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Linzer Bibelsaat (März 2018)

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Aktuelles<br />

Wort Gottes in der Liturgie<br />

„nicht in Naphtalin einlegen!“<br />

Papst Franziskus forderte am 11.<br />

Oktober 2017 bei einer Ansprache anlässlich<br />

des 25-jährigen Jubiläums der<br />

Veröffentlichung des „Katechismus der<br />

katholischen Kirche“ die Verurteilung<br />

der Todesstrafe im Katechismus. Unter<br />

dem Thema „Bewahren und weitergehen“<br />

bezog er sich auch auf die Heilige<br />

Schrift, die einerseits als Fundament des<br />

Glaubens bewahrt, aber in Konfrontation<br />

mit der Gegenwart auch weiterentwickelt<br />

werden muss. In seiner ihm eigenen<br />

Art, bei Ansprachen Vergleiche<br />

und Bilder zu verwenden, sagte er: „Das<br />

Wort Gottes kann man nicht in Naphtalin<br />

einlegen wie eine alte Decke, die gegen<br />

Ungeziefer geschützt werden muss.“<br />

Dieser Vergleich ist nicht nur köstlich, sondern<br />

ebenso bedeutsam für den Umgang<br />

mit der Heiligen Schrift. Dies gilt in erster<br />

Linie für die Feier der Liturgie als dem<br />

ersten Ort der Verkündigung des Wortes<br />

Gottes. Es soll auch dort durch Vorlesen<br />

nicht bloß bewahrt bleiben, vielmehr<br />

durch Auslegung in der Konfrontation mit<br />

dem Leben neue Bedeutung bekommen.<br />

„Bewahren“ und „weitergehen“ sind zwei<br />

parallele Aufgaben der Kirche. Deswegen<br />

muss sie das Evangelium auf immer neue<br />

Weise verkünden und „nicht in Naphtalin<br />

einlegen“, so der Papst.<br />

Vielleicht sind (vor allem den Jüngeren,<br />

die Naphtalin nicht mehr aus dem Alltag<br />

kennen) ein paar Zusatzinfos hilfreich,<br />

um die Tragweite des Vergleiches des<br />

Papstes besser einschätzen zu können:<br />

Naphthalin (griech. Erdöl) ist ein farbloser<br />

Feststoff mit charakteristischem Geruch<br />

nach Teer. In Wasser ist Naphthalin<br />

18<br />

weitgehend unlöslich. Früher war es der<br />

Hauptbestandteil von Mottenkugeln,<br />

wird aber heute oft durch andere Substanzen<br />

ersetzt. Es ist – entgegen weit<br />

verbreiteten Meinungen – kaum insektizid<br />

wirksam. Unter Chemikern heißt es<br />

spöttisch: „Um Motten mit Naphthalin<br />

abzuwehren, besorge man sich eine<br />

Schleuder und erschieße die Motten mit<br />

den Mottenkugeln.“<br />

Naphthalin ist gesundheitsschädlich und<br />

umweltgefährlich. Es führt auf der Haut<br />

zu starken Reizungen bzw. Dermatitis<br />

und kann die roten Blut zellen schädigen.<br />

Beim Einatmen kann es zu Schleimhautreizungen,<br />

Kopf schmer zen, Übelkeit, Erbrechen<br />

und Verwirrtheitszuständen<br />

führen. Bei Einnahme führt es zu Magen-<br />

Darm-Störungen, Atemlähmung und<br />

Krämpfen. Eine krebserregende Wirkung<br />

des Naphthalins wird vermutet.<br />

Wer wäre wohl so dumm und würde<br />

Gottes Wort absichtlich mit so einem<br />

Stoff in Verbindung bringen. Deutlicher<br />

lässt sich wohl kaum mehr zum Ausdruck<br />

bringen, worauf es dem Bischof von Rom<br />

ankommt: „Weitergehen“ und die überlieferten<br />

Bibeltexte mit den heutigen<br />

Herausforderungen konfrontieren.<br />

Hans Hollerweger und Franz Kogler<br />

Foto: Lisa Spreckelmeyer / pixelio

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