E_1939_Zeitung_Nr.072
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BERN, Mittwoch, 6. September <strong>1939</strong><br />
Nummer 20 Cts.<br />
35. Jahrgang — No 72<br />
ERSTE SCHWEIZERISCHE AUTOMOBIL-ZEITUNG<br />
Zentralblatt für die schweizerischen Automobil- und<br />
ABONNEMENTS-PREISE:<br />
Anscab* A (ohne Versicherung) halbjährlich Fr. 5.—, jährlich Fr. 10.—.<br />
Ausland mit Portozuschlag, wenn nicht postamtlich abonniert.<br />
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Der Strassenverkehr<br />
zur Mobilisationszeit<br />
Die Mobilmachung der schweizerischen Armee,<br />
womit die Requisition eines Teiles undeln<br />
bestand auch hier seine Bewährungs-<br />
frommt. Eidgenössisches Denken und Hanseres<br />
Motorfahrzeugparks Hand in Hand probe. Und die schweizerischen Automobilisten<br />
werden sie, davon sind wir überzeugt,<br />
ging, hat, wie zum vornherein zu erwarten<br />
stand, auch im Bild unseres Strassenverkehrs auch weiterhin bestehen; sie werden sich,<br />
sichtbare Spuren hinterlassen. Zeigte er am getragen vom Gefühl ihrer Verantwortung<br />
letzten Freitag noch ein mehr oder weniger gegenüber der Gemeinschaft, auch noch zu<br />
normales Gesicht — da und dort trug er sogar,<br />
eine Wirkung des Rufs zu den Waffen, ihn die Erhaltung unserer Freiheit und Un-<br />
einem grössern Verzicht bereit finden, sollte<br />
die Merkmale erhöhter Betriebsamkeit — so abhängigkeit, die Verteidigung unserer Grenzen<br />
von ihnen fordern. Bald genug wird die-<br />
flaute er, wenigstens was die privaten Motorfahrzeuge<br />
anbelangt, am Samstag, dem ersten<br />
Mobilisationstag, schon merklich ab. lich, wenn, wie wir hören, am 11. September<br />
ser Augenblick gekommen sein: dann näm-<br />
Langsamer und schwächer ging sein Puls. das endgültige Rationierungssystem für die<br />
Der im Zusammenhang mit der provisorischen<br />
Treibstoffrationierung vom 29. August Benützte einer während der letzten Tage<br />
Treibstoffe Wirksamkeit erlangt.<br />
von den Behörden erlassene und von den seinen Wagen noch und zehrte er, von- den<br />
Verkehrsverbänden nachdrücklich unterstützte<br />
Appell, mit dem kostbaren Nass hausren,<br />
dann geschah es meist nur bei kleinern<br />
sechzig Litern, die ihm zugeteilt worden wahälterisch<br />
umzugehen und die Fahrten auf Fahrten. Ausserkantonale Polizeinummern<br />
das unumgängliche Minimum zu beschränken, gehörten während der Mobilisationstäge in<br />
hatte williges Gehör und Verständnis gefunden.<br />
Mochte die Massnahme auch von allen men, die zwar weniger fragenden Blicken<br />
der Bundesstadt zu den vereinzelten, Ausnah-<br />
jenen, denen das Motorfahrzeug ein unentbehrliches<br />
Mittel zur Sicherung ihrer wirtschem<br />
Nationalitätenschild. Hin und wieder<br />
begegneten als die Fahrzeuge mit ausländischaftlichen<br />
Existenz bedeutet, ein Opfer heischen,<br />
die ernste Zeit erweckte-in einem je-<br />
das- -Diplomatenkorpsr soweit• das-'-Beneün in<br />
rollt ein CD vorüber, daran erinnernd, "dass<br />
den das Bewussfsein, dass der einzelne hinter<br />
dem zurückzutreten hat, was dem Lande schöpfen<br />
Frage steht, nach wie vor aus dem vollen<br />
kann.<br />
*""'%/*<br />
41<br />
Das Auto im Dienste der Mobilmachung. Bilder wie dieses hier sah man während der Mobilisationstäge<br />
auf Schritt und Tritt.<br />
Vorläufig keine Befreiung requirierter Fahrzeuge<br />
Ersehetnt jeden Dteattaf und Freitag<br />
Wöchentliche Beilage „Auto - Magazin". Monatlich 1 mal „Gelbe liste"<br />
REDAKTION u. ADMINISTRATION: Breitcnrainstr. 97, Bern<br />
Telephon 28.222 - Postcheck III414 - Telegramm-Adresse : Autorevue, Bern<br />
Geschäftsstelle Zürich : LSwenstrasse 51. Telephon 39.743<br />
Die Requisition bat manchen Motorfahrzeugbesitzer<br />
und manchen Betriebsinhaber<br />
in eine schwierige Lage gebracht. Wir sind<br />
deshalb an die zuständigen militärischen Instanzen<br />
gelangt, um uns zu erkundigen, ob<br />
In dringenden Fällen die Möglichkeit einer<br />
Befreiung und Rückgabe solcher Fahrzeuge<br />
bestehe. Wie wir dabei auf der Abteilung für<br />
leichte Truppen erfuhren, sieht sie sich zurzeit<br />
absolut ausserstande, auf Gesuche solcher<br />
Art einzutreten.<br />
Diese Massnahme wird durch die Umstände<br />
diktiert Der militärische Verbindungs-,<br />
Verpflegungsdienst usw. steht momentan<br />
mitten in der Organisation, so dass<br />
kein requiriertes Fahrzeug dem Militärpark<br />
entzogen werden kann, ohne in den verschiedenen<br />
Diensten ernsthafte Störungen<br />
zu verursachen.<br />
Die Militärbehörden verkennen die Bedürfnisse<br />
von Handel, Industrie und Gewerbe<br />
durchaus nicht. Die Abteilung für<br />
leichte Truppen erklärt sich denn auch bereit,<br />
ihr zugehende Gesuche um Befreiung<br />
requirierter Fahrzeuge in Prüfung zu ziehen,<br />
sobald es die Verhältnisse erlauben. Vor Ablauf<br />
einiger Wochen wird das allerdings<br />
nicht der Fall sein.<br />
INSERTIONS-FREIS:<br />
DI« aehtgefpattene 2 mm hohe Grundzeile oder deren Raum 45 Rp.<br />
GrSssere Inserate nach Spezialtarif.<br />
loseratensehlnss 4 Tage vor Erseheinen der Kammer<br />
Die Mannschaften rücken auf dem Sammelplatz ein. Und mit ihnen sind auch schon die Lastwagen<br />
zur Stelle, diese unentbehrlichen Helfer unserer Armee.<br />
Stiller ist es in den Strassen geworden.<br />
Von einem « Verkehrsstrom » zu reden, wäre<br />
ein glatter Euphemismus. Ein Bäohlein ist es<br />
noch, das durch die Gassen des Stadtinnern<br />
rinnt. Die Verkehrspolizisten, jetzt im Stahlhelm<br />
ihres Amtes waltend, erleben geruhsame<br />
Zeiten; denn auch das Tram hat seinen Fahrplan<br />
erheblich « verdünnt», der Autobus darf<br />
bald schon Seltenheitswert für sich beanspruchen,<br />
Lastwagen sind so gut wie gänzlich<br />
aus dem Strassenbild verschwunden, und die<br />
Schwärme der Velofahrer — wo blieben sie?<br />
Personenwagen oder Motorräder, die von<br />
Zivilisten gesteuert sind — man kann sie<br />
bald zählen. Nur die Reihen der kleinen Lieferwagen<br />
scheinen sich bisher nicht in nennenswertem<br />
Umfang gelichtet zu haben. Eines<br />
aber fällt dabei auf: Die vielen Frauen<br />
und Mädchen am Volant. Tapfer und einsatzfreudig<br />
sind sie in die Lücke gesprungen für<br />
ihre Männer, Brüder und Arbeitskollegen, die<br />
Wache halten an der Grenze. Was sonst<br />
noch die Verkehrswege belebt, das sind in der<br />
Hauptsache Fahrzeuge mit Militär- und Luftschutznummern<br />
oder mit gewöhnlichen Schildern,<br />
zu denen sich die Einschatzungsnummer<br />
gesellt. Feldgraue oder Hilfsdienstpflichtige<br />
mit der roten Armbinde führen das Lenkrad.<br />
Daneben rollen Lastwagen, befrachtet<br />
mit allen möglichen militärischen Requisiten,<br />
mit Lebensmitteln usw. durch die Strassen,<br />
und bei den Sammelplätzen stauten sie sich<br />
während der Mobilmacbungstage zu langen<br />
Kolonnen — eine eindrucksvolle Demonstration<br />
der Rolle, welche heute das Motorfahrzeug<br />
im Dienste der Armee spielt, gleichzeitig<br />
aber auch ein Bild, das einen anschaulichen<br />
Begriff davon vermittelt, w'ie tief die<br />
Mobilisierung in das Getriebe unseres Wirtschaftslebens<br />
eingreift.<br />
Nahezu ausgestorben liegen die Parkplätze,<br />
und wo man in normalen Zeiten eine ununterbrochene<br />
Front stationierender Wagen abschritt,<br />
da steht heute noch eine Handvoll<br />
« Einzelreisender » einsam herum. Stark entvölkert<br />
haben sich auch die Taxi-Standorte,<br />
und nach Autooars fahndet der Blick selbstverständlich<br />
umsonst. Nur an einzelnen Stellen<br />
vor dem Bundeshaus, an dessen Eingängen<br />
Wachtposten Stellung bezogen haben,<br />
scharen sich Wagen in grösserer Zahl, alle<br />
aber mit Militär- oder Requisitionsnummer.<br />
In dieser Nummer:<br />
Requisition und Einschätzung<br />
der Motorfahrzeuge.<br />
Einführung der allgemeinen<br />
Arbeitsdienstpflicht.<br />
Grosser Preis von Belgrad.<br />
Absagen von Veranstaltungen<br />
am laufenden Band.<br />
DIE KLEINE REVUE<br />
Der Generaladjutant,<br />
Nationalrat Dr. Dollfus (Lugano), ist vom Bundesrat<br />
unter Beförderung zum Gberst-Divisionär zum<br />
General-Adjutanten ernannt worden.
