E_1940_Zeitung_Nr.020
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BERN, Dienstag, 14. Mai <strong>1940</strong><br />
Nummer 20 Cts.<br />
36. Jahrgang — No 20<br />
ERSTE SCHWEIZERISCHE AUTOMOBIL-ZEITUNG<br />
Zentralblatt für die schweizerischen Automobil- und Verkehrsinteressen<br />
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Imeratenschluss 4 Tage vor Erseheinen der Nnmmer<br />
Jxotz allem —<br />
die AIACR hat in Bern getagt<br />
Der Eintritt des Völkerringens in seine<br />
entscheidende Phase — gekennzeichnet durch<br />
das Erwachen der Kriegishandlungen an der<br />
Westfront — und die Anordnung der Generalmobilmachung<br />
in der Schweiz haben die<br />
Abhaltung des auf die Pflingsttage angesagten<br />
Kongresses der AIACR, des Int. Verbandes<br />
anerkannter Automobilclubs, nicht zu<br />
verhindern vermocht. Allerdings schmolz das<br />
ursprüngliche Programm infolge der Streichung<br />
der gesellschaftlichen Anlässe bis auf<br />
einen erheblich zusammen und die Dauer der<br />
Tagung erstreckte sich anstatt wie vorgesehen<br />
auf drei, nur noch auf zwei Tage. Bei<br />
der Entwicklung der weltpolitischen Ereignisse<br />
sahen sich, wie nicht anders zu erwarten,<br />
zahlreiche Delegierte ausserstande, der<br />
Einladung nach der schweizerischen Bundesstadt<br />
zu folgen. Von Deutschland abgesehen,<br />
dessen Abordnung bis zur letzten Stunde<br />
nicht bekanntgegeben worden war, mussten<br />
natürlich die Holländer, die Belgier, die Vereinigten<br />
Staaten, Monaco, England und Rumänien<br />
dem Kongress fernbleiben. Wohl traien<br />
die französische und die ungarische Delegation<br />
ein, jedoch erheblich dezimiert. Und<br />
auch "die fünf Vertreter der Schweiz fanden<br />
sich nicht vollzählig ein. So konnte der AGS,<br />
in dessen Händen die Organisation der Veranstaltung<br />
Jag, bloss folgende 18 Delegierte<br />
empfangen :<br />
Spanien: Qil de Reboleno, F. Manzanares;<br />
Frankreich (und AIACR) : Vicomte<br />
de. Rohan; Ungarn: Dr. E. Landauer;<br />
Italien: Graf Albert Bonaeossa,<br />
Senator Attilio Pozzo, Gr. Uff. Ing. A. Magnani,<br />
Comrn. G. Furmanik; Portugal:<br />
Dr. de Gusmao Madeira; Schweiz: Dr.<br />
E. Mende, L. Devaud, Prof. Steinmann, Dir.<br />
Primault; Türkei: Rechid Saffet Atabinen,<br />
Mecdet Alkin; Jugoslawien: Dr. Yankovitch,<br />
Baron de Born; AIACR: Vicomte<br />
de Rohan, Oberst Peron.<br />
Ein fataler Zufall wollte es, dass übrigens<br />
gerade die Präsidenten der drei Kommissionen<br />
fehlten, aber der Zentralpräsident des<br />
ACS, Herr Dr. Mende, rettete die Situation,<br />
indem er sich bereit erklärte, die Verhandhingen<br />
sowohl der Touristik-Kommission,<br />
worin er übrigens als Vizepräsident amtet,<br />
als auch der Verkehrs- und Zollkommission<br />
zu leiten. Was die Sportkommission anbelangt,<br />
so war von deren Mitgliedern einzig<br />
der Italiener Ing. Furmanik zur Stelle; unter<br />
diesen Umständen fiel natürlich eine Sitzung<br />
attsser Betracht.<br />
Der neuen Lage Rechnung tragend, veröffentlichte<br />
der ACS am Samstag ein abgeändertes<br />
Kongressprogramm, das für den 11.<br />
Mai die Sitzungen der beiden Kommissionen<br />
und das von Dr. Mende offerierte Diner, für<br />
den Sonntag die Zusammenkunft des Ausschusses<br />
und die Generalversammlung der<br />
AIACR vorsah.<br />
Ueber die von den Kommissionen, dem<br />
Vorstand und der Generalversammlung geleistete<br />
Arbeit legen die vom ACS herausgegebenen<br />
Gommuniques Rechenschaft ab, deren<br />
Inhalt im Nachstehenden auszugsweise<br />
veröffentlicht sei:<br />
INT. TOURISTIKKOMMISSION<br />
Unter den zahlreichen den internationalen Autolourismus<br />
berührenden Fragen, welche zur Diskussion<br />
standen, seien erwähnt: die Garantie der<br />
Clubs bei Materialschäden, die Strassen mit Vortrittsrecht,<br />
die Darstellung von Verkehrsvorschriften<br />
auf der Strasse, die Beantwortung der Ueberholungssignale,<br />
der Kampf gegen den Lärm und<br />
die Erhöhung der Verkehrssicherheit, die Vereinfachung<br />
der Korrespondenz zwischen den Clubs in<br />
Fällen, welche Auslandsmitglieder betreffen, die<br />
Vereinbarungen mit Bergbahnen in Gegenden, die<br />
für das Automobil nicht zugänglich sind, die Vereinheitlichung<br />
der Signale für Schneekettenposten<br />
und für vereiste Strassen usw.<br />
Im weiteren befasste sich die Kommission mit<br />
dem Studium der Mittel zur Erleichterung der<br />
internationalen Touristik, wobei sie den Clubs emp-<br />
fiehlt, hei ihren Regierungen Schritte zur" Beseitigung<br />
übertriebener Formalitäten usw. zu unternehmen.<br />
Schliesslich rief die Frage der internationalen<br />
Strassensignalisation einer ausserordentlich<br />
interessanten und fruchtbringenden Debatte.<br />
INT. VERKEHRS- UND ZOLLKOMMISSION<br />
Unter dem Vorsitz von Dr. Mende (Schweiz) erteilte<br />
die Kommission dem Protokoll der Sitzung<br />
vom 1. Juni 1939 in Washington ihre Genehmigung.<br />
Die Behandlung dieses Geschäftes gab Anlass zu<br />
einem Meinungsaustausch über die Beseitigung des<br />
Triptyks und dessen Ersetzung durch das Grenzpassierscheinheft,<br />
ferner über die vorübergehende<br />
Einfuhr des in den Anhängern an Tourenwagen<br />
untergebrachten Materials, über die Fristen für<br />
Zolldokumente, die Frage der Richtungszeiger, die<br />
Schaffung einer Einrichtung für die Vermeidung<br />
der Elend Wirkung der Stirnlichter von Ueberlandbahnen,<br />
die Konfiszierung von Fahrzeugen durch<br />
Zoll- oder Polizeibehörden, die Verkehrskontrollen<br />
Usw.<br />
Im weiteren genehmigte die Kommission die inzwischen<br />
ergriffenen Massnahmen bezüglich der<br />
Triptyks und Garnets für die Slowakei und diskutierte<br />
die Ausfüllung von Carnets vermittels mechanischer<br />
Einrichtungen, eine Angelegenheit, die<br />
weiter verfolgt werden soll.<br />
(Fortsetzung Seite 2.)<br />
Wenn sich heute unsere zukünftigen Offiziere<br />
der Flieger- und Flab-Truppen bis zur<br />
Inspektion emporgearbeitet haben, dann wissen<br />
wir, dass vor unseren Augen mutige,<br />
pfichtbewusste und entschlossene Männer<br />
stehen, denen wir unser Vertrauen schenken<br />
dürfen, die später unsere Soldaten zielbewusst<br />
und mit Sicherheit durch den Kampf<br />
führen würden.<br />
Die angehenden Offiziere, welche durch<br />
den Herrn General inspiziert wurden, sind<br />
sich dessen bewusst, was von ihnen verlangt<br />
wird und was es kostet, bis jeder seine Aufgaben<br />
zu erfüllen imstande ist. Nicht nur in<br />
militärischer, sondern auch in technischer<br />
Die Mobilmachang<br />
hat mit sich gebracht, dass der<br />
grösste Teil unseres männlichen<br />
Personals seinen Arbeitsplatz<br />
verlassen musste. Wir bitten<br />
unsere Leser deshalb um Nachsicht,<br />
wenn ihnen unser Blatt<br />
mit etwas Verspätung zugeht,<br />
zumal der Kriegsfahrplan auch<br />
seinerseits die Austragung an die<br />
Abonnenten etwas verzögert.<br />
Redaktion und Verlag.<br />
Der General inspiziert die Offiziersschüler der Flieger- und Fliegerabwehrtruppen.<br />
Hinsicht — was für die Flieger- und Fliegerabwehrtruppen<br />
von grösster Wichtigkeit ist<br />
— werden unsere Aspiranten auf eine harte<br />
Probe gestellt. Und hier heisst es, klar und<br />
mit Ueberlegung arbeiten. Der moderne<br />
Krieg, dessen Taktik andere Wege geht als<br />
bisher, zeigt deutlich, wie wichtig das Flugzeug<br />
und dessen Abwehr geworden ist.<br />
Oben links: Durch körperliche Ertüchtigung werden unsere Offiziersschüler auf Ausdauer und Zähigkeit trainiert, um den Strapazen gewachsen<br />
zu sein. — Oben rechts: Der General und 0berstdivisionär Bandi (links), Waffenchef der Flieger- und Fliegerabwehrtruppen, prüfen die Aufgabe,<br />
die der Beobachterchef, Oberstleutnant Zobrist (rechts), seinem Schüler erteilt. — Mitte links : Wie aus Stahl gegossen, in höchster körperlicher<br />
Konzentration, präsentieren sich die werdenden 0ffiziere ihrem General. — Unten links: Der General inspiziert mit scharfem Blick seine zukünftigen<br />
Offiziere, deren soldatische Haltung nichts zu wünschen übrig lässt. — Unten rechts: Dass unsere Fliegerwaffe mit den modernsten technischen<br />
Errungenschaften ausgerüstet ist, beweist der « Fliegende Theoriesaal » der Beobachter, den der General mit grossem Interesse besichtigt. "Die<br />
Schüler fliegen auf die vorgeschriebene Höhe, um dort ihre vielgestaltigen Aufgaben zu lösen.<br />
1) m/1136 Sd. 2) IH/1139 Sd. 3) IU/1148 Sd. 4) HI/1145. 5) IH/.Ü33 Sd.
Die AIACR wird im übrigen Mittel und Wege<br />
suchen, damit ein in einem bestimmten Lande immatrikulierter<br />
Wagen seine ursprüngliche Nationalität<br />
verliert und ohne Schwierigkeiten in einem mit<br />
dem ehemaligen Ursprungsland im Kriege stehenden<br />
Staat zum Verkehr zugelassen wird.<br />
Eine Reihe von Automobilclubs sahen sich bei<br />
dfer Besprechung der Schwierigkeiten, welche sich bei<br />
fler Bezahlung in fremden Währungen ergeben, vor<br />
eine komplexe Situation gestellt, mit deren Studium<br />
sich die Kommission ebenfalls eingehend befasste.<br />
DIE GENERALVERSAMMLUNG<br />
trat am Sonntag den 12. Mai im Bellevue Palace<br />
in Bern unter dem Vorsitz von Vicomte de Rohan<br />
zusammen, eröffnet von einer würdevollen, wohlabgewogenen<br />
Aussprache des Präsidenten, der nicht<br />
unterliess, der Schweiz, dem ACS, Herrn Dr. Mende<br />
und seinen Mitarbeitern den Dank des Verbandes<br />
abzustatten. In ehrenden Worten gedachte er der<br />
inzwischen Verstorbenen: Robinson (Irland) und<br />
Lindsay Lloyd (England).<br />
An die Genehmigung des Protokolls der letzten<br />
Versammlung schloss sich der Bericht des Generalsekretärs<br />
über das Jahr 1938/39, an dessen Spitze<br />
der Abschnitt über die Tätigkeit der internationalen<br />
Sportkommission steht. Gegenüber 80 Veranstaltungen<br />
im Jahre 1938 wies der internationale<br />
Sportkalender 1939 insgesamt 87 Eintragungen<br />
auf. Besondere Erwähnung verdient unter den<br />
homologierten Rekorden der neue absolute Weltrekord<br />
John Coobs mit 595 km/St.<br />
Während der Berichtsperiode 1938/39 hat die<br />
A.J.A.C.R. den Clubs 69 984- Grenzpassierscheinhefte<br />
abgegeben, gegen 77 335 im Zeitraum 1937/38, was<br />
auf einen Rückgang der internationalen Autotouristik<br />
schliessen lässt.<br />
Die internationale Touristikkommission hat das<br />
Studium der Massnahmen für die Verbesserung der<br />
Verkehrsbedingungen fortgesetzt. Dagegen muss das<br />
Projekt der Kautionsstellung für ausländische Automobilisten<br />
mit Rücksicht auf den Gang der weltpolitischen<br />
Ereignisse einstweilen suspendiert bleiben.<br />
Im übrigen ist der Vorentwurf einer Konvention<br />
über den Strassenverkehr dem Völkerbund<br />
unterbreitet worden, der die Angelegenheit weiter<br />
verfolgt.<br />
Ganz allgemein lässt sich sagen, dass die heutigen<br />
Umstände die Tätigkeit der A. J. A. G. R. natürlich<br />
hemmen, doch versteht es sich von selbst, dass das<br />
Sekretariat auch während der Dauer der Feindseligkeiten<br />
funktionieren muss. Schliesslich stimmte<br />
die Versammlung nach dem Bericht des Präsidenten<br />
der Finanzkommission, Herrn F. Devaud, sowohl<br />
der Abrechnung als auch dem Budget für das Jahr<br />
1939/40 zu.<br />
Was die internationale Sportkommission betrifft,<br />
so wurde beschlossen, die auf der Traktandenliste<br />
figurierenden Geschäfte auf dem Zirkularwege zu<br />
erledigen. Von Ernennungen oder Ersatzwahlen<br />
nahm die Tagung in Anbetracht der Verhältnisse<br />
Umgang, dagegen stimmte sie den Vorschlägen sowohl<br />
der Verkehrs- und Zollkommission wie auch<br />
der Touristikkommission zu und beschloss die Aufnahme<br />
des slowakischen und des bolivianischen<br />
Automobilclubs in die A. J A. C. R.<br />
Für die nächsten Versammlungen der AIACR<br />
lag eine Einladung de RAG von Spanien vor. Nach<br />
der Auffassung des Vorsitzenden wäre bei der gegenwärtigen<br />
Situation die Bezeichnung der Schweiz<br />
vielleicht eher am Platz, wobei man auf die Einladung<br />
Spaniens in einem späteren Moment eine<br />
Zusage erteilen könnte. Einem Antrag des Präsidenten<br />
entsprechend sollen deshalb die verschiedenen<br />
Länder im gegebenen Moment konsultiert<br />
werden, natürlich unter Berücksichtigung des Vorschlags<br />
Spaniens.<br />
Nach der Generalversammlung entführte eine<br />
Anzahl von Automobilen die Delegierten, die es mit<br />
der Rückreise nicht besonders eilig hatten, ins Hotel<br />
Sternen nach Muri, wo sie ein echt «bernisches »<br />
Mittagessen erwartete. Erst spät im Laufe des Nachmittags<br />
kehrten sie wieder nach der Stadt zurück,<br />
sofern sie nicht vorzogen, die Schönheiten der im<br />
Frühlingsgewand erstrahlenden Berner Landschaft<br />
zu geniessen.<br />
Sikwe<br />
;«!»«:<br />
Pfingstverkehr im<br />
Zeichen der Mobilisation<br />
Bis auf weiteres keine Kürzung der Benzinrationen.<br />
Währenddem sonst der Strassenverkehr an den<br />
Pfingsüagen Höchstfrequenzen zu verzeichnen<br />
pflegt, bot er diesmal, im Zeichen der neuerlichen<br />
allgemeinen Mobilmachung, gerade das entgegengesetzte<br />
Bild: sehr ruhig, ja, man wäre fast versucht,<br />
zu sagen, verödet lagen die Strassen in der<br />
Stadt da. Und die wenigen Wagen, die man zu<br />
Gesicht erhielt, wurden zu einem überraschend<br />
grossen Teil von Frauen geführt, abgesehen natürlich<br />
von den Militärfahrzeugen. Dafür stauten sich<br />
Automobile und Motorräder, abermals von der Requisition<br />
erfasjt, auf ihren Sammelplätzen, diewail<br />
die Fahrer und Besitzer zu ihren Einheiten eilten.<br />
So musste, dem Zwang der Verhältnisse gehorchend,<br />
unter denen heute alles andere vor den militärischen<br />
Bedürfnissen zurückzutreten hat, manches verlockende<br />
Projekt für eine Pfingstausfahrt aus Akt<br />
und Traktanden fallen, ein schwerer Schlag für<br />
unser ohnehin bedrängtes und mit Sorgen geplagtes<br />
Gastgewerbe, dem bei der Herrlichkeit des Grünens<br />
und Blühens in der Natur ein kräftiger Zustrom<br />
aus nah und fern wohl sicher Und auch Testlos zu<br />
gönnen gewesen wäre. Wo aber die Pläne nicht<br />
völlig zerrannen, begnügte man sich mit Ausflügen<br />
in die nähere Umgebung, nicht zuletzt auch deshalb,<br />
weil man ja nicht wissen konnte, was hinsichtlich<br />
der Benzinzuteilung nun weiter geschieht.<br />
Vorläufig braucht man nicht" mit einer unmittelbar<br />
bevorstehenden Kürzung der Rationen zu rechnen,<br />
wohl aber ist Sparsamkeit mit den Benzinvorräten<br />
das Gebot der Stunde, wie das nachstehende<br />
Cbmmunique der Sektion für Kraft -und Wärme zu<br />
verstehen gibt:<br />
Dank den vorsorglichen Massnahmen kann<br />
vorläufig von einer Verkürzung der Benzinrationen<br />
abgesehen werden. Die für die laufenden<br />
Rationierungsperioden (Mai und Juni)<br />
zugesicherten normalen Zuteilungen werden<br />
einstweilen aufrechterhalten. Einschränkungen<br />
im Falle erheblicher Einfuhrstörungen bleiben<br />
vorbehalten. Die Halter von Motorfahrzeugen<br />
und die übrigen Benzinverbraucher sind ersucht,<br />
mit den ihnen zur Verfügung stehenden<br />
Vorräten äusserst sparsam umzugehen. Auf<br />
die Einholung von Zusatzkaften ist im Inter-<br />
Die am letzten Freitag angeordnete Generalmobilisation<br />
hat auch die Vorarbeiten am<br />
Entwurf des bemischen Steuerdekrets jäh<br />
unterbrochen. Trotzdem steht jedoch zu hoffen,<br />
dass die Bemühungen der Automobilverbände,<br />
namentlich des ACS und des TCS,<br />
um die Aufstellung einer anderen, tragbareren<br />
Steuerskala, nicht umsonst gewesen sein<br />
werden. Nach dem Bekanntwerden des regierungsrätlichenProjektes<br />
nämlich versteifte<br />
sich der Widerstand gegen die dort vorgesehene<br />
Abstufung der Steueransätze zusehends<br />
mehr, aber den Stein der Weisen, d. h.<br />
eine alle Teile befriedigende Skala zu finden,<br />
erwies sich als ausserordentlich schwierig.<br />
Man Hess indessen bei den Verbänden, nicht<br />
«lugg», man setzte sich hin, zerbrach sich<br />
die Köpfe und rechnete, rechnete, bis es den<br />
in erster Linie Betroffenen, dem ACS und<br />
dem TCS, in gemeinsamer Arbeit gelang,<br />
sich auf einen neuen Vorschlag zu einigen,<br />
der in Gestalt einer Eingabe der grossrätlichen<br />
Kommission unterbreitet wurde. Sie<br />
trat am vergangenen Freitag zu einer zweiten<br />
Sitzung zusammen, um den Entwurf<br />
durchzuberaten und ihn für die auf 20. Mai<br />
anberaumte Grossratssession fertigzustellen.<br />
Allein, es kam nicht so weit. Wohl bereinigte<br />
sie die Vorlage — bis auf die piece de resistance,<br />
die Steuerskala. Die behielt sie sich<br />
für den Schluss auf, in der Voraussicht, dass<br />
gerade dieser am meisten umstrittene Punkt<br />
zu ausgiebiger Diskussion Anlass geben<br />
könnte. Als dann aber die Nachricht von der<br />
allgemeinen Mobilmachung durchdrang, von<br />
der auch ein grosser Teil der Kommissionsmitglieder<br />
erfasst wurde, da hielt es die<br />
nicht mehr: die Sitzung musste abgebrochen<br />
werden. Damit aber bleibt die Kardinalfrage,<br />
die Festlegung der Steueransätze, offen, mit<br />
ihr jedoch auch das ganze Dekret, dessen<br />
Behandlung nun von der Traktandenliste des<br />
kantonalen Parlaments einstweilen verschwindet.<br />
Wir stehen also wieder am selben<br />
Ort wie in den ersten September tagen<br />
1939. mit dem Unterschied allerdings, dass<br />
Bestand<br />
Pw.<br />
152<br />
236<br />
551<br />
730<br />
1209<br />
762<br />
864<br />
1163<br />
741<br />
350<br />
1021<br />
352<br />
484<br />
440<br />
632<br />
683<br />
199<br />
131<br />
137<br />
69<br />
38<br />
31<br />
15<br />
14<br />
5<br />
25<br />
4<br />
1<br />
6<br />
3<br />
1<br />
1<br />
2<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
10<br />
12<br />
13<br />
14<br />
15<br />
16<br />
17<br />
18<br />
19<br />
20<br />
21<br />
23<br />
24<br />
25<br />
26<br />
27<br />
28<br />
29<br />
30<br />
31<br />
34<br />
?5<br />
36<br />
37<br />
38<br />
39<br />
STEUERSKALA<br />
Vorschlag A.C.S — T.C.S.<br />
Steuersätze<br />
bisher Dekret ACS/TCS<br />
(inklusive Fahrzeugausweis)<br />
140—<br />
140 —<br />
140 —<br />
140—<br />
HO-<br />
HO—<br />
162 —<br />
184 —<br />
206 —<br />
228 —<br />
250 —<br />
272 —<br />
294 —<br />
321.50<br />
349 —<br />
376 —<br />
404 —<br />
431.50<br />
464.50<br />
497.50<br />
630.50<br />
563.50<br />
596.50<br />
635 —<br />
673.5><br />
712 —<br />
750.£0<br />
789 —<br />
833 —<br />
877 —<br />
921 —<br />
965—<br />
102).—<br />
1075 —<br />
1130—<br />
1185 —<br />
1230—<br />
1230 —<br />
159.-<br />
171.-<br />
183.-<br />
195.-<br />
207.-<br />
219.-<br />
231.-<br />
243.-<br />
261.-<br />
279.-<br />
297.-<br />
315.-<br />
343.-<br />
351.-<br />
369.-<br />
387.-<br />
405.-<br />
423.-<br />
447.-<br />
471.-<br />
495.-<br />
519.-<br />
543.-<br />
567.-<br />
691.-<br />
615.-<br />
639.-<br />
663.-<br />
687.-<br />
711-<br />
735.-<br />
759.-<br />
783.-<br />
807.-<br />
831.-<br />
855.-<br />
879.-<br />
903.-<br />
esse der Landesversorgung nach Möglichkeit<br />
zu verzichten.<br />
Tritt danach einstweilen und solange die Einfuhr<br />
ohne ernste Störungen gesichert bleiben kann,<br />
keine Schmälerung der bisherigen Benzinrationen<br />
ein, so wird allerdings, wie unsere Informationen<br />
an zuständiger Stelle ergeben haben, an die<br />
Bewilligung von Zusatzkontingenten mit sofortiger<br />
Wirkung ein strengerer Maßstab<br />
angelegt. Aber der Automobilist wäre ein schlechter<br />
Patriot, der ein solches Opfer nicht auf sich<br />
nähme.<br />
Im übrigen hat das Eidg. Volkswirtschaftsdepartement<br />
durch seine Verfügung Nr. 9 vom 1. Mai<br />
<strong>1940</strong> die Rationierung der Kraftstoffe für Lastwagen<br />
während der nächsten, am 16. Mai beginnenden<br />
und Ms 15. Juli dauernden Rationierungsperiode<br />
geregelt. An der bisherigen Zuteilung dieser Fahrzeugkategorie<br />
ändert sich damit indessen nichts.<br />
Die im Kanton Thurgau geplanten<br />
Steuererleichterungen.<br />
Wie in der letzten Nummer der «Automobil-Revue<br />
» bereits mitgeteilt wurde, hat<br />
die Regierung des Kantons Thurgau einen<br />
Entwurf für die Gewährung von Steuererleichterungen<br />
angekündigt, der in der<br />
nächsten Sitzung des Grossen Rates zur<br />
AUTOMOBIL-REVUE. DIENSTAG, 14. MAI <strong>1940</strong> — N° 20<br />
Das bernische Steuerdekret einstweilen vertagt<br />
PS<br />
sich jetzt mit der Aufschiebung die Angelegenheit<br />
immer komplizierter gestaltet. Wann<br />
der Augenblick kommt, um die Neuordnung<br />
des bernischen Verkehrssteuerwesens zu verwirklichen,<br />
darüber lassen sich heute auch<br />
nicht einmal Vermutungen anstellen. Einstweilen<br />
jedenfalls bleibt alles beim alten.<br />
Mag darob — zum mindesten beim Grossteil<br />
der Personenwagenbesitzer — auch<br />
kaum grosse Betrübnis herrschen, so kommt<br />
der Unterbruch, den die Vorbereitungen<br />
durch den Zwang der Umstände erlitten,<br />
doch insofern ungelegen, als allem Anschein<br />
nach bei der Regierung immerhin eine.gewisse<br />
Bereitwilligkeit zur Einräumung von<br />
Konzessionen bestand. Sowohl bei der Wechselnummer<br />
als auch was das Skonto und last<br />
but not least die Steuerskala anbelangt, soll<br />
der kantonale Polizeidirektor haben durchblicken<br />
lassen, dass das letzte Wort noch<br />
nicht gesprochen und die Türe noch nicht<br />
endgültig zugeschlagen sei. Bei dieser Sachlage<br />
wäre es vielleich möglich gewesen, jene<br />
Härten des Entwurfs, an denen sich der Widerstand<br />
der Automobilisten vor allem entfachte,<br />
zu mildern und zu einer annehmbaren<br />
Regelung zu gelangen. Gewiss bot die Steuerskala,<br />
wie sie das regierungsrätliche Projekt<br />
in Aussicht nahm, der Kritik weite Angriffsflächen,<br />
aber, so sauer der Apfel auch gewesen<br />
wäre, um eine gewisse Erhöhung bei<br />
den unteren Wagenkategorien wäre man<br />
nicht "herumgekommen. Strittig blieb deren<br />
Ausmass, doch welche Schwierigkeiten es<br />
kostete, hier so etwas wie einen goldenen<br />
Mittelweg auszutüfteln, der nicht a priori auf<br />
Ablehnung von der einen oder andern Seite<br />
stiess, davon wissen jene ein Liedlein zu<br />
singen, die sich tagelang mit der Berechnung<br />
neuer Skalen abgeplagt haiben. Um so lebhafter<br />
mag das Bedauern darüber sein, dass<br />
die Kommission keine Zeit mehr fand, um<br />
sich mit dem eingangs erwähnten Vorchlag<br />
ACS/TCS zu befassen und dazu Stellung zu<br />
nehmen.<br />
Stenerertrag<br />
1938 ACS/TCS<br />
159.— 21.280.— 24.168 —<br />
159— 33.040.— 57.524 —<br />
159.— 77.140.— 87.609 —<br />
171.— 102.200.— 124.830 —<br />
