TheaterCourier April 2018
TheaterCourier April 2018 | Die Kunst- und Kulturzeitung für Sachsen | Lange Nacht der Dresdner Theater - Christian Thielemann - Aktionswochen Zusammen gegen Rassismus - Ausstellung Kernfusion - Radeberger Biertheater - Jekyll & Hyde - Unsere Frauen - DISKO IM FOYER - Interview Robert Jentzsch - Theaterkalender - Premieren - Ausstellung Tod & Ritual - Leipziger Typotage - Geigenbaumeister Joachim Zimmermann - Film Stars Don't Die in Liverpool Filmkritik - Der seidene Faden - Steig.nicht.aus! - Kolumne Holger Böhme uvm.
TheaterCourier April 2018 | Die Kunst- und Kulturzeitung für Sachsen | Lange Nacht der Dresdner Theater - Christian Thielemann - Aktionswochen Zusammen gegen Rassismus - Ausstellung Kernfusion - Radeberger Biertheater - Jekyll & Hyde - Unsere Frauen - DISKO IM FOYER - Interview Robert Jentzsch - Theaterkalender - Premieren - Ausstellung Tod & Ritual - Leipziger Typotage - Geigenbaumeister Joachim Zimmermann - Film Stars Don't Die in Liverpool Filmkritik - Der seidene Faden - Steig.nicht.aus! - Kolumne Holger Böhme uvm.
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<strong>April</strong> <strong>2018</strong><br />
www.theatercourier.de<br />
100 %<br />
Menschenwürde<br />
Seite 3<br />
Prost! Spaß<br />
beim Bier im<br />
Theater<br />
Seite 4<br />
Premiere in<br />
Freiberg:<br />
Jekyll & Hyde<br />
Seite 4<br />
Comödie: Eine<br />
mordsmäßige<br />
Freundschaft<br />
Seite 5<br />
Ausstellung<br />
Tod & Ritual<br />
Seite 12<br />
Und der<br />
Himmel hängt<br />
voller Geigen<br />
Seite 13<br />
grafik & druck I verteilung I plakatierung<br />
DAS ORIGINAL<br />
- GRATIS -<br />
KUNST- UND KULTURZEITUNG<br />
- für Sachsen -<br />
THEATER FÜR ALLE<br />
Kinokritik:<br />
Thriller ohne<br />
Leiche<br />
Seite 15<br />
Holger Böhme<br />
hat das letzte<br />
Wort<br />
Seite 16<br />
Die 7. Dresdner Theaternacht präsentiert ein vielfältiges<br />
Kulturprogramm, von Schauspiel über Oper bis Comedy.<br />
Seite 2<br />
Schauspieler Emil Borgeest © pingundpong
Seite 2 | <strong>April</strong> <strong>2018</strong><br />
www.theatercourier.de<br />
TITELSTORY<br />
Kultur am laufenden Band – Lange Nacht der Dresdner Theater am 7. <strong>April</strong><br />
Bei der inzwischen schon<br />
7. Langen Nacht gibt<br />
es auf über 30 Bühnen<br />
150 Vorstellungen<br />
Für den neuen Intendanten des Staatsschauspiels<br />
Dresden, Joachim Klement, ist<br />
es eine Premiere: „Ich bin neugierig und<br />
freue mich sehr darauf, denn dieses Event<br />
zeigt den kulturellen Reichtum Dresdens.<br />
Ich werde mir im Societaetstheater das<br />
Stück von Axel Hacke anschauen.“<br />
Sein Kollege Thomas Schuch, Chef vom Kabarett<br />
Breschke & Schuch, hofft, dass er es<br />
schafft, sich im Schauspielhaus „Der gute<br />
Mensch von Sezuan“ anzuschauen. „Das<br />
habe ich als Studiostück zum Abschluss<br />
meines Schauspielstudiums in Berlin gesehen.“<br />
Auch sein Haus beteiligt sich an<br />
diesem nun schon zum siebten Mal organisierten<br />
Event. Im Stundentakt tritt er mit<br />
Christina Kraft im Programm „Gemein-<br />
Zahm in die Nacht“ auf.<br />
23 Einrichtungen haben gemeinsam geplant,<br />
aber die Fäden laufen im Org-Büro<br />
im Schauspielhaus zusammen. Pressechefin<br />
Gertrud Aringer freut sich über die drei<br />
auffälligen Plakatmotive, die in der Stadt<br />
6. Lange Nacht der Dresdner Theater 2017 © Klaus Gigga<br />
„Zickenzirkus“ | Charlotte Heinke, Kim Fisher und Dorothea Kriegl<br />
hängen: „Die Schwarz-Weiß-Fotos der drei<br />
Schauspieler Ilse Bendin, Tom Quaas und<br />
Emil Borgeest sind in Verbindung mit den<br />
Comicelementen ein Sinnbild für Theater<br />
zum Anfassen.“<br />
Alle Programme beginnen immer zur vollen<br />
Stunde und dauern rund 30 Minuten. Dazwischen<br />
liegt eine halbe Stunde Leerlauf<br />
für die Theater zum Luftholen und für die<br />
Besucher zum Wechseln an einen anderen<br />
Standort. Da der VVO mit von der Partie ist,<br />
können mit dem Lange-Nacht-Bändchen<br />
Busse und Bahnen im Verbundbereich von<br />
Samstag, 7. <strong>April</strong>, 14 Uhr bis Sonntag 4 Uhr<br />
genutzt werden. Aber Achtung: Die Bändchen<br />
dürfen nicht in der Tasche stecken,<br />
sondern müssen am Handgelenk befestigt<br />
werden! In der Dresdner Innenstadt sind<br />
zusätzliche Shuttlebus-Linien eingerichtet<br />
worden, die in kürzerer Taktung unterwegs<br />
sind. So fährt zum Beispiel die Linie<br />
8 von 16 bis 23.30 Uhr viertelstündlich<br />
als „Theaterlinie“ und wird so das Festspielhaus<br />
Hellerau mit den Theatern der<br />
Neustadt und der Innenstadt verbinden.<br />
Doch zurück zu dem Tag, an dem alle Einrichtungen<br />
an einem Strang ziehen ohne<br />
jeden Konkurrenzgedanken. Angeboten<br />
werden rund 70 unterschiedliche Programme<br />
in den Bereichen Schauspiel, Kabarett,<br />
Puppentheater, Gesang, Tanz, Oper, Performance,<br />
Comedy und vielen anderen.<br />
Los geht es 16 Uhr mit Veranstaltungen<br />
für die ganze Familie („1001 Märchen“ in<br />
der Yenidze, „Des Kaisers neue Kleider“<br />
im August Theater, Entdeckertour durchs<br />
Festspielhaus Hellerau, „Romeo und Julia<br />
spielend entdecken“ im Societaetstheater).<br />
In der Comödie Dresden werden 17/18/19/20<br />
Uhr „Unsere Frauen“ gewürdigt. Mit dabei<br />
ist IaF-Star Bernd Bettermann. Und<br />
21/22/23 Uhr ist „Zickenzirkus“ angesagt.<br />
Gleich um die Ecke lädt das Boulevardtheater<br />
mit „Azzurro – Wie zähme ich<br />
einen Italiener?“ ins Land von Pizza und<br />
Pasta ein. Ab 22.30 Uhr tanzen dort dann<br />
Künstler und Zuschauer im Theaterfoyer<br />
zu den größten Hits der 80er, zu Partyklassikern<br />
und Diskofox – open end. Die<br />
Herkuleskeule im Kulturpalast präsentiert<br />
die „Balastrevue“.<br />
Keinesfalls nur für Senioren ist die Komödie<br />
„Disko im Altersheim“ in den<br />
Kammerspielen Dresden. Die Dresdner<br />
Nachwuchsband der Dreikönigsschule<br />
„Inspire the Fire“ spielt im Projekttheater<br />
19 Uhr für Kids ihre Lieblingssongs.<br />
Zu nachtschlafender Stunde – 23 Uhr –<br />
startet Pantomime Ralf Herzog bei „Best<br />
of Herzog“ in der pantoMimenbühne<br />
Dresden einen lautlosen Angriff auf die<br />
Lachmuskeln. In der Semperoper gibt<br />
es im Stundentakt jeweils einen Akt von<br />
„Dornröschen – ein echtes Ballett-Märchen“.<br />
In der gerade wieder „aufgetauchten“<br />
Staatsoperette im Kraftwerk Mitte<br />
lädt der Frosch in die „Fledermaus“.<br />
Im tjg wird „Krabat“, eine Mischung aus<br />
Schauspiel, Choreografie und Puppentheater<br />
auf der großen Bühne gezeigt.<br />
Der tjg-Pressesprecher Norbert Seidel hat<br />
geplant, sich im Theaterhaus Rudi – übrigens<br />
das einzige Amateurtheaterhaus<br />
Deutschlands – „Von Räubern, Advokaten,<br />
Architekten, Liebe und Tod.“ anzuschauen.<br />
Auf dem Theaterkahn am Terrassenufer<br />
heißt es erst „Clowns – Einer spinnt<br />
immer“ und dann „Altern ist nichts für<br />
Feiglinge“. Um Mitternacht verwandeln<br />
sich neben der großen Bühne im Schauspielhaus<br />
auch weitere Theater in Tanzflächen<br />
und runden den Abend mit einer<br />
großen Party ab. Feiern und tanzen Sie bis<br />
in die Morgenstunden!<br />
Voriges Jahr wurden über 9.000 Bändchen<br />
verkauft, der Vorverkauf hat begonnen –<br />
denn so viel Theater gibt es nur in dieser<br />
Nacht!<br />
Regine Eberlein<br />
7. Lange Nacht der Dresdner Theater<br />
07.04.<strong>2018</strong><br />
www.lange-nacht-derdresdner-theater.de<br />
Infotelefon: 0351 - 491 39 57 (bis 06.04.)<br />
„Dornröschen“ | Semperoper Dresden<br />
© Robert Jentzsch<br />
© Ian Whalen<br />
„Von Räubern, Advokaten, Architekten, Liebe und Tod“ |<br />
Theaterhaus Rudi<br />
© Tanja Kirsten<br />
„Die Fledermaus“ | Staatsoperette Dresden<br />
© Kai-Uwe Schulte-Bunert
www.theatercourier.de<br />
<strong>April</strong> <strong>2018</strong> | Seite 3<br />
Besondere Gäste in den Richard-Wagner-Stätten Graupa<br />
KULTURHIGHLIGHTS<br />
René Kollo und Christian<br />
Thielemann<br />
Gleich zwei ganz besondere Gäste können<br />