Requisition und Einschätzung<br />
der Motorfahrzeuge<br />
Obschon die Grundzüge der neuen im<br />
Laufe dieses Jahres erlassenen Verordnung<br />
über die Requisition und Einschätzung der<br />
Motorfahrzeuge derjenigen von 1936 entsprechen,<br />
so sind doch einige wesentliche<br />
Aenderungen unumgänglich notwendig geworden.<br />
Wir bringen deshalb unsern Lesern<br />
die neue Verordnung in extenso zur Kenntnis,<br />
weil sie gerade im gegenwärtigen Moment<br />
und unter den heutigen Umständen besonderes<br />
Interesse beansprucht. Dabei sei<br />
insbesondere auf die Tatsache aufmerksam<br />
gemacht, dass der grosse Bedarf der Armee<br />
an Motorfahrzeugen gemäss der neuen Truppenordnung<br />
in dem Sinne zu decken versucht<br />
wird, dass im MobiiLmachungsfall für<br />
den aktiven Dienst alle Motorfahrzeuge<br />
requirierbar sind, abgesehen<br />
von den wenigen Ausnahmen für das diplomatische<br />
Korps. Während bis anhin die Vorbereitung<br />
der Requisition dem Aufgabenkreis<br />
der Abteilung für leichte Truppen unterstellt<br />
war, wird deren Durchführung inskünftig sowohl<br />
für Armee, Kriegswirtschaft, passiven<br />
Luftschutz usw. von der Generalstabsabteilung<br />
an die Hand genommen. Zur Lösung<br />
dieser Aufgabe werden die Kantone herbeigezogen,<br />
indem diese auf Grund der von<br />
ihnen zu machenden Bestandsaufnahmen für<br />
den Ersatz von aus irgendwelchen Gründen<br />
ausfallenden Motorfahrzeugen zu sorgen haben.<br />
A. Requisition der Motorfahrzeuge.<br />
Art. l.<br />
Im Mobilmachungsfall für den aktiven Dienst<br />
sind sämtliche Motorfahrzeuge und Anhängewagen<br />
requirierbar. Vorbehalten bleiben die Ausnahmen<br />
gemäss .Art. 31 dieser Verordnung.<br />
I. Vorbereitung der Requisition.<br />
Art. 2.<br />
Die Generalstabsabteilung bereitet die Requisition<br />
der Motorfahrzeuge und Anhängewagen für<br />
die Bedürfnisse der Armee, der Kriegswirtschaft,<br />
des passiven Luftschutzes usw., vor.<br />
Sie trifft diese Vorbereitungen mit den hierfür<br />
interessierten Stellen.<br />
Art. 3.<br />
Die Organisation der Requisition erfolgt auf<br />
Grund der vom Bunde und von den Kantonen der<br />
Generalstabsabteilung zu machenden Angaben über<br />
den Bestand an Fahrzeugen.<br />
Die Generalstabsabteilung erlässt hierzu die nötigen<br />
Weisungen.<br />
Auf Grund dieser Angaben weist die Generalstabsabteilung<br />
die kantonalen Behörden an, wieviele<br />
und welche Marken von Personenwagen; Lastwagen,<br />
Traktoren, Spezialfahrzeugen, Anhängern<br />
und Motorrädern im Falle einer Mobilmachung für<br />
den aktiven Dienst als Transportmillel für die Armee<br />
requiriert werden müssen und auf welchen<br />
Sammelplätzen sie zu stellen sind.<br />
Die Generalstabsabteilung kann Fahrzeuge, welche<br />
mit einem Aufgebot zu belegen sind, von sich<br />
aus direkt bezeichnen.<br />
Art. 4.<br />
Die von der Generalstabsabteilung bezeichneten<br />
eidgenössischen Amtsstellen und die kantonalen<br />
Behörden erlassen die Aufgebote an die Halter von<br />
Motorfahrzeugen oder Anhängern nach den Weisungen<br />
der Generalstabsabteilung.<br />
Sie führen über die für die Requisition bestimmten<br />
Fahrzeuge Kontrolle und sorgen von sich aus<br />
unverzüglich für den Ersatz derjenigen, welche<br />
ausser Betrieb gesetzt wurden oder wegen Alter,<br />
Umbau oder Unfall nicht mehr den Bedingungen<br />
eines Armeefahrzeugs entsprechen oder welche das<br />
Kantonsgebiet verlassen haben.<br />
Sie besorgen die Aufhebung der Aufgebote derjenigen<br />
Motorfarzeuge und Anhänger, welche aus<br />
obenerwähnten Gründen zur Requisition untauglich<br />
geworden oder auf Befehl der Generalstabsabteilung<br />
von der Requisition ausgeschlossen worden sind.<br />
Sie halten die Generalstabsabteilune über alle<br />
in den Listen der zu requirierenden Motorfahrzeuge<br />
vorkommenden Mutation auf dem laufenden. Die<br />
Generalstabsäbteilung erlässt dafür die nötigen<br />
Weisungen.<br />
• Art. 5.<br />
Der Befehl zur Stellung eines Fahrzeuges wird<br />
dem Fahrzeughalter durch Aufkleben eines Aufgebotszettels<br />
auf den Fahrausweis und durch Abgabe<br />
eines Exemplars dieser Verordnung bekanntgegeben.<br />
Die Aufgebotszettel haben je nach der Verwen-<br />
F E U I L L E T O N<br />
Der Siedler.<br />
Roman von Heinrich Lämmlin.<br />
8. Fortsetzung<br />
Vor Verlegenheit scharrt die Frau wieder<br />
im Sand und hat nicht mehr den Mut, den<br />
Herrn anzusehen. Am liebsten würde sie davonlaufen,<br />
aber sie findet keinen Grund dazu.<br />
So steht sie da, schaut zur Erde und<br />
scharrt mit den Füssen.<br />
< Deine Suppe wird kalt, Lisbeth ! > sagt<br />
der Sepp trocken. «Setz dich doch endlich<br />
und iss !»<br />
Der Sepp hat gut reden, er ist ein Mann.<br />
Die Frau wird zornig und möchte ihm sagen,<br />
dass sie jetzt nicht essen kann. Aber das<br />
kann sie nicht vor dem Fremden. So setzt<br />
sie sich doch und löffelt ihre Suppe aus. Ja,<br />
es geht wirklich; sie muss jetzt auch den<br />
Herrn nicht ansehen.<br />
Fürst tut ganz so, als sei er hier zu Hause.<br />
Er holt einen Stein herbei, beschmutzt sich<br />
dung des Fahrzeugs verschiedene Farben (rot.<br />
weiss, grün oder gelb).<br />
Die Aufhebung eines Aufgebotes ist durch den<br />
Stempelaufdruck «ungültig > mit Beifügung des<br />
Datums auf dem Aufgebotszettel kenntlich zu machen.<br />
Art. 6.<br />
Der Aufgebotszettel verpflichtet den Fahrzeughalter,<br />
sein Fahrzeug im Falle einer Mobilmachung<br />
für den aktiven Dienst zur vorgeschriebenen Zeit<br />
und auf dem ihm bezeichneten Motorfahrzeugstellungsplatz<br />
oder Korpssammelplatz zu stellen.<br />
Diejenigen Fahrzeuge, deren Fahrausweis mit<br />
einem grünen Aufgebotszettel versehen ist, sind nur<br />
auf persönlichen Marschbefehl an den Fahrzeughalter<br />
zu stellen.<br />
Art. 7.<br />
Die Generalstabsabteilung oder die von ihr bezeichneten<br />
eidgenössischen Amtsstellen veranlassen<br />
periodisch die Inspektion der mit Aufgeboten belegten<br />
Fahrzeuge, sowie die Ueberprüfung der von den<br />
kantonalen Behörden getroffenen Vorbereitungen, • *<br />
Die Fahrzeughalter sind verpflichtet, ihre Fahrzeuge<br />
unentgeltlich zur Inspektion vorzuführen.<br />
Gegenüber säumigen Fahrzeughaltern ordnet die<br />
Generalstabsabteilung oder die von ihr bezeichneten<br />
eidgenössischen Amtsstellen eine Nachinspektion<br />
an. In jedem Fall haften die Fahrzeughalter für<br />
alle Kosten, die aus ihrer Säumnis entstehen.<br />
II .Durchführung der Requisition.<br />
Art. 8.<br />
Bei ganzer oder teilweiser Pikettstellung der Armee<br />
haben die Fahrzeughalter ihre mit einem Aufgebot<br />
belegten Fahrzeuge so bereitzuhalten, dass<br />
sie diese zu jeder Zeit auf die im Marschbefehl bezeichneten<br />