183.— 169.260.— 221.247 —<br />
195.— 106.680.— 148.590—<br />
207.— 139.968.— 178.848 —<br />
219.— 213.992.— 254.697 —<br />
231.— 152.646.— 171.171 —<br />
243.— 79.800.— 85.050 —<br />
255.— 255.250.— 260.355 —<br />
267.— 95.744.— 93.984 —<br />
285.— 142.296.— 137.940 —<br />
303.— 141.460.— 133.320 —<br />
321.— 220.568.— 202.872 —<br />
339.— 256.808.— 231.537 —<br />
357.— 80.396.— 71.043 —<br />
375.— 56.526.— 49.125 —<br />
393.— 63.636.— 53.841 —<br />
411.— 34.327.— 28.359 —<br />
429.— 20.159.— 16.302 —<br />
447._ 17.468— 13.857 —<br />
465.— 13.123.— 10.230—<br />
483.— 9.525.— 7.245 —<br />
501.— 43.104.— 32.064—<br />
519.— 3.560.— 2.595 —<br />
537.— 18.762.— 13.425 —<br />
555.— 3.156.— 2.220 —<br />
573— 833.— 673 —<br />
691.— 5.262.— 3.546 —<br />
609.— —.— — —<br />
627.— 2.895.— 1.881 —<br />
645.— 1020.— 645 —<br />
663.— 1075— 663 —<br />
681— —.— — —<br />
699.— 2.370.— 1.398—<br />
717— 2.460— 1.434—<br />
735:— — — — —<br />
2.587.789.— 2.704.188—<br />
Behandlung gelangen soll. Im einzelnen .sieht<br />
das Projekt folgernde Aenderungen gegenüber<br />
dem bisherigen Zustand vor :<br />
Bei der Ausserbetriebsetzung eines Motorfahrzeugs<br />
kann die Steuer für alle nicht angebrochenen<br />
Monate des Kalenderjahres,<br />
für die sie entrichtet worden ist, zurückverlangt<br />
werden. Die Bezahlung kann künftig<br />
quartalweise erfolgen; dabei werden die<br />
Steuern vom Beginn des Monats, in welchem<br />
der Verkehrsausweis erteilt wird, bis Ende<br />
des Kalenderjahres, mindestens aber bis<br />
Ende des beginnenden oder des angebrochenen<br />
Quartals berechnet.<br />
Nach den Absichten des Regierungsrates<br />
soll sich die Geltungsdauer für die geplanten<br />
Erleichterungen auf die Zeit der Mobilisation<br />
und bis zum Beginn des darauffolgenden<br />
Kalenderjahres erstrecken.<br />
In der Botschaft, welche seinen Beschluss<br />
begleitet, hebt der Regierungsrat hervor,<br />
dass sich im ersten Quartal <strong>1940</strong> die Einnahmen<br />
aus den Motorfahrzeuggebühren auf<br />
rund 600 000 Fr. beliefen, gegenüber rund<br />
900000 Fr. im letzten Jahr. Es bliebe deshalb<br />
abzuwarten, ob sich der budgetierte Betrag<br />
Wir sind in der Lage, diese Eingabe im Wortlaut<br />
zu veröffentlichen:<br />
In unserer Eingabe vom 1. Mai <strong>1940</strong> haben wir<br />
- Ihnen drei Abänderungsvorschläge zum Entwurf<br />
des Dekretes über die Motorfahrzeugsteuer zur<br />
Kenntnis gebracht. Es sind dies:<br />
§ 6, Ziffer 2: Steueransätze für Personenwagen,<br />
§ 7: Wechselnummern,<br />
§ Sr Steuerbezug (Skonto).<br />
Nachdem inzwischen die zuständigen Vereinsorgane<br />
zu dieser Steuermaterie gleichfalls Stellung<br />
genommen haben, sind wir heute in der Lage, uns<br />
über die alles dominierende Frage der neuen Steuerskala<br />
verbindlich und präzis zu äussern. Beide Vorstände<br />
sind der Auffassung, dass die Steuerskala<br />
in der Entwurfsform, welche 95 °/o aller Personenwagenbesitzer<br />
stärker belasten würde als bisher, für<br />
die Verbände unannehmbar ist.<br />
Der regierungsrätliche Steuervorschlag hat zwei<br />
Nachteile: die Festsetzung des neuen Steuerminimums<br />
bei 3 PS und die darauf basierende kräftige<br />
Progression, welche erst bei 21 PS zu einer Besserstellung<br />
des Wagenhalters führt. Die Tieferlegung<br />
des Ausgangspunktes von bisher 8 PS auf 3 PS<br />
liegt auf die Dauer nicht im Interesse des Fiskus,<br />
da eine solche Massnahme den Zug zum Kleinwagen<br />
noch mehr als bisher begünstigen würde.<br />
Die Folge davon wäre eine mit jedem Jahr stärker<br />
in Erscheinung tretende Steuerschrumpfung. Wir<br />
betrachten es aber als Pflicht des Staates, alles zu<br />
tun, damit der mittlere Steuerertrag pro Wagen<br />
nicht mehr tiefer sinken kann. Unter diesem Gesichtswinkel<br />
betrachtet, raten wir von dem neuen<br />
Steuerminimum bei 3 PS entschieden ab.<br />
Der Hauptgrund, warum die Verbände der neuen<br />
Steuerskala nicht zustimmen können, ist aber die<br />
Tatsache, dass alle Motorfahrzeughalter bis 21 PS<br />
schlechter gestellt werden. Selbst wenn alle übrigen<br />
begrüssenswerten Neuerungen gebührend in Rechnung<br />
gestellt werden, musste die überwiegende<br />
Mehrheit der Automobilisten letzten Endes doch<br />
eine Steuererhöhung in Kauf nehmen. Eine solche<br />
wäre aber bei den heutigen Zeiten unangebracht.<br />
Im weiteren vermissen wir im Projekt der Regierung<br />
den steuerlichen Ansporn zur Haltung militärtauglicher<br />
Personenwagen der mittleren und<br />
oberen PS-Stärke. Es kann leider nicht abgestritten<br />
werden, dass an solchen Personenwagen ein fühlbarer<br />
Mangel herrscht und die Armee heute schon<br />
den Abgang solcher Typen durch schwächere Fahrzeuge<br />
ergänzen muss. Der Dekretsentwurf mit seiner<br />
unverkennbaren Neigung zum Kleinwagen ist<br />
dem Absatz von militärtüchtigen Personenwagen<br />
nicht förderlich, gegenteils auferlegt er dem Halter<br />
solcher Wagen höhere Steuern als bisher.<br />
In Würdigung all dieser Umstände müssen wir<br />
daher unseren ablehnenden Standpunkt vom 1. Mai<br />
in bezug auf die neue Steuerskala neuerdings bestätigen,<br />
und uns alle Handlungsfreiheit im weiteren<br />
Verlauf der Gesetz- und Dekretsberatung vorbehalten.<br />
Wir sehen aber unsere Aufgabe immer noch in<br />
der konstruktiven Mitarbeit und demgemäss gestatten<br />
wir uns, Ihnen im Anhang eine neue Steuerskala<br />
zu übermitteln, welche als gemeinsamer Vorschlag<br />
des AGS und TGS die Härten des Regierungsprojektes<br />
nach Möglichkeit zu mildern sucht.<br />
Unser Vorschlag geht von 5 PS aus und überschneidet<br />
eich mit den gegenwärtigen Steueransätzen bei<br />
14' PS (Dekretsenfwurf 3 PS bzw 21 PS). Rein<br />
rechnerisch ergibt der Vorschlag ACS/TCS an Steuern<br />
und Gebühren für Fahrzeugausweise einen Betrag<br />
von Fr. 2 704188, wogegen der Dekretsentwurf<br />
mit Fr. 3 082 942 rechnet. Diese letztere Summe<br />
ist jedoch mit ausgiebigen Rückstellungen bedacht,<br />
für vermeintlich grössere Steuerausfälle, was aber<br />
nach den Erfahrungen in andern Kantonen in Normaljahren<br />
nicht der Fall sein wird.<br />
Dient das Jahr 1938 zum Vergleich, so führt<br />
dies zur interessanten Feststellung, dass damals<br />
rein rechnerisch nur Fr. 2 587 789 an Steuern und<br />
Fahrzeugausweis-Gebühren eingenommen werden<br />
konnten, also rund eine halbe Million Franken weniger<br />
als die Regierung im Dekretsentwurf für Personenwagen<br />
allein vorsieht. Damit dürfte auch die<br />
Möglichkeit eines Nachlasses auf den Positionen<br />
der Regierungsvorlage gegeben sein.<br />
Unserem bereinigten Vorschlag sind gründliche<br />
Erhebungen und zahlreiche Rücksprachen mit Fachleuten<br />
vorausgegangen. Nach unserer Auffassung<br />
dürfte er die mehrheitliche Zustimmung der Automobilisten<br />
finden, doch körinen wir begreiflicherweise<br />
eine bindende Erklärung darüber nicht' abgeben.<br />
Dagegen dürfen Sie versichert sein, dass<br />
sich die beiden Vorstände nach Annahme ihrer<br />
Vorschläge tatkräftig für die Propagierung des Gesetzes<br />
einsetzen würden.<br />
von 850 000 Fr. bis Jahresende noch erreichen<br />
lasse; auf jeden Fall aber liege es auch<br />
im Interesse des Staates, durch Anpassung<br />
an die außergewöhnlichen Zeitumstände<br />
dem Bezug der Motorfahrzeugtaxen volle<br />
Aufmerksamkeit zu schenken.<br />
Von einer allgemeinen Steuermässigung<br />
müsse Umgang genommen werden, weil das<br />
Strassenbauprogramrh eine noch empfindlichere<br />
"Einbusse nicht ertragen, umgekehrt<br />
aber auch eine geringfügige Reduktion den<br />
Fahrzeughaltern keinen Eindruck machen<br />
würde. Dagegen betrachte die Regierung die<br />
durch die Mobilisation geschaffene Lage als<br />
ausreichenden Grund, um den Motorfahrzeugbesitzern<br />
beim Bezug der Steuern neuerdings<br />
entgegenzukommen. Wenn bei Hinterlegung<br />
der Nummernschilder die Gebühren,<br />
wie vorgesehen, nicht mehr nur für die nicht<br />
angebrochenen Quartale, sondern für alle<br />
nicht angebrochenen vollen Monate zurückvergütet<br />
werden, so rechtfertige sich dies<br />
heute vor allem damit, dass kein Automobilist<br />
wisse, ob er nicht von heute auf morgen<br />
selbst einrücken oder seinen Wagen stellen<br />
müsse (was jetzt mit der Generalmobilmachung<br />
in vollem Umfang eingetreten ist).<br />
Die bisher abgelehnte quartalsweise Lösung<br />
der Verkehrsbewilligungen verdiene<br />
heute mehr Verständnis, weil sich der Fahrzeughalter<br />
in unsicheren Zeiten ungern auf<br />
längere Sicht festlege und es vorziehe, die<br />
doch nicht unbedeutenden Ausgaben nicht<br />
zum voraus auf sich zu nehmen.
N°20 — DIENSTAG, 14. MAI <strong>1940</strong> AUTOMOBIL-REVUE 3<br />
Frauen in der Industrie und als Chauffeusen. —<br />
Rückgang der Neuzulassungen. — Treibstoffbewirtschaftung.<br />
— Verbot von Preiserhöhungen<br />
auf Automobilen.<br />
Paris, Ende April <strong>1940</strong>.<br />
Die Frauen Frankreichs haben bewiesen, dass<br />
sie auch in der Autoindustrie und im Chauffeurberuf<br />
«ihren Mann> stellen. Schon im März schritten<br />
die Behörden zu einer Zählung all jener Französinnen,<br />
die gewillt waren, sich der Fabriks- oder<br />
einer anderweitigen gewerblichen Arbeit zu widmen.<br />
Wenn damit die Androhung einer zwangsmässigen<br />
Erfassung aller Frauen verbunden wurde,<br />
falls die freiwilligen Anmeldungen kein befriedigendes<br />
Ergebnis zeitigen sollten, so entpuppte sie<br />
sich als überflüssig. Von der Notwendigkeit, sie<br />
in die Tat umzusetzen, dürfen sich die Amtsstellen<br />
angesichts des Erfolgs des ersten Appells getrost<br />
als entbunden betrachten. Hunderttausende von<br />
Frauen jeden Alters und jeden Standes stellten<br />
sich spontan dem Lande zur Verfügung. Nach<br />
einer militärisch durchgeführten Musterung und<br />
Untersuchung ihres Gesundheitszustandes beziehen<br />
sie ihre Posten in den Betrieben oder als<br />
Chauffeusen. Und welche Rolle ihnen namentlich<br />
in letzterer Hinsicht zugedacht ist, illustriert eine<br />
soeben herausgekommene Verordnung, wonach<br />
60 Prozent der in einem Unternehmen beschäftigten<br />
Wagenführer aus Frauen gebildet sein müssen.<br />
Der nämliche Erlass schreibt übrigens vor,<br />
dass die Automobilwerke gehalten sind, 50 bis 70<br />
Prozent ihrer Arbeiter und Angestellten aus Frauen<br />
zu rekrutieren. Für die Vornahme des «Schichtwechsel<br />
wird dabei einer jeden Fabrik eine Frist<br />
von 6 bis 12 Wochen eingeräumt. Den Vorrang<br />
bei der Einstellung geniessen die Gattinnen und<br />
Angehörigen der Soldaten, dann die Arbeitslosen<br />
und schliesslich die übrigen Frauen. Selbstredend<br />
ist auch die Arbeitszeit geregelt: sie beträgt mit<br />
Einschluss der Ueberstunden 50 Stunden pro<br />
Woche. Diese Lösung begegnet überall Zufriedenheit,<br />
bei den Behörden sowohl als auch bei den<br />
und den weiblichen Arbeits-<br />
Betriebsleitungen<br />
kräften selbst.<br />
Ausland<br />
Hwtlsec O$tie<br />
Bezeichnend dafür, wie sich die Frauen in Industrie<br />
und Gewerbe bewähren, mag jene Antwort<br />
sein, die einem neugierigen Journalisten in<br />
der Renault-Fabrik erteilt wurde: «Wir sind mit<br />
den Leistungen sehr zufrieden. Die Frauen arbeiten<br />
nicht weniger, nicht schlechter und genau so<br />
sorgfältig wie ausgebildetes männliches Personal.»<br />
Was ihre Eignung als Autolenkerin anbetrifft, so<br />
bleiben sie dabei den « Herren der Schöpfung »<br />
nichts schuldig, heute sowenig wie vor dem Kriege.<br />
Nicht nur, dass sie vorsichtiger fahren, sie entwickeln<br />
auch ein erstaunliches Geschick, sich elegant<br />
und sicher durch das grösste Verkehrsgewimmel<br />
zu schlängeln.<br />
Ueberall und jederzeit trifft man heute Frauen<br />
am Volant, wobei sich die frischgebackenen Lastwagenführerinnen<br />
daran identifizieren lassen, dass<br />
sie beim Wenden der schweren Vehikel die Lippen<br />
zusammenkneifen und mit Vehemenz ins Lenkrad<br />
greifen. Männer werden im Automobilwesen<br />
Frankreichs bald zu relativem Seltenheitswert gelangen,<br />
denn die Armee schluckt alle Fahrer.<br />
Nebenbei bemerkt sind in Paris auch die Angehörigen<br />
des englischen Frauenhilfsdienstes aufgetaucht.<br />
Sie sitzen am Volant genau so unbeteiligt-ernst<br />
wie sie im Strassenverkehr wirken, untadelige<br />
Fahrerinnen, die ohne Zögern, ohne Hast,<br />
mit unerschütterlicher Ruhe die kniffigsten Verkehrssitüationen<br />
meistern. Brennt den Französinnen<br />
ihr Temperament oft durch, was sich dann darin<br />
äussert, dass sie einem im letzten Moment sich<br />
durchzwängenden Radfahrer ein paar saftige «Liebenswürdigkeiten<br />
> widmen, so fassen die Engländerinnen<br />
am Volant den Burschen lediglich ins<br />
Auge, als wollten sie sich ihn merken, aber sie<br />
bleiben kühl bis ans Herz hinan und stumm wie<br />
ein Stockfisch... weil es ihnen keinen Deut nützt,<br />
aufzubegehren, denn verstanden würden sie ja<br />
doch nicht.<br />
Wie aus offizieller Quelle verlautet, wurden<br />
vom August bis Ende 1939 durchschnittlich 56 Prozent<br />
weniger Wagen neu in Verkehr gesetzt als<br />
im Vorjahr. Die Ausfälle für die einzelnen Monate<br />
— in der Hauptsache bedingt durch die Evakuation,<br />
durch den Wunsch nach Brennstoffersparnis<br />
und durch die allgemeine Kaufunlust während der<br />
ersten Kriegszeit — nahmen dabei folgende Werte<br />
an: August —14 Prozent, September —71 Prozent,<br />
Oktober —66 Prozent, November —69 Prozent<br />
und Dezember —64 Prozent.<br />
In der Treibstoffbewirtschaftung hat Frankreich,<br />
wie berichtet, die Schraube inzwischen stärker angezogen.<br />
Erhielt zuvor jeder Automobilist und jeder<br />
Betrieb, der über Personen- oder Lastwagen<br />
verfügte, die von ihm beanspruchte Treibstoffmenge<br />
zugeteilt, so stellte es sich bald genug heraus,<br />
dass doppelt soviel angefordert wurde als<br />
der tatsächliche Verbrauch nachher betrug. Dadurch<br />
aber sahen sich die. Tankstellen und der<br />
Benzinhandel gezwungen, grössere Vorräte zu<br />
halten, die dann nicht voll benötigt wurden. Um<br />
mit diesen Unzukömmlichkeiten, deren Folgen namentlich<br />
in Transportschwierigkeiten bei den Bahnen<br />
zutage traten, aufzuräumen, wird nun in jedem<br />
Departement den Anspruchsberechtigten die<br />
Hälfte bis Dreiviertel der von ihm verlangten Benzinmenge<br />
bewilligt... wobei abzuwarten bleibt,<br />
ob sich jetzt die in den Zuteilungsgesuchen verlangten<br />
Mengen nicht etwa verdreifachen. Immerhin,<br />
die Behörden sind gewitzigt und ersticken<br />
allfällige Hamstergelüste dadurch im Keime, dass<br />
sie lediglich die früheren Bedarfsanmeldungen berücksichtigen<br />
und daran, wie gesagt, Abstriche von<br />
25—40 Prozent vornehmen.<br />
Schliesslich mag noch ein Gesetz Erwähnung<br />
finden, das für die nächsten drei Monate Preiserhöhungen<br />
auf Automobilen und Bestandteilen<br />
verbietet. Einstweilen nimmt die Preiskontrolle bis<br />
1. August keine Anträge auf Heraufsetzung der<br />
Preise entgegen. Im übrigen besteht die Möglichkeit,<br />
das Gesetz um drei weitere Monate zu verlängern.<br />
Nicht dass damit Verteuerungen gänzlich<br />
gebannt wären, aber sie blieben auf Reifen und<br />
Benzin beschränkt, sofern die Weltmarktpreise ansteigen.<br />
Nebenbei bemerkt floriert das Gebrauchswagengeschäft<br />
wie selten zuvor Gross ist das<br />
Angebot, aber praktisch finden alle Wagen, vor<br />
allem jedoch die Camions und die Lieferwagen,<br />
sofort einen Abnehmer. Kann es dabei noch verwundern,<br />
wenn mitunter vorsintflutliche Vehikel<br />
wieder ans Tageslicht kommen und stöhnend und<br />
ächzend ihren Dienst wieder aufnehmen? Auch<br />
im Altwagenhandel hat die staatliche Preiskontrolle<br />
allfälligen Machenschaften einen Riegel geschoben:<br />
die Preise sind fest und dürfen nicht mehr<br />
erhöht werden, nachdem die letzten Monate eine<br />
Hausse gebracht hatten, die sich aus der stark<br />
gestiegenen Nachfrage und dem geringen Angebot<br />
erklärt. G.<br />
Eine Methangas-Anlage bei Rom.<br />
In der Nähe von Rom -wird zur Zeit eine Versuchsanlage<br />
gebaut, um aus den städtischen Abwässern<br />
Methangas für den Betrieb von Motorfahrzeugen<br />
zu gewinnen.<br />
Scharfer Rückgang der Neuzulassungen in<br />
England.<br />
Zum erstenmal seit der Einführung der offiziellen<br />
Statistik wurden während des Monats Februar<br />
<strong>1940</strong> in England blöes 9090 Motorfahrzeuge<br />
in Verkehr gesetzt. Im selben Monat des Vorjahres<br />
erreicht» deren Zahl noch 3.3 907 Den stärksten<br />
Ausfall verzeichnen dabei die Personenwagen; bloss<br />
3849 solcher Fahrzeuge traten neu hinzu. Bei den<br />
Motorrädern beliefen eich die Neuzulassungen auf<br />
619, verglichen mit 3112 im Februar 1939.<br />
Dividenden in der deutschen Autoindustrie.<br />
Vorstand und Aufeichtsrat der Daimler, Benz<br />
AG. beantragen der am 21. Mai stattfindenden<br />
Hauptversammlung die Verteilung einer Dividende<br />
von 7,5 °/o (wie im Vorjahr).<br />
BMW wird voraussichtlich 8 °/o Dividende ausrichten<br />
(1938: 8°/o) und bei Adler ist mit einer<br />
solchen von 6 % zu rechnen (wie 1938).<br />
General-Motors-Absatz im 1. Quartal <strong>1940</strong>.<br />
Mit 506 460 Wagen übersteigt der Absatz der<br />
General Motors an die Händler während des ersten<br />
Quartals <strong>1940</strong> die Verkaufsziffer des entsprechenden<br />
Vorjahresabschnittes um 130 870. Die Händler<br />
ihrerseits haben in diesem Zeitraum 419 310 Wagen<br />
an die Kundschaft verkauft (gegen 318 180 i. V.)<br />
und damit ebenfalls einen neuen Höchststand erreicht.<br />
Für den Optimismus, womit sie die Aussichten<br />
,für die Entwicklung des Geschäftes beurteilen,<br />
spricht die Tatsache, dass sie dem Konzern<br />
im ersten Quartal 87 150 Wagen mehr abgenommen<br />
haben, als sie selbst zu verkaufen vermochten, währenddem<br />
sie ihre Stocks im gleichen Zeitraum des<br />
Vorjahres nur um 57 140 Wagen vermehrten. Der<br />
Nach den Sportwagen haben nun auch die<br />
Rennwagen ihr Saisondebüt gefeiert. Der<br />
Grosse Preis von Tripolis war die erste<br />
grosse Kraftprobe und man kann nur bedauern,<br />
dass die italienischen Konkurrenten<br />
unter sich bleiben mussten und keine Vergleichsmöglichkeiten<br />
mit ausländischen Neukonstruktionen<br />
bestanden. Das Ergebnis des<br />
Rennens war nämlich ein hervorragendes,<br />
sind doch die letztjährigen Bestleistungen<br />
von Hermann Lang auf Mercedes erheblich<br />
überboten worden.<br />
Sieger wurde Farina,<br />
der sich schon im Training hervorgetan<br />
hatte und weitaus die besten Zeiten erzielte.<br />
Er konnte es sich auch leisten, nach seiner<br />
Rundenzeit von 3:43 10/100 (212,3 km/St.),<br />
die er am zweiten Trainingstag erzielt hatte,<br />
auf das letzte Training zu verzichten. Nuvolari<br />
dagegen hatte sich eine Pechsträhne angehängt.<br />
Schon bei den ersten Trainingsfahrten<br />
wollte es nicht richtig klappen. Für die<br />
Samstag-Probefahrten wurde sein Maserati<br />
mit einem neuen Motor ausgerüstet, aber<br />
mehr wie 3 : 48 98/100 war nicht herauszubringen.<br />
Unter diesen Umständen meldete<br />
der Altmeister seinen Verzicht auf den Start.<br />
Der grosse Renntag<br />
hatte wie gewohnt seinen durchschlagenden<br />
Erfolg. Zu Zehntausenden umstanden die<br />
Exportabsatz der Gesellschaft stellte sich von Januar<br />
bis März <strong>1940</strong> auf 42 720 Stück, verglichen<br />
mit 55 470 im nämlichen Vorjahresabschnitt.<br />
Mehr Benzin für englische Autocars.<br />
Während der Sommermonate soll die Brennetoffzuteilung<br />
für die englischen Autocars erhöht<br />
werden, sofern die gegenwärtige Vereorgungsanlage<br />
keine Aenderung erfährt.<br />
Farina (Alfa Romeo) Sieger in Tripolis<br />
Schaulustigen die Mehalla-Rundstrecke, und<br />
in Italien selbst fieberten ungezählte Interessierte<br />
wegen der Millionengewinne, die wiederum<br />
in Aussicht standen. Marschall Balbo<br />
war mit grossem Militärgefolge zugegen und<br />
nahm lebhaften Anteil an allen Startoperationen.<br />
Schliesslich stellt© sich das 22ernFeld<br />
wie folgt auf:<br />
1. Reihe: Farina — Biondetti — Villoresi.<br />
2. Reihe: Trossi — Pintacuda.<br />
3. Reihe: Cortese — Bianco — Rocco.<br />
4. Reihe: Taruffi — Brezzi — Ascari.<br />
5. Reihe: Romano — Teagno — Balestrero<br />
6. Reihe: Palmieri — Quartara — Plate.<br />
7 Reihe: Moradei — Pagliano — Ruggeri.<br />
8. Rleihe: Baruffi — Barbieri.<br />
Mit dem Rennbeginn schob sich Villoresi<br />
an die Spitze und hielt einige Zeit durch, bis<br />
Farina aufdrehte und nach kurzem Kampfe<br />
die Führung an sich riss. Rundenlang wogte<br />
nun der Kampf zwischen Farinas Stallgefährten<br />
und dem Spitzenfahrer der Maseratiequipe.<br />
Die mit höchster Regelmässigkeit<br />
kreisenden Alfas erwiesen sich aber als absolut<br />
überlegen und Villoresis Chancen auf<br />
einen der allerersten Plätze schwanden immer<br />
mehr dahin. Riesiger Jubel brauste<br />
Farina entgegen, als nach der 9. Runde die<br />
bisherige Rundenbestzeit von 3 :40 91/00<br />
(213,450 km/St.) verkündet wurde. Bei dieser<br />
ausserordentlichen Leistung, die Längs<br />
Vorjahresrekord um runde 2 km/St, verbesserte,<br />
blieb es und Farina behielt auch die<br />
Spitze bis zum Schluss. Biondetti und Trossi<br />
vermochten sich vor Villoresi zu schieben<br />
und komplettierten damit den Erfolg der Alfa-<br />
Farben. Insgesamt haben 16 Fahrer das Rennen<br />
beendigt.<br />
KLASSEMENT:<br />
1. Farina auf Alfa Romeo 393 km in 1:54:16,49,<br />
Stundenmittel 206,347 km; 2. Biondetti auf Alfa<br />
Romeo 1:54:45,96; 3. Trossi auf Alfa Romeo<br />
1:55:09,36; 4. Villoresi auf Maserati 1:55:2%56;<br />
5. Cortese auf Maserati 2:02:41,59. 6. Pintacuda<br />
auf Alfa Romeo 2:02:52,32; 7. Brezzi auf Maserati:<br />
8. Taruffi auf Maserati; 9. Ascari auf Maserati.<br />
Farina auf dem 114 -Liter-Alfa-Romeo, der mit dem<br />
neuen Rekordstundenmittel von 206,348 km den<br />
Grossen Preis von Tripolis vor seinen Stallgefährten<br />
Biondetti und Trossi gewann.<br />
Dreylus und Le Begue können in Indianapolis<br />
starten.<br />
Das zuständige französische Ministerium hat<br />
den beiden Rennfahrern ReneDreyfus und Le Begue<br />
die Bewilligung erteilt, beim Grossen Preis von<br />
Indianapolis, der am 30. Mai ausgetragen wird, an<br />
den Start zu gehen. Damit hat der von der französischen<br />
Presse geäusserte Wunsch, einheimische<br />
Fahrer und Wagen am grössten Rennen der Vereinigten<br />
Staaten vertreten zu sehen, wenigstens teilweise<br />
Erfüllung gefunden.