die Richard-Wagner-Stätten Graupa<br />
im <strong>April</strong> bei sich begrüßen. Startenor<br />
René Kollo übernimmt zur Aufführung<br />
der Kinderoper „Der fliegende Holländer“<br />
am 8. <strong>April</strong> <strong>2018</strong> offiziell die Patenschaft<br />
für die Veranstaltungsreihe<br />
„Wagner für Kinder“, die vier Mal im Jahr<br />
kindgerechte Fassungen von Wagners<br />
Werken auf die Bühne bringt.<br />
Am Dienstag, 24. <strong>April</strong> <strong>2018</strong>, wird beim<br />
Kulturtalk „Rotes Sofa Classico – Wir<br />
müssen reden!“ ein kleines Jubiläum gefeiert.<br />
Seit 5 Jahren ist der Chefdirigent<br />
der Sächsischen Staatskapelle Dresden,<br />
Christian Thielemann, dann Schirmherr<br />
der Richard-Wagner-Stätten Graupa.<br />
Zur Veranstaltung wird der Maestro<br />
höchst persönlich Rede und Antwort<br />
stehen und aus seinem Leben berichten.<br />
Karten für beide Veranstaltungen gibt<br />
es direkt in den Richard-Wagner-Stätten<br />
Graupa, im TouristService Pirna<br />
(03501-556 446, touristservice@pirna.de),<br />
an allen bekannten Reservix-Vorverkaufsstellen<br />
sowie online unter www.<br />
tickets.pirna.de.<br />
Richard-Wagner-Stätten Graupa<br />
www.wagnerstaetten.de<br />
Tickethotline: 03501 - 4 61 96 50<br />
Christian Thielemann<br />
© Matthias Creutziger<br />
Frauen können auch malen!<br />
100 % Menschenwürde<br />
Wenn Frauen zu Stift und<br />
Pinsel greifen<br />
Noch bis zum 15. <strong>April</strong> ist die Ausstellung<br />
„Frauen können auch malen“ in der<br />
Galerie von Holger John in der Rähnitzgasse<br />
17 in Dresden zu sehen. Darunter<br />
sind Werke von prominenten Frauen wie<br />
Elvira Bach „Rote Liegende mit Nelke“,<br />
2015, Acryl auf Leinwand © Thomas Fröhlich <strong>2018</strong><br />
Kernfusion in Dresden<br />
Die 24. Sonderausstellung<br />
der Galerie FLOX<br />
zeigt die Familie Kern<br />
Die Galerie FLOX zeigt im Dresdner Barockviertel<br />
eine besondere Ausstellung:<br />
Im Mittelpunkt steht die Familie Kern,<br />
dessen berühmtestes Familienmitglied,<br />
Hans-Georg Kern, besser bekannt als<br />
Prof. Georg Baselitz, im Januar 80 Jahre<br />
alt wurde.<br />
„Wir wollen einen Teil der Familie<br />
künstlerisch zusammenbringen, gegenüberstellen,<br />
schauen, wie sie sich<br />
künstlerisch beeinflussten, wie sie eigenständige<br />
Wege gingen, wo sie stehen,<br />
wo Wege abgebrochen wurden, wie sie<br />
vom ‚großen Baselitz‘ profitierten und<br />
welchen ‚Rucksack‘ sie auf Grund dessen<br />
auch heute noch mit sich herumschleppen“,<br />
erklärt Hellfried Christoph, der Leiter<br />
der Galerie.<br />
den Malerinnen Angela Hampel, Miriam<br />
Vlaming und Rosa Lay. Letztere ist die<br />
Frau des Leipziger Malers Neo Rauch.<br />
Auch von Topmodel Nadja Auermann<br />
ist ein Werk unter der Bezeichnung<br />
„Konzeptskizze“ zu sehen. „Vielen ist<br />
unbekannt, dass auch die Schauspielerin<br />
Eva-Maria Hagen seit langem malt“,<br />
so Holger John. Der Künstler (*1960) bereichert<br />
seit 2013 mit seiner Galerie die<br />
Dresdner Kunstszene.<br />
Frauen können auch malen<br />
Galerie Holger John<br />
08.03. - 15.04.18<br />
www.galerie-holgerjohn.de<br />
MixedMedia auf Karton<br />
© Dekern<br />
Kernfusion in Dresden<br />
Galerie FLOX<br />
14.04. - 09.06.18<br />
www.galerie-flox.de/ausstellung<br />
Zusammen gegen<br />
Rassismus – Dresden<br />
engagiert sich<br />
Noch bis zum 6. <strong>April</strong> <strong>2018</strong> finden in<br />
Dresden die Internationalen Wochen<br />
gegen Rassismus statt. Das Motto dieser<br />
bundesweiten Aktionswochen lautet<br />
„100 % Menschenwürde – Zusammen<br />
gegen Rassismus“. Sie sollen ein Zeichen<br />
der Solidarität mit den Gegnerinnen<br />
bzw. Gegnern und Opfern von Rassismus<br />
setzen. Mehr als 100 Vereine, Initiativen<br />
und Institutionen sind dem Aufruf des<br />
Oberbürgermeisters Dirk Hilbert zur Beteiligung<br />
an den Aktionswochen gefolgt<br />
und bieten ein vielfältiges Programm<br />
mit über 140 Veranstaltungen. Diese thematisieren<br />
Rassismus, wie er uns in den<br />
verschiedensten Formen begegnet: als<br />
Alltagsrassismus, Antisemitismus oder<br />
Antimuslimischer Rassismus. Darunter<br />
sind Ausstellungen, Diskussionsrunden,<br />
Filmvorführungen, Lesungen, Theaterstücke,<br />
Vorträge und Workshops.<br />
Ziel der internationalen Wochen gegen<br />
Rassismus ist es, zu informieren, zu sensibilisieren<br />
und zur Selbstreflexion und<br />
eigenem Handeln anzuregen.<br />
„Ich setze mich dafür ein, dass alle Menschen<br />
in unserer Stadtgesellschaft, egal<br />
welcher Herkunft sowie religiösen, kulturellen<br />
oder sozialen Zugehörigkeit, die<br />
gleichen Chancen haben und sich gleichberechtigt<br />
am gesellschaftlichen Leben<br />
beteiligen können. Leider entspricht<br />
das nicht immer der Realität. Rassismus,<br />
Ausgrenzung und Diskriminierung<br />
sind immer noch vorhanden und beeinträchtigen<br />
das Leben und den Alltag der<br />
Betroffenen spürbar. Ein gleichberechtigtes<br />
und respektvolles Miteinander<br />
muss aber in einer weltoffenen und vielfältigen<br />
Stadt selbstverständlich sein“,<br />
sagte der Oberbürgermeister in seinem<br />
Beteiligungsaufruf. Die Aktionswochen<br />
werden in diesem Jahr zum dritten Mal<br />
von der Landeshauptstadt Dresden ausgerichtet.<br />
Auszug aus dem Programm:<br />
03.04. | 20 Uhr | Der Bruch, Theaterstück<br />
und Gespräch, Projekttheater Dresden,<br />
Louisenstraße 47<br />
04.04. | 19.30 Uhr | Hexenjagd, Theaterstück,<br />
Staatsschauspiel Dresden, Theaterstraße<br />
2<br />
05.04. | 17 Uhr | Das Ende der Kriegslogik,<br />
Diskussionsrunde, Frauenkirche, Neumarkt<br />
1, Veranstalter: Katholische Akademie,<br />
Gesellschaft für Christlich-Jüdische<br />
Zusammenarbeit und weitere<br />
05.04. | 20 Uhr | Befreiung – Zukunft<br />
und Erinnerung, Vortrag, Stadtmuseum<br />
Dresden, Wilsdruffer Straße 2, Veranstalter:<br />
Katholische Akademie, Gesellschaft<br />
für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit<br />
und weitere<br />
06.04. | 16 Uhr | Bunter Faden für Toleranz<br />
und Menschlichkeit, Fotoprojekt,<br />
Jorge-Gomondai-Platz, Veranstalter:<br />
SPD-Fraktion Dresden<br />
In Dresden enden die Aktionswochen am<br />
Freitag, 6. <strong>April</strong>, mit einem Stillen Gedenken<br />
an Jorge João Gomondai, der am 6. <strong>April</strong><br />
1991 an den Folgen eines rassistischen<br />
Übergriffs verstarb. Das Gedenken und<br />
die Blumenniederlegung finden 18 Uhr<br />
auf dem Jorge-Gomondai-Platz statt.<br />
Internationale Wochen<br />
gegen Rassismus<br />
12.03. - 06.04.18<br />
www.dresden.de/iwgr
Seite 4 | <strong>April</strong> <strong>2018</strong><br />
www.theatercourier.de<br />
THEATER<br />
Radeberger Biertheater: In „Malzau braut sich“ was zusammen<br />
Seit 2002 verspricht das<br />
1. Sächsische Mundart-<br />
Theater im Hotel Kaiserhof<br />
in Radeberg „Spaß<br />
beim Bier“<br />
Der prunkvolle Kaisersaal im Hotel Kaiserhof<br />
ist an diesem Samstagnachmittag<br />
proppevoll. Das Publikum ist gemischt, sogar<br />
größere Kinder sind dabei, alle sind leger<br />
gekleidet, ein Schlips ist nicht zu sehen.<br />
Dafür eine Menge Servierkräfte, die flink<br />
die Getränke- und Essenswünsche (viel<br />
Sächsisches auf der moderaten Speisekarte)<br />
der rund 300 Gäste erfüllen. Am Tresen<br />
„Malzau braut sich“ mit Bürgermeisterin Gisela, Ökofuzzi Sven, Unternehmer Trumpf,<br />
Gatte Harry, Schwester Gloria und Freund Kurt Johannes<br />
ist der als Bierkutscher Ernst bekannte<br />
Radeberger Stadtführer dabei, Glas für<br />
Glas mit dem einheimischen Hopfensaft<br />
zu füllen. Und schon geht es los: Das von<br />
Thomas Rauch geschriebene Stück „Malzau<br />
braut sich“ ist No. 16 der Backental-<br />
Sage und natürlich eine Eigenproduktion<br />
(Regie Ulrich Schwarz, Co-Regie Thomas<br />
Rauch, Bühnenbild Bernd Kühne, Musik<br />
Hans-Jörg Hombsch – einer der Bierhähne).<br />
Bürgermeisterin Gisela Kleinschmidt<br />
(Hans-Jörg Hombsch!) hat nicht nur einen<br />