Motorfahrzeug-Stellungsplätze bringen<br />
können.<br />
Sie haben ein Verzeichnis der Zubehör (Werkzeuge,<br />
Ersatzteile, Blachen, Reservebehälter, Verdunkelungsmaterial<br />
usw.) auszufertigen und mitzugeben.<br />
Das requirierte Fahrzeug muss stets mit seiner<br />
Winterausrüstung ausgestattet sein.<br />
Die mit einem Aufgebot belegten Motorfahrzeuge,<br />
welche in Reparatur sind, müssen nach Möglichkeit<br />
sofort in fahrbereiten Zustand ges'etzt werden. Die<br />
mit einem Aufgebot belegten Motorfahrzeuge, deren<br />
Fahrbewilligung vorübergehend aufgehoben ist (d,<br />
h. deren Kontrollschild vorübergehend abgegeben<br />
(Mitg.) Der Bundesrat hat am Samstag auf<br />
Grund der ihm erteilten Vollmachten eine<br />
Verordnung über die Einführung einer allgemeinen<br />
Arbeiisdienstpflicht für zivile, durch<br />
das allgemeine Landesinteresse geforderte.<br />
gßfi "•geneHniigtr^dTer's<br />
Kraft getreten ist. Diese Arbeitsdienstpflicht<br />
erstreckt sich, unter Vorbehalt bestimmter<br />
Ausnahmen und innert bestimmter Altersgrenzen,<br />
grundsätzlich auf jeden Schweizer<br />
ohne Unterschied des Geschlechts und des<br />
Berufs und hat zum Zwecke, dem Lande die<br />
Arbeitskräfte zur Verfügung zu stellen, die<br />
es im dringenden Allgemeininteresse benötigt,<br />
um die Aufrechterhaltunng des unentbehrlichen<br />
Wirtschaftslebens sicherzustellen.<br />
Mit der allgemeinen Mobilmachung sind<br />
der Wirtschaft des Landes Hunderttausende<br />
von männlichen Arbeitskräften entzogen<br />
worden. Es liegt auf der Hand, dass, sollte<br />
dieser enorme Ausfall andauern, empfindliche<br />
Störungen des Wirtschaftslebens die<br />
Folge wären, die sich bis zur Gefährdung<br />
der Landesversorgung Mag der<br />
andere merken, dass er keine grossen Reden<br />
halten will.<br />
< Wäre es nicht besser gewesen, wenn<br />
Sie sich einen Besitz gekauft hätten ? — Es<br />
gibt doch viele, die ihre Häuser verkaufen.<br />
Hier müssen Sie doch jahrelang arbeiten,<br />
wenn Sie auf einen grünen Zweig kommen<br />
wollen», setzte der Herr das Gespräch fort.<br />
Der Sepp muss antworten, ob er will oder<br />
nicht.<br />
«.Das wäre allerdings einfacher gewesen,<br />
zugegeben», sagt er. «Aber wir müssen<br />
AUTOMOBIL-REVUE MTTTWfVYPT fi RRPTEVURTTO 1C«Q "K0 72<br />
wurde), müssen ebenfalls zur Requisition gestellt<br />
werden.<br />
Wird ein Fahrzeug endgültig aus dem Verkehr<br />
gezogen, so hat der Fahrzeughalter das kantonale<br />
Automobilbureau unverzüglich zu benachrichtigen.<br />
Art. 9.<br />
Bei ganzem oder teilweisem Aufgebot der Armee<br />
zum aktiven Dienst hat der Fahrzeughalter<br />
sein Fahrzeug gemäss den Angaben des Aufgebotszettels<br />
vollständig ausgerüstet, Betriebsstoffbehälter<br />
aufgefüllt, mit Zubehörliste und Fahrzeugausweis<br />
versehen, auf den Motorfahrzeugstellungsplatz oder<br />
Korpssammelplatz zu bringen oder durch einen Bevollmächtigten<br />
überführen zu lassen.<br />
Die Mobilmachungsbeschlüsse, sowie die Aufgebotsplakate<br />
für die Mobilmachung bestimmen über<br />
die Durchführung der Motorfahrzeugstellung.<br />
Gewisse Motorfahrzeuge und Anhänger können<br />
schon vor Erlass eines Mobilmachungsbeschlusses<br />
requiriert werden. Es geschieht dies durch Spezialbefehl.<br />
Art. tO.<br />
Die geforderten Arbeitsdienstleistungen<br />
sind ziviler Natur; es kann sich um Betätigung<br />
in Industrie und Gewerbe, in Landund<br />
Forstwirtschaft, Handel und Verkehr<br />
und ähnlichen Betrieben handeln, derejt Auf-<br />
"t"echt§rhältong * inr "Ällf em^ifiiftteresse "ttegtr* •<br />
Die Zuweisung in eine Arbeitsstelle kraft<br />
Arbeitsdienstpflicht soll auf die körperliche<br />
und berufliche Eignung des Arbeitsdienst-<br />
Pflichtigen und seine Familienverhältnisse<br />
nach Möglichkeit Rücksicht nehmen.<br />
Für den einzelnen Pflichtigen wird die Arbeitsdienstpflicht<br />
praktisch wirksam durch<br />
ein generelles Aufgebot oder durch persönliche<br />
Einberufung, oder aber auch dadurch,<br />
dass der gesamte Betrieb, in dem er arbeitet,<br />
der Arbeitsdienstpflicht unterstellt wird.<br />
Das Arbeitsverhältnis der kraft Arbeitsdienstpflicht<br />
in eine Arbeitsstelle eingewiesenen<br />
Personen, das im übrigen sich nach<br />
den einschlägigen gesetzlichen und vertraglichen<br />
Bestimmungen richtet, untersteht dem<br />
Grundsatz, dass der berufs- und ortsübliche<br />
Lohn zu gewähren sei. Anderseits ist das<br />
Arbeitsverhältnis der Arbeitsdienstpflichtigen<br />
insofern einer Beschränkung unterworfen, als<br />
es nur mit Zustimmung der zuständigen Arbeitseinsatzstelle<br />
aufgelöst werden kann. Der<br />
einberufene Arbeitsdienstpflichtige soll gegen<br />
Betriebsunfälle versichert werden und ferner<br />
soll ihm, sofern die Umstände es gestatten,<br />
bei der Entlassung aus der Arbeitsdienstpflicht<br />
das Recht zur Wiedereinnahme seines<br />
ursprünglichen Arbeitsplatzes gewahrt bleiben,<br />
sofern er diesen kraft<br />
hatte wechseln müssen.<br />
Arbeitspflicht<br />
uns nach unserer Decke strecken. Der Wald<br />
war teuer genug; alles andere wäre nicht<br />
erschwinglich für uns gewesen. »<br />
« Ich verstehe ! > nickt Fürst. « Sie haben<br />
ja auch schon ein gewaltiges Stück Arbeit<br />
geleistet. Und wenn man in Betracht zieht,<br />
unter welchen Verhältnissen Sie hier arbeiten<br />
müssen, so muss man Respekt haben.»<br />
Die anerkennenden Worte tun dem Sepp<br />
gut.<br />
< Ja, wir haben nicht geschlafen hier, sondern<br />
geschafft. Bald wird auch eine Hütte<br />
hier stehen. Die Bretter und Balken liegen<br />
bereit, und das Bauen ist nicht das wenigste.<br />
Wenn Sie wieder kommen, •werden wir Sie<br />
in der Stube begrüssen können !»<br />
So stolz tut er.<br />
< Sie haben wirklich Mut! » meint der<br />
Herr, und man hört, dass er Achtung vor<br />
dem Siedler hat. < Sicher waren Sie lange<br />
Zeit arbeitslos ? »<br />
< Hmhm ! » brummt Sepp. Er hat den<br />
Mund voll und kann keine Antwort geben.<br />
« Das habe ich mir gedacht, aber Sie werden<br />
es noch sehr schwer haben, wenn Ihnen<br />
keine weiteren Mittel zur Verfügung stehen.<br />
An unsere Leser.<br />
Die Mobilmachung und Grenzbesetzung<br />
hat, wie überall, auch au! unserer Redaktion<br />
und in unseren technischen Betrieben die<br />
Reihen gelichtet. Wir sind aus diesem Grund<br />
gezwungen, gewisse Einschränkungen zu<br />
treffen, in der Meinung, dass es sich dabei<br />
um eine vorübergehende Massnahme handelt.<br />
Wir zweifeln nicht, dass unsere Leser für<br />
unser Vorsehen Verständnis haben werden.<br />
Redaktion und Verlag<br />
der c Automobil-Revue.».<br />
Art. 12.<br />
Der Kommandant des Motorfahrzeugstellungsplatzes<br />
ist verpflichtet, den Verhinderungsgrund<br />
nachzuprüfen und gegebenenfalls das Fahrzeug auf<br />