F E U I L L E T O N<br />
. Ein Mann entlaufen!<br />
Roman von Vera Bern.<br />
22. Fortsetzung<br />
Dann starrt sie mit Augen, in denen grenzenloses<br />
Entsetzen liegt, zu Hans Römer auf:<br />
« Ich kann doch nicht...»<br />
« Los, los ! »<br />
Gerda reisst das rote Täschchen auf:<br />
«Ich habe keinen Rappen mehr.»<br />
Wenn Hans Römer jetzt Humor gehabt<br />
hätte — er hätte lachen müssen. So sagt er<br />
hart:<br />
* Wir reden später darüber.» Wirft einen<br />
Blick auf die Armbanduhr : « Was haben Sie<br />
beim Graphologen erreicht ? »<br />
Gerda kramt den Zettel aus der Tasche,<br />
reicht ihn Hans Römer, der ihn ihr beinahe<br />
aus der Hand reisst. Er überfliegt ihn mit<br />
einem Blick, dann knüllt er ihn in der Hand<br />
zusammen, wirft ihn in den Papierkorb.<br />
« Ein Scharlatan, der den Leuten nach dem<br />
Munde redet!... Grosse Töne, die Halbgebildeten<br />
imponieren können und die er auch<br />
anwendet, wenn ein .Studierter' um Deutung<br />
bittet!... .Ambivalenz der Gefühle ...'<br />
,Zwiegespaltenheit...' .Doppelnatur...'<br />
Blödsinn ! Und süsser Honig, wenn ein junges<br />
Mädel um die Deutung der gleichen<br />
Schrift bittet !... Feuerfresser, Fröscheschlucker,<br />
Graphologen — alles eine Sorte ! ><br />
Nein, denkt Gerda und fühlt plötzlich auf<br />
ihrem Arm die Last des kleinen Alten, als<br />
er beim Oeffnen der Tür vor Schwäche auf<br />
sie fiel.<br />
Gerda Manz möchte die ganze Nacht erzählen,<br />
aber sie spürt vor sich Fremdheit und<br />
Eile. So sagt sie schnell :<br />
«Ich bringe Ihnen heute nachmittag Kleid<br />
und Hut und alles »<br />
Hans Römer, von der Tür her:<br />
« Glauben Sie, meine Schwester wird von<br />
andern Leuten getragene Sachen anziehen ?<br />
Können Sie alles behalten.»<br />
So darf er doch nicht gehen — so doch<br />
nicht...! Was war denn inzwischen geschehen,<br />
dass er nichts mehr aufbrachte für<br />
sie, kein Lächeln und keinen Dank ?. ..<br />
Sie stottert :<br />
«Ich... ich melde mich daher bei Ihnen im<br />
Büro.»<br />
Hans Römer winkt ungeduldig äS'f'<br />
« Kommt nicht in Frage. Ich geh jetzt fort<br />
und komm heut nicht mehr in die Fabrik.<br />
Ich habe ein Telegramm bekommen. Meine<br />
Mutter ist erkrankt. »<br />
Dann geht er hinaus, mit einem Gesicht,<br />
das so ernst ist, so finster beinahe wie das<br />
des Vaters. So dass Fehljng, der ihn im Gang<br />
kreuzt, es nicht wagt, ihn mit einer Beschwerde<br />
über Fräulein Manz' Benehmen<br />
entgegenzutreten.<br />
In der Zentrale aber hat Gerda Manz die<br />
Hände verschlungen.<br />
« Lieber Gott... ich danke dir, dass seine<br />
Mutter krank ist und dass er darum so gereizt<br />
ist.... nicht meinetwegen. » Eine Lampe<br />
glüht auf, sie stöpselt und fügt hinzu:<br />
« ... aber jetzt mach sie wieder gesund ! »<br />
Wanda Römer wird in die Klinik geschafft.<br />
Gleich von der Bahn, im Krankenwagen. Else<br />
sitzt neben ihrer Bahre auf der Bank und<br />
hält während der Fahrt ihre Hand.<br />
« Siehst du, Mama... jetzt ist's endlich so<br />
weit, und dann wirst du auch wieder richtig<br />
gesund. Ist doch besser als die Quälerei, all<br />
die letzte Zeit! »<br />
Wanda starrt auf die milchig dichten<br />
Scheiben, durch die sie die beiden Männer<br />
auf dem Führersitz wie Schatten sieht.<br />
Sie murmelt:<br />
« Quälerei. Ja.» Und denkt:<br />
AUTOMOBIL-REVUE DIENSTAG, 14. MAI 1040 — N° 20<br />
... nicht die Schmerzen sind die Quälerei,<br />
das haben Tausende von Frauen, wenn sie<br />
in die Jahre kommen... aber die Qual in der<br />
Seele, dieses ewige Nagen da, wo das Herz<br />
sitzt !... Dieses ewige Starren auf einen<br />
Punkt... auf einen Punkt, den es nicht gibt<br />
für sie, weil sie nicht weiss, auf welchem<br />
Punkt der Erde er ist, ihr Mann !...<br />
Sie musste immer einen festen Punkt haben<br />
zum Draufhindenken im Leben. Immer.<br />
Schon als Kind. Gab man ihr den, dann gab<br />
auch sie Ruhe.' Dann fand sie Ruhe.<br />
Tränen laufen aus Wanda Römers Augen,<br />
tropfen seitlich auf das Kissen.<br />
« So weh tut's, Mama... so weh ? »<br />
Else trocknet die Tränen der Mutter mit<br />
ihrem Tuch :<br />
« Du bekommst sicher gleich eine Spritze.<br />
Morphium. Oder irgend so was ... dann tut's<br />
nicht mehr weh.»<br />
Und Wanda denkt:<br />
— ja, eine Spritze, die das innere Weh betäubt<br />
... die stumpf macht und gleichgültig<br />
... dass man abstirbt. •. langsam abstirbt<br />
innen... bis man nichts mehr fühlt, bis männichts<br />
mehr weiss... nicht, dass man einen<br />
Mann hat, den man über alles liebt... nicht,<br />
dass dieser Mann ein Geheimnis trägt in seiner<br />
Seele... ein Geheimnis vor der eigenen<br />
Frau — obwohl sie nie aufgehört hatte, die<br />
innige Gemeinschaft zwischen ihnen, obwohl<br />
seine Güte um sie nur zugenommen hatte von<br />
Jahr zu Jahr !...<br />
Und sie ?... Es ist mehr als Liebe, was sie<br />
für ihn empfindet — es ist noch immer die<br />
gleiche Leidenschaft wie damals, als sie ihn<br />
zu sich herangezogen. Er hatte es nicht gegemerkt<br />
in all den Jahren, wieviel er ihr<br />
bedeutete. Sie hatte es verstanden, ihr heisses<br />
Fühlen für ihn mit freundlicher Fürsorge<br />
zu umkleiden. Hatte mit der Scheu der um<br />
sechs Jahre Aelteren gefürchtet, ihm zur<br />
Last zu fallen durch die Stärke ihres Empfindens.<br />
Ob er es trotzdem gefühlt hatte ? ...<br />
Manchmal, auf Augenblicke, schien es ihr<br />
wohl so. Aber wusste sie es ?... Was<br />
wusste sie denn überhaupt von ihres Mannes<br />
Innenleben? ... Das, was kennbar war für<br />
sie und andere, war Klugheit, Gradheit,<br />
strenger Ernst, ja sogar Härte, unter der sie<br />
viel gelitten hatte in den ersten. Jahren.<br />
.Sag, kannst du denn nie lachen ?' hatte sie<br />
ihn einmal, in den ersten Ehewochen, gefragt<br />
und hatte damals selbst nicht gewusst, warum<br />
sich die Frage so schwer und ungefüge<br />
von ihren Lippen rang.<br />
Das Blut war ihm ins Gesicht gestiegen.<br />
Er war ihr mit der Hand über das Haar gefahren<br />
und hatte ihr in die Augen hinein gesagt<br />
:<br />
.Lach doch du, wenn du es kannst. Ich<br />
freue mich ja so darüber!'<br />
Und dann die ersten Sommerreisen ihrer<br />
jungen Ehe. Nicht lange waren sie allein geblieben.<br />
Sie waren wohl das Schönste ihres Lebens,<br />
diese Reisen ans Meer, mit ihrem Mann und<br />
Hans und Else.<br />
Wie hätte sogar er sich damals mit den<br />
Kindern abgegeben !... War morgens an den<br />
Strand in aller Herrgottsfrühe, wenn noch<br />
alle andern schliefen.<br />
Einmal war sie ihm nachgegangen. Es war<br />
so gegen fünf, halb sechs. Ein strahlend<br />
heller Morgen. Der Strand lag leuchtend wie<br />
ein goldenes Band, an dem sich die kleinen<br />
blauen Wellen schäumend brachen.<br />
Da sah sie — noch von ganz weit her —<br />
wie ihr Mann, ihr sonst so stiller, ernster<br />
Mann, mit den zwei Kindern spielte. Wie er<br />
sich balgte mit ihnen. Wie er sprang und<br />
lief! Purzelbäume schlug! Und auf den<br />
Händen herumlief im Dünensand! Hörte ihn<br />
mit den Kindern um die Wette jauchzen,<br />
jauchzen, jauchzen und schreien, mit vor<br />
Spiellust, Uebermut und Lachen heissgeröteten<br />
Wangen!<br />
Sie war so sehr erschrocken über ihren<br />
Mann, den sie noch nicht kannte, dass sie<br />
ganz entsetzt gerufen hatte : .Heinrich !...<br />
Aber Heinrich !'<br />
Da war's gewesen, als senke sich eine<br />
Wand über sein Gesicht — und auch über<br />
seine Seele. Feindlich starrte er sie an, ungut<br />
in jedem Zug seines Gesichts, und so, als<br />
habe sie ihm etwas zugefügt, was sie nie<br />
mehr, in ihrem ganzen Leben nie mehr würde<br />
gutmachen können.<br />
Schweigend und wie zwei Feinde waren<br />
sie ins Haus zurückgekehrt.<br />
Am nächsten Morgen ging er nicht an den<br />
Strand. Vergeblich bettelten die Kinder. Sie<br />
küssten den Vater, sie rissen an ihm herum.<br />
Sie weinten. Sie quälten Stunden um Stunden<br />
an ihm herum. Sie lagen nachts mit<br />
grossen Augen im Bett: ,Aber morgen..»<br />
nicht wahr, Papa, morgen wieder ?...'<br />
Es war vergeblich.<br />
Wanda fühlte, dass jede ihrer Fragen die<br />
Kluft nur noch mehr vertiefen würde zwischen<br />
ihnen. So blieb sie stumm.<br />
Es währte lange, Monate wohl, bis der<br />
Riss verheilte.<br />
Das damals — in jenem Sommer -— waren<br />
die letzten Ferien gewesen, die er gemeinsam<br />
mit Frau und Kindern verlebt hatte.<br />
Von da ab verreiste er jeden Sommer<br />
allein. Und sagte nicht, wohin. Es war wie<br />
eine Flucht!<br />
So war es nun geblieben au die Jahre.<br />
Und war von Jahr zu Jahr untragbarer für<br />
sie geworden.<br />
— wenn sie ietzf starb unter dem Messer<br />
...? Sie wusste ganz genau, es ging auf<br />
Leben und Tod — ihr war es gleich. Sie<br />
hatte keine Freude mehr am Leben. Keine<br />
an der Zukunft! Sie sah von jedem kommenden<br />
Jahr nur die Wochen, die sie getrennt<br />
von ihm zu leben hatte, ohne zu wissen, wo<br />
ihre Gedanken ihn suchen konnten.<br />
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N° 20 — DIENSTAG, 14. MAI <strong>1940</strong> AUTOMOBIL-REVUE<br />
Zündkerzen mit Glimmerisolator<br />
oder mit keramischem Isolator?<br />
Oft stellen die Fahrer die Frage < Sind Kerzen<br />
mit Glimmer-Isolatoren besser? ». Neuerdings wird<br />
dieses Thema auch in Fachkreisen eifrig diskutiert.<br />
Einer der ersten Zündkerzen-Spezialisten der Welt<br />
äussert sich über dieses Thema wie folgt:<br />
Schon die ersten Zündkerzen aus den Entwicklungsjahren<br />
des Benzinmotors hatten Glimmerisolation,<br />
wobei allerdings in vielen Fällen über die<br />
Glimmerisolation noch keramische Körper, z. B.<br />
Porzellan, gesetzt wurden, um einen bezüglich Abdichtung<br />
befriedigenden Aufbau der Kerze zu bekommen<br />
und um das über die Mittelelektrode gewickelte<br />
Glimmerrohr vor Beschädigungen und vor<br />
Feuchtigkeit zu schützen. Ein an und für sich dicht<br />
gewickeltes Glimmerrohr hat nämlich eine hohe<br />
Kapillarwirkung, nimmt also Wasser in den winzig<br />
feinen Spalten und an den Stoßstellen der Glimmerwicklung<br />
auf. Wasser ist aber ein sehr guter elektrischer<br />
Leiter, so dass die notwendige Isolationswirkung,<br />
falls Wasser in die Glimmerröhre eindringt,<br />
natürlich aufgehoben wird.<br />
Glimmer wurde deshalb als Zündkerzenisolation<br />
schon am Anfang der Entwicklung verwendet, weil<br />
es eben damals einen brauchbaren keramischen<br />
Isolator überhaupt noch nicht gab, denn die bekannten<br />
Porzellane waren hierfür völlig ungenügend.<br />
Im Laufe der Jahre ist<br />
die Glimmerkerze<br />
auf einen technisch hohen Stand entwickelt worden.<br />
In bestimmten Ländern, besonders in dem konservativen<br />
England, hat sie sich bis vor wenigen<br />
Jahren fast aussehliesslich gehalten, wenn auch<br />
Kerzen deutschen und amerikanischen Ursprungs<br />
mit keramischen Isolatoren daneben im Gebrauch<br />
waren.<br />
Für Motorräder, und zwar ganz besonders<br />
wieder für englische Maschinen, galt die Glimmerkerze<br />
lange Zeit, wenn auch umstritten, als die<br />
allein brauchbare Züudkerze.<br />
Da aus England nur Motorräder kamen, die mit<br />
Glimmerkerzen ausgerüstet waren, standen die<br />
Motorradfahrer des Kontinents auf dem Standpunkt,<br />
dass nur die Glimmerkerze die wirklich<br />
brauchbare Kerze für das Motorrad sei, ja, dass<br />
ein Motorrad mit Steinkerzen zweitklassig sei.<br />
Es gibt viele Fahrer, die ihren Bastler-Drang<br />
an ihrem Fahrzeug austoben lassen. Das sind die,<br />
die immer putzen, schrauben und instandsetzen<br />
wollen. Die Zündkerze ist nun ein Ding, das man<br />
immer wieder herausschraubt, weil der erfahrene<br />
Mann nach dem «Kerzengesicht * mehr als nach<br />
einem anderen Teil des Motors den Zustand seiner<br />
Maschine Beurteilen kann. Wenn man dann die<br />
Zündkerze ausserdem noch zerlegen und bequem<br />
reinigen kann, so ist dies für den Bastler ein Vorteil.<br />
Und diesen boten die weitaus meisten Glimmerkerzen.<br />
Dazu kam, verglichen mit einem Teil der<br />
Steinkerzen ausserdem noch eine ziemlich grosse<br />
mechanische Unempfindlichkeit gegen Stösse, Schlag<br />
usw.<br />
Das sind wohl die Hauptgründe, warum sich die<br />
Glimmerkerze in manchen Kreisen so viele Freunde<br />
erwarb. Wer aber heute die Verhältnisse studiert,<br />
der stellt fest, dass z. B. die grosscn englischen<br />
Zündkerzenfabriken seit einigen Jahren nicht nur<br />
neben der Glimmerkerze, sondern zum Teil schon<br />
in der Hauptsache Zündkerzen mit keramischem<br />
Isolator herstellen. Diese Kerzen werden sogar<br />
schon seit einigen Jahren serienmässig in verschiedene<br />
der bekanntesten englischen Fahrzeugfabrikate<br />
eingebaut.<br />
Ist dies ein blosser Zufall, der nicht viel bedeutet?<br />
Gewiss war die Glimmerkerze den früher<br />
und zum Teil heute noch verwendeten Zündkerzen<br />
mit keramischem Isolator, wie z. B. Steatit (Speckstein)<br />
überlegen, weil Steatit in bezug auf « Temperaturwechselbeständigkeit<br />
» nicht befriedigte.<br />
Aber schon seit einigen Jahren sind<br />
Zündkerzen mit keramischen Isolatoren<br />
auf dem Markt (z. B. die Bosch-Pyranit-2-Kerzen,<br />
kenntlich an den beiden grünen Ringen am Kopf<br />
des Isolators, oder die Sinterkorund-Kerzen), die<br />
dank ihren besoncjeren Eigenschaften den Glimmerkerzen<br />
in verschiedenen Beziehungen überlegen<br />
sind. Ihre hohe mechanische und thermische Unempfindlichkeit<br />
erlaubt sie beispielsweise Hitzebeanspruchungen<br />
auszusetzen, die man einer<br />
Glimmerkerze niemals zumuten könnte. Bei den<br />
modernen Brennstoffen mit ihren chemischen Antiklopfmittelzusätzen<br />
schlagen sich auf dem Isolator<br />
der Kerzen häufig Rückstände nieder, die im<br />
warmen Zustand einen elektrischen Nebenschluss.<br />
bilden, welcher zu Zündaussetzern führen kann.<br />
Eine zuverlässige Reinigung der Zündkerzen ist<br />
alsdann oft nur durch Kandstrahlen möglich. Bei<br />
Glimmerkerzen darf diese rasche und einfache<br />
Reinigungsmethode im Gegensatz zu den modernen<br />
Kleinkerzen nicht angewandt werden.<br />
Man muss bei Zündkerzen, wie wir bereits erklärten,<br />
bekanntlich mit zwei wichtigen Temperaturgrenzen<br />
rechnen. Einmal mit der Temperatur,<br />
helche der Isolator während längerer Zeit nicht<br />
unterschreiten soll, nämlich der sogenannten Verschmutzungstemperatur,<br />
die bei 450—500 ° C liegt,<br />
zum andern mit der Glühzündtemperatur, die mit<br />
etwa 880—900° C die Grenze anzeigt, bei welcher<br />
Glühzündungen auftreten und somit Leistungsabfall<br />
eintritt.<br />
Nun enthält aber Glimmer, der chemisch sehr<br />
kompliziert zusammengesetzt ist, einen mehr oder<br />
weniger hohen Prozentsatz an Kristallwasser<br />
(Wasser in fester Form), das schon von 600 bis<br />
700° G ab ausgetrieben wird, wobei der Glimmer<br />
«kalziniert» und als Isolator unbrauchbar wird.<br />
Eine kalzinierte Kerze ist also zerstört! Da bei<br />
Glühzündungen der Glimmer-Isolator bestimmt<br />
kalziniert, muss in diesem Falle eine neue Kerze<br />
verwendet werden.<br />
Den modernen Steinkerzen, z. B. mit ihren hochwertigen<br />
keramischen Isolatoren, können dagegen<br />
Glühzündungen wenig anhaben; zum mindesten ist<br />
der Isolator nach dem Abkühlen noch unbeschädigt,<br />
und die Kerze kann genau wie vorher welterver-<br />
wendet werden, während im gleichen Falle eine<br />
Glimmerkerze unbrauchbar ist. Das Anwendungsgebiet<br />
dieser Steinkerzen ist also um mehrere 100° C<br />
grösser als das der Glimmerkerzen.<br />
Der besondere Aufbau, die Formgebung und die<br />
in intensivster Versuchsarbeit entwickelten oder ausgesuchten<br />
Werkstoffe hinsichtlich Isolator, Elektroden<br />
usw. bringen bei den modernen Steinkerzen<br />
neben ausgezeichnetem Anspringen des Motors<br />
einen sauberen, aussetzerfreien Leerlauf, rasche<br />
Beschleunigung, höchste Motorleistung und, soweit<br />
dies durch die Zündkerze überhaupt zu erzielen<br />
ist, auch Brennstoffersparnis.<br />
Wenn heute die modernsten und schnellsten<br />
Flugmotoren, sowie die schnellsten Zweitakt-Rennmaschinen<br />
der Welt, nur um zwei Beispiele zu<br />
nennen, mit Bosch-Pyranit-2-Kerzen ausgerüstet<br />
sind, beweist dies einmal mehr, dass sich mit den<br />
nicht unwesentlich billigeren, keramischen Kerzen<br />
allerhöchste Motorleistungen erzielen lassen.<br />
Tediniifhe Notizen<br />
Bremsbeläge aus Aluminiumwolle<br />
und Kunstgummi.<br />
Normalerweise wenden Bremsbeläge aus<br />
Asbest hergestellt, den man zusammen mit<br />
einem wärmebeständigen Bindemittel in die<br />
geeignete Form presst. In Deutschland wurde<br />
nun ein Bremsbelag entwickelt, worin Aluminiumwolle<br />
an die Stelle der Asbestfasern<br />
tritt und Buna-Kunstgummi als Bindemittel<br />
dient.<br />
-b-<br />
Neues, warmefestes Material für Schaufeln<br />
von Verbrennungs-Turbinen.<br />
Die Weiterentwicklung der Verbrennungssowie<br />
Abgasturbinen und die Verbesserung<br />
ihres Wirkungsgrades hängt zu einem grossen<br />
Teil von der Möglichkeit ab, die Gastemperaturen<br />
beim Eintritt in die Maschine<br />
immer mehr zu steigern. In Amerika ist jetzt<br />
eine wärmefeste Legierung entwickelt worden,<br />
die bei einer Temperatur von 600° C<br />
noch eine höhere Festigkeit besitzen soll als<br />
ein Stahl mit niedrigem Kohlenstoffgehalt bei<br />
Raumtemperatur. Ihr Name ist vorläufig<br />
nichts weiter als eine Nummer: K-42-B<br />
nennt sich der neue Werkstoff. Er soll ungefähr<br />
zur Hälfte aus Nickel, zu einem Viertel<br />
aus Kobalt, sowie ferner aus kleinen Anteilen<br />
von Chrom, Titan und Eisen bestehen.<br />
Kriechversuohe unter Belastung mit 14 kg/<br />
mm 2 bei einer Temperatur von 550° C während<br />
6000 Stunden ergaben, dass sich die<br />
neue Legierung 100 Mal weniger stark dehnt<br />
als hochwertiger Chrom-Nickel-StaW. -b-<br />
Dass in Deutschland die Umstellung von<br />
Tramlinien auf Trolleybus-Betrieb gegenwärtig<br />
untersagt ist, was auf die Reifenknappheit<br />
zurückzuführen sein dürfte.<br />
Von einer Versuchsfahrt mit einem Gasgenerator-Lastwagen<br />
in den französischen<br />
Kolonien, wobei mit einer Last von 2 Tonnen<br />
eine Strecke von 20 000 km bei einer<br />
mittleren Geschwindigkeit von 45 km/St,<br />
zurückgelegt wurden. Als Treibstoff diente<br />
Holzkohle, die überall in ausgezeichneter<br />
Qualität erhältlich war. Der Verbrauch belief<br />
sich während der ganzen Fahrt nirgends<br />
auf mehr als 50 kg/100 Fahrkilometer.<br />
Dass die Firma Henschel in Kassel, die<br />
bekanntlich vor Jahren auch ein Dampfautomobil<br />
herausbrachte, nun angeblich<br />
eine Dampfturbine von 2400 PS entwickelt<br />
hat, die als Antriebsaggregat für Bomben'<br />
flugzeuge bestimmt sein soll.<br />
In Indianapolis (USA) habe sich ein 106<br />
Jahre alter Neger um die Ausstellung einer<br />
Fahrbewilligung beworben. Autofahren<br />
lernte er im Alter von 95 Jahren !<br />
Dass in Italien im vergangenen Jähr<br />
insgesamt 21 Millionen Kubikmeter Methangas<br />
gewonnen wurden. Davon stamm'<br />
ten 20 Millionen Kubikmeter aus natürlichen<br />
Gasauellen und der Rest fiel als<br />
Nebenprodukt gewisser industrieller Betriebe<br />
an. Rund 100 Millionen Kubikmeter<br />
wurden als Motortreibstoff verwertet.<br />
Eine englische Herstellerin von elektrischem<br />
Zubehör für Automobile erprobe<br />
ihre Anlasser an Motoren, die während 24<br />
Stunden in einem Kühlraum auf rund —40°<br />
C abgekühlt werden. Das mit der Durchführung<br />
der Versuche betraute Personal<br />
kann trotz Polarausrüstung jeweils nur<br />
einige Minuten in dieser Kälte arbeiten.<br />
Dass man in Schweden der Gefahr einer<br />
überfallartigen Landung fremder Truppen<br />
auf den Flugplätzen dadurch begegnet,<br />
dass man möglichst zahlreiche Automobile<br />
in geeigneter Verteilung auf den Rollfeldern<br />
parkiert. Schicken sich eigene Maschinen<br />
zur Landung an, so werden die<br />
Wagen schnell an den Rand des Flugplatzes<br />
gefahren.<br />
Wahl von Bremsausriistungen<br />
Der neuzeitliche Motorwagenbetrieb stellt<br />
an die Bremseinrichtungen der Fahrzeuge<br />
vielseitige Anforderungen/die um so schwieriger<br />
werden, je mehr die Fahrgeschwindigkeiten<br />
und Gewichte der Fahrzeuge zunehmen.<br />
Da die Sicherheit und Wirtschaftlichkeit<br />
