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Keiner-trennt-uns-Versuch-Leseprobe2

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»Besser nicht.« Hanna beugte sich vor und drückte<br />

ihre Lippen auf seine feuchte Stirn. So, wie ihre Ma es<br />

früher bei Hanna getan hatte, wenn sie krank gewesen<br />

war. Der Gedanke, dass Mika sich nicht mehr an sie<br />

erinnerte, ließ ihre Brust eng werden. »Vielleicht könnte<br />

Tante Yvonne für ein paar Stunden herkommen.«<br />

»Ich mag sie nicht. Sie meckert immer so viel. Vor<br />

allem mit Pa.«<br />

Das stimmte. Yvonne um Hilfe zu bitten, würde ihr<br />

schwerfallen. Andererseits blieb ihr kaum eine Wahl,<br />

wenn sie nicht noch mehr Stoff versäumen wollte.<br />

»Tante Yvonne meint es doch nur gut. Sie …«<br />

Die Türklingel läutete. Pa. Endlich. Hanna sprang auf,<br />

um den Summer zu betätigen. Typisch, dass ihr Vater in<br />

der Hektik heute Morgen seinen Schlüssel vergessen<br />

hatte. Er war wie meistens in letzter Minute aufgebrochen<br />

und hatte das von ihr belegte Wurstbrot auf dem<br />

Weg zur Bahn verzehrt.<br />

Hanna schlüpfte in ihre blaue Sommerjacke, hängte<br />

sich ihren Rucksack über die Schulter und griff nach dem<br />

Schlüssel für den Fahrradkeller. Das kalte Metall klimperte<br />

verheißungsvoll in ihrer Hand. Sie konnte es<br />

immer noch rechtzeitig zur Uni schaffen.<br />

Doch etwas stimmte nicht. Die Schritte, die durchs<br />

muffige Treppenhaus hallten, klangen leicht und<br />

beschwingt. Nicht wie das schwere Stapfen ihres Vaters,<br />

der alle paar Stufen innehielt und leise schnaufte, weil er<br />

den ganzen Tag am Schreibtisch saß und sein Bauch mit<br />

jedem Jahr mehr unter der Anzugjacke spannte.<br />

»Hallo.« Simons rotblonder Schopf tauchte im Treppenhaus<br />

auf. Auf dem Rücken trug er einen Laptop-<br />

Rucksack und sein Lächeln wirkte verkrampft.<br />

Ihr eigenes Lächeln fiel in sich zusammen. Die Enttäuschung<br />

ballte sich zu einem festen Klumpen in ihrem<br />

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