Gefahr des Halters abholen zu lassen.<br />
Art. 13.<br />
Diejenigen Militär- oder Hilfsdienstpflichtigen,<br />
welche Halter eines mit einem Aufgebot belegten<br />
Jeder Führer eines Motorfahrzeuges (Halter oder<br />
Motorfahrzeuges sind, haben vorerst das Fahrzeug<br />
dessen Bevollmächtigter), sei er militärdienst- oder<br />
zur Requisition zu stellen und rücken erst nachher<br />
hilfsdienstpflichtig, kann, sofern er nicht vom Einrücken<br />
dispensiert ist, hei der Mobilmachung mit<br />
auf ihrem Korpssammelplatz ein.<br />
seinem Fahrzeug durch den Motorfahrzeugstellungsoffizier<br />
vorübergehend oder bleibend in einen Stab<br />
Militärdienstpflichtige tragen die Uniform und<br />
sind feldmässig ausgerüstet.gleichgültig ob ihr Stab<br />
oder in eiDe Einheit eingeteilt werden.<br />
oder ihre Einheit, in welcher sie eingeteilt sind<br />
aufgeboten ist oder nicht.<br />
Bis zum Jahre, in dem sie das 60. Altersjahr<br />
Offiziere und höhere Unteroffiziere, die Halter<br />
vollenden, werden Motorfahrzeugführer (Halter oder<br />
von requirierten Motorfahrzeugen sind, sind der<br />
dessen Bevollmächtigte), sofern sie im Zeitpunkt<br />
Pflicht enthoben, ihr Fahrzeug selbst auf den im<br />
der Requisition ihres Motorfahrzeugs weder militärdienstpflichtig<br />
noch hilfsdienstpflichtig sind, mit der<br />
Aufgebotszettel bezeichneten Motorfahrzeugstellungsplatz<br />
zu führen, sofern sie dadurch verhindert würden,<br />
ihren Korpssammelplatz rechtzeitig zu errei-<br />
Requisition des von ihnen geführten Motorfahrzeuges<br />
ohne weiteres hilfsdienstpflichtig.<br />
chen.<br />
Im Hinblick auf diese mögliche Einteilung haben<br />
Sie bezeichnen eine Ersatzperson, die das Fahrzeug<br />
in ihrem Namen vorzuführen hat. Wenn dies<br />
sich Nicht-Militärpersonen mit den nötigen Ausrüstungsgegenständen<br />
(Rucksack, Umhängetasche<br />
nicht möglich ist, verfahren sie gemäss Art. 11.<br />
oder Handköfferchen mit starken Ersatzschuhen,<br />
Diejenigen Militär- oder Hilfsdienstpflichtigen<br />
Mantel, Ersatzwäsche, Schlafdecke, Wetterschutz,<br />
welche aus irgend einem Grunde vom Einrücken dispensiert<br />
sind, werden durch die Dispensation der<br />
Essgeschirr und Essbesteck) tu versehen und das<br />
Dienstbüchlein mitzubringen.<br />
Verpflichtung zur Stellung des Motorfahrzeugs nicht<br />
enthoben.<br />
B. Uebernahme der Motorfahrzeuge.<br />
Art. 11.<br />
Ist es dem Fahrzeughalter aus irgendeinem<br />
Grunde (persönliche Einrückungspflicht (Art. 10,<br />
Abs. 3), Reparaturen, Mangel eines Führers usw.)<br />
unmöglich, das. Fahrzeug zum befohlenen Zeitpunkt<br />
auf den Motorfahrzeugstellungsplatz zu bringen, so<br />
hat er den Kommandanten des Sammelplatzes bei<br />
Bekanntmachung des Mobilmachungsbeschlusses telegraphisch<br />
oder telephonisch davon zu benachrichtigen.<br />
Einführung der allgemeinen Arbeitsdienstpflicht<br />
Art. 14.<br />
Die zur Requisition bestimmten Fahrzeuge werden<br />
von der Militärverwaltung entweder angekauft<br />
oder gegen Entrichtung eines Mietgeldes übernommen.<br />
Art. 15.<br />
Die Fahrzeuge werden vor Dienstantritt in der<br />
Regel eingeschätzt. Nur wenn es sich um aktiven<br />
Dienst von kurzer Dauer oder um eine Spezialaufgabe<br />
handelt, können sie uneingeschätzt übernommen<br />
werden.<br />
N'ach Einschätzung oder Uebernahme eines Fahrzeuges<br />
haftet die Militärverwaltung für alle Schäden,<br />
die durch den Betrieb des Fahrzeugs entstehen<br />
können. Sie haftet auch für Schäden, die allenfalls<br />
bei Probefahrten anlässlich der Einschätzung verursacht<br />
werden.<br />
Die Haftung erlischt nach der Abschätzung und<br />
Rückgabe des Fahrzeuges an den Halter.<br />
Art 16.<br />
Die Generalstabsabteilung bezeichnet die Motorfahrzeugstellungsplätze<br />
und ernennt auf Antrag der<br />
Abteilung für Leichte Truppen die Motorfahrzeugstellungsoffiziere.<br />
' Die" Generalstabsabteilung bestimmt je nach Bedeutung<br />
des Motorfahrzeugstellungsplatzes die Anzahl<br />
der Schatzungskommissionen. Die Abteilung für<br />
Leichte Truppen ernennt die Experten. Die Fahrzeuge<br />
werden durch die Kommission, bestehend aus<br />
mindestens zwei Experten, eingeschätzt.<br />
Die Schatzungsexperten werden in besonderen<br />
Kursen über das Vorgehen bei der Ein- und Abschätzung<br />
der Motorfahrzeuge unterrichtet.<br />
Die Ein- und Abschätzung wird nach einer besonderen<br />
Anleitung durchgeführt<br />
Art. 17.<br />
Die Arbeit der Schatzungkommissionen wird wie<br />
folgt verteilt:<br />
a) Der Motorfahrzeugstellungsoffizier bestimmt<br />
einen geeigneten Schatzungsexperten als Obmann.<br />
Derselbe organisiert und überwacht die<br />
Ein- und Abschätzung gemäss den vom Motorfahrzeugstellungsoffizier<br />
erteilten Weisungen.<br />
b) Die Experten besorgen, eingeteilt in Schatzungskommissionen,<br />
die Ein- und Abschätzung,<br />
bestimmen die Schatzungssumme und setzen<br />
anlässlich der Abschätzung die Entschädigung<br />
für die während des Dienstes entstandenen<br />
Schäden fest.<br />
Art. 18.<br />
Die Fahrzeughalter haben der Einschätzung beizuwohnen<br />
oder sich durch Bevollmächtigte vertreten<br />
zu lassen. Sind weder Fahrzeughalter noch Bevollmächtigter<br />
bei der Einschätzung anwesend, so<br />
wird die Einschätzung gleichwohl vorgenommen<br />
und ist endgültig.<br />
Die Fahrzeughalter sind verpflichtet, ihnen bekannte<br />
Schäden am Fahrzeug zu melden. Zeigen<br />
sich solche Schäden innert dreimal 24 Stunden<br />
nach erfolgter Einschätzung, so sind sie im Verbal<br />
nachzutragen. Die Schatzungssumme ist gegebenenfalls<br />
abzuändern. Dem Fahrzeughalter ist von jeder<br />
Aenderunr der Einschatzune Kenntnis zu geben.<br />
Es kostet doch noch manchen Franken, bis<br />
alles so ist, wie Sie es sich wünschen. ><br />
«Ich habe das Holz verkauft; dafür bekam<br />
ich eine nette Summe. »<br />
* Ja, für Giftgase gibt man heute Geld<br />
aus !»<br />
« Für was ? > fragt der Sepp und macht<br />
grosse Augen.<br />
< Für Giftgas ! — Das Holz wird zur Giftgasherstellung<br />
verwendet. Wussten Sie das<br />
nicht ? ><br />
«Nein, davon hatte ich keine Ahnung. Zu<br />
mir hat man gesagt, dass es in einer neuen<br />
Industrie Verwendung findet, und weiter<br />
habe' ich nicht gefragt. Wenn ich gewusst<br />
hätte, dass Giftgas daraus hergestellt wird,<br />
so hätte ich es nicht verkauft.»<br />
< Das spielt doch keine Rolle. Wenn Sie<br />
es nicht verkaufen, so tun es andere. Die<br />
Leute bekommen immer, was sie wollen.<br />
Das Geld aber können Sie doch so gut gebrauchen<br />
wie andere >, begütigt der Herr.<br />
« Das schon! Es ist mir aber sehr unangenehm,,<br />
wenn ich denke, dass ich auch noch<br />
unbewusst den 1 Massenmord förderte.»<br />
(Fortsetzung folgt.)
