong>1939</strong><br />
Erst überlegen<br />
dann handeln<br />
Schon mehr als ein Fachmann hat sich<br />
im Verlass auf seine geschäftlichen Fähigkeiten<br />
an den Bau oder die Uebernahme eines<br />
eigenen Unternehmens herangewagt, eine Installation<br />
einrichten lassen, dass darob jedem<br />
Garagisten das Herz im Leibe lachen musste,<br />
Jeden Posten mit tüchtigen und willigen Angestellten<br />
besetzt und ist dann... bereits<br />
nach einem halben Jahr mit fliegenden Fahnen<br />
untergegangen.<br />
Der Bescheid, den Sie in solchen Fällen<br />
auf eine Anfrage bei den Eingeweihten über<br />
die so schnell zusammengebrochene Herrlichkeit<br />
erhalten, geht meist dahin, dass sich<br />
der Eigentümer « überlüpft» hätte, d. h. dass<br />
die bestehenden Arbeits- und Umsatzmöglichkeiten<br />
eine angemessene Alitnentierung<br />
des Betriebes nicht gestatteten.<br />
Es kommt immer wieder vor, dass die<br />
Freude am Eigenbetrieb für den selbständig<br />
Erwerbenden die einzige Richtschnur bildet,<br />
nach der er seine Aufwendungen und Dispositionen<br />
bestimmt. Qewiss vermögen Enthusiasmus<br />
und Hingabe an das eigene Geschäft<br />
einen Haufen Schwierigkeiten, zu. überbrücken,<br />
vor denen der Zweifler- und Pessimist<br />
sich zehnmal in das eigene Sohneckenhaus<br />
verkriecht. Es ist aber doch so, dass<br />
der Entscheid, ob und wieweit grössere Verpflichtungen<br />
übernommen werden können;<br />
viel schwieriger ist als es zuerst den Anschein<br />
hat, und zwar deswegen, weil initner<br />
eine ganze Anzahl Faktoren berücksichtigt<br />
werden müssen und der definitive Schritt<br />
immer zu einem Fehltritt werden kann, wenn<br />
er nicht unter Rücksichtnahme auf alle genommen<br />
wird.<br />
Aus naheliegenden Gründen ist es nicht<br />
möglich und auch nicht dienlich, Einzelfälle<br />
zur Illustration heranzuziehen; dagegen dürfte<br />
es ganz bestimmt von Nutzen sein, einmal<br />
die hauptsächlichsten Faktoren näher zu beleuchten,<br />
die in der Frage ihren Einfluss<br />
mehr oder weniger geltend machen und je<br />
nach der Lage und den Verhältnissen mehr<br />
oder weniger in Betracht gezogen werden<br />
müssen. Der Geschäftsmann stolpert bei solchen<br />
Entscheiden gar zu leicht über Dieses<br />
oder Jenes, weil er seine Ueberlegung zu<br />
wenig systematisch aufbaut und dadurch<br />
das eine oder andere übersieht. Durch die<br />
nachstehende Zusammenstellung sollen<br />
alle iene Punkte in Erinnerung gerufen<br />
werden,<br />
die früher oder später ihren Einfluss geltend<br />
machen. Natürlich hängt die Bedeutung der<br />
Einzelfrage ganz von den Umständen des<br />
Einzelfalles ab ; dass sie aber durchdacht<br />
werde, dafür soll unsere Aufstellung sorgen.<br />
Der Kampf der USA gegen den Altwagen<br />
Obwohl in diesem Jahre die «Altwagen-<br />
Verstopfung > bei den Autohändlern nicht<br />
mehr ganz so schlimm wie im Vorjahre, ist,<br />
ist die grosse Zähl gebrauchter Autos, die auf<br />
dem Markte sind, immer noch das Haupt--<br />
problem der Fabriken. 1938 zeigte in dieser<br />
Beziehung das kaum verständliche Phänomen,<br />
dass bei 8000 führenden Autohändlern füf<br />
je 100 Wagen, die neu' gekauft wurden, 206<br />
gebrauchte Wagen in Zahlung gegeben-wurden,<br />
d. h. es kamen auf jeden Neuwagen<br />
mehr als 2 Altwagen. In diesem Jahre werden<br />
immer noch 94 Prozent aller neu gekauften<br />
Autos wenigstens teilweise mit .Altwagen bezahlt,<br />
so dass riw die gegenüber dem Vorjahre<br />
etwas erhöhte Kaufkraft des Publikums<br />
eine hoffnungslose Airwagenverstopfung vorläufig<br />
nicht eintreten lässt. Die Händlerorganisationen<br />
haben bereits alle denkbaren Pläne<br />
erwogen, um dem Krebsschaden abzuhelfen;<br />
so zahlten die in einem Ring zusammengeschlossenen<br />
Händlerverbände von New Jersey<br />
Allerdings bleiben auch bei der gründlichsten<br />
Prüfung immer noch eine Anzahl von Unbekannten<br />
übrig, die dafür sorgen werden,<br />
dass die Haare des Prinzipals in nicht allzu<br />
ferner Zukunft zu grauen beginnen.<br />
Ein Betrieb, der das Geldverdienen zum<br />
Zweck hat (auch die Garage darf davon<br />
keine Ausnahme machen), muss unbedingt<br />
nach kaufmännischen Grundsätzen geführt<br />
werden, d.h. er muss über die Investition,<br />
deren Verzinsung und die Betriebsaufwendungen<br />
hinaus einen angemessenen Reingewinn<br />
abwerfen. Dazu gehört wiederum in<br />
erster Linie die Möglichkeit, unter den gegebenen<br />
Verhältnissen überhaupt genügend<br />
Umsatz zu erhalten, um die Auslagen zu<br />
decken, zu verzinsen und zu amortisieren.<br />
Die grundlegende Frage<br />
ist ohne Zweifel die nach den vorhandenen<br />
finanziellen Mitteln. Genügen dieselben für<br />
den geplanten Bau oder den in Aussicht genommenen<br />
Kauf ? Bleibt noch eine Reserve<br />
für eventuelle Ueberschreitung des Baukredits<br />
? Ist auch für einen angemessenen Betrieb<br />
noch Kapital vorhanden ? Findet sich in<br />
.der Kasse im weiteren noch etwas für die<br />
«kranken Tage », die sich im Geschäft ebenso<br />
einstellen wie im Privatleben ? Als ver-i<br />
antwortun'gsvoller Vater der geschäftlichen<br />
Familie wird der Prinzipal unbedingt vermeiden,<br />
däss ihm schon am ersten Tag, da<br />
die Gelder nicht in de"r erwarteten Weisel<br />
eingehen, das Wasser bis an den Hals hinauf<br />
läuft<br />
Das zweite Problem<br />
betrifft den möglichen Umsatz. Welche Stelle<br />
wollen Sie für Ihren Bau wählen ? Welcher<br />
Zweig des Garagebetriebes weist die besten<br />
Aussichten auf ? Eignet sich der Platz mehr<br />
für den sogenannten Durchgangservice oder<br />
die Reparaturarbeiten oder für beides ? Wie<br />
gross ist das Einzugsgebiet, d.h. wie viele<br />
Wagen stationieren in der Nähe, die für die<br />
Besorgung eines regelmässigen Unterhalts<br />
und der Reparaturen in Frage kommen ?<br />
Liessen sich durch die Uebernahme eines für<br />
« Ihre > Bevölkerung günstigen Wagens verbesserte<br />
Einnahmen erzielen ? Haben Sie bereits<br />
Geschäftsbeziehungen zu den Automobilisten,<br />
auf deren Zuspruch Sie hauptsächlich<br />
zählen ? Ist die bereits bestehende Konkurrenz<br />
aktiv, d.h. wird es für Sie schwer<br />
halten, sich einen Stamm treuer Kunden zu<br />
erwerben? — Machen Sie auf alle Fälle<br />
nicht denselben Fehler wie jene, die ausserhalb<br />
eines grösseren Einzugsgebietes ihre<br />
Garage, hauptsächlich für den Reparatur-und<br />
Einstelldienst eingerichtet haben in der irrigen<br />
Meinung, der grosse Durchgangsverkehr<br />
würde' ihrem' Unternehmen ohne weiteres<br />
den erwarteten Umsatz verschaffen! Wohl<br />
mehrere Monate hindurch eine Prämie von<br />
30 Dollar an jeden Neuwagenkäüfer, der seinen<br />
alten Wagen vernichten Hess. Ferner sollen<br />
Millionenbeträge für eine Propagandaaktion<br />
aufgebracht werden, die alle Altwagenbesitzer<br />
auffordert, ihre unmodernen Autos zu<br />
vernichten. Keines der grossen Projekte hat<br />
indessen bisher spürbaren Erfolg gehabt, so<br />
dass die Händler innerhalb ihres Bezirkes auf<br />
mehr oder weniger originelle «Einzelaktionen»<br />
angewiesen sind, wenn sie ihr Lager räumen.<br />
Einige ihrer Ideen sind für europäische Verhältnisse<br />
ebenso kühn wie unreell: Einer der<br />
führenden Autohändler in Buffalo hat kürzlich<br />
sein Lager an Altwagen nur dadurch räumen<br />
können, dass er auf den Gedanken kam,<br />
jedem Käufer eines alten Autos einen jungen<br />
Rassehund zu schenken; in 12 Tagen wurde<br />
,©r auf diese Weise 400 Wagen und Hunde<br />
• los. Andere Händler lassen Kinderluftballons<br />
mit Gutscheinen fliegen; wer einen Gutschein<br />
bringt, hat eine Ermässigung von 20 bis 100<br />
Dollar bei Kauf eines Altwagens. Das Altwagenproblem<br />
an sich kann hierdurch jedoch<br />
nicht behoben werden, da entsprechend weniger-<br />
Wagen bei den anderen Händlern gekauft<br />
werden.<br />
eb<br />
setzen jene heute ein ansehnliches Quantum<br />
an Brennstoff und Oel um; dagegen werden<br />
die Maschinen auch in 10 oder 20 Jahren<br />
noch nicht abgenutzt sein."<br />
Wenn Sie sich einmal durch diese beiden<br />
Probleme durchgerungen haben, dann ist es<br />
•Zeit,<br />
das dritte in Angriff zu nehmen,<br />
das die Anordnung und Installation betrifft.<br />
Hier gilt der Grundsatz (die notwendigen finanziellen<br />
Mittel vorausgesetzt), dass jede<br />
Maschine und jedes Werkzeug angeschafft<br />
werden muss, das sich rentiert, d.h. das so<br />
oft gebraucht wird, dass die Erledigung der<br />
Arbeiten ohne dasselbe unbedingt teurer zu<br />
stehen käme. Auch hier heisst es aber Amortisation<br />
und Verzinsung einkalkulieren, die<br />
Finger von dem zu lassen, was nicht notwendig<br />
ist und vor allem dort, wo Gefahr<br />
besteht, dass der ständige Fortschritt der<br />
Garagetechnik früher oder später eine volle<br />
Entwertung herbeiführt, Vorsicht walten zu<br />
lassen. In Zweifelsfällen darf die Regel gelten,<br />
dass Zuwarten meist nichts kostet und<br />
die Erfahrung bald lehrt, ob sich die Ausgabe<br />
wirklich lohnt oder nicht.<br />
Damit sind jedoch die notwendigen Fragen<br />
noch nicht erledigt. Man<br />
Wenn hier von Fehlern beim Abschmieren<br />
der Wagen die Rede sein soll, so will dies<br />
natürlich nicht sagen, dass diese nun: gerade<br />
überall begangen werden*"Immerhin wird man<br />
bei genauer Prüfung doch entdecken, dass die<br />
angeführten Beispiele unrichtiger Behandlung<br />
bei der Abschmierung in der.Praxis tatsächlich<br />
noch häufiger vorkommen, als man auf<br />
den ersten Blick glaubte, weil man eben im<br />
allgemeinen nicht gar so genau auf jede Einzelheit<br />
aufpasste. Manche dieser Fehler beeinträchtigen<br />
die Wirkung der Wagenpflege<br />
ganz beträchtlich und werden damit letzten<br />
Endes dem Ruf des Geschäfts, wo sie laufend<br />
unbemerkt passieren, nicht förderlich<br />
sein. Ein einwandfreier Schmierservice anderseits<br />
wird bei der Kundschaft die Ueberzeugung<br />
wecken, dass die Pflege und Instandhaltung<br />
des Wagens der richtigen Stelle<br />
anvertraut wurde.<br />