üblen Frauenschnupfen, sondern auch das<br />
früher der Familie ihres Mannes Harry<br />
(Holger Blum) gehörende Grundstück der<br />
© Radeberger Biertheater<br />
ehemaligen HO-Gaststätte „Zur Linde“ an<br />
den Öko Sven Klose (Thomas Rauch) verkauft.<br />
Der war in seinem ersten Leben Anwalt.<br />
Jetzt baut er Kräuter an (auch mal für<br />
einen Joint für die Bürgermeisterin) und<br />
braut schließlich für den Hausgebrauch<br />
nach in der „Linde“ gefundenen Uralt-<br />
Rezepten ein Bier, bei dessen Genuss dem<br />
Ensembleteam Sterne aufgehen und der<br />
ganze Saal jedes Mal begeistert „würzig,<br />
süffig, einfach genial“ skandiert.<br />
Der Grundstücksverkauf und das neue Bier<br />
verärgern den Chef des ansässigen Bier-<br />
Unternehmens Detlef Trumpf (Peter Splitt<br />
hat ein „f“ mehr im Namen, dafür aber die<br />
verfemte blonde Fönfrisur), der mit allen<br />
illegalen Mitteln versucht, das Grundstück<br />
zu ergaunern. Bei jedem Besuch bei<br />
der Bürgermeisterin begibt er sich in Lebensgefahr,<br />
denn der Opa lauert draußen<br />
mit einem Gewehr auf ihn – und schießt<br />
zwar sehr laut, aber immer daneben. Dass<br />
er den pfiffigen Bürgermeister-Gatten<br />
Harry entlässt, lässt seinen Bierabsatz<br />
und damit sein Unternehmen in die roten<br />
Zahlen rutschen. Denn der nimmt nicht<br />
nur seine uralte Verkorkungsmaschine<br />
Uschi mit, sondern auch ein Geheimnis.<br />
Außerdem kommen noch Schwester Gloria<br />
(Gabi Köckritz) und deren zukünftiger<br />
Bräutigam Kurt Johannes (Jens Albrecht)<br />
zu Besuch in die Heimat. Und so kommt es,<br />
dass im 1. Sächsischen Mundart-Theater<br />
diesmal nicht ausschließlich Sächsisch,<br />
sondern noch Schwäbisch und sogar eine<br />
Abart von Englisch gesprochen wird. Wie<br />
das Stück ausgeht? Nach einigen historisch<br />
nicht belegten Überraschungen natürlich<br />
gut – es ist nur mal kurzzeitig ein<br />
Drama – und mit minutenlangem Beifall<br />
und Zugabe-Rufen! Traditionell machen<br />
die Bierhähne Hans-Jörg Hombsch (immer<br />
noch in Frauenkleidern, aber nicht mehr<br />
verschnupft) und Holger Blum (im Glitzeranzug<br />
wie eine Diskokugel) mit umgedichteten<br />
Mitklatsch-Songs von Udo<br />
Jürgens und Roland Kaiser den Abspann<br />
nach mehr als 2,5-stündiger kurzweiliger<br />
Unterhaltung. Autor Thomas Rauch hat<br />
viele witzige Pointen eingebaut, allerdings<br />
ohne Schenkelklopfermentalität.<br />
Mein Favorit: Harrys Ausspruch, „wenn<br />
wir Männer Schnupfen haben, jammern<br />
wir nicht, sondern legen uns ins Bett und<br />
sterben leise“.<br />
Regine Eberlein<br />
Malzau braut sich<br />
Radeberger Biertheater<br />
www.biertheater.de<br />
Tickethotline: 03528 - 48 70 70<br />
Das Gute und Böse im Menschen: Dr. Jekyll und Mr. Hyde im Theater Freiberg<br />
„Das Grauenvolle – das<br />
ist das, was zugleich<br />
lockt und schreckt“<br />
(Henrik Ibsen,1828-1906)<br />
Robert Louis Stevenson? Das ist doch der<br />
schottische Schriftsteller, der die „Schatzinsel“<br />
geschrieben hat! – Ja genau, aber<br />
neben Reiseerzählungen, Abenteuerliteratur<br />
und Novellen hat er in seinem<br />
kurzen Leben (1850-1894) nach einem<br />
authentischen Fall 1886 auch den psychologischen<br />
Horrorroman „Der sonderbare<br />
Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ zu Papier<br />
Alexander Donesch als Dr. Jekyll/Mr. Hyde und Jana Maria Gropp als seine Verlobte Lisa<br />
gebracht. Angeblich schrieb er innerhalb<br />
von sechs Tagen fast ohne Schlaf 60.000<br />
Worte mit dem Bleistift auf Papier...<br />
Steve Cuden und Frank Wildhorn machten<br />
daraus zu den Liedtexten von Leslie<br />
Bricusse ein Musical. Uraufführung war<br />
1990, sieben Jahre später lief das Stück<br />
am Broadway. Jetzt hatte es Premiere am<br />
Mittelsächsischen Theater Freiberg.<br />
Im London des 19. Jahrhundert faszinieren<br />
den angesehenen Arzt Dr. Henry<br />
Jekyll die Abgründe des Menschen. Seine<br />
These ist, mittels einer Droge die bösen<br />
Anteile von den guten abzuspalten und<br />
© Jörg Metzner<br />
damit die Welt ein wenig besser zu machen.<br />
Dazu wären allerdings medizinische<br />
Experimente an Menschen nötig.<br />
Seine Umgebung hat wenig Verständnis<br />
für seinen Forscherdrang, der künftige<br />
Schwiegervater zweifelt an ihm, sein<br />
enger Freund hat Angst um ihn und nur<br />
seine engelsgleiche Verlobte liebt ihn<br />
vorbehaltlos. Als er keine Hilfe vom geldgebenden<br />
Krankenhaus-Konsortium bekommt,<br />
entschließt sich der fanatische<br />
Wissenschaftler zum Selbsttest. Und<br />
dieses Labor-Experiment entgleist: Mr.<br />
Hyde ist geschaffen! In London ist fortan<br />
ein Monster unterwegs, Mitglieder des<br />
Konsortiums werden ermordet, selbst<br />
die Prostituierte Lucy, deren Vertrauen<br />
der Arzt mit Nächstenliebe errungen hat,<br />
bezahlt dies mit dem Leben. Mit Grauen<br />
merkt Jekyll, was Hyde mit ihm macht<br />
und dass er selbst seine Liebsten gefährdet.<br />
Schließlich bittet er seinen Freund<br />
um einen letzten Freundschaftsdienst –<br />
doch Hyde ist ebenso Jekyll...<br />
Regisseur Stefan Haufe bringt mit dem<br />
auch optisch (Ausstattung Tilo Staudte)<br />
im 19. Jahrhundert angesiedelten Stück<br />
schwungvolles, tiefgründiges Musiktheater<br />
auf die Bühne des weltweit ältesten<br />
Stadttheaters (1623 erbaut). Das Bühnenbild<br />
– variable schwarze Rechtecke mit<br />
einer Art Dach und Schornstein? – passt<br />
sich mit farbigem Licht und wenigen Objekten<br />
den jeweiligen Szenen ideal an.<br />
Sowohl seine ihn unbeirrt liebende Verlobte<br />
Lisa (engelsgleich: Jana Maria Gropp),<br />
die durch ihn wieder Lebensmut schöpfende<br />
Prostituierte Lucy (stark: Susanne<br />
Engelhardt) und sein treuer Freund John<br />
(Christian Härtig) überzeu gen schauspielerisch<br />
und stimmlich.<br />
Was jedoch der gebürtige Österreicher<br />
Alexander Donesch (Bariton) in seiner<br />
Doppelrolle auf der Bühne vollbringt, löst<br />
ständige Beifallsstürme aus. Wahrlich artistisch<br />
wechselt er in der dramatischen<br />
Endphase die zwei völlig verschiedenen<br />
Persönlichkeiten und „springt“ singend<br />
im Minutentakt vom verzweifelten Jekyll<br />
zum mörderischen Hyde. Alle Achtung!<br />
Nach verdientem minutenlangem Beifall<br />
und Bravorufen blieb trotz einfallsreichen<br />
Ballett- und Choreinlagen ein<br />
Wermutstropfen: Die teils überbordende<br />
Lautstärke ließ oftmals keine Textinhalte<br />
mehr erkennen.<br />
Regine Eberlein<br />
Jekyll & Hyde<br />
Mittelsächsisches Theater Freiberg<br />
22.04. | 13./19.05.18<br />
www.mittelsaechsisches-theater.de<br />
Tickethotline: 03731 - 35 82 35
Seite 6 | <strong>April</strong> <strong>2018</strong><br />
www.theatercourier.de<br />
THEATER<br />
Musiker oder Fotograf? – Robert Jentzsch ist beides<br />
...und manchmal spielt<br />
er auch Theater. Theater-<br />
Courier besuchte ihn<br />
Uff, sein Foto-Atelier am Dresdner Elbufer<br />
ist ganz oben unterm Dach – wenn<br />
ich das vorher gewusst hätte... wäre ich<br />
trotzdem nicht Fahrstuhl gefahren. Hier<br />
wohnt der 37-Jährige zusammen mit seinen<br />
vier Frauen. „Also mit meiner Freundin<br />
und meinen Katzen Luise, anderthalb,<br />
Liesbeth, sieben, und meiner guten alten<br />
Bärbel, die schon 17 Jahre alt ist“, meint er<br />
verschmitzt. Letztere verschläft das Interview,<br />
Luise geht mir um die Beine und<br />
Liesbeth macht es sich auf ihrem Herrchen<br />
bequem. Trotzdem wird gefragt:<br />
Musiker und Fotograf Robert Jentzsch<br />
© Robert Jentszch<br />
Sie sind „gewissermaßen“ Dresdner –<br />
wie ist das zu verstehen?<br />
Ganz einfach: Ich wurde in einem<br />
Dresdner Krankenhaus geboren, dann<br />
„verschleppten“ mich meine Eltern in<br />
unser damaliges Zuhause nach Radeberg.<br />
Seit knapp 20 Jahren bin ich nun<br />
„echter“ Dresdner.<br />
Wie war das mit der Musik in der Kinderzeit?<br />
Sie hat mich interessiert und mit zehn<br />
hatte ich meine Eltern soweit, dass<br />
ich für zwei, drei Jahre Klavierunterricht<br />