des Betriebes in hohem Grade von<br />
der Leistungsfähigkeit der Bremsen abhängig<br />
ist, so erfordert die Bremstechnik<br />
die vollste Aufmerksamkeit der beteiligten<br />
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„Meine Benzinration reicht bei weitem nicht,<br />
aber ich fahre trotzdem soviel ich will..."<br />
Das ist der Grundgedanke, der Herrn Ing.<br />
Rud. Müller *) dazu bewog, den in unseren<br />
Bildern dargestellten Anhänger mit Holzgasgenerator<br />
zu konstruieren, der dank der<br />
Leichtbauweise der Generatoranlage nur ungefähr<br />
500 kg "wiegt, worin zudem ein© in<br />
12 Blechkästen auf dem Hinterteil des Anhängers<br />
mitgeführte Holzreserve von ca. 130<br />
kg inbegriffen ist. Die zweckmässige Unterbringung<br />
«des Holzes gestaltet das Nachfüllen<br />
des Generators sehr einfach.<br />
Der Generator, System Imbert, wird in<br />
.) Seinen Wohnort geben wir absichtlich nicht<br />
an, da er wegen Zeitmangels bittet, nicht mit Anfragen<br />
über technische Einzelheiten und dergleichen<br />
an ihn zu gelangen. Er baute sich nämlich<br />
den gezeigten Anhänger nur für seine privaten<br />
Zwecke und liefert keine solchen Anlagen.<br />
Fahrtrichtung gesehen links vom Gaskühler<br />
mit Absetzkopf und rechts vom Reinigerzylinder<br />
mit Grob- und Feinfilterfüllung flankiert.<br />
Die Reiniger bestehen aus verzinktem<br />
Eisenblech und ihr Gewicht ist daher entsprechend<br />
bescheiden. Das Gas gelangt von<br />
ihnen durch die Rohrdeichsel des Anhängers<br />
sowie ein flexibles Rohr zum Wagenheck<br />
und dann nach vorn zum Motor. Der Gasanschluss<br />
mündet zwischen Saugstutzen und<br />
Vergaser in die Saugleitung und besitzt natürlich<br />
einen eigenen Gasmischer mit Luftfilter,<br />
worin dem Gas die nötige Verbrennungsluft<br />
zugesetzt wird. Ein Blick in die<br />
Rohrleitung auf der Wagenunterseite überzeugte^<br />
uns von der Wirksamkeit der Reinigeranlage,<br />
war doch auf dem Metall nur ein<br />
hauchdünner Russbelag vorhanden. Die In-<br />
Eine «Neuerscheinung» auf unseren Strassen: Der Personenwagen mit Holzgasgenerator-Anhänger,<br />
der durch einen Bundesratsbeschluss vom Dezember 1939 als zulässig erklärt wurde.<br />
Der Konstrukteur des Holzgasgenerator-Anhängers, Ing. Müller, mit seiner Schöpfung, die ihm Unabhängigkeit<br />
von der Benzinzuteilung gewährleistet<br />
betriebnahme des Gasgenerators ist recht<br />
einfach und erfordert nicht einmal das sonst<br />
übliche Gebläse. Es genügt, beim Start das<br />
Feuer im Generator anzuzünden und den<br />
Motor eine Zeitlang mit Benzin laufen zu<br />
lassen, wobei die Gasklappe ein wenig geöffnet<br />
wird, damit sich die Saugwirkung des<br />
Motors in den Gasgenerator fortpflanzt und<br />
das Feuer anfacht. Nach einigen Minuten<br />
kann man dann die Fahrt mit Holzgas fortsetzen.<br />
Bei einem Stillstand bis zu 1% Stunden<br />
brennt das Feuer weiter und braucht<br />
nicht frisch angesteckt zu werden. Der Kon- !<br />
strukteur und Besitzer der Anlage, der so<br />
freundlich war, uns sein Fahrzeug, übrigens<br />
einen Ford 18 PS, in Bern vorzuführen, macht<br />
sehr häufig lange Fahrten, wozu sich der<br />
Holzgasbetrieb besonders gut eignet. Für<br />
reinen Stadtverkehr kommt er weniger in<br />
Frage, weshalb in diesem Fall der Anhänger<br />
zu Hause gelassen und mit Benzin gefahren<br />
wird. Der Holzverbrauch belauft sich für den<br />
Wagen nebst Anhänger auf ca. 40 kg Holz,<br />
verglichen mit ungefähr 15 Liter Benzin pro<br />
100 Fahrkilometer bei Fahrt ohne Anhänger.<br />
Ueber die Gesamt-Betriebskosten kann erst<br />
nach längerer Betriebsdauer etwas Genaueres<br />
ausgesagt werden.<br />
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und Fahrkomfort ist ihm dies<br />
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(Nähe Belüüiie)
N° 20 — DIENSTAG, 14. MAI <strong>1940</strong> AUTOMQBIL-REVUE<br />
Schriftliche Antworten :<br />
Frage 1389. Diktionär. Können Sie uns die Bezeichnung<br />
des von Ihnen vor einigen Jahren besprochenen<br />
engliech-deutschen Diktionärs nennen,<br />
sowie die Bezugsquelle bekanntgeben? C. in H.<br />
Frage 1390. BMW-Vertretung. Können Sie mir<br />
die Adresse des Generalvertreters der BMW-Wagen<br />
bekanntgeben? B. in M.<br />
Frage 1391. Aussenbordmotoren. Wer hat die<br />
Generalvertretung der cClarke Troller»-Aussenbordmotoren<br />
inne? . , B. in C.<br />
Frage 1392. Photovergrösserungsapparate. Können<br />
Sie mir ein Geschäft nennen, das Photovergrösserungsapparate<br />
verkauft? C. in V.<br />
Frage 1393. Kantonale Motorfahrzeugtaxen. Wie<br />
hoch stellen sich die gegenwärtig in Kraft befindlichen<br />
Steuern für Motorfahrzeuge in den einzelnen<br />
Kantonen? D. in B.<br />
Frage 1394. Reparatur von Benzinstandmessern.<br />
Können Sie mir die Airesse einer Firma bekanntgeben,<br />
die das Reparieren und Kontrollieren von<br />
Benzinstandmessern besorgt? S. in T.<br />
Generalversammlung der AG. Adolph Saurer,<br />
Arbon.<br />
Unter dem Vorsitz des Verwaltungsratspräßidenten<br />
Dr. Hans Sulzer fand am 9. Mai <strong>1940</strong> in<br />
Arbon die ordentliche Generalversammlung der Aktionäre<br />
der AG. Adolph Saurer in Arbon statt. Vorgängig<br />
der Abstimmung ü'ber die Anträge des Verwaltungsrates<br />
hielt Generaldirektor Albert Dubois<br />
ein orientierendes Referat, worin er darauf hinwies,<br />
dass vor zwei Jahren die Vorschläge des Verwaltungsrates<br />
betreffend die finanzielle Reorganisation<br />
des Unternehmens gutgeheissen wurden, die<br />
erhebliche Opfer erforderte. Im selben Zeitpunkt<br />
gelangte eine allgemeine Erneuerung und Ergänzung<br />
der Produktionsmittel zur Durchführung. Der<br />
Betrieb richtete eich auf modernster Grundlage ein.<br />
Unerwartet kam die AG. in die Lage, von den neuen<br />
Produktionsmitteln bis zu deren äuseerster Leistungsfähigkeit<br />
Gebrauch zu machen, wobei sich die<br />
getroffenen Massnahmen bewährten. Das Ausbauprogramm<br />
wird zur Zeit fortgesetzt und dürfte im<br />
laufenden Jahre zu einem gewissen Albschluss gelangen.<br />
Angesichts des befriedigenden Geschäftserguknisses<br />
konnte der Verwaltungsrat die Ausschüttung<br />
einer Dividende von 8 °/o auf das stark<br />
reduzierte Aktienkapital vorschlagen. Zur Zuwendung<br />
von 500000 Fr. an die Personal-Pensionskassen<br />
bemerkte der Referent, dass es der Leitung<br />
als Pflicht erschien, der Konsolidierung der Fürsorgeinstitutionen<br />
in Jahren guter Erträgnisse besondere<br />
Aufmerksamkeit zu schenken.<br />
Der gute Geschäftsgang in der Lastautomobilund<br />
Motorenbranche hat auch im laufenden Jahre<br />
angehalten. Das Unternehmen ist auf längere Zeit<br />
vollbeschäftigt. Bestellungseingang und Umsatz<br />
hielten sich in den letzten i% Monaten auf der befriedigenden<br />
Höhe der entsprechenden Vorjahresperiode.<br />
Dabei wird eine vermehrte Verlagerung<br />
des Absatzes ins Inland konstatiert, wogegen das<br />
Exportgeschäft zufolge der politischen Lage weiterhin<br />
im Rückgang begriffen ist. Wenn auch diese<br />
Erscheinung zur Zeit keine grösseren Nachteile mit<br />
eich bringt, so wird es in der kommenden Nachkriegszeit<br />
doch stärkster Anstrengungen bedürfen,<br />
damit der Kontakt mit dem Weltmarkt nicht verlorengeht.<br />
Die grösste Sorge der letzten Monate bereitete<br />
die Beschaffung der für die Fabrikation benötigten<br />
Rohmaterialien und Halbfabrikate. Nicht<br />
nur einzelne Fabriken, sondern ganze Länder fallen<br />
mehr und mehr als Lieferanten ausser Betracht.<br />
Zwei Einflüsse bestimmen in weitgehendem Masse<br />
die Zukunft der Lastautoforanche: die von den Bundesbehörden<br />
verfolgte Politik, die entweder eine<br />
ausreicherde Absatzbaeis im Inland schafft oder<br />
sie versagt, und die Lösung des Problems Bahn-<br />
Auto. Der Auftragsbestand des Unternehmens erlaubt,<br />
an eine Fortdauer der günstigen Konjunkturverhältniss<br />
zu glauben.<br />
Anschlieesend gelangten die Anträge des Verwaltungsrates<br />
zur Abstimmung, die auch sämtliche<br />
einstimmig genehmigt wurden. Demzufolge wurden<br />
Geschäftsbericht, Bilanz, Gewinn- und Verlustrechnung<br />
1939 — der Reingewinn beträgt Fr. 1859 869<br />
— genehmigt und den verantwortlichen Organen<br />
Entlastung erteilt. Die Dividende wurde auf 8 °/o<br />
(Fr. 40.—) pro Aktie festgesetzt. Die Wahlen fielen<br />
im Sinne der Bestätigung der in Ausstand getretenen<br />
Verwaltungsratsmitglieder mit Dr. Hans<br />
Sulzer als Präsident aus, ebenso wurden die Mitglieder<br />
der Kontrollstelle für das Jahr <strong>1940</strong> wieder<br />
bestätigt.<br />
S. •>. A. C.<br />
SEKTION BERN. Tätigkeitsprogramm:<br />
17. Mai: Abends 8 Uhr, Zusammenkunft im Kursaal<br />
Schänzli.<br />
24. Mai: Fusstour auf den Gurten. Rendez-voua<br />
abends 6 Uhr hei der Tramhaltestelle Gurtenbahn.<br />
Bei echlechter Witterung um 8 Tage verschoben.<br />
6. Juni: Donnerstag, den 6. Juni, findet in Zürich<br />
die Generalversammlung des S.D.A.G. statt.<br />
Wir laden alle Mitglieder dazu freundlichst ein.<br />
Auskunft erteilt Frau Kyriacou; Tel. 25 948.<br />
7. Juni: Zusammenkunft im Clu'blokal. Diskussionsabend<br />
über Rechtsfragen im Automobilverkehr<br />
durch unser Mitglied Frau Fürsprech<br />
Tschumi.<br />
Dia autotechniechen Kurse werden unmittelbar<br />
nach Pfingsten beginnen. Wir verweisen auf die<br />
Tagespresee. Für die Mitglieder sind diese Kurse<br />
obligatorisch. Weitere Auskunft hierüber erteilen:<br />
Frau Glaser, Hotel Bubenberg (Tel. 29 011) und<br />
Garage Bärtschi, Worblaufen (Tel. 48 078).<br />
A. c. s.<br />
Für die Frühjahrsdelegiertenversammlung<br />
des ACS<br />
sind Ort und Dauer zwar noch nicht bestimmt, aber<br />
aller Wahrscheinlichkeit nach wird die Tagung auf<br />
den 22. Juni festgesetzt. Es gilt übrigens als nicht<br />
ausgeschlossen, dass eich, trotz der Zeitumstände,<br />
an die Versammlung ein Zentralfest anschliesst, um<br />
den Verkehr zu fördern und damit die Losung zu<br />
befolgen, dass das Wirtschafteleben weitergehen<br />
ü<br />
VHTt<br />
Von wichtigen Dingen.<br />
(Schluss.)<br />
In drei Abschnitten haben wir auf die Leistungen<br />
des V.H.T.L. auf dem Gebiet der verschiedensten<br />
Versicherungsmöglichkeiten verwiesen und diese<br />
Leistungen den bescheidenen Mitgliederbeiträgen<br />
gegenübergestellt. Eine kleine Kopfrechnung genügt,<br />
um den Wert des V.H.T.L. für den Chauffeur<br />
unter Beweis zu stellen.<br />
Das Hauptsache ist .bisher nicht erwähnt worden:<br />
Die Einflussnahme des V. H. T. L. auf dem<br />
Gebiete der beruflichen Ausbildung, seine Tätigkeit<br />
in gesetzgeberischer Hinsicht und seine Bemühungen<br />
um die soziale Hebung des Chauffeurberufes<br />
1<br />
Durch fachlich ausgewiesene Referenten wird<br />
an Vortragsabenden versucht, den Chauffeuren die<br />
technischen Neuerungen und verkehrspolitischen<br />
Fragen zu vermitteln. Diesem Ziele dient auch die<br />
Abgabe von schriftlichem Aufklärungsmaterial und<br />
die Gratisbedienung der V. H. T. L.-Chauffeure mit<br />
der « Automobil-Revue ».<br />
Die Schutzbestimmungen des M. F. O. (Art. 17)<br />
sind unter aktiver Mitarbeit des V. H. T. L. erstanden.<br />
Er arbeitet an Fragen der Verkehrssanierung<br />
und Koordinierung mit. Die Benzinrationierung<br />
findet ihn in gemeinsamer Arbeit mit<br />
der Arbeitgeberschaft. Der « dringliche Bundesbeschluss<br />
über den Transport von Personen und<br />
Sachen mit Motorfahrzeugen » ist ein weiterer Beweis<br />
seiner Tätigkeit.<br />
Sowohl die Herren Arbeitgeber als auch die<br />
Bundesbehörden haben hier seinem Vorschlag<br />
auf Schaffung von Arbeitsverträgen und deren<br />
gesetzliche Verankerung Zustimmung erteilt<br />
Ständig ist der V.H.T.L. bemüht, den Interessen<br />
des Chauffeurstandes zu dienen. Er beachtet bei<br />
Erreichung seiner Ziele die gegebenen Möglichkeiten<br />
und ist bestrebt, der Lage im privaten Transportgewerbe<br />
Rechnung zu tragen. In vielen Fällen steht<br />
er in Arbeitsgemeinschaft mit den Herren Unternehmern,<br />
und von den Behörden kann gesagt werden,<br />
dass sie auf sein Urteil und seine Meinung<br />
Wert legen<br />
Der Chauffeursektor des V. H. T. L. ist durch<br />
die Befolgung dieser Taktik gross geworden,<br />
und er sieht sich — gerade jetzt — nicht veranlasst,<br />
den bewährten Weg der Verständigung<br />
zu verlassen.<br />
Es würde uns freuen und der Sache nützen,<br />
wenn trotz der gegenwärtigen schweren Zeit der<br />
Kreis unserer Freunde grösser würde. Den grossen<br />
Schwierigkeiten, die dem privaten Transportgewerbe<br />
drohen und damit dem Chauffeurberufe, Meister<br />
werden, ist eine Frage des Zusammenschlusses!<br />
Die Türen des V.H.T.L. sind allen Kameraden<br />
offen!<br />
BASEL. Chauffeure. Die im vergangenen Jahre<br />
erfolgreich durchgeführten Vortragsabende, die<br />
überall in Chauffeurkreisen besten Anklang gefunden<br />
haben, werden auch in diesem Jahre fortgesetzt.<br />
Der Erfolg ist nicht weniger gut. Ttfebst<br />
der Behandlung gewerkschaftlicher Fragen bekommen<br />
unsere Kollegen Einblick in wichtige Berufsfragen.<br />
So sprach an unserer letzten Versammlung<br />
Herr Dr. Grabowski, Ariesheim, über das höchst<br />
interessante und aufschlussreiche Thema «Weltmacht<br />
Erdöl ». Noch selten ist uns derart eindringlich<br />
die Bedeutung des Erdöls für die Weltwirtschaft<br />
vor Augen geführt worden wie an diesem<br />
Vortragsabend. Schade, dass zufolge der Mobilisation<br />
nur ein Teil unserer Kollegen der Versammlung<br />
beiwohnen konnte.<br />
ZÜRICHSEE, LINKES UFER. Wir treffen lins<br />
trotz Kriegsmobilmachung am nächsten Samstag<br />
den 18. Mai, abends 8 Uhr, im tFreihof» in Horgen<br />
zu unserer Mitgliederversammlung. Es gelangen<br />
wichtige Fragen zur Behandlung, die das Erscheinen<br />
aller dienstfreien Kollegen erfordern Dort, wo<br />
sich die.Männer im aktiven Dienst befinden, sind<br />
beizu-<br />
die Frauen gebeten, der Zusammenkunft<br />
wohnen. '<br />
i<br />
Versammlungs-Anzeiger.<br />
Amt Konolfingen. Wir treffen uns jeden 3. Sonntag<br />
des Monats zu unserer Versammlung. Bitte Einladungen<br />
befolgen.<br />
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lassen, bevor die Organe der Automobilkontrolle<br />
die Abänderung des Bremssystems zur<br />
Vorschrift machen oder ein Unfall mit allem<br />
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Geschwindigkeits- und Schmiertabellen, Wagen-Querschnitte,<br />
Uebersicht der internationalen Autoschilder,<br />
Adressentafel der automobilistischen Verbände,<br />
Winke für die Beseitigung von Betriebsstörungen,<br />
Massnahmen bei Unfällen, Abschleppdienst,<br />
Automobilistisches Wörterbuch deutsch-französisch,<br />
Die Ansätze der kantonalen Automobilsteuern.<br />
Erhältlich bei den Buchhandlungen und Klubsekretariaten und beim<br />
Um dem Namenetat des schweizer. Automobilbesitzes die denkbar<br />
höchste Verwendungsmöglichkeit für die Fahrer zu verschaffen, ist<br />
er nicht alphabetisch, sondern in der Reihenfolge der kantonalen<br />
Kontrollnummern angelegt. Und da er als effektive Besitzerliste auch<br />
diejenigen enthält, welche im Momente der Herausgabe die Fahr-<br />
Jbewilligung noch nicht gelöst haben, so muss jeder früher oder<br />
später auf der Landstrasse erscheinende Wagen am zuständigen Ort<br />
zu finden sein. An der Notwendigkeit, die Eigentümer von Wagen,<br />
die oder deren Besitzer sich irgendwie bemerkbar machen, ausfindig<br />
zu machen, wird es dieses Jahr so wenig wie früher fehlen.<br />
Ein Griff, ein Blick ermittelt die Adresse jedes Besitzers im Handumdrehen<br />
Senden Sie sofort per Nachnahme<br />
Bücherzettel.<br />
Schweiz. Automobilkalender <strong>1940</strong><br />
mit Verzeichnis der Personenwagenbesitzer.<br />
Verlag Automobil-Revue, Bern<br />
Porto als<br />
Drucksache<br />
5 Rp.<br />
Verlag, Druck und Cliches: HALLWAG A.-G., Bern.<br />
Für wirkungsvolle Inserate: Hallwae-Cliche's t
BERN, Dienstag, 14. Mal <strong>1940</strong><br />
Automobil-Revue - II. Blatt, Nr. 20<br />
Jxh begleite einen qutevi !hueund<br />
Von Charles Kyburg.<br />
Wenn die Wassertropfen über die Motorhaube<br />
und das Schutzblech perlen und blauer<br />
Himmel sich in der Windschutzscheibe spiegelt,<br />
dann wird einem das Wagenwaschen zur<br />
Spielerei. Man denkt an die Sonntagsausfahrt,<br />
sieht sich über Land fahren und reine, frische<br />
Frühlingsluft atmen. Man vergisst sogar den<br />
hohen Benzinpreis, die Rationierung und die<br />
notwendigen pekuniären Einschränkungen. Wie<br />
zer entdeckt. Dann wurde addiert, subtrahiert<br />
und in Prozenten gerechnet. Die Endsumme<br />
der Einschätzung musste ermittelt werden. Ich<br />
kam mir vor wie an einer Auktion. Den Wert<br />
meines Wagens steigerte ich in fünfstelligen<br />
Zahlen, schätzte die zusätzliche Nebellampe,<br />
den neuen Scheibenwischer und trat in die<br />
Nähe des Hauptmanns, um etwaigen Rechnungsoder<br />
Flüchtigkeitsfehlern durch meineAnwesendem<br />
Dichter der warme Hauch des werdenden<br />
Frühlings Inspirationen gibt, so gibt er dem<br />
Automobilisten Reisepläne und erquickende<br />
Vorfreuden. Und Freuden — seien es auch nur<br />
Vorfreuden — gleichen heute einem Licht, das<br />
uns den Weg zum inneren Glück erhellt.<br />
Jede Freude kann aber unerwartet zum<br />
Lüftballon werden, kann hochsteigen und —<br />
platzen. So erging es auch meiner Vorfreude.<br />
Eben war ich daran, mit besonderer Sorgfalt<br />
die Scheibe zu ledern, als mir der Eilbote einen<br />
Expressbrief in die Hand drückte. «Armeekommando»<br />
stand auf dem Umschlag. Nun,<br />
wir leben in Kriegszeiten, und man ist auf<br />
solche Absender gefasst. Ich riss den Brief<br />
aus dem Umschlag. Kurz und bündig stand:<br />
«Mit Gegenwärtigem erhalten Sie den Befehl,<br />
nachstehend verzeichnetes Motorfahrzeug feldtüchtig<br />
ausgerüstet in B. zur Einschätzung zu<br />
stellen. Das Fahrzeug findet zu militärischen<br />
Zwecken Verwendung.»<br />
Meine Gedanken glichen einer Wochenschau.<br />
Ich sah den strahlendblauen Himmel, meinen<br />
frischgewaschenen, schnittigen Wagen, dann<br />
plötzlich eine Kolonne Militärautos, ein durchfurchter<br />
Kartoffelacker... Und doch — gemäss<br />
Befehl — war ich am andern Tag in B.<br />
Ein Hauptmann musterte meinen Wagen, rief<br />
einem Wachtmeister und hiess ihn mit dem<br />
Wagen eine Probefahrt zu machen. «Die Bremsen<br />
sind etwas schwach!» meldete der Wachtmeister.<br />
Das ging mir zu Herzen. Etwa so,<br />
wie man einer Mutter sägt, dass ihr Kind<br />
schlecht erzogen sei. Denn ich hatte mein<br />
möglichstes getan, um den Wagen feldtüchtig<br />
abzugeben. Meine ölbeschmierten Hosenränder<br />
waren Zeuge davon. Der Herr Hauptmann<br />
nahm verschiedene Formulare hervor, und nun<br />
begann die Einschätzung. Die Motorhaube<br />
wurde gehoben, die Kerzen geprüft, die Kabelanschlüsse<br />
nachgesehen, die Scheinwerfer und<br />
die Abblendung eingeschaltet, der Inhalt des<br />
Werkzeugkastens notiert, die Bereifung kontrolliert,<br />
die Kilometerzahl abgelesen und zuletzt<br />
noch an der hintern Karosserie ein Kratheit<br />
vorzubeugen. Ich murmelte etwas von geringer<br />
Kilometerzahl, von fast neuen Kolben,<br />
aber der Hauptmann schaute nur nach meiner<br />
Krawatte, und mir wurde bewusst, dass ich<br />
als Zivilist mich nicht in militärische Angelegenheiten<br />
zu mischen hatte. Der Wachtmeister<br />
rief einem HD-Soldaten. Dieser schraubte<br />
das Nummernschild ab und ersetzte es durch<br />
eine Militärnummer. Wie das letzte Geschenk<br />
eines nahen Verwandten wurde mir das zivile<br />
Nummernschild unter den Arm gesteckt. Dann<br />
rief der Herr Hauptmann nach einem Motorfahrer<br />
Lehmann. Lehmann, ein grosser, bäumiger<br />
Kerl mit dicken Bratwurstfingern, kam<br />
im Laufschritt. Armer, zartbesaiteter Wagen,<br />
dachte ich, und schon setzte sich Lehmann hinein,<br />
suchte verlegen nach dem Anlasser und<br />
fand ihn nicht. Ich wollte helfend einspringen,<br />
aber der Wachtmeister schob mich zur Seite<br />
und riss die Wagentür auf. «Unten, unten<br />
neben dem Gas!» brüllte er, und wie auf Kommando<br />
sprang der Motor an. Das Verfügungsrecht<br />
über meinen Wagen war damit erloschen.<br />
Ich trat einige Schritte rückwärts und besah<br />