N° 72 — MITTWOCH, 6. SEPTEMBER <strong>1939</strong> AUTOMOBIL-REVUE<br />
Art. 19.<br />
Nehmen die Sehatzuhgsexperten ein reparaturbedürftiges<br />
Motorfahrzeug an, so ist die Reparatur<br />
auf Kosten des Fahrzeughalters auszuführen.<br />
Während der Dauer solcher Arbeiten wird kein<br />
Mietgeld ausgerichtet.<br />
Solche Reparaturkosten, sowie die Anschaffung<br />
fehlender unentbehrlicher Ausrüstungsgegenstände<br />
werden am Mietgeld in Abzug gebracht<br />
Art. 20.<br />
Die Abschätzung soll, wenn immer möglich, von<br />
den Schatzungsexperten vorgenommen werden, die<br />
das Fahreug eingeschätzt haben.<br />
Die Fahrzeughalter werden von der Abschätzung<br />
schriftlich oder durch öffentlichen Aufruf in Kenntnis<br />
gesetzt. Erscheinen weder sie selbst, noch von<br />
ihnen bezeichnete Bevollmächtigte, so wird die Ab-<br />
Schätzung gleichwohl vorgenommen.<br />
Der Motorfahrer, der das Fahrzeug führte, soll<br />
der Abschätzung beiwohnen.<br />
Art. 21.<br />
Schäden, die bei der Abschätzung nicht festgestellt<br />
wurden, die sich aber innert dreimal 24 Stunden<br />
nachher zeigen, können vom Halter beim Armeestab<br />
angemeldet werden. Dieser ordnet eine<br />
Nachprüfung an Die Kosten der Nachprüfung gehen<br />
zu Lasten des Fahrzeughalters, wenn es sich<br />
herausstellt, dass der Schaden nicht vom Militärdienst<br />
herrührt.<br />
Art. 22.<br />
Ist bei der Ein- oder Abschätzung eine Einigung<br />
der Experten unter sich oder mit dem Fahrzeughalter<br />
nicht möglich, so entscheidet der Obmann der<br />
Schatzungskommission. Bei der Einschätzung ist<br />
sein Entscheid endgültig.<br />
Gegen den Entscheid des Obmanns bei der Abschätzung<br />
kann der Fahrzeughalter, sofern die Entschädigungsforderung<br />
hundert Franken übersteigt,<br />
Rekurs erheben.<br />
Ist der Fahrzeughalter oder 1 sein Bevollmächtigter<br />
auf dem Platz anwesend, so ist der Rekurs vor<br />
Beendigung der Abschatzungsarbeiten dem Motorfahrzeugstellungsoffizier<br />
schriftlich einzureichen.<br />
Dieser leitet den Rekurs mit seiner Begutachtung<br />
an die Abteilung für Leichte Truppen weiter, die<br />
das Nötige anordnet, und über den Rekurs entscheidet.<br />
Wohnt der Fahrzeughalter oder sein Bevollmächtigter<br />
der Abschätzung nicht bei, so ist der<br />
Rekurs innert dreimal 24 Stunden nach Erhalt des<br />
Abschatzungsresultates der Abteilung für Leichte<br />
Truppen schriftlich einzureichen.<br />
Der Fahrzeughalter kann den Entscheid der Abteilung<br />
für Leichte Truppen innert 30 Tagen seit<br />
seiner Zustellung an die Rekurskommission der eidgenössischen<br />
Militärverwaltung (Verordnung vom<br />
15. Februar 1929 betreffend die Rekurskommission<br />
der eidgenössichen Militärverwaltung) weiterziehen.<br />
C. Festsetzung der Schatzungswerte und<br />
Entschädigungen.<br />
Art. 23.<br />
Der Bundesrat setzt für den aktiven Dienst den<br />
Höchstbetrag der Schätzung für alle Arten von<br />
Motorfahrzeugen und für Anhänger fest.<br />
Art. 24.<br />
Zur Ermittlung der Schatzungssummen der einzelnen<br />
Fahrzeuge sind folgende Amortisationen<br />
beim Einschätzen yoro Artkaufspreis in Abrechnung<br />
ca bringen :<br />
a) bei Motorpersonenwagen und Motorrädern für<br />
das erste Jahr 2O°/o, für die folgenden Jahre<br />
10%;<br />
b) bei Motorlastwagen. Spezialfahrzeugen, Traktoren,<br />
Anhängern und Elektromobilen für das<br />
erste Jahr 15?/o und für die folgenden Jahre<br />
10 •/».<br />
MB untere Grenze der Schatzungssumme wird<br />
für Motorpersonenwagen und Motorräder 10% und<br />
für Motorlastwagen, Spezialfahrzeuge, Traktoren,<br />
Anhänger und Elektromobile 15 % des Ankaufspreises<br />
festgesetzt.<br />
Art. 25.<br />
Das tägliche Mietgeld beträgt 1 Promille des<br />
Schatzungswertes. Einrückungs- und Entlassungstag<br />
gelten als Diensttage.<br />
Im Mietgeld ist die Entschädigung für normale<br />
Fahrzeugabnutzung inbegriffen. Das Mietgeld und<br />
der Betrag der Abschätzung werden spätestens einen<br />
Monat nach der Abschätzung ausbezahlt. Bei längerer<br />
Dienstdauer können auch Ratenzahlungen des<br />
Mietgeldes stattfinden.<br />
Bei Aufgeboten von kürzerer Dauer wird eine<br />
von Fall zu Fall festgesetzte Tagesentschädigung<br />
ausgerichtet.<br />
Der bei der Schätzung im Betriebsstoffbehälter<br />
des Motorfahrzeugs befindliche Betriebsstoff wird<br />
«um Tagespreis vergütet.<br />
Art. 26.<br />
Im Falle des Verlustes wird dem Eigentümer<br />
die Schatzungssumme vergütet, wenn der Verlust<br />
innerhalb des ersten Monats eintritt. Bei späterem<br />
Verlust wird für jeden Monat der Beanspruchung<br />
für die im täglichen Mietgeld enthaltene normale<br />
Abnützung 1 °/o von der Schatzungssumme in Abzug<br />
gebracht Bruchteile von über 15 Tagen zählen<br />
als iMonat.<br />
Der gleiche Abzug tritt ein, wenn der Bundesrat<br />
im Verlaufe der Requisitionsdauer die Erwerbung<br />
des Motorfahrzeuges zu Eigentum des Bundes anordnet.<br />
Art 27.<br />
Beim Einliefern des Fahrzeuges auf den Motorfahrzeugstellungsplatz<br />
wird dem Ueberbringer für<br />
die unentgeltliche Rückfahrt nach seinem Wohnort<br />
eine Ausweiskarte ausgehändigt<br />
Beim Abholen des Fahrzeuges (Abschätzung und<br />
Rückgabe) werden dem Fahrzeughalter oder seinem<br />
Bevollmächtigten, wenn er nicht einen Marschbefehl<br />
als Ausweis für den Bezug von Bahnbilletten<br />
III. Klasse zur Militärtaxe besitzt, die effektiven<br />
Billettauslagen III. Klasse (Wohnort-Rückgabeort)<br />
vergütet.<br />
Für ihre Unterkunft und Verpflegung auf dem<br />
Motorfahrzeugstellungsplatz kommt dessen Kommandant<br />
auf Kosten der Militärverwaltung auf.<br />
Art. 28.<br />
Bei der Abschätzung der Fahrzeuge wird eine<br />
Entschädigung nur ausgerichtet für Schäden, die<br />
nicht auf normale Abnützung zurückzuführen sind,<br />
sowie für verlorene Gegenstände der Wagenausrüstunjf<br />
und Zubehör. Für die Herstellungs- und<br />
Anschaffungskosten werden dabei die ortsüblichen<br />
Preise berechnet<br />
Der Fahrzeughalter kann die Reparatur solcher<br />
Schäden der Militärbehörde überlassen. In diesem<br />
Falle wird die Abschatzungssumme um den Betrag<br />
der Reparaturkosten vermindert<br />
Für die Zeit der Ausführung solcher Reparaturen<br />
wird kein Mietgeld bezahlt.<br />
Art 29.<br />
Für Bestandteile, die wegen schlechten Materials<br />
oder mangelhafter Konstruktion Schaden erlitten,<br />
•wird keine Abschätzung geleistet, sofern die Garantiepflicht<br />