Schon bei einer < Kleinigkeit», wie der<br />
Reinigung der Nippel vor der Abschmierung,<br />
hapert's gelegentlich bedenklich. So kann<br />
man mitunter beobachten, dass die Nippel<br />
zwar rundum fein säuberlich abgewischt<br />
werden, ihr Ende mit der Fettemtrittsöiffnungi<br />
jedoch aus unerklärlichen Gründen von die 7<br />
sen lobenswerten Bemühungen verschont<br />
bleibt, was zur Folge hat, dass der schmirgelnde<br />
Strassenstaub mit dem Fett in die<br />
Schmieröffnung gepresst wird. Auch bei der<br />
Federschmierung unterlaufen recht häufig<br />
gewisse Fehler. So schreibt eine grosse<br />
amerikanische Firma<br />
zur Schmierung der Halbelliptikfedern<br />
ein Spezialschmiermittel von ganz bestimmten<br />
Eigenschaften vor, das ihre Dämpfungswirkung<br />
teilweise bestehen lässt. Sehr oft<br />
wird r nun von nicht in dieser Marke spezialisierten<br />
Servicestationen irgend ein anderes<br />
Federschmiermittel, womit gerade die Presse<br />
gefüllt ist, benützt. Hiebei verlieren dann die<br />
Federn ihre Dämpfungswirkung fast ganz,<br />
wodurch die Stossdämpfer zu stark beansprucht<br />
werden und der Wagen nicht mehr<br />
so ruhig auf der Strasse liegt wie zuvor.<br />
Gewisse Schmiermittelfirmen bringen allerdings<br />
einen Chassisschmierstöff heraus, der<br />
sich neben der Abschmierung der Nippel des<br />
Fahrgestells tatsächlich auch zur Schmierung<br />
der Federn der fraglichen Wagenmarke eignet.<br />
Immerhin<br />
Schmierung genau über den Sachverhalt<br />
orientieren, um spätem Aerger zu vermeiden.<br />
Bei einer Reihe weiterer Wagen sind die<br />
Federn mit reibungsminde rnden<br />
Zwischenlagen aus Gummi, imprägniertem.<br />
Gewebe, Antimon oder andern:Stoffen<br />
versehen und dürfen nach Vorschrift der<br />
Hersteller nicht geschmiert werden.<br />
denke gleich von Anfang an auch<br />
an die Zukunft. Haben Sie später die Möglichkeit,<br />
Ihren Betrieb auszudehnen und wie<br />
würden Sie das tun ? Könnten Sie in den<br />
Fall kommen, eines Tages eine offizielle Fabrikvertretung<br />
zu übernehmen, die die Anschaffung<br />
von Zusatzmaschinen und Apparaten<br />
notwendig werden Hesse und für die<br />
jetzt schon provisorisch ein Platz vorgesehen<br />
werden müsste ? Wird es sich lohnen,<br />
einen durchgehenden Betrieb zu unterhalten<br />
oder ist die Frequenz derart, dass sich das<br />
Engagement von Personal für den Nachtdienst<br />
nicht bezahlt macht ?<br />
Wenn alle diese Für und Wider gründlich<br />
durchdacht sind und Sie die Probleme ein<br />
oder ein paar mal «überschlafen» haben,<br />
dann dürfen Sie nach gewissenhafter Beantwortung<br />
das Herz in beide Hände nehmen<br />
und starten. Ueberraschungen sind zwar<br />
auch dadurch noch nicht unmöglich gemacht,<br />
denn jeder Geschäftsmann treibt in einem<br />
stärkeren oder geringeren Mass ein Spiel<br />
mit den Chancen und ein jeder wird hie und<br />
da Enttäuschungen erleben. Sie haben dann<br />
aber doch wenigstens eines erreicht: Sie<br />
haben sich eine Grundlage geschaffen, auf<br />
der Sie nach menschlicher Voraussicht sicher<br />
weiter arbeiten können. =<br />
Schmiere...<br />
a&et uefitig.!<br />
Eine grössere Zahl moderner Wagentypen<br />
sind mit Federhüllen ausgerüstet, die<br />
teils mit graphitjertem Fett, teils mit Chassisschmierfett<br />
nachgefüllt werden müssen. Um<br />
Irrtümer zu- vermeiden, sollten drum auch<br />
hier die Schmiervorschriften der betreffenden<br />
Firmen vor der Abschmierung konsultiert<br />
werden. Eine Nachfüllung ist meist erst<br />
nach ungefähr je 8000 Fahrkilometern notwendig.<br />
Bei dieser Arbeit sollten die Räder<br />
vom Wagengewicht entlastet werden.<br />
Schmierung der Zahnräder.<br />
Wie jeder Mechaniker weiss oder wissen<br />
sollte, dürfen Zahriradschmierstoffe verschiedener<br />
Art niemals miteinander gemischt werden,<br />
weil sie für einander gegenseitig « Gift »<br />
sind. (Es würde allerdings den Rahmen dieser<br />
Ausführungen überschreiten, wollten wir<br />
uns darüber auslassen, auf welchen chemischen<br />
Vorgängen diese gegenseitige «Abneigung<br />
» beruht.)<br />
Weiter dürfen Zahnradgehäuse weder<br />
mit Petrol noch mit Dampf ausgespült<br />
werden. Dagegen ist ein Ausspülen mit<br />
Spülöl, das möglichst warm sein sollte,<br />
sehr erwünscht. Auch ein anschliessendes<br />
Ausblasen mit heisser Luft ist von gutem.<br />
Dagegen darf zur Entfernung des<br />
Oels aus der Hinterachse nicht Pressluft<br />
verwendet werden, weil hiedurch<br />
manchmal Oel in die Hinterradbremse herausgedrückt<br />
wird.. Ausserdem lässt sich damit<br />
das Hinterachsgehäuse auch nicht gut<br />
genug vom alten Oel reinigen.<br />
Die Beobachtung der vom Wagenfabrikanten<br />
erlassenen Schmiervorschriften ist<br />
bei der Schmierung der Kraftübertragung<br />
besonders wichtig. Bei den früheren Schaltgetrieben<br />
konnten dicke Schmiermittel keinen<br />
oder wenigstens keinen sofort bemerkbaren<br />
Schaden stiften. Anders bei automatischen<br />
oder halbautomatischen Getrieben,<br />
wie sie heute an vielen Amerikanerwagen<br />
angetroffen werden. Sie arbeiten nur bei<br />
Verwendung eines geeigneten dünnflüssigen<br />
Schmiermittels richtig. Für manche Wagenmodelle<br />
ist ferner zur Getriebeschmierung<br />
normales Motorenöl vorgeschrieben.<br />
Zur Schmierung des Lenksystems<br />
kommt nur ein widerstandsfähiges und trotz-<br />
leichtfliessendes Schmieröl in Frage.<br />
sollte man sich vor derdem<br />
Hiebei sollte beachtet werden, dass man<br />
auch wirklich die für die Jahreszeit geeignete<br />
Sorte benützt. Verwendet man nämlich<br />
beispielsweise im Winter Sommeröl, so verliert<br />
das Lenksystem an kalten Tagen seine<br />
Leichtgängigkeit.<br />
Nach der Abschmierung erwartet der Kunde,<br />
dass sich der Wagen wieder angenehm<br />
fährt und vor allem nicht mehr Quietscht
N° 60 — DIENSTAG. 25. JULI <strong>1939</strong> AUTOMOBIL-REVUE<br />
Um diesbezüglich ganz sicher zu gehen, kann<br />
man die Gummilagerungen von<br />
Federn und S toß dämp fe r armen,<br />
die wegen der Oelempfindlichkeit des Gummis<br />
nicht geschmiert werden dürfen, mit<br />
Bremsflüssigkeit etwas schmieren, die den<br />
Gummi in keiner Weise angreift. Da die Gelenke<br />
der Abfederung nach der Schmierung<br />
wegen des leichtern Gangs aller Teile oft<br />
etwas grössere Ausschläge machen, als vorher,<br />
liegt bei Nichtbeobachtung dieser Massnahme<br />
die Bildung von Quietschgeräuschen<br />
durchaus ,im Bereich der Möglichkeiten.<br />
Heisses Rizinusöl oder Glyzerin können<br />
ebenfalls für diesen Zweck benützt werden.<br />
Mineralöle dagegen sind aus dem erwähnten<br />
Grund nicht verwendbar.<br />
0, diese Wasserpumpen !<br />
Als allgemeine Regel kann hier nur geraten<br />
werden, Wasserpumpen nicht zu<br />
reichlich mit Schmierstoffen zu versorgen.<br />
Auch sollte kein zu hoher Schmierdruck angewendet<br />
werden, da sonst die Pumpe Schaden<br />
nehmen oder etwas vom Schmiermittel<br />
ips Kühlwasser gelangen kann. Sehr wichtig<br />
ist ferner, dass das richtige Schmiermittel<br />
Verwendung findet, denn die Vorschriften<br />
gehen .wohl nirgends so weit auseinander<br />
wie bei den Wasserpumpen, schreiben doch<br />
die einen Firmen Wasserpumpenfett vor,<br />
andere ein Oel, das nicht dünner sein soll<br />
als SAE Nr. 30, wieder andere ein solches,<br />
das nicht dicker sein darf als SAE Nr. 10,<br />
und schliesslich verlangen eine ganze Reihe<br />
weiterer Fabrikanten für die Schmierung der<br />
Wasserpumpe ein Oel, das der Kennziffer<br />
SAE Nr. 20 entspricht, usw. Manche Wasserpumpen<br />
bedürfen überhaupt keiner Schmierung,<br />
sei es, weil die Wasserpumpenlager,<br />
wie bei Ford, vom Motorschmiersystem gespeist<br />
werden oder weil es sich um öllose<br />
Dauerlager handelt.<br />
Ein Fall für sich sind ferner die Kreuzgelenke,<br />
zu deren Schmierung oft ein besonders zäh<br />
haftender Schmierstoff vorgeschrieben ist.<br />
Hält man sich nicht an diese Vorschrift und<br />
benützt statt dessen gewöhnliche Chassisschmiermittel<br />
auch für diesen Zweck, so<br />
werden die Kreuzgelerike bald zu lärmen anfangen,<br />
weil eine Schmierung anstatt 1500<br />
km vielleicht nur ca. 700 km weit vorhält.<br />
Aehnliche Fehler sind schon bei der<br />
Schmierung der Vorderradilager begangen<br />
worden, indem man sie mit Chassisfett, anstatt<br />
mit dem dafür geeigneten Spezialschmierfett<br />
füllte. Im elektrischen<br />
Teil zählt zu den häufigsten Sünden die<br />
Ueberschmierung der Lichtmaschine.<br />
Im Gegensatz dazu kommt der<br />
Unterbrechernacken nicht ungern trotz seiner<br />
an sich bescheidenen Ansprüche auf<br />
Schmierung (oder vielleicht gerade deswegen<br />
!) zu kurz und man vergisst seine Bedürfnisse<br />
überhaupt ganz.<br />
Selbst bei den verschiedenen kleinen GefäMigkeitsarbeiten,<br />
die anschliessend an die<br />
Abschmierung besorgt werden — wir denken<br />
beispielsweise an die Nachfüllung der<br />
Batterie —, kommen mitunter kleinere öder<br />
grössere Missgriffe vor. So weiss der Inspektor<br />
einer Oelfirma, der die verschiedensten<br />
Schmierstationen zu besuchen hatte,<br />
von folgendem Fall zu erzählen. Er hatte<br />
eben in einer vorbildlich eingerichteten Servicestelle<br />
die Abschmierung einiger Wagen<br />
unbemerkt in allen Phasen genau verfolgt<br />
und mit Befriedigung festgestellt, dass alle Arbeiten<br />
tipptopp durchgeführt wurden. Schliesslich<br />
musste bei einer Batterie etwas destilliertes<br />
Wasser nachgefüllt werden. Da rief<br />
der mit dieser Arbeit betraute Arbeiter seinem<br />
Kollegen zu : «Du Chäpp, gang emal ewäg<br />
da unde, damit i d'Batterie uffülle cha ! »...<br />
Einbau oon Zylinderlaufbüchsen<br />
bei Fahrzeug-Dieselmotoren<br />
Auf den Einbau von Zylinderlaufbüchsen<br />
bei Fahrzeugdieselmotoren kann gar nicht<br />
genug Sorgfalt verwendet werden, wenn<br />
man nicht unangenehme Ueberraschungen<br />
erleben will, besonders bei Motorblöcken aus<br />
Leichtmetall. Die neuen Büchsen müssen<br />
zunächst in den Block eingepasst werden.<br />