bekam, mit 15 hat mich mehr die<br />
Gitarre interessiert, später wollte ich<br />
Jazzpianist werden... aber an der Musikhochschule<br />
sagte man mir, lassen Sie<br />
das lieber. Also studierte ich an der TU<br />
Musikwissenschaft, Kunstgeschichte<br />
und Informatik und brach es nach zwei<br />
Jahren erfolgreich wieder ab.<br />
Und arbeiten seitdem erfolgreich als<br />
freischaffender Theatermusiker und<br />
-komponist an bekannten Bühnen, wie<br />
der Comödie Dresden, dem Societaetstheater,<br />
Landesbühnen Sachsen, Hoppes<br />
Hoftheater, Theater Görlitz usw.<br />
Ja, da ergab sich eins aus dem anderem,<br />
und inzwischen könnte ich mir auch<br />
nicht mehr vorstellen, irgendwo fest<br />
angestellt zu sein.<br />
Als Pianist der Theaterratte „Ursula<br />
von Rätin“ sind Sie im deutschsprachigen<br />
Raum auf Tournee gewesen und mit<br />
„Ein Kessel Buntes“ durch Ostdeutschland<br />
getourt. In den letzten Jahren haben<br />
Sie verschiedene Programme mit<br />
Kati Grasse gestaltet.<br />
Stimmt. Seit über zehn Jahren läuft<br />
„Edith Piaf – Nein, ich bereue nichts“,<br />
dann kam 2012 „Wie dressiere ich meinen<br />
Mann?“, 2016 „Knef mich mal –<br />
Eine Begegnung mit Hildegard“ und<br />
am 5. <strong>April</strong> hat unsere Fortsetzung der<br />
Männer-Dressur „Käfig- oder Bodenhaltung?“<br />
Premiere in der Pampelmuse im<br />
Boulevardtheater.<br />
Im ersten – übrigens sehr erfolgreichen<br />
– Teil des Bestsellers von Katja<br />
Kessler „An dem Tag, an dem ich beschloss,<br />
meinen Mann zu dressieren“<br />
ging es darum, welche Mühen und Lust<br />
es frau machen kann, die männliche<br />
Spezies zu erziehen. Wie geht es im Teil<br />
zwei weiter und ist es mehr ein Frauenoder<br />
ein Männerstück?<br />
Die Männer bekommen natürlich erwartungsgemäß<br />
ihr „Fett“ weg, die<br />
Frauen aber auch. Es geht um Ehe, Affären,<br />
Liebe, Sex und hartgekochte Eier<br />
– und die viel zu unterschätzte Umweltbelastung<br />
durch kleine Kinder. Mehr<br />
„Käfig- oder Bodenhaltung“ mit Kati Grasse und Robert Jentzsch als Musiker<br />
verrate ich aber hier noch nicht...<br />
Und die Fotografie, wann kam die dazu?<br />
Ich habe schon immer gern fotografiert.<br />
Es war früher mein Hobby, heute Broterwerb<br />
aus Leidenschaft. Irgendwann<br />
sprach mich jemand an, ob ich nicht mal<br />
ein paar Theaterfotos machen könne,<br />
kurz darauf brauchte eine bekannte Band<br />
neue Bilder. Unverhofft hatte ich den<br />
sprichwörtlichen Fuß in der Tür und heute<br />
fotografiere ich u.a. für verschiedene<br />
Dresdner Theater. Daneben habe ich mich<br />
auf Porträts und Hochzeiten spezialisiert.<br />
Außerdem produziere ich Trailer, Demovideos<br />
für Schauspieler oder Sänger, sowie<br />
Theater- und Konzertmitschnitte.<br />
Theaterfoto für die Landesbühnen Sachsen:<br />
Die Hochzeit des Figaro<br />
© Robert Jentzsch<br />
© Robert Jentzsch | www.rjphoto.de<br />
Und Photoshop?<br />
Gehört selbstverständlich dazu. Mit<br />
der heutigen hochauflösenden Technik<br />
ist man so nah am Menschen, dass man<br />
manches auf dem Foto nachher gar nicht<br />
sehen will. Allerdings bin ich kein Freund<br />
von glattgebügelten Gesichtern. Ich mag<br />
es, wenn ein Bild etwas erzählt, auch<br />
wenn es ein paar Falten sind.<br />
Wer ist eitler vor der Linse, Männer oder<br />
Frauen?<br />
Das kann ich nicht generalisieren, aber<br />
eins kann man sagen: Je prominenter,<br />
desto entspannter sind die Leute. Ausnahmen<br />
bestätigen natürlich die Regel...<br />
Beim Runtergehen – natürlich per pedes<br />
– sinniere ich über den Titel des neuen<br />
Stückes. Da gibt es doch noch die Freilandhaltung?<br />
Und beschließe, es mir lieber<br />
erst mal alleine reinzuziehen... Männer<br />
dürfen zwar alles essen, aber nicht<br />
alles wissen.<br />
Es fragte Regine Eberlein<br />
„Käfig- oder Bodenhaltung“<br />
Boulevardtheater Dresden<br />
Premiere am 05.04.18<br />
UNSER FOCUS SIND IHRE AUGEN<br />
An unserer Klinik arbeiten wir mit Technologie in Bestform. Der neue Excimer-Laser für<br />
die Therapie von Fehlsichtigkeiten gilt als höchster Standard unter den Augenlasern.<br />
SmartSurfACE ist die innovative Oberflächenbehandlung, die ohne Berührung des Auges<br />
erfolgt. Ohne Klinge, ohne Flap – sanft und berührungslos wird die Fehlsichtigkeit durch<br />
die oberste Hornhautschicht hindurch abgetragen. Der Excimer Laser SCHWIND AMARIS<br />
führt die Sehkorrektur in einem einzigen Schritt durch. Die Laserkorrektur ist nicht nur<br />
deutlich schneller, präziser und sicherer als bisher – sie ist auch wesentlich angenehmer.<br />
In Kombination mit unserem neuesten Femtosekundenlaser ist sogar die Therapie von<br />
höherer Kurzsichtigkeit möglich. Mit Ziemer FEMTO LDV Z8 Laser wird in unserer Klinik<br />
auch Grauer Star operiert. Wieder scharf sehen ohne Brille durch LASERKORREKTUR.<br />
www.augenlaser.uniklinikum-dresden.de<br />
Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde Fetscherstraße 74, 01307 Dresden<br />
augenlaserzentrum@uniklinik-dresden.de Telefon 0351 458 19133 | Telefax 0351 458 5320
ZWIESPRACHE<br />
Ernst Barlach & Alexander Dettmar<br />
SONDERAUSSTELLUNG<br />
in der Albrechtsburg Meissen<br />
AUSSTELLUNG<br />
21. <strong>April</strong> –<br />
22. Juli <strong>2018</strong>
www.theatercourier.de<br />
<strong>April</strong> <strong>2018</strong> | Seite 11<br />
PREMIEREN<br />
THEATER<br />
TJG. THEATER JUNGE GENERATION<br />
GERHART-HAUPTMANN-THEATER | GÖRLITZ<br />
Einige fühlen den Regen, andere<br />
werden nass<br />
Von BBB Johannes Deimling<br />
Gerüche, Geräusche, Geschmäcker, Bilder,<br />
Zahlen, Fakten. Von allem viel zu viel und<br />
immer schneller. Jeden Tag stürmen mehr<br />
Eindrücke auf uns ein, als wir aufnehmen<br />
und verarbeiten können. Was bekommen<br />
wir überhaupt noch mit in der Vielzahl<br />
der Informationen und Aktivitäten? Sind<br />
wir nur noch Hamster im Hamsterrad einer<br />
Sinnesflut, das sich immer schneller<br />
dreht? Oder können wir abspringen, eine<br />
Schneise in den Dschungel schlagen und<br />
die Herrschaft über unsere eigene Wahrnehmung<br />
zurückgewinnen?<br />
Eine Gruppe junger PerformerInnen wirft<br />
sich unter Anleitung des tjg.-Artist in Residence<br />
BBB Johannes Deimling der Ge-<br />
PREMIERE: 13.04.<strong>2018</strong><br />
© Marco Prill<br />
schwindigkeit entgegen, dreht den Kopf<br />
in die andere Richtung und hat den Mut,<br />
Aufmerksamkeit einzufordern. Es entstehen<br />
„agierte Bilder“, die uns die Welt mit<br />
anderen Augen sehen lassen.<br />
Die Mitschuldigen<br />
Komödie von Johann Wolfgang v. Goethe<br />
Wirtshaustocher Sophie ist hin- und hergerissen<br />
zwischen ihrem Gatten Söller,<br />
ein ungehobelter, eifersüchtiger und teils<br />
boshafter Mensch und Alcest, welcher<br />
jung, gebildet, gutaussehend und vor allem<br />
Sophies erste große Liebe ist. Eines<br />
Nachts verirren sich die junge Frau, ihr<br />
raffgieriger Ehemann sowie ihr neugieriger<br />
Vater, in Alcests Schlafzimmer. Während<br />
Söller ein vermeintliches Stelldichein<br />
zu beobachten meint, sucht der Wirt<br />
nach Neuigkeiten aus der Welt der großen<br />
Politik. Allein Sophie trachtet danach,<br />
ihre Tugend zu verteidigen. Am nächsten<br />
Morgen sind die Karten neu gemischt: Wer<br />
weiß was? Wer hat was getan? Und wo<br />
ist Alcests Vermögen hinverschwunden?<br />
PREMIERE: 28.04.<strong>2018</strong><br />
© Peter Hennig<br />
Zwischen Schwank und Gesellschaftskritik<br />
beschuldigen sich die Akteure der unterschiedlichsten<br />
Taten und versuchen<br />
gemeinsam herauszufinden, was sich in<br />
der Nacht eigentlich zugetragen hat.<br />
THEATER DER JUNGEN WELT LEIPZIG<br />
LANDESBÜHNEN SACHSEN<br />
Kann das Gehirn das Gehirn verstehen?<br />
Projekt von Tatjana Rese und Matthias<br />
Eckoldt<br />
Ein Theaterstück über das Gehirn? Ein<br />
Stück nur für Brainies, Supernerds und<br />
Freaks!? Mitnichten. Das ist ein Stück<br />
für alle stolzen Träger und Nutzer eines<br />
Gehirns, also: für Alle! Ein Theaterabend<br />