mir meinen geliebten Freund. Er kam mir so<br />
erhaben vor. Der früher eher sportliche Ausdruck<br />
schien mir jetzt streng militärisch, draufgängerisch<br />
und gegen alle Strapazen gefeit.<br />
Die weisse Nummer auf dem schwarzen Blech<br />
gab dem Wagen eine gewisse Note und Würde.<br />
Motorfahrer Lehmann schaltete einen Gang<br />
ein. Er kratzte, dass mir die Fingerspitzen<br />
wackelten, und errötete. Aber nicht wegen mir,<br />
dem rechtsmässigen Besitzer des gepeinigten<br />
Wagens, nein, wegen dem Herrn Hauptmann,<br />
der ihn kopfschüttelnd ansah. Als der Wagen,<br />
mein Wagen, davonfuhr, da war es mir, als<br />
müsste ich winken. Ich dachte an die schönen<br />
Fahrten, die wir gemeinsam unternommen<br />
hatten, an fremde Länder, die wir durchkreuzten,<br />
und an die erquickenden Sonntage, wo ich<br />
mit ihm dem lachenden Sonnenstrahl nachjagte.<br />
Ich fühlte mich plötzlich einsam. Und<br />
derweil ich das Verbal in meinen Zivilistenkittel<br />
steckte, begann mein Wagen seine militärische<br />
Laufbahn.<br />
Die<br />
Ermordung<br />
des Zaren Panl I.<br />
Katharina II. hatte ihrem Sohn, dem<br />
späteren Paul I. eine sorgfältige Erziehung<br />
angedeihen lassen, obwohl das Verhältnis<br />
zwischen Mutter und Sohn schon<br />
in den Jugendjahren des zukünftigen Zaren<br />
ein sehr gespanntes war. Nach Beendigung<br />
der Ausbildung des Grossfürsten<br />
fand man in ihm einen liebenswürdigen<br />
geistreichen Prinzen, den die besten Gefühle<br />
beseelten. Bis zu seiner Thronbesteigung<br />
zeigte sich der junge Grossfürst<br />
als zärtlicher Gatte und liebevoller Familienvater.<br />
Er vereinigte in seiner Person<br />
alle Eigenschaften, die man von einem<br />
idealen Herrscher erwarten konnte.<br />
-'Wie gröSS'war daher die Enttäuschung,<br />
als Päulrzur Regierung gelangte. Zwar<br />
hatte man bereits in seiner Jugend an ihm<br />
zwei Eigenschaften entdeckt, die man als<br />
ausgesprochene Charakterfehler bezeichnen<br />
musste, wenn sie je dominierend würden.<br />
Paul I. war unbeständig in seinen<br />
Neigungen und misstrauisch gegen die<br />
Menschen. Zweifellos hat die Spannung,<br />
die in seinem Verhältnis zur Kaiserin eintrat,<br />
wesentlich zur Entwicklung dieser<br />
ungünstigen Charaktereigenschaften beigetragen.<br />
Wie in neuerer-Zeit Kronprinz<br />
Rudolfs von Oesterreich fühlte sich auch<br />
Grossfürst Paul im höchsten Grade dadurch<br />
bedrückt, dass man ihn so gänzlich<br />
den Staatsgeschäften fernhielt. Er litt unter<br />
dieser Bedeutungslosigkeit seiner Person<br />
und unter einer Abhängigkeit, die er als<br />
demütigend empfand. So entwickelte sich<br />
mit der Zeit eine gewisse Gereiztheit, die<br />
nach und nach alle guten Eigenschaften<br />
seines Charakters erstickte.<br />
Als dann Paul zur Regierung kam, war<br />
alle Welt über die Wandlung in seinem<br />
Charakter erstaunt. Der Zar zeigte sich<br />
despotisch, launisch, misstrauisch, aufbrausend.<br />
Er hatte Wutanfälle, die an<br />
seiner geistigen Gesundheit zweifeln Hessen.<br />
So kam in seiner Umgebung der Gedanke<br />
auf, dass der Zar Russland in den<br />
Abgrund reissen würde. Es bildete sich<br />
eine Verschwörung mit dem Ziel, Paul I.<br />
zu beseitigen und seinen Sohn Alexander<br />
auf den Thron zu berufen. Die Zahl<br />
der Personen, die man als die Seele der<br />
Verschwörung betrachten kann, war gering.<br />
Man nennt Graf Pahlen, den General<br />
Talizin, die drei Brüder Zubow und<br />
den General Bennigsen. Es waren entschlossene<br />
Männer, die sich untereinander
i AUTOMOBIL-REVUE DIENSTAG, 14. MAI <strong>1940</strong> — N° 20<br />
gut kannten und sich gegenseitig volles<br />
Vertrauen entgegenbrachten.<br />
Der Zar ahnte, dass ein Komplott gegen<br />
ihn im Gange war. Sein Misstrauen verstärkte<br />
sich täglich. Ein blosser Verdacht<br />
reichte hin, um Verbannungen und Einkerkerungen<br />
auszusprechen. Alexander<br />
war von dem Plane unterrichtet, aber er<br />
schwankte noch, ob er sich den Verschworenen<br />
anschliessen sollte. Da griff Pahlen<br />
zu einem wirksamen Mittel, um ihn zu<br />
einer endgültigen Stellungnahme zu zwingen.<br />
Er schürte beim Zaren das Misstrauen<br />
gegen seine Söhne und trieb ihn so<br />
weit, dass Paul I. Pahlen in seiner Eigenschaft<br />
als Militärgouverneur die schriftliche<br />
Vollmacht anvertraute, die Grossfürsten<br />
falls nötig zur Sicherung seiner<br />
geheiligten Person verhaften zu lassen.<br />
Pahlen zeigte Alexander diesen Befehl und<br />
entriss ihm dadurch seine Einwilligung.<br />
Paul I. hatte in der ersten Zeit seiner<br />
Regierung mit dem Bau eines neuen Palais<br />
begonnen. In dreiundeinhalb Jahren<br />
wurde das riesige Gebäude, das Sankt<br />
Michaelspalais, errichtet und mit festungsartigen<br />
Hindernissen umgeben, um jede<br />
unerlaubte Annäherung sofort verhindern<br />
zu können. Das Innere war überaus reich<br />
ausgestattet und übertraf in der verschwenderischen<br />
Fülle des Marmors alles,<br />
was man bisher an Prachtentfaltung in<br />
Russland gesehen hatte. Der Zar bezog<br />
dieses Palais gegen Ende des Jahres 1800<br />
mit seiner ganzen Familie.<br />
Die Verschworenen speisten am Abend<br />
des 11. März 1801 bei ihren Führern, wobei<br />
die starken Getränke zur Auffrischung<br />
des Mutes nicht gespart wurden. Alle trafen<br />
sich dann bei dem Generalleutnant<br />
Talizin, wo zuletzt auch Pahlen erschien<br />
und einige aufmunternde Worte an seine<br />
Genossen richtete, General Talizin begab<br />
sich nun in die Kaserne der Preobratzschenskoy-Garde<br />
und befahl einem Bataillon,<br />
unter die Waffen zu treten, da in der<br />
Stadt Unruhen ausgebrochen seien. Diese<br />
Truppe wurde zu dem kaiserlichen Palais<br />
geführt, um es einzuschliessen. Der Palast<br />
war an diesem Tage von einem Bataillon<br />
der Ssemenowskoy-Garde bewacht, während<br />
der Innendienst, also die Bewachung<br />
der Person des Zaren, von einer Abteilung<br />
der Preobratzschenksoy-Garde unter dem<br />
Befehl eines Leutnants versehen wurde.<br />
Die Palastwache wurde ohne Widerstand<br />
entwaffnet, und die Truppe, die bestimmt<br />
war, in die Gemächer des Kaisers einzudringen,<br />
benützte dazu eine Wendeltreppe<br />
im Innern des Palastes. Diese Abteilung<br />
bestand aus den drei Brüdern Zubow, dem<br />
General Bennigsen, dem General Tschitscherin<br />
und einer Menge unbekannter<br />
Männer.<br />
Zubow und Bennigsen begaben sich nach<br />
dem Schlafzimmer des Kaisers, ohne bei<br />
dem Durchschreiten des Vorzimmers aufgehalten<br />
zu werden. Erst auf der Schwelle<br />
des Zimmers, auf der ein Kammerhusar<br />
des Zaren schlief, wurde von diesem Widerstand<br />
geleistet. Er wurde misshandelt<br />
und lief davon, um Hilfe zu holen.<br />
Ein Flügeladjutant des Kaisers führte<br />
die Verschworenen und trat mit ihnen in<br />
das Schlafzimmer des Zaren ein. Zubow<br />
und Bennigsen waren in grosser Uniform,<br />
den Hut auf dem Kopfe, den Degen in der<br />
Hand. Sie begaben sich an das Bett<br />
Pauls I. und sagten zu ihm : « Sire, Sie<br />
sind verhaftet.» Der Kaiser setzte sich<br />
auf und fragte ganz bestürzt, was sie wollten,<br />
worauf sie ihm die Erklärung abgaben,<br />
dass er die Krone niederlegen müsse.<br />
Fürst Zubow und der Flügeladjutant gingen<br />
nun zur Türe, um die anderen Verschworenen<br />
herbeizurufen, und Bennigsen<br />
war eine ganze Zeit mit dem Kaiser allein,<br />
der schwieg und vor Zorn bald blass, bald<br />
rot war. Schliesslich sagte ihm Bennigsen:<br />
« Sire, es handelt sich um Ihr Leben.<br />
Sie müssen sich darein fügen, eine Abdankungsurkunde<br />
zu unterzeichnen.» In diesem<br />
Augenblick drangen mehrere Offiziere<br />
in das Zimmer. Bennigsen sagte<br />
ihnen, sie sollten den Kaiser im Auge behalten<br />
und wandte sich nach der Türe, um<br />
sie zuzuschliessen. Paul I. benützte diesen<br />
Augenblick, um aus dem Bett zu springen.<br />
Einer der Offiziere fasste ihn bei der<br />
Kehle. Der Kaiser machte sich los, sprang<br />
hinter einen Ofenschirm und fiel zu Boden.<br />
Bennigsen rief ihm zum letzten Male<br />
zu; « Sire, tun Sie nichts, es handelt sich<br />
um Ihr Leben.» Aber der Kaiser erhob<br />
sich wieder und wandte sich einem Tische<br />
zu, auf dem mehrere geladene Pistolen<br />
lagen.<br />
O ja, Madame rauchen. Madame rauchen wie<br />
ein Soldat am Wachtfeuer. Die Zeiten sind vorbei,<br />
da Madame die Pedale des Bicycle traten, in<br />
einem flatternden, schichtenweise gelegten Kostüm<br />
badeten, Lawn-Tennis in Bluse, hohem Stehkragen<br />
und mit breitem Girardihut spielten und das<br />
Schminken als unfein ablehnten. Damals rauchten<br />
nur russische Studentinnen und die echten und<br />
falschen Bohemiennes, Anarchistinnen rauchten<br />
und die Fürstin Pauline Metteraich, ebenso Frau<br />
Anna Sacher. Damit war aber auch schon die<br />
Galerie der Raucherinnen komplett. Was eine<br />
richtige Dame war, begann zu husten, wenn die<br />
Männer ihre Zigaretten auspackten, Hausfrauen<br />
warfen sich vor ihre Stores, um deren Gelbwerden<br />
durch den Tabakrauch zu verhindern, und die<br />
ersten Risse im Gemäuer einer Ehe zeigten sich,<br />
wenn die unverstandene Frau die Aschenreste<br />
nach ihrem Manne vom Teppich kehren musste.<br />
Inzwischen haben sich, wie vielfach bemerkt<br />
Wurde, die Zeiten geändert, und auch der Tabakrauch<br />
hat sich mit dem Winde gedreht. Der Rauch<br />
strömt jetzt vorwiegend aus dem Munde und der<br />
Nase der Dame, und diese völlig verweichlichten<br />
Männer frönen lüstern dem Schokoladegenuss.<br />
Die jungen Mädchen ziehen heute mit einer wohlassortierten<br />
Zigarettendose durch das Land, und<br />
ein herbstliches Gelb an den Fingerspitzen verrät<br />
ihre Nikotinleidenschaft. Die jungen Männer sehen<br />
diesem Treiben ohne Verständnis zu, missbilligend<br />
entfernen sie nach dem Besuch einer Dame Asche<br />
und Zigarettenstummel, um' nicht kompromittiert<br />
zu werden. Früher erwachte der Argwohn einer<br />
Frau, wenn sie auf dem Anzug ihres Gatten ein<br />
blondes Haar fand, während sie selbst brünett<br />
war. Heute muss der Anzug nur nach Rauch riechen,<br />
und sie ruft schon den Scheidungsanwalt an.<br />
Die züchtige Hausfrau waltet in der Küche<br />
nicht ohne Zigarette im Mundwinkel, und der<br />
Mann, der Ruhe haben will, fragt nicht, wohin sie<br />
die Asche gibt. Hauptsache ist, dass das Essen<br />
schmeckt. Während der Mahlzeiten muss Madame<br />
die Zigarette notgedrungen aus dem Mund nehmen,<br />
um die kärgliche Speise zwischen zwei Lungenzügen<br />
zu inhalieren. Um so hurtiger steigen die<br />
silbergrauen Wolken nach beendeter Mahlzeit<br />
gegen den Plafond, denn nach einer alten Sage<br />
beseitigt die Zigarette ebenso gründlich das Gefühl<br />
unangenehmer Sattheit nach dem Essen wie<br />
das Hungergefühl vorher. Ein Paradoxon, über das<br />
die Raucherin leicht hinwegkommt.<br />
In dem Augenblick, wo die Masse der<br />
Verschworenen sich auf ihn stürzte, hörte<br />
man ein Geräusch an der Türe. Es war ein<br />
Offizier mit einer Abteilung, der die Befehle<br />
Bennigsens einholen wollte und von<br />
diesem die Weisung erhielt, den Eingang<br />
zu bewachen und zu verteidigen. Mittlerweile<br />
wurde der Kaiser von den Verschworenen<br />
zu Boden geworfen. Man behauptet,<br />
dass ein gewisser Yeschwel, ein<br />
geborener Tartare, der erste war, der den<br />
Monarchen traf. Paul leistete kräftigen<br />
Widerstand, aber er wurde schliesslich<br />
überwältigt, zu Boden geworfen und mit<br />
der Militärschärpe eines Offiziers vom<br />
Regiment der Ssemonowskoy-Garde, der<br />
die Wachmannschaft des Palastes befehligte,<br />
erdrosselt. Die Schärpe hatte ursprünglich<br />
dazu dienen sollen, dem Kaiser<br />
die Füsse zu binden.<br />
So starb Zar Paul I. im 46. Lebensjahr<br />
des Todes von Mörderhand. Ein merkwürdiges<br />
Beispiel eines Souveräns, der, mit<br />
allen Tugenden begabt, im vorgerückten<br />
Alter Lebensgewohnheiten, Sitten und<br />
Charakter änderte und zum grausamen<br />
und ausschweifenden Tyrannen wurde.<br />
Grossfürst Alexander erwartete in seiner<br />
Wohnung das Ergebnis der Unternehmung.<br />
Als man ihm die Nachricht von<br />
der Ermordung des Zaren überbrachte,<br />
war er ganz verzweifelt. Erst jetzt erkannte<br />
er die unseligen Folgen des Absetzungsplanes<br />
und beklagte zu spät die Verbindung<br />
mit einer wilden und zügellosen<br />
Jugend, die eine für die Rettung des Staates<br />
unerlässliche Unternehmung mit einem<br />
Mord befleckt hatte. Sobald der Tod des<br />
Zaren bekannt war, riefen die Truppen<br />
den Grossfürsten Alexander zum Kaiser<br />
aus. Die kaiserliche Familie zog ins alte<br />
Winterpalais. Bereits zwischen 8 und 9<br />
Uhr morgens hatte der neue Kaiser die<br />
Huldigung der ganzen Garnison, des Hofes<br />
und der vornehmsten Zivilbeamten<br />
empfangen.<br />
Am 28. März wurde die Leiche Pauls<br />
unter grossem Pomp in der Petersburger<br />
Festungskirche beigesetzt.<br />
Madame rauchen ?...<br />
Zu Hause.<br />
Sie hat sich auch über das Vorurteil hinweggesetzt,<br />
dass eine Frau in der Oeffentlichkeit nicht<br />
rauchen dürfe. Behaglich sitzen die vereinigten<br />
Raucherinnen in dem blauen Dunst, den sie sich<br />
selbst vorgemacht haben, in den Kaffeehäusern,<br />
Bars und Konditoreien und pflücken sich, während<br />
sie atemlos die neueste Geschichte über Frau X.<br />
erzählen, die kleinen Tabakreste aus den roten<br />
Mundwinkeln. Im Restaurant sind sie allerdings<br />
gezwungen, ihre Leidenschaft zu unterdrücken und<br />
die erste Zigarette erst nach der Mahlzeit gegen<br />
das Tischtuch zu klopfen. Fanatikerinnen holen sie<br />
schon nach dem Fleischgang heraus und zünden<br />
sich zum Mokka die zweite an.<br />
Fanatikerinnen und Aesthetikerinnen.<br />
Denn es gibt unter den Raucherinnen Fanatikerinnen<br />
und Aesthetikerinnen. Die Fanatikerin<br />
ist dem Nikotin Untertan. Sie raucht wirklich aus<br />
Passion und glaubt, den Tabak nicht mehr entbehren<br />
zu können. Ihre Leidenschaft ist stärker<br />
als ihre Eitelkeit. Sie opfert den Teint ihrer<br />
Fingerspitzen, sie opfert die Farbe ihres Gesichtes,<br />
ihrer Haare. Der Arzt weist in diesem Zusammenhang<br />
nicht nur auf den aschfahlen Teint und die<br />
Nachdunkelung der Haare der Raucherin hin, er<br />
bezeichnet das Nikotin als Gefässgift, das die<br />
Stimme rauher und tiefer macht, die bei der Frau<br />
ohnedies empfindlichen Schleimhäute des Mundes<br />
und des Halses reizt und chronische Katarrhe hervorruft,<br />
das Herz belastet, die Magensäure vermehrt,<br />
Bindehautkatarrhe und rote Lidränder erzeugt,<br />
müde und schläfrig macht. Schöner wird die,<br />
Raucherin also nicht. Die angeblich anregenden<br />
Wirkungen des Nikotins bezeichnet er als Einbildung,<br />
gibt aber zu, dass die Konstitution, allein<br />
über die Gefährlichkeit des Rauchens entscheide.<br />
Manche Menschen vertrügen das Rauchen fast<br />
ohne böse Folgen bis in ihr hohes Alter, anderewiederum<br />
erlitten schon in ihrer Jugend schwere.<br />
Störungen. Nur die gründliche, ärztliche Untersuchung<br />
der einzelnen Raucherin kann entscheiden,<br />
was und wieviel ihr gestattet ist.<br />
Es ist ein Trost, dass nicht alle Raucherinnen<br />
Sklavinnen des Nikotins sind. Die Damen, die eine<br />
so reizende Pose einnehmen, wenn sie aus einer<br />
glatten mattfarbigen Goldschachtel eine exotische<br />
Zigarette angeln, sie in eine lange Spitze aus<br />
blauem Achat mit schöner Zeichnung versenken<br />
und dann an einem verrucht geformten Feuerzeug<br />
anstecken, sind mehr eine Zierde des Salons als<br />
eine Gefahr für seine Atmosphäre, Gerade in Gesellschaft<br />
entwickelt die Frau das Rauchen zu<br />
einem modischen Requisit ersten Ranges. Die<br />
Aesthetikerin diktiert.<br />
Achtung! Schöne Hand!<br />
Begreiflicherweise muss sie eine Zigarettendose<br />
zeigen können, die zu ihrer Toilette passt. Sie<br />
darf «vom vorigen Jahr» sein, muss aber streng<br />
moderne Formen aufweisen, und neben Gold ist<br />
auch mattes Silber erlaubt, glänzend gebürstet,<br />
eventuell auch blaues Emaille mit Randstäben aus<br />
Korallen. Der lange Zigarettenspitz ist aus Elfenbein<br />
gleichfalls sehr hübsch, erfordert aber schöne<br />
gepflegte Hände, denn er ist mehr ein Ausrufungszeichen<br />
für diese Hände als ein Zigarettenhalter.<br />
Eine Frau, die das weiss, wird mit Hilfe dieses Instruments<br />
nicht nur ihre schöne Hand, sondern<br />
auch den daran angebrachten Schmuck zur Geltung<br />
bringen.<br />
Ganz raffinierte Herrenfahrerinnen haben an<br />
ihrem Volant eine Emhand-Tabatiere befestigt, die<br />
auf einen Fingerdruck eine Zigarette ausspeit. Im<br />
Auto lassen sich einstweilen kaum wichtigere Variationen<br />
des Aschenbechers verwenden, hingegen<br />
in der Wohnung, wo die Hausfrau ihre Qualität<br />
sehr bald durch die Schnelligkeit beweist, mit der<br />
sie den Aschenbecher vor den rauchenden Gast<br />
stellt. Von den Büsten Goethes und Bismarcks, in<br />
deren Schädel man die Asche abklopfen konnte,<br />
ist man ebenso radikal abgekommen wie von den<br />
keramischen Tierchen, an denen man erst die verwendbare<br />
Fläche suchen musste. Wenn man Optimist<br />
ist, kann man die gegenwärtige Bevorzugung<br />
echter und unmissverständlicher Aschenschalen als<br />
Renaissance der Ehrlichkeit bezeichnen, Das<br />
Kunsthandwerk hat bunte Schalen aus Kunststoff<br />
und aus Edelmetallen geschaffen, die gleichzeitig<br />
hübsch und praktisch sind, und einen Pinguin zum<br />
Beispiel, der eine Schale hält, lässt man sich gern<br />
gefallen, zumal sein Junges, eine verkleinerte<br />
Ausgabe des Papa, als Zigarettentöter verwendet<br />
werden kann. Rauchverzehrer werden nur mehr<br />
aufgestellt, wenn man sie von früher her besitzt.<br />
Im allgemeinen hat sich die Ueberzeugung durchgesetzt,<br />
dass ein geöffnetes Fenster den Rauch am<br />
schnellsten verzehrt.<br />
Flirt.<br />
Madame wäre nicht Madame, wenn sie mit der<br />
Zigarette nicht auch kokettieren könnte. Einem<br />
Manne tief in die Augen schauen ist ja schon<br />
prächtig, aber das Vergnügen wird noch grösser,<br />
wenn man dabei langsam eine Zigarette zwischen<br />
die Perlenzähne schiebt, wobei man je nach Absicht<br />
zauberisch lächeln oder vampisch stöhnen<br />
kann. Leichter Qualm steigt zwischen den beiden<br />
Gesichtern auf und ruft bei dem Manne jene<br />
leichte Benebelung hervor, die das erste Stadium<br />
des Flirts ist. Dann ein glockenhelles Lachen,<br />
wenn nicht ein'Raucherhusten zuvorgekommen ist,<br />
und Madame kann den armen Teufel um den Finger<br />
wickeln.<br />
Oder aber ein Mann erzählt ihr irgend etwas,<br />
das ihn schrecklich interessiert, ihr aber nicht nur<br />
unverständlich, sondern auch gleichgültig ist. Da<br />
er ihr aber wichtiger ist als seih Thema, so macht<br />
es sich immer gut, ihn kurz vor dem Augenblick,<br />
da ihr die Augen vor Langeweile zuzufallen drohen,<br />
mit angeregtem Augenaufschlag um eine Zigarette<br />
zu bitten. Während er diese sucht und dann Madame<br />
Feuer gibt, kommt sie wieder einigermassen<br />
zu sich und sammelt sich während des Rauchens<br />
vollends, so dass er seinen Vortrag mit dem Eindruck<br />
beenden kann, eine aufmerksame Zuhörerin<br />
gehabt zu haben. Und eine Frau, die aufmerksam<br />
zuhört, wenn ein Mann doziert, hat ihn schon halb<br />
erobert.<br />
Nicht erobern aber wird sie ihn wahrscheinlich,<br />
wenn sie mit der Zigarette im Mund spricht oder<br />
zerquetschte Zigarettenleichen zwischen Lippenstift<br />
und Taschentuch aus ihrem Handtäschchen<br />
holt, wenn sie mit langen Schritten rauchend auf<br />
und ab geht oder Stummel mit roten Schminkeflecken<br />
auf dem Mundstück liegen lässt, wenn sie<br />
den Rauch lärmend von sich bläst oder in der Skihütte<br />
Sportkameradschaft durch Kettenrauchen<br />
markiert. Wenn eine Frau Scharm hat, so wird er<br />
durch die geschickt gerauchte Zigarette noch erhöht<br />
werden. Fehlt ihr der Scharm, so wird sie<br />
ihn durch die Zigarette nicht herbeizaubern können.<br />
Aber Uebung vermag sehr viel, und wer die<br />
anziehenden Posen mancher Filmstars studiert,<br />
wird vielleicht doch das Geheimnis entdecken, wie<br />
man mit Rauchen Männer fesselt.