des Lieferanten noch läuft<br />
Die Abnützung der Bereifung wird besonders<br />
entschädigt, aber mit höchstens 90 %> des Katalogwertes<br />
der Reifen.<br />
Jedes Fahrzeug muss bei der Abschätzung mit<br />
der gleichen Reifenzahl ausgerüstet werden, die es<br />
bei der Einschätzung aufwies.<br />
Ein Mehr- oder Minderwert in der Güte der<br />
Reifen ist zu verrechnen.<br />
Art. 30.<br />
Reparaturen, die während der Dienstzeit vorgenommen<br />
werden und einen Mehr- oder Minderwert<br />
des Fahrzeuges zur Folge haben, sind bei der Abschätzung<br />
zu berücksichtigen.<br />
D. Von der Requisition ausgeschlossene<br />
Motorfahrzeuge.<br />
Art. 31.<br />
Von der Requisition sind ausgeschlossen: Motorfahrzeuge<br />
von Personen, die in der Schweiz<br />
die diplomatischen Vorrechte und Befreiunfen gemessen,<br />
oder von Berufskonsuln (Generalkonsuln,<br />
Konsuln und Vizekonsuln), sofern diese nicht<br />
schweizerische Staatsangehörige sind. Vorausgesetzt<br />
ist" hierbei, dass der betreffende Staat Gegenrecht<br />
hält<br />
AKTUELLES<br />
Verschobene Tagungen.<br />
Die Session des bernischen Qrossen Rates, die<br />
auf 11. September angesetzt war und in deren Verlauf,<br />
wie bereits gemeldet, auch die Vorlage für<br />
ein neues Gesetz über die Strassenpolizei und über<br />
die»-Besteuerung der Motorfahrzeuge zur Behandlung<br />
kommen sollte, ist im Einverständnis mit dem<br />
Ratspräsidenten auf unbestimmte Ztit verschoben<br />
worden.<br />
Während der Tage vom 6.—10. September hatte<br />
der Schweiz. Aufosfrassen-Verein eine Studienreise<br />
über schweizerische Strassen und Pässe mit Abstechern<br />
nach Italien und Frankreich geplant. Wie<br />
er nun mitteilt, muss mit Rücksicht auf die internationale<br />
Lage von der Ausführung dieses Vorhabens<br />
Umgang genommen werden.<br />
Was kommen musste.<br />
Absagen von Rennen und Ausstellungen am<br />
laufenden Band.<br />
Mit dem Moment, da das TJnfassbare zur Tatsache<br />
geworden ist und Europa von neuem in die<br />
Schrecken eines Krieges gestürzt zu werden droht,<br />
hat selbstverständlich auch der Autosport keine<br />
Existenzberechtigung mehr. Am laufenden Band<br />
treffen denn auch die Meldungen über abgesagte<br />
Veranstaltungen ein.<br />
Nachdem, was die Schweiz anbetrifft, 'das Maloja-Rennen<br />
als erstes der unheildrohenden politischen<br />
Situation zum Opfer gefallen war, trifft nun<br />
auch die Kunde von der Absage des Grossen<br />
Preises der Landesausstellung in:<br />
Zürich ein, der auf 8. Oktober anberaumt war*<br />
Der englisch» Automobilclub hat schon letzte<br />
Woche seinen Verzicht auf die Durchführung der<br />
Tourist Trophy, die in Donington hätte in<br />
Stzene gehen sollen, ausgesprochen, und in Deutschland<br />
sind sämtliche noch fälligen motorsportlichen<br />
Veranstaltungen mit sofortiger Wirkung vom Programm<br />
abgesetzt und die bereits begonnenen abge-«<br />
brechen worden.<br />
Das nämliche Schicksal erleiden auch die internationalen<br />
Automobilausstellungen. Der Pariser<br />
Salon, auf 5.—15. Oktober festgesetzt, wird seine<br />
Pforten so wenig öffnen wie die Londoner<br />
Automobilausstellung, deren Termin auf<br />
12.—21. Oktober fixiert war. Ob auch die New-<br />
Yorker Autoschau unterbleiben muss — sie sollte,<br />
wie erinnerlich, ebenfalls im Oktober stattfinden —•<br />
darüber weiss man zur Stunde noch nichts Näheres.<br />
Spott am* Auslerne!<br />
Nuvolarl siegt Im Grossen<br />
Preis von Belgrad.<br />
Trotz der gefahrdrohenden politischen Situation<br />
in Europa, die zur Absage fast aller Sportveranstaltungen<br />
führte, brachte Belgrad am vergangenen<br />
Sonntag seinen Gd Prix zum Austrag. Zwar schien<br />
es am Freitag, als ob das Rennen ins Wasser fallen<br />
müsse, denn die deutschen Mannschaften wollten<br />
unverzüglich abreisen, blieben dann aber auf<br />
Weisung des Korpsführers Hühnlein in Belgrad, so<br />
dass der Kampf am Sonntag doch noch ausgefochten<br />
werden konnte.<br />
Im Rennen der Grand-Prix-Wagen übernahm<br />
zuerst Lang (Mercedes) das Kommando. Anscheinend<br />
geriet ihm aber etwas ins Auge, so dass er<br />
fast nichts mehr sehen konnte und sich in ärztliche<br />
Behandlung begeben musste. An Stelle Längs<br />
stieg dann der Ersatzfahrer Bäumer in den Wagen<br />
des Cannstatters, landete aber in der 8. Runde an<br />
einer Pappel und sah sich zur Aufgabe gezwungen.<br />
Nach dem Ausscheiden Längs ging die Spitze an<br />
Brauchitseh über, dessen Wagen sich jedoch in<br />
einer Kurve drehte, was Müller (Auto-Union) benützte,<br />
um die Führung an sich zu reissen. Bei<br />
einem Reifenwechsel verlor er sie indessen an Nuvolari<br />
und musste überdies auch noch Brauchitseh<br />
vorbeilassen. Obwohl Müller bei der Verfolgung der<br />
beiden Spitzenreiter eine Rekordrunde mit einem<br />
Durchschnitt von 132,5 km/St, drehte, vermöchte er<br />
seine Position nicht mehr zu verbessern. Brauchitseh<br />
blieb Nuvolari dicht auf den Fersen, kam<br />
aber nur bis auf 7 Sekunden an den Italiener heran<br />
und musste sich wieder einmal mit dem zweiten<br />
Platz begnügen.<br />
RESULTATE<br />
1. Nuvolari (Auto-Union) 137,87 km in 1 St<br />
04 Min. 03,8 Sek. (Stundenmittel 130,7 km);<br />
2. Brauchitseh (Mercedes-Benz) 1.04.11,4.<br />
8. Müller (Auto-Union) 1.04.34,4. !<br />
4. Milenkowitsch (Bugatti) 19 Runden.<br />
Sportwagen bis 1100 cera: 1. Formanek (Aero)<br />
16 Min. 36,1 Sek. (85 km/St.).<br />
Sportwagen bis 2000 cem: 1. Briem (BMW) 22<br />
Min. 27,2 Sek.<br />
Sportwagen über 3000 cem : 1. v. Langen (Stoever)<br />
25 Min. 14.4 Sek. (99,6 St./km.<br />
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.Automobil-Revue"<br />
Nr 79<br />
BERN, Mittwoch, 6. September <strong>1939</strong><br />
Generalrevision<br />
der Fachkenntnisse<br />
Jawohl, die « Automobil - Revue » schlägt<br />
Ihnen nichts mehr und nichts weniger vor, als<br />
sich trotz Ihrer 30, 40 oder 50 Lebensjahren<br />
wieder einmal gleichsam auf die Schulbank<br />
zu setzen und zu überlegen, in welcher Richtung<br />
Ihr Wissen und Können noch Lücken<br />
aufweist, die auszufüllen in Ihrem eigenen Interesse<br />
läge.<br />
Selbstredend denken wir dabei nicht an jene<br />
Schulweisheit, der Sie sich schon seit langem<br />
mit einem gewissen Behagen entledigt haben.<br />
Wann Papst Pius I. das Zeitliche gesegnet hat,<br />
lässt uns ebenso kühl wie die Theorie der Perspektive<br />
oder die ästhetisch einwandfreie Rezitation<br />