über eine der derzeit spannendsten<br />
wissenschaftlichen Erkenntniszonen<br />
schlechthin – der Hirnforschung. Kann<br />
sich das Bewusstsein überhaupt bewusst<br />
sein? Oder ist das prinzipiell unmöglich?<br />
Wenn es so wäre, ist unsere Mission nicht<br />
von Anfang an zum Scheitern verurteilt?<br />
Finden wir es heraus und stürzen wir uns<br />
ins Reich der Neuronen, Synapsen und<br />
Nervenbahnen! Während dieser theatra-<br />
PREMIERE: 20.04.<strong>2018</strong><br />
© Theater der jungen Welt<br />
len Forschungsreise begegnen wir zwei<br />
Hirnforschern, einem experimentierfreudigen<br />
Puppendoktor, einem rebellischen<br />
Laboraffen und einer sich selbst suchenden<br />
Amnestikerin…<br />
Boléro<br />
Dreiteiliger Tanzabend von Carlos Matos<br />
Unter anderem steht mit der „Pavane pur<br />
une infante défunte“ eines der bekannten<br />
Frühwerke Ravels auf dem Programm.<br />
Dieses Musikstück wird von einem reizvollen<br />
Kontrast geprägt: So spielt das<br />
Werk mit der Vorstellung, wie sich eine<br />
kleine spanische Prinzessin von einem<br />
Gemälde des Künstlers Velázques im 16.<br />
Jahrhundert bei Hofe wohl bewegt haben<br />
mag. Auf diese Weise kokettiert die<br />
geschmeidige und elegante Komposition<br />
mit dem Thema der Trauer, das dem feierlich<br />
schreitenden Hoftanz innewohnt.<br />
Und natürlich darf an einem Ravel-<br />
Abend der Boléro nicht fehlen, Ravels<br />
populärste Komposition schon zu Lebzeiten.<br />
Das Besondere des Werkes ist der<br />
PREMIERE: 28.04.<strong>2018</strong><br />
© Hagen König<br />
gänzliche Verzicht Ravels auf thematische<br />
Arbeit. Ein lang gezogenes zweiteiliges,<br />
ebenfalls von spanischer Musik inspiriertes<br />
Thema erscheint unverändert<br />
in 18 Variationen.<br />
THEATER MEISSEN<br />
STAATSSCHAUSPIEL DRESDEN | KLEINES HAUS<br />
Jung sterben ist auch keine<br />
Lösung<br />
Lesung und Musikkabarett<br />
Sky du Mont liest aus seinem neuen Buch,<br />
Christine Schütze kontert singend am<br />
Klavier und Micha Winkler kommentiert<br />
nicht nur mit Posaune und Tuba. Was<br />
macht man, wenn einen die eigene Mutter<br />
auf Besichtigungstour durch diverse<br />
Altersheime schickt? Schließlich ist sie<br />
schon fast 100 Jahre alt, und was soll aus<br />
ihm werden, wenn... Aber muss es gleich<br />
ein Altersheim sein? Mit Humor und einer<br />
großen Portion Herz widmen sich die drei<br />
der Frage: Was ist das eigentlich, Alter?<br />
Wann sind wir wirklich alt? Klavierkabarettistin<br />
Christine Schütze und Posaunist<br />
Micha Winkler persiflieren und assistieren<br />
Sky du Mont mit Witz und Können.<br />
PREMIERE: 22.04.<strong>2018</strong><br />
© Presse Theater Meissen<br />
Der 1947 als Neven DuMont in Buenos<br />
Aires geborene Sky du Mont veröffentlichte<br />
im Februar <strong>2018</strong> sein neuestes,<br />
achtes Buch „Jung sterben ist auch keine<br />
Lösung“.<br />
Così fan tutte<br />
Oper von Wolfgang Amadeus Mozart<br />
Zwei junge Frauen, zwei junge Männer,<br />
eine Bedienstete und ein älterer Freund,<br />
das ist das Personal von „Così fan tutte“.<br />
In dieser Oper von Wolfgang Amadeus<br />
Mozart, in der Ängste und Nöte junger<br />
Liebender, aber auch der Liebesrausch,<br />
das Begehren, die Verunsicherung, der<br />
Zweifel und die Verzweiflung sich austoben,<br />
spielt die Selbstbezüglichkeit<br />
aller Beteiligten eine nicht unerhebliche<br />
Rolle. Manipuliert werden diese<br />
Gefühlszustände und Versuchungen<br />
der jungen Leute von ihrem Freund,<br />
der meint, es besser zu wissen, die Bedienstete<br />
assistiert ihm. Mit dem Ende<br />
der Geschichte haben die Jungen ihre<br />
Naivität verloren. Eine Koproduktion<br />
PREMIERE: 29.04.<strong>2018</strong><br />
© Rimma Elbert<br />
der Hochschule für Musik Dresden, der<br />
Hochschule für Bildende Künste Dresden<br />
und des Staatsschauspiels Dresden<br />
mit einer Aufführung in italienischer<br />
Sprache.
Seite 12 | <strong>April</strong> <strong>2018</strong><br />
www.theatercourier.de<br />
AUSSTELLUNG<br />
Chemnitzer Sonderausstellung: Bestattungs- und Gedenkbräuche in „Tod & Ritual“<br />
„Die Kultur eines Volkes<br />
erkennt man daran,<br />
wie es mit seinen Toten<br />
umgeht.“ (Perikles,<br />
493-429 v. Chr.)<br />
Wenn etwas im Leben sicher ist, dann<br />
ist es das Ende. Menschen kommen auf<br />
die Welt und gehen von der Welt. Und jeder<br />
Mensch, jede Gesellschaft, jedes Volk<br />
geht damit anders um. Die einen tragen<br />
als Zeichen der Trauer schwarz, andere<br />
kleiden sich weiß. Für die einen ist es das<br />
Ende, für andere das Aufgehen in eine<br />
andere Dimension. Solange es Menschen<br />
gibt, versuchen sie, dem Tod einen Sinn<br />
zu geben und den Abschied in einer Zeremonie<br />
zu gestalten.<br />
Den verschiedenen Formen widmet sich<br />
derzeit die Sonderausstellung „Tod &<br />
Ritual“ im Staatlichen Museum für Archäologie<br />
Chemnitz (smac). Die mystisch<br />
gestaltete Ausstellung thematisiert den<br />
Umgang mit dem Tod und zeigt über 700<br />
Exponate, zahlreiche völkerkundliche<br />
Fotografien bis hin zur Inszenierung eines<br />
prähistorischen Scheiterhaufens auf<br />
über 1.000 Quadratmetern. Ausgangspunkt<br />
für die Reise durch Bestattungsund<br />
Gedenkrituale in der Welt ist das<br />
prähistorische Gräberfeld von Niederkaina<br />
bei Bautzen/Oberlausitz. Es gehört<br />
mit rund 2.000 Gräbern zu den größten<br />
und am besten untersuchten Bestattungsplätzen<br />
in Europa. Den Archäologen<br />
ist es gelungen, Teile des aufwändigen<br />
Totenrituals zu rekonstruieren. Sie zeigen<br />
die Handlungen der Hinterbliebenen und<br />
sind Ausdruck der vielschichtigen Totenfürsorge.<br />
Bereits 2500 v. Chr. gab es dort<br />
erste Erdbestattungen und ab 1340 v. Chr.<br />
konnte man Brandbestattungen nachweisen.<br />
Verschmolzene Trachtenbestandteile<br />
in den Urnen zeugen davon. Durch<br />
die Aufbahrung wurde der Verstorbene<br />
noch einmal wie im Leben inszeniert. Das<br />
erleichterte den Hinterbliebenen den Abschied<br />
und sie konnten ein letztes, friedliches<br />
Bild für sich mitnehmen.<br />
Was ist zum Beispiel Trauer, hilft dabei<br />
die Religion und wie gehen andere Völker<br />
damit um? Staunend erfährt der<br />
Besucher, dass man früher in Indonesien<br />
beim Tod eines männlichen Familienangehörigen<br />
mit einer Steinklinge ein Fingerglied<br />
amputierte und so dem Schmerz<br />
rituell Ausdruck verlieh.<br />
Den alten Ägyptern verdanken wir durch<br />
das Einbalsamieren selbst Jahrhunderte<br />
später den Blick auf Tote. Juden, Christen<br />
und Muslime waschen ihre Toten<br />
und nehmen so eine rituelle Reinigung<br />
Bemalter Schädel, 1800 bis 1900,<br />
wahrscheinlich alpenländisch<br />
© Frank Hellwig<br />
vor. Bei den Wikingern sollen Boote die<br />
Fahrt ins Jenseits erleichtern. Vor allem<br />
bei den Griechen wurden Totenhäuser,<br />
meist bei reichen Familien, in Form eines<br />
Mausoleums errichtet. Und um Platz auf<br />
überfüllten Friedhöfen zu schaffen, stapelte<br />
man Knochen und Schädel – teilweise<br />
sehr kunstvoll – in Beinhäusern<br />
auf. Dieser Umgang würdigt die Verstorbenen<br />
und erinnert die Lebenden an ihre<br />
Sterblichkeit. Bei vielen Völkern spielen<br />
neben Speisen auch Grabbeigaben eine<br />
große Rolle.<br />
Erst Mitte der 80er Jahre wurde mehr auf<br />
den letzten Wunsch der Sterbenden eingegangen,<br />
wie sie sich diesen Abschied<br />
Ausschnitt aus dem Totenbuch des Anch-ef-en-Amun,<br />
Papyrus, 1186-940 v. Chr., Ägypten © SKD Dresden<br />
von ihrem Leben vorstellten. Patientenverfügungen,<br />
Organspendeausweise sind<br />
zwei Beispiele rechtlicher Art.<br />
„Der Mensch ist erst wirklich tot, wenn<br />
niemand mehr an ihn denkt.“ (Bertolt<br />
Brecht)<br />
Regine Eberlein<br />
„Tod & Ritual“<br />
Sonderausstellung Staatliches<br />
Museum für Archäologie Chemnitz<br />
(smac)<br />
bis 21. Mai <strong>2018</strong><br />
www.smac.sachsen.de<br />
Tickethotline: 0371 - 911 999 0<br />