;<br />
20 — DIENSTAG; 14. MAI <strong>1940</strong> AUTOMOBIL-REVUE III<br />
WF!I TCFWrHFHFlV<br />
Die italienische Fingwaffe<br />
In den Diskussionen um das Kriegspotential<br />
unseres südlichen Nachbars spielt die Luftwaffe<br />
fast immer die wichtigste Rolle. Diese<br />
Savoia Marchetti S. M. 79, dreimotoriger Bomber<br />
mit einziehbarem Fahrgestell, der vorwiegend in<br />
Spanien eingesetzt wurde.<br />
Erscheinung lässt sich nicht allein dadurch erklären,<br />
dass die «fünfte Waffe» gegenwärtig<br />
die Erwägungen der Strategen sowohl im positiven<br />
wie im negativen Sinn beherrscht. Sie<br />
ist vielmehr das Ergebnis mehrerer unter sich<br />
unabhängiger Faktoren.<br />
Breda 65, Kampfflugzeug iür Bodenangriffe.<br />
Die Fliegerei ist ohne Zweifel das «Enfant<br />
gäte» der italienischen Militärkreise und wurde<br />
es naturnotwendig aus dem einfachen Grunde,<br />
weil jene Menschen nach dem Weltkrieg ein<br />
neues Betätigungsfeld für ihre betont dynamische<br />
Einstellung suchten. Im weiteren sind die<br />
Italiener, wie sie durch ihre Leistungen im<br />
Automobilsport immer wieder bewiesen haben,<br />
Das Wasserflugzeug Caproni Ca 312 ist hauptsächlich<br />
zum Abwurf von Torpedos bestimmt. Bemerkenswert<br />
sind die zahlreichen Fenster des Rumpfes.<br />
Leute mit mechanischem Fingerspitzengefühl,<br />
wenn ihnen dabei vielleicht auch die Methodik<br />
der Deutschen abgeht. Die Vorliebe für die<br />
Fliegerei liegt darum schon im Wesen des modernen<br />
Italieners begründet.<br />
Dazu gesellen sich die besonderen strategischen<br />
Verhältnisse des Landes. Mit seinen<br />
langen, den Angriffen von der See aus besonders<br />
ausgesetzten Küsten eignet es sich sehr<br />
schlecht für die Landverteidigung, weshalb die<br />
massgebenden Köpfe immer wieder nach anderen<br />
Möglichkeiten Ausschau hielten. Sie wurden<br />
in der Theorie entwickelt durch den 1 inzwischen<br />
verstorbenen General Douhet, der<br />
die Maxime von der Ueberlegenheit des Bombenflugzeuges<br />
über die Marine lancierte, in-<br />
Flieger ihrer Epochen; die Geschwaderflüge<br />
nach Brasilien und Nordamerika sind in ihrer<br />
Leistung selbst heute noch nicht überboten,<br />
und endlich haben die Fliegertruppen im spanischen"<br />
Bürgerkrieg und im abessinischen<br />
Feldzug zum Teil in absolut entscheidender<br />
Weise in die Operationen eingegriffen.<br />
Wie die Flugwaffe jeder Nation, so hat<br />
auch die italienische ihre Eigentümlichkeiten.<br />
Da sind einmal die Jagdflugzeuge, die mit<br />
einer Ausnahme als Tiefdecker (analog den<br />
Messerschmitt, Spitfires, Moranes usw.) durchgebildet<br />
sind. Im Gegensatz zu jenen ist die<br />
Nase nicht zugespitzt, sondern birgt einen verschalten<br />
Sternmotor von 850 bis 900 PS (wie<br />
diese gedrängte und raumsparende Bauart<br />
übrigens fast ausnahmslos Verwendung findet).<br />
Die Maximalgeschwindigkeiten sind darum<br />
etwas geringer; sie bewegen sich zwischen 480<br />
und 520 km/St.; allerdings sollen sie durch<br />
eine bessere Manövrierbarkeit kompensiert<br />
werden.<br />
Das Hauptgewicht der Waffe liegt, in Uebereinstimmung<br />
mit der Douhetschen Strategie,<br />
auf dem Bombenflugzeug. Im Gegensatz zu<br />
andern Ländern hat Italien besonders den<br />
dreimotorigen Bomber entwickelt, der ohne<br />
Ausnahme eine sehr starke Nutzlast aufweist,<br />
wie z. B. der Piaggio-Pegna, der bis 5 Tonnen<br />
Bomben aufnehmen kann<br />
Piaggio P. 50 II. neuer viermotoriger italienischer Bomber mit Doppelflügeln.<br />
dem er die auch heute noch umstrittene Be- Dazu kommen selbstredend noch Modelle<br />
hauptung aufstellte, dass jenes, besonders das -für Nah- und Fern-Aufklärung, für Training-,<br />
Sturzkampfflugzeug, in der Lage sei, selbst für Sturzkampf-, Torpedoabwurf- und maridie<br />
stärkste Schiffseinheit zu vernichten, Ita- time Zwecke. Welche numerische Stärke die<br />
lien, dessen Politik seit jeher mit der Ver- italienische Flotte aufweist, ist natürlich nicht<br />
wundbarkeit rechnen musste, konnte eine<br />
solche Ansicht nur mit einem grossen Seufzer<br />
der Befreiung von einem bislang als unabänderlich<br />
betrachteten Druck begrüssen.<br />
Auch das Flugwesen an sich hat sein redlich<br />
Teil zur allgemeinen Beliebtheit beigetragen.<br />
Konstruktionsmarken wie Savoia-Marchetti,<br />
Breda, Macchi, Fiat und Caproni finden<br />
sich ohne Ausnahme in den früheren und<br />
gegenwärtigen Rekordlisten; de Pinedo, de<br />
Bernardi, Balbo, Maddalena, Agello, Stoppani,<br />
Pezzi, standen mit Recht an der Spitze der<br />
A. U. T. 18 Jagdeinsitzer.<br />
bekannt. Zuverlässigen Schätzungen zufolge<br />
soll sie vor Ausbruch des Krieges etwa 6000<br />
Apparate betragen haben, also ungefähr gleichviel<br />
wie die englische Luftflotte. Welcher Prozentsatz<br />
in die erste Linie eingereiht werden<br />
kann, wie viele zur Reserve gehören und wie<br />
viele als Rückwirkung des spanischen Bürgerkrieges<br />
noch revisionsbedürftig sind, bleibt<br />
natürlich ebenfalls Geheimnis. Sicher ist, dass<br />
Material und Ausbildung unter der Aegide<br />
der flugzeugfreundlichen Leiter Italiens eine<br />
sorgfältige Vorbereitung erhalten haben. 0<br />
Der Bluff des „Verlorenen Bataillons"<br />
Ein unbekanntes Kapitel Weltkriegsgeschichte,<br />
Als amerikanische Nationalhelden gelten noch<br />
heute die 150 Ueberlebenden von den sechshundert<br />
Mann, die im Weltkrieg zum «Verlorenen Bataillon»<br />
gehörten. Die Angehörigen dieses Bataillons<br />
sind inzwischen in unzähligen Liedern und<br />
Gedichten gefeiert worden, und den Schulkindern<br />
erzählt man von dem heroischen Widerstand dieser<br />
Truppe, dieQünf Tage lang wie in einer Mausefalle<br />
in einem kleinen Talkessel der Argonnen<br />
eingeschlossen war, während die deutschen Geschütze<br />
und Maschinengewehre Tag und Nacht das<br />
Tal unter Feuer hielten. Jeder Amerikaner weiss,<br />
dass das «Verlorene Bataillon» sich hielt, obwohl<br />
weder Wasser noch Nahrung und nur ein sehr<br />
spärlicher Munitionsvorrat vorhanden war. Aber<br />
es war bisher unbekannt, wieso überhaupt ein einziger<br />
dieser Männer mit dem Leben davonkommen<br />
konnte! Ein entscheidender deutscher Massenangriff<br />
hätte mit der vollkommenen Vernichtung<br />
der Truppe Yankees enden müssen.<br />
Der unglaubliche Bluff, dem die Amerikaner<br />
ihre Rettung zu verdanken hatten, wird aus Dokumenten<br />
ersichtlich, die erst jetzt vom amerikanischen<br />
Kriegsministerium zur Veröffentlichung<br />
freigegeben worden sind. Am 24. September 1918,<br />
als die Belagerung der eingeschlossenen Truppe<br />
bereits vier Tage gedauert hatte, waren von den<br />
ursprünglichen 600 Mann nur noch 200 am Leben.<br />
Alle Versuche, Verstärkung herbeizurufen, waren<br />
gescheitert; die Meldegänger waren gefallen, die<br />
letzten Brieftauben abgeschossen, eine telephonische<br />
Verbindung existierte schon längst nicht<br />
mehr. Zwar brach jede deutsche Angriffswelle, die<br />
von den Höhen herunterkam, im Feuer zusammen;<br />
aber jeder Angriff kostete auch die Verteidiger<br />
neue Opfer — und viel' mehr Opfer konnten sie<br />
einfach nicht mehr bringen!<br />
In diesem kritischen Zeitpunkt wurde beschlossen,<br />
dass acht Amerikaner, darunter zwei Offiziere,<br />
sich — gefangennehmen lassen mussten. Sie<br />
brauchten nicht lang auf eine günstige Gelegenheit<br />
zu warten; beim nächsten deutschen Angriff Hessen<br />
sie sich «abschneiden» und ergaben sich. Zunächst<br />
wurden die beiden Offiziere den Deutschen<br />
vorgeführt und aufgefordert, nähere Angaben über<br />
die Stärke der Besatzung des Tales zu machen.<br />
Wenn die Deutschen über etwas im Unklaren waren,<br />
so war es über die zahlenmässige Stärke des<br />
Gegners, dessen erbitterter Widerstand alle Vermutungen<br />
offen Hess. Prompt weigerte sich der<br />
eine Gefangene unter Berufung auf die Haager<br />
Konvention, irgendwelche Aussagen zu machen;<br />
der zweite erklärte das gleiche, «versprach» sich<br />
aber und erwähnte zwei Bataillone. Zwar verbesserte<br />
er sich sofort, aber die Deutschen glaubten,<br />
aus seiner und seines Kameraden bestürzten Mienen<br />
erkennen zu können, dass er versehentlich die<br />
Wahrheit gesagt hatte. Ausserdem war aus einem<br />
Brief, den der eine der Offiziere «versehentlich»<br />
bei sich trug, ersichtlich, dass ein Major die Amerikaner<br />
befehligte — und ein Major befehligte immer<br />
zwei Bataillone, das heisst etwa 1250 Mann.<br />
Daraufhin nahmen die Deutschen an, dass die<br />
Yankees nicht in einer Falle sassen, sondern vielmehr<br />
eine solche vorbereitet hatten. Zweifellos<br />
wollten die Amerikaner versuchen, die Deutschen<br />
absichtlich über ihre Stärke zu täuschen und die<br />
Unterlegenen zu spielen. Aeusserste Vorsicht war<br />
also geboten. In diesem Augenblick meldeten<br />
deutsche Ordonnanzen, dass man bei den Gefangenen<br />
dreifache «eiserne Rationen» gefunden<br />
hatte; niemand konnte ahnen, dass die Essenspakete<br />
der sechs Mann etwa den gesamten Lebensmittelvorrat<br />
des «Verlorenen Bataillons» dargestellt<br />
hatten, und so wies der Fund auf die hervorragende<br />
Versorgung der Eingeschlossenen hin.<br />
Sicherheitshalber nahm man nun auch noch die sechs<br />
Gemeinen ins Kreuzverhör. Das waren lauter ausgesprochen<br />
helle Burschen, die ihre Lektion gut<br />
gelernt hatten; es ergaben sich nicht die geringsten<br />
Widersprüche. Nach ihren Aussagen warteten<br />
zwischen 1000 und 1200 wohlgenährte, ausgeruhte<br />
und mit Unmengen von Munition versehene Yankees<br />
nur auf den grossen deutschen Angriff, um<br />
die Deutschen kompagnieweise hinzuschlachten.<br />
Dieser deutsche Angriff, der bereits für die<br />
nächsten Stunden angesetzt gewesen war, unterblieb.<br />
Gleichzeitig gelang es einem der Eingeschlossenen<br />
als Meldegänger durch die Reihen der<br />
Belagerer zu schlüpfen. Neun Stunden später war<br />
der Entsatz zur Stelle. Ralph Harter.<br />
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frl AUTOMOBIL-REVUE DIENSTAG, 14. MAI <strong>1940</strong> — N° 20<br />
Verrauchte<br />
Milliarden<br />
Am Abend des Neujahrstages 1560 sass der<br />
Hofgärtner Seiner Königlichen Majestät des Königs<br />
Franz II. von Frankreich sorgenvoll in seiner<br />
Stube. Draussen blies ein scharfer Wind, es war<br />
so kalt, dass sogar die Scharwache, die eben vorüberging,<br />
zu husten begann, und das waren, bei<br />
Gott, abgehärtete und feste Gesellen. Trauriges<br />
Ofenfeuer gloste trüb durch die Dämmerung, der<br />
alte Mann stützte seinen Graukopf in die hohle,<br />
schwielige Hand und sprach schliesslich zu seiner<br />
Frau, die schon halb eingeschlummert war: «Ein<br />
böses Jahr beginnt. Der König liegt im Sterben.<br />
Vielleicht wird wieder Krieg sein.»<br />
Die Greisin neben ihm seufzte. Ein paar Herzschläge<br />
lang war alles still. Dann begann der trübselige<br />
Hofgärtner von neuem: «Und Jean, den wir<br />
nach Spanien geschickt haben, der ist auch noch<br />
nicht da...»<br />
«Was willst du denn von dem Jean», begann<br />
nun die Alte zu keifen, «was kann er uns denn<br />
schon bringen, der Windhund! Den Weibern wird<br />
er nachlaufen, nicht Blumen pflücken, wie du dir<br />
das vorstellst.. .><br />
Jetzt fuhr der Mann auf: «Du, über Jean Nicot<br />
lasse ich nichts kommen. Dass du ihm hässlich<br />
bist, das begreife ich. Aber von Bäumen und Kräutern<br />
versteht er mehr, als wir beide zusammen.<br />
Und dann kommt er dort mit Leuten zusammen,<br />
die aus diesem neuen Land — mille diables — ich<br />
weiss nicht mehr wie es heisst, gekommen sind,<br />
die sollen wunderbare Gewächse und Samen mitgebracht<br />
haben.»<br />
«Ja, wunderbar, ja, ja...» brummte die Alte;<br />
und dann schlief sie wieder ein. Auch der greise<br />
Gärtner begann vor sich hin zu träumen.<br />
Ein paar Monate später starb Franz II., und<br />
Karl IX. bestieg den Thron. Er beliess alles beim<br />
gleichen, so auch seinen Gärtner, dessen Namen<br />
er nicht einmal kannte. Dieser aber kam zu seinem<br />
ganzen grossen Erlebnis an einem wunderbaren<br />
Junimorgen, als plötzlich jemend durch die<br />
Tür strürmte, der fröhliche Jean Nicot, und ausrief:<br />
«Herr, ich habe ganz schöne, neue Kräuter.<br />
Ueber mannshoch wachsen sie und sie riechen<br />
gut!»<br />
Sorgfältig, in ganz lindes Leinen eingehüllt,<br />
hatte er die, wir würden heute sagen modernste<br />
Pflanze mitgebracht. Rosarote Blütenkelche besass<br />
sie, faltig längliche Blätter, einen ziemlich harten<br />
Stengel. Und tatsächlich, der Geruch war aromatisch,<br />
wirkte besonders im Welkstadium beinahe<br />
berauschend...<br />
Die Weltgeschichte meldet heute: Im Jahre<br />
1550 kam die erste Tabakpflanze aus Amerika<br />
nach Spanien, 10 Jahre später durch eben den<br />
vorgenannten Nicot nach Paris — aber geraucht<br />
wurde zunächst nicht. Erst die Spanier wiederum<br />
kamen auf diese Idee, dank ihrer Bekanntschaft<br />
mit den Indianern jenseits des grossen Wassejs,<br />
und nun begann ein europäischer Kulturkampf gegen<br />
und für den Tabak, was zeitweise sogar wilde,<br />
gesetzgeberische Massnahmen hervorrief, bis die<br />
Welt endlich zur Erkenntnis kam, dass ein kleines<br />
Laster, ein Lasterchen, nämlich das Rauchen, ihr<br />
erlaubt sein dürfe, unter Umständen sogar be j<br />
kömmlich sei, im Gegensatz zu vielen andern,<br />
immer geduldeten Unheil.<br />
Und so begann sich allmählich rund um den<br />
Erdball herum eine neue, bläulich schimmernde,<br />
die Zimmer durchschwebende, niemals sich auflichtende<br />
Wolkenschicht zu bilden — es ist der<br />
Zigarren-, der Pfeifen-, der Zigarettenrauch...<br />
Novembernacht des Jahres 1730 zu Potsdam.<br />
Friedrich Wilhelm I. von Perussen, ein sehr sparsamer<br />
Herr, dessen Hauptaufgabe darin bestand,<br />
die Geldschlampereien seines Vorgängers in Ordnung<br />
zu bringen, hatte eben wieder schwere Sorgen.<br />
Deshalb berief er gerade heute trotz Regen<br />
und Nebel seine Räte in das Schloss. Aber nicht<br />
allen war ein solches Konsilium angenehm. Warum?<br />
Das braungetäfelte Beratungszimmer war wohl<br />
gemütlich warm, das gelbe Kerzenlicht ergab eine<br />
betuliche familiäre Stimmung, Bierkrüge standen<br />
bereit, aber vor jedem Sessel lag eine Tonpfeife,<br />
denn — es musste geraucht werden. Manche Ex-<br />
Von Carl Hedinger.<br />
R7137<br />
zellenzen vertrugen das aber nicht. Friedlich Wilhelm<br />
I. konnte jedoch nur innerhalb seines Tabakkollegiums<br />
richtige Entschlüsse fassen. Er brauchte<br />
diese Atmosphäre, so anspruchslos er sonst auch<br />
war, auf diesem Milieu bestand er.<br />
Es gibt eine köstliche Zeichnung des Malers<br />
Adolf von Menzel, die in genialer Nachempfindung<br />
so eine «tabakhistorische» Situation darstellt. Aus<br />
seidendünnen, leicht verschummerten Bleistiftstrichen<br />
schuf der Meister eine fantastische lebendige<br />
Rauchimpression.<br />
*<br />
E. T. A. Hoffman's Gespensterfiguren rauchen<br />
«eine Cigarro», er selbst, wenn er mit Devrint bei<br />
Lutter und Wegener zu .Berlin zechte, qualmte<br />
aus einer Pfeife. Kaiser Franz Josef liebte seine<br />
Virginia, und so wurde diese zum geradezu typischen<br />
Genussrequisit der Vorkriegsmännerwelt.<br />
Gewisse Rauchsorten gehörten zu einem gewissen<br />
Stil.<br />
Bald aber vollzog sich wiederum ein geradezu<br />
historischer Wandel: «Das süsse Gift, das kleine<br />
bisschen Nicotin» wird folgerichtig, einer immer<br />
nervöseren Zeit gemäss zur Zigarette. Interessant<br />
und bezeichnend: vor kurzem las ich einen herzlich<br />
antiquierten Roman, der ungefähr in den<br />
achtziger Jahren geschrieben worden ist, und darin<br />
kommt nachstehender Satz vor: «Sie rauchte irgend<br />
etwas, so ein dünnes Papierröllchen, ich<br />
weiss nicht genau, was das eigentlich ist...»<br />
Wir von heute wissen es sehr genau. Nur ganz<br />
selten vorkommende Tugendbrüder oder kranke<br />
Menschen können ohne «so ein dünnes Papierröllchen<br />
» auskommen. Die Zigarette ist Spielzeug<br />
und fasst selbständiges Stimulans; früher kokettierten<br />
die jungen Damen mit einem Fächer, heute<br />
flirten sie mit der Zigarette. In Lust und im<br />
Schmerz, in Wut und in Liebe, im Singen und<br />
beim Reden — fast könnte man sagen —im Wald,<br />
und auf der Heide : es wird geraucht. Niemand<br />
kann wissen, wie es sich dieserart in hundert oder,<br />
fünfhundert Jahren verhalten wird, eins ist sicherV"<br />
dass man sagen wird: Das Zigarettenrauchen war<br />
ein Zeitsymbol.<br />
Und nicht nur das; "es bedeutet einen wesentlichen,<br />
volkswirtschaftlichen Faktor, denn er werden<br />
jährlich Milliarden verraucht und Millionen<br />
Menschen leben von dieser Industrie. Eine Armee<br />
von Ziffern auf einem statistischen Manöverfeld<br />
können diese Tatsachen beweisen. Aus Tabaksäcken<br />
könnte man Pyramiden bauen. Aus Rauch-'<br />
Wölkchen können Weltanschauungen entstehen .,.<br />
G. A. W.<br />
Rund<br />
um die Zigarre<br />
Nicht wahr, eine Zigarre ist gut oder schlecht.<br />
Entweder sie zieht — oder sie ist verstopft. Man<br />
könnte auch sagen: verstockt. Exempel:<br />
Erst glaubst du, du habest die Spitze zu kurz<br />
abgeschnitten. Du hilfst also nach. Vergebens. Du<br />
bohrst jetzt ein Löchlein mitten hinein in die<br />
Schnittfläche, indem du dir sagst: irgendein Knörpelclfen<br />
in den Tabakblättern verhinderte den Zug.<br />
Und nun versuchst du kräftig zu paffen. Zum zweitenmal<br />
ist es nichts.<br />
Ei der Donnerl Du wirst langsam nervös und<br />
saugst anhaltend an dem Qualmstengel. Glimmstengel<br />
kannst du ja nicht sagen, denn dieser Stengel<br />
glimmt ja gar nicht. Also saugst du weiter und<br />
erinnerst dich dabei, so du das Glück oder Unglück<br />
gehabt hast: vor Zeiten eine Gymnasiastenbank<br />
gedrückt zu haben, wie du dort die unregelmässigen<br />
lateinischen Verba aus den Fingern gesogen<br />
hast. Meist ohne Erfolg, wie auch hier, denn<br />
es bleibt dir nur ein scheussliches Ding von Nikotinsaft<br />
auf der Zunge zurück. Du erneuerst und<br />
verdoppelst deine Anstrengung, um die Zigarre<br />
zum Glimmen zu bringen. Umsonst.<br />
Du drückst nun (noch immer in relativer Selbstbeherrschung)<br />
mit vorsichtig gespitztem Daumen<br />
und Zeigefinger am Bäuchlein der Zigarre herum<br />
und gedenkst so in deiner Harmlosigkeit das sicherlich<br />
an einer Stelle lädierte Deckblatt daraufhin<br />
zu prüfen. Während dieser Bemühung arbeitet<br />
dein Gehirn: Was also ist mit dieser Zigarre bloss<br />
los? Ist sie schiefgewickelt oder schlecht abgelagert?<br />
Oder zu, dicht gepresst? Oder ein überhaupt<br />
unentzündbares Kraut? Also eine ausgewachsene<br />
Missgeburt?<br />
Nun, sei dem so oder so, — dein Auskultieren<br />
des Zigarrenbäuchleins endet damit, dass das bis<br />
zum Beginn deiner Kunstgriffe tadellos gewesene<br />
Deckblatt nun wirklich mit einem Knistern, das<br />
wie hämischer Spott sich anhört, aufspringt, platzt<br />
— und von einem Ende zum andern rissig wird.<br />
Ja, jetzt endlich hat der Gegenstand deiner<br />