Die alten Dichtungsringe hat man zu entfernen,<br />
die Dichtungsnuten peinlich sauber<br />
zu reinigen, die Leckwasserbohrungen von<br />
der Stopfbüchse nach aussen durchzustossen<br />
und zu reinigen (Abb. 1) und die Zylinderbüchsenauflagen<br />
metallisch blank zu machen.<br />
Dann führt man die Laufbüchse in die Zylinderbohrung<br />
ein, was leicht möglich sein<br />
muss. Auch in der Bohrung muss sich die<br />
Büchse noch leicht mit der Hand drehen<br />
lassen. Zeichnen sich im Zylinderblock noch<br />
einige Druckstellen ab, so schabe man diese<br />
mit einem Löffelschaber frei.<br />
Anschliessend prüfe man den Auflagesitz<br />
der Zylinderbuchse auf vollen Sitz. Zu diesem<br />
Zweck tuschiert man die untere Ringfläche"<br />
des Büchsenbundes leicht und führt<br />
die Büchse wieder in die Bohrung ein. Im<br />
Bedarfsfall hat man so lange nachzuarbeiten,<br />
bis<br />
ein einwandfreier, voller Aullagesitz<br />
erreicht ist. Gerade hier wir.d viel gefehlt.<br />
Lässt aber der Auflagesitz im Bund zu wünschen<br />
übrig, so kann beim Niederspannen<br />
der Zylinderköpfe ein Verspannen der Laufbüchsen<br />
auftreten, was zum Anfressen der<br />
Kolben führt. Ueber ein solches Kolbenfressen<br />
zeigt man sich dann höchst erstaunt und<br />
man erkennt häufig nicht, wo der Ausgangsfehler<br />
liegt.<br />
Abb. 1.<br />
Hat man hier erst einwandfreie Vorbedingungen<br />
geschaffen, so legt man in die<br />
Nuten der Zylinderlaufbahn (Abb. 1) zwei<br />
neue Stopfbüchsenringe ein, die man vorher<br />
gut mit Schmierseife bestrichen hat. Die<br />
mittlere Nut bleibt frei. Dann wird auch der<br />
Aussenmantel der Zylinderlaufbüchse gut<br />
mit Schmierseife befeuchtet und die Büchse<br />
vorsichtig eingeschoben, wobei sich kein<br />
Stopfbüchsenring verklemmen darf. Oben an<br />
der Zylinderblockfläche muss die. Zylinderlaufbüchse<br />
um 1/10 Millimeter vorstehen,<br />
damit beim Anziehen des Zylinderkopfes die<br />
Büchse gut niedergedrückt wird. Im Bedarfsfall<br />
ist die Büchse durch Unterlegen von<br />
Scheiben unter den Bund zu heben.<br />
Ist die Laufbüchse fertig in den Block eingesetzt,<br />
so empfiehlt es sich, mit der Messuhr<br />
die Bohrung, auszumessen, also zu prüfen,<br />
ob sie nicht nach unten konisch verformt<br />
wurde. Gegebenenfalls ist die Büchse<br />
nachzulassen bzw. freizuschaben.<br />
Jegliche Verspannung muss behoben<br />
werden.<br />
Anschliessend an die Prüfung der Kolbenlaufbahn<br />
führt man vorteilhaft den Kolben<br />
ohne Kolbenringe in die Zylmderlaufbüchse<br />
ein. Es muss sich dann das 13/100 Band noch<br />
zügig herausziehen lassen. Nur auf diese<br />
Weise erhält man volle Sicherheit, dass die<br />
Kolben ein gutes Einlaufen ermöglichen. Vor<br />
Aufsetzen der Zylinderköpfe ist der Zylinderblock<br />
mit Hülsen auf das Kurbelgehäuse niederzusipannen<br />
und die Kolben in die oberste<br />
Totpunktlage zu bringen. In dieser Stellung<br />
muss vom Kolbenboden bis zur- obersten<br />
Kante der Zylmderlaufbüchse 0,6-0,8 mm Luft<br />
sein. Ist das Mass kleiner, so ist der Kolben<br />
zu hoch und es muss durch Abdrehen Abhilfe<br />
geschaffen werden; ist es grösser, so<br />
muss ein anderer Kolben eingebaut werden,<br />
haben für die Massangaben einen gewissen<br />
Motortyp von 120 PS herausgegriffen;• für.<br />
andere mittlere Motoren weichen die Werte<br />
nicht nennenswert ab.<br />
Es sei noch bemerkt, dass abgenützte.<br />
Laufbüchsen sich in engen Grenzen auf Feinbohrwerken<br />
nacharbeiten lassen.<br />
Ing- Mayer-Sidd.<br />
PPerten<br />
fatrir Bern<br />
samtliche<br />
Garagen-<br />
Einrichtungen<br />
liefert prompt ab Lager<br />
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BERN, Dienstag, 25. Juli <strong>1939</strong> Automobil-Revue - II. Blatt, Nr. 60<br />
Aluminium<br />
im Automobilbau<br />
Das Aluminium, das einzige Metall, das die<br />
Schweiz im grossen Umfange selbst erzeugt,<br />
ist an der LA in einer eigenen Halle eindrucksvoll<br />
zur Schau gestellt. Darin ist den Anwendungen<br />
des Aluminiums im Transportwesen und<br />
hierin wiederum dem Automobilbau ein besonders<br />
grosser Platz eingeräumt, entsprechend<br />
der Bedeutung, die dem Leichtmetall auf diesem<br />
Gebiete zukommt.<br />
Auch in den Abteilungen Verkehrswesen am<br />
Ende der linksufrigen Ausstellung stösst man<br />
öfters auf Anwendungen des Aluminiums. Es<br />
ist aber dort nicht immer leicht, die Leichtmetallbauweise<br />
als solche zu erkennen. Anders<br />
verhält es sich im Aluminium-Pavillon, wo darauf<br />
Bedacht genommen wurde, das Leichtmetall<br />
als Bauteil zu zeigen, wie beispielsweise an<br />
noch nicht gestrichenen Karosserien und in einzelnen<br />
Sonderteilen. Es lohnt sich deshalb für<br />
den Automobil-Fachmann und -Interessenten,<br />
der Automobilschau in der Alüminiumhalle<br />
einige Zeit besonders zu widmen.<br />
Der Besucher begegnet auf seinem Rundgang<br />
in dieser Abteilung zuerst dem Motor. Kolben,<br />
vVärmeausdehnyng, guter Verschleisswiderstand<br />
kennzeichnen seine speziellen Eigenschaften.<br />
Der Leichtmetallkolben findet sich in<br />
allen Grossen angewandt: im kleinen Fahrrad-<br />
Motor, in Personenr und Lastwagen, im Flugzeugmotor,<br />
in Fahrzeug-Diesel- und in feststehenden,<br />
grossen Dieselmotoren.<br />
Ebenfalls hohe Warmfestigkeit müssen die<br />
Zylinderköpfe besitzen. Entscheidend wirkt sich<br />
bei ihnen die gute Wärmeleitfähigkeit des Aluminiums<br />
aus, die ein grösseres Kompressionsverhältnis<br />
anzuwenden gestattet, was eine Steigerung<br />
der Motorleistung zur Folge hat.<br />
Der Leichtmetall-Karosseriebau ist vertreten<br />
durch einen Personenwagen (Abb. 4), einen<br />
Car Alpin der Schweizerischen Postverwaltung<br />
(Abb. 5), wie er auf den Alpenstrassen in Betrieb<br />
steht, und einen Lastwagen mit Führerkabine.<br />
Die schweizerische aluminiumverarbeitende<br />
Industrie hat sich dem Autobus- und<br />
Lastwagenbau besonders zugewandt und 5 auf<br />
diesem Gebiet Spitzenleistungen aufzuweisen,<br />
die auch in ausländischen Urteilen Anerkennung<br />
finden.<br />
Abb. 4. Personenwagen mit punktgeschweisster Leichtmetallkarosserie.<br />
Einsparungen im Betrieb bzw. Mehreinnahmen<br />
durch grössere zahlende Lasten. Die wirtschaftlichen<br />
Vorteile sind im übrigen von Fall zu Fall<br />
verschieden. Es ist unter Umständen möglich,<br />
die gesetzlichen Bestimmungen besser auszunutzen,<br />
so dass man weniger Steuern zu zahlen<br />
hat oder mit grösseren Geschwindigkeiten<br />
fahren kann, da den Nutzfahrzeugen mit einem<br />
Gesamtgewicht bis zu 3V21 keine Geschwindigkeitsbeschränkung<br />
auferlegt ist. Es ist wirklich<br />
(flicht einzusehen, warum eine überflüssige Tot-<br />
IM# Mitgeschleppt werden 5soll, wenn eine<br />
leichtere Bauweise bei gleicher Betriebssicherheit<br />
wirtschaftlich bessere Dienste leistet.<br />
*#E>d*tiie Aluminiumlegierungen ändere Eigenschaften'<br />
aufweisen als cjer Stahl, so weicht die<br />
Lejchtroetall-Bqjjweise von der Stahtbauart in<br />
vieler Hinsicht ab. Stahl ist z. B. leicht schweissbar.<br />
Die Aluminiumlegierungen sind es auch;<br />
aber die hochfesten, wärmebehandelten Aluminiumlegierungen,<br />
die für mechanisch stark<br />
beanspruchte Konstruktionsteile verwendet werden<br />
müssen, verlieren durch das Schweissen an<br />
Festigkeit, so dass diese Verbindungsart bei<br />
ihnen nicht oder nur in Sonderfällen in Betracht<br />
kommt. Für andere Teile allerdings lassen<br />
sich nicht wärmebehandelte, ohne Festigkeitsverlust<br />
schweissbare Aluminiumlegierungen verwenden.<br />
Zur Verbindung von dünnen Blechen<br />
und Profilen findet die elektrische Punktschweissung<br />
mehr und mehr Eingang. Die Karosserie<br />
des ausgestellten Personenwagens ist beispielsweise<br />
weitgehend punktgeschweisst.« Der Mangel,<br />
dass wichtige Konstruktionsteile nicht geschweisst<br />
werden können, lässt sich glücklicherweise<br />
durch eine andere, dem Stahl<br />
abgehende Eigenschaft beheben: die Pressbarkeit<br />
des Leichtmetalls. Es lässt sich in einem<br />
einzigen Arbeitsgang zu Stangen, Rohren oder<br />
Profilen verpressen. (Fortsetzung Seite 13.) Abb. 2. Ein aus Silumin-Sandguss hergestelltes<br />
Motorgehäuse.<br />
Abb. 1. 140-PS-Automobil-Diesel-Motor.<br />
Zylinderköpfe, Gehäuse und andere Motorbestandteile<br />
aus Alurrnniumlegierung sind in derung, die im Flugzeugbau als unerlässliche<br />
Eine möglichst weitgehende Gewichtsvermin-<br />
mehreren Beispielen ausgestellt. Abb. 1 zeigt Forderung erfüllt sein muss, wird in ihrer Bedeutung<br />
auch im Fahrzeugbau mehr und mehr<br />
einen 140-PS-AutomobH-Dieselmotor. Das Motorgehäuse<br />
besteht aus Silumin-Sandguss (Abbildung<br />
2).<br />
zung des Totgewichtes, die gleiche Nutzlast<br />
erkannt. Entweder ermöglicht eine Herabset-<br />
An Hand einer Reihe von 32 Kolben (Abb. 3)<br />
kann der Fachmann die verschiedenen Kolbenkonstruktionen<br />
studieren. Die Serie lässt erkennen,<br />
dass nach dem Jahre 1907 eine lange<br />
mit kleinerem Motor billiger zu befördern oder<br />
bei gleicher Motorstärke eine grössere zahlende<br />
Nutzlast mitzuführen. Die Gewichtsverminderung<br />
wirkt sich bei Lastwagen am gün-<br />
Entwicklungsarbeit aus, weil hier häufiger als bei Per-<br />
notwendig war, bis derstigsten<br />
Leichtmetall-Kolben seit mehr als 10 Jahren das<br />
Feld zu erobern vermochte. Der Kolben musste<br />
nicht nur in konstruktiver Hinsicht beständig<br />
sonentransporten mit wechselnder Frequenz die<br />
volle Nutzlast geladen werden kann. Höhere<br />
•Anschaffungskqsten der Ausführungen in Leichtmetall<br />
verbessert werden, sondern es waren paraflelgehend<br />
dazu auch besondere Aluminium-Kol-<br />
werden mehr als ausgeglichen durch<br />
benlegierungen zu entwickeln, damit dieser<br />
stark beanspruchte Motorteil den hohen Anforderungen<br />
zu genügen vermochte. Geringes<br />
Gewicht, hohe Festigkeit und Dehnung, gute<br />
Warmhärte und Wärmeleitfähigkeit bei kleiner<br />
Abb. 3. LtichtiMtall-Koiben «ertchiedehster Konstruktion.
