Linzer Bibelsaat (März 2018)
- Keine Tags gefunden...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Aktuelles<br />
Wort Gottes in der Liturgie<br />
„nicht in Naphtalin einlegen!“<br />
Papst Franziskus forderte am 11.<br />
Oktober 2017 bei einer Ansprache anlässlich<br />
des 25-jährigen Jubiläums der<br />
Veröffentlichung des „Katechismus der<br />
katholischen Kirche“ die Verurteilung<br />
der Todesstrafe im Katechismus. Unter<br />
dem Thema „Bewahren und weitergehen“<br />
bezog er sich auch auf die Heilige<br />
Schrift, die einerseits als Fundament des<br />
Glaubens bewahrt, aber in Konfrontation<br />
mit der Gegenwart auch weiterentwickelt<br />
werden muss. In seiner ihm eigenen<br />
Art, bei Ansprachen Vergleiche<br />
und Bilder zu verwenden, sagte er: „Das<br />
Wort Gottes kann man nicht in Naphtalin<br />
einlegen wie eine alte Decke, die gegen<br />
Ungeziefer geschützt werden muss.“<br />
Dieser Vergleich ist nicht nur köstlich, sondern<br />
ebenso bedeutsam für den Umgang<br />
mit der Heiligen Schrift. Dies gilt in erster<br />
Linie für die Feier der Liturgie als dem<br />
ersten Ort der Verkündigung des Wortes<br />
Gottes. Es soll auch dort durch Vorlesen<br />
nicht bloß bewahrt bleiben, vielmehr<br />
durch Auslegung in der Konfrontation mit<br />
dem Leben neue Bedeutung bekommen.<br />
„Bewahren“ und „weitergehen“ sind zwei<br />
parallele Aufgaben der Kirche. Deswegen<br />
muss sie das Evangelium auf immer neue<br />
Weise verkünden und „nicht in Naphtalin<br />
einlegen“, so der Papst.<br />
Vielleicht sind (vor allem den Jüngeren,<br />
die Naphtalin nicht mehr aus dem Alltag<br />
kennen) ein paar Zusatzinfos hilfreich,<br />
um die Tragweite des Vergleiches des<br />
Papstes besser einschätzen zu können:<br />
Naphthalin (griech. Erdöl) ist ein farbloser<br />
Feststoff mit charakteristischem Geruch<br />
nach Teer. In Wasser ist Naphthalin<br />
18<br />
weitgehend unlöslich. Früher war es der<br />
Hauptbestandteil von Mottenkugeln,<br />
wird aber heute oft durch andere Substanzen<br />
ersetzt. Es ist – entgegen weit<br />
verbreiteten Meinungen – kaum insektizid<br />
wirksam. Unter Chemikern heißt es<br />
spöttisch: „Um Motten mit Naphthalin<br />
abzuwehren, besorge man sich eine<br />
Schleuder und erschieße die Motten mit<br />
den Mottenkugeln.“<br />
Naphthalin ist gesundheitsschädlich und<br />
umweltgefährlich. Es führt auf der Haut<br />
zu starken Reizungen bzw. Dermatitis<br />
und kann die roten Blut zellen schädigen.<br />
Beim Einatmen kann es zu Schleimhautreizungen,<br />
Kopf schmer zen, Übelkeit, Erbrechen<br />
und Verwirrtheitszuständen<br />
führen. Bei Einnahme führt es zu Magen-<br />
Darm-Störungen, Atemlähmung und<br />
Krämpfen. Eine krebserregende Wirkung<br />
des Naphthalins wird vermutet.<br />
Wer wäre wohl so dumm und würde<br />
Gottes Wort absichtlich mit so einem<br />
Stoff in Verbindung bringen. Deutlicher<br />
lässt sich wohl kaum mehr zum Ausdruck<br />
bringen, worauf es dem Bischof von Rom<br />
ankommt: „Weitergehen“ und die überlieferten<br />
Bibeltexte mit den heutigen<br />
Herausforderungen konfrontieren.<br />
Hans Hollerweger und Franz Kogler<br />
Foto: Lisa Spreckelmeyer / pixelio