Sorge und deines steigenden Grolls genügend Luft<br />
— leider an der verkehrten Stelle! Und das ist<br />
dann das Ende deiner Geduld und Sorgfalt. Dazu<br />
hast du nun dieses Schmachkraut tagelang in deiner<br />
Zigarrentasche herumgetragen! Wütend wirfst<br />
du das schnöde Kraut in eine Ecke.<br />
Bist du an diesen Aergernissen nicht selber<br />
schuld? Bevor man eine Zigarre in das Etui<br />
steckt, guckt man sie sich beim Kauf erst richtig<br />
an. Innere Schäden kann man zwar auch einer<br />
Zigarre nicht ohne weiteres ansehen. Für einen<br />
Kenner gibt es aber doch gewisse Merkmale, woran<br />
man dies und jenes Bedenkliche auch von aussen<br />
an einer Zigarre erkennen kann. Und hat man<br />
trotz sorgfältiger Auswahl dennoch einen Missgriff<br />
getan, so ist das, mit Verlaub gesagt, noch immer<br />
kein Grund, cholerisch zu werden. Gibt es da<br />
nicht das gute Heilmittel des stoischen Lächelns?<br />
Und gibt es nicht die Möglichkeit, eine Zigarre,<br />
so sie sich als verstopft, verstockt, ja, als direkt<br />
widerborstig, fast möchte man sagen: charakterlos<br />
erweist, gegen eine andere, bekömmliche auszutauschen<br />
und jene für uns untaugliche einem robusteren<br />
Liebhaber gleich von vernherein zu überlassen?<br />
Vergessen wir nicht, d i e Zigarre hat den<br />
weiblichen Artikel. Da ist immer damit zu rechnen,<br />
dass es ohne Ueberraschungen nicht abgeht.<br />
Ja, die Launen einer Zigarre dürften uns Männer<br />
nicht aus dem Konzept bringen.<br />
Früh lings - Sk ifah rt<br />
i "•" VoruNini von Arx-Zogg.<br />
Wie wenig Menschen wissen davon, wie wenig<br />
, Menschen haben es je erlebt: Das Frühlings-Skifahren.<br />
Oft Wundere ich mich, warum jetzt im Mai<br />
nicht mehr Skiläufer zu uns in die Berge ziehen.<br />
Sei nicht so bequem, lieber Skifahrer, du denkst<br />
wohl, dass keine Bahn, kein Skilift, kein Autobus<br />
mehr fährt, denkst nur an mühsames Steigen und<br />
Brettertragen, denkst leider nicht, dass du tausendfach<br />
belohnt wirst, wenn dein Ziel durch eigene<br />
Kraft, nur durch dich allein erreicht ist. Glaube<br />
mir, es ist unwahrscheinlich schön, früh morgens<br />
um 8 Uhr auf einem weissen Gipfel zu stehen, die<br />
Welt tief unter dir zu sehen, zu spüren, dass du<br />
zu den Auserwählten gehörst, die hier oben weilen<br />
dürfen, zu wissen, dass alles hier, nah und fern,<br />
dein Vaterland ist, deine stolze, herrliche Schweiz.<br />
Es ist etwas so schönes um solche Freude. Die<br />
armen Menschen, die sich nicht mehr freuen können,<br />
nicht freuen an der herrlichen Natur, an einem<br />
schönen Erlebnis!<br />
Die Abfahrt, die Krönung dieses Tages, nimmst<br />
du hin in seliger Lust, als von allem übrigen losgelöster<br />
Mensch. Vergessen ist für Stunden die<br />
Zeit der Rennpisten, ja selbst der ganze Winter.<br />
Du erlebst das Frühlings-Skifahren als ein anderer<br />
Mensch, du wünschest dir unbewusst, diese Fahrt<br />
im Sulzschnee, über Gletscher, über glatte, saubere<br />
Hänge, über die Wiesen mitten in die Krokus hinein<br />
möge nie enden. Doch beim letzten Kristianiaschwung<br />
überkommt dich blitzartig die traurige<br />
Gewissheit, dass draussen in der Welt ein hässlicher<br />
Krieg geführt wird und der Atem stockt fast,<br />
weil in dir unversehens ein Gedanke auftaucht:<br />
wird unsere liebe Schweiz, die uns durch ihre herrliche<br />
Natur soviel gibt, daran vorbeikommen?<br />
Wenn du dann unten über die Wiesen gehst<br />
mit den geschulterten Ski, die dir ein guter Kamerad<br />
geworden sind, so kommt dir zum Bewusstsein,<br />
dass wir im Skifahren Geist und Körper kräftigen<br />
für unser Vaterland, und der Wunsch wird<br />
gross, recht viele möchten den weissen Sport betreiben,<br />
um gerüstet zu sein für kommende schwere<br />
Tage.<br />
Was ist es wohl, was uns in eine so freudige<br />
Stimmung versetzt beim Frühlings-Skifahren? Ist<br />
es, dass du als kleiner Mensch so hoch über allen<br />
andern stehst, ist es der herrliche Sulzschnee oder<br />
gar die blühenden grünen Wiesen, der Gedanke<br />
an dein Vaterland? Was 'wissen wir Menschen<br />
schon! Nur das eine fühlen wir: die Freude ist<br />
mächtig tief und wird uns bleiben. Es war ja so<br />
schön I<br />
Farbenfroher Diebesfang<br />
Ein Apotheker in Nantes musste seit Einbruch<br />
der grossen Kälte die betrübliche Feststellung machen,<br />
dass seine in einem offenen Schuppen aufgestapelten<br />
Kohlenvorräte unverhältnismässig rasch<br />
sich verminderten. Um den Dieb zu eruieren, strich<br />
er mehrere Kohlenstücke mit einer Lösung von<br />
Methylenblau an und stäubte dann über den ganzen<br />
Haufen eine leichte Schicht von übermangansaurem<br />
Kali, das sich bekanntlich rötlich färbt, sobald es<br />
feucht wird. — Am nächsten Morgen bat der Apotheker<br />
zwei Polizisten, ihn bei der Verfolgung einer<br />
roten Spur zu begleiten, die sich deutlich sichtbar<br />
von seinem Hause aus im Schnee hinzog und schliesslich<br />
zur Behausung einer Nachbarin, Mme. Gautier,<br />
führte. Die gute Frau leugnete selbstverständlich<br />
zuerst Stein und Bein, etwas mit den Diebstählen zu<br />
tun zu haben. Als aber der Apotheker aus dem in<br />
der Küche liegenden Kohlenhaufen ein paar Stücke<br />
herausgriff und diese das Wasser in einer Schüssel<br />
tiefblau färbten, konnten sich weder Frau Gautier<br />
noch die Polizisten diesem doppelt farbenfreudigen<br />
Beweis entziehen, und die geständige Diebin wurde<br />
ins Ortsgefängnis abgeführt.<br />
cpr.<br />
Liebesleute können nicht küssen<br />
Zu dieser Ueberzeugung sind im Laufe der<br />
Zeit die bedeutendsten amerikanischen Filmregisseure<br />
gekommen: Leute, die sich wirklich gern haben,<br />
sind fast nie imstande, vor der Filmkamera<br />
wirksame Kußszenen aufzuführen. Am besten dazu<br />
geeignet sind Paare, die sich vollständig<br />
gleichgültig sind, da natürlich auch solche Paare,<br />
die sich nicht ausstehen können, nicht für filmwirksame<br />
Küsse prädestiniert sind. Typisch ist die Aussage<br />
eines der berühmtesten Filmhelden unserer<br />
Tage, der einem Reporter «unter dem Siegel der<br />
Verschwiegenheit» anvertraute, bei Kuss-Grossaufriahmen<br />
schliesse er fest die Augen und denke<br />
intensiv an sein Lieblingskompott: kalifornische<br />
Pfirsiche. Nur auf diese Weise sei er imstande,<br />
den vom Regisseur gewünschten inbrünstig verzückten<br />
Ausdruck auf sein Gesicht zu zaubern.<br />
Beruf und Lebensdauer in der Statistik<br />
Die Versicherungsgesellschaften sind bekanntlich<br />
beim Abschluss von neuen Versicherungen äussert<br />
vorsichtig. Das bedingt aber, dass sie immer<br />
wieder neue Berechnungen über die zu erwartende<br />
Lebensdauer.des neuen Kandidaten anstellen.<br />
Man hat im Laufe der letzten Jahrzehnte ermittelt,<br />
dass sich die Langlebigkeit der Menschen<br />
etwa nach folgenden Gesichtspunkten einordnen<br />
lässt:<br />
Das mittlere Alter liegt heute zwischen 60 und<br />
65 Jahren. Geschäftsleute und Bauern kommen<br />
im Durchschnitt kaum über 62 Jahre hinaus. Aber<br />
Maler, Bildhauer, Musiker ( Schriftsteller usw. erreichen<br />
schon 66 Jahre. Militärpersonen, vor allem<br />
Generäle, kommen sogar bis auf 70 Jahre, natürlich<br />
nur dann, wenn kein Krieg stattfindet. Politiker<br />
und Geistliche aber scheinen wirklich den gesündesten<br />
Beruf zu haben, denn sie überschreiten mit<br />
Leichtigkeit die Grenze von 70 Jahren und erfreuen<br />
sich bis 80 oder 90 Jahre grösster geistiger Frische.<br />
Möbel aus Pferdeschadeln<br />
Die argentinischen-Gauchos haben seit Jahrzehnten<br />
eine grosse Fertigkeit in der Herstellung<br />
von Kleinmöbeln aus Pferdeschädeln erlangt. Dieser<br />
seltsame kunstgewerbliche Fleiss der Pferdehirten<br />
hat nun auch in der Hauptstadt des Landes,<br />
Buenos Aires, Eingang gefunden. Kunstvoll ziselierte,<br />
mit Einlagen aus Edelmetall versehene Möbelstücke<br />
aller Art findet man in den Möbelhandlungen,<br />
die zum Teil bereits einen schwunghaften<br />
Export in diesem Artikel betreiben. Durch die gesteigerte<br />
Nachfrage sind die Pferdeschädel in Argentinien<br />
naturgemäss stark im Preise gestiegen.<br />
Zyt isch do! Zyt isch do!<br />
Immer freudiger wird das Jubilieren und festlicher<br />
der Maienzauber am Thunersee, als gelte<br />
es, die Gäste würdig zu empfangen.<br />
Die Hoteliers stellen feine Menüs zusammen<br />
und Zimmer und Gärten werden für die Gäste<br />
bereitgemacht, da man zahlreiche Gewinner von<br />
Weekend-Gutscheinen der Thunersee-Tombola erwartet.<br />
Alle Dampfschiffe sind wieder in Betrieb, auch<br />
das stattliche, neue Dieselboot «Thun», das für<br />
den Pfingstverkehr erstmals praktisch in Dienst<br />
gestellt wurde. Die Gutscheine der Thunersee-<br />
Tombola für Tages-Generalabonnemente werden<br />
zahlreiche Inhaber zu einer genussreichen Fahrt<br />
auf dem Thuner- und Brienzersee verlocken.<br />
Der Absatz der Thunersee-Lose hat in den<br />
letzten Tagen einen mächtigen Auftrieb erfahren,<br />
wird doch dadurch die Möglichkeit geboten, für<br />
2 Franken ein genussreiches Weekend in herrlicher<br />
Maienzeit am schönsten See der Schweiz zu<br />
verbringen, s.<br />
Saccharin-Tablerten sind viel billiger<br />
und können Zucker überall ersetzen<br />
/ / Weifse Cartons 100 Tabl. 20 Cts.<br />
\S = Säntnft l'li Pfand Zucker<br />
Gelbes Dösdien 300 Tabl. 65 Cts.<br />
= SOstknft 4 Vi Pfund Zucker<br />
HERMESETAS Saccharin ohne Beigeschmack<br />
lAa.. Blaues Döschen 500 Tabl. Fr. 1.25<br />
rlBf* = Süsskmtt 7'h Pfand Zacker<br />
In jeder Menge frei erhältlich in Apotheken,<br />
Drogerien und Lebensmittelgeschäften.<br />
Schweizer Produkt/A.G. .HERMES' Zürich 2<br />
Saccharin ist aarantiert ünsthäcflich<br />
Zürich<br />
Bahnhof-Buffet<br />
Inhaber Primus Bon<br />
Vitznau<br />
Parkhotel<br />
Gebrüder Bon
JJO 20 — DIENSTAG, 14. MAI <strong>1940</strong><br />
AUTOMOBIL-REVUE<br />
Waagrecht: 1. Berg im Kanton Graubünden.<br />
6. Nadelbaum. 7. Pfad. 9. Lärm, Tumult. 10. Schandfleck.<br />
12. Gerstenzucker. 14. Schwankend. 16. Fluss<br />
in Afrika. 17. Nebenfluss der Donau. 18. Rechnung.<br />
21. Schweizer Bundespräsident. 22. Fürwort. 24.<br />
Rosenartiger Schmuck. 25. Italienische Musiknote.<br />
26. Zeitmesser (Mehrzahl). 29. Gewässer (Mehrzahl).<br />
30. Griechischer Buchstabe. 32. Griechicche<br />
Göttin der Morgenröte. 34. Stenographisches bAkürzungszeichen.<br />
36. Schweizer Ort am Rhin.<br />
38. Afrikaner. 39. Bestandteile des Schuhs. 40.<br />
Städtchen in Niederösterreich. 41. Lieder. 42.<br />
Französische Stadt im Elsass.<br />
Senkrecht: 1. Fusshebel. 2. Stammvater. 3. Poetische<br />
Löwen. 4. Auerochs. S. Kreisschneidende.<br />
6. russische Herrscherin. 7. Grösstes Tier. 8. Gesetz,<br />
Verordnung. 9. Altnordische Meeresriesin.<br />
11. Hohlmass. 13. Kanonengestell. IS. Römische<br />
Hausgötter. 19. Schweizerischer Fluss. 20.Gutschein.<br />
21. Quadrillefigur. 23. Europäischer Fluss. 24.<br />
Glaubensabtrünniger. 27. Norm. 28. Kleidungsstücke.<br />
31. Versammlungsort der alten Griechen.<br />
32. Metall. 33. Nebenfluss der Weichsel. 35. Weibliche<br />
Gestalt des Alten Testaments. 37. Flachs.<br />
Die richtige Lösung zählt 4 Punkte.<br />
Einsendextermin : 21. Mai <strong>1940</strong>.<br />
Auflösung des Städte-Sterns.<br />
1. fiebern. 2. Zierden. 3. Kleider. 4. Warschau.<br />
5. Pietons. 6. Erdoele. 7. Dialoge.<br />
Fiesole - Dresden - Bristol - Warschan.<br />
Richtige Lösungen des Städte-Stern-Rätsels (Nr. 18)<br />
3 Funkte.<br />
A. Bachofen, Glarus; E. Benz jun., Goldach; Max<br />
ßertschmann, Basel; H. Boiler, Winterthur; Frl.<br />
Margrit Bossert, Lenzburg; M. Egli, Zürich; Frl.<br />
Margrit Epple, St. Gallen; Frau G. Fravi, Rapperswil;<br />
Frau Dr. Gräflin, Walzenhausen; Frau A.<br />
Heusser, St. Gallen; Frau Dr. J Hopf, Bern; Frau<br />
Jacob, Winterthur; Frau H. Imsand, Münster; G.<br />
Laepple, Basel; H. Leimer, Bettlach; Frau E. iienhard,<br />
Töss; Hermann Lüthi, Basel; Frau E. Markoff,<br />
Buchs; Frau Marti, Ölten; Frau Y. Müller,<br />
Bern; Bruno Rampinelli, Basel; Frau Lisette Rock,<br />
Basel; Frl. M. Ruf, Winterthur, Frau Else Steinbömer,<br />
Schaan; Fritz Wenger, Bern; W. Wetterwald,<br />
Rüschlikon; Frl. E. Winteler, Glarus.<br />
Ein Forträt<br />
Rätsel* Ercrlte<br />
BAHNH0FSTR.37-ZURICH-TEL36083<br />
gefällt<br />
Kreuzworträtsel<br />
Auf Kinikoi<br />
befehlen die Frauen!<br />
Wie sich eine Inselregierung bildete.<br />
Es scheint gar nicht so selten zu sein, dass bei<br />
weltfernen Stämmen, die nichts- von moderner<br />
Frauenemanzipation gehört haben, die Frauen<br />
eine grosse Rolle spielen. Es gibt afrikanische Negerstämme<br />
mit Frauen-Vorherrschaft. Man ist in<br />
Südamerika auf solche Völker gestossen, bei denen<br />
die Frau alles organisierte. Auch in Malakka,<br />
in Zentralasien, sind ähnliche Einzelfälle beobachtet<br />
worden. Aber die vollkommenste Frauenregierung<br />
hat man auf Minikoi ermittelt.<br />
Minikoi liegt zwischen den Malediven und Laccadiven,<br />
zwei Inselgruppen im Indischen Ozean.<br />
Die wichtigste Industrie besteht in der Ernte und<br />
Verarbeitung von Kopra.- Aber alles was mit Geschäften<br />
zusammenhängt, liegt in den Händen der<br />
Frau, die eine unumschränkte Herrschaft ausübt.<br />
Sie hat den Männern nur gnädigst erlaubt, sich um<br />
den Bootsbau zu kümmern und vielleicht noch die<br />
Navigation zu übernehmen, wenn die Kopra zum<br />
nächsten Hafen verschifft werden soll. Dort aber<br />
wird der Verkauf wieder von den Frauen besorgt.<br />
Dabei ist erstaunlich, dass die Bewohner Mohammedaner<br />
sind. Doch sie haben sich ihren eigenen<br />
Propheten erwählt, den Munba Mulyaka, der<br />
so predigt, dass die Frauen die Vorherrschaft für<br />
sich beanspruchen konnten. Mit den Portugiesen<br />
und später mit den Engländern schlugen sich die<br />
Inselbewohner herum. Doch mit diesen gefährlichen<br />
Frauen konnte niemand fertig werden und<br />
darum hat man sie lieber sich selbst überlassen.<br />
CAPAN DACHE<br />
Blei-und Farbstifte derHeifllfl<br />
Bunte<br />
Umschau<br />
Neue Superlative<br />
Wussten Sie schon,... ,<br />
... dass die grösste Blume der Welt auf der<br />
Insel Sumatra beheimatet ist? Ihr wissenschaftlicher<br />
Name ist c Rafflesia Arnold! >, ihre Blüte ist so<br />
gross wie ein Kohlkopf und erreicht nach dem<br />
Aufblühen einen Durchmesser von 1 Meter. Ihr<br />
Gewicht beträgt in ausgewachsenem Zustand bis<br />
zu 10 Kilo.<br />
*<br />
...dass das grösste Edelweiss in China, und<br />
zwar in der Provinz Setschuan blüht? Es wächst<br />
auf alpenartigen Wiesen, seine Höhe beträgt 1<br />
Meter und sein Stern hat einen Durchmesser von<br />
12 Zentimeter.<br />
... dass der vor nicht allzulanger Zeit entdeckte<br />
kleinste Vogel der Welt, der Graukolibri,<br />
gerade so grdss ist wie eine Biene? Seine Heimat<br />
ist Mittelamerika.<br />
...und dass das kleinste Säugetier, die Zwergmaus,<br />
die auch in Europa vorkommt, nur 3 cm lang<br />
ist?<br />
... dass das schwerste Gehirn, das bisher jemals<br />
von Wissenschaftlern untersucht wurde, einem<br />
geistesschwachen Londoner <strong>Zeitung</strong>sträger<br />
gehört hatte? Es wog 2485 Gramm. Die allgemein<br />
verbreitete Ansicht, dass das Gehirngewicht in direktem<br />
Verhältnis zur Intelligenz eines Menschen<br />
steht, dürfte durch die vor einiger Zeit gemachte<br />
Feststellung ein für allemal widerlegt worden<br />
sein, wonach das durchschnittliche Gehirngewicht<br />
von 60 anerkannten Geistesgrössen 1585 Gramm<br />
betrug, hingegen dasjenige von 10 Idioten und<br />
fünf Wahnsinnigen 1800 Gramm 1<br />
«..das die erste Naturgeschichte In deutscher<br />
Sprache im Jahre 1350 in Wien erschienen ist?<br />
Verfasser war der damals sehr bekannte Kirchenpolitiker<br />
und Naturwissenschaftler Konrad von<br />
Megenberg.<br />
.... dass den höchsten Preis, der Jemals für<br />
eine Blume bezahlt wurde, nicht etwa eine seltene<br />
Orchis, sondern eine Nelke erzielte? Es war im<br />
Jahr 1932, und der Preis belief sich auf nicht weniger<br />
als 120000 Schweizer Franken.<br />
... dass die wenigsten Briefe in China geschrieben<br />
werden, die meisten hingegen in England?<br />
Gemeint ist natürlich: im Verhältnis zur Bevölkerungszahl.<br />
Jeder Engländer schreibt im Durchschitt<br />
100 Briefe im Jahr, jeder Chinese aber nur<br />
einen.<br />
...dass vom menschlichen Auge unter allen<br />
Farben Rot am schnellsten erfasst wird? Die f Anstiegszeit»,<br />
das heisst die Zeitspanne, die zwischen<br />
dem Eintreffen des Reizes im Auge und seinem<br />
Bewusstwerden liegt, ist bei Rot um drei Hundertstel<br />
Sekunden kürzer als bei Blau.<br />
.»..das? auf der New Yorker Weltausstellung<br />
die dünnste Röhre der Welt zu sehen war. Sie ist<br />
aus reinem Nickel hergestellt. Ihr äusserer Durchmesser<br />
beträgt 0,066, ihr innerer, lichter Durchmesser<br />
0,018 Millimeter.<br />
C. Pr.<br />
Deshalb Scharlatan. In Antwerpen stellte man<br />
einen Arzt fest, der als Scharlatan auftrat, weil er<br />
so mehr Kunden gewann.<br />
* m *<br />
Sie verstehen 12 Worte. In Hinterindien werden<br />
Affen erst dann als dressiert betrachtet, wenn sie<br />
auf 12 Kommandorufe genau reagieren und die Befehle<br />
ausführen.<br />
• • •<br />
Sie machten Spinat daraus. In Europa wurde<br />
der erste Tee als Spinat gekocht bzw. mit Zwiebeln<br />
angerichtet, da Rezepte für die Teezubereitung<br />
fehlten.<br />
* * *<br />
Im frischen Wasser - kein Jod. Es dürfte<br />
vielfach unbekannt sein, dass nur Meerfische einen<br />
gewissen Jodgehalt aufweisen, während Süsswasserfische<br />
jodfrei sind.<br />
Zwiesprache.<br />
«Findest da nicht auch, Erich, dass verheiratete<br />
Männer viel älter werden als unverheiratete?»<br />
Ehemann: «Hast schon recht, aber viel schneller.»<br />
Ein Ausweg.<br />
«Wie gefallt dir die Krawatte, die mir meine<br />
Frau zu Weihnachten geschenkt hat?»<br />
«Gar nicht.»<br />
«Mir gefällt sie auch nicht, aber tragen muss<br />
ich, sie, da hilft nichts.»<br />
«Nä, dann lass dir wenigstens einen Vollbart<br />
stehen.»<br />
Knüsh hat Schulden.<br />
Tausend Franken an Meier.<br />
Knüsli schickt seinen Jungen zu Meier: «Hier<br />
schickt mein Vater das geborgte Geld zurück.»<br />
Meier zählt und zählt. «Aber das sind doch nur<br />
fünfhundert?»<br />
Der Junge nickt: «Vater sagt: Kinder zahlen die<br />
Hälfte.»<br />
«Fntzchen», verlangt der Lehrer in der Schule,<br />
«nenne mir vier Tiere, die in der Polarzone leben.»<br />
Fritzchen denkt nicht lange nach:<br />
«Zwei Seehunde und zwei Eisbären,Herr Lehrer.»<br />
«Als du mich heiratetest, hast du mir versprochen,<br />
alle meine Ansprüche zu bestreiten!»<br />
«Ja!»<br />
«Nun, ich brauche dringend einen neuen Mantel.»<br />
«Das bestreite ich!»<br />
(Setto bello)<br />
Der geeignete Mann.<br />
Wir hatten in unserer Kompagnie, die durch<br />
ihre gute Marschleistung allgemein auffiel, einen<br />
Gesellen, der nie mitkam. Immer lief er schnaufend<br />
und pustend hinterher und erklärte, dieses scharfe<br />
Tempo nicht durchhalten zu können.<br />
«Was bist denn im Zivil?» fragten wir ihn.<br />
Er brummte: «Depeschenträger.»