12 AUTOMOBIL-REVUE DIENSTAG, 25. JULI <strong>1939</strong> — N° 60<br />
Durch Forschung zum Fortschritt<br />
Umfassender und überzeugender als dies<br />
an der Schweizerischen Landesausstellung<br />
in Zürich geschieht, könnte die hohe industrielle<br />
Leistungsfähigkeit unseres kleinen<br />
Landes nicht dokumentiert werden. Frei<br />
von jeder Selbstüberhebung stellt sich der<br />
LA-Besucher unwillkürlich die Frage: Was<br />
ist nun eigentlich bewunderungswürdiger,<br />
Grosse und Qualität oder die Mannigfaltigkeit<br />
unserer industriellen Produktion ?<br />
Staunend dürften schon viele vor den da<br />
zur Schau gestellten Werken unserer Industrie<br />
gestanden haben. Ob man in jenem<br />
Momente wohl daran denkt, dass all diese<br />
verschiedenartigsten Produkte in einem ausgesprochen<br />
rohstoffarmen Lande geschaffen<br />
wurden, dessen eigener Markt nur sehr beschränkte<br />
Aufnahmefähigkeit besitzt? Unsere<br />
Maschinenindustrie z. B. muss ja rund<br />
80% ihrer Gesamtproduktion auf Exportmärkten<br />
unterbringen. Nur das Inrechnungstellen<br />
gerade dieser Tatsachen aber ermöglicht<br />
die wirkliche Würdigung der<br />
Spitzenleistungen unserer Industrie. Und<br />
welches sind die 3 Faktoren, aus denen die<br />
industrielle Lebenskraft unseres von mächtigen<br />
Konkurrenten umgebenen Binnenlandes<br />
vor allem quillt ? Es sind:<br />
a) ein auf qualitativ höchster Stufe stehender<br />
Arbeiterstand;<br />
b) ein von initiativem Geist durchdrungenes<br />
Unternehmertum und<br />
q) die unentwegte Forschungs- und Neugestaltungsarbeit<br />
unserer Wissenschaftler.<br />
y 3 unseres Volkes ist direkt von der<br />
Exportwirtschaft abhängig! Das heisst nicht<br />
mehr und nicht weniger, als dass das Ringen<br />
um Behauptung auf den heiss umstrittenen<br />
Absatzmärkten der Welt für uns Lebensnotwendigkeit<br />
bedeutet. Durchsetzen aber<br />
kann sich die schweizerische Produktion auf<br />
dem Weltmarkte nur, wenn es unserer Industrie<br />
auf Grund unermüdlicher Forschungsarbeit<br />
gelingt, in die geistige Führung eingereiht<br />
zu werden und zu bleiben. Wo winken<br />
heute am ehesten Erfolgsaussichten ? In<br />
all jenen Fällen, in denen irgendwo in der<br />
Welt ganz ausserordentliche technische Leistungen<br />
verlangt werden. Führend zu sein<br />
hinsichtlich Qualität und Leistung ist da<br />
ausschlaggebend. Dass dieser Umstand längst<br />
erkannt wurde, dass unsere Industriellen<br />
bemüht sind, unter Zuhilfenahme der Forschung<br />
auf allen Gebieten vorbildliche Arbeit<br />
zu leisten, das beweisen errungene<br />
Erfolge — wir erinnern an die stärkste<br />
elektrische Lokomotive der Welt —, das<br />
beweist eindrücklich der Gang durch die<br />
Hallen der Landesausstellung.<br />
Halten wir fest: Die Forderung, die sich<br />
auf Grund der skizzierten Umstände gebieterisch<br />
stellt, lautet: Schaffung von<br />
Spitzenprodukten und zwar nicht nur hinsichtlich<br />
Qualität, sondern auch bezüglich<br />
Leistung! Versuchen wir einmal den industriellen<br />
Entwicklungstendenzen im allgemeinen<br />
etwas nachzugehen:<br />
Gerade die schweizerische Metall-, Masohinen-<br />
und Apparateindustrie liefert ein<br />
Schulbeispiel für den Wert unermüdlicher<br />
Forschungsarbeit, mit deren Hilfe die Produkte<br />
nicht nur überprüft, sondern ständig<br />
weiterentwickelt und vervollkommnet werden.<br />
Moderne Strömungsuntersuchungen mit<br />
Luft an Stelle von Dampf und Wasser<br />
schufen die Vorbedingungen zu Konstruktionsverbesserungen<br />
auf dem Gebiete des<br />
Turbomaschinenbaues; ihr sind die erreichten<br />
höhern Wirkungsgrade bei vermindertem<br />
Gewicht zu danken.<br />
phie veranschaulichte Hochdruckkessel kann<br />
sowohl mit Stückkohle, als mit Kohlenstaub<br />
öder Oel gespiesen werden. Vor allem auoh<br />
mit Rücksicht auf die einwandfreie Lösung<br />
der Regulierfrage darf diese Konstruktion<br />
als Meisterwerk des schweizerischen Dampfkesselbaues<br />
bezeichnet werden. Der Veloxkessel,<br />
welcher dank der Verwendung von<br />
Ladegebläse und Abgasturbine stärkste<br />
Fig. 1. Nicht zuletzt gründet sich die internationale Stellung des schweizerischen Maschinenbaues<br />
auf die Lieferung von Qualitätsguss, wie dies mit Hilfe des Lichtbogen-Schmelzofens möglich ist.<br />
Unermüdlich versuchen unsere Metallurgen, die* Güteeigenschaften der in unseren Giessereien hergestellten<br />
Erzeugnisse zu verbessern. Ohne Ueberhebung ist daran zu erinnern, dass durch tiefgründige<br />
Forschungen einiger führender Stahlwerke unseres Landes beispielsweise in der Verbesserung<br />
von Gusseisen ganz ausserordentliche Fortschritte erreicht worden sind, dje bis anhin von keinem<br />
Lande der Welt überboten werden. Dass dies• schon ist die Forschung<br />
an der Arbeit. Zwei Wege stehen<br />
offen: Entweder muss die verdichtete Luft<br />
vor ihrem Eintritt in die Brennkammer vorgewärmt<br />
werden oder aber die Temperatur<br />
der Gase vor der Turbine ist zu erhöhen.<br />
Da hat nun die Materiälforschung mit all<br />
ihren feinsten Untersuchungsmethoden einzusetzen,<br />
denn jeder weitere Fortschritt in<br />
dieser Richtung hängt vor allem davon ab,<br />
ob der Metallurg noch wärmefestere und<br />
hitzebeständigere Baustoffe schaffen kann<br />
oder aber ob eine bessere Kühlung der Turbinen<br />
praktisch erreichbar. Welche Bedeutung<br />
das Problem besitzt, erhellt folgende<br />
Feststellung: Die Möglichkeit der Temperaturerhöhung<br />
in der Turbine von 550° auf<br />
650° C hätte bei gleichbleibendem Brennstoffverbrauch<br />
eine Steigerung der Nutzleistung<br />
um volle 25% zur Folget<br />
Dass über 400 Ozeandampfer und zahlreiche<br />
Unterseeboote mit schweizerischen<br />
Dieselmotoren ausgerüstet wurden, stellt<br />
den besten Beweis für die hohe Stufe der<br />
Vollkommenheit dar, welche der Dieselmotorenbau<br />
in unserem Lande erreicht hat.<br />
Fig. 2. Rotor und eines der beiden 40 t schweren Pelton-Räder des für das Walliser Hochdruckwerk<br />
Dixence bestimmten Turbinengeneratoraggregates. Bedenkt man, dass bei einem Gefälle von 1750 m —<br />
das übrigens einzigartig in der Welt dasteht — der auf die Schaufeln des Peltonrades wirkende Druck<br />
von 175 atü ganz gewaltige Materialbeanspruchungen zur Folge hat, so illustriert auch dieses Ausstellungsobjekt<br />
eine durch Forschung bedingte Spitzenleistung des schweizerischen Maschinenbaues.<br />
Bei der Tourenzahl von 500 U/min und Volldruck wird eine Nutzleistung von 25000 PS oder 50 000 PS<br />
pro Gruppe erzeugt. Diese Leistung ist bis heute noch nirgends unter ähnlichen Verhältnissen mit Freistrahlturbinen<br />
erreicht worden. Aber auch der elektrische Teil des Aggregates verkörpert einer Spitzenleistung<br />
der Forschungs- und Konstruktionsabteil ungen unserer Elektroindustrie. Entsprechend der<br />
Turbinenleistung besitzt der Rotor eine solche von 37 500-kWA. Hierfür waren vollständig neue Polbefestigungen<br />
notwendig, denn die bei relatif hoher Tourenzahl auftretenden Fliehkräfte nehmen ausserordentlich<br />
hohe Werte an. Die Zentrifugalkraft des Pols beträgt bei Schleuderdrehzahl nicht weniger<br />
als 3250 t = 325 Eieenbahnwazenl ' ~<br />
Fig. 3. Die geniale Erfindung Rudolf Diesels mit Hilfe des nach seinem Namen benannten Motors<br />
löste in wirtschaftlicher Weise das Problem der direkten Umwandlung der Verbrennungsenergie des<br />
Oeles in mechanische Arfoeit. Trotz seiner durch ständige Forschungsarbeit schnell weiterschreitenden<br />
Vervollkommnung bleibt aber der Dieselmotor eine Kolbenmaschine mit all den damit verbundenen<br />
Nach-, aber auch Vorteilen. Als Erbauerin von Maschinen mit nur einer Drehbewegung hat sich<br />
ein Grossunternehmen der Elektrizitätsbranche von jeher dafür eingesetzt, auch die Wärmekraftmaschine<br />
und verwandte Konstruktionen mit einer Drehbewegung zu bauen. Aus der konsequenten<br />
Weiterentwicklung der Dampfturbine ist nach jahrelanger Forscherarbeit die technisch brauchbare<br />
Verbrennungs-Gasturbine geworden. Wie seinerzeit die Dampfturbine die Dampfmaschine an Gewicht<br />
und Raumbedarf bedeutend unterbot, so beginnt-von neuem dieser Wettbewerb zwischen Kolbenmaschine<br />
und Gasturbine zu spielen. Gewiss zählt die Idee der Gasturbine nicht gerade zu den<br />
neuesten, doch waren zwecks praktischer Verwirklichung eine Unmenge von Schwierigkeiten zu<br />
überwinden. Die Anschaffungskosten, aber auch der Wirkungsgrad der Gasturbine liegen wesentlich<br />
unter denjenigen des Dieselmotors. Erstere eignet sich deshalb vornehmlich für Not-- und ReserVezentrailen.<br />
— In der Abteilung Eisen, Metalle und Maschinen der Landesausstellung wird eine<br />
Maschinengruppe von 4000 kW Leistung und 3000 U/min im Betrieb vorgeführt. Was zur Zeit in<br />
automobiltechnischen Fachschriften des Auslandes über eine in Un*arn gebaute Verbrennungstürbine<br />
geschrieben und als Sensation gefeiert wird, ist von der schweizerischen Industrie -schon längst gel&t<br />
and in Gestalt des ausgestellten Typs in Zürich zu sehen.