3. MAI <strong>2018</strong><br />
www.boulevardtheater.de<br />
LESEzeit<br />
im Boulevardtheater Dresden<br />
KRIMI & GRUSEL<br />
Schauspieler lesen aus ihren Lieblingsbüchern<br />
Nach dem Motto „Wer nicht lesen will, muss hören.“ treffen sich Dresdner Schauspieler<br />
verschiedener Bühnen und lesen aus ihren Lieblingsbüchern. Zur ersten Veranstaltung<br />
stehen Krimi- und Gruselgeschichten auf dem Programm die garantiert nicht nur ins<br />
Ohr, sondern auch unter die Haut gehen.<br />
Diesmal sind u.a. mit dabei:<br />
Buchstabe für Buchstabe<br />
<strong>2018</strong> ist das Jahr der<br />
Typografie-Jubiläen<br />
Buchstaben, Lettern, Runen – Schriften<br />
in welcher Form auch immer, dienen der<br />
schriftlichen Verständigung der Menschen.<br />
Sie passen sich der Zeit und den<br />
Gegebenheiten an, können z.B. fett, kursiv<br />
oder schmal sein. In Büchern werden gern<br />
Schriften wie Antiqua mit den kleinen –<br />
Serifen genannten – Häkchen verwendet.<br />
Für Computer eignet sich wegen der Bildschirmauflösung<br />
besser eine schnörkellose<br />
Schrift wie die Arial.<br />
Um die neuesten Trends aus der Welt der<br />
Schriftgestaltung und Typografie geht es<br />
erneut bei den Leipziger Typotagen vom<br />
27. bis 29. <strong>April</strong> im Museum für Druckkunst<br />
Leipzig. Zumal dieses Jahr mehrere<br />
Jubiläen anstehen, der 550. Todestag von<br />
Johannes Gutenberg (Erfinder des modernen<br />
Buchdrucks ), der 250. Geburtstag von<br />
Justus Erich Walbaum (Schriftentwerfer,<br />
Schriftgießer, Stempelschneider), der 100.<br />
Geburtstag von Albert Kapr (Type Designer,<br />
Kalligraf, Typograf, Hochschullehrer<br />
und Fachautor) und Hermann Zapf (Typograf,<br />
Schriftdesigner, Kalligraf, Autor und<br />
Lehrer) und der 90. Geburtstag von Adrian<br />
Frutiger (Schweizer Schriftgestalter).<br />
Das Programm der Fachtagung orientiert<br />
sich thematisch an der im Museum für<br />
Druckkunst präsentierten Ausstellung<br />
„Pangramme : learning type design“, die<br />
Schriftentwürfe junger Type Designer<br />
aus aller Welt vereint. Schrift, Typografie,<br />
Grafik-Design, Kunst, Herstellungstechniken<br />
im Printbereich u.a. gehören dazu.<br />
Gleichzeitig verstehen sich die Typotage<br />
als Plattform für alle Interessierten und<br />
fördern den fachlichen Austausch sowie<br />
den Dialog mit anderen Disziplinen. Veranstalter<br />
ist die Gesellschaft zur Förderung<br />
der Druckkunst Leipzig e.V.<br />
27. <strong>April</strong>: Eröffnung und Rahmenprogramm<br />
(öffentlich), 28. <strong>April</strong>: Konferenz<br />
(Anmeldung), 29. <strong>April</strong> Museumsrundgang<br />
und Führung durch den Leipziger Westen.<br />
Manuel Krstanovic Monika Hildebrand Christian Grygas Bernd Seifert<br />
KARTEN 0351 – 26 35 35 26 · MATERNISTRASSE 17 · 01067 DRESDEN<br />
Leipziger Typotage<br />
© foto+design Klaus-D. Sonntag<br />
Leipziger Typotage im<br />
Museum für Druckkunst Leipzig<br />
27. - 29.04.18<br />
www.typotage.de<br />
Tickethotline: 0341 - 2 31 62 0
www.theatercourier.de<br />
<strong>April</strong> <strong>2018</strong> | Seite 13<br />
MUSIK<br />
Ich baue Geigen, das ist ein ganz bodenständiger handwerklicher Beruf<br />
Erst die Menschen, die<br />
darauf spielen, machen<br />
etwas Wundervolles –<br />
sagt Geigenbaumeister<br />
Joachim Zimmermann<br />
Der Ohrwurm „Und der Himmel hängt<br />
voller Geigen“ stammt aus der Feder von<br />
Operettenkomponist Leo Fall (1873-1925).<br />
In der Dresdner Werkstatt von Geigenbauer<br />
Joachim Zimmermann hängen<br />
zumindest einige (ungenutzte) Geigen<br />
von der Decke. Es riecht ein wenig nach<br />
Holz, Leim – und es sieht nach viel Arbeit<br />
aus. „Ja, oftmals müssen wir spontan<br />
auf Kundenwünsche reagieren, wenn ein<br />
Instrument kaputt ist, aber schnell wieder<br />
gebraucht wird. Die Anforderungen<br />
haben sich mit den Jahren geändert. Haben<br />
wir früher vorwiegend Geigen neu<br />
gebaut, kümmern wir uns heute mehr<br />
um Reparaturen, Restaurierung und die<br />
Wartung darf man auch nicht vergessen“,<br />
schätzt der 57-Jährige, der in Reichenbach/Vogtland<br />
geboren wurde, ein.<br />
Was heißt neu gebaut? „Da gibt es zwei<br />
Möglichkeiten, entweder man kopiert<br />
eine alte Geige oder man fängt an, auf<br />
dem Papier eine neue zu konstruieren.“<br />
Er freut sich, dass in der Musikstadt<br />
Dresden zunehmend mehr junge, aber<br />
auch ältere Menschen sich für das Erlernen<br />
eines Instrumentes begeistern. Der<br />
Kundenkreis ist breit gefächert, dazu gehören<br />
vor allem Berufsmusiker aus der<br />
Philharmonie, der Staatsoperette, Schüler<br />
der großen und kleinen Musikschulen,<br />
Musiker aus den zahlreichen Laienorchestern<br />
und eben jeder, der für sich die<br />
Streichinstrumente entdeckt hat.<br />
Als Siebenjähriger hat er selbst Cello gelernt,<br />
allerdings so zum Spaß. Weil er aus<br />
politischen Gründen in der DDR kein<br />
Abitur machen durfte, hat er sich für einen<br />
handwerklichen Beruf entschieden<br />
und lernte in Markneukirchen Geigenbauer.<br />
„Allerdings bin ich nicht vorbelastet,<br />
mein Vater war eher ein Denker.“<br />
Und grinsend fügt er hinzu: „Bei einem<br />
Eignungstest hätte man mich sicher wegen<br />
meiner geringen handwerklichen<br />
Fähigkeiten durchgewunken.“ Also nicht<br />
der Traumberuf? „Ich habe die Ausbildung<br />
gemacht und nach zwei, drei Jahren<br />
im Beruf gab es einen Punkt, an dem ich<br />
mir sagte: Das isses – und von da an bin<br />
ich losgezogen!“<br />
Das heißt, er machte 1984 seine Meisterprüfung,<br />
eröffnet 1986 in Bad Brambach<br />
seine erste eigene Werkstatt und zog mit<br />
Frau und Kindern Anfang der Neunziger<br />
Jahre nach Stade in Niedersachsen, um<br />
Geigenbaumeister Joachim Zimmermann bei der Restaurierung<br />
sich dort in einer Geigenbauwerkstatt<br />
weiterzubilden. 1994 eröffnet er die jetzige<br />
Werkstatt in Dresden-Strehlen. Unterstützt<br />
wird er dort von seinem Mitarbeiter<br />
Andreas Thümmler, der ganz<br />
frisch die Meisterprüfung in der Tasche<br />
hat und gerade einen Bogen mit sibirischem<br />
Rosshaar neu bespannt.<br />
Und wie ist das mit der Mär vom jahrhundertealten<br />
Holz für den Geigenbau?<br />
Zimmermann lacht: „Man kann kein<br />
Holz aus dem Großen Garten nehmen,<br />
aber zehn Jahre alt gelagerte Fichte für<br />
die Decke und Ahorn für alles andere,<br />
schön langsam im Hochgebirge gewachsen,<br />
ist üblich.“ Seine vier Kinder treten<br />
nicht in seine Fußstapfen – „das ist völlig<br />
© Regine Eberlein<br />
in Ordnung“ – und haben von ihrem Vater<br />
jeder zum Schulabschluss ein selbstgebautes<br />
Instrument bekommen. Kein<br />
kleines Geschenk – denn es sind bis zu<br />
250 Stunden Arbeit nötig, ehe in ausschließlich<br />
handwerklicher Arbeit ohne<br />
Verwendung von maschinell gefertigten<br />
Elementen aus über 60 Teilen eine Geige,<br />
Bratsche oder ein Cello wird...<br />
Regine Eberlein<br />
Geigenbaumeister<br />
Joachim Zimmermann<br />
www.geigenbau-zimmermann.de<br />
Die vier Jahreszeiten<br />
Diese vier Violinkonzerte<br />
lassen einem förmlich ein<br />
ganzes Jahr durchleben<br />
01. | 02. | 08. & 28.04.18<br />
www.concerts-dresden.de<br />
ZUM LETZTEN MAL!<br />
www.boulevardtheater.de<br />
Antonio Vivaldis Stück zählt bis heute zu<br />
den bekanntesten Stücken der europäischen<br />
Musikgeschichte. Bei den Dresdner<br />
Residenz Konzerten können Sie den<br />
Jahresreigen musikalisch miterleben. Ein<br />
Klangerlebnis bei dem die Virtuosität der<br />
Solisten genauso beeindruckt wie die zunächst<br />
zarte, doch klangvolle und später<br />
kraftvoll donnernde Orchesterbegleitung.<br />
Dresdner Residenz Orchester<br />
© Robert Jentzsch<br />
UND DIE SCHNECKEN<br />
VON EASTWICK<br />
Akkordeonale <strong>2018</strong><br />
Internationales Akkordeonfestival<br />
in der Dreikönigskirche<br />
Dresden<br />
Zum zehnten Mal lädt der Initiator<br />
der Akkordeonale, Servais Haanen, zu<br />
einer reichhaltigen Portion Kultur à<br />