Hl AUTOMOBIL-REVUE DIENSTAG,. 14. MAI. <strong>1940</strong>. — N° 20<br />
Farbe im Frühlingsschuh<br />
Wohl noch nie sprach die Farbe im Schuh so Schuhwerk herrscht starkes Verlangen. Diesem Bedürfnis<br />
antwortet die Schuhmode mit elastischem<br />
lebhaft wie heute mit. Dies geht soweit, dass die<br />
elegante Schuhmode das schwarze Schuhwerk zu<br />
vergessen scheint. Wir deuten dieses Betonen lebensfroher<br />
Farben als Flucht in eine frohere als die<br />
uns umgebende Welt. Das gleiche tun auch alle<br />
Kleider, bei denen Schwarz nicht häufig ist. Es<br />
schwindet fast ganz aus dem Sfrassenbild an sonnigen<br />
Frühlingstagen, die uns so viel aufgehellte,<br />
frische Farben bewundern lassen. Die dankbare<br />
Wirkung wohlausstudierter Farbengegensätze<br />
hängt mit vom farbenschönen Schuhwerk ab. Dessen<br />
rötliche Blau, Blutrot, warme rötliche Braun<br />
und erlesene Rost bis zu den heiteren Naturkalbledern<br />
hin klingen an in sonstigen Ledersachen, so<br />
in Tasche und Handschuhen. Die gleichen Farben<br />
wiederholen sich überdies an Escharpen und Ansteckblumen.<br />
Passepoils nehmen an jugendlichem<br />
Schuhwerk die Kontrastwirkung auf. Zu den genannten<br />
Farben fügt die Schuhmode noch Weiss<br />
hinzu, das mit ihnen an manchen Modellen dekorativ<br />
verbunden wird. Hier mag sich dann auch<br />
Schwarz, in Kombination mit diesem reinen Weiss,<br />
hervorwagen. Wir bemerken, dass die modisch am<br />
Flexible Trotteur-Offengehen-Sandale mit klassischbreiter<br />
Bride und bequemem Rillenabsatz. Aus weichem<br />
Naturleder. Zu Strand- und Ferienkleidern<br />
besonders gut passend.<br />
BALLY-Modelle, gesetzlich geschützt.<br />
Reizende, zehe'nfreie Sommersandale von klassischer<br />
Schönheit. Sie gehen wie barfuss auf weichem<br />
Meeressand au£ den dicken Korksohlen. Die durch<br />
den breiten Absatz gezogene, originelle Bridenbindung<br />
lässt Ihre Füsse besonders schlank und schön<br />
gewachsen erscheinen.<br />
meisten charakteristischen Ballyrnodelle, die mit<br />
diesen geannten, erlesenen Farbtönen geschmückt<br />
sind, sich vorwiegend glatte, glänzende Leder zulegen,<br />
mitunter fällt uns leichte Grainierung daran<br />
auf. Spiegelglatt erscheinen schöne Naturkalbleder;<br />
im übrigen steht Modacalf voran, das weich<br />
und geschmeidig im Tragen, uns Annehmlichkeit<br />
des jetzt weniger gebrauchten Chamois vergessen<br />
läss. Die Frauen besassen von jeher eine gewisse<br />
Eleganter, bequemer Nachmittagsschuh mit offener<br />
-Ristpartie und aparter Schnürung. Die feinen Per-<br />
'forationen, wie die Kappennaht auf der Plattformzehenpartie,<br />
geben die sommerliche Note.<br />
Vorliebe für Reptilleder; Krokoschuhe gehörten<br />
stets auf ihren Wunschzettel. Nun begeistern sie<br />
sich von Neuem für leicht und graziös wirkende<br />
Eidechs- und Kfokoneuheiten und legen sich natürlich<br />
auch einen Schuh aus Fischleder zu. Zum Beispiel<br />
greifen sie nach der mit einem Rautennetz<br />
gezierten Haut eines Sole. Nach schmiegsamem<br />
Klassische Sommersandale, originell geflochten, mit<br />
freier Zehen- und Fersenpartie. Die lederüberzogene<br />
jdicke Korksohle verleiht 'den leichten, federnden<br />
Gang. Ein Barfuss-Schuh par excellence, aus weichem<br />
Leder, naturbraun oder modefarbig.<br />
Abstimmung über die Zulässigkeit der<br />
«Tötung auf Verlangen».<br />
Im Anschluss an eine erregte <strong>Zeitung</strong>sdebatte<br />
über die Zülässigkeit der Euthanasie, d. h. der<br />
Tötung alter, unheilbar kranker Menschen auf ihr<br />
eigenes Verlangen, veranstaltete das bekannte amerikanische<br />
«Institut für die öffentliche Meinung» eine<br />
Abstimmung über die Frage: «Bist du für den Gnadentod<br />
unter Regierungsaufsicht für unheilbare<br />
Kranke?» Von den Befragten sprachen sich 46%<br />
für, 54% gegen den «Gnadentod» aus. Interessant<br />
ist, dass sich von den befragten Frauen 68% gegen,<br />
von den Männern nur 51% gegen die Euthanasie<br />
stellen: aber noch wesentlich interessanter ist die<br />
Unsere Karte<br />
Leder an Sohle und Schaft. Ja, sie geht soweit,<br />
für Gesellschaftszwecke ganz dünnes Suede mit<br />
einem leichten, gummielastischen Stoff zu hinterkleben<br />
und damit den Schaft handschuhgleich anschmiegend<br />
zu machen.<br />
Die Kriegszeit hemmte die Schuhmode nicht in<br />
ihrer Erfindung. Aber sie liess sie, der Zeitstimmung<br />
gemäss, einfacher, vernünftiger und zweckmässiger<br />
werden. Weniger Variationen der scharf<br />
herausgearbeiteten Grundtypen kennzeichnen die<br />
Ballykollektion, deren Modeile richtunggebend für<br />
die Schuhmode sind. Wir entdecken nur eine<br />
beschränkte Anzahl von Formen, die schmucklos<br />
bleiben; ihre farbig abstechenden Passepoils,<br />
leichte, neuartig wirkende Lochungen, dünne<br />
Steppzeilen dienen vor allem zum Betonen der<br />
Hauptlinien des Schnitts. Diese umreissen einen<br />
grosszügig geschnittenen, vielfach mit Carespitze<br />
versehenen Schuh, der auf dicker Sohle und auf<br />
kräftigem Absatz ruht. Mit viel Geschmack vollzieht<br />
sich die Durchbildung von Sohle und Stützen,<br />
die dem Schuh einen wuchtigen Zug verleihen.<br />
Darauf lässt sich sicher und mühelos gehen, wie<br />
es die tatenlustige, vielbeschäftigte Frau heute<br />
sehr nötig hat. Mag er als glatter, gern in Plateauform<br />
gehaltener Schnürschuh daherkommen, als<br />
Schlüpfer auf dem Rist ansteigen, oder als kunstvolle<br />
Sandale mit verflochtenen Lederbändern verarbeitet<br />
sein, stets charakterisiert das Modell die<br />
stark aus Leder, Kork oder Gummi bestehende<br />
Sohle. Diese sticht farbig vom Schaft ab und ist<br />
oft selbst aus zwei, drei mehrfarbigen Schichten<br />
zusammengefügt. Der kräftige, kantige Absatz ist<br />
niedrig, vermeidet vielfach jede Rundung und erhebt<br />
sich auf einem rechteckigen Grundriss. Ihm<br />
tritt die keilförmige Liftstütze zur Seite, die sich an<br />
Strossen- wie Gesellschaftsschuhen vorfindet.<br />
Der ausgesprochen sportliche Einschlag allen<br />
aktuellen Schuhwerks zählt zu den überraschendsten<br />
Zügen der heutigen Schuhmode. Damit drückt<br />
sich der Sieg des Trotteurtyps aus, der nun überall<br />
Zutritt gewonnen hat. Wer einmal gern einen<br />
schlankeren höheren Absatz wünscht, wählt einen<br />
glatten oder gerillten Bottierabsatz zu Gesellschaftszwecken,<br />
der doch viel mehr Stabilität und<br />
Kraft besitzt als der zerbrechlich wirkende<br />
Louis XV. der zur Zeit nicht ins Modeprogramm<br />
gehört. Damit fällt auch das kokett, hilflose Trippeln<br />
mancher Frauen dahin, das besser in die Zeit<br />
der Sänften gepasst hat als in die Epoche des<br />
Sports, des Autos und der weiblichen Berufstätigkeit.<br />
E. Seh.<br />
Tatsache, dass die Einstellung dagegen um so<br />
deutlicher wird, je älter die Abstimmenden sind -<br />
mit anderen Worten, je näher sie die Frage persönlich<br />
angeht. Von den Personen unter 30 Jahren waren<br />
nur 48% (also weniger als die Hälfte) gegen den<br />
Gnadentod, von den Personen zwischen 30 und<br />
49 Jahren waren es schon 56% und von den Personen<br />
im Alter von 50 Jahren und darüber sprachen<br />
sich 59% dagegen aus.<br />
Ein völlig abweichendes Ergebnis hatte übrigens<br />
eine vor nicht allzulanger Zeit in England veranstaltete<br />
Abstimmung über die gleiche Frage: hier<br />
waren es 69%, also mehr als zwei Drittel der Befragten,<br />
die sich für die Euthanasie einsetzten.<br />
1:650'000 — 5-farbig<br />
Blattgrösse 72x84 cm<br />
Fr. 2.80<br />
In jeder grösseren Buchhandlung<br />
Verlag Hallwag Bern<br />
Hand- und Fusspflege —<br />
im Frühling besonders wichtig<br />
Im Frühling hat der Mensch das Gefühl, dass<br />
er auch seinen Körper erneuern müsste. Wenn<br />
draussen alles blüht, warum sollen da die Füsse<br />
gerade besonders schmerzen — und die Hände<br />
rauh und rissig sein?<br />
«Wenn ich alle Hausarbeit selbst machen muss,<br />
Gemüse richten und den Boden aufwischen, dann<br />
kann ich keine zarten weissen Hände haben !><br />
klagt wohl manche Hausfrau. Aber warum denn<br />
nicht? Kosmetik hat nichts mit Eitelkeit zu tun, gepflegt<br />
sein ist e'ine Selbstverständlichkeit, an der<br />
keine Frau, die etwas auf sich hält, vorübergehen<br />
sollte.<br />
Und keine Zeit dazu haben? Ach, das ist nur<br />
Ausrede! 10 Minuten für die Körperpflege kann<br />
jede Frau erübrigen! Man braucht nicht immer<br />
teure Kosmetika zu kaufen; man kann aus allen<br />
möglichen Dingen, die im Haushalt vorhanden<br />
sind, sich Schönheitsmitte! selbst herstellen!<br />
Vom Schaben der ersten jungen Mohrrüben<br />
oder Kartoffeln sind die Hände dunkel geworden.<br />
Wasser und Seife helfen da nicht — aber ganz<br />
einfach werden die misshandelten Finger wieder<br />
weiss: man wäscht die Hände mit einem Stück<br />
Zitronenschale und reibt sie hinterher mit Fettcreme<br />
ein! Zwiebeln sind auch ein gutes Mittel,<br />
die Hand weiss und weich zu erhalten. Wenn man<br />
eine grosse Zwiebel auskocht und dann die Hände<br />
in diesem Wasser wäscht, verschwinden auch die<br />
hartnäckigsten Gemüseflecken! Keine Angst, dass<br />
die Hände dann nach Zwiebel riechen — ein<br />
Schuss Wasserstoff in das Abspülwasser vernichtet<br />
jeden Geruch!<br />
Mit feuchten Händen darf man nicht an die<br />
Frühlingsluft gehen, sie werden sonst unweigerlich<br />
rauh und rot! Immer gut abtrocknen, und, wenn<br />
sich die erste Rötung zeigt, mit Fettcreme und<br />
Glyzerin einfetten!<br />
Im Frühling schmerzen die Füsse besonders<br />
leicht, auch hier ist die lästige Bildung der Hornhaut<br />
besonders unangenehm bemerkbar! Fusspflege<br />
verlangt gar nicht so viel Mühe. Allerdings<br />
werden die Fußschmerzen nicht besser, wenn man<br />
den Tag über in Pantoffeln herumläuft, im Gegenteil:<br />
Schuhe ohne Absätze fördern die Fussschmerzen,<br />
weil dann das Körpergewicht falsch<br />
verteilt ist und das Fussgewölbe sich senkt! Sehr<br />
wohltuend ist am Abend das warme Fussbad, dem<br />
man etwas Kochsalz zusetzt. Allerdings darf man<br />
die Füsse nicht zu lange weichen lassen — höchstens<br />
5 Minuten —, damit die Haut nicht zu weich<br />
wird und sich wund scheuert. Gutes Antrocknen<br />
ist sehr wichtig für die Durchblutung des Fusses.<br />
Nach jedem' Bad massiert man den Fuss mit Feftcreme<br />
tüchtig durch —. und schon nach wenigen<br />
Tagen wird man merken, dass die Fußschmerzen<br />
verschwinden.<br />
Nagelpflege an den Füssen ist im Frühjahr besonders<br />
wichtig. Vor allen Dingen muss darauf geachtet<br />
werden, dass die Fussnägel nicht einwachsen.<br />
Vorsichtg muss man die Nagelhaut herabschieben,<br />
die Haut fortschneiden und die Nägel<br />
eincremen. Das Fussbadewasser muss weich<br />
sein, ein Kräuterbad einmal in der Woche erfrischt<br />
den Fuss der müden Hausfrau ganz ungemein.<br />
Frühlingszeit soll Erneuerungszeit sein! Alle<br />
Schlacken vom Winter werden aus dem Körper<br />
entfernt! Viel frische Milch, viel grüne Kräuter,<br />
Obst und Salat verhelfen uns zu einem blütenweissen<br />
Teint! Keine Angst vor der Frühlingssonne<br />
— auch wenn es Sommersprossen gibt. Diese ersten<br />
Sommersprossen verschwinden wieder, wenn<br />
sich die Haut an die frische Luft gewöhnt hat!<br />
Innerlich und äusserlich müssen wir uns erneuern<br />
— 10 Minuten Körperpflege sind dafür<br />
nicht zu viel. N. R.<br />
Lippenstift verbirgt Krankheiten.<br />
Auf einer Tagung englischer Aerzte wurde dieser<br />
Tage von verschiedenen Seiten Klage darüber<br />
geführt, dass bei einer Reihe von Krankheiten die<br />
Diagnose bei weiblichen Patienten durch die Verwendung<br />
von Lippenstiften und die Färbung der<br />
Fingernägel ungemein erschwert werde. Während<br />
früher ein Arzt beim Anblick einer Patientin zumeist<br />
auf den ersten Blick aus dem Aussehen von Lippen<br />
und Nägeln schliessen konnte, ob sie blutarm oder<br />
unterernährt war, ist dies heutzutage in den meisten<br />
Fällen nicht mehr möglich, und der Arzt ist auf das<br />
Resultat einer Blutuntersuchung angewiesen, um<br />
sich ein Urteil über den Zustand der Patientin bilden<br />
zu können.<br />
Dort wird Fleisch gespendet.<br />
Wenn in Amerika ein Mensch bei einem Autouniall<br />
seine Nase verliert oder ein Auge einbüsst,<br />
dann begibt er sich nach der äusserlichen Abheilung<br />
des Schadens zu einem sogenannten plastischen<br />
Chirurgen. Dieser bringt dann den Schaden in<br />
Ordnung. Diese Behebung des Schadens ist um so<br />
leichter, wenn der Patient bereit ist, die oft sehr<br />
erheblichen Kosten für die Beschaffung eines Ersatzteils<br />
von einem fremden Körper zu bezahlen. Im<br />
Grunde kann natürlich die Ueberpflanzung auch<br />
aus dem eigenen Fleisch erfolgen. Aber dazu sind<br />
zwei Operationen notwendig und recht viele Umstände.<br />
Nach dem Gesichtspunkt, dass Zeit Geld ist,<br />
haben sich die Amerikaner mehr und mehr entschlossen,<br />
fremdes Fleisch zur Behebung solcher<br />
Verstümmelungen zu benützen. Es wurde ein<br />
Grafting Donors Bureau eingerichtet, wo sich Menschen<br />
melden, die bereit sind, einen kleinen Teil<br />
ihrer eigenen Anatomie für fremde Personen zur<br />
Verfügung zu stellen. Diese fremden Körperteile<br />
werden aus den Ohren, den Nasen oder aus der<br />
Rippengegend genommen. Allerdings sind die<br />
überpflanzten Stücke relativ und selten viel grösser<br />
als 5 Zentimeter lang und 2 Zentimeter breit. Hunderte<br />
von Frauen und Männern haben sich bei<br />
dem Grafting Bureau eintragen lassen und warten<br />
jetzt auf Abruf, um einem Menschen mit einem<br />
lädierten Ohr oder einer zerstossenen Nase einen<br />
eigenen unbeschädigten Körperteil als Ersatz anzubieten.
N°20 — DIENSTAG, 14. MAI <strong>1940</strong> AUTOMOBIL-REVUE 15<br />
Eine allgemeine Benzinsteuer?<br />
Am 3. Mai empfing Bundesrat Celio eine Delegation<br />
der Via Vita. "Wir wir vernehmen, drehte sich<br />
die Aussprache dabei vor allem um das Problem<br />
der Besteuerung der Motorfahrzeuge, wobei, wie es<br />
scheint, dem neuen Chef des Post- und Eisenbahndepartements<br />
die Idee vorschwebt, das System der<br />
Benzinbesteuerung, zu dessen Anwendung sein<br />
Heimatkanton, der Tessin, seit dem 1. Januar <strong>1940</strong><br />
übergegangen ist, auf die ganze Schweiz auszudehnen,<br />
allerdings unter weitgehender Berücksichtigung<br />
der besonderen. Lage und Verhältnisse in<br />
den Kantonen.<br />
Aufhebung der Konzession B.<br />
Durch Bundesratsbeschluss vom 19. März 1929<br />
waren öffentliche gewerbsmässige Bundfahrten mit<br />
Automobilen der Konzessionspflicht unterstellt und<br />
mit Gebühren belegt worden (Konzession B 1 für<br />
Rundfahrten, B 2 für Reisefahrten). Am 30. April<br />
hat der Bundesrat nun einen Entschluss gefasst,<br />
wodurch der Vollzug dieser Vorschriften für die<br />
in der Schweiz niedergelassenen Automobilbesitzer<br />
bis auf weiteres, längstens jedoch für die Dauer<br />
des gegenwärtigen Kriegszustandes aufgehoben<br />
wird. Das heisst, dass die Pflicht zur Einholung<br />
der Konzession B 1 und B 2 einstweilen dahinfällt,<br />
zugleich aber, wie anzunehmen steht, auch die Entrichtung<br />
der bisher von den Konzessionären B 2<br />
erhobenen Zuschlagsgebühren für konkurrenzierte<br />
Transportanstalten.<br />
Der Bundesratsbeschluss vom 30. April <strong>1940</strong> gilt<br />
rückwirkend ab 1. Dezember 1939. Mit dieser Massnahme<br />
wird für das darniederliegende Gesellschaftswagengewerbe<br />
eine willkommene Erleichterung geschaffen.<br />
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Der dritte Junisonntag wird zu einem bedeutsamen<br />
Tag für das gesamte zürcherische Motorfahrzeugwesen,<br />
hat sich dannzumal doch das Zürchervolk<br />
über die Gesetzesvorlage auszusprechen, welche<br />
den Regierungsrat ermächtigen soll, die Anpassung<br />
der gegenwärtigen Verkehrssteuern an die Benzinrationierung<br />
vorzunehmen. Die Delegiertenversammlung<br />
der Kantonalen Strassenverkehrsliga besammelt<br />
sich Ende Mai in Zürich, um zum ganzen<br />
Problem Stellung zu beziehen. Dabei kommt selbstverständlich<br />
der Gestaltung der Vollziehungsverördnung,<br />
d. h. der Skala der Steuerreduktionen, das<br />
Hauptinteresse zu. Will man die Tausende von stillgelegten<br />
Motorfahrzeugen — und es dürften eher<br />
6000 als 5000 sein — aus ihrem Winterschlaf erwecken<br />
und wieder in Verkehr bringen, so ist es<br />
unerlässlich, dass die zu gewährenden Steuerermässigungen<br />
fühlbar auslallen, damit ein Anreiz<br />
besteht, trotz der geringen Brennstoffmengen den<br />
Wagen in Betrieb zu nehmen. Dabei steht zu hoffen,<br />
dass die zuständigen Behörden, bevor sie die Skala<br />
definitiv festlegen, den Verkehrsinteressenten als<br />
direkt Beteiligten Gelegenheit geben, sich zum Vorschlag<br />
zu äussern; denn es steht viel auf dem Spiele<br />
und mit halben Lösungen will man sich nicht abfertigen<br />
lassen. Wenn man sieht, wie andere Kantone<br />
mit niedrigeren Steueransätzen eine allgemeine<br />
Reduktion von 10 und 12 %> gewährt haben, so wird<br />
man verstehen, dass für zürcherische Verhältnisse<br />
eine durchschnittliche Senkung von 15—20 %• ein<br />
Minimum darstellt.<br />
Der Kanton Zürich erteilt eine Erdölkonzession.<br />
Der Zürcher Regierungsrat hat einem schweizerischen<br />
Geologen die Konzession zur Forschung<br />
nach Erdöl, Erdgas, Asphalt und Erdharzmineralien<br />
auf dem Gebiet einer Anzahl Gemeinden erteilt,<br />
zum erstenmal wieder seit 1924, als die Schürf-AG<br />
die Konzession für die allerdings erfolglos durch-<br />
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geführten Erdölbohrungen in Tuggen erhielt. Im<br />
vorliegenden Falle hat es der Konzessionär lediglich<br />
auf Oberflächenuntersuchungen unter Zuhilfenahme<br />
von Schürfschächten und untiefen Bohrungen<br />
vorgesehen. Bei der Art der Konzession besteht für<br />
ihn keine Pflicht zur Vornahme einer Oelnachweisbohrüng,<br />
wohl aber hat er die Regierung über<br />
den Fortgang und die Ergebnisse seiner Arbeiten<br />
auf dem Laufenden zu halten. Sofern er auf Erdöl<br />
oder Erdgas stösst, kann er das Gesuch um eine<br />
Ausbeutungskonzession stellen, deren Bedingungen<br />
noch festzulegen wären.<br />
Nebenbei bemerkt haben die zürcherischen Behörden<br />
auch eine Schürfkbnzession für eine mit der<br />
Wünschelrute entdeckte angebliche Goldader von<br />
300 m Länge und einigen. Metern Breite auf dem<br />
Käferberg gewährt, freilich nicht, um sich Abgaben<br />
aus einer zukünftigen Goldgewinnung zu sichern,<br />
sondern lediglich um den beiden Goldgräbern Gelegenheit<br />
zu geben, sich durch höchsteigene Grabarbeit<br />
davon zu überzeugen, dass sie einem Wunschtraum<br />
nachgejagt haben. Was sich denn auch bestätigte<br />
: die Grabungen, die bis zu 11 m Tiefe<br />
gingen, förderten nichts zutage, und des Liedes Ende<br />
war deren Einstellung.<br />
Strammen<br />
Ausbau der römischen Zufahrtsstrassen.<br />
Die Arbeiten zur Erneuerung und zum Ausbau<br />
der Zufahrtsstrassen nach Rom, die derart beschleunigt<br />
werden sollen, dass ihr Abschluss bis zur Einweihung<br />
der E42 sichergestellt ist, haben kürzlich<br />
ihren Anfang genommen.<br />
Via Cassia und Via Fläminia treffen bei der<br />
neuen XXVIII-Ottobre-Brücke zusammen, um eine<br />
1 km lange Allee zu bilden, von der dann zwei Abzweigungen<br />
ausgehen. Dazu erfährt auch die Via<br />
Tähurtina eine Verbesserung, während die Via Littöria,<br />
welche die Via Appia nach Neapel ersetzt,<br />
auf eine Breite von 12 m ausgebaut wird und den<br />
ganzen- Pontinischen Acker durchquert. Mit dieser<br />
Strasse und der im Bau befindlichen Via Domiziana<br />
wandelt sich die 225 km lange Strecke zwischen<br />
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Aurelia wird mit der Piazza Irnerio verbunden werden,<br />
wo die grosse Allee beginnt, die durch den<br />
Janiculus-Tunnel nach der neuen Fiorentini-Brücke<br />
führt. Für diese großzügigen und umfassenden Arbeiten<br />
sind Aufwendungen in der Höh© von insgesamt<br />
60 000 000 Lire vorgesehen.<br />
An der rund 1000 km langen neuen Strasse, die<br />
Bagdad mit dem Mittelmeer verbinden soll, wird<br />
gegenwärtig die letzte Strecke, das 343 km lange<br />
transjordanische Stück, das zum grossen Teil durch<br />
die Syrische Wüste führt, fertiggestellt. Auf der<br />
einen Seite befindet sich das palästinensische Stück<br />
(93 km von Haifa bis Jisr al Mejame an der transjordanischen<br />
Grenze) bereits in voller Benutzung;<br />
auf der anderen Seite existiert die ca. 600 km lange<br />
irakische Strecke schon zum grossen Teil als asphaltierte<br />
Strasse. Nach Inbetriehnahme der ganzen<br />
Strasse — deren Kosten auf 1,5 Mill. £ veranschlagt<br />
sind — wird die Entfernung zwischen Bagdad<br />
und dem Mittelmeer auf rund 12 Autostunden<br />
reduziert sein.<br />
Beim Bau der neuen Strasse, die seit kurzem<br />
die westafrikänischen Kolonien Frankreichs verbindet,<br />
wird neuerdings zur Befestigung der Oberfläche<br />
das harte, kiesähnliche Material verwendet,<br />
das die dortigen Ameisen zur Herstellung ihrer<br />
Wohnungen benützen. Das Material steht in unbeschränkten<br />
Mengen zur Verfügung; denn sobald<br />
ein Teil der enormen Ameisenhügel entfernt wird<br />
(wobei nur darauf geachtet werden muss. dass der<br />
Bau nicht vollkommen zerstört wird), haben die<br />
Ameisen nichts Eiligeres zu tun, als ihn wieder<br />
zu rekonstruieren. Die Qualität dieses Baumaterials<br />
ist nach Ansicht der zuständigen Ingenieure durch<br />
kein von Menschenhand hergestelltes oder natürliches<br />
Material zu übertreffen; die damit eingedeckten<br />
Strassen sollen jedem Wetter widerstehen<br />
und von geradezu unbegrenzter Haltbarkeit sein.<br />
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