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Doch nicht nur unsere Dieselmotoren für<br />
Schiffsantrieb oder stationäre Anlagen reihen<br />
Bich würdig unter die Spitzenerzeugnisse<br />
der Weltkonkurrenz ein, nein — auch auf<br />
dem Gebiete des Motorfahrzeugdiesels nehmen<br />
die Schweizerfabrikate eine Vorzugsstellung<br />
ein. Welche 'Wertschätzung das<br />
Ausland für Schweizer-Dieselfahrzeugmotoren<br />
hegt und das trotz der eigenen, mit allen<br />
Mitteln geförderten und unterstützten Lastwagenindustrien,<br />
beweist die Tatsache des<br />
Erwerbes von Schweizer-Lizenzen zum Bau<br />
von solchen Motoren, durch Weltunternehmen<br />
wie die englischen Morriswerke oder<br />
der japanische Mitsubishi-Konzern. All diese<br />
grossartigen Erfolge im Dieselmotorenbau<br />
aber sind nichts anderes, als das Resultat<br />
kostspieliger Forschungen, an denen die<br />
verschiedensten Spezialisten wie Ingenieure,<br />
Physiker, Chemiker, Statiker und Konstrukteure<br />
mit verbissenem Eifer gearbeitet<br />
haben. Und doch sind diese Wegbereiter<br />
noch immer nicht zufrieden: Noch grössere<br />
Betriebssicherheit bei noch kleinerem Brennstoffverbrauch,<br />
lautet ihre gegenwärtige<br />
Losung.<br />
Und welche Pionierleistungen warten erst<br />
noch in der grosszügigen Halle der Elektrizität!<br />
Auch hier — unentwegtes Streben<br />
nach Weiterentwicklung der von unserer<br />
Elektroindustrie herausgebrachten Konstruktionen.<br />
Unablässig werden die Versuchsabteilungen<br />
dieses Wirtschaftszweiges ausgebaut,<br />
weil eben auch für die Weiterentwicklung<br />
und Vervollkommnung elektrischer<br />
Maschinen und Apparate — zu erwähnen<br />
wären einige Generatoren, Transformatoren,<br />
Schnell-Distanzrelais, Druckluft-Schnellschalter<br />
usw. — eingehende Forschungsarbeit<br />
erste Voraussetzung bildet.<br />
Fig. 4. Der schweizerische Lastwagenhau ist weltbekannt<br />
durch seine Qualitätsprodukte, die den grössten<br />
Beanspruchungen zu genügen vermögen. Nur<br />
ewiges Forschen und Pröbeln, sowie der nie versagende<br />
Quell initiativen Geschäftsgeistes vermag<br />
eine solche unter den denkbar ungünstigsten internationalen<br />
Standortsbedingungen arbeitende Industrie<br />
aufrechtzuerhalten. In dieses Kapitel gehört<br />
auch die Saurer-Pilzdüse, ein Produkt langjähriger<br />
Forscherarbeit, das eine restlose Verbrennung und<br />
maximale Ausnützung des eingespritzten und für<br />
den Schweizer Verbraucher besonders teuren Treibstoffes<br />
ermöglicht. Das untere Bild illustriert den<br />
Anfang der Brennstoff-Einspritzung, das obere eine<br />
fortgeschritteneres Stadium bei 1/3600 Sek. Beleuchtung.<br />
Da musste Abhilfe geschaffen werden. Studien<br />
und Untersuchungen begannen; vor<br />
allem mühte man sich um die Abklärung<br />
der physikalischen Vorgänge in den Druckleitungen.<br />
Wissenschaftliche Arbeit ermöglichte<br />
schliesslich das Erkennen der Ursachen<br />
von früher unverständlich gebliebenen<br />
Rohrbrüchen, die Entwicklung von<br />
Gegenmassnahmen war der nächste Schritt<br />
und heute lassen sich solche Vorfälle mit<br />
Sicherheit vermeiden.<br />
Auf dem Gebiete der Giessereitechnik<br />
führende Firmen liefern auf Grund langer,<br />
tiefschürfender Forschungen heute ein Gusseisen,<br />
dessen Qualität kein Land der Welt<br />
zu überbieten vermag. Ein Prachtsbeispiel<br />
hierfür bildet der in der Unterabteilung<br />
Giesserei stehende Block für eine Lehrenbohrmaschine,<br />
wobei zur Prüfung unbedingt<br />
eines der bereitliegenden Vergrösserungsgläser<br />
benützt werden muss! Erhöhte Festigkeiten,<br />
grössere Korrosionsbeständigkeit,<br />
höhere Warmfestigkeiten und Zunderbeständigkeiten<br />
bilden das Resultat minuziöser<br />
Untersuchungen. Auf der Verbesserung<br />
der Materialeigenschaft unseres Gusseisens<br />
aber beruhen z. B. nicht zuletzt die<br />
Exporterfolge unserer Werkzeugmaschinenindustrie.<br />
Bald nach Beginn des Rundganges in der<br />
Halle fällt dem Besucher ein Gestell auf mit<br />
unzähligen Profilen in T-, Z-, U- und komplizierten<br />
anderen Formen, wie auch Stangen<br />
und Rohre verschiedenen Querschnitts. Die<br />
yerhättnismässig billig hergestellten Profile lassen<br />
sich nun mit Blechen leicht durch Nieten<br />
und noch einfacher durch Verschrauben zusammenbauen.<br />
Manche Profile werden dem<br />
Wagenbauer vom Presswerk einbaufertig gebogen<br />
geliefert. Dank dieser Konstruktionsmöglichkeit<br />
kommt z. B. die ausgestellte Führerkabine<br />
eines Lastwagens nicht merklich teurer<br />
zu stehen als eine gleiche, aber schwerere aus<br />
Stahl.<br />
Fig. 7. Qualitätsguss eines Motorgehäuses.<br />
Ein paar wenige Beispiele nur! Und doch<br />
beweisen sie eindrücklich, wie der Weg<br />
über Forschung zur Vervollkommnung oder<br />
Konstruktion überhaupt führt, wie sowohl<br />
im Gross- als im Kleinbetriebe überall<br />
Männer am Werke sind, die durch Qualitätsund<br />
Leistungssteigerung unserer Industrie<br />
die besten Waffen für den internationalen<br />
Konkurrenzkampf in die Hand geben — für<br />
einen Kampf, dessen Bestehen eine Lebensnotwendigkeit<br />
bedeutet!<br />
Aluminium im Automobilbau<br />
Fortsetzung von Seite 11.<br />
Fünf Querschnitte durch eine Autobus-Seitenwand<br />
illustrieren, wie sich die Stahl-Holzbauweise<br />
zur Leichtmetallbauart entwickelt hat. Es<br />
weniger festen Legierungen Aluman und Perzeigt<br />
sich bei der neuesten Konstruktion das<br />
Bestreben, mit der geringsten Anzahl zweckmässiger<br />
Profile auszukommen. An der Wand<br />
neben dem Car Alpin sind die an ihm verwendeten<br />
23 verschiedenen Profile zusammengestellt<br />
(Abb. 6), daneben die Leichtmetall-<br />
Sandgussteile des 100-PS-Dieselmotors. Was<br />
für Möglichkeiten dem Leichtmetallguss im<br />
Automobil bau zur Verfügung stehen, zeigt ferner<br />
ein Karosserie-Vorderwandteil aus dünnwandigem,<br />
nur 4—5 mm dickem Sandguss.<br />
Fig. 5. Ein weiteres Spitzenprodukt schweizerischer Forschertätigkeit:<br />
Erster Druckluft-Schnellschalter für 220000 Volt<br />
Und wem hat der Pumpenbau, dieser<br />
Spezialzweig unserer Maschinenindustrie,<br />
seine führende Stellung vor allem zu verdanken?<br />
Der unermüdlichen Forschungsarbeit,<br />
welche sich vornehmlich auf die Abklärung<br />
der dynamischen und statischen<br />
Drucke in den Leitvorrichtungen und Ueberströmstücken<br />
ausdehnen.<br />
Verschiedentlich eingetretene Brüche von<br />
Hochdruckleitungen, wie beispielsweise vojeinigen<br />
Jahren am Lac Noir in den Vogesen,<br />
Hessen unsern Industriellen keine Buhe.<br />
Abb. 5. Car-Alpin der Schweiz. Postverwaltung mit typischer Leichtmetall-Karosserie.<br />
Fig 6 Der durch seinen ausserordentlich hohen Wirkungsgrad, kleinsten Baumbedarf und vollständig<br />
automatische Regulierung sich auszeichnende Velox-Dampferzeuger hat mitgeholfen, den guten Ruf<br />
schweizerischer Forschertätigkeit in den Fachkrei sen der ganzen Welt zu befestigen. Auf Grund der<br />
mit solchen Anlagen gemachten ausgezeichneten Betriebserfahrungen sind Versuche im Gange, um<br />
diesen Dampferzeuger auch auf verkehrstechnischem Gebiete, namhch als Antnebsaggretat für Lokomotiven<br />
einzuführen. Der in Zürich aufgestellte Velox-Dampferzeuger ist für eine Leistung von<br />
10000 Jcs Dampf pro Stunde .und Schwerölfeuerung gebaut<br />
Abb. 6. Die 23 verschiedenen Leichtmetallprofile,<br />
wie sie für den Karos;eriebau des in Abb. 5 gezeigten<br />
Car-Alpins Verwendlina fanden.<br />
Die im Automobilbau bevorzugte Aluminiumlegierung<br />
ist Anticorodal, die neben hoher<br />
Festigkeit eine vorzügliche Korrosionsbeständigkeit<br />
besitzt und gut verarbeitet werden<br />
kann. Für Verschalungen eignen sich auch die<br />
ebenfalls korrosionsbeständigen, aber etwas<br />
weniger festen Legierungen Aluman und Peraluman.<br />
Neben dem geringen Gewicht kommt<br />
auch dem Korrosionswiderstand der verwendeten<br />
Baustoffe, die Wind und Wetter ausgesetzt<br />
sind, eine hohe Bedeutung zu. Leichtmetall<br />
rostet nicht.<br />
Die etwas weniger korrosionsfeste Legierung<br />
Avional erreicht die höchste mechanische Festigkeit<br />
unter allen Aluminiumlegierungen. Sie<br />
hat im Flugzeugbau ihr Hauptabsatzgebiet<br />
und wird im Fahrzeugbau für besonders stark<br />
mechanisch beanspruchte Teile verwendet. Ausgestellt<br />
ist die aus dieser Legierung hergestellte<br />
Trilex-Felge für Nutzfahrzeuge, die aus drei<br />
leicht montierbaren Segmenten zusammengesetzt<br />
ist.<br />
Die ausgestellten Leichtmetallkonstruktionen<br />
sind das Ergebnis jahrelanger Versuche und<br />
ständiger Verbesserungen, die sowohl den<br />
Werkstoff selbst als auch dessen Bearbeitung<br />
und konstruktive Behandlung betreffen, unter<br />
Heranziehung der praktischen Erfahrungen im<br />
Betriebe selbst. Sie lassen zu den bisherigen<br />
noch weitere Erfolge des Leichtmetalls im Automobilbau<br />
erwarten, für den es vorzüglich geeignet<br />
ist.<br />
Ko.