la Welt: meisterhafter Rembetiko und<br />
Balkan-Jazz treffen auf leidenschaftlichen<br />
brasilianischen Forro, Bandoneon-Magie<br />
aus Buenos Aires vereint sich<br />
mit niederländischer Klangästhetik...<br />
10.04.18<br />
www.akkordeonale.de<br />
Youssra El Hawary, ägyptische Akkordeonistin © Bashir Wagih<br />
30. APRIL – 12. MAI<br />
KARTEN 0351 – 26 35 35 26 · MATERNISTRASSE 17 · 01067 DRESDEN
Seite 14 | <strong>April</strong> <strong>2018</strong><br />
www.theatercourier.de<br />
KINO<br />
FILM STARS DON‘T DIE IN LIVERPOOL<br />
© CTMG. All Rights Reserved.<br />
© CTMG. All Rights Reserved.<br />
Manchmal sterben sie<br />
aber doch – so wie Gloria<br />
Grahame – ab 5. <strong>April</strong> im<br />
Kino<br />
Im Abspann kann man bei solchen Filmen<br />
dann oft „Nach einer wahren Begebenheit“<br />
lesen. Denn der mit vielen<br />
Nominierungen versehene Streifen von<br />
Regisseur Paul McGuigan basiert auf den<br />
Memoiren von Peter Turner (geb. 1952).<br />
Der junge britische Schauspieler (Jamie<br />
Bell) verliebt sich 1978 in die wesentlich<br />
ältere Leinwanddiva, Musicaldarstellerin<br />
und Oscar-Preisträgerin Gloria Grahame<br />
(Annette Bening). Was als leidenschaftliche,<br />
von der Umgebung nicht ernst<br />
genommene Affäre beginnt, entwickelt<br />
sich nach und nach trotz des Altersunterschiedes<br />
(sie war 54, er 26 Jahre) zu einer<br />
tiefen Beziehung, in der Turner nicht<br />
nur Grahames Partner, sondern auch ihr<br />
engster Vertrauter wird.<br />
Als jedoch Dinge passieren, die sich ihrer<br />
Kontrolle entziehen, werden ihre<br />
Leidenschaft und Lust am Leben auf<br />
eine harte Probe gestellt. Denn Gloria<br />
Grahame erkrankt und will sich nicht<br />
in ein Krankenhaus einweisen lassen.<br />
Als Lösung bieten Turners Eltern Bella<br />
(Julie Walters) und Joe Turner (Kenneth<br />
Cranham) an, den kranken Star bei sich<br />
zu Hause aufzunehmen. Sie kümmern<br />
sich hingebungsvoll um die exzentrische<br />
Diva, deren Fan sie schon immer waren.<br />
Die ungewöhnliche Verbindung hielt<br />
drei Jahre, bis zu ihrem Tod (1923-1981).<br />
Was jedoch hat Liverpool damit zu tun?<br />
Bei Gloria Grahame ist es die Krankheit,<br />
die sie dazu zwingt, bei den sie liebevoll<br />
umsorgenden Eltern ihres jungen Geliebten<br />
in der grauen nordenglischen<br />
Industriemetropole Liverpool zu bleiben.<br />
2017 kam der biografische Film – in<br />
der übrigens auch Oscar-Preisträgerin<br />
Vanessa Readgrave mitspielt – in Großbritannien<br />
in die Kinos. In seiner Kritik<br />
schrieb „The Hollywood Reporter“: Der<br />
Film entwickelt eine große emotionale<br />
Stärke und das ist den talentierten Filmemachern<br />
und zwei Stars zu verdanken,<br />
die auf dem Gipfel ihrer Schaffenskraft<br />
zusammenarbeiten.<br />
Der echte Peter Turner konnte diese drei<br />
Jahre seines Lebens mit der für ihn faszinierenden<br />
Frau nicht vergessen und<br />
veröffentlichte 1987 sein Buch „Filmstars<br />
sterben nicht in Liverpool“.<br />
Die US-amerikanische Filmschauspielerin<br />
dagegen hatte ein in jeder Hinsicht<br />
sehr bewegtes Leben. Sie wurde in den<br />
1940er Jahren von Hollywoodproduzent<br />
Louis B. Mayer für den Film entdeckt<br />
und erregte mit ihrem Filmdebüt 1944 in<br />
einer Nebenrolle in „Ist das Leben nicht<br />
schön?“ Aufmerksamkeit. 1948 folgte<br />
eine Oscar-Nominierung als beste Nebendarstellerin<br />
in „Stadt der Illusionen“.<br />
Bevor Peter Turner ihre letzte Liebe<br />
wurde, war sie viermal verheiratet. Der<br />
zweite Ehemann war der Regisseur Nicholas<br />
Ray. Ihr vierter Ehemann wurde<br />
dessen Sohn Tony, mit dem sie bereits<br />
während ihrer Ehe mit seinem Vater ein<br />
Verhältnis hatte – er war damals noch<br />
minderjährig. Sowohl mit dem Vater als<br />
auch mit dem Sohn hatte sie Kinder.<br />
In Vorbereitung des Filmes hat sich Grahame-Darstellerin<br />
Annette Bening ausführlich<br />
mit dem Autor unterhalten und<br />
ihm dann versprochen: „Peter, ich bin<br />
vielleicht nicht die Gloria, weißt du, aber<br />
ich werde die Gloria sein, die ich durch<br />
dich kenne.“<br />
„Film Stars Don‘t Die in Liverpool“<br />
Bundesstart: 5. <strong>April</strong> <strong>2018</strong><br />
Länge 105 Minuten<br />
AB 05. APRIL IM KINO<br />
www.FilmStarsDontDieInLiverpool.de<br />
© CTMG. All Rights Reserved.
www.theatercourier.de<br />
<strong>April</strong> <strong>2018</strong> | Seite 15<br />
KINO<br />
Thriller ohne Leiche – alles hängt am „SEIDENEN FADEN“<br />
Weil Daniel Day-Lewis<br />
seine Rollen „lebt“ und<br />
schwer herausfindet, soll<br />
das sein letzter Film sein<br />
Dass die Modebranche sehr speziell ist,<br />
wissen wir – aber im Film „Der seidene<br />
Faden“ von Regisseur Paul Thomas Anderson<br />
tun sich für den normal sterblichen<br />
Zuschauer Abgründe auf.<br />
Die Story: Im London der 50er Jahre ist<br />
Reynolds Woodcock (Daniel Day-Lewis)<br />
der Haute-Couture-Modemacher, dem<br />
alles, was Rang und Namen (und Geld)<br />
hat, zu Füßen liegt. Er hat keine der üblichen<br />
Designer-Macken, sondern er ist<br />
die personifizierte Macke selbst und lebt<br />
mit seiner Schwester Cyril (Lesley Manville)<br />
mit seiner Marke (heute würde man<br />
Label sagen) „The House of Woodcock“ im<br />
Modehimmel von Adel, Prominenz und<br />
High-Society. Der geniale Eigenbrödler<br />
und die ihm zwar sehr ergebene, aber das<br />
Imperium mit harter Hand führende und<br />
im Hintergrund arbeitende Schwester<br />
sind ein eingespieltes Team. Routiniert<br />
serviert sie seine wechselnden Geliebten<br />
ab – bis er eines Abends Alma (Vicky<br />
Krieps), eine Kellnerin, mitbringt. Als erstes<br />
muss die schüchterne Schönheit seinen<br />
Befehlen gehorchen und dient ihm im<br />
Atelier als inspirierende Kleiderpuppe.<br />
Doch nicht lange. Sie wird seine Geliebte<br />
und nach kurzer Zeit ist sie für ihn als<br />
Muse unverzichtbar. Sie merkt, wie sehr<br />
er sie braucht und stellt ihm ungewohnte<br />
Forderungen nach Zuwendung, Aufmerksamkeit<br />
und verlangt ein Verhalten<br />
auf Augenhöhe. Sein ganzes bisheriges<br />
Leben droht aus dem Ruder zu laufen...<br />
und dann beginnt der Thriller, allerdings<br />
ohne Leiche.<br />
Der amerikanische Regisseur Anderson<br />
ist dafür bekannt, von seinen Schauspielern<br />
bei der Arbeit das Äußerste zu verlangen.<br />
Und genau das gibt der britischirische<br />
Charakterdarsteller Sir Daniel<br />
Michael Blake Day-Lewis (60) in seinen<br />
Rollen. Als einziger Schauspieler hat er<br />
bisher den Oscar als bester Hauptdarsteller<br />
dreimal bekommen. Day-Lewis wird<br />
von vielen als der beste lebende Schauspieler<br />
angesehen – aber auch als der<br />
mit Abstand schwierigste. Was reizte den<br />
hochdotierten Darsteller, der in seinen<br />
Rollen bevorzugt in menschliche Abgründe<br />
blicken lässt, an der Rolle des extrovertierten<br />
Modemachers? Er ist genau so<br />
ein manischer Perfektionist in seiner Arbeit<br />
wie der Londoner Schneider! Am Set<br />
musste die noch relativ unbekannte Vicky<br />
Krieps (34) als Alma damit klarkommen,<br />
Der Modedesigner und seine Muse<br />
© NBC Universal<br />
dass sich Day-Lewis selbst in den Drehpausen<br />
ausschließlich als Modedesigner<br />
Reynolds Woodcock ansprechen ließ und<br />
ständig in seiner Rolle blieb. Die geborene<br />
Luxemburgerin, die mit ihrer Familie<br />
in Berlin lebt, meisterte diese schwierige<br />
Aufgabe jedoch hervorragend und war<br />
ihm im Film eine ebenbürtige Partnerin –<br />
mit verblüffenden Methoden.<br />
Auch der nicht so modeaffine Zuschauer<br />
hat Freude dabei zuzusehen, wie sich in<br />
der Nachkriegszeit die Frauen der Londoner<br />
Oberschicht in ihren opulenten Roben<br />
wieder ins Leben stürzen: Geschichte<br />
wird in Bildern erzählt. Weil er seine<br />
Rollen lebt, und ihn dies immer auch ein<br />
Stück seines eigenen Lebens kostet, hat<br />
Day-Lewis nach den Dreharbeiten verkündet,<br />
dass „Der seidene Faden“ sein<br />
letzter Film gewesen sei und er sich von<br />