von Schillers Glocke. Der Geschäftsmann<br />
von heute hat genügend andere Sorgen<br />
in seinem Kopf, als dass er seine Gedanken<br />
in Regionen spazieren lassen könnte, die keinerlei<br />
Berührung mit seiner Interessensphäre<br />
haben.<br />
Es geht, kurz gesagt, um das fachliche Wissen,<br />
um jene Kenntnisse, welche die Beschränkung<br />
auf die Erfahrungen in der Praxis nur<br />
ungenügend zu vervollständigen mögen, die<br />
sich aber im täglichen Aufgabenkreis des öftern<br />
als unentbehrlich oder wenigstens doch<br />
als sehr nützlich erweisen.<br />
Ob es wohl so etwas gibt? Die Antwort<br />
lässt sich dann mit eindeutiger Bestimmtheit<br />
geben, wenn wir an solche praktische Fälle<br />
zurückdenken, wo unsere Kenntnisse zur Lösung<br />
der gestellten Fragen nicht ausgereicht<br />
haben. Ist es Ihnen nicht schon hie und da<br />
passiert, dass Sie — auch wenn Sie dies Ihren<br />
Angestellten und natürlich den Kunden gegenüber<br />
nicht eingestanden haben — «überfragt<br />
gewesen» sind? Und hätten Sie sich in einem<br />
solchen Falle nicht wohler gefühlt, wenn Sie<br />
die erforderliche Auskunft einfach aus dem<br />
Aermel hätten schütteln können?<br />
Es ist zugegebenermassen gar nicht einfach,<br />
die Daten, Themen und Informationen, die für<br />
einen wissensdurstigen Fachmann das Studium<br />
wert zu sein scheint, ausfindig zu machen.<br />
Einerseits entstammen sie den verschiedensten<br />
Gebieten, anderseits sind die Quellen, aus denen<br />
sich die Auskünfte schöpfen lassen, so<br />
verstreut, dass schon deren Sammlung ein hübsches<br />
Stück Arbeit bedingt.<br />
Vergessen wir darob aber eines nicht:<br />
Wir wollen ja keineswegs Spezialisten werden,<br />
die das hinterste und letzte Problem zu<br />
lösen wissen. Der Durchschnittsgaragist wird<br />
kaum den Versuch machen, defekte Motoren<br />
selbst zu schweissen oder ramponierte Kotflügel<br />
zu spritzen. Kennt übrigens die allgemeine<br />
Medizin nicht auch eine ganze Anzahl<br />
von Spezialisten, deren gesamte Tätigkeit sich<br />
auf ein verhältnismässig eng umschriebenes<br />
Gebiet begrenzt? — Das will aber keineswegs<br />
heissen, dass — analog dem Familienarzt —<br />
der Garagist die Erweiterung des fachlichen<br />
Horizontes vernachlässigen darf und dass er<br />
auch von nicht ausgesprochen alltäglichen<br />
Problemen mehr verstehen sollte, als was<br />
durch den einfachen Anblick eines gesprungenen<br />
Blocks oder eines gesplitterten Spritzlacks<br />
gelernt werden kann.<br />
Der strebsame Garagist wird kurz gesagt<br />
allen jenen Fragen und Aufgaben gewachsen<br />
sein wollen, deren Erfüllung von einem absolut<br />
erstklassigen Fachmann erwartet werden<br />
darf. Er wird sich mit allen Schikanen der<br />
Bremsen-Nachstellung vertraut .machen, für<br />
jeden Motor die verschiedenen Einregulierungen<br />
mit grösstmöglicher Genauigkeit studieren,<br />
sich auf .dem laufenden halten über die.,mo-*<br />
derne Carosseriepflege, über die verschiedenen<br />
am Automobil verwendeten Metalle und über<br />
deren Bearbeitung Auskunft wissen, die Eigenschaften<br />
der neuen auf dem Markt erscheinenden<br />
Wagen kennenlernen, über Motoren und<br />
den Fortschritten im Bau derselben Bescheid<br />
kennen, über das wachsende Wissen von" den<br />
Verbrennungsproblemen orientiert.sein wollen,<br />
die Schmierfragen studieren, kurz, sich um alle<br />
jene Angelegenheiten kümmern, welche die<br />
Praxis seines Geschäftes mit sich bringt und<br />
die ihn zu einem ausgesprochenen Berater für<br />
seine Kunden machen kann.<br />
Jene Zeiten sind (wir betonen dies immer<br />
und immer wieder) endgültig vorbei, wo die<br />
Tradition des Hauses und die sogenannten Beziehungen<br />
den Grundstein zum geschäftlichen<br />
Erfolg bildeten. Heute ist es die Leistung, und<br />
nur diese, die den Ausschlag gibt. Weniger<br />
denn je kann der Kunde sich erlauben, für<br />
sein Geld weniger als einen maximalen Service<br />
zu verlangen und zu bekommen. Dazu ist<br />
aber eine möglichst eingehende Kenntnis des<br />
i eigenen Faches unerlässlich. =<br />
/ l}&t&asex=£Uiste££ung><br />
Arbeitsweise und Einstellung<br />
Der Leerlauf.<br />
Die Solex-Vergaser sind je nach ihrem<br />
Fabrikationsdatum mit zwei verschiedenen<br />
Leerlaufregulierungen ausgestattet, nämlich<br />
entweder mit einer Leerlaufluftregulierung<br />
oder dann mit einer Brennstoffregulierung.<br />
Fallstromvergaser, Regulatorvergaser und<br />
solche mit den Düsensystemen 20, 21 und<br />
22 sind ausschliesslich mit der zweiten<br />
Bauart der Regulierung des Leerlaufgemisches<br />
ausgestattet.<br />
Leerlauf-Einstellvorrichtung mit Luftregulierung<br />
(Fig. 4).<br />
Diese Vorrichtung besteht aus drei Elementen<br />
: Der Leerlaufdüse 1QX) der Drosselanschlagschraube<br />
(Z) und der Luftregulierschraube<br />
(W). Die Leerlaufdüse (QX)<br />
Fig. 4<br />
wird normalerweise zur Einstellung des<br />
Leerlaufs nicht ausgewechselt. Vielmehr besorgt<br />
man. sie mit Hilfe der beiden erwähnten<br />
Schrauben. Die Drosselanschlagschraube<br />
(Z) erlaubt die Leerlaufdrehzahl zu verändern.<br />
Wenn man sie hineinschraubt, erhöht<br />
sich die Drehgeschwindigkeit und umgekehrt.<br />
Die Leerlaufluftschrau.be (W) verändert das<br />
Leerlaufgemisch. Zeigt der Motor eine Neigung<br />
zum «Galoppieren» (abwechselnde Beschleunigung<br />
und Drehzahlminderung), so ist<br />
das Qemisch zu reich und man muss die<br />
Leerlaufluftregulierschraube ein wenig aufdrehen.<br />
« Hinkt » dagegen der Motor, als ob<br />
er abstellen wollte, so macht man das Leerlaufgemisch<br />
durch zudrehen der Schraube<br />
(W) etwas fetter.<br />
Leerlauf-Einstellvorrichtung mit Brennstofireguüerung<br />
(Fig. 5)-<br />
Sie umfasst vier Bauelemente: die Leerlaufdüse<br />
(g), die Luftdüse (U), die Drosselanschlagschraube<br />
(Z) und die Gemischregulierschraube<br />
(W), welche durch Beeinflussung<br />
der von der Leerlaufdüse gelieferten<br />
der<br />
Solex* V er ga ser<br />
(Fortsetzung aus Nr. 66.)<br />
Fig. 5<br />
Brennstoffmenge die Zusammensetzung des<br />
Leerlaufgemisches verändert.<br />
Auch hier wird die Leerlaufdüse normalerweise<br />
zur Einstellung ebensowenig ausgewechselt<br />
wie die Luftdüse (U), um so mehr<br />
als diese zum Hubraum des Motors passen<br />
muss.<br />
Es gibt wohl kaum einen Zweig unseres<br />
Gewerbes, der durch den Ausbruch der<br />
Feindseligkeiten stärker in Mitleidenschaft<br />