14 AUTOMOBIL-REVUE DTENSTAG, 25. JULI 1930 — <br />
Bauen und Wohnen<br />
Es gibt kaum einen Rundgant in der tanzen<br />
Landesausstellung, der in der Füll« und<br />
Verschiedenartigkeit des Gebotenen mannigfaltiger<br />
wäre und dem Interessenten für diese<br />
oder Jene Detailfrage einen längeren Marsen<br />
aufzwänge als < Bauen und Wohnen ». Damit<br />
soll keineswegs gesagt -werden, dass<br />
diese Abteilung weniger Interessantes böte<br />
als eine andere oder weniger anschaulich<br />
dargestellt resp. überzeugen würde durch<br />
die Leistung all der beteiligten Industrien.<br />
Bedenken wir, dass uns dieser Rundgang<br />
von den Porzellantellern zu den gepressten<br />
Profilen, von Siedlungsproblemen zu Blechdächern,<br />
von der Luftkonditionierungsanlage<br />
zum Musikzimmer führt, dann ist wohl zur<br />
Genüge dargelegt, wie schwer es ist, all die<br />
Eindrücke in sich aufzunehmen und etwas<br />
davon in den Alltag hinaus zu retten.<br />
Wir machen uns deshalb keineswegs zur<br />
Aufgabe, den Rundgang erschöpfend darzustellen,<br />
sondern einfach den Automobilisten<br />
und den Automobilfachmann auf dies und<br />
jenes aufmerksam zu machen, was ihn besonders<br />
interessieren kann.<br />
Wer mit dem Gedanken liebäugelt, nächstens<br />
eine Garage oder sonst ein Industriegebäude<br />
zu entrichten, wird sich gleich am<br />
Anfang ein hübsches Schock Anregungen holen<br />
können. Da zeigen uns die Zementgewaltigen<br />
die vielgestaltige Verwendung des Rohmaterials,<br />
das «ihnen am Herzen liegt»<br />
(auch die Betonstrassenindustrie ist hier vertreten);<br />
da werden Sie eingeführt in die Fabrikation<br />
des Eternits; da erhalten sie einen<br />
interessanten Einblick in die Heisswasserversorgung,<br />
Luftkonditionierung und Wasserverteilung;<br />
da lernen Sie die verschiedenen<br />
Vor- und Nachteile des Flach- und Steildaches<br />
kennen, da wirbt das kitttose Glasdach<br />
um Sympathie und Anerkennung; da<br />
zeigt man Ihnen an einer grossen Zahl von<br />
Beispielen die moderne Konstruktion von<br />
Fenstern, Türen, Rolladen und Rollgittern.<br />
Und wenn Sie vielleicht gar Lust haben,<br />
Ihren Garagenneubau architektonisch hübsch<br />
zu umgeben, dann lassen Sie sich die Schau<br />
nicht entgehen, die gleich am Anfang der<br />
eigentlichen Abteilung «Wohnen > zu finden<br />
ist.<br />
Der ungeheure Aufschwung, den das Automobilwesen<br />
während der letzten zwei Dezennien<br />
genommen hat, wirkt sich in seinen<br />
Folgen nicht nur auf die Lebensweise des<br />
Menschen im allgemeinen aus, sondern vor<br />
allem auch in den Wohnverhältnissen. Wenn<br />
in der Unterabteilung c Städtebau und Landesplanung<br />
» das Ideal wie folgt definiert<br />
wird<br />
« Schönes Wohnen, gesunder Arbeitsplatz,<br />
Ausruhen im Grünen »,<br />
so sind die Personenwagen, sowie die Autound<br />
Trolleybus zur Erfüllung der dritten<br />
Hauptforderung geradezu wichtigste Voraussetzung<br />
und damit auch für die vorausschauende<br />
Planung, wie sie durch die moderne<br />
Siedhmgsipolitik verlangt wird.<br />
Wie diese Planung vor sich geht, lässt sich<br />
sehr hübsch verfolgen an Hand einer grossen<br />
Zahl von Tabellen, Photos, Statistiken und<br />
Reliefkarten, die sich meist auf praktische<br />
Beispiel© stützen. Bei allen ist die Aufteilung<br />
der Gemeinden in drei Zonen durchgeführt:<br />
Die landwirtschaftliche Zone, die vorläufig<br />
landwirtschaftliche Zone und die Wohnzone.<br />
In der ersten wird der Bau anderer als<br />
landwirtschaftlicher Gebäude rundweg verboten;<br />
in der zweiten wird sie geduldet, jedoch<br />
erschwert,- währenddem die dritte für<br />
die Erstellung von Wohngebäuden reserviert<br />
ist. Diese Massnahme dient verschiedenen<br />
Zwecken, so die Verhinderung des wilden<br />
Bauens, das die Bewirtschaftung der bäuerlichen<br />
Güter weitgehend erschwert, dann,<br />
um das Bauen im allgemeinen zu verbilligen,<br />
weil andernfalls unrationelle Wege, Kanalisationen<br />
und Wasserleitungen angelegt werden<br />
müssen.<br />
Im AnscMuss daran wird auch gezeigt,<br />
dass nicht nur das Erstellen der Gebäude<br />
verschiedenster Art, sondern ebenso sehr die<br />
Anlage von Strassen und Eisenbahnen sin<br />
erster Linie unter Berücksichtigung der Gesamtinteressen<br />
zu erfolgen hat -•-•=> \<br />
Ein besonderes Kapitel ist dem<br />
Stadt-, Kreuz- und Fernstrassenverkehr<br />
gewidmet Da zeigt man uns als Beispiel wie<br />
Schaffhausen das Problem des Durchgangsverkehrs<br />
zu lösen beabsichtigt, an Hand<br />
eines Beispiels aus Baselstadt, wie die Dichte<br />
des innerstädtischen Verkehrs untersucht,<br />
gemessen und überprüft wird und wie die<br />
gefundenen Resultate für weitere Planung<br />
praktisch ausgewertet werden. Eine separate<br />
Ecke ist den Bestrebunigen gewidmet, den<br />
Früh- und Fernverkehr aus den bewohnten<br />
Regionen hinaus zu verlegen, wo er keine<br />
müden Schläfer stört<br />
Der Automobilist wird den Rundgang<br />
durch das « Bauen > nicht beendigen, ohne<br />
der Darstellung der Entstehung einer grösseren<br />
Brücke seine Aufmerksamkeit zu widmen.<br />
Als Beispiel dient die<br />
Kräzerenbrücke,<br />
die gegenwärtig in der Nähe von St. Gallen<br />
ihrer Vollendung entgegengeht Die erste<br />
Tafel gibt die Problemstellung wieder, wie<br />
sie durch die topographischen Verhältnisse<br />
gegeben ist, die zweite zeigt, auf welche<br />
Weise die 45 Teilnehmer an der Wettbewerbsausschreibung<br />
die Lösung der Aufgabe<br />
vorgeschlagen haben; eine dritte Tafel bringt<br />
Detailpläne über Fundamentierung und Konstruktion<br />
der Pfeiler, sowie eine Anzahl photographischer<br />
Vergrösserungen mit Detailstudien<br />
aus der Durchführung dieser Arbeit,<br />
während die vierte an Hand eines Reliefschnittes<br />
darstellt wie sich die definitive<br />
Ausführung schlussendlich in die Landschaft<br />
einfügt Eine grosse Schauwand illustriert<br />
die Tätigkeit der privaten Bauingenieure an<br />
Hand einer breiten Photomontage und gibt<br />
einen eingehenden Ueberblick in dieses weitverzweigte<br />
Arbeitsgebiet.<br />
Und nun noch eins: Falls Sie einen<br />
Chauffeur<br />
beschäftigen, sehen Sie sich doch einmal die<br />
Musterwohnung<br />
an, die für einen solchen eingerichtet worden<br />
ist In einer zweiteiligen Loggia sind mit<br />
sehr viel Sinn für Raum und Häuslichkeit<br />
eingerichtet eine Couch, Wandtoilette mit<br />
Messendem kaltem und warmem Wasser,<br />
eine Wandbank mit Kasten und Lesetisch,<br />
Bücherschrank und Wäschekasten und natürlich<br />
auch das Telephon. Wenn sich da ein<br />
Chauffeur nicht mehr freut Chauffeur zu<br />
sein... =<br />
Sport<br />
Mein wird den Gestaltern der Abteilung<br />
«Sport» nicht den Vorwurf machen können,<br />
sie hätten am Grundgedanken des Sportideals<br />
vorbeigezielt! Das Ganze baut sich im Gegenteil<br />
auf die absolut richtige Erkenntnis auf,<br />
dass der Sport im Leben des Volkes das Mittel<br />
ist, um der Einseitigkeit unserer Lebensweise<br />
zu steuern und wie in einem meisterlich komponierten<br />
Gemälde disharmonische Schweren<br />
durch Gegengewichte auszugleichen.<br />
Auch die Vielgestaltigkeit der Sportarten,<br />
wie sie in unserem Lande betrieben wird, gelangt<br />
in sehr ausgiebiger Weise zur Darstellung.<br />
Leider kommt dabei das Automobil zu<br />
kurz, dies um so mehr als die Schau im Grunde<br />
nicht nur die Illustration des Sports behandeln<br />
will, sondern ebenso sehr auch dessen<br />
wirtschaftliche Auswirkungen. Wohl finden<br />
wir an einer Bretterwand ein Tableau des<br />
ACS mit einer summarischen Darstellung des<br />
Klausenrennen-Ziels und neben der Sportartikel-Halle<br />
am Ufer des Sees Wohnanhänger,<br />
Camping-Zelte, Kochapparate, Motorboote,<br />
Faltboote usw. dank der Beteiligung der Herstellerfirmen.<br />
Wir suchen aber vergebens eine<br />
Andeutung dessen, was der Personenwagen und<br />
der Car Alpin für die Sport-Betätigung bedeuten,<br />
obschon sie doch Tag für Tag Tausende,<br />
des Sonntags sogar Zehntausende von Städtern<br />
an unsere See'n und in die Berge und Wälder<br />
führen und im Winter das Skivolk in hellen<br />
Scharen in die Sportzentren bringen, ja manche<br />
heute berühmte Gebiete erst erschliessen.<br />
Es fehlt auch jegliche Anspielung an den Automobilsport<br />
inmitten der grossen Zahl von<br />
Photomontagen und letzten Endes auch darüber,<br />
dass Automobil und Autobus deswegen<br />
von grossem Einfluss auf die Volksgesundheit<br />
sind, weil sie ermöglichen, in der Stadt zu arbeiten<br />
und auf dem Lande zu wohnen. 0<br />
Landesausstellung Fachgruppe Fahrzeug-Industrie<br />
So überlegen der Flugmötor dem gewöhnlichen Motor<br />
ist, so überlegen ist \BP/ OCTANIN dem gewähn«<br />
liehen Benzin. Klopffest! Kühlt den Motorl<br />
: % Motorwagenfabrik Berna AG Ölten
N° 60 — DIENSTAG. 25. JULI 19S9 AUTOMOBIL-REVUE<br />
lind wo Ihr** packt,<br />
da ist es interessant<br />
Soll und Haben.<br />
Was ist wohl die Ursache, dass diese Fachgruppe<br />
nur wenige Besucher anzieht, dieweil<br />
sich z. B. in der Höhenstrasse die Masse<br />
Mensch in ihrer Kompaktheit oft bloss im<br />
Schneckentempo vorwärts zu bewegen vermag?<br />
Ist es die Auffassung, dass Bilanzen,<br />
Umsatzzahlen, Revisionsberichte, die verschiedenen<br />
Formen des Detailhandels, Vertretersorgen<br />
und all das andere als Materie zu<br />
trocken sind, um eine gefällige und leicht verständliche<br />
Bildgestaltung zu ermöglichen —<br />
eine Darstellungsweise, die durch ihre Anschaulichkeit<br />