der Schauspielerei zurückziehen will.<br />
Sollte er das wahrmachen, hat er mit<br />
diesem 128-Minuten-Film die Bühne mit<br />
einem absoluten Paradestück verlassen.<br />
Typisch!<br />
Regine Eberlein<br />
Filmstart am 12. <strong>April</strong>: „Steig.nicht.aus!“<br />
Deutsche Filmprominenz<br />
in einem Christian-<br />
Alvart-Thriller<br />
Wotan Wilke Möhring spielt in Christian<br />
Alvarts Thriller einen Bauunternehmer,<br />
der Leid über Mieter gebracht hat. Ein Unbekannter<br />
nimmt Rache, indem er Geld<br />
fordert und Bomben in seinem Auto platziert.<br />
Wie kann der Bedrängte das Leben<br />
seiner Kinder retten, die mit ihm im Wagen<br />
sitzen? Die Chancen stehen schlecht<br />
für Karl Brendt (Wotan Wilke Möhring)<br />
an diesem 1. <strong>April</strong>. Der Projektentwickler<br />
eines Bauunternehmens wollte pünktlich<br />
zum Hochzeitstag zurück zu Hause in<br />
Berlin sein und seine Frau Simone (Christiane<br />
Paul) mit einem Geschenk überraschen.<br />
Aber das Flugzeug gerät in ein Gewitter<br />
und er bekommt Angst.<br />
Dann geht sein Gepäck verloren, und zu<br />
Hause herrscht die übliche morgendliche<br />
Hektik. Karl will die Kinder mit dem Auto<br />
zur Schule bringen, was Simone mit einer<br />
sarkastischen Bemerkung quittiert. Und<br />
noch etwas bietet Anlass zur Irritation:<br />
Bevor Karl mit der jugendlichen Tochter<br />
Josefine (Emily Kusche) und dem kleineren<br />
Sohn Marius (Carlo Thoma) ins Auto<br />
steigt, stutzt er kurz, weil die Tür nicht<br />
verriegelt ist. Dann beginnt der Horror.<br />
Ein unbekannter Anrufer verlangt Geld<br />
von ihm. Seine Frau verdächtigt ihn, die<br />
Kinder entführt zu haben und die Polizei<br />
schaltet die Sprengstoffexpertin Pia<br />
Zach (Hannah Herzsprung) ein. Christian<br />
Alvart hat sich als Regisseur von Tatort-<br />
Folgen und von Kinofilmen („Antikörper“,<br />
„Banklady“) bereits einen guten Ruf im<br />
Krimi- und Thrillergenre erworben. Auch<br />
bei diesem Remake des spanischen Films<br />
„Anrufer unbekannt“ aus dem Jahr 2015<br />
beherrscht er die Kunst, Spannung durch<br />
das Streuen kleiner Hinweise zu schüren.<br />
Wie der Originalfilm, der die Bankenkrise<br />
thematisiert, hat auch das Remake eine<br />
sozialkritische Komponente. Nach und<br />
nach wird Karl damit konfrontiert, was<br />
er alles verbrochen hat, wie wenig er über<br />
die Menschen in seiner Umgebung weiß.<br />
Wotan Wilke Möhring in Aktion<br />
© Iris Janke / NFP<br />
marketing & distribution<br />
„STEIG.NICHT.AUS!“<br />
Bundesstart: 12. <strong>April</strong> <strong>2018</strong><br />
Länge 109 Minuten, FSK12
Seite 16 | <strong>April</strong> <strong>2018</strong><br />
www.theatercourier.de<br />
LEUTE, LEUTE<br />
GEWINNSPIEL<br />
KOLUMNE | Das letzte Wort hat ...<br />
Intendant und Geschäftsführer vom Theaterkahn Holger Böhme<br />
Erleben Sie eine neue witzige Geschichte<br />
aus dem sächsischen Dörfchen Malzau,<br />
bei dem es um Frauenschnupfen, Liebe,<br />
Geld und vor allem ums Bierbrauen<br />
geht. Wir verlosen 2x2 Tickets für<br />
„Malzau braut sich“ am 30. <strong>April</strong> <strong>2018</strong><br />
im Radeberger Biertheater, Kaiserhof.<br />
© Radeberger Biertheater<br />
MACHEN SIE MIT<br />
und senden Sie uns eine E-Mail mit<br />
dem Kennwort „Biertheater“<br />
bis zum 16. <strong>April</strong> <strong>2018</strong> an:<br />
gewinnspiel@theatercourier.de<br />
MELDUNG<br />
Neuer Musikdirektor<br />
für Frauenkirche<br />
Ab 2019 übernimmt der Star-Geiger Daniel<br />
Hope für fünf Jahre als „Artistic Director“<br />
die künstlerische Leitung der Dresdner<br />
Frauenkirche. Die Stelle wurde von<br />
der Stiftung Frauenkirche neu geschaffen.<br />
Der 44-jährige südafrikanisch-britische<br />
Musiker ist außerdem Buchautor, Moderator<br />
und Festivalmacher. Er will eine<br />
eigene Konzertreihe gestalten, viel mit<br />
Nachwuchstalenten arbeiten: „Besonders<br />
reizvoll ist für mich, dass die Frauenkirche<br />
kein klassischer Konzertsaal ist.<br />
www.frauenkirche-dresden.de<br />
Was ist Theater? Theater<br />
ist, wenn mindestens<br />
einer auf einer Bühne<br />
steht, das kann eine<br />
berühmte Opernbühne<br />
sein, aber eine Holzkiste<br />
tut es auch.<br />
Theater ist, wenn mindestens einer auf<br />
einer Bühne steht und so tut, als ob er<br />
ein anderer wäre und mindestens einer<br />
ihm zusieht und tut als ob er das glaubt,<br />
was der dort tut. Dann, in einem einigermaßen<br />
geheimnisvollen zweiten Schritt,<br />
vergisst der, der so tut, dass er ja nur<br />
so tut. Er beginnt genau das zu fühlen<br />
und zu denken, was die Figur fühlt und<br />
denkt, die er darstellt. Und der Zuschauer<br />
vergisst, dass der da oben nicht echt<br />
ist und weint und lacht und ist empört<br />
oder erfreut über das, was er sieht. Darsteller<br />
und Zuschauer sind von einem<br />
Zustand des Wissens in den des Glaubens<br />
geraten. Das fällt ihnen leicht, wenn das<br />
Theater gut ist. Sie sind leichtgläubig<br />
© Carsten Nüssler<br />
geworden. Man könnte auch sagen: naiv.<br />
Das führt uns zu dem Schluss, Naivität ist<br />
ein hoher Kulturzustand. Überspitzt sage<br />
ich, Theater ist, wenn alle spinnen.<br />
Jeder wird dem Untertitel der neusten<br />
Theaterkahn-Produktion „Clowns – Einer<br />
spinnt immer“ zustimmen. Zumindest,<br />
wenn er Familie hat, mit Kollegen zusammenarbeitet,<br />
sich unter Menschen<br />
bewegt. Am Montag spinnt Kollege Meier,<br />
Dienstag Schulze und der Chef spinnt sowieso<br />
immer. Aber, dass alle spinnen?!<br />
Warum sollte sich eine Gesellschaft Räume<br />
leisten, in denen alle spinnen? Weil<br />
eine Gesellschaft Räume braucht, in denen<br />
alles gesagt und gedacht werden kann.<br />
Gedanken sind Taten auf Probe. Probieren<br />
wollen wir unsere Taten, um einige<br />
davon später möglichst nicht zu tun. Deshalb<br />
braucht die Gesellschaft Denkräume.<br />
Und wozu dann das Getue, von dem<br />
ich eingangs sprach? Weil wir im Laufe<br />
der Kultur etwas schüchtern gegenüber<br />
der Wahrheit geworden sind. Unter dem<br />
Deckmantel – es ist ja nur Theater – können<br />
HOLGER BÖHME (53)<br />
Autor, Hörspiel- und Theaterregisseur<br />
Geboren in Dresden, arbeitet seit 1990<br />
beim Dresdner Brettl, erwarb gemeinsam<br />
mit Tom Pauls einen alten Lastkahn von<br />
1918, Friedrich-Wilhelm Junge war der<br />
Dritte im Bunde und ab 1994 zog das<br />
Dresdner Brettl auf den Theaterkahn<br />
am Terrassenufer, dessen Intendant er<br />
seit 2017 ist.<br />
Er entwickelte gemeinsam mit Tom<br />
Pauls das sächsische Original Ilse Bähnert.<br />
Die Liste seiner Stücke, Regiearbeiten<br />
und Hörspiele ist ellenlang. 2017 erhielt<br />
er den Robert-Geisendörfer-Preis<br />
für das Stück „Die meisten Afrikaner<br />
können nicht schwimmen“.<br />
wir über den dussligen Ehemann, den<br />
behämmerten Chef lachen oder weinen.<br />
Zu Hause oder im Büro tun wir dies lieber<br />
nicht. Gelacht und geweint werden<br />
muss aber! Sonst kommt es zum Gefühlsstau,<br />
zu Neurosen und angemeldeten<br />
oder unangemeldeten Demonstrationen,<br />
die den Verkehr lahmlegen. Wer will das<br />
wollen? Im Theater wird so die Lüge zum<br />
Transportmittel der Wahrheit.<br />
Im normalen Leben gelten ungeschriebene<br />
Regeln, die jeder kennt. Sag ja<br />
Mama nichts davon! Nicht vor den Kindern!<br />
Packen Sie die Wurst bitte so ein,<br />
dass man sie nicht als totes Tier erkennt,<br />
unsere Kundschaft ist sensibel. Im Theater<br />
gelten diese Regeln nicht. Und deshalb<br />
gönnen Sie sich einen regelfreien,<br />
nachgerade unsittlichen Abend und gehen<br />
Sie ins Theater, kommen Sie zu uns<br />
auf den Theaterkahn, ich verspreche,<br />
dass wir Ihnen, auf das Kräftigste lügend,<br />
die Wahrheit sagen werden, denn einer<br />
spinnt immer, diesmal war ich‘s.<br />
Ihr Holger Böhme<br />
IMPRESSUM<br />
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Redaktionsschluss 12.03.<strong>2018</strong><br />
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