gezogen wird als das Automobilgewerbe.<br />
Wenn wir trotzdem die Veröffentlichung<br />
unserer »Kleinen Revue > fortsetzen,<br />
so geschieht es aus der Ueberzeugung<br />
heraus, dass das Gewerbe auch<br />
durch die Wirrnisse der Geschehnisse hindurch<br />
nützlicherweise die eigenen Probleme,<br />
die sich zu Friedenszeiten stellen,<br />
nicht aus den Augen verliert. Dass wir<br />
für heute die Auswahl der Themen noch<br />
nicht auf die gegenwärtige Situation einstellen<br />
konnten, werden unsere Leser im<br />
Hinblick auf die Umstände sicher begreifen<br />
und entschuldigen. Die Red.<br />
Die Drosselanschlagschraube (Z) erfüllt<br />
ebenfalls genau den gleichen Zweck wie oben.<br />
Einzig die Gemischregulierschraube (W) unterscheidet<br />
sich hier in ihrer Funktion von<br />
der bereits beschriebenen Bauart. Denn sie<br />
beeinflusst nicht die Leerlaufzusatzluft, sondern<br />
vielmehr die Leerlaufbrennstoffmenge.<br />
Dreht man sie hinein, so wird das Gemisch<br />
infolgedessen ärmer, im umgekehrten Fall<br />
fetter. Mit andern Worten : die Korrekturen<br />
mit dieser Regulierschraube verlangen genau<br />
das umgekehrte Manöver als bei der andern<br />
Leerlauf-Einstellvorrichtung. Da der Motor<br />
auf die Betätigung der Brennstoffregulierschraube<br />
(W) sehr empfindlich reagiert, soll<br />
sie nur äusserst langsam und vorsichtig verdreht<br />
werden.<br />
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er wäscht sich selbst, die Fransen sind auswechselbar!<br />
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aiiifliin
N° 72 — MITTWOCH, 6. SEPTEMBER <strong>1939</strong> ÄUTOMOBTT:-£EVUE<br />
Beschleunigung und Höchstleistung.<br />
Die Einstellung des Vergasers für Beschleunigung<br />
und Maximalleistung geschieht<br />
durch Auswechseln einzelner Teile des Düsensystems.<br />
Der Lufttrichter.<br />
Ist ein Motor fabrikmässig mit dem Solex-<br />
Vergaser ausgerüstet, so behält man den vorhandenen<br />
Lufttrichter prinzipiell bei. Andernfalls<br />
richtet man sich nach den Anweisungen<br />
von Solex- Sind keine Unterlagen erhältlich,<br />
so bestimmt man die Grosse des Lufttrichters<br />
durch eine Reihe von Versuchsfahrten<br />
in der Ebene und in Steigungen. Ein grosser<br />
Lufttrichter wirkt sich normalerweise hinsichtlich<br />
der in der Ebene erzielten Spitzengeschwindigkeit<br />
günstig aus, während anderseits<br />
ein solcher von etwas geringerer Innenweite<br />
die Beschleunigung im untern Drehzahlbereich<br />
steigert, mit andern Worten also<br />
der Elastizität des Motorlaufs förderlich ist,<br />
korrekte Düsenabmessungen natürlich immer<br />
vorausgesetzt.<br />
Man wählt stets den kleinsten Lufttrichter,<br />
der noch eine annehmbare Höchstgeschwindigkeit<br />
in der Ebene ergibt, da dies die Einstellung<br />
erleichtert und daneben einen angenehmeren<br />
Motorlauf sowie einen sparsameren<br />
.Brennstoffverbrauch ergübt<br />
Düsensystem 12,<br />
Dieses Düsenisystem, das sich früher gros-<br />
Ser Verbreitung erfreute, wird heute nur<br />
noch für Spezialzwecke verwendet. Wir<br />
empfehlen die damit ausgerüsteten Vergaser<br />
allgemein, durch solche neuerer Konstruktion<br />
mit Düsensystem/20, 21 öder 22 zu ersetzen<br />
(Umtauschbedingungen erfragen!). Trotzdem<br />
geben wir nachstehend eine Beschreibung<br />
dieses Dü§ensystems, da es immer noch oft<br />
angetroffen wird.<br />
Fig. 6. Düsensystem 12 Im Schnitt. A = Düsenhut,<br />
G = Hauptdüse, t = Düsenhalter.<br />
Das Düsensystem 12 (Fig. 6) umfasst drei Bau-<br />
Elemente, nämlich den Düsenhalter (t), die Hauptdüse<br />
(G) sowie den Düsenhut (A).<br />
Die Hauptdüse wird durch zwei Zahlen gekennzeichnet:<br />
Die erste gibt den Durchmesser der geeichten<br />
Bohrung in Hundertstel Millimeter an; die<br />
zweite orientiert über Anordnung und Grosse der<br />
seitlichen Bohrungen, die allgemein Emulsionslöcher<br />
genannt werden.<br />
Man soll es sieh zur allgemeinen Regel machen,<br />
immer die vom Hersteller des Motors oder von Solex<br />
empfohlenen Düsen zu verwenden. Ist nichts Besonderes<br />
vorgeschrieben, so erhält man stets mit<br />
der Düse GX51 das beste Resultat.<br />
Die Arbeitsweise dieses Düsensystems ist sehr<br />
einfach: Dreht der Motor leer, so steht die Hauptdüse<br />
bis zu einer gewissen Höhe (Fig. 6) im Benzin.<br />
Wird die Drossel zum Beschleunigen geöffnet,<br />
so wird rasch der ganze in der Hauptdüse und<br />
im Innern des Düsenhalters vorhandene Brennstoff<br />
aufgebraucht. Da sich dieser Brennstoff dem durch<br />
die Düse nachströmenden Benzin beimischt, wird<br />
das für die Beschleunigung notwendige, fette Gemisch<br />
erhalten.<br />
Leert sich die Brennstoff-Reserve in der zentralen<br />
Bohrung, so strömt Luft durch die Emulsionslöcher<br />
ein, wodurch das Gemisch .allmählich<br />
in einem bestimmten Verhältnis zur Zunahme der<br />
.Motordrehzahl gemagert wird. Die Durchmesser' der<br />
geeichten Brennstolfeintritts-Bohrung und der<br />
Emulsionslöcher müssen also in einem ganz bestimmten<br />
Verhältnis zueinander stehen: Allgemeine<br />
Regeln hiefür lassen sich jedoch nicht aufstellen,<br />
da es sich von Motor zu Motor ändert. "Wir empfehlen<br />
diesbezüglich jeweils die Vertretung zu konsultieren.<br />
Neue Normen in der französischen Autound<br />
Zubehörindustrie.<br />
Das franösische «Bureau des Normes de<br />
I'Automobile» (BNA), das jedes Vierteljahr<br />
eine neue Liste herausgibt, veröffentlicht soeben<br />
wieder eine Aufstellung der letzten in<br />
der französischen Automobil- und Autozubehör-Industrie<br />
eingeführten - Normen. Sie betreffen<br />
u. a. die Anordnung der Windschutzscheibe,<br />
der Schalthebel am Instrumentenbrett<br />
oder an der Steuersäule, die Numerierung<br />
der Zylinder, den Verschluss von Unterdruckbremsen,<br />
Dieseleinspritzdüsen sowie<br />
die Kupplung von Einspritzpumpen für Dieselmotoren.<br />
Während die Mehrahl der Neuerungen auf<br />
eine Vereinfachung und Verbilligung des Fabrikationsprozesses<br />
oder des Aoistausohs von<br />
Einzelbestandteilen abzielt, soll die Standardisierung<br />
der Schalthebelanordnung vor allem<br />
Verwechslungen und Irrtümern vorbeugen<br />
und damit eine nicht allzu seltene Unfallursache<br />
beseitigen.<br />
Raummangel zwingt uns leider, die für die<br />
vorliegende Nummer angekündigte Fortsetzung<br />
des Artikels «Von den Zündkerzen»<br />
zurückzustellen.<br />
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