selbst Zeugnis ablegt vom pulsierenden<br />
Leben, das hinter jeder grossen wirtschaftlichen<br />
Leistung notwendigerweise stehen<br />
muss? Oder ist es am Ende die Erinnerung an<br />
die Schulden, die der Besucher gerne für einen<br />
Tag oder zwei zu Hause gelassen hat, und an<br />
die Schwierigkeiten, längst fällig gewordene<br />
Forderungen einzutreiben?<br />
Halle des reisenden Kaufmanns.<br />
Wie dem auch sei,<br />
diesmal haben die Abwesenden<br />
unrecht, unbedingt unrecht.<br />
Das Privatunternehmen und alles, was drum<br />
und dran "hängt, muss sich — auf Grund einer<br />
ganz natürlichen und automatischen Entwicklung<br />
— Je länger je mehr dem Dienst am<br />
Ganzen unterordnen. Jene Zeiten sind endgültig,<br />
vorbei, wo die;Manipulation mit Geldern,<br />
Waren und Ideen nur als Vorwand und Anlass<br />
dafür dienten, einen möglichst grossen Bissen<br />
für den eigenen Magen zwischenheraus zu<br />
holen. Daran tut auch die Tatsache keinen Abbruch,<br />
dass jedes Individuum und jedes Unternehmen<br />
in erster Linie sich selbst zuliebe anstrengt<br />
und einsetzt. Den Platz, den der Arbeiter,<br />
der Angestellte, der Chef und Brotherr im<br />
Erwerbsprozess einnehmen, ist jedem um so<br />
sicherer, je nützlicher er sich letzten Endes der<br />
Allgemeinheit gegenüber erweist.<br />
Allerdings hat es der Fabrikant, der Küchenchef,<br />
der Künstler und der Baumeister um vieles<br />
leichter, der Masse in konkreter Form die<br />
Art und Grosse der eigenen Leistung verständlich<br />
zu machen. Wir brauchen nur zu denken<br />
an die interessierten Mienen vor den Demonstrationsobjekten<br />
in den Aluminium-, Elektrizitäts-<br />
und anderen Hallen, an das vergnügliche<br />
Schmunzeln vor den Degustationsständen,<br />
an das aufmerksame Schauen im Künstleratelier<br />
und das Wohlgefallen, das die verschiedenartigen<br />
Bauten immer wieder hervorrufen. Wieviel<br />
schwieriger ist es in dieser Beziehung für<br />
jene, die mit Geldern jonglieren, Bücher nach<br />
möglichen und unmöglichen Fehlern und Sünden<br />
überprüfen, Risiken decken, denen die<br />
Mitmenschen im Leben ausgesetzt sind, Tag für<br />
Tag den Kunden<br />
aller Herren Länder der Welt kaufen, um sie<br />
an die Frauen weiterzuliefern. Und doch ist<br />
schon die blosse Tatsache, dass sich diese<br />
Unternehmen inmitten eines harten Kämpfes um<br />
den Anteil am wirtschaftlichen Geschehen halten<br />
können, ohne Zweifel Beweis genug dafür,<br />
welch notwendige Rolle sie erfüllen.<br />
Eines der grössten Verdienste hat<br />
sich die Landesausstellung erworben,<br />
indem sie zeigt, wie eng das<br />
Schaffen und Wirken jedes einzelnen<br />
mit dem der Mitmenschen ver- <<br />
bunden ist und umgekehrt.<br />
fer und Treuhändler des Geschäftsmannes zu<br />
sein.<br />
Nun führt uns unser Schritt in eine Domäne,<br />
die jedem Automobilisten nahesteht: die Versicherung.<br />
Da mag der erste Gedanke wohl<br />
zurückgehen zur Haftpflicht, die man Jahr für<br />
Jahr mit einigen blauen Noten gezwungenermassen<br />
finanziert und doch selten beanspruchen<br />
muss, der zweite zu den Prämien, die<br />
Unfall-, Lebens-, Feuer-, Kasko-, Transport-,<br />
Diebstahl-, Mobiliar- und andere Versicherungen<br />
mehr verursachen und deren Kosten sich<br />
jährlich auf drei- oder vierstellige Beträge belaufen.<br />
Und der dritte wird vielleicht mit einem<br />
gewissen Neid den glücklichen Besitzern jener<br />
Aktien gelten, die an den Börsen das vieroder<br />
fünffache ihres Nominalwertes kotieren.<br />
Dann aber schweifen Augen und Gedanken<br />
über auf die instruktiven Tafeln, Diapositive<br />
und Dioramen; man vernimmt, dass in der<br />
Schweiz pro Jahr<br />
jeder sechste Mensch<br />
nachreisen und Waren in<br />
von einem Unfall betroffen wird, dass sich die<br />
Versicherungsgesellschaften im selben Zeitraum<br />
mit nicht weniger als 28362 Schadenfällen und<br />
einer Schadensumme von 16 633 536 Franken<br />
beschäftigen müssen, lässt sich belehren, wie<br />
durch die Tätigkeit der schweizerischen Versicherung,<br />
deren Arbeitsgebiet die ganze Welt<br />
umfasst, jährlich Millionen von Franken unserm<br />
Land zufliessen. Wir vernehmen weiter interessante<br />
Einzelheiten über die durchschnittliche<br />
Lebensdauer der Schweizer im Zusammenhang<br />
mit der Lebensversicherung; wir hören, dass die<br />
private Feuerversicherung im Jahr rund 12 Millionen<br />
Franken Schweizer Volksvermögen ersetzt,<br />
das in Rauch und Flammen aufgegangen<br />
ist und Werte im Betrage von rund 29 Milliarden<br />
Franken deckt. — Vielleicht machen wir<br />
auch einen kleinen Abstecher in das Kino, in<br />
Es gibt kaum, eine Halle, wo diese Tatsache<br />
dem Beschauer stärker und eindringlicher entgegentritt<br />
als « Soll und Haben » — möglicherweise<br />
gerade deswegen, weil sie hier am<br />
wenigsten erwartet wird. Es gibt keine Abteilung,<br />
in der dem aufmerksamen Beschauer das<br />
Goethe-Wort vom Leben: «Und wo Ihr's packt,<br />
da ist es interessant > intensiver zum Bewusstsein<br />
kommt.<br />
Schon der erste Raum, der dem Bankwesen<br />
gewidmet ist, zeigt durch seine mächtig gestaltete<br />
Rückwand, wie das Kreditwesen in allen<br />
Teilen unseres Volkes verankert ist. In unterschiedlichen<br />
Quantitäten und unregelmässiger<br />
Kadenz fliesst das Geld aus Industrie, Handel,<br />
Verkehr, Landwirtschaft und andern Zweigen,<br />
zur Bank, von wo die Gelder, je nach den verfügbaren<br />
Mengen, an die verschiedenen krö ;<br />
ditbedürftigen Stellen weitefgeleffef, werden.'<br />
Die Bank stellt darum im volkswirtschaftlicher?<br />
Sinn ein ' -*<br />
Sammelbecken „.<br />
dar, das die Wasser und Wässerlein, die aus<br />
den verschiedenen Quellen fliessen, aufnimmt<br />
und sie nach Bedarf und Vorrat dorthin weiterleitet,<br />
wo sie die Erde zur Schaffung neuen<br />
Lebens befruchten.<br />
Geschickt und originell zeigen im nächsten<br />
Raum die Revisoren, wie vielgestaltig und weitverzweigt<br />
ihre Arbeit ist, die sie in Dienst und<br />
Interesse von Handel, Gewerbe und Industrie<br />
leisten; wie sich aber die gesamte Tätigkeit<br />
auf eine einheitliche Formel bringen lässt: Hel-<br />
:;:<br />
Publikum, der sich die Mühe nimmt, diesen Saal<br />
genau zu betrachten, wird sein Vorurteil über<br />
die «Auftragsjäger> von Grund auf revidieren.<br />
Er wird einsehen, dass der bisherigen Meinung<br />
entgegen der Beruf alles andere als leicht ist,<br />
sofern der Vertreter den Willen hat, seine Obliegenheiten<br />
gewissenhaft zu erfüllen (und welcher<br />
Betrieb würde unter den heutigen Verhältnissen<br />
andere Leute auf die Dauer dulden?).<br />
Das Sammelbecken «Bank».<br />
Er wird einsehen, dass viel Menschenkenntnis,<br />
Aufmerksamkeit, Fingerspitzengefühl und psychologische<br />
Erfahrung dazu gehören und dass<br />
der Vertreter nicht nur eine Sammelbüchse für<br />
Aufträge und Reklamationen ist, sondern ein<br />
Filter, der dem Kunden den Trank<br />
von bitteren Blättern säubert.<br />
dem ständig Kurzfilme mit Themen aus demEr wird auch einsehen, dass der für ihn so verführerische<br />
Begriff des « Reisenkönnens > in der<br />
Versicherungswesen gedreht werden. Und letzten<br />
Endes werden wir uns davon überzeugen, Praxis nichts anderes bedeutet als ein hartes<br />
dass, entgegen bestehender Vorurteile, auch Müssen unter oft widrigsten Umständen und<br />
im Versicherungsgeschäft nur Initiative, Tatkraft Verhältnissen, ein Eingespanntsein, das in der<br />
und Arbeit zum Erfolg führen und sich die grossen uhrförmigen Vertiefung, die sich in der<br />
guten Bilanzergebnisse nicht bloss wie reife Mitte des Raumes befindet, seinen typischen<br />
Trauben von den Stöcken lesen lassen. und schlagenden Ausdruck gefunden hat..<br />
' Gehen wir weiter zum Handel, wo die feindlichen<br />
Brüder der Detaillierung sich nebenein-<br />
oder sonst einen verantwortungsvollen Posten<br />
Wer zu Hause ein eigenes Geschäft besitzt<br />
ander<br />
bekleidet, wird auch an den Mtisterbüros nicht<br />
friedlich ihres Daseins freuen<br />
und in positiver Weise darlegen, wie ein jeder<br />
seine Aufgäbe als Warenvermittler auffasst.<br />
Vom harten Kampf um jeden Hausfrauenbeutel,<br />
".wie er in der Praxis draussen geführt wird, ist<br />
erfreulicherweise nichts zu spüren ...<br />
I Die nächste Schau ist für einen Grossteil der<br />
"Äuto'möbilisten von besonderem Interesse, weil<br />
sie die reisenden Kaufleute zum Gegenstand<br />
hat. Alle, die Tag für Tag mit Mappe, Musterkoffer<br />
und Bestellbuch den Kunden nachjagen,<br />
werden sich freuen ob dem Verständnis, mit<br />
dem die schönen und ..schweren Seiten ihrer<br />
Tätigkeit dargestellt worden sind.<br />
Sagt nicht schon der Spruch f Auge und Ohr<br />
der Wirtschaft:», der die eine Wand beherrscht,<br />
in knapper und glücklicher Form, was der verantwortungsbewusste<br />
Vertreter von seiner Aufgabe<br />
hält? Manch einer aus dem grossen<br />
15<br />
vorbeigehen wollen, die den Abschluss von<br />
« Soll und Haben > bilden und so ziemlich alles<br />
umfassen, was unsere, Industrie an Neuem,<br />
Zeitsparendem, Praktischem und Gediegenem<br />
für den Bürobetrieb produziert — gleichgültig<br />
ob er c im Zivil » Prinzipal, Buchhalter und Korrespondent<br />
in einem ist oder in seiner Organisation<br />
mehr Abteilungen zählt, als das Alphabet<br />
Buchstaben umfasst.<br />
Zugegebenermassen, auch der Berichterstatter<br />
hat die Abteilung « Soll und Haben > mehr<br />
aus Pflichtgefühl denn aus innerem Drang betreten.<br />
Als er sie wieder verliess, hatte sie ihm<br />
weit njehr geboten als er sich's anfangs je<br />
träumen Hess.<br />
Und darum mochte er wünschen,<br />
dass recht viele Leser den Weg zu<br />
ihrem Eingang unter die Füsse nehmen.<br />
=<br />
Bei uns verkaufen<br />
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GARAGEN-EINRICHTUNGEN und SPEZIÄLWERKZEUGE<br />
vom Schraubenzieher zur Ventilbearbeitungsmaschine, von der Hebebühne<br />
zur Benzintankanlage. - Jeder hat seinen Beruf: Wo rationalisiert wird,<br />
sind wir massgebend dabei. Wir kennen<br />
das Neueste, Praktischste, Sparsamste.<br />
- Verbinden Sie Ehren Besuch der LA<br />
mit einer Besichtigung unseres Lagers<br />
im Esplanade.<br />
An der Landesausstellung sind wir vertreten in<br />
Gruppe 25, Garage: mit Richtpresse, Abschleppkran,<br />
Abschlepprolli, Druckluftanlage.<br />
Gruppe25, Montage: Viersäulenlift (hydr.-pneum.)<br />
Gruppe 34, Chemie: Spritzkabine, Spritzwerk-<br />
(Farben und Lacke) zeuge und Kompressor.<br />
Gruppe 40, Sport: (Skifabrikation)<br />
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HÄLLWAGBERN
AUTOMOBIL-REVUE DIENSTAG, 25. JULI <strong>1939</strong> — N° 60<br />
Die rahrzeugindustrie<br />
an der Landi<br />
I. Montage und Serienkarosserie.<br />
« Holka »-Karosserie auf Viersäulenhft<br />
der;- Serva-Technik, im Hintergrund ein<br />
Labico-Leuchtwegweiser.<br />
4plätzig»s Ford-Cabriolet, karossiert<br />
durch die Carrosserie Langenthai A.-G<br />
Kühlergehäuse und -elemente, daneben<br />
das jüngste Kind der Zubehörindustrie,<br />
Lufterhitzer und Luftkühler<br />
zur Luftkonditionierung geschlossener<br />
Räume; kühl im Sommer, warm im<br />
Winter.<br />
Die Schwerindustrie ist hervorragend<br />
am Automobil beteiligt: Räder, Vorderund<br />
Hinterachsbrücken aus Schweizer<br />
Eisen- und Stahlwerken.<br />
Ein weltbekanntes Schweizer Fabrikat:<br />
Die elektroinechamschen ; Getriebe Marke<br />
COTAL.<br />
Wenn man beim Betrachten unserer Industrieerzeugnisse<br />
im Verkehrspavillon so 30,<br />
40 Jahre zurücksinniert, so beschleicht das<br />
Herz des damals jungen, heute gräulichen<br />
(nicht greulichen, bitte!) Automobilisten eine<br />
stille Wehmut. Wo sind sie hin, die guten,<br />
währschaften Schweizermarken, wo sind die<br />
Turicum, Pic-Pic, Fischer, Martini und wie sie<br />
sonst noch alle hiessen, deren Erzeugnisse der<br />
damals jungen, kräftig aufstrebenden Personenwagenindustrie<br />
auch im Auslande einen guten<br />
Namen besassen, die damals schon Leistungen<br />
vollbrachten, die heute noch vom Ausland<br />
nachgeahmt und ah Spitzenleistungen gewertet<br />
werden. Sie meinen, ich hätte jetzt eben<br />
den Mund etwas voll genommen? Bitte schön,<br />
wurde nicht vor erst zwei oder drei Jahren die<br />
Ersteigung des Rigi auf den Schwellen der Rigibahn<br />
durch einen ausländischen Personenwagen<br />
allenthalben bestaunt und, nebenbei<br />
bemerkt, mehrfach angezweifelt? Und hat nicht<br />
ein Martiniwagen in den ersten Jahren unseres<br />
händelsüchtigen Jahrhunderts das gleiche<br />
Kunststück auf einer ebenso giftigen Bergbahn<br />
am Genfersee vollbracht? Na also!<br />
Diese junge, vielversprechende Industrie<br />
musste nach langem Kämpfen vor dem über<br />
weit ausgedehntere Möglichkeiten verfügenden<br />
Ausland die Segel streichen und als letzte Erinnerung<br />
verbleiben die verschiedenen Montagewerke,<br />
die allerdings kaum als selbständige<br />
Gebilde, sondern eher als Anhängsel<br />
der grossen ausländischen Konzerne gewertet<br />
werden müssen; aber auch so wollen wir<br />
schliesslich zufrieden sein, gibt doch auch diese<br />
Pseudo-Automobilproduktion nahezu 1000 Arbeiterfamilien<br />
Arbeit und Brot mit einer jährlichen<br />
Ausgabenswnme für Löhne und Schweizermaterial<br />
von über 9 Millionen Franken.<br />
Zwei grosse Weltkonzerne, die General<br />
-Motors in ihren bekannten Montagewerken in<br />
Biel, und Chrysler (neuerdings auch Willys) bei<br />
Saurer, beziehen die Einzelteile ihrer Fahrzeuge<br />
aus ihren Werken und lassen aus ihnen<br />
im Verlaufe der Fliessarbeit die bekannten<br />
formschönen Personenwagen entstehen, die<br />
sich von ihren amerikanischen Brüdern äusserlich<br />
in gar nichts, im Gebrauch nur dadurch<br />
unterscheiden, dass sie ihnen an Qualität überlegen<br />
sind. Zu ihnen gesellt sich als dritte im<br />
Bunde die «Holka> in Altstätten, die jedoch in<br />
der Struktur insofern von den andern beiden<br />
Werken abweicht, als sie von der deutschen<br />
Auto-Union die DKW-Chassis fertig bezieht,<br />
dafür aber die Karosserie in Serienarbeit von<br />
hinten bis vorn und bis zum letzten Nagel aus<br />
Schweizerholz und Schweizerzubehör selbst<br />
anfertigt. Die «Holka> verdankt ihr Entstehen<br />
dem Wagemut und der klugen Voraussicht<br />
eines jungen Schweizeringenieurs, der bereits<br />
vor Jahren erkannte, dass der damals im Zuge<br />
der wirtschaftlichen Entwicklung sich abzeichnende<br />
Uebergang weiter Kreise vom Grosszum<br />
Kleinwagen nicht eine vorübergehende<br />
Erscheinung, sondern für einen langen Zeitraum<br />
die Regel sein werde und darauf das<br />
Unternehmen aufbaute, das seither einer beträchtlichen<br />
Zahl von Holzarbeitern im st. gallischen<br />
Rheintal ihr Auskommen sichert. Wenn<br />
man nun die «Holka> weniger als Montagewerk<br />
denn als Karosseriefabrik anspricht, so<br />
scheidet sie von unsern andern schweizerischen<br />
Karosserien wieder ein grundlegender Zug:<br />
Sie können bei ihr keine Karosserie für Ihren<br />
Wagen kaufen, sondern es gibt bei ihr nur<br />
Serienfabrikation und wenn Sie unbedingt eine<br />
€Ho!ka»-Karosserie haben wollen, so müssen<br />
Sie sich schon dazu bequemen, ein Minimum<br />
von 50 Stück zu bestellen. Heute liefert sie ausschliesslich<br />
für DKW, wir würden uns aber<br />
nicht wundern, wenn nächsthin irgendeine<br />
andere ausländische Fabrik sich die hier gebotenen<br />
Möglichkeiten zunutze machen würde.<br />
Das von ihr ausgestellte aufgeschnittene Modell<br />
eines DKW-Cabriolets zeigt nicht nur hohe<br />
Eleganz in der Linienführung, sondern auch die<br />
gute Qualität des verwendeten Materials, das,<br />
wie schon betont, bis zur letzten Faser schweizerischer<br />
Provenienz ist. General Motors und<br />
Saurer haben auf Ausstellung von Originalmodellen<br />
verzichtet, dafür bekommt man an<br />
Hand von zahlreichen Werkphotographien<br />
einen Einblick in das Entstehen eines General<br />
Motors- oder Chryslerwagens, wie man ihn in<br />
solcher Detaillierung sonst selten haben kann.<br />
Von der Ankunft der ausländischen Teile über<br />
das Auspacken und Reinigen derselben wohnt<br />
man zuerst der Zusammensetzarbeit und dem<br />
Schweissen der Karosserie zu einem Stahlpanzer<br />
bei, wofür die Einzelteile in einem Rahmen<br />
befestigt bzw. aufgehängt werden. Schon<br />
hier kommt die Schweizerindustrie zu Hilfe, die<br />
besagten Rahmen liefert. Steht einmal das Gerippe<br />
im Rohbau da, so geht es auch schon<br />
sofort zur Montage der Türen und Vorbereitung<br />
für das Aufspritzen des äussern Gewandes,<br />
des Sprifzlackes, bei dem die Schweizerindustrie<br />
durch diverse Lackfabriken, wie Eclatin<br />
in Soiothum und die Schweiz. Duco-Fabrik<br />
in Altstetten ihren zweiten Gutpunkt bucht. In<br />
der gleichen Zeit sind auf der andern Montagelinie<br />
die Chassis zusammengenietet, die<br />
Motoren eingesetzt, Kotflügel und Kühler angebracht,<br />
überhaupt die ganze Chassismontage<br />
vollendet worden,- plötzlich laufen die<br />
beiden Linien zusammen und von oben senkt<br />
sich die fertig lackierte und gepolsterte Karosserie,<br />
die Pneus rollen herbei, als letzte Arbeitsleistung<br />
bringt das Fliessband den fertigen<br />
Wagen zur Einfüllstation für Benzin, Oel und<br />
Wasser. Es kommt noch die letzte Kontrolle<br />
der Scheinwerfer auf ihre Einstellung, der Vorderräder<br />
auf Sturz und Vorlauf, und für das<br />
weitere ist das Automobil in der Hand seines<br />
Fahrers nun selbständig geworden.<br />
4türiges Cabriolet der Carrosserie<br />
Langentharl A.-G.<br />
Ein Ausschnitt aus der Schau des<br />
Schweizerischen Garrosserie-Verbandes.<br />
Qualitätsprodukte der schweizerischen Lastwagenindustrie: Im Vordergrund<br />
6-Zyl.-Dieselmotor mit 8-Ganggetriebe für Lastwagen und<br />
Omnibusse. Spitzenleistung 105 PS bei 1900 U/min. (Fabrikat Berna<br />
A.-G., Ölten). Im Hintergrund 8-Zyl.-Dieselmotor für Lastwagen und<br />
Omnibusse, Spitzenleistung 140 PS und 2000 U/min. (Fabrikat A.-G.<br />
Adolph Saurer, Arbon).
flJO 60 — DIENSTAG, 25. JULI <strong>1939</strong><br />
AUTOMOBIL-REVUE 19<br />
Was West und Ost an Wagen alles bauen<br />
auf engstem Raum vereint ist's hier zu schauen<br />
Ständige Automobil-Ausstellungen
18 AUTOMOBIL-REVUE DIEWSTIAG, 25. JULI <strong>1939</strong> — N° 60<br />
Es ist gar nicht so einfach<br />
für ein kleines schweizerisches Unternehmen,<br />
gegen die starke ausländische Konkurrenz aufzukommen,<br />
wenn diese durch grosse Serien,<br />
billige Arbeitskräfte und vielleicht gar Exportprämien<br />
den Vorteil des niedrigeren Preises hat.<br />
Es muss daher schon etwas mit der Qualität<br />
unserer Bremsen auf sich haben, wenn wir<br />
gegen die grossen ausländischen Firmen, die<br />
sich die Behauptung ihrer Position auf dem<br />
Schweizermarkt allerhand kosten lassen, aufkommen<br />
und unseren Betrieb langsam, aber<br />
stetig vergrössern können. Anderseits ist 6s<br />
aber natürlich auch ein Beweis, dass die schweizerischen<br />
Verbraucher die Qualität immer noch<br />
vor den Preis setzen.